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DAS SOFTWARE-VERZEICHNIS FÜR ATARI-COMPUTER!

A t a r i - Fa n d e s M o n a t s
James Rolfe

James Rolfe gehört als „Angry Vi-


deo Game Nerd“ zu den bekann-
testen YouTube-Künstlern. Der Nerd
fluchte und schimpfte sich bisher
durch über 130 Episoden – meist
waren es schlechte NES-Spiele, die
er besprach, Spiele wie „Dr. Jekyll
and Mr. Hyde“, oder die Spiele-
sammlung „Action 52“. Neben Nin-
tendo-Konsolen schätzt Rolfe aber
auch das VCS 2600, widmete eine Folge den Atari-Sportspielen und mit seiner
zweiten Show, „James & Mike Mondays“ gleich vier Folgen verschiedenen VCS-
Spielen. Für einen NES-Fan wäre es ein Leichtes, schon wegen der primitiven Gra-
fik jedes VCS-Spiel abzuwerten, aber so einfach macht er es sich nicht. In den
Nerd-Episoden fiel auch immer der Name „E.T.“ - Fans erwarteten das Review des
angeblich schlechtesten Spiels aller Zeiten, einen ultimativen Wutausbruch. Im
„Angry Video Game Nerd Movie“ ist dieses Review die Schlussszene und um es
vorweg zu nehmen: Der Nerd widerstand der Versuchung, seinen Fans einfach das
zu geben, was sie erwarteten. E.T. ist zwar ein schlechtes, aber eben nicht das
schlechteste Spiel aller Zeiten.

http://www.youtube.com/user/JamesNintendoNerd
Inhalt 02/2015
Aktuelles
03 Atari-Fan des Monats: James Rolfe
06 News
11 Immer Up-ToDate
32 Siteseeing - Atari-Museen im Web
Features
12 Happy Computer 02/85
13 Classic Atari - Fanzine
Titelthema: 30 Jahre Atari ST
14 Traumcomputer Atari ST
24 Atari findet Anschluss - Zubehör für den Atari ST
27 Seitenweise - Das Premierenbuch zum Atari ST
36 Have you played Atari today? - Top-Farbspiele
38 Serious Gaming. - Die besten Mono-Spiele
42 Atari: Die guten Jahre - Bericht
Software
28 zView - Der Universalviewer
31 Emulation-Corner - Hataroid im Test
34 Relax - aktuelle Spiele
Unheart, Breakout.acc, Treasure Island Dizzy,
Great Return of the Penguins, Gauntlet II
Hardware
44 Love the Machine: Atari SM124
Rubriken
05 Editorial
46 Vorschau/Impressum
47 Ausstieg
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In den 30ern
Die 30er haben begonnen – nein, nicht das Jahr 2030, sondern der 30. Geburtstag der ST-Reihe. Im Vorfeld habe
ich mir einige Gedanken über dieses Heft gemacht und Vorschläge im atari-home-Forum gesammelt. Klar ist: Ein
erfolgreiches Computersystem samt Anwendungen und Spielen in einem Heft angemessen zu würden, ist schlicht
nicht möglich. Da passt es ganz gut, dass der ST mehr Geburtstage hat, als Paddington Bär: Zählt die erste
mündliche Ankündigung des ST, die Demonstration des 130 ST, die des 520 ST oder die Verfügbarkeit des
Computers?

In den nächsten Ausgaben werde ich daher immer wieder auf bedeutende Anwendungen und Spiele
zurückkommen, höchst subjektiv ausgewählt, aber hoffentlich schlüssig begründet. Dabei wird es weniger um
Testberichte gehen, als um Geschichten: Was wurde aus den Entwicklern, wie haben sich die Programme
weiterentwickelt und welche aktuelle Programmen greifen die Innovationen von damals auf. Wer sich mit seiner
ganz persönlichen Atari-Geschichte beteiligen will, darf dies gerne tun.

Eine kleine Überraschung für alle Atari-Fans gibt es nächsten Monat: Das fünfte Sonderheft der st-computer.
Der Anlass für dieses Sonderheft ist die Ausstellung „Atari - die guten Jahre“, die einfach zu umfangreich war, um
sie auf vier Seiten in einer regulären Ausgabe unterzubringen. In dieser Ausgabe gibt es daher nur eine kurze
Zusammenfassung, im Sonderheft erwarten Sie ein Interview mit den Organisatoren, eine Vorstellung jedes
Ausstellungsstücks und Anzeigen aus einer Zeit, als der Name Atari noch nicht für halbgare Mobile Games stand.

Ihr Matthias Jaap


Hier erreichen Sie die st-computer:
E-Mail: mj@jaapan.de
Facebook: www.facebook.com/stcomputer.magazin
WWW: st-computer.atariuptodate.de
Forum: forum.atari-home.de/index.php?board=40.0

st-computer 02/2015 5
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ASKin-Farbverläufe für XaAES der erste Level, der zwei- Spiele wohl nicht mehr
te ist nur zu fünf Prozent fertiggestellt: Die Preview
fertiggestellt. Ursprüng- stammt aus dem Jahr
lich geplant waren vier 1995 und die schwedische
Level. Demogruppe ist bereits
seit längerem nicht mehr
Leider wird Offworld wie aktiv.
einige andere Falcon-

Xenon 2 mit STE-Sound


Xenon 2 nicht „Mega“ darf zwischen 100 KB und
Philippe Noble hatte Zeit Skins zu erleichtern, hat genug? Im Web gibt es ei- 510 MB betragen.
und Geduld, sich mit ei- Noble seine Schritte do- ne für STE, TT und Falcon
ner der weniger bekann- kumentiert. Gedacht ist erweiterte Version mit Xenon 2 ist ein vertikal
ten Eigenschaften von ASKin für Farbtiefen ab 16 verbesserter Audio-Wie- scrollendes Ballerspiel,
XaAES zu beschäftigen: Bit. Die Farbverläufe pas- dergabe. Die spezielle welches damals durch
Farbverläufe für Fenster. sen optisch zu den „Line- Version spielt digitalisier- sehr gute Grafik, viele
Das Ergebnis ist ASKin, ar“-Iconsets, lassen sich te Musik mit einer Sam- Objekte auf dem Bild-
ein Set von Farbverläufen aber auch ohne diese ple-Rate von 25kHz. Ein schirm und sanftes
für die Titelzeile und die Icons einsetzen. Sample wird im Intro, der Scrolling beeindruckte.
Widgets von XaAES-Fens- andere während des Auch der Soundtrack von
tern. Um anderen die Er- sites.google.com/site/emaapp- Spiels wiedergegeben. Bomb the Bass wurde
stellung von Fenster- sarch/home Die Größe der Samples gelobt.

Offworld - Falcon-Shoot’em Up
Jeder Entwickler dürfte Shoot’em Up für den Fal-
etliche unveröffentlichte con mit bis zu 40 Sprites
Programme auf der Fest- gleichzeitig, 32 Farben
platte haben und die in und Tracker-Sound. Im
den 90ern aktive Demo- Januar wurde nun die
crew New Core ist keine Preview des Spiels auf
Ausnahme. Offworld ist der Website demozoo.org
ein horizontal scrollendes veröffentlicht. Spielbar ist

6 st-computer 02/2015
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Mini vMac bringt den Mac in den Atari


und schon startet der Dies, und die direkte
emulierte Mac mit den Portierung ohne Atari-
virtuellen Disketten. Im spezifische Anpassungen,
Web finden sich etliche sorgt für hohe Sys-
klassische Mac-Spiele temanforderungen: Erst
fertig in passende Diski- ein Falcon mit CT60 oder
mages verpackt. eine Firebee kommen der
Geschwindigkeit des Ur-
Als plattformunabhängi- Macs nahe. Dafür läuft
ger Emulator emuliert Mi- Mini vMac auch im Multi-
ni vMac in jedem Fall die tasking sauber im GEM-
68000er CPU des Macs. Fenster.
Der Atari war einst der rung von Mini vMac den
bessere Mac: Schneller, Classic-Mac zurück in den
mehr Speicher, höhere Atari. Mini vMac ahmt
Auflösung und dank Ala- einen Mac mit 128K-ROMs
din auch mit Mac-Softwa- nach und ist mit MacOS
re kompatibel. Aladin bis Version 7 kompatibel.
läuft aber nicht auf dem Die Bedienung ist ein-
Falcon und auch nicht auf fach: Die gewünschten
der Firebee. Diskimages – eines davon
sollte das Betriebssystem
Olivier Landemarre enthalten – wird auf die
bringt mit seiner Portie- Programmdatei gezogen

Neue Version des GFA-Basic Editor


GBE ist eine komplette stark am klassischen GFA-
Entwicklungsumgebung Basic: Alle Tastenkürzel
für GFA-Basic, inklusive und Komfortfunktionen
GEM-Editor, gepatchtem des ursprünglichen Edi-
Compiler, Linker und Li- tors stehen zur Verfü-
brary. Lonny Pursell hat gung. GFA-Basic war eine
sein Paket überarbeitet der beliebtesten Pro-
und die Installation ver- grammiersprachen für
einfacht. Die komplette den ST, mehr als 500
Entwicklungsumgebung Programme wurden in
ist nun nach dem Entpa- diesem BASIC-Dialekt ge-
cken sofort einsatzbereit. schrieben. Pursells Ent-
wicklungsumgebung ist
Mit GBE können sowohl die umfangreichste
68k-, als auch Firebee- Überarbeitung des Klas-
kompatible Programme sikers und wird aktiv
erzeugt werden. Dabei weiterentwickelt.
orientiert sich der Editor

st-computer 02/2015 7
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ST-Spiele auf den Jaguar portiert


Nicht wenige Jaguar-Be- echten Portierungsmara-
sitzer dürften sich damals thon gestartet, um Soft-
an den Portierungen von warelücken im Jaguar-
Mega-Drive- und Amiga- Angebot mit ST-Spielen zu
Spielen gestört haben, stopfen. Er kennt sich mit
aber trotz technischer Patches und vielen ST-
Schwächen waren Syndi- Spielen aus: Als Mitglied
cate & Co. spielerisch von d-bug hatte er etliche
besser als so manches Ja- ST-Spiele für Falcon, TT
guar-Original. Nun leistet und Festplatte angepasst.
der ST Schützenhilfe für
den Jaguar: Etliche
Spieleklassiker finden ih- Sollte er bei den Jaguar-
ren Weg auf Ataris Raub- Anpassungen sein Tempo
katze. beibehalten, dürfte die
Zahl der ST-Spiele für den
Darunter ist beispiels- Jaguar schon bald die
weise Rick Dangerous, ei- Anzahl „echter“ Jaguar-
ne Art Tomb Raider in 2D, Spiele überschreiten. Eine
Gauntlet II mit Unterstüt- kommerzielle Veröffent-
zung für Ataris Team Tap lichung ist aus nahe lie-
und Ataris Antwort auf genden Gründen nicht
Tetris, Klax. geplant, Jaguar-Besitzer
müssen also die ROM-
Cyrano Jones, auch be- Datei aus dem AtariAge-
teiligt am Raptor-Basic Forum also per Skunk-
für den Jaguar, hat einen board spielen.

Seagull 78: Mega-Drive-Controller für das 7800


Der Controller von Segas Adapter, der zwischen
Mega Drive ist gut, güns- Konsole und Joypad ge-
tig und dank der Verwen- steckt wird. Die Buttons B
dung des Standard-9- und C werden nun von
-Pin-Anschlusses auch 7800er Spielen als unter-
mit älteren Konsolen schiedliche Feuertasten
kompatibel. Doch damit erkannt. Der Adapter ist
mehr als eine Feuertaste für 24,99 US-Dollar direkt
von der Konsole erkannt auf der Website des Her-
wird, ist ein Adapter not- stellers erhältlich.
wendig. Diese gibt es für
diverse Konsolen, so auch www.edladdin.com/Seagull-78-
für das VCS 7800. ec-2-001.htm

Seagull 78 von Edladdin


Controllers ist ein kleiner

8 st-computer 02/2015
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Toki Beta für VCS 7800 entdeckt

Auch im Jahr 2015 wer- sung an den NTSC-Fern- auf dem Titelbildschirm ster II und Skycopter II
den immer noch Spiele sehstandard geprüft – stammt die Beta aus dem (Jaguar) und je einem
entdeckt, an denen Atari spätere VCS 2600/7800- Jahr 1993. „Geheimprojekt“ für Lynx
vor Jahrzehnten arbeitete. Titel waren nur für die und Jaguar vor.
Beta Phase Games hat PAL-Norm und den euro- Neben Toki bereiten Be-
nun Toki für das VCS 7800 päischen Markt vorgese- ta Phase Games die Ver- http://betaphasegames.com
angekündigt. Die Beta ist hen. öffentlichung von Speed-
bis auf einen fehlenden
Level und einigen kleinen Toki erschien seinerzeit
Fehlern komplett. Das lediglich für den ST und
Spiel lässt sich trotz des Lynx. Als Affe hüpft und
fehlenden Levels durch- ballert sich der Spieler
spielen und wird von Beta durch verschiedene Level.
Phase als technisch be- Optisch macht der Arca-
eindruckend und gut de-Titel auf dem 7800
spielbar beschrieben. einen guten Eindruck.
Derzeit wird eine Anpas- Laut Copyright-Meldung

Atari-Buch verschoben, 7800 XM vorgezogen


Das lang erwartete Buch schon seit Jahren gear- Vendel haben das Projekt Diverse Titel, die von den
„Atari Corp. – Business is beitet wird und das ins- immer wieder verzögert. XM-Fähigkeiten Gebrauch
War“ über Atari während besondere auf AtariAge machen, befinden sich in
der Tramiel-Jahre wird kontrovers disktutiert Ziel der 7800-XM-Ent- Entwicklung.
erst gegen Jahresende er- wird: Die Hardwareerwei- wicklung ist eine Erweite-
scheinen, hat Mitautor terung 7800 XM. Das 7800 rung, die in dieser Form www.syzygycompany.com
Marty Goldberg in der Fa- XM erweitert die Atari- bereits in den 80ern
cebook-Gruppe Atari Mu- Konsole um einen Pokey- möglich gewesen wäre.
seum bekannt gegeben. Chip, 128 KB RAM, Highs-
Dafür ist für den Sommer core-Speicherfunktion
die überarbeitete zweite und den in vielen Arcade-
Auflage des ersten Buchs Maschinen verwendeten
(„Business is Fun“) ge- Soundchip Yamaha YM-
plant. 2151. Kompatibilitätspro-
bleme mit einigen Titeln,
Verantwortlich für die die Einbindung des Ya-
Verschiebung ist aber ein maha-Chips und Gesund-
anderes Projekt, an dem heitsprobleme von Curt

st-computer 02/2015 9
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RSC-Editor ORCS ist zurück

