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Das Ermittlungsverfahren
I Grundlagen
1. Terminologie
199 In der Literatur werden die Eingriffsbefugnisse der Strafverfolgungsorgane häufig
pauschal als strafprozessuale Zwangsmaßnahmen bezeichnet. Dieser Terminus
kennzeichnet jedoch nur einen Teil der grundrechtsbeeinträchtigenden Ermitt-
lungshandlungen. Zahlreiche Maßnahmen im Ermittlungsverfahren sind zwar
tatsächlich zwangsbewehrt, d.h., sie können durch die Androhung und Anwendung
von Beugemitteln oder von unmittelbarem Zwang gegen den Willen des Betroffe-
nen durchgesetzt werden. Zwangsmaßnahmen beeinträchtigen deshalb die allge-
meine Handlungsfreiheit (Art. 2 I GG) bzw. die körperliche Unversehrtheit und
die Freiheit der Person (Art. 2 II 1,2 GG). Nicht wenige Maßnahmen greifen aber
in andere Grundrechte ein, z.B. in das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis
(Art. 10 I GG), das Recht auf Unverletzlichkeit der Wohnung (Art. 13 GG) oder
das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Für alle diese Maßnahmen
gilt, dass sie eine spezielle gesetzliche Grundlage erfordern, wenn sie das betrof-
fene Grundrecht wesentlich beeinträchtigen (Rn. 134 f., 147). Dies ist bei den
Zwangsmaßnahmen ebenso der Fall wie bei Eingriffen in Art. 10, 13 GG, und
auch Zugriffe auf nicht allgemein zugängliche personenbezogene Daten sind als
wesentliche Beschränkungen des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung
nur auf einer speziellen gesetzlichen Grundlage zulässig (Rn. 135).
Beispiel: Der Polizeibeamte P hielt den Pkw des B um 1.30 Uhr an, weil B in Schlan-
genlinien fuhr. P bemerkte, dass B angetrunken war. Ein Atemlufttest ergab eine Blut-
alkoholkonzentration in Höhe von etwa 1,5‰. P veranlasste daraufhin die Entnahme ei-
ner Blutprobe zur exakten Bestimmung der Blutalkoholkonzentration.