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Dissertation
von
Aristidis Iliopoulos
Vorwort
Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr.-Ing. R. Kindmann für die Betreuung
und Unterstützung dieser Arbeit, sowie die Übernahme des Referates.
Für die Hinweise und Empfehlungen möchte ich Herrn Dr.-Ing. R. Bergmann ganz
herzlich danken.
Ein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr.-Ing. I. Vayas der Nationalen
Technischen Universität Athen auf dessen Anregung ich an der Ruhr-Universität
Bochum gearbeitet habe.
Weiterhin gilt mein Dank allen Kollegen des Lehrstuhls für Stahl- und Verbundbau
für die schöne gemeinsame Zeit und ihre Diskussionsbereitschaft, die zum Entstehen
dieser Arbeit beigetragen hat.
Schließlich danke ich meiner Familie für die außerordentliche Unterstützung während
der Erstellung dieser Arbeit.
Juni 2005
Aristidis Iliopoulos
Berichter:
Inhaltsverzeichnis
1 Übersicht 1
1.1 Einleitung 1
1.2 Zielsetzung und Gliederung 3
1.3 Literaturvorschläge für Kriechprobleme von Beton- und
Verbundbauteilen 4
1.4 Werkstoffe im Verbundbrückenbau 6
1.4.1 Beton 6
1.4.2 Baustahl und Betonstahl 7
1.5 Bezeichnungen, Annahmen und Voraussetzungen 7
7 Beispiele 121
7.1 Vorbemerkungen 121
7.2 Beispiel 1 – Ermittlung von Spannungen und Deformationen 121
7.3 Beispiel 2 – Ermittlung von Zwangsschnittgrößen 126
7.4 Beispiel 3 – Einbetonierter Stahlquerschnitt 129
8 Zusammenfassung 132
Anhang 137
Literaturverzeichnis 138
VIII
Kurzfassung
Die vorliegende Arbeit behandelt den Einfluss des Kriechens und Schwindens des
Betons auf Verbundquerschnitte. Das zeitabhängige Betonverhalten bringt Umlage-
rungen der inneren Größen mit sich, die im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
berücksichtigt werden müssen. Die Berechnung der zeitlichen Entwicklung der
Umlagerungsgrößen lässt sich durch analytische und inkrementelle Verfahren durch-
führen, deren Vor- und Nachteile vorgestellt und analysiert werden.
Zur rechnerischen Erfassung des rheologischen Verhaltens des Betons bei Verbund-
trägern finden sich in der Literatur vorgeschlagene Kriechbeiwerte, die voneinander
abweichen. Es wird der Einfluss der Variationen von Kriechbeiwerten auf die
ideellen Querschnittsgrößen und die Spannungen untersucht.
Abschließend erfolgt die Herleitung neuer Kriechbeiwerte für einbetonierte doppelt-
symmetrische Stahlquerschnitte. Sie sind geeignet für die Bemessung von Preflex
Verbundträgern und Walzträgern in Beton.
1 Übersicht
1.1 Einleitung
Verbundträger bestehen aus zwei Materialien – Beton und Stahl – die schubfest mit-
einander verbunden sind. Um eine optimale Ausnutzung der beiden Materialien zu
gewährleisten, ist es notwendig, die Eigenschaften des Betons unter Druck und die
des Stahls unter Zug auszunutzen. Das zeitabhängige Verhalten des Betons ruft im
Zusammenhang mit den gleich bleibenden Eigenschaften des Stahls eine Reihe von
Phänomenen hervor, die den Spannungszustand des Querschnitts deutlich ändern.
Einen ersten Überblick zum Kriechproblem gibt Bild 1.1.
∆z
δ
∞
δ δ
∞ ∞ ∞
εc,t
κc,t = κ st,t
εst,t
Bild 1.3 Alternativen für die Berechnung des inneren Zustands eines Verbundträgers
Die Ermittlung der inneren Größen durch differentielle und Integrationsglei-
chungen führt zu analytischen Lösungen, die sich aus einem komplizierten Glei-
chungssystem ergeben. Es stellt sich die Frage, welche Annahmen getroffen werden
und ob sie einen besonderen Einfluss auf die endgültigen Ergebnisse haben. Das
inkrementelle Verfahren erfasst das Phänomen exakt und stellt eine Basis für den
Vergleich der unterschiedlichen Methoden dar. Diese Thematik wird im Kapitel 3
ausführlich diskutiert.
Die Relaxationskennwerte und die Kriechbeiwerte beschreiben die zeitliche
Entwicklung der Umlagerungs- und der Teilschnittgrößen. Sie basieren auf alge-
braischen Spannungs-Dehnungsbeziehungen für den Beton. Durch ihre Einführung in
die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen ergeben sich berechnungs-
freundliche Lösungen, die für die Praxis geeignet sind und in Kapitel 4 zusam-
mengestellt sind.
Für die Bestimmung allgemeiner Verbundquerschnitte werden in der Literatur
Kriechbeiwerte vorgeschlagen. Sie zeigen nennenswerte Abweichungen voneinander,
die den Anwender verwirren können. Der Einfluss unterschiedlicher Kriechbei-
werte auf die Berechnung von Querschnittsgrößen und Spannungen erfordert eine
besondere Betrachtung, die im Kapitel 5 durchgeführt wird.
Im Kapitel 6 werden einbetonierte Stahlquerschnitte betrachtet. Da für solche
Querschnitte der Betonanteil eine dominante Rolle spielt, ist es von Interesse, das
zeitliche Verhalten zu analysieren. Bild 1.4 zeigt die Umlagerungsgrade der Beton-
spannungen von zwei gleichflächigen Verbundquerschnitten unter einer Momenten-
beanspruchung.
4
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
1 10 100 1000 10000
Das zeitabhängige Betonverhalten stellt einen Forschungsbereich dar, mit dem sich
die Ingenieure und Wissenschaftler seit nahezu einem Jahrhundert beschäftigen. Die
erste Veröffentlichung für das rheologische Verhalten des Betons ist 1905 von
Woolson erschienen – „Some remarkable tests indicating flow of concrete under
pressure”. Seitdem versuchen viele Forscher die Entstehung und die zeitliche
Entwicklung des Phänomens experimentell sowie theoretisch zu erfassen.