In RSC-Dateien stecken ORCS bietet Zugriff auf ein natives Win-


die Dialogboxen und alle Flags und Objekte dows-Programm,
Menüs von GEM-Program- und besitzt einen eigenen welches aber weit-
men, mit einem RSC-Edi- Icon-Editor. Wer den Edi- gehend so aussieht
tor lassen sich diese tor damals schon nutzte, wie die Atari-Vari-
bearbeiten. Nach dem wird sich bei der neuen ante. Für Entwickler,
ersten Editor von Digital Version nicht umgewöh- die ihre Atari-Pro-
Research erschienen ver- nen müssen, denn am gramme per Cross-
schiedene Alternativen Aussehen hat sich nichts compiler unter
wie Interface oder der Re- verändert. ORCS unter- Windows erstellen,
source Master, die bei- stützt Overlays, um erwei- ist ORCS für Win-
spielsweise mit Farbicons terte Objekte von GEM- dows sehr inter-
und erweiterten Objekten Libraries darzustellen. essant, müssen sie
umgehen konnten. ORCS Wie RSM wurde ORCS als doch nicht mehr die
(Ottos Resource Con- Freeware freigegeben. Atari-Emulation
struction Set) war das starten, um die RSC-
erste Shareware-RCS, Programmierer Thorsten Datei zu editieren.
überraschend erschien im Otto hat neben der neuen
Januar ein Update für das Atari-Version auch ORCS http://sourceforge.net/pro-
Programm. für Windows veröffent- jects/thotto.u/files/ORCS/
licht. Es handelt sich um

ASH-Emailer: Quelltext freigegeben


Emailer von Sven Kopacz sich daraufhin auf die
wurde Ende der 90er von Suche nach den Quell-
Application Systems ver- texten begab. Als erstes
öffentlicht und war ein wurde das modulare
auf den TCP/IP-Stack Malprogramm Grape ver-
PPP-Connect und Multi- öffentlicht, welches da-
tasking-Betriebssysteme mals nicht fertiggestellt
zugeschnittener E-Mail- wurde, nun ist auch der
Client. Das Programm Emailer-Quelltext ver-
zeichnete sich durch eine fügbar. Sven Kopacz hat
moderne Benutzerober- außer diesen beiden
fläche und die Unterstüt- Programmen auch Win-
zung von Smileys als Com, Alice, 2nd Chance
Bilder aus. und PPP-Connect entwi-
ckelt.
2011 gab Kopacz alle sei-
ne Atari-Programme frei http://monokrom.orion.uber-
und stellte die Quelltexte space.de/sven.kopacz/
unter die GPL. Seinen
Power Macintosh 7600
übergab er m0n0, der

10 st-computer 02/2015
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Immer UpToDate
7up 2.33pl8 S T F B Meg 1.5B S T F B
ACE MIDI 2.00 - - F ? mxPlay 2.0 - ? F B
ACE Tracker 2.00 - - F ? MyAeS 0.96 ? T F B
AHCC 5.1 S T F B MyMail 1.96 S T F B
Aniplayer 2.23.1 ? T F B Nemesis Indicator 1.1 - - F -
ArtWorx 2.09 S T F B Netkit 0.17 ? ? ? B
Atari Works 1.207 S T F B nfs-server 2.2beta47 S T F B
AtarIRC 2.06 S T F B ORCS 2.13 S T F ?
BaS_gcc 0.8.6 - - - B Papillon 3.04 S T F B
Bridge 7 PRO 7.00 ? T ? ? papyrus 10.20 S T F B
Calamus SL SL2015 S T F - PaulaNG 0.2b ? ? F ?
Calipso lite 3.35 ? ? ? ? PH Weather 1.21 - T F B
Coffee 1.0F S T F B Phoenix 5.5 S T F ?
CoMa 5.3.2 S T F ? PhotoLine 2.3 plus ? T F B
CoNnect 97b S T F ? Pixart 4.52 S T F -
Cresus 1.2B S T F B qed 5.0.5 S T F B
Cypress 1.73 S T F - Reevengi 0.19 - ? F ?
Diskus 3.98 S T F ? SE-Fakt2013! 2.40 S T F ?
EasyMiNT 1.90B S T F B Sharity-Light 1.3 S T F B
EmuTOS 0.9.4 S ? F B Signum! 4.4 S T F -
FreeMiNT 1.19 S T F B Smurf 1.06 ? T F B
fVDI Snap 1.1C S T F B SNDH Editor 1.12 S T F ?
gcc 4.6.4 S T F B STarCall Pro 3.2D S T F ?
GEM-Setup 2.01 S T F B STj 1.50 ? ? F ?
GFA-Basic Compiler 3.60 S T F B Tempus Word NG 5.4 S T F -
GFA-Basic Editor 1.66 S T F B TeraDesk 4.06 S T F B
HD-Driver 9.04 S T F - Texel 2.2 S T F B
HypView 0.40.0 S T F B That's Write 4.12 S T F ?
JAnE 2.20 S T F - TOS.hyp 5.0 S T F B
Jinnee 2.5 S T F - Troll 1.7E S T F B
Joe 1.5C S T F B Voc! 0.60 S T F ?
KK Commander 1.5H S T F B X11-Basic 1.23 ? ? ? ?
Litchi 1.3C S T F B XAct/SciGraph 3.1 S T F -
Manitor 1.04 ? ? ? ? zBench 0.99 ? T F B
maxYMiser Live 1.33a ? ? F ? Zview 1.0.1 ? T F B

Lauffähig auf: ST (S), TT (T), Falcon (F), Firebee (B). * nicht mit allen Versionen kompatibel

UpToDate im Netz
www.atariuptodate.de

st-computer 02/2015 11
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Vor 30 Jahren
Happy Computer 02/1985
Wir schreiben das Jahr 1985 und naissance erlebte.
im Heimcomputermarkt herrschen
klare Verhältnisse: Der Commodore Anfang Dezember lud Commodo-
64 hat sich als Marktführer eta- re-Gründer Jack Tramiel zur ersten
bliert. Der Atari XL war zu diesem deutschen Pressekonferenz nach
Zeitpunkt zumindest noch in der der Übernahme von Atari. Seine So-
Happy Computer gut vertreten, fortmaßnahme zur Rettung des an-
auch das Listing des Monats geschlagenen Unternehmens:
(„Dash“) war für den XL. Kurios: In Preise senken. Der 800 XL wurde
der selben Ausgabe testet die Hap- nun für 499 statt 648 Mark angebo-
py auch noch Boulder Dash. ten, die Junior-Variante des VCS
2600 angekündigt und die Produk-
Spiele waren im Magazin immer tion des 600 XL eingestellt. Weitere
ein Thema, aber der Schwerpunkt Pläne für den 8-Bit-Markt: Eine Ma-
lag auf Testberichten und Grundla- schine mit 128 KB und eine „starke
genartikeln: In einer großen Tabelle Musik-Maschine“ – gemeint war der
wurden fünf Logo-Dialekte vergli- 65XEM mit AMY-Synthesizer-Chip. Tramiel sah im Videospielmarkt
chen, mit einem Hilfsprogramm durchaus Potenzial und wollte Atari
Atari-Programmierer bei der Erstel- Ataris Zukunft sollte aber eine an- auf allen Märkten vertreten wissen
lung von Player-Missile-Grafiken dere Maschine bestimmen: Auf der – auch, damit Besitzer der VCS-
unterstützt und ein erstes Listing Pressekonferenz kündigte Tramiel Konsole der Firma Atari beim Com-
für den letzten erfolgreichen 8-Bit- einen neuen Computer mit 68000- puterkauf treu bleiben. Zudem
Computer, den Schneider CPC, ab- CPU und der grafischen Benutzero- wurde bestätigt, dass die Entwick-
gedruckt. berfläche GEM an. In der Grundaus- lung des ST noch vor dem Atari-
stattung mit 128 KB RAM sollte der Kauf begann, als Tramiel und ehe-
Andere Heimcomputer stießen in Computer 300 bis 400 Dollar kos- malige Commodore-Leute noch
Deutschland auf wenig Gegenliebe: ten, also etwa dreimal soviel wie unter „Tramiel Technology Ltd.“ fir-
Der „Computer mit kleinen Fehlern“ der 800 XL in den USA. Pünktlich zur mierten.
Bit-90, der Triton 64 aus Hong- Hannover-Messe sollte dann eine
Kong, Yashicas MSX-Computer YC-64 reinrassige 32-Bit-Maschine für Artikel aus der Happy Computer finden Sie
oder der Commodore Plus/4, der professionelle Anwendungen fol- auf stcarchiv.de.
erst im Ausverkauf eine kleine Re- gen.

Chancenlos: Bit-90 Listing des Monats: Dash für Atari XL. Online im Jahr 1985.

12 st-computer 02/2015
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D Classic Atari
as letzte neue deutsch- nur begeisterter Atari-Anwender,
sprachige Atari-Magazin sondern auch ein Fan des Acorn
war ein Fanzine, das sich Matthias Jaap stöbert in seinem RiscPC. In der Ausgabe 02/2000
mit der ganzen Palette an Atari- Archiv auf der Suche nach Atari- kündigte er schließlich ein neues
Computern beschäftigte. Mit viel Publikationen, die nicht jedem Magazin an: triple-a-mag sollte
Enthusiasmus begleitete ein Team bekannt sind. In dieser Ausgabe über Atari, Acorn und Amiga be-
von Bastian Moritz den Atari-Markt ist es das Atari-Fanzine Classic richten. Drei Ausgaben erschienen
zu einer Zeit, in der die Hoffnungen Atari. zwischen 2000 und 2001, die vierte
auf den Milan II ruhten.

Der große Ausverkauf an Atari- computer berichteten über die Ak-


Hard- und -Software war bereits tivitäten des anderen Magazins.
vorbei, als die erste Ausgabe der
Classic Atari erschien. Das Fanzine Themen
pflegte eine andere Sprache als die
st-computer und wurde per Abo, Die Themenwahl war ein Spiegel-
Post oder auf Messen verkauft. Fan- bild des damaligen Atari-Markts:
zine-typisch gab es im Heft bis auf Milan II, Oxo Concepts Internet-
die Umschlagsseiten keine Farbe, Programme, der Phénix 060 und die
die Qualität von Fotos und Screens- zweite Welle der Atari-CDs, die zu-
hots schwankte stark. nehmend auf Vollversionen statt
Megabyte an Shareware, Fonts und
Wichtig war dies nicht – nach Jah- Cliparts setzten. Diese und andere
ren hatten ST-Besitzer wieder eine Themen wurden bunt im Heft ge-
Alternative zur st-computer, Fans mischt und gingen fast nahtlos in-
kauften ohnehin beide Magazine. einander über. Die Classic Atari gab
Eine echte Rivalität zwischen bei- auch eine eigene CD-ROM mit im- Ausgabe wurde auf eine unbe-
den Heften gab es nicht, Classic merhin zehn Vollversionen heraus. stimmte Zeit verschoben. Die Web-
Atari und st- Weitere Einnahmen wurden über site (www.triple-a-mag.de) ist heute
Werbekunden generiert: In der nur noch über die Wayback Machi-
Classic Atari inserierten der ne des Internet Archive erreichbar.
Atari Gebraucht- Letztlich war die Freizeit zu knapp
Fachmarkt Peter bemessen, um das Magazin fortzu-
Denk, M.u.C.S. setzen.
und Softwareser-
vice Seidel. Leider ist aus der angedachten
Veröffentlichung bisheriger Ausga-
Noch während der ben als PDF nichts geworden. Auf
Classic-Atari-Zeit eBay tauchen Exemplare des Fan-
warf Chefredakteur zines nur selten auf.
Bastian Moritz einen
Blick über den Teller-
rand. Moritz war nicht

st-computer 02/2015 13
30 Jahre
Der ST wird 30 Jahre alt: Er war der MIDI-
Computer, der bessere Macintosh, der
Einstieg in das Desktop-Publishing,
Sprachgenie oder einfach nur ein guter
Spielecomputer. Doch die Anfänge des ST
lagen nicht bei Atari, sondern Commodore.

Foto: Black Patterson, "Atari 520ST system" (CC-BY). www.flickr.com/photos/35448539@N00/2342607187


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Commodore war in den frühen Hersteller Ensoniq


80er Jahren zum erfolgreichsten gründete, während
Heimcomputerhersteller aufgestie- das Chip-Design des
gen. Die Basis für diesen Erfolg war Video-Chips VIC-II
der VC20, übertroffen wurde er vom von Charles Winter-
Commodore 64. Der C64 wurde von ble und Al Charpen-
Tramiel aggressiv vermarktet: Die tier kam. Diese drei
Auslieferung des VC20 wurde ge- Männer waren ge-
drosselt, in der Werbung der nied- wissermaßen die
Der C64 erschien 1982 und setzte sich schnell gegen
rige Preis des C64 betont und der „Väter“ des C64. Ataris 8-Bit-Computer durch.
Computer nicht nur über Fach- Auch Commodore-
händler vertrieben. Auch die tech- Chef Jack Tramiel und MOS6502-De- Noch unter Warner wurden Kon-
nische Ausstattung war den beiden signer Chuck Peddle hätten gute solidierungsmaßnahmen eingelei-
Konkurrenten – Apple II und Atari Chancen, bei einem Vaterschafts- tet, Teile der Fertigung nach Asien
400/800 – überlegen: 64 KB RAM, test überführt zu werden. verlagert, Abteilungen geschlossen
Farbgrafik und ein hervorragender und einige Projekte eingestellt. En-
Soundchip zu einem Bruchteil des Hier werden einige einen Namen de 1983 wurde Atari auf eine kleine
Preises eines Ataris oder Apples. vermissen: Shiraz Shivji. Shivji war Firma aufmerksam, in der mehrere
Den von Tramiel entfachten „Preis- Teil des C64-Entwicklungsteams, Ex-Atari-Leute arbeiteten. Hi-Toro,
krieg“ konnte Atari nicht mitgehen aber in keiner leitenden Position. Er später Amiga, arbeitete an einem
– zu teuer waren Atari 400 und 800 selbst hat nie den Titel des C64- neuen Chipset für einen Computer
in der Produktion, erst mit der XL- „Vaters“ für sich beansprucht. oder eine Konsole der nächsten
Reihe wurden die Kosten gesenkt. Generation. Zur Tarnung und Fi-
Angesichts des Erfolgs des C64 ori- Markt im Aufruhr nanzierung des Projekts entwickel-
entierten sich Softwarefirmen und te die Firma Zubehör und Spiele für
Entwickler um: In den USA wurde das VCS. Doch Amiga ging das Geld
hauptsächlich für Apple II und C64, aus. Atari und Amiga schlossen
in Europa für C64 und Spectrum einen Lizenzvertrag, der Atari ex-
programmiert. klusiven Zugriff auf die Amiga-Chips
zur Verwendung in einem Video-
Mit verantwortlich für die günstige spielsystem garantierte. Um zu
Produktion war die vertikale Inte- Das 2600 Jr. wurde noch unter Warner verhindern, dass die Chips in den
gration: 1976 kaufte Commodore die fertiggestellt. Computern eines direkten Konkur-
Firma MOS Technology, Entwicklerin renten landen, sollte Amiga die
der 6502 CPU. Chuck Peddle über- Wie hoch der Anteil des C64 am Chips an eine Reihe von Firmen
zeugte Jack Tramiel, dass in Com- Niedergang der Firma Atari war, ist nicht verkaufen. Auf dieser Liste
putern und nicht in Taschen- umstritten. Zwar bewarb Commo- stand auch Commodore.
rechnern die Zukunft liegen würde. dore schon den VC20 als bessere
Ein Jahr später stellte Commodore Alternative zur Videospielkonsole, Bei Commodore kam es unterdes-
dann den PET (Personal Electronics aber ein Computer kostete noch sen zum Streit zwischen Firmen-
Transactor) vor. immer ein vielfaches einer Konsole. gründer Jack Tramiel und Irving
Auch Pac-Man und E.T. wurden und Gould. Tramiel führte Commodore
Der C64 war in erster Linie ein ver- werden als Faktoren überschätzt. wie ein Familienunternehmen und
besserter VC20: Der Markt forderte Verschwendung im Management, plante, seine Söhne in gehobene-
mehr Speicher, also stattete Com- Fehlentscheidungen bei Atari-Be- ren Managementpositionen zu in-
modore den Computer mit serien- sitzer Warner und ein zu langes Be- stallieren. Der Streit um die
mäßig 64 KB aus. Das Design des harren auf dem alternden 2600 Führung zwischen Tramiel und Fi-
SID-Chips kam von Robert „Bob“ trugen ihren Teil zum Niedergang nanzier Gould endete im Streit.
Yannes, der später den Synthesizer- Ataris bei. Tramiel verließ seine Firma, aber

