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Einfluß der Werkstücktemperatur beim Kugelstrahlen
auf die Schwingfestigkeit von Drehstabfedern

Von der Fakultät für Bergbau, Hüttenwesen und Geowissenschaften


der Rheinisch- Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

zur Erlangung des akademischen Grades eines


Doktors der Naturwissenschaften

genehmigte Dissertation

vorgelegt von
Diplom-Physiker
Michael Schilling-Praetzel, geb. Schilling
aus Mülheim/ Ruhr

Referent: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. G. Gottstein

Korreferent: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. O. Vöhringer

Tag der mündlichen Prüfung: 19. Januar 1995


Danksagungen

An erster Stelle möchte ich mich bei Herrn Dr. Hegemann, ehemaliger
Geschäftsführer des Federnwerkes der Hoesch AG (jetzt Krupp AG Hoesch-Krupp)
in Madrid, für die Idee und sein Interesse zu dieser Arbeit bedanken. Ohne seine
Bemühungen und seine Unterstützung wäre diese Untersuchung sicherlich nicht
möglich gewesen.

Besonders möchte ich aber auch Herrn Prof. Dr. G. Gottstein danken für die
Übernahme der wissenschaftlichen Leitung dieser Arbeit und seine hilfreiche
Diskussionsbereitschaft. Eine Vielzahl der Untersuchungen wurde am Institut für
Metallkunde und Metallphysik der RWTH Aachen angefertigt. Für die
Gastfreundschaft an seinem Institut möchte ich mich nochmals bei Herrn Prof. Dr.
Gottstein bedanken.

Herrn Prof. Dr. Vöhringer danke ich für sein großes Interesse an dieser Arbeit und
die fördernden Diskussionen und Hinweise.

Mein weiterer Dank gilt allen Mitarbeitern der Firma Hoesch Indusa in Madrid und
allen Mitarbeitern des Institutes für Metallkunde und Metallphysik in Aachen, die zum
Gelingen der Arbeit beigetragen haben.

Meiner Frau Anja Praetzel danke ich für Ihre großartige Unterstützung bei der
Erstellung dieserArbeit.
Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung 3

1. Kenntnisstand
1.1 Ermüdung metallischer Werkstoffe 5
1.1.1 Schwingfestigkeit 5
1.1.2 Ermüdungsverhalten in Stahl 7
1.1.3 Einfluß des Probenzustandes auf die Schwingfestigkeit von Stahl 11
1.1.4 Einfluß der Beanspruchungsart und der Probengeometrie
auf die Schwingfestigkeit 12
1.2 Spannungsverlauf im Drehstab während der
Schwingbeanspruchung 15
1.3 Einfluß des Kugelstrahlens auf die Schwingfestigkeit 19
1.4 Ziel der Untersuchung 25

2. Versuchsdurchführung 27
2.1 Probenwerkstoff 27
2.2 Herstellung der Torsionsproben und ihre Wärmebehandlung 27
2.3 Probenzustände 30
2.4 Bestimmung der Fließkurve 32
2.5 Lebensdauerversuche 32
2.6 Vickershärtemessung 33
2.7 Oberflächenrauhigkeit 33
2.8 Makroskopische Bruchflächenuntersuchung 34
2.9 Mikroskopie 34
2.9.1 Lichtmikroskopie 34
2.9.2 Raster-Elektronen-Mikroskopie 35
2.9.3 Transmissions-Elektronen-Mikroskopie 35
2.10 Texturanalyse 36
2.11 Eigenspannungsmessungen 37
2.11.1 Bestimmung der Eigenspannungen aus der experimentell
bestimmten Fließkurve 37
2.11.2 Eigenspannungsmessung im Abdrehverfahren 37
2.11.3 Eigenspannungsmessungen mit dem sin^2 - Verfahren 38
2.11.4 Bestimmung der Halbwertsbreite 41
3. Versuchsergebnisse 42
3.1 Lebensdaueruntersuchungen 42
3.2 Vickershärtemessungen 47
3.3 Ergebnisse der Oberflächenrauhigkeitsmessungen 49
3.4 Rißhäufigkeit kugelgestrahlter Oberflächen 50
3.5 Bestimmung der Fließkurve und theoretischer
Eigenspannungsverlauf 53
3.6 Ergebnisse der Eigenspannungsmessung im
Abdrehverfahren 55
3.7 Eigenspahnungsprofile kugelgestrahlter Proben 56
3.8 Tiefenprofile der Halbwertsbreiten 66
3.9 Makroskopische und mikroskopische Bruchflächen­
untersuchungen 74
3.10 Ergebnisse aus den Makrotexturmessungen 78
3.11 Ergebnisse aus den TEM - Untersuchungen 79

4. Diskussion der Versuchsergebnisse 83


4.1 Nicht vorgesetzte Drehstäbe 83
4.2 Vorgesetzte Drehstäbe 93
4.3 TEM-Untersuchungen, HWB-Messungen und Makrotexturen 100
4.4 Modellierung der experimentellen Ergebnisse 105
4.4.1 Temperatureinfluß auf die induzierten
Eigenspannungen 105
4.4.2 Temperatureinfluß auf die Rißhäufigkeit 114
4.4.3 Temperatureinfluß auf die Schwingfestigkeit 117

5. Zusammenfassung 123

6. Literaturverzeichnis und Tabellen 128


3

0. Einleitung

Mit Kugelstrahlen bezeichnet man ein Verfahren zur mechanischen Verfestigung von
Oberflächen, wobei das Werkstück durch ein kugelförmiges Strahlmittel beschossen
wird. Es ist gut bekannt, daß sich durch das Kugelstrahlen die Schwingfestigkeit des
Werkstückes in einem beträchtlichen Maße erhöhen kann. Die Abhängigkeit der
Schwingfestigkeit von den Kugelstrahlbedingungen und der Werkstückhärte war
Gegenstand einer Vielzahl von Untersuchungen. Obwohl aber schon länger bekannt
ist, daß auch eine Erhöhung der Werkstücktemperatur beim Kugelstrahlen zusätzlich
die Schwingfestigkeit erhöht, wurde der Einfluß der Temperatur beim Kugelstrahlen
auf die Materialeigenschaften und ihr Einfluß auf die Schwingfestigkeit noch in keiner
anderen Forschungsarbeit untersucht.

Ziel dieser Arbeit war deshalb die Änderungen der Materialeigenschaften beim
Kugelstrahlen bei verschiedenen Temperaturen festzustellen und ihren Einfluß auf
die Schwingfestigkeit zu untersuchen. Aufgrund der wichtigen Rolle des
Kugelstrahlens bei der Federnherstellung wurde die Untersuchung an
Drehstabfedern aus dem handelsüblichen Federnstahl 60SiCr7 durchgeführt.
Zusätzlich weist die Drehstabfeder den weiteren großen Vorteil auf, daß sie einen
besonders einfachen Lastspannungsverlauf über den Probenquerschnitt besitzt, was
die Auswertung der experimentellen Ergebnisse stark vereinfachte.
Das Verdrehen von Drehstäben über die Fließgrenze hinaus wird industriell genutzt,
um Drehstabfedern in Hinblick auf ihre später zu ertragene Belastung einen
günstigen Eigenspannungsverlauf zu geben. Dieser Vorgang wird mit Vorsetzen
bezeichnet.
Da sowohl das Vorsetzen als auch das Kugelstrahlen Eigenspannungen in das
Material induzieren und aufgrund der großen Wichtigkeit des Vorsetzens bei der
Federnherstellung, wurde die Untersuchung sowohl an nicht vorgesetzten als auch
an vorgesetzten Proben durchgeführt. Die Untersuchungsergebnisse sind aber auch
auf andere Federnstähle übertragbar, da gezeigt werden konnte [4], daß der Einfluß
der Legierungselemente auf die mechanischen Eigenschaften gering ist, sofern die
martensitische Durchhärtung erreicht wird.

Innerhalb der Untersuchung wurden Eigenspannungsprofile vor und nach einer


Schwingbeanspruchung, Oberflächenrauhigkeiten, Mikrohärten, Halbwertsbreiten
und Makrotexturen von Proben bestimmt, die bei verschiedenen Temperaturen
kugelgestrahlt wurden.
4

Die Oberflächenschädigung wurde mit einem Lichtmikroskop quantitativ erfaßt und


die Bruchflächen der Proben licht- und elektronenmikroskopisch untersucht.
Zusätzlich wurde die Mikrostruktur der Drehstäbe in einem Transmissions-
Elektronen-Mikroskop beobachtet. Zur Bestimmung der Schwingfestigkeit wurden
weiterhin Torsionsversuche durchgeführt.

Die vorliegende Arbeit untersucht, wie die Schwingfestigkeit von der


Werkstofftemperatur beim Kugelstrahlen abhängt, und welche Werkstoffänderungen
diese Temperaturabhängigkeit bestimmen. Weiterhin wird der Einfluß der beim
Vorsetzen eingebrachten Eigenspannungen auf die Schwingfestigkeit diskutiert.
Außerdem wird ein Modell zur Beschreibung der Abhängigkeit der Schwingfestigkeit
von der Kugelstrahltemperatur vorgestellt und daraus eine hinsichtlich der
Schwingfestigkeit optimale Kugelstrahltemperatur sowohl für die nicht vorgesetzten
als auch für die vorgesetzten Drehstäbe angegeben. Es zeigte sich, daß das Modell
widerspruchsfrei sowohl die Abhängigkeit der induzierten Druckeigenspannungen
von der Strahlguthärte und der Strahlguttemperatur als auch die
Temperaturabhängigkeit von der Schwingfestigkeit wiedergeben kann.
5

1. Kenntnisstand

1.1 Ermüdung metallischer Werkstoffe

1.1.1 Schwingfestigkeit

Bei schwingender Beanspruchung können Brüche in metallischen Werkstoffen bei


Spannungen auch weit unterhalb der Streckgrenze auftreten. So treten bei häufig
wechselnder Beanspruchungsrichtung im Material irreversible Änderungen auf. die
sich mit zunehmender Beanspruchungsdauer akkumulieren, so daß es zum Bruch
kommt. Dieses Verhalten wird als Ermüdung bezeichnet, da der Werkstoff
kontinuierlich geschädigt wird [1].
Das Ermüdungsverhalten von Stahl ist deshalb von so großer Bedeutung, weil im
Betrieb viele Werkstücke und Konstruktionen schwingenden Beanspruchungen
ausgesetzt sind.
Die Fähigkeit, diese Beanspruchungen dauerhaft zu ertragen, bezeichnet man als
Betriebsfestigkeit. Dabei ist nicht nur der zeitliche Verlauf der Beanspruchung,
sondern auch die Beanspruchungsart statistischen Schwankungen unterworfen, so
daß die Bestimmung der Betriebsfestigkeit mit Schwierigkeiten verbunden ist.
Anstelle einer direkten Bestimmung der Betriebsfestigkeit werden gewöhnlich
Einstufenversuche zur Bestimmung der Schwingfestigkeit durchgeführt.

Beim Einstufenversuch wird die Probe oder das Bauteil bei konstanter
Beanspruchungsart (Zug, Druck, Verdrehung oder ihre Kombinationen), konstanter
Amplitude und konstanter Prüffrequenz ausgesetzt.
Der zeitliche Verlauf der Beanspruchung kann dabei einer Sinusfunktion
entsprechen. Die Ergebnisse von Einstufenversuchen werden üblicherweise in Form
von Wöhlerkurven dargestellt, wobei die Beanspruchungsamplitude aa über die
Schwingspielzahl bei konstanter Mittelspannung öm aufgetragen wird. Ist dabei | oa |
> | | so spricht man von Wechselschwingversuchen, im Falle | oa | =< | |
liegen Schwellschwingversuche vor:
6

Diagramm 1.1: schematische Wöhlerkurve

Bei Stählen nähert sich die Wöhlerkurve einem Grenzwert der Spannung, der in der
Regel bei 10® - 107 Lastwechsel erreicht wird. Dieser Bereich wird Dauerfestigkeit
bezeichnet, da der Werkstoff die Spannungsamplitude ertragen kann, ohne daß ein
Bruch erfolgt. Der restliche Bereich der Wöhlerkurve wird Zeitfestigkeitsbereich
genannt [2], wobei hier zwischen dem Bereich bis zu 103 Lastwechseln, Low- Cycle -
Fatigue, - und dem Bereich von 103 Lastwechsel bis zur Dauerfestigkeit, High -
Cycle - Fatigue, unterschieden wird.

Im allgemeinen wird die Schwingfestigkeit vom Werkstoffzustand, von der


Probengeometrie, von der Beanspruchungsart und von der Umgebung beeinflußt, so
daß aufgrund der Vielzahl der Faktoren eine Vorhersage des
Dauerfestigkeitsbereiches äußerst schwierig ist.
7

1.1.2 Ermüdungsverhalten in Stahl

Wie schon erwähnt, treten in Schwingversuchen irreversible Änderungen schon bei


Spannungen deutlich unterhalb der Streckgrenze auf. Dieser Ermüdungsvorgang
vollzieht sich in vier Phasen [3]:

1. ) Anrißfreie Ermüdungsphase
2. ) Anrißbildung
3. ) Stabile Rißausbreitung
4. ) Bruch

1.) Anrißfreie Ermüdungsphase

Der Beginn der Ermüdung wird durch Veränderungen der Versetzungs- und
Oberflächenstruktur charakterisiert. So findet man auch in hochfesten Stählen
Gleitspuren, Anzeichen erster lokaler Verformung, die an Orten erhöhter
Spannungskonzentrationen auftreten. In Vergütungsstählen mit Kohlenstoffgehalten
bis ca. 0.45% und Festigkeiten bis 1160 MPa wird bei einer Zug-Druck-
Wechselbelastung und einer Temperatur von 20'C ein kontinuierliches
Wechselentfestigungsverhalten gemessen. Dabei kommt es im Werkstoff zur
Bildung einer Versetzungszellstruktur, die mit einem Mikroeigenspannungsabbau
verbunden sein kann [4]. Weiterhin wurde in derselben Untersuchung gezeigt, daß
inkohärente große Karbide, wie z.B. Fe3C-Ausscheidungen, die
Versetzungsbewegung nur wenig behindern, da große Laufwege für die beweglichen
Versetzungen möglich sind und sich so Versetzungszellstrukturen leicht bilden
können. Dagegen führen kleine dispers verteilte Karbidteilchen zu nur geringen
Laufwegen der Versetzungen und somit zu einer starken Behinderung der
Versetzungsbewegung. Die Versetzungsstruktur kann sich deshalb in Materialien mit
kleinen dispers verteilten Karbidteilchen nur wenig ändern.

Mit der Versetzungsstruktur bilden sich Gleitbänder aus, wobei für wechselverformte
Proben typische breite Bänder gefunden werden, die als persistente oder
Ermüdungsgleitbänder bezeichnet werden, da sie auch nach detn Abpolieren der
Oberfläche erneut bestätigt werden [1].
8

2.) Anrißbildung

Die Rißbildung erfolgt aufgrund lokalisierter mikroplastischer Verformung im


Material. So können sich Risse als Folge von Versetzungsreaktionen bilden, z.B.
durch Reaktion von Versetzungen auf sich schneidenden Gleitebenen oder durch
'Aufstau ’ von Versetzungen vor einem Hindernis [2],[5],

Anrißbildung findet vor allem an Orten erhöhter Spannungskonzentration statt.


Dieses ist zum Beispiel an Einschlüssen oder auch an Oberflächenkerben der Fall.

Der negative Einfluß von Einschlüssen auf die Schwingfestigkeit wurde in [6] - [9]
untersucht, und dabei wurde eine Verschlechterung der Schwingfestigkeit mit
steigendem Einschlußdurchmesser nachgewiesen. Bei einem kleineren
Durchmesser als 15 gm konnte dagegen kein Einfluß mehr auf die Schwingfestigkeit
festgestellt werden.

Bei Oberflächen, die aus technischen Prozessen hervorgehen, läßt sich die Phase
2. ) nicht mehr so leicht von Phase 1.) trennen, da Effekte wie Oberflächenrauhigkeit,
Randentkohlung, Randoxidation, Oberflächenfehler und Eigenspannungszustände
die Anrißbildung beeinflussen. Es ist zum Beispiel möglich, daß in technischen
Oberflächen Risse schon vor einer Schwingbeanspruchung vorliegen.

3. ) Stabile Rißausbreitung

Die Rißausbreitung erfolgt zunächst längs der aktiven Gleitebene eines Gleitsystems
[10], so daß der Riß zunächst in der jeweiligen kristallografischen Richtung des
Korns, in dem sich die Rißspitze gerade befindet, ausbreitet. In der weiteren
Entwicklung erfolgt dann die Rißausbreitung nur noch makroskopisch senkrecht zur
größten auftretenden Zugspannung.

Mit zunehmender Rißlänge nimmt die Normalspannung senkrecht zur Rißebene zu,
während durch plastische Verformung an der Rißspitze die Spannungskonzentration
wieder abnehmen kann. Innerhalb der Kontinuumsmechanik kann die
Spannungsintensität an der Rißspitze wie folgt beschrieben werden [1]:

1.1
9

Die plastische Relaxation stumpft die Rißspitze ab, so daß sich die
Rißfortschrittsgeschwindigkeit verringert oder sogar die Rißausbreitung zum Erliegen
kommt.
Da bei technischen Werkstoffen oft vor der Schwingbelastung Risse vorliegen, hat
das plastische Verhalten des Werkstoffes wesentlichen Einfluß auf die
Schwingfestigkeit [5]. In diesem Zusammenhang wird die Rißzähigkeit benutzt, als
Maß für die Arbeit, die an der Rißspitze beim Einsetzen einer instabilen
Rißausbreitung aufzubringen ist. Makroskopisch kann die für einen Bruch
aufgebrachte Arbeit in einem Kerbschlagbiegeversuch bestimmt werden. So hat G.
Sieckmann [4] für vergütete Federstähle sowohl die Kerbschlagbiegearbeit als auch
die Rißzähigkeit zwischen -70’C und +50*C bestimmt.

Prueftemperatur [°C]

Diagramm 1.2: Kerbschlagbiegearbeit von martensitischen Federstählen

Trägt man die Rißwachstumsgeschwindigkeit da/dN über AK in


doppellogarithmischer Darstellung auf, erhält man folgenden charakteristischen
Kurvenverlauf [3]:
10

Diagramm 1.3: schematische Rißwachstumsgeschwindigkeit

Mit dem Überschreiten eines kritischen Wertes der Spannungsintensität AKO, der mit
zunehmender Rißzähigkeit des Werkstoffes steigt [5], breitet sich der Ermüdungsriß
aus. Unterhalb dieses Wertes (Bereich I) findet keine Rißausbreitung statt. Im
mittleren Bereich II genügt der funktionelle Zusammenhang zwischen
Rißausbreitungsgeschwindigkeit da/dN und der Spannungsintensität AK der Paris-
Gleichung [11]:

— =C(±K)m 1.2
dN

Mit Erreichen eines kritischen Wertes der Spannungsintensität AK(max) tritt an der
Rißspitze instabiles Rißwachstum ein.
11

4.) Bruch

Die instabile Rißausbreitung wird im allgemeinen als Bruch bezeichnet, da sie mit
dem Versagen der Probe verbunden ist. Beim Schwingversuch geschieht dies
während des letzten Lastwechsels. Aus der beim Bruch entstandenen Fläche lassen
sich Informationen auf die schadensauslösende Spannung entnehmen.
Insbesondere durch mikrographische Untersuchungen können Rückschlüsse auf
die Beanspruchungsart, -höhe, und -dauer unter Kenntnis der vier
Ermüdungsstadien gezogen werden.

1.1.3 Einfluß des Probenzustandes auf die Schwingfestigkeit von Stahl

Wie schon erwähnt, hat der Probenzustand wesentlichen Einfluß auf die
Schwingfestigkeit. So nimmt die Wechselfestigkeit von Stählen proportional mit der
Zugfestigkeit zu. Dieses Verhalten gilt soweit, bis der Werkstoff seine duktilen
Eigenschaften verliert und aufgrund der gestiegenen Kerbempfindlichkeit die
Schwingfestigkeit wieder abnimmt. Legierungselemente, die die Zugfestigkeit
steigern, wirken sich also stark auf die Schwingfestigkeit von Stählen aus [1].

Die Abhängigkeit der Schwingfestigkeit von auftretenden Einschlüssen und


Ausscheidungen wurde schon angesprochen. Je höher der Reinheitsgrad des
Materials, um so höher sind die Bruchspannungen im Zeitfestigkeitsbereich und um
so höher die Dauerfestigkeit.

Eine weitere Abhängigkeit besteht zwischen der Korngröße des Gefüges und der
Schwingfestigkeit. Trägt man die Wechsettestigkeit gegenüber der reziproken
Wurzel des Korndurchmessers auf, so ergibt sich eine Gerade [83]. Eine
Kornfeinung wirkt sich also auf jeden Fall positiv auf die Schwingfestigkeit aus.
Der Einfluß der Wärmebehandlung auf die Schwingfestigkeit wurde in einer Reihe
von Arbeiten untersucht. [4], [13] - [17]. Es zeigte sich, daß angelassener Martensit
die höchste Schwingfestigkeit und auch das größte Verhältnis von Schwingfestigkeit
zu Zugfestigkeit besitzt. Niedrigste Schwingfestigkeiten wurden in
Überhitzungsgefügen gefunden, während normalgeglühte Stähle mittlere Werte in
der Schwingfestigkeit, aber ein niedriges Verhältnis von Schwingfestigkeit zu
Zugfestigkeit aufweisen. Innerhalb der Untersuchungen zeigte sich, daß ein Anstieg
der Zähigkeit, die sich z.B. im Zugversuch in der Brucheinschnürung bemerkbar
macht, auch eine Zunahme der Schwingfestigkeit bewirkt.
12

In vielen Proben und Bauteilen ist der Einfluß der Oberflächenbeschaffenheit auf die
Schwingfestigkeit von zentraler Bedeutung, da in vielen Fällen die Oberfläche, die
am höchsten beanspruchte Zone im Werkstück ist. Aber gerade an der Oberfläche
können während der Wärmebehandlung und der mechanischen Bearbeitung Effekte
wie z.B Randentkohlung, Randoxidation und Oberflächenkerben auftreten. Im
allgemeinen haben diese Effekte einen starken negativen Einfluß auf das
Ermüdungsverhalten und damit auf die Schwingfestigkeit des Werkstoffes.
Andererseits gibt es eine ganze Reihe von Verfahren der Randschichtbeeinflussung
wie z.B. Festwalzen, Kugelstrahlen, Vorsetzen, Nitrieren und Aufkohlen , die die
Schwingfestigkeit stark erhöhen können. L. Weber hat die Wechselwirkung zwischen
Randschichtzustand und Schwingungsrißausbreitung in hochfesten Stählen
untersucht [18]. Unter anderem wurde gezeigt, daß die Schwingfestigkeitssteigerung
auf eine oder mehreren der folgenden Ursachen beruht:

1. Erzeugung von Druckeigenspannungen


2. Einglätten der Oberfläche
3. Härteänderung durch Kaltverfestigung
4. Verformungsinduzierte Restaustenitumwandlung

1.1.4 Einfluß der Beanspruchungsart und der Probengeometrie auf die


Schwingfestigkeit

Neben dem Werkstoffzustand haben auch die Beanspruchungsart und die


Probengeometrie großen Einfluß auf die Schwingfestigkeit. So sind die
Wöhlerkurven, die in Verdrehwechsel-(l), Zug-Druck-Wechsel-(2), Biege-Wechsel-
(3) und Umlaufbiege-Versuchen (4) gewonnen wurden, recht unterschiedlich.
13

log (Lastwechsel)

Diagramm 1.4: schematischer Verlauf der Wöhlerkurven bei unterschiedlicher


Beanspruchungsart [19]

Man sieht, daß die Wechselfestigkeit mit der Inhomogenität des


Spannungszustandes ansteigt. Die Autoren [19] geben als Erklärung an, daß bei
inhomogener Beanspruchung nur kleine Volumenanteile höchster Beanspruchung
ausgesetzt werden.

Im Dauerfestigkeitsschaubild nach Smith wird die Abhängigkeit der Dauerfestigkeit


von der Mittelspannung und der Amplitudenspannung gezeigt [20].
14

Diagramm 1.5: Dauerfestigkeitsschaubild nach Smith

Deutlich zeigt sich, daß mit zunehmender Mittelspannung die dauertest zu ertragene
Amplitudenspannung sinkt.

Auch die Frequenz der Schwingbeanspruchung wirkt sich auf die Dauerfestigkeit
aus. Zum Beispiel kommt es durch die Wärmeentwicklung bei hohen Frequenzen zu
einem Abfall der Streckgrenze und damit zu niedrigeren Lebensdauern. Aber
generell zeigt es sich, daß die Lebensdauer mit der Frequenz ansteigt, da korrosive
Einflüsse der Umgebung bei hohen Frequenzen weniger wirksam werden. [21] - [23]
Der Einfluß der Geometrie des Werkstücks wurde schon indirekt bei der Diskussion
der Beanspruchungsarten besprochen, da die im Werkstück auftretenden
Spannungen natürlich von der Geometrie abhängen. Weiterhin gibt es gerade in
technischen Proben einen statistischen Größeneinfluß. Befinden sich nämlich im
Werkstück schon vor einer Schwingbeanspruchung Rißkeime, so steigt natürlich die
Gesamtzahl der Rißkeime mit der Probengröße [24].
15

Diagramm 1.6: Größeneinfluß auf die Schwingfestigkeit

1.2 Spannungsverlauf im Drehstab während der Schwingbeanspruchung

Betrachtet wird die elastische Torsion eines isotropen und homogenen Werkstückes
mit zylindrischer Symmetrie:

Diagramm 1.7: Torsion eines Zylinders


16

Bei konstantem Radius des Drehstabes gilt für den Fall kleiner Verdrehwinkel:

r<p 1.3

Da die Torsion rein elastisch sein soll, ist das Hooksche Gesetz gültig:

1.4

Die Schubspannung steigt also proportional mit dem Radius und erreicht an der
Drehstaboberfläche seinen Maximalwert. Für das resultierende Drehmoment gilt:

M =Jrr{r)ds<=> M =Jr(Gr—)2mir =Gy—R4 1.5


, o l 12

Wird der Drehstab über die Fließgrenze hinaus verdreht, so daß der Stab plastisch
verformt wird, bleiben nach einer Entlastung des Stabes Eigenspannungen zurück.

Als Eigenspannungen bezeichnet man dabei die mechanischen Spannungen, die in


Abwesenheit äußerer Kräfte und äußerer Momente im Material vorhanden sind.
Eigenspannungen werden gemäß ihrer örtlichen Homogenität in Eigenspannungen
1., 2. und 3. Art unterteilt. Dabei sind Eigenspannungen 1. Art über makroskopische
Bereiche mindestens aber über mehrere Körner homogen, Eigenspannungen 2. Art
sind über eins oder einzelne Körner homogen, während Eigenspannungen 3. Art
ihren Verlauf schon innerhalb des Kornvolumens ändern [25]. In technischen
Werkstoffen liegen stets Überlagerungen der obengenannten Eigenspannungen vor.
So wird bei fast allen technischen Prozessen der Eigenspannungszustand im
Material verändert.

Das Fließverhalten eines Werkstoffes beim Verdrehen läßt sich aus der Momenten-
Winkel-Kurve bestimmen [26].

