Sie sind auf Seite 1von 4

Entwicklungspsychologie: Entwicklungsaufgaben – Bedingungen

1. Entwicklungsaufgaben
Lückentext: https://learningapps.org/watch?v=pjfsgvz4320

Lösung:
Jeder Lebensabschnitt stellt den Menschen vor besondere Herausforderungen, die er bewältigen
muss. Solche zu bewältigende Anforderungen in einem bestimmten Lebensabschnitt werden
Entwicklungsaufgaben genannt.
Das erfolgreiche Erfüllen der Anforderungen einer Entwicklungsaufgabe führt zu Glück und Erfolg,
Versagen hingegen macht das Individuum unglücklich. Eine erfolgreiche Bewältigung/
Auseinandersetzung mit Entwicklungsaufgaben macht eine weiterhin angepasste, positive
Entwicklung wahrscheinlicher. Dabei ist die erfolgreiche Bewältigung der Aufgaben von
Bedeutung, da nur sie eine positive Entwicklung ermöglicht.
Diese Entwicklungsaufgaben entstehen aufgrund: körperlicher Reife, Erwartungen der Gesellschaft,
persönlicher Zielsetzungen und Wertvorstellungen.
Im Laufe des Lebens werden immer wieder bestimmte Abschnitte vorkommen.
Ein Lebensabschnitt ist eine bestimmte Zeitspanne im Leben eines Menschen, in welchem
bestimmte Anforderungen die die Entwicklung mit sich bringt.
Ein Lebensübergang ist ein Wechsel von einem Lebensabschnitt zu einem anderen; dieser Wechsel
bringt bestimmte Anforderungen, die bewältigt werden müssen.
Unter Lebenslauf versteht die Entwicklungspsychologie die Abfolge von Abschnitten und
Übergängen im Laufe des Lebens, von der Befruchtung der Eizelle bis zum Tod.

Entwicklungsaufgaben entstehen aus 3 Bedingungen:


1. Körperliche Reife
2. Erwartungen der Gesellschaft
3. Individuelle Faktoren, wie z. B. Ziele und Wertvorstellungen

Unter Entwicklungsaufgaben versteht man verschiedene Anforderungen die in unterschiedlichen


Lebensphasen eines Menschen auftreten und geschaffen werden muss.

Pädagogik | 2. Semester | Irene Beckmann, BA MA | Seite 1


2. Anlage oder Umwelt?
Eine ständige Frage nach der Gewichtung der beiden Komponenten
§ Besser: Welche Komponenten agieren warum und wie miteinander.
§ Heritabilität: ein Maß für die Vererbbarkeit von Eigenschaften, bei der sowohl die Umwelt
als auch die Gene eine Rolle spielen.
§ Erblichkeitsfaktoren bleiben nicht stabil über die Lebensspanne. Keine Verallgemeinerung.

Arten der Anlage-Umwelt-Passung


§ Passive Genotyp: Eltern entscheiden was passiert.
§ Reaktive Genotyp: Eltern erkennen die Wünsche der Kinder und fördern diese.
§ Aktive Genotyp: Kind wählt selbstständig aus einem Angebot.
Die passive Genotyp-Umwelt-Passung verliert mit steigendem Alter an Einfluss.

Selbststeuerung – autogene Faktoren à autogen: von sich aus


§ Autogene Faktoren = von sich aus
§ Der Mensch führt von sich aus Entwicklungsprozesse herbei und beeinflusst somit seine
Entwicklung selbst.

Gesamtsystem
§ Es besteht eine Wechselwirkung von genetischen Faktoren, Umwelt und der Selbststeuerung

Genetische
Faktoren

Selbst- Umwelt
steuerung

§ Kinder können kein Interesse an etwas haben, auch wenn sie darin begabt sind.

Pädagogik | 2. Semester | Irene Beckmann, BA MA | Seite 2


3. Kritische und sensible Phasen
Siehe dazu auch die Beispiele von den verwilderten Kindern.

Sprachentwicklung als kritische Phase – der Erstspracherwerb muss bis zur Pubertät (12 Jahre)
erfolgen, sonst kann Sprache an sich nicht mehr erlernt werden. Kinder erlernen bis ca. 3 Jahre
mühelos mehrere Sprachen.
Kinder, die in Einrichtungen mit schwach ausgeprägten Bindungen zu erwachsenen
Bezugspersonen aufwachsen, zeigen Aufmerksamkeitsdefizite und soziale Probleme in der Schule,
auch wenn sie nach dem 4. Lebensjahr von einer Pflegefamilie adoptiert werden.
Maria Montessori geht explizit auf die sensiblen Phasen in ihrem pädagogischen Ansatz ein. Dazu
mehr in der nächsten Einheit.

