Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
A t a r i - Fa n d e s M o n a t s
James Rolfe
http://www.youtube.com/user/JamesNintendoNerd
Inhalt 02/2015
Aktuelles
03 Atari-Fan des Monats: James Rolfe
06 News
11 Immer Up-ToDate
32 Siteseeing - Atari-Museen im Web
Features
12 Happy Computer 02/85
13 Classic Atari - Fanzine
Titelthema: 30 Jahre Atari ST
14 Traumcomputer Atari ST
24 Atari findet Anschluss - Zubehör für den Atari ST
27 Seitenweise - Das Premierenbuch zum Atari ST
36 Have you played Atari today? - Top-Farbspiele
38 Serious Gaming. - Die besten Mono-Spiele
42 Atari: Die guten Jahre - Bericht
Software
28 zView - Der Universalviewer
31 Emulation-Corner - Hataroid im Test
34 Relax - aktuelle Spiele
Unheart, Breakout.acc, Treasure Island Dizzy,
Great Return of the Penguins, Gauntlet II
Hardware
44 Love the Machine: Atari SM124
Rubriken
05 Editorial
46 Vorschau/Impressum
47 Ausstieg
news software hardware features online relax
In den 30ern
Die 30er haben begonnen – nein, nicht das Jahr 2030, sondern der 30. Geburtstag der ST-Reihe. Im Vorfeld habe
ich mir einige Gedanken über dieses Heft gemacht und Vorschläge im atari-home-Forum gesammelt. Klar ist: Ein
erfolgreiches Computersystem samt Anwendungen und Spielen in einem Heft angemessen zu würden, ist schlicht
nicht möglich. Da passt es ganz gut, dass der ST mehr Geburtstage hat, als Paddington Bär: Zählt die erste
mündliche Ankündigung des ST, die Demonstration des 130 ST, die des 520 ST oder die Verfügbarkeit des
Computers?
In den nächsten Ausgaben werde ich daher immer wieder auf bedeutende Anwendungen und Spiele
zurückkommen, höchst subjektiv ausgewählt, aber hoffentlich schlüssig begründet. Dabei wird es weniger um
Testberichte gehen, als um Geschichten: Was wurde aus den Entwicklern, wie haben sich die Programme
weiterentwickelt und welche aktuelle Programmen greifen die Innovationen von damals auf. Wer sich mit seiner
ganz persönlichen Atari-Geschichte beteiligen will, darf dies gerne tun.
Eine kleine Überraschung für alle Atari-Fans gibt es nächsten Monat: Das fünfte Sonderheft der st-computer.
Der Anlass für dieses Sonderheft ist die Ausstellung „Atari - die guten Jahre“, die einfach zu umfangreich war, um
sie auf vier Seiten in einer regulären Ausgabe unterzubringen. In dieser Ausgabe gibt es daher nur eine kurze
Zusammenfassung, im Sonderheft erwarten Sie ein Interview mit den Organisatoren, eine Vorstellung jedes
Ausstellungsstücks und Anzeigen aus einer Zeit, als der Name Atari noch nicht für halbgare Mobile Games stand.
st-computer 02/2015 5
➤ news software hardware features online relax
ASKin-Farbverläufe für XaAES der erste Level, der zwei- Spiele wohl nicht mehr
te ist nur zu fünf Prozent fertiggestellt: Die Preview
fertiggestellt. Ursprüng- stammt aus dem Jahr
lich geplant waren vier 1995 und die schwedische
Level. Demogruppe ist bereits
seit längerem nicht mehr
Leider wird Offworld wie aktiv.
einige andere Falcon-
Offworld - Falcon-Shoot’em Up
Jeder Entwickler dürfte Shoot’em Up für den Fal-
etliche unveröffentlichte con mit bis zu 40 Sprites
Programme auf der Fest- gleichzeitig, 32 Farben
platte haben und die in und Tracker-Sound. Im
den 90ern aktive Demo- Januar wurde nun die
crew New Core ist keine Preview des Spiels auf
Ausnahme. Offworld ist der Website demozoo.org
ein horizontal scrollendes veröffentlicht. Spielbar ist
6 st-computer 02/2015
➤ news software hardware features online relax
st-computer 02/2015 7
➤ news software hardware features online relax
8 st-computer 02/2015
➤ news software hardware features online relax
Auch im Jahr 2015 wer- sung an den NTSC-Fern- auf dem Titelbildschirm ster II und Skycopter II
den immer noch Spiele sehstandard geprüft – stammt die Beta aus dem (Jaguar) und je einem
entdeckt, an denen Atari spätere VCS 2600/7800- Jahr 1993. „Geheimprojekt“ für Lynx
vor Jahrzehnten arbeitete. Titel waren nur für die und Jaguar vor.
Beta Phase Games hat PAL-Norm und den euro- Neben Toki bereiten Be-
nun Toki für das VCS 7800 päischen Markt vorgese- ta Phase Games die Ver- http://betaphasegames.com
angekündigt. Die Beta ist hen. öffentlichung von Speed-
bis auf einen fehlenden
Level und einigen kleinen Toki erschien seinerzeit
Fehlern komplett. Das lediglich für den ST und
Spiel lässt sich trotz des Lynx. Als Affe hüpft und
fehlenden Levels durch- ballert sich der Spieler
spielen und wird von Beta durch verschiedene Level.
Phase als technisch be- Optisch macht der Arca-
eindruckend und gut de-Titel auf dem 7800
spielbar beschrieben. einen guten Eindruck.
Derzeit wird eine Anpas- Laut Copyright-Meldung
st-computer 02/2015 9
➤ news software hardware features online relax
10 st-computer 02/2015
➤ news software hardware features online relax
Immer UpToDate
7up 2.33pl8 S T F B Meg 1.5B S T F B
ACE MIDI 2.00 - - F ? mxPlay 2.0 - ? F B
ACE Tracker 2.00 - - F ? MyAeS 0.96 ? T F B
AHCC 5.1 S T F B MyMail 1.96 S T F B
Aniplayer 2.23.1 ? T F B Nemesis Indicator 1.1 - - F -
ArtWorx 2.09 S T F B Netkit 0.17 ? ? ? B
Atari Works 1.207 S T F B nfs-server 2.2beta47 S T F B
AtarIRC 2.06 S T F B ORCS 2.13 S T F ?
BaS_gcc 0.8.6 - - - B Papillon 3.04 S T F B
Bridge 7 PRO 7.00 ? T ? ? papyrus 10.20 S T F B
Calamus SL SL2015 S T F - PaulaNG 0.2b ? ? F ?
Calipso lite 3.35 ? ? ? ? PH Weather 1.21 - T F B
Coffee 1.0F S T F B Phoenix 5.5 S T F ?
CoMa 5.3.2 S T F ? PhotoLine 2.3 plus ? T F B
CoNnect 97b S T F ? Pixart 4.52 S T F -
Cresus 1.2B S T F B qed 5.0.5 S T F B
Cypress 1.73 S T F - Reevengi 0.19 - ? F ?
Diskus 3.98 S T F ? SE-Fakt2013! 2.40 S T F ?
EasyMiNT 1.90B S T F B Sharity-Light 1.3 S T F B
EmuTOS 0.9.4 S ? F B Signum! 4.4 S T F -
FreeMiNT 1.19 S T F B Smurf 1.06 ? T F B
fVDI Snap 1.1C S T F B SNDH Editor 1.12 S T F ?
gcc 4.6.4 S T F B STarCall Pro 3.2D S T F ?
GEM-Setup 2.01 S T F B STj 1.50 ? ? F ?
GFA-Basic Compiler 3.60 S T F B Tempus Word NG 5.4 S T F -
GFA-Basic Editor 1.66 S T F B TeraDesk 4.06 S T F B
HD-Driver 9.04 S T F - Texel 2.2 S T F B
HypView 0.40.0 S T F B That's Write 4.12 S T F ?
JAnE 2.20 S T F - TOS.hyp 5.0 S T F B
Jinnee 2.5 S T F - Troll 1.7E S T F B
Joe 1.5C S T F B Voc! 0.60 S T F ?
KK Commander 1.5H S T F B X11-Basic 1.23 ? ? ? ?
