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Lernziele 1.

Sitzung
In welche Phasen wird die Geschichte der DDR eingeteilt?

*1949-1990, hervorgegangen aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), bis 1989 stark von der
Sowjetunion abhängig

*bis zur „friedlichen Revolution“ im Herbst 1989 realsozialistische Volksrepublik unter Führung der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED)

Skizzieren Sie zentrale Machtinstrumente der DDR-Herrschaft.

Der Ministerrat

*Ministerrat als Regierung der DDR laut Verfassung das höchste exekutive Organ des Staates (von
Volkskammer gewählt), Minister aus verschiedenen Parteien der Nationalen Front, allerdings
weniger Einfluss als solche vom Zentralkomitee der SED

*tatsächliches Machtzentrum: Politbüro der SED, Vorsitz durch den Generalsekretär des
Zentralkomitees der SED

Das Politikbüro der SED

*höchste Organ der Partei

*Erster Sekretär als Vorsitzender (Walter Ulbricht 1950 bis 1971, Erich Honecker 1971 bis 1989, Egon
Krenz 1989)

*ZK-Sekretäre mit Abteilungen des ZK und hauptamtlichen Mitarbeitern, Unterkommissionen


(Außenpolitische Kommission, Kulturkommission etc.)

*Tagesarbeit im Politbüro des ZK (mit Vorsitz des Generalsekretärs)

*Kaderpolitik und „Nomenklatura“ als Herrschaftsprinzipien

*Überwachungsapparat des Ministeriums für Staatssicherheit

Staatsrat der DDR

*ab dem Tod des ersten Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck das „kollektive Staatsoberhaupt“ der
DDR (Angleichung an die Sowjetunion)

*Vorsitzender, Stellvertreter, 16 weitere Mitglieder und Sekretär (zunächst für vier, ab 1974 für fünf
Jahre von der Volkskammer gewählt)

*Staatsratsvorsitzende: Walter Ulbricht (1960-1974), Willi Stoph (1974-1976), Erich Honecker (1976-
1989, gleichzeitig in Personalunion erster Sekretär des Zentralkomitees der SED, Vorsitzender des
Staatsrats – in einer Person die höchsten Ämter in Partei und Staat), Egon Krenz (1989), Manfred
Gerlach (1989-1990)

*Aufgaben bis 1974: Ausschreibung der Wahlen zur Volkskammer, Amnestien- und Begnadigungen,
internationale Verträge.

*Ab 1974 nur mehr noch ein Repräsentationsorgan


Skizzieren Sie Grundlinien der DDR-Geschichtsschreibung, gehen Sie hier differenziert auf
Konjunkturen, ältere und neuere Forschungsansätze ein.

*stark vom Kalten Krieg geprägt

*zunehmend aus dem Fokus der Forschungen gerückt seit ca. 2000

*Hauptstrang der Überblicksdarstellungen Gründung der DDR 1949 bis „friedliche Revolution“ 1989

*Phaseneinteilung: erste Phase: Gründung der DDR und Aufbau des Sozialismus (1949-1961), zweite
Phase zwischen Mauerbau und Entspannungspolitik (1961-1971), dritte Phase vom „neuen Aufbruch“
zur „Stagnation“ (1971-1981), vierte Phase Niedergang und Wende (1981-1990).

*dominante Geschichtsdeutung: Erforschung der DDR von ihrem Scheitern und ihrem Ende her

Die DDR als Unterdrückungsstaat und Diktatur

*Prägung der Forschung durch die Unterdrückungsmechanismen der DDR

Stefan Wolle: „„Wie ein riesiger Krake lag die Staatssicherheit über dem Land und drang mit ihren
Saugnäpfen in den verborgendsten Winkel der Gesellschaft“

Stefan Wolle, Die heile Welt der Diktatur: Alltag und Herrschaft in der DDR 1971-1989, Berlin 1998,
Kapitel 2.

*Selbstsicht der SED zur DDR als „Friedensstaat“ oder „sozialistische Demokratie“ als ideologisch
gedeutet

Debattieren Sie kritisch die These der DDR als „totalitäre Diktatur“.

Hans-Ulrich Wehler: „totalitäre Parteidiktatur eines Kollaborationsregimes auf der Basis eines
Okkupationskommunismus, der […] mit allen Mitteln einer kolonialen Neugründung durchgesetzt
wurde“.

Karl Dietrich Bracher: „zweite deutsche Diktatur“ (nach der der Nationalsozialisten)

Nehmen Sie Stellung zu den Kernthesen von Mary Fulbrook in Verbindung zu denen von Konrad
Jarausch, Martin Sabrow und Stefan Wolle.

*Totalitarismusbegriff nur eingeschränkt auf DDR anwendbar

Stefan Wolle: „frappierende Übereinstimmungen“ der SED-Diktatur mit dem NS-Regime (Führerkult,
Massenparaden, Propagandareden), doch strukturelle Unterschiede bei Wirtschaftsorganisation,
Machtkonzentration sowie hinsichtlich der Zustimmung in der Bevölkerung

hinter der These von der Gleichartigkeit der NS und SED-Diktatur, Verharmlosung des NS und des
Holocaust sowie politische Delegitimierung der Partei Die Linke

„Dem Nationalsozialismus ist der Glaube an die Ungleichwertigkeit der Menschen und das Recht des
Stärkeren inhärent, während sich mit dem Kommunismus als politischem Manifest ungeachtet seiner
strukturellen Gewaltorientierung und seines heilsgewissen Erlösungscharakters Ziele wie Gleichheit,
Gerechtigkeit und Solidarität verbinden, die mit seinem politischen Scheitern ihren Wert nicht
verloren haben. Der sozialistische Traum lässt mehr Lesarten zu als der nationalsozialistische
Zivilisationsbruch.“

Martin Sabrow Die DDR erinnern, in: Ders. (Hrsg.): Erinnerungsorte der DDR, München 2009, S. 15.
Vergleichen Sie kritisch Alf Lüdtkes Ansatz der „Herrschaft als soziale Praxis“ in der DDR-Forschung
mit Marx Fulbrooks These von der „partizipativen Diktatur“.

*Alf Lüdtke in Anlehnung an Michel Foucault: Institutionen der DDR in ihrer Interaktion mit
Bevölkerungsgruppen (Polizei, Betriebe).

*Kritik: Verharmlosung der Gewaltsamkeit des SED-Regimes

Alf Lüdtke (Hg.), Herrschaft als soziale Praxis. Historische und sozialanthropologische Studien.
Göttingen 1991.

Alf Lüdtke, Peter Becker, Akten, Eingaben, Schaufenster. Die DDR und ihre Texte. Erkundungen zu
Herrschaft und Alltag, Berlin 1997.

„die große Mehrheit der Ostdeutschen in ein System verwickelt, an dem sie sich beteiligen mussten;
und aufgrund ihrer Partizipation wurden sie selbst verändert. Es war daher letzten Endes eine
Diktatur, die durch das Agieren und Interagieren der großen Mehrheit der Bevölkerung
aufrechterhalten wurde.“

Lernziele 2. Sitzung
Skizzieren Sie die Rolle der Sowjetunion in den Phasen der Geschichte der DDR von der SBZ bis zur
„friedlichen Revolution“.

*9. Juni 1945: Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) in Berlin-Karlshorst


Regierungsgewalt in der SBZ (Oberster Chef Georgi K. Shukow, Stellvertreter Wasilli D. Sokolowski

*Mai-September 1945: Geheimpolizei des sowjetischen NKWD zehn Speziallager (bis 1950
mindestens 122.000 Inhaftierte, Zwangsarbeit in der Sowjetunion, 42.000 Tote in sowjetischen
Lagern)

*10. Juni 1945: Erlaubnis der SMAD zur Bildung von Parteien und Gewerkschaften

*11. Juni 1945: Gründung der KPD (SPD, CDU, LPD Anfang Juli)

*13. Juni 1945: Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB)

*14. Juli 1945: „Einheitsfront“ der antifaschistisch-demokratischen Parteien aus KPD, SPD, CDU und
LDP

*1. Juli 1945: Genehmigung und Bewaffnung (1. Oktober 1945) der Deutschen Volkspolizei

*23. Juli 1945: kommunistische Reorganisation des Finanz-, Bank-, Sparkassen-, und
Versicherungswesens (Beschlagnahmungen)

*August 1945: Befehl der SMAD zur Bildung der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung
(DZfV) für den Aufbau eines sozialistischen Schul- und Bildungswesens mit Vorzensur

* 7. Oktober 1949: Verfassung und Gründung der DDR

*3.–11. September 1945: Bodenreform in Deutschland (Entschädigungslose Enteignung von


Landbesitzern über 100 Hektar Fläche
*Mai-Juli 1945: Industriebetriebe in „Volkseigentum“ und Demontagen

*7. März 1946: Gründung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) (auch in Westdeutschland, dort jedoch
1951 verboten)

*21./22. April 1946: Druck der SMAD zur Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands
(SED) aus SPD und KPD, Tageszeitung Neues Deutschland

*4. Juni 1947: Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) als zentrales Verwaltungsorgan der Wirtschaft
in der SBZ

*20. Juni 1948: Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen (23. Juni 1948: D-Mark auch in
West-Berlin)

*24. Juni 1948: Blockade Berlins (Berliner Luftbrüche vom 26. Juni 1948 bis zum 12 Mai 1949).

* 7. Oktober 1949: Verfassung und Gründung der DDR

*30. Juni 1946: Volksentscheid zur entschädigungslosen Enteignung von Großgrundbesitzern,


Kriegsverbrechern und aktiven NSDAP-Mitgliedern (zunächst Sachsen)

*1. April 1947: SMAD Deutsche Treuhandstelle zur Verwaltung des beschlagnahmten Vermögens von
Nazi- und Kriegsverbrechern

*16. August 1947: Entnazifizierung in allen öffentlichen Ämtern und der Wirtschaft

*26. Februar 1948: Auflösung der Entnazifizierungskommissionen

*seit März 1954 „souveräne DDR“

*doch: DDR als „Satrapie im westlichen Vorfeld des sowjetischen Imperiums“ (Hans-Ulrich Wehler)

 *Juli 1952: Stalin erteilt Ulbricht das Signal, den Aufbau des Sozialismus in der DDR voranzutreiben,
verstärkte Verstaatlichungen nach sowjetischem Vorbild, Kollektivierung in der Landwirtschaft

*Motto: „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen.“

 *ideologische Repressionen auch gegen Kirchen

 *Kurswechsel nach Stalins Tod im März 1953

 *Festhalten der SED an hohen Arbeitsnormen: 17. Juni 1953 Volksaufstand, Niederschlagung mit
sowjetischen Militär

*Finanzhilfen der Sowjetunion: Entspannung der Versorgungslage und Stabilisierung des SED
Regimes

*November 1956: Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes durch sowjetische Truppen,


durch Sowjetunion lancierte Repressionswelle gegen kritische Studierende und
Wissenschaftler/innen

*Anstieg der Flüchtlinge in den Westen

*enge Bindung an die Sowjetunion und „feste Verankerung in der sozialistischen


Staatengemeinschaft“
Beschreiben Sie den Prozess der Entnazifizierung in der DDR.

