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KLETTERSTEIGGEHEN -

AUSRÜSTUNG, TECHNIK, SICHERHEIT

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INHALT

KLETTERSTEIGE ODER VIA FERRATA, 1. Die Geschichte des Klettersteiges..................................................4


2. Schwierigkeiten im Klettersteig...................................................... 5
wie die Italiener zu den „Eisenwegen“ sagen, stellen die vergleichsweise einfachste Möglichkeit dar,
3. Klettersteigausrüstung.................................................................8
steile Wände, tiefe Schluchten und einzelstehende Felsmassive zu beklettern. Der Ausbau in den Alpen
3.1 Klettersteigset  .............................................................................. 8
und Mittelgebirgen mit Klettersteigen für Anfänger bis Fortgeschrittene und die Entwicklung neuer
3.1.1 Wie funktioniert ein Bandfalldämpfer? ............................................ 9
Klettersteigausrüstung machen das Klettersteiggehen nicht nur populärer, sondern auch sicherer.
3.1.2 Wie lange kann ich ein Klettersteigset verwenden? ........................ 11
SKYLOTEC forscht und arbeitet ständig daran, den Sicherheitsstandard immer weiter zu erhöhen.
3.1.3 Wartung und Pflege ..................................................................... 12
Dennoch wichtig sind und bleiben das eigene Wissen, die eigene Erfahrung und Selbstreflektion. Was
3.1.4 Die Norm für Klettersteigsets: EN 958:2017 ................................ 14
genau jeder Klettersteigbegeisterte wissen und beachten sollte, wenn es um die richtige Ausrüstung und
3.1.5 Das sicherste Klettersteigset auf dem Markt: RIDER 3.0 ................ 16
das erforderliche Wissen geht, finden Sie in der SKYLOTEC Klettersteig Know-how-Broschüre. Natürlich
3.2 Zusätzliche Ausrüstung zum Klettersteigset ...................................... 18
stellt dies keinen Ersatz für eine fundierte Ausbildung bei einer Bergschule bzw. Klettersteigschule dar,
3.2.1 Klettergurt  ................................................................................. 18
aber zum Nachschlagen, Wiederholen und ins Gedächtnis rufen ist dieses Werk genau richtig!
3.2.2 Kletterhelm  ................................................................................ 18
3.2.3 Und sonst noch ........................................................................... 18
4. Techniktipps.................................................................................20
4.1 Bevor es los geht ........................................................................... 21
4.2 Anbringen des Klettersteigsets am Klettergurt ................................. 22
4.3 Partnercheck  ................................................................................. 23
4.4 Umhängen des Klettersteigsets ....................................................... 24
4.4.1 Umhängen mit Rider 3.0 .............................................................. 24
4.5 180-Grad-Fehlanwendung  ............................................................... 25
4.6 Rasten und Quergang ..................................................................... 25
4.7 Nachsichern  .................................................................................. 27
5. Sicherheit....................................................................................28
5.1 Sicherheit durch Vorsicht, Abstand, Rücksicht und Respekt ............... 28
5.2 Das Wetter und seine Gefahren ....................................................... 29
5.3 Notfallsituationen im Klettersteig ..................................................... 30
5.4 Unfall im Klettersteig ...................................................................... 30

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1. DIE GESCHICHTE DES KLETTERSTEIGES
Ein Klettersteig ist ein mit Drahtseil, Eisenleitern, Stahlstiften, Trittstufen und zum Teil auch Hängebrücken Der Klettersteig von heute ist durch einen relativ kurzen Zustieg erreichbar. Er bietet spektakuläre
gesicherter Weg, der durch ein steiles Felsmassiv in den Alpen oder ein kleineres Felsmassiv in den Landschaften, Schluchten, Wasserfälle und exponierte Tiefblicke. Relativ kurze, zum Teil sehr steile und
Mittelgebirgen ganz oder nur streckenweise führt. Mittlerweile gibt es auch Indoor-Klettersteige, kraftraubende Klettersteige, die in die Nähe des Sport- bzw. Freikletterns rücken, locken heute in den
für diejenigen die fernab von natürlichen Felsen in den Genuss eines Klettersteiges kommen möchten. verschiedenen Tourismusregionen.
Die sogenannte Selbstsicherung erfolgt mit einem Klettersteigset, welches permanent im Drahtseil Es erscheinen fast saisonal neue Klettersteigführer, die unbekannte und noch anspruchsvollere
mitgeführt wird und gegen Absturz sichert. Klettersteige vorstellen. Ein weiterer anhaltender Trend ist das Klettersteiggehen mit der ganzen Familie.
Der erste Klettersteig, den man mit heute üblichen vergleichen kann, wurde 1492 in der französischen
Landschaft Dauphiné gebaut. König Karl VIII. ließ den als unbezwingbar geltenden Gipfel des Mont Aiguille
mit Leitern und Steigen ausstatten. Nur mit diesen Hilfsmitteln wurde die Besteigung des Felsgipfels
2. SCHWIERIGKEITEN IM KLETTERSTEIG
damals möglich. Richtig in Mode kamen Klettersteige erst rund 400 Jahre später, so um das Jahr Zur Einschätzung der Klettersteige bzw. ihrer Schwierigkeiten haben sich zwei Skalen durchgesetzt,
1843, als unter der Leitung des Wiener Professors für Geografie, Friedrich Simony, der Dachstein die jedoch immer wieder, von Klettersteigführer zu Klettersteigführer, Region zu Region unterschiedlich
mit Eisenstiften, Klammern, gemeißelten Tritten und auch mit Gehpassagen, gesichert mit Schiffstau, ausgelegt werden können. Eine wirklich festgelegte Schwierigkeitsskala, wie etwa beim Sportklettern,
erschlossen wurde. 1873 wurde die Zugspitze mit den damals üblichen und heute noch dort zu wie etwa beim Sportklettern, gibt es nicht..
findenden Mitteln für so gut wie jedermann zugänglich. Beispiele für diese Art der Erschließung sind der Über die Jahre haben sich aber mehr oder weniger zwei Bewertungssysteme etablieren können: Die
Jubiläumsgrat der Zugspitze oder auch der Alpini-Steig in den Sextener Dolomiten. Im Ersten Weltkrieg Hüsler- und die Schall-Skala. Die beiden Skalen unterscheiden sich in erster Linie dadurch, dass nach
wurde die damalige Erschließungstechnik für militärische Zwecke genutzt, um Soldaten zu postieren, Hüsler eine verbale Einstufung vorgenommen wird und nach Schall eine Einstufung über Buchstaben
Stellungen einzurichten und deren Versorgungsnachschub in entlegenen Stellungen zu organisieren. erfolgt: Der einfachste Schwierigkeitsgrad wird dabei der Aussage „wenig schwierig“ zugeordnet bzw.
Diese Steiganlagen in Südtirol und Slowenien werden heute touristisch genutzt und erfreuen sich großer dem Buchstaben A. Der höchste Schwierigkeitsgrad wird mit „extrem schwierig“ bzw. dem Buchstaben
Beliebtheit unter Bergsportlern. E angegeben. Mit der Entwicklung noch anspruchsvollerer Klettersteige kam noch der Buchstabe F
hinzu, dieser steht für extreme Schwierigkeiten. Bei den Skalen sind die Anforderungen an Können und
Heute entstehen, vorwiegend aus touristischen Gründen, immer neue Klettersteige – in den meisten Ausrüstung klar definiert.
Tourismusregionen in den Alpen ist ein regelrechter Bauboom zu beobachten. Das ist nicht nur der
wachsenden Beliebtheit des Klettersteiggehens geschuldet, sondern auch dem Bestreben der Trotz der Einteilungen, die neben der reinen Schwierigkeit auch andere Angaben (z. B. Zustiegszeit,
Alpengemeinden sich im Hinblick auf den Klimawandel touristisch breiter aufzustellen. Mittlerweile werden Gesamtgehzeit, Höhenunterschied usw.) berücksichtigen, sollte sich im Vorfeld jeder erkundigen, wie
bereits im Vorfeld der Bebauungen und Planungen Umweltgutachten durchgeführt und Expertenmeinungen die Beschaffenheit und Anforderungen an seinem geplanten Klettersteig im Moment sind. Darüber
eingeholt, um nachhaltigere und zielführendere Anlagen zu entwickeln und umzusetzen. Den ersten TÜV- hinaus sollte bei jedem Vorhaben... und sicherere Klettersteigausrüstung selbstverständlich sein. Der
geprüften Klettersteig, der Hausbachfall Klettersteig in Reit im Winkl, gibt es bereits. absichernde Blick auf die gängigen Bergwetterdienste ist obligatorisch.

