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Vertiefung Europarecht – WS 23/24 – Jun.-Prof. Dr.

Scheu

Herzlich willkommen!

Vertiefung Europarecht
im Wintersemester 2023/2024
Jun.-Prof. Dr. Julian Scheu, LL.M.
Vertiefung Europarecht – WS 23/24 – Jun.-Prof. Dr. Scheu

Entwicklung der europäischen Idee

Immanuel Kant Jean Monnet


(1724-1804) (1874-1965)
Vertiefung Europarecht – WS 23/24 – Jun.-Prof. Dr. Scheu

Entstehung der Europäischen Union


Vertiefung Europarecht – WS 23/24 – Jun.-Prof. Dr. Scheu

Entstehung der Europäischen Union

Schuman-Erklärung vom 9. Mai 1950 zur Schaffung einer


Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)
„[…] Die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion wird sofort die Schaffung
gemeinsamer Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung sichern - die erste
Etappe der europäischen Föderation - und die Bestimmung jener Gebiete ändern, die
lange Zeit der Herstellung von Waffen gewidmet waren, deren sicherste Opfer sie
gewesen sind. Die Solidarität der Produktion, die so geschaffen wird, wird bekunden,
dass jeder Krieg zwischen Frankreich und Deutschland nicht nur undenkbar, sondern
materiell unmöglich ist.“
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Welche Rechtsnatur hat die Europäische Union ?

Völkerrechtlich Staatsrechtlich Innerstaatlich


? ? ?

Partielles supranationaler Juristische Person des


Völkerrechtssubjekt, Staatenverbund öffentlichen Rechts,
(vgl. Art. 47 EUV) (vgl. Lissabon-Urteil BVerfG) (vgl. Art. 335 AEUV)
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Vertragsänderung und
Bei-/Austritte von Mitgliedstaaten
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Verhältnis der Europäischen Union zu den Mitgliedsstaaten

EU-Mitgliedsstaaten Europäische Union

„Herren der Verträge“

Änderung der Verträge


Beitritt zur Union
Austritt aus der Union
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Verhältnis der Europäischen Union zu den Mitgliedsstaaten


EU- Mitgliedsstaaten Europäische Union

Beitritt zur Union

• Beitrittsverfahren in Art. 49 EUV geregelt


 Einstimmige Ermessensentscheidung („Kopenhagener Kriterien“)

• Politische Voraussetzungen (ins. Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte)


• Wirtschaftliche Voraussetzungen (ins. wettbewerbsfähige Marktwirtschaft)
• Europäischer Besitzstand („acquis communautaire“)
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Verhältnis der Europäischen Union zu den Mitgliedsstaaten


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Verhältnis der Europäischen Union zu den Mitgliedsstaaten


Art. 23 Abs. 1 S. 3 GG: „Für die Begründung der Europäischen Union sowie für
Änderungen ihrer vertraglichen Grundlagen und vergleichbare Regelungen, durch
die dieses Grundgesetz seinem Inhalt nach geändert oder ergänzt wird oder solche
Änderungen oder Ergänzungen ermöglicht werden, gilt Artikel 79 Abs. 2 und 3.“

Warum?

Neues Mitglied verändert Mehrheitsverhältnisse und damit auch den


politischen Einfluss Deutschlands im institutionellen Gefüge der EU

Politischer Einfluss des deutschen Wahlvolks (Art. 38 GG)


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Verhältnis der Europäischen Union zu den Mitgliedsstaaten


EU- Mitgliedsstaaten
Europäische Union
Austritt aus der Union

• Austrittsrecht in Art. 50 EUV geregelt


• zwei Jahre Verhandlungsfrist ab Austrittsgesuch
• einvernehmlich durch Austrittsabkommen
• oder automatisches Ausscheiden nach Fristablauf
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Verhältnis der Europäischen Union zu den Mitgliedsstaaten


EU- Mitgliedsstaaten Europäische Union
Austritt aus der Union

Unter großem Zeitdruck verhandelt:


Abkommen über Handel und Zusammenarbeit zwischen der
Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich von 2021
(Trade and Cooperation Agreement, TCA)
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Verhältnis der Europäischen Union zu den Mitgliedsstaaten


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Verhältnis der Europäischen Union zu den Mitgliedsstaaten

EU-Mitgliedsstaaten Europäische Union

„Herren der Verträge“

Beitritt zur Union ?


