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Q1.

1 Die deutsche Revolution von 1848/1849

Entstehung, Entwicklung und Unterdrückung der liberal-nationalen


Bewegung im europäischen Kontext (1813/15 - 1848)

Zeit der Fremdherrschaft & der Befreiungskriege

• Napoleon kommt an die Macht in Frankreich und erobert einen Großteil Europas
• Auflösung des Heiligen Römischen Reichs dt. Nation (1806)
• Reformen in den Rheinbundstaaten während der franz. Besatzung

„Preußische Reformen“ (1807-1815) unter Stein und Hardenberg nach der demütigenden Niederlage
gegen Frankreich:
• „Bauernbefreiung“ (Aufhebung der Erbuntertänigkeit)
• Militärreform (Einführung der allg. Wehrpflicht)
• Beseitigung der Ständeordnung
• städtische Selbstverwaltung
• Wirtschaftsreform (Einführung der Gewerbefreiheit & Abschaffung der Zünfte)
• Bildungsreform (humanistische Bildung)
• Judenemanzipation

• Großteil der Reformen bleibt nach den Befreiungskriegen erhalten


• nach dem gescheiterten Russlandfeldzug (1812) wird Napoleon von einer europäischen
Koalition in die Knie gezwungen
• Verfassungsversprechen von Friedrich Wilhelm III. während den Befreiungskriegen (wird nicht
eingelöst)
Napoleonische Fremdherrschaft über weite Teile Mitteleuropas bewirkt die Entfaltung
von National- und Freiheitsbewegungen

Wiener Kongress (1814/15)

• Europäische Staaten und Bevölkerung sind nach den Napoleonischen Kriegen erschöpft
• Versammlung von politisch bevollmächtigten Vertretern aus ca. 200 europäischen Staaten in
Wien

Ziele

• Revision der durch Napoleon geschaffenen territorialen Veränderungen (Ordnung


Deutschlands) und Aufteilung der Gewinne
• Wiederherstellung des europäischen Mächtegleichgewichts („balance of powers“)
• Schaffung einer europäischen Friedensordnung (Pentarchie aus GB,Fr,Ö,Pr,R)
• Unterdrückung der als revolutionär empfundenen national-liberalen Ideen
• Wiederherstellung der alten monarchisch-dynastischen Herrschaftsordnung in Europa
Leitende Grundsätze des Wiener Kongresses:

Restauration Legitimität Solidarität


• Rückkehr alter • göttlicher Herrschaftsauftrag • Erhaltung des Friedens in
Dynastien („Gottesgnadentum“) Europa durch pol.
• Wiederherstellung der • kein Selbstbestimmungsrecht des Einvernehmen
Adelsprivilegien Volkes • Gründung der „Heiligen
• kein Widerstandsrecht gegen den Allianz“ (Ö,Pr,R)
Monarchen Interventionsrecht bei
revolutionären
Bedrohungen

Ergebnisse:

• Preußen wächst durch Gebietsgewinne „nach DE hinein“


• Österreich wächst durch Gebietsgewinne „aus DE heraus“
• Dt. Fürsten behalten ihre während der napoleonischen Fremdherrschaft gewonnenen Titel und
Besitzungen
• DE bleibt geteilt in viele Staaten
• Dt. Staaten werden weiterhin absolutistisch regiert
National- und Freiheitsbewegung ist mit den Ergebnissen unzufrieden

Deutscher Bund

• Staatenbund aus knapp 40 souveränen Staaten


• einziges gemeinsames Staatsorgan ist die „Bundesversammlung“ in Frankfurt
keine zentrale Exekutive
Vertreter der Einzelstaaten sind an die Weisungen ihrer Regierungen gebunden
Vorsitz bei Österreich
• Deutscher Bund sollte als „Puffer“ zwischen den Ost- und Westmächten wirken (Europäische
Mächte sind die Nutznießer des Machtvakuums in Mitteleuropa)
• Artikel 13 der „Deutsche Bundesakte“ („Verfassung“ des Deutschen Bundes“) verpflichtet die
Mitgliedstaaten, „landständische Verfassungen“ zu erlassen
Verfassungen werden nur in den liberalen süddeutschen Staaten erlassen
• „Preußisch-Österreichischer Dualismus“: Preußen & Österreich sind tonangebend im Bund
Bund ist nur handlungsfähig, wenn sich Preußen und Österreich einig sind
• Wiener Ordnung wurde entscheidend durch den österreichischen Staatskanzler Metternich
beeinflusst („System Metternich“)
• National- und Freiheitsbewegung ist mit den Ergebnissen des Wiener Kongresses unzufrieden
und opponiert gegen das „System Metternich“
• uneinheitliches Wirtschaftsgebiet

Nationalismus und Liberalismus

Nationalismus Liberalismus

Entstehung: • fußt auf der Aufklärung


• Entwicklung des Wirtschaftsbürgertums Mensch ist in der Lage, auf Basis
• Vorbild aus Frankreich seiner Vernunft selbstständig zu
• Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft handeln und zu urteilen
(Verklärung der Befreiungskriege) • Vorrang des Menschen vor dem Staat
• Bewusstheit der dt. Kulturnation • von Besitz- und Bildungsbürgertum
• Verbindung von Freiheit, Gleichheit und Einheit vertreten
• Glaube an das Selbstbestimmungsrecht der Nation
• Organisation der Studenten in Burschenschaften Politische Forderungen:
• Verfassung
Vorstellung DEs als Kulturnation • Menschen- und Bürgerrechte (Meinungs-,
Verbunden durch sprachliche und kulturelle Tradition Glaubens- und Pressefreiheit)
Schutz des Individuums vor dem Staat
Aufkommen des „Integralen Nationalismus“ • Gleichheit vor dem Gesetz
Überhöhung der eigenen Nation • gewählte Volksvertretungen
(im Interesse der Nation ist alles erlaubt) • Gewaltenteilung
Fremdenfeindlichkeit (Franzosenhass), • Verantwortlichkeit der Regierung
Chauvinismus & Rassismus • Rechtsstaat
• nationale Einheit
Forderungen:
• einheitlicher dt. Nationalstaat, dem alle Deutschen
Wirtschaftliche Forderungen:
angehören
• Bevölkerung bestimmt darüber, zu welchem Staat sie • ungehinderte wirt. Entfaltung des Einzelnen
gehört oder ob sie einen eigenen Staat gründen • Recht auf Eigentum
möchte
• Anwendung des Selbstbestimmungsrechts auf
andere Nationen
• (sympathisieren mit polnischer
Nationalbewegung)
• Wiener Ordnung muss gestürzt werden

Zeit der Restauration

• Studenten, die in den Befreiungskriegen kämpften, organisieren sich in Burschenschaften


• 500 Studenten nehmen anlässlich des Jahrestags der Reformation und der Völkerschlacht bei
Leipzig am „Wartburgfest“ (1817) teil
Verbrennung von als „undeutsch“ empfundenen Schriften (Code Napoléon) und Symbolen
der reaktionären Ordnung (preußische Uniform, Korporalstock, Soldatenzopf, Korsett)
fordern nationale Einheit und Freiheit
• Regierungen planen Unterdrückung der Bewegung
• Ermordung des reaktionären Schriftstellers August von Kotzebue durch den Burschenschaftler
Karl Ludwig Sand
Metternich bewegt die dt. Staaten zum Erlass der „Karlsbader Beschlüsse“

Karlsbader Beschlüsse (1819)


• Verbot der Burschenschaften
• Einführung einer Pressezensur
• verstärkte Überwachung der Universitäten
• Entlassung von Professoren („Demagogenverfolgung“)

Deutscher Bund wird zur Unterdrückung der national-liberalen Bewegung benutzt


• Gründung von Turn- und Gesangsvereinen (u.a. durch Friedrich Ludwig Jahn), die sich im
Untergrund politisch betätigen
• Bürgertum gibt sich unpolitisch/ Rückzug ins Private („Biedermeierzeit“)

Polnische Nationalbewegung (LK)

• Polnische Teilungen zwischen Russland, Österreich und Preußen gegen Ende des 18.
Jahrhunderts
• Entstehung eines Königreichs Polen unter russ. Herrschaft (1815)
• „Novemberaufstand“ (1830/31) gegen die russische Fremdherrschaft scheitert
• Polnische Freiheitskämpfer werden im Exil in Westeuropa mit Begeisterung empfangen
• „Verrat“ während der Revolution von 1848 (Parlament entscheidet sich gegen die Schaffung
eines polnischen Staats)
• schwere Belastung für das deutsch-polnische Verhältnis

Vormärz

• Nationalbewegung begeistert sich für den Befreiungskampf in Griechenland oder Belgien


• angeregt durch die „Julirevolution“ (1830) in Frankreich (Beseitigung der
Bourbonenherrschaft, Achtung der Volkssouveränität durch den neuen „Bürgerkönig“ Louis
Philippe)
• kleine Reformen in Süddeutschland nach 1830
• „Hambacher Fest“ (1832) in der bayerischen Pfalz
30.000 Teilnehmer aus vielen Gesellschaftsschichten
internationaler Charakter (mit Polen und Franzosen)
Dt. Nationalflagge (inspiriert durch den Lützower Freikorps)

Forderungen:

• freies und geeintes Deutschland


• Pressefreiheit
• „Beseitigung der Fürstenherrschaft“
• „konföderiertes, republikanisches Europa“
• Frauenemanzipation

Metternichs Antwort:
• Verschärfung der Pressezensur
• Verfolgung der Initiatoren (verhaftet oder ins Exil gezwungen)

• Aufständische versuchen, die Frankfurter Polizeiwache zu stürmen („Frankfurter


Wachensturm“, 1833)
• Protest von Professoren aus Hannover gegen die Aufhebung der dortigen Verfassung
(„Göttinger Sieben“ 1837)
Entlassung, teilweise des Landes verwiesen (Sympathie in der Bevölkerung)
• Verklärung/ Romantisierung des Heiligen Römischen Reichs & der Befreiungskriege
• Stärkung des Abwehrwillens nach der „Rheinkrise“ (1840) (Frankreich beansprucht das linke
Rheinufer)

Wirtschaftliche Umwälzungen

• rasanter Bevölkerungsanstieg hat Massenarbeitslosigkeit zur Folge (Überangebot an


Arbeitskräften)
• Binnenwanderung in die Städte („Urbanisierung“)
• Verelendung der Massen („Pauperismus“)
• Gründung des „Deutschen Zollvereins“ (1834) unter Ausschluss Österreichs (wirtschaftliche
Einigung Deutschlands)
• Missernten, Hungersnöte, Massenarbeitslosigkeit, Revolten
umfassende Berichterstattung über den Aufstand der schlesischen Weber (1844) am
Vorabend der Revolution
• National- und Freiheitsbewegung macht die modernisierungsfeindliche Politik verantwortlich

Kernprobleme der Revolution: politische Strömungen, soziale und


politische Forderungen, Verfassungsfragen (Staatsorganisation,
Wahlrecht), nationale Frage (kleindeutsch vs. großdeutsch, Polenfrage)

Auslöser für die Revolution

• „Februarrevolution“ in Frankreich
Abdankung des „Bürgerkönigs“ Louis Philippe & Ausrufung der Zweiten Republik
• Aufbruchsstimmung in weiten Teilen Europas (revolutionäre Erhebungen in Italien, Ungarn,
Tschechien etc.)
• durch neue Druck- und Kommunikationsverfahren werden Informationen für die breite
Öffentlichkeit zugänglicher (Voraussetzung für politisch mitverantwortliche Staatsbürger)
Ausbreitung der Revolution in Deutschland

Aufstellung der „Märzforderungen“ (März 1848) in den dt. Staaten (beginnend in SüdDE)
• Volksbewaffnung
• Meinungs- und Pressefreiheit
• deutsches Nationalparlament
• Menschen- & Bürgerrechte

• verschiedene Interessengruppen sind an der Revolution beteiligt


Bauern => wirt. Gründe
Bürgertum => pol. Gründe
• Fürsten sind zum Nachgeben gezwungen
Einsetzung der „Märzministerien“ (Liberale werden an der Regierung beteiligt)
• Wortführer der Revolution versuchen, die Gewalt einzudämmen und eine soziale Revolution zu
verhindern

Politische Strömungen

Liberale Demokraten
Konstitutionelle Monarchie Republik
Zensuswahlrecht Allg. Männerwahlrecht
Reform des Deutschen Bundes „Klarer Schnitt“
(vertrauen auf Kooperation der Fürsten) (misstrauen den Fürsten)
=> werden an den Regierungen beteiligt => bleiben in der Opposition

Märzrevolution in Wien und Berlin

• Aufstand in Wien (März)


• überstürzte Flucht Metternichs
Regierung kann die Massen durch Zugeständnisse beruhigen
• Aufstände in Ungarn, Tschechien & Oberitalien
• Barrikadenkämpfe in Berlin (März)
Friedrich Wilhelm IV. akzeptiert die Märzforderungen
• Volk möchte dem König danken, später schießt das Militär auf die Menge
• verlustreiche Barrikadenkämpfe mit dem preußischen Militär
Friedrich Wilhelm IV. zieht das Militär am Folgetag ab
wird gezwungen, sich vor den Opfern der Kämpfe („Märzgefallenen“) zu verneigen
liberales „Märzministerium“ als Übergangsregierung (Triumph der Aufständischen)
• Friedrich Wilhelm IV. suggeriert seine Unterstützung für die Revolution („Preußen geht fortan
in Deutschland auf“)
hofft insgeheim auf deren Niederschlagung
• Monarchen in Deutschland verhalten sich bis zum Herbst 1848 passiv
Wollen nicht ihre Herrschaft einbüßen

Die Deutsche Nationalversammlung

• geht aus den ersten allg. Wahlen in DE hervor (Mai)


Relativ hohe Wahlbeteiligung der Bevölkerung
• NV findet sich in der Frankfurter Paulskirche
zusammen
• Liberale sind in der Mehrheit
• in der Nationalversammlung vertretenen politischen
Gruppierungen spiegeln ein breites Spektrum an
politischen Ansichten und Interessen wider
• NV besteht hauptsächlich aus Akademikern
(„Professorenparlament“)

Aufgaben

• Schaffung eines dt. Nationalstaats


• Verabschiedung einer liberalen und demokratischen Verfassung
• Verabschiedung des Grundrechtekatalogs (Dezember 1848)
Frage nach den Staatsgrenzen

• „Großösterreichische Lösung“ (Gesamter Deutscher Bund)


Unannehmbar, weil dann auch viele andere Nationalitäten, die im österreichischen
Vielvölkerstaat leben, zum dt. Nationalstaat gehören würden (keine Kulturnation)
• „Großdeutsche Lösung“ (Deutscher Bund abzüglich der nichtdeutschen Gebiete Österreichs)
Unannehmbar, weil das Habsburgerreich geteilt werden müsste (Österreich
verweigert sich solchen Plänen)
• „Kleindeutsche Lösung“ (Deutscher Bund ohne Österreich)
Kleinster gemeinsamer Nenner

Großösterreichische Lösung Großdeutsche Lösung Kleindeutsche Lösung

Frage nach der Staatsform

• Konstitutionelle Monarchie (Favorit der Liberalen)


• Parlamentarische Monarchie
• Republik (Favorit der Demokraten)

Frage nach dem Wahlrecht

• Zensuswahlrecht (Bevölkerung besitzt keine politische Reife; rechtsliberale Position)


• Allg. Männerwahlrecht (linksliberale und demokratische Position)
• Allg. Wahlrecht (Frauen waren an der Revolution beteiligt; radikaldemokratische Position)
Polenfrage

• NV erklärte anfangs, die Schaffung eines unabhängigen pol. Nationalstaats zu unterstützen


• NV entscheidet sich, ihre „Schwärmereien für andere Nationen“ zu unterlassen und einem
„gesunden Volksegoismus“ den Vorrang zu geben
keine Wiederherstellung Polens
• beeinträchtigt die deutsch-polnischen Beziehungen der kommenden Jahrzehnte
Verfassung (März 1849)

Staatsoberhaupt:
• Erbkaisertum
• Reichsoberhaupt/ Völkerrechtliche
Vertretung
• Träger der Regierungsgewalt
• Oberbefehl über das Heer
• Ernennt Reichsregierung
• Beruft Reichstag ein/ kann Volkshaus
auflösen
• Aufschiebendes Veto gegen Gesetze
• Kann Gesetze vorschlagen (Gesetzesinitiative)

Regierung:
• Vom Kaiser ernannt
• Dem Reichstag verantwortlich

Volksvertretung (Volkshaus):
• Ein Abgeordneter/ 50.000 Einwohner
• Gesetzgebung
• Budgetrecht
• Kontrolliert Regierung

Wahlbürger:
• Alle Männer ab 25 Jahren
Wahlrecht:
• Allg., gleiche & geheime Wahl auf 3 Jahre

Ländervertretung (Staatenhaus):
• Bestimmt von den Landesregierungen und Landtagen auf 6 Jahre
• Gesetzgebung

Grundrechte:
• Erstmalige Formulierung und Garantie wesentlicher Grundrechte

Ende der Revolution

NV gelangt zu einem Kompromiss:


• Demokraten akzeptieren erbliches Kaisertum
• Liberale nehmen allg. Wahlrecht in Kauf

• Seit Herbst 1848 planen die dt. Fürsten einen Gegenschlag gegen die Revolutionäre
• Ratifizierung der Reichsverfassung (28. März 1849) durch die NV
• Delegation reist nach Berlin, um Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone anzubieten
• Friedrich Wilhelm IV. lehnt ab (möchte nicht „Kaiser von Volkes Gnaden“ sein)
• NV pocht auf die Umsetzung der Reichsverfassung („Reichsverfassungskampagne“)
Wieder aufflammende Aufstände in SüdDE
• 28 dt. Staaten nehmen die Verfassung an
• preußische und österreichische Abgeordnete werden aus der NV abberufen
• preußisches Militär geht gegen die Revolution vor
• Rest der NV („Rumpfparlament“) muss nach Stuttgart fliehen und wird wenig später von
preußischen Truppen aufgelöst
• Todesstrafe und lange Haftstrafen für die Aufständischen
• Deutscher Bund wird wiederhergestellt (1850)
• Grundrechte werden offiziell wieder aufgehoben (1851)

Ursachen für das Scheitern der Revolution

• Stärke der monarchischen Institutionen


• Annäherung von Adel und Großbürgertum zur Verhinderung einer sozialen Revolution
• Schwierigkeiten bei der Aufgabe, gleichzeitig die Einheit und Freiheit zu verwirklichen
• fehlende Machtmittel/Exekutivgewalt der NV (kann sich nicht auf eine Verwaltung und ein
Militär stützen) (Bsp: Waffenstillstand von Malmö)
• territoriale Zersplitterung DEs verhindert die Umsetzung revolutionärer Veränderungen (anders
als in Frankreich)
• durch die Spaltung in Liberale und Demokraten (Uneinigkeit über zentrale Fragen) ist die
Paulskirche monatelang nicht entscheidungsfähig, während die Monarchen ihre Stärke
wiedererlangen und eine Gegenbewegung formen
• Bauern und gemäßigte Liberale stellten ihren Protest ein, nachdem ihre Forderungen erfüllt
wurden
• Friedrich Wilhelm IV. lehnt die ihm angetragene Kaiserkrone ab

Ist die Revolution von 1848/49 gescheitert?