Dem Kriechen sind weltweit zahlreiche Forschungsarbeiten und Symposien ge-
widmet. Daher kann der Interessent eine sehr große Anzahl von Veröffentlichungen,
Büchern und Berichten finden, die nicht unbedingt seinen Anforderungen entspre-
chen. In Tabelle 1.1 sind Verweise zusammengestellt, die für die vorliegende Arbeit
eine bedeutende Rolle spielen. Im Allgemeinen stellen sie eine gute Basis für ähn-
liche Forschungsarbeiten dar.
1 Übersicht 5
Tabelle 1.1 Literaturquellen, die der vorliegenden Arbeit besonders gedient haben
6
1.4.1 Beton
In den meisten internationalen Vorschriften wird der Beton nach seiner Druckfestig-
keit klassifiziert. Der Zusammenhang zwischen der mittleren Druckfestigkeit fcm und
dem E-Modul des Betons wird durch folgende Gleichung beschrieben:
1
E cm = 2150α E f cm 3 (fcm kN/cm2) (1.1)
Der Beiwert αE hängt von der Zuschlagsart ab. Eine rechnerische Verfälschung dieses
Beiwerts kann zu gravierenden Abweichungen des Elastizitätsmoduls des Betons
führen. Das Bild 1.5 verdeutlicht den Sachverhalt.
Ec
n= −1
Ec
(E )
c
Bild 1.6 Zeitliche Entwicklung der mittleren Druckfestigkeit und des Elastizitätsmoduls
des Betons – Betonklassen nach DIN 1045 [4]
Der nicht schraffierte Bereich der Tabelle im Bild 1.6 stellt eine “Betonfamilie” dar,
die nach EC 4-2 und dem DIN-Fachbericht 104 verwendet werden darf. Nach diesen
Richtlinien ist für Fahrbahnplatten ein Beton der Güte C35/45 empfehlenswert.
In [46] findet man eine sorgfältigere Gliederung für die Wahl eines geeigneten Be-
tons. Für Verbundbrücken von kleineren und mittleren Spannweiten ist für Ortbeton-
bauteile die Klasse C35/45 und für Fertigbauteile C40/50 zu empfehlen.
Für beide Materialien darf ein allgemeiner Elastizitätsmodul von 21000 kN/cm2 ange-
nommen werden.
• Das Hooke’sche Gesetz gilt uneingeschränkt bei der Berechnung der Schnitt–
größen.
• Es gilt die Bernoulli-Hypothese vom Ebenbleiben der Querschnitte.
• Die Belastungen behalten ihre Ursprungsrichtung bei der Verformung des
Stabes.
• Die von der Zeit abhängigen Verläufe der Zwängungen infolge Kriechen und
Schwinden in einem statisch unbestimmten System wachsen affin zum Kriech-
verlauf an.
8
• Die Druckspannungen im Beton überschreiten nicht mehr als 40% der Druck-
festigkeit. Mit dieser Voraussetzung ist das Berechnungsmodell des EC 2 [6]
für das Kriechen anwendbar.
Bezeichnungen
Koordinaten und Bezugspunkte
x Stablängsrichtung
y, z Hauptachsen in der Querschnittsebene
S Schwerpunkt
B beliebiger Punkt
t Betrachtungszeitpunkt oder Zeitpunkt nach abgeschlossenem Kriechen
t0s wirksames Betonalter
Einwirkungen, Lastgrößen
q Streckenlast
∆T Temperaturdifferenz
Schnittgrößen
N Normalkraft
Q Querkraft
M Biegemoment
Spannungen
σ0 Normalspannung zum Zeitpunkt t=t0
σ∞ Normalspannung zum Zeitpunkt t=t∞
Dehnungen, Krümmungen, Deformationen
ε Dehnung
κ Krümmung
θ Verdrehung
δ Durchbiegung
Werkstoffkennwerte
fcm mittlere Betondruckfestigkeit im Alter von 28 Tage
Ec,0 Elastizitätsmodul des Betons zum Belastungszeitpunkt t0
Ecm Elastizitätsmodul (Sekantenmodul) des Betons
Est Elastizitätsmodul des Baustahls
J(t, t0) Kriechfunktion zum Zeitpunkt t
J*(t, t0) reduzierte Kriechfunktion zum Zeitpunkt t
R(t, t0) Relaxationsfunktion zum Zeitpunkt t
1 Übersicht 9
Indizes
a Baustahl
st Gesamtstahl
c Beton
s Bewehrung
o Obergurt
u Untergurt
0 Zeitpunkt der ersten Lastaufbringung
∞ Zeitpunkt nach abgeschlossenem Kriechen
φ durch das Kriechen hervorgerufene zusätzliche Werte
L allgemeine Belastungskennung
P zeitlich konstante Belastung (Dauerlast)
PT zeitlich veränderliche Belastung oder sekundäre Beanspruchung infolge
Kriechen und Schwinden
S Beanspruchung durch Schwinden
D Beanspruchung durch zeitlich konstante erzwungene Verformung
(plötzliche Auflagerverschiebung)
DPT Beanspruchung durch zeitlich veränderliche erzwungene Verformung
(Zeitabhängige Setzung)
Alle übrigen Bezeichnungen und Abkürzungen sind jeweils im Text erläutert.
Programme
Für die notwendigen Berechnungen der vorliegenden Arbeit sind die nachfolgenden
Programme entwickelt worden.
Tabelle 1.2 Entwickelte Programme für die Analyse
2 Das rheologische Verformungsverhalten des
Betons
2.1 Allgemeines
Für Tragwerke des Bauwesens kann der Zusammenhang von Spannung und Dehnung
linear (Hook’sche Gesetz) oder nicht linear sein. Der Baustoff Beton weist nach einer
anfänglichen Belastung bzw. Deformation ein zeitabhängiges Verhalten auf, welches
einen Einfluss auf den Spannungs- und Deformationszustand eines Tragwerkes hat.
Dieses zeitabhängige Verhalten lässt sich auf die folgenden drei Ursachen zurück-
führen:
1. Das Kriechen
Unter der Einwirkung einer Dauerlast entstehen zeitabhängige Verformungen, die
allmählich eine endgültige Größe anstreben. Wird der Beton zu einem späteren
Zeitpunkt wieder entlastet, so erreicht die Deformation nur zögernd einen blei-
benden Endwert.
2. Die Relaxation
Es handelt sich um eine zeitabhängige Änderung der Spannung, die durch eine
aufgezwungene Deformation hervorgerufen wird.
3. Das Schwinden
Ohne Einwirkung einer äußeren Belastung kommt es durch die Austrocknung des
Betons zu einer Verkürzung, die mit der Zeit einen Maximalwert erreicht.
