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Modern Language Society

ZUR BESCHREIBUNG DER VALENZ VON SUBSTANTIVEN IM HEUTIGEN DEUTSCH


Author(s): Jarmo Korhonen
Source: Neuphilologische Mitteilungen, Vol. 82, No. 4 (1981), pp. 443-466
Published by: Modern Language Society
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/43343416
Accessed: 27-06-2017 16:05 UTC

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443

ZUR BESCHREIBUNG DER VALENZ VON SUBSTANTIVEN IM HEUTIGEN


DEUTSCH

Zu: Bengt Sandberg, Zur Repräsentation , Besetzung und Funktion einige


Leerstellen bei Substantiven. Göteborger germanistische Forschungen 18
1979, 232 S.

1. Einleitung. - 1.1. Grundlagen und Einordnung in die Grammatik . -


für seine Beschreibung der valenzbedingten Umgebung von Substantiven hat
S(andberg) mit seiner Dissertation (Sandberg 1976) geschaffen, in der e
allem um den Nachweis geht, da/} sich die allermeisten Verbalsubstantiv
Ableitungssuffix -(e)n im Kontext durch eine finite Form des entsprechend
reverbalisieren lassen und somit nichts anderes als eine grammatische Va
zugrundeliegenden finiten Verbform darstellen. Für die Reverbalisieru
formation gilt, daß der Ausgangssatz mit einer Ableitung und der
einer finiten Form des Basisverbs semantisch äquivalent sein müssen. Ab
mit dem Suffix -( e)n , für die sich im Kontext keine Reverbalisierung durc
läßt, klassifiziert BS als lexikalisiert und gewinnt so eine prinzipielle Zweite
Verbalsubstantive, die auch für das hier zu besprechende Werk die Grundlag
Außer dem gemeinsamen theoretischen Hintergrund zeigt sich für Sand
und 1979 aber auch im empirischen Bereich ein enger Zusammenhang, in
der jüngeren Arbeit zum Teil dasselbe Korpus (7272 -(^/i-Ableitungen
modernen deutschen Prosasprache) zugrunde gelegt worden ist wie der ä
Sandberg 1979 umfaßt das Untersuchungsmaterial neben den Belegen
Ableitungen auch Belege für -ung- Ableitungen, die aus dem für Rosengren
zusammengetragenen Korpus stammen. Darüber hinaus verwendet BS
Beschreibung und Erklärung der Valenzverhältnisse bei Substantiven Be
nicht in literarischen Quellen belegt, sondern von ihm selbst bzw. vo
Informanten formuliert sind. Als eine weitere Gemeinsamkeit zwische
1976 und 1979 sei erwähnt, daß zur Veranschaulichung der theoretisc
führungen teilweise dieselben Belege angeführt werden und daß hier w
einigen früheren Darstellungen der Verbalsubstantive dieselbe Kritik g
BS untersucht die Substantivvalenz nicht nur im Kleinkontext, d. h. i
einer Substantivgruppe oder eines Satzes, sondern überschreitet die Satz
dringt so in den Großkontext vor. Die Teilbereiche der Grammatik als einer
linguistischen Theorie über eine Einzelsprache, in die sich die Darlegun
einordnen lassen, sind folglich die Textlinguistik und die Syntax. Für beide
sind bei BS sowohl formale als auch inhaltliche Betrachtungen zu beobach
die letzteren besonders logisch-semantischer Art sind. Innerhalb der Syntax
der Nominalsyntax und ihrem Verhältnis zur Satzsyntax eine besonder
was auf der einen Seite durch die Reverbalisierung von Verbalsubstan

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444 JARMO KORHONEN

der anderen Seite durch die Nominalisi


genannten grammatischen Teiltheori
Gesichtspunkten der Lexikologie, eines d
zu tun, im ganzen steht jedoch die Synt
und Semantosyntax im Vordergrund.

1.2. Gliederung und Inhalt. - Das vorlieg


von denen Teil I ("Das Agens und das
leitungen") die Seiten 11 bis 57, Teil II
Seiten 58 bis 114 und Teil III ("Das Abst
Der dritte Teil hat also im Vergleich zu
Umfang. Die drei Kapitel weisen eine un
wobei besonders auffällt, daß die Anme
verzeichnis am Ende des Buches als Absc
sie sich natürlich auf die ganze Arbeit bezi
Darstellung eine kritische Besprechung
setzung von Leerstellen bei Verbalsubst
konkreter Satzbelege mit reverbalisierb
der Unterscheidung von Intransitivität bzw
Agens und dem Patiens wird abschließe
anderer Leerstellen des Verbs bei entsp
substantiven eingegangen.
In Teil II wird zunächst die Rolle des
substantivmustern, und zwar bei reverbali
-w/i£-Ableitungen untersucht. Dabei w
Possessivpronomens von den beiden
gemacht. Nach der Betrachtung der re
Verbalsubstantive wendet sich BS lexikalisierten Verbalsubstantiven zu und
konzentriert sich hier auf solche mit dem Suffix -ung. Es wird zwischen patiens-
integrierenden und mittelintegrierenden -w/ig-Substantiven unterschieden, die je
nachdem ob sie eine satz- oder infinitivförmige Ergänzung zu sich nehmen können,
in zwei Gruppen unterteilt werden.
Im dritten Teil der Arbeit spielt das Wortbildungsmuster des Substantivs keine
Rolle. Was die Substantive hier verbindet, ist die Eigenschaft, einen Konjunktional
satz oder eine Infinitivkonstruktion als Bestimmung zu haben. Unter Verwendung
logisch-semantischer und morphosyntaktischer Kriterien teilt BS diese Bestim-
mungen (sie werden "Abstrakt-Konstruktionen", die Substantive selbst "Abstrakta"
genannt) in drei Typen ein. Ein spezifisches Untersuchungsobjekt bilden die
Beziehungen zwischen den Abstrakt-Konstruktionen und bestimmten Elementen in
dem Teil des Satzes, der das Abstraktum enthält (" Abstraktum-Satz" genannt). Nach
der Beschreibung der drei Typen der Abstrakt-Konstruktionen werden noch mehrere
Einzelfragen zum Diskussionsgegenstand gemacht. In einem umfangreicheren

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Abschnitt werden zunächst die infinitivischen Abstrakt-Konstruktionen besonders


besprochen, dann werden die Anschlußmöglichkeiten des Agens (von bzw. durch)
erörtert. Zuletzt behandelt BS bestimmte Spezialprobleme des Possessivpronomens
und des Genitivattributes sowie das Vorkommen von Pronominaladverbien bei
Abstrakta. Abgeschlossen wird der dritte Teil durch einen Abschnitt, in dem BS für
das Abstraktum eine neue Definition liefert, seinen Abstrakt-Begriff in das System der
deutschen Substantive einordnet und ihn mit anderen Abstrakt-Definitionen ver-
gleicht.

2. Zentrale Probleme. - 2.1. Begriffe und Termini. - Valenz ist eine Eigenschaft,
die zu den grammatischen Teiltheorien Syntax, Lexikologie und Textlinguistik in
Beziehung gesetzt werden kann. Die Zahl der mit Valenz verbundenen gramma-
tischen Gesichtspunkte vermehrt sich, indem man für die Valenz eine logisch-
semantische Grundlage ansetzt und morphosyntaktische Realisierungen der Valenz-
beziehungen in einem konkreten Satz- und Textzusammenhang beschreibt. Gerade
dies tut BS, und so ist seine Arbeit sehr reich an interessanten Blickwinkeln, die
zunächst zu einer Betrachtung von Begriffen und Termini Anlaß geben.
In einer neuen Untersuchung zur Valenz, zu der es nunmehr eine Reihe unter-
schiedlicher theoretischer Konzeptionen gibt, würde man eigentlich eine genaue
begriffliche Bestimmung der Valenz erwarten. In der Arbeit von BS wird jedoch
weder die Valenz im allgemeinen noch die Substantivvalenz im besonderen exakt
definiert. Statt dessen wird S. 1 1 festgestellt: "sprachliche Valenz ist die Fähigkeit
eines sprachlichen Elements, sich mit anderen sprachlichen Elementen verbinden zu
können". Eine derartige Definition, die nach BS ein invariantes Merkmal "aller vor-
kommenden Definitionsvarianten" (ebenda) beinhaltet, ist natürlich sehr vage und
kann keine Grenzziehung zwischen valenzbedingten und nichtvalenzbedingten
(= freien) Bestimmungen unter den "anderen sprachlichen" Elementen leisten, mit
denen ein sprachliches Element eine syntaktische Verbindung einzugehen vermag.
Obwohl sich aber die obige Definition auf die gesamte syntaktische Umgebung eines
sprachlichen Elementes (z.B. eines Substantivs) ohne Differenzierung von valenz-
bedingten und freien Bestimmungen bezieht, zeigt sich in der Arbeit später, daß BS
praktisch nur erstere beschreibt. Er verwendet dafür den Terminus "Mitspieler",
was insofern begründet ist, als seine Valenzkonzeption eine logisch-semantische
Basis hat. Es wäre vielleicht sinnvoll, in der Valenztheorie überhaupt folgende
terminologische Präzisierung vorzunehmen: Die Termini "Aktant" bzw. "Mit-
spieler" werden in Anlehnung an die Tesnièresche Deutung der Valenzverhältnisse
bei einer logisch-semantisch orientierten, der Terminus "Ergänzung" dagegen bei
einer rein syntaktisch orientierten Betrachtung verwendet.
Für die Arbeit von BS, vor allem aber für ihren ersten Teil sind zwei Mitspieler-
Rollen besonders wichtig. BS bezeichnet sie als "Agens" bzw. "Patiens" und sagt
(S. 24), da ß diese Termini für die syntaktischen Größen Subjekt bzw. Akkusativ-
objekt des Basisverbs in einem reverbalisierten aktivischen Satz stehen. Gewisser-

