Entdecken Sie eBooks
Kategorien
Entdecken Sie Hörbücher
Kategorien
Entdecken Sie Zeitschriften
Kategorien
Entdecken Sie Dokumente
Kategorien
K
Robert Schumann: Davidsbündler gegen Philister
Höhe: 120 mm
8 Réplique (L’istesso tempo) cr Asch-Capriccio B-Dur 0:59 dq Nr. 7 Nicht schnell – Mit äußerst dabei sprach aber viel Seligkeit
Sphinxes 0:52 (1835?, Fragment, ergänzt starker Empfindung aus seinen Augen.) 1:59
9 Papillons (Prestissimo) 0:47 von Joachim Draheim)* g-Moll/As-Dur (E.) 3:54
bl A.S.C.H. – S.C.H.A. cs Fantasia sopra un tema di 1:13 dr Nr. 8 Frisch c-Moll (F.) 1:03
(Lettres dansantes, Presto) 1:00 quatre suoni e-Moll ds Nr. 9 Lebhaft C-Dur Total Time: 75:14
bm Chiarina (Passionato) 1:22 (1835?, Fragment, ergänzt (Hierauf schloß Florestan und
bn Chopin (Agitato) 1:20 von Joachim Draheim)* es zuckte ihm schmerzlich um
bo Estrella (Con affetto) 0:27 die Lippen.) 1:54
bp Reconnaissance (Animato) 1:46 ct (Tanz) g-Moll (zu den „Davids- 1:29
bq Pantalon et Colombine bündlertänzen“ gehörig, 1837, Heft II
(Presto – Meno Presto – Tempo I) 1:00 erschienen 1984, Fragment, dt Nr. 1 Balladenmäßig.
br Valse allemande (Molto vivace) 0:52 ergänzt von Joachim Draheim)* Sehr rasch d-Moll (F.) 1:33
bs Intermezzo: Paganini (Presto) – du Nr. 2 Einfach D-Dur (E.) 2:06
Tempo I ma più vivo 1:18 el Nr. 3 Mit Humor e-Moll (F.) 0:43
bt Aveu (Passionato) 1:16 em Nr. 4 Wild und lustig
bu Promenade (Commodo) 2:13 h-Moll/H-Dur (F. und E.) 3:30
cl Pause (Vivo) 0:21 en Nr. 5 Zart und singend Es-Dur (E.) 2:22
cm Marche des „Davidsbündler“ eo Nr. 6 Frisch B-Dur/Es-Dur
contre les Philistins (Non Allegro) 4:06 * Erstaufnahme/Premiere Recording (F. und E.) 2:27
DEUTSCH
künstlerischen Mängeln, nicht immer mit der präsentieren. Mehrere dieser CDs werden Dichtung‘ in humoristischer Weise verbin- und Eusebius“, wie es auf den Titelblättern
Höhe: 120 mm
gebotenen Sorgfalt angegangen, sodass kei- auch Erstaufnahmen enthalten. Die Booklets dend.“ heißt. Im Carnaval op. 9 sind nicht nur Flores-
ne dieser Aufnahmen das Prädikat „Gesamt- von Joachim Draheim, der einige der Werke tan und Eusebius, sondern auch zwei weib-
aufnahme“ zu Recht trägt. Da Schumann entdeckt und/oder ediert hat, erhellen die Nach der Definition des Schumann-For- liche Mitglieder des „Davidsbundes“, „Chia-
eine Reihe von Werken (Impromptus op. 5, biographischen und musikgeschichtlichen schers Friedrich Gustav Jansen ist Eusebius rina“ (Clara Wieck) und „Estrella“ (Ernestine
Davidsbündlertänze op. 6, Symphonische Etü Hintergründe der jeweiligen Werkgruppe. „der zartbesaitete, sanfte Jüngling, der sich von Fricken, Schumanns damalige Verlobte),
den op. 13, Concert sans Orchestre bzw. So- stets bescheiden im Hintergrund hält“, Flo- musikalisch porträtiert; am Ende gibt es gar
nate f-Moll op. 14 und Kreisleriana op. 16) restan „dagegen der brausende, übermü einen fulminanten Marche des „Davidsbünd
in zwei mehr oder weniger divergierenden Davidsbündlertänze op. 6, 1. Fassung thige Sturmläufer, – grundehrlich, aber oft- ler“ contre les Philistins im Dreivierteltakt.
