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MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1

54/1

Grundlagen Medien & Design


Gestaltung von Lehrmaterialien

ft,
Mannscha
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Es gibt im Spieler vergescht sehr viele
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sind. Ich
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was sie , aber ich haber haben nicht
Zeitungenen. Erstens: wit keine deutschee
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offensiv ft spielt offenstzte Spiel hatte
Mannscha wie Baye
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wir in Pla Zickler. Wir m ist eine
und dannn Zickler. Zickler eh mehr
Basler.
vergessemehr, Mehmet möglich
Spitzen diese Wörter, istgesagt? Danke.
Ist klar n, was ich hab e machen wir in
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Offensiv, eitens: ich habeDortmund
Platz. Zwei Spieler: nach eit Pause. Ich
diese zw vielleicht Halbzschaften
brauchench andere Mann diese Mittwoch.
habe au in Europa nach zwei Tage die
gesehen gesehen auch nicht ein Idiot!
Ich habe Ein Trainer ist s passieren in
Training. er sei sehen wawaren zwei, drei
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diese Spleer! Haben Sieschaft hat
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Mittwoc Mittwoch? Hat er hat gespielt
gespielt spielt Basler od beklagen
oder ge ni? Diese Spieler warum
issen Sie,
Trapatto sie spielen! W kaufen nicht
mehr als nmannschaften
die Italie
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, INHALTSVERZEICHNIS 54/2

Inhaltsverzeichnis
Überblick
Seite
3 Einleitung, Allgemeine Informationen

5 Beispiele Lehr- und Lernmaterialien

6 Didaktische Reduktion

8 Gestaltgesetze, Designprinzipien
18 Darstellungselemente
Grafische Variablen und Elemente

23 Text und Typografie

38 Visualierungen
39 Fotografie
44 Illustration/Diagramm/
Tabelle/Chart

49 Text-Bild Verhältnis

51 Fazit, Empfehlungen

53 Abbildungsverzeichnis
54 Literaturverzeichnis
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, EINLEITUNG 54/3

Einleitung
Allgemeine Informationen
Die Gestaltung von Lehrmaterialien ist dem Erste Zugänge
Bereich Informationsdesign zuzuordnen. Dabei Grundsätzlich ist die reflexive Auseinanderset- Teil 01 besteht aus einer Einführung in mehreren
geht ein zeitgemäßer Gestaltungsbegriff weit zung mit gestalterischen Details zu empfehlen, Kapiteln in die Gestaltung von Lehr- und Lern-
über eine allgemein verbreitete Annahme einer die in einer Gesamtheit von der Erstellung bis materialien im Rahmen von Kontext, Medien,
Verschönerung von Produkten und Kommunika- hin zur Rezeption zu sehen sind. Komposition, Typo-grafie und Visualiserung zur
ten hinaus, wie es vorwiegend mit dekorativen Dazu zählen z.B. Schriftarten, Zeilenabstände, Lernförderung. Unter Gestaltgestze / Design-
Elementen und Stilen in der Konsumindustrie Laufweiten, Kraftlinien in Bildern, aber auch prinzipien werden maßgeblich bestimmende
oder einer kunstgewerblichen Praxis gleich- Beschriftungen, Dateibezeichnungen oder Gesetzmäßigkeiten und Erfahrungswerte auf-
gesetzt wird. Legenden in Diagrammen. Durch diese Ausein- geführt. Es werden Kompositionen und Verhält-
andersetzung und den spielerischen Aufgaben nisse von verschiedenen Darstellungelementen
Interdisziplinär im zweiten Teil des Materials lässt sich einer- aufgezeigt, an denen man sich bei der Gestal-
Stattdessen steht im Kontext von Wissen und seits der Blick für visuelle Feinheiten und Details tung von Lehrmaterialien orientieren kann.
Bildung die Gliederung und Repräsentation von trainieren und andererseits auch ein Bewusst-
Information im Vordergrund. Dabei ist Gestal- sein für die Rezeption und Weiternutzung durch Im weiteren Verlauf wird dann spezifisch auf die
tung eine Disziplin dazwischen in der Verbin- eine mögliche Leser-/Nutzerschaft entwickeln. Bereiche Text, Typographie und Visualisierung in
dung von Theorie und Praxis. Gestaltung ist eine der Form von Bildern, Diagrammen, Charts und
interdisziplinäre Herangehensweise, die Aspekte Es geht darum, das eigene Sensorium für Ver- Karten eingegangen.
aus Ökologie, Ökonomie, Anthropologie, Sozio- hältnisse, Kompositionen und vor allen Dingen
logie, Psychologie, Physiologie und Anthropo- gesamtsystemische Zusammenhänge zu Teil 02 bietet Übungen zum Selbsttest zum
metrie verbindet. wecken, um es dann in der Gestaltung von Thema visueller Gestaltung mit einem Fokus
Lehr- und Lernmitteln versiert einsetzen zu auf Typografie, Komposition, Visualisierung zur
können. spielerischen Motivierung an.

Für einen ersten Einstieg ist dieser freie,


spielerische Online-Kurs zu empfehlen:
https://grafikgrundlagen.com/
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, EINLEITUNG_KONTEXT 54/4

Einleitung
Allgemeine Informationen
Kontext
Der Gestaltung von Lehrmaterialien liegen Er-
kenntnisse aus dem Bereich Informationsdesign
zugrunde. Verschiedenste Faktoren und Para-
meter spielen dabei eine Rolle und beeinflussen
eine Gestaltung und respektive auch die Wahr-
nehmung. DIN A4 FORMAT VIDEO FORMAT
blau: ca.1 cm Rand für Drucker blau: action safe area > Bild
Folgende Faktoren spielen bei der Gestaltung pink: ca 2 cm Rand für Lochung pink: title safe area > Text
von Lehrmaterialien und entsprechenden
Szenarien eine Rolle:
Abb. 02: action & title safe area video

- Zielgruppe und Gruppenstärke


- Ausgabemedium (online / offline / print)
- technisches Format Ränder und Abstände
(z.B. analog oder digital, Komprimierung, Bei einem klassischen DIN A4 Format in Hoch-
Dateiformat, oder auch Hoch- oder Querformat) oder Quereinsatz sollten 2cm Rand für eine mög-
- Möglichkeiten der Weiternutzung und liche Lochung berücksichtigt werden. Des wei-
Speicherung teren solle 1 cm Rand für die unterscheidlichen
(z.B. Ausdruck, Archivierung, PDF, Folie) Druckerausgeabegeräte berüccksichtigt werden.
- Vermittlungssituation (synchron, asynchron)
- der Abstand zum Informationsmedium
Bei Screenformaten am Laptop oder am Mobil-
(beispielsweise das Lesen eines Skripts am
telefon sind stets action safe und text safe area
Monitor, ein Buch in der Hand oder ein gedrucktes
Wissenschaftsposter in einem großen DIN Format zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass auf
an der Wand oder auch ein Video-Podcast werden unterschiedlichen Wiedergabegeräten die Sicht-
stets mit unterschiedlichen Abständen barkeit und Lesbarkeit der Bild- und Textinforma-
wahrgenommen und gelesen) tion garantiert ist
Abb. 01: Randempfehlung für Druck und Lochung
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, BEISPIELE LERN - UND LEHRMATERIALIEN 54/5

Beispiele
Lern- und Lehrmaterialien
Klassische Lehr- und Lernmaterialien
- Skript
- Lehrbuch
- Reader
- Thesenpapier, Positionspapier
- Impulsvortrag, Impulstext
- Arbeitsblatt
- Handout

Elektronische Lehr- und Lernmaterialien


- Präsentation
- Audio- & Video
- Simulationen

E-Learning, Lernumgebungen
- Blended Learning
- Virtuelles Seminare
- Lernplattform (bspw. Moodle, ILIAS, StudIP)
- MOOCs (massive-open-online-course)
- M-Learning(mobile Learning)

(nach Steffen-Peter Ballstaedt, Psychologe und


Kommunikationswissenschaftler)
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, DIDAKTISCHE REDUKTION 54/6