Litchi 1.3C S T F B XAct/SciGraph 3.1 S T F -
Manitor 1.04 ? ? ? ? zBench 0.99 ? T F B
maxYMiser Live 1.33a ? ? F ? Zview 1.0.1 ? T F B
Lauffähig auf: ST (S), TT (T), Falcon (F), Firebee (B). * nicht mit allen Versionen kompatibel
UpToDate im Netz
www.atariuptodate.de
st-computer 02/2015 11
news software hardware ➤ features online relax
Vor 30 Jahren
Happy Computer 02/1985
Wir schreiben das Jahr 1985 und naissance erlebte.
im Heimcomputermarkt herrschen
klare Verhältnisse: Der Commodore Anfang Dezember lud Commodo-
64 hat sich als Marktführer eta- re-Gründer Jack Tramiel zur ersten
bliert. Der Atari XL war zu diesem deutschen Pressekonferenz nach
Zeitpunkt zumindest noch in der der Übernahme von Atari. Seine So-
Happy Computer gut vertreten, fortmaßnahme zur Rettung des an-
auch das Listing des Monats geschlagenen Unternehmens:
(„Dash“) war für den XL. Kurios: In Preise senken. Der 800 XL wurde
der selben Ausgabe testet die Hap- nun für 499 statt 648 Mark angebo-
py auch noch Boulder Dash. ten, die Junior-Variante des VCS
2600 angekündigt und die Produk-
Spiele waren im Magazin immer tion des 600 XL eingestellt. Weitere
ein Thema, aber der Schwerpunkt Pläne für den 8-Bit-Markt: Eine Ma-
lag auf Testberichten und Grundla- schine mit 128 KB und eine „starke
genartikeln: In einer großen Tabelle Musik-Maschine“ – gemeint war der
wurden fünf Logo-Dialekte vergli- 65XEM mit AMY-Synthesizer-Chip. Tramiel sah im Videospielmarkt
chen, mit einem Hilfsprogramm durchaus Potenzial und wollte Atari
Atari-Programmierer bei der Erstel- Ataris Zukunft sollte aber eine an- auf allen Märkten vertreten wissen
lung von Player-Missile-Grafiken dere Maschine bestimmen: Auf der – auch, damit Besitzer der VCS-
unterstützt und ein erstes Listing Pressekonferenz kündigte Tramiel Konsole der Firma Atari beim Com-
für den letzten erfolgreichen 8-Bit- einen neuen Computer mit 68000- puterkauf treu bleiben. Zudem
Computer, den Schneider CPC, ab- CPU und der grafischen Benutzero- wurde bestätigt, dass die Entwick-
gedruckt. berfläche GEM an. In der Grundaus- lung des ST noch vor dem Atari-
stattung mit 128 KB RAM sollte der Kauf begann, als Tramiel und ehe-
Andere Heimcomputer stießen in Computer 300 bis 400 Dollar kos- malige Commodore-Leute noch
Deutschland auf wenig Gegenliebe: ten, also etwa dreimal soviel wie unter „Tramiel Technology Ltd.“ fir-
Der „Computer mit kleinen Fehlern“ der 800 XL in den USA. Pünktlich zur mierten.
Bit-90, der Triton 64 aus Hong- Hannover-Messe sollte dann eine
Kong, Yashicas MSX-Computer YC-64 reinrassige 32-Bit-Maschine für Artikel aus der Happy Computer finden Sie
oder der Commodore Plus/4, der professionelle Anwendungen fol- auf stcarchiv.de.
erst im Ausverkauf eine kleine Re- gen.
Chancenlos: Bit-90 Listing des Monats: Dash für Atari XL. Online im Jahr 1985.
12 st-computer 02/2015
news software hardware ➤ features online relax
D Classic Atari
as letzte neue deutsch- nur begeisterter Atari-Anwender,
sprachige Atari-Magazin sondern auch ein Fan des Acorn
war ein Fanzine, das sich Matthias Jaap stöbert in seinem RiscPC. In der Ausgabe 02/2000
mit der ganzen Palette an Atari- Archiv auf der Suche nach Atari- kündigte er schließlich ein neues
Computern beschäftigte. Mit viel Publikationen, die nicht jedem Magazin an: triple-a-mag sollte
Enthusiasmus begleitete ein Team bekannt sind. In dieser Ausgabe über Atari, Acorn und Amiga be-
von Bastian Moritz den Atari-Markt ist es das Atari-Fanzine Classic richten. Drei Ausgaben erschienen
zu einer Zeit, in der die Hoffnungen Atari. zwischen 2000 und 2001, die vierte
auf den Milan II ruhten.
st-computer 02/2015 13
30 Jahre
Der ST wird 30 Jahre alt: Er war der MIDI-
Computer, der bessere Macintosh, der
Einstieg in das Desktop-Publishing,
Sprachgenie oder einfach nur ein guter
Spielecomputer. Doch die Anfänge des ST
lagen nicht bei Atari, sondern Commodore.
st-computer 02/2015 15
news software hardware ➤ features online relax
den Computermarkt wollte er nicht wenig später zur neuen Firma folg- inkompatibler Systeme auf dem
aufgeben. ten, gehörte auch Shiraz Shivji, der Markt beenden. Die Hersteller
mit dem Design eines neuen Com- dürften ihre MSX-Computer um
Rock Bottom Price puters beauftragt wurde. Dessen Features ergänzen, was aber nur
Projektname war Vorgabe zugleich: wenige taten, darunter Yamaha mit
Der Tramiel-Familie folgten wich- RBP, Rock Bottom Price. dem CX5M. Die Verwendung günsti-
tige Commodore-Angestellte aus ger Standardbauteile sollte für
den Bereichen Entwicklung und Die Entwicklung des RBP begann konkurrenzlos günstige MSX-Com-
Management. Der Aderlass für noch bevor Jack Tramiel Teile Ataris puter sorgen.
Commodore war immens, noch kaufte und von Ataris Vereinbarung
deutlicher war aber die Botschaft, mit Amiga erfuhr. Das Team um Über vierzig Computer der ersten
die Jack Tramiel sendete: Mit ihm Shivji machte sich auf die Suche MSX-Generation erschienen bis
war wieder zu rechnen. nach Komponenten für einen Com- 1985, darunter auch einige von
puter der nächsten Generation. Zeit nicht-japanischen Herstellern. Der
Das Startup wurde am 17. Mai 1984 war ein wichtiger Faktor, denn es Heimcomputer-Markt stellte diese
als Tramel Technology Ltd. (ohne drohte eine „Invasion“ aus Fernost. Firmen aber vor neue Herausfor-
) eingetragen, bereits vorher
„i “ derungen, die Produktion der MSX-
sprach Tramiel mit Unternehmen Der verhinderte Stan- Computer war teuer als erwartet.
dard Auf den US-amerikanischen Markt
wagen sich die MSX-Hersteller gar
In den frühen 80er Jahren nicht erst, in den meisten europäi-
wurde Japan im Westen ge- schen Ländern ließen der C64 und
fürchtet wie verehrt. Japa- ZX Spectrum dem selbsternannten
nische Firmen verdrängten „Standard“ keine Chance. Technisch
ihre westlichen Konkurren- schon bei der Veröffentlichung
ten, welche die Preise nicht veraltet, konnte sich MSX außerhalb
mitgehen konnten. Die Ta- Japans nur in wenigen Ländern
schenrechner-Produktion etablieren (Niederlande, Brasilien).
wurde von ihnen be- Im Rest der Welt wurde MSX zum
herrscht, auch die Unter- verhinderten Standard.
haltungselektronik wurde
zunehmend von japani- Atari-Übernahme
Shiraz Shivji wurde Chef-Designer des ST. Auch an der
Entwicklung des C64 war er beteiligt. schen Firmen erobert. Es
gab gute Gründe, den Angriff Mit seinen Söhnen und einigen
aus der Halbleiterindustrie und so- auf den Heimcomputermarkt ernst- ehemaligen Commodore-Ange-
gar Amiga. Das Gebot für die Amiga- zunehmen. stellten hatte Jack Tramiel ein
Technologie war Amiga-Chef Dave Team, aber keine Fabriken oder
Morse allerdings zu niedrig. Atari Japanische Firmen hatten zuvor Bürogebäude. Aber die Computer-
und Commodore waren nicht die den Computer-Markt ignoriert. Der geschichte ist reich an glücklichen
einzigen Firmen, denen der Amiga – Vizepräsident von Microsoft Japan, Zufällen und einer davon war das
zu der Zeit noch ein unansehnlicher Kazuhiko Nishi, wollte dies ändern: Angebot von Warner-Manager Steve
Prototyp aus mehreren Platinen – Auf der Basis des Spectravideo SV- Ross an Tramiel, Atari ganz oder
gezeigt wurde. Morse klopfte auch 328 entstand ein Standard, der die teilweise zu verkaufen. Ross wollte
bei HP, Apple und anderen Firmen Heimcomputer-Welt einen und den die Last Atari endlich loswerden
an. Die Geschichten, wer in den frü- bisher zögernden Firmen einen Ein- und für Tramiel bot sich die Gele-
hen 80ern wen hätte kaufen kön- stieg in den Markt ermöglichen genheit, eine bekannte Marke zu
nen, könnten ganze Bücher füllen. sollte. Alle Computer sollten unter- übernehmen, inklusive ihrer Büro-,
einander kompatibel sein und da- Entwicklungs- und Produktionsge-
Zu den Entwicklern, die Tramiel mit den Wildwuchs untereinander bäude. Ein gutes Geschäft für beide
16 st-computer 02/2015
Seiten also. suchten wurden Programmierer mit ter entwickelt wurde. Die Frage, wer
Erfahrung in der Entwicklung von GCC Geld schuldete, beschäftigte
Am 1. Juli 1984 wurden sich Tramel Betriebssystemen, die an einem Warner, Atari Corp. und GCC so lan-
Technology und Warner schließlich neuen Computer arbeiten wollen. ge, dass es erst Anfang 1986 zur
einig: Die Consumer-Abteilung Dyer gehörte zu den wenigen, die (Wieder-)Einführung des Systems
(Konsolen und Computer) gab War- übernommen wurden und musste kam. Die Zukunft gehörte aber dem
ner ab, beide Seiten dürften das mit seinem Arbeitsplatz sofort um- Atari ST.
