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Lehrstuhl für BWL insb.

Logistik Transportlogistik
Technische Universität Kaiserslaautern (WS 2022/23)
Prof. Timo Gschwind Prof. Dr. Timo Gschwind
Gottlieb-Daimler-Straße, Gebäude 42 Sarah Machate, M.Sc.
D-67663 Kaiserslautern

5. Übung
Aufgabe 1 (ESPPRC)
Betrachten Sie folgende Instanz eines Elementary Shortest Path Problem with Resource Constraints (ESPPRC), bei
dem Zeitfenster [ai , bi ] und Fahrzeugkapazität Q eingehalten werden müssen. Ihnen sind die Kosten cij , Reisezeiten
tij und Kundennachfragen qi gegeben.
Lösen Sie diese Instanz mit Hilfe des Vorwärts-Labeling-Algorithmus den Sie in der Vorlesung kennengelernt haben.
Dabei ist Ihnen das initiale Label L1s bereits gegeben.
ℓ ℓ ℓ ℓ Lℓ Lℓ Lℓ
Der Aufbau eines Labels folgt dem Schema: Lℓi = ([C Li , T Li , QLi ], predLi , [V1 i , V2 i , V3 i ]). Die einzelnen Kompo-
nenten sollten Ihnen aus der Vorlesung bekannt sein.
Lℓ
Die Komponente Vk i wurde für jeden Kunden k angelegt. Treffen Sie die Auswahl des Labels, welches als nächstes
erweitert wird, basierend auf der Zeitressource (aufsteigend!).
[a5 , b5 ] = [05, 07], [04, 12],
q5 = 1 q2 = 3

(1, 2)
5 2

(cij , tij ) = (1, 1) (−2, 4) (−6, 5)

[01, 09],
[00, 24] q1 = 4 [00, 24]
(4, 2) (1, 3)
L1s = ([0, 00, 0], undef, [0, 0, 0, 0, 0]) s 1 (1, 3) Q=8 t

(1, 3) (1, 2) (−4, 6)

4 3
(1, 3)
[00, 07], [04, 09],
q4 = 6 q3 = 1

Lℓ cust lautet
(1) Gehen Sie zunächst davon aus, dass Vk i angibt, ob Kunde k besucht wurde oder nicht. Die REF fij
dafür wie folgt:

Lℓj
 Lℓi
cust Lℓi Vk + 1 falls j = k
Vk = fij (Vk ) =
 V Lℓi sonst k

Lℓ
(2) Gehen Sie nun davon aus, dass Vk i angibt, ob ein Kunde k ∈ N noch erreichbar ist oder nicht. Knoten k gilt

als ”nicht mehr erreichbar”, falls er auf dem bisherigen Pfad P Li bereits besucht wurde oder falls er nicht mehr
zulässig besucht werden kann, d.h. die Kapazität nicht mehr ausreicht oder das Zeitfenster bei k nicht mehr
eingehalten werden kann. Dadurch ändert sich die REF fij cust wie folgt:

(
ℓ ℓ ℓ
Lℓ cust Lℓ 1 falls k ∈ P Lj ∨ QLj + qk > Q ∨ T Lj + tjk > bk
Vk j = fij (Vk i ) =
0 sonst

Lℓ
Eine Erweiterung eines Labels Lℓi über den Bogen (i, k) ist nur noch möglich, wenn Vk i = 0 ist.
(3) In der Vorlesung haben Sie gelernt, dass durch die 2. Variante der Definition von V mehr Label dominiert werden
können. Zeigen Sie dies anhand eines kleinen Beispiels.
5. Übung Transportlogistik

Aufgabe 2 (Formulierung des Subproblems als SPPRC mit ng-Wegen)


(1) Das Subproblem des VRP ist ein Elementares Kürzeste-Wege-Problem mit Ressourcenbeschränkung. In der Vorle-
sung haben Sie zudem zwei Varianten kennengelernt, die eine Relaxation des eigentlichen Subproblems darstellen.
Beschreiben Sie jede der drei Option kurz und gehen Sie auf Ihre jeweiligen Vor- und Nachteile bei der Lösung
von VRP mit Hilfe eines Branch-&-Price-Algorithmus ein.
(2) Betrachten Sie nachfolgendes Netzwerk und zeichnen Sie farbig die Nachbarschaften aller Knoten i ∈ V ein. Eine
Nachbarschaft Ni umfasst an dieser Stelle den Knoten i sowie seine zwei nächsten Nachbarn.

2 5

4 6 3

(3) Geben Sie basierend auf dem Nachbarschaftsgraphen aus Teilaufgabe (2) für die folgenden Kreise an, ob es sich
um einen zulässigen oder unzulässigen Kreis handelt, wenn man Elementarität relaxiert und ng-Wege zulässt:
K1 = 1 − 4 − 6 − 1, K2 = 6 − 5 − 3 − 6, K3 = 6 − 2 − 5 − 6.
Begründen Sie Ihre Antwort.

