Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
10
Ulf Groos
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE
Carsten Cremers
Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT
Laura Nousch ● Christoph Baumgärtner
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme
IKTS
Abstrakt
10.1 Einführung
die aus Polymeren mit einer Gasdiffusionsschicht (GDL) auf jeder Seite bestehen.
Bipolarplatten (BPP) sind die gebräuchlichsten Mittel für die Zufuhr von
Reaktionsgasen und die Kühlung der Stacks. Andere Arten von
Membranbrennstoffzellen sind Anionenaustauschmembranbrennstoffzellen
(AEMFC) und keramische Festoxidbrennstoffzellen (SOFC). Alkalische (AFC),
phosphorsaure (PAFC) und Schmelzkarbonat-Brennstoffzellen (MCFC) gehören
zu einer anderen Kategorie. Diese Arten von Brennstoffzellen verwenden einen
flüssigen Elektrolyten, der an einer keramischen Matrix und den
Elektrodenstrukturen adsorbiert ist. Aktuelle Modelle von Hochtemperatur-
Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzellen (HT-PEMFC) fallen unter diesen
Zellentyp. Die chemische Wechselwirkung zwischen Phosphorsäure und
Polybenzimidazol innerhalb der Elektrolytmembran ist so stark, dass diese als
eine homogene Membran behandelt werden können. In den Elektroden ist 3die
Phosphorsäure jedoch nur in flüssiger Form adsorbiert. HT-Brennstoffzellen
verwenden feste und flüssige Elektrolyte, die bis zu 600 °C heiß sein müssen, um
eine ausreichende Ionenleitfähigkeit zu erreichen. Sauerstoffionen (O2— ) oder
Karbonationen (CO2— ) werden durch die Elektrolyte geleitet. Dies hat den
zusätzlichen Vorteil, dass Kohlenmonoxid in der Zelle selbst umgewandelt
werden kann. Dies ermöglicht eine große Auswahl an Brennstoffen. Es können
verschiedene kohlenwasserstoffbasierte Brennstoffe (flüssig und gasförmig) aus
dem konventionellen Bergbau und aus erneuerbaren Quellen (z. B. Biogas)
verwendet werden, bis hin zu Ammoniak (NH3 ). Hochtemperatur-
Brennstoffzellen können die Systemkosten senken und die Systemleistung
erhöhen.
Effizienz (Abb. 10.1).
256 10 Brennstoffzellen-
Technologien
10.2 Niedertemperatur-Polymerelektrolytmembran-
Brennstoffzellen
10.2.1 Übersicht
ode verbinden sie sich mit (Luft-)Sauerstoff und Elektronen zu Wasser, das als
erhöhte Luftfeuchtigkeit aus der Brennstoffzelle abgeführt wird.
10.2.2 Stapelkomponenten
Katalysa
■ Dimensionen von der Nanoskala bis zur Makroskala
■ Zeitskala von ns bis Stunden tor
Teilchen
■ Nanoskala: Protonentransport, ■ Protonen- und 2 - 8 nm
Katalysatorpartikel, Poren des
Elektronentransport Katalysa
Katalysatorträgers tor-
■ Fluidik und Diffusion Unterstü
■ Mikroskala: Ionomerverteilung, tzung
Agglomerat, Morphologie der ■ Degradierung 30 - 60 nm
Katalysatorschicht
Katalysatorschicht 5 - 15
Katalysatorbelastung 0,02 - 0,4 mg
■ Makroebene: Strömungsfeld μm
/cm²Pt
Kohlefaser Ø 10 μm
O2
Gasdiffusionsschicht (GDL) 100 - 200 μm
Polymer-Elektrolyt-Membran (PEM) 8 - 50 μm
258 10 Brennstoffzellen-
Technologien
30 cm H2
Abb. 10.4 Stromdichte in zwei Betriebspunkten mit unterschiedlicher Pt-Beladung (auf der
Kathode) und unterschiedlichem Ionomergehalt. Die MEA wurde im Rahmen des vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten DEKADE-Projekts im
Siebdruckverfahren hergestellt. (Fraunhofer ISE)
Wissenschaftliche Ziele
● Entwicklung neuer, nachhaltiger Katalysatorsysteme für LT-PEMFCs,
basierend auf stabilen Trägerstrukturen mit optimierter Platin-Träger-
Wechselwirkung
● Entwicklung neuer Kompositmembranen mit Nanofaserverstärkung auf
der Grundlage des von den Teilnehmern entwickelten direkten
Membrandruckverfahrens mit dem Ziel, eine optimale
Membranelektrodeneinheit mit reduzierter Membrandicke und
verbesserter Betriebsstabilität herzustellen (Abb. 10.5)
● Modellierung der Membranelektrodeneinheiten zur Optimierung ihrer
Struktur und Komponentenzusammensetzung
● Innovative Elektrodenstrukturierung mit Gradienten durch die Ebene,
um eine optimale Ionomer- und Pt-Verteilung zu erreichen
10.2.3 Systemkomponenten
● Prozessluftversorgung (Kathodenkreislauf)
● Wasserstoffversorgung (Anodenkreislauf)
● Wärmemanagement (Kühlkreislauf)
einen Luftfilter, der Staubpartikel und korrosive Gase aus der einströmenden Luft
entfernt.
