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Methoden im

Deutschunterricht
Lehrkraft: Ngô Thu Trà
2. Sitzung
individuelle Unterschiede zwischen Lernenden
Ziel der Sitzung
Am Ende dieses Teilkapitel können Sie
• die Bedeutung individueller Unterschiede zwischen

Lernenden beschreiben.

• mögliche Auswirkungen Ihrer eigenen individuelen

Vorlieben beim Sprachenlernen auf Ihren Unterricht nennen.

• Maßnahmen nennen, die notwendig sind, um Individuellen

Unterschieden in der Klasse gerecht zu werden.


Interview

Welche Faktoren beeinflussen den Welche Faktoren erschweren das


Lernerfolg? Lernen?

Welche Faktoren beeinflussen das Lernen positiv?


• soziale Herkunft
• Lernbereitschaft
• Geschlecht
• Einstellung zur Zielsprache
• Intelligent
• Interesse
• Motivation
• Bereitschaft und Fähigkeit, selbstständig zu lernen
Faktoren beim Fremdsprachenlernen
Lerner-endogen:
v bioligische Faktoren: Alter, Geschlecht
v kognitive Faktoren: Intelligenz/ Sprachlerneignung
(Begabung)
v affekte Faktoren: Einstellung, Motivation,
Persönlichkeitsfaktoren
Faktoren beim Fremdsprachenlernen

Lerner-exogen:
-Unterricht (Lehrer, Lerner, Methoden, Materialien,
…)
-soziale Herkunft
-Kontakt ( Ausmaβ und Qualität)
-Interaktion (Qualität)
Alter: Je früher, desto besser?

Zu den Faktoren, die beim Fremdsprachenlernen eine entscheidende


Rolle spielen, gehört das Alter des Lerners. In diesem Bereich werden
Fragen gestellt, wie z.B.
■ wer die besseren Fremdsprachenlerner sind – Kinder oder Erwachsene
– und
■ ob es eine kritische Phase (critical period) (auch „sensible Phase“) des
Spracherwerbs gibt.
Altersfaktor
Die Frage, wer ‚besser’ ist, muss differenzierter betrachtet werden. In
diesem Zusammenhang stehen die Aspekte
■ Schnelligkeit (rate of acquisition) und
■ letztendlich erreichter Sprachstand (ultimate attainment)
■ Kompetenz und Performanz.
Im gleichen Zusammenhang steht die kritische Phase des
Spracherwerbs, mit der auf ein bestimmtes Alter verwiesen wird, nach
dem es nicht mehr möglich ist, eine Sprache ohne Defizite zu lernen
oder zu erwerben.
Hierbei stehen sich zwei Positionen gegenüber:
Die eine geht davon aus, dass die kritische Phase mit dem Anfang der
Pubertät erreicht ist, die andere nimmt an, dass sie bereits im Alter
von 5 bis 6 Jahren abgeschlossen ist.
Altersfaktor
Untersuchungen zur kritischen Phase
Vielfach werden empirische Ergebnisse jedoch nicht ausreichend hinterfragt und es
kommt zu Vergleichen zwischen verschiedenen, eben nicht vergleichbaren
Untersuchungen, die sich in ihren Aspekten unterscheiden (Altersspektrum der
Personenstichproben, typologische Verwandtschaft zwischen Muttersprache und
Fremdsprache, Dauer des Fremdsprachenlernens etc.).
Ergebnisse:
• Auch Kinder erwerben ihre Muttersprache bzw. Zweitsprache nicht so mühelos
wie oft angenommen wird.
• Erwachsene lernen eine Fremdsprache in institutionellem Kontext schneller als
Kinder und haben besonders im Bereich der Lexik und Pragmatik durch ihre
höheren kognitiven Fähigkeiten und ihr Sprach- und Weltwissen Vorteile,
wohingegen Kinder hinsichtlich Aussprache und Morphosyntax in ungesteuertem
Spracherwerb langfristig erfolgreicher sind.
Geschlecht
Empirische Studien legen nahe, dass
• über alle Altersstufen hinweg Frauen eine höhere Motivation und einen
höheren Lernerfolg zeigen als Männer (Düwell 2003, Oxford 1993)
• Frauen eine größere Anzahl an Lernstrategien einsetzen und andere
Strategien bevorzugen als Männer (Mißler 1999)
• Mädchen und Frauen in Sprachkursen und sprachbezogenen Berufen stärker
repräsentiert sind
Einstellung
Boosch (1983) definiert Einstellung als (positive oder negative)
Affekte, die sich auf bestimmte Objekte beziehen und „affektiv
begründet“ und „kognitiv repräsentiert“ sind.

