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Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte von Georges Seurat. 1884/86
In der Antike bezeichnete der Nachmittag das dritte Viertel eines Lichttages; bei der
Einteilung des Tages in zwölf Temporalstunden und vier Tagesabschnitte umfasste der
Nachmittag den Zeitraum von der Mittagszeit bis zum Ende der neunten Tagesstunde.[1] Das
Mittelalter übernahm die antike Tageseinteilung in den christlichen Gebetszeiten: Das
nachmittägliche Gebet war die Non. Die antike Tageseinteilung verlor ihre Bedeutung,
nachdem sich im Spätmittelalter die unveränderlichen Stunden im Alltag durchgesetzt
hatten.[2]
Das heute übliche hochdeutsche Kompositum „Nachmittag“ war noch im 15. Jahrhundert
selten; in den älteren Entwicklungsstadien der deutschen Sprache überwog die
Auseinanderschreibung (z. B. „nach mittemtag“). Im Gegensatz zum Vormittag gibt es aber in
den deutschen Mundarten eine ganze Reihe von weiteren Bezeichnungen für die
Nachmittagszeit, die sich oft von der Zwischenmahlzeit ableiten: Vesper, Jause, Kaffee- oder
Teezeit oder die Tiroler Marende sind Beispiele dafür. Es gibt auch Landstriche im deutschen
Sprachraum, die den Nachmittag kaum kennen und stattdessen den Mittag bis in den Abend
ausdehnen, oder die umgekehrt auf den Mittag gleich den Abend folgen lassen.[3]
Im Englischen gibt es mit „Good afternoon!“ einen eigenen Gruß für den Nachmittag,
während die neutrale Form „Good day!“ unüblich geworden ist. Der spanische Gruß „Buenas
tardes“ wiederum kann wie das italienische „Buona sera(ta)“ ab dem späten Nachmittag bis in
den Abend hinein gebraucht werden.
Der Nachmittag ist ein Motiv in Literatur, Kunst und Musik, vom L’Après-midi d’un faune
(„Der Nachmittag eines Fauns“) Mallarmés (vertont von Debussy, Ballett von Nijinsky) bis
zum Tod am Nachmittag Hemingways. 1957 hieß Billy Wilders redensartlich gewordener
Film Ariane – Liebe am Nachmittag.
Weblinks
Einzelnachweise
• • Wolfgang Trapp: Kleines Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung. Philipp
Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-89836-198-5, S. 53.