Fassungen publiziert hat, ist es unstatthaft, mals den seltsamsten Grillen hingegeben“.
unter dem Etikett „Gesamtaufnahme“ nur Robert Schumanns Doppelexistenz als Kom- Neben dieser Spaltung des eigenen Ichs, In den Davidsbündlertänzen op. 6 zeich-
eine dieser Fassungen einzuspielen oder die ponist, der vor allem mit seinen frühen Kla- die dem Zwillingspaar Walt und Vult aus nen Florestan und Eusebius, einzeln oder in
Fassungen gar miteinander zu verquicken. vierwerken kühn musikalisches Neuland be- den Flegeljahren seines literarischen Idols Gemeinschaft, für jedes der achtzehn Stücke
Dabei wurden auch an entlegenen Stellen trat, und als Musikschriftsteller – wie David Jean Paul abgelauscht ist und bereits 1831 verantwortlich und geben jeweils vor Ende
veröffentlichte oder unveröffentlichte Werke gegen die Philister – mutig dafür kämpfte, in dem berühmten Chopin-Aufsatz in der der beiden Hefte (in Nr. 9 bzw. 18) vielsa-
sowie Fragmente, die sich ohne waghalsige „daß die Poesie der Kunst wieder zu Ehren Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung gende Kommentare ab. Somit stehen diese
Spekulationen leicht ergänzen lassen, bisher komme“, manifestiert sich am schönsten in als witziger Dialog der beiden begegnet, Charakterstücke, wie sie erst in der zweiten
nur in Ausnahmefällen berücksichtigt. der Idee der „Davidsbündler“. In der Einlei- zählte Schumann als weitere „Davidsbünd- Auflage von 1850 heißen, die im Spätsom-
tung zu seinen Gesammelten Schriften über ler“ seine Freunde und Mitarbeiter in der mer 1837, wahrscheinlich zwischen dem
Die auf 15 CDs angelegte erste wirkli- Musik und Musiker, in denen seine Essays Neuen Zeitschrift für Musik, aber auch ferner 20. August und 21. September, in Leipzig
che Gesamtaufnahme der zweihändigen und Rezensionen aus der 1834 von ihm ge- stehende verwandte Geister, z.B. Mendels- entstanden sind und im Januar 1838 bei Ro-
4 5
DEUTSCH
Tonarten G-Dur und h-Moll kreisen, letzt- mahlen. War ich je glücklich am Clavier, so zugleich das Zentrum bildet.“ nicht nur Florestan und Eusebius (wie schon
Höhe: 120 mm
lich jedoch beidesmal nach C-Dur („C“ wie war es, als ich sie componirte …“ Als Clara in einer Neuauflage von 1838) auf dem Ti-
„Clara“!) streben. Schumann charakterisiert daraufhin am 3. März 1838 bemerkte: „Auch Die diesem beziehungsreichen Titelblatt telblatt durch Robert Schumann ersetzt sind
sie in einem Brief an Carl Montag vom 20. die Davidstänze gefallen mir sehr wohl, und folgende suitenartige Reihung von scharf und der Alte Spruch getilgt wurde, sondern
Oktober 1837 als „Todtentänze, Veitstänze, recht wohl versteh ich sie, doch soll ich Dir profilierten Charakterstücken nimmt zu- auch alle Hinweise auf die beiden Davids-
Grazien- und Koboldstänze“. Der Bezug aufrichtig gestehen, sie gleichen oft zu sehr nächst den schwungvollen Impuls von Clara bündler in den Noten verschwanden. Einige
zur 18-jährigen Clara Wieck, der gefeierten dem Carnaval, der mir das Liebste von diesen Wiecks Mazurka auf, verliert sich dann aber etwas ausgefallene Spielanweisungen wur-
Klaviervirtuosin, die seit August 1837 mit kleineren Piècen ist, die Du geschrieben …“, bald in entfernte Tonarten und Klangräume, den durch gebräuchlichere ersetzt. Wenn
Schumann verlobt ist, mit der er sich aber protestierte der Komponist (Brief vom 18. lyrische Abschweifungen, aber auch drama- auch der Notentext etwas überarbeitet und
nur heimlich treffen kann, wird nicht nur am März): „Über die Davidsbündlertänze gehst tische und technisch sehr anspruchsvolle gelegentlich geglättet wurde, kann jedoch
Schluss, sondern schon am Anfang durch Du mir sehr flüchtig hinweg; ich meine, Steigerungen, die aber ebenso schnell wie- von einer vollkommen neuen Fassung, wie
ein musikalisches Zitat („Motto von C.W.“) sie sind ganz anders als der Carnaval und der abgebrochen werden und geheimnis- schon behauptet wird, nicht die Rede sein.