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HÜSLER- UND SCHALL-KLETTERSTEIGSKALEN

SCHALL HÜSLER GELÄNDE SICHERUNG KÖNNEN AUSRÜSTUNG SCHALL HÜSLER GELÄNDE SICHERUNG KÖNNEN AUSRÜSTUNG
Flach bis steil, Drahtseile, Ketten, Trittsicherheit und Klettersteigausrüstung Senkrechtes, oft Drahtseil, Eisenklam- Genug Kraft in Klettersteigausrüstung,
meist felsig Eisenklammern, ver- Schwindelfreiheit auch überhän- mern und Trittstifte Armen und Händen, Sicherungs- und
A K1 oder von Felsen einzelte kurze Leitern. empfohlen D K4 gendes Gelände, liegen vielfach weit da längere senkrechte Seiltechnik empfohlen
durchsetzt, Begehung größtenteils meist sehr auseinander. An aus- bis überhängende
ausgesetzte Pas- ohne Verwendung von ausgesetzt gesetzten und steilen Stellen und kleinere
sagen möglich Sicherungseinrichtun- Stellen oftmals nur ein Kletterstellen bis II /
gen möglich. Drahtseil. (UIAA) möglich.
leicht sehr schwierig
Steileres Felsge- Drahtseile, Ketten, Ei- Trittsicherheit und Klettersteigausrüstung Senkrecht bis Drahtseil, Eisenklam- Viel Kraft in Händen Klettersteigausrüstung,
lände, teilweise senklammern, Trittstif- Schwindelfreiheit, überhängend, mern und Trittstifte (Fingern), Armen und Sicherungs- und
B K2 kleine Tritte, te, längere evtl. gute Kondition, etwas E K5 durchgängig liegen vielfach weit Beinen, erhöhtes Seiltechnik empfohlen
ausgesetzte senkrechte Leitern. Kraft und Ausdauer in ausgesetzt, sehr auseinander. An aus- Maß an Kondition,
Stellen Schwierigkeiten ohne Armen und Beinen kleine Tritte oder gesetzten und steilen Beweglichkeit.
Sicherungselemente Reibungskletterei Stellen oftmals nur
bis III (UIAA). ein Drahtseil. Oft mit
mäßig schwierig extrem schwierig Kletterei kombiniert.

Steiles bis sehr Drahtseile, Eisen- Trittsicherheit und Klettersteigausrüstung, Primär überhän- Drahtseil, Eisenklam- Gute Klettertechnik Klettersteigausrüstung,
steiles Felsgelän- klammern, Trittstifte, Schwindelfreiheit, Sicherungs- und gend, ausgesetzt, mern und Trittstifte unabdingbar, viel Kraft Sicherungs- und
de, meist kleine längere oder gute Kondition, Kraft Seiltechnik empfohlen F K6 sehr kleine Tritte liegen vielfach weit in Händen (Fingern), Seiltechnik empfohlen.
Tritte, längere überhängende Leitern. und Ausdauer in oder Reibungs- auseinander. Kombi- Armen und Beinen,
C K3 bzw. sehr häufige Klammern und Stifte Armen und Beinen kletterei niert mit Kletterei. erhöhtes Maß an Kon-
ausgesetzte können auch weiter dition, Beweglichkeit.
Passagen auseinander liegen. In
senkrechten Abschnit- > extrem schwierig
ten teils nur Drahtseil.
Schwierigkeiten ohne
Sicherungselemente
schwierig bis IV (UIAA).

Quelle: Walter Würtl, Peter Plattner: Skalendschungel.


Schwierigkeitsbewertung bei Klettersteigen.
In: Bergauf. Österreichischer Alpenverein, S. 10-13.
Nach eigener Interpretation.

