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Das Kulturbiotop und die Institutionen: Berlins spätes Interesse an der Alten Musik

Author(s): Roman Hinke


Source: Neue Zeitschrift für Musik (1991-) , 1992, Vol. 153, No. 6 (1992), pp. 10-16
Published by: Schott Music GmbH & Co. KG

Stable URL: https://www.jstor.org/stable/23986672

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Musik (1991-)

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Roman Hinke

Das Kulturbiotop und die Institutionen


Berlins spätes Interesse an der Alten Musik

Man versuchen
stelle sichsich
vor,auf
diefleckig-angelaufenen
Berliner Philharmoniker satteln um. Die
Naturinstrumenten, dieStreicher ziehen
Schlagzeuger Darmsaiten
spannen auf,
Schweinslede
kleinen Paukenkessel, und alle spielen senza vibrato und mit beherztem messa di voce. Absurd? Sicher, aber
noch so abenteuerlichen Vision steckt ein wahrer Kern. Denn was vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre, ist in
nurmehr ein winziges Sensatiönchen : Nikolaus Harnoncourt und Christopher Hogwood — beide gekrönte H
interpretatorischen Denkrichtung, die sich dem stilbewußten Blick auf das Alte verschrieben hat — erklim
der Philharmoniker und dirigieren Haydn oder Mozart wie sie sie verstehen. Und, wichtiger noch, der Traditionskl
spielt mit, zeigt sich offen und lernbereit. Marginalien, mag mancher denken. Aber sie stehen für einen
Umdenkens, der endlich auch Berlin erfaßt hat, sind Symptome dafür, daß harte Fronten auch hier in B
raten.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte die Stadt den Umgang mit Alter Musik durchaus noch exempla
Erinnert sei nur an Mendelssohns Bemühen um Bachs Matthäus-Passion. Später verkürzte sich der Blick zurück
überwuchert von den starken Traditionen des klassisch-romantischen Lagers, an der Spree sicher mehr noch als
Sie tragen Schuld daran, daß Berlin sich schwertat mit der Alten Musik, selbst in jüngerer Zeit noch, als andern
ein reges Interesse am musikalischen Historismus erwacht war. An den Berlinern lag das wohl nur bedingt. Auc
es Aufgeschlossene, die sich über das Medium Schallplatte lange schon ein Bild gemacht hatten, fremdgegangen
Bundesgebiet oder im Ausland, um ihre Neugier zu befriedigen, um teilzuhaben am Aufblühen eines neuen Prob
seins in Sachen musikalischer Vergangenheit. Deshalb durfte sich niemand wundern, als bei den verspäteten An
versuchen Berlins an den Rest der Welt das Interesse des Publikums schon teilweise entwickelt war. Und wenn sich heute
die Fans bei Händeis Messiah unter Trevor Pinnock an der Abendkasse des Schauspielhauses die Rippen quetschen, dann
merkt es jeder: Die frischgebackene deutsche Hauptstadt ist auf dem Weg in eine neue, eine andere Pluralität, von der
endlich auch die Alte Musik profitiert.

Indizien hierfür finden sich praktisch überall. Da ist zum Staatsoper Unter den Linden etwa eröffnet die kommende
einen die sprunghaft wachsende Zahl von stadteigenen En- Jubiläumsspielzeit zum 250jährigen Bestehen des Hauses
sembles, die der alten Musik ihr Engagement widmen. Hielt mit Carl Heinrich Grauns Cleopatra e Cesare unter der
vor Jahren die Musicalische Compagney weitgehend einsam musikalischen Leitung von René Jacobs, läßt überdies ver
die Stellung, so haben die bunt zusammengewürfelten Musi- lauten, künftig in jeder Saison eine Barock-Oper neu ein
ker um Holger Eichhorn mittlerweile gefährliche Konkur- studieren zu wollen. Neben der Komischen Oper, die mit
renz bekommen - von der Akademie für Alte Musik oder Jochen Kowalski immerhin über einen hauseigenen Altus
der Berliner Barock Compagney, von Ensembles mit so spre- Star verfügt, der nicht nur Händeis Giustino ein funkelndes
chenden Namen wie Sans-Souci, Alta Música, Divertimento Stück Authentizität zu geben vermag, mischt neuerdings
Vocale, Der Harmonische Eulenspiegel, Capeila Cantorum auch die Deutsche Oper an der Bismarckstraße mit im Ge
oder Tre Fontane. Längst strahlt der Gründungseifer in den schäft — nicht direkt im Musiktheaterbereich zwar, dafür
Ostteil der Stadt aus, der ja ehemals mehr noch als der aber innerhalb ihrer assoziierten Konzertreihe, für die erst
ummauerte Westen von den kulturellen Zeitströmungen aus- jüngst Anthony Rooleys famoses Consort of Musicke gewon
gegrenzt blieb. Inzwischen wird sogar das Brandenburger nen wurde.
Umland erfaßt. So meldet die deutsch-polnische Grenzstadt
an der Oder die Geburt eines Frankfurter Consort. Nachhol
bedürfnis möchte man das nennen. Und Berlin hat wahrlich Haupt- lind Nebenschauplätze
viel aufzuholen.

