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TOLERANZEN
Toleranzen im Hochbau
nach DIN 18202
Juli 2007
de
Diese Datei wurde bereitgestellt fuer Matthias Maurer
Herausgeber:
Bundesfachgruppe Hochbau
Bundesfachgruppe Holzbau
Bundesfachgruppe Stuck-, Putz- und Trockenbau
Bundesfachgruppe Fliesen-, Platten- und Mosaiklegergewerbe
Bundesfachgruppe Estrich und Belag
Bundesfachgruppe Betonfertigteile und Betonwerkstein
Bundesfachgruppe Wärme-, Kälte-, Schall- und Brandschutz
Vorwort
Allgemeines
1 Grundlagen
2 Toleranzen
2.1 Grenzabweichungen
2.2 Grenzwerte für Winkelabweichungen
2.3 Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen
2.4 Grenzwerte für Fluchtabweichungen bei
Stützen
Anhang
– die Ebenheitstoleranz nunmehr durch Eben- Die Einhaltung der Maße, Winkel, Ebenheiten und
heitsabweichung und Grenzwert für Ebenheits- Fluchten innerhalb von Toleranzen ist erforderlich,
abweichung und ebenso um trotz unvermeidlicher Ungenauigkeiten beim
Messen, bei der Fertigung und bei der Montage die
– die Winkeltoleranz jetzt durch Winkelabwei- vorgesehene Funktion zu erfüllen und das funkti-
chung und Grenzwert für Winkelabweichung onsgerechte Zusammenfügen von Bauwerken und
beschrieben. Bauteilen des Roh- und Ausbaus ohne Anpass- und
Nacharbeiten zu ermöglichen.
Die Abschnitte „Grenzwerte für Fluchtabweichun-
gen bei Stützen“ und „Prüfung der Lage von Stüt- Formänderungen, die durch Last-, Zeit-, Feuchte-
zen in der Flucht“ wurden, mit einer entsprechen- und Temperatureinflüsse entstehen, z. B. elastische
den tabellarischen Übersicht, aufgenommen. Verformungen, Kriechen und Schwinden, beeinflus-
sen die Messergebnisse ebenso wie konstruktiv be-
Darüber hinaus wird in Tabelle 1 „Grenzabweichun- dingte Überhöhungen. Solche Formänderungen
gen“ und in Tabelle 2 „Grenzwerte für Winkelabwei- und „Vorverformungen“ sind in den Toleranzanga-
chungen“ darauf hingewiesen, dass die Grenzab- ben der DIN 18202 nicht enthalten.
weichungen bei Nennmaßen bis etwa 60 m ange-
Generell ist zu beachten, dass die bei Bauprodukten In der Norm wird generell kein Messverfahren, z. B.
zulässigen Maßabweichungen und auch Höhenver- für die Ermittlung der Maße, vorgeschrieben, son-
sätze und Versprünge zwischen aneinandergren- dern die Wahl des Messverfahrens dem Prüfer über-
zenden Bauteilen in den Grenzwerten für Eben- lassen. Eine übereinstimmende Beurteilung von
heitsabweichungen nicht enthalten und daher Maßabweichungen ist aber nur möglich, wenn die-
zusätzlich zu berücksichtigen sind; hier sind z. B. selben Messverfahren und Prüfgeräte angewendet
Produktnormen und Merkblätter für keramische und protokolliert werden. Daher sollten notwendi-
Fliesen und Platten heranzuziehen – siehe Ab- ge Bezugspunkte schon vor der Bauausführung
schnitt 4.5. festgelegt werden.
Nicht geregelt sind zudem zulässige Abweichun- Die DIN 18202 erläutert im Übrigen einige Begriffe,
gen vom Sollmaß bei Anarbeitungen an bestehen- die hier zum besseren Verständnis zusätzlich zeich-
de Bauteile, wie z. B. ein höhengerechtes Anarbei- nerisch dargestellt werden.
ten des Estrichs oder der Bodenbeläge an Winkel-
schienen, Fugenprofile, Einbaurahmen und derglei-
Begriffe
Spalte 1 2 3 4 5 6 7
Grenzabweichungen in mm bei Nennmaßen in m
a Diese Grenzabweichungen können bei Nennmaßen bis etwa 60 m angewendet werden. Bei größeren Abmessungen sind
besondere Überlegungen erforderlich.
