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Algebra 1
WS 2010/11
1
INHALTSVERZEICHNIS 2
Inhaltsverzeichnis
1.1 Aussagenlogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2 Prädikatenlogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.4.4 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
1.4.5 Kardinalzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
1.4.6 Verknüpfungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.1 Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.1.3 Permutationsgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
2.2 Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
2.3 Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3 Aufgaben 86
www.mathecafe.de/logik/
1.1 Aussagenlogik
www.mathe.tu-freiberg.de/∼hebisch/skripte/zahlenth/zahlenth.pdf
Unter einer “Aussage” versteht man in der Mathematik einen in einer natürli-
chen oder formalen Sprache formulierten Satz, für den eindeutig festgestellt wer-
den kann, ob er in einer gewissen “realen Welt” wahr oder falsch ist. Typische
Aussagen (aus der “Welt der natürlichen Zahlen”) sind etwa
Die Wahrheit oder Falschheit von A, B und C kann dabei sehr schnell bestimmt
werden, sobald die in den Aussagen auftretenden Begriffe “Primzahl” und “teilt”
geklärt sind. Dagegen ist es erheblich schwieriger, die Wahrheit von D festzustel-
len, wenn der Begriff “unendlich” präzisiert worden ist, was für sich genommen
schon schwierig genug ist und hier in Definition 1.30 geschieht.
E wird ebenfalls als Aussage betrachtet, obwohl bis heute noch niemand entschei-
den konnte, ob dieser Satz wahr oder falsch ist.
(1) Jeder der Wahrheitswerte und jede Variable ist eine aussagenlogische For-
mel. Sie werden atomare Formeln oder kurz Atome (grch. atomos = unteilbar)
genannt.
(3) Nur die durch wiederholte Anwendung von (1) und (2) definierten Zeichenket-
ten sind aussagenlogische Formeln. Die Gesamtheit aller so definierten Formeln
werde mit F = F(V) bezeichnet
b) Die Menge der Variablen wird als abzählbar unendlich (in einem später noch
zu präzisierenden Sinn) vorausgesetzt, so daß man immer “genügend” viele Varia-
blen zur freien Verfügung hat, aber andererseits sie auch durchnumerieren kann.
Man schreibt daher auch oft V = {v0 , v1 , v2 , . . .} oder V = {x0 , x1 , x2 , . . .}. Zur
Vermeidung von Indizes sind aber die hier und in der Literatur häufig verwende-
ten Großbuchstaben bequemer. Jede Variable kann jeweils mit genau einem der
Wahrheitswerte belegt werden. (Auch dies werden wir später präziser ausdrücken
können, indem wir Variablenbelegungen als Abbildungen val : V → B definieren.)
www.mathecafe.de/logik/booleschefunktionen.html
Aufgabe 1.3 Man versuche, den Begriff “arithmetischer Term”, der in fast je-
der Programmiersprache verwendet wird, in ähnlicher Weise wie in Definition 1.1
formal zu präzisieren, damit durch ein automatisches Verfahren überprüft wer-
den kann, ob eine vorgelegte Zeichenkette ein korrekter Term ist. Dabei können
arithmetische Variablen x, y, z, . . . verwendet werden, die jetzt reelle (oder bei-
spielsweise auch nur ganzzahlige) Werte annehmen dürfen, und bestimmte arith-
metische Operatoren wie +, −, ∗, /, max, min. Man nimmt dann diese speziellen
Symbole mit einer ganz festen Bedeutung in die Signatur mit auf.
Wie könnte man diese Definition erweitern, wenn auch Vergleiche zwischen Ter-
men mit den Vergleichsoperatoren =, 6=, <, ≤, >, ≥ zugelassen werden sollen?
Wird also jede Variable mit einem festen Wahrheitswert belegt, dann wird durch
Rekursion auch jeder aussagenlogischen Formel eindeutig ein Wahrheitswert zu-
geordnet.
Beispiel 1.5 In diesem Beispiel beachte man bei der Überprüfung der angege-
benen Werte besonders die getroffenen Klammerkonventionen.
A B A ∧ ¬A A ∨ ¬A ¬B → ¬A ¬A ∨ B ¬(A → B)
0 0 0 1 1 1 0
0 1 0 1 1 1 0
1 0 0 1 0 0 1
1 1 0 1 1 1 0
Aufgabe 1.7 Wie würde man entsprechend die “Termäquivalenz” für Terme aus
Aufgabe 1.3 definieren?
www.mathecafe.de/logik/formelaequivalenz.html
(1) ¬0 ≡ 1,
(2) ¬1 ≡ 0,
(3) ¬(¬x) ≡ x,
(4) x ∧ ¬x ≡ 0,
(5) x ∨ ¬x ≡ 1,
(6) x ↔ ¬x ≡ 0,
(7) 0 ∧ x ≡ 0,
(8) 1 ∧ x ≡ x,
(9) 0 ∨ x ≡ x,
(10) 1 ∨ x ≡ 1,
(11) 0 → x ≡ 1,
(12) 1 → x ≡ x,
(13) x → 0 ≡ ¬x,
(14) x → 1 ≡ 1,
(15) x → x ≡ 1,
(16) x ↔ 0 ≡ ¬x,
(17) x ↔ 1 ≡ x.
Beweis:
x 0 1 ¬x ¬0 ¬1 ¬(¬x) x ∧ ¬x x ∨ ¬x x ↔ ¬x
0 0 1 1 1 0 0 0 1 0
1 0 1 0 1 0 1 0 1 0
Bemerkung 1.9 Aufgrund der Definition des Junktors ↔ und der Äquivalenz
≡ von Formeln gilt p ≡ q genau dann, wenn p ↔ q eine Tautologie ist.
Aus (1) und (2) folgt insbesondere, daß die Tautologien gerade die Negationen
der Widersprüche sind und umgekehrt.
Die Formel (3) beschreibt die “doppelte Verneinung”, welche wieder die ursprüng-
liche Aussage ergibt.
Die Formel (5) ist auch als “tertium non datur” bekannt: Jede Aussage kann nur
wahr oder falsch sein, eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. (Dies liegt natürlich
an der vorausgesetzten Zweiwertigkeit der Logik!)
Die Formel (11) zeigt, daß aus einem Widerspruch jede beliebige Aussage folgt:
“ex contradictione quodlibet” oder kürzer aber nicht ganz korrekt “ex falso quod-
libet”.
Die Formel (13) begründet das Prinzip des Widerspruchsbeweises: Wenn aus einer
(als wahr angenommenen) Aussage ein Widerspruch gefolgert werden kann, muß
diese Aussage falsch sein, “tertium non datur”.
Die Formel (15) beschreibt die “Selbstimplikation”, also jede Formel impliziert
sich selbst.
(18) x∧x ≡ x,
(19) x∨x ≡ x,
(20) x∧y ≡ y ∧ x,
(21) x∨y ≡ y ∨ x,
(22) x↔y ≡ y ↔ x,
(23) x ∧ (y ∧ z) ≡ (x ∧ y) ∧ z,
(24) x ∨ (y ∨ z) ≡ (x ∨ y) ∨ z,
(25) x ↔ (y ↔ z) ≡ (x ↔ y) ↔ z,
(26) x ∧ (x ∨ y) ≡ x,
(27) x ∨ (x ∧ y) ≡ x,
(28) x → (x → y) ≡ x → y,
(29) x ∧ (y ∨ z) ≡ (x ∧ y) ∨ (x ∧ z),
(30) x ∨ (y ∧ z) ≡ (x ∨ y) ∧ (x ∨ z),
(31) x → (y ∧ z) ≡ (x → y) ∧ (x → z),
(32) x → (y ∨ z) ≡ (x → y) ∨ (x → z),
(33) x∧y →z ≡ (x → z) ∨ (x → z),
(34) x∨y →z ≡ (x → z) ∧ (x → z),
(35) ¬(x ∧ y) ≡ ¬x ∨ ¬y,
(36) ¬(x ∨ y) ≡ ¬x ∧ ¬y,
(37) ¬(x → y) ≡ x ∧ ¬y,
(38) ¬(x ↔ y) ≡ ¬x ↔ y,
(39) (x ∧ ¬y) ∨ (y ∧ ¬x) ≡ (x ∨ y) ∧ ¬(x ∧ y).
Beweis: Übungsaufgabe!
Bemerkung 1.11 Die Äquivalenzen (35) und (36) werden auch De Morgansche
Regeln genannt, nach Augustus de Morgan (1806 - 1871).
(40) x ↔ y ≡ (x → y) ∧ (y → x),
(41) x → y ≡ ¬x ∨ y,
(42) x ∨ y ≡ ¬(¬x ∧ ¬y),
(43) x ∧ y ≡ ¬(¬x ∨ ¬y).
(41) folgt aus (37) mittels (35) und doppelter Verneinung (3).
(42) und (43) folgen aus (36) bzw. (35) ebenfalls durch doppelte Verneinung.
Definition 1.14 Atomare Formeln und deren Negationen heißen Literale. Eine
Disjunktion p1 ∨ . . . ∨ pn , wobei jede Teilformel pi eine Konjunktion von Literalen
ist, heißt eine disjunktive Normalform oder alternative Normalform. Eine Kon-
junktion q1 ∧ . . . ∧ qn , wobei jede Teilformel qi eine Disjunktion von Literalen ist,
heißt eine konjunktive Normalform.
Ohne Beweis sei der folgende Satz mitgeteilt, der dann natürlich auch verwendet
werden darf.
(44) x → (y → x),
(45) ((x → y) → x) → x,
(46) (x → (y → z)) → (y → (x → z)),
(47) (x → y) ↔ ((¬y) → (¬x)),
(48) (x → y) → ((y → z) → (x → z)),
(49) (x → (y → z)) → ((x → y) → (x → z)),
(50) (x → y) ∧ (x → z) → (x → y ∧ z),
(51) (x → z) ∧ (y → z) → (x ∨ y → z),
(52) (x → y) ∧ (x → ¬y) → ¬x,
(53) (x → y) ∧ (¬x → y) → y.
Beweis: Einige Formeln lassen sich statt durch Wahrheitswertetafeln auch kürzer
durch Fallunterscheidungen beweisen:
(44): Ist x wahr, dann auch y → x für jede Formel y und daher (44). Ist x aber
falsch, so gilt diese Implikation wegen “ex falso quodlibet”.
(45): Ist x wahr, so gilt die Implikation. Ist x falsch, so gilt x → y für jedes y,
womit dann aber (x → y) → x falsch ist. Daher gilt aber die gesamte Implikation.
Rest: Übungsaufgabe!
1.2 Prädikatenlogik
Sei E ein Grundbereich von Objekten auch Universum genannt. Dann ist eine
Variable x über E ein Zeichen, für welches jedes Objekt aus E eingesetzt werden
kann. Eine Aussageform oder Prädikat P über E ist ein sprachliches Gebilde
einer natürlichen oder formalen Sprache, in dem wenigstens eine Variable über E
auftritt und aus dem beim Einsetzen von Objekten aus E für alle Variablen aus
P eine Aussage entsteht. Wenn in dem Prädikat P genau die Variablen x1 , . . . , xn
auftreten, schreibt man P (x1 , . . . , xn ), nennt P ein n-stelliges Prädikat und sagt,
daß die Variablen x1 , . . . , xn in P frei vorkommen.
Eine Aussageform hat noch keinen Wahrheitswert, sondern dieser wird erst fest-
gelegt, wenn jede Variable in ihr durch einen Wert aus E ersetzt wird. (Ähnlich
haben die in Aufgabe 1.3 betrachteten arithmetischen Terme erst dann einen
Wert, wenn jeder Variablen eine (reelle) Zahl zugeordnet wurde. Man beachte
auch, daß die im zweiten Teil dieser Aufgabe betrachteten Vergleichsoperatoren
gerade zweistellige Prädikate sind.)
P (9) ist also die falsche Aussage “9 ist eine Primzahl”, P (3) die wahre Aussage
“3 ist eine Primzahl”. Ebenso ist T (2, 9) eine falsche Aussage, aber T (2, x) ist
noch keine Aussage.
(1) Jeder der Wahrheitswerte und jedes Prädikat ist eine prädikatenlogische For-
mel. Sie werden atomare Formeln oder kurz Atome genannt.
(3) Ist p(x) eine prädikatenlogische Formel, in der die Variable x frei vorkommt,
dann sind auch (∀x p(x)) und (∃x p(x)) prädikatenlogische Formeln, in denen die
Variable x nicht mehr frei sondern gebunden ist. Alle anderen in p frei vorkom-
menden Variablen bleiben frei.
(4) Nur die durch wiederholte Anwendung von (1) - (3) definierten Zeichenketten
sind prädikatenlogische Formeln. Die Gesamtheit aller so definierten Formeln
werde mit FP = FP (VE ) bezeichnet
Aufgabe 1.20 Man versuche nun noch einmal eine Formalisierung für den zwei-
ten Teil von Aufgabe 1.3.
Bemerkung 1.21 Man liest ∀x p(x) als “für alle x (aus E) gilt p(x)” und nennt
diese Formel eine Allaussage. Dagegen liest man die Existenzaussage ∃x p(x) als
“es gibt ein x (aus E), für das p(x) gilt”. Weiterhin heißt ∀ der Allquantor oder
Generalisator und ∃ der Existenzquantor oder Partikularisator.
Man schreibt auch oft knapper: Statt ∀x(x ∈ N → x ≤ 2x) kurz ∀x ∈ N(x ≤ 2x)
oder ∀x ∈ N : x ≤ 2x.
Die exakte Festlegung der formalen Semantik der Quantoren und damit der Wahr-
heitswerte von prädikatenlogischen Formeln würde den Rahmen dieser kurzen
Einführung sprengen. Man findet dies aber in dem Skript zur Logischen Pro-
grammierung, das unter www.mathecafe.de/logik/ verlinkt ist.
Der folgende Satz kann nur mit Hilfe der oben erwähnten Präzisierungen streng
bewiesen werden. Er darf jedoch im weiteren Verlauf dieser und anderer Vorle-
sungen angewandt werden.
Satz 1.22 Es sei p(x, y) eine Formel, die von den zwei verschiedenen Variablen x
und y abhängt und q(x) eine Formel, die von x abhängt. Dann gelten die folgenden
Äquivalenzen:
Beispiel 1.23 Über dem Bereich E = Z der ganzen Zahlen bezeichne p(x, y)
die Aussageform x + y = 0. Dann ist ∀y∃x p(x, y), also ∀y∃x x + y = 0 eine
wahre Aussage, denn man kann zu jeder ganzen Zahl y immer die ebenfalls ganze
Zahl x = −y wählen. Dagegen ist im Bereich E = N0 der natürlichen Zahlen diese
Aussage nicht wahr. Dies zeigt also, daß die Wahrheit oder Falschheit einer Formel
von E abhängt. In beiden Bereichen ist aber die Formel ∃x∀y x + y = 0 falsch.
Daher gilt die Umkehrung in (58) nicht. In allen diesen Aussagen tritt neben dem
mathematischen Standardprädikat “=” noch das weitere (Verknüpfungs-)Symbol
“+” auf, dem hier eine ganz bestimmte Bedeutung unterstellt wird, nämlich die
der Addition von (ganzen oder natürlichen) Zahlen, vgl. Aufgabe 1.3.
(59) ∀p p ≡ p,
(60) ∀p∀q p ≡ q → q ≡ p,
(61) ∀p∀q∀r p ≡ q ∧ q ≡ r → p ≡ r.
Beweis: (59) ist trivial! (Jede Formel p hat bei jeder Variablenbelegung denselben
Wahrheitswert wie sie selbst.)
(60) ist ebenfalls trivial. (Wenn die Formeln p und q bei jeder Variablenbele-
gung denselben Wahrheitswert besitzen, dann besitzen auch q und p bei jeder
Variablenbelegung denselben Wahrheitswert.)
(61): Wenn p ≡ q und q ≡ r wahr sind, dann besitzen sowohl p und q als auch q
und r bei jeder Variablenbelegung denselben Wahrheitswert. Dann besitzen aber
auch p und r bei jeder Variablenbelegung denselben Wahrheitswert.
Wir gehen zunächst einmal von der Mengendefinition nach Georg Cantor (1845
- 1918), dem “Vater der Mengenlehre”, aus:
Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohl-
unterschiedenen Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche
die Elemente von M genannt werden) zu einem Ganzen.
Da eine Menge M nach Cantors Vorschlag genau aus ihren Elementen besteht,
fordert man das Extensionalitätsaxiom (lat. extensio = Umfang), d. h. jede
Menge ist durch ihren Umfang bereits eindeutig bestimmt, auf die “inhaltliche
Bedeutung” ihrer Elemente kommt es also nicht an:
∀M ∀N (∀x(x ∈ M ↔ x ∈ N ) ↔ M = N ).
Dies hat weiterhin zur Folge, daß jedes Element einer Menge in dieser Menge
nur einmal vorkommt und daß es auf die Reihenfolge der Elemente einer Menge
ebenfalls nicht ankommt!
Da es bisher nicht gesichert ist, ob es überhaupt Mengen gibt, fordert man axio-
matisch die Existenz von mindestens einer Menge. Man kann sich hierbei prinzi-
piell auf eine sehr “kleine” Menge beschränken, in der überhaupt keine Elemente
liegen und fordert daher im Nullmengenaxiom:
∃M ∀x ¬x ∈ M .
Nach dem Extensionalitätsaxiom gibt es genau eine derartige Menge; diese wird
leere Menge genannt und mit ∅ oder {} bezeichnet.
