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Vormärz, Frührealismus, Biedermeierzeit, Restaurationszeit?


Komparatistische Konturierungsversuche für eine konturlose Epoche

Article  in  Oxford German Studies · September 2011


DOI: 10.1179/007871911x600866

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Manfred Engel
Universität des Saarlandes
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Oxford Germall Studies,Vol. 40, No. 3, 2011 KOMPARATISTISCHE KONTURIERUNGSVERSUCHE 2II

etc.) und ihre Anwendung nur durch Tradition sanktioniert; zu 'Begriffen' werden sie
erst durch literaturwissenschaftliche Definition (oder 'bewahrende Rekonstruktion').
VORMÄRZ, FRÜHREALISMUS, Daher ist ihre Wortsernantik irrelevant, ja nicht selten eher irreführend- so ist etwa die
längst abgeschlossene Moderne alles andere als 'rnodern' und der 'Realismus' nur sehr
BIEDERMEIERZEIT, RESTAURATIONSZEIT? bedingt 'realistisch' (irn Sinne unseres gegenwärtigen Begriffsgebrauchs). Irn Falle der uns
interessierenden Epoche ist die Narnenswahl jedoch nicht ganz so beliebig: Gleich drei der
gebräuchlichen Epochennarnen sind recht eigentlich Bezeichnungen für konkurrierende
KOMPARATISTISCHE KONTURIERUNGSVERSUCHE
(Teil-)'Strömungen' oder 'Bewegungen' der Gesamtepoche, so dass ihre Erhebung zmn
FÜR EINE KONTURLOSE EPOCHE Epochennan1en eine aktuelle Stellungnahme ün historischen Streit impliziert.
Aber lassen wir die Kandidaten für einen Epochennamen zunächst einfach eimnal
Revue passieren:
MANFRED ENGEL (1) Der forschungsgeschichtlich älteste davon ist natürlich 'Biedermeier': U1n 1900 als
Begriff der Möbel- und Kunstgeschichte eingeführt und 1927 erstmals auf die Literatur der
Universität des Saarlandes Zeit übertragen, war 'Biedenneier' 1 bis in die späten 6oer Jahre der unangefochtene, wenn
auch nie unumstrittene Epochenname:' Nach Neuentdeckung und Aufwertung anderer
Strömungen wurde der Begriff dann zunehmend eingeschränkt zur Sannnelbezeichnung
Schon die Vielfalt der verwendeten Epochenname11 belegt, dass die literaturgeschichtliche Konturierung für die politisch und ästhetisch konservativeren Autoren der Epoche, also etwa Friedrich
der Restaurationszeit bis heute problernatisch geblieben ist. Vor dent Hintergrur1d der Entwicklung Rückert (1788-1866), Ferdinand Raimund (1790-1836), Franz Grillparzer (1791-1872),
der europäischen Rornantik versucht der vorliegende Beitrag, die Restaurationszeit aus höchst unter- August von Platen (1796-1835), Karl hnmermann (1796-1840), Annette von Droste-
schiedlich au~fallenden Vermittlungsversuchen zwischen idealistische11 Sintifiguren und einent neuen, Hülshoff (1797-1848), Jereinias Gotthelf (1797-1854),Johann Nestroy (1801-1862), Nikolaus
dezidiert anti-idealistischen Wirklichkeitsbegriff zu bestimmen. Als Beispiele für solche Hybrid- Lenau (1802-1850) und Eduard Mörike (1804-1875).
bildungen werden abschlifj]end Goethes Wande1jahre, Büchners Lenz und Imrnermanns Münch- Während der Biedenneier-Begriff so immer enger gefasst wurde, gab es umgekehrt
hausen erörtert. diverse Versuche, eine der beiden Konkurrenz-Strömungen zur eigentlich Epoche-
prägenden zu ernennen. Weniger erfolgreich war dabei (2) das- vor allem in der Zeit
Jeder Literarhistoriker weiß, dass literarische Epochen auf komplexen - und imn1er zwischen 1830 und 1840 aktive 'Junge Deutschland'. 3 Eine Gruppe ün engeren Sinne
prekären - Konstruktionen beruhen: Aus einein heterogenen Textense1nble werden bilden die Autoren zwar nur für den Bundestags-Beschluss vom 10. Dezeinher 1835: Dieser
die The1nen und Verfahren herauspüpariert, die im literarischen Systein innovativ sind verbietet die Schriften einer "literarischen Schule", die aus Heinrich Heine (1797-1856),
und sich zugleich als Antworten auf aktuelle Zeitfragen begreifen lassen. Dabei wird Karl Gutzkow (18rr-1878), Heinrich Laube (1806-1884), LudolfWienbarg (1802-1872) und
jedem Spezialisten zunächst einmal die Konstruktion der je eigenen Epoche als besonders Theodor Mundt (1808-1861) bestehen soll; Ludwig Börne (1786-1837) wird zwar nicht
aufgeführt, gehört aber offensichtlich zmn weiteren Umfeld der na1nentlich Genannten.
schwierig erscheinen, da er hier ja über das umfassendste Detailwissen verfügt. Aber es
gibt auch objektivere Kriterien für das Vorliegen eines besonders großen literarhistorischen Was diese Autoren verbindet- und was es auch ermöglicht, Georg Büchner (1813-1837)
Problempotentials: Ein recht sicheres Indiz ist schon das Fehlen eines einheitlich und Christian Dietrich Grabbe (18or-1836) im weiteren Sinne zur gleichen StrÖinung
gebrauchten Epochennamens, ein zweites die Inkongruenz mit dein kmnparatistischen zu rechnen - sind gemeinsame Merkmale wie: liberales politisches Engagement,
Schema von Großepochen, das den europäischsprachigen Literaturen gemeinsan1 ist. Auf Wirklichkeitszuwendung, offene literarische Strukturen und eine scharfe Polemik gegen
die Schriften von Klassik und Romantik. So wendet sich etwa Gutzkow gegen die
die Zeit zwischen 1815 und 1848 treffen gleich beide Kriterien zu.
"Kunstonanie des verflossenen Jahrhunderts", 4 Büchner gegen die Kunst und Literatur der

I. Die Strömungen
' Abgeleitet ist der Begriffbekanntlich von der Figur eines "Gottlieb Biedermaier", den Ludwig Eichrodt
und Adolf Kußmaul ab 1855 in den Münchner Fliegenden Blättern als satirisch gezeichneten Prototyp des
Zur Benennung der Epoche zwischen Romantik und Realis1nus werden in der Germanistik
zeitgenössischen Bürgers erfunden hatten.
nicht weniger als sechs Bezeichnungen verwendet. Grundsätzlich sind Epochennamen 2
Vgl. den von Elfriede Neubuhr herausgegebenen Sanm1elband: Begrijfsbestin11nung des literarischen
eigentlich ohne große Bedeutung: Ihre Ursprünge sind heterogen (Philosophie-, Kunst Biedenneier, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1974 (=Wege der Forschung, Bd. 318), bes. die
und Realgeschichte, Selbstbezeichnungen literarischer oder künstlerischer Bewegungen, Einleitung der Herausgeberin (S. r-34) mit umfassendem Forschungsbericht.
