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Vitamin C

Wichtige biochemische Funktionen beim Menschen sind Vitamin C - abhängig. Bei Risikogruppen
(verminderte Resorption, erhöhter Bedarf) kann es zu einem Vitamin C - Mangel mit klinischen
Konsequenzen kommen. Mangelernährung, Rauchen, Alkohol, Einnahme bestimmter Medikamente,
chronische Vergiftungen, Stress und Krankheiten gehören zu Risikofaktoren. Aber auch in der
Schwangerschaft und der Stillphase sowie bei älteren Menschen kann ein erhöhter Bedarf mit der
Ernährung nicht immer gedeckt werden. Die quantitative Bestimmung gibt Aufschluss über einen evtl.
vorliegenden Mangel und unterstützt die Indikationsstellung zur Supplementierung.

Physiologie, Biochemie, Vorkommen Bisher ist noch nicht endgültig geklärt, warum die
Resorption reiner Ascorbinsäure deutlich schlechter
Ascorbinsäure ist einerseits als Cofaktor an vielen ist als die Resorption gleicher Mengen in biologi-
Hydroxylierungen beteiligt und schützt andererseits scher Matrix z.B. Fruchtsaft). Die Ausscheidung
den Organismus vor reaktiven Oxidantien. Tabelle erfolgt vorzugsweise über die Niere als Ascorbat
1 (s. folgende Seite) gibt einen Überblick über die oder Dehydroascorbat; ein geringer Prozentsatz
vielfältigen biochemischen Reaktionen, an denen wird in Oxalat umgewandelt, was bei Einnahme
Vitamin C beteiligt ist. hoher Dosen zu berücksichtigen ist.

Ascorbinsäure kann leicht und reversibel zur eben- In der aktuellen Debatte spielt das antioxidative
falls biologisch aktiven Dehydroascorbinsäure oxi- Potential des Vitamin C die Hauptrolle. Die Inakti-
diert werden, hierbei werden andere Moleküle vierung reaktiver Sauerstoffspezies ist heute unbe-
(z.B. Sauerstoff) reduziert. Das Oxidationsprodukt stritten und auch von der FDA (Food and Drug
macht etwa 10% des gesamten Vitamin C aus. Im Administration, USA) anerkannt. Es ist allerdings
Gegensatz zu anderen Vitaminen beträgt die möglich, dass Ascorbat, zumal in Kombination mit
Speichermöglichkeit für Vitamin C nur etwa 2 Mo- sog. Übergangsmetallen, lokal auch prooxidative
nate, der sog. body-pool wird auf 2 bis 6 g ge- Effekte haben kann. Wenn hohe Dosen genommen
schätzt. In verschiedenen Organen wie Neben- werden, sollte daher mit Tocopherol kombiniert wer-
niere, Hypophyse, Knochen, Leber, Thymus, Hirn, den.
Pankreas und Augenlinse liegt eine gegenüber dem
Blutplasma um den Faktor 10 bis 100 höhere Reich an Vitamin C sind viele Obst- und Gemüsesor-
Ascorbinsäure-Konzentration vor. Auch Blutbestand- ten (50 mg/100g bei Orangen, 100 mg/100g
teile wie Leukozyten (Immunantwort) und Throm- bei gedünsteten Paprika, 200 mg/100g bei
bozyten weisen eine entsprechend ihrer biochemi- schwarzen Johannisbeeren); die „klassische“
schen Funktion ähnlich hohe Konzentrationen auf. Vitamin C - Mangeldiät besteht überwiegend aus
Reis und Spaghetti.
Die Resorption erfolgt ganz überwiegend im
Dünndarm (Jejunum/Ileum) und ist, relativ gesehen, Toxische Risiken sind mit der Einnahme von Vitamin
umso geringer, je höher die zugeführte Dosis ist. C (bis 2 g/Tag) offenbar nicht verknüpft.
Tabelle 1

Stoffwechselweg: Reaktion: Effekt:

Kollagensynthese Hydroxylierungsreaktionen Stabilität des Bindegewebes,


(Prolin, Lysin) der Haut, der Gefäße

Carnitinsynthese Hydroxylierungsreaktion Effizienz des oxidativen


Stoffwechsels

Steroidsynthese Hydroxylierungsreaktionen Umwandlung von Cholesterin in


Gallensäuren, verbesserte
Stressantwort (Cortisol)

Neurotransmittersynthese Hydroxylierungsreaktionen Bereitstellung von Serotonin und


(u.a.Tryptophan) Noradrenalin

Aktivierung von Amidierung (Cofaktor Biologische Aktivität von TRH,


Neurohormonen der PAM) CRH, Gastrin u.a.