Nennt man nun eine Menge M Teilmenge einer Menge N , wenn jedes Element
von M auch ein Element von N ist, und notiert dies als M ⊆ N , so ist jede
Menge Teilmenge von sich selbt, die leere Menge ist Teilmenge jeder Menge, und
für die oben genannten Beispiele gelten beispielsweise {∅} ⊆ {∅, {∅}} usw.
Man möchte aber auch die Elemente, die in verschiedenen Mengen zusammenge-
faßt wurden, immer zu einer einzigen Menge zusammenfassen dürfen. Wiederum
fordert man in dem kleinen Vereinigungsmengenaxiom möglichst vorsichtig,
daß dies zumindest für zwei Mengen stets erlaubt ist:
∀A∀B∃M (x ∈ M ↔ x ∈ A ∨ x ∈ B)
Nun kann man für jede Menge M den eindeutig bestimmten Nachfolger M + :=
M ∪{M } definieren. Es gelten dann immer M ∈ M + und M ⊆ M + . Insbesondere
hat man dann die “Folge” von paarweise verschiedenen Mengen 0 := ∅, 1 := ∅+ =
∅ ∪ {∅} = {∅} = {0}, 2 := (∅+ )+ = {∅}+ = {∅} ∪ {{∅}} = {∅, {∅}} = {0, 1} usw.
Man möchte nun auch diese “unendlich vielen” Mengen wieder zu einer Menge
zusammenfassen können und fordert das Unendlichkeitsaxiom:
∃M (∅ ∈ M ∧ ∀x(x ∈ M → x+ ∈ M )).
Hiernach muß M nicht genau aus den Elementen der oben genannten Folge be-
stehen, sondern könnte noch mehr Elemente enthalten. Man nennt daher jede
Menge mit dieser Eigenschaft eine Nachfolgermenge. Jetzt kann man die Menge
der natürlichen Zahlen N0 als eindeutig bestimmte Nachfolgermenge definieren,
die in jeder Nachfolgermenge enthalten ist. Speziell in der Mengenlehre wird an-
stelle von N0 auch das Symbol ω benutzt.
Aufgabe 1.27 Man beweise, daß die natürlichen Zahlen in der angegebenen
Form tatsächlich existieren. Dabei darf auch die in Definition 1.32 eingeführte
Durchschnittsbildung benutzt werden.
Weiterhin zeige man, daß die Peano-Axiome (Guiseppe Peano, 1858 - 1932) erfüllt
sind:
(P1) ∅ ∈ N0 .
(P2) n ∈ N0 → n+ ∈ N0 .
(P4) ¬∃n ∈ N0 : 0 = n+ .
(P5) ∀N ⊆ N0 (N Nachfolgermenge → N = N0 ).
Daß die oben zitierte Cantorsche Definition, wenn man sie zu naiv ganz wörtlich
nimmt, schnell zu Widersprüchen (Antinomien) führt, stellte sich bald heraus.
Ein besonders bekanntes Beispiel für eine derartige Antinomie fand Bertrand
Russell (1872 - 1970) mit der sogenannten Russellschen Menge R wie folgt:
Russell definierte zunächst die Allmenge X, also die “Menge aller Mengen”. Da
jede Menge ja ein Objekt unseres Geistes ist, schien diese Mengenbildung nach
der Cantorschen Definition möglich. Diese Menge mußte sich dann notwendiger-
weise selbst enthalten, also X ∈ X erfüllen. Dies sieht zwar ungewöhnlich aus,
scheint aber noch nicht unmöglich zu sein. Russell bildete nun die Menge R aller
“gewöhnlichen” Mengen M , die also ¬M ∈ M , oder kurz M 6∈ M erfüllen. Jetzt
fragte er: “Ist R eine “gewöhnliche” Menge, gilt also R 6∈ R, oder nicht?”
Wäre R eine gewöhnliche Menge, also R 6∈ R, dann müsste sie aber Element von
R sein, also R ∈ R erfüllen, was nicht sein kann.
Daher ist die Bildung von R und damit auch von X widersprüchlich, man darf
also nicht so “uferlos” Mengen bilden.
Ebenfalls von Russell, der übrigens 1950 als bisher einziger Mathematiker den
Literaturnobelpreis erhielt, stammt die hübsche Veranschaulichung dieses “Rus-
selschen Paradoxons” mit dem Dorfbarbier, der genau die Männer eines Dorfes
rasiert, die sich nicht selbst rasieren. (Die Auflösung dieses Paradoxons durch die
Annahme, daß “der” Dorfbarbier eine emanzipierte Frau ist, war damals wohl
noch undenkbar!)
Russell schlug dann als Ausweg (alternativ zu dem oben begonnenen axiomati-
schen) einen stufenweisen Aufbau aller Mengen vor.
Da jede Menge M einer Stufe n auf diese Weise nur Elemente einer niedrigeren
Stufe enthalten kann, ist M ∈ M ausgeschlossen und die oben dargestellte Anti-
nomie kann nicht mehr auftreten. Es bleibt aber unklar, ob nicht andere Wider-
sprüche durch zu großzügige Mengenbildung auftreten können. Daher schränkt
man die Bildung von Mengen durch das folgende Mengenbildungsaxiom näher
ein. Es handelt sich hierbei nicht um ein einzelnes Axiom sondern um ein Axio-
menschema, aus dem (je nach Wahl der gleich beschriebenen Aussageform P )
unendlich viele verschiedene konkrete Axiome entstehen.
Zunächst bezeichne M n für jede Stufe eine Mengenvariable für Mengen der n.
Stufe. Weiterhin sei P (M n ) eine Aussageform über Mengen n. Stufe, in der also
keine Mengen höherer Stufe auftreten dürfen. Dann soll gelten:
Mit dem Extensionalitätsaxiom folgt sogar, daß jede nach dem Mengenbildungs-
axiom gebildete Menge eindeutig bestimmt ist:
Beweis: Seien M1n+1 und M2n+1 beides Mengen (n + 1). Stufe, die diese Bedin-
gung erfüllen. Dann ist für alle Mengen M n n. Stufe die Aussage M n ∈ M1n+1
gleichwertig zu P (M n ) und die Aussage M n ∈ M2n+1 gleichwertig zu P (M n ).
Wegen Lemma 1.25 folgt hieraus M n ∈ M1n+1 ↔ M n ∈ M2n+1 , also nach dem
Extensionalitätsaxiom die behauptete Gleichheit.
In der axiomatischen Mengenlehre ist die Bildung der Allmenge nur innerhalb ei-
ner bereits gegebenen Menge möglich und stimmt dann natürlich mit dieser gege-
benen Menge überein. “Allmengen” im naiven Sinn, die zu Widersprüchen führen
können, wenn man zu großzügig mit ihnen umgeht, werden dann als Unmen-
gen bezeichnet. Man kann aber Mengen und Unmengen zu sogenannten Klassen
zusammenfassen und den widerspruchsfreien Umgang mit ihnen in einer “Klas-
senlogik” mathematisch korrekt formulieren. Dies überschreitet aber den Rahmen
dieser Vorlesung bei weitem. Die “Russellsche Menge” ist dann übrigens ebenfalls
eine Unmenge.
Bei der Bestimmung einer Menge mit Hilfe einer definierenden Eigenschaft sind
oft auch andere suggestive Schreibweisen üblich: Statt nN0 := {x | x ∈ N0 ∧ n | x}
schreibt man auch nN0 := {x ∈ N0 | n | x} oder nN0 := {nm | m ∈ N0 }.
Definition 1.30 Es sei n > 0 eine natürliche Zahl und ai für i = 1, . . . , n Ele-
mente aus E mit ai 6= aj für alle i 6= j. Man nennt derartige Elemente auch
paarweise verschieden, wobei diese Bedingung für n = 1 immer erfüllt sein soll.
Bezeichnet P (x) := x = a1 ∨ x = a2 ∨ . . . ∨ x = an , so schreibt man für die
Menge M = {x | P (x)} auch M = {a1 , . . . , an } und nennt sie eine n-elementige
Menge. Eine Menge M heißt endlich, wenn sie leer ist (0-elementig) oder eine
n-elementige Menge für irgend eine natürliche Zahl n > 0. Alle anderen Mengen
heißen unendlich. Für n = 1 ergeben sich nochmals die oben schon definierten
Einermengen, für n = 2 die Zweiermengen. Man schreibt |M | := n für jede n-
elementige Menge und nennt diese Anzahl ihrer Elemente ihre Mächtigkeit oder
Kardinalität und |M | eine Kardinalzahl. Für alle unendlichen Mengen M schreibt
man |M | = ∞, wobei dieses Symbol keine konkrete Kardinalzahl darstellt, son-
dern nur eine Abkürzung für die Aussage ¬∃n ∈ N0 : |M | = n ist.
Insbesondere ist also die Menge {1, . . . , n} für jede natürliche Zahl n endlich.
Wir werden später sehen, daß diese Mengen gewissermaßen die “Prototypen” der
endlichen Mengen sind.
Aufgabe 1.31 Zeigen Sie, daß für die Kardinalitäten beliebiger endlicher Men-
gen A und B und dem in Definition 1.32 eingeführten Durchschnitt A ∩ B und
der Vereinigung A ∪ B gilt
Zwei Mengen A und B mit A ∩ B = ∅ nennt man disjunkt, und die Elemente
eines Mengensystems M heißen paarweise disjunkt, wenn je zwei Elemente A 6= B
aus M disjunkt sind.
−A
A
Durchschnitt A ∩ B
A B
Vereinigung A ∪ B
A B
Differenz A \ B
A B
A B
Die Aussagen des folgenden Satzes ergeben sich unmittelbar aus den entsprechen-
den Aussagen für die logischen Junktoren.
(62) A∩A = A,
(63) A∪A = A,
(64) A∩B = B ∩ A,
(65) A∪B = B ∪ A,
(66) (A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C),
(67) (A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C),
(68) A ∩ (A ∪ B) = A,
(69) A ∪ (A ∩ B) = A,
(70) A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C),
(71) A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C),
(72) A∪∅ = A,
(73) A∩E = A,
(74) A∩∅ = ∅,
(75) A∪E = E,
(76) A∩A = ∅,
(77) A∪A = E,
(78) A = A,
(79) ∅ = E,
(80) E = ∅,
(81) A∩B = A ∪ B,
(82) A∪B = A ∩ B.
(72) folgt aus (9) mit (65), (73) aus (8) mit (64).
Bemerkung 1.35 (62) und (63) besagen, daß Durchschnitt bzw. Vereinigung
von Mengen idempotent sind.
(64) und (65) stellen fest, daß beide Operationen auch kommutativ sind.
Die Gleichungen (69) und (68) werden Absorptionsgesetze genannt, die Gleichun-
gen (70) und (71) Distributivgesetze.
Gelten ganz allgemein auf einer Menge M für zwei Operationen ∩ und ∪ die
Gesetze (64) - (69), so spricht man von einem Verband. Gelten dazu noch (71)
und (70), so heißt der Verband distributiv.
Ist jedem Element dieses distributiven Verbandes dann noch eindeutig ein “Kom-
plement” zugeordnet und gibt es zwei ausgezeichnete Elemente (meist mit “o”
und “e” bezeichnet), so daß die Komplementgesetze gelten, so spricht man von
einer Booleschen Algebra.
www.mathe.tu-freiberg.de/∼hebisch/skripte/verbtheorie/verb.pdf
(83) A\∅ = A,
(84) A\E = ∅,
(85) ∅\A = ∅,
(86) E\A = A,
(87) A\A = ∅,
(88) A\B = A ∪ B,
(89) (A ∩ B) \ C = (A \ C) ∩ (B \ C),
(90) (A ∪ B) \ C = (A \ C) ∪ (B \ C),
(91) A \ (B ∩ C) = (A \ B) ∪ (A \ C),
(92) A \ (B ∪ C) = (A \ B) ∩ (A \ C),
(93) A \ (B \ C) = (A \ B) ∪ (A \ C).
Rest: Übung!
Beweis: (94): Es ist nach Definition der symmetrischen und der mengentheore-
tischen Differenz A∆B = (A ∩ B) ∪ (B ∩ A). Mit (70) und (71) folgt hieraus
A∆B = (A ∩ B) ∪ (A ∩ A) ∪ (B ∩ B) ∪ (B ∩ A). Wegen A ∩ A = B ∩ B = ∅ gilt
also A∆B = (A ∪ B) ∩ (A ∪ B) = (A ∪ B) ∩ A ∩ B, wobei die letzte Gleichheit
aus (81) kommt. Mit der Definition der mengentheoretischen Differenz folgt nun
die Behauptung.
(95): Nach Definition der symmetrischen Differenz und wegen (65) gilt A∆B =
(A \ B) ∪ (B \ A) = (B \ A) ∪ (A \ B) = B∆A.
Rest: Übung!
Definition 1.38 Seien A und B Mengen. Man nennt A eine Teilmenge oder
Untermenge von B und B dann eine Obermenge von A, in Zeichen: A ⊆ B, wenn
∀x(x ∈ A → x ∈ B) gilt. Hat man dann noch A 6= B, so heißt A echte Teilmenge
von B, in Zeichen: A ⊂ B. Diese Beziehung zwischen zwei Mengen nennt man
auch Inklusion (lat. includere = einschließen).
(101) ∅ ⊆ A,
(102) A ⊆ A,
(103) A ⊆ B ∧ B ⊆ A → A = B,
(104) A ⊆ B ∧ B ⊆ C → A ⊆ C.
Entsprechende Aussagen über Teilmengen von N0 erhält man, wenn man die
Mengen nN0 = N0 ∩ nZ betrachtet.
Die Aussage (103) wird sehr oft verwendet, um die Gleichheit von zwei Mengen
zu zeigen.
Für unendliche Mengen ist durch die bisherigen Axiome nicht gesichert, daß man
sämtliche Teilmengen einer Menge wieder zu einer Menge zusammenfassen darf.
Daher fordert man noch das Potenzmengenaxiom:
Beispiel 1.42 Es ist P(∅) = {∅}, P({a}) = {∅, {a}}, P({a, b}) =
{∅, {a}, {b}, {a, b}}, P({a, b, c}) = {∅, {a}, {b}, {a, b}, {c}, {a, c}, {b, c}, {a, b, c}}.
Rest: Übung!
∀M∃X∀x(x ∈ X ↔ ∃M (M ∈ M ∧ x ∈ M )).
= {x | ∃X (X ∈ M ∧ x ∈ X)} und
S
die Vereinigung über M als M
S T
und erniedrigen in einer gestuften Mengenlehre die Stufe der Menge um 1.
Aufgabe 1.47 Versuchen Sie, den Beweis des Euklid für die Aussage, daß es
nicht nur endlich viele Primzahlen gibt, möglichst weitgehend mit mengentheo-
retischen und prädikatenlogischen Mitteln zu formalisieren
Aufgabe 1.48 Man beweise die Möglichkeit der sogenannten Division mit Rest:
Zu a, b ∈ Z mit b 6= 0 existieren ein eindeutig bestimmtes q ∈ Z, der Quotient, und
ein eindeutig bestimmtes r ∈ Z, der Rest mit a = q · b + r und 0 ≤ r < |b|. (Man
kann also a stets durch b 6= 0 eindeutig mit Rest r dividieren.) Sei n > 0 eine
ganze Zahl, also eine natürliche Zahl n 6= 0. Definiert man für r = 0, 1, . . . , n − 1
die (nichtleeren!) Mengen [r]n = {x ∈ Z | x läßt bei Division durch n den Rest
r}, dann sind diese Restklassen modulo n nicht leer und paarweise disjunkt und
für das Mengensystem Z/(n) = {[r]n | r = 0, . . . , n − 1} gilt Z = Z/(n).
S
Die folgende Definition des geordneten Paares und damit des kartesischen Pro-
duktes (René Descartes, 1596 - 1650) geht auf Kazimierz Kuratowski (1896 -
1980) zurück.
Definition 1.49 Für beliebige Elemente a und b (aus E) sei das geordnete Paar
(a, b) definiert als Zweiermenge (a, b) = {{a}, {a, b}}.
Bemerkung 1.50 Das geordnete Paar (a, b) ist eine Menge 2. Stufe und das
kartesische Produkt daher eine Menge 3. Stufe.
Für a 6= b ist (a, b) eine Zweiermenge, für den Spezialfall a = b ist (a, a) = {{a}}
eine Einermenge.
Man kann geordnete Paare (M n , M m ) (und damit Kreuzprodukte) auch für Men-
gen M n , M m beliebiger, sogar verschiedener, Stufen definieren.
Beweis: Natürlich folgt aus (a = a0 )∧(b = b0 ) sofort die Gleichheit (a, b) = (a0 , b0 )
und es ist nur die umgekehrte Implikation zu zeigen.
Wir unterscheiden zwei Fälle: 1. Es ist a = b. Dann ist (a, a) einelementig und
daher auch (a, a) = (a0 , b0 ). Dies ist nur für a0 = b0 der Fall. Also gilt {{a}} =
{{a0 }}, woraus zunächst {a} = {a0 } und damit auch a = a0 folgt.
2. Es ist a 6= b. Dann ist (a, b) eine Zweiermenge und damit auch (a0 , b0 ). Also gilt
ebenfalls a0 6= b0 . Daher sind {a} und {a0 } Einermengen und {a, b} sowie {a0 , b0 }
Zweiermengen. Für die beiden Elemente der gleichen Zweiermengen {{a}, {a, b}}
und {{a0 }, {a0 , b0 }} kann daher nur {a} = {a0 } und {a, b} = {a0 , b0 } gelten. Aus
der ersten Gleichung folgt dann schon a = a0 und hieraus {a, b} = {a, b0 }. Durch
Subtraktion von {a} folgt dann {b} = {b0 } und damit b = b0 .