Aufgabe 3 (SPP with Simultaneous Delivery and Pickup)


Nachfolgend sehen Sie einen Ausschnitt aus einem Labeling-Verfahren zur Lösung eines Shortest Path Problem with Si-
f,ℓ f,ℓ f,ℓ f,ℓ
multaneous Delivery and Pickup (SPPSDP). Der Labelaufbau entspricht dem Schema Lf,ℓ
i = ([C Li , QLi , mLLi ], predLi ).

q5 = 4, q6 = 3,
p5 = 5, p6 = 5,
π5 = −4 π6 = 6
Q = 10
1 5 c56 = 3
6 1
Lf,5 f,1
5 = ([10, 4, 5], L5 ) Lf,6 f,1
6 = ([11, 3, 5], L6 )

Lf,12
5 = ([3, 5, 9], Lf,2
5 ) Lb,10
6 = ([8, 4, 6], Lb,3
6 )

(1) Erweitern Sie nur das Label Lf,5


5 mit den Ihnen bekannten REF des Vorwärts-Labelings für das SPPSDP.
(2) Prüfen Sie, ob das neue Label durch ein anderes dominiert wird oder selbst ein anderes Label dominiert.
(3) Führen Sie für die verbliebenen Label einen Merge durch. Geben Sie für alle zulässigen gemergten s − t-Wege die
reduzierten Kosten an. Die Angabe der entstehenden s − t-Wege ist in dieser Aufgabe dagegen nicht notwendig,
da diese nur implizit angegeben werden könnten, weil Ihnen das Wissen über die weiteren Vorgänger-Label fehlt.

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5. Übung Transportlogistik

Aufgabe 4 (SPP with Split Deliveries)


Beim Vehicle Routing Problem mit Split Deliveries (SDVRP) lässt man das mehrfache Anfahren von Kundenstandorten
mit jeweils Teillieferungen zu. In der Vorlesung haben Sie als zugehöriges Subproblem das SPPSD kennengelernt,
welches mit einem Labeling-Algorithmus gelöst werden kann.
Nehmen Sie an, Ihnen wird folgende Liste an Vorwärts-Labels für das SPPSD übergeben, die alle am gleichen Knoten
i enden:
Lf,1
i = ([6, 2, 1, 4, 1])
Lf,2
i = ([8, 4, 1, 3, 1])
Lf,3
i = ([6, 5, 0, 0, 0])
Lf,4
i = ([5, 1, 1, 4, 1/2])
f,ℓ f,ℓ f,ℓ f,ℓ f,ℓ
Hinweis: Der Labelaufbau folgt hier dem bekannten Schema aus der Vorlesung Lf,ℓ
i = ([C Li , QLi , S Li , ∆Li , ΠLi ]).

(1) Wie hoch wären die reduzierten Kosten von Label Lf,1
i , wenn auf dem gesamten Teilweg 5 Einheiten ausgeliefert
würden?
(2) Betrachten Sie wieder Label Lf,1
i . Wenn auf dem gesamten Weg 5 Einheiten transportiert würden, wie viele
Einheiten würden dann an den Split Delivery (SD)-Kunden geliefert?
(3) Zeichnen Sie die Kostenfunktionen der Labels Lf,1i –Li
f,4
in ein geeignetes Schaubild ein und bestimmen Sie
graphisch die Dominanzverhältnisse zwischen den Labels.
(4) Bestimmen Sie die Dominanzverhältnisse zwischen den Labels Lf,1 f,4
i –Li rechnerisch mit Hilfe der Dominanzre-
geln, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben.
(5) Gehen Sie vom untenstehenden Ausschnitt eines Vorwärts-Labelings zur Lösung des SPPSD aus. Führen Sie das
Labeling zu Ende. Prüfen Sie bei jeder Erweiterung auf Zulässigkeit und Dominanzverhältnisse.

q6 = 2, q2 = 4, q3 = 2,
π6 = 2 π2 = 2 π3 = 2 µt = 0
Q=5
1 6 c62 = 3
2 c23 = 8
3 c3t = 1
t
Lf,1
6 = ([6, 2, 0, 0, 0], undef )

(6) Wie hoch sind die reduzierten Kosten der s − t-Wege der Label an Knoten t aus Teilaufgabe (5)?

