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Grundzüge der Beweisverwertung

Themenschwerpunkte:

1. Arten von Beweisverwertungsverboten


2. Prüfungsschema
3. Klausurrelevanz

A. Beweisverwertungsverbote
Man unterscheidet zwischen selbstständigen und unselbstständigen Beweisverwer-
tungsverboten bzw. auch absolute und relative Beweisverwertungsverbote genannt.

I. Selbstständige Beweisverwertungsverbote
Selbstständige Beweisverwertungsverbote sind von Amts wegen zu beachten und es
findet bei Verstoß gegen eine gegen ein selbstständiges Beweisverwertungsverbot
geltendes keine Abwägung statt. Stattdessen führt ein Fehler in der Beweiserhebung
gegen ein selbstständiges Beweisverwertungsverbot automatisch zu einem Beweis-
verwertungsverbot. Klausurrelevante Beispiele zu selbstständigen Beweisverwer-
tungsverboten sind:

• Verbotene Vernehmungsmethoden, § 136a StPO

• Umgehung des Zeugnisverweigerungsrechts, §§ 252, 52 StPO

• Verstoß gegen akustische Wohnraumüberwachung §§ 100c, 100d StPO

• Verstoß gegen Beschlagnahmeverbot, § 97 StPO

• Beschlagnahme von Verteidigerunterlagen, § 148 i.V.m. § 97 StPO

II. Unselbstständige Beweisverwertungsverbote


Bei unselbstständigen Beweisverwertungsverboten führt ein Fehler bei der Beweis-
erhebung nicht automatisch auch ein Beweisverwertungsverbot. Stattdessen bedarf
es einer weiteren Prüfung, die im Folgenden noch dargestellt werden soll. Klausurre-
levante Beispiele für unselbstständige Beweisverwertungsverbote sind:

• Verstoß bei der Vernehmung, § 136 StPO

Die Vernehmung des Beschuldigten ist dann gegeben, wenn eine Verneh-
mungsperson in amtlicher Eigenschaft eine Auskunft in Bezug auf eine Be-
schuldigung verlangt. Beschuldigter ist derjenige, gegen den ein konkreter
Verdacht vorliegt und wenn das Gespräch ein Strafverfolgungsakt darstellt.

• Fehlende Anwesenheit des Verteidigers bei Vernehmung, § 168c II-IV StPO


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• Unzulässige körperliche Untersuchung, § 81a StPO

• Unzulässige Durchsuchung, §§ 102, 105 StPO

• Unzulässiger Einsatz verdeckter Ermittler, §§ 100a, 100b StPO

B. Prüfungsschema
I. Verfahrensfehlerhafte Beweiserhebung
Feststellung, ob die Beweiserhebung gegen eine Norm aus der StPO oder sonstigem
relevanten Recht verstößt.

II. Beweisverwertungsverbot
1. Selbstständig? Falls (+), Beweisverwertungsverbot (+)
2. Unselbstständig?
Im Falle eines unselbstständigen Beweisverwertungsverbots ist auf die sog. Ab-
wägungslehre zurückzugreifen. Dabei wird die verfahrensrechtliche Stellung des
Beschuldigten (Schutzrichtung der Verstoßnorm, Gewicht des Verstoßes) gegen
die Wahrheitserforschungspflicht des Gerichts und das Interesse der Allgemeinheit
am Funktionieren der Strafrechtspflege abzuwägen.

3. Widerspruch
Erfolgt ein Widerspruch gegen die Beweisverwertung, dann führt dies zu einem
Beweisverwertungsverbot

C. Klausurrelevanz
Die Beweisverwertung ist vor allem im Rahmen von Zusatzfragen relevant. Dabei kommt
es weniger auf die dezidierte Kenntnis von Prüfungsschemata im Rahmen der einzelnen
Beweiserhebungsregeln an, sondern mehr auf die Normkenntnis in der StPO. Im Falle
einer Zusatzfrage reicht es in den meisten Fällen, die genannten Grundlagen zu beherr-
schen und dann anhand der einzelnen einschlägigen Norm zu arbeiten. Die unter A.
genannten Beweisverwertungsverbote dürften dabei die klausurrelevantesten Beweis-
regeln für das erste Examen umfassen. Vertieftes Wissen im Strafprozessrecht wird
dann vor allem im zweiten Examen relevant.

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