4. Unterschied Lernen / Reifung


Lernen Reifung
§ Muss beständig sein § Ist genetisch ausgelöst und
§ Erwerb/Änderung von Verhalten in der altersbezogen.
Auseinandersetzung mit der Umwelt § Betrifft Funktionen der Organe, des
§ Wird bei Bedarf abgerufen § Zentralnervensystems, des
§ Nicht beobachtbarer Prozess Hormonsystems etc.
§ Bestimmte Prozesse können selbst durch
Üben nicht vorverlegt werden (z.B.
Gehen um den 13. Lebensmonat, 2-Wort
Sätze um d. 18. LM)
Reifung und Lernen unterliegen einer Wechselwirkung:
§ Sprachentwicklung (Reife ist nötig = Gehirnstruktur aber auch Anreize um diese
Struktur zu erweitern)
§ Wichtig: Erzieher:in muss auf die Reife achten und somit das Kind nicht überfordern.

„Wo keine Funktionsreife vorhanden ist, kann kein Lernprozess wirksam werden, Wo kein
Lernvorgang vorhanden ist, bleiben Reifungsvorgänge zurück. (Hobmair, 2013,226)“

Pädagogik | 2. Semester | Irene Beckmann, BA MA | Seite 3


5. Kulturvergleichende Sozialforschung
Bronfenbrenners ökologische Systemtheorie:
– Umwelt spielt eine Rolle bei der Entwicklung
– Verschiedene Umwelten wirken auf den Menschen ein (Familie, Schule, Gesellschaft etc.) und
interagieren miteinander
Post-Colonial Studies:
– Gegen die Wertigkeit von Kulturen (westliche Kultur wird immer als Vergleich herangezogen
und dient als Anhaltspunkt)
– Besser: kulturell verschiedene Entwicklungsziele anerkennen

Frühe Kindheit:
– Interaktionsmuster der Kontaktaufnahme und Ammensprache sowie elterliche Fürsorge sind
weltweit gleich.
– Unterschiede: körpernahes Tragen oder Babydecke führen zu Entwicklungsunterschieden
(kulturell verschiedene Auffassungen von Autonomie und Körperorientierung)
Mittlere Kindheit:
– Auffasung von Intelligenz kulturell verschieden.
– Einbindung in den Familienkontext.
– Emotionsdarbietung verschieden.
Jugendalter:
– Diese Phase wird kulturell unterschiedlich gesehen.
Harmonie versus Individuation.

Frühes und mittleres Erwachsenenalter:


– „Value of Children“ Studie
– Entstehung des Selbstkonzepts (Ich bin fleißig, Ich bin Tochter von...)
– Unterschiede in interdependenten und independenten Kulturen
– Kinder in westlichen Ländern lernen eher independente Orientierungen. Diese entsprechen dem
Ideal der Autonomie oder der Selbstständigkeit. In Kulturen, die das Selbst independent sehen,
werden folgende Eigenschaften und Fähigkeiten besonders ausgebildet: Gefühle und Gedanken klar
ausdrücken, eigene Ziele definieren, subjektive Stärken und Schwächen einschätzen und mit
anderen Personen vergleichen.
– Kinder in asiatischen Ländern lernen eher interdependente Orientierungen. Diese entsprechen
dem Ideal der Verbundenheit mit Anderen. In Kulturen, die das Selbst interdependent sehen,
werden folgende Eigenschaften und Fähigkeiten besonders herausgebildet: Gruppenziele
wahrnehmen, den passenden Platz im Gefüge finden, harmonische Beziehungen mit relevanten
anderen Personen aufrechterhalten.
Diese und weiterführende Informationen: https://www.ikud.de/glossar/independentes-selbst-interdependentes-
selbst.html (14.04.2023)

Hohes Erwachsenenalter:
– Erst seit dem 20. Jahrhundert „Kultur des Alterns“ (Schneider & Lindenberger, 2012, S. 152)
– Veränderungen in der Koresidenz (die Art des Zusammenlebens)
– Verantwortung der Pflege: Staat oder Familie
– Bedeutung von Großeltern für die Entwicklung

Pädagogik | 2. Semester | Irene Beckmann, BA MA | Seite 4

Das könnte Ihnen auch gefallen