st-computer 02/2015 15
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den Computermarkt wollte er nicht wenig später zur neuen Firma folg- inkompatibler Systeme auf dem
aufgeben. ten, gehörte auch Shiraz Shivji, der Markt beenden. Die Hersteller
mit dem Design eines neuen Com- dürften ihre MSX-Computer um
Rock Bottom Price puters beauftragt wurde. Dessen Features ergänzen, was aber nur
Projektname war Vorgabe zugleich: wenige taten, darunter Yamaha mit
Der Tramiel-Familie folgten wich- RBP, Rock Bottom Price. dem CX5M. Die Verwendung günsti-
tige Commodore-Angestellte aus ger Standardbauteile sollte für
den Bereichen Entwicklung und Die Entwicklung des RBP begann konkurrenzlos günstige MSX-Com-
Management. Der Aderlass für noch bevor Jack Tramiel Teile Ataris puter sorgen.
Commodore war immens, noch kaufte und von Ataris Vereinbarung
deutlicher war aber die Botschaft, mit Amiga erfuhr. Das Team um Über vierzig Computer der ersten
die Jack Tramiel sendete: Mit ihm Shivji machte sich auf die Suche MSX-Generation erschienen bis
war wieder zu rechnen. nach Komponenten für einen Com- 1985, darunter auch einige von
puter der nächsten Generation. Zeit nicht-japanischen Herstellern. Der
Das Startup wurde am 17. Mai 1984 war ein wichtiger Faktor, denn es Heimcomputer-Markt stellte diese
als Tramel Technology Ltd. (ohne drohte eine „Invasion“ aus Fernost. Firmen aber vor neue Herausfor-
) eingetragen, bereits vorher
„i “ derungen, die Produktion der MSX-
sprach Tramiel mit Unternehmen Der verhinderte Stan- Computer war teuer als erwartet.
dard Auf den US-amerikanischen Markt
wagen sich die MSX-Hersteller gar
In den frühen 80er Jahren nicht erst, in den meisten europäi-
wurde Japan im Westen ge- schen Ländern ließen der C64 und
fürchtet wie verehrt. Japa- ZX Spectrum dem selbsternannten
nische Firmen verdrängten „Standard“ keine Chance. Technisch
ihre westlichen Konkurren- schon bei der Veröffentlichung
ten, welche die Preise nicht veraltet, konnte sich MSX außerhalb
mitgehen konnten. Die Ta- Japans nur in wenigen Ländern
schenrechner-Produktion etablieren (Niederlande, Brasilien).
wurde von ihnen be- Im Rest der Welt wurde MSX zum
herrscht, auch die Unter- verhinderten Standard.
haltungselektronik wurde
zunehmend von japani- Atari-Übernahme
Shiraz Shivji wurde Chef-Designer des ST. Auch an der
Entwicklung des C64 war er beteiligt. schen Firmen erobert. Es
gab gute Gründe, den Angriff Mit seinen Söhnen und einigen
aus der Halbleiterindustrie und so- auf den Heimcomputermarkt ernst- ehemaligen Commodore-Ange-
gar Amiga. Das Gebot für die Amiga- zunehmen. stellten hatte Jack Tramiel ein
Technologie war Amiga-Chef Dave Team, aber keine Fabriken oder
Morse allerdings zu niedrig. Atari Japanische Firmen hatten zuvor Bürogebäude. Aber die Computer-
und Commodore waren nicht die den Computer-Markt ignoriert. Der geschichte ist reich an glücklichen
einzigen Firmen, denen der Amiga – Vizepräsident von Microsoft Japan, Zufällen und einer davon war das
zu der Zeit noch ein unansehnlicher Kazuhiko Nishi, wollte dies ändern: Angebot von Warner-Manager Steve
Prototyp aus mehreren Platinen – Auf der Basis des Spectravideo SV- Ross an Tramiel, Atari ganz oder
gezeigt wurde. Morse klopfte auch 328 entstand ein Standard, der die teilweise zu verkaufen. Ross wollte
bei HP, Apple und anderen Firmen Heimcomputer-Welt einen und den die Last Atari endlich loswerden
an. Die Geschichten, wer in den frü- bisher zögernden Firmen einen Ein- und für Tramiel bot sich die Gele-
hen 80ern wen hätte kaufen kön- stieg in den Markt ermöglichen genheit, eine bekannte Marke zu
nen, könnten ganze Bücher füllen. sollte. Alle Computer sollten unter- übernehmen, inklusive ihrer Büro-,
einander kompatibel sein und da- Entwicklungs- und Produktionsge-
Zu den Entwicklern, die Tramiel mit den Wildwuchs untereinander bäude. Ein gutes Geschäft für beide

16 st-computer 02/2015
Seiten also. suchten wurden Programmierer mit ter entwickelt wurde. Die Frage, wer
Erfahrung in der Entwicklung von GCC Geld schuldete, beschäftigte
Am 1. Juli 1984 wurden sich Tramel Betriebssystemen, die an einem Warner, Atari Corp. und GCC so lan-
Technology und Warner schließlich neuen Computer arbeiten wollen. ge, dass es erst Anfang 1986 zur
einig: Die Consumer-Abteilung Dyer gehörte zu den wenigen, die (Wieder-)Einführung des Systems
(Konsolen und Computer) gab War- übernommen wurden und musste kam. Die Zukunft gehörte aber dem
ner ab, beide Seiten dürften das mit seinem Arbeitsplatz sofort um- Atari ST.
Logo weiter nutzen. Die Arcade- ziehen – seine Abteilung war zuvor
und einige weitere Abteilungen im selben Gebäude wie die Arcade- Während seiner kurzen Entwick-
blieben bei Warner und die Rechte Sparte untergebracht. lungsphase gab es mehrere Optio-
an den bisherigen Arcade-Spielen nen für die Hard- und Software des
wurden geteilt. Die Coin-Up-Abtei- Business is War neuen Computers. Zur Entwicklung
lung wurde in Atari Games umbe- eines komplett eigenem Betriebs-
nannt, um Verwechslungen mit der systems fehlte Atari die Zeit, schon
neuen Firma Atari auszuschließen. zur CES im Januar 1985 sollte ein
funktionsfähiger Computer prä-
Aus Tramel Technology wurde die sentiert werden. Für die grafische
Atari Corporation. Für die Ange- Benutzeroberfläche gab es mehrere
stellten der Consumer-Sparte von Kandidaten: GEM, GEOS (bekannt
Atari Inc. begann eine ungewisse vom C64) und Windows. Die Tra-
Zeit: Sie wurden nicht automatisch miels entschlossen sich schließlich
übernommen. Stattdessen gab es dazu, eine Lizenz für CP/M 68k und
schnelle Bewerbungsgespräche, mit GEM zu erwerben. Die Software-
denen die neuen Besitzer der Mar- Abteilung Ataris sollte mit Digital
ke Atari prüften, ob ein Angestellter Bei der Entwicklung des RBP stand Research (DRI) zusammenarbeiten,
für sie nützlich sein könnte. Über- fest, dass es kein weiterer 8-Bit- um Betriebssystem und Oberfläche
nommen wurde, wer nützlich er- Computer werden sollte. Außerdem auf die neue Hardware zu portie-
schien – und wer das Glück hatte, sollte der Computer so günstig wie ren, an der parallel noch gearbeitet
dass die entsprechende Position möglich sein – „for the masses, not wurde. Die Software-Abteilung
noch nicht von einem ex-Commo- for the classes“ war schon bei Com- wurde in einem Gebäude in Mon-
dore-Angestellten besetzt war. modore Jack Tramiels Motto. Der terey untergebracht, gleich neben
Computer wurde zunächst als inter- dem DRI-Hauptquartier. An den
Sie erfuhren aus der Presse von nes Projekt bei Tramel Technology Hardware-Prototypen wurde hin-
dem Kauf der Consumer-Sparte. entwickelt, Dyer erinnert sich, dass gegen in Sunnyvale gearbeitet. Erst
Landon Dyer berichtet auf seinem die ex-Commodore-Angestellten im Dezember war die Hardware-
Blog Dadhacker, dass es nach dem den Atari-Leuten nicht wirklich Entwicklung weit genug fortge-
ersten Bericht in der San Jose Mer- trauten. Außerdem beschäftigte die schritten, um die Betriebssystem-
cury News einige Tage dauerte, bis Trennung Tramiels von Commodore Entwickler mit echter Hardware zu
Leonard Tramiel und John Feagans die Gerichte. versorgen. Vorher wurden neben
in seiner Abteilung vorbei schauten. mehr oder weniger zuverlässigen
Ihr Ruf eilte ihnen voraus und Der Plan nach der Übernahme war Prototypen Workstations und die
pünktlich als die Manager zu ihrem klar: Was sich schnell zu Geld ma- Apple Lisa zur Software-Entwick-
Marsch durch den Hauptkorridor chen ließ, wurde verkauft, Produkte, lung genutzt.
antraten, soll Dyer über das Inter- die noch unter Warner-Regie zur
com-System des Gebäudes durch- Serienreife (2600 Jr.) gebracht wur- Als Prozessor wurde der Motorola
gegeben haben: „Imperial storm den, eingeführt, oder im Preis ge- 68000 gewählt, der bis dahin nur
troopers have entered the base!“ senkt. Kompliziert war die Lage von Workstations, der Apple Lisa
beim VCS 7800, welches nicht von und dem Macintosh verwendet
Die Interviews waren kurz. Ge- Atari, sondern von General Compu- wurde. Atari entschied sich gegen

st-computer 02/2015 17
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einen Prozessor aus der 320xx-Se- wenn Parallelen durch Shivjis Be- unbedingt als erster auf den Markt
rie von National Semiconductor. teiligung an beiden Computern im- kommen und den Amiga im Preis
Das ursprüngliche Design sah 128 mer wieder gezogen wurden. unterbieten. Commodore vermark-
KB RAM und einen ebenso großen Vielmehr wirkten die technischen tete den Amiga zunächst als „Me-
ROM-Speicher vor, der neben dem Daten wie eine logische Evolution dien-Computer“, während Jack
Betriebssystem auch einen Basic- dessen, was im 8-Bit-Bereich üblich Tramiel sich auch bei Atari treu
Interpreter enthalten sollte. Schnell war: Statt 160x200 betrug die blieb und den ST als Preisbrecher
stellte sich heraus, dass dies nicht Farbauflösung 320x200, statt 64 gab platzierte: Der ST war der erste
reichen würde: In 192 KB sollten es 128 KB RAM serienmäßig. Die ho- 16/32-Bit-Computer mit grafischer
TOS und GEM passen, aber das he Auflösung von 640x400 übertraf Benutzeroberfläche für den Mas-
ROM-TOS wurde nicht rechtzeitig die des Macintosh (512x342). senmarkt.
zur CES fertig. TOS wurde also von
Diskette gebootet und der Speicher Weniger Wert wurde auf das Spie- 68000er
verdoppelt, damit noch etwas Platz letalent des STs gelegt. Der C64 bot
für Anwendungen übrig bleiben Hardware-Scrolling, Sprites und Vier Computer bildeten die
konnte. einen überlegenen Soundchip. Was 68000er-Generation: Atari ST, Ami-
beim C64 und Amiga vom Grafik- ga, Macintosh und der Sinclair QL.
So erklärt sich die Ankündigung und Sound-Chip geleistet wurde, Letzterer scheiterte an Lieferpro-
des 130ST (mit 128 KB) und 260ST musste beim ST die CPU überneh- blemen und Fehlern im Betriebs-
(mit 256 KB RAM). Beide Systeme men – fähigen Programmierern ge- system – Sir Clive Sinclair sah sich
wären mit einem ROM-TOS zumin- lang dennoch weiches Scrolling und gezwungen, seine Firma an Kon-
dest einsatzbereit gewesen. Die Sample-Wiedergabe. kurrenten Amstrad zu verkaufen.
ersten STs liefen noch unter CP/M
68k mit GEM als Oberfläche, Anfang Offensichtlicher waren die Ähn-
1985 entschied sich Atari für GEM- lichkeiten zum Apple Macintosh,
DOS, einen CP/M-Ersatz mit hierar- schon alleine durch die grafische
chischem, MS-DOS-kompatiblem Benutzeroberfläche. Von der Klage
Dateisystem, der zu dem Zeitpunkt Apples gegen Digital Research blieb
noch nicht fertig war. Atari verschont, Apple erhob nie
Klage wegen der Ähnlichkeiten des
Die erste TOS-Version war größer Atari-GEM zur Mac-Oberfläche. We-
als 192KB und musste im Laufe des nig begeistert war man in Cupertino
Jahres gekürzt und optimiert wer- allerdings, als die ersten Mac-Emu-
den, um in das ROM zu passen. Für latoren auftauchten: Obwohl Apple
das Software-Team bedeutete dies die Verwendung der Mac-ROMs
wenig Schlaf und viele Überstun- streng untersagte, war es für Besit-
den, während das Atari-Manage- zer der Mac-Emulatoren Aladin und
ment zusehends ungeduldig wurde. Magic Sac kein Problem, diese zu
besorgen – und schon wurde aus
Der 130ST kam nie auf den Markt, dem 520ST ein Mac. Die Kombinati-
wie verbreitet „echte“ 260STs mit on aus ST, Monochrom-Monitor und
256 KB RAM sind, ist nicht bekannt Emulator war deutlich günstiger als Auch bei Apple lief nicht alles
– die meisten Geräte wurden mit ein Mac. rund: Die Firma lebte auch nach der
512 KB RAM ausgeliefert. Markteinführung noch jahrelang
Da am ST bereits gearbeitet wurde, von der Apple-2-Abteilung und dem
Inspirationen bevor Commodore endgültig das IBM-PC, den Apple im berühmten
Amiga-Chipset kaufte, hatte die „1984“-Spot zum Gegner erklärt
Der Atari ST war technisch nicht Hardware des Amiga keinen Ein- hatte, konnte der Mac nie gefähr-
mit dem C64 zu vergleichen, auch fluss auf den ST. Der ST sollte aber lich werden.