Diese Phänomene entwickeln sich unterschiedlich in Abhängigkeit der Zeit und
können somit getrennt betrachtet werden. Im Allgemeinen ist die zeitliche Entwick-
lung der Spannungen und der Dehnungen des Betons ein besonders kompliziertes
Problem.
In diesem Kapitel werden die notwendigen Grundlagen der Betontheorie vorgestellt.
12
0 = 1 + β E,0φ(t,t 0 )
1 E c,0 1
φ(t,t
E c,28 E c,0
J(t,t 0 ) = 1 + ) (2.2)
E c,0
Hierbei ist t0 der Zeitpunkt beim Aufbringen der Belastung, φt die Kriechzahl zum
betrachteten Zeitpunkt t, Ec,28 der Elastizitätsmodul des Betons im Alter von 28
Tagen und Ec,0 der Elastizitätsmodul des Betons zum Zeitpunkt t0 beim Aufbringen
der Belastung. Ein solches Verhalten des Kriechens tritt bei Betonstützen und
Verbundstützen auf, die unter konstanter Druckbeanspruchung stehen.
Gleichung (2.1) setzt voraus, dass die Betonspannungen im Gebrauchstauglichkeits-
bereich liegen (σc <0,40 fcm), d.h., Kriechen und kriecherzeugende Spannung propor-
tional sind. Bei größeren Betonspannungen trifft diese Vereinfachung nicht zu und
die überproportionale Zunahme des Kriechens mit steigender Spannung ist nicht zu
vernachlässigen.
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 13
σc
σc,0
N
ϕ(t,t 0 )
ε c,0
Ec,0
εc,0 ϕ( t,t 0 )
Ec,28
σc,0 J(t,t 0 )
Die Integration der Spannungen lässt sich im Allgemeinen nicht analytisch lösen, sie
kann jedoch numerisch bestimmt werden. Dieses Integrationsproblem des zeitlichen
Verlaufs des Kriechens stellt das Hauptproblem für die nicht mögliche analytische
Ermittlung der Spannungen, der Durchbiegungen und der Schnittgrößen bei
Stahlbeton, Spannbeton und Verbundbauten dar. Die einzige Alternative ergibt sich
aus der Zerlegung der Spannungsfunktion in Spannungsstufen, s. Bild 2.2.
14
Bei statischen Berechnungen führt dies zu einer stetigen Umwandlung der Steifigkeits-
matrizen, die sehr zeitaufwändig ist.
Als Näherung kann Gleichung (2.3) umgeschrieben werden:
∆σci
∆σ c2
∆σc1
N0 σc,0
εc
∆σ ci J(t,ti )
N0 + ∑ ∆Ni
n
∆σci
i=1
Eci
Wie bereits erwähnt, ist die Vorhersage des Kriechens eines Betons schwierig und
umstritten. In der Literatur befinden sich zwei unterschiedliche Berechnungsansätze,
der Summations- und der Produktansatz.
Beim Summationsansatz wird die Kriechzahl in die zwei Anteile der Fließ- und der
verzögert elastischen Verformung aufgespalten. Der Fließanteil wird mit φf0(kf,t−kf,t0)
und der verzögert elastische Anteil mit 0,40kv(t-t0) angegeben.
Die Kriechzahl für einen Belastungsbeginn t0 und Betrachtungszeit t ist:
( )
ϕ(t, t 0 ) = ϕf + ϕv = ϕf 0 k f ,t − k f ,t 0 + 0, 40k v(t − t 0 ) (2.5)
ϕf 0 die Grundfließzahl, abhängig von der Betonkonsistenz und der relativen Luft-
feuchtigkeit
kf gibt den zeitlichen Ablauf des Fließens in Abhängigkeit von h0 an
kv stellt den zeitlichen Verlauf der verzögert elastischen Verformung dar
Die Verläufe der Funktionen kf und kv können aus den Diagrammen der DIN 4227
Teil 1 - Spannbetonrichtlinien entnommen werden.
Für die Berechnung der Körperdicke h0 gilt:
2A c
h 0 = k ef (2.6)
u
mit:
kef Beiwert nach DIN 4227 Teil 1 (Tabelle 8, Spalte 5) zur Berücksichtigung des
Feuchteeinflusses, s. Tabelle 2.1.
Tabelle 2.1 Kriechdehnungen nach DIN 4227 [3]
σc,0
ε c,0
εc
ε c,0 ϕv
( )
εc,0 ϕf0 k f,t1+t0 − k f,t0 + 0,40k v(t1 -t0 )
ε c,0 0,40k v(t1 -t0 )
ε c,0
ε c,0 ϕf
ε c,0 ε c,0 0,40k v(t1 -t0 )k v(t2 -t0 )
ε c,0
t 0 ≤ t ≤ t1 ( )
εc (t) = εc,0 ϕf0 k f,t1 + t0 − k f,t0 + 0,40k v(t1 -t0 )
mit
ϕ0 = ϕRHβ(f cm )β(t 0 ) (2.8)
RH
1 −
RH 0
= 1 + α1 α 2
ϕRH (2.9)
3
h 0
1000
5,3
β(f cm ) =
f cm (2.10)
f cm0
1
t
β(t 0 ) = 0,2
0,1 + 0
(2.11)
t1
α1 = und α 2 = (2.12)
f cm f cm
fcm0 = 10 N/mm2, RH0 = 100%, t1 = 1 Tag und h0 in mm.
Die Zeitfunktion wird aus der Gleichung (2.13) bestimmt:
(t − t 0 ) / t1
0,3
βc (t, t 0 ) = (2.13)
βH + (t − t 0 ) / t1
RH 18
βH = 1,50 1 + (1, 2 ) h 0 + 250α3 ≤ 1500α 3
(2.14)
RH 0
und
3,5f cm0
0,5
α3 = (2.15)
f cm
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 17
h0 [mm] 4
ϕt
50 150 600 3
1 5,8 4,8 3,9
7 4,1 3,3 2,7 2
28 3,1 2,6 2,1 1
90 2,5 2,1 1,7
0
365 1,9 1,6 1,3
1 7 28 90 365
Kriechen wird von den folgenden Faktoren stark beeinflusst. Sie müssen in der Be-
messungspraxis berücksichtigt werden:
Schwinden ist ein lastunabhängiges Phänomen, bei dem chemisch nicht gebun-
denes Wasser des Zementgels verdunstet. Da die Austrocknung des Betons ein sehr
langsam ablaufender Diffusionsprozess ist, entwickelt sich die Schwindverformung
nur langsam. Die Schwindverformungen des Betons liegen etwa im Bereich von 0,1
bis 1mm/m.
