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Die Revolution und Freiheitskampf von 1956

Bem apó és Kossuth népe, menjünk együtt, kéz a kézbe!


Aki magyar, velünk tart!
VORGESCHICHTE

Internationaler Kontext
 5. März 1953: Tod Stalins
 Nachfolger: Chruschtschow
 politischer Kurswechsel, Auftritt gegen den Stalinismus
 17. Juni 1953: Aufstand in der DDR
 1955: Staatsvertrag mit Österreich
 Febr. 1956: 20. Parteitag der KPdSU Behebung der Fehler als Ziel (Q1)
 Juni 1956: polnische Bewegung, Arbeiteraufstand in Poznan

Chruschtschows Rede im 20. Parteitag der KPdSU (Febr. 1956)


 "unzulässig und dem Geist des Marxismus-Leninismus zuwider, [...] eine Person herauszuheben und sie zu einem
Übermenschen zu machen, der gottähnliche, übernatürliche Eigenschaften besitzt, zu einem Menschen, der angeblich
alles weiß, alles sieht, für alle denkt, alles kann und in seinem ganzen Verhalten unfehlbar ist. Ein solcher Glaube an
einen Menschen, und zwar an Stalin„ – Kampf gegen Personenkult
 "Stalin hielt sich nicht damit auf, die Menschen zu überzeugen, aufzuklären und geduldig mit ihnen
zusammenzuarbeiten, sondern er zwang anderen seine Ansichten auf und verlangte absolute Unterwerfung unter
seine Meinung. - Kampf gegen Gewalt, Machtmissbrauch
 Anstatt seine politische Korrektheit zu beweisen und die Massen zu mobilisieren, schlug er oft den Weg der
Unterdrückung und physischer Vernichtung ein, und zwar nicht nur im Kampf gegen tatsächliche Feinde, sondern auch
gegen Personen, die keine Verbrechen gegen die Partei und die Sowjetregierung begangen hatten". – Kampf gegen
Terror, Schauprozesse

Innenpolitischer Kontext
 seit 1953: Parteiopposition, Nagy-Rákosi Rivalität, Reformer um Imre Nagy
 Kreml: Anweisungen nach Ungarn (Ernennung von Imre Nagy zum MP, Entspannung)
 Juli 1956: Gerő wurde Generalsekretär (statt Rákosi!)
 „Petőfi-Kreis”: junge Intellektuelle, scharfe Kritik an der Parteiführung – als Opposition
 geistige Grundlagen: „Irodalmi Újság”
 Rehabilitation und Neubestattung von László Rajk (volt belügyminiszter, Rákosiék végezték ki, koholt perben ítélték el,
túl népszerű = Trockij) und drei seiner hingerichteten Genossen am 6. Oktober: ⇨ Massendemonstration

Korabeli „vicc”: "Ha élne még Rajk, belelövetne a temetői tömegbe".


= Rajk war ein Kommunist, als Innenminister trug er wesentlich zum Ausbau der Diktatur bei, aber seine Hinrichtung machte
aus ihm einen Märtyrer

16. Oktober: Gründung der MEFESZ (Magyar Egyetemisták és Főiskolai Egyesületek Szövetsége)= Universitätsjugend + 22.
Oktober: Forderungen in 16 Punkten (Q3):
 „1. Alle sowjetischen Truppen müssen aus Ungarn aufgrund der Beschlüsse des Friedensvertrages sofort
zurückgezogen werden. […]
= Ziel: freies Ungarn, fragwürdige Legitimität der Stationierung der Roten Armee: Argumentation: Nachschubslinie nach
Österreich, ABER: 1955

 3. Die Regierung soll unter der Leitung von Genosse Imre Nagy neugegründet werden, alle verbrecherischen Leiter der
Stalin-Rákosi-Periode sollen sofort abgelöst werden. […]
= Neue Regierung, aber kein radikaler Bruch mit den komm. Ideen (oder Realpolitik?)
= Genosse Imre Nagy war auch Kommunist, aber seine Regierung brachte Entspannung ins System

