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Abdominelle und gastrointestinale Radiologie 15

Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler


Leberläsionen unter Verwendung von
Gd-EOB-DTPA (Primovist)
Diagnosis und differential diagnosis of focal liver lesions using

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the hepatocyte-specific contrast agent Gd-EOB-DTPA
K. I. Ringe

Übersicht Zusammenfassung
Einleitung 15 Der Einsatz von Kontrastmitteln in der MRT ver-
bessert den Nachweis und die Charakterisierung
Gadoliniumbasierte Kontrastmittel 15
fokaler Leberläsionen signifikant. Der vorliegen-
Diagnose und Differenzialdiagnose
de Beitrag fokussiert auf das hepatozytenspezifi-
fokaler Leberläsionen in der nicht sche Kontrastmittel Gd-EOB-DTPA, das seit 2004
zirrhotischen Leber 18 in Deutschland für die Leberbildgebung verfüg-
Diagnose und Differenzialdiagnose bar ist. Zunächst werden dabei die pharmako-
fokaler Leberläsionen in der kinetischen und -dynamischen Eigenschaften
Zirrhoseleber 26 dieses Kontrastmittels dargelegt und ein opti-
miertes Untersuchungsprotokoll für den Work-
flow im klinischen Alltag präsentiert. Dann wird
das Erscheinungsbild der häufigsten fokalen
Leberläsionen im Einzelnen dargestellt, wobei die
Unterschiede zur Bildgebung mit einem extra-
zellulären Kontrastmittel berücksichtigt und die
wichtigsten Differenzialdiagnosen diskutiert
werden.

Einleitung
mittels in der MRT erhöht die Sensitivität und Spezifität
Aufgrund kontinuierlicher technischer Weiterentwick- bezüglich des Nachweises und der Charakterisierung
lungen hat sich die MRT als bildgebendes Verfahren der von Leberläsionen. Zusätzlich sind in Abhängigkeit vom
Wahl im Hinblick auf den Nachweis sowie die Charak- eingesetzten Kontrastmittel funktionelle Aussagen
terisierung und Differenzierung fokaler Leberläsionen möglich.
etabliert. Neben extrinsischen (gerätespezifischen)
Faktoren ist das Signal in der MRT vor allem von intrin-
sischen (gewebespezifischen) Faktoren abhängig: Pro-
tonendichte, T1- und T2-Relaxationszeit. Trotz der für
Gadoliniumbasierte
die MRT relativ günstigen Eigenschaften des Leber- Kontrastmittel
parenchyms können benigne und maligne Läsionen –
basierend nur auf der nativen Bildgebung – oft nicht Der Wirkmechanismus von MRT-Kontrastmitteln
differenziert werden. Darüber hinaus gibt es Läsionen, beruht auf einer indirekten Änderung der Gewebe-
die erst nach Kontrastmittelgabe sichtbar werden. Die eigenschaften. Die meisten Kontrastmittel in der MRT
ergänzende intravenöse Applikation eines Kontrast- basieren auf Gadolinium (Gd), einem Element mit

Radiologie up2date 1 ê 2016 ê DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-102037 ê VNR 2760512016149755096


16 Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

Tabelle 1

Gd-basierte Kontrastmittel für die MRT-Bildgebung der Leber (nach [19]).

Generikum Ligand Ladung, Struktur Handelsname Hersteller T1-Relaxivität Empfohlene Dosis


(Lmmol-1s-1)* (mmol/kg)**

Extrazelluläre Kontrastmittel

Gadobutrol BT-DO3A nicht ionisch, zyklisch Gadovist Bayer Healthcare 5,2 0,1

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Gadodiamide DTPA-BMA nicht ionisch, linear Omniscan GE Healthcare 4,3 0,1

Gadopentetate dimeglumine DTPA ionisch, linear Magnevist Bayer Healthcare 4,1 0,1

Gadoterate meglumine DOTA ionisch, zyklisch Dotarem Guerbet 3,6 0,1

Gadoteridol HP-DO3A ionisch, zyklisch ProHance Bracco Imaging 4,1 0,1

Gadoversetamide DTPA-BMEA nicht ionisch, linear Optimark Mallinckrodt 4,7 0,1

Hepatozytenspezifische Kontrastmittel

Gadobenate dimeglumine BOPTA ionisch, linear Multihance Bracco Imaging 6,3 0,05

Gadoxetate disodium EOB-DTPA ionisch, linear Primovist Bayer Healthcare 6,9 0,025

* = T1-Relaxivität im Plasma bei 1,5 T


** = Herstellerempfehlung

starken paramagnetischen Eigenschaften. Durch lärraum im Gleichgewicht steht. Die Äquilibriumphase


Beeinflussung des lokalen Magnetfelds kommt es zu ist ca. 10 Minuten nach der Injektion erreicht [1]. Das
einer Verkürzung der T1- und T2-Relaxationszeiten im Kontrastmittelverhalten einer Läsion basiert dabei
Gewebe und somit zu Signaländerungen in den ent- ähnlich wie in der CT mit jodhaltigem Kontrastmittel
sprechenden Sequenzen. Da Gadolinium in seiner ele- auf der Tumormorphologie und der Perfusion und ist
mentaren Form sehr toxisch ist, ist der Einsatz im demnach unspezifisch. Entsprechend ist die Charakte-
Patienten erst durch die Bildung von Chelatkomplexen risierung von Leberläsionen limitiert.
möglich. Die derzeit verfügbaren Gd-Chelate können
hinsichtlich ihrer Ladung (ionisch/nicht ionisch),
Struktur (linear/zyklisch) und Stabilität differenziert Hepatozytenspezifische Kontrastmittel
werden. Die Struktur der Kontrastmittel beeinflusst
dabei nicht nur die Verteilungsmechanismen im Kör- Hepatozytenspezifische Kontrastmittel werden oft
per, sondern auch die Relaxivität, d. h., die Effektivität, auch als kombinierte oder bimodale Kontrastmittel
mit der die Relaxationszeit im Gewebe verändert wird bezeichnet, da sie die Eigenschaften eines unspezifi-
(Tab. 1). schen, extrazellulären mit denen eines leberspezifi-
schen Kontrastmittels verbinden. Indem die Liganden
mit lipophilen Seitenketten chemisch modifiziert wer-
Extrazelluläre Kontrastmittel den, erreicht man eine partielle hepatozelluläre Auf-
nahme über das organische Anionentransportsystem.
Extrazelluläre, unspezifische Kontrastmittel werden Der über die Hepatozyten aufgenommene Anteil wird
bereits seit mehreren Jahrzehnten für die MRT-Bildge- über die Galle ausgeschieden, der extrazellulär verblie-
bung eingesetzt. Nach intravenöser Bolusinjektion ver- bene Anteil kompetitiv über die Nieren. Derzeit sind in
teilen sie sich zunächst im intravaskulären Komparti- Deutschland 2 hepatozytenspezifische Kontrastmittel
ment, das mit dem interstitiellen Kompartiment durch zugelassen, Gd-BOPTA (Multihance, Bracco) und Gd-
Diffusion über kapilläre Membranen im Gleichgewicht EOB-DTPA (Primovist, Bayer HealthCare). Im Wesent-
steht. Beide Kompartimente bilden zusammen den lichen unterscheiden sich diese beiden Kontrastmittel
Extrazellulärraum, der wiederum mit dem Intrazellu- in dem Anteil, der in die Hepatozyten aufgenommen