Nach DIN 4227 [3] wird das Schwindmaß zum Zeitpunkt t von der nachfolgenden
Formel bestimmt:
(
ε cs (t, t 0s ) = ε cs0 k s,t − k s,t 0 ) (2.16)
mit
ε cs (t, t 0s ) Schwindmaß zum Zeitpunkt t
ks Beiwert zum zeitlichen Ablauf des Schwindens. Er kann von dem Dia-
gramm des Bildes 3 nach DIN 4227 entnommen werden
εcs0 Grundschwindmaß nach DIN 4227 (Tabelle 8, Spalte 4)
Ein Nachteil dieses Berechnungsverfahrens ist, dass die Zementart nicht berück-
sichtigt wird.
Der EC 2 [6] stellt eine exakte Vorhersage zur Verfügung. Das unbehinderte Schwin-
dmaß eines Betons zum Zeitpunkt t kann mit Hilfe von Gleichung (2.17) abgeschätzt
werden:
ε cs (t, t 0s ) = εcs0βs (t − t 0s ) (2.17)
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 19
Der Grundwert des Schwindens εcs0 kann wie folgt berechnet werden:
ε cs0 = εs (f cm )βRH (2.18)
f
εs (f cm ) = 160 + 10βsc 9,0 − cm 10−6
f cm0
(2.19)
Der Beiwert βsc berücksichtigt den Einfluss der unterschiedlichen Zementarten:
βsc=4 langsam erhärtende Zemente
βsc=5 normal erhärtende Zemente
βsc=8 schnell erhärtende Zemente
RH
= −1,55 1,0 −
3
RH 0
βRH (2.20)
Die Zeitfunktion für die Entwicklung des Schwindens ist aus Tabelle 2.3 zu ent-
nehmen:
Tabelle 2.3 Zeitfunktion für Schwinden nach EC 2 [6]
0,5
(t-t 0s )/t1
βs (t-t 0s ) =
350 h0 + (t-t )/t
0s 1 1
h0
0.75
βs 0.5 10000
0.25 8000
0 6000
200 4000
h0 400 2000
600
2.4.1 Vorbemerkungen
• Nach Dischinger
• Nach Trost-Zerna
• Inkrementelle Spannungs-Dehnungsbeziehung
Nachfolgend werden diese drei Alternativen vorgestellt und diskutiert.
Die Gleichung (2.22) besagt, dass die Dehnungen dεc(t) aus drei Teilen bestehen:
dσc (t)
• Die sofortigen Dehnungen
E c (t)
σ (t)
• Die zusätzlichen Dehnungen c dϕ(t) infolge Kriechen
E c,0
• Die Dehnungen dεcs(t) infolge Schwinden
Die Gleichung (2.22) kann anschaulicher ohne das Zeitelement dt umgeschrieben
werden:
1 σ (t)
dε c (t) = dσc (t) + c dϕ(t) + dεcs (t) (2.23)
E c (t) E c,0
Durch Integration im Zeitraum [t0, t] ergibt sich die gesamte Dehnung für die Be-
trachtungszeit t:
1
ε c (t, t 0 ) = ∫ dσc (τ) + c dϕ(t, τ) dτ + ε cs (t, t 0s )
t
σ (τ)
E ( τ)
t0
(2.24)
c E c,0
ϕt
[ε]
ϕ(t i,t 0 )
ϕ(t i ,t 0 )
ϕ(t ∞ ,t 0 )
ϕ(t i ,t 0 ) [ σ]
ϕ(t,t i ) ϕ(t ∞ ,t i )
t∞
dϕ(t, t i ) dϕ(t, t 0 )
= (2.25)
dt dt
Die Gleichung (2.22) nimmt jetzt eine neue Form an:
Gleichung (2.26) bleibt jedoch analytisch unlösbar. Damit sie analytische Lösungen
liefert, muss der Elastizitätsmodul des Betons als zeitlich konstant angenommen
werden. Eine solche Vereinfachung für Belastungszeiten kleiner als 28 Tage
entspricht nicht der Realität. Unter Berücksichtigung dieser vereinfachenden Voraus-
setzung formuliert Dischinger die nachfolgende Gleichung:
Ein Sonderfall des Kriechens ist die Relaxation des Betons. Dabei findet eine
zeitliche Abminderung der Betonspannungen infolge einer erzwungenen Verformung
statt. Relaxationsprobleme treten häufig bei plötzlichem Absenken der Auflager bzw.
Hilfsstützen ein. Wie beim Kriechen wird dieses Phänomen von einer Zeitfunktion
beschrieben, die als Relaxationsfunktion bezeichnet wird. Sie drückt die zeitliche
Abminderung der Spannungen eines Druckstabes infolge einer erzwungenen Ein-
heitsdeformation aus.
22
Zum Zeitpunkt t0 wird eine zeitlich konstante Dehnung εc,0 aufgebracht. Da die Deh-
nungen zeitlich konstant bleiben, gilt:
dε c (t)
ε c (t) = εc,0 =konst. ⇒ =0 (2.28)
dt
Ohne Berücksichtigung des Schwindens erhält man aus Gleichung (2.27):
Es wird vorausgesetzt, dass der zeitliche Verlauf des Zwanges identisch mit dem
Verlauf des Kriechens ist. Eine solche Vereinfachung ist für die Betrachtung von
Schwindproblemen üblich. Nach DIN 4227 [3] steht:
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 23
„Bei der Berechnung der Auswirkungen des Schwindens darf sein Verlauf nähe-
rungsweise affin zum Kriechen angenommen werden“. Diese Annahme und ihre
Gültigkeit bei den Verbundträgern wird in den nächsten Kapiteln detailliert diskutiert.
Durch Einsetzen der Bedingungen
εcs ,∞
ε cs,∞
ε cs (t) = ϕ(t, t 0 ) (2.33)
φ∞
εcs
dε cs ε dϕ(t, t 0 )
(t) = cs,∞ (2.34)
dt ϕ∞ dt
ϕt ϕ∞
Bild 2.5 Verlauf des Schwindens
in Gleichung (2.27) erhält man: affin zum Kriechen
oder
Aus dieser Gleichung erkennt man den günstigen Einfluss des Kriechens auf das
Schwinden. Die Funktion (1 − e −ϕ(t,t 0 ) ) / ϕ∞ wirkt als Abminderungsfaktor und kann
einen Wert von etwa 0,5 erreichen.