Eben diese Einsicht scheint sich zunehmend auch bei solchen Eine Sonderstellung nimmt ganz sicher das Schauspi
Institutionen durchzusetzen, denen nicht — wie den Bach- ein. Verstärkt seit Maueröffnung kristallisiert sich d
Tagen oder den Friedenauer Kammerkonzerten — ohnehin am Gendarmenmarkt, das ja als sein eigener Verans
von Natur aus an einer Expansion des Genres innerhalb in Erscheinung tritt, als Zentrum der Berliner Alte-M
des Berliner Musikbetriebs gelegen sein muß. Die Deutsche Szene heraus. Bei Frank Schneider jedenfalls, dem n

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Intendanten, treffen die Pläne einer solchen Fokussierung (wenig bekannte Händel-Oratorien wie Salomo oder Jephta
an seiner Wirkstätte auf offene Ohren. Prädestiniert hierfür bilden da nur einen Schwerpunkt) und sich dank seiner
scheint nicht nur der wiederaufgebaute Schinkelbau selbst, Aufgeschlossenheit zu einem der stimmlich wie stilistisch
das gesamte historische Platzensemble mit Deutschem und grandiosesten Ensembles seiner Art gemausert hat.
Französischem Dom bietet nahezu ideale Voraussetzungen Und dennoch: Berlin ist und bleibt eine Stadt der Gegen
für ein differenziertes Angebot. Hier waren im vergangenen sätze. Während einerseits das Spezialistentum auch hier
Spätsommer die Festtage der Música Antiqua ins Leben ge seine Triumphe feiert, gibt es genügend Kammerorchester
rufen worden, die zur festen Institution wachsen sollen, fer und Chöre, die unbekümmert an den liebgewonnenen Spiel
ner die von der holländischen Vereinigung Huismuziek ini weisen der guten alten Zeit vor Harnoncourt und Leonhardt
tiierten und durchgeführten Berliner Tage für Alte Musik festhalten. Andere — wie etwa das erst im letzten Jahr ge
samt Instrumentenmarkt mit internationalen Ausstellern. gründete, aus verschiedenen Orchestern der Stadt (mehrheit
Beide wollen in Zukunft zusammengehen. lich Philharmonikern) zusammengeschlossene Haydn-En
Auch an Nebenschauplätzen herrscht kein Mangel. Da wer semble — setzen sich konstruktiv mit den Impulsen histori
den mehr und mehr die einzelnen Konzertagenturen und scher Aufführungspraxis auseinander und übertragen sie auf
bezirklichen Kunstämter aktiv, die traditionellen Sommer ihr modernes Instrumentarium. Alle finden sie ihre Hörer
konzerte in der Eosanderkapelle des Charlottenburger schaft — und, wie es scheint, jeder eine andere. Den bekann
Schlosses wenden sich zunehmend der Alten Musik zu, und ten Sektierern, also etwa den Opern- und Avantgarde-Eife
sogar die Berliner Festwochen, von Hause aus ja vornehmlichrern, gesellen sich so weitere Parteien hinzu: solche, die
an der Musik unseres Jahrhunderts interessiert, gestatten erschaudern, wenn engagierte musikalische Rhetoriker ihr
sich Seitensprünge. Seltsam zurückhaltend ist man dagegen Weltbild vom Stromlinien-Barock zerstören wollen, und
nach wie vor beim Musikinstrumentenmuseum, wo die jene, die eine Beethoven-Sinfonie, mit mehr als vierzig Leu
Chancen zur klingenden Demonstration der profundenten und auf modernen Instrumenten gespielt, als rettungs
Sammlung beinahe ungenutzt bleiben. Eine wichtige Aufklälosen Edelkitsch verurteilen. Gewiß, Ressentimenthörer gibt
rerrolle fiel und fällt schließlich dem Rundfunk zu, der jaes überall. Aber kaum irgendwo sind die Grenzen so klar
gegenwärtig innerhalb einer neu zu ordnenden Medienlandgezogen wie an der Spree.
schaft in Berlin wie nirgends sonst nach seiner Identität zuAuf der Suche nach den Gründen für Berlins späten Start
suchen hat. Obwohl eine der ärmsten ARD-Filialen und ins musikalische Geschichtsbewußtsein stößt man auf Be
damit außerstande, größere Eigenproduktionen zu finanzie kanntes: die groteske Insellage, die die Stadt über vier Jahr
ren, hat der Sender Freies Berlin in Sendereihen und Ge zum renommiergerechten, aber irgendwie selbstgefäl
zehnte
sprächskonzerten schon bewußt breitangelegte Basisarbeitund hermetischen Kulturbiotop erzog, und die giganti
ligen
sche Übermacht der traditionellen Institutionen. Ein nicht
geleistet, als die Stadt noch an ihrem indifferenten Verhältnis
zur alten Musik zu schlucken hatte. Der RIAS ist besonders minder wunder Punkt aber sind die Lehrstätten. Wenn man
aktiv, seit der hauseigene Kammerchor unter der Leitungdavon ausgeht, daß die entscheidenden Impulse für die Alte
Musik-Bewegung von den Konservatorien ausgingen und
von Marcus Creed sein ohnedies weites Repertoirespektrum
verstärkt zur Musik des 17. und 18. Jahrhunderts hin öffnet-gehen, dann hat Berlin sein Stichwort schlicht verschlafen.
Daß an der Hochschule für Musik Hanns Eisler im Ostteil
der Stadt niemand viel mit Darmsaiten im Sinn hatte, leuch
tet ein, daß man aber auch an der Hochschule der Künste
I ITU
im Westen erst allmählich wach wurde, als der 1987 jung
verstorbene Bradford Tracey hier Anfang der achtziger
Jahre eine Cembaloprofessur annahm, mag erstaunen. Noch
heute ist der Dozentenstamm für historische Instrumente
verschwindend klein, und jeder Student, der Größeres vor
hat, wird sich nach wie vor für Basel, Amsterdam oder
gleich für England entscheiden. Wo aber der hausgemachte
Nachwuchs fehlt, da fehlt auch die Basis für das kulturelle
Eigenprofil der Stadt. Und das trifft gleichfalls die Berliner
Musikwissenschaft, die sich immer ein bißchen halbherzig
der Musik vor 1800 angenommen hat.

