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Partikeln

Die Partikeln stellen im Deutschen eine relativ geschlossene Klasse dar, die etwa 40 Wörter umfasst, die weder
deklinierbar, noch konjugierbar oder komparierbar sind.

Abgrenzung zu anderen Wortklassen


Im Unterschied zu den Adverbien haben die Partikeln keinen Satzgliedcharakter, sondern sind immer nur
zusammen mit ihrem Bezugswort im Satz verschiebbar:
Partikel: Ziemlich gut hat er die Prüfung bestanden.
Adverb: Diesmal hat er die Prüfung gut bestanden.

Im Unterschied zu den Modalwörtern beziehen sich die Partikeln niemals auf den ganzen Satz (auf die
Prädikation), sondern immer nur auf ein einzelnes Wort, mit dem zusammen sie im Satz verschiebbar sind.
Modalwort: Das Wetter wird vermutlich warm./ Vermutlich wird das Wetter warm.
Partikel: Das Wetter wird sehr warm./ *Sehr wird das Wetter warm.

Anmerkung: Modalwörter, Adverbien und Parikeln unterscheiden sich dadurch, dass Modalwörter auf
Entscheidungsfragen, Adverbien auf Ergänzungsfragen, Partikeln auf überhaupt keine Fragen antworten können:
Entscheidungsfrage: Kommt er heute? Vermutlich. *Spät. *Nur.
Ergänzungsfrage: Wann kommt er heute? *Vermutlich. Spät. *Nur.

Im Unterschied zu den Konjunktionen beeinflussen die Partikeln die Satzgliedstellung nicht; es kommt allerdings
vor, dass manche Wörter sowohl als Konjunktionen als auch als Partikeln (mit Bedeutungsunterschied) verwendet
werden:
Partikel: Was macht er denn?
Konjunktion: Er kommt nicht, denn er ist krank.

Unter syntaktischem Aspekt sind die Partikeln eine Wortklasse, deren Elemente kein Satzglied darstellen, sich
nicht auf den ganzen Satz, sondern nur auf ein Wort beziehen und niemals allein, sondern nur zusammen mit ihrem
Beziehungsowort im Satz verschiebbar sind.
Partikeln sind nicht fähig, die erste Stelle im Satz-vor dem finiten Verb- auszufüllen .
Sie haben eher einen attributiven Charakter, unterscheiden sich aber von Attributen dadurch, dass sie nicht auf
sprachliche Prädikationen zurückführbar sind.

Unter semantischem Aspekt sind die Partikeln eine Wortklasse, die ein Wort im Satz näher bestimmen, abtönen,
spezifizieren oder graduieren.
Partikeln sind nach objektiven (solche Merkmale, die das Geschehen selbst modifizieren) und subjektiven
Merkmalen (solche, die eine gefühlsmäßige Anteilnahme des Sprechers an dem Geschehen erkennen lassen) zu
unterscheiden.

Semantische Klassen nach objektiven Merkmalen:


 Bestätigung und Identifizierung (also, auch, denn, doch, eben, gerade, ja, nun, schon, zwar)
 Einschränkung und Begrenzung (aber, allein, beinahe, bloß, erst, etwa, fast, ganz, ja, nahezu, noch, nur,
selbst, ziemlich)
 Verstärkung und Steigerung (aber, auch, bereits, besonders, bloß, denn, doch, durchaus, etwa, ganz, gar,
gerade, geradezu, höchst, immer, mal, noch, schon, sehr, selbst, so, sogar, überaus, überhaupt, viel, weit,
weitaus, zu)
 Hervorhebung (besonders, doch, eben, erst, gerade, ja, nur, zumal)
 Abschwächung (etwas, ganz, nicht eben, nicht einmal, nicht gerade, recht, schon, zwar)
 Verallgemeinerung (auch, ganz und gar, immer, nur, überhaupt)
 Zeitverhältnisse (bereits, erst, noch, schon)
 Zusatz und Hinzufügung (auch, beispielsweise, noch, so, überhaupt)

Semantische Klassen nach subjektiven Merkmalen:


 Sorge und Zweifel in der Frage (auch, bloß, doch, nicht, überhaupt)
 Erstaunen, Entrüstung, Ärger (aber, doch, ja)
 Wunsch und Aufforderung (doch, erst, ja, nur, schon)
 Subjektive Anteilnahme allgemeiner Art (denn, gar, nur)
 Fehlende subjektive Anteilnahme, Interesselosigkeit (eben, nur)
Aufgaben zu den Partikeln
Durch Einsetzung passender Redepartikel kann die Wirkung, Tonart, Farbe der Sätze verändert werden.
Freundlich-interessierte Fragen: denn-eigentlich-überhaupt-übrigens
Um wieviel Uhr kommst du? Wie kann ich Ihnen helfen? Wie soll ich das machen? Haben Sie den Bericht schon fertig? Hast
du das gewusst?

Überrascht-unhöfliche, überhebliche, vorwurfsvolle Fragen: denn-eigentlich-übrigens-etwa


Seid ihr verrückt geworden? Was wollen Sie hier? Wie kommen Sie auf die Idee? Was haben Sie sich dabei gedacht? Wo
haben Sie das Geld her?