Didaktische Reduktion
Funktionalität und Einfachheit
Schnell werden Grafiken, Symbole, Bilder und
Ornamente bei analogen Materialien aber auch
Funktionalität - Einfachheit -
Übergänge und besondere Merkmale wie Dre- Form follows function Weniger ist mehr
hungen, Einblendungen und Farbverläufe bei
digitalen, interaktiven Medien in der Gestaltung Bei der Gestaltung von Lehrmaterialien soll die Elemente, die nicht einem didaktischer Lehr-
von Lehrmaterialien eingesetzt, da diese in Bild- Funktionalität im Vordergrund stehen. zweck entsprechen und nur zur Dekoration
datenbanken und Vorlagen einfach handhabbar Dazu zählt der Merksatz Form follows function, eingesetzt werden, sollen weggelassen werden,
zur Verfügung gestellt werden. der einen Hinweis auf die Überlegungen gibt, da sie eher als Ablenkung wahrgenommen
für wen welcher Inhalt zu welchem Zeitpunkt werden und einen Erkenntnisprozess behindern.
Grafische Mittel und visuelle Marker sollten je- und in welchem Umfang und in welchem Kontext
doch nur mit Sinn und Bedacht eingesetzt vorbereitet und eingesetzt werden soll. Dies bezieht sich ebenso auf den Einsatz von
werden, eben um einen Lern- und Erkenntnis- Filtern und Animationen, wobei stets die Sinnhaf-
prozess zu fördern. Lehrmaterial, das für eine Prüfungsvorbereitung tigkeit bedacht werden sollte.
eingestetzt wird, das Schüler und Schülerinnnen
Willkürliche Schmuckelemente können von (SuS) bzw. Studierende im Selbststudium einset- Eine grundsätzliche Empfehlung ist der spar-
wesentlichen Inhalten und Aussagen ablenken zen, sollte Informationen ausführlicher präsen- same Einsatz von Darstellungselementen wie
und tragen bei komplexen Themen eher zu tieren. Im Gegensatz dazu können bei einem Anzahl von Schriften, Schriftschnitten- und grö-
Desorientierung statt zu Transparenz und Vortrag nur eine Sammlung der Kernthesen in ßen, Filtern, Farben und Linienstärken etc.
Anschaulichkeit bei. Stich-punkten genügen. um eine visuelle Überfrachtung zu verhindern,
die einen Wissenserwerb und die gedankliche
In der Wissensvermittlung kommt hier die Auseinandersetzung mit Informationen überfor-
didaktische Reduktion zum Tragen, wobei Lern- dern würde.
inhalte so strukturiert und angeordnet werden,
dass sie verständlich fassbar und nachvollzieh-
bar sind.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, DIDAKTISCHE REDUKTION 54/7

Didaktische Reduktion
Horror Vacui

Nicht alles muss bis an


den Rand gefüllt sein

Mut zur weissen Fläche

weissraum

Visuelle Schwerpunkte
können die Aufmerksamkeit
einer Leserschaft lenken
und Orientierung zu bieten,
indem ein Raum optisch
gegliedert wird

Abb. 03: Gestaltung inspiriert von Jan Tschichold, 1937 Konstruktivisten Ausstellungsposter
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GESTALTGESETZE, DESIGNPRINZIPIEN 54/8

Gestaltgesetze,
Designprinzipien
Die Gestaltgesetze sind Ergebnisse der Forschung in der
Gestalttheorie (Gestaltpsychologie), die in den 1920ern ent-
standen ist. Dabei geht es um Fragen der menschlichen-
Wahrnehmung von Strukturen, der Verarbeitung von Sinnes-
eindrücken und dem Erkennen von Zusammenhängen und
Relationen wie sie bei der Organisation und der Repräsenta-
tion von Wissen zum Tragen kommen.

Die Gestaltgesetze sind aus dieser Forschung resultierende


grundlegenden Prinzipien, Richtlinien und Gesetzmäßigkeiten,
die bei der Gestaltung von Lehr-und Lernmaterialien ange-
wandt werden.

Dabei spielen die Anordnung, Wiederholung, Kontrastierung,


Hierarchisierung, Balance und Symmetrie sowie die Span-
nung zwischen den Elementen eine tragende Rolle.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GESTALTGESETZE 54/9

Gesetz
der Einfachheit / Figur und Grund
In der Wahrnehmung wird nach Zusammenhän-
gen mit der größtmöglichen Deutlichkeit, Ein-
fachheit und Einprägsamkeit gesucht.

Unser menschliches Wahrnehmungsfeld unter-


scheidet zwischen Hintergrund und sich darauf
befindliche Figuren im Vordergrund.
Hier werden zusammenhängende Strukturen
wie Rechtecke, Gesichter oder evtl. Stecker
entdeckt.

Abb. 04: Gesetz der Einfachheit


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GESTALTGESETZE 54/10

Gesetz
der Prägnanz
Nach dem Gesetz der Prägnanz werden Formen Thema 01: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
favorisiert und schneller wahrgenommen, die
sich eindeutig und klar von anderen Formen Thema 02: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
abheben. * Thema 03: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Dadurch können Elemente und Inhalte einer > Thema 04: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
komplexen Struktur verständlich und anschau-
lich gegliedert werden. Wesentliche Kompo- Thema 05: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
nenten lenken aktiv die Aufmerksamkeit eines
Betrachterrs/einer Betrachterin. Thema 06: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Die prägnanten Formen unterscheiden sich Thema 09: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _


deutlich von der Umgebung, erzeugen eine
visuelle Spannung und lenken unsere Aufmerk- Wichtig: 4 9 3 X X Y 0 2 8 3 5 2 8
samkeit. Man bezeichnet dieses Gesetz auch *
als Gesetz der guten Gestalt. * Im Kleingedruckten wimmele es von bösen Kommata, wilden Fragezeichen und hin-
terhältigen Semikoli, aber das Blindtextchen ließ sich nicht beirren. Es packte seine
sieben Versalien, schob sich sein Initial in den Gürtel und machte sich auf den Weg.

Abb. 05: Gesetz der Prägnanz > designtheorie.net Abb. 06: Gesetz der Prägnanz >
Formulare gestalten
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GESTALTGESETZE 54/11

Gesetz
der Ähnlichkeit / Konsistenz
Elemente werden eher als zusammengehörige Thema 01: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Gruppe wahrgenommen als unähnliche, sich
Thema 02: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
deutlich unterscheidende. Die Ähnlichkeit kann
durch Farbe, Form, Größe betont werden. Thema 03: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Der Zusammenhalt zwischen gleichartig gestal- Texte mit gleicher Auszeichnung (hier kursiv / italic)
teten Elementen wird eindeutiger interpretiert werden trotz unterschiedlichen Umfangs, Länge und
und klarer wahrgenommen.. Anordnung stets als Texte mit einer ähnlichen Funk-
tion gedeutet.

Thema 04: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Ähnliche Auszeichnung = ähnliche inhaltliche Ebene


wie oben

Thema 05: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Thema 06: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Abb. 07: Gesetz der Prägnanz > designtheorie.net Abb. 08: Gesetz der Ähnlichkeit >
Formulare gestalten
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Gesetz
der Nähe
Sich ähnelnde Elemente werden als zusammen- Thema 01: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
gehörige Gruppe wahrgenommen gegenüber
Formen und Kompositionen, die sich deut- Thema 02: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
lich unterscheiden oder räumlich auseinander
liegen. Die Ähnlichkeit kann durch Farbe, Form, Thema 03: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Größe und Position betont werden.

Der optische Zusammenhalt zwischen den


Thema 04: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Elementen ermöglicht auch das schnellere
Erfassen und eine sinnvollere Zuordnung. Thema 05: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Abstände und Leerräume werden so zu
strukturierenden Gestaltungsmitteln.

In der Skizze ganz rechts werden die drei The- Thema 06: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
mengruppen durch die unterschiedlichen Ab-
stände erkannt und zueinander zugeordnet. Thema 07: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Thema 08: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Abb. 09: Gesetz der Prägnanz > designtheorie.net Abb. 10: Gesetz der Nähe >
Formulare gestalten
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Gesetz
der Geschlossenheit

!
Linien, die eine Fläche umschließen, werden Dies ist ein Typoblindtext. An
leichter als eine geschlossene Einheit oder ihm kann man sehen, ob alle
zusammenhängende Informationsebene auf- Buchstaben da sind und wie sie
gefasst. aussehen. Manchmal benutzt
man Worte wie Hamburgefonts,
Es genügt, wenn eine Form oder Figur auch nur Rafgenduks oder Handgloves,
angedeutet ist, da auch unvollständige Formen um Schriften zu testen. Manch- Merksatz:
gedanklich ergänzt werden. mal Sätze, die alle Buchstaben
des Alphabets enthalten Lorem ipsum
Dieses Prinzip kommt oft dann zum Einsatz, dolor sit amet,
wenn die Gesetze der Nähe und Ähnlichkeit Ein wichtiges aber schwierig zu consectetuer
aufgrund von Fülle und Vielschichtigkeit für integrierendes Feld sind Open- elit. Lorem
eine klare Zuordnung nicht mehr ausreichen. Type-Funktionalitäten. Je nach
ipsum dolor
Software und Voreinstellungen
können eingebaute Kapitälchen, sit amet, con-
Kerning oder Ligaturen nicht sectetuer elit.
richtig dargestellt werden.

Abb. 11: Gesetz der Geschlossenheit > Abb. 12: Gesetz der Geschlossenheit >
designtheorie.net Formulare gestalten
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Gesetz
der Kontinuität,des gleichen Schicksals
Elemente, Formen und Linien, die einen ähn-
lichen Verlauf haben, werden als Einheit wahr-
genommen.

Eine gemeinsame Richtung, Gleichmäßigkeit


oder Rhythmus muss dabei erkennbar sein, so
dass unsere Wahrnehmung einen Zusammen-
hang herstellen kann.

Auf diese Weise werden einzelne Buchstaben


einem Wort oder auch einzelne Zeilen einer
Spalte zugeordnet und so Zusammenhänge
erkannt.

Abb. 13: Gesetz der Kontinuität >


designtheorie.net
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GESTALTGESETZE 54/15

Gesetz
der Symmetrie

Symmetrisch angeordnete Elemente werden


eindeutiger wahrgenommen als Elemente, die
ohne Struktur auf einer Fläche verteilt sind.

Die unsichtbare Achse der Symmetrie dient in


diesem Fall als zusammenhaltendes Element.