(107) A×B =∅ ↔ A = ∅ ∨ B = ∅,
(108) C 6= ∅ ∧ A × C = B × C → A = B,
(109) (A ∩ B) × C = (A × C) ∩ (B × C),
(110) A × (B ∩ C) = (A × B) ∩ (A × C),
(111) (A ∪ B) × C = (A × C) ∪ (B × C),
(112) A × (B ∪ C) = (A × B) ∪ (A × C),
(113) (A × B) ∩ (C × D) = (A ∩ C) × (B ∩ D),
(114) (A × B) ∪ (C × D) ⊆ (A ∪ C) × (B ∪ D),
(115) (A \ C) × (B \ D) ⊆ (A × B) \ (C × D).
(116) A × B ⊆ A × B.
Rest: Übung!
In der Informatik werden die Elemente (a1 , . . . , an ) von An auch Listen der Länge
n genannt und als [a1 , . . . , an ] notiert. Speziell bezeichnet [ ] dann die leere Liste
aus A0 . Die Menge A heißt in diesem Zusammenhang auch ein Datentyp. Es ist
dann A∗ = ∞ n
S
n=0 A die Menge aller Listen über A.
Schließlich setzt man noch R(x) := {y | (x, y) ∈ R} für alle x ∈ D(R) und nennt
R rechtseindeutig, wenn R(x) einelementig für alle x ∈ D(R) ist.
R
1 a
D(R) 2 b W(R)
3 c
4 d
5
B
A
Dann gilt beispielsweise R(1) = {a, b}, R(3) = R(4) = {b} und R(2) = R(5) = ∅
sowie R−1 (a) = {1} = R−1 (c), R−1 (b) = {3, 4} und R−1 (d) = ∅.
In (119) gilt die Gleichheit, wenn R linkseindeutig ist, in (120) und (121) steht
jeweils die Gleichheit, wenn R rechtseindeutig ist.
Beweis: Man beachte, daß (117) und (118) dieselben Aussagen nur für die un-
terschiedlichen Korrespondenzen R und R−1 sind. Dasselbe gilt bezüglich (119)
und (120).
(117): Für y ∈ B sind jeweils gleichwertig:
y ∈ R(X
b
1 ∪ X2 ),
∃x ∈ (X1 ∪ X2 ) : (x, y) ∈ R,
∃x ∈ X1 : (x, y) ∈ R ∨ ∃x ∈ X2 : (x, y) ∈ R,
y ∈ R(X
b
1 ) ∨ y ∈ R(X2 )
b
y ∈ R(X
b
1 ) ∪ R(X2 ).
b
Rest: Übung!
R
1 a
S
2 b α
3 c β
4 d γ
B
5 δ
e
A D
f
C
RoS
(a, d) ∈ R ◦ S
∃x ∈ B ∩ C : (a, x) ∈ R ∧ (x, d) ∈ S
(d, a) ∈ S −1 ◦ R−1 .
(a, f ) ∈ (R ◦ S) ◦ T ,
∃d ∈ D ∩ E : (a, d) ∈ R ◦ S ∧ (d, f ) ∈ T ,
∃b ∈ B ∩ C : (a, b) ∈ R ∧ (b, f ) ∈ S ◦ T ,
(a, f ) ∈ R ◦ (S ◦ T ).
Definition 1.63 Es sei A eine Menge und n > 0 eine natürliche Zahl. Eine
Teilmenge % ⊆ An heißt eine n-stellige Relation auf A. Im Fall n = 2 spricht
man auch von binären Relationen. Die Menge aller binären Relationen werde mit
BA bezeichnet. Binäre Relationen % schreibt man oft in Infixnotation, also a%b
anstelle von (a, b) ∈ %.
(125) (%1 ∪ %2 ) ◦ %3 = %1 ◦ %3 ∪ %2 ◦ % 3 ,
(126) %1 ◦ (%2 ∪ %3 ) = %1 ◦ %2 ∪ %1 ◦ % 3 ,
(127) (%1 ∩ %2 ) ◦ %3 ⊆ %1 ◦ %3 ∩ %2 ◦ % 3 ,
(128) %1 ◦ (%2 ∩ %3 ) ⊆ %1 ◦ %2 ∩ %1 ◦ % 3 .
(a, b) ∈ (%1 ∪ %2 ) ◦ %3 ,
∃c ∈ A : (a, c) ∈ %1 ∪ %2 ∧ (c, b) ∈ %3 ,
(a, b) ∈ %1 ◦ %3 ∨ (a, b) ∈ %2 ◦ %3 ,
(a, b) ∈ %1 ◦ %3 ∪ %2 ◦ %3 .
Rest: Übung!
reflexiv :↔ ιA ⊆ %,
irreflexiv :↔ ιA ∩ % = ∅,
symmetrisch :↔ %−1 ⊆ %,
asymmetrisch :↔ %−1 ∩ % = ∅,
antisymmetrisch :↔ %−1 ∩ % ⊆ ιA ,
transitiv :↔ % ◦ % ⊆ %,
konnex :↔ % ∪ %−1 ∪ ιA = ωA ,
linear :↔ % ∪ %−1 = ωA .
Beispiel 1.67 Die Identität ιA und die Allrelation ωA liegen stets in E(A). Wegen
der Reflexivität gilt für jede Äquivalenzrelation % auf A bereits ιA ⊆ % ⊆ ωA .
Die Identität ιA ist ebenso stets eine partielle Ordnung auf A, die in jeder an-
deren partiellen Ordnung auf A enthalten ist. Liegen aber in A mindestens zwei
verschiedene Elemente a 6= b, so gilt weder (a, b) ∈ ιA noch (b, a) ∈ ιA und daher
ist dies keine lineare Ordnung. Man schreibt diese partielle Ordnung auf jeder
Menge üblicherweise als Gleichheit, also a = b anstelle von (a, b) ∈ ιA .
Die Gleichwertigkeit ≡ ist wegen Lemma 1.25 eine Äquivalenz auf der Menge
F(V ) aller aussagenlogischen Formeln.
Die Inklusion ⊆ ist wegen Folgerung 1.39 eine partielle Ordnung auf jeder Po-
tenzmenge P(M ). Enthält M mehr als ein Element, so ist diese partielle Ordnung
nicht linear.
Die Teilbarkeitsrelation | ist eine partielle Ordnungsrelation auf der Menge der
natürlichen Zahlen N0 , aber nur eine Quasiordnung auf der Menge der ganzen
Zahlen Z.
Die übliche ≤-Relation ist eine lineare Ordnung auf den Mengen N0 , Z und Q, also
sind (N0 , ≤), (Z, ≤) und (Q, ≤) linear geordnete Mengen.
Bemerkung 1.68 Ist (A, ≤) partiell geordnete Menge, so schreibt man auch
b ≥ a für a ≤ b und a < b für a 6= b mit a ≤ b.
Die hierdurch entstehende binäre Relation < auf A ist irreflexiv, asymmetrisch
und transitiv. Man spricht dann von einer partiellen Ordnung in irreflexiver
Schreibweise. Umgekehrt kann man jede derartige Relation < durch Vereinigung
mit ιA zu einer partiellen Ordnungsrelation ≤ machen.
Bemerkung 1.69 Für (kleine) endliche Mengen A kann man sich partielle Ord-
nungen ≤ auf A durch Hasse-Diagramme (Helmut Hasse, 1898 - 1979) veran-
schaulichen: Man zeichnet für jedes Element von A einen Punkt in der Zeichene-
bene, wobei man den zu einem Element a ∈ A gehörenden Punkt so anordnet,
daß er “oberhalb” von allen Punkten liegt, die zu einem Element x ∈ A gehören,
das x ≤ a erfüllt. Anschließend verbindet man zwei verschiedene Punkte genau
dann durch eine gerade Linie, wenn für die zugehörigen Elemente a ≤ b gilt und
kein Element x ∈ A \ {a, b} mit a ≤ x und x ≤ b existiert. Für die kleinen Po-
tenzmengen aus Beispiel 1.42 ergeben sich damit die folgenden Diagramme. Im
letzten Beispiel ist eine (Teil-)Kette rot hervorgehoben.
{a} {a,b}
Φ {a} {b}
Φ Φ
P( Φ ) P({a}) P({a,b})
{a,b,c}
Φ
P({a,b,c})
Aufgabe 1.70 Man untersuche, welche der in Definition 1.66 genannten Eigen-
schaften sich von % auf jede Einschränkung von % auf eine Teilmenge A0 ⊆ A
übertragen, also beispielsweise:
Beispiel 1.71 Es seien (A1 , ≤1 ) und (A2 , ≤2 ) total geordnete Mengen. Dann
definiert (a1 , a2 ) ≤ (b1 , b2 ) :↔ (a1 <1 b1 ) ∨ (a1 = b1 ∧ a2 ≤2 b2 ) eine totale
Ordnung auf A1 × A2 , die lexikographische Ordnung.
Man kann diese Konstruktion der lexikographischen Ordnung daher induktiv auf
kartesische Produkte A1 × . . . × An mit endlich vielen Faktoren übertragen.
Definition 1.72 Es sei A eine Menge. Eine Teilmenge Z ⊆ P(A) \ {∅} heißt eine
Zerlegung oder Partition oder disjunkte Überdeckung von A, wenn die Elemente
S
von Z paarweise disjunkt sind und Z = A gilt.
Satz 1.73 Es sei A eine Menge, E(A) die Menge aller Äquivalenzrelationen auf
A und Z(A) die Menge aller Zerlegungen von A.
b) Ist % ∈ E(A) dann ist Z% = {[x]% | x ∈ A} eine Zerlegung von A, wobei [x]% =
{y ∈ A | x%y} die von x ∈ A repräsentierte Äquivalenzklasse oder Restklasse ist.
Es bleibt zu zeigen, daß die Restklassen paarweise disjunkt sind. Sei dazu a ∈
[x]% ∩ [y]% 6= ∅. Dann ist [x]% = [y]% nachzuweisen. Wegen der Transitivität und
Symmetrie von % ist dies gleichwertig zu x%y. Nun gilt aber x%a und y%a und
daher wiederum wegen der Transitivität und Symmetrie auch x%y.
c) Siehe Vorlesung!
Beispiel 1.76 Die in Aufgabe 1.48 eingeführten Restklassen [r]n modulo n bil-
den für jede natürliche Zahl n > 0 eine Partition von Z. Die zugehörige Äquiva-
lenzrelation ≡ mod n wird bestimmt durch a ≡ b mod n ↔ a − b ∈ nZ für alle
a, b ∈ Z und gelesen als “a ist kongruent zu b modulo n”. Die Faktormenge wird
meist als Z/(n) notiert.
Beispiel 1.77 Auf der Menge Z := N20 wird durch (a, b) ∼ (c, d) :↔ a + d = b + c
für alle a, b, c, d ∈ N0 eine Äquivalenzrelation definiert. Für die Äquivalenzklassen
schreibt man a − b := [(a, b)]∼ und nennt sie Differenzen der natürlichen Zahlen
a und b. Auf der Menge Z := Z/ ∼ dieser Äquivalenzklassen kann man durch
Beispiel 1.78 Auf der Menge Q = Z × (Z \ {0}) wird durch (a, b) ∼ (c, d) :↔
ad = bc für alle (a, b), (c, d) ∈ Q eine Äquivalenzrelation definiert. Für die Äqui-
valenzklassen schreibt man ab := [(a, b)]∼ und nennt sie Quotienten der ganzen
Zahlen a und b 6= 0, wobei a der Zähler und b der Nenner dieses Bruches ist. Auf
der Menge Q := Q/ ∼ dieser Äquivalenzklassen kann man durch ab + dc := ad+bc bd
eine Addition und durch ab · dc := acbd
eine Multiplikation definieren. Auf diese Wei-
se erhält man die rationalen Zahlen Q mit den bekannten Rechengesetzen. Die
Menge Z der ganzen Zahlen ist in der Form Z = { a1 | a ∈ Z} in Q enthalten.
Folgerung 1.80 Es sei % eine Präordnung auf A. Dann ist ∼:= % ∩ %−1 eine
Äquivalenzrelation auf A und auf der Faktormenge A/ ∼ wird durch
Beweis: Da % reflexiv ist, gilt dasselbe für %−1 und damit auch für ∼= % ∩ %−1 .
Aus a ∼ b folgt a%b und a%−1 b und damit b%−1 a und b%a, also b ∼ a. Damit ist
∼ auch symmetrisch. Aus a ∼ b und b ∼ c folgen a%b, b%c, a%−1 b und b%−1 c. Die
Transitivität von % ergibt jetzt a%c und a%−1 c, also auch a ∼ c. Damit ist ∼ eine
Äquivalenzrelation.
Dann folgen a%a0 und b%b0 sowie a0 %a und b0 %b. Gilt nun a%b, so gelten a0 %a, a%b
und b%b0 , mit der Transitivität also auch a0 %b0 . Daher wird auch [a0 ]∼ ≤ [b0 ]∼
definiert.
Die Reflexivität und Transitivität übertragen sich sich durch (129) von % unmit-
telbar auf ≤.
Gilt nun [a]∼ ≤ [b]∼ und [b]∼ ≤ [a]∼ , so folgt a%b und b%a und daher auch a%−1 b,
also a ∼ b und damit [a]∼ = [b]∼ .
Definition 1.81 Es sei (A, ≤) eine partiell geordnete Menge und T ⊆ A. Ein
Element a ∈ A heißt
Die Menge T heißt nach oben (nach unten) beschränkt (in A), wenn sie eine obere
(untere) Schranke besitzt. Ist beides der Fall, nennt man T beschränkt (in A).
Die partiell geordnete Menge (A, ≤) erfüllt die Minimalbedingung, wenn jede
nichtleere Teilmenge T von A ein minimales Element besitzt.
Eine total geordnete Menge (A, ≤) heißt wohlgeordnet, wenn sie die Minimalbe-
dingung erfüllt.
Folgerung 1.82 a) Jedes größte (kleinste) Element ist eindeutig bestimmt und
stets auch maximal (minimal).
Beispiel 1.83 Betrachtet man für eine n-elementige Menge M mit n > 1 die
Menge A = P(M )\{∅, M } mit der Inklusion ⊆ als partieller Ordnungsrelation, so
ist (A, ⊆) eine partiell geordnete Menge, in der die n Einermengen {m} minimale
und die n − 1-elementigen Mengen M \ {m} für jedes m ∈ M maximale Elemente
sind.
Jede endliche Teilmenge T der ganzen Zahlen Z besitzt in der total geordne-
ten Menge (Z, ≤) ein größtes und ein kleinstes Element, ist also insbesondere
beschränkt. Dagegen besitzt die unendliche Teilmenge N0 zwar ein kleinstes Ele-
ment 0 aber keine obere Schranke.
Die total geordnete Menge (N0 , ≤) erfüllt die Minimalbedingung, ist also wohlge-
ordnet.
Die leere Menge ∅ besitzt als einzige binäre Relation die leere Relation ∅ = ∅ × ∅
und diese ist eine totale Ordnungsrelation auf ∅. Offensichtlich ist sie auch eine
Wohlordnung. Dagegen ist die leere Menge nicht beschränkt, da keine Schranken
existieren!
Definition 1.84 Es sei (A, ≤) eine partiell geordnete Menge und T ⊆ A. Ein
Element a ∈ A heißt obere Grenze oder Supremum von T , wenn es obere Schranke
von T ist und für alle oberen Schranken s ∈ A von T bereits a ≤ s gilt, wenn also
a kleinstes Element in der Menge der oberen Schranken von T ist. Man schreibt
dann a = supA T . Dual wird eine untere Grenze oder Infimum von T definiert
und als inf A T notiert.
Existieren in (A, ≤) für jede Zweiermenge T = {a, b} sowohl ein Supremum als
auch ein Infimum, so nennt man (A, ≤) einen Verband. Man schreibt dann auch
a ∧ b := inf{a, b} und a ∨ b := sup{a, b}. Existieren Supremum und Infimum sogar
für jede Teilmenge von A, so spricht man von einem vollständigen Verband.
Beispiel 1.85 Durch das folgende Hasse-Diagramm wird auf der Menge A =
{0, a, b, c, d, 1} eine partielle Ordnung definiert.
c d
a b
Die Teilmenge T1 = {a, b, c, d} besitzt die maximalen Elemente c und d, also kein
größtes Element, und die minimalen Elemente a und b, also auch kein kleinstes
Element. Die Menge T2 = {a, b} besitzt die oberen Schranken c, d und 1, aber
kein Supremum, jedoch ist die einzige untere Schranke 0 natürlich Infimum von
T2 . Es handelt sich also nicht um einen Verband.
Bemerkung 1.86 Man beachte, daß sich die Eindeutigkeit von Supremum bzw.
Infimum im Falle ihrer Existenz aus Folgerung 1.82 ergeben.
Die Menge N0 bildet mit der Teilbarkeitsrelation | eine partiell geordnete Menge
(N0 , |), in der für eine beliebige Teilmenge A das Infimum durch den größten
gemeinsamen Teiler ggT (A) aller a ∈ A und das Supremum durch das kleinste
gemeinsame Vielfache kgV (A) aller a ∈ A gegeben ist. Speziell ist ggT (N0 ) = 1
und kgV (N0 ) = 0. Schränkt man die Teilbarkeitsrelation auf die Menge T (n)
aller Teiler einer festen Zahl n ein, so bildet (T (n), |) ebenfalls einen endlichen
und daher vollständigen Verband. Für (T (36), |) erhält man das folgende Hasse-
Diagramm. In ihm ist die Kette {3, 6, 18, 36} rot hervorgehoben.