*30. Juni 1946: Volksentscheid zur entschädigungslosen Enteignung von Großgrundbesitzern,


Kriegsverbrechern und aktiven NSDAP-Mitgliedern (zunächst Sachsen)

*1. April 1947: SMAD Deutsche Treuhandstelle zur Verwaltung des beschlagnahmten Vermögens von
Nazi- und Kriegsverbrechern

*16. August 1947: Entnazifizierung in allen öffentlichen Ämtern und der Wirtschaft

*26. Februar 1948: Auflösung der Entnazifizierungskommissionen

*Propaganda: „antifaschistischer Schutzwall“ (Mauerbau)

Debattieren Sie Hintergründe und Ursachen für das Ende der DDR.

*Reformkurs unter Michail Gorbatschow: Ablehnung durch die DDR und „Sozialismus in den Farben
der DDR“

*zunehmender Widerstand in der DDR-Bevölkerung

*Wiederbelebung der in den 1980er-Jahren Friedensbewegung und Gruppen, die für die sogenannte
„Dritte Welt“ eingetreten waren, Schutz und Zuspruch der Kirche

*Mai 1989: Vorwurf der Fälschung von Wahlergebnissen auf kommunaler Ebene

*Massenflucht von DDR-Bürgern über Ungarn (dort Grenzöffnung am 2. Mai 1989)

*Montagsdemonstrationen und Demonstrationen am 40. Gründungstag der DDR in Ostberlin

*18. Oktober 1989 Rücktritt Honeckers, Übernahme durch Egon Krenz

*Öffnung der Berliner Mauer in der Nacht des 9. November 1989

Diskutieren Sie das Konzept „Habitus“ für die Analyse von Herrschaftsstilen in der DDR anhand eines
selbst gewählten Beispieles und nehmen Sie hierbei Bezug zu Forschungen.

*zentrale Forschungsfrage nach dem Herrschaftsstil und Habitus der DDR-Führungselite  

*Habitus-Konzept von Pierre Bourdieu: Auftreten einer Person, somit die Sprache, den Lebensstil, die
Kleidung und Geschmack; dabei Habitus als wechselseitiges Phänomen von Erfahrungen und
Gesellschaftsgestaltung

*klassenspezifisch erworbene, unbewusste aber nichtsdestoweniger genaue Angepasstheit der


Dispositionen, Verhaltensmuster und Einstellungen einer Person an das jeweilige soziale (Um-)Feld

Skizzieren Sie Inhalte, Stoßrichtung und Ziele des Marxismus-Leninismus in der DDR.

*Legitimation des Führungsanspruch der SED

*Deutlicher Bezug der Verfassungen der DDR 1968 und 1974 auf „sozialistische Bewußtseinsbildung“

*ideologische Grundlage für das gesamte politische System in der DDR


*Marxismus-Leninismus als „wissenschaftliche Weltanschauung“ im Denken sowie eine „Anleitung
zum Handeln“: „wissenschaftliche“ Erklärung von Mensch, Natur, Gesellschaft und Geschichte sowie
Wegweisung für Denken und Handeln in allen gegenwärtigen Bereichen.

*„dialektischen Materialismus“ und Gesetzmäßigkeiten in der Geschichte, Einsicht in die


Vergangenheit wie in die Zukunft, Klassenkampfgedanke

*Glaube an die Formbarkeit von Gesellschaften, dabei Unterordnung des Einzelnen unter die
Gesellschaft

*Friedrich Engels: Freiheit als „Einsicht in die Notwendigkeit“ historischer Entwicklungsgesetze

*Ziel der Gesellschaft: Umwälzung der bürgerlichen in eine „klassenlose Gesellschaft“


(Kommunistisches Manifest) sowie Realsozialismus durch Abschaffung des Privateigentums an
Produktionsmitteln, Errichtung staatssozialistischen Eigentums mit zentral gelenkter Planwirtschaft,
Aufhebung bürgerlicher Wertnormen in Moral und Ethik

Lernziele 3. Sitzung
Erläutern Sie die Konzepte „Herrschaft als soziale Praxis“ nach Alf Lüdtke und „Gouvernementaltiät“
nach Michel Foucault und diskutiere Sie diese für eine selbst gewählte „Massenorganisation“ in der
DDR.

Herrschaftsausübung und Funktionsmechanismen nach Alf Lüdtke

*„Herrschaft als soziale Praxis“: nach Alf Lüdtke ein zweipoliges Kräftefeld seitens Herrschenden und
Beherrschten

*nicht nur Herrschaftsausübung und –hinnehmen, sondern Aushandlung durch Mittragen,


Mitmachen, Konterkarieren und Unterlaufen

*Beherrschte gestalten immer auch Herrschaft mit oder widerstehen ihr mit „Eigensinn“

Gouvernementalität nach Michel Foucault

a) Bündel von Praktiken neuzeitlicher Regierungen zur Steuerung des Verhaltens von Individuen und
Kollektiven

b) „Kraftlinie“, die als „Regierung“ bezeichnet werden kann.

c) Vorgänge von Verwaltung und Exekutive, die Gesellschaft zu „ gouvernementalisieren“

Nehmen Sie Stellung zu der These: „Massenorganisationen“ in der DDR stellten in einem
Konglomerat zwischen Befehlsstrukturen und Freiwilligkeit starke Bindungen her und trugen
maßgeblich zur Militarisierung der DDR-Gesellschaft bei.

*seit den 1960er/1970er Jahren fast alle Schüler vom ersten bis zum siebten Schuljahr als Jung- oder
Thälmannpioniere an (formell freiwillig), Vorstufe zur FDJ (vor Wehrdienst, Pflichtstudium des
Marxismus-Leninismus für alle Studierenden der DDR, Mitgliedschaft im DFGB und der DSF),
Mitgliederquote 98 %
*Bürger in der DDR vom sechsten Lebensjahr bis zum Ende des Arbeitslebens eingebunden in
sozialistische Organisationen
Diskutieren Sie, was man unter einem Ritual und unter einem politischen Ritual versteht an
Beispiel der „Jugendweihe“ in der DDR

*lebenszyklische Rituale als „Übergangsrituale“: DDR „Jugendweihe“, 1. Mai, Republik-Geburtstag,


Fahnenstunden

*in der DDR prominentestes festliches Übergangsritual vom Jugend- ins Erwachsenenalter (14 Jahre) 

*ausgerichtet auf sozialistische Werte und Normen (allerdings schon in der Weimarer Republik)

*Februar 1950: Politbüro des ZK der SED, Parteien und Gewerkschaften, FDJ zunächst Ablehnung der
Jugendweihe

*Mai 1953: Politbüro der KPdSU „Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR“
sozialistische Alternative zur Konfirmation

*27. März 1955: erste Jugendweihe in Ost-Berlin

*ab 1958: Jugendweihe obligatorisch (ansonsten Repressionen in Beruf, Studium)

Lernziele 4. Sitzung
Erläutern Sie internationale Positionen zur Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland an
die DDR.

James McAdams: kaum ein Staat „so rasch so unterschiedliche Schritte gegangen, um mit der
Vergangenheit ins Reine“ gekommen
 
*Anne S'adah und Paul Cooke: „Kolonisieurng des Ostens“
 
*Andrew Beattie: keine mustergültige Vergangenheitsbewältigung der DDR in Deutschland, ohne
Multiperspektivität, Selbstkritik und Selbstreflexion, „oversimplified Western success stories“ und
„Eastern horror stories“, Projektion aktueller Wert- und Moralvorstellungen, Belastung des
Einigungsprozesses durch politische und symbolische Disparitäten
 
*Jennifer Yoder: Wahrheitsfindung ohne Versöhnung
 
*Plädoyer für eine Historisierung der DDR mit der Erfahrungsseite der DDR-Bürger/innen gegen
Abwertung von Biographien
 
*Bodo von Borries: „Würdigung des Lebens der Menschen dort und um eine offene, gemeinsam zu
gestaltende Zukunft. Dafür ist gegenseitiges Zuhören - auch wechselseitige Kritik auf Augenhöhe -
erforderlich, aber nicht tatsächliche oder eingebildete einseitige Zurücksetzung bzw. Demütigung.“

Kollektives Gedächtnis und die DDR: Skizzieren Sie anhand von diskutierten Konzepten
Möglichkeiten aber auch Grenzen dieses Konzepts.

*seit den 1990-Jahren kulturwissenschaftlicher Terminus

*Oberbegriff für bewusste Erinnerungsarbeit an historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Prozesse


(ästhetisch, politisch, kognitiv)

*geschichtswissenschaftliche Diskurse und Praktiken, „private“ Erinnerungen, Öffentlichkeitsarbeit

*Träger: Individuen, Gruppen, Nationen, globale Verständigungsgemeinschaften


 

*Texte im engeren Sinne, Bilder, Fotos, Denkmäler, Gebäude, Feste, symbolische und mythische
Formen, kulturell begründete Selbstbilder

Skizzieren Sie die Arbeit und Zielsetzungen der beiden Enquete-Kommissionen zur DDR sowie der
Sabrow-Kommission.

Die Enquete-Kommissionen „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur“ (1992-
1994) und „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“ (1995-
1998)

1. Enquelnte*soziale Probleme in den neuen Bundesländern, hohe Arbeitslosigkeit, schwache


Wirtschaft und vermeintlicher „Kultur- und Konsumschock“, wachsende Unzufriedenheit
über Strafprozesse, Mystifizierung und Verharmlosung des SED-Regimes

Die Ziele:
1. Aufarbeitung und Bewertung der Geschehnisse der DDR aus politisch-historischer und politisch-
moralischer Perspektive immer mit Augenmerk darauf, wie künftig mit den Befunden umgegangen
werden sollte;
 
2. Wiederherstellung verletzten Rechtsempfindens und Rehabilitation der Opfer des SED Regimes;
 
3. Stärkung des demokratische Selbstbewusstseins der Gesellschaft und Beiträge zur
Weiterentwicklung einer gesamtdeutschen politischen Kultur, Förderung des freiheitlichen
Rechtsempfindens und Festigung eines antitotalitären Konsens in Deutschland;
 
4. Beitrag zur Versöhnung der Gesellschaft;
 
5. Handlungsempfehlungen für den Bundestag, gesetzgebende Maßnahmen und politische
Initiativen, Empfehlungen zur pädagogisch-psychologischen Verarbeitung der DDR-Vergangenheit

2- Enqulente Vorsitz Bundestagsabgeordneter Rainer Eppelmann (CDU/CSU), 16 Abgeordnete nach


Sitzverteilung im Bundestag und 11 externe Sachverständige (darunter die Historiker Bernd
Faulenbach, Ilko-Sascha Kowalczuk, die Soziologen Clemens Burrichter, Manfred Wilke, die
Politologen Hans-Adolf Jacobsen, Patrick Moreau, Hermann Weber).
 