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3. KLETTERSTEIGAUSRÜSTUNG a) Karabiner KONVENTIONELLES KLETTERSTEIGSET
b) Flex-Arm a)
Die Ausrüstungsliste für den Klettersteiggeher ist individuell fast unbegrenzt erweiterbar, jedoch b)
c) Bandfalldämpfer d)
sollte immer die Devise „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ gelten. Wie immer im alpinen Gelände
d) Anseilschlaufe
bzw. in der Höhe gilt: Kondition und Selbst- sowie Risikoeinschätzungsvermögen kann nicht durch
Ausrüstung ersetzt werden. Die Auswahl eines sowohl für einen persönlich als auch für die Begleiter c)
geeigneten Klettersteigs, die zeitliche Planung der Tour (einschließlich Rückzug), die Einholung von
Wettervorschaudaten und für den Ernstfall gewappnet zu sein - das sind die Voraussetzungen für einen
sicheren Klettersteigausflug. Die essentielle Klettersteigausrüstung, also Klettergurt, Klettersteigset,
Kletterhelm, Schlingenmaterial und Karabiner, gehört zur Rubrik der persönlichen Schutzausrüstung
a1) Drahtseilklemme RIDER 3.0
(PSA) und unterliegt strengen Normen und Qualitätskontrollen. a2)
a2) Karabiner b)
b) Flex-Arm d)
3.1 KLETTERSTEIGSET
c)  Bandfalldämpfer a1)
Das Klettersteigset dient zusammen mit dem Klettergurt zur Sicherung am Drahtseil des Steiges. c)
d) Anseilschlaufe
Das Fortbewegen am Drahtseil kann durch die Konstruktion des Klettersteigsets mit seinen zwei Flex-
Armen durchgehend gesichert werden. Das heißt der Klettersteiggeher befindet sich in jeder Situation
und zu jedem Zeitpunkt in der Sicherungskette und wird bei einem Sturz vor einem vollständigen
Absturz geschützt. Üblich sind heute Klettersteigsets, die nach dem Y-Prinzip aufgebaut sind: Zwei 3.1.1 WIE FUNKTIONIERT EIN BANDFALLDÄMPFER?
Verschlusskarabiner, die üblicherweise mit einer Handballensicherung gegen unerwünschtes Öffnen Das Klettersteigset ist als Notfallausrüstung anzusehen und verhindert nur im Extremfall eines Sturzes
versehen sind, sind jeweils an einem Last- bzw. elastischen Flexarm fixiert. Bei modernen Sets ist das Schlimmeres. Ähnlich wie ein Airbag im Auto muss das Klettersteigset nach einer Sturzbelastung (bzw.
Bandmaterial der Arme meist elastisch (daher Flexarme). Dadurch kann die Länge der Bänder kürzer einer Belastung des Bandfalldämpfers) ersetzt werden. Ein Sturz im Klettersteig hat meist ernsthafte
gestaltet werden und das Gehen wird komfortabler. Die Flex-Arme sind mit dem Bandfalldämpfersystem Folgen und muss unbedingt vermieden werden. Kommt es dennoch zum Sturz, werden Kräfte aktiv, die
fest vernäht. Das Set wird dann mittels Ankerstich in der Anseilschlaufe des Klettergurtes befestigt. der Körper nicht ohne weiteres unbeschadet überstehen kann. Daher ist es notwendig diese Kräfte auf
ein gerade noch erträgliches Maß zu minimieren. Das ist die Aufgabe des sogenannten Bandfalldämpfers
als energieabsorbierendes Verbindungsmittel.

Ohne einen Bandfalldämpfer wirken bei einem Sturz Kräfte auf die Anseilschlaufe des Klettergurtes und
die Steigverankerungen, die schon bei einer Fallhöhe von drei Metern mehr als 20 kN (zwei Tonnen)
betragen, bei fünf Metern bis zu 40 kN. Das verursacht massive Verletzungen und kann zum Totalversagen
des Materials führen.

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Die dabei auf den menschlichen Körper wirkenden Einflüsse sind in der Regel von diesem nicht aushaltbar 3.1.2 WIE LANGE KANN ICH EIN KLETTERSTEIGSET VERWENDEN?
und können zu tödlichen Verletzungen führen. Deshalb muss unbedingt ein Klettersteigset mit Die Lebensdauer eines Sets ist im Wesentlichen abhängig von der Anwendungsart und der Häufigkeit
Bandfalldämpfer verwendet werden! der Nutzung sowie von äußeren Einflüssen. Aus textilen Fasern hergestellte Produkte unterliegen auch
ohne Nutzung einem gewissen Alterungsprozess, der insbesondere durch die Stärke der UV-Strahlung
Die beim Sturz entstehende kinetische Energie oder Fallenergie wird vom Bandfalldämpfer aufgenommen. und von klimatischen Bedingungen beeinflusst wird. Grundsätzlich gilt, dass bei gelegentlicher Nutzung
Sie wird durch das Aufreißen des textilen Innenlebens des Dämpfers abgebaut und es wirkt weniger (ca. ein bis zwei Mal im Monat) die Lebensdauer bis zu fünf Jahre beträgt. Bei einer wöchentlichen
Kraft auf den Kletterer. Auch wenn moderne Bandfalldämpfer die Kräfte, die auf den Kletterer bei einem Nutzung minimiert sich die Lebensdauer auf drei Jahre. Bei professioneller/gewerblicher Nutzung
Sturz wirken, reduzieren, sind Stürze im Klettersteig immer mit Verletzungen verbunden! Meist trifft der (Verleihbetrieb, Führungstätigkeiten) beträgt die Lebensdauer nur circa ein Jahr. Selbst bei optimalen
Kletterer beim Aufprall Konstruktionen des Steigs (Zwischenverankerungen, Stufen, Metallstifte usw.) Lagerungsbedingungen und ohne jegliche Verwendung sollte das Produkt nach 10 Jahren ausgesondert
oder den Fels. Deshalb sollten Stürze im Klettersteig unbedingt vermieden werden. werden.

Wurde der Bandfalldämpfer einmal ausgelöst, muss das komplette Klettersteigset ausgetauscht werden. ACHTUNG: Bei extremer Belastung kann sich die Lebensdauer des Produktes auf einen einzigen
Einen erneuten Energieeintrag kann der Bandfalldämpfer im ausgelösten bzw. aufgerissenen Zustand Einsatz reduzieren (z. B. nach einer starken Sturzbelastung, Beschädigung des Sets, aufgerissenem
nicht abbauen. Bandfalldämpfer bei Fehlanwendung beim Rasten oder Fremdverwendung).