Logo weiter nutzen. Die Arcade- ziehen – seine Abteilung war zuvor
und einige weitere Abteilungen im selben Gebäude wie die Arcade- Während seiner kurzen Entwick-
blieben bei Warner und die Rechte Sparte untergebracht. lungsphase gab es mehrere Optio-
an den bisherigen Arcade-Spielen nen für die Hard- und Software des
wurden geteilt. Die Coin-Up-Abtei- Business is War neuen Computers. Zur Entwicklung
lung wurde in Atari Games umbe- eines komplett eigenem Betriebs-
nannt, um Verwechslungen mit der systems fehlte Atari die Zeit, schon
neuen Firma Atari auszuschließen. zur CES im Januar 1985 sollte ein
funktionsfähiger Computer prä-
Aus Tramel Technology wurde die sentiert werden. Für die grafische
Atari Corporation. Für die Ange- Benutzeroberfläche gab es mehrere
stellten der Consumer-Sparte von Kandidaten: GEM, GEOS (bekannt
Atari Inc. begann eine ungewisse vom C64) und Windows. Die Tra-
Zeit: Sie wurden nicht automatisch miels entschlossen sich schließlich
übernommen. Stattdessen gab es dazu, eine Lizenz für CP/M 68k und
schnelle Bewerbungsgespräche, mit GEM zu erwerben. Die Software-
denen die neuen Besitzer der Mar- Abteilung Ataris sollte mit Digital
ke Atari prüften, ob ein Angestellter Bei der Entwicklung des RBP stand Research (DRI) zusammenarbeiten,
für sie nützlich sein könnte. Über- fest, dass es kein weiterer 8-Bit- um Betriebssystem und Oberfläche
nommen wurde, wer nützlich er- Computer werden sollte. Außerdem auf die neue Hardware zu portie-
schien – und wer das Glück hatte, sollte der Computer so günstig wie ren, an der parallel noch gearbeitet
dass die entsprechende Position möglich sein – „for the masses, not wurde. Die Software-Abteilung
noch nicht von einem ex-Commo- for the classes“ war schon bei Com- wurde in einem Gebäude in Mon-
dore-Angestellten besetzt war. modore Jack Tramiels Motto. Der terey untergebracht, gleich neben
Computer wurde zunächst als inter- dem DRI-Hauptquartier. An den
Sie erfuhren aus der Presse von nes Projekt bei Tramel Technology Hardware-Prototypen wurde hin-
dem Kauf der Consumer-Sparte. entwickelt, Dyer erinnert sich, dass gegen in Sunnyvale gearbeitet. Erst
Landon Dyer berichtet auf seinem die ex-Commodore-Angestellten im Dezember war die Hardware-
Blog Dadhacker, dass es nach dem den Atari-Leuten nicht wirklich Entwicklung weit genug fortge-
ersten Bericht in der San Jose Mer- trauten. Außerdem beschäftigte die schritten, um die Betriebssystem-
cury News einige Tage dauerte, bis Trennung Tramiels von Commodore Entwickler mit echter Hardware zu
Leonard Tramiel und John Feagans die Gerichte. versorgen. Vorher wurden neben
in seiner Abteilung vorbei schauten. mehr oder weniger zuverlässigen
Ihr Ruf eilte ihnen voraus und Der Plan nach der Übernahme war Prototypen Workstations und die
pünktlich als die Manager zu ihrem klar: Was sich schnell zu Geld ma- Apple Lisa zur Software-Entwick-
Marsch durch den Hauptkorridor chen ließ, wurde verkauft, Produkte, lung genutzt.
antraten, soll Dyer über das Inter- die noch unter Warner-Regie zur
com-System des Gebäudes durch- Serienreife (2600 Jr.) gebracht wur- Als Prozessor wurde der Motorola
gegeben haben: „Imperial storm den, eingeführt, oder im Preis ge- 68000 gewählt, der bis dahin nur
troopers have entered the base!“ senkt. Kompliziert war die Lage von Workstations, der Apple Lisa
beim VCS 7800, welches nicht von und dem Macintosh verwendet
Die Interviews waren kurz. Ge- Atari, sondern von General Compu- wurde. Atari entschied sich gegen
st-computer 02/2015 17
news software hardware ➤ features online relax
einen Prozessor aus der 320xx-Se- wenn Parallelen durch Shivjis Be- unbedingt als erster auf den Markt
rie von National Semiconductor. teiligung an beiden Computern im- kommen und den Amiga im Preis
Das ursprüngliche Design sah 128 mer wieder gezogen wurden. unterbieten. Commodore vermark-
KB RAM und einen ebenso großen Vielmehr wirkten die technischen tete den Amiga zunächst als „Me-
ROM-Speicher vor, der neben dem Daten wie eine logische Evolution dien-Computer“, während Jack
Betriebssystem auch einen Basic- dessen, was im 8-Bit-Bereich üblich Tramiel sich auch bei Atari treu
Interpreter enthalten sollte. Schnell war: Statt 160x200 betrug die blieb und den ST als Preisbrecher
stellte sich heraus, dass dies nicht Farbauflösung 320x200, statt 64 gab platzierte: Der ST war der erste
reichen würde: In 192 KB sollten es 128 KB RAM serienmäßig. Die ho- 16/32-Bit-Computer mit grafischer
TOS und GEM passen, aber das he Auflösung von 640x400 übertraf Benutzeroberfläche für den Mas-
ROM-TOS wurde nicht rechtzeitig die des Macintosh (512x342). senmarkt.
zur CES fertig. TOS wurde also von
Diskette gebootet und der Speicher Weniger Wert wurde auf das Spie- 68000er
verdoppelt, damit noch etwas Platz letalent des STs gelegt. Der C64 bot
für Anwendungen übrig bleiben Hardware-Scrolling, Sprites und Vier Computer bildeten die
konnte. einen überlegenen Soundchip. Was 68000er-Generation: Atari ST, Ami-
beim C64 und Amiga vom Grafik- ga, Macintosh und der Sinclair QL.
So erklärt sich die Ankündigung und Sound-Chip geleistet wurde, Letzterer scheiterte an Lieferpro-
des 130ST (mit 128 KB) und 260ST musste beim ST die CPU überneh- blemen und Fehlern im Betriebs-
(mit 256 KB RAM). Beide Systeme men – fähigen Programmierern ge- system – Sir Clive Sinclair sah sich
wären mit einem ROM-TOS zumin- lang dennoch weiches Scrolling und gezwungen, seine Firma an Kon-
dest einsatzbereit gewesen. Die Sample-Wiedergabe. kurrenten Amstrad zu verkaufen.