( )
ε c (t) = ε c,0 1 + 0, 40k v(t − t 0 ) (1 + ϕv (t, t 0 ) ) (2.39)
Die Gleichung (2.39) berücksichtigt die verzögert elastische Verformung. Die ur-
sprüngliche und die erweiterte Dischingergleichung müssen identische Dehnungs-
verläufe aufweisen:
( )
ε c (t) = εc,0 1 + 0, 40k v(t − t 0 ) (1 + ϕv (t, t 0 ) ) = ε c,0 (1 + ϕ(t, t 0 ) ) (2.40)
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die elastischen Spannungen zum Zeit-
punkt t0 bei beiden Dischingergleichungen gleich bleiben:
( )
ε c,0 E c,28 = εc,0 1 + 0, 40k v(t − t 0 ) E c,v (2.42)
E c,28
E c,v = (2.43)
1 + 0, 40k v( t − t 0 )
Wenn t−t0 ≥ 3 Monate ist, darf vereinfachend kv(t−t0) = 1 eingesetzt werden. Die Glei-
chungen (2.41) und (2.43) nehmen damit eine einfachere Form an:
ϕ(t, t 0 ) − 0, 40
ϕv (t, t 0 ) = (2.44)
1, 40
E c,28
E c,v = (2.45)
1, 40
Trost und Zerna schlagen in [32], [36] eine zeitabhängige algebraische Spannungs-
Dehnungsbeziehung vor, die von der Änderung der Spannungen und dem Relaxa-
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 25
tionskennwert χ abhängig ist. Die resultierende Dehnung zum Zeitpunkt t ergibt sich
aus der Gleichung (2.47):
1 χ(t,t 0 )φ(t,t 0 )
ε c (t,t 0 ) = σ c,0 J(t,t 0 ) + σ c (t) − σ c,0
E c,0
+ (2.47)
E c,28
Der Beiwert χ(t,t0) ist auch als Alterungsbeiwert bekannt, da er das mit zunehmen-
dem Alter verminderte Kriechvermögen des Betons infolge der Spannungsänderung
sowie die zeitliche Entwicklung des Elastizitätsmoduls des Betons berücksichtigt. Er
gilt nur für Betonquerschnitte mit sehr geringem Betonstahlanteil. In den meisten
Fällen ist er praktisch konstant und kann mit χ = 0,80 angenommen werden.
Im Vergleich zu der Spannungs-Dehnungsbeziehung von Dischinger bietet der Vor-
schlag von Trost - Zerna eine Reihe von Vorteilen:
1. Der Relaxationskennwert lässt sich an Ergebnisse experimenteller Untersu-
chungen anpassen.
2. Kennt man den Wert χ, so lassen sich die Kriech- und Relaxationsvorgänge
mit der Gleichung (2.47) errechnen.
3. Die zeitliche Entwicklung des E-Moduls des Betons kann erfasst werden.
4. Die Gleichung (2.47) kann für die Berechnung von Querschnittsgrößenumla-
gerungen angesetzt werden. Komplizierte Differentialgleichungen können ver-
mieden werden. Dies wird in den nächsten Kapiteln verdeutlicht.
σc (t) = σc,0 1 −
βE,0ϕ(t, t 0 )
1 + βE,0 χ(t, t 0 )ϕ(t, t 0 )
(2.49)
r(t, t 0 ) = 1 −
βE,0ϕ(t, t 0 )
1 + βE,0χ(t, t 0 )ϕ(t, t 0 )
(2.50)
26
Mit den Randbedingungen aus Gleichung (2.33) erhält man den Spannungsverlauf
infolge Schwinden und Kriechen:
βE,0χ(t, t 0 )ϕ(t, t 0 )
1 −
E c,0ε cs,∞
1 + βE,0χ(t, t 0 )ϕ(t, t 0 )
σc (t) = (2.51)
ϕ∞
∆σc (t mi )
ε c (t i ) = (2.52)
E c (t i )
∆σc (t mi )
ε c,ϕ (t k ) = ϕ(t k , t mi ) (2.53)
E c,28
In Gleichung (2.53) ist die Betrachtungszeit t = tk und die Belastungszeit t = tmi. Die
gesamte Dehnung zum Zeitpunkt tk ergibt sich aus der Summe aller vorhergehenden
sofortigen und kriecherzeugenden Dehnungen:
k
ε c (t k ) = ∑ c mi + ϕ(t k , t mi )
∆σ (t ) ∆σc (t mi )
i =1
(2.54)
E c (t i ) E c,28
ε c (t k ) = ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi )
k
(2.55)
i =1
ε c (t k ) = ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi ) + ε cs (t k , t 0s )
k
(2.56)
i =1
σc
∆σc1
∆σ c2
∆σ c3
∆σ ck
∑
∫t Ec (t) i=1 Ec (tcii )
t
dσc (t) k
∆σ
≈
0
εc
∆σc3
∆σc2 Ec (t3 ) ∆σck
∆σc1 Ec (t 2 ) Ec (tk )
Ec (t1 )
∫ ≈∑
ϕt t
σc (τ)dϕ( t, τ) k ∆σciϕ( t k , t mi )
t0 Ec,28 i =1 Ec,28
∆σciϕ( t k , t mi )
Ec,28
εcs (t k ,t 0s )
εcs (t k ,t 0s )
Bild 2.6 Inkrementelles Verfahren für die Berechnung von Kriech- und
Schwinderzeugenden Dehnungen
28
i =1 (2.60)
∆σc (t mk ) =
J(t k , t mk )
n c,0 ∑ ∆σc (t mi )J(t k , t mi )
k −1
σc (t mn ) = ∑ ∆σc (t mk ) = ∑
ε −
n
k =1
i =1
(2.61)
J(t k , t mk )
k =1
Wird die Gleichung (2.61) mit der Gleichung (2.49) von Trost-Zerna kombiniert,
kann der Relaxationskennwert χ = χ(t k , t 0 ) inkrementell ermittelt werden.
Die Annahme eines zum Kriechen affinen Verlaufs des Schwindens ist nicht notwen-
dig. Die Schwinddehnungen und die entsprechenden Spannungen können exakt er-
fasst werden.
Der besondere Vorzug der inkrementellen Formulierungen liegt darin, dass die
Kriechvorgänge in die Sprache der Algebra übersetzt werden können. Dies ermö-
glicht das Phänomen des Kriechens ohne Annahmen zu beschreiben.