Der Anodenkreislauf besteht aus einer Umwälzpumpe oder einer ähnlichen
Vorrichtung, einem Mechanismus zur Wasserabscheidung und einem Abblase-
oder Spülventil. Die Rezirkulation gewährleistet eine hohe
Wasserstoffausnutzung sowie einen ausreichenden Gasfluss, um kondensierende
Feuchtigkeit aus der Brennstoffzelle zu entfernen. Da (atmosphärischer)
Stickstoff und andere Inertgase von der Kathode zur Anode diffundieren können,
müssen diese regelmäßig über ein Abblaseventil entfernt werden. Dies geschieht
in der Regel in zeitlichen Abständen, abhängig von der kumulierten
Stromerzeugung der Zelle. Eine Kondensationseinheit sorgt dafür, dass
überschüssiges Wasser aus dem Anodengasstrom entfernt wird. Der durch das
Spülventil ausgestoßene Gasstrom enthält noch etwas Wasserstoff. In Fahrzeugen
wird dieser Strom jedoch aus Platzgründen meist in den Kathodenauslass geleitet.
Ein vom Fraunhofer ICT entwickeltes und vom TÜV Süd AG zertifiziertes
Messverfahren ermöglicht die instationäre Überwachung der H2 Konzentration im
Abgas, um sicherzustellen, dass die Grenzwerte für einen sicheren Betrieb nicht
überschritten werden.
Der Kühlkreislauf besteht aus einer Kühlmittelpumpe, Wärmetauschern und
einer Vorrichtung zur Regelung des Kühlmittelflusses und der Stacktemperatur.
Im Allgemeinen sind die verwendeten Kühlmittel frostbeständig und nicht
elektrisch leitend.
Jedes Brennstoffzellensystem verfügt über eine Starter- und Pufferbatterie.
Damit wird sichergestellt, dass während des Startvorgangs die wichtigen
Peripheriekomponenten des Systems anlaufen können.
10.2 Niedertemperatur-Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzellen 265
Abb. 10.8 Typisches Stromdichteprofil einer LT-PEMFC. Diese Grafik zeigt die
Charakterisierung einer vom Fraunhofer ISE im Rahmen des DEKADE-Projekts
hergestellten Along-the-Channel-Testzelle. Die steile Stromrampe am Kathodeneingang ist
auf die geringe Protonenleitfähigkeit einer trockenen Membran und die anschließende
Befeuchtung der Membran durch die starke elektrochemische Brennstoffzellenreaktion mit
hoher Sauerstoffkonzentration zurückzuführen. Die Sauerstoffkonzentration und die
Stromdichte nehmen gleichzeitig über die Länge der Luftstromfeldkanäle ab. (DEKADE,
Fraunhofer ISE)
10.2 Niedertemperatur-Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzellen 267
Der komplexe Prozess der Quantifizierung dieser Einflüsse ist derzeit Gegenstand
zahlreicher Forschungsprojekte.
In der Realität weisen stationär betriebene Brennstoffzellen im Labor eine
Degradationsrate von unter 10 µV/h auf. Damit sind Betriebsstunden im Bereich
von mehreren zehntausend Stunden realistisch. Für stationäre Systeme wird von
Lebensdauern von 40.000 Stunden berichtet, mit einem Leistungsabfall von unter
10 Prozent. Aber auch Brennstoffzellen, die Busse antreiben, haben bereits
Betriebszeiten von über 20.000 Stunden nachgewiesen.
Verunreinigungen aus einströmender Luft und Wasserstoff können den
Katalysator verstopfen und so eine Zersetzung verursachen. Vor allem
schwefelhaltige Gase verursachen irreversible Schäden. Kohlendioxid und
Kohlenmonoxid können die Leistung verringern, was jedoch reversibel ist.
