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Kindernotruftelefon: 116.111
MINISTERUL EDUCAȚIEI ȘI CERCETĂRII
PHYSIK 8. Klasse
2.
3.
4.
*Der Zustand des Buches wird beschrieben als: neu, gut, gepflegt, unbefriedigend, beschädigt.
Die Lehrkräfte überprüfen die in der Tabelle eingetragenen Informationen.
Die Schülerinnen und Schüler sind angehalten, keinerlei Eintragungen ins Lehrbuch
vorzunehmen.
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© E.D.P. 2020 Copyright Editura Didactică și Pedagogică, București. Alle Rechte vorbehalten.
Jede vollständige oder teilweise Übernahme des Textes oder des grafischen Materials dieses Buches wird nur
mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gemacht.
© Carmen Gabriela Bostan, Ioana Stoica, Rodica Perjoiu, Mihaela Mariana Țura
INHALTSVERZEICHNIS
Arbeitsschutzregeln im Physiklabor ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ 9
3
II.2.13. Erweiterung: Der Leistungstransfer in einem einfachen Gleichstromkreis������������������������������������ 80
II.3. Der magnetische Effekt des elektrischen Stromes ���������������������������������������������������������������������������������������� 82
II.3.1. Experimentelles (qualitatives) Studium des magnetischen Effektes. Elektromagnete ��������������������� 86
II.3.2. Die Kraft eines Elektromagneten als Funktion des Stromes (Stärke und Richtungssinn) und als Funktion
der Konstruktionsparameter der Spule (Querschnitt, Anzahl der Windungen, Kernmaterial) �������� 87
Die Wechselwirkungskraft zwischen zwei parallelen, stromdurchflossenen Leitern ����������������������� 89
II.3.3. Anwendungen������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 90
Der Elektromotor ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 91
SPEZIFISCHE KOMPETENZEN
1.1. Erforschung physikalischer Eigenschaften und Erscheinungen in verschiede-
nen wissenschaftlichen Untersuchungen (experimentell/theoretisch).
1.2. Einsatz von Methoden und Geräten zur Aufzeichnung, Organisation und Verar
beitung experimenteller und theoretischer Daten.
1.3. Synthese der aus wissenschaftlichen Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse,
um eine Erklärung/Verallgemeinerung mit Argumenten zu untermauern.
2.1. Einordnung in die gelernten physikalischen Klassen der in der Natur und in ver-
schiedenen praktischen Anwendungen identifizierten komplexen physikalischen
Erscheinungen.
2.2. Ursache-Wirkungs-Erklärung einfacher physikalischer Erscheinungen, die in der
Natur und in verschiedenen technischen Anwendungen identifiziert wurden, un-
ter Verwendung einer geeigneten wissenschaftlichen Sprache.
2.3. Verhinderung möglicher negativer Auswirkungen physikalischer Erscheinungen
und/oder technischer Anwendungen auf den Menschen und/oder die Umwelt.
3.1. Extraktion relevanter wissenschaftlicher Daten aus eigenen Beobachtungen und/
oder aus verschiedenen Quellen.
3.2. Organisation experimenteller wissenschaftlicher Daten in verschiedene Präsen-
tationsformen.
3.3. Autonome kritische Auswertung der gewonnenen Daten und Entwicklung der
eigenen Lernerfahrung.
4.1. Verwendung von Größen und Prinzipien, Lehrsätzen, Gesetzen, physikali-
schen Modellen, um argumentativ auf Probleme/Problemsituationen der
Anwendung und/oder der Argumentation zu reagieren.
4.2. Verwendung einfacher Modelle aus verschiedenen Bereichen der Physik zur Lö-
sung einfacher Probleme/Problemsituationen.
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GEDRUCKTES Lehrbuch
II.
ELEKTRISCHE Erscheinungen
Die Maßeinheit der elektrischen Ladung im Internationalen Einheitensystem ist das Coulomb
UND MAGNETISCHE (C): [q]SI = C.
Die Ladung des Protons ist die kleinste experimentell nachgewiesene elektrische Ladung und heißt
II.1. Die Elektrostatik Elementarladung. Sie wird mit dem Buchstaben e bezeichnet und hat den Wert:
e = 1,6 ∙ 10–19 C.
II.1.1. Das Elektrisieren, die elektrische Ladung. Die Wechselwirkung zwischen
elektrisierten Körpern Die elektrische Ladung Q eines Atomkerns ist positiv, da sie aus der Summe der elektrischen Ladun-
gen der Protonen gebildet ist: Q = Ze, wo Z die Ordnungszahl, die gleich groß ist mit der Anzahl der
Geschichtliches: Die Griechen haben schon in der Antike festgestellt, dass Bernstein, ein gelbes
Protonen aus dem Kern, und e die Elementarladung darstellt.
fossiles Harz, leichte Körper anzieht, wenn es mit einem Wolltuch gerieben wird. Das Elektrisieren
Beispiel: Die Ladung eines Eisenkerns (Z = 26) ist: QKern= 26 ∙ 1,6 ∙ 10–19 C = 41,6 ∙ 10–19 C.
durch Reibung des Bernsteins, griechisch Elèktron genannt, wurde vor ungefähr 600 Jahren v.Chr. von
Das Elektron aus der Elektronenhülle hat die negative elektrische Ladung: qe= – 1,6 ∙ 10–19 C = – e.
Thales von Milet (624 – 547 v. Chr.) beobachtet und beschrieben.
Die Ladung der Elektronen aus der Elektronenhülle kann wie folgt berechnet werden: Qe = Z ∙ (– e).
Lerne aus Bildern: Betrachte die unteren Bilder (Abbildung II.1) und erinnere dich an die in der 6. Beispiel: Die Ladung der Elektronen des Eisenatoms ist: Qe= 26 ∙ (–1,6 ∙ 10–19) C = – 41,6 ∙ 10–19 C.
Klasse besprochene Erscheinung des Elektrisierens. Die elektrische Ladung eines Atoms ist gleich mit der Summe der elektrischen Ladung des Kerns und
Wasser-
hahn der elektrischen Ladungen der Elektronen : Q = Ze + Z (– e) = 0.
elektrisiertes
Der Wasserstrahl Merke dir!
Lineal
wird durch das
elektrisierte
Lineal abgelenkt Jede freie elektrische Ladung aus der Natur ist ein Vielfaches der Elementarladung und kann folgen-
dermaßen geschrieben werden:
Abbildung II.1 q = Ne, wo N eine ganze Zahl ist.
Du hast gelernt, dass alle Körper, die wir im Alltag antreffen, aus Stoffen beste- Neutron
Kern
hen. Diese sind ihrerseits aus Atomen gebildet. In Abbildung II.2 b) kannst du Proton Da elektrisierte Köper Ladungen haben, die viel kleiner als ein Coulomb sind, verwendet man dezima-
die Struktur eines Atoms und dessen Kern erkennen. le Teile dieser Maßeinheit:
Elektron
das Mikrocoulomb: 1 μC = 10–6 C
Materie Atome Proton Elektron
das Nanocoulomb: 1 nC = 10–9 C
Die elektrische Ladung ist eine skalare physikalische Größe, die den Elektrisierungszustand eines Körper können durch folgende Prozesse elektrisch aufgeladen werden: durch Reibung, durch Kontakt
Körpers beschreibt. Die elektrische Ladung wird mit dem Buchstaben q (oder Q) bezeichnet. und durch Influenz.
40 41
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Lehrbuchpräsentation
GEDRUCKTES Lehrbuch
92 93
7
GEDRUCKTES Lehrbuch
Merke dir!
Zusammenfassung
Anmerkung
Schlussfolgerung
Kuriositäten
Definition
Wortlaut
Fachübergreifende Tätigkeit
Experimentelle Tätigkeit
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Laborregeln
ARBEITSSCHUTZREGELN
IM PHYSIKLABOR
1. Die Kleidung muss für praktische Laboraktivitäten geeignet sein.
● Vermeidet das Tragen von großen Modeaccessoires während der Labor
aktivitäten. Langes Haar sollte zu einem Zopf zusammengebunden und die
Knöpfe an den Ärmeln geschlossen sein.
2. Haltet Ordnung auf dem Arbeitstisch!
● Auf dem Arbeitstisch befinden sich nur die Geräte, die zur Durchführung des Versuchs
benötigt werden, und das Notizheft.
● Entfernt unnötige Gegenstände von dem Arbeitstisch, auf dem der Versuch durchgeführt
wird!
● Meldet beschädigte oder fehlerhafte Produkte!
● Räumt den Arbeitstisch am Ende des Unterrichts auf!
3. Arbeitet im Labor nur unter Aufsicht des Lehrers!
● Beachtet die Anweisungen/Warnungen des Lehrers!
● Die Laborversuche werden zuerst vom Lehrer genehmigt und dann von den Schülern an
jedem Arbeitstisch durchgeführt.
● Spielen im Labor ist verboten!
● Meldet dem Lehrer jeden Vorfall, auch wenn ihr ihn für unwichtig haltet!
● Lasst Geräte während des Betriebs nicht unbeaufsichtigt!
● Führt keine vom Lehrer nicht genehmigten Versuche durch und ändert nicht den Bestim-
mungszweck von Materialien oder Geräten! Verwendet nur die Materialien und Geräte, die in der
Liste der Geräte im Arbeitsblatt aufgeführt oder vom Lehrer genehmigt sind! Befolgt die im Ar-
beitsblatt angegebenen oder im Lehrbuch beschriebenen und vom Lehrer genehmigten Schritte!
● Verwendet die Laborgeräte nur für den vorgesehenen Zweck!
● Achtet bei der Durchführung eines Versuches auf eure Umgebung und auf die Ausrüstung!
Wenn ihr nicht sicher seid, was ihr tun sollt, fragt den Lehrer.
4. Seid vorsichtig, wenn ihr mit elektrischen Geräten arbeitet!
● Verwendet keine elektrischen Geräte mit nicht isolierten Kabeln!
● Stellt sicher, dass eure Hände trocken sind, bevor ihr elektrische Geräte verwendet!
● Schaltet alle elektrischen Geräte aus, wenn ihr den Versuch beendet habt!
● Die Schüler stellen keine Verbindung mit den Steckdosen ohne die Kontrolle des
Lehrers her.
● Der Elektromagnet kann sich insbesondere an den Enden stark erwärmen, deshalb sollen
die Schüler in regelmäßigen Abständen ihre Batterien abklemmen.
5. Wascht eure Hände am Ende jeder Laboraktivität mit Wasser und Seife!
6. Lüftet das Labor, bevor ihr geht!
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I. THERMISCHE
ERSCHEINUNGEN
I.1. Die Brownsche Bewegung (experimentell).
Die Wärmebewegung. Die Diffusion
I.1.1. Die Brownsche Bewegung
Du hast vielleicht schon mal in einem verdunkelten Zimmer, in das ein
enger Lichtstrahl einfällt, sich chaotisch bewegende Staubteilchen gesehen, die Die Brownsche Bewegung
nicht zu Boden fallen. Ein ähnliches Phänomen hat 1827 der Botaniker Ro- Abbildung I.1
bert Brown beobachtet. Als er unter dem Mikroskop Pollen, die sich in Wasser befanden, beobachtet hat,
bemerkte er, dass die Pollen eine ständige, ungeordnete Zickzackbewegung hatten.
Experimentelle Tätigkeit
Du kannst den Versuch von Brown mit kleinen Styroporteilchen oder Pollenkörnern nachmachen:
● schneide mit einem Messer sehr kleine Styroporteilchen;
● lasse einen Wassertropfen auf die Lamelle eines Mikroskops fallen;
● streue ganz feine Styroporteilchen in den Wassertropfen auf der Lamelle;
● bedecke das Gemisch mit einer zweiten Lamelle;
● beobachte die Bewegung der Styroporteilchen durch das Mikroskop;
● wiederhole den Versuch mit heißem Wasser.
Schlussfolgerung
Die Styroporteilchen befinden sich in einer chaotischen Bewegung. Die Bewegung ist umso schneller,
je größer die Temperatur des Wassers ist.
Obwohl er die Bewegung, Brownsche Bewegung genannt, sehr ausführlich beschrieben hat, konnte der
schottische Botaniker das Phänomen nicht erklären.
I.1.2. Die Wärmebewegung
Die Brownsche Bewegung kann erklärt werden, wenn man berücksichtigt, dass die Atome und Moleküle der
Stoffe, unabhängig von ihrem Aggregatzustand, sich in einer chaotischen, ständigen Bewegung befinden, die
Wärmebewegung genannt wird. In ihrer chaotischen Bewegung stoßen die Moleküle/Atome gegeneinander
und ändern so ständig ihre Bewegungsrichtung. Die Wärmebewegung ist temperaturabhängig. Je größer
die Temperatur ist, umso stärker ist die Wärmebewegung.
Merke dir!
Die Wärmebewegung ist die chaotische, ständige Bewegung der Atome und Moleküle der Stoffe,
unabhängig von ihrem Aggregatzustand. Die Bewegung ist umso stärker, je größer die Temperatur ist.
Albert Einstein hat die Bewegung der Pollen erklärt: Die Wassermoleküle, die sich chaotisch bewegen,
stoßen gegen die Pollenteilchen und erzeugen die von Brown beobachtete ungeordnete Bewegung. Die von
Einstein gelieferte Erklärung ist ein indirekter Beweis für die Existenz der Atome und Moleküle.
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I. Thermische
Erscheinungen
I.1.3. Die Diffusion
Vielleicht hast du schon mal beobachtet, dass wenn du einen Tropfen blaue Tinte in ein Wasserglas gibst,
die Farbe sich nach einer gewissen Zeit im Wasser gleichmäßig verteilt, bis die gesamte Flüssigkeit bläulich
wird. Führe folgenden Versuch durch, um die Ursache dieses Phänomens zu untersuchen.
Experimentelle Tätigkeit
Schlussfolgerung
Die Tintenmoleküle und die Wassermoleküle vermischen sich spontan. Dieses Phänomen der Verteilung
der Moleküle eines Körpers zwischen den Molekülen eines anderen Körpers ohne äußere Einwirkung heißt
Diffusion. Die Diffusion tritt in allen Aggregatzuständen auf. Außer der Temperatur ist die Diffusion unter
anderem auch von der Dichte der diffundierenden Stoffe abhängig.
Die Diffusion kann beim Öffnen einer Parfümflasche beobachtet werden: Der Geruch verteilt sich im
gesamten Raum, da die Parfümmoleküle sich zwischen den Atomen und Molekülen der Luft verteilen. (Im
Allgemeinen verteilen sich Gerüche infolge der Diffusion). Wenn man Zucker in Wasser auflöst, diffundie
ren die Zuckermoleküle zwischen den Wassermolekülen.
Bei Festkörpern ist wegen der großen Dichte dieses Phänomen schwieriger zu beobachten (es dauert
mehrere Jahre, bis dieses Phänomen sichtbar wird).
In der Praxis (in der elektrotechnischen Industrie, der Industrie der Luftraumfahrt usw.) erzeugt man
(kalte) Schweißnähte durch die Diffusion der Metalle, wie z. B. Cu-Fe, Al-Ag, Au-Pt usw.
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Beispiele von Diffusion
Abbildung I.3
Merke dir!
Die Diffusion ist das Verteilen der Moleküle/Atome eines Körpers zwischen den Molekülen/Atomen
eines anderen Körpers ohne äußere Einwirkung. Die Diffusion gibt es in allen Aggregatzuständen.
Die Diffusion ist eine Folge der Wärmebewegung. In ihrer chaotischen Bewegung stoßen die Moleküle/
Atome der Stoffe gegeneinander und verändern ihre Bewegungsrichtung, sodass die Moleküle/Atome eines
Stoffes sich zwischen den Molekülen/Atomen des anderen Stoffes verteilen.
Aus dem Versuch konntest du beobachten, dass die Diffusion von dem Ansteigen der Temperatur
beschleunigt wird.
Kuriositäten
● Brown war nicht der Erste, der die chaotische Bewegung der Teilchen beobachtet hat. Der römi-
sche Dichter Lukrez hat im Jahre 60 v. Chr. die chaotische Bewegung der Staubteilchen als Beweis
für die Existenz der Atome verwendet.
● 1908 hat Jean Perrin die Behauptung von Einstein bezüglich der Wärmebewegung der Wassermole-
küle experimentell überprüft. Perrin hat 1926 den Nobelpreis für das Untersuchen der diskontinuierlichen
Struktur der Stoffe erhalten.
● Du hast schon erfahren, dass die Diffusion von der Dichte der Stoffe und der Temperatur abhängig ist.
Bei Gasen findet die Diffusion sehr schnell statt, gewöhnlich innerhalb von wenigen Sekunden. Weil sie
so schnell stattfindet, kann die Gasdiffusion sehr gefährlich sein; eine Vergiftung mit Kohlenstoffmonoxid
oder mit anderen Gasen kann sehr schnell auftreten.
● Im Alltag gibt es viele Beispiele von nützlichen Anwendungen: das Auflösen von Zucker und Salz,
von Waschmitteln in Wasser, das Verwenden von Sprühflaschen usw.
● Wegen der Diffusion gelangt der Sauerstoff aus den Lungen in das Blut und aus dem Blut in die Gewe-
be; außerdem diffundiert das Kohlendioxid aus den Kapillaren des Kreislaufes in die Lungenalveolen.
● Die Nährstoffe aus den Lebensmitteln diffundieren in die Zellen.
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I. Thermische
Erscheinungen
● Die Wälder säubern die Luft durch Diffusion.
● Die unteren Schichten der Atmosphäre sind homogene Gemische aus Stickstoff, Sauerstoff, Was-
serdampf, Kohlendioxid, Wasserstoff, Argon, Helium usw. Ohne Diffusion würde das Gravitationsfeld
der Erde die Atmosphäre in unterschiedliche Schichten trennen. Die unterste Schicht würde Kohlendioxid
enthalten, die nächste Schicht Sauerstoff, die nächste Stickstoff, danach Wasserdampf und die oberste
Schicht würde aus Helium und Wasserstoff bestehen.
● Auf der Internationalen Raumstation sind die „Betten” (Schlafsäcke) der Astronauten an den Wänden
neben den Ventilatoren angebracht. So wird sichergestellt, dass sie während des Schlafes genügend frische
Luft erhalten; andernfalls würden sie wegen des fehlenden Sauerstoffs unter Migräne leiden.
1. Die Fische atmen den im Wasser gelösten Sauerstoff der Flüsse, der Seen und der Meere. Nenne
den physikalischen Prozess, dank welchem der Sauerstoff aus der Atmosphäre in das Wasser gelangt.
2. Erkläre, ob sich Gerüche in einem luftdicht verschlossenen Raum, in dem es keinen Luftzug gibt,
verteilen.
3. Kann die Diffusion aufhören? Aber die Wärmebewegung?
4. Die Diffusion kann im Falle der Umweltverschmutzung verheerende Auswirkungen haben: Man
hat festgestellt, dass wegen der Industriebetriebe, des Verkehrs und der öffentlichen Dienstleistungen die
Luft in den Städten Sandteilchen, Kohlestaub, Zementstaub, Kadmium, Quecksilber, Blei, Eisenoxid,
Kupferoxid usw. enthält.
5. Führe folgenden Versuch durch, um die Diffusion zu beobachten: Gieße in ein durchsichtiges
Gefäß geschmolzenes Wachs über Kaliumpermanganat-Kristalle.
Warte ab! Dieser Diffusionsprozess ist so langsam, dass das Ergebnis des Versuches erst in 2 Mo-
naten zu erkennen ist.
Experimentelle Tätigkeit
Wie du vielleicht schon weißt, hat der englische Philosoph John Locke (1632 – 1704) im Jahre 1790
einen Versuch durchgeführt, der zeigt, dass die Begriffe warm und kalt subjektiv sind. Führe auch du
diesen Versuch durch.
● Stelle drei große Gefäße mit warmem Wasser, mit heißem Wasser und mit Wasser mit Eis auf.
● Tauche gleichzeitig eine Hand in das warme und eine in das kalte Wasser und warte ein paar
Sekunden.
● Nimm die Hände gleichzeitig aus den beiden Gefäßen heraus und tauche sie in das dritte Gefäß.
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Schlussfolgerung
Die Informationen, die von den beiden Händen kommen, sind unterschiedlich: Für die Hand, die im
heißen Wasser war, fühlt sich das Wasser aus dem dritten Gefäß kalt an, und für die Hand, die im kalten
Wasser war, fühlt sich das Wasser warm an. Die Empfindung von warm und kalt ist subjektiv. Der Erwär-
mungszustand eines Körpers ist eine messbare Eigenschaft, kann also objektiv bestimmt werden. Manche
Körper sind wegen des unterschiedlichen Erwärmungszustands kälter als andere.
Zwei oder mehrere Körper mit unterschiedlichem Erwärmungszustand, die miteinander in Kontakt
kommen, befinden sich in thermischer Wechselwirkung. Nach einer ausreichend langen Zeit gelangen Kör-
per, die im thermischen Kontakt sind, zu einem thermischen Gleichgewicht; sie werden also denselben
Erwärmungszustand haben. Das System kann nicht von selber den thermischen Gleichgewichtszustand
verlassen. Wie du wahrscheinlich schon weißt, verwendet man zum Messen des Erwärmungszustandes der
Körper die physikalische Größe Temperatur. Die empirische Temperatur ist eine messbare physikalische
Größe, die jedem Erwärmungszustand eines Körpers einen Wert zuordnet.
Merke dir!
Die empirische Temperatur ist eine skalare physikalische Größe, die notwendig und ausreichend
ist, um das thermische Gleichgewicht zu beschreiben. Körper im thermischen Gleichgewicht haben die-
selbe Temperatur. Das Prinzip der Transitivität des thermischen Gleichgewichts besagt: Wenn ein Kör-
per A mit einem Körper B im thermischen Gleichgewicht ist und der Körper B mit dem Körper C im
thermischen Gleichgewicht ist, dann ist der Körper A im thermischen Gleichgewicht mit dem Körper C.
Kuriositäten
● Auf mikroskopischer Ebene ist die Temperatur ein Maß der Intensität der Wärmebewegung der Atome
und Moleküle der Stoffe. Je stärker die Wärmebewegung ist, umso größer ist die Temperatur. Deswegen
beträgt im Weltraum, wo die Konzentration der Teilchen sehr klein ist (ungefähr ein Atom pro Kubikmeter),
die Temperatur ungefähr – 270,42 ºC.
Merke dir!
Es gibt auch andere Maßeinheiten für die Temperatur: Grad Celsius, Grad Fahrenheit, Grad Rankine usw.
Merke dir!
Wie du schon weißt, hat jedes Thermometer einen thermometrischen Körper, gekennzeichnet durch
eine temperaturabhängige Größe.
Der thermometrische Körper kann eine Flüssigkeit (z. B. Alkohol, die temperaturabhängige Größe ist
die Länge der Flüssigkeitssäule), ein Gas (Wasserstoff, Stickstoff; temperaturabhängig ist das Gasvolumen)
oder ein flüssiges Metall (Quecksilber; temperaturabhängig ist die Länge der Quecksilbersäule) sein.
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I. Thermische
Erscheinungen
Merke dir!
Die physikalische Größe, die den thermometrischen Körper beschreibt, muss temperaturabhän-
gig sein. Diese Abhängigkeit sollte linear sein, sodass einem bestimmten Erwärmungszustand ein
bestimmter Wert der Temperatur entspricht.
Wenn zum Beispiel ein Thermometer mit Alkohol mit Körpern mit unterschiedlichem Erwärmungs-
zustand in Kontakt gebracht wird, hat die Länge der Alkoholsäule für verschiedene Erwärmungszustände
unterschiedliche, gut bestimmbare Werte. Wenn das Thermometer in Kontakt mit einem Körper mit einem
bestimmten Erwärmungszustand ist, dann wird bei thermischem Gleichgewicht die Temperatur des ther-
mometrischen Körpers gleich mit der Temperatur des Körpers sein.
Um die Maßeinheit der Temperatur anzugeben (unabhängig von der Art der Grade), benötigt man eine
Temperaturskala; man muss also festlegen, welche Temperatur welchem Wert der physikalischen Größe,
die den thermometrischen Körper beschreibt, entspricht .
Quecksilberthermometer
Abbildung I.4
Merke dir!
Um eine Temperaturskala (Celsius, Fahrenheit usw.) festzulegen, benötigt man zwei unterschied-
liche, leicht erhaltbare Erwärmungszustände, Fixpunkte genannt, denen man zwei beliebige Tempera-
turwerte zuordnet.
Man bezeichnet auf einer Skala die Werte, die der thermometrischen Größe bei den zwei Temperaturen
entsprechen. Man erhält somit ein Temperaturintervall. Um die Temperatureinheit der Skala zu erhalten,
teilt man das Temperaturintervall in beliebig viele gleich große Abschnitte. Die Temperatur, die mit einem
Thermometer mit einer wie oben beschriebenen Skala gemessen wird, heißt empirische Temperatur.
Für die Celsius-Skala sind die beiden Fixpunkte der Gefrierpunkt und der Siedepunkt des reinen Was-
sers bei normalem atmosphärischem Druck.
Bei der Fahrenheit-Skala sind die beiden Fixpunkte der Gerfrierpunkt einer salzigen Lösung aus
reinem Wasser, Eis und Ammoniumchlorid (0 °F) und die Körpertemperatur des Menschen (96 °F),
sodass dem Gefrierpunkt des reinen Wassers der Wert 32 °F und dem Siedepunkt des reinen Wassers bei
Normaldruck der Wert 212 °F entspricht. Der Abschnitt zwischen den beiden Fixpunkten enthält 180
Einheiten, Grad Fahrenheit genannt.
Die Kelvin-Skala, aufgestellt von Lord William Thomson Kelvin (1824 – 1907) im Jahre 1848, enthält
nur positive Werte. Diese Skala ist nicht von den Eigenschaften eines Stoffes abhängig (benötigt keine zwei
Fixpunkte aus der Natur). Der Temperatur von Null Grad Celsius entspricht die Temperatur T0 = 273,15 K
(in Anwendungen wird manchmal der Wert T0 = 273 K verwendet).
Eine Einheit der Kelvin-Skala ist gleich mit einer Einheit der Celsius-Skala.
Die Umrechnungsformel einer Temperatur auf der Celsius-Skala und derselben Temperatur auf der
Kelvin-Skala ist:
t (°C) = T – T0
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Angenommen, t1 und t2 sind zwei beliebige Temperaturen auf der Celsius-Skala. Diesen zwei Tempe-
raturen entsprechen auf der Kelvin-Skala die Temperaturen T1 und T2. Mit der oberen Umrechnungsformel
erhalten wir:
t2 – t1 = (T2 – T0) – (T1 – T0) t2 – t1 = T2 – T0 – T1 + T0 t2 – t1 = T2 – T1
∆t = ∆T
Merke dir!
Die Temperaturänderung in Grad Celsius ist gleich mit der Temperaturänderung in Kelvin:
∆t = ∆T
Die Temperatur von glühenden Körpern kann nicht mit dem Thermometer gemessen werden. In diesem
Fall wird die Temperatur abhängig von der Farbe des Körpers bestimmt. Das Messgerät, das die Temperatur
als Funktion der als Wärmestrahlung abgegebenen Energie eines Körpers misst, heißt Pyrometer.
Temperatur °C (°F) Farbe (subjektiv)
580 °C (1 076°F) dunkelrot
730 °C (1 350°F) hellrot
930 °C (1 710°F) hellorange
1 300 °C (2 370°F) hellgelb
Obwohl das Pyrometer anfangs nur zur Temperaturmessung glühender Körper verwendet wur-
de, werden heutzutage auch kleinere Temperaturen damit gemessen. Diese Art der Temperaturmessung
geschieht ohne Kontakt zwischen dem Pyrometer und dem Körper, dessen Temperatur gemessen wird.
Deswegen wird das Pyrometer zur Temperaturmessung von Körpern verwendet, die wir aus verschiedenen
Gründen nicht berühren können.
Zur Messung sehr kleiner Temperaturänderungen verwendet man Temperatursensoren. Im Welt-
raum (z. B. auf der Internationalen Raumstation) funktionieren Thermometer mit Flüssigkeiten nicht,
sodass die Temperatur auch mit Temperatursensoren gemessen werden muss.
Unter der Adresse https://astro-pi.org/ findest du ein interessantes Projekt zur Messung der Temperatur
an Bord der Internationalen Raumstation mithilfe von Temperatursensoren. Viel Erfolg!
16
I. Thermische
Erscheinungen
Experimentelle Tätigkeit
Kuriositäten
●1592 hat Galileo Galilei das erste Gerät zur Bestimmung der
Temperaturänderungen gebaut: kleine Glaskugeln, die in Alko-
hol je nach Temperaturänderung höher oder tiefer schwammen.
Dieses Gerät, Thermoskop genannt, hatte keine Skala, um den
Erwärmungszustand anzugeben.
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● 1701 hat Isaac Newton (1643 – 1727) ein Thermometer mit sechs Fixpunkten gebaut: der Gefrier-
punkt des Wassers, die Körpertemperatur des Menschen, der Schmelzpunkt des Wachses, der Siedepunkt
des Wassers, der Schmelzpunkt einer gewissen Legierung und der Schmelzpunkt des Bleis.
● Das erste Thermometer mit Quecksilber und Kapillarröhrchen wurde 1714 von Gabriel Fahrenheit
(1686 – 1736) gebaut.
1. Ein falsch geeichtes Thermometer zeigt für ein Gemisch aus Wasser und Eis im thermischen
Gleichgewicht die Temperatur von – 6 °C und für das Gemisch aus Wasser im thermischen Gleich-
gewicht mit Wasserdampf +109 °C. Der Versuch wird bei atmosphärischem Normaldruck durchgeführt.
Welches ist die reelle Temperatur, wenn dieses Thermometer 40 °C anzeigt?
2. Auf der Rankine-Skala wird dem Gefrierpunkt des reinen Wassers bei Normaldruck der Wert
491,6 °R und dem Siedepunkt des reinen Wassers bei Normaldruck der Wert 671,6 °R zugeordnet.
a) Welches ist die Beziehung zwischen einem Grad Celsius und einem Grad Rankine?
b) Welches ist die Umrechnungsformel der Temperatur, ausgedrückt in Grad Rankine, in Grad
Celsius?
3. Rechne folgende Temperaturen in die Maßeinheit des Internationalen Einheitensystems um:
–15 °C, 17 °F, –200 °C, 37 °C, 0 °R.
Anmerkung: Ein Lichtjahr ist die Entfernung, die das Licht innerhalb eines Jahres zurücklegt.
18
I. Thermische
Erscheinungen
Experimentelle Tätigkeit
● Fülle gleiche Mengen heißes und warmes Wasser in zwei Gefäße. Miss die Wassertemperaturen
und schreibe sie in dein Heft.
● Leere die beiden Wassermengen in ein Kalorimeter. Warte, bis sich das thermische Gleichgewicht
im Kalorimeter eingestellt hat und miss mit demselben Thermometer die Temperatur des Gemisches.
● Wiederhole den Versuch mit einer doppelt so großen heißen Wassermenge, wobei die Anfangstem-
peraturen der beiden Flüssigkeiten dieselben sein sollen.
● Wiederhole den Versuch mit einer doppelt so großen kalten Wassermenge, wobei die Anfangs-
temperaturen der beiden Flüssigkeiten dieselben sein sollen. Du wirst feststellen, dass die Gleichge-
wichtstemperatur des Gemisches jedes Mal eine andere ist, wobei dieser Wert immer kleiner ist als die
Temperatur des heißen Wassers und größer als die Temperatur des kalten Wassers.
Schlussfolgerung
Wenn zwei Körper mit unterschiedlichen Temperaturen in Wärmekontakt sind, dann wird, während sich
das thermische Gleichgewicht einstellt, Energie in Form von Wärme von dem Körper mit der größeren Tem-
peratur auf den Körper mit der kleineren Temperatur übertragen.
Merke dir!
Die Wärme ist eine skalare Prozessgröße (zum Unterschied zu der Temperatur, die eine Zustands-
größe ist) und entspricht der Energie, die zwischen zwei Körpern mit unterschiedlichen Temperaturen in
thermischem Kontakt ausgetauscht wird.
Kuriositäten
Auf mikroskopischer Ebene entspricht die Wärme der Übertragung der kinetischen Energie zwischen Teilchen
mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Während sich das thermische Gleichgewicht einstellt, „beschleu-
nigen” die schnellen Teilchen die langsamen, bis alle Teilchen des Systems fast dieselbe Energie besitzen.
Merke dir!
19
I.4. Die Wärmeübertragung (durch Wärmeleitung,
Wärmeströmung, Wärmestrahlung)
Die Wärme wird spontan vom wärmeren auf den kälteren Körper übertragen.
Merke dir!
Die Wärmeübertragung vom wärmeren auf den kälteren Körper erfolgt durch:
● Wärmeleitung;
● Wärmeströmung;
● Wärmestrahlung.
Vakuum
Die Wärmeübertragung durch Wärmeströmung tritt
Wärmeströmung
zwischen Körpern oder Stoffen mit unterschiedlichen
Temperaturen auf, die sich in Kontakt befinden, wobei
die Übertragung der Wärme durch einen Massentransfer
ermöglicht wird. Die Änderung des Wärmezustandes
durch Wärmeströmung erfolgt durch die von einem
Fluid in Bewegung übertragene Wärme. (Hält man Wärmestrahlung
die Hand über eine Flamme, spürt man die von dem
Luftstrom der Flamme übertragene Wärme.)