 5. Wir fordern im Land allgemeine, gleiche und geheime Wahlen mit der Teilnahme von mehreren Parteien, damit die
neue Nationalversammlung gewählt werden kann. Wir fordern, dass das Streikrecht der Arbeiter gesichert wird.
= Ziel: Demokratisierung, Parteipluralismus, soziale Forderung: Streikrecht
= Wiederherstelllung der demokratischen Verhältnisse
= Menschen – und Bürgerrechte garantieren
 6. Wir fordern die Überprüfung und neue Regelung der ungarisch-sowjetischen und der ungarisch- jugoslawischen
politischen, wirtschaftlichen und geistigen Beziehungen aufgrund der vollständigen politischen und wirtschaftlichen
Ranggleichheit sowie der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der anderen Länder. […]
= Ziel: keine Unterordnung mehr der UdSSR, Souveränität, Gleichrangigkeit
= Ungarn sollte kein Satellitenland der Sowjetunion bleiben

 9. Wir fordern die umfassende Revision der in der Industrie angewendeten Normen sowie die sofortige und
grundsätzliche Regelung der Lohnforderungen der Arbeiter und der Intellektuellen. Wir bitten um die Feststellung des
Existenzminimums der Arbeiter. […]
= Ziel: Wirtschaftsreformen, Kritik der Planwirtschaft;
= Die Planwirtschaft soll modifiziert werden
= Man fordert Lohnerhöhung (die Löhne sollen erhöht werden – wegen des schlechten Lebensniveaus)
= Mindestlohn soll garantiert werden

 12. Wir fordern die umfassende Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit sowie einen freien Rundfunk bzw. für die MEFESZ-
Organisation ein neues Tagesblatt mit großer Auflagenhöhe.
= Forderung: bürgerliche Freiheitsrechte, freie Presse
= Örkény István a Magyar Rádióról, 1956: „A rádió hosszú évekig a hazugság szerszáma volt. Parancsokat hajtott végre.
Hazudott éjjel, hazudott nappal, hazudott minden hullámhosszon. Még a minap, hazánk újjászületésének órájában sem
bírta abbahagyni a hazugságot.”

 13. Wir fordern, dass das Symbol der stalinistischen Willkür und der politischen Unterdrückung, die Stalin-Statue
unverzüglich niedergerissen und an ihre Stelle ein Denkmal für die Helden und Märtyrer des Freiheitskampfes 1848-49
errichtet wird.
= Stalin Statue: Symbole der Unterdrückung, (Personenkult, erbaut: Stelle der Regnum Marianum Kirche)
= Vorbilder: ungarische Helden

 14. Anstatt des dem ungarischen Volk völlig fremden Wappens fordern wir die Wiederherstellung des alten
ungarischen Kossuth-Wappens. […] Wir fordern, dass der 15. März Nationalfeiertag und arbeitsfreier Tag bzw. der 6.
Oktober nationaler Trauertag und schulfreier Tag werden.
=Kossuth-Wappen: 1849 nach der Entthronung der Habsburger, daher ohne Heilige Krone; 1918; 1946-1949: Wappen
Ungarns

Kossuth Rákosi (49-56) Kádár (57-90)


 16. Die Studentenschaft der Technischen Universität in Budapest erklärte mit einstimmiger Begeisterung ihre
Solidarität mit der polnischen Arbeiterschaft und Jugend in Warschau in Verbindung mit der polnischen
Unabhängigkeitsbewegung.“ (16 Punkte der MEFESZ)
=Ein Auslöser der Revolution: Solidarität mit den polnischen Ereignissen (der polnische Kommunist WŁADYSŁAW
GOMUŁKA forderte grundsätzliche Reformen in Polen, Aufstand in Poznan etc.)