ersten STs liefen noch unter CP/M
68k mit GEM als Oberfläche, Anfang Offensichtlicher waren die Ähn-
1985 entschied sich Atari für GEM- lichkeiten zum Apple Macintosh,
DOS, einen CP/M-Ersatz mit hierar- schon alleine durch die grafische
chischem, MS-DOS-kompatiblem Benutzeroberfläche. Von der Klage
Dateisystem, der zu dem Zeitpunkt Apples gegen Digital Research blieb
noch nicht fertig war. Atari verschont, Apple erhob nie
Klage wegen der Ähnlichkeiten des
Die erste TOS-Version war größer Atari-GEM zur Mac-Oberfläche. We-
als 192KB und musste im Laufe des nig begeistert war man in Cupertino
Jahres gekürzt und optimiert wer- allerdings, als die ersten Mac-Emu-
den, um in das ROM zu passen. Für latoren auftauchten: Obwohl Apple
das Software-Team bedeutete dies die Verwendung der Mac-ROMs
wenig Schlaf und viele Überstun- streng untersagte, war es für Besit-
den, während das Atari-Manage- zer der Mac-Emulatoren Aladin und
ment zusehends ungeduldig wurde. Magic Sac kein Problem, diese zu
besorgen – und schon wurde aus
Der 130ST kam nie auf den Markt, dem 520ST ein Mac. Die Kombinati-
wie verbreitet „echte“ 260STs mit on aus ST, Monochrom-Monitor und
256 KB RAM sind, ist nicht bekannt Emulator war deutlich günstiger als Auch bei Apple lief nicht alles
– die meisten Geräte wurden mit ein Mac. rund: Die Firma lebte auch nach der
512 KB RAM ausgeliefert. Markteinführung noch jahrelang
Da am ST bereits gearbeitet wurde, von der Apple-2-Abteilung und dem
Inspirationen bevor Commodore endgültig das IBM-PC, den Apple im berühmten
Amiga-Chipset kaufte, hatte die „1984“-Spot zum Gegner erklärt
Der Atari ST war technisch nicht Hardware des Amiga keinen Ein- hatte, konnte der Mac nie gefähr-
mit dem C64 zu vergleichen, auch fluss auf den ST. Der ST sollte aber lich werden.
18 st-computer 02/2015
news software hardware ➤ features online relax
Atari-Konkurrent Commodore
kaufte ebenfalls ein Betriebssystem
ein, welches erst an die Hardware
angepasst werden musste. Das Be-
triebssystem war leistungsfähiger
als das des STs, aber auch komple-
xer und mit nur 256 KB RAM konnte
der Amiga seine Multitaskingfähig-
keit nicht ausspielen. Ein Traum-
computer, der für viele damals
nicht erschwinglich war – erst 1987
mit dem Amiga 500 begann der
Amiga, den Massenmarkt zu er-
obern. Zu diesem Zeitpunkt hatten
die Amiga-Entwickler Commodore
bereits verlassen, Robert J. Mical,
Dave Needle und Dave Morse wech-
selten zu Epyx und arbeiteten an
der ersten Handheld-Konsole mit
Farbbildschirm, dem Handy (später: Der 520ST rettete die Firma Atari und setzte neue Maßstäbe.
Atari Lynx).
zentrierte sich auf den europäi- bellenkalkulation angekündigt, Si-
Während Commodore und Apple schen Markt, der im Gegensatz zum erra Online kündigte King’s Quest
in den ersten Jahren von guten Ver- US-Markt noch nicht von IBM-PC- und Ultima II an, SubLogic den
kaufszahlen ihrer 8-Bit-Computer kompatiblen Systemen kontrolliert Flugsimulator II und bei Atari wurde
zehren konnten, hing Ataris Schick- wurde. intern an „FAT“ gearbeitet.
sal am ST: Im Frühling 1985 wurden
die ersten Geräte an Entwickler Die ersten ST-Programme nutzten FAT war der interne Projektname
ausgeliefert. Bis zur Markteinfüh- die Leistung des Systems nicht aus: für ein neues Grafikprogramm,
rung der neuen XE-Linie im Mai und Es waren Portierungen, die auf welches von Dave Staugas entwi-
dem ST im Juni hatte Atari keine Maus und GEM verzichteten. Große ckelt wurde. Staugas arbeitete zu-
neuen Produkte, Jack Tramiel Softwarehäuser warteten die weite- vor an den Grafikroutinen des STs
musste aus seinem Vermögen Geld re Entwicklung des STs ab, einige und sein neues Programm sollte
in die Firma investieren, um Atari Händler verkauften CP/M-Program- eindrucksvoll die grafischen Fähig-
am Leben zu erhalten. Die Ent- me wie WordStar auf 3,5“-Diskette keiten des Computers demonstrie-
scheidung, von CP/M 68k auf GEM- mit CP/M-Emulator. ren. Bekannt wurde das Programm
DOS zu wechseln, fiel nur wenige unter dem Namen Neochrome.
Monate vor der Markteinführung. Neochrome arbeitete ausschließ-
lich in der niedrigen Auflösung und
Erste Software erlaubte eine komfortable Zusam-
menstellung der Palette aus allen
Pünktlich wurde der 520ST ausge- 512 Farbtönen des Ataris. Eine
liefert und entwickelte sich rasch Funktion zum Rotieren der Palette
zum Erfolg. Atari betrieb in der Zeit sorgte für einfache Animationsef-
danach Produktpflege, ergänzte fekte (Color Cycling). Highlight des
Neochrome
den ST um einen HF-Modulator Programms war aber die Lupe: Auf
(STM) und führte den 1040STF ein, Doch viele Firmen begriffen den ST dem zweigeteilten Bildschirm hat-
mit 1 MB RAM und eingebautem auch als echte Chance: 1985 wurde ten Pixelkünstler sowohl das Bild
doppeitigem Laufwerk. Atari kon- mit VIP Professional die erste Ta- als auch die Vergrößerung immer
st-computer 02/2015 19
news software hardware ➤ features online relax
im Blick. ner festen Position, sondern be- such kamen. Wen interessierte es
wegten sich durch das Dungeon. da schon, dass „Defender of the
Let’s Play Zusammen mit einfachen Lichtef- Crown“ für den Amiga unfertig war,
fekten erzeugte das Spiel eine At- oder der ST-Starglider spielerisch
Wie der Markt für Anwendungen, mosphäre, die von keinem anderen von der Spectrum-Portierung in
wurde auch das ST-Spieleangebot RPG damals erreicht wurde. Dunge- den Schatten gestellt wurde?
zunächst von Portierungen domi- on Master wurde zum größten Hit
niert. Im wichtigen britischen Markt für FTL Games und zum erfolg- Dungeon Master war ein Spiel,
wurde der ST erst nicht als Heim- reichsten ST-Spiel: Wer 1987 einen welches sowohl optisch als auch
computer wahrgenommen. Popular ST mit Farbmonitor besaß, hatte spielerisch überzeugte und die Zeit
Computing Weekly bezeichnete den auch meist eine Diskette mit Dun- überdauerte. 1987 erschien ein
520ST als zu teuer für Großbritanni- geon Master. weiteres Spiel, welches auch heute
en und kritisierte Ataris Entschei- noch verehrt wird: Midi-Maze. „Was
dung, den 130ST nicht zu „Wow!“, war nicht das Wort, wel- macht man, wenn man rein zufällig
ches ST-Besitzern beim Anblick von 16 Atari STs besitzt? Man spielt Mi-
„Lands of Havoc“ (1985) einfiel. di-Maze!“ – so begann Boris
Lands of Havoc war ein krudes Acti- Schneider seinen Test von Midi-
on-Adventure für die mittlere und Maze in der Happy Computer
hohe Auflösung des ST, portiert von 12/1987. Midi-Maze war der erste
einem britischen Entwickler, der zu Mehrspieler-Ego-Shooter über-
den ersten europäischen ST-Besit- haupt und nutzte die MIDI-Schnit-
zern gehörte: Steve Bak. Ein Jahr telle des Atari ST für lokale
später ist sein Frühwerk bereits Netzwerkspiele. Das Konzept des
vergessen: Goldrunner zeigte als „Deathmatch“ – später in Spielen
veröffentlichen. erstes ST-Spiel schnelles, flüssiges wie Quake III Arena populär – geht
Scrolling. Bak machte sich einen auf dieses kleine Spiel zurück, in
Während sich viele Portierungen Namen als technisch versierter dem sich Smileys gegenseitig ab-
kaum von der 8-Bit-Version unter- Programmierer und seine Zusam- schießen. Die Original-Entwickler
schieden, begannen einige Entwick- menarbeit mit Grafiker Pete Lyon setzten das Spiel später auf den
ler bereits 1985, ihre Spiele für den brachte Titel wie Karate Kid II, Re- GameBoy um, sogar eine Version
ST zu erweitern. Im Dezember 1985 turn to Genesis und den Vier-Spie- für den Atari XL existiert, die aller-
veröffentlichte FTL Games SunDog: ler-Commando-Klon Leathernecks dings nicht mehr veröffentlicht
Frozen Legacy in einer stark erwei- hervor. wurde. Auch heute noch treffen sich
terten Fassung für den ST. SunDog Midi-Maze-Spieler zum Death-
war eine Mischung aus Handelssi- Etliche Titel blieben wegen ihrer match.
