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Es ift alfo nach Kant der ganze Gedanke der Einheit der
Hpperzeption überhaupt nur finnvoll, weil unfer Verftand nicht an-
fdvauend ift. Weil der Menfdv als Gefcböpf (ens creatum) nidwt
fchöpferifch ift (fondern nur Gott), deshalb hat er einen lediglidv
denkenden Verftand und damit Einheit der Hpperzeption, um
das ihm gegebene, nicht von ihm aus einheitlichem Grunde
hervorgebrachte, zerftreute Mannigfaltige zu verbinden. Hlfo auch
hier wieder derfelbe, uns genugfam bekannte ontologifche Grund»
gedanke an entfcheidender Stelle!
Damit ift die Idee des unum transcendens nicht bloß ins Sub-
jektive, fondern fogar ins Hnthropologifche gewandt, das einheits-
bildende Prinzip kommt nidvt dem Seienden felbft, auch nicht dem
Erkennen überhaupt, fondern der Erkenntnisfunktion des Menfchen,
bzw. höchftens des gefchaffenen endlichen Vernunftwefens über-=
haupt zu. P
Damit ift aber die Möglichkeit, eine »rein fynthetifche« llniverfal-
mathematik aus der näheren Explikation des unum transcendens
oder feines bezugsmäßigen (»fubjektiven«, d. h. genauer noetifchen)
Korrelats zu gewinnen,abgefchnitten. Sogar die fynthetifche oberfte
Einheit des Verftandes ift relativ auf das endliche denkende
Wefen (die Kategorieen im befonderen fogar relativ auf den Men»
fchen, vgl. transc. Deduktion § 21 Schluß; B 145--146, HK 116,
23-29) alfo nicht univerfales Prinzip des Seienden oder korrelativ
feiner Erkenntnis felbft.
Hber das ift noch nicht Hlles. Man könnte immerhin annehmen,
die reinen Verftandesbegriffe - und a fortiori eine etwaige for-
male Explikation der reinen Synthefis der Hpperzeptíon überhaupt
in eine univerfabmathematifche Bezugsmannigfaltigkeit - erftreckten
fich »auf Gegenftände der Ffnfchauung überhaupt, fie mag
der unferen ähnlich fein oder nidıt, wenn fie nur finnlich
und nicht intellektuell ift«. (B 148.) Das gäbe dann wenigftens eine
für alle endlichen Vernunftwefen gültige fynthetifche
Llniverfal-Mathematik, die über Zeit und Raum hinausreichte (wenn
auch natürlich Gottes Llnendlichkeit ihr unerreichbar bliebe). Fiber in
Wahrheit erhielte man bloße »leere Begriffe von Objektem, über deren
Möglichkeit wir nicht urteilen können, »bloße Gedankenformen ohne
objektive Realität«, weil wir keine Hnfchauung zur Hand haben,
auf welche die fynthetifche Einheit der Hpperzeption, weldve jene
gegebene Gegenftände iich vorftellte, fondern durch deffen Vorftellung die
Gegenftände felbft zugleich gegeben oder hervorgebracht würdem, keine
Bedeutung. so
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alle i n enthalten, angewandt werden und fo einen Gegenftana be-
ftimmen könnten.« - »Llnfere finnliche und empirifche Hnfchauung
kann ihnen allein Sinn und Bedeutung verfchaffen-. (B 148--149.)
Wie in dem Hbfchnitt »Von dem Grunde der Llnterfcheidung aller
Gegenftände überhaupt in Phaenomena und Noumena« ausführlich
dargelegt wird, entfpricht der ifoliert, ohne Sinnlichkeit genommenen
Synthefis des Verftandes »der tranfzendentale Gegenftand d. i. der
gänzlich unbeftimmte Gedanke von etwas überhaupt«-. (H 253.) Diefes
»tranfzendentale Objekt« bedeutet aber »ein Etwas =x, wovon wir gar
nichts wiffen, noch überhaupt . . . wiffen können, fondern welches nur
als ein Korrelatum der Einheit der Hpperzeption des
Mannichfaltigen in der finnlichen Finfchauung dienen
ka nn , vermittels deren der Verftand dasfelbe in dem Begriff eines
Gegenftandes vereinigt« (H 250.) Wir werden verleitet, »den g an z
u n b e fti m m t e n Begriff von einem Verftandeswefen als einem
Etwas überhaupt außer unferer Sinnlichkeit« (d. i. »ein Noumenon
im negativen Verítande<<) «für einen beftimmten Begriff von
einem Wefen, welches wir durch den Verftand auf einige Hrt er-
kennen können« (d. i. »ein Noumenon im pofitiven Verftande«) »zu
halten«. (B 307.) Die Konfequenz der Hufdeckung diefer Ver-
wechslung ift der Zufammenbruch der traditionellen
f o rm ale n O n t o lo gie: »Der ftolze Name einer Ontologie, welche
fich anmaßt, von Dingen überhaupt fynthetifche Er-
kenntníffe a pri ori in einer fyftematifchen Doktrin
zu geben . . ., muß dem befcheidenen einer bloßen Hnalytik des
reinen Verftandes Plag machen-, (B 303.) 1
Der Hnhang zum Hbfchnitt über Phänomena und Noumena
»von der Hmphibolie der Reflexionsbegriffe«, befonders die Fin-
merkung dazu, gibt in Konfequenz der gefchilderten Hblehnung des
Noumenons im pofitiven Verftande eine Kritik der L e i bn i z fchen
Philofophie: ». . . L eibniz intellektuierte die Erfcheinungen,
fo wie L o ck e die Verftandsbegriffe . . . fenfifiziert hatte«. »Hnftatt im
Verftande und in der Sinnlichkeit zwei ganz verfchiedene Quellen von
Vorftellungen zu fuchen, die aber nur in V e r k n ü p f u n g objektiv
gültig von Dingen urteilen können, hielt fich jeder der beiden
großen Männer nur an eine von beiden, diefich ihrer Meinung nach
unmittelbar auf die Dinge an fich bezöge, indeffen daß die andere
nichts that, als die Vorftellungen der erften zu verwirren oder zu
ordnen«. (B 327.) »In Ermangelung einer tranfzendentalen Logik..
wurde L eib n i z »durch die Hmphibolie der Reflexionsbegriffe hinter-
gangen«. Der fundamentalen Täufchung der tranfzendentalen Refle-
xion (››überlegung«) unterlag er, »weil er der Sinnlichkeit keine
eigene Hrt der Hnfchauung zugeftand, fondern alle, felbft die em»
pirifche Vorftellung der Gegenftände im Verftande fuchte, und den
Sinnen nichts als das verächtlidve Geichäft ließ, die Vorftellungen
des erfteren zu verwirren und zu verunftalten«. (B 332.)
Das ift nun freilich, fo wie wir die Sache heute íehen, ein arges
Mißverftändnis L e i b ni ze ns. Denn diefer meint doch nicht, daß die
Sinne als d e ftrukti ves Moment die Vorftellungen des Verftandes
verunftalten, fondern er fieht auch in der primitivften, rohften Sinn-
lichkeit ein Hnalogon, eine Repräfentation der klarften göttlichen
Ideenwelt, ein myftifdøes Einsfein und Teilhaben mit dem Göttlichen;
alfo ift das Sinnliche wohl eine unvermeidliche Trübung, die aber
doch die Wefensgleichheit von Geichöpf und Schöpfer in der Tiefe
nicht aufheben kann. Hber das Mißverftändnis ift fehr charakteriftifch
für Kants Grundanfchaung, die jeder Myftik als »Schwärmerei-
durchaus abhold ift und fie für überheblich halten muß.
So führt auch die genauere Verfolgung der Möglichkeit einer
rein fynthetifchen Mathefis universalis auf keinem der einzufchla-
genden Wege zum Ziel; fie zeigt aber die Grundhaltung, die Kant
gegenüber Descartes und Leibniz einnimmt, nunmehr in
voller Deutlichkeit.
Kant ift der ganzen tiefen Struktur feiner Philofophie nach
»Intuitionift-= und darin D e s c a r t e s verwandter als dem »rationalen
Myftiker» L e i b n i z. Denn auch D e s c arte s lehrt die ftändige und
radikale Hbhängigkeit der endlidven Subftanz von Gott und die abfolute
Befdvränktheit der menfchlichen Erkenntnis bezüglich des Llnendlicben.