Mit Hilfe der Symmetrie werden klare Abgren-


zungen, Gliederungen und zusaammenhän-
gende Strukturen interpretiert, die uns in der
Wahrnehmung als Orientierung, Übersicht und
Ordnung dienen können.

Abb. 14: Gesetz der Symmetrie >


designtheorie.net
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GESTALTGESETZE 54/16

Gesetz
der Erfahrung

Trotz starker Transformation oder großen


Lücken können einschlägige Formen noch
erkannt werden und gewinnen mehr Aufmerk-
samkeit.

Bereits durch angedeutete Teilinformationen


ist so ein zusammenhängendes Ganzes zu
erkennen.

Abb. 15: Gesetz der Erfahrung >


designtheorie.net
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GESTALTGESETZE 54/17

Einsatz der Gestaltgesetze


im Kontext von Lern- und Lehrmaterialien
Der Einsatz der Gestaltgesetze basiert auf Erklärungmustern
durch die Komposition und Strukturierung von verschiedenen
Elementen. Dabei ist darauf zu achten, dass stets eine durch-
gängige Auszeichnung für ähnliche Inhalte wie z.B. Kernaus-
sagen, Merksätze oder auch Formeln eingesetzt wird um eine
höchstmögliche Effizienz in der Wahrnehmung zu ermöglichen.

Beim Einsatz von Abbildungen, Schaubildern und Grafiken


sollte darauf geachtet werden, diese in nachvollziehbarer
Nähe zur textlichen, erklärenden Aussage zu platzieren.
Ordnung, Struktur und Übersicht wird auch unterstützt durch
- eine symmetrische, strukturierte Komposition
- einheitliche Größen von Bildern
- der visuellen Ausrichtung von verschiedenen Elementen
entlang einer optischen Linie
- der Positionierung von Überschriften, Logos etc.
an einer einheitlichen Stelle
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, DARSTELLUNGSELEMENTE 54/18

Darstellungselemente
Grafische Variablen
Grafische Elemente und Variablen wie sie in Texten, Bildern,
Diagrammen und Tabellen zum Einsatz kommen, sind die
geläufigsten Darstellungselemente in Lehrmaterialien.
Im folgenden Abschnitt werden die einzelnen Darstellungs-
elemente detailliert besprochen und Hinweise zum Einsatz
aufgeführt: Grafische Variablen sind zum Beispiel Punkte,
Linien, Flächen und typografische Zeichen, die in unterschied-
lichen Kompositionen angeordnet werden können. In der
Anordnung der grafischen Variablen können bestimmte
Zusammenhänge und Hierarchien visualisiert werden und
so entsprechende Bedeutungen und Eigenschaften vermittelt
werden. Dabei werden Zusammengehörigkeit, Rangfolgen
und Wichtigkeiten dargestellt.

Die Anordnung folgender grafische Variablen basieren auf


den zuvor genannten Gestaltgesetzen.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, DARSTELLUNGSELEMENTE 54/19

Grafische Variablen
Position, Farbgebung der Elemente
Lorem ipsum
Position dolor sit amet
Elemente, die an einer waagerechten oder dolor sit amet
dolor sit amet
senkrechten Linie ausgerichtet sind, werden als dolor sit amet
gleichwertig wahrgenommen. adipiscing elit
adipiscing elit
adipiscing elit
Objekte, die entlang einer optischen Linie arran-
giert sind, werden als zusammengehörig inter-
pretiert. Lorem Lorem Lorem Lorem
adipiscing adipiscing
adipiscing adipiscing
adipiscing

Farbton und Muster Lorem ipsum dolor sit amet,


consectetuer adipiscing elit.
Deckungsgleiche Elemente in Muster oder Lorem ipsum dolor sit amet,
Farbe werden als zusammengehörig inter- consectetuer adipiscing elit.
Lorem ipsum dolor sit amet,
pretiert, während unterschiedlich gemusterte consectetuer adipiscing elit.
oder farbige Objekte nicht zusammengehörig Lorem ipsum dolor sit amet,
erscheinen. consectetuer adipiscing elit.
Lorem ipsum dolor sit amet,
consectetuer adipiscing elit.

Abb. 16, 17: Grafische Variablen >


Formulare gestalten
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, DARSTELLUNGSELEMENTE 54/20

Lorem ipsum
Lorem ipsum

Grafische Variablen Lorem ipsum


Lorem ipsum
Größe und Richtung der Elemente
Lorem ipsum
Größe Lorem ipsum
Elemente, die sich in der Größe ähneln, werden Lorem ipsum
als gleichbedeutend wahrgenommen während Lorem ipsum
Objekte in einer größeren Ausgestaltung als
übergeordnet interpretiert werden. Kleinere Lorem ipsum
Lorem ipsum
Objekte werden dagegen als nachgeordnet,
d.h. weniger wichtig empfunden.

Abb. 18, 19: Grafische Variablen >


Richtung
Richtungsgleiche Elemente werden als zusam-
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← → Formulare gestalten

mengehörend interpretiert, während unter- → ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →


schiedlich ausgerichtet Elemente nicht
zusammengehörig erscheinen.
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →
→ ↓ ← ↑ → ← ↓ ← →
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, DARSTELLUNGSELEMENTE 54/21

Lorem ipsum dolor sit amet elit

Grafische Variablen consectetuer adipiscing elit. Sit amet


elit Lorem ipsum dolor sit Aenean leo
ligula, Lorem ipsum dolor sit amet .

Helligkeit, Sättigung, Form der Elemente Lorem ipsum dolor sit amet elit
consectetuer adipiscing elit. Sit amet
elit Lorem ipsum dolor sit Aenean leo
ligula, Lorem ipsum dolor sit amet .

Helligkeit und Sättigung Lorem ipsum dolor sit amet elit


Elemente in der gleichen Sättigung oder Trans- consectetuer adipiscing elit. Sit amet
parenz werden als gleichbedeutend empfunden. elit Lorem ipsum dolor sit Aenean leo
Dunklere oder gesättigtere Objekte wirken ligula, Lorem ipsum dolor sit amet .
übergeordnet eingeschätzt, während hellere Lorem ipsum dolor sit amet elit
oder weniger gesättigte Objekte untergeordnet consectetuer adipiscing elit. Sit amet
elit Lorem ipsum dolor sit Aenean leo
erscheinen.
ligula, Lorem ipsum dolor sit amet .

Abb. 20, 21: Grafische Variablen >


Form Formulare gestalten
Gleichförmige Elemente werden als zusammen- ■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
gehörend interpretiert, während unterschiedlich
ausgeformte Objekte nicht einheitlich erschei-
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
nen. ■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
■ ◊ ▲ □ + ▪ ◦ * # >
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, DARSTELLUNGSELEMENTE 54/22

Grafische Elemente
z.B. Linien, Kästen, Rahmen, Symbole, Umrandungen
Grafische Elemente wie Linien, Kästen, Flächen Open Educational Resources (OER) sind Das OER-Portal twillo (www.twillo.de) ist

T W I L LO
oder Umrandungen können das Augenmerk auf offene Bildungsmaterialien,
Lehrenden kostenfrei verwendet werden
die von das zentrale Repositorium des Landes
Niedersachsen für offene Bildungsma-
eine bestimmten Bereich legen und dessen können. Die Materialien können an terialien in der Hochschullehre. Lehrende

Bedeutung für das Gesamtverständnis unter-


spezifische Lehr- und Lernkontexte können hier Lehr-/Lernmaterialien
angepasst und (kollaborativ) weiter- suchen, finden und veröffentlichen.

streichen. Dadurch wird eine Hierarchie entwickelt werden. Grundlage ist zum
einen die offene Lizenzierung der
Neben der Infrastruktur für den Aus-
tausch von OER bietet twillo umfang-

zwischen verschiedenen Elementen einer Kom- Materialien, zum anderen die Verwendung
technischer Standards, die das Auffinden,
reiche Beratungs- und Begleitungsan-
gebote an. Diese zielen insbesondere
RECHTLICHES QUALITÄT DIDAKTIK

position (z.B. Texte, Bilder, Formeln, Merksätze) Nachnutzen und die Interoperabilitat
digitaler Materialien gewährleisten.
darauf,
Erstellun
g
Bildungspersonal
und
bei
Zusammenstellun
g
der OER-Policy für Hoch-
schulen
Information zu
Qualitätsdimensionen
Planungshilfen für die
Erstellung von OER

hergestellt, indem Bereiche begrenzt werden, Der Einsatz offener Bildungsmaterialien


offener Kursmaterialien zu unterstützen
Information zu Urhe-
berrecht und offenen
Selbstcheck-Tool

Standardisierte
Didaktische
Kursvorlagen für

Formen voneinander unterschieden werden


und Unsicherheiten im Bezu
g auf Lizenzen verschiedene Systeme
kann Lehrpersonal bei der zeitintensiven Metadaten (z.B. Moodle, Ilias,
rechtliche, technische und didaktische Anwendungsfälle
Gestaltung neuer Lehrveranstaltungen LiaScript)

und Zusammenhänge zwischen verschiedenen


Fragen zu begegnen.
unterstützen. Darüber hinaus bietet ins-
besondere die Veröffentlichung eigener
Elementen geschaffen werden können. OER die Chance, Lehrexpertise sichtbar zu
machen oder neue innovative Ansätze für
LehrLernszenarien in der wissenschaft-

Beispiele: lichen Community zu verbreiten.