ihrer Mazurka G-Dur op. 6, Nr. 5 (aus den verhalten sich zu diesem wie Gesichter zu vollen Sphärenklängen („Zart und singend“, Das Autograph, das zugleich als Stichvorla-
1836 erschienenen Soirées musicales op. 6) Masken …“ „Wie aus der Ferne“) weichen. In der Kühn- ge für die Ausgabe von 1838 diente, schenk-
besonders akzentuiert. Am 5. Januar 1838 heit der Satz- und Klaviertechnik, der Modu- te Schumann seinem getreuen Adepten und
schrieb Schumann an Clara Wieck: „In den Wie sehr die Davidsbündlertänze Schu- lationen, der Harmonik und Rhythmik geht Jünger Theodor Kirchner, der 1874 mit sei-
Tänzen sind viele Hochzeitsgedanken – sie mann am Herzen lagen, zeigt das aufwändig dieses Werk zum Teil über alles hinaus, was nen Neuen Davidsbündlertänzen op. 17 ein
sind in der schönsten Erregung entstanden, und sicher nach Anregungen Schumanns Schumann bis dahin geschrieben hat, was originelles Nachfolgewerk veröffentlichte.
wie ich mich nur je besinnen kann.“ Am gestaltete Titelblatt, auf dem ein Alter Spruch die relativ geringe Resonanz bei den Zeit- Als Kirchner durch seinen unsteten Lebens-
5. September 1839 teilte Schumann sei- zu lesen ist „In all’ und jeder Zeit / Verknüpft genossen erklärt. Selbst Clara Schumann wandel in finanzielle Not geriet, kaufte ihm
nem ehemaligen Lehrer Heinrich Dorn mit: sich Lust und Leid: / Bleibt frumm [sic!] in Lust lernte das Werk erst nach Schumanns Tod Brahms das Manuskript zu einem hohen
6 7
DEUTSCH
Carnaval op. 9 so ganz aus der Seele, ja, ja, es finden sich überdies in ernster Stimmung und eigenen drinnen sind, …“ Der Brief an Henriette Voigt
Höhe: 120 mm
schon Menschen, die meinen Robert verste- Verhältnissen. Den Stücken gab ich später schließt mit einem Notenzitat (a’, es”, c”, h’
„In diesen Tagen spiele ich mehreren Kennern hen werden. Doch so wie ich kann ihn keiner, Überschriften und nannte die Sammlung in Achteln) und den Worten: „Das klingt
den Carnaval von Robert Schumann vor, ein d a r f ihn keiner verstehen.“ Carnaval. Mag manches darin den und je- sehr schmerzvoll. – Ich sitze im Compositi-
schönes lebendiges Bild in Tönen, darf ich nen reizen, so wechseln doch auch die musi- onsfeuer, darum Verzeihung!“
Sie dazu einladen, und Ihnen nächster Tage Liszt war dann der Erste, der sich in einem kalischen Stimmungen zu rasch, als daß ein
das Nähere bestimmen?“ heißt es am Ende öffentlichen Konzert für Schumanns Carna ganzes Publicum folgen könnte, das nicht Nach einer Tagebucheintragung begann
eines Briefes, den die 18-jährige Clara Wieck val einsetzte, was aber erst in jenem denk- alle Minuten aufgescheucht sein will.“ die eigentliche kompositorische Arbeit aber
am 11. Januar 1838 in Wien an den Dichter würdigen Konzert vom 30. März 1840 im erst im „December 1834 in Zwickau“ und
Franz Grillparzer schrieb. Claras Enthusias- Leipziger Gewandhaus möglich wurde. Auf Die „musikalische Bekanntschaft“, von wurde im folgenden Jahr fortgesetzt und
mus für das im Jahr zuvor erschienene Opus Liszts Bitte, um der Wirkung willen etwas der er hier etwas verlegen spricht, war Er- das Werk „in den Wintermonaten in’s Rei-
9 ihres Bräutigams veranlasste sie, es immer kürzen zu dürfen, war Schumann bereit- nestine von Fricken (1816–1844), die Adop- ne geschrieben“, wohl jedoch erst vor der
wieder und meist mit großem Erfolg im pri- willig eingegangen und hatte selbst diesbe- tivtochter des Freiherrn Ignaz von Fricken, Drucklegung 1837 endgültig abgeschlos-
vaten Kreise vorzutragen; „zum öffentlichen zügliche Vorschläge gemacht. So erklangen eines Musikliebhabers, dem er das Thema sen. Diese gestaltete sich zunächst schwie-
Spiel“ schien ihr jedoch erstaunlicherweise damals nur zehn Nummern des zwanzig- seiner Symphonischen Etüden op. 13 ver- rig. Am 13. April 1836 bat Schumann den
gerade der Carnaval nicht geeignet zu sein. teiligen Zyklus, und zwar unter dem Titel dankte, damals Klavierschülerin Friedrich Leipziger Verleger Friedrich Kistner, das
„Aber schön ist er“, liest man im eben zitier- Carnavalscenen die folgenden: 1. Préambule. Wiecks und heimlich mit Schumann verlobt. neue Werk unter dem Titel „Fasching.