10.3 Hochtemperatur-Polymerelektrolytmembran-
Brennstoffzellen
10.3.1 Übersicht
Hochtemperatur-Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzellen (HT-PEMFC)
arbeiten nach demselben Prinzip wie LT-PEMFCs, nur bei höheren
Betriebstemperaturen, typischerweise 160 bis 180 °C. Ihre Toleranz gegenüber
Verunreinigungen, vor allem im Brennstoff, ist daher wesentlich höher als bei
LT-PEMFCs. Sie können bis zu 3 Vol% CO im Brenngas tolerieren [1]. Aus
diesem Grund sind HT-PEMFCs besonders für Anwendungen geeignet, bei denen
die Brennstoffzellen mit reformierten Kohlenwasserstoffen oder Alkoholen
betrieben werden. Der Einsatz von HT-PEMFCs in Kombination mit Methanol-
Dampfreformern hat sich besonders bewährt
10.3 Hochtemperatur-Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzellen 267
1.6
0.75
1.4
0.70 1.2
Schornsteinleistu
Zellspannung / V 1.0
durchschnittliche
0.65
0.8
ng / kW
0.60 0.6
0.4
Ref 1 (55 Vol.-% H2 ; 0,5 Vol.-% CO; 5 ppm H2 S)
0.55
λA = 1,4, T = 165 °C
0.2
λA = 1,7, T = 165 °C
λA = 1,4, T = 175 °C
0.50 0.0
50 100 150 200 250 300 350 400 450 500
Stromdichte / mA cm-2
effektiv, da der vom Reformer erzeugte Gasstrom direkt und ohne weitere
Reinigung eingespeist werden kann. Es gibt viele solcher kombinierten Systeme,
die in der Entwicklung sind oder bereits auf dem Markt angeboten werden. Sie
reichen von tragbaren Energieversorgungsgeräten mit 55 W bis hin zu
Reichweitenverlängerern für batteriebetriebene Autos und Nutzfahrzeuge (Abb.
10.9).
10.3.2 Stapelkomponenten
Wie bereits erwähnt, ähnelt die HT-PEMFC in ihrem Grundaufbau der LT-
PEMFC. In den meisten kommerziellen Stacks werden jedoch Bipolarplatten auf
Graphitbasis verwendet, da diese den hochkorrosiven Bedingungen bei
Temperaturen von bis zu 180 °C und einer möglichen leichten Benetzung mit
Phosphorsäure besser standhalten. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den
HT-PEM-Brennstoffzellen und den LT-PEMFCs ist die Art der verwendeten
Membranelektrodeneinheit. Beim derzeitigen Stand der Technik werden
Polybenzimidazol (PBI)-Membranen verwendet, denen Phosphorsäure als
Elektrolyt zugesetzt wird.
268 10 Brennstoffzellen-
Technologien
Die ionische Wechselwirkung zwischen dem schwach alkalischen PBI und der
Phosphorsäure bewirkt eine Protonenleitfähigkeit, die höher ist als die einer
herkömmlichen PAFC. Außerdem kann die Membran viel dünner als die in der
PAFC verwendete Keramikmatrix hergestellt werden. Bei der Zellaktivierung
wird Phosphorsäure unter anderem auf der Katalysatorschicht abgeschieden. In
HT-PEMFCs wird der Katalysator typischerweise auf die Gasdiffusionsschichten
(GDL) aufgebracht, wo er hauptsächlich mit PTFE gebunden wird. Die
Verwendung von PBI als Bindemittel führt zu einer übermäßigen Ablagerung von
Phosphorsäure und damit zu Massentransportverlusten bei hohen Strömen.
Wissenschaftliche Ziele
Ziel ist es, die Leistung und Stabilität von Membran-Elektroden-Einheiten
für HT-PEMFCs zu verbessern, indem die Verbindungen zwischen
Katalysator und Träger, Katalysatorsystem und Elektrolyt sowie Elektrode
und Membran modifiziert werden. In diesem Projekt untersuchte das
Fraunhofer ICT Modifikationen des Trägers zur Verbesserung der
Elektrolytanbindung sowie Methoden zur Prüfung und Bewertung von HT-
PEMFC-Membran-Elektroden-Einheiten.
