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1. Insulin
Insulinsynthese
Prä-Pro-Insulin (in b-Zellen des Pankreas synthetisiert, trägt Signalpeptid am N-Terminus) wird ins ER
transportiert à Abspaltung des Signalpeptids à Pro-Insulin wird in Golgi-Apparat und in sekretorische
Granula transportiert à proteolytische Abspaltung des C-Peptids, welches aber dennoch zusammen
mit dem Insulin ins Blut ausgeschüttet wird (C-Peptid als Maß für körpereigene Insulinausschüttung).
Freisetzung von Insulin erfolgt durch Exozytose der insulinhaltigen Granula (über Ca2+-Anstieg).
• Die Inkretine GLP-1 und GIP werden nach Glucoseaufnahme vom Dünndarm (K- und L-Zellen)
freigesetzt und gelangen über Blut zu b-Zellen, wo sie Gs-gekoppelt zum cAMP-Anstieg führen
à glucoseinduzierte Freisetzung von Insulin
• Anabole Wirkung (steigert Aufnahme von Glucose, freien FS und AS in einigen Geweben und
fördert deren Umsetzung in Speicherformen wie Glykogen, Triglyceride und Proteine; hemmt
den Abbau der Speicherformen)
• Wichtigster Regulator der Aufnahme, Umsetzung und Speicherung zellulärer Nährstoffe nach
einer Mahlzeit
Glucose gelangt zunächst insulinunabhängig über den Glucosetransporter GLUT2 in die Leber und wird
dort durch die Glucokinase in Glucose-6-Phosphat umgewandelt (Phosphorylierung).
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Antidiabetika Block 10 Leonie
Der Insulinrezeptor
o • Adapterprotein CAP à Aktivierung der monomeren GTPase Tc10 à Insertion von GLUT4-
haltigen Vesikeln in die Membran
o • • Insulin-Rezeptor-Substrate (IRS)
à • MAP-Kinase-Signalweg à Zellwachstum, Triglyceridsynthese steigt
à • Phosphatidylinositol-3-Kinase (PI3K) à wandelt Phospholipide der Membran in PIP3
um à Phosphorylierung und Aktivierung der Serin-/Threoninkinase Akt:
1. • Hemmt GSK-3 (Glykogen-Synthase-Kinase 3) à Glykogensynthese steigt
2. Hemmt Expression von gluconeogenetischen Enzymen (Phosphoenolpyruvat-
Carboxykinase (PEPCK) + Glucose-6-Phosphatase) durch Phosphorylierung
von Transkriptionsfaktoren à Gluconeogenese sinkt
3. Steigert Expression vom Enzym Fettsäuresynthase in Fettzellen
4. • Aktiviert Serin/Threoninkinase mTOR („mammalian target of rapamycin“) à
phosphoryliert ribosomale S6-Kinase und Translationsinitiationsfaktoren à
Proteinsynthese steigt
5. • Vermehrte Translokation von GLUT4-Vesikeln in Plasmamembran von Fett-
und Skelettmuskelzellen à Glucoseaufnahme steigt
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Antidiabetika Block 10 Leonie
• geht einher mit Resistenz gegenüber Insulin, verminderter Insulinsekretion und erhöhter he-
patischer Glucoseproduktion
• Genetische Prädisposition + hohe Energiezufuhr + wenig Energieverbrauch (à metabolisches
Syndrom: Übergewicht, Dyslipidämie, arterielle Hypertonie, Störung der Glucosetoleranz)
• Zunehmende Insulinresistenz à erst durch vermehrte Sekretion kompensiert (Hyperinsulinä-
mie), dann gestörte Sekretion + b-Zell-Degeneration
• Ursache d. Insulinresistenz unbekannt: chronisch entzündliche Prozesse im Fettgewebe? Freie
Fettsäuren-Plasmakonzentration hoch?