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und folglich biliär eliminiert wird: Für Gd-EOB-DTPA Gadoliniumion induzierte Verkürzung der T1-Relaxa-
liegt dieser bei Patienten mit normaler Leber- und Nie- tionszeit der angeregten Atomkerne führt zu einem
renfunktion bei ca. 50 %, für Gd-BOPTA bei 3 – 5 % [2, 3]. Anstieg der Signalintensität der Leber in der hepato-
Die Leberspezifität ist somit für Gd-EOB-DTPA deutlich zellulären Phase. Läsionen ohne oder mit nur wenig
höher. intakten Hepatozyten (Zysten, Metastasen u. a.) neh-
men dabei kein Kontrastmittel auf und zeigen somit
Hepatozytenspezifische Kontrastmittel werden keinen Anstieg der Signalintensität. Hingegen können
teilweise hepatozellulär aufgenommen. Dieser Läsionen mit intakten Hepatozyten (z. B. fokal noduläre
Leberanteil wird über die Galle, der extrazellulär Hyperplasie, FNH) oder auch gut differenzierte hepato-

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verbliebene Anteil über die Nieren ausgeschieden. zelluläre Karzinome (HCC) mit funktionstüchtigen
Hepatozyten das Kontrastmittel in dieser Phase auf-
nehmen.
Gd-EOB-DTPA

Charakterisierung von Leberläsionen

Pharmakokinetik und -dynamik Der Einsatz von Gd-EOB-DTPA verbessert den Nach-
Gd-EOB-DTPA ist in Deutschland seit 2004 für den weis, die Charakterisierung und die Differenzierung
Nachweis und die Charakterisierung fokaler Leber- fokaler Leberläsionen, sowohl in der gesunden (nicht
läsionen in der MRT zugelassen. Durch kovalente zirrhotischen) als auch in der zirrhotischen Leber [6, 7].
Bindung des Gadoliniumions an eine lipophile Ethoxy- Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, gilt es aller-
benzylgruppe wird die Aufnahme in die Hepatozyten dings bei der Beurteilung der Aufnahmen ein paar
und nachfolgende biliäre Sekretion erreicht. Nach Besonderheiten zu berücksichtigen.
intravenöser Injektion wird Gd-EOB-DTPA über das
ATP-abhängige organische Anionentransportpolypep- Bei der Bildgebung mit Gd-EOB-DTPA muss ent-
tid (OATP8, auch bekannt als OTPB1 /B3) in die Hepato- schieden werden, worauf die Kontrastmittelauf-
zyten aufgenommen, und anschließend über das kana- nahme einer Leberläsion zurückzuführen ist: auf die
likuläre multispezifische Anionentransportsystem Gewebeperfusion, auf die hepatozelluläre Funktion
(cMOAT) in die biliären Kanalikuli ausgeschieden [4]. oder auf eine Kombination von beidem.
Da u. a. Bilirubin ebenfalls über das OATP-System aus-
geschieden wird, hängt die biliäre Elimination von Darüber hinaus kann sich das Erscheinungsbild einzel-
Gd-EOB-DTPA von der Gesamtfunktion der Leber ab ner Leberläsionen nach der Injektion von Gd-EOB-DTPA
[5]. Im Gegensatz zu extrazellulären Kontrastmitteln von dem nach Injektion eines extrazellulären Kon-
verteilt sich Gd-EOB-DTPA somit bereits nach wenigen trastmittels unterscheiden. So kann das „relative“ Kon-
Minuten in 4 Kompartimenten: intravasal, interstitiell, trastmittelverhalten einer Läsion in Bezug zum umge-
intrazellulär und intrabiliär. benden Lebergewebe in der T1-Bildgebung verändert
sein, da das Hintergrundsignal in Abhängigkeit von der
Die hepatozelluläre Aufnahme und biliäre Elimina- Leberfunktion variiert. Dementsprechend sollten die
tion von Gd-EOB-DTPA hängt von der Gesamtfunk- Aufnahmen der hepatozellulären Untersuchungsphase
tion der Leber ab. immer in Zusammenhang mit allen verfügbaren
Sequenzen beurteilt werden. In den folgenden

MRT-Protokoll Abschnitten wird auf das Erscheinungsbild der häu-
Aufgrund der charakteristischen pharmakokinetischen figsten fokalen Leberläsionen (Tab. 3, Tab. 4) in der MRT
und pharmakodynamischen Eigenschaften ist die mit Gd-EOB-DTPA im Einzelnen eingegangen, wobei
Leber-MRT mit Gd-EOB-DTPA mit einigen spezifischen die Unterschiede zur Bildgebung mit einem extrazellu-
Aspekten verbunden. In Bezug auf die Bildakquisition lären Kontrastmittel genauso berücksichtigt werden
sollte das MRT-Protokoll angepasst werden, um das wie die häufigsten Differenzialdiagnosen.
Potenzial dieses Kontrastmittels optimal auszuschöp-
fen (Tab. 2). Nach intravenöser Bolusinjektion ermög-
lichen die bimodalen Eigenschaften von Gd-EOB-DTPA
die Bildgebung sowohl in der dynamischen Phase (zur
Beurteilung der Vaskularisation) als auch in der hepa-
tozellulären Phase (zur Beurteilung der Funktion).
Diese Aufnahmen werden typischerweise ca. 15 – 20
Minuten nach Injektion angefertigt. Die durch das

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18 Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

Tabelle 2

Umfassendes MRT-Protokoll für die Bildgebung der Leber mit Gd-EOB-DTPA.

Sequenz Ebene SD (mm) Anmerkungen/Empfehlungen

T1w GRE („in/opposed phase“) axial 4 mit oder ohne Wasser- und Fettbild Dixon-Rekonstruktionen

T2w 3 D MRCP koronar 1,4 hochaufgelöste T2w Sequenzen sollten vor Kontrastmittelgabe angefertigt werden, um
Signalauslöschungen in den Gallenwegen aufgrund von T2* Effekten zu vermeiden

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Injektion von Gd-EOB-DTPA Verlängerung des Kontrastmittelbolus durch Reduktion der Injektionsgeschwindigkeit
(0,025 mmol/kgKG) (z. B. 1 ml/s) oder Verdünnen mit NaCl (z. B. auf 20 ml)

T1 VIBE Kontrastmitteldynamik axial 2 alternativ Anfertigung von bis zu 3 zeitlich höher aufgelösten Sequenzen in der arte-
(arteriell, portalvenös und späte riellen Phase ohne Atempause (z. B. In-Plane-Matrix 128 – 160 × 256, Schichtdicke
Phase) 4 – 6 mm)

DWI (b50/600) axial 5 können nach der Kontrastmittelinjektion angefertigt werden, um so den Zeitraum bis
zum Erreichen der hepatozellulären Phase optimal zu nutzen
T2w FSE fs axial 5

T1w VIBE axial 2 können 10 – 20 Minuten nach Kontrastmittelinjektion angefertigt werden; Erhöhung
ca. 20 min p. i. des Flip-Winkels auf 20 – 35° möglich zur Verbesserung der Bildqualität und Erhöhung
koronar 2 von SNR und CNR; Atemtriggerung kann in Betracht gezogen werden, um Aufnahmen
mit höherer räumlicher Auflösung anzufertigen

Optional

T1w VIBE axial und/ 2 spätere Aufnahmen in der hepatozellulären Phase in Abhängigkeit der Indikation mög-
> 20 min p. i. oder lich (z. B. Suche nach einem Galleleck)
koronar

T2w SSFSE koronar 5 können nach Kontrastmittelinjektion angefertigt werden, um so den Zeitraum bis zum
Erreichen der hepatozellulären Phase optimal zu nutzen

SD = Schichtdicke; GRE = Gradienten-Echo; MRCP = Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie; VIBE = „volumetric interpolated breath hold examination“; DWI = Diffusionsbild-
gebung; FSE = „fast spin-echo“; fs = Fettsättigung; p. i. = nach Kontrastmittelinjektion; SNR = Signal-Rausch-Verhältnis; CNR = Kontrast-Rausch-Verhältnis; SSFSE = „single shot fast
spin-echo“