ten Brief an Schumann in Leipzig vom 18. Ja- 2. Andantino (Eusebius). 3. Agitato (Flores- Dieser löste die etwas hastig eingegangene Schwänke auf 4 Noten f. Pfte. von Florestan.
nuar 1838, „– schön, weil er Dich bei jedem tan). 4. Valse (la Coquette). 5. Réplique. 6. Verbindung, als er von den unklaren Famili- Op. XII“ in der von ihm herausgegebenen
Mal spielen so lebendig vor die Seele stellt; Notturno (Chopin). 7. Scherzo (Pantalon et enverhältnissen seiner Braut erfuhr und sich Neuen Zeitschrift für Musik anzeigen zu dür-
ich seh’ Dich als Eusebius, und fühle einen Colombine). 8. Reconnaissance. 9. Prome- seiner Liebe zu Clara Wieck bewusst wurde. fen und eine entsprechende Ankündigung
8 9
DEUTSCH
lehnte die Publikation schließlich ab. „Einiges darin streichen wolle“ und schon nem Namen sind. Die Ueberschriften setzte Nr. 16 Valse allemande – das Préambule geht
Höhe: 120 mm
im August 1837 erschien die Leipziger ich später darüber. Ist denn die Musik nicht zu großen Teilen auf die Introduktion zu den
Von den damals (oder auch im folgen- Ausgabe unter dem Titel „Carnaval/Scènes immer an sich genug und sprechend? Estrel- unvollendeten Sehnsuchtswalzer-Variationen
den Jahr bei der endgültigen Drucklegung) mignonnes/composées/pour le Pianoforte/ la ist ein Name, wie man ihn unter Portraits zurück), Frédéric Chopin (Nr. 12, eine eigen-
gestrichenen Stücken hat Schumann später sur quatre notes/et dédiées/A Mons.r Charles setzt, das Bild fester zu halten; Reconnais- willige Nocturne-Studie) und Niccolò Paga-
doch noch einige publiziert, in den 1851 Lipiński/par/Robert Schumann./Oeuv. 9 …“. sance eine Erkennungsscene, Aveu Liebes- nini (Intermezzo zu Nr. 16, eine Beschwö-
erschienenen Bunten Blättern op. 99 (Nr. 6: Die Widmung an den bedeutenden pol- geständnis, Promenade ein Spazierengehen, rung geigerischer Hexenkünste). In Nr. 5
Albumblatt III) und den 1854 gedruckten Al nischen Geiger und Komponisten Karol wie man es auf deutschen Bällen Arm in Arm (Eusebius) und Nr. 6 (Florestan) entwirft er
bumblättern op. 124 (Nr. 4: Walzer, Nr. 11: Lipiński (1790–1861), der von 1839 bis 1850 mit seiner Dame thut. Das Ganze hat durch- ein musikalisches Portrait seiner Doppelna-
Romanze und Nr. 17: Elfe). Die Zugehörig- als Konzertmeister in Dresden tätig war, er- aus keinen Kunstwerth: einzig scheinen mir tur, wie sie die beiden „Davidsbündler“ und
keit zum Carnaval wird nicht nur durch das klärt sich aus der hohen Wertschätzung, die die vielfachen verschiedenen Seelenzustän- Phantasiegestalten, der weiche Träumer
jeweils deutlich ausgeprägte „ASCH-Motiv“ Schumann für diesen Künstler hegte, der de von Interesse.“ und der energische Enthusiast, verkörpern.
belegt – am wenigsten bei der vielleicht auch mit Paganini befreundet war.