(S. o. S. 273.) Hber darin find wiederum alle drei abendländifchen
Philofophen einig, daß die Idee eines infinitum absolutum möglidı ift, -
im Gegenfag zur Hntike (ñriftoteles). Hierin ift freilich Kant
am fkeptifchften, indem er fowohl die kosmologifche Idee der Totalität
wie die theologifche Idee des transzendentalen Ideals für »ver-
nünftelnd« und ohne konftitutive Bedeutung erklärt: aber er unter-
fcheidet iehr fein zwifchen ens imaginaríum, ens rationis und nihil
negativum (B 347 f.) Das ens imaginarium ift die reine Hnfcbauungs-
form Raum und Zeit, ohne Subftanz und wirklichen Gegenftand darin,
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308 Oskar Becker. 743
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Die Gefchichte fcheint alfo zu lehren, daß nur zwei große phi-
lofophifche Stellungnahmen zur Mathematik möglich find, die ein»
ander auch nicht endgültig ablöfen. Denn am Ende der fintike, im
Neuplatonismus, fetjt fich die mythifch-metaphyfifche Deutung der
Mathematik wieder durch, bei allem Beftreben, die Errungenfchaften
der inzwifchen reich entwickelten pofitiven mathematifchen Wiffen-
fchaft zu bewahren. (P rokl os.) Vielleicht erleben wir heute etwas
ähnliches, jedenfalls ift es fehr zweifelhaft, ob fich Brouwers
ftrenger Intuitionismus, der, philofophifch gefehen, durchaus a rift o-
telifch-kantifches Erbe im beften Sinn ift, in der Gegenwart
wird behaupten können 1.
Wir find alfo heute, in »fyftematifcher« Hinficht, vor die Huf-
gabe geftellt, zwifchen mathematifchem Symbolismus und Kritizismus
zu entfcheiden bzw., wenn möglich, ihre fachlich der Kritik ftand-
haltende Synthefe zu vollziehen. Die in den vorangehenden Unter-
fuchungen erreichten Ergebniffe müffen auf die Ebene diefer welt-
hiftojrifdven Problematik projiziert werden.
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310 Oskar Bedıer. U50
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312 Oskar Becker. 752
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von ihr aus eine Interpretation anderer Weifen des Lebens über-
haupt möglich ift. Der Übergang von der »formalem Phänome-
nologie (Hufferl) zur »hermeneutifchen« (Heidegger) befteht
alfo in der Zufpigung des -reinen Bewußtfeins« zum »hiftorifchen
Dafein«; dies bedeutet eine Verengung, aber auch eine Konkreti-
fierung. In diefer Konkretion tritt das idealiftifche Moment der
formalen Phänomenologie ins Ontologifche gewendet noch deutlicher
hervor; »Ö ıjıvxıj 'rå Üvra zvcôg åatw (firíftøteles, de aníma Ill, 8;
431 b, 211.) Hlles Seiende gewinnt erft fein Sein durch das »tran-
fzendentale Sein«, das weientlich (menfchliches) Daf ein ift oder
eine teilweife Privation feiner.
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Dies tritt noch viel grundfäglicher hervor in dem fehr merk-
würdigen und grundlegenden Zufammenhang des transfiniten Pro-
zeffes mit dem Phänomen der Zeitlich k eit (§ 6b, bef. III). Diefer
ift jetgt nochmals in fy ftematifcher Hbficht zu würdigen:
Der Gedanke der Unendlichkeit, fobald er konkret vollzogen
werden ren, fürn-f anf des Pnaneınen der ine unendliche ıenfenden
Zeit. Das årı', das »immer-, ift das konkrete Grundphänomen des
åíneıgov. (Dies zeigt auch die gefchichtliche Entwicklung. Vgl. § 6b, I C.)
Hber diefes »immer weiter- ift noch einer zweifachen konkreten
Geftaltung fähig. Es kann erftens nidıts anderes fein als eine ein-
fache reine Wiederkehr, die »ewige« Wiederkunft identifch des-
felben Phänomens, wie bei der gewöhnlichen Zahlenreihe. Dies
1) Vgl. »Sein und Zeit- § 38. (über »I~Iemmungsloiigkeit« bef. S. 177f.).
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ift die.Form der rein naturhaften Zeit, wie fie e.u›a in de
gleichförmigen Umdrehung des Fixfternhimmels zutage tritt 1. Da
ift die »fchlechte llnendlichkeit« im Sinne Hegels. Es kann abe
auch fein, daß fich mit der immer wiederkehrenden Form ei
immer neuer unvorausfehbarer, frifch zu erfchaffender Inhalt eir
ftellt. Dies ift die Seinsweife der hiftorifchen Zeit und zwa
zunächft im Erleben einer gefamten gefchichtlichen Gruppe (Voll
Kulturkreis ufw.). Die Kette der Generationen ftellt eine natuı
haft bedingte Wiederkehr dar, aber die gefdvichtliche Möglichkei
Hufgabe und Leiftung jeder »Generation« ift eine andere, jed
Generation ftirbt nicht nur leiblich, fondern mit ihr »ftirbt« ihr
fpezififche geiftesgefchichtliche Lage (ihr »Stil« im weiteften Sinn:
um einer neuen unvorausfehbaren Plag zu machen. Die hiftorifch
Zeitlichkeit führt alfo immer ins Dunkel, was »nach dem (eigenen
Tode« ift, ift unbekannt. Diefe Tatfache ift in ihrer Wucht gemil
dert bei der Gruppe, die ja in der neuen Generation fortlebt (»ftirl
und werde«!). Das Individuum aber ftirbt (als hiftorifche
jedenfalls) endgültig: es ift unerbittlich vor »fein eigenes Vorbei
geftellt und »kommt an fein Nichts« (Heidegger). Das Merk
würdige in unferm Problemzufammenhang ift nun, daß auch dief
»hiftorifche Zeitlichkeit«, ihrer formalen Struktur nach in gewiffeı
mathematifchen Bildungen fich darftellt.
Die »Wahlfolge«, die mit Recht als »frei werdend« bezeichne
werden kann, ftellt den reinften Typ hiftorif cher Zeitlichkeit dar
Der Hkt der Wahl kehrt immer wieder, aber welche Zahl gewähl
wird, hängt von der freien Willkür (mit gewiffen Einfchränkungen
ab; der Husfall der Wahlen ift nicht vorausfehbar, nur daß ftändig ge
wählt wird, fteht feft. Die frei werdende Folge ift alfo in »eigent
licher« (hiftorifcher) Weife zeitlich. Man kann verabreden, daß eiı
gewiffer Wahlausfall den »Tod« der Folge, »die Vernidvtung de:
ganzen Prozeffes und feines Refultats« (Brouwer) herbeiführt. Da:
ift dann das Hnalogon zum »Tod« der hiftorifchen Menfchen. Diı
gefegmäßige Folge ift dagegen naturzeitlich. Jedes Glied ift nad
identifch derfelben Regel gebaut und die Struktur des taufendfteı
Gliedes ift mit derfelben Sicherheit vorausfagbar, wie die des dritter
etwa. (Es gibt allerlei Zwifchenmöglichkeiten zwifchen der freier
Wahlfolge und der nicht rekurrent definierten gefegmäßigen Folge
mit völlig durchfichtigem Bildungsgefeg. Hlle derartigen Bildungeı
1) »Wiederkehr« ift nicht gleichbedeutend mit echter »Wiederholung-
wie fchon das Phänomen der mufikalifchen »Reprife« zeigt. Vgl. dazı
I'-I. Beffeler, Jahrb. d. Muñkbibliothek Peters für 1926 (33. ]ahr.), S. 73 ff
[759] Matbematifche Exiftenz. 319
find ihrer Zeitlichkeit nach ein Gewebe aus hiftorifchen und natur-
haften Einfchlägen.) Die Hufgabe der mathematifchen Wiffenfchaft
befteht zu einem entfcheidenden Teil darin, aus freien Folgen ge-
fegmäßige zu machen, d. h. das freie Werden hierin zu binden
durch das Gefeg und damit das Dunkel der Zukunft zu erhellen
(§ 4a, § 6b C). Mit anderen Worten: Die Mathematik ift die Me-
thode, das Unendliche durch das Endliche zu beherrfchen.
Der transfi ni t e Prozeß ift ein merkwürdiges Geflecht aus
hiftorifchen und nichthiftorifchen Momenten: Die immer gleichen Er-
zeugungsprinzipien müffen fich in immer neuer Weife eine konkrete
Hnwendungsmöglimkeit fuchen, aber diefe Möglidvkeit ift doch durch
die vorangegangenen Bildungen beftimmt und wird gewiffermaßen
von ihnen erzeugt. Während alfo die freie Wahl bei der Wahlfolge
von »außen«, von einem ganz willkürlichen und quafi »tranfzen-
denten» Prinzip beftimmt wird, das man als »Schickfal« oder auch
als das Geheimnis des frei fchöpferifchen hiftorifchen Geiftes auf-
faffen kann, trägt der transfmíte Prozeß fein Gefeg in ihm felbft,
aber verborgen, nur durch die fchöpferifche Tat des Mathemati-
kers erfdaließbar und entdeckbar. In prinzipiell ontologifcher Hin-
ficht befteht fo eine enge Beziehung zu Hegels dialektifdıem Pro-
zeß, in dem auch die ftändig gleiche Form des Widerfpruchs und
feiner Verföhnung in immer neuer Weife fich konkret erfüllt, die
doch wieder von der gefamten »Vergangenheit« der Entwicklung
beftimmt ift. Denn jene -Vergangenheit« ift ja »aufgehoben-f, d. h.
nicht nur vernichtet, fondern auch »bewahrt«.