10.3.3 Systemkomponenten
Ein wichtiges Merkmal von HT-PEMFCs ist ihre hohe Protonenleitfähigkeit, die
dank des Grotthuss-Mechanismus auch ohne Wasser auftreten kann. Die
Einbindung eines Befeuchters in die Systemstruktur ist in der Regel nicht
erforderlich. Heutzutage werden die meisten HT-PEMFCs in Systemen mit
vorgeschaltetem Brennstoffreformer eingesetzt. Systeme mit Inline-Reformierung
unterscheiden sich in ihrem Aufbau immer von Systemen, die mit reinem
Wasserstoff betrieben werden. Dieser Unterschied gilt für Brennstoffzellen immer
dann, wenn das Reformat direkt als Brenngas in den Stack eingespeist wird,
anstatt den reinen Wasserstoff innerhalb des Systems über einen Trennprozess zu
erzeugen. Aufgrund des hohen Anteils an Inertgasen sind hier geschlossene
Brennstoffkreisläufe in der Regel nicht möglich. Da das Anodenabgas immer
Rückstände von nicht verbrauchtem Wasserstoff und anderen brennbaren Gasen
enthält, muss es aus Sicherheitsgründen vor dem Verlassen der Anlage
abgebrannt werden. Bei Anlagen mit allothermen Reformerverfahren sollte dieser
Abbrand idealerweise im Heizsystem des Reformers erfolgen. Hinsichtlich der
Brennstoffzufuhr haben HT-PEMFC-Systeme gegenüber LT-PEMFC-Systemen
den Vorteil, dass keine intensive Reinigung zur Entfernung des Kohlenmonoxids
aus dem Reformat erforderlich ist. Zur Verringerung
270 10 Brennstoffzellen-
Technologien
CO-Gehalt im Brenngas auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, reicht eine
einfache Wasser-Gas-Shift-Reaktion aus. Im Falle eines Methanol-
Dampfreformers, der bei bis zu 300 °C arbeitet, sind keine weiteren Maßnahmen
erforderlich.
Wissenschaftliche Ziele
Entwicklung einer Brennstoffzellen-APU für gepanzerte Radfahrzeuge wie
den GTK Boxer. In Phase I des Projekts wurden die zentralen
Komponenten Brennstoffentschwefelungsanlage, Brennstoffprozessor und
Brennstoffzelle entwickelt und validiert. Dabei entwickelte das Fraunhofer
ICT Betriebsstrategien für kommerzielle HT-PEMFC-Stacks in solchen
Systemen und evaluierte mögliche Verpackungsformen. In der geplanten
zweiten Phase soll ein integriertes System mit einer Leistung von 8 kW
aufgebaut und getestet werden.
Abb. 10.11 Flussdiagramm mit einer vereinfachten Version der Grundstruktur des
IAPUNIT-Systems
10.4 Direkt-Methanol-Brennstoffzellen
10.4.1 Übersicht
10.4.2 Stapelkomponenten
10.4.3 Systemkomponenten
Die DMFC-Stacks unterscheiden sich auf Systemebene grundlegend von der LT-
PEMFC. Als Brennstoff dient eine wässrige Methanollösung. Um den Übergang
von Methanol zur Kathode zu begrenzen, liegt die Methanolkonzentration im
Stack in der Regel nicht über 3 Gew.-%. Da diese sehr verdünnten
Methanollösungen eine so geringe Energiedichte haben, wird reines Methanol
oder ein Methanol-Wasser-Gemisch mit etwa 60 Gew.-% Methanol von außen
zugeführt. Dies wird dadurch erreicht, dass die stark verdünnte Methanollösung
innerhalb des Stacks in einen geschlossenen Kreislauf gebracht wird, während das
verbrauchte Methanol von außen zugeführt wird. Dadurch kann der Stack mit
extrem hohen Anodenstöchiometrien betrieben werden. In modernen Systemen
wird die Methanolkonzentration in diesem inneren geschlossenen Kreislauf
dynamisch an die Last angepasst, um die Methanolübergänge weiter zu
begrenzen. Bei geringerer Belastung wird die Konzentration reduziert, indem die
Methanolzugabe ausgesetzt wird, bis der gewünschte Wert erreicht ist.