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maßen ist der Gebrauch dieser Termini b


stimmungen beim Substantiv und Verb eine
haben, so daß gemeinsame Termini nicht
jedoch problematisch, daß BS hier logisch-
er in Wirklichkeit morphosyntaktische R
Ergänzungen des Basisverbs in Sätzen m
-(e)rt-Ableitung untersucht; das verrät e
Um konsequent zu sein, hätte er auch h
Tiefenkasus ausgehen und dann auf deren
gehen können. Es ist nicht einleuchtend
sondern erst später, hauptsächlich bei der B
kasus beschäftigt. Einer von den von BS
semantische Agens", welcher Terminu
"Agens" schon allein eine logisch-semant
Terminus strebt BS jedoch offensichtlich ei
I gibt es für das Agens einen Bezug auf eine
weil die Abstrakta keine Reverbalisierung
Ein weiterer Begriff, für den man eine ex
- dieser Begriff kommt auch im Titel de
von BS läßt sich jedoch entnehmen, daß F
Arbeit als logisch-semantische Rolle oder
ist: einerseits spricht er von der Agens- bzw
daß eine Abstrakt-Konstruktion die Funk
Spezifizierung von dem Abstraktum zu
kritischen Leser die von BS verwendet
"syntaktisch-grammatisch" nicht ohne w
Terminus und sein Äquivalent "grammat
finden ist, klingen etwas fremd, denn in de
und Syntax als Teil davon aufgefaßt. Gem
Syntax, für den sich neuerdings der Term
hat. Auch für den Begriff der Isomorph
logisch-semantischer und syntaktischer Val
valenzspezifischen Forschungsliteratur n
Isomorphie auf eine absolute Parallelität
bedingten Bestimmungen bezieht und som
quantitativ interpretiert. Wenn ein Satz
Ergänzung nicht mehr grammatisch ist,
eine syntaktische als auch um eine logisc

1 BS spricht zwar hier (S. 23f.) von "semantischer V


semantisch" zu verwenden, der sowohl die logische B
deren semantische Beschreibung impliziert. Bei der s
Bedeutungskomponenten der Mitspieler, aber nich

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 447

S. 23 stellt BS fest, daß für die Untersuchung der Valenzverhältnisse der Verbal-
substantive hinsichtlich der Leerstellen des Agens und des Patiens unbedingt der
Kontext heranzuziehen ist. Er unterscheidet zwischen "unmittelbarem Kontext" und
"Großkontext", wobei jedoch für beide Termini eine genauere Erklärung fehlt.
Es hätte beispielsweise angegeben werden können, wieviel Sätze der unmittelbare
bzw. Großkontext um den Satz herum umfaßt, in dem das Verbalsubstantiv vor-
kommt. Angesichts einer fehlenden Kontextdefinition ist es auch nicht verwunder-
lich, da ß das Suchen und Bestimmen des "Partnerwortes", eines weiteren zentralen
Begriffs in der theoretischen Konzeption von BS, kein absolut eindeutiges Ver-
fahren darstellt. Ein Partnerwort ist nach BS "ein Wort, welches außer seiner
jeweiligen Satzgliedfunktion noch die Rolle als Mitspieler zu einem reverbalisier-
baren Verbalsubstantiv ausübt" (S. 6) und kann entweder in demselben Satz wie das
Verbalsubstantiv oder im Kontext vorhanden sein. Diese Wesensbeschreibung
enthält einen syntaktischen und einen logisch-semantischen Teil, und wenn man
besonders an den ersteren im Sinne der Valenz- und Dependenzsyntax denkt, so ist
das Partnerwort theoretisch nicht unproblematisch. Das Partnerwort kann nämlich
entweder ein valenzbedingtes oder ein freies Dependens zu dem Verb sein, mit dem
es im Satz auftritt, gleichzeitig ist es aber auch ein valenzbedingtes Dependens eines
Substantivs. Es hat m. a. W. zwei Regentien, was in der Dependenzsyntax grund-
sätzlich nicht möglich ist: das Dependens kann jeweils nur ein Regens haben,
während dem Regens mehrere Dependentien untergeordnet werden können.
In bezug auf syntaktische Eigenschaften, die speziell die Wortklasse des Verbs
betreffen, sei zunächst auf den Gebrauch der beiden Termini "transitiv" und
"intransitiv" hingewiesen. Nach der herkömmlichen Auffassung wird das Verb als
transitiv bezeichnet, wenn es ein Akkusativobjekt verlangt, das bei der Passiv-
umformung zum Subjekt des Satzes wird. BS liefert uns zwei neue Auffassungen von
Transitivität, indem er einmal ein Verb mit obligatorischem Akkusativobjekt
"obligatorisch transitiv" nennt (S. 62f.) und zum anderen Verben mit Akkusativ-,
Dativ-, Genitiv- oder Präpositionalobjekt unter der Rubrik "transitiv" zusammen-
faßt (S. 187f.). Intransitiv dagegen ist für BS ein Verb, in dessen Stellenplan weder
ein Kasus- noch ein Präpositionalobjekt vorgesehen ist (S. 187). Die Termini von
BS auf S. 187f. beziehen sich auf die Morphosyntax, obwohl die Ausführungen an
dieser Stelle logisch-semantisch ausgerichtet sind. Auch aus diesem Grunde wäre es
besser, in diesem Zusammenhang anstatt von Transitivität bzw. Intransitivität von
"Mehrstelligkeit" (Verben mit mehreren Mitspielern, denen in der Morphosyntax
z. B. ein Subjekt und verschiedene Subklassen des Objekts entsprechen) bzw.
"Einstelligkeit" (Verben mit einem Mitspieler, der als Subjekt realisiert wird) zu
sprechen. - Ein zweiter verbbezogener Terminus, der bei BS in einer anderen
Bedeutung als in früheren Darstellungen vorkommt, ist "Funktionsverb". Unter

kommt es jedoch bei der Valenzbetrachtung auf logisch-semantische Zusammenhänge an, wie auch der
entsprechende Terminus (z. B. eben auf S. 118) zeigt.

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448 JARMO KORHONEN

Funktionsverb versteht BS zunächst ein Ve


syntaktischer Restriktionen in einen Satzk
Substantiv enthält, eingesetzt werden ka
angeführt (S. 80): Bei seiner Befreiung, . . .
lassen sich sehr viele Verben anschließe
haben können: die sorgfältig geplant war, die mit Elan durchgeführt
wurde, die ich vorverlegen mußte und die ich wochenlang vorbereitet
hatte . Außer in derartigen Konstruktionen liegt nach BS auch in Fügungen wie
Wunsch hegen , Beschluß fassen, Vorschlag machen und Einwand erheben ein
Funktionsverb vor. S. 81 präzisiert er jedoch den Terminus Funktionsverb und be-
schränkt ihn auf letztere Fälle, d. h. auf Fügungen mit einem lexikalisierten Verbal-
substantiv, das eine Ergänzung in Satzform zu sich nehmen kann. Im Hinblick auf
eine unnötige inhaltliche Belastung eines Terminus ist diese Präzisierung natürlich
sinnvoll, aber die Konstruktionen sind immer noch nicht genau das, was in der
syntaktischen Forschungsliteratur meistens unter Funktionsverbgefüge verstanden
wird, nämlich eine Struktur vom Typus Präposition + Substantiv + Verb {zum
Abschluß bringen, zum Ausdruck kommen usw.). Es gibt zwar Forscher, die das Verb
in akkusativischen Fügungen wie Wunsch hegen als Funktionsverb klassifizieren,
aber als eigentliches Funktionsverbgefüge gilt in der Regel die Konstruktion, die
auch eine Präposition enthält.2
Zu der Frage, welche syntaktische Funktion den Bestimmungen des Substantivs
zugesprochen werden soll, sind folgende Bemerkungen zu machen. Im Sinne einer
konsequent depen<Jenzsyntaktischen Unterordnung kommt den substantivab-
hängigen Bestimmungen die Rolle des Attributes, nicht die des Objekts zu.
Substituierbare und permutierbare Satzteile, die von einem Verb oder Adjektiv
abhängen, werden als Satzglieder, z. B. als Objekt, bezeichnet, während substantiv-
abhängige Teile aufgrund der Eigenschaft, nicht als gesamte Klasse permutierbar
zu sein, zu den Attributen gerechnet werden.3 S. 54f. schreibt BS, "da ß das Dativ-
objekt des Verbs nie dem Verbalsubstantiv als Dativobjekt angeschlossen werden
kann", wobei anstelle von Dativobjekt "dativisches Attribut" stehen sollte. Ebenso
handelt es sich bei einem von einem Substantiv abhängigen Nebensatz mit einem
Präpositionaladverb als Korrelat nicht um ein "Präpositionalobjekt" (so BS S. 164;
Beispielsatz: Seine Enttäuschung darüber, daß er nichterwähnt
wurde, war gespielt), sondern um ein Attribut in Form eines Satzes. Auch im Sat
Trotz aller Verleumdungen, die ihr Mann gegen sie hervorgebracht hatte, kehrt sie heim
(S. 75) liegt u. E. kein Präpositionalobjekt vor, denn das Syntagma gegen sie hängt
nicht vom Prädikat hervorgebracht hatte , sondern von Verleumdungen ab, das i
dem Satz, wo gegen sie vorkommt, durch die vertreten wird. Die Präpositional
konstruktion gegen sie ist als präpositionales Attribut einzustufen, obwohl sie von

2 Zum Funktionsverbgefüge und zur einschlägigen Literatur vgl. u. a. Korhonen 1977, 243ff.
3 Zum syntaktischen Status der Bestimmungen des Substantivs vgl. auch Korhonen 1981, 55f.