• Waagerechte und senkrechte Linien Linien BERATUNG UND BEGLEITUNG


können eine visuelle Hierarchie schaffen. Ein offener Zugang zu Bildung und Wissen
OER-Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten (z.B. OER-
Grundlagen oder Rechtsfragen)

• Vertikale Linien sowie Farbblöcke können


Eine verlässliche, nachhaltige OER Infrastruktur
Train-the-Trainer-Weiterbildungsformat „Online-Lehre unterstützen,

eine Seite strukturieren und bestimmte Be- Die Gestaltung von Lehre durch hochwertige Lehr-
Lernmaterialien unterstützen
Offenheit fördern“

reiche für unterschiedliche Informationen


Digitale Leitfäden und Selbstlerneinheiten zu OER-Basiswissen

Institutionsübergreifende Vernetzung und twillo Thursday, offene Online-Sprechstunde für alle Fragen rund
ähnlicher Qualität und inhaltlicher Aussage Kooperationen unter Lehrenden
um OER und das Portal

festlegen. Kompetenzen im Umgang mit OER fördern Mailsupport zu individuellen Anliegen (support.twillo@tib.eu)

• Kästen und Umrandungen können Inhalte Dieses Poster von Margret Plank, Noreen Krause und Britta Beutnagel

strukturieren und von anderen Bereichen


stellvertretend für das Team twillo, Gestaltung und Grafiken von
Merle Zander ist freigegeben unter CC BY (4.0).

visuell absetzen. Abb. 22: Twillo Poster, Lehre teilen, DINI Tagung 2021
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/23

Grafische Elemente
Text und Typographie
Typografie ist die Gestaltung von Medien mit Schrift zur
Vermittlung von Inhalten. Gegebenenfalls kann über Typo-
grafie ein bestimmter emotionaler Eindruck unterstützt
werden wie es zum Beispiel in der Werbung eingesetzt wird.

Bei der Gestaltung von Lehrmitteln steht jedoch die Lesbar-


keit im Vordergrund. Die Anwendung typografischer Grund-
kenntnisse ermöglicht es, die Lesbarkeit eines Textes zu er-
höhen, Inhalte eines Textes übersichtlich zu ordnen und zu
strukturieren. Abstrakte Konzepte und komplexe Zusammen-
hänge werden über Texte vermittelt.

Zum versierten Einsatz von Schriften sind folgende Hinter-


grundinformationen hilfreich.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/24

Kleine Schriftgeschichte
Serifen
Bei Serifen handelt es sich um An- und Ab-
striche, d.h. Anfangs- und Endstriche von Buch-
staben. Serifen sind kurze Linienelemente, die

Ipsum
Formen von Buchstaben und Zeichen orthogo-
nal abschliessen.

Serifen können eine optische Führung bieten.


Durch die Serifen wird eine Zeile angedeutet,
die beim Lesen Orientierung bieten kann.
Serifenschriften können mit einem geringeren
Zeilenabstand gesetzt werden, sie werden vor
allem im Printbereich in Zeitungen und Büchern

Ipsum
eingesetzt.

Für den digitalen Einsatz am Bildschirm werden


Serifenschriften mit einer Serifenstärke von 2px
empfohlen, um eine flimmerfreie Darstellung zu
garantieren.

Abb. 23: Beispiel Serifenschrift


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/25

Kleine Schriftgeschichte
Fraktur
Mit der Entstehung des Buchdrucks im Mittel-
alter wurden gebrochene Schriften, sogenannte
Frakturschriften verwendet.

Fraktur
Frakturschriften vermitteln einen spezifischen
Interpretationsrahmen und sollten aufgrund der
reduzierten Lesbarkeit nur für Überschriften ver-
wendet werden.

Abb. 24: Beispiel Frakturschrift


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/26

Kleine Schriftgeschichte
Antiqua

Garamond
Humanistische Antiquaschriften / Renaissance-
Antiqua (oben > Garamond) zeigen geringere
Unterschiede zwischen dünnen und dicken
Strichen auf, die Serifen sind gerundet.

Garamond
Die Renaissance-Antiquaschriften bieten einen
angenehmen Lesekomfort und zeichnen sich

Bodoni
durch eine gute Lesbarkeit aus und ist beson-
ders bei kleinen Punktgrößen gut lesbar.

Im Gegensatz dazu zeigen Barock-Antiqua und

Bodoni
die Klassizistische Antiqua (unten > Bodoni)
einen deutlichen Kontrast zwischen dicken
vertikalen und dünnen horizontalen Strichen auf.
Die Formen wirken statisch, die Serifen sind
rechtwinklig angefügt.

Aufgrund der starken Unterschiede zwischen


den Strichstärken sind diese Schriften bei Abb. 25: Beispiel Garamond, Bodoni
längeren Texte weniger lesefreundlich, da zu
unruhig und ausdrucksstark.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/27

Kleine Schriftgeschichte
Serifenbetonte und serifenlose Linear-Antiqua
Egyptienne / Slab Serif / Serifenbetonte Linear-
Antiqua Schriften bestehen aus einheitlichen
Strichstärken für die horizontalen und vertikalen
Elemente, wie auch den Serifen.

Bei längeren Texten können diese Schriften


ermüdend wirken.

SansSerif / Serifenlose Linear-Antiqua Schriften

Grotesk
bestehen aus gleichbleibenden Strichstärken
und haben keine Serifen.

Man unterscheidet dynamische, statische und


geometrische Groteskschriften.

Diese Schriften werden v.a. von Menschen mit Abb. 26: Beispiel Serifenbetonte und serifenlose Linear-Antiqua
Sehbehinderungen für längere Texte bevorzugt.
Serifenlose Schriften wirken schlicht, schnörkel-
los, neutral und einheitlich.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/28

Text und Typografie


Schriftwahl
Wirkung Kontext > Formatgrößen Großformatige Gestaltung
Eine Schriftwahl drückt eine bestimmte Wirkung Bei der Gestaltung von Lehrmaterialien sollten Ein Wissenschaftsplakat führt Schriften in
aus. Einige Schriften wirken seriöser, andere hin- alle Formate aufgelistet werden, die man beab- größeren Schriftgrößen auf wie ein DIN A4 Blatt.
gegen wirken unruhig oder dekorativ. sichtigt anzulegen. Daraufhin sollten auch alle Auch eine großformatige Gestaltung wie sie
Formate mit dem jeweiligen Text und Schrift- zum Beispiel bei einer Plakatwand zum
Die Gestaltung und der Einsatz von Typografie größen getestet werden. Einsatz kommt, muss aus größerer Distanz
ist stets kontextabhängig. Das bedeutet, dass und im schnelleren Vorbeigehen lesbar sein.
die Umstände einer bestimmten Lesesituation, Kleinformatige Gestaltungen, offscreen Hier bietet sich eine serifenlose Schrift in
z.B. online/onscreen oder auf Papier eine Rollle wie sie in gedruckten DIN Formaten wie DIN A5 großer Größe für eine schnelle Lesbarkeit
spielen. - A4 vorkommen, verwenden meist Serifenschrif- und Erfassbarkeit an.
ten. Bei Skripten und Arbeitsblättern, die ausge-
Ein Zeitungsartikel, ein Plakat, eine Werbe- druckt werden können, sollten 11-12 pt Schrift-
anzeige, eine Gebrauchsanleitung oder ein größe für den Fließtext eingesetzt werden.
informativer Erklärtext werden jeweils anders
gelesen und damit auch wahrgenommen. Kleinformatige Gestaltungen, onscreen
Bei der Gestaltung von Präsentationsfolien
sollte der Abstand zur Projektion (onscreen am
Monitor bzw. Screen oder Beamer) berücksich-
tigt werden. Hier werden 16 pt für den Fließtext
empfohlen. Im Web und am Screen werden
serifenlose Schriften bevorzugt.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/29

Text und Typografie


Schriftgröße
Schriftgrößen werden in Punkt (pt) angegeben. Zielgruppe und Schriftgröße
1 pt entspricht 0,352 mm. Einige Leserschaften können physische Ein-
schränkungen haben, die bei der Gestaltung mit
Typografie und dem Einsatz von Text berück-
10 pt 3,52 mm sichtigt werden müssen. Längere Textblöcke mit
viel Fließtext ist für eine „normale“ Leserschaft

100 pt
mit 9 - 10 Pt Schriftgröße lesbar.