3
Die ilmner noch beste Einfiihrung ist: Heh1mt Koopmann, Das Junge Deutschland: Eine Einführung,
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1993.
© 2011 W S. Maney & Son Ltd 4
Karl Gutzkow, 'Vom Berliner Journalismus', in Fon11n der Journal-Literatur: Eine antikritische Quartalschrift
1/2 (1831), 151-204, hier S. r8o.
DOI: 10.1179/0o787191 Ix6oo866
212 MANFRED ENGEL KOMPARATISTISCHE KONTURIERUNGSVERSUCHE 213
"idealistischen Periode"5 und Heine verkündet, bekanntermaßen, gleich das "Ende der zu liefern: Seine (an den Sprachgebrauch Franz Grillparzers angelehnte) Formel vom
Kunstperiode". 6 'erweislosen Geschehen'- einem "eigen-sinnigen Geschehen", das dem "eigen-willigen,
(3) Erfolgreicher als dasJunge Deutschland war inderneueren Germanistik der vor allem aufbestimmte Zwecke ausgehenden Handeln der Personen" unvermittelt gegenüberstehe 2
zwischen 1840 und 1848 publizierende 'Vormärz', zu dem etwa August Heinrich Hoff- - ist nicht nur erhellend für den Wirklichkeitsbegriff der Gesamtepoche, sondern
mann von Fallersleben (1798-1874), Ferdinand Freiligrath (1810-1876), Georg Herwegh liefert auch ein wichtiges Korrektiv für das Klischee der angeblich so harmlosen, brav
(1817-1875), Robert Eduard Prutz (1816-1872) und Georg Weerth (1822-1856) gehören. konservativen Biedermeier-Autoren.
Bei diesen Autoren verbinden sich jung- bzw. linkshegelianische, sozialistische oder früh- Mein persönliches Fazit aus dieser Übersicht ist klar und einfach: Schon aus elementar
marxistische Ideologien mit einem dezidiert engagierten, auf direkte Agitation ausgelegten logischen Gründen scheint es mir unsinnig, einen Teil zumNamenfür das Ganze zu machen.
Literaturbegriff- was übrigens in der Zeit zu erstaunlichen Verkaufserfolgen führte. Daher käme für mich nur ein strömungsunabhängiger Begriff in Frage - und da bietet
Trotz hohen Auflagen war der Vormärz offensichtlich nicht gerade prägend für den sich am ehesten (6) der der 'Restaurationszeit' an. Denn dieser Terminus ist offensichtlich
Gesamtzeitraum der Epoche. Dennoch hat er im Wettstreit der Epochennamen heute für alle Autoren der Zeit zutreffend und impliziert keine Wertentscheidung zwischen
zweifellos die Spitzenposition erreicht? Die germanistischen Anhänger 'eingreifender den rivalisierenden Strömungen. Der Einwand, dass der Begriff 'Restaurationszeit', "die
Literatur' haben so, mit einigem Erfolg, eine 'eingreifende Literaturgeschichtsschreibung' Einheit der Epoche in ihrer konservativen (und eben nicht revolutionär-demokratischen)
praktiziert, die nach dem Prinzip der ausgleichenden Ungerechtigkeit die jahrzehntelange Wertigkeit bestimmen" würde,' 3 scheint mü·· wenig schlüssig. Auf reaktionäre politische
Marginalisierung der politisch aktiven Autoren kurzerhand mit der der bisher kanonisierten Tendenzen und ein Klima der Repression zu verweisen, schließt den Protest gegen diese
konservativen Autoren beantwortet.~' Verhältnisse ein- an dem übrigens alle Autoren der Epoche teilhaben, auch die angeblich
(4) Parteiisch war aber natürlich auch die Empfehlung des sicher besten Kenners der konservativen.
Epoche: Friedrich Sengle hatte in seiner monumentalen dreibändigen Monographie den
Gesamtterminus 'Biedermeierzeit' vorgeschlagen, der vom Teilsystem 'Biedermeier' streng II. Eine komparatistische Perspektive
zu unterscheiden seiY Als Gesamtbezeichnung ist das freilich auch nicht neutraler, als es
beispielsweise eine vom Vormärz zu unterscheidende 'Vormärzzeit' wäre. Freilich ist mit der Findung eines deskriptiv-neutralen Epochennamens noch nicht viel
(5) Immer Außenseiter ün Rennen war der von Ulrich Fülleborn vorgeschlagene erreicht. Das zentrale Problem bei der Bestimmung der Restaurationszeit liegt- auch das
Epochenname 'Frührealismus'. 10 Das lag sicher auch an der Namensbildung, da Epochen- dürfte mein kurzer Überblick verdeutlicht haben - offensichtlich darin, über das bloße
termini mit den Präfixen 'Früh-' 'Vor-' oder 'Post-', nicht ganz zu Unrecht, als proble- Konstatieren eines Nebeneinanders von konservativ biedermeierlichen und engagiert
matische Verlegenheitslösungen beargwöhnt werden.'' Unabhängig von der Namensfrage jung-deutseben sowie vormärzliehen Strömungen hinauszukommen.
scheinen mir aber Fülleborns Arbeiten wesentliche Beiträge für die Epochenbestimmung Ausgangspunkt dafür soll ein Zitat aus einem programmatischen Text von 1827 sein:
-' So etwa im 'Kunstgespräch' in~ Lenz; Georg Büchner, Dic!Jtungen, 2 Bde., hrsg. v. Henri und Rosemarie Die Muse der Modernen [... ] spürt, daß in der Schöpfung nicht alles im menschlichen
Poschmann, Frankfurt a. M.: Deutscher Klassiker Verlag, 1992 und 1999, Bd. 1, S. 233. Sinne schön ist, daß es Häßliches gibt neben dem Schönen, Mißgestaltetes dicht beim
6 Vgl. etwa: Heinrich Heine, Die rolltantisehe Schule, in Werke, 12 Bde., hrsg. v. Klaus Briegleb, München:
Anmutigen, Groteskes hinter dem Erhabenen [... ]. Die Dichtung macht es jetzt wie
Hanser, I976, Bd. 5, S. 357-504, hier S. 360 und passim. die Natur; sie gesellt [... ] den Schatten zum Licht, das Groteske zum Erhabenen, mit
7 Die Etfolgsgeschichte des Begriffes reicht von der Pionierarbeit von Peter Stein, Epochenproblern
anderen Worten: den Körper zur Seele, das Animalische zum Geist [... ] : alles, was es in
Vormärz, 1815-1848, Stuttgart: Metzler, 1974, bis zu der den aktuellen Diskussionsstand dokumentierenden der Natur gibt, ist in der Kunst. [... ] Es gibt weder Regeln noch Vorbilder, oder besser:
Monographie von Norbert Otto Eke, Eiriführung in die Literatur des Vonnärz, Darmstadt: Wissenschaftliche
es gibt keine anderen Regeln als die allgemeinen Gesetze der Natur.