Die Berliner „Bach-Tage"


Der Rias-Kammerchor und das Orchester Carl Philip Emanuel
Vom summarischen Überblick zu drei Einzelfällen, die
Bach im Eröffnungskonzert des Berliner Schauspielhauses schlaglichtartig erhellen sollen, wie sauer sich die Spree
(Foto: Jochen Clauss) metropole ihren Weg zur Alten Musik zu erkämpfen hatte.

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Dienstälteste Institution auf diesem Gebiet sind die Berliner
Bach-Tage. Getragen vom Verband Deutscher Musikerzieher
und Konzertierender Künstler und ins Leben gerufen von
Fritz Weisse, Frank Michael Beyer und Christoph Traut
mann, ist das Festival seit 1970 eine feste Größe im Musikle
ben der Stadt, regelmäßig terminiert Anfang Juli, vor Beginn
des sommerlichen Kulturlochs. Daß der Veranstaltungszy
klus in den gut zwanzig Jahren seines Bestehens kontinuier
lieh expandierte — von anfangs vier auf jetzt zehn Tage —, , ,
ist untrügliches Indiz für den oben skizzierten Wandel im
öffentlichen Bewußtsein. Innerhalb des Spektrums der na
tionalen und internationalen Festivals für Alte Musik spiel
ten die Bach-Tage freilich von Beginn an eine Sonderrolle, ^EE^^^^Ej^E^^EE^^^
vor allem hinsichtlich ihrer eigensinnigen Repertoirepolitik, /jHB
die strikte Spezialisierung meldet. Wir haben versucht, so —
(iimlhcr Wagner, seit 1986 Mitglied der künstlerischen
Leitung, und Geschäftsführerin Marianne Arnold im Ge
sprach — die ,,Bach-Tage" als ein Festival zu verstehen, das
historische Aufführungspraxis und traditionelles Musizieren
bewußt gegenüberstellt. Wir wollen dem Publikum beides bie
ten und ihm die Möglichkeit geben, sein eigenes Urteil zu
fällen. Erweitert wurde diese nicht selten kontrovers disku
tierte Offenheit gegenüber unterschiedlichen, schwer verein- W
baren Interpretationsansätzen durch den Plan, in geringem ®
Umfang auch Musik des 20. Jahrhunderts (bis hin zu Urauf
führungen) in das Gesamtkonzept der Veranstaltung einzu
schließen. Was anfangs für die Entwicklungsregion Berlins fó
zwecks integrativer Bindung weiter Publikumskreise fraglos
sinnvoll gewesen war, muß sich heute von Fall zu Fall auf
seine Tauglichkeit hin überprüfen lassen.
Willkürbegrenzend wirken da die jeweils übergeordneten
thematischen Vorgaben, die mehr oder weniger dicht an die Hammerflügel von Heinrich Christian Kisting, Berlin,
Hammerf
Person Bachs anknüpfen. So stehen die diesjährigen rund
dreißig Veranstaltungen zwischen dem 3. und 12. Juli unter
dem Motto Bach und die Tradition, beleuchten Wurzeln und ^ „ .. . , , . , „ „
-v- Ganze nicht zum Potpourri gerat, laßt sich aber viel Groß
Voraussetzungen des Bachschen Schaffens, die Musik seiner . , T r.
zugigkeit viel JLutt
Vorläufer und Zeitgenossen sowie Einflüsse der verschiede- Auch d¡e 0rganisatoren der Bach.Tage können ein Lied
nen nationalen Schulen. Traditionsgemäß bereichert werden davQn singen wie schwer die Alte-Musik-Diaspora Berlin
die Konzerte durch wissenschaftliche Vorträge und erstmals in dgn Kindertagen des Projekts zu gewinnen war. Als wir
durch offene Gesprächsrunden mit den beteiligten Künst- emmah emm Hammerflügd auf die Bühne steUteri: wurden
lern. Zusätzliche Akzente setzen Mischveranstaltungen mit w¡r gefragt, ob es den jBach-Tagen" denn so schlecht ginge,
Barocktanz und Commedia dell arte. Auffällig ist, daß die daß man dcb pem anständiges Instrument leisten könne. Hier
einzelnen Programme das Motto — jedenfalls im Vergleich gajt es zundchst, mit populären Programmen, bei denen
zu den Vorjahren — diesmal recht konsequent transportie- wenigstens die Stücke geläufig waren, einen fruchtbaren Bo
ren. Generell nach dem Für und Wider thematischer Bünde- den zu bereiten, ein grundlegendes Bewußtsein für histori
lung befragt, gibt Wagner zu bedenken: Ich glaube, man sehe Instrumente, ihre Spielweisen und klanglichen Möglich
kommt nur optimal über die Runden, wenn man Kompromisse keiten zu wecken, überheblich gesagt, pädagogisch zu wirken,
fährt. Und zwar kann es nicht so sein, daß man in jedem Wenn wir Programme gemacht hätten wie die Holländer bei
Programm versucht, die Thematik zu realisieren, weil man ihrem Utrechter Festival, dann hätten wir vielleicht alle ver
nämlich damit selbst an die flexiblen historischen Auffüh- schreckt, und wir wären überhaupt nichts geworden. Aber wir
rungspraktiker Anforderungen stellt, mit denen sie künstle- hatten populäre Themen in der ersten Zeit. Und das war
risch nicht mehr optimal zurechtkommen. Wenn man denen richtig. Mit dem Interesse des Publikums ist dann auch das
vorschreibt, jetzt macht ihr das und das, dann werden Teile Festival gewachsen. M an hat nicht einfach was hingeschmissen
ihres Programms unter Wert geschlagen. Da ist es sinnvoller, und geschaut, wie geht man am besten daran pleite, sondern
man begreift die Thematik als einigendes Band, damit das man ist mit dem Anspruch und dem Interesse des Publikums