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Atari-Konkurrent Commodore
kaufte ebenfalls ein Betriebssystem
ein, welches erst an die Hardware
angepasst werden musste. Das Be-
triebssystem war leistungsfähiger
als das des STs, aber auch komple-
xer und mit nur 256 KB RAM konnte
der Amiga seine Multitaskingfähig-
keit nicht ausspielen. Ein Traum-
computer, der für viele damals
nicht erschwinglich war – erst 1987
mit dem Amiga 500 begann der
Amiga, den Massenmarkt zu er-
obern. Zu diesem Zeitpunkt hatten
die Amiga-Entwickler Commodore
bereits verlassen, Robert J. Mical,
Dave Needle und Dave Morse wech-
selten zu Epyx und arbeiteten an
der ersten Handheld-Konsole mit
Farbbildschirm, dem Handy (später: Der 520ST rettete die Firma Atari und setzte neue Maßstäbe.
Atari Lynx).
zentrierte sich auf den europäi- bellenkalkulation angekündigt, Si-
Während Commodore und Apple schen Markt, der im Gegensatz zum erra Online kündigte King’s Quest
in den ersten Jahren von guten Ver- US-Markt noch nicht von IBM-PC- und Ultima II an, SubLogic den
kaufszahlen ihrer 8-Bit-Computer kompatiblen Systemen kontrolliert Flugsimulator II und bei Atari wurde
zehren konnten, hing Ataris Schick- wurde. intern an „FAT“ gearbeitet.
sal am ST: Im Frühling 1985 wurden
die ersten Geräte an Entwickler Die ersten ST-Programme nutzten FAT war der interne Projektname
ausgeliefert. Bis zur Markteinfüh- die Leistung des Systems nicht aus: für ein neues Grafikprogramm,
rung der neuen XE-Linie im Mai und Es waren Portierungen, die auf welches von Dave Staugas entwi-
dem ST im Juni hatte Atari keine Maus und GEM verzichteten. Große ckelt wurde. Staugas arbeitete zu-
neuen Produkte, Jack Tramiel Softwarehäuser warteten die weite- vor an den Grafikroutinen des STs
musste aus seinem Vermögen Geld re Entwicklung des STs ab, einige und sein neues Programm sollte
in die Firma investieren, um Atari Händler verkauften CP/M-Program- eindrucksvoll die grafischen Fähig-
am Leben zu erhalten. Die Ent- me wie WordStar auf 3,5“-Diskette keiten des Computers demonstrie-
scheidung, von CP/M 68k auf GEM- mit CP/M-Emulator. ren. Bekannt wurde das Programm
DOS zu wechseln, fiel nur wenige unter dem Namen Neochrome.
Monate vor der Markteinführung. Neochrome arbeitete ausschließ-
lich in der niedrigen Auflösung und
Erste Software erlaubte eine komfortable Zusam-
menstellung der Palette aus allen
Pünktlich wurde der 520ST ausge- 512 Farbtönen des Ataris. Eine
liefert und entwickelte sich rasch Funktion zum Rotieren der Palette
zum Erfolg. Atari betrieb in der Zeit sorgte für einfache Animationsef-
danach Produktpflege, ergänzte fekte (Color Cycling). Highlight des
Neochrome
den ST um einen HF-Modulator Programms war aber die Lupe: Auf
(STM) und führte den 1040STF ein, Doch viele Firmen begriffen den ST dem zweigeteilten Bildschirm hat-
mit 1 MB RAM und eingebautem auch als echte Chance: 1985 wurde ten Pixelkünstler sowohl das Bild
doppeitigem Laufwerk. Atari kon- mit VIP Professional die erste Ta- als auch die Vergrößerung immer

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im Blick. ner festen Position, sondern be- such kamen. Wen interessierte es
wegten sich durch das Dungeon. da schon, dass „Defender of the
Let’s Play Zusammen mit einfachen Lichtef- Crown“ für den Amiga unfertig war,
fekten erzeugte das Spiel eine At- oder der ST-Starglider spielerisch
Wie der Markt für Anwendungen, mosphäre, die von keinem anderen von der Spectrum-Portierung in
wurde auch das ST-Spieleangebot RPG damals erreicht wurde. Dunge- den Schatten gestellt wurde?
zunächst von Portierungen domi- on Master wurde zum größten Hit
niert. Im wichtigen britischen Markt für FTL Games und zum erfolg- Dungeon Master war ein Spiel,
wurde der ST erst nicht als Heim- reichsten ST-Spiel: Wer 1987 einen welches sowohl optisch als auch
computer wahrgenommen. Popular ST mit Farbmonitor besaß, hatte spielerisch überzeugte und die Zeit
Computing Weekly bezeichnete den auch meist eine Diskette mit Dun- überdauerte. 1987 erschien ein
520ST als zu teuer für Großbritanni- geon Master. weiteres Spiel, welches auch heute
en und kritisierte Ataris Entschei- noch verehrt wird: Midi-Maze. „Was
dung, den 130ST nicht zu „Wow!“, war nicht das Wort, wel- macht man, wenn man rein zufällig
ches ST-Besitzern beim Anblick von 16 Atari STs besitzt? Man spielt Mi-
„Lands of Havoc“ (1985) einfiel. di-Maze!“ – so begann Boris
Lands of Havoc war ein krudes Acti- Schneider seinen Test von Midi-
on-Adventure für die mittlere und Maze in der Happy Computer
hohe Auflösung des ST, portiert von 12/1987. Midi-Maze war der erste
einem britischen Entwickler, der zu Mehrspieler-Ego-Shooter über-
den ersten europäischen ST-Besit- haupt und nutzte die MIDI-Schnit-
zern gehörte: Steve Bak. Ein Jahr telle des Atari ST für lokale
später ist sein Frühwerk bereits Netzwerkspiele. Das Konzept des
vergessen: Goldrunner zeigte als „Deathmatch“ – später in Spielen
veröffentlichen. erstes ST-Spiel schnelles, flüssiges wie Quake III Arena populär – geht
Scrolling. Bak machte sich einen auf dieses kleine Spiel zurück, in
Während sich viele Portierungen Namen als technisch versierter dem sich Smileys gegenseitig ab-
kaum von der 8-Bit-Version unter- Programmierer und seine Zusam- schießen. Die Original-Entwickler
schieden, begannen einige Entwick- menarbeit mit Grafiker Pete Lyon setzten das Spiel später auf den
ler bereits 1985, ihre Spiele für den brachte Titel wie Karate Kid II, Re- GameBoy um, sogar eine Version
ST zu erweitern. Im Dezember 1985 turn to Genesis und den Vier-Spie- für den Atari XL existiert, die aller-
veröffentlichte FTL Games SunDog: ler-Commando-Klon Leathernecks dings nicht mehr veröffentlicht
Frozen Legacy in einer stark erwei- hervor. wurde. Auch heute noch treffen sich
terten Fassung für den ST. SunDog Midi-Maze-Spieler zum Death-
war eine Mischung aus Handelssi- Etliche Titel blieben wegen ihrer match.
mulation und Weltraumkampf. Von schnellen 3D-Grafik oder schön ge-
der Presse hochgelobt, plante FTL pixelten Bilder in Erinnerung – Höchstleistungen
weitere Spiele in der SunDog-Serie, „Grafikblender“ würde man sie
doch dann kam ein Titel dazwi- heute nennen. In diese Kategorie Deutschland war für Tramiel schon
schen, der sowohl den ST als auch fallen Spiele wie „Star Trek - The während seiner Zeit als Commodo-
das Rollenspielgenre prägen sollte: Rebel Universe“ (1987) mit schön re-Chef ein wichtiger Markt. Auch
Dungeon Master. digitalisierten Bildern der Enterpri- der ST war hierzulande sehr er-
se-Besatzung oder die 3D-Ballerei folgreich, deutsche Kunden griffen
Dungeon Master wurde speziell „Starglider“ (1987). dabei besonders häufig zum Set
für den ST entwickelt und setzte aus ST und Monochrom-Monitor.
ganz auf Mausbedienung. Im Ge- Grafikblender waren eine willkom- Kamen die ersten Anwendungspro-
gensatz zu vielen anderen Rollen- mene Argumentationshilfe, die gramme noch aus den USA, waren
spielen wurde in Echtzeit gespielt. dann hervorgeholt wurden, wenn es deutsche Entwickler, die mit
Die Monster verharrten nicht an ei- Besitzer anderer Computer zu Be- hervorragenden Anwendungen ST-

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Besitzer versorgten. Die Liste der Der Formelsatz machte auch aus wurde, kamen aus Heidelberg Pro-
wichtigen Anwendungen ist lang überzeugten Atheisten tiefgläubige gramme wie ArtWorx, der MagX!-
genug, um ganze Seiten mit ihnen Menschen, die Stoßgebete an den Nachfolger MagiC oder Papillon. All
zu füllen. Drucker richteten, damit die Steu- die Programme wurden von Appli-
erzeichen irgendwie als mathema- cation Systems auf kreative Weise
Datenbanken sind nicht sexy, aber tische Formeln oder Sonderzeichen beworben.
notwendig und die besten Daten- ankamen. Textverarbeitungen für
banken kamen von den Gebrüdern den ST waren zwar meist grafikfä- Eine Killerapplikation ist für Men-
hig, aber konnten Zeichen und schen ungefährlich, für Konkurren-
Grafiken nicht beliebig frei ten aber tödlich. Signum war zwar
platzieren. Doch dann kam Si- äußert erfolgreich, aber dominierte
gnum! von Franz Schmerbeck. den Markt für ST-Textverarbeitun-
Signum war das Programm, gen nicht. Ähnliches galt für Cuba-
welches den ST für Studenten se: Sehr beliebt, aber nicht ohne
interessant machte: Ob kom- starke Konkurrenz (Notator). Den
plizierte Formeln aus der Ma- Titel „Killeranwendung“ kann nur
thematik oder anderen ein ST-Programm beanspruchen,
Naturwissenschaften, griechi- welches zum Synonym für Desktop-
sche oder arabische Texte – Publishing auf dem Atari wurde:
Der Adimens-Nachfolger Phoenix.
Signum war jeder Aufgabe ge- Calamus. Calamus wurde erstmals
wachsen. Keine Textverarbei- 1987 vorgestellt und war ein rah-
Geiß: Adimens war eine mächtige tung auf ST oder PC bot diese menorientiertes, modulares Pu-
relationale Datenbank, die so er- Flexbilität in Verbindung mit her- blishing-Programm mit Unter-
folgreich war, dass ein ganzes Öko- vorragender Druckqualität. Wie bei stützung für Vektor-Fonts und
system um sie entstand. Nicht Adimens bildete sich auch um Si- -Grafiken. Obwohl es schon vorher
unbedingt selbstverständlich war gnum ein Ökosystem aus
die vorbildliche GEM-Einbindung kommerziellen und kos-
des Programms, nebenbei schrie- tenlosen Programmen, die
ben die beiden auch noch Bücher Signum unterstützten, so-
über GEM-Programmierung. Als die wie ein großes Angebot an
Entwicklung von Adimens endete, Schriftarten im Signum-
begannen sie mit der Programmie- Format.
rung einer neuen Datenbank. Phoe-
Signum wurde von
Application Systems
Heidelberg veröf-
fentlicht, einer Firma,
die sich schnell einen
guten Namen in der Calamus wurde zum Synonym für Atari-DTP.
deutschen Atari-Sze-
ne machte. ASH vertrieb Pro- DTP-Programme wie den Timeworks
gramme wie die Entwicklungs- Publisher gab, machte erst Calamus
systeme Megamax C und Atari-DTP salonfähig. Atari erkannte
Modula-2, das Grafikpro- das Potenzial dieses Programms
gramm STAD und gelegentlich und schnürte ein DTP-Paket beste-
Signum! Zwei
sogar Spiele (Esprit). Die ASH- hend aus Mega ST 2 oder 4, dem
nix bot noch mehr Möglichkeiten Produktpalette war stets zeitgemäß Laserdrucker SLM804 und Calamus.
als Adimens und nutzte die verbes- und als saubere, auflösungsunab- Ein komplettes DTP-System, wel-
serte Farbgrafik des Atari TT. hängige GEM-Einbindung wichtiger ches günstiger war, als der Apple

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Zwischen diesen drei Demos liegen weniger als vier Jahre: Boink (Atari, 1985), Readme (T.E.X., 1987), The Union Demo (The Union, 1989)

Laserwriter. DTP wurde neben MIDI rot-weiße Amiga-Ball hüpfte auch mit den frühen ST-Händlerdemos
zu einem Thema, an dem keines der auf dem ST. vergleicht, mag kaum glauben, dass
drei großen ST-Magazine vorbei es sich um den selben Computer
kam. Atari steckte Millionen in die Die ersten modernen Demos ka- handelt.
Vermarktung des ST als Publishing- men von The Exceptions, kurz TEX:
System und dieses Investment Ihr Debüt „Readme.prg“ zeigte Einige Demo-Coder gingen später
zahlte sich aus: Calamus war über mehr als sechzehn Farben und in die Spieleprogrammierung.
Systemgrenzen bekannt. Erst in den noch im selben Jahr wurde der un- Spielen wie „Chambers of Shaolin“
90er Jahren erschien ernstzuneh- tere Rahmen „erlegt“ und für Grafik ist deutlich anzusehen, dass Pro-
mende Konkurrenz, aber nur Cala- genutzt. Ihr B.I.G. Demo setzt auch grammierer am Werk waren, die
mus überdauerte bis heute und heute noch Maßstäbe in Sachen den ST gut kennen. Thalion machte
befindet sich nach wie vor bei vie- Laufzeit: 127 verschiedene Musik- sich einen Namen mit technisch
len Anwendern im Einsatz. stücke vom C64 wurden abgespielt, herausragenden Spielen, denen al-
die Synthesizer-Routine von Jochen lerdings der große Erfolg auf dem
Demoszene Hippel (Mad Max) sorgte für guten Softwaremarkt versagt blieb.
Sound.
Demo-Programmierer sehen in ei- Abstieg
nem Bildschirmrahmen eine Provo- Ein Jahr später wurden dann mit
kation, im fehlenden Softscrolling der Fullscreen Demo von Level 16 Angesichts der vielen Hindernisse
eine Herausforderung und machen alle Rahmen geöffnet. Die Techni- und des unfertigen Betriebssystems
mit ihren Produktionen selbst ken wurden immer weiter verfeinert war es ein kleines Wunder, dass
Hardware-Designer sprachlos. und die Demos größer: Wer eine Atari der ST so gut gelang. 1987 war
Megademo mit dutzenden Screens der ST der Marktführer bei den
Der Atari ST bot sich aufgrund 68000er-Computern, aber
seiner Einschränkungen den trotz dieses Erfolgs waren
Demo-Programmierern gera- bereits erste Zeichen für
dezu an: Ein schwacher So- den Niedergang sichtbar.
undchip, nur 16 Farben
gleichzeitig auf dem Bildschirm Der ST konnte sich nie in
und dann noch ein dicker, un- den USA etablieren. Zwar
genutzter Rahmen. war der Atari bei US-ameri-
kanischen Musikern ähnlich
Die ersten ST-Demos zeigten beliebt wie bei europäi-
einfache Animationen, Slides- schen, aber bei Firmen stieß
hows oder Palettenanimatio- der Atari auf Vorbehalte. Zu
nen. Noch 1985 veröffentlichte sehr wurde die Marke mit
Chambers of Shaolin nutzt den unteren Bildschirmrand.
Atari „Boink“: Der bekannte dem alten VCS 2600 assozi-

