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Ruhr-Universität Bochum

Fakultät für Bauingenieurwesen

Zur rechnerischen Berücksichtigung des Kriechens


und Schwindens des Betons bei Verbundträgern

Von der Fakultät für Bauingenieurwesen


der Ruhr-Universität Bochum genehmigte

Dissertation

zur Erlangung des Grades


Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.)

von

Aristidis Iliopoulos

Bochum, Juni 2005


III

Vorwort

Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als Wissenschaftlicher


Mitarbeiter am Institut für Konstruktiven Ingenieurbau der Ruhr-Universität Bochum.
Sie wurde von der Fakultät für Bauingenieurwesen als Dissertation angenommen.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr.-Ing. R. Kindmann für die Betreuung
und Unterstützung dieser Arbeit, sowie die Übernahme des Referates.

Professor Dr.-Ing. G. Hanswille der Bergischen Universität Wuppertal danke ich


recht herzlich für die Übernahme des Korreferates.

Für die Hinweise und Empfehlungen möchte ich Herrn Dr.-Ing. R. Bergmann ganz
herzlich danken.

Ein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr.-Ing. I. Vayas der Nationalen
Technischen Universität Athen auf dessen Anregung ich an der Ruhr-Universität
Bochum gearbeitet habe.

Weiterhin gilt mein Dank allen Kollegen des Lehrstuhls für Stahl- und Verbundbau
für die schöne gemeinsame Zeit und ihre Diskussionsbereitschaft, die zum Entstehen
dieser Arbeit beigetragen hat.

Schließlich danke ich meiner Familie für die außerordentliche Unterstützung während
der Erstellung dieser Arbeit.

Juni 2005
Aristidis Iliopoulos

Doktorarbeit eingereicht am: 24. Januar 2005


Tag der mündlichen Prüfung: 3. Mai 2005

Berichter:

Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann, Ruhr-Universität Bochum


Prof. Dr.-Ing. G. Hanswille, Bergische Universität Wuppertal
V

Inhaltsverzeichnis

1 Übersicht 1
1.1 Einleitung 1
1.2 Zielsetzung und Gliederung 3
1.3 Literaturvorschläge für Kriechprobleme von Beton- und
Verbundbauteilen 4
1.4 Werkstoffe im Verbundbrückenbau 6
1.4.1 Beton 6
1.4.2 Baustahl und Betonstahl 7
1.5 Bezeichnungen, Annahmen und Voraussetzungen 7

2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 11


2.1 Allgemeines 11
2.2 Das Kriechen des Betons 12
2.2.1 Der Kriechansatz für den Beton 12
2.2.2 Die Anwendung des Superpositionsprinzips bei linear viskoelastischen
Feststoffen 13
2.2.3 Vorhersageverfahren der Kriechzahl φ(t,t0) 14
2.2.4 Eigenschaften des Kriechens 17
2.3 Das Schwinden des Betons 18
2.3.1 Vorhersageverfahren des Schwindmaßes εcs(t,t0s) 18
2.4 Spannungs-Dehnungsbeziehung des Betons 19
2.4.1 Vorbemerkungen 19
2.4.2 Theorie von Dischinger 20
2.4.2.1 Die ursprüngliche Differentialgleichung 20
2.4.2.2 Erweiterte Dischingergleichung 23
2.4.3 Verfahren nach Trost-Zerna 24
2.4.4 Inkrementelle Verfahren bei Kriechproblemen 26
2.4.4.1 Die inkrementelle Spannungs-Dehnungsbeziehung 26
2.4.4.2 Numerische Bestimmung der Zeitintervalle bei Kriechproblemen 29
2.5 Das behinderte Kriechen 29
2.6 Eigenspannungen 36
2.6.1 Arten von Eigenspannungen 36
2.6.2 Ermittlung eines Eigenspannungszustands 38

3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge


Kriechen und Schwinden 40
3.1 Allgemeines 40
3.2 Teilschnittgrößen bei Erstbelastung 41
3.3 Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen 43
3.3.1 Ständige Lasten P 43
3.3.2 Schwinden S 46
VI

3.3.3 Aufgezwungene Deformationen D 48


3.3.4 Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT 50
3.4 Ermittlung der Umlagerungsgrößen mit Hilfe von
Integrationsgleichungen - Das Verfahren von Xia 53
3.4.1 Vorbemerkungen 53
3.4.2 Ständige Lasten P 55
3.4.3 Schwinden S 56
3.4.4 Aufgezwungene Deformationen D 57
3.4.5 Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT 58
3.5 Inkrementelle Ermittlung der Umlagerungsgrößen – Erweiterung der
Verfahren von Xia und Hanswille 59
3.5.1 Vorbemerkungen 59
3.5.2 Ständige Lasten P 59
3.5.3 Schwinden S 63
3.5.4 Aufgezwungene Deformationen D 63
3.5.5 Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT 65
3.6 Vergleich der Verfahren 66
3.7 Zusammenfassung und Diskussion 71

4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der


Kriechbeiwerte 73
4.1 Übersicht 73
4.2 Die Berechnung der Relaxationskennwerte 74
4.3 Die Berechnung der Kriechbeiwerte 81
4.4 Schussfolgerungen und Empfehlungen für die Praxis 89

5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 91


5.1 Übersicht 91
5.2 Einfluss des Kriechbeiwertes ψA,L 91
5.3 Einfluss des Kriechbeiwertes ψI,L 98
5.4 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 101

6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 103


6.1 Allgemeines 103
6.2 Ständige Lasten P 103
6.3 Schwinden S 108
6.4 Aufgezwungene Deformationen D 110
6.5 Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT 113
6.6 Vorgeschlagene Kriechbeiwerte ψ 116
6.7 Einfluss des Kriechens und Schwindens des Betons auf die 117
Rissbildung
6.7.1 Ermittlung der Rissschnittgrößen 117
6.7.2 Anwendungsbereich der vorgeschlagenen Kriechbeiwerte 119
VII

7 Beispiele 121
7.1 Vorbemerkungen 121
7.2 Beispiel 1 – Ermittlung von Spannungen und Deformationen 121
7.3 Beispiel 2 – Ermittlung von Zwangsschnittgrößen 126
7.4 Beispiel 3 – Einbetonierter Stahlquerschnitt 129

8 Zusammenfassung 132

Anhang 137
Literaturverzeichnis 138
VIII

Kurzfassung

Die vorliegende Arbeit behandelt den Einfluss des Kriechens und Schwindens des
Betons auf Verbundquerschnitte. Das zeitabhängige Betonverhalten bringt Umlage-
rungen der inneren Größen mit sich, die im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
berücksichtigt werden müssen. Die Berechnung der zeitlichen Entwicklung der
Umlagerungsgrößen lässt sich durch analytische und inkrementelle Verfahren durch-
führen, deren Vor- und Nachteile vorgestellt und analysiert werden.
Zur rechnerischen Erfassung des rheologischen Verhaltens des Betons bei Verbund-
trägern finden sich in der Literatur vorgeschlagene Kriechbeiwerte, die voneinander
abweichen. Es wird der Einfluss der Variationen von Kriechbeiwerten auf die
ideellen Querschnittsgrößen und die Spannungen untersucht.
Abschließend erfolgt die Herleitung neuer Kriechbeiwerte für einbetonierte doppelt-
symmetrische Stahlquerschnitte. Sie sind geeignet für die Bemessung von Preflex
Verbundträgern und Walzträgern in Beton.
1 Übersicht

1.1 Einleitung

Verbundträger bestehen aus zwei Materialien – Beton und Stahl – die schubfest mit-
einander verbunden sind. Um eine optimale Ausnutzung der beiden Materialien zu
gewährleisten, ist es notwendig, die Eigenschaften des Betons unter Druck und die
des Stahls unter Zug auszunutzen. Das zeitabhängige Verhalten des Betons ruft im
Zusammenhang mit den gleich bleibenden Eigenschaften des Stahls eine Reihe von
Phänomenen hervor, die den Spannungszustand des Querschnitts deutlich ändern.
Einen ersten Überblick zum Kriechproblem gibt Bild 1.1.

∆z

Bild 1.1 Zeitliche Änderung der Spannungen infolge Kriechen


In Bereichen mit positiven Momenten steht die Betonplatte unter Druck. Die Stei-
gerung der Dehnungen infolge des Kriechens des Betons führt zu seiner Entlastung
bzw. der Belastung des Stahls. Die Entwicklung dieses Prozesses weist eine starke
Nichtlinearität auf und ist von vielen unterschiedlichen Parametern wie den Umwelt-
bedingungen, der Betonfestigkeitsklasse und der Querschnittsgeometrie abhängig.
Im Brückenbau findet häufig eine abschnittweise Betonierung des Überbaus mit oder
ohne Verwendung von Hilfsstützen statt. Die zeitliche Änderung der mechanischen
Eigenschaften des Betons – Kriechen, Schwinden, Elastizitätsmodul – haben eine
große Bedeutung. Eine rechnerische Verfälschung des zeitlichen Verhaltens kann zu
Spannungsüberschreitungen führen, die für den Gebrauchszustand besonders ungüns-
tig sind.
Die Betrachtung einer Verbundbrücke während den Konstruktionsphasen bedarf einer
besonderen Sorgfalt. Das statische System, die Querschnittsgrößen und die Bean-
spruchungen ändern sich mit der Zeit. Bild 1.2 zeigt die Herstellungsmethode einer
Zweifeldbrücke und die zeitliche Entwicklung der Spannungen und der Querschnitts-
größen.
2

δ

δ δ

∞ ∞ ∞

Bild 1.2 Abschnittweise Herstellung einer Zweifeldbrücke

Für die Berechnung der Spannungen wird im Allgemeinen das Gesamtquerschnitt-


verfahren angewendet. Der Verbundquerschnitt wird zu einer beliebigen Betrach-
tungszeit als äquivalenter Stahlquerschnitt angenommen. Voraussetzung dafür ist die
Kenntnis der Kriechbeiwerte. Sie beschreiben die Kriechfähigkeit des Querschnitts
in Abhängigkeit von der Belastungsart, das heißt, die Umlagerungsgrößen für stän-
dige Lasten, aufgezwungene Deformationen, zeitlich veränderliche Beanspruchungen
und Schwinden.
Die Kriechbeiwerte lassen sich mit Hilfe mathematischer Formulierungen durch
unterschiedliche Methoden bestimmen. Jede Methode weist Vor- und Nachteile
auf, die den meisten Anwendern unbekannt sind. Die Häufigkeit der Anwendung
der Beiwerte und ihre große Bedeutung im Brückenbau ist der Grund für die nach-
folgende Forschungsarbeit zur Analyse des langzeitigen Verhaltens von Verbund-
bauteilen.
1 Übersicht 3

1.2 Zielsetzung und Gliederung

Die Berechnung der Teilschnittgrößen eines Verbundträgers, unter Berücksichtigung


des langzeitigen Verhaltens des Betons, wird mit der Formulierung der Gleichge-
wichts- und Verträglichkeitsbedingungen durchgeführt. Dies lässt sich durch drei
unterschiedliche Methoden erzielen, die im Bild 1.3 zusammengestellt sind.

εc,t

κc,t = κ st,t

εst,t

Bild 1.3 Alternativen für die Berechnung des inneren Zustands eines Verbundträgers
Die Ermittlung der inneren Größen durch differentielle und Integrationsglei-
chungen führt zu analytischen Lösungen, die sich aus einem komplizierten Glei-
chungssystem ergeben. Es stellt sich die Frage, welche Annahmen getroffen werden
und ob sie einen besonderen Einfluss auf die endgültigen Ergebnisse haben. Das
inkrementelle Verfahren erfasst das Phänomen exakt und stellt eine Basis für den
Vergleich der unterschiedlichen Methoden dar. Diese Thematik wird im Kapitel 3
ausführlich diskutiert.
Die Relaxationskennwerte und die Kriechbeiwerte beschreiben die zeitliche
Entwicklung der Umlagerungs- und der Teilschnittgrößen. Sie basieren auf alge-
braischen Spannungs-Dehnungsbeziehungen für den Beton. Durch ihre Einführung in
die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen ergeben sich berechnungs-
freundliche Lösungen, die für die Praxis geeignet sind und in Kapitel 4 zusam-
mengestellt sind.
Für die Bestimmung allgemeiner Verbundquerschnitte werden in der Literatur
Kriechbeiwerte vorgeschlagen. Sie zeigen nennenswerte Abweichungen voneinander,
die den Anwender verwirren können. Der Einfluss unterschiedlicher Kriechbei-
werte auf die Berechnung von Querschnittsgrößen und Spannungen erfordert eine
besondere Betrachtung, die im Kapitel 5 durchgeführt wird.
Im Kapitel 6 werden einbetonierte Stahlquerschnitte betrachtet. Da für solche
Querschnitte der Betonanteil eine dominante Rolle spielt, ist es von Interesse, das
zeitliche Verhalten zu analysieren. Bild 1.4 zeigt die Umlagerungsgrade der Beton-
spannungen von zwei gleichflächigen Verbundquerschnitten unter einer Momenten-
beanspruchung.
4

100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
1 10 100 1000 10000

Bild 1.4 Umlagerungsgrade der Betonspannungen von zwei unterschiedlichen


Verbundquerschnitten ( C30/37, HE 300M, Ac1=Ac2=1800 cm2 )
Abschließend werden in Kapitel 7 Zahlenbeispiele sowohl für übliche, als auch für
doppeltsymmetrische Verbundquerschnitte dargestellt. Eine Erfassung des Kriechens
mit finiten Elementen wird ebenfalls diskutiert.
Hieraus ergeben sich drei wesentliche Ziele:

• Vorstellung und Vergleich bekannter Berechnungsverfahren


• Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte auf die ermittelten Querschnitts-
größen und Spannungen von üblichen Verbundträgern
• Vorschlag neuer Kriechbeiwerte für einbetonierte Stahlquerschnitte

1.3 Literaturvorschläge für Kriechprobleme von Beton- und


Verbundbauteilen

Das zeitabhängige Betonverhalten stellt einen Forschungsbereich dar, mit dem sich
die Ingenieure und Wissenschaftler seit nahezu einem Jahrhundert beschäftigen. Die
erste Veröffentlichung für das rheologische Verhalten des Betons ist 1905 von
Woolson erschienen – „Some remarkable tests indicating flow of concrete under
pressure”. Seitdem versuchen viele Forscher die Entstehung und die zeitliche
Entwicklung des Phänomens experimentell sowie theoretisch zu erfassen.
Dem Kriechen sind weltweit zahlreiche Forschungsarbeiten und Symposien ge-
widmet. Daher kann der Interessent eine sehr große Anzahl von Veröffentlichungen,
Büchern und Berichten finden, die nicht unbedingt seinen Anforderungen entspre-
chen. In Tabelle 1.1 sind Verweise zusammengestellt, die für die vorliegende Arbeit
eine bedeutende Rolle spielen. Im Allgemeinen stellen sie eine gute Basis für ähn-
liche Forschungsarbeiten dar.
1 Übersicht 5

Tabelle 1.1 Literaturquellen, die der vorliegenden Arbeit besonders gedient haben
6

1.4 Werkstoffe im Verbundbrückenbau

1.4.1 Beton

In den meisten internationalen Vorschriften wird der Beton nach seiner Druckfestig-
keit klassifiziert. Der Zusammenhang zwischen der mittleren Druckfestigkeit fcm und
dem E-Modul des Betons wird durch folgende Gleichung beschrieben:
1
E cm = 2150α E f cm 3 (fcm kN/cm2) (1.1)

Der Beiwert αE hängt von der Zuschlagsart ab. Eine rechnerische Verfälschung dieses
Beiwerts kann zu gravierenden Abweichungen des Elastizitätsmoduls des Betons
führen. Das Bild 1.5 verdeutlicht den Sachverhalt.

Ec
n= −1
Ec

(E )
c

Bild 1.5 Relative Abweichungen der Elastizitätsmodule von Betonen mit


verschiedenen Zuschlagsarten bezogen auf Beton hergestellt mit
Rheinkiessand - s. [66]
Nach [66] hat dies keinen besonderen Einfluss auf die Spannungsberechnung von
Verbundträgern. Es darf αE=1,0 angenommen werden.
Im Rahmen dieser Arbeit sollen die zeitlichen Auswirkungen des Betons auf Ver-
bundkonstruktionen detailliert betrachtet werden. Vorausgesetzt ist die Kenntnis der
zeitlichen Entwicklung der Druckfestigkeit und des Elastizitätsmoduls des Betons.
Bild 1.6 zeigt die entsprechenden Größen in Abhängigkeit von der Zeit.
1 Übersicht 7

Betonklassen fcm Ecm


C12/15 1,2 2600 1,4 fcm (t)
C16/20 1,6 2750
C20/25 2 2900 fcm
1,2
C25/30 2,5 3050 Ec ( t )
C30/37 3 3200 1,0 Ec,28
C35/45 3,5 3350
C40/50 4 3500 0,8
C45/55 4,5 3600 Art des Beiwert
1/2
0,6 fcm (t)    28   Zements s
C50/60 5 3700 = exp  s  1 −  
 32,5 0,38
C55/67 5,5 3780 fcm  

  t  

0,4 32,5R
C60/75 6 3880
C70/85 7 4300 Ec ( t ) fcm (t ) 42,5 0,25
0,2 =
C80/95 8 4400 Ec,28 fcm 42,5R
C90/105 9 4450 52,5 0,2
0,0
C100/115 10 4500
1 10 100 1000 10000

Bild 1.6 Zeitliche Entwicklung der mittleren Druckfestigkeit und des Elastizitätsmoduls
des Betons – Betonklassen nach DIN 1045 [4]
Der nicht schraffierte Bereich der Tabelle im Bild 1.6 stellt eine “Betonfamilie” dar,
die nach EC 4-2 und dem DIN-Fachbericht 104 verwendet werden darf. Nach diesen
Richtlinien ist für Fahrbahnplatten ein Beton der Güte C35/45 empfehlenswert.
In [46] findet man eine sorgfältigere Gliederung für die Wahl eines geeigneten Be-
tons. Für Verbundbrücken von kleineren und mittleren Spannweiten ist für Ortbeton-
bauteile die Klasse C35/45 und für Fertigbauteile C40/50 zu empfehlen.

1.4.2 Baustahl und Betonstahl

Für beide Materialien darf ein allgemeiner Elastizitätsmodul von 21000 kN/cm2 ange-
nommen werden.

1.5 Bezeichnungen, Annahmen und Voraussetzungen

Annahmen und Voraussetzungen


Für die Herleitungen in der vorliegenden Arbeit gelten die folgenden Annahmen und
Voraussetzungen:

• Das Hooke’sche Gesetz gilt uneingeschränkt bei der Berechnung der Schnitt–
größen.
• Es gilt die Bernoulli-Hypothese vom Ebenbleiben der Querschnitte.
• Die Belastungen behalten ihre Ursprungsrichtung bei der Verformung des
Stabes.
• Die von der Zeit abhängigen Verläufe der Zwängungen infolge Kriechen und
Schwinden in einem statisch unbestimmten System wachsen affin zum Kriech-
verlauf an.
8

• Die Druckspannungen im Beton überschreiten nicht mehr als 40% der Druck-
festigkeit. Mit dieser Voraussetzung ist das Berechnungsmodell des EC 2 [6]
für das Kriechen anwendbar.

Bezeichnungen
Koordinaten und Bezugspunkte
x Stablängsrichtung
y, z Hauptachsen in der Querschnittsebene
S Schwerpunkt
B beliebiger Punkt
t Betrachtungszeitpunkt oder Zeitpunkt nach abgeschlossenem Kriechen
t0s wirksames Betonalter
Einwirkungen, Lastgrößen
q Streckenlast
∆T Temperaturdifferenz
Schnittgrößen
N Normalkraft
Q Querkraft
M Biegemoment
Spannungen
σ0 Normalspannung zum Zeitpunkt t=t0
σ∞ Normalspannung zum Zeitpunkt t=t∞
Dehnungen, Krümmungen, Deformationen
ε Dehnung
κ Krümmung
θ Verdrehung
δ Durchbiegung
Werkstoffkennwerte
fcm mittlere Betondruckfestigkeit im Alter von 28 Tage
Ec,0 Elastizitätsmodul des Betons zum Belastungszeitpunkt t0
Ecm Elastizitätsmodul (Sekantenmodul) des Betons
Est Elastizitätsmodul des Baustahls
J(t, t0) Kriechfunktion zum Zeitpunkt t
J*(t, t0) reduzierte Kriechfunktion zum Zeitpunkt t
R(t, t0) Relaxationsfunktion zum Zeitpunkt t
1 Übersicht 9

r(t, t0) dimensionslose Relaxationsfunktion zum Zeitpunkt t


r*(t, t0) dimensionslose reduzierte Relaxationsfunktion zum Zeitpunkt t
φ(t,t0)= φt Kriechzahl zum Zeitpunkt t
εcs= εcs(t, t0s) Schwindmaß zum Zeitpunkt t
χ= χ(t, t0) Alterungsbeiwert oder Relaxationskennwert zum Zeitpunkt t
RH relative Feuchte (%)
χN,L, χM,L Relaxationskennwerte für die Normalkraft Nc bzw. für das Betonbie-
gemoment Mc für die äußere Beanspruchung L
ψN,L, ψM,L Kriechbeiwerte für die Betonnormalkraft Nc bzw. für das Betonbie-
gemoment Mc für die äußere Beanspruchung L
Querschnittskennwerte
h0 wirksame Bauteildicke
u Querschnittsumfang
Ast Fläche des Gesamtstahlquerschnitts
Ist Hauptträgheitsmoment des Gesamtstahlträgers
Ac Betonfläche
Ac,0 reduzierte Betonfläche zum Zeitpunkt t0
Ac,L reduzierte Betonfläche für den Beton zum Betrachtungszeitpunkt t für
die äußere Beanspruchung L
Ai,0 ideelle Fläche des Verbundquerschnitts zum Zeitpunkt t0
Ai,L reduzierte ideelle Fläche des Verbundquerschnitts zum Betrachtungs-
zeitpunkt t für die äußere Beanspruchung L
Si,0 ideelles statisches Moment des Verbundquerschnitts zum Zeitpunkt t0
Si,L reduziertes statisches Moment des Verbundquerschnitts zum Betrach-
tungszeitpunkt t für die äußere Beanspruchung L
Ic Biegeträgheitsmoment des Betons
Ic,0 reduziertes Biegeträgheitsmoment für Beton zum Zeitpunkt t0
Ic,L reduziertes Biegeträgheitsmoment für den Beton zum Betrachtungszeit-
punkt t für die äußere Beanspruchung L
Ii,0 ideelles Trägheitsmoment des Verbundquerschnitts zum Zeitpunkt t0
Ii,L reduziertes ideelles Trägheitsmoment des Verbundquerschnitts zum Be-
trachtungszeitpunkt t für die äußere Beanspruchung L
n0 Reduktionszahl für den Beton, bezogen auf die elastische Anfangsver-
formung
nF,L Reduktionszahl für die Betonfläche in Abhängigkeit von der äußeren
Beanspruchung L
ni,L Reduktionszahl für das Biegeträgheitsmoment in Abhängigkeit von der
äußeren Beanspruchung L
zi,0 Schwerpunktabstand des Betonquerschnitts vom ideellen Verbundquer-
schnitt
zi,L Schwerpunktabstand des Betonquerschnitts vom ideellen Verbundquer-
schnitt für die äußere Beanspruchung L
10

ast Schwerpunktabstand des gesamten Stahlquerschnitts vom Schwerpunkt


der Betonplatte

Indizes
a Baustahl
st Gesamtstahl
c Beton
s Bewehrung
o Obergurt
u Untergurt
0 Zeitpunkt der ersten Lastaufbringung
∞ Zeitpunkt nach abgeschlossenem Kriechen
φ durch das Kriechen hervorgerufene zusätzliche Werte
L allgemeine Belastungskennung
P zeitlich konstante Belastung (Dauerlast)
PT zeitlich veränderliche Belastung oder sekundäre Beanspruchung infolge
Kriechen und Schwinden
S Beanspruchung durch Schwinden
D Beanspruchung durch zeitlich konstante erzwungene Verformung
(plötzliche Auflagerverschiebung)
DPT Beanspruchung durch zeitlich veränderliche erzwungene Verformung
(Zeitabhängige Setzung)
Alle übrigen Bezeichnungen und Abkürzungen sind jeweils im Text erläutert.

Programme
Für die notwendigen Berechnungen der vorliegenden Arbeit sind die nachfolgenden
Programme entwickelt worden.
Tabelle 1.2 Entwickelte Programme für die Analyse
2 Das rheologische Verformungsverhalten des
Betons

2.1 Allgemeines

Für Tragwerke des Bauwesens kann der Zusammenhang von Spannung und Dehnung
linear (Hook’sche Gesetz) oder nicht linear sein. Der Baustoff Beton weist nach einer
anfänglichen Belastung bzw. Deformation ein zeitabhängiges Verhalten auf, welches
einen Einfluss auf den Spannungs- und Deformationszustand eines Tragwerkes hat.
Dieses zeitabhängige Verhalten lässt sich auf die folgenden drei Ursachen zurück-
führen:
1. Das Kriechen
Unter der Einwirkung einer Dauerlast entstehen zeitabhängige Verformungen, die
allmählich eine endgültige Größe anstreben. Wird der Beton zu einem späteren
Zeitpunkt wieder entlastet, so erreicht die Deformation nur zögernd einen blei-
benden Endwert.
2. Die Relaxation
Es handelt sich um eine zeitabhängige Änderung der Spannung, die durch eine
aufgezwungene Deformation hervorgerufen wird.
3. Das Schwinden
Ohne Einwirkung einer äußeren Belastung kommt es durch die Austrocknung des
Betons zu einer Verkürzung, die mit der Zeit einen Maximalwert erreicht.
Diese Phänomene entwickeln sich unterschiedlich in Abhängigkeit der Zeit und
können somit getrennt betrachtet werden. Im Allgemeinen ist die zeitliche Entwick-
lung der Spannungen und der Dehnungen des Betons ein besonders kompliziertes
Problem.
In diesem Kapitel werden die notwendigen Grundlagen der Betontheorie vorgestellt.
12

2.2 Das Kriechen des Betons

2.2.1 Der Kriechansatz für den Beton

Durch die Belastung eines Betonquerschnitts entstehen elastische Verformungen.


Zusätzlich treten zeitabhängige Längenänderungen durch das Kriechen auf. Kriechen
ist ein lastabhängiges Phänomen, bei dem das chemisch nicht gebundene Wasser
aus den Mikroporen des Zementgels (Gelporen) in die Kapillaren (10-7-10-1 mm)
gepresst wird und verdunstet, was ein Schrumpfen des Gels zur Folge hat.
Die numerische Umsetzung des Kriechens für Betonteile, die unter einer andauernden
konstanten Belastung stehen, wird durch die Kriechzahl φt=φ(t, t0) realisiert. Dieser
Beiwert ist dimensionslos und abhängig von vielen unterschiedlichen Faktoren, wie
z.B. dem Alter des Betons beim Belastungsbeginn, dem Wasserzementwert, der
relativen Feuchte und der Betonfestigkeit.
Bei einem Druckstab aus Beton, der unter einer zeitlich konstanten Belastung steht,
ergeben sich die Dehnungen aus der Kriechfunktion J(t, t0), die den zeitlichen Verlauf
beschreibt, s. Bild 2.1. Nach EC 2 [6] gilt:
ε c (t,t 0 ) = σ c,0 J(t,t 0 ) (2.1)

mit der Kriechfunktion

 
 0  = 1 + β E,0φ(t,t 0 ) 
1 E c,0 1
φ(t,t
 E c,28  E c,0
J(t,t 0 ) = 1 + ) (2.2)
E c,0

Hierbei ist t0 der Zeitpunkt beim Aufbringen der Belastung, φt die Kriechzahl zum
betrachteten Zeitpunkt t, Ec,28 der Elastizitätsmodul des Betons im Alter von 28
Tagen und Ec,0 der Elastizitätsmodul des Betons zum Zeitpunkt t0 beim Aufbringen
der Belastung. Ein solches Verhalten des Kriechens tritt bei Betonstützen und
Verbundstützen auf, die unter konstanter Druckbeanspruchung stehen.
Gleichung (2.1) setzt voraus, dass die Betonspannungen im Gebrauchstauglichkeits-
bereich liegen (σc <0,40 fcm), d.h., Kriechen und kriecherzeugende Spannung propor-
tional sind. Bei größeren Betonspannungen trifft diese Vereinfachung nicht zu und
die überproportionale Zunahme des Kriechens mit steigender Spannung ist nicht zu
vernachlässigen.
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 13

σc

σc,0

N
ϕ(t,t 0 )
ε c,0

 Ec,0 
εc,0  ϕ( t,t 0 ) 
 Ec,28 

σc,0 J(t,t 0 )

Bild 2.1 Druckstab aus Beton unter zeitlich konstanter Belastung

2.2.2 Die Anwendung des Superpositionsprinzips bei linear


viskoelastischen Feststoffen

Bei Betonträgern weist die Spannungs-Dehnungsbeziehung im Vergleich zur Glei-


chung (2.1) einen anderen Verlauf auf. Der Grund dafür ist, dass sich die Spannungen
der Druckzone stetig ändern. Wie bei anderen Werkstoffen wird beim Beton die
Gültigkeit des Superpositionsprinzips angenommen. Dieses besagt, dass das
Kriechen durch Superponieren der Kriechanteile aus den einzelnen Spannungs-
inkrementen unter Berücksichtigung des jeweiligen Belastungsalters bestimmt
werden kann:

∫ J(t,τ)dσ c (τ) = σ c,0 J(t,t 0 ) + ∫ J(t,τ)


σc (t) t
dσ c (τ)
ε c (t,t 0 ) = σ c,0 J(t,t 0 ) + dτ (2.3)
σ c (t 0 ) t0

Die Integration der Spannungen lässt sich im Allgemeinen nicht analytisch lösen, sie
kann jedoch numerisch bestimmt werden. Dieses Integrationsproblem des zeitlichen
Verlaufs des Kriechens stellt das Hauptproblem für die nicht mögliche analytische
Ermittlung der Spannungen, der Durchbiegungen und der Schnittgrößen bei
Stahlbeton, Spannbeton und Verbundbauten dar. Die einzige Alternative ergibt sich
aus der Zerlegung der Spannungsfunktion in Spannungsstufen, s. Bild 2.2.
14

Bei statischen Berechnungen führt dies zu einer stetigen Umwandlung der Steifigkeits-
matrizen, die sehr zeitaufwändig ist.
Als Näherung kann Gleichung (2.3) umgeschrieben werden:

ε c (t,t 0 ) = σ c,0 J(t,t 0 ) + ∑ J(t,τi )∆σi (2.4)


i
σc

∆σci

∆σ c2
∆σc1
N0 σc,0

εc

N0 + ∆N1 σc,0 J(t,t 0 )


∆σc1J(t,t1 )

∆σ ci J(t,ti )

N0 + ∑ ∆Ni
n

∆σci
i=1
Eci

Bild 2.2 Kriechfunktionen und Spannungsstufen

2.2.3 Vorhersageverfahren der Kriechzahl φ(t,t0)

Wie bereits erwähnt, ist die Vorhersage des Kriechens eines Betons schwierig und
umstritten. In der Literatur befinden sich zwei unterschiedliche Berechnungsansätze,
der Summations- und der Produktansatz.
Beim Summationsansatz wird die Kriechzahl in die zwei Anteile der Fließ- und der
verzögert elastischen Verformung aufgespalten. Der Fließanteil wird mit φf0(kf,t−kf,t0)
und der verzögert elastische Anteil mit 0,40kv(t-t0) angegeben.
Die Kriechzahl für einen Belastungsbeginn t0 und Betrachtungszeit t ist:

( )
ϕ(t, t 0 ) = ϕf + ϕv = ϕf 0 k f ,t − k f ,t 0 + 0, 40k v(t − t 0 ) (2.5)

In Gleichung (2.5) bedeuten:


2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 15

ϕf 0 die Grundfließzahl, abhängig von der Betonkonsistenz und der relativen Luft-
feuchtigkeit
kf gibt den zeitlichen Ablauf des Fließens in Abhängigkeit von h0 an
kv stellt den zeitlichen Verlauf der verzögert elastischen Verformung dar
Die Verläufe der Funktionen kf und kv können aus den Diagrammen der DIN 4227
Teil 1 - Spannbetonrichtlinien entnommen werden.
Für die Berechnung der Körperdicke h0 gilt:

2A c
h 0 = k ef (2.6)
u
mit:
kef Beiwert nach DIN 4227 Teil 1 (Tabelle 8, Spalte 5) zur Berücksichtigung des
Feuchteeinflusses, s. Tabelle 2.1.
Tabelle 2.1 Kriechdehnungen nach DIN 4227 [3]

Lage des Luft-


Zeile Bauteils feuchte φf0 εcs0(10-5) kef
2 3 4 5
1 im Wasser - 0,8 10 30
2 in sehr feuchter 90% 1,3 -13 5
Luft
3 allgem. im Freien 70% 2 -32 1,5
σc 4 in trockener Luft 50% 2,7 -46 1

σc,0
ε c,0

εc
ε c,0 ϕv
 ( )
εc,0  ϕf0 k f,t1+t0 − k f,t0 + 0,40k v(t1 -t0 ) 
 ε c,0 0,40k v(t1 -t0 )
ε c,0
ε c,0 ϕf
ε c,0 ε c,0 0,40k v(t1 -t0 )k v(t2 -t0 )

ε c,0
t 0 ≤ t ≤ t1  ( )
εc (t) = εc,0 ϕf0 k f,t1 + t0 − k f,t0 + 0,40k v(t1 -t0 ) 

t>t1 εc (t) = εc,0 ϕf0


 (k f,t1 + t 0 − k f,t0 ) + 0,40k v(t1 -t 0 ) − 0,40k v(t1 -t0 )k v(t-t0 ) 

εc,0 0,40k v(t1 -t0 ) − 0,40k v(t1 -t0 )k v(t2 -t0 ) 


16

Der Produktansatz beschreibt das Kriechen durch eine Zeitfunktion. Zur


Bestimmung der Kriechzahl wird diese Funktion mit Faktoren multipliziert, die den
Einfluss aus den Umweltbedingungen, der Bauteildicke und der Betonklasse erfassen
sollen. Im EC 2 [6] besteht die Kriechzahl aus der Grundkriechzahl φ0 und einer
hyperbolischen Zeitfunktion βc(t, t0).
ϕ(t, t 0 ) = ϕ0βc (t, t 0 ) (2.7)

mit
ϕ0 = ϕRHβ(f cm )β(t 0 ) (2.8)

 RH 
 1 −
RH 0 
= 1 + α1  α 2
 
ϕRH (2.9)
 
3
h 0
1000

5,3
β(f cm ) =
f cm (2.10)
f cm0

1
t 
β(t 0 ) = 0,2

0,1 +  0 
(2.11)
 t1 

 3,5f cm0   3,5f cm0 


0,7 0,2

α1 =   und α 2 =   (2.12)
 f cm   f cm 
fcm0 = 10 N/mm2, RH0 = 100%, t1 = 1 Tag und h0 in mm.
Die Zeitfunktion wird aus der Gleichung (2.13) bestimmt:

 (t − t 0 ) / t1 
0,3

βc (t, t 0 ) =   (2.13)
 βH + (t − t 0 ) / t1 

 RH 18 
βH = 1,50 1 + (1, 2 )  h 0 + 250α3 ≤ 1500α 3
 
(2.14)
RH 0

und

 3,5f cm0 
0,5

α3 =   (2.15)
 f cm 
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 17

In Tabelle 2.2 sind die Grundkriechzahlen φ0 unter Berücksichtigung des Belastungs-


alters angegeben.
Tabelle 2.2 Grundkriechzahlen ϕ0 nach EC 2 [6]

Bela- Trockene Umwelt- 7


stungs- bedingungen 6 50 mm
alter (Innenräume) 150 mm

t0 [ Tage ] RH = 50% 5 600 mm

h0 [mm] 4
ϕt
50 150 600 3
1 5,8 4,8 3,9
7 4,1 3,3 2,7 2
28 3,1 2,6 2,1 1
90 2,5 2,1 1,7
0
365 1,9 1,6 1,3
1 7 28 90 365

Bela- Feuchte Umwelt- 4


stungs- bedingungen 3,5 50 mm
alter (im Freien) 150 mm
3
t0 [ Tage ] RH = 80% 600 mm
2,5
h0 [mm]
50 150 600 ϕt 2
1 3,8 3,4 3 1,5
7 2,7 2,4 2,1 1
28 2 1,8 1,6
0,5
90 1,6 1,5 1,3
365 1,2 1,1 1 0
1 7 28 90 365

2.2.4 Eigenschaften des Kriechens

Kriechen wird von den folgenden Faktoren stark beeinflusst. Sie müssen in der Be-
messungspraxis berücksichtigt werden:

• Relative Feuchte: Die Kriechverformungen nehmen mit steigender rel.