Während die Wärmeübertragung durch Wärme-
reflektierende
leitung und durch Wärmeströmung ein Medium zur Aus- Schicht
breitung der Wärmeenergie benötigt, kann die Wärme-
übertragung durch Wärmestrahlung auch im Vakuum Gummiunterlage
stattfinden. Wenn die Wärmestrahlung auf einen Körper
gelangt, wird ihre Energie (ganz oder teilweise) in Ener-
gie der Wärmebewegung umgewandelt. (Ein Beispiel
einer Wärmestrahlung ist die Sonnenstrahlung. So kann
die Erwärmung der Erde und der anderen Planeten des
Sonnensystems erklärt weden.) Thermosflasche
Kommen wir zu der Frage am Anfang der Lek- Abbildung I.8
tion zurück. Mithilfe der Begriffe Wärmeleitung, Wärmeströmung und Wärmestrahlung beobachten
wir, dass das Vakuum zwischen den Wänden eine Wärmeübertragung durch Strömung, die reflektierenden
Wände den Übergang der Wärmestrahlung in und aus dem Gefäß und die Gummiunterlage, als guter
Wärmeisolator, eine Wärmeübertragung durch Wärmeleitung verhindern.
Merke dir!
Die Wärme ist ein Maß für die Energie, die zwischen zwei Systemen mit unterschiedlichen
Temperaturen übertragen wird.
20
I. Thermische
Erscheinungen
Anmerkung
Der nicht in mechanische Arbeit umgewandelte Teil wird zu der kalten Quelle geleitet und als abgege-
bene Wärme bezeichnet (mit negativem Vorzeichen laut Konvention):
Qaufg = L + |Qabg|
Abhängig von der abgegebenen und der aufgenommenen Wärme ist der Wirkungsgrad eines Motors
mit innerer Verbrennung:
L Qaufg – |Qabg| |Qabg|
η= = =1– <1
Qaufg Qaufg Qaufg
Merke dir!
Der Wirkungsgrad eines Wärmekraftmotors ist eine adimensionale physikalische Größe und immer
kleiner als eins: η < 1
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Experimentelle Tätigkeit
● Fülle in zwei identische Kalorimeter gleiche Mengen heißes Wasser mit derselben Temperatur
(z. B. 80 °C).
● Schreibe die Temperatur des Wassers aus dem Kalorimeter in dein Heft. Tauche in die Kalorime-
ter zwei Körper mit Zimmertemperatur, die dieselbe Form haben, aber aus verschiedenen Materialien
bestehen ( z. B. zwei gleich große Kugeln, eine aus Plastik und eine aus Eisen).
● Warte, bis sich das thermische Gleichgewicht einstellt, und miss erneut die Temperatur in den bei-
den Kalorimetern. Du wirst feststellen, dass die beiden Temperaturen unterschiedlich sind.
Schlussfolgerung
Die ausgetauschte Wärme und die Temperaturänderung eines Körpers sind von der Art des Körpers
abhängig. Die qualitative Beziehung zwischen der aufgenommenen oder der abgegebenen Wärme Q und der
Temperaturänderung ∆T eines Körpers wird durch die kalorischen Koeffizienten beschrieben. Diese sind
die Wärmekapazität, die spezifische Wärme und die Molwärme. Für Temperaturintervalle, in denen die
kalorischen Koeffizienten konstant bleiben, können diese folgendermaßen definiert werden:
Merke dir!
Die kalorische Kapazität C eines Körpers ist die physikalische Größe, die zahlenmäßig gleich groß
Q
ist mit der Wärme, die ein Körper benötigt, um seine Temperatur um ein Kelvin zu verändern: C =
∆T
Die Maßeinheit der kalorischen Kapazität im Internationalen System ist:
[Q]SI J
[C]SI = =
[∆T]SI K
Die kalorische Kapazität beschreibt eine Wärmeeigenschaft eines Körpers. So haben z. B. zwei Körper
aus demselben Material, aber mit unterschiedlichen Dimensionen, verschiedene kalorische Kapazitäten.
Merke dir!
Die spezifische Wärme c eines Stoffes ist die physikalische Größe, die zahlenmäßig gleich groß ist
mit der Wärme, die ein Kilogramm eines Stoffes benötigt, um seine Temperatur um ein Kelvin zu
Q
verändern: c =
m · ∆T
Die Maßeinheit der spezifischen Wärme im Internationalen System ist:
[Q]SI J
[c]SI = =
[m] · [∆T] kg · K
SI SI
Die spezifische Wärme ist nicht von der Masse des Körpers abhängig.
Merke dir!
Die Molwärme C eines Stoffes ist die physikalische Größe, die zahlenmäßig gleich groß ist mit der
Wärme, die ein Mol eines Stoffes benötigt, um seine Temperatur um ein Kelvin zu verändern:
Q
Cv = v · ∆T
22
I. Thermische
Erscheinungen
Die Maßeinheit der Molwärme im Internationalen System ist:
[Q]SI J Spezifische
[Cv]SI = = Stoff Wärme
[v] · [∆T] mol ·K
SI SI
(J/kgK)
Bei festen und flüssigen Körpern ist die spezifische Wärme und die Aluminium 920
Molwärme nur von der Art des Stoffes abhängig; bei Gasen sind diese so
Kupfer 385
wohl von der Art des Gases als auch von den physikalischen Bedingungen,
Wasser 4185
unter denen der Wärmeaustausch mit der Umwelt stattfindet, abhängig. Die
Tabelle nebenan enthält die spezifischen Wärmen einiger Stoffe. Wasserdampf 1996
Die Kalorimetrie beschäftigt sich mit dem Messen der Wärme und der kalorischen Koeffizienten.
Merke dir!
In einem isolierten System, gebildet aus Körpern mit unterschiedlichen Temperaturen, die sich in Kontakt
befinden, stellt sich nach einer gewissen Zeit ein thermisches Gleichgewicht ein. Dabei geben manche
Körper Wärme ab und andere nehmen Wärme auf: Qaufg + Qabg = 0
Durch Konvention hat die aufgenommene Wärme ein positives und die abgegebene Wärme ein negatives
Vorzeichen: Qaufg – |Qabg| = 0 Qaufg = |Qabg|
Merke dir!
Die Wärme, die von einem Körper aufgenommen wird, um seine Temperatur um eine bestimmte
Gradanzahl zu erhöhen, ist gleich mit der Wärme, die derselbe Körper abgibt, um seine Temperatur um
dieselbe Gradanzahl zu verringern.
Experimentelle Tätigkeit
23
● Durchführung
Bestimme mit dem Messbecher das Flüssigkeitsvolumen (Wasservolumen), das du in das Ka-
lorimeter füllst. Schreibe den Wert in dein Heft.
Wenn die Dichte des Wassers ρ = 1 000 kg/m3 ist, bestimme die Masse m2 des Wassers aus dem
Kalorimeter. Schreibe den Wert in dein Heft.
Miss mit der Waage die Masse des Körpers, dessen spezifische Wärme du bestimmen willst,
und schreibe diesen Wert in dein Heft.
Erwärme die Flüssigkeit fast bis zum Siedepunkt.
Fülle die Flüssigkeit ins Kalorimeter. Nachdem sich das thermische Gleichgewicht zwischen
der Temperatur des Kalorimeters und der Flüssigkeit eingestellt hat, miss mit einem Thermometer die
Temperatur der Flüssigkeit. Schreibe den Wert in dein Heft.
Bestimme mit dem Thermometer die Temperatur des Körpers mit der Masse m1.
Führe diesen Körper in das Kalorimeter ein. Nachdem sich das thermische Gleichgewicht einge-
stellt hat, miss mit dem Thermometer die Temperatur im Kalorimeter. Schreibe den Wert in dein Heft.
Wiederhole den Versuch für andere vier Anfangstemperaturen des Wassers im Kalorimeter.
Berechne die spezifische Wärme c1.
● Versuchsergebnisse. Verarbeitung der Versuchsergebnisse
Schreibe die Werte in eine Tabelle nach folgendem Muster:
Kuriositäten
● Die Wärmeleitfähigkeit eines Diamanten ist fast sechsmal größer als die von Silber. Ein Löffelchen
aus Diamant wäre deswegen nicht verwendbar, weil man sich beim Eintauchen des Löffelchens in den
heißen Tee die Finger verbrennen würde.
● Der Sonnenmittelpunkt ist die heißeste Stelle im Sonnensystem. Die Temperatur im Sonnenmittel-
punkt beträgt ungefähr 15.000.000.000 K, an der Sonnenoberfläche hingegen „nur” 5.700 K.
● Der Erdmittelpunkt hat ungefähr dieselbe Temperatur wie die Sonnenoberfläche, während der Jupiter-
kern eine fünfmal größere Temperatur als die Sonnenoberfläche hat.
● Die kältesten Orte im Sonnensystem sind die Krater auf der Schattenseite des Mondes. Die von dem
NASA Modul Lunar Reconnaissance Orbiter aufgezeichneten Temperaturen sind sogar kleiner als auf dem
Pluto.
24
I. Thermische
Erscheinungen
● Obwohl es im Weltall sehr kalt ist, erhitzen sich wegen der Sonnenwärme die metallischen Bestand-
teile der im Weltraum kreisenden Objekte bis auf 500 Grad Fahrenheit (260 ºC); diese müssen bedeckt
werden, um ihre Temperatur auf 250 Grad Fahrenheit (120 ºC) zu senken.
Experimentelle Tätigkeit
● Fülle warmes Wasser in ein metallisches (großes) Gefäß.
● Stelle ein paar Eiswürfel in einem anderen Gefäß bereit.
● Gib die Eiswürfel in das Gefäß mit warmem Wasser. Das Eis, in Kontakt mit dem warmen Wasser,
beginnt zu schmelzen. Wir nennen das Aggregatzustandsänderung.
● Miss die Temperatur von dem Augenblick, wo das Eis zu schmelzen beginnt, bis es vollständig
geschmolzen ist. Schreibe den Wert in dein Heft.
● Halte das Gefäß mit diesem Gemisch über die Flamme eines Gasbrenners. Das Wasser wird anfan-
gen zu sieden. Es findet erneut eine Aggregatzustandsänderung statt.
● Miss die Temperatur, bei der das Wasser zu sieden beginnt, danach wiederhole die Messung der Tem-
peratur während des Siedens des Wassers. Schreibe die Werte dieser Temperaturen in dein Heft. Wiederhole
den Versuch für Wasser, in dem du Salz aufgelöst hast.
Schlussfolgerung
Wie du aus der 6. Klasse weißt, ist der Aggregatzustand eine Form der Materie mit homogenen physi-
kalischen und chemischen Eigenschaften. Im vorigen Experiment hast du beobachtet, dass die Änderung
des Aggregatzustandes bei einer konstanten und für jeden Stoff spezifischen Temperatur stattfindet. Die
Aggregatzustände können durch die Bewegungsfreiheit der bestehenden Teilchen und durch die Stärke der
Wechselwirkungskraft zwischen diesen Teilchen beschrieben werden. Die Stoffe „bevorzugen” nicht einen
bestimmten Aggregatzustand. Die Temperatur und der atmosphärische Druck „bestimmen” den Aggregat-
zustand der Stoffe. Die Erdatmosphäre zum Beispiel „hält” den Sauerstoff im Gaszustand und das Wasser
im flüssigen Zustand, im festen Zustand oder als Dampf. Wenn das Golderz eine Temperatur über 2.856 °C
(der Siedepunkt des Goldes) hätte, wäre das Gold im gasförmigen Zustand. Es gibt drei klassische Aggre-
gatzustände: fest, flüssig und gasförmig.
25
Merke dir!
Es gibt drei klassische Aggregatzustände: fest, flüssig und gasförmig. Für einen bestimmten Stoff
hat jeder Aggregatzustand eigene chemische und physikalische Eigenschaften.
Aggregatzustände
Abbildung I.10
Die Wechselwirkungskräfte zwischen den Teilchen der Festkörper sind kräftig genug, um sowohl die
Form als auch das Volumen der Körper zu erhalten. Bei Festkörpern haben die Teilchen eine geordnete
räumliche Anordnung. Sie haben eine leichte Vibrationsbewegung um die festen Positionen herum, in de-
nen sie sich befinden und die sie nicht von selber verlassen können.
Die Teilchen der Flüssigkeiten haben eine größere Bewegungsfreiheit als die der Festkörper. Die Wech-
selwirkungskräfte zwischen den Teilchen der Flüssigkeiten sind kräftig genug, das eigene Volumen, aber
nicht auch die Form zu erhalten. Flüssigkeiten haben keine eigene Form, sie nehmen die Form des Gefäßes
an. Sowohl die Flüssigkeiten als auch die Festkörper sind praktisch nicht komprimierbar.
Die Gase haben weder eine eigene Form noch ein eigenes Volumen. Theoretisch wird angenommen,
dass zwischen den Teilchen keine Wechselwirkungskräfte auftreten. In Wirklichkeit sind diese Kräfte so
klein, dass sie weder die Form noch das Volumen erhalten können. Gase nehmen die Form des Gefäßes an
und sind komprimierbar.
Merke dir!
Die Änderung des Aggregatzustandes erfolgt durch Aufnahme oder Abgabe von Wärme, wobei die
Temperatur während des gesamten Prozesses konstant bleibt.
26
I. Thermische
Erscheinungen
Während der Aggregatzustandsänderung verändert sich das Volumen des Stoffes, aber die Masse
bleibt konstant.
Gas
Kondensieren/Verflüssigen Qabg
Verdampfen Qaufg
Schmelzen Qaufg
Festkörper Flüssigkeit
Erstarren Qabg
Die Temperatur, bei der die Aggregatzustandsänderung stattfindet, ist für einen gegebenen Stoff konstant
und ist vom atmosphärischen Druck abhängig. Bei normalem atmosphärischem Druck siedet z. B. das Wasser
bei 100 ºC (aus der 6. Klasse weißt du, dass das Sieden der Verdampfungsprozess der gesamten Flüssigkeits-
masse ist). Auf dem Everest-Gebirge, in einer Höhe von über 7 000 m, fällt der atmosphärische Druck auf 2/5
seines Normalwertes und die Siedetemperatur sinkt auf ungefähr 75 ºC. Deswegen meinen Bergsteiger, dass
der Tee keinen Geschmack hat und dass Eier nicht hart gekocht werden können.
Wenn eine Eismasse mit der Temperatur tEis < 0 ºC Wärme aufnimmt, erwärmt sie sich bis zur Schmelz-
temperatur tSchmelzen = 0 ºC. Bei dieser Temperatur angekommen wird das Eis die zusätzliche aufgenommene
Wärme zur Änderung seines Aggregatzustandes verwenden. Die Änderung des Aggregatzustandes erfolgt
bei konstanter Temepratur wie in folgendem Diagramm.
Verdampfen
tV
tS
Zeit
Schmelzen (Minuten)
tE
In Wasser umgewandelt erhält der Stoff weiterhin Wärme, bis er die Verdampfungstemperatur
tVerdampfen = 100 ºC erreicht. Bei dieser Temperatur ändert das Wasser seinen Aggregatzustand und wird zu
Wasserdampf (während der Verdampfung ändert sich die Temperatur nicht). Der gebildete Wasserdampf
erwärmt sich weiterhin, solange Wärme zugeführt wird.
27
I.9. Fachübergreifende Erweiterung: Der Wärmeaustausch
beim Schmelzen des Eises (latente Wärmen)
Du hast schon erfahren, dass der Übergang aus dem festen in den flüssigen Zustand Schmelzen heißt.
Der Prozess findet bei einer bestimmten Temperatur statt und erfolgt durch Wärmeaufnahme. Die aufge-
nommene Wärme heißt latente Schmelzwärme und ist ein Maß für die Änderung der Bindungsenergie der
Teilchen des Stoffes. Der Übergang aus dem flüssigen in den festen Zustand heißt Erstarren und erfolgt bei
einer konstanten Temperatur durch Wärmeabgabe. Die agbegebene Wärme heißt latente Erstarrungswär-
me. Für einen bestimmten Stoff findet das Erstarren und das Schmelzen bei derselben Temperatur statt.
Merke dir!
Die spezifische latente Erstarrungswärme λ ist die Wärme, die ein Kilogramm eines Stoffes
Q
benötigt, um zu erstarren: λ =
m
[Q]SI J
Die Maßeinheit für die spezifische latente Erstarrungswärme ist: [λ]SI = =
[m]SI kg
Im Allgemeinen steigt während des Schmelzens das Volumen der meisten Stoffe. Beim Wasser (und auch
bei Bismut, Germanium usw.) steigt das Volumen während des Erstarrens. Dieses Verhalten hat Anwendun-
gen in der Biologie und der Technik. Bei Wasserleitungen zum Beispiel muss berücksichtigt werden, dass
sich das Volumen des Stoffes während des Erstarrens vergrößert.
Anmerkung
Allgemein ist die spezifische latente Wärme der Aggregatzustandsänderung die Wärme, die ein Kilo-
Q
gramm eines Stoffes benötigt, um seinen Aggregatzustand zu verändern: λ =
m
Die Maßeinheit der spezifischen latenten Wärme der Aggregatzustandsänderung ist:
J
[λ]SI =
kg
Merke dir!
Die latente aufgenommene Wärme oder die latente abgegebene Wärme kann mithilfe der spezifi-
schen latenten Wärme folgendermaßen geschrieben werden:
Q=m·λ
Merke dir!
Für einen bestimmten Stoff ist die Beziehung zwischen den spezifischen latenten Wärmen folgende:
λDesublimieren = λSublimieren
λVerdampfen= λKondensieren
λErstarren = λSchmelzen
28
I. Thermische
Erscheinungen
Gelöste Aufgaben
1. Berechne die notwendige Wärme, um eine Eismasse m mit der Temperatur tE < 0 ºC in Wasser-
dampf mit der Temperatur tf > 100 ºC umzuwandeln. Bekannt sind: die Masse m, die spezifische Wär-
me des Eises cE, die spezifische Wärme des Wassers cW, die spezifische Wärme des Wasserdampfes cD,
die spezifische latente Schmelzwärme λS, die spezifische latente Verdampfungswärme λV.
Lösung
Man erstellt folgendes Diagramm. Auf der Ox-Achse werden die Anfangstemperatur, die End-
temperatur und die Temperaturen entsprechend den Änderungen des Aggregatzustandes eingetragen:
tf
tV
tS
Zeit
(Minuten)
tE
Man berechnet die Wärme Q1, die das Eis benötigt, um von der Temperatur tE zu der Temperatur
tS zu gelangen:
Q1 = m · cE · (tS – tE)
Man berechnet die Wärme Q2, die das Eis zum Schmelzen braucht (Achtung, die Änderung des
Aggregatzustandes erfolgt bei konstanter Temperatur):
Q 2 = m · λS
Man berechnet die Wärme Q3, die das Wasser benötigt, um von der Schmelztemperatur tS zu der
Verdampfungstemperatur tV zu gelangen:
Q3 = m · cW · (tV – tS)
Man berechnet die Wärme Q4, die das Wasser zum Verdampfen braucht:
Q4 = m · λV
Man berechnet die Wärme Q5, die der Wasserdampf benötig, um von der Verdampfungstempera-
tur tV zur Endtemperatur tf zu gelangen:
Q5 = m · cD · (tf – tV)
Die notwendige Wärme ist die Summe all dieser Wärmen:
Q = Q1 + Q2 + Q3 + Q4 + Q5 = m · cE · (tS – tE) + m · λS + m · cW · (tV – tS) + m · λV + m · cD · (tf – tV)
Q = m · (cE · (tS – tE) + λS + cW · (tV – tS) + λV + cD · (tf – tV))
29
Gelöste Aufgaben
2. In einem Kalorimeter mit vernachlässigbarer kalorischer Kapazität sind gleiche Mengen Wasser
und Eis im thermischen Gleichgewicht. Zu dem Gemisch aus Wasser und Eis wird eine gleich große
Masse Wasserdampf mit der Temperatur t1 = 100 ºC hinzugefügt. Bekannt sind die spezifischen latenten
Schmelz- bzw. Verdampfungswärmen λS = a · c und λV = b · c, wo a und b zwei positive Konstanten sind
(a = 80 K, b = 539 K), und c die spezifische Wärme des Wassers ist. Berechne den Bruchteil f der Was-
serdampfmasse, die kondensiert. Der Wärmeaustausch des Systems mit der Umwelt wird vernachlässigt.
Lösung
Anfangs sind die Wasser- und die Eismenge im thermischen Gleichgewicht bei der Temperatur
t0 = 0 ºC. Da nur ein Teil des Wasserdampfes kondensiert, wird die Endtemperatur tf = 100 ºC sein.
Mithilfe der Gleichung: | Qabgegeben| = Qaufgenommen
(2c) (tf – t0) + λS
erhalten wir: (2m · c) (tf – t0) + m · λS = f · m · λV f= λV
(2c) (100) + 80 · c 280
f= = f = 0,519
539 · c 539
Experimentelle Tätigkeit
30
I. Thermische
Erscheinungen
Wenn die Dichte des Wassers ρ = 1 000 kg/m3 ist, berechne die Masse mW des Wassers aus dem
Kalorimeter. Schreibe den Wert in dein Heft.
Miss mit der Waage die Masse der Eiswürfel (deren spezifische latente Wärme bestimmt wer-
den muss) und schreibe den Wert in dein Heft.
Erwärme die Flüssigkeit bis fast zum Siedepunkt.
Fülle die Flüssigkeit in das Kalorimeter. Nachdem sich das thermische Gleichgewicht zwi-
schen der Temperatur des Kalorimeters und der Flüssigkeit eingestellt hat, miss mit dem Thermometer
die Temperatur der Flüssigkeit. Schreibe den Wert in dein Heft.
Miss mit dem Thermometer die Temperatur des Körpers mit der Masse m1 (der Eiswürfel).
Gib die Eiswürfel in das Kalorimeter. Warte, bis sich das thermische Gleichgewicht einstellt
und miss mit dem Thermometer die Temperatur im Kalorimeter. Schreibe den Wert in dein Heft.
Wiederhole den Versuch für vier andere Anfangstemperaturen des Wassers im Kalorimeter.
Berechne den Wert der spezifischen latenten Wärme λ.
● Versuchsergebnisse. Verarbeitung der Versuchsergebnisse.
Schreibe die Versuchsergebnisse in eine Tabelle nach folgendem Muster:
C m1 m2 c1 c2 c3 t1 t2 tGleich λ λ Δλ Δλ
Nr.
(J/K) (kg) (kg) (J/kgK) (J/kgK) (J/kgK) (ºC) (ºC) (ºC) (J/kg) (J/kg) (J/kg) (J/kg)
1.
2.
3.
4.
5.
Berechne den Mittelwert der spezifischen latenten Wärme λ, den relativen Fehler und den
mittleren relativen Fehler für die spezifische latente Wärme λ.
Schreibe das Ergebnis folgendermaßen: λ = (λ ± Δλ).
Nenne mindestens drei Fehlerquellen.
31
Das nebenstehende Diagramm zeigt, dass bei kleinem Druck
und großen Temperaturen das Wasser als Wasserdampf existiert.
Die Parameter des Tripelpunktes sind für einen bestimmten
Stoff konstant. Deshalb wurde der Tripelpunkt des Wassers zum
Druck (atm)
Definieren des Kelvins verwendet.
Das Kelvin ist der 1 Teil der Temperatur des
273,16
Tripelzustandes des Wassers (welcher laut Konvention den
Wert 273,16 K hat).
Der Temperaturwert des Tripelpunktes des Wassers wurde
so gewählt, dass auf der Celsius-Skala der Schmelzpunkt und Temperatur (ºC)
der Siedepunkt die Werte 0 und 100 Grad behalten. Der Tripelpunkt des Wassers
Abbildung I.11
Merke dir!
Im Allgemeinen werden Brennstoffe zur Erzeugung von thermischer Energie verwendet. Brennstoffe
werden in verschiedenen Bereichen verwendet, um Rohstoffe für die Erdöl- und die Kohleindustrie zu
erzeugen oder zur Herstellung von künstlichen Kraftstoffen.
Merke dir!
Die kalorische Leistung eines Brennstoffes q ist die physikalische Größe, die gleich groß ist mit der
Q
Wärme, die durch die Verbrennung von einem Kilogramm dieses Brennstoffes entsteht: q =
m
32
I. Thermische
Erscheinungen
Gelöste Aufgabe
Eine Masse m = 10 kg festes Blei mit der Anfangstemperatur t0 = 27 °C soll mit einer Petroleumlam-
pe mit dem Wirkungsgrad η = 30 % geschmolzen werden. Welche Petroleummenge wird dafür verwen-
det? Bekannt sind: q = 45980 kJ/kg, λPb = 20,9 kJ/kg, tSchmelzen= 327°C, cPb = 124,1 J/kgK.
Lösung
Alle Maßeinheiten werden in die Maßeinheiten des Internationalen Systems umgerechnet (mit
Ausnahme der Temperatur, weil Δt = ΔT):
q = 45 980 kJ/kg = 45 980 000 J/kg t (°C)
λPb = 20,9 kJ/kg = 20 900 J/kg Q2
tSchmelzen
Blei wird weiterhin Wärme bei konstant bleibender Temperatur aufnehmen, um seinen Aggregat-
zustand zu verändern (um zu schmelzen):
Q2 = m · λPb
Setzt man diese Wärmen in die Formel des Wirkungsgrades ein, erhält man:
Qp
η=
|Q3|
m [cPb (tSchmelzen – t0) + λPb]
Qp = m · cPb(tSchmelzen – t0) + mλPb η=
mPetroleum · q
|Q3| = mPetroleum · q
Also ist die Petroleummasse, die für das Schmelzen des Bleis notwendig ist, folgende:
33
Kuriositäten
● Das Erstarren (Kristallisieren) beginnt mit einem Keim, der eine Verunreinigung sein kann. Deshalb
kann sehr reines Wasser den flüssigen Zustand bei Temperaturen unter 0 ºC behalten. Die Chemikerinnen
Valeria Molinero und Emily Moore von der Universität aus Utah haben es geschafft, Wasser bei – 48 ºC im
flüssigen Zustand zu halten.
● Aristoteles hat als Erster festgestellt, dass warmes Wasser schneller gefriert als kaltes Wasser. Zwei
Jahrtausende später, im Jahre 1963 hat ein tansanischer Student dasselbe Phänomen erkannt (Mpemba-Effekt).
Es gibt mehrere Theorien, die versuchen, den Mpemba-Effekt zu erklären, aber keine Erklärung ist zufrie-
denstellend.
● Flüsse gefrieren von der Oberfläche in die Tiefe und schützen somit das Leben.
● Die Temperatur an der Titanoberfläche ist – 179 ºC. Bei dieser Temperatur sublimiert das gefrorene
Wasser nicht (die Temperatur ist kleiner als die des Tripelpunktes), sodass es auf dem Satelliten fast keinen
Wasserdampf gibt.
34
I. Thermische
Erscheinungen
Selbstbewertungstätigkeiten
1. Berechne die Wärme, die ein Silberstück mit der Masse m = 18 g benötigt, um seine Temperatur von
t1 = –15 °C auf t2 = 20 °C zu verändern. (Das Silber behält seinen Aggregatzustand während des Prozesses,
cAg = 250 J/kgK.)
2. Welche Masse hat ein Eisenkörper, der die Wärme Q = 9 660 J aufgenommen hat, um seine Tem-
peratur von T1 = 295,15 K auf T2 = 305,15 K zu verändern? (cFe = 460 J/kgK)
3. Eine Statue mit der Masse m = 140 g ist aus einer Legierung gefertigt, die f1 = 60 % Kupfer und
f2 = 40 % Aluminium enthält. Welche Wärme gibt die Statue ab, wenn sie ihre Temperatur um ΔT
= 20 K verändert? (cCu = 380 J/kgK; cAl = 910 J/kgK)
4. Welche Wärme gibt eine Masse m = 10 kg Wasserdampf bei Siedetemperatur ab, um sich zu ver-
flüssigen? (λVerdampfen = 2 300 kJ/kg)
5. Ein Körper mit der kalorischen Kapazität C = 100 J/K und t0 = 80 °C wird mit einem Körper mit
unbekannter kalorischer Kapazität in Kontakt gebracht. Be t (°C)
Abbildung I.14
rechne mithilfe des Diagramms aus Abbildung I.14 die kalori
sche Kapazität des zweiten Körpers.
80
6. Der Motor eines Autos hat einen Wirkungsgrad von
60 % und verbraucht in t = 9 660 s 20 l Benzin. Berechne: 60
a) die vom Auto zurückgelegte Strecke, wenn seine
Geschwindigkeit konstant und die Widerstandskraft im Modul 40
gleich 2 000 N ist;
20
b) die Geschwindigkeit des Autos.
Bekannt sind die Benzindichte ρ = 0,73 kg/l und seine ka-
lorische Leistung q = 6 MJ/kg. Zeit
35
Zusammenfassung
Die Wärmebewegung ist eine ständige, chaotische Bewegung der Atome und Moleküle eines Stoffes,
unabhängig von ihrem Aggregatzustand. Die Bewegung ist umso stärker, je größer die Temperatur ist.
Die Diffusion und die Brownsche Bewegung sind Folgen der Wärmebewegung.
Die empirische Temperatur ist eine skalare physikalische Größe, die notwendig und ausreichend ist,
um das thermische Gleichgewicht zu beschreiben. Körper im thermischen Gleichgewicht haben dieselbe
Temperatur.
Die Maßeinheit der Temperatur im Internationalen System heißt Kelvin:
[T]SI = K
Die Temperaturänderung in Grad Celsius ist gleich mit der Temperaturänderung in Kelvin:
∆t = ∆T
Das Messinstrument für die Temperatur heißt Thermometer.
Die Wärme ist eine skalare physikalische Größe, die einen Prozess beschreibt (im Unterschied zur
Temperatur, die einen Zustand beschreibt) und entspricht der Energie, die zwischen Körpern mit unter-
schiedlichen Temperaturen während des thermischen Kontaktes ausgetauscht wird.
Die Wärmeübertragung vom wärmeren auf den kälteren Körper geschieht durch:
● Wärmeleitung;
● Wärmeströmung;
● Wärmestrahlung.
Ein Wärmekraftmotor ist eine Vorrichtung, die Wärme teilweise in mechanische Arbeit umwan-
delt. Der Wirkungsgrad eines Wärmekraftmotors ist eine adimensionale physikalische Größe und immer
kleiner als eins:
η<1
Die kalorische Kapazität C eines Körpers ist die physikalische Größe, die gleich groß ist mit der
Wärme, die ein Körper benötigt, um seine Temperatur um ein Kelvin zu verändern:
Q
C = ∆T
Im Internationalen Maßeinheitensystem ist die Maßeinheit der kalorischen Kapazität:
J
[C]SI =
K
Die spezifische Wärme c eines Stoffes ist die physikalische Größe, die gleich groß ist mit der Wärme,
die ein Kilogramm dieses Stoffes benötigt, um seine Temperatur um ein Kelvin zu verändern:
Q
c = m · ∆T
36
I. Thermische
Erscheinungen
Die Molwärme Cν eines Stoffes ist die physikalische Größe, die gleich groß ist mit der Wärme, die
ein Mol dieses Stoffes benötigt, um seine Temperatur um ein Kelvin zu verändern:
Q
Cv = v · ∆T
Im Internationalen Maßeinheitensystem ist die Maßeinheit der Molwärme:
J
[Cv]SI =
mol · K
In einem isolierten System, gebildet aus Körpern mit unterschiedlichen Temperaturen, die sich in
Kontakt befinden, stellt sich nach einer bestimmten Zeit das thermische Gleichgewicht ein:
Qaufgenommen + Qabgegeben = 0
Es gibt drei klassische Aggregatzustände: fest, flüssig und gasförmig. Für einen bestimmten Stoff
hat jeder Aggregatzustand eigene chemische und physikalische Eigenschaften.
Die Änderung des Aggregatzustandes erfolgt durch Aufnahme oder Abgabe von Wärme, wobei die
Temperatur während des gesamten Prozesses konstant bleibt.
Die spezifische latente Erstarrungswärme λ ist die Wärme, die ein Kilogramm eines Stoffes benö
tigt, um zu erstarren:
Q
λ=
m
Im Internationalen Maßeinheitensystem ist die Maßeinheit der spezifischen latenten Wärme:
J
[λ]SI =
kg
Für einen bestimmten Stoff ist die Beziehung zwischen den spezifischen latenten Wärmen folgende:
λDesublimieren = λSublimieren
λVerdampfen = λKondensieren
λErstarren = λSchmelzen
37
Fachübergreifende Tätigkeit
Sublimieren
gasförmig fest
Desublimieren
Ko
en
nd
elz
en
hm
sie
Ve
Sc
re
r
n
da
rre
n
mp
sta
fen
Er
flüssig
38
I. Thermische
Erscheinungen
Bewertungstest:
Für jede richtige Antwort erhältst du einen Punkt. Ein Punkt wird von Amts wegen erteilt.
6. Die Gleichgewichtstemperatur eines Gemisches aus drei gleich großen Wassermengen mit
den Temperaturen t1 = 20 ºC, t2 = 30 ºC und t3 = 40 ºC ist:
a) 40 ºC b) 30 ºC c) 10 ºC d) 25 ºC
7. Berechne die spezifische Wärme einer Legierung, bestehend aus gleichen Massen Gold und
Silber in Abhängigkeit der spezifischen Wärme von Gold und Silber, cAu und cAg.
8. Berechne die spezifische Wärme einer Legierung, bestehend aus gleichen Volumen Gold und
Silber, in Abhängigkeit der spezifischen Wärme von Gold und Silber, cAu und cAg , und der Dichte
der beiden Stoffe, ρAu und ρAg.
9. Welche Wassermenge mit der Temperatur t1 = 40 ºC muss über einen Eisblock mit der Masse
m2 = 300 g und der Temperatur t2 = –10 ºC gegossen werden, damit die Gleichgewichtstemperatur
te = 0 ºC ist und die gesamte Eismenge schmilzt?
Bekannt sind: ca = 4 185 J/kgK, cg = 2 090 J/kgK und λg = 335 kJ/kg.
39
II.