In jedem Bandfalldämpfer befindet sich ein Anzeige-Label. Dieses Label zeigt an, ob der Bandfalldämpfer Ein Klettersteigset muss sofort ausgetauscht werden:
belastet wurde. Sobald dieses Label von außen sichtbar ist oder eingerissen, muss das Set ausgetauscht •• Nach einem Sturz (extreme mechanische Belastung)
werden! •• Nach Auslösung des Bandfalldämpfers
•• Das im Bandfalldämpfer eingenähte Indikator- Label beschädigt ist.
•• Bei Beschädigung des im Bandfalldämpfer eingenähten Anzeige-Labels
•• Nach starker thermischer Belastung, Kontakt mit Reibungshitze (Schmelzspuren)
Bei gerissenem Label nicht mehr verwenden!
Do not use if label is broken! •• Bei irreversiblen, starken Verschmutzungen
No utilizar si l´etiqueta está desgarrada!
Non utilizzare se l'etichetta è strappata! •• Nach Kontakt mit Chemikalien
N´utiliser si l'étiquette est déchiré!
•• Wenn ein Karabiner beschädigt / defekt ist

Bei gerissenem
Bei gerissenem
Label nicht Label
mehr nicht
verwenden!
mehr verwenden! Das Set darf nicht markiert werden (z.B. mit Edding / Permanent Markern oder Lackfarbstiften), da diese
Do not use Doif not
label
use
is ifbroken!
label is broken!
No utilizarNo
si utilizar
l´etiqueta
si l´etiqueta
está desgarrada!
está desgarrada! Chemikalien die Textilien beschädigen.
Non utilizzare
Non utilizzare
se l'etichetta
se l'etichetta
è strappata!
è strappata!
N´utiliser N´utiliser
si l'étiquette
si l'étiquette
est déchiré!
est déchiré!

Wenn das Klettersteigset seinen Dienst getan hat, zerstören Sie es bitte, bevor Sie es entsorgen. So
verhindern Sie, dass es ggf. weiter benutzt wird.

10 11
3.1.3 WARTUNG UND PFLEGE
Vor und nach jedem Gebrauch des Klettersteigsets ist eine sorgfältige Sicht- und Haptikkontrolle der
kompletten Ausrüstung durchzuführen!
Nahtbilder, Verbindungen zu metallischen Bauteilen, insbesondere Verfärbungen oder gar Verformungen
sind zu beachten.

Lagerung & Transport


Das Set sollte an einem trockenen Ort und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt gelagert werden.
Bei der Lagerung in Kellerräumen oder auf der Fahrt zum Klettersteig im Kofferraum sollte extrem darauf
geachtet werden, die Nähe zu lösungsmittelhaltigen Stoffen zu vermeiden, da diese die Textilfasern
angreifen und zum Versagen der Klettersteigsets führen können. Benzin, Diesel, Frostschutzmittel und
Säuren jeglicher Art (Batteriesäure!) können zum Totalversagen des Materials führen.

Reinigung & Pflege


Bei starker Verschmutzung können die Flex-Arme mit lauwarmen Wasser mit der Hand und einer weichen
Bürste ausgespült werden. Bitte keine aggressiven Seifen oder Waschmittel verwenden. Das Set bei
Raumtemperatur trocknen. Nicht im Wäschetrockner oder auf einer Heizung trocken! Nicht in direkter
Sonneneinstrahlung trocknen! UV-Strahlung schadet Textilien und lässt sie schneller altern.

Sollte ein Karabiner schwergängig oder verschmutzt sein, kann er mit Wasser und einer weichen Bürste
gereinigt und mit einem harz-, silikon- und säurefreiem Öl (z. B. Ballistol Universal Öl) wieder leichtgängig
gemacht werden. Bitte unbedingt darauf achten, dass überschüssiges Öl abgewischt wird und nicht mit
dem Bandmaterial der Flexarme oder dem Bandfalldämpfer in Berührung kommt!

Der RIDER 3.0 kann wie ein Karabiner gereinigt und wieder leichtgängig gemacht werden. Das Gerät wird
mit einer weichen Bürste von Staub und Schmutz befreit und die beweglichen Teile vorsichtig geölt. Bitte
unbedingt darauf achten, dass überschüssiges Öl abgewischt wird und nicht mit dem Bandmaterial der
Flexarme oder dem Bandfalldämpfer in Berührung kommt!

Tipp: Die Drahtseilklemme am RIDER 3.0 am besten


nach jeder Benutzung mit einem leicht geölten
Lappen reinigen.

12 13
3.1.4 DIE NORM FÜR KLETTERSTEIGSETS: EN 958:2017 Prüfung der statischen Belastbarkeit des kompletten Sets
Die neue Fassung der Klettersteignorm EN 958 aus dem Jahr 2017 schließt Sicherheitslücken der (Festigkeit des Sets bei statischer Belastung)
alten Version dieser Norm, die relativ wenig Aussagekraft für besonders leichte oder besonders Das gesamte Klettersteigset muss nach der dynamischen Prüfung immer noch einer statischen Kraft
schwere Personen aufgewiesen hatte. Zudem wurden die Prüfverfahren den aktuellen Anforderungen im von 12 kN standhalten.
Klettersteig angepasst. Neue Erkenntnisse aus der Sicherheitsforschung machten eine Neufassung der Diese Festigkeit wurde um 3 kN im Vergleich zur alten Norm erhöht.
Klettersteignorm EN 958 notwendig.
Ermüdungstest der Flexarme
Hier ein Überblick der Anforderungen und Prüfungen, die ein Klettersteigset nach der Neuauflage der Die Flexarme werden auf einer Prüfvorrichtung mit 50.000 Zyklen in einer Frequenz von 30 Belastungen
Norm bestehen muss: pro Minute (0,5 Hz) künstlich ermüdet. Nach dieser Vorbelastung müssen sie noch eine Restfestigkeit
von 12 kN bzw. eine maximale Reduktion von 30 % ihrer ursprünglichen Festigkeit aufweisen.
Dynamische Belastbarkeit (Festigkeit des Sets bei Sturz): Diese Prüfung war in der alten Norm nicht enthalten.
Prüfmasse: 40 kg, Fallhöhe: 5 m, max. Fangstoß1: < 3,5 kN
Prüfmasse: 120 kg, Fallhöhe: 5 m, max. Fangstoß: < 6 kN Statische Festigkeit der Flexarme und nicht-elastischer Arme
Davor wurde nur mit 80 kg Prüfmasse geprüft, die Neufassung der EN 958 Die Flexarme müssen einer statischen Kraft von 12 kN standhalten.
berücksichtigt nun also speziell besonders leichte und schwere Anwender. Nicht-elastische Arme müssen einer statischen Kraft von 15 kN standhalten.
Auch diese Anforderungen der Norm sind neu.
Dynamische Belastbarkeit bei Nässe (Festigkeit des Sets im nassen Zustand):
Prüfmasse: 120 kg, Fallhöhe: 5 m, max. Bremsweg 220 cm, max. Fangstoß: 8 kN
Das Set wird vor der Prüfung mindestens eine Stunde gewässert und muss innerhalb von 5 Minuten
nach Entnahme aus dem Wasser getestet werden.
Dieser Test war in der alten Version der Norm nicht enthalten.

