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Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) sind Hormone, die von den Follikelepithelzellen der Schilddrüse
(Thyreozyten) gebildet und in Follikeln gespeichert werden. Sie sind für die normale Entwicklung im
Kleinkindalter (Körperwachstum, Reifung des Gehirns) essenziell und werden auch für die Regulation
aller Organfunktionen im Erwachsenenalter gebraucht, weil ohne sie andere Hormone nicht wirken
(„permissive Wirkung“). Die C-Zellen der Schilddrüse produzieren Calcitonin,
das an der Regulation des Calciumspiegels beteiligt ist.
• + -
Jodid-Transporter (Na /I -Symport; NIS):
o durch Na+-Gradienten angetrieben à Anreicherung von Jodid in Schilddrüse (auch ra-
dioaktives Jod) à Transport vom Blut in Thyreozyten
o Transporter wird kompetitiv durch Anionen blockiert
o Bei großer Jodidaufnahme kann der Transporter vorübergehend gehemmt werden
o Auch in Speichel-/Schweißdrüsen, Drüsen des Atemtrakts sowie Brustdrüsen expri-
miert
• Apikaler Ionentransporter (Cl-/I--Austauscher; Pendrin): transportiert Jodid in das Kolloid-Lu-
men
• Thyreoidale Oxidase (ThOx): Enzym an apikaler Membran, das auf zytosolischer Seite FAD+
enthält, NADPH und Calcium bindet und auf der extrazellulären Seite H2O2 liefert
• Thyreoidale Peroxidase (TPO):
o oxidiert Jodid mittels Wasserstoffperoxid à für Zelle gefährlich à wird unter Ab-
schluss (im Kolloid) durchgeführt
o katalysiert Einbau von oxidiertem Jod in Tyrosinreste auf Thyreoglobulin (TG) à Mo-
nojodtyrosin und Dijodtyrosin entstehen à aus jenen entsteht weiters T3 oder T4
• Thyreoglobulin (TG):
o wird ins Follikellumen sezerniert und dort gespeichert
o gelangt unter TSH-Stimulation durch Pinozytose aus dem Kolloid in den Thyreozyten
o wird dort proteolysiert à es entstehen pro Molekül 5 T4
o T4 wird durch 5‘-Dejodase in T3 umgewandelt
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Schilddrüse Block 10 Leonie
1. Jodaufnahme durch NIS unter Einfluss von TSH in den Thyreozyten und weiter durch Pendrin
ins Kolloid
2. Jodisation: Bildung von H2O2 durch ThOx, Oxidierung des Jodids und Einbau in Tyrosinreste auf
Thyreoglobulin durch TPO à Entstehung Monojodtyrosin (MIT) und Dijodtyrosin (DIT)
3. Konjugation: TPO koppelt MIT und DIT à 2x DIT = T4; DIT + MIT = T3
Der TSH-Rezeptor ist ein Gs-gekoppelter Rezeptor. Sein kurzfristiger Effekt ist die Freisetzung von
Schilddrüsenhormonen, sein langfristiger Effekt ist das Wachstum der Follikelepithelzellen und zu-
nehmende Gefäßneubildung der Schilddrüse. Durch Punktmutationen Totale Resektion vor Pharmakotherapie bei au-
kann der TSH-Rezeptor ständig aktiv sein (ohne dass ein Ligand gebun- tonomem Adenom, weil sie TSH- und Jodunab-
hängig wachsen (Pharmaka greifen hier nicht
den hat) – das ist der häufigste Grund für autonome Adenome. Auch an) und weil es bei der Pharmakotherapie
Autoantikörper können den Rezeptor stimulieren (Morbus Basedow). durch eine negative Rückkopplung zur Atro-
phie des Schilddrüsenrestgewebes kommen
würde (außerdem: erhöhtes Karzinomrisiko)
• Stimulation von TRH: Leptin, Kälte, Stress
• Hemmung von TRH: Glucocorticoide, GABA, Noradrenalin, Somatostatin, Dopamin, Cortisol
…ist die Bestimmung der Gesamtkonzentration nicht sehr relevant, weil sie sehr variabel sein kann
(durch Östrogen gesteigert, durch Glucocorticoide und Androgene gesenkt) à durch Rückkopplungs-
mechanismen bleibt freie Hormonkonzentration aber konstant
…ist die HWZ sehr lang (T4 4-8 d, T3 0,5-2 d) à bei Hypothyreose ist HWZ ca. doppelt so lang, bei
Hyperthyreose auf die Hälfte reduziert.
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Schilddrüse Block 10 Leonie
Metabolismus
T4 wird durch 5‘-Dejodierung durch 5‘-Dejodasen zu T3. Ca. 75 % des zirkulierenden T3 entstehen
über diesen Weg. T4 kann auch zu reversem T3 (rT3) umgesetzt werden, dieses ist inaktiv.
Weil der freie Anteil von T3 höher als jener von T4 ist und weil T3 10x affiner zu Schilddrüsenhormon-
rezeptoren ist als T4, gilt T3 als eigentliche Wirkform.
In der Leber wird T4 an Glucuronsäure und T3 an Schwefelsäure gekoppelt und biliär ausgeschieden
(enterohepatischer Kreislauf).