 Zusammenfassung:
- Nagy Imre soll MP werden
- Modifizierung der Planwirtschaft
- Erneuerung des politischen Systems
- Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse
- Rückkehr zu den nationalen Symbolen
- Abzug der sowjetischen Truppen aus Ungarn
- Solidarität der poln. Bewegung gegenüber + Sympathie-Demonstration für den nächsten Tag (23. Oktober)

AUSBRUCH DER REVOLUTION

Ausbruch der Revolution


 23. Okt.: Universitätsjugend verkündete im Zeichen der Solidarität mit den polnischen Bewegungen eine
Demonstration auf dem Bem-Platz
 15 Uhr: Budapester Technische. Universität + ELTE
 50 000 Menschen auf dem Bem-Platz forderten
- Freiheit
- Wiederherstellung der demokratischen Verhältnisse
- Selbstständigkeit von Ungarn
- Ernennung von Nagy Imre zum MP
 Sinkovits Imre: Nemzeti Dal
 Stalinistischer Staatswappen aus der Nationalfahne ausgeschnitten

 vom Bem-Platz zum Parlament


 Forderung der 100 000 Menschen: persönliches Erscheinen und Rede von Imre Nagy
 Auch immer mehr Arbeiter schlossen sich an
 ein Teil der Menge: zum Stalin-Denkmal in der Dózsa György-Straße: Sturz der Bronzstatue (= Symbol der verhassten
totalitären Diktatur)
 anderer Teil der Menge: zum Gebäude des Ungarischen Rundfunks
 Ziel: Vorlesung ihrer Forderungen --- wurde nicht erlaubt
 Statt dessen: Rede von Gerő Ernő im Rundfunk,
 Seine Behauptung: Demonstration = Werk der Feinde des Volkes
 „Das höchste Bestreben der Feinde unseres Volkes ist heute, zu versuchen, die Macht der Arbeiterklasse ins Wanken zu
bringen, … all das ist eine gemeine Lüge, eine feindliche Propaganda, ...”

 ein Verteidiger des Rundfunks schoss in die Menge


 Salven (díszsortűz) werden abgefeuert
= der bewaffnete Aufstand, die Revolution brach aus
In der Nacht:
 Ausbreitung der Kämpfe in der ganzen Stadt, Belagerung des Radiogebäude
 24. Okt.: Anrücken (einsetzen) sowjetischer Panzer (auf die Bitte von Gerő Ernő!) ⇨ Öl aufs Feuer

 Die sowjetischen Panzer können aber die Revolution nicht niederschlagen -


 Folge: die Straßenkämpfe breiten sich aus

Die Revolution in Budapest und auf dem Lande


 Massendemonstrationen in zahlreichen Provinzstädten ⇨ das ganze Land wird von der Revolution erfasst
 24. Okt.: Ernennung von Imre Nagy zum MP= damit wollten die Kommunisten die Bevölkerung beruhigen
 Zentren des Aufstandes: Széna-Platz, Corvin-Passage, Mester-Straße, Tűzoltó-Straße
 Streiks, Revolutionskomitees werden gegründet
 25. Okt.: sowjetische Panzer und Schützen schossen in die friedlich demonstrierende Menge vor dem Parlament (ca.
150 Tote)

25. Oktober
 an diesem Tag wird wieder in die demonstrierende Menge geschossen – 200 Tote auf dem Kossuth –Platz
 28. Oktober: Rundfunkrede von Imre Nagy(Q12)
– deklarierte die Ereignisse als nationale demokratische Revolution
- verkündete die Auflösung der Staatssicherheitsbehörde
- versprach den Abzug der sowjetischen Truppen aus Ungarn
 Waffenstillstand zwischen den Aufständischen und den Machthabern

Nagy Imre
 Es begannen
- der Ausbau eines neuen Systems
- mit Pressefreiheit, Parteigründungen,
- Amnestie für in Schauprozessen Verurteilten (z. B.: Mindszenty)
- Abzug der sowjetischen Truppen
⇨ Anschein: Sieg der Revolution
⇨ Am 1. November: eine Koalitionsregierung wird gegründet (unter der Führung von Nagy Imre)

Der Rückzug der Machthaber


 1. November: Auflösung der MPD, Gründung der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (MSZMP)
 Gerő wird abgesetzt, an seine Stelle kam Kádár János
 Imre Nagy
- verkündete den Austritt Ungarns aus dem Warschauer Pakt
- bat den UNO-Generalsekretär um Vermittlung
(Ziel: Anerkennung der Neutralität Ungarns durch die Großmächte)

