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10.

Einheit

Lernstörungen
Die Qualität ist nicht so wie bei den anderen SchülerInnen. Das Kind hatte zwar die Möglichkeit
das zu lernen, kann es aber nicht in der dafür vorgesehener Zeit erwerben.

• Minderleistung beim absichtsvollen Lernen. Das gewünschte Können, Wissen und


Verhalten (z.B. Lesen, Rechnen, Schreiben, Mitarbeit) wird nicht in ausreichender
Qualität, nicht mit ausreichender Sicherheit sowie nicht in der dafür vorgesehenen Zeit
erworben.
• Erwartete Leistungsergebnisse werden trotz angemessener Lernangebote nicht erreicht

Arten von Lernstörungen


WICHTIGE Grafik, v.a. fürs Einordnen!
Lernstörungen können inhaltlich begrenzt sein oder allgemein in mehreren Bereichen bzw.
vorübergehend oder überdauernd auftreten. Bereichsspezifische Lernstörungen beziehen sich
immer auf einzelne Teilleistungen, auf einzelne Fächer und betreffen nicht das Lernen
allgemein, während Allgemeine Lernstörungen fächerübergreifend, in mehreren Bereichen
vorliegen und das Leben, v.a. den Schulalltag aber auch die Freizeit beeinträchtigend.
Vorübergehend sind sie dann, wenn sie nur kurz auftreten, in der Regel in Folge auf eine
Reaktion auf eine Krise/veränderte Lebensumstände. Überdauernd sind jene Lernstörungen,
die sehr schwer veränderbar sind. Die Kinder über einen langen Zeitraum, meistens die ganze
Schullaufbahn und auch bis ins Erwachsenenalter begleiten. Man muss das unterscheiden, weil
jedes Kind mit Lernstörungen entsprechende Förderung und Unterstützung braucht und das
Behandlungskonzept sich je nach Bereich unterscheidet.

Lernrückstände in einzelnen Fächern (z.B. Reifungskrisen, Schul- oder Lehrerwechsel,


Interessen) à vorübergehend & bereichsspezifisch
Minderleistung in mehreren Fächern (z.B. Schulunlust, emotionale Störungen,
Underachievment) à vorübergehend & allgemein
Underachievement = begabte Kinder, die nicht das ausreichende Anregungsniveau erfahren
und daraus die Lernstörung entwickeln
Allgemeine Lernschwäche (Lernbehinderung, Lernbeeinträchtigung (F81.3), (F81.9), (F70) -
Kinder, die allgemein beeinträchtigt sind Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten, zu
lernen) à überdauernd & allgemein
Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (Lese-Rechtschreibstörung
(F 81.0) Isolierte Rechtschreibstörung (F81.1) Rechenstörung (F81.2) – von Anfang an
vorhanden) à überdauernd & partiell

Entwicklungsaufgaben und Anpassung


Jeder Mensch hat im Laufe des Lebens verschiedene Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Die
Schüler sind gefragt Anpassungsleistungen zu erbringen. Die Entwicklungsaufgaben können
durch hinreichende Ressourcen bewältigt werden und die Bewältigung führt zu
Kompetenzerweiterung, man ist gerüstet für die nächste Aufgabe.
Es kommt kurz zu einem Ungleichgewicht zwischen Anforderungen Fähigkeiten &
Kompetenzen. Wenn diese Auffälligkeiten aber über einen längeren Zeitraum vorhanden sind,
kommt es zu einer Fehlanpassung, zu einem Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und
Ressourcen. Dauert das eine längere Zeit an, kommt es zu Komplikationen in der Entwicklung,
die zu psychischen Auffälligkeiten.
à Da gilt es dann wirklich sehr rasch Unterstützung & Präventivmaßnahmen anzubieten und
tätig zu werden.
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Wenn Entwicklungs- und psychische Auffälligkeiten bei Kindern nicht früh erkannt werden und
dem nicht entgegengesteuert wird, sind in der Regel sehr stabil bzw. kumulieren (à es kann
auch zu anderen Auffälligkeiten kommen). Es hat negative Auswirkungen oft bis ins
Erwachsenenalter für die Person, die Persönlichkeitsentwicklung, das Gesundheit-Sozial-System
und deswegen ist es sehr wichtig rasch einzugreifen, weil auch die Plastizität im Kindesalter
sehr hoch ist. Interventionen haben somit eine hohe Wirkung. Der Prävention kommt somit
eine sehr hohe Bedeutung zu.