ELEKTRISCHE
UND MAGNETISCHE
ERSCHEINUNGEN
II.1. Die Elektrostatik
II.1.1. Das Elektrisieren, die elektrische Ladung. Die Wechselwirkung zwischen
elektrisierten Körpern
Geschichtliches: Die Griechen haben schon in der Antike festgestellt, dass Bernstein, ein gelbes
fossiles Harz, leichte Körper anzieht, wenn es mit einem Wolltuch gerieben wird. Das Elektrisieren
durch Reibung des Bernsteins, griechisch Elèktron genannt, wurde vor ungefähr 600 Jahren v. Chr.
von Thales von Milet (624 – 547 v. Chr.) beobachtet und beschrieben.
Lerne aus Bildern: Betrachte die unteren Bilder (Abbildung II.1) und erinnere dich an die in der 6.
Klasse besprochene Erscheinung des Elektrisierens.
Wasser-
hahn
elektrisiertes
Lineal Der Wasserstrahl
wird durch das
elektrisierte
Lineal abgelenkt
Abbildung II.1
Du hast gelernt, dass alle Körper, die wir im Alltag antreffen, aus Stoffen beste- Neutron
Kern
hen. Diese sind ihrerseits aus Atomen gebildet. In Abbildung II.2 b) kannst du Proton
die Struktur eines Atoms und dessen Kern erkennen.
Materie Atome Elektron Proton Elektron
Merke dir!
Ein Atom besteht aus einem zentralen Teil, der Kern genannt wird, um welchen die Elektronen krei-
sen und die Elektronenwolke bilden. Der Kern ist aus Protonen und Neutronen gebildet. Die Elektronen
und die Protonen haben außer der Masse auch eine Eigenschaft, die elektrische Ladung genannt wird.
Das Elektron hat eine negative (–) elektrische Ladung und das Proton eine positive (+). Das Elektron hat
die kleinste negative elektrische Ladung. Das Proton hat eine positive Ladung, die im Modul gleich groß
mit der des Elektrons ist. Das Atom ist neutral, da die Anzahl der Elektronen und der Protonen gleich ist.
Definition
Die elektrische Ladung ist eine skalare physikalische Größe, die den Elektrisierungszustand eines
Körpers beschreibt. Die elektrische Ladung wird mit dem Buchstaben q (oder Q) bezeichnet.
40
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Die Maßeinheit der elektrischen Ladung im Internationalen Einheitensystem ist das Coulomb
(C): [q]SI = C.
Merke dir!
Die Ladung des Protons ist die kleinste experimentell nachgewiesene elektrische Ladung und heißt
Elementarladung. Sie wird mit dem Buchstaben e bezeichnet und hat den Wert:
e = 1,6 ∙ 10–19 C.
Die elektrische Ladung Q eines Atomkerns ist positiv, da sie aus der Summe der elektrischen Ladun-
gen der Protonen gebildet ist: Q = Ze, wo Z die Ordnungszahl, die gleich groß ist mit der Anzahl der
Protonen aus dem Kern, und e die Elementarladung darstellt.
Beispiel: Die Ladung eines Eisenkerns (Z = 26) ist: QKern= 26 ∙ 1,6 ∙ 10–19 C = 41,6 ∙ 10–19 C.
Das Elektron aus der Elektronenhülle hat die negative elektrische Ladung: qe= – 1,6 ∙ 10–19 C = – e.
Die Ladung der Elektronen aus der Elektronenhülle kann wie folgt berechnet werden: Qe = Z ∙ (– e).
Beispiel: Die Ladung der Elektronen des Eisenatoms ist: Qe= 26 ∙ (–1,6 ∙ 10–19) C = – 41,6 ∙ 10–19 C.
Die elektrische Ladung eines Atoms ist gleich mit der Summe der elektrischen Ladung des Kerns und
der elektrischen Ladungen der Elektronen: Q = Ze + Z (– e) = 0.
Merke dir!
Jede freie elektrische Ladung aus der Natur ist ein Vielfaches der Elementarladung und kann folgen-
dermaßen geschrieben werden:
q = Ne, wo N eine ganze Zahl ist.
Da elektrisierte Köper Ladungen haben, die viel kleiner als ein Coulomb sind, verwendet man dezima-
le Teile dieser Maßeinheit:
das Mikrocoulomb: 1 μC = 10–6 C
das Nanocoulomb: 1 nC = 10–9 C
Anmerkung
Die elektrische Ladung kann nicht jedwelchen Wert annehmen, sondern nur bestimmte Werte. Man sagt,
die Ladung ist gequantelt (sie hat einen diskreten oder diskontinuierlichen Charakter).
Gelöste Aufgabe
Wie viele Elementarladungen enthält eine Ladug von 1 C?
Lösung Lösungshinweise
q
q = Ne N
e Schreibe die Beziehung zwischen der elektrischen
1C Ladung und der Elementarladung.
N= = 6,25 ∙ 1018
1,6 ∙ 10–19 C
Körper können durch folgende Prozesse elektrisch aufgeladen werden: durch Reibung, durch Kontakt
und durch Influenz.
41
Das Elektrisieren durch Reibung
Experimentelle Tätigkeit
Merke dir!
Zwei anfangs neutrale Körper erhalten durch Reibung eine Ladung, die gleich groß ist und entgegen-
gesetztes Vorzeichen hat.
Diese Tatsache kann folgendermaßen erklärt werden: Die negative Ladung der Elektronen, die vom Fell
auf den Stab gelangen und diesen negativ laden, ist gleich groß mit der elektrischen Ladung des Fells, das
die Elektronen abgegeben hat und positiv geladen wird. Die Ladung des Körpersystems bleibt also erhalten.
Diese Aussage stellt das Gesetz der Erhaltung der elektrischen Ladung dar.
Wortlaut
Das Gesetz der Erhaltung der elektrischen Ladung: In einem isolierten physikalischen System bleibt
die elektrische Ladung zeitlich konstant (sie bleibt erhalten).
Das Elektrisieren durch Reibung geschieht im Alltag beim Kämmen mit einem Plastikkamm von frisch
gewaschenen Haaren, beim Ausziehen eines Wollpullovers oder wenn sich auf dem Bildschirm des Fernse-
hers oder des PCs Staubpartikel absetzen.
Experimentelle Tätigkeit
Fäden an einem Ständer aufgehängt sind, und ein Wollstück zur Ballon
Ballon Ballon
Verfügung. Reibe jeden Ballon mit dem Wollstück und nähere Wollstück
sie dann einander. Was beobachtest du? a) b) c)
Die Abbildung II.4 zeigt den Prozess, durch den der Ballon Abbildung II.4
und das Wollstück sich elektrisch aufladen. Wenn der mit negativer Ladung geladene Ballon freigelas-
sen wird, zieht ihn das positiv geladene Wollstück an. Die beiden durch Reibung mit negativer Ladung
geladenen Ballons stoßen sich ab.
Merke dir!
Entgegengesetzte Ladungen ziehen sich an und gleiche Ladungen stoßen sich ab.
Ein Körper, bei dem die Anzahl der positiven Elementarladungen gleich ist mit der Anzahl der nega-
tiven Elementarladungen, ist elektrisch neutral.
42
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Definition
Ein Körper, bei dem die Anzahl der positiven Elementarladungen größer ist als die Anzahl der negativen
Elementarladungen, heißt positiv geladener Körper. Ein Körper, bei dem die Anzahl der negativen Elemen-
tarladungen größer ist als die Anzahl der positiven Elementarladungen, heißt negativ geladener Körper.
In Abbildung II.4 kannst du erkennen, dass das Wollstück positiv und der Ballon negativ elektrisiert ist.
Definition
Der Prozess, durch welchen ein Körper elektrisch geladen wird, heißt Elektrisieren.
Anmerkung
Das Elektrisieren geschieht durch das Aufteilen und nicht durch das Erzeugen von neuen Ladungen.
Geschichtliches: Im 18. Jh. hat der französische Chemiker Charles du Fay beobachtet, dass sich Glas und
Harz mit unterschiedlicher Ladung aufladen, die anfangs „Glaselektrizität” und „Harzelektrizität” genannt
wurden. Erst später hat Benjamin Franklin (1706 – 1790) den Begriff elektrische Ladung eingeführt.
Beispiel: Durch Reibung laden sich ein Stoffstück, Glas, Metalle und Plexiglas positiv und Zellu-
loid, PVC und Ebonit negativ auf.
Experimentelle Tätigkeit
Merke dir!
Wenn ein elektrisierter und ein neutraler Körper in Kontakt gebracht werden, lädt
sich der neutrale Körper mit Ladung desselbenVorzeichens wie die des elektrisierten
Körpers auf. Diese Art des Elektrisierens heißt Elektrisieren durch Kontakt.
43
Das Elektrisieren durch Influenz oder durch Induktion
In der 6. Klasse hast du von leitenden und isolierenden Körpern gelernt.
Merke dir!
Leiter sind Körper, die sich vollständig aufladen, wenn sie mit elektri
sierten Körpern in Kontakt kommen (z. B. Metalle wie Aluminium, Kupfer,
Eisen oder Salzwasser usw.), während Isolatoren sich nur im Kontaktbereich Das Elektrisieren des
elektrisieren (z. B. Holz, Keramik, Glas, Kunststoffe usw.). Elektroskops durch Influenz
Abbildung II.7
Experimentelle Tätigkeit
● Nähere ein elektrisiertes Plastiklineal der elektrisch neutralen Scheibe eines Elektroskops, ohne sie
zu berühren. Was beobachtest du? Betrachte die Abbildung II.7 und formuliere eine Schlussfolgerung
über die Elektrisierung des Elektroskops.
Merke dir!
Nähert man einen elektrisierten Körper einem neutralen metallischen Körper, der vom Boden isoliert
ist, wird dieser sich an einem Ende positiv und am anderen Ende negativ aufladen, ohne seine Gesamtla-
dung zu verändern. Diese Art des Elektrisierens auf Distanz heißt Elektrisieren durch Influenz oder
Induktion.
Definition
Die Wechselwirkung, die zwischen elektrisierten Körpern auftritt und von den elektrischen Ladungen
dieser Körper hervorgerufen wird, heißt elektrische Wechselwirkung.
In den oberen Versuchen hast du festgestellt, dass gleiche Ladungen sich abstoßen, folglich wirken
zwischen den Körpern Abstoßungskräfte (Abbildung II.8 a). Entgegengesetzte Ladungen ziehen sich an,
also wirken zwischen den Körpern Anziehungskräfte (Abbildung II.8 b).
1. Ein Ebonitstab wird durch Reiben mit einem Stoffstück elektrisiert. Welche Ladung erhält der
Stab? Aber das Stoffstück? Mit dem Stab wird die Kugel eines elektrostatischen Pendels berührt. Welche
Ladung erhält die Kugel?
2. Die Ladung eines elektrisierten Körpers ist q = –2 C. Wie viele Elektronen hat dieser Körper im
Überschuss?
3. Drei identische Metallkugeln mit den Ladungen q1 = – 6 μC, q2 = 2 μC und q3 = 4 μC werden in
Kontakt gebracht und dann voneinander entfernt. Welche Ladung wird jede Kugel am Ende haben?
44
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
4. Gegeben sind drei gleiche Metallkörper A, B und C. Die ersten beiden Körper haben die Ladungen qA = 3,2 μC,
qB = – 0,8 μC und der dritte ist neutral. Die Körper A und B werden in Kontakt gebracht, danach voneinander
entfernt und danach die Körper B und C in Kontakt gebracht. Bestimme: a) die elektrische Ladung des Körpers
A, nachdem dieser mit dem Körper B in Kontakt war und danach entfernt wurde; b) die elektrische Ladung des
Körpers C, nachdem dieser mit dem Körper B in Kontakt war und danach entfernt wurde (nach dem Kontakt
A-B); c) die elektrische Ladung der Körper, wenn diese gleichzeitig in Kontakt gebracht und dann voneinander
entfernt werden; d) die Anzahl der Elektronen, die der Körper C im Fall von Punkt c) abgibt.
5. Reflexionsthemen: Suche Informationen und erstelle ein Referat. Beschreibe darin Folgendes:
● elektrische Erscheinungen aus der Atmosphäre (Blitz); ● das Elektrisieren der Fahrzeuge, der Flugzeuge
und Schutzmaßnahmen; ● das Elektrisieren isolierender Körper.
6. Experimentelle Aufgaben: Suche Informationen und baue ein Elektroskop.
Wortlaut
Das Coulombsche Gesetz: Die Wechselwirkungskraft zwischen zwei punktförmigen, elektrisch gela-
denen Körpern ist direkt proportional zu den Ladungsmengen, umgekehrt proportional zum Quadrat der
Entfernung zwischen ihnen und wirkt entlang der Verbindungsgeraden der Punktladungen.
|q ∙ q |
F = k 1 2 2 (II.1), wo k eine Proportionalitätskonstante ist, die das Medium beschreibt.
r
Anmerkung
1. Das Coulombsche Gesetz gilt nur für feste, punktförmige Körper (ihre Maße sind viel kleiner als
der Abstand zwischen ihnen).
45
Anmerkung
Nm2
2. Wenn sich beide Körper im Vakuum befinden, hat die Konstante k den Wert: k0 = 9 ∙ 109 2 .
C
Für Luft kann derselbe Wert wie für Vakuum verwendet werden.
In nebenstehender Tabelle ist der Wert des Verhältnisses von Stoff k0/kStoff
k0 und kStoff für verschiedene Stoffe angegeben: Wasser 81
3. Die Kraft F ' wirkt auf die Ladung q2 (Abbildung II.12) Glyzerin 39
und die Kraft F wirkt auf die Ladung q1. Laut dem Prinzip von Petroleum 2
Wirkung und Gegenwirkung ist: Transformatoröl 2,2 ÷2,5
Graphit 12
F = –F ' (II.2)
F F' Coulombsche Kraft F F'
q1 q2 Abbildung II.12 q1 q2
4. Die Wechselwirkungskraft, die zwischen elektrischen Ladungen im Ruhezustand wirkt, heißt Cou-
lombsche Kraft oder elektrostatische Wechselwirkungskraft.
Gelöste Aufgabe
1. Welche Kraft wirkt zwischen zwei kleinen Körpern, jeder mit der Ladung von 10 nC, die sich
in Luft in einem Abstand von 3 cm voneinander befinden?
Lösung Lösungshinweise
|q1 ∙ q2|
F=k Wir schreiben das Coulombsche Gesetz.
r2
(10 ∙ 10–9)2 Wir rechnen die Maßeinheiten ins SI um.
F = 9 ∙ 109 N = 0,001 N Wir setzen in die Gleichung II.1 ein.
0,032
2. Drei feste, kollineare, punktförmige Ladungen A, B und C (Abbildung II.12) befinden sich in Luft.
Die Körper tragen die positiven Ladungen von 1,3 µC, 2,7 µC und 0,9 µC. Der Abstand zwischen A und B
ist 15 cm, und zwischen B und C 8 cm. Bestimme: a) die Kraft, mit der A auf B wirkt; b) die Kraft, mit der
C auf B wirkt; c) die resultierende Kraft auf B und deren Orientierung.
Lösung Lösungshinweise
FB FC FA FB
46
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
1. Berechne den Abstand zwischen zwei punktförmigen Körpern in Luft, welche die Ladungen
q1 = 1 µC bzw. q2 = 10 nC haben, wenn zwischen ihnen eine Kraft von 9 mN wirkt.
2. Zwei elektrisch geladene Teilchen befinden sich in Wasser in einem Abstand von 3,3 cm. In welchem
Abstand müssen sich diese beiden Teilchen in Luft befinden, damit die Wechselwirkungskraft gleich groß bleibt?
3. Die Wechselwirkungskraft zwischen zwei Punktladungen im Vakuum ist F. Die beiden Ladungen
werden in Graphit eingeführt, wobei der Abstand zwischen ihnen verdoppelt wird. Berechne den neuen
Wert der Wechselwirkungskraft in Abhängigkeit von F. Das Verhältnis ko/kGraphit ist 12.
Abbildung II.13
elektrischer Strom
In der 6. Klasse hast du über elektrische Stromkreise und
den elektrischen Strom gelernt. Die oberen Abbildungen ha-
ben Folgendes gemeinsam: den elektrischen Strom und des-
sen Erzeugung und Verwendung in verschiedenen Strom-
kreisen wie die Weihnachtslichterkette, die Entladung eines positiv geladener Körper negativ geladener Körper
Blitzes durch einen starken Stromstrahl, das Laden eines elektrischer Strom
Stromautos oder des Handys am Laptop usw. Abbildung II.14
Wenn zwei entgegengesetzt geladene Körper durch einen Leiter verbunden werden, bewegen sich die
elektrischen Ladungen durch den Leiter und bilden einen elektrischen Strom (Abbildung II.14).
Definition
Der elektrische Strom ist die gerichtete Bewegung der elektrischen Ladungen.
Der elektrische Stromkreis entspricht dem zurückgelegten Weg der elektrischen Ladungen, die den
elektrischen Strom bilden.
Formuliere eine Schlussfolgerung über die Bewegungsrichtung der negativen Ladungen durch den Lei-
ter aus Abbildung II.14. Sprich mit dem Lehrer und deinen Kollegen darüber!
47
Die elektrischen Ladungsträger, die den elektrischen Strom bilden, werden nach dem Aggregatzustand
des Stoffes, der den Strom leitet, folgendermaßen eingeteilt: ● freie Elektronen – Metalle; ● Ionen (positive
und negative) – Flüssigkeiten; ● Ionen und Elektronen – Gase (bei Blitzen).
Abbildung II.15 zeigt einen elektrischen Stromkreis. Erkenne die Elemente des Stromkreises. Sprich
mit deinem Lehrer und deinen Kollegen darüber!
Experimentelle Tätigkeit
Merke dir!
Ein einfacher stromdurchflossener Stromkreis enthält: den Generator, den Verbraucher, die
Verbindungsleiter, den Schalter.
Du hast festgestellt, dass, damit ein Stromkreis funktioniert, ein Generator oder eine Batterie notwendig
ist, und dass alle elektrischen Verbindungen aus leitenden Stoffen sein müssen.
Merke dir!
Durch einen elektrischen Stromkreis fließt Strom, wenn der Schalter geschlossen ist. Beim Öffnen
des Schalters fließt kein Strom mehr durch den Stromkreis, folglich funktioniert der Stromkreis nicht mehr.
Definition
Der elektrische Generator ist ein Gerät, das die elektrischen Ladungen in Bewegung setzt, wenn es in
einen geschlossenen Stromkreis geschaltet wird. Der Verbraucher ist ein Gerät, das funktioniert, wenn
es vom elektrischen Strom durchflossen wird. Er wird mit einer physikalischen Größe, elektrischer Widerstand
genannt, gekennzeichnet. Der Schalter ist ein Gerät, mithilfe dessen man den Stromkreis öffnet oder schließt.
Du kennst verschiedene Arten von
Generatoren, wie z. B. einfache Batterien,
das Ladegerät des Laptops oder des
Handys, den Generator im Labor. Du hast
beobachtet, dass auf den Batterien und den
Spannungsquellen im Labor die Zeichen elektrische Generatoren
„+” und „–” stehen (Abbildung II.16). Abbildung II.16
Der Generator wird durch zwei Klemmen in den Stromkreis geschaltet: die positive Klemme, die Anode
genannt und die negative Klemme, die Kathode genannt wird. Du hast außerdem beobachtet, dass die Strom-
kreiselemente durch zwei Klemmen in den Stromkreis geschaltet werden. Der Generator, die Glühbirne, die
Verbindungsleiter, der Schalter haben zwei Klemmen, deshalb werden sie auch Dipole genannt.
48
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Definition
Jeder Stromkreisabschnitt, der durch zwei Klemmen in den Stromkreis geschaltet wird, heißt Dipol. Der
Abschnitt, der den Generator enthält, heißt aktiver Dipol und der, der die Verbraucher (z. B. die Glühbirne)
enthält, heißt passiver Dipol.
In der Physik werden Stromkreise schematisch dargestellt. Die Schemas enthalten Symbole der Strom-
kreiselemente. Die schematische Darstellung eines Stromkreises erleichtert das Verstehen seiner Funktions-
weise und seines Aufbaus. In der unteren Tabelle sind die Symbole für verschiedene Stromkreiselemente
dargestellt.
angeschlossene
offener und
Elektrischer und nicht an-
Verbraucher geschlossener Messgeräte
Generator geschlossene Ver-
Schalter
bindungsleiter
Glühbirne Amperemeter
Widerstand Voltmeter
Zeichne das Schema des Stromkreises aus Abbildung II.15 mithilfe der Symbole der Stromkreiselemente.
Wenn nötig, bitte den Lehrer um Hilfe. Der Generator erteilt dem Strom eine gewisse Richtung im Stromkreis.
Definition
49
Um die Ladungsträger zwischen zwei Punkten eines Stromkreises zu verlagern, leisten die elektrischen
Kräfte mechanische Arbeit.
Definition
Die elektrische Spannung zwischen zwei Punkten eines Stromkreises wird mit U bezeichnet und ist die
skalare physikalische Größe, die gleich groß ist mit dem Verhältnis aus der mechanischen Arbeit L, die
verrichtet wird, um die Ladung q zwischen den zwei Punkten zu verlagern, und dem Wert der betreffenden
L
Ladung: U = (II.3)
q J
Die Maßeinheit der elektrischen Spannung im SI ist: [U]SI = = V (Volt)
C
Zwischen zwei Punkten eines Stromkreises ist eine Spannug von 1 V, wenn für die Verlagerung einer
elektrischen Ladung von 1 C zwischen diesen Punkten eine mechanische Arbeit von 1 J geleistet wird.
Die Bezeichnung Volt von dem Namen des ialienischen Wissenschaftlers Alessan-
dro Volta wurde als Anerkennung für dessen Studium der elektrischen Erscheinungen
gewählt. Er baute im Jahre 1799 das erste galvanische Element (die Voltasche Säule).
In der vorigen Lektion hast du erfahren, dass der Strom eine gerichtete Bewe- elektrischer
Stromkreis
gung der Ladungsträger ist. Damit die Glühbirne aus Abbildung II.18 leuchtet,
müssen seine Klemmen durch Verbindungsleiter an die Klemmen der Batterie
geschaltet werden, sodass der elektrische Strom die Energie vom Generator zum
Verbraucher leitet. Abbildung II.18
Anmerkung
In einem geschlossenen Stromkreis bewegen sich die Ladungsträger ständig (sie entstehen nicht, sie
verschwinden nicht und sie stauen sich auch nicht in einem Stromkreisabschnitt).
Die Lichtstärke einer Glühbirne eines Stromkreises ist umso größer, je mehr Energie sie vom Generator
verbraucht. Die Energie wird von den Ladungsträgern, die den Strom bilden, befördert. Ein Strom, der in
der Zeiteinheit mehr Ladungsträger zur Glühbirne befördert, bringt auch mehr Energie vom Generator.
Ein wichtiges Merkmal des elektrischen Stromes ist die elektrische Stromstärke.
Definition
Die elektrische Stromstärke wird mit I bezeichnet und ist die skalare physikalische Größe, die gleich groß
ist mit der elektrischen Ladung, die den transversalen Querschnitt eines Leiters in der Zeiteinheit durch-
quert (Abbildung II. 19): q
I= (II.4)
∆t
wo Δt die Zeit ist, in welcher der Strom durch den Leiter fließt.
50
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Die Maßeinheit der Stromstärke im SI ist:
[I]SI= A (Ampere) wo 1 A = e (seit dem 20. Mai 2019).
s–1
1,602 176 634 × 10−19
Anmerkung
Definition
Eine elektrische Ladung von 1 C ist die Ladung, die durch den transversalen Querschnitt eines Leiters
innerhalb einer Sekunde von einem konstanten Strom mit der Stärke von 1 Ampere befördert wird.
Geschichtliches: André Marie Ampère (1775 – 1836) – französischer Physiker, Mathe-
matiker, Chemiker und Philosoph. Er hat den Begriff des elektrischen Stromes in die Physik
eingeführt. 1820 hat Ampère insbesondere die Wechselwirkung zwischen dem elektrischen
Strom und Magneten untersucht. Er baute die ersten Geräte zur Messung der Stromstärke:
das Amperemeter und das Galvanometer. Er hat die Hypothese über die Natur des Mag-
netismus formuliert.
In der Zeitspanne 1954 – 2019 war die Grundlage der Definition der Maß-
einheit der Stromstärke die Wechselwirkung zwischen zwei stromdurchflosse-
nen Leitern; eine Erscheinung, die von Ampère entdeckt wurde. Zwei paralle-
le, lineare, bewegliche Leiter werden mit einer Spannungsquelle verbunden.
Abhängig von den Stromsinnen ziehen sich die Leiter an oder stoßen sich ab. I1 I2 I1 I2
Die Kraft zwischen den Leitern ist abhängig von der Länge der Leiter, dem
Abstand zwischen ihnen, dem Medium, in dem sie sich befinden und der Strom- F F F F
stärke, die durch sie fließt.
1 A ist die Stromstärke eines konstanten Stromes, der beim Durchqueren zweier gerader, paralleler, unend-
lich langer Leiter mit vernachlässigbarem transversalen Querschnitt, die sich in Luft in einem Meter Abstand
voneinander befinden, zwischen diesen eine Kraft von 2 ∙ 10–7 N pro Längeneinheit erzeugt. (Internationales
Maßeinheitensystem, 1954 – 2019).
Nach der Abhängigkeit der Stromstärke von der Zeit werden Ströme folgendermaßen eingeteilt:
● Gleichstrom (abgekürzt DC) – der Stromsinn bleibt zeitlich unverändert;
● Wechselstrom (abgekürzt AC) – der Stromsinn ändert periodisch seinen Richtungssinn;
● veränderlicher Strom – die Stromstärke verändert sich zeitlich.
Die Abhängigkeit der Stromstärke eines Gleichstroms von der Zeit ist in Abbil-
dung II.20. dargestellt. In der Zeit Δt fließt durch den Leiter die Ladung:
q = I ∙ ∆t (II.5)
Aus dem Diagramm erkennt man, dass die schraffierte Fläche begrenzt durch
den Grafen der Stromstärke und die Zeitachse und innerhalb der Koordinaten t1 und
konstante Stromstärke
t2 zahlenmäßig gleich ist mit der Ladung q. Abbildung II.20
51
Lern- und Selbstbewertungstätigkeiten
Die Abbildung II.21 zeigt die Abhängigkeit der Stromstärke eines veränderlichen
Gleichstroms von der Zeit. Bestimme für diesen Fall den Ausdruck der elektrischen
Ladung, die durch den transversalen Leiterquerschnitt in der Zeit t2 – t1 fließt. Formu-
veränderliche Stromstärke
liere eine Schlussfolgerung über die Bedeutung der schraffierten Fläche. Abbildung II.21
Das Messgerät für die Stromstärke heißt Amperemeter (Abbildung II.23 a).
Das Schalten des Amperemeters
In schematischen Darstellungen ist das Symbol für das Amperemeter: in den Stromkreis
Abbildung II.22
Merke dir!
Das Amperemeter wird in einen Stromkreis in Reihe geschaltet, wobei die Polarität berücksichtigt
werden muss (Abbildung II.22).
Amerkung
Kleine Ströme werden mit dem Milliamperemeter oder dem Mikroamperemeter und sehr kleine Ströme
mit dem Galvanometer gemessen (Abbildung II.23 b).
Experimentelle Tätigkeit
Merke dir!
52
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Bei Werten, die über den Nennwerten liegen, wird der Verbraucher beschädigt. Beobachte, was mit
einer Glühbirne bei Stromschwankungen geschieht.
II.2.3. Geräte für die Messung von elektrischen Größen – das Amperemeter,
das Voltmeter, das Ohmmeter, das Wattmeter, das Multimeter
Lerne aus Bildern!
Betrachte die Abbildungen II.23 und erkenne die bisher gelernten Messgeräte.
Die Messgeräte für elektrische Messungen aus Abbildung II.23 werden im Physiklabor zur Messung ver-
schiedener physikalischer Größen aus der Elektrizität verwendet, wie z. B. der elektrischen Stromstärke, der
elektrischen Spannung, der elektrischen Leistung, des elektrischen Widerstands oder verschiedener Größen
wie im Falle des Multimeters.
Definition
Ein Messgerät für elektrische Größen ist jenes Gerät, das die gemessene Größe so anzeigt, dass sie
von einem Menschen abgelesen werden kann.
53
In den Abbildungen II.23 a) – e) sind analoge Geräte dargestellt, bei denen die physikalische Größe
durch Bewegen eines Zeigers auf einer geeichten Skala angezeigt wird.
Digitale Geräte wie in Abbildung II.23 f) haben eine numerische Anzeige. Digitale Geräte, die mehrere
elektrische Größen messen können, heißen digitale Multimeter. Bei den digitalen Multimetern kann man
mithilfe eines Funktionsschalters bestimmen, welche elektrische Größe gemessen werden soll. Mit dem
Schalter kann auch das Messintervall für die elektrische Größe eingestellt werden.
Wir werden nun ein analoges Messgerät betrachten, um zu verstehen, wie es im Labor eingesetzt wird.
Bevor du es verwendest, solltest du einige seiner Funktionen kennen. Die Skala des Gerätes enthält ein
Strichmaß und Symbole, die Folgendes bedeuten:
● die Maßeinheit: A, mA, µA, V, Ω, W;
● die Art des gemessenen Stromes: „=” für Gleichstrom und „~” für Wechselstrom;
● die Arbeitsposition des Gerätes: senkrecht „┴”, waagerecht „–” oder schräg „ ”.
Das Amperemeter aus Abbildung II.23 a) hat eine „–” Klemme, die mit O bezeichnet wurde, und drei
„+” Klemmen mit den Bezeichnungen 50 mA, 500 mA, 5 A. Das bedeutet, dass das Amperemeter Ströme
bis maximal 50 mA, 500 mA bzw. 5 A messen kann. Diese Maximalwerte heißen Eichwerte. Das Ampere-
meter wird in den Stromkreis durch die mit O bezeichnete Klemme und eine der „+” Klemmen geschaltet,
sodass der Strom, der von der „+” Klemme des Generators kommt, zu der „+” des Messgerätes gelangt. Das
Voltmeter aus Abbildung II.23 c) ist für Spannungen von maximal 3 V, 15 V bzw. 30 V geeicht.
Merke dir!
Der Wert der physikalischen Größe, gemessen mit einem analogen Gerät, entspricht der Formel:
Eichwert
Gemessene physikalische Größe= × Anzahl der abgelesenen
Anzahl der Teilstriche
Teilstriche
der Skala
Digitale Messgeräte wie jenes aus Abbildung II.23 f) heißen Multimeter. Damit können, je nach Kom-
plexität des Gerätes, mehrere physikalische Größen gemessen werden. Mit den Multimetern aus dem
Physiklabor kannst du die elektrische Spannung, die Stromstärke und den Widerstand eines Verbrauchers
bestimmen.
Bei dem Multimeter aus nebenstehender Abbildung ist der Funktions-
schalter auf die Position 20 aus dem V-Bereich eingestellt, also kann das Eichwert
Gerät maximal 20 V messen. Wenn zum Beispiel die Spannung an den
Klemmen eines Verbrauchers gemessen werden soll, muss eine Klemme Schalter
des Verbrauchers an die COM („–”) Klemme und die andere Klemme des
Klemmen
Verbrauchers an die rechte („+”) Klemme, die mit V gekennzeichnet ist,
geschaltet werden.
Abbildung II.25 – Multimeter
54
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
ACHTUNG! Schaltet das Amperemeter nie direkt an die Klemmen des Generators,
da Kurzschluss entsteht und der starke Strom sowohl das Amperemeter als auch den Ge-
nerator beschädigt. Befolgt bei Messgeräten für elektrische Größen immer die Regel: Der
Strom fließt durch die „+” Klemme in das Gerät hinein und durch die „–” Klemme hinaus!
1. Ein Voltmeter mit 30 Teilstrichen auf der Skala hat folgende Eichwerte: 3 V, 15 V, 30 V. Beim
Messen der Spannung zwischen zwei Punkten des Stromkreises auf der Skala von 15 V ist der Zeiger auf
der 22 stehen geblieben. Welchen Wert hat die gemessene Spannung? Aber für einen Eichwert von 3 V?
2. Die maximale Stromsträke, die mit einem Amperemeter gemessen werden kann, ist Imax = 3 A. Die
Skala hat N = 30 Teilstriche. In den Stromkreis geschaltet zeigt der Zeiger den Teilstrich N1 = 25. Be-
rechne die Stromstärke. Wiederhole die Rechnung für folgende Werte: I’max = 0,01 A, N’ = 100 Teilstri-
che, und N’1 = 72 Teilstriche.
Definition
Die elektromotorische Spannung (EMS), bezeichnet mit dem Buchstaben E, ist das Verhältnis zwi
schen der gesamten mechanischen Arbeit, die geleistet wird, um die elektrische Ladung durch den Strom-
L
kreis zu führen, und dem Wert dieser Ladung: E = t (II.7)
q
Die Klemmenspannung, bezeichnet mit dem Buchstaben U, ist das Verhältnis zwischen der mecha
nischen Arbeit, die geleistet wird, um die elektrische Ladung durch den Stromkreis außerhalb des Genera-
L
tors zu führen, und dem Wert dieser Ladung: U = ext (II.8)
q
Der innere Spannungsabfall, bezeichnet mit dem Buchstaben u, ist das Verhältnis zwischen der mecha-
nischen Arbeit, die geleistet wird, um die elektrische Ladung durch den Stromkreis innerhalb des Genera-
L
tors zu führen, und dem Wert dieser Ladung: u = int (II.9)
q
Welche Maßeinheit hat die EMS E? Aber u?
Anmerkung
Durch Einsetzen der Beziehungen II.7, II.8 und II.9 in die Gleichung II.6 erhält man:
E = U + u (II.10)
Diese Gleichung entspricht der Bilanz der Spannungen eines Stromkreises.