Die geringe Stromdichte von DMFCs, die normalerweise im Bereich von 200
bis 300 mA/cm2 liegt, bedeutet, dass sie deutlich weniger Luftzufuhr benötigen
als ein Hochleistungs-PEMFC-System. Aus diesem Grund wird vor allem bei
portablen Systemen häufig eine Membranpumpe zur Luftzufuhr verwendet. Auf
der Kathodenseite reichern sich überstöchiometrische Wassermengen an, was zu
einem Verbrauch von Wasser aus dem Anodenkreislauf führt. Um die geforderten
hohen Energiedichten zu erreichen, ist es daher notwendig, Wasser aus der
Kathodenabluft abzutrennen und in den geschlossenen Anodenkreislauf
zurückzuführen. Bei heutigen Anlagen ist dies bei Umgebungstemperaturen von
bis zu 45 °C weitgehend möglich. Bei höheren Umgebungstemperaturen ist es
nicht möglich, eine ausreichende Wasserrückgewinnung zu erreichen. In diesem
Fall muss ein Gemisch aus Methanol und Wasser als Brennstoff verwendet
10.4 Direkt-Methanol- 273
Brennstoffzellen
werden. Dies wird auch als "Wüstenbrennstoff" bezeichnet.
10.5
274 Alkalische Brennstoffzellen 10 Brennstoffzellen- 273
Technologien
10.5 Alkalische Brennstoffzellen
10.5.1 Übersicht
Die Reaktionen in einer Brennstoffzelle werden nicht nur durch die Temperatur,
sondern auch durch den pH-Wert und die für die Elektrokatalysatoren und andere
Strukturelemente gewählten Materialien beeinflusst. Der letztgenannte Faktor ist
darauf zurückzuführen, dass Protonen bei niedrigen pH-Werten unedle Metalle
oxidieren können. Aus diesem Grund können in sauren Zellen nur "ausreichend
edle" Materialien verwendet werden.
n
M + nH+ → Mn + H
2
2
Zur Kategorie der alkalischen Brennstoffzellen gehören die klassischen
alkalischen Brennstoffzellen (AFC) und die Anionenaustauschmembran-
Brennstoffzellen (AEMFC), die sich noch in der Entwicklung befinden.
Bestimmte Gruppen in den USA verwenden auch den Begriff
Hydroxidaustauschmembran-Brennstoffzellen (HEMFC), um zu verdeutlichen,
dass diese Zellen das genaue Gegenteil einer Protonenaustauschmembran-
Brennstoffzelle sind.
Alkalische Brennstoffzellen verwenden eine alkalische Lösung als Elektrolyt -
in der Regel eine KOH-Lösung, obwohl auch NaOH verwendet wird. In den
meisten AFCs ist diese Lösung in einer porösen Keramikmatrix fixiert. In der
Vergangenheit wurden alkalische Brennstoffzellen hergestellt, bei denen der
Elektrolyt um den Stapel herumgepumpt wurde, ähnlich wie bei den heutigen
alkalischen Elektrolyseuren.
Eine große Herausforderung bei alkalischen Brennstoffzellen ist die Aufnahme
von CO2 aus der Umgebungsluft, was zur Bildung von Karbonat- oder
Hydrogenkarbonationen führt.
von Karbonat- (CO2— ) und Hydrogenkarbonat- (HCO— ) Ionen, die jedoch nicht gebildet
werden
3 3
festen Salzen mit den polymergebundenen quaternären Aminen und bewirken somit keine
Ausscheidungsreaktionen. Allerdings führt die Karbonatisierung zu einer
verminderten Leitfähigkeit [4, 5], was die Leistung der Zellen einschränkt.
Die Leistung von AEMFCs lag lange Zeit weit hinter der von PEMFCs
zurück. In jüngerer Zeit wird jedoch berichtet, dass diese Zellen aufgrund der
Verwendung von Katalysatoren aus einer Platin-Ruthenium-Legierung für die
anodenseitige Wasserstoffoxidation oder alternativ der Verwendung von
Ionomeren in den Elektroden vergleichbare Leistungsdichten wie PEMFCs
erreichen. Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung ist zu beachten, dass sich
die Elektrodenreaktionen in AEMFCs grundlegend von denen in PEMFCs
unterscheiden (Tabelle 10.3).
Der Hauptunterschied besteht darin, dass das Wasser an der Kathode
verbraucht und dann an der Anode reformiert wird. Der positive Einfluss von
PtRu auf die Anodenreaktion lässt sich durch den bifunktionalen Mechanismus
erklären, der bei der Wasserbildung auftritt, wie bei DMFCs. Es besteht auch ein
erhebliches Risiko, dass die Kathode austrocknet. Dies wurde als eine der
Hauptursachen für vorzeitige Alterung identifiziert.