Feuchte RH ab. Dies wird nach EC 2 [6] mit dem Faktor φRH der Gleichung
(2.9) erfasst.

• Körperdicke: Je dicker das betrachtete Bauteil ist, desto langsamer entwi-


ckeln sich die Kriechverformungen. Der Einfluss der Bauteildicke wird durch
die wirksame Bauteildicke h0 ausgedrückt.
18

• Betondruckfestigkeit: Das Kriechen nimmt mit steigender Betondruckfestig-


keit ab. Das Vorhersageverfahren im EC 2 [6] für das Kriechen ist gültig für
Betone bis zur Festigkeitsklasse C100/115.

• Zuschlagsstoffe: Obwohl Zuschlagstoffe nicht kriechen, gibt es einen Zusam-


menhang zwischen der Korngröße und dem Kriecheffekt. Je steifer die Zu-
schlagkörner sind, desto geringer ist das Kriechverhalten des Zementsteins.

• Temperatur: Mit steigender Temperatur nehmen die Kriechverformungen ab.

• Belastungsbeginn: Für frühere Belastungszeiten t0 erreichen die Kriechzahlen


höhere Werten.

2.3 Das Schwinden des Betons

2.3.1 Vorhersageverfahren des Schwindmaßes εcs(t,t0s)

Schwinden ist ein lastunabhängiges Phänomen, bei dem chemisch nicht gebun-
denes Wasser des Zementgels verdunstet. Da die Austrocknung des Betons ein sehr
langsam ablaufender Diffusionsprozess ist, entwickelt sich die Schwindverformung
nur langsam. Die Schwindverformungen des Betons liegen etwa im Bereich von 0,1
bis 1mm/m.
Nach DIN 4227 [3] wird das Schwindmaß zum Zeitpunkt t von der nachfolgenden
Formel bestimmt:

(
ε cs (t, t 0s ) = ε cs0 k s,t − k s,t 0 ) (2.16)

mit
ε cs (t, t 0s ) Schwindmaß zum Zeitpunkt t
ks Beiwert zum zeitlichen Ablauf des Schwindens. Er kann von dem Dia-
gramm des Bildes 3 nach DIN 4227 entnommen werden
εcs0 Grundschwindmaß nach DIN 4227 (Tabelle 8, Spalte 4)
Ein Nachteil dieses Berechnungsverfahrens ist, dass die Zementart nicht berück-
sichtigt wird.
Der EC 2 [6] stellt eine exakte Vorhersage zur Verfügung. Das unbehinderte Schwin-
dmaß eines Betons zum Zeitpunkt t kann mit Hilfe von Gleichung (2.17) abgeschätzt
werden:
ε cs (t, t 0s ) = εcs0βs (t − t 0s ) (2.17)
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 19

Der Grundwert des Schwindens εcs0 kann wie folgt berechnet werden:
ε cs0 = εs (f cm )βRH (2.18)

  f 
εs (f cm ) = 160 + 10βsc  9,0 − cm   10−6
 f cm0  
(2.19)

Der Beiwert βsc berücksichtigt den Einfluss der unterschiedlichen Zementarten:
βsc=4 langsam erhärtende Zemente
βsc=5 normal erhärtende Zemente
βsc=8 schnell erhärtende Zemente

  RH  
= −1,55 1,0 −   
3

  RH 0  
βRH (2.20)

Die Zeitfunktion für die Entwicklung des Schwindens ist aus Tabelle 2.3 zu ent-
nehmen:
Tabelle 2.3 Zeitfunktion für Schwinden nach EC 2 [6]

0,5
 
 (t-t 0s )/t1 
βs (t-t 0s ) =  
 350 h0 + (t-t )/t 
0s 1 1

 h0 
 0.75
βs 0.5 10000
0.25 8000
0 6000

200 4000
h0 400 2000

600

2.4 Spannungs-Dehnungsbeziehung des Betons

2.4.1 Vorbemerkungen

Mit Spannungs-Dehnungsbeziehungen für druckbeanspruchten Beton wird der


zeitliche Zusammenhang zwischen Spannungen und Dehnungen beschrieben. Sie
sind Beziehungen, bei denen der Parameter “Zeit” eine entscheidende Rolle spielt.
Zur Erfassung des Kriechproblems stehen drei Spannungs-Dehnungsbeziehungen zur
Verfügung:
20

• Nach Dischinger
• Nach Trost-Zerna
• Inkrementelle Spannungs-Dehnungsbeziehung
Nachfolgend werden diese drei Alternativen vorgestellt und diskutiert.

2.4.2 Theorie nach Dischinger

2.4.2.1 Die ursprüngliche Differentialgleichung


Von Dischinger [12], [13] stammt die erste mathematische Formulierung zur Erfas-
sung des Kriech- und Schwindverhaltens des Betons. Dies geschieht mit Hilfe einer
linearen Differentialgleichung:

dε c (t) 1 dσc (t) σc (t) dϕ(t) dε cs (t)


= + + (2.22)
dt E c (t) dt E c,0 dt dt

Die Gleichung (2.22) besagt, dass die Dehnungen dεc(t) aus drei Teilen bestehen:

dσc (t)
• Die sofortigen Dehnungen
E c (t)
σ (t)
• Die zusätzlichen Dehnungen c dϕ(t) infolge Kriechen
E c,0
• Die Dehnungen dεcs(t) infolge Schwinden
Die Gleichung (2.22) kann anschaulicher ohne das Zeitelement dt umgeschrieben
werden:

1 σ (t)
dε c (t) = dσc (t) + c dϕ(t) + dεcs (t) (2.23)
E c (t) E c,0

Durch Integration im Zeitraum [t0, t] ergibt sich die gesamte Dehnung für die Be-
trachtungszeit t:

 1 
ε c (t, t 0 ) = ∫  dσc (τ) + c dϕ(t, τ)  dτ + ε cs (t, t 0s )
t
σ (τ)
 E ( τ) 
t0  
(2.24)
c E c,0

Die Spannungs-Dehnungsbeziehung nach Dischinger setzt die Gültigkeit der


Withneyschen Idealkurven voraus, s. Bild 2.3.
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 21

ϕt

[ε]
ϕ(t i,t 0 )
ϕ(t i ,t 0 )
ϕ(t ∞ ,t 0 )
ϕ(t i ,t 0 ) [ σ]
ϕ(t,t i ) ϕ(t ∞ ,t i )

t∞

Bild 2.3 Die Withneyschen Idealkriechkurven

Die Kriechkurve für die zu einem späteren Zeitpunkt ti auftretende Spannungs-


änderung ist identisch mit dem Restkriechvermögen, das die Erstbelastung zur Zeit ti
noch aufweist.
Dieses Kriechgesetz kennt keine Kriecherholung. Aus Bild 2.3 ist die nach-
folgende Bedingung zu erkennen:

dϕ(t, t i ) dϕ(t, t 0 )
= (2.25)
dt dt
Die Gleichung (2.22) nimmt jetzt eine neue Form an:

dε c (t) 1 dσc (t) σc (t) dϕ(t, t 0 ) dε cs (t)


= + + (2.26)
dt E c (t) dt E c,0 dt dt

Gleichung (2.26) bleibt jedoch analytisch unlösbar. Damit sie analytische Lösungen
liefert, muss der Elastizitätsmodul des Betons als zeitlich konstant angenommen
werden. Eine solche Vereinfachung für Belastungszeiten kleiner als 28 Tage
entspricht nicht der Realität. Unter Berücksichtigung dieser vereinfachenden Voraus-
setzung formuliert Dischinger die nachfolgende Gleichung:

dε c (t) 1 dσc (t) σc (t) dϕ(t, t 0 ) dε cs (t)


= + + (2.27)
dt E c,28 dt E c,28 dt dt

1. Relaxation des Betons

Ein Sonderfall des Kriechens ist die Relaxation des Betons. Dabei findet eine
zeitliche Abminderung der Betonspannungen infolge einer erzwungenen Verformung
statt. Relaxationsprobleme treten häufig bei plötzlichem Absenken der Auflager bzw.
Hilfsstützen ein. Wie beim Kriechen wird dieses Phänomen von einer Zeitfunktion
beschrieben, die als Relaxationsfunktion bezeichnet wird. Sie drückt die zeitliche
Abminderung der Spannungen eines Druckstabes infolge einer erzwungenen Ein-
heitsdeformation aus.
22

Zum Zeitpunkt t0 wird eine zeitlich konstante Dehnung εc,0 aufgebracht. Da die Deh-
nungen zeitlich konstant bleiben, gilt:

dε c (t)
ε c (t) = εc,0 =konst. ⇒ =0 (2.28)
dt
Ohne Berücksichtigung des Schwindens erhält man aus Gleichung (2.27):

1 dσc (t) σc (t) dϕ(t, t 0 )


+ =0 (2.29)
E c,28 dt E c,28 dt

Mit dem Ansatz

σc (t) = C1e−λϕ(t,t 0 ) (2.30)

und der Randbedingung


σc,0 = E c,28ε c,0 (2.31)

ergibt sich der zeitabhängige Spannungsverlauf:

σc (t) = σc,0e −ϕ(t,t 0 ) (2.32)

Die Funktion e −ϕ(t,t 0 ) kann als dimensionslose Relaxationsfunktion des Betons


r(t,t0)=R(t,t0)/Ec,28 bezeichnet werden.

Bild 2.4 Dimensionslose Relaxationsfunktion des Betons für unterschiedliche


Belastungsbeginne

2. Langsam aufgebrachter Zwang bzw. Schwinden

Es wird vorausgesetzt, dass der zeitliche Verlauf des Zwanges identisch mit dem
Verlauf des Kriechens ist. Eine solche Vereinfachung ist für die Betrachtung von
Schwindproblemen üblich. Nach DIN 4227 [3] steht:
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 23

„Bei der Berechnung der Auswirkungen des Schwindens darf sein Verlauf nähe-
rungsweise affin zum Kriechen angenommen werden“. Diese Annahme und ihre
Gültigkeit bei den Verbundträgern wird in den nächsten Kapiteln detailliert diskutiert.
Durch Einsetzen der Bedingungen
εcs ,∞
ε cs,∞
ε cs (t) = ϕ(t, t 0 ) (2.33)
φ∞
εcs

dε cs ε dϕ(t, t 0 )
(t) = cs,∞ (2.34)
dt ϕ∞ dt
ϕt ϕ∞
Bild 2.5 Verlauf des Schwindens
in Gleichung (2.27) erhält man: affin zum Kriechen

1 dσc (t) σc (t) dϕ(t, t 0 ) ε cs,∞ dϕ(t, t 0 )


+ = (2.35)
E c,28 dt E c,28 dt ϕ∞ dt

oder

dσc (t) dϕ(t, t 0 ) E c,28ε cs,∞ dϕ(t, t 0 )


+ σc (t) − =0 (2.36)
dt dt ϕ∞ dt

Mit den Randbendingungen für t=t0:


ϕ(t, t 0 ) = 0 und σc,0 = 0 (2.37)

kann die Lösung wie folgt angegeben werden:


E c,28ε cs,∞
σc (t) =
ϕ∞
(1 − e −ϕ (t,t 0 )
) (2.38)

Aus dieser Gleichung erkennt man den günstigen Einfluss des Kriechens auf das
Schwinden. Die Funktion (1 − e −ϕ(t,t 0 ) ) / ϕ∞ wirkt als Abminderungsfaktor und kann
einen Wert von etwa 0,5 erreichen.

2.4.2.2 Erweiterte Dischingergleichung


Wie bereits erwähnt, wird durch die Berücksichtigung der Withneyschen Idealkriech-
kurven die bei Entlastungen eintretenden Rückverformungen nicht berücksichtigt.
Unter der Annahme, dass die elastische Verformung εc,0 und die verzögert
elastische Verformung ε v = ε c,0 0, 40k v(t − t 0 ) zum Belastungsbeginn t0 sofort eintre-
ten, gilt:
24

( )
ε c (t) = ε c,0 1 + 0, 40k v(t − t 0 ) (1 + ϕv (t, t 0 ) ) (2.39)

Die Gleichung (2.39) berücksichtigt die verzögert elastische Verformung. Die ur-
sprüngliche und die erweiterte Dischingergleichung müssen identische Dehnungs-
verläufe aufweisen:

( )
ε c (t) = εc,0 1 + 0, 40k v(t − t 0 ) (1 + ϕv (t, t 0 ) ) = ε c,0 (1 + ϕ(t, t 0 ) ) (2.40)

Daraus lässt sich ϕv (t, t 0 ) errechnen:

ϕ(t, t 0 ) − 0, 40k v(t − t 0 )


ϕv (t, t 0 ) = (2.41)
1 + 0, 40k v(t − t 0 )

Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die elastischen Spannungen zum Zeit-
punkt t0 bei beiden Dischingergleichungen gleich bleiben:

( )
ε c,0 E c,28 = εc,0 1 + 0, 40k v(t − t 0 ) E c,v (2.42)

Daraus ergibt sich für den unbekannten Elastizitätsmodul:

E c,28
E c,v = (2.43)
1 + 0, 40k v( t − t 0 )

Wenn t−t0 ≥ 3 Monate ist, darf vereinfachend kv(t−t0) = 1 eingesetzt werden. Die Glei-
chungen (2.41) und (2.43) nehmen damit eine einfachere Form an:

ϕ(t, t 0 ) − 0, 40
ϕv (t, t 0 ) = (2.44)
1, 40

E c,28
E c,v = (2.45)
1, 40

Mit Gl. (2.35) lautet die erweiterte Dischingergleichung:

dε c (t) 1 dσc (t) σc (t) dϕv (t, t 0 ) dεcs (t)


= + + (2.46)
dt E c,v dt E c,v dt dt
Gleichung (2.46) liefert genauere Ergebnisse als Gleichung (2.27).

2.4.3 Verfahren nach Trost - Zerna

Trost und Zerna schlagen in [32], [36] eine zeitabhängige algebraische Spannungs-
Dehnungsbeziehung vor, die von der Änderung der Spannungen und dem Relaxa-
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 25

tionskennwert χ abhängig ist. Die resultierende Dehnung zum Zeitpunkt t ergibt sich
aus der Gleichung (2.47):

 1 χ(t,t 0 )φ(t,t 0 ) 
ε c (t,t 0 ) = σ c,0 J(t,t 0 ) +  σ c (t) − σ c,0   
 E c,0 
+ (2.47)
E c,28

Der Beiwert χ(t,t0) ist auch als Alterungsbeiwert bekannt, da er das mit zunehmen-
dem Alter verminderte Kriechvermögen des Betons infolge der Spannungsänderung
sowie die zeitliche Entwicklung des Elastizitätsmoduls des Betons berücksichtigt. Er
gilt nur für Betonquerschnitte mit sehr geringem Betonstahlanteil. In den meisten
Fällen ist er praktisch konstant und kann mit χ = 0,80 angenommen werden.
Im Vergleich zu der Spannungs-Dehnungsbeziehung von Dischinger bietet der Vor-
schlag von Trost - Zerna eine Reihe von Vorteilen:
1. Der Relaxationskennwert lässt sich an Ergebnisse experimenteller Untersu-
chungen anpassen.
2. Kennt man den Wert χ, so lassen sich die Kriech- und Relaxationsvorgänge
mit der Gleichung (2.47) errechnen.
3. Die zeitliche Entwicklung des E-Moduls des Betons kann erfasst werden.
4. Die Gleichung (2.47) kann für die Berechnung von Querschnittsgrößenumla-
gerungen angesetzt werden. Komplizierte Differentialgleichungen können ver-
mieden werden. Dies wird in den nächsten Kapiteln verdeutlicht.

1. Relaxation des Betons

Mit der Randbedingung


ε c (t) = εc,0 (2.48)

ergibt sich aus der Gleichung (2.47)

 
σc (t) = σc,0 1 − 
βE,0ϕ(t, t 0 )
 1 + βE,0 χ(t, t 0 )ϕ(t, t 0 ) 
(2.49)

Die dimensionslose Relaxationsfunktion nimmt jetzt eine andere Form an:

 
r(t, t 0 ) = 1 − 
βE,0ϕ(t, t 0 )
 1 + βE,0χ(t, t 0 )ϕ(t, t 0 ) 
(2.50)
26

2. Langsam aufgebrachter Zwang bzw. Schwinden

Mit den Randbedingungen aus Gleichung (2.33) erhält man den Spannungsverlauf
infolge Schwinden und Kriechen:

 βE,0χ(t, t 0 )ϕ(t, t 0 ) 
1 − 
E c,0ε cs,∞
 1 + βE,0χ(t, t 0 )ϕ(t, t 0 ) 
σc (t) = (2.51)
ϕ∞

2.4.4 Inkrementelle Verfahren bei Kriechproblemen

2.4.4.1 Die inkrementelle Spannungs-Dehnungsbeziehung


Eine andere Alternative, um die Spannungen und die entsprechenden Dehnungen für
jeden Zeitabschnitt zu erfassen, ist die schrittweise Berechnung. Bei dieser Vor-
gehensweise wird der Zeitraum [t, t0] in n Zeitintervalle unterteilt, in denen die
Eigenschaften des Betons als konstant angenommen werden. Wenn die Zeitintervalle
richtig ausgewählt werden, kann mit dieser Vorgehensweise eine ausreichende
Genauigkeit erreicht werden. Die Verformungen sowie die Dehnungen werden am
Ende jedes Intervalls tk betrachtet. Die Beanspruchungen werden in der Mitte jedes
Zeitintervalls tmk aufgebracht. Diese Methode wird in der Literatur als die finite
Differenzenmethode bezeichnet. Sie entspricht einer inkrementellen Lösung der
Dischingergleichung.
In der Mitte jedes Intervalls wird eine Spannungsänderung aufgebracht, die eine
sofortige Dehnung zur Folge hat:

∆σc (t mi )
ε c (t i ) = (2.52)
E c (t i )

Die kriecherzeugende Dehnung bei einem späteren Zeitintervall tk ist:

∆σc (t mi )
ε c,ϕ (t k ) = ϕ(t k , t mi ) (2.53)
E c,28

In Gleichung (2.53) ist die Betrachtungszeit t = tk und die Belastungszeit t = tmi. Die
gesamte Dehnung zum Zeitpunkt tk ergibt sich aus der Summe aller vorhergehenden
sofortigen und kriecherzeugenden Dehnungen:
k  
ε c (t k ) = ∑  c mi + ϕ(t k , t mi ) 
∆σ (t ) ∆σc (t mi )
i =1  
(2.54)
 E c (t i ) E c,28

oder in abgekürzter Schreibweise:


2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 27

ε c (t k ) = ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi )
k
(2.55)
i =1

Unter Berücksichtigung des Schwindens ergibt sich:

ε c (t k ) = ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi ) + ε cs (t k , t 0s )
k
(2.56)
i =1

Eine Zusammenfassung der Methode erfolgt in Bild 2.6.

σc

∆σc1
∆σ c2
∆σ c3
∆σ ck


∫t Ec (t) i=1 Ec (tcii )
t
dσc (t) k
∆σ

0

εc

∆σc3
∆σc2 Ec (t3 ) ∆σck
∆σc1 Ec (t 2 ) Ec (tk )
Ec (t1 )

∫ ≈∑
ϕt t
σc (τ)dϕ( t, τ) k ∆σciϕ( t k , t mi )
t0 Ec,28 i =1 Ec,28
∆σciϕ( t k , t mi )
Ec,28

εcs (t k ,t 0s )

εcs (t k ,t 0s )

Bild 2.6 Inkrementelles Verfahren für die Berechnung von Kriech- und
Schwinderzeugenden Dehnungen
28

1. Relaxation des Betons

Für jeden Zeitabschnitt gilt:


ε c (t k ) = ε c,0 (2.57)

Durch Umrechnungen erhält man:

ε c,0 = ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi ) ⇒


k
(2.58)
i =1

ε c,0 = ∆σc (t mk )J(t k , t mk ) + ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi ) ⇒


k −1
(2.59)
i =1

Als Spannungsänderung zum Zeitpunkt tmk ergibt sich:

ε c,0 − ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi )


k −1

i =1 (2.60)
∆σc (t mk ) =
J(t k , t mk )

Die resultierende Spannung eines beliebigen Zeitpunkts tn>tk lautet:

 
n  c,0 ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi ) 
k −1

σc (t mn ) = ∑ ∆σc (t mk ) = ∑ 
ε −

n

k =1  
i =1
(2.61)
J(t k , t mk )
 
k =1

Wird die Gleichung (2.61) mit der Gleichung (2.49) von Trost-Zerna kombiniert,
kann der Relaxationskennwert χ = χ(t k , t 0 ) inkrementell ermittelt werden.

2. Langsam aufgebrachter Zwang bzw. Schwinden

Die Annahme eines zum Kriechen affinen Verlaufs des Schwindens ist nicht notwen-
dig. Die Schwinddehnungen und die entsprechenden Spannungen können exakt er-
fasst werden.
Der besondere Vorzug der inkrementellen Formulierungen liegt darin, dass die
Kriechvorgänge in die Sprache der Algebra übersetzt werden können. Dies ermö-
glicht das Phänomen des Kriechens ohne Annahmen zu beschreiben.
• Der Elastizitätsmodul des Betons wird nicht als konstant angenommen.
• Schwinden wird unabhängig vom Kriechen berücksichtigt.
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 29

2.4.4.2 Numerische Bestimmung der Zeitintervalle bei


Kriechproblemen
Da sich die mechanischen Eigenschaften des Betons bei den ersten Belastungsbegin-
nen sehr schnell ändern, ist es sinnvoll, den Betrachtungszeitraum ungleichförmig
aufzuteilen. In CEB-FIP MC 90 [7] werden folgende Formeln benutzt:
t1 = t0
t2 = t1 + 0,1 Tage
Für i = 3 , 4…n
1
t i = 10 (t i −1 − t 0 ) + t 0
16 (2.62)

In [52] findet man eine andere Formel, wobei der Zeitraum mit folgender Bedingung
unterteilt wird:

φ(t n ,t 0 )
φ(t i ,t 0 ) − φ(t i −1 ,t 0 ) = (2.63)
n
mit n=Anzahl der Zeitintervalle.

Mit der Kriechfunktion der Gleichung (2.2) ergibt sich:

Ci (β H − t 0 ) + t 0
ti = (2.64)
1 − Ci

 1  t − t 0,3  t − t 0,3  0,3


1

Ci =   n 0  +  i-1 0   (2.65)
 n  β H +t n − t 0   β H +t i-1 − t 0  

2.5 Das behinderte Kriechen

Bei den vorhergehenden Ableitungen wurde der Stahlanteil des Querschnitts nicht
berücksichtigt. Dies bedeutet, dass sie nur auf homogene unbewehrte Betonbau-
teile zutreffen. Es gibt aber auch Querschnitte bei denen der Stahlanteil nicht ver-
nachlässigt werden darf, da es einen gegenseitigen Einfluss zwischen Beton und
Baustahl gibt. Derartige auftretende Fälle sind insbesondere im Verbundbau üblich,
wo das Stahlprofil eine wichtige Rolle für die Gesamtfläche und das Trägheitsmo-
ment des Querschnitts spielt.
30

Verbundwerkstoff unter Druckbeanspruchung

Im Bild 2.7 wird ein Verbundquerschnitt unter der Belastung durch eine zeitlich
konstante Normalkraft N dargestellt.

dNst,ϕ
Est A st

N Nc,0 Nst,0 Nc,ϕ + dNc,ϕ Nst,ϕ + dNst,ϕ

dNc ,ϕ Nc ,ϕ Nc ,0
dϕ dϕ
Ec,28 A c Ec,28 A c Ec,28 A c

Bild 2.7 Verbundwerkstoff unter einer Normalbeanspruchung

Zum Zeitpunkt t0 berechnet man die Verteilungsgrößen:

A c,0
N c,0 = N (2.66)
A c,0 + A st

A st
N st ,0 = N (2.67)
A c,0 + A st

Der gesamte Querschnitt steht unter Druck. Mit der Zeit kriecht der Beton und es
finden Umlagerungen statt, die die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen
erfüllen müssen. Das Gleichgewicht zum Zeitpunkt t liefert:

N st,ϕ + N c,ϕ = 0 (2.68)

Die Kräfte Nst,φ und Nc,φ sind die Umlagerungsgrößen zum Zeitpunkt t. Zum
Zeitpunkt t+dt werden neue Umlagerungen dNst,φ und dNc,φ eingebracht und das
Gleichgewicht wird:

(N st,ϕ + dN st ,ϕ ) + ( N c,ϕ + dN c,ϕ ) = 0 (2.69)

Durch Einsetzen von Gleichung (2.68) in Gleichung (2.69) erhält man:


dNst,ϕ + dN c,ϕ = 0 (2.70)
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 31

Gleichung (2.70) entspricht einem Eigenspannungszustand, der sich zeitlich


ändert. Die Entstehung und Entwicklung von Eigenspannungszuständen wird im
Abschnitt 2.6 behandelt. Der nächste Schritt ist die Formulierung der Verträglich-
keitsbedingung:

N c,0 N c,ϕ dN c,ϕ dN st,ϕ


dϕ + dϕ + = (2.71)
E c,28 A c E c,28 A c E c,28 A c E st A st

Durch einfache Umrechnungen ergibt sich:


dN c,ϕ
+ α N ( N c,ϕ + N c,0 ) = 0 (2.72)

mit

A st A
αN = = st (2.73)
A st + A c,0 A i,0
Die Lösung hat eine exponentielle Form und lautet:

N c,ϕ = − N c,0 (1 − e −α N ϕt ) (2.74)

Für den Stahl gilt:


N st,ϕ = N c,0 (1 − e −α N ϕt ) (2.75)

Aus den Gleichungen (2.74) und (2.75) lässt sich der Mechanismus des behinderten
Kriechens erkennen. Die Umlagerungsgröße Nc,φ hat ein entgegengesetztes Vorzei-
chen zur Verteilungsgröße Nc,0. Dies bedeutet, dass der Beton durch eine Zug-
kraft entlastet wird. Gleichung (2.75) entspricht der zusätzlichen Belastung des
Stahlanteils.

Nc,ϕ
= −(1− e−αNϕt )
Nc,0

Nc,ϕ Nst,ϕ
+ =0
Nc,0 Nc,0

ϕt
0 1 2 3 4 5

Nst,ϕ Nst,ϕ
Nc,0
(
= − 1− e −αNϕt ) Nc,ϕ A st
Ac

Bild 2.8 Mechanismus des behinderten Kriechens bei einem Verbundquerschnitt


32

Bei der Umrechnung der Differentialgleichung (2.72) ist der Beiwert αN entstanden.
Dieser Beiwert wird mit der Kriechzahl φ(t,t0) multipliziert und liegt im Wertebereich
[0, 1]. Er drückt den Einfluss des Stahlanteils auf den zeitlichen Verlauf des Krie-
chens aus. Aus diesem Grund wird der Ausdruck αNφ(t, t0) als das behinderte
Kriechmaß bezeichnet.
Mit der Funktion

N c,ϕ
UN = = 1 − e −α N ϕ(t,t 0 ) (2.76)
N c,0

kann der Umlagerungsgrad beschrieben werden. Das nächste Bild verdeutlicht den
Zusammenhang zwischen dem Umlagerungsgrad und dem Stahlanteil. UN=0
bedeutet, dass keine Umlagerungen eintreten (unbewehrter Betonkörper). Für UN=1
tritt eine vollständige Umlagerung ein (Stahlquerschnitt).

0,8

0,6

0,4

0,2
1 2 3
0 Beton C 35/45 C 35/45 C 35/45
Bewehrung 16 Φ24
0 1 2 ϕt 3 4 5
Stahl HE 650M
αNN
α 0 0,0609 0,428

Bild 2.9 Zusammenhang zwischen dem Querschnittsbeiwert αN und dem


Umlagerungsgrad UN
Bild 2.9 zeigt die Untersuchung von drei unterschiedlichen Querschnitten, die die
gleichen Abmessungen und die gleiche Betonfestigkeitsklasse aufweisen. Querschnitt
1 ist ein homogener unbewehrter Betonkörper. Querschnitt 2 stellt einen Stahlbeton-
querschnitt und Querschnitt 3 einen Verbundquerschnitt dar.
Deutlich wird zunächst, dass im Querschnitt 1 keine Umlagerungen auftreten (UN=0).
Da nur ein Material existiert, besteht nicht die Möglichkeit eines gegenseitigen Ein-
flusses und somit bleibt der Spannungszustand zeitlich konstant.
Im Querschnitt 2 ist UN=0,26 (φt=5). Das heißt, dass 26% der ursprünglichen Beton-
belastung von der Bewehrung übernommen worden ist.
Im Querschnitt 3 ist UN=0,88 (φt=5). 88% der ursprünglichen Betonbelastung ist in
eine Stahlbeanspruchung umgelagert worden. Der Betonquerschnitt ist zum großen
Teil entlastet worden. Die Untersuchungen bestätigen: Je größer der Stahlanteil ist,
desto größer sind die Belastung des Stahls und die Entlastung des Betons.
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 33

Der nächste Schritt ist die Ermittlung des Relaxationskennwertes χN. Aus der Glei-
chung nach Trost - Zerna erhält man für die kriecherzeugenden Dehnungen:

N c,0 N c,ϕ N st,ϕ


ϕ(t, t 0 ) + [1 + χ N (t, t 0 )ϕ(t, t 0 )] = (2.77)
E c,28 A c E c,28 A c E st A st

N = Nc,0 + Nst,0 Nc,ϕ + Nst,ϕ = 0

N Nc,0 Nst,0 Nc,ϕ Nst,ϕ

Nc ,ϕ Nc ,0
(1 + χNϕt ) (1 + ϕt )
Ec,28 A c Ec,28 A c

Bild 2.10 Gleichgewicht und Verträglichkeit mit Hilfe des Verfahrens nach Trost - Zerna

Für die Umlagerungsgrößen zu einem beliebigen Zeitpunkt t>t0 gilt:


N c,ϕ + N st,ϕ = 0 (2.78)

Aus den Gleichungen (2.77) und (2.78) ergibt sich der Relaxationskennwert χ N (t, t 0 )
zu:

1  1 N 
 + ϕ(t, t 0 ) c,0 
N c,ϕ 
χ N (t, t 0 ) = − (2.79)
ϕ(t, t 0 )  α N

Durch Einsetzen von Gleichung (2.76) in die Gleichung (2.79) erhält man den
Zusammenhang zwischen dem Umlagerungsgrad UN und dem Relaxationskennwert
χN:

1  1 ϕ(t, t 0 ) 
 
ϕ(t, t 0 )  α N UN 
χ N (t, t 0 ) = − − (2.80)

oder

1  1 ϕ(t, t ) 
 + −α N ϕ(t ,t 00) 
ϕ(t, t 0 )  α N e −1 
χ N (t, t 0 ) = − (2.81)

Der Relaxationskennwert weist ein sehr unempfindliches Zeitverhalten auf und


kann daher tabelliert werden. Das nächste Diagramm veranschaulicht die Abhän-
gigkeit des Relaxationskennwertes vom Stahlanteil.
34

0,85

0,8
0 1 1 ϕt 
χN = −  + 
0,2 0,75 ϕt  αN e −αNϕt − 1 
0,4 α
αNN
0,6 0,7 0,2 0,4 0,6 0,8 1
χN 1 0,52 0,53 0,55 0,57 0,58
0,8
0,65 1,5 0,52 0,55 0,57 0,60 0,62
1 2 0,53 0,57 0,60 0,63 0,66
2,5 0,54 0,58 0,62 0,66 0,69
0,6 ϕ
t 3 0,55 0,60 0,64 0,68 0,72
3,5 0,56 0,61 0,66 0,71 0,75
0,55 4 0,57 0,63 0,68 0,73 0,77
4,5 0,57 0,64 0,70 0,75 0,79
0,5 5 0,58 0,66 0,72 0,77 0,81

0,2 1,2 2,2 3,2 4,2


ϕt

Bild 2.11 Abhängigkeit des Relaxationskennwertes vom Stahlanteil αN

Bild 2.11 zeigt, dass der Zusammenhang zwischen dem Relaxationskennwert und der
Kriechzahl näherungsweise linear ist. Sattler schlägt in [77] einen Näherungsansatz
vor, welcher befriedigende Ergebnisse liefert:
χ N (t, t 0 ) = 0,50 + 0, 08α N ϕ(t, t 0 ) (2.82)

Die Gleichung (2.82) ist auf folgenden Gültigkeitsbereich begrenzt:


α N ϕ(t, t 0 ) ≤ 0,35 (2.83)

Diese Begrenzung deckt nicht alle Verbundträger ab.