55
Die elektrische Spannung wird mit einem Voltmeter gemessen (Abbildung II.23 c). In elektrischen
Schemas ist das Symbol für das Voltmeter:
Merke dir!
Das Schalten des
Das Voltmeter wird parallel geschaltet mit dem Stromkreisabschnitt, dessen Spannung Voltmeters in den
gemessen werden soll, wobei man die Polarität berücksichtigen muss (Abbildung II.27). Stromkreis
Abbildung II.27
Experimentelle Tätigkeit
Merke dir!
Bei der Reihenschaltung zweier Verbraucher ist die gesamte Spannung gleich mit der Summe der
Spannungen auf jedem Abschnitt: U1 + U2 = U.
Bei der Parallelschaltung zweier Verbraucher ist die gesamte Spannung gleich mit der Spannung auf
jedem Verbraucher: U1 = U2 = U.
In einem offenen Stromkreis ist die gemessene Spannung dieselbe und entspricht der elektromoto-
rischen Spannung der Spannungsquelle.
Die EMS ist eine charakteristische Größe der elektrischen Generatoren. Ihr Wert ist unabhängig von
der Struktur des äußeren Stromkreises. Die Klemmenspannung und der innere Spannungsabfall verän-
dern sich abhängig von den Elementen des Stromkreises.
56
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Experimentelle Tätigkeit
Schlussfolgerung
Definition
Die skalare physikalische Größe, welche die Eigenschaft eines Leiters, sich dem Strom zu widersetzen
beschreibt, heißt elektrischer Widerstand und wird mit dem Buchstaben R bezeichnet.
Der elektrische Widerstand eines Leiters (passiver Dipol) ist gleich mit dem Verhältnis zwischen der
angelegten Spannung und der Stromstärke, die dadurch erzeugt wird:
U
R = I (II.11)
Die Maßeinheit des elektrischen Widerstandes heißt Ohm, wird mit dem Symbol Ω (griechischer
Buchstabe omega) bezeichnet und wird aus folgender Gleichung erhalten:
V
[R]SI = = Ω (Ohm) (II.12)
A
1 Ohm entspricht dem elektrischen Widerstand eines Leiters, durch den ein Strom von 1 A fließt, wenn
an seine Enden eine Spannung von 1 V angelegt wird.
Das Stromkreiselement, das von dem elektrischen Widerstand gekennzeichnet wird, heißt Widerstand.
In elektrischen Schemas hat der elektrische Widerstand das Symbol:
Für große Werte des elektrischen Widerstandes verwendet man Vielfache des Ohms:
Kiloohm 1 kΩ = 1000 Ω
Megaohm 1 MΩ = 1 000 000 Ω
Merke dir!
Der Widerstand der Messgeräte – Amperemeter und Voltmeter
Damit die Messgeräte den Stromkreis, in den sie geschaltet werden, nicht verändern, muss der
Widerstand des Amperemeters so klein wie möglich (RA ≈ 0) und der Widerstand des Voltmeters so groß
wie möglich (RV → ∞) sein.
57
Experimentelle Tätigkeit
Experimentelle Tätigkeit
Die Abhängigkeit des elektrischen Widerstandes von den Dimensionen und der Art des Leiters
Du hast eine Spannungsquelle 0 – 24 V, drei Nickelindrähte mit
unterschiedlichen Querschnitten, einen Draht aus einem anderen Material
– Manganin oder Chrom-Nickel –, zwei digitale Multimeter und Stative.
1. Baue den Stromkreis aus Abbildung II.32. Mit dem Kontakt C
verändere den Abschnitt des Leiters, der vom Strom durchflossen wird.
2. Untersuche die Abhängigkeit des Widerstandes des Leiters von:
a) der Länge des Leiters; b) der transversalen Querschnittsfläche.
3. Verwende die Informationen aus der unteren Tabelle. Abbildung II.32
Vergleiche R1, R2 und R3 für jeden Fall. Formuliere die entsprechenden Schlussfolgerungen.
S1 = S2 = S3 S1 < S2 < S3
ℓ/4 R1 = ℓ R1’ =
ℓ/2 R2 = ℓ R2’ =
ℓ R3 = ℓ R3’ =
4. Ersetze den Nickelindraht durch ein anderes Material mit derselben Länge ℓ und demselben Quer-
schnitt S1. Miss den Wert des elektrischen Widerstandes R4.
Merke dir!
Der elektrische Widerstand eines homogenen zylinderförmigen Leiters ist direkt proportional zu sei-
ner Länge und umgekehrt proportional zu seiner transversalen Querschnittsfläche.
Der Widerstand eines Leiters ist abhängig von dem Material, aus dem er gefertigt ist.
58
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Jedes Material wird mithilfe einer Materialkonstanten beschrieben, die spezifischer Widerstand
genannt und mit dem griechischen Buchstaben ρ (ro) bezeichnet wird.
Definition
Der Widerstand eines homogenen zylinderförmigen Leiters ist direkt proportional zu seiner Länge ℓ,
umgekehrt proportional zu seiner transversalen Querschnittsfläche S und ist abhängig von dem Material ρ,
aus dem der Leiter gefertigt ist. ℓ
R = ρ S (II.13)
R∙S
Aus der Beziehung (II.13) folgt, dass: ρ = (II.14)
ℓ
Die Maßeinheit des spezifischen Widerstandes ist: [ρ]SI = Ω ∙ m = Ω ∙ m (II.15)
2
m
Material ρ(Ω∙m) Material ρ(Ω∙m) Material ρ(Ω∙m)
Aluminium 2,63 ∙10–8 Silber 1,47∙10–8 Kupfer 1,72∙10–8
Wasser 1∙10–8 Konstantan 48∙10–8 Eisen-Nickel 80∙10–8
Manganin 30∙10–8 Wolfram 5,51∙10–8 Eisen 20∙10–8
Blei 12∙10–8 Nickelin 42∙10–8 Nickel-Chrom 100∙10–8
Glas 1010-1014 Teflon >1013 Holz 108-1011
Tabelle II.1: Der spezifische Widerstand verschiedener Stoffe bei Zimmertemperatur (20 °C)
Aus der Tabelle II.1 kannst du erkennen, dass die Leiter (Metalle und deren Legierungen) einen kleinen
spezifischen Widerstand haben, während Isolatoren (Glas, Holz usw.) einen großen spezifischen Widerstand
haben.
Anmerkung
Es ist wichtig, dass du zwischen Widerstand und spezifischem Widerstand unterscheidest. Der spezifi
sche Widerstand ist eine Eigenschaft des Stoffes und ist unabhängig von seiner Form und seinen Dimensio
nen, während der Widerstand sowohl von der Form und den Dimensionen des Leiters als auch von dem
spezifischen Widerstand abhängig ist.
Die Abhängigkeit des elektrischen Widerstandes von der Temperatur
Experimentelle Tätigkeit
Merke dir!
Der elektrische Widerstand eines Leiters steigt in der Regel mit steigender Temperatur.
59
Anmerkung
1. Die Änderung des Widerstandes mit der Temperatur kann mit folgender mathematischer Beziehung
beschrieben werden: R = R0 (1 + αt) (II.16)
wo R0 der elektrische Widerstand des Leiters bei t0 = 0 °C, R – der Widerstand bei der Temperatur t und
α – der Temperaturkoeffizient des spezifischen Widerstandes mit der Maßeinheit Grad–1 oder (°C)–1 ist. Für
Metalle hat α Werte zwischen 0,003 und 0,005 (°C)–1. Eigentlich ist in der Formel für R (II.13) die tempe-
raturabhängige Größe der spezifische Widerstand.
2. Bei manchen Materialien, einschließlich einiger Legierungen und Oxide, gibt es das Phänomen der
Supraleitung. Bei diesen Materialien sinkt der elektrische Widerstand sehr schnell (strebt praktisch gegen
null) beim Unterschreiten einer bestimmten Temperatur, die kritische Temperatur (oder Sprungtemperatur)
genannt wird und vom Material abhängt.
Geschichtliches. Die Supraleitung wurde im Jahre 1911 von dem niederländischen Physi-
ker Heike Kamerlingh Onnes (1853 – 1926) entdeckt. Er erhielt 1913 den Nobelpreis. Beim
Messen des Widerstandes von Quecksilber bei sehr kleiner Temperatur (– 269 °C ) stell-
te er fest, dass der Widerstand plötzlich auf null fiel. Aktuelle Forschungen (2010) haben die
Existenz der Supraleitung bei der Temperatur von – 113 °C ergeben, sodass die Möglichkeit
besteht, dass Stoffe entdeckt werden, die bei Zimmertemperatur supraleitend sind. Die Anwendungen
dieser Entdeckung sind für den Transport, für die Übertragung der elektrischen Energie oder für das
Gestalten von Computern wichtig.
Gelöste Aufgabe
Ein leitender Draht hat bei der Temperatur von 20 °C einen Widerstand von 1,02 Ω. Berechne den
Widerstand des Drahtes bei 0 °C und bei 100 °C. Der Temperaturkoeffizient ist α = 0,0039 (°C)–1.
Lösung Lösungshinweise
R
R = R0 (1 + αt) → R0 = (1 + αt)
1,02 Ω Setze die Werte in die Formel II.16 ein
R0 = 0,94 Ω und löse die mathematische Gleichung.
1+0,0039 (°C)–1 ∙ 20℃
R(100℃) = 0,94 Ω [1 + 0,0039 (°C)–1 ∙ 100℃ ] 1,31 Ω
1. An die Klemmen eines Leiters mit dem Widerstand von 470 Ω wird eine Spannung von 12 V
angelegt. Berechne die Stromstärke durch den Leiter.
2. Durch einen Kupferdraht mit der Länge von 14 m und dem Durchmesser von 1,628 mm fließt
ein Strom von 12,5 mA. Berechne den Widerstand des Drahtes und die Spannung an seinen Enden.
Der spezifische Widerstand für Kupfer ist 1,72∙10–8 Ω ∙ m.
3. Welchen Durchmesser muss ein Kupferdraht haben, damit sein Widerstand gleich ist mit dem ei-
nes gleich langen Aluminiumdrahtes mit dem Durchmesser von 3,26 mm? Der spezifische Widerstand
für Kupfer ist 1,72∙10–8 Ω ∙ m und für Aluminium 2,63 ∙10–8 Ω ∙ m.
4. Wenn man die Länge eines Leiters verdreifacht und den Durchmesser verdoppelt, welchen Wert
hat der neue Widerstand im Vergleich zu dem Anfangswert R?
5. Suche Informationen und schreibe ein Referat über den Widerstand des menschlichen Körpers.
60
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
II.2.6. Das Ohmsche Gesetz für einen Stromkreisabschnitt
In der vorigen Lektion hast du erfahren, dass der elektrische Widerstand gleich ist mit dem Verhältnis
zwischen der angelegten Spannung und der Stromstärke, die diese Spannung erzeugt. Du wirst nun die
Abhängigkeit der Stromstärke eines Stromkreisabschnittes von der angelegten Spannung und dem Wider-
stand dieses Abschnittes untersuchen.
Experimentelle Tätigkeit
Du hast einen Generator mit veränderlicher Spannung, ein Amperemeter, ein Voltmeter, metallische
Leiter (Widerstände), einen Schalter und Verbindungsdrähte zur Verfügung.
1. Baue den Stromkreis aus Abbildung II.33.
2. Miss die Stromstärke (I) durch den metallischen Leiter (Widerstand) und die
Klemmenspannung (U) für verschiedene Speisespannungen.
3. Schreibe die Werte in folgende Tabelle:
Nr. U (V) I (A) U/I (V/A)
4. Stelle die Abhängigkeit der Stromstärke von der angelegten Spannung gra-
fisch dar. Abbildung II.33
Schlussfolgerung
I (A)
Die Stromstärke durch einen metallischen Leiter (Widerstand) ist direkt
proportional zu der an seinen Enden angelegten Spannung (Abbildung II.34).
Für einen metallischen Leiter (Widerstand) ist bei konstanter Tempe-
ratur das Verhältnis U/I konstant und charakteristisch für jeden Leiter
(Widerstand).
Die Abhängigkeit der Stromstärke von der Spannung heißt Strom-Span-
U (V)
nungs-Kennlinie des metallischen Leiters (Widerstandes) und ist eine I-U-Kennlinie
Gerade, die durch den Ursprung des Achsensystems geht. Abbildung II.34
Die Schlussfolgerungen des obigen Versuchs führen zur Formulierung des Ohmschen Gesetzes.
Wortlaut
Das Ohmsche Gesetz für einen Stromkreisabschnitt: Die Stromstärke durch einen Leiter (Widerstand)
mit konstanter Temperatur ist direkt proportional zu der an seinen Enden angelegten Spannung.
U
I= (II.17)
R
Anmerkung
Die Leiter (Widerstände), für die das Ohmsche Gesetz anwendbar ist, heißen lineare oder ohmsche
Leiter (Widerstände).
Die Leiter (Widerstände), für welche die Abhängigkeit I (U) nicht linear ist, heißen nichtlineare oder
nichtohmsche Leiter (Widerstände) (z. B. die Glühbirne, die LED usw.)
61
I (A) I-U-Kennlinie für
Kuriositäten eine Glühbirne
Geschichtliches. Georg Simon Ohm (1789 – 1854) war ein deutscher Physiker und
Mathematiker. Mit selbstgebauten Geräten hat Ohm festgestellt, dass der Strom durch einen
Draht proportional zu seinem transversalen Querschnitt und umgekehrt proportional zu sei-
ner Länge ist. Dank den Ergebnissen seiner Versuche hat Georg Simon Ohm die fundamentale
Beziehung zwischen der Spannung, der Stromstärke und dem Widerstand aufgestellt. Für seinen Beitrag
zur Elektrizität wurde die Maßeinheit des Widerstandes Ohm genannt.
1. Die Heizspirale eines elektrischen Heizgerätes mit dem Widerstand von 250 Ω wird von einem
Strom von 2 A durchflossen. Berechne den Wert der angelegten Spannung.
2. Ein elektrisches Heizgerät enthält einen Nickelinleiter mit der transversalen Querschnittsfläche
von 0,2 mm2 und funktioniert bei einer Spannung von 220 V und einer Stromstärke von 3 A. Berechne
die Länge des Leiters. Bekannt ist ρ Nickelin = 42 ∙ 10–8 Ω ∙ m.
3. Die Werte für die Spannung U und die Stromstärke I wurden für einen Leiter aus einer
Nickel-Chrom-Legierung erhalten. a) Zeichne die I-U-Kennlinie des Leiters; b) Untersuche die Anwend-
barkeit des Ohmschen Gesetzes für diesen Leiter; c) Berechne den Widerstand des Leiters und drücke
das Ergebnis in Ohm aus.
U (V) 1,94 3,88 7,76 15,52
I (A) 0,5 1 2 4
4. Die Strom-Spannungs-Kennlinie einer Glühbirne. Du benötigst einen Generator mit veränder-
licher Spannung, 2 Multimeter, 6,3-V-Glühbirne mit Unterlage, Verbindungsleiter.
Baue den Stromkreis aus Abbildung II.33, wobei du den Widerstand durch die Glühbirne ersetzt.
Verfolge die Etappen des Versuchs am Anfang der Lektion.
Schreibe das Versuchsreferat, das Folgendes enthalten soll: das Thema, die theoretischen Grundla-
gen, die Durchführung, die Versuchstabelle, die I-U-Kennlinie für die Glühbirne, das Deuten der
Ergebnisse. Erkenne in der grafischen Darstellung den Abschnitt, auf dem sich die Glühbirne wie ein
ohmscher Leiter verhält.
Aus dem Ohmschen Gesetz für einen Stromkreisabschnitt mit dem Widerstand R erhalten wir:
U = R ∙ I (II.18)
62
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
In derselben Zeit fließt der Strom auch durch den elektrischen Generator. Dieser hat einen eigenen Wi-
derstand, der innerer Widerstand genannt und mit r bezeichnet wird (Abbildung II.36.).
Merke dir!
Der innere Widerstand ist charakteristisch für den Generator, genau wie
die elektromotorische Spannung E. Er ist nicht von der Struktur des äußeren
Stromkreises abhängig.
Abbildung II.36
Mit dem Ohmschen Gesetz für einen Stromkreisabschnitt können wir die Spannung auf dem inneren
Widerstand erhalten: u = r ∙ I (II.19)
Wir setzen die Beziehungen II.18 und II.19 in die Bezeihung II.10 ein: E = R ∙ I + r ∙ I = I (R + r)
und erhalten:
E
I=
R+r
Diese Beziehung entspricht dem Ohmschen Gesetz für den gesamten Stromkreis.
Wortlaut
Das Ohmsche Gesetz für den gesamten Stromkreis: Die Stromstärke durch einen einfachen Stromkreis
ist direkt proportional zu der elektromotorischen Spannung des Generators und umgekehrt proportional zu
dem gesamten Widerstand des Stromkreises (die Summe aus dem Widerstand des äußeren Stromkreises
und dem inneren Widerstand des Generators):
E (II.20)
I=
R+r
Der Generator im Kurzschluss-Betrieb
63
Merke dir!
Um die Generatoren vor Kurzschluss zu schützen, verwendet man in der Praxis Schutzsysteme,
die elektrische Sicherungen genannt werden. Die elektrische Sicherung unterbricht den Strom im Strom
kreis, wenn die Stromstärke einen Maximalwert überschreitet.
Wenn der äußere Stromkreis unterbrochen wird (offener Stromkreis), wird sein Widerstand unendlich
groß (R → ∞) und die Stromstärke fällt auf null. Man sagt, der Generator funktioniert im Leerlauf. In
diesem Fall ist die Klemmenspannung:
U = E – r ∙ I gleich mit U = E.
Experimentelle Tätigkeit
1. Ein Voltmeter, das an die Klemmen eines Widerstandes in einen Stromkreis geschaltet wird, zeigt
die Spannung U = 118 V. Die elektromotorische Spannung des Generators ist E = 120 V und der innere
Widerstand r = 50 Ω. Welchen Wert hat der Widerstand?
2. Der innere Widerstand eines Generators ist r = 1 Ω. Wenn an die Klemmen des Generators ein
Widerstand R = 7 Ω geschaltet wird, ist die Stromstärke I = 1,5 A. Welches ist die EMS des Generators?
3. Ein Generator mit der EMS E = 1,5 V wird mit einem Widerstand R = 3 Ω geschlossen. Die
Stromstärke des Stromkreises ist I = 0,15 A. Berechne die Kurzschlussstromstärke.
64
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
I (A)
4. In dem Schaubild aus Abbildung II.39 ist die Abhängigkeit
der Stromstärke von der Klemmenspannung dargestellt.
Bestimme: a) die EMS des Generators; b) die Kurz-
schlussstromstärke; c) den inneren Widerstand des Generators;
d) den äußeren Widerstand des Stromkreises, wenn die Strom-
stärke I = 3 A ist. U (V)
Abbildung II.39
Definition
Ein Widerstand kann eine Gruppe von Widerständen ersetzen, wenn beim Anlegen derselben Spannung
auf dem Ersatzwiderstand wie auf der Widerstandsschaltung derselbe Strom durch den Ersatzwiderstand
fließt wie durch die Widerstandsgruppe.
1. Die Reihenschaltung der Widerstände
Merke dir!
Zwei oder mehrere Widerstände sind in Reihe geschaltet, wenn sie von demselben Strom durch-
flossen werden.
Bei der Reihenschaltung (Abbildung II.40) von zwei oder mehreren Widerständen ist die Gesamtspan-
nung gleich mit der Summe der Spannungen auf jedem Abschnitt:
U = U1 + U2 + U3 (II.22)
Mit dem Ohmschen Gesetz für einen Stromkreisabschnitt wird aus der Bezie-
hung II.22:
U = IR1 + IR2 + IR3 (II.23)
Der Ersatzwiderstand wird von demselben Strom durchflossen, wenn man
dieselbe Spannung anlegt, also:
U = IRS (II.24)
Wenn man die Beziehungen (II.23) und (II.24) gleichsetzt und durch I teilt, Reihenschaltung
erhält man: RS = R1 + R2 + R3 Abbildung II.40
Merke dir!
Bei der Reihenschaltung mehrerer Widerstände ist der Ersatzwiderstand gleich mit der Summe aller
Widerstände: RS = R1 + R2 + … + Rn (II.25)
65
Anmerkung
Der Ersatzwiderstand RS ist immer größer als jeder Widerstand der Schaltung.
Für n identische Widerstände R kann die Beziehung II.25 folgendermaßen geschrieben werden:
RS = nR (II.26)
2. Die Parallelschaltung der Widerstände
Zwei oder mehrere Widerstände sind parallel geschaltet, wenn dieselben Klemmen zusammengeschaltet
sind (Abbildung II.41).
Merke dir!
Bei der Parallelschaltung von zwei oder mehreren Verbrauchern ist der Strom
im nichtverzweigten Abschnitt gleich mit der Summe der Ströme der Zweige.
Man kann also schreiben:
I = I1 + I2 + I3 (II.27)
Mit dem Ohmschen Gesetz für einen Stromkreisabschnitt wird aus der Bezie-
hung II.27: U U U
I= + + (II.28) Parallelschaltung
R1 R2 R3
Abbildung II.41
Der Ersatzwiderstand wird von demselben Strom durchflossen, wenn man dieselbe Spannung anlegt, also:
U
I= (II.29)
RP
Wenn man die Beziehungen (II.28) und (II.29) gleichsetzt und durch U teilt, erhält man:
1 1 1 1
= + +
RP R1 R2 R3
Merke dir!
Bei der Parallelschaltung mehrerer Widerstände ist der Kehrwert des Ersatzwiderstandes gleich
mit der Summe der Kehrwerte der Widerstände, die zusammengeschaltet werden:
1 1 1 1
= + + ... + (II.30)
RP R1 R2 Rn
Anmerkung
Der Ersatzwiderstand RP ist immer kleiner als jeder Widerstand der Schaltung.
Für n identische Widerstände R kann die Beziehung II.30 folgendermaßen geschrieben werden:
R
RP = (II.31)
n
Für zwei parallel geschaltete Widerstände R1 und R2 kann der Ersatzwiderstand mit folgender Formel
berechnet werden:
RR
RP = 1 2 (II.32)
R1 + R2
66
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Gelöste Aufgabe
Drei gleiche Widerstände R1 = R2 = R3 = 6 Ω sind wie in
Abbildung II.42 an eine Spannungsquelle geschaltet.
Lösung Lösungshinweise
RErsatz Erkenne die Reihen- und Parallelschaltungen;
Erkenne in Abbildung II.42, dass die Widerstände R2
und R3 parallel geschaltet sind;
Ersetze die Parallelschaltung durch den Ersatzwiderstand
a) b) R23 (Abbildung a).
Verwende die Formel II.32, um R23 zu berechnen;
R2R3 36 Ersetze die Reihenschaltung gebildet aus R1 und R23
R23 = R23 = =3Ω
R2 + R3 12 durch den Ersatzwiderstand RErsatz (Abbildung b).
Verwende die Formeln II.32 und II.25, um die Ersatzwi-
RErsatz= R1 + R23 → RErsatz= 6 + 3 = 9 Ω. derstände zu berechnen.
67
Definition
Wortlaut
Erstes Kirchhoffsches Gesetz. Die Summe der Stromstärken der Ströme, die in einen
Knoten hineinfließen, ist gleich mit der Summe der Stromstärken der Ströme, die diesen
Knoten verlassen.
Beispiel: Im Knoten A der Abbildung II.45 treffen sich 3 Leiter. Das erste Kirchhoffsche
Gesetz wird wie folgt geschrieben: Netzknoten
I + I2 = I1 (II.33) Abbildung II.45
Wende das erste Kirchhoffsche Gesetz für die Knoten B, C und D aus Abbildung II.44 an.
Merke dir!
Vorzeichenregel für den Netzknoten. Die Ströme, die in den Knoten hineinfließen, haben ein „+”
Vorzeichen und die Ströme, die den Knoten verlassen, haben ein „–” Vorzeichen.
68
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Durch die Zweige eines Stromnetzes fließt in einer bestimmten Zeit eine elektrische Ladung. Du weißt, dass
die Ladung in einem Stromkreis nicht entsteht, nicht verschwindet und sich auch nicht in bestimmten Punkten
des Stromkreises staut; die Ladung bleibt also erhalten. Als Folge des Gesetzes der Erhaltung der elektrischen
Ladung ist die Gesamtladung, die in der Zeiteinheit einen Netzknoten verlässt, gleich mit der Gesamtladung,
die in derselben Zeit in den Knoten hineinfließt.
Anmerkung
Das erste Kirchhoffsche Gesetz entspricht dem Gesetz der Erhaltung der elektrischen Ladung in einem
Knoten. Das Gesetz kann auch wie folgt lauten: Die algebraische Summe der Ströme eines Knotens ist
gleich mit null. Wenn ein Netz n Knoten hat, wird das erste Kirchhoffsche Gesetz n – 1 mal geschrieben.
Das zweite Kirchhoffsche Gesetz bezieht sich auf Netzmaschen.
Wortlaut
Das zweite Kirchhoffsche Gesetz. Die algebraische Summe der elektromotorischen Spannungen aus
einer Netzmasche ist gleich mit der algebraischen Summe der Spannungen der Netzzweige der Masche.
Beim Anwenden des zweiten Kirchhoffschen Gesetzes muss vorher eine Vorzeichenregel festgelegt
werden: Man wählt für jede Masche einen Umlaufsinn. Dieser wird so gewählt, dass er mit möglichst vie-
len Stromsinnen aus den Zweigen der Masche übereinstimmt.
Merke dir!
Betrachte die Zeichnungen aus Abbildung II. 46, um die Vorzeichenregel einer Netzmasche zu verstehen.
Beispiel: In Abbildung II.44 hast du 3
Netzknoten erkannt.
Für die (I) Masche wird das zweite
Kirchhoffsche Gesetz wie folgt geschrie-
ben: E1 = Ir1 + I1R1 + I3R3 (II.35) Vorzeichenregel der Netzmaschen für das zweite Kirchhoffsche Gesetz
Abbildung II.46
Lern- und Selbstbewertungstätigkeiten
Wende das zweite Kirchhoffsche Gesetz für die (II) und (III) Masche aus Abbildung II.44 an.
Merke dir!
Mit den Kirchhoffschen Gesetzen werden die Intensitäten der Ströme der Zweige eines Stromnetzes bestimmt.
Wenn ℓ die Anzahl der Netzzweige ist, dann werden durch Anwenden der Kirchhoffschen Gesetze
ℓ Gleichungen geschrieben. Durch Anwenden des zweiten Kirchhoffschen Gesetzes werden ℓ – (n – 1)
Gleichungen geschrieben. (II.36)
69
Anwendungsregeln der Kirchhoffschen Gesetze
Berechne die Intensitäten der Ströme in den Netzzweigen und die Spannung
UAB zwischen den Punkten A und B.
Lösung Lösungshinweise
(A): I = I1 + I2 Erkenne die Elemente des Netzes:
(I): –E2 = –I2r2 – IR 2 Knoten, 2 Maschen und 3 Zweige.
(II): –E1 + E2= –I1 r1 + I2r2 Wähle den Umlaufsinn der Maschen.
I = I1 + I2 Schreibe das erste Gesetz für einen Knoten, z. B. Knoten
48 = 2I2 + 2I 24 = I2 + I A; beachte die Vorzeichenregel.
40 = –3I1 + 2I2 Schreibe das zweite Gesetz für Maschen; beachte die
Vorzeichenregel.
I1 = –4 A; I2 = 14 A; I = 10 A; Löse das Gleichungssystem und setze die bekannten
UAB = RI → UAB = 20 V Werte ein.
1. In Abbildung II.48 geben die Werte die Stromstärken in den Zweigen an, gemessen in mA, und
die Pfeile zeigen den Stromsinn. Berechne die Intensität I des Stromes, der in den Knoten A hineinfließt.
2. In Abbildung II.49 ist ein Stromkreisabschnitt dargestellt. Bekannt sind die Stromstärken: I1 = 1 A,
I2 = 9 A, I4 = 5 A. Bereche den Wert der Stromstärke I5.
3. Berechne die unbekannten Werte der Stromnetze aus den Abbildungen II.50 a) und b).
4. Berechne die Stromstärke durch den Leiter ab aus Abbildung II.51. Bekannt sind die in der
Abbildung eingetragenen Werte (R und E) und man vernachlässigt die Widerstände des Leiters ab, der
Verbindungsdrähte und der Stromquelle.
Abbildung II.49
Abbildung II.48 Abbildung II.50 a) Abbildung II.50 b) Abbildung II.51
70
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
II.2.10. Das Zusammenschalten identischer Generatoren (experimentell)
Du hast vielleicht beobachtet, dass manche Taschenlampen mindes-
tens 2 in Reihe geschaltete Batterien von 1,5 V benötigen? Betrach-
te die Abbildung II.52, um die Reihenschaltung der Batterien der
Taschenlampe zu verstehen. Wir werden nun die in den vorigen
Längsschnitt durch
Lektionen gelernten Begriffe verwenden, um das Schalten der Ge- eine Taschenlampe
neratoren in einen Stromkreis zu verstehen. Abbildung II.52
Die Reihenschaltung identischer Generatoren
Definition
Zwei oder mehrere Generatoren sind in Reihe geschaltet, wenn die positive Klemme eines Generators
mit der negativen Klemme des nächsten Generators verbunden ist.
Experimentelle Tätigkeit
Schlussfolgerung
Die Spannung auf dem Voltmeter V ist gleich mit der Summe der Spannungen, die von den Voltmetern
V1 und V2 angezeigt werden.
Merke dir!
Eine Reihenschaltung von n gleichen Generatoren, jeder mit der EMS E und dem inneren Widerstand
r ist gleich mit einem Generator, der Ersatzgenerator für die Reihenschaltung genannt wird und die
EMS Es = nE und den inneren Widerstand rS = nr hat.
Die Abbildung II.54. zeigt das Schema eines Stromkreises mit einer Reihenschal-
tung von n gleichen Generatoren, jeder mit der EMS E und dem inneren Widerstand r.
Die Stromstärke des Stromkreises kann mit dem zweiten Kirchhoffschen Gesetz
bestimmt werden:
nE = nrI + RI.
Abbildung II.54
Merke dir!
Die Stromstärke eines Stromkreises, der eine Reihenschaltung von n gleichen Generatoren enthält, ist:
nE
I= (II.37)
R + nr
71
Anmerkung
Die Reihenschaltung der Generatoren wird verwendet, um an den Klemmen des Widerstandes eine größe-
re Spannung zu erhalten: U = R I = n(E – Ir).
Die Parallelschaltung identischer Generatoren
Definition
Zwei oder mehrere Generatoren sind parallel geschaltet, wenn die Klemmen mit demselben Vorzeichen
zusammengeschaltet werden, also wenn alle positiven Klemmen einen Knoten und alle negativen Klemmen
einen anderen Knoten ergeben.
Experimentelle Tätigkeit
Schlussfolgerung
Die Spannung V ist dieselbe, unabhängig davon, ob das Voltmeter an die Klemmen der Parallelschal-
tung oder an jeden einzelnen Generator geschaltet wird.
Merke dir!
Eine Parallelschaltung von n gleichen Generatoren, jeder mit der EMS E und dem inneren Widerstand
r, ist gleich mit einem Generator, der Ersatzgenerator der Parallelschaltung genannt wird und die EMS
r
EP = E und den inneren Widerstand rp = hat.
n
Die Abbildung II.56 zeigt das Schema eines Stromkreises mit einer
Parallelschaltung von n gleichen Generatoren, jeder mit der EMS E
und dem inneren Widerstand r.
Die Stromstärke des Stromkreises kann mit den Kirchhoffschen
Gesetzen bestimmt werden.
Merke dir!
72
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Anmerkung
Die Parallelschaltung wird verwendet, um auf dem Widerstand R einen Strom zu erhalten, der größer als
im Falle eines Generators ist.
Experimentelle Tätigkeit
Schlussfolgerung
Ein stromdurchflossener Leiter ändert seine Farbe in Rot oder Orange und erwärmt die Luft um ihn
herum. Das bedeutet, dass seine Temperatur gestiegen ist. Das Erwärmen der Leiter ist unabhängig vom
Richtungssinn des Stromes.
Definition
Das Erwärmen der Leiter, wenn sie vom Strom durchflossen werden, heißt thermischer Effekt des
Stromes oder Joule-Effekt.
73
Geschichtliches: James Prescott Joule wurde am 24. Dezember 1818 in Salford, England
geboren. Er war ein englischer Physiker, der festgestellt hat, dass die mechanische Energie,
die elektrische Energie und die Wärme gleichwertig sind und dass sich eine in die andere
umwandeln kann. Das war die Grundlage für das Gesetz der Erhaltung der Energie. Im Jahr
1840 veröffentlichte er die Arbeit „Das Erzeugen der Wärme durch voltaische Elektrizität”,
in der beschrieben wird, dass die Wärme eines stromdurchflossenen Leiters proportional ist zu dem Produkt
aus dem Widerstand des Leiters und dem Quadrat der Stromstärke („Joulesches Gesetz”). Als Anerken-
nung für seinen Beitrag zur Physik wurde die Maßeinheit der Energie „Joule” genannt.
Du hast gelernt, dass die elektromotorische Spannung E mit der Beziehung (II.7) definiert wird:
L
E = t,
q
wo Lt die gesamte mechanische Arbeit des Generators für das Verlagern der elek-
trischen Ladung q durch den gesamten Stromkreis ist. Du weißt außerdem, dass
die Ladung q mit der Beziehung (II.4) geschrieben werden kann, q = IΔt.
Für das Verlagern der elektrischen Ladung durch den Stromkreis (Abbildung
II.59) wird eine mechanische Arbeit verbraucht, die dem Verbraucher als elektri-
sche Energie übertragen wird: Lt = Wt. Abbildung II.59
Merke dir!