Lernstörungen: Ein verhaltensanalytisches Bedingungsmodell


Woher kommen überhaupt Lernstörungen? à Stressmodell
Dabei haben verschiedene Faktoren einen Einfluss und stehen in Wechselwirkung zueinander.
Im Rahmen des Lernens werden immer verschiedene Anforderungen an den Lernenden
gestellt. Es bedarf sehr konkretes und zielbezogenes Handeln und es sind verschiedene Aspekte
notwendig. D.h. der Schüler muss Lernstrategien entwickeln. Es sind metakognitive
Strategien/Fähigkeiten notwendig, man muss wissen, wie man lernt. Man braucht
Handlungsorganisation und muss exekutive Funktionen einsetzen, Ziele entwickeln, diese
Verfolgen, dabei bleiben, auch wenn es schwierig wird, Kontrollstrategien einsetzen bis hin zur
Beendung der Lernaktivität. Wissen und bereichsspezifische Inhalte müssen aktiviert werden.
Das Vorwissen, gewisse Voraussetzungen, operationale Voraussetzungen (z.B. Gedächtnis,
Konzentration) sind vorhanden. Man muss auch eine emotionale Bereitschaft aufbringen. Es ist
wichtig, wenn Auffälligkeiten auftreten, zu schauen: Welche Bedingungen liegen vor? Was sind
fördernde und was hemmende Bedingungen? In der Diagnostik hat man auch oft die Aufgabe
zu schauen, welche Bedingungen kann man verändern, welche können wir optimieren, damit
sich dieser Schüler besser entwickeln kann. Das Modell unterscheidet 3 Bereiche.

Defizite in den Lernvoraussetzungen und/oder im Vorwissen


Gute vs. schlechte Lerner unterscheiden sich
• in ihren Lernvoraussetzungen (z.B. angemessene Sprachkompetenz oder phonologische
Bewusstheit) – beginnt nicht erst mit der Schulzeit, Kinder, die schon zuvor gemerkt
haben, dass man Sprache z.B. auch formal betrachten kann (z.B. es gibt Reime) haben
einen Vorteil gegenüber anderen. Kinder, die noch keine Voraussetzungen bringen,
haben einen großen Nachteil.
• In ihrem inhaltsspezifischen Vorwissen (z.B. Kenntnis über Buchstaben oder
Rechenoperationen; Vokabel)

• Durch ungünstige Lernvoraussetzungen können Probleme recht schnell kumulieren.


• Lernfortschritte bleiben hinter den anderen zurück

Mangel an geeigneten Lernaktivitäten


Gute vs. schlechte Lerner unterscheiden sich
• in ihrem Vorgehen bei der Bearbeitung eines Lerngegenstandes
• In den Strategien der Informationsaufnahme und -verarbeitung (z.B. auf Vorerfahrungen
zurückgreifen, Memoriertechniken anwenden)
• Lernplanung, Zeiteinteilung, Anwendung von Metakognitionen (Selbstinstruktion,
Lernschritte überwachen)
• Motivationsregulation: Kontrolle von Handlungsimpulsen, lernförderliche Emotionen

• Lernschwache Kinder greifen Informationen zufällig auf, Vernetzung und


Tiefenverarbeitung findet nicht statt à unsystematisch und ineffektiv
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• Durch negative Erfahrung entsteht eine Misserfolgsorientierung

Ungünstige Rahmenbedingungen
Lernerfolg hängt eng mit der sozialen Herkunft der Schüler im Zusammenhang.
Förderliche Bedingungen können von Eltern leistungsschwacher Kinder seltener realisiert
werden:
• Bereitstellung von Neugier und Interesse weckenden Lernmaterialien
• Vorgabe angemessener und anspruchsvoller Ziele
• Anregung und Gewährung von Selbstständigkeit
• Wertschätzung schulischer Leistungen (werden das Bemühen und die Anstrengungen
wertgeschätzt, dann ist das ein sehr förderlicher Lernaspekt, als wenn nur die Noten
honoriert werden)
• Elterliche Unterstützung

