Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Fichte
26. Mai 1794, Jena Ich bin daran eine Wohnung zu miethen. Sie ist in einem
Johann Gottlieb Fichte an Marie Johanne Fichte ruhigen Winkel der Stadt, wo nichts uns stört: ein kleines
in Zürich: Gärtgen am Hause, u. eine angenehme Aussicht. Das
Ich habe noch Magister werden müßen, denn der Haus ist nur für eine Profeßor Wohnung nicht eingerich
Pfalzgräfliche galt nicht: das geschah am Freitage. Den tet; es muß <vieles> gebaut werden; u. da will denn der
Sonnabend wurde ich installirt, d.h. zum wirklichen Wirth nicht gern dran; u. das hält uns noch auseinander.
wahren Profeßor gemacht, und nun bin ich es leibhaftig. Wenn ich es kaufen könnte, dan dürfte ich bauen laßen,
- Verwichnen Freitag hielt ich meine erste öffentliche wie ich nur wollte.
Vorlesung. Das gröste Auditorium in Jena war zu enge;
der ganze Hausflur, der Hof stand voll, auf Tischen, u. Ich bekomme, wenn wir des Handels Eins werden, ein
Bänken standen sie einander auf den Köpfen. ganzes Haus, mit 7. Stuben, mehreren Stuben, mehre
ren Kammern, 2. Küchen, einen geräumigen Hörsaal,
14. Juni 1794, Jena Keller, Schuppen, Gärtgen, u.s.w. wovon ich noch einen
Fichte an Johann Kaspar Lavater in Zürich: Theil an Prof. Woltmann vermiethen würde, für 80. rthr.
Es erscheint vom heutigen Tage an bogenweise von mär jährlich. Das ist ein guter Schlag; denn man fängt an für
eine Grundlage der gesamten Wißenschaftslehre. weniger 200. rthr. zu fordern.
Die Schrift kommt nicht in den Buchhandel, sondern
wird bloß, mit meiner ausdrücklichen Vergünstigung, von (15.?) November 1794, Jena
der Verlagshandlung an meine Zuhörer, und an andere Christian Gottlob Schütz an Fichte in Jena:
Freunde, die sich deshalb bei mir melden, ausgegeben. Sonst kann schlechterdings nichts gesetzwidriges dabey
seyn, wenn Sie ihre Vorlesungen nur nicht in die Stunde
24. Juni 1794, Jena des öffentl. Gottesdienstes verlegen, also z.B. etwa
Johann Gottlieb Fichte an Samuel Gotthelf Fichte zwischen 4-5, oder zwischen 1-2 lesen.
in Rammenau: Erlaubt man am Sonntag Komödie, warum auch nicht
Ich erwarte Dich. Tritt nicht am Gasthofe ab, sondern moralische Vorlesungen?
komm gerade zu mir: auf der Bachgaße, in der Sp[r]ach-
meästerin Dyrr Hause wohne ich. 18./19. November 1794, Jena
Fichte an Christian Gottlob Voigt in Weimar:
21. Juli 1794, Jena In den Wochentagen sind die Stunden so besetzt, daß
Johann Gottlieb Fichte an Marie Johanne Fichte man uns armen Nicht-Senatoren officiell verbietet, die
in Zürich: nöthigen Privata, zu lesen.
Ich habe mir da bei Jena schon ein Lieblingspläzgen Ich opfere von meinem Sonntage, den ich nicht frei,
gewählt, wo es mir einigemal sehr wohl gefallen hat. Da sondern nur zu ändern der Akademie gleichfals gewid
wollen wir so mit einander hin spazieren, oder noch lie meten Geschäften bestimmt haben, eine Stunde für
berfahren, denn ich liebe das Gehen seit einiger Zeit gar dieses Publikum.
nicht sehr; und die Mondschein Abende da zubringen.