Verbundwerkstoff unter Momentenbeanspruchung

Ähnlich wie beim Fall einer Normalkraftbeanspruchung, lassen sich die Gleich-
gewichts- und Verträglichkeitsbedingungen formulieren. Bild 2.12 zeigt die Deh-
nungsänderung innerhalb eines Zeitelements dt:
dMc ,ϕ Mc ,ϕ
Mc ,0 Mst dϕ
κ0 = = Ec,28Ic Ec,28Ic Mc ,0
Ec,28Ic EstIst dϕ
Ec,28Ic
M Mc,0 + Mst,0 Mc,ϕ + Mst,ϕ dMc ,ϕ+ dMst,ϕ
Mc ,0 + Mc ,ϕ
Ec,28Ic

Bild 2.12 Verbundwerkstoff unter einer Momentenbeanspruchung


2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 35

Eigenspannungszustand:
dM c,ϕ + dM st,ϕ = 0 (2.84)

Verträglichkeit:

M c,0 M c,ϕ dM c,ϕ dM st,ϕ


dϕ + dϕ + = (2.85)
E c,28 Ic E c,28 Ic E c,28 Ic E st Ist

Das Differentialgleichungssystem (2.84), (2.85) liefert die Lösung:

M c,ϕ = − M c,0 (1 − e −αM ϕ(t,t 0 ) ) (2.86)

mit

Ist I
αM = = st (2.87)
Ist + Ic,0 Ii,0

Der Umlagerungsgrad lautet:

M c,ϕ
UM = = 1 − e −αM ϕ(t,t 0 ) (2.88)
M c,0

Die Gleichung (2.88) ähnelt der Gleichung (2.76). Sie unterscheiden sich allerdings
im Beiwert αM. Dies bedeutet, dass das Entwicklungstempo des Kriechens infolge
einer Druckbeanspruchung anders ist als unter einer Momentenbeanspruchung.

1
αM
0,8
αN
0,6
αM
0,4
αN
0,2 αN
αM
0 ( ϕt = 5 )
0 1 2 3 4 5 ( ϕt = 5 )
ϕt

Bild 2.13 Abhängigkeit des Umlagerungsgrads von den Beiwerten αN und αM

Bild 2.13 zeigt, dass die Umlagerungen bei einer Momentenbeanspruchung


deutlich größer sind als bei einer Druckbeanspruchung.
36

Auch in diesem Fall kann die Spannungs - Dehnungsbeziehung von Trost und Zerna
angesetzt werden, um den Relaxationskennwert χ M (t, t 0 ) zu berechnen:

1  1 ϕ(t, t 0 ) 
 
ϕ(t, t 0 )  α M UM 
χ M (t, t 0 ) = − − (2.89)

Aus dem Diagramm des Bildes 2.13 ist erkennbar, dass die Relaxationskennwerte
im Allgemeinen nicht identisch sind. Da α M > α N gilt χ M > χ N .

2.6 Eigenspannungen

2.6.1 Arten von Eigenspannungen

Im Bauwesen entstehen in Bauteilen häufig Eigenspannungszustände, die in


manchen Fällen zeitliche Entwicklungen aufweisen. Die Eigenspannungen haben oft
eine nichtlineare Verteilung, die die Berechnung der inneren Kräfte kompliziert
macht. Es gibt eine Vielfalt von Eigenspannungen:

• Walzeigenspannungen und Schweißeigenspannungen


Aufgrund der ungleichförmigen Herstellungstemperatur eines Stahlbauteils treten
Eigenspannungen auf. Derartige Zwängungen bleiben zeitlich konstant.

Bild 2.14 Eigenspannungen eines Walzprofils


2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 37

• Eigenspannungen infolge ungleichförmiger Temperaturverteilungen


Nichtlineare Temperaturverteilungen führen zu besonders ungünstigen Eigenspan-
nungszuständen, die nicht selten berücksichtigt werden müssen.

Bild 2.15 Eigenspannungen infolge einer nichtlinearen Temperaturverteilung

• Eigenspannungen infolge zeitabhängiger Zwängungen


In Betonbauteilen treten häufig ungleichmäßige Zwangsdehnungen auf, die sich in
Abhängigkeit von der Zeit ändern. Schwinden, Kriechen, Hydratationswärme und
ungleichförmige relative Feuchte können Gebrauchstauglichkeitsprobleme verur-
sachen.

Bild 2.16 Eigenspannungen infolge des Schwindens in einem Verbundquerschnitt


38

2.6.2 Ermittlung eines Eigenspannungszustands

Zum besseren Verständnis wird die theoretische Ableitung eines Eigenspannungs-


zustands gezeigt. Es handelt sich um einen Verbundquerschnitt, der sich aus unter-
schiedlichen Werkstoffschichen zusammensetzt. Als Belastung wirkt eine ungleich-
förmige Temperaturverteilung T(z).

Bild 2.17 Verbundwerkstoff unter einer ungleichförmigen Temperaturverteilung


Die zugehörigen Dehnungen ergeben sich zu:
ε T (z) = α Ti z (2.90)

wobei
αTi die Temperaturdehnzahl des Werkstoffs i ist.
Wenn die Temperaturdehnungen verhindert wären, ergäben sich eine entsprechende
Normalkraft und ein Biegemoment zu:

N V = −∑ αTi E i ∫ ε T (z)dA (2.91)


i Ai

M V = −∑ α Ti E i ∫ ε T (z)zdA (2.92)
i Ai

Bild 2.18 Zwangsspannungen


2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 39

Die Zwangslasten Nv und Mv müssen rückgängig gemacht werden, um das innere


Gleichgewicht einzuhalten. Beim Ansatz der umgekehrten Schnittgrößen (−Nv,−Mv)
ergibt sich nach dem Elastizitätsgesetz (Hook) eine lineare Verteilung der Spannungen.

Bild 2.19 Spannungszustand infolge der umgekehrten Schnittgrößen (−NV, −MV)


Durch die Überlagerung beider Spannungsverteilungen erhält man die Eigenspan-
nungen des Querschnitts, die mit der Temperaturverteilung T(z) korrespondieren.

∑ ∫ σ(z)dA = 0
i
(2.93)
Ai

∑ ∫ σ(z)zdA = 0
i
(2.94)
Ai

Bild 2.20 Endgültige Eigenspannungen


Die Gleichungen (2.93) und (2.94) entsprechen den notwendigen Eigenspan-
nungsbedingungen jedes Querschnitts. Durch die Einhaltung dieser Bedingungen
und der Auswahl einer geeigneten Spannungsverteilung, die meistens linear oder
polynomisch ist, ergeben sich bemessungsfreundliche Eigenspannungszustände.
Repräsentative Beispiele sind die linearverteilten Eigenspannungen in Walzprofilen
oder die Eigenspannungen infolge des Schwindens.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge
Kriechen und Schwinden

3.1 Allgemeines

Das zeitliche Verhalten von Verbundquerschnitten unterscheidet sich stark von dem
der reinen Betonquerschnitte. Der gegenseitige Einfluss zwischen Beton und Baustahl
führt in Abhängigkeit der Zeit zur Entwicklung von Umlagerungsgrößen, die den
inneren Spannungszustand des Querschnitts ändern. Die Berechnung solcher zusätz-
lichen Schnittgrößen basiert auf der angenommenen Spannungs-Dehnungsbeziehung
und lässt sich mit drei unterschiedlichen Methoden erzielen:

• Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen


Die aus Kriechen und Schwinden entstehenden Schnittgrößenanteile werden durch
Ableitungen ausgedrückt. Die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen
führen zu einem gekoppelten Differentialgleichungssystem, das ohne geeignete
Annahmen nicht gelöst werden kann. Ausgangspunkt für die Lösung des Kriech-
problems mit Hilfe differentieller Gleichungen ist die Spannungs-Dehnungs-
beziehung von Dischinger [12], [13]. Diese Lösungen weisen eine exponentielle
Form auf und befinden sich in den klassischen Arbeiten von Sattler [77] und Haensel
[50].

• Ermittlung der Umlagerungsgrößen durch integrale Gleichungen


Bei dieser Methode werden die Umlagerungsgrößen über einen bestimmten Zeitraum
integriert. Die Gleichgewichts- und die Verträglichkeitsbedingungen ergeben ein
gekoppeltes Integralgleichungssystem, welches im Allgemeinen nur numerisch gelöst
werden kann. Ein solches System wird in [88] von Xia gelöst, dabei hängen die
Ergebnisse von der reduzierten Relaxationsfunktion des Betons ab.

• Inkrementelle Ermittlung der Umlagerungsgrößen


Differentialgleichungen, die nicht analytisch lösbar sind, lassen sich mit Hilfe der
finiten Differenzenmethode algebraisch ausdrücken. Der betrachtete Zeitraum wird in
ungleichmäßige Zeitintervalle unterteilt, in denen das Gleichgewicht und die Verträg-
lichkeit erfüllt werden. Die Lösungen am Ende jedes Intervalls sind von den Ergeb-
nissen der vorherigen Zeitschritte abhängig. Solche Rechenverfahren befinden sich in
[52], [75], [17] und in [26].
Im Rahmen dieses Kapitels werden die unterschiedlichen Berechnungsmethoden
vorgestellt und erläutert. Ziel ist es, die Annahmen jeder Methode zu beurteilen und
deren Auswirkung auf die endgültigen Lösungen zu analysieren.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 41

3.2 Teilschnittgrößen bei Erstbelastung

Die prinzipielle Vorgehensweise zur Erfassung der Verbundquerschnitte basiert auf


der Ermittlung eines äquivalenten Stahlquerschnitts. Dies wird durch die Ver-
wendung eines einheitlichen Elastizitätsmoduls erzielt. Üblich ist es, die Fläche und
das Trägheitsmoment des Betons mit der Reduktionszahl n0= Est / Ec,0 abzumindern
und mit Hilfe dieser anschließend ideelle Querschnittswerte zu bestimmen. Für die
Bewehrung der Betonplatte wird der Elastizitätsmodul des Baustahls angesetzt, so
dass sich nur eine Reduktionszahl ergibt.
Die Querschnittswerte eines Verbundquerschnittes sind im Bild 3.1 zusammenge-
stellt.

Transformierte Querschnittswerte des Betonteils:


A I E
A c,0 = c Ic,0 = c mit n0 = st
n0 n0 Ec,0

Ideelle Querschnittswerte des Verbundquerschnittes:


A a a A A
A i,0 = A c,0 + A st zi,0 = st st Si,0 = st st c,0 Ii,0 = Ic,0 + Ist + Si,0ast
A i,0 A i,0

Bild 3.1 Querschnittswerte für kurzeitige Einwirkungen

Somit lassen sich die Querschnittsgrößen und die Durchbiegungen eines Verbund-
tragwerks bestimmen. Allerdings wird vorausgesetzt, dass es sich um unsymme-
trische Verbundquerschnitte handelt, bei denen die Betonplatte vollständig unter
Druck steht.
Aus den Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen ergeben sich durch
einfache Umrechnungen die Teilschnittgrößen für die Betonplatte und den Gesamt-
stahlquerschnitt. Im Gegensatz zu den reinen Betonbauteilen existiert bei den Ver-
bundquerschnitten ein Stahlmoment Mst,0, welches auf keinen Fall vernachlässigt
werden darf.
42

Die Teilschnittgrößen zum Zeitpunkt der Erstbelastung t0 können Bild 3.2 entnom-
men werden.

zc*

z *st

Teilschnittgrößen in der Betonplatte:


A A I
Nc,0 = N0 c,0 − M0 c,0 zi,0 Mc,0 = M0 c,0
A i,0 Ii,0 Ii,0

Teilschnittgrößen im Gesamtstahl:
A A Ist
Nst,0 = N0 st + M0 st ( ast − zi,0 ) Mst,0 = M0
A i,0 Ii,0 Ii,0
Bild 3.2 Teilschnittgrößen zum Zeitpunkt t0 bei Verbundträgern

Ausgehend vom Bild 3.2, lassen sich die Betonplatte und der Gesamtstahlanteil als
Einzelteile behandeln.
Die Betonspannungen lauten:

N c,0 M c,0 N c,0 M c,0


σ c,o = + z*c,o und σ c,u = + z*c,u (3.1)
Ac Ic Ac Ic

und die Stahlspannungen:

Nst,0 M st,0 Nst,0 M st,0


σ st,o = + z*st,o und σ st,u = + z*st,u (3.2)
A st Ist A st Ist

wobei, die z*c und z*st die lokalen z Achsen der Betonplatte und des Gesamtstahls
sind.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 43

3.3 Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen

3.3.1 Ständige Lasten P

Die Berechnung der Umlagerungen eines Verbundquerschnitts erfolgt mit Hilfe der
Dischinger Ableitungssystematik, d.h. es wird der innere Zustand innerhalb eines
Zeitelementes dt betrachtet. Eine ähnliche Vorgehensweise ist bereits in Abschnitt 2.5
betrachtetet worden. Die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen werden
im Bild 3.3 veranschaulicht.
Nc0,P
− dϕ εc (t)
Ec,0 A c

Nc,ϕ dNc,ϕ

Ec,0 A c Ec,0 A c

−Nc0,P Nc,ϕ dNc,ϕ


−Mc,ϕ −dMc,ϕ
Mc0,P Mc,ϕ dMc,ϕ
dϕ − dϕ −
Ec,0Ic Ec,0Ic Ec,0Ic
N0,P
M0,P
dNst,ϕ

Est A st
−Nst,ϕ −dNst,ϕ
κ0
Mst,ϕ dMst,ϕ

dMst,ϕ κ(t ) − κ0
EstIst

Bild 3.3 Teilschnittgrößen, Umlagerungen und Verzerrungen infolge ständiger Lasten

Das Bild 3.3 zeigt die entlastende Wirkung der Umlagerungsgrößen Nc,φ und
Mc,φ. Die Formulierung der nötigen Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedin-
gungen bildet ein gekoppeltes Differentialgleichungssystem. Die Vorgehensweise
wird in Tabelle 3.1 detailliert vorgestellt.
44

Tabelle 3.1 Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen für ständige Lasten


Gleichgewicht Nc,ϕ + Nst,ϕ = 0
dNc,ϕ + dNst,ϕ = 0
Mst,ϕ = −Mc,ϕ + Nc,ϕast ⇒M ≈N st,ϕ c,ϕ ast (Näherung)
dMst,ϕ = −dMc,ϕ + dN a ⇒ dM
c,ϕ st st,ϕ ≈ dNc,ϕast (Näherung)
Verträglichkeit Nc0,P Nc,ϕ dNc,ϕ dNst,ϕ dMst,ϕ
− dϕ − dϕ − =− + ast
Ec,0 A c Ec,0 A c Ec,0 A c Est A st EstIst
Mc0,P Mc,ϕ dMc,ϕ dMst,ϕ
dϕ + dϕ + =
Ec,0Ic Ec,0Ic Ec,0Ic EstIst
Lösungen – Nc,ϕ = −Nc0,P (1 − e −αNMϕt )
Umlagerungsgröße
Ic,0 e −αNMϕt − e −αMϕt
Mc,ϕ = −Mc0,P (1 − e−αMϕt ) + astNc,ϕ A NM
Ist 1 − e −αNMϕt
Beiwerte Ist
αM =
Ist + Ic,0
A stIst
αNM =
A i,0 (Ii,0 − Ic,0 )
αM αNM
A NM =
αM − αNM
Eigenschaften der • Der Elastizitätsmodul des Betons ist zeitlich konstant
Theorie • Der Einfluss der zeitlichen Änderung des Betonmomentes Mc,φ
und dMc,φ auf die Umlagerung der Betonnormalkraft Nc,φ und
dNc,φ wird vernachlässigt
• Die Lösungen sind kriechfunktionsabhängig (s. Gl. 2.27)
Gültigkeitsbereich A c,0Ic,0
≤ 0,20
A stIst

Um das gekoppelte Differentialgleichungssystem zu lösen, vernachlässigt Sattler


[77] den Einfluss der zeitlichen Änderung des Betonmomentes Mc,φ auf die Um-
lagerung der Betonnormalkraft Nc,φ, was in der dritten und der vierten Gleichung
(Zeile 1) der Tabelle 3.1 dargestellt wird. Dies begrenzt den Anwendungsbereich der
angegebenen Lösungen für Verbundträger auf (Ac,0Ic,0)/(AstIst)≤0,20. Da diese Begren-
zung von der Mehrheit der Verbundträger eingehalten wird, stellt sie keine störende
Näherung dar. Ausnahmefälle sind einbetonierte Stahlquerschnitte, die aus-
führlich im Kapitel 6 betrachtet werden.
Die Annahme eines zeitlich konstanten Elastizitätsmoduls des Betons muss jedoch
genauer betrachtet werden. Bild 3.4 gibt einen Überblick über die zeitliche Ent-
wicklung des E-Moduls
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 45

4100 E-Modul des Betons nach EC 2 [6]


3900 Ec (t) = βE (t)Ec,28
0,5 
3700   28 
s 1-  

  t  
3500 βcc (t) = e
E c (t) s=0,25
3300 βE (t) = βcc (t)
3100
2900 s=0,20 schnell erhärtende Zemente
s=0,25 normal erhärtende Zemente
2700
s=0,38 langsam erhärtende Zemente
2500
1 7 10 100 1000 10000
Tage

Bild 3.4 Zeitliche Entwicklung des Elastizitätsmoduls des Betons nach EC 2 [6]

Aus dem Diagramm des Bildes 3.4 ergibt sich:


E c,∞ − E c (7 Tage)
= 28% (3.3)
E c (7 Tage)

Die Gleichung (3.3) sowie Bild 3.4 zeigen, dass der Elastizitätsmodul des Betons
keine konstante Größe ist. Es stellt sich die Frage, ob die Annahme eines kon-
stanten Betonelastizitätsmoduls zu abweichenden Umlagerungsgrößen führt. Der
Ansatz des maximalen Elastizitätsmoduls über den gesamten Zeitraum führt zu einer
Überschätzung der Betonspannungen, was jedoch später detailliert diskutiert wird.
Außerdem muss, wenn die mechanischen Eigenschaften des Betons zutreffend erfasst
werden sollen, zunächst die rapide Änderung des Elastizitätsmoduls Ec(t) für t<28
Tage berücksichtigt werden.
Wie schon in Abschnitt 2.5 erwähnt, sind für bewehrte Betonquerschnitte und Ver-
bundquerschnitte die Beiwerte αN und αM zu berücksichtigen, die auch hier wieder
auftreten. Somit ist eine Behinderung des Kriechens, die sich durch den Stahl
ergibt, erkennbar. Außerdem tritt ein weiterer Querschnittsbeiwert αNM auf. Im
Gegensatz zu den anderen Querschnittsbeiwerten ist αNM von den Querschnittskenn-
werten der Betonplatte (Ac,0, Ic,0) und des Gesamtstahls (Ast, Ist) abhängig. Dieser
Zusammenhang kann als ein gegenseitiger Einfluss zwischen der Kriechverzer-
rung und der Kriechverkrümmung interpretiert werden.
Wichtig ist, dass dieses Verfahren auf der Spannungs-Dehnungsbeziehung von
Dischinger beruht. Die Lösungen in Tabelle 3.1 weisen eine exponentielle Form auf,
die kriechfunktionsabhängig sind (s. die Withneyschen Idealkurven im Abschnitt
2.4).
Haensel in [50] nimmt die dargestellte Ableitungssystematik zur Ermittlung der
Umlagerungsgrößen ebenfalls auf. Er wendet eine verbesserte Form der Dischinger-
gleichung an, die die verzögerte Elastizität berücksichtigt. Dies kann durch die
46

Abminderung des Betonelastizitätsmoduls und des Kriechbeiwertes erzielt werden (s.


die erweiterte Dischingergleichung in 2.4.2.2).
In der Arbeit von Haensel befinden sich zwei vorgeschlagene Dehnungsverläufe, die
auf den Arbeiten von Trost bzw. Rüsch/Jungwirth beruhen. Die beiden Kriech-
dehnungsverläufe erfassen die verzögerte Elastizität und basieren auf dem Kriech-
gesetz von DIN 4227 [3]. Da die verzögert elastische Verformung 40% der ursprüng-
lichen Verformung εc,0 erreichen kann, ist der Ansatz dieser Beziehungen notwendig.

3.3.2 Schwinden S

Wie bereits angesprochen, ist Schwinden ein lastunabhängiges Phänomen. Es exis-


tiert nur eine innere aufgezwungene Deformation, die einen Eigenspannungszustand
hervorruft.
εcs
dϕ εc (t)
ϕ( t ∞ , t 0s )

Nc,ϕ dNc,ϕ

Ec,0 A c Ec,0 A c

Nc,ϕ dNc,ϕ
−Mc,ϕ −dMc,ϕ

Mc,ϕ
− dϕ dMc,ϕ
Ec,0Ic −
Ec,0Ic
dNst,ϕ

Est A st
−Nst,ϕ −dNst,ϕ
Mst,ϕ dMst,ϕ

dMst,ϕ
EstIst

Bild 3.5 Umlagerungen und Verzerrungen infolge des Schwindens

In Tabelle 3.2 ist die gesamte Vorgehensweise zusammengestellt.


3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 47

Tabelle 3.2 Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen für Schwinden


Gleichgewicht (wie in Tabelle 3.1)
Verträglichkeit εcs Nc,ϕ dNc,ϕ dNst,ϕ dMst,ϕ
dϕ − dϕ − =− + ast
ϕ(t ∞ , t 0s ) Ec,0 A c Ec,0 A c Est A st E stIst
Mc,ϕ dMc,ϕ dMst,ϕ
dϕ + =
Ec,0Ic Ec,0Ic EstIst
Lösungen – Nc,ϕ = Nsh,t (1 − e−αNMϕt )
Umlagerungsgröße
Ic,0 e −αNMϕt − e −αMϕt
Mc,ϕ = astNc,ϕ A NM
Ist 1 − e −αNMϕt
εcs
Nsh,t = Ec,0 A c (Schwindkraft)
ϕt
Beiwerte Ist
αM =
Ist + Ic,0
A stIst
αNM =
A i,0 (Ii,0 − Ic,0 )
αM αNM
A NM =
αM − αNM
Eigenschaften der • Der Elastizitätsmodul des Betons ist zeitlich konstant
Theorie • Der Einfluss der zeitlichen Änderung des Betonmomentes Mc,φ
und dMc,φ auf die Umlagerung der Betonnormalkraft Nc,φ und
dNc,φ wird vernachlässigt
• Die Lösungen sind kriechfunktionsabhängig (s. Gl. 2.27)
• Schwinden ist affin zum Kriechen
Gültigkeitsbereich A c,0Ic,0
≤ 0,20
A stIst

Zur Lösung des formulierten Gleichungssystems ist die Annahme eines affinen Ver-
laufs des Schwindens zu dem des Kriechens notwendig. Durch das Einsetzen der
Gleichung (2.33), die einen linearen Zusammenhang aufweist, wird das Gleichungs-
system lösbar. Somit wird diese Vereinfachung ausschließlich aus mathematischen
Gründen eingeführt.
Die Frage ob eine solche Annahme der Wahrheit entspricht, lässt sich mit Hilfe des
Bildes 3.6 beantworten.
48

• Nach EC 2 [6]
εcs (t,t 0s ) = εcs0βs (t − t 0s )

• Affin zum Kriechen


(s. Abs. 2.3)
ϕ
εcs (t,t 0s ) = t εcs,∞
ϕ∞

Bild 3.6 Zeitlicher Verlauf der Schwinddehnung


Aus dem Diagramm erkennt man, dass die Annahme eines zum Kriechen affinen
Verlaufs des Schwindens zu konservativen Schwinddehnungen führt. Nur die
Endwerte weisen die gleiche Größe auf. Die Lösungen eines Differentialgleichungs-
systems hängen jedoch von der Integration der Schwindfunktion und nicht von seinen
Endwerten ab. Daraus ergeben sich bei der Berechnung der Umlagerungsgrößen
Fehler, was mit Hilfe eines inkrementellen Verfahrens später gezeigt wird.

3.3.3 Aufgezwungene Deformationen D

Im Allgemeinen erweist sich die Vorspannung eines Verbundträgers mit Hilfe von
Spanngliedern als problematisch und ist zu vermeiden (s. [68]). Eine übliche Vor-
spannmaßnahme stellt das Absenken des Verbundträgers an den Auflagerpunkten
dar. Dadurch treten an Innenstützen positive Momente auf, die die Betonplatte unter
Druck halten.
Moment zum Zeitpunkt t0:
−1
δE  1 1 
Mt0 = 2st  + 

L  4,89Ii,0 7,78ISt 

Moment zum Zeitpunkt t∞:


Mt ∞ <Mt0 (s. [53])

Bild 3.7 Schnittgrößen zum Zeitpunkt t0 und t∞ infolge eines Absenkens δ


3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 49

Bei derartigen Beanspruchungen ist es charakteristisch, dass die Krümmung des


Trägers zeitlich konstant bleibt, wenn die Querschnittswerte in Trägerlängsrichtung
ebenfalls konstant sind. Die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen
werden, in Analogie zu denen der ständigen Lasten, s. Tabelle 3.1, unter folgenden
Voraussetzungen formuliert:
M st,φ = 0 (3.4)

Mc,ϕ
Nc,ϕ
Nst,ϕ
E st A st Mst,ϕ
Nst,ϕ
Mst,ϕ
EstIst

Mc,ϕ
Nc,ϕ
Nst,ϕ
Est A st

Nst,ϕ
Mst,ϕ
=0
EstIst

Bild 3.8 Vergleich zwischen ständigen Lasten und aufgezwungene Deformationen

Der qualitative Unterschied zwischen den beiden Beanspruchungen zeigt sich im Bild
3.8. Da es kein Umlagerungsmoment im Stahlträger gibt, bilden sich Spannungs-
umlagerungen, bei denen der Stahlträger unter reinem Druck steht. Die Krüm-
mung bleibt zeitlich konstant und ist gleich der Krümmung zum Zeitpunkt t0.
Tabelle 3.3 verdeutlicht die Ermittlung der Umlagerungsgrößen.
50

Tabelle 3.3 Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen für aufgezwungene


Deformationen
Gleichgewicht Nc,ϕ + Nst,ϕ = 0
dNc,ϕ + dNst,ϕ = 0
Verträglichkeit Nc0,D Nc,ϕ dNc,ϕ dNst,ϕ
− dϕ − dϕ − =−
Ec,0 A c Ec,0 A c Ec,0 A c Est A st
Mc0,D Mc,ϕ dMc,ϕ
dϕ + dϕ + =0
Ec,0Ic Ec,0Ic Ec,0Ic
Lösungen – Nc,ϕ = −Nc0,D (1 − e −αNϕt )
Umlagerungsgröße
Mc,ϕ = −Mc0,D (1 − e −ϕt )
Beiwerte A st A
αN = = st
A st + A c,0 A i,0
Eigenschaften der • Der Elastizitätsmodul des Betons ist zeitlich konstant
Theorie • Die Lösungen sind kriechfunktionsabhängig (s. Gl. 2.27)
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung

Die Bedingung (3.4) bildet ein nicht gekoppeltes Differentialgleichungssystem.

3.3.4 Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT

Bei statisch unbestimmten Konstruktionen treten zusätzliche Schnittgrößen infolge


von kriecherzeugenden Verformungen auf. Diese Zwängungen sind zeitabhängig und
können durch ein inkrementelles Berechnungsverfahren realistisch erfasst werden.
Solche Verfahren werden in [30], [76], [84] und [51] vorgestellt. Sie sind allerdings
zeitaufwändig und für die Bemessungspraxis nicht empfehlenswert.
Es wird angenommen, dass der zeitliche Verlauf der Zwängungen affin zu dem
des Kriechens ist. Eine solche Vereinfachung trifft bei Verbundtragsystemen zu,
wenn die Rissbildung des Betons an Innenstützen nicht inkrementell erfasst wird (s.
Bild 3.9).
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 51

t∞
MPT,∞
t0

MPT,∞ MPT,∞

MPT,∞ MPT,t MPT,t

ϕt ϕ∞ t0 t t∞

Bild 3.9 Verlauf der Zwängungen bei einem Zweifeldträger

Bei der Ermittlung des zeitlichen Verlaufs der Umlagerungsgrößen infolge der Bela-
stung PT ändern sich nur die Belastungsglieder. Bild 3.10 verdeutlicht den Sachver-
halt.
ϕt
Nc∞,PT
ϕ∞
− dϕ εc (t)
Ec,0 A c

Nc,ϕ dNc,ϕ

Ec,0 A c E c,0 A c

ϕ
−Nc∞,PT t Nc,ϕ dNc,ϕ
ϕ∞
ϕt
Mc∞,PT −Mc,ϕ −dMc,ϕ
Mc,ϕ dMc,ϕ ϕ∞
Mc∞,PT
ϕt − dϕ −
E c,0Ic Ec,0Ic
ϕ∞ NPT,t dNPT,t

Ec,0Ic
MPT,t dMPT,t

ϕt
Mst∞,PT
ϕ∞
dNst,ϕ ϕ
− Nst∞,PT t −Nst,ϕ −dNst,ϕ
Est A st ϕ∞
Mst,ϕ dMst,ϕ
dMst,ϕ
E stIst

Bild 3.10 Umlagerungen und Verzerrungen infolge zeitlich veränderlichen


Beanspruchungen

In Tabelle 3.4 sind die Gleichgewichtsbedingungen, die Verträglichkeitsbedingungen,


die Lösungen und die entsprechenden Annahmen angegeben.
52

Tabelle 3.4 Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen für zeitlich veränderliche


Beanspruchungen
Gleichgewicht (wie in Tabelle 3.1)
Verträglichkeit ϕ
Nc∞,PT t
ϕ∞ Nc,ϕ dNc,ϕ dNst,ϕ dMst,ϕ
− dϕ − dϕ − =− + ast
Ec,0 A c Ec,0 A c Ec,0 A c Est A st EstIst
ϕt
Mc∞,PT
ϕ∞ Mc,ϕ dMc,ϕ dMst,ϕ
dϕ + dϕ + =
Ec,0Ic Ec,0Ic Ec,0Ic EstIst
Lösungen –  ϕt 
Umlagerungsgröße Nc,ϕ = −λNM  Nc∞,PT
ϕ∞
 (1− e −αNMϕt
)
 

 ϕt  Ic,0
Mc,ϕ = −λM  Mc∞,PT
ϕ∞
 (1− e −αM ϕt
)+ I astNc,ϕ BNM
  st

Beiwerte Ist
αM =
Ist + Ic,0
A stIst
αNM =
A i,0 (Ii,0 − Ic,0 )

λNM =
(
αNMϕt − 1 − e −αNMϕt )
αNMϕt 1 − e ( −αNMϕt
)
λM =
(
αMϕt − 1 − e −αMϕt )
(
αMϕt 1 − e −αMϕt )
BNM =
αNM  αM

(1− e −αNM ϕt
) − α (1− e NM
−αM ϕt
) 
αM − αNM  αNMϕt − (1 − e ) −αNMϕt

 

Eigenschaften der • Der Elastizitätsmodul des Betons ist zeitlich konstant


Theorie • Der Einfluss der zeitlichen Änderung des Betonmomentes Mc,φ
und dMc,φ auf die Umlagerung der Betonnormalkraft Nc,φ und
dNc,φ wird vernachlässigt
• Die Lösungen sind kriechfunktionsabhängig (s. Gl. 2.27)
Gültigkeitsbereich A c,0Ic,0
≤ 0,20
A stIst
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 53

3.4 Ermittlung der Umlagerungsgrößen mit Hilfe von


Integrationsgleichungen – Das Verfahren von Xia

3.4.1 Vorbemerkungen

Xia umgeht in [88] die von Haensel getroffenen Annahmen. Er schlägt ein erwei-
tertes Berechnungsverfahren vor, welches auf einer Integrationsableitungssystematik
basiert.
εc (t)
Nc,t
Mc,t
N(t)
ε st ( t ) M(t )
Nst,t
Mst,t
κ c ( t ) = κst ( t )

Bild 3.11 Teilschnittgrößen und Verzerrungen zum Zeitpunkt t

Die Gleichgewichtsbedingungen lauten:


N c,t + N st,t = N(t) (3.5a)

M c,t + M st,t + N st,t a st = M(t) + N(t)a c (3.5b)

Die Verträglichkeitsbedingungen lauten:

A c ∫0
t
N st,t M st,t 1
− a st = J(t, τ)dN c (τ) + ε cs (t) (3.5c)
E st A st E st Ist