Diagnose und Differenzial- Signalverhalten in der T1- und T2-Bildgebung und


einen Flüssigkeitsspiegel aufweisen (Abb. 1).
diagnose fokaler Leberläsionen
in der nicht zirrhotischen Leber Analog zur MRT mit extrazellulärem Kontrastmittel
nehmen Zysten nach Injektion von Gd-EOB-DTPA kein
Zyste Kontrastmittel auf, weder in der dynamischen noch in
der hepatozellulären Untersuchungsphase. Problema-
Unkomplizierte Zysten sind häufige benigne Leberlä- tisch kann aber die Charakterisierung sehr kleiner
sionen, die nicht mit den Gallenwegen kommunizieren. Zysten sein, die aufgrund von Partialvolumeneffekten
Der Nachweis ist i. d. R. unproblematisch, sie treten evtl. ein Pseudoenhancement aufweisen [8]. In diesem
entweder isoliert oder multipel auf. Kongenitale Zysten Zusammenhang kann die Betrachtung insbesondere
können mit der tuberösen Sklerose oder einer polyzys- von Aufnahmen der hepatozellulären Phase sowie der
tischen Nieren- bzw. Lebererkrankung assoziiert sein. Diffusionsbildgebung (T2-Durchscheineffekt) hilfreich
sein.
Befunde. Einfache Zysten sind rund oder oval konfigu-
riert und glatt begrenzt (Tab. 3). In T1w Aufnahmen Differenzialdiagnosen. Aufgrund der hohen Signal-
sind Zysten typischerweise homogen hypointens, in intensität in der T2-Bildgebung sind differenzialdiag-
T2w Aufnahmen hyperintens. Komplizierte (eingeblu- nostisch in erster Linie Hämangiome oder hypervasku-
tete oder proteinhaltige) Zysten können ein variables larisierte Metastasen zu bedenken, die jedoch in der

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Abdominelle und gastrointestinale Radiologie 19

dynamischen Phase Kontrastmittel aufnehmen. Darü-


ber hinaus kann das Erscheinungsbild zystischer
Tumoren (z. B. Sarkommetastasen oder unter Therapie
regressiv veränderte Metastasen) ähnlich sein, sodass
hier der Vergleich mit Voraufnahmen wichtig ist.

Hämangiom

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Hämangiome sind die häufigsten primären Lebertu-
moren mit einer Inzidenz von bis zu 20 % und einer
leichten Prädominanz des weiblichen Geschlechts
(Tab. 4) [8]. Meist handelt es sich um Zufallsbefunde bei
asymptomatischen Patienten, i. d. R. mit einer Größe
von 1 – 10 cm. Sie können solitär oder multipel auftre-
ten.

Befunde. Hämangiome sind typischerweise glatt


begrenzte, rundlich konfigurierte oder lobulierte
Läsionen mit hypointensem Signalverhalten in der
nativen T1-Bildgebung und starkem T2-Signal („Glüh-
Abb. 1 22-jährige Patientin mit intermittierenden Bauchschmerzen und Zufallsbefund
birnenphänomen“; Abb. 2). einer komplizierten Zyste zentral in der Leber mit Spiegelbildung. Axiale MRT: native T1w
(a), T2w (b), arterielle Phase (c) und hepatozelluläre Phase (d) nach Gd-EOB-DTPA. Durch
Das stark hyperintense Signalverhalten in der die fehlende Kontrastmittelaufnahme der Zyste in der hepatozellulären Phase kann darüber
hinaus eine Kommunikation mit den Gallenwegen ausgeschlossen werden.
T2-Bildgebung wird als Glühbirnenphänomen
bezeichnet.

Abb. 2 47-jähriger Patient mit kavernösem Hämangiom subkapsulär im Segment 2 und typischer Darstellung in der MRT mit Gd-EOB-DTPA: T2w mit Fettsätti-
gung (a), native T1w (b), Kontrastmitteldynamik (c – e) und hepatozelluläre Phase (f). Im Vergleich zur MRT mit einem extrazellulären Kontrastmittel ist das Kon-
trast-zu-Rausch-Verhältnis in der späten dynamischen Phase relativ gering mit resultierend iso- bis hypointensem Signalverhalten (d, e). Aufgrund der Kontrast-
mittelaufnahme des gesunden Leberparenchyms und dem damit verbundenen Anstieg der Signalintensität kommt das Hämangiom in der hepatozellulären Phase
hypointens zur Darstellung (f).

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20 Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

Tabelle 3

Typisches Erscheinungsbild der häufigsten Lebertumoren in der MRT mit Gd-EOB-DTPA.

Tumor T2-Bildgebung Native T1-Bildgebung Arterielle Phase Hepatozelluläre Phase

Zyste, einfach hyperintens hypointens kein Enhancement hypointens

Zyste, komplex variabel variabel kein Enhancement hypointens

Hämangiom, „flash- stark hyperintens hypointens vollständiges Enhancement hypointens

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filling“ („Glühbirne“)

Hämangiom, kavernös stark hyperintens hypointens peripher noduläres hypointens


(„Glühbirne“) Enhancement

FNH diskret hyper- oder isointens diskret hypo- oder isointens kräftiges Enhancement iso- oder hyperintens
(Narbe: hyperintens) (Narbe: hypointens) (Narbe: hypointens) (Narbe: hypointens)

Adenom variabel; meist diskret variabel; meist diskret kräftiges Enhancement hypointens (vor allem
hyper- oder isointens hypo- oder isointens β-Catenin-positiv evtl.
hyperintens)

FL-HCC mäßig hyperintens (Narbe, hypo- oder isointens (Narbe, inhomogenes Enhancement überwiegend hypointens
Septen: hypointens) Septen: hypointens) (Narbe: hypointens)

CCA mäßig hyperintens hypointens inkomplettes peripheres hypointens; evtl. hypo-


Enhancement intenser Randsaum

Metastase, hypervaskulär diskret hyperintens hypointens Ring-Enhancement hypointens

Metastase, hypovaskulär diskret hyperintens hypointens kein Enhancement hypointens

Regeneratknoten iso- oder hypointens iso- oder hyperintens kein Enhancement iso- oder hyperintens

dysplastischer Knoten, iso- oder hypointens iso- oder hyperintens kein Enhancement isointens
niedriggradig

dysplastischer Knoten, iso- oder hypointens iso- oder hyperintens evtl. Enhancement evtl. hypointens
hochgradig

HCC, klassisch mäßig hyperintens hypointens Enhancement hypointens (gut differen-


ziertes HCC evtl. hyper-
oder isointens)

HCC, hypovaskulär mäßig hyperintens hypointens kein Enhancement hypointens (gut differen-
ziertes HCC evtl. hyper-
oder isointens)

In der Kontrastmitteldynamik sind kavernöse Häman- riellen Phase zunächst ähnlich dem bei Verwendung
giome durch ein peripher noduläres Enhancement eines extrazellulären Kontrastmittels (Tab. 3).
gekennzeichnet, das zentripetal fortschreitet. Nach der
Injektion eines extrazellulären Kontrastmittels kom- In der späten dynamischen Phase kommen Hämangio-
men Hämangiome in der späten dynamischen und me allerdings aufgrund des gleichzeitigen Anstiegs des
Äquilibriumphase hyperintens zur Darstellung. Kleine Hintergrundsignals der Leber iso- oder hypointens zur
(1 – 2 cm), „flash-filling“ oder kapilläre Hämangiome Darstellung. Dieses Phänomen wird auch als „Pseudo-
weisen bereits in der arteriellen Phase ein vollständiges Washout“ bezeichnet und kann hypervaskularisierte
Enhancement auf. Das Verhalten von Hämangiomen Tumoren nachahmen [9]. Das Signalverhalten eines
nach der Injektion von Gd-EOB-DTPA ist in der arte- Hämangioms ist in jedem Fall aber analog zu dem der