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 449

ihrem Regens getrennt auftreten kann und somit permutierbar ist. Die Klassifi-
zierung von gegen sie als Präpositionalobjekt würde bedeuten, daß es dem
Prädikatsverb hervorbringen untergeordnet und dadurch als dessen Ergänzung be-
trachtet wird. Bei hervorbringen ist aber für ein Präpositionalobjekt sicherlich keine
Leerstelle vorhanden. Auch fehlt sie dem Verb finden , für das BS S. 111 dasselbe
behauptet wie für hervorbringen. Dort lautet der Beispielsatz: Die Bestätigung , die für
die Theorie gefunden wurde , besteht in . . . Das Präpositionalgefüge für die Theorie
ist über die von Bestätigung abhängig.
Zu Satzkomplementen, d. h. zu satzförmigen Ergänzungen von Substantiven stellt
BS S. 97f. fest, daß sie permutierbare Strukturen sind. Folglich müßten sie als Satz-
glieder und damit z. B. als prädikatsverbabhängige Bestimmungen angesehen
werden (vgl. oben). In der Tat kommt in den Beispielsätzen von BS als Prädikats-
verb sein vor: "Ob nur daß- und Infinitivsätze als Satzkomplemente zu bestimmen sind,
ist dann die nächste Frage " und " Daß der Senat die Parkuhren abschaffen müsse ist
eine Meinung , die viele äußersten" [richtig: äußerten ]. Das bedeutet, daß die Satz-
komplemente dem Prädikatsverb sein und nicht den Verbalsubstantiven Frage bzw.
Meinung unterzuordnen sind. Werden aber in den Ausgangssatz, z. B. "Viele
äußerten die Meinung , daß der Senat die Pahrkuren [richtig: Parkuhren ] abschaffen
müsse " (S. 98) dem Kriterium des aktuellen Kontextes entsprechend keine fremden
Elemente eingefügt und wird dann eine Permutation durchgeführt, so ergibt sich
daraus ein ungrammatischer Satz: * Daß . . . müsse , äußerten viele die Meinung .4
Das zeigt, daß sich das Satzkomplement nicht permutieren läßt und somit als
Attribut zu klassifizieren ist. Als Ergebnis der Permutation wäre allerdings auch ein
Satz wie Daß . . . müsse , die Meinung äußerten viele möglich, aber hier liegt insofern
eine andere Bedeutung vor, als die ein betontes Demonstrativpronomen darstellt.
Das könnte man mit Fällen gleichsetzen, in denen sich ein Pronomen rück ver-
weisend auf ein Glied am Anfang des Satzes bezieht, z. B. Daß . . . müsse , das meinten
viele . Es wäre zu fragen, ob auch hier der daß- Satz nicht ein Attribut ist, das -
um es jetzt mit BS S. 95 auszudrücken - sein Bezugswort erläutert.

2.2. Beschreibungsebenen . - Zu seinem Beschreibungsobjekt entwickelt BS in jedem


Hauptkapitel der Abhandlung sowohl logisch-semantische als auch syntaktische
Überlegungen, was sich allerdings nicht aufgrund der bloßen Überschriften der
Kapitel ermitteln läßt. S. 23 stellt BS für den ersten Teil der Arbeit fest, daß seine
Untersuchung hier auf einer "semantischen" (besser: logisch-semantischen) Valenz-
konzeption fußt, S. 1 18 sagt er aber zu Beginn des dritten Teils mit Bezug auf Teil 1
und 11, daß sich seine Ausführungen dort "auf der syntaktischen Oberfläche"
bewegten und daß er hier logisch-semantisch vorgehen wird. Trotz dieser

4 Das Kriterium des unveränderten Kontextes benutzt BS allerdings primär für nichtlexikalisierte
Substantive (S. 5), aber ebenso berechtigt - und streng genommen das einzig richtige - ist es auch bei
lexikalisierten Substantiven, um die es sich in diesem Zusammenhang handelt.

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450 JARMO KORHONEN

Äußerungen von BS ist festzuhalten, daß log


die gesamte Untersuchung besonders wichtig
syntaktischer Gegebenheiten die Grundlage bil
es sich als eine relevante Frage, wie das
semantischen und der syntaktischen Beschr
kann z. B. folgendes bemerkt werden.
In einem Satz wie "Motor nach dem Anspring
. . liegt nach BS S. 29f. eine syntaktische, a
verminderung vor. Bei Anspringen sei das Gen
gegen das Agens vorhanden sei, und zwar i
Anstatt unterschiedliche Ergebnisse zu lief
logisch-semantische Beschreibung einander
werden, daß es sich zunächst sowohl um eine
semantosyntaktische Valenzverminderung h
stimmung bei einem Substantiv nicht realisier
Bedeutung da. Wird aber dann der engere
gruppe verlassen und im Satz- und Textzus
ziehungen nachgegangen, so lassen sich hier
semantisch zu definierende) Mitspieler betr
jedoch jetzt mit einer Interpretation satzint
nicht mit einer exakten Festlegung der Anz
Sätzen Er gab mir das Versprechen , selber alle
die Aufgabe , ein nettes Weinlokal ausfindig
ersten Fall "logisch-semantisch" auf die Realisie
werden kann, im zweiten Fall dagegen nicht
wenden, daß es auf der logisch-semantisch
fakultativen Mitspieler gibt; hier wird angeg
Prädikat besitzt und wie sie semantisch rep
Differenzierung obligatorischer und fakultativ
der syntaktischen Beschreibungsebene: wird
verzichtet, so geschieht das auf einer Eben
semantische. Wenn nun auf der logisch-sem
obligatorisch - fakultativ existiert, ist das u
stimmung in den obigen Sätzen syntaktisch
sich daraus erklären, daß das Dativobjekt be
Versprechen eher entbehrlich ist als bei er
Aufgabe . Es könnte auch auf die Valenzeige
entsprechenden Verben in zugrundeliegende

5 Besser als "semantisch" ist der Terminus "logisch-


inhaltliche Beschreibung des Mitspielers, sondern auch u
diesem Mitspieler.

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 451

versprach , selber alle Unkosten zu tragen (bei aufgeben + Infinitiv ist ein Dativobjekt
wohl obligatorisch). Die Heranziehung erklärender Basissätze bedeutet aber nicht,
daß es sich um eine logisch-semantische Beschreibung handelt, wenn auch stellen-
weise der Eindruck entsteht, daß BS das Schließen von zugrundeliegenden auf
konkrete Sätze im Textzusammenhang als logisch-semantische Beschreibung auf-
faßt: so möchte er beispielsweise den daß- Satz in einem Satz wie Er hat oft den
Wunsch geäußert , daß du kommen möchtest offensichtlich deshalb als Objekt
erklären, weil er bei wünschen den Objektstatus hat. Die Beschreibung ist hier jedoch
sowohl für den Satz mit Wunsch als auch für einen Basissatz mit wünschen morpho-
syntaktischer Art. Man bewegt sich in beiden Fällen auf der syntaktischen Ebene.
Daß BS die logisch-semantische Beschreibungsebene nicht unbedingt im Sinne
von relationslogisch darzustellenden Prädikaten und Argumenten auffaßt bzw. sich
überhaupt nicht tief genug in logisch-semantische Relationen hineindrängt, kommt
auch anderswo zum Vorschein. Als Beispiel sei der Satz Seine schwerste Ent-
täuschung war , daß er bei der Konferenz nicht namentlich erwähnt wurde (S. 145)
angeführt, in dem nach BS die Abstrakt-Konstruktion (der daß- Satz) die Funktion
des Agens und das Possessivpronomen die des Adressaten ausübt. Dieser Tiefen-
kasusbeschreibung könnte folgendes gegenübergestellt werden: die Abstrakt-
Konstruktion ist Kausal und das Possessivpronomen Experiential.6 Es ist möglich,
daß BS den daß- Satz deshalb als Agens interpretiert, weil dieser das Subjekt des
Satzes ist, dem auf der logisch-semantischen Ebene häufig eben das Agens
entspricht. Bemerkenswert ist auch, daß BS unmittelbar nach dem obigen Bei-
spielsatz im Sinne des Wesens des Kausals schreibt: "Der Grund seiner Ent-
täuschung ist, daß er nicht namentlich erwähnt wurde" [Sperrung von uns].
Besonders deutlich wird die Kausalrolle aber dann, wenn neben den Beispielsatz eine
Variante mit Basis verb gestellt wird: Dadurch , daß er bei der Konferenz nicht
namentlich erwähnt wurde , war er am schwersten enttäuscht. Am günstigsten lassen
sich Tiefenkasusrollen anhand von Konstruktionen mit lexikalisch eigenständigen
Prädikatsverben darstellen, denn diese Konstruktionen stehen logisch-semantischen
Relationen am nächsten und das logische Prädikat wird auch meistens als Verb-
konstruktion repräsentiert. Ferner ist zu sagen, daß der Ausgangspunkt der
Sandbergschen Ausführungen in der Regel nicht logisch-semantisch ist: es wird
jeweils von einem konkreten Satz in ganz bestimmter Form ausgegangen, und dieser
Satz wird dann logisch-semantisch interpretiert. Für eine logisch-semantische Be-
trachtung ist es jedoch naheliegend, daß nicht nur eine, sondern auch andere ober-
flächenstrukturelle Repräsentationsformen angegeben werden, die eine bestimmte
logisch-semantische Interpretation erlauben. In bezug auf unser Beispiel würde als
morphosyntaktische Variante auch der Satz Seine Enttäuschung darüber, daß er bei
der Konferenz nicht namentlich erwähnt wurde, war äußerst schwer in Frage kommen,