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mitgegangen. Gerade aber die Ansiedlung einer auf Bach
bezogenen Reihe in Berlin stieß auf beharrliches Unver
ständnis. Es ist wahnsinnig ärgerlich, daß das, was man unter
Rezeptionsgeschichte versteht, in die Köpfe einer breiteren,
kulturell interessierten Allgemeinheit nicht hinein will. Wenn
ich mir ansehe, wieviel das Bachsche Werk Berlin verdankt, Â
dann steht die Stadt in ihrer Bedeutung an allervorderster
Stelle. Und dennoch begegnete immer wieder das Argument,
Bach habe doch lediglich einmal Berliner Boden betreten.
Das ist ein Fetischismus. Da ist ein Brett davor. Und da sage ? m ■ »
ich, guckt doch in die Staatsbibliothek. Warum liegen da 80 I 1 f ■
oder 90 Prozent der Handschriften? Das muß doch einen W I ■ * ** I m
Grund haben. Berlin als Bach-Stadt wiederzubeleben — das ■ • îS^ m
war vom ersten Moment an ein Steckenpferd des Unterneh
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gewesen, weil man erstens gesehen hat, daß das wirklich eine der Stilepochen und Besetzungen, die Balance zwischen Be
Lücke ist im Berliner Musikleben, und zum anderen hat man, kanntem und Seltenem. Entscheidend ist ferner die konse
glaube ich, auch sehr anerkannt, daß da zwei Leute gekommen quente Einbeziehung der vierzehn hauseigenen Instrumente,
sind, die auf eigene Faust und eigene Kosten den Umbau der Cembali, Virginale, Clavichorde, Hammerflügel und Ta
gemacht und schöne Konzerte auf die Beine gestellt haben, felklaviere, damit die Sammlung nicht zum toten Museum
Was sich anhört wie im Märchen, ist Berliner Realität. Zwar wird. Auch betreibt Junghanns Basisarbeit, veranstaltet re
liegt die Eröffnung der Friedenauer Kammerkonzerte in- gelmäßig Führungen, drei- bis viermal im Jahr auch Demon
zwischen gut sechs Jahre zurück, aber von dem damaligen strationen für fachlich interessierte Schulklassen. Das mache
Idealismus ist auch heute noch viel zu spüren. Und längst ich sehr gern. Als ich zum ersten Mal die Hundert da sitzen
ist aus der idyllischen Kiezattraktion von gestern eine höchst hatte und anfing, Clavichord zu spielen — die waren mucks
achtbare Konzertreihe geworden, eine unverzichtbare Kon- mäuschenstill. Schließlich hält er an der Idee fest, jedes Kon
stante im Kulturbetrieb der Stadt. zert mit Erläuterungen zu Programm und Instrumenten zu
Es scheint, als könne nichts Rolf Junghanns' Zuversicht begleiten. Wer hier regelmäßig kommt, der lernt eine
erschüttern. Weder daß sich die Friedenauer Kammerkon- Menge. Das gehört auch zum persönlichen Rahmen dazu
zerte in einer permanenten finanziellen Krise befinden, daß muß nur aufpassen, daß das nicht zu pädagogisch wird.
trotz öffentlicher Gelder und regelmäßiger Zuwendungen Mit dem Interesse der Künstler an den Friedenauer Kam
eines privaten Fördervereins der kleine, rund achtzig Zuhö- konzerten hat Junghanns keine Probleme. Die kommen
rer fassende Saal ausverkauft sein muß, um die Kosten zu sinnig gern, beteuert er, sie genießen diesen engen K
decken, noch die Tatsache, daß Berlin letztlich doch schwe- zum Publikum. Und das gilt uneingeschränkt auch f
rer für die Sache zu interessieren war, als man anfangs Großen des Fachs, für das Hilliard-Ensemble etw