• Shulman-Hypothese: Mitochondrien-Schwäche: Nicht genug Fettsäureoxidation/zu viel Syn-
these à Überschuss an Diacylglycerin à ungewollte Aktivierung von Proteinkinase C à sie
stört die Sensitivität der Insulinrezeptoren
Gestationsdiabetes
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Antidiabetika Block 10 Leonie
Sulfonylharnstoffderivate – (Carbutamid,) Gli- Spielt Ben clamm heimlich mit einer Baby born nur mit
claze? (Gli-benclam-id; Gli-bornur-id; Gli-claz-id)
benclamid, Glibornurid, Gliclazid, Glimepirid, Nate ist ein Repa.
Kinetik: oral resorbiert, hohe oBV; HWZ mehrere Stunden, metabolisiert, Glibenclamid hat aktiven
Metaboliten; renal ausgeschieden, außer Gliquidon + Repaglinid
Unterschiedliche Bindungsaffinitäten, daher versch. Dosierungen: Glibenclamid > Gliquidon > Gliborn-
urid > Gliclazid > Tolbutamid à Substanzen unterscheiden sich in ihrer Potenz
Indikation: 2. MdW Typ-2-Diabetes, wenn nichtmedikamentöse Therapie nicht reicht; nicht bei adipö-
sen; einschleichend dosieren
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Antidiabetika Block 10 Leonie
Standarddosierung: 1 g
Biguanide – Metformin
weniger beliebt gewesen aufgrund von Laktatazidosen (bei Beachtung
der KI jedoch selten!), einzig Metformin ist noch in Verwendung; gut bei
adipösen Typ 2
Dynamik:
Die AMPK hemmt auch die Glucose-6-Phosphatase und die PEPCK, und spielt eine wichtige Rolle bei der Glyko-
lyse. Auch wie das Insulin hemmt es die Gluconeogenese, aber im Gegensatz hemmt es die Glykogensynthese
und die Fett/Triglyzeridsynthese à wirkt also katabol und nicht anabol, ist mehr ein Notfallenzym
Kinetik: oral resorbiert, oBV 50 % (muss nicht höher sein (könnte auch niedriger sein), weil es eh in der
Leber wirken soll), HWZ 2-5 h, kaum Plasmaproteinbindung, unverändert renal eliminiert, max. Wir-
kung frühestens nach 2 Wochen
Indikation: MdW bei (adipösen) Typ 2, bei denen nichtmedikamentöse Therapie nicht funktioniert.
Besser als Sulfonylharnstoffe: keine Hypoglykämie oder Gewichtszunahme à es kommt zur Gewichts-
abnahme. Einschleichend zu geben.
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Antidiabetika Block 10 Leonie
= Form der metabolischen Azidose, bei der ein Abfall des pH-Wertes im Blut durch Anhäufung von Laktat entsteht
• Laktat entsteht bei anaerober Glykolyse à wird in Leber zu Pyruvat umgewandelt à Citratzyklus
• Wenn Co-Substrat NAD+ nicht ausreichend vorhanden ist, kann die Umwandlung nicht erfolgen à An-
häufung von Laktat
• Die dadurch entstehende Hemmung der Gluconeogenese bewirkt also, dass Laktat/Pyruvat nicht aus-
reichend über den Citratzyklus eliminiert werden kann!
à Ursache: NADH kann nicht zu NAD+ umgewandelt werden durch Mangel an ATP
• Alkohol verstärkt synergistisch die Hemmung der Gluconeogenese! (Alkohol verbraucht NAD+) à ver-
stärkt Hemmung der Pyruvatverwertung
PPARg-Agonisten – Pioglitazon
Dynamik: Peroxisomen-Proliferator-aktivierter Rezeptor gamma (PPARg): nukleärer Rezeptor, in Fett-
zellen exprimiert (gering auch in b-Zellen, Endothel, Makrophagen, Nierenzellen), bildet mit dem nuk-
leären Rezeptor RXR Heterodimere à beeinflussen Transkription bestimmter Gene à reguliert Diffe-
renzierung von Präadipozyten zu Adipozyten à schütten Adiponectin aus (erhöht Insulinwirkung)
Pioglitazon ist als einziges auf dem Markt (andere (Troglitazon, Rosiglitazon) hatten lebertoxische und
CV-Effekte).