mulation und Weltraumkampf. Von schnellen 3D-Grafik oder schön ge-
der Presse hochgelobt, plante FTL pixelten Bilder in Erinnerung – Höchstleistungen
weitere Spiele in der SunDog-Serie, „Grafikblender“ würde man sie
doch dann kam ein Titel dazwi- heute nennen. In diese Kategorie Deutschland war für Tramiel schon
schen, der sowohl den ST als auch fallen Spiele wie „Star Trek - The während seiner Zeit als Commodo-
das Rollenspielgenre prägen sollte: Rebel Universe“ (1987) mit schön re-Chef ein wichtiger Markt. Auch
Dungeon Master. digitalisierten Bildern der Enterpri- der ST war hierzulande sehr er-
se-Besatzung oder die 3D-Ballerei folgreich, deutsche Kunden griffen
Dungeon Master wurde speziell „Starglider“ (1987). dabei besonders häufig zum Set
für den ST entwickelt und setzte aus ST und Monochrom-Monitor.
ganz auf Mausbedienung. Im Ge- Grafikblender waren eine willkom- Kamen die ersten Anwendungspro-
gensatz zu vielen anderen Rollen- mene Argumentationshilfe, die gramme noch aus den USA, waren
spielen wurde in Echtzeit gespielt. dann hervorgeholt wurden, wenn es deutsche Entwickler, die mit
Die Monster verharrten nicht an ei- Besitzer anderer Computer zu Be- hervorragenden Anwendungen ST-
20 st-computer 02/2015
news software hardware ➤ features online relax
Besitzer versorgten. Die Liste der Der Formelsatz machte auch aus wurde, kamen aus Heidelberg Pro-
wichtigen Anwendungen ist lang überzeugten Atheisten tiefgläubige gramme wie ArtWorx, der MagX!-
genug, um ganze Seiten mit ihnen Menschen, die Stoßgebete an den Nachfolger MagiC oder Papillon. All
zu füllen. Drucker richteten, damit die Steu- die Programme wurden von Appli-
erzeichen irgendwie als mathema- cation Systems auf kreative Weise
Datenbanken sind nicht sexy, aber tische Formeln oder Sonderzeichen beworben.
notwendig und die besten Daten- ankamen. Textverarbeitungen für
banken kamen von den Gebrüdern den ST waren zwar meist grafikfä- Eine Killerapplikation ist für Men-
hig, aber konnten Zeichen und schen ungefährlich, für Konkurren-
Grafiken nicht beliebig frei ten aber tödlich. Signum war zwar
platzieren. Doch dann kam Si- äußert erfolgreich, aber dominierte
gnum! von Franz Schmerbeck. den Markt für ST-Textverarbeitun-
Signum war das Programm, gen nicht. Ähnliches galt für Cuba-
welches den ST für Studenten se: Sehr beliebt, aber nicht ohne
interessant machte: Ob kom- starke Konkurrenz (Notator). Den
plizierte Formeln aus der Ma- Titel „Killeranwendung“ kann nur
thematik oder anderen ein ST-Programm beanspruchen,
Naturwissenschaften, griechi- welches zum Synonym für Desktop-
sche oder arabische Texte – Publishing auf dem Atari wurde:
Der Adimens-Nachfolger Phoenix.
Signum war jeder Aufgabe ge- Calamus. Calamus wurde erstmals
wachsen. Keine Textverarbei- 1987 vorgestellt und war ein rah-
Geiß: Adimens war eine mächtige tung auf ST oder PC bot diese menorientiertes, modulares Pu-
relationale Datenbank, die so er- Flexbilität in Verbindung mit her- blishing-Programm mit Unter-
folgreich war, dass ein ganzes Öko- vorragender Druckqualität. Wie bei stützung für Vektor-Fonts und
system um sie entstand. Nicht Adimens bildete sich auch um Si- -Grafiken. Obwohl es schon vorher
unbedingt selbstverständlich war gnum ein Ökosystem aus
die vorbildliche GEM-Einbindung kommerziellen und kos-
des Programms, nebenbei schrie- tenlosen Programmen, die
ben die beiden auch noch Bücher Signum unterstützten, so-
über GEM-Programmierung. Als die wie ein großes Angebot an
Entwicklung von Adimens endete, Schriftarten im Signum-
begannen sie mit der Programmie- Format.
rung einer neuen Datenbank. Phoe-
Signum wurde von
Application Systems
Heidelberg veröf-
fentlicht, einer Firma,
die sich schnell einen
guten Namen in der Calamus wurde zum Synonym für Atari-DTP.
deutschen Atari-Sze-
ne machte. ASH vertrieb Pro- DTP-Programme wie den Timeworks
gramme wie die Entwicklungs- Publisher gab, machte erst Calamus
systeme Megamax C und Atari-DTP salonfähig. Atari erkannte
Modula-2, das Grafikpro- das Potenzial dieses Programms
gramm STAD und gelegentlich und schnürte ein DTP-Paket beste-
Signum! Zwei
sogar Spiele (Esprit). Die ASH- hend aus Mega ST 2 oder 4, dem
nix bot noch mehr Möglichkeiten Produktpalette war stets zeitgemäß Laserdrucker SLM804 und Calamus.
als Adimens und nutzte die verbes- und als saubere, auflösungsunab- Ein komplettes DTP-System, wel-
serte Farbgrafik des Atari TT. hängige GEM-Einbindung wichtiger ches günstiger war, als der Apple
st-computer 02/2015 21
news software hardware ➤ features online relax
Zwischen diesen drei Demos liegen weniger als vier Jahre: Boink (Atari, 1985), Readme (T.E.X., 1987), The Union Demo (The Union, 1989)
Laserwriter. DTP wurde neben MIDI rot-weiße Amiga-Ball hüpfte auch mit den frühen ST-Händlerdemos
zu einem Thema, an dem keines der auf dem ST. vergleicht, mag kaum glauben, dass
drei großen ST-Magazine vorbei es sich um den selben Computer
kam. Atari steckte Millionen in die Die ersten modernen Demos ka- handelt.
Vermarktung des ST als Publishing- men von The Exceptions, kurz TEX:
System und dieses Investment Ihr Debüt „Readme.prg“ zeigte Einige Demo-Coder gingen später
zahlte sich aus: Calamus war über mehr als sechzehn Farben und in die Spieleprogrammierung.
Systemgrenzen bekannt. Erst in den noch im selben Jahr wurde der un- Spielen wie „Chambers of Shaolin“
90er Jahren erschien ernstzuneh- tere Rahmen „erlegt“ und für Grafik ist deutlich anzusehen, dass Pro-
mende Konkurrenz, aber nur Cala- genutzt. Ihr B.I.G. Demo setzt auch grammierer am Werk waren, die
mus überdauerte bis heute und heute noch Maßstäbe in Sachen den ST gut kennen. Thalion machte
befindet sich nach wie vor bei vie- Laufzeit: 127 verschiedene Musik- sich einen Namen mit technisch
len Anwendern im Einsatz. stücke vom C64 wurden abgespielt, herausragenden Spielen, denen al-
die Synthesizer-Routine von Jochen lerdings der große Erfolg auf dem
Demoszene Hippel (Mad Max) sorgte für guten Softwaremarkt versagt blieb.
Sound.
Demo-Programmierer sehen in ei- Abstieg
nem Bildschirmrahmen eine Provo- Ein Jahr später wurden dann mit
kation, im fehlenden Softscrolling der Fullscreen Demo von Level 16 Angesichts der vielen Hindernisse
eine Herausforderung und machen alle Rahmen geöffnet. Die Techni- und des unfertigen Betriebssystems
mit ihren Produktionen selbst ken wurden immer weiter verfeinert war es ein kleines Wunder, dass
Hardware-Designer sprachlos. und die Demos größer: Wer eine Atari der ST so gut gelang. 1987 war
Megademo mit dutzenden Screens der ST der Marktführer bei den
Der Atari ST bot sich aufgrund 68000er-Computern, aber
seiner Einschränkungen den trotz dieses Erfolgs waren
Demo-Programmierern gera- bereits erste Zeichen für
dezu an: Ein schwacher So- den Niedergang sichtbar.
undchip, nur 16 Farben
gleichzeitig auf dem Bildschirm Der ST konnte sich nie in
und dann noch ein dicker, un- den USA etablieren. Zwar
genutzter Rahmen. war der Atari bei US-ameri-
kanischen Musikern ähnlich
Die ersten ST-Demos zeigten beliebt wie bei europäi-
einfache Animationen, Slides- schen, aber bei Firmen stieß
hows oder Palettenanimatio- der Atari auf Vorbehalte. Zu
nen. Noch 1985 veröffentlichte sehr wurde die Marke mit
Chambers of Shaolin nutzt den unteren Bildschirmrand.
