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med Flockerzi
Experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie
Besonderheiten
der Pharmakotherapie
im höheren Lebensalter
Klinische Pharmakologie/
Pharmakotherapie
(Querschnittsbereich 9)
Prof. Dr. med Flockerzi
Experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie
Besonderheiten
der Pharmakotherapie
im höheren Lebensalter
81 Jahre
63 Jahre
81 Jahre
Besonderheiten
der Pharmakotherapie
im höheren Lebensalter
1. Physiologische Veränderungen im Alter und deren Bedeutung für die Pharmakokinetik
und Pharmakodynamik von Medikamenten
2. Mit dem Alter nimmt die Zahl der Einzeldiagnosen zu, damit die Zahl der verordneten
Medikamente und damit die Zahl der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs)
3. Polypharmakologie/Polypharmazie
Glomeruläre
Filtration
Verbeleibende Funktionen in %
Herz-
index
Vital-
kapazität
Alter (Jahre)
dazu können im höheren Alter
die vier „Is“ kommen:
Intellektueller Abbau
Instabilität
Immobilität
Inkontinenz
1 Physiologische Veränderungen im Alter und deren Bedeutung für die Pharmakokinetik
und Pharmakodynamik von Medikamenten
ab 45 geht’s bergab:
Niere
Abnahme der Leistungsparameter
von Niere, Lunge und Herz
Herz-
index
weibl.
Alter (Jahre)
Am J Kidney Dis (1999) 34: 884-888
Vital-
kapazität
Alter (Jahre)
dazu kommen im höheren Alter
die vier „Is“:
Intellektueller Abbau
Instabilität
Immobilität
Inkontinenz
1 Physiologische Veränderungen im Alter und deren Bedeutung für die Pharmakokinetik
und Pharmakodynamik von Medikamenten
... ohne dass sich Niere
diese Abnahme im
GFR nimmt ab ...
Wert des Serum-
*Modification of Diet in Renal Disease (Levey AS, Greene T, Kusek JW, Beck GJ, MDRD Study Group: Simplified
equation to predict glomerular filtration rate from serum creatinine J Am Soc Nephrol 2000;11: A0828)
1 Physiologische Veränderungen im Alter und deren Bedeutung für die Pharmakokinetik
und Pharmakodynamik von Medikamenten
Arzneimittel, die direkt oder deren Metabolite über die Niere ausgeschieden werden
Arzneistoffe mit hohem „first pass metabolism“ Initial- und Erhaltungsdosis um ca 50% senken
Vorwiegend via Cytochrome abgebaute Arzneistoffe Erhaltungsdosis um 20 - 40% senken
Arzneistoffe, die konjugiert werden Kinetik bleibt unverändert
2 Mit dem Alter nimmt die Zahl der Einzeldiagnosen zu, damit die Zahl der verordneten
Medikamente und damit die Zahl der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs)
2 Mit dem Alter nimmt die Zahl der Einzeldiagnosen zu, damit die Zahl der verordneten
Medikamente und damit die Zahl der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs)
Zahl der
pro Tag
eingenommenen
Medikamente
Alter (Jahre)
2 Mit dem Alter nimmt die Zahl der Einzeldiagnosen zu, damit die Zahl der verordneten
Medikamente und damit die Zahl der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs)
Multimorbidität im Alter
in jüngeren Jahren eher eine einzige Diagnose
bei den 65- bis 69-Jährigen ca 5-6 Diagnosen
bei den 80- bis 84-Jährigen ca 8-9 Diagnosen