36
12 18
4 6 9
2 3
Beim zweiten Beispiel, dem Teilerverband (T (30), |), ergibt sich dasselbe Bild wie
bei der Potenzmenge (P({a, b, c}), ⊆) in Bemerkung 1.69, beide halbgeordneten
Mengen sind “irgendwie gleich”. Wir werden dies später im Begriff der “Isomor-
phie” präzisieren.
30
6 10 15
2 3 5
Insbesondere hat man inf ∅ = A = sup P(A) und inf P(A) = ∅ = sup ∅ für die
beiden extremen Fälle M = ∅ und M = P(A). Die partiell geordnete Menge
(P(A), ⊆) ist daher ein vollständiger Verband.
Beweis: Es werden die Behauptungen über die Suprema gezeigt, die Behauptun-
gen über die Infima folgen dann dual.
Beispiel 1.88 In der wohlgeordneten Menge (N0 , ≤) besitzt zwar jede nichtleere
Teilmenge ein kleinstes Element und daher ein Infimum, aber kein Supremum,
wenn sie nicht endlich ist und daher nicht nach oben beschränkt. Man kann diesen
“Mangel” aber beheben, indem man ein neues Element ∞ 6∈ N0 hinzugibt und
die Wohlordnung ≤ von N0 auf N∞ 0 := N0 ∪ {∞} erweitert gemäß n < ∞ für alle
n ∈ N0 . Dann besitzt in der ebenfalls wohlgeordneten Menge (N∞ 0 , ≤) sogar jede
∞
Teilmenge T ein Infimum und ein Supremum, also ist (N0 , ≤) ein vollständiger
Verband.
Auf der linear geordneten Menge (Z, ≤) reicht es dagegen nicht, ein größtes Ele-
ment ∞ zu adjungieren (lat. adiungere = anbinden), um einen vollständigen
Verband zu erhalten. Hier gibt es auch nach unten unbeschränkte Mengen. Man
fügt also zwei Elemente +∞ und −∞ hinzu und erweitert die Ordnung von Z
auf Z±∞ := Z ∪ {+∞, −∞} durch −∞ < x < +∞ für alle x ∈ Z. Dann ist auch
(Z±∞ , ≤) ein vollständiger Verband.
Auf die gleiche Weise kann man auch die linear geordnete Menge der reellen
Zahlen (R, ≤) zu einem vollständigen Verband (R±∞ , ≤) erweitern, was allerdings
erheblich aufwendiger zu beweisen ist.
b) Ist % ∈ BA eine beliebige binäre Relation auf A, dann existiert eine kleinste
Äquivalenzrelation %∗ auf A mit % ⊆ %∗ .
Beweis: a) Für E = ∅ ist E = ωA nach Folgerung 1.87 und dies ist eine
T
ιA ⊆ %, also auch ιA ⊆ σ. Also ist σ reflexiv. Für (a, b) ∈ σ gilt (a, b) ∈ % und
damit wegen der Symmetrie auch (b, a) ∈ %. Also gilt (b, a) ∈ σ und σ ist auch
symmetrisch. Sind schließlich (a, b), (b, c) ∈ σ so folgt wiederum (a, b), (b, c) ∈ %
und wegen der Transitivität (a, c) ∈ %. Dies zeigt auch (a, c) ∈ σ und σ ist
transitiv.
Äquivalenzrelation.
c) Übung!
Die folgenden Sätze, die für gewisse Grundlagenfragen der Mathematik sehr wich-
tig sind, können im Rahmen einer axiomatisch aufgebauten Mengenlehre mit teil-
weise erheblichem Aufwand bewiesen werden. In dieser Einführung seien sie ohne
Beweis zitiert.
Satz 1.90 Lemma von Zorn (Max August Zorn, 1906 - 1993) Besitzt in der
partiell geordneten Menge (A, ≤) jede Kette eine obere Schranke, dann gibt es ein
maximales Element in A.
(1) Auswahlaxiom
(2) Wohlordnungssatz
1.4.4 Abbildungen
Definition 1.93 Sind A und B Mengen, dann versteht man unter einer partiellen
Abbildung f aus A in B eine rechtseindeutige Relation f ⊆ A × B. Ist f noch
linkstotal, so spricht man einfach von einer Abbildung. Man schreibt f : D(f ) →
B für partielle Abbildungen und f : A → B für Abbildungen. Das zu x ∈ D(f )
eindeutig bestimmte y ∈ B mit (x, y) ∈ f wird auch in der Form y = f (x)
notiert. Man nennt den Wertebereich W (f ) = f (A) bei Abbildungen auch das
Bild von f und schreibt Imf (lat. imago = Bild). Für Teilmengen Y ⊆ B nennt
man fd −1 (Y ) auch das Urbild von Y .
Beispiel 1.94 Die identische Relation ιA ist auf jeder Menge A eine bijektive
Abbildung ιA : A → A. Sie wird daher auch identische Abbildung auf A genannt.
c) Für jedes x ∈ A gibt es genau ein y ∈ B mit y = f (x) und für jedes y ∈ B
gibt es genau ein z ∈ C mit z = g(y) = g(f (x)). Also gibt es zu jedem x ∈ A
genau ein z ∈ C mit (x, z) ∈ f ◦ g. Damit ist f ◦ g linkstotal und rechtseindeutig,
also eine Abbildung. Wie hier schon geschehen, schreibt man meist z = g(f (x))
für z = (f ◦ g)(x).
d) Ist f : A → B bijektiv, so ist sie links- und rechtstotal sowie links- und
rechtseindeutig. Damit ist dann f −1 als Relation rechts- und linkstotal sowie
rechts- und linkseindeutig, also der Reihe nach: überall definiert, surjektiv, eine
Abbildung und injektiv, d. h. ebenfalls eine Bijektion.
e) Dies folgt aus der Tatsache, daß die Gleichheit “=” eine Äquivalenzrelation
auf f (A) ist!
f) Gilt f = {(x, f (x)) | x ∈ A} = g = {(x, g(x)) | x ∈ A}, so folgt aus der jewei-
ligen Rechtseindeutigkeit sofort f (x) = g(x) für alle x ∈ A. Hat man umgekehrt
b) Sind f und g injektiv, so folgt aus (f ◦ g)(x) = g(f (x)) = g(f (x0 )) = (f ◦ g)(x0 )
wegen der Injektivität von g aus a) zunächst f (x) = f (x0 ) und hieraus wegen der
Injektivität von f dann ebenso mit a) x = x0 . Also ist auch f ◦ g injektiv.
c) Ist f ◦ g injektiv und gilt f (x) = f (x0 ), so folgt (f ◦ g)(x) = g(f (x)) =
g(f (x0 )) = (f ◦ g)(x0 ), und damit aus der Injektivität auch x = x0 . Mit a) folgt
die Behauptung.
Gelten umgekehrt die beiden Gleichungen. Zunächst ist f −1 als Relation rechts-
eindeutig, denn aus (y, x), (y, x0 ) ∈ f −1 folgt (x, y), (x0 , y) ∈ f und daher (x, x0 ) ∈
f ◦ f −1 = ιA , also x = x0 . Dann ist f −1 aber auch linkstotal, denn für y ∈ B gilt
(y, y) ∈ ιB = f −1 ◦ f . Daher existiert ein x ∈ A mit (y, x) ∈ f −1 (und (x, y) ∈ f ).
Insgesamt ist f −1 : B → A ebenso eine Abbildung wie f : A → B. Aus der
Injektivität von ιA = f ◦ f −1 folgt nun mit c) die Injektivität von f und aus der
Surjektivität von ιB = f −1 ◦ f die Surjektivität von f .
Lemma 1.98 Sei A eine Menge und % ∈ E(A) eine Äquivalenzrelation auf A.
Dann ist die Abbildung ν : A → A/% gemäß ν(x) := [x]% für alle x ∈ A surjektiv
und es ist kerν = %. Weiterhin ist ν injektiv und damit bijektiv genau dann, wenn
% = ιA gilt.
Beweis: Zu [x]% ∈ A/% ist x ∈ A ein Repräsentant dieser Klasse, der von ν auf
diese Klasse abgebildet wird. Also ist ν surjektiv. Es ist (x, x0 ) ∈ kerν gleichwertig
zu ν(x) = ν(x0 ) nach Definition von kerν, und daher zu [x]% = [x0 ]% . Da %
Äquivalenzrelation ist, ist dies wiederum gleichwertig zu (x, x0 ) ∈ %. Dies zeigt
kerν = %. Es ist % = ιA genau dann, wenn jede Klasse [x]% aus genau einem
Element besteht, also gleich {x} ist. Dies ist aber gleichwertig damit, daß ν(x) =
{x} für alle x ∈ A gilt. Dies zeigt dann die Injektivität von ν. Ist andererseits ν
nicht injektiv, so gibt es x 6= x0 in A mit ν(x) = [x]% = ν(x0 ) und damit (x, x0 ) ∈ %
also ist dann % 6= ιA .
Man nennt die Abbildung ν : A → A/% auch die natürliche Abbildung oder
kanonische Projektion von A auf A/%.
f (x) = f (x0 ) gelten. Aus [x]kerf = [x0 ]kerf folgt aber (x, x0 ) ∈ kerf nach Defini-
tion dieser Äquivalenzklassen. Daher gilt auch f (x) = f (x0 ) nach Definition der
Relation kerf .
Es ist ϕ surjektiv, denn zu y ∈ f (A) gibt es ein x ∈ A mit f (x) = y und daher
gilt für die Klasse [x]kerf ∈ A/kerf bereits ϕ([x]kerf ) = y.
Es ist ϕ auch injektiv und damit bijektiv, denn aus ϕ([x]kerf ) = ϕ([x0 ]kerf ) folgt
f (x) = f (x0 ) und damit (x, x0 ) ∈ kerf , also auch [x]kerf = [x0 ]kerf .
Es ist f = ν ◦ ϕ ◦ inf (A) , denn für alle x ∈ A gilt f (x) = inf (A) (f (x)) =
inf (A) (ϕ([x]kerf )) = inf (A) (ϕ(ν(x))) = ν ◦ ϕ ◦ inf (A) (x), und wegen Folge-
rung 1.96 d) gilt die Gleichheit der Abbildungen.
Schließlich ist ϕ eindeutig bestimmt, denn ist auch ϕ0 : A/kerf → f (A) mit
f = ν ◦ ϕ0 ◦ inf (A) , so folgt aus inf (A) (ϕ(ν(x)) = inf (A) (ϕ0 (ν(x)) für alle x ∈ A
zunächst ϕ(ν(x)) = ϕ0 (ν(x)) aus der Injektivität von inf (A) . Da ν surjektiv ist,
folgt ϕ([x]kerf ) = ϕ0 ([x]kerf ) für alle [x]kerf ∈ A/kerf , also ϕ = ϕ0 wiederum
wegen Folgerung 1.96 d).
1.4.5 Kardinalzahlen
Man nennt eine Menge A abzählbar unendlich, wenn A ∼ N0 gilt. Eine endliche
oder abzählbar unendliche Menge heißt abzählbar. Eine nicht abzählbare Menge
wird überabzählbar genannt.
Man schreibt ℵ0 := |N0 | = |N | (“Aleph Null” ist die “Mächtigkeit” von N0 ; Aleph
ist der erste Buchstabe des hebräischen Alphabets) für jede abzählbar unendliche
Menge N . Durch |M | > ℵ0 kürzt man dann die Aussage “M ist überabzählbar”
ab. Unter einer Kardinalzahl versteht man die Mächtigkeit einer Menge, also
die Anzahl ihrer Elemente. Ist die Menge unendlich, so spricht man von einer
transfiniten Kardinalzahl.
(130) A ∼ A,
(131) A ∼ B → B ∼ A,
(132) A ∼ B ∧ B ∼ C → A ∼ C.
Beweis: (130) gilt wegen Beispiel 1.94, (131) wegen Folgerung 1.96 d), (132)
wegen Folgerung 1.97.
Bemerkung 1.105 Man kann auch für unendliche oder transfinite Kardinal-
zahlen wie ℵ0 Summen und Produkte definieren und dann die eben bewiesenen
Aussagen durch Gleichungen ausdrücken. Wir werden diese aber in dieser Vorle-
sung nicht weiter benutzen. Für alle n ∈ N0 gelten:
n + ℵ0 = ℵ0 ,
ℵ0 + ℵ0 = ℵ0 ,
0 · ℵ0 = 0,
n · ℵ0 = ℵ0 (n 6= 0),
ℵ0 · ℵ0 = ℵ0 .
Satz 1.108 Satz von Cantor Für jede Menge A gilt A 6∼ P(A). Insbesondere
ist P(N0 ) überabzählbar.
Beweis: Wäre f : A → P(A) eine (sogar nur) surjektive Abbildung, dann gäbe
es zu X := {x ∈ A | x ∈ / f (x)} ein x0 ∈ A mit f (x0 ) = X. Der Fall x0 ∈ X
führt zu x0 6∈ f (x0 ) = X, also einem Widerspruch. Aber auch der Fall x0 6∈ X,
der zu x0 ∈ f (x0 ) = X führt, liefert einen Widerspruch. Nach dem Platonischen
Falschheitskriterium (52) kann es daher kein derartiges x0 ∈ A geben, also kann f
nicht surjektiv und daher auch nicht bijektiv sein. In P(N0 ) liegen die abzählbar
Wir zeigen nun noch, daß die reellen Zahlen R, also die Menge aller Dezimalzahlen,
überabzählbar ist. Wegen N0 ⊆ R kann sie natürlich nicht endlich sein.
Beweis: a) Vorlesung!
Bemerkung 1.111 Man definiert nun eine neue Kardinalzahl c := |R| und nennt
diese die Mächtigkeit des Kontinuums.
Es ist eines der fundamentalsten Ergebnisse der neueren Mathematik, daß die
Kontinuumshypothese aus der axiomatischen Mengenlehre heraus weder wider-
legbar ist (von Kurt Gödel (1906 - 1978) 1938 gezeigt) noch beweisbar (von Paul
Cohen (1934 - 2007) 1963 gezeigt). Man kann also die bisher vorgestellte axioma-
tische Mengenlehre auf zwei völlig verschiedene Arten erweitern, einmal indem
man die Kontinuumshypothese als neues Axiom hinzunimmt, einmal indem man
ihre Negation hinzunimmt. Je nachdem existieren dann ganz unterschiedliche
unendliche Mengen.
Mit Hilfe der Gleichmächtigkeit ∼ von Mengen definierte Richard Dedekind (1831
- 1916) die Endlichkeit einer Menge, ohne auf die natürlichen Zahlen zurückzugrei-
fen, wie folgt: Eine Menge M ist (Dedekind-)endlich, wenn ¬∃X : X ⊂ M ∧ X ∼
M ), wenn sie also keine zu ihr gleichmächtige echte Teilmenge besitzt.
Alfred Tarski (1902 - 1983) schlug dagegen die folgende Definition vor, die eben-
falls keine natürlichen Zahlen benötigt: M ist (Tarski-)endlich, wenn (P(M ), ⊆)
die Minimalbedingung erfüllt.
Bertrand Russell wiederum orientierte sich mehr an der Definition der natürlichen
Zahlen als Nachfolgermenge, indem er definierte: M ist (Russell-)endlich, wenn M
in jedem Mengensystem enthalten ist, das die leere Menge und mit jeder Menge
auch deren Vereinigung mit einer beliebigen Einermenge enthält.
Aufgabe 1.113 Man beweise: Jede unendliche Menge enthält eine abzählbar
unendliche echte Teilmenge.
1.4.6 Verknüpfungen
www.mathe.tu-freiberg.de/∼hebisch/skripte/algebra/gruppen.pdf
jeweils für alle a, b, c ∈ A gilt. Die Menge A wird Trägermenge der Operati-
on ∗ genannt und das Paar (A, ∗) ein Gruppoid. Unter der Ordnung von (A, ∗)
versteht man dann die Kardinalzahl |A|. Ist die Operation ∗ assoziativ, so nennt
man (A, ∗) eine Halbgruppe. Eine kommutative und idempotente Halbgruppe wird
Halbverband genannt.
Beispiel 1.118 Für jeden Verband (A, ≤) bildet sowohl die Supremumsbildung
a ∨ b = sup{a, b} als auch die Infimumsbildung a ∧ b = inf{a, b} eine binäre Ope-
ration, die assoziativ, kommutativ und idempotent ist. Daher sind dann (A, ∨)
und (A, ∧) Halbverbände. Dies begründet auch die Bezeichnung.
Beispiel 1.119 Für (kleine) endliche Mengen A kann man binäre Operationen
auf A auch durch Cayley-Tafeln (Arthur Cayley, 1821 - 1895) definieren. Man
notiert in einer Tabelle, deren Kopfzeile und erste Spalte jeweils die Elemente von
A in einer festen linearen Ordnung enthält, in der Zeile mit dem ersten Element
ai ∈ A und in der Spalte zu dem Element aj ∈ A das Verknüpfungsergebnis
ai ∗ aj ∈ A. Dann kan man beispielsweise die Kommutativität der durch diese
Tafel definierten Operation ∗ an der Symmetrie zur Hauptdiagonalen erkennen.
Solche Tafeln eignen sich auch dazu, binäre Operationen auf einem Rechner zu
speichern, ihre Gesetzmäßigkeiten zu überprüfen und mit ihnen zu rechnen.
Die Menge B = {0, 1} kann durch 0 < 1 linear geordnet werden. Auf dieser Menge
existieren dann stets das Supremum a ∨ b und das Infimum a ∧ b für alle a, b ∈ B.
Es handelt sich also um einen Verband. Die entsprechenden Cayley-Tafeln sind
dann
∨ 0 1 ∧ 0 1
0 0 1 und 0 0 0
1 1 1 1 0 1
und dies sind genau die Ergebnisse der logischen Junktoren ∨ und ∧, wenn man
sie auf die wahre Aussage 1 und die falsche Aussage 0 gemäß (7) - (10) anwendet.