22 st-computer 02/2015
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iert. Wer sich dennoch für den ST Einführung von VGA wurde der Ami- Dank dem Internet erlebten die
interessierte, musste erst einen be- ga überholt. Ein TT oder Amiga 3000 Systeme eine Renaissance: Nie war
kommen. Aufgrund der hohen konnten zwar mit der Rechenleis- es einfacher, sich mit gleichgesinn-
Nachfrage in Europa wurde dieser tung eines 80386-AT mithalten, ten weltweit zu vernetzen, neue
Markt bevorzugt bedient. Andere aber nicht mit dessem Preis. Programme zu finden und sich off-
US-Händler wollten schlicht nichts line auf einem der zahlreichen Re-
mit Jack Tramiel zu tun haben, der Renaissance tro-Treffen zu begegnen.
durch seine harte Verhandlungs-
taktik viele verärgerte. Um ein Co- Diese Entwicklung setzte sich spä- In den nächsten Ausgaben der st-
meback im US-Markt zu schaffen, ter auch in Europa und Japan fort: computer werden einige Treffen
kaufte Atari schließlich die Elektro- Der PC eroberte den Massenmarkt. vorgestellt und auch einige An-
nikkette Federated, ein Fehler, der STs, Amigas und andere Systeme wendungen näher beleuchtet, die
die Firma viele Millionen Dollar wurden dadurch nicht zu Elek- den ST zu einem ganz besonderen
kosten würde. troschrott und viele STs verrichten Computer gemacht haben.
nach wie vor bei Fans ihren Dienst.
Bereits 1986 sollte der 32-Bit-
Computer EST erscheinen, ein ST
mit 68020-Prozessor und Blitter.
Atari schien das hohe Tempo bei-
behalten zu wollen, doch dann tat
sich vier Jahre nichts. Der Mega ST
war eine sinnvolle Ergänzung der
ST-Produktpalette, ebenso wie der
Stacy-Laptop, aber die wesentli-
chen technischen Daten, die Tak-
tung der CPU, die Grafik und der
Soundchip blieben unverändert.
Erst 1989 stellte Atari mit dem STE
und TT technisch verbesserte ST-
Nachfolger vor, zu dem Zeitpunkt
war der ST aber zu verbreitet, als
das Spieleprogrammierer es sich
leisten konnten, voll auf die neuen
Maschinen zu setzen.

Vor allem aber stieg in den 80er


Jahren ein System auf, welches we-
der Atari noch Commodore als Ge-
fahr ernst nahmen: der PC. Als IBM
die Kontrolle über den PC verlor,
kam es zu einer Flut an IBM-PC-
kompatiblen Systemen. Sie domi-
nierten die Büros und eroberten
zunächst in den USA zunehmend
den Heimmarkt. Die harte Konkur-
renz führte zu niedrigen Preisen
und immer kürzeren Entwicklungs-
zyklen. Mit dem EGA-Standard zog
der PC mit dem ST gleich, mit der

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Atari findet Anschluss


Zubehör f ür den Atari ST

Grau, grau, grau sind alle mei- Das Diskettenformat war MS-DOS- umbenannt, um die Nähe zum Me-
ne Farben – echte Atari-Fans kompatibel, so dass der Datenaus- ga-ST zu betonen.
und -Sammler schmücken ihren tausch mit PCs nur eine geringe
ST mit Original-Peripherie in Hürde darstellte. Die SF 354 ist nur Megafile 30 / 60. Weiterentwick-
Atari-Grau. Was es an Atari-Pe- Sammlern und Bastlern zu empfeh- lung der Megafile 20, statt in MFM
ripherie und -Zubehör gab und len, da Softewarehersteller später wurde nun in RLL aufgezeichnet,
welche modernen Geräte heute dazu übergingen, Programme auf was Speicherkapazitäten von 30
empfehlenswert sind, verrät doppelseitigen 3,5"-Disketten zu und 60 MB ermöglichte.
Stefan Matthäus. vertreiben.
Megafile 44. Eine in das bekannte
Die 8-Bit-Computer von Atari wa- SH204. Ataris Festplatte bot eine Megafile-Gehäuse integrierte 5,25
ren auch ohne Floppy einsatzbereit Speicherkapazität von 20 MB im Zoll Wechselplatte bot durch Aus-
– schließlich gab es viele Spiele auf MFM-Format Der Anschluss erfolgte tausch der Cartridges praktisch
Modul –, aber mit dem ST lässt sich über die ACSI DMA-Schnittstelle. unbegrenzten Speicherplatz. Das
ohne Laufwerk kaum etwas anfan- Optisch versprüht das Laufwerk den Wechsellaufwerk mit einer Kapazi-
gen. Passend zum ST veröffentlichte eigenartigen Charme
Atari diverse Peripheriegeräte und eines Schuhkartons aus
Monitore, Drittanbieter ergänzten Blech.
das Angebot.
SH205. Im Grunde ge-
Massenspeicher nommen die gleiche
Platte wie die SH-204,
SF354 und SF314. Die externen nur in einem Gehäuse,
Diskettenlaufwerke für die ST-Serie, welches dem Mega ST
einseitig 360 bzw. doppelseitig 720 glich, so dass man diese
kB, konnten bis einschließlich zum Platte gut mit dem Me-
TT und Mega STE als Zweitlaufwerk ga ST stapeln konnte.
verwendet werden, erst der Falcon Das Laufwerk wurde
hatte keinen Anschluß mehr dafür. später in Megafile 20

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tät von 44 MB war so prädestiniert SLM804 und SLM605.


für den Austausch größerer Daten- Der SLM 804 erschien
mengen und wurde so neben einer 1988 gefolgt vom SLM
anderen Megafile gerne als Zweit- 605 drei Jahre später.
laufwerk eingesetzt. Die Megafile 44 Bei beiden SLMs
wurde z.B. gerne von den Calamus- handelt es sich um
Satzbelichtern verwendet. Das Laserdrucker basie-
Laufwerk basierte auf dem SCSI- rend auf den Druck-
Laufwerk SQ555 von Syquest, wel- werken TEC LB 1301
ches auch in PCs und Macintosh- bzw. 1305 mit einer
Computern gerne recht verbreitet damals zeitgemäßen
war. Auflösung von
300x300 DPI. Dadurch,
CDAR 504. Früh kündigte Atari die- dass diese Drucker im
ses CD-ROM-Laufwerk, einige Gerä- Gegensatz zu anderen
te wurden an Entwickler und die Herstellern weder
Presse ausgeliefert. Das Bedienfeld über einen eigenen Speicher noch Auftragsfertiger.
war abnehmbar und konnte als einen eigenen Prozessor zur Druck-
Fernbedienung verwendet werden. aufbereitung verfügten, konnten sie SC1224 und SC1435. PAL/NTSC-
1988 gab es für die CD-ROM nur we- vergleichsweise preisgünstig ange- taugliche Farbmonitore für die
nige Anwendungen, lediglich zwei boten werden. Der Bildaufbau für niedrige und mittlere Auflösung des
ST-spezifische gab es: ein Wörter- den Druck erfolgte im ST- oder TT- ST und STE, wurde hauptsächlich
buch Englisch-Französisch und eine Computer in dessem RAM und CPU, für Spiele und Demos verwendet.
Sammlung mit Programmen aus der erst das fertig gerenderte Druckbild Mit passenden Kabeln konnten am
PD-Serie der ST-Computer. Als kos- wurde als Bitmap-Grafik an den ST auch andere PAL/NTSC-Monitore
tengünstigen Nachfolger zeigte Ata- Drucker übertragen. Wahlweise gab mit Scart-Eingang genutzt werden,
ri den Nachfolger CDAR-505 auf es von ATARI eine Diabolo 630 Emu- beispielsweise der Commodore
Messen, in Produktion ging dieses lation (grafikfähiger Typenraddru- 1084 oder Fernseher mit SCART-
Gerät aber nicht. cker) oder mit Laserbrain eine Anschluss.
Epson-FX-Nadeldrucker-Emulation
Drucker – aber mit erheblich besserer SM194. ECL-Monitor mit passender
Druckqualität. Grafikkarte für den Mega-Bus des
SMM 804. Ein 9-Nadeldrucker, wel- Mega ST. Die Viking-Grafikkarte er-
cher am Markt nicht besonders er- Monitore möglichte eine Auflösung von
folgreich war und daher recht 1280x960 monochrom, welche vom
SM124 und SM125. Der SM-124 war Satz- und Layoutprogramm Cala-
der maßgeblich für den Erfolg des mus genutzt wurde.
ST bei Anwendern verantwortliche
12 Zoll Monochrom-Monitor. We- Modernes Zubehör
sentlicher Unterschied zum SM-125:
Der SM-124 besaß keinen drehbaren Wer an einem originalen ST nicht
Standfuß. mehr mit empfindlichen Disketten
arbeiten möchte, benutzt einen
SM144, 146, 147. Dieser 14-Zoll- sogenannten Floppy-Emulator: Der
S/W-Monitor passt zum Gehäuse HxC ist hier eine gute Wahl. Dieser
selten ist. Basierte auf einem Sei- des Mega STE, erreicht aber nicht wird statt der Floppy angeschlossen
kosha-Druckwerk welches Commo- die Schärfe des älteren SM124. Die und verhält sich gegenüber dem
dore schon für den MPS-1526 / MPS drei Varianten dieses Monitors un- Computer wie ein Floppylaufwerk.
801 verwendete. terscheiden sich nur durch den Gearbeitet wird aber nicht mehr mit

st-computer 02/2015 25
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HxC Floppy Emulator CosmosEx

Disketten, sondern mit auf SD-Kar- Festplattenimages auch hier auf Links:
ten gespeicherten Disketten- SD-Karten. Das geht sogar soweit, [1] Atari-Anleitungen: http://dev-
Images. Diese Images gibt es im In- dass man die SD-Karten auch in docs.atariforge.org/
ternet, lassen sich aber auch am PC einen PC stecken kann, um auf die [2] HxC: http://hxc2001.com/
oder Mac erstellen. Eine Alternative ATARI-Daten zuzugreifen. Die Giga- [3] Gigafile: http://experiment-s.de
zum HxC ist der Gotek-Floppy-Emu- file kann auch als SCSI-Laufwerk [2] CosmosEx: http://joo.kie.sk/
lator, der mit USB-Sticks arbeitet am TT und Falcon eingesetzt wer- [5] UltraSatan: http://lotharek.pl
und zumindest am Amiga bereits den. Der CosmosEx geht noch wei-
gut funktioniert. ter: Es wird gleichzeitig am ACSI-,
Floppy und Tastaturanschluss eines
Auch für die empfindlichen Fest- ST, STE oder TT angeschlossen, wo-
mit es gleichzeitig als Floppy- und
Festplatten-Ersatz arbeitet. Zusätz-
liche Anschlüsse für USB-Maus und
-Tastatur, sowie ein integrierter
Netzwerkanschluss machen dieses
Gerät auf Raspberry-PI-Basis zur
flexibelsten Erweiterung für klassi-
sche Ataris.

Mit ein bisschen Glück bekommt


man heute auch noch diverse
Hardwareerweiterungen für ST, STE,
TT und Falcon, genannt seien
Speichererweiterungen, Grafikkar-
ten, Netzwerkkarten und CPU-
Beschleuniger, um dem alten ATARI
Ultrasatan
in vielen Bereichen noch etwas auf
platten gibt es heutzutage gleich die Sprünge zu helfen. Andere
mehrfach Ersatz, genannt seien hier dagegen belassen ihre ATARIs
die ACSI-Laufwerke Ultrasatan und lieber im Originalzustand.
Gigafile. Gespeichert werden die Stefan Matthäus

26 st-computer 02/2015
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Seitenweise
Das Premierenbuch
zum Atari ST
Der Verlag Data Becker war ne erweiterte Version von CP/M
schon immer von der schnellen vorgestellt wird. Daher werden auch
Sorte und natürlich gab es auch die CP/M-Befehle beschrieben, die
für den Atari ST unzählige Bü- für die späteren ST-Besitzer aller-
cher im typischen Data-Becker- dings wertlos waren. Die für den ST
Rot/Weiß. Eines davon erschien typische GEM-Oberfläche zeigt sich
noch vor (!) dem eigentlichen erst in der zweiten Hälfte. Die Vor-
Computer: Die Rede ist vom abversion der ST-Benutzeroberflä-
„Premierenbuch“. che hatte noch einen
Beenden-Befehl im Datei-Menü,
Entstanden ist das Premierenbuch auch die Symbole waren andere.
auf der Basis von ST-Prototypen, zu Ein Breakout-Spiel im GEM-Fenster
denen die beiden Autoren Zugang und ein Taschenrechner-Accessory kaum eignet. Das liegt zum einen
hatten. Der ST war schon vor seiner existierten aber bereits für die ers- an der spärlichen Bebilderung, aber
offiziellen Präsentation auf der CES te TOS-Version. auch an den Themengebieten: Die
kein Geheimnis mehr, Atari-Boß Autoren gehen bei Themen wie
Jack Tramiel persönlich kündete Fest stand damals auch, dass Logo CP/M und Logo in die Tiefe, bleiben
einen 68000er-Computer vorher an. zum Lieferumfang des Atari ST ge- bei ST-spezifischen Themen hinge-
Das Buch beginnt daher mit einer hören würde. Der Enthusiasmus der gen oberflächlich. Bei ersteren
allgemeinen Vorstellung des Pro- Autoren („Nicht umsonst gehört Dr. Themen konnten sich die Autoren
zessors, seines Befehlssatz und Logo zu den Standardprogrammen schließlich besser vorbereiten:
dessen Leistungsstärke. Erst ab der Atari ST-Computer“) ist aus CP/M und Dr. Logo waren 1985 be-
Seite 31 wird es ST-spezifisch. heutiger Hinsicht kaum nachvoll- kannt. Das Ergebnis liest sich dann
ziehbar, ebenso wie die Behaup- aber unausgegoren und vermag
Beschrieben werden die Schnitt- tung, Dr. Logo würde sämtliche nicht die Faszination des neuen
stellen des Atari ST, der Soundchip Möglichkeiten der ST-Hardware 16/32-Bit-Computers Atari ST zu
und die MIDI-Schnittstelle. Auffällig ausnutzen. vermitteln.
ist hier wie in anderen Bereichen
des Buchs, dass die Autoren die Fotos gibt es vor allem von der Das Premierenbuch war bei
Textlänge durch allgemeine Infor- GEM-Oberfläche, bei der Hardware Drucklegung der st-computer von
mationen strecken. So erfährt der müssen Zeichnungen reichen. Auf verschiedenen Privatverkäufern zu
Leser wenig über Betriebssystem- der letzten Seite gibt es noch zwei Preisen zwischen 3 und 12 Euro er-
aufrufe, aber viel über die Funkti- Fotos vom 260 ST – damals noch hältlich. Das Buch ist in englischer
onsweise der seriellen mit 256 KB RAM und eingebautem Sprache als „Presenting the Atari
Datenübertragung. Für ein Buch, Laufwerk auf der linken Seite. ST“ im Juni 1985 von Abacus Soft-
das so früh entstand, ist dies nicht ware erschienen und kann im
ungewöhnlich und natürlich kün- Fazit Internet Archive heruntergeladen
digte Data Becker bereits 1985 vier werden.
weitere ST-Bücher an. Das Premierenbuch ist ein inter-
essantes Stück Computergeschich- ISBN 3-89011-084-3
Der nächste Teil widmet sich dem te, welches sich allerdings als
Betriebssystem TOS, welches als ei- nostalgische Schmökerliteratur

st-computer 02/2015 27
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zView Der Universalviewer