6 Zur Begründung dieser Auffassung vgl. die Charakterisierung der Tiefenkasus bei Korhonen 1978,
1 19ff.

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452 JARMO KORHONEN

wobei als Basissatz Darüber , daß er bei d


wurde , war er äußerst schwer (am schwers
Hier ist der daß- Satz Teil eines syntaktisch
Agens entsprechen. Unter Hinweis auf di
werden, daß die Abstrakt-Konstruktion i
Agens sein muß. Als logisch-semantis
Prädikationen 4Er wurde bei der Konferenz nicht namentlich erwähnt' und 'Er war
äußerst schwer enttäuscht' möglich, und dabei ist für sie leicht eine logische Kausal-
relation anzunehmen. Weiterhin lassen sich Prädikationen in der Oberflächen-
struktur miteinander unterschiedlich verbinden, und wenn nun nur eine konkr
Form zum Ausgangspunkt gemacht wird, kann die Beschreibung ein Ergebni
liefern, das den realen logisch-semantischen Relationen nicht gerecht wird. Ein
Tiefenkasusinterpretation, wie sie von BS hier geboten wird, ist zu sehr an d
syntaktische Oberfläche gebunden, weshalb es fraglich erscheint, ob sie von den zu-
grundeliegenden Relationen ein richtiges Bild zu vermitteln vermag.
Das oben besprochene Beispiel ist nicht der einzige Punkt, wo man sich mit
Tiefenkasusbestimmung von BS auseinandersetzen kann. Um noch beim Agens
verweilen, muß man sich fragen, ob es sinnvoll ist, die Klasse des Agens so weit
fassen, daß darunter neben belebten und unbelebten Größen "sogar komplexe
Verhältnisse, Handlungen, Zustände, Umstände" (S. 119) zu subsumieren sind.
Nach unserem Dafürhalten bedeutet das eine funktionale Überbelastung eines
Begriffes und führt in der Beschreibungspraxis sicherlich zu Abgrenzungsschwierig
keiten. Als weiteres Beispiel für das Agens im Sandbergschen Sinne kann der S
" Der Umstand , daß der Wetterdienst schlechtes Wetter versprochen hatte , ließ in ih
die Absicht reif werden , morgen früh abreisen" [richtig: abzureisen ] (S. 130) zitier
werden, in dem Der Umstand , daß ... als Agens betrachtet wird. Wie oben ließe sich
aber auch hier der betreffende Satzteil als Kausal erklären: darin wird der Umstand
angegeben, aufgrund dessen Wirkung etwas geschieht. Nach BS S. 1 19 hat seine
empirische Untersuchung gezeigt, daß eine Definition, die das Agens auf belebte
Größen einschränkt, zu schmal ist. Dazu kann bemerkt werden, daß es andere
Untersuchungen gibt, die gezeigt haben, daß es von Vorteil ist, wenn für die
Agentivität Merkmale wie Belebtheit, Intentionalität und aktive Kontrolle voraus-
gesetzt werden.7 - Ein zweiter Tiefenkasus mit mehreren unterschiedlichen Be-
deutungskomponenten ist der Adressat. Er kann belebt oder unbelebt sein und
beschränkt sich nicht auf den Empfanger im Zusammenhang mit einer Handlung
des Gebens. Z. B. in dem Satz Seine Lage , die Rechnungen nicht bezahlen zu können ,
war höchst alarmierend (S. 131) interpretiert BS das Possessivpronomen als Adressat,
für uns würde es aber einen Experiential darstellen, denn es bezeichnet ein belebtes
Wesen, das von einem Zustand betroffen ist (vgl. Korhonen 1978, 1 19). Ebenso sieht
BS in dem Satz Das Messer schneidet gut bei Das Messer einen Adressaten, was uns

7 Vgl. beispielsweise Korhonen 1978, 119 und die dort angegebene Literatur.

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 453

etwas merkwürdig vorkommt; es wäre doch näherliegend, hier einen Tiefenkasus wie
Instrumental anzusehen (vgl. auch den Zusammenhang Mit dem Messer läßt sich
gut schneiden - Das Messer schneidet gut , wo bei der Präpositionalkonstruktion des
ersten Satzes ein Instrumental vorliegt). Schließlich behauptet BS S. 179f. für alle
Modalverben in Verbindung mit einem Infinitiv, daß das Subjekt jeweils Adressat
zum Modalverb ist. Dabei fallt es aber schwer, sich vorzustellen, daß das Subjekt
beispielsweise bei können in der lexikalischen Bedeutung 'die Fähigkeit besitzen' und
bei wollen in der lexikalischen Bedeutung 'den Willen, den Wunsch haben' die
Funktion des Adressaten ausübt. Vielmehr ist hier das Subjekt als Agens zu
charakterisieren.

2.3. Beschreibungsobjekt. - Den drei Teilen des Buches, die sich theoretisch und
methodisch einigermaßen voneinander unterscheiden und dadurch den Eindruck
eines jeweils mehr oder weniger selbständigen Beitrags erwecken, ist jedoch
gemeinsam, daß dort Gesichtspunkte der Valenz von Substantiven - und meistens
sind es Verbalsubstantive - behandelt werden. Dadurch aber, daß auch Satzteile,
die sich außerhalb der Substantivgruppe befinden, als Mitspieler des Substantivs
interpretiert werden, wird die Bedeutung des Basisverbs für die Valenz des
Substantivs im besonderen hervorgehoben. Dies zeigt sich vor allem im ersten Teil
der Arbeit, wo die Valenz des Basisverbs auf das entsprechende, nichtlexikalisierte
Verbalsubstantiv in bezug auf die Anzahl der Leerstellen und deren obligatorische
Besetzung in der Oberflächenstruktur direkt übertragen wird. Aus dem metho-
dischen Vorgehen von BS folgt, daß hier in Wirklichkeit nicht die syntaktische
Valenz des Substantivs innerhalb der Nominalgruppe, sondern das Verhältnis
zwischen dem Verbalsubstantiv und dem Basisverb bezüglich der Realisierung der
Leerstellen in einem konkreten Satzzusammenhang untersucht wird. Es wird
m. a. W. dargestellt, wie sich die Valenz des Basisverbs beim Verbalsubstantiv
realisiert, außerdem wird aber in den Geltungsbereich der Valenz eines anderen
Verbs, nämlich des dem Verbalsubstantiv übergeordneten Haupt-Valenzträgers
eingegriffen. Das ergibt sich aus der Heranziehung des Partnerwortes, das eine
valenzbedingte Bestimmung des Prädikatsverbs des Satzes, in dem das Verbal-
substantiv erscheint, sein kann. - BS geht jedoch noch weiter: er verläßt den Satz-
rahmen und berücksichtigt den jeweiligen Textzusammenhang des Verbalsubstan-
tivs. S. 12f. stellt er fest, "daß der Einzelsatz . . . nicht als Grundlage dienen kann bei
der Beurteilung, welche Leerstellen besetzt sein müssen und welche nicht" und
postuliert für entsprechende Valenzuntersuchungen eine textlinguistische Basis. Uns
scheint ein derartiges Postulat etwas einseitig, denn in der Mikrolinguistik ist hin-
sichtlich der Beschreibung eines abstrakten strukturellen Systems eben dem Satz viel
Gewicht beizumessen. Würde nämlich der Text als einzige Grundlage einer Valenz-
beschreibung benutzt, könnte man beispielsweise bei den Verben praktisch kaum
mehr von fakultativer Valenz sprechen, ebenso würde die obligatorische Valenz
wesentlich an Bedeutung verlieren. Eine strukturelle Sprachbetrachtung hat zwar
7

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454 JARMO KORHONEN

vom Text auszugehen, aber für die Vale


unentbehrlicher Bezugsrahmen. Besonder
logisch-semantische Basis und damit die
der Satz wichtig, denn die logisch-seman
sich gerade in Sätzen. Der Text hat natü
System, die Valenz hat aber nur teilweis
Sinne der Untersuchung von konkret
gänzungen. Die Valenz ist eine abstrakt
stellen und die Art der Leerstellenbesetz
liegt Sätzen und dadurch Texten zugrunde.
davon anzusiedeln oder als Eigenschaft n
Nach Überzeugung von BS läßt sich als
im Kontext feststellen. Die Ermittlung d
daß für die valenzbedingte Umgebung
werden, die nicht nur in demselben Satz
im weiteren Kontext verstreut sein kön
umgebungen von Lexemen als Regularit
einfach aus dem jeweiligen Textzusamm
Kodifikation existiert auf der strukturel
die sich in Texten realisierende konkrete
lage abgibt. Die Verbalsubstantive mache
von anderen Wortklassen im System fes
motivierbare, aus isolierten Sätzen ge
gänglich erscheint, bei einer Valenzuntersu
und auf den Satz Bezug zu nehmen. Vor
methodischen Voraussetzungen der Vale
verständlich, daß hier andersartige Erge
erzielt werden, auf die BS z. B. S. 38 hinwe
alle namentlich genannt). Im Unterschi
Darstellungen in der Regel auf die Mor
und sind dabei bestrebt, die Valenzbeziehun
potentiellen Möglichkeiten, die im Syst
dagegen macht, ist eine Untersuchung d
eines aktuellen Kontextes, wobei bestimm
mit Systemdarstellungen verabsolutiert
BS deshalb zu anderen und überhaupt neuen
anderes Beschreibungsziel als jene Gramm
hafte Entsprechung der Gesamtvalenz d
System, sondern untersucht, wie Mitspi
Textzusammenhang realisiert sein könne