+ -
• konnte ihre unmittelbaren Ziele • Fortschreitender Abbau der feudalen Ordnung
nicht erreichen (Einheit wird von • Entwicklung der dt. Parteienlandschaft
oben gemacht) • moderne Verfassung, an der sich die Abgeordneten
• Kaiserreich von 1871 bleibt deutlich von 1919 bzw. 1949 orientierten
hinter den Hoffnungen zurück • Arbeiterbewegung gewinnt an Einfluss
(Demokratiedefizit) • Aufhebung der Zensur
• Anfänge der Sozialpolitik
• Modernisierung der Wirtschaft

Langfristige Folgen

• Vorübergehende Lähmung der liberalen und nationalen Bewegung


• Liberale wenden sich „realpolitischem“ Denken zu (keine Revolution zur Herbeiführung von
Veränderung; Nationalliberale paktieren später mit Bismarck)
• Einheitsgedanke gewinnt Vorrang vor dem Freiheitsgedanken
• Vorentscheidung für die kleindeutsche Lösung
• Einfluss Preußens in DE nimmt zu
• Lösung der nationalen Frage durch „Blut und Eisen“ von Bismarck („Reichsgründung von
oben“)
Demokratiedefizit des Kaiserreichs

Vergleich mit der Reichsgründung von 1871

• „Reichsgründung von oben“


Einheit wird durch mehrere von der preußischen Staatsführung provozierten Kriege
verwirklicht („Blut und Eisen“)
o Deutsch-Dänischer Krieg (1864)
o Deutsch-Deutscher Krieg (1866)
o Insbesondere Deutsch-Französischer Krieg (1870)

Anschluss der süddeutschen Staaten an den Norddeutschen Bund nach dem milit. Sieg über
Frankreich
Reichsgründung findet 1871 in einem exklusiven Zirkel dt. Fürsten in Versailles statt
(„Kaiserproklamation von Versailles“)
Nicht das Resultat demokratischer Selbstbestimmung
• Verfassung von 1871 gewährt dem Reichstag nur begrenzte Mitbestimmungsmöglichkeiten
(Budget; Gesetzgebung)
Eigentliche Macht liegt immer noch beim Kaiser, Kanzler & den Fürsten (Bundesrat)
(institutionelles Übergewicht der Exekutive)
Keine Verantwortlichkeit der Regierung gegenüber der Volksvertretung
• Allg., gleiches & freies (Männer-)Wahlrecht ist sehr fortschrittlich gemessen am Zeitkontext
Q1.5 Imperialismus – Export europäischer Zivilisation?

Ursachen, Legitimation und Ziele des Imperialismus (ökonomische,


machtpolitische, religiöse Motive, Sozialdarwinismus/Rassismus)

Imperialismus
Errichtung eines Herrschaftsverhältnisses durch einen Staat über ein anderes Land bzw. über andere
Länder mit dem Ziel einer möglichst weitgehenden politischen und kulturellen Einflussnahme sowie
der wirtschaftlichen Ausbeutung.
Zeitalter des Imperialismus (ca. 1880-1914)

• europäische Industriestaaten sowie die USA und Japan breiten sich


über die „unverteilten“ Gebiete der Erde (primär in Afrika und
Asien) aus
Aufbau und Ausbau von Groß- und Kolonialreichen
„Wettlauf“ um die Aufteilung der Welt
• Gleichgewicht der Mächte weicht einem allg. Prestige- und
Rüstungswettlauf
Verlangen nach nationalem Prestige („Platz an der Sonne“) führt
zum Erwerb von Kolonien
Aus wirt. Sicht sind die Kolonien ein Verlustgeschäft
Wettrüsten als Folge der zunehmenden Rivalität zwischen den Nationen (z.B. zwischen
DE und GB: Tirpitz-Plan, Two-Power-Standard)
• Radikalisierung der Öffentlichkeit durch gezielte Propaganda (z.B. Hunnenrede)
• zunehmendes Misstrauen zwischen den Nationen verbunden mit Eskalationsbereitschaft,
Konfrontation statt Kooperation (z.B. Marokko-Krisen)
• zunehmend konfrontative, aggressive Diplomatie verbunden mit schwierig kalkulierbarer
Geheimdiplomatie (Dreibund, Triple Entente)
• verstärkte Lösung regionaler Konflikte durch Militäreinsatz bzw. Krieg (z.B. Balkankriege)

Ursachen

• Fortschreitende Industrialisierung und stark wachsendem Welthandel


Erfindung leistungsfähiger Verkehrs- und Kommunikationsmittel
• Bildung und Erstarken von Nationalstaaten in Europa
Zunahme von Nationalismus und Chauvinismus (übersteigerter Nationalismus) in den
Gesellschaften der europäischen Staaten (z.B. Alldeutscher Verband)
• Nachfrage nach neuen & sicheren Absatzmärkten
• Nachfrage nach Rohstoffen
Verlangen nach wirt. Autarkie (Unabhängigkeit von ausländischen Importen)
• signifikantes Bevölkerungswachstum
„Ableitung des Bevölkerungsüberschusses“ zur Verbesserung der Ernährungsgrundlage
• soziale Spannungen in den Industrieländern
Motive imperialistischer Politik

Ökonomische
• Zugang zu Absatzmärkten
• Erschließung von Rohstoffquellen
• Erzielung von Handelsvorteilen

Machtpolitische
• Streben nach territorialer
Expansion und außenpolitischem
Prestige (Großmachtstreben)
• Auswanderungsmöglichkeiten für
einen vermeintlichen
Bevölkerungsüberschuss
• Ablenkung von innenpolitischen
Spannungen
(„Sozialimperialismus“)
Notwendige gesell.
Integration des Mittelstandes
und der Arbeiterklasse
Immer stärkere Forderung
nach pol. Partizipation
Stabilisierung
überkommener
Machtstrukturen
Nationalistische
Begeisterung und
Übersteigerung

Kulturelle & religiöse


• Verbreitung des Christentums
• Verbreitung der europäischen bzw. westlichen Kultur

Ideologische Rechtfertigungsversuche
• wirtschaftliche Vorteile
wirt. Konkurrenz anderer Industriestaaten
Kolonien sind günstige Rohstoffquelle und Absatzmarkt
• kulturelle und christliche Missionierung
Kolonialmacht soll den angeblich unterentwickelten Völkern bzw. Ländern die
Zivilisation und das Christentum bringen
• Integrationseffekt („Sozialimperialismus“)
Imperialismus trägt zur innenpolitischen Stabilität des Staates bei
• Nationalismus / Chauvinismus
Sicherung und Stärkung der eigenen Nation
• Rassismus
„Überlegenheit der weißen Rasse“
• Sozialdarwinismus
Herrschaft über angeblich unterentwickelte Völker
Recht des Stärkeren, über die Schwachen zu herrschen
Überlegenheitsgefühl und Sendungsbewusstsein der europäischen Zivilisation & der
nationalen Kulturen („Am dt. Wesen soll die Welt genesen“)

Imperialistische Herrschaft in Afrika und Asien: Eroberung – Ausbeutung


– Modernisierung? (Deutsch-Südwestafrika)

Formeller Imperialismus
• direkte Herrschaftsausübung
• Kolonialmacht übernimmt Regierung

Informeller Imperialismus
• überwiegend wirt. Ausbeutung
• Einsetzung von Stellvertreterregierungen

• Eroberungspolitik industrialisierter Großmächte mit milit. Gewalt oder wirt. Druck


z.T. gegen den erbitterten Widerstand der Beherrschten
• Pol., ökonomische oder kulturelle Einflussnahme und Unterwerfung der Kolonialgebiete

Deutsch-Südwestafrika
• dt. Kaufmann Adolf Lüderitz erwirbt Land im Südwesten Afrikas (1883)
Bitte um Schutz an das Deutsche Reich
• Landstreifen wird zum „Schutzgebiet“ des Deutschen Reiches
erklärt (1884)
• Hoffnung auf wirt. Gewinn und Siedlungsmöglichkeiten
• nationalistisches Sendungsbewusstsein („Am dt. Wesen soll die
Welt genesen“)
Aufbau und Festigung der dt. Verwaltung
• Migration nach Deutsch-Südwestafrika bleibt hinter den
Erwartungen zurück
• Spannungen zwischen den einheimischen Herero und den dt. Siedlern
Herero-Aufstand (1904)

Positive Aspekte Negative Aspekte


• Profit für kleinen Teil der Kolonialisten und • Wirtschaftliches Verlustgeschäft
Kolonisierten • Wirtschaftliche Ausbeutung
• Ausweitung des Marktes (Verbesserung der • Weiterentwicklung diente den Interessen der
Produktionsprozesse) Kolonialmacht
• Bau von Infrastruktur/öffentlichen • Konflikte zwischen Siedlern und
Institutionen Einheimischen
• Rekrutierung potenzieller Führungskräfte • Verbreitung von Krankheiten
unter den Kolonisierten • Willkürliche Grenzziehung
• Prävention von Nahrungsknappheit & Erschwert Entwicklung einer nationalen
Hungersnöten Identität
• Entwicklung von Sprachen (Suaheli) • Staaten sind nach Rückzug der
Kolonialmacht bereits instabil
• Missachtung des Selbst-bestimmungsrechts
der Völker

Widerstand der Beherrschten (Herero-Aufstand in Südwestafrika)

• rücksichtslose Unterwerfung und Ausbeutung der Kolonien provozieren Gegenwehr der


Kolonisierten (Boxeraufstand und Herero-Aufstand)
• wachsende Konflikte mit ankommenden dt. Siedlern um fruchtbares Weideland
• Plage raffte einen Großteil der Rinder hin, Herero hatten keinen Gegenwert zur Bezahlung
mehr
• frustrierte Herero bewaffnen sich und erschlagen weiße Männer (Herero-Aufstand, 1904)
• Ankunft von dt. „Schutztruppen“ in Deutsch-Südwestafrika unter Generalleutnant Lothar von
Trotha
Vorgehen gegen die Guerilla-Taktik der Herero
von Trotha führt einen Vernichtungskrieg gegen die Herero
Proklamation von Trothas: Schießbefehl gegen jeden Herero in Deutsch-
Südwestafrika
• Herero werden in die angrenzende Omaheke-Wüste getrieben
80% der Herero sterben durch dt. Maschinengewehre oder an Wassermangel
• Anschließende Internierung in Konzentrationslagern

Erster Völkermord im 20. Jahrhundert

Vertiefte Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Imperialismus auf


die kolonialisierten Gebiete (LK)

• Auflösung gewachsener Gesellschaftsstrukturen und Traditionen


Staatengrenzen wurden willkürlich gezogen, ohne Beachtung kultureller
Gemeinsamkeiten
• Errichtung von Monokulturen
fortschreitende Abhängigkeit von den Industriestaaten
• Ausbeutung der Bevölkerung bzw. der Ressourcen
• innenpolitische Instabilität
• rückständige Industrie

Unterentwicklung – Folge imperialistischer Herrschaft oder selbstverschuldet? (S.136)

Folge imperialistischer Herrschaft Selbstverschuldet


• Einseitige Wirtschaftsverbindungen (primär • Afrikaner haben Abhängigkeit selbst
mit Europa und Nordamerika) herbeigeführt und beträchtliche Gewinne
• Fertigkeiten gehen infolge der erzielt
Kolonialisierung verloren Beteiligung am Sklavenhandel
• „Wachstum ohne Entwicklung“ (Gewinn Zusammenarbeit mit den Kolonialmächten
fließt ins Ausland ab)
• Monokulturen (befasst sich mit der
Produktion eines Erzeugnisses)
Häufige Hungersnöte
Q1.6 Der Erste Weltkrieg – Zerstörung der alten europäischen
Ordnung

Außenpolitische Wende von Bismarck zu Wilhelm II.

Zeittafel zur dt. Außenpolitik


• 1871 • Gründung des Deutschen Kaiserreichs/
Kaiserproklamation in Versailles
• 1871-90 • Reichskanzler Otto von Bismarck
• 1878 • Berliner Kongress: Neuordnung auf dem Balkan
• 1879 • Deutsch-österreichischer Zweibund
• 1882 • Gründung des Kolonialvereins
• 1884/85 • Kongo-Konferenz in Berlin
• 1884 • Gründung der dt. Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“
• 1887 • Rückversicherungsvertrag mit Russland
• 1890-1918 • Kaiser Wilhelm II.
• 1890 • Nichterneuerung des Rückversicherungsvertrags
• 1891 • Gründung des Alldeutschen Verbandes
• 1898 • Gründung des Flottenvereins/Beginn des maritimen Wettrüstens
• 1903 • Baubeginn der Bagdadbahn
• 1905 • 1. Marokko-Krise (Tanger-Landung Wilhelms II.
• 1908 • „Nibelungentreue“ gegenüber Österreich-Ungarn in der Bosnien-Krise
• 1911 • 2. Marokko-Krise („Panthersprung nach Agadir“)

Bismarcks Außenpolitik

Motive
• Erhaltung des Erreichten (Deutsches Kaiserreich)
Krieg verhindern
gegen DE gerichtetes Bündnis verhindern

Ziele
• Isolierung Frankreichs
Angst vor einem Zweifrontenkrieg
• mit anderen Mächten Bündnisse schließen
Vertragspolitik/ komplexes Bündnissystem
Präsentiert DE als „saturiert“ (keine territorialen Ansprüche)
• Vorteile aus den (kolonialen) Streitigkeiten anderer Mächte ziehen
Profiliert sich als „ehrlicher Makler“ („Berliner Kongress“, 1878)
• Aufmerksamkeit der europäischen Mächte von Europa weglenken
• (vorzeitig) kein Erwerb von Kolonien

Mittel
• Abschluss des „Drei-Kaiser-Bündnisses“ (1881)
Neutralitätsabkommen zwischen dem dt., österreichischen und russ. Kaiser
• Zweibund (1879) mit Österreich, ab 1882 Dreibund mit Italien
• Rückversicherungsvertrag (1887) mit Russland
Verhinderung eines russ.- franz. Bündnisses

Motive von Bismarcks Politik bleiben identisch, Mittel ändern sich


Wilhelms Außenpolitik

• Entlassung Bismarcks im Jahr 1890 („Der Lotse geht von Bord“)


• „Neuer Kurs“ unter Wilhelms „persönlichen Regiment“
Deutschland soll „Weltpolitik“ betreiben
• Verzicht auf das komplizierte Bündnissystem Bismarcks / „Politik der
freien Hand“
• Bernhard von Bülow 1898 im Reichstag: „Wir wollen niemanden in
den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der
Sonne.“
Sprunghafte und aggressive dt. Außenpolitik
Militarisierung großer Teile der Gesellschaft
Drohung mit Waffeneinsatz als Mittel der Diplomatie
• Belastung des deutsch-britischen Verhältnisses
Bedrohung der brit. Einflusssphäre mit dem Bau der „Bagdad-Bahn“ (1903) im
Osmanischen Reich
Forcierte Flottenrüstung („Tirpitz-Plan“, Gefährdung des „Two-Power-Standards“
(britische Flotte soll stärker sein als die der beiden nächstgrößeren Seemächte zusammen)
„Daily-Telegraph-Affäre“ (1908): Wilhelm erklärt, er gehöre zu den wenigen Freunden
GBs in DE (brit. Öffentlichkeit ist empört)
• Intention: GB soll in ein Bündnis mit DE „gezwungen“ werden
Resultat: GB strebt ein Bündnis mit anderen Mächten an
• Frankreich und GB können ihre kolonialpolitischen Spannungen in Afrika beilegen
Entente cordiale (1904)
• nach Russlands Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg (1905) ist GB zur Verständigung
bereit
Bildung der Triple Entente (1907)

• Bildung der Entente wir als „Einkreisung Deutschlands“ aufgefasst


dt. Außenpolitik macht keinen Versuch, aus der Isolation auszubrechen
• Rüstungsausgaben steigen rasant an
• militärstrategische Planungen rücken in den Vordergrund
• dt. Militärs klammern sich an den 1905 erarbeiteten „Schlieffen-Plan“
• (erst durch das neutrale Belgien marschieren und Frankreich niederringen, um sich
anschließend voll und ganz Russland, dessen Mobilmachung länger dauern sollte, an der
Ostfront zuwenden zu können)
Militärs legen sich auf die Handhabung eines Zweifrontenkrieges fest

Der Weg in den Ersten Weltkrieg als Folge von aggressivem Nationalismus,
Militarismus und europäischen Bündnissystemen (Marokkokrisen,
Balkankriege, Julikrise)
Marokkokrisen

• Deutsches Reich reagiert auf die Ausdehnung des franz. Einflusses in Marokko
• Abschluss der Entente cordiale im Vorjahr
• Frankreich möchte seinen in der Entente cordiale
versprochenen Einfluss in Marokko geltend machen
Dt. Kaiser landet in Tanger und fordert die
Unabhängigkeit Marokkos (1905)
• Protest gegen franz. Militärintervention in Marokko
Entsendung des dt. Kanonenboots „Panther“ nach
Agadir („Panthersprung nach Agadir“, 1911)
• Deutschland erleidet in beiden Fällen diplomatische
Niederlagen
• Bündnis zwischen GB und Frankreich bleibt intakt bzw. wird verstärkt

Balkankriege

• Entstehung neuer Nationalstaaten in Südosteuropa


• Großmächte haben gegenteilige Interessen in der Region
hohes Konfliktpotenzial („Pulverfass Europas“)
• Annexion Bosnien-Herzegowinas durch Österreich-Ungarn (1908)
Großmächte protestieren, Deutschland bekräftigt seine „Nibelungentreue“
• Erster Balkankrieg (1912)
Bulgarien, Serbien, Montenegro und Griechenland erobern die verbliebenen
Osmanischen Gebiete in Europa
• Bulgarien ist unzufrieden mit der Gebietsverteilung
• Zweiter Balkankrieg (1913)
Bulgarien verliert weitere Gebiete

Julikrise

• Österreichischer Thronfolger Franz Ferdinand wird von serbischen Nationalisten erschossen