Der Systemviewer konnte nur die Firebee ausgelegt und ist Teil Ataris gibt es aber genug Alternati-
Textdateien darstellen, doch des vorinstallierten Firebee-Soft- ven.
bald gab es Programme, die warepakets.
mehr konnten. Zorro wollte es Modular
besser machen, ritzte per Degen Systemanforderungen
eine Codezeile nach der ande- Der erste modulare Viewer für den
ren und heraus kam zView, der Ein High-End-System (aus Atari- ST war GEM-View von Dieter Fie-
modernste Viewer für das Atari- Sicht) ist für zView Voraussetzung, belkorn: Statt Im- und Exportmo-
Environment. auch wenn es sich um ein sauberes dule fest in den Programmcode zu
GEM-Programm handelt. 4 MB RAM integrieren, lagerte sie Fiebelkorn
Jedes System braucht ein schnel- und eine 68020 CPU mit FPU sind aus – und ermöglichte so anderen
les Anzeigeprogramm für die gängi- mindestens erforderlich, hinzu Entwicklern, sein Programm zu er-
gen Dateiformate, denn niemand kommt ein modernes VDI (NVDI, weitern. Auch Zeig's Mir und Smurf
möchte zum Anzeigen von JPEGs Nova-VDI). Empfohlen wird vom funktionierten nach diesem Prinzip.
immer Photoshop, oder für Textda- Entwickler aber ein Atari TT, ein
teien immer Microsoft Word öffnen. Falcon mit CT60, eine Firebee oder ZView verwendet LDG (Librairies
Zorros zView ist ein reiner Viewer, ein schnelles Aranym-System. Diese Dynamiques GEM), ein von drei
enthält also anders als Smurf keine Voraussetzungen ergeben sich aus französischen Programmierern
Bearbeitungsfunktionen. Das Pro- der Verwendung freier, leistungsfä- entwickelter Standard für nachlad-
gramm ist auf moderne Atari-kom- higer Bibliotheken zur Dekodierung bare Module. Leider hält sich das
patible Systeme wie Aranym oder von JPEGs und PDFs. Für „kleine“ Angebot an LDG-Modulen für Gra-

28 st-computer 02/2015
news ➤ software hardware features online relax

fikformate in Grenzen: Alle stam-


men von Zorro selbst (BMP, Degas,
Eureka, GIF, Godpaint, (X)IMG, JPEG,
Neochrome, PNG, Targa, TIFF), mit
anderen Modulsystemen ist zView
nicht kompatibel.

Browser

Auf die entsprechenden Dateity-


pen angemeldet, öffnet zView jedes
unterstützte Format per Dop-
pelklick. Bilder lassen sich aber
auch über den eingebauten Brow-
ser öffnen: Ganz wie von ähnlichen
Programmen für Mac und PC ge-
wohnt, stellt zView auf der linken
Seite die Verzeichnisliste dar und
auf der rechten den Ordnerinhalt Rechenleistung die Vorschaubilder zView Fotos mit 8 bis 13 Megapixel
mit Vorschaubildern. Diese Bilder mehr oder weniger gemächlich auf. laden musste. Für solche Bilder
werden schnell angezeigt und er- sollte das System mit genügend
möglichen den schnellen Überblick Browser und Viewer können die Speicher ausgestattet sein, was bei
über alle Fotos. Metadaten eines Bildes (Größe, Aranym oder der Firebee der Fall
Farbtiefe) und die EXIF-Daten an- ist. Animierte GIFs werden vom
Besonders schnell baut sich die zeigen. Ebenfalls in beiden Ansich- Viewer abgespielt. Mit klassischen
Browseransicht auf, wenn ein Vor- ten verfügbar ist die Lupe. GIF-Animationen wie tanzenden
schaubild (Thumbnail) bereits in Zusätzlich besteht im Browser noch Cartoon-Hamstern und -Bananen
der Datei enthalten ist – dies ist in die Möglichkeit, Dateien zu löschen hat zView keine Probleme, wohl
der Regel bei selbstgeschossenen oder umzubenennen. aber mit megabytegroßen GIF-
Fotos der Fall. Ansonsten bauen Monstern, die Websites wie Kotaku
sich je nach Größe der Bilder und Viewer statt Videos hochladen und die
mehr Rechenzeit kosten, als so
Per Doppelklick wird manches Flash-Video.
ein Bild geöffnet,
zView stellt es dann Beim Export wird von GIF-Anima-
in voller Größe dar. tionen das erste Bild gespeichert.
Die Darstellung Unterstützte Exportformate sind
weicht bei Fotos im JPEG, TIFF und Godpaint, für TIFF
Portraitformat unter und JPEG gibt es Optionen (Stärke
Umständen von der und Art der Komprimierung).
Vorschau im Browser
ab: zView interpretiert PDF-Reader
die „Orientation“-An-
gabe in den Exif-Me- Außer als Anzeigeprogramm für
tadaten. Bilder arbeitet zView auch als PDF-
Reader. Was für Fotos gilt, gilt im
Die Geschwindigkeit besonderen für PDFs: viel RAM und
Anzeige der Exif-Daten.
ist hoch, obwohl ein flinker Prozessor. Alle PDF-Ver-

st-computer 02/2015 29
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PDF-Darstellung mit zView: Gute Darstellung, aber sehr langsam.

sionen werden unterstützt, wie die kompatibel, aber auch langsam. Auf modus gibt es erst gar keine Mög-
meisten anderen PDF-Reader kann beiden Systemen, Aranym und Fire- lichkeit, zu blättern. Jeder Tasten-
zView nichts mit Videos, Formula- bee, bauten sich die Seiten der st- druck beendet den Vollbildmodus.
ren und JavaScript anfangen. Da computer 02/2015 erst mit mehre-
Publisher wissen, dass viele An- ren Sekunden Wartezeit auf. Selbst Fazit
wender Alternativen zu Acrobat bei einseitigen PDFs mit geringer
Reader verwenden, sind interaktive Komplexität lässt sich das Pro- Auch wenn die Geschwindigkeit
Multimedia-PDFs selten. gramm Zeit. Der Grund dafür dürfte der PDF-Verarbeitung enttäuscht,
in der mangelnden Optimierung der kann zView überzeugen: Der Brow-
Zwar ist zView ansonsten sehr verwendeten Xpdf-Bibliothek für ser ist gut gelungen, die wichtigsten
den Atari liegen. Bildformate und das Programm
wird zumindest sporadisch weiter
Verbesserungswürdig ist aber gepflegt. Als Bildkonvertierer für
auch die Darstellung von PDFs im exotische Formate oder Bearbei-
Viewer: Besitzt das PDF kein In- tungsprogramm ist es weniger ge-
haltsverzeichnis, müssen alle Sei- eignet, hier sind GEM-View,
ten umständlich durchgeblättert beziehungsweise Smurf zView
werden. Um zu dieser Seite im PDF überlegen.
zu gelangen, müssten Sie also mehr
als zwanzig Mal klicken – und jedes http://sourceforge.net/projects/z-tools/
Mal etwa zehn Sekunden warten,
bis die Seite erscheint. Im Vollbild-

30 st-computer 02/2015
news ➤ software hardware features online relax

Hataroid
Nur zwei Exemplare des ST-Ta-
blets existieren, doch dank Ha-
taroid wird aus jedem
Android-Smartphone und -Ta-
blet ein ST im Miniformat. ST
Computing to go, quasi.

Auf allen Plattformen ist Hatari


kostenlos, Android macht natürlich
keine Ausnahme. Emuliert werden
ST und STE mit bis zu 32 MHz und allen Hatari-Varianten werden die integrierter Tastatur und einem
einer 68040-CPU (!). Beim ersten STE-Joystickports zwar unterstützt, Gamepad (über USB oder Blue-
Start wird zunächst das TOS.-Image Jagdpads jedoch nicht. tooth) entsteht ein schöner mobiler
festgelegt, Hataroid merkt sich ge- Atari. Das dauernde Wechseln der
trennte TOS-Versionen für ST und Emulation virtuellen Disketten lässt sich über
STE. HD-Images umgehen – im Netz gibt
Besser sieht es bei der Emulation es viele ST-Spiele fertig gepatcht
Bedienung aus: Zwischen Tastatur, Joystick und für den Festplattenbetrieb.
Maus kann schnell umgeschaltet
Wie die Desktop-Versionen, ist werden, auch im Joystick-Modus Die Hardwareanforderungen sind
auch die Bedienung der Android- bleiben wichtige Tasten am Rand moderat: Ein 1 GHz Gerät wird
Version verbesserungswürdig. Die eingeblendet. Alle ST-Auflösungen empfohlen, um volle Geschwindig-
Optionen und Funktionen des Emu- und Sound werden unterstützt, die keit zu erreichen. Das dürfte mit
lators werden in den Einstellungen, Kompatibilität ist hoch. Ausnahme einiger Billig-Geräte auf
On-Screen-Tasten und einer Werk- alle Android-Smartphones und
zeugleiste ausgebreitet. Die Aus- Gegen nostalgische Verklärung -Tablets der letzten Jahre zutreffen.
wahl des Disk-Images erfolgt von ST-Klassikern verschreibt die Getestet wurde Hataroid auf einem
beispielsweise nicht in den Einstel- Android-Hausapotheke die Touch- Nexus 7 (2012) mit Android 5.0 Lol-
lungen, sondern im Emulations- screensteuerung. Je nach Spiel fällt lipop.
bildschirm über das Drei-Punkt- sie unterschiedlich negativ ins Ge-
Menü. Einige Einstellungen merkt wicht, schnelle Action-Spiele sind Fazit
sich der Emulator nicht beim Been- unspielbar, aber auch bei Rollen-
den. spielen oder Adventures stört die Atari-Computing unter Android
Trägheit und mangelnde Präzision macht Spaß – aber nur mit dem
Einige Optionen wurden vermisst – der On-Screen-Steuerung. Dies gilt passendem Zubehör. Das ist
so gibt es keine Möglichkeit, verti- auch für die Maussteuerung: Weder grundsätzlich nicht Hataroid anzu-
kale Tasten für den Touchscreen- im Touch- noch On-Screen-Modus lasten, denn auch andere Emulato-
Joystick einzublenden und wie bei war „Star Wars“ spielbar. Anwen- ren leiden unter dem Touchscreen.
dungen machen einen besseren
Eindruck, aber mit Software-Tasta- Hataroid ist ein kostenloser Dow-
tur und -Maus dauert alles etwas nload im Google Play Store. TOS-
länger. Zum Glück unterstützt An- und Disk-Images liegen der App
droid von Haus aus externe Einga- nicht bei.
begeräte und mit einer Hülle mit

st-computer 02/2015 31
news ➤ software hardware features online relax

Siteseeing
selbst und hat sie von allen Seiten
abgelichtet. Dazu gibt es Scans von
Prospekten und Atari-Anzeigen.

Die Atari-ST-Familie kommt auf


der Seite nicht zu kurz und so wer-
den von den ersten ST-Prototypen
bis hin zum Falcon alle ST-Modelle
ausführlich beschrieben. Tabellen
mit den technischen Daten erlau-
ben einen Vergleich der zahlreichen
ST-Variationen.

Wie die Atari Historical Society


beschränkt sich das Atari-Museum
nicht auf Computer und Konsolen:
Jukeboxen, Taschenrechner und
Telefone made by Atari bekommen
ihre eigenen Seiten, es gibt einen
Artikel über die Geschichte der Fir-
Atari Historical Society te zwar zu den ersten Adressen für ma Atari und eine Übersicht der
jeden Atari-Fan, der an Informatio- Modellnummern.
Es gibt Atari-Sammler und es gibt nen zur Atari-Vergangenheit inter-
Curt Vendel – kaum einer dürfte so essiert ist, eine Art Atari- www.atarimuseum.de/atariindex.htm
eine umfangreiche Sammlung an Enzyklopädie sollte aber nicht
Success Denied
Atari-Hardware und historischen erwartet werden.
Dokumenten besitzen. Immerhin Vincent Höhnel ist Programmierer
befindet sich auch eine der selte- www.atarimuseum.com und offenbar ein großer Fan von
nen Cosmos-Konsolen in seinem Monochrom-Spielen. Diese Leiden-
Atari Museum
Besitz. schaft lebt er auf seinem Blog
Als deutschsprachige Ergänzung „Success Denied“ aus und widmet
Daher ist sein Atari Museum mehr empfiehlt sich das
als eine Ansammlung von techni- Atari Museum: Zum
schen Daten: Bilder der Platinen, Teil mit Bildmate-
Schaltpläne, Beschreibung der Ent- rial der Atari His-
wicklungsgeschichte einzelner Ata- torical Society, aber
ri-Projekte und Prototypen. auch mit vielen ei-
Zumindest bei den 8-Bit-Konsolen genen Bildern wer-
und -Computer ist das Online-Mu- den die Atari-
seum eines der vollständigsten im Systeme vorge-
Web. Schlechter sieht es bei den stellt. Hervorzuhe-
Computern der Tramiel-Ära aus: Pe- ben ist die hohe
ripherie-Seiten sind unvollständig Qualität der Bilder:
oder leer, der Falcon030 wird in we- Der Betreiber der
nigen Zeilen abgehandelt, ebenso Seite besitzt viele
wie die Atari PCs. So gehört die Sei- Atari-Systeme

32 st-computer 02/2015
news ➤ software hardware features online relax

ne Arbeit an dem neuen Computer,


dem Atari ST.