Definition – Umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten


Alle Entwicklungsstörungen haben ihren Ursprung in der Kindheit (spätestens im 5. Schuljahr).
Um Lernstörungen erkennen zu können, muss Unterricht stattgefunden haben. Man kann also
nicht von Lernstörungen sprechen, wenn Auffälligkeiten im 1. halben Jahr oder noch im
Kindergarten auftreten. Es gibt schon gewisse Risikofaktoren, die uns schon im Kindergarten
zeigen können, dass sich eine Lernstörung entwickelt. Aber klare Diagnose kann erst Mitte der
2. Klasse VS stattfinden. Vorher könnte es sich um dieses kurzfristige Ungleichgewicht handeln
(neue Anforderungen, Ressourcen müssen erst entwickelt werden).

primäre biologische
Faktoren = z.B.
Lernvoraussetzungen,
genetische Aspekte

nichtbiologische
Aspekte = z.B.
Aufmerksamkeit,
Motivation

Klassifikation (nach ICD-10)


Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81)
F 81.0 Lese- Rechtschreibstörung (allgemein gute Begabung, also altersentsprechen Intelligenz,
Lernfähigkeit, keine anderen Faktoren für Beeinträchtigung vorhanden)
F 81.1 Isolierte Rechtschreibstörung (dasselbe, aber Lesestörung NICHT vorhanden)
F 81.2 Rechenstörung (allgemeine altersentsprechende Intelligenz, keine anderen Faktoren für
Beeinträchtigung)
F 81.3 Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten (F 81.0/F 81.1 + F 81.2)
F 81.8 sonst. Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten: Entwicklungsstörung des
expressiven Schreibens /schriftlichen Ausdrucks (Fähigkeit nachvollziehbare Texte zu verfassen
nicht vorhanden)
F 81.9 nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten: z.B.
Gedächtnisstörung
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Hinweise auf eine Lesestörung


• Schwierigkeiten beim Zusammenlauten zu Wörtern (Laute werden fehlerhaft verbunden
oder ausgelassen).
• Nennen des ersten Buchstabens, dann Raten des Wortes.
• Auslassen, Ersetzen, Verdrehen oder Hinzufügen von Worten oder Wortteilen.
• Ersetzen von Wörtern durch ein ähnliches Wort.
• Sehr niedrige Lesegeschwindigkeit.
• Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile
• Nicht sinnhaftes Betonen beim Vorlesen;
• Sinnhafte Wiedergabe von Gelesenem nicht möglich
• Schwierigkeiten des Erkennens von Zusammenhängen aus dem Gelesenem.
à Das tritt bei allen Menschen am Anfang aus. Aber bei Leuten mit Lesestörungen treten diese
Probleme wesentlich massiver, deutlich länger und in höherer Intensität auf. Obwohl sie sehr
viel üben und sich anstrengen, zeigen sie diese Auffälligkeiten über einen längeren Zeitraum.
Die Faktoren, die wirklich wesentlich sind, sind Leseverständnis, Lesegenauigkeit und
Lesegeschwindigkeit à entspricht dies nicht dem, was Kinder in dieser Schulstufe
normalerweise nicht können, so liegt eine deutliche Beeinträchtigung vor. Sie treten meist
recht rasch nach der Einschulung auf und ziehen sich über die ganze Schullaufbahn.