(„Attentat von Sarajevo“, 28. Juni 1914)
• Österreich-Ungarn möchte Serbien bestrafen & versichert sich der Rückendeckung durch DE
Reichsregierung stellt Österreich einen „Blankoscheck“ (5. Juli) aus
• Ö.-U. Regierung stellt ein unannehmbares Ultimatum an Serbien (23. Juli)
Serbien macht weitgehende Zugeständnisse an Ö.-U., akzeptiert aber nicht die
Forderung, die die Aufgabe seiner Souveränität bedeuten würde
• Ö.-U. lehnt Vermittlungsvorschlage von GB ab
• Ö.-U. erklärt Serbien den Krieg (28. Juli 1914)
• Russland beginnt mit der Generalmobilmachung seiner Truppen
• Deutschland fühlt sich zum Handeln gezwungen, da der Schlieffen-Plan eine langsame
russische Mobilmachung vorsieht
• DE sendet jeweils ein Ultimatum an Frankreich
(Neutralität im Falle eines dt.-russischen Krieges) und
Russland (Rücknahme der Mobilmachung)
• DE erklärt Russland (1. Aug) und Frankreich (3. Aug)
den Krieg
• nach dem dt. Einmarsch ins neutrale Belgien tritt auch
GB auf Seiten der Entente in den Krieg ein
• Kriegseuphorie im Kaiserreich („alle Karten auf dem
Tisch“/ Erinnerungen an den Sieg im Deutsch-Französischen Krieg von 1870)
• Sieg soll mit einer signifikanten Stärkung des Deutschen Reiches einhergehen (Nationalistische
Verbände fordern weitreichende Annexionen)

Ursachen des Ersten Weltkriegs

• Imperialistische Spannungen
• Verfestigung der Bündnissysteme (Blockbildung)
• Wahrnehmung der Politik der Entente als „Einkreisung Deutschlands“
• Franz. „Erbfeindschaft“ / franz. Revanchedenken
• Forciertes Wettrüsten
• Dominanz des milit. und strategischen Denkens
• Übersteigerter Nationalismus und der damit verbundene Glaube an die Rechtmäßigkeit der
eigenen Ansprüche
• Deutscher Hegemonialanspruch
• Unerbittlicher Konkurrenzkampf der Industrienationen um Marktanteile und Einflusssphären

Anlässe
• Ermordung Franz Ferdinands in Sarajevo
• Deutscher „Blankoscheck“
• Härte des österreichischen Ultimatums
• Russ. Generalmobilmachung
• Deutsche Ultimaten an Russland und Frankreich

Kriegsalltag
• nach anfänglichen Erfolgen der Deutschen verhärtet sich die Westfront
Grabenkrieg mit massiven Verlusten und geringen Gebietsgewinnen (katastrophale
hygienische Bedingungen)
• erster industriell geführter Krieg
Einsatz von Flugzeugen, U-Booten, Maschinengewehren, später Giftgas
• größere dt. Erfolge an der Ostfront gegen Russland unter Ludendorff und Hindenburg
3. OHL (Hindenburg & Ludendorff) übernehmen ab 1916 de facto die
Entscheidungsgewalt
• Einsatz von Propaganda, um den Feind zu entmenschlichen

Epochenjahr 1917

• russ. Bevölkerung leidet unter dem Krieg, Zar Nikolaus II. hält aber dennoch am Kriegskurs
fest
Februarrevolution, Zar dankt ab
• Neue bürgerliche Regierung führt den Krieg dennoch weiter
Oktoberrevolution, Kommunisten unter Lenin übernehmen die Macht
• Kommunisten schließen unter großen territorialen Verlusten Frieden mit DE (Frieden von
Brest-Litowsk)

• DE nimmt den uneingeschränkten U-Boot-Krieg wieder auf (Versenkung neutraler Schiffe


ohne Vorwarnung)
Kriegseintritt der USA (Kriegsziele in den 14 Punkten festgehalten)

Woodrow Wilsons 14 Punkte

• Friedensverträge
• Beseitigung wirt. Schranken
• Abrüstung
• Souveränität der Kolonialvölker
• Errichtung eines unabhängigen pol. Staates
• Völkerbund

Vertiefte Auseinandersetzung mit Interpretationen und Kontroversen zum


Kriegsausbruch (S.160)

Gemeinsame Erklärung dt. und franz. Historiker:


• Schuld lässt sich nicht bei einer Nation suchen
• DE wollte die Auflösung seines Bündnispartners verhindern und war im äußersten Falle bereit,
einen europäischen Krieg zu riskieren
• Signale der pol. und milit. Führung waren teilweise widersprüchlich

Fritz Fischer:
• Reichsregierung hat aktiv auf einen europäischen Krieg hingearbeitet

Christopher Clark:
• Schuld lässt sich nicht bei einer Nation suchen
• Paranoia herrschte in allen europäischen Staaten
• Europäische Staaten sind in den Krieg „hineingeschlittert“ („Schlafwandler-Theorie“)

Jörn Leonhard:
• Mit dem Blankoscheck wollte die Reichsregierung die Bereitschaft zum Krieg in Russland
testen
• Russland und Frankreich wollten die Balkan-Krise zum Anlass für einen großen Konflikt
machen
• Großbritannien hat mit seiner Unentschlossenheit die Hoffnungen der Mittel- und
Ententemächte befeuert
• Es gab weitere Faktoren für den Kriegsausbruch

sAnnika Mombauer:
• Allen Mächten lässt sich eine Teilschuld zuweisen, die Hauptverantwortung liegt allerdings bei
DE und Österreich-Ungarn
• Europäische Mächte wussten genau, was sie taten (kein „Unfall“)
• Entscheidung zum Krieg wurde von den Militärs in Wien und Berlin getroffen
Einseitige Verantwortung der Regierungen einzelner
Staaten
Deutsches Reich Österreich-Ungarn Russland Frankreich Großbritannien
• „Griff nach der • Vorsatz, Serbien zu • Nachgiebigkeit • Unterstützung der • „Verschwörung“ mit
Weltmacht“ bestrafen ohne gegenüber russ. Kriegspolitik den beiden
• Blankoscheck Rücksicht panslawistischen • Weigerung, sich mit anderen Entente-
• massiver Druck gegenüber der Strömungen und dem Status quo in mächten zur
auf Österreich, Gefahr, einen militärischen Europa Ausschaltung des
mit aller Härte europäischen „Sachzwängen“ abzufinden Deutschen Reichs
gegen Serbien Krieg • Ausdehnungs- („Revanchepolitik • „planmäßige“
vorzugehen auszulösen bedürfnisse auf “) Einkreisung
• Ausbruch aus der dem Balkan Deutschlands
existenz- • überstürzte • Mobilisierung der
bedrohenden Mobilmachung kontinentalen
Situation auf • Flügelmächte gegen
dem Balkan die Mitte Europas
• Schärfe des
Ultimatums

Gemeinsame Verantwortlichkeit der beteiligten


Regierungen

• mangelnde Bereitschaft, sich für den Frieden einzusetzen


• nationale Prestigepolitik, die Friedensinitiativen erschwerte, weil diese als Schwäche ausgelegt
werden konnten
• weit verbreitete Auffassung, dass man die wirt. Probleme, mit denen sich alle Großmächte
konfrontiert sahen, durch Krieg und militärische Eroberungen bewältigen könnte
• Nachgeben der Regierungen gegenüber chauvinistischen Bestrebungen und mangelnde
Bereitschaft, den Einfluss nationalistischer Verbände, die es überall gab, mit Nachdruck
zurückweisen

Verantwortlichkeit von Strukturen

• Rückwirkungen der Rivalität der Mächte in Außeneuropa auf die europäische Politik
• Netz der Bündnisse und unkontrollierbare Bündnisautomatismen
• Fehlen eines internationalen, staatenübergreifenden Krisenmanagements
• Lehre vom ungebundenen, souveränen Staat
• innenpolitische Spannungen, die nur durch den Krieg kanalisierbar erschien
• Verdrängung des Primats der Politik durch militärisch-strategische Intentionen
Q2.1 Die Weimarer Republik als erste deutsche
Demokratie

Entstehungsbedingungen und innenpolitische Entwicklung


(Novemberrevolution, Parteien, Verfassung, Krisenjahr 1923,
Stabilisierung, Präsidialregierungen und nationalsozialistische
„Machtergreifung“)

Kriegsjahre

• ausgeprägte Kriegseuphorie zu Beginn des Krieges


• Unruhen, Protesten & Streiks bereits während des Krieges
• Letzte dt. Offensiven scheitern im Frühjahr 1918
Krieg kann von DE nicht mehr gewonnen werden

Novemberrevolution

„Revolution von oben“ „Revolution von unten“


29. September Führung DEs sieht ein, dass der 22. Oktober Seekriegsleitung bereitet sich auf
Krieg verloren ist einen Schlag gegen die englische
=> „Revolution von oben“ soll Flotte
eine Revolution verhindern „Ehre- und Existenz-
frage“ der Marine
1. Oktober Vom Reichstag gewählte 29. Oktober Matrosen meutern und werden
Regierung soll zum Tode verurteilt („Kieler
Waffenstillstandsgesuch an die Matrosenaufstand“)
Alliierten übermitteln Matrosen fordern
=> OHL möchte nicht die Freilassung ihrer
Verantwortung übernehmen Kameraden
Zusammenstöße mit dem
Militär
Beginn der Revolution
3. Oktober Reichskanzler Max von Baden 4. November Revolution breitet sich aus
bildet eine Regierung mit Erhebung pol.
Beteiligung der SPD und bittet Forderungen
den amerikanischen Präsidenten Bildung von Arbeiter- &
Wilson um Soldatenräten
Friedensverhandlungen MSPD und USPD
versuchen, sich an die
Spitze der Bewegung zu
stellen
Abdankung der dt.
Fürsten
22. Oktober Reichstag berät über 9. November Generalstreik in größeren
einschneidende Reformen Betrieben
23. Oktober Wilson verlangt die Entwaffnung Eigenmächtige Verkündi-gung
und Demokratisierung DEs der Abdankung des Kaisers
durch Reichs-kanzler Max von
Baden und Ernennung Friedrich
Eberts zum Reichskanzler (ohne
verfassungsrechtliche
Legitimation)
Kaiser flieht in die
Niederlande
28. Oktober DE wird zu einer Doppelte Ausrufung der
parlamentarischen Monarchie „deutschen Republik“ bzw. der
Regierung ist vom „freien sozialistischen Republik
Vertrauen des Parlaments Deutschland“ durch Phillip
abhängig Scheidemann (MSPD) und Karl
Liebknecht (Spartakusbund)
Scheidemann will den
Radikalen zuvorkommen

Winter 1918/19

Aufgaben der provisorischen Regierung


• Umstellung auf Friedenswirtschaft
• Rückführung der kriegsversehrten Soldaten
• Versorgung der Bevölkerung
• Eindämmung des Radikalismus

• Ebert bemüht sich um Verständigung mit der USPD, um eine


sozialistische Räterepublik zu verhindern
• „Rat der Volksbeauftragten“ (3 MSPD & 3 USPD-Vertreter) übernimmt die Regierungsgewalt
MSPD erhält die wichtigsten Ressorts
MSPD USPD
• Ruhe und Ordnung • Fortführung der Revolution
• Demokratische Verwaltung • Errichtung eines Rätestaats
• Regelung der Verfassungsfrage durch eine
NV

• Reichswehr unterstützt die neue Regierung („Ebert-Groener-Pakt“, 10. November)


Zweckbündnis
milit. Führung ist an der Aufrechterhaltung der Staatsautorität und der Abwehr
sozialistischer Umsturzversuche interessiert, nicht an einer republikanischen Ordnung
• Verständigung zwischen Industrie & Gewerkschaften („Stinnes-Legien-Abkommen“)
Anerkennung der Gewerkschaften
Einführung des Acht-Stunden-Tags

• Waffenstillstand von Compiégne (11. November) wird von der dt. Delegation unter Matthias
Erzberger (Zentrum) unterzeichnet
Weimarer Politiker werden als „Novemberverbrecher“ diffamiert
Ursache der „Dolchstoßlüge“ (s. unten)

• Sog. „Freikorps“ (paramilitärische Truppenverbände aus ehemaligen Soldaten) werden von der
Regierung genutzt, um den linksradikalen Widerstand gegen die Republik zu brechen
Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs nach der Niederschlagung des
„Spartakusaufstands“ gegen den Rat der Volksbeauftragten (Januar 1919)
Spaltung der Arbeiterbewegung
Freikorps sind ebenfalls Gegner der Republik
• neue Regierung muss sich auf die alten (monarchistisch orientierten) Eliten aus dem
Kaiserreich stützen
Alte Eliten bleiben in ihren Machtpositionen (Verwaltung, Militär & Justiz)

Parlamentarismus vs. Rätemodell

• USPD hatte sich 1917 von den


Mehrheitssozialdemokraten
abgespaltet, weil sie mit deren
Unterstützung für den Krieg
unzufrieden war
• MSPD und USPD haben
unterschiedliche Vorstellungen für
den zukünftigen Staatsaufbau
Deutschlands (s. Abbildung)
• „Reichsrätekongress“ (Dezember 1918)

nicht am Rätemodell als Grundlage für eine zukünftige Verfassung festhalten


MSPD kann sich durchsetzen

„Dolchstoßlüge“ bzw. „Dolchstoßlegende“

Brief der OHL vom Oktober 1918 an Reichskanzler Max von Baden:
• erfolgreiche Fortführung des Krieges ist unmöglich
militärische Gründe

Aussagen Paul v. Hindenburgs (OHL) vor einem


parlamentarischen Untersuchungsausschuss im November 1919:
• „Die dt. Armee wurde von hinten erdolcht“
Weist die Schuld der MSPD & der USPD zu
OHL entzieht sich der Verantwortung für die Kriegsniederlage
Politische Gründe, Propaganda

Wirkung
• Nachricht von Niederlage kommt unerwartet (Kriegspropaganda versprach einen Sieg)
• In DE gab es keine Zerstörung durch den Krieg
Aussage Hindenburgs („im Felde unbesiegtes“ Heer wurde „von hinten erdolcht“)
scheint zutreffend
• Neue Regierung wurde wegen der Revolution für die Niederlage verantwortlich gemacht
Wird als illegitim betrachtet
Waffe der rechts- und nationalkonservativen Kreise gegen die Sozialdemokratie
Führt zur gesellschaftlichen Spaltung
Gründung der Weimarer Republik

• Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung (Januar 1919)


Ausarbeitung einer Verfassung
Abschluss eines Friedensvertrags mit den Alliierten
• Anzahl der Wahlberechtigten steigt
Senkung des Wahlalters auf 20 Jahre
Einführung des Frauenwahlrechts
• Zusammenkommen der NV in Weimar (Februar 1919)
in Berlin ist es nicht sicher

Bezug auf humanistische Tradition DEs (Schiller & Goethe)


• Bildung einer sozialistischen Koalition scheitert am schwachen Abschneiden der USPD
Eindeutige Wählerentscheidung gegen das Rätesystem
• Bildung der „Weimarer Koalition“ (MSPD/DDP/Zentrum) mit einer Dreiviertelmehrheit
Wahl Eberts zum Reichspräsidenten
• Gründung der Weimarer Republik durch die Annahme der Verfassung (Juli 1919)

Verfassung

Staatsoberhaupt (Reichspräsident)
• Starke Stellung („Ersatzkaiser“)
• Völkerrechtliche Vertretung / Oberbefehl über die Armee
• Direkt vom Volk auf 7 Jahre gewählt
• Ernennt & entlässt Reichskanzler und Regierung
• kann den Reichstag auflösen (Art. 25)
• kann die Grundrechte temporär außer Kraft setzen (Art. 48)

Regierung
• Vom RP ernannt
• Dem Reichstag verantwortlich

Volksvertretung (Reichstag)
• alle 4 Jahre vom Volk in einer
Verhältniswahl gewählt
• Gesetzgebung

Wahlbürger
• Alle Männer und Frauen über 20
Jahren

Wahlrecht
• Allg., gleiche und geheime Wahl
• Direkt (Reichspräsident)
• Indirekt (Reichstag, Länderparlamente)

Ländervertretung (Reichsrat)

• Von den Länderregierungen entsandt


• Gesetzgebung mit dem RT

Grundrechte
• Einschränkbar (angelehnt an die von 1849)
Parteien der Weimarer Republik

Parteiname Parteiart Ziele & Merkmale Haltung zur


Republik
KPD Kommunistische • Kommunistische Herrschaftsordnung Ablehnung
Arbeiterpartei • Planwirtschaft
• Revolutionärer Umsturz
USPD Sozialistische • Marxistisch-revolutionäre Politik Ablehnung
(nur am Anfang Arbeiterpartei • Sozialistische Umgestaltung des
der WR wichtig) Staates
(M)SPD Demokratische • Parlamentarische Republik & soziale Unterstützung
Arbeiterpartei Demokratie
• Reformpolitik
Zentrum Katholische Partei • katholische Interessen Unterstützung
• soziale Reformen
DDP Linksliberale • Geringe soziale Reformen Unterstützung
Bürgerpartei • Mittelstandspartei
DVP Rechtsliberale (nationale) • Vertretung der wirt. Interessen des Gespalten
Bürgerpartei Großbürgertums
• nationale Außenpolitik
• unter Stresemann positive Einstellung
zum Staat
DNVP Nationalistische, • Wiedereinführung der Monarchie Ablehnung
monarchistisch gesinnte • Großmachtpolitik
Partei
NSDAP Antidemokratische & • Errichtung eines national- Ablehnung
(erst gegen Ende antisemitische Partei sozialistischen Führerstaats
der WR relevant) • Eroberung von Lebensraum im Osten

Völkerbund

• Von Wilson erdacht (Teil der 14 Punkte)


• Vorgängerorganisation der UNO
• Förderung der internationalen Zusammenarbeit
• Verhinderung milit. Konflikte
• Mitgliedstaaten verpflichten sich, auf Krieg als Mittel der Politik zu verzichten und zu einer
internationalen Abrüstung beizutragen
Krieg bleibt dennoch ein Mittel der Politik
• Briand-Kellogg-Pakt (1928): Ächtung von Angriffskriegen als Mittel der Politik

Gründe für das Scheitern des VBs:


• Verstöße gegen die Satzung können militärische und wirt. Sanktionen mit sich ziehen
Zentrale Beschlüsse müssen einstimmig gefasst werden
Verstöße werden häufig nur mit formalem Protest beantwortet
• Verlierermächte des Ersten Weltkriegs durften nicht beitreten
• USA ist ebenfalls nicht Teil des Völkerbundes

Rechtsradikalismus

• Rechtsradikales Lager bildet sich nach Ende des Krieges und der Revolution
• Kampfverbände (Freikorps) bestehen hauptsächlich aus Kriegsheimkehrern (werden aufgrund
der Truppenbegrenzung im VV nicht in die Reichswehr aufgenommen)
• Starke Ablehnung der Republik und Glauben an die „Dolchstoßlüge“
• Antisemitische Feindbilder

• Kapp-Lüttwitz-Putsch (1920)
Freikorps besetzen das Berliner
Regierungsviertel
• Reichswehr weigert sich, die Putschisten aufzuhalten
(„Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr.“)
Reichswehr ist nicht zuverlässig („Staat im
Staate“)
Rettung der Republik ist durch einen Generalstreik und den Widerstand der Beamten
möglich

Linksradikalismus

• Enttäuschung über die „steckengebliebene“ Revolution


• Unüberbrückbare Kluft zu den Sozialdemokraten (wird auch 1933 nicht überwunden)
• Aufstand der „Roten Ruhrarmee“ (1920)
Reaktion auf den Kapp-Lüttwitz-Putsch
Bereitwillige Niederschlagung durch die Reichswehr und Freikorps (auch diejenigen,
die am Kapp-Lüttwitz-Putsch beteiligt waren!)