Buchgesellschaft, 2005.
8
So werden in der in Anm. 7 erwähnten Einfiihrung Ekes weder Grillparzer noch Mörike oder Droste- Das ließe sich leicht für ein Manifest der Restaurationszeit halten, das aus dem Umkreis des
Hülshoffausftlhrlich dargestellt; das Personenregister weist ftlr Grillparzer und Droste-Hülshoffje einen, fi.ir
Jungen Deutschland sta1nmen könnte. In Wahrheit handelt es sich aber um eine Montage
Mörike zwei Einträge auf (wobei es sich meist um bloße Erwähnungen handelt).
9 Friedrich Sengle, Biedermeierzeit: Deutsche Literatur in1 Spanm11IJZ.ifeld zwischen Restauration und Revolution von Textstücken aus einer bekannten Programmschrift der französischen Romantik:
1815-1848, 3 Bde., Stuttgart: Metzler, 1971, I972 und I980. dem Vorwort zu Victor Hugos Drama Cromwell (1827). 14 Ich gebe gerne sofort zu, dass
'
0
Ulrich Fülleborn, 'Frührealismus und Biedermeierzeit', in Begrlf!Sbestiniiiiiiiigen, S. 189-207; wieder als:
'"Erweislose" Wirklichkeit: Frührealismus und Biedermeierzeit', in Besitz und Sprache: Ausgewählte AJ,ifsätze, 12
Fülleborn, '"Erweislose" Wirldichkeit', S. 110.
hrsg. v. Günter Blamberger, Manfred Engel und Monika Ritzer, München: Fink, 2000, S. 102-27. V gl. '3 Eke, S. 16.
auch die im gleichen Sa1mnelband nachgedruckten Aufsätze: 'Offenes Geschehen in geschlossener Form: ' 4 Victor Hugo, 'Vorwort zu Crornwell', in Französische Poetiken, hrsg. v. Frank-Rutger Hausmann u.a.,

Grillparzers Dramenkonzept. Mit einem Ausblick auf Raimund und Nestroy' (S. 128-53) und 'Friedrich Stuttgart: Reclam, 1978, Bd. 2, S. 31-56, bes. 33, 34, 39, 47- Hier der französische Originaltext: "la muse
Rückerts geschichtlicher Ort im :fiührealistischen Kontext' (S. I 84-96) sowie die Monographie Das moderne [... ] sentira que taut dans la creation n' est pas humainement beau, que le laid y existe i cote du
drarnatische Geschehen in1 Werle Pranz Grillparzers: Ein Beitra,r; zur Epochenbestimnutng der deutschen Dichtung in1 beau, le difforme pres du gracieux, le grotesque au revers du sublime [... ]. [La poesie] se mettra i faire
19. Jahrhundert, München: Fink, 1966, bes. S. 7-42 und 266-322. comme la nature, i meler dans ces creations [... ] l'ombre i la lumiere, le grotesque au sublime, en d'autres
" Das gilt natürlich noch in gesteigertem Maße ftlr neuere Bestrebungen der Vormärz-Forschung, die termes, le corps i l'ame, la bete i l'esprits [... ]: taut ce qui est dans la nature est dans l'art. [... ] Il n'y a ni
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zum 'Nachmärz' zu erklären; vgl. Eke, S. 8-9 und passim. regles, ni modeles; Oll plutot il n'y a d'autres regles que les lois generales de la nature"; 'Preface de Cromwell''
214 MANFRED ENGEL KoMPARATISTISCHE KoNTUR1ERUNGSVERSUCHE 215
meine Zitat-Auswahl und Montage manipulativ ist; im Originalzusammenhang wäre die lässt sich schon allein durch einige Autorennamen zeigen: Zur französischen Romantik
rmnantische Grundierung der Argumentation leichter erkennbar- aber selpst dann bliebe zählen etwa auch Stendhal (1773-1842) und Balzac (1799-1850), zur russischen Gogol
es eine Rmnantik, die dem Germanisten sehr fremd erscheinen muss. (1809-1852) und Lermontov (1814-1841). Inhaltlich ist diese 'zweite' Rmnantik vor allein
Wie bereits die Kapitelüberschrift signalisierte, geht es mir im Folgenden danun, ein durch die folgenden drei Merkmale charakterisiert: (1) Eines der wichtigsten Schlagworte
Problem der deutschsprachigen Literaturgeschichte aus der komparatistischen Außen- der zweiten europäischen Romantikphase ist der 'Weltschmerz'- auch 'Byronis1nus' oder
perspektive zu betrachten. In der langen Herausgeberarbeit am Sammelband Rornantic 'mal du siede' (Musset, Confessions d'un enfant de siede, 1830) genannt.' 9 Politisch erklärt er
Prose Fiction1 s musste ich mich ausführlich mit den europäischsprachigen Romantiken sich aus dem Katzenjammer, den das Münden von Revolution bzw. Befreiungskriegen in
beschäftigen. Dabei stieß ich auf eine ganze Reihe von verblüffenden Parallelen der Restauration ausgelöst hatte, allgemeiner aus dem Aufeinandertreffen von romantisch-
zwischen der europäischen Romantik des 19. Jahrhunderts und der deutschsprachigen idealistischen Erwartungen und einer diesen Hohn sprechenden Wirklichkeitserfahrung.