Austritt aus der Union
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Gliederung der Vorlesung


§1 Entstehung und Entwicklung der EU
§2 Strukturprinzipien der EU
§3 Kompetenzordnung in der EU
§4 Institutionen der EU
§5 Europäische Gesetzgebungsverfahren
§6 Rechtsquellen des EU-Rechts
§7 EU-Recht und nationales Recht
§8 Europäischer Binnenmarkt
§9 Europäischer Grundrechtsschutz
§ 10 Rechtsschutz im EU-Recht
§ 11 EU-Haftungsrecht
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Strukturprinzipien

im Verhältnis zwischen Union und Mitgliedstaaten


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Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit

Art. 4 Abs. 3 EUV


(1) Nach dem Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit achten und unterstützen sich die Union
und die Mitgliedstaaten gegenseitig bei der Erfüllung der Aufgaben, die sich aus den
Verträgen ergeben.
(2) Die Mitgliedstaaten ergreifen alle geeigneten Maßnahmen allgemeiner oder besonderer
Art zur Erfüllung der Verpflichtungen, die sich aus den Verträgen oder den Handlungen der
Organe der Union ergeben.
(3) Die Mitgliedstaaten unterstützen die Union bei der Erfüllung ihrer Aufgabe und
unterlassen alle Maßnahmen, die die Verwirklichung der Ziele der Union gefährden könnten.
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Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit

• Gegenseitige (!) Unterstützung und Achtung, UAbs. 1


• Kooperationspflicht, UAbs. 2
 Innerstaatliche Umsetzung des Unionsrechts  positive Mitwirkung
 Ggf. Rücknahme bestandskräftiger Entscheidungen

• Rücksichtnahmegebot: Verbot von Maßnahmen,


 Unterlassen
die unionsrechtliche Ziele gefährden, UAbs. 3
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Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit

Prinzip der „Unionstreue“

• Allgemeines Prinzip jenseits der loyalen Erfüllung konkreter


Verpflichtungen (str.)

• Treuepflichten = Ausdruck der Unionstreue

• Konsequenz: Pflicht zur konstruktiven Mitwirkung bei der politischen


Willensbildung auf Unionsebene
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Prinzip der „Unionstreue“ ?


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Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit

„effet utile“
Effizienzgebot = Pflicht, die größtmögliche Wirksamkeit der Normen des
Unionsrechts zu sichern („nützliche Wirkung“, frz.)
• vom EuGH entwickelt, Art. 4 Abs. 3 EUV
• Relevanz:
 Gebot der effektiven Auslegung von EU-Recht
 Argumentationsbasis für Rechtsfortbildung
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Koordinierung der Wirtschaftspolitik

• Geregelt in Art. 3 EUV i. V. m. Art. 119 AEUV

• Koordinierung der Wirtschaftspolitik (Art. 119 Abs. 1 AEUV)

• Einheitliche Geld- sowie Wechselkurspolitik (Art. 119 Abs. 2 AEUV)

• Grundsatz der offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb


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Grundwerte der Europäischen Union


Menschenwürde
Freiheit
Demokratie
Verankert in Gleichheit
Art. 2 EUV Rechtsstaatlichkeit
Menschenrechte
• Geltung der Charta der Grundrechte der EU (Art. 6 Abs. 1 EUV)
• Bekenntnis zur Europäischen Menschenrechtskonvention (Art. 6 Abs. 3 EUV)

• Relevant: Art. 49 EUV (Beitritt) und Art. 7 EUV (Rechtsstaatsmechanismus)

EU als Wertegemeinschaft
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Grundwerte der Europäischen Union


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Grundwerte der Europäischen Union

EuGH, 2023:
Polnische
(?) Rechtsstaat Justizreform
verstößt gegen
EU-Recht
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Diskriminierungsverbot

• Die Union achtet die Gleichheit der Mitgliedstaaten (Art. 4 Abs. 2 EUV)

• Allgemeines Diskriminierungsverbot aus Gründen der Staatsangehörigkeit


(Art. 18 AEUV)
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Diskriminierungsverbot

Allgemeines Diskriminierungsverbot (Art. 18 AEUV)


Unmittelbare
Staatsangehörigkeit
Diskriminierung
Inländerdiskriminierung
Mittelbare Herkunft/Wohnort
Diskriminierung

 Weiter Anwendungsbereich des allgemeinen Diskriminierungsverbots (vgl. Art. 21 AEUV)


 Spezielle Diskriminierungsverbote haben Anwendungsvorrang (zB. Art. 45 Abs. 3 AEUV)
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Strukturprinzipien der Europäischen Union

• Grundwerte der Europäischen Union


• Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit
• Diskriminierungsverbot

EU als Rechts-, Solidar- und Wertegemeinschaft

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