Atari „Boink“: Der bekannte dem alten VCS 2600 assozi-
22 st-computer 02/2015
news software hardware ➤ features online relax
iert. Wer sich dennoch für den ST Einführung von VGA wurde der Ami- Dank dem Internet erlebten die
interessierte, musste erst einen be- ga überholt. Ein TT oder Amiga 3000 Systeme eine Renaissance: Nie war
kommen. Aufgrund der hohen konnten zwar mit der Rechenleis- es einfacher, sich mit gleichgesinn-
Nachfrage in Europa wurde dieser tung eines 80386-AT mithalten, ten weltweit zu vernetzen, neue
Markt bevorzugt bedient. Andere aber nicht mit dessem Preis. Programme zu finden und sich off-
US-Händler wollten schlicht nichts line auf einem der zahlreichen Re-
mit Jack Tramiel zu tun haben, der Renaissance tro-Treffen zu begegnen.
durch seine harte Verhandlungs-
taktik viele verärgerte. Um ein Co- Diese Entwicklung setzte sich spä- In den nächsten Ausgaben der st-
meback im US-Markt zu schaffen, ter auch in Europa und Japan fort: computer werden einige Treffen
kaufte Atari schließlich die Elektro- Der PC eroberte den Massenmarkt. vorgestellt und auch einige An-
nikkette Federated, ein Fehler, der STs, Amigas und andere Systeme wendungen näher beleuchtet, die
die Firma viele Millionen Dollar wurden dadurch nicht zu Elek- den ST zu einem ganz besonderen
kosten würde. troschrott und viele STs verrichten Computer gemacht haben.
nach wie vor bei Fans ihren Dienst.
Bereits 1986 sollte der 32-Bit-
Computer EST erscheinen, ein ST
mit 68020-Prozessor und Blitter.
Atari schien das hohe Tempo bei-
behalten zu wollen, doch dann tat
sich vier Jahre nichts. Der Mega ST
war eine sinnvolle Ergänzung der
ST-Produktpalette, ebenso wie der
Stacy-Laptop, aber die wesentli-
chen technischen Daten, die Tak-
tung der CPU, die Grafik und der
Soundchip blieben unverändert.
Erst 1989 stellte Atari mit dem STE
und TT technisch verbesserte ST-
Nachfolger vor, zu dem Zeitpunkt
war der ST aber zu verbreitet, als
das Spieleprogrammierer es sich
leisten konnten, voll auf die neuen
Maschinen zu setzen.
st-computer 02/2015 23
news software hardware ➤ features online relax
Grau, grau, grau sind alle mei- Das Diskettenformat war MS-DOS- umbenannt, um die Nähe zum Me-
ne Farben – echte Atari-Fans kompatibel, so dass der Datenaus- ga-ST zu betonen.
und -Sammler schmücken ihren tausch mit PCs nur eine geringe
ST mit Original-Peripherie in Hürde darstellte. Die SF 354 ist nur Megafile 30 / 60. Weiterentwick-
Atari-Grau. Was es an Atari-Pe- Sammlern und Bastlern zu empfeh- lung der Megafile 20, statt in MFM
ripherie und -Zubehör gab und len, da Softewarehersteller später wurde nun in RLL aufgezeichnet,
welche modernen Geräte heute dazu übergingen, Programme auf was Speicherkapazitäten von 30
empfehlenswert sind, verrät doppelseitigen 3,5"-Disketten zu und 60 MB ermöglichte.
Stefan Matthäus. vertreiben.
Megafile 44. Eine in das bekannte
Die 8-Bit-Computer von Atari wa- SH204. Ataris Festplatte bot eine Megafile-Gehäuse integrierte 5,25
ren auch ohne Floppy einsatzbereit Speicherkapazität von 20 MB im Zoll Wechselplatte bot durch Aus-
– schließlich gab es viele Spiele auf MFM-Format Der Anschluss erfolgte tausch der Cartridges praktisch
Modul –, aber mit dem ST lässt sich über die ACSI DMA-Schnittstelle. unbegrenzten Speicherplatz. Das
ohne Laufwerk kaum etwas anfan- Optisch versprüht das Laufwerk den Wechsellaufwerk mit einer Kapazi-
gen. Passend zum ST veröffentlichte eigenartigen Charme
Atari diverse Peripheriegeräte und eines Schuhkartons aus
Monitore, Drittanbieter ergänzten Blech.
das Angebot.
SH205. Im Grunde ge-
Massenspeicher nommen die gleiche
Platte wie die SH-204,
SF354 und SF314. Die externen nur in einem Gehäuse,
Diskettenlaufwerke für die ST-Serie, welches dem Mega ST
einseitig 360 bzw. doppelseitig 720 glich, so dass man diese
kB, konnten bis einschließlich zum Platte gut mit dem Me-
TT und Mega STE als Zweitlaufwerk ga ST stapeln konnte.
verwendet werden, erst der Falcon Das Laufwerk wurde
hatte keinen Anschluß mehr dafür. später in Megafile 20
24 st-computer 02/2015
news software hardware ➤ features online relax
st-computer 02/2015 25
news software hardware ➤ features online relax
Disketten, sondern mit auf SD-Kar- Festplattenimages auch hier auf Links:
ten gespeicherten Disketten- SD-Karten. Das geht sogar soweit, [1] Atari-Anleitungen: http://dev-
Images. Diese Images gibt es im In- dass man die SD-Karten auch in docs.atariforge.org/
ternet, lassen sich aber auch am PC einen PC stecken kann, um auf die [2] HxC: http://hxc2001.com/
oder Mac erstellen. Eine Alternative ATARI-Daten zuzugreifen. Die Giga- [3] Gigafile: http://experiment-s.de
zum HxC ist der Gotek-Floppy-Emu- file kann auch als SCSI-Laufwerk [2] CosmosEx: http://joo.kie.sk/
lator, der mit USB-Sticks arbeitet am TT und Falcon eingesetzt wer- [5] UltraSatan: http://lotharek.pl
und zumindest am Amiga bereits den. Der CosmosEx geht noch wei-
gut funktioniert. ter: Es wird gleichzeitig am ACSI-,
Floppy und Tastaturanschluss eines
Auch für die empfindlichen Fest- ST, STE oder TT angeschlossen, wo-
mit es gleichzeitig als Floppy- und
Festplatten-Ersatz arbeitet. Zusätz-
liche Anschlüsse für USB-Maus und
-Tastatur, sowie ein integrierter
Netzwerkanschluss machen dieses
Gerät auf Raspberry-PI-Basis zur
flexibelsten Erweiterung für klassi-
sche Ataris.
26 st-computer 02/2015
news software hardware ➤ features online relax
Seitenweise
Das Premierenbuch
zum Atari ST
Der Verlag Data Becker war ne erweiterte Version von CP/M
schon immer von der schnellen vorgestellt wird. Daher werden auch
Sorte und natürlich gab es auch die CP/M-Befehle beschrieben, die
für den Atari ST unzählige Bü- für die späteren ST-Besitzer aller-
cher im typischen Data-Becker- dings wertlos waren. Die für den ST
Rot/Weiß. Eines davon erschien typische GEM-Oberfläche zeigt sich
noch vor (!) dem eigentlichen erst in der zweiten Hälfte. Die Vor-
Computer: Die Rede ist vom abversion der ST-Benutzeroberflä-
„Premierenbuch“. che hatte noch einen
Beenden-Befehl im Datei-Menü,
Entstanden ist das Premierenbuch auch die Symbole waren andere.
auf der Basis von ST-Prototypen, zu Ein Breakout-Spiel im GEM-Fenster
denen die beiden Autoren Zugang und ein Taschenrechner-Accessory kaum eignet. Das liegt zum einen
hatten. Der ST war schon vor seiner existierten aber bereits für die ers- an der spärlichen Bebilderung, aber
offiziellen Präsentation auf der CES te TOS-Version. auch an den Themengebieten: Die
kein Geheimnis mehr, Atari-Boß Autoren gehen bei Themen wie
Jack Tramiel persönlich kündete Fest stand damals auch, dass Logo CP/M und Logo in die Tiefe, bleiben
einen 68000er-Computer vorher an. zum Lieferumfang des Atari ST ge- bei ST-spezifischen Themen hinge-
Das Buch beginnt daher mit einer hören würde. Der Enthusiasmus der gen oberflächlich. Bei ersteren
allgemeinen Vorstellung des Pro- Autoren („Nicht umsonst gehört Dr. Themen konnten sich die Autoren
zessors, seines Befehlssatz und Logo zu den Standardprogrammen schließlich besser vorbereiten:
dessen Leistungsstärke. Erst ab der Atari ST-Computer“) ist aus CP/M und Dr. Logo waren 1985 be-
Seite 31 wird es ST-spezifisch. heutiger Hinsicht kaum nachvoll- kannt. Das Ergebnis liest sich dann
ziehbar, ebenso wie die Behaup- aber unausgegoren und vermag
Beschrieben werden die Schnitt- tung, Dr. Logo würde sämtliche nicht die Faszination des neuen
stellen des Atari ST, der Soundchip Möglichkeiten der ST-Hardware 16/32-Bit-Computers Atari ST zu
und die MIDI-Schnittstelle. Auffällig ausnutzen. vermitteln.