Restaurationszeit, die der wesentlich engere germanistische Romantikbegriff verdeckt. Byron ist überhaupt die Leitfigur dieser zweiten Phase der europäischen Rmnantik, in der
Komparatistisch gesehen zerfällt die europäische Romantik in zwei Phasen, die aber allenthalben schmerzliche Dualismuserfahrungen an die Stelle von rmnantischen Synthesen
sehr viel eher als zeitlich und räumlich getrennte Teilsysteme erscheinen. Das liegt an der treten. (2) Fonnal ist der kleinste gemeinsame Nenner ein entschiedener Antildassizismus,
Verspätung, mit der sich die romantische Bewegung in den romanischen Ländern und in die Absage an formale Stilisierung und geschlossene Formen, wie sie schon das Hugo-
Osteuropa im alleremeinen insbesondere aber natürlich in Frankreich durchsetzt, wobei sich Zitat ausdrückte. (3) Ohne die Kunstautonomie einfach aufzugeben erscheint die Literatur
tJ '
die Versp~itung dort n;:1türllch aus der besonders z~ihlebigen Vorherrschaft des Klassizismus der zweiten Romantikphase als sehr viel st~irker gesellschaftskritisch und zeitdiagnostisch.
erktirt. In Deutschland und Großbritannien setzen die jeweiligen Romantiken anrühernd Damit reduziert sich auch der anti-mimetische Gestus, der besonders die deutschsprachige
zeitgleich in der zweiten Hälfte der 1790er Jahre ein' 6 (wobei man im komparatistischen Früh- und Hochromantik bestünint hatte. Diese romantische Literatur ist 'realistischer',
Zugriff übrigens den für Germanisten so wichtigen Unterschied zwischen Klassik und ohne dabei doch einfach die romantische Aufwertung der Kunst und das rmnantisch-
Romantik meist völlig ignoriert). Beide Romantiken haben über Coleridge und seine idealistische Wertsystein preiszugeben.
Schelling-Rezeption zudem auch einen direkten Kontakt.' 7 Europäisch prägend ist dann
vor allem die deutsche Rmnantik - vermittelt in etwas verdünnter, da die Jenenser III. Synthesevorschlag
Frühromantik ausklammernder Form durch zwei europaweit verbreitete Bücher: Madame
de Staels De ll_Allemagne (1813) und August Wilhelm Schlegels Vorlesungen über dramatische Was wären nun die Konsequenzen, die sich aus dieser - sehr grob skizzierten -
Kunst und Literatur (gehalten 1808, Erstdruck 1809!ro).' 8 komparatistischen Perspektive für die deutschsprachige Literatur der Restaurationszeit
Während die deutsche Hochrmnantik bereits 1815/20 endet, liegt die Blütezeit der ergeben? Sie der europäischen Spätrmnantik zuzuschlagen," 0 ist zwar prinzipiell richtig,
französischen Romantik erst zwischen 1830 - Durchsetzung der Romantik in der führt aber nur in Begriffsverwirrungen. Denn es gibt ja ün deutschsprachigen Ramn
berühmten 'Bataille rmnantique' bei der Aufführung von Victor Hugos Dra1na Hernani schon eine - ganz anders konturierte, politisch meist eher konservative - Spätromantik,
- und 1850; die Konstitutionsphase der Bewegung ist etwa zwischen 1815 und 1830 zu der man etwa die Spätwerke von Brentano, Friedrich Schlegel und Tieck sowie die
anzusetzen. Auch in Russland setzt sich die Romantik ähnlich spät durch, nä1nlich etwa schwäbische Rmnantik um Ludwig Uhland (1787-1862) und Justinus Kerner (1786-1862)
zwischen 1820 und 1840. In allen genannten Fällen folgt auf die jeweilige nationale rechnen könnte. Und die hat mit der Restaurationsliteratur eben nichts gemein. Für wenig
Romantik dann unmittelbar der Realismus, der relativ synchron einsetzt. erfolgversprechend hielte ich es auch, die zweite europäische Rmnantik-Phase insgesamt
Worin besteht nun die Eigenheit dieser, europäisch gesehen, zweiten Romantikphase, zum 'Biedermeier' mnzuetikettieren, wie dies Virgil Nemoianu 1984 in einer in der
die zeitlich ja in etwa mit der deutschsprachigen Restaurationszeit-Literatur zusa1nmenfällt? Gennanistik viel zu wenig beachteten Monographie vorgeschlagen hat"' - obwohl es
Wie stark hier die Verwerfungen gegenüber dem gennanistischen Epochendenken ausfallen, natürlich nicht ohne Reiz wäre, der deutschen Fre1ndwortliste im Englischen nach 'angst',
'kindergarten', 'pumpernickel', 'schadenfreude' (etc.) nun auch noch das 'Biedermeier'
in CEu1'res cornpletes: Critique, hrsg. v. Jean Pierre Reynaud, Paris: Robert Laffont, 1985, S. r-44, bes. 9, 17, hinzuzufügen. Und auch 1nit der simplen Erkenntnis, dass die Restaurationszeit eine
23. Übergangsepoche zwischen Romantik und Realismus darstellt und deswegen ebensogut
1s Ronwntic Prose Fiction, hrsg. v. Gerald Gillespie, Manfred Engel und Bernard Dieterle, Amsterdam:
als 'spätromantisch' wie als 'frührealistisch' bezeichnet werden könnte, wäre nicht viel
Benjamins, 2008.
16 Vgl. etwa Tieck, Der blonde Eckbert (1797); Tieck/Wackenroder, Herzensergi~ßungen eines kunstliebenden gewonnen.
Klosterbruders (1796); Tieck, Franz Sternbalds Wanderungen (1798); Wordsworth/Coleridge, Lyrical Ballads
(1798).
17 In der zweiten englischen Romantikergeneration sind nur Shelley und - in deutlich reduziertem 19
V gl. Klaus Heitmam1, 'Der Weltschmerz in den europäischen Literaturen', in Europäische Rornantik II,
Maße Keats - zur (europäisch gesehen) ersten Romantikphase zu rechnen; weder Byron noch Scott stehen hrsg. v. Klaus Heitmann, Wiesbaden: Athenaion, 1982 (=Neues Handbuch der europäischen Literaturwissenschrift,
mit ihr in irrrendeinem signifikanten Zusa1m11enhang. Bd. 15), S. 57-82; Sengle, Bd. 1, S. 1-33.
IH Zu De~ails vgl. Manfred Engel und Ji.ü·gen Lehmann, 'The Aesthetics of German Idealism and Its Wie dies letztlich auch Sengle tut; Sengle, Bd. 3, S. 1026-36.
20

Reception in European Romanticism', in Nonjictional Rornantic Prose: Expanding Borders, hrsg. v. Steven P. 21
Virgil Nemoianu, The Tarning qf Rornanticisrn: European Literature and the Age of Biedernwier, Cambridge,
Sondrup, Virgil Nemoianu und Gerald Gillespie, Amsterdam: Benjamins, 2004, S. 69-96. Mass.: Harvard UP, 1984.