Politische Justiz

• Aufständische der „Roten Ruhrarmee“ werden deutlich härter


bestraft als die Mitglieder des Kapp-Lüttwitz-Putsches, die
weitgehend amnestiert werden
• Großteil der Richter stammt aus dem Kaiserreich und ist „auf
dem rechten Auge blind“
• Gerichte erlauben pol. Rufmord an Politikern (z.B. darf Ebert
als „Vaterlandsverräter“ denunziert werden)

Terrorismus

• Verübung von Anschlägen (überwiegend von Rechtsradikalen) auf linke Politiker


• Rechte Presse erzeugt ein „Hass- und Gewaltklima“
Physische Vernichtung der pol. Gegner wird propagiert

Ermordung von:
• Rosa Luxemburg (KPD; Revolutionärin im Spartakusaufstand)
• Karl Liebknecht (KPD; Revolutionär im Spartakusaufstand)
• Matthias Erzberger (Zentrum; Unterzeichner des Waffenstillstands von Compiégne)
• Walter Rathenau (DDP; Außenminister)

• Gewalt ist zur Lösung von sozialen Konflikten weithin akzeptiert


• Morde werden von rechts gesinnten Zusammenschlüssen gefeiert
• Parteien haben ihre eigenen paramilitärischen Verbände („Stahlhelm“ (DNVP), „SA“
(NSDAP))
Inflation von 1914-1923

Inflation
Durch die Vermehrung der Geldmenge (mehr Geld wird vom Staat gedruckt) kommt es zu einer
„Entwertung“ des Geldes.

Ursachen Folgen
• Staatsanleihen zur Kriegsfinanzierung • Verarmung großer Teile der Bevölkerung
• Kriegsfolgekosten • Staat kann sich gegenüber Inlandsgläubigern
entschulden
• Betätigung der Notenpresse (Verstärkung • Spekulanten, Großindustrie und Banken
der Inflation) gewinnen durch Inflation
• Reparationskosten durch den VV • Vertrauen in demokratische Ordnung
schwindet rapide

Krisenjahr 1923

Ruhrkampf & Hyperinflation

• Alliierte Reparationskommission entdeckt einen


Rückstand der Zahlungen
• Frankreich sieht darin einen Bruch des VVs und
okkupiert gemeinsam mit belgischen Truppen
das Ruhrgebiet, um die Reparationen
sicherzustellen (Januar 1923)
• Dt. Regierung ruft zum „passiven Widerstand“ auf
(Verweigerung des Gehorsams gegenüber den
Besatzern)
• Zur Unterstützung der Bevölkerung des Ruhrgebiets wird immer mehr Geld gedruckt
Hyperinflation (Reichsmark wird wertlos)
Naturalien werden zum Tauschmittel
Staat kann seine Kriegsanleihen den Bürgern günstig zurückzahlen
• Gustav Stresemann wird Reichskanzler (Sommer)
Beendet die Inflation durch die Einführung der „Rentenmark“
Beendet den „passiven Widerstand“
• Abzug der franz. Truppen aus dem Ruhrgebiet (1925)
Soziale Folgen Politische Folgen
• Steigende Arbeitslosigkeit • Verschlechterung der inneren Situation
• Verlust von Besitz & Geld Weimars
• Riesige Gewinne von Schuldnern und • Radikalisierung des öffentlichen Lebens
Spekulanten • Verkleinerung der demokratischen Basis
• Proletarisierung eines Teils des (bürgerliche Kreise wechseln ins
Mittelstandes autoritäre Lager über)
Ruf nach einem „starken Mann“

„Deutsche Oktoberrevolution“

• Kommunistische Führung in Moskau weist die KPD an, eine „dt. Oktoberrevolution“
vorzubereiten (Oktober 1923)
• Kommunisten rufen in Sachsen und Thüringen zum bewaffneten Aufruhr auf
Reichswehr marschiert ein und löst den Aufstand auf

Hitler-Putsch (9. November 1923)

• Bayern entwickelt sich zu einem „Hort der Reaktion“


• Gruppe von Rechtsextremen unter Adolf Hitler und Erich Ludendorff (ehem. OHL)
proklamiert die „nationale Revolution“ in München und ruft zum Sturz der Republik auf
• Hitler wollte den „Marsch auf Rom“ des italienischen
Faschisten Benito Mussolini imitieren
• Demonstrationszug zur Münchner Feldherrnhalle wird
von der bayerischen Landespolizei gewaltsam aufgelöst
Durch den Putsch wurde Hitler in ganz DE
bekannt
• Hitler wird zu nur fünf Jahren bequemer Festungshaft
verurteilt und nach neun Monaten freigelassen (Entstehungszeitraum von „Mein Kampf“)

Stabilisierung (1924-1929)

Wirtschaftlich
• Währungsreform (wirt. Stabilität)
• Außenpolitik Stresemanns (pol. Stabilität)
• Dawes-Plan (1924)
Ausländische Kredite
Gesellschaftlich & sozial
• Aufblühen von Kunst, Wissenschaft & Technik (s. unten)
Die „Goldenen Zwanziger“
• Verbesserung des Lebensstandards
Starke Sozialpolitik
Abschwächung des Radikalismus

Schwäche des Parlamentarismus


• Minderheitsregierungen
Keine Mehrheiten durch das reine Verhältniswahlrecht möglich
• Reichpräsidentenwahl 1925
Hindenburg wird im zweiten Wahlgang mit relativer Mehrheit zum RP gewählt
Demokratie ist Hindenburg wesensfremd
Offenbart Tendenz zum Autoritarismus

Ära der Präsidialkabinette

Weltwirtschaftskrise

• New Yorker Börsencrash (Oktober 1929)


• US-Banken ziehen ihre Kredite aus DE ab
• Wirt. Scheinblüte (beruht auf großzügigen US-
Krediten)
• Weltwirtschaftskrise beginnt („downward-spiral“)
Massenentlassungen, Insolvenzen,
Rückgang der Wirtschaft
• 6 Mio. Arbeitslose (1932)
Jede zweite Familie ist von der Krise betroffen

Funktionsweise der Präsidialkabinette


Durch die Art. 48 & 25 kann die Regierung „am
Parlament vorbeiregieren“
Reichskanzler ist nur noch vom Vertrauen des
RP abhängig („Präsidialkabinett“)

Präsidialkabinette

• Regierungskoalition zerbricht an der Krise (Frühjahr 1930)


Keine Mehrheit im Reichstag mehr möglich
• Präsidialkabinette regieren fortan mit der Gunst Hindenburgs
Ernennung Heinrich Brünings zum RK
• Deflationspolitik unter Brüning
Sparen & Kürzung von Sozialleistungen
Verstärkt die Wirtschaftskrise
Soll dem Ausland die dt. Zahlungsunfähigkeit demonstrieren
• Unzufriedenheit der Bevölkerung steigt
Vertrauen in die Republik ist erschüttert
• Radikale Parteien schüren Angst vor sozialem Abstieg
• Bevölkerung wendet sich den pol. Extremen (KPD; NSDAP) zu
Verlangen nach einem „starken Mann“
Erbitterte Straßenkämpfe zwischen Linken und Rechten
• SPD toleriert die Präsidialkabinette, um eine weitere Radikalisierung zu
verhindern
• „Harzburger Front“ (1931)
Symbolischer Zusammenschluss rechter Parteien &
Organisationen (NSDAP, DNVP, Stahlhelm)
• Reichpräsidentenwahl 1932 (Frühjahr 1932)
Hindenburg kann sich nur mit den Stimmen der SPD gegen Hitler durchsetzen

Entlässt Brüning wenig später

• Franz von Papen bildet ein „Kabinett der Barone“


Großteil der Minister ist adlig
Entschiedene Rechtspolitik
• „Preußenschlag“ (Juli 1932)
Papen lässt die Regierung Preußens (bestehend aus der
„Weimarer Koalition“) absetzen
Stabilste Stütze der Demokratie in DE ist gefallen
Von den Rechten mit Begeisterung aufgenommen
• Reichstagswahlen (Sommer): NSDAP wird stärkste Fraktion im Reichstag
Republikfeindliche Parteien (KPD & NSDAP) haben eine „negative Mehrheit“
KPD sieht in der SPD ihren größten Feind (Spaltung der Arbeiterbewegung)
Hindenburg verweigert Hitler das Amt des Reichskanzlers
• Wieder Reichstagswahlen (Herbst): NSDAP verliert leichte Stimmenanteile
Partei befindet sich in einer Krise
SA-Mitglieder wollen endlich Erfolge sehen
Wirtschaftslage verbessert sich
• Papen wird entlassen (Winter)
Kurt von Schleicher wird RK
• Schleicher scheitert mit seinem Versuch, die NSDAP zu spalten
Berater Hindenburgs & seine Unterstützer üben Druck auf den RP aus
Entlassung Schleichers
• Konservative meinen, Hitler in einer rechten Koalitionsregierung (mit der DNVP) „einrahmen“
zu können

Ernennung Hitlers zum RK (30.


Januar 1933)

Ziele, Methoden und Ergebnisse


der Weimarer Außenpolitik
(Versailler Vertrag, Revisionismus,
West- versus Ostorientierung,
Strategie Stresemanns, Haltung der Siegermächte und der
UdSSR)

Der Versailler Vertrag

Zustandekommen
Friedensvertrag mit DE nach dem Ersten Weltkrieg
• Reiht sich in die Pariser Vorortverträge (mit den dt. Verbündeten) ein
• Hauptsächlich von Frankreich, GB und den USA ausgearbeitet
(tagen seit Januar 1919 in Paris)
• Propaganda während des Krieges macht sachliche Entscheidungen schwierig
Frankreich drängt auf eine starke Schwächung DEs
• Entwurf wird der dt. Delegation übergeben (Mai 1919)
Verhandlungen finden ohne die Mitwirkung des Verlierers statt!!!
• Dt. Delegation protestiert
Alliierte stellen ein Ultimatum zur Annahme des Vertrags

Inhalt

Territoriale Verluste
• Ein Siebtel des Staatsgebiets (10% der Bevölkerung)
Elsass-Lothringen, Posen & Westpreußen
etc.
Starker wirt. Verlust
• Alle Kolonien

Souveränitätsbeschränkungen
• Verbot einer dt.-österreichischen Vereinigung
• Verbot der allg. Wehrpflicht (max. 100.000 Soldaten)
• Verbot schwerer Waffen (Panzer, U-Boote, Luftwaffe)
• Besetzung & Entmilitarisierung des linken Rheinufers

Kriegsschuld & Reparationen


• Deutschland und seinen Verbündeten wird die Alleinschuld am Krieg zugewiesen
(„Kriegsschuldartikel“ 231)
Legitimation für die horrenden Reparationen (Geld- & Sachleistungen)
Wird in DE als moralische Ächtung wahrgenommen (Glaube an die Einkreisung DEs
vor 1914, die damals von der kaiserlichen Regierung propagiert wurde)

Aufnahme in der Bevölkerung


• Vertrag wird von allen Gesellschaftsschichten abgelehnt („Schandvertrag“; „Diktatfriede“)
• Bevölkerung hatte auf einen „Wilson-Frieden“ (auf Basis der 14 Punkte) gehofft
• Regierung Scheidemann tritt zurück (Juni 1919)
• OHL rät Ebert, dem Vertrag zuzustimmen
Widerwillige Annahme des Vertrags durch die Nationalversammlung (Juni 1919)
• Unterzeichnung im Spiegelsaal von Versailles (wo 1871 das Kaiserreich gegründet wurde)
Revanche für die Demütigung von 1871 (Deutsch-Französischer Krieg)
• Rechts- und nationalkonservative Kreise machen Stimmung gegen den Vertrag und die
„Erfüllungspolitiker“

„Erfüllungspolitik“
Kooperation mit den Alliierten, um ihnen die Unerfüllbarkeit ihrer Forderungen zu beweisen
Außenpolitik zielt auf die Revision des VVs ab

Bewertung
• Kompromisscharakter (keiner der Beteiligten war zufrieden)
• Starke Belastung für die Republik
• Feindbilder von 1914 bleiben bestehen
• DE bleibt als wirt. Großmacht bestehen
Chance auf Wiederaufstieg

Reparationen

• Vonnöten für die Siegermächte, um ihre Schulden aus dem Krieg bei der USA zu tilgen
• Sollten laut dem Versailler Vertrag bis zum Jahr 1921 festgelegt werden
• Festlegung der Reparationssumme auf 132 Mrd. Goldmark („Londoner Konferenz“)
• Ruhrkampf (s. oben)
• Dawes Plan (1924)
DE soll so viele Reparationen entrichten, wie es ihm möglich ist
Keine Sanktionen gegen DE
Raten sollen langsam ansteigen
Endgültige Summe und die Dauer der Zahlungen wird nicht festgelegt
• Young-Plan (1929)
Leicht ansteigende Zahlungsraten
Laufzeit: 59 Jahre (bis 1988!!)
Gesamtsumme: 112 Mrd. Goldmark
Volksentscheid rechter Kreise gegen den Young-Plan scheitert kläglich
• Konferenz von Lausanne (1932)
Ende der Reparationen
Letzte symbolische Zahlung
Vertrag von Rapallo (1922)

• Verständigung mit der ebenfalls isolierten Sowjetunion


• Misstrauen der Westmächte
Bedrohung für Polen

Bestimmungen
• Keine gegenseitigen Forderungen aus dem Krieg
• Intensivierung der Handelsbeziehungen
• Aufnahme diplomatischer Beziehungen
• Reichswehr darf Waffen in der Sowjetunion testen, die im VV verboten wurden (geheimer Teil)

Stresemanns Außenpolitik (1923-1929)

Voraussetzungen Ziele Methoden


• Keine Besetzung DEs Revision des VV • Orientierung an den
Weitgehende • Wiedergewinnung einer außenpolitischen
Souveränität Großmachtposition für DE Realitäten
Zeitlich befristete • Senkung der Reparations- • Setzen sich für
Besetzung forderungen Mitarbeit in
linksrheinischer • Außenpolitische Unabhängigkeit internationalen
Gebiete • Revision der pol-nischen Gremien ein
• Hohe Reparationen Westgrenze • Vertragspolitik
• Isolierung DEs durch den • Abbau von Spannungen
Krieg bzw. den Versailler • Vertrauen der Westmächte
Vertrag gewinnen
• Feindschaft Frankreichs • Fortsetzung der Rapallo-Politik
(Sicherheitsbedürfnis vor (auch „Bündnis“ mit der
DE) Sowjetunion“)

Locarno-Verträge (1925)

• Treffen europäischer Staatschefs im schweizerischen Kurort Locarno (Oktober 1925)


Amerikanische Kredite werden abhängig gemacht von der Stabilisierung des
Friedens in Europa
• „Garantiepakt“ DEs, Frankreichs, Belgiens, Italiens & GBs
Erklären die dt. Westgrenze für unverletzlich
• „Ostlocarno“ wird von Stresemann abgelehnt
Verzichtet allerdings auf gewaltsame Änderung
der Ostgrenzen
• Aufnahme DEs in den Völkerbund (1926)
Gleichberechtigtes Mitglied
• Rechte Kreise machen Stimmung gegen den als „zweites
Versailles“ empfundenen Vertrag

Berliner Vertrag (1926)

• Anknüpfung an die im Vertrag von Rapallo begonnenen Beziehungen


• Gegengewicht zu Locarno
Westorientierung vs. Ostorientierung
DE soll nicht in eine bestimmte Mächtekonstellation hineinbezogen werden

• Gegenseitige Neutralität im Falle eines Krieges mit dritten Staaten

Beurteilung Stresemanns

• Weder Demokrat noch Europapolitiker aus Überzeugung


Nationaler Revisionspolitiker
Aber: Friedliche Mittel (Vertragspolitik)
„Blick fürs Machbare“ (Realpolitiker)
Politik wurde zu früh von der Bevölkerung als wirkungslos eingestuft
• Nach seinem Tod wurde die dt. Außenpolitik wieder deutlich aggressiver
Gesellschaft zwischen Tradition und Modernität
(Wirtschaftsaufschwung, Amerikanisierung)

• Einzigartige künstlerische und intellektuelle Blüte


(„Goldene Zwanziger“)
• Massenkultur durch den Einsatz neuer Medien
• Republikfeindliche Positionen finden Platz in rechten &
konservativen Zeitschriften
• Amerikanische Einflüsse (z.B. Jazz)
Wird von Konservativen als „entartet“
gebrandmarkt
• Neues Bild der Frau in den Städten
Berufstätig und finanziell unabhängig
• Orientierungslose Jugend
Entbehrungen des Krieges und der Krisenjahre
Treten vermehrt radikalen Jugendorganisationen bei

Vertiefte Auseinandersetzung mit Interpretationen und


Kontroversen über die Beurteilung der Deutschen Revolution
1918/19 (z.B. Sieg der Demokratie versus „steckengebliebene“
Revolution) (LK)

Bewertung der Revolution

• fehlt eine geistige und pol. Führungselite


• Revolution entstand spontan („Zufallsprodukt“)
• Träger begnügen sich mit kleinen gesellschaftlichen
Umwälzungen
• Pakt mit den alten Mächten war für SPD notwendig, um
eine Räterepublik zu verhindern

1918/19 – eine „steckengebliebene“ Revolution? (S.196f)

Eberhard Kolb (1978):