ist hier wie in anderen Bereichen
des Buchs, dass die Autoren die Fotos gibt es vor allem von der Das Premierenbuch war bei
Textlänge durch allgemeine Infor- GEM-Oberfläche, bei der Hardware Drucklegung der st-computer von
mationen strecken. So erfährt der müssen Zeichnungen reichen. Auf verschiedenen Privatverkäufern zu
Leser wenig über Betriebssystem- der letzten Seite gibt es noch zwei Preisen zwischen 3 und 12 Euro er-
aufrufe, aber viel über die Funkti- Fotos vom 260 ST – damals noch hältlich. Das Buch ist in englischer
onsweise der seriellen mit 256 KB RAM und eingebautem Sprache als „Presenting the Atari
Datenübertragung. Für ein Buch, Laufwerk auf der linken Seite. ST“ im Juni 1985 von Abacus Soft-
das so früh entstand, ist dies nicht ware erschienen und kann im
ungewöhnlich und natürlich kün- Fazit Internet Archive heruntergeladen
digte Data Becker bereits 1985 vier werden.
weitere ST-Bücher an. Das Premierenbuch ist ein inter-
essantes Stück Computergeschich- ISBN 3-89011-084-3
Der nächste Teil widmet sich dem te, welches sich allerdings als
Betriebssystem TOS, welches als ei- nostalgische Schmökerliteratur
st-computer 02/2015 27
news ➤ software hardware features online relax
Der Systemviewer konnte nur die Firebee ausgelegt und ist Teil Ataris gibt es aber genug Alternati-
Textdateien darstellen, doch des vorinstallierten Firebee-Soft- ven.
bald gab es Programme, die warepakets.
mehr konnten. Zorro wollte es Modular
besser machen, ritzte per Degen Systemanforderungen
eine Codezeile nach der ande- Der erste modulare Viewer für den
ren und heraus kam zView, der Ein High-End-System (aus Atari- ST war GEM-View von Dieter Fie-
modernste Viewer für das Atari- Sicht) ist für zView Voraussetzung, belkorn: Statt Im- und Exportmo-
Environment. auch wenn es sich um ein sauberes dule fest in den Programmcode zu
GEM-Programm handelt. 4 MB RAM integrieren, lagerte sie Fiebelkorn
Jedes System braucht ein schnel- und eine 68020 CPU mit FPU sind aus – und ermöglichte so anderen
les Anzeigeprogramm für die gängi- mindestens erforderlich, hinzu Entwicklern, sein Programm zu er-
gen Dateiformate, denn niemand kommt ein modernes VDI (NVDI, weitern. Auch Zeig's Mir und Smurf
möchte zum Anzeigen von JPEGs Nova-VDI). Empfohlen wird vom funktionierten nach diesem Prinzip.
immer Photoshop, oder für Textda- Entwickler aber ein Atari TT, ein
teien immer Microsoft Word öffnen. Falcon mit CT60, eine Firebee oder ZView verwendet LDG (Librairies
Zorros zView ist ein reiner Viewer, ein schnelles Aranym-System. Diese Dynamiques GEM), ein von drei
enthält also anders als Smurf keine Voraussetzungen ergeben sich aus französischen Programmierern
Bearbeitungsfunktionen. Das Pro- der Verwendung freier, leistungsfä- entwickelter Standard für nachlad-
gramm ist auf moderne Atari-kom- higer Bibliotheken zur Dekodierung bare Module. Leider hält sich das
patible Systeme wie Aranym oder von JPEGs und PDFs. Für „kleine“ Angebot an LDG-Modulen für Gra-
28 st-computer 02/2015
news ➤ software hardware features online relax
Browser
st-computer 02/2015 29
news ➤ software hardware features online relax
sionen werden unterstützt, wie die kompatibel, aber auch langsam. Auf modus gibt es erst gar keine Mög-
meisten anderen PDF-Reader kann beiden Systemen, Aranym und Fire- lichkeit, zu blättern. Jeder Tasten-
zView nichts mit Videos, Formula- bee, bauten sich die Seiten der st- druck beendet den Vollbildmodus.
ren und JavaScript anfangen. Da computer 02/2015 erst mit mehre-
Publisher wissen, dass viele An- ren Sekunden Wartezeit auf. Selbst Fazit
wender Alternativen zu Acrobat bei einseitigen PDFs mit geringer
Reader verwenden, sind interaktive Komplexität lässt sich das Pro- Auch wenn die Geschwindigkeit
Multimedia-PDFs selten. gramm Zeit. Der Grund dafür dürfte der PDF-Verarbeitung enttäuscht,
in der mangelnden Optimierung der kann zView überzeugen: Der Brow-
Zwar ist zView ansonsten sehr verwendeten Xpdf-Bibliothek für ser ist gut gelungen, die wichtigsten
den Atari liegen. Bildformate und das Programm
wird zumindest sporadisch weiter
Verbesserungswürdig ist aber gepflegt. Als Bildkonvertierer für
auch die Darstellung von PDFs im exotische Formate oder Bearbei-
Viewer: Besitzt das PDF kein In- tungsprogramm ist es weniger ge-
haltsverzeichnis, müssen alle Sei- eignet, hier sind GEM-View,
ten umständlich durchgeblättert beziehungsweise Smurf zView
werden. Um zu dieser Seite im PDF überlegen.
zu gelangen, müssten Sie also mehr
als zwanzig Mal klicken – und jedes http://sourceforge.net/projects/z-tools/
Mal etwa zehn Sekunden warten,
bis die Seite erscheint. Im Vollbild-
30 st-computer 02/2015
news ➤ software hardware features online relax
Hataroid
Nur zwei Exemplare des ST-Ta-
blets existieren, doch dank Ha-
taroid wird aus jedem
Android-Smartphone und -Ta-
blet ein ST im Miniformat. ST
Computing to go, quasi.
st-computer 02/2015 31
news ➤ software hardware features online relax
Siteseeing
selbst und hat sie von allen Seiten
abgelichtet. Dazu gibt es Scans von
Prospekten und Atari-Anzeigen.
32 st-computer 02/2015
news ➤ software hardware features online relax
st-computer 02/2015 33
news software hardware features online ➤ relax
Unhear t
Vor gut 30 Jahren erschien der aber gleich mit. Handgranaten Fazit
erste Teil von Boulder Dash – müssen ebenso wie die später auf-
ein echter Evergreen, wie un- tauchenden Luftballons mit Be- Unheart erreichte auf der Silly
zählige Fortsetzungen und Klo- dacht eingesetzt werden. Venture 2014 den fünften Platz in
ne wie das auf der Silly Venture der Kategorie „Spiele“. Dies dürfte
2014 vorgestellte Unheart be- Neue Spielelemente werden nach mit Sicherheit sowohl an der un-
weisen. und nach eingeführt, der Schwie- spektakulären Technik als auch am
rigkeitsgrad steigt nicht abrupt an. Spielprinzip liegen – ein Boulder-
Unheart ersetzt die Diamanten Der Programmierer der polnischen Dash-Klon ist nun einmal nicht die
durch Herzen, bleibt dem Spiel- Demogruppe „Masters of Electric originellste Spielidee …
prinzip aber ansonsten weitgehend City“ waren sogar so über ein even-
treu: Der kleine Schatzsucher muss tuell für Spieler zu frustrierendes
in bildschirmgroßen Leveln alle Spiel besorgt, dass sich per Tasten-
Herzen einsammeln, um die Tür druck jeder Level überspringen
zum Ausgang zu öffnen. Dabei soll- lässt. Leider sinkt dadurch auch die Unheart
te ihm kein Felsen (autsch) und Motivation, sich selbst durch alle Entwickler: Masters of Electric City,
keine Handgranaten (bumm!) auf Level zu spielen. Checkpoint
den Kopf fallen. Die Handgranaten Monitor: color
Steuerung: Tastatur
können Felsen beseitigen, wer nicht
Bezugsquelle: www.demozoo.org
aufpasst, vernichtet die Herzen
34 st-computer 02/2015
news software hardware features online ➤ relax
Breakout
st-computer 02/2015 35
California Games (1988)
Lemmings (1991)
Populous (1989)
Starglider (1987)
36 st-computer 02/2015
Elite (1988)
F-16 Falcon (1988)
Speedball (1988)
Oids (1987)
st-computer 02/2015 37
Bolo Crystal Cave (PD)
Psion Chess
38 st-computer 02/2015
Spacola N.o.B.I. Racing
Thriller N.T.
