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ORALE ANTIDIABETIKA

ABDULRAHMAN ALKHODAIR
EINLEINTUNG

• Antidiabetika sind alle pharmakologischen Wirkstoffe außer Insulin, die zur „blutzuckersenkenden“


Therapie im Rahmen eines Diabetes mellitus Typ 2 verwendet werden können.
• Der wichtigste Wirkstoff und das Mittel der 1. Wahl bei allen Typ-2-Diabetikern ist das Biguanid 
Metformin
• In der Schwangerschaft und Stillzeit ist eine Anwendung oraler Antidiabetika nicht empfohlen.
GEMEINSAME KONTRAINDIKATIONEN DER
ANTIDIABETIKA
• Diabetes mellitus Typ 1: Erfordert immer eine Insulintherapie
• Schwangerschaft und Stillzeit: Alle Antidiabetika sind kontraindiziert, der Glucosestoffwechsel hat insb.
in der Spätschwangerschaft eine erhebliche Dynamik.
• Niereninsuffizienz (Gliptine , Repaglinid und Pioglitazon sind bei GFR <30ml/min die einzigen
verbleibenden Optionen).
• Morbidität und Operationen: Pausieren der antidiabetischen Medikation bei:
• Operationen in Allgemeinanästhesie
• Akuten stationären Krankheitsbildern (Infektionen, Dekompensationen)
• Elektiven Prozeduren mit Erhöhung des Hypoglykämie-Risikos (Nüchternphasen, Unvorhersehbarkeit
der Nahrungsaufnahme)
WIRKUNG

Von entscheidender Bedeutung ist, den prinzipiellen Wirkungsmechanismus zu verstehen, um keine


falsche Indikation für den Einsatz der Antidiabetika zu stellen.

• Insulinotrope Substanzen bewirken eine vermehrte Freisetzung von Insulin aus den Betazellen des 


Pankreas. Demnach sind sie auf die (Rest‑)Funktion des Pankreas angewiesen.

• Nicht-insulinotrope Wirkprinzipien wirken unabhängig von einer etwaigen endogenen Insulinsekretion


 und sind daher auch bei erloschener endokriner Pankreasfunktion noch wirksam.
INSULINOTROPE WIRKUNGSMECHANISMEN
• 1. Glucoseunabhängige Steigerung der Insulinsekretion: (z.B. Sulfonylharnstoffe und Glinide).
Stimulierung der Insulinsekretion durch Blockade der Kalium-Kanäle (Kaliumkanalblocker) der Betazellen
 des Pankreas → Depolarisation der Zellmembran → Calciumeinstrom↑ → Insulinsekretion
↑ Extrapankreatisch: Hepatische Gluconeogenese↓ und Insulinsensibilität↑

• 2. Glucoseabhängige Steigerung der Insulinsekretion 

 Indirekte Verstärkung des Inkretin-Effekts durch die Dipeptidyl-Peptidase-4-Hemmer (Gliptine): Verstärkung


des endogenen Inkretin-Effekts durch Hemmung der Dipeptidylpeptidase-4 → Verminderter Abbau und somit
verstärkte Wirkung von GLP-1 → Insulinsekretion wird verstärkt↑
 Direkte Verstärkung des Inkretin-Effekts durch GLP-1-Rezeptoragonisten: Aktivierende Bindung an GLP-1-
Rezeptoren → Stimulation der glucoseabhängigen Insulinsekretion 
NICHT-INSULINOTROPE WIRKPRINZIPIEN

• Biguanide: Verminderung der Insulinresistenz durch Modifikation der Glucosestoffwechselwege →


Senkung des Blutzuckerspiegels 
• Aktivität der Atmungskette in den Mitochondrien↓ → Anaerober Glucosestoffwechsel↑ → Aktivierung der
AMP-abhängigen Phosphokinase (AMPK) → Hemmung der hepatischen Produktion von Glucose und Lipiden
 (Hemmung der hepatischen Gluconeogenese) → Blutzuckerspiegel↓, LDL↓, Triglyceride↓ 
• Insulinbedarf↓ → Hyperinsulinämie↓ → Appetit↓→ Besonders geeignet bei übergewichtigen Diabetikern
• Steigerung der Glucoseaufnahme in Muskelzellen und Fettgewebe → Verbesserung der Glucosetoleranz nach
akuter Glucosebelastung
NICHT-INSULINOTROPE WIRKPRINZIPIEN

• SGLT-2-Inhibitoren: Reversible Inhibition des Natrium-Glucose-Kotransporters SGLT-2 im 


proximalen Tubulus der Niere→ Glucose-Rückresorption in der Niere↓ → Glucoseausscheidung↑
und PolyurieAbhängigkeit von der Nierenfunktion: Eine reduzierte Nierenfunktion setzt die Effektivität
 der Wirkung herab
NICHT-INSULINOTROPE WIRKPRINZIPIEN

• Glitazone: Aktivierung des Transkriptionsfaktors PPARγ  im Zellkern → Induktion von Genen, die am 


Glucose- und Lipidstoffwechsel beteiligt sind → Speicherung von Triglyceriden↑ → Freisetzung von
Insulinresistenz-steigernden Produkten (z.B. freien Fettsäuren)↓→ Insulinresistenz↓ → Vermehrter
Glucoseverbrauch und verminderte hepatische Glucosefreisetzung
NICHT-INSULINOTROPE WIRKPRINZIPIEN

• α-Glucosidasehemmer: Verzögerung der Glucoseresorption im Intestinum durch Hemmung der 


Disaccharid-Spaltung durch die α-Glucosidase am Bürstensaum der Darmepithelzellen. 
• Hierdurch wird insb. ein postprandialer Blutglucoseanstieg vermindert
BIGUANIDE (METFORMIN)

• Medikament der 1. Wahl!


