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FESTSCHRIFT DES

DEUTSCHEM WISSENSCHAFTLICHEM VEREINS


ZU SRMTIRGO
Zur Centenarfeier der Republik Chile
(Verhandlungen des Vereins, Band VII, Heft 1-2)

DEUTSCHE ARBEIT
IM CHILE

BRND II

Santiago de Chile
iMPRENTR UNlVERSITRRIfl
BRNDERR 130

1913
Inhalt des zweiten Bandes

Seite

Der Deutsche Einfluss im Chilenischen Beere, von Vic-


tob \m\ Haeteott 1

Die militärische Landesaufnahme, von Felix Deineet... 16


Die militär-technischen Werkstätten, von Wilh. Waden-
i'n i i. und Rob] im Ohlmann •
l'J

Militärveterinärwesen, von Robeet Hepf 23


Deutsche Missionäre unter den Araucanern, von 1'. Bur-
BD M. VOM RoEI riNGEN
I II \ 26
Das I lau- u ml Colleg der Patres Jesuiten in Puerto Montt,
viiii W'i i.u i i m Sandi r 36
Deutsch - evangelische KirchengemeiiHleu in Chile, von
J. Jungingeb 46
Deutsche evangelische Pfarrer in Chile, von Leopold
Tappe Til

Deutscher Handel und Deutsche Schifffahrt in Chile, von


Cabl Krebs ii in I < 1 r> i \ \ Pommi i.l \ K i 72
Die Tätigkeit der Deutschen in Magellansgebiete, von Ni-
CETA8 K i: /. I w \ v 88
Die Bierbrauerei in Chile, von Enriqi i Saelzeb 113
Die Deutsche Mühlenindustrie, von Wilhelm Schacht.. 120
Die Zündholz Industrie, von Carlos S« sobb 124
Die Papierfabrikation, von Carlos Schöbe 127
Industrie am Llanquihue See, - von Jungingeb
-I. 12!»

Die Schifffahrt auf dem Llanquihue - See, von J. Jungin


i.i i; 133
Die Holzindustrie, von Heinbicb Heitmann 135
Das Deutsche Turnen und die Deutschen Turnvereine.
von Carl Roes< hmanN 141
Militärveterinärwesen
von

ROBERT REFF
Direktor des Veterinärdienstes.

Bis zum Jahre 1896 gab im chilenischen Heere kernen


es

organisierten Veterinärdienst.
Die in den berittenen Truppen-
den Kommandenren
teilen vorhandenen Stellen wurden von
Bereitern, etc.
willkürlich mit früheren Beschlagschmieden,
mit Ausnah-
besetzt die fast allen Nationalitäten angehörten,
Tacna», in dem ein tüchtiger
me des Artillerie Regiments
langen Jahren versieht.
franzosischer Tierarzt den Dienst
seit

Reorganisierung des chilenischen


Im Jahre 1895 begann die
während nun früher die
Heeres durch deutsehe Offiziere;
imDienst gehalten wurden,
Dienstpferde nur ganz kurze Zeit
der Weide zubrachten,
den srössten Teil des Jahres aber auf
unzweckmäßi-
wo von den Schäden einer ganz
sie siel, leicht
rationeller
konnten, wurde jetzt ein
gen Behandlung erholen
Jahres eingeführt. Hie.
Lnstbetrieb wählend des ganzen
miH,„e der Mangeleines
sieh

empfindlich fühlbar Im Jahre


g^^TZehuen
1896 verpflichtete die chilem-
der die 0.-
deutsehen Militavve.ennai.
sche Regierung einen
24 R. REFF

ganisation dieses Dienstzweiges übernehmen sollte. Da mit


dem vorhandenen Personal an eine Reorganisation nicht zu
denken war, wurde die Einrichtung eines einfachen Veterinär-
institutes vorgeschlagen und sofort in Angriff genommen.
Auf einem Terrain in dem damals
Sufioa, auf ein Remonte-
depot untergebracht war, wurde Wohnung für Schüler und
Lehrer gebaut; ausserdem ein Krankenstall für 30 Pferde, eine
Operationshalle, 2 Unterrichtssäle und Anatomiegebäude.
1