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Pfortaderäste. Riesenhämangiome, die eine Größe bis speichenmuster auf mit kräftigem Enhancement in der
zu 20 cm aufweisen, können aufgrund zentraler arteriellen Phase (Abb. 3). In der hepatozellulären Phase
Thrombosierungen oder Fibrosen ein inkomplettes kommt die FNH typischerweise iso- oder hyperintens
Enhancement in der Kontrastmitteldynamik aufwei- und mit „Popcorn“-artigem Enhancement zur Darstel-
sen. In der hepatozellulären Phase kommen Häman- lung aufgrund einer Akkumulation von Gd-EOB-DTPA
giome jeder Größe hypointens zur Darstellung. und der fehlenden biliären Drainage; die zentrale Nar-
be bleibt jedoch hypointens. Im Gegensatz dazu ist bei
Als Pseudo-Washout wird das Phänomen bezeich- der Verwendung eines extrazellulären Kontrastmittels
net, bei dem eine Läsion zwar ein absolut gestei- ein zunehmendes Enhancement der zentralen Narbe in

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gertes Signalverhalten aufweist, aber angesichts der Kontrastmitteldynamik mit nachfolgend hyperin-
des ebenfalls angestiegenen Hintergrundsignals tensem Signalverhalten in der Spätphase nachweisbar.
der Umgebung iso- oder hypointens erscheint. Als atypische Befunde einer FNH beschrieben sind ein
heterogenes Signalverhalten in T1w und T2w Aufnah-
Differenzialdiagnosen. Die Differenzierung kleiner men, Hyperintensität in der nativen T1-Bildgebung, ein
Hämangiome gegenüber hypervaskularisierten Metas- hypointenses Signalverhalten in der portalvenösen
tasen (z. B. von neuroendokrinen Tumoren) kann auf- Phase sowie das Fehlen einer zentralen Narbe [12].
grund des ähnlichen Erscheinungsbildes vor und nach
Injektion von Gd-EOB-DTPA diagnostische Probleme Differenzialdiagnosen. Zu den wichtigsten Differen-
bereiten. Die Betrachtung diffusionsgewichteter Auf- zialdiagnosen gehören das hepatozelluläre Adenom,
nahmen und korrespondierender ADC-Karten (ADC = das typischerweise hypointens in der hepatozellulären
„apparent diffusion coefficient“) kann dabei hilfreich Phase zur Darstellung kommt, und das fibrolamelläre
sein, weil Hämangiome meist deutlich höhere ADC- hepatozelluläre Karzinom. Letzteres weist ähnlich der
Werte aufweisen als solide Metastasen. Im Einzelfall FNH eine zentrale Narbe auf, die in der T2-Bildgebung
ist eine Wiederholung der Untersuchung mit einem jedoch hypointens abgrenzbar ist.
extrazellulären Kontrastmittel oder eine Verlaufs-
kontrolle in Erwägung zu ziehen.
Hepatozelluläres Adenom

Fokal noduläre Hyperplasie Das hepatozelluläre Adenom ist ein seltener benigner
Tumor, der vor allem Frauen betrifft (Tab. 4). Basierend
Die fokal noduläre Hyperplasie (FNH) ist der zweithäu- auf der Histologie und Tumorbiologie sind verschiede-
figste gutartige Lebertumor (Tab. 4) mit einer Inzidenz ne Subtypen definiert (HNF1α-mutiertes/steatotisches
von ca. 3 – 5 %. Etwa 80 % finden sich bei Frauen im Adenom, β-Catenin-mutiertes Adenom, inflammatori-
gebärfähigen Alter, oft handelt es sich um einen sches Adenom, unklassifiziertes Adenom). Multiple
Zufallsbefund [10]. Die Läsionen treten meistens solitär Adenome können mit einem Diabetes mellitus, Glyko-
auf (80 %) und haben durchschnittlich eine Größe von genspeicherkrankheiten vom Typ 1 und 3, sowie der
ca. 5 cm. Histologisch gekennzeichnet ist die FNH durch Einnahme von Anabolika, Steroiden oder Kontrazeptiva
normales Leberparenchym mit atypischer biliärer assoziiert sein. Die Adenomatose hingegen ist definiert
Drainage, die keinen Anschluss an das Gallengangs- als der Nachweis von mehr als 10 Adenomen bei
system der Leber hat. In ihrer klassischen Form weist gleichzeitig fehlender Medikamentenanamnese oder
die FNH eine zentrale Narbe mit fehlgebildeten Gefäß- Stoffwechselerkrankung [13].
strukturen und radiären fibrösen Septen auf [11].
Die klinische Bedeutung des Adenoms liegt insbe-
Befunde. In der nativen MRT kann es aufgrund des sondere in einer potenziellen malignen Transfor-
diskret hypo- bis isointensen Signalverhaltens in der mation sowie dem erhöhten Rupturrisiko, die mit
T1- bzw. des diskret hyper- bis isointensem Signalver- bis zu 5 % bzw. 25 % angegeben werden [14].
haltens in der T2-Bildgebung schwierig sein, eine FNH
nachzuweisen (Tab. 3). Eine zentrale Narbe ist bei ca. Befunde. Das Signalverhalten von Adenomen ist ins-
50 % der Läsionen nachweisbar und kommt typischer- besondere in der nativen T1-Bildgebung heterogen
weise hypointens in der T1- bzw. hyperintens in der (Tab. 3, Abb. 4). Ursachen dafür sind regressive Verän-
T2-Gewichtung zur Darstellung. Ähnlich wie nach der derungen und ein variables Ausmaß an Einblutungen,
Injektion eines extrazellulären Kontrastmittels weist Nekrosen, Fett und Verkalkungen. Die Proliferation von
die FNH nach Injektion von Gd-EOB-DTPA ein Rad- fett- und glyokgenreichen Hepatozyten führt zu einem

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22 Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

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Abb. 3 33-jährige Patientin mit chronischer Hepatitis C und extern geäußerter Verdachtsdiagnose eines HCC. Axiale T1w- (a) und T2w-Sequenzen (b), Aufnah-
men in der hepatozellulären Untersuchungsphase 17 Minuten nach Injektion von Gd-EOB-DTPA (c) sowie koronare Aufnahmen in der arteriellen (d), portalven-
ösen (e) und hepatozellulären Phase (f) mit der typischen Darstellung einer gestielten FNH im Segment 6. Im Gegensatz zum fibrolamellären HCC ist die zentrale
Narbe (Pfeil) in der T2-Bildgebung hyperintens. Darüber hinaus nimmt die FNH Kontrastmittel in der hepatozellulären Phase auf, wobei die zentrale Narbe
hypointens zum umliegenden Gewebe zur Darstellung kommt.

Abb. 4 23-jährige Patientin mit multiplen Adenomen in beiden Leberlappen. Axiale T1w (a) und Opposed-Phase-Aufnahme (b), T2w Sequenz (c) sowie Aufnah-
men in der arteriellen (d), portalvenösen (e) und hepatozellulären Phase (f). Typischer Befund histologisch gesicherter Adenome vom steatotischen Subtyp mit
Signalabfall in der Opposed-Phase-Bildgebung und Hypointensität in der hepatozellulären Phase.

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Tabelle 4

Einteilung der häufigsten Leberläsionen basierend auf der Histologie (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). In einzelnen Publika-
tionen kann die Zuordnung einzelner Leberläsionen abweichen.