• Revolutionäre Massenbewegung im Wesentlichen
gescheitert
• Niemand wollte Revolution in dieser Form
Keine Revolution: Konservative, Liberale,
Sozialdemokraten
Umfassendere Revolution: Sozialisten &
Kommunisten

Karl Pohl (1990):


• Wechsel an der Staatsspitze reichte der SPD aus
Keine Zerschlagung des alten Machtapparats
Keine Umgestaltung des Wirtschaftssystems
Keine Enteignung des Großgrundbesitzes
• SPD war 1918 „unrevolutionär“ und besaß nicht das
nötige Gespür für Machtfragen

Heinrich August Winkler (1996):


• Handlungsspielraum der SPD war im Winter 1918/1919
größer, als es deren Führung annahm
• Hätten weniger bewahren und mehr verändern müssen
• Gegen eine Mehrheit Politik zu machen war für die SPD
unvorstellbar
• Grad der Demokratisierung und Grad der
Industrialisierung wirkten objektiv revolutionshemmend

Ulla Plener (2008):


• Mehrere Errungenschaften stehen in Verbindung zur
Revolution
Frieden
Republik mit allg. Wahlrecht (auch
Frauenwahlrecht)
Soziale Rechte
Resultat der von der Arbeiterbewegung getragener
spontaner Massenaktionen
Besonderer sozialer und basisdemokratischer
Grundzug
• Revolution brachte soziale Verbesserungen
Insofern war sie die erste erfolgreiche Revolution in
DE

Q2.2 Aushöhlung der Demokratie und Errichtung einer


Diktatur in Deutschland

Entstehung und Entwicklung der NSDAP (Ideologie und


Strategie, Aufstieg zur Massenpartei)

Aufstieg der NSDAP


• Gründung der „Deutschen Arbeiterpartei“ durch völkisch-nationale Kreise (ab 1920 NSDAP)
• Adolf Hitler wird Mitglied der Partei und steigt zu deren „Führer“ auf
• Formulierung des „25-Punkte-Programms“ (1920) (s. unten)
• Partei genießt geringe Popularität im Süden DEs
• Hitlerputsch (November 1923)
Scheitert kläglich nach nur einem Tag
Hitler wird zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt (nach 9 Monaten freigelassen)
Entstehung von „Mein Kampf“
Partei wird deutschlandweit bekannt
• Neugründung der NSDAP (1925)
Machterlangung soll auf legalem Weg erfolgen
Mittel sind legal, das Motiv ist nicht legal
• Mäßige Wahlerfolge bis 1929 (1928: 2,6%)
• Durch die Weltwirtschaftskrise und andere Faktoren versechsfacht sich der Stimmenanteil der
NSDAP (1930: 18,3%)
• Rückschläge im gegen Ende des Jahres 1932
Rückgang des Stimmanteils
Verlust der Reichspräsidentenwahl
kein Reichskanzleramt in Sicht
• Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (30. Januar 1933)

Politische Ziele

Auszüge aus dem „25-Punkte-Programm“ der NSDAP von 1920:


• Zusammenschluss aller Deutschen zu einem Großdeutschland
• Gleichberechtigung mit anderen Nationen
• Aufhebung des VV
• Rückgabe der Kolonien und Wiederherstellung der früheren Ausdehnung DEs
• Staatsbürger müssen „dt. Blutes“ sein (Juden soll die Staatsbürgerschaft entzogen werden)
• Allg. Wehrpflicht
• Rücksichtloser Kampf gegen „Volksverbrecher“
• Bekämpfung und Verbot „zersetzender“ Kunst und Literatur
• Schaffung eines starken Zentralstaats
Gründe für den Aufstieg der NSDAP

• Spaltung innerhalb der Republik


• Als nationale Demütigung empfundener VV
• Psychologische Folgen von Massenarbeitslosigkeit, Inflation und Währungsreform
• Hoffnung nach einem „starken Mann“
• Furcht vor dem sozialen Abstieg
Hitler wurde überwiegend vom Mittelstand gewählt
• Emotionale Bezüge (Parolen wie „Ehre, Größe, Heroismus, Opferbereitschaft“)

• Ausübung und Heroisierung von Gewalt


„Eroberung der Straße“ durch die SA
Behinderung des pol. Gegners
• Militarisierung
Massenaufmärsche der SA in Uniform
• Wählerschaft
Mittelschicht (Angst vor sozialem Abstieg)
In geringem Maße Bauern & Arbeiter
Mobilisierung von Nichtwählern (Protestpartei)
Überwiegend junge Männer, aber auch Frauen
Abhebung von den anderen Parteien (erste Volkspartei)
• Tritt vor Wählerschaft unterschiedlich auf (s. Karikatur)

NS-Ideologie

• Faschismus
antidemokratisch / antiparlamentarisch / antikommunistisch / militaristisch
Unterdrückung von Minderheiten
Propaganda
Liberalismus & Marxismus sind „jüdische Erfindungen“
WR wird als Epoche „undeutscher“, westlicher Überfremdung interpretiert
• Rassismus
Einteilung von Menschen in „höhere und niedere Rassen“
Uneingeschränkter Vorzug der Interessen der höheren Rassen
Immerwährender Konflikt zwischen den Rassen („Rassenkampf“)
• Sozialdarwinismus
Der Stärkste überlebt die Schwachen („natürliche Auslese“)
Wird fälschlicherweise auf Menschen bezogen
• Antisemitismus
Judenhass (Rolle des Sündenbocks)
Bildung eines Gegensatzes zwischen Ariern und Juden
Radikalisierung des Antisemitismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts

• Rassenhygiene
„Reinhaltung der arischen Rasse“ (z.B. durch Eheverbote, Zwangssterilisation,
Ermordung)
„Euthanasie“
• Lebensraumideologie
Ewiger Kampf der Rassen um Lebensraum
Erweiterung des Lebensraums im Osten
Unterwerfung & Ausbeutung der Slawen
Vernichtung der osteuropäischen Juden
„Blut-und-Boden-Ideologie“
Schaffung eines Großdeutschen Reiches
• „Volksgemeinschaft“
Gemeinsames „dt. Blut“ & einheitlicher „Rassekern“
Alle Klassen und Standesunterschiede sollen abgeschafft werden (Keine soziale
Gleichheit)
„Sozialismus der Tat“
Ausgrenzung „minderwertiger Rassen“
Bedingungsloses Bekenntnis zur nationalsozialistischen Weltanschauung
Opferbereitschaft auf Befehl
Dissidenten werden als „Volksschädling“ gebrandmarkt
• Führerprinzip
Führer trifft immer Entscheidungen zum Besten des Volkes
Diktatur / totalitärer Staat
Abschaffung der Gewaltenteilung
„Führerkult“ (pseudo-religiöse Verehrung der Person Hitler)
• Erziehung zum Kampf
Sportliche Ausbildung der Jugend
Vorbereitung auf die jeweiligen Geschlechterrollen
Ideologische Durchdringung des Unterrichts (z.B. Bio, Deutsch, Geschi)

Ursachen des Scheiterns der Weimarer Republik (strukturelle


Belastungen und politische Fehlentscheidungen 1930-1933)

Verfassung
• Machtfülle des RP: (Art. 25 & 48) erlaubt Regieren ohne Parlament (Ausnahmefall wird zum
Normalfall)
• Keine Fünf-Prozent-Hürde (reines Verhältniswahlrecht): Pol. Mehrheiten sind schwieriger zu
erlangen
• Kein konstruktives Misstrauensvotum: Pol. Führungslosigkeit (20 Regierungen in 14 Jahren!!!)
• Grundrechte lassen sich vom RP außer Kraft setzen (nicht vorstaatlich)
• Kein Verfassungsschutz/ unzureichendes Vorgehen gegen staatsfeindliche Parteien (Keine
wehrhafte Demokratie)
• Plebiszitäre Elemente (Volk ist leicht beeinflussbar)

Versailler Vertrag
• Politisch: Kriegsschuldartikel und Souveränitätsbeschränkungen
• Wirt.: horrende Reparationen

Gesellschaft
• Deutsche sahen den Zusammenbruch nicht als Ergebnis einer milit. Niederlage, sondern als das
Resultat einer von den „Linken“ verantworteten Revolution („Dolchstoßlüge“)
Wird als illegitim betrachtet
Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Republik ab
Agitation von staatsfeindlichen Parteien gegen die Republik
Politiker machen nicht deutlich, wer eigentlich die Verantwortung trägt

• Einflüsse aus dem Kaiserreich


alte (monarchistisch gesinnte) Eliten blieben in ihren Machtpositionen (Verwaltung
und Justiz)
geringe Ausbildung eines demokratischen Bewusstseins
Verlangen nach Weltgeltung
Wahl Hindenburgs zum RP
• Spaltung der Arbeiterbewegung (KPD ó SPD)
Parteien sind nicht in der Lage, sich auf Kompromisse zu einigen
• Teile der Industrie unterstützten Hitler
• Propaganda der NSDAP

Weltwirtschaftskrise
• Soziale Not
NSDAP verspricht „Arbeit und Brot“

Politik der Präsidialkabinette


• Aushöhlung des Parlamentarismus vor Hitler
• Verschärfung der Wirtschaftskrise (Deflations-/Sparpolitik)
• Politische Radikalisierung
• Unterschätzung Hitlers

Errichtung des totalitären Staates (Zerstörung von Rechtsstaat,


Parlamentarismus und Pluralismus, Einparteienstaat und
Führerdiktatur)

30. Januar 1933 Ernennung Hitlers • Hitler wird von Hindenburg zum Reichskanzler
zum Reichskanzler einer rechten Koalitionsregierung ernannt
• Von den Nazis als „Machtergreifung“ gefeiert
27./28.02. Reichstagsbrand • Brand im Reichstag
• Kommunist Marinus van der Lubbe wird am
Tatort festgenommen
• Propaganda berichtet von einem bevorstehenden
kommunistischen Umsturzversuch
• Hitler bewegt Hindenburg, die
„Reichstagsbrandverordnung“ (28.02.) bzw.
die „Verordnung zum Schutz von Volk und
Staat“ zu erlassen
Einschränkung der Grundrechte
Verfolgung der Opposition
21. März „Tag von Potsdam“ • Feierliche Eröffnung des Reichstags in Potsdam
Propagandistisch inszeniert
Hitler gibt sich staatsmännisch
Anknüpfen an preußische Traditionen
24. März Ermächtigungsgesetz • Regierung soll Gesetze ohne das Parlament
bzw. „Gesetz zur erlassen (zunächst auf 4 Jahre)
Behebung der Not von Selbstentmachtung des Parlaments
Volk und Reich“ Aushebelung der Gewaltenteilung
• Notwendige 2/3-Mehrheit wird erreicht
Nur SPD stimmt dagegen
KPD-Sitze wurden bereits annulliert
März/April Gleichschaltung der • Absetzung der Landesregierungen
Länder • Einsetzung sog. Reichskommissare
• Gesetz erlaubt die Umbildung von Landtagen,
Stadträten etc…
„Gleichschaltung“
Abschaffung des Föderalismus

Mai Zerschlagung der • Auflösung der freien Gewerkschaften


Gewerkschaften • An ihre Stelle tritt die „Dt. Arbeitsfront“ (DAF)
• Arbeitnehmer/-geber müssen beitreten
Juli Verbot der Parteien • Verbot der KPD (Februar)
• Verbot der SPD (Juni)
• Bis zum Juli werden alle anderen Parteien zur
Selbstauflösung gezwungen
• „Gesetz gegen die Neubildung von Parteien“
macht die NSDAP zur Staatspartei
Juni 1934 „Röhm-Putsch“ • SA-Führung ist die größte innenpolitische
bzw. „Nacht der Bedrohung für Hitlers Machtanspruch
langen Messer“ • Gerüchte über eine von SA-Chef Ernst Röhm
geplante „zweite Revolution“ (Pläne existieren
nicht)
• Hitler hofft, die Reichswehr durch die
Ausschaltung der SA enger an sich zu binden
können
• Liquidierung der SA-Führung durch die SS bei
einem Treffen in Bad Wiessee
• Ermordung weiterer Konkurrenten
• Maßnahmen werden später als Staatsnotwehr
deklariert und rückwirkend gesetzlich
legitimiert
Kein Rechtsstaat!!
2. August 1934 Hitler als Nachfolger • Tod Hindenburgs am 2. August 1934
Hindenburgs • Hitler usurpiert das Amt des RP (nennt sich
fortan „Führer und Reichskanzler“)
• Reichswehr soll ihren Eid nun auf seine Person
leisten und nicht länger auf die (de facto nicht
mehr existente) Verfassung
Transformation zum totalitären
Führerstaat ist abgeschlossen

War die Weimarer Republik zum Scheitern verurteilt?


Vertiefende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Analysen
und Darstellungen (LK)

Warum scheiterte Weimar? (S. 248f)

Historiker Hagen Schulze (1982):


• Größte Ursache für das Scheitern Weimars sind die Mentalitäten und Denkmuster
• Bevölkerungsmehrheit lehnte die Republik ab
Obrigkeitsstaatliches Denken
• Parteien waren den Anforderungen des Parlamentarismus nicht gewachsen
• Entstehungsbedingungen & außenpolitische Belastungen
• Reines Verhältniswahlrecht
• starke Stellung des RP hatte auch eine stabilisierende Wirkung (Krisenjahre)
• Antirepublikanische Tendenzen in Armee, Bürokratie und Justiz waren grundsätzlich
beherrschbar
• Wirtschaftskrisen waren nicht die Ursache, aber Verstärker

Historiker Heinrich August Winkler (2011):


• Hindenburg musste Hitler nicht zum RK machen
• Unterstützer Hindenburgs (Ostelbische Junker & Großindustrielle) hatte sich für den Pakt mit
Hitler entschieden, Hindenburg konnte deren Druck nicht standhalten
• Erosion des Vertrauens in den demokratischen Staat gab Hitler die benötigte Massenbasis
• Republik wird als illegitim betrachtet
• „Ursache letzter Instanz“: historische Verschleppung der Freiheitsfrage im 19. Jahrhundert
Frühe Demokratisierung des Wahlrechts & späte Parlamentarisierung des
Regierungssystems

Q2.3 Die nationalsozialistische Diktatur – Zerstörung von


Demokratie und Menschenrechten in Deutschland und
Europa

Grundzüge des NS-Staats: Terror und Propaganda,


„Volksgemeinschaft“, Geschlechterbeziehungen, Erziehung,
Vollbeschäftigung durch Aufrüstung, Exklusion von
„Gemeinschaftsfremden“ (Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle,
Behinderte, „Asoziale“), Zustimmung und Widerstand in der
deutschen Bevölkerung
• „Volksgemeinschaft“
Gemeinsames „dt. Blut“ & einheitlicher „Rassekern“
(homogene Gemeinschaft)
Alle Klassen und Standesunterschiede sollen abgeschafft
werden (Keine soziale Gleichheit)
Ausgrenzung „minderwertiger Rassen“ (Juden, Sinti &
Roma etc.)
Opferbereitschaft auf Befehl
Dissidenten werden als „Volksschädlinge“ gebrandmarkt
Propagandabegriff

• Polizeiwillkür
Bespitzelung & willkürliche Verhaftung von Personen
Neue Straftatbestände (Hören ausländischer Nachrichten, Kritik)
Polizei & Geheimdienste sind nur an den „Führerwillen“ gebunden
• Internierung & „Umerziehung“ von Gewerkschaftlern, Sozialdemokraten & Kommunisten in
Konzentrationslagern („Schutzhaft“)
Errichtung von KZs direkt nach der Machtergreifung
• „Gleichschaltung“ von Presse & Rundfunk
Einrichtung des Propagandaministeriums unter Joseph Goebbels
Starke Pressezensur
Der NS-Propaganda kann man sich nicht entziehen

• Einrichtung von Jugendorganisationen (Hitlerjugend, BDM, Jungvolk)


Ideologische Indoktrination
Geringschätzung der Individualität
Mitgliedschaft in der HJ wird ab 1936 verpflichtend
Vorbereitung auf die jeweiligen Geschlechterrollen

Rolle der Frau Rolle des Mannes


• Wahrnehmung häuslicher Pflichten • Soldat
Nicht berufstätig • Berufstätig (verdient Geld für die Familie)
• Kinder bekommen und erziehen

• Verbrennung „undeutscher“ Bücher


Emigration jüdischer & oppositioneller Gelehrter
• Vorteile für das Militär
Starker Ausbau der Rüstung
Militarisierung der Gesellschaft
• Vorteile für die Industrie
Ausschaltung der Gewerkschaften

Gute Auftragslage
• „Führer“ besitzt herausragende Stellung im NS-Staat
Uneingeschränkte Befehlsgewalt
Sämtliche wirt. und außenpolitischen Erfolge werden Hitler zugeschrieben
„Führerkult“ (pseudo-religiöse Verehrung)
Soll DE wieder zu Größe führen

Judenverfolgung
• Juden werden seit Jahrhunderten für gesellschaftliche und soziale
Missstände verantwortlich gemacht
Unter Hitler nimmt die Judenverfolgung drastisch zu
(„Antisemitismus der Tat“)
• Reichsweiter Boykott jüdischer Geschäfte (1. April 1933)
SA-Mitglieder postieren sich vor jüdischen Geschäften
Wird von den Bürgern kaum befolgt
• „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (April 1933)
Entlassung „nicht-arischer“ bzw. oppositioneller Beamter

Werden durch NSDAP-Mitglieder ersetzt


Wer arisch ist, wird im „Arierparagraphen“ festgelegt
• „Nürnberger Gesetze“ (1935)
Nur Arier sind vollwertige Bürger („Reichbürgergesetz“)
Juden werden pol. Rechte entzogen
Verbot von Ehen und außerehelichem Verkehr zwischen Juden und Nicht-Juden
(„Blutschutzgesetz“)
• Zunehmende Ausgrenzung aus dem sozialen und gesellschaftlichen Leben
• Inszenierung DEs bei den Olympischen Spielen (1936)
Zurückstellen des Antisemitismus
Ausland hält Hitler für einen beispiellosen Staatsmann (Lloyd George)
• „Reichsfluchtsteuer“ (Emigration wird mit hoher Gebühr belegt)
Teilweise Finanzierung der Aufrüstung
• Reichspogromnacht (09.11.1938) („Reichskristallnacht“)
Ermordung des dt. Diplomaten Ernst vom Rath in Paris durch einen Juden
Inbrandsetzung von Synagogen & Zerstörung jüdischer Geschäfte
Von Goebbels als „spontaner Volkszorn“ inszeniert
Schock im In- & Ausland (schnelle Beendigung)
Verordnung einer „Sühneleistung“ von 1 Mrd. Mark
• Juden werden aus der Wirtschaft verdrängt
„Arisierung“ jüdischen Besitzes (Juden müssen ihren Besitz für Spottpreise an
„Deutsche“ verkaufen)
• Zahlreiche weitere diskriminierende Maßnahmen (Judenstern, Besitz von Wertgegenständen
verboten, Berufsverbote)
• Sinti & Roma („Zigeuner“) werden ebenfalls ausgegrenzt
Repressionen gegen Juden werden auf Sinti und Roma ausgeweitet (z.B. Nürnberger
Gesetze)

NS-Wirtschaftspolitik

• Schon ab 1932 ging es wirt. wieder aufwärts


• Anfang 1933 gab es fast 5 Mio. Arbeitslose
• Nationalsozialisten sahen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik die Möglichkeit, die
Bevölkerung an sich zu binden
Implementierung staatlich finanzierte „Arbeitsbeschaffungsprogramme“

Autobahnbau (schon in der WR begonnen) trug kaum zum wirt. Aufschwung bei,
spielte in der Propaganda aber eine große Rolle
1938 herrscht nahezu Vollbeschäftigung!!