glaubte. Dabei mangelte es den Initiatoren nicht an Erfah- Música Antiqua Köln, für Gustav Leonhardt, Emma K
rung. Bradford Tracey hatte bei Junghanns an der Schola oder René Jacobs. Solche Stargastspiele wollen freilic
Cantorum Basiliensis studiert und beide standen in engem dem schmalen Geldbeutel abgestimmt sein, bleiben d
Kontakt zu Cembalo-Altmeister Fritz Neumeyer. Gemein- nähme, werden zu Highlights innerhalb von Jahrespr
sam riefen sie dann vor zwanzig Jahren auf der Basis von men, die wesentlich auf Interpreten der aufkeimend
Neumeyers großer Instrumentensammlung die Schloßkon- gionalszene wie der Basler Hochschule aufbauen.
zerte Bad Krotzingen ins Leben, die Junghanns nach Neu
meyers und Traceys Tod heute neben seiner Basler Dozentur
allein betreut. Viel stärker als dort hatte man in Berlin gegen Akademie fÜF Alte Mlisik
Vorbehalte dem spezifischen Klang alter Tasteninstrumente „.. „ „ . . - . , -, .. ..ff . . , ,•
... , » r T, , f j o • • o j Häufiger Gast in Friedenau seit Maueroffnung ist auch die
gegenüber anzukämpfen. Ich glaube, daß man in einer Stadt ,, ., „ ,. , , ,
b r n rr, ,. . . , , Akademie fur Alte Musik Berlin, das — abgesehen vom
mit so großer Tradition weniger flexibel ist. Je besser man n ,. „ , „ . . r , , . . . . ,
_ , „ , » j i Berliner Barock Trio — erste Ensemble seiner Art im damali
seine Beethoven-Sonaten oder -Sinfonien kennt, desto schwe- ~ .. ., , ,. T, „ , • ,. , irior. , • ,
. ... , , , ..... gen Ostteil der Stadt. Ihre Geschichte begann 1980, als sich
rer tut man sich, sich das plötzlich einmal ganz anders vorfuh- , ,. , . T • • n* i u u u i • r>
T , , • . j o . • n • ehemalige Studenten der Leipziger Musikhochschule in Ber
ren zu lassen. Ich merke immer wieder, daß da eine Barriere .. . , . c , ' ,, , . ,
. , , , . j .ii hn wiedertraten, wo sie Anstellungen an verschiedenen Or
ist. Mozart auf dem Hammerklavier — das wird akzeptiert. , , , , , .. n .....
. r... , ., „ r i ehestem gefunden hatten und nach alternativen Betati
Aber eine Jruhe oder mittlere Beethoven-Sonate auf dem zeit
genössischen Instrument ist für viele Leute ein Schock. Da
muß sich noch einiges verändern. Was ich ein bißchen beklage,
ist, daß die Neugier nicht so groß ist, wie ich gedacht hatte.
Die Vorurteile gegenüber historischen Pianofortes kann man
nur dadurch wegbringen, daß man die Leute an die Hand
nimmt und ihnen auf einem schönen Instrument — was also
nicht klapprig ist und wurmstichig und rostig, was wirklich
tadellos funktioniert und schön klingt — etwas vorspielt. Wenn
man die Leute erst mal da hat, dann hat man gewonnen. Dann
kommen sie auch wieder.
Die Neugier wecken, das Interesse am Ungewohnten, an
den klanglichen Reizen alter Instrumente — Junghanns'
pädagogisches Rezept hat viele Aspekte. Wichtig ist ihm vor
allem der enge Kontakt zwischen Interpret und Hörer, der
die Intimität eines kleinen Auditoriums fordert, sowie die
Konstanz der Veranstaltungsreihe. Über 50 (!) Konzerte im
Jahr bilden hier ein starkes Fundament. Dann spielt die
thematische Streuung der Programme eine große Rolle, eine R0lf Junghanns:
Rolf Rostig ist hier nur der Ritter - nicht das
JuInstru
möglichst breitgefächerte, abwechslungsreiche Mischung
ment mentHans
(Foto: (Foto: Hans
PeterPeter Viesel)
Viesel)