In jedem Fall aber geht die Tendenz der Mathematik auf Be-
ftimmung der Llnbeftimmtheit des »eigentlichen-= Werdens, auf Bin-
dung der freien Willkür durch die in unbefchränkter Wiederkehr
anwendbare Regel, auf Erhellung der dunklen »Zukunft« durch das
Wifien um die vorausfagbare »Wiederkunft«, auf die Beherrfdvung
der Offenheit des unendlichen durch das gefchloffene endliche Gefeg.
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1) Das Folgende kann hier nur als Thefe hingeftellt werden, für die
der Verfaffer die umfaffende philofophifche Begründung in fpäterer Zeit
zu liefern hofft.
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1) Diefe Thefen lind einer ftrengen Begründung auf Grund des hiftorifchen
Materials fähig, die an diefer Stelle nicht gegeben werden kann. - Vgl. das
früher (S. 239 ff.) über Platos Deutung des mathematifchen »a priori« aus der
fivféμvnozç und das (S. 288, 308) über L ei b niz ens »mathematifche Myftik« Gefagte.
[763] Mathematifche Exiftenz. 323
tifcher Exiftenz gar nicht kennt, daß vielmehr ihre ganze Sorge der
reibungslofen Fortfegung des inhaltlich ganz leeren Folgerungs-
B etri_ebs gilt. Jegt wird die Motivation diefes befremdlichen
Formelfpiels deutlicher. Beherrfchung und Vorausfage ift auch im
Formelfpiel in gewiffem Sinne möglich. Man kann einen ver-
wickelten Spielzufammenhang durch einfache Gefege beherrfchen
und das Huftreten beftimmter ›fpielgerechter- Formeln im Folge-
rungsfpiel vorausfagen lernen. Der Reichtum und die Durchfichtig-
keit der Splelbeziehungen hat einen eigentümlichen quafiäfthetifchen
Reiz. In befonderem Maße wird diefer Reiz dadurch gefteigert, daß
durdı eine Hrt Erfchleichung (im Sinne des mathematifchen »Exi-
ftentialabfolutismus) dem leeren Spiel ein fublimer Sinn unterge-
legt wird, als ob man tiefe, übermenfdvliche Erkenntniffe über das
Hktual-llnendliche, das Tranfzendent-Transfinite gewönne. Es wird
mit anderen Worten die Illu fion erregt, man beherrfche das
Hktual-Unendliche. Hber diefe Illufion hält der nüchternen Kritik
nicht ftand, fie verfchafft uns zwar fo etwas wie einen erfüllenden
Traum archaifcher Wünfche, - aber beim Erwachen zerrinnt alles
in Nichts. Hlfo auch vom rein »noetifchen«, »immanentem Ge-
fichtspunkt des mathematifierenden Bewußtfeins aus ift die reine
Deduktion zwar verftändlich, aber nicht ihrer eigentlichen Hbficht
entfprechend. Es gelingt in diefer geiftigen Haltung nicht, volles
Wachfein mit naturhaftem Befriedigtfein zu vereinigen; das Gleich-
gewicht der hiftorifchen und der naturhaften Tendenzen ift geftört,
zuungunften des Hiftorifchen. Die » S a chli ch keit« d e r M a t h e-
matik ift alfo fchon eine immanente Forderung der
Dafeinsweife des faktifchen Lebens felbft, ohne daß
eine bewußtfeins-transfzendente »Objektivität« in
Rüdtficht gezogen werden braucht.
Überblicken wir die vorftehenden Betrachtungen mit Rückficht
auf die hiftorifch überlieferte Problem-Spannung zwifchen mathe-
matifcher Myftik (Plato , Leibniz) und mathematifchem Kritizis-
mus (Hriftoteles, Kant), fo kann kein Zweifel fein, daß fie
für die Kritik und gegen die Myftik entfcheiden. Soweit
immanent-phänomenologifche Gefichtspunkte in Frage kommen und
foweit es fich um reine Mathematik handelt, vermag die Theorie der
reinen Gefegheiten ihren fpielerifchen Charakter nicht zu überwinden.
Und, was noch ausfchlaggebender ift, jenes formal-mathe-
matifche >>Spíel« (im Sinne Hilberts) ift eben auch nidıt
als Weife des Lebens, als Spielbetätigung oder beffer
als Spielendes Dasein die Erfüllung einer großen
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324 Oskar Becker. [764 c
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326 Oskar Becker. 765
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Segung der Hußenwelt erklärt alfo eigentlidı nicht, was ıie uochv
erklären follte, fondern die Frage nach ihrer Realität fließt un-
trennbar zufammen mit der nach dem Grunde für die ge-
feglich-mathematifche Harmonie der iWelt. So liegt
die Hntwort denn doch, jenfeits des Wiffens, in Gott . . . «1.
Huch Hufferl find derartige Gedankengänge nicht fremd, wie
verfchiedene Stellen feiner »Ideen zu einer reinen Phänomenologie«
zeigen. Er wirft (S. 5 und S. 119, Hnmerkung) die Frage auf, ob
und wie eine »Tatfachenwiffenfchaft von den tranfzendental redu-
zierten Erlebniffen möglich fei« und »welche Beziehung eine folche
Tatfachenforfdwung zur Idee der Metaphyfik haben mag«. In dem
§ 58, mit dem Titel »Die Tranfzendenz Gottes ausgefcbaltet« wird,
außer auf die wunderbare Teleologie der menfchlichen Kulturent-
wicklung auch auf die »Rationalität« der bloßen Natur hingewiefen,
die in der Exiftenz einer »morphologifch geordneten Welt« liegt,
die weiterhin fogar die Huffindung exakter Naturgefege geftattet.2
»In all dem liegt, da die Rationalität, welche das Faktum verwirklicht,
keine folche ift, die das Wefen fordert, eine wunderbare Teleologie«.
(S. 110, vgl. aud) die »H_nmerkung« auf S. 96f.)
Es wird alfo jedenfalls die Frage nach dem Sinn der Re alität
der Natur neu aufgeworfen. Kant bleibt in feiner voríiditigen
Weife bei der »fubjektiven« Notwendigkeit ftehen, daß die Natur-
erkenntnis ihrer Möglichkeit nach eine folche harmonifch-ein-
fache Natur vorausfegt. Der »mathematifche Myftiker« freilich wird
Gottes Ideenwelt im Spiegel diefes harmonifchen llniverfums zu er-
blicken glauben. Und hier befteht nur eine Beziehung zur »fym-
bolifchen Mathematik« L e i b ni z en s und feiner„_Nachfolger H i l b e r t
und Weyl (in feiner neuften Phafe). Die Harmonie der Natur ift
aus konftitutiven Gründen nicht als mit Notwendigkeit realifiert ein-
zufehen. Wohl muß eine Welt, wenn fie als folche unferem end-
lichen Bewußtfein erfaßbar fein foll, eine (bis zu einem gewiffen
1) Weyl, l. c. S. 89, 47ff.
2) Vgl. l. c. S. 110: »Die Reduktion der natürlichen Welt auf das Be-
wußtfeinsabfolute ergibt faktifc:h e Zufammenhänge von Bewußtfeins-
erlebniffen gewiffer Hrtungen mit ausgezeichneten Regelordnungen, in denen
iich, als intentionales Korrelat, eine in der Sphäre der empirifchen Hn-
fchauung m o r p h o l o gi fch g e o r d n e t e Welt konftituiert, d. i. eine Welt,
für die es klafñfizierende und befchreibende Wiffenfchaften geben kann. Eben
diefe Welt läßt fich zugleich, was die materielle llnterftufe anlangt, im
theoretifchen Denken der mathematifchen Naturwiffenfchaften als »Erfcheinung«
einer unter exakten Naturgefegen ftehenden p h y fi k a l i fch e n N a t u r
beftimmen.«
[757] Mathematifche Exiftenz. 327
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328 Oskar Becker. [763
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g Vorbemerkung.
Der folgende »Mathematifche Hnhang« dient verfchiedenen
Zwecken. Einmal foll er in etwas eindringlicherer Form, als es
durch bloße literarifche Hinweife gefchehen könnte, die Beziehung
der Husführungen des Haupttextes zu den konkreten Theorien
der pofitiven mathematifchen Wiffenfchaft aufweifen. Diefer
Hbficht dienen hauptfächlich die folgenden »Ergänzungen-: Zu § 3.