2 Mit dem Alter nimmt die Zahl der Einzeldiagnosen zu, damit die Zahl der verordneten
Medikamente und damit die Zahl der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs)
Multimorbidität im Alter
in jüngeren Jahren eher eine einzige Diagnose
bei den 65- bis 69-Jährigen ca 5-6 Diagnosen
bei den 80- bis 84-Jährigen ca 8-9 Diagnosen
Multimorbidität im Alter
in jüngeren Jahren eher eine einzige Diagnose
bei den 65- bis 69-Jährigen ca 5-6 Diagnosen
bei den 80- bis 84-Jährigen ca 8-9 Diagnosen
mit der Zahl der Diagnosen steigt die Zahl der Medikamente
Multimorbidität im Alter
in jüngeren Jahren eher eine einzige Diagnose
bei den 65- bis 69-Jährigen ca 5-6 Diagnosen
bei den 80- bis 84-Jährigen ca 8-9 Diagnosen
mit der Zahl der Diagnosen steigt die Zahl der Medikamente
mit der Zahl der Medikamente steigt die Zahl der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs)
Multimorbidität im Alter
in jüngeren Jahren eher eine einzige Diagnose
bei den 65- bis 69-Jährigen ca 5-6 Diagnosen
bei den 80- bis 84-Jährigen ca 8-9 Diagnosen
mit der Zahl der Diagnosen steigt … die Zahl der Medikamente
… die Zahl der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs)
… die Hospitalisierungsdauer Zahl der Patienten mit UAWs [%]
… die Mortalität
[%]
Verspohl J, Interaktionen – Einführung mit Rezeptbeispielen aus der Praxis (2011) Zahl der gleichzeitig verabreichten Medikamente
3 Polypharmakologie/Polypharmazie: In Leitlinien etabliert
FANTA 4
3 Polypharmakologie/Polypharmazie: In Leitlinien etabliert
FANTA 4
3 Polypharmakologie/Polypharmazie: In Leitlinien etabliert
Herzinsuffizienz
(HFrEF)
Herzinsuffizienz
(HFrEF)
ACE-I, ACE-Hemmer
ARNI, AT1-Blocker und Neprilysin Inhibitor
BB, β- Blocker
Fluconazol
Amiodaron
Bactrim
FLAGYL (Metronidazol)
Inhibitoren: The „FAB-Four“
Fluconazol
Amiodaron
Bactrim
FLAGYL (Metronidazol)
Fluconazol
Amiodaron
Bactrim
FLAGYL (Metronidazol)
Inhibitoren der Inaktivierung erhöhen den Plasmaspiegel
Sulfoylharnstoffe: Glibenclamid
At1-Antagonisten: Candesartan, Irbesartan, Losartan, Valsartan
Statine: Fluvastatin, Rosuvastatin
Fluconazol CYP2C9
Amiodaron
Bactrim (Cotrimoxazol)
FLAGYL (Metronidazol)
Metabolite
3 Polypharmakologie/Polypharmazie: In Leitlinien etabliert
Bradykardie QT-Zeitverlängerung
3 Polypharmakologie/Polypharmazie: In Leitlinien etabliert
*Thrombozytenaggregationshemmer
Bradykardie QT-Zeitverlängerung
Betablocker ↔ Diltiazem/Verapamil
Betablocker ↔ Digitalis-Glykoside Antiarrhythmika ↔ andere QT-Zeit-
Betablocker ↔Amiodaron verlängernde
Metoprolol ↔ Paroxetin (SSRI) Arzneimittel
3 Polypharmakologie/Polypharmazie: In Leitlinien etabliert
Herzinsuffizienz
(HFrEF)
Arterielle
Hypertonie
Irbesartan 150mg
Monotherapie
vs
Quadpill
Irbesartan Amlodipin
37.5 mg 1.25 mg
Indapamid Bisoprolol
0.625 mg 2.5 mg
Irbesartan 150mg
Monotherapie
vs
Quadpill
Irbesartan Amlodipin
37.5 mg 1.25 mg
Indapamid Bisoprolol
0.625 mg 2.5 mg
Medikament 3
35
3 Polypharmakologie/Polypharmazie
Optimizing drug treatment in elderly
Medikament 1 people: the prescribing cascade
UAW werden als
[Rochon & Gurwitz (1997) BMJ
Symptome einer neuen
315:1097]