• Kombination mit allen anderen Antidiabetika möglich
• HbA1c-Effekt: Senkung des HbA1c um 1,2% (max. 2%) 
• Klinische Charakteristika
• Große Langzeiterfahrung
• Evidenz für Reduktion makroangiopathischer Endpunkte (UKPDS-Studie)
• Kein Hypoglykämie-Risiko
• Preiswert!
• Wichtige Nebenwirkungen
 Laktatazidose unter Metformin 

 Häufig Diarrhö, Meteorismus , Gewichtsabnahme (eher vorteilhaft!), Mangel an Vitamin B12, Metallischer Geschmack (Dysgeusie).
 Potenzielle Interaktion: Bei Kombination mit Sulfonylharnstoffen Risikohinweise bez. kardiovaskulären Ereignissen
SULFONYLHARNSTOFFE

• Glibenclamid (z.B. Euglucon®), Glimepirid (z.B. Amaryl®), Gliclazid (z.B. Diamicron Uno®).

• Als Alternative in der Monotherapie oder in Kombination mit Metformin oder anderen Antidiabetika


• Insb. für Patienten mit zuverlässigem Nahrungsaufnahmeverhalten, fehlender Adipositas und fehlendem Alkoholkonsum geeignet
• HbA1c-Effekt: Senkung des HbA1c um 1,2% in drei Monaten 
• Klinische Charakteristika
• Große Langzeiterfahrung
• Evidenz für Reduktion mikroangiopathischer Komplikationen (UKPDS-Studie)
• Preiswert
• Wichtige Nebenwirkungen
• Lebensgefährliche Hypoglykämien 
• Gewichtszunahme
• Blutbildveränderungen: Granulozytopenie, hämolytische Anämien
• Allergische Hautreaktionen
• Alkohol-Unverträglichkeit 
GLINIDE (SULFONYLHARNSTOFF-ANALOGA)

• Repaglinid: Leitsubstanz der Gruppe, beste Verträglichkeit bei chronischer Niereninsuffizienz.


• Pharmakokinetik: Aufgrund der geringen Halbwertszeit erfolgt die Wirkung rasch und klingt schnell
wieder ab, weshalb Glinide unmittelbar vor den Mahlzeiten gegeben werden 
• Halbwertszeit ≈ 30–60 min
• Indikationen:
• Als Kombinationspartner von Metformin oder anderen Antidiabetika
• Insb. für Patienten mit postprandialen Blutzuckerspitzen zur Therapie geeignet
• Wichtige Nebenwirkungen
• Lebensgefährliche Hypoglykämien möglich 
• Gewichtszunahme
• Hepatotoxizität (selten)
• Kardiovaskuläre Effekte unklar
DIPEPTIDYLPEPTIDASE-4-HEMMER (GLIPTINE)

• Sitagliptin: Als Monotherapie und in Kombination mit Metformin, Sulfonylharnstoffen und/oder Glitazonen zugelassen.
• Klinische Charakteristika
• Gewichtsneutral 
• Keine Hypoglykämie
• Kardiovaskulär neutral (TECOS-Studie)
• Aufgrund des erhöhten Risikos für eine Pankreatitis und der nicht geklärten kanzerogenen Wirkung werden Gliptinekontrovers
diskutiert und teilweise nicht empfohlen.
• Wichtige Nebenwirkungen
• Gastrointestinale Beschwerden (milder als bei GLP-1-Analoga)
• Kopfschmerzen, Schwindel
• Risiko↑ für Erhöhungen der Lipase, jedoch unklares Risiko für Pankreatitis bzw. Pankreaskarzinome
• Kontraindikationen
• Absolut 
• Pankreatitis
• Leberfunktionsstörungen
SGLT2-INHIBITOREN (GLIFLOZINE)

• Dapagliflozin: Zulassung als Monotherapie bei Diabetes mellitus Typ 2 und als Kombinationspartner von
Antidiabetika und Insulin.
• Als Alternative zur Monotherapie oder als Kombinationspartner von Metformin zur
Therapieintensivierung
• Insb. als Therapieoption für junge, therapieadhärente Typ-2-Diabetiker ohne wesentliche 
Niereninsuffizienz

• Klinische Charakteristika
 Gewichtsabnahme und Blutdrucksenkung
 Kardioprotektive Wirkung bei Herzinsuffizienz 
 Nephroprotektive Wirkung bei chronischer Niereninsuffizienz
SGLT2-INHIBITOREN (GLIFLOZINE)

• Wichtige Nebenwirkungen
 Infektionen des Genitalbereichs (Vulvovaginitis, Balanitis),
 Exsikkose aufgrund der Polyurie
 Schwerwiegende diabetische Ketoazidose 

• Kontraindikationen
Rezidivierende Harnwegsinfektionen (z.B. bei anatomischen oder funktionellen Behinderungen der
Harnwege)
VIELEN DANK FÜR IHRE
AUFMERKSAMKEIT!

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