Nr.1., z. T. auch Nr..II.; zu § 4 (teilweife): zu § 5, Nr.1, II [z.T.l,
III, IV und ein Teil von VI. Dann werden einige fachlichen
Ergänzungen der phänomenologifchen Husfüh-
rungen gegeben (zu § 3, Nr. II u. III; zu § 4, Nr. I, II; insbe-
fondere ein ausgeführtes Beifpiel für eine transfinit iterierte In-
tentionalität: zu § 5, V, ferner einige Notizen in VI). Endlich dient
eine dritte Gruppe von Darlegungen der wichtigen Hufgabe, mathe-
matifche Gefichtspunkte, die fich vor allem in der Theorie der
Transfiniten und beim Kontinuumproblem aus unferem -fach-
lichen« Standpunkt ergeben, näher darzulegen und gegen gewiffe
Gegenftrömungen in der pofitiven Mathematik zu verteidigen. Die
diesbezüglichen Husführungen (die vor allem in den Ergänzungen zu
§ 5, Nr. VI und teilweife auch Nr. II enthalten find) haben fich viel-
fach auf die Skizzierung des Gedankengangs befchränken müffen
und treten nicht mit dogmatifchem Hnfpruche auf. Ihr Zweck wäre
erreicht, wenn fie weiteren Forfchungen auf diefem, wie jeder
Kenner weiß, äußerft fchwierigen Gebiet, als Hnregungen dienen
könnten. Id) hoffe fpäter an anderer Stelle auf diefe Fragen
zurückkommen zu können 1.
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Oskar Bedier.
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Ergänzungen zu § 3.
(Das Unendliche in der Metamathematik.)
I. Der metamathematifche Hnfag von v. Neumann.
In feiner neuerdings erfchienenen Hrbeit »Zur Hilbertfchen
Beweistheorie« (Math. Zeitfchr. 26, S. lff.) hat ]. v. Neumann
im Gegenfag zu dem bisherigen Verfahrender Hilbertfchen
Schule offen das Endlofe (die gewöhnliche indefinite Induktion)
auch in der Metamathematik zugelaffen. Damit ift er den Ein-
wänden, die wir in § 3c gegen Hilberts Verfahren erhoben, zuvor-
gekommen. 6
Hls Beleg geben wir einige charakteriftifche Hußerungen wieder:
»Noch eine einleitende Bemerkung, ehe wir auf die Befchreibung
des Formalismus übergehen. Es ift nicht vermeidbar, den
Begriffder pofitiven ganzen Zahl auch inhaltlich
einzuführen. Es ift nicht möglich, die Beweistheorie aufzu-
bauen, ohne daß die pofitive ganze Zahl und alle ihre intuitioniftifdı
d. h. inhaltlich, ableitbaren Eigenfchaften fchon a priori zur Ver-
fügung ftehen. Wenn alfo im folgenden in inhaltlichen Hus-
führungen von »Zahlen« fdılechthin die Rede fein wird, fo hat man
darunter ftets den intuitiv-anfchaulichen Begriff der pofitiven ganzen
Zahl (repräfentiert etwa durch ihre dekadifche Entwicklung) zu ver-
ftehen-, (l. c. S. 4)
Es werden dann im weiteren Verlaufe der Hbhandlung auch
metamathematifche Zeichen mit beliebigen natürlichen Zahlen als
Indices eingeführt. (Die Variablen Xm, die Konftanten Cm, die
Operationen O„,f"), die »Hbftraktionen-« Am, wo überall »an der
Stelle von m, n irgendwelche Zahlen ftehen-. (S. 4))
Dies zeigt wohl zur Genüge, daß v. Neumann den Unter-
fchied, den Bernays (f. o. S. 47) zwifchen der »engeren-'< und der
»weiterem Form des induktiven Verfahrens machte, nicht mehr
anerkennt oder wenigftens, daß er auch in der Metamathematik
bereits von der »weiterem Form Gebrauch macht, die durch die
Verwendung des »Hllgemeinbegriffs der natürlichen Zahl« gekenn-
zeichnet ift.
Das Endlofe wird alfo jegt auch in den Kreifen der Hilbert-
ichule in demfelben Umfang wie feitens der Intuitioniften inhaltlich
zugelaffen.
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332 Oskar Becker. 772
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1) Ein Beifpiel kann dies leicht näher erläutern: Man kann den Sag,
daß die Hnzahl der Permutationen von fn-Elementen n!=1-2 ~3 ~4 . . . -n
ift, für die niedrigften Zahlen 1, 2, 3, 4 u. ä. leicht durch überlichtliches
Hnordnen der betr. Elemente evident machen. Hber fchon bei 1000 Elementen
ift dies ganz unmöglich. Man muß dann, um den Sag für n=1000 zu
erhärten, fchon genau dasfelbe induktive Verfahren anwenden, das audi
hinreicht, um ihn für jedes beliebige (endliche) n zu beweifen. Trogdem ift
die Induktion für n= 1000 (und auch etwa für az unterhalb einer Sextillion),
»finit« und erft für ein beliebiges fr» indefinit. Liegt aber nicht die
wefentliche Grenze (die allerdings nicht ganz fcharf beftimmbar ift) zwifdven
dem Fall der »kleinen« und der »großen« Zahlen n - und nidıt etwa
zwifchen 'n =1 Sextillion und n = beliebig?
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w 334 Oskar Becker. w 774]
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Ergänzungen zu § 4.
(Fragen der Brouwerídven Logik.)
I. Zum Problem des »Quartum non datur«.
Obwohl Brouwer infolge feines Prinzips der »Unabhängig-
keit der Mathematik von der mathematifchen Spradıe«1 die Ent-
wicklung eines eigentlichen Logikkalküls für unfrudıtbar hält, ift es
dodı eine unvermeidliche Hufgabe, fich einen Überblick über die
formalen logifchen Hauptfäge zu verfdvaffen, die den Intuitioniften
zuläffig erfcheinen. Einiges darüber ift nun auch von Brouwer
felbft und von R. Wawre darüber gefagt worden 2.
Zunädvft ift zu bemerken, daß die intuitioniftifdıe Logik nidıt
zwifchen »wahr-= und ›falfd'›«, fondern zwifchen -wahr« und
»abfurd« unterfdoeidet. Dabei bedeutet »wahr«: wirklidı beweis-
bar (konftruktiv), »abfurd-=: nadıweislidı widerfprudisvoll. (Prin-
zipiell phänomenologifch wird man fagen können: wahr - es be-
fteht die Synthefis der E r f ü l l u n g der Urteilsintention, der Ü b e r-
ftimmung zwifchen Vermeintem und Hngefchautem; »abfurd«:
= es befteht die »Synthefis« der Enttäufdaung der Urteilsinten-
tion, die »Synthefis« des Widerftreits, dem ftets eine par-
ti e lle Synthefis der Übereinftimmung zugrunde liegt. S. o. S. 58 ff.)
Offenbar befteht keine vollftändige Disjunktion im Sinne des
tertium non datur zwifchen Erfüllung und Enttäufdıung, Überein-
ftimmung und Widerftreit. Definieren wir »falfd'›« (»unwahr-) als
»nicht wahr«, fo entfpricht diefer Möglichkeit, die offenbar das
»tertium« repräfentiert, die ››Nid'›t-Übereinftimmung« die fowohl
von der Übereinftimmung wie vom (pofitiv eínfichtigen) Wider-
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1) Es fei daran erinnert, daß zwar »a ut«, aber nicht »V el« (Symbol \/)
die disjunkten Glieder als unverträglich kennzeichnet.
2) p -› q heißt: wenn p wahr ift, ift auch q wahr. (Vgl. Wawre,
l. C. 33, S. 69.)
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338 Oskar Becker. [778
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340 Oskar Becker.
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dasfelbe auch fo klar machen: Widerfinn (d. h. ein Sachve.i..... .nit
evidentem Widerftreit) folgt nur aus Widerfinn. Denn Widerfinn
ift ja, wie fchon öfter dargelegt, ein poíitives »evidentesøf Phäno-
men, d. i. ein ››entdecktes« Seiendes (ô`ı› rbg oi-lv;3á_c), alfo ein -› in
feiner Hrt- wahres Seiendes. Implikation heißt aber im
intuitioniftiicben Sprachgebrauch: Wenn das Hntezedens wahr ift,
ift auch die Konfequenz wahr. Fundiert ift die Wahrheit der Konfe=
quenz in der umfalfenden Wahrheit des Hntezedens: fo ift im be-
fonderen die (wefenhafte) ››Wahrheit« (å-Änjiäeıa, evidentia) des
Widerftreits der Folge notwendig fundiert in der (wefenhaften)
›Wahrheit« des umfaffenderen =›Widerftreits« des Grundes.
Damit iind die wefentlichen Prinzipien, die für die Brouwer=
fche Logik f p e z i fi f ch kennzeichnend find, phänomenologifch geklärt.