Motivation hängt eng mit Einstellungen zur zielsprachigen


Kultur zusammen. Daher werden Lernereinstellungen und Motivation
häufig im Zusammenhang betrachtet.
Motivation
Bereitschaft, in einer konkreten Situation eine bestimmte Handlung mit einer
bestimmten Intensität oder Dauer auszuführen
Im (Fremdsprachen-)Unterricht wirkt sich Motivation als Lernbereitschaft aus.
Motivationserzeugende Variablen können begründet sein in
• der Person des Lerners (Geltungsstreben, Erfolgswille, Sicherheitsbedürfnis etc.)
• Reale oder angenommene Eigenschaften des Lerngegenstandes (Einstellungen
dem Lernstoff gegenüber)
• Beschaffenheit der Lernsituation (Lehrerpersönlichkeit, Unterrichtsziele,
Textauswahl, Schwierigkeits-grad der Lernaufgaben, Lehrwerk, Methoden,
Sozialformen etc.)
Man unterscheidet:
eine Konzeptualisierung von Motivation als Funktion von Einstellungen bzw.
Orientierungen gegenüber Land und Sprechern der Zielsprache
Motivation
integrative Motivation
Bestreben, sich mit der zielsprachlichen Kultur zu identifizieren und
sich einzugliedern
instrumentelle Moviation
Nützlichkeitserwägungen

ein anderes, in der Psychologie bekanntes Motivations-konzept


extrinsische und intrinsische Motivation
die Motivation eines Verhaltens „von außen her“ vs. „von innen“.
Extrinsische Motivation bezieht ihre Anreize aus dem Umfeld (z.B.
Belohnungen aller Art, auch: gute Noten), intrinsische Motivation
erwächst aus einem Interesse für die zu lösende Aufgabe und deren
Bedingungen (z.B. Schwierigkeitsgrad, intellektuelle Neugier,
Erfolgs-aussichten).
Motivation

Innerhalb der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1985)


werden diese beiden Motivationstypen auf eine Polarität von
Selbstbestimmung (Autonomie) und Kontrolle bezogen - ergänzt um
die Annahme, dass Motivation auch ganz fehlen kann
(„Amotivation“).

weitere Orientierungen: Elternmotivation, Prestigemotiv (Ansehen,


Status), Persönlichkeitsabhängige Motive (Kommunikationsmotiv,
Wissensmotiv, Erfolgsmotiv)
Einstellungen zum Lerngegenstand
• affektiv begründete Einstellungen zur Zielsprache bzw. dem
zielsprachigen Land
• allgemeine kulturelle, politische und gesellschaftliche Einflüsse
(Sozialprestige, „Klangschönheit“, inter-nationale Bedeutung)
• persönliche Biographie (Elternhaus, Kontakte mit Angehörigen
fremder Nationen, Kenntnis bestimmter Länder etc.)

Die Lernmotivation entsteht aus einer Wechselwirkung aller drei


Faktoren.
Sie können sich gegenseitig verstärken oder auch abschwächen bzw.
neutralisieren.
Dabei wirken persönlichkeitsabhängige und lerngegen-
standsabhängige Faktoren langfristig und sind weniger leicht zu
verändern als die kurzfristig wirkenden situationsabhängigen
Faktoren.
Einstellungen zum Lerngegenstand

Motivation und Einstellungen zur Zielsprache korrelieren positiv mit:


• Lernerfolg
• langfristigem Lernen der Sprache auch über die Schulzeit hinaus
• Erhaltung der Sprachkenntnisse auch über die Schulzeit hinaus
• Engagement im Fremdsprachenunterricht

Hohe Motivation korreliert mit Lernerfolg: Kausalzusammenhang?