Typ Benigne Lebertumoren Maligne Lebertumoren

hepatozellulärer Ursprung █ hepatozelluläres Adenom █ hepatozelluläres Karzinom (HCC)


█ fokal noduläre Hyperplasie (FNH) █ fibrolamelläres HCC (FL-HCC)

Hepatoblastom

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cholangiozellulärer Ursprung █ Gallengangadenom █ intrahepatisches Cholangiokarzinom (ICC)

biliäres Hamartom (Von-Meyenburg-Komplex) █
Zystadenokarzinom
█ biliäres Zystadenom
█ Leberzysten

mesenchymaler Ursprung █ Hämangiom █ embryonales Sarkom


█ Myelolipom, Angiomyolipom █ Rhabdomyosarkom
█ Lymphangiom █ Angiosarkom

Lipom, Fibrom, Leiomyom █
Leimyosarkom
█ fibröses Mesotheliom █ primäres Leberzellsarkom
█ infantiles Hämangioendotheliom █ epitheloides Hämangioendotheliom

Mischtumoren █ Teratom
█ HCC-CCC-Mischtumor

tumorähnliche Läsionen █ nodulär regenerative Veränderungen


█ inflammatorischer Pseudotumor
█ fokale Fettverteilungsstörungen

sekundäre Tumoren █ Metastasen


█ Lymphom

Signalabfall in der Opposed-Phase-Bildgebung (vor Darstellung, ein Schlüsselfaktor für die Differenzierung
allem beim steatotischen Subtyp). In T2w Aufnahmen zur FNH [17].
weisen bis zu 74 % der Adenome ein mäßig hyperin-
tenses Signal auf [15]. Ähnlich wie nach der Injektion
eines extrazellulären Kontrastmittels ist das Adenom Fibrolamelläres hepatozelluläres Karzinom
nach Injektion von Gd-EOB-DTPA durch ein arterielles
Enhancement gekennzeichnet, gefolgt von einem Das fibrolamelläre hepatozelluläre Karzinom (FL-HCC)
Washout. Auch wenn das typische Adenom in der ist eine eigene Tumorentität, die typischerweise bei
hepatozellulären Phase hypointens zur Darstellung jungen Patienten ohne Lebererkrankung oder andere
kommt, weisen einige Läsionen in Abhängigkeit vom Risikofaktoren für ein HCC auftritt (Tab. 4). Meistens
Subtyp ein iso- oder sogar hyperintenses Signalverhal- handelt es sich um solitäre, lobulierte und gut
ten auf. Die genaueren diesbezüglich zugrunde liegen- abgrenzbare Läsionen bis zu einer Größe von 10 cm
den Mechanismen sind Gegenstand aktueller Unter- [18]. Die klinischen Beschwerden sind unspezifisch,
suchungen [16]. häufig in Form von abdominellen Schmerzen, Übelkeit
und Gewichtsverlust.
Differenzialdiagnosen. Klinisch und bildmorphologisch
wichtig ist die Differenzierung gegenüber einem HCC, Befunde. Das Signalverhalten in der MRT ist heterogen.
der FNH oder hypervaskularisierten Metastasen. His- Das FL-HCC kommt hypo- oder isointens in T1w bzw.
tologisch gekennzeichnet ist das Adenom durch eine moderat hyperintens in T2w Aufnahmen zur Darstel-
benigne Proliferation von Hepatozyten, die durch lung, mit hypointens imponierenden Septen in beiden
erweiterte Sinusoide getrennt und von einer Pseudo- Gewichtungen. Eine zentrale Narbe ist bei bis zu 75 %
kapsel umgeben sind. Das Adenom enthält nur wenige der Läsionen nachweisbar [18]. Diese ist jedoch im
Kupffer-Sternzellen und keine Gallenwege und kommt Gegensatz zur zentralen Narbe der FNH sowohl in der
somit hypointens in der hepatozellulären Phase zur nativen T1w als auch in T2w Sequenz hypointens. Nach

Radiologie up2date 1 ê 2016


24 Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

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Abb. 5 20-jährige Patientin mit seit 6 Monaten bestehenden Schmerzen im rechten Oberbauch und laborchemisch erhöhten Leberwerten. Axiale MRT in der
arteriellen (a), portalvenösen (b) und hepatozellulären Phase (c) nach Injektion von Gd-EOB-DTPA. Im rechten Leberlappen ist ein großer Tumor mit inhomogener
Kontrastmittelaufnahme zu erkennen, bildmorphologisch und histologisch einem FL-HCC entsprechend. Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die FNH, die in
der hepatozellulären Phase jedoch typischerweise iso- oder hyperintens zur Darstellung kommt. (Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. E. M. Merkle,
Departement Radiologie, Universitätsspital Basel, Schweiz.)

Injektion von Gd-EOB-DTPA weist das FL-HCC ein Befunde. In Abhängigkeit vom Gehalt an fibrösem
inhomogenes Enhancement in der arteriellen Phase Gewebe und Muzin kommt das intrahepatische, raum-
auf, gefolgt von einem Washout (Abb. 5). In der hepato- fordernd wachsende CCA hypointens in der nativen T1-
zellulären Phase kommt das FL-HCC überwiegend bzw. moderat hyperintens in der T2-Bildgebung zur
hypointens zur Darstellung, wobei einzelne Tumoran- Darstellung, typischerweise mit inkomplettem peri-
teile eine Kontrastmittelaufnahme – als Hinweis auf pherem Enhancement in der arteriellen Phase (Tab. 3,
eine primäre Leberläsion – aufweisen können [19]. Abb. 6). Während es nach der Injektion eines extrazel-
lulären Kontrastmittels im weiteren Verlauf aufgrund
Differenzialdiagnosen. Die wichtigste Differenzialdiag- der fibrösen Anteile zu einem zunehmenden Enhance-
nose zum FL-HCC ist die FNH, die in der hepatozellulä- ment der Läsion kommt, weist das CCA bei Verwen-
ren Phase typischerweise iso- oder hyperintens zur dung von Gd-EOB-DTPA ein hypointenses Signal in der
Darstellung kommt. Darüber hinaus ist die zentrale späteren Phase der Kontrastmitteldynamik und der
Narbe beim FL-HCC (sofern vorhanden) oft irregulärer hepatozellulären Phase auf, weil das Hintergrundsignal
und größer, und weist ein heterogenes Signalverhalten der Leber ansteigt. Typische Begleitbefunde sind eine
auf, insbesondere mit inhomogenem arteriellem Kapselretraktion (in bis zu 21 % der Fälle nachweisbar),
Enhancement. In bis zu 50 % der Fälle kann die zentrale Gallengangserweiterungen sowie eine segmentale
Narbe beim FL-HCC verkalkt sein [20]. oder lobäre Atrophie. Peri- oder intraduktal wachsende
Tumoren sind durch eine periduktale Verdickung mit
Kontrastmittelaufnahme bzw. eine diffuse oder fokale
Cholangiokarzinom Erweiterung der Gallenwege mit oder ohne assoziierte
Raumforderung gekennzeichnet. Das Signalverhalten
Das Cholangiokarzinom (CCA) ist nach dem HCC der ist dabei analog zu dem raumfordernd wachsender
zweithäufigste primäre, maligne Lebertumor (Tab. 4) Tumoren.
und macht ca. 3 % aller gastrointestinalen Tumoren aus
[21]. Vor allem bei jüngeren Patienten besteht oft eine Differenzialdiagnosen. Vor allem bei Patienten mit
Assoziation mit der primär sklerosierenden Cholangitis Leberzirrhose kann das CCA ein atypisch kräftiges
(PSC); weitere Risikofaktoren sind die familiäre Poly- arterielles Enhancement aufweisen, das mit einer bes-
posis, Choledochuszysten sowie Infektionen mit dem seren Prognose assoziiert ist. Die wichtigste Differen-
Leberegel. Entsprechend der Lokalisation ist eine Ein- zialdiagnose in diesem Zusammenhang ist das HCC,
teilung in intra- und extrahepatische Tumoren möglich, gekennzeichnet durch ein kräftiges arterielles Enhan-
wobei bei Letzteren zwischen hilären (sog. Klatskin- cement mit anschließendem Washout.
Tumoren), mittleren und distalen Tumoren differen-
ziert werden kann. Basierend auf dem morphologi- Aktuelle Studien haben gezeigt, dass bei bis zu
schen Wachstumsmuster ist eine Unterscheidung zwi- 85,7 % der intrahepatischen CCA ein schmaler
schen raumfordernd, intraduktal und periduktal wach- hypointenser Randsaum („Target“-Zeichen) in der
senden Läsionen möglich. hepatozellulären Phase vorkommt, der bei der Dif-
ferenzierung gegenüber dem HCC hilfreich sein
kann [22].