* 292 Zeitzeugen und Wissenschaftler, 160 Gutachten, ca. 16.000 Seiten Bericht
 
*Ein Ergebnis: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
 
*Vertiefung der Ergebnisse der ersten Kommission, Beiträge zur gesamtgesellschaftlichen
Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit, weitere Festigung des demokratischen „Selbstbewusstseins“
der Bevölkerung, innere Versöhnung, aktuelle Fragen des Wiedervereinigungsprozesses,
Handlungsempfehlungen
Beschreiben Sie, was man unter „Ostalgie“ versteht und debattieren Sie anhand eines selbst
gewählten Beispiels die Potenziale und Probleme des kulturwissenschaftlichen Konzepts der
„Ostalgie“.

*Ostalgie (aus „Osten“ und „Nostalgie“): 1991/1992 einsetzende Distanzierung eines Teil der
ostdeutschen Bevölkerung gegenüber der Bundesrepublik mit nostalgischen Elementen und
Verklärung der DDR-Vergangenheit (Thomas Ahbe)

*DDR-Produkte und Supermärkte, Ostalgie-Partys, „Ampelmännchen“, 2003 „Good Bye, Lenin!“

*Unterhaltungs- und Konsumkultur: Ostalgie-Shows

*konnotierte Marken „Karo“, „Haloren“, „Rotkäppchen-Sekt“ Ostpro-Messen

*vermutete Hintergründe: Verschlechterung der sozioökonomischen Lage in den neuen


Bundesländern, Zunahme von Arbeitslosigkeit nach der Wiedervereinigung

*Kritik: Diktatur mit Nostalgie verdrängt

Lernziele 5. Sitzung
Erläutern Sie die Forschungskontroversen um die Begriffe „Wende“ und „Revolution“ für das Ende
der DDR?

Revolution statt Wende

Die Dynamik von Mauerfall und Grenzöffnung

*1. November 1989: Wiederzulassung visafreier Reisen in die ČSSR und Zustimmung am 3. November
für die Öffnung der tschechoslowakischen Grenze zur Bundesrepublik Deutschland

*9. November 1989: Sekretär der SED für Informationswesen Günter Schabowski Pressekonferenz,
Reisemöglichkeiten für Bürger der DDR in die Bundesrepublik Deutschland und nach West-Berlin
„ohne Vorliegen von Voraussetzungen (Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse)“ auf der
Ebene von kurzfristigen Genehmigungen „sofort und unverzüglich“

*Massenansturm von DDR-Bürgern auf die Grenze zu West-Berlin

*Öffnung der Mauer an der Bornholmer Straße in Berlin um 21 Uhr und weitere Grenzübergänge in
das Bundesgebiet

Die Dynamik von Mauerfall und Grenzöffnung

Reinhard Höppner (Augenzeuge als DDR-Bürger, Mathematiker und später für die SPD
Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt):

„Auf den Autobahnen Richtung Westen kam es zu bis zu 100 Kilometer langen Staus. Kinder und
junge Leute fuhren mit ihren Skateboards zwischen den stehenden Autos umher. Radio DDR meldete
‚zweihundertprozentige Auslastung der Züge‘ Richtung Hannover. Vor den Sparkassen und Banken
der grenznahen Städte der Bundesrepublik bildeten sich lange Schlangen. Alle wollten die 100 DM
‚Begrüßungsgeld‘ abholen, die einer alten Regelung zufolge jeder DDR-Bürger bei seiner ersten
Westreise bekam. […] Der Goldene Westen mit seinem überreichen Konsumangebot hatte sich
aufgetan. Die Vision von Veränderung der DDR wurde weggefegt von dem Traum, möglichst schnell
so zu leben wie im Westen.“
Skizzieren Sie anhand von Beispielen, warum man überwiegend von einer „Revolution“ spricht.

Brennpunkt in den Debatten am zentralen Runden Tisch: Umgehen mit der Stasi

*Versuch ein verkleinertes „Amt für nationale Sicherheit“ zu erhalten

*Fortsetzung der Überwachungs- und Aktenvernichtungsarbeit in der Berliner Zentrale

*8. Januar 1990: Aufforderung der Regierung Hans Modrows zu einem Stufenplan zur vollständigen
Auflösung der Stasi (vom 13. November 1989 bis 12. April 1990 war Modrow der letzte Vorsitzende
des Ministerrates und somit Chef der Regierung Modrow)

*11. Januar 1990: Regierungserklärung Modrows Weiterexistenz eines Geheimdienstes nötig,


hiergegen massive Protestaktionen

*15. Januar 1990: Zugeständnis Modrows zur Auflösung des MfS und der Nachfolgeorganisation,
Demonstration von etwa 100.000 Menschen und Sturm auf die Zentrale des MfS in der Berliner
Normannenstraße

*Bürgerkomitee zur Auflösung des MfS

Debattieren Sie Positionen über die vermeintliche Gewaltfreiheit in der Friedlichen Revolution.

Forschungspositionen

Osteuropäische Wende und DDR

Außenpolitische Faktoren für die Friedliche Revolution

* Probleme in der wirtschaftlichen Entwicklung

*Abkehr von der Breschnew-Doktrin: innere Reformen der Staaten des Warschauer Paktes

*Glasnost (Offenheit): Transparenz in Parteigliederungen, Verwaltung, Medien, Wirtschaft, freie


Meinungsäußerung, doch weiterhin Führung der KPdSU

*Perestroika (gesellschaftliche Umgestaltung): Umbesetzung von Funktionärsstellen, umgreifende


Reformen hin zu einer Kampagne für individuelle Verantwortung in der UdSSR

*Aufhebung des sowjetischen Führungsanspruches bei der inneren Entwicklung der sowjetischen
„Bruderstaaten“

*1986: Reise Gorbatschows zum SED-Parteitag nach Ost-Berlin, Kritik an der Mauer und am
Führungsstil der SED, allerdings kein Ende der DDR gewünscht

Die Ausreisebewegung über Ungarn und die Tschechoslowakei

*Ausreiseanträge in der DDR bis 30. November 1988 rechtswidrig

*bis 1989: Verordnung zwischen den Ländern des Ostblocks, den Bürgern der „Bruderstaaten“ die
Ausreise in Drittländer zu verwehren

*Möglichkeit, über die Botschaftsvertretung der Bundesrepublik Deutschland zu „fliehen“

*27. Juni 1989: Reformen in Ungarn und Grenzöffnung – Symbolpolitik (ungarischer Außenminister
Gyuala Horn und österreichischer Außenminister Alois Mock zerschnitten in der Nähe von Sopron
den Grenzzaun)
*Anfang Juli 1989: 200.000 DDR-Bürger nach Ungarn

*19. August 1989: Paneuropäisches Picknick bei Sopron (Debatten über neue Perspektiven für
Europa, Flucht von ca. 800 DDR-Bürgern nach Österreich)

*11. September 1989: Grenzöffnung in Ungarn für DDR-Flüchtlinge (bis Ende September ca. 35.000
Flüchtlinge aus der DDR)

Erwägen Sie Für und Wider der These, dass die Friedliche Revolution vor allem von der
Protestantischen Kirche in der DDR getragen war.

Eine Revolution der evangelischen Kirche?

*Christen und Kirchen in der DDR: Verhältnis voller Friktionen und geprägt von staatlicher
Unterdrückung

*atheistische Marxismus-Leninismus: Verschwinden der Religion „Opium des Volkes “ (Marx)

*Zurückdrängung des Einflusses der Kirchen (Jugendweihe, Streit um Religionsunterricht)

*1989 ungefähr 5,4 Millionen Menschen Mitglied im Bund der Evangelischen Kirche der DDR,
insgesamt 6,6 Millionen Bürger der DDR Mitglied einer religiösen Gemeinschaft (ca. 40 % der
Bevölkerung)

*1970er Jahre: Vertreter der evangelischen Kirche „Kirche im Sozialismus“, Bischof Albrecht
Schönherr 1971: „Wir wollen Kirche nicht neben, nicht gegen, sondern im Sozialismus sein.“

Lernziele 6. Sitzung
Skizzieren Sie je anhand eines selbst gewählten Beispiels zur Geschichte der DDR, was zum einen
unter sozialhistorischen und zum anderen alltagshistorischen Perspektiven auf die Geschichte der
DDR zu verstehen ist.

Was bedeutet Sozialgeschichte (der DDR)?

*Fokus auf Entwicklung von Gesellschaften in der Vergangenheit, Abkehr von politikhistorischen
Ansätzen

*gegen die Geschichte der „großen Männer“

*1957: Otto Brunner, Werner Conze „Arbeitskreis für moderne Sozialgeschichte“ (Strukturgeschichte
politische, soziale und wirtschaftliche Themen langer Dauer)

*Ansatz, seit den 1960er Jahren vor allem in der Bundesrepublik Deutschland, Universität Bielefeld,
„Historische Sozialwissenschaft“, seit 1975 Zeitschrift „Geschichte und Gesellschaft“

*theoriegeleitete Geschichtswissenschaft, versus Historismus, Typologisierungen, Hans-Ulrich


Wehler, Jürgen Kocka

*Sozialgeschichte in der DDR: Orientierung an Karl Marx, vergleichbar mit Großbritannien und
Edward P. Thompson und Eric J. Hobsbawm, Interesse an Marktgesellschaft, Arbeitergeschichte und
gesellschaftlicher Wandel, kein Fokus auf die DDR selbst, denn diese galt als „in Bewegung, nicht
abgeschlossen, ahistorisch“
Was bedeutet Alltagsgeschichte (der DDR)?