Vergleichen wir nämlich die Wawrefche Lifte (l. c. 33, 69-70), fo
haben wir:
1) als nicht weiter der Erläuterung bedürftige Prinzipien: a) den
Syllogismus, b) den Sat; vom Widerfpruch, c) das Prinzip des all-
gemeinen Sdvlußfdıemas: Es gelte @, @'›->%, alfo gilt í.
2) Das dem entfprechenden klaffifchen ähnliche Prinzip: Was
Hbfurdes impliziert, ift abfurd. (Dies wurde zulegt erläutert).
3) Das ípeziñích ›intuitioniftifche« Prinzip: Wahrheit impliziert
Hbfurdität der Hbíurdität, was nid'›t umkehrbar ift. (Das
wurde in Nr. I begründet).
Damit ift der wefentliche heute bekannte Befigftand der all-
gemeinen intuitioniftifchen Logik mit unferer Interpretation in Zu-
fammenhang gebracht; die Frage eines intuitioniftifdıen Logik-
kalküls ift in verfchiedener Hinficht noch als ungeklärt anzufehen,
insbefondere auch, ob es überhaupt ein fınnvolles Ziel der intuitio-
niftifch orientierten Forfchung fein kann, einen Logikkalkül aufzu-
ftellen, für den das fog. »Entfcheidbarkeitsproblem«, etwa durch
Zurückführung aller Formeln auf eine Normalform, lösbar ift.
Ergänzungen zu § 5.
(Zur Lehre von den transfiniten Ordnungszahlen
und zum Kontinuumproblem.)
Hus den Erörterungen in § 5a IV ergibt fich die Hufgabe, die
Verbindung zwifchen den üblichen mathematifchen Theorien der trans-
finiten Ordnungszahlen und der für den transfiniten Prozeß aufgewie-
fenen phänomenalen Grundlage foweit als möglich, bis in die Einzel=~
heiten hinein, herzuftellen. t Der Verfuch, diefe Hufgabe zu löfen
(foweit fie überhaupt lösbar ift), kann hier allerdings nicht in größe-
rem Umfang in Hngriff genommen werden, da fie umfangreiche ma-
thematifdve llnterfuchungen vorausfegen würde. Hußerdem befindet
fich die mathematifche Theorie der Transfiniten heute in einer
Krife, deren Husgang noch ungewiß ift: die Begründung mittels der
›Erzeugungsprinzipien« begegnet feit langem ftarker Kritik und
[781] Mathematifche Exiftenz. 1 341
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<0- (0, (0), (0› (0)), (0, (0). (0, (0)))› - - - -).
, w+1=(0› (0)› (0, (0)), -, (0, (0)› (0). (0. (OD),----))
0 I O O O 0 Ü I I I I O Ü ' ' Ü Ü U Ü ' ' Ü ' '
1) v. Neumann fügt hinzu: »Dies ift kein bewiefener Sag über Ord-
nungszahlen, es wäre vielmehr, wenn die transfinite In=
duktion fchon begründet wäre, eine Definition der»
fe l b e n.« Er felbft vermeidet die Induktion, benugt aber an ihrer Stelle den
Sag vom ausgeichloffenen Dritten in der bekannten Form: Beh auptun g:
»Es gilt für alle Transfiniten z der Sag p.» Be weis: »Denn im entgegen»
gefegten Falle gäbe es ein erftes ar, für das der Sag 19 nicht gilt . . . ufw.»
Vom intuitioniftifchen Gefichtspunkt aus ift allerdings gerade die Induktion
(auch die transfinite) das Primäre und auch der Sag vom ausgefchlofienen
Dritten das Hbzuleitende. (Vgl. darüber unten Nr. III [He ffenb erg],
S. 349f.) Von hier aus wäre die Neumannfche Theorie zu modifizieren
und vermutlich erheblich zu vereinfachen.
2) Nur die grundlegende Definition fei angegeben: Ift Ems) eine Eigen=
fchaft, f(x) eine Funktion, die für alle x, die die Eigenfchaft E(x) beñgen,
definiert ift, fo bezeichne M[f(x); E(a:)] die Menge aller fix), wenn as allem
mit der Eigenfchaft E(x) durchläuft. fllle Elemente vor cr in der geordneten
Menge E (deren Element z ift), bilden den »Hbfchnitt von x in En A(z, E).-
Dann heißt, wenn E wohlgeordnet, fix) eine »Z ählung« von E. wenn
für alle Elemente sc von .EI gilt:
für) = Mlf(:f/); yfA(1=›5)1-
Ferner, wenn f (x) in diefem Sinne eine »Zählung« von E ift, fo heißt:
Mlf(-vv): xfâıl
eine »O r d n u n g s z a hl v o n an. (Dabei bedeutet sv ç E in bekannter Weife:
x ift Element von E.) h
[733] s Mathematifche Exiftenz. 343
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c u -tr a c k c u -tr a c k
B. Variablentypen.
Die Variablentypen entftehen durch Hnwendung der logifchen
Verknüpfungen auf die Husfagen für die Grundvariablen und durch
Einlegen. Man kann beifpielsweife folgende Stufen bilden:
1) Funktionsvariable: f (zahlentheoretifche Funktion)
(a) {Z, (a) -›- Z, (f(a))} . . . Hbkürzung: fD(f)_
2) Funktionenfunktionsvariable: 9.
(f){<D(f)->Z1(9(f))}-.. Hbkürzunm *P(9).
Für die Charakterifierung der höheren Variablentypen muß
man die Typenausfagen (1), (2) . . . ufw. felbft mit Indizes verfehen;
eine folche mit Index veriehene Typenausíage wird durch Rekur-
f ion (auch über die Indizes) definiert, wobei an die Stelle der
Gleichheit die logifche I-Iquivalenz (N) tritt.
So kann man z. B. eine Variable 9 definieren durch eine Folge
von Funktionen fa, beftehend aus:
1) einer Funktion fl einer natürlichen Zahl: f1(m),
2) einer Funktionenfunktion I2 mit fl als Hrgument: fi_,~(D(f1),
3) einer Funktion 3. Ordnung ß mit der Funktionenfunktion f2
als Hrgument: fa so 1P(f2)~ 'P[(D(f1)]
ufw. in indefinitum.
Man kann dies auch in Symbolen ausdrücken:
1) wo (0) N Z1 (fl)
Za) (Du-i-1 N {(Dn Z1
zb) <D.„(9) ~ {(†») <1>,.(f„)-› Z1(c/(f›)}-
Diefe Variablentypen laffen fich nun wie folgt nach ihrer »Höhe«
ordnen:
1) Höhe 0: Zahlkonftante, Grundvariable.
2) Höhe 1: alle Funktionen mit Grundvariablen als Hrgumenten.
3“) Eine Funktion, deren Hrgumente und deren Wert beftimmte
Höhen (cx bzw. ß) haben, beñgt eine um 1 größere Höhe als die
größere bzw. als jede der beiden Höhen. (a-|- 1, wenn 1112152)
3b) Eine Folge von Funktionen verfchiedener Höhe hat als ihre
Höhe den Limes jener Höhen.
C. Beziehung zwifchen Grundvariablen und Variablentypen.
Die Hxiome, die die Zahlen der II. (bzw. einer höheren) Zahlklaffe
charakterifieren, geben nur »den allgemeinen Rahmen für eine Theorie
diefer Zahlen». Zu ihrer genaueren Begründung ift nötig, zu ermit=~
teln, wie der Prozeß des Hinüberzählens über das
abzählbare Unendliche hinaus zu formalifieren ift.
Dies gefchieht, indem der Prozeß des Hinüberzählens auf eine Folg e
angewandt wird: diefe Folge kann nur durch eine ge-
w ö h n li ch e (bzw. von der III. Zahlklaffe ab durch eine geeignete
transfinite) R e k u r fi o n g e g e b e n fe i n, und zu diefer Rekurfion
find wieder gewiffe Variablentypen notwendig.
c u -tr a c k c u -tr a c k
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346 Oskar Becker.
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1- + T-¬i,+...=2-1--1)«-,
en-
wii-4
2n-1-A1
nı-0
fo wird man von einem rein mathematifchen Gefichtspunkt aus die
zweite Formulierung, die das allgemeine Glied der Reihe enthält,
der erften, die uns das Reihengefeg erraten läßt, vorziehen. Es
wäre indeffen ein Irrtum, wenn man daraus íchließen würde, daß
die zweite Formulierung geftatte, jeden Gebraudw von »Pünktchen-=,
die den offenen Horizont andeuten, zu vermeiden. Denn die Grund-
variable n muß ihrerfeits erläutert werden, und dies kann nur
etwa durch:
ní1,2,3,4,ııı
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348 Oskar Becker. 733] c
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350 Oskar Becker. [790
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1) Ift der Sag: »Die beliebige Zahl az beñgt die Eigenfchaft E» ein »eigent-
liches Urteil» (im Sinne Weyls), fo kann man diefe Eigenfchaft definieren
als ein Gefeg, -das aus jeder Zahl entweder die 1 (fymbolifch für »ja«) oder
die 2 (»nein«) erzeugt. Ein folches Gefeg heißt ein Charakter.