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gungsfeldern Ausschau hielten. Zunächst formierte sich ein
Kammerorchester mit modernem Instrumentarium, aber Kasseler Ka
Musiktage
schon immer — rekapituliert Ernst-Burghard Hilse, Flötist
1992
und Sprecher des Ensembles — mit einer Affinität zu Harnon
court und all diesen Dingen, die da passierten. Als dann die
historischen Streichinstrumente aus der Privatsammlung des
ehemaligen Orchestermitglieds und inzwischen verstorbenen
Geigers Peter Liersch zur Verfügung standen, war der
Grundstock gelegt. 1982 fanden die ersten Konzerte in der
Köpenicker Schloßkapelle statt, zunächst in reiner Strei
cherbesetzung mit sechs bis sieben Musikern. Wir haben
dann Interessenten aus verschiedenen Ost-Berliner Orchestern
gesucht, Studenten auch, die auf der gleichen Wellenlänge
lagen, altersmäßig dazu paßten, ohne nach irgendwelchen Lei
HE
stungskriterien zugehen, sondern nach dem idealistischen Aus
gangspunkt. Wir wollten ja nun alles ganz anders machen als IERTEH
IERTEN
es landläufig üblich war. Mit Öffnung des Schauspielhauses

S
s T
1984 fand die inzwischen auf einen festen Stamm von vier
zehn Mitgliedern angewachsene Akademie dann ihre ange
stammte Spielstätte, wo sie bis heute bei inhaltlichem Selbst
bestimmungsrecht vier bis fünf Konzerte pro Saison gibt.
2.-6.
2.-6. September
September
Mi 2. 9. FROM SATIES FACTORY (Micro Oper Munchen)
München)
Do 3. 9. Ein musikalisches Provokationstheater

Do 3.9. MENSCHEN, MARIONETTEN UND SATIE


Fr 4. 9. Ein Circus für
fur Erik Satie - das Gesamtwerk en miniature
Sa 5. 9.

Do 3.9. ZWISCHEN STOCK UND STEIN


(Arthur Schneiter, Fritz Hauser und sein Schlagzeug
Percussion auf Klangsteinen

Fr 4. 9. SAT
SATIE-STATION
IE-STATION (Micro
(Micro Oper
Oper München)
Munchen)
Prozession,
Prozession, Konzert
Konzert und
und dramatisches
dramatisches Ballett
Ballettim
imBahnhof
Bahnhof
MIT, GEGEN
MIT, GEGENODER
ODER FÜR
FUR SATIE
SATIE (David
(David Moss)
Moss)
Eine Einführung?
Einfiihrung?
RELÂCHE
RELACHE - EINE VORSTELLUNG
VORSTELLUNG
(Radio-Sinfonie-Orchester
(Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt,
Frankfurt,
Ltg.: Dmitrij
Ltg.: Dmitrij
Kitajenko)Kitajenko)
Werke
Werkevon vonErik
Erik
Satie
Satie
für fur
Orchester,
Orchester,
Klavier,
Klavier,
Tänzer, Sprecher
Tanzer, Sprec
und Kino

KAMMERMUSIK (Siegfried Mauser, Thomas Zehetmair,


Heinrich Schiff, Wilhelm Killmayer)
Musik von Schumann, Debussy, Satie und Killmayer

Sa 5. 9. CABARET SATIERIK (Ensemble Exvoco)


Café-concert, Chansons, Dada, Duette Couplets, Texte,
Cafe-concert,
Lautpoesie von Satie, Cage, Offenbach, Tzara, Rossini, Kagel,
Albert-Birot u.a.