*Frage um das Leben der Menschen im Alltag, das Wiederkehrende in der „Lebenswelt“ (Alfred
Schütz), subjektive Erfahrungen und Mentalitäten

*Sven Linquist (Schweden) „Geschichte von unten“, „Grabe, wo Du stehst“

*in der Bundesrepublik Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre in Abgrenzung von der
Sozialgeschichte, versus Fixierung auf Strukturen und Vernachlässigung der Erfahrung von Individuen
(Alf Lüdtke, Hans Medick, Thomas Lindenberger)

*kritische, „undogmatische“ Marx-Lektüre: „Die Menschen machen ihre Geschichte nicht aus freien
Stücken, aber sie machen sie selbst.“

*Versuch, die Erfahrungen und das Handeln und hier besonders derer zu rekonstruieren und zu
verstehen, die bis dahin nicht als „geschichtsmäßig“ gegolten hatten (außer als Klasse)

Debattieren Sie anhand der gewählten Beispiele oder anderer Beispiele die Vor- und Nachteile von
sozial- und alltagshistorischen Ansätzen zur DDR-Geschichte.

*Kritik der Alltagsgeschichte der DDR: z. B. an der Sabrow-Kommission, Förderung der „Ostalgie“
fördern, Verharmlosung und Vernachlässigung der Unterdrückungsmechanismen der DDR, „heile
Welt der Diktatur“

Skizzieren Sie, was man unter materieller Kultur verstehen kann? Debattieren Sie dieses Konzepts
anhand eines Beispiels aus der Geschichte der DDR.

Materielle Kultur: Summe aller kulturell besetzten Einzelobjekte

*Judy Attfield im Gefolge der Volkskunde: Dinge als Quelle für objektgebundene Handlungspraxis
und somit als alltagshistorischer Zugang zu Erfahrungen und Wahrnehmungen

*Routinen, Banalisierung als Emotionalisierung und die Stiftung von Identität und Zugehörigkeit,
biographische Bindungen und Erinnerungen, Aneignungsbiographien und Gegenstandsbeziehungen

*Corina Gentner: Veränderung der Wohnkultur in Ostdeutschland

*Generationenobjekte (Jugendweihegeschenke, Geschenke zur ersten Wohnung und zu anderen


Epochen der neuen Lebensweisen)

*häufig konträre Ding-Beziehungen zur Normierung der SED

*Dinge als Beziehungen zum Staat: Auszeichnungen und Auszeichnungsmappen, Wimpel, Fahnen
und Anstecker, Ausweise, Gastgeschenke, Brigadetagebücher und Plakate (exzessiven
Symbolverwendung im Alltag)

*Praktiken und Rituale mit Dingen: manifestierte politische Durchdringung, unklar, ob auch als
Herrschaftsobjekte wahrgenommen
Die SED-Führung changierte zwischen Inklusion und Exklusion, zwischen Offenheit und
Unterdrückung. Nehmen Sie zu dieser These kritisch Stellung anhand einer sozialen Gruppe in der
DDR, die als „anders“ etikettiert war (wie Homosexuelle oder sogenannte Behinderte).

Homosexualität

*homosexuelle Szene in der Städten der DDR seit Mitte der 1980er Jahre, mediale Verunglimpfung,
staatliche Überwachung und Verfolgung
*Homosexuelle Aktionsgruppen und Demonstrationen (bspw. beim den Weltfestspielen der Jugend
1973 in Ost-Berlin)
*Aktivisten um Ursula Sillge, Lothar Berfelde, alias Charlotte von Mahlsdorf, Infozentrum Prenzlauer-
Berg
*Unterstützung durch die protestantische Kirche und 1988/89 Gründung von schwul-lesbischen
Gruppen bei der FDJ und in Klubhäusern
*Umfrage Zentralinstitut für Jugendforschung 1980 in der DDR: ca. 50 % der Jugendlichen ablehnend
gegenüber Homosexualität (Männer stärker als Frauen, in der Bundesrepublik lediglich ca. 20 %
ablehnend), 1990/91: ca. 20 % der Homosexuellen lenkten Benachteiligungen im Beruf in der DDR
ein und um die 50 % berichteten von psychischer Gewalt, ca. 25 % von physischen Übergriffen.

Behinderte in der DDR


 
*Ausschluss aus dem Bildungssystem bis in die 1960er Jahre hinein
*ab den 1960er/1970er Jahren: sozialistischer Humanismus solle auch ‚behinderte Bürger der DDR
befähigen, zum Wachstum der sozialistischen Produktionsverhältnisse beizutragen‘ (ohne dass die
Effizienz bewertet würde)
 
*Sozialismus als ,der moralische Fortschritt der Menschlichkeit, die sittliche Menschwerdung des
Menschen, seine bisher
höchste Entwicklungsetappe‘
 
*ab Anfang der 1980er Jahre: Inklusion durch „Rehabilitation“
,Bildung und Erziehung allseitig und harmonisch entwickelter sozialistischer Persönlichkeiten‘,
allerdings unzureichende Bildungs-, und Wohnmöglichkeiten und mangelnde Freizeitmöglichkeiten
für Menschen mit Behinderung

Lernziele 7. Sitzung
Skizzieren Sie je anhand eines selbst gewählten Beispiels Prämissen der Forschung in der DDR.

*gute, stark mathematisch-naturwissenschaftlich geprägte Schulbildung

*für Spitzenforschung: fehlende Mittel, kein ungehinderter Zugang zu Publikationen und


Fachkongressen

*ungünstige Arbeitsbedingungen für Wissenschaftler/innen in der DDR, schlechtere wirtschaftliche


Situation als in der Bundesrepublik, schlechtere Bezahlung, Akademikermangel in Ost-West-
Konkurrenz

*Kein Forscher der DDR Nobelpreis

*Wirtschaftsspionage im MfS „Sektor Wissenschaft und Technik“, Technologiediebstal unter


anderem bei Siemens
*Scheitern bei der Computerentwicklung, Planungschef Gerhard Schürer, Schlüsselbranche,
kostenintensive Entwicklung weit hinter westlichen Konkurrenten zurück

Debattieren Sie, was man unter Marxismus-Leninismus als übergeordnetes Wissenschaftsprinzip in


der DDR versteht.

*Drei Bestandteile des Marxismus-Leninismus: a) Dialektischer und Historischer Materialismus als


philosophische Grundlage und Anleitung zum Aufbau des Sozialismus, b) politische Ökonomie als
Sonde für die Beziehungen der produzierenden Menschen und der Gesellschaft insgesamt, c)
wissenschaftlicher Sozialismus als ‚Wissenschaft vom Klassenkampf’ bei der ‚Errichtung’ der
sozialistischen Gesellschaft

*Studienfach an allen Universitäten, Hochschulen und Fachschulen, Lehrveranstaltungen und


Prüfungen in allen Fächern, auch verpflichtend für Professoren, und Dozenten

Was versteht man unter „sozialistischen Realismus“ in der Malerei und der Literatur der DDR und
inwiefern richtete sich dieses Konzept auf die politische Durchformung der Gesellschaft?

*Strömung moderner bzw. zeitgenössischer Malerei der 1970er und 1980er Jahre von Leipzig
ausgehend und die Kunst der DDR und den „sozialistischen Realismus“ prägend

*Gründung in den 1960er Jahre von unter anderem Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und
Werner Tübke, Zentrum Leipziger Kunstakademie

*handwerklicher Anspruch, verbunden mit gezielter Gesellschaftsanalyse und teils deutlich


propagandistischer Absicht

*Realismus als Zugang zur breiten Bevölkerung der Arbeiter- und Bauern

*zwei Strömungen: „expressiv-leidenschaftlich“ und formstreng, nüchtern-sachlich

*Anlehnungen an die Kunstgeschichte und hier Maler der Renaissance (Werner Tübke)

Skizzieren Sie Phasen der Literaturlandschaft in der DDR und erörtern Sie hier literarische
Kernprinzipien.

 1945-55: Aufbauliteratur

 *antifaschistische Literatur heimgekehrter Emigranten, SED-Vorgaben und sowjetische Einflüsse,


zentral organisierte Literaturszene, thematisch: Aufbau großer Industrieanlagen (häufig
Chemiewerke), Städte, Arbeiter als Helden, Antipoden häufig „alte Kräfte“ wie Saboteure, die den
Erfolg des Sozialismus zu verhindern suchen, Sieg des Sozialismus, Ziel: Errungenschaften des
Sozialismus und Sieg über den Faschismus, Ermutigung zum Aufbau des Sozialismus

Beispiel: Eduard Claudius, Menschen an unserer Seite, Berlin (Ost) 1958

 *4. Juni 1950: DDR-Schriftstellerverband, Grundlage für Publikation, dominiert von ehemaligen
Exilliteraturen, 1952 Vorsitzende Anna Seghers

 *1954: Schriftsteller Johannes R. Becher erster Kulturminister der DDR

 *Rückkehr Bertolt Brechts und Helene Weigel aus dem Exil nach Ostberlin, eigenes Theater „Berliner
Ensemble“ (seit 1950 Staatsbürgerschaft Österreichs, nie Bürger der DDR): Erziehung des Menschen,
episches Theater mit Lehrstücken und Parabeln
 *Kanon der Art der Darstellung und der Themen, Prägung durch sozialistische Ideologie und Zensur

Die 1960er Jahre: Ankunftsliteratur

*nach Bau der Berliner Mauer 1961: Phase liberaler Kultur- und Jugendpolitik, kritische Literaten und
Liedermacher wie Wolf Biermann

*Bitterfelder Weg: Konferenz in Bitterfeld 1959, II. Bitterfelder Konferenz 1964: sozialistischer
Realismus zur Norm, Literatur als Spiegel der Arbeiterwelt, Schriftsteller aus und in Betrieben

*sozialistischer Realismus in der Literatur: ideologisch determinierter Ideengehalt, marxistisch-


leninistische Parteilichkeit, Vorbildlichkeit, Optimismus, Volkstümlichkeit, Verständlichkeit und
positiver Held, Literatur als Anregung für den Leser zur Verwirklichung des Sozialismus,
Montagetechnik und Rückblenden, innerer Monolog eher verpönt

*Beispiele: Brigitte Reimann, Ankunft im Alltag,1961, Christa Wolf, Der geteilte Himmel 1963,
Bewährungsproben für jüngere, intellektuelle Menschen im Beruf und im Privaten, Konflikt und
Versöhnung mit sozialistischen Gesellschaftsprämissen, Entwicklungs- und Bildungsromane

*1963: Regimekritiker Robert Havemann, Ausschluss von der Humboldt Universität zu Berlin und
Partei

*Verbot von Filmen, Kampagne gegen „schädliche Tendenzen“ und für „saubere Leinwand“

*Flucht in historische Themen (Nationalsozialismus und Antike): Jurek Becker, Jakob der Lügner
(1968), Volker Braun, Heiner Müller: Instrumentalisierung der Antike für die Debatte von Problemen
der Gegenwart, antike Mythen als mehr oder minder implizite Diskussionen über Wahrheit,
Probleme und Widersprüche

Die 1970er Jahre: Liberalisierung

*1971: Ablösung Walter Ulbrichts durch Erich Honecker

*Zweite Generation in Kunst und Literatur, mehr Freiheit für DDR-Schriftsteller auf der Basis des
Sozialismus

*Konzept der „subjektiven Authentizität“: Christa Wolf, Nachdenken über Christa T., 1968 (Probleme
des Individuums in der sozialistischen Gesellschaft)

*1976: Ende der Liberalisierung durch die Ausweisung Wolf Biermanns und der Ausbürgerung bzw.
Emigration von ca. 100 weiteren DDR-Schriftsteller/innen

(Sarah Kirsch, Günter Kunert und Reiner Kunze u.a.)