Ic ∫0
t
M st,t 1
= J(t, τ)dM c (τ) (3.5d)
E st Ist

Die Ausdrücke

A c ∫0
J(t, τ)dN c (τ) und ∫ J(t, τ)dM c (τ)
t t
1 1
Ic 0
stellen die resultierenden Verzerrungen des Betons zum Zeitpunkt t dar, d.h. sowohl
die ursprünglichen (εc,0, κc,0) als auch die kriecherzeugenden Verzerrungen. Im Ge-
gensatz zu der Differentialableitungssystematik des Abschnitts 3.3 treten resultie-
rende Teilschnittgrößen auf. Die Umlagerungsgrößen sind nicht erkennbar.
Das Gleichungssystem (3.5) lässt sich in einer kompakten Matrixform darstellen:
54

 dN c,τ   N(t)   −εcs (t) 


∫( E c,0 J(t, τ)δc + δst   = Ct  + 
t

0  dM)c, τ   M(t)   0 
(3.6)

mit

 1 
E A 0 
δc =   (Nachgiebigkeitsmatrix des Betons)
 1 
c,0 c
(3.7a)
 0 
 E c,0 A c 

 1 a st 
E A + E I E st Ist 
a st2

δst =  st st
 1 
st st
(Nachgiebigkeitsmatrix des Gesamtstahls) (3.7b)
 − 
a st
 E st Ist E st Ist 

 1 a st 
E A + E I E st Ist 
a st a s

Ct =   (Transformationsmatrix)
 1 
st st st st
(3.7c)
 −E I E st Ist 
as
 st st

Das Gleichungssystem wird durch komplizierte mathematische Umrechnungen ge-


löst. Dabei tritt folgende Beziehung auf:

ωi E c,0 J(t, τ) + (1 − ωi )  i=1, 2


E c,0 
1
J*i (t, τ) = (3.8)

mit
2

ω1,2 =
1 + βst − βc
±
(1 + βst − βc ) − βst (3.9)
2 4

und

A c,0 Ic,0 A st Ist


βc = , βst = (3.10)
Ai,0 Ii,0 A i,0 Ii,0

Der Ausdruck (3.8) wird von Xia als reduzierte Kriechfunktion bezeichnet. Sie
setzt sich aus der Kriechfunktion J(t, τ), der Gleichung (2.2) und den Querschnittsbei-
werten βc und βst zusammen. Der Ansatz erfasst den zeitlichen Verlauf des Elasti-
zitätsmoduls des Betons und beschreibt das behinderte Kriechen mathematisch
exakt.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 55

3.4.2 Ständige Lasten P

Mit Hilfe der Bedingungen


M(t) = M t 0 , N(t) = N t 0 (zeitlich konstant) (3.11)

ergeben sich Lösungen, die in Tabelle 3.5 zusammengestellt sind:


Tabelle 3.5 Berechnung der Teilschnittgrößen für den Lastfall der ständigen Lasten –
Verfahren von Xia [88]
Gleichgewicht s. Gln. (3.5a), (3.5b)
Verträglichkeit s. Gln. (3.5c), (3.5d)
Lösungen – • Momentenbeanspruchung
Teilschnittgrößen
Nc,t = Nc0,P µMr1* + 1 − µM r2* 
( )
 
−Nc0,PIi,0
Mc,t = 

(β1 − ω1 ) µMr1* + ( β1 − ω2 ) (1 − µM ) r2* 
Si,0
• Normalkraftbeanspruchung
Nc,t = Nc0,P µNr1* + 1 − µN r2* 
( )
 
−Nc0,PIi,0
Mc,t = 

(β1 − ω1 ) µNr1* + (β1 − ω2 ) (1 − µN ) r2* 
Si,0
Beiwerte ω1 , ω2 (s. Gl. (3.9))
 Ic,0 
 β1 −  − ω2
 Ii,0 
µM =
ω1 − ω2
β1 − ω2
µN =
ω1 − ω2

β1 =
(Ist + Ic,0 ) A st
A i,0Ii,0
ω1 für r1* , ω2 für r2*
Eigenschaften der • Die Lösungen sind relaxationsfunktionsabhängig
Theorie
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung

Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Formeln von Xia von den
reduzierten Relaxationsfunktionen r1* und r2* abhängig sind. Diese Relaxationsfunk-
tionen können ausschließlich numerisch ermittelt werden. Es existieren jedoch
Näherungsansätze, die für die Berechnungspraxis befriedigende Ergebnisse liefern
können.
56

0,7 Ansatz 1:
0,65 Ansatz 1 −
ωiϕt

0,6 Ansatz 2 ri* = e 1+ 0,4ωi


0,55 Ansatz 3 Ansatz 2:
1 − 0,2ωi ϕt
ri* 0,5 ri* =
1 + 0,8ωiϕt
0,45
0,4
Ansatz 3:
2
0,35 1 − 0,5ωi ϕt + 0,08 ( ωi ϕt )
ri =
*
2
0,3 1 + 0,5ωi ϕt + 0,08 ( ωi ϕt )
0,25
2 2,5 3 3,5 4 4,5 5
ϕt

Bild 3.12 Vergleich der Näherungsansätze 1, 2 und 3 für ω=0,25


Aus Bild 3.12 wird deutlich, dass die Näherungsansätze unterschiedliche Verläufe
aufweisen und somit relative Abweichungen zwischen den Ansätzen vorhanden sind.
Dies kann Einfluss auf die Berechnung der Teilschnittgrößen haben.

3.4.3 Schwinden S

Für die Berechnung des Schwindens kann die Annahme (2.33) nicht vermieden
werden.
Tabelle 3.6 Berechnung der Teilschnittgrößen für den Lastfall des Schwindens –
Verfahren von Xia [88]

Gleichgewicht s. Gln. (3.5a), (3.5b)


Verträglichkeit s. Gln. (3.5c), (3.5d)
Lösungen – Nc,t = Nc,sh µ shc1 + 1 − µ sh c 2 
( )
Teilschnittgrößen  
−Nc,shIi,0
Mc,t = 

( β1 − ω1 ) µshc1 + ( β1 − ω2 ) (1 − µsh ) c 2 
Si,0
Beiwerte  Si,0ast Ic,0 
 β1 +  − ω2
 Ii,0 Ist + Ic,0 
µ sh =
ω1 − ω2
1 − r1* 1 − r2*
c1 = c2 =
ω1ϕt ω2 ϕt
Nc,sh = Ec,0 A c εcsβ1 (fiktive Schwindkraft)
Eigenschaften der • Die Lösungen sind relaxationsfunktionsabhängig
Theorie • Schwinden ist affin zum Kriechen
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 57

3.4.4 Aufgezwungene Deformationen D

Es gilt:
N(t) = 0 ⇒ N c,t = − N st,t (zwängungsfrei in Längsrichtung) (3.12)

M st,t M st 0,D
= (konstant-s. Bild 3.8) (3.13)
E st Ist E st Ist

Tabelle 3.7 Berechnung der Teilschnittgrößen für den Lastfall der aufgezwungenen
Deformationen – Verfahren von Xia [88]
Gleichgewicht s. Gln. (3.5a), (3.5b)

A c ∫0
Verträglichkeit Nst,t Mst0,D 1
t
− ast = J( t, τ)dNc (τ)
Est A st EstIst

Ic ∫0
Mst0,D 1
t
= J(t, τ)dMc (τ)
EstIst
Lösungen – Nc,t = Nc0,Dr *
Teilschnittgrößen
Mc,t = Mc0,Dr
Beiwerte A st
αN =
A i,0
αN für r *
Eigenschaften der • Die Lösungen sind relaxationsfunktionsabhängig
Theorie
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung

Aufgrund

N c,t M c,t
= r* und =r
N c0,D M c0,D

wird deutlich, dass es sich um ein reines Relaxationsproblem handelt. Durch den
Vergleich der Lösungen aus Tabelle 3.7 mit denen der Tabelle 3.3 ergibt sich für die
Relaxationsfunktionen:

r = e−ϕt (3.14)

und

r* = e −α Nϕt (3.15)

Aus Gln. (3.14) und (3.15) ist zu erkennen, dass das zeitliche Verhalten der Beton-
umlagerungen unabhängig von dem Trägheitsmoment des Querschnitts ist.
58

3.4.5 Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT

In Gleichungen (3.5a) und (3.5b) werden die Gesamtlasten affin zum Kriechen ange-
nommen:

ϕt ϕ
N(t) = N PT,t = N PT,∞ und M(t) = M PT,t = t M PT,∞ (3.16)
ϕ∞ ϕ∞

Die sich ergebenden Lösungen sind in Tabelle 3.8 zusammengestellt.


Tabelle 3.8 Berechnung der Teilschnittgrößen für den Lastfall der zeitlich veränderlichen
Beanspruchungen – Verfahren von Xia [88]
Gleichgewicht s. Gln. (3.5a), (3.5b)
Verträglichkeit s. Gln. (3.5c), (3.5d)
Lösungen – • Momentenbeanspruchung
Teilschnittgrößen
Nc,t = Nc,PT µMc1 + 1 − µM c 2  ( )
 
−Nc,PTIi,0
Mc,t = 

( β1 − ω1 ) µMc1 + ( β1 − ω2 ) (1 − µM ) c 2 
Si,0
• Normalkraftbeanspruchung
Nc,t = Nc,PT µNc1 + 1 − µN c 2  ( )
 
−Nc,PTIi,0
Mc,t = 

(β1 − ω1 ) µNc1 + ( β1 − ω2 ) (1 − µN ) c 2 
Si,0
Beiwerte ω1 , ω2 ( s. Gln. (3.9) )
 Ic,0 
 β1 −  − ω2
 Ii,0 
µM =
ω1 − ω2
β1 − ω2
µN =
ω1 − ω2

β1 =
(Ist + Ic,0 ) A st
A i,0Ii,0
ω1 für r1* , ω2 für r2*
Eigenschaften der • Die Lösungen sind relaxationsfunktionsabhängig
Theorie
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 59

3.5 Inkrementelle Ermittlung der Umlagerungsgrößen –


Erweiterung der Verfahren von Xia und Hanswille

3.5.1 Vorbemerkungen

Die vorherigen Berechnungsverfahren zeigen, dass keine analytischen Lösungen


ohne Annahmen oder Näherungsansätze erzielt werden können. Bei der diffe-
rentiellen Ermittlung der Umlagerungen stellen sich folgende Fragen:

• Gibt es Lösungen die unabhängig von einer Kriechfunktion sind?


• Welchen Einfluss hat die Vernachlässigung der Betonumlagerung auf die endgül-
tigen Lösungen?
• Ist die Annahme eines zeitlich konstanten Betonelastizitätsmoduls angemessen?
• Wie kann die Schwinddehnung unabhängig vom Kriechen erfasst werden?
Die ersten zwei Fragen sind von Xia [88] beantwortet worden. Die Ermittlung der
Teilschnittsgrößen durch Integrationsgleichungen führt zu einer verbesserten Bere-
chnungsmethode. Allerdings gelten die Näherungsansätze des Bildes 3.12 für Stahl-
oder Spannbetonquerschnitte.
Um das Phänomen des Kriechens zutreffend zu erfassen, ist die Anwendung eines
inkrementellen Verfahrens unvermeidlich. Ein solches Verfahren ist von Hanswille in
[52] entwickelt worden. In den nächsten Abschnitten wird es erweitert und mit der
Vorgehensweise von Xia kombiniert.

3.5.2 Ständige Lasten P

Die Berechnung der Umlagerungsgrößen beruht auf den Grundlagen des Abschnitts
2.4.4. Zu einem beliebigen Zeitpunkt tk lässt sich die Gleichung (2.54) anwenden,
woraus folgende Ausdrücke für die Betondehnungen und die Krümmungen eines
Verbundquerschnitts resultieren:

 1 ϕ(t k , t mi )  1 k
∑ ci  E (t ) E  = A ∑
1 k
ε c (t k ) = N ∆N ci J(t k , t mi ) (3.17a)
 c i 
∆ +
A c i =1 c,28 c i =1

und

 1 ϕ(t k , t mi )  1 k
∑ ci  E (t ) E  = I ∑
1 k
κc (t k ) = M ∆M ci J(t k , t mi ) (3.17b)
 c i  c
∆ +
Ic i =1 c,28 i =1

Das nächste Bild verdeutlicht die Anwendung der Gleichungen (3.17a) und (3.17b)
auf Verbundquerschnitte:
60

Nc0,P
− ϕ( tk ,t 0 )
Ec,28 A c

∑ ∆N J(t ,t
1 k

ci k mi )
Ac i=1 Teilschnittgrößen Umlagerungsgrößen

∑ ∆N
k
−Nc0,P ci

−∑ ∆Mci
k i =1
Mc0,P
∑ ∆MciJ(tk ,tmi )
1 k i =1

Mc0,P Ic i=1 t
0
ϕ( t k ,t 0 )
Ec,28Ic N0,P
a
st
M0,P
t
k

−∑
k
∆Nsti

−∑ ∆Nsti
i =1 E st A st k
Nst0,P

∑ ∆M
k i=1
Mst0,P sti
i=1


k
∆Msti
i=1 EstIst
t t
0 k

κ( t )

Bild 3.13 Teilschnittgrößen, Umlagerungen und Verzerrungen infolge ständiger Lasten

In diesem Verfahren nehmen die Matrizen der Gleichung (3.6) eine andere Form an:

 
− E A 
1
0
δc =   (Nachgiebigkeitsmatrix des Betons)
 1 
c,28 c
(3.18a)
 
 E c,28 Ic 
0

  1 a st2  a st 
   
  E st Ast E st Ist  E st Ist 
− +

 1 
δst = (Nachgiebigkeitsmatrix des Gesamtstahls) (3.18b)
 
a
 E st Ist 
− st
E st Ist

Mit Hilfe der Matrizen (3.18) können die Gleichgewichts- und die Verträglichkeits-
bedingungen in einer kompakten Form ausgedrückt werden. Statt eines schwieri-
gen Integrationsgleichungssystems erhält man algebraische Ausdrücke. Diese lassen
sich ohne besondere Schwierigkeiten programmieren und führen zu realistischen
Ergebnissen. Eine Zusammenfassung der Methode erfolgt in Tabelle 3.9.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 61

Tabelle 3.9 Berechnung der Umlagerungsgrößen für den Lastfall der ständigen Lasten

∑ ∆N + ∑ ∆N
Gleichgewicht k k

ci sti =0
i=1 i=1

∑ ∆M + ∑ ∆M + ∑ ∆Nstiast = 0
k k k

ci sti
i=1 i=1 i=1

∑ ∆N J(t ,t ) = −∑ + ast ∑
Verträglichkeit Nc0,P 1 k k
∆Nsti k
∆Msti
− ϕ(t k ,t 0 ) − ci k mi
Ec,28 A c Ac i=1 i =1 E A
st st i =1 E stIst

∑ ∆Mci J(t k ,t mi ) = ∑
Mc0,P 1 k k
∆Msti
ϕ(t k ,t 0 ) +
Ec,28Ic Ic i=1 i=1 E stIst

Lösungen – Die Umlagerungszuwächse werden in Matrixform berechnet:


Teilschnittgrößen
 + ∑ J (t k ,t mi ) 
 ∆Nck 
  −1
 Nc0,P 
  k-1  ∆Nci 
 
 = −J (t k ,t mk )  ϕ(t k ,t 0 )δc 
* *
 
∆Mck   M  
 ∆M 
 
  c0,P  i =1 ci 
Die Umlagerungsgrößen zum Zeitpunkt tn>tk sind:

 = ∑
Ncn 
  n   ∆Nck  
 
Mcn 
 ∆Mck 
 k =1  
Beiwerte J* (tk ,tmi ) = Ec,28 J(tk ,tmi )δc + δ st (Kriechfunktionsmatrix)

Annahme keine
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung

Bei der Umsetzung des Verfahrens tritt die folgende Matrix auf:

J* (t k , t mi ) = E c,28 J(t k , t mi )δc + δst (3.19)

Ein ähnlicher Ausdruck ergibt sich im Integrationsverfahren von Xia (s. Gln. (3.6)
und (3.8)). Die Matrix der Gleichung (3.19) enthält die Nachgiebigkeiten des Stahls
und des Betons, sowie die Kriechfunktion J. Aus den Lösungen der Tabelle 3.9 ist zu
erkennen, dass der Einfluss des behinderten Kriechens ohne diese Matrix nicht
erfasst werden kann, weshalb die Matrix J * als Kriechfunktionsmatrix bezeichnet
wird.
Besonders hervorzuheben ist, dass bei dem inkrementellen Verfahren keine Verein-
fachungen getroffen werden. Das zeitliche Verhalten des Elastizitätsmoduls des
Betons wird berücksichtigt. Die Diagramme des Bildes 3.14 zeigen beispielhaft die
Anwendung.
62

35 -500
-450
30
∆Nci -400
25 -350

20 -300
-250
15 -200
10 -150
∆Mci
-100
5
-50
0 0
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000

1000 60000
800 Mstn = Mst,ϕ
Ncn = Nc,ϕ 50000
600
400 40000
200
30000
0
-200 1 10 100 1000 10000 20000
-400 10000
-600 Nstn = Nst,ϕ Mcn = Mc,ϕ
0
-800
-1000 -10000
1 10 100 1000 10000
4000 180000
3000 160000
Nst,t Mst,t
2000 140000
120000
1000
100000
0
80000
1 10 100 1000 10000
-1000
60000
-2000 40000
Nc,t
-3000 20000
Mc,t
-4000 0
1 10 100 1000 10000

Bild 3.14 Anwendung des inkrementellen Verfahrens, (Beispiel)


3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 63

3.5.3 Schwinden S

Im Lastfall Schwinden treten zum Zeitpunkt t0s keine Teilschnittgrößen auf. Die
Gleichgewichts- und die Verträglichkeitsbedingungen können in gleicher Art und
Weise wie im Abschnitt 3.5.2 formuliert werden.

Tabelle 3.10 Berechnung der Umlagerungsgrößen für den Lastfall Schwinden


Gleichgewicht (wie in Tabelle 3.9)

∑ ∆NciJ(t k ,t mi ) = −∑ + ast ∑
Verträglichkeit 1 k k
∆Nsti k
∆Msti
εcs (t k ,t 0s ) −
A c i=1 i =1 E st A st i =1 E stIst

∑ ∑
1 k k
∆Msti
∆ Mci J( t ,t
k mi ) =
Ic i=1 i=1 E stIst

Lösungen – Die Umlagerungszuwächse werden in Matrixform berechnet:


Teilschnittgrößen
∑ J (t ,t
 ∆Nck 
  εcs ( t k ,t 0s ) 
−1    ∆Nci 
 
k-1

 = −J ( t k ,t mk )  
* *
 + k mi ) 
 
∆Mck 
   0 
 i =1 ∆Mci 
 
Die Umlagerungsgrößen zum Zeitpunkt tn>tk sind:

 = ∑
Ncn 
  n   ∆Nck 

 
Mcn 
 ∆Mck 
 k =1  
Beiwerte J* (tk ,tmi ) = Ecm J(t k ,t mi )δc + δst (Kriechfunktionsmatrix)

Annahme keine
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung

Die Lösungen aus Tabelle 3.10 verbessern das Verfahren von Xia [88], da die An-
nahmen der Tabelle 3.6 entfallen.

3.5.4 Aufgezwungene Deformationen D

Bei dem Fall der aufgezwungenen Deformationen nimmt die Kriechfunktionsmatrix


eine andere Form an. Da für Träger mit konstantem Querschnitt das Umlagerungs-
moment des Stahls gleich Null ist, ist die Nachgiebigkeitsmatrix des Stahls unab-
hängig von 1/(EstIst).
Sie wird mit δst bezeichnet:

 
 0
1

 
δst = E st A st (Nachgiebigkeitsmatrix des Gesamtstahls) (3.20)
 0 0 
64

Nc0,D
− ϕ(tk ,t 0 )
Ec,28 A c

∑ ∆N J(t ,t
1 k

ci k mi )
Ac i=1

∑ ∆N
k
−Nc0,D ci

−∑ ∆Mci
i =1
k
Mc0,D
Mc0,D
− ∑ ∆Mci J(t k ,tmi )
ϕ(tk ,t 0 ) 1 k i =1
Ec,28Ic
Ic i=1

−∑
k
∆Nsti
E st A st
− ∑ ∆Nsti
i =1 k
Nst0,D
i=1
Mst0,D

Bild 3.15 Teilschnittgrößen, Umlagerungen und Verzerrungen infolge aufgezwungener


Deformationen

Tabelle 3.11 Berechnung der Umlagerungsgrößen für den Lastfall der aufgezwungenen
Deformationen

∑ ∆Nci + ∑ ∆Nsti = 0
Gleichgewicht k k

i=1 i=1

∑ ∆N J(t ,t ) = −∑
Verträglichkeit Nc0,D 1 k k
∆Nsti
− ϕ( tk ,t 0 ) − ci k mi
Ec,28 A c Ac i =1 i =1 E st A st

∑ ∆MciJ(tk ,tmi ) = 0
Mc0,D 1 k
ϕ(tk ,t 0 ) +
Ec,28Ic Ic i=1

Lösungen – Die Umlagerungszuwächse werden in Matrixform berechnet:


Teilschnittgrößen
∑ J* (tk ,tmi ) 
 ∆Nck 
  −1
 Nc0,D 
  k-1
 ∆Nci 
 

  = − J *
( t ,t
k mk )  ϕ( t k ,t 0 )δc  + 
∆Mck 
 

 Mc0,D 
  i=1 ∆Mci 
 

Die Umlagerungsgrößen zum Zeitpunkt tn>tk sind:

 = ∑
Ncn 
  n   ∆Nck 

 
Mcn 
 ∆Mck 
 k =1  
Beiwerte J* (tk ,tmi ) = Ec,28 J(tk ,t mi )δc + δst (Kriechfunktionsmatrix)

Annahme keine
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 65

3.5.5 Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT

Aus Bild 3.9 ergibt sich für die zeitliche Entwicklung der Teilschnittgrößen PT:

 Si,0 
− I 
 ∆N ci,PT  ϕ(t i , t 0 ) − ϕ(t i −1 , t 0 )  i,0 
  = M PT,∞  
 ∆M ci,PT   
(3.21)
ϕ∞ I
 Ii,0 
c,0

 
Dabei ist t0 der Zeitpunkt, bei dem die Entwicklung der Zwängung MPT(t) beginnt.

∑ ∆N
k
1
− ci,PT ϕ( t k ,t mi )
Ec,28 A c i=1

∑ ∆N J(t ,t
1 k

ci k mi )
Ac i=1 Teilschnittgrößen Umlagerungsgrößen

− ∑ ∆Nci,PT
k

∑ ∆N
k

i=1 ci

∑ ∆M −∑ ∆Mci
k i =1
k

∑ ∑ ∆MciJ(tk ,tmi )
ci,PT
1 k 1 k i=1
∆Mci,PT ϕ( tk ,t mi ) − i =1
Ec,28Ic i =1
Ic i=1
MPT (t)
a
st

−∑
k z
k
∆Nsti
E st A st
∑ ∆N −∑ ∆Nsti
i =1 k k
t sti,PT
0

∑ ∆Msti,PT ∑ ∆Msti
i=1 i=1
k k

∑E
i=1 i=1
k
∆Msti
i =1 stIst t
k

Bild 3.16 Teilschnittgrößen, Umlagerungen und Verzerrungen infolge zeitlich


veränderlicher Beanspruchungen

Mit Hilfe des Bildes 3.16 lassen sich die Gleichgewichts- und die Verträglich-
keitsbedingungen einfach formulieren. Die Lösungen sind in Tabelle 3.12 zusammen-
gestellt:
66

Tabelle 3.12 Berechnung der Umlagerungsgrößen für den Lastfall der zeitlich
veränderlichen Beanspruchungen
Gleichgewicht (wie in Tabelle 3.9)

∑ ∑ ∆N J(t ,t
Verträglichkeit 1 k
1 k
− ∆Nci,PT ϕ(tk ,tmi ) − ci k mi )=
Ec,28 A c i=1 Ac i=1

∑ ∆Nsti + ∑ ∆M
1 k
ast k
− sti
Est A st i=1 EstIst i=1

∑ ∆M ∑ ∑ ∆M
1 k
1 k 1 k

ci,PT ϕ(tk ,tmi ) + ∆Mci J(tk ,tmi ) = sti


Ec,28Ic i=1 Ic i=1 EstIst i =1

Lösungen – In Matrixform werden die Umlagerungszuwächse berechnet:


Teilschnittgrößen
∑ ∆M ∑ J (t ,t
 ∆Nck   ∆Nci,PT   ∆Nci 
   k  k-1  
−1  
 = −J ( t k ,t mk )  δc  ϕ( t k ,t mi ) +
* *
 k mi ) 
 ∆Mck   ∆Mci 
  i=1   i =1  
   ci,PT  

Die Umlagerungsgrößen zum Zeitpunkt tn>tk:

 = ∑
Ncn 
  n   ∆Nck 

 
Mcn 
 ∆Mck 
 k =1  
Beiwerte J* (tk ,tmi ) = Ec,28 J(tk ,tmi )δc + δ st (Kriechfunktionsmatrix)

Annahme keine
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung

3.6 Vergleich der Verfahren

Wie bereits angesprochen, ist das inkrementelle Verfahren, im Vergleich zu den


anderen Verfahren, vorteilhaft. Da die Umlagerungen und die entsprechenden Span-
nungen ohne Annahmen erfasst werden, dürfen die Ergebnisse des schrittweisen
Verfahrens als Bezugswerte angenommen werden. Nachfolgend werden drei Ver-
bundquerschnitte untersucht und die Ergebnisse diskutiert.
Die Betonfestigkeitsklasse der Querschnitte ist C35/45. Sie werden für die Bela-
stungszeiten t0=7 Tage und t0=28 Tage betrachtet. Die Querschnitte haben unter-
schiedliche Werte von j=(Ac,0Ic,0)/(AstIst) (s. Tabelle 3.13), wodurch sich die Annahme
eines vernachlässigbaren Umlagerungsmoments des Betons besser beurteilen lässt.
Bei der Anwendung des Verfahrens von Xia wird der Näherungsansatz 1 gewählt.
Dieser wurde von Trost in [35] vorgeschlagen und basiert auf der erweiterten
Dischingergleichung. Xia bezeichnet die Anwendung dieses Ansatzes als empfeh-
lenswert.

Für die Berechnung der Umlagerungen mit der differentiellen Methode wird der
Verlauf der Kriechdehnungen nach Trost [50] angenommen.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 67

Die betrachteten Querschnitte sind in Tabelle 3.13 zusammengestellt.


Tabelle 3.13 Betrachtete Querschnitte

A c,0Ic,0
j=
A stIst

Es ist zu erkennen, dass der Beiwert j des Querschnitts 1 wesentlich größer als 0,20
ist. Gemäß Abschnitt 3.3.1 darf die Umlagerung des Betonmoments nicht vernachläs-
sigt werden.
Für die Parameterstudien werden die folgenden Abkürzungen verwendet:
Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen → Dif
Verfahren von Xia → Int
Inkrementelle Ermittlung der Umlagerungsgrößen → Num
Relativer Fehler → RF
Querschnitt → QS
Die Momentenbelastung für die Querschnitte 1 und 2 ist 1000 kNm und für Quer-
schnitt 3 10000 kNm, die relative Feuchte ist 50%. Die Spannungen werden in
kN/cm2 angegeben.
68

Tabelle 3.14 Parameterstudien für ständige Lasten

• Querschnitt 1 • Querschnitt 1
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1666,2 -1664,3 -0,11% -1582,7 -5,01% Nc(t) -1702,0 -1706,1 0,24% -1623,1 -4,64%
Mc(t) 1724,0 1824,9 5,86% 1819,2 5,52% Mc(t) 2463,8 2196,0 -10,87% 2189,8 -11,12%
σc,o -0,546 -0,553 1,28% -0,532 -2,56% σc,o -0,610 -0,591 -3,11% -0,570 -6,56%
σc,u -0,287 -0,279 -2,79% -0,259 -9,76% σc,u -0,241 -0,262 8,71% -0,242 0,41%
σa,o -6,464 -6,465 0,02% -9,454 46,26% σa,o -4,643 -4,678 0,75% -7,723 66,34%
σa,u 19,422 19,403 -0,10% 19,914 2,53% σa,u 18,974 19,030 0,30% 19,550 3,04%

• Querschnitt 2 • Querschnitt 2
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1119,3 -1116,8 -0,22% -1026,3 -8,31% Nc(t) -1285,4 -1265,7 -1,53% -1171,2 -8,89%
Mc(t) 662,9 678,0 2,27% 595,9 -10,11% Mc(t) 949,1 840,3 -11,46% 733,6 -22,70%
σc,o -0,461 -0,463 0,43% -0,422 -8,46% σc,o -0,555 -0,534 -3,78% -0,488 -12,07%
σc,u -0,285 -0,282 -1,05% -0,263 -7,72% σc,u -0,302 -0,310 2,65% -0,293 -2,98%
σa,o -8,591 -8,610 0,22% -9,441 9,89% σa,o -7,040 -7,238 2,81% -8,110 15,20%
σa,u 15,500 15,504 0,03% 15,776 1,78% σa,u 14,975 15,051 0,51% 15,339 2,43%

• Querschnitt 3 • Querschnitt 3
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -2103,0 -2112,6 0,45% -2005,1 -4,65% Nc(t) -2319,5 -2308,3 -0,48% -2202,4 -5,05%
Mc(t) 660,2 709,2 7,42% 635,4 -3,75% Mc(t) 876,9 835,2 -4,76% 740,6 -15,54%
σc,o -0,248 -0,250 0,81% -0,237 -4,44% σc,o -0,277 -0,275 -0,72% -0,261 -5,78%
σc,u -0,219 -0,219 0,00% -0,209 -4,57% σc,u -0,238 -0,238 0,00% -0,228 -4,20%
σa,o -6,344 -6,296 -0,76% -6,829 7,65% σa,o -5,270 -5,326 1,06% -5,851 11,02%
σa,u 4,797 4,791 -0,13% 4,855 1,21% σa,u 4,668 4,675 0,15% 4,738 1,50%

σ c,o 
  σc,o 
 

σ c,u   σ c,u 


 


σa,o 
 
σa,o 


σa,u 
 
σa,u 

3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 69

Tabelle 3.15 Parameterstudien für eingeprägte Deformationen

• Querschnitt 1 • Querschnitt 1
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1009,5 -1012,5 0,30% -1012,5 0,30% Nc(t) -1151,9 -1131,4 -1,78% -1131,4 -1,78%
Mc(t) 689,0 819,2 18,89% 819,2 18,89% Mc(t) 1502,7 1180,1 -21,47% 1180,1 -21,47%
σc,o -0,304 -0,315 3,62% -0,315 3,62% σc,o -0,401 -0,371 -7,48% -0,371 -7,48%
σc,u -0,201 -0,192 -4,48% -0,192 -4,48% σc,u -0,175 -0,194 10,86% -0,194 10,86%
σa,o -4,787 -4,766 -0,44% -4,766 -0,44% σa,o -3,489 -3,631 4,07% -3,631 4,07%
σa,u 12,152 12,173 0,17% 12,173 0,17% σa,u 12,995 12,853 -1,09% 12,853 -1,09%

• Querschnitt 2 • Querschnitt 2
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -589,6 -589,9 0,05% -589,9 0,05% Nc(t) -800,4 -736,6 -7,98% -736,6 -7,98%
Mc(t) 259,3 283,5 9,32% 283,5 9,32% Mc(t) 551,6 410,2 -25,64% 410,2 -25,64%
σc,o -0,231 -0,234 1,30% -0,234 1,30% σc,o -0,340 -0,300 -11,76% -0,300 -11,76%
σc,u -0,162 -0,159 -1,85% -0,159 -1,85% σc,u -0,193 -0,191 -1,04% -0,191 -1,04%
σa,o -5,739 -5,738 -0,02% -5,738 -0,02% σa,o -4,839 -5,036 4,07% -5,036 4,07%
σa,u 9,378 9,379 0,01% 9,379 0,01% σa,u 9,780 9,582 -2,02% 9,582 -2,02%

• Querschnitt 3 • Querschnitt 3
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -936,3 -998,7 6,67% -998,7 6,67% Nc(t) -1290,4 -1229,2 -4,74% -1229,2 -4,74%
Mc(t) 197,3 274,2 38,96% 274,2 38,96% Mc(t) 444,1 382,6 -13,85% 382,6 -13,85%
σc,o -0,108 -0,117 8,33% -0,117 8,33% σc,o -0,153 -0,145 -5,23% -0,145 -5,23%
σc,u -0,100 -0,105 5,00% -0,105 5,00% σc,u -0,134 -0,128 -4,48% -0,128 -4,48%
σa,o -3,821 -3,766 -1,44% -3,766 -1,44% σa,o -3,320 -3,374 1,63% -3,374 1,63%
σa,u 2,495 2,550 2,20% 2,550 2,20% σa,u 2,737 2,683 -1,97% 2,683 -1,97%

σ c,o 
  σc,o 
 

σ c,u   σ c,u 


 

σa,o   σa,o 
 


σa,u 
 
σa,u 

70

Tabelle 3.16 Parameterstudien für zeitlich veränderliche Beanspruchungen

• Querschnitt 1 • Querschnitt 1
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1709,5 -1712,4 0,17% -1671,9 -2,19% Nc(t) -1723,7 -1736,0 0,71% -1693,3 -1,76%
Mc(t) 2604,3 2833,3 8,79% 3051,8 17,18% Mc(t) 3022,5 3256,0 7,72% 3531,8 16,85%
σc,o -0,623 -0,641 2,89% -0,647 3,85% σc,o -0,658 -0,678 3,04% -0,688 4,56%
σc,u -0,232 -0,216 -6,90% -0,189 -18,53% σc,u -0,204 -0,190 -6,86% -0,158 -22,55%
σa,o -4,273 -4,009 -6,18% -5,340 24,97% σa,o -3,465 -2,853 -17,66% -4,228 22,02%
σa,u 18,885 18,797 -0,47% 18,983 0,52% σa,u 18,669 18,522 -0,79% 18,704 0,19%