Der Z\\c<-k des Instituts war, junge heute mit Rücksicht auf
einen baldigen Krieg in 2 Jahren soweit auszubilden, dasa sie
den Offizieren, Einführung einer regelrechten Pferde-
die bei
pflege auf fast unüberwindliche Hindernisse stiessen, mir Rat
und Tat zur Hand gehen und im Falle eines Krieges die Trup-
pe ins Feld begleiten könnten. Im Jahre 1898 begann der erste
Kurs mit 20 Schülern, von denen dem damaligen deut-
lo. von
schen Director der Unteroffiziersschule, Major Hermann, aus-
gesucht unter seinen besten Schülern, sich durch Fleiss, [ntel-
ligeuz und musterhaftes Betragen auszeichneten. Als Vorbil-
dung wurden die 4 ersten Jahre eines Liceos verlangt. Fasl
alle diese Leute befinden sich uoch heute in der Armer in der
Stellung eines Veterinärmajor. Her Unterricht erstreckte sich
auf Anatomie des Pferdes, innere und äussere Pathologie,
Operationen. Pferdekunde, Pharmacologie; die uaturwit
schaftlichen Fächer wurden von einem besonderen Lehrer
gegehen. Ganz besonderes Gewicht winde auf den Unterricht
im Hufbeschlag gelegt, [m Jahre L902 wurde die Studienzeit
auf 3 Jahre erhöht.
rüden letzten Jahren hat das Pferdematerial in Chile an
Wert ganz bedeutend zugeuommen und mit der Wertzunahme
wächst bekanutlic hauch die Pflege und Sorgfalt, die man dem
Pferde zukommen lässt; ebenso wächst x>)\\ Jahr zu Jahr der
Teil des Nationalvermögens, der in den Viehbeständen des Lan-
des angelegt ist. liier macht sich nun der Manuel an Civiltier-
ärzten drückend fühlbar. Die in dem Militärinstitut in kurzer
Zeit von einem einzigen Fachlehrer ausgebildeteu Veterinäre
können natürlich nicht den Anforderungen entsprechen, die
man heute an einen Tierarzt stellt Die Militärverwaltung hat
diese Sachlage richtig erkannt und beabsichtigt, allmählich
MILITARVETERIXARWESEX 25

das Mlitärveterinärinstitut zu dem Range einer Tierärztlichen


Hochschule zu erheben.
Für dieses Jahr wurde in Deutschland ein weiterer Lehrer
für Tierheilkunde kontratiert. der namentlich die Leitung eines
Bakteriologischen Laboratoriums übernehmen soll.

Milita rlehrschmiede.

Zugleich mit dem deutschen


Oberveterinär kontratierte die
chilenische Regierung 2 Fahnenschmiede, die als Lehrer für
Hufbeschlag verpflichtet wurden. Die Lehrschmiede wurde zu-
sammen mit der Veterinärschule errichtet, hatte 10 Feuer und
im allgemeinen dieselbe Einrichtung wie die Militärlehrschmie-
den inDeutschland. Die Beschlagschüler wurden von den
berittenen Truppenteilen kommandiert. DerHufbeschlagin der
Armee war früher derselbe primitive, wie man ihn heute noch

in den Strassen Santiagos, gleichsam als Gewerbe im umher-


ziehen, ausführen sieht. Der Huf wird mit einem einfachen
Stossuies-er zugerichtet und das kleine Eisen ohne Falz und
Aufzug kalt aufgepasst und mit (i Nägeln flach genagelt.

In der Lehrschmiede wird der deutsche Armeehufbeschlag


ausgeführt, Die grösste Schwierigkeit besteht darin, dass die
Beschlagsehüler bei ihrem Eintritt noch niemals einen Ham-
mer in der Hand hatten, also in einem Jahre vollständig in
diesem schwierigen Handwerk ausgebildet werden müssen,
während auf den deutsehen Lehrsehmieden den Schülern nur
der letzte Schliff beigebracht wird. Wenn trotzdem die Erfol-
ge nicht unbedeutend sind, so ist das ein neuer Beweis dafür,
dass der Chilene sich ausserordentlich leicht Handfertigkeiten
aneignet. Auf der Lehrschmiede werden die Hufeisen für
die

ganze
3
Armee hergestellt.

Ohne Zweifel hat die Einführung des deutschen Hufbeschla-


ges ausserordentlich zur Conservierung des Pferdematenals
beigetragen. Viele frühere Militärschmiede haben heute
eigene

Beschlagschmieden und die meisten Pferdehalter und Renn-


ställe beschäftigen Leute, die in der
Militärschmiede nach

deutschem Svstem ausgebildet worden sind.

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