Motivation -------------- Erfolg


Angst
Angst ist ein affektiver Faktor, der in verschiedener Hinsicht
Auswirkungen auf den Zweit- und Fremdsprach-erwerb haben kann;
betroffen sein können sowohl der Erwerbsprozess als auch die
Sprachproduktion und -rezeption.
konzeptionelle Vorstellungen des Phänomens „Angst“
1. Angst als Disposition einer Person, zu Ängstlichkeit zu neigen
2. Angst als momentaner Zustand in einer Situation
3. Angst als Reaktion auf eine spezifische Situation
Mittlerweile setzt sich auch verstärkt die Erkenntnis durch, dass sich
Angst nicht nur hemmend auswirken kann.
Williams (1991) sieht eine Verbindung zwischen fördernden und
hemmenden Effekten von Angst und der Intensität von Angst:
So kann relativ geringe Angst förderlich für die Erfüllung bestimmter
Aufgaben sein, starke Angst kann sich dagegen hemmend auswirken.
Persönlichkeitsmerkmale
Erfolg beim FS-Lernen wird eher begünstigt durch
• Extraversion (Kontaktbedürfnis und Kontaktsuche, Aktivität,
Mitteilungsbedürfnis) > größere Kompetenz durch mehr
Sprachpraxis
• Selbstbewusstsein (erfolgsorientiertes vs. misserfolgs-orientiertes
Lernen)
• Empathiefähigkeit: Fähigkeit oder Möglichkeit, sich in andere
Personen hineinzuversetzen oder sich mit ihnen zu identifizieren

Erfolg beim FS-Lernen wird eher gemindert durch


• Hemmungen (Angst vor Verlust der kulturellen und sozialen
Identität, Angst vor Fehlern etc.)
• z.T. durch Introversion (geringes Kontaktbedürfnis, wenig
mitteilsam, eher passiv)
Intelligenz

allgemeine kognitive Fähigkeit, durch die der Mensch in der Lage ist,
intellektuelle und logische Aufgaben zu lösen und komplexere
Zusammenhänge wahrzunehmen
> Gedächtnisleistung
• keine direkte Korrelation zwischen Intelligenz und
Sprachbeherrschung nachgewiesen
• einzelne Studien legen jedoch einen Zusammenhang nahe (evtl.
bedingt durch das Untersuchungsdesign)
Sprachlerneignung
Entwicklung des Konzepts der Sprachlerneignung (language
aptitude) Anfang der 60er Jahre um die grundsätzliche Fähigkeit
eines Individuums, Fremdsprachen zu lernen, zu erfassen
Lerneignung (Begabung) wird interpretiert als die Zeitdauer, die ein
Lerner braucht, um eine Lernaufgabe einem vorgegebenen Standard
gemäß zu erledigen.
• in den 60er Jahren Entwicklung von Testverfahren zur Messung der
Sprachlerneignung
• Ziel: zuverlässige Vorhersage des Sprachlernerfolgs unabhängig von
konkreten Einzelsprachen und über längere Lebenszeiträume hinweg
• zentrale und immer noch gebräuchliche Testverfahren: Modern
Language Aptitude Test (MLAT, Carroll/Sapon 1959); Pimsleur
Language Aptitude Battery (PLAB, Pimsleur 1966)
Sprachlerneignung
MLAT beruht auf intensiven Forschungen und wurde bzw. wird v.a. in
den USA häufig eingesetzt. Er beinhaltet verschiedene Komponenten,
die auf die Fähigkeit ab-zielen, phonetisches Material zu kodieren,
grammatische Funktionen zu erkennen, Wortassoziationen zu lernen
und Regeln aus verschiedenen Kontexten abzuleiten.
Kritik am MLAT
• Betonung von analytischen Fähigkeiten, die mit Erfolg v.a. beim
gesteuerten L2-Erwerb eingesetzt werden können (lernen, nicht
erwerben).
• Vorhersage der linguistischen Kompetenz, nicht jedoch der
kommunikativen Fähigkeiten
• Andere Variablen (Motivation, affektive Faktoren, Lernstile) werden
außer Acht gelassen, können aber sehr wohl verstärkende oder
neutralisierende Wirkung haben.

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