216 MANFRED ENGEL KOMPARATISTISCHE KONTURIERUNGSVERSUCHE 217

Ich versuche im Folgenden, einen möglichen gennanistischen Ertrag der komparat- Philosophie vom 'Kopf' auf die 'Füße' von Produktionsmitteln und Besitzverhältnissen
istischen Perspektive wenigstens grob zu skizzieren (und gebe dabei gleich zu, dass ich und entwickelt so einen als 'Materialis1nus' camouflierten Idealis1nus. Prototypisch sind
mich dabei auf einer prekär hohen Abstraktionsebene werde bewegen müssen). beide also weniger wegen ihren spezifischen Lösungen, sondern wegen der Grundstruktur
Wenn man mir eine möglichst knappe Definition der Ronuntik abverlangen würde, ihrer philosophischen Syste1ne: der spannungsvollen Verbindung zwischen idealistischem
so würde ich sie als die erste dezidiert Moderne-kritische Epoche der Literaturgeschichte Spiritualisn1us und seinem Sinnpotential einerseits und einem neuen, genuin anti-
bestimmen. Kritik an Modernisierung meint hier noch nicht Kritik an den Folgelasten idealistischenl Wirklichkeitsbegriff andererseits.
von Technifizierung, Industrialisierung, Verstädterung etc. - einfach weil es all dies Die vielfaltigsten Varianten einer solchen Positivierung einer un-ideellen Wirklichkeit
damals im deutschsprachigen Raum noch nicht gab. Es meint vielmehr Kritik an den finden sich bei denJungdeutschen im weiteren Sinne. Hier geht es um die Aufwertung des
Folgelasten der Aufklärung, die sich in der sozialen Lebenswelt allenfalls in umfassender Sinnlichen, auch wenn es als 'hässlich' und 'fremd' erscheint, in einem nicht selten saint-
Legalisierung und Administrierung und ersten Ansätzen zu einer arbeitsteiligen Existenz sünonistisch23 getönten 'Kult des Fleisches', der freilich (wie etwa Heines Spätwerk zeigt)
niedergeschlagen hatten. Modernisierungskritik- wie sie sich etwa in Schillers Ästhetischen auch nicht dauerhaft vom weltsch1nerzlerischen Katzenjammer erlösen kann.
Briefen oder den Schriften der Frühromantiker zeigt- ist ein Überbau-Phänomen, eine Der Übergang zum Realismus (im engeren Sinne des Epochenbegriffes für die zweite
Intellektuellenkritik, die sich vor allem an neu entstandenen Weltanschauungs- und Hälfte des 19. Jahrhunderts) geschieht, in der Logik meiner Argumentation, genau dort, wo
Mentalitätsdefiziten entzündet. Kritisiert werden empirischer Determinismus, Material- eine immanente Positivierung der Realität ohne wie auch ünmer rudiment~ire Spiritual-
ismus, Zweckrationaliüit, gefühllose Sachlichkeit und Sinndefizite gegenüber den isierungselemente gelingt: Für die Realisten liegt der Sinn der Wirklichkeit in ihr selbst
alten symbolischen Weltbildern. Darauf antwortet die Romantik nicht etwa durch die -und er ist unbeki.imn1ert um die Schicksale des Individuums. 1 Dem weltanschaulichen
2
-

Regression in vormoderne Gewissheiten. Ihr Streben nach einer 'Poetisierung' und Anti-Subjektivismus der Realisten korrespondiert dann fornul - um ein nützliches
'Romantisierung'- man könnte auch sagen: Wieder-Verzauberung- der Welt gründet Begriffspaar Friedrich Sengles aufzugreifen- ein "Realismus des Zusam1nenhangs" n1it
ja nicht auf der Reetablierung von christlicher Transzendenz, sondern auf der konsequent geschlossenen literarischen Formen, während in der Restaurationszeit Individualismus,
Ü11111anenten Verankerung einer spirituellen, transmateriellen Dimension in der Natur und offene Forn1 und "Detailrealismus" dominierten. 25
ün menschlichen Inneren. Durch die Privilegierung der Phantasie unter den 111enschlichen
Erkenntnisvermögen wird dabei die aufklärerische Emanzipation des Individuums nicht
IV. Drei Textbeispiele: Goethes Wanderjahre (1821; 1829), Büchners Lenz (1835),
zurückgenommen, sondern eher noch gesteigert - freilich die eines Individuums, das
Immermanns Münchhausen (1839)
sich, auf ganz undogmatische Weise, 'religiös', durch 'Glauben' und 'Liebe', in den Zusam-
menhang des Ganzen eingebunden weiß.
Um nicht völlig im Abstrakten und Pauschalen zu verbleiben, will ich im letzten Abschnitt
Der Weltschmerz der Restaurationszeit ist vor diesem Hintergrund zunächst einmal
meines Beitrags n1eine Thesen zmnindest ansatzweise an drei Texten illustrieren. Mein
aus einer Krise des rmnantischen Überbaus zu erklären: Geschichtsphilosophisch
erstes Beispiel ist Goethes Wanderjahre. Das mag zur erstaunten Frage führen, was
gegründete Zukunftshoffnungen zerbrechen an der Restauration; die Folgelasten der
denn ausgerechnet Goethe in der Restaurationszeit verloren habe, die ihn in ständigen
Modernisierung werden nun auch materialiter erfahrbar; die 'Geistnatur' erscheint
Übervater-Mordversuchen doch so heftig bekämpft hat. Gerade die Werke älterer
zunehmend als 'Triebnatur' (Odo Marquard), 22 die 111enschliche Lebenswelt als Reich
Autoren, die von einer Epoche in die nächste hinüberreichen, sind jedoch von besondere111
eines unbeeinflussbaren 'Geschehens'. So wie die beginnende Romantik auf das Scheitern
der Aufklärung geantwortet hatte, so antwortet die beginnende Restaurationszeit auf das 23
Nach Henri de Saint-Simon (eigentlich Claude-Henri de Rouvroy, Comte de Saint-Simon; 176o-
Scheitern des romantischen Projektes einer 'Romantisierung' der Wirklichkeit- und geht r825).