• Querschnitt 2 • Querschnitt 2
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1316,1 -1350,4 2,61% -1339,1 1,75% Nc(t) -1394,1 -1455,7 4,42% -1443,2 3,52%
Mc(t) 994,9 1084,1 8,97% 1091,5 9,71% Mc(t) 1153,5 1252,9 8,62% 1263,1 9,50%
σc,o -0,571 -0,595 4,20% -0,592 3,68% σc,o -0,619 -0,652 5,33% -0,649 4,85%
σc,u -0,306 -0,306 0,00% -0,301 -1,63% σc,u -0,311 -0,318 2,25% -0,313 0,64%
σa,o -6,775 -6,429 -5,11% -6,530 -3,62% σa,o -6,023 -5,449 -9,53% -5,560 -7,69%
σa,u 14,879 14,765 -0,77% 14,796 -0,56% σa,u 14,628 14,435 -1,32% 14,469 -1,09%

• Querschnitt 3 • Querschnitt 3
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -2375,2 -2391,7 0,70% -2392,1 0,71% Nc(t) -2471,8 -2527,9 2,27% -2527,9 2,27%
Mc(t) 931,6 982,9 5,50% 982,5 5,47% Mc(t) 1046,6 1105,6 5,64% 1105,5 5,63%
σc,o -0,285 -0,288 1,05% -0,288 1,05% σc,o -0,298 -0,305 2,35% -0,305 2,35%
σc,u -0,243 -0,244 0,41% -0,244 0,41% σc,u -0,251 -0,256 1,99% -0,256 1,99%
σa,o -4,993 -4,910 -1,66% -4,909 -1,68% σa,o -4,513 -4,235 -6,16% -4,235 -6,16%
σa,u 4,635 4,624 -0,24% 4,624 -0,24% σa,u 4,577 4,543 -0,74% 4,543 -0,74%

σ c,o  σc,o 


 

σ c,u 
  σc,u 
 


σa,o 
 
σa,o 


σa,u 
 
σa,u 

3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 71

Tabelle 3.17 Parameterstudien für Schwinden

•Querschnitt 1 •Querschnitt 2
Num. Int. RF Dif. RF Num. Xia RF Haensel RF
Nc(t) 261,5 231,6 -11,45% 219,7 -15,99% Nc(t) 702,4 554,6 -21,05% 552,8 -21,30%
Mc(t) 1540,0 726,2 -52,84% 699,9 -54,55% Mc(t) 460,9 193,1 -58,10% 193,2 -58,08%
σc,o -0,050 0,003 -106,00% 0,002 -104,00% σc,o 0,169 0,159 -5,92% 0,159 -5,92%
σc,u 0,181 0,112 -38,12% 0,107 -40,88% σc,u 0,300 0,211 -29,67% 0,210 -30,00%
σa,o -8,520 -7,983 -6,30% -7,566 -11,20% σa,o -6,235 -4,959 -20,47% -4,943 -20,72%
σa,u 1,164 1,224 5,15% 1,158 -0,52% σa,u 1,899 1,536 -19,12% 1,531 -19,38%

•Querschnitt 3
Num. Xia RF Haensel RF
Nc(t) 1578,5 1274,9 -19,23% 1274,1 -19,29%
 σ c,o 
Mc(t) 1255,3 435,1 -65,34% 434,9 -65,35%
σc,o 0,147 0,132 -10,20% 0,132 -10,20%
σc,u 0,203 0,151 -25,62% 0,151 -25,62%
σa,o -7,788 -6,300 -19,11% -6,296 -19,16%
σa,u 0,924 0,750 -18,83% 0,749 -18,94%  σ c,u 

 σ a ,u   σa,o 
 

3.7 Zusammenfassung und Diskussion

In diesem Kapitel sind drei Berechnungsverfahren für die Ermittlung der Umlage-
rungsgrößen eines Verbundquerschnitts vorgestellt und erläutert worden. Das erste
Verfahren wird von Sattler in [77] vorgeschlagen. Es basiert auf der Dischinger-
ableitungssystematik und beschreibt das zeitliche Verhalten der Umlagerungsgrößen
durch exponentielle Funktionen. Nachteil dieser Methode ist, dass keine analytische
Lösung ohne Annahmen für den Elastizitätsmodul des Betons, den zeitlichen Verlauf
des Schwindens und die Umlagerung des Betonmomentes erzielt werden kann.
Das zweite Verfahren wird von Xia in [88] entwickelt. Xia betrachtet das Phänomen
des Kriechens über den gesamten Zeitraum und berücksichtigt den Einfluss der
Umlagerung des Betonmomentes auf die Normalkraft. Dies macht sein Verfahren
für Verbundquerschnitte mit dicken Betonplatten ( j> >0,20 ) vorteilhaft. Es ist
jedoch wichtig zu betonen, dass die Genauigkeit seines Verfahrens von der
Genauigkeit der ausgewählten Relaxationsfunktionen ri* abhängig ist.
Das dritte Verfahren erfasst das Kriechen inkrementell. Die zeitliche Integration ei-
ner Umlagerung wird durch eine algebraische Summe ersetzt. Dadurch können die
Umlagerungsgrößen schrittweise und ohne Vereinfachungen berechnet werden. Die
Anwendung der Methode wird im Bild 3.14 gezeigt. Aus dem Vergleich der
Lösungen des inkrementellen Verfahrens mit denen des Verfahrens von Xia wird eine
72

gewisse Übereinstimmung deutlich. Xia spricht in [88] von Nachgiebigkeitsmatrizen


des Stahls und des Betons. Derartige Matrizen treten auch bei der Umsetzung des
inkrementellen Verfahrens auf.
In Abschnitt 3.6 folgt ein Vergleich der drei Methoden. Als Bezugswerte werden
die Ergebnisse des inkrementellen Verfahrens gewählt. Die Auswertung wird für drei
Verbundquerschnitte mit unterschiedlichen Betondicken durchgeführt.
Erwartungsgemäß zeigt das differentielle Verfahren für die Betonspannungen die
größten Abweichungen, was auf die Annahme eines zeitlich konstanten Elastizitäts-
moduls des Betons und die Vernachlässigung der Umlagerungen des Betonmomentes
zurückzuführen ist. Zudem ist diese Methode kriechfunktionsabhängig. Bei den Re-
chnungen des Abschnitts 3.6 wird der Kriechdehnungsverlauf von Trost angenom-
men. Dies hat auch einen Einfluss auf die Genauigkeit der Methode.
Allgemein sind die wesentlich größeren Abweichungen des Betonmoments im
Vergleich zu der Betonnormalkraft erkennbar.
Gravierende Abweichungen findet man auch im Lastfall Schwinden. Dies beweist,
dass die Empfehlung der DIN 4227 [3] zur Annahme eines zum Kriechen affinen
Verlaufs des Schwindens eine unsichere Fehlerquelle darstellt. Ähnliche Be-
merkungen sind bereits in [52] angegeben worden.
Bei den eingeprägten Deformationen sind die Ergebnisse zwischen der
differentiellen Methode und der Methode von Xia völlig identisch. Der Grund
dafür liegt darin, dass die Umlagerung des Betonmomentes bei diesem Lastfall nicht
vernachlässigt wird. Daher sind die analytischen Lösungen beider Methoden
identisch. Dies gilt nur für den Näherungsansatz 1, welcher von Trost in [35]
vorgeschlagen worden ist. Die Lösungen beider Methoden sind jedoch theoretisch
nicht exakt. Dies ist auf die zeitliche Entwicklung des Elastizitätsmoduls des Betons
zurückzuführen.
Insgesamt kann gesagt werden, dass die analytischen Ansätze das Kriechen nicht
vollständig erfassen. Der Ansatz einer reduzierten Relaxationsfunktion ri*, die als
Lösungsverbesserung für das Verfahren von Xia funktionieren kann, stellt ein
weiteres Forschungsthema dar. Empfehlungen für die Berechnung der Umlagerungen
in der Praxis werden an späterer Stelle diskutiert.
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der
Kriechbeiwerte

4.1 Übersicht

In der Praxis berechnet man den Spannungszustand eines Verbundträgers im Allge-


meinen mit Hilfe des Gesamtquerschnittverfahrens. Dieses Verfahren ist von
Blaszkowiak [41] entwickelt worden, wobei der Einfluss des Kriechens durch Redu-
ktionszahlen für die Fläche und das Trägheitsmoment des Betons erfasst wird. Diese
Vorgehensweise bietet den Vorteil, dass die komplizierten Ausdrücke für die
Teilschnittgrößen des Kapitels 3 vermieden werden können. Dabei wird Kriechen als
eine zeitliche Abminderung der Querschnittsgrößen aufgefasst. Das nächste Bild ver-
deutlicht den Berechnungskreis für die endgültigen Reduktionszahlen.
• Allgemeine Beziehung zwischen
Kriechbeiwerten und Relaxations-
kennwerten:
1
ψA =
Nc,0 + Nc,φ
(Nc,0 + χNNc,φ )
1
ψI =
Mc,0 + Mc,φ
(Mc,0 + χMMc,ϕ )
• Reduktionszahlen:
nA
= 1 + βE,0 ψ A ϕt
n0
nI
= 1 + βE,0 ψIϕt
n0

Bild 4.1 Berechnungskreis für die Reduktionszahlen

Die Relaxationskennwerte sind Funktionen, die von den bereits berechneten


Teilschnittgrößen des Betons abhängen. Daher hängt ihre Genauigkeit von der
Genauigkeit der Methoden des vorherigen Kapitels ab. Wendet man die Berech-
nungsmethoden der Abschnitte 3.3 oder 3.4 an, ergeben sich die Relaxationskenn-
werte aus analytischen Ausdrücken, andernfalls müssen sie inkrementell berechnet
werden.
Die Kriechbeiwerte ergeben sich aus den Relaxationskennwerten und den Teil-
schnittgrößen. Aus dem Berechnungskreis des Bildes 4.1 erkennt man, dass die
relativen Fehler und die Schwachpunkte jedes Berechnungsverfahrens von den Teil-
schnittgrößen des Betons in die endgültigen Werte der Reduktionszahlen übertragen
werden.
74

Für die Bestimmung der Kriechbeiwerte stehen drei Berechnungsverfahren zur Ver-
fügung. Sie sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.
Tabelle 4.1 Berechnungsverfahren für die Kriechbeiwerte von Verbundquerschnitten

In diesem Kapitel wird gezeigt, wie sich die Relaxationskennwerte und die Kriech-
beiwerte bestimmen lassen. Ziel ist es, die mechanische Deutung dieser Beiwerte zu
veranschaulichen und die Unterschiede der Berechnungsverfahren darzulegen und zu
diskutieren.

4.2 Die Berechnung der Relaxationskennwerte

Der Relaxationskennwert ist bereits im Kapitel 2 angesprochen worden. Es ist gezeigt


worden, dass er für reine Betonbauteile von der Betonsfestigkeitsklasse und der
Belastungszeit abhängig ist. Chiorino und Lacidogna schlagen in [11] eine Formel
vor, die ausschließlich vom Belastungsbeginn t0 abhängig ist:

1
χ(t ∞ ,t 0 ) =
1 (4.1)
1+
t0

Für einen Belastungsbeginn kleiner als 28 Tage, kann der Relaxationskennwert nach
Gleichung (4.1) bis zu 20% von der genauen Lösung abweichen. Klassische Arbeiten
für die Berechnung des Relaxationskennwertes für Betonbauteile sind die von Trost
[35], Bazant [9] und von Zerna [37].
Bei Verbundquerschnitten nimmt Gleichung (4.1) eine komplizierte Form an. In
solchen Fällen spielt der Stahlanteil eine wichtige Rolle. Daher müssen die Beiwerte
αN, αM und αNM in den Ausdruck des Relaxationskennwertes eingeführt werden.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Betonnormalkraft und das Betonbiegemoment
ein unterschiedliches zeitliches Verhalten aufweisen. Zur exakten Beschreibung gibt
es somit bei Verbundquerschnitten zwei Alterungsbeiwerte (χN und χM).
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 75

Das nächste Bild veranschaulicht, wie sich die Verträglichkeitsbedingungen mit Hilfe
von Relaxationskennwerten formulieren lassen.

Nc0,P
− ϕt
Ec,28 A c εcs ( t,t 0s )
Nc,ϕ Nc,ϕ Nc,ϕ Nc,ϕ
χNϕt χNϕt
Ec,28 A c Ec,0 A c Ec,28 A c Ec,0 A c

Mc0,P Mc,ϕ Mc,ϕ Mc,ϕ Mc,ϕ


ϕt − χMϕt − − χMϕt −
Ec,28Ic Ec,28Ic Ec,0Ic Ec,28Ic Ec,0Ic
N Nst,ϕ
− st,ϕ −
Est A st Est A st

Mst,ϕ Mst,ϕ
E stIst E stIst

Nc0,D Nc∞,PT ϕt
− ϕt − ( χN ϕ t )
Ec,28 A c Ec,28 A c ϕ∞
Nc,ϕ Nc,ϕ Nc,ϕ Nc,ϕ
χNϕt χNϕt
Ec,28 A c Ec,0 A c Ec,28 A c Ec,0 A c

Mc0,D Mc,ϕ Mc,ϕ Mc,ϕ Mc,ϕ


ϕt − χMϕt − − χMϕt −
Ec,28Ic Ec,28Ic Ec,0Ic Ec,28Ic Ec,0Ic
Mc∞,PT ϕt
Nst,ϕ ( M t)
χ ϕ Nst,ϕ
− Ec,28Ic ϕ∞ −
Est A st Est A st
Mst,ϕ
E stIst

Bild 4.2 Formulierung der Verträglichkeitsbedingungen


Es gelten die folgenden Gleichungen:

N  1 
φ t + c,φ  + N φt 
N c,0 χ
ε c,φ (t) − ε cs (t) =
A c  E c,0 E c,28 
(4.2a)
E c,28 A c
76

 1 
 + M φt 
M c,0 M χ
κ c,φ (t) = φ t + c,φ
 E c,0 E c,28 
(4.2b)
E c,28 Ic Ic

Durch Einsetzen der Gleichungen (4.2) in die Verträglichkeitsbedingungen eines


bestimmten Lastfalls ergeben sich die Umlagerungsgrößen in Abhängigkeit vom χN
und χM. Die Lösung des Gleichungssystems führt zu folgenden Beziehungen:

• Ständige Lasten P:

 1 
 
N c0,P 1 M A a
χ N,P = − − c,φ c,0 st (4.3a)
 α NM N c,φ Ist 

N c,φ β E,0 φ t

1  1 
 
M c0,P N I a
χ M,P = − − c,φ c,0 st (4.3b)
β E,0 φ t  α M M c,φ Ist 

M c,φ

• Schwinden S:

1  1 
 
N sh,t M A a
χ N,S = − − c,φ c,0 st
β E,0 φ t  α NM N c,φ Ist 
− (4.4a)
N c,φ

1  N c,φ Ic,0a st 1 
χ M,S =  
α M 
(4.4b)
β E,0φ t  M c,φ Ist

• Aufgezwungene Deformationen D:
N c0,D 1
χ N,D = − − (4.5a)
N c,φ α Nβ E,0 φ t

M c0,D 1
χ M,D = − − (4.5b)
M c,φ β E,0 φ t

• Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT:

1  1 
 − 
N c,φ M A a
χ N,PT = + c,φ c,0 st (4.6a)
N c,φ + N c,PT β E,0φ t  α NM N c,φ Ist 

 1 
 − 
M c,φ 1 N I a
χ M,PT = + c,φ c,0 st (4.6b)
M c,φ + M c,PT β E,0 φ t  α M M c,φ Ist 
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 77

Die Beiwerte αN, αM, αNM und die Schwindkraft Nsh,t können den Tabellen des
Abschnitts 3.3 entnommen werden. Es ist festzuhalten, dass die obigen Gleichungen
die genauen Lösungen darstellen. In der Literatur befinden sich Näherungslösungen,
bei denen das Betonmoment bei der Ermittlung der Umlagerungsgröße für die
Normalkraft vernachlässigt wird (s. auch Tabelle 3.1). Haensel schlägt auf dieser
Grundlage einen linearen Zusammenhang zwischen den Relaxationskennwerten und
den Querschnittsbeiwerten αN, αM und αNM vor.
Für die Lastfälle P, PT und S gilt:
χ N,L =0,5+0,08α NM φ t (4.7a)

χ M,L =0,5+0,08α M φ t , L=P, S, PT (4.7b)

Und für die aufgezwungenen Deformationen D gilt:


χ N,D = 0,5 + 0,08α N φ t (4.8a)

χ M,D = 0,5 + 0,08φ t (4.8b)

Die Vorgehensweise für die Berechnung der Gleichungen (4.7) ist in Abschnitt 2.7
gezeigt worden. Nach dem Vorschlag von Trost müssen die Kriechzahl φt und der
Elastizitätsmodul des Betons reduziert werden:

φt
φt → (4.9a)
1, 4

E c,0
E c,0 → (4.9b)
1,4

Es ist zu beachten, dass die von Haensel vorgeschlagenen Relaxationskennwerte


auf dem Kriechgesetz der DIN 4227 [3] basieren. Die Gleichungen (4.9) fassen die
verzögerte Elastizität mit den elastischen Anfangsverformung zusammen (s.
Abschnitt 2.4.2.2). In [70] wird die Kriechfunktionsabhängigkeit des Verfahrens von
Haensel nicht erwähnt. Deshalb sind in der Praxis die Gleichungen (4.7) und (4.8)
ohne die Umwandlung (4.9) aufgenommen worden. In [62] wird das gleiche Verfah-
ren unter Berücksichtigung des Kriechgesetzes des EC 2 [6] angewendet.
Die Gleichungen (4.7) und (4.8) beschränken χN und χM auf einen Wertbereich von
0,50 bis 1. Wie später gezeigt wird, können diese Beiwerte jedoch kleiner als 0,50
werden.
Das Bild 4.3 veranschaulicht den linearen Zusammenhang zwischen einem Rela-
xationskenwert χ und der reduzierten Kriechzahl αφt.
78

Relaxationskennwert nach
Haensel [50]:
0.9 χ = 0,5 + 0,08αφ t
0.8 5 für
χ 0.7 0≤α≤1
0.6 4
0.5
und
0 3φ 1≤φt≤5
0.2 t

0.4 2
α 0.6
0.8
11

Bild 4.3 Zusammenhang zwischen dem Relaxationskennwert χ, dem


Querschnittsbeiwert α und der Kriechzahl φt

Es wird deutlich, dass die Belastungsfälle P, S und PT die gleichen Relaxations-


kennwerte, d.h. die gleichen Umlagerungsgrade aufweisen (s. Gln. 4.7). Wie im
Kapitel 3 dargestellt, wird jeder Lastfall von unterschiedlichen Gleichgewichts- und
Verträglichkeitsbedingungen beschrieben. Somit erwartet man ein unterschiedliches
zeitliches Verhalten und lastfallabhängige Relaxationskennwerte.
Hanswille schlägt in [52] neue Relaxationskennwerte vor, die von der relativen
Feuchte RH, den Querschnittsbeiwerten αN, αM, αNM und dem Belastungsbeginn t0
abhängig sind. χN und χM lassen sich mit den folgenden Funktionen bestimmen:

• Ständige Lasten P:

1
χ N,P (t ∞ ,t 0 ) = 3
f(RH) (1 + α NM ) (4.10a)
1+
t0

1
χ M,P (t ∞ ,t 0 ) =
f(RH)α M (4.10b)
1+
t0

• Schwinden S:

45 0,3
χ N,S (t ∞ ,t 0s ) = χ M,S (t ∞ ,t 0s ) = + 0,20log(t 0s ) + 2 ( 0,5 − RH% ) , h0 in mm (4.11)
h0 t 0s
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 79

• Aufgezwungene Deformationen D:

1
χ N,D (t ∞ ,t 0 ) =
f(RH) (1 + α N ) (4.12a)
1+
t0

χ M,D (t ∞ ,t 0 ) =
1
f(RH) (4.12b)
1+
t0

mit
f(RH) = 0,33 + 1,33RH% (4.13)

• Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT:

χ N,PT (t ∞ ,t 0 ) = 0,50 (1 + α NM ) + 0,15log(t 0 ) (4.14a)

χ M,PT (t ∞ ,t 0 ) = 0,75α M + 0,075log(t 0 ) (4.14b)

Es ist zu erkennen, dass die Gleichungen der ständigen Lasten P und der aufge-
zwungenen Deformationen D eine zur Gleichung (4.1) vergleichbare Form auf-
weisen. Des Weiteren weisen die Relaxationskennwerte der Gleichungen (4.10) und
(4.12) einen in Abhängigkeit der Querschnittsbeiwerten αN, αM, und αNM nicht-
linearen Zusammenhang auf.
In der nachfolgenden Tabelle werden die Ergebnisse für die Alterungsbeiwerte der
vier vorgestellten Methoden zusammengestellt. Das Verfahren von Haensel wird
ohne den Vorschlag von Trost (s. Gln. 4.9) verwendet. Der betrachtete Verbundquer-
schnitt ist Bild 3.14 zu entnehmen.
Tabelle 4.2 Berechnung der Relaxationskennwerte mit unterschiedlichen Verfahren

χN χM χN χM χN χM χN χM

Tabelle 4.2 zeigt, dass die größten Abweichungen bei dem Verfahren von Haensel
auftreten. Dies ist auf die Annahmen der differentiellen Ermittlung der Umlage-
rungsgrößen zurückzuführen (s. Abschnitt 3.3). Es ist ebenfalls zu erkennen, dass die
80

Relaxationskennwerte von Hanswille eine gute Übereinstimmung mit denen des


inkrementellen Verfahrens aufweisen.
Erwartungsgemäß treten gravierende Abweichungen der Relaxationskennwerte
nach Xia und Haensel im Fall des Schwindens auf. Die Begründung dafür wird in
Abschnitt 3.7 gegeben.
Im Bild 4.4 wird die zeitliche Entwicklung der Relaxationskennwerten mit Hilfe des
inkrementellen Verfahrens gezeigt. Die Diagramme verdeutlichen, dass ihr Verlauf
stark von der Art des Lastfalls abhängig ist. Dabei wird ebenfalls die Abweichung des
Verfahrens nach Haensel verdeutlicht.
χN
χN
χM
χM

1,0 0,9
0,9 0,8
0,8 0,7
0,7 0,6
0,6
0,5 χ
0,5 χ
0,4
0,4
0,3 0,3
0,2 0,2
0,1 0,1
0,0 0,0
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000

1,0 1,0
0,9 0,9
0,8 0,8
0,7 0,7
0,6 0,6
0,5 χ 0,5 χ
0,4 0,4
0,3 0,3
0,2 0,2
0,1 0,1
0,0 0,0
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000

Bild 4.4 Vergleich zwischen dem inkrementellen Verfahren und dem von Haensel [50]
- Relaxationskennwerte
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 81

4.3 Die Berechnung der Kriechbeiwerte

In den vorherigen Kapiteln ist gezeigt worden, dass für die Berechnung der Umlage-
rungsgrößen eines Verbundquerschnitts zwei Alternativen zur Verfügung stehen. Die
erste wird im Kapitel 3 erörtert und bezieht sich auf die differentielle oder inkre-
mentelle Erfassung von Mc,φ und Nc,φ. Das inkrementelle Verfahren basiert auf einer
realistischen Erfassung des Kriechproblems und liefert ausgezeichnete Ergebnisse. Es
ist für die Praxis allerdings rechenaufwändig. Das Verfahren mit Hilfe von Relaxa-
tionskennwerten ist berechnungsfreundlicher. Mit den zu empfehlenden Gleichungen
(4.10)-(4.12) lassen sich ausreichend genaue Ergebnisse erzielen.
Das Gesamtquerschnittverfahren von Haensel [50] ermöglicht die Erfassung eines
Verbundquerschnitts als Stahlquerschnitt zum Zeitpunkt t. Dadurch kann die prinzipi-
elle Vorgehensweise für Verbundquerschnitte des Abschnitts 3.2 an den gesamten
Zeitraum [t, t0] angewendet werden. Da der Beton bei einer Normal- und einer
Momentenbeanspruchung ein unterschiedliches zeitliches Verhalten aufweist, sind
zwei Kriechbeiwerte ψA,L und ψI,L notwendig. Sie sind von den Relaxationskenn-
werten χN,L und χM,L abhängig und beeinflussen die Reduktionszahlen nA,L und nI,L.
Tabelle 4.3 Das Gesamtquerschnittverfahren (L=P, S, PT, D)

nA,L = n0 (1 + βE,0 ψ A,L ϕt ) nI,L = n0 (1 + βE,0 ψI,L ϕt )

Ac Ic
A c,L = Ic,L =
nA,L nI,L

A i,L = A c,L + A st Si,L = A c,L zi,L

A st a st
zi,L = Ii,L = Ic,L + Ist +Si,L a st
A i,L

NL ML  n A,L 
σi,L = ±  zi,L ± hc
 

A i,LnA,L Ii,Ln A,L  nI,L 

Aus Tabelle 4.3 ist erkennbar, dass die Genauigkeit der Methode von der Genauig-
keit der Kriechbeiwerte ψ abhängig ist. Um die Beiwerte zu bestimmen, benutzt
Haensel [50] die folgende Spannungs-Dehnungsbeziehung:

σ c,t
ε c,t = [1 + ψφ t ] + ε cs,t (4.15)
E c,0

mit
ε c,t = ε c,0 + ε c,φ (4.16)
82

Vergleicht man die Gleichung (4.15) mit der Gleichung (2.47), ergibt sich mit
Ec,28=Ec,0 die allgemeine Beziehung zwischen χ und ψ.

σ c,0
ψ = χ + (1 − χ ) (4.17)
σ c,t

Tabelle 4.4 Bestimmung der Kriechbeiwerte ψA und ψI für eine konstante


Momentenbeanspruchung mit und ohne Berücksichtigung von Mc,t

κc,t = κ st,t
Mc,t Nc,t + Nst,t = 0
ε c,t
−Nc,t Mst,t + Nst,t a st + Mc,t = M

M Nc,t N M
Mst,t (1 + ψ A,Pϕt ) = st,t − st,t ast
Ec,0 A c Est A st EstIst
Nst,t
ε st,t Mc,t M
(1 + ψI,Pϕt ) = st,t
Ec,0Ic EstIst

 Mc,t Ii,0   Nc,t I 


 +   − i,0 
1 A c,0ast Nc,0 Si,0

1  1 I
 c,0
Nc,0 Si,0ast 1 
ψ A,P = − ψI,P = −
ϕt Ist Nc,t αNM  ϕt  Ist Mc,t αM 
 Nc,0   Nc,0ast 
   

κc,t = κ st,t
Nc,t + Nst,t = 0
ε c,t
−Nc,t Mst,t + Nst,t ast + Mc,t = M ⇒M st,t + Nst,t a st = M

M Nc,t N M
Mst,t (1 + ψ A,Pϕt ) = st,t − st,t ast
Ec,0 A c Est A st EstIst
ε st,t Nst,t
Mc,t M
(1 + ψI,Pϕt ) = st,t
Ec,0Ic EstIst

1  A c,0M 1  1  M + Nc,t ast Ic,0 


ψ A,P = − 

ast +  ψI,P = −  + 1
ϕt  Nc,tIst αNM  ϕt  Mc,t Ist 
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 83

Durch Einsetzen der Gleichung (4.15) in die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbe-


dingungen des Lastfalls L lassen sich die ψA,L und ψI,L berechnen. Die Tabelle 4.4
zeigt beispielhaft die Berechnung der Kriechbeiwerte für den Fall einer zeitlich kon-
stanten Momentenbeanspruchung.
Die Bestimmung der Kriechbeiwerte kann mathematisch exakt und näherungs-
weise erfolgen. Die genauen Lösungen befinden sich in [88]. In [50] und [52]
vernachlässigen Haensel und Hanswille die Teilschnittgröße Mc,t in der Gleichge-
wichtsbedingung für die Momentenbelastung.
Nachfolgend wird der Einfluss der Vernachlässigung von Mc,t auf die Kriechbei-
werte ψA,L und ψI,L untersucht. Dies wird für den Fall einer konstanten Momenten-
beanspruchung durchgeführt. Für die Berechnung der Teilschnittgrößen werden die
Relaxationskennwerte der Gleichungen (4.10) verwendet.
Tabelle 4.5 Einfluss der Vernachlässigung der Teilschnittgröße Mc,t auf die
Kriechbeiwerte ψA,P und ψI,P – Ständige Lasten (t0=7 und 28 Tage)

7,6
7 Tage exakte Lös. Näherungslösung
hc φt ψA ψI ψA RF ψI RF
6,6
5,6
8 3,84 1,145 1,803 1,148 0,26% 6,428 256,52%
10 3,70 1,099 1,772 1,103 0,36% 3,958 123,36% ψI 4,6
12 3,59 1,071 1,728 1,077 0,56% 2,784 61,11% 3,6
14 3,50 1,052 1,667 1,060 0,76% 2,078 24,66% 2,6
16 3,43 1,038 1,594 1,049 1,06% 1,607 0,82%
1,6
18 3,37 1,027 1,514 1,040 1,27% 1,276 -15,72%
20 3,32 1,017 1,434 1,034 1,67% 1,035 -27,82% 0,6
8 10 12 14 16 18 20

1,6
28 Tage exakte Lös. Näherungslösung
hc φt ψA ψI ψA RF ψI RF 1,4
8 2,96 1,061 1,299 1,063 0,19% 1,482 14,09%
10 2,85 1,042 1,289 1,044 0,19% 1,361 5,59% 1,2
12 2,76 1,030 1,274 1,033 0,29% 1,239 -2,75% ψI
1,0
14 2,70 1,022 1,253 1,026 0,39% 1,115 -11,01%
16 2,64 1,015 1,227 1,021 0,59% 0,995 -18,91%
0,8
18 2,59 1,010 1,198 1,018 0,79% 0,880 -26,54%
20 2,55 1,006 1,168 1,015 0,89% 0,775 -33,65% 0,6
8 10 12 14 16 18 20

Aus den Ergebnissen der Tabelle 4.5 wird deutlich, dass die Vernachlässigung von
Mc,t einen sehr geringen Einfluss auf den Kriechbeiwert ψA hat. Die maximale
Abweichung von 1,67% tritt für eine Betondicke von 20 cm auf (t0=7 Tage). Bei der
84

näherungsweisen Ermittlung wird deutlich, dass sich der Beiwert ψI sehr empfindlich
auf die Änderung der Plattendicke verhält. Im Allgemeinen sind die Abweichungen
zwischen den exakten und den Näherungslösungen für dünne Platten mit kurzen Be-
lastungsbeginnen sehr groß.
Die exakten Lösungen weisen ein robustes Verhalten auf und können somit bes-
ser tabelliert werden. Aus diesem Grund ist die Berücksichtigung von Mc,t vorteil-
haft.
Für die Lastfälle S und der PT stimmen die Kriechbeiwerte mit den entsprechenden
Relaxationskennwerten überein (s. [88]). Daher lassen sich zur Bestimmung der
Kriechbeiwerte die Gleichungen (4.11) und (4.14) anwenden.
Bei den eingeprägten Deformationen ergeben sich die Kriechbeiwerte über folgende
Formel:

1
ψ A,D = (4.18a)
1 − α N φ t (1 − χ N,D )

1
ψ I,D = (4.18b)
1 − φ t (1 − χ M,D )

Diese Kriechbeiwerte werden von sämtlichen Forschern vorgeschlagen, da für diesen


Lastfall die Vernachlässigung der Teilschnittgröße Mc,t nicht notwendig ist.
In der Bemessungspraxis finden häufig tabellierte Kriechbeiwerte Anwendung. In
Tabelle 4.6 sind vorgeschlagene Werte aus unterschiedlichen Literaturquellen zusam-
mengestellt.
Tabelle 4.6 Vorgeschlagene Kriechbeiwerte nach [58], [70], [5] und [52]
Art der Kriech- Kindmann/Xia BK 1993 EC 4-2 Hanswille
Belastung beiwerte φt=1 φt=2 φt=3 φt=4 alle φt alle φt t0=1 t0=3 t0=7 t0=14 t0=28 t0=50 t0=100 t0=365
P ψA 1,00 1,04 1,07 1,10 1,10 1,10 - - 1,35 1,25 1,20 1,15 1,10 1,05
ψI 1,03 1,30 1,52 1,70 1,70 1,10 - - 1,35 1,25 1,20 1,15 1,10 1,05
S ψA 0,90 0,71 0,65 0,62 0,50 0,55 0,15 0,30 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60 0,70
ψI 0,96 0,83 0,83 0,87 0,70 0,55 0,15 0,30 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60
\ 0,70
PT ψA 0,90 0,71 0,65 0,62 0,50 0,55 - - 0,75 0,80 0,80 0,85 0,90 0,95
ψI 0,93 0,77 0,70 0,70 0,70 0,55 - - 0,75 0,80 0,80 0,85 0,90 0,95
D ψA 1,02 1,16 1,33 1,53 1,60 1,50 - - 1,60 1,40 1,25 1,20 1,10 1,05
ψI 1,04 1,59 2,51 4,10 4,00 1,50 - - 1,60 1,40 1,25 1,20 1,10 1,05

Kindmann und Xia schlagen in [58] Kriechbeiwerte vor, die auf den exakten
Lösungen nach [88] basieren. Ihre Werte gelten unter folgenden Voraussetzungen:

Ast
≤ 0,30 (4.19a)
Ai,0
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 85

Ist
≤ 0,50 (4.19b)
Ii,0

und

Ic,0
≤ 0, 20 (4.19c)
Ii,0

Für Verbundträger mit hohem Betonanteil treffen diese Voraussetzungen nicht zu.
Derartige Querschnitte werden in Kapitel 6 ausführlich betrachtet.
Die von Hanswille vorgeschlagenen Kriechbeiwerte basieren nicht auf der Annahme
eines zum Kriechen affinen Verlauf des Schwindens, was sich in den deutlich kleine-
ren Werten wiederspiegelt.
Die Kriechbeiwerte aus [70] werden für Vorbemessungen von Verbundträgern als
geeignet bezeichnet und beruhen auf der Forschungsarbeit von Haensel [50]. Auf-
fällig ist ebenfalls der sehr hohe Wert von ψI,D.