Man kann übrigens 0 und 1 auch mit den natürlichen Zahlen 0 und 1 identifizie-
ren. Dann wird die oben angegebene Ordnung gerade die gewöhnliche Ordnung
für diese Zahlen und ∧ und ∨ werden Minimum min und Maximum max für
natürliche Zahlen.
Beispiel 1.120 Für jede Menge A ist die Menge TA := AA aller Abbildungen
von A in sich mit der Verkettung ◦ wegen (124) eine Halbgruppe (TA , ◦), die
Transformationshalbgruppe auf A. Insbesondere ist jede bijektive Abbildung f :
A → A in TA enthalten. Diese Abbildungen werden auch Permutationen von A
genannt.
Aufgabe 1.121 Man beweise: Für jede n-elementige Menge A gibt es genau
n! := 1 · 2 · · · n, gelesen: “n Fakultät”, Permutationen auf A.
S∞
Beispiel 1.122 Für eine beliebige Menge A sei A+ := An := {An | n ∈
S
n=1
N}. Durch
für alle (x1 , . . . , xn ), (y1 , . . . , ym ) ∈ A+ wird dann eine assoziative binäre Opera-
tion auf A+ definiert, die Konkatenation genannt wird. Die Halbgruppe (A+ , ·)
heißt dann die freie Halbgruppe über A. Man schreibt kurz x1 . . . xn anstelle von
(x1 , . . . , xn ) und nennt dieses Element von An ⊆ A+ ein Wort der Länge n über
A. Speziell in der Informatik spricht man in diesem Zusammenhang auch von
dem Alphabet A 6= ∅, nennt die Worte x1 . . . xn auch Strings über A und die
Elemente von A, also die Worte der Länge 1, Buchstaben, Zeichen oder Symbole.
Unter einer formalen Sprache versteht man eine beliebige Teilmenge von A+ .
Für jedes Alphabet A 6= ∅ gibt es also überabzählbar viele formale Sprachen, von
denen man mit endlichen Texten aber nur abzählbar viele beschreiben kann.
Aufgabe 1.124 Man versuche für ein endliches Alphabet, etwa A = {a, b}, auf
A+ eine lexikographische Ordnung zu definieren und damit A+ wohlzuordnen.
www.mathe.tu-freiberg.de/∼hebisch/skripte/formsprach/formsprach.pdf
Definition 1.125 Ist (Ai )i∈I eine indizierte Mengenfamilie über einer Menge M ,
so definiert man
Außerdem ist i∈I Ai das Supremum von {Ai | i ∈ I} in (P(M ), ⊆), also die
S
T
kleinste Menge, die alle Ai als Teilmengen umfaßt, und entsprechend i∈I Ai das
Infimum, also die größte Menge, die in allen Ai als Teilmenge enthalten ist.
Satz 1.127 Es seien (Ai )i∈I und (Bi )i∈I Mengenfamilien über derselben Menge
M und C ⊆ M . Dann gelten
(1) ∀j ∈ I : Ai ⊆ A j ⊆
T S
i∈I i∈I Ai .
T S
(2) i∈I Ai = i∈I Ai .
S T
(3) i∈I Ai = i∈I Ai .
∪ Bi ) = Ai ∪
S S S
(4) i∈I (Ai i∈I i∈I Bi .
∩ Bi ) = Ai ∩
T T T
(5) i∈I (Ai i∈I i∈I Bi .
Ai ∪ Bi ⊆ ∪ Bi ).
T T T
(6) i∈I i∈I i∈I (Ai
∩ Bi ) ⊆ Ai ∩
S S S
(7) i∈I (Ai i∈I i∈I Bi .
(8) C ∩ ∩ Ai ).
S S
i∈I Ai = i∈I (C
(9) C ∪ ∪ Ai ).
T T
i∈I Ai = i∈I (C
S
Ist I = k∈K Ik eine Partition von I, dann gelten die verallgemeinerten Assozia-
tivgesetze
T T T
(10) i∈I Ai = k∈K i∈Ik Ai .
S S S
(11) i∈I Ai = k∈K i∈Ik Ai .
Beweis: Natürlich kann man jede Gleichung bzw. Inklusion elementweise über-
prüfen. Oft ist es allerdings einfacher, weniger formal sondern mehr inhaltlich zu
argumentieren. Dazu bezeichne VA := i∈I Ai = {Ai | i ∈ I} die Vereinigung
S S
Nach Folgerung 1.87 sind dies gerade sup und inf dieser Mengenfamilie in der
partiell geordneten Menge (P(M ), ⊆). Analog seien VB , DB , VA∩B , DA∩B usw.
für die anderen beteiligten Mengenfamilien definiert.
(1) Dies folgt nun unmittelbar aus der Definition von Infimum und Supremum
gemäß Definition 1.84.
Die restlichen Aussagen (2) - (11) sind jeweils paarweise dual zueinander. Daher
reicht es, immer nur eine pro Paar zu beweisen, also etwa (2), (4), (6), (8) und
(10).
Nach der Definition der Vereinigung ergibt sich daher auch die andere Inklusion
VA ∪ VB ⊆ VA∪B .
(8) Aus (7) folgt mit C = Bi für alle i ∈ I und der Kommutativität des Durch-
schnitts (64) bereits VC∩A ⊆ C ∩ VA . Umgekehrt folgt für jedes x ∈ C ∩ VA auch
x ∈ C ∧ x ∈ Ai für ein i ∈ I und damit x ∈ C ∩ Ai . Dies impliziert aber x ∈ VC∩A ,
also auch die umgekehrte Inklusion.
x∈
T
i∈I Ai ,
∀i ∈ I : x ∈ Ai ,
∀k ∈ K∀i ∈ Ik : x ∈ Ai ,
x∈
S S
k∈K ( i∈Ik Ai ).
Satz 1.128 Es sei (Ai,j | (i, j) ∈ I × J) eine durch die Indexmenge I × J doppelt
indizierte Mengenfamilie. Dann gilt
Ai,j ⊆
S T T S
i∈I j∈J j∈J i∈I Ai,j .
Beweis: Es ist x ∈
S T
i∈I j∈J Ai,j gleichwertig zu
∃i ∈ I∀j ∈ J : x ∈ Ai,j .
∀j ∈ J∃i ∈ I : x ∈ Ai,j
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2.1 Gruppen
Definition 2.1 Es sei (G, ·) ein Gruppoid. Ein Element e ∈ G heißt linksneutral
oder ein Linkseinselement, wenn e · a = a für alle a ∈ G gilt. Dual spricht man
von einem rechtsneutralen oder Rechtseinselement, wenn a · e = a für alle a ∈ G
erfüllt ist, und e heißt ein neutrales Element oder Einselement, wenn beides gilt.
Eine Halbgruppe (G, ·) mit einem Einselement e wird auch Monoid genannt. Man
notiert dies oft als (G, ·, e).
Beispiel 2.2 Auf jeder nichtleeren Menge G kann man durch a · b := a für alle
a, b ∈ G eine Multiplikation definieren, die wegen a · (b · c) = a = a · b = (a · b) · c
ersichtlich assoziativ ist. Daher ist (G, ·) eine Halbgruppe, die sogenannte Links-
zerohalbgruppe auf G. Hierin ist jedes a ∈ G linksabsorbierend und rechtsneutral.
Für |G| = 1 erhält man dasselbe (kommutative) Monoid. Es wird auch das triviale
Monoid genannt. Für |G| > 1 sind diese Halbgruppen natürlich nicht kommutativ
und wegen der nächsten Folgerung keine Monoide.
Beweis: Man kann sogar etwas mehr zeigen: Ist e ∈ G Linkseinselement und e0 ∈
G Rechtseinselement, so folgt bereits e0 = e · e0 = e. Ist a ∈ G linksabsorbierend
und a0 ∈ G rechtsabsorbierend, so folgt bereits a = a · a0 = a0 .
Beispiel 2.4 a) (N0 , ·, 1), (Z, ·, 1) und (Q, ·, 1) sind kommutative Monoide.
e) Ist (G, ·) ein beliebiges Gruppoid, so kann man ein Element e 6∈ G als Eins-
element zu (G, ·) adjungieren, indem man die Multiplikation von G auf G ∪ {e}
fortsetzt durch e · x = x · e = x für alle x ∈ G ∪ {e}, also insbesondere e · e = e.
Dann ist (G ∪ {e}, ·, e) ein Gruppoid mit dem Einselement e. Dieses ist genau
dann idempotent, kommutativ bzw. assoziativ, wenn (G, ·) die jeweilige Eigen-
schaft hat.
Führt man diese Adjunktion eines Einselementes speziell für eine freie Halbgruppe
(A+ , ·) durch, so schreibt man für das Einselement meistens ε oder λ und nennt
es das leere Wort oder den leeren String mit der Länge 0. (Natürlich darf ε bzw.
λ noch nicht in A vorkommen!) Man identifiziert dann A0 mit {ε} und schreibt
mit A∗ := ∞ n ∗
n=0 A kurz (A , ·, ε) für dieses freie Monoid über dem Alphabet A.
S
b) (N0 , +, 0) ist ein kürzbares Monoid und dasselbe gilt für (N, ·, 1). Dagegen ist
0 nicht kürzbar in (N0 , ·).
Definition 2.7 Es sei (G, ·, e) ein Monoid und a ∈ G. Ein Element a0 ∈ G mit
a0 · a = e heißt Linksinverses zu a (mit a · a0 = e heißt Rechtsinverses zu a), und es
heißt ein Inverses zu a, wenn es beide Bedingungen erfüllt. In diesem Fall nennt
man a invertierbar. Die Menge aller invertierbaren Elemente von (G, ·, e) werde
mit G∗ bezeichnet.
b) Ein Inverses zu einem Element a ∈ G∗ ist stets eindeutig bestimmt und wird
im folgenden mit a−1 bezeichnet.
Beweis: Vorlesung!
Definition 2.11 Eine Gruppe ist eine Halbgruppe (G, ·), welche die Bedingun-
gen aus Satz 2.10 erfüllt. Eine kommutative Gruppe wird auch abelsche Gruppe
genannt (Niels Henrik Abel, 1802 - 1829).
In einer additiv geschriebenen Gruppe (G, +) notiert man das neutrale Element
auch als 0 und das Inverse zu a ∈ G als −a.
Eine additiv geschriebene abelsche Gruppe (G, +) nennt man auch einen Modul
(lat. modus = Maß, Maßstab) und darin a − b := a + (−b) die Differenz (lat.
differre = sich unterscheiden) von a und b aus G.
Bemerkung 2.12 Die Bedingung a) aus Satz 2.10 besagt (für ein beliebiges
Gruppoid) gerade, daß sämtliche Links- und Rechtstranslationen surjektiv sind.
Für invertierbare Elemente sind diese Abbildungen wegen der Kürzbarkeit nach
Folgerung 2.8 a) daher bereits Permutationen, woraus sich dann schon die Ein-
deutigkeit in a) ergibt.
Für beliebige Gruppoide sind die drei Bedingungen aus Satz 2.10 nicht mehr
gleichwertig. Man nennt Gruppoide, die a) einschließlich der Eindeutigkeit
erfüllen, Quasigruppen. Solche Quasigruppen werden in der Codierungstheorie
zur Konstruktion von fehlererkennenden Codes benutzt.
Wegen Satz 2.10 a) beschreibt die Cayley-Tafel einer endlichen Halbgruppe ge-
nau dann eine Gruppe, wenn jedes Element in jeder Zeile und in jeder Spalte
(genau einmal) auftritt. Tafeln mit dieser Eigenschaft (auch ohne daß die Asso-
ziativität erfüllt ist), werden auch Lateinische Quadrate genannt. Sie werden in
der Kombinatorik untersucht.
Beispiel 2.13 Ist (G, ·, e) ein Monoid, so ist (G∗ , ·, e) wegen Folgerung 2.8 ei-
ne Gruppe, die Einheitengruppe von (G, ·, e). Insbesondere bilden in dem vollen
Transformationsmonoid (TA , ◦, ιA ) die Permutationen diese Einheitengruppe. Sie
wird auch die volle Permutationsgruppe oder Symmetrische Gruppe auf A genannt
und mit S(A) oder Sym(A) oder SA bezeichnet.
c) Wegen Folgerung 1.37 ist (P(M ), ∆, ∅) für jede Menge M eine abelsche Grup-
pe. Für eine Zweiermenge M := {a, b} seien die Elemente von P(M ) wie folgt
bezeichnet: 0 := ∅, 1 := {a}, 2 := {b} und 3 := M . Dann erhält man für diese
Gruppe die folgende Cayley-Tafel.
∆ 0 1 2 3
0 0 1 2 3
1 1 0 3 2
2 2 3 0 1
3 3 2 1 0
Diese Gruppe der Ordnung 4 wird Kleinsche Vierergruppe (Felix Klein, 1849 -
1925) genannt und üblicherweise mit V4 bezeichnet.
Für eine Einermenge M := {a} erhält man mit den Abkürzungen 0 := ∅ und
1 := M entsprechend die Cayley-Tafel
∆ 0 1
0 0 1
1 1 0
Diese beschreibt die Addition modulo 2 (ohne Übertrag), also die Addition von
Bits, welche eine grundlegende arithmetische Operation in allen Rechnern dar-
stellt.
Offensichtlich ist sie als “Teil” in der Kleinschen Vierergruppe enthalten, ähnlich
wie die Gruppe der ganzen Zahlen (Z, +) in der Gruppe der rationalen Zahlen
(Q, +) enthalten ist.
P2
P1 P2 P1 P1
P3
3 1
Mit r sei die Drehung um den Mittelpunkt des Einheitskreises um den Drehwinkel
ϕ = 2π/n in positiver Richtung bezeichnet. Dann permutiert r die Menge M in
der folgenden Weise: r(1) = 2, r(2) = 3, . . . , r(n − 1) = n, r(n) = 1.
Weiterhin sei rk für k ∈ N0 die k-fache Verkettung dieser Drehung mit sich selbst,
also r0 := ιM , r1 := r, r2 := r ◦ r, rk+1 := rk ◦ r. Wegen rn = ιM (Dre-
hung um 2π) gilt rk = rk+n und daher rk ◦ rn−k = ιM = rn−k ◦ rk . Also hat
man (rk )−1 = rn−k . Daher ist die Verkettung eine assoziative Verknüpfung auf
der Menge Cn = {r0 , r1 , . . . , rn−1 }, r0 ist Einselement und jedes Element aus
Cn besitzt in Cn ein Inverses. Es ist also (Cn , ◦, r0 , −1 ) eine Gruppe, die Dreh-
gruppe des regelmäßigen n-Ecks. Sie wird auch zyklische Gruppe der Ordnung n
genannt und ist stets kommutativ. Derartige Gruppen werden u. a. in der Kri-
stallographie und Chemie benutzt, um Symmetrieeigenschaften von Kristallen
und Molekülen zu beschreiben. (Schreibt man die Komponenten xi eines beliebi-
gen n-Tupels (x1 , x2 , . . . , xn ) ∈ An für einen Datentyp A an die Eckpunkte des
n-Ecks, dann bewirkt diese Drehung eine Abbildung shif t : An → An gemäß
shif t(x1 , x2 , . . . , xn ) := (xr(1) , . . . , xr(n) ) = (x2 , . . . , xn , x1 ), also gerade einen zy-
klischen Linksshift der n-Tupel.)
◦ 0 1 2 3
0 0 1 2 3
1 1 2 3 0
2 2 3 0 1
3 3 0 1 2
Definition 2.17 Es sei (G, ·) ein Gruppoid. Unter einem Untergruppoid (einer
Unterhalbgruppe, einer Untergruppe) (U, ·) von (G, ·) versteht man eine nichtleere
Teilmenge U von G, die zusammen mit der Einschränkung · |U selbst ein Grup-
poid (eine Halbgruppe, eine Gruppe) (U, · |U ) ist.
Mit Sub(G) ⊆ P(G) werde die Menge aller Untergruppoide eines Gruppoids (Un-
terhalbgruppen einer Halbgruppe, Untergruppen einer Gruppe) (G, ·) bezeichnet.
(134) U · U := {u · v | u, v ∈ U } ⊆ U
Genau dann ist (U, ·,−1 ) für ∅ 6= U ⊆ G Untergruppe einer Gruppe (G, ·,−1 ),
wenn neben (134) noch
(135) U −1 := {u−1 ∈ G | u ∈ U } ⊆ U
(136) U · U −1 := {u · v −1 | u, v ∈ U } ⊆ U.
Beweis: Der erste Teil folgt unmittelbar aus Lemma 2.16. Ersichtlich gilt die
Assoziativität für alle a, b, c ∈ U ⊆ G. Bis auf die Behauptung über die Einsele-
mente folgt auch der Rest aus Lemma 2.16. Zu u ∈ U 6= ∅ liegt u−1 ∈ G nach
(135) bereits in U . Dann folgt aber mit (134) auch e = uu−1 ∈ U .
Beispiel 2.19 a) In jeder Gruppe (G, ·,−1 , e) sind {e} und G Untergruppen, die
trivialen Untergruppen.
b) (N0 , +) ist Unterhalbgruppe von (Z, +), (Z, +) ist Untergruppe von (Q, +),
(Q+ := {q ∈ Q | q > 0}, +) ist Unterhalbgruppe von (Q, +)
c) ({−1, 1}, ·) ist Untergruppe von (Q \ {0}, ·), (Q+ , ·) ist Untergruppe von (Q \
{0}, ·).