Erkrankung interpretiert
Medikament 2
UAW werden als
Symptome einer neuen
Erkrankung interpretiert
Medikament 3
41
6 Wie geht man vor?
76-jähriger Patient
Medikationsplan
• KHK, Z.n. Myokardinfarkt1 Bisoprolol 5mg1 1-0-0
• Persistierendes Vorhofflimmern, Z.n. elektronischer Amiodaron 200 mg2 1-0-0
und pharmakologischer Kardioversion (Amiodaron)2 Apixaban 2.5 mg2 1-0-1
• Kardiovaskuläre Risikofaktoren: Zustand nach Torasemid 10 mg3 2-0-0
Nikotin-Abusus (30py), arterielle Hypertonie, Xipamid 10 mg3 1-0-0
Hyperlipidämie, Adipositas3 Kalium retard 1-1-1-1
• Diabetes Mellitus mit Nephropathie, Poly- Insulin lispro4 Plan
neuropathie, Mikro-/Makroangiopathie4
6 Wie geht man vor?
76-jähriger Patient
Medikationsplan
• KHK, Z.n. Myokardinfarkt1 Bisoprolol 5mg1 1-0-0
• Persistierendes Vorhofflimmern, Z.n. elektronischer Amiodaron 200 mg2 1-0-0
und pharmakologischer Kardioversion (Amiodaron)2 Apixaban 2.5 mg2 1-0-1
• Kardiovaskuläre Risikofaktoren: Zustand nach Torasemid 10 mg3 2-0-0
Nikotin-Abusus (30py), arterielle Hypertonie, Xipamid 10 mg3 1-0-0
Hyperlipidämie, Adipositas3 Kalium retard 1-1-1-1
• Diabetes Mellitus mit Nephropathie, Poly- Insulin lispro4 Plan
neuropathie, Mikro-/Makroangiopathie4
Prednisolon 5 mg5 1-0-0
• Rhematoide Arthritis5, Zustand n. Gastritis6 Pantoprazol 40 mg6 1-0-1
Metoclopramid 10 mg6 1-1-1
6 Wie geht man vor?
76-jähriger Patient
Medikationsplan
• KHK, Z.n. Myokardinfarkt1 Bisoprolol 5mg1 1-0-0
• Persistierendes Vorhofflimmern, Z.n. elektronischer Amiodaron 200 mg2 1-0-0
und pharmakologischer Kardioversion (Amiodaron)2 Apixaban 2.5 mg2 1-0-1
• Kardiovaskuläre Risikofaktoren: Zustand nach Torasemid 10 mg3 2-0-0
Nikotin-Abusus (30py), arterielle Hypertonie, Xipamid 10 mg3 1-0-0
Hyperlipidämie, Adipositas3 Kalium retard 1-1-1-1
• Diabetes Mellitus mit Nephropathie, Poly- Insulin lispro4 Plan
neuropathie, Mikro-/Makroangiopathie4
Prednisolon 5 mg5 1-0-0
• Rheumatoide Arthritis5, Zustand n. Gastritis6 Pantoprazol 40 mg6 1-0-1
• Depressive Störung7 Metoclopramid 10 mg6 1-1-1
Citalopram 20 mg7 1-0-0
Melperon 50 mg7 0-0-1-1
6 Wie geht man vor?
76-jähriger Patient
Medikationsplan
• KHK, Z.n. Myokardinfarkt1 Bisoprolol 5mg1 1-0-0
• Persistierendes Vorhofflimmern, Z.n. elektronischer Amiodaron 200 mg2 1-0-0
und pharmakologischer Kardioversion (Amiodaron)2 Apixaban 2.5 mg2 1-0-1
• Kardiovaskuläre Risikofaktoren: Zustand nach Torasemid 10 mg3 2-0-0
Nikotin-Abusus (30py), arterielle Hypertonie, Xipamid 10 mg3 1-0-0
Hyperlipidämie, Adipositas3 Kalium retard 1-1-1-1
• Diabetes Mellitus mit Nephropathie, Poly- Insulin lispro4 Plan
neuropathie, Mikro-/Makroangiopathie4
Prednisolon 5 mg5 1-0-0
• Rheumatoide Arthritis5, Zustand n. Gastritis6 Pantoprazol 40 mg6 1-0-1
• Depressive Störung7 Metoclopramid 10 mg6 1-1-1
Jetzt Citalopram 20 mg7 1-0-0
• Deckplattenkompressionsfraktur mit Lumboischialgie Melperon 50 mg7 0-0-1-1
• Akute Schmerzexazerbation8 Novaminsulfon 500 mg8 1-1-1-1
Hydromorphon 16 mg8 1-0-1
Gassner, Krankenhauspharmazie 38:513-5 (2017) Folsäure 5 mg 1-0-0
6 Wie geht man vor? Interaktionscheck: ABDA Datenbank, ADI
46
6 Wie geht man vor? Interaktionscheck: ABDA Datenbank, ADI
* die Interaktion kann potentiell lebensbedrohlich sein oder zu schwerwiegenden (evtl. irreversiblen)
Folgen für den Patienten führen
47
6 Wie geht man vor? Interaktionscheck: ABDA Datenbank, ADI
* die Interaktion kann potentiell lebensbedrohlich sein oder zu schwerwiegenden (evtl. irreversiblen)
Folgen für den Patienten führen
48
6 Wie geht man vor?
49
6 Wie geht man vor?
www.fachinfo.de
7 Was soll man beachten?
ende
Quellen
• Chow CK, Atkins ER, Hillis GS, et al.: Initial treatment with a single pill containing quadruple
combination of quarter dose of blood pressure medicines versus standard dose monotherapy in
patients with hypertension (QUARTET): a phase 3, randomised, double-blind, active-controlled
trial. Lancet 398 (2021), 1043-52. DOI 10.1016/S0140-6736(21)01922-X
• Högger P, Strehl E, Krämer I: Repititorium Klinische Pharmazie, 3. Auflage. Govi-Verlag
Pharmazeutischer Verlag GmbH, Eschborn (2015)
• S3-Leitlinie Multimedikation: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-
043l_S3_Multimedikation_2021-08.pdf (letzter Zugriff 07.07.2022)
• Verspohl J: Interaktionen – Einführung mit Rezeptbeispielen aus der Praxis, 5. Auflage. Deutscher
Apotheker Verlag, Stuttgart (2011)
• By the 2019 American Geriatrics Society Beers Criteria® Update Expert Panel. American Geriatrics
Society 2019 Updated AGS Beers Criteria® for Potentially Inappropriate Medication Use in Older
Adults. J Am Geriatr Soc. 2019 Apr;67(4):674-694. doi: 10.1111/jgs.15767. Epub 2019 Jan 29.
PMID: 30693946.
• Schurig AM, Böhme M, Just KS et al.: Adverse drug reactions (ADR) and emergencies— the
prevalence of suspected ADR in four emergency departments in Germany. Dtsch Arztebl Int
(2018); 115: 251–8. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0251
• Just KS, Dorman H, Schurig M, et al.: Adverse Drug Reactions in the Emergency Department: Is
There a Role for Pharmacogenomic Profiles at Risk?—Results from the ADRED Study. Journal of
Clinical Medicine 9 (2020), 1801. DOI: 10.3390/jcm9061801
• Gassner C: Keep the rhythm. Krankenhauspharmazie 38: 513–5. (2017)
• ABDA Datenbank: https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Arzneimittelinformationen/Arzneimittel-recherchieren/ABDA/_node.html