Radiologie up2date 1 ê 2016


Abdominelle und gastrointestinale Radiologie 25

Abb. 6 60-jährige Patientin mit histologisch ge-

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sicherter Diagnose eines CCA in den Segmenten
2 und 3 (Pfeile). Axiale T1w (a), T2w (b) sowie
Aufnahmen in der arteriellen (c), portalvenösen
(d) und hepatozellulären Phase (e) nach Injektion
von Gd-EOB-DTPA. Darüber hinaus weist die
Patientin einen Aszites sowie eine Peritoneal-
karzinose (* in b und d) auf.

Abb. 7 76-jähriger Patient mit metastasiertem Prostatakarzinom. Axiale T2w Sequenz (a) sowie Aufnahmen in der arteriellen (b) und hepatozellulären Phase (c)
mit Nachweis multipler Metastasen in beiden Leberlappen. Diese weisen in der arteriellen Phase ein peripheres Enhancement auf (b). Aufgrund des Anstiegs des
Hintergrundsignals der Leber ist das Kontrast-zu-Rausch-Verhältnis in der hepatozellulären Phase am höchsten, wodurch zusätzliche kleine Läsionen sichtbar
werden, die in den übrigen Sequenzen nicht sicher abgrenzbar sind (Pfeile in c).

Metastasen hyperintens (Tab. 3). Ähnlich wie nach Injektion eines


extrazellulären Kontrastmittels weisen hypervaskula-
Die Leber ist das am häufigsten betroffene Organ für risierte Metastasen (z. B. von neuroendokrinen Tumo-
Metastasen von Primärtumoren mit Ursprung im ren oder Nierenzellkarzinomen) bei Verwendung von
Bereich des Gastrointestinaltrakts, der Mamma oder Gd-EOB-DTPA ein arterielles Randenhancement mit
der Lunge [23]. Da Lebermetastasen das therapeutische zentripetaler Progression auf – als Korrelat einer
Vorgehen bei Patienten mit bekanntem Malignom sig- vaskulären Proliferation im Randbereich der Läsion
nifikant verändern können, ist es wichtig, sie auszu- (Abb. 7). Diese zentripetale Progression der Kontrast-
schließen. In lediglich 20 % der Fälle handelt es sich bei mittelaufnahme mit gleichzeitigem peripherem Wash-
Diagnosestellung um einen solitären Befund. out gilt zwar als metastasentypisch, kann aber auch
fehlen. Hypovaskuläre Metastasen kommen nach Kon-
Die meisten Herde sind solide, in Abhängigkeit des trastmittelinjektion ohne signifikantes Enhancement
Primärtumors oder von therapeutischen Verände- zur Darstellung. In der hepatozellulären Phase kommen
rungen werden aber auch partiell oder vollständig sowohl hypo- als auch hypervaskularisierte Metasta-
zystisch umgewandelte Metastasen beobachtet. sen typischerweise hypointens zur Darstellung, da sie
keine intakten Hepatozyten enthalten und die entspre-
Befunde. In T1w Aufnahmen sind Metastasen typi- chenden Transportsysteme (OATP) somit fehlen.
scherweise hypointens, in T2w Aufnahmen gering

Radiologie up2date 1 ê 2016


26 Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

Differenzialdiagnosen. Die Differenzierung hypervas- oder bei einer Cholestase eingeschränkt – mit der
kularisierter Metastasen gegenüber kleinen Häman- Folge einer verzögerten Clearance [25].
giomen kann aufgrund des ähnlichen Erscheinungs-
bildes problematisch sein. Wie bereits erwähnt, ist in
diesen Fällen die Betrachtung von diffusionsgewichte- Hepatokarzinogenese
ten Aufnahmen und korrespondierenden ADC-Karten
u. U. hilfreich. Darüber hinaus können zystische Metas- Der wichtigste Risikofaktor für das Entstehen eines
tasen benigne Leberzysten imitieren, sodass hier der hepatozellulären Karzinoms ist die Zirrhose. Schlüssel-
Vergleich mit Voraufnahmen bzw. eine Beurteilung im faktoren bei der Hepatokarzinogenese sind die Zu-

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Verlauf wichtig sind. nahme des arteriellen bei gleichzeitiger Reduktion des
portalvenösen Blutflusses, sowie eine verminderte
Expression von Transportsystemen (OATP) [26].
Diagnose und Differenzial-
Die MRT mit Gd-EOB-DTPA zeigt in aktuellen Stu-
diagnose fokaler Leberläsionen dien vielversprechende Ergebnisse bezüglich der
in der Zirrhoseleber Charakterisierung von Vorläuferläsionen sowie
dem Nachweis hochgradig dysplastischer Knoten
Besonderheiten bei Patienten mit und früher Karzinomstadien, und zwar noch vor
Leberzirrhose Beginn der Neoarterialisierung und Progression
zum manifesten HCC [27].
Im Vergleich zum gesunden Parenchym weist die Zir-
rhoseleber ein variables Erscheinungsbild in der MRT Mitentscheidend ist dabei das Signalverhalten der
auf. Bei Patienten mit Veränderungen im Frühstadium Läsionen in der hepatozellulären Phase. In diesem
oder gut kompensierter Zirrhose sind die pharmako- Zusammenhang suggeriert Isointensität einer Läsion
kinetischen und -dynamischen Eigenschaften von Gutartigkeit, während ein hypointenses Signalverhal-
Gd-EOB-DTPA mit denen bei Patienten ohne Leber- ten eher für Malignität spricht.
erkrankung vergleichbar. Bei Patienten mit fortge-
schrittener oder dekompensierter Zirrhose ist die
Beurteilung von Läsionen allerdings mit spezifischen Regeneratknoten
Fallstricken verbunden [24].

Das Parenchymenhancement ist bei Patienten mit Regeneratknoten werden primär über portalvenöse
fortgeschrittener Zirrhose in der hepatozellulären Gefäßäste mit Blut versorgt [26]. Das Signalverhalten in
Phase aufgrund von beeinträchtigten Transport- der MRT ist typischerweise isointens in der nativen T1-
mechanismen (OATP, cMOAT) reduziert bzw. ver- bzw. iso- oder hypointens in der T2-Bildgebung (Tab. 3,
zögert, da die hepatozelluläre Funktion insgesamt Abb. 8). Analog zur MRT mit einem extrazellulären
eingeschränkt ist. Entsprechend kann das maximale Kontrastmittel, und entsprechend der dominierenden
Parenchymenhancement innerhalb des üblichen portalvenösen Blutversorgung, nehmen Regenerat-
Zeitintervalls 20 Minuten nach Injektion von knoten nach Injektion von Gd-EOB-DTPA in der arte-
Gd-EOB-DTPA noch nicht erreicht sein. riellen Phase kein Kontrastmittel auf.

Die biliäre Kontrastmittelausscheidung ist je nach
Leberfunktion limitiert oder verzögert. Um eine Aufgrund der erhaltenen hepatozellulären Funktion
positive Kontrastierung der Gallenwege zu erreichen, und intakter Transportsysteme kommen Regene-
muss man somit das Scanprotokoll u. U. anpassen, ratknoten in der hepatozellulären Phase iso- oder
was auch bedeutet, dass man Aufnahmen später als hyperintens zur Darstellung.
20 Minuten nach Kontrastmittelinjektion akquiriert
[5].