*Massenhafte Proteste gegen Biermanns Ausbürgerung und Ausschlüsse aus dem


Schriftstellerverband

Die 1980er Jahre: Untergrundliteratur

*Boheme und „Untergrund“ jüngerer Literaten vor allem im Ostberliner Stadtviertel Prenzlauer Berg

*Orientierung an poststrukturalistischen Tendenzen aus Frankreich: Literatur, „die die Stasi nicht
versteht“, irrationale Schreibweise als Protest gegen die staatlichen Restriktionen, starke
Unterwanderung durch IMs der Stasi

*Beispiele: Jan Faktor, Cornelia Schleime, Ulrich Zieger


Theater in der DDR: Inwiefern wurde dieser Kulturform eine besondere Bedeutung zugesprochen?
Erörtern Sie die sozialistischen Wirkungsansprüche des Theaters in der DDR anhand eines selbst
gewählten Beispiels.

*staatliche Förderung, eine der dichtesten Theaterlandschaften der Welt, 1988 213 Theater mit über
55.000 Sitzplätzen

*sozialistisches Nationaltheater in der DDR

*Gegenwartsdramatik mit dem typischen Verweis auf die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit

*Arbeitertheater mit Laienschauspielern und -dichtern

*Mythen- und Geschichtsdramen als Diskussion der Gegenwart

Lernziele 8. Sitzung
Erörtern Sie an den Rollen von Martin Luther und Thoms Müntzer die geschichtspolitischen
Dimensionen des Umgangs mit der Reformation in der DDR und deren historische Wandlungen.

*offizielle DDR-Interpretation der Reformation: Spannungsfelder zwischen Müntzer und Luther und
ideologische Auseinandersetzung zwischen DDR und Bundesrepublik Deutschland

*Friedrich Engels „Der Deutsche Bauernkrieg unter dem Eindruck der Niederlage der Revolution von
1848/49“ (1850): Bauernkrieg als erste deutsche Revolution und Thoma Müntzer als radikaler
Prediger als herausragende Gestalt (Reformator, Revolutionär in den Bauernkriegen, nach der
Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 gefangen genommen und am 27. Mai 1525 gefoltert
und hingerichtet) Luther als „Fürstenknecht“ und „Verräter“, in: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke,
Bd. 7, Berlin (Ost) 1960, 327-413.

*Allerdings bereits 1953: Bereits 1953 ZK der SED: „Luther ist bei uns eine Vorstellung, die wir
benutzen müssen im Kampf gegen die Reaktion. Luther ist nicht eine Fahne, die wir der Reaktion
überlassen.“
 
Paul Wandel, ZK-Sekretär für Kultur und Erziehung am 6.7.1953, zitiert bei Alexander Fleischauer, Die
Enkel fechten’s besser aus. Thomas Müntzer und die Frühbürgerliche Revolution – Geschichtspolitik
und Erinnerungskultur in der DDR, Münster 2010, S. 68.

*Wandel Luthers vom „Fürstenknecht“ zur identitätsstiftenden Figur in der sozialistischen Nation:
450. Jahrestag des Thesenanschlages 1967 bis zum 500. Geburtstag Luthers 1983

Skizzieren Sie die offizielle Ideologie des SED-Regimes gegenüber der Weimarer Klassik als
kulturellen Erbe.

*deutliche Dominanz von Weimarer Klassiker auf Bühnen der DDR

*mit Weimar, Jena und dem alten Zentrum von Berlin alle Klassiker-Stätten (Goethe, Schiller, Herder
oder Hegel) auf dem Boden der DDR

*Walter Ulbricht: „Wenn ihr wissen wollt, auf welchem Weg es vorwärts geht, so müsst ihr Goethes
‚Faust’ und Marx’ ‚Kommunistisches Manifest’ lesen
*Werke der Weimarer Klassik kulturstiftende Muster zur Erziehung eines „neuen Menschen“ : Werke
der Klassiker als unzerstörbares Deutsches Erbe gegen Rassismus

*Arbeit an den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten

*Problem der Nähe der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zu Weimar und der Konstruktion eines
Weimarbildes für ein „besseres Deutschland“, humane Welt

*Parallelen im Weimar-Kult der SBZ und der DDR zur politischen Instrumentalisierung im NS

*infrastruktureller Ausbau von Weimar, aber auch der Luther-Gedenkstätten Wartburg, Eisleben und
Wittenberg als Touristenstätten für die Devisenbeschaffung seit Mitte der 1970er Jahre

Erläutern Sie anhand eines selbst gewählten Beispiels die wissenspolitische Einflussnahme in der
DDR auf Themen der deutschen Geschichte.

*Akademie der Wissenschaften (AdW) (bis 1972 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin
DAW): bedeutendste Forschungsinstitution der DDR und zentrale Stelle der Reglementierung der
Geschichtsschreibung in der DDR

 *1946 offiziell gegründet in der Tradition der Preußischen Akademie der Wissenschaften

*Gelehrtengesellschaft und Trägerorganisation einer Forschungsgemeinschaft außeruniversitärer


Forschungsinstitute

*18. Oktober 1946: Angliederung von Instituten und Einrichtungen nach SMAD-Befehl Nr. 309

*Vereinnahmung für Aufbauarbeit Lage der „Intelligenz durch Privilegien verbessert“, Maßnahmen
gegen Abwanderung

*ab 1951 der Regierung der DDR direkt unterstellt (ab 1954 Ministerrat der DDR)

*Vergabe von „zukunftsträchtiger“ historischer Forschung durch Akademie (zentral


Kolonialgeschichte), Historiker der Akademie zwangsweise Mitglieder der SED, loyal, marxistisch-
leninistische Geschichtsauffassung

*in der Praxis: gängige historische Forschung mit Vorsätzen und Exkursen zu Marxismus-Leninismus

*Auflösung und Bebauung jüdischer Friedhöfe und Kultureinrichtungen

*Erst in der „friedlichen Revolution“ Eingeständnis der DDR an der Mitverantwortung für die
Judenverfolg im Nationalsozialismus und den Holocaust, Wiederaufbau der zerstörten großen
Synagoge in der Oranienburger Straße, Berlin-Mitte

Der Umgang des SED-Regimes mit der nationalsozialistischen Vergangenheit: Erläutern Sie die
offizielle Haltung des SED-Regimes und erörtern Sie hier anhand eines selbst gewählten Beispiels
die Konsequenzen dieser Haltung auf die Gedenkstättenpolitik in der DDR.

Dritte Reich

*Betonung in der DDR, nicht der Nachfolgestaat des Nationalsozialistischen Deutschlands zu sein,
umfassende politische und gesellschaftliche Aufarbeitung nebst Elitenwechsel sei durchgeführt
worden, daher weniger Verpflichtung zu Aufarbeitung und Gedenken
*zentrale Konzentrationslager auf dem Boden der SBZ bzw. DDR: Sachsenhausen und Buchenwald

Holocaust

*Haltung der DDR als kein direkter Nachfolgestaat des „Dritten Reichs“: finanzielle Entschädigungen
für jüdische Opfer des NS-Regimes eher problematisch, Rentenzahlungen, soziale Vergünstigungen,
jedoch keine Erstattung „arisierten Eigentums“, geringe staatliche Zuschüsse für jüdische Gemeinden

*beim offiziellen Gedenken an die Opfer des NS kein gesondertes Gedenken an die jüdischen Opfer,
Kontroversen um Gedenktage

*jüdischer Opfer dem politischen Widerstand nachgeordnet, Leugnung eines eigenständigen


jüdischen Widerstandes, Jeffrey Herf „divided memory“

Die Kontroverse um Antisemitismus in der DDR: Skizzieren Sie Grundlinien und Argumente.

Geschichte der jüdischen Gemeinden in der DDR

*die meisten Holocaust-Überlebenden, die in Deutschland blieben, Westdeutschland

*einige Hundert Holocaust-Überlebende in der DDR, Opfer des Faschismus „zweiter Klasse“ nach den
kommunistischen Widerstandskämpfern

*stalinistischer Antisemitismus: 1952/53 jüdische Gemeinden in der DDR als potenzielle Zentren
westlicher Geheimdienste, Verhaftungen, Flucht in den Westen, betroffen auch jüdische
Spitzenfunktionäre wie Julius Meyer, Vorsitzender des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der
DDR, Zwang zu einer Erklärung, dass es keinen Antisemitismus in der DDR gebe, Flucht im Januar
1953 in den Westen

*radikale Schrumpfung der jüdischen Gemeinden in der DDR (ca. 1.500 Mitglieder in den späten
1950er Jahren, einige 100, stark überalterte Mitglieder in den 1980er Jahren)

Lernziele 9. Sitzung
Beschreiben Sie grundlegende historiographische Perspektiven zur deutsch-deutschen Geschichte.
Gehen Sie hierbei auf die Arbeiten von Historiker/innen nach 1990 ein und unterscheiden Sie
vergleichende und beziehungsgeschichtliche Ansätze. Nennen Sie hierfür jeweils selbst gewählte
Beispiele.

Deutsche Teilungsgeschichte

*Peter Graf Kielmansegg „Geschichte des geteilten Deutschland": Wege der Bundesrepublik
Deutschland und der DDR als „zwei konkurrierende Versuche, im unentrinnbaren Schatten der
Katastrophe deutsche Geschichte neu beginnen zu lassen“.

Deutsch-deutsche Geschichte als „langer Weg nach Westen“

*Heinrich August Winkler: deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zur
Wiedervereinigung als „langer Weg nach Westen“

*beide deutsche Staaten nach 1945 „Sonderwege“ (DDR mit einem „internationalistischen
Sonderweg“ und Bundesrepublik Deutschland mit einem „postnationalen Sonderweg“ )

*Deutschland schließlich als „demokratischer, postklassischer Nationalstaat zum Westen gefunden“


Sequenzperspektiven auf die deutsch-deutsche Geschichten

*Konrad Jarausch: für eine „chronologisch sensible und inhaltlich plurale Sequenzperspektive" mit
Ziel der Erfassung der „Komplexität kontrastierender Erfahrungen in Ost und West“

Skizzieren Sie die Phasen der deutsch-deutschen Beziehungen zwischen 1945 und 1990 und ordnen
Sie diesen zentrale Verträge zu.