• Der Elastizitätsmodul des Betons wird nicht als konstant angenommen.
• Schwinden wird unabhängig vom Kriechen berücksichtigt.
2 Das rheologische Verformungsverhalten des Betons 29
In [52] findet man eine andere Formel, wobei der Zeitraum mit folgender Bedingung
unterteilt wird:
φ(t n ,t 0 )
φ(t i ,t 0 ) − φ(t i −1 ,t 0 ) = (2.63)
n
mit n=Anzahl der Zeitintervalle.
Ci (β H − t 0 ) + t 0
ti = (2.64)
1 − Ci
Ci = n 0 + i-1 0 (2.65)
n β H +t n − t 0 β H +t i-1 − t 0
Bei den vorhergehenden Ableitungen wurde der Stahlanteil des Querschnitts nicht
berücksichtigt. Dies bedeutet, dass sie nur auf homogene unbewehrte Betonbau-
teile zutreffen. Es gibt aber auch Querschnitte bei denen der Stahlanteil nicht ver-
nachlässigt werden darf, da es einen gegenseitigen Einfluss zwischen Beton und
Baustahl gibt. Derartige auftretende Fälle sind insbesondere im Verbundbau üblich,
wo das Stahlprofil eine wichtige Rolle für die Gesamtfläche und das Trägheitsmo-
ment des Querschnitts spielt.
30
Im Bild 2.7 wird ein Verbundquerschnitt unter der Belastung durch eine zeitlich
konstante Normalkraft N dargestellt.
dNst,ϕ
Est A st
dNc ,ϕ Nc ,ϕ Nc ,0
dϕ dϕ
Ec,28 A c Ec,28 A c Ec,28 A c
A c,0
N c,0 = N (2.66)
A c,0 + A st
A st
N st ,0 = N (2.67)
A c,0 + A st
Der gesamte Querschnitt steht unter Druck. Mit der Zeit kriecht der Beton und es
finden Umlagerungen statt, die die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen
erfüllen müssen. Das Gleichgewicht zum Zeitpunkt t liefert:
Die Kräfte Nst,φ und Nc,φ sind die Umlagerungsgrößen zum Zeitpunkt t. Zum
Zeitpunkt t+dt werden neue Umlagerungen dNst,φ und dNc,φ eingebracht und das
Gleichgewicht wird:
mit
A st A
αN = = st (2.73)
A st + A c,0 A i,0
Die Lösung hat eine exponentielle Form und lautet:
Aus den Gleichungen (2.74) und (2.75) lässt sich der Mechanismus des behinderten
Kriechens erkennen. Die Umlagerungsgröße Nc,φ hat ein entgegengesetztes Vorzei-
chen zur Verteilungsgröße Nc,0. Dies bedeutet, dass der Beton durch eine Zug-
kraft entlastet wird. Gleichung (2.75) entspricht der zusätzlichen Belastung des
Stahlanteils.
Nc,ϕ
= −(1− e−αNϕt )
Nc,0
Nc,ϕ Nst,ϕ
+ =0
Nc,0 Nc,0
ϕt
0 1 2 3 4 5
Nst,ϕ Nst,ϕ
Nc,0
(
= − 1− e −αNϕt ) Nc,ϕ A st
Ac
Bei der Umrechnung der Differentialgleichung (2.72) ist der Beiwert αN entstanden.
Dieser Beiwert wird mit der Kriechzahl φ(t,t0) multipliziert und liegt im Wertebereich
[0, 1]. Er drückt den Einfluss des Stahlanteils auf den zeitlichen Verlauf des Krie-
chens aus. Aus diesem Grund wird der Ausdruck αNφ(t, t0) als das behinderte
Kriechmaß bezeichnet.
Mit der Funktion
N c,ϕ
UN = = 1 − e −α N ϕ(t,t 0 ) (2.76)
N c,0
kann der Umlagerungsgrad beschrieben werden. Das nächste Bild verdeutlicht den
Zusammenhang zwischen dem Umlagerungsgrad und dem Stahlanteil. UN=0
bedeutet, dass keine Umlagerungen eintreten (unbewehrter Betonkörper). Für UN=1
tritt eine vollständige Umlagerung ein (Stahlquerschnitt).
0,8
0,6
0,4
0,2
1 2 3
0 Beton C 35/45 C 35/45 C 35/45
Bewehrung 16 Φ24
0 1 2 ϕt 3 4 5
Stahl HE 650M
αNN
α 0 0,0609 0,428
Der nächste Schritt ist die Ermittlung des Relaxationskennwertes χN. Aus der Glei-
chung nach Trost - Zerna erhält man für die kriecherzeugenden Dehnungen:
Nc ,ϕ Nc ,0
(1 + χNϕt ) (1 + ϕt )
Ec,28 A c Ec,28 A c
Bild 2.10 Gleichgewicht und Verträglichkeit mit Hilfe des Verfahrens nach Trost - Zerna
Aus den Gleichungen (2.77) und (2.78) ergibt sich der Relaxationskennwert χ N (t, t 0 )
zu:
1 1 N
+ ϕ(t, t 0 ) c,0
N c,ϕ
χ N (t, t 0 ) = − (2.79)
ϕ(t, t 0 ) α N
Durch Einsetzen von Gleichung (2.76) in die Gleichung (2.79) erhält man den
Zusammenhang zwischen dem Umlagerungsgrad UN und dem Relaxationskennwert
χN:
1 1 ϕ(t, t 0 )
ϕ(t, t 0 ) α N UN
χ N (t, t 0 ) = − − (2.80)
oder
1 1 ϕ(t, t )
+ −α N ϕ(t ,t 00)
ϕ(t, t 0 ) α N e −1
χ N (t, t 0 ) = − (2.81)
0,85
0,8
0 1 1 ϕt
χN = − +
0,2 0,75 ϕt αN e −αNϕt − 1
0,4 α
αNN
0,6 0,7 0,2 0,4 0,6 0,8 1
χN 1 0,52 0,53 0,55 0,57 0,58
0,8
0,65 1,5 0,52 0,55 0,57 0,60 0,62
1 2 0,53 0,57 0,60 0,63 0,66
2,5 0,54 0,58 0,62 0,66 0,69
0,6 ϕ
t 3 0,55 0,60 0,64 0,68 0,72
3,5 0,56 0,61 0,66 0,71 0,75
0,55 4 0,57 0,63 0,68 0,73 0,77
4,5 0,57 0,64 0,70 0,75 0,79
0,5 5 0,58 0,66 0,72 0,77 0,81
Bild 2.11 zeigt, dass der Zusammenhang zwischen dem Relaxationskennwert und der
Kriechzahl näherungsweise linear ist. Sattler schlägt in [77] einen Näherungsansatz
vor, welcher befriedigende Ergebnisse liefert:
χ N (t, t 0 ) = 0,50 + 0, 08α N ϕ(t, t 0 ) (2.82)
Ähnlich wie beim Fall einer Normalkraftbeanspruchung, lassen sich die Gleich-
gewichts- und Verträglichkeitsbedingungen formulieren. Bild 2.12 zeigt die Deh-
nungsänderung innerhalb eines Zeitelements dt:
dMc ,ϕ Mc ,ϕ
Mc ,0 Mst dϕ
κ0 = = Ec,28Ic Ec,28Ic Mc ,0
Ec,28Ic EstIst dϕ
Ec,28Ic
M Mc,0 + Mst,0 Mc,ϕ + Mst,ϕ dMc ,ϕ+ dMst,ϕ
Mc ,0 + Mc ,ϕ
Ec,28Ic
Eigenspannungszustand:
dM c,ϕ + dM st,ϕ = 0 (2.84)
Verträglichkeit:
mit
Ist I
αM = = st (2.87)
Ist + Ic,0 Ii,0
M c,ϕ
UM = = 1 − e −αM ϕ(t,t 0 ) (2.88)
M c,0
Die Gleichung (2.88) ähnelt der Gleichung (2.76). Sie unterscheiden sich allerdings
im Beiwert αM. Dies bedeutet, dass das Entwicklungstempo des Kriechens infolge
einer Druckbeanspruchung anders ist als unter einer Momentenbeanspruchung.