Eine ältere Leserschaft, die meist


unter einer Sehschwäche leidet,
bevorzugt dagegen eine größere
Schriftgröße mit 11-13 Pt.
35,2 mm

Negativschrift, d.h. heller Text auf dunklem Für Kinder, die einer jüngeren Leser-
Grund wird nur für Personen ohne Seh- schaft entsprechen, sind Schriften mit
probleme empfohlen. einfachen geometrischen Formen zu
empfehlen. Diese Schriften sind leich-
ter zu entziffern. Hier als Beispiel die
35,2 mm
Schrift Futura.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/30

Text und Typografie


Schriftfamilien
Schriftfamilien sind eine Gruppe von Schrift-
schnitten, die auf einer ähnlichen Formen- Roboto Thin
sprache der Auszeichnungsmerkmale einer
Schrift basieren in Bezug auf Strichstärke, 100 italic
Proportionen und Winkel einer Schrift.
Roboto Light
Nach rechts geneigte Schriften ähneln dem
Duktus einer Schreibschrift. Sie werden kursiv
300 italic
(eng.: italic) genannt. Roboto Regular
Schriftfamilien sind an den Angaben wie mager, 400 italic
normal, fett, bold, schmal, condensed, kursiv
oder oblique zu erkennen. Roboto Medium
500 italic
Roboto Bold
700 italic
Roboto Black
900 italic
Abb. 27: Beispiel Schriftfamilie, Google Fonts Roboto
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/31

Text und Typografie


Schrifteinstellungen
Das künstliche Verzerren, Verschmälern und V
erdicken von Schriften durch Textverarbeitungs-
software und Satzprogramme verfälscht ein
Schriftbild negativ und sollte vermieden werden.
Stattdessen sollten die originalen Schriftschnitte
einer Schrift unverfälscht eingesetzt werden.

Abb. 28: Interface Software Einstellungen Typografie


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/32

Text und Typografie


Schriftkombinationen
Es wird empfohlen, nicht mehr wie drei ver- Schriftmischungen funktionieren gut, wenn
schiedene Schriften einzusetzen und statt- die Merkmale verwendeter Schriften berück-
dessen für strukturelle oder inhaltlichen sichtigt werden. Dabei fallen Ähnlichkeiten,
Unterscheidungen besser mit Schrift- Kontraste, Dynamiken in Bezug zu Grauwerten,
schnitten und Größen zu variieren. Strichstärken und Schriftschnitten ins Gewicht.

Denken wir uns, um das Schriftenmischen Bei gelungenen Mischungen ergänzen sich
an einem Beispiel zu illustrieren, einen Kontrast und Analogie in ihrem formalen
Mann angetan mit einem altdeutschen Zusammenspiel zu einem stimmigen Miteinan-
Wams, römischen Sandalen, einem der. Im besten Fall bewirkt die Mehrstimmigkeit
modernen Zylinder auf dem Kopf und in des Ausdrucks – gerade durch die größere Viel-
der Hand einen Regenschirm, und wir falt und gleichzeitige Einheit – eine visuelle Bot-
haben dasselbe lächerliche Bild wie bei schaft, welche die textliche Aussage unterstützt,
einer Drucksache, die aus einer alten ergänzt oder erweitert. Dabei kann Eindeutigkeit,
Schwabacher, einer römischen Antiqua aber auch Mehrdeutigkeit das Ziel sein.
und vielleicht einer Sezessions-Grotesk (Stamm, 2021)
gesetzt ist. Carl Ernst Poeschel, 1904)

(Williams & Hildebrandt, 2013, S.32)

Abb. 29: Illustration Schriftenmischen


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT XX/33

Text und Typografie


Laufweite, Zeilenabstand, Satzarten
Laufweite Zeilenabstand
Die Laufweite bezeichnet den Abstand zwischen Ein angemessener Zeilenabstand ermöglicht Ein rechtsbündiger Flattersatz bzw. lange Texte
den Buchstaben einer Schrift. Eine verringerte im Auge eine klare Zeilenführung, der Grauwert in Mittelachse wirken ermüdend für das Auge,
Laufweite lässt das Schriftbild irritierend und wirkt ausgewogen. da die Zeilenanfänge am linken Textrand nur
unstet wirken. Eine erhöhte Laufweite lässt die schwer gefunden werden. Grundsätzlich wird
Wortbilder in einzelne Bestandteile auflösen, so Mit zunehmender Zeilenlänge / Spaltenbreite empfohlen, einen linksbündigen Flattersatz
dass der Text nicht mehr durchgängig lesbar ist. sollte der Zeilenabstand etwas vergrößert einzusetzen. Für das Layout eines lesefreund-
werden. lichen Blocksatzes sind aufwendige, mikrotypo-

Laufweite
grafische Einstellungen notwendig, die sich in
Ein zu geringer Zeilenabstand erschwert die den gängigen Layoutprogrammen nicht intuitiv
Lesbarkeit, so dass das Schriftbild zuläuft und
unübersichtlich wirkt. einstellen lassen.

Laufweite
Blocksatz Rechtsbündiger
Flattersatz

Satzarten

Laufweite Man unterscheidet Blocksatz, Mittelachse, links-


bündiger Flattersatz und rechtsbündiger Flatter-
satz. Längere Texte (wie z.B. eine wissenschaft-

Laufweite
liche Abhandlung), die einen ruhigen Lesefluss
haben, werden oft in Blocksatz gesetzt. Linksbündiger Mittelachse
Flattersatz
Abb. 30: Beispiele für Laufweiten Ein linksbündiger Flattersatz wird häufig für
kürzere Texte oder Texte, die in schmalen
Spalten unter 50 Anschlägen pro Zeile gesetzt
werden, eingesetzt.

Abb. 31: Beispiel Satzarten


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/34

Text und Typografie


Textwüsten und Spaltenbreiten

Dies ist ein Beispiel für zu lange Spaltenbreiten, mangelende Absätze und Leerzeilen. Der Text ist leseunfreundlich präsentiert, das Auge verliert beim
Zeilenwechsel die nächste Zeile. Im Fachjoargon spricht man von einer Textwüste. Der weitere Text wurde mit dem online blindtextgenerator.de erstellt:
Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte. Abgeschieden wohnen sie in Buchstabhausen a
Spaltenbreitenn der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit
den nötigen Regelialien. Es ist ein paradiesmatisches Land, in dem einem gebratene Satzteile in den Mund fliegen. Nicht einmal von der allmächtigen
Interpunktion werden die Blindtexte beherrscht – ein geradezu unorthographisches Leben. Eines Tages aber beschloß eine kleine Zeile Blindtext, ihr
Name war Lorem Ipsum, hinaus zu gehen in die weite Grammatik. Der große Oxmox riet ihr davon ab, da es dort wimmele von bösen Kommata, wil-
den Fragezeichen und hinterhältigen Semikoli, doch das Blindtextchen ließ sich nicht beirren. Es packte seine sieben Versalien, schob sich sein Initial
in den Gürtel und machte sich auf den Weg. Als es die ersten Hügel des Kursivgebirges erklommen hatte, warf es einen letzten Blick zurück auf die
Skyline seiner Heimatstadt Buchstabhausen, die Headline von Alphabetdorf und die Subline seiner eigenen Straße, der Zeilengasse. Wehmütig lief ihm
eine rhetorische Frage über die Wange, dann setzte es seinen Weg fort. Unterwegs traf es eine Copy. Die Copy warnte das Blindtextchen, da, wo sie
herkäme wäre sie zigmal umgeschrieben worden und alles, was von ihrem Ursprung noch übrig wäre, sei das Wort „und“ und das Blindtextchen solle
umkehren und wieder in sein eigenes, sicheres Land zurückkehren. Doch alles Gutzureden konnte es nicht überzeugen und so dauerte es nicht lange,
bis ihm ein paar heimtückische Werbetexter auflauerten, es mit Longe und Parole betrunken machten und es dann in ihre Agentur schleppten, wo sie es
für ihre Projekte wieder und wieder mißbrauchten. Und wenn es nicht umgeschrieben wurde, dann benutzen Sie es immernoch.Weit hinten, hinter den
Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte.

Auch der Versuch in einer größeren Schriftgröße den Text aufzuführen wie hier in 16 pt führt nicht zu
einer besseren Lesbarkeit. Es geht weiter im Blindtext: Abgeschieden wohnen sie in Buchstabhausen
an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt
durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien. Nicht einmal von der allmächtigen Inter-
punktion werden die Blindtexte beherrscht – ein geradezu unorthographisches Leben.

Abb. 32: Beispiel für Textwüsten und Spaltenbreiten


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/35

Text und Typografie


Überschriften, Inhaltsverzeichnis
Überschriften und Inhaltsverzeichnis
Überschriften stellen Struktur- und Gestaltungs- Bei der Gestaltung von Skripten und der Unter-
elemente für einen Text dar. Sie sollten immer gliederung in Lesetext und Überschrift sollte das
im linksbündigen Flattersatz gesetzt werden. Gesetz der Prägnanz beachtet werden, wobei
zentrale Aussagen gegenüber zweitrangigen
Überschriften strukturieren Texte und zeichnen Zusatzinformationen wie z.B. Fußnoten und
Hauptkapitel und Unterkapitel aus, so dass eine Exkurse optisch hervorgehoben werden sollten,
logische Struktur im Text sichtbar wird. um so den Fokus auf wesentliche Inhalte im
Überschriften bieten damit eine inhaltliche Text zu legen.
Orientierung und können das Interesse an einem
Text leiten. Überschriften finden sich auch im Inhaltsver-
zeichnis eines längeren Textes wieder.
Die Aussagen eines Textes können über Über-
schriften thematisch gegliedert werden, z.B. Ein Inhaltsverzeichnis bietet eine Übersicht über
indem zentrale Begriffe oder Kernaussagen die Struktur eines Textes und dient dem geziel-
eines Textes hervorgehoben werden. ten Finden von Inhalten. In vielen Textverarbei-
Perspektivische Interpretationen und Sicht- tungsprogramm können über eine Format-
weisen, d.h. z.B. aus der Sicht eines Autors bzw. vorlage schnell und einfach ein Inhaltsverzeich-
einer Autorin können hervorgehoben werden nis erstellt werden.
oder auch als Frage formuliert werden.