Gründe für den Abbau der Arbeitslosigkeit


• Einführung der allg. Wehrpflicht
• Erhöhte Rüstungsproduktion
• Verdrängung von Frauen & Juden aus der Arbeitswelt
Familien erhalten ein „Ehestandsdarlehen“, das bei ausreichender Kinderzahl nicht
zurückgezahlt werden muss

Finanzierung
• Finanzierung der „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“ & der Aufrüstung ist durch die Anhäufung
von Schulden möglich
• Rüstungsausgaben steigen auf fast 20% der Staatseinnahmen an

Geldmittel der Nationalsozialisten


• „Arisierung“ jüdischen Besitzes
• Expansion (Österreich, Sudetenland)
• Staat druckt sich benötigtes Geld selbst (bis 1939 Verdopplung der Geldmenge)

System der „Mefo-Wechsel“:


Gedrucktes Geld Rüstungsgüter

„Mefo- „Mefo-
Wechsel“ Wechsel“

• Durch die Erhöhung der Geldmenge besteht die Gefahr, eine Inflation auszulösen
Staat erschafft eine Scheinfirma („Metallurgische Forschungsgesellschaft“)
Inflation & Aufrüstung bleiben verborgen
Wird in DE und im Ausland als „Wirtschaftswunder“ aufgefasst
• System kann nicht ewig aufrechterhalten werden
Staatsschulden sollen durch Eroberungsfeldzüge getilgt werden

Autarkiebestrebungen
• Dt. Wirtschaft soll autark werden
Keine Abhängigkeit von Devisen (ausländische Währungen)
„Ersatzrohstoffwirtschaft“ erweist sich als unrentabel
• „Vierjahresplan“ (1936)
Deutsche Armee soll in vier Jahren einsatzbereit sein
Deutsche Wirtschaft soll in vier Jahren kriegsfähig sein
Autarke Wirtschaft
Ziele Maßnahmen Ergebnisse
• Bekämpfung der • Arbeitsbeschaffungs- • Annähernde
Arbeitslosigkeit programme Vollbeschäftigung ab
• Wiederbewaffnung • Starke Aufrüstung 1938
• Umstellung auf autarke • Forschungsprojekte/ „Wirtschafts-wunder“
Kriegswirtschaft Förderung der • Schlagkräftige Armee
• Zustimmung mit dem Landwirtschaft • Wirt. unrentabel
Regime erhöhen • Sozialpolitik/ • Erhöhter Konsum/
• Verschleierung der Steuererleichterungen Zufriedenheit
Staatsverschuldung • Aufruf zum Sparen • Erfolgreiche
(Verringerung der Geheimhaltung der
Geldzirkulation) Staatsverschuldung

Positive Aspekte Negative Aspekte


• Überwindung der WWK und erfolgreiche • 1932 war bereits der schlimmste Teil der
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit WWK überwunden
(„Wirtschaftswunder“) • Krieg wird unvermeidbar und mir voller
• Umfangreiche Sozialpolitik Absicht angestrebt
Steigende Schulden
Aufrüstung seit 1933

Zustimmung in der dt. Bevölkerung

• Zustimmung mit dem NS-Staat nimmt zu („Massenloyalität“)


• In der Realität gibt es keinen spürbaren Anstieg des Lebensstandards

Gründe für die Zustimmung


• Außenpolitische Erfolge des Regimes v.a. bei der Revision des VV
• Erfolgreiche Inklusions- und Exklusionsstrategien
Schaffung eines „gemeinsamen Feindes“ / Gefühl der Überlegenheit („Herrenrasse“)
Gute Aufstiegsmöglichkeiten für junge Karrieristen
„Arisierung“ ermöglicht individuelle Bereicherung
Sozialpolitische Maßnahmen („Kraft durch Freude“ ermöglicht Urlaub)
• Geschickte Propaganda
• Die Persönlichkeit Hitlers, vor allem als Redner
• Rasche „Kriegserfolge“ in den erfolgreichen „Blitzfeldzügen“
• Arbeitsmarktpolitische Erfolge; Zurückdrängung der Massenarbeitslosigkeit
Widerstand gegen den Nationalsozialismus

• Kein einheitlicher Widerstand


Gestapo verhindert Vernetzung
• Bevölkerungsmehrheit steht hinter dem Nationalsozialismus
(„Widerstand ohne Volk“)
Von Anfang an nicht zum Erfolg bestimmt
• Diverse Widerstandsformen (Protest, aktiver Widerstand)

Bereich des Akteur(e) Motive Maßnahmen


Widerstands
Arbeiterschaft Rote Kapelle • Sturz des Regimes • Weitergabe von Informationen
Exilvorstand der an das Ausland
SPD
Bürgertum Goerdeler Kreis • demokratischen • Unterstützung Staufenbergs
Kreisauer Kreis Neuanfang (GK)
vorbereiten • Pläne für DE nach dem Krieg
(Rechsstaat)
Kirche Bekennende Kirche • Einstehen für christliche • Öffentlicher Protest (u.a. gegen
Teile der kath. Werte das Euthanasie-Programm)
Kirche • Autonomie • Teilweise Verfolgung und
Ermordung (Dietrich
Bonhoeffer)
Militär Graf von • Abwendung der • Sprengstoffattentat auf Hitler
Stauffenberg drohenden • Attentat misslingt/ Liquidierung
Kriegsniederlage der Täter
Jugend Weiße Rose • Aufklärung über die • Verteilung kritischer Flugblätter
(v.a. Sophie & Hans Sinnlosigkeit des • Verhaftung und Ermordung
Scholl) Krieges (1943)
Individuell Georg Elser • Verhinderung eines • Sprengstoffattentat auf Hitler
Krieges (1938)
• Beseitigung Hitlers Attentat scheitert, Elser wird
gefangengenommen und 1945
ermordet

Gründe für die Wirkungslosigkeit des Widerstands


• Charakter des NS-Staats (Diktatur; Überwachung; gleichgeschaltete Presse)
• Zerrissenheit der Arbeiterschaft
• Gewissenskonflikt der Wehrmacht (Eid auf Hitler)
• Unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft DEs
• Große innen- und außenpolitische Erfolge Hitlers
• Von den Alliierten angestrebte „bedingungslose Kapitulation“

Keine Hoffnung auf bessere Bedingungen


NS-Außenpolitik im Kontext der internationalen Beziehungen
(außenpolitische Ziele der Nationalsozialisten, Kriegsvorbereitung
und Expansion, Appeasementpolitik des Westens, Rolle der
UdSSR)

NS-Außenpolitik

• Bis 1936 betreibt das NS-Regime eine zweigleisige Außenpolitik (Verständigungsversuche und
Konfrontationskurs wechseln sich ab)
• Hitler hält es für unvermeidlich, seine Ziele durch Krieg zu erreichen (bereits 1925 in „Mein
Kampf“ beschrieben)
Revision des VV (identisch mit der Weimarer Außenpolitik, die allerdings nur mit
friedlichen Mitteln betrieben wurde
Schaffung eines Großdeutschlands
Lebensraumerweiterung im Osten durch Eroberung
• Ab 1937 tritt der nationalsozialistische Kriegswille deutlicher zum
Vorschein, die Verständigungsversuche nehmen an der Zahl ab
Staatsverschuldung steigt
Expansionsdrang erhöht sich
Viele Maßnahmen waren improvisiert
• Zweckorientiert (Verträge mit dem ideologischen Feind Sowjetunion)
„Bündnisse schließt man nur zum Kampf“

Appeasement-Politik

• Entgegenkommen gegenüber dem Deutschen Reich, um


einen Krieg zu verhindern
• Westmächte haben mit inneren Problemen und den Folgen
der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen
Veranlasst die dt. Außenpolitik, noch
aggressiver zu werden
• Wird nach der Annexion der „Rest-Tschechei“ endgültig beendet
Rolle der UdSSR

• Ist der entscheidende Faktor am Vorabend des Krieges („Zünglein an der Waage“)
• Bündnis zwischen den Westmächten und der Sowjetunion kommt nicht zustande
• Hitler kann Stalin bessere Angebote machen
Hitler-Stalin-Pakt (Aufteilung Polens)

Zeitleiste der deutschen Außenpolitik

Frieden… …oder doch nicht?


Mai 1933 Regierungserklärung Hitlers Oktober 1933 Austritt aus dem Völkerbund, da
• Friedensbekundung Frankreich kein milit.
• Forderung nach der gleichberechtigtes DE tolerieren
Gleichberechtigung DEs möchte
• Kein Interesse an
Völkerverständigung
Januar 1934 Nichtangriffspakt mit Polen März 1935 Einführung der allg. Wehrpflicht #
• Erleichterung bei den • Kriegsvorbereitung
Westmächten
Juni 1935 Flottenabkommen mit GB # März 1936 Militärische Besetzung des
• Bereitschaft, den VV Rheinlands #
teilweise zu revidieren • Kriegsvorbereitung
• Stärke von DEs Flotte darf
35% der brit. Flotte Außerdem Kündigung des
betragen Locarno-Vertrags
August 1936 Olympische Spiele 1936-39 Einsatz der „Legion Condor“ im
• Hitler präsentiert DE von Spanischen Bürgerkrieg
seiner besten Seite • Test für die
• Antisemitismus wird Einsatzbereitschaft der
verborgen Luftwaffe
November 1936 „Antikominternpakt“
(mit Italien und Japan)
• Abschottung von den
Westmächten
• Stoßrichtung gegen die
UdSSR

Systematische Kriegsvorbereitung ab 1937

1937 „Hoßbach-Protokoll“ • Niederschrift des Obersten Hoßbach über eine


Besprechung Hitlers mit den Militärs
Darlegung konkreter dt.
Expansionspläne
März 1938 „Anschluss Österreichs“ • Einmarsch dt. Truppen in Österreich #
Hitler wird mit Jubel empfangen („Heim ins
Reich“)
Deutsche sehen Hitler als Vollender der
„großdeutschen Lösung“ von 1848
• Ausland nimmt die Annexion Österreichs hin
September 1938 Eingliederung des • Hitler fordert das Sudetenland
Sudetenlands (deutschsprachige Gebiete) von der
Tschechoslowakei
Angeblich seine „letzte territoriale
Forderung“
• Sudetenland wird DE im „Münchner
Abkommen“ (DE;Fr,GB,It) ohne Beteiligung
der Tschechoslowakei zugeschlagen
(„Appeasement-Politik“)
März 1939 Annexion der „Rest- • Einverleibung der restlichen tschechischen
Tschechei“ Gebiete
Keine Berufung auf das
Selbstbestimmungsrecht der Völker
möglich
• Abkehr der Westmächte von der Appeasement-
Politik
Drohungen gegen DE
April 1939 Aufkündigung des dt.-pol. • Direkte Aggression DEs gegen Polen
Nichtangriffspakts & des • Garantieerklärungen der Westmächte für Polen
dt.-brit.
Flottenabkommens
August 1939 Hitler-Stalin-Pakt • Offiziell ein dt.-sowjetischer Nichtangriffspakt
• Aufteilung Polens zwischen DE und der UdSSR
in einem geheimen Zusatzprotokoll
Bündnis zwischen der UdSSR und den
Westmächten kommt nicht zustande
Vorteile für Hitler Vorteile für Stalin
• Isolierung Polens • Wird nicht in einen Krieg verwickelt
• Vermeidung eines 2-Fronten-Kriegs • Westmächte schwächen sich gegenseitig
• Erhebliche wirtschaftliche Vorteile durch • Risikolose Ausdehnung des Machtbereichs
Rohstofflieferungen aus der Sowjetunion während des Krieges

Völkermord und Vernichtungspolitik im Rahmen des Zweiten


Weltkriegs (rassenideologischer Vernichtungskrieg gegen die

Sowjetunion, Rolle von SS und Wehrmacht, Holocaust und Mord


an Sinti und Roma)

Entfesselung des Zweiten Weltkriegs

• Überfall der dt. Wehrmacht auf Polen (1. September 1939)


Keine Kriegseuphorie wie 1914
• Nach dem gewonnenen Westfeldzug ist Hitler auf dem Höhepunkt seiner Macht
Wird in DE als „genialer Feldherr“ angesehen
• Vormachtstellung des Dritten Reiches auf dem Kontinent erscheint unerschütterlich

Krieg im Osten

• Angriff auf die Sowjetunion (1941)


Anfänglich große Erfolge (Eroberung von „Lebensraum“ im Baltikum und der Ukraine)
Deutsche werden als Befreier vom stalinistischen Joch gesehen
• Ideologische Überhöhung des Krieges gegen die Sowjetunion und den Bolschewismus zu
einem Weltanschauungskrieg
Missachtung der internationalen Regeln der Kriegsführung
„Kommissarbefehl“ (gefangengenommene Politkommissare der Roten Armee sind
ohne Verhandlung zu erschießen)
• Verlorene Schlacht um Stalingrad (1943) leitet die Kriegswende ein
• Alliierte sind auf dem Vormarsch
Goebbels ruft den „totalen Krieg“ aus
• selbstzerstörerischen Prinzipien von „Endsieg oder Untergang“ und der „verbrannten Erde“
nach dem Beginn der militärischen Defensive
Die Ermordung der europäischen Juden

• Verfolgung der Juden verstärkt sich drastisch mit dem Ausbruch des Krieges
Ideologische Verquickung von Weltkrieg und Völkermord (war nur während des Krieges
durchführbar)
• Dt. Reich soll „judenfrei“ werden
Errichtung der ersten Ghettos in Polen
Ermordung der polnischen Führungsschicht

• Durch die dt. Eroberung im Osten geraten viele Menschen in den dt. Einflussbereich
Voraussetzung für das Vernichtungswerk sog. „Einsatzgruppen“ der SS
Verstrickung der Wehrmacht in Verbrechen des Rassen- und Weltanschauungskrieges durch
partielle Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht und SS-Truppen (Mythos der „sauberen
Wehrmacht“ ist falsch)
• Deportationen dt. Juden aus dem Reichsgebiet (ab 1941)
Entzug des Vermögens und der dt. Staatsangehörigkeit
• „Wannsee-Konferenz“ (Januar 1942)
„Endlösung der Judenfrage“ durch Zwangsarbeit und Ermordung von 11 Mio.
Juden
Bisherige Massenerschießungen sind zu starke Belastung für die Täter
Koordination der Industrie und der Wehrmacht unter Reinhard Heydrich
Errichtung von Vernichtungslagern in Polen
• Realisierung der nationalsozialistischen „Lebensraumpolitik“
Osteuropa als Schauplatz des industriell organisierten Völkermords an den
europäischen Juden (Deportationen, Ghettos, Vernichtungslager)
• Rassistische Volkstums- und Siedlungspolitik
Rücksichtslose Germanisierung der eroberten Gebiete („Man kann nur Boden
germanisieren“) („Generalplan Ost“)
• Überlegenheit und Sendungsbewusstsein der sog. arischen Rasse im Allgemeinen und des
Deutschtums im Besonderen
• Brutale Rekrutierung von Millionen von Fremd- und Zwangsarbeitern gleichsam als Preis für
die Kriegsführung und die damit verbundenen Opfer
Sozialdarwinismus (der Stärkere darf über den Schwächeren herrschen)
Rassen- und Vernichtungskrieg mit rassenbiologischen Endzielen (systematische
Unterdrückung, Versklavung und Ausrottung der slawischen Bevölkerung Osteuropas)
• rücksichtslose Ausbeutung der ökonomischen Ressourcen der besetzten Gebiete
Ermordung von ca. 6 Millionen Juden und ca.
200.000 Sinti & Roma
Holocaust war ein singuläres Verbrechen
(„Zivilisationsbruch“)

Q3.1 Der Kalte Krieg – stabile oder labile Weltordnung?