2.4. Reverbalisierung und Lexifcalisieru

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 455

substantiven läßt sich allgemein sagen, daß sie im Grenzgebiet zwischen Verben und
Substantiven liegen und eine wesentlich engere Verbindung zu den Verben haben als
die lexikalisierten Verbalsubstantive. Ein Beweis für die Verbgebundenheit der
nichtlexikalisierten Verbalsubstantive ist z. B., daß sie die Valenz ihres Basisverbs
sogar in bezug auf Obligatheit übernehmen können. In der Regel sind die
reverbalisierbaren Verbalsubstantive nicht in Wörterbüchern als Lexeme anzu-
treffen, was offensichtlich ein Grund dafür ist, daß die frühere Valenzforschung fü
die Substantive nur fakultative Ergänzungen angenommen hat. Dadurch, daß B
einen Teil der Substantive zu den Verben in so nahe Beziehung setzt, entsteht i
Unterschied zu Teubert 1979 der Eindruck, daß die Substantivvalenz kein selb
ständiges System ist.8 Bei der Motivierung der Valenz eines nichtlexikalisierte
Verbalsubstantivs auf der Basis des entsprechenden Verbs benutzt BS sogar be
stimmte Satztypen als Erklärungsgründe: wenn das Agens in einer zugrunde-
liegenden Verbstruktur obligatorisch ist, ist es auch beim Verbalsubstant
obligatorisch und wenn es in der Verbstruktur nicht vorkommt (wie beim
unpersönlichen Passiv und bei unpersönlichen Verben), ist es auch in der Nomin
struktur nicht vorhanden. Hinsichtlich des Passivs bedeutet das jedoch nicht, d
der Satz, in dem das Verbalsubstantiv ohne Agens auftritt, unbedingt passivisc
wäre; er kann auch aktivisch sein. Im folgenden Beispiel stehen sowohl der Aus
gangssatz als auch der zugrundeliegende Satz im Passiv (S. 34): Diese Position so
auch bei längerem Halten eingelegt werden < - Diese Position soll
auch eingelegt werden, wenn länger gehalten w i rd. 9 S. 37 führt BS
aktivische Sätze mit Verbalsubstantiv an, u. a.: Beim Operieren mit der
Theorie und in der Theorie selbst wirken die mathematischen Begriffsbildungen ,
Der Nominalgruppe mit Operieren als Regens läßt sich der folgende passivisch
zugrunde legen (bei BS nicht vorhanden): Wenn mit der Theorie operiert wird
Man könnte nun meinen, daß das Verhältnis der Verbalsubstantive zu den
zugrundeliegenden Sätzen in verschiedenen Satztypen nicht ganz eindeutig ist und
daß diese Satztypen die Theorie von dem Verbalsubstantiv und seiner Basis be-
lasten. Dann gäbe es die Möglichkeit, das Verbalsubstantiv als eine Gesamtheit zu
bezeichnen, das nicht auf einem bestimmten Satz(typ) mit Prädikatsverb, sondern
überhaupt auf der Klasse des Verbs basiert. Unter dieser Voraussetzung ließe sich
mit gewisser Verallgemeinerung (weil das nichtlexikalisierte Verbalsubstantiv nur
ein Teil der Substantivklasse ist) sagen, daß das Substantiv in der Regel ohne
Ergänzungen auskommt. Das wäre zugleich eine weitere Erklärung dafür, daß die
Valenzforschung den Substantiven früher nur fakultative Ergänzungen zuge-
sprochen hat.

8 Im Hinblick auf lexikalisierte Verbalsubstantive vertritt BS jedoch die Auffassung, daß die
Substantive ein eigenes Valenzsystem haben. Die Valenz des Basisverbs wird nicht einfach auf das Verbal-
substantiv übertragen: "das Verbalsubstantiv ist eine neue, eigene Größe , für die es eigene Valenzregeln
gibt" (Sandberg 1976, 211).
9 Bei BS fehlen im zugrundeliegenden Satz versehentlich das Wort werden und das Komma vor wenn.

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456 JARMO KORHONEN

S. 31 setzt BS für "... Schleimbeutelent


Rutschens auf den Knien , sich bei Hausfr
". . . Schleimbeutelentzündung , die infolgede
Knien rutschen , j/cA 6ez Hausfrauen ..."
überlegene Ökonomie und Klarheit der
Ausdruck bringt. Dieser Behauptung ist nu
Variante so gewählt wird, wie es BS hier gem
mit dessen + daß verbinden, zweitens muß Ha
verbale Variante käme dann folgende Stru
frauen infolge der Tatsache , daß sie übermäß
des zugrundeliegenden Verbs muß nicht H
Nachbarsatz vorhanden ist und beim Verb durch ein Pronomen vertreten wird.
Wenn eine valenzbedingte Bestimmung des Substantivs außerhalb der Substantiv-
gruppe stehen kann, kann analog dazu ihre Entsprechung in der reverbalisierten
Form allein im unmittelbaren Kontext erscheinen. Zwischen dieser Entsprechung
und dem Basisverb existiert eine Referenzbeziehung, die in dem Satz mit dem Basis-
verb durch eine pronominale Form getragen wird. Im ganzen liefert das Re-
verbalisierungsverfahren von BS nicht in jedem Kontext einwandfreie Ergebnisse.
Es sind Kontexte da, in denen eine von BS abweichende Reverbalisierungs-
konstruktion erzeugt werden kann, ohne daß gegen die Methode der Reverbali-
sierung verstoßen wird. Dabei sind auch Konstruktionen möglich, die zeigen, daß es
Verbalvarianten gibt, die der Nominalvariante gegenüber nicht unbedingt sehr
schwerfällig sind. Ein Beispiel dafür ist oben gegeben.
Zur obligatorischen Besetzung von Leerstellen stellt BS S. 24 eine Hypothese auf,
die Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt: eine obligatorische Ergänzung des
Basisverbs steht auch beim nichtlexikalisierten Verbalsubstantiv obligatorisch. So
besitze beispielsweise ein auf ein intransitives Basisverb zurückgehendes nicht-
lexikalisiertes Verbalsubstantiv eine obligatorische Leerstelle für das Agens, also
eine Subjektsentsprechung. BS meint S. 28, daß eine Eliminierung der dem Subjekt
entsprechenden Genitivergänzung entweder zu einer ganz anderen Satzbedeutung
oder zu einem sinnlosen Satz führt und gibt anschließend dafür zehn Beispiele.
Darunter sind jedoch ein paar Sätze, in denen das Genitivattribut u. E. nicht
obligatorisch ist, z. B.: Voraussetzung für ein sicheres Anspringen des Motors
ist eine gut geladene Batterie , . . . Das Verbalsubstantiv Anspringen hat in seiner Nähe
zwei Elemente, nämlich sicheres und eine gut geladene Batterie , die gewährleisten,
daß sich nach Eliminierung des Genitivs für Anspringen und dadurch auch für den
ganzen Satz keine neue Bedeutung einstellt. Der Satz bleibt inhaltlich unverändert
und grammatisch, was durch die Befragung einiger deutscher Informanten bestätigt
werden konnte. Zwischen einem nichtlexikalisierten Verbalsubstantiv und seinem
intransitiven Basisverb besteht für die Valenz offensichtlich keine so geradlinige
Entsprechung, wie sie von BS angenommen wird. Im Gegensatz zum Subjekt des
Basisverbs kann das Genitivattribut des Verbalsubstantivs vor allem unter

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 457
bestimmten kontextuellen Bedingungen eliminiert werden.
Für das Nichtvorhandensein des Genitivattributes bei Anlassen im Satz Beachten
Sie beim Anlassen in der Garage , daß die Auspuffgase . . . sieht BS eine Erklärung
darin, daß das dem Genitiv entsprechende Akkusativobjekt beim transitiven Basis-
verb anlassen fakultativ ist. Er weist hier auf eine Passivtransformation hin, weshalb
wir für unseren Beispielsatz folgende reverbalisierte Form annehmen müßten:
Beachten Sie , wenn in der Garage angelassen wird , daß . . . Vorausgesetzt, daß dieser
Satz überhaupt akzeptabel ist, zeigt er auf jeden Fall, daß die Reverbalisierung
Konstruktionen hervorbringen kann, die kaum sprachüblich sind. Nun ist es aber
möglich, daß das Akkusativobjekt bei anlassen gar nicht fakultativ, sondern
obligatorisch ist, und dann wäre die obige passivische Reverbalisierung unannehm-
bar. Z. B. nach Wahrig 1978, 67 ist anlassen in den Bedeutungen 'in Gang setzen'
(den Motor , Wagen anlassen ), 'nicht ablegen, ausziehen, sondern anbehalten1 (das
Kleid, die Schuhe anlassen) und 'angeschaltet lassen, brennen, laufen lassen' (das
Licht , den Motor anlassen) ein obligatorisch zweiwertiges Verb. Wenn Er läßt an
ein grammatischer Satz wäre, würde es sich dabei um einen lexikalisierten Fall, um
eine Ellipse handeln, wo bei anlassen automatisch Motor , Wagen , Auto o. ä. mit-
gedacht wird. Das ist aber kaum möglich, so daß wir es hier mit einem ähnlichen
Fall zu tun haben wie oben. Eine obligatorische Ergänzung des Basis verbs (in diesem
Zusammenhang das Akkusativobjekt bei einem transitiven Verb) kann beim
Verbalsubstantiv unter dem Einfluß kontextueller Faktoren (vgl. in der Garage ; die
Auspuffgase) unausgedrückt bleiben.
S. 82f. führt BS eine Reihe von Beispielen für ein obligatorisches Possessiv-
pronomen bei einem reverbalisierbaren -wwg-Substantiv an. Das Possessivpronomen
repräsentiert das Patiens (das Akkusativobjekt) des Basisverbs und ist gleich wie
dieses obligatorisch. Auch hier wird also eine direkte Entsprechung der obliga-
torischen Valenz beim Verbalsubstantiv und beim zugrundeliegenden Verb
postuliert. Unter diesen Beispielsätzen gibt es jedoch einige Fälle, wo das Possessiv-
pronomen insofern nicht obligatorisch ist, als es entweder eliminiert oder durch ein
anderes Element substituiert werden kann. In . . wurde so schwer verletzt, daß er
kurz nach seiner Einlief erung in das Krankenhaus von Innichen ebenfalls starb " läßt
sich seiner eliminieren oder durch der substituieren. In ". . . die Herstellung von 12
Prototypen und ihre Erprobung in der Truppe in sich schließt" und ". . . so stark
beschädigt, daß seine Instandsetzung längere Zeit in Anspruch nehmen wird " dagegen
kann anstelle des Possessivpronomens entweder der bestimmte oder der unbe-
stimmte Artikel stehen. Diese Erkenntnisse, die sich auf eine Informantenbefragung
gründen, sind ein weiter Beweis dafür, daß die Valenz des Basisverbs und des
Verbalsubstantivs in einem konkreten Kontext nicht in einem lil-Verhältnis ein-
ander entsprechen müssen. Das Possessivpronomen hat hinsichtlich der Valenz sei
eigene Problematik, weil es mit dem Artikel im selben Bereich der Substantivgruppe
auftritt.10