Wenn entweder E oder I aus der Gleichung (II.39) mit dem Ohmschen Gesetz für den gesamten Strom-
kreis ersetzt wird, erhält man:
E2
Wt = (U + u) ∙ I ∙Δt = (R + r) ∙ I2 ∙ Δt = Δt (II.40)
R+r
Die Beziehung (II.40) zeigt, dass: Wt = (U + u) ∙ I ∙ Δt = U ∙ I ∙ Δt + u ∙ I ∙ Δt = Wext + Wint, wo Wint die in-
nerhalb des Generators verbrauchte Energie und Wext die im äußeren Stromkreis verbrauchte Energie ist.
Merke dir!
Wenn entweder U oder u oder I aus der Gleichung (II.41) mit dem Ohmschen Gesetz für einen Stromkreis-
abschnitt ersetzt wird, erhält man: U2
Wext = R ∙ I ∙ Δt =
2
∙ Δt (II.43)
R
u 2
Wint = r ∙ I2 ∙ Δt = ∙ Δt (II.44)
r
Die Beziehung (II.43) Wext = R ∙ I2 ∙ Δt wurde von James Joule experimentell nachgewiesen und ist als
Joulesches Gesetz bekannt.
In einem Stromkreis, der als Verbraucher einen elektrischen Widerstand mit dem Wert R enthält, wird die vom
Verbraucher erhaltene elektrische Energie ständig in Wärme umgewandelt. Gemäß dem Gesetz der Erhaltung
der Energie ist die vom Verbraucher abgegebene Wärme Q gleich mit der erhaltenen elektrischen Energie Wext.
74
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Wortlaut
Das Joulesche Gesetz: Die von einem stromdurchflossenen Leiter abgegebene Wärme ist direkt proportional
zu dem Quadrat der Stromstärke durch den Leiter, mit dem Widerstand des Leiters und der Zeit, in welcher der
Strom durch den Leiter fließt. Q = R ∙ I2 ∙ Δt (II.45)
Anwendungen des Jouleschen Gesetzes sind: die elektrische Herdplatte, die Glühbirne, der Wasser-
kocher, der Haartrockner usw.
Anmerkung
Der thermische Effekt des Stromes kann auch zerstörende Wirkung haben, wie z. B. das Beschädigen
einiger Bauteile der Geräte durch Überhitzung.
Experimentelle Tätigkeit
75
Lern- und Selbstbewertungstätigkeiten
1. Ein Hammerlötkolben hat den Widerstand 400 Ω und funktioniert bei einer Spannung von 220 V.
Berechne die Wärme, die der Lötkolben innerhalb von 10 Minuten abgibt.
2. Ein elektrisches Heizgerät, das bei Normalbetrieb eine Spannung von 220 V und eine Stromstärke
von 4 A hat, gab eine Wärme von 800 kJ ab. Wie lange war das Heizgerät in Betrieb?
Die elektrische Leistung
Du hast gesehen, dass auf allen elektrischen Geräten (Glühbirne, Bü-
geleisen, Haartrockner usw.), Abbildung II.61, verschiedene Betriebs-
eigenschaften angegeben sind: die elektrische Nennspannung und die
elektrische Leistung, die mit P bezeichnet wird. Der Haartrockner z. B.
funktioniert bei einer Spannung von 220 bis 230 V und hat eine Leistung
von 400 W (Watt) und die Glühbirne hat eine Leistung von 7,5W. Abbildung II.61
Experimentelle Tätigkeit
● Benötigte Materialien
elektrischer Generator, Glühbirnen von 12 V und verschiedenen Leistungen (7 W, 12 W),
Verbindungsdrähte.
● Durchführung: Schalte die Glühbirnen parallel und beobachte, welche heller leuchtet.
Schlussfolgerung
Eine Glühbirne, die bei vorgeschriebener Nennspannung betrieben wird, leuchtet heller, wenn sie eine
größere elektrische Leistung hat.
Definition
Die elektrische Leistung ist die physikalische Größe, die gleich mit der Übertragungsgeschwindigkeit
der elektrischen Energie ist:
W
P= (II.46)
∆t
J
Die Maßeinheit der elektrischen Leistung ist: [P]SI = = W (Watt)
s
Mit den bei der elektrischen Energie gelernten Begriffen erhalten wir die Leistungen in einem Stromkreis.
Merke dir!
76
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Anmerkung
Die elektrische Leistung ist eine charakteristische physikalische Größe sowohl für Verbraucher als auch
für Generatoren. Die Beziehung Pt = Pext + Pint (II.50) heißt Bilanz der Leistungen des Stromkreises.
Eine in der Praxis verwendete Maßeinheit für die elektrische Energie ist die Kilowatt-Stunde:
1 kWh = 3,6 ∙ 106 J (II.51)
Experimentelle Tätigkeit
Gelöste Aufgabe
Ein Generator mit der EMS E = 12 V und dem inneren Widerstand r = 1 Ω liefert dem äußeren Strom-
kreis eine Leistung von P = 20 W. Berechne: a) die Klemmenspannung des Generators; b) den Widerstand
des äußeren Stromkreises für diese Spannung.
Lösung Lösungshinweise
E = U + u = U + I r und P = U ∙ I
Schreibe die Bilanz der Spannungen und die
E = U + P r, U2 – EU + Pr = 0 (Gleichung II. Grades) mit Leistung des äußeren Stromkreises.
U Ersetze I in der Formel der Leistung,
den Lösungen: U = E ± √E – 4Pr
2
1. Auf dem Sockel einer Glühbirne steht Folgendes geschrieben: 220 V, 40 W. Bestimme: a) die Stromstärke bei Normal-
betrieb der Glühbirne; b) die in 1 Minute geleistete mechanische Arbeit; c.) den Widerstand des Glühfadens der Glühbirne.
77
2. Der Widerstand einer elektrischen Herdplatte hat eine Leistung von 600 W, funktioniert bei einer
Spannung von 120 V und ist aus einem Chrom-Nickel-Draht mit dem Durchmesser von 0,75 mm gefer-
tigt. Der spezifische Widerstand des Drahtes ist ρ = 100∙10–8 Ωm. Berechne die Länge des Drahtes.
Definition
Der Wirkungsgrad eines einfachen Stromkreises ist die physikalische Größe, die gleich groß ist mit dem
Verhältnis zwischen der nützlichen Energie des Stromkreises (die Energie, die der Verbraucher erhält) und der
gesamten elektrischen Energie (die vom Generator in den gesamten Stromkreis gelieferte Energie):
W
η = ext (II.52)
Wt
Der Wirkungsgrad zeigt, welcher Anteil der Energie des Systems nützlich ist.
Durch Ersetzen der Ausdrücke für Wext und Wt in der Beziehung (II.52) erhalten wir:
U R (II.53)
η= =
E R+r
Anmerkung
Die Beziehung II.53 bestätigt, dass der Wirkungsgrad immer kleiner als eins ist.
Für einen bestimmten Generator steigt der Wirkungsgrad mit steigendem Widerstand des Verbrauchers.
Für einen bestimmten Verbraucher steigt der Wirkungsgrad mit fallendem inneren Widerstand des Generators.
II.2.12. Erweiterung: Der chemische Effekt des Stromes. Die Elektrolyse
Der elektrische Strom erzeugt in Leitern verschiedene Effekte, wie z. B. den thermischen Effekt (wurde
in der vorigen Lektion besprochen), den chemischen und den magnetischen Effekt. Du hast gelernt, dass in
Leitern die Elektronen die Ladungsträger sind, die den Strom bilden. In Flüssigkeiten (Salzlösungen) ist der
elektrische Strom aus positiven und negativen Ionen gebildet.
Definition
Stoffe, die in Wasser oder anderen Flüssigkeiten gelöst den elektrischen Strom leiten, heißen Elektrolyte.
Experimentelle Tätigkeit
Du hast einen Glasbecher (Berzelius-Becher), destilliertes Wasser oder Lei
tungswasser, eine 9-V-Batterie, eine 3,5-V-Glühbirne, 2 Graphitelektroden,
Kristalle von Kupfersulfat (CuSO4) und Kaliumpermanganat (KMnO4), Schalter,
Verbindungsleiter zur Verfügung. Baue den Stromkreis aus Abbildung II.63.
Löse bei offenem Stromkreis Kaliumpermanganat-Kristalle in destillier-
tem Wasser. Was beobachtest du? Schließe den Stromkreis. Was beobachtest du?
Abbildung II.63
Vertausche die Klemmen des Generators. Was stellst du fest?
78
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Schlussfolgerung
Bei offenem Stromkreis verteilt sich die violette Farbe des Kaliumpermanganats im gesamten Wasser-
volumen. Beim Schließen des Stromkreises bewegt sich die violette Färbung (MnO4–) zu der Elektrode, die
mit der positiven Klemme des Generators verbunden ist. Durch Vertauschen der Polarität der Elektroden
ändert sich der Bewegungssinn der Färbung.
Die Erklärung dieser Erscheinung ist folgende: in wässriger Lösung spaltet sich das KMnO4-Salz in
positive Ionen, Kathionen genannt, K+, und negative Ionen, Anionen genannt, MnO4–. Die negativen
MnO4– - Ionen der Lösung ergeben die violette Färbung.
Definition
Das Aufspalten aufgelöster Ionenverbindungen in positive und negative Ionen heißt elektrolytische Dissoziation.
Experimentelle Tätigkeit
Wiederhole den vorigen Versuch folgendermaßen: Gieße destilliertes Wasser in den Becher, führe
die zwei Elektroden ein und schließe den Stromkreis. Was beobachtest du? Öffne den Schalter und löse
Kupfersulfat-Kristalle im Wasser, danach schließe den Schalter und warte ein paar Minuten. Was stellst
du fest?
Schlussfolgerung
Wenn im Becher destilliertes oder Leitungswasser ist, wird beim Schließen des Stromkreises die Glüh-
birne gar nicht oder schwach leuchten. Wenn du ein Salz im Wasser löst, beginnt die Glühbirne zu leuchten,
und nach einigen Minuten lagert sich an der negativen Elektrode, der Kathode, eine dünne rötliche Kupfer-
schicht ab, während an der positiven Elektrode, der Anode, Gasbläschen aufsteigen. Folglich erhalten die
Ionen durch das Schließen des Schalters eine geordnete Bewegung und bilden einen elektrischen Strom,
dessen Effekte die Ablagerung eines Stoffes an der Kathode und das Aufsteigen von Gas an der Anode sind.
Merke dir!
Die wässrigen Lösungen einiger Stoffe (Salze, Säuren, Basen) sind Leiter. Wenn durch die Lösung
einiger metallischer Salze Strom fließt, lagern sich Metalle ab und entweichen Gase an den Elektroden.
Die CuSO4-Lösung enthält Cu+ + und SO4– – Ionen. Bei geschlossenem Stromkreis bewegen sich die Cu+
+
Ionen zur Kathode, wo sie zwei Elektronen aufnehmen, neutral werden und sich ablagern. Die SO4– –
Ionen geben zwei Elektronen an die Anode ab und werden zu SO4-Radikalen. Diese Radikale sind nicht
stabil und ergeben durch die Reaktion mit Wasser Schwefelsäure und Sauerstoff (2SO4 + 2H2O = 2H2SO4
+ O2). Der Sauerstoff häuft sich an der Anode als Gasbläschen an, die größer werden und in die Atmosphäre
entweichen.
Definition
Die gerichtete Bewegung der Ionen eines Elektrolyten zu den Elektroden, wo sie durch Elektronenaus-
tausch in Atome oder freie Radikale umgewandelt werden, heißt Elektrolyse.
79
Geschichtliches. Die Elektrolyse wurde im Jahr 1800 von William Nicholson und Johann Ritter ent-
deckt, die Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt haben. Im Jahr 1833 hat Michael Faraday die
Gesetze der Elektrolyse experimentell aufgestellt und die Begriffe Elektrolyse, Ion, Anion, Kathion, Anode
und Kathode eingeführt.
Anwendungen der Elektrolyse
Die Elektrolyse hat zahlreiche wichtige Anwendungen in der Industrie: die Elektrometallurgie und die Galva
notechnik.
In der Elektrometallurgie wird die Elektrolyse zur Herstellung reiner Metalle verwendet, z. B. Zink, Alu-
minium, Nickel, Gold, Silber, Platin. Ebenfalls durch Elektrolyse werden einige Metalle (z. B. Blei, Eisen,
Silber, Kupfer) gereinigt (raffiniert).
● Durch Galvanostegie oder Galvanisieren werden Gegenstände durch elektrolytische Ablagerung mit
einer korrosionsbeständigen Schicht überzogen, die dem Korrosionsschutz oder zur Verschönerung (Verzin-
ken, Vernickeln, Versilbern, Vergolden usw.) dient.
Ein gängiges Beispiel der Elektrolyse ist das Versilbern oder Vergolden eines Schmuckstü
ckes. Dabei wird das Schmuckstück an der
Kathode befestigt, der Elektrolyt enthält ein
Salz des Metalls, mit dem das Schmuck-
stück überzogen werden soll, und die Anode ist
aus dem Metall gefertigt, dessen Ionen in der Lö-
sung sind (Abbildung II.64).
● In der Galvanoplastik werden Skulpturen
nachgebildet durch das Herstellen von Plastiken
(Mustern) aus Kunststoff, die mit einer Graphit- elektrolytische Ablagerung
schicht überzogen werden, um sie leitfähig zu ma- Abbildung II.64
chen. Die Plastik wird als negative Elektrode in die Lösung eingeführt, die positive Elektrode besteht aus
dem Metall, aus dem die Nachbildung gemacht werden soll, und die Lösung enthält ein Salz dieses Metalls.
Eine Anwendung der Elektrolyse in der Medizin ist die Ionentherapie; eine Behandlung, bei der durch
elektrische Stimulation Medikamente durch die Haut eingeführt und gezielt auf kranke Gewebe gerichtet
werden. Der Patient hält seine Hände und Füße in Porzellangefäße mit einer bestimmten Lösung. Der
Strom, der durch den Körper und die Lösung fließt, befördert die Ionen des Salzes in den Organismus.
II.2.13. Erweiterung: Der Leistungstransfer in einem einfachen Gleichstromkreis
Angenommen ein Widerstand R ist an einen Generator mit der EMS E und dem inneren Widerstand r
geschaltet.
E2
Die gesamte Leistung des Generators ist: Pt = E ∙ I = (II.54)
R+r E
Die nützliche Leistung (die der äußere Stromkreis erhält) ist: Pext = P = U ∙ I = RI2 = R ∙ (II.55)
R+r
Aus der Beziehung (II.55) erhält man eine Gleichung II. Grades:
P ∙ R2 + (2Pr – E2 ) ∙ R + P ∙ r2 = 0, (II.56)
mit der Unbekannten R und deren Diskriminante Δ positiv sein muss:
∆ = (2Pr– E2 )2 – 4P2 ∙ r2 ≥ 0 (II.57)
Aus dieser Gleichung folgt: E2 ≥ 4 ∙ P ∙ r P ≤ E
2
4r
E2
Man erkennt, dass die Leistung einen maximalen Wert hat: Pmax = (II.58)
4r
Durch Vergleichen der Beziehungen (II.55) und (II.58) erkennt man, dass die Leistung eines Verbrauchers
maximal ist, wenn: R = r.
80
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Merke dir!
Die vom Generator an den äußeren Stromkreis gelieferte Leistung ist maximal, wenn der Wider-
stand des äußeren Stromkreises gleich mit dem inneren Widerstand des Generators ist, und hat den
E2
Wert: Pmax =
4r
Bei maximalem Leistungstransfer ist der Wirkungsgrad eines Stromkreises 50 %.
Eine Batterie mit der EMS E = 6 V liefert in einen Stromkreis eine maximale Stromstärke Imax = 3 A
(Kurzschluss). Welches ist die maximale Leistung auf einem Verbraucher?
Bewertungstätigkeiten
Eigenschaft
Erstelle ein Diagramm wie in nebenstehender Abbildung
mit dem Thema: a) Das Elektrisieren. Die elektrische Ladung; Eigenschaft Eigenschaft
THEMA
b) Der elektrische Stromkreis; c) Die Gesetze des elektrischen
Stromkreises; d) Die elektrische Energie und Leistung; e) Die Eigenschaft Eigenschaft
Fragen:
1. Was geschieht, wenn die Klemmen eines Amperemeters durch die Steckdose mit dem Strom-
netz verbunden werden?
2. Wir können gefahrlos beide Gleise einer Straßenbahn gleichzeitig berühren, obwohl durch diese
ein sehr starker Strom fließt. Wieso bekommen wir keinen Stromschlag?
3. Wann verbraucht ein Wasserkocher mehr elektrische Energie: wenn Wasser in ihm ist oder wenn
er leer ist?
Wahr oder falsch
4. Bewerte folgende Aussagen mit wahr oder falsch. Formuliere die falschen Aussagen so um, dass
sie richtig sind.
● Der elektrische Strom ist stationär, wenn der Stromsinn sich zeitlich nicht verändert.
● Der Ersatzwiderstand der Parallelschaltung ist gleich mit der Summe der Kehrwerte der Widerstände.
● Der Ersatzwiderstand der Reihenschaltung ist kleiner als jeder einzelne Widerstand.
Wiederholungsaufgaben
1. Eine Kugel mit der Masse von 8 g und der Ladung von 2 nC hängt in der Luft an einem isolie-
renden Faden. Berechne die Fadenspannung, wenn unter der Kugel im Abstand von 4 cm eine zweite
Kugel mit der Ladung von 4 µC ist. Das System ist im Gleichgewicht. Bekannt sind: k = 9 ∙109 Nm2/C2
und g = 10 m/s2.
2. Durch einen Stromkreisabschnitt, an dessen Enden eine Spannung von 50 V angelegt wird, fließt
ein Strom von 2 A. Welchen Wert hat die Spannung, wenn durch den Stromkreisabschnitt ein Strom von
1,2 A fließt? Welchen Widerstand hat der Stromkreisabschnitt?
3. Nachdem an eine Batterie mit der EMS von 24 V eine elektrische Klingel angeschlossen wurde, ist
die Spannung an den Klemmen der Batterie auf 20 V gesunken bei einer Stromstärke von 2 A. Welches
ist die Kurzschlussstromstärke des Stromkreises?
81
II.3. Der magnetische Effekt des elektrischen Stromes
In der 6. Klasse hast du gelernt, dass Magnete Körper sind, die Gegenstände aus Eisen, Eisenlegierun-
gen oder ferromagnetische Stoffe wie Kobalt, Nickel und deren Legierungen anzieht.
Du hast außerdem gelernt, dass ein Dauermagnet (oder Permanentmagnet) ein Körper ist, der zeitlich
konstante magnetische Eigenschaften hat, während temporäre Magnete ihre magnetischen Eigenschaften
verlieren, wenn die äußere Magnetisierungsquelle entfernt wird.
Dauermagnete findet man in der Natur als Magnetiterz.
Abbildung II.65
Beschreibe die oberen Abbildungen. Finde Einteilungskriterien.
Merke dir!
Ebenfalls in der 6. Klasse hast du das Magnetfeld kennengelernt. Ein Magnetfeld kann mithilfe der Feldli-
nien beschrieben werden. Die Feldlinien eines Magnetfeldes bilden das magnetische Feldspektrum.
Lerne aus Bildern! Erkenne die Gegenstände und beschreibe, wofür sie verwendet werden. Was haben
diese Geräte gemeinsam?
Abbildung II.66
Diese Geräte haben elektrische und magnetische Erscheinungen gemeinsam. Die elektrischen und die
magnetischen Erscheinungen, die unterschiedlich sind, überlagern sich.
Geschichtliches. Der dänische Physiker Hans Christian Oersted (1777 – 1851) hat im Jahr 1820 fest-
gestellt, dass ein stromdurchflossener Leiter in seiner Umgebung ein Magnetfeld erzeugt. Mit dieser Ent-
deckung hat er die Grundlagen für ein neues Teilgebiet der Physik, den Elektromagnetismus, gelegt. Der
Elektromagnetismus untersucht die Wechselwirkung zwischen dem elektrischen Strom und dem Magnetfeld.
82
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Diesen bekannten Versuch, der den Zusammenhang zwischen der elektrischen
Energie und dem Magnetismus zeigt, hat Oersted am 21. April 1820, im Alter
von 42 Jahren, während einer Vorlesung durchgeführt. 18 Jahre zuvor, im Mai
1802, hat der Italiener Gian Domenico Romagnosi die magnetischen Effekte
der Elektrizität entdeckt. Seine Versuchsergebnisse wurden in der Zeitschrift
Trento et Rovereto veröffentlicht; er hat außerdem auch eine Nachricht an die
Hans Gian
Französische Wissenschaftliche Akademie geschickt, die übergangen wurde. Christian Domenico
Der dänische Physiker Oersted hat den Beitrag Romagnosis zur Ent Oersted Romagnosi
(1777 – 1851) (1761 – 1835)
deckung des Elektromagnetismus anerkannt. Abbildung II.67
Experimentelle Tätigkeit
2. Benötigte Materialien:
Glühbirne, Stativ mit Anschlüssen, Batterie, Verbindungsdrähte,
Klemmen, Schalter, Magnetnadel. Batterie
Verbindungsleiter
● Durchführung: linearer Leiter
Baue den Stromkreis aus Abbildung II.69 und schließe ihn. Vertausche
die Anschlüsse an die Batterie und schließe den Stromkreis. Abbildung II.69
Was beobachtest du? Die Magnetnadel bewegt sich, wenn durch den
Leiter Strom fließt. Abbildung II.70
3. Benötigte Materialien:
6-V-Batterie, Stativ, ebene, isolierende Unterlage (aus Pappe, Ple-
xiglas oder Holz) mit einer mittigen Öffnung, elektrische Leiter, Schalter,
Rheostat, Magnetnadel.
● Durchführung:
Führe den Leiter durch die Öffnung der isolierenden Unterlage, die ho-
rizontal zwischen zwei Stäben des Stativs hängt, wie in Abbildung II.70.
Schalte ein Ende des Leiters an die Batterie und das andere an den Rheostat. R
Schließe den Stromkreis mit dem Schalter. Wiederhole den Versuch für ver- E
schiedene Positionen der Magnetnadel. Was beobachtest du? Die Magnet-
nadel wird abgelenkt, wenn durch den Leiter Strom fließt. Beim Schließen
des Stromkreises richtet sich die Nadel senkrecht auf den Leiter aus, tangential an einen imaginären Kreis
mit dem Mittelpunkt auf dem Leiter und der durch die Mitte der Magnetnadel geht. Beim Umkehren des
Stromsinnes richtet sich die Nadel auf derselben Richtung aus, aber im entgegengesetzen Richtungssinn.
Wenn der Stromkreis geöffnet ist, zeigt die Magnetnadel den geografischen Nordpol.
83
4. Benötigte Materialien:
Abbildung II.71
Glühbirne, Galvanometer, Stabmagnet, Kupferdraht, Verbindungs- elektrische Spannung
law/latest/faradays-law_ro.html).
● Durchführung:
Baue den Stromkreis aus Abbildung II.71. Führe den Magneten in die Feldlinien Nord Süd
Spule ein. Was beobachtest du? Ziehe den Magneten aus der Spule heraus.
Was beobachtest du? Die Glühbirne leuchtet und die Nadel des Galvanometers bewegt sich, wenn der
Magnet in die Spule/aus der Spule bewegt wird.
Schlussfolgerung
Ein linearer, stromdurchflossener Leiter verändert die Ausrichtung der Magnetnadel. Das Umkehren des
Stromsinnes bewirkt die Umkehrung der Ausrichtung der Magnetnadel. Der Leiter wirkt auf die Magnet-
nadel nur solange er vom Strom durchflossen wird.
Experimentelle Tätigkeit
Definition
Die Spule/das Solenoid besteht aus gleichen, parallelen, äquidistanten Windungen, die senkrecht zur Symme-
trieachse sind und durch Aufwickeln eines isolierten elektrischen Leiters auf einen Eisenkern erhalten werden.
Die wichtigste Eigenschaft der Spule ist das Speichern der magnetischen Energie. Die Feldlinien
außerhalb einer Zylinderspule sind identisch mit denen eines Stabmagneten, sodass sich die Zylinderspule
wie ein Stabmagnet verhält – als hätte sie einen Nordpol an einem Ende und einen Südpol an dem anderen.
Merke dir!
Eine stromdurchflossene Spule verhält sich wie ein Stabmagnet. Die Magnetpole vertauschen sich,
wenn der Stromsinn durch die Spule umgekehrt wird.
Ein stromdurchflossener Leiter erzeugt in seiner Umgebung ein Magnetfeld, das mit einer Magnet-
nadel nachgewiesen werden kann.
84
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Schlussfolgerung
85
II.3.1. Experimentelles (qualitatives) Studium des magnetischen Effektes.
Elektromagnete.
Heute wirst du erfahren, was Elektromagnete sind. Der Name Elektromagnet hilft uns zu erkennen, wo-
rum es sich handelt. Der erste Teil des Wortes elektro- bezieht sich auf die Elektrizität und der zweite Teil
des Wortes ist -magnet; folglich ist ein Elektromagnet ein durch Elektrizität entstandener Magnet.
Ein stromdurchflossener Leiter erzeugt ein Magnetfeld. Der einfachste Elektromagnet ist ein einzelner,
stromdurchflossener, spiralförmiger Leiter. Das Magnetfeld einer solchen Spule entspricht dem eines Stabmag-
neten. Wenn wir einen Eisenstab (oder einen aus Nickel, Kobalt usw.) in die Spule einführen, wird der Stab zu
einem Magneten. Die elektrische Energie für einen Elektromagneten kann von einer Batterie stammen.
Das Magnetfeld kann verstärkt werden, indem man die Stromstärke erhöht oder die Anzahl der Windun-
gen vergrößert. Was meinst du, was geschieht, wenn man beides macht? Der Magnet wird noch stärker sein!
Wenn du einen Elektromagneten baust: ● Wirst du wissen, unter welchen Bedingungen ein elektri
scher Strom ein Magnetfeld erzeugt. ● Wirst du die Bauweise eines Elektromagneten beschreiben können.
● Wirst du verstehen, wie ein Elektromagnet funktioniert. ● Wirst du wissen, wie man die Stromstärke
mithilfe der Bauparameter verändert.● Wirst du die Anwendungen der Elektromagnete verstehen.
Experimentelle Tätigkeit
● Benötigte Materialien:
Pappzylinder (von einer Küchenrolle), Spannungsquelle von 6 V und von 9 V, Gummiband/Isolier-
band, Bleistift, Metallschraube/Nagel, 1m langer isolierter Leiter, Heftklammern.
● Durchführung:
– entferne die Isolierung von den Enden des Leiters;
– wickele den Leiter der Reihe nach auf den Pappzylinder, den Bleistift und den Nagel;
– verbinde die Enden des Leiters mithilfe des Gummibandes oder des Isolierbandes mit der Batterie;
– nähere den so gebauten Elektromagneten den Heftklammern;
– fülle die untere Tabelle aus.
Anzahl der Anzahl angezoge- Anzahl angezogener Anmerkun-
Windungen ner Heftklammern Heftklammen gen
6-V-Spannung 9-V-Spannung Schlussfol-
gerungen
Bleistiftkern
Pappkern
Eisenkern (Nagel/Schraube)
1. Stelle grafisch dar, wie sich die Stärke des Elektromagneten geändert hat, als du die Anzahl der
Windungen des Elektromagneten verändert hast.
2. Stelle grafisch dar, wie sich die Stärke des Elektromagneten geändert hat, als die Batterie gewechselt
wurde.
Merke dir!
Ein Elektromagnet ist eine Vorrichtung, gebildet aus einer Spule aus isoliertem Draht, der um einen
weichen Eisenkern gewickelt ist und magnetisch wird, wenn Strom durch ihn fließt.
86
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Ein Elektromagnet ist ein Magnet, der mit Elektrizität funktioniert. Zum Unterschied zu einem Dauermag-
neten kann die Stärke eines Elektromagneten leicht verändert werden durch Verändern der Stromstärke, die
ihn durchfließt. Die Pole des Elektromagneten können durch Verändern des Stromsinnes vertauscht werden.
Ein Elektromagnet funktioniert, weil ein stromdurchflossener Leiter ein Magnetfeld in seiner Umgebung
erzeugt.
1. Wie kann ein Ingenieur einen Elektromagneten umbauen, um die Stärke des Magnetfeldes zu
verändern?
2. Nenne einige Anwendungen der Elektromagnete.
II.3.2. Die Kraft eines Elektromagneten als Funktion des Stromes (Stärke
und Richtungssinn) und als Funktion der Konstruktionsparameter der Spule
(Querschnitt, Anzahl der Windungen, Kernmaterial)
Du hast gelernt, dass die Spule ein Stromkreiselement mit zwei Enden ist, das aus mehreren Windungen
eines isolierten Leiters und einem magnetischen Kern gebildet ist.
Die Spule wird durch die physikalische Größe elektrische Induktivität L charakterisiert, welche die Fähig-
keit der Spule beschreibt, Energie im Magnetfeld zu speichern.
Die Maßeinheit der elektrischen Induktivität ist Henry (H). In der Praxis werden dezimale Teile der
Maßeinheit verwendet:
Millihenry (mH): 1mH = 0,001H = 10–3H
Mikrohenry (μH): 1μH = 0,000 001H = 10–6H
Nanohenry (nH): 1nH = 0,000 000 001H = 10–9H
Merke dir!
Die elektrische Induktivität L ist von den Konstruktionsparametern der Spule abhängig.
N2S
L=μ
l
wo μ = magnetische Permeabilität, die den Magnetkern beschreibt,
N = Anzahl der Windungen, S = transversale Querschnittsfläche der Spule, l = Spulenlänge.
Spule, Induktivität
Symbole der Spule: Abbildung II.77
Spule, veränderliche Induktivität
87
Experimentelle Tätigkeit
● Benötigte Materialien:
zwei U-förmige, verschieden große Magnete, eine iso-
lierende Unterlage, eine Batterie, Verbindungsleiter, zwei eisenfreie
Metallständer, ein Schalter.
● Durchführung:
1. Baue die Vorrichtung aus Abbildung II.78.
2. Schließe und öffne danach den Stromkreis. Was beobach-
test du?
3. Ändere den Stromsinn.
4. Vertausche die Position der Magnetpole.
5. Verändere die Stromstärke. Abbildung II.78
6. Wiederhole den Versuch mit dem anderen Magneten.
Was beobachtest du? Bei offenem Stromkreis ist der Leiterrahmen waagerecht und bei geschlosse-
nem Stromkreis wird er abgelenkt.
Wenn die Position der Pole oder der Stromsinn vertauscht werden, wird der Leiterrahmen in die andere
Richtung abgelenkt.
Der Ablenkungswinkel des Leiterrahmens steigt proportional zur Stromstärke.
Wenn der Winkel zwischen Leiter und Feldlinien verschieden von 90° ist, ist die Ablenkung eine andere.
Die Ablenkung ist abhängig vom verwendeten Magneten, also sind Magnete nicht gleich stark. Du kannst
die Effekte eines Magneten aghängig von der Kraft, die er auf einen Leiter ausübt, und aghängig von der
Stromstärke durch den Leiter ausdrücken. Die entsprechende physikalische Größe heißt magnetische
Induktion und wird mit dem Buchstaben B bezeichnet.
Das Magnetfeld wird durch die vektorielle physikalische Größe magnetische Induktion B beschrieben.
Merke dir!
Der Vektor magnetische Induktion B ist in jedem Punkt an die magnetischen Feldlinien tangential
und hat denselben Richtungssinn wie die Feldlinien.
Die Maßeinheit der magnetischen Induktion ist Tesla (T)
[F]SI N
[B]SI = = =T
[I]SI ∙ [l]SI A ∙ m
Ein Tesla ist die magnetische Induktion eines gleichförmigen Magnetfeldes, das eine Kraft von 1
Newton auf die Längeneinheit eines Leiters ausübt, der senkrecht auf die Feldlinien ist und von einem
Strom von 1 Ampere durchflossen wird. Wenn der Leiter senkrecht zur Magnetachse steht, wird die
magnetische Induktion mit folgender Formel berechnet:
F
B=
I∙l
Die Kraft, mit der ein Magnet auf einen stromdurchflossenen Leiter wirkt, heißt elektromagnetische
Kraft. Die elektromagnetische Kraft ist direkt proportional zu: ● der magnetischen Induktion; ● der
Länge des stromdurchflossenen Leiters; ● der Stromstärke durch den Leiter; und ist abhängig von der
Ausrichtung des stromdurchflossenen Leiters in Bezug auf die magnetischen Feldlinien.
F = B ∙ I ∙ l ∙ sin α,
wo α der Winkel zwischen der Richtung des Leiters und der Richtung des Vektors magnetische Induktion ist.
88
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Merke dir! B
Die elektromagnetische Kraft, die ein gleichförmiges Magnetfeld auf einen linearen, stromdurchflosse-
nen Leiter ausübt, ist direkt proportional zu der Stromstärke durch den Leiter, zu der Leiterlänge im Mag-
netfeld und zu der magnetischen Induktion des Magnetfeldes.
Merke dir!
Berechne die Induktivität einer Spule mit magnetischem Kern μ = 4π ∙ 10–7 H/m, die N = 100 Windungen,
die Länge l = 1 cm und den Durchmesser d = 5 mm hat.
Experimentelle Tätigkeit
● Benötigte Materialien:
2 lineare Leiter/2 Rahmenspulen, isolierender Ständer, Verbindungsleiter, Spannungsquellen.
● Durchführung:
1. Hänge die zwei linearen Leiter an jeweils einen isolierenden Ständer, sodass sie parallel und in
einem Abstand von 1–2 cm voneinander sind.
2. Schalte jeden Leiter an eine Spannung von 3 VDC, sodass die Ströme denselben Richtungssinn
haben.
3. Schalte die Leiter an die Spannungsquellen, sodass die Ströme entgegengesetzten Richtungssinn
haben.