ψI,D

χM,D = 0,50 + 0,08ϕt


ψI,D
1
ψI,D =
1 − ϕt (1 − χM,D )

ϕt

Bild 4.5 Vergleich des Kriechbeiwerts ψI,D aus [70] mit der numerischen Methode

Bild 4.5 zeigt die Abminderung des Kriechbeiwerts ψI,D für große Kriechzahlen φt,
also eine Abminderung der Kriechumlagerungen während der Zunahme des
Kriechens, die keine mechanische Deutung hat. Der falsche Verlauf von ψI,D ist auf
den Relaxationskennwert χM,D der Gleichung 4.8b zurückzuführen. Im Allgemeinen
ist dieser Kriechbeiwert deutlich kleiner als 4. Die numerische Methode stimmt
mit den vorgeschlagenen Kriechbeiwerten von [52] überein.
Nachfolgend werden die Spannungen für die unterschiedlichen Kriechbeiwerte aus
Tabelle 4.6 verglichen (Querschnitte aus Tabelle 3.13). Es ist zu beachten, dass
gemäß Haensel [50] und EC 4-2 [5] gilt:
E
n 0 = st und βE,0 = 1 für alle φt
E cm
86

Tabelle 4.7 Parameterstudien für ständige Lasten (Spannungen in kN/cm2)

• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,546 -0,553 1,28% -0,542 -0,73% -0,592 8,42% -0,566 3,66%
σc,u -0,287 -0,279 -2,79% -0,284 -1,05% -0,229 -20,21% -0,236 -17,77%
σa,o -6,464 -6,465 0,02% -6,952 7,55% -6,903 6,79% -8,366 29,42%
σa,u 19,422 19,403 -0,10% 19,506 0,43% 19,367 -0,28% 19,657 1,21%

• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,461 -0,463 0,43% -0,469 1,74% -0,503 9,11% -0,460 -0,22%
σc,u -0,285 -0,282 -1,05% -0,301 5,61% -0,265 -7,02% -0,248 -12,98%
σa,o -8,591 -8,610 0,22% -8,273 -3,70% -8,251 -3,96% -9,078 5,67%
σa,u 15,500 15,504 0,03% 15,404 -0,62% 15,364 -0,88% 15,636 0,88%

• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,248 -0,250 0,81% -0,249 0,40% -0,255 2,82% -0,239 -3,63%
σc,u -0,219 -0,219 0,00% -0,223 1,83% -0,217 -0,91% -0,205 -6,39%
σa,o -6,344 -6,296 -0,76% -6,236 -1,70% -6,235 -1,72% -6,874 8,35%
σa,u 4,797 4,791 -0,13% 4,784 -0,27% 4,783 -0,29% 4,860 1,31%

• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,610 -0,591 -3,11% -0,574 -5,90% -0,630 3,28% -0,619 1,48%
σc,u -0,241 -0,262 8,71% -0,274 13,69% -0,212 -12,03% -0,218 -9,54%
σa,o -4,643 -4,678 0,75% -5,135 10,60% -5,094 9,71% -5,578 20,14%
σa,u 18,974 19,030 0,30% 19,144 0,90% 18,991 0,09% 19,094 0,63%

• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,555 -0,534 -3,78% -0,527 -5,05% -0,565 1,80% -0,547 -1,44%
σc,u -0,302 -0,310 2,65% -0,328 8,61% -0,287 -4,97% -0,281 -6,95%
σa,o -7,040 -7,238 2,81% -7,111 1,01% -7,089 0,70% -7,420 5,40%
σa,u 14,975 15,051 0,51% 15,023 0,32% 14,978 0,02% 15,088 0,75%

• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,277 -0,275 -0,72% -0,271 -2,17% -0,277 0,00% -0,271 -2,17%
σc,u -0,238 -0,238 0,00% -0,240 0,84% -0,234 -1,68% -0,230 -3,36%
σa,o -5,270 -5,326 1,06% -5,363 1,76% -5,361 1,73% -5,602 6,30%
σa,u 4,668 4,675 0,15% 4,680 0,26% 4,678 0,21% 4,707 0,84%
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 87

Tabelle 4.8 Parameterstudien für eingeprägte Deformationen (Spannungen in kN/cm2)

• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,304 -0,315 3,62% -0,263 -13,49% -0,323 6,25% -0,311 2,30%
σc,u -0,201 -0,192 -4,48% -0,185 -7,96% -0,140 -30,35% -0,137 -31,84%
σa,o -4,787 -4,766 -0,44% -5,578 16,52% -5,383 12,45% -5,578 16,52%
σa,u 12,152 12,173 0,17% 11,385 -6,31% 11,581 -4,70% 11,385 -6,31%

• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,231 -0,234 1,30% -0,219 -5,19% -0,262 13,42% -0,250 8,23%
σc,u -0,162 -0,159 -1,85% -0,169 4,32% -0,143 -11,73% -0,138 -14,81%
σa,o -5,739 -5,738 -0,02% -5,776 0,64% -5,696 -0,75% -5,776 0,64%
σa,u 9,378 9,379 0,01% 9,368 -0,11% 9,448 0,75% 9,368 -0,11%

• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,108 -0,117 8,33% -0,111 2,78% -0,120 11,11% -0,115 6,48%
σc,u -0,100 -0,105 5,00% -0,103 3,00% -0,103 3,00% -0,099 -1,00%
σa,o -3,821 -3,766 -1,44% -3,808 -0,34% -3,771 -1,31% -3,808 -0,34%
σa,u 2,495 2,550 2,20% 2,522 1,08% 2,559 2,57% 2,522 1,08%

• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,401 -0,371 -7,48% -0,298 -25,69% -0,369 -7,98% -0,406 1,25%
σc,u -0,175 -0,194 10,86% -0,201 14,86% -0,144 -17,71% -0,146 -16,57%
σa,o -3,489 -3,631 4,07% -4,565 30,84% -4,374 25,37% -3,847 10,26%
σa,u 12,995 12,853 -1,09% 11,942 -8,10% 12,133 -6,63% 12,660 -2,58%

• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,340 -0,300 -11,76% -0,258 -24,12% -0,309 -9,12% -0,347 2,06%
σc,u -0,193 -0,191 -1,04% -0,196 1,55% -0,163 -15,54% -0,179 -7,25%
σa,o -4,839 -5,036 4,07% -5,222 7,91% -5,135 6,12% -4,885 0,95%
σa,u 9,780 9,582 -2,02% 9,422 -3,66% 9,508 -2,78% 9,759 -0,21%

• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,153 -0,145 -5,23% -0,129 -15,69% -0,139 -9,15% -0,156 1,96%
σc,u -0,134 -0,128 -4,48% -0,120 -10,45% -0,119 -11,19% -0,132 -1,49%
σa,o -3,320 -3,374 1,63% -3,481 4,85% -3,441 3,64% -3,325 0,15%
σa,u 2,737 2,683 -1,97% 2,589 -5,41% 2,629 -3,95% 2,745 0,29%
88

Tabelle 4.9 Parameterstudien für zeitlich veränderliche Beanspruchungen (Spannungen


in kN/cm2)

• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,623 -0,641 2,89% -0,643 3,21% -0,676 8,51% -0,639 2,57%
σc,u -0,232 -0,216 -6,90% -0,226 -2,59% -0,184 -20,69% -0,207 -10,78%
σa,o -4,273 -4,009 -6,18% -3,116 -27,08% -3,429 -19,75% -4,734 10,79%
σa,u 18,885 18,797 -0,47% 18,656 -1,21% 18,615 -1,43% 18,913 0,15%

• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,571 -0,595 4,20% -0,622 8,93% -0,638 11,73% -0,580 1,58%
σc,u -0,306 -0,306 0,00% -0,342 11,76% -0,305 -0,33% -0,291 -4,90%
σa,o -6,775 -6,429 -5,11% -5,564 -17,87% -5,827 -13,99% -6,827 0,77%
σa,u 14,879 14,765 -0,77% 14,497 -2,57% 14,554 -2,18% 14,891 0,08%

• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,285 -0,288 1,05% -0,300 5,26% -0,300 5,26% -0,281 -1,40%
σc,u -0,243 -0,244 0,41% -0,259 6,58% -0,251 3,29% -0,238 -2,06%
σa,o -4,993 -4,910 -1,66% -4,303 -13,82% -4,489 -10,09% -5,187 3,89%
σa,u 4,635 4,624 -0,24% 4,552 -1,79% 4,574 -1,32% 4,657 0,47%

• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,658 -0,678 3,04% -0,682 3,65% -0,719 9,27% -0,671 1,98%
σc,u -0,204 -0,190 -6,86% -0,197 -3,43% -0,152 -25,49% -0,188 -7,84%
σa,o -3,465 -2,853 -17,66% -2,054 -40,72% -2,303 -33,54% -3,599 3,87%
σa,u 18,669 18,522 -0,79% 18,390 -1,49% 18,330 -1,82% 18,655 -0,07%

• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,619 -0,652 5,33% -0,679 9,69% -0,698 12,76% -0,629 1,62%
σc,u -0,311 -0,318 2,25% -0,353 13,50% -0,313 0,64% -0,303 -2,57%
σa,o -6,023 -5,449 -9,53% -4,633 -23,08% -4,865 -19,23% -5,972 -0,85%
σa,u 14,628 14,435 -1,32% 14,182 -3,05% 14,227 -2,74% 14,604 -0,16%

• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,298 -0,305 2,35% -0,317 6,38% -0,318 6,71% -0,297 -0,34%
σc,u -0,251 -0,256 1,99% -0,270 7,57% -0,262 4,38% -0,249 -0,80%
σa,o -4,513 -4,235 -6,16% -3,669 -18,70% -3,828 -15,18% -4,573 1,33%
σa,u 4,577 4,543 -0,74% 4,476 -2,21% 4,494 -1,81% 4,584 0,15%
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 89

Tabelle 4.10 Parameterstudien für Schwinden (Spannungen in kN/cm2)

• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,050 0,003 -106,00% 0,072 -244,00% -0,011 -78,00% -0,066 32,00%
σc,u 0,181 0,112 -38,12% 0,196 8,29% 0,131 -27,62% 0,200 10,50%
σa,o -8,520 -7,983 -6,30% -8,173 -4,07% -8,102 -4,91% -8,614 1,10%
σa,u 1,164 1,224 5,15% 1,238 6,36% 1,203 3,35% 1,137 -2,32%

• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o 0,169 0,159 -5,92% 0,217 28,40% 0,160 -5,33% 0,164 -2,96%
σc,u 0,300 0,211 -29,67% 0,285 -5,00% 0,237 -21,00% 0,340 13,33%
σa,o -6,235 -4,959 -20,47% -5,449 -12,61% -5,304 -14,93% -6,677 7,09%
σa,u 1,899 1,536 -19,12% 1,682 -11,43% 1,632 -14,06% 2,017 6,21%

• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o 0,147 0,132 -10,20% 0,193 31,29% 0,135 -8,16% 0,148 0,68%
σc,u 0,203 0,151 -25,62% 0,217 6,90% 0,163 -19,70% 0,204 0,49%
σa,o -7,788 -6,300 -19,11% -6,754 -13,28% -6,624 -14,95% -7,823 0,45%
σa,u 0,924 0,750 -18,83% 0,803 -13,10% 0,788 -14,72% 0,928 0,43%

4.4 Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Praxis

Mit der Ausnahme des Schwindens zeigen die von Kindmann/Xia [58] vorge-
schlagenen Kriechbeiwerte befriedigende Ergebnisse. Sie sind genauer als die aus
[70] und dem EC4-2 [5]. Im Fall des Schwindens führen sie zu einer Unterschätzung
der Betonspannungen. Die Annahme eines zum Kriechen affinen Verlaufs des
Schwindens ist der Hauptgrund für dieses unsichere Verhalten (s. Abschnitt 3.4.3).
In [70] befinden sich die von Haensel vorgeschlagenen Kriechbeiwerte. Die
Untersuchungen haben gezeigt, dass sie die größeren unsicheren Abweichungen
aufweisen. Die Annahme eines zeitlich konstanten Elastizitätsmoduls des Betons, die
Vernachlässigung des Betonmoments bei der Berechnung der Kriechbeiwerte, der
zum Kriechen affin angenommene Verlauf des Schwindens und die Kriechfunktion-
abhängigkeit des Verfahrens führen im Allgemeinen zu einer ungenauen Ein-
schätzung der Spannungen.
EC4-2 [5] schlägt Kriechbeiwerte vor, bei denen ψA=ψI ist. Da normalerweise ψA<ψI
ist, führt das Gleichsetzen der Kriechbeiwerte ψA und ψI zu konservativeren
Betonspannungen σc,o. Im Fall des Schwindens trifft dies nicht zu, da der Kriech-
beiwert ψA=ψI=0,55 sehr hoch ist.
90

Es kann zusammenfassend festgestellt werden, dass sich die von Hanswille [52]
vorgeschlagenen Kriechbeiwerte den Ergebnissen der inkrementellen Methoden
annähern. Dies ist besonders im Fall des Schwindens erkennbar, bei dem für t0s=1
Tag ψA=ψI=0,15 ist. Die Untersuchung hat bestätigt, dass dieser Wert den Span-
nungszustand des Schwindens hinreichend genau beschreiben kann.
Mit den vorherigen Ausführungen erfolgt die Beurteilung der Berechnungsverfahren
nach den folgenden Gesichtspunkten:
I. Erfassung der zeitlichen Entwicklung des Elastizitätsmoduls des Betons.
II. Vollständige Berücksichtigung aller Teilschnittgrößen in den Gleichgewichts- und
Verträglichkeitsbedingungen bei der Berechnung von Relaxations- und Kriech-
beiwerten.
III. Verwendung einer beliebigen Kriechfunktion.
IV. Entwicklung des Schwindens unabhängig vom Kriechen.
Basierend auf diesen Anforderungen ist die Bewertung der Verfahren in Tabelle 4.11
zusammengestellt.
Tabelle 4.11 Sichtung der Verfahren zur Berechnung von Kriechbeiwerte

Es wird deutlich, dass keines der Verfahren alle Kriterien erfüllt. Die Rela-
xationskennwerte der Gleichungen 4.10 weisen eine hohe Genauigkeit auf (s. Ta-
belle 4.2) und sind daher zu empfehlen. Die Kombination dieser Kennwerte mit den
genauen Lösungen für die Kriechbeiwerte aus [88] führt zu einem verbesserten
Verfahren, bei dem sämtliche Parameter ohne Annahmen berücksichtigt werden. Die
Frage, ob eine solche Genauigkeit für die Bestimmung der Kriechbeiwerte notwendig
ist, wird im nächsten Kapitel beantwortet.
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte

5.1 Übersicht

Aufgrund der vielfältigen Variationen möglicher Kriechbeiwerte ist die Beurteilung


ihres Einflusses auf die Bestimmung von Querschnittswerte und den inneren Span-
nungszustand notwendig. In Kapitel 4 ist gezeigt worden, dass unterschiedliche
Kriechbeiwerte aus unterschiedlichen Berechnungsverfahren auftreten.
Es ist zu beachten, dass Verbundträger, abhängig von ihren Beton- und Stahlanteilen,
unterschiedlich auf Änderungen der Kriechbeiwerte reagieren. Die folgenden Para-
meter haben einen starken Einfluss auf das zeitliche Verhalten:

• Betonfestigkeitsklasse (Elastizitätsmodul des Betons)


• Belastungsbeginn t0 (Kriechzahl)
• Betonanteil bzw. Stahlanteil (Beiwert j)
Die Abhängigkeit der Teilschnittgrößen und somit der zugehörigen Spannungen von
diesen Parametern bringt erhebliche Schwierigkeiten bei der Auswertung der Ergeb-
nisse mit sich (s. relative Fehler in Tabelle 3.14 bis 3.17 und Tabelle 4.7 bis 4.10).
Die vereinfachenden Annahmen für die zeitliche Entwicklung des inneren Zustands
können zu falschen Schlussfolgerungen führen. Im Folgenden wird der Einfluss
unterschiedlicher Kriechbeiwerte auf die Querschnittswerte, die Teilschnittgrößen
und die Spannungen gezeigt und begründet.

5.2 Einfluss des Kriechbeiwertes ψA,L

Der Kriechbeiwert ψA,L kann folgendermaßen ausgedrückt werden:

ψ A,L = ψ A,L (1 + f A ) (5.1)

Dabei ist ψ A,L ein Bezugskriechbeiwert and fA ein Variationsfaktor.

Es gilt −1< fA <1.


Tabelle 5.1 zeigt die Werte des Variationsfaktors fA für die Kriechbeiwerte der Ta-
belle 4.6. Als Bezugswerte ψ A,L sind die vorgeschlagenen Kriechbeiwerte aus [70]
gewählt worden.
92

Tabelle 5.1 Variationsfaktoren fA für die Kriechbeiwerte aus Tabelle 4.6


Art der Kriech- Kindmann/Xia EC 4-2 Hanswille Faktor fA
Belastung beiwerte φt=1 φt=2 φt=3 φt=4 alle φt t0=1 t0=3 t0=7 t0=14 t0=28 t0=50 t0=100 t0=365 min max
P ψA -0,09 -0,05 -0,03 0,00 0,00 0,23 0,14 0,09 0,05 0,00 -0,05 -0,09 0,23
S ψA 0,80 0,42 0,30 0,24 0,10 -0,70 -0,40 -0,20 -0,10 0,00 0,10 0,20 0,40 -0,70 0,80
PT ψA 0,80 0,42 0,30 0,24 0,10 0,50 0,60 0,60 0,70 0,80 0,90 0,10 0,90
D ψA -0,36 -0,28 -0,17 -0,04 -0,06 0,00 -0,13 -0,22 -0,25 -0,31 -0,34 -0,36 0,00

Betrachtet werden Verbundquerschnitte mit drei unterschiedlichen Werten für j, was


sich aus dem Ansatz unterschiedlicher Betondicken ergibt. Bild 5.1 verdeutlicht die
mechanische Bedeutung des Beiwerts j.
Betrachteter Verbundquerschnitt
0,80
A c,0Ic,0 Beton C30/37
0,70 j=
A stIst 3 Belastungsbeginn t0=28 Tage
0,60 j=0.63
Relative Feuchte 50%
0,50 dicke
Betonplatte 3000
j 0,40
0,30 hc

0,20 2 300 30
j=0.20 dünne 1 hc =200
0,10
j=0.04 Betonplatte 1300 16 2 hc =300
1
0 3 hc =400
j=0 0 2000 hc
4000 6000 8000
600 40

Bild 5.1 Beiwert j

Wie bereits angesprochen, spricht man von dünnen Betonplatten wenn j<0,20 ist.

Reduktionszahlen

Die Reduktionszahlen zu einem beliebigen Zeitpunkt t ergeben sich zu:

n A,L = n 0 1 + ψ A,L (1 + f A ) φ t  = n 0 FA (5.2a)

n I,L = n 0 1 + ψ I,L φ t  (5.2b)

Die Reduktionszahl nA,L weist einen linearen Zusammenhang zur Variation fA auf.
Somit beeinflussen Änderungen des Beiwerts ψA,L die Reduktionszahl nA,L entschei-
dend. Die Funktion FA lässt sich als eine Variationsfunktion auffassen. Das
Einsetzen einer solchen Funktion vereinfacht die Umrechnungen.
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 93

n A,L
FA = = 1 + ψ A,L (1 + fA )φ t
1 + 2ψ A,L ϕt n0

ψ A,L
1 + ψ A,L ϕt
fA

fA

Bild 5.2 Die Variationsfunktion FA

Ideelle Querschnittswerte

Die Querschnittswerte des Gesamtquerschnitts ergeben sich in Abhängigkeit von der


Variationsfunktion FA aus den nachfolgenden Gleichungen:

 λ 
A i,L = A st  1 + c,st 
 FA 
(5.3a)

1
zi,L = a
λ c,st st (5.3b)
1+
FA

A c,0 a st
Si,L = (5.3c)
(λ c,st + FA )

A c,0 a st2
Ii,L = Ist + Ic,L + (5.3d)
(λ c,st + FA )

mit

A c,0
λ c,st = (5.4)
A st

Es ist leicht zu erkennen, dass die Änderungen von ψA,L unterschiedliche Aus-
wirkungen auf die jeweiligen Querschnittsgrößen haben. Diese Auswirkungen sind
stets nichtlinear und von der Variationsfunktion FA und dem Zusammenhang
λc,st abhängig. Bild 5.3 veranschaulicht die Abweichung der betrachteten Quer-
schnittsgrößen von einem Bezugswert ψ A,L . Häufig auftretende Fälle sind durch den
schraffierten Bereich gekennzeichnet.
94

Die Abweichungen können im Fall des Schwindens außerhalb dieses Bereichs liegen
(s. vorgeschlagene Kriechbeiwerte nach Hanswille [52] für t0s=1 Tag).
Ideelle Fläche A i,L Lage der Schwerachse z i,L
fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
120% 40%
400
300
20%
80%

Abweichung

Abweichung
200
0%
40%
-20%

0%
200 -40%
300
400
-40% -60%

Statisches Moment des Betongurtes S i,L Ideelles Trägheitsmoment I i,L


fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
100% 60%
200
80%
200
300 40%
Abweichung

Abweichung
60% 300
400 400
40%
20%
20%
0% 0%
-20%
-40% -20%

Bild 5.3 Abhängigkeit der ideellen Querschnittswerte von fA für unterschiedliche hc


Die Querschnittsgrößen streben für kleine Kriechbeiwerte die Größen zur Belastungs-
zeit t0 an. Geringere Beiwerte ψA,L führen zu einer größeren Fläche Ai,L und zu einem
größeren Trägheitsmoment Ii,L. Der Abstand der Nulllinie zi,L wird allerdings kleiner.
An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass es aufgrund einer falschen Ein-
schätzung des Kriechbeiwertes und der damit verbundenen Lage der Schwer-
achse bezüglich des Steges zu einer ungünstigen Klassifizierung eines Quer-
schnitts kommen kann. Dies gilt für Querschnitte der Klasse 3 und 4.
Die Nichtlinearität der Verläufe zeigt sich insbesondere für kleine Kriechbeiwerte
(fA<0). Derartige Kriechbeiwerte treten bei späteren Belastungszeiten und insbe-
sondere im Fall des Schwindens auf.
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 95

Teilschnittgrößen

Für eine zeitlich konstante Momentenbeanspruchung M ergeben sich die Teilschnitt-


größen aus folgenden Formeln:

A c,0a st
( λ c,st + FA )( Ist + Ic,L ) + A c,0a st2 
N c,t = − M
 
(5.5a)

Ic,L
M c,t = M
A c,0a st2 (5.5b)
Ist + Ic,L +
( λ c,st + FA )
A c,0 a st
( λ c,st + FA )( Ist + Ic,L ) + A c,0a st2 
N st,t = M
 
(5.5c)

Ist
M st,t = M
A c,0 a st2 (5.5d)
Ist + Ic,L +
( λ c,st + FA )
Die Verläufe der Gleichungen (5.5) zeigt Bild 5.4.
N c,t und N st,t Mc,t und M st,t
fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0 ,6 -0,3 0,0 0,3 0 ,6 0,9
40% 30%
200
Abweichung

Abweichung
300 20% 10%
400

0% -10%

400
300
-20% 200 -30%

-40% -50%

Bild 5.4 Abhängigkeit der Teilschnittgrößen von fA für unterschiedliche hc

Bild 5.4 verdeutlicht den nennenswerten Einfluss des Kriechbeiwerts ψA,L auf die
Teilschnittgrößen. Für kleine Werte von fA sind die Abweichungen am stärksten
ausgeprägt. Für hc=200 mm ruft eine Abminderung des Kriechbeiwerts von 0,6 eine
Zunahme der Normalkräfte von 19,12% hervor. Die gleiche Abminderung hat für die
Momente eine Abweichung von −18,68% zur Folge.
96

Spannungen und innere Kräfte

In Abhängigkeit von den Teilschnittgrößen der Gleichungen (5.5) lassen sich die
Beton- und Stahlspannungen berechnen. Die Untersuchungen sind in den Diagram-
men des Bildes 5.5 dargestellt.
Betonspannung σ c,o Betonspannung σ c,u
fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
40% 40%
200
30% 30%
200
300

Abweichung

Abweichung
20% 400 20%
300
10%
400 10%
0%
0%
-10%
-10%
-20%
-20% -30%
Stahlspannung σa,o Stahlspannung σ a,u
fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
120%
90% 8%

60% 5%
Abweichung

Abweichung
30% 2%
0%
-1%
-30%
-4%
200 -60% 400
300 300
400 -90% 200 -7%

-120% -10%

Bild 5.5 Abhängigkeit der Spannungen von fA für unterschiedliche hc

Es wird deutlich, dass für kleine Kriechbeiwerte eine Steigerung der Betonspan-
nungen auftritt. Zum besseren Verständnis lässt sich das Kriechen als eine zeitliche
Abminderung des Betonelastizitätsmoduls erfassen. Die nachfolgende Beziehung ver-
deutlicht den Sachverhalt:

E c,0
E c,t = (5.6)
1 + ψ A,L φ t

Kleine Kriechbeiwerte haben eine kleinere Abminderung des Betonelastizitätsmoduls


bzw. der Steifigkeit des Betons zur Folge. Dadurch übernimmt die Betonplatte
größere Teile der inneren Beanspruchungen. Der Stahlquerschnitt wird allerdings
entlastet. Eine ausführliche Beschreibung des Einflusses unterschiedlicher Ec bei
Verbundträgern findet sich in [66].
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 97

Deutlich ist die unterschiedliche Reaktion der Spannungen gegenüber den Ände-
rungen von ψA,L. Die Stahlspannungen der unteren Faser zeigen ein sehr unempfind-
liches Verhalten. Im Gegensatz dazu, sind die anderen Spannungen erheblich emp-
findlicher.
fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 Spannungszustand
60% σc,o ψ A1,L > ψ A2,L σ c,o
40%
σc,u ψ A1,L
σc,u
σa,o ψ A2,L σa,o

Abweichung
20%
σa,u
0%

-20%

-40%

-60%

j=0,20 -80% σa,u

Bild 5.6 Abhängigkeit der Spannungen von fA für j=0,20 ( Betonplatte 30cm )
Ergänzend zur Darstellung der Auswirkung von ψA,L zeigt Bild 5.6 die Verläufe der
Spannungen. Die rechnerische Unterschätzung des Kriechbeiwerts führt zu kon-
servativeren Betonspannungen. Die Robustheit bzw. Empfindlichkeit des zeitlichen
Verhaltens von Verbundträgern gegenüber den unterschiedlichen Kriechbeiwerten
lässt sich ebenfalls durch das innere Kraftspiel erklären.
fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 Innere Kräfte
90% Dc
DA Dc
60%
ZA zi,L
Abweichung

30% DA

0%

-30%

-60%
ZA
-90%
j=0,20
Bild 5.7 Abhängigkeit der inneren Kräfte von fA für j=0,20 ( Betonplatte 30cm )
Bild 5.7 zeigt, dass die Variation des Kriechbeiwerts ψA,L auf die resultierende
Zugkraft ZA praktisch keinen Einfluss hat. Dies ist auf den großen Abstand von der
Nulllinie zurückzuführen. Die Druckkräfte Dc und DA liegen allerdings nahe an dieser
Linie und werden erheblich beeinflusst.
98

Insgesamt kann gesagt werden, dass das zeitliche Verhalten von Verbundträgern
stark von den Werten ψA,L abhängig ist. Dieser Beiwert bestimmt die zeitliche
Entwicklung der Steifigkeit des Betons und führt zu nennenswerten Spannungsum-
lagerungen.

5.3 Einfluss des Kriechbeiwertes ψI,L

Der Kriechbeiwert ψI,L wird ähnlich wie ψA,L behandelt. Es gilt:

ψ I,L = ψ I,L (1 + f I ) (5.7)

Die nächste Tabelle enthält die Wertebereiche von fI.


Tabelle 5.2 Variationsfaktoren fI für die Kriechbeiwerte aus Tabelle 4.6
Art der Kriech- Kindmann/Xia EC 4-2 Hanswille Faktor fI
Belastung beiwerte φt=1 φt=2 φt=3 φt=4 alle φt t0=1 t0=3 t0=7 t0=14 t0=28 t0=50 t0=100 t0=365 min max
P ψI -0,39 -0,24 -0,11 0,00 -0,35 -0,21 -0,26 -0,29 -0,32 -0,35 -0,38 -0,39 0,00
S ψI 0,37 0,19 0,19 0,24 -0,21 -0,79 -0,57 -0,43 -0,36 -0,29 -0,21 -0,14 0,00 -0,79 0,37
PT ψI 0,33 0,10 0,00 0,00 -0,21 0,07 0,14 0,14 0,21 0,29 0,36 -0,21 0,36
D ψI -0,74 -0,60 -0,37 0,02 -0,63 -0,60 -0,65 -0,69 -0,70 -0,73 -0,74 -0,74 0,02

Reduktionszahlen

Die Reduktionszahlen zu einem beliebigen Zeitpunkt t lauten:

n A,L = n 0 1 + ψ A,L φ t  (5.8a)

n I,L = n 0 1 + ψ I,L (1 + f I ) φ t  = n 0 FI (5.8b)

Die Funktion FI ist eine Variationsfunktion, die die gleiche Bedeutung wie FA hat.
Ideelle Querschnittswerte

Die ideelle Fläche Ai,L, die Lage der Schwerachse zi,L und das statische Moment des
Betongurtes Si,L sind vom Kriechbeiwert ψI,L unabhängig (s. hierzu Tabelle 4.3).
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 99

fI
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
3,0%
400 2,5% Ideelles Trägheitsmoment
2,0%

Abweichung
 βc,st Si,L ast 
Ii,L = Ist  1 + +  (5.9)
1,5%  FI Ist 
300
1,0% mit
200 0,5% Ic,0
βc,st = (5.10)
0,0% Ist

-0,5%

Bild 5.8 Abhängigkeit des ideellen Trägheitsmomentes von fI für unterschiedliche hc

Für eine Abminderung von ψA,L um 60% (hc=300mm), steigert sich das Trägheits-
moment um 20,6% (s. Bild 5.3). Die gleiche Änderung von ψI,L führt zu einer
Steigerung von 0,31%. Somit beeinflusst die Variation von ψI,L das Trägheits-
moment des gesamten Querschnitts nur geringfügig. Für Querschnitte mit einem
hohen Betonanteil bzw. einbetonierte Stahlquerschnitte spielt dieser Kriechbeiwert
jedoch eine größere Rolle (s. Kapitel 6).

Teilschnittgrößen

Die Teilschnittgrößen und ihr Zusammenhang mit dem Variationsfaktor können aus
Bild 5.9 abgelesen werden.
Nc,t, Nst,t und Mst,t Mc,t
fI fI
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
0,5% 600%
0,0% 200 500%
300
200 -0,5% 400 400%
Abweichung

Abweichung

-1,0% 300%
300 1
Mst,t = M -1,5%
βc,st Si,La st 200%
11 + +
FI Ist -2,0% 100%
400 -2,5% 0,0%
-3,0% βc,st -100%
A c,L zi,L FI
Nc,t = − M = −Nst,t Mc,t = M
 βc,st Si,La st  β S a
Ist  11+ +  1 + c,st + i,L st
 FI Ist  FI Ist

Bild 5.9 Abhängigkeit der ideellen Teilschnittgrößen von fI für unterschiedliche hc


100

Die Normalkräfte Nc,t und Nst,t sowie das Stahlmoment Mst,t werden von den Varia-
tionen des betrachteten Kriechbeiwerts gering beeinflusst. Das Betonmoment Mc,t
zeigt allerdings eine gravierende Empfindlichkeit gegenüber fI. Dies betrifft be-
sonders die kleinen Kriechbeiwerte.

Spannungen und innere Kräfte


Bild 5.10 zeigt, dass die Unterschätzung des Kriechbeiwerts ψI,L zu weitgehend
konservativen Spannungen führt. Der vorgeschlagene Kriechbeiwert für die einge-
prägten Deformationen in [70] (s. dazu Tabelle 4.6) mit ψI,L=4 ist deutlich
überschätzt. Er kann zu einer unsicheren Verfälschung der Betonspannungen
führen.
Betonspannung σc,o Betonspannung σc,u
fI fI
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
60% 20%

400 50%
0%
Abweichung

Abweichung
40%
300
30% -20%
200
200
20% -40%
300
10%
-60%
0%
400
-10% -80%

Stahlspannung σ a,o und σ a,u Verläufe der Spannungen für hc = 200mm


fI fI
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
0,5% 40%
σc,o
0,0%
20%
200 -0,5%
Abweichung

Abweichung

-1,0% 0%
300 σa,o , σ a,u
-1,5%
-20%
-2,0%
400 -40%
-2,5%
σc,u
j=0,20
-3,0% -60%

Bild 5.10 Abhängigkeit der Spannungen von fI für unterschiedliche hc

Vergleicht man die Bilder 5.6 und 5.10, so ist die unterschiedliche Auswirkung der
Kriechbeiwerte ψA,L und ψI,L auf den Spannungszustand eines Verbundquerschnitts
leicht zu erkennen. Für fI,L<-0,40 ergeben sich starke Abweichungen bei der Ab-
schätzung des Kriechbeiwertes ψI,L. Dies kann starke Spannungsüberschreitungen
für σc,o hervorrufen. Dies gilt nicht für die üblich auftretenden Variationen (schraf-
fierter Bereich), bei denen die Spannungsabweichungen sehr klein bleiben. Die Stahl-
spannungen bleiben praktisch unverändert.
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 101

Die Kraftverläufe zeigt Bild 5.11.