X =Xr^. =const 1.6


r R

Mit Formel 1.5 folgt somit:

Xnax

27TÄ3
= J T(y)y2dy 1.7
0
17

Und durch Differenzieren nach d? erhält man:

■’’(imax ) _27rÄ3 M +'Yn*x 1 ‘8

Mit Gleichung 1.6 folgt:

7(7)=» r(r) mit 1=1^ 1.9


r R

Dabei ist zu berücksichtigen, daß GJ.: 1.9 ausschließlich aus Symmetrieüberlegungen


folgt und somit nicht auf den elastischen Bereich beschränkt ist.
Unter der Annahme, daß die Höhe der induzierten Eigenspannungen gleich der
Differenz zwischen der wirklichen Spannung und einer fiktiven Spannung ist, läßt
sich der Eigenspannungsverlauf im Drehstab bestimmen. Die fiktive Spannung ist
dabei die Spannung, die sich bei einer reinen elastischen Verformung ergeben
würde, selbst wenn schon plastisch verformt wird.

Diagramm 1.8: Modell zur Vorhersage von Eigenspannungen in einem Drehstab


18

Das Verdrehen von Drehstäben über die Fließgrenze hinaus wird industriell genutzt,
um Drehstabfedern in Hinblick auf ihre später zu ertragende Belastung einen
günstigen Eigenspannungsverlauf zu geben. Dieser Vorgang wird mit Vorsetzen
bezeichnet. Unter Annahme eines ideal-elastisch-plastischen Verhaltens ist es
möglich, den Eigenspannungsverlauf vorher zu berechnen [27]. Man spricht von
einem ideal-elastisch-plastischen Verhalten, wenn das Material sich bis zur
Fließgrenze nach dem Hookschen Gesetz verhält und sich beim Verdrehen über die
Fließgrenze weder entfestigt noch verfestigt.

Diagramm 1.9: ideal-elastisch-plastischer Spannungsverlauf

Mit Gleichung 1.5 gilt:

MVorsea = ■ j r3dr +27r7wJr2dr 1.10


0 r,

ns _ 71(27?)--------Fließ
~S )
sa \ ___ nr —
1-11
. ..

mit s =-^- =3 4 -3-^- 1.12


R G^SR \ TFließ
19

Wie schon erwähnt wurde ist die fiktive Spannung dabei die Spannung, die sich bei
einem rein elastischen Werkstoffverhalten ergeben würde:

__ TFließ =G^~
(4 -S3) =G7£S 1.13
2

Wie auch schon in Diagramm 1.8 erläutert, wird die Annahme gemacht, daß die
Höhe der induzierten Eigenspannungen gleich der Differenz zwischen dem Betrag
der Spannung für ein rein elastisches Verhalten rt und der wirklich auftretenden
Spannung ist.
Somit gilt für den Eigenspannungsbeitrag auf der Drehstaboberfläche:

reR =^(1 —53) 1.14

Für die wirklich auftretende Spannung wird in dem Modell des ideal-elastischen­
plastischen Verhaltens die Fließspannung TF|ieB angenommen. Der maximale
Eigenspannungsbeitrag ergibt sich somit genau am Grenzradius zwischen
elastischem und plastischem Verhalten:

Temax =^(3 -5(4 -S3)) 1.15

1.3 Einfluß des Kugelstrahlens auf die Schwingfestigkeit

Das Kugelstrahlen ist ein bedeutender industrieller Fertigungsprozeß, bei dem ein
kugelförmiges Strahlmittel mit großer Geschwindigkeit auf das Bauteil oder
Werkstück geschleudert wird. So wird das Kugelstrahlen z.B. innerhalb der Fertigung
von Federelementen benutzt, um ihre Dauerfestigkeit zu erhöhen. Entsprechend den
Parametern der Kugelstrahlbehandlung können die verursachten
Eigenschaftsänderungen recht verschieden sein. Kugelstrahlparameter sind dabei:
20

Strahlmittelart (Typ)
Strahlmittelhärte (HVS)
Korngrößenverteilung des Strahlmittels (d)
Kornform
Strahldruck, bzw. Abwurfgeschwindigkeit (v)
Strahlmitteldurchsatz
Strahlzeit (t)
Auftreffwinkel (^)

In vielen Arbeiten wurde der Einfluß der verschiedenen Strahlparameter auf die
Eigenschaftsänderungen des Werkstücks untersucht. [28]
Im einzelnen können beim Kugelstrahlen folgende Veränderungen im Werkstück
verursacht werden:

- Aufreißen bzw. Beseitigung von Oberflächendeckschichten, wie z.B.


Oxidschichten

- Änderung der Oberflächenfeingestalt, z.B. in Form einer Änderung der


Rauhtiefe ARt oder des arithmetischen Mittenrauhwertes

- Ver- oder Entfestigungen in oberflächennahen Schichten, die als


Härteänderungen oder auch als Änderung der Versetzungsdichte
feststellbar sind

- Eigenspannungsänderungen in oberflächennahen Schichten

- Phasenumwandlungen in oberflächennahen Schichten, z.B.


Restaustenitumwandlungen in gehärteten Stählen

- Rißbildung in der Oberfläche

Im einzelnen wurde von Clausen [29] der Einfluß der Strahlparameter auf die
Oberflächenfeingestalt bzw. die Verformungstiefe untersucht. Dabei wurde
festgestellt, daß die Verformungstiefe mit zunehmender Kugelgeschwindigkeit,
Kugeldurchmesser und Kugelhärte steigt.
21

0
$0 VQ <0 •* "0

Diagramm 1.10: Verformungstiefe in Abhängigkeit von verschiedenen


Kugelstrahlbedingungen

Für die beim Kugelstrahlen auf das Werkstück übertragene Energie Wpiast gilt:

=c{HV{Kugel),HV{Werkstück),T...)Wkin 1 16

mit
=|(^’p)v2 1.17

Ein weiteres Forschungsergebnis, daß wegen seiner Wichtigkeit für diese Arbeit im
einzelnen vorgestellt werden soll, ist die Abhängigkeit des induzierten Druckeigen­
spannungsverlaufes von der Härte des Werkstückes. Es wurde nachgewiesen, daß
die maximalen induzierten Druckeigenspannungen mit der Werkstückhärte steigen,
während gleichzeitig die Eindringtiefe der induzierten Druckeigenspannungen sinkt.
Diagramml.11 zeigt die Eigenspannungsverläufe eines Vergütungsstahles, der bei
verschiedenen Temperaturen angelassen wurde. Die Probe mit der höchsten
Anlaßtemperatur hat die geringste Härte und die Probe mit der geringsten
Anlaßtemperatur besitzt die höchste Härte [30].
22

Diagramm 1.11 : Eigenspannungsverläufe in Werkstoffen unterschiedlicher Härte

Ohne weiter auf die einzelnen Ergebnisse einzugehen, wird der Einfluß der
Strahlparameter auf den Eigenspannungszustand schematisch im folgenden
Drucke igensp annungen

Diagramm 1.12: Einfluß der Strahlparameter auf den Eigenspannungszustand nach


dem Kugelstrahlen [28]
23

Das Kugelstrahlen kann über die aufgebrachte plastische Verformung auch die
Versetzungsdichte ändern. Diese wächst mit der Halbwertsbreite der
Röntgeninterferenzlinien an und läßt sich quantitativ aus der
Röntgeninterferenzlinienprofilanalyse nach Warren-Averbach [31] und [32] anhand
der mittleren Verzerrungen V<e2> und der mittleren Domänengröße D aus der
Beziehung

=2>/3 118
b D

ermitteln.
Andererseits führt eine Änderung der Versetzungsdichte auch zu einer Änderung der
Mikrohärte im Werkstoff. Hinsichtlich der Änderungen der Halbwertsbreite und der
Mikrohärte durch das Kugelstrahlen wurden folgende Abhängigkeiten festgestellt:

Diagramm 1.13: Einfluß der Strahlparameter auf die induzierte Härteänderung und
den Verlauf der Halbwertsbreite nach dem Kugelstrahlen [28]:

Der Einfluß der durch das Kugelstrahlen hervorgerufenen


Materialeigenschaftsänderungen auf die Dauerfestigkeit ist von wesentlicher
Bedeutung und ist deshalb vielfach untersucht worden [33] - [37],
24

Die Lebensdauererhöhung des Werkstückes wird durch die kugelstrahlinduzierten


Materialänderungen hervorgerufen. Welche der Eigenschaftsänderungen dabei von
Bedeutung sind, hängt im wesentlichen von der Härte des Werkstoffes ab. So wird
die Erhöhung der Dauerfestigkeit in weichen Werkstoffen HV < 300 hauptsächlich
durch die Härtesteigerung bzw. durch die Erhöhung der Streckgrenze in der
Oberflächenschicht verursacht, weil die induzierten Druckeigenspannungen in
weichen Werkstoffen stärker relaxieren als in harten Werkstoffen [38],[39]. Weiterhin
bewirkt das Kugelstrahlen in weichen Werkstoffen eine beträchtliche
Rauhtiefenzunahme, deren Einfluß auf die Lebensdauer aufgrund der geringen
Kerbempfindlichkeit aber kleiner ist als in harten Werkstoffen.

Mit zunehmender Härte HV > 300 wird der Einfluß der induzierten
Druckeigenspannungen immer stärker. In [40] wird der Einfluß der
Druckeigenspannung mit dem Konzept der lokalen Dauerfestigkeit erklärt.
Die Wirkung der Druckeigenspannung beruht darauf, daß sie wie eine zusätzliche
Mittelspannung wirkt, die sich negativ auf die Lastspannung addiert. Die Erhöhung
der Schwingfestigkeit läßt sich im einfachsten Falle durch die Goodman-Beziehung
beschreiben:

=M1 =0^ —ctaES(z') 1.19

<7W = Wechselfestigkeit des eigenspannungsfreien Zustandes


aES(z) = Eigenspannung am Ort z
oD = Dauerfestigkeit am Ort z
Rm = Zugfestigkeit

In den häutigsten Fällen muß jedoch der Faktor a experimentell bestimmt werden.
Für den martensitisch gehärteten Stahl Ck45 liegen entsprechende Untersuchungen
vor, aus denen sich a = 0.4 ergab [41].

Obwohl mit zunehmender Härte die kugelstrahlbedingte Zunahme der Rauhtiefe


geringer wird, steigt ihr Einfluß auf die Dauerfestigkeit. Grund hierfür ist die hohe
Kerbempfindlichkeit in harten Werkstoffzuständen.

Eine weitere Wirkung des Kugelstrahlens auf die Dauerfestigkeit ist die Beseitigung
von Oberflächenfehlern, wie sie oft in technischen Proben vorliegen [18].
25

So können im Werkstück vorliegende Risse durch die plastische Verformung beim


Kugelstrahlen geschlossen werden. Mit zunehmenden Strahlintensitäten kommt es
jedoch zu dem umgekehrten Effekt, daß nämlich durch das Kugelstrahlen Risse
erzeugt werden [42], die einen negativen Einfluß auf die Dauerfestigkeit haben.

1.4 Ziel der Untersuchung

Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, den Einfluß der Werkstücktemperatur beim
Kugelstrahlen auf die Schwingfestigkeit zu untersuchen. Die Untersuchung ist von
praktischem Interesse, da die Fedemindustrie bemüht ist, die Belastungsgrenzen,
die Federelemente dauerhaft ertragen können, immer weiter heraufzusetzen, um
den Forderungen der Automobilindustrie nach Reduzierung von Gewicht und Größe
der Bauteile gerecht zu werden.

Es ist zwar schon seit längerem bekannt, daß Bauteile, die bei höheren
Temperaturen kugelgestrahlt worden sind, eine bessere Schwingfestigkeit aufweisen
[43], [44], doch wurde in keiner der genannten Arbeiten weder die
bestrahlungsinduzierten Eigenschaftsänderungen noch die genaue Ursache für die
Erhöhung der Schwingfestigkeit untersucht.

Diagramm 1.14: relative Lebensdauern für verschiedene Kugelstrahlbedingungen


26

Die vorliegende Untersuchung versucht nun anhand von Drehstabfedern, die


Materialänderungen beim Kugelstrahlen unter erhöhter Temperatur zu
charakterisieren und ihren Einfluß auf die Lebensdauer zu bestimmen. Dabei besitzt
die Drehstabfeder den Vorteil, daß dieses Bauteil besonders einfache
Spannungsverhältnisse aufweist. Andererseits lassen sich die Ergebnisse dieser
Forschungsarbeit durchaus auch auf andere Federelemente übertragen. Die Arbeit
wurde auch auf vorgesetzte Drehstabfedern ausgeweitet, da diese aufgrund der
beim Vorsetzen induzierten Eigenspannungen einen anderen Spannungsverlauf im
Querschnitt aufweisen. Diese Drehstäbe werden also ein anderes Verhalten der
Schwingfestigkeit zeigen als die nicht vorgesetzten Drehstäbe.
27

2. Versuchsdurchführung

2.1. Probenwerkstoff

Sämtliche Proben wurden aus dem Material einer Schmelze des Federnstahls
60SiCr7 im Strangguß hergestellt. Das Ausgangsmaterial wurde als gewalztes
Rundstabmaterial mit folgender chemischer Zusammensetzung zum
Federnhersteller geliefert:

%c %Si %Mn %S %P %Cr %Cu %AI %Mo %Ni


0.60 1.80 0.80 0.005 0.024 0.28 0.16 0.020 0.01 0.01

Tabelle 2.1: chemische Zusammensetzung des Ausgangsmaterials

Der Reinheitsgrad wurde gemäß Stahleisen-Prüfblatt 1570-71 ermittelt und beträgt


K4 = 8. Durch die Untersuchung von 15 Einzelproben aus jeweils verschiedenen
Proben wurde überprüft, daß in allen Proben gleiche Einschlußkonzentrationen
vorliegen.

2.2 Herstellung der Torsionsproben und ihre Wärmebehandlung

Um eventuell vorhandene Oberflächenfehler des Ausgangsmaterial zu entfernen,


wurden die Rundstäbe um einen Millimeter auf einen Enddurchmesser von 22 mm ±
0.05 mm geschliffen. Weiterhin wurden die Stäbe vor dem Schmieden der Köpfe auf
710 mm geschnitten. Als endgültige Probenform ergab sich nach dem Schmieden
der Drehstabköpfe:
28

R = 25
o 22

n ..... ▼ ....... J

▼ ▲ .....i
21 21

◄..................................... -......................-..... -.. ►


645+/-1

Diagramm 2.1: Probengeometrie der Drehstabproben [Maßangaben in mm]

Nach dem Schmieden und der mechanischen Bearbeitung wurden sämtliche


Drehstäbe in einem kontinuierlich arbeitenden Härteofen auf eine Temperatur von
890’C gebracht und dann zur Erzeugung eines martensitischen Gefüges in Öl
abgeschreckt.
Danach wurden alle Proben in einem kontinuierlich arbeitenden Anlaßofen auf
418"C , 2h angelassen. Die Drehstäbe wiesen nach der Wärmebehandlung eine
Härte zwischen 51.8 und 52.8 HRC auf, welche einer Zugfestigkeit zwischen Rm =
1780 MPa und Rm = 1840 MPa entspricht.

Die nachfolgende Gefügeaufnahme eines Querschnittschliffes zeigt das vergütete


Gefüge und den Probenzustand an der Oberfläche nach der Wärmebehandlung.
Dabei konnte kein Restaustenit festgestellt werden, was in Übereinstimmung mit den
Ergebnissen der Untersuchung von Sieckmann steht [4],
29

Photo 2.1: Gefüge der vergüteten Proben, V: x200

Für die Untersuchungen am Texturgoniometer und am Transmissions-Elektronen-


Mikroskop (TEM) wurden Proben mit ebener Oberfläche benötigt. Hierfür wurde bei
20 Drehstäben nach der Wärmebehandlung und gegebenenfalls durchgeführtem
Vorsetzen Flächen eingefräst und diese dann bei den in Absatz 2.3 genannten
Parametern kugelgestrahlt.
Aus diesen Drehstäben wurden danach im Bereich der eingefrästen Fläche Bleche
mit einer Dicke von ungefähr 4mm mittels eines wassergekühlten Trennschleifers
ausgeschnitten.
30

- 38 mm -............... -..............

Diagramm 2.2: Konfiguration der Flachproben

2.3 Probenzustände

Um den Temperatureinfluß eindeutig nachweisen zu können, wurden alle Proben


nicht nur aus dem Material einer Schmelze hergestellt, sondern auch die
mechanische Bearbeitung und die Wärmebehandlung wurden bei sämtlichen
Drehstäben völlig identisch durchgeführt. Bei der weiteren Probenbehandlung wurde
die eine Hälfte der Proben vorgesetzt, das heißt, die Drehstäbe wurden in Richtung
ihrer später zu ertragenden Belastung über die Fließgrenze hinaus verdrillt. Die
relative Verdrehung betrug hierbei y = 2.4%, die zurückbleibende Verdrehung betrug
7 = 0.43%
31

Die so behandelten Proben wurden daraufhin bei verschiedenen Temperaturen


kugelgestrahlt. Innerhalb der durchgeführten Kugelbestrahlungen wurde genau
darauf geachtet, daß alle Kugelstrahlparameter mit Ausnahme der Temperatur
konstant gehalten wurden.
Die Drehstäbe wurden in einem Ofen erwärmt und dann in die Kugelstrahlanlage
geladen. Beim Kugelstrahlen bei Temperaturen oberhalb der Raumtemperatur
kühlen die Proben ab, während die bei Raumtemperatur bestrahlten Proben sich
aufgrund der plastischen Verformung erwärmen. Innerhalb der Arbeit wurden immer
die Probentemperaturen beim Eintritt in die Strahlanlage angegeben. Die wirkliche
Bestrahlungstemperatur liegt dementsprechend bei den warmgestrahlten Proben
tiefer als die angegebene und die wirkliche Bestrahlungtemperatur der ohne
Erwärmung bestrahlten Proben etwas höher. Der Temperaturbereich dieser
Abweichung beträgt etwa 25’C.

Strahleinrichtung: Schleuderrad
Strahlgut: Drahtstrahlgut, HV 640, D=0.7r
Strahlintensität: 0.52mmA
Strahlzeit: 100% Überdeckung
Strah Itemperaturen: 20"C, 170-180'C, 250-260'C

Tabelle 2.2: Kugelstrahlparameter

Für die Untersuchung wurden folgende Probenzustände hergestellt:

Vorsetzgrad: T, T, t3
y = 0% 20‘C 170'C 250’C
y = 2.4% 20" C 180"C 260’C

Tabelle 2.3: Probenzustände

Nach dem Kugelstrahlen wurden die Proben mit einem Maschinenöl eingepinselt,
um eine eventuelle Korrosion der Drehstäbe zu vermeiden.
32

2.4 Bestimmung der Fließkurve

Um sicherzustellen, daß die vom Drehstab zu ertragenden Spannungen unterhalb


der Fließgrenze liegen, wurde die Fließkurve experimentell bestimmt. Dazu wurde
zunächst mittels einer Momentenmeßmaschine das Drehmoment in Abhängigkeit
vom Winkel gemessen und danach die wirkliche Schubspannung mittels Gleichung
1.8 bestimmt. Die Integration der Differentialgleichung erfolgte numerisch mittels
eines selbst geschriebenen Computerprogramms.

2.5 Lebensdauerversuche

Zur Bestimmung der Lebensdauer wurden Torsionschwellversuche durchgeführt.


Hierzu wurde eine Torsionschwingmaschine mit konstant arbeitender
Schwingungsamplitude benutzt. Die Schwingfrequenz betrug bei allen
durchgeführten Lebensdauerversuchen etwa 6 Hertz. Anhand von Meßwerten, die
sich aus Momenten-Winkel-Messungen ergaben, wurden die Prüfhorizonte
einerseits so gewählt, daß die Lebensdauerversuche unterhalb der
makroskopischen Fließgrenze bezüglich einsinniger Beanspruchung stattfanden.
Andererseits wurde der Lasthorizont so hoch gewählt, daß in vernünftigen
Zeiträumen Brüche auftraten.

Die Lebensdauerversuche wurden bei zwei verschiedenen Lasthorizonten


durchgeführt. Mittelspannung war dagegen bei allen durchgeführten
Die
Lebensdauerversuchen die gleiche:

o = 560 ± 560 MPa


o = 560 ±513 MPa

Während der Lebensdauerversuche wurde in verschiedenen zeitlichen Abständen


die Temperatur auf der Probenoberfläche gemessen.
33

Es wurde hierfür ein Kontaktthermometer der Fa. IMPAC vom Typ D1001 verwendet
mit einem vom Hersteller angegebenen Temperaturfehler von 1 ’C.
Die Temperaturmessung während des Lebensdauerversuches erfolgte dabei immer
in der Nähe des statischen Endes des Drehstabes.

2.6 Vickershärtemessung

Härtemessungen nach Vickers wurden mit einer Härteprüfmaschine der Fa. Zwick
3212 durchgeführt. Die Messungen wurden mit einem Gewicht von 1kg
durchgeführt. Dieses Gewicht erwies sich am zweckmäßigsten, da höhere Gewichte
zu große Eindrücke im Material hinterließen und sich so die Ortsauflösung
verschlechterte. Andererseits konnte das Gewicht nicht weiter herabgesetzt werden,
weil die Eindrucktiefe weit größer sein muß, als die Oberflächenrauhigkeit. Der
Fehler der Härtemessung ergibt sich aus dem Fehler bei der Bestimmung der
Diagonalen des Diamanteindrucks. Bei einer Vergrößerung des Mikroskops von
x600 beträgt die kleinste Skala 3.3gm. In dem Härtebereich der Proben resultiert
daraus ein Fehler von AHV = 10.

2.7 Oberflächenrauhigkeit

Weiterhin wurden von den unterschiedlich behandelten Proben die Rauhigkeit der
Oberfläche mit einem Meßgerät der Fa. Perthen (Perthometer M4P) gemessen.
Gemäß der Norm DIN 4768 wurde der Mittenrauhwert Ra und die gemittelte
Rauhtiefe Rz bestimmt.
Dabei ist der Mittenrauhwert der arithmetische Mittelwert aller Beträge des
Rauheitsprofils innerhalb der Gesamtmeßstrecke, und die gemittelte Rauhtiefe ist
der Mittelwert aus den Einzelrauhtiefen fünf aufeinanderfolgender
Einzelmeßstrecken.
34

Die Einzelrauhtiefe ist dabei der senkrechte Abstand zwischen dem höchsten und
dem tiefsten Punkt des Rauheitsprofils R innerhalb einer Einzelmeßstrecke.
Aufgrund der großen Streuung der Meßwerte wurden von jedem Probenzustand
jeweils mindestens 3 Drehstäbe untersucht, wobei an jedem Stab mindestens 6
Einzelmessungen an verschiedenen Orten über eine Meßlänge von 15 mm
durchgeführt wurden.

2.8 Makroskopische Bruchflächenuntersuchung

Nach dem Probenbruch wurde das Bruchende mittels eines gekühlten


Trennschleifers abgeschnitten und dann in einem Ultraschallbad gereinigt. Darauf
folgte eine makroskopische Beurteilung der Bruchfläche. Insbesondere wurde die
Topographie der Bruchflächen und ihre Lage bezüglich der Drehstabachse
untersucht. Weiterhin wurde die Flächengröße der Schwingbruchfläche mittels einer
Mikrometerschraube bestimmt. Der relative Fehler der so bestimmten
Flächenausdehnung der Schwingbruchfläche wurde mit 20% des Meßwertes
abgeschätzt.

2.9 Mikroskopie

2.9.1 Lichtmikroskopie

Die Lichtmikroskopie (LI) fand Anwendung bei der Beurteilung des Gefüges der
Proben nach der Wärmebehandlung, der Austenitkorngröße, des Reinheitsgrades
der Proben und dem Rißauftreten. Sämtliche Proben wurden in Kunststoff
eingebettet und danach naßgeschliffen und poliert. Bei der Untersuchung der
Oberflächenschicht mit dem Lichtmikroskop wurde die statistische Häufigkeit der
auftretenden Risse bestimmt. Hierzu wurden Querschnittsproben aus
kugelgestrahlten Oberflächen bei 400-facher Vergrößerung nach Rissen abgesucht.
35

Die Länge der untersuchten Strecke betrug mindestens 30mm. Mit Hilfe einer am
Mikroskop angebrachten Meßoptik konnte sowohl die Rißlänge als auch ihr
maximaler Abstand von der Oberfläche (Rißtiefe) gemessen werden.

2.9.2 Raster-Elektronen-Mikroskopie

Zur Untersuchung der Mikrostruktur der Bruchflächen, der in den


Lebensdaueruntersuchungen gebrochenen Drehstäbe, wurde ein Raster-
Elektronen-Mikroskop (REM) der Fa. JEOL verwandt. Sowohl die
ermüdungsbedingten Verformungsstufen als auch die im Bruchausgang
vorliegenden Risse oder Einschlüsse wurden untersucht. Alle diesbezüglich
gezeigten REM-Aufnahmen wurden bei einer Beschleunigungsspannung von 20 kV
im Sekundärelektronenrückstrahlmodus aufgenommen.

2.9.3 Transmissions-Elektronen-Mikroskopie

Um den Einfluß der Bestrahlungstemperatur auf die Mikrostruktur der


Werksoffzustände zu untersuchen, wurden die Proben in einem Transmissions-
Elektronen-Mikroskop (TEM) beobachtet. Hierzu wurde ein Gerät der Fa. JEOL vom
Typ JEM-2000 FXII mit einer Beschleunigungsspannung von 200 kV eingesetzt. Die
Probenpräparation wurde so durchgeführt, daß die durchstrahlbaren Bereiche
ca.lOO/im unterhalb der kugelgestrahlten Oberfläche liegen. Hierzu wurden die
Flachproben in folgender Weise bearbeitet:

1. Reduzierung der Probendicke auf ca. 1mm durch Abtrennen der


Unterseite einer Flachprobe (nicht kugelgestrahlte Seite)
mit einer langsamlaufenden und gekühlten Diamantsäge

2. Anschließendes Abschleifen bzw. Abpolieren einer 0.1 mm starken


Schicht von der kugelgestrahlten Oberfläche.

3. Abschleifen bzw. Abpolieren der Unterseite der Flachprobe bis zu


einer Probendicke von 100 pm .
36

4. Polieren einer Grube ausgehend von der Unterseite der Probe mittels
eines Dimple-Grinders der Pa. Gatan bis zu einer minimalen
Probendicke von 20 gm.

5. Elektrolytisches Abdünnen mit einem Gerät Typ TENUPOL der Fa.


Struers auf durchstrahlbare Dicke. Hierbei wurden folgende
Bedingungen eingehalten: Elektrolyt A2, Spannung 40V,
Arbeitstemperatur T = -20‘C, Fließrate = 7.5 (willkürliche Einheit).

Die Probenpräparation gestaltete sich ungewöhnlich schwierig, da aufgrund der


großen Eigenspannungen im Material die Proben die starke Tendenz aufwiesen, bei
abnehmender Probendicke auszubeulen oder sogar aufzureißen. Deshalb gelang es
je Probenzustand nur 2 bis 3 Drehstabproben zu untersuchen.