schon früher entstandenen Elfe op. 124 Nr. Schumann greift hier das phantasievolle An zentraler Stelle (Nr. 10 A.S.C.H. –
17 –, sondern auch durch die Quellenlage. Schumann ging allerdings sehr bald auf Spiel mit Tonbuchstaben in seinem Opus 1, S.C.H.A.) erscheinen die vier Tonbuchstaben
Der Walzer op. 124 Nr. 4 findet sich, dort mit Distanz zu diesem Werk, das eines seiner den Abegg-Variationen, auf und verbindet es als „Lettres dansantes“ in den Vorschlagsno-
der Überschrift Ballo, in einem Skizzenkon- populärsten werden sollte. Am 18. März mit der Idee des „Maskenballs“, die er Jean ten einer kapriziösen Walzermelodie, zwi-
volut in der Pierpont Morgan Library in New 1838 schrieb er an Clara Wieck, dass sich die Paul verdankt und die in seinem Opus 2, schen Nr. 8 und 9 sind sie geheimnisvoll in
York, zusammen mit weiteren Entwürfen, Davidsbündlertänze op. 6 zum Carnaval wie den Papillons, erstmals gestaltet ist. Hierauf den drei Sphinxes in Mensuralnotation (als
die eindeutig zum Carnaval gehören. Ein „Gesichter zu Masken“ verhielten und „unter verweisen der Titel der Nr. 9 und musikali- „Breves“) notiert. Die eigentlichen Szenen
rasantes, von übermütiger Laune sprühen- Freuden entstanden sind, während jener oft sche Zitate (Nr. 1 der Papillons in Nr. 6 Flores des Balles mit ihren vielsagenden Überschrif-
10 11
DEUTSCH
rung der letzten Symphonie von Beethoven Peter Feuchtwanger und setzte seine Studi- konzert unter der Leitung des Komponisten. ter von Robert Schumann und Dmitri Schos-
Höhe: 120 mm
von 1835: „Florestan stieg auf den Flügel en am Royal College of Music und an der takowitsch sowie als „work in progress“ die
und sprach: ‚Versammelte Davidsbündler, Royal Academy of Music in London fort, wo Einladungen zu Festivals führten ihn Aufnahme sämtlicher Solo-Klavierwerke von
d. i. Jünglinge und Männer, die Ihr todt- er heute lebt. Bei Florian Uhlig verbinden u.a. zum Beethovenfest Bonn, zu den Fest- Schumann. 2013 erschienen eine Aufnah-
schlagen sollet die Philister, musikalische sich Gegensätze auf ungewöhnliche Art spielen Mecklenburg-Vorpommern, den me der Klavierkonzerte von Ravel, Poulenc,
und sonstige, vorzüglich die längsten’ …“. und Weise. Einerseits ist er in der deutschen Schwetzinger Festspielen, den Wiener Fest- Françaix und Debussy sowie das Klavierkon-
Musiktradition verwurzelt, mit der man wochen, France Musiques Paris, dem Schles- zert „Resurrection“ von Krzysztof Pende-
Gleichgesinnte Musiker haben Schumann Ernsthaftigkeit, Stil und Struktur verbindet. wig-Holstein Musik Festival, dem Hongkong recki. 2014 folgte eine CD mit Ravels sämtli-
in diesem Sinne sofort verstanden: Sein Andererseits entwickelte er während seines Arts Festival, dem Warschauer Beethoven chen Werken für Klavier solo.
ehemaliger Lehrer Heinrich Dorn fand den jahrelangen Aufenthaltes in London einen Festival und dem Menuhin Festival Gstaad.
Carnaval „bien amusable“, Henriette Voigt individuelleren Umgang mit dem musikali- Als Solist konzertiert Florian Uhlig mit inter- Seit 2008 ist Florian Uhlig Künstlerischer
schrieb ihm, sie „schwärme nicht wenig schen Werk als auf dem „Kontinent“ üblich: national renommierten Dirigenten, darun- Leiter des Johannesburg International Mo-
dabei“, und die Komponistin Julie Baroni- pointierte Freiheiten, exzentrische Reper- ter Lukasz Borowicz, Eivind Gullberg Jensen, zart Festivals.
Cavalcabò, eine Schülerin von Mozarts Sohn toire-Kombinationen und Neugier auf musi- Kristjan Järvi, Christoph Poppen, Wojciech
Franz Xaver, sprach von dem „geist- und kalische Raritäten. Rajski, Michael Sanderling oder Gerard Zum Sommersemester 2014 wurde Flo-
gemüthvollen Carnaval“. Dies freute denn Schwarz. rian Uhlig auf eine Professur an der Hoch-
Schumann doch so sehr, dass er ihr in ei- Florian Uhlig gab sein Orchesterdebüt schule für Musik „Carl Maria von Weber“ in
nem Brief vom 9. Februar 1838 so etwas wie 1997 im Londoner Barbican. Seitdem führte Neben seiner solistischen Tätigkeit ist Flo- Dresden berufen.
ein künstlerisches Credo anvertraute: „Daß ihn eine rege Konzerttätigkeit in die bedeu- rian Uhlig ein vielgefragter Kammermusiker
Sie mein Carnaval reizen mag, begreife ich tendsten Säle in Amsterdam, Berlin, Brüs- und Liedpianist. Er war der letzte Partner ]]]
wohl; es sieht ja im Künstlerherzen manch- sel, Caracas, Dresden, Hongkong, Istanbul, des legendären Baritons Hermann Prey und
12 13
Höhe: 120 mm
Schumann published several works (Im grounds of the respective groups of works. Florestan “is an unruly, high-spirited storm in ¾ time.
promptus op. 5, Davidsbündlertänze op. 6, trooper, thoroughly honest but frequently
Symphonic Studies op. 13, Concert sans Or taken with the strangest whims”. In addition In the Davidsbündlertänze, Florestan and
chestre or Sonata in F Minor op. 14 and Kreis- Davidsbündlertänze op. 6, first version to this splitting of his own ego, which was Eusebius, either individually or together,
ENGLISH
ENGLISH
leriana op. 16) in two more or less different borrowed from the twins Walt and Vult in have named themselves responsible for
versions, it is not legitimate in a “complete It is above all in his early piano works that his literary idol Jean Paul’s Flegeljahre (years each of the eighteen pieces and deliver
recording” to include only one of the ver- the composer Robert Schumann ventured of indiscretion) and which featured as early eloquent commentaries in nos. 9 and 18,
sions, let alone to amalgamate two of them. boldly into musically virgin territory, and as 1831 in a witty dialogue in Schumann’s before the end of each of the two volumes.