Rhetorische Fragen. Man erwartet eine Antwort, die den eigenen Standpunkt bestätigt: etwa-denn-schon-vielleicht
Würdest du so einen Job gerne machen? Bin ich für alles verantwortlich? Wer steht gern morgens um 4 Uhr auf? Hätten Sie
das gewusst? Muss ich alles selbst machen?

Warnung/ Drohung: ja-bloß-nur-ruhig


Pass auf, sonst passiert was! Räum deine Klamotten auf! Seid ruhig! Mach so weiter, dann wirst du schon sehen, was passiert.
Hau ab und lass dich nie wieder sehen!

Ärger, Agression und Ironie: doch-aber-eben/halt- endlich-schon-vielleicht


Hör auf mit dem Blödsinn! Du bist ein Experte! Mach deinen Kram alleine! Das hast du toll hingekriegt! Jetzt beweg dich!

Freundliche Bitte und Aufforderung: doch-mal-eben mal- einfach-ruhig-schon


Hilf mir! Probiere es, es ist nicht schwer! Geh zu ihm hin und frag ihn! Nimm dir noch was, wenn’s dir schmeckt!

Unhöfliche, ungeduldige Bitte (auch mehrere Partikeln gehäuft möglich): doch-eben-endlich-halt-schon


Hilf mir, du siehst, dass es nicht klappt! Komm! Wenn du unbedingt dabei sein musst, dann komm! Fahr los, sonst kommen
wir völlig zu spät!

Resignation, Ärger: auch-ja-doch-eben/halt-nun mal-einfach-sowieso


Es ist alles umsonst. Es ist ganz klar, dass es so nicht wietergeht. So sind die Leute. Für einen Schaden muss man bezahlen. Es
ist zu dumm, dass ich daran nicht gedacht habe.

Mini-Antworten mit Redepartikeln:


1. Heute ist wieder ein Mistwetter!
2. Willst du noch ein Stückchen Sahnetorte?
3. Ich habe erst zwei Seiten geschrieben!
4. Das ist aber viel Arbeit!
5. Du wolltest doch auch mitkommen!
Allerdings! Bloß nicht! Immerhin! Eben! Gerade nicht!
☻☺
Es gibt eine Anzahl von Wörtern, die als Partikeln und als Adverb (mit Bedeutungsunterschied) fungieren. Dazu gehören:
eben (als P.: gerade, genau/ als A.: soeben, in diesem Augenblick), erst (P: nicht früher als, nicht merh als, bis jetzt nur, allein,
endlich/ A: zuerst), gerade (P:genau, ausgerechnet/A: soeben)
Weitere Wörter, die sowohl als Partikel als auch als Adverb auftreten können: besonders, selbst, so, immer, nun, schon

Ersetze in folgenden Sätzen die Wörter eben/erst/gerade und stelle fest, ob sie als P oder A verwendet ist:
1. Eben diesen Zug wollte meine Frau benutzen. 2. Eben ist der Schnellzug aus Warschau angekommen. 3. Er kommt erst in
der nächsten Woche aus dem Urlaub zurück. 4. Wir haben heute erst fünf Stunden gearbeitet. 5. Erst musste der Internist seine
Vorlesungen halten, danach konnte er seine Patienten aufsuchen. 6. Erst der Facharzt konnte ihm helfen. 7. Er ist gerade 70
Jahre alt geworden. 8. Er ist gerade von der Dienstreise zurückgekommen.

Setze in den folgenden Sätzen die Partikeln noch, nur, erst, schon ein:
1. Das Kind ist … in der Schule, obwohl es sonst um diese Zeit schon zu Hause ist. 2. Die Schule beginnt gewöhnlich um 8
Uhr, morgen jedoch … um 9 Uhr. 3. Ich habe von ihm bisher …einen flüchtigen Eindruck. 4. Der Gast wollte …am Sonntag
ankommen, er ist jedoch… am Montag eingetroffen. 5. Zuerst wollte er am Mittwoch abreisen, er ist jedoch zwei Tage länger
geblieben. 6. Von hier sind es … hundert Kilometer bis nach Dresden. 7. Wir kamen …kurz vor der Abfahrt des Zuges auf
dem Bahnhof an und fanden deshalb ... einen freien Platz in diesem Abteil.

Steigerungspartikel~Intensifikatoren (treten zu Adverbien oder Adjektiven, haben so graduierenden Charakter): viel/ weit
(vor dem Komparativ), weitaus (vor Komp. oder Superl.), etwas (vor Positiv, Komp), höchst, recht, überaus, ziemlich (vor
dem Positiv)
1. Das Wetter ist heute … schöner als gestern. 2. Die Arbeit an den Hochöfen ist im Sommer bei großer Hitze …
anstrengend.3. Der Schauspieler wirkt in der heutigen Aufführung ... unsicher. 4. Der dritte Sprung ist dem Sportler … am
besten gelungen. 5. Das Wetter ist in diesem Sommer … angenehmer als im vorigen Jahr. 6. Der Fremdsprachenunterricht ist
… effektiver geworden. 7. Von den Lehrveranstaltungen ist die Vorlesung über Lexikologie … am interessantesten.

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