24
darin deutlich weiter als die zeitparallele zweite Phase der europäischen Romantik. Auf Zu dieser Bestüm11tmg des Realismus vgl. vor allem die zahlreichen Untersuchungen von Monika
Ritzer, etwa: 'Zufall als Notwendigkeit: Zur Realistik des Wirklichkeitsbegriffs in Stifters Die drei Schmiede
diesen rmnantischen Katzenjammer gibt es in der Zeit zwei Antworten: den Versuch, die
ihres Schicksals', in Adalberts Stifters schrecklich schöne JiVelt, hrsg. v. Roland Duhamel und Johann Lachinger,
neuen Wirklichkeitserfahrungen durch verstärkte poetische Sinnfügungen zu positivieren, Antwerpen: A. Stifter Institut, 1995, S. 53-64; 'Realismus und Tragödie: Zur Aktualität der Gattung in der
und den Versuch, das romantische spirituell-idealistische Weltdeutungssystenl konsequent Jahrhundertmitte', in Hebbel-Jahrbuch 51 (1996), 7-32; '"Daß das Wunderbare nur scheinbar ist und bloßes
auf eine materielle Basis umzustellen, ohne es einfach aufzugeben. Spiel?": Die Realisation des Phantastischen in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts', in Die tnagische
Von daher sind Schopenhauer wie Marx zwei prototypische Denker der Epoche. Schreibtnaschine: Arifsätze zur Tradition des Phantastischen in der Literatur, hrsg. v. Elmar Schenkel u.a., Leipzig:
Vervuert, 1998, S. 139-72; '"Je freier der Menschen, desto nötiger der Hokuspokus": Zum Dilenmu von
Schopenhauer gründet in Die Welt als Wille und Vorstellung (Erstauflage 1819; zweite
Natur und Norm bei Fontane', in Theodor Fontane: Am Ende des Jahrhunderts, 3 Bde., hrsg. v. Hanna Delfvon
erweiterte Auflage 1844) ein genuin idealistisches Syste111 auf einen Wirklichkeitsbegriff, Wolzogen, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2000, Bd. 3, S. 29-46; 'Die Ordnung der Wirklichkeit:
dessen Zentrum der schlechterdings anti-ideelle 'Wille' ist; Karl Marx stellt zusa1nmen Zur Bedeutung der Naturwissenschaften fiir Stifters Realitäts begriff', in Stifter und Stiftetforschung in1 21.
mit Friedrich Engels- beginnend etwa n1it Die deutsche Ideologie (1845) -die Hegeische Jahrhundert: Biographie- Wissenschrift- Poetile, hrsg. v. Alfred Doppler u.a., Tübingen: Niemeyer, 2007, S.
137-63; 'Faktum- System- Substanz: Reflexe der Naturwissenschaft in der Literatur zwischen 1835 und
1855', in Weltanscltauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. ]ahrht.tndert, Bd. r: Der Materialismus-Streit,
22
Vgl. Odo Marquard, Transzendentaler Idealisrnus, ronumtische Naturphilosophie, Psychoanalyse, Köln: Dinter, hrsg. v. Kurt Bayertz, Myriam Gerhard und Walter Jaeschke, Hamburg: Meiner, 2007, S. 275-309.
1987. 25
Sengle, Bd. r, S. 257-83 und Bd. 3, S. 1045-57.
218 MANFRED ENGEL KoMPARATISTISCHE KoNTURIERUNGSVERSUCHE 219
literarhistorischen Interesse: Zwar passen diese sich nicht einfach an, wenn die Vertreter neu erlernten medizinischen Kenntnisse (WMW 686-87). So werden Anfang und Ende
der nächsten oder übernächsten Generation neue Literaturbewegungen auslösen, bleiben von Wilhelms Lebensgeschichte ebenso zusammengeschlossen, als Keim und Erfüllung
aber auch nicht einfach völlig unbeeinflusst. So entstehen Hybridbildungen zwischen einer in der Lebensgeschichte des Individuums angelegten Entwicklungsfigur n1iteinander
Älterem und Neuerem, die für eine literarhistorische Differentialdiagnostik besonders verbunden, wie das schon die Lehijahre getan hatten.
ergiebig sind. Mein zweites Textbeispiel ist Büchners Novellenfragment Le11z (1835). 29 Noch globaler
Die Unterschiede zwischen den Leh~jahren (1794/95) und den sie angeblich fortsetzenden und radikaler als bei Goethe wird diese Erzählung durch ihren konsequenten Wirklich-
Wandeijahren (1829) sind wohl unübersehbar. An die Stelle eines Individualromans ist keitsbezug bestimmt: Wie die meisten Texte Büchners ist auch Lenz ungewöhnlich eng
ein Zeitroman getreten, der so offen gebaut ist, wie es Gutzkow für den im Vorwort zu an nicht-fiktionalen Dokun1enten orientiert - hier am Bericht des Pfarrers Oberlins
Die Ritter vorn Geist (1850/51) proklamierten 'Roman des Nebeneinander' fordern wird. und an anderen biographischen Zeugnissen zu Lenz, die Büchner in Strassburg erhalten
Die Epoche des 'Wanderns', die für Goethe nun angebrochen ist, mutet uns an wie eine hatte. Dieser fast schon naturwissenschaftlich-empiristische Grundgestus führt zu einer
frühe Form unseres Global-Migrationszeitalters: eine Periode dynamischen Umbruchs quasi phänomenologischen Präsentation des Wahnsinns - oder des Abgleitens in den
ohne stabile Ordnungen und Normen. Auch sonst sind im Roman konkrete Zeitbezüge Wahnsinn - , die weitgehend in personalem Erzählverhalten gegeben wird, also aus der
unübersehbar - etwa in der ausführlichen, dokumentgestützten Schilderung der Innenperspektive von Lenz heraus. Phänomenologisch ist dieser Grundgestus auch und
Lebenswelt der Spinner und Weber, in die gerade eben die moderne Maschinentechnik vor allem dadurch, dass keine kausalen Erklärungen geliefert werden. Sicher, es gibt einige
einbricht. Die in den VVlmdcJjahrcn zentrale Ethik der 'Entsagung' ist zwar nicht prinzipie11 Andeutungen, wodurch der Wahnsinn ausgelöst worden sein könnte: die dominierende
neu - schon die Klassik hatte das Individuum entschieden in seine Grenzen verwiesen Vatergestalt, die von Lenz forderte, wie er zum Pfarrer zu werden; die unglückliche Liebe zu
(bzw. energisch Selbstbegrenzung eingefordert). Aber sie ist nun unübersehbar härter und Friederike von Brion; auch die Grenzen in Oberlins großer, aber eben durch Persönlichkeit
bitterer geworden, während dem Helden der Lehijahre das Glück, trotzaller Verschuldungen wie christliche Grundüberzeugung beschränkter Zuwendung. Und unübersehbar ist auch
und Verirrungen, noch einfach in den Schoß fiel. Allenthalben ist also der Geist der neuen das - für die Restaurationszeit charakteristische - weltschmerzliche Grunddilemma von
Zeit unübersehbar." 6 jemandein, der glauben will, ja Schutz und Rettung ii11 Glauben sucht, aber nicht finden
Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass es sich bei den Wandeijahren gehaltlieh wie kann. Das personale Erzählverhalten bewirkt aber ebenso, dass der Grundgestus des Textes
fornul um ein Werk der Goethezeit handelt. Im formalen Bereich sind etwa zu nennen: nicht nur ein phänomenologischer, sondern auch ein identifikatorischer ist. Dahinter
das symbolisch fundierte Konstruktionsprinzip der 'wiederholten Spiegelungen', nach steht natürlich die Büchner zu Recht zugeschriebene Mitleidsethik, die ja auch für
dein "jedes Existierende" als "ein Analogon alles Existierenden" aufzufassen ist," 7 oder das Schopenhauer die letzte Konsequenz aus dem neuen Wirklichkeitsbegriff war. In all dem
Zentral- und Leitsymbol des verschlossenen "Kästchens" (WMvV 276 u. passim), das für erscheint Büchners Lenz als radikale Negation romantischer Ästhetik wie romantischer
den unzugänglich bleibenden, aber dennoch als existent zu glaubenden "Zweck" und das Weltanschauung. Doch gibt es da ja noch das Kunstgespräch (L 233-36), das über eine
"Ziel" unseres "Daseins" steht (WMW 654). Gehaltlieh gemahnt an das goethezeitliche bloße Mitleidsethik weit hinausgeht und dem nicht-ideell schrecklichen Wirklichen einen
Weltbild vor allem die in der "Pädagogischen Provinz" vermittelte Lehre von den "drei Wert und eine Würde zuweist, die der erzählte Inhalt nirgendwo einlöst. Das gilt sowohl
Ehrfurchten" - der Ehrfurcht vor dem, was "über" uns ist; dem, was uns "gleich" ist für die - bezeichnenderweise wieder stark religiös getönten -Beispiele, die Lenz für
(also unseren Mitmenschen); und dem, was "unter" uns ist, also der äußeren Natur, aber gültige Kunst in seinein Sinne nennt, 30 wie auch für Formulierungen wie die folgende:
auch der inneren, die in unserer Leiblichkeit liegt (WMW 385-89). Das nachdrücklichste "Nur eins bleibt, eine unendliche Schönheit, die aus einer Form in die andre tritt" (L 234).