Moreover, works published at remote places like David against the Philistines, as a writer famous Chopin essay in the Leipzig Allge These Charakterstücke (character pieces), as
as well as unpublished works and fragments on music he courageously fought for “re- meine Musikalische Zeitung, the composer they are called only in the second edition
that could easily be completed without too storing to poetry its place of honour in art”. turned his friends and collaborators in the of 1850, were written in Leipzig in the late
much speculation, have so far been taken His dual nature is manifested best in the idea Neue Zeitschrift für Musik into members of summer of 1837, probably between August
into account only in exceptional cases. of the “Davidsbündler” (League of David). the League of David, together with more 20 and September 21, and printed by Schu-
In the 1853 introduction to his collected distantly associated persons like Mendels mann’s publisher Robert Friese in January
Florian Uhlig’s 15-CD set is the first gen- writings on music and musicians, a reprint sohn, Berlioz and even great musical figures 1838, and they consequently formed the
uine complete recording of Robert Schu- of his essays and critiques from the journal of the past like Bach and Mozart. focus of Schumann’s life, creativity and mu-
mann’s works for solo piano. On CDs sens- Neue Zeitschrift für Musik he founded in 1834 sical thinking. In them, “Schumann com-
ibly concentrating on different themes (e.g. and ran until 1844, he writes: “Let me make Playing with disguises and pseudonyms bines in very specific manner thoughts on
“Robert Schumann and the sonata”, “The mention here of a league that was more in this typically Romantic manner not only Clara with his compositional and aesthetic
young virtuoso”, “Schumann in Vienna”, than secret, for it existed only in the head lent his music commentary special sea- ideas” (Hans Joachim Köhler).
14 15
Höhe: 120 mm
since August 1837 – in what is claimed to tirely different from the Carnaval and relate beyond everything Schumann had hith- as the engraver’s model for the edition of
be the “motto of C.W.”: a quotation of the to them as faces do to masks …” erto created in terms of bold writing and 1838, to his faithful assistant and follower
Mazurka in G Major op. 6/5 from her Soirées piano technique, modulation, harmony Theodor Kirchner, who in 1874 published his
musicales of 1836. Schumann wrote to Clara Just how much Schumann took the Da and rhythm, which explains the lukewarm Neue Davidsbündlertänze op. 17, an original
ENGLISH
ENGLISH
Wieck on January 5, 1838: “There are many vidsbündlertänze to heart is demonstrated reception it received from his contempor- follow-up. When Kirchner ran into financial
nuptial thoughts in the dances – they were by the lavish and sure way he arranged the aries. Clara Schumann herself came to like problems because of his extravagant way
written in the most wonderful state of ex- title page, on which an “old saying” ap- the work only after Schumann’s death, but of life, Brahms bought Schumann’s manu-
citement I can imagine.” Schumann con- pears: “Each and every time / pleasure and still played it rather seldom in her recitals. script from him at a high price in order to
fided to his former teacher Heinrich Dorn on suffering are linked: / be devout in pleasure Yet the Davidsbündlertänze would be among add it to his collection. On pages 7 and 8,
September 5, 1839: “To be sure, traces of and be / ready to meet suffering with cour- the last works she performed. Her pupil and there is an almost complete, mazurka-like
the strife Clara has cost me will be found in age.” Reinhard Kapp aptly commented: friend Mathilde Wendt recalled the event dance in G Minor without heading or tempo
my music. She is virtually the sole inspira- “The splendid gothic frame presents a portal at the end of 1895, only months before her marking; the piece is crossed out but bears
tion for the Concert sans orchestre [op. 14], which gives initiates access to the League of death: “On the day before we took leave of the signature “F. and E.”. It takes up the
the Sonata [op. 11], the Davidsbündlertänze, David and which at the same time represents her, she played … the Davidsbündlertänze, motifs and rhythms of Clara Wieck’s Ma
the Kreisleriana and the Novelletten.” the door at which the bride arrives; it sug- which she loved more than any other work. zurka in G Major much more pronouncedly
gests an altar, which is probably dedicated Whilst performing, the aged, white-haired than the opening number and was perhaps
In a letter dated February 7, 1838, he pro- to friendship but may also be the one before woman seemed rejuvenated, her counten deleted for that reason. All it required was
vided further information to Clara herself: which the bride is led; it represents the pro- ance radiant with bliss.” the completion of three bars and the add
“But what is in the dances is up to my Clara scenium of the stage for the imagined bal- ition of five bars to make it playable for this
to find out, for they are dedicated more to let to the dances and recalls the form of an first recording.