Die Niederschlagung der Revolution


 Ende Oktober: Sowjetische Führung erwog die Anerkennung der Veränderungen in Ungarn
 dennoch: 1. Nov.: Verstärkung der sowjetischen Truppen in Ungarn
 Was hat sich verändert? = Suezkrise
 + am. Erklärungen über Nichteinmischung: Präsident Eisenhower: Ungarn gehört der sowjetischen Machtsphäre an

 Anschein: Bedingungen für eine friedliche Aufbauarbeit


 3. November: Verhandlungen zwischen der ung. Regierung und der sowjetischen Kommandatur über die Bedingungen
des Abzugs der sowj. Truppen
 ! Realität: fertige Militäroperation zur Niederschlagung der Revolution (unter dem Decknamen: Wirbelwind)
+ die Mitglieder der ungarischen Delegation wurden verhaftet
 4. November: offener sowj. Angriff (Operation „Wirbelwind”)
 Bis zum 12. November: die wichtigsten Widerstandszentren wurden zerschlagen
 Die sowjetische Übermacht = wie 1849 = schlug den Freiheitskampf nieder

(Die negative Seite der Revolution: Massaker am Köztársaság Platz (Budapest) am 30. Oktober 1956)

VERGELTUNG UND KONSOLIDIERUNG

Die Bildung der neuen Regierung


 4. Nov.: Machtübernahme des neuen Parteiführers János Kádár, „revolutionäre Arbeiter- und Bauernregierung”
 Imre Nagy und seine engsten Mitarbeiter: Flucht in die jugoslawische Botschaft, Mindszenty: amerikanische Botschaft
 Flucht vieler ins Ausland vor Vergeltung + Emigration von Hunderttausenden (nach Österreich, Frankreich, in die USA,
nach Kanada, nach Australien)

Seine blutige Vergeltung


 Verletzte: 20 000
 Tote: 2000
 Hingerichtete: 350 (Haynau = 150)
 Inhaftierte: 22 000
 Internierte: 13 000
 Flüchtlinge: 200 000

János Kádár 1912, Fiume (János Czermanik) – 6. Juli 1989


 1956-1988: Generalsekretär der MSZMP, 1956-58; 1961-65: MP
 Schreibmaschinenmechaniker = gar nicht hochgebildet
 Mit 17: illegaler Kommunist - 1933-35: im Gefängnis (Rákosi)
 Nach dem Krieg: Innenminister, Gründer der ÁVH, er hat auch bei den Schauprozessen mitgewirkt
 1951-53: in Haft
 Anfängliche Teilnahme an der Revolution 1956
 Dann: blutige Niederschlagung + Vergeltung

Die Vergeltung
 Der Freiheitskampf wird nur mit Hilfe der sowj. Truppen niedergeschlagen
 Für die Vergeltung ist zuständig: die Brachialgewalt (pufajkások) und
später die Arbeiterwache
 1957: Prozesse gegen die Teilnehmer der Revolution
 300-400 Hinrichtungen
 mehrere Tausend Gefängnisstrafen
 Hunderte „verschwunden”

Die Kádár-Ära
 Hat eine neue, offizielle Geschichtsschreibung: Revolution 1956 = war eine Konterrevolution= Grausamkeit von
Verbrechern
 Das Kádár – Regime = „seine revolutionäre Bauern- und Arbeiterregierung”
 Revolution bedeutet = das kommunistische System, damit die Arbeiter und Bauern glücklich in einem Sozialismus leben
können
 1956 = wird zum Tabuthema (nicht nur in den Medien, auch privat durfte man darüber nicht reden)

Seine Schauprozesse
 Prozesse werden geführt gegen Politiker/ Leute, die an der Revolution teilgenommen haben
 Geheime Prozesse
 Hingerichtet werden:
 1958: Magy Imre, Malétár Pál (er führte die Verhandlungen über den Abzug der sowjetischen Truppen), Gimes Miklós,
Szilágyi József
 Ministerpräsident Imre Nagy wird zum Tode verurteilt und hingerichtet (1958)
 Péter Mansfeld (1941-1959) wurde zum Tode verurteilt und 1959 hingerichtet
 Flüchtlinge an der Grenze!

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