Statische Ansprechkraft des Bandfalldämpfers


Die statische Kraft2, die zum Auslösen des Bandfalldämpfers notwendig ist, muss größer als 1,3 kN sein.

1 
Fangstoß: Als Fangstoß(kraft) wird die Kraft bezeichnet, die im Moment des Abfangens eines Sturzes auf den
Kletterer bzw. auf alle Glieder der Sicherungskette (Klettersteigstruktur, Klettersteigset, Klettergurt) wirkt.

2 
Statische Kraft / statische Belastung: Einfach ausgedrückt ist eine statische Kraft eine kontinuierlich aufgebrachte
Belastung. Anders als bei dynamischen Belastungen wird hier also nicht in einer Sturzanlage geprüft, sondern mit
Hilfe einer Zugmaschine, die eine kontinuierliche Kraft aufbringt.

14 15
3.1.5 DAS SICHERSTE KLETTERSTEIGSET AUF DEM MARKT: RIDER 3.0 Auch wenn der RIDER 3.0 dazu einlädt, sich an jeder Stelle im Klettersteig auszuruhen, ist er dafür
Der RIDER 3.0 ist aufgrund seiner Konstruktion das sicherste Set auf dem Markt. Das Besondere am nicht konzipiert. Die Rast- bzw. Nachsicherungsposition ist, wie bei herkömmlichen Sets, nach wie vor
RIDER 3.0 ist, dass er bei richtiger Anwendung die Sturzstrecke im Klettersteig um mehr als die Hälfte an einer sicheren Zwischensicherung mittels Bandschlinge und Verschlusskarabiner einzurichten. Der
verkürzen kann. Dadurch werden die Stürze weniger hart und das Risiko für schwere Verletzungen wird Bandfalldämpfer sollte nur in einer Notfallsituation belastet werden.
deutlich kleiner.
Zudem bleibt die Seilklemme am Drahtseil immer an Ort und Stelle und rutscht nicht nach unten. Das
macht das Begehen eines Klettersteigs deutlich komfortabler. KONVENTIONELLES KLETTERSTEIGSET RIDER 3.0

Der RIDER 3.0 unterscheidet sich in seiner Funktionalität von herkömmlichen Sets entscheidend. Bislang
laufen die beiden Klettersteigkarabiner nur im Stahlseil mit, was unter Umständen weite Stürze bis zur
letzten Zwischensicherung zur Folge haben kann. Sollte es zu einem Sturz kommen, blockiert das System
des RIDER 3.0 jedoch sofort automatisch, der weite Sturz bis zur nächsten Zwischensicherung wird so
verhindert.
Der RIDER 3.0 besteht aus einem Bandfalldämpfer, zwei Armen mit einem Klettersteigkarabiner und
einer mitlaufenden Seilklemme mit automatischer Blockierfunktion. Diese speziell für die Anwendung im
Stahlseil entwickelte Seilklemme ist das Herzstück des RIDER 3.0. Diese kann einfach vor sich her-
oder hinterhergezogen werden. Sie ist für den Einsatz in Klettersteigen mit einem Stahlseildurchmesser
von 12 bis 16 Millimetern bestimmt. Zur Ermittlung des Drahtseildurchmessers ist an jedem Set der
Cable-Guy zu finden. Dieser am Produkt befestigte Anhänger hilft dem Anwender den notwendigen
Stahlseildurchmesser zu ermitteln.
3,8 m
Ist eine Anwendung des RIDER 3.0 wegen zu dicker oder dünner Stahlseilsicherung oder Kette nicht
möglich, kann ein Karabiner in der dafür vorgesehenen Öse platziert werden. Die Sicherung erfolgt dann
wie mit einem herkömmlichen Klettersteigset.
9,6 m

16 17
3.2 ZUSÄTZLICHE AUSRÜSTUNG ZUM KLETTERSTEIGSET

3.2.1 KLETTERGURT
Als Klettergurt im Klettersteig eignen sich verschiedene Typen von Klettergurten: Am häufigsten ist der
klassische Hüftgurt (EN 12277 Typ C) im Klettersteig zu sehen. Der Komplettgurt für Erwachsene (EN
12277 Typ A) und der Komplettgurt für Kinder bis 40 kg (EN 12277 Typ B) werden eher im Kurs- und
Verleihgeschehen bzw. auch bei Familienausflügen verwendet.
Der Komplettgurt und die Kombination eines Hüftgurtes mit einem Brustgurt (Kombigurt) sind nach
wie vor die sichersten Varianten eines Klettergurtes: Kräfte werden im Sturzfall gleichmäßiger auf den
Körper verteilt, der hohe Anseilpunkt verhindert selbst mit schwerem Rucksack das Nachhintenkippen
während des Stürzens. Diese Gurt-Typen eignen sich also am besten für unsichere oder unerfahrene
Klettersteiggeher.
Die meisten Klettersteige weisen längere Gehpassagen, gesicherte Anstiege und lange Gratwanderungen
auf, bei denen der Gurt neben der Sicherheit auch Gehkomfort bieten sollte. Beim Kauf ist deshalb darauf
zu achten, dass nichts scheuert und die Beinschlaufen, wenn möglich, anpassbar sind.

3.2.2 KLETTERHELM
Nicht nur Steinschlag, vorausgehende Klettersteiggeher, sondern auch der eventuelle eigene Sturz,
setzt das Tragen eines Kletterhelmes im bzw. in der Nähe des Klettersteigs voraus. Der Kletterhelm
gehört wie der Klettergurt und das Klettersteigset zur Rubrik der PSA und dessen Eigenschaften werden
durch die Norm EN 12492 festgelegt. Der Helm sollte vor allem gut auf den Kopf passen, sich leicht
einstellen lassen, gut belüftet sein und nicht allzu viel wiegen.