16 17
Höhe: 120 mm
public”. In the letter of January 18, 1838 to practice, in his report on the concert in the had been dissolved. Schumann sent his I have deleted much from it so that it re-
Schumann in Leipzig, she went on: “But it is Neue Zeitschrift für Musik of April 10, 1840, friend Henriette Voigt, whom he esteemed quires at most 20 plates and so might ap-
beautiful – beautiful because it so palpably Schumann gave a detailed account of his highly as a pianist and who knew of his rela- pear in a single volume (which is important
portrays you whenever you play; I see you own work: “Just a few words about the tionship with Ernestine, a “merry postscript” to me, since I imagine it as a whole) … Un-
ENGLISH
ENGLISH
as Eusebius, and feel a tender squeeze of my composition, which owes its existence to of September 13, 1834 to a letter to his fian- less I am altogether mistaken, the work will
hand! I see you as Florestan, angered by the a coincidence. The name of the small town cée that reads: “I have just discovered that create quite a stir and at all events sell well,
whims of a father but soon calming down; in where a musical acquaintance of mine lived Asch is a very musical name, that all the let- even exceptionally well, because it happens
a word, it always makes an indescribable im- was made up purely of letters in the musi- ters are in my name, and that they are the not to be difficult to play.” Kistner, however,
pression on me, it awakens in me joy, pain, cal scale, all of which are in my name; that only musical things in the place …” The let- refused to publish it.
yearning …” On April 23, 1838, she proudly was the provenance of one of those ingeni ter to Henriette Voigt closes with the notes
reports of an encounter with Franz Liszt: “He ous games that have been known since a’, es’’, c’’, h’ [es = E flat, h = B natural] in Of the pieces Schumann had deleted (or
esteems your compositions remarkably … Bach first used the idea. I finished one piece quavers and with the words: “That sounds would delete for the final publication the
I have played your Carnaval to him, and after the other just at Carnival time in 1835, very anguished. – I’m all aflame with com- following year), some were published later
it quite delighted him, ‘that is quite an in- although my mood and my own situation posing, so pardon me!” in the Bunte Blätter (motley leaves) op. 99
tellect’ he said, ‘that is one of the greatest were serious. I gave the pieces titles later of 1851 (no. 6: Albumblatt III) and in the Al
works I know’. You can imagine my joy. He and called the collection ‘Carnival’. While According to one diary entry however, bumblätter op. 124 of 1854 (no. 4: Walzer,
is right, he was speaking altogether from the certain pieces may charm some people, the the actual compositional work began only no. 11: Romanze and no. 17: Elfe). The clear
heart, yes, yes, there are already people who moods change too fast for an entire audi- in “December 1834 in Zwickau”, was con- “ASCH motif” in each proves that they come
understand my Robert. But no-one can, no- ence to follow without being startled every tinued the following year and finally com- from Carnaval – at least in the case of the
one may understand him as I can.” few minutes.” pleted that winter, for we read: “fair copy in possibly earlier Elfe op. 124/17 – as do vari-
18 19
Höhe: 120 mm
had taken the version shortened for Liszt, a musical friend and, strangely, those letters Valse noble, no. 16 Valse allemande – the symphony” of 1835: “Florestan sprang atop
Schumann sent Carnaval to Breitkopf & Här- are also found in my name. I added the titles Préambule largely derives from the intro- the grand piano and said: ‘Assembled mem-
tel in Leipzig on May 22, 1837 but on May later. Is music after all not enough in itself duction to his unfinished Sehnsuchtswalzer- bers of the League of David, youths and men
31, requested the manuscript be returned and self-explanatory? Estrella is like a name Variationen), Frédéric Chopin (no. 12, a self- who should kill the Philistines, musical and
ENGLISH
ENGLISH
to him because he wanted “to delete sev- one might place under a picture to focus the willed nocturne study) and Niccolò Paganini otherwise, starting with the tallest’ …”.
