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Das Denkmal

Was ist eigentlich ein Denkmal?


-Begriffsdefinitionen sind heterogen
-Öffentliches und materielles (Kunst-) Objekt, das für die Dauer bestimmt ist
-seine Funktion ist es, an Personen oder Ereignisse zu erinnern
-Aus der Erinnerung sollen von den Betrachterinnen Konsequenzen und Lehren gezogen
werden

„Denckmal“, 1522
-Martin Luther übersetz das lateinische „monumentum“ (von monere = an etwas denken
machen, erinnern, mahnen) mit „Denckmal
-Verb „denken“ (erinnern) und dem Substantiv „Mal“ (Zeichen)
-Funktion des biblischen „Denckmal“: Erinnern an Gottes Taten

Zedlers Universallexikon 1734


-Bis in das 18. Jh wird „Denkmal" als Sammelbegriff für Erinnerungszeichen an Gottes Taten
definiert.
-Unter Monument" wird eine dem heutigen Begriff ähnelnde Definition angeführt.
-Weite Definition: „prächtige Gräber, Aufschriften, Statuen, Bildnisse, Tempel, Triumphbögen,
und andere Arten von Gebäuden, ingleichen Lob-und Heldengedichte, Allerhand gesammelte
Historische Nachrichten, Jahr-und Tagebücher, und andere briefliche Urkunden, wie auch
allerhand Arten von Büchern und Schriften"
-Bezeichnen wir auch heute all diese Objekte als Denkmäler?

Johann Gustav Droysen „Historik“, 1858


-Teilt historisches Material in drei Kategorien ein: Überreste, Quellen, Denkmäler
-„Historisches Material ist teils, was aus jenen Gegenwarten deren Verständnis wir suchen,
noch unmittelbar vorhanden ist (Überreste), teils was von derselben in die Vorstellungen der
Menschen übergegangen und zum Zweck der Erinnerung überliefert ist (Quellen), teils Dinge,
in de sich beide Formen verbinden (Denkmäler)

Alois Riegel „Der moderne Denkmalkultus, sein Wesen, seine Entstehung“, 190
-Unterscheidet sich zwischen „gewollt“ und „ungewollt“ bzw. „gewordenen“ Denkmälern

Das „kulturelle Gedächtnis“ nach Jan und Aleida Assmann


-Abgrenzung des materiellen Denkmals von dem immateriellen , kulturellen
-„Sammelbegriff für den jeder Gesellschaft und jeder Epoche eigentümlichen Bestand an
Wiedergebrauchs-Texten, -Bildern und -Riten [...], in deren Pflege' sie ihr Selbstbild stabilisiert
und vermittelt. Ein kollektiv geteiltes Wissen vorzugsweise (aber nicht ausschließlich) über die
Vergangenheit, auf das eine Gruppe ihr Bewusstsein von Einheit und Eigenart stützt".

Fazit
-Trotz der Heterogenität des Begriffs, kann man sich in der Kunstgeschichte auf folgende
Merkmale besinnen:
-Kunstwerk oder Architektur
-Mit dem Zweck der langfristigen Erinnerung an Ereignisse oder Personen errichte
-Die historischen Ereignisse/ Personen und die Erinnerung an diese so von den
Betrachter*innen produktiv verwertet und bewertet werden

Architektonische Denkmäler

Das Brandenburger Tor (1788-1791)


-Das Brandenburger Tor, 1788-1791 von Carl Gotthard Langhans
-Quadriga (1789-1793) von Johann Gottfried Shadow
-Eisernes Kreuz (1814): Karl Friedrich Schinkel
-Triumphtor mit Siegesgöttin Viktoria und Vierspann.
-Als Repräsentation der siegreichen Preußen im Krieg gegen die Niederlande 1787 geplant.
-Bedrohung der franz. Revolution überschattete den Anlass.

Die Neue Wache (1813-1993)


-Die Neue Wache war eigentlich ein schlichter Unterstand für die Schloss- und Königswache
-Nach dem Sieg über Napoleon wurde Karl Friedrich Schinkel 1813
beauftragt das Gebäude zu einem Siegesmal umzugestalten.

