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Vertiefung Europarecht – WS 23/24 – Jun.-Prof. Dr.

Scheu

Herzlich willkommen!

Vertiefung Europarecht
im Wintersemester 2023/2024
Jun.-Prof. Dr. Julian Scheu, LL.M.
Vertiefung Europarecht – WS 23/24 – Jun.-Prof. Dr. Scheu

Nächste Woche:
Mi, 1. November 2023
(Allerheiligen)
Keine Vorlesung!
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Was gehört zur Vorlesung ?

Praxis-Einblick

Klausur-Übung

Wiederholungs-Quiz
Rückfragen außerhalb der Vorlesungszeiten
per E-Mail an feedback-scheu@uni-koeln.de

Proaktive Teilnahme im Hörsaal

Vor- und Nachbereitung im Eigenstudium


mit Ppt-Folien und Literaturhinweisen
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Gliederung der Vorlesung


§1 Entstehung und Entwicklung der EU
§2 Strukturprinzipien der EU
§3 Kompetenzordnung in der EU
§4 Institutionen der EU
§5 Europäische Gesetzgebungsverfahren
§6 Rechtsquellen des EU-Rechts
§7 EU-Recht und nationales Recht
§8 Europäischer Binnenmarkt
§9 Europäischer Grundrechtsschutz
§ 10 Rechtsschutz im EU-Recht
§ 11 EU-Haftungsrecht
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Diskriminierungsverbot

Allgemeines Diskriminierungsverbot (Art. 18 AEUV)


Unmittelbare
Staatsangehörigkeit
Diskriminierung
Inländerdiskriminierung
Mittelbare Herkunft/Wohnort
Diskriminierung

 Weiter Anwendungsbereich des allgemeinen Diskriminierungsverbots (vgl. Art. 21 AEUV)


 Spezielle Diskriminierungsverbote haben Anwendungsvorrang (zB. Art. 45 Abs. 3 AEUV)
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Strukturprinzipien der Europäischen Union

• Grundwerte der Europäischen Union


• Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit
• Diskriminierungsverbot

EU als Rechts-, Solidar- und Wertegemeinschaft


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Gliederung der Vorlesung


§1 Entstehung und Entwicklung der EU
§2 Strukturprinzipien der EU
§3 Kompetenzordnung in der EU
§4 Institutionen der EU
§5 Europäische Gesetzgebungsverfahren
§6 Rechtsquellen des EU-Rechts
§7 EU-Recht und nationales Recht
§8 Europäischer Binnenmarkt
§9 Europäischer Grundrechteschutz
§ 10 Rechtsschutz im EU-Recht
§ 11 EU-Haftungsrecht
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Kompetenzordnung

Mitgliedsstaaten als „Herren der Verträge“


• begrenzte Einzelermächtigung
• Subsidiarität
• Verhältnismäßigkeit

Schutz nationalstaatlicher Souveränität


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Kompetenzordnung

Mitgliedsstaaten als „Herren der Verträge“

Art. 5 Abs. 1 EUV


(1) Für die Abgrenzung der Zuständigkeiten der Union gilt der Grundsatz
der begrenzten Einzelermächtigung.
(2) Für die Ausübung der Zuständigkeiten der Union gelten die
Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit.
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Kompetenzabgrenzungsregel
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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung

EU darf nur aufgrund


Kompetenz-Kompetenz: ausdrücklicher
Fähigkeit, sich selbst neue Kompetenzzuweisungen
Befugnisse einzuräumen tätig werden und muss sich
 Allzuständigkeit bei all ihrem Handeln im
Rahmen dieser Kompetenz
bewegen.

Mitgliedstaaten übertragen Kompetenzen auf EU (Ermächtigung)


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Übertragung von Hoheitsrechten auf die EU

Zustimmungsgesetz  „In Angelegenheiten der Europäischen


(Art. 23 Abs. 1 S. 2 und 3 GG) Union wirken der Bundestag und durch
den Bundesrat die Länder mit“
(Art. 23 Abs. 2 S. 1 GG)

 Gesetz über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in


Angelegenheiten der Europäischen Union, das sogenannte Zusammenarbeitsgesetz (EUZBBG)
 Gesetz über die Wahrnehmung der Integrationsverantwortung des Bundestages und
des Bundesrates in Angelegenheiten der Europäischen Union
(Integrationsverantwortungsgesetz - IntVG)
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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung

• Prinzip in Art. 5 Abs. 1 u. 2 EUV ausdrücklich verankert


• Betrifft Verbandskompetenz der EU
• EU darf nur aufgrund und innerhalb ihrer Kompetenzen handeln
• EU kann sich selbst keine neuen Kompetenzen schaffen
• Im Zweifelsfall verbleibt Kompetenz bei den Mitgliedsstaaten

 Folge: EU-Kompetenz überschreitender Rechtsakt („ultra vires“) ist nichtig


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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung


EU-Zuständigkeiten nach Ermächtigung durch die Mitgliedsstaaten
Zuständigkeitsarten

Geteilte Zuständigkeit
(Art. 2 Abs. 2, Art. 4 AEUV)
(„sofern und soweit“)

Ausschließliche
EU-Zuständigkeit Koordinierende EU-Zuständigkeit
(Art. 2 Abs. 1, Art. 3 AEUV) (Art. 2 Abs. 5, Art. 6 AEUV)
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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung

Ausschließliche EU-Zuständigkeit (Art. 2 Abs. 1, 3 AEUV)

• Generelle Sperrwirkung für Mitgliedsstaaten


• Tätigwerden der MS nur bei Ermächtigung durch EU

Int. Wettbewerb und Handel

Zoll
Euro
biol. Meeresschätze
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Ausschließliche EU-Zuständigkeit für internationale Handelsabkommen

 Art. 2 Abs. 1  Art. 3 Abs. 1 e)  Art. 207 Abs. 3 AEUV


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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung


Geteilte Zuständigkeit
(Art. 4 Abs. 1 u. 2 AEUV)
Parallele Zuständigkeit
(Art. 4 Abs. 3 und 4 AEUV)
• Geteilte Zuständigkeit zw. EU und Mitgliedsstaaten (Art. 2 Abs. 2, Art. 4 AEUV)
o Teilweise Sperrwirkung für Mitgliedsstaaten („sofern und soweit“)
o Unionshandeln nur bei Erforderlichkeit (Subsidiaritätsprinzip gilt, Art. 5 Abs. 3 EUV)

• Parallele Zuständigkeit (Art. 4 Abs. 3 und 4 AEUV)


o Tätigwerden der Union entfaltet keine Sperrwirkung für Mitgliedsstaaten
o Pflicht zur Abstimmung und Koordination
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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung

Koordinierende EU-Zuständigkeit
(Art. 2 Abs. 5, Art. 5, Art. 6 AEUV)

o Keine Sperrwirkung für Mitgliedsstaaten


o verbindliche Regelungen durch Union weitgehend ausgeschlossen

o Koordination durch Empfehlungen und unverbindliche Leitlinien


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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung


Flexibilitätsklausel (Art. 352 AEUV)
• Befugnisse nicht vorgesehen
Koordinierende
• Tätigwerden der EU erforderlich Zuständigkeit
• Anknüpfungspunkt: Ziel im Vertrag
 Erlass EU-Rechtsakt
/!\ Keine Vertragsänderung bzw. Schaffung neuer Kompetenzen

Gefahr einer Blanko-Ermächtigung?


• Kontrolle durch nationale Parlamente (Art. 5 Abs. 3, 12 EUV)
• Bindung des deutschen Ratsvertreters an BT/BR (§ 8 IntVG)
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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung


= ausdrückliche Kompetenzübertragung

„Implied Powers“-Doktrin

• Einzelermächtigung kann auch auf ungeschriebener Kompetenz beruhen


• Anknüpfungspunkt: Kompetenz im Vertrag sinnvoll auslegen („effet utile“)

• Bsp.: Schluss von Innen- auf Außenkompetenz


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Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung

Prinzip der
begrenzten
Einzelermächtigung

Flexibilitäts- „implied
klausel Ausdrückliche
powers“
Kompetenzzuweisung

Anknüpfungspunkte für
Ziel der EU Kompetenzerweiterung Bestehende
EU-Kompetenz
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Kompetenzausübungsregel
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Prinzip der Subsidiarität

Subsidiarität =
Mitgliedsstaaten können ein Ziel nicht ausreichend verwirklichen
+ Union kann Ziel besser verwirklichen
• Prinzip in Art. 5 Abs. 3 EUV ausdrücklich verankert

• Gilt für alle Zuständigkeitsbereiche, außer (!) ausschließliche Kompetenz


• Überprüfung durch nationale Parlamente (Art. 12 b) EUV)
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Prinzip der Subsidiarität


Überprüfung durch nationale Parlamente gem. Art. 12 b) EUV
Protokoll (Nr. 2) des Vertrags von Lissabon über die Anwendung der
Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit (SubProt)