Bild 5.11 Abhängigkeit der inneren Kräfte von fI für j=0,20 ( Betonplatte 30cm )

Die inneren Kräfte Dc, DA und ZA werden von den Variationen fI gering beeinflusst.
Dies ist auf die dominante Rolle des Kriechbeiwerts ψA,L zurückzuführen.

5.4 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

In den vorhergehenden Abschnitten konnte gezeigt werden, dass die Kriechbeiwerte


ψA,L und ψI,L einen unterschiedlichen Einfluss auf die Berechnung der Querschnitts-
größen und der Spannungen haben. Es sind drei Verbundquerschnitte mit unter-
schiedlichen Betondicken gewählt und betrachtet worden. Sie decken einen Werte-
bereich für j von 0,04 bis 0,63 ab, d.h., dünne bis dicke Betonplatten. Dieser Werte-
bereich lässt sich für eine sehr große Anzahl von Verbundquerschnitten als reprä-
sentativ bezeichnen.
Variierte Kriechbeiwerte ψA,L beeinflussen die Querschnittsgrößen eher gering.
Somit ist die Berechnung der Durchbiegungen und der Zwangsschnittgrößen von
Verbundtragwerksystemen mit einem beliebigen Verfahren gerechtfertigt. Über-
schätzte Kriechbeiwerte haben eine deutliche Absenkung der Lage der Schwerachse
zur Folge. Dies ruft zusätzlichen Druck im Steg hervor. Wenn ein Querschnitt zum
Zeitpunkt t0 die Klasse 3 aufweist, sollten bei der Einstufung zu einem späteren
Zeitpunkt die größten Kriechbeiwerte aus Tabelle 4.6 Anwendung finden. Der
Kriechbeiwert ψI,L hat praktisch keinen Einfluss auf die Querschnittsgrößen.
Für den Großteil der in der Praxis auftretenden Fälle (schraffierte Bereiche) weisen
die Spannungen ein unempfindliches Verhalten gegenüber den Variationen von
Kriechbeiwerten auf. Dieses Verhalten gilt jedoch nicht für den Fall der Stahl-
spannung am oberen Rand des Stahlträgers. Unterschiedliche ψA,L beeinflussen
die Druckkraft des Stahls und anschließend die Spannung σa,o erheblich. Je näher eine
Spannung an der Nulllinie ist, desto empfindlicher ist ihr zeitliches Verhalten.
102

Der Kriechbeiwert ψI,L ist für die Berechnung der Spannungen im Vergleich zu
ψA,L von untergeordneter Bedeutung. Der Hauptgrund dafür liegt in der domi-
nanten Rolle der Betonfläche. Die Variationen innerhalb des schraffierten Bereichs
weisen sehr kleine Abweichungen auf.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Variationen die kleiner als −0,40
sind zu großen Abweichungen führen können. Die Kurven zeigen eine starke
Änderung der jeweiligen Größen in diesem Bereich. Aus Tabelle 5.1 und 5.2 ist zu
erkennen, dass die Lastfälle P und PT innerhalb des schraffierten Bereichs liegen.
Daher liefern die unterschiedlichen Berechnungsverfahren für diese Fälle eine gute
Übereinstimmung. Für die aufgezwungenen Deformationen D gilt min fI = −0,74 <
−0,40. Dies ist auf den deutlich überschätzten Kriechbeiwert ψI,L = 4 aus [70] zurück-
zuführen.
Der Fall Schwinden entspricht den nichtlinearen Teilen der Kurven. Die Kriech-
beiwerte von Hanswille [52] liegen im Allgemeinen auf der sicheren Seite und sind
zu empfehlen.
Die Untersuchungen beziehen sich auf Verbundquerschnitte, die unter einer zeitlich
konstanten Momentenbeanspruchung stehen. Für den Fall einer Normakraftbean-
spruchung kann der Einfluss auf die betrachteten Größen unterschiedlich sein.
Solche Beanspruchungen stellen für Verbundträger einen Ausnahmefall dar. Zuge-
hörige Kriechbeiwerte finden sich in [88]
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische
Stahlquerschnitte

6.1 Allgemeines

In den vorhergehenden Abschnitten sind Verbundquerschnitte mit einem vernach-


lässigbaren Betonträgheitsmoment betrachtet worden. Derartige Querschnitte stehen
für die üblichen Fälle der Bemessungspraxis im Vordergrund. Es gibt jedoch Fälle,
bei denen der Stahlquerschnitt einbetoniert ist und die auftretenden Momen-
tenumlagerungen des Betons vollständig mitberücksichtigt werden müssen. Im
Folgenden wird ein inkrementelles Verfahren entwickelt, welches für die Erfassung
des Spannungszustands einbetonierter Stahlquerschnitte geeignet ist. Ziel ist der Vor-
schlag neuer Kriechbeiwerte für die Bemessung von „nicht üblichen Verbundquer-
schnitten”.

6.2 Ständige Lasten P

• Schrittweise Berechnung der Umlagerungsgrößen

M Mc,0P Ma,0P ∆Ma1 ∆Ma2 ∆Mak

−∆Mc1 −∆Mc2 −∆Mck

Mc,0P
[ϕ(tk ,t0 ) − ϕ(tk −1, t0 )]
Ec,28Ic

∆Mc,k
− J(tk ,tmk )
Ic

Bild 6.1 Entwicklung der Teilschnittgrößen und der Krümmungen bei einem
doppeltsymmetrischen Verbundquerschnitt - Ständige Lasten
104

Für einen beliebigen Zeitpunkt tk gilt die folgende Gleichgewichtsbedingung für die
Umlagerungszuwächse:
∆M ck + ∆M ak =0 (6.1)

Die Umlagerungszuwächse entsprechen der zeitlichen Änderung eines Eigenspan-


nungszustands, der die Krümmung des gesamten Querschnitts beeinflusst.
Für die Krümmung des Betonteils müssen zwei unterschiedliche Arten des Krie-
chens berücksichtigt werden.

• Kriechen unter zeitlich konstanter Belastung Mc0,P


• Kriechen unter konstanter Belastungsänderung ∆Mc(t)
Die Krümmung ergibt sich aus der Summe aller vor dem Betrachtungszeitpunkt tk
durch Kriechen erzeugten Krümmungen:

k  M
∆M ci  1 φ(t k ,t mi )  
κ c,ϕ (t k ) = ∑  c0,P [ φ(t i ,t 0 ) − φ(t i-1 ,t 0 ) ] +   =
 E c,28 Ic E c,28  
(6.2)
  E c (t i )
+
i=1 Ic

∆M ci  1 φ(t k ,t mi ) 
φ(t k ,t 0 ) + ∑  
M c0,P k

 E c (t i ) E c,28 
= +
E c,28 Ic i=1 Ic

∆M ci
φ(t k ,t 0 ) + ∑
M c0,P k
= J(t k ,t mi ) (6.3)
E c,28 Ic i=1 Ic

mit

1 ϕ(t k , t mi )
J(t k ,t mi ) = + (6.4)
E c (t i ) E c,28

Für die Krümmung des Stahlanteils gilt:

κa,ϕ (t k ) = ∑
k
∆M ai
(6.5)
i=1 E st Ia

Die Verträglichkeitsbedingung führt zu folgendem Ausdruck:

∆M ci ∆M ci
κc,ϕ (t k ) = κa,ϕ (t k ) ⇒ φ(t k ,t 0 ) + ∑ J(t k ,t mi ) = −∑
M c0,P k k

(6.6)
E c,28 Ic i=1 Ic i=1 E st I a

Durch die Einführung der Nachgiebigkeitsfaktoren für den Beton und den Stahl
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 105

1
δc = (6.7)
E c,0 Ic
1
δa = (6.8)
E st Ia

ergibt sich aus Gl. (6.6):

∑ ∆M  E c,0 δc J(t k ,t mi ) + δa  = − M c0,P c,0 δc φ(t k ,t 0 )


k E
ci (6.9)
i=1 E c,28

 1 
−1

Durch die Erweiterung von Gl. (6.9) mit (δc + δa ) =   folgt:


1 −1

 E c,0 Ic E st Ia 
+

 δc δa  δc
∑ ∆M  E c,0 J(t k ,t mi )  = − M c0,P ⇒
E c,0
φ(t k ,t 0 )
k

 δc + δ a δc + δ a 
+ (6.10)
δc + δa
ci
i=1 E c,28

∑ ∆M  E c,0 J(t k ,t mi )α M + 1 − α M  = − M c0,P α Mβ E,0φ(t k ,t 0 )


k

ci (6.11)
i=1

mit

δc I
αM = = a (6.12)
δc + δa Ii,0

Somit ergibt sich aus der Verträglichkeitsbedingung folgender endgültiger Ausdruck:

∑ ∆M E c,0 J* (t k ,t mi ) = − M c0,Pβ E,0φ(t k ,t 0 )α M


k

ci (6.13)
i=1

Gleichung (6.13) verdeutlicht die Einwirkung des „reduzierten Kriechens


J*(tk,tmi)“ in die zeitliche Entwicklung der Teilschnittgrößen. Die sich mit der Zeit
abbauenden Umlagerungszuwächse können nun berechnet werden. Aus Gleichung
(6.13) erhält man zum betrachteten Zeitpunkt tk:

∆M ck E c,0 J* (t k ,t mk ) + ∑ ∆M ci E c,0 J* (t k ,t mi ) = − M c0,Pβ E,0 φ(t k ,t 0 )α M ⇒


k-1
(6.14)
i=1

 

1
∆M ck = −  α β φ(t ∆M ci E c,0 J* (t k ,t mi ) 
k-1

E c,0 J (t k ,t mk )  
*
M c0,P M E,0 ,t
k 0 ) + (6.15)
i=1

Die Umlagerungsgrößen zum Zeitpunkt tn>tk sind:


106

M c,φ = ∑ ∆M ck = ∑ − ∑
n 
n
 1  k-1

 M c0,P α M β E,0 φ (t k ,t 0 ) + ∆M ci E c,0 J *
(t k ,t mi )  
 (6.16)
*
k=1  E c,0 J (t k ,t mk ) 
k=1  i=1 

M a,φ = −M c,φ (6.17)

• Ermittlung der Relaxationskennwerte

Die Krümmung des Betons infolge der Umlagerungsgrößen


lässt sich für jeden Zeitpunkt t mit Hilfe eines unbekannten
Relaxationskennwertes χ ausdrücken:
Mc,ϕ + Ma,ϕ = 0

φ(t,t 0 ) + c,φ 1 + β E,0 χφ(t,t 0 )  (6.18)


M c0,P M
κ c,ϕ = κa,ϕ κ c,φ (t) =
E c,28 Ic E c,0 Ic
Bild 6.2 Krümmung infolge der Umlagerungsgrößen

Für den Stahl gilt:


M a ,φ M c,φ
κa ,φ (t) = =− (6.19)
E st Ia E st Ia

Durch die Verträglichkeitsbedingung kann der unbekannte Relaxationskennwert χ


bestimmt werden:
κ c,ϕ = κ a,ϕ ⇒
 1 M 
 + β E,0 φ(t,t 0 ) c0,P 
1
χ(t,t 0 ) = −
M c,φ 
(6.20)
β E,0φ(t,t 0 )  α M

Gleichung (6.20) bestimmt die zeitliche Entwicklung des Relaxationskennwertes.

• Ermittlung der Kriechbeiwerte


Die Verträglichkeitsbedingung für jeden Zeit-
punkt t lautet:
M = Mc,t + Ma,t

κ c,t = κ a,t ⇒
M c,t M
= a,t (6.21)
Mc,t Ma,t
E c,t Ic E st Ia
=
Ec,tIc EstIa

Bild 6.3 Krümmung infolge der Teilschnittgrößen – Gesamtquerschnittverfahren


mit
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 107

M c,t = M c0,P + M c,φ (6.22)

E c,0
E c,t = (6.23)
1 + ψβ E,0φ(t,t 0 )

Die Gleichgewichtsbedingung unter Berücksichtigung der Teilschnittgröße Mc,t


lautet:
M = M c,t + M a,t (6.24)

Aus der Gleichung (6.21) lässt sich der Kriechbeiwert ψ bestimmen:

1 + ψβ E,0φ(t,t 0 )  = a,t ⇒
M c,t M
E c,0 Ic  E st Ia

 
 
1 M
ψ(t,t 0 ) = (1 α ) 1 (6.25)
α Mβ E,0 φ(t,t 0 )  M c,t 
− M −

Die Diagramme des Bildes 6.4 zeigen beispielhaft die Anwendung.

100% 1

80% 0,8

60% 0,6
Mc,t χ
40% 0,4
Mc,0P
20% 0,2

0% 0
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000

2 6

1,8 5

1,6 4
ψ nt
1,4 3
n0
1,2 2

1 1
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000

Bild 6.4 Anwendung des inkrementellen Verfahrens, (Beispiel) – Ständige Lasten


108

6.3 Schwinden S

• Schrittweise Berechnung der Umlagerungsgrößen

εcs (tk ,t s0 )

∆Nc1
J(t k ,tm1 ) ∆Nck
Ac J(tk ,tmk )
∆Nc2 Ac
J(tk ,tm2 )
Ac

Bild 6.5 Schwinddehnungen beim doppeltsymmetrischen Verbundquerschnitt

Die Analyse des Schwindens erfolgt unter den gleichen Gesichtspunkten. Da der
Querschnitt doppeltsymmetrisch ist, entsteht kein Moment. Unter Berücksichtigung
des Superpositionsprinzips ist für einen beliebigen Betrachtungszeitpunkt tk die Be-
tondehnung:

∆N ci
ε c,ϕ (t k ) = ε cs (t k ,t 0s ) + ∑
k
J(t k ,t mi ) (6.26)
i=1 Ac

Für den Stahlquerschnitt gilt:

∆N ai ∆N ci
ε a,ϕ (t k ) = ∑ = −∑
k k

(6.27)
i=1 E st A a i=1 E st A a

Aus der Verträglichkeitsbedingung kann die endgültige Formel für die Berechnung
der Umlagerungsgrößen hergeleitet werden:
ε c,ϕ (t k ) = ε a,ϕ (t k ) ⇒

∑E
k

c,0 ∆N ci J* (t k ,t mi ) = −α N E c,0 A cε cs (t k ,t 0s ) (6.28)


i=1

mit dem Flächenanteil des Stahls


6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 109

1
δc E c,0 A c Aa
αN = = = (6.29)
δc +δa 1 1 A i,0
+
E st A a E c,0 A c

Gleichung (6.28) wird von der reduzierten Kriechfunktion des Betons beeinflusst:

 E c,0α N J(t k ,t mi ) + 1 − α N 
E c,0 
1
J* (t k ,t mi ) = (6.30)

Durch die Einführung der fiktiven Schwindkraft Nsh kann Gleichung (6.28) verein-
facht werden:

∑ ∆N
k

ci E c,0 J* (t k ,t mi ) = α N N sh (t k ,t 0s ) (6.31)
i=1

Die Aufspaltung der Summe in Gleichung (6.31) führt zu der endgültigen Bere-
chnungsformel der Umlagerungszuwächse ∆Nck:

∑ ∆N
k-1

ci E c,0 J* (t k ,t mi ) + ∆N ck E c,0 J* (t k ,t mk ) = α N N sh (t k ,t 0s ) ⇒
i=1

 

1
 ∆N ci E c,0 J* (t k ,t mi ) 
k-1
∆N ck = α
E c,0 J (t k ,t mk )  
* N N sh (t ,t
k 0s ) − (6.32)
i=1

Gleichung (6.32) zeigt den günstigen Einfluss des Kriechens auf die zeitliche
Entwicklung des Schwindens. Während der Steigerung des Anteils αNNsh(tk,t0s) redu-
ziert der Anteil

−∑ ∆N ci E c,0 J* (t k ,t mi )
k-1

i=1

das Schwinden.
Durch die Summe der aufbauenden Umlagerungszuwächse kann die Umlage-
rungsgröße des Betons zum Zeitpunkt tn berechnet werden:

N c,φ = ∑ ∆N ck ⇒
n

k=1

n 
   
N c,φ = ∑  ∑  
1

k-1
α ∆N
 E c,0 J (t k ,t mk ) 
k=1  
*
* N N sh (t k ,t 0s ) − E c,0 ci J (t k ,t mi ) (6.33)
i=1
110

• Ermittlung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte

Der Relaxationskennwert kann durch die Verträglichkeits- und die Gleichgewichtsbe-


dingung ermittelt werden:
ε c,t = ε a,t ⇒

1 + β E,0 χφ(t,t 0s )  = a,φ ⇒


N c,φ N
ε cs (t,t 0s ) +
E c,0 A c  E st A a
 1 N sh (t) 
− 
1
χ(t,t 0s ) =
β E,0φ(t,t 0s )  α N N c,φ 
+ (6.34)

Für den Schwindlastfall stimmt der Kriechbeiwert mit dem Relaxationskennwert


überein:
ψ(t,t 0s ) = χ(t,t 0s ) (6.35)

6.4 Aufgezwungene Deformationen D

• Schrittweise Berechnung der Umlagerungsgrößen

Die Krümmung für jeden Zeitpunkt tk


lässt sich wie folgt ausdrücken:
∑ ∆δ(t
k

κ(t k ) = κ(t m0 ) + ∑ ∆κ(t mi )


δ(t k )=δ(t m0 )+ mi )
k
i=1 (6.36)
Bild 6.6 Absenken i=1

wobei κ(tm0) der zeitlich konstante Anteil und ∆κ(tmi) der veränderliche Anteil der
Zwangsverformung δ(tk) ist.
Für die Krümmung des Betons gilt:

∆M ci
φ(t k ,t 0 ) + ∑
M c0,D
κ c,ϕ (t k ) =
k
J(t k ,t mi ) (6.37)
E c,28 Ic i=1 Ic

Für die Krümmung des Stahlträgers gilt:


κ a,ϕ (t k ) = ∑ ∆κ(t mi )
k
(6.38)
i=1

Die Verträglichkeitsbedingung lautet:


∆M ci
φ(t k ,t 0 ) + ∑ J(t k ,t mi ) = ∑ ∆κ(t mi ) ⇒
M c0,D k k

E c,28 Ic i=1 Ic i=1


6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 111

∆M ci
∑ ∑
k M c0,D k
J(t ,t
k mi ) = − φ(t ,t
k 0 ) + ∆κ(t mi ) (6.39)
i=1 Ic E c,28 Ic i=1

Aus Gleichung (6.39) und durch einfache Umrechnungen erhält man für die Umlage-
rungszuwächse:

 M c0,D 
− φ(t k ,t 0 ) − ∑ ∆M ci J(t k ,t mi ) + Ic ∑ ∆κ(t mi ) 
1 k-1 k
∆M ck = (6.40)
J(t k ,t mk )  E c,28 i=1 i=1 
Die Umlagerungsgröße ergibt sich aus der Summe von ∆Mck:

∑ ∆M ck = ∑  ∑ ∆Mci J(t k ,t mi ) + Ic ∑ ∆κ(t mi )  


n

n  1  M c0,D k-1 k 
M c,φ = − φ(t k ,t 0 ) − (6.41)
k=1 k=1 
 J(t k ,t mk ) 
 E c,28 i=1 i=1  

Gleichung (6.41) setzt sich aus den folgenden zwei Anteilen zusammen:

• Anteil der plötzlichen Zwangsverformung D:

n   
 −1  M c0,D
M c,φ = ∑   ∑ k mi  
k-1
φ ∆M
k=1  J(t k ,t mk )  E c,28  
(t ,t ) J(t ,t ) (6.42)

k 0 + ci
i=1

• Anteil der zeitlich veränderlichen Zwangsverformung DPT:


n 
 k 
M c,φ = ∑   i=1 ∑ ∑  
1 k-1
∆κ(t ∆M
k=1  J(t k ,t mk )  
I c mi ) − ci J(t k ,t mi ) (6.43)
i=1

Beide Anteile beschreiben den zeitlichen Verlauf der Umlagerungsschnittgröße in der


Betonplatte. Daraus ist zu erkennen, dass sich Kriechen durch den "Entlastungsteil"

∑ ∆M
k-1

ci J(t k ,t mi )
i=1

positiv auf die Betonspannungen auswirkt.


Xia [88] versucht eine analytische Lösung für den Fall der zeitlich veränderlichen
Zwangsverformungen zu ermitteln. Aufgrund der Schwierigkeit die Integral-
gleichung zu lösen, hat er die Annahme des zeitlich affinen Verlaufs der zeitab-
hängigen Zwangsschnittgrößen zum Kriechen eingeführt:

φ(τ,t 0 )
∆κ(τ) = ∆κ(t) (6.44)
φ(t,t 0 )
112

Diese Vereinfachung entspricht auf keinen Fall der Wirklichkeit, da die äußeren
Beanspruchungen bzw. das Nachgeben von Auflagern unabhängig von dem Verlauf
des Kriechens sind.

• Ermittlung der Relaxationskennwerte

Nachfolgend wird der Relaxationskennwert nur für den üblichen Fall der plötzlichen
Zwangsverformung bestimmt.
Für die Krümmung des Betongurtes gilt:

φ(t,t 0 ) + c,φ 1 + βE,0 χφ(t,t 0 ) 


M c0,D M
κ c,ϕ (t) = (6.45)
E c,28 Ic E c,0 Ic

Die Krümmung des Stahls infolge der resultierenden Teilschnittgröße ist für jeden
Zeitpunkt Null:
κ a,ϕ (t) = 0 (6.46)

Aus der Verträglichkeitsbedingung erhält man:

M 
χ(t,t 0 ) = −  c0,D + 
1
 M c,φ β E,0φ(t,t 0 ) 
(6.47)

• Ermittlung der Kriechbeiwerte

Da sich die Krümmung des Stahlträgers mit konstantem Querschnitt nicht ändert,
führt dies zu einem zeitlich konstanten Wert der Teilschnittgröße Ma,t:

Ia
M a,t = M0 (6.48)
Ii,0

Die entsprechende Krümmung des Stahlträgers hat den Wert:

M a,t I 1 M0
κ a,t = = M0 a = (6.49)
E st Ia Ii,0 E st Ia E st Ii,0

Für die Krümmung des Betongurtes gilt:

= c,t 1 + ψβ E,0φ(t,t 0 ) 


M c,t M
κ c,t = (6.50)
E c,t Ic E c,0 Ic

Der Kriechbeiwert ergibt sich aus der Verträglichkeitsbedingung:


6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 113

 
 (1 − α M ) − 1
1 M0
ψ(t,t 0 ) = (6.51)
β E,0 φ(t,t 0 )  M c,t 

6.5 Zeitlich veränderliche Beanspruchungen PT

• Schrittweise Berechnung der Umlagerungsgrößen

∆Ma1 ∆Ma2 ∆Mak

−∆Mc,PT1 −∆Mc1 −∆Mc,PT2 −∆Mc2 −∆Mc,PTk −∆Mck

∑M
t∞ k

t0 MPT = PT,i
i =1

∆Mc,PTk
∆Mc,k − ϕ( tk ,t mk )
J(t k ,t mk ) Ec,28Ic
Ic

Bild 6.7 Innerer Spannungszustand und Zwangsmomente infolge zeitlich


veränderlicher Beanspruchungen
Für den Zeitpunkt ti kann die Zwängung durch lineare Interpolation berechnet werden
(s. Bild 3.9):

∆M PT (t i ) M PT,∞ φ(t i ,t 0 ) − φ(t i-1 ,t 0 )


= ⇒ M PT (t i ) − M PT (t i-1 ) = M PT,∞ (6.52)
∆φ(t i ) φ∞ φ∞

Hierin ist t0 der Belastungszeitpunkt, bei dem die Entwicklung der zeitlich abhän-
gigen Zwangsschnittgröße beginnt.
Für die Teilschnittgröße des Betons gilt:

Ic,0 (t i )
∆M ci,PT = ∆M PT (t i ) (6.53)
Ii,0 (t i )
114

Nachfolgend wird durch die Verträglichkeits- und Gleichgewichtsbedingung die


endgültige Form der Umlagerungsschnittgrößen hergeleitet:
k ∆M
∆M ci ∆M ci
∑ J(t k ,t mi ) + ∑ φ(t k ,t mi ) = −∑
k k
ci,PT

i=1 Ic i=1 E c,28 I c i=1 E st I a

∑ ∆M ci E c,0 J* (t k ,t mi ) = −α M ∑ ∆M ci,PTβE,0φ(t k ,t mi )
k k
(6.54)
i=1 i=1

Gleichung (6.54) beschreibt die zeitliche Entwicklung der Teilschnittgrößen in der


Betonplatte.
Die Umlagerungszuwächse ∆Mck zum Zeitpunkt tk können unmittelbar bestimmt
werden:

∆M ck E c,0 J* (t k ,t mk ) + ∑ ∆M ci E c,0 J* (t k ,t mi ) = −α M ∑ ∆M ci,PTβE,0 φ(t k ,t mi ) ⇒


k-1 k

i=1 i=1

 
M∑ ∑
1
 ∆M ci E c,0 J* (t k ,t mi ) 
k k-1
∆M ck = − α ∆M φ(t
E c,0 J (t k ,t mk )  i=1 
*
β
ci,PT E,0 ,t
k mi ) + (6.55)
i=1

Die Umlagerungsgröße zum Zeitpunkt t=tn ergibt sich aus der Integration von ∆Mck:

M c,φ = ∑ ∆M ck ⇒
n

k=1

n 
   
M c,φ = −∑  ∑ ∑   (6.56)
1

k k-1
α ∆M φ(t ∆M
 E c,0 J (t k ,t mk )  i=1 
*
,t ) E J (t ,t )
k=1 
* M ci,PT β E,0 k mi + ci c,0 k mi
i=1

• Ermittlung der Relaxationskennwerte

Der Relaxationskennwert kann aus den Gleich-


gewichts- und Verträglichkeitsbedingungen her-
Mc,ϕ + Ma,ϕ = 0 geleitet werden:

1 + β E,0 χ(t,t 0 )φ(t,t 0 )  +


M c,φ
E c,0 Ic 
Mc,ϕ

Ec,0Ic
(1+ βE,0χϕt )
M M
Mc,PT
χϕt + c,PT χ(t,t 0 )φ(t,t 0 ) = − c,φ (6.57)
Ec,28Ic E c,28 Ic E st Ia
Bild 6.8 Krümmung infolge der Umlagerungsgrößen und der Zwangsmomente
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 115

Aus Gleichung (6.57) erhält man:

1 1
χ(t,t 0 ) = −
α Mβ E,0φ(t,t 0 ) M (6.58)
1 + c,PT
M c,φ

• Ermittlung der Kriechbeiwerte

Für die Ermittlung des Kriechbeiwertes ohne Vernachlässigung des Momentes Mc,t
des Betongurtes zur Betrachtungszeit gilt:
M c,t + M a,t = M PT,t (6.59)

mit

ϕ(t, t 0 )
M c,t = M c,φ + M c,PT∞ (6.60)
ϕ∞

ϕ(t, t 0 )
M a,t = M a,φ + M a,PT∞ (6.61)
ϕ∞

Gleichung (6.59) beinhaltet den Eigenspannungszustand der Teilschnittgrößen:


M c,φ + M a,φ = 0 (6.62)

Die Krümmung des Betons kann durch den fiktiven Elastizitätsmodul Ec,t ausge-
drückt werden:

E c,0
E c,t = (6.63)
1 + βE,0 ψ(t,t 0 )φ(t,t 0 )

= c,t 1 + βE,0 ψ(t,t 0 )φ(t,t 0 ) 


M c,t M
κ c (t) = (6.64)
E c,t E c,0 Ic

Analog gilt für die Krümmung des Stahls:

M a,t M PT,t − M c,t


κ a (t k ) = = (6.65)
E st Ia E st Ia
Es gilt:
κ c,t =κ a,t (6.66)

Durch Umformungen erhält man den Kriechbeiwert ψ:


116

 Ic,0 M PT,t − M c,t 


 − 1 = χ
1
ψ= (6.67)
β E,0φ(t,t 0 )  Ia M c,t 

6.6 Vorgeschlagene Kriechbeiwerte ψ

In der Praxis ist es nicht notwendig, die genauen Lösungen anzuwenden. In Tabelle
6.1 sind Kriechbeiwerte zusammengestellt, die für die Berechnung einbetonierter
Stahlquerschnitte geeignet sind. Sie basieren auf dem inkrementellen Verfahren der
vorherigen Abschnitte.
Tabelle 6.1 Vorgeschlagene Kriechbeiwerte für doppeltsymmetrische, einbetonierte
Stahlquerschnitte

Aa Ia
αN = αM =
Ai,0 Ii,0

αM αM

αM αN

Es ist zu betonen, dass bei der Ermittlung der Kriechbeiwerte aus Tabelle 6.1 der
Zustand I für den Beton vorausgesetzt wird. Wenn die langszeitigen Beanspru-
chungen zu keiner Rissbildung des Betons führen (üblicher Fall), sind die vorgeschla-
genen Kriechbeiwerte praxisgeeignet. Anschließend kann das Gesamtquerschnitts-
verfahren problemlos angewandt werden.
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 117

6.7 Einfluss des Kriechens und Schwindens des Betons auf


die Rissbildung

6.7.1 Ermittlung der Rissschnittgrößen

Die Rissschnittgrößen Ncr und Mcr entstehen beim Erreichen der wirksamen Beton-
zugfestigkeit fct,eff. Für kurzzeitige Beanspruchungen spielen Kriechen und Schwin-
den für die Rissbildung des Betons keine bedeutende Rolle. Für eine Zugbean-
spruchung im Zustand der Erstrissbildung gilt für die Betonnormalkraft:

A c,0
N c,0 = N cr,0 (6.68a)
A i,0

und
N c,0 = f ct,eff A c (6.68b)

Aus den Gleichungen (6.68) ergibt sich die Rissnormalkraft zum Zeitpunkt der Erst-
belastung zu:

A i,0
N cr,0 = f ct,eff A c (6.69)
A c,0

Schwinden führt zur Entstehung eines Eigenspannungszustands, bei dem der Beton
unter Zug steht, s. Bild 6.9. Mit den neuen Kriechbeiwerten sind die Zugspannungen
im Beton von nicht vernachlässigbarer Größenordnung und müssen somit berück-
sichtigt werden.

n0
σc,S Nsh = −εcs ,∞ A cEc,0
nA,S

 1 1 
Ncr Ncr σc,S = Nsh  − 
A 
 c n A A i,S 

σa,S Nsh
σa,S = −
nA A i,S

Bild 6.9 Rissbildung eines einbetonierten Stahlträgers infolge einer


Zugbeanspruchung
Unter dem Einfluss des Schwindens erreicht der Beton den Risszustand unter einem
niedrigen Lastniveau:

A i,0
N cr,∞ =
A c,0
( fct,eff − σc,s ) A c (6.70)
118

Die Ermittlung des Rissmomentes erfolgt unter den gleichen Gesichtspunkten. Zum
Zeitpunkt, bei dem keine kriecherzeugenden Verformungen vorhanden sind, ist das
Rissmoment:

Ii,0
M cr,0 = f ct ,eff Wc (6.71)
Ic,0

Wc stellt das statische Moment der ungerissenen Betonfläche dar.


Zum Zeitpunkt t∞ führt das Kriechen zur Entlastung des Betons – Mc,P<Mc,0. Es gilt:

Ic,P
M c,P = M cr,∞ = ( f ct,eff − σc,s ) Wc ⇒
Ii,P
Ii,P
M cr,∞ =
Ic,P
( fct,eff − σc,s ) Wc (6.72)

Im Allgemeinen ist Mcr,∞< Mcr,0. Da das Kriechen einen günstigen Einfluss auf das
Rissmoment hat, lässt es sich auf der sicheren Seite vernachlässigen. Gleichung
(6.73) ist für die Ermittlung des Rissmomentes zu empfehlen:

Ii,0
M cr =
Ic,0
( f ct ,eff − σc,s ) Wc (6.73)

In Tabelle 6.2 sind die Ergebnisse einer Parameterstudie für das Rissmoment eines
einbetonierten Walzträgers zusammengestellt. Es ist zu erkennen, dass der Eigen-
spannungszustand infolge des Schwindens zu einer gravierenden Abminderung der
Risstragfähigkeit des Querschnitts führt.
Tabelle 6.2 Einfluss des Schwindens und Kriechens des Betons auf das Rissmoment für
unterschiedliche Belastungsbeginne (7, 28 und 365 Tage)


6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 119

6.7.2 Anwendungsbereich der vorgeschlagenen Kriechbeiwerte

Für Beanspruchungen, bei denen der Beton im Zustand I bleibt, dürfen die vorge-
schlagenen Kriechbeiwerte der Tabelle 6.1 Anwendung finden. Dies entspricht der
Begrenzung:
M ≤ M cr (6.74)

Ist dies nicht der Fall, treten infolge der Rissbildung des Betons innere Umlagerungen
ein, die in den inkrementellen Formulierungen der Gleichgewichts- und Verträglich-
keitsbedingungen mitberücksichtigt werden müssen. Die rechnerische Erfassung des
Kriechens, des Schwindens und der Rissbildung des Betons ist allerdings mit
komplizierten Algorithmen verbunden.