Aufgabe 5 (VRPTW mit Gewicht und Volumen)


Betrachten Sie folgende Variante des VRPTW. Die Nachfrage eines Kunden i ∈ N ist nicht mehr durch die eindimensio-
nale Größe qi , sondern durch die beiden voneinander unabhängigen Größen Gewicht gi und Volumen vi charakterisiert.
Für die Fahrzeuge gelten Kapazitätsrestriktionen bezüglich maximalem Gewicht G und Volumen V der Ladung. Diese
Problemvariante kann mit der identischen Pfadbasierten Formulierung wie das VRPTW modelliert werden. Zulässige
Routen halten sowohl die zeitlichen als auch die beiden kapazitiven Restriktionen ein.
Beschreiben Sie einen geeigneten Vorwärts-Labeling-Algorithmus, mit dem das SPPRC-Subproblem der Pfadbasierten
Formulierung dieser VRPTW Variante gelöst werden kann.
(1) Welche Labelkomponenten (Ressourcen) müssen Sie anlegen?
(2) Wie müssten Sie die Ressource Extension Functions (REF) für eine Erweiterung über Bogen (i, j) gestalten?
(3) Welche Zulässigkeitsbedingungen gelten für eine Labelerweiterung?
(4) Welche Dominanzregeln halten Sie für sinnvoll?

Aufgabe 6 (Electric VRPTW mit beschränkter Batteriereichweite)


Eine Verallgemeinerung des VRPTW betrachtet die Routenplanung von elektrischen Fahrzeugen. In dieser Variante
ist zusätzlich eine Batterieladung H gegeben, mit der die Fahrzeuge ihre Route beginnen. Außerdem sind für die Route
Ladungsverbräuche hij für alle Bögen (i, j) ∈ A gegeben. Auch diese Variante kann mit der identischen Pfadbasierten
Formulierung wie das VRPTW modelliert werden. Zulässige Routen halten neben den Zeitfenstern und der Fahrzeug-
kapazität auch die Kapazität der Fahrzeugbatterie ein.
Beschreiben Sie einen geeigneten Vorwärts-Labeling-Algorithmus, mit dem das SPPRC-Subproblem der Pfadbasierten
Formulierung dieser VRPTW Variante gelöst werden kann.
(1) Welche Labelkomponenten müssen Sie anlegen?
(2) Wie müssten Sie die Ressource Extension Functions (REF) für eine Erweiterung über Bogen (i, j) gestalten?
(3) Welche Zulässigkeitsbedingungen gelten für eine Labelerweiterung?
(4) Welche Dominanzregeln halten Sie für sinnvoll?

Aufgabe 7 (SPP with Pickup and Delivery and Time Windows)


Zeigen Sie an einem kleinen Beispiel, dass starke Dominanz im Vorwärts-Labeling nicht möglich ist, wenn die reduzierten
Kosten die Delivery Triangle Inequality nicht erfüllen.

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5. Übung Transportlogistik

Aufgabe 8 (MC-Fragen)
(1) Welche der folgenden Aussagen über Duale Preise beim SPP with Split Deliveries sind korrekt?
(mehrere Antworten möglich)
□ Der Wert der Dualvariable wird auch als Schattenpreis bezeichnet.
□ Der Duale Preis gibt an, wie attraktiv es wäre, ausgehend von der aktuellen RMP-Lösung, einen Kunden
mit einer Teillieferung zu besuchen.
□ Bei einer Label-Erweiterung über den Bogen (i, j) wird der Duale Preis πi für die Erweiterung der
Kostenkomponente im Full Delivery-Fall benötigt.
□ Bei einer Label-Erweiterung über den Bogen (i, j) wird der Duale Preis πj für die Erweiterung der
Kostenkomponente im Split Delivery-Fall benötigt.

(2) Eine Route ist für das SPP with Simultaneous Delivery and Pickup (SPPSDP) zulässig, wenn...

□ sie jeden Kunden genau zwei Mal besucht und dabei zu jeder Zeit die Ladungskapazitäten einhält.
□ sie jeden Kunden höchstens ein Mal besucht und die Summe der geladenen Einsammel- und Ausliefer-
mengen zu keiner Zeit die gemeinsame Kapazität überschreitet.
□ auf der Route zu keiner Zeit die Einsammelkapazität oder die Auslieferkapazität überschritten wird.
□ sie jeden Kunden höchstens ein Mal besucht und auf der Route zu keiner Zeit die Einsammelkapazität
oder die Auslieferkapazität überschritten wird.

(3) Welche der folgenden Aussagen über das Branch-and-Price-Verfahren zur Lösung des VRPTW sind richtig?
(mehrere Antworten möglich)
□ Die Lösung des Restricted Master Problem (RMP) liefert Duale Preise, die an das Subproblem übergeben
werden.
□ Die Lösung des Suproblems liefert Duale Preise, die an das Restricted Master Problem (RMP) übergeben
werden.
□ Anstatt nur eine neue Route zum RMP hinzuzufügen, können auch mehrere (oder alle) Routen mit
negativen reduzierten Kosten hinzugefügt werden.
□ Findet das Suproblem keine Route mit negativen reduzierten Kosten wird diejenige Route dem RMP
hinzugefügt, die die kleinsten positiven reduzierten Kosten aufweist.
□ Es muss verzweigt werden, wenn die aktuelle Lösung des RMP ganzzahlig ist.

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