3.2.3 UND SONST NOCH


2-3 (Verschluss)Karabiner, 1-2 60 cm und 120 cm lange Bandschlingen, wetterfeste Kleidung,
Sonnenschutz, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Karte bzw. Tourenbeschreibung und ausreichend Verpflegung
gehören zur Klettersteigausrüstung unbedingt dazu. Ein aufgeladenes Mobiltelefon, eine leuchtstarke
Stirnlampe und auch ein Biwaksack ergänzen die Ausrüstung für unerwartete Zwischenfälle sinnvoll.
Bei Schuhwerk und Handschuhen hört bei vielen der Spaß schnell auf, denn wenn es hier hapert, kann so
ein Klettersteigtag ein jähes Ende finden. Hier muss mit Bedacht ausgewählt werden.

Tipp: Klettersteighandschuhe helfen beim sicheren Griff


und schützen vor Verletzungen durch abstehende
Drahtseil-Litzen oder Felskontakt.

18 19
4. TECHNIKTIPPS
Die Sicherungskette im Klettersteig besteht im Grunde aus allen Elementen der Sicherungsausrüstung 4.1 BEVOR ES LOS GEHT
und der Absicherung des Klettersteiges: Klettergurt, Klettersteigset, Rastschlaufe, einzuhängende Eine gute Planung gehört zu jedem Klettersteig-Abenteuer dazu. Informationen über Schwierigkeit
Sicherungen des Klettersteiges, Stahlseil des Klettersteiges inkl. der Verankerung. Wie für alle Ketten und Zustieg findet sich in Führern oder den entsprechenden Quellen im Internet. Ein zuverlässiger
gilt: Die Sicherungskette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied! Das Drahtseil, seine Beschaffenheit Wetterbericht ist ebenfalls hilfreich für die Planung.
und seine Verankerungen sind hier an erster Stelle zu nennen.
Durch das im fest verankerten Stahlseil eingehangene Klettersteigset und dessen Verbindung zum Es ist zudem sinnvoll, beim Packen des Rucksacks die Ausrüstung anzuschauen, und auf Funktion zu
Klettergurt wird der Klettersteiggeher vor Absturz gesichert. prüfen. Daheim kann ich den schwergängigen Karabiner noch ölen, am Einstieg ist das nicht mehr möglich.
Unerfahrenen kann eine Packliste helfen, nichts zu Hause zu vergessen.
Damit die Sicherungskette überhaupt funktionieren kann, muss die Ausrüstung (PSA) korrekt
angelegt und verwendet werden:
•• Korrektes Anlegen des Klettergurtes
•• Korrektes Einbinden des Klettersteigsets
•• Sichere Technik beim Umhängen der beiden Karabiner des Klettersteigsets
•• Sicheres Nachsichern einer Person von oben

Die Sicherungskette soll möglichst zu keinem Zeitpunkt unterbrochen sein, d. h. an den


Zwischensicherungen bzw. Ankerpunkten des Stahlseils werden zuerst der eine und nachfolgend der
andere Karabiner umgesetzt.

20 21
4.2 ANBRINGEN DES KLETTERSTEIGSETS AM KLETTERGURT 4.3 PARTNERCHECK
An einem geeigneten und sicheren Platz mit genug Raum und vor Steinschlag geschützt, wird erst der Als nächstes kommt der Partnercheck. Damit ist die gegenseitige Kontrolle der Ausrüstung
Klettergurt angelegt und dann das Klettersteigset an diesem befestigt. gemeint, visuell aber auch haptisch:
Dies geschieht mittels Ankerstich: •• Ist der Gurt richtig angelegt (nichts verdreht), sind die Gurtschlaufen, falls notwendig, zurückge-
Die Schlaufe am Klettersteigset wird durch die zentrale Anseilschlaufe des Klettergurts gezogen, dann fädelt und ist die Verbindung zwischen Brust- und Hüftgurt richtig hergestellt? Sind alle Schnallen
wird das Klettersteigset durch seine Schlaufe gezogen. Durch diesen sogenannten Ankerstich ist jetzt korrekt verschlossen?
eine sichere Verbindung zwischen Klettergurt und Klettersteigset hergestellt. •• Ist das Klettersteigset richtig mit dem Gurt verbunden?
•• Sitzt der Helm korrekt auf dem Kopf? Den Helm gilt es rechtzeitig aufzusetzen, da die
Steinschlaggefahr natürlich nicht erst am Einstieg zu beachten ist. Erste-Hilfe-Set im Rucksack!

Zu guter Letzt überprüft man noch Zeitplan, Wetter und die Situation im Klettersteig (Andrang,
Seilschaften mit Kindern, generell alpine Gefahren, Tiere im Klettersteig, erhöhte Steinschlaggefahr
durch Gams und Bock).

22 23
4.4 UMHÄNGEN DES KLETTERSTEIGSETS Auch beim Umhängen im Klettersteig hat der Rider 3.0 klare Vorteile gegenüber konventionellen Sets:
Je nach Geländestruktur sind die Verankerungsstifte oder Zwischensicherungen des Drahtseiles im Steig Er verhindert einen potentiell langen Sturz in einen einzigen Karabiner (Worst-Case-Szenario beim
drei bis fünf Meter voneinander entfernt. An den Zwischensicherungen ist das richtige und sichere Umhängen). Außerdem erleichtert er das Umhängen selbst, da er an Ort und Stelle bleibt und nicht –
Agieren wichtig, denn hier müssen die Karabiner des Klettersteigsets zum Höhersteigen umgehängt wie ein Flexarm mit Karabiner – nach unten „abhauen“ kann. Damit der Rider 3.0 diese Funktion auch
werden. Das Umhängen ist eine potentiell gefährliche Situation. Deshalb ist es wichtig, einen sicheren erfüllt, muss beim Umhängen im Aufstieg darauf geachtet werden, dass immer zuerst der Karabiner
Stand zu haben und auf die korrekte Vorgehensweise zu achten: umgehängt wird. Auf diese Weise wird die potentielle Sturzstrecke verkürzt, da der Rider 3.0 den Sturz
direkt auffangen kann. Ist der Karabiner umgehängt, wird die Drahtseilklemme umgehängt und oberhalb
des Karabiners wieder am Drahtseil befestigt. Auf diese Weise ist die potentielle Sturzstrecke beim
Umhängen immer minimiert.

ACHTUNG: Geht man mit den Rider 3.0 bergab, so ist die Reihenfolge genau umgekehrt – also
zuerst die Drahtseilklemme und dann den Karabiner umsetzen.