89
Schlussfolgerung
Zwei parallele stromdurchflossene Leiter ziehen sich an, wenn die Ströme gleichgerichtet sind. Zwei
parallele stromdurchflossene Leiter stoßen sich ab, wenn die Ströme entgegengesetzt gerichtet sind
(Abbildung II.80).
ziehen stoßen
sich an sich ab
B
F F F F
B a) B Abbildung II.80 B b)
II.3.3. Anwendungen
Du hast bereits erfahren, dass die elektromagnetische Kraft, mit der ein gleichförmiges Magnetfeld auf
einen stromdurchflossenen Leiter wirkt, direkt proportional zur magnetischen Induktion, zur Stromstärke
und zur Leiterlänge ist. Sie ist ebenfalls von der Ausrichtung des Leiters im Magnetfeld abhängig.
Verschiedene Geräte funktionieren aufgrund der Wechselwirkung zwischen einem Magnetfeld und
einem elektrischen Strom: die Messgeräte aus dem Physiklabor (das Amperemeter, das Galvanometer, das
Voltmeter), die Magnetschwebebahn, der hydrodynamische Magnetantrieb, die elektrische Klingel, die
elektronische Waage, die Elektromotoren.
90
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Der Elektromotor
Lerne aus Bildern!
Ingenieure verwenden Elektromagnete beim Planen
und Bauen von Motoren. Diese kommen in vielen Alltags-
geräten vor, obwohl wir das gar nicht bemerken.
Abbildung II.83
Merke dir!
Der Elektromotor ist eine Vorrichtung, die elektrische Energie in mechanische Energie umwandelt.
Experimentelle Tätigkeit
Der Motor dreht sich weiter, wenn er anfangs in die richtige Richtung angestoßen wird. Er wird sich
nicht drehen, wenn er anfangs in entgegengesetzte Richtung angestoßen wird.
91
Lern- und Selbstbewertungstätigkeiten
Abbildung
1. Nenne 5 Geräte, die aufgrund eines Elektromotors funktionieren. II.86
2. Zeichne in Abbildung II.86 den Stromsinn, die elektromagnetische Kraft und die magnetischen Feldlinien.
3. Baue ein Spielzeug, das einen Elektromotor enthält.
Zusammenfassung
Körper können durch Reibung, durch Kontakt oder durch Influenz elektrisiert werden.
Die elektrische Ladung ist die physikalische Größe, die den Elektrisierungszustand eines Körpers beschreibt.
Das Coulombsche Gesetz beschreibt die Wechselwirkungskraft zwischen zwei punktförmigen Ladungen:
|q ∙ q |
F=k 1 2 2 .
r
Der elektrische Widerstand eines Leiters ist das Verhältnis zwischen der angelegten Spannung und der
Stromstärke durch den Leiter:
U
R = I . Der elektrische Widerstand wird in Ohm gemessen.
l
Der elektrische Widerstand eines linearen Leiters ist: R = ρ .
S
U E
Die Ohmschen Gesetze für einen Stromkreisabschnitt: I = ; für den gesamten Stromkreis: I =
R E R+r
Bei Kurzschluss ist R 0 und die Kurzschlussstromstärke ist: Isc = .
r
Im Leerlauf-Betrieb ist R → ∞ und die Spannung ist: U = E.
Die Kirchhoffschen Gesetze:
(I.) Die Summe der Intensitäten der Ströme, die in einen Knoten hineinfließen, ist gleich mit der Summe der
Intensitäten der Ströme, die diesen Knoten verlassen.
(II.) Die algebraische Summe der elektromotorischen Spannungen einer Netzmasche ist gleich mit der alge-
braischen Summe der Spannungen auf den Zweigen der Masche.
Das Joulesche Gesetz: Q = R ∙ I2 ∙ Δt
Die Effekte des elektrischen Stromes sind: der thermische, der chemische und der magnetische Effekt.
Ein stromdurchflossener Leiter erzeugt in seiner Umgebung ein Magnetfeld. Der magnetische Effekt wird zur Her-
stellung von starken Magneten verwendet, oder um die Ablenkung eines stromdurchflossenen Leiters zu bestimmen.
Die Spule wird mit der physikalischen Größe elektrische Induktivität L charakterisiert, welche die Fähigkeit
N 2S
der Spule beschreibt, Energie im Magnetfeld zu speichern: L = μ
l
wo μ = die magnetische Permeabilität, welche den magnetischen Kern beschreibt; N = die Anzahl der
Windungen; S = die transversale Querschnittsfläche der Spule; l = die Spulenlänge.
Der Vektor magnetische Induktion B beschreibt das Magnetfeld in einem Punkt, ist in jedem Punkt an die
magnetischen Feldlinien tangential und hat denselben Richtungssinn wie die Feldlinien.
[F]SI N
Die Maßeinheit der magnetischen Induktion ist Tesla: [B]SI = = =T
[I]SI ∙ [l]SI A ∙ m
Ein Tesla ist die magnetische Induktion eines gleichförmigen Magnetfeldes, das eine Kraft von 1 Newton auf
die Längeneinheit eines stromdurchflossenen Leiters ausübt, der senkrecht auf die Feldlinien ist und von einem
Strom von 1 Ampere durchflossen wird.
Die Kraft, mit der ein Magnet auf einen stromdurchflossenen Leiter wirkt, heißt elektromagnetische
Kraft. Der Wert der elektromagnetischen Kraft ist: F = B ∙ I ∙ l ∙ sin α, wo α der Winkel zwischen dem Leiter und
dem Vektor magnetische Induktion ist.
92
II. Elektrische und magnetische
Erscheinungen
Fachübergreifende Tätigkeit
Betrachte die Zeichnung aus Abbildung II.87 und löse folgende Aufgaben:
1. Erkenne die gelernten Größen und ihre Maßeinheit.
2. Schreibe ein kurzes Referat über die Begriffe, die du in diesem Kapitel
gelernt hast.
3. Erstelle eine Zeichnung mit so vielen physikalischen Begriffen wie mö-
glich. Zeige und erkläre die Zeichnung deinen Kollegen. Verwende dabei eine
wissenschaftliche Sprache und nenne so viele Einzelheiten wie möglich.
4. Erstelle eine Zeichnung, ähnlich der aus nebenstehender Abbildung, in
der du die Effekte des Magnetfeldes beschreibst.
Abbildung II.87
Bewertungstest Ein Punkt wird von Amts wegen erteilt.
93
III.
III.1. Einleitung
OPTISCHE
ERSCHEINUNGEN
III.1.1. Lichtquellen
Jeder Körper, der Licht aussendet, ist eine Lichtquelle.
Merke dir!
Merke dir!
Damit wir ein Objekt sehen können, muss dieses eine Lichtquelle sein (primäre oder sekundäre) und
das Licht, das von ihm ausgeht, muss ins Auge gelangen.
Erstelle ein Referat zum Thema Die Biolumineszenz. Licht, das von lebendigen Organismen erzeugt
wird.
94
III. Optische
Erscheinungen
III.1.2. Die Ausbreitung des Lichtes in verschiedenen
Medien (die Absorption, die Dispersion, die Farbe
der Körper usw.)
Du weißt aus der 6. Klasse, dass es lichtdurchlässige Körper (durch
sichtige oder durchscheinende Körper) und lichtundurchlässige Körper
(undurchsichtige Körper) gibt. Du hast außerdem über die Reflexion und die
Brechung gelernt.
Du weißt, dass die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum c = 300 000 km/s =
= 3 · 108 m/s beträgt und dass die Lichtgeschwindigkeit in jedem anderen Abbildung III.3
Medium kleiner als dieser Wert ist.
Du wirst nun von optischen Erscheinungen erfahren, die während der Ausbreitung des Lichtes in einem
Medium auftreten.
Die Sonnenkollektoren – fotovoltaische Elemente (Abbildung III.3) – treffen wir im Alltag an. Es gibt
viele Geräte, die von einem fotovoltaischen Generator (Sonnenkollektor) betrieben werden, wie z. B.:
Straßenlampen, Gartenlampen, Taschenrechner, Haushaltsgeräte, Bewässerungspumpen usw. Die fotovol
taischen Elemente wandeln die Lichtenergie in elektrische Energie um.
Merke dir!
Definition
Die Absorption des Lichtes ist die Abschwächung der Lichtenergie beim Durchqueren eines durchsich
tigen Mediums wegen der Wechselwirkung des Lichtes mit den Partikeln des Mediums. Die vom Medium
absorbierte Energie wird in andere Energieformen umgewandelt (thermische, elektrische Energie usw.)
Hast du dich jemals gefragt, was weißes Licht ist und wie ein Re-
genbogen entsteht (Abbilgung III.5)?
Zuerst musst du wissen, dass das weiße Licht (oder das Tageslicht)
eine Kombination aller Farben ist.
Abbildung III.5
Definition
Die Dispersion des Lichtes ist das Zerlegen des Lichtes aufgrund der Brechung in die Farben, aus denen
es besteht.
95
Im Labor wird die Dispersion mithilfe eines opti-
schen Glasprismas erzeugt (Abbildung III.6). Rot
Orange
Gelb
In der Natur sind die Prismen die Wassertropfen. Grün
t
Blau
ich
Deshalb erscheint der Regenbogen nach dem Regen oder Indigo
L
es
in der Nähe von großen Wasserfällen, wenn die Sonne Violett
iß
we
am Horizont steht (Abbildung III.5). Abbildung III.6
Definition
Die Gesamtheit der Farbkomponenten des weißen Lichtes (Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo,
Violett) bilden das Farbspektrum des weißen Lichtes.
Mithilfe eines einfachen Versuches kannst du die Farben
überlagern, um weißes Licht zu erhalten. Du musst dafür die
Newton-Scheibe bauen. Dieses ist eine Scheibe mit den sie
ben Farben des Lichtspektrums (Abbildung III.7. a). Wenn
die Scheibe mit großer Geschwindigkeit gedreht wird, sieht
man sie weiß (Abbildung III.7. b).
Abbildung III.7. a) Abbildung III.7. b)
Warum sind manche Körper blauer Filter roter Filter
weißes Licht
grün und andere blau, weiß oder weißes weißes
schwarz (Abbildung III.8)? Schwarz Licht Licht
Die Absorption des Lichtes Weiß
ist abhängig von der Lichtfarbe, Blau
die durch das Medium dringt. Grün
Manche Farben werden stärker, Rot
andere weniger absorbiert. Abbildung III.8. a) Abbildung III.8. b)
Merke dir!
Ein Körper wird rot wahrgenommen (durch Reflexion oder Transmission), wenn der Stoff, aus dem er
besteht, die Farbe Rot nicht absorbiert (alle anderen Farben werden absorbiert), er wird grün wahrgenom
men, wenn der Stoff, aus dem er besteht, die Farbe Grün nicht absorbiert usw. (Abbildung III.8. a). Ein
Körper wird weiß gesehen, wenn keine der Farbkomponenten des weißen Lichtes absorbiert wird, und ein
Körper wird schwarz gesehen, wenn alle Farben des weißen Lichtes absorbiert werden. Die fotografischen
Filter funktionieren auf dieselbe Weise (Abbildung III.8. b).
Merke dir!
Die Farbe der Körper wird mit den Erscheinungen Absorption, Refle
xion und Transmission des Lichtes erklärt.
Ein roter Körper (Abbildung III.9 a) wird zum Beispiel schwarz gesehen, Abbildung Abbildung
wenn aus dem einfallenden Licht die rote Komponente fehlt (Abbildung III.9. b). III.9. a) III.9. b)
96
III. Optische
Erscheinungen
Kuriositäten
Der englische Physiker Isaac Newton hat als Erster im Jahr 1672 das
weiße Licht mithilfe eines Glasprismas zerlegt (Abbildung III.10). Er hat
außerdem ein zweites Prisma in den Weg des Lichtes gehalten, das vom
ersten Prisma gebrochen wurde und damit gezeigt, dass Rot, Grün und
Blau nicht mehr weiter zerlegt werden können; es sind Primärfarben.
Newton hat auch Weiß und Schwarz als Farben ausgeschlossen. Heut-
Abbildung III.10
zutage weiß man, dass alle Farben und Farbtöne, die der Mensch wahr-
nehmen kann, aus den drei Primärfarben Grün, Rot und Blau bestehen.
Lerne aus Bildern!
Betrachte die Abbildung III.11, um zu erkennen, wie man durch
Überlagerung der Primärfarben die anderen Farben erhält.
III.1.3. Die Lichtstrahlen/das Lichtbündel
Abbildung III.11
Wie breitet sich das Licht aus?
Experimentelle Tätigkeit
Schlussfolgerung
Das Licht breitet sich in einem durchsichtigen, homogenen und isotropen Medium geradlinig aus.
Definition
97
Definition
Der Lichtstrahl ist ein abstrakter Begriff, definiert als die Gerade, entlang deren sich das Licht in einem
durchsichtigen, homogenen und isotropen Medium ausbreitet.
Die Lichtstrahlen werden verwendet, um die Ausbreitung des Lichtes in einem optischen System dar
zustellen, indem man das reelle Lichtfeld in einzelne Lichtstrahlen aufteilt.
Laut diesem Modell wird angenommen, dass ein reelles Lichtbündel aus mehreren Lichtstrahlen gebil
det ist. Ein Lichtbündel kann parallel, konvergent oder divergent sein (Abbildung III.14).
Wortlaut
Auch experimentell wurde festgestellt, dass der Weg eines Lichtstrahls in einem optischen System
derselbe ist, unabhängig vom Richtungssinn seiner Ausbreitung.
98
III. Optische
Erscheinungen
Wortlaut
Definition
Definition
Eine ebene, glatte Fläche, die das Licht reflektiert, ist ein ebener Spiegel (Abbildung III.19).
Experimentelle Tätigkeit
99
Richte einen Laserstrahl auf den Spiegel, genau auf die Mitte des gezeichneten Winkelmessers (Abbil
dung III.19). Halte den Laser so, dass der einfallende Strahl in der Blattebene ist, also auf dem Papier ge
sehen werden kann. Bezeichne mit dem Bleistift den Punkt da, wo der einfallende Lichtstrahl den Winkel
messer berührt (Punkt A) und einen anderen Punkt da, wo der reflektierte Strahl den Winkelmesser verlässt
(Punkt B) (Abbildung III.20). Lies auf dem Winkelmesser die Werte der Winkel für die Punkte A und B.
Du erhältst so den Einfallswinkel und den Reflexionswinkel . Wiederhole den Versuch für verschiedene
Einfallswinkel. ● Berechne das Verhältnis der beiden Winkel. Schreibe die Werte in eine Ergebnistabelle:
Nr. ° °
/
° ° ( / )Medium Δ( / ) [Δ( / )] Medium
Schlussfolgerung
Der einfallende Lichtstrahl, die Normale auf den Spiegel im Einfallspunkt und der reflektierte Strahl
befinden sich in derselben Ebene. Das Verhältnis = 1.
Wortlaut
Die Reflexionsgesetze
1. Der einfallende Lichtstrahl, die Normale auf die Trennfläche im Einfallspunkt und der reflektierte
Strahl befinden sich in derselben Ebene (Einfallsebene).
2. Der Einfallswinkel ist gleich mit dem Reflexionswinkel.
=
Im Allgemeinen haben die natürlichen Oberflächen, auf denen die Reflexion auf
tritt, kleine Unebenheiten, sodass ein parallel einfallendes Bündel gestreut wird. Man Abbildung III.21
sagt, die Reflexion ist diffus und die durch Reflexion erhaltenen Bilder sind unscharf (Abbildung III.21).
Bilder in ebenen Spiegeln
Um die Entstehung der Bilder in ebenen Spiegeln zu erklären, verwendet man die Reflexionsgesetze und die
Tatsache, dass Bilder nur gesehen werden können, wenn die vom Spiegel reflektierten Lichtstraheln ins Auge
des Beobachters gelangen (Abbildung III. 22).
100
III. Optische
Erscheinungen
Betrachtet man die Zeichnung aus Abbildung III.22, kann man behaupten, dass ∆SʼAB kongruent mit
∆SAB ist (da beide rechtwinklig sind, eine gemeinsame Seite AB und gleiche Winkel ASB = ASʼB haben).
Daraus folgt, dass SʼA = AS, also ist das Bild Sʼ symmetrisch mit dem Objekt S in Bezug auf den Spiegel.
Merke dir!
Bei einer geometrischen Konstruktion erhält man das virtuelle Bild im Schnittpunkt der Verlängerun
gen der reflektierten Strahlen und bei einem Versuch kann es nicht auf einem Schirm gesehen werden.
Das reelle Bild kann auf einem Schirm gesehen werden, da es im Schnittpunkt der reflektierten
Strahlen entsteht.
Das Auge kann nicht reelle Bilder von virtuellen unterscheiden.
In Abbildung III.23 kannst du das Bild sehen, das ein ebener Spiegel von einem Ob
jekt erzeugt (das Bild eines Flamingos, das durch Reflexion an der Wasseroberfläche
entstanden ist).
Merke dir!
Das Bild, das ein ebener Spiegel von einem Objekt erzeugt:
– ist virtuell;
– ist symmetrisch zu dem Objekt in Bezug auf den Spiegel (der Abstand
Bild-Spiegel ist gleich mit dem Abstand Objekt-Spiegel);
– ist gleich groß mit dem Objekt.
Abbildung III.23
Anmerkung
Objektpunkt
● Für alle Richtungen der einfallenden Strahlen, die vom
Objektpunkt ausgehen, gehen die Richtungen der vom Spiegel
reflektierten Strahlen durch den Bildpunkt (Abbildung III.24).
● Wir werden von nun an den Bildpunkt immer symmetrisch
zu dem Objektpunkt in Bezug auf den ebenen Spiegel zeichnen.
Kuriositäten
101
Experimentelle Tätigkeit
Schlussfolgerung
Die Bilder des Spiegelsystems sind nur aus einem bestimmten Bereich des Raumes zu sehen. Mit klei-
ner werdendem Wert des Winkels zwischen den Spiegeln wird die Anzahl der erzeugten Bilder größer.
Du kannst die Formel zur Berechnung der Anzahl der Bilder als Funktion des Winkels zwischen den
360
Spiegeln überprüfen: Anzahl Bilder = –1
α
Wie viele Bilder eines bunten Flecks sieht man, wenn die zwei Spiegel parallel sind?
Sphärische Spiegel (Kugelspiegel)
Kugelspiegel sind sphärische Flächen, die das Licht reflek-
tieren. Es gibt zwei Arten:
● Hohlspiegel (oder Konkavspiegel) – die reflektierende Ober
fläche befindet sich innerhalb der Kugel; beim Hohlspiegel wird
das parallel einfallende Lichtbündel zu einem konvergenten Bündel
– Abbildung III.26 a).
● Wölbspiegel (oder Konvexspiegel) – die reflektierende Ober Abbildung III.26 a) Abbildung III.26 b)
fläche befindet sich außerhalb der Kugel; beim Wölbspiegel wird das parallel einfallende Lichtbündel zu
einem divergenten Bündel – Abbildung III.26 b).
Das Bild eines Objektes, das ein sphärischer Spiegel erzeugt, ist von der Art des Spiegels
und von der Entfernung zwischen Objekt und Spiegel abhängig. Das Bild eines Objektes,
das ein Hohlspiegel erzeugt, kann reell und umgekehrt, größer oder kleiner als das Objekt
oder virtuell, aufrecht und größer als das Objekt sein. Das Bild eines Objektes, das ein
Wölbspiegel erzeugt, ist immer virtuell, aufrecht und kleiner als das Objekt.
Mit zwei übereinandergelegten sphärischen Spiegeln (ein Spiegel hat eine kreisförmige Abbildung III.26 c)
Öffnung) und einem kleinen roten Objekt (ein Bonbon) zwischen ihnen, erhält man ein virtuelles Bild, das den
Eindruck erweckt, dass das Objekt sich an der Oberfläche der Spiegel befindet– wie in Abbildung III.26 c),
obwohl es in Wirklichkeit zwischen den Spiegeln ist.
102
III. Optische
Erscheinungen
III.2.3. Erweiterung: Anwendungen der Reflexionsgesetze in der Technik
Der Spiegel ist ein optisches Instrument, das in unserem Alltag oft vorkommt. Spiegel sind in Autos,
in Scheinwerfern, in Teleskopen, in medizinischen Geräten, in Geräten für die Navigation (Sextant) usw.
enthalten (Abbildung III.27).
Der Sextant ist ein Gerät zur Messung des Winkels Zeigerarm
zwischen zwei weit entfernten Objekten. Er enthält ei Sichtfeld Fernrohr (Alhidade)
nen festen und einen beweglichen ebenen Spiegel, einen Vorher – Abbildung III.28
Stab, der fest mit dem beweglichen Spiegel verbunden
ist und Filter, um die Lichtintensität abzuschwächen, fester beweglicher
falls die Sonne betrachtet wird (Abbildung III.28). Spiegel
Spiegel
Das Funktionsprinzip des Sextanten ist genial einfach.
Für die Messung des Winkels zwischen Sonne und Ho Fernrohr
rizont betrachtet man zuerst den Horizont durch das Fern
rohr (Abbildung III.28). Man wird zwei Bilder des Ho Zeigerarm
Sichtfeld Fernrohr (Alhidade)
rizonts erkennen: ein durch ein Fenster direkt sichtbares
(links) und eines, das durch die Reflexion auf den zwei Nachher – Abbildung III.29
Spiegeln entsteht (rechts). Danach wird der bewegliche Spiegel gedreht, bis man rechts durch das Fernrohr
das reflektierte Bild der Sonne tangential zur Horizontlinie sieht (Abbildung III.29). Auf dem Zeigerarm
liest man den Winkel zwischen Sonne und Horizont ab. Eigentlich misst man den Winkel, um den man den
beweglichen Spiegel dreht, um das Bild der Sonne in das Sichtfeld des Fernrohrs zu bringen.
103
Gelöste Aufgabe
1. Ein Lichtstrahl fällt auf einen ebenen Spiegel unter einem Einfallswinkel von 56°.
Berechne den Ablenkungswinkel δ zwischen dem einfallenden und dem reflektierten Strahl
(δ ist der Winkel zwischen der Richtung des einfallenden und der Richtung des reflektierten Strahls
in Ausbreitungsrichtung).
Lösung Lösungshinweise
2. Um welchen Winkel dreht sich der auf einem ebenen Spiegel reflektierte Strahl, wenn der Spiegel
um einen Winkel α um eine Achse gedreht wird, die durch den Einfallspunkt geht und senkrecht auf die
Einfallsebene ist? Der einfallende Strahl ändert seine Position nicht.
Lösung Lösungshinweise
Merke dir!
104
III. Optische
Erscheinungen
Lösung Lösungshinweise
Merke dir!
Damit du dich ganz in einem Spiegel sehen kannst, muss der Spiegel eine Mindesthöhe haben und
in einer bestimmten Position in Bezug auf dich aufgestellt sein.
3. Auf dem Boden eines Zimmers liegt ein kreisförmiger ebener Spiegel mit dem Durchmesser von 10
cm. Das Zimmer ist 3 m hoch und auf der Vertikalen aus dem Spiegelmittelpunkt, in einer Höhe von 0,75
m vom Spiegel, befindet sich eine punktförmige Lichtquelle. Berechne den Durchmesser des kreisför
migen Flecks an der Zimmerdecke, der von dem reflektierten Licht erzeugt wird.
105
III.3. Die Brechung
III.3.1. Die Brechzahl/der Brechungsindex
Du weißt bereits, dass die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum c = 300 000 km/s= 3·108 m/s beträgt. Das
ist die bisher größte bekannte Geschwindigkeit. In jedem durchsichtigen Medium ist die Lichtgeschwindig
keit kleiner als im Vakuum. Um die Ausbreitung des Lichtes in einem Medium zu beschreiben, verwendet
man die physikalische Größe absolute Brechzahl/absoluter Brechungsindex eines Mediums.
Definition
Die absolute Brechzahl eines Mediums (n) ist gleich mit dem Verhältnis zwischen der Lichtgeschwin
c
digkeit im Vakuum und der Lichtgeschwindigkeit in dem Medium: n =
v
Die absolute Brechzahl beschreibt ein Medium aus optischer Sicht. Die untere Tabelle enthält die un
gefähren Brechzahlen einiger Medien.
Medium Luft Wasser Kronglas Eis Diamant
Brechzahl 1 1,33 1,50 – 1,62 1,31 2.42
Die absolte Brechzahl eines Mediums ist, abhängig von der Farbe des Lichtes, leicht unterschiedlich. So
wird die Erscheinung der Dispersion des Lichtes erklärt (in einer vorherigen Lektion definiert).
Merke dir!
Die absolute Brechzahl ist eine adimensionale Größe und ist immer größer als Eins.
Wenn das Licht sich aus einem Medium mit der Brechzahl n1 in ein Medium mit der Brechzahl n2 aus
breitet, wird eine relative Brechzahl des Mediums 2 in Bezug auf Medium 1 definiert (n21).
Definition
Die relative Brechzahl des Mediums 2 in Bezug auf das Medium 1 wird wie folgt definiert:
n2 v1
n21= =
n1 v2
1. Welche absolute Brechzahl hat Olivenöl, wenn die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes in
Olivenöl 204 · 106 m/s beträgt?
2. Berechne die Lichtgeschwindigkeit im Wasser, wenn die absolute Brechzahl des Wassers n = 1,33 ist.
Experimentelle Tätigkeit
1. Betrachte von oben und leicht schräg einen Bleistift in einem Wasserglas (Abbildung III.33). An
der Oberfläche des Wassers scheint der Stift gebrochen zu sein. Diese Täuschung entsteht wegen der
Brechung des Lichtes beim Übergang aus dem Wasser in die Luft.
106
III. Optische
Erscheinungen
2. Lege eine Münze in ein Gefäß, das auf einem horizontalen Tisch steht (AbbildungIII.34 a).
Abbildung III.33 Abbildung III.34 a) Abbildung III.34 b) Abbildung III.34 c) Abbildung III.34 d)
Ohne die Position der Augen zu verändern, entferne langsam das Gefäß, bis du die Münze nicht
mehr siehst (Abbildung III.34 b). c). Gieße Wasser in das Gefäß. Man kann die Münze wieder sehen
– Abbildung III.34 d) – wegen der Brechung des Lichtes beim Übergang aus dem Wasser in die Luft.
Definition
Die Brechung des Lichtes ist die Änderung der Ausbreitungsrichtung des Lichtes beim Übergang aus
einem durchsichtigen Medium in ein anderes.
Wir werden im Folgenden ein System, das aus zwei homogenen, voneinander getrennten Medien besteht, als
Diopter bezeichnen.
Experimentelle Tätigkeit
107
ACHTUNG: Die Symmetrieachse des Halbzylinders muss genau über dem Schnittpunkt der Achsen
und der Einfallspunkt muss genau auf der Symmetrieachse des Halbzylinders sein. Nur dann wird der
Strahl, der durch die gekrümmte Fläche des Halbzylinders austritt, nicht abgelenkt und der Brechungs-
winkel wird richtig abgelesen.
– Man verändert den Einfallswinkel und schreibt die Beobachtungen ins Heft.
– Man schreibt die Werte des Einfallswinkels und des Brechungswinkels in eine Versuchstabelle.
– Man füllt die untere Tabelle aus. n1 und n2 sind die Brechzahlen der Medien des einfallenden bzw.
des gebrochenen Strahls.
n1 sin i
Nr. i° r° sin i sin r
n2 sin r
Betrachtet man die Fotos des Versuchs, kann man folgende Anmerkun
gen machen: Der Strahl, der senkrecht auf den Diopter einfällt, wird beim Abbildung III.36 a)
Übergang ins andere Medium nicht abgelenkt (Abbildung III.36 a); beim
Übergang aus der Luft in Glas ist der Brechungswinkel kleiner als der Ein
fallswinkel (Abbildung III.36 b).
B. Das Studium der Brechung beim Übergang aus einem Medium mit
größerer Brechzahl in ein Medium mit kleinerer Brechzahl (aus Glas in Luft)
Man verändert den Richtungssinn des Strahls aus Versuch A. Die Abbil
dungen III.36 c) und d) zeigen Fotos während des Versuchs B.
Abbildung III.36 b)
Der Laserstrahl dringt durch die gekrümmte Fläche in den Halbzylinder
und verlässt diesen durch den ebenen Diopter Glas-Luft. Dabei muss folgen
de Bedingung erfüllt sein: die Richtung des einfallenden Strahls muss durch
die Symmetrieachse des Halbzylinders verlaufen. In diesem Fall wird das
Licht beim Übergang durch die gekrümmte Fläche nicht abgelenkt und der
Einfallswinkel wird richtig abgelesen.
Man liest die Werte des Einfalls- und Brechungswinkels und schreibt sie
in eine Tabelle wie bei Punkt A. Man schreibt die Anmerkungen ins Heft. Abbildung III.36 c)
Zusätzliche Anmerkungen erhält man aus den Abbildungen III.36 c) und
d), und zwar: Beim Übergang aus Glas in Luft ist der Brechungswinkel
größer als der Einfallswinkel (Abbildung III.36 c); wenn der Einfallswin
kel einen bestimmten Wert überschreitet, gibt es keinen gebrochenen Strahl
(Abbildung III.36 d).
Merke dir die Beobachtungen und Schlussforgerungen aus diesem
Versuch! Abbildung III.36 d)
Merke dir!
● Für = 0° (Strahl senkrecht auf den Diopter) geht das Licht, ohne die Richtung zu ändern, aus einem
ins andere Medium über;
● Für ≠ 0°, ändert das Licht seine Ausbreitungsrichtung beim Übergang durch den ebenen Diopter
Luft-Glas oder Glas-Luft;
● Der gebrochene Strahl ist tangential an die Unterlage (der einfallende Strahl, der gebrochene Strahl
und die Normale auf den ebenen Diopter im Einfallspunkt liegen in der Ebene der Unterlage).
108
III. Optische
Erscheinungen
● Beim Übergang aus einem Medium mit kleinerer Brechzahl in ein Medium mit größerer Brechzahl
(aus Luft in Glas) ist der Brechungswinkel kleiner als der Einfallswinkel, mit Ausnahme des Falls, wenn
= 0°;
● Beim Übergang aus einem Medium mit größerer Brechzahl in ein Medium mit kleinerer Brechzahl
(aus Glas in Luft) ist der Brechungswinkel größer als der Einfallswinkel, mit Ausnahme des Falls, wenn
= 0°;
● Das Verhältnis zwischen sin i und sin r ist eine Konstante, welche die beiden durchsichtigen Me
dien beschreibt;
n1 sin i sin i n2
=1 = = konstant
n2 sin r sin r n1
● Wenn das Licht auf den ebenen Diopter Luft-Glas fällt, treten die Brechung und die Reflexion
gleichzeitig auf;
● Wenn das Licht auf den ebenen Diopter Glas-Luft fällt, treten die Brechung und die Reflexion nur
dann gleichzeitig auf, wenn der Einfallswinkel kleiner als ein bestimmter Wert ist;
● Wenn das Licht auf den ebenen Diopter Glas-Luft unter einem Einfallswinkel einfällt, der größer
als ein bestimmter Wert ist, kann die Brechung nicht mehr stattfinden; das Licht wird nur reflektiert
(die Erscheinung heißt Totalreflexion).
Definition
109
Abbildung III.38 b)
Betrachte die Strahlen aus Abbildung III.38 b), um zu verstehen, wann die Totalreflexion auftritt.
Die erste Bedingung für die Totalreflexion ist, dass im Falle von zwei benachbarten durchsichtigen Me-
dien der einfallende Strahl sich im Medium mit der größeren Brechzahl befindet (n1 ˃ n2). Dabei entfernt sich
der gebrochene Strahl von der Normalen (r1 ˃ i1) – siehe die Brechung im Punkt A der Abbildung III.38 b).
Mit steigendem Einfallswinkel steigt auch der Brechungswinkel. Für einen bestimmten Einfallswinkel ist
der Brechungswinkel gleich 90° (im Punkt B der Abbildung III.38 b).
Definition
Der Einfallswinkel, der einem Brechungswinkel von 90° entspricht, heißt Grenzwinkel (ℓ).
n2
Außgehend von i2 = ℓ, r2 = 90°, erhalten wir: sin ℓ =
n1
Merke dir!
n2
Der Grenzwinkel (ℓ ) wird folgendermaßen berechnet: sin ℓ = n
1
Der Grenzwinkel hat einen bestimmten Wert für benachbarte durchsichtige Medien; er ist nur von
den Brechzahlen der beiden Medien abhängig.
Anmerkung
Wenn der Einfallswinkel gleich mit dem Grenzwinkel ist (i = ℓ), dann beträgt der Brechungswinkel 90°,
also gibt es einen gebrochenen Strahl und die Totalreflexion tritt nicht auf.
Für Winkel i > ℓ gibt es keinen gebrochenen Strahl und der einfallende Strahl kehrt ins erste Medium
zurück.
Bei Totalreflexion wird die gesamte Energie des einfallenden Lichtes dem reflektierten Licht übertragen.
Merke dir!
Die Totalreflexion findet an der Trennfläche zwischen zwei benachbarten durchsichtigen Medien
statt, wenn:
1. der einfallende Strahl im Medium mit der größeren Brechzahl ist (n1 ˃ n2);
2. der Einfallswinkel größer als der Grenzwinkel ist:
i˃ℓ
110
III. Optische
Erscheinungen
Gelöste Aufgabe
Ein Taucher, der sich in einem Schwimmbecken befindet und nach oben blickt, stellt fest, dass sich
ein Teil der Wasseroberfläche wegen der Totalreflexion wie ein Spiegel verhält. In diesem Spiegel sieht
er Gegenstände vom Boden des Schwimmbeckens. Bekannt sind: die Höhe, in der sich die Augen des
Tauchers in Bezug auf den Boden befinden h1 = 1,9 m, die Tiefe des Schwimmbeckens h2 = 2,3 m und
4
die Brechzahl des Wassers n = . Berechne, in welcher Entfernung, gemessen auf der Horizontalen,
3
sich die Gegenstände befinden, die der Taucher wegen der Totalreflexion sieht.