Spalte 1 2 3 4 5 6 7 8
Stichmaße als Grenzwerte in mm bei Nennmaßen in m
über
bis über 1 über 3 über 6 über 15 über
Zeile Bezug 0,5
0,5 bis 3 bis 6 bis 15 bis 30 30a
bis 1
Vertikale, horizontale
1 3 6 8 12 16 20 30
und geneigte Flächen
a Diese Grenzabweichungen können bei Nennmaßen bis etwa 60 m angewendet werden. Bei größeren Abmessungen sind
besondere Überlegungen erforderlich.
Spalte 1 2 3 4 5 6
Nichtflächenfertige Oberseiten
1 von Decken, Unterbeton und Unter- 10 15 20 25 30
böden
a Zwischenwerte sind den Bildern 4 und 5 zu entnehmen und auf ganze mm zu runden.
b Die Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen der Spalte 6 gelten auch für Messpunkte über 15 m.
– vertikale, horizontale und geneigte Flächen, auch – Ober- und Unterseiten von Decken,
von Öffnungen und sonstigen Aussparungen.
– Oberflächen von Unterböden, Estrichen,
In Tabelle 2 „Grenzwerte für Winkelabweichungen“ Bodenbelägen, Wänden, Wandbekleidungen und
sind Stichmaße – in mm – als Grenzwerte für Win- Unterdecken.
kelabweichungen festgelegt und werden bestimm-
ten Nennmaßbereichen – in m – zugeordnet. Ein Für nicht flächenfertige Oberseiten von Decken,
Ausnutzen der Grenzwerte für Stichmaße, z. B. Unterbeton und Unterböden, die zur Aufnahme
beidseitig eines Bauteils, darf zu keiner Überschrei- von Verbundestrichen, schwimmenden Estrichen,
tung der Grenzabweichungen nach Tabelle 1 Industrieböden, Fliesen- und Plattenbelägen und
führen. dergleichen vorgesehen sind, ist es sinnvoll, die er-
höhten Anforderungen nach Zeile 2 der Tabelle 3
auszuschreiben.
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Spalte 1 2 3 4 5 6
Das gilt auch für nicht flächenfertige Wände und so z. B. bei Skelettbauten und Hallen, stellt die Beur-
Unterseiten von Rohdecken, die mit Fliesen- und teilung ihrer ordnungsgemäßen Lage durch Über-
Plattenbelägen oder mit Putzen der Qualitätsstufe prüfung der Flucht eine in der Baupraxis verbreitete
Q4 gemäß Merkblatt „Putzoberflächen im Innenbe- Kontrolle dar.
reich“ bekleidet werden sollen.
Als Flucht wird die horizontale Verbindungslinie
Besonders zu beachten ist, dass generell erhöhte zwischen der Istlage der Endstützen einer Stützen-
Anforderungen nach den Zeilen 2, 4 und 7 geson- reihe mit drei oder mehr Stützen bezeichnet. Als
dert zu vereinbaren sind. Nennmaß für den Messpunktabstand gilt hier der
Abstand zwischen drei Stützen, also die Summe der
Materialbedingte Unebenheiten, z. B. bei Fliesen- ggf. unterschiedlichen Achsabstände in zwei auf-
und Plattenbelägen, Sichtmauerwerk oder Struk- einanderfolgenden Stützenfeldern. Als Stichmaß
turputzen, werden durch die Grenzwerte für Eben- gilt der Abstand einer Zwischenstütze zur Flucht.
heitsabweichungen nicht erfasst. Bezüglich der
zulässigen Unebenheiten bei Fliesen und Platten Da die Anforderungen der Tabelle 1 für jedes Nenn-
sowie Naturwerkstein- und Betonwerksteinbelä- maß einzuhalten sind, gelten die Grenzwerte für
gen wird auf das ZDB-Merkblatt „Höhendifferen- Fluchtabweichungen keinesfalls zusätzlich.
zen“ (Stand Oktober 2005) verwiesen.