Grundsätzliche sollten Skripte, Folien und auch


Arbeitsblätter Überschriften enthalten, um einen
schnellen und übersichtlichen Zugang zu
Informationen zu bieten.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/36

Text und Typografie


Textarten, Lesarten
Lehrmaterialien lassen sich in folgende Den unterschiedlichen Textarten lassen sich Differenzierendes Lesen
Textarten untergliedern: verschiedene Lesearten zuordnen. Dazu zählen Ein differenzierendes Lesen beschreibt das
das lineares Lesen, das informierende Lesen, konzentrierte Lesen von längeren, v.a. wissen-
Expositorische Texte differenzierendes Lesen, konsultierendes Lesen schaftlichen Texten oft im kleineren Schriftgrö-
Erklärende, expositorische Lesetexte beschrei- und das selektierende Lesen: ßen, längeren Zeilen und zahlreichen Auszeich-
ben Eigenschaften, Prozesse und Zustände. nungen und Hinweisen wie Fußnoten, Zitaten,
Dazu zählen Definitionen, Beschreibungen und Lineares Lesen Referenzen und Publikationstiteln.
Argumente, wie sie z.B. in Skripten zum Einsatz Das lineare Lesen von fortlaufenden, längeren
kommen. Texten mit wenig Unterbrechungen, Überschrif- Selektierende Lesen
ten und Absätzen soll eine angenehme Lese- Das selektierende Lesen zeichnet sich durch das
Narrative Texte freundlichkeit gewährleisten, um das Auge nicht parallele Vorhandensein unterschiedlicher Inhal-
Erzählende, narrative Texte beschreiben Ereig- zu erschöpfen. te aus, wie man es z.B. in einem Schulbuch oder
nisse, Handlungen oder Erfahrungs- auch in einem Kochbuch finden kann, wo Margi-
berichten wie sie zum Beispiel in den Ge- Informierendes Lesen nalien (am Rand platzierte Hinweise oder Aus-
schichts- und Sozialwissenschaften zu finden Das informierende Lesen, wie die Lektüre von zeichnung wie Stichworte, Definitionen, Formeln
sind. Zeitungsbeiträgen, Fachliteratur, Handreichun- oder kurze Zusammenfassungen) verwendet
gen oder Leitfäden bietet mit kürzeren Zeilen, werden. Dadurch können rasch und übersicht-
Anleitungstexte Zwischenüberschriften und Auszeichnungen lich unterschiedliche Textebenen strukturiert
Anleitende Texte beschreiben Arbeitsaufträge einen schnellen Überblick. Das rasche Erfassen werden. Diese unterschiedlichen Textqualitäten
und Vorgehensweisen. Diese Textarten kommen eines Inhalts ist in der Form des sogenannten müssen eindeutig differenzierbar sein, aber
in Arbeitsblättern zum Einsatz. Querlesens möglich. auch optisch zusammen passen.

Zusatztexte Konsultierendes Lesen


Didaktische Zusatztexte sowie Konsulations- Ein konsultierendes Lesen beschreibt die Lek-
texte unterstützen, strukturieren und erklären in türe von Lexikoneinträgen, Fußnoten, Bibliogra-
umfangreicheren Skripten einen Basistext. Dazu phien. Die Lesedauer ist kurz und Inhalte sind
zählen Zusammenfassungen am Ende von Kapi- schnell erfassbar.
teln, aber auch Exkurse oder Glossare.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT, SCHRIFT 54/37

Text und Typografie


Lesbarkeit
Faktoren wie Augenflimmern, Ermüdung und Konzentrations-
schwäche beim Lesen stehen oft in einem kausalen Zusam-
menhang mit der Gestaltung durch Schrift.

Eine gute Lesbarkeit zeichnet sich durch eine hohe Lese-


freundlichkeit ohne Anstrengung aus, die durch eine ange-
messene Zeilenlänge, Laufweite, Zeilenabstand und dem
Einsatz von Absätzen erkennbar ist. Buchstaben sind klar
zu entziffern. Gleichförmig konstruierte Buchstaben, die sich
schlecht unterscheiden lassen oder Schriften, die aufwendig
ausgeprägt sind, können den Lesekomfort erschweren.
Zur Lesbarkeit tragen auch Kontrast, Farbigkeit und Mate-
rialität eines Hintergrunds bei.

Bei der Gestaltung von Lehrmaterialien sollte auf Individuali-


sierung, Dekoration und Experimente verzichtet werden.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, BILD 54/38

Bilder - Fotografien/Illustrationen/Pikto-
gramme/Icons/Symbole/Skizzen/Zeichnungen
Einsatz von Bildern Fotografien
Bilder werden bei der Erstellung von Lehrma- Mehrdeutigkeiten können bei Bildinterpretatio- In Abhängigkeit von rechtlichen Aspekten
terialien zu unterschiedlichen Zwecken einge- nen nicht ausgeschlossen werden. Daher wird (z.B. selbst produzierte Visualisierungen ermög-
setzt: Sie können einen Fokus auf Bedeutsam- empfohlen, Text und Bild gemeinsam einzuset- lichen den rechtefreien Einsatz während Bilder
keit legen. Bilder werden mit Stimmungen und zen, wobei zuerst das Bild mit einer Bildunter- anderer Personen, Verlage und Institutionen mit
Gefühlswelten in Verbindung gebracht und sie schrift und einem Abbildungsverzeichnis und Einschränkungen zu Vervielfältigung und/oder
dienen der Verdeutlichung und visuellen anschließend der erklärende Text präsentiert Veränderung ausgestattet sein können) können
Erläuterung. werden sollte (Domagk, 2008, S. 224), Kerres Ausschnitte, Farben und Texturen eines Bildes
Lehrmittel, die mit visueller Unterstützung wie (2013, S. 170). verändert werden.
dem Einsatz von Bildern arbeiten, werden positi-
ver eingeschätzt, als Materialien ohne Bilder. Beim Positionieren mehrere Bilder und der
Komposition von Bild und Text müssen zweck-
Fotografien, technische Zeichnungen, Pikto- bedingt Verhältnisse und Beziehungen zwischen
gramme oder auch Darstellungen aus den den verschiedenen Elementen berücksichtigt
Naturwissenschaften oder der Medizin reduzie- werden. Dabei sind grundlegende Prinzipien
ren die inhaltliche Komplexität und legen den zu beachten, die zunächst die Bildgestaltung
Fokus auf das Wesentliche. betreffen.

Schematische Abbilder können schneller und


treffsicherer interpretiert werden als andere Bild-
typen (vgl. Ballstaedt, 1997, S. 203ff.).

Beim Einsatz von Symbolen wird ein gemeinsa-


mes Verständnis vorausgesetzt, um eine Aussa-
ge verstehen zu können. So kann zum Beispiel
ein Ausrufezeichen im Skript auf eine zentrale
Aussage hinweisen.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, BILD 54/39

Bilder
Fotografien
Rahmen Format
Aufgrund von technischen Bedingungen und Die Aussage eines Bildes kann über das gewähl-
einer Betrachtungsweise, die von einer abend- te Format verstärkt werden. Man unterscheidet
ländischen Kultur geprägt ist, ist das rechteckige zwischen den Panoramaformat ähnlich 16:9,
Format eines Bildes vorherrschend. dem Landschaftsformat – ein statisches,
Dabei werden durch den Rahmen eines Bildes, horizontales querliegendes Format; dem Portrait-
die Blickpunkte, Perspektiven und auch die Bild- format – ein dynamisches vertikales Format
ausschnitte festgelegt. oder auch ein quadratisches Format (wie z.B.
bei Instagram Einträgen), was ein ausgewogenes,
Ebenfalls wird auch das nicht Dargestellte durch stabiles Format darstellt.
einen Betrachter oder eine Betrachterin wahr-
genommen, indem z.b. die Bereiche rechts und
links oder oben und unten in einer Landschafts-
darstellung ausserhalb eines Bildrahmens mit
gedacht bzw. geahnt werden und somit präsent
sind.

Tiefenschärfe
Über die Tiefenschärfe in einem Bild können
sichtbare Bereiche geordnet strukturiert und
hierarchisiert werden.Damit wird ein Blick ge-
lenkt und ein Fokus auf einen bestimmten
Bereich im Bild gelegt.

Abb. 32 - 36: Ansichtsbeispiele Fotografie


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, BILD 54/40

Bilder
Einstellungsgrößen
Einstellungsgrößen
Einstellungen
Die Komposition innerhalb eines Bildes und
dessen Dynamik wird über die Einstellung eines
Bildes deutlich. Detail
Groß
Eine Nahaufnahme oder Großaufnahme wird
häufig für emotionale Darstellungen eingesetzt. Nah
Diese werden vorwiegend über Detailaufnahmen
von Gegenständen oder über Gesichter von Per- Halbnah
sonen vermittelt.

Eine Halbtotale oder amerikanische Einstellung Amerikanisch


legt den Fokus auf die Handlung.