Hinweise auf eine Rechtschreibstörung


• Probleme beim Segmentieren ganzer Wörter in einzelne
• Phoneme (einzelne laute werden nicht herausgehört)
• Schwierigkeiten bei der Zuordnung von Phonemen zu Graphemen
• Verschriftlichte Buchstaben stehen in keinem lautlichen Zusammenhang mit dem zu
schreibenden Wort
• Buchstabenauslassungen , -umstellungen, -hinzufügungen
• Schwierigkeiten bei der Verschriftlichung von Konsonantenhäufungen
• Probleme beim Einprägen der korrekten Schreibweise eines Wortes
• Hohe Fehlerzahl beim Schreiben von Wörtern, Sätzen und Texten und Diktaten sowie
beim Abschreiben
• Grammatik und Interpunktionsfehler
• Unleserliche Handschrift
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Vertauschung von den Buchstaben b und d


Im Kindergarten à Rechtschreibstörung noch kein Thema
in 3. Klasse VS à dann schon ein Thema, denn Fehler entspricht nicht mehr der
Entwicklungsstufe

Kennzeichen: Hohe Anzahl an Rechtschreibfehlern!

Symptome der Störung des schriftlichen Ausdrucks


• dysgrammatischer Satzbau
• Schwächen der textlichen Strukturierung
• Rechtschreibfehler und unleserliche Handschrift können auch auftreten

Prävalenz
• 2 – 9% isolierte Rechtschreibstörung
• 4 – 7% isolierte Lesestörung
• 2 – 6% Lese- /Rechtschreibstörung
Studien der letzten Jahr haben gezeigt, dass jede Form ähnlich häufig auftritt.

Primare und sekundäre komorbide Störungen der Lese- Rechtschreibstörung


Vorschulische und primäre Begleitstörungen (zusätzlich zu Lese- Rechtschreibstörung)
• Sprachentwicklungsstörungen (Wortschatzdefizite, Sprachverständnisdefizite,
verminderte phonologische Fertigkeiten)
• Störung der visuellen Wahrnehmung oder Visumotorik – seit 2019 revidiert!
• Hyperkinetische Störung (ADHS)
• Rechenstörung

Sekundäre Begleitstörungen (infolge der Lese- Rechtschreibstörung)


• Aufmerksamkeitsstörungen und motorische Unruhe situativ, durch Überforderung
• Hausaufgaben nur mit Unterstützung möglich, Konflikte und Widerstände, Dauer
anfangs lang, ab Sekundärstufe kürzer bzw. Verweigerung
• Geringes schulisches Selbstkonzept
• Abneigung gegen schriftlichem Material, Motivationsverlust
• Angststörungen (insb. Schulangst, Versagensangst und psychosomatische Beschwerden)
• Depressionen
• Häufiger Opfer von Mobbing und sozialer Ausgrenzung
• Erziehungsschwierigkeiten, oppositionelles Verhalten, Schulabsentismus

Kinder mit Lernstörung haben, entwickeln oft auch psychische Auffälligkeiten, aufgrund der
massiven Misserfolgserlebnisse und der Frustration, die sie haben, nachdem sie trotz Bemühen
und Anstrengung keine Lernerfolge erzielen.
Kinder mit Lese- Rechtschreibstörung haben damit in jedem Fach zu kämpfen, da fast überall
Lesen oder Schreiben gefragt ist. Somit bilden sich neben der Lese- Rechtschreibstörung durch
Frustration auch sekundäre Begleitstörungen aus.
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Ätiologie
• bisher Ursachen nicht verstanden (bisher keine Informationen darüber, dass hier
ein/zwei Faktoren ausschlaggebend wären für eine Lese- Rechtschreibstörung)
• genetische Disposition (familiäre Häufigkeit liegt vor)
• Beeinträchtigte neuronale Funktionen in den Regionen des okzipito-temporalen Kortex,
des dorsalen temporo-parietalen Kortex sowie Gyrus frontalis inferior (linke
Gehirnhälfte)
• verminderte visuelle und auditive Reizverarbeitung, v.a. in den ersten Lebensjahren
• Defizite in der phonologischen Bewusstheit, dem automatisierten Gedächtnisabrufs, der
expressiven und rezeptiven Sprachfähigkeiten, Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeit.

à Es gibt sehr wohl Gemeinsamkeiten, die aber so unspezifisch sind, dass wir sagen könnten,
das ist die hauptsächliche Ursache, bei der man bei der Behandlung ansetzen kann. Man kann
nur die Symptome beobachten und behandeln.