1
αM
0,8
αN
0,6
αM
0,4
αN
0,2 αN
αM
0 ( ϕt = 5 )
0 1 2 3 4 5 ( ϕt = 5 )
ϕt
Auch in diesem Fall kann die Spannungs - Dehnungsbeziehung von Trost und Zerna
angesetzt werden, um den Relaxationskennwert χ M (t, t 0 ) zu berechnen:
1 1 ϕ(t, t 0 )
ϕ(t, t 0 ) α M UM
χ M (t, t 0 ) = − − (2.89)
Aus dem Diagramm des Bildes 2.13 ist erkennbar, dass die Relaxationskennwerte
im Allgemeinen nicht identisch sind. Da α M > α N gilt χ M > χ N .
2.6 Eigenspannungen
wobei
αTi die Temperaturdehnzahl des Werkstoffs i ist.
Wenn die Temperaturdehnungen verhindert wären, ergäben sich eine entsprechende
Normalkraft und ein Biegemoment zu:
M V = −∑ α Ti E i ∫ ε T (z)zdA (2.92)
i Ai
∑ ∫ σ(z)dA = 0
i
(2.93)
Ai
∑ ∫ σ(z)zdA = 0
i
(2.94)
Ai
3.1 Allgemeines
Das zeitliche Verhalten von Verbundquerschnitten unterscheidet sich stark von dem
der reinen Betonquerschnitte. Der gegenseitige Einfluss zwischen Beton und Baustahl
führt in Abhängigkeit der Zeit zur Entwicklung von Umlagerungsgrößen, die den
inneren Spannungszustand des Querschnitts ändern. Die Berechnung solcher zusätz-
lichen Schnittgrößen basiert auf der angenommenen Spannungs-Dehnungsbeziehung
und lässt sich mit drei unterschiedlichen Methoden erzielen:
Somit lassen sich die Querschnittsgrößen und die Durchbiegungen eines Verbund-
tragwerks bestimmen. Allerdings wird vorausgesetzt, dass es sich um unsymme-
trische Verbundquerschnitte handelt, bei denen die Betonplatte vollständig unter
Druck steht.
Aus den Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen ergeben sich durch
einfache Umrechnungen die Teilschnittgrößen für die Betonplatte und den Gesamt-
stahlquerschnitt. Im Gegensatz zu den reinen Betonbauteilen existiert bei den Ver-
bundquerschnitten ein Stahlmoment Mst,0, welches auf keinen Fall vernachlässigt
werden darf.
42
Die Teilschnittgrößen zum Zeitpunkt der Erstbelastung t0 können Bild 3.2 entnom-
men werden.
zc*
z *st
Teilschnittgrößen im Gesamtstahl:
A A Ist
Nst,0 = N0 st + M0 st ( ast − zi,0 ) Mst,0 = M0
A i,0 Ii,0 Ii,0
Bild 3.2 Teilschnittgrößen zum Zeitpunkt t0 bei Verbundträgern
Ausgehend vom Bild 3.2, lassen sich die Betonplatte und der Gesamtstahlanteil als
Einzelteile behandeln.
Die Betonspannungen lauten:
wobei, die z*c und z*st die lokalen z Achsen der Betonplatte und des Gesamtstahls
sind.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 43
Die Berechnung der Umlagerungen eines Verbundquerschnitts erfolgt mit Hilfe der
Dischinger Ableitungssystematik, d.h. es wird der innere Zustand innerhalb eines
Zeitelementes dt betrachtet. Eine ähnliche Vorgehensweise ist bereits in Abschnitt 2.5
betrachtetet worden. Die Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedingungen werden
im Bild 3.3 veranschaulicht.
Nc0,P
− dϕ εc (t)
Ec,0 A c
Nc,ϕ dNc,ϕ
dϕ
Ec,0 A c Ec,0 A c
dMst,ϕ κ(t ) − κ0
EstIst
Das Bild 3.3 zeigt die entlastende Wirkung der Umlagerungsgrößen Nc,φ und
Mc,φ. Die Formulierung der nötigen Gleichgewichts- und Verträglichkeitsbedin-
gungen bildet ein gekoppeltes Differentialgleichungssystem. Die Vorgehensweise
wird in Tabelle 3.1 detailliert vorgestellt.
44
Bild 3.4 Zeitliche Entwicklung des Elastizitätsmoduls des Betons nach EC 2 [6]
Die Gleichung (3.3) sowie Bild 3.4 zeigen, dass der Elastizitätsmodul des Betons
keine konstante Größe ist. Es stellt sich die Frage, ob die Annahme eines kon-
stanten Betonelastizitätsmoduls zu abweichenden Umlagerungsgrößen führt. Der
Ansatz des maximalen Elastizitätsmoduls über den gesamten Zeitraum führt zu einer
Überschätzung der Betonspannungen, was jedoch später detailliert diskutiert wird.