Ballerburg (PD)
st-computer 02/2015 39
news software hardware features online ➤ relax
40 st-computer 02/2015
Gauntlet II
Gauntlet II gilt als eine der besten Arcade-Konvertierungen für den Atari ST: Bis zu vier Spieler
kämpfen sich gleichzeitig durch unterirdische Verließe voller Monster.
Vier Figuren stehen zur Auswahl, nicht jeden Schatz aufsammeln ist besten Schätze kämpfen. Ohne
die sich in ihren Stärken und das Erfolgsrezept bei Gauntlet II. Ei- Frage fehlt es dem Jaguar an Multi-
Schwächen unterscheiden: Der ne wichtige Rolle kommt auch dem player-Titeln, bei denen auch ko-
Krieger kann besonders gut austei- Diagonalschuss zu: So mancher Ge- operativ gespielt werden kann. Der
len, aber mit Magie wenig anfangen, nerator lässt sich auf diese Weise Team Tap für bis zu vier Spieler
der Magier richtet mit Zauberträn- aus sicherer Entfernung unschäd- wird unterstützt.
ken am meisten Schaden an. Wal- lich machen.
küre und Elf liegen Vorgänger
dazwischen. Diese Kämpfer
wagen sich in die laby- Vor Gauntlet II wurde auch
rinthartig aufgebauten Ver- der erste Automat auf den ST
ließe, die voller Schätze, umgesetzt. Diese Umsetzung
aber eben auch von Mons- leidet aber unter einer miss-
tern bevölkert sind. glückten Farbpalette, ruckli-
gem Scrolling und Slowdowns,
Jeder Level scrollt in alle wenn sich viele Gegner auf
Richtungen und besitzt dem Bildschirm befinden.
einen, manchmal aber auch Laut Klaz, der viele ST-Spiele
mehrere Ausgänge. Generatoren Auch für den Jaguar an Falcon, CT60 und TT angepasst
produzieren ständig neue Monster hat, läuft Gauntlet I erst auf einem
und sollten daher bevorzugt besei- Gauntlet II ist eines der ST-Spiele, TT mit 32 MHz oder einer CT60 im-
tigt werden. Jeder Kämpfer verfügt die von Cyrano Jones auf den Jaguar mer flüssig.
über eine Waffe, kann aber auch portiert wurden. Als 1:1-Portierung
Monster im Nahkampf bezwingen. nutzt das Spiel die Jaguar-Hardwa- Fazit
Letztere Option sollten gerade Zau- re natürlich nicht aus: Die Samples
berer nur im Notfall wählen. klingen etwas verrauscht, Grafik Jede Variante von Gauntlet läuft
und Scrolling kommen nicht ganz erst im Mehrspielermodus zu
Selbst wenn der Spieler nicht von an das Arcade-Original heran. Auch Höchstform auf. Alleine wird das
Monstern getroffen wird, verliert er das wohl beste Konsolen-Gauntlet, Hack and Slash schnell langweilig:
ständig Lebensenergie. Nahrungs- Gauntlet IV auf dem Mega Drive, ist Nach den ersten zehn Leveln kennt
mittel verbessern die Gesundheit, dem ST- und Jaguar-Gauntlet über- der Spieler bis auf den Drachen alle
nützlich sind auch Zaubertränke legen. Monster und Fallen. Trotz dieser
und Amulette. Letztere verleihen Schwäche gehört Gauntlet II zu den
dem Spieler für einen Level zusätz- Ob dies Jaguar-Besitzer mit der besten Arcade-Umsetzungen für
liche Kräfte, etwa den Abprall- entsprechenden Hardware – ein den Atari ST.
schuss. Truhen lassen sich mit Skunkboard ist Voraussetzung –
einem Schlüssel öffnen und enthal- stören wird, ist fraglich: Vor allem Gauntlet II
ten einen Schatz – oder den Tod mit mehreren Spielern macht Entwickler: U.S. Gold (ST)
persönlich. Gauntlet II Laune. Die Spieler kön- Systeme: ST, STE, Jaguar
nen sich gegenseitig unterstützen, Steuerung: Jagpad (Jaguar), Joystick
Immer in Bewegung bleiben und aber auch jeder für sich um die Bezugsquelle: AtariAge (Jaguar)
st-computer 02/2015 41
Atari: Die guten Jahre
Nach einer Apple-Ausstellung Retro-Rundgang Pong entschieden: zwei Spieler, vier
im letzten Jahr hat sich der Of- Spielvarianten.
fenbacher Digital Retro Park Obwohl Atari-Prototypen wie der
(www.digitalretropark.de) an- Cosmo oder hierzulande nie er- Nettes Detail am Konsolentisch:
lässlich des 30. Geburtstag des schienene Computer wie der die Atari-Konsolen waren chrono-
STs die Firma Atari vorgenom- 1200XL, nicht zu sehen waren, logisch angeordnet. Besucher
men – aber nur die „guten Jah- konnten auch Atari-Veteranen so konnten sich also von Pong über
re“. manche Hardware erspähen, die das VCS 7800 zum Lynx durchspie-
nicht alltäglich ist. So beispielswei- len und sich zum Schluss von Cy-
Diese schließen Atari unter se ein Pong-Automat im Mini-For- bermorph-Skylar maßregeln lassen
Bushnell und Warner, die Tramiel- mat, in dem ein Arduino-Computer („Where did you learn to fly?“). Im-
Ära, sowie die Arcade-Firma Atari die Spielelogik übernimmt. Die Lie- posanteste Konsole war natürlich
Games ein. Was Atari, beziehungs- be zum Detail ist erstaunlich. Na- das VCS 5200 mit dem ebenso rie-
weise die Besitzer der Atari-Marke, türlich war auch eine der sigen Trackball.
in den Jahren danach veröffentlicht Original-Pong-Konsolen Ataris auf
haben, war schließlich weder be- der Ausstellung. Für die Atari-Ver- Arcade
sonders bemerkenswert, noch mu- anstaltung hat man sich für Super
seumsreif. Gleich fünf Automaten waren auf-
gebaut und natürlich auf Freispiel
Für die Ausstellung hatte der DRP eingestellt. Diese Spiele stecken in
jede wichtige Hardware der Firma den Original-Gehäusen, mit ent-
Atari ausgestellt. Ganz wie in mo- sprechenden spielspezifischen
dernen Computer-Museen wurde Controllern. Bei Paperboy ist dies
die Hardware nicht in Vitrinen ver- ein Fahrradlenker, bei Crystal Cast-
steckt, sondern stand für alle Besu- les und Centipede ein Trackball.
cher zum Ausprobieren zur Ver- Gauntlet beeindruckte mit vier
fügung. Aufgeteilt war die Aus- Sticks und einer amüsanten deut-
stellung in Arcade, Konsolen, 8-Bit schen Übersetzung („Spieler Health
und die ST-Familie, hinzu kam eine Gie Zerstoert: arschlagen werden“).
Art Lounge, in der auch die Kultur-
veranstaltungen abgehalten wur- Persönlicher Favorit war aber der
den. Asteroids-Automat. Die alten Vek-
st-computer 02/2015 43
news software ➤ hardware features online relax
44 st-computer 02/2015
news software ➤ hardware features online relax
Anwendungen
Redaktion:
Matthias Jaap
Danzierstraße 125
51063 Köln
www.jaapan.de
mj@jaapan.de
Außerdem Haftungsausschluss:
Für Fehler in Text und Bildern wird
Testbericht Voc!, Degz für den Jaguar, die besten Atari-Aprilscherze und mehr! keine Haftung übernommen.
46 st-computer 02/2015
Magnetic-Scrolls-Gründerin Anita Sinclair über Grafiker Geoff Quilley (Happy Computer 01/87)
Autor werden!
Sie haben ein Thema, über das Sie gerne schreiben möchten?
Retro-, Software-, Hardware- oder Szene? Dann teilen Sie Ihre Atari-
Begeisterung mit anderen stc-Lesern! Artikeleinsendungen sind
jederzeit willkommen und eine Bereicherung für das einzige
Magazin für Atari ST/TT/Falcon und Konsole. Melden Sie sich bei
Matthias Jaap (mj@jaapan.de).