10 Zur Wertungsproblematik des Possessivpronomens in bezug auf die Valenz vgl. auch Korhonen
1981. 52f.

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458 JARMO KORHONEN

Zu den lexikalisierten Verbalsubstantiven


nicht durch eine finite Form des Basisverbs reverbalisieren lassen. BS hebt die Rolle
der kontextgebundenen Reverbalisierbarkeit an mehreren Stellen stark hervor, und
so kann man sich letzten Endes nicht des Eindrucks erwehren, daß er es für
unmöglich hält, den Status der bei einem nichtreverbalisierbaren Verbalsubstantiv
auftretenden Bestimmungen unter Heranziehung zugrundeliegender Sätze zu be-
schreiben. U. a. S. 17, S. 40 und S. 74 wird zu den Agens- und Patiensbeziehungen
festgestellt, daß sie bei lexikalisierten Verbalsubstantiven ausgeschlossen sind. Es
wird nicht- explizit gesagt, wie das substantivabhängige Syntagma in einem Satz wie
Trotz aller Verleumdungen ihres Mannes . . . kehrt sie heim , der aus der Duden-
Grammatik 1973, 549 entnommen wurde, zu klassifizieren ist. Da Verleumdungen
lexikalisiert sei, besitze ihres Mannes weder Agens- noch Patiensfunktion, weshalb
auch die Auflösung des Dudens Ihr Mann hat sie verleumdet nicht statthaft sei
(S. 74). Wenn BS postuliert, da/? eine Agens- oder Patiensfunktion nur bei der
Kontextreverbalisierung möglich ist, bedeutet das für die Erklärungsmöglichkeiten
der Valenzbeziehungen von Verbalsubstantiven eine ungünstige Einengung. Im
Unterschied zu BS sind wir der Auffassung, daß zugrundeliegende Sätze und damit
auch Funktionen wie Agens und Patiens nicht an eine bestimmte Methode, z. B. an
eine kontextadäquate Reverbalisierung gebunden sein sollen. Folglich würden wir
die von BS abgelehnte Auflösung der Duden-Grammatik als zugrundeliegenden
Satz akzeptieren. Außerdem wäre als Erklärungssatz Ihr Mann ist verleumdet worden
in Betracht zu ziehen, wo die zweite zugrundeliegende Funktion von ihres Mannes
zum Ausdruck kommt. Zusammen mit der aktivischen Auflösung würde dieser Satz
zugleich eine einheitlichere Erklärungsbasis als der Duden-Satz Trotz aller
Verleumdungen , die ihr Mann hatte erdulden müssen, kehrt sie heim bilden. Die
uneinheitliche Argumentation an dieser Stelle in der Duden-Grammatik wird denn
auch von BS S. 75 mit Recht kritisiert.
Daß Sätze mit Basisverben und Funktionen wie Agens und Patiens im Falle der
Beschreibung der Valenzbeziehungen bei lexikalisierten Verbalsubstantiven hera
gezogen werden können, zeigt BS selbst im Teil III seiner Arbeit. Er spricht dor
mancherorts vom Agens und Patiens, obwohl die Abstrakta nicht reverbalisierb
sind. Trotzdem bemängelt er z. B. an Sommerfeldt/Schreiber 1978, 302f. die Ve
wendung der Termini Agens und Patiens bei einer Konstruktion wie der Besuch d
Museums durch die Schulklasse : das Verbalsubstantiv lasse sich nicht reverbalisieren,
weshalb es nicht adäquat sei, von Agens bzw. Patiens zu sprechen (S. 202). I
Zusammenhang mit der Funktionsbestimmung des Possessivpronomens schlägt
S. 102ff. für Seine in Seine Entdeckung ist epochemachend den Terminus "indirektes
Agens" vor. Der Grund dafür sei, daß die Entsprechung des Possessivpronomens
einem Satz mit "Funktionsverb" eben Agens des Funktionsverbs und nicht des
Verbalsubstantivs sei: Die Entdeckung , die e r gemacht hat , ist epochemachend
Dieser Terminus und die Auflösung mit machen sind jedoch ein eindeutiger Bew
dafür, daß BS auch selbst bei lexikalisierten Verbalsubstantiven auf erklärend

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 459

Verbalkonstruktionen und dadurch - mehr oder weniger direkt - auf Funktionen


wie Agens und Patiens Bezug nimmt.
Ein grundlegender Unterschied zwischen reverbalisierbaren und lexikalisierten
Verbalsubstantiven ist nach BS, daß nur bei letzteren Sätze und Infinitivkonstruk-
tionen als Ergänzungen auftreten können. Das will er u. a. anhand des Satzes Das
Leugnen des Angeklagten/ Sein Leugnen, das Auto nicht gestohlen zu haben , wurde zu
Protokoll genommen beweisen, in dem die Negation nicht eliminiert werden könne,
ohne daß der Satz ungrammatisch werde: *Sein Leugnen, das Auto gestohlen zu
haben, wurde zu Protokoll genommen (S. 139). BS meint, daß die Negation in einer
Infinitivkonstruktion (oder in einem daß- Satz) beim Verbalsubstantiv Leugnen
stehen muß, beim Verb leugnen dagegen könne sie nicht erscheinen, wenn aus-
gedrückt werden soll, daß der Angeklagte die Tat abstreitet. Somit heiße es richtig:
Der Angeklagte leugnete, das Auto gestohlen zu haben. Weiterhin behauptet BS, daß
die Abstrakt-Konstruktion das indirekte Zitat der Äußerung des Angeklagten, die
entsprechende Konstruktion beim Verb aber das indirekte Zitat der Äußerung des
Staatsanwalts darstellt. Wenn diese Behauptung richtig wäre, könnte es nicht
heißen: "Das Leugnen des Angeklagten/ Sein Leugnen, das Auto gestohlen zu haben , ist
unerhört", sagte der Staatsanwalt. Dieser Satz ist aber völlig korrekt, wie auch der
obige von BS als ungrammatisch bezeichnete Satz mit Sein Leugnen; das ist auch das
Ergebnis der Befragung unserer Informanten, die wiederum in unserem Sinne
meinten, daß nicht im ersten Satz unmöglich ist. Wenn nun der zweite Satz mit Sein
Leugnen akzeptabel ist, kann man versuchen, ihn zu reverbalisieren. Das Resultat ist
ein grammatischer Satz: Daß er leugnete, das Auto gestohlen zu haben, wurde zu
Protokoll genommen. Entgegen der Behauptung von BS kann also zumindest hier ein
reverbalisierbares Verbalsubstantiv eine Infinitiv- (bzw. Satz-)konstruktion als
Ergänzung haben. - Im ganzen ist die Beweisführung von BS im Falle von leugnen
nicht stichhaltig und verliert außerdem dadurch an Glaubhaftigkeit, daß er einmal
S. 139 den Staatsanwalt und den Angeklagten vertauscht hat. Er schreibt: "Daß es
sich beim Verbalsubstantiv um ein indirektes Zitat des Staatsanwalts und nicht des
Angeklagten handelt, geht außerdem daraus hervor, daß . . Hier sollten
"Staatsanwalt" und "Angeklagter" den Platz tauschen.