Die Neue Wache im 20. Jahrhundert


-Mit dem Ende der Monarchie ( Novemberrevolution 1918/19) verlor die Neue
Wache ihre Funktion als Wachgebäude gänzlich.
-Ein neuer Nutzen wurde zunächst kontrovers diskutiert, dann gefunden, welcher war das?
-Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs
-Neugestaltung erfolgte durch Heinrich Tessenow 1931
-Reduzierte Gestaltung mit Altar und Eichenkranz im Innenraum

Die Neue Wache im Zweiten Weltkrieg


-Zerstörung im zweiten Weltkrieg
-Wiederaufbau 1960 unter der DDR-Regierung
-„Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus"
-Wiederherstellung des Innenraumes nach Tessenow, beschädigter Granitaltar, Inschrift „Den
Opfern des Faschismus und Militarismus

Umgestaltung nach der Wiedervereinbarung


-Der Ort wird „den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft" gewidmet.
-Neue Wache wird durch Helmut Kohl „Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik
Deutschland"
-Glaskubus mit ewiger Flamme wird durch eine durch den Künstler Harald Haacke vergrößerte
Skulptur von Käthe Kollwitz ersetzt (Trauernde Mutter)

Christian Daniel rauch: Reiterdenkmal Friedrich II. 1842-1851


-Monarchisches Reiterdenkmal: Reitkunst = Regierungskunst; oft klare Einteilung in Herrscher
und Untertan (Sockel), beruft sich auf die Antike.
-Gleichzeitig ein Nationaldenkmal, seine Entstehung fällt mit der Entwicklung der
Nationalstaatsidee zusammen.
-Durch den erfolgreichen gemeinsamen Krieg gegen die Franzosen wurde
die Nation als etwas Reales empfunden.
Die Generäle Scharnhorst und Bülow (1816-1822)
-Christian Daniel Rausch
-Die Denkmalform ist typisch für das 19.
Jahrhundert: Individualität des Dargestellten wird einerseits betont, andererseits in
klassizistischen Motiven auf seine allgemeinen Verdienste hingewiesen

Kriegsgräber als Ehrenmale


-Sowjetisches Ehrenmal, 1945 eingeweiht
-Der namenlose, Unbekannte Soldat, eine Symbolfigur, in der sich die Erinnerung der
gesamten Nation vereinigen soll
-Der gewaltsame Tod, das „Opfer“ wurde Unterpfand des Überlebens einer Nation, der
Befreiung und des Sieges

Abstrakte Denkmäler
-Auch im 20. Jahrhundert wurden die bisher genannten Denkmaltypen noch verwendet
-Das abstrakte Denkmal ist ein Novum: Figurendenkmal (Z.B. Standfigur), Denkmalzeichen
(häufig Pfeiler und Obelisk) und Denkmalarchitektur (besonders der Turm) werden abstrahiert
abgewandelt

Die politische und gesellschaftliche Funktion des Denkmals


-Denkmäler, ob Personen oder Ereignissen gewidmet, haben stets den Zweck der Nachwelt
etwas zu vermitteln, eine Lehre, eine Anklage, eine Vorstellung von der eigenen (National-)
Geschichte.
-Doch wenn ein Denkmal entstanden ist, bedeutet das nicht, dass der ursprüngliche Kontext
erhalten bleibt.
-Denkmäler können politisch instrumentalisiert, neu kontextualisiert oder in ihrer Bedeutung
umgewandelt werden.

Ein Nationaldenkmal im Teutoburger Wald


-Ernst von Bandel: Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald bei Detmold. 1838-75
-Geboren zwischen 18 und 16. v. Chr. - um 20. n. Chr.
-Ehemals mit den Römern verbündeter Cheruskersohn, in Rom ausgebildet.
-Befehligte Hilfstruppen in Germanien und einte die zerstrittenen Germanenstämme.
-Unter seiner Leitung schlug ein Germanenheer im Jahre 9 n. Chr. drei römische Legionen des
Statthalters Publius Quinctilius Varus („Schlacht im Teutoburger Wald").
-Gilt als Einiger und Befreier Germaniens

Das Hermannsdenkmal im Kontext seiner Zeit


-Das Denkmal sollte zur Einigung Deutschlands aufrufen, das um die Mitte des 19.
Jahrhunderts aus mehr als 30 Staaten bestand
-Einigung und Macht gegen Außen an einer zweiten Inschrift ablesbar:
-„Nur weil deutsches Volk verwelscht und durch Uneinigkeit machtlos geworden war, konnte
Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, mit Hilfe Deutscher Deutsche unterjochen; da
endlich 1813 scharten sich um das von Preußen erhobene Schwert deutschen Stämme, ihrem
Vaterlande aus der Schmach die Freiheit erkämpfend.

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