1949-1961: Die Zuspitzung des Kalten Krieges und die deutsch-deutschen Beziehungen

*1950: Antworten auf den Marschallplan, Beitritt der DDR in den Rat für Gegenseitige
Wirtschaftshilfe (RGW)

*1950: Ausbruch Koreakrieg und Wiederbewaffnung in der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen


einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG).

*1955: NATO-Beitritt der Bundesrepublik Deutschland und Aufbau der Bundeswehr

*1956: Gründung der NVA in der DDR und Beitritt in den Warschauer Pakt

*1957: Römische Verträge, Bundesrepublik Deutschland in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft


(EWG) und die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) (Vorform der heutigen
Europäischen Union EU), wirtschaftliche Stabilisierung in der Bundesrepublik

*Fünf-Jahres-Pläne und ökonomisches Scheitern in der DDR

*17. Juni 1953: Volksaufstand und Beendigung mit sowjetischer militärischer Hilfe, Kritik aus dem
Westen, Manifestation der deutschen Spaltung, DDR als Unrechtsstaat

*ab 13. August 1961: Berliner Mauer, „imperialistischer Schutzwall“, „Zeichen des totalitären
Unrechts“, Manifestation der deutschen Teilung und Stabilisierung der DDR

1962-1975: Zeichen der Entspannung und Neue Ostpolitik

*1962 Kubakrise und drohender Atomkrieg: Wendepunkt im Kalten Krieg, Beginn einer
Kooperations- und Entspannungspolitik

*Juli 1963: Beginn der Neue Ostpolitik Willy Brandt und Pressesprecher Egon Bahr „Politik der
kleinen Schritte“, „Wandel durch Annäherung“ und „menschlichen Erleichterungen“ vorbereitet,
Vorträge in der Evangelischen Akademie Tutzing

*1966-69: „Große Koalition“ unter Kurt Georg Kiesinger, Außenminister und Vizekanzler Brandt:
langfristige Annäherung zwischen „Ost und West“, Konzentration auf gemeinsame Interessen,
globale Friedenssicherung (atomare Risikoverminderung), humanitäre Erleichterungen, gegenseitige
Akzeptanz

*1968 „Prager Frühling“ Einmarsch in die CSSR, Zuspitzung des chinesisch-sowjetischen Konflikts,
sowjetischer Bedarf an westlicher Technologie und Import: Offenheit für neue diplomatische
Verhandlungen

*1969-74: Kanzlerschaft Brandts

*Ende 1969: DDR nicht völkerrechtlich, aber staatsrechtlich anerkannt als einer der „zwei Staaten in
Deutschland“ und Teil einer gemeinsamen Nation, Aufgabe des Alleinvertretungsanspruchs der
Bundesrepublik Deutschland, Einbeziehung der DDR in die Entspannungspolitik, gesamteuropäische
Sicherheitskonferenz (KSZE) (von Ostblock gefordert) anerkannt, Atomwaffensperrvertrag und
Abrüstung
*1970: Erfurter Gipfeltreffen als symbolischer Auftakt für eine Reihe von Verträgen

 *12. August 1970/7. Dezember 1970: Moskauer Vertrag und Warschauer Vertrag, Anerkennung der
Souveränität des jeweils anderen deutschen Staates, Anerkennung der innerdeutschen Grenze und
des Berlin-Status, Ende der diplomatischen Isolation der DDR durch die Bundesrepublik (bspw. durch
die Hallstein-Doktrin)

*3. September 1971: Vier-Mächte-Abkommen über Berlin (Zusage des ungehinderten


Transitverkehrs nach Berlin)

*17. Dezember 1971 Transitabkommen, 20. Dezember 1971 Vertrag über den Reise- und
Besucherverkehr, 26. Mai 1972 Verkehrsvertrag

*21. Dezember 1972 (in Kraft am 21. Juli 1973): Grundlagenvertrag, in dem die „gutnachbarlichen
Beziehungen“ auf „gleichberechtigte Basis“ gestellt wurden, sich beide Staaten zu den Grundsätzen
der Vereinten Nationen bekannten, ein gegenseitiger Gewaltverzicht und die „Unverletzlichkeit der
grenzen“ erklärt wurde, dass jeder der deutschen Staaten sich selbst international vertritt,
Beteiligung an Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und Abrüstung, jeweilige Hoheitsgewalt,
Austausch Ständiger Vertreter

*Egon Bahr: Betonung des Ziels zur „Einheit“

*18. September 1973: Beitritt der Bundesrepublik und der DDR als getrennte Staaten zur UNO

*11. Dezember 1973: deutsch-tschechoslowakischer Vertrag mit Einigung über die Nichtigkeit des
überholten Münchner Abkommens von 1938 und über die Abtretung des Sudentenlandes

*Trotz Entspannungspolitik: Berliner Mauer, DDR-Schießbefehl

*1974: Ende der politischen Entspannung mit dem Wechsel der sozialliberalen Koalition von Brand
und Scheel zum Kabinett Helmut Schmidt und Außenminister Hans-Dietrich Genscher

1976-1987: Zwischen Aufgabe der Wiedervereinigung und Annäherung

*Annäherung der DDR an die Bundesrepublik aufgrund der beiden Ölkrisen und der wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Probleme in der DDR

*Belastung der innerdeutscher Beziehung durch Welle von Aufrüstung: 1979 sowjetische Besetzung
Afghanistans, 12. Dezember 1979 Nato-Doppelbeschluss (Aufstellung neuer Atomsprengköpfe in
Westeuropa zur Modernisierung und Abschreckung, bilaterale Verhandlungen zwischen der
Sowjetunion und der USA zur Begrenzung der Mittelstreckenraketen, gegenseitige Ergänzung von
Aufrüstung und Modernisierung einerseits und Rüstungskontrolle andererseits).

*1981: Besuch des Bundeskanzlers Helmut Schmidt in der DDR

*1986: erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaft zwischen Eisenhüttenstadt und Saarlouis

*1987: Besuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik Deutsch (Staatsempfang als Höhepunkt der
„Anerkennung“ der DDR)

*Milliardenkredite an die DDR

*Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR über die Auflösung des Staats DDR
und den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland und der deutschen Einheit, Beitritt zum 3. Oktober
1990,Voraussetzung Zwei plus Vier-Vertrag mit Verzicht der ehemaligen Besatzungsmächte auf
Vorbehaltsrechte
*verhandelt 1990: Wolfgang Schäuble für die Bundesrepublik und Günther Krause für die DDR

*am 20. September 1990 von der Volkskammer der DDR angenommen (299 Ja-Stimmen, 80 Nein-
Stimmen, eine Stimmenthaltung), am gleichen Tag Zustimmung Bundestag (442 Ja-Stimmen, 47 Nein-
Stimmen, 3 Stimmenthaltungen).

*zentrale Punkte: Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des deutschen Grundgesetzes,

das in seiner Präambel die neuen Länder und deren Existenz festlegt, Berlin zu einem Land vereinigt
und Hauptstadt des vereinten Deutschlands werden, Übernahme des DDR-Vermögens und Haftung
für die Staatsschulden

*In weiteren Artikeln werden Fragen des Völkerrechts und der Fortgeltung von DDR-Recht
behandelt, des Vermögensübergangs usw. geregelt

Lernziele 10. Sitzung


Skizzieren Sie Phasen und Formen der Flucht aus der DDR. Beschreiben Sie hier die Schritte, mit der
die SED-Führung „Republikflucht“ kriminalisierte.
Die DDR verlassen: Ausweisung, Auswanderung, Ausreise und Flucht
 
*unerlaubtes Verlassen der SBZ, Ost-Berlins und der DDR „(Versuch der) Republikflucht“, keine
Rückkehr nach Westreisen „Verbleiber“, (weniger gebräuchlich „ungesetzlicher Grenzübertritt“ nach
de Strafgesetzbuch der DDR)

*Vor Gründung der DDR: Migration von Tausenden aus der SBZ in den Westen

*7. Oktober 1949 bis Juni 1990: Migration von 3,8 Millionen Bürger/innen der DDR in den Westen,
davon Vielzahl illegal, ca. 400.000 rückgekehrt, seit 1962 ca. 480.000 legal ausgereiste DDR-Bürger

*25. Januar 1951: Verordnung über die Rückgabe Deutscher Personalausweise bei Übersiedlung nach
Westdeutschland oder Westberlin (Strafe für Nichtrückgabe drei Monate Gefängnis).

*1954 Paßgesetz der DDR: „ohne Genehmigung“ das Gebiet der DDR verlassen bis drei Jahre
Gefängnis

*11. Dezember 1957: Ergänzung des Strafgesetzbuches, „Zuchthausstrafe“ drei Jahre


Beschreiben Sie die DDR als Migrationsraum von West- nach Ostdeutschland. Differenzieren Sie hier
nach Motiven und Personengruppen.

*1969: ungesetzlicher Grenzübertritt, Freiheitsstrafe bis 5 Jahre

*zunächst Höchstmaß mit Freiheitsstrafe von 2 Jahren, in der Praxis allerdings häufig „schwerer Fall“
angenommen, dann 5 Jahre Freiheitsstrafe

*seit 1979 Freiheitsstrafe bis 8 Jahre, bereits dann schwerer Fall, wenn „besondere Intensität“,
„Urkundenfälschung“ oder „Ausnutzung eines Versteckes“

*Verurteilung von ca. 75.000 Personen wegen Fluchtversuchen, in der Regel mit Gefängnis zwischen
einem und drei Jahren und anschließender MfS-Überwachung
*bei bewaffneten Fluchtversuch, der Beschädigung von Grenzanlagen, Armeeangehörige oder
Geheimnisträger bis 8 Jahre Gefängnis

*harter Vollzug in der Regel in Haftanstalten des MfS (Hohenschönhausen)

*in den 1980er Jahren: Freikauf von 1.500 bis 2.000 jährlich wegen versuchter Republikflucht
inhaftierter Personen aus der Haft durch die Bundesrepublik
 
*legale Ausreise ohne Genehmigung der Behörden ab Sommer 1990 als Initialzündung der
friedlichen Revolution

Wie war die Rechtslage von „Vertragsarbeitern“ in der DDR? Differenzieren Sie hinsichtlich
Rahmenbedingungen, den Herkunftsländern sowie den Arbeits- und Lebensbedingungen.