Blockbildung und Blockkonfrontation (Zerfall der Anti-Hitler-


Koalition, Truman-Doktrin/Zwei-Lager-Theorie,
NATO/Warschauer Pakt, Rüstungswettlauf, Koreakrieg,
Kubakrise)

Das Ende des Zweiten Weltkriegs

• Bildung der „Anti-Hitler-Koalition“ (USA, GB, UdSSR)


Zielt auf die Zerschlagung des NS-Regimes ab
• „Atlantik-Charta“ (August 1941) (USA, GB, später UdSSR)
Verzicht auf Expansion
Gebietsveränderungen im Einklang mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker
Volk bestimmt seine Regierungsform
Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den Ländern
• „Konferenz von Jalta“ (Februar 1945)
Plan zur Gründung der Vereinten Nationen
Mögliche Verschiebung der polnischen Grenzen nach
Westen
Vollständige Entmilitarisierung DEs und dessen
Verpflichtung zur Wiedergutmachung
Hinzuziehung Frankreichs als vierte Besatzungsmacht
• Bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs (8. Mai 1945)
• „Berliner Deklaration“ (Juni)
Alliierte übernehmen die oberste Regierungsgewalt
• UdSSR dehnt ihren Einflussbereich in Osteuropa aus und schottet ihn ab („Sowjetisierung“)
Keine freie und demokratische Entwicklung (wie von Stalin versprochen)
Westalliierte wollen sich der sowjetischen Expansion entgegenstellen
Winston Churchill: „Eiserner Vorhang“
• Kommuniqué von Potsdam (Juli/August 1945)
Alliierte legen die Grundlage für die zukünftige Zusammenarbeit in Europa fest
Alliierte beraten darüber, wie mit dem besiegten DE umzugehen ist
Westverschiebung Polens zur Oder-Neiße-Linie wurde beschlossen (bis zu einem
Friedenvertrag)
Jede Besatzungsmacht entnimmt Reparationen aus ihrer eigenen Besatzungszone
(Sowjetunion bekommt geringen Anteil aus den Westzonen)

Kompromisscharakter (Spannungen sind bereits erkennbar)


Endgültige Regelungen in Bezug auf DE sollte ein künftiger Friedensvertrag
enthalten

Außerdem verständigte man sich auf die „5 D’s“:


• Dezentralisierung (Bundesländer, Zerschlagung von Monopolen)
• Denazifizierung (Bestrafung der NS-Verbrecher)
• Demilitarisierung (komplette Abrüstung)
• Demokratisierung (Deutsche sollen mit der Demokratie vertraut gemacht werden)
• Demontage (Reparationen)

Im Osten und im Westen herrschen andere Auffassungen von Demokratie


(Volksdemokratie und repräsentative Demokratie)
Zerfall der Anti-Hitler-Koalition

• Kampf gegen Nazideutschland überdeckte die ideologischen Differenzen zwischen den


Westalliierten und der Sowjetunion
• Nach dem Ende des Krieges werden die Differenzen immer offensichtlicher

Repräsentative Demokratie Kommunismus


• Individuelle Freiheitsrechte • Sozialistische Gesellschaftsordnung
• Selbstbestimmungsrecht der Völker • Volksdemokratie
• Freie Marktwirtschaft (schafft Wohlstand) • Vorherrschaft einer kommunistischen Partei
• Planwirtschaft

Ideologisches Sendungsbewusstsein und Führungsanspruch


• Errichtung von Interessens- & Einflusssphären zur Befriedung des eigenen
Sicherheitsbedürfnisses
Entstehung einer bipolaren Welt

Truman-Doktrin & Zwei-Lager-Theorie (S.329)

„Truman-Doktrin“ (Truman, 1947) „Zwei-Lager-Theorie“ (Schadanow, 1947)


• Einigen Völkern wurde der Wille eines Ziele der Sowjetunion:
totalitären Regimes aufgezwungen • Liquidierung des Faschismus
• Gegenwärtig sollte jede Nation ihre Wahl in • Verhinderung von Aggression
Bezug auf ihre Lebensweise treffen • Zusammenarbeit der Völker in Europa
• Unterstützung der USA für die freien Völker Ziele der Westalliierten:
„Containment-Politik“ • Beseitigung der Konkurrenten auf dem
(Eindämmungspolitik) gegenüber dem Weltmarkt
Kommunismus • Festigung ihrer Vormachtstellung
Anstoß für den „Marshall-Plan“ Entstehung zweier Lager:
• Imperialistisches, antidemo-kratisches
Lager (USA, GB)
• Demokratisches, antiimperialistisches
Lager (UdSSR)

• „Marshall-Plan“ (1948)
Benannt nach dem amerikanischen Außenminister Marshall
Wirt. Hilfe für die europäischen Staaten, damit diese nicht
kommunistisch werden
Osteuropäische Staaten lehnen den Marshall-Plan auf
Drängen Stalins ab
• Durch die „Berlin-Blockade“ nimmt die Furcht vor der UdSSR zu
• Aufbau von Feindbildern durch Propaganda in beiden Blöcken

Blockbildung

• Gründung der NATO (1949)


USA, Kanada, 10 europäische Staaten
Schutz sämtlicher Mitglieder vor einem externen Angriff
Stoßrichtung: Sowjetunion
• Gründung des Warschauer Paktes (1955)
UdSSR, osteuropäische Staaten, DDR
Reaktion auf die NATO

Rüstungswettlauf

• Nach dem Tod Stalins hofft die Bevölkerung im Ostblock auf Reformen
Aufstände in der DDR (1953) und in Ungarn (1956)
Westmächte intervenieren nicht
• Beide „Supermächte“ besitzen Atomwaffen
USA seit 1945; UdSSR seit 1949
Massive atomare und konventionelle Aufrüstung („Wettrüsten“)

Abschreckung von einem Nuklearwaffeneinsatz


(„Gleichgewicht des Schreckens“)

Koreakrieg

• Wegen „Gleichgewicht des Schreckens“ keine direkte Konfrontation


zwischen den USA und der UdSSR
Zahlreiche „Stellvertreterkriege“
• Korea ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs geteilt
Kommunistisches Regime im Norden
Von den USA unterstütztes Regime in Südkorea
• Nordkorea überfällt mit Billigung der UdSSR Südkorea
Von den USA angeführte Einsatzgruppe der UN drängt die Nordkoreaner zurück
Kommunistisches China greift in den Konflikt ein und drängt die westlichen Truppen
zurück
• Waffenstillstand bestätigt die Teilung Koreas (mehr oder weniger keine Veränderung)
Zerstörtes Land und Millionen Tote

Kubakrise

• Kommunisten unter Fidel Castro übernehmen die Macht auf Kuba (1959)
Leitet die Verstaatlichung des US-Besitzes ein
• „Invasion der Schweinebucht“ (1961) von Exilkubanern (finanziert von der CIA) scheitert
Castro sieht seinen Machtanspruch in Gefahr und sucht Schutz bei der Sowjetunion
• USA hat Raketen in der Türkei stationiert, wodurch die UdSSR sehr angreifbar ist
Chruschtschow möchte die militärstrategische Lage der Sowjetunion verbessern
• UdSSR stationiert heimlich Nuklearraketen auf Kuba
US-Regierung erfährt durch Luftaufnahmen von den Raketen auf Kuba
Krisenstab berät über die Vorgehensweise
• Kennedy fordert Chruschtschow zum Abzug der Raketen auf
Verhängung einer Seeblockade um Kuba
Sowjetische Schiffe sind auf dem Weg nach Kuba
Castro fordert einen Einsatz der Atomraketen gegen die USA
Welt ist vor einem Dritten Weltkrieg

• Übereinkunft zwischen den USA und der UdSSR


Sowjetische Raketen werden von Kuba abgezogen
USA ziehen ihre Atomraketen aus der Türkei ab
USA erkennt die territoriale Integrität Kubas an

Kennedy Chruschtschow Castro


• USA schützen • Unterstützung des • Souveränität
Abzug der Raketen „sozialistischen sicherstellen
• Atomkrieg verhindern Bruderstaats“ Kuba • Schutz vor den USA
• Einfluss der UdSSR begrenzen • „Gleichgewicht des • Aufbau eines
(„Containment“) Schreckens“ herstellen (US- sozialistischen
• Wirtschaftsinteressen schützen Raketen sind in der Türkei) Staates
• Ausbreitung der eigenen Ideologie • Status quo der Machtfrage Atomarer
erhalten Präventivschlag
(„Sendungsbewusstsein“)
• „Gleichgewicht des Schreckens“ • Kein Gesichtsverlust gegen die USA
erhalten Gegen Castros Forderung/
Deeskalationsversuch
Diplomatische Lösung/ Abbau der
Atomraketen

Folgen
• Beginn der „Entspannungspolitik“
• Einrichtung des heißen Drahts (1963)
• Patt-Situation der Blockmächte („friedliche Koexistenz“)
Konfrontation findet auf ideologischer Ebene statt (Sport, Wettlauf im All)

Geteiltes Europa im Kalten Krieg (Deutsche Teilung, Westeuropa:


Allianz mit den USA und Schritte zur Einigung)
• Europa ist geteilt in einen amerikanischen (Westeuropa) und einen
sowjetischen Einflussbereich (Osteuropa)
Aus den Besatzungszonen der Westalliierten entsteht ein
westdeutscher Staat (BRD), aus der sowjetischen Besatzungszone geht ein ostdeutscher Staat
hervor (DDR)
In der geteilten Stadt Berlin ist der Kontrast zwischen Ost und West am deutlichsten
• Im Falle eines Konflikts wären die Folgen für Europa am verheerendsten
• Europäische Staaten gehen Verteidigungsbündnisse mit ihrer Schutzmacht ein (NATO;
Warschauer Pakt)

Schritte zur (west-)europäischen Einigung

• EGKS/ Montanunion (1952)


Sechs europäische Staaten unterstellen Teilbereiche ihrer Wirtschaft einer gemeinsamen
Kontrolle (soll Krieg verhindern)
• Gründung der EWG durch die Römischen Verträge (1957)
Zollunion
Koexistenz und Krise (Entspannungspolitik, „Neue Eiszeit“,
Opposition und Reform im Ostblock)

Entspannungspolitik

• Entwicklung einer neuen Sicherheitspolitik nach der Kuba-Krise


Einrichtung des „Heißen Drahts“ (1963) zur direkten Kommunikation zwischen den
Supermächten
• Hochphase der Entspannungspolitik in den 70er-Jahren
„Neue Ostpolitik“ Willy Brandts ist eingebettet in die Entspannungspolitik
• Unterzeichnung des ersten SALT-Abkommens (1972)
Beschränkung der Zahl der atomaren Langstreckenraketen und Raketenabwehrsysteme
• KSZE-Schlussakte von Helsinki (1975)
Verzicht auf Gewaltanwendung und -androhung
Achtung der bestehenden Grenzen
Achtung der Menschenrechte (DDR-Bürgerrechtsbewegung kann sich 1989 darauf berufen!!)
Wiederkehr des Kalten Kriegs unter Reagan

• Stationierung von SS-20-Raketen in Europa durch die UdSSR


„NATO-Doppelbeschluss“ (1979)
Wenn sich die UdSSR weigert, ihre Raketen abzuziehen, stationiert die NATO
ebenfalls Langstreckenraketen in Europa
• Sowjetischer Einmarsch in Afghanistan (1979)
Ende der Entspannungspolitik
USA verabschiedet Sanktionen (u.a. Boykott der Olympischen Spiele)
• US-Präsident Ronald Reagan betreibt eine „Politik der Stärke“ gegenüber der Sowjetunion
Ost-West-Beziehungen erreichen ein neues Tief
UdSSR kann das Wettrüsten nicht länger durchhalten

Ende des Ost-West-Konflikts

• Amtsantritt Michael Gorbatschows (1985)


Beendung des Wettrüstens
„Glasnost & Perestroika“ (Reform des sozialistischen Systems)
Globale Abrüstung (INF-Vertrag, START-Verträge)
Ende des Ost-West-Konflikts
• Sowjetunion beendet ihre Interventionspolitik gegenüber den Staaten des Ostblocks
Sozialistische Regime in Osteuropa werden gestürzt
• Zerfall & Auflösung der Sowjetunion (1991)

Vertiefende Auseinandersetzung mit Interpretationen und


Kontroversen zu den Ursachen des Kalten Krieges (S.346ff) (LK)
Traditioneller Ansatz Revisionistischer Ansatz
• Alleinige Verantwortung für den Kalten • USA ist hauptverantwortlich für den
Krieg liegt bei der Sowjetunion Ausbruch des Kalten Krieges
• Containment-Politik wurde durch die • Haltung der USA gegenüber der UdSSR
aggressive Expansionspolitik der UdSSR wurde nach Kriegsende zunehmend
forciert konfrontativ
• UdSSR arbeitete nicht auf die
Weltrevolution hin
• Wirt. Überlegungen motivierten die USA zu
einem starken Engagement in Europa

Marxistischer Historiker Eric Hobsbawm (1994):

• Beide Seiten tragen Verantwortung


Blockbildung zum Schutz gegen den Gegner
• Apokalyptischer Ton kam aus den USA

Ausgeprägte Angst vor dem Kommunismus, obwohl dieser im eigenen Land


bedeutungslos war
Unbedingte Wahrung amerikanischer Vorherrschaft
• Europäische Staaten banden sich an die USA, um durch sie geschützt zu werden
Nicht auf die Vernichtung des Kommunismus aus

Historiker Jens Fleming (1994):

• UdSSR steht 1945 mit dem Rücken zur Wand


Ist den USA deutlich unterlegen
Aufbau eines Gürtels von Satellitenstaaten
• Ausbreitung der USA in Europa war wirt. motiviert (Absatzmärkte)
• UdSSR hat auf den Versuch der amerikanischen Einflussnahme in Ost- und Mitteleuropa mit
einer beschleunigten Sowjetisierung reagiert
• USA nahmen die Teilung Europas in Kauf

Historiker Sven H. Kellerhoff (2008):

• Aggression ging stets von kommunistischer Seite aus


Truman-Doktrin als Reaktion
• USA konnte bei der Niederschlagung von Aufständen im Ostblock nur hilflos zusehen
• Aggressive Aufrüstungspolitik der Sowjets (Kubakrise; Stationierung der SS-20 Raketen)
Flexible Reaktion: Verhängung der „Quarantäne“, Nato-Doppelbeschluss
• USA haben auch Fehler begangen (Kriegsführung in Vietnam; Unterstützung von Diktaturen in
Lateinamerika; Unterstützung von Islamisten)

Q3.3 Deutschland auf dem Weg von der Teilung zur


Einheit

Entwicklung der innerdeutschen Beziehungen (Hallsteindoktrin,


Neue Ostpolitik)

Innenpolitik unter Brandt


Regierungsprogramm der sozialliberalen Koalition („Mehr Demokratie wagen“):
• Liberalisierung des Rechtsstaats
• Transparenz der Regierung
• Verbesserung des (betrieblichen) Mitbestimmungsrechts (Herabsenkung
des Wahlalters auf 18 Jahre | Einrichtung von Betriebsräten)
• Ausbau des Sozialstaats (Einführung von Bafög)
• Reform des Ehe- & Familienrechts (Gleichberechtigung der Geschlechter)
• Hochschul- & Bildungsreform

Aber:
• Reformen sind nur bei einer wachsenden Wirtschaft möglich
• Jugendliche müssen pol. Verantwortung übernehmen

Brandt geht auf die Forderungen der 68er-Bewegung ein


Liberalisierung der Gesellschaft | Stärkung der Zivilgesellschaft

Neue Ostpolitik von Willy Brandt


Ziele Maßnahmen | Erfolge
• Erhaltung des Friedens in Europa • Moskauer Vertrag (1970)
• Einordnung in die Entspannungs- Gewaltverzicht
politik der Supermächte Anerkennung der Grenzen zur DDR & zu Polen
• Verbesserung des Verhältnisses zu • Warschauer Vertrag (1970)
osteuropäischen Nachbarn Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als westliche
• Erleichterung des Lebens mit zwei Grenze Polens
Staaten in DE (Milderung der Verzicht auf Gebietsansprüche
Teilung) • Grundlagenvertrag (1972)
• Anerkennung der DDR bei Anerkennung der jeweiligen Hoheitsgebiete
offiziellem Festhalten am Ziel der Keine völkerrechtliche Anerkennung der DDR
Wiedervereinigung Aufgabe des Alleinvertretungsanspruchs
Austausch ständiger Vertreter

• „Wandel durch Annäherung“ (Konzept von Egon Bahr, 1963)


Anerkennung des deutsch-deutschen Zustandes soll zum Wandel der
Deutschlandpolitik führen
Langfristig soll dadurch die Wiedervereinigung erreicht werden
keine völkerrechtliche Anerkennung der DDR

Einbettung in die beginnende Entspannungspolitik der Supermächte


• Bildung der sozialliberalen Koalition | Umsetzung des Konzepts:
Moskauer & Warschauer Vertrag (1970)
o Gewaltverzicht & Unverletzlichkeit der Grenzen
o Brandts Kniefall vor dem Denkmal des ehemaligen Warschauer Gettos

Grundlagenvertrag (1972)
o de facto Anerkennung der DDR als eigenständigen Staat
o menschliche Erleichterungen (Verbesserung des Transitverkehrs)
o Aufgabe des Alleinvertretungsanspruchs
o Einrichtung von „Ständigen Vertretungen“

Vier-Mächte-Abkommen über Berlin (1971)


o Sicherung der Bindungen Westberlins an die BRD

Aufnahme beider Staaten in die UNO (1973)


• Innenpolitische Kontroverse über die Ostverträge
Opposition wirft Brandt „Ausverkauf der dt. Interessen“ vor
Verlust der Regierungsmehrheit
Erstes gescheitertes Misstrauensvotum in der Geschichte der BRD
Bestätigung der sozialliberalen Koalition in den anschließenden Neuwahlen 1972
Bestätigung der Verfassungskonformität des Grundlagenvertrags durch das
Bundesverfassungsgericht 1973

Krisenjahre

• In der zweiten Hälfte der 70er schwindet die „Aufbruchstimmung“ der ersten Jahre der
sozialliberalen Koalition
• „Ölpreiskrise“ (1973) löst in der westlichen Welt eine Rezession aus
Nachfolgeregierung Brandts unter BK Helmut Schmidt (SPD) muss
Krisenerscheinungen (Preisanstieg, Arbeitslosigkeit & Staatsverschuldung)
bekämpfen
• Klima zwischen den USA und der UdSSR verschlechtert sich ab 1980 deutlich
Entspannungspolitik gerät ins Stocken
„NATO-Doppelbeschluss“ (1979)
• Bruch der sozialliberalen Koalition
Abwahl Schmidts zugunsten Helmut Kohls (CDU) 1982

Deutsch-Deutsche Beziehungen im Überblick

Adenauer
• Politische, wirtschaftliche und kulturelle Westorientierung
Wirt. Anziehungskraft auf den Osten („Magnettheorie“)
• „Politik der Stärke“
Antikommunismus
Expansion der UdSSR aufhalten
Festhalten an den dt. Grenzen von 1937
• Alleinvertretungsanspruch der BRD
Nichtanerkennung der DDR als Staat
BRD bricht Beziehungen zu Staaten ab, die die DDR anerkennen („Hallstein-
Doktrin“) 1955
Festhalten an der dt. Einheit bzw. das Wiedervereinigungsgebot im GG

DDR
• DDR ist die „Grundlage eines neuen, unabhängigen und freien gesamtdeutschen Staates“
• Sicherung der eigenen Herrschaft durch die Abgrenzung von der BRD
Nur Handelsbeziehungen bleiben erhalten
• Macht Zugeständnisse jeglicher Art von der Erfüllung ihrer Bedingungen abhängig:
Völkerrechtliche Anerkennung der DDR
Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als polnische Westgrenze durch die BRD
Gewaltverzicht
Später:
• Lässt sich für weitere Fortschritte gut bezahlen
• Zickzackkurs zwischen Abgrenzung und Annäherung

„Neue Ostpolitik“
• „Wandel durch Annäherung“ (Konzept von Egon Bahr, 1963)
Durch Annäherung soll ein Wandel in der Deutschlandpolitik erfolgen
Soll langfristig eine Wiedervereinigung ermöglichen
Einbettung in die beginnende Entspannungspolitik der Supermächte
• Bildung der sozialliberalen Koalition | Umsetzung des Konzepts
Moskauer & Warschauer Vertrag
o Gewaltverzicht & Unverletzlichkeit der Grenzen