Kinetik: hohe oBV, metabolisiert durch CYP3A4 und CYP2C9, renal + biliär eliminiert, HWZ 5-6 h
NW: Gewichtszunahme (durch Lipogenese), periphere Ödeme und Abfall der Hämoglobinkonzentra-
tion (durch vermehrte Salz- und Wasserresorption in Niere), bei langer Einnahme mehr Knochenbrü-
che, CV-Risiko erhöht, mehr Harnblasentumore
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Kinetik: Acarbose kaum resorbiert (ist ein N-Glykosid) à durch Bakterien abgebaut und als Metaboli-
ten z.T. resorbiert. Miglitol 70 % resorbiert, HWZ 2-3 h, renal eliminiert N-Glykosid: mit Alkohol
verbunden à Alkohol
NW: Abbau v. Zucker durch Darmbakterien à Blähungen, Durchfall à einschleichen! polar à keine Diffusion
Indikation: Typ 2; alleine meist nicht ausreichend, darum nur als Zusatztherapie; Complianceverlust
bei zu viel GIT-Störungen
à SGLT1 kommt v.a. im Dünndarm vor und vermittelt enterale Glucoseaufnahme; auch in unteren
Tubulusabschnitten der Niere exprimiert à kaum gehemmt, Ausnahme: Sotagliflozin
SGLT2-Hemmer wirken
Weitere günstige Effekte: komplett insulinunabhängig
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Indikation: MdW bei Typ II mit Metformin zur Zweifachkombination; Sota- und Dapagliflozin ergän-
zend bei Typ I, wenn Insulin alleine nicht reicht
Dipeptidylpeptidase-IV-Hemmer (Gliptine) –
Sitagliptin, Linagliptin, Saxagliptin, Vildagliptin
Dynamik: Nach Nahrungsaufnahme werden enteroendokrine
Zellen (L; K) in Darmschleimhaut aktiviert à sezernieren In-
kretine glucagon-like-peptide-1 (GLP-1) und glucose-depen-
dent insulinotropic peptide (GIP), welche Gs-Rezeptoren an b-Zellen des Pankreas aktivieren à Ver-
stärkung der glucoseinduzierten Insulinfreisetzung und verminderte Glucagonfreisetzung à GLP-1 und
GIP werden durch Dipeptidylpeptidase-IV (DPP-IV) abgebaut à Inhibition von DPP-IV führt zu längerer
Wirkung von GLP-1 und GIP (Bindung mit Amid an DPP-IV)
Kinetik: oBV 75-85 %; Sitagliptin + Vildagliptin renal, Saxagliptin (tlw.) und Linagliptin hepatisch meta-
bolisiert, HWZ von 2-3 h (Vilda, Saxa) bis 125-140 h (Lina)
• Sind strukturell mit GLP-1 verwandt, werden aber kaum über DPP-IV abgebaut
Kinetik: sind Peptide à parenteral (s.c.), kleines Verteilungsvolumen; Exe- binden an Rezeptor im Hypotha-
lamus und induzieren CRH-Freiset-
natid hat HWZ v. 2 h, Liraglutid von 11-15 h, Albiglutid bindet an Albumin zung à POMC wird gebildet à Me-
(HWZ 5 d); renale Elimination lanocortin wird gebildet und löst Sät-
tigungsgefühl und Anorexie aus
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Indikation: MdW als Kombinationstherapie mit Metformin bei Typ 2; Liraglutid à Re- Zur langfristigen Behandlung
duktion von CV-Komplikationen bei Typ 2 mit erhöhtem CV-Risiko; noch neu und teuer Maximaldosis verwenden!
