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1. DIE GRÜNDUNGSVERTRÄGE
Änderungen am EU-Vertrag:
Das Prinzip der verstärkten Zusammenarbeit wurde eingeführt. Dieses Prinzip
bietet den Mitgliedsstaaten, die das wollen, die Gelegenheit zu einer
verstärkten Zusammenarbeit in kleiner Runde, um die Integration zu vertiefen.
19 Länder haben sich z.B. bereiterklärt voranzuschreiten und haben den Euro
bereits eingeführt.
Ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Euro (20 Länder)
Schengen (boarderfree travel)
EU-Patent (alle außer Spanien und Kroatien)
Scheidungsrecht für internationale Paare
Europäische Staatsanwaltschaft
Änderungen am EG-Vertrag:
Der EG wurde der neue Kompetenzbereich Beschäftigungspolitik übertragen.
Damit sollten den Mitgliedsstaaten die Möglichkeit gegeben werden, ihre
Beschäftigungspolitik besser europäisch abstimmen zu können.
Erweiterte Kompetenzen im Bereich der Sozialpolitik.
Die EG erhielt neue Zuständigkeiten im Bereich Antidiskriminierung.
Inkorporierung großer Teile der 3 Säulen in den EGV
Wichtigste Änderungen:
Änderungen im EUV und EGV. Der EGV heißt jetzt Vertrag über die
Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV).
Neuer Abstimmungsmodus der qualifizierten Mehrheitsentscheidungen.
Einführung des Prinzips der doppelten Mehrheit. Wenn die EU im Rat
eine Entscheidung trifft, müssen 55% der Staaten zustimmen und diese
müssen 65% der Bevölkerung repräsentieren.
Die Bereiche, in welchen die qualifizierte Mehrheitsentscheidung
angewendet wird, wurden ausgeweitet.
Die nationalen Parlamente wurden durch die Subsidiaritätskontrolle
gestärkt.
Eine „Austrittsklausel“ wurde eingeführt (Art. 50). Haben die Briten
genutzt.
Die Grundrechtscharta wird rechtlich verbindlich.
Was wurde nicht übernommen:
Der Begriff „Verfassung“ wurde verworfen
Kein Bezug auf die Symbole der EU (Flagge, Hymne)
Kein Außenminister der EU (aber dafür „hoher Repräsentant der EU für
Äußere Angelegenheiten und Sicherheitspolitik“)
8. BEITRITTSRUNDEN
1958: D, F, I, BeNeLux
1973: Dänemark, GB, Irland
1981: Griechenland
1986: Spanien, Portugal
1995: Österreich, Schweden, Finnland
2004: Estland, Litauen, Lettland, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn,
Slowenien, Malta und Zypern:
2007: Bulgarien, Rumänien
2013: Kroatien
Beitrittskriterien:
Damit ein Staat beitreten kann, muss er die Kopenhagener Kriterien erfüllen.
Politisches Kriterium: stabile Institutionen, Demokratie,
Menschenrechte, Minderheitenschutz
Wirtschaftliches Kriterium: funktionierende Marktwirtschaft, die dem
Wettbewerbsdruck der EU standhält
Rechtliches Kriterium: das gesamte EU-Recht muss übernommen
werden (ca. 90.000 Seiten)
Zudem: „Europäischer Staat“ (Art. 49): geographisch, historisch und
kulturell bedingt
Die Hauptorgane werden von 2 Nebenorganen unterstützt. Sie haben nur eine
beratende Funktion und können keine rechtsverbindlichen Maßnahmen beschließen
(Art. 13 IV).
Wirtschafts- und Sozialausschuss
Ausschuss der Regionen
Sitz der Organe (Art. 341)
Der Sitz der Organe der EU wird in Art. 341 des AEUV geregelt. Der Sitz der Organe
wird in Einvernehmen mit den Regierungen der Mitgliedsstaaten geregelt. Die
Sitzfrage der Organe ist eine politische Frage. Wenn ein Land einen EU-Sitz hat, ist
das mit Prestige verbunden. Ein Sitz im Land ist auch mit hoher Kaufkraft der
Bediensteten verbunden.