10.6 Festoxid-Brennstoffzellen
10.6.1 Übersicht
10.6.2 Stapelkomponenten
Glasversiegelun Abdeckplatte
g
Platte für die
Kathodenkon Zusammen
takt schaltung
Zelle (MEA)
Nickelgewebe
Grundplatte
10.6.3 Systemkomponenten
Abb. 10.16 SOFC-Systemkomponenten für ein tragbares System (100 We ) auf der Basis
von Propan/Butan
verwendet werden können (Abb. 10.17, Mitte). Zum Aufheizen von SOFC-
Systemen werden elektrische Vorwärmer und - vor allem in portablen Geräten -
Zündbrenner eingesetzt. Auch poröse Stoffe (hier Siliziumkarbidschaum, der
durch druckloses Sintern hergestellt wird, Abb. 10.17, rechts) spielen eine
wichtige Rolle für einen sicheren Betrieb mit guten Verbundeigenschaften.
Für die interne Wärmeübertragung werden Wärmetauscher eingesetzt. Ein Ziel
des Wärmemanagements in SOFC-Systemen ist es, die Abgaswärme innerhalb
des Systems (Regeneration) so zu nutzen, dass das System thermisch autark ist,
d.h. keine weitere Heizung für den Betrieb benötigt wird. Dadurch lassen sich
hohe elektrische Wirkungsgrade erzielen. Ein hoher Grad an Wärmeauskopplung
ist z. B. bei stationären Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wichtig. In der Regel
wird die Abgaswärme genutzt, um die Kathodenluft bedarfsgerecht
vorzuwärmen. Daher muss das Wärmemanagement in SOFC-Systemen über
Wärmetauscher eine effiziente Wärmeübertragung gewährleisten und gleichzeitig
280 10 Brennstoffzellen-
Technologien
Abb. 10.19 Links: Ein kompakter Aufbau der Komponenten des heißen Systems einer
SOFC, einschließlich Zündbrenner, Reformer, Stack, Nachbrenner und Wärmetauscher.
Rechts: Querschnitt durch eine Hotbox (Fraunhofer IKTS).
● Stack-Entwicklung
● Komponentenentwicklung (Reformer, Zündbrenner, Wärmetauscher,
Nachbrenner)
● Entwicklung des Systems
● Optimierung des Komponenten- und Integrationsdesigns mit dem Ziel,
die volumetrische und gravimetrische Energiedichte systemweit zu
erhöhen
Abb. 10.21 Elektrischer Wirkungsgrad (brutto und netto) und Eigenverbrauch der BOP-
Komponenten in einem 1000 Wel SOFC-System auf Erdgasbasis mit partieller Oxidation.
(Fraunhofer IKTS)
10.7 Schmelzkarbonat-Brennstoffzellen
10.7.1 Übersicht
CO 32-
CO 32-
H2
H O2 O2
CO2
Anode
Kathode
Elektrolyt
bons wie Methan können (indirekt oder direkt) im Schornstein reformiert werden,
während hochwertige Kohlenwasserstoffe normalerweise extern vorreformiert
werden müssen.
Stationäre MCFC-Systeme werden in den höheren Leistungsbereichen von 0,3
bis 4 MW eingesetzt. Sie können elektrische Wirkungsgrade von bis zu ca. 47
Prozent erreichen. Diese Anlagen haben einen hohen technologischen
Entwicklungsstand (TRL 8) erreicht und bieten viele Einsatzmöglichkeiten. Sie
können einfach als optimierte Stromerzeuger oder zur Prozessdampfauskopplung
bei der Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt werden. Für die Stahl- und
Zementindustrie sowie für kohle- und gasbefeuerte Kraftwerke sind die
Entwicklungen rund um MCFC-Anwendungen im Bereich der
Kohlenstoffabscheidung von Interesse. Diese Aussicht 3
auf eine aktive
Abtrennung von CO2 aus Gasströmen ergibt sich aus der Funktionsweise von
MCFCs (Abb. 10.23). Carbonat-Ionen (CO2— ) werden durch den flüssigen
Elektrolyten geleitet. Diese Ionen bilden sich an der Kathode, wenn Sauerstoff
mit CO2 reagiert, das dem Kathodengas zugesetzt werden muss. Auf der
Anodenseite reagieren die durch den Elektrolyten geleiteten Karbonat-Ionen mit
Wasserstoff zu CO2 , das aufkonzentriert werden kann, und zu Wasser. Im
Gegensatz zu anderen Methoden der CO2 Abtrennung wird bei diesem Verfahren
keine elektrische Energie verbraucht, sondern erzeugt, da es im normalen MCFC-
Betrieb abläuft. Dies führt zu einer noch stärkeren Reduzierung der CO2
Emissionen.