Bei Panoramaeinstellungen und Totalen spricht


man von einem “informativen Blick” da möglichst
viel sichtbar ist.
Halbtotale

Totale
Abb. 37: Einstellungsgrößen
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, BILD 54/41

Bilder
Blickwinkel/Perspektive/Standpunkt
Das menschliche Auge kennt drei verschiedene Der Standpunkt indem ein fotografisches Bild
Perspektiven: aus Augenhöhle wird z.b. eine angefertigt wurde, legt ebenfalls eine bestimmte
objektive Sicht vermittelt (siehe rechts mittig). Lesart nah. So wird der Blick eines Betrachters
Eine Vogelperspektive oder Aufsicht “vermittelt” oder einer Betrachterin durch die Strukturierung
einen Betrachter oder Betrachterin den Eindruck innerhalb eines Bildes mit Vordergrund, Hinter-
von Übersichtlichkeit und dadurch Kontrolle und grund und Schärfentiefe, Detail -oder Gesamt-
Sicherheit (siehe rechts oben). ansicht, Horizontlinie und Perspektive gelenkt.
Die Froschperspektive oder Untersicht stellt das Dabei kann einerseits eine realistische, eher ob-
Gefühl von Machtlosigkeit, Unsicherheit und jektive Sicht vermittelt werden oder andererseits
Unterlegenheit dar (siehe rechts unten). eine imaginäre Aussage verdeutlicht werden.

Die Perspektive kann noch durch die Position


des Bildes auf einer Seite verstärkt werden. Der
Eindruck der Vogelperspektive kann durch eine
Positionierung am oberen Bildrand verstärkt
werden, die Bereiche darunter werden fast “nie-
dergedrückt” bzw. dominiert.

Die Seitenmitte unterstützt den Eindruck einer


Information auf Augenhöhe.

Eine Position am unteren Bildrand hingegen


kann eine unterlegene Position ähnlich der
Froschperspektive darstellen, aber auch eine
stabilisierende Wirkung für eine Komposition
haben.

Abb. 38 -40: Ansichtsbeispiele Perspektiven


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, BILD 54/42

Bilder
Lichteinfall, Beleuchtung
Der Lichteinfall innerhalb eines fotografischen
Bildes vermittelt unterschiedliche Informationen
Stimmungen.

Ein seitlicher Lichteinfall (Abbildung ganz links)


stellt eine natürliche Lichtsituation da und wirkt
realistisch.

Ein senkrechter Lichtkegel von oben (Abbildung


mittig) erinnert an ein Spotlight und vermittelt
den Eindruck einer Enthüllung.

Ein diffuses Licht kann als Hinweis auf etwas


Geheimnisvolles oder Emotionales gelesen wer-
den. (Abbildung ganz rechts)

Abb. 41 - 43: Ansichtsbeispiele Licht


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, BILD 54/43

Bilder
Bildkomposition, Manipulation, Filter
Bildkomposition Manipulation/Filter
Konventionelle Kompositionen legen den Bei fotografischen Bildern können Filter wie
Schwerpunkt auf den optischen Mittelpunkt Mosaikfilter, Rasterpunkte oder Weichzeichner
eines Bildes, so dass die Kräftelinien innerhalb sowie Techniken wie Collage, Schwarz/Weiß,
eines Bilder sehr zentriert, statisch und symmet- Abstraktion und Umrisslinien oder Silhouetten
risch angelegt sind (siehe Beispiel rechts) eine Bildaussage verstärken.
Filter und Manipulationen sollten jedoch vor al-
lem in der Gestaltung von Lehrmaterialien nicht
zum Selbstzweck der Verschönerung oder als
dekoratives Beiwerk eingesetzt werden.

Dagegen setzen sich ungewöhnliche Kompo-


sition durch eine dynamische Spannung und
ein Ungleichgewicht ab (siehe Beispiel rechts
mittig).

Für den Fall, dass mehrere Bilder auf einer Seite


eingesetzt werden, sollte berücksichtigt werden,
dass die unterschiedlichen Konstruktionslinien
in den jeweiligen Bildern miteinander in einen
visuellen Dialog treten und die Bilder daraufhin Abb. 44 - 46: Beispiele Komposition, Filter Das Bild oben zeigt den Einsatz eines Mosaik-
angelegt werden sollten. filters um z.B. eine Person unkenntlich zu machen.
Ebenfalls sollten dabei die optischen Linien, die
sich durch Textblöcke und Textkanten ergeben
und auch das Format einer Seite sowie der
Weißraum (d.h. Leerraum) als prägende Elemen-
te berücksichtigt werden.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GRAFIKEN, DIAGRAMME 54/44

Grafiken
Piktogramme/Icons/Symbole/Skizzen/Zeichnungen
Im Gegensatz zu Fotografien können abstrahier-
te Darstellungen in der Form von Zeichnungen,
Skizzen, Piktogrammen, Symbolen oder Icons
die Wahrnehmung und die Auseinandersetzung
mit einem Thema intensivieren und einen Blick
durch die visuelle Darstellung lenken.

Dabei wird eine Bildaussage auf etwas Wesent-


liches reduziert. Beiwerk wie Hintergrund, Land-
schaft oder das Umfeld eines fotografierten
die Italie
mehr als nmannschaften
Trapatto sie spielen! Wi kaufen nicht
oder ge ni? Diese Spielerssen Sie, waru

Gegenstandes, ein bestimmter Lichteinfall oder


gespielt spielt Basler oder beklagen m
Mittwoc Mittwoch? Hat hat gesp
ielt
Flasche h, welche Mann gespielt Mehmet

eine Perspektive können die Analyse eines Bildes


diese Spleer! Haben Sieschaft hat
Platz. In ieler waren schwgesehen
Ein Trainediese Spiel es ach wie eine
Training r sei sehen wawaren zwei, drei

nicht beeinflussen. Ich habe. Ein Trainer ist s passieren in


gesehen gesehen auch nicht ein Idiot!
habe au in Europa nach zwei Tage die
brauchench andere Mann diese Mittwoch.
diese zw vielleicht Halbzschaften
Platz. Zwei Spieler: nach eit Pause. Ich
Offensiv eitens: ich habeDortmund

Illustrationen und abstrakte Darstellungen redu- verstehen , offensiv erklärt


Ist klar , was ichist wie machen mit
hab wir in
Spitzen diese Wörter, istgesagt? Danke.

zieren daher die visuelle Komplexität und ermög-


me hr, mö
vergesse Me hmet eh glich
und dannn Zickler. Zickle mehr Ba
sler.
wir in Pla Zickler. Wir mür ist eine

lichen eine Fokussierung auf das Wesentliche.


offensiv tz drei Spitzen ssen nicht
wie Baye :
Mannscha rn. Le Elber, Jancka
offensiv ft spielt offen tzte Spiel hatte
gespielt. siv n
Situatione Es gibt keund die Name

Im Kontext der Lehre sind Illustrationen oder


Zeitungen n. Erste ine deut
ns: wi sche
was sie , aber ich haber haben nicht
sind. Ich
oh, einige lese nichtgehört viele

auch einfache Strichfiguren oftmals hilfreicher.


Es gibt im Spieler verges sehr vie
le
Moment se
in diese n ihnen Profi
Mannscha
ft,

Skizzen und Illustrationen weichen den An-


spruch an Perfektion auf und geben Raum für
die eigene Interpretation. Eine Auseinander-
setzung mit einem Sachverhalt kann intensiviert
werden. Zudem sind Skizzen und Strichfiguren
schneller herzustellen und ermöglichen auch
den rechtefreien Einsatz.

Abb. 47: Illustration Lehrmaterialien


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GRAFIKEN, DIAGRAMME 54/45

Grafiken
Diagramme, Charts, Tabellen, ;-)
Ähnlich wie beim Einsatz von Bildern gibt es
auch bei Diagrammen, Charts und Tabellen
visuelle Konventionen an denen man sich orien-
tieren sollte. Dazu zählen die Linearperspektive
ggf. eine Rahmung oder Hintergrundfläche,
wenn eine klare Unterscheidung zu anderen
Inhalten und Elementen nicht gegeben ist.

Bewegungspfeile und Detaildarstellungen


können eine visuelle Information und Orientie-
rung erhöhen.

Symbole wie Ausrufezeichen, Warndreieck und


farbige Akzentuierungen können das Augen-

⛮⛴⛢⚥
merk auf wesentliche Aspekte einer grafischen
Darstellung lenken.

Auf der folgenden Seite werden verschiedene


Diagramme und Grafiken mit unterschiedlichem

♍ ⎙Ⅶ
Inhalt und Aussage aufgezeigt. Alle Grafiken
sind handgezeichnet, um deutlich zu machen,
dass Skizzen und Handzeichnungen die Vor-
stellungskraft von Betrachterinnen und Be-
trachtern aktivieren können. Gleichzeitig wird
ein Interpretationsraum in der Darstellung von
Wissen aufgemacht, der sich aktiv erschlossen
werden muss.
Abb. 48: Beispiele Piktogramme und Zeichen
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GRAFIKEN, DIAGRAMME 54/46

Grafiken
Veranschaulichung durch Diagramme

Abb.49: Übersicht zu verschiedenen Diagrammmen und Visualisierungen mit unterschiedlichen Inhalten


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GRAFIKEN, DIAGRAMME 54/47

Grafiken
Diagramme
Veranschaulichung durch Diagramme Vergleichstyp vs. Form
Diagramme dienen der Veranschaulichung von
komplexen, quantitativen Zusammenhängen
und messbaren Variablen (hier Vergleichstyp
bzw. Korrelation, inhaltliche Aussage).