goethezeitliche Element aber ist natürlich der figurale Nexus, der zwischen Anfang Das 'Unendliche' der "unendlichen Schönheit" Inarkiert sehr genau den romantischen
und Ende von Wilhebns Lebensgeschichte hergestellt wird. "8 Das nachträglich erzählte Restfaktor, den selbst noch Büchner für seine Positivierung der neuen Wirklichkeit braucht.
- man sollte besser sagen: nachträglich zu Wilhebns in den Lehijahren entworfener Mein drittes undletztes Textbeispiel ist Immermanns Roman Miinchhausen: Eine Geschichte
Jugendgeschichte hinzuerfundene-Erlebnismit dem ertrunkenen Fischersohn (WMW in Arabesken (1839)Y Bekanntermaßen zerfällt der Text in zwei sehr unterschiedliche und
499-508) steht in genauer Korrespondenz zu Wilhelms Rettung seines in den reißenden
Strom (symbolisch: den Strom der Leidenschaften) gestürzten Sohnes Felix mit Hilfe der 39
Georg Büchner, Lenz, in Dichtungen, Bd. I, S. 223-50; im Folgenden zitiert mit der Sigle L.
30
V gl. vor allem die von Lenz beschriebenen Bilder: Auf dem ersten begegnen die "Jünger von Emaus"
36
Vgl. zur ausführlicheren Darstellung Manfi-ed Engel, 'Modernisierungskrise und neue Ethik in Goethes dem auferstandenen Christus in "einfach n1.enschlicher Art" aber mit "göttlich-leidenden Zügen"; auf dem
Roman vVilhelnl Meisters vVande(jahre oder Die Entsagenden'' in vVertwandel und neue Su~jektivität, hrsg. V. zweiten verrichtet eine Frau mit Gebetbuch ihre sonntägliche Andacht bei offenem Fenster (L 235-36).
Henning Kössler, Erlangen: Universitätsbund Erlangen-Nürnberg, 2000, S. 87-111. Zum Kunstgespräch vgl. John Walker, 'Two Realisms: German Literature and Philosophy I83o-189o', in
37
Johann Wolfgang von Goethe, vVilhelrn lvieisters vVande(jahre; Maxitnen und Riflexionen, hrsg. V. Philosophy and German Literature 1770 to 1990, hrsg. v. Nicholas Saul, Cambridge: Cambridge University Press,
Gonthier-Louis Fink, Gerhart Baumann undJohannesJohn, München: Hanser 1991 (=Münchner Ausgabe, 2002, S. 102-49.
Bd. 17), S. 239-714, hier S. 530; im Folgenden zitiert als vVMvV. 31
Karl ln1111.ermann, Münchhausen: Eine Geschichte in Arabesken, hrsg. v. Peter Hasubek, München:
os Diese figural-symbolische Organisation ist das wichtigste Konstruktionsprinzip der Le!t(iahre und eines Hanser, 1977; im Folgenden zitiert mit der Sigle M. Zu einer ausführlicheren Interpretation vgl. meinen
der wichtigsten epischen Organisationsverfahren des goethezeitlichen Romans überhaupt; vgl. Manfred Aufsatz: 'Auf der Suche nach dem Positiven: Die Kritik an Subjektivismus und romantischer Romanform
Engel, Der Ronwn der Goethezeit, Bd. 1: Arifänge in Klassik und Frültrotnantik: Transzendentale Geschichten, in Klingemanns Nachtwachen und Inm1.ermanns Münchhausen', in Studien zur Literatur des Frührealisn1us, hrsg.
Stuttgart: Metzler, 1993. v. Günter Blamberger, Manfred Engel und Monika Ritzer, Frankfürt: Lang, 1991, S. 17-44.