Das MCFC-System hat zwar seine Vorteile, weist aber auch einige technische
Probleme auf, die noch gelöst werden müssen und die das Potenzial für eine
breitere kommerzielle Nutzung einschränken. Zu den drängendsten Problemen
gehören die Degradations- und Alterungsmechanismen der Zellkomponenten, die
durch die hohe Reaktivität des flüssigen Elektrolyten verursacht werden. Dadurch
ist die Lebensdauer der heutigen Zellstapel auf fünf Jahre begrenzt. Viele
284 10 Brennstoffzellen-
Technologien
laufende Entwicklungsprojekte zielen darauf ab, die Lebensdauer auf sieben bis
zehn Jahre zu erhöhen.
10.7 Schmelzkarbonat- 285
Brennstoffzellen
10.7.2 Stapelkomponenten
Die planare Struktur von MCFC-Zellen ermöglicht es, mehrere Zellen (bestehend
aus Kathode, Elektrolyt und Anode) zusammen mit Stromabnehmern und
Kontaktplatten zu stapeln. Abb. 10.24 zeigt eine typische sich wiederholende
Einheit in einem Brennstoffzellenstapel. Wie SOFCs verfügen MCFCs über einen
elektrischen Serienkreis und einen fluidischen Parallelkreis. Im Vergleich zu
SOFCs benötigt die MCFC-Technologie deutlich mehr Grundfläche: ca. 0,7 m2 .
Die Kathode besteht aus Nickeloxid, das bei der Erstinbetriebnahme mit
Lithium aus dem Elektrolyten dotiert wird. Das Kathodenmaterial muss eine
Porosität von 60 bis 70 Prozent aufweisen, damit sich die dreifache Phasengrenze
(TPB) zwischen Elektrode, Elektrolyt und Gasphase bilden kann. Dies ist
wichtig, denn hier findet die elektrochemische Reaktion zwischen CO2 und O2
statt.
Die Anode besteht aus Nickel, mit einem gewissen Anteil an Aluminium und
Chrom, um die mechanische Stabilität unter den Betriebsbedingungen zu
gewährleisten. Die Anodenporosität von 45 bis 70 Prozent ist ein entscheidender
Faktor und muss genau eingestellt werden, um die Elektrolytverteilung in der
Zelle zu modulieren.
Der Elektrolyt ist eine Mischung aus verschiedenen Alkalicarbonaten,
hauptsächlich Lithium, Natrium und Kalium, die bei der normalen
Betriebstemperatur der Zelle in geschmolzenem Zustand vorliegen. Dieser
geschmolzene Elektrolyt ist zwischen den Elektroden in einer festen, porösen
Keramikstruktur (Matrix) immobilisiert. Die Matrix besteht aus einem
Lithiumaluminat-Nanopulver.
Die starke Materialdegradation in modernen MCFCs betrifft vor allem die
aktiven (Anode und Kathode) und passiven Zellkomponenten (Matrix). Es gibt
verschiedene chemische Mechanismen in den aktiven Komponenten, die zum
Verlust der Stackleistung führen und diese Systeme letztlich unwirtschaftlich
machen.
Im Elektrolyten spielt der Abbau von Matrixmaterialien eine besonders
wichtige Rolle. Mit zunehmender Betriebsdauer vergröbert sich das Matrixpulver
und die Kapillarkräfte werden geschwächt. Die Matrix kann den geschmolzenen
Elektrolyten nicht mehr sicher halten, was zu Elektrolytverlusten führt. Dies
wiederum führt zu einem Leistungsverlust bis hin zum kompletten Ausfall der
Zelle und des gesamten Systems.
d
c
Abb. 10.25 (a) Strukturdiagramm einer Halbzelle; (b) Impedanzspektrum für eine
Kathodenhalbzelle unter Standardbetriebsbedingungen; (c) Prozesse in den identifizierten
Frequenzbereichen;
(d) Bewertung der Relaxationszeiten bei verbesserter Trennung der Reaktionsschritte
Referenzen
1. Schmidt T.J., Baurmeister J. (2006): Dauerhaftigkeit und Zuverlässigkeit von PEFCs
mit reformiertem Wasserstoff bei hohen Temperaturen. ECS Transactions 3: 861-869.