Das Blutpool-Enhancement mit Gd-EOB-DTPA ist bei Dysplastischer Knoten
Patienten mit Leberzirrhose prolongiert. Während
die Signalintensität in den Gefäßen einer gesunden Dysplastische Knoten entwickeln sich aus Regenerat-
Leber unmittelbar nach Erreichen des Maximums knoten und bestehen aus atypischen Hepatozyten.
rasch abnimmt und ca. 10 Minuten nach Injektion auf Während bei dysplastischen Knoten niedrigen Grades
den Ausgangswert zurückkehrt, ist die hepatische die portalen Strukturen normal sind, ist die Anzahl an
Elimination von Gd-EOB-DTPA in der Zirrhoseleber Portalfeldern bei hochgradig dysplastischen Knoten

Radiologie up2date 1 ê 2016


Abdominelle und gastrointestinale Radiologie 27

bereits deutlich reduziert und der arterielle Blutfluss


nimmt entsprechend zu [26]. In der nativen MRT kom-
men dysplastische Knoten iso- oder hyperintens auf
T1w bzw. iso- oder hypointens auf T2w Aufnahmen zur
Darstellung (Tab. 3). Analog zur MRT mit einem extra-
zellulären Kontrastmittel kann selten ein arterielles
Enhancement von hochgradig dysplastischen Knoten
beobachtet werden, wobei dysplastische Knoten nied-
rigen Grades in der Dynamik ein iso- oder hypointenses

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Signal aufweisen.

Dysplastische Knoten niedrigen Grades sind in der


hepatozellulären Phase isointens, hochgradig dys-
plastische Knoten können dagegen aufgrund des
zunehmenden hepatozellulären Funktionsverlusts
hypointens erscheinen.

Hepatozelluläres Karzinom

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist global die


fünfthäufigste maligne Tumorerkrankung, ca. 80 % tre-
ten bei Patienten mit einer bestehenden Leberzirrhose
auf. Weitere wichtige Risikofaktoren, auch ohne das
Vorliegen einer Zirrhose, sind chronische Hepatitis-B- Abb. 8 64-jährige Patientin mit fortgeschrittener Leberzirrhose und multiplen Regene-
ratknoten in beiden Leberlappen, von denen einer (Kreis) exemplarisch an der Segment-
oder -C-Infektionen [28]. Der Tumor besteht aus ent-
grenze 5/8 hervorgeheben ist. Axiale T1w (a) und T2w (b) sowie Aufnahmen in der arte-
differenzierten Hepatozyten und entwickelt sich i. d. R. riellen (c) und hepatozellulären Phase (d). In der T2-Bildgebung (b) ist der Herd nicht
aus einem dysplastischen Knoten. In etwa 50 % der Fälle abgrenzbar. Die Läsion ist bereits in der nativen T1w Aufnahme hyperintens (a) und weist
handelt es sich um einen solitären Befund, in ca. 40 % keine signifikante arterielle Kontrastmittelaufnahme auf (c). Das Parenchymenhancement
ist in der hepatozellulären Phase aufgrund der eingeschränkten hepatozellulären Funktion
liegt bei Erstdiagnose ein multifokaler Befall vor, und in
insgesamt deutlich reduziert.
weniger als 10 % eine diffuse Infiltration [29].

Befunde. Das Erscheinungsbild des HCC in der MRT ist von Gd-EOB-DTPA kommt das HCC in der hepatozellu-
insgesamt relativ variabel – oft auch komplex aufgrund lären Phase typischerweise hypointens zur Darstellung.
von Einblutungen, Fibrosen und Verfettungen. Typi- Allerdings kann in bis zu 8,5 % der Fälle eine paradoxe
scherweise (d. h. in ca. 80 %) ist das HCC in der nativen Kontrastmittelaufnahme in der hepatozellulären Phase
T1-Gewichtung hypointens und in der T2-Gewichtung mit resultierend iso- oder sogar hyperintensem Signal-
mäßig hyperintens, mit Enhancement in der arteriellen verhalten beobachtet werden, das die erhaltene hepa-
Phase und anschließendem Washout (Tab. 3, Abb. 9) tozelluläre Funktion widerspiegelt [30].
[24, 27]. Weniger als 20 % der Läsionen sind hypovas-
kulär nach Kontrastmittelinjektion, meistens handelt Differenzialdiagnosen. Die Differenzierung des HCC
es sich um gut differenzierte Tumoren. insbesondere gegenüber einem Regenerat- oder dys-
plastischen Knoten kann schwierig sein. Studien hierzu
In diesem Kontext ist zu berücksichtigen, dass ein haben kürzlich gezeigt, das noduläre Veränderungen in
Washout bei Verwendung von Gd-EOB-DTPA nur in der Zirrhoseleber mit hypointensem Signalverhalten in
der portalvenösen Phase beurteilt werden sollte, da der hepatozellulären Phase eine hohe Wahrscheinlich-
das gleichzeitige Ansteigen des Hintergrundsignals keit haben, maligne oder zumindest prämaligne zu
der Leber in späteren Phasen zu einem sog. „Pseu- sein, auch wenn eine arterielle Hypervaskularisation
do-Washout“ führen kann. oder ein portalvenöses Washout fehlen [7]. Anderseits
können eisen- oder fetthaltige Läsionen ein HCC nach-
Dies ist im Hinblick auf die Befundinterpretation ein ahmen und ebenso ein hypointenses Signal in der
wichtiger Unterschied im Vergleich zur Bildgebung mit hepatozellulären Phase aufweisen. Befunde, die in
einem extrazellulären Kontrastmittel. Nach Injektion diesem Zusammenhang für ein HCC sprechen können,

Radiologie up2date 1 ê 2016


28 Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

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Abb. 9 55-jähriger Patient mit nicht alkoholischer Steatohepatitis (NASH), Leberzirrhose und Diagnose eines HCC (Pfeil) subkapsulär im Segment 4a. Axiale T1w
(a) und T2w Sequenzen (b) sowie Aufnahmen in der arteriellen (c), portalvenösen (d), späten (e) und hepatozellulären Untersuchungsphase (f). Der Tumor weist
ein typisches arterielles Enhancement und portalvenöses Washout auf. Darüber hinaus kommt die Läsion in der hepatozellulären Untersuchungsphase hypointens
zur Darstellung als Zeichen des Verlustes der hepatozellulären Funktion.

Abb. 10 42-jähriger Patient ohne primäre Leber-


erkrankung und mit großem Tumor im rechten
Leberlappen. Axiale T1w (a) und T2w (b) sowie
Aufnahmen in der arteriellen (c), portalvenösen
(d) und hepatozellulären Phase (e) nach Injektion
von Gd-EOB-DTPA. Nach erfolgter Hemihepatek-
tomie rechts erbrachte die vollständige histologi-
sche Aufarbeitung ein maximal 13 cm messendes
mäßig differenziertes Karzinom, am ehesten
einem Mischtumor aus HCC und CCA zuzuordnen.

Radiologie up2date 1 ê 2016


Abdominelle und gastrointestinale Radiologie 29

sind fokale Kontrastmitteldefekte sowie der Nachweis


eines hypointensen Randsaums [27]. Eine weitere Kernaussagen
wichtige Differenzialdiagnose insbesondere in der █
Das hepatozytenspezifische Kon- █
Bei der Bildgebung mit einem
Zirrhoseleber ist das CCA, das ein ähnliches Erschei- trastmittel Gd-EOB-DTPA ver- hepatozytenspezifischen Kon-
nungsbild haben kann. Zusätzlich können Mischtumo- bessert den Nachweis, die trastmittel kann die Kontrast-
ren vorliegen, die sowohl bildmorphologisch als auch Detektion und die Charakterisie- mittelaufnahme einer Läsion auf
histologisch Charakteristika beider Tumorentitäten rung und Differenzierung fokaler die Gewebeperfusion, auf die
aufweisen (Abb. 10). Läsionen sowohl in der gesunden hepatozelluläre Funktion oder
als auch in der zirrhotischen aber auf eine Kombination von
Leber. beidem zurückzuführen sein.