2.10 Texturanalyse

Zur Texturmessung wurde ein rechnergesteuertes Texturgoniometer [84] verwandt,


wobei im Rückstrahlverfahren die [111], {200}, {220} und {113} Polfiguren in einem
Winkelbereich zwischen 5’ und 85" des Azimuthai - Winkels gemessen wurde. Die
vom Röntgenstrahl erfaßte Fläche betrug ca. 340mm2. Nach einer Korrektur
hinsichtlich der Untergrundstrahlung und der geometrischen Abschwächung wurden
die Polfigurdaten aufgrund der bestehenden Zylindersymmetrie der Proben in
inverse Polfiguren dargestellt.
31

2.11 Eigenspannungsmessungen

2.11.1 Bestimmung der Eigenspannungen aus der experimentell


bestimmten Fließkurve

In Kapitel 1.3 wurde erläutert wie die Fließkurve aus der Momenten-Winkel-Kurve
bestimmt werden kann. So ist nach Gleichung 1.8 der beim plastischen Verdrehen
induzierte Eigenspannungsverlauf:

7(7^) =^(3 M +7^^) 1.8


2irR ay

mit

r(7)=> z(r) mit ^=^2» 1.9


r R

Die Eigenspannungen folgen dann aus folgender Beziehung:

I-ES vr 2.1

2.11.2 Eigenspannungsmessungen im Abdrehverfahren

Um den Eigenspannungsverlauf mit dem Radius in den vorgesetzten Drehstäben


beurteilen zu können, wurde das Abdrehverfahren benutzt, wie es im wesentlichen
durch Reiter [46], [47] beschrieben wird. Die Meßmethode nach dem sim/.2-
Verfahren konnte nicht angewendet werden , da diese Methode nur die Bestimmung
zweiachsiger Spannungszustände erlaubt, wie sie z.B. in Oberflächen vorliegen.
Beim Abdrehverfahren werden die Drehstäbe sorgfältig unter Anwendung kleiner
Drehgeschwindigkeiten und kleiner Vorschubsgeschwindigkeiten Schritt für Schritt
abgedreht . Nach jedem Abdrehvorgang wird der Winkel zwischen zwei Flächen
rechts und links der Abdrehstrecke gemessen. Die Messung erfolgte auf einem
CNC-Meßtisch mit einer Winkelauflösung besser als 2*10’3 rad.
38

Die Auswertung wurde mit der Hüte eines eigens entwickelten


Computerprogrammes unter Berücksichtigung der in [48] dargestellten Gleichungen
durchgeführt und ermöglicht die Bestimmung des Eigenspannungsverlaufes in 45°-
Richtung.
Unter weiterer Berücksichtigung des Fehlers beim Messen des
Drehstabdurchmessers kann der Fehler in der Eigenspannungsmessung mit A < 50
MPa angegeben werden. Bei der Beurteilung der Meßergebnisse ist zu
berücksichtigen, daß der Eigenspannungswert sich auf ein verhältnismäßig großes
Meßvolumen bezieht. Das Meßvolumen ist dabei:

=2irrdrL 2.2

mit: dr : Dicke der abgedrehten Schicht


r : mittlerer Radius der Probe
L : Länge der abgedrehten Schicht

1st die Abdrehlänge etwa 100 mm, so erhält man somit ein Meßvolumen von ca. 500
mm3.
Das Verfahren hat also nur dann Sinn, wenn sich der Eigenspannungszustand im
Meßvolumen homogen ist. Lokale Änderungen, wie sie zum Beispiel durch
Einschlüsse verursacht werden, können selbstverständlich weder aufgelöst werden
noch ist ihr Einfluß auf den Eigenspannungsmeßwert spürbar.

2.11.3 Eigenspannungsmessungen mit dem sin^2 -Verfahren

Die röntgenographische Eigenspannungsanalyse diente der Bestimmung der


Eigenspannungsprofile in der Randschicht der Drehstäbe vor und nach der
Schwingbeanspruchung. Dazu wurde ein Röntgenfeinstrukturmeßplatz vom Typ
Siemens/Lücke, wie auch in [49] beschrieben wird, benutzt. Die Messung und die
Auswertung erfolgte gemäß der sin^-Methode [50], [51] unter folgenden
Parametern:
39

Strahlung Cr-Ka, 40kV, 35mA


Interferenz {211 {-Ebenen des a-Eisens
Meßfläche kreisförmig, ca. 1 mm2
Zählzeit 60 - 90 s / ^Winkel
^-Winkel 11 ^-Winkel zwischen -45' und 45"
äquidistant über den sin2^
Linienlagenbestimmung Schwerpunktmethode
Spannunqsberechnung sin^-Methode
REK 5.76*10-6 mm2/N

Tabelle 2.4: Meß- und Auswerteparameter der röntgenographischen


Eigenspannungsmessung

Cerotehonriguration eines 3-ochsigen RontgenfeinstnAtureeOplGtzes ait CED

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Diagramm 2.3: Röntgengoniometer zur Bestimmung von Eigenspannungen


40

Zur Charakterisierung des vollständigen biaxialen Eigenspannungszustandes der


Oberfläche wurden die Eigenspannungen jeweils unter 0", 45' und 90“ zur
Drehstabachse gemessen. Nach jeder vollständigen Eigenspannungsmessung
wurde die Probe im Bereich der Meßstelle elektrolytisch abpoliert, um ein
Eigenspannungsprofil bis zu einer Tiefe von ca. 0.5mm zu erhalten. Für jeden
Probenzustand wurden immer mindestens zwei Vergleichsmessungen durchgeführt,
um die Streuung in den Meßwerten innerhalb eines Probenzustandes abschätzen
zu können. Aufgrund der sorgfältigen Positionierung der Proben im Goniometer und
der Messung der Abätztiefe mit einer Mikrometerschraube kann der absolute Fehler
in der Tiefenmessung mit 5^m abgeschätzt werden. Der Fehler im gemessenen
Eigenspannungswert wurde vom Meßprogramm selbsttätig aus dem Fehler der
linearen Regression bei der Geradenbestimmung ermittelt und betrug weniger als A
a = ±25MPa.

90*-Rlctn>ig 45*-radtting

Diagramm 2.4: Bezugssystem der Meßrichtungen

Berücksichtigt man, daß der Brennfleck 1 mm2 groß ist und die Eindringtiefe
ungefähr 5 pm beträgt, so läßt sich das Meßvolumen mit 0.016 mm3 abschätzen.
Das Volumen, das zur Bestimmung des Eigenspannungswertes benutzt wird, ist also
viel kleiner als beim Abdrehverfahren. Inhomogenitäten, wie z.B. Mikrorisse oder
Einschlüsse, können sich deshalb beim sin^ -Verfahren auf den Meßwert
auswirken und Unstetigkeiten der Meßkurve verursachen.
41

Je geringer die Eigenspannungswerte der makroskopischen Eigenspannungen sind,


die durch das Vorsetzen oder das Kugelstrahlen induziert wurden, um so stärker
wirken sich diese Unstetigkeiten aus.

2.11.4 Bestimmung der Halbwertsbreite

Bei der Bestimmung der Eigenspannungen mittels eines Röntgengoniometers wurde


neben dem eigentlichen Spannungsmeßwert gleichzeitig noch eine weitere
Meßgröße, die Halbwertsbreite des Rückstreupeaks, mitbestimmt. Die
experimentellen Daten stimmen deshalb vollkommen mit denen der
röntgenographischen Eigenspannungsmessung überein.

Die Halbwertsbreite wird dabei wesentlich durch die Störungen im Kristallgitter, wie
z. B.: Versetzungen, Zwillingsgrenzen, usw., beeinflußt. So führt eine Erhöhung der
Versetzungsdichte zu einer Vergrößerung der Halbwertsbreite [28]. Dagegen
resultiert aus der Anlaßbehandlung eines martensitischen Werkstoffes eine
Erniedrigung der Halbwertsbreite [85] aufgrund des Rückganges der Verzerrung des
Ferritgitters beim Anlassen.
42

3. Versuchsergebnisse

3.1 Lebensdaueruntersuchungen

Wie in Kapitel 2.5 erläutert, wurden die Drehstabproben in Einstufenversuchen im


Schwellbereich bis zum Bruch geschwungen. Die Auswertung der
Lebensdauerversuche erfolgte sowohl rechnerisch als auch graphisch. So wurden
einerseits die 10%-ige, 50%-ige und 90%-ige Überlebenswahrscheinlichkeit
berechnet, andererseits wurden die Lebensdauern der einzelnen Proben in
Weibulldiagramme eingetragen.

Gemäß [52],[53] errechnet sich die Bruchlastwechselzahl bei einer 50%-igen


Überlebenswahrscheinlichkeit aus der Beziehung:

log(7VW50) =l'flog(M) 3.1

Die Standardabweichung S gibt die Größe der Streuung der Meßwerte an und
berechnet sich gemäß:

log(S) -iog(^50))2 3.2

Dabei ist n die Anzahl der gebrochenen Proben und N, ihre Bruchlastwechselzahlen.
Weiterhin gilt für die 10%-ige und 90%-ige Überlebenswahrscheinlichkeit:

tog(NPa9o) =^S(Npü50) -1.2821og(S) 3.3

log(^al0) =log(^Pfl50) +1.2821og(S) 3.4

Die so bestimmten Überlebenswahrscheinlichkeiten PülO, PÜ50 und Pü90 wurden in


Wöhlerkurven eingetragen [54]. Außerdem wurden die Lebensdauern in
Weibulldiagramme [55] aufgezeichnet. Die Bruchhäufigkeit wird, wenn die Anzahl
der Meßwerte kleiner als 50 ist, gemäß Formel 3.5 bestimmt und gegenüber den
Bruchlastwechselzahlen aufgetragen.
43

FL =^^100% 3.5
' n +0.4

Dabei ist j die Größenordnungszahl 0=1 für die niedrigste Bruchlastwechselzahl und
j=n für die größte Bruchlastzahl usw.) und n die Anzahl der gebrochenen Proben.

Rechnerisch wurden folgende Überlebenswahrscheinlichkeiten für die einzelnen


Probenzustände bestimmt:

nicht vorgesetzte Proben vorgesetzte Proben


T = 20‘C T = 170‘C T = 250"C T = 20’C T = 180°C T = 260" C
PülO 479142 946318 888431 342734 736001 827687
Pü50 176785 488053 370722 264484 334349 412572
PÜ90 65208 251768 130677 204080 151880 205653
log(S) 0.3378 0.2243 0.3247 0.0878 0.2673 0.2359

Tabelle 3.1: Überlebenswahrscheinlichkeiten bei a = 560 ± 560 MPa

nicht vorgesetzte Proben vorgesetzte Proben


T = 20’C T= 170"C T = 250’C T = 20"C T= 180'C T = 260‘C
PülO 505045 948407 1618654 870781 1020466 935602
PÜ50 324314 784097 398400 356240 629448 715978
Pü90 208291 648343 98057 145711 388330 547910
log(S) 0.1500 0.0644 0.4749 0.3028 0.1636 0.0906

Tabelle 3.2: Überlebenswahrscheinlichkeiten bei a = 560 ± 513 MPa

Betrachtet man zunächst nur die Lebensdauern der nicht vorgesetzten Proben, so
zeigen die bei 170°C bestrahlten Proben die höchsten Lebensdauern der
Probenzustände. Die maximale Erhöhung der Lebensdauer ist beträchtlich und
beträgt für den hohen Lasthorizont 176% des Wertes für die PÜ50-
Überlebenswahrscheinlichkeit der bei 20’C bestrahlten Proben. Für den niedrigeren
Lasthorizont beträgt die Erhöhung 142% des Pü50-Wertes der 20‘C-Proben.
44

Auch für die bei 250‘C bestrahlten Proben wurde eine Erhöhung der Lebensdauer
bezüglich der bei Raumtemperatur bestrahlten Proben festgestellt, wenn auch in
einem geringeren Maße als bei den 170’C-Proben.
So betrug die Lebensdauererhöhung ausgedrückt wieder in Pü50-
Überlebenswahrscheinlichkeiten für den hohen Lasthorizont etwa 110% und für den
niedrigen Lasthorizont nur noch etwa 23% der Pü50-Wertes der 20"C-Proben.

Neben dem geometrischen Mittelwert der Lebendauern, welcher in dieser Arbeit mit
der 50%-igen Überlebenswahrscheinlichkeit Pü50 bezeichnet wird, ist die Streuung
der Lebensdauern eine weitere wichtige Größe. Diese manifestiert sich einmal in der
Standardabweichung bei der numerischen Auswertung, andererseits drückt sie sich
aber auch in der graphischen Auftragung aus. So steigen die Meßwerte um so steiler
an, je kleiner die Streuung der Lebensdauern ist.
Für die nicht vorgesetzten Proben kann festgestellt werden, daß die 170"C-Proben
die niedrigste Streuung der Meßwerte sowohl für den hohen als auch für den
niedrigen Lasthorizont vorweisen. Die höchsten Streuungen treten dagegen in
250°C-Proben auf.

100

.0 Ö
& ■X
Q
O
"O

10 X|

o
D
u-
m
O T = 20’C Pü50=176785
X T = 170’C Pü50=488053
Li T = 250’C Pü50=340722

1
100,000 1E+006
Lastwechsel

Diagramm 3.1 : Weibullstatistik für nicht vorgesetzte Drehstäbe bei 560 + 560 MPa
45

100

X I
□o xi. i
<D

,Q>

CD
<0
x:
x:
o
3
k.
CD
T = 20°C Pü50=324314
T=170°C Pü50=784097
10 T = 250°C Pü50=398400

1
1E+006
Lastwechsel

Diagramm 3.2: Weibullstatistik für nicht vorgesetzte Drehstäbe bei 560 ±513 MPa

Das Temperaturverhalten der Lebendauern der vorgesetzten Drehstäbe


unterscheidet sich deutlich vom Temperaturverhalten der nicht vorgesetzten Proben.

So findet man die höchste Schwingfestigkeit nicht wie bei den nicht vorgesetzten
Drehstäben im mittleren Temperaturbereich, sondern bei der höchsten der
benutzten Strahltemperaturen von T = 260'C. Ausgedrückt in der 50%-igen
Überlebenswahrscheinlichkeit, beträgt die Erhöhung gegenüber den bei
Raumtemperatur bestrahlten Proben für den hohen Lasthorizont etwa 56% und für
den niedrigen Lasthorizont etwa 101%.

Aber auch die vorgesetzten Proben, die bei 170"C kugelgestrahlt wurden, zeigen
eine Erhöhung der Lebensdauer. Für den hohen Lasthorizont liegt die 50%-ige
Überlebenswahrscheinlichkeit der 170"C-Proben bei etwa 26% über dem Pü50%-
Wert der 20’C-Proben und für den niedrigen Lasthorizont 77% über dem Pü50%-
Wert der 20’C-Proben.

Auffällig ist dabei, daß bei den vorgesetzten Drehstäben die Unterschiede in den
Lebensdauern zwischen den einzelnen Bestrahlungstemperaturen beim hohen
Lasthorizont größer sind als beim niedrigen, während für die nicht vorgesetzten
Proben genau das umgekehrte Verhalten festgestellt wurde.
46

Die Streuungen der Lebensdauern vorgesetzter Drehstäbe zeigen ein


uneinheitliches Verhalten. So haben die 20’C-Proben die niedrigste
Standardabweichung log(S) aller Proben die beim hohen Lasthorizont gemessen
wurden, dagegen zeigen die 20'C-Proben den höchsten Wert der
Standardabweichung beim niedrigen Lasthorizont. Auch die Streuungen der 180‘C
und 260‘C-Proben zeigen ein recht unterschiedliches Verhalten. Beim hohen
Lasthorizont sind die Standardabweichungen der 180‘C- und der 260"C-Proben fast
gleich, während beim niedrigen Lasthorizont die 260'C-Proben die kleinste
Standardabweichung der vorgesetzten Proben aufweisen. Die ISO'C-Proben haben
dagegen eine Standardabweichung, die ungefähr zwischen den Werten der 20‘C-
Proben und der260‘C-Proben liegt.

Diagramm 3.3: Weibullstatistik für vorgesetzte Drehstäbe bei 560 ± 560 MPa
47

100

O
d)
10 >4...i. B
CB

o
3
CD
O T = 20°C Pü50=356240
X T = 180°C P050°629448
□ T = 260oCPü=715978

1
100,000 1E+006
Lastwechsel

Diagramm 3.4: Weibullstatistik für vorgesetzte Drehstäbe bei 560+513 MPa

3.2 Vickershärtemessungen

Mittels einer Härteprüfmaschine der Fa. Zwick wurde die Vickershärte in


verschiedenen Abständen von der Oberfläche an Querschnittsproben bestimmt. Wie
die Diagramme X und Y zeigen, konnte keine Härteänderung in der durch das
Kugelstrahlen beeinflußten Oberflächenschicht festgestellt werden. Zwar weisen die
Proben statistisch bedingte Unterschiede in der Härte untereinander auf, innerhalb
der Oberflächenschicht einer Probe ändert sich die Härte jedoch nur unwesentlich.
48

Vickershaerte [HV1]

3.5: Härteprofil nicht vorgesetzter Proben


g
Vicksrshaerte [HV1]

Diagramm 3.6: Härteprofil vorgesetzter Proben


49

3.3 Ergebnisse der Oberflächenrauhigkeitsmessungen

Die Meßwerte der Oberflächenrauhigkeit streuen so stark, daß selbst die Meßwerte,
die auf ein und derselben Probe bestimmt wurden, starke Unterschiede aufwiesen.
Bei der gemittelten Rauhtiefe Rz betrugen diese Streuungen bis zu 30% des
Meßwertes und bei dem Mittenrauhwert bis zu 40% des Meßwertes und sind somit
größer als die Unterschiede zwischen den entsprechenden Mittelwerten der
einzelnen Materialzustände. Die leichte Zunahme der Oberflächenrauhigkeit mit der
Kugelstrahltemperatur wird jedoch durch die recht hohe Anzahl von 30 bis 40
Einzelmessungen je Probenzustand gestützt.

Gemittelte Rauhtiefe R7
Vorsetzgrad T = 20’C T= 170/180° C T = 250/260° C
0% 41.67 gm 46.38 gm 48.63 gm
2.4% 39.51 gm 46.79 gm 43.19 gm

Tabelle 3.3: Mittelwerte der gemittelten Rauhtiefe Rz

Mittenrauhwert Ra
Vorsetzgrad T = 20°C T= 170/180°C T = 250/260°C
0% 7.12 gm 8.18 gm 8.55 gm
2.4% 6.44 gm 8.15 gm 7.47 gm

Tabelle 3.4: Mittenrauhwert Ra

Weiterhin wurde versucht, die ermittelten Rauhigkeitswerte einzelner Drehstäbe mit


ihrer Bruchlastwechselzahl zu korrelieren. Dabei wurde festgestellt, daß zwischen
der Oberflächenrauhigkeit und der Lebensdauer der Drehstäbe kein Zusammenhang
besteht. Dieser Sachverhalt gilt besonders auch bei den Drehstäben, wo der Bruch
direkt von der Oberfläche ausging.
50

3.4 Rißhäufigkeit kugelgestrahlter Oberflächen

Neben einer Änderung der Oberflächentopologie, die sich in einer Erhöhung der
Oberflächenrauhigkeit manifestiert, kann das Kugelstrahlen auch Risse in der
Oberfläche des Werkstückes verursachen. Um das Rißauftreten zu untersuchen,
wurden Oberflächenschliffe der einzelnen Probenzustände hergestellt und zusätzlich
Oberflächenschliffe noch nicht kugelgestrahlter Proben. Dabei zeigte sich, daß die
nicht kugelgestrahlten Proben keine Oberflächenrisse, die kugelgestrahlten Proben
eine Vielzahl von Rissen in der Oberfläche aufwiesen. Die Risse wurden entlang
einer bestimmten Meßstrecke vermessen und gezählt. Hierzu wurde die Rißlänge
und die Rißtiefe gemessen, wie im Diagramm 3.7 schematisch dargestellt wird.

'W

Diagramm 3.7: schematische Rißdarstellung

Im Gegensatz zu den gemessenen Oberflächenrauhigkeiten zeigte das Auftreten


von Rissen an der Oberfläche eine starke Abhängigkeit von der
Kugelstrahltemperatur.
So wurden mit steigender Bestrahlungstemperatur nicht nur mehr Risse in den
Proben gefunden, auch die auftretenden Risse wiesen größere Längen auf und
reichten tiefer unter die Oberfläche.

Die in den Diagrammen 3.8 bis 3.11 dargestellten Verteilungsfunktionen der


Rißtiefen und Rißlängen zeigen eine Zunahme der Rißhäufigkeit mit steigender
Bestrahlungstemperatur.
51

Diagramm 3.8: Verteilungsfunktion der Rißtiefen nicht vorgesetzter Proben

0.35

0.3 Q
nicht vorgesetzte Proben
| 0.25
O T=20’C
X T=170’C
T=250“C
0.2

0.15

0.1 .□
0.05
; O i xteH K KD XX
o A...... i . . , . i , ■ . i , , , , j . ■ i .... i .... i
0 0.02 0.04 0.06 0.08 0.1 0.12 0.14

Risslaenge [mm]

Diagramm 3.9: Verteilungsfunktion der Rißlängen nicht vorgesetzter Proben


52

Diagramm 3.10: Verteilungsfunktion der Rißtiefen vorgesetzten Proben

Risslaenge [mm]

Diagramm 3.11: Verteilungsfunktion der Rißlängen vorgesetzter Proben

Zwischen den nicht vorgesetzten Proben und den vorgesetzten Proben gleicher
Bestrahlungstemperatur ergaben sich keine Unterschiede im Rißauftreten. Auffällig
ist dagegen, daß die Zunahme der Rißhäufigkeit zwischen den 170/180'C-Proben
und den 250/260"C-Proben weit größer ist als zwischen den 20'C-Proben und den
170/180" C-Proben.
53

3.5 Bestimmung der Fließkurve und theoretischer Eigenspannungsverlauf

Unter Berücksichtigung der im Kapitel 1.2 dargestellten Gleichungen wurde aus der
experimentell bestimmten Momenten-Winkel-Kurve die Fließkurve beim Verdrehen
abgeleitet. Hierzu wurde der Drehstab jeweils 30 see lang verdreht und das
Drehmoment zu Beginn (unrelaxiertes Moment) und am Ende der Belastung
(relaxiertes Moment) gemessen. Die Fließgrenze wird charakterisiert durch das
Auseinanderlaufen der beiden Kurven.

Diagramm 3.12: Drehmoment-Winkel-Verlauf

Wendet man Gl. 1.8 und Gl 1.9 auf die experimentell bestimmte Drehmoment-
Winkel-Kurve an, so kann die Fließkurve beim Vorsetzen bestimmt werden.
54

Radius [mm]
Diagramm 3.13: Spannungsverlauf im Probenquerschnitt beim Vorsetzen

Nimmt man weiter an, wie auch schon in Kap. 1.2 erläutert, daß die beim Vorsetzen
induzierten Eigenspannungen gleich der Differenz zwischen der wahren Spannung
gemäß Fließkurve und der fiktiven Spannung ist, so ergibt sich folgender
Eigenspannungsverlauf:

Diagramm 3.14: aus der Fließkurve berechneter Eigenspannungswerte über den


Probenquerschnitt
55

3.6 Ergebnisse der Eigenspannungsmessung im Abdrehverfahren

Wie schon in Kapitel 2.11.2 beschrieben, werden bei der Eigenspannungsmessung


mit dem Abdrehverfahren die Winkeländerungen zwischen den Enden des
abgedrehten Probenstücks bestimmt. Wie in [48] erläutert, wurden dann die
Meßwerte für die Winkel und Radien gemäß folgender Formel ausgewertet.

3.6

Die Auswertung erfolgte mittels eines eigens entwickelten Computerprogrammes


unter Verwendung der oben genannten Gleichung. Der Eigenspannungsverlauf der
Schubspannungen über den Probenquerschnitt wurde an zwei vorgesetzten aber
nicht kugelgestrahlten Drehstäben ermittelt. Der Drehstab konnte aus
experimentellen Gründen nur bis zu einem Durchmesser von 6 mm schrittweise
abgedreht werden. Die Schubeigenspannungen konnten deshalb nur für Radien
zwischen 11 mm und 6 mm bestimmt werden.

Diagramm 3.15: Verlauf der Schubeigenspannungen über den Probenquerschnitt


56

Die aufgenommene Eigenspannungskurve entspricht qualitativ dem Kurvenverlauf,


wie er auch aus der Momenten-Winkel-Kurve abgeleitet wurde, wobei die im
Abdrehverfahren gewonnene Kurve schwächer zum Probenrand hin abfällt.
Weiterhin konnte mit dem Abdrehverfahren nicht das Eigenspannungsmaximum im
Probenquerschnitt lokalisiert werden, da bei einem Restradius von 6 mm nicht mehr
weiter abgedreht werden konnte. Der Schubeigenspannungswert am Probenrand
entspricht aber innerhalb der Meßgenauigkeit etwa dem Wert, der auch mit der
röntgenographischen Methode gemessen wurde.

3.7 Eigenspannungsprofile kugelgestrahlter Proben

Von allen Probenzuständen wurden die Eigenspannungsprofile in der Oberfläche an


mindestens zwei Proben bestimmt, um das jeweilige Ergebnis zu verifizieren.
Zusätzlich wurde das Spannungsprofil nicht vorgesetzter und nicht kugelgestrahlter
Proben gemessen. Die Meßkurve dieser Probe schwankt um die O-Achse, wobei die
maximalen Eigenspannungsbeträge lOOMPa nicht überschreiten.

Diagramm 3.16: Eigenspannungsverlauf nicht vorgesetzter und nicht


kugelgestrahlter Proben
57

Die Meßergebnisse der Proben wiesen Streuungen auf, die bei den
Eigenspannungsprofilen der geschwungenen Proben größer waren als bei den nicht
geschwungenen Proben. Dieser Sachverhalt ist jedoch verständlich, da während des
Schwingversuches die Eigenspannungen an verschiedenen Orten unterschiedlich
stark relaxieren. Bei den Meßkurven, die nach Lebensdauerversuchen bestimmt
wurden, sind deshalb immer nur die Eigenspannungsprofile mit dem größten
Eigenspannungsrückgang aufgetragen. Durch Wiederholungsmessungen ist auf
jeden Fall gewährleistet, daß die dargestellten Meßkurven repräsentativ für den
jeweiligen Probenzustand sind.

Bei den Eigenspannungsprofilen nicht vorgesetzter und kugelgestrahlter Proben fällt


auf, daß die Werte in Tiefen größer 0.3 mm um Null schwanken, also gleiche
Messwerte aufweisen wie das Eigenspannungsprofil der nicht vorgesetzten und
nicht kugelgestrahlten Probe. Da aber das Integral der Eigenspannungen über den
ganzen Probendurchmesser Null sein muß, ist eigentlich zu erwarten, daß mit
zunehmender Tiefe die Eigenspannungen vom Druck- in den Zugspannungsbereich
übergehen. So existieren eine Reihe von Ansätzen zur Korrektur der experimentell
bestimmten Eigenspannungswerte [12], die auf dem genannten Sachverhalt
basieren.

Berücksichtigt man aber, daß der Probenradius 11 mm beträgt, während die Schicht
mit den induzierten Eigenspannungen nur etwa 0.3 mm stark ist, wird klar, daß die
resultierenden Zugeigenspannungen im Inneren der Probe so gering sind, daß sie
deshalb meßtechnisch nicht aufgelöst werden konnten. Aus diesem Grunde wurde
auch auf jegliche Korrektur der experimentell bestimmten Eigenspannungswerte
verzichtet.
58

Diagramm 3.17: Probe nicht vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 20"C, vor


Lebensdauerversuchen

Diagramm 3.18: Probe nicht vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 170’C, vor


Lebensdauerversuchen
59

Diagramm 3.19: Probe nicht vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 250’C, vor


Lebensdauerversuchen

200

o ..X. X
X
.. E
-200
O
<0
Q.