Aufgabe 2.20 Bestimmen Sie alle Untergruppen von (Z, +). Hinweis: Die Divi-
sion mit Rest ist hilfreich.
Lemma 2.21 Ist (Ui )i∈I eine Familie von Untergruppoiden eines Gruppoids
(Unterhalbgruppen einer Halbgruppe) (G, ·), so ist D = Ui entweder leer oder
T
ein Untergruppoid (eine Unterhalbgruppe) von (G, ·). Sind hierbei alle Ui Un-
tergruppen einer Gruppe (G, ·), so ist D eine Untergruppe von (G, ·). Also ist
Sub(G) in diesem Fall ein vollständiger Verband.
Beweis: Vorlesung!
Definition 2.22 Man nennt (D, ·) aus dem zweiten Teil von Lemma 2.21 das
von A erzeugte Gruppoid bzw. die von A erzeugte Halbgruppe (Gruppe) und
schreibt hierfür < A > und nennt A ein Erzeugendensystem von < A >. Eine
Halbgruppe (Gruppe) (G, ·) heißt zyklisch oder monogen, wenn es ein a ∈ G mit
< a >:=< {a} >= G gibt.
Für ein Element a ∈ G einer Gruppe (G, ·) nennt man o(a) = | < a > |, also
die Ordnung der von a erzeugten Untergruppe von (G, ·), die Ordnung von a.
(Nach dem weiter unten bewiesenen Satz von Lagrange ist sie stets ein Teiler der
Ordnung |G| von (G, ·).)
Beispiel 2.23 a) Die Halbgruppe (N, +) wird von {1} erzeugt, ist also eine un-
endliche zyklische Halbgruppe.
b) Die Gruppe (Z, +) wird ebenfalls von {1} erzeugt, ist also eine unendliche
zyklische Gruppe. Jedes Element a 6= 0 hat unendliche Ordnung und 0 hat die
Ordnung 1.
c) Die Drehgruppe Cn wird von der Drehung r um den Winkel ϕ = 2π/n erzeugt,
ist also endliche zyklische Gruppe der Ordnung n. Für n = 4 ist o(r) = 4 und
o(r 2 ) = 2.
d) Sei (G, ·) eine Gruppe und a ∈ G. Für die Untergruppe < a >= {an | n ∈ Z}
gibt es die beiden folgenden Möglichkeiten:
1. Alle Potenzen an sind paarweise verschieden. Dann gilt | < a > | = ∞, also ist
< a > eine unendliche zyklische Gruppe.
Satz 2.24 Es sei (U, ·) Untergruppe einer Gruppe (G, ·). Definiert man für alle
x, y ∈ G
(138) x ∼r y ↔ x−1 ∼` y −1
Beweis: Zeige mit Hilfe von Satz 2.18, daß ∼r eine Äquivalenzrelation ist. Dann
folgt dual dasselbe für ∼` . Wegen xx−1 = e ∈ U ist ∼r reflexiv. Mit xy −1 ∈ U
liegt wegen (135) aber auch yx−1 = (xy −1 )−1 in U , also ist ∼r symmetrisch. Aus
xy −1 ∈ U und yz −1 ∈ U folgt wegen (134) auch xy −1 yz −1 = xz −1 ∈ U und damit
die Transitivität von ∼r .
Da ϕ ebenfalls surjektiv ist, denn offensichtlich wird die Nebenklasse U x−1 auf
eine gegebene Nebenklasse xU abgebildet, bleibt die Injektivität zu zeigen. Aus
ϕ(U x) = ϕ(U y) folgt aber x−1 U = y −1 U , also x−1 ∼` y −1 . Dies führt wegen (138)
aber zu x ∼r y und damit zu U x = U y.
Definition 2.25 Die Äquivalenzklassen [x]∼r bzw. [x]∼` in Satz 2.24 heißen
Rechts- bzw. Linksnebenklassen von (U, ·) in (G, ·). Die Anzahl |G/ ∼r | = |G/ ∼` |
heißt Index von (U, ·) in (G, ·), in Zeichen: |G : U |.
Folgerung 2.26 Satz von Lagrange (Joseph Louis Lagrange, 1736 - 1813)
Für jede Untergruppe (U, ·) einer Gruppe (G, ·) gilt
(140) |G| = |G : U | · |U |.
Beweis: Sei zunächst |G| = ∞. Ist dann auch U eine unendliche Untergruppe von
G, so steht auch auf der rechten Seite ∞. Ist dagegen U eine endliche Untergruppe,
so muß es unendlich viele Nebenklassen geben, da alle gleichmächtig zu U sind
und damit die Vereinigung endlich vieler endlicher Klassen nicht die unendliche
Trägermenge G ergeben könnte. Also sind wiederum beide Seiten von (140) gleich.
Sei nun |G| endlich. Dann kann man die Elemente von G abzählen, indem man die
disjunkten |G : U | Nebenklassen abzählt, die aber alle |U | Elemente enthalten.
Hieraus folgt sofort (140).
Definition 2.27 Es sei (G, ·) ein Gruppoid. Eine Äquivalenzrelation ≡ aus E(G)
heißt linksinvariant, linkskompatibel oder eine Linkskongruenz, wenn
(141) a≡b→c·a≡c·b
(142) a≡b→a·c≡b·c
für alle a, b, c ∈ G gilt. Sind beide Implikationen stets erfüllt, so nennt man ≡
eine Kongruenz(relation) auf (G, ·).
Lemma 2.28 Es sei ≡ eine Äquivalenzrelation auf dem Gruppoid (G, ·).
(143) a≡b∧c≡d→a·c≡b·d
für alle [a]≡ , [b]≡ ∈ G/ ≡ eine binäre Operation auf G/ ≡ definiert, so daß
(G/ ≡, ·) ein Gruppoid, das Faktorgruppoid von (G, ·) nach ≡, ist. Mit (G, ·) ist
auch (G/ ≡, ·) assoziativ (kommutativ, idempotent, ein Monoid, eine Gruppe).
Beweis: Vorlesung!
Satz 2.29 Für jede Untergruppe (U, ·) einer Gruppe (G, ·) sind äquivalent:
(145) U x = xU.
In diesem Fall schreibt man G/U für diese Gruppe anstelle von G/ ∼r = G/ ∼` .
Beweis: Vorlesung!
Definition 2.30 Eine Untergruppe (U, ·) einer Gruppe (G, ·), die (145) für alle
x ∈ G erfüllt, nennt man einen Normalteiler von (G, ·) und (G/U, ·) heißt dann
die Faktorgruppe von (G, ·) nach (U, ·).
Satz 2.31 Es sei (N, ·) ein Normalteiler einer Gruppe (G, ·) und κ Kongruenz
auf (G, ·).
b) Es ist Nκ := [e]κ für das Einselement e ∈ G ein Normalteiler von (G, ·).
Beweis: Vorlesung!
Beispiel 2.32 Wie in jeder abelschen Gruppe ist in dem Modul (Z, +) jede Un-
tergruppe bereits Normalteiler. Nach Aufgabe 2.20 sind dies gerade die Untergrup-
pen (nZ, +) für n ∈ N0 . Die zu dem Normalteiler nZ gehörende Kongruenzrelation
κnZ ist dann gerade gegeben durch a κnZ b ↔ a − b ∈ nZ, also nichts anderes als
a ≡ b modulo n. Man schreibt für Z/nZ auch wie schon getan Z/(n) und erhält
als Faktorgruppen dieRestklassengruppen (Z/(n), +) modulo n. Schreibt man nun
noch für die Restklasse [m]n ∈ Z/(n) einfach wieder m, so erhält man für n = 4
die Cayley-Tafel aus Beispiel 2.15 und für n = 2 die zweite Tafel aus Beispiel 2.14.
Lemma 2.35 Es seien (G, ·) und (G0 , ) Gruppoide und ϕ : G → G0 ein Homo-
morphismus.
a) Stets ist das Bild Imϕ = ϕ(G) Untergruppoid von (G0 , ). Mit (G, ·) ist auch
(ϕ(G), ) Halbgruppe.
b) Besitzt (G, ·) ein Einselement e, so ist ϕ(e) Einselement von (ϕ(G), ). Mit
(G, ·, e) ist daher auch (ϕ(G), , ϕ(e)) Monoid.
c) Ist (G, ·, e) Monoid und a−1 das Inverse von a ∈ G, so ist ϕ(a−1 ) = ϕ(a)−1
das Inverse von ϕ(a) in ϕ(G).
d) Es ist ϕ(U ) ∈ Sub(G0 ) für alle U ∈ Sub(G), falls G und G0 beides Gruppoide
(Halbgruppen, Gruppen) sind.
e) Es ist ϕ−1 (U 0 ) ∈ Sub(G) für alle U 0 ∈ Sub(G0 ), falls G und G0 beides Grup-
poide (Halbgruppen, Gruppen) sind.
Beweis: Vorlesung!
Lemma 2.36 a) Es ist ιG ∈ Aut(G) ⊆ End(G), also beide Mengen nicht leer.
d) Die Isomorphie ∼
= ist eine Äquivalenzrelation auf jeder nichtleeren Menge von
Gruppoiden (Halbgruppen, Gruppen).
Beweis: Vorlesung!
Satz 2.37 Homomorphiesatz für Gruppen Es seien (G, ·) und (G0 , ·) Grup-
pen und ϕ : G → G0 ein Homomorphismus. Dann gelten:
a) Ist e0 ∈ G0 das Einselement von (G0 , ·), dann ist der Kern Ker(ϕ) = ϕ−1 (e0 ) =
{x ∈ G | ϕ(x) = e0 } von ϕ ein Normalteiler von (G, ·).
b) Die zu Ker(ϕ) gemäß Satz 2.31 a) gehörende Kongruenz ist gerade kerϕ gemäß
Folgerung 1.96 e).
Beweis: a) Da ϕ(G) Untergruppe von (G0 , ·) ist, liegt das Einselement e0 von G0
bereits in ϕ(G) und stimmt dort mit dem Einselement ϕ(e) überein. Insbesondere
gilt e ∈ Ker(ϕ). Sind nun x, y ∈ Ker(ϕ) so gilt ϕ(xy −1 ) = ϕ(x)ϕ(y −1 ) =
e0 ϕ(y)−1 = (e0 )−1 = e0 , d. h. U = Ker(ϕ) ist Untergruppe von (G, ·). Sei jetzt
a ∈ G beliebig. Dann folgt für jedes u ∈ U wegen ϕ(aua−1 ) = ϕ(a)ϕ(u)ϕ(a−1 ) =
ϕ(a)e0 ϕ(a)−1 = e0 bereits aua−1 ∈ U . Also gilt aU a−1 ⊆ U und damit aU ⊆ U a.
Dual folgt U a ⊆ aU , d. h. U = Ker(ϕ) ist Normalteiler.
b) Es ist xκKer(ϕ) y genau dann, wenn e0 = ϕ(xy −1 ) = ϕ(x) · ϕ(y)−1 ist, also genau
dann, wenn ϕ(x) = ϕ(y) gilt.
d) Es ist νKer(ϕ) ◦ ψ(x) = ψ([x]) = ϕ(x) für alle x ∈ G. Daher gilt νKer(ϕ) ◦ ψ = ϕ.
Aus νKer(ϕ) ◦ ψ1 = ϕ = νKer(ϕ) ◦ ψ2 folgt aber bereits ψ1 ([x]) = ψ2 ([x]) für alle
[x] ∈ G/Ker(ϕ), also ψ1 = ψ2 .
Satz 2.38 Satz von Cayley Jede Gruppe ist zu einer Untergruppe einer Sym-
metrischen Gruppe isomorph.
Beweis: Sei (G, ·) eine beliebige Gruppe. Für jedes x ∈ G ist jede Rechtstransla-
tion %x : G → G bijektiv und liegt damit in der Symmetrischen Gruppe (SG , ◦).
Definiere ϕ : G → SG durch ϕ(x) = %x für alle x ∈ G. Dann ist ϕ injektiv, denn
ϕ(x) = ϕ(x0 ) bedeutet die Gleichheit %x = %x0 der beiden Rechtstranslationen,
also insbesondere die Gleichheit %x (e) = %x0 (e) für das Einselement e von (G, ·),
was natürlich x = x0 liefert. Außerdem gilt für beliebige Elemente x, x0 ∈ G und
alle y ∈ G auch
woraus ϕ(xx0 ) = %xx0 = %x ◦ %0x = ϕ(x) ◦ ϕ(x0 ) folgt. Daher ist ϕ sogar ein
Homomorphismus und damit (G, ·) isomorph zu der Untergruppe ϕ(G) von SG .
2.1.3 Permutationsgruppen
Beweis: Sei f : A → B eine Bijektion. Für jede Permutation π ∈ S(A) ist dann
π 0 := f −1 ◦ π ◦ f eine Permutation von B und die Abbildung ϕ : S(A) → S(B)
gemäß ϕ(π) := π 0 ist ein Isomorphismus.
Rest: Übung!
Beweis: Mit Kontraposition ist die Voraussetzung gleichwertig dazu, daß für alle
a ∈ A gilt: a ist Fixpunkt von π2 , wenn a mobil bei π1 ist. Unterscheide nun drei
Fälle:
2. π1 (a) 6= a: Dann folgt aber π2 (a) = a und π1 (π1 (a)) 6= π1 (a) und daher
auch π2 (π1 (a)) = π1 (a). Nun hat man (π1 ◦ π2 )(a) = π2 (π1 (a)) = π1 (a)) und
(π2 ◦ π1 )(a) = π1 (π2 (a)) = π1 (a), also ebenfalls (π1 ◦ π2 )(a) = (π2 ◦ π1 )(a).
3. π2 (a) 6= a: Dieser Fall entsteht aus dem 2. Fall durch Vertauschung der Rollen
von π1 und π2 .
(147) a τU b :↔ ∃π ∈ U : π(a) = b.
Bemerkung 2.46 Die Bahnen sind die Transitivitätsgebiete der von π erzeugten
zyklischen Untergruppe < π > von S(A).
Es sind zwei Fälle möglich: 1. Alle π n (a) sind paarweise verschieden. Dann ist die
Bahn (abzählbar) unendlich.
1 ... n
Beispiel 2.47 Für die identischen Abbildung π = ∈ Sn schreibt
1 ... n
man abkürzend immer π = (1). Dann gilt S1 = {(1)} und diese Symmetrische
Gruppe ist offensichtlich kommutativ.
In S3 liegen neben (1) und den Transpositionen (1 2), (1 3) und (2 3) noch deren
Produkte, z. B. π := (1 2)◦(1 3). Wegen π(1) = 2, π(2) = 3 und π(3) = 1 bewirkt
π also eine zyklische Vertauschung dieser drei Elemente, was man auch kurz als
(1 2 3) notiert. Entsprechend gilt dann (1 3 2) = (1 3) ◦ (1 2) und diese beiden
Produkte sind verschieden. Also ist S3 und damit jede Symmetrische Gruppe Sn
mit n ≥ 3 nicht kommutativ.
Definition 2.48 Eine Permutation π ∈ Sn heißt ein Zyklus oder eine zyklische
Vertauschung der Länge `, wenn es paarweise verschiedene Zahlen i1 , . . . , i` ∈ Mn
mit π(ik ) = ik+1 für k = 1, . . . , ` − 1 und π(i` ) = i1 gibt. Man schreibt dann
π = (i1 i2 . . . i` ).
Lemma 2.49 a) Jeder Zyklus der Länge ` > 1 kann gemäß (i1 i2 . . . i` ) =
(i1 i2 ) ◦ (i1 i3 ) ◦ . . . ◦ (i1 i` ) als Produkt von ` − 1 Transpositionen geschrieben
werden. Für n > 1 kann auch (1) = (1 2) ◦ (1 2) als Produkt von Transpositionen
geschrieben werden.
Beweis: Übung!
Beispiel 2.51 Die identische Abbildung (1) ist eine gerade Permutation.
besitzt genau die Inversionen (j, i + 1), (j, i + 2), . . . , (j, j − 1), (j, i) und (i +
1, i), (i + 2, i), . . . , (j − 1, i), also eine ungerade Anzahl.
In S3 gelten noch sgn((1 2 3)) = sgn((1 3 2)) = −1. Es ist also |A2 | = |S2 |/2 und
|A3 | = |S3 |/2.
Eine Permutation ist genau dann gerade, wenn sie als Produkt einer geraden
Anzahl von Transpositionen darstellbar ist.
Beweis: Vorlesung!
2.2 Ringe
Definition 2.53 Unter einem Ring (R, +, ·) versteht man eine nichtleere Träger-
menge R zusammen mit zwei binären Operationen, einer Addition + und einer
Multiplikation ·, so daß folgendes gilt:
Ein Ring heißt kommutativ (idempotent, Ring mit Einselement), wenn das Grup-
poid (R, ·) die jeweilige Eigenschaft hat.
Handelt es sich bei (R, ·) um eine Halbgruppe, so spricht man auch von einem
assoziativen Ring.
Assoziative und idempotente Ringe mit Einselement werden auch Boolesche Rin-
ge genannt.
Bemerkung 2.54 Die Distributivgesetze besagen gerade, daß die Links- und
Rechtstranslationen von (R, ·) bereits Endomorphismen des Moduls (R, +) sind.
Man beachte, daß die rechten Seiten der Distributivgesetze nur definiert sind,
wenn man die übliche Prioritätsregel “Punktrechnung vor Strichrechnung” an-
wendet.
(2) (−a) · b = −(a · b) = a · (−b) und (−a) · (−b) = a · b, die üblichen Vorzeichen-
regeln.
(3) a · (b − c) = a · b − a · c.
(4) (b − c) · a = b · a − c · a.