Tyrosinabbau Protektion einer Hydroxylase evtl. Normalisierung der Tyrosin-


spiegel bei Tyrosinämie

Entgiftungsreaktionen Stabilisierung von Cytochrom- vielfältig


P450-Enzymen u.a.

Redoxgleichgewichte Reduktion („scavenging“) von Schutz vor DNS-Oxidation,


(Antioxidans) reaktiven Sauerstoff- Schutz vor Lipidperoxi-
spezies u.a. dation, Einsparung von
Vitamin E

Resorptionseffekte Interaktionen mit Lignanen Verbesserte Eisenresorption

Bedarf und Klinik Rauchen steigert den Bedarf jeweils um ca. 60-70
mg pro Tag. Alkohol, Stress, Krankheiten wie
Während die meisten Säugetiere ihren Ascorbin- Infektionen, Herzinsuffizienz, Nieren- und Leber-
säurebedarf durch Biosynthese decken können (bei erkrankungen, gastrointestinale Störungen (Resorp-
Primaten ist eines der Syntheseenzyme aufgrund tion) und Krebserkrankungen senken ebenfalls den
einer Genmutation inaktiv geworden), ist der Ascorbinsäuregehalt im Plasma und legen einen
Mensch auf die Aufnahme über die Nahrung ange- erhöhten Bedarf dieses Vitamins nahe. Ernährungs-
wiesen. Der tägliche Vitamin C - Bedarf (Deutsche studien zeigen, dass gerade dieser erhöhte Bedarf
Gesellschaft für Ernährung 2000: empfohlene bei den genannten Risikogruppen durch die
Nährstoffzufuhr pro Tag) ergibt sich aus folgender Nahrungsaufnahme häufig nicht gedeckt wird.
Tabelle 2.
Abb.1 zeigt einen Vergleich der Vitamin C - Werte
Säuglinge 50 mg im Plasma von 16 Rauchern und 18 Nichtrauchern.
Kinder (altersabhängig) 60 - 100 mg Der Normalbereich liegt zwischen 3 und 14
Erwachsene 100 mg mg/1. Drei Raucher wiesen eine Plasmakonzen-
Schwangere 110 mg tration deutlich unterhalb dieses Normalbereiches
Stillende 150 mg auf.
Ein Mangel ist außer an erhöhter Anfälligkeit, Versorgungsgrad ist bei Werten zwischen 1,7 bis
Müdigkeit und Abgeschlagenheit erst spät erkenn- unter 3 mg/l auszugehen, Werte unterhalb 1,7
bar. Schlechte Wundheilung, punktförmige Blutun- mg/l kennzeichnen einen Vitamin C - Mangel, bei
gen, Gelenkschmerzen, geschwollene Augenlider Werten unterhalb 1 mg/1 ist eine Skorbutgefähr-
und blutendes Zahnfleisch bei Erwachsenen, dung anzunehmen.
Schädigung der Bindegewebs- und Knochenstruktur
bei Kindern sind die Anzeichen eines massiven
Vitamin C - Mangels.

Abb. 1
Ascorbinsäure + Dehydroascorbinsäure im Plasma. Vergleich
Raucher/Nichtraucher

Abb. 2
Labor HPLC-Trennung eines A) Ascorbinsäure-Standards 10 mg/1
und B) einer Plasma-Probe. Elektrochemische Detektion bei
+700 mV/175 nAFS. Der Pfeil markiert den Ascorbinsäure-
Ascorbinsäure und Dehydroascorbinsäure sind sehr
Peak.
oxidationsempfindlich. Dem Plasma muss daher
eine EGTA/GSH-Lösung als Oxidationsschutz Material
zugesetzt werden. Das so stabilisierte Plasma muss
tiefgefroren versandt werden. Die Bestimmung des Da Vitamin C präanalytisch äußerst instabil ist
Vitamin C erfolgt nach dieser Stabilisierung als Sum- (s.o.), empfiehlt sich die Anforderung unserer ent-
me von Ascorbinsäure und Dehydroascorbinsäure sprechend konfektionierten Spezialröhrchen für die
mittels HPLC (Hochleistungs-Flüssigkeits-Chromato- Vitamin C - Bestimmung.
graphie) und elektrochemischer Detektion (Abb.2).
Materialgewinnung: EDTA-Blut abnehmen (mög-
Referenzbereich lichst nüchtern), mehrfach umschwenken und zentri-
fugieren. Innerhalb 30 Minuten nach Blutabnahme
3,0 bis 14,0 mg/1 entsprechend 18 bis 114 genau 0,5 ml Plasma zur mitgelieferten
µmol/l. Diese Konzentrationen entsprechen einer EGTA/GSH-Lösung pipettieren, mischen und ein-
guten Vitamin C - Versorgung. Von einem niedrigen frieren.
Indikationen für die Durchführung einer Literatur
Vitamin C - Bestimmung
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Infektanfälligkeit
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