Einstiegsdosis = halbe Maxi-
maldosis (einschleichen)
KI: Typ 1 und insulinpflichtige Typ 2, Niereninsuffizienz, Pankreatitis, Schwangerschaft
1. Kurzwirksame/ultrakurzwirksame Insu-
line
Insulin wird mit Zink und dem basischen, argininreichen Peptid Protamin in neutralem Phosphatpuffer
hergestellt à NPH-Verzögerungsinsulin (neutrales Protamininsulin Hagedorn) bildet Protamin-Insulin-
Hexamer-Komplexe à langsame Insulinfreisetzung à verzögerter Wirkbeginn, längere Wirkdauer
Insulin glargin hat mehr basische AS am C-Terminus der B-Kette à isoelektrischer Punkt nähert sich
physiologischem Körper-pH-Wert an à hat dort niedrigste Löslichkeit
Insulin detemir & degludec haben eine Fettsäure am C-Terminus der B-Kette à lipophiler à binden
an Albumin à verzögerter Wirkungsbeginn, längere Wirkdauer à darf aber nicht i.v. gegeben werden,
weil es eine Lungenembolie auslösen kann
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Antidiabetika Block 10 Leonie
NW: Bei Dosierungsfehlern/nicht genug Essen/Anstrengung Hypoglykämien (des- Normalinsulin hat sehr hohe
Gefahr für Hypoglykämien
halb immer Traubenzucker dabeihaben; Herzrasen, Heißhunger, Kaltschweiß,
Tremor etc.); allergische Reaktionen (heute nur mehr selten à humanes Insulin); Gewichtszunahme
(Appetitsteigerung, Lipogenese), Gewebsveränderungen an der Injektionsstelle (Lipohypertrophie, Li-
poatrophie); Insulin glargin verursacht vlt. Tumore aufgrund von Affinität zu einem Wachstumsfaktor-
rezeptor
Indikation: MdW bei Typ 1, bei Typ 2 nur, wenn orale Antidiabetika + nichtmedikamentöse Maßnah-
men versagen. Dosierung in Form von internationalen Einheiten (IE) à physiologische Insulinproduk-
tion = 20-40 IE/d, bei Typ 2 bis zu 4-facher Insulinbedarf (wegen Insulinresistenz)
Bei krisenhafter Situation (Hyperglykämie) soll Normalinsulin i.v. gegeben werden à einziges Insu-
lin(analogon), welches i.v. gegeben werden darf. 1 IE Insulin senkt BZ um ca.
40 mg/dL
Glucose-Plasmakonzentration
Nüchtern > 7,0 mmol/l (> 125 mg/dl)
2 h nach oraler Glucosebelastung (75 g) > 11,1 mmol/l (> 200 mg/dl)
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Antidiabetika Block 10 Leonie
Therapie:
• Ziel: Einstellung der Blutglucose auf Normalwerte und Vermeidung der Entwicklung von dia-
betischen Spätkomplikationen
• Verwendet wird das Modell der Stufentherapie
• Kurzfristiges Überprüfen des Therapieerfolgs durch selbstständiges Messen der Glucose im Ka-
pillarblut
• Langfristiges Überprüfen des Therapieerfolgs durch Laborparameter wie nichtenzymatische
Glykosylierung d. Hämoglobins HbA1 à spiegelt durchschnittliche Glucose-Plasmakonzentra-
tion über mehrere Wochen wider
o HbA1c = durch Zuckerreste modifizierte Form à physiologisch 4-6 % des Gesamt-HbA1
Wichtige Ziele:
a) HbA1c < 7 %
b) RR < 140/90
c) Cholesterin senken
1. Nichtmedikamentöse Therapie:
• Ernährungsberatung, Bewegung, Gewichtsreduktion, Rauch- und Alkoholverzicht
• HbA1c-Wert soll auf < 6,5-8 % sinken (innerhalb von 3 Monaten)
2. Medikamentöse Therapie:
• Gegen Langzeitfolgen gute Blutzuckereinstellung absolut notwendig.
• Orale Antidiabetika verbessern die Compliance und sind deshalb die erste Wahl bei Typ 2.
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