(2) Wegen der Distributivgesetze und (1) gilt a·b+(−a)·b = (a+(−a))·b = 0·b = 0
und daher (−a) · b = −(a · b) im Modul (R, +). Dual folgt die zweite Gleichung.
Hieraus ergibt sich dann (−a) · (−b) = −(a · (−b)) = −(−[a · b]) = a · b.
Ein Schiefkörper ist ein assoziativer Ring mit Einselement 1 6= 0, für den R∗ =
R \ {0} gilt, für den also (R \ {0}, ·) Gruppe ist.
b) Für jeden Modul (R, +) mit dem Nullelement 0 wird durch a · b := 0 eine
assoziative und kommutative Multiplikation auf R definiert, so daß (R, +, ·) ein
Ring ist. Er wird der Zeroring auf (R, +) genannt. Für |R| > 1 sind alle von 0
verschiedenen Elemente Nullteiler.
c) Die ganzen Zahlen (Z, +, ·) sind ein Integritätsbereich, der kein Körper ist.
d) Die rationalen Zahlen (Q, +, ·), die reellen Zahlen (R, +, ·) und die komplexen
Zahlen (C, +, ·) sind Körper.
e) Wegen Folgerung 1.37 ist für jede Menge M 6= ∅ die Potenzmenge (P(M ), ∆, ∩)
ein Boolescher Ring mit dem Einselement M , der für |M | ≥ 2 Nullteiler besitzt.
Dann gilt nämlich für a 6= b aus M sowohl {a} =
6 ∅=6 {b} als auch {a} ∩ {b} = ∅.
Für M = {a} dagegen erhält man einen Körper, dessen Cayley-Tafeln mit den
Abkürzungen 0 := ∅ und 1 := M wie folgt aussehen.
+ 0 1 · 0 1
0 0 1 0 0 0
1 1 0 1 0 1
f) Es sei (G, +) ein Modul. Für ϕ, ψ ∈ End(G) sei eine Addition gemäß
(ϕ + ψ)(g) = ϕ(g) + ψ(g) für alle g ∈ G definiert. Dann ist (End(G), +, ◦)
ein assoziativer Ring mit Einselement ιG , der Endomorphismenring von (G, +).
Es gilt der Satz von Wedderburn (Joseph Wedderburn, 1882 - 1948): Jeder end-
liche Schiefkörper ist bereits ein Körper.
Definition 2.59 Ein Unterring (U, +, ·) eines Ringes (R, +, ·) ist eine Teilmenge
∅ 6= U ⊆ R, so daß (U, +) Untermodul von (R, +) und (U, ·) Untergruppoid von
(R, ·) ist. Die Menge aller Unterringe von (R, +, ·) werde mit Sub(R) bezeichnet.
Lemma 2.60 Ist (Ui )i∈I eine Familie von Unterringen eines Ringes (R, +, ·), so
ist D := Ui ∈ Sub(R). Daher existiert für jede Teilmenge A ⊆ R auch der
T
Beweis: Übung!
Definition 2.61 Es sei (R, +, ·) ein Ring mit Einselement e 6= 0. Dann heißt
χ(R) := o(e), falls diese Ordnung von e im Modul (R, +) endlich ist, und χ(R) :=
0 sonst, die Charakteristik von (R, +, ·).
Lemma 2.62 Für einen Integritätsbereich (R, +, ·) ist χ(R) = 0 oder χ(R) = p
eine Primzahl.
und ke = ki=1 e 6= 0 wegen der Minimalität von n als Ordnung von e in (R, +).
P
Definition 2.63 Eine Kongruenz(relation) eines Ringes (R, +, ·) ist eine Äqui-
valenzrelation κ ∈ E(R), die sowohl Kongruenz des Moduls (R, +) als auch Kon-
gruenz des Gruppoids (R, ·) ist, d. h. es muß
(148) aκb → (a + c) κ (b + c) ∧ a · c κ b · c ∧ c · a κ c · b
Lemma 2.64 Ist κ Kongruenzrelation des Ringes (R, +, ·), dann werden durch
binäre Operationen auf der Faktormenge R/κ definiert, so daß (R/κ, +, ·) eben-
falls ein Ring ist, der Restklassenring von (R, +, ·) nach κ. Mit (R, +, ·) ist auch
(R/κ, +, ·) assoziativ, kommutativ oder Ring mit Einselement.
Beweis: Vorlesung!
Daher ist der Restklassenring modulo n ein assoziativer und kommutativer Ring
(Z/(n), +, ·) mit Einselement [1]n . Wie das Beispiel n = 4 zeigt, muß dies nicht
immer ein Integritätsbereich sein, denn dann gilt [2]4 · [2]4 = [4]4 = [0]4 .
(153) ϕ(e) = e0
für die Einselemente gelten. Unter dem Kern des Ringhomomorphismus versteht
man dann den Kern Ker(ϕ) = {a ∈ R | ϕ(a) = 0} des Modulhomomorphismus.
Die Bezeichnungen Epimorphismus, Monomorphismus, Isomorphismus, Endo-
morphismus und Automorphismus sind dann wie bei Gruppoid-Homomorphismen
definiert und werden gegebenenfalls mit dem Zusatz “Ring-” versehen.
Definition 2.68 Es sei (R, +, ·) ein Ring. Eine Teilmenge ∅ 6= I ⊆ R heißt ein
Ideal von (R, +, ·), wenn für alle a, b ∈ I und r ∈ R gilt
r · a ∈ I und a · r ∈ I.
Satz 2.70 Es sei (I, +, ·) Ideal von (R, +, ·) und κ eine Kongruenz auf (R, +, ·).
Dann gelten die folgenden Aussagen:
Beweis: Vorlesung!
Bemerkung 2.71 Ist I Ideal eines Ringes (R, +, ·), so schreibt man R/I für den
Restklassenring (R/κI , +, ·).
Es gilt der Homomorphiesatz für Ringe: Jedes homomorphe Bild (ϕ(R), +, ·) eines
Ringes (R, +, ·) ist isomorph zum Restklassenring (R/Ker(ϕ), +, ·).
Definition 2.72 Es sei (R, +, ·) ein assoziativer Ring mit Einselement. Ein Po-
lynom über (R, +, ·) in der Unbestimmten x ist dann eine endliche Summe der
Form n
f (x) = a0 + a1 x + a2 x2 + . . . + an xn = ai x i
X
i=0
definiert, wobei ak := 0 für k > n und bk := 0 für k > m gesetzt werde. Dagegen
wird ihr Produkt durch
n+m
ck xk mit ck =
X X
(f · g)(x) := ai · b j
k=0 k=i+j
festgelegt.
Satz 2.73 Es ist (R[x], +, ·) ebenfalls ein assoziativer Ring mit Einselement.
Genau dann ist (R[x], +, ·) kommutativ (nullteilerfrei), wenn dies für (R, +, ·)
gilt.
Beweis: Vorlesung!
Bemerkung 2.74 Da R[x] ebenfalls assoziativer Ring mit Einselement ist, exi-
stiert dann auch R[x, y] := (R[x])[y] in der Unbestimmten y, also ein Polynom-
ring in zwei Unbestimmten x, y. So fortfahrend gelangt man zum Polynomring
R[x1 , . . . , xn ] in endlich vielen Unbestimmten x1 , . . . , xn über R. Rechnungen in
diesen Polynomringen bilden die Grundlage für jedes Computeralgebra-System.
Als Koeffizientenbereich wird dabei der Körper K = Q der rationalen Zahlen
oder ein endlicher Körper K benutzt.
Aufgabe 2.75 Zeigen Sie, daß in jedem Polynomring (K[x], +, ·) über einem
Körper (K, +, ·) die Division mit Rest wie folgt möglich ist. Zu f [x], g(x) ∈ K[x]
mit g(x) 6= 0 existieren eindeutig bestimmte Polynome q(x), r(x) ∈ K[x] mit
f (x) = q(x)g(x) + r(x) und r(x) = 0 oder grad(r(x)) < grad(g(x)).
2.3 Körper
Definition 2.76 Es sei (K, +, ·) ein Körper. Unter einem Teilkörper oder Un-
terkörper (U, +, ·) versteht man eine Teilmenge U ⊆ K mit |U | ≥ 2 und
a, b ∈ U → a − b ∈ U sowie a, b ∈ U , b 6= 0 → a · b−1 ∈ U . Man nennt dann
(K, +, ·) auch einen Oberkörper von (U, +, ·) und spricht von einer Körpererwei-
terung [K : U ], gelesen:“K über U ”.
Satz 2.78 Sei (K, +, ·) ein Schiefkörper, (R, +, ·) ein Ring und ϕ : K → R ein
Ringhomomorphismus. Dann gilt entweder ϕ(K) = {0} oder ϕ ist injektiv, also
(ϕ(K), +, ·) isomorph zu (K, +, ·).
Beweis: Ist ϕ nicht injektiv, so gibt es a 6= b aus K mit ϕ(a) = ϕ(b), also
a − b 6= 0 und ϕ(a − b) = 0. Dann gilt aber c = c · (a − b)−1 · (a − b) für alle c ∈ K
und daher ϕ(c) = ϕ(c · (a − b)−1 ) · ϕ(a − b) = 0, also ϕ(K) = {0}.
Bemerkung 2.79 Da ein Körper nur diese beiden trivialen homomorphen Bilder
besitzt, hat er auch nur die beiden Kongruenzen ιK und ωK und die beiden Ideale
{0} und K.
Beispiel 2.81 Der Restklassenring (Z/(n), +, ·) ist genau dann ein Körper, wenn
n eine Primzahl ist. Ist nämlich n = a · b zerlegbar mit 1 < a, b < n, so gilt
[a]n 6= [0]n 6= [b]n , aber [a]n · [b]n = [n]n = [0]n , d. h. (Z/(n), +, ·) besitzt Nullteiler
und kann daher kein Körper sein. Ist andererseits n eine Primzahl und [a]n 6= [0]n
aus Z/(n) mit einem Repräsentanten 1 ≤ a ≤ n − 1, so gilt ggT (a, n) = 1 und
mit dem Euklidischen Algorithmus kann man Zahlen x, y ∈ Z bestimmen mit
1 = x · a + y · n. Dann gilt [1]n = [x]n [a]n + [y]n [n]n = [x]n [a]n , d. h. [x]n 6= [0]n ist
Inverses zu [a]n in der kommutativen Halbgruppe (Z/(n), ·). Daher ist (Z/(n), +, ·)
ein Körper.
Beispiel 2.82 Wie Beispiel 2.81 zeigt, sind in (Z/(n), +, ·) genau die Elemente
[a]n invertierbar, für die ggT (a, n) = 1 ist, für die a also teilerfremd zu n ist.
Man bezeichnet die Gruppe (Z/(n)∗ , ·) dieser Einheiten von (Z/(n), ·) als prime
Restklassengruppe modulo n und nennt ihre Ordnung ϕ(n) := |Z/(n)∗ | den Wert
der Eulerschen ϕ-Funktion (Leonhard Euler, 1707 - 1783) an der Stelle n ≥ 2.
Man setzt noch ϕ(1) := 1. Es ist also ϕ(n) die Anzahl der zu n teilerfremden
Zahlen a ∈ Z mit 1 ≤ a ≤ n. Insbesondere ist ϕ(p) = p − 1 für jede Primzahl p
und ϕ(pr ) = pr−1 (p − 1) für jede Primzahlpotenz.
Lemma 2.83 Ist (Ui )i∈I eine Familie von Unterkörpern eines Körpers (K, +, ·),
dann ist D = Ui ebenfalls ein Unterkörper von (K, +, ·). Daher ist Sub(K)
T
ein vollständiger Verband. Man nennt P = inf Sub(K), also den Durchschnitt
aller Unterkörper von (K, +, ·), den Primkörper von (K, +, ·). Er hat wie alle
Unterkörper von (K, +, ·) dieselbe Charakteristik. Im Fall χ(K) = 0 ist (P, +, ·)
isomorph zu (Q, +, ·), im Fall χ(K) = p ist er isomorph zu (Z/(p), +, ·).
Beweis: Vorlesung!
Bemerkung 2.84 Für n ∈ N gibt es genau dann einen (endlichen) Körper mit n
Elementen, wenn n = pr für eine Primzahl p und einen Exponenten r ∈ N gilt. Ein
derartiger Körper ist bis auf Isomorphie eindeutig bestimmt und wird mit GF (pr )
oder Fpr bezeichnet und Galois-Feld oder Galois-Körper genannt (Évariste Galois,
1811 - 1832). Es ist immer Z/(p) Primkörper von GF (pr ) und beide haben die
Charakteristik p.
Beispielsweise ist GF (22 ) auf der Menge {0, 1, a, b} durch die folgenden Cayley-
Tafeln gegeben
+ 0 1 a b · 0 1 a b
0 0 1 a b 0 0 0 0 0
1 1 0 b a 1 0 1 a b
a a b 0 1 a 0 a b 1
b b a 1 0 b 0 b 1 a
Ersetzt man in √allen diesen Überlegungen k√durch −k, dann erhält man Un-
terkörper Q + Q −k und Unterringe Z + Z −k von (C, +, ·). Hier kann man
auch k = −1 wählen und erhält so speziell den Ring der ganzen Gaußschen
Zahlen Z + Zi (Carl Friedrich Gauß, 1777 - 1855).
3 Aufgaben
Aufgabe 3.1 Zeigen Sie, daß die folgenden Implikationen Tautologien sind.
a) A ∧ B → A,
b) A → A ∨ B,
c) ¬A → (A → B),
d) A ∧ (A → B) → B,
e) (A ∨ B) ∧ (¬A ∨ B) → B,
f) ¬(A → B) → (B → A),
g) (A → B) ∧ (B → C) → (A → C).
Aufgabe 3.3 Geben Sie eine disjunktive Normalform der Formel (((¬A) →
B) → (A → (¬B))) aus Aufgabe 3.2 an.
Aufgabe 3.4 Geben Sie eine konjunktive Normalform der Formel (((¬A) →
B) → (A → (¬B))) aus Aufgabe 3.2 an.
Aufgabe 3.5 Zeigen Sie, daß (((¬A) → B) → (((¬A) → (¬B)) → A)) eine
Tautologie ist.
b) (¬x ∨ y) → z ≡ (x ∧ ¬y) ∨ z,
c) ¬x → (y ∨ z) ≡ ¬y → (¬z → x).
Aufgabe 3.8 Zeigen Sie, daß sich auch die Junktoren ∨ und ∧ allein durch ¬
und → ausdrücken lassen, daß also auch die Menge {¬, →} funktional vollständig
ist.
Aufgabe 3.9 Der logische Junktor ↓ (Peirce-Pfeil) läßt sich definieren gemäß
A ↓ B :≡ ¬A ∧ ¬B für alle Aussagen A, B. Beweisen Sie die Äquivalenzen
a) ¬A ≡ A ↓ A,
b) A ∧ B ≡ (A ↓ A) ↓ (B ↓ B).
Also ist auch {↓} eine funktional vollständige Menge von Junktoren. Geben Sie
jeweils eine Darstellung von ∨ und von → durch ↓ an.
Aufgabe 3.10 Der logische Junktor | (Sheffer-Strich) läßt sich definieren durch
A | B :≡ ¬(A ∧ B) (“NAND”) für alle Aussagen A, B. Beweisen Sie die folgenden
Äquivalenzen:
a) ¬A ≡ A | A,
b) A ∨ B ≡ (A | A) | (B | B).
Also ist auch {|} eine funktional vollständige Menge von Junktoren. Geben Sie
jeweils eine Darstellung von ∧ und von → durch | an.
Aufgabe 3.11 Zeigen Sie, daß die Menge F{¬,∨} ({A}) aller aussagenlogischen
Formeln, die mit nur einer Variablen A und ausschließlich mit den Junktoren ¬
und ∨ gebildet werden können, abzählbar unendlich ist. Zeigen Sie dann, daß
es eine Menge A ⊆ F{¬,∨} ({A}) von vier Formeln dieser Art gibt, so daß jede
Formel aus F{¬,∨} ({A}) zu genau einer Formel aus A gleichwertig ist.
Zusatz: Wie ändert sich die Situation, wenn man statt einer Variablen A endlich
viele A1 , . . . , An nimmt? Was passiert, wenn man abzählbar viele Variablen Ai
für i ∈ N0 zuläßt?
Aufgabe 3.12 Der Teilerverband (T (n), ggT, kgV ) einer natürlichen Zahl n > 1
ist im allgemeinen keine Boolesche Algebra (T (n), ggT, kgV,0 ), wie das Beispiel
n = 4 mit T (n) = {1, 2, 4} zeigt. Für Primzahlen n = p ist aber T (p) = {1, p}
natürlich die zweielementige Boolesche Algebra. Geben Sie Beispiele für (unend-
lich viele) zusammengestzte Zahlen n an, für die der Teilerverband eine Boolesche
Algebra ist.
Aufgabe 3.13 Das Universum einer (sehr armen!) Mengenlehre bestehe nur aus
der leeren Menge ∅ und den beiden Einermengen {∅} und {{∅}}. Zeigen Sie daß
in dieser Mengenlehre das Nullmengenaxiom, das Extensionalitätsaxiom und das
Aussonderungsaxiom erfüllt sind. Sind auch das Paarmengenaxiom bzw. das klei-
ne Vereinigungsmengenaxiom erfüllt? Wie sieht es mit dem großen Vereinigungs-
mengenaxiom aus?
Aufgabe 3.14 Das Universum einer (noch ärmeren) Mengenlehre bestehe nur
aus den beiden Mengen ∅ und {∅}. In dieser Mengenlehre gelten das Nullmen-
genaxiom, das Extensionalitätsaxiom, das kleine und das große Vereinigungs-
mengenaxiom und das Aussonderungsaxiom. Das Potenzmengenaxiom und das
Paarmengenaxiom gelten aber nicht.