-400
U>
c
D
C -600
C
<s
Q.
m -800 T = 2O‘,C, vorgesetzt
c
<D O 0o-Richtung
iu-1,000 X 45’-Richtung
I—I 90°-Richtung
-1,200

-1,400 L i.................i
0 0.2 0.3 0.4 0.5
Tiefe [mm]

Diagramm 3.20: Probe vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 20’ C, vor


Lebensdauerversuchen
60

200
X
X
o X.
X‘
<9 -200 B
O. O
s
-400
0>
c
3
C -600
C
&
2 -800
T = 180°C, vorgesetzt
8>
O O°-Richtung
O’-Richtung
UM,000
~. H. □. . B. ®... X
LJ
45°-Richtung
90°-Richtung
-1,200

-1,400 L
0 0.4 0.5

Diagramm 3.21: Probe vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 180‘C, vor


Lebensdauerversuchen

200
X X
X
0 .......... X f -

■S’ -200
O-
.... S.. ..... -ö 6-
S
“ -400 X.............. t.. ■...... ■...-
CT
c
c -600
c
«5
« -800
<D
CT
13-1,000 T = 260’C, vorgesetzt
X 45°-Richtung
-1,200 O o° -Richtung
90°-Richtung
-1,400
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
Tiefe [mm]

Diagramm 3.22: Probe vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 260" C, vor


Lebensdauerversuchen
61

200

T = 20 C, nicht vorgesetzt
O O°-Richtung
ÜJ-1,000 X 45°-Richtung
LJ OO’-Richtung
-1,200

-1,400 L i , , ............ l , , i ,
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
Tiefe [mm]

Diagramm 3.23: Probe nicht vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 20°C, nach


Lebensdauerversuchen

Diagramm 3.24: Probe nicht vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 170'C, nach


Lebensdauerversuchen
62

200

<a -200 \/
a.
JE
-400 ......... r1..... .......
o>
c
3
-600
□ K.............
<0
CL □
<0 -800
c
®
T = 250°C, nicht vorgesetzt
iiM.OOO
O O°-Richtung
>< 45°-Richtung
Q 90°-Richtung
-1,200

■ L ....................
-1,400
o 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
Tiefe [mm]

Diagramm 3.25: Probe nicht vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 250’C, nach


Lebensdauerversuchen

Diagramm 3.26: Probe vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 20’C, nach


Lebensdauerversuchen
63

200

co -200
n.
-400
o>
c
D
C -600
c
<0
a.
3 X
m -800
c
<D
O
□ 0 T = 180°C, vorgesetzt
LÜ-1,000 O 0°-Richtung
X 45°-Richtung
-1,200 U 90°-Richtung

-1,400 L i..................... i . i
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
Tiefe [mm]

Diagramm 3.27: Probe vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 180‘C, nach


Lebensdauerversuchen

200

75-200
o_
-400
O)
c
c -600
c
co
w -800
<D T = 260°C, vorgesetzt
iu-1,000 O 0°-Richtung
X 45’-Richtung
U 90°-Richtung
-1,200

-1,400 i
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
Tiefe [mm]

Diagramm 3.28: Probe vorgesetzt, kugelgestrahlt bei T = 260'C, nach


Lebensdauerversuchen
64

Betrachtet man zunächst die Eigenspannungsmessungen in 0"-, 45'- und 90’-


Richtung, die vor den Lebensdauerversuchen durchgeführt wurden, so zeigt sich,
daß die Meßkurven der bei einer bestimmten Temperatur kugelgestrahlten und nicht
vorgesetzten Proben keine Unterschiede aufweisen. Der durch das Kugelstrahlen
induzierte Eigenspannungszustand ist also isotrop. Unter Berücksichtigung des
negativen Vorzeichens folgt, daß es sich somit um reine Druckeigenspannungen
handelt.

Die induzierten Druckeigenspannungen der nicht vorgesetzten Proben nehmen mit


steigender Bestrahlungstemperatur zu. Die Erhöhung der induzierten maximalen
Druckeigenspannungen ist auch mit einer Zunahme der Breite der
Druckeigenspannungsschicht verbunden. Dagegen findet man den größten
Oberflächenwert der Druckeigenspannungen bei den Proben, die bei 170°C
kugelgestrahlt wurden, während die 250’C-Proben die niedrigsten
Druckeigenspannungen auf der Oberfläche vorweisen.

Die Eigenspannungsverläufe der vorgesetzten Proben zeigen grundsätzlich das


gleiche Temperaturverhalten wie die nicht vorgesetzten Proben. So haben die
Drehstäbe, die bei der höchsten Temperatur von T= 260"C kugelgestrahlt wurden,
die höchsten maximalen Druckeigenspannungen und die breiteste Schicht mit
Druckeigenspannungen. Der Oberflächenwert der Druckeigenspannungen ist,
anders als bei den nicht vorgesetzten Proben, für alle Bestrahlungstemperaturen
gleich. Ein weiterer Unterschied zwischen nicht vorgesetzten Proben und
vorgesetzten Proben ist die Anisotropie des Spannungszustandes in Tiefen größer
als 0.2 mm unter der Oberfläche. So machen sich mit abnehmenden
bestrahlungsinduzierten Druckeigenspannungen die Vorsetzeigenspannungen
immer stärker bemerkbar, so daß es zu einer Aufspaltung der Eigenspannungen in
O‘/9O'-Richtung und in 45°-Richtung kommt.

In den Eigenspannungskurven, die nach den Lebensdauerversuchen gemessen


wurden, ist in allen Werkstoffzuständen ein Eigenspannungsrückgang gegenüber
den nicht geschwungenen Proben ersichtlich. Die Höhe der erfolgten
Eigenspannungsrückgänge ist stark von der Bestrahlungstemperatur abhängig. Bei
den nicht vorgesetzten Proben weisen die Eigenspannungsverläufe der bei 20"C
und 250’C bestrahlten Drehstäbe nur noch 30% des Eigenspannungsbetrages vor
den Lebensdauerversuchen auf. Im Gegensatz dazu hat bei der nicht vorgesetzten
170‘C-Probe nur ein gemäßigter Eigenspannungsabbau stattgefunden. Nur direkt
auf der Oberfläche der 170"C-Probe beträgt der Eigenspannungswert nach den
Lebensdauerversuchen etwa 60% des Wertes vor den Lebensdauerversuchen.
65

Der Eigenspannungsabbau der vorgesetzten Proben ist weit weniger dramatisch als
im Fall der nicht vorgesetzten Proben. Nach den Lebensdauerversuchen liegt der
Betrag der maximalen Druckeigenspannungen der 20'C-Proben und der 260*C-
Proben bei 70%. der 180‘C-Proben bei 80% des Wertes vor den
Lebensdauerversuchen. Aber wie auch schon bei den nicht vorgesetzten Proben
erwiesen sich die bei 170"C/180'C bestrahlten Proben als besonders stabil während
der Schwingbeanspruchung. Dies zeigt sich drastisch in den Druckeigenspannungen
direkt auf der Oberfläche, wo die stärksten Änderungen gemessen wurden:

Eigenspannung* auf der Probenoberfläche fMPa]

nicht vorgesetzte Proben vorgssetzte Proben


nicht geschwungen geschwungen nicht geschwungen geschwungen
ü* [MPa] a* [MPa] a* [MPa] a* [MPa]

T=20’C -437 -365 -619 -256


T=170/160*0 -679 -441 -667 -504
T=250/260*C -332 -61 -713 -445

* Eigenspannungswerte in 45’-Richtung

Tabelle 3.5: Oberflächeneigenspannungen der verschiedenen Probenzustände


66

3.8 Tiefenprofile der Halbwertsbreiten

Wie auch schon in Kapitel 2. erwähnt, wurden gleichzeitig mit den Eigenspannungen
auch die Halbwertsbreiten der Rückstreupeaks gemessen. Die aufgetragenen Werte
entsprechen dabei dem Mittelwert der Halbwertsbreiten, die bei Theta-Winkeln
zwischen -45‘ und +45' gemessenen wurden. Korrespondierend zu den
Eigenspannungsverläufen wurden die Tiefenverläufe der Halbwertsbreiten
aufgetragen.

Diagramm 3.29: 20"C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen


67

Diagramm 3.30:170"C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen

Diagramm 3.31:250”C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen


68

Diagramm 3.32:20"C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen

Diagramm 3.33:170’C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen


69

Diagramm 3.34: 250°C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen

Diagramm 3.35: 20°C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen


70

Diagramm 3.36:180’C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen

Tiefe [mm]

Diagramm 3.37:260’C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen


71

Diagramm 3.38:20°C-Proben, vorgesetzt, geschwungen

Diagramm 3.39:180’C-Proben, vorgesetzt, geschwungen


72

Tiefe [mm]

Diagramm 3.40:260'C-Proben, vorgesetzt, geschwungen

Die Halbwertsbreitenprofile aller Proben durchlaufen mehr oder weniger ausgeprägt


ein Minimum in der Oberflächenschicht zwischen 0.1 und 0.2 mm, und pendeln sich
dann bei Werten zwischen 4.2" und 3.8' ein. Dabei zeigen die nicht vorgesetzten
Proben ein uneinheitlicheres Verhalten als die vorgesetzten Proben. Während die
Kurven der 20‘C- und der 170*C-Proben in der Oberflächenschicht zwischen 0.0
und 0.3 mm ein Minimum durchlaufen, steigt das Profil der 250’C-Probe direkt an
der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 0.025 mm stark an, um dann langsam wieder
abzufallen. In einer Tiefe von 0.3 mm liegen die Werte aller Proben recht nahe
zusammen und zeigen somit den Halbwertsbreitenwert des Volumenmaterials an.
Wie jedoch ein Vergleich mit Referenzproben ergab, streuen die Oberflächenwerte
weit stärker als die restlichen Meßwerte.
Die Meßwerte der vorgesetzten Proben sind an der Oberfläche fast identisch und
durchlaufen in einer Tiefe zwischen 0.1 und 0.2 mm unterhalb der Probenoberfläche
ein Minimum. Dabei zeigte sich, daß sich mit abfallender Kugelstrahltemperatur das
Minimum deutlicher ausprägt und die Meßkurven bei niedrigeren Halbwertsbreiten
liegen.

Auffällig ist, daß, wie auch schon bei den Eigenspannungsverläufen, die Profile der
20’C- und der 170*0- bzw. der 180*C-Proben näher beieinander liegen als die
Meßverläufe der 250/260*C-Proben mit den 170/180* C-Proben.
Ti

Weiterhin zeigt sich sowohl bei den nicht vorgesetzten als auch bei den vorgesetzten
Proben, daß bei niedrigen Kugelstrahltemperaturen das Minimum der Meßkurve
stärker ausgeprägt ist und daß bei diesen Proben die Meßwerte im allgemeinen
tiefer liegen als die HWB-Werte der Proben, die bei höheren Temperaturen
kugelgestrahlt wurden.

Nach den Lebensdauerversuchen änderten sich die Tiefenprofile der


Halbwertsbreiten. Wie auch schon bei den Eigenspannungsverläufen fallen diese
Änderungen bei den nicht vorgesetzten Drehstäben drastischer aus als bei den
vorgesetzten Proben. Bei allen Drehstäben besteht aber die gleiche Tendenz, sich
dem Gleichgewichtswert des Volumenmaterials (3.8 =< HWBV0|Umen =< 4.2)zu
nähern. So liegen die HWB-Meßwerte der geschwungenen 250/260‘C-Proben leicht
unterhalb der Meßwerte der nicht geschwungenen Proben, während bei den 20'C-
und 170/180'C-Proben eine Erhöhung der Meßwerte nach den
Lebensdauerversuchen festgestellt wurde.
74

3.9 Makroskopische und mikroskopische Bruchflachenuntersuchungen

Die innerhalb von Lebensdauerversuchen gebrochenen Proben wurden sowohl


makroskopisch als auch mikroskopisch im REM untersucht. Die freigelegten
Rrunhflärhön 7ointon hiarhai immer vuiodar nloirhe Charakteristika

Photo 3.1: makroskopische Aufnahme der Bruchfläche


75

So lassen sich schon leicht visuell zwei unterschiedliche Flächen unterscheiden


(Photo 3.1). Die eine Fläche ist verhältnismäßig glatt und glänzend und wird
üblicherweise als Dauerbruchfläche oder Schwingbruchfläche A bezeichnet [54],
während die andere Fläche, die mit Restbruchfläche B bezeichnet wird, eine
grobkörnige und zerklüftete Oberflächenbeschaffenheit aufweist. Auch die Lage der
Bruchflächen bezüglich der Drehstabachse erwies sich als charakteristisch.
So lagen die Schwingbruchflächen immer in 0*- und in 9O’-Richtung bezüglich der
Stabachse, wenn auch die Ausprägung in der einen oder anderen Richtung
verschieden stark sein konnte. Die angegebenen Ausrichtungen sind deshalb von
großer Bedeutung, weil in diesen Flächen die höchsten Schubspannungen im
Torsionsstab vorliegen.
Die Gewaltbruch- oder Restbruchflächen schlossen sehr häufig einen Winkel von
45’, seltener von 90‘ mit der Stabachse ein, d.h. entweder in Richtung der höchsten
Schubspannung, in O'-Richtung oder in Richtung der höchsten auftretenden
Zugspannungen, in 45*-Richtung.

Mit Hilfe von REM-Untersuchungen konnte die typische Entwicklung des erfolgten
Ermüdungssbruches festgestellt werden. So lagen am Bruchausgang immer
Materialinhomogenitäten wie, z.B. Mikrorisse oder nicht metallische Einschlüsse vor.
Die REM-Aufnahmen (Photo 3.2) zeigen an diesen Orten linienartige Verformungen,
die strahlenförmig von dort ausgehen.

Photo 3.2: Bruchausgang


76

Es ist gut bekannt, daß ein solches Verformungsmuster durch die Konzentration der
Zugspannungen an Materialinhomogenitäten hervorgerufen wird [56] - [58]. Der
Bruchausgang wird durch die Schwingbruchfläche begrenzt. Die REM-
Untersuchungen (Photo 3.3) zeigen in der Schwingbruchfläche parallele
Verformungsstufen, die auf die erfolgte plastische Verformung während eines jeden
erfolgten Lastwechsels hinweisen [59] - [61],

Photo 3.3; mikroskopischer Ausschnitt der Schwingbruchfläche


TI

Auffällig ist dabei, daß in der Oberflächenschicht zwischen 0.0 und 0.2 mm unter der
Oberfläche die Verformungsstufen weit weniger dicht vorliegen, als in Probentiefen
tiefer als 0.2 mm. Unterschiede zwischen den Schwingbruchflächen verschiedener
Probenzustände konnten jedoch nicht festgestellt werden. Auch die Flächengröße
der Schwingbruchfläche erwies sich als unabhängig vom Probenzustand. Nur die
nicht vorgesetzten 170'C-Proben, die beim hohen Lasthorizont geschwungen
wurden, zeigen sehr kleine Schwingbruchflächen.

Die Mikrostruktur der Restbruchfläche (Photo 3.4) weist zwei verschiedene


Charakteristika auf. Befindet sich die Restbruchfläche in 45*-Richtung zur
Stabachse, liegt ein Mischbruch vor. So zeigt die REM-Aufnahme sowohl das
Bruchaussehen eines interkristallinen Bruches als auch das eines Wabenbruches.
[60],[62] In diesen Proben haben sich also beim letzten Lastwechsel an den
Komgrenzen Hohlräume oder Waben gebildet, die mit steigender Belastung
zusammenwuchsen, oder die Werkstoffabtrennung erfolgte ohne plastische
Verformung direkt an den Korngrenzen.

Photo 3.4: Restbruchfläche

Dagegen liegt in der Restbruchfläche in 0*-Richtung ein reiner Wabenbruch vor. In


diesen Drehstäben erfolgte somit der Restbruch ausschießlich über die
Hohlraumbildung.
78

3.10 Ergebnisse aus den Makrotexturmessungen

Um die durch das Kugelstrahlen erfolgte Mikrostrukturänderung möglichst


vollständig zu erfassen, wurde die Makrotextur der Probenzustände gemessen.
Aufgrund der Zylindersymmetrie der Proben gibt es nur eine ausgezeichnete
Richtung - die Drehstabachse - in der Probe. Deshalb ist es sinnvoll, die
Meßergebnisse in inversen Polfiguren darzustellen. Hierbei wird die Lage der
Probenachse bezüglich des Kristallkoordinatensystems beschrieben. Die Darstellung
der Makrotextur reduziert sich wegen der kubischen Kristallsymmetrie auf das
Standarddreieck [63],[64]. Wie in den Diagrammen 3.41 bis 3.42 zu erkennen ist,
haben nicht nur die verschiedenen kugelgestrahlten Proben die gleiche schwach
ausgeprägte Textur, sondern zwischen den Texturen der kugelgestrahlten und nicht
kugelgestrahlten Proben liegen ebenfalls keine gravierenden Unterschiede vor. Es
ist damit offensichtlich, daß weder das Kugelstrahlen bei den verschiedenen
Temperaturen noch das Vorsetzen eine Texturänderung verursacht.

Max: zninnnn
Levels

Diagramm 3.41: inverse Polfigur einer nicht vorgesetzten und nicht kugelgestrahlten
Probe
79

Diagramm 3.42: inverse Polfiguren der einzelnen Probenzustände

3.11 Ergebnisse aus den TEM-Untersuchungen

Zur Charakterisierung der Mikrostruktur komplexer technischer Werkstoffe eignet


sich besonders das Transmissions-Elektronen-Mikroskop (TEM). Für das
vorliegende Material stellte sich die Probenpräparation aber als ungewöhnlich
schwierig heraus. So wurde bei der Probenpräparation eine Verformung oder sogar
ein Abplatzen der benötigten dünnen Schichten, des zu untersuchenden Materials,
beobachtet.
80

Von allen Werkstoffzuständen wurden durchstrahlbare Proben, die 100 bis 130 pm
unter der ursprünglichen Drehstaboberfläche lagen, untersucht. Außerdem wurde
auch eine nicht kugelgestrahlte Probe im TEM charakterisiert.

In den TEM-Aufnahmen (Photo 3.5 - 3.8) sind die Martensitplatten innerhalb der
alten Austenitkorngrenzen gut zu erkennen. In den einzelnen Martensitplatten
befinden sich schwarze Nadeln, welche jeweils einen Winkel von 60” untereinander
einschließen. Diese konnten als Anlaßkarbide identifiziert werden, die sich immer
kristallographisch in <111 »-Richtung ausrichten. Die dunkleren Bereiche, bestehend
aus Geflechten von runderen und dunklen Linien, weisen auf Versetzungsstrukturen
hin. Wechseln sich dagegen in sehr kleinen Werkstoffbereichen < 10 /im in
fließender Weise die hellen und die dunklen Bereiche ab, deutet dies auf elastische
Verzerrungen des Materials hin [74][17][18].

Vergleicht man die Mikrostrukturen der ungestrahlten Proben (Photos 3.5 und 3.6)
mit den Mikrostrukturen der kugelgestrahlten Proben (Photos 3.7 und 3.8), so sind
erhebliche Unterschiede ersichtlich. Aufgrund der beim Kugelstrahlen erfolgten
starken plastischen Verformung liegen in den kugelgestrahlten Proben bedeutend
mehr Versetzungen und elastische Verspannungen vor als in den ungestrahlten
Proben.

Dagegen zeigen die im TEM beobachteten Mikrostrukturen weder für die nicht
vorgesetzten und kugelgestrahlten Proben noch für die vorgesetzten und
kugelgestrahlten Proben keine signifikanten Unterschiede.
81

Photo 3.5: TEM-Autnahme einer nicht kugelgestrahlten Probe V: X50K

Photo 3.6: TEM-Autnahme einer nicht kugelgestrahlten Probe V: X10K


82

Photo 3.7:TEM-Aufnahme einer kugelgestrahlten Probe V: X50K

Photo 3.8:TEM-Aufnahme einer kugelgestrahlten Probe V: XI OK


83

4. Diskussion der Versuchsergebnisse

4.1 Nicht vorgesetzte Drehstäbe

Um den Einfluß der Temperatur beim Kugelstrahlen auf die Schwingfestigkeit der
untersuchten Werkstoffe zu verstehen, ist es nützlich, zunächst die Entwicklung des
Bruches bei der Schwingbeanspruchung zu betrachten. Hierzu wurden
mikroskopische und makroskopische Bruchflächenuntersuchungen durchgeführt. Im
Kapitel 3.9 wurde schon erläutert, daß der Bruch an Materialinhomogenitäten, wie
z.B. Einschlüssen seinen Ausgang nimmt. Dabei können die Einschlüsse selbst
brechen, bzw. es treten Grenzflächenablösungen zwischen Einschluß und
Matrixmaterial auf, oder es entwickeln sich aufgrund der stark unterschiedlichen
Elastizitätsmodulen beider Phasen bei der Matrixverformung
Spannungskonzentrationen. An diesen Orten kann es zu einer Überschreitung der
Matrixstreckgrenze und zu lokalen Plastifizierungen kommen. Linienförmige und
radial von diesen Punkten aus laufende plastische Verformungen (Photo 3.2) weisen
auf das dabei aufgebaute Spannungsfeld an diesen Orten hin [60], von wo aus dann
auch die Rißbildung stattfindet. Liegt die Materialinhomogenität innerhalb der
Oberflächenschicht, die von der Kugelstrahlung beeinflußt wird, so können die beim
Kugelstrahlen induzierten Druckeigenspannungen vorliegende Zugspannungen
effektiv vermindern und somit die Rißentstehung und später die Rißausbreitung
verzögern [65] - [70]. Die tatsächlich wirkenden Spannungen während der
Schwingbeanspruchung sind gleich der Summe der von außen wirkenden
Lastspannungen und der im Material vorhandenen Eigenspannungen. Da die
Spannungsintensität direkt von der an der Rißspitze vorliegenden Spannung gemäß
Gl. 1.1 abhängt, fällt diese mit zunehmenden Druckeigenspannungen effektiv ab. Die
durch das Kugelstrahlen induzierten Druckeigenspannungen verringern also die
Spannungsintensität an der Rißspitze und können dadurch die Auslösung des
Bruches verzögern.

Vom Bruchausgang aus, in Ebenen mit den höchsten vorliegenden


Schubspannungen, wird das Material bei jedem Lastwechsei verformt und der Riß
breitet sich infolgedessen in 0'- oder/ und 90'- Richtung bezüglich der
Drehstabrichtung aus. Die dabei entstandenen parallelen Stufen können nach dem
Bruch in der Schwingbruchfläche mit Hilfe des REM gut beobachtet werden.
84

Auffällig ist, daß man in der Oberflächenschicht bis 0.2 mm Tiefe weit weniger
Verformungsstufen in der Schwingbruchfläche findet als unterhalb der Schicht mit
den strahlinduzierten Druckeigenspannungen (Photo 3.3).

Dieser Sachverhalt ist insofern zunächst einmal überraschend, da die höchsten


Lastspannungen im Material auf der Oberfläche vorliegen. Eine erhöhte
Oberflächenhärte scheidet jedoch als Ursache für die stark verminderte plastische
Verformung aus. Wie in Diagramm 3.5 zu sehen ist, bewirkt das Kugelstrahlen keine
Härteänderung in der Oberflächenschicht. Dieser Befund deckt sich auch mit dem
Ergebnis, welches in [71] gefunden wurde. In der genannten Arbeit wird gezeigt, daß
ab einer Streckgrenze von a0 2 = 1000 MPa das Kugelstrahlen keine Änderung mehr
in der Mikrohärte verursacht.

Andererseits findet man aber gerade in dieser Schicht die kugelstrahlinduzierten


Druckeigenspannungen. Diese vermindern also drastisch die wirklich vorliegenden
Spannungen während der Schwingbeanspruchung, so daß in der
Oberflächenschicht das Material weniger verformt wird. Berücksichtigt man, daß
Proben mit Schwingbruchflächen von 150 mm2 mehr als 9x105 Lastwechsel ohne
Bruch ertrugen, wird klar, daß die Stabilität der Oberflächenschicht wesentliche
Bedeutung für die Lebensdauer hat. Offensichtlich erträgt der Drehstab die
plastische Verformung der Rißausbreitung und damit die Materialschädigung so
lange die Probenoberiläche nicht ihre mechanische Stabilität verliert. Der positive
Einfluß der kugelstrahlinduzierten Druckeigenspannungen auf die Schwingfestigkeit
beruht folglich auf zwei Effekten:

1. Die Druckeigenspannungen verzögern die Rißentstehung und dessen


Ausbreitung.

2. Die Druckeigenspannungen verhindern die plastische Verformung und


damit die Schädigung der Oberflächenschicht.

Je höher die Druckeigenspannungen, je breiter die druckeigenspannungsbehaftete


Schicht und je stabiler die Schicht mit Druckeigenspannungen während der
Schwingbeanspruchung, um so größer ist ihr positiver Einfluß auf die
Schwingfestigkeit.

Aus den vorausgegangenen Erläuterungen folgt, daß die


druckeigenspannungsbehaftete Oberflächenschicht wesentliche Bedeutung
hinsichtlich der Lebensdauer der Proben hat.
85

Dies wird noch verständlicher, wenn man bedenkt, daß neben den im Material
vorhandenen Defekten, wie Einschlüsse oder Mikrorisse, an der Oberfläche
zusätzliche Defekte, wie z.B. Kerben und Risse, auftreten können. Dagegen sind die
Änderungen des Lastspannungsverlaufes innerhalb der Oberflächenschicht, die
durch die Kugelbestrahlung beeinflußt werden, gering. Bei einem Probenradius von
11 mm und einer Breite der Oberflächenschicht von 0.3 mm beträgt die Änderung
der Lastspannung maximal 3%. Bei den vorgesetzten Proben ist diese Änderung
noch geringer. Da die Lastspannungen in der Oberflächenschicht annähernd
konstant sind, wird die örtliche Verteilung der tatsächlich wirkenden Spannungen
weitgehend vom Eigenspannungsverlauf bestimmt.

Vergleicht man die Eigenspannungsverläufe der nicht vorgesetzten Proben


untereinander, so zeigt sich, daß mit steigender Strahltemperatur die Höhe und die
Breite der Schicht mit Druckeigenspannungen zunehmen.

200

■«'-200

CT
C
c -600
c
«
« -800
<5
CB
ill1,000

-1,200

-1,400
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4 0.45 0.5
Tiefe [mm]

Diagramm 4.1: Druckeigenspannungsverläufe nicht vorgesetzter Drehstäbe vor


der Schwingbeanspruchung

Der Grund für dieses Verhalten ist der Abfall der Streckgrenze mit zunehmender
Temperatur, was eine stärkere Verformung des Materials beim Kugelstrahlen
ermöglicht, so daß höhere Eigenspannungsbeträge induziert werden.
86

Andererseits besitzen die bei 250°C bestrahlten Proben die niedrigsten


Druckeigenspannungen auf der Oberfläche. Dieses Verhalten könnte durch
Rißbildung direkt an der Oberfläche beim Kugelstrahlen verursacht werden. Dabei
wird die Oberflächenstreckung beim Kugelstrahlen teilweise durch Rißbildung
übernommen. Da mit zunehmender Temperatur die Anzahl und Länge der Risse,
vergrößert wird, verringert sich dementsprechend der Anteil der plastischen
Dehnung an der gesamten vom Material erfahrenen Deformation. Da aber das
Induzieren von Eigenspannungen mit der plastischen Verformung verbunden ist,
verringern sich somit auch die Druckeigenspannungen an der Probenoberfläche. Bei
zunehmender Rißhäufigkeit mit steigender Temperatur (Diagramme 3.8 und 3.9),
sollten sich somit auch die induzierten Druckeigenspannungen auf der
Probenoberfläche verringern.