• EU-Organe müssen jede Rüge eines nationalen Parlaments berücksichtigen

• Rügen 1/3 aller Parlamente: Vorhaben muss überprüft und begründet werden

• Bei Verwerfung der Rüge durch EU-Organe besteht Möglichkeit der


Subsidiaritätsklage vor dem EuGH (gem. Art. 263 AEUV)
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Prinzip der Subsidiarität


Überprüfung durch nationale Parlamente gem. Art. 12 b) EUV
Protokoll (Nr. 2) des Vertrags von Lissabon über die Anwendung der
Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit (SubProt)

• Subsidiaritätsklage vor dem EuGH wird vom jeweiligen Mitgliedsstaat ggf. im


Namen seines Parlaments erhoben (Art. 8 SubProt)

• Die Bundesregierung übermittelt die Klage im Namen von BT oder BR


unverzüglich an den EuGH (§ 12 IntVG)

• BT oder BR übernehmen die Prozessführung vor dem EuGH (§ 12 IntVG)


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Grundsatz der Verhältnismäßigkeit

Verhältnismäßigkeit = Wahrnehmung einer EU-Kompetenz muss


geeignet, erforderlich und angemessen sein

• Prinzip in Art. 5 Abs. 4 EUV ausdrücklich verankert


• Gilt bzgl. Inhalt und Form des Unionshandelns
Regelungsbreite Handlungsform
• Gilt für alle Zuständigkeitsbereiche, auch (!) ausschließliche Kompetenz
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Kompetenzordnung

Zuständigkeitsprüfung:
1. Wurde der EU eine Kompetenz zugewiesen? (begrenzte Einzelermächtigung)
2. Darf die EU im konkreten Fall die Kompetenz ausüben? (Subsidiarität)
3. Welche Maßnahme – Art, Umfang, Intensität – darf die EU beschließen?
(Verhältnismäßigkeit)
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Gliederung der Vorlesung


§1 Entstehung und Entwicklung der EU
§2 Strukturprinzipien der EU
§3 Kompetenzordnung in der EU
§4 Institutionen der EU
§5 Europäische Gesetzgebungsverfahren
§6 Rechtsquellen des EU-Rechts
§7 EU-Recht und nationales Recht
§8 Europäischer Binnenmarkt
§9 Europäischer Grundrechtsschutz
§ 10 Rechtsschutz im EU-Recht
§ 11 EU-Haftungsrecht
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Institutionen der Europäischen Union


Europäischer Rat
Europäisches Parlament Rat der Europäischen Union

„Institutionelles Dreieck“

Europäische Kommission
Europäischer Rechnungshof Ausschuss der Regionen
Gerichtshof
Europäische Zentralbank der Europäischen Union Wirtschafts- und
Sozialausschuss
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Institutionen der Europäischen Union


Europäischer Rat (der Staats- und Regierungschefs)
• In Art. 15 EUV und Art. 235 f. AEUV geregelt
• Steuerungsfunktion: definiert politische Ziele und gibt Impulse
• Verfassungsrechtliche Aufgaben (Vertragsänderung, Sanktionsverfahren)
• Personalentscheidungen (Kommission, Hohe Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik)

Brüssel Vierteljährliche EU-Gipfel Charles Michel


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Institutionen der Europäischen Union


Rat der Europäischen Union („EU-Ministerrat“)
Stimme der Mitgliedsstaaten
• in Art. 16 EUV und in Art. 237-243 AEUV geregelt
• gemeinsame Willensbildung der Mitgliedsstaaten („Scharnierfunktion“)
• Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit
= 55 % der Mitgliedstaaten, die für 65 % EU-Bevölkerung stehen

• Gesetzgebung • Exekutivbefugnis
• Haushaltsrecht • Außenbeziehungen
• Kontrolle • Ernennung
Brüssel Vorsitz Spanien
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Institutionen der Europäischen Union


Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit
= 55 % der Mitgliedstaaten, die für 65 % EU-Bevölkerung stehen ?

Abstimmungsrechner
des Europäischen Rats
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Institutionen der Europäischen Union


Rat der
Europäischer
Europäischen Europarat
Rat
Union
„Rat“ „Ministerrat“
Staats- und
Fachbezogene
Regierungschefs 46 Staaten
Ministerebene der MS
der MS
Menschenrechte,
Politische Demokratie,
Gesetzgebung
Ziele Rechtsstaatlichkeit

Institutionen der Europäische Union Internationale Organisation

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