Amtssprachen (Art. 342)
Derzeit gibt es in der EU 24 Amtssprachen. Jeder EU-Bürger kann sich in diesen
Sprachen an die Organe der EU wenden und hat das Recht eine Antwort in dieser
Sprache zu erhalten. Alle EU-Rechtsakte werden in diesen Sprachen veröffentlicht.
Einige Sprachen fungieren in mehreren Ländern als Amtssprache, weshalb es nicht
27 Amtssprachen gibt.
Die Amtssprachen werden für externe Kommunikation genutzt. Daneben gibt es
auch Arbeitssprachen, welche für interne Kommunikation genutzt werden: englisch,
französisch, deutsch.
1. DIE KOMMISSION (Art. 17 I EU)
Die Kommission fungiert als Vertreter der „Unionsinteressen“ und wird deshalb auch
als „Regierung“ der EU bezeichnet.
Aufgaben und Befugnisse
a) Gesetzgebungsinitiative (Art 17 II 1 EU)
Initiativmonopol der Kommission. Die Kommission hat die
Gesetzgebungsinitiative. Ausnahme: Europäische Bürgerinitiative (Art 11, Abs.
4).
Dafür braucht es die Initiative von 1 Mio. Unionsbürger aus verschiedenen
Ländern. Z.B. Verbot von Glyphosat.
d) Außenbeziehungen
Vertritt die EU nach außen (Art. 17 | 6 EU).
Verhandelt Abkommen mit Drittstaaten (Art. 207, 218 AEU)
Beschlussfassung
Beschlüsse werden mit der Mehrheit der Mitglieder gefasst (Art. 250 AEU)
Die Kommission übt ihre Tätigkeit in voller Unabhängigkeit aus und nimmt keine
Weisungen der MS-Regierungen an (Art. 17 III 3 EU)
2. DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT (Art. 14 EU und Art. 223-234 AEU)
Das EP ist der Interessensvertreter der EU-Bürger.
Aufgaben und Befugnisse
a) Legislativbefugnis
- Ordentliches Gesetzgebungsverfahren:
Das EP erlässt gemeinsam mit dem Rat Gesetzgebungsakte (Art. 289
I, 294 AEU). Das Parlament macht die Gesetze zusammen mit dem Rat
auf Vorschlag der Kommission. Kommission schlägt vor, Parlament und
Rat beschließen.
- Besonderes Gesetzgebungsverfahren:
Rat entscheidet in erster Linie, dem Parlament kommt nur eine
eingeschränkte Rolle zu (Art. 289 II AEU):
o Anhörungsverfahren (das Parlament wird nur angehört)
o Zustimmungsverfahren (das Parlament muss wichtigen
Gesetzgebungsakten zustimmen, kann aber keinen Einfluss auf
den Inhalt nehmen)
b) Kontrollbefugnis
- Ernennung
Die gesamte Kommission muss eine Zustimmung vom Parlament
erhalten (Art. 17 VII EU). Das Parlament wählt den Präsidenten der
Kommission (Frau Von der Leyen). Die Mitglieder müssen zu den
Werten der EU passen und wenn das Parlament die Ernennung eines
Kommissionsmitglieds ablehnt, so muss ein anderes ernannt werden.
- Misstrauensvotum
Das Parlament kann den Misstrauensantrag gegen die Kommission
stellen. Wird dieser angenommen, so muss die Kommission
geschlossen ihr Amt niederlegen (Art. 17 VIII EU, 234 TFEU)
c) Haushaltsbefugnis
- Das EP übt – gemeinsam mit dem Rat – die Haushaltsbefugnisse aus
(Art. 14 I EU). Das Parlament kann nur zusammen mit dem Rat
agieren.
- Umfang des EU-Budget (ca. 150 Milliarden pro Jahr)
- Der EU-Haushaltsplan wird immer für 7 Jahre erstellt
Zusammensetzung
- Theoretisch bis zu 750 Mitglieder + Präsident des EP (Art. 14 II EU),
aktuell 705
- Amtszeiten von 5 Jahren
- Gewählt in direkter, allgemeiner, geheimer und freier Wahl (Art 14 III
EU)
- Präsident des EP: Amtszeit 2,5 Jahre (Roberta Metsola)
Beschlussfassung
Mehrheit der abgegebenen Stimmen, 2/3 für Misstrauensvotum notwendig
3. DER MINISTERRAT (Art. 16 EU, 237 ff. AEU)
Zusammensetzung
- Der Rat besteht aus je einem Minister pro MS (Art. 16 II EU).