Sein Blog enthält viele inter-


essante Anekdoten, etwa, dass ne-
ben Windows und GEM auch GEOS
als grafische Benutzeroberfläche
für den ST im Gespräch war und wie
aggressiv der Zeitplan des Hard-
ware- und Software-Teams war.
Nach der Entscheidung für CP/M
68k und GEM wurde das Software-
Team in der Nähe von Digital Rese-
arch einquartiert. Zunächst standen
keine Prototypen zur Verfügung –
die Entwickler behalfen sich mit
die Rubrik „Spielemuseum“ zwei le- Als eine Hommage an Dongleware Apples Lisa-Computer und Motoro-
gendären Softwareschmieden, die entwickelt Höhnel seit einigen Jah- las VME-10-Workstation, um mit der
vor allem für gute S/W-Spiele be- ren „Spacola Eclipse“ für Windows, Arbeit zu beginnen. Atari hatte
kannt waren. ein Remake von Spacola. Die Fertig- sogar Unix für den ST ins Auge
stellung der Monochrom-Version ist gefasst, Jahre vor der Ankündigung
Die erste ist natürlich Dongleware, für 2016 geplant. des TT/X. Doch mit einer Hardware,
beziehungsweise der Entwickler die nur bedingt Unix-fähig war und
Meinolf Amekudzi (geb. Schneider). www.successdenied.com einer Softwareabteilung, der die
Aus seiner Feder stammt die Arka- Ressourcen fehlten, um die
Dadhacker
noid-Variante Bolo, die Intro-Ani- umfangreichen Anpassungen
mation vom Macintosh-Emulators Landon Dyer hatte für Atari gear- durchzuführen, war die Umsetzung
Aladin, Esprit, die TOS-Gimmicks beitet, als die Firma noch zum War- von Unix nicht zu schaffen.
und die Oxyd-Reihe. Sowohl Oxyd ner-Konzern gehörte. Als Warner
als auch Bolo wurden später für die Computer- und Konsolen-Spar- Die Atari-ST-Beiträge machen nur
Mac und PC fortgesetzt. te an Jack Tramiel verkaufte, gehör- einen Teil des Dadhackers-Blog
te er zu den Angestellten, die von aus, aber die lebendigen Texte
Die Namen Martin Hintzen und der neuen Firma Atari übernommen vermitteln einen guten Eindruck,
Jürgen Verwohlt dürften nur weni- wurden. Auf seinem Blog beschreibt wie damals die Arbeit für Atari ge-
gen ST-Besitzern ein Begriff sein. er die Zeit der Übernahme und sei- wesen sein muss.
Als Hintzen & Verwohlt
strapazierten sie mit Titeln www.dadhacker.com
wie Thriller und Shocker die
grauen Zellen der ST-Be-
sitzer. Parallelen zu
Dongleware sind offen-
sichtlich: Auch Hintzen &
Verwohlt setzten auf Code-
Bücher statt Kopierschutz
und mit ihren späteren
Spielen wie N.o.B.I-Brain-
storm unterstützten sie
auch hohe Farbauflösun-
gen.

st-computer 02/2015 33
news software hardware features online ➤ relax

Unhear t
Vor gut 30 Jahren erschien der aber gleich mit. Handgranaten Fazit
erste Teil von Boulder Dash – müssen ebenso wie die später auf-
ein echter Evergreen, wie un- tauchenden Luftballons mit Be- Unheart erreichte auf der Silly
zählige Fortsetzungen und Klo- dacht eingesetzt werden. Venture 2014 den fünften Platz in
ne wie das auf der Silly Venture der Kategorie „Spiele“. Dies dürfte
2014 vorgestellte Unheart be- Neue Spielelemente werden nach mit Sicherheit sowohl an der un-
weisen. und nach eingeführt, der Schwie- spektakulären Technik als auch am
rigkeitsgrad steigt nicht abrupt an. Spielprinzip liegen – ein Boulder-
Unheart ersetzt die Diamanten Der Programmierer der polnischen Dash-Klon ist nun einmal nicht die
durch Herzen, bleibt dem Spiel- Demogruppe „Masters of Electric originellste Spielidee …
prinzip aber ansonsten weitgehend City“ waren sogar so über ein even-
treu: Der kleine Schatzsucher muss tuell für Spieler zu frustrierendes
in bildschirmgroßen Leveln alle Spiel besorgt, dass sich per Tasten-
Herzen einsammeln, um die Tür druck jeder Level überspringen
zum Ausgang zu öffnen. Dabei soll- lässt. Leider sinkt dadurch auch die Unheart
te ihm kein Felsen (autsch) und Motivation, sich selbst durch alle Entwickler: Masters of Electric City,
keine Handgranaten (bumm!) auf Level zu spielen. Checkpoint
den Kopf fallen. Die Handgranaten Monitor: color
Steuerung: Tastatur
können Felsen beseitigen, wer nicht
Bezugsquelle: www.demozoo.org
aufpasst, vernichtet die Herzen

34 st-computer 02/2015
news software hardware features online ➤ relax

Breakout

senkrecht fliegt, reichen leichte Fazit


Mausbewegungen, um ihn im Spiel
zu halten. Breakout.acc läuft auch auf der
Firebee, friert jedoch nach dem
Atari & Breakout Beseitigen aller Steine ein. Spiele-
risch hält sich das GEM-Spiel eng
Breakout ist ein klassisches Atari- an die Vorlage und wird auch
Arcadespiel und die Rechte an dem ebenso schnell langweilig: Jede
Spiel gingen nach 1984 an die neu- Mauer sieht gleich aus, Extras oder
gegründete Firma Atari Inc. über. Gegner gibt es keine.
1987 veröffentlichte
Atari „Super Breakout“
für den ST, das nur in
der niedrigen Auflösung
lief, später gab es mit
Breakout 2000 eine
Dieses Spiel hat keinen Na- Version für den Jaguar
men, keinen Info-Dialog und mit 3D-Perspektive.
auch kein Readme.txt. Doch Selbst die aktuellen Be-
Breakout.acc ist das erste ST- sitzer der Marke können
Spiel überhaupt – und läuft in nicht von dem Brick-
einem GEM-Fenster. Game lassen und veröf-
fentlichten „Breakout:
Als echtes GEM-Spiel läuft Break- Boost“ für iOS. Anders
out in allen drei Auflösungen des als das klassische Brea- Breakout von Atari: Oben ein weiteres GEM-Breakout,
ST und hat auch mit den höheren kout bieten Boost und unten Super Breakout.
Auflösungen späterer Atari-Compu- Breakout 2000 aber Ex-
ter kein Problem. Das Spiel ist im tras, entsprechen also
Premieren-Buch von Data Becker eher Taitos Arkanoid.
abgebildet, dürfte also parallel zur
Portierung von GEM auf den ST ent- 1992 nahm Atari die
standen sein. Im Gegensatz zum Ar- bevorstehende Veröf-
cade-Spiel, wird das GEM-Breakout fentlichung des Atari
natürlich mit der Maus gesteuert, Falcon zum Anlass für
der Mauszeiger wird während des ein Breakout-Update.
Spiels eingefangen. Acht Steinrei- Die neue Breakout-Um-
hen müssen abgeräumt werden, setzung wurde von Mike
berührt der Ball einen Stein aus Fulton entwickelt, spielt Samples
den oberen vier Reihen, gewinnt er ab, nutzt höhere Farbtiefen für
Breakout.acc
deutlich an Geschwindigkeit. Da es einen Farbverlauf und bietet einen
Entwickler: unbekannt
aber keine Objekte gibt, die dem zusätzlichen Spielmodus. Auch das
Monitor: color/mono
Ball eine andere Richtung geben, 92er Breakout lässt sich als Acces-
Steuerung: Maus
lässt sich Breakout einfach bezwin- sory installieren.
Bezugsquelle: gemcandy.atari-
gen, denn sobald der Ball fast users.net

st-computer 02/2015 35
California Games (1988)

Buggy Boy (1988) Captain Blood (1988)

Gauntlet II (1988) Goldrunner (1987)

Lemmings (1991)

Kick Off (1989)

Populous (1989)

Starglider (1987)

Diese Spiele haben den ST


geprägt und Spieler weltweit
bestens unterhalten. Diese
Doppelseite zeigt technische und
spielerische Meisterleistungen auf
dem Farbmonitor. Auf dem
deutschen Markt hatten es
Farbspiele aufgrund der
Verbreitung des S/W-Monitors
schwerer. Nur wenige Farbspiele
waren auch mit der hohen ST-
Auflösung kompatibel (Midi-Maze,
Zak McKracken)

36 st-computer 02/2015
Elite (1988)
F-16 Falcon (1988)

Dungeon Master (1987)

International Karate+ (1988)


Guild of Thieves (1987)

Wings of Death (1990) Midi-Maze II Nebulus (1988)

Sim City (1989)


Silent Service
(1986)

Speedball (1988)

Typhoon Thompson (1988)

Zak McKracken (1989)

Oids (1987)

st-computer 02/2015 37
Bolo Crystal Cave (PD)

Balance of Power - The 1990 Edition Drachen (PD)

Psion Chess

Im kommerziellen Bereich wurden


SM124-Besitzer vor allem im
Adventure-Genre fündig:
Lucasfilm Games, Magnetic Scrolls
und Sierra unterstützten mit ihren
Spielen diesen Monitor. Neben
solchen Farbspielen, die auch auf
dem Mono-Monitor liefen, gab es
auch viele Spiele, die speziell für
die hohe Auflösung entwickelt
wurden. ST-Besitzer der ersten
Stunde werden sich
beispielsweise gerne an
Ballerburg erinnern, ein Spiel,
welches auch Jahrzehnte später
Programmierer und sogar Musiker Toledo Salamanca (PD)
inspiriert.

38 st-computer 02/2015
Spacola N.o.B.I. Racing

Oxyd Leisure Suit Larry 2

Wizard Royal Wonderland

Thriller N.T.

Ballerburg (PD)

st-computer 02/2015 39
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Eier & Pinguine


XL-Spiele von der Silly Venture 2014
Das berühmteste Ei der Com- ren Auflösung zwar nicht heran, chen. Daher ist der Spieler ge-
putergeschichte hüpft nun auch aber Dizzy hätte in dieser Form zwungen, per Feuerknopf weitere
auf Ataris 8-Bittern und Pingui- auch damals von Codemasters ver- Pinguine auf die Reise zu schicken,
ne suchen ein Zuhause. Zwei öffentlicht werden können. Wer al- aber die bereits auf dem Bildschirm
Spiele von der Demoparty Silly so etwas für das hüpfende Ei übrig befindlichen tierischen Frackträger
Venture 2014 im Test. und das Spiel nicht schon auf an- nicht aus den Augen zu lassen.
deren Systemen gespielt hat, sollte
Treasure Island Dizzy sich die XL-Version herunterladen. Die Pinguine sind leider nur dürf-
tig animiert und watscheln in zwei
Als das erste Dizzy 1987 erschien, The Great Return of the Animationsphasen über das Eis.
war der Atari XL als Spieleplattform Penguins Zudem erscheinen gerade im Genre
deutlich abgeschlagen. So erschien der Denskpiele ständig neue Titel
weder der erste Teil, noch einer der Das zweite 8-Bit-Spiel im Silly- und The Great Return of the Pen-
Nachfolger für den kleinen Atari. Venture-Spielewettbewerb erreich- guin hat sicher nicht die Klasse ei-
te knapp hinter Unhe- nes Tetris oder Klax.
art den sechsten Platz.
The Great Return of Fazit
the Penguins ist ein
Denkspiel, das am Die beiden Spiele könnten unter-
ehesten mit Lemmings schiedlicher nicht sein. Bei der Ab-
verglichen werden stimmung trennten beide Titel nur
kann. In den bild- wenige Punkte: Dizzy kam auf 479,
schirmgroßen Leveln Penguins auf 457 Punkte. Ange-
müssen Pinguine si- sichts der vielen Denkspielen aus
cher von einem Iglu der Homebrew-Ecke ist Dizzy als
zum anderen gebracht Jump'n'Run der interessantere Titel,
werden. Der Spiel hat trotz der spielerischen Schwächen
Treasure Island Dizzy ist der zweite keine Kontrolle über die Pinguine, des Originals. Beide Spiele können
Teil der Dizzy-Reihe und wurde un- kann die Löcher im Eis aber per über die Website demozoo.org
ter anderem für den Atari ST veröf- Joystick für wenige Sekunden ver- heruntergeladen werden.
fentlicht. Es gilt als eines der schließen. Die Richtung ist dabei
schwierigsten Spiele der Reihe, da neben jedem Loch angegeben. Fällt
jede Berührung eines Gegners Dizzy ein Pinguin in ein Loch, bleibt dies
das einzige Bildschirmleben kostet. ohne Folgen – es
Hinzu kommt ein primitives Inven- müssen aber inner-
tory-System und eine Welt, die nur halb des Zeitlimits
so gespickt ist mit Fallen – nach eine bestimmte An-
objektiven Gesichtspunkten ist Tre- zahl von Pinguinen
asure Island Dizzy kein gutes Spiel, gerettet werden.
zum Klassiker wurde es dennoch.
Wer ruhig abwar-
Die XL-Umsetzung ist technisch tet, bis ein Pinguin
und spielerisch gut gelungen. An auftaucht, wird die-
die Schärfe der Spectrum-Optik se Mindestquote
kommt der Atari mit seiner geringe- aber nicht errei-

40 st-computer 02/2015
Gauntlet II
Gauntlet II gilt als eine der besten Arcade-Konvertierungen für den Atari ST: Bis zu vier Spieler
kämpfen sich gleichzeitig durch unterirdische Verließe voller Monster.

Vier Figuren stehen zur Auswahl, nicht jeden Schatz aufsammeln ist besten Schätze kämpfen. Ohne
die sich in ihren Stärken und das Erfolgsrezept bei Gauntlet II. Ei- Frage fehlt es dem Jaguar an Multi-
Schwächen unterscheiden: Der ne wichtige Rolle kommt auch dem player-Titeln, bei denen auch ko-
Krieger kann besonders gut austei- Diagonalschuss zu: So mancher Ge- operativ gespielt werden kann. Der
len, aber mit Magie wenig anfangen, nerator lässt sich auf diese Weise Team Tap für bis zu vier Spieler
der Magier richtet mit Zauberträn- aus sicherer Entfernung unschäd- wird unterstützt.
ken am meisten Schaden an. Wal- lich machen.
küre und Elf liegen Vorgänger
dazwischen. Diese Kämpfer
wagen sich in die laby- Vor Gauntlet II wurde auch
rinthartig aufgebauten Ver- der erste Automat auf den ST
ließe, die voller Schätze, umgesetzt. Diese Umsetzung
aber eben auch von Mons- leidet aber unter einer miss-
tern bevölkert sind. glückten Farbpalette, ruckli-
gem Scrolling und Slowdowns,
Jeder Level scrollt in alle wenn sich viele Gegner auf
Richtungen und besitzt dem Bildschirm befinden.
einen, manchmal aber auch Laut Klaz, der viele ST-Spiele
mehrere Ausgänge. Generatoren Auch für den Jaguar an Falcon, CT60 und TT angepasst
produzieren ständig neue Monster hat, läuft Gauntlet I erst auf einem
und sollten daher bevorzugt besei- Gauntlet II ist eines der ST-Spiele, TT mit 32 MHz oder einer CT60 im-
tigt werden. Jeder Kämpfer verfügt die von Cyrano Jones auf den Jaguar mer flüssig.
über eine Waffe, kann aber auch portiert wurden. Als 1:1-Portierung
Monster im Nahkampf bezwingen. nutzt das Spiel die Jaguar-Hardwa- Fazit
Letztere Option sollten gerade Zau- re natürlich nicht aus: Die Samples
berer nur im Notfall wählen. klingen etwas verrauscht, Grafik Jede Variante von Gauntlet läuft
und Scrolling kommen nicht ganz erst im Mehrspielermodus zu
Selbst wenn der Spieler nicht von an das Arcade-Original heran. Auch Höchstform auf. Alleine wird das
Monstern getroffen wird, verliert er das wohl beste Konsolen-Gauntlet, Hack and Slash schnell langweilig:
ständig Lebensenergie. Nahrungs- Gauntlet IV auf dem Mega Drive, ist Nach den ersten zehn Leveln kennt
mittel verbessern die Gesundheit, dem ST- und Jaguar-Gauntlet über- der Spieler bis auf den Drachen alle
nützlich sind auch Zaubertränke legen. Monster und Fallen. Trotz dieser
und Amulette. Letztere verleihen Schwäche gehört Gauntlet II zu den
dem Spieler für einen Level zusätz- Ob dies Jaguar-Besitzer mit der besten Arcade-Umsetzungen für
liche Kräfte, etwa den Abprall- entsprechenden Hardware – ein den Atari ST.
schuss. Truhen lassen sich mit Skunkboard ist Voraussetzung –
einem Schlüssel öffnen und enthal- stören wird, ist fraglich: Vor allem Gauntlet II
ten einen Schatz – oder den Tod mit mehreren Spielern macht Entwickler: U.S. Gold (ST)
persönlich. Gauntlet II Laune. Die Spieler kön- Systeme: ST, STE, Jaguar
nen sich gegenseitig unterstützen, Steuerung: Jagpad (Jaguar), Joystick
Immer in Bewegung bleiben und aber auch jeder für sich um die Bezugsquelle: AtariAge (Jaguar)