In Tabelle 4 „Grenzwerte für Fluchtabweichungen bei
Absätze und Höhensprünge zwischen benachbar- Stützen“ sind Stichmaße für Fluchten von Stützen –
ten Bauteilen sollen vermieden werden, sind aber in mm – bestimmten Messpunktabstandsbereichen
von den Grenzwerten für Ebenheitsabweichungen – in m – als zulässige Grenzwerte zugeordnet.
nicht erfasst und daher gesondert zu regeln.
– Fluchtabweichungen bei Stützen innerhalb Eine Überprüfung der Maße auch in halber Raum-
zulässiger Grenzwerte für Fluchtabweichungen höhe oder unter der Decke bzw. unter dem Sturz
kann zweckmäßig sein, z. B. für die Ermittlung der
sind unabhängig voneinander zu prüfen und zu be- maximalen Größe von in Öffnungen einzubauen-
urteilen. den Bauteilen, wie Fenstern und dergleichen.
t1 + t2; in der Addition maßgebender Grenzwert für die t4 – t3 = Δt = maßgeblicher Grenzwert für die Winkeltole-
Beurteilung des zulässigen Grenzabmaßes für das ranz nach Tabelle 2 der Deckenunterseite mit
Nennmaß l1 als Bezugslänge l1 als Bezugslänge
die Überprüfung des dazugehörigen Grundriss- den – zumeist horizontalen – Bauteilen zu bestim-
maßes auch ohne Zwischenpunkte zu erfolgen hat men. Für die Beurteilung ist das Stichmaß zur Verti-
(siehe Abb. 1). kalen (Lotrechten) an den Ecken eines Bauteils
maßgebend. Die Stichmaße sind jeweils in einem
4.2.1.2 Bei frei stehenden Bauteilen Abstand von etwa 10 cm von den Rändern zu mes-
sen.
Bei frei stehenden Bauteilen, z. B. Stützen, gilt Ab-
schnitt 4.2.1.1 sinngemäß. Als Nennmaß gilt der Die Abweichung von der Vertikalen (Stichmaß) ist
Achsabstand zwischen zwei oder mehr Stützen. auf das dem Abstand der Messpunkte zugehörige
Nennmaß zu beziehen (siehe Abb. 2).
4.2.2 Im Aufriss
4.2.2.3 Bei geneigten Flächen, z. B. Schrägen,
4.2.2.1 Bei horizontalen Bauteilen Rampen
Die Winkelabweichungen von horizontalen Bautei- Die Winkelabweichungen von geneigten Flächen
len, wie Bodenplatten, Decken, Estrichen, Boden- sind in deren Ebene – bezogen auf die geplante
belägen, Unterdecken und dergleichen, sind unab- Ebene – zu messen. Die Beurteilung hat wie bei ho-
hängig von den angrenzenden – z. B. von den Raum rizontalen oder vertikalen Bauteilen an den End-
begrenzenden vertikalen – Bauteilen zu bestim- punkten mit etwa 10 cm Randabstand zu erfolgen.
men. Für die Beurteilung ist das Stichmaß zur Waa-
gerechten (Meterriss) an den Ecken eines Bauteils 4.3 Prüfung der Ebenheit
maßgebend. Die Stichmaße sind jeweils in einem
Abstand von etwa 10 cm von den Rändern zu mes- Die Prüfung der Ebenheit von Bauteilflächen er-
sen. Für das Anlegen eines Meterrisses ist der folgt unabhängig von den Maß- und Winkelabwei-
Höhenbezugspunkt für das jeweilige Geschoss chungen.
maßgebend.
Die Abweichung von der Ebenheit wird als Stich-
Die Höhendifferenz (Stichmaß) zwischen zwei maß zwischen einer Bezugslinie und einem Tief-
Messpunkten ist auf das dem Abstand der Mess- bzw. Hochpunkt wie folgt ermittelt:
punkte zugehörige Nennmaß zu beziehen (siehe
Abb. 2). Die Abweichung – t1/t2/t3 – ergibt sich aus dem
Höhenunterschied zwischen einem Tiefpunkt und
4.2.2.2 Bei vertikalen Bauteilen einer Geraden als Verbindung zweier Hochpunkte.
Der Abstand dieser Hochpunkte ist der Messpunkt-
Die Winkelabweichungen von vertikalen Bauteilen, abstand (siehe Abb. 3).
z. B. Wänden, sind unabhängig von den angrenzen-
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t2 = h2 – hm.
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