*Vertragsarbeiter: ausländische Arbeitskräfte (oft als Auszubildende deklariert) als Gastarbeiter ohne
Integrationsabsicht (ab den 1960er Jahren zeitlich befristet auf zwei und später fünf Jahre), Verträge
durch Staatsverträge mit entsprechenden Ländern wie Vietnam und Kuba ausgehandelt

*Vertragsabkommen mit sozialistischen Staaten des RGW Volksrepublik Polen (1963, 1965),
Ungarische Volksrepublik (1967), Mosambik (1979), Vietnam (1980) sowie vertragliche „sozialistische
Bruderhilfe“ (häufig gegen Solidaritätsleistungen im Rahmen von Waren, Infrastruktur) mit Angola,
Kuba, Nicaragua und der Demokratischen Volksrepublik Jemen

*1966: Polen „Pendlerabkommen“ für Arbeitskräfte im Grenzgebiet

*28. Juni 1979: neues das Gesetz über die Gewährung des Aufenthaltes für Ausländer in der
Deutschen Demokratischen Republik, mit flexible Verhandlungsspielräume, Betonung der
„Gleichberechtigung von Ausländern“ ohne die mit der Staatsbürgerschaft verbundenen Rechte,
Aufenthaltsgenehmigungen konnten jederzeit und ohne Begründung beendet werden

*Rekrutierung von Arbeitskräften offiziell als „Bruderhilfe“ und „Solidarität“ gegen


„Postkolonialismus“ und „Imperialismus“

*Verstärkung für unterbesetzte Arbeitsbereiche in der Industrie, wie Konsumgüterindustrie oder


Leichtindustrie

*1980: Zweiten Regierungsabkommens zwischen der DDR und Vietnam künftig vor allem
vietnamesische Vertragsarbeiter/innen, vor alle Frauen für die Textilindustrie, in der Regel 20.000
Vertragsarbeiter/innen

*Ende 1989 etwa 94.000 Vertragsarbeiter/innen (davon 2/3 aus Vietnam)

*Auflösung der Verträge und Rücksendungen nach der Wiedervereinigung

*Asylregelungen: 1950 spanische Kommunisten und einige wenige Oppositionelle aus nicht
sozialistischen Ländern, nach 1973 Chilenen nach Sturz von Salvador Allende (ca. 1.800 in der DDR)
Lernziele 11. Sitzung
Skizzieren Sie die Grundkonstellationen der Beziehung zwischen der SBZ bzw. der DDR und der
UdSSR in ihrem historischen Wandel und gehen Sie hierbei auf die Verankerung des Verhältnisses
der DDR zur UdSSR in der Verfassung ein.

*Bindungen der SBZ bzw. DDR an die Sowjetunion Ausbildung von Parteien, „Massenorganisationen“
und Einbindung der DDR in den sowjetischen Machtbereich.

 *10.10.1949: Gründung der territorialen Verwaltungseinheit der SBZ durch Übertragung der
Verwaltungsaufgaben der SMAD an die Provisorische Regierung

 *Übernahme des sowjetischen Modells des „Transmissionssystems“ (Sicherung des Einflusses auf
die Bevölkerung in allen gesellschaftlichen und politischen Bereichen) durch die Gründung der
Nationalen Front

 *10. März 1952: Stalinnote (Angebot Stalins an die Westmächte Frankreich, Großbritannien und USA
zu Verhandlungen über einen Friedensvertrag und die Wiedervereinigung und Neutralisierung
Deutschlands), Ablehnung durch die westdeutsche Öffentlichkeit und Bundeskanzler Konrad
Adenauer als „Störmanöver“ gegen die Westintegration der Bundesrepublik Deutschland, leitende
Forschungsmeinung, doch Erwägungen durch die Westmächte, die Stalinnote anzunehmen

 *Juli 1952: 2. Parteikonferenz der SED in enger Anlehnung an die UdSSR „planmäßiger Aufbau des
Sozialismus“ als „antifaschistisch-demokratische“ Ordnung

 *17. Juni 1953: Volksaufstand und Niederschlagung mit Hilfe sowjetischer Truppen

*bis 1974: „allseitiger Zusammenarbeit und Freundschaft“ 

*ab 1974: „Die DDR ist für immer und unwiderruflich mit der UdSSR verbündet. Das enge und
brüderliche Bündnis mit ihr garantiert dem Volk der DDR das weitere Voranschreiten auf dem Wege
des Sozialismus und des Friedens. Die DDR ist untrennbarer Bestandteil der sozialistischen
Staatengemeinschaft“, weltweit einmalige verfassungsmäßige Bindung an einen anderen Staat

*7. Oktober 1975: Bekräftigung der Bindung in der Verfassung durch den „Vertrag über Freundschaft,
Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand“ (unterzeichnet von Honecker und Breschnew
anlässlich des 26. Jahrestages der DDR)

*Erweiterung der Freundschafts- und Beistandsverträge von 1955 und 1964

*1965: Einladung Walter Ulbrichts zum Staatsbesuch nach Ägypten durch Gamal Abd el Nasser mit
der Duldung der UdSSR

*8. bis 10. Februar 1967: Warschauer Außenminister-Konferenz, Unterstützung der UdSSR für die
DDR, die übrigen Mitglieder des Warschauer Pakts auf „Ulbricht Doktrin“ zu verpflichten (Vorreiter
Rolle der DDR im Ostblock)

*Außenpolitische Einflüsse der DDR auf die UdSSR:

Einmarsch der Sowjetunion in der CSSR 1968


Reflektieren Sie die Funktion der „Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft“ und erörtern
Sie die Resonanz der DDR-Bevölkerung auf diese Massenorganisation.

Die „deutsch-sowjetische Freundschaft“

*Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) Massenorganisation: Kenntnisse über


Kultur und Gesellschaft der UdSSR, nach dem FDGB zweitgrößte Massenorganisation der DDR mit ca.
6 Millionen Mitgliedern (1985), Mitglied in der Liga für Völkerfreundschaft der DDR

*2. Juli 1949 gegründet (Vorläufer Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion)

*Aufgaben: Agitation und Propaganda, kulturelle und sportliche Aktivitäten in den Städten,
Gemeinden und Schulen (über 1 Million Veranstaltungen 1988), beispielsweise jährlich im Mai DDR-
weite Woche der deutsch-sowjetischen Freundschaft statt, Organisation mit der Pionierorganisation
Ernst Thälmann und der FDJ Brieffreundschaften mit russischen Kindern und Jugendlichen,
gemeinsame Ferienlager

*Mitgliedschaft offiziell freiwillig, dabei Indoktrinierung zum Abbau antisowjetischer Einstellungen in


der Bevölkerung, Aufbauwerk für die DDR, Forderung, die Verbundenheit mit dem „ersten
sozialistischen Staat“ auszudrücken, Grundbedingungen für die Arbeiter/innen einer Brigade, um als
Kollektiv sozialistischer Arbeit ausgezeichnet zu werden

*große Anzahl von passiven Mitgliedern als Möglichkeit „gesellschaftliche Aktivität“ auf
Mindestniveau nachzuweisen

*Elemente des Alltags und der Arbeitskultur aus der UdSSR in der DSF, in der DDR angeeignet bzw.
übernommen

* Ende der 1980er Jahre zur Unterstützung von Glasnost und Perestroika und als Widerstand gegen
DDR-Regierung, DSF in zwiespältiger Situation, da SED neue sowjetische Politik ablehnte

Debattieren Sie anhand eines selbst gewählten Beispiels den kulturellen Einfluss der UdSSR auf die
DDR.

Konsumartikel (wie Autos von AwtoWas „Shiguli“ und „Lada“, Dekorationsgegenstände wie
Samoware, Matroschkas, Holzlöffel, „Junost“-Fernsehgeräte)

*Küche „Soljanka“

*Kulturelle Produktionen wie Filme zu Tolstois „Krieg und Frieden“, Kinderfilme „Nu Pogodi“ („Hase
und Wolf“), Zeitschriften „Sputnik“, „UdSSR im Bau“, „Sowjetunion“

*Sozialistischer Realismus als kommunistische Stilrichtung mit sowjetischen Einflüssen (Walter


Womacka, Ronald Paris)

*Architektur: sozialistischer Klassizismus im sogenannten „Zuckerbäckerstil“

*kulturelle Überhöhung infrastruktureller Großprojekte: „Interkosmos“ (Einbindung


nichtsowjetischer Technik und Kosmonauten, Sigmund Jähn 1978, Erdgasleitung „Druschba Trasse“
Bau über 550 km als „Zentrales Jugendprojekt“ der FDJ)
Beschreiben Sie die Bedeutung der Stationierung sowjetischer Truppen für die Beziehungen der
DDR und der UdSSR und reflektieren Sie hier das Verhältnis zur Bevölkerung der DDR.

*25. März 1954 DDR volle Souveränität, formelles Ende der Besatzungszeit mit Umbenennung in
Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD), Truppen formell der Volkspolizei, der
NVA und den bewaffneten Organen der DDR übergeordnet, Sicherung der DDR gegenüber der NATO

*ab Mitte/Ende 1950er Jahre starke personelle und materielle Ausstattung (inklusive Atomwaffen)
offensive Ausrichtung der sowjetischen Militärdoktrin, Bedrohung des Westens

 Bevölkerung

*Regelmäßige Kontakte bei Naturkatastrophen und technischen Havarien (Hilfe bei Hochwassern,
Schneeverwehungen und Unfällen in Industriekombinaten)

*Hilfe der Soldaten bei der Einbringung der Ernte auf den Feldern der LPG oder der VEG
(Volkseigenen Güter).

*organisierte geselligen Begegnungen und Gesprächen

*Handwerksleistungen von einheimischen DDR-Bürgern/innen in sowjetischen Kasernen

*weitergehende engere soziale Kontakte unerwünscht und sehr selten, Isolation der Truppen in
Kasernen

Lernziele 12. Sitzung


Skizzieren Sie die Forschungslage zur Außenpolitik der DDR und gehen Sie hierbei auf die Ursachen
ein, dass es sich hierbei um ein bislang erst wenig erforschtes Feld handelt.