Werden die Proben einer mechanischen Belastung unterworfen, können sich


Makroeigenspannungen auch schon bei recht niedrigen Temperaturen verändern.
So bewirken die beschriebenen plastischen Verformungen bei der Rißbildung und
Rißausbreitung sicherlich auch einen Abbau der Eigenspannungen. Aber auch an
anderen Stellen der Proben kann es zu lokalen Überschreitungen der Streckgrenze
kommen und somit zu mikroplastischen Verformungen, welche die
Druckeigenspannungen reduzieren. Weiterhin kann sich die Versetzungsdichte und -
Struktur der Proben während der Schwingbeanspruchung verändern. Mögliche
Veränderungen sind zum Beispiel, das Umgehen von Hindernissen durch
Versetzungen, das Quergleiten oder Klettern von Versetzungen sowie das
gegenseitige Auslöschen von Versetzungen, so daß sich die Versetzungsdichte
erniedrigt und das Material einen energetisch günstigeren Zustand einnimmt. Die
beschriebenen Vorgänge bezeichnet man als dynamische Erholung und sie treten
um so deutlicher auf, je höher die Versetzungsdichte vor der
Schwingbeanspruchung, je größer die Spannungsamplitude, die Lastspielzahl und
die Probentemperatur ist. Während plastische Verformungen durch gerichtete
Versetzungsbewegungen ausschließlich zu einem Abbau der
Makroeigenspannungen führen, erniedrigen Erholungsvorgänge sowohl die Makro­
ais auch die Mikroeigenspannungen [72], [78].
Die nach den Lebensdauerversuchen durchgeführten Eigenspannungsmessungen
zeigten einen beträchtlichen Rückgang der Druckeigenspannungen in den
untersuchten Drehstäben.
Dieser war, wie aus Bild 4.2 hervorgeht, für die bei 20"C und bei 250'C bestrahlten
Proben wesentlich größer als für die bei 170’C kugelgestrahlten Proben.
87

Dabei auftretende Unregelmäßigkeiten in den Tiefenverläufen der Eigenspannungen


sind insofern verständlich, da der Abbau der Eigenspannungen stark von der
örtlichen Mikrostruktur abhängt.

Tiefe [mm]

Diagramm 4.2: Eigenspannungsverläufe der nicht vorgesetzten Proben nach der


Schwingbeanspruchung

Der Grund für den geringeren Rückgang der Druckeigenspannungen in den bei
170'C kugelgestrahlten Proben ist offenbar eine mechanisch stabilere
Versetzungsstruktur in diesen Proben. Diese wird durch dynamische
Reckalterungsvorgänge während des Kugelstrahlens selber und durch statische
Reckalterungsvorgänge während des Abkühlens nach dem Kugelstrahlen bedingt.
Dabei findet eine verstärkte elastische Wechselwirkung zwischen diffundierenden
Kohlenstoffatomen und den Versetzungen statt, was zu Versetzungsblockierungen
führt und somit zu einer erhöhten mechanischen Stabilität der Versetzungsstruktur.
Die Behinderung der Versetzungsbewegung ist am größten, wenn die
Versetzungsgeschwindigkeit etwa im Bereich der Geschwindigkeit der
diffundierenden Kohlenstoffatome ist [86],[87], So findet z.B. in dem normgeglühten
Stahl Ck45 die größte dynamische Behinderung der Versetzungsbewegung bei T =
330" C statt [92],
Man kann somit davon ausgehen, daß auch in dem untersuchten vergüteten Stahl
bei einer näherungsweise gleichen Temperatur die größt mögliche dynamische
Versetzungsblockierung erfolgen würde.
88

Da aber im angelassenen Martensit nur noch sehr geringe Konzentrationen von


Kohlenstoff gelöst sind, kann es bei Versetzungen, welche nicht durch
Kohlenstoffatome blockiert werden, während des Kugelstrahlens und während des
Abkühlens nach dem Kugelstrahlen auch zu Erholungsprozessen kommen. Die
Reckalterung und die Erholungsvorgänge durch Versetzungsumordnungen
konkurrieren in der Weise miteinander, daß, bei einer Temperatur um 170‘C die
stabilste Versetzungsstruktur, die durch Kohlenstoffwolken und feinste Karbide
verankert wird, auftritt. Trotz dynamischer Reckalterung beim Kugelstrahlen und
statischer Reckalterung nach dem Kugelstrahlen zeigen die bei 250°C gestrahlten
Proben aufgrund der höheren Temperatur beim Abkühlen nach dem Kugelstrahlen
stärker ausgeprägte Erholungseffekte als die Drehstäbe, welche bei 170°C
kugelgestrahlt wurden. Durch erholungsbedingte Versetzungsumordnungen weisen
die bei 250°C gestrahlten Proben eine weniger stabile Versetzungsstruktur auf, die
bei der Schwingbeanspruchung für den ausgeprägten Makroeigenspannungsabbau
verantwortlich ist.
Bei den bei Raumtemperatur gestrahlten Proben können aufgrund der niedrigen
Temperatur und der kurzen Prozeßdauer von nur wenigen Minuten
Reckalterungsvorgänge kaum oder zumindest in einem viel geringeren Maße als bei
den bei 170‘C gestrahlten Proben stattfinden. Die Stabilisierung der
Versetzungsstruktur durch Kohlenstoffatome, welche sich im Verzerrungsfeld von
Versetzungen anlagern und diese dadurch blockieren, findet bei diesen Proben
kaum statt. Es ist deshalb zu erwarten, daß, im Gegensatz zu den bei 170"C
gestrahlten Proben, die bei 20’C kugelgestrahlten Proben eine weniger stabile
Versetzungsstruktur aufweisen, so daß sich während der Schwingbeanspruchung
die Druckeigenspannungen stärker abbauen.

Zusätzlich wird der Druckeigenspannungsabbau im oberflächennahen Bereich durch


die beim Kugelstrahlen induzierten Risse an der Oberfläche beeinflußt. Während der
Schwingbeanspruchung bilden diese Risse Ausgangspunkte für mikroplastische
Verformungen und induzieren somit einen Druckeigenspannungsabbau in dieser
Zone. Entsprechend der hohen Rißhäufigkeit der bei 250'C gestrahlten Proben
weisen diese Proben auch den größten Druckeigenspannungsabbau auf der
Oberfläche nach der Schwingbeanspruchung auf.

Unter Beachtung der genannten Punkte folgt, daß die Eigenspannungen der bei
170‘C gestrahlten Proben den günstigsten Verlauf bezüglich der Lebensdauer der
nicht vorgesetzten Proben haben.
89

Zwar sind in den Eigenspannungsverläufen der bei 250“C kugelgestrahlten Proben


die höchsten Druckeigenspannungen zu finden, doch zeigen die bei 170°C
gestrahlten Proben höhere Druckeigenspannungen direkt auf der Oberfläche und die
Druckeigenspannungen besitzen die höchste Stabilität während der
Schwingbeanspruchung.

REM-Untersuchungen zeigten, daß während der Schwingbeanspruchung das


Material über einen langen Zeitraum hinweg plastisch verformt wurde. Hierbei stellte
sich heraus, daß die Schwingbruchflächenanteile (vgl. Tabelle 4.1) der bei 170°C
gestrahlten Proben weit kleiner sind als die der nicht vorgesetzten Proben, welche
bei 20'C und bei 250'C kugelgestrahlt wurden. Besonders die Proben, die auf dem
hohen Lasthorizont geprüft wurden, zeigen deutlich diesen Sachverhalt. Weiterhin
wurde während der Schwingbeanspruchung bei den bei 170'C gestrahlten Proben
eine viel niedrigere Oberflächentemperatur von etwa 40 - 50’C gemessen als in den
bei 20*0 und bei 250’C kugelgestrahlten Proben, bei denen diese etwa 80 - 90"C
betrug.
Daraus folgt, daß die bei 170’C gestrahlten Proben während der
Schwingbeanspruchung viel weniger plastisch verformt wurden als die Proben, die
bei 20‘C oder bei 250’C kugelgestrahlt wurden. Die 170‘C-Proben sind aber auch
diejenigen Proben mit der höchsten Lebensdauer der nicht vorgesetzten Drehstäbe
(Tabelle 3.1 und 3.2).

0 = 560 ± 560 MPa


T = 20’C T= 170‘C T = 250‘C
Afichwinahr [mm^] 122 2 26
a = 560 ± 513 MPa
T = 20’C T = 170‘C T = 250’C
Asnhwlnnbr [mm2] 13 6 15

Tabelle 4.1: Mittelwerte der Schwingbruchflächen nicht vorgesetzter Proben

Da in den bei 170"C kugelgestrahlten Proben eine nur geringe plastische


Verformung während der Schwingbeanspruchung stattgefunden hat, folgt daraus,
daß in diesen Proben, die mechanische Stabilität der Oberflächenschicht viel größer
ist als in den anderen Proben. Es ist verständlich, daß die hohe mechanische
Stabilität der Oberfläche der bei 170'C gestrahlten Proben durch die große Stabilität
der Druckeigenspannungen verursacht wird.
90

Neben den diskutierten Druckeigenspannungen besitzt auch die


Oberflächentopographie einen wesentlichen Einfluß auf die Schwingfestigkeit. Die
Meßwerte der Oberflächenrauhigkeit zeigen jedoch nur sehr kleine Unterschiede
zwischen den einzelnen Probenzuständen, wie in den Tabellen 3.3 und 3.4 zu sehen
ist. Die Kugelstrahltemperatur beeinflußt die Oberflächenrauhigkeit nur geringfügig.
Zwischen den Lebensdauern der Proben und der Oberflächenrauhigkeit konnte
keinerlei Abhängigkeit nachgewiesen werden.

In metallographischen Untersuchungen wurde festgestellt, daß sich beim


Kugelstrahlen Risse bilden. Dabei wurde eine ausgeprägte Abhängigkeit zwischen
der Häufigkeit dieser Mikrorisse in der Oberfläche und der Strahltemperatur
gefunden (Diagramme 3.8 und 3.9). So nahm mit steigender Strahltemperatur nicht
nur die Gesamtzahl der Mikrorisse zu, sondern auch die Länge der Mikrorisse und
ihre Tiefe unter der Oberfläche.
Es ist bekannt, daß Mikrorisse die Lebensdauer der Schwingproben verkürzen, da
sich an der Rißspitze Spannungskonzentrationen ausbilden und somit als
Bruchausgang wirken können. Die Mikrorisse können aber auch bei
Beanspruchungen weit unter der Streckgrenze plastische Verformung auslösen, was
wiederum mit einem lokalen Eigenspannungsabbau verbunden ist. Dieses Verhalten
wird besonders deutlich, wenn man den Eigenspannungsabbau auf der
Probenoberfläche betrachtet (vgl. Tabelle 4.2).

Eigenspannungen auf der Probenoberfiäche (MPa]

nicht geschwungen N=0 geschwungen N=Np Spannungsdifferenz

T = 20°C -437 -365 -72


T = 170*C -679 -441 -238
T = 250*C -332 -61 -271

Tabelle 4.2: Eigenspannungen auf der Probenoberfläche nicht vorgesetzter Proben

Der größte Spannungsabbau an der Oberfläche hat bei den bei 250’C gestrahlten
Proben stattgefunden. Dies sind aber gerade die Proben, in denen die meisten
Mikrorisse in der Oberfläche gefunden wurden. Dagegen bauten sich die
Druckeigenspannungen in der Oberfläche der bei 20’C gestrahlten Proben, welche
die Proben mit der geringsten Mikrorißhäufigkeit sind, in einem geringeren Maße ab
als in den Proben, die bei den höheren Temperaturen kugelstrahlt wurden.
91

Den größten Maximalbetrag der Druckeigenspannungen an der Probenoberfläche


nach der Schwingbeanspruchung besitzen aber die bei 170'C kugelgestrahlten
Proben. Ursache hierfür ist, daß diese Proben den höchsten Ausgangswert der
Druckeigenspannung an der Oberfläche vor der Schwingbeanspruchung und die
mechanisch stabilste Versetzungsstruktur haben.

Die Schwingfestigkeit der nicht vorgesetzten Drehstabproben, die bei verschiedenen


Temperaturen kugelgestrahlt worden sind, wird also von zwei gegenläufigen
Effekten bestimmt:

• Mit steigender Strahltemperatur werden höhere Druckeigenspannungen ins


Material eingebracht und die Dicke der Oberflächenschicht mit
Druckeigenspannungen nimmt zu.
Dabei weisen die bei 170’C gestrahlten Proben den geringsten Abbau der
Druckeigenspannungen während der Schwingbeanspruchung auf.
Die Druckeigenspannungen können einerseits die Rißbildung und die
Rißausbreitung verzögern, andererseits verhindern sie, daß die
Schädigungszone, welche durch das Fortschreiten des Risses entsteht, die freie
Oberfläche erreicht und den Bruch auslöst, so daß dadurch die Schwingfestigkeit
erhöht wird.

• Andererseits werden bei höheren Strahltemperaturen mehr Mikrorisse in der


Oberflächenschicht erzeugt. Die Mikrorisse haben dann auch eine größere Länge
und Tiefe unter der Oberfläche. Gemäß Gleichung 1.1 nimmt die
Spannnungskonzentration mit der Länge des Risses zu. Bei höheren
Kugelstrahltemperaturen erhöht sich also nicht nur die Gesamtzahl der
induzierten Risse und die Breite der geschädigten Oberflächenschicht, sondern
auch die Wirksamkeit der Risse. Die Risse können, wenn sie eine kritische Länge
überschreiten, als Bruchausgang wirken.
Andererseits fördern sie auch die Spannungsrelaxation während der
Schwingbeanspruchung und verringern damit die Druckeigenspannungen an der
Oberfläche. Beide Effekte verringern die Schwingfestigkeit.

Die Gegenläufigkeit der beiden Effekte erklärt die in den Lebensdauerversuchen


gewonnenen Ergebnisse. So ist zum Beispiel verständlich, daß die bei 170‘C
gestrahlten Proben die höchsten Lebensdauern vorweisen, da sie mittelhohe
Druckeigenspannungen bei nur mittleren Rißkonzentrationen in der
Oberflächenschicht vorweisen.
92

Weiterhin relaxieren die Druckeigenspannungen der 170‘C-Proben weit weniger als


die Proben, die bei 20’C oder bei 250’C kugelgestrahlt wurden.
Die hohe Stabilität der Druckeigenspannungen in den 170"C-Proben unterdrückt
mikroplastische Verformungen, so daß sich diese Drehstäbe weniger während der
Schwingbeanspruchung erwärmen und nach dem Bruch kleinere
Schwingbruchflächen vorweisen.
Die nur geringe plastische Verformung der bei 170'C gestrahlten Proben während
der Schwingbeanspruchung ist wiederum die Ursache für die niedrige Streuung der
Lebensdauern der 170‘C-Proben (siehe Diagramme 3.1 - 3.4).

Lasthorizont: 560 ± 560 MPa 560 ± 513 MPa


Tiefe des Bruchausg: 0.2 a X > 0 0.2 <X 0.2 > X > 0 0.2 <X
(mm]

T = 20*C 78% 22% 100% 0%


T= 170’C 50% 50% 20% 80%
T = 250’C 60% 40% 83% 17%

Tabelle 4.3: Statistik der Bruchausgänge nicht vorgesetzter Proben

Betrachtet man Tabelle 4.3, so fällt weiterhin auf, daß bei den 20‘C- und den 250’C-
Proben die Wahrscheinlichkeit, den Bruchausgang in Oberflächentiefen zwischen
0.0 und 0.2 mm zu finden, mit fallendem Lasthorizont zunimmt, während sie bei den
170"C-Proben abnimmt. Dieser Sachverhalt wird verständlich, wenn man bedenkt,
daß der Rißausgang dort am wahrscheinlichsten ist, wo die höchsten tatsächlich
wirkenden Zugspannungen auftreten [40].

Kommt es zu einem stärkeren Abfall der induzierten Druckeigenspannungen


während der Schwingbeanspruchung, so wird die Summe der momentan wirkenden
Last- und Eigenspannungen im immer stärkeren Maße von den Lastspannungen
bestimmt, die, wie auch schon in Kapitel 1. erwähnt wurde, proportional mit dem
Probenradius zunehmen. Ein solcher Abfall der induzierten Druckeigenspannungen
wurde aber gerade bei den bei 20"C und bei 250‘C gestrahlten Proben festgestellt.
In diesen Proben nimmt somit die Wahrscheinlichkeit, den Bruchausgang direkt in
der Oberflächenschicht zu finden, mit steigendem Lasthorizont weiter ab, da die
Zone, in denen die wirklich auftretenden, lokalen Spannungen, die die örtliche
Dauerfestigkeit des Materials überschreiten, weiter in das Innere des Drehstabes
reichen.
Dagegen sieht man in den bei 170’C kugelgestrahlten Proben den umgekehrten
Effekt.
93

Da nur ein geringer Abbau der Druckeigenspannungen während der


Schwingbeanspruchung stattfindet, werden die tatsächlich wirkenden, lokalen
Spannungen in der Oberfläche durch die induzierten Druckeigenspannungen
bestimmt. Die höchsten Zugspannungen treten also direkt unterhalb der Schicht mit
den induzierten Druckeigenspannungen auf. Eine Erhöhung des Lasthorizontes führt
somit dazu, daß die Zone, in der die tatsächlich wirkenden Spannungen die örtliche
Dauerfestigkeit überschreiten, weiter an die Oberfläche wandert. In diesem Falle
steigt also die Wahrscheinlichkeit den Bruchausgang in der Oberflächenschicht zu
finden, mit steigendem Lasthorizont.

Daß die Bruchausgänge eines Probenzustandes nicht immer in derselben Tiefe


unter der Probenoberfläche liegen, ist im Spannungsbeitrag der Mikrodefekte
begründet. Wie auch schon erwähnt wurde, konzentrieren sich die Spannungen an
Mikrodefekten und verursachen Unstetigkeiten im Verlauf der wirklich auftretenden
Spannungen.

4.2 Vorgesetzte Drehstäbe

Wie die Versuchsergebnisse sowohl der nicht vorgesetzten als auch der
vorgesetzten Proben zeigen, hängt die Schwingfestigkeit im erheblichen Maße von
der Kugelstrahltemperatur ab. Auffällig ist dabei jedoch, daß die höchsten
Lebensdauern der nicht vorgesetzten Proben im mittleren Temperaturbereich von
17O'C/18O’C liegen, während bei den vorgesetzten Proben die höchste
Kugelstrahltemperatur zu den höchsten Lebensdauern führt. Da sich beide
Probenzustände nur durch die beim Vorsetzen eingebrachte plastische Verformung
unterscheiden, muß diese für das unterschiedliche Verhalten in der
Schwingfestigkeit verantwortlich sein.

Die Diagramme 3.14 und 3.15 zeigen den Eigenspannungsverlauf der


Drehstabprobe nach dem Vorsetzen. Wird nun eine vorgesetzte Probe auf Torsion
beansprucht, befindet sich die am höchsten belastete Schicht nicht mehr am
Probenrand, sondern unter der Probenoberfläche. Im Gegensatz zu den nicht
vorgesetzten Proben ist die am höchsten beanspruchte Schicht und die Schicht, die
durch das Kugelstrahlen beeinflußt wird, nicht mehr identisch.
94

Betrachtet man die Spannungen des belasteten Drehstabes vor dem Kugelstrahlen,
so steigen die Spannungen in der Oberflächenschicht nicht mit dem Radius an, wie
bei den nicht vorgesetzten Proben, sondern fallen vielmehr mit dem Radius ab.

Vergleicht man nun zunächst die Ergebnisse der makroskopischen und


mikroskopischen Bruchflächenuntersuchungen miteinander, so findet man die
gleichen charakteristischen Merkmale wie in den Bruchflächen der nicht
vorgesetzten Proben (siehe Photo 3.1 - 3.4).
Auch bei den vorgesetzten Proben geht der Bruchausgang von
Materialinhomogenitäten aus, von denen sich stufenweise mit jedem Lastwechsel
die plastische Verformung ausbreitet, bis der Bruch eintritt.

o = 560 ± 560 MPa


T = 20‘C T= 180"C T = 260'C
103 54 14
<7 = 560 + 513 MPa
T = 20“C T= 180‘C T = 260‘C
ÄSchwinabr. [h?0?2! 48 16 219

Tabelle 4.4: Mittelwerte der Schwingbruchflächen vorgesetzter Proben

Im Gegensatz zu den nicht vorgesetzten Drehstäben zeigen die vorgesetzten


Proben jedoch keine signifikanten Unterschiede der Oberflächentemperatur während
der Schwingbeanspruchung, und auch die Größe der Schwingbruchflächen gibt
hinsichtlich des Lasthorizontes und der Kugelstrahltemperatur nicht dasselbe
eindeutige Verhalten wieder, wie bei den nicht vorgesetzten Proben. Bezüglich der
stattfindenden plastischen Verformung in den Proben während der
Schwingbeanspruchung läßt sich somit keine eindeutige
Kugelstrahltemperaturabhängigkeit feststellen.

Da die durch das Kugelstrahlen eingebrachten Eigenspannungsbeträge weit größer


sind als die durch das Vorsetzen induzierten Eigenspannungen, sind die gleichen
Eigenspannungsverläufe zu erwarten, wie für die nicht vorgesetzten Proben. Diese
Vermutung wird durch die Messungen bestätigt. Insbesondere in 0"- und in 90"-
Richtung ähneln die Eigenspannungsverläufe der vorgesetzten Drehstäbe denen
nicht vorgesetzter Drehstäbe.
95

Tiefe [mm]

Diagramm 4.3: Eigenspannungverläufe vor der Schwingbeanspruchung

Wie auch schon bei den nicht vorgesetzten Proben, nehmen die
Druckeigenspannungen und die Breite der Schicht mit Druckeigenspannungen mit
steigender Kugelstrahltemperatur zu, da natürlich wie auch schon bei den nicht
vorgesetzten Proben die Streckgrenze mit steigender Temperatur abfällt.
Auffällig ist, daß die Druckeigenspannungsbeträge auf der Probenoberfläche der
einzelnen Probenzustände auch leicht mit der Strahltemperatur ansteigen, während
für die nicht vorgesetzten Drehstäbe der niedrigste Oberflächenwert der
Druckeigenspannungen für die 250‘C-Proben gefunden wurde. Die Ursache für
dieses Verhalten muß die durch das Vorsetzen erfolgte Veränderung des
Verfestigungsverhaltens sein. So ändert sich zwar nicht der Anteil der Streckung der
Oberflächenschicht über die Rißbildung durch das Vorsetzen, doch bewirkt das
Vorsetzen eine Vergrößerung der plastischen Dehnung des Materials. Es zeigte sich
insbesondere für Federnstähle, daß eine Vorverformung in einer Richtung die
Erniedrigung der Fließgrenze bei einer nachfolgenden Verformung in
entgegengesetzter Richtung zur Folge haben kann [88], [89], Dieser Vorgang,
welcher als Bauschinger-Effekt bezeichnet wird, erklärt warum bei annähernd
gleicher Kugelstrahltemperatur das Material vorgesetzter Proben stärker verformt
wird als bei nicht vorgesetzten Proben.
96

Die stärkere plastische Verformung zeigt sich einerseits in den höheren maximalen
Druckeigenspannungsbeträgen der vorgesetzten Proben andererseits in den
höheren Druckeigenspannungen an der Oberfläche der vorgesetzten Drehstäbe.

Wie in den Diagrammen 3.20 bis 3.22 zu sehen ist, ist der Eigenspannungszustand
bis zu einer Tiefe von 0.2 mm annähernd isotrop, und erst mit dem Steilabfall der
Druckeigenspannungen bei ab etwa 0.2 mm Tiefe laufen die Meßkurven, die in
verschiedenen Richtungen aufgenommen wurden, auseinander. Der
Eigenspannungsverlauf wird dann weitgehend durch Vorsetzeigenspannungen
°
bestimmt. Diese liegen für die 45· -Richtung bei etwa +100 MPa und für die 90 - und
o· -Richtung bei -200 MPa. Für den Vergleich der Eigenspannungsverläufe der bei
verschiedenen Temperaturen kugelgestrahlten Proben wurden die in 90" -Richtung
bestimmten Meßwerte aufgetragen.

Betrachtet man weiterhin die Häufigkeit der Mikrorisse in der Probenoberfläche, so


findet man nicht nur das gleiche Temperaturverhalten wie bei den nicht vorgesetzten
Drehstäben, sondern auch die Absolutwerte der Rißhäufigkeit der vorgesetzten
Proben entsprechen denen der nicht vorgesetzten Drehstäbe. Mit steigender
Strahltemperatur nimmt sowohl die Rißhäufigkeit, die Tiefe der Risse unter der
Probenoberfläche, als auch die Rißlängen zu.

Ein Vergleich der Härteprofile zeigt ebenfalls, wie auch schon für die nicht
vorgesetzten Drehstäbe, keine Änderung der Härte durch das Kugelstrahlen.
Will man nun den Abbau der Druckeigenspannungen bei den verschiedenen
vorgesetzten Probenzuständen diskutieren, muß berücksichtigt werden, daß die
höchstbeanspruchte Zone nicht mit der Schicht, die durch das Kugelstrahlen
beeinflußt wird, identisch ist. Die vorgesetzten Proben werden also an der
Oberfläche weniger beansprucht als die nicht vorgesetzten Drehstäbe. Dieser
wesentliche Unterschied zwischen nicht vorgesetzten und vorgesetzten Drehstäben
wirkt sich deutlich auf die Eigenspannungsverläufe nach der Schwingbeanspruchung
aus. Für alle Strahltemperaturen sind bei den vorgesetzten Drehstäben weit
geringere Druckeigenspannungsrückgänge zu erkennen als im Fall der nicht
vorgesetzten Proben.
97

Tiefe [mm]

Diagramm 4.4: Eigenspannungsverläufe nach der Schwingbeanspruchung.