Lösung Lösungshinweise
1. Welche Behauptung ist richtig betreffend die Totalreflexion und die Brechung des Lichtes, wenn
dieses auf die Trennfläche zwischen zwei Medien fällt:
a) sie treten gleichzeitig auf, wenn der einfallende Strahl in dem Medium mit größerer Brechzahl ist;
b) sie finden nie gleichzeitig statt;
c) sie treten gleichzeitig auf, wenn der einfallende Strahl in dem Medium mit kleinerer Brechzahl ist;
d) sie treten gleichzeitig auf, wenn der Einfallswinkel größer als der Grenzwinkel ist;
e) keine Antwort ist richtig.
111
2. Eine punktförmige Lichtquelle befindet sich in einer Flüssigkeit mit der Brechzahl √2 . Zwei
Strahlen dieser Lichtquelle fallen auf den ebenen Diopter Flüssigkeit-Luft (nLuft = 1) in den Punkten M
und N. Der Einfallswinkel in M ist i1 = 30° und in N i2 = 50°.
a). In M und N findet nur die Reflexion statt;
b). In M und N findet nur die Brechung statt;
c). In M und N finden die Reflexion und die Brechung gleichzeitig statt;
d). In M finden die Reflexion und die Brechung gleichzeitig statt und in N nur die Reflexion;
e). In M findet nur die Reflexion statt und in N finden die Reflexion und die Brechung gleichzeitig
statt.
3. Eine Lichtquelle befindet sich in einer Flüssigkeit (nFl. = 2 , nLuft= 1) in einer Tiefe von 10 cm.
√3
Auf der Flüssigkeit schwimmt eine undurchsichtige runde Scheibe, deren Mitte sich auf der Vertika
len durch die Lichtquelle befindet. Das Licht der Lichtquelle kann nicht zu einem Beobachter in der Luft
gelangen, wenn der Radius der Scheibe mindestens folgenden Wert hat:
A B C D E
5 cm 5,78 cm 10 cm 14,1 cm 17,3 cm
Aus den Versuchen zur Brechung kannst du die Gesetze erkennen, welche diese Erscheinung
beschreiben.
Merke dir!
Die Brechungsgesetze:
1. Der einfallende Strahl, die Normale auf die Trennfläche (auf den Diopter) im Einfallspunkt und
der gebrochene Strahl sind komplanar.
2. Das Verhältnis zwischen dem Sinus des Einfallswinkels (sin i) und dem Sinus des Brechungswin
kels (sin r) ist eine Konstante, welche die beiden Medien beschreibt, die das Licht durchquert.
n21 heißt relative Brechzahl des Mediums 2 in Bezug auf Medium 1 und wird wie folgt berechnet:
n2
n21=
n1
Aus dem Brechungsgesetz kann man den Brechungswinkel bestimmen, wenn der Einfallswinkel und die
absoluten Brechzahlen der beiden Medien bekannt sind.
112
III. Optische
Erscheinungen
Merke dir! n2 ˃ n1
n2 ˂ n1
= 0° n1 n1 n1
wenn = 0° = 0° (Abbildung
III.39 a), ˂ , wenn n2 ˃ n1 (Ab n1 n2 n2
= 0°
bildung III.39 b) und ˃ ,
wenn n2 ˂ n1 (Abbildung III.39 c).
Abbildung III.39 a) Abbildung III.39 b) Abbildung III.39 c)
Wenn der Strahlengang bekannt ist, kann das Bild eines Punktes für einen ebenen Diopter gezeichnet
werden.
Abbildung III.40 zeigt die Konstruktion des Bildes einer punktförmigen Lichtquelle S1 für einen ebenen
Diopter, wenn man senkrecht auf den Diopter blickt. Das Bild ist S2.
S2
Merke dir!
Die Eigenschaften des Bildes eines Objektes, das sich im Wasser befindet und aus der Luft betrachtet wird,
erklären die experimentellen Beobachtungen aus Abbildung III.33 und Abbildung III.34 (siehe Seite107).
Kuriositäten
113
Gelöste Aufgabe
1. Ein Lichtstrahl fällt auf den ebenen Diopter zweier Medien unter einem Einfallswinkel von 45°
und wird durch Brechung um 15° abgelenkt. Bestimme die Brechzahl des zweiten Mediums, wenn der
einfallende Lichtstrahl sich in der Luft befindet (n1 = 1).
Lösung Lösungshinweise
Zeichne das beschriebene System und die Lichtstrahlen
n2 ˃ n1
(erkenne, dass sich der einfallende Strahl in Luft befindet,
n1
also wird er in ein dichteres Medium übergehen (n2 > n1).
n2 Der Ablenkungswinkel ist der Winkel zwischen der Rich
tung des einfallenden Strahls und der Richtung des gebro
δ chenen Strahls in Ausbreitungsrichtung (auf der Zeichnung
mit δ bezeichnet).
= +δ = – δ = 30°
n sini Mithilfe der Kenntnisse der Geometrie (entgegengesetzte
n1 sin i = n2 sin r n2 = 1 Winkel sind gleich) berechnet man den Brechungswinkel.
sinr
n2 = √2 = 1,41 Schreibe das Brechungsgesetz und berechne n2.
2. Eine punktförmige Lichtquelle (S1) befindet sich im Wasser (nWasser= 4 ̸ 3) in einer Tiefe h1 = 80
cm. In welcher Tiefe (h2) sieht man das Bild der Lichtquelle, wenn man aus der Luft (nLuft= 1) senkrecht
auf die Wasseroberfläche blickt? Nenne die Eigenschaften des Bildes.
Lösung Lösungshinweise
114
III. Optische
Erscheinungen
Löse folgende Aufgaben und bestimme, welcher Buchstabe der richtigen Antwort entspricht:
1. Ein Lichtstrahl fällt aus der Luft (nLuft = 1) auf die Trennfläche Luft-Glas und bildet mit dieser einen Winkel
von 30°, wobei der Brechungswinkel 30° beträgt. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes in Glas ist:
A B C D E
√2 · 108 m/s √3 · 108 m/s √5 · 108 m/s √6 · 108 m/s 1,5 · 108 m/s
2. Ein Lichtstrahl fällt unter einem Winkel von 30° auf die Trennfläche zwischen dem Medium 1
mit n1 = 2 und dem Medium 2 (n2 = √2 ). Der Ablenkungswinkel ist:
A B C D E
15° 30° 45° 60° 5°
3. Eine punktförmige Lichtquelle befindet sich in Luft (nLuft = 1) in einer Höhe von 45 cm. Be
n
trachtet man sie aus dem Wasser ( Luft = 4 ), senkrecht zur Wasseroberfläche, ist sie in der Höhe:
nWasser 3
A B C D E
90 cm 60 cm 40 cm 135 cm 50 cm
4. Ein Taucher, der sich im Wasser befindet (nWasser = 4/3), betrachtet den Sonnenaufgang. Der
Lichtstrahl, der durch den ebenen Diopter Luft-Wasser ins Auge des Tauchers gelagt, bildet mit der
Vertikalen durch den Einfallspunkt einen Winkel α, der folgenden Ausdruck hat:
A B C D E
sin α = 3 ̸ 4 sin α = 1 ̸ 2 sin α = 2 ̸ 3 sin α = 4 ̸ 5 sin α = 0,173
Experimentelle Tätigkeit
115
Der Lichtleiter ist aufgrund desselben Prinzips aufgebaut, das im
vorigen Versuch beschrieben wurde. Er besteht aus einem Kern aus
Glas oder Plastik (mit einem Durchmesser von ungefähr 8 μm, dün
ner als ein Haar), einem Mantel (mit dem Durchmesser von ungefähr
125 μm) und mehreren Schutzschichten (Abbildung III.43).
Die Brechzahl des Kerns ist größer als die des Mantels, sodass im
Inneren des Kerns das Licht totalreflektiert wird. Die Datenübertra
gung durch Lichtleiter geschieht mit sehr hoher Geschwindigkeit; sie
kann bis zu 99,7 % der Lichtgeschwindigkeit erreichen.
Der Lichtleiter hat zahlreiche praktische Anwendungen in der
Medizin (das Endoskop) und in der Elektronik (der Lichtleiter ist die Abbildung III.43
neueste Technik für den Internetzugang, Lampe mit Lichtleitern Audiokabel mit Lichtleitern
die Datenübertragung usw.). Abbildung
III.44 zeigt einige Anwendungen der Licht
leiter.
Lerntätigkeiten
116
III. Optische
Erscheinungen
n2 1
sin ℓ =
n1 = 1,51 = 0,6579 ℓ 41°
Definition
Die Linse ist ein durchsichtiges homogenes Medium, das von zwei Flächen begrenzt wird, wobei mindes
tens eine Fläche gekrümmt ist.
Die gekrümmten Flächen der Linsen sind gewöhnlich kugelförmig.
Definition
Bei einer dünnen Linse sind die beiden Flächen so nahe aneinander, dass der Abstand zwischen ihnen
vernachlässigt werden kann.
Experimentelle Tätigkeit
Lege eine Linse auf einen Text und hebe sie leicht an.
– Wenn die durch die Linse betrachteten Buchstaben größer werden, ist es eine Sammellinse (kon-
vergente Linse);
– Wenn die durch die Linse betrachteten Buchstaben kleiner werden, ist es eine Zerstreuungslinse
(divergente Linse).
Schematisch wird eine Sammellinse wie in Abbildung III.49 a) und eine Zerstreuungslinse wie in
Abbildung III.50 a) dargestellt.
117
Abbildung III.49 a) Abbildung III.49 b)
Merke dir!
– Die Haupteigenschaft einer Sammellinse ist, dass sie ein parallel einfallendes Lichtbündel in ein
konvergentes Lichtbündel umwandelt (Abbildung III.49 a).
– In Luft sind die Sammellinsen dicker in der Mitte und dünner am Rand (Abbildung III.49 b).
– Die Haupteigenschaft einer Zerstreuungslinse ist, dass sie ein parallel einfallendes Lichtbündel in
ein divergentes Lichtbündel umwandelt (Abbildung III.50 a).
– In Luft sind die Zerstreuungslinsen dünner in der Mitte und dicker am Rand (Abbildung III.50 b).
Die Art der Linse ist abhängig von ihrer Form, von der Art des Ma- Luftblase im Wasser
terials, aus dem sie gefertigt wurde und der Art des Mediums, in dem sie
sich befindet. Luft
So ist zum Beispiel eine Linse aus Glas, die in der Mitte dicker ist
als am Rand, in Luft eine Sammellinse. Wenn die Linse dieselbe Form
hat, aber aus Luft besteht, ist sie im Wasser eine Zerstreuungslinse
(Abbildung III.51).
III.4.2. Experimentelle Bestimmung der
physikalischen Eigenschaften der dünnen Linsen: Abbildung III.51
der Brennpunkt, die Position des Bildes
Die Elemente einer Linse
Die Krümmungsradien C1 und C2 sind die Mittelpunkte der Kugeln, optischer
zu denen die Linsenflächen gehören (Abbildung III.52). Mittelpunkt
Die optische Hauptachse ist die Gerade, die durch die Krümmungs C1 O C2
mittelpunkte C1 und C2 geht (Abbildung III.52).
Der optische Mittelpunkt O ist der Punkt innerhalb der Linse mit
der Eigenschaft, dass die Strahlen, die ihn durchqueren, nicht abge optische Hauptachse
lenkt werden (Abbildung III.52). Abbildung III.52
118
III. Optische
Erscheinungen
Ein Lichtbündel, das parallel mit der opti
schen Hauptachse auf eine Sammellinse einfällt,
wird von der Linse in ein konvergentes Licht O F F O
bündel umgewandelt, dessen Strahlen in einem
Punkt gesammelt werden, der Hauptbrennpunkt
der Linse genannt wird (Abbildung III.53 a).
Laut dem Prinzip der Reversibilität der Abbildung III.53 a) Abbildung III.53 b)
Lichtstrahlen gilt Folgendes: Wenn sich eine
punktförmige Lichtquelle im Brennpunkt einer
Sammellinse befindet, wird das von der Linse
gebrochene Lichtbündel parallel mit der opti
schen Hauptachse der Linse verlaufen (Abbil
dung III.53 b).
Eine Zerstreuungslinse wandelt ein parallel Abbildung III.54 a) Abbildung III.54 b)
mit der optischen Hauptachse einfallendes Lichtbündel in ein divergentes Lichtbündel um. Der Schnitt
punkt der Verlängerungen der divergenten Strahlen stellt den Hauptbrennpunkt der Zerstreuungslinse dar
(Abbildung III.54 a).
Laut dem Prinzip der Reversibilität der Lichtstrahlen gilt Folgendes: Wenn die Verlängerungen eines
konvergenten Lichtbündels sich im Hauptbrennpunkt der Zerstreuungslinse treffen, ist das von der Linse
gebrochene Lichtbündel parallel zur optischen Hauptachse (Abbildung III.54 b).
Der Abstand vom Brennpunkt zum optischen Mittelpunkt der Linse heißt Brennweite (mit f bezeichnet).
Experimentelle Tätigkeit
119
Ersetze die Sammellinse durch eine Zerstreuungslinse und lege unter die Linse ein A4-Blatt
(Abbildung III.56). Führe folgende Schritte durch:
– zeichne mit dem Bleistift die Linsenkonturen;
– zeichne mit dem Bleistift und dem Lineal die Verlängerungen der gebrochenen Strahlen;
– bestimme die Position des Hauptbrennpunktes im Schnittpunkt der Verlängerungen der gebroche
nen Strahlen;
– bestimme die Brennweite und schreibe die Werte in eine Versuchstabelle;
– schreibe das Ergebnis der Messungen;
– drehe die Linse um 180° und wiederhole den Versuch.
Abbildung III.58 a)
Abbildung III.58 b)
In Abbildung III.58 b) erkennt man, dass:
D1
D1 f
2 = FO
ΔFOP ~ ΔFMN
D2 FM D2 = f + d
2
Durch Lösen der Gleichung erhält man: D1 · d
f=D –D
2 1
120
III. Optische
Erscheinungen
Man wiederholt den Versuch für verschiedene Entfernungen Linse-Schirm und schreibt die Werte D1,
D2, d und f in eine Tabelle. Die Werte werden nach bekannter Art verarbeitet.
Merke dir!
Eine Linse (Sammel- oder Zerstreuungslinse) hat auf der optischen Hauptachse zwei Hauptbrenn-
punkte, die sich zu beiden Seiten der Linse und im gleichen Abstand vom optischen Mittelpunkt befinden.
Die Brennpunkte der Sammellinse sind reell.
Die Brennpunkte der Zerstreuungslinse sind virtuell.
III.4.3. Die geometrische Konstruktion der Bilder durch eine dünne Linse
Die Konstruktion der Bil-
der durch eine Sammellinse
Merke dir!
– Ein Strahl, der durch den optischen Mittelpunkt der Linse geht, wird nicht abgelenkt (Abbildung III.61 a).
– Ein Strahl, der parallel zur optischen Hauptachse der Linse einfällt, wird von der Linse durch den
Hauptbrennpunkt abgelenkt (Abbildung III.61 b).
– Ein Strahl, der durch den Hauptbrennpunkt der Linse einfällt, wird von der Linse parallel zur opti-
schen Hauptachse abgelenkt (Abbildung III.61 c).
121
Wir werden nun das Bild des hellen Objektes A1B1
(reelles Objekt) durch eine dünne Sammellinse zeichnen. Wir
betrachten den einfachen Fall, wenn das Objekt senkrecht auf
die optische Hauptachse der Linse steht. Experimentell haben
wir festgestellt, dass das Bild A2B2 durch die Linse auch senk
recht auf die optische Hauptachse ist. Deshalb ist es ausreichend,
den Bildpunkt A2 des Objektpunktes A1 zu zeichnen, und da
nach konstruieren wir das Bild A2B2 senkrecht auf die optische
Hauptachse der Linse. Man zeichnet zwei Lichtstrahlen aus
dem Objektpunkt A1 (die aus Abbildung III.61. a) und b), die Abbildung III.62 a)
nach Ablenkung durch die Linse sich im Bildpunkt A2 treffen.
Merke dir!
Merke dir!
B1 F1 B2 0 F2
Das Bild, das eine Zerstreuungslinse von einem Objekt er-
zeugt, ist virtuell, aufrecht und kleiner als das Objekt, unabhän
gig von der Position des Objektes in Bezug auf die Linse.
Abbildung III.64
122
III. Optische
Erscheinungen
Kuriositäten
Ein volles Wasserglas verhält sich wie eine Linse; deswegen hat ein Pfeil, der durch das Glas betrachtet
wird, umgekehrten Richtungssinn.
III.4.4. Erweiterung: Das Ableiten der Formeln für dünne Linsen mithilfe
von Elementen der ebenen Geometrie (konjugierte Punkte, lineare
transversale Vergrößerung) Richtungssinn des
einfallenden Strahls
A1B1=│y1│= y1
Bezeichnungen und Vorzeichenregeln A1(x1,y1) B2O=│x2│= x2
Betrachte aufmerksam Abbildung III.65.
Zum Bestimmen der folgenden Be
Die Abstände sind immer positiv und werden in Anhängigkeit der Module der Koordinaten geschrieben.
B1O = │x1│ = –x1, B2O = │x2│= x2 und A1B1 = │y1│ = y 1, A2B2 = │y2│= –y2 oder
B1B2 =│x1│+│x2│= –x1 + x2
Die Brennweiten der Sammellinse sind positiv. Gemäß Abbildung III.65 ist: F1O = F2O = f
Die Brennweiten der Zerstreuungslinsen sind negativ. Also schreiben wir gemäß Abbildung III.64 für
die Zerstreuungslinse: F1O = F2O = │f│= – f
Definition
Die physikalische Größe, die gleich ist mit dem Kehrwert der Brennweite, heißt Konvergenz (C).
1
C = f
Die Maßeinheit der Konvergenz ist die Dioptrie (δ).
1 1
δ= m=m
–1
[C]SI = [f ]
SI
123
Die Formel der konjugierten Punkte für dünne
Linsen
In Abbildung III.66 ist A1 Objektpunkt und A2
Bildpunkt. Laut dem Prinzip der Reversibilität der
Lichtstrahlen wird A2 zum Objekt und A1 zum Bild. A1 (x1 ,y1)
Die beiden Punkte heißen konjugierte Punkte,
wobei A2 das Bild von A1 ist und umgekehrt. │y1│ M
B1 │y1│ F2 B2
In Abbildung III.66 erkennt man, dass F1 O
│y2│
∆A1B1F1 ~ ∆NOF1 │y2│
A2 (x2 ,y2)
ON F 1O –y2 f f N
A1B1 = F1B1 y 1 = │x │– f = –x1– f (III.1)
1
Merke dir!
wo x1 und x2 die Abszissen der konjugierten Punkte und f die Brennweite der Linse sind.
Definition
Die lineare transversale Vergrößerung (β) ist die physikalische Größe, die gleich ist mit dem Verhältnis
zwischen der Ordinate des Bildpunktes (y2) und der Ordinate des Objektpunktes (y1).
y
β = y2
1
Sie ist eine adimensionale Größe.
([β]SI = 1)
Vorzeichenregel: β > 0, wenn das Bild aufrecht ist (y1 und y2 haben dasselbe Vorzeichen) und β < 0,
wenn das Bild umgekehrt ist (y1 und y2 haben verschiedene Vorzeichen).
124
III. Optische
Erscheinungen
Aus Abbildung III.67 erkennt man, dass ∆A2B2O ~ ∆A1B1O
Wir schreiben die Ähnlichkeitsverhältnisse:
A2B2 OB2 │y2│ │x2│ –y2 x2 A1 (x1,y1)
= OB = y1 = –x1
A1B1 1 │y1│ │x1│
│y1│ F1 F2 B2
Merke dir! B1
O
│y2│
Die lineare transversale Vergrößerung kann
wie folgt geschrieben werden: A2 (x2,y2)
y x
β= 2 = 2
y 1 x1
Abbildung III.67
Gelöste Aufgaben
1. In 30 cm vor einer Linse befindet sich ein lineares helles Objekt, senkrecht auf die optische
Hauptachse der Linse. Das erhaltene Bild ist virtuell und 15 cm von der Linse entfernt. Berechne die
Brennweite der Linse und nenne ihre Art.
Lösung Lösungshinweise
Wichtig
Bei Aufgaben mit Linsen ist es gut,
folgende Schritte zu durchlaufen:
1. Erstelle eine Zeichnung gemäß
der Aufgabenstellung.
2. Schreibe die bekannten Werte der
Aufgabe gemäß den Vorzeichenregeln.
3. Schreibe die Formeln und löse die
Gleichungen.
4. Vergleiche die erhaltenen Werte mit
der Zeichnung und überprüfe die Rich
tigkeit der Ergebnisse.
Gegeben sind: Für die oben beschriebene Aufgabe:
x1= – 30 cm; x2= –15 cm Siehe die Abbildungen III.62 c) und
(beide sind negativ gemäß oberer Zeichnung und gemäß III.64 nochmals an. Du wirst erkennen,
der Vorzeichenregel) dass bei der Zerstreuungslinse das Bild
Formeln und Rechnungen zwischen Objekt und Linse ist, genau
1 1 1 wie in der gegebenen Aufgabe.
–
x2 x1 f = Schreibe die Formel der konjugierten
Punkte.
Wir erhalten f = – 30 cm.
Vergleiche den berechneten Wert mit
Vergleich der Werte mit der Zeichnung
der Zeichnung der Aufgabe.
Wir haben f < 0 erhalten, was einer Zerstreuungslinse
wie in oberer Zeichnung entspricht.
125
2. Das Bild eines Objekts, das sich in 30 cm vor einer Linse befindet, entsteht auf einem Schirm
in einer Entfernung von 90 cm vom Objekt.
Berechne die Brennweite der Linse.
Lösung Lösungshinweise
Bekannt sind:
Nur reelle Bilder entstehen
x1 = – 30 cm; d = 90 cm
auf einem Schirm, also ist
Formeln und Rechnungen
es eine Sammellinse.
d = │x1│ + │x2│
Schreibe die bekannten
d = –x1 + x2 x2 = d + x1
Werte der Aufgabe.
x2 = 90 cm – 30 cm = 60 cm
Schreibe die Beziehung
1 1 1 zwischen d, │x1│und│x2│.
x2 – x1 = f
Berechne x2.
Schreibe die Formel der
konjugierten Punkte.
Man erhält: f = 20 cm Löse die Gleichung.
Vergleich der berechneten Werte mit der Zeichnung Vergleiche die Ergebnis
Aus der Rechnung erhält man f > 0 und│x1│> f, was mit der obe se mit der Zeichnung der
ren Zeichnung übereinstimmt. Aufgabe.
3. Auf einem Schirm entsteht das Bild eines Objektes, erzeugt von einer Sammellinse mit der Brenn-
weite von 30 cm. Das Bild ist dreimal größer als das Objekt.
Berechne den Abstand Objekt-Linse.
Lösung Lösungshinweise
Bekannt sind:
Das Bild einer Sammellinse
f = 30 cm; β = – 3
auf einem Schirm ist reell
Formeln und Rechnungen und umgekehrt. In diesem
x2 Fall ist β = – 3
β= x x2 = β · x1
1 (erinnere dich, dass für um
1 – 1 1 1 – gekehrte Bilder β < 0 ist).
x2 x1 = f β · x1 Schreibe die Formel der
linearen transversalen Ver
1 1 f · (1– β)
x1 = größerung und der konju
x1 = f β
gierten Punkte.
x1 = – 40 cm, also x2 = 120 cm Berechne x1.
Aus der Zeichnung erkennt man, dass: Finde mithilfe der Zeich
nung die Beziehung zwi-
d = │x1│ + │x2│ d = –x1 + x2 = 160 cm
schen d, │x1│
Vergleich der berechneten Werte mit der Zeichnung und │x2│.
Wir haben x1 < 0 und │x1│ > f erhalten, was mit der Zeichnung
übereinstimmt.
126
III. Optische
Erscheinungen
1. Vor einer Sammellinse mit der Brennweite von 30 cm befindet sich ein 4 cm hohes, helles Objekt,
das senkrecht auf die optische Hauptachse in einer Entfernung von 60 cm von der Linse steht.
a) Verwende Millimeterpapier, um das Bild des Objektes durch die Linse so genau wie möglich zu
zeichnen.
b) Berechne mithilfe der gelernten Formeln den Abstand Bild-Linse und die Größe des Bildes.
Vergleiche die Ergebnisse von Punkt b) mit den Werten der geometrischen Konstruktion (Zeichnung).
2. In 30 cm Entfernung vor einer Linse befindet sich ein helles lineares Objekt, das senkrecht auf die
optische Achse der Linse steht. Das Bild ist virtuell und in 60 cm Abstand von der Linse.
Berechne die Brennweite der Linse.
3. Das Bild eines Objektes, das sich in 60 cm Entfernung von einer Linse befindet, ist virtuell und
entsteht in 30 cm Abstand vom Objekt, wobei es von der Linse weiter entfernt ist als das Objekt.
Berechne die Brennweite der Linse.
4. Das Bild eines Objektes, das in 30 cm Entfernung von der Linse auf einem Schirm entsteht, ist
zweimal größer als das Objekt. Berechne den Abstand Objekt-Schirm.
5. Ein helles, lineares, 6 cm hohes Objekt steht im Brennpunkt einer Zerstreuungslinse senkrecht auf
die optische Hauptachse der Linse. Der Abstand zwischen dem optischen Mittelpunkt der Linse und dem
Hauptbrennpunkt beträgt 20 cm.
Bestimme die Position und die Größe des Bildes.
6. Das Bild, das eine Linse von einem Objekt erzeugt, entsteht auf einem Schirm und ist dreimal
größer als das Objekt. Berechne die Brennweite der Linse, wenn der Abstand Objekt-Bild 80 cm beträgt.
Das Auge
Das Auge ist ein sehr komplexes Sinnesor
gan, dessen Haupteigenschaft das Wahrnehmen
des Lichtes und Erkennen der Gegenstände ist. Blende Sammellinse
127
Das System Iris-Pupille regelt die Lichtmenge, die ins Auge gelangt durch das Verkleinern oder Ver
größern der Öffnung aghängig vom umgebenden Licht. Dieses System gleicht einer Blende (wenn die
Blende eine verstellbare Öffnung hat, ist es eine Irisblende – genau wie die eines Fotoapparates).
Die Augenlinse entspricht einer Sammellinse. In Wirklichkeit ist sie mehr als nur eine Linse, da sie
ihre Form verändern und dicker oder flacher werden kann. Somit verändert sie ihre Brennweite, sodass
auf der Netzhaut ein scharfes Bild des Objektes entsteht. Dieser Prozess wird Akkommodation des Auges
genannt.
Die Netzhaut entspricht dem Schirm, auf dem die Bilder der Objekte entstehen.
Die häufigsten Fehlsichtigkeiten sind: die Kurzsichtigkeit (Myopie) und die Weitsichtigkeit (Hypermetropie).
Bei kurzsichtigen Menschen entsteht das Bild eines weit entfernten Objektes vor der Netzhaut. Das
Auge ist zu konvergent. Die Kurzsichtigkeit wird mit einer Zerstreuungslinse
korrigiert, die vor das Auge gesetzt wird.
Bei weitsichtigen Menschen entsteht das Bild eines nahen Objektes hinter
der Netzhaut. Das Auge ist nicht konvergent genug. Die Weitsichtigkeit wird
mit einer Sammellinse korrigiert, die vor das Auge gesetzt wird.
Die Lupe
Die Lupe (Abbildung III.69) ist ein einfaches optisches Instrument, da es aus
einer einzigen Sammellinse besteht, mit einer Brennweite von ein paar Zentime
tern. Wenn ein Beobachter ein Objekt mit einer Lupe betrachtet, bewegt er
die Lupe zwischen Auge und Objekt, bis das Bild scharf ist. Diese Bewegung Abbildung III.69
bezeichnet man als Scharfeinstellung der Lupe. Die Lupe er
zeugt ein virtuelles und vergrößertes Bild des Objektes.
Die Brille
Die Brille (Abbildung III.70) ist ein optisches Instrument,
das aus einem Rahmen und zwei Linsen besteht und zum
Korrigieren einiger Fehlsichtigkeiten verwendet wird (siehe
Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit).
Zusammenfassung
128
III. Optische
Erscheinungen
Die Totalreflexion tritt an der Trennfläche zwischen zwei durchsichtigen Medien auf, wenn die
Brechung nicht mehr stattfinden kann und das gesamte einfallende Lichtbündel reflektiert wird.
Die Totalreflexion findet unter folgenden Bedingungen statt:
● der einfallende Strahl befindet sich in dem Medium
mit größerer Brechzahl (n1 ˃ n2);
● der Einfallswinkel ist größer als der Grenzwinkel
(i ˃ ℓ).
129
Lern- und Selbstbewertungstätigkeiten
7. Ein Buch liegt auf einem horizontalen Tisch. Unter welchem Winkel in Bezug auf den Tisch
muss ein ebener Spiegel aufgestellt werden, damit das Bild des Buches in vertikaler Ebene entsteht?
Zeichne geometrisch das Bild des Buches im Spiegel.
130
III. Optische
Erscheinungen
8. Eine punktförmige Lichtquelle S befindet sich 4 m von einem ebenen Spiegel entfernt. Auf
der gleichen Seite wie die Lichtquelle steht ein Beobachter O, 6 m von der Lichtquelle und 4 m vom
Spiegel entfernt. Bestimme den Abstand zwischen dem Beobachter und dem Bild des Objektes im
Spiegel.
9. Ein horizontaler Lichtstrahl fällt auf einen ebenen Spiegel, der einen Winkel von 45° mit der Hori
zontalen bildet. Der Einfallspunkt des Lichtstrahls auf den Spiegel befindet sich 80 cm von einem hori
zontalen Schirm entfernt. Bestimme:
a) den Winkel zwischen dem reflektierten und dem einfallenden Strahl;
b) die Verlagerung des hellen Flecks auf dem horizontalen Schirm, wenn der Spiegel um 15° gedreht
wird.
10. Ein Lichtstrahl geht aus der Luft in eine Flüssigkeit über, unter einem Einfallswinkel von 45°.
Bestimme die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes in der Flüssigkeit, wenn der Brechungswinkel
30° beträgt. Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum ist c = 3·108 m/s.
11. Ein Prisma, das aus einem besonderen Glas gefertigt wurde, hat in Luft einen Grenzwinkel von
45°. Berechne die Brechzahl des Glases.
12. Ein Lichtstrahl fällt aus einem Medium mit der Brechzahl √3 auf den ebenen Diopter zu einem
anderen Medium unter einem Einfallswinkel von 30°. Der gebrochene Strahl ist senkrecht auf den reflek
tierten Strahl. Bestimme die Brechzahl des zweiten Mediums.
13. Der Einfallswinkel eines Lichtstrahls auf einen ebenen Diopter beträgt 60° und der Brechungswin
kel 40°. Bestimme den Brechungswinkel für dieselben Medien, wenn der Einfallswinkel halb so groß ist.
14. Die Abbildungen III.76 a), b), c) und d) zeigen ein Objekt, das in verschiedene Abstände vor eine
Linse gestellt wird und einen Lichtstrahl, der für die Konstruktion der Bilder verwendet wird. Das klein
ste Kästchen aus den Abbildungen hat eine Seite von 2 cm.
Beantworte für jede Position der Linse Position der Linse
einzelne Abbildung mit
hilfe der Informationen optische
auf dem Bild die unteren Hauptachse
Fragen.
a) Welche Linsenart
wird verwendet? optische
Hauptachse
b) Welchen Wert hat
die Brennweite der Linse?
c) Konstruiere auf
Abbildung III.76 a) Abbildung III.76 b)
Millimeterpapier nach
Maßstab das Bild des Ob Position der Linse
jektes.
d) Berechne mit den optische
Linsenformeln die Posi Hauptachse
tion des Bildes.
e) Berechne mit den
Linsenformeln die Größe optische
Hauptachse
des Bildes.
f) Vergleiche die be
rechneten Werte mit der Position der Linse
grafischen Lösung. Abbildung III.76 c) Abbildung III.76 d)
131
Fachübergreifende Tätigkeit
Betrachte aufmerksam die Zeichnung aus Abbildung III.77. Löse folgende Aufgaben:
a) Erkenne in der Zeichnung die physikalischen Erscheinungen. Schreibe sie in dein Heft.
b) Zeichne in dein Heft den Teil mit der scheinbaren Position der Sonne und zeichne die Lichtstrahlen,
die das scheinbare Bild der Sonne bilden.
c) Nenne die optischen Erscheinungen, mit denen man die vorhin genannten Phänomene erklären kann.
d) Definiere die bei Punkt c) genannten physikalischen Erscheinungen.
e) Nenne die Gesetze der bei Punkt c) genannten Erscheinungen.
f) Erstelle eine Zeichnung mit so vielen Erscheinungen wie möglich aus diesem Kapitel. Erkläre die
Zeichnung deinen Kollegen. Verwende dabei eine wissenschaftliche Sprache und so viele technische Ein
zelheiten wie möglich.
Abbildung III.77
132
III. Optische
Erscheinungen
Wähle für jede Frage aus der unteren Tabelle eine richtige Antwort.
Für jede richtige Antwort erhältst du 1 Punkt und 1 Punkt wird von Amts wegen vergeben.