Verlauf und Prognose


Betroffene brechen öfter die Schule ab, erreichen geringere schulische & berufliche
Qualifikation. Der Schulerfolg ist vergleichbar mit dem von Kindern mit allgemeiner Lernstörung
vergleichbar. Die Problematik weitet sich auf andere Fächer aus.
à siehe Folie 19
Neue Studien zeigen, dass eine frühe Erkennung und qualitativ gute + intensive Behandlung von
LRS die Lese- und Rechtschreibfähigkeiten deutlich verbessern UND v.a. Schul- und
Berufserfolg, die soziale Integration sowie die psychische Gesundheit der Betroffenen.
Das Wichtige ist das Erkennen der LRS.
Die Probleme sind deswegen so massiv, weil ein Mindestmaß an Lese- und
Rechtschreibfertigkeiten in fast allen Fächern notwendig ist. Im Erwachsenenalter erwirbt man
oft bestimmte Kompensationsstrategien (Rechtschreibprogramme,…). Problematik ist in der
Schule am massivsten.

evtl. zum Nachlesen: Ratgeber Lese-/Rechtschreibstörung (LRS)

Definition – F 81.2 Rechenstörung


An sich sehr ähnlich von der Definition her wie LRS.
Keine allgemeine Intelligenzminderung. Die Möglichkeit das Gelernte beigebracht zu
bekommen, muss bestehen à keine mangelnde Beschulung oder andere psychische
Erkrankungen dürfen bestehen.
à siehe Folie

Symptome der Rechenstörung


Es gibt wieder nicht die rechenstörungstypischen Symptome, aber es gibt welche, die vermehrt
auftreten. Erst an Ende/Mitte der 2. Klasse ist eine Rechenstörung wirklich feststellbar. Nicht
die Art, sondern die Häufigkeit und Vielfalt der Fehler sind ausschlaggebend.

Prävalenz
Prävalenz liegt bei 2-8% im deutschen Sprachraum.
verschiedene Ursachen, warum es Mädchen mehr zugeschrieben wird
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Komorbide Störungen der Rechenstörung


LRS, ADHS-Störungen, internalisierend und externalisierende (Verhaltensauffälligkeiten z.B. im
Sozialbereich, nach außen gehend, deutlich beobachtbar) Störungen

Multikausales Entstehungsmodell
Es gibt Ursachen wie genetische Prädisposition, Hirnreifungsstörungen, neuropsychologische
Faktoren (spielen hier eine noch größere Rolle als bei LRS), die auf ungünstige Umwelteinflüsse
treffen können, wie Lehrer-Kind-Interaktion, Eltern-Kind-Interaktion, Erfahrungen mit
Gleichaltrigen, psychische Störungen des Kindes, psychosoziale Faktoren, didaktische Faktoren
à Folie

Verlauf und Prognose


Sehr ähnlich wie bei LRS, aber nicht ganz so massiv, weil es nicht ganz so viele Schulfächer
betrifft. Eher weniger Studien als bei der LRS.
à Folie

evtl. zum Nachlesen Ratgeber – Rechenstörungen

Aufmerksamkeitsstörung
ADHS = Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (DSM-5)
ADS = nur Aufmerksamkeitsdefizit ohne motorische Unruhe
im europäischen Sprachraum spricht man hier von der Hyperkinetischen Störung F90 (ICD-10) =
ADHS und F90.0 = einfach Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
Immer schon ein sehr langes Störungsbild, es wird nicht häufiger diagnostiziert, die Bereitschaft
ist, etwas dagegen zu unternehmen, ist durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse erhöht.

Symptome der Hyperkinetischen Störung nach IDC-10


Schwer diskutiert, denn oft wird es sehr schnell und nicht gründlich diagnostiziert, obwohl es
sehr viele andere Störungsbilder gibt, die diese Symptomatik auch erzeugen können à häufige
Fehldiagnosen und medikamentöse Behandlungen (nicht empfehlesenwerte!)
Es gibt 3 Symptomgruppen, die alle vorliegen müssen: Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität
= motorische Unruhe, Impulsivität
à Folie
Beginn der Störung muss vor dem ZWÖLFTEN (wurde korrigiert, da sich mit dem Eintritt in die
Schule viel verändern kann) Lebensjahr auftreten muss. Sie tritt nicht plötzlich auf und sollte
nicht durch eine andere Entwicklungsstörung erklärbar sein.