ESTHÉTIQUE: STERNENSOHN UND


So 6.9. GESTE ESTHETIQUE:
PARSIFAL
(in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Kassel)
Sar Peladan:
Sâr Péladan: Le Fits
Fils des
des étoiles
etoiles (mit
(mit Bühnenstück
Buhnenstuck von
von S
Richard Wagner: Parsifal, 3. Akt
GOTTESDIENST (Klaus Martin Ziegler, Klaus Rohring
Röhring
APRÈS
APRES SATIESATIE I (Michael
I (Michael Bach) Bach)
John
John Cage:
Cage:
One8One8
(deutsche
(deutsche
Erstauffuhrung)
Erstaufführung)
APRÈS SATIE
APRES SATIE II
II
(Neue
(NeueVokalsolisten
VokalsolistenStuttgart,
Stuttgart,
Ltg. Manfred
Ltg. Manfred
Schreier) Schreier)
John
JohnCage:
Cage:Songbooks
Songbooks

Veranstaltungsorte
Stadthalle, Martinskirche, Staatstheater, documenta-Gelande,
documenta-Gelände, Hauptbahnhof

Änderungen vorbehalten
Anderungen
Eine detaillierte Programmubersicht
Programmübersicht erscheint Ende April.
Weitere Informationen bei KASSELER MUSIKTAGE e.V.
Friedrich-Ebert-StraBe
Friedrich-Ebert-Straße 159, 3500 Kassel, Telefon: 0561/20 32 27
Lyraflügel
Lyraflügelvon
vonJ.J.C.C.
Schleip,
Schleip,
Berlin
Berlin
1835
1835