*recht wenig erforschtes Forschungsfeld, Gründe hierfür: a) außenpolitischen Quellen der DDR
(Akten des Außenministeriums etc.) im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes mit Sperrfrist von
30 Jahren (anders als andere Quellen zur DDR), b) Annahme der Ausrichtung der Außenpolitik auf die
Bundesrepublik Deutschland (germanozentrisch), c) Annahme, dass es bis in die 1980er Jahre hinein
keine eigenständige Außenpolitik der DDR gegeben hätte, sondern UdSSR dominiert

*Forschungsdesiderate in Bezug auf Wahrnehmungen und Verflechtungen, Kulturgeschichte und


beispielsweise Projektionen von Bürger/innen der DDR gegenüber solchen in Polen, der CSSR,
Ungarn oder Italien

*Frage nach dem diplomatischen Habitus von SED-Kadern, hier häufig als „altväterlich“ oder
„ungeschickt“ durch die Forschung abgeurteilt, Tendenz die Außenpolitik der DDR nicht ernst zu
nehmen

Skizzieren Sie exemplarisch die außenpolitischen Beziehungen zwischen Polen oder der CSSR und
der DDR.

*Etikett der „verordneten Völkerfreundschaft“ für die Beziehungen zwischen der DDR und der
Volksrepublik Polen sowie zwischen Bürger/innen beider Staaten

*immer wieder durch die SED-Führung Verhältnis zur Polnischen Arbeiterpartei „harmonisch“ und
„freundschaftlich“
*DDR als sozialistischer Staat und als zweiter deutscher Staat äußere und innere Legitimierung: gutes
und friedliches Verhältnis zu den polnischen Nachbarn zentral

*wirtschaftliche Abhängigkeit der SBZ und der DDR von den Kohle- und Erzrohstofflieferungen Polens

*Forderung nach der Entlassung in Polen tätiger Kriegsgefangener 

*1949: Entlassung von 40 000 deutsche Kriegsgefangenen aus den polnischen Kohlegruben in die
DDR entlassen.

*1950/51: diplomatische Besuche Wilhelm Pieck in Polen und Boleslaw Bierut in der DDR

*Grenze geschlossen und schwer bewacht, Kontakte auf ein Minimum beschränkt

*1. Januar 1954: Verzicht auf weitere Reparationszahlungen der DDR an Polen zur Beförderung der
inneren Stabilisierung in der DDR

*Ausgangssituation: Festlegung des Grenzverlaufs an Oder und Neiße zwischen Deutschland und der
Volksrepublik Polen, Potsdamer Abkommen 2. August 1945, vorbehaltlich eines endgültigen
Friedensvertrages, Abtrennung von ca. 25 % des vorherigen deutschen Staatsgebiets in den Grenzen
von 1937

*Otto Grotewohl als Vorsitzender des Zentralausschusses der SPD in der SBZ am 11. November 1945,
zitiert nach: Brigitte Jäger-Dabek, Polen. Ein Länderporträt, Berlin 2012, 97.

„Die Demokratie wird in Deutschland nur dann lebensfähig sein, wenn das deutsche Volk den
Lebensraum behält, den es seiner Größe nach zu beanspruchen hat. In einem um ein Drittel
verkleinerten Haus kann ein 65-Millionen Volk nicht leben. Die Grenze kann dafür auch nicht die
Oder-Neiße-Grenze sein. Um ein so großes Volk zu ernähren, benötigt man einen ausreichenden
Landbesitz oder eine Industriekapazität, die uns in die Lage versetzt, durch Export unserer
Erzeugnisse und den Import von Lebensmitteln die Ernährung sicherzustellen.“

Debattieren Sie die Entwicklungen in der CSSR und die Politik der Charta 77 in ihren Auswirkungen
auf die Gesellschaft der DDR und reflektieren Sie hier die Rolle von oppositionellen Intellektuellen.

*1972: Ausfuhrverbot von Butter, Schmuck und Autos aus der CSSR, Ende der freien
Konvertierbarkeit von DDR-Mark in tschechische Kronen
*doch vor allem auch mit kritischen kirchlichen Oppositionellen aus der ČSSR und aus der DDR
konspirative Kontakte
*Empörung über das Scheitern des Prager Frühlings 1968 unter Intellektuellen der DDR, Proteste an
der Grenze gegen die Haltung der DDR und den Zusammenzug von Truppen der NVA, Proteste Reiner
Kunze und Ulrich Schacht, Haft durch das MfS, „der Sozialismus ist uns endgültig weggestorben.“
 
*Unterzeichner der Charta 77 evangelischer Philosophen Ladislav Hejdánek zu Friedensseminaren in
der DDR
*Tschechen als Unterstützer der Opposition in der DDR
*1977 Charta 77 mit Václav Havel Bürgerrechtsbewegung
*ab 1978: öffentliche Bekundungen tschechoslowakischer Intellektueller gegen Repressionen in der
DDR, Treffen im Riesengebirge
 
Skizzieren Sie die Beziehungen zwischen der DDR und Großbritannien oder Frankreich in ihren
Grundzügen; gehen Sie hierbei darauf ein, welche Akteuren an diesen Beziehungen beteiligt
waren.

*Seit Anfang 1970er Jahren: DDR diplomatische Beziehungen zwischen Frankreich, Großbritannien
und anderen nicht sozialistischen Ländern (in der Forschung relativ unbekannt)

*vor allem von den nationalen Linksparteien und den marxistisch-leninistischen


Freundschaftsgesellschaften getragen

*gezielte Vermeidung von Konflikten mit der Bundesrepublik Deutschland aufgrund diplomatischer
Verbindungen zur DDR, klare Instruktionen an die Freundschaftsgesellschaften und genaue
Überwachung, dass deutsch-deutsche Beziehungen nicht thematisiert werden dürften

*bis in die 1970er Jahre: Großbritannien, Frankreich und die Niederlande eher Interesse an der
Aufrechterhaltung an der deutschen Teilung

*Wahrung gegenüber der DDR der Rechte als Siegermacht, auch französische Kommunisten
antideutsch eingestellt

*Seit Ende der 1960er Jahre: Nach Unterlagen der Stasi Versuche, die französische Öffentlichkeit zu
beeinflussen, um Druck in Richtung Anerkennung zu erzeugen, Gewinnung von Persönlichkeiten des
öffentlichen Lebens (Jean Paul Sartre, Michel Foucault)

*1970er Jahre: Versuche von Stasi-Agenten Anschlüsse an das links-intellektuelle Milieu in Frankreich
zu finden, die politischen Parteien und Gewerkschaften, Kritik an der „Solidaritätspolitik“ der DDR in
der „Dritten Welt“ abzuschwächen und für diese zu werben mit gleichzeitiger Anprangerung des
„Neokolonialismus“ der Bundesrepublik Deutschland

*1974 Anerkennung der DDR als Staat, doch „Botschaft bei der DDR“ und nicht „in der DDR“

*erst 1980: französisches Kulturinstitut in Ost-Berlin

*1988: Staatsbesuch Honeckers in Paris, ausgelegt als gewachsene Akzeptanz der Welt im Westen

*1988/1989: Versuch Frankreichs, die Siegerrechte zu sichern, Besuch François Mitterrands bei dem
ostdeutschen Ministerpräsidenten Hans Modrow in Ost-Berlin, Versuch, die Nachkriegsordnung zu
erhalten

Beschreiben Sie die Leitlinien der Entwicklungspolitik der DDR.

Konzepte und Visionen der Entwicklungspolitik der DDR

*andere Begriffsdefinition für „Entwicklungshilfe“, da in der Perspektive der DDR-Experten diese


neokolonial, überheblich und kapitalistisch: „sozialistische Hilfe“, „Bruderhilfe“, „internationale
Solidarität“

*Durchbrechen der außenpolitischen Isolierung der DDR und „Kampf gegen den Neokolonialismus
des Westens“
*westliche „Entwicklungshilfe“ als „staatliche Finanzierung der Expansion des Monopolkapitals“,
folglich westliche Entwicklungshilfe als Instrument zur Erhaltung und Erweiterung des
imperialistischen Einflusses auf die Entwicklungsländer

* „internationale Solidarität“ als „echte Hilfe“, nicht durch politisch-moralische Schuld, Prinzipien der
Nichteinmischung

*Verfassung der DDR von 1974, Artikel 6, Absatz 3: „Die DDR unterstützt die Staaten und Völker, die
gegen den Imperialismus und sein Kolonialregime, für nationale Freiheit und Unabhängigkeit
kämpfen, in ihrem Ringen um gesellschaftlichen Fortschritt.“

Kennzeichnen Sie die Praxis der „internationalen Solidarität“ und beschreiben Sie hieran beteiligte
Akteure.

Zeitläufe der Internationalen Solidarität der DDR

*1988: Ministerratsbeschluss, dass „Internationale Solidarität“ nur noch dann zu leisten sei, wenn
gesamtwirtschaftliche Interessen der DDR mit den Zielen der Außenpolitik und der solidarischen
Unterstützung der Entwicklungsländer übereinstimme

*bis 1989: DDR ungefähr in ca. 50 Entwicklungsländern eigene diplomatische Vertretungen

*Engagement über die UN in UNICEF, WHO oder UNESCO

*nach der Wiedervereinigung: Einstellung aller Projekte der DDR im Rahmen der „Internationalen
Solidarität“ (vor allem noch in Angola und Mosambik) zum Teil gegen den massiven Widerstand und
die Kritik der Partner in der „Dritten Welt“

Skizzieren Sie die Wahrnehmungen und Erfahrungen mit der Entwicklungsarbeit der DDR in den
Empfängerländern.

Akteure der Entwicklungsarbeit: Die Solidaritätsbrigaden der DDR

*Solidaritätskomitee: bedeutendster Geber der DDR für unentgeltliche Hilfe und Aufbauarbeit in der
„Dritten Welt“

*humanitäre Soforthilfe, Experteneinsätze, Materiallieferungen und Stipendium, keine Kredite oder


finanziellen Geschenke

*Finanziert durch Spenden, meist durch „Partnerbetriebe“, FDJ, Schulen

*Jugendliche FDJ-Mitglieder bei den „Brigaden der Freundschaft“: Einsatz für Frieden und
Völkerfreundschaft, Arbeitskraft in „bedürftigen“ Ländern, Entwicklungshelfer und „Botschafter der
DDR“, ausgewählt durch ihren Betrieb und die SED-Bezirksleitung, üblicherweise für die Dauer eines
Jahres im Einsatz

*1988: Ministerratsbeschluss, dass „Internationale Solidarität“ nur noch dann zu leisten sei, wenn
gesamtwirtschaftliche Interessen der DDR mit den Zielen der Außenpolitik und der solidarischen
Unterstützung der Entwicklungsländer übereinstimme

*bis 1989: DDR ungefähr in ca. 50 Entwicklungsländern eigene diplomatische Vertretungen

*Engagement über die UN in UNICEF, WHO oder UNESCO

*nach der Wiedervereinigung: Einstellung aller Projekte der DDR im Rahmen der „Internationalen
Solidarität“ (vor allem noch in Angola und Mosambik) zum Teil gegen den massiven Widerstand und
die Kritik der Partner in der „Dritten Welt“

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