M>Mcr M>Mcr

Bild 6.10 Gerissene und ungerissene Verbundquerschnitte


Bild 6.10 zeigt, dass Verbundquerschnitte mit gerissenem Betonanteil durch Kriech-
beiwerte offener Verbundquerschnitte erfasst werden können. Die Entstehung eines
Risses hat somit Einfluss auf die Bestimmung des Kriechbeiwertes bzw. des
zeitabhängigen Verhaltens des Querschnitts.
Bei der statischen Berechnung eines Trägers mit einbetonierten Stahlquerschnitten ist
es sinnvoll, zwischen gerissenen und ungerissenen Bereichen zu unterscheiden, s.
Bild 6.11. Bei ungerissenen Bereichen, lassen sich die Verbundquerschnitte mit Hilfe
der Kriechbeiwerte aus Tabelle 6.1 erfassen. In gerissenen Bereichen ist die Wahl
eines von der Risshöhe abhängigen Kriechbeiwertes sinnvoll. Der Spannungszu-
stand stark gerissener Querschnitte darf näherungsweise mit Kriechbeiwerten übli-
cher Verbundquerschnitte ermittelt werden, s. Tabelle 4.6.
Es ist hervorzuheben, dass die Risshöhe eine sehr umstrittene Größe ist. Eine Vorge-
hensweise zur Berechnung von hcr findet sich in [17]. Sie ist jedoch nur für Stahl-
betonbauteile geeignet. Wenn hcr bekannt ist, lässt sich mit Hilfe des Gesamtquer-
schnittverfahrens die Spannungsverteilung ermitteln.
120

[ σc ] [ σa ]

 σc,r  σa,r 
 

Bild 6.11 Trägerbereiche mit gerissenen und ungerissenen Verbundquerschnitte


7 Beispiele

7.1 Vorbemerkungen

Im folgenden sollen drei Beispiele die Anwendung des Gesamtquerschnittverfahrens


auf Verbundtragsysteme verdeutlichen. Im Beispiel 1 wird ein Einfeldträger unter-
sucht, der unter der Belastung des Eigengewichts und des Schwindens steht. Im Bei-
spiel 2 wird die Berechnung der Zwangsschnittgrößen einer Zweifeldbrücke gezeigt.
Abschließend wird ein doppeltsymmetrisch einbetonierter Stahlquerschnitt unter-
sucht. Die vorgeschlagenen Kriechbeiwerte des Kapitels 6 werden dabei angewandt.
Parallel zu den Beispielen wird die Berechnung von Verbundtragsystemen mit Stab-
elementen unter dem Einfluss des Kriechens diskutiert. Dies erfolgt mit Hilfe des
FEM-Programms VB-Stab.

7.2 Beispiel 1 - Ermittlung von Spannungen und


Deformationen

Bild 7.1 Einfeldträger

Betonplatte
2 Elastizitätsmodul des Betons
cm =
E c,28 = 3350 kN/cm
3350 kN / cm 2
    28 0,50   
0,50 (s. Bild 3.2)

=  exp 0, 25 1 −     
    7   
= 0,88
  
βE,0

E c,0 = 0,88 ⋅ 3350 = 2948 kN/cm2
21000 Querschnittswerte der
n 0 = n(7 Tage) = = 7,10
2948 Betonplatte
250 ⋅ 25 (s. Tabelle
Bild 3.1)3.1)
A c,0 = = 880,30 cm2
7,10
122

250 ⋅ 253
I c,0 = = 45848 cm4
12 ⋅ 7,10

Stahlträger
A a = 619, 20 cm2
Ia = 2361299 cm4
a st = 94,62 cm

Elastische Querschnittswerte
Ai,0 = 880,30 + 619, 20 = 1499,50 cm2 (s. Bild 3.1)
619, 20 ⋅ 94,62
zi,0 = = 39,10 cm t0=7 Tage
39,1 cm
1499,50 94,62 cm
Si,0 = 39,10 ⋅ 880,30 = 34420 cm3 Schwerachse
Gesamtstahl
Ii,0 = 45848 + 2361299 + 34420 ⋅ 94,62
= 5,6640 ⋅106 cm4

Kriechzahl - Schwindmass
ϕ(7, ∞ ) = 3,17
ϕ(1, ∞ ) = 4,55 (für Schwinden)
εcs (1, ∞) = 5,34 ⋅10−4

Wahl der Kriechbeiwerte


Es ist festzustellen, ob es sich um eine dicke oder dünne Betonplatte handelt:
880,30 ⋅ 45848
j= = 0,027 ≤ 0, 20 ⇒ dünne Platte (s. Bild 5.1)
619, 20 ⋅ 2361299

Ständige Lasten P:
Aus Tabelle 4.6 wird ψA,P = ψI,P= 1,35 gewählt (Hanswille). Im Fall einer dicken
Betonplatte, wären die vorgeschlagenen Kriechbeiwerte von Kidmann/Xia [58] zu
empfehlen.
Schwinden S:
Wie schon erwähnt, liegen die von Hanswille [52] vorgeschlagenen Kriechbeiwerte
auf der sicheren Seite. Aus Tabelle 4.6 erhält man ψA,S = ψI,S= 0,15.
Ständige Lasten P
n A,P = 7,10 (1 + 0,88 ⋅ 3,17 ⋅ 1,35 ) = 33,84
n I,P = n A,P = 33,84
7 Beispiele 123

25 ⋅ 250 Querschnittswerte
A c,P = = 184,69 cm2
33,84 (s. Tabelle 4.3)
250 ⋅ 253
Ic,P = = 9619, 4 cm4 t0=7 Tage
39,1 cm
12 ⋅ 33,84 72,88 cm
t=104 Tage
A i,P = 184,69 + 619, 2 = 803,89 cm2
619, 20 ⋅ 94,62
zi,P = = 72,88 cm
803,89
Si,P = 72,88 ⋅184,69 = 13460 cm3
Ii,P = 9619, 4 + 2361299 + 13460 ⋅ 94,62
= 3, 6445 ⋅ 10 6 cm4

 25 
 72,88 +  = −0,156
−225000
3,6445 ⋅ 10 ⋅ 33,84  2 
σ c,0 = 6

 25 
 72,88 −  = −0,110
−225000
3,6445 ⋅ 10 ⋅ 33,84  2 
σ c,u = 6

−225000  25 
6 
72,88 −  = −3,728
3, 6445 ⋅ 10  2 
σ a ,o =

225000  25 
6 
77,12 +  = 5,533
3,6445 ⋅ 10  2 
σ a ,u =

Berechnung mit dem Programm VB-Stab


Folgende Eingabegrößen sind in dem Programm zu definieren:

• Statisches System: Anzahl der Elemente, der Abschnitte und der Auflager, sowie
die Länge jedes Abschnitts.
• Geometrie jedes Querschnitts: Stahlträger, Betonplatte, Bewehrungen, Bela-
stungs- und Betrachtungszeitpunkt.
• Belastung: Gleichstrecken- und Einzellasten, Temperaturdifferenzen, Verschie-
bung und Verdrehung der Auflager, Belastungsfall (P, S, D)
Die Steifigkeiten werden für die Zeitpunkte t0 und t∞ und für jeden Knoten berechnet.
Dies ermöglicht die Erfassung der Spannungsverläufe entlang des Systems.
Die Berechnung erfolgt mit dem Verfahren von Xia [88]. Bild 7.2 zeigt die Ausgabe.
124

t0 t∞

σ c,o σ c,u

σa,o σa,u

τ σv

Bild 7.2 Berechnung der Deformationen und der Spannungen (VB-Stab)

Schwinden S
βE,0 = 0,58
E c,0 = 0,58 ⋅ 3350 = 1943, 0 kN/cm2
21000
n0 = = 10,81
1943,0
n A ,S = 10,81(1 + 0,58 ⋅ 4,55 ⋅ 0,15 ) = 15,09
n I,S = n F,S = 15, 09
7 Beispiele 125

A c,s = 414,18 cm2 Querschnittswerte


(s. Tabelle 4.3)
I c,s = 21572 cm4
A i,S = 1033, 4 cm2 t0=7 Tage
39,1 cm
56,7 cm
z i,S = 56, 70 cm t=104 Tage

Si,S = 23484 cm3 105,8 cm


6 4
Ii,S = 4,6047 ⋅10 cm

10,81
N sh = −5,34 ⋅10 −4 ⋅ ⋅1943 ⋅ ( 250 ⋅ 25 )
15, 09
= −4645, 48 kN
M sh = 4645, 48 ⋅ 56,70 = 263,34 ⋅103 kNcm

4645, 48 4645, 48
σc,o = −
250 ⋅ 25 15,09 ⋅ 1033, 4
 25 
6 
56,70 +  = 0,183
263,34 ⋅103
15,09 ⋅ 4,6047 ⋅ 10  2 

4645, 48 4645, 48
σc,u = −
250 ⋅ 25 15, 09 ⋅ 1033, 4
 25 
6 
56,70 −  = 0, 278
263,34 ⋅103
15,09 ⋅ 4,6047 ⋅ 10  2 

4645, 48 263,34 ⋅ 10  25 
6 
56,70 − 
3

1033, 4 4,6047 ⋅ 10  2 
σa ,o = − −
= −7,023
4645, 48 263,34 ⋅ 103
σa ,u = − + ⋅ 105,8 = 1,555
1033, 4 4,6047 ⋅ 106
126

7.3 Beispiel 2 - Ermittlung von Zwangsschnittgrößen

Querschnitt
Betonklasse: C 35/45 Belastungsbeginn: 7 Tage
Betonplatte: 2500 250 Relative Feuchte: 50%
As1=As2=70cm2
Betondeckung: 3 cm
System
Obergurt: 500 30
Steg: 1440 18
Untergurt: 700 30
25,5 4,5 4,5 25,5

Bild 7.3 Zweifeldträger

Ständige Lasten P
A st = 759, 2 cm2 Gesamtstahlquerschnitt
Ist = 3391837 cm4
ψ A,P = ψ I,P = 1,35 77,17 cm 94,62 cm
Gesamtstahl
n A,P = n I,P = 33,84
Baustahl
ψ A,PT = ψ I,PT = 0, 75
n A,PT = n I,PT = 21,96
System
A i,0 = 1639,50 cm2
Ii,0 = 5872869 cm4
A i,P = 943,90 cm2
Ii,P = 4286102 cm4 Ist
Ii,0 Ii,0
A i,PT = 1043,8 cm2
Ii,PT = 4646313 cm4

Zum Zeitpunkt t0:


θ10 = 3,935 ⋅10−3
θ11 = 2,078 ⋅10−8 θ10
X t 0 = −1893,65 kNm
X =1
θ11

Xt0
7 Beispiele 127

Zum Zeitpunkt t ∞ :
θ10P = 5,135 ⋅10−3
P
θ11PT = 2,335 ⋅ 10−8 θ10
X t = −2199,14 kNm

PT
X =1
θ11

Xt ∞

Es ist hervorzuheben, dass für die Berechnung der statisch unbestimmten Schnittgrö-
ße Xt∞, das Trägheitsmoment Ii,PT verwendet worden ist. Dies macht die Anwendung
des Weggrößenverfahrens zur Bestimmung der exakten Größen bei Verbund-
tragsystemen theoretisch unmöglich. Um diese Schwierigkeit zu umgehen, darf
näherungsweise anstelle der Biegesteifigkeit EstIi,PT die Biegesteifigkeit EstIi,P
angesetzt werden. Bild 7.4 zeigt beispielhaft die Berechnung der Zwängungen.

t0 t∞

Bild 7.4 Schnittgrößenermittlung für Lastfall P im Zweifeldträger (VB-Stab)

Die Ergebnisse verdeutlichen die Anwendbarkeit des Weggrößenverfahrens für die


Bemessung von Verbundtragsystemen unter dem Einfluss des Kriechens. Die rela-
tiven Unterschiede mit dem Kraftgrößenverfahren (Berücksichtigung von Ii,PT) sind
sehr gering. Für Systeme mit außergewöhnlichen Geometrien wie z.B. stark ver-
änderliche Querschnittsgrößen über die Trägerlänge, müssen die Ergebnisse des
Weggrößenverfahrens überprüft werden.
128

Schwinden S
Die Ermittlung der Schnittgrößen erfolgt unter den gleichen Gesichtspunkten. Die
fiktiven Schwindkräfte Nsh und Msh werden an den Rändern der ungerissenen Beton-
bereiche angesetzt.

Bild 7.5 Schnittgrößenermittlung für Lastfall S im Zweifeldträger (VB-Stab)

Eingeprägte Deformationen D (Absenken)


In diesem Belastungsfall wird die Innenstütze um 5 cm abgesenkt.

t0 t∞

Bild 7.6 Schnittgrößenermittlung für Lastfall D im Zweifeldträger (VB-Stab)

Es ist zu erkennen, dass das Kriechen einen ungünstigen Einfluss auf das Stütz-
moment hat. Da ein positives Moment im Stützbereich auftritt, darf die Rissbildung
des Betons vernachlässigt werden.
7 Beispiele 129

7.4 Beispiel 3 - Einbetonierter Stahlquerschnitt

Bild 7.7 Walzträger im Beton


Ideelle Querschnittswerte
A a = 180,63 cm2
I a = 43193, 42 cm4
A c = 1394, 40 cm2
I c = 222,59 ⋅103 cm4
n 0 = 7,10
A c,0 = 196,39 cm2
I c,0 = 31,351 ⋅ 103 cm4
A i,0 = 377,02 cm2
Ii,0 = 74,544 ⋅ 103 cm4

Ständige Lasten P
Die Teilschnittgrößen und die Spannungen zum Zeitpunkt t0 infolge einer konstanten
Momentenbeanspruchung Msd=125 kNm sind:
M c0,P = 5257,10 kNcm
M st 0,P = 7242,90 kNcm
σc,o = −σc,u = −0,531 kN/cm2
σa ,o = −σ a ,u = −3, 018 kN/cm2
130

Zum Zeitpunkt t∞:


α M = 0,58 ≈ 0,60 ⇒ ψ P = 1, 70 (s. Tabelle 6.1)
ϕt = 3,36 (s. Tabelle 2.2)
β E,0 = 0,88
n P = 7,10 (1 + 0,88 ⋅ 3,36 ⋅1,70 ) = 42,79
222,59 ⋅103
Ic,P = = 5201,9 cm4 Ideelles
42,79 Trägheitsmoment
Ii,P = 5201,9 + 43193, 42 = 48,395 ⋅103 cm4

5201,9
M c,t = ⋅ 12500 = 1343,60 kNcm
48395
M st ,t = 12500 − 1343,60 = 11156,39 kNcm
σco,P = −σcu ,P = −0,136 kN/cm2
σao,P = −σau ,P = −4,649 kN/cm2

Schwinden S
Zum Zeitpunkt t0s=1 Tag gilt:
ϕ t = 4,82 Kriechzahl
Schwindmass
εcs (1, ∞) = 2,06 ⋅10−4
β E,0 = 0,58
E c,0 = 0,58 ⋅ 3350 = 1943,0 kN/cm2
21000 Elastische
n0 = = 10,81 Querschnittswerte
1943,0
1394, 4
A c,0 = = 129 cm2
10,81
A i,0 = 129 + 180,63 = 309,63 cm2
180, 63
αN = = 0,58 ≈ 0,60 ⇒ ψ S = 0, 25 (s. Tabelle 6.1)
309,63
n S = 10,81(1 + 0,58 ⋅ 4,82 ⋅ 0, 25 ) = 18,34
1394, 4
A c,S = = 76,03 cm2
18,34 Fiktive
Schwindkraft
A i,S = 76,03 + 180, 63 = 256,66 cm2
(s. Anhang)
10,81 -1,282
N sh = 2, 06 ⋅10 −4 ⋅ ⋅ 1943 ⋅ 1394, 4 =
18,34 Spannungen
= 328,97 kN
328,97 328,97
σ c,S = − = 0,166 kN/cm2 0,166
1394, 4 18,34 ⋅ 256, 66
7 Beispiele 131

328,97
σa ,S = − = −1, 282 kN/cm2
256, 66

Eingeprägte Deformationen D (Absenken)


Zum Zeitpunkt t0: Msd=12500 kNcm
Zum Zeitpunkt t∞: Msd=7672,60 kNcm

α M = 0,58 ≈ 0,60 ⇒ ψ = 3,80 (s. Tabelle 6.1)


ϕt = 3,36
βE,0 = 0,88
n D = 7,10 (1 + 0,88 ⋅ 3,36 ⋅ 3,80 ) = 86,87
222,59 ⋅103 Ideelles
Ic,D = = 2562,30 cm4
86,87 Trägheitsmoment
Ii,D = 2562,30 + 43193, 42 = 45756 cm4

2562,3
M c,t = ⋅ 7672,6 = 429, 66 kNcm
45756
M st ,t = 7672,6 − 429,66 = 7243 kNcm
σco,D = −σ cu ,D = −0,043 kN/cm2
σao,D = −σ au ,D = −3,018 kN/cm2

Die Untersuchungsergebnisse sind in Tabelle 7.1 zusammengestellt.


Tabelle 7.1 Vergleich der Berechnungsergebnisse mit dem Verfahren von Xia [88]

Numerisch Xia [88] RF Eigene RF


σc,o -0,131 -0,109 -16,79% -0,136 3,82%
σa,u 4,668 4,756 1,89% 4,649 -0,41%

Numerisch Xia [88] RF Eigene RF


σc,o 0,168 0,075 -55,36% 0,167 -0,60%
σa,u -1,297 -0,579 -55,36% -1,288 -0,69%

Numerisch Xia [88] RF Eigene RF


σc,o -0,036 -0,048 33,33% -0,043 19,44%
σa,u 3,018 3,000 -0,60% 3,018 0,00%

Die vorgeschlagenen Kriechbeiwerte des Kapitels 6 (s. Tabelle 6.1) führen zu einer
guten Übereinstimmung mit den Ergebnissen des inkrementellen Verfahrens. Sie sind
für die Berechnung einbetonierter doppeltsymmetrischer Stahlquerschnitte, wie z.B.
Preflex Verbundträger [82] oder WiB Träger [80], empfehlenswert.
8 Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Einfluss des Kriechens auf Verbund-
träger. Die Themenschwerpunkte sind die zeitliche Entwicklung der Teilschnittgrö-
ßen, der Einfluss der Kriechbeiwerte auf den inneren Spannungszustand und die
Betrachtung von doppeltsymmetrischen einbetonierten Stahlquerschnitten.
Der Betonanteil eines Verbundquerschnitts weist eine zeitabhängige Abminderung
der Steifigkeit auf, die zu Umlagerungen der inneren Größen führt. Ihre zeitliche
Entwicklung ist lastfallabhängig, wobei vier unterschiedliche Belastungsfälle betra-
chtet worden sind - zeitlich konstante Einwirkungen, Schwinden, aufgezwungene
Deformationen und zeitlich veränderliche Einwirkungen.
Für die Bestimmung der Umlagerungsgrößen stehen drei Methoden zur Verfügung.
Bei der ersten Methode werden die Gleichgewichts- und die Verträglichkeitsbe-
dingungen differentiell formuliert. Es entsteht ein Differentialgleichungssystem,
welches analytisch unlösbar ist. Durch die Annahmen eines zeitlich konstanten
Betonelastizitätsmoduls und die Vernachlässigung des Einflusses des Betonmoments
auf die Betonnormalkraft ergeben sich kriechfunktionsabhängige Lösungen, die eine
exponentielle Form aufweisen (s. Abschnitt 3.3).
Die zweite Möglichkeit für die Erfassung der Umlagerungen findet sich in [88]. Ein
Integrationsgleichungssystem, bei dem das Betonmoment uneingeschränkt berück-
sichtigt wird, führt zu kriechfunktionsunabhängigen Umlagerungsausdrücken. Bei
diesem Verfahren wird der Betonelastizitätsmodul als konstant angenommen und die
Lösungen sind von den Näherungsansätzen der reduzierten Relaxationsfunktionen
des Betons abhängig (s. Abschnitt 3.4). Diese Funktionen lassen sich ausschließlich
inkrementell ermitteln. In der Literatur werden jedoch analytische Ausdrücke angege-
ben, die voneinander abweichen, s. Bild 3.12. Die Genauigkeit dieser Näherungs-
ansätze bestimmt die Genauigkeit des Verfahrens.
Für beide analytische Berechnungsmethoden wird der zeitliche Verlauf des Schwin-
dens affin zu dem des Kriechens angenommen. Diese Vereinfachung ist nach DIN
4227 [3] zulässig. Im Gegensatz dazu wird im EC 2 [6] darauf hingewiesen, dass das
Kriechen und Schwinden voneinander unabhängig sind. In den Abschnitten 3.3.2 und
3.7 wird dieser Widerspruch beider Richtlinien diskutiert. Aus Bild 3.6 ist zu erken-
nen, dass die Annahmen zu unterschiedlichen Schwinddehnungen führen.
Im Abschnitt 3.5 wird ein inkrementelles Verfahren vorgeschlagen, bei dem keine
Annahmen getroffen werden müssen. Bei dieser Vorgehensweise wird der Zeitraum
in Zeitintervalle unterteilt, in denen die mechanischen Eigenschaften und die rheolo-
gischen Parameter des Betons als zeitlich konstant angenommen werden. Durch die
Wahl geeigneter Intervalle lassen sich folgende Größen ausreichend genau erfasssen:
8 Zusammenfassung 133

• Der zeitabhängige Verlauf des E-Moduls des Betons


• Der zeitabhängige Verlauf des Schwindens (unabhängig vom Kriechen)
• Die Umlagerungsgrößen in den Gleichgewichts- und Verträglichkeits-
bedingungen ( Mc,φ wird nicht vernachlässigt )
Die Umlagerungszuwächse, die sich aus den inkrementellen Formulierungen ergeben,
hängen von einer Kriechfunktionsmatrix ab (s. Gl. 3.19), die sich aus den Nach-
giebigkeitsmatrizen des Stahls und des Betons und der Kriechfunktion von EC 2 [6]
zusammensetzt. Sie drückt den gegenseitigen Einfluss beider Materialien aus und
bestimmt die zeitliche Entwicklung der inneren Größen. Die gleiche Matrix hat Xia
[88] mit Hilfe komplizierter analytischen Umrechnungen bewiesen. Die Herleitung
dieser Matrix durch einfache algebraische Ausdrücke zeigt die Anwendbarkeit des
inkrementellen Verfahrens auf Kriechprobleme.
Ein Vergleich der Berechnungsverfahren ist für Verbundquerschnitte mit dicken
(j>0,20) und dünnen Betonplatten (j<0,20) durchgeführt worden – s. Tabelle 3.13.
Als Bezugswerte sind die Ergebnisse des inkrementellen Verfahrens gewählt worden.
Die Untersuchungen belegen, dass im Allgemeinen die integrale Methode kleinere
Abweichungen als die differentielle Methode aufweist, s. Tabellen 3.14 bis 3.16.
Besonders für die ständigen Lasten, die die wichtigste Beanspruchungsart darstellen,
weisen die Ergebnisse des Verfahrens von Xia [88] eine sehr gute Übereinstimmung
mit denen des inkrementellen Verfahrens auf und sind deshalb zu empfehlen.
Im Fall des Schwindens weisen beide analytische Methoden gravierende Abwei-
chungen auf. Dies ist auf den zum Kriechen affin angenommenen Verlauf des
Schwindens zurückzuführen. Wie Tabelle 3.17 zeigt, führt dies zu einer erheblichen
Entlastung der Umlagerungsgrößen Nc,φ und Mc,φ in der Betonplatte. Die Annahme
von DIN 4227 stellt somit eine unsichere Fehlerquelle dar.
Die Relaxationskennwerte sind Hilfsmittel, welche die Berechnung von Umlage-
rungsgrößen vereinfacht. Sie stellen Funktionen dar, die von den Umlagerungen der
Betonnormalkraft und des Betonmoments abgängig sind. Berechnungsformeln sind
von Haensel [50], Xia [88] und Hanswille [52] vorgeschlagen worden – s. dazu
Abschnitt 4.2. In Tabelle 4.2 werden sie mit Relaxationskennwerten verglichen, die
sich aus dem inkrementellen Verfahren ergeben. Es wird zunächst deutlich, dass die
von Haensel ermittelten Formeln abweichende Ergebnisse liefern. Der Grund liegt
darin, dass sie auf der differentiellen Methode basieren. Die Relaxationskennwerte
von Xia und von Hanswille weisen dagegen Abweichungen zulässiger Größen-
ordnung auf. Im Fall des Schwindens ist eine ausgezeichnete Übereinstimmung der
inkrementellen Lösungen mit denen von Hanswille zu erkennen. Hanswille betrachtet
das Kriechen inkrementell und unabhängig vom Schwinden.
Das Gesamtquerschnittverfahren erfasst das Kriechen durch eine Abminderung der
Querschnittsgrößen der Betonplatte. Dafür ist die Kenntnis der Kriechbeiwerte
notwendig. Die Berechnung solcher Beiwerte wird im Abschnitt 4.3 diskutiert.
134

Schwerpunkt der Diskussion ist die Berücksichtigung des Betonmomentes Mc,t,


welches Haensel [50] und Hanswille [52] vernachlässigen. Die Untersuchungen (s.
Tabelle 4.5) belegen, dass das Betonmoment praktisch keinen Einfluss auf ψA,L hat.
Der Kriechbeiwert ψI,L ist allerdings von Mc,t stark abgängig. Für Verbund-
querschnitte mit nicht vernachlässigbarem Betonträgheitsmoment spielt es eine
wichtige Rolle. In Tabelle 4.6 finden sich vorgeschlagene Kriechbeiwerte aus
unterschiedlichen Literaturquellen – Kindmann/Xia [58], EC 4-2 [5], Betonkalender
1993 [70], Hanswille [52]. Mit Hilfe dieser sind die Spannungsverteilungen für die
Querschnitte der Tabelle 3.13 ermittelt worden. Die Ergebnisse der Untersuchungen
werden in Tabellen 4.7 bis 4.10 angegeben. Es ist zu erkennen, dass die Kriech-
beiwerte von Kindmann/Xia für alle Lastfälle außer dem Schwinden sehr kleine
Abweichungen aufweisen. Besonders bei Verbundquerschnitten mit dicken Beton-
platten (Querschnitt 1 in Tabelle 3.13) ist die Übereinstimmung mit dem inkre-
mentellen Verfahren deutlich erkennbar. Dies ist auf die vollständige Berücksichti-
gung von Mc,t bei der Ermittlung der Kriechbeiwerte ψA,L und ψI,L zurückzuführen, s.
Tabelle 4.4. Es fällt weiterhin auf, dass die maximalen Betonspannungen σc,0, die
sich mit Hilfe der Kriechbeiwerte nach EC 4-2 ergeben, im Allgemeinen auf der
sicheren Seite liegen (positive Abweichungen). In Tabelle 4.10 wird deutlich, dass
die vorgeschlagenen Kriechbeiwerte von Hanswille für den Lastfall Schwinden
sichere Ergebnisse liefern. Seine Kriechbeiwerte sind die einzigen, die auf einer
unabhängigen Betrachtung des Schwindens vom Kriechen basieren. Die von Haensel
vorgeschlagenen Kriechbeiwerte, die in [70] angegeben werden, führen für den
Fall der eingeprägten Deformationen zu unsicheren Ergebnissen. Sie sind kriech-
funktionsabhängig und mit Hilfe der differentiellen Methode ermittelt worden.
Die Frage bezüglich der Auswirkung möglicher Variationen von Kriechbeiwerten
auf die ideellen Querschnittsgrößen, die Teilschnittgrößen und die Spannungen wird
in Kapitel 5 ausführlich untersucht. Mit Hilfe der Variationsfaktoren fA,L und fI,L (s.
Gln. 5.1 und 5.7) ist die Reaktion der betrachteten Größen im Hinblick auf unter-
schiedliche Kriechbeiwerte graphisch dargestellt worden. Damit kann die mecha-
nische Deutung der Beiwerte ψA,L und ψI,L besser veranschaulicht werden. Die ideel-
len Querschnittsgrößen werden durch Variationen von ψA,L gering beeinflusst.
Dies gilt besonders für den Belastungsfall der ständigen Lasten, wobei -0,09≤fA,L≤0,23
ist, s. dazu Tabelle 5.1. Aus dem Diagramm des Bildes 5.8 ist erkennbar, dass der
Kriechbeiwert ψI,L praktisch keinen Einfluss auf das ideelle Trägheitsmoment
Ii,L hat. Dies liegt an dem vergleichsweise kleinen Trägheitsmoment der Betonplatte
bei üblichen Verbundquerschnitten. Kleine Kriechbeiwerte haben eine Überschät-
zung der maximalen Betonspannungen zur Folge und liegen daher auf der
sicheren Seite, s. Bilder 5.5 und 5.10. Es ist ebenfalls gezeigt worden, dass je näher
eine Faser an der Nulllinie liegt, desto empfindlicher reagiert die Spannung auf die
Änderung des Kriechbeiwertes ψA,L. Die Spannungen σc,o, σc,u und σa,u weisen geringe
Abweichungen gegenüber den Variationen von fA auf. Im Gegensatz dazu ist die
Stahlspannung σa,o von den Variationen stark abhängig. Der Kriechbeiwert ψI,L
8 Zusammenfassung 135

beeinflusst die Betonspannungen nur für gravierende Variationen von fI – s. Bild


5.10.
Im Kapitel 6 werden einbetonierte Stahlquerschnitte betrachtet, da sie in der vor-
handenen Literatur bislang unzureichend behandelt werden. Durch die Anwendung
eines inkrementellen Verfahrens erfolgt die theoretisch exakte Herleitung der
Umlagerungsgrößen. Unter Berücksichtigung aller Parameter (zeitliche Entwicklung
des Elastizitätsmoduls des Betons, Unabhängigkeit des Schwindens vom Kriechen,
Betonmoment Mc,t) werden für die Praxis geeignete Kriechbeiwerte vorgeschlagen.
Gemäß EC 4-2 [2] darf für einbetonierte Stahlquerschnitte das Schwinden vernach-
lässigt werden. Für die rechnerische Erfassung dieses Phänomens sind keine besonde-
ren Regelungen vorhanden. Durch das Schwinden entstehen jedoch Zugspannungen,
die zur Rissbildung des Betons führen können. Mit Hilfe der Kriechbeiwerte aus
Tabelle 6.1 lassen sich die Schwindspannungen einfach bestimmen – s. auch
Abschnitt 7.4. Im Abschnitt 6.7 wird die Ermittlung des Rissmomentes einbetonierter
Stahlquerschnitte diskutiert. Durch die Einhaltung der Bedingung (6.74) bleibt der
Querschnitt ungerissen. Gleichung (6.73) ist für die Berechnung des Rissmo-
mentes empfehlenswert. Für stark gerissene einbetonierte Stahlquerschnitte können
die vorgeschlagenen Kriechbeiwerte nicht angewandt werden. Das zeitliche Ver-
halten des Querschnitts hängt von der Höhe des Risses ab. Stark gerissene Quer-
schnitte können mit Hilfe der Kriechbeiwerte offener Verbundquerschnitte erfasst
werden.
Es ist zu betonen, dass die Materialeigenschaften des Betons mit einer beachtlichen
Streuung verbunden sind. Der E-Modul des Betons, die Kriechzahl, das Schwindmaß
und die Kriechbeiwerte sind sehr umstrittene Größen. Es müssen daher konserva-
tive Rechenwerte angenommen werden. Der in der Praxis tätige Ingenieur sollte
folgende Hinweise berücksichtigen:
1. Bei der Spannungsermittlung ist es ratsam zu überprüfen, ob die Betonplatte
dick oder dünn ist. Dies wird mit Hilfe des Beiwertes j erzielt – s. Bild 5.1. Für
dicke Betonplatten sind die Kriechbeiwerte von Kindmannn/Xia [58] emp-
fehlenswert. Für dünne Betonplatten sind die Berechnungsverfahren im Allge-
meinen gleichwertig.

2. Für den Lastfall Schwinden liefern die Kriechbeiwerte von Hanswille [52]
sicherere Ergebnisse als die anderen.

3. Es empfiehlt sich für die Berechnung der Durchbiegungen bei Verbundtrag-


werksystemen das ideelle Trägheitsmoment Ii,L mit den größeren Kriechbei-
werten aus Tabelle 6.1 zu ermitteln. Dies führt zu größeren kriecherzeu-
genden Verformungen.

4. Verbundquerschnitte die zum Zeitpunkt der Erstbelastung die Klasse 3 (nicht


beulgefährdet) aufweisen, müssen ggf. für einen späteren Zeitpunkt in Klasse
136

4 (beulgefährdet) eingestuft werden. Für die Ermittlung der Schwerachse zi,L


derartiger Querschnitte ist aus Tabelle 6.1 der größte Kriechbeiwert ψA,L zu
wählen.
5. Doppeltsymmetrische einbetonierte Stahlquerschnitte lassen sich mit Hilfe der
Kriechbeiwerte aus Tabelle 6.1 erfassen. Diese Kriechbeiwerte können nähe-
rungsweise auch auf leicht unsymmetrische einbetonierte Stahlquerschnitte
angewandt werden. Im Zugbereich wird der Zustand I für den Beton voraus-
gesetzt.

6. Es ist sinnvoll bei einbetonierten Stahlquerschnitten das Schwinden zu berück-


sichtigen. Besonders für die Berechnung des Rissmomentes spielen die
Schwindspannungen eine wichtige Rolle.

7. Zwangsschnittgrößen lassen sich für Tragwerksysteme mit konstanten Quer-


schnittsgrößen mit Hilfe des Weggrößenverfahrens ermitteln (Vernachläs-
sigung des Lastfalls PT). Anderenfalls muss das Kraftgrößenverfahren ange-
wandt werden.
137

Anhang

Tabelle A1 Hilfswerte für die Berechnung von Verdrehungen unter Berücksichtigung der
Rissbildung des Betons (Kraftgrößenverfahren)

qL3  1 1 
θR =  + 
E  27I1 219,3I2 

ML  1 1 
θR =  + 
E  4,89I1 7,78I2 

ML
θR =
2,77EI1

Tabelle A2 Berechnung der Spannungen mit dem Gesamtquerschnittverfahren

nA,L = n0 (1 + βE,0 ψ A,L ϕt )


nI,L = n0 (1 + βE,0 ψI,L ϕt )

Mt0
Mt∞
zL
Mt∞  nA,L 
σc,L =  z i,L ± hc 

Ii,Ln A,L  nI,L 

1,3 Mt∞
σa,L = zL
1,2 Ii,L
1,1
1,0
βE,00,9
0,8
n0
0,7 Nsh = εcs Ec,0 A c Msh = Nsh zi,S
n A,S
0,6
N Nsh M  n 
0,5 σc,S = sh − + sh  zi,S ± hc A,s 
0,4 A c nA,S A i,S Ii,SnA,s  nI,s 
1 10 100 1000 10000 N M
t0 σa,S = − sh + sh zS
A i,S Ii,S
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