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Das war natürlich für uns eine wahnsinnig gute Basis, weil dieses Umfeld hereinpaßt. Wir haben, glaube ich, alle Hand
damit der Geldgeber gefunden war. Denn zu DDR-Zeiten war Schriften, alle Drucke — alte und neue — durchgeschaut,
es so, daß die Kunst zu hundert Prozent subventioniert wurde, die in irgendeinem Zusammenhang mit Berlin um den Alten
selbst solche freien Gruppen wie wir. Fritzen herum zu bringen waren. Das war eine immense Arbeit.
Rosig waren die Verhältnisse im untergegangenen SED- Wir haben das genau aufgeschlüsselt, haben Einschätzungen
Staat für alternative Gruppen wie die Akademie darum je- gegeben und dann angefangen, einen vier Konzerte umfassen
doch keineswegs. Zum einen fehlte es an Ausbildungsmög- den Zyklus aufzubauen, der, glaube ich, einen recht repräsen
lichkeiten, und damit quasi an jeglicher Tradition für das tativen Überblick gab über das, was sich hier um 1750 in
Musizieren im Sinne historischer Aufführungspraxis. Wer Berlin abgespielt hat. Dieser auch von wissenschaftlichem
sich hier ernsthaft um die Sache mühte, bestrebt war, Neu- Engagement genährte Entdeckergeist hat bis heute überlebt,
land zu erobern, war auf sich allein gestellt. Niemand von so wurde neben zwei CDs mit Hasses La conversione di Sant'
uns hat das speziell studiert, und sehr, sehr vieles basiert auf Agostino und der Matthäus-Passion von Homilius gerade ein
Selbstbeschäftigung. Das unterscheidet den Ausbildungsweg Recital Musik am Berliner Hof mit Werken von Nichelmann,
unseres Ensembles von westdeutschen oder holländischen, die Quantz, Kirnberger, Schaffrath und Emanuel Bach für die
ja fast alle ein spezielles Studium absolviert haben. Wir haben Schallplatte produziert.
das autodidaktisch gemacht. Mit allem Für und Wider. Später Obwohl zwangsläufig mehr und mehr professionalisiert, hat
ergab sich dann immerhin für einzelne Musiker die Chance, sich die Akademie für Alte Musik Berlin innerhalb ihrer
zu internationalen Kursen nach Innsbruck zu reisen. Branche eine gewisse Exotik bewahrt. Denn nach wie vor
Eine enorme Hürde bedeutete zum anderen die Beschaffung sind fast alle Mitglieder hauptberuflich in verschiedenen
geeigneter Instrumente. Die Bögen hat Peter Liersch selbst Berliner Sinfonieorchestern verpflichtet. Nach dem Pro und
gebaut, der war Geiger und hatte ein Restauratorenstudium Contra dieser Doppelexistenz befragt, verweist Hilse zu
abgeschlossen. Er hat nach bildlichen Vorgaben gearbeitet, nächst auf den Vorzug der finanziellen Unabhängigkeit. Wir
hat die Instrumente selber in den historischen Zustand versetzt, können eigentlich bisher immer noch tun und lassen, was wir
zurückgebaut. Ein Problem war, an Darmsaiten heranzukom- wollen, nicht, was wir machen müssen, um Geld zu verdienen,
men. Ein ganz großes Problem waren anfangs vor allem die Deshalb haben wir uns auch nie einen Leiter zugelegt, weil wir
Blasinstrumente. Da hatten wir die sehr kooperative Hilfe des diese Administration bis zum Überdruß im Orchester erleben.
West-Berliner Instrumentenbauers Stefan Beck, der uns auf Aber auch der künstlerische Nutzen einer zweigleisigen Ar
außerordentliche Weise geholfen hat bei allen Problemen, die beit sei beträchtlich, weil wir nicht unser Leben lang ein
die Grenze mit sich brachte. Die Instrumente herüberzuschaf- bestimmtes Repertoire beackern müssen, was ja doch eine
fen — das war ja alles sehr, sehr kompliziert. Der Fall der gewisse Einseitigkeit mit sich bringt. Beide Tätigkeiten be
Mauer vereinfachte manches. Direkte Verhandlungen mit fruchten sich gegenseitig. Ich möchte auf mein solistisches
den Konzertveranstaltern wurden möglich, ohne den Um- Böhm-Flöte-Spiel im Orchester nicht verzichten, nur noch bis
weg über die staatliche Künstleragentur der DDR mit ihrer Mozart spielen und all das, was die Traversflöte sonst hergibt.
kafkaesken, engstirnigen Bürokratie. Überdies entwickelte Sicher wird meine Spielweise im Orchester durch die Beschäf
sich rasch eine rege Zusammenarbeit mit den Rundfunkan- tigung mit der Traversflöte beeinflußt. Das ist aber ein Auto
stalten RIAS und WDR, ein Exklusivvertrag für das Label matismus, den ich gern sehe. Natürlich ist es auch problema
Berlin Classics der vom Volkseigenen Betrieb zur GmbH tisch, vor allem für die Streicher, wenn ich früh in einer Bruck
gewandelten Deutschen Schallplatten Berlin wurde abge- ner-Sinfonie vier Stunden lang schrubbe, um am Nachmittag
schlössen, etliche Gemeinschaftsprojekte ins Visier genom- dann in einer lockeren Spielweise mit einem ganz anderen
men, mit dem RIAS-Kammerchor etwa oder dem Freiburger Instrumentarium, einem anderen Bogen was ganz anderes zu
Barockorchester. Im Planungsstadium befindet sich derzeit machen.
noch die Mitwirkung an zukünftigen Barock-Inszenierun- Die größte Sorge aber gilt dem Terminkalender: neben der
gen der Deutschen Staatsoper. Vollbeschäftigung im Orchester monatlich bis zu zwanzig
Der Repertoireschwerpunkt der Akademie liegt — sympto- Proben und Konzerte mit der Akademie — das f
matisch für die Berliner Szene als Ganzes — eindeutig im Grenzen der Belastbarkeit. Einige Mitglieder ha
17. und 18. Jahrhundert, bei Bach, insbesondere aber bei der bereits ihre Verträge gekündigt und sich zu F
Musik der Berliner Schule, weil sich gezeigt hat, daß es sinn- erklärt. Wird sich diese Tendenz fortsetzen? D
voll ist, dort Schwerpunkte zu setzen, wo man selber beheima- zu sagen. Aber vielleicht ist es der einzige W
tet ist. Die Kompositionen sind vielleicht nicht so hochwertig gehen kann, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ei
wie etwa im Dresdner Raum, aber es gibt doch erstaunlich Wort — sicher auch im internationalen Vergleic
viel, was zu veröffentlichen sich lohnt. Unsere größte Aktion Akademie freilich schon heute mitzureden. U
bislang war das Berlin-Jubiläum 1987, wo wir dem Schauspiel- ist es, was das noch immer gebrechliche Pflänzchen
haus einen Zyklus vorschlugen: Musik im Berlin des 18. Jahr- Musik in Berlin so bitter nötig hat.
hunderts. Wir hatten uns in dem Zusammenhang zur Aufgabe
gestellt — und das in Zusammenarbeit mit der Staatsbiblio
thek und Frau Dr. Ingeborg Allihn —, alles anzusehen, was in

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