Ift E alfo durch einen Charakter gegeben, fo läßt fıch für jede angegebene
Zahl iz entfcheiden, ob ñe E befıt3,t oder nicht. Tertium non datur.
2) S. »Begründung der Mengenlehre unabhängig vom logifchen Sag
vom ausgefchloffenen Dritten-, I. Teil »Hllgemeine Mengenlehre-, 3. »Die
wohlgeordneten Ordinalzahlen-=; Verhandl. d. K. Hkademie v. Wetenfch. te
Hmfterdam, 1. Sectie, Deel XII, Nr. 5, S. 22-43. In zweiter verbefferter
Bearbeitung unter dem Titel: »Zur Begründung der intuitioniftifchen Mathe»
matik I-III« in den Math. Hnn.: I. 93 (1925), S. 244-~257; II. 95 (1926),
S. 453-472; III. 96 (1926), S. 451-488 erfchienen. Die in einem wefentlidıen
Punkte (durch die Einführung der fog. »Null-› und Vollelemente-=) weiter-
gebildete Theorie der II. Zahlklaffe fteht in Nr. III.
l791] Matheınatifche Exiftenz. 351
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352 1 . Oskar Becker.
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c u -tr a c k c u -tr a c k
gegeben wird, kann fie unmöglich über die II. Cantorfche Zanlnıaiíe
hinausführen. Ja, es wird nicht einmal gezeigt, daß man b elie big
weit in die II. Zahlklaffe hinein fortfchreiten kann. Ein Hinaus-
gehen über die II. Zahlklaffe würde unbedingt die Einführung einer
neuen Horizontart erforderlich machen. Und diefe könnte aus
der Brouwerfchen Konftruktion der Zahlen der II. Klaffe felbft
nicht entnommen werden, fondern müßte wiederum »von außen«
hinzukommen, .wobei allerdings 8 ganz im Unklaren bliebe, woherl.
V. Beifpiel für die transfinite Iteration der
Bildintentionalitäfit.
In Ergänzung des in § 5a II B Gefagten und zugleich zur
Illuftration der im Vorigen berührten mathematifchen Schwierig-
keiten fei ein konkretes, geometrifch beftimmtes Beifpiel für die
transfinite Iteration der Bildintentionalität im folgenden dargeftellt.
Die nachftehende Figur 5 befteht zunächft aus der fiusgangs-
figur K, einem Kreis, in dem eine endlofe Reihe ähnlicher, homo-
thetifcher Kreife in jeweils halber (linearer) Größe eingefchachtelt
ift. (Die Figur links oben in Figur 5; identifch mit Figur 4 auf S. 100.)
Die grundlegende (noematifche) Bildintentionalität ift durch
die ähnliche, homothetifche Hbbildung im halben Maßftab dargeftellt.
Innerhalb der Husgangsfigur K kommen alfo bereits Bild-
intentionen beliebig hoher endlicher Stufe vor (1, 2, 3, . . .).
Diefe gefamte Husgangsfigur K wird nun ihrerfeits ähnlich und
homothetifch im Maßftabe 1/2 abgebildet, was einer Bildintention
entfpridıt, die über jede endliche hinausliegt (w). Die zweite foeben
erhaltene Figur wird wieder abgebildet (w+ 1) ufw. Die ganze
endlofe Reihe der fo fukzeffive erhaltenen Figuren ergibt: w +1,
w+ 2, w+3, . . . . . . . Wird diefe ganze Figurenreihe nun
ihrerfeits in der bekannten Weife abgebildet, fo erhält man die
zweite Figurenreihe der Gefamtfigur If und die Stufencharakte-
riftik cu -|-- w = w - 2. Durch Iteration diefes legten Hbbildungsver-
fahrens erhält manweiter: cu-2+1, w-2+2, w-2+3, . . . ..
Innerhalb der Gefamtfigur K' (die durch einen neuen Kreis
umfchloffen wird) kann man nun nidit mehr weiterkommen. Man
kann aber nunmehr mit K' genau fo verfahren wie vorhin mit K
und kommt dann in ganz analoger Weife zu w~3, cu-3 -|-1,
w-3+2, . . ., cu-4, w›4-|-1,.. . . und damit zugleich zu einer
neuen Gefamtfigur K", die der erften If' entfpricht. (K' ift als
Gefamtfigur in der Zeichnung [Fig. 5] dargeftellt.)
1) Brouwer hat anfcheinend neuerdings, in Erweiterung feines ur-
fprünglichen intuitioniftifchen Grundanfages, die direkte anfchauliche Erzeu-
gung auch auf nichtabzählbare Mengen ausgedehnt, in feinem »Prinzip der
konftruktiven Mengendefinition als Husgangspunkt der Mathematik-, das
unmittelbar auch nichtabzählbare Mächtigkeiten fchaffen und den Hufbau
einer vollftändigen Mengenlehre und I-Inalylis ohne tertium non datur geftatten
foll. (Vgl. darüber H. Fraenkel, Zehn Vorl. über d. Grundleg. d. Mengen-
lehre [B. u. Lpz.1927]. S. 35, 50.) Einzelheiten End z. Zt. noch nicht bekannt.
[793] Mathematifche Exiftenz. 353
(99 ,
ea»
(go
Fig. 5.
mitrechnende Transformation durch reziproke Radien einführt, die
die ganze, mit Figuren K, K', K”, . . . bedeckte Ebene in einen
endlichen Kreis hineinfpiegelt. Mit diefem Kreis K(9) als flusgangs-
figur kann man den ganzen Prozeß wiederholen. Man kommt
durch diefe Wiederholung bis zur Stufencharakteriftik w2 + 8.12 = cu? - 2,
durch endlšife Wiederholung alfo fd›ließlid› bis zu allen Zahlen unter
(112 - cu = .cu .
Weiter führt auch diefer Prozeß nicht, man müßte denn die den
Prozeß jegt beherrfchenden Transformationen durch reziproke Radien
ihrerfeits interieren. Doch fei darauf nicht näher eingegangen. (Es
ift indeffen klar, daß man fo fchließlich zu allen Transfiniten unter
ww gelangen kann.)
Es ift auffallend, wie langf am der transfinite Prozeß zu
höheren Stufencharakteriftiken gelangt, fobald man die Ineinander-
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356 Oskar Becker. [796
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c u -tr ack c u -tr a c k
ftändig neue Hnweiíungen zur Fortführung des Verfahrens. uflın
beíchränktes Beifpiel liefert fchon die in Nr. V (auf S. 352 ff.) ge-
gebene geometriíche ››transfinite« Konftruktion.) Der grundlegende
Fall diefer Konftruktionsweife ift die Darftellung der transfiniten
Ordnungszahlen, zunächft der II. Zahlklaffe. Hber auch die korrekte
Durchführung des Diagonalverfahrens ift nur in felbfttranfzen-
dierender Konftruktion möglidı. Denn das klafiiidıe Verfahren liefert
zwar zu jeder vorgelegten abgezählten Teilmenge des Kontinuums
ein neues in ihr nicht enthaltenes Kontinuumelement, aber auch
die um diefes Element vermehrte Teilmenge ift doch offenbar
noch abzählbar, fo daß diefer Prozeß, als ein konftruktiver
aufgefaßt, nur durch nichtabzählbar häufige Wiederholung zum Ziele
führen würde. Hber eine folche »nichtabzählbar häufige« Wieder-
holung fegt doch offeníichtlich die direkte Einführung einer »abíolut
nichtabzähbaren« Unendlichkeit voraus!
Es läßt iich unfchwer zeigen, daß alle benötigten Jelbfttran-
fzendierenden« Konftruktionen lich auf die der transfiniten Ordnungs-
zahlen zurückführen laffen. Hber die Möglichkeit diefer legteren
Fundamentalkonftruktion ift leider nicht über jeden Zweifel erhaben
und die Durchführung der Konftruktion felbft bisher noch nicht ge«
lungen. Hm weiteften führt das von O. Veblen angegebene Ver-
fahren mittels der Eigenfchaften der fog. transfiniten ››Normalfunk~
tionen« (continuous increasing functions). Doch verliert fich auch
diefes nach einer gewiffen Hnzahl von Schritten ins unbeftimmte.
- In Hnbetracht der Wichtigkeit des Gegenftandes fei im folgenden
ein Gedankengang íkizziert, der vermutlich geeignet ift, die wirklich
unbefchränkte Durchführbarkeit des Verfahrens durch eine fyfte-
matifdve Erweiterung des Veblenichen Hnfages zu ermöglichen.