Als Mengen in einem Universum der Mengenlehre werden nun diejenigen Teilmen-
gen von {X0 , X1 , X2 , . . .} betrachtet, in denen nur endlich viele Xn mit ungeradem
Index n vorkommen. Insbesondere liegen alle Xn selbst in diesem Universum.
Zeigen Sie, daß in dieser Mengenlehre das Nullmengenaxiom, das Extensiona-
litätsaxiom, das Aussonderungsaxiom und das kleine Vereinigungsmengenaxiom
gelten, aber nicht das große Vereinigungsmengenaxiom.
Lösung 3.17 (zu Aufgabe 3.1) a) Ist A wahr, so ist auch die Implikation wahr.
Ist A falsch, dann auch A∧B, wodurch aber die behauptete Implikation ebenfalls
wahr ist.
b) Ist A falsch, dann ist die Implikation wahr. Ist A wahr, dann auch A ∨ B, und
damit auch die gesamte Implikation.
c) Ist A wahr, so ist ¬A falsch und daher die Implikation richtig. Ist A aber
falsch, so ist die Konklusion A → B immer richtig, also die gesamte Implikation
ebenfalls.
d) Ist B wahr, dann ist die Implikation wahr. Sei daher B falsch. Ist dann noch
A falsch, dann auch A ∧ (A → B) und damit die Prämisse, wodurch aber die
Implikation wahr wird. Ist dagegen A wahr, dann ist A → B falsch und damit
wiederum die Prämisse. Also ist die Implikation auch in diesem letzten Fall wahr.
f) Ist B falsch, so ist die Konklusion B → A wahr und daher auch die gesamte
Implikation. Ist B wahr, dann auch A → B. Also ist die Prämisse falsch und
folglich die Implikation wahr.
g) Wenn A falsch ist, ist die Konklusion A → C wahr und daher ebenso die
Implikation. Sei also A wahr. Ist dann B falsch, so auch A → B und damit die
gesamte Prämisse, wodurch die Implikation wiederum wahr ist. Seien also sowohl
A als auch B wahr. Im Fall, daß dann C falsch ist, ist auch B → C falsch, also die
gesamte Prämisse, wodurch auch jetzt die Implikation wahr wird. Ist schließlich
auch noch C wahr, dann gilt natürlich die Implikation.
Lösung 3.18 (zu Aufgabe 3.2) Die Wahrheitswertetabelle für diese Implikation
ergibt
A B ¬A ¬B ¬A → B A → ¬B (¬A → B) → (A → ¬B)
0 0 1 1 0 1 1
0 1 1 0 1 1 1
1 0 0 1 1 1 1
1 1 0 0 1 0 0
Man sieht also, daß die Aussage keine Tautologie ist und genau dann falsch wird,
wenn beide Aussagen A und B richtig sind.
Beispielsweise erhält man für die Aussagen A: “ 2 ist eine gerade Zahl” und B: “ 2
ist Primzahl”, die beide wahr sind, ¬A → B als wahre Aussage (“ex falso quodli-
bet”), aber A → ¬B als falsche Aussage. Daher ist auch die gesamte Implikation
(¬A → B) → (A → ¬B) falsch, also die Formel tatsächlich keine Tautologie.
Lösung 3.19 (zu Aufgabe 3.3) Aus den Zeilen der Wahrheitswertetabelle der
Formel, die den Wahrheitswert 1 ergeben, kann man ablesen, daß die Formel
genau dann wahr ist, wenn eine der drei Kombinationen der Wahrheitswerte von
A und B vorliegt, die in den ersten drei Zeilen beschrieben werden, also genau
dann, wenn ¬A ∧ ¬B oder ¬A ∧ B oder A ∧ ¬B gilt. Also wird die Formel
genau dann wahr, wenn (¬A ∧ ¬B) ∨ (¬A ∧ B) ∨ (A ∧ ¬B) gilt. Damit ist schon
eine disjunktive Normalform gefunden. Diese ist aber keineswegs eindeutig. Aus
den ersten beiden Zeilen kann man nämlich auch ablesen, daß die Formel dann
wahr ist, wenn A falsch ist, unabhängig von dem Wahrheitswert von B. Also ist
eine weitere (kürzere!) disjunktive Normalform durch ¬A ∨ (A ∧ ¬B) gegeben.
Es geht aber noch besser. Nutzt man das Distributivgesetz aus, so ergibt sich als
gleichwertige Formel (¬A∨A)∧(¬A∨¬B), was sich mit “tertium non datur” und
der Neutralität von 1 gegenüber ∧ vereinfachen läßt zu ¬A∨¬B. Dies ist nun eine
kürzeste disjunktive Normalform und zugleich auch eine ebensolche konjunktive
Normalform!
Dies hätte man aber auch einfacher erkennen können. Aus der Wahrheitswerte-
tabelle sieht man ja, daß die Formel genau dann falsch ist, wenn A und B wahr
sind. Daher ist sie gleichwertig zu ¬(A∧B), was nach den De Morgenschen Regeln
sofort zur Normalform ¬A ∨ ¬B führt.
Lösung 3.20 (zu Aufgabe 3.4) Aus den Zeilen der Wahrheitswertetabelle der
Formel, die den Wahrheitswert 0 ergeben, kann man ablesen, daß die Formel
genau dann falsch ist, wenn die Kombination der Wahrheitswerte von A und B
vorliegt, die in der letzten Zeile beschrieben ist. Daher ist die Formel genau dann
wahr, wenn diese Kombination nicht vorliegt, also wenn ¬(A ∧ B) gilt. Nach den
De Morganschen Regel ist sie daher gleichwertig zu ¬A ∨ ¬B, was schon eine
konjunktive Normalform ist.
Lösung 3.21 (zu Aufgabe 3.5) Die gesamte Implikation ist jedenfalls dann wahr,
wenn ihre Prämisse falsch ist, also wenn (¬A) → B falsch ist. Außerdem ist sie
dann wahr, wenn die Prämisse ihrer Konklusion, also ¬A → ¬B, falsch ist. Es
bleibt also nur noch der Fall, daß (¬A) → B und ¬A → ¬B beides wahre Aussa-
gen sind. Dann ergibt das Platonische Falschheitskriterium jedoch die Wahrheit
von ¬(¬A), also von A. Dann ist aber die Konklusion der Implikation wahr, also
die gesamte Implikation. In jedem Fall ist daher die Implikation wahr.
Lösung 3.23 (zu Aufgabe 3.7) a) Kontraposition besagt, daß die rechte Seite
gleichwertig ist zu ¬(x ∨ y) → ¬z. Die Prämissse dieser Implikation ist aber
wegen der De Morganschen Regel gleichwertig zu ¬x ∧ ¬y. Setzt man dies ein, so
entsteht genau die linke Seite der behaupteten Äquivalenz.
b) Die linke Seite ist gleichwertig zu ¬(¬x∨y)∨z durch Auflösung der Implikation.
Nach der De Morganschen Regel und der doppelten Verneinung ist dies aber dann
gleichwertig zu (x ∧ ¬y) ∨ z.
Aus der De Morganschen Regel folgt x ∧ y ≡ ¬(¬x ∨ ¬y). Wegen des ersten
Teils dieser Aufgabe kann man aber die rechte Seite mit ¬ und → ausdrücken:
¬(¬x ∨ ¬y) ≡ ¬(x → ¬y), wobei wiederum die doppelte Verneinung verwendet
wurde.
Lösung 3.25 (zu Aufgabe 3.9) a) Dies folgt unmittelbar aus der Definition we-
gen der Idempotenz von ∧.
Lösung 3.26 (zu Aufgabe 3.10) Die Beweise verlaufen ganz analog wie die in
der Lösung von Aufgabe 3.9.
Lösung 3.27 (zu Aufgabe 3.11) Jede derartige Formel ist ein Wort über dem
endlichen Alphabet X = {0, 1, A, ¬, ∨, (, )}, also ein Element der freien Halb-
gruppe X + . Diese ist aber abzählbar unendlich. Also gibt es höchstens abzähl-
bar unendlich viele derartige Formeln. Dies ändert sich auch nicht, wenn man
statt A endlich viele Variable A1 , . . . , An in X aufnimmt. Andererseits existie-
ren bereits mit einer Variablen A unendlich viele derartige Formeln: A, (A ∨ A),
((A ∨ A) ∨ A), . . .
Die vier Formeln in der Menge A = {0, 1, A, ¬A} sind offensichtlich untereinan-
der paarweise nicht gleichwertig. Wendet man den Junktor ¬ auf eine von ihnen
an, so entsteht wieder eine Formel, die zu genau einer Formel aus A gleichwertig
ist. Verknüpft man zwei von ihnen mit dem Junktor ∨ so entsteht ebenfalls eine
Formel, die zu genau einer Formel aus A gleichwertig ist. Die Behauptung folgt
jetzt durch Induktion über den Aufbau der Formeln aus F{¬,∨} ({A}) mit Hil-
fe der Transitivität der Gleichwertigkeit. (Die gleichen Überlegungen kann man
natürlich mit jedem der Junktoren ∧, → und ↔ anstelle von ∨ machen.)
Bei endlich vielen Variablen A1 , . . . , An besteht die Menge A aus allen Disjunk-
tionen Li1 ∨ . . . ∨ Lik wobei die Liν Literale zu paarweise verschiedenen Aiν sind.
Also bleibt A endlich. Bei abzählbar unendlich vielen Variablen bleibt die Menge
aller Formeln abzählbar, aber nun wird auch A abzählbar unendlich.
Lösung 3.29 (zu Aufgabe 3.13) Wegen {∅} ∪ {{∅}} = {∅, {∅}} existiert weder
die Vereinigungsmenge von {∅} und {{∅}} in diesem Universum noch die Paar-
menge von ∅ und {∅}. Die betreffenden beiden Axiome sind also nicht erfüllt.
Natürlich gilt aber das Nullmengenaxiom und das Extensionalitätsaxiom, denn
diese drei Mengen sind paarweise verschieden: Die beiden Einermengen sind nicht
leer und {{∅}} ist wegen {∅} 6= ∅ nicht in {∅} enthalten. Die einzigen echte
Teilmengen, die man aus diesen Mengen aussondern kann, sind die leere Menge
und {∅}, die ja beide zum Universum gehören. Daher gilt auch das Aussonde-
rungsaxiom. Wegen ∅ = ∅, {∅} = {∅} und {{∅}} = {{∅}} ist das große
S S S
Lösung 3.30 (zu Aufgabe 3.14) Offensichtlich gelten das Nullmengenaxiom und
das Extensionalitätsaxiom. Die einzige echte Teilmenge, die ausgesondert werden
kann, ist die leere Menge aus {∅}. Also gilt auch das Aussonderungsaxiom. Bei
Vereinigungen können nur ∅ und {∅} entstehen, also gelten auch beide Vereini-
gungsmengenaxiome. Da {∅, {∅}} aber nicht zum Universum gehört, gilt weder
das Paarmengenaxiom noch das Potenzmengenaxiom.
Lösung 3.31 (zu Aufgabe 3.15) Für n = 0 gilt X0 = ∅ 6= Xk+1 = {Xk }. Gelte
also Xn 6= Xn+1+k für alle k und ein n ∈ N0 . Aus Xn+1 = Xn+1+1+k würde aber
{Xn } = {Xn+1+k } und damit wegen der Gleichheit dieser Einermengen schon
Xn = Xn+1+k folgen. Also muß auch Xn+1 6= Xn+1+1+k gelten.
besteht aus unendlich vielen Xn mit ungeradem Index, ist also keine Menge des
Universums.
Für (x, y) ∈ F gibt es genau ein z ∈ A mit (y, z) ∈ G und wegen (x, z) ∈ F ◦ G =
ιA folgt z = x. Dies zeigt F −1 ⊆ G, und dual folgt G−1 ⊆ F . Hieraus folgt
schließlich G = (G−1 )−1 ⊆ F −1 und daher F −1 = G.
94
INDEX 95
Leitkoeffizient, 82 Nachfolgermenge, 16
Linkseinselement, 59 natürliche Injektion, 44
Linksinverses, 61 Negation, 5
linkskürzbar, 60 doppelte, 8
Linkskongruenz, 69 Normalform
Linksnebenklassen, 68 disjunktive, 10
linkstotal, 30 konjunktive, 10
Linkstranslation, 61 Normalteiler, 70
Liste, 29 Nullelement, 60
Literal, 10 Nullmengenaxiom, 15
Nullpolynom, 82
Mächtigkeit, 19, 48
Nullring, 78
Menge
Nullteiler, 78
überabzählbare, 48
nullteilerfrei, 78
abzählbar unendliche, 48
abzählbare, 48 obere Grenze, 40
beschränkte, 39 obere Schranke, 39
Dedekind-endliche, 52 Oberkörper, 83
endliche, 19 Obermenge, 25
leere, 16 Operation
linear geordnete, 34 algebraische, 53
nach oben beschränkte, 39 arithmetische, 53
nach unten beschränkte, 39 binäre, 53
partiell geordnete, 34 einstellige, 53
Russell-endliche, 52 nullstellige, 53
Russellsche, 17 Orbit, 74
Tarski-endliche, 52 Ordnung
total geordnete, 34 eines Gruppoids, 54
unendliche, 19 lexikographische, 36
wohlgeordnet, 39 partielle, 34
Mengen totale, 34
disjunkte, 20 Ordnungsrelation, 34
paarweise disjunkte, 20
Mengenbildungsaxiom, 18 Paar
Mengenfamilie, 48 geordnetes, 27
Mengensystem, 18 Paarmengenaxiom, 15
Minimalbedingung, 39 Partition, 36
Modul, 62 Permutation, 55
Monoid, 59 gerade, 76
Monomorphismus, 71 ungerade, 76
Multiplikation Permutationsgruppe, 73
modulo 2, 79 transitive, 74
Platonisches Falschheitskriterium, 11
Nachfolgerfunktion, 49
Polynom, 82 rechtstotale, 29
Potenzmenge, 26, 60, 78 reflexive, 34
Potenzmengenaxiom, 26 symmetrische, 34
Prämissenbelastung, 11 transitive, 34
Prämissenvertauschung, 11 Repräsentant, 37
Präordnung, 34 Repräsentantensystem, 37
Primkörper, 84 Repräsentantenunabhängigkeit, 47
Produkt Restklassen modulo n, 27
direktes, 27 Restklassengruppe
kartesisches, 27 prime, 84
subdirektes, 44 Restklassengruppen modulo n, 70
Produkt von Polynomen, 82 Restklassenring, 80
Projektion, 44 modulo n, 80
kanonische, 47 Ring, 77
assoziativer, 77
quadratischer Zahlkörper, 85 Boolescher, 77
Quasigruppe, 62 idempotenter, 77
Quasiordnung, 34 kommutativer, 77
rechtseindeutig, 30 mit Einselement, 77
Rechtseinselement, 59 Ringhomomorphismus, 80
Rechtsinverses, 61 Russelsche Antinomie, 17
rechtskürzbar, 60 Satz von Cantor, 50
Rechtskongruenz, 69 Satz von Lagrange, 68
Rechtsnebenklassen, 68 Satz von Wedderburn, 79
rechtstotal, 30 Schiefkörper, 78, 79
Rechtstranslation, 61 Schranke
Relation, 29 obere, 39
n-stellige, 33 untere, 39
antisymmetrische, 34 Selbstimplikation, 8
asymmetrische, 34 Signatur
binäre, 33 logische, 10
identische, 33 Signum, 76
irreflexive, 34 Sprache
konnexe, 34 formale, 55
leere, 33 String, 55
lineare, 34 Subjunktion, 5
linkseindeutige, 29 Summe von Polynomen, 82
linksinvariante, 69 Supremum, 40
linkskompatible, 69 Surjektion, 44
linkstotale, 29 Symbol, 55
rechtseindeutige, 29
rechtskompatible, 69 Tautologie, 6
Teilkörper, 83 Vergleichsoperator, 5
Teilmenge, 25 Verkettung, 32
echte, 25 Verknüpfung, 53
Term, 5 Vorzeichenregeln, 77
tertium non datur, 8
Trägermenge, 54 Wahrheitswert
Transformation, 53 Boolescher, 4
Transformationshalbgruppe, 55 Wahrheitswertetafel, 6
Transformationsmonoid, 60 Wertebereich, 30
Transitivitätsgebiet, 74 Widerspruch, 6
Translation, 61 Widerspruchsbeweis, 8
translation, 68 Wohldefiniertheit, 47
Transposition, 75 Wohlordnung, 39, 40, 43, 50
Wohlordnungssatz, 43
Umkehrabbildung, 45 Wort, 55
Unbestimmte, 82 leeres, 60
Unendlichkeitsaxiom, 16
Universum, 11 Zahlen
Unmenge, 19 ganze, 38
untere Grenze, 40 ganze Gaußsche, 85
untere Schranke, 39 natürliche, 16
Untergruppe, 65 rationale, 38, 43
triviale, 66 reelle, 43, 50
Untergruppoid, 65 Zeichen, 55
Unterhalbgruppe, 65 Zerlegung, 36
erzeugte, 67 Zornsches Lemma, 43, 44
Unterkörper, 83 Zweiermenge, 15
Untermenge, 25 zyklische Vertauschung, 75
Urbild, 44 Zyklus, 75
Urelement, 17
Urmenge, 17
Variable, 11
arithmetische, 5
aussagenlogische, 4
frei vorkommende, 11
gebundene, 12
Verband, 23, 40, 54
distributiver, 23
Vereinigung, 20
Vereinigungsmengenaxiom
großes, 26
kleines, 16