4.5 180-GRAD-FEHLANWENDUNG
Ein Klettersteigset kann nur dann seine volle Funktion erfüllen, wenn es permanent und korrekt auf
dem Klettersteig verwendet wird. Das „Kurzschließen“ durch die sogenannte 180-Grad-Fehlanwendung
eines Klettersteigsets setzt den Bandfalldämpfer außer Kraft und kann zu fatalen Unfällen führen. Das
Kurzschließen ist dann der Fall, wenn fälschlicherweise nur ein Karabiner am Stahlseil, der zweite
Karabiner am Klettergurt oder einem anderen tragenden Teil am Körper eingehängt ist. Deshalb müssen
beim Gehen zwischen den Verankerungen IMMER BEIDE KARABINER am Drahtseil eingehängt sein.

Bei allen SKYLOTEC Klettersteigsets sind die Y-Arme „unabhängig“ und damit kurzschlusssicher mit
dem Bandfalldämpfer verbunden, d. h. dieser ist selbst im Extremfall dieser Fehlanwendung noch aktiv.
Doch egal ob kurzschlusssicher oder nicht – beim Klettersteiggehen müssen immer beide Karabiner am
Ein Klettersteigkarabiner wird aus dem Drahtseil vor oder unter der Verankerung genommen und in den Drahtseil befestigt werden, um die volle Funktion des Bandfalldämpfers sicherzustellen.
nächsten Drahtseilabschnitt gehängt. Während des Umhängens ist man durch den zweiten Karabiner
im Drahtseil gesichert. Dann setzt man auch den zweiten Karabiner in den nächsten Drahtseilabschnitt, 4.6 RASTEN UND QUERGANG
und zwar immer so, dass die Karabinerverschlüsse in unterschiedliche Richtungen schauen. Mit dieser In Quergängen oder wenn man sich in einem Klettersteig kurz ausruhen möchte, empfiehlt es sich eine
Technik besteht zu jeder Zeit eine Verbindung mit dem Drahtseil. 60 Zentimeter lange Bandschlinge und einen Verschlusskarabiner (z. B. Twistlock) dabei zu haben. Die
Bandschlinge wird mit einem Ankerstich am Einbindering des Klettergurtes befestigt. Zum Rasten wird
Sollte es in dieser kurzen Zeit zu einem Sturz kommen, so ist man trotz des Umhängevorgangs immer der Karabiner z. B. an eine Zwischenverankerung am Drahtseil oder in einer Leitersprosse eingehängt.
gesichert, die Sicherungskette ist nie unterbrochen. Auch in subjektiv leichterem Gelände sollte man sich An diesem Set-Up kann der Anwender rasten. Wir raten davon ab, direkt im Bandfalldämpfer zu rasten,
mit dieser Technik fortbewegen, und immer gesichert bleiben! da dieser dadurch belastet werden kann und so seine volle Funktionsfähigkeit einbüßt.
Bei Quergängen wird die Schlinge in das Drahtseil mit eingehängt so dass der Kletterer nicht zu tief unter
4.4.1 UMHÄNGEN MIT RIDER 3.0 dem Drahtseil agieren muss und ggf. seine Ausrüstung nicht mehr korrekt bedienen kann.

WICHTIG: Nach dem Rasten bzw. der Querung muss diese


Schlinge unbedingt vom Drahtseil entfernt werden, damit das
Klettersteigset in seiner Funktion nicht durch die eingehängte
Schlinge beeinträchtigt wird. Auch darf das Klettersteigset,
während die Schlinge benutzt wird, nicht vom Drahtseil
ausgehängt werden!

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4.7 NACHSICHERN
Im Klettersteig kann es zu Situationen kommen, in denen es vonnöten
ist, von oben eine Seilsicherung einzurichten bzw. auch Quergänge
auf diese Weise zu sichern. Senkrechte, absturzgefährdete und
extrem ausgesetzte Stellen sind so zu sichern, dass es weder zu
einem Sturz noch zu einem Pendeln kommen kann. Meist sind es
Kinder, unsichere Personen oder gar leicht verletzte Personen, die
es von oben, aus einem Standplatz, nachzusichern gilt.

Als Standplatz wird eine sichere Verankerung gewählt, die


Selbstsicherung wird mit Bandschlinge und Verschlusskarabiner
eingerichtet. Das Nachsichern erfolgt dann mittels Seilstück (ca. 10 -
20 Meter lang, Knoten in jedem Ende) und nachsicherungstauglichem
Sicherungsgerät (z. B. HMS-Karabiner, Alpin-Tuber oder bestenfalls
einem halbautomatischen Sicherungsgerät) von oben oder im
Quergang. Der Gesicherte ist also immer direkt am Seil und hat
keine größeren Sturzhöhen zu befürchten. Dieses Prinzip kann ohne
weiteres als reines Toprope-System genutzt werden, wobei der
Nachsteiger direkt im Zentralpunkt des Klettergurtes eingebunden
ist. Beim Nachsichern ist darauf zu achten, dass kein Schlappseil
entsteht.

Bei Quergängen muss der Erste bzw. der Nachsichernde an


den Verankerungen Zwischensicherungen einhängen, um einem
Pendelsturz des Folgenden entgegenzuwirken. Kommt der
Gesicherte an den Standplatz, so muss dieser zuerst vor Absturz
gesichert werden (z. B. mit Hilfe seiner Rastschlinge).

Alle Systeme und Techniken bedürfen grundsätzlich einer


tiefer gehenden Ausbildung im Bereich der Sicherungs- und
Seiltechniken. Zu Abläufen dieser Art müssen regelmäßig
Schulungen und Fortbildungen durchgeführt werden.