Der Grund für dieses Verhalten ist die Überlagerung der Lastspannungen mit den
beim Vorsetzen eingebrachten Eigenspannungen. Wie schon erläutert wurde,
werden die an der Oberfläche auftretenden effektiven Spannungen durch die
Vorsetzeigenspannungen herabgesetzt, so daß die vorgesetzten Drehstäbe bei
gleicher Lastspannung weit weniger belastet werden als die nicht vorgesetzten
Proben.
Aufgrund der geringeren Belastung finden im Material weniger mikroplastische
Verformungen statt. Somit relaxieren die Druckeigenspannungen der vorgesetzten
Proben während der Schwingbeanspruchung weit weniger als die der nicht
vorgesetzten Proben. Da sich die Druckeigenspannungsverläufe der vorgesetzten
Drehstäbe sowohl vor als auch nach der Schwingbeanspruchung weit weniger
unterscheiden als bei den nicht vorgesetzten Proben und auch die Wirksamkeit der
Mikrorisse aufgrund der geringeren Belastung herabgesetzt ist, wird verständlich,
warum bei den vorgesetzten Proben hinsichtlich der Größe der Schwingbruchfläche
und der Oberflächentemperatur beim Schwingen keine Unterschiede bezüglich der
Kugelstrahltemperatur gefunden wurden.
Im allgemeinen findet man aber auch bei den vorgesetzten Proben, daß die bei
180'C gestrahlten Proben einen geringeren Druckeigenspannungsabbau zeigen als
die bei 20‘C und bei 260'C gestrahlten Proben.
98

Maßgebend hierfür ist wie bei den nicht vorgesetzten Proben das Auftreten
dynamischer Reckalterung während und der statischen Reckalterung nach dem
Kugelstrahlen bei 180‘C. Wie schon für die nicht vorgesetzten Drehstäbe erläutert
wurde, finden bei den bei 20’C gestrahlten Proben weder Reckalterungsvorgänge
noch Erholungsvorgänge aufgrund der niedrigen Temperatur statt, während bei den
260‘C-Proben trotz dynamischer und statischer Reckalterungsprozesse bei und
nach dem Strahlen ausgeprägte Erholungsvorgänge durch Versetzungsumordnung
denkbar sind. Die 20'C - und die 260’C - Proben haben deshalb eine weniger stabile
Versetzungsstruktur, so daß bei diesen Proben ein größerer
Druckeigenspannungsrückgang während der Schwingbeanspruchung stattfindet als
bei den bei 180’C kugelgestrahlten Proben.

Betrachtet man nun die Druckeigenspannungswerte auf der Oberfläche, so zeigt


sich der Einfluß der größeren Oberflächenschädigung bei den höheren
Strahltemperaturen deutlich im Oberflächenwert der Druckeigenspannungen der
260"C-Proben:

Eigenspannunqen auf der Probenoberfläche [MPal

nicht geschwungen N=0 geschwungen N=Np Spannungsdifferenz


T = 20'C -619 -256 -363
T=180’C -667 -504 -163
T = 260’C -713 -445 -268

Tabelle 4.5: Eigenspannungen auf der Probenoberfläche vorgesetzter Proben

Aufgrund der größten Rißhäufigkeit in der Oberfläche der 260°C-Proben ist der
Druckeigenspannungsrückgang hier beträchtlich größer als bei den 180‘C-Proben.
Weiterhin ist der starke Rückgang der Druckeigenspannungen bei den bei 20" C
kugelgestrahlten Proben insofern verständlich, da dieser Probenzustand zwar die
geringsten Rißkonzentrationen in den Probenoberflächen aufweisen, andererseits
aufgrund der nicht auftretenden Reckalterung viele mobile Versetzungen enthält, die
leichter aktiviert werden und zum Eigenspannungsabbau beitragen.
In den Diagrammen 3.26 bis 3.28 zeigt sich weiterhin, daß die
Eigenspannungsrückgänge nicht isotrop sind, sondern in 45‘-Richtung am stärksten
ausgeprägt sind.
Es ist offensichtlich, daß sich die Oberflächenschädigung durch die Mikrorisse in den
vorgesetzten Proben weit schwächer auswirkt als in den nicht vorgesetzten
Drehstäben. Da in den vorgesetzten Proben die Oberflächenschicht weit weniger
belastet wird, wird in diesen Proben die Wirksamkeit der Mikrorisse herabgesetzt.
99

Weiterhin sind in sämtlichen vorgesetzten Proben die Druckeigenspannungen


wesentlich stabiler als in den nicht vorgesetzten Probenzuständen. Somit ist der
Eintluß der Druckeigenspannungen auf das Ermüdungverhalten der Proben weit
stärker ausgeprägt als der Einfluß der Oberflächenrisse. Aufgrund der Dominanz des
positiven Einflusses der induzierten Druckeigenspannungen gegenüber dem
negativen Einfluß der Oberflächenrisse haben die Proben, die bei der höchsten
Kugelstrahltemperatur gestrahlt wurden und somit die höchsten
Druckeigenspannungen aufweisen, die höchste Lebensdauer.

Daß die größte Belastung unterhalb der Oberfläche auftritt, erklärt weiterhin, warum
die Wahrscheinlichkeit, den Bruchausgang direkt in der Oberfläche zu finden, mit
steigendem Lasthorizont zunimmt.

Lasthorizont: 560 ± 560 MPa 560 + 513 MPa


Tiefe des Bruchausg: 0.2 > X > 0 0.2 < X 0.2 > X > 0 0.2 <X
[mm]
T = 20'C 100% 0% 80% 20%
T = 170*C 88% 12% 67% 33%
T = 250’C 57% 43% 20% 80%

Tabelle 4.6: Statistik der Bruchausgänge vorgesetzter Proben

Treten nämlich höhere Lastspannungen auf, verschiebt sich die Zone, wo die
tatsächlich wirkenden Zugspannungen die örtliche Dauerfestigkeit überschreiten,
näher an die Oberfläche.
Weiterhin erkennt man, daß bei gleichem Lasthorizont die Wahrscheinlichkeit, daß
der Bruchausgang in der Oberflächenschicht liegt, mit steigender
Kugelstrahltemperatur sinkt. Dieser Sachverhalt koinzidiert mit den
Eigenspannungsverläufen, die nach den Lebensdauerversuchen gefunden wurden.
So liegen die höchsten Druckeigenspannungen in den bei 250'C kugelgestrahlten
Proben vor. Die Wahrscheinlichkeit, daß In der Oberfläche dieser Proben lokal die
Dauerfestigkeit überschritten werden kann, ist demnach in diesen Proben am
geringsten.
100

4.3 TEM-Untersuchungen, HWB-Messungen und Makrotexturen

In der bisherigen Diskussion wurden vor allem diejenigen Eigenschaftsänderungen


diskutiert, deren Einfluß auf die Schwingfestigkeit bekannt ist. Für ein tieferes
Verständnis der Materialeigenschaften wurden aber noch weiterreichende
Untersuchungen durchgeführt.

So ist eine wesentliche Werkstoffeigenschaft die Textur des Materials. Es ist


bekannt, daß fast alle mechanischen Verarbeitungen, wie z.B. Walzen, Ziehen,
Pressen usw., Änderungen in der Textur verursachen.
Da auch das Kugelstrahlen ein mechanischer Verarbeitungsprozeß ist, der zu
großen Änderungen in der Oberfläche des Werkstoffes führt, wurde auch innerhalb
dieser Untersuchung die Textur der einzelnen Probenzustände gemessen. Dabei
wurde festgestellt, daß das ungestrahite Ausgangsmaterial eine ausgesprochen
schwache Textur aufweist. Dieses Ergebnis ist jedoch nicht überraschend, da
bekannt ist, daß Texturen nach einer Warmumformung nur noch geringe Schärfen
besitzen. Die in [74] untersuchten niedriglegierten Federnstähle zeigten zum Beispiel
nur Intensitäten, die das Dreifache der regellosen Intensität nicht überschritten.
Dieses Ergebnis wurde auch innerhalb dieser Untersuchung für den Werkstoff
60SiCr7 gefunden.
Weiterhin konnte in keinem der Probenzustände nach dem Kugelstrahien eine
Änderung der Textur hinsichtlich des ungestrahlten Ausgangszustandes festgestellt
werden. So zeigen die Diagramme 3.41 bis 3.42, daß sämtliche inverse Polfiguren
der Probenzustände etwa gleich sind. Dieses Verhalten ist verständlich, da in dem
Ausgangsmaterial nur eine sehr schwache Textur vorliegt und die darauffolgende
Verformung der Oberfläche durch den annähernd senkrechten Einfall des
Strahlgutes isotrop ist.
Weiterhin wurde die Mikrostruktur der Probenzustände und zusätzlich noch von
ungestrahlten Proben im TEM untersucht. Hier lagen bisher nur sehr vereinzelt
Ergebnisse vor, da die Präparation von stark eigenspannungsbehafteten Proben
besondere Schwierigkeiten bereitet. Die untersuchte Schicht des jeweiligen
Probenzustandes befand sich immer in einer Tiefe von 100 -120 gm. Die
Mikrostrukturaufnahmen der kugelgestrahlten Proben zeigen eine stark verformte
und angelassene martensitische Struktur (Photo 3.7 und 3.8), wobei keinerlei
Unterschiede zwischen den Proben, die bei unterschiedlichen Temperaturen
kugelgestrahlt wurden, festgestellt wurden.
101

So sind die Martensitplatten innerhalb der alten Austenitkorngrenzen gut zu


erkennen. In den einzelnen Martensitplatten befinden sich schwarze Nadeln, welche
jeweils einen Winkel von 60’ untereinander einschließen. Diese konnten als
Anlaßkarbide identifiziert werden, die sich immer kristallographisch in <111>-
Richtung ausrichten.
Die dunkleren Bereiche, bestehend aus Geflechten von runderen und dunklen
Linien, weisen auf Versetzungsstrukturen hin. Wechseln sich dagegen in sehr
kleinen Werkstoffbereichen < 10 gm in fließender Weise die hellen und die dunklen
Bereiche ab, deutet dies auf elastische Verzerrungen des Materials hin [74][17][18J.

Vergleicht man die Mikrostrukturen der ungestrahlten Proben (Photos 3.5 und 3.6)
mit den Mikrostrukturen der kugelgestrahlten Proben (Photos 3.7 und 3.8), so sind
erhebliche Unterschiede ersichtlich. Aufgrund der beim Kugelstrahlen erfolgten
starken plastischen Verformung liegen in den kugelgestrahlten Proben bedeutend
mehr Versetzungen und elastische Verspannungen vor als in den ungestrahlten
Proben.
Obwohl offensichtlich die kugelgestrahlten Proben eine beträchtlich größere
Versetzungsdichte vorweisen, konnte bei der Vickershärtemessung keine Änderung
der Härte in der Oberfläche festgestellt werden.

Wie auch schon erwähnt wurde, konnten in den Mikrostrukturaufnahmen der


einzelnen kugelgestrahlten Probenzustände keine signifikanten Unterschiede in der
Versetzungsdichte oder im Mikrogefüge nachgewiesen werden. Bedenkt man
jedoch, daß die Mikroeigenspannungen mit der Versetzungsdichte ansteigen, [28]
wird verständlich, warum mit zunehmender Kugelstrahltemperatur die
Halbwertsbreiten ansteigen. So zeigt sich sowohl bei den nicht vorgesetzten als
auch bei den vorgesetzten Proben, daß die bei 20"C gestählten Proben die
niedrigsten Halbwertsbreiten, die bei 25O‘C/26O'C kugelgestrahlten Proben die
höchsten Halbwertsbreiten aufweisen.
Obwohl aber die Makroeigenspannungsverläufe der bei 17O'C/18O’C
kugelgestrahlten Proben nahe bei denen der bei 250°C/260‘C gestrahlten Proben
liegen, nähern sich bei den Mikroeigenspannungen die Kurven der bei 17O’C/18O"C
gestrahlten Proben denen der bei 20‘C kugelgestrahlten Proben. Berücksichtigt man
aber, daß sich durch erholungsbedingte Versetzungsumordnungen im Material die
Mikroeigenspannungen reduzieren, wird der Abfall der Halbwertsbreiten plausibel.

Die Halbwertsbreitentiefenverläufe zeigen nach dem Kugelstrahlen unterhalb der


Oberfläche im Bereich zwischen 0.1 und 0.2 mm bis auf die bei 25O'C/26O'C
gestrahlten Proben Minima.
102

Dieser von gehärteten Stählen bekannte Effekt [91] rührt von einer strahlbedingten
Umordnung der im vergüteten Zustand mit hoher Dichte vorliegenden Versetzungen
unter dem Einfluß der Hertzschen Pressung her. Dabei reichen mikroplastische
Verformungen aus, um diese Versetzungen, ohne neue Versetzungen zu bilden, in
energetisch günstigere Lagen mit minimaler Verzerrungsenergie zu bewegen. Dieser
Vorgang verläuft gleichzeitig mit dem Abbau der makroskopischen
Druckeigenspannungen. Bei 25O’C/26O'C treten möglicherweise aufgrund der
ausgeprägteren dynamischen Reckalterung und der temperaturbedingten stärkeren
Plastizität zusätzlich Versetzungsbildungen, gekoppelt mit
Immobilisierungsprozessen auf, so daß sich kein HWB-Minimum ausbilden kann.

Die Halbwertsbreitenprofile der geschwungenen Proben zeigen sowohl für die nicht
vorgesetzten als auch für die vorgesetzten Drehstäbe eine mehr oder weniger starke
Erniedrigung der Halbwertsbreite. Die Versetzungsreaktionen, welche bei
versetzungsbedingten Erholungsvorgängen während der Schwingbeanspruchung
auftreten, verursachen natürlich neben dem Makroeigenspannungsabbau
gleichzeitig auch den Abfall der Mikroeigenspannungen und somit der
Halbwertsbreiten. Wie aber schon bei den Eigenspannungsmessungen beobachtet
wurde, fällt der Abfall der Halbwertsbreiten bei den vorgesetzten Proben weit
geringer aus als bei den nicht vorgesetzten Drehstäben.
Hinsichtlich der Abhängigkeit des Mikroeigenspannungsabbaus von den
unterschiedlichen Strahltemperaturen läßt sich sagen, daß sich nach der
Schwingbeanspruchung die Halbwertsbreiten der bei 17O'C/18O”C gestrahlten
Proben sehr wenig ändern, während die bei 25O'C/26O'C kugelgestrahlten Proben
erwartungsgemäß einen deutlichen Rückgang der Halbwertsbreiten zeigen. Dieses
Verhalten ist verständlich, da, wie oben erläutert, nach dem Kugelstrahlen bei
170’C/ 180'C offenbar die stabilste Versetzungsstruktur infolge von
Blockierungseffekten durch Kohlenstoffwolken und evtl, feinste Eisenkarbide
vorliegen dürfte.
103

Tiefe [mm]

Diagramm 4.5 Halbwertsbreiten nicht vorgesetzter und nicht geschwungener


Proben

Tiefe [mm]

Diagramm 4.6: Halbwertsbreiten vorgesetzter und nicht geschwungener


Proben
104

Tiefe [mm]

Diagramm 4.7: Halbwertsbreiten nicht vorgesetzter und geschwungener


Proben

Diagramm 4.8: Halbwertsbreiten vorgesetzter und geschwungener


Proben
105

4.4 Modellierung der experimentellen Ergebnisse

Die in Kapitel 4.1 bis 4.3 erfolgte Diskussion konnte auf qualitative Weise den Einfluß
der Kugelstrahltemperatur auf die Schwingfestigkeit erklären. Es soll nun der
Versuch unternommen werden, die dargestellten Zusammenhänge in einem Modell
zu beschreiben. Hierbei wird zuerst der Temperatureinfluß auf die induzierten
Eigenspannungen und auf die Rißhäufigkeit getrennt betrachtet, um dann deren
Einfluß auf die Schwingfestigkeit zu modellieren. Zur Vorhersage
kugelstrahlbedingter Eigenspannungszustände liegt schon ein Modell vor [75][76],
das auf einen Ansatz von H. Wohlfahrt beruht. Dabei wurde die
Eigenspannungsentstehung durch zwei Effekte gedeutet, und zwar 1) durch eine
elastische Pressung, wie sie durch die Hertzschen Formeln [77] beschrieben wird
und 2) durch eine plastische Streckung der Oberflächenschicht. Die quantitative
Beschreibung erfolgte dabei ausschließlich mit den Hertzschen Formeln. Dieses
Modell ist jedoch hauptsächlich zur Erklärung der durch die Kugelstrahlung
induzierten Lastspannungen in Abhängigkeit von den Strahlbedingungen, wie z.B.
Auftreffgeschwindigkeit, Kugelradius, usw. geeignet. Das von H. Wohlfahrt
vorgeschlagene Modell kann jedoch nicht die Erhöhung der induzierten
Druckeigenspannungen mit zunehmender Werkstoffhärte erklären.

4.4.1 Temperatureinfluß auf die induzierten Eigenspannungen

Beim Kugelstrahlen trifft eine Stahlkugel auf das Werkstück und wird selbst wieder
von der Werkstückwand reflektiert, wobei ein Impuls auf das Werkstück übertragen
wird. Berücksichtigt man, daß die Kugelmasse 106 mal kleiner als die
Werkstückmasse ist, gleicht der erfolgte Stoß dem einer Kugel an einer unendlich
schweren Wand. Da beim Kugelstrahlen das Material plastisch verformt wird und
dabei Wärme entsteht, ist der erfolgte Stoß inelastisch. Dagegen kann das Verhalten
des Strahlmittels als völlig elastisch angesehen werden, weil beim Kugelstrahlen die
Strahlmittelhärte meistens weit höher als die Werkstückhärte ist. Für die Energie-
und Impulsbilanz gilt somit:

FF*7” <=> Afr”'1“' =^L- Pf 4.1


f Im 2m

pt =pf +6pimhx 4.2


106

Dabei ist WKin mit dem Index i die kinetische Energie der Kugel vor dem Stoß, mit
dem Index f nach dem Stoß auf das Werkstück. Entsprechend ist pKin mit dem Index
i der Impuls der Kugel vor dem Stoß, mit dem Index f nach dem Stoß auf das
Werkstück. m ist die Masse der Kugel und AWinelast der Teil der Energie, welche
von der auftreffenden Kugel an das Werkstück abgegeben wird.

Aus den obigen Gleichungen folgt:

4.3

4.4

Gemäß GI. 4.3 ist Z das Verhältnis der Energie, welche beim Kugelstoß an das
Werkstück abgeben wird und der kinetischen Energie der Kugel vor dem Stoß.

Dementsprechend kann der übertragene Impuls nur Werte zwischen dem


Eingangsimpuls Pi der auftreffenden Kugel im völlig inelastischen Fall und dem
doppelten Eingangsimpuls 2pi im rein elastischen Fall besitzen.

Unter Berücksichtigung des Kugeldurchmessers von D = 0.7 mm und einer mittleren


Abwurfgeschwindigkeit von 50 m/s erhält man für die kinetische Energie der
auftreffenden Kugel den Wert Wi "" 1.25 J. Aus der maximalen Rauhtiefe von R =
50µm und dem Kugeldurchmesser läßt sich leicht die maximale Auftrefffläche
ausrechnen. Sie beträgt A :s; 10-2 mm2 . Da jedes Flächenelement der Probe
mindestens einmal von einer Kugel getroffen wird, gilt für die auftreffende Energie
pro Fläche also:

w.K,n >12 5 ____{___


A mm 1

Wie auch schon erwähnt, verursacht die übertragene Energie eine plastische
Verformung in der Probe verbunden mit einem Temperaturanstieg. Der
Energiebeitrag pro Flächeneinheit Wvert, der für die plastische Verformung
aufgebracht wird, kann aus dem Flächeninhalt der gemessenen
Eigenspannungskurven ermittelt werden:

J
fV,,,f <0.5--,
mm
107

Der Vergleich der Energiebeiträge zeigt, daß (jer stoß weitgehend elastisch erfolgt,
da:

4.5

Dementsprechend kann der übertragene Impuls als unabhängig von den


Materialeigenschaften angesehen und wie folgt abgeschätzt werden:

'.p ty +V1ZZ) S2p. Z «0.04 4.6

Der übertragene Impuls breitet sich im Material aus und verursacht dabei sowohl
elastische als auch plastische Verformung. Welche mit einem Spannungsfeld in der
Oberflächenschicht korrespondiert-

Zur quantitativen Beschreibung der in der Verformungzone auftretenden


Spannungen wurde bisher immer die Hertzsche Theorie herangezogen [75]. Dabei
wurde die grundsätzliche Voraussetzung gemacht, daß zwischen Spannungen und
Dehnungen das Hooksche Gesetz gültig sein soll [77], Gerade diese Voraussetzung
wird aber nicht erfüllt, da der Werkstoff ja offensichtlich über die Fließgrenze hinaus
verformt wird.

Weiterhin ist im Ausdruck für die im Material resultierende Spannung der Hertzschen
Pressung der Elastizitätsmodul dis einzig vorkommende Materialgröße. Weil der
Elastizitätsmodul nicht von der Härte eines Materials abhängig ist, sind bei gleichen
Kugelstrahlbedingungen die auftre^nden Spannungen in unterschiedlich harten
Proben eines Materials immer gleich. Da sich aber auch der Elastizitätsmodul nur
sehr wenig im untersuchten Temperaturbereich ändert, sind die induzierten
Lastspannungen gemäß den Hertzschen Formeln ebenfalls temperaturunabhängig.
Die Hertzschen Formeln können somit nicht die Temperatur- und Härteabhängigkeit
der induzierten Druckeigenspannungen erklären.

Es muß vielmehr davon ausgegangen werden, daß auch die beim Kugelstrahlen
auftretenden Lastspannungen materialabhängig sind. Sie korrespondieren dabei mit
den erfolgten Verformungen im Material entsprechend dem Spannungs-Dehnungs-
Verhalten des Werkstoffes. Dabei w’rd ferner angenommen, daß die Bruchfestigkeit
des Werkstoffes ist die höchstmöglictie Spannung 'm Material begrenzt.
108

Die Höhe der induzierten Eigenspannungen wird davon abhängen, inwieweit die
durch das Kugelstrahlen eingebrachten Lastspannungen die Fließgrenze des
Materials überschreiten, d.h. wie stark das Material plastisch verformt wird. Ein
einfacher Ansatz für die Eigenspannungen, der auch schon zur Erklärung der beim
Vorsetzen induzierten Eigenspannungen benutzt wurde (Gl. 1.14), ist:

aES =O LS ~a f

Dabei ist aES die induzierte Eigenspannung, aLS die aus dem Impulsübertrag
resultierende Lastspannung im Werkstoff (kurz: Kugelstrahlspannung) und af die
Fließgrenze, also die Spannung, die zum Einsetzen der plastischen Verformung des
Materials nötig ist (kurz: Fließgrenze). Die Kugelstrahlspannung ist ortsabhängig und
ändert sich aus Symmetriegründen nur mit der Probentiefe. Der Ansatz drückt aus,
daß die induzierten Eigenspannungen um so höher sind, je größer die Differenz
zwischen Kugelstrahlspannung und Fließgrenze, also die Verfestigung ist. Ist die
Kugelstrahlspannung jedoch kleiner als die Fließgrenze, werden keine
Eigenspannungen induziert, da das Material nur elastisch verformt wird.

Die Kugelstrahlspannung hängt dabei vom Eingangsimpuls der stoßenden Kugel,


aber auch von den mechanischen Eigenschaften des kugelgestrahlten Materials ab.
In der durchgeführten Energiebetrachtung wurde gezeigt, daß der Stoß
quasielastisch abläuft, so daß innerhalb des untersuchten Temperaturbereiches
auch der auf das Werkstück übertragene Impuls und die übertragene Energie als
konstant angesehen werden kann. Trotzdem ändert sich die eingebrachte
Lastspannung durch die Kugelstrahlung mit der Kugelstrahltemperatur, da die
Lastspannung natürlich auch vom Spannungs-Dehnungs-Verhalten des Materials
abhängt. Das Spannungs-Dehnungs-Verhalten ist temperaturabhängig, so daß für
die verschiedenen Strahltemperaturen verschiedene Lastspannungen auftreten.

Zur Beschreibung der in der Oberflächenschicht auftretenden Lastspannungen in


den untersuchten Proben soll das Spannungs-Dehnungs-Verhalten, wie in
Diagramm 4.9 skizziert ist, genähert werden:
109

Diagramm 4.9: schematische Spannungs-Dehnungs-Kurve

Die Näherung ist sicherlich um so besser erfüllt, je geringer die Verfestigung beim
plastischen Verformen ist. Da keine Änderung der Härte in der Oberflächenschicht
der Proben nach dem Kugelstrahlen festgestellt werden konnte, ist die
Voraussetzung sicher gut erfüllt. Diagramm 4.9 zeigt, daß die Spannungen im
plastischen Bereich nur sehr wenig variieren können. Deshalb ist die in Diagramm
4.10 dargestellte Näherung für den Lastspannungsverlauf, der durch die
Kugelstrahlung verursacht wird, durchaus gerechtfertigt.

Diagramm 4.10: modelliertes Lastspannungsfeld


110

Dabei gilt:

=<7™ 0 <z <d 4.8a

a<,a1
0 z >d 4.8b
a2+z2
mit

a° irV^1-”2)2 4.8c

Das Spannungsfeld wird dabei unterteilt in eine plastische und eine elastische Zone.
Innerhalb der plastischen Zone soll die Lastspannung gleich dem maximal
möglichen Wert amax sein und wird als örtlich konstant angenommen. In der
elastischen Zone soll die Lastpannung durch die Hertzschen Formeln gegeben sein.
Dabei ist o0 die theoretisch maximale Lastspannung im Material gemäß den
Hertzschen Formeln [77], Wie in Gleichung 4.8c zu sehen ist, hängt <70 von Kraft F,
mit der die Kugel auf die Oberfläche drückt, vom Elastizitätsmodul E, von der
Querkontraktionszahl v und vom Kugelradius r ab. Weiterhin ist a der Radius der
Auftrefffläche der Kugel. Der Wert für a läßt sich mittels einfacher geometrischer
Überlegungen und dem experimentell bestimmten Wert für die mittlere Rauhtiefe
berechnen. Da für die verschiedenen Strahltemperaturen auch verschiedene
Oberflächenrauhigkeiten gemessen wurden, folgt daraus, daß auch a
temperaturabhängig ist.

Da sich alle Probenzustände nur durch die Kugelstrahltemperatur und den


Vorsetzgrad unterscheiden, kann man davon ausgehen, daß der Maximalwert der
Lastspannung weniger von dem Kugelradius, der Kugelgeschwindigkeit, usw.
beeinflußt wird, sondern vielmehr vom Spannungs-Dehnungs-Verhalten des
Werkstoffes bei der entsprechenden Verformungstemperatur beim Kugelstrahlen.

Die vorausgegangenen Überlegungen ermöglichen nun die maximalen induzierten


Eigenspannungen theoretisch abzuschätzen. Dies soll exemplarisch für die nicht
vorgesetzten Proben erfolgen. Wie schon erwähnt wurde, wird die
Temperaturabhängigkeit der Druckeigenspannungen ausschließlich durch die
Differenz zwischen der induzierten Lastspannung und der Fließgrenze bestimmt.
Gemäß den oben angestellten Überlegungen ist die maximale Lastspannung <7LS
gleich der im Material maximal auftretenden Fließspannung. Ein vernünftiger Wert
für diesen Werkstoffwiderstand ist sicherlich die Stauchgrenze Rpx bei einer
Ill

konstanten Verformung von mehreren Prozent, welche aber wiederum proportional


zur Härte des Materials ist, so daß sich mit Gl. 4.7 ergibt:

=aHRC 4.9 a

und aES -<rf 4.9 b

Dabei ist Hnc die Rockwellhärte und a ein Proportionalitätsfaktor. Gleichung 4.9 b
erlaubt natürlich nur eine sehr grobe Abschätzung der induzierten
Druckeigenspannungen in Abhängigkeit von den mechanischen Eigenschaften des
Strahlgutes, ohne den Einfluß der Strahlbedingungen, wie z.B.
Abwurfgeschwindigkeit, Strahlmittelmasse, usw., weiter zu berücksichtigen. Vielmehr
wird durch Gleichung 4.9 b ausgedrückt, daß mit fallender Fließgrenze a( und
steigender Stauchgrenze Rpx bei der Verformung die Druckeigenspannungen
zunehmen. Die Ursache für dieses Verhalten ist verständlich, da mit fallender
Fließgrenze das Material früher plastisch verformt wird. Plastische Verformung ist
aber gerade eine notwendige Bedingung für das Entstehen von Eigenspannungen
durch Kugelstrahlen.
Auch die Zunahme der Druckeigenspannungen mit steigender Werkstoffhärte und
Werkstofftemperatur kann anhand von Gleichung 4.9 verstanden werden. So konnte
für Federnstähle gezeigt werden, daß die Differenz zwischen Zugfestigkeit und
Fließgrenze, also die Verfestigungsfähigkeit mit zunehmender Werkstoffhärte und
Werkstofftemperatur ansteigt [4], [27].