st-computer 02/2015 41
Atari: Die guten Jahre
Nach einer Apple-Ausstellung Retro-Rundgang Pong entschieden: zwei Spieler, vier
im letzten Jahr hat sich der Of- Spielvarianten.
fenbacher Digital Retro Park Obwohl Atari-Prototypen wie der
(www.digitalretropark.de) an- Cosmo oder hierzulande nie er- Nettes Detail am Konsolentisch:
lässlich des 30. Geburtstag des schienene Computer wie der die Atari-Konsolen waren chrono-
STs die Firma Atari vorgenom- 1200XL, nicht zu sehen waren, logisch angeordnet. Besucher
men – aber nur die „guten Jah- konnten auch Atari-Veteranen so konnten sich also von Pong über
re“. manche Hardware erspähen, die das VCS 7800 zum Lynx durchspie-
nicht alltäglich ist. So beispielswei- len und sich zum Schluss von Cy-
Diese schließen Atari unter se ein Pong-Automat im Mini-For- bermorph-Skylar maßregeln lassen
Bushnell und Warner, die Tramiel- mat, in dem ein Arduino-Computer („Where did you learn to fly?“). Im-
Ära, sowie die Arcade-Firma Atari die Spielelogik übernimmt. Die Lie- posanteste Konsole war natürlich
Games ein. Was Atari, beziehungs- be zum Detail ist erstaunlich. Na- das VCS 5200 mit dem ebenso rie-
weise die Besitzer der Atari-Marke, türlich war auch eine der sigen Trackball.
in den Jahren danach veröffentlicht Original-Pong-Konsolen Ataris auf
haben, war schließlich weder be- der Ausstellung. Für die Atari-Ver- Arcade
sonders bemerkenswert, noch mu- anstaltung hat man sich für Super
seumsreif. Gleich fünf Automaten waren auf-
gebaut und natürlich auf Freispiel
Für die Ausstellung hatte der DRP eingestellt. Diese Spiele stecken in
jede wichtige Hardware der Firma den Original-Gehäusen, mit ent-
Atari ausgestellt. Ganz wie in mo- sprechenden spielspezifischen
dernen Computer-Museen wurde Controllern. Bei Paperboy ist dies
die Hardware nicht in Vitrinen ver- ein Fahrradlenker, bei Crystal Cast-
steckt, sondern stand für alle Besu- les und Centipede ein Trackball.
cher zum Ausprobieren zur Ver- Gauntlet beeindruckte mit vier
fügung. Aufgeteilt war die Aus- Sticks und einer amüsanten deut-
stellung in Arcade, Konsolen, 8-Bit schen Übersetzung („Spieler Health
und die ST-Familie, hinzu kam eine Gie Zerstoert: arschlagen werden“).
Art Lounge, in der auch die Kultur-
veranstaltungen abgehalten wur- Persönlicher Favorit war aber der
den. Asteroids-Automat. Die alten Vek-

42 st-computer 02/2015 Illustration: Digital Retro Park


torgrafik-Automaten mit ihrer ab- Maschine Musik in psychedelischen Stars
strakten Grafik sind ohnehin gut Animationen.
gealtert, aber Asteroids sorgt mit Obwohl IT-Newsseiten wie Heise
seiner atmosphärischen Soundku- ST, Falcon & Co. oder Golem die Veranstaltung
lisse und schnellem Gameplay auch ignorierten, besuchten doch einige
heute noch für verschwitzte Hände. Zu guter Letzt gab es natürlich bekannte Personen die Ausstellung.
auch noch einen Der ehemalige Commodore- und
Raum mit den Amiga-Manager Petro Tyscht-
16/32-Bit-Maschi- schenko konnte einige Anekdoten
nen von Atari. Ver- über Jack Tramiel erzählen und der
treten waren ein frühere Atari-Angestellte Erich
520 ST+ mit SH204- Grikscheidt wusste einiges über
Festplatte, ein Me- Atari Deutschland zu berichten –
ga ST, der 1040 etwa, dass Atari Millionen in den
STE, Falcon, Stacy, Bereich DTP steckte. Ende Januar
ST Book und der schauten dann auch noch zwei
TT. Für den kleins- ehemalige Calamus-Entwickler von
ten Atari war auch DMC vorbei. Auch die Hessenschau
noch Platz: Der berichtete über die Ausstellung,
Portfolio vertrat die Atari-PCs. beschränkte sich aber auf die
Bitte acht Bit
Spielkonsolen und Arcade-Maschi-
Der nächste Raum gehörte den 8- Der 520 ST+ zeigte sich mit einer nen. Anlass des Berichts war der
Bit-Maschinen der ersten (Atari 400 Slideshow aus Spectrum-512-Bil- „Stummfilmabend“, während dem
und 800), zweiten (800 XL) und drit- dern farbenfroh, hatte aber auch ein Musiker alte VCS-Spiele auf dem
ten (130 XE) Generation, inklusive einige Spiele zu bieten. Der Mega ST Keyboard begleitet hatte.
der jeweils passenden Peripherie. lud zu Artillerieduellen mit dem le-
Am XL konnten sich Kreative mit gendären Ballerburg ein und auf Ausblick
Hilfe der Maltafel ausprobieren, dem STE lief eine Megademo, die
Ataris Grafiktablett. Mit einem mo- von so manchem Besucher wohl Der Digital Retro Park plant noch
dernen Grafiktablett ist es kaum mit einem Spiel verwechselt wurde, für dieses Jahr die Eröffnung eines
vergleichbar, damals waren diese da die verschiedenen Teile der De- Computer-Museum, dem ersten im
Geräte jedoch eine echte Erleichte- mo hinter Türen steckten. Der TT Rhein-Main-Gebiet. Sicher wird
rung, denn nur mit Grafiktablett mit Großbildschirm wurde vor allem auch die ein oder andere Atari-
lässt sich mit dem Freihandwerk- als MIDI- und DTP-Maschine ver- Hardware dort einsatzbereit ste-
zeug vernünftig zeichnen. Atari ver- wendet. hen. Einen ausführlichen Bericht
anstaltete sogar Wettbewerbe – die über die Ausstellung „Atari - die
Kritzelei des Verfassers wäre wohl Leider war das ST Book nicht guten Jahre“ inklusive einem Inter-
nicht in die engere Auswahl gekom- funktionsfähig, so konnte Ataris view mit den Machern finden Sie im
men. Notebook zwar betrachtet, aber großen Sonderheft der st-computer.
nicht benutzt werden.
In den frühen „guten Jahren“ be-
schäftigte sich Atari nicht nur mit
Konsolen, Computern und Arcade-
Maschinen, sondern arbeitete auch
an einigen ungewöhnlichen Pro-
dukten. Zur Marktreife entwickelt
wurde Atari Video Music, die wohl
erste Visual-Light-Machine zum An-
schluss an den Fernseher: Audio-
quelle und Fernseher anschließen
und schon interpretiert die Atari-

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Love the Machine


Atari SM124
Inspiration
hatte die Industrie zum SM124,
Die flimmerfreie Dar- schließlich wurde der Name Atari
stellung des Monitors eher mit Spielzeug in Verbindung
prädestinierte den ST gebracht. Diese Akzeptanzprobleme
früh für ernsthafte An- waren nicht Atari-spezifisch: Auch
wendungen, die vor al- der Amiga und der Mac hatten Pro-
lem aus Deutschland bleme, in Firmen als ernsthafte Al-
kamen: Signum!, Adi- ternative zu DOS- und CP/M-
mens, Twenty-Four, Computern akzeptiert zu werden.
Notator und STAD wa-
ren frühe Spitzenpro- Spaltung
gramme. Zwar kann
auch die mittlere ST- Die hohe, nur zu speziellen Bild-
Gestochen scharfe Darstellung, Auflösung 80 Zeichen pro Zeile dar- schirmen kompatible Auflösung des
flimmerfrei: Der SM124 ver- stellen, aber für Anwendungen ist ST hatte aber auch Nachteile: Sie
wöhnte bereits die ersten ST- sie aufgrund der niedrigeren verti- führte zu einer Spaltung des Soft-
Besitzer mit seiner Bildqualität kalen Auflösung weniger geeignet. waremarkts. Da der SM124 nicht die
und war lange ohne Konkurrenz. niedrige und mittlere Auflösung
Die zusätzlichen Pixel wussten darstellen konnte, waren ST-Besit-
Kaum ein Monitor war für einen auch Fans des Macintosh zu schät- zer mit Monochrombildschirm auf
Computer so wichtig, wie der SM124 zen, die über den Emulator Aladin kompatible Software angewiesen.
für den Atari ST. Der Monitor war Mac-Software auf dem ST ausführ- Spiele waren mit Ausnahme von
Anfangs der einzige Bildschirm, der ten. Das Duo ST und SM124 war dem Adventures meist nur mit der nied-
die hohe Auflösung des 520 ST un- Mac nicht nur im Preis überlegen, rigen Auflösung kompatibel. Die
terstützte und bot eine Bildwieder- sondern bot auch eine höhere Auf- Spaltung konnte auch im PD-Markt
holfrequenz von 71Hz. Mögen PCs lösung bei besserer Bildqualität. beobachtet werden: Nur sehr we-
mit Hercules-Grafikkarte oder der nige Programme waren mit allen
Amiga eine höhere Auflösung be- Der Markt für monochrome Atari- drei Auflösungen kompatibel, wer
sessen haben, die flimmerfreie Software war gerade in Deutsch- nur einen Bildschirm besaß, konnte
Darstellung des Duos ST und SM124 land so groß, dass auch Nischenan- mitunter nur die Hälfte der Pro-
erreichten sie nicht. Atari verkaufte wendungen erschienen. Eine davon gramme einer Diskette nutzen.
den ST zunächst nur zusammen mit war die Textverarbeitung 2nd Word,
einem Monitor und gerade in die eine ganze A4-Seite auf dem Erst später gab es ein Umbaukit
Deutschland entschieden sich viele Monitor darstellte. Dazu verwende- von Eickmann, um auch die beiden
für den SM124. ten die Entwickler einen kleineren anderen Auflösungen auf dem
Schriftsatz und drehten die Darstel- SM124 zu nutzen. Außerdem er-
Wer die hohe Auflösung nutzen lung: 2nd-Word-Anwender mussten schienen diverse Software-Emula-
wollte, hatte allerdings auch keine ihren Monitor hochkant aufstellen, toren, um die niedrige und mittlere
andere Wahl: Nur teure Multisync- um die Seite zu betrachten. Heute Auflösung darzustellen. Diese
Monitore waren mit der Auflösung bieten diverse Displays einen sol- Software-Emulatoren wie Emula
kompatibel. Erst der Falcon war in chen Hochkantmodus, damals war waren allerdings für schnelle Spiele
der Lage, 640x400 Bildpunkte auch dies ein Novum. ungeeignet.
über RGB oder auf einem Fernseher
auszugeben. Ein eher gespaltenes Verhältnis

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Anwendungen

2nd Word Signum! 2

SM124 in der Werbung

Besonders in Deutschland setzte die Atari-Werbung auf den SM124.

Werbung: atari-home Gallery


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Vorschau 04/2015 Impressum

Die April-Ausgabe der st-computer ST-Computer 02/2015

Chefredakteur: Matthias Jaap

Redaktionelle Mitarbeiter in dieser


Ausgabe: Stefan Matthäus

Redaktion:
Matthias Jaap
Danzierstraße 125
51063 Köln
www.jaapan.de
mj@jaapan.de

Layout: Matthias Jaap

Coverbild: Michael Vogt

Druck: Konstantin Themelidis

Interview mit Shiraz Shivji Erscheinungsweise: 6 x im Jahr


Der Chef-Designer des Atari ST im Interview: Wie in wenigen Monaten eine
neue Computer-Generation entstand. Das große Interview exklusiv in der Artikeleinsendung:
Ausgabe 04/15 der st-computer! Artikel jeder Art werden gerne entge-
gengenommen. Sie müssen frei von
Microsoft Write Rechten Dritter sein. Mit der Einsen-
dung gibt der Verfasser die Zustim-
Dieses Programm steht schon seit Jahren in der kleinen Atari-Sammlung des mung zum Abdruck und der digitalen
Chefredakteurs, nun ist es Zeit für eine ausführliche Vorstellung von Veröffentlichung.
Microsofts erstem (und einzigem) Atari-ST-Programm.
Veröffentlichungen:
HomeCon Sämtliche Veröffentlichungen in die-
sem Magazin erfolgen ohne Berück-
Fünfmal im Jahr trifft sich die Retro-Gemeinde im Rhein/Main-Gebiet zur sichtigung eines eventuellen
HomeCon. st-computer war dabei und entdeckte ungewöhnliche Atari-8-Bit- Patentschutzes. Warennamen werden
Hardware, ein VCS unterm Skalpell und einen Atari ST, der eine alte CP/M- ohne Gewährleistung einer freien
Schreibmaschine reanimierte. Verwendung benutzt.

Außerdem Haftungsausschluss:
Für Fehler in Text und Bildern wird
Testbericht Voc!, Degz für den Jaguar, die besten Atari-Aprilscherze und mehr! keine Haftung übernommen.

(C) Copyright 2015 by Matthias Jaap

Die st-computer 04/2015 können Sie bei Konstantin Themelidis


(dbsys@web.de) für 5,90 Euro inkl. Versand bestellen.

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Magnetic-Scrolls-Gründerin Anita Sinclair über Grafiker Geoff Quilley (Happy Computer 01/87)
Autor werden!
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Retro-, Software-, Hardware- oder Szene? Dann teilen Sie Ihre Atari-
Begeisterung mit anderen stc-Lesern! Artikeleinsendungen sind
jederzeit willkommen und eine Bereicherung für das einzige
Magazin für Atari ST/TT/Falcon und Konsole. Melden Sie sich bei
Matthias Jaap (mj@jaapan.de).

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