HWZ von T4 = 4-8 d
HWZ von T3 = 0,5-2 d
T3 und T4 sind wichtig für die peri- und postnatale Entwicklung: Nervenwachstum, Myelinscheiden;
bei Mangel Kretinismus (= angeborene Hypothyreose)
Permissive Wirkung = je weniger SD-Hormone, desto geringer ist die restliche Hormonwirkung (viele
Gene unterliegen der transkriptionellen Kontrolle durch T3 & T4)
Die Hyperthyreose steigert die Empfindlichkeit des Organismus v.a. für Adrenalin- und Noradrenalin-
wirkung à Symptome wie Tachykardie, Herzhypertrophie, Zunahme des Schlagvolumens, Abfall des
peripheren Widerstands, Tremor als Ausdruck gesteigerter adrenerger Erregbarkeit der Skelettmusku-
latur, Hitzeintoleranz, Agitiertheit (übermäßige motorische Aktivität) und Schlafstörungen
Pharmakotherapie
Jodmangel
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Schilddrüse Block 10 Leonie
• Bei radioaktiven Unfällen: frühzeitige Gabe von 130 mg Kaliumjodid (Vorbeugung Schilddrü-
senkarzinome) à nur bis zum 40. LJ, weil ab dann Risiko von Jod-induzierter Hyperthyreose
höher als Risiko für Karzinom
• Bei Hyperthyreose (M. Basedow) hilft Jod in hoher Dosis (Feedback-Hemmung à Ausnutzung
des Wolff-Chaikoff-Effekts: jodinduzierte Hemmung der Schilddrüsenhormon-Freisetzung)
o Gefahr der Jodtoxizität à Jodismus (Schnupfen, Kopfschmerz, Gingivitis, Jodakne)
Dynamik:
Kinetik: Thiamazol (und Prodrug Carbimazol) werden schnell und vollständig resorbiert, glucuronidiert
und sulfatiert und schlussendlich großteils renal eliminiert. Sind plazentagängig à teratogen; Thiama-
zol potenter als PTU. HWZ: PTU 2 h, Thiamazol länger (3-6 h à aber Akkumulation in Schilddrüse,
dadurch noch länger)
Werden zu Beginn in hoher Dosis verabreicht (niedrige Jodkonzentration ist Standard in Zentraleu-
ropa), um kompetitiven Hemmmechanismus zu erreichen
NW: Agranulozytose (zeigt sich als infektiöse Erkrankung; Grund: Myeloperoxidase in Neutrophilen
kann Thionamide umsetzen und deren Reaktionsprodukte können eine Immunantwort auslösen), re-
versible Leukopenie, Ausschläge mit Juckreiz und Urtikaria, Folgende Faktoren bestimmen die therapeutische Wir-
kung von Thioharnstoff-Thyreostatika, nachdem ein
Kropf bei zu hoher Dosis, Gelenksschmerzen, Cholestase Gleichgewichtsspiegel und damit die maximale Hem-
mung der Hormonsynthese erreicht worden ist:
KI: Thiamazol und PTU bei SS (teratogen) à kein Wechsel - Halbwertszeit von T4 (= 4-8 Tage) und von T3 (= 0.5-2)
- das vorhandene Hormonreservoir (= Thyreoglobulin)
auf PTU, auch wenn besser verträglich (weniger drastische - Umwandlung von T4 in T3 durch 5‘-Dejodase
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Schilddrüse Block 10 Leonie
Missbildungen); bei Polyarthritis mit Fieber und Allgemeinsymptomen sollte Therapie abgebrochen
werden
Kinetik: wird vollständig resorbiert, HWZ 4-6 h, renal eliminiert. Hohe, häufige Dosen notwendig.
Indikationen
Grundsätzlich Thionamide vor anderen Substanzen, Perchlorat ist wegen aplastischer Anämie unbe-
liebter geworden.
Klinische Aspekte
• TSH: wichtigster Parameter, erfasst aber seltene Hypophysen-Unterfunktion (sekundäre Hy-
pothyreose) nicht
• Periphere SDH: nur freies T3 und T4 ist biologisch aktiv à deren Konzentration ist daher für
eine Beurteilung zu erfassen
• Schilddrüsen-Antikörper: können Verdachtsdiagnose einer Autoimmunthyreoiditis (M. Base-
dow) bestätigen
• Calcitonin: Tumormarker für medulläres Schilddrüsenkarzinom
• Thyreoglobulin: Marker bei Karzinomnachsorge (steigt bei Rezidiv)
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Schilddrüse Block 10 Leonie
Hypothyreose: Kretinismus/Iodmangel/Hashimoto-Thyreoiditis
• Gewichtszunahme, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Konzentrationsschwäche, Obstipation,
Ödeme
• Hashimoto-Thyreoditis:
o häufigste Ursache einer Hypothyreose; Autoimmunerkrankung!
o es zeigt sich eine Hypertrophie der Schilddrüse (Struma)
• Kretinismus
o = angeborene Hypothyreose mit irreversiblem Hirnschaden und mentaler Retadie-
rung
o Entsteht bei Jodmangel während Schwangerschaft
o Zwergwuchs, Intelligenzdefekte, motorische Koordinationsstörungen, Schwerhörig-
keit
• Therapie: Vollsubstitution mit Levothyroxin (T4); ca. 100-150 µg/d