Aufmerksamkeitsstörung
Bei der Aufmerksamkeitsstörung müssen mindestens 6 Symptome vorliegen.
Man lenkt sich auch oft durch sich selbst ablenken.
à Folie

Hyperaktivität = motorische Unruhe


v.a. im Kindergartenalltag sehr massiv, nimmt im Laufe des Schulalters ab und geht eher in eine
innere Unruhe über
à Folie

Impulsivität
à Folie
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Problemsituationen bei ADHS


à Folie
Die Problematik wird v.a. in der Schule und in den Lernsituationen akut, v.a. Kinder, die den
ganzen Tag in der Schule sind, wo die Eltern, sie nicht beim Lernen begleiten, merken es Lehrer
oft viel mehr als die Eltern. Daher ist es bei ADHS ein Grundsatz die Lehrer zu fragen. In sehr
anregenden spannenden Situationen zeigt sich die Problematik weniger.
Begleitsymptomatik
Kinder entsprechen oft dem Stereotyp des schlechten Schülers, wegen sehr auffälligem,
unaufmerksamem, unpassendem, störendem Verhalten. Die Eltern klagen oft über
Erziehungsschwierigkeiten und es kommt auch von Seiten der Eltern leider oft zu
unangemessenen Erziehungsstrategien. Es kommt sehr oft zu schlechten Schulleistungen,
geringe Frustrationstoleranz, Isolierung von Gleichaltrigen à negative Selbstbilder und wenig
Selbstkontrolle

evtl. zum Nachlesen Ratgeber – ADHS

Gedächtnisstörung
Es muss keine
Beeinträchtigung in
allen Bereichen sein,
z.B. bei
Gedächtnisprozessen
nur Einprägen
beeinträchtigt.
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Aufgaben der Diagnostik? & Diagnostik


Wir brauchen Informationen von den Lehrern über die bisherige Lerngeschichte und die
Leistung, Arbeitshaltung, Motivation, Integration im Klassenverband. Gerade bei ADHS
beobachtet die Lehrperson die Kinder in den ausschlaggebenden Situationen. Lehrer sind
abgesehen von Eltern auch wesentliche Bezugspersonen.
Informationen von organischen Ursachen, Hör-/Sehfähigkeit, neurologische Untersuchungen
bei häufigen Kopfschmerzen, Hormonstatus à damit man all diese Dinge ausschließen kann,
bevor es zu einer Diagnose kommt
ungünstige Lernvoraussetzungen, ungünstiges Lernverhalten sind ausschlaggebend, die
Lernumwelt, sind es allgemeine Lernbeeinträchtigungen oder in einem isolierten Bereich
Man muss davon ausgehen, dass Lernschwierigkeiten plötzlich auftreten können. In der Regel
wird das über die Eltern durch eine ausführliche Exploration (1-1h30 mit Eltern/Kindern) und
Anamnese, aber auch die Kinder werden befragt. Über das Gespräch (= sehr wesentliche
Methodik in Diagnostik) Informationen, die Bedingungsfaktoren aufzeigen.
à Folie

Die Abklärung von Lernstörungen bedarf einer umfassenden Diagnostik


1. Anamnese und Exploration der Eltern (Eltern können ohne Kind über Kind reden)
2. Exploration des Kindes
3. Exploration der LehrerInnen
4. Fragebögen zur Erfassung psychischer Störungen
5. Textpsychologische Untersuchung
6. Körperliche und neurologische Abklärung
7. Befundbesprechung (davor werden alle Puzzle-Teile zusammengesetzt zu vollständigem Bild)
8. Beratung Eltern, Kind, LehrerInnen

(10. Einheit geht nur bis hierhin, nächste Einheit beginnt bei Multimodaler Behandlung)

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