B. Über ein Verfahren zur [yftematifchen Bezeichnung (Konftruktion) aller
Transfiniten der zweiten Zahlklaffe.
Das Veblenfdıe Verfahren zur Bezeichnung (Konftruktion)
von transfiniten Zahlenı beruht auf der Benugung der fog. Normal-
funktionen und ihrer kritiichen Zahlen. Man geht aus von der ftändig
mit ihrem Hrgument wachíenden Funktion f (zr), die zugleich ›1'tetig«
ift, d. h. mit ihrem Fırgument zugleich zum Limes übergeht (wenn
lim x = Z, fo ift auch lim f (sr) = f (Z)), Eine folche Normalfunktion
hat die Eigenfchaft, für gewiffe durch w-Limiten erreichbaren Werte
des Hrguments lc die ›kritiídıe« Gleichung zu erfüllen: f(k) = lc;
im übrigen übertrifft fie fchließlich den entíprechenden Hrgumentwert
(f(a:)>a::). Die Gefamtheit der kritiíchen Zahlen von f(:r) als Werte
einer neuen Funktion von zr aufgefaßt, bilden die erfte >>abgeleitete«
Funktion (the first derived function) von f(a:), Diefer Hbleitungs~
prozeß kann beliebig oft iteriert werden, und zwar kann die
Folge der abgeleiteten Funktionen von einem anícheinend beliebig
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358 Oskar Becker. [793
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und 1:2, -< xa, wobei die Zahlen wg des Symbols Konftante ima mit
Husnahme von :ry und a:?„. Diefe Definition ift offenbar eine fyfte-
matifche Verallgemeinerung unferer Beifpiele.
Veblen zeigt, daß, wenn f(x) eine Normalfunktion ift mit
fl1)>1, die Definition eindeutig eine beftimmte Transfinite durch
ein beftimmtes Symbol darftellt. Der Wert des allgemeinen Symbols
ift eine Normalfunktion jeder einzelnen Variablen, wenn die übrigen
feftgehalten werden., Läßt man jedes Symbol weg, deffen Wert
einem Werte feiner erften abgeleiteten Funktion gleich ift, fo bleibt
ein Syftem T von Symbolen übrig, das alle Transfiniten unterhalb
einer beftimmten, für das gegenwärtige Bezeidmungsfyftem höcbften,
kritiíchen Zahl E (1) eindeutig zu bezeichnen geftattet.
Die Zahl E(1) ift die kleinfte Löfung der kritiíchen Gleichung:
f(ı,ı, . . . . ..ı„......ıß)=ß
Die ganze Reihe der Löfungen wird dementíprechend mit E (ac)
bezeichnet; es find die fog. »E-Zahlen«„ein höheres Hnalogon zu
den bekannten Cantorfchen Epiilonzahlen. E (ar), als Funktion des
ñrguments zz: aufgefaßt, ift, wie man leicht fieht, wiederum eine
Normalfunktion von cc, und man kann fie, ganz wie vorher f(:ı:),
zum Husgangspunkt einer neuen Reihe von ›Hbleitungen« machen,
neue Mehrvariablenfunktionen einführen und fchließlich zu einem
höheren Syftem von Veblenfdven Symbolen T' kommen, analog
dem früheren Syftem T. Damit läßt ñch dann die Bezeichnung
neuer, größerer Transfiniten eine Strecke weit über den zuvor
erreichten Punkt hinaus bewerkftelligen; man kommt aber auch mit
diefem neuen Bezeichnungsfyftem keineswegs durdv die II. Zahlklaffe
ganz hindurch; vielmehr verfagt das Verfahren wiederum bei einer
höheren (auch nod-› im Vergleich zu den E-=Zahlen höherenl)
kritifdıen Zahl. Man kann das Verfahren zwar auch jegt wieder
durch eine geeignete Llmformung, die feinen Grundcharakter nicht
verändert, in weiterem Umfang leiftungsfähig machen, aber durch
diefe wie weit auch immer fortgefegte Erweiterung läßt ñch ein
endgültiges Ergebnis niemals erzielen. Es liegt eben im Wefen
diefer ›íich ftändig felbft tranfzendierenden Konftruktiom, daß fie
nicht durch ein konkret und abgefchloffen angebbares Gefeg er-
fdvöpfend befchrieben werden kann. Das würde ja auch im Grunde
dem Skolemfdıen Sat; wideríprechen. (S. o. S. 354.)
Diefe Sachlage ift im Hinblick auf die von uns im Text gegebene
ontologifche Hnalyfe des transfiniten Prozeffes nicht verwunderlich.
Denn das Ergebnis jener Fınalyfe war dodı, daß der transfinite
Prozeß feiner formalen Struktur nach mit der hiftorifchen Zeit
eng verwandt ift. Die hiftorifche Zeit aber zeigt die Eigentümlidı-
keit, nicht vorausfagbar zu fein, d. h. in eine dunkle Zu-
kunft hineinzuverlaufen. Dementfprechend ift auch die Ent-
wickelung des transfiniten Prozeffes in die Zukunft hinein ›dunkel››,
d. h. er ift, ähnlich wie die Erzeugung einer B r o u w er fchen >Wahl-
folge«, ein echt zeitlicher >Vorgang«, ein (wenn auch =›ideal-mathe-
[799] Mathematifche Exiftenz. 359
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360 Oskar Bedıer. L800
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c u -tr a c k c u -tr a c k
auch in ihrer Reihe kommt man von jedem beliebigen Glied aus
in endlich vielen Schritten zum I-Infang zurück.)
Der jeweils letzte Index ift zugleich auch der ››ftärkfte« d. h. er
wird nach allen anderen kritifch, und wenn das eintritt, ver«
fagt das jeweils angewandte konkrete Bezeichnungsfyftem. Wenn
dies aber gefchieht, fo gibt es prinzipiell immer denfelben Husweg:
Man »zieht den ftärkften Index heraus« 1, d. h. ift diefer Index t, fo
bildet man die Einvariablenfunktion Mi), die, wie fich zeigt, eine
Normalfunktion ift. Man kann alfo mit ihr von neuem beginnen
und nad) dem alten Schema ein neues Bezeichnungsfyftem anfangen.
Mit diefem kommt man ein Stück weiter in die Transfinitenreihe
hinein. Das kann man unbegrenzt weit fortfegen. Der trans-
finite Konftruktionsprozeß ift alfo ››offen<=. Freilich ift damit noch
nicht bewiefen, daß die konftruierte Reihe »tranfzendenh ift und
nicht im ››Immanenten« ftecken bleibt (Termini von Hausdorf f 2); d. h.
es könnte fein, daß alle konftruierten Zahlen, foweit man auch das
Verfahren fortfegen mag, unter einer gewiffen Transfiniten bleiben,
fo daß es immer noch einen nicht erreichbaren >>Reft« von Trans=
finiten von der Mächtigkeit der ganzen in Frage kommenden Zahl«
klaffe gibt. Es ift freilich fchwer zu fagen, wodurch denn diefe der
Konftruktion entrückten Zahlen eigentlich noch definiert find. Man
könnte aber immerhin an ein anderes, noch unbekanntes und
leiftungsfähigeres Konftruktionsverfahren denken, das in jenes un-
feren augenblicklichen Mitteln entzogene Gebiet hineinreicht. Hierin
liegt nun eine gewiffe Schwierigkeit: man hat nämlich keine Vor-
ftellung von ›› allen«, außer den bekannten noch möglichen, Konftruk=
tionen und man kann daher auch die Möglichkeit der überflügelung
aller bekannten Konftruktionsweifen durch eine neue nicht aus=
fchließen. Es fehlt eben an einem »abfoluten 1-lintergrundıf, d. h. an
einer indepedenten Definitionsweife der Transfiniten, an der man
die Leiftung der verfchiedenen Konftruktionen meffen könnte.
Es bietet fich nun folgender Husweg aus diefer Schwierigkeit
dar: Die, wie wir fahen, notwendig durchaus endlichen Symbole,
mit denen wir die Transfiniten bezeichnen, können wir auch zur
Bezeichnung endlicher Zahlen gebrauchen; wir bilden durch diefe
»ifofymbolifche Hbbildung« die bezeichneten Transfiniten
auf gewiffe endlichen Zahlen ab. Man kann fich davon im Falle
der II. Zahlklaffe eine konkrete Vorftellung machen: Es fei nämlich
f(w) eine Transfiníte (fchließlich find doch alle Zahlen II. Klaffe
Funktionen von w). Dann ift die entíprechende endliche Zahl ge-
geben durch den Fiusdruck F(g), wo 9 eine endliche fefte Zahl, die
fog. =›Grundzahl« ift. Die Struktur der Funktionen f und F ift ganz
die gleiche, nur ift auch bei den im Hufbau der Funktion felbft vor-
kommenden Rekurfionen ftatt des Ordnungstypus w der Folge aller
c u -tr a c k c u -tr a c k
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3e2 Oskar Becker. 802] .c
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c u -tr a c k c u -tr a c k
kann. Denn kein finites Verfahren kann offenbar mehr tun, als
jede finite Grenze überfchreiten, und jede von dem einen derart
›tranfzendenten« Verfahren erreichte Zahl kann auch von dem an»
deren erreicht werden.