https://doi.org/10.1149/1. 2356204
2. Cremers C., Jurzinsky T., Meier J., Schade A., Branghofer M., Pinkwart K., Tübke J.
(2018): DEMS- und Online-Massenspektrometrie-Studien zur Korrosion des
Kohlenstoffträgers unter verschiedenen Betriebsbedingungen der
Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzelle. Journal of the Electrochemical Society
165. https://doi.org/10.1149/2.0331806jes
3. Kübler M., Jurzinsky T., Ziegenbalg D., Cremers C. (2018): Methanol-
Oxidationsreaktion an Kern-Schale-strukturierten Ruthenium-Palladium-
Nanopartikeln: Relationship between structure and electrochemical behavior. Journal
of Power Sources 375. https://doi.org/ 10.1016/j.jpowsour.2017.07.114
4. Inaba M., Matsui Y., Saito M., Tasaka A., Fukuta K., Watanabe S., Yanagi (2011): Ef-
fects of carbon dioxide on the performance of anion-exchange membrane fuel cells,
Electrochemistry 79: 322-325
5. Siroma Z., Watanabe S., Yasuda K., Fukuta K., Yanagi H. (2011): Mathematical
model- ing of the concentration profile of carbonate ions in an anion exchange
membrane fuel cell, Journal of the Electrochemical Society 158: B682–B689.
https://doi.org/10.1149/1. 3576120
6. Steele B.C.H. (1999): Running on natural gas. Nature 400, 6745: 619.
https://doi.org/10. 1038/23144
7. Bove R., Ubertini S. (eds.) (2008): Brennstoffzellen und Wasserstoffenergie. Vol. 1:
Modeling Solid Oxide Fuel Cells: Methods, Procedures and Techniques. Reprinted.
Springer, New York, NY
288 10 Brennstoffzellen-
Technologien
8. Trofimenko N., Kusnezoff M., Michaelis A. (2011): Recent Development of
Electrolyte Supported Cells with High Power Density. ECS Transactions 35 (1): 315-
325. https:// doi.org/10.1149/1.3570006
9. Kusnezoff M., Trofimenko N., Müller M., Michaelis A. (2016): Einfluss von
Elektrodendesign und Kontaktierungsschichten auf die Leistung von
elektrolytgestützten SOFC/SOEC-Einzelzellen. Materials 9 (11): 906.
https://doi.org/10.3390/ma9110906
10. Nousch L., Pfeifer T., Hartmann M. (2018): Entwicklung einer Modellierungsplattform
für die dynamische Simulation von SOFC-Systemen in einem weiten Betriebsbereich.
In: Proceedings of the 13th European SOFC & SOE Forum (A1320), Luzern. ISBN
978-3-905592-23-8
11. Kusnezoff M., Beckert W., Trofimenko N. et al. (2015): Electrochemical MEA
Charac- terization: Area Specific Resistance Corrected to Fuel Utilization as Universal
Charac- teristic for Cell Performance. ECS Transactions 68 (1): 2555-2563,
https://doi.org/10. 1149/06801.2555ecst
12. Pfeifer T., Nousch L., Lieftink D., Modena S. (2013): Systemdesign und
Prozessauslegung für ein SOFC Mikro-KWK-Gerät mit reduzierten
Betriebstemperaturen. International Journal of Hydrogen Energy 38 (1): 431–439.
https://doi.org/10.1016/j.ijhydene.2012.
09.118
13. Reuber S., Megel S., Jürgens C. et al. (2015): Anwendungsorientiertes Design und
Feldversuche mit dem eneramic Power Generator. ECS Transactions 68 (1): 131-141.
https://doi. org/10.1149/06801.0131ecst
14. Megel S., Dosch C., Rothe S. et al. (2013): CFY Stacks for Use in Stationary SOFC
and SOEC Applications. ECS Transactions 57 (1): 89–98.
https://doi.org/10.1149/05701. 0089ecst
15. Brandner M., Bienert C., Megel S. et al. (2013): Long Term Performance of Stacks
with Chromium-Based Interconnects (CFY). ECS Transactions 57 (1): 2235-2244.
https:// doi.org/10.1149/05701.2235ecst
16. Bienert C., Brandner M., Skrabs S. et al. (2015): CFY-Stack Technology: The Next
De- sign. ECS Transactions 68 (1): 2159–2168. https://doi.org/10.1149/06801.2159ecst
17. Megel S., Kusnezoff M., Beckert W. et al. (2016): CFY-Stacks: Progress in Develop-
ment. In: Proceedings of the 12th European SOFC & SOE Forum (A0908), Luzern.
ISBN: 978-3-905592-21-4
18. Nousch L., Hartmann M., Michaelis A. (2021): Verbesserung des Betriebs von Mikro-
KWK-SOFC-Systemen durch effiziente dynamische Simulationsmethoden. Processes
9 (7): 1113. https://doi.org/10.3390/pr9071113