Um festzustellen, ob Gleichung 4.9 b auch quantitativ die Höhe der


Druckeigenspannungen richtig wiedergibt, sollen mit Gleichung 4.9 b die
theoretischen Werte für die Druckeigenspannungen bestimmt werden. Im
untersuchten Temperaturbereich wurden dazu die in Tabelle 4.7 angegebenen
Werte für die Stauchgrenze Rpx und die Fließgrenze a, benutzt.
Dabei wurden die Fließgrenzen in Torsionsversuchen gemessen, während die
Stauchgrenzen indirekt mittels der Härtevergleichstabelle nach DIN 50150 aus
Härtemessungen bestimmt wurden. Die Stauchgrenze wurde somit zu der mit der
Härte korrespondierenden Zugfestigkeit gleichgesetzt. Der Proportionalitätsfaktor in
Gl.: 4.9 a ist dabei ungefähr a = 3.4.
12

Prüftemperatur ["CI Fließgrenze af [MPa] Stauchgrenze Rny [MPa]


20 1190 1820
170 837 1702
250 622 1633

Tabelle 4.7

Tabelle 4.7 zeigt zwischen 20"C und 250"C einen annähernd linearen Abfall der
Fließgrenze und der Stauchgrenze mit steigender Temperatur. Dieser Sachverhalt
wurde auch in anderen Untersuchungen gefunden [1],[5],[27]:

a f =a —bT 4.10

=e -dT 4.11

Die Konstanten a,b,c und d lassen sich leicht aus den in der Tabelle angegebenen
Werten mittels linearer Regression bestimmen:

af =1243 -2.45T 4.12

=1837 -0.817' 4.13

Tabelle 4.8 zeigt die aus dem Modell resultierenden Werte für die maximalen
Druckeigenspannungen und die experimentell bestimmten maximalen
Druckeigenspannungen nicht vorgesetzter Drehstäbe für die verschiedenen
Kugelstrahltemperaturen.

Prüftemperatur [’C] theo. aES (max) exp. aES (max) Abweichung [%]
[MPa] [MPa]
20 630 900 30
170 865 1000 13
250 1011 1300 22

Tabelle 4.8

Der Vergleich der experimentellen und der theoretischen Werte zeigt, daß das
Modell die Zunahme der maximalen Druckeigenspannungen mit steigender
Temperatur richtig wiedergibt.
113

Dabei weichen die theoretischen Werte um weniger als 30% von den
experimentellen Daten ab. Dies ist angesichts der starken Näherungen innnerhalb
der Modellierung ein mehr als befriedigendes Ergebnis.

Weiterhin ist es innerhalb des vorgestellten Modells möglich, einen Ausdruck für die
Eindringtiefe der plastischen Verformungzone und damit auch die Eindringtiefe der
Schicht mit Druckeigenspannungen zu gewinnen.

Hierfür wird folgender Ansatz gemacht:

<s> d eo

J ^H^dz =J a^dz +J aHmdz =dama +J ff^dz 4.14


0 0 d d

mit - a,‘al
4.15
a' +d2

und [ a Htrrdz =ao 0 arctan— 4.16


i ‘ a

Dabei ist z der Oberflächenabstand, d die Eindringtiefe der plastischen


Verformungszone und a der Radius der Auftrefffläche der Kugel.
Gleichung 4.14 drückt aus, daß die mechanische Verformungarbeit, wie sie mit den
Hertzschen Formeln beschrieben wird, gleich der plastischen und elastischen
Verformungsarbeit gemäß des Spannungsverlaufes in dem vorgestellten Modell ist.

Die Tiefe unter der Probenoberfläche ist dabei z, und d ist die Eindringtiefe der
plastischen Verformungszone. Die Größe a0 ist gleich der Maximalspannung im rein
elastischen Fall und wird durch die Hertzschen Formeln gegeben. Somit folgt für die
plastische Verformungsarbeit:

=a<70 arctan— 4.17


a

Berücksichtigt man, daß die Eindringtiefe zwischen 0.2 und 0.3 mm liegt, und sich
aus einer einfachen Abschätzung für den Radius der Auftrefffläche a < 0.1 mm
ergibt, kann folgende Näherung gemacht werden:

> d t
a »a => arctan— =>— 4.18
a 2
114

Die Eindringtiefe der Druckeigenspannungen ist damit:

d _o<sm
4.19

Um den Maximalwert der Eindringtiefe der Druckeigenspannungen abzuschätzen,


wird für amax die Fließgrenze eingesetzt. Die Eindringtiefe steigt also mit fallender
Fließgrenze des Materials.

d_ aoira
4.20
~2af(T,R„)

Dieses Verhalten stimmt mit Untersuchungsergebnissen in [30][81] überein, in denen


mit fallender Werkstoffhärte größere Eindringtiefen der Druckeigenspannungen
gefunden wurden. Auch die innerhalb dieser Arbeit gefundene Erhöhung der
Eindringtiefe mit steigender Kugelstrahltemperatur läßt sich mit Gleichung 4.20
verstehen, da die Fließgrenze des untersuchten Werkstoffes zwischen 20’C und
250’C mit zunehmender Temperatur abfällt.

4.4.2 Temperatureinfluß auf die Rißhäufigkeit

Analog zu den kugelstrahlinduzierten Eigenspannungen zeigen auch die induzierten


Rißhäufigkeiten eine starke Abhängigkeit von der Strahltemperatur. Es ist bekannt,
daß Rißbildung durch eine inhomogene Verformung des Materials erfolgen kann [5].
So können aufgrund von Versetzungswechselwirkungen mit Phasengrenzen
hinreichend große Spannungskonzentrationen resultieren, welche zu
Grenzflächenablösungen führen [93]. Das Fließen des Werkstoffes ist somit eine
notwendige aber nicht hinreichende Bedingung für die Rißbildung . Vielmehr setzt
die Rißbildung durch plastische Verformung erst dann ein, wenn genügend viele
Versetzungen miteinander reagieren und so einen Riß erzeugen. Entscheidend für
die Rißbildung ist offensichtlich die durch die plastische Verformung erzeugte
Versetzungsdichte pm.
Es muß natürlich berücksichtigt werden, daß Risse nicht sofort nach Überschreiten
der Fließgrenze entstehen, sondern erst bei stärkerer plastischer Verformung. Das
heißt, sobald die Versetzungsdichte einen bestimmten Grenzwert Apm überschreitet,
treten Risse auf.
115

Somit wird wie folgt angesetzt:

^(r)=^(P„-Ap„) 4.21

wobei A* eine beliebige Konstante ist.

Vernachlässigt man Wechselwirkungseffekte der Versetzungen untereinander, wie


z.B.: die Auslöschung von Versetzungen mit umgekehrten Burgersvektor, so gilt,
daß die Versetzungsdichte proportional zur plastischen Dehnung ist:

eP <xpm 4.22
Gleichung 4.21 läßt sich also auch, wie folgt, beschreiben:

Hmt(T)=A{Sp-^p) 4.23

Nähert man das Spannungs-Dehnungs-Verhalten durch zwei Geraden, wie in


Diagramm 4.9 dargestellt, die jeweils das Verhalten im elastischen und im
plastischen Bereich repräsentieren, so läßt sich die Abhängigkeit der plastischen
Dehnung von der Spannung ausdrücken. Die Näherung stimmt um so besser mit
dem realen Spannungs-Dehnungs-Diagramm überein, je geringer der
Spannungsanstieg mit der Dehnung im plastischen Bereich, also die Verfestigung
ist, und um so weiter das Material über die Streckgrenze hinaus verformt wird. Die
erste Bedingung ist für 20"C hinreichend erfüllt, wie aus dem Diagramm 3.12
hervorgeht. Die zweite Bedingung kann als selbstverständlich erfüllt angesehen
werden, da das Material so stark verformt wird, daß ja sogar Rißbildung einsetzt.

Für die plastische Dehnung folgt somit:

=(^ 424

bzw. mit m =———

die Beziehung ep -o f) 4.25

eB( ist dabei die Dehnung an der Fließgrenze.


116

Nimmt man weiterhin an, daß die Verfestigung im untersuchten Temperaturbereich


von 20’C bis 260‘C nur schwach von der Temperatur abhängt, so folgt für die
Rißhäufigkeit:

HwC1") -°f) —Act} 4.26

Vergleicht man die Gleichungen 4.7 und 4.26 miteinander, so sieht man, daß die
Ausdrücke für die Rißhäufigkeit und für die induzierten maximalen Eigenspannungen
das gleiche Temperaturverhalten beschreiben.
Dieser Sachverhalt konnte aber auch experimentell nachgewiesen werden, und zwar
läßt sich mit Gl. 4.7 die Gleichung 4.26 auch wie folgt schreiben:

=^w{ct^(T) —Act} 4.27

max. Eigenspannung [MPa]

Diagramm 4.11: Rißhäufigkeit vs. max. Eigenspannungen

Wie Diagramm 4.11 zeigt, besteht zwischen der Rißhäufigkeit und den maximalen
Eigenspannungen sowohl bei den nicht vorgesetzten Proben als auch bei den
vorgesetzten Proben ein annähernd linearer Zusammenhang.
Die Näherung, daß die Verfestigung m nur schwach von der Temperatur abhängt, ist
also richtig.
117

Die Ursache für den Tatbestand, daß Risse nur bis zu einer Tiefe von maximal 15/xm
unterhalb der Probenoberfläche gefunden wurden, wie aus den Diagrammen 3.8 bis
3.11 hervorgeht, hängt mit der starken Inhomogenität der Verformung beim
Kugelstrahlen zusammen. So wurden Oberflächenrisse in kugelgestrahlten Proben
auch in anderen Untersuchungen gefunden [42].

Die durchgeführten Überlegungen können jedoch nicht erklären, von welchen


Materialeigenschaften die Rißhäufigkeit, die Rißlänge und die Rißtiefe abhängen.

Andererseits zeigt sich, daß die Bildung von Rissen und von Eigenspannungen in
der Oberflächenschicht durch denselben Effekt - die plastische Verformung - bewirkt
wird. Die Ähnlichkeit beider Prozesse ist so groß, daß die Rißhäufigkeit sogar
proportional zu den maximal induzierten Druckeigenspannungen ist, wie Diagramm
4.11 wiedergibt. Es kann deshalb angenommen werden, daß für die Eindringtiefe der
Risse in die Probenoberfläche die gleiche Abhängigkeit von der Fließgrenze besteht,
wie für die Eindringtiefe der Druckeigenspannungen:

d^fT, Härte) 4.28


a f(T, Härte)

XRiß = konstant

Zumindest aber gibt Gleichung 4.28 den experimentellen Befund richtig wieder, daß
sich die Eindringtiefe der Risse in die Oberflächenschicht mit steigender Temperatur
erhöht, da die Fließgrenze des untersuchten Materials mit zunehmender Temperatur
abfällt.

4.4.3 Temperatureinfluß auf die Schwingfestigkeit

In Kapitel 4.1 und 4.2 wurde schon recht ausführlich über den Einfluß der
Kugelstrahltemperatur auf die Schwingfestigkeit diskutiert. Zusammenfassend läßt
sich sagen, daß in Übereinstimmung mit dem Konzept der lokalen Dauerfestigkeit
die Schwingfestigkeit von den lokalen Materialeigenschaften und der dort
herrschenden Beanspruchung bestimmt wird [40].
Diese mikroskopische Betrachtungsweise erklärt somit, warum es bei Drehstäben
des gleichen Werkstoffzustandes zu recht unterschiedlichen Lebensdauern kommen
kann.
118

Eine genauere Modellierung müßte also die Ortsabhängigkeit der Eigenspannungen,


der Lastspannungen bei Schwingbeanspruohung und der Rißhäufigkeit in jedem Fall
berücksichtigen. Dieses geht allein schon aus der Tatsache hervor, daß nicht alle
Proben ihren Bruchausgang in der Oberflächenschicht haben, die von der
Kugelstrahlung beeinflußt wird. Andererseits zeigen die Eigenspannungen nach den
Lebensdauerversuchen recht unterschiedliche Druckeigenspannungsrückgänge.
Diese zeitlichen Änderungen der Druckeigenspannungsverläufe haben natürlich
auch einen deutlichen Einfluß auf die Dauerfestigkeit.
Weiterhin zeigen die Schwingbruchflächen, daß die Proben während ihrer
Beanspruchung stark plastisch verformt werden. Wie aber schon erläutert wurde,
können die Proben lange Zeit die Materialschädigung durch die plastische
Verformung ohne Bruch überstehen, solange die Schädigungszone nicht die freie
Oberfläche erreicht. Die Lebensdauer ist also das Ergebnis einer Entwicklung
bestehend aus Rißbildung, stabiler Rißausbreitung und Bruch, wobei die einzelnen
Entwicklungsstadien in den unterschiedlichen Proben auch bei gleicher Lebensdauer
recht unterschiedliche Zeiträume einnehmen können.

Unabhängig aber davon, ob die Rißbildung oder die Rißausbreitung dominierend für
die Lebensdauer ist, hat die Schicht mit Druckeigenspannungen und die Schicht mit
Mikrorissen wesentlichen Einfluß auf die Schwingfestigkeit. Um die Modellierung der
Kugelstrahltemperaturabhängigkeit auf einen möglichst einfachen Ansatz zu stellen,
soll die örtliche Abhängigkeit der Druckeigenspannungen und der Rißhäufigkeit,
sowie die zeitlichen Änderungen der Druckeigenspannungen nicht weiter
berücksichtigt werden. Vielmehr wird nur der Ausgangszustand vor der
Schwingbeanspruchung betrachtet. Die Druckeigenspannungen wirken positiv, wie
in Kapitel 4.1 und 4.2 ausführlich diskutiert, die Risse negativ auf die
Schwingfestigkeit. Wesentliche Parameter zur Beschreibung der
Eigenspannungsschicht bzw. der Schicht mit Mikrorissen sind dabei die jeweiligen
Eindringtiefen und ihre Maximalbeträge.

Um die Anpassung der Modellierung für die Schwingfestigkeit durchzuführen,


müßten zunächst aus den experimentell bestimmten Lebensdauern die
Schwingfestigkeit ermittelt werden. Für martensitische Stähle gilt dabei, mit aa als
Spannungsamplitude, folgender empirisch gefundener Zusammenhang [1];

(^o-J =°o -miogWo,.) 4.29


119

Mit den experimentell bestimmten Lebensdauern gemäß Tabellen 3.1 und 3.2
werden für aa bei den einzelnen Kugelstrahltemperaturen mittels linearer Regression
die folgenden Beziehungen bestimmt.
Dabei ergibt sich für die nicht vorgesetzten Proben bei

T =20‘‘C =1509 -1811og(ArM%)


T=\1^C oANm.) =1897 —2351og(7VM%) 4.30-4.32
T =250oC =9286 -ISÖTlogf^)

und für die vorgesetzten Proben bei

T =200C <7„ (y!0,4) =2520 -3621og(ATM%)


T =180oC <ro(Af50%) =1487 -1681og(A'50.„) 4.33-4.35
T =260’C aa ) =1661 -1961og( )

Entsprechend den Lasthorizonten der Lebensdauerversuche ist es sinnvoll, die


Schwingfestigkeit in einem Bereich zu modellieren, der durch die Experimente erfaßt
wird. Aus diesem Grund wird die Schwingfestigkeit bei N50o/t = 500000 betrachtet.
Aus den Gleichungen 4.30 bis 4.35 ergeben sich folgende Werte:

nicht vorgesetzte Proben vorgesetzte Proben


TfC] <7a [MPa] TfC] [MPa]
20 477 20 457
170 557 180 530
250 356 260 544

Tabelle 4.9: Schwingfestigkeiten va der Drehstäbe für Ns0% = 500000

Die in Tabelle 4.9 aufgestellten Werte zeigen für die nicht vorgesetzten Proben, daß
die Schwingfestigkeit bei der mittleren Strahltemperatur am höchsten ist.
Offensichtlich wird die Schwingfestigkeit durch zwei gegensätzliche Effekte
bestimmt. Bei tieferen Temperaturen überwiegt der positive Einfluß
kugelstrahlinduzierten Eigenspannungen auf die Schwingfestigkeit, während mit
steigender Kugetstrahltemperatur der negative Einfluß der strahlinduzierten Risse
immer stärker wird, so daß bei Temperaturen nahe 250'C sogar wieder einen Abfall
der Schwingfestigkeit bemerkbar wird. Die vorgesetzten Proben zeigen einen
ähnlichen Verlauf, wobei jedoch das Maximum der Schwingfestigkeit nicht erkennbar
überschritten wird.
120

Aus vorausgegangenen Überlegungen folgt, daß die Erhöhung der Schwingfestigkeit


auf den positiven Einfluß der Druckeigenspannungsschicht zurückzuführen ist, der
negative Einfluß auf die Schwingfestigkeit durch die Oberflächenrisse bewirkt wird.
Der einfachste Ansatz zur Beschreibung der Temperaturabhängigkeit der
Schwingfestigkeit könnte beispielsweise durch lineare Superposition von
Spannungsanteilen durch folgende Beziehung gegeben sein.

°a M ^ES 4.36

Dabei ist oM die Schwingfestigkeit der nicht kugelgestrahlten Probe.

Wird einfach angenommen, daß die Erhöhung der Schwingfestigkeit durch die
Druckeigenspannungen linear mit dem Maximalwert der Eigenspannnungen wächst,
und daß die Erniedrigung der Schwingfestigkeit durch die Risse auch proportional
mit der Rißhäufigkeit steigt, folgt für Gl. 4.36:

=<rM +ZiaES(maK)-z2Hnit 4.37

Wie aber in Diagramm 4.11 zu sehen ist, steigt die Rißhäufigkeit proportional mit der
maximalen Druckeigenspannung. Gemäß Gleichung 4.37 könnte die
Schwingfestigkeit entweder nur monoton steigen oder monoton fallen. In keinem Fall
könnte die experimentell gefundene Temperaturabhängigkeit der Schwingfestigkeit
richtig wiedergegeben werden.

Wie auch schon in Kapitel 4.1 und 4.2 beschrieben und in Übereinstimmung mit dem
Konzept der lokalen Dauerfestigkeit, haben auch die Eindringtiefen der
Druckeigenspannungen bzw. der Risse wesentlichen Einfluß auf die Lebensdauern
der Proben. Ein einfacher Ansatz, der die Eindringtiefen berücksichtigt, wäre:

—ff2{ +2,0~z2HRißdRiß 4.38

Nach Gl. 4.38 erhöht sich die Schwingfestigkeit der Proben mit dem Produkt aus
maximalen Druckeigenspannungswert und der Eindringtiefe der
Druckeigenspannungen und erniedrigt sich mit dem Produkt aus Rißhäufigkeit und
Eindringtiefe der Risse. Da die Konstanten z1 und z2 unbekannt sind, wird es zwar
nicht möglich sein die Schwingfestigkeit theoretisch vorauszusagen, doch sollte Gl.
4.38 zumindest die Abhängigkeit der Schwingfestigkeit von der Temperatur richtig
beschreiben.
121

Setzt man in Gl. 4.38 die gefundenen Ausdrücke für die maximalen
Druckeigenspannungen, die Rißhäufigkeit und ihre jeweiligen Eindringtiefen ein, so
erhält man:

Dabei gilt für g, und für g2 :

Mi =2i o „a -z2 Am XRlß 4.40

g2 =z1Am^<j\R,ß 4.41

Unter Benutzung der Gleichungen 4.11 und 4.10 für die Verformungsspannung und
die Fließgrenze folgt aus Gleichung 4.39:

(a —c) —(b -d)T _ 1


+li 4.42
a —bT a —bT

Die Näherung: x kann benutzt werden, wenn:

— r «1 gilt. Da aber a =1243 b =2.45 sind, ist dies offensichtlich im


a
untersuchten Temperaturbereich der Fall. Somit wird aus Gl. 4.42:

=wtT1 +c!2T +gt3 4.43

wobei für o, ,w2 und w3 gilt:

w, =-^-(b-d) 4.44
a

w2 -c) -^-(b -d) 4.45


a a

4.46
a

Auch wenn die Koeffizienten nicht explizit berechnet werden können, so ist
Gleichung 4.43 zum mindesten in der Lage den Temperaturverlauf der
Schwingfestigkeit prinzipiell richtig wiederzugeben.
122

Bestimmt man die Koeffizienten und w3 mit Hilfe der experimentellen Daten der
Tabelle 4.7, so ergibt sich für die nicht vorgesetzten Drehstäbe:

=-O.O13T2 +3.077’+421 4.47

und für die vorgesetzten Drehstäbe:

<ro(^w./.) = — 1-17 X10'372 +0.697’+443 4.48

Mit den Gleichungen 4.47 und 4.48 lassen sich sowohl für die nicht vorgesetzten
Proben als auch für die vorgesetzten Proben die optimale Kugelstrahltemperatur
hinsichtlich ihrer Schwingfestigkeit oschw(Nso%) bestimmen. Diese beträgt für die
nicht vorgesetzten Drehstäbe T = 118°C und für die vorgesetzten Drehstäbe T =
295’C.
Trotz des sehr einfachen Ansatzes für die Temperaturabhängigkeit der
Schwingfestigkeit steht die Modellierung in recht guten Einklang mit den
experimentellen Befunden und gibt die Abhängigkeit der Schwingfestigkeit von der
Kugelstrahltemperatur richtig wieder.
123

5. Zusammenfassung

In der vorliegenden Forschungsarbeit wurde der Einfluß der Temperatur des


Werkstückes beim Kugelstrahlen auf die Schwingfestigkeit untersucht. Dazu wurden
sowohl vorgesetzte als auch nicht vorgesetzte Drehstabfedern bei 20'C, 170/180’C
und 250/260’C kugelgestrahlt. Entsprechend den Forschungsergebnissen
vprangegangener Arbeiten über das Kugelstrahlen wurden Materialeigenschaften,
wie z.B. Eigenspannungsverläufe, Oberflächenrauhigkeit, Mikrohärte,
Rißhäufigkeiten in der Oberfläche, Makrotexturen etc. gemessen und deren Einfluß
auf die Schwingfestigkeit untersucht.

Temperatureinfluß der bestrahlungsinduzierten Oberflächenänderung auf die


Schwingfestigkeit von nicht vorgesetzten Proben

Obwohl sowohl der Maximalwert der Druckeigenspannungen als auch die Dicke der
Druckeigenspannungsschicht mit der Temperatur zunehmen, liegt der
Oberflächenwert der Druckeigenspannungen der bei T=250'C bestrahlten Proben
am niedrigsten von allen nicht vorgesetzten Proben. Weiterhin zeigte sich, daß die
bei 170‘C kugelgestrahlten Proben einen bedeutend geringeren
Druckeigenspannungsabbau nach der Schwingbeanspruchung aufwiesen als die bei
20'C und 250’C kugelgestrahlten Proben. Andererseits wurde festgestellt, daß das
Kugelstrahlen Risse in der Probenoberfläche verursacht. Mit zunehmender
Bestrahlungstemperatur nimmt die Rißhäufigkeit zu und die Risse sind nicht nur
länger, sondern sie reichen auch tiefer unter die Probenoberfläche.
Die kugelstrahlbedingten Eigenschaftsänderungen weisen somit zwei gegenläufige
Effekte in Hinblick auf die Lebensdauer auf. Bekanntlich erhöhen die
Druckeigenspannungen die Lebensdauer, da sie sich negativ auf die
Lastspannungen addieren und so die tatsächlich auftretenden Zugspannungen in
der Oberflächenschicht verringern. Oberflächen risse setzen dagegen die
Lebensdauer herab, da sie aufgrund der Spannungskonzentration an der Rißspitze
mikroplastische Deformationen auslösen, so daß dort die Druckeigenspannungen
relaxieren. Diese Risse können auch während der Belastung wachsen, wenn sie
eine kritische Länge überschreiten und gegebenenfalls den Bruch auslösen.
124

Bedingt durch die Gegenläufigkeit der beiden genannten Effekte, weisen die nicht
vorgesetzten Proben, die bei 170‘C gestrahlt wurden, die höchste Schwingfestigkeit
auf. Weiterhin zeigen diese Proben einen weit geringeren
Druckeigenspannungsabbau während der Schwingbeanspruchung als die bei 20'
und bei 250’C gestrahlten Proben. Die positive Wirkung der Druckeigenspannungen
auf die Schwingfestigkeit bleibt somit während der gesamten Lebensdauer fast
unvermindert erhalten. Die hohe Stabilität der Druckeigenspannungen der Proben,
die bei T=170"C bestrahlt wurden, ist ein weiterer Grund für ihre bezüglich den
20"C- und 250’C- Proben höhere Schwingfestigkeit.
Die große Stabilität der Druckeigenspannungen während der
Lebensdauerversuchen kann bei den Proben, die bei 170*0 kugelgestrahlt wurden,
durch dynamische Reckalterungsprozesse beim Kugelstrahlen und statische
Reckalterungsprozesse nach dem Kugelstrahlen während des Abkühlens erklärt
werden. So bewirkt die Versetzungsblockierung durch Kohlenstoffwolken eine
besonders stabile Versetzungsstruktur. Dagegen konkurrieren beim Kugelstrahlen
bei 250*0 die Reckalterungsvorgänge mit Erholungsvorgängen durch
Versetzungsumordnungen, welche eine weniger stabile Versetzungsstruktur in den
bei 250*0 gestrahlten Proben verursachen. Bei den Proben, die bei
Raumtemperatur kugelgestrahlt wurden, finden überhaupt keine
Reckalterungsprozesse statt, so daß in diesen Proben die Druckeigenspannungen
weit stärker relaxieren als bei den bei 170*0 gestrahlten Proben.

Aufgrund der hohen Stabilität der Druckeigenspannungen werden die bei 170*0
gestrahlten Proben nur in einem geringen Maße plastisch verformt, so daß die
170’C-Proben nicht nur die niedrigsten Probentemperaturen während des
Lebensdauerversuches hatten, sondern auch die kleinsten Schwingbruchflächen
aufwiesen.