3. Einzelne Fragen. - 3.1. Aspekte der Beschreibung. - Die Arbeit von BS


zeichnet sich durch eine Vielzahl von verschiedenen beschreibungstheoretischen und
-praktischen Gesichtspunkten aus, weshalb es hier nicht möglich ist, auf all die
Fragen einzugehen, die eine gründlichere Behandlung verdienen würden. Statt
dessen müssen wir uns mit einem Hinweis darauf begnügen, daß die Abhandlung
mehrere Stellen aufweist, wo sich eine vom Autor abweichende Meinung behaupten
ließe. Um einige auffällige Aussagen von BS herauszugreifen, sei zunächst fest-
gestellt, daß Antwort nach Ansicht von BS (S. 139f.) auf ein einwertiges Basisverb
zurückgeht. Erstens liegt das Verb antworten dem Substantiv Antwort nicht
zugrunde, sondern ist davon abgeleitet und zweitens kann es sogar bis zu vier

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460 JARMO KORHONEN

Ergänzungen haben, ist also 4-wertig." S


Verben gehört, "deren Akkusativobjekt
Formulierung ist widersprüchlich, denn
dingt ausgeschlossen, wenn die Ergänzun
Wird von Akkusativobjekt gesprochen, s
eine syntaktische Klasse repräsentiert ist
werden kann. Derartige Klassen sind bek
na, die aber - entgegen der Aussage von
Teil bei behaupten das Kernelement der
behauptet es/ das/ etwas/ viel/ das Gegent
Genehmigung dazu gegeben, daß . . . meint
noch mit dem bestimmten oder unbestimm
aber die Ersetzung des Possessivpronomens
heit einen korrekten Satz. Was dann das
substantiven betrifft, sagt BS, da/} z. B
Stipendium bekommt, hat sich erfüllt (S
Bedeutung von Hoffnung eliminierbar ist.
Hoffnung eine Bedeutung, die als 'Hoffn
während seine Bedeutung in dem Satz oh
zustandekommt, wenn man hofft' parap
adverb eine bedeutungsunterscheidende
jedoch zweifelhaft. Nach unseren Infor
Fehlen des Präpositionaladverbs kein Be
wird beispielsweise weder in Sommerfel
bach/Steinitz 1973, 1880f. mit Hilfe d
Bedeutungsvarianten unterschieden. Im D
Varianten angesetzt, aber offensichtlich
schiedlichen Verhaltens des Präpositiona
das Präpositionaladverb bei Hoffnung
bedeutungsdifferenzierendes Element dar
Die bisher gemachten Bemerkungen zur
waren mehr oder weniger kritischer Art
Abschnitt 3.2. einen ähnlichen Ton anzus
können jetzt Aspekte aufgegriffen werd
auszeichnen; es geht dabei einmal um ein
Fragen, zum anderen um die Erzielung
gebnisse. In früheren Untersuchungen z
eine Reihe von anfechtbaren Punkten ge
klar aufgezeigt, stellenweise sogar schon
weise S. 89 zu dem Schlu/3, da/3 die ganze

" Vgl. die Beschreibungen in Helbig/Schenkel 197

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 461

Beschreibungsmodell aus dem Jahre 1967 falle, weil dort die operationalen Kriterien
inkonsequent und widersprüchlich seien. S. 109 fällt BS ein hartes Urteil über einen
früheren Versuch, die Relation des Possessivpronomens zu seinem Bezugswort
logisch-semantisch zu interpretieren: das methodische Vorgehen sei dort als ein
"futiles Unterfangen" zu bezeichnen. Solche Aussagen sind etwas zu streng, wenn
man bedenkt, da/? der Ausgangspunkt, das Ziel und die theoretisch-methodischen
Voraussetzungen in den Vergleichsobjekten verschieden sein können. Nicht selten
hat BS jedoch gute Gründe für seine Kritik, was im besonderen damit zusammen-
hängt, da/3 er seine Klassifikationskriterien meistens klarer und deutlicher als einige
andere Forscher formuliert und die Kriterien auf strengen Bedingungen aufbaut, die
systematisch eingehalten werden. Mit Recht beanstandet BS beispielsweise die
Auffassung, da/? die Verbindbarkeit des Verbalsubstantivs mit einer satz- oder
infinitivförmigen Ergänzung von gewissen Typen von Präsupposition abhängig ist
(S. 77, S. 94ff. und S. 140ff.). Um diese Eigenschaft des Verbalsubstantivs zu
erklären, bleibt er auf der syntaktischen Ebene, wo er den Grund in der Nicht-
reverbalisierbarkeit findet. Hier wie auch bei einigen anderen Fragen vertritt BS eine
klare funktionale Anschauung, die durch ein Streben nach natürlichen und
möglichst einfachen Erklärungen gekennzeichnet ist. Im wesentlichen berechtigt ist
die Kritik von BS auch an einigen weiteren Punkten, wobei es sich z. B. um die
Bedeutung und Valenz eines Verbalsubstantivs (S. 13ff.), um infinitivische
Ergänzungen von Verbalsubstantiven (S. 173ff.) und um die Passivierbarkeit von
Verben (S. 112f.) handeln kann.
Einzelfragen, zu denen BS in beschreibungstheoretischer Hinsicht interessante
und scharfsinnige Beobachtungen entwickelt, sind in jedem Hauptkapitel des Buches
reichlich vorhanden. BS geht oft von der älteren Verbalsubstantivforschung aus,
macht in intensiver Auseinandersetzung damit auf Mängel und Unzulänglichkeiten
aufmerksam und schlägt daran anschließend eine eigene Lösung vor, die nicht nur
früher gewonnene Forschungsergebnisse zu ergänzen und zu präzisieren, sondern
manchmal sogar eine herkömmliche Auffassung zu korrigieren vermag. Es ist aber
hier unmöglich, all die Fragen aufzuzählen, bei deren Behandlung BS von seinen
Vorgängern abweicht bzw. zur Beschreibung von Verbalsubstantiven einen besser
fundierten Beitrag liefert. Wir können nur einige Fälle auswählen, wo uns jedoch die
Sandbergschen Untersuchungsergebnisse besonders wichtig erscheinen. So wird S.
48ff. gezeigt, da/? es zu Verben mit obligatorischem Akkusativobjekt nicht-
lexikalisierte -(e)n- Ableitungen gibt, die das entsprechende Genitivattribut entbehren
können; es reicht, wenn im Kontext ein Element vorkommt, das als Mitspieler inter-
pretiert werden kann. Daneben gibt es aber einen ähnlichen Typus von Verbal-
substantiven, bei dem das Genitivattribut trotz eines kontextuellen Bezugswortes
obligatorisch ist. Der entscheidende Unterschied liegt in der Bedeutung des Verbs:
beim ersteren Typus ist das Verbalsubstantiv zu einem Handlungsverb gebildet,
beim letzteren nicht. Gelungen sind auch die beiden Termini "Fernobligatorium"
(für den ersteren Typus) und "Direktobligatorium" (für den letzteren Typus), die BS

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462 JARMO KORHONEN

in diesem Zusammenhang vorschlägt. Zu beac


ebenso bei der Betrachtung des Possessivp
eine Vorkommensrestriktion des Posses
verbalisierung man als Agens, beim Verbal
weil dieses in einem Satz ohne Indefinitum n
kann). S. 61ff. wird die Frage scharf b
obligatorische Agensleerstelle bei einem n
einem transitiven Verb durch ein Posse
gründlichen und vielseitigen Argumentat
Erklärungsgründe, z. B. die Vermeidung v
S. 73 wird ein neues und bedeutendes Erg
pronomen und Patiens bei -(e)n- und -wig
reverbalisierbaren -(e) ai- Ableitung vertri
bei einer reverbalisierbaren -w/ig-Ableitu
Genitivattribut folgt) dagegen immer das
besondere die Behandlung des Pronomens
Unterschied zu der früheren rein morph
semantisch^pragmatische Bedeutung zuerk
Für ihn war es eine Enttäuschung , daß er nic
Beschränkung auf einen Einzelfall mit sich b
nicht erwähnt zu werden dagegen liegt nach
Gleichstellung zwischen dem Abstraktum
160). Falls Sandberg damit und mit seinen
recht hat (und man möchte ihm eigentlic
reaktionen auch nicht einheitlich waren), h
konstruktionen und ßfaß-Sätzen einen ane
der Darstellungsweise von BS fallen vor a
Klassifikationskriterien sowie die klare Pr
nisse und konkreten Untersuchungsergebn
154f.). An einigen Stellen veranschaulicht BS
Vergleiche aus dem Bereich des praktisch
weiterer Beweis für die Neigung von BS zu p
und für eine (manchen Theoretikern fehle
einfach und leichtverständlich darzustellen.

3.2. Darbietung , Sprache und Druckgestaltung . - Die Art und Weise, wie BS den
Stoff seiner Untersuchung darbietet, andere Forscher zitiert und Quellenangaben
macht, ist nicht durchweg einwandfrei. Beispielsweise S. 46 begegnet eine
terminologische Verwechslung (Z. 6 v. o. "intransitiven", richtig: transitiven), S. 73
eine lexikalische (Z. 13 v. o. "angeschlossen", richtig: ausgeschlossen), von denen
letztere sogar sinnentstellend ist. S. 14 wirft BS Sommerfeldt 1973 eine Ungenauig-
keit von Prozentzahlen vor, dabei hat er sich aber selbst bei den betreffenden Zahlen