Man unterscheidet die Formen Kreis-, Säulen-,


Balken-, Flächen- oder Punktdiagramme.
Gemäß der Lesekonvention liest man Balken-
und Säulendiagramme von links oben nach
rechts unten, Kreisdiagramme lassen sich im
Uhrzeigersinn lesen.

Diagramme sollten klare Beschriftungen auf-


führen mit Überschrift, Name, Titel mit zentraler
Aussage, Benennung der Achsen, Einheiten,
Aktualität und Zeiträume der Daten..

Das Aufführen des Nullpunkts ist ein wesentlicher


Referenzpunkt für das Verständnis.

Abb.50: Adaption Übersicht (nach Ballstaedt, 2019, S.42)


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, GRAFIKEN, DIAGRAMME 54/48

Grafiken
Diagramme - Visuelle Konventionen
Bei der Erstellung von Diagrammen und Illust-
rationen für die Darstellung wissenschaftlicher
Erkenntnisse und statistischer Verhältnisse
orientiert man sich an Konventionen, die eine
verbesserte Kommunikation durch tradierte
und gelernte Übereinkünfte ermöglichen.

Verschiedene Aspekte wie Raum, Tiefe, Bewe-


gung, Handlung oder der Aufbau und einzelne
Bestandteile einer Gesamtheit lassen sich durch
bestimmte Perspektiven, den Einsatz von
typischen Symbolen oder auch der Art der
Darstellung vermitteln.

Abb.51: Adaption Übersicht visuelle Konventionen (nach Ballstaedt, 2019, S.43)


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT / BILD 54/49

Text / Bild
Verhältnis
Text und Bild ergänzen sich in der Kommunika- Bilder sind meist emotional und appellativ. Sie
tion komplementär und beziehen sich auch in können mehrdeutig interpretiert werden und
der grafischen Darstellung aufeinander. sind nicht selbstbezüglich wahrzunehmen.
Dabei sollte bildnerisch dargestellt werden,
was über Text und Sprache nur schwer oder In der Gestaltung von Lehrmitteln sollten Bild
überhaupt nicht kommuniziert werden kann. -und Textebenen klar voneinander getrennt wer-
Texte sollten dagegen eingesetzt werden, wenn den, daher in unterschiedlichen Bereichen,
komplexe Inhalte und Aussagen über Bilder nur in einem entsprechend klaren Raster positioniert
aufwendig oder nicht sinnvoll erkenntlich vermit- werden.
telt werden können.
Ein Mix zwischen Bild und Text innerhalb eines
Ein Text gibt Informationen eher auf der intel- Fließtext ist für eine übersichtliche Gestaltung
lektuellen Ebene der Reflektion und des Nach- sehr herausfordernd und widerspricht einer
denkens wieder. Das können bestimmte Fakten, klaren strukturierten Darstellung.
fachspezifischen Informationen oder auch Ein-
stellungen und theoretische Positionen sein, die
rational, argumentativ vermittelt werden. Texte
sind selbstbezüglich und werden für die Kom-
munikation von abstrakten Inhalten, die weniger
deutungsoffen sind, eingesetzt.

Bilder werden im Lehrkontext zu Veranschau-


lichung und Illustration eines Sachverhaltes
eingesetzt. Sie werden in der Wahrnehmung
ganzheitlich verarbeitet.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT / BILD 54/50

Text / Bild
Verhältnis
Folgende Tabelle nach Ballstaedt führt die unter-
schiedlichen Funktionen und Möglichkeiten der
Vermittlung durch Text und Bild auf:

Funktion Text Bild


Benennen Einführen von Wörtern: Übersicht z.B. zur Darstellung
Terminologie, Definitionen von einzelnen Komponenten

Beschreiben Beschreibung von Objekten, Repräsentation von Objekten


Beobachtungen, Bericht

Erklären Darstellen von Ursachen, Zeigen von Komponenten,


Wirkungen, Zusammenhängen Charts, Ablaufdiagramm

Anleiten Handlungsanleitende Formulierungen Aufzeigen von Berührungspunkten,


Handgriffen, Abläufen

Warnen Gebote und Verbote, Merksätze Piktogramme: Aufzeigen der mgl.


Folgen, Gefahren, Gegenmaßnahmen

Abb.52: Adaption Übersicht visuelle Konventionen (nach Ballstaedt, 2019, S.43)


MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, FAZIT 54/51

Zusammenfassung
Fazit, Empfehlungen
Die Gestaltung von Lehr- und Lernmaterialien Visualisierungen und visuelle Anreize Einsatz von Farbe
entspricht einem klassischen Designprozess Bildern sind Text vorzuziehen, da ein prägnantes • Bedenken: 8% Männer und 0,4 % Frauen
im Rahmen von Kommunikations- und Informa- Bild eindrücklicher wirkt als ein Text. Schlichte sind farbenblind.
tionsgestaltung mit den Phasen Diagrammen präsentieren Zahlen und quantitati- • Einsatz von Farbtönen und
01 - Briefing und Debriefing ve Zusammenhänge am einprägsamsten. Farbintensitäten.
02 - Analyse und Recherche • Didaktischer Einsatz von Farbe ist
03 - Konzeption, Gliederung Grafische Reduktion funktional, d.h. gleiche Farben haben
04 - Gestaltung Keine unnötigen grafischen Extras wie Filter, gleiche Bedeutung.
05 - Umsetzung Animationen, Übergänge, Dekorationen • Reduzierter Einsatz einer Auszeichnungs
06 - Veröffentlichung, Präsentation farbe (Signalfarbe) als Mittel der
Typografie Hervorhebung
Inhaltliche Organisation und Strukturierung Inhaltliche Strukturen typografisch visualisieren, • Farben als Mittel der Zuordnung,
des Wissensbestandes z.B. Gruppierung und Orientierung, um
Bei der inhaltlichen Organisation der Informatio- • Zeilenabstände, Einrückungen zusammengehöriger Informationen
nen sollte man darauf achten, dass die Folien, • Spiegelstriche oder andere Zeichen darzustellen (Gestaltgesetze).
Seiten, Screens nicht überladen werden. • Reduzuerter Einsatz von Schriftarten • Verwendung von konventionellen
Es werden 4-5 Inhaltspunkte empfohlen, um und Schriftschnitten Farbkodes.
einen überschaubaren und nachvollziehbaren • Gruppieren zusammengehöriger Inhalte
Umfang darzustellen. Texte sollten nur kurz nach den Gestaltgesetzen
sein. Optimalerweise nur prägnante Stichwörter, • Hervorhebungen durch fette Schrift
Phrasen, Definitionen und Merksätze vderwen- oder Farbe
den und diese unterschiedlichen Textsorten • Einsatz grafische Zusätze wie
nicht vermischen. z.B. Pfeile, Rahmen

Formulierungen
Konkrete Beispiele und aktive Verben statt
abstrakter Verallgemeinerungen.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, TEXT / BILD 54/52

Ausblick
Perspektive
In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen (Coronapandemie, Ukraine-
krieg, Klimawandel)hat sich der Bedarf an einer effizienten Kommunikation im
Rahmen von Lehre und Wissenschaft deutlich verschärft. Die SuS und die Stu-
dierenden haben noch weniger Zeit, sich intensiv mit den Lernmaterialien und
Inhalten auseinanderzusetzen.

Im Rahmen von Lernplattformen, dem Einsatz von Software und der Organsia-
tion von Wissen ist auch in diesem Bereich der Anspruch an Nutzerfreundlich-
keit, Lesbarkeit, Nachvollziehbarkeit und Sinnhaftigkeit - kurz der Anspruch an
Effizienz in der Kommunikation - eine allgemeine Notwendigkeit geworden.

Andererseits sollte eine rezeptive, passive und konsumorientierte Lernhaltung


im Sinne von ich lerne nur was prüfungsrelevant ist aufgebrochen werden und
kreative Lernformen kultiviert werden.

Hier sollte der versierte und umsichtige Umgang mit Hard- und Software in der
Gestaltung von Lehr- und Lernmaterialien gefördert und eine entsprechend
informierte Medienkompetenz bezüglich analoger und digitaler Anwendungen,
aber auch ihrer Wirkungsweise weiter ausgebaut und gepflegt werden.
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, ABBILDUNGSVERZEICHNIS 54/53

Abbildungsverzeichnis
Lizenzen
Abb.01 - 48: CC BY SA 4.0, UOS, IfKK, Design und Medien, B.Bruder, D.Klaus
Abb.49 - 52:

Abb.22: CC BY 4.0 Margret Plank, Noreen Krause, Britta Beutnagel stellvertretend für das Team twillo, Gestaltung und Grafiken von Merle Zander
MEDIEN & DESIGN, GESTALTUNG VON LEHR- UND LERNMATERIALIEN, TEIL 1, LITERATURVERZEICHNIS 54/54

Literaturverzeichnis und
weiterführende Literatur
Bücher

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Oldenbourg Verlag.
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