Man kann gegen diefe Hrgumentation Folgendes einwenden: Damit die
Schlußweife richtig ift, muß feftftehen, daß (wenn man von der Vieldeutig~
keit, die durch die großen finiten Zahlen [>51-1] hineinkommen kann, ab-
fieht, d. h. wenn man nur »Leitzahlem verwendet) ftets r›=<fi im trans-
finiten Gebiet a<b im finiten nach ñch zieht und umgekehrt, wenn die
ifofymbolifche Hbbildung a ~4-›- aı, ß -<-›- b der transfiniten Zahlen tt, ß auf
die endlichen a, b befteht. Dies gilt nun zwar fidwer dann, wenn rr, ß (und
demen/cfprechend audi a, b) durch idasfelbe felbfttranfzendierende Kon-
ftruktionsverfahren Q dargeftellt iind. Man kann den Zufammenhang jener
llngleichungen aber bezweifeln, wenn cx und ,S (und alfo auch aı und b) durch
verf chieden e Konftruktionsverfahren Q und 5°-*L* dargeftellt werden.
Bezeichnen wir die durch Sf* hergeftellten Zahlen mit einem Stern (*), fo
könnte aus z. B. fein: fi -<b*, aber vieııeitm a> ß*› sbwobı auch jagt
nochdie ifofymbolifche Hbbildung rn«-›-cı, ß*+~›b* befteht.
Eine derartige Sachlage wäre aber offenbar vernichtend für die Beweiskraft
der ifofymbolifchen Hbbildung in Sachen der ›Tranfzendenz« eines beftimmten
transfiniten Konftruktionsverfahrens.
indeffen kann gegen diefen in der Tat fchwerwiegenden Einwand
Folgendes gefagt werden:
Falls ein beftimmtes transfinites Konftruktionsverfahren Si, von
einem anderen Q2* überflügelt wird, fo kann dies nur fo gefchehen: das
=›unbegrenzt« fortgefetjte Verfahren Sf, bleibt unter einer beftimmten
wkritifdıen« Zahl, die als foldıe nur mittels des Verfahrens Qi; erkannt und
dann auch überfchritten werden kann (wegen der =›Offenheit°= von QT, die
wir vorausfegen). Dabei wird notwendig das »engere« Verfahren Si, in das
›weitere« R1' eingeordnet. Betrachtet man nun die ifofymbolifchen Bilder
Q6, Sfå von Si“, und Si? (es ift alfo R, -<-›› Q6. Qi; -<-->92", und .fie bzw. SP2*
find en dlich e Konftruktionsarten), fo muß lich B6 dem Verfahren von Sf:
ebenfo einordnen, wie Si, dem Qi. Dies kann aber nur fo gefchehen, daß
die von Sie beherrfchte Stredce im finiten Gebiet die Teilftredıe OK (Hnfangs-
ftrecke) der von S22* beherrl'chten Stredie OK* ift (f. Figur).
Z* M
O
ıí-¬-- K
- '- -.
K*
-' -----›
........._......._.)._ w
überfchreitet nun die von Sf8 beherrfchte Strecke des finiten Gebiets
(alfo OK variab el gedacht) bei der mnbegrenzten« Fortführung des Ver-
fahrens .ife fchließlich je de beliebige vorgegebene Schranke M, fo kann die
Strecke OK niemals unter einer b e fti m m t e n kritifchen Zahl x (fräi) bleiben,
die innerhalb des Konftruktionsverfahrens R2* einen ganz beftimmten feften
Plat; einnimmt. Denn diefer Zahl x (šiff) entfpricht auf der Geraden der Figur
ein beftimmter Punkt Z* und man kann offenbar die Schranke M rechts
von Z wählen.
Kurz gefagt: wenn die transfiniten Verfahren Sit. Sf; k o n f r o nt i e rt
werden, werden zugleich auch die ihnen ifofymbolifchen endlichen Verfahren
9,- SE* untereinander konfrontiert und es gilt dann immer für die «Leit-
zahlen« aus beiden Verfahren zugleich «<5 und a<b.1
1) Hllerdings bleibt noch die Möglichkeit offen, d aß Si), und .Qi üb er-
haupt nicht konfrontiert werden können. Die unvergleich-
[803] Mathematifche Exiftenz. 363
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Oskar Bedıer
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366 Oskar Becker. 06]
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363 Oskar Becker.
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c u -tr ack c u -tr a c k
Schlußbemerkung.
Hm Schluffe diefer Husführungen fei noch ein Wort an den
Mathematiker, der diefen Hnhang lefen follte, geftattet.1 Das Ver-
hältnis von Mathematik und Philofophie wird noch immer vielfach
fo aufgefaßt, daß es die Hufgabe der »Philofophie der Mathematik«
fei, die pofitive Mathematik, fo wie fie als wiffenfchaftliches Fa ktum
oder ›Fieri“ da ift, zu ››begründen«. je nachdem dies nun ge-
lingt oder mißlingt, wird die zugrunde gelegte Philofophie anerkannt
oder verurteilt. Es kommt darauf an, ob die Begründung durchfichtig
und umfaffend genug ift, daß in bequemer und vollftändiger Weife,
unbekümmert um weitere Prinzipienfragen, auf ihr das einzel=
wiffenfchaftliche Lehrgebäude der Mathematik errichtet werden kann.
Nach ihrer Leiftungsfähigkeit in diefer Hinfidit pflegt man
die Philofophie, ausfchließlidi zu bewerten. Wir können diefen
pragmatiftifdıen, ja vielfadä rein opportuniftifchen Gefichtspunkt nicht
teilen. Nach unferer Meinung entfcheidet hier der »Erfolg« bei
weitem nicht alles. Wir können uns, fofern wir Philofophen fein
wollen, nicht damit begnügen, gewiffermaßen hinter der rüftig fort=
fchreitenden Wiffenfdıaft herzulaufen mit dem erftaunten Rufe:
»Wie ift das (diefes Faktum der Mathematik) möglidfl« Sondern
wir beanfprudwen das Redvt der Kritik an der Einzelwiffen-
fdvaft, ein Recht, deffen fich eigentümlicher Weife gerade die neu-
kantifchen Ridvtungen weitgehend begeben hatten. Nidıt nur die
Mathematik ftellt der Philofophie »tranfzendentale« Fiufgaben im
Sinne des Problems einer regreffiven Hnalyfe der Methodik diefer
Wiffenfchaft. Sondern auch die Philofophie verlangt Hntwort auf
ihre Fragen: Das Problem einer fachlichen Mathematik
kann nicht dadurch erledigt werden, daß man es ignoriert; die
hiftorifche Entwicklung kann es zeitweife verfchütten, aber es wird
immer wieder in fpäterer Zeit auftauchen.
Was hier mit der Problematik einer fachlichen Mathematik
gemeint ift, kann in einer Hinficht wenigftens durch eine Parallele
aus der Gefchichte der Mathematik und Phyfik erläutert werden.
Diefe beiden Wiffenfchaften befinden fich in einer durchgängigen
Wechfelwirkung. Nidıt nur in der Frage der »Union von Zeit und
Raum« hat die Mathematik - nach dem bekannten Wort Min-
kowskis - »nur mehr Treppenwig bekundet«. Bei der Betrachtung
der Natur find dem Menfchen immer wieder die großen eigentlich
fruchtbaren mathematifchen Probleme entgegengetreten: Seit der
Epizyklentheorie der Hntike ,die den Grundgedanken der Entwicklung
nach trigonometrifchen Funktionen um fo viel Jahrhunderte voraus=›
nimmt, feit der Theorie der Newtonfdøen Gravitation, fpäter in den
Problemen der fchwingenden Seite, der Wärmeleitung, des Erdmagne-
tismus, des elektrifdıen Feldes .. ., -- lauter ganz willkürlidı aus
der Fülle des vorhandenen ungeheuren Materials herausgegriffene
Beifpiele. Gewiß ift andrerfeits die Kraft der im Sinne des reinen
c u -tr a c k c u -tr a c k
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c u -tr a c k c u -tr a c k
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»fo, wie fie in Hufferls« ftatt »fo, wie in Hufferls«
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„ 4, „ 20 „ »unterfcheide ich nicht immer
'ontologifch' und “onti1ch'« ftatt: »unterfdøeide ich
ni ch t 'ontologifch'
- und “-ontifch'«.
4 Hnm. 1, Zeile 2 v. u. »Bernaysfchen Stan d p unkt«
ftatt »Bernayfchen Standpuıikh.
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