220 MANFRED ENGEL Oxford German Studies,Vol. 40, No. 3, 2011

jeweils im Wechsel geschilderte Lebenswelten: Da ist zum einen die von Münchhausen
auf dem Schloss Schnick-Schnack-Schnurr, die formal wie inhaltlich eine Welt des
kritisch dargestellten romantischen Subjektivismus ist. Allerdings eben nun mit konkretem ZEITERFAHRUNG UND LITERARISCHE
Zeitbezug: In den Narrensatiren des Münchhausen-Teils treten etwa Zeitgenossen wie
Raupach, Kerner, Hegel, Gutzkow und von Pliekler-Muskau auf. Die Gegenwelt ist der GEDACHTNISPOLITIK IN NOVELLEN DER
vom Hofschulzen regierte Oberhof als eine traditionsgegründete und traditionsgesättigte
Gemeinschaft, von der Immermann dann auch nicht mehr romantisch-'arabesk', sondern RESTAURATIONSEPOCHE (1815-1830)
in kontinuierlicher und geschlossener Form erzählt. Nicht verwunderlich also, dass es
im Realismus Ausgaben gab, die nur den Oberhaf-Teil abdruckten - sozusagen als
vorweggenommenen Dorf-Roman. DIRK GöTTSCHE*
Im Münchhausen scheinen also verabschiedete Romantik und vorweggenommener
Realismus unmittelbar kritisch miteinander konfrontiert zu werden. Doch ist die Oberhof- University of Nottingham
Welt für Immermann eben nicht zukünftig, sondern eigentlich bereits überholt und
vergangen, sie stellt "einen längst verschwundenen Zustand auf einige Zeit wieder her"
(J1.1 150). Die Zukunft liegt für Immermann in einer Synthese der beiden Welten, die das Aulwnd deutscher Nouellcn aus derfrOhen Restauratiouscpocltc (1815-18_::;o) tlllfcrsucltt dieser An{sl7tz
sie zusammenfiigende Liebespaar Lisbeth und Oswald schaffen soll. Auch bei Immermann den kultur- und litemturgeschichtlichcn Zust1!11/lteuhallg zruisclten dem um 18oo entstch~udcu
signalisieren also romantische Liebesmetaphysik und triadisches Geschichtsmodell, wie modernen Zeit- und Geschichtsbewusstsei11 (((Verzeitlichut1g)) und krisenhafte Beschleunigung der
unverzichtbar goethezeitliche Restbestände in der Epoche für die Positivierung der neuen Geschichte) und der Genese einer rnoderne11 Erinnerungs- und Gedächtniskultur im Gefolge der
Realität sind. Wie angestrengt Im1nermanns Glauben an "einen heiligen Zusammenhang Französischen Revolution und der sogenm1nten Befreiungskriege (1813-1815). Az,if der Folie aldueller
der Dinge" bleibt, verdeutlicht das folgende Zitat aus einem Brief vom r8. Juni 1839: Theoriebildung .zum kulturellm Gedächtnis lassen sich in weithin unbekannten Novellen wie
Friedrich Rochlitz) Erinnerungen. Aus einem Reisejournal (1816)) Caroline de la Motte Fouques
[I]n der Freude und Lust am Daseyn war auch unabtrennbar fiir m.ich vorhanden
Laura: Eine Begebenheit aus der französischen Revolution (1821)) Therese Hubers Alte Zeit
das Grauen vor seinen geheimen Schrecknissen, die tiefe Überzeugung von seiner
und neue Zeit: Auch ein Fa1niliengemälde (1823) und Wilhelm Hauffi Das Bild des Kaisers
Vergänglichk:eit, und der Blick in den Abgrund seiner Leere und seines Nichts. Ich
empfand, daß diese Gespenster nur verschwanden oder verschwinden konnten, wenn (1827) unterschiedliche Spielarten einer literarischen Gedächtnispoetik entdecken) die für die Geschichte
ich in meine Brust aufnahm das ewigbeständige, heilige Wesen Gottes, wenn mein deutscher Geschichtspolitik und für das literarische Epochenprcifil gleichermaßen relevant sind. Die
Auge, in diesem Born gebadet, die Welt und ihre Erscheinungen betrachtete. 32 Erzähltechniken solch literarischer Memorialisierung jüngster Zeitgeschichte sind ebenso Gegemtand
der Analyse wie die gedächtnispolitische Funktion novellistischer Erinnerungspoetiken irn frühen 19.
Soweit meine drei Textbeispiele. Statt einer Zusammenfassung kann ich abschließend nur Jahrhundert.
noch vor einem Missverständnis warnen, dem ich möglicherweise selbst Vorschub geleistet
habe: Die für die Restaurationszeit charakteristische Romantik-Realismus-Spannung ist
I.
von mir nicht als Fortschrittsmodell gedacht, als eine Skala, auf der abzumessen wäre,
wie weit ein Autor in der Entwicklung weg von der Romantik und hin zum Realismus
In der Zeitschrift Literaturen hat Hans Ulrich Gumbrecht 2009 über die derzeitige
gekommen sei. Sie fungiert nur als Hilfsmittel zur Verortung der jeweiligen Position
"Meinoria"-Konjunktur nachgedacht und die These aufgestellt, dass 1nit der sich 'verbrei-
und dient eben nicht zu deren Bewertung. Die Eigenständigkeit und der Eigenwert
ternden Gegenwart'- "zwischen der blockierten Zukunft und jenerneuen Vergangenheit,
der Restaurationsliteratur liegt gerade in ihren vielfaltigen und je eigenständigen Rom-
die wir nicht mehr hinter uns lassen können" - zugleich jene Epoche des modernen Zeit-
promissbildungen zwischen 'Rmnantik' und 'Realismus' und deren jeweiliger poetischer
bewusstseins zu Ende gehe, die mit der "Verzeitlichung" (Koselleck) 1 des Wissens und
Gestaltung.
* Der vorliegende Aufsatz entstand im Rahmen eines British Academy Research Development Award
Manfred Engel, Professor fiir Neuere deutsche Literatur an der Universität des Saarlandes; (BARDA).
vorher Taylor Professor an der University of Oxford und Professor fiir Neuere deutsche 1
Reinhart Koselleck, Vet;gangene Zukunft: Zur Senwntik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt a. M.: Suhrkamp,
und europäische Literatur an der FernUniversität Hagen; Mitherausgeber von KulturPoetik. 1979, S. 32 I; Reinhart Koselleck, 'Geschichte', in Geschichtliche Grundbegriffe: Historisches Lexiko11 zur
Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenscluift. politisch-sozialen Sprache in Deutschland, hrsg. v. Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck, Bd.
2, Stuttgart: Klett-Cotta, 1975, S. 593-717, hier S. 647-91; ]. Rohbeck, 'Verzeitlichung', in Historisches
Wörterbuch der Philosophie, hrsg. v. Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfi-ied Gabriel, Bd. 11, Darmstadt:
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2001, Sp. 1026-28.

32
Karl Leberecht Immermann, Briife: Textkritische und l;zonunentierte Ausgabe, 3 Bde., hrsg. v. Peter © 2011 W S. Maney & Son Ltd
Hasubek, München: Hanser 1978-87, Bd. 2, S. 1007 und 1004.
DOI: l0.1179I00787I9IIX600875
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of German literatme from the Middle Ages to the present, but extends a warm welcome to interdisciplinary and and Culture 1750-1850
comparative topics, and to contributions from neighbouring areas such as langnage study and linguistics, history, By HIJLIJN WATANABE-O'KELLY . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
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Oxford German Studies (print ISSN 0078-7I9r; online rssN 1745-9214) is published by Maney Publishing three times By MANFRED ENGEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
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