eral things in it“. Bearing the title Carnaval / scene more sharply; Reconnaissance is a rec- (intermezzo in no. 16, an evocation of violin-
Scènes mignonnes / composées / pour le Piano- ognition scene, Aveu is a profession of love, istic wizardry). In no. 5 (Eusebius) and no. 6 Like-minded musicians immediately un-
forte / sur quatre notes / et dédiées /A Mons.r Promenade is like the striding one performs (Florestan), he sketches a musical portrait of derstood what Schumann meant: his former
Charles Lipinski / par / Robert Schumann. / arm in arm with one’s lady at German balls. his ambiguous nature as embodied in the teacher Heinrich Dorn found Carnaval “bien
Oeuv. 9 …, the Leipzig edition came out in As a whole, the work has no artistic value two members of the League of David and of amusable”, Henriette Voigt wrote that it sent
August 1837. Its dedication to the eminent at all: the many different emotional states fantasy figures as expressed by the soft day- her “into no mean raptures”, while com-
Polish violinist and composer Karol Lipinski alone seem of interest to me.” dreamer and the energetic enthusiast. poser Julie Baroni-Cavalcabò, a pupil of Mo-
(1790–1861), who led the Dresden orches- zart’s son Franz Xaver, spoke of the “witty
tra from 1839 to 1850 and was on friendly Schumann here takes up the highly im- In the middle, no. 10 A.S.C.H. – S.C.H.A.: and warm-hearted Carnaval”. That made
terms with Paganini, is evidence of the es- aginative game with letters of the scale of Lettres dansantes, the four tone letters Schumann so happy that he confided some-
teem in which Schumann held him. his Abegg Variations op. 1, combining it [where “S” stands for Es, the German name thing like an artistic confession to her in a
with the idea of the masked ball, which he for E flat, and “H” indicates B natural] appear letter dated February 9, 1838: “I well un-
Schumann very soon began distancing borrowed from Jean Paul and used for the in the appoggiaturas of a capricious waltz derstand that my Carnaval may charm you;
himself from what would become one of first time in his Papillons op. 2. That work is melody. Mysteriously, the three Sphinxes are things in the artist’s heart sometimes seem
his most popular works. In the previously referred to in the title of no. 9 and in musi- placed unnumbered between nos. 8 and 9 fantastical, and the garish dissonances that
20 21
Höhe: 120 mm
Royal College of Music and the Royal Acad for examples, to the Beethoven Festival in Françaix and Debussy, as well as the “Resur- Aufnahmedatum/Recording dates:
emy of Music in London, where he lives to- Bonn, the Mecklenburg-Western Pomerania rection” Piano Concerto by Krzysztof Pend- 26.–28.05.2014
day. Florian Uhlig is an unusual combination Festival, the Vienna Festival, France Musique erecki. A CD with Ravel’s complete works for Aufnahmeort/Place of recording:
of opposites. On the one hand, he is rooted Paris, the Schleswig-Holstein Music Festival, solo piano followed in 2014. Menuhin Hall, Yehudi Menuhin School,
ENGLISH
ENGLISH
in the German music tradition, which is as- the Hongkong Arts Festival, the Beethoven Stoke d’Abernon, Cobham, Surrey, Großbritannien
sociated with sobriety, style and structure. Festival Warsaw and the Menuhin Festival Since 2008, Florian Uhlig has been Artistic Executive Producer: Dr. Sören Meyer-Eller
On the other hand, he has developed dur- Gstaad. Florian Uhlig has played as a solo- Director of the Johannesburg International
Tonmeister/Producer and Editor: Mike Purton
ing his time in London a more individual ap- ist in concert with internationally renowned Mozart Festival.
Tontechniker/Recording Engineer:
proach to the musical work than is custom- conductors, such as Lukasz Borowicz, Eivind
Tony Faulkner
ary “on the continent”: trenchant liberties, Gullberg Jensen, Kristjan Järvi, Christoph Beginning in the summer semester of
eccentric repertoire combinations and a Poppen, Wojciech Rajski, Michael Sander- 2014, Florian Uhlig was appointed Professor Konzeption und Texte/Concept and Texts:
Dr. Joachim Draheim
curiosity for musical rarities. ling or Gerard Schwarz. of Piano at the Hochschule für Musik “Carl
Maria von Weber” in Dresden. Instrument: Steinway D
Florian Uhlig made his orchestra debut Along with his work as a soloist, Florian Foto/Photo: Marco Borggreve
in 1997 at the London Barbican. Since then, Uhlig is also a sought-after chamber musi- ]]] English translation:
his many concerts have taken him to major cian and song accompanist. He was the last Janet und Michael Berridge
concert halls in Amsterdam, Berlin, Brus- partner of the legendary baritone Hermann Coverdesign: Mayerle Werbung
sels, Caracas, Dresden, Hong Kong, Istan- Prey and often worked together with fam Grafik (Innenseiten): Wolfgang During
bul, Johannesburg, Cape Town, Cologne, ous singers and soloists. His activity and
Endredaktion/Final editing: hänssler CLASSIC
London, Luxemburg, Munich, New York, creativity are driven by his wish to trace the
22 23