Grundlagenvertrag
o de facto Anerkennung der DDR als eigenständigen Staat
o Aufgabe des Alleinvertretungsanspruchs

Gesellschaftlicher Aufbruch in Ost und West („1968“)

Beweggründe der 68er-Bewegung

• Fehlende Opposition im Bundestag durch die „Große Koalition“


Ängste wegen der Gefahr des Aufstiegs eines neuen Faschismus
Kampf gegen die von der Regierung geplanten Notstandsgesetze (Mai 1968)
„Neues Ermächtigungsgesetz / Artikel 48“
Regelungen für die Bewältigung eines äußeren und inneren Not- und
Ausnahmezustands (Furcht vor der Einschränkung der Grundrechte)
Formierung der „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO)
• Identifizierung mit der inneramerikanischen Opposition gegen den Krieg in Vietnam
• Protest gegen die starren/“verkrusteten“ Gesellschaftsnormen
Fortwirken autoritärer Verhaltensmuster
Kritik an der unzureichenden
Auseinandersetzung mit dem
Nationalsozialismus
• Wunsch nach stärkerer pol. Beteiligung
Demokratisierung & Liberalisierung der
Gesellschaft
• Reform der Hochschulen (mehr Mitsprache für
Studenten)
• Auflehnung gegen das leistungsorientierte Normen- und Wertesystem der
Mittelstandsgesellschaft
• Streben nach umfassender Emanzipation in Familie, Bildungsinstitutionen, Arbeitswelt und
Öffentlichkeit
• Entstehung einer neuartigen kritischen Öffentlichkeit
• Suche nach neuen Lebensformen inklusive einer antiinstitutionellen Orientierung (APO)
• „Anti-Springer-Kampagne“ in der Folge der Radikalisierung der Bewegung
Wichtige Ereignisse für die 68er-Bewegung
• Besuch des Schahs von Persien in Berlin
Erschießung Benno Ohnesorgs durch einen
Polizisten (02.06.1967)
Ohnesorg wird zum Märtyrer stilisiert
• Protest an der Uni Hamburg (November)
„Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“
„Go-ins“, Stören von unliebsamen Versammlungen
• „Internationaler Vietnam-Kongress“ (Februar 1968)
Protest gegen den Krieg der USA in Vietnam
• Radikalisierung der Studentenschaft | Anfänge der RAF (April)
Brandanschläge auf zwei Kaufhäuser in Frankfurt von den späteren
Gründungsmitgliedern der RAF
• Attentat auf Rudi Dutschke (April)
Studenten machen Berichterstattung der BILD verantwortlich
Blutige Auseinandersetzung mit der Polizei
• Notstandsgesetze
Sternmarsch auf Bonn als Zeichen des Protests gegen die Notstandsgesetze (Mai)
Notstandsverfassung wird verabschiedet
Notstandsgesetze

• Einschränkung von Grundrechten in Krisenzeiten


Studenten sorgen sich um die Standfestigkeit der Demokratie in DE
• „Notparlament“ als Ersatz für den BT/BR
Von Politikern angeführt, um Parallelen zu Weimar zu widerlegen
• Bundeswehr kann im Inneren eingesetzt werden

Formen des Protests


• Große Demonstrationszüge, die z.T. in Straßenschlachten eskalierten
• Studentische Kongresswelle (Vietnam-Kongress, Notstands-Kongress)
• Blockade & Besatzungen sowie Provokationen
• Go-ins, Sit-ins, Teach-ins, Happenings
• Flugblattaktionen, alternative Radiostationen & Untergrundpublikationen
• Slogans als Mittel der Identifikation und Mobilisierung („Unter den Talaren der Muff von
tausend Jahren“, „Enteignet Springer“)
• Provokante Zurschaustellung alternativer Lebensformen
(Kommune I, antiautoritäre Erziehung) und Enttabuisierung
(Sexualität, Drogen)
• Offene Gewalt, zunächst gegen Sachen, später auch gegen Personen
des politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen
„Establishments“
• Abgleiten einer kleinen Minderheit in Konspiration und Terrorismus (RAF)

Spaltung der 68er-Bewegung

• Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler (1969)


• Zerfall der APO
Manche sind mit den Maßnahmen der sozialliberalen Koalition zufrieden und
schließen sich der SPD an
Andere wählen den „langen Marsch durch die Institutionen“
Andere greifen auf terroristische Mittel zur „Überwindung des Systems“ zurück
(Bildung der „Roten Armee Fraktion“ (RAF))
Auswirkungen der 68er-Bewegung

• Pol. Wende mit der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt


• Einbindung von Teilen der APO in die SPD
• Anspruch einer tieferen demokratischen Durchdringung der Gesellschaft und die Zielsetzung
der Förderung von Mitbestimmung, Mitverantwortung & persönlicher Freiheit
• Politisierung der Gesellschaft
Anstieg an Zivilcourage und Bürgerinitiativen
• Umfangreiche Reformpolitik (in den Bereichen Bildung, Justiz oder Ausbau des Sozialstaats)
• Veränderung der Aufarbeitung des Nationalsozialismus
• Enttabuisierung von Sexualität
• Neue Lebensformen, die den bürgerlichen Moralvorstellungen widersprechen (WGs,
Alternativen zum traditionellen Familienbild, antiautoritäre Erziehung)
• Ära des Terrorismus durch die RAF

1968 in der DDR

• Staatliche Repression lässt nach


Hören westlicher Fernsehprogramme
und Musik (Beatles)
Tragen westlicher Kleidung (Jeans) |
lange Haare
Höchster Lebensstandard in der Geschichte der DDR
Identifikation der Bevölkerung mit dem Staat nimmt zu
Wirt. Kosten des erhöhten Lebensstandards ruinieren die DDR (s. unten)
• Hoffnung auf den Erfolg des „Prager Frühlings“ (1968)
Wird von der Sowjetunion niedergeschlagen
Jugend erwartet nichts mehr von der DDR
Revolution in der DDR und der Prozess der deutschen Einigung
(Glasnost & Perestroika, oppositionelle Bewegung in der DDR
und Mauerfall, der Weg zur Vereinigung der beiden deutschen
Staaten im internationalen Kontext)

Krise der DDR in den 80er-Jahren

Politisch • Allmacht der SED und ihrer Organisationen


• Fehlende Meinungsvielfalt und kaum vorhandene Möglichkeiten zur pol.
Opposition
• Fehlende Möglichkeiten pol. Partizipation außerhalb der SED
• Verfassungsrechtlich garantierte Grund- und Menschenrechte gelten nur im
festgelegten sozialistischen Rahmen
• Überdimensioniertes System der Staatssicherheit
• Verfolgung und Ausschaltung Andersdenkender
• Willkür der Staatsorgane
• Wahlmanipulation (Kommunalwahlen im Mai 1989)
• Konzeptionslosigkeit & Reformunfähigkeit der SED-Führung
• Störung der Solidarität der Staaten im Ostblock (Grenzöffnung durch Ungarn)
Ideologisch • Diskrepanz zwischen ideologischem Anspruch und Wirklichkeit der DDR
bezüglich der Demokratie
• Zunehmende Entfremdung zwischen Staatsführung und Bevölkerung
• Zunehmende politisch-ideologische Spannungen zwischen Gorbatschow und
Honecker
Gesellschaftlich • Permanente Bevormundung
• Eingeschränkte Reisemöglichkeiten
• Massendemonstrationen und Ausreisewelle
• Wachsende und sich zunehmend organisierende Opposition bzw.
Bürgerrechtsbewegung, Parteigründungen
Ökonomisch • Ineffizienz der Planwirtschaft
• Drohender bzw. de facto gegebener Staatsbankrott der DDR
• Devisenmangel
• Überforderung der Wirtschaft durch Subventionspraxis
• Niedriger Lebensstandard, schlechte Versorgungslage
• Veraltete Infrastruktur, Industrieanlagen und Produktionsprozesse
• Niedrige Arbeitsproduktivität
• Alternativer ökonomischer Entwurf in der BRD (Marktwirtschaft)

Propaganda statt Reformen

• Verschuldung nimmt bis 1989 stark zu


Honeckers Konzept von einer „Einheit der Wirtschafts- und Sozialpolitik“ ist gescheitert
o Bauprogramm / Erhöhung von Sozialleistungen

Vollbeschäftigung und gute Versorgungslage werden „künstlich“ aufrechterhalten


• BRD muss der DDR einen Milliardenkredit (1983) geben, damit diese solvent bleibt
• Propaganda preist die wirt. Erfolge an
Regime zeigt sich unfähig zu Reformen

Entstehung der Opposition in der DDR

• Friedens- und Umweltbewegungen agieren im Schutz der Kirche


Staat reagiert mit Berufsverboten, Verhaftungen und Ausbürgerungen
IMs sollen die Gruppen unterwandern & „zersetzen“
• Entstehung eines landesweiten Netzwerks durch im Untergrund gedruckte Zeitschriften und
Flugblätter, Treffen und Protestaktionen
• Zusammenschluss von Bürgerrechtlern zu diversen Bürgerrechtsbewegungen

Bewegung Ziele Mittel Entwicklung


Initiative Frieden Einhaltung der Bürgerrechte & Dokumentation & Auflösung nach 1990
und Demokratie Anprangerung von Beitritt zu den
Menschenrechte Menschenrechts- Grünen
(IFM) verletzungen
Demokratie Jetzt Demokratisierung von Staat & „Runder Tisch“, Auflösung nach 1991
Wirtschaft Schriften & Texte Beitritt zu Bündnis
Entkoppelung von Staat und 90/ Die Grünen
Gesellschaft
Ökologische Umgestaltung
Einheit DEs
Unabhängiger Frauenbeteiligung in Politik & Öffentliche Beitritt zu den
Frauenverband Wirtschaft Forderungen als Grünen
(UFV) Verschlechterung der sozialen Dachverband der
Lage von Frauen im Umbruch bestehenden Frauen-
der DDR verhindern bewegungen
Vereinigte Linke Erneuerung des Sozialismus auf Keine Beteiligung auf Zerfall 1990
demokratischer Grundlage pol. Ebene
Ökologischer Umbau der
Industriegesellschaft
Eigenstaatlichkeit der DDR
Neues Forum Demokratisierung der DDR & Veröffentlichung von Bis zu 20.000
die Verwirklichung der Taten Mitglieder Teile
Grundrechte Politische Plattform treten den Grünen bei
wenig konkrete Forderungen Auf kommunaler
(Staats- & Gesellschaftsmodell) Ebene bis heute
höchste Mobilisierungswirkung bedeutend
unter den Bürgerrechts-
bewegungen

Bürgerrechtsbewegungen finden sich zusammen und erarbeiten einen Minimalkonsens für die
Zukunft: „Wie weiter DDR?“ (S. 418)
• Demokratische Umgestaltung der Gesellschaft und des Staates
Ausübung pol. Rechte nach der UN-Menschenrechtserklärung
• Freilassung & Amnestierung pol. Gefangener
• Geheime & freie Wahlen unter Kontrolle der UNO
Mehrheit der Bürgerrechtler wollte keine Vereinigung mit dem kapitalistischen
Westen, sondern eine demokratische DDR

Glasnost & Perestroika

• Behauptung von Oppositionsbewegungen in Ungarn und Polen (Solidarnosc)


UdSSR verweigert Intervention

• Reformkurs in der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow


Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung)
Anerkennung der nationalen Unabhängigkeit der Ostblockstaaten
Soll den Sozialismus menschlicher und leistungsfähiger machen
gibt der Bürgerrechtsbewegung in der DDR Aufwind
DDR-Regime verweigert sich jeglichen Reformen

Friedliche Revolution

• Anzahl der Ausreiseanträge nimmt 1989 stark zu


SED hofft, durch deren Genehmigung die unliebsamen „Störenfriede“ loszuwerden
• DDR-Bürger nutzen die Öffnung des Eisernen Vorhangs in Ungarn oder suchen Zuflucht in der
bundesdeutschen Botschaft in Prag, um in die BRD zu gelangen

• DDR-Bürger protestieren gegen die offensichtlichen Wahlfälschungen bei den


Kommunalwahlen (Mai 1989)
• Demonstrationen gegen das Regime weiten sich zu riesigen Massendemonstrationen aus
(Montagsdemonstrationen in Leipzig)
Parolen wie „Wir wollen raus“, „Wir bleiben hier“, „Wir sind das Volk“, „Wir sind
ein Volk“, „Deutschland, einig Vaterland“
• Spannungen im Kontext des Festakts zur Staatsgründung der DDR
• Regime verweigert sich weiterhin Reformen
• Honecker wird entmachtet, Demonstranten sehen darin keine Verbesserung

• Fall der Berliner Mauer (9.11.1989)


Schabowski verkündet unbeabsichtigt, dass DDR-
Bürger ohne weiteres ausreisen dürfen
Tausende DDR-Bürger versammeln sich an den
Grenzübergangsstellen
Behörden sind dem Massendrang nicht gewachsen
und lassen die Menschen unkontrolliert passieren
• Parteiführung der SED tritt resigniert zurück (Dezember)
Neubesetzung der Staatsorgane
• Auflösung des MfS
• Große Ausreisewelle
• Einrichtung des „Runden Tisches“
Vertreter der SED und der Bürgerrechtsbewegungen tauschen sich aus
Wollen einen eigenständigen Weg zur Reformierung der DDR beschreiten
• Erste freie Wahlen zur DDR-Volkskammer (März 1990)
Ost-CDU bzw. „Allianz für Deutschland“ gewinnt
Großteil der Bevölkerung möchte Wiedervereinigung
• „Staatsvertrag zur Wirtschafts-, Währungs- & Sozialunion“ wird gegen die Empfehlung der
meisten Wirtschaftsexperten in Kraft gesetzt (Juli 1990)
Einheit wurde praktisch unumkehrbar
DDR-Bürger können mit richtigem Geld Westwaren kaufen
Modernisierungsschock in Wirtschaft & Gesellschaft (Betriebe sind internationaler
Konkurrenz nicht gewachsen)
Zehn-Punkte-Plan von Bundeskanzler Kohl (November 1989):
• Enge wirt. Zusammenarbeit
Humanitäre Hilfe, Infrastruktur, Wirtschaftshilfe (nach
innerer Reform)
• Enge pol. Bindung
Konföderation (demokratische Strukturen), gemeinsame
Ausschüsse, letztlich Wiedervereinigung
• Einbettung in den europäischen bzw. globalen Rahmen
Einbettung der Entwicklung DEs in eine europäische
Friedensordnung, Weiterführung der KSZE, globale
Abrüstung

Wünsche der DDR-Bürgerrechtler nach Erhalt der Unabhängigkeit der DDR geht
nicht in Erfüllung

Der internationale Rahmen der Deutschen Einheit

• Wiedervereinigung erfordert die Zustimmung der Siegermächte


• Frankreich und GB fürchten eine Bedrohung durch ein wiedervereinigtes DE
Zugeständnisse von dt. Seite
• Strategie der Bundesregierung: milit. Beschränkungen & europäische Integration
• „Zwei-Plus-Vier-Gespräche“
Vertragliche Regelung der Einigung zwischen den beiden dt. Staaten und den
Alliierten
„Zwei-Plus-Vier-Vertrag“ (September 1990)

Dt. Souveränitätsrechte Dt. Verpflichtungen Garantien der Siegerstaaten


• Souveränität über • Keinerlei Gebietsansprüche • Abzug sowjetischer
Staatsgebiet der BRD (endgültige Anerkennung Truppen
& der DDR der Oder-Neiße-Grenze) • Abgabe der Rechte und
• Verzicht auf ABC-Waffen Verantwortlich-keiten in
• Reduzierung der Streitkräfte Bezug auf DE
auf 370.000 Mann
• Keine Lagerung von
Kernwaffen in
Ostdeutschland

• Kohl schafft es, GB & Frankreich sowie die UdSSR (Freundschaft mit Gorbatschow) zu
überzeugen
• Wiedervereinigung Deutschlands (3.10.1990)
Beitritt der „neuen Bundesländer“ zum Geltungsbereich des GG (Art. 23)
Positive & negative Auswirkungen der Wiedervereinigung
für die ehemaligen DDR-Bürger

Positive Aspekte Negative Aspekte


• Neu gewonnene Freiheit • Wirtschaft ist nicht konkurrenzfähig
• Finanzhilfe zur Sicherung der Export bricht ein
Wirtschaft • Anstieg der Arbeitslosigkeit
• Einführung der D-Mark • mangelnde Unterstützung bei der Umstellung
• Aufarbeitung der Diktatur (Kindergarten, Altersvorsorge)
• Demokratische Verfassung Skepsis gegenüber der Praxis der Demokratie
• Anstieg des Rechtsextremismus
• Erbe der DDR wird ausgelöscht

Vertiefende Auseinandersetzung mit Interpretationen und


Kontroversen zu den Auswirkungen der Entspannungspolitik
(z.B. „Wandel durch Annäherung“ oder Stabilisierung der DDR
durch die Entspannungspolitik?) (S. 410f) (LK)

Ehemaliger Abgeordneter Richard Schröder (2007):

• DDR hat von der Politik der BRD wirt. enorm profitiert
• Humanitäre Frage (menschliche Erleichterungen) stand im Vordergrund
• Nicht erwiesen, dass eine Diktatur unter ökonomischen Schwierigkeiten zusammenbricht
Entspannungspolitik wird zu Unrecht ins Zwielicht gesetzt
• Diktatur kann umso rücksichtsloser mit ihrer Bevölkerung umgehen, je isolierter sie ist
DDR musste Rücksicht auf die öffentliche Meinung des Westens nehmen
• Entspannungspolitik hat langfristig zur Destabilisierung der DDR beigetragen
• Westjournalisten durften in die DDR einreisen
(Des-)Informationsmonopol der SED wurde gebrochen
• DDR wurde von der Deviseneinnahme abhängig
Zahlungsunfähigkeit

Historiker Manfred Kittel (2008):


• Neben den Krediten, die die BRD der DDR gewährte, nahm das Regime auch Westgeld durch
Devisentransfers an private Empfänger (Geschenke), Spenden an die Kirchen & die Visa- und
Umtauschgebühren ein
• Diverse Leistungen haben geholfen, die DDR wirt. zu stabilisieren
Kredit gab DDR Glaubwürdigkeit als Schuldner
• Gleichzeitig wirkte die Kredite aus der BRD politisch destabilisierend
Öffentliche Meinung in der DDR: DDR muss sich mit den „reaktionären“ BRD-
Politikern arrangieren
• Vor dem Mauerfall konnte keiner damit rechnen, dass die Entspannungspolitik zum Fall des
SED-Regimes führen würde

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