Innerhalb der Untersuchung der Bruchflächen hatte sich gezeigt, daß der Riß seinen
Ausgang immer an Materialinhomogenitäten nahm und daß dann während der
Lebensdauerversuche das Material über viele Lastwechsel plastisch verformt wurde.
Die in den bei 170*0 kugelgestrahlten Proben gefundene geringe plastische
Verformung weist auf eine geringe Bedeutung dieser zweiten Phase innerhalb der
Ermüdung hin, was die sehr niedrige Streuung in den gemessenen Lebensdauern
erklärt.
125

Temperatureinfluß der bestrahlungsinduzierten Oberflächenänderung auf die


Schwingfestigkeit von vorgesetzten Proben

Im Gegensatz zu den nicht vorgesetzten Drehstäben liegt bei den vorgesetzten


Proben die maximale Zugspannung während der Belastung unterhalb der
Probenoberfläche. Die beim Vorsetzen eingebrachten Eigenspannungen addieren
sich negativ auf die Lastspannungen, so daß die Zone der maximalen Belastung und
die Oberflächenschicht, die durch das Kugelstrahlen beeinflußt wird, nicht mehr
zusammenfallen.
Die Unterschiede in den Werkstoffeigenschaften, welche durch das Kugelstrahlen
bei verschiedenen Bestrahlungstemperaturen verursacht wurden, können sich
deshalb bei den vorgesetzten Proben nicht mehr so stark auswirken. Aufgrund
dessen liegen die Lebensdauern der vorgesetzten Proben näher beieinander als die
der nicht vorgesetzten Proben.

Der Eigenspannungsverlauf vor den Lebensdauerversuchen und die Rißhäufigkeit


der vorgesetzten Proben zeigen jedoch prinzipiell das gleiche Temperaturverhalten
wie die nicht vorgesetzten Proben. Nur der Oberflächenwert der
Druckeigenspannung ist für alle vorgesetzten Probenzustände gleich. Der Grund
hierfür ist die durch das Vorsetzen erfolgte Verfestigung vor dem Kugelstrahlen.
Auffällig ist der geringe Spannungsrückgang nach den Lebensdauerversuchen der
vorgesetzten 260’C-Proben. Bedenkt man jedoch, daß die höchste Belastung
unterhalb der Oberfläche auftritt und somit die Oberfläche mit den
Druckeigenspannungen weit weniger belastet wird als die Oberflächenschicht der
nicht vorgesetzten Proben, wird dieser Sachverhalt verständlich.

Da sich aufgrund der geringeren Schwingbeanspruchung die


Druckeigenspannungen nur geringfügig während des Schwingens abbauen, wird die
Schwingfestigkeit von vorgesetzten Proben wesentlich stärker von den
Druckeigenspannungsverläufen als von den Rißhäufigkeiten bestimmt. Die bei
260*0 kugelgestrahlten Proben besitzen die höchsten Druckeigenspannungen und
die breiteste Druckeigenspannungsschicht, daraus resultiert die höchste
Lebensdauer für diesen Probenzustand.

Die hohe Rißhäufigkeit dieses Probenzustandes wirkt sich aber auf die Relaxation
der Druckeigenspannungen direkt an der Probenoberfläche aus.
126

So liegt der Oberflächenwert der Druckeigenspannungen im Bereich des Wertes für


die bei 20’C gestrahlten Proben, während die bei 180’C gestrahlten Proben, wie
auch schon bei den nicht vorgesetzten Proben, den höchsten Oberflächenwert nach
der Schwingbeanspruchung aufweisen. Weiterhin müssen wir davon ausgehen, daß
auch beim Kugelstrahlen der vorgesetzten Proben die selben Zusammenhänge
bezüglich der Reckalterungsvorgänge gelten wie bei den nicht vorgesetzten
Drehstäben. Weil aber die effektive Belastung In vorgesetzten Proben geringer ist
als in nicht vorgesetzten Proben, machen sich die Unterschiede in der Stabilität der
Versetzungsstrukturen bei den vorgesetzten Drehstäben weit weniger bemerkbar.

Innerhalb der Arbeit wurde der Versuch unternommen den beschriebenen Einfluß
der Temperatur beim Kugelstrahlen auf die Schwingfestigkeit in einem Modell zu
beschreiben. Zunächst wurden die induzierten Druckeigenspannungen modelliert,
wobei der Ansatz gemacht wurde, daß die induzierten Eigenspannungen gleich der
Differenz aus der Lastspannung, welche aus dem Kugelstoß resultiert, und der
Fließgrenze des Materials ist. Die Lastspannung hängt dabei einerseits von den
Kugelstrahlparametern, andererseits auch von den mechanischen Eigenschaften
des Materials ab.
Das wird schon allein aus der Tatsache verständlich, daß in der Probe nur
Spannungen kleiner der Bruchfestigkeit des Materials auftreten können. Die
eingebrachte Lastspannung läßt sich somit durch eine Verformungsspannung,
welche proportional zur Härte des Materials ist, abschätzen, wenn, wie in dieser
Arbeit, die Strahlbedingungen für alle Proben gleich sind.

a^fmax) =R^ -af 4.9 b

Es konnte gezeigt werden, daß Gl. 4.9 b die Härte- und die Temperaturabhängigkeit
der induzierten Druckeigenspannungen bei konstant gehaltenen
Kugelstrahlbedingungen richtig wiedergibt. Auch konnte Gl. 4.9 b die richtigen
Größenordnungen für die maximalen Druckeigenspannungen der Proben dieser
Untersuchung angeben.
Mittels weiterer Ansätze konnten auch Ausdrücke für die Eindringtiefe der
Druckeigenspannungen, die Rißhäufigkeit und die Eindringtiefe der Risse gewonnen
werden, die in Übereinstimmung mit den experimentellen Ergebnissen stehen. Für
die Modellierung der Schwingfestigkeit zeigt sich, daß erst unter Berücksichtigung
der Eindringtiefen für die Eigenspannungen und für die Risse, die
Temperaturabhängigkeit richtig wiedergegeben werden konnte.
127

Für die Schwingfestigkeit wurde dabei folgender Ansatz gemacht:

=0w +zlara(max)c/Es 4.38

Unter Berücksichtigung der experimentell bestimmten Lebensdauern lassen sich


mit der Gleichung 4.38 sowohl für die nicht vorgesetzten als auch für die
vorgesetzten Proben die optimale Kugelstrahltemperatur hinsichtlich ihrer
Schwingfestigkeit aschw(Nso%) bestimmen. Diese beträgt für die nicht vorgesetzten
Drehstäbe T = 118’C und für die vorgesetzten Proben T = 295‘C.
128

6. Literaturverzeichnis

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134

Tabellen

Phi = 0‘ Phi = 45' Phi = 90’


Tiefe [mm] HWB ["] HWB [’] HWB [•]
0.000 3.807 3.926 3.934
0.025 3.423 3.357 3.385
0.100 3.392 3.387 3.367
0.115 3.368 3.443 3.367
0.150 3.563 3.550 3.514
0.200 3.702 3.758 3.787
0.240 3.992 3.917 4.044
0.285 4.075 4.086 4.023
0.365 4.016 4.026 3.990

Halbwertsbreitenprofil der 20‘C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen

Phi = 0’ Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] HWB F] HWB [’] HWB [’]
0.000 4.428 4.587 4.582
0.025 4.015 4.065 4.055
0.070 3.761 3.774 3.848
0.090 3.676 3.770 3.702
0.130 3.669 3.698 3.616
0.150 3.586 3.560 3.503
0.190 3.496 3.530 3.504
0.225 3.585 3.596 3.606
0.275 3.649 3.700 3.628
0.300 3.668 3.680 3.612
0.350 3.784 3.723 3.811
0.395 3.914 3.914 3.870
0.500 3.852 3,862 3.848
0.560 3.855 3.844 3.779

Halbwertsbreitenprofil der 170’C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen

Phi = 0‘ Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] HWB [’] HWB [’] HWB [’]
0.000 3.811 3.730 3.978
0.020 4.276 4.340 4.209
0.075 4.380 4.380 4.353
0.125 4.182 4.230 4.151
0.170 4.111 4.180 4.050
0.225 4.193 4.310 4.238
0.275 4.208 4.170 4.206
0.345 4.065 4.140 4.085

Halbwertsbreitenprofil der 250‘C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen


135

Phi = 0* Phi = 45‘ Phi = 90'


Tiefe [mm] HWB [•] HWB f] HWB f]
0.000 4.477 4.471 4.411
0.035 3.797 3.866 3.836
0.070 3.508 3.692 3.614
0.105 3.598 3.592 3.603
0.145 3.624 3.728 3.610
0.195 3.794 3.718 3.825
0.225 3.835 3.864 3.845
0.280 3.861 3.786 3.913
0.355 3.968 3.852 3.994
0.420 4.095 3.932 4.131
0.500 4.295 4.131 4.128

Halbwertsbreitenprofil der 20‘C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen

Phi = 0" Phi = 45’ Phi = 90‘


Tiefe [mm] HWB f] HWBf'] HWBf]
0.000 4.576 4.576 4.548
0.035 3.992 4.009 3.940
0.075 3.754 3.773 3.739
0.120 3.714 3.717 3.780
0.160 3.734 3.695 3.789
0.210 3.934 3.830 3.982
0.255 3.926 3.848 3.887
0.305 4.023 3.890 4.109
0.370 4.281 4.173 4.174
0.450 4.172 4.112 4.194

Halbwertsbreitenprofil der 180‘C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen

Phi = 0’ Phi = 45’ Phi = 90‘


Tiefe [mm] HWB [•] HWB CI HWBCJ
0.000 4.577 4.568 4.577
0.025 4.368 4.394 4.348
0.050 4.191 4.243 4.294
0.095 4.086 4.186 4.125
0.170 4.071 4.032 4.027
0.195 4.066 4.170 4.074
0.225 4.264 4.180 4.179
0.265 4.252 4.139 4.173
0.305 4.295 4.214 4.265
0.365 4.252 4.190 4.353
0.460 4.37 4.219 4.323

Halbwersbreitenprofil der 260‘C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen


136

Phi = 0’ Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] HWB [’] HWB [’] HWB [•]
0.000 3.710 3.774 3.764
0.085 3.204 3.164 3.144
0.100 3.338 3.285 3.329
0.170 3.836 3.706 3.897
0.220 4.170
0.260 4.204
0.310 4.305

Halbwertsbreitenprofil der 20’C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen N = 109999

Phi = 0‘ Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] HWB [’] HWB f] HWB n
0.000 4.446 4.464 4.295
0.040 4.065 4.063 4.003
0.080 3.654 3.948 3.854
0.135 3.934 3.993 3.953
0.180 3.910 3.962 3.894
0.220 3.967 3.908 3.868
0.265 3.940 3.917 3.916
0.310 3.915 3.966 3.859
0.390 3.941 4.033 3.926
0.445 3.997 4.038 4.057

Halbwertsbreitenprofil der 170’C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen N = 680734

Phi = 0’ Phi = 45" Phi = 90'


Tiefe [mm] HWB [’I HWB [•] HWB f]
0.000 3.774 3.692 3.874
0.055 3.912 3.932 4.011
0.110 3.939 3.904 3.880
0.200 3.769 3.755 3.796
0.225 3.698 3.708 3.676
0.285 3.656 3.644 3.689

Halbwertsbreitenprofil der 260'C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen N = 122648


137

Phi = 0’ Phi = 45" Phi = 90’


Tiefe [mm] HWB [•] HWB n HWB fl
0.000 4.204 4.152 4.222
0.055 3.836 3.650 3.756
0.115 3.791 3.734 3.797
0.180 3.835 3.749 3.845
0.255 3.864 3.861 3.846
0.280 3.853 3.799 3.845
0.360 3.865 3.841 3.867
0.430 4.027 3.967 4.051

Halbwertsbreitenprofil der 20’C-Proben, vorgesetzt, geschwungen N = 197141

Phi = 0‘ Phi = 45’ Phi = 90'


Tiefe [mm] HWB f] HWB f] HWB f]
0.000 4.508 4.487 4.565
0.050 4.042 4.044 4.095
0.060 4.106 4.099 4.153
0.110 4.003 3.870 3.976
0.145 3.831 3.852 3.779
0.210 3.764 3.693 3.723
0.250 3.673 3.623 3.669
0.280 3.624 3.616 3.588
0.310 3.496 3.585 3.519
0.410 3.471 3.511 3.502

Halbwertsbreitenprofil der 180'C-Proben, vorgesetzt, geschwungen N = 138356

Phi = 0' Phi = 45' Phi = 90'


Tiefe [mm] HWB f] HWB [•] HWB S’]
0.000 4.397 4.373 4.319
0.035 4.114 4.063 4.129
0.100 3.943 3.957 3.977
0.165 3.839 3.869 3.853
0.240 3.835 3.823 3.830
0.295 3.874 3.733 3.858
0.380 3.886 3.835 3.871

Halbwertsbreitenprofil der 260‘C-Proben, vorgesetzt, geschwungen N = 183533


138

Phi = 0' Phi = 45‘ Phi = 90’


Tiefe [mm] (MPa] Ores [MPa] Orfi, [MPa]
0.000 -345 -378 -356
0.025 -674 -676 -660
0.100 -876 -869 -860
0.115 -861 -818 -812
0.150 -769 -755 -724
0.200 -453 -403 -411
0.240 -159 -135 -135
0.285 -47 -40 -88
0.365 +14 -20 -37

Eigenspannungsprofil der 20'C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen

Phi = 0' Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] oms [MPa] (MPa] »ros [MPa]
0.000 -583 -679 -726
0.025 -834 -894 -940
0.070 -918 -971 -965
0.090 -940 -960 -920
0.130 -1041 -985 -930
0.150 -954 -936 -909
0.190 -835 -799 -807
0.225 -689 -597 -606
0.275 -200 -193 -184
0.300 -134 -136 -171
0.350 -24 -5 -39
0.395 -27 -42 -44
0.500 -31 -82 -99
0.560 +10 -27 -25

Eigenspannungsprofil der 170‘C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen

Phi = 0’ Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] gtrr [MPa] OrAA [MPa] OrnA [MPa]
0.000 -347 -332 -357
0.020 -601 -645 -611
0.075 -1170 -1181 -1161
0.125 -1296 -1297 -1258
0.170 -1180 -1211 -1107
0.225 -622 -577 -517
0.275 -167 -118 -146
0.345 -39 -118 -92

Eigenspannungsprofil der 250‘C-Proben, nicht vorgesetzt, nicht geschwungen


139

Phi = 0’ Phi = 45' Phi = 90‘


Tiefe (mm] »rss [MPa] ar« [MPa]
0.000 -581 -619 -648
0.035 -856 -879 -915
0.070 -977 -949 -1005
0.105 -1016 -1011 -997
0.145 -979 -964 -937
0.195 -694 -611 -661
0.225 -459 -360 -429
0.280 -218 -5 -194
0.355 -138 +34 -248
0.420 -208 +49 -222
0.500 -66 +250 -45

Eigenspannungsprofil der 20’C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen

Phi = 0' Phi = 45‘ Phi = 90'


Tiefe [mm] ‘’resJMPa] am« [MPa] «ms [MPa]
0.000 -616 -667 -672
0.035 -983 -996 -976
0.075 -992 -990 -1087
0.120 -1102 -1054 -1107
0.160 -1064 -1024 -1013
0.210 -625 -485 -500
0.255 -300 -40 -212
0.305 -175 +74 -134
0.370 -205 +37 -241
0.450 -93 +143 -136

Eigenspannungsprofil der 180'C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen

Phi = 0’ Phi = 45' Phi = 90’


Tiefe [mm] «ms [MPa] «ms [MPa] «ms [MPa]
0.000 -711 -713 -717
0.025 -1146 -1111 -1176
0.050 -1212 -1224 -1200
0.095 -1287 -1311 -1349
0.170 -1206 -1142 -1163
0.195 -1026 -861 -951
0.225 -578 -423 -557
0.265 -234 -1 -222
0.305 -155 +116 -111
0.365 -111 +117 -182
0.460 -220 +84 -163

Eigenspannungsprofil der 260’C-Proben, vorgesetzt, nicht geschwungen


140

Phi = 0’ Phi = 45" Phi = 90'


Tiefe [mm] Oros [MPa] arflS [MPa] arBq [MPa]
0.000 -149 -203 -155
0.085 -166 -165 -144
0.100 -287 -294 -277
0.170 -337 -336 -328
0.220 -277
0.260 -74
0.310 -140

Eigenspannungsprofil der 20'C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen N = 109999

Phi = 0‘ Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] [MPa] <’rss [MPa] [MPa]
0.000 -364 -441 -379
0.040 -674 -810 -641
0.080 -732 -890 -677
0.135 -928 -1083 -822
0.180 -874 -979 -881
0.220 -704 -767 -649
0.265 -452 -461 -376
0.310 -175 -214 -171
0.390 -119 -143 -136
0.445 +5 -97 -76

Eigenspannungsprofil der 170‘C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen N = 680734

Phi = 0’ Phi = 45" Phi = 90’


Tiefe [mm] <rr„ [MPa] "rns [MPa] o™ [MPa]
0.000 -85 -61 -210
0.055 -254 -253 -535
0.110 -592 -569 -731
0.200 -370 -264 -380
0.225 -199 -163 -185
0.285 -34 4 -86

Eigenspannungsprofil der 260’C-Proben, nicht vorgesetzt, geschwungen N = 122648


141

Phi = 0' Phi = 45" Phi = 90’


Tiefe [mm] «’ms [MPa] “rns [MPa] [MPaj
0.000 -451 -256 -451
0.055 -648 -380 -605
0.115 -802 -521 -708
0.180 -592 -404 -600
0.255 -179 -10 -153
0.280 -110 +22 -131
0.360 -54 +78 -54
0.430 -86 +55 -95

Eigenspannungsprofil der 20‘C-Proben, vorgesetzt, geschwungen N = 197141

Phi = 0- Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] «ros [MPa] «res [MPa] Ores [MPa]
0.000 -576 -504 -642
0.050 -812 -692 -850
0.060 -810 -684 -841
0.110 -846 -716 -847
0.145 -885 -746 -849
0.210 -671 -562 -612
0.250 -343 -274 -344
0.280 -151 -1 -197
0.310 -27 +112 -86
0.410 -30 +129 -50

Eigenspannungsprofil der 180’C-Proben, vorgesetzt, geschwungen N = 138356

Phi = 0’ Phi = 45’ Phi = 90’


Tiefe [mm] HWB [’] HWB [’] HWB [’]
0.000 -503 -445 -457
0.035 -887 -819 -841
0.100 -965 -860 -943
0.165 -906 -751 -847
0.240 -424 -370 -409
0.295 -75 +70 -158
0.380 -14 +148 -115

Eigenspannungsprofil der 260'C-Proben, vorgesetzt, geschwungen N = 183533


142

Tiefe [mm]: 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5


T= 20°C 574 588 591 598 591
T = 170’C 588 581 591 591 598
T = 250’C 571 581 581 588 581

Mikrohärte HV1 nicht vorgesetzter Drehstäbe

Tiefe fmml: 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5


T= 20'C 581 595 591 591 591
T = 180‘C 571 588 581 578 581
T = 260’C 588 598 598 598 588

Mikrohärte HV1 vorgesetzter Drehstäbe

nicht vorgesetzt vorgesetzt


Rßtlefe [2.5^n] T = 20"C T = 170"C T = 250’C T = 20*0 T = 170*0 T = 250*0
1 16 24 36 17 16 34
2 9 10 20 8 9 23
3 2 4 4 2 5 6
4 0 1 2 1 5 4
5 0 1 1 0 0 1
£ 27 40 63 28 35 68
Meßlänge [mm] 36.20 37.28 36.38 36.84 35.80 37.68

Rißtiefenverteilung der Flachproben


143

nicht vorgesetzt vorgesetzt


Rißtiefe [2.5/JTi] T = 20'C T = 170’C T = 250’C T = 20’C T= 170*C T = 25O’C
1 1
2 4 3 1 1 2
3 3 6 3 3 2 7
4 1 6 4 3 2 10
5 5 4 11 2 3 7
6 3 3 4 3 4 6
7 2 4 7 3 2 3
8 8 2 3
9 3 4 2 2 1
10 3 2 8 2 3 3
11 2 6 3 3 4
12 1 2
13 1 3 3
14 1 1 1
15 2 2 1
16 2
17 2 2
18 1 1
19 1 2
20 4 2
21 2 3
22 1 1 2 1
23 1 1
24 1
25 1
26 1 1
27 1
32 1
33 1 1
37 1
38 1
39 1 1
40 1 2
49 1
£ 27 40 63 28 35 68
Meßlänge [mm) 36.20 37.28 36.38 36.84 35.80 37.68

Rißlängenverteilung der Flachproben


144

No 0 [mm] 0 [mm] R [mm] Afl


0 22.00 22.00 11 0.0122
1 21.42 21.36 10.69 0.2067
2 20.50 20.46 10.24 0.4494
3 19.56 19.55 9.78 0.6989
4 18.66 18.63 9.32 0.9436
5 17.60 17.58 8.79 1.2364
6 16.33 16.31 8.16 1.6358
7 15.03 15.00 7.51 2.1319
8 13.55 13.55 6.77 2.5378
9 12.30 12.30 5.15 2.9333
10 11.07 11.07 5.53 3.4061

Meßdaten aus der Eigenspannungsmessung im Abdrehverfahren

R [mm] 6.15 6.77 7.51 8.16 8.79 9.32 9.78 10.24 10.69
7 [MPa] 157.0 141.7 93.4 24.8 -6.5 39.6 82.3 130.8 18.7

rechnerisch ermittelter Eigenschubspannungsverlauf

Lastwechsel Afinhwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
rmm^l [mm]
1 80928 60 Oberfläche < 0.02
2 58330 80 Oberfläche <0.02
3 109999 50 Riß 0.2
4 129868 10 Einschluß 2
5 150426 - Oberfläche <0.02
6 183718 140 Oberfläche <0.02
7 376630 500 Oberfläche <0.02
8 485178 11 Riß 0.2/0.3
9 495190 250 Oberfläche <0.02

Lebensdauern nicht vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 20’C kugelgestrahlt,


bei o = 560 ± 560 MPa geprüft

Lastwechsel Asrhwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
fmm^l [mm]
1 181501 - Oberfläche < 0.02
2 420690 <2 Riß 0.3
3 597940 3 Oberfläche < 0.02
4 652845 - Oberfläche <0.02
5 665869 <2 Einschluß 0.5
6 680734 <4 Riß 0.3

Lebensdauern nicht vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 170’C kugelgestrahlt,


bei a = 560 ± 560 MPa geprüft
145

Lastwechsel Aftchwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
fmm]
1 122648 25 Oberfläche <0.02
2 212044 2 Einschluß 1
3 444624 - Oberfläche <0.02
4 483831 15 Einschluß 2.4
5 820688 90 Oberfläche <0.02

Lebensdauern nicht vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 250’C kugelgestrahlt,


bei a = 560 ± 560 MPa geprüft

Lastwechsel Aficthwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
fmm^l [mm]
1 396584 12 Riß 0.2
2 435781 5 Oberfläche <0.02
3 291483 24 Oberfläche <0.02
4 177600 27 Oberfläche <0.02
5 436185 4 Riß <0.02
6 298170 5 Riß <0.02

Lebensdauern nicht vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 20‘C kugelgestrahlt,


bei o = 560 ±513 MPa geprüft

Lastwechsel Aftchwlnn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
Imm^l 1mm]
1 725405 4 Riß 0.1
2 969940 15 Einschluß 5
3 764218 <1 Einschluß 0.05
4 865935 <1 Einschluß 0.05
5 792643 18 Oberfläche <0.02
6 629672 - -

Lebensdauern nicht vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 170’C kugelgestrahlt,


bei o = 560 ± 560 MPa geprüft
146

Lastwechsel Afinhwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
fmm^l fmm]
1 256388 150 Riß 0.1
2 705460 60 Oberfläche <0.02
3 1050753 - Oberfläche <0.02
4 53089 15 Einschluß 1
5 549298 - Oberfläche <0.02
6 721500 2 Oberfläche <0.02

Lebensdauern nicht vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 250‘C kugelgestrahlt,


bei <7 = 560 ±513 MPa geprüft

Lastwechsel A.Schwinri Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
2
fmm 1 fmm]
1 338863 50 Riß <0.02
2 197141 125 Riß <0.02
3 242729 30 Oberfläche 0.2
4 335370 40 Oberfläche 0.1
5 225970 125 Oberfläche <0.02
6 288789 300 Oberfläche <0.02
7 255077 50 Riß 0.2

Lebensdauern vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 20'C kugelgestrahlt,


bei o = 560 ± 560 MPa geprüft

Lastwechsel Aschwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
Trnm^l
[mm]
1 153500 - Oberfläche <0.02
2 602634 50 Riß 0.5
3 416123 125 Riß 0.1
4 678878 40 Riß <0.02
5 562828 65 Riß <0.02
6 138356 50 Oberfläche <0.02
7 312482 50 Oberfläche <0.02
8 245488 50 Riß 0.2

Lebensdauern vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 180’C kugelgestrahlt,


bei o = 560 ± 560 MPa geprüft
147

Lastwechsel Afinhwina Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
[mml
1 381536 35 Oberfläche <0.02
2 183533 - Oberfläche <0.02
3 722636 - Oberfläche <0.02
4 335772 20 Einschluß 1
5 281655 20 Riß 1.5
6 884484 5 Riß 0.1
7 480738 15 Riß 3

Lebensdauern vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 260"C kugelgestrahlt,


bei o - 560 ± 560 MPa geprüft

Lastwechsel Afinhwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
fmm^l [mm]
1 374893 95 Riß <0.02
2 144616 100 Riß 4
3 525964 45 Riß 0.1
4 231827 - Oberfläche <0.02
5 867903 - Einschluß 0.15

Lebensdauern vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 20'C kugelgestrahlt,


bei o = 560 ± 513 MPa geprüft

Lastwechsel Aßchwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
(mm^l [mm]
1 382458 - Oberfläche <0.02
2 514555 20 Oberfläche <0.02
3 571520 - Oberfläche <0.02
4 573658 75 Einschluß 1
5 921979 3 Oberfläche <0.02
6 1045533 - Einschluß 2

Lebensdauern vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 180'C kugelgestrahlt,


bei a = 560 ± 513 MPa geprüft
148

Lastwechsel Afichwinn Bruchausgang Tiefe des


Bruchausganges
Trnm^l [mm]
1 709423 416 Einschluß 0.3
2 601649 341 Riß 0.3
3 1019237 260 Riß 2
4 690200 67 Riß 1.5
5 626583 12 Oberfläche <0.02

Lebensdauern vorgesetzter Drehstäbe, bei T = 260'C kugelgestrahlt,


bei o = 560 ± 513 MPa geprüft

Prüftemperatur [’C] Moment^ [Nm] WinkelF f] [MPa]


20 2500 52 1190
170 1750 39 837
250 1300 33 622

Fließgrenzen nicht vorgesetzter Drehstäbe, bei verschiedenen Prüftemperaturen

Prüftemperatur [’C] 20 195 300


Härte [HRC] 52.5 50.5 48

Probenhärte in Abhängigkeit von der Probentemperatur


149

Michael Schilling - Praetzel


Schloßstraße, 143
D - 46 535 Dinslaken

Tabellarischer Lebenslauf

Name Michael Schilling-Praetzel, geb. Schilling

geboren 17. März 1965 in Mülheim/ Ruhr

Eltern Liane Schilling, geb. Schulze


Heinz - Jürgen Schilling

Schule Grundschule in Dinslaken 1971 - 1975


Theodor-Heuss-Gymnasium
in Dinslaken 1975-1984
Abitur Mai 1984

Wehrdienst Grundwehrdienst 1984-1985

Studium Physikstudium RWTH Aachen 1985-1991


Diplomhauptprüfung Februar 1991

Beruf wissenschaftlich / technischer


Angestellter der Firma
HOESCH Industria Espanola de
Suspensiones, Madrid (Spanien) 1991 - 1994

Angestellter der Firma


DODUCO ESPANA S.A., Madrid (Spanien) seit Juni 1994
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