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 463

der Sommerfeldtschen Untersuchung verrechnet; die richtigen Summen sind 82,8 %


(BS 82 %; Z. 5 v. u.) bzw. 1,8 % (BS 2,6 %; Z. 4 v. u.). Störend wirkt das falsche
Schriftzeichen S. 137 (Z. 12 v. o. zwischen "produzieren" und "Verb" muß anstelle
des Pluszeichens ein Bindestrich stehen), komisch bzw. verwirrend der Lapsus in der
Bedeutungsparaphrase von Versprechen S. 157 (Z. 7 v. u. "Versprechen ist das, was
vorgeschlagen wird", richtig: . . . versprochen wird; der Lapsus erklärt sich daraus,
da /3 in der nächsten Zeile "vorgeschlagen" in einer Bedeutungsparaphrase von
Vorschlag vorkommt). Als Flüchtigkeitsfehler sind die falsche Kapitelzählung S. 10
(Z. 5 v. u. "9", richtig: 10; Z. 3 v. u. "10", richtig: 11) und die zweifache Anführung
eines Beispielsatzes unter zwei Siglen (C 4188 3 bzw. C 191 34) S. 83 zu bezeichnen.
S. 74 und S. 99 wird ein und derselbe Sachverhalt mit teilweise demselben Zitat aus
Schäublin 1972, 5 behandelt, S. 96 und S. 102 dagegen wird wiederholt, was S. 77
zu den "Modalkonstruktionen" von Pusch 1972 gesagt wird, wobei S. 102 genau
dasselbe Zitat aus Pusch 1972, 107 aufweist wie S. 77. Während diese Wieder-
holungen auf Unaufmerksamkeit beruhen, rühren die Ungenauigkeiten und Fehler,
die BS beim Zitieren und bei der Angabe der Quellen unterlaufen sind, von
Nachlässigkeit her. U. a. S. 15 (Z. 5 v. o.), S. 39 (Z. 9 und Z. 14 v. o.), S. 76 (Z. 1 v.
o.), S. 91 (Z. 5 v. u.), S. 133 (Z. 1 v. u.), S. 176 (Z. 3 und Z. 14 v. u.) und S. 226
(Z. 5 v. u.) entsprechen die als wörtlich angezeigten Zitate nicht exakt dem Original-
text. Trotz des Zitierungsverfahrens von BS bleibt der Sinn glücklicherweise doch
meistens erhalten, aber im ganzen ist eine derartige Großzügigkeit ärgerlich - auch
dann, wenn es sich um die Angabe der zitierten Quelle handelt. Dabei können
sowohl Autor als auch Titel unvollständig bzw. ungenau angegeben sein. Unter
mehreren Beispielen vergleiche man, wie die Titel der Untersuchung von Pusch 1972
und der von Bondzio 1973 bei BS S. 77, S. 94 und S. 231 bzw. S. 104, S. 224 und
S. 228 variieren. Im Quellenverzeichnis fehlen zwei Werke, nämlich PW und HA
(sie sind nur in Sandberg 1976, 20 aufgeführt), und im Verzeichnis der Sekundär-
literatur finden sich auf jeder Seite fehlerhafte oder ungenaue Angaben zu Autoren,
Titeln oder Seitenzahlen.
BS hat sein Buch in einem Sprachstil geschrieben, der nicht ganz einheitlich ist.
Auf der einen Seite verwendet er gehobene und veraltete Ausdrücke, von denen
einige heute sogar als abweichend empfunden werden, so z. B. allenfalls für in jedem
Falle. Als Relativpronomen erscheint bei BS fast durchgehend welcher, welche,
welches, das nach der Duden-Grammatik 1973, 289 als schwerfällig und stilistisch
unschön gilt. Auf der anderen Seite weist der Sprachgebrauch von BS umgangs-
sprachliche Eigenschaften und humoristische Züge auf, die beim Leser einen
heiteren Eindruck hervorzurufen vermögen, wie "Schreibtischkonstrukt", "stuben-
rein" (in bezug auf eine Konstruktion in einem bestimmten stilistischen Bereich),
"hochgezogene Augenbrauen verursachen" und "unter den Teppich kehren". Die
Verwendung derartiger Wörter und Konstruktionen als bestimmtes Stilmittel ist
u. E. auch in einer wissenschaftlichen Arbeit als positiv zu bewerten, ebenso ist
die Ausklammerung von Präpositionalgefügen, die bei BS allerdings schon eine

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464 JARMO KORHONEN

Manier darstellt, bis zu einem gewissen


sprachwissenschaftlichen Abhandlung nic
fehler. In dieser Hinsicht ist der Sprachg
- in seiner Arbeit begegnet uns eine beträc
die sich folgendermaßen gruppieren las
Häufigkeit der einzelnen Fehler): Ortho
Zusammen- und Getrenntschreibung 20, Si
des Komma 225), Morphosyntax (Kongr
Wortfolge 4, doppelte Negation 1, fehlende
Flexion 5, fehlender Artikel 1), Lexikol
Am meisten irritieren an der äußeren
reichen Druckfehler, denn eine Seite oh
absolute Seltenheit. Es läßt sich folgende
mativen Häufigkeitszahlen aufstellen: fe
flüssiges Wort 3, fehlende Silbe 15, über
überflüssiger Buchstabe 60, falscher Bu
fehlendes Satzzeichen 20, überflüssiges
Satzzeichen an falscher Stelle 2, fehlender
Im besonderen fallt auf, daß das Lite
Darstellungsteil ohne Randausgleich her
seltener, aber nicht ganz ausgeschlossen

4. Fazit. - BS hat ein höchst interessant


grammatischen Teilbereichen Beziehung
Aspekten der mikrolinguistischen Spra
Aspektreichtum zugleich als ein gewisse
Theorie und Methode bleibt BS konseque
formulierten Kriteriensätzen, die ihn zu
zentralen Gebiet vermag er ältere Auffassu
und zu präzisieren, alle Einzelheiten kann e
bei bestimmten begrifflichen, termino
Fragen zum Ausdruck kommt; es gibt in
BS einiges, was nicht wohldurchdacht i
mehrere kritische Bemerkungen gemacht,
richten. Mit diesen Bemerkungen wollten w
einzig richtig dargestellten) Auffassung
gibt, die auch gerechtfertigt sind, insofe
widerspruchsfrei begründen lassen.
Es ist deutlich erkennbar, daß der Schwer
Schöpferischen liegt. Neben mutigen Angr
enthält die Arbeit geniale Ideen und küh
daß sie für die einschlägige Forschung anre

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Zur Beschreibung der Valenz von Substantiven im heutigen Deutsch 465

kann BS manche Leser aufregen, weil er inmitten seiner Schaffensfreude vergessen


hat, einer zuverlässigen Detailarbeit genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Im
ganzen überwiegt jedoch durchaus der positive Eindruck. BS hat mit seinem Buch
zur Beschreibung der Valenzverhältnisse bei Substantiven einen wertvollen Beitrag
geleistet, der vor allem aufgrund seiner neuen theoretischen Erkenntnisse besondere
Anerkennung verdient. Er wird in der Literatur zur Valenztheorie mit Sicherheit
einen festen Platz einnehmen und dadurch für künftige valenzbezogene Forschungen
einen wichtigen Anhaltspunkt bilden.

Jarmo Korhonen

Literatur

W. Bondzio, 1973: Zur Syntax des Possessiv-Pronomens in der deutschen Gegenwartsspr


Deutsch als Fremdsprache 10, 84 - 94.
Duden-Grammatik, 1973: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 3., neu bearbeitete
weiterte Aufl. Mannheim. (Der Große Duden. Bd. 4).
Duden-Wörterbuch, 1977: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden. Bd. 3
verlag. Mannheim.
U. Engel und H. Schumacher, 1976: Kleines Valenzlexikon deutscher Verben. Tübingen. (For
berichte des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. 31.)
G. Heibig und W. Schenkel, 1978: Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben. 4.,
änderte Aufl. Leipzig.
R. Klappenbach und W. Steinitz (Hg.), 1973: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. B
durchgesehene Aufl. Akademie- Verlag. Berlin.
J. Korhonen, 1977: Studien zu Dependenz, Valenz und Satzmodell. Teil I: Theorie und Praxis
schreibung der deutschen Gegenwartssprache. Bern, Frankfurt/M., Las Vegas. (Europäische
schulschriften. Reihe I: Deutsche Literatur und Germanistik. 212.)
J. Korhonen, 1978: Studien zu Dependenz, Valenz und Satzmodell. Teil II: Untersuchung anha
Luther-Textes. Bern, Frankfurt/M., Las Vegas. (Europäische Hochschulschriften. R
Deutsche Sprache und Literatur. 271.)
J. Korhonen, 1981: Zum Verhältnis von verbaler und nominaler Valenz am Beispiel des h
Deutsch. In: Neuphilologische Mitteilungen 82, 36-59.
L. Pusch, 1972: Die Substantivierung von Verben mit Satzkomplementen im Englischen und im De
Frankfurt/M. (Athenäum-Skripten Linguistik. 6.)
I. Rosengren, 1972 - 77: Ein Frequenzwörterbuch der deutschen Zeitungssprache (Die Welt, Südd
Zeitung). Bd. 1 - 2. Lund. (Lunder germanistische Forschungen. 41, 43.)
B. Sandberg, 1976: Die neutrale -(e)n-Ableitung der deutschen Gegenwartssprache. Zu dem As
Lexikalisierung bei den Verbalsubstantiven. Diss. Göteborg. (Göteborger germanistisch
schungen. 15.)
P. Schäubhn, 1972: Probleme des adnominalen Attributs in der deutschen Sprache der Gegenwart.
svntaktische und semantische Untersuchungen. Berlin, New York. (Studia Linguistica Germ
5.)
K.-E. Sommerfeldt, 1973: Zur Besetzung der Leerstellen von Valenzträgern. In: Deutsch als Fremdsprache
10, 95-101.

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466 JARMO KORHONEN

K.-E. Sommerfeldt und H. Schreiber, 1977: Wörter


Leipzig.
K.-E. Sommerfeldt und H. Schreiber, 1978: Konkurrierende Konstruktionen in der Substantivgruppe
der deutschen Sprache der Gegenwart. In: Deutsch als Fremdsprache 15, 301 - 305.
W. Teubert, 1979: Valenz des Substantivs. Attributive Ergänzungen und Angaben. Düsseldorf. (Sprache
der Gegenwart. Schriften des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. 49.)
G. Wahrig (Hg.), 1978: dtv-Wörterbuch der deutschen Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag.
München.

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