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5. SICHERHEIT
5.1 SICHERHEIT DURCH VORSICHT, ABSTAND, RÜCK- 5.2 DAS WETTER UND SEINE GEFAHREN
SICHT UND RESPEKT Wie bei jeder anderen Bergsportdisziplin spielen auch bei Klettersteigtouren das Wetter und die daraus
Leider sieht man das in der Praxis im Klettersteig kaum. resultierenden Gefahren eine bedeutende Rolle. Besonderes Augenmerk gehört den Gewittern: diese
Grundsätzlich ist im Klettersteig pro Sicherungssegment, also dem bringen nicht nur abrupte Abkühlung, Nässe, Vereisung und auch Schnee mit sich, sondern auch die
Drahtseilabschnitt zwischen zwei Zwischensicherungen, immer nur Gefahr des Blitzschlages. Ein Klettersteig wird bei Gewitter zu einem übergroßen Blitzableiter, der noch
ein Kletterer aus Sicherheitsgründen vorgesehen. In steilem Gelände dazu perfekt exponiert ist für Blitzeinschläge. Wer im Klettersteig von einem Gewitter überrascht wird,
ist außerdem ein Mindestabstand von einem weiteren Segment der muss zügig handeln, um einen vor Blitzen geschützten Platz zu finden. Günstiger ist es allemal an
einzuhalten, denn ein im Notfall stürzender Kletterer fällt mit einem sicheren stabilen Einzelpunkten im Fels zu warten, als im durchgehenden Drahtseil zu hängen. Falls es
herkömmlichen Set weit über die Verankerung hinaus und reißt dann nicht mehr zu vermeiden ist: Auf den Rucksack setzen, Verbindungsmittel vom Drahtseil über den Boden
schlimmstenfalls Personen mit, die zu nah unter ihm sind. laufen lassen, möglichst dabei Abstand von der Wand halten. Blitzströme nehmen immer den kürzesten,
einfachsten Weg, d. h. Abstand zum Fels oder zur Felskante halten.
Oft sieht man beim Überholen von langsameren Kletterern, dass Abstand Exponierte Grat- und Gipfelbereiche sind unbedingt zu verlassen. Ebenso zu meiden ist die Nähe zu
die Schnelleren einfach vorbeisprinten - und damit sich und die Scharten und Rinnen, zu meiden, die bei Gewitter schnell zu Sturzbächen werden und neben Wasser
Überholten grundlos gefährden. Gerade hier ist es an den Schnelleren halten! auch Geröll mitführen können. Regen und Schnee (auch im Hochsommer) führen rasch zu einem enormen
Rücksicht und Respekt an den Tag zu legen, denn jeder hat Gründe Ansteigen der Schwierigkeiten und das Risiko eines Sturzes erhöht sich enorm. Wer gut plant und die
für sein Tun – erst recht am Berg! Voraussicht, klare Absprachen Wetterdienste rechtzeitig konsultiert, der kann Gewittern recht zuverlässig aus dem Weg gehen.
und Rücksichtnahme können schwere Unfälle verhindern.
Nicht zu unterschätzen sind aber auch Hitze oder direkte Sonneneinstrahlung. Gerade in höheren Lagen
Klettersteiggeher, die den Steig entgegengesetzt der Richtung kann die Sonne mit ihrer Kraft schnell das Leistungsvermögen angreifen und zur Gefahr werden. Die
gehen, gefährden sich und andere. Dies ist (gerade in stark richtige Planung, also auch die Ausrichtung des Steiges, also auch die Ausrichtung des Steiges, ein früher
frequentierten) Steigen unbedingt zu unterlassen! Aufbruch, genügend Wasserund schützende Kleidung beugen gefährlichen Situationen hier vor.

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5.3 NOTFALLSITUATIONEN IM KLETTERSTEIG
Das Klettersteiggehen birgt gewisse Risiken, die es einzuschätzen und weitest möglich zu vermeiden gilt.
Eine weitreichende Risiko- und Selbsteinschätzung, eine komplette und vertraute Klettersteigausrüstung,
eine gute Tourenplanung und konditionelle sowie psychische Fitness sind Voraussetzung für einen sicheren
Tag im Klettersteig. Wer selbstreflektiert, mit Rücksicht und Vorausblick im Klettersteig unterwegs ist,
der kann, ob alleine, mit Familie, oder zu zweit, einen sicheren und erlebnisreichen Tag im Klettersteig
genießen.

5.4 UNFALL IM KLETTERSTEIG


Vor einer Verletzung, einem Sturz oder gar einem Steinschlag ist niemand sicher, auch bei noch so
guter Planung, Kondition und Ausrüstung. Ist es einmal passiert und die Situation lässt keinen schnellen
und sicheren Ab- oder Aufstieg mehr zu, heißt es keine Zeit mehr zu verlieren: Selbstsicherung,
Erstversorgung und Absicherung bzw. Sicherung des Verletzten haben jetzt absoluten Vorrang. Je nach
Situation ist die verletzte Person abzuseilen oder im schlimmsten Fall eine Bergung / Versorgung von der
Bergwacht zu veranlassen. Die wichtigste Notrufnummer ist die 112, die in allen europäischen Ländern
gültig ist. Beim Notruf sind folgende Angaben wichtig:

Beim Notruf sind folgende Angaben wichtig:

1. Was ist passiert?


2. Wo ist es passiert?
3. Wer meldet?
4. Wann ist es passiert?
5. Warten auf Rückfragen

Sollte das Mobiltelefon keinen Empfang haben, ist auf das alpine Notsignal zurückzugreifen: Bergsteiger,
die Hilfe benötigen, geben innerhalb einer Minute sechsmal in regelmäßigen Abständen ein sichtbares oder
akustisches Zeichen. Nach einer Pause von einer Minute wird der Vorgang wiederholt. Die Retter geben Disclaimer
dann Antwort, indem innerhalb einer Minute dreimal in regelmäßigen Abständen ein entsprechendes Wie alle Bergsportdisziplinen ist Klettersteiggehen eine Risikosportart. Unfälle und gefährliche
sichtbares oder akustisches Zeichen abgesetzt wird. Situationen können nicht ausgeschlossen werden. Der Inhalt der Klettersteig Know-how-Broschüre
ist eine Sammlung vom hilfreichen Tipps und Hintergrundinformationen aus verschiedenen Quellen und
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die in der Broschüre
gezeigten Inhalte weder das Lesen der Gebrauchsanleitung noch die Ausbildung durch geschulte Experten
ersetzen können.

Impressum
Angaben zu Normen, Zulassungen und Zertifizierungen entsprechen den zum Zeitpunkt der Drucklegung
vorhandenen Informationen. Spätere Änderungen, einschließlich des Auslaufens von Zertifizierungen, sind
vorbehalten. Besuchen Sie unsere Internetseite für aktuelle Informationen zu den jeweiligen Produkten.
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Technische Änderungen vorbehalten.
WERK-1127 | Stand: Mai 2018

Im Mühlengrund 6-8 | 56566 Neuwied | Tel. +49 (0) 2631 ∙ 9680-0 | info@skylotec.de | www.skylotec.com
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