Man wird sagen, die Stunde von 9-10. falle während
Sieh' darauf freue ich mich schon recht sehr: auf den der kirchlichen Versammlungen. -1.) Man nenne mir
schönen Herbst, der hier sehr angenehm ist, und spät nur eine andre. Um 1. Uhr, gleich nach Tische zu lesen,
hinaus dauert Auch der Frühling erscheint hier sehr bald; würde mir höchst ungesund seyn; auch will ich für meine
und es giebt vortrefliche Gegenden. Betrachtung den offenen Geist meiner Zuhörer in den
... die Jenaischen Einwohner sind der wahre Abschaum Morgenstunden; nicht ihren gefüllten Bauch, der keine
des Menschengeschlechts. - Fürchte sie darum nicht Ohren hat. In den späteren Nachmittags- u. Abend
etwa. Sie sind kriechende Sünder vor höhern; und stunden ist gleichfals kirchliche Versammlung, Concert,
überhaupt kannst du nicht leicht mit ihnen zu thuhn Clubb. - In den früheren Morgenstunden schlafen die
bekommen; außer da, wo sie Dich werden betrügen Studierenden noch, weil sie diesen einzigen Tag zum
wollen; und auch wirklich betrügen werden. Ausschlafen haben.
16. Februar 1795, Jena von Personen, die aus dem Hirsche gekommen, durch
Fichte an Christian Gottlob Voigt in Weimar: Zurufung schandbarer Ausdrücke insultirt, daß gleich
Der Geist der Renommistrei kämpft um das Leben, bietet darauf meine Fenster eingeworfen worden.
all seine Kräfte auf, und sie sind noch immer nicht gering. Ich habe Ursache zu vermuthen, daß heut Abend oder
höchstwarscheinlich morgen Abend die Sache wieder
Die Orden können nur ausgerottet werden, wenn ihnen holt werden wird, und ich bitte daher um Schutz, auf
mit Vernunftsgründen, <u.> mit physischer Gewalt zu den ich sicher rechnen könne. Das letztere darum. In
gleich zu Leibe gegangen wird. Man hat darum noch der Neu=Jahrs=Nacht war mir derselbe versprochen, ich
nicht reüßirt, weil man immer nur das eine Mittel ge rechnete darauf, ohne von meiner Seite die geringsten
braucht hat. - Das erstere habe ich aus freier Wahl auf Vorkehrungen zu treffen. Ohnerachtet jener Veranstal
mich genommen. Ich rede in meinen öffentlichen Vor tungen wurde zu verschiednen Stunden der Nacht nach
lesungen jetzt von geheimen Orden überhaupt, werde meinen Fenstern geworfen, zuletzt mit guter Muße die
zur Untersuchung des Begriffs von der akademischen Thüre gegen 3. Viertel Stunden langforcirt, alle Fenster
Freiheit, und der akademischen Orden insbesondere meines Wirths, welche allein sie erreichen konnten, ein-
übergehen; gedenke auch diese Vorlesungen - sey es geschlagen, und hätte die Thür nachgegeben, so hätte
auch nur zu einem Zeugniße über mich - druken zu ich alles zu erwarten gehabt.
lassen, und dadurch den akademischen Orden einen Ich weiß, daß persönliche Mishandlungen, und allenfals
neuen heftigen Streich zu versetzen. auch Mord ihren Grundsätzen gemäß sind. Sie haben das
letztere zu verschiednen Malen verschiednen angedroht,
21. Februar 1795, Jena und sie haben das erstere vor nicht zu langer Zeit verübt
Fichte an den Prorektor der Universität, - zwar nicht an einem Profeßor, aber man sieht ja, daß
Johann Heinrich Voigt, in Jena: ihre Bosheit Gradweise steigt, in diesen Grundsätzen
Magnifice Academiae Pro-Rector, werde ich mich vertheidigen, und mache die Policey
Eur Magnificenz melde ich hierdurch, daß in voriger verantwortlich für alles, was daraus entstehen kann.
Woche in der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag
Leute vor meinen Haushofe sich eingefunden, an dem Zitiert aus: Johann Gottlieb Fichte - Gesamtausgabe
Thore gerüttelt, Schimpf Reden, u. Verwünschungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Briefe
gegen mich ausgestoßen; daß den Sonntag Abend beim Band 2, Stuttgart 1970.
Herausgehen aus dem Akademischen Ciubb meine Frau,