- Eine personelle Kontinuität wird nicht verlangt. Der Rat tagt deshalb idR in der
Zusammensetzung der zuständigen Fachminister (Art. 16 VI EU). Geht es z.B.
um Themen der Landwirtschaft, so treffen sich die Landwirtschaftsminister.
VORSITZ
- Um den Ministerrat besser koordinieren zu können, wurde ein Vorsitz
eingeführt
- Der Vorsitz wechselt jede 6 Monate zwischen den MS (Rotationssystem nach
Art. 16 IX EU). Derzeit Schweden.
Beschlussfassung
Es gibt unterschiedliche Abstimmungsverfahren:
- Einstimmigkeit
- Einfache Mehrheit
- Qualifizierte Mehrheit
Grund? Die einfache Mehrheit berücksichtig nur die Anzahl der Staaten, aber
nicht die Anzahl der Bevölkerung.
Die qualifizierte Mehrheit erfordert die Zustimmung von 55% der MS (, welche
Staaten) 65% der EU-Bevölkerung repräsentieren (doppelte Mehrheit: Art. 16
IV EU).
4. DER EUROPÄISCHE RAT (Art. 15 EU)
Zusammensetzung
- Regierungschefs der MS + Präsident der Kommission + Präsident des
Europäischen Rates (Art 15 II EU)
- Tagungen finden 4x pro Jahr statt
Beschlussfassung
- Prinzip des Konsenses (Art. 15 IV EU)
- Es findet keine formale Abstimmung statt
Primärrecht
Es wird auch als Verfassungsrecht der EU bezeichnet, wie es die Grundstruktur der
EU regelt. Wird von den MS erlassen.
Das Primärrecht ist die höchstrangige Quelle des Unionsrecht und lässt sich in 2
Subkategorien unterteilen:
- Geschriebenes Primärrecht (Verträge)
o Der Vertrag über die europäische Union (EU)
o Der Vertrag über die Arbeitsweise der europäischen Union (AEU)
o Der Euratom Vertrag
o Protokolle
Sekundärrecht
Das sekundäre Unionsrecht wird von den EU-Organen geschaffen. Es ist viel
umfangreicher als das Primärrecht. Die EU-Organe dürfen nur dann Rechtsakte
erlassen, wenn das Primärrecht ihnen eine entsprechende Kompetenz verleiht.
Das sekundäre Unionsrecht kennt folgende Rechtsakte (Art. 288 AEU):
- Verordnungen (288 II AEU)
- Richtlinien (288 III AEU)
- Beschlüsse (288 IV AEU)
- Empfehlungen und Stellungnahmen (288 V AEU)
- Unmittelbare Geltung
Es bedarf also keines weiteren Umwandlungsaktes in nationales Recht!
Beispiele
- Fluggastrechte: wenn der Flug abgesagt wird, verspätet oder überbucht ist,
stehen den Fluggästen Rechte zu
- Roaminggebühren: die Roaminggebühren in der EU wurden zuerst mit einer
Verordnung beschränkt und mit einer weiteren 2017 komplett abgeschafft. In
Großbritannien müssen sie wieder bezahlt werden.
- Geoblocking-Verordnung: Geoblocking wurde verboten. Ist wichtig, um den
Binnenmarkt zu fördern, EU-Bürger können Waren im EU-Ausland bestellen.
Audiovisuelle Services sind davon ausgenommen (Netflix, Amazon Prime).
- Datenschutz Grundverordnung (DSGVO): gilt auch unmittelbar und
umfassend in allen MS
Relevanz
Die EU-Organe greifen nur zögerlich auf das Instrument der Verordnung
zurück. Das Argument dafür ist, dass Verordnungen den einzelnen MS keinen
Spielraum gibt, um nationale Besonderheiten zu berücksichtigen.
Fazit
Verordnungen sind „Gesetze der EU“. Ihr Ziel ist die 100%ige
Rechtsvereinheitlichung in der EU.
Fazit
Während die Abgrenzung der einzelnen Sekundärrechtsakte in der Theorie klar ist,
entstehen in der Praxis erhebliche Probleme.