1. Die Farbe der Körper, die das Licht reflektieren, wird durch folgende Erscheinungen erklärt:
2. Aufgrund des Prinzips der geradlinigen Ausbreitung des Lichtes erklärt man:
3. Eine punktförmige Lichtquelle entfernt sich von einem ebenen Spiegel mit einer Geschwindig-
keit von 20 m/s. Ihr Bild:
a) nähert sich dem Spie b) entfernt sich vom c) nähert sich dem d) entfernt sich vom
gel mit 20 m/s Spiegel mit 20 m/s Spiegel mit 10 m/s Spiegel mit 10 m/s
4. Wir bezeichnen mit Z das Verhältnis zwischen der Tiefe (h'), in der das Bild einer punktförmi
gen Lichtquelle entsteht, die sich im Wasser befindet und aus der Luft betrachtet wird und der
Tiefe (h), in der sich die Lichtquelle befindet (Z = h’/h).
Z<1 Z = 1,5 Z>1 Z=1
6. Ein divergentes Lichtbündel fällt auf einen ebenen Spiegel. Das reflektierte Lichtbündel ist:
a) n < 1 b) n > 1 c) n ≥ 1 d) n = 1
8. Das Bild, das eine Zerstreuungslinse von einem Objekt erzeugt, ist:
133
IV.
ERWEITERUNG:
DIE ENERGIE UND
DAS LEBEN
D ie Energie ist ein unverzichtbarer Faktor im Universum und für uns Menschen. Kannst du dir das Leben ohne
elektrischen Strom, PC, Fernseher, Autos, Züge, Flugzeuge usw. vorstellen? Die täglich notwendige Energie
wird durch die Verbrennung der fossilen erschöpfbaren Brennstoffe (Kohle, Erdöl und Erdgas) erhalten. Dieses
schädigt jedoch die Umwelt. Die Wissenschaftler versuchen, umweltfreundliche Alternativen zur Erzeugung und
Verwendung der Energie zu finden. Daher hat sich die sogenannte grüne Energie entwickelt, die erneuerbare und
umweltfreundliche Energiequellen verwendet wie den Wind oder die Sonne – Windenergie, Solarenergie.
134
IV. Erweiterung:
Die Energie und das Leben
Schreibe in die untere Tabelle die Vorrichtungen, die du kennst und die von jeder Vorrichtung um-
gewandelten Energieformen.
Anfangsenergie Vorrichtung Endenergie
...
IV. 1.1. Die Umwandlung und die Erhaltung der Energie in verschiedenen
Systemen (z. B. das Lebenserhaltungssystem einer Raumstation, andere
in Biologie, Geografie usw. gelernte Systeme)
Der elektrische Generator
Lerne aus Bildern!
Abbildung IV.3
Experimentelle Tätigkeit
Abbildung IV.4
● Benötigte Materialien:
Dauermagnet, Drahtrahmen, der um eine Achse gedreht werden kann,
Bürsten, Verbindungsleiter, Galvanometer.
● Durchführung:
Baue die Vorrichtung aus Abbildung IV.4 und drehe den Drahtrahmen.
Verändere die Rotationsgeschwindigkeit des Drahtrahmens. Was beobach-
test du? Der Zeiger des Galvanometers schwingt zu beiden Seiten des Nullwertes. Der Zeiger
schwingt umso schneller, je schneller sich der Drahtrahmen dreht. Bei sehr hoher Geschwindig-
keit bleibt der Zeiger wegen der Trägheit auf der Null stehen.
Schlussfolgerung I F
Während sich der Drahtrahmen dreht, fließt durch den Stromkreis ein verän-
v F
derlicher Strom. Bei Motoren wird die Linke-Hand-Regel angewandt, während B B
bei Generatoren die Rechte-Hand-Regel verwendet wird: Die magnetische Induk-
tion zeigt in die Handfläche hinein, die vier Finger zeigen den Stromsinn und der Abbildung IV.5
abgespreizte Daumen zeigt den Richtungssinn der Geschwindigkeit.
Der Dynamo
Der Dynamo wandelt mechanische Energie in elektrische Reibrad
Energie um. Der Dynamo wird verwendet, um Licht beim Achse
Fahrradfahren zu erzeugen, indem er die mechanische Energie Magnet
zwei Dauermagneten dreht oder einen Magneten, der sich über Abbildung IV.6
einer Spule dreht. Das Magnetfeld erzeugt (induziert) in der sich drehenden Spule elektrischen Strom für die
Glühlampe.
135
Das Wasserkraftwerk
Wasser unter
Abflusstore hohem Druck
Das Wasserkraftwerk wandelt die potentielle Energie
des Wassers eines Stausees in kinetische Energie für die
Räder der Turbine um; diese mechanische Energie wandelt
der Gererator in elektrische Energie um. Generator
Stausee
Staudamm
Abbildung IV.7
Die Windkraftanlage/das Windkraftwerk
Hast du den Roman Don Quijote de la Mancha des spanischen Schriftstellers Miguel de Cervantes
(1547 – 1616) gelesen? Die Hauptperson ist Don Quijote, der von seinem Diener Sancho Panza beglei-
tet wird. In seinen Abenteuern hält Don Quijote die Windmühlen für Riesen und kämpft mit ihnen. So
ist die Redewendung entstanden „mit Windmühlen
kämpfen”, also das Unmögliche erreichen wollen.
Rotorblatt Rotornabe Die erste Windmühle wurde im 12. Jh. gebaut und
wurde zum Pumpen von Wasser oder zum Mahlen
Turm von Getreide verwendet. Solche Mühlen wandeln
die mechanische Wasser- oder Windenergie eben-
Fundament Bodenhöhe falls in mechanische Energie um.
Die Windkraftanlage (Abbildung IV.8) ist eine
moderne Windmühle, welche die Windenergie in
Abbildung IV.8 elektrische Energie umwandelt. Die Windenergie
stammt von der Solarenergie, die von der Atmosphäre absorbiert wird. Europas größter Windpark befindet
sich in Rumänien, in den Ortschaften Fântânele, Cogealac, in der Dobrudscha, 17 km vom Schwarzen Meer
entfernt und hat eine Fläche von 72 km2.
Geothermalkraftwerke
Das Wort geothermal besteht aus geo = Erde und Lerne aus Bildern!
thermo = Wärme. Geothermalkraftwerke wandeln die Geothermale Wärmepumpe
Erdwärme – Vulkane, heiße Quellen, Geysire, geother-
male Speicher – in thermische Energie zum Wärmen von
Wohnungen oder in elektrische Energie um. Mit deren Turbină
Hilfe werden im Winter die Wohnungen erwärmt und im Wärme-
pumpe
Sommer gekühlt. Sie sind effizient, senken die Kosten
und werden in Island und Kanada oft verwendet.
136
IV. Erweiterung:
Die Energie und das Leben
Die Solarkraftwerke Lerne aus Bildern!
Das Sonnenlicht ist eine unerschöpfliche Energiequelle für die Überschuss an elektrischer Lichtstrahlen
Erde. Ein Teil wird von der Atmosphäre absorbiert und erscheint als Energie
Windenergie, aber etwa 1 353 kW/m2 dieser Energie gelangt zur Erd-
Sonnen-
oberfläche; es wird angenommen, dass die Erde ≈ 96 Milliarden kollektoren
kW/s von der Sonne erhält. Die Sonnenenergie wird schon lange
benutzt. Man verwendet Sonnenkollektoren zur Warmwasserbe- Stromzähler
reitung, zur Lufterwärmung, zur Trocknung von landwirtschaft- Speichern des
Überschusses
lichen Erzeugnissen, zur Erzeugung von elektrischer Energie. Isolatoren an elektrischer
Energie in
Aber die wichtigste Nutzung der Sonnenenergie ist ihre direkte Gleichstrom-Wechselstrom hauseigenen
Umwandlung in elektrische Energie in Solarkraftwerken. Es gibt Wandler Batterien
zwei Arten von Solarkraftanlagen: Abbildung IV.10
● Thermische Solarkraftwerke (oder thermodynamische) – wandeln die Sonnenenergie in Wärme um,
die zur Erzeugung von elektrischem Strom verwendet wird. Sie enthalten Spiegel (erfassen die Sonnenstrah
lung, wobei hohe Temperaturen entstehen: 400–1 000 °C), einen Kessel (die hohe Temperatur wandelt das
Wasser in Wasserdampf um), eine Turbine (leitet den Dampf zum Generator) und einen Generator (erzeugt
Wechselstrom). Das größte Solarkraftwerk dieser Art ist NOOR und befindet sich in Marokko.
● Fotovoltaische Solarkraftwerke – enthalten fotovoltaische Kollektoren, welche die Sonnenenergie
direkt in elektrische Energie umwandeln. Modernste Technologien verwenden fotovoltaische Kollektoren
beim Bau von Solarstraßen (SOLAR ROADWAYS).
Außerdem gibt es thermische Sonnenkollektoren, die zum Erwärmen des Wassers oder der Wohnungen
verwendet werden. Ein Haus mit beiden Arten von Solaranlagen (mit fotovoltaischen und mit thermischen
Kollektoren) ist unabhängig vom Stromnetz und liefert den Überschuss an Energie in das Stromnetz. In
Deutschland haben viele Haushalte solche Vorrichtungen. Die Vorteile der Solarkraftwerke sind: sie erzeugen
elektrische Energie auf umweltfreundliche Art; sie haben eine hohe Funktionsdauer; ihre Ausbeute ist
einfach und günstig; sie erzeugen keine Lärmbelastung; sie haben kleine Transportverluste; sie benötigen
kleine Produktions- und Transportbereiche.
Die Energiebilanz des Bodens und der Atmosphäre
Die Erde bekommt ständig Energie von der Son- von der Atmosphäre und den Energiebilanz
Erde-Atmosphäre-
ne, sodass ihre mittlere Temperatur konstant bleibt. Wolken absorbierte Energie
Wolken – pro 1 m2
absorbierte
Wir nehmen an, dass die Erde so viel Energie in Sonnenstrahlung
von den Wolken und der At-
den Weltraum aussendet, wie sie erhält. mosphäre ausgestrahle Energie
Die Solarenergie ist die Energie, die in der Sonne
durch Kernreaktionen entsteht und durch den Weltraum
in den Weltraum abgegebene
zur Erde gelangt. Die Erde absorbiert die Sonnen Infrarotstrahlung
energie und sendet Wärme als Infrarotstrahlung aus. vom Boden absorbierte
Angenommen, dass die Solarenergie, welche Infrarotstrahlung
die Erde erhält, 100 % darstellt, dann: absorbieren vom Boden ausgestrahlte
Infrarotstrahlung durch Konvektion
51 % die Erdkruste, die Gewässer und die Ozeane, Boden übertragene Wärme
19 % absorbieren die Atmosphäre und die Wolken Abbildung IV.11
und der Rest wird von den Wolken, von der Atmosphäre und der Erdoberfläche reflektiert.
Die Erde gibt Energie an den Weltraum ab: 64 % strahlen die Wolken und die Atmosphäre aus und 6 %
werden direkt von der Erdkruste abgestrahlt. Von den 340 W, die in 24 Stunden/m2 von der Atmosphäre
erhalten werden, werden 85 W reflektiert und 90 W von den Wolken und der Atmosphäre absorbiert und
165 W gelangen zur Erdoberfläche.
137
Der Wirkungsgrad einer Energiekette
Eine Energiekette ist aus mehreren zusammenhängenden Energiesystemen gebildet – z. B. die Auto-
batterie wandelt die chemische Energie in elektrische um und der Motor wandelt die elektrische Energie in
mechanische Rotationsenergie der Räder um. Die Energiekette ist also gebildet aus der Batterie (die einen
Wirkungsgrad hat) und dem Motor (der einen anderen Wirkungsgrad hat).
Batterie Motor
● chemische Energie ● elektrische Energie
● elektrische Energie ● mechanische Energie
Um eine Energiekette zu beschreiben, muss man:
– einen Anfangspunkt definieren;
– die Vorrichtungen identifizieren, welche die Energie umwandeln;
– den Eingangs- und den Ausgangsspeicher der Energie erkennen;
– die einzelnen Energieumwandlungen nennen.
Angenommen, eine Energiekette besteht aus der Sonne, Sonnenkollektoren, Akkumulatoren, einem Motor
und einer Pumpe. Der Anfangspunkt ist die Sonne, die Sonnenkollektoren wandeln die Sonnenenergie WR
in elektrische Energie WE1 um. Die Akkumulatoren sind Zwischenspeicher, welche die Energie als chemi-
sche Energie speichern; die Akkumulatoren wandeln die chemische Energie in elektrische Energie WE2 um,
die den Motor antreibt. Der Motor wandelt die elektrische Energie in mechanische Energie WM3 um. Die
Pumpe wandelt die mechanische Eingangsenergie in mechanische Austrittsenergie WM4 um. Das System
Wasser– Erde ist ein Speicher für mechanische Energie.
In jeder Umwandlungsetappe gibt es Energieverluste als Wärme oder Strahlung.
Der Wirkungsgrad einer Energiekette, die n Vorrichtungen enthält, ist:
nützliche Energie (Austrittsenergie)
η=
verbrauchte Energie
Der Wirkungsgrad einer Energiekette ist außerdem auch gleich mit dem Produkt aus den Wirkungsgra-
den der einzelnen Vorrichtungen der Energiekette.
η = η1 ∙ η2 ∙ ……… ∙ ηn
Gelöste Aufgabe
1. Ein Sonnenkollektor speist eine Batterie. Diese liefert einem Motor elektrische Energie, der
eine Pumpe antreibt, die Wasser aus dem Brunnen pumpt.
a) Zeichne ein Schema dieser Energiekette und nenne die Energieformen.
b) Berechne den Wirkungsgrad der gesamten Energiekette, wenn folgende Wirkungsgrade be-
kannt sind: 13 % – Sonnenkollektor; 70 % – Batterie; 90 % – Motor; 95 % – Pumpe.
Lösung
η = η1 ∙ η2 ∙ η3 ∙ η4 = 0,13 ∙ 0,70 ∙ 0,90 ∙ 0,95 0,0778
Also ist der Wirkungsgrad der Energiekette: 7,78 %
138
IV. Erweiterung:
Die Energie und das Leben
Das Lebenserhaltungssystem einer Raumstation.
Das Züchten der Pflanzen auf einer Raumkolonie.
Wenn du irgendwo im Sonnensystem eine Raumkolonie gründen willst, musst du wie ein echter Wissen-
schaftler handeln und die besten Lösungen finden für den Umgang mit den begrenzten Ressourcen und das Sicher-
stellen der Nahrung für die Kolonie. Das Anbauen von Pflanzen ist eine gute Lösung, da diese die Nahrung
sichern, O2 erzeugen, CO2 absorbieren, das Wasser reinigen und die Feuchtigkeit auf der Raumstation regeln.
Auf der Erde erhalten die Pflanzen Energie als Strahlung von der Sonne, um zu wachsen und um Früchte zu
tragen. Das Sonnenlicht enthält das gesamte sichtbare Spektrum (Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Vio-
lett). Benötigen die Pflanzen wohl alle Farben des Spektrums gleichermaßen, um zu wachsen?
Wissenschaftliche Vermutungen: Tests haben ergeben, dass die blaue Strahlung für das Wachstum der
Pflanzen am wichtigsten ist, weil sie leicht absorbiert wird und eine wichtige Rolle bei der Erzeugung von
Chlorophyll spielt. Die rote Strahlung ist für die Fotosynthese wichtig. Zusammen mit der blauen Strah
lung begünstigt die rote Strahlung das Blühen und das Tragen der Früchte. Tests zeigen, dass die grüne
Strahlung für das Wachstum, das Blühen und das Tragen der Früchte weniger wichtig ist. Finde ein Argu-
ment, das diese Beobachtung erklärt.
Experimentelle Tätigkeit
Du kannst die oberen Aussagen überprüfen, indem du zwei identische Pflanzen züchtest, bei dersel-
ben Temperatur, demselben Druck und derselben Feuchtigkeit, aber mit unterschiedlicher Beleuchtung.
● Benötigte Materialien:
Paprika- oder Weizensamen; Erde (Blumenerde); zwei große, gleiche Pappschachteln (z. B.
mit den Maßen L = 50 cm, l = 35 cm, h = 30 cm); zwei gleiche Lampen mit roten und blauen LEDs (fin-
det man im Handel); Batterie; Schalter; mehrere grüne LEDs; Thermometer; Barometer; Messbecher;
Fotoapparat.
● Durchführung:
Fertige aus den beiden Pappkartons zwei gleiche Habitate. Säe in
dieselbe Art von Erde, in vier kleine identische Plastikbecher (Abbil-
dung IV.12), Paprikasamen (wenn du auch das Blühen überprüfen
willst) oder Weizensamen (wenn du nur das Wachstum abhängig Abbildung IV.12
von der Art der Strahlung überprüfen willst). Lege in jede Schachtel
zwei Becher und eine LED-Lampe (Abbildung IV.13). Baue mit
der Batterie, dem Schalter und den grünen LEDs in Reihe geschaltet
einen einfachen Stromkreis und lege ihn in eine der Schachteln. Schließe
die Schachteln, sodass kein Sonnenlicht eintreten kann. Finde für
die Schachteln einen Platz im Labor, sodass du leichten Zugang zu
Abbildung IV.13
ihnen hast. Gieße die Erde immer um dieselbe Uhrzeit, mit derselben
Wassermenge (mit dem Messbecher gemessen). Überprüfe täglich die Temperatur und den Druck in
den beiden Schachteln. Erkläre, wieso dieses spätabends gemacht werden muss. Schreibe täglich die
Werte in die Tabelle. Miss und fotografiere die Pflanzen täglich. Wenn du meinst, dass die Pflanzen
genug gewachsen sind, nimm die Pflanzen aus den Schachteln und beobachte sie gründlich.
● Auswertung der Ergebnisse: Erstelle ein Diagramm für jede Pflanze, in dem du die Höhe und
das entsprechende Datum angibst. Vergleiche die Pflanzen aus den beiden Habitaten: die Höhe der
Pflanzen, das Aussehen, die Farbe, die Anzahl der Blätter (die Blumen, falls vorhanden). Wenn du
genug Fotos hast, erstelle einen Film, der das Wachsen der Pflanzen zeigt. Werte die Ergebnisse aus.
139
● Schlussfolgerungen
1. Formuliere eine Schlussfolgerung über den Einfluss der Farbe der Strahlung auf das Wachstum der
Pflanzen (aus dem vorigen Versuch). Verwende dabei die Begriffe Absorption und Reflexion des Lichtes.
2. Nenne andere Parameter, die das Wachstum der Pflanzen beeinflussen könnten (die Erde, das Mag-
netfeld, eine kohlendioxidhaltige Atmosphäre).
3. Schlage eine Methode vor, mit der man die Parameter im Habitat besser verfolgen könnte (Tem-
peratur- und Drucksensoren).
Fachübergreifende Tätigkeit
140
Wiederholungsaufgaben
Wiederholungsaufgaben
1. Nebenstehende Abbildung (Abbildung R.1) zeigt für drei Fest-
körper, die anfangs dieselbe Temperatur haben, die Abhängigkeit der
aufgenommenen Wärme von der Temperatur der Körper. Ordne die
kalorischen Kapazitäten der drei Körper in steigender Reihenfolge.
2. Welche Wärme ist nötig, um 100 g Eis mit einer Temperatur
von –20 °C in Wasser von 0 °C umzuwandeln? (cEis= 2 090 J/kgK,
λEis= 335 kJ/kg).
Abbildung R.1
3. Welche Erdölmasse wurde verwendet, um den Bruchteil f der
Wassermasse m mit der Temperatur t < 100 °C zu verdampfen? (Bekannt sind die spezifische Wärme des
Wassers c, die spezifische latente Verdampfungswärme λ und die kalorische Leistung des Erdöls q.)
4. Ein Zug mit der Masse m = 10 t bewegt sich geradlinig mit der Geschwindigkeit v = 72 km/h.
Berechne die Wassermasse, die in Dampf umgewandelt werden könnte, mit der Hälfte der Wärme, die
beim Abbremsen des Zuges bis zum Stillstand abgegeben wird. Die Anfangstemperatur des Wassers ist
T = 293 K, cWasser= 4 185 J/kgK und λDampf= 2,3 MJ/kg.
5. Der menschliche Widerstand schwankt zwischen 500 kΩ (bei kleiner Feuchtigkeit) und 1 kΩ (bei
hoher Feuchtigkeit). Der maximale Strom durch den menschlichen Körper beträgt ungefähr 5 mA. Bei 10
mA oder mehr treten Muskelkontraktionen auf, die gefährlich sein können. Welche maximale Spannung
kann eine Person, deren Körper feucht ist, aushalten? Ist diese Spannung vergleichbar mit den Werten der
Spannungsquellen im Haus?
6. Ein Widerstand aus Kohlenstoff mit α = – 0,0005 (°C)–1 wird als Thermometer verwendet. An einem
Wintertag mit einer Temperatur von 4 °C beträgt der Widerstand 217,3 Ω. Wie viel beträgt die Temperatur
an einem Sommertag, wenn der Wert des Widerstandes 215,8 Ω ist?
7. Zwei Widerstände haben parallel geschaltet Rp = 3,43 Ω und in Reihe geschaltet Rs = 14 Ω. Berechne
die Werte der beiden Widerstände.
8. a) Ein geradliniger Leiter mit dem Widerstand R wird in drei gleiche Teile zerlegt.
Welchen Widerstand hat jeder Teil? Abbildung R.2
b) Ein Teil wird zu einem Kreis geformt und danach mit den anderen beiden Teilen wie in Abbildung
R.2 verbunden. Die beiden geraden Teile sind diametral entgegengesetzt an dem Kreis befestigt. Welchen
Ersatzwiderstand hat die erhaltene Schaltung?
9. Eine Gleichstrom-Spannungsquelle erzeugt im äußeren Stromkreis dieselbe Leistung P = 100 W,
wenn an ihre Klemmen der Widerstand R1 = 4 Ω oder der Widerstand R2 = 9 Ω geschaltet wird. Berechne:
a) den inneren Widerstand der Spannungsquelle; b) die EMS der Spannungsquelle; c) die Wirkungsgrade
η1 und η2 für den Leistungstransfer von der Spannungsquelle zum äußeren Stromkreis in den beiden Fällen.
10. In welcher Zeit steigt die Temperatur von 3 Litern Wasser von 12 °C auf 100 °C, wenn das dafür verwen-
dete Heizgerät an einen Generator angeschlossen ist, der einen Strom von 5 A bei einer Spannung von 220 V
erzeugt und einen Wirkungsgrad von 80 % hat? Bekannt sind ρWasser = 1 000 kg/m3 und cWasser= 41 80 J/kgK.
11. Eine Spannungsquelle mit der EMS von 100 V und dem inneren Widerstand von 5 Ω speist einen
elektrischen Wasserkocher mit dem Widerstand von 45 Ω. Der Wasserkocher erwärmt 258 g Wasser um
Δθ = 20 °C. Wenn der Wirkungsgrad des Wasserkochers 60 % beträgt, berechne, wie lange Strom durch den
Kocher fließt, um das Wasser zu erwärmen. Bekannt ist cWasser = 4 200 J/kg K.
12. Erkläre die Wechselwirkung zwischen den Systemen aus
Abbildung R.3, wenn die Pfeile den Richtungssinn der Feldli-
nien angeben. Bestimme den Richtungssinn des Stromes durch
die Drahtschleifen und durch die Spulen. Abbildung R.3
141
13. Bestimme den Richtungssinn der magnetischen Feldlinien (Abbil-
dung R.4). Der Vektor magnetische Induktion in einem Punkt des Feldes:
a) bildet einen beliebigen Winkel mit der Feldlinie;
b) ist an die Feldlinie tangential und sein Richtungssinn ist entgegen-
gesetzt zum Richtungssinn der Feldlinie;
c) ist senkrecht auf die Feldlinie in dem Punkt;
d) ist an die Feldlinie tangential und hat denselben Richtungssinn wie
diese.
14. Der Ausdruck der elektromagnetischen Kraft ist: Abbildung R.4
a) F = B · I · l · cos α;
b) F = B · I · l·sin α;
c) F = B · l · sin α;
d) F = B · I · l.
15. Die Maßeinheit der magnetischen Induktion B im Internationalen System ist: a) N/m; b). N·m/A;
c) N·A/m; d) N/A·m.
16. Ein ebener scheibenförmiger Spiegel mit dem Durchmesser D1 = 20 cm wird parallel zu einer Wand
im Abstand d = 60 cm von dieser senkrecht aufgestellt. Eine punktförmige Lichtquelle befindet sich auf der
Spiegelachse. Auf der Wand entsteht durch Reflexion am Spiegel ein heller Fleck mit dem Durchmesser D2
= 80 cm. Berechne den Abstand zwischen Lichtquelle und Spiegel.
17. Zwei ebene Spiegel haben eine gemeinsame Kante. Dieses System erzeugt zwei Bilder einer punkt-
förmigen Lichtquelle, die sich zwischen den Spiegeln befindet. Die Lichtquelle bildet mit den zwei Bildern
ein gleichseitiges Dreieck. Bestimme den Winkel zwischen den beiden Spiegeln.
18. Eine punktförmige Lichtquelle befindet sich in einer unbekannten Flüssigkeit in einer Tiefe h = 1
m. Auf der Flüssigkeitsoberfläche schwimmt eine undurchsichtige Scheibe, deren Mittelpunkt sich auf der
Vertikalen durch die Lichtquelle befindet. Für den kleinsten Radius der Scheibe R = √3 kann die Licht-
quelle aus keiner Position von einem Beobachter aus der Luft gesehen werden. Berechne die absolute
Brechzahl der Flüssigkeit.
19. Nenne die Eigenschaften des Bildes, das die Linse 2f
B
aus Abbildung R.5 von dem Objekt AB erzeugt.
20. Eine punktförmige Lichtquelle befindet sich in 40
cm Abstand von einer Sammellinse und wird um 9 cm nach A
oben in Bezug auf die optische Hauptachse der Linse bewegt.
F1 F2
Die Brennweite der Linse beträgt 10 cm. Berechne die
Entfernung, um die sich das Bild verlagert und nenne den
Richtungssinn der Verlagerung.
Abbildung R.5
21. Auf der Mitte des Abstandes zwischen einer Sammel- und einer Zerstreuungslinse befindet sich ein
lineares Objekt, das senkrecht auf die Achse des Systems steht. Die Linsen haben dieselbe optische Haupt-
achse und gleiche Brennweiten im Modul |f1| = |f2| = f. Der Abstand zwischen den Linsen ist D = 3f. Be
rechne den Abstand zwischen den beiden Bildern, welche die Linsen erzeugen.
22. Ein Nickelinleiter mit dem spezifischen Widerstand ρ = 42 ∙ 10–8 Ωm und dem Querschnitt S = 42 ∙ 10–9
m2 hat den Widerstand R = 2 Ω. Der Leiter befindet sich in einem gleichförmigen Magnetfeld, senkrecht auf
die Feldlinien und wird von einem Strom I = 10 A durchflossen. Wenn die elektromagnetische Kraft auf den
Leiter F = 1 N ist, berechne: a) die Länge des Leiters; b) die magnetische Induktion; c) für welche Strom-
stärke die elektromagnetische Kraft halb so groß ist; d) für welche Leiterlänge die elektromagnetische Kraft
F = 2 N ist, wenn I = 10 A.
142
Antworten
Antworten
Seite 18: 1. t = 40 °C; 2. a) 1 °C = 1,8 °R, b) x(t °R) = a(°C) + b t (°R) = 95 ∙ (t( °C) + 273,15); 3. 258
K, 264.8 K, 73 K, 0 K; 4. b) 1371,11 °C; c) 1341,11 K; d) 44,70; e) 206 h 49 min 40 s = 8 Tage 14 Stunden
49 Minuten 40 Sekunden;
Q m∙Q Q μ∙Q
Seite 25: 1. C = m ∙ c; 2. Cv = μ ∙ c ; 3. Q = 2 092,5 kJ 4. 16.9 ºC;
∆T m ∙ ∆T v ∙ ∆T m ∙ ∆T
5. 528 J ;
kgK
Seite 34: 4. 2 700 kJ; 5. a) 1978-2013; b) 2 012; c) 7 Millionen km2, 2,8 Millionen km2 ; d) 2,5; e) 50 000 km2/Jahr;
Seite 35: 1. 112,5 J; 2. 2,1 kg; 3. Q = QCu + QAl = m(f1 ∙ cCu + f2 ∙ cAl) ∆T = 1657,5 J; 4. 23 000 kJ; 5. C = 200 J/K;
η∙V∙ρ∙q ∆x m (c + cAg)
6. ∆x = 26,28 km , v = 2,72 ; Seite 39: 1. b; 2. W, W, F, F; 6. b); 7. Au ;
F ∆t s 2
c ∙ ρ + cAg ∙ ρAg ; 9. 0,64 kg;
8. c = Au Au
ρAu + ρAg
Seite. 44-45: 2. 1,25∙1019 ; 3. 0 C 4. a) 1,2 μC; b) 0,6 μC; c) 0,8 μC; d) 5∙1012; Seite 47: 0,1 m; 29,7 cm;
F . Seite 54: 60 J, 25 C; a) 0,8 C, 2 C, 0,3 C; b) 3,8 C; c) 25,3 mA. Seite 56: 1. 11 V; 2,2 V; 2. 2,5 A; 7,2
48
mA; Seite 60: 1. ≈ 25 mA; 2. ≈ 0,12 Ω; 1,5 mV; ungefähr; 3. ≈ 4 mm; 4. R’ = 0,75 R; Seite 62: 1. 500 V; 2.
≈ 35 m; 3. b) die I-U-Kennlinie ist linear, also ist es ein ohmscher Leiter und das Ohmsche Gesetz kann
angewendet werden; c) 3,88 Ω. Seite 64: 1. 2950 Ω, 2. 12 V, 3. 0,21 A. Seite 67: 2. a) 42 Ω; b) 17,5 Ω; c)
8,6 Ω; 3. es gibt 2 Möglichkeiten: Parallelschaltung aus 2 in Reihe geschalteten Widerständen oder Se-
rienschaltung von 2 Parallelschaltungen von 2 Widerständen. Seite 70: 1. 2 mA; 2. 5 A; 3. a) 2 A,42 V, 5
E
Ω; b) 1 A, 18 V, 7 V; 4. 7R . Seite 76: 1. 72,6 kJ; 2. ≈ 15 Min; 3. 40 kJ. Seite 79: 1. a) 0,18 A; b) 2 400 J; c)
1 210 Ω; 2. ≈ 10,6 m; 3. 4,5 W; Seite 81: 1. Das Amperemeter hat einen kleinen Widerstand und verursacht
einen Kurzschluss im Stromkreis. 2. Zwischen den zwei Gleisen gibt es keine Spannung. Einen Strom-
schlag bekommen wir, wenn wir auf den Gleisen stehen und die obere Leitung berühren. 3. Wenn im
Kocher Wasser ist, ist die Temperatur des Widerstandes des Kochers kleiner als ohne Wasser. Deshalb ist
auch der Widerstand kleiner und die aufgenommene Leistung (und Energie) ist größer.
F N
Wiederholungsaufgaben: 1. 0,035 N. 2. 30 V; 25 Ω. 3. 12 A. Seite 89: L = 25 µH; Seite 90: 2. 1 = 12 m ;
Seite 93: 1. b); 2. a); 3. c); 4. c).; 5. b); 6. (1) 50 V; 60 V; 1 000 J; 120 W; (2) 5 A; 5 s; 1 125 J; 250 W; 7. F=5
∙ 10–3 N; 8. a) r = 1 Ω; b) R = 5 Ω; c) u = 1 V; d) Isc = 6 A; Seite 105: 1. B; 2. 15°; 3. 50 cm; Seite 106: 1. n =
1,47; 2. v = 2,25 ∙ 108 m/s; Seite 112: 1. B; 2. A; 3. B; 4. A; Seite 114: 1. B; 2. D; 3. E; Seite 127: 1. x2 = 60
cm; y2 = –4 cm; 2. f = 60 cm; 3. f = 180 cm; 4. d = 90 cm; 5. x2 = –10 cm; y2 = 3 cm; 6. f = 15 cm; Seite 130:
5. a) F; b) W; c) W; d) F; e) W; f) W; g) F; h) W; i) F. 6. a) v = 11,4 km/h; b) t = 1,2 s; 7. α = 45°; 8. d = 10 m;
9. a) α = 90°; b) d ≈ 46 cm; 10. v = 2,12 m/s; 11. n = 1,41; 12. n = 1; 13. r ≈ 21,8°; 14. A. 1) Sammellinse,
2) 8 cm, 4) 24 cm, 5) –12 cm; B. 1) Sammellinse, 2) 18 cm, 4) –36 cm, 5) 36 cm; C. 1) Zerstreuungslinse,
2) –6 cm, 4) –4 cm, 5) 2 cm; D. 1) Zerstreuungslinse, 2) –6 cm, 4) –3 cm, 5) 3 cm; Seite 133: 1. c; 2. a;
3. b; 4. a; 5. c; 6. b; 7. c; 8. d; 9. a;
m[c(tv – t) + f ∙ λ] m ∙ v2
Seite 141-142: 1. C1 > C2 > C3; 2. Q = 37 680 J; 3. mx = ; 4. mx = 4(c ∙ ∆t + λ)
= 0,38 kg;
q
5. 5 V; Ja, gleich groß mit der Spannung der elektrischen Batterien, aber viel kleiner als die Spannung,
mit der die Haushaltsgeräte betrieben werden; 6. ≈ 18 °C ; 7. 6 Ω și 8 Ω; 8. a) R/3; b) 3R/4); 9. a) 6 Ù; b)
50 V; c) 40 %, 60 %; 10. ≈ 21 Min; 11. ≈ 200 s ; 13. d); 14. b); 15. d); 16. 20cm; 17. 120°;
18. n = 2/√3; 19. reell, umgekehrt und kleiner als das Objekt; 20. 3 cm, nach unten; 21. 4f. 22. a). 20 cm; b)
0,5 T; c) 5 A; d) 40 cm.
143
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Der Lehrplan kann unter
http://programe.ise.ro abgerufen werden.