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Die meisten Leberläsionen wei- █
Bei der Evaluation von Leber-
Abstract sen typische Befunde in der MRT läsionen sollte in der MRT mit
The implementation of MR contrast agents significantly auf und können relativ sicher Gd-EOB-DTPA ein „Washout“ nur
improves detection and characterization of focal liver charakterisiert werden. Dennoch in der portalvenösen Phase diag-
lesions. This article is focusing on the hepatocyte- kann im Einzelfall eine histologi- nostiziert werden, da der gleich-
specific contrast agent Gd-EOB-DTPA, which has been sche Sicherung zur definitiven zeitige Anstieg des Hintergrund-
available in Germany for liver MRI since 2004. In the Abklärung notwendig sein. signals der Leber in späteren
introduction, the specific pharmacokinetic and -dyna- █
Das Erscheinungsbild von Leber- Phasen zu einem sog. „Pseudo-
mic properties of this contrast agent are reviewed, and läsionen kann sich in der MRT mit Washout“ führen kann.
a workflow-optimized pulse sequence protocol for Gd-EOB-DTPA von dem bei Ver- █
Bei Patienten mit fortgeschritte-
comprehensive hepatobiliary MRI in daily routine is wendung eines extrazellulären ner oder dekompensierter
presented. Afterwards, the appearance of the most Kontrastmittels unterscheiden; Leberzirrhose sind die pharma-
common focal liver lesions is illustrated, including the Kenntnisse dieser Unterschiede kokinetischen und -dynamischen
differences to the use of extracellular contrast agents as sind wichtig, um Fehlinterpreta- Eigenschaften von Gd-EOB-DTPA
well as a discussion of the most important differential tionen bei der Befundung zu ver- verändert.
meiden.
diagnoses.

Keywords Korrespondenzadresse
Gd-EOB-DTPA · primovist · gadoxetate disodium · Priv.-Doz. Dr. med. Kristina I. Ringe
hepatocyte-specific · liver lesion · liver MRI Medizinische Hochschule Hannover
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Über die Autorin Tel. +49 511 532-3424
Fax: +49 511 532-9421
E-Mail: ringe.kristina@mh-hannover.de
Kristina Imeen Ringe

Priv.-Doz. Dr. med. 1997 – 2004


Interessenkonflikt: kein Interessenkonflikt angegeben
Studium der Humanmedizin an der
Georg-August-Universität Göttingen.
2006 Promotion. 2004 – 2010 Assis-
tenzärztin Institut für Diagnostische
und Interventionelle Radiologie, Literatur
Medizinische Hochschule Hannover,
seit 2012 Oberärztin. 2009 – 2010 1 Ersoy H, Rybicki FJ. Biochemical safety profiles of gadolinium-

Research Fellowship, Department of Radiology, Duke based extracellular contrast agents and nephrogenic systemic
fibrosis. J Magn Reson Imaging 2007; 26: 1190 – 1197
University Medical Center, Durham, USA. 2014 Habilita-
2 Schuhmann-Giampieri G, Schmitt-Willich H, Press WR et al.
tion. Klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte:
Preclinical evaluation of Gd-EOB-DTPA as a contrast agent in
abdominelle Bildgebung, perkutane Thermoablation von
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Tumoren. 183: 59 – 64
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Radiologie up2date 1 ê 2016


Abdominelle und gastrointestinale Radiologie 31

CME-Fragen Die folgenden Fragen beziehen sich auf den vorangehenden Beitrag. Bitte schicken Sie uns die
entsprechenden Lösungsbuchstaben. Jeweils eine Antwort ist richtig. Die Vergabe von CME-Punkten
ist an die korrekte Beantwortung der Multiple-Choice-Fragen gebunden.


1
Wovon ist das Signal einer Läsion in A Protonendichte
der MRT nicht abhängig? B T1-Relaxationszeit

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C T2-Relaxationszeit
D Kontrastmittelgabe
E Patientenalter


2
Welches Kontrastmittel hat die A Gadobutrol (Gd-BT-DO3A, Gadovist)
höchste T1-Relaxivität? B Gadoterate meglumine (Gd-DOTA, Dotarem)
C Gadoxetate disodium (Gd-EOB-DTPA, Primovist)
D Gadobenate dimeglumine (Gd-BOPTA, Multihance)
E Gadoteridol (Gd-HP-DO3A, Prohance)


3
Welche der folgenden Aussagen zu A Die Ausscheidung erfolgt bei gesunden Patienten nur renal.
Gd-EOB-DTPA ist richtig? B Die Ausscheidung erfolgt bei gesunden Patienten hepatisch und renal.
C Die biliäre Ausscheidung ist bei Patienten mit normaler Leber- und Nierenfunktion geringer als bei
Gd-BOPTA.
D Die renale Ausscheidung ist bei Patienten mit normaler Leber- und Nierenfunktion höher als bei
Gd-BOPTA.
E Die Ausscheidung erfolgt bei gesunden Patienten nur hepatisch.


4
Bei Verwendung von Gd-EOB-DTPA A arteriell
sollte das Kontrastmittel-Washout B spätarteriell
einer Läsion in welcher Phase beur- C portalvenös
teilt werden?
D spätvenös
E hepatozellulär


5
Welche der folgenden Aussagen zur A Die hepatozelluläre Kontrastmittelaufnahme ist verstärkt.
MRT mit Gd-EOB-DTPA bei Patienten B Das Parenchymenhancement in der hepatozellulären Phase ist reduziert.
mit fortgeschrittener Leberzirrhose C Die biliäre Kontrastmittelausscheidung ist limitiert oder verzögert.
ist nicht richtig?
D Das Blutpool-Enhancement ist prolongiert.
E Bei gleichzeitiger Cholestase ist die biliäre Ausscheidung reduziert.


6
Welche der folgenden Läsionen ist A schlecht differenziertes HCC
in der hepatozellulären Phase nach B fibrolamelläres HCC
Gd-EOB-DTPA typischerweise durch C Adenom
eine Kontrastmittelaufnahme
D Hämangiom
gekennzeichnet?
E fokal noduläre Hyperplasie

CME
32 Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

CME-Fragen Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA
(Primovist)


7
Welche der folgenden Aussagen zu A hypointenses Signal in der nativen T1-Bildgebung
typischen MRT-Befunden von B stark hyperintenses Signal in der T2-Bildgebung

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Hämangiomen ist nicht richtig? C zentripetales Enhancement nach Kontrastmittelgabe
D hyperintenses Signal in der späten Phase nach Gd-EOB-DTPA
E hypointenses Signal in der hepatozellulären Phase nach Gd-EOB-DTPA


8
Welche der folgenden Aussagen A Es gibt verschiedene Subtypen.
zum hepatozellulären Adenom ist B Adenome können in der hepatozellulären Phase ein hyperintenses Signal aufweisen.
nicht richtig? C Adenome vom steatotischen Subtyp sind meist hyperintens in der hepatozellulären Phase.
D Das Signalverhalten in der nativen T1- und T2-Bildgebung ist variabel.
E Ein Signalabfall in der Opposed-Phase-Bildgebung ist möglich.


9
Welches ist kein typischer Befund für A homogenes arterielles Enhancement und portalvenöses Washout
das CCA in der MRT mit Gd-EOB- B moderat hyperintens in der T2-Bildgebung
DTPA? C Kapselretraktion
D Cholestase
E segmentale Atrophie


10
Welche der folgenden Aussagen zur A Regeneratknoten werden überwiegend arteriell mit Blut versorgt.
Hepatokarzinogenese ist richtig? B Dysplastische Knoten haben in der hepatozellulären Phase immer ein hyperintenses Signal.
C Etwa 20 % der HCC sind hypervaskularisiert.
D Isointensität einer Läsion in der hepatozellulären Phase suggeriert eher Gutartigkeit,
Hypointensität hingegen Malignität.
E Schlecht differenzierte HCC nehmen in der hepatozellulären Phase typischerweise Kontrastmittel
auf.

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