Außerdem muss, wenn die mechanischen Eigenschaften des Betons zutreffend erfasst
werden sollen, zunächst die rapide Änderung des Elastizitätsmoduls Ec(t) für t<28
Tage berücksichtigt werden.
Wie schon in Abschnitt 2.5 erwähnt, sind für bewehrte Betonquerschnitte und Ver-
bundquerschnitte die Beiwerte αN und αM zu berücksichtigen, die auch hier wieder
auftreten. Somit ist eine Behinderung des Kriechens, die sich durch den Stahl
ergibt, erkennbar. Außerdem tritt ein weiterer Querschnittsbeiwert αNM auf. Im
Gegensatz zu den anderen Querschnittsbeiwerten ist αNM von den Querschnittskenn-
werten der Betonplatte (Ac,0, Ic,0) und des Gesamtstahls (Ast, Ist) abhängig. Dieser
Zusammenhang kann als ein gegenseitiger Einfluss zwischen der Kriechverzer-
rung und der Kriechverkrümmung interpretiert werden.
Wichtig ist, dass dieses Verfahren auf der Spannungs-Dehnungsbeziehung von
Dischinger beruht. Die Lösungen in Tabelle 3.1 weisen eine exponentielle Form auf,
die kriechfunktionsabhängig sind (s. die Withneyschen Idealkurven im Abschnitt
2.4).
Haensel in [50] nimmt die dargestellte Ableitungssystematik zur Ermittlung der
Umlagerungsgrößen ebenfalls auf. Er wendet eine verbesserte Form der Dischinger-
gleichung an, die die verzögerte Elastizität berücksichtigt. Dies kann durch die
46
3.3.2 Schwinden S
Nc,ϕ dNc,ϕ
dϕ
Ec,0 A c Ec,0 A c
Nc,ϕ dNc,ϕ
−Mc,ϕ −dMc,ϕ
Mc,ϕ
− dϕ dMc,ϕ
Ec,0Ic −
Ec,0Ic
dNst,ϕ
−
Est A st
−Nst,ϕ −dNst,ϕ
Mst,ϕ dMst,ϕ
dMst,ϕ
EstIst
Zur Lösung des formulierten Gleichungssystems ist die Annahme eines affinen Ver-
laufs des Schwindens zu dem des Kriechens notwendig. Durch das Einsetzen der
Gleichung (2.33), die einen linearen Zusammenhang aufweist, wird das Gleichungs-
system lösbar. Somit wird diese Vereinfachung ausschließlich aus mathematischen
Gründen eingeführt.
Die Frage ob eine solche Annahme der Wahrheit entspricht, lässt sich mit Hilfe des
Bildes 3.6 beantworten.
48
• Nach EC 2 [6]
εcs (t,t 0s ) = εcs0βs (t − t 0s )
Im Allgemeinen erweist sich die Vorspannung eines Verbundträgers mit Hilfe von
Spanngliedern als problematisch und ist zu vermeiden (s. [68]). Eine übliche Vor-
spannmaßnahme stellt das Absenken des Verbundträgers an den Auflagerpunkten
dar. Dadurch treten an Innenstützen positive Momente auf, die die Betonplatte unter
Druck halten.
Moment zum Zeitpunkt t0:
−1
δE 1 1
Mt0 = 2st +
L 4,89Ii,0 7,78ISt
Mc,ϕ
Nc,ϕ
Nst,ϕ
E st A st Mst,ϕ
Nst,ϕ
Mst,ϕ
EstIst
Mc,ϕ
Nc,ϕ
Nst,ϕ
Est A st
Nst,ϕ
Mst,ϕ
=0
EstIst
Der qualitative Unterschied zwischen den beiden Beanspruchungen zeigt sich im Bild
3.8. Da es kein Umlagerungsmoment im Stahlträger gibt, bilden sich Spannungs-
umlagerungen, bei denen der Stahlträger unter reinem Druck steht. Die Krüm-
mung bleibt zeitlich konstant und ist gleich der Krümmung zum Zeitpunkt t0.
Tabelle 3.3 verdeutlicht die Ermittlung der Umlagerungsgrößen.
50
t∞
MPT,∞
t0
MPT,∞ MPT,∞
ϕt ϕ∞ t0 t t∞
Bei der Ermittlung des zeitlichen Verlaufs der Umlagerungsgrößen infolge der Bela-
stung PT ändern sich nur die Belastungsglieder. Bild 3.10 verdeutlicht den Sachver-
halt.
ϕt
Nc∞,PT
ϕ∞
− dϕ εc (t)
Ec,0 A c
Nc,ϕ dNc,ϕ
dϕ
Ec,0 A c E c,0 A c
ϕ
−Nc∞,PT t Nc,ϕ dNc,ϕ
ϕ∞
ϕt
Mc∞,PT −Mc,ϕ −dMc,ϕ
Mc,ϕ dMc,ϕ ϕ∞
Mc∞,PT
ϕt − dϕ −
E c,0Ic Ec,0Ic
ϕ∞ NPT,t dNPT,t
dϕ
Ec,0Ic
MPT,t dMPT,t
ϕt
Mst∞,PT
ϕ∞
dNst,ϕ ϕ
− Nst∞,PT t −Nst,ϕ −dNst,ϕ
Est A st ϕ∞
Mst,ϕ dMst,ϕ
dMst,ϕ
E stIst
ϕt Ic,0
Mc,ϕ = −λM Mc∞,PT
ϕ∞
(1− e −αM ϕt
)+ I astNc,ϕ BNM
st
Beiwerte Ist
αM =
Ist + Ic,0
A stIst
αNM =
A i,0 (Ii,0 − Ic,0 )
λNM =
(
αNMϕt − 1 − e −αNMϕt )
αNMϕt 1 − e ( −αNMϕt
)
λM =
(
αMϕt − 1 − e −αMϕt )
(
αMϕt 1 − e −αMϕt )
BNM =
αNM αM
(1− e −αNM ϕt
) − α (1− e NM
−αM ϕt
)
αM − αNM αNMϕt − (1 − e ) −αNMϕt
3.4.1 Vorbemerkungen
Xia umgeht in [88] die von Haensel getroffenen Annahmen. Er schlägt ein erwei-
tertes Berechnungsverfahren vor, welches auf einer Integrationsableitungssystematik
basiert.
εc (t)
Nc,t
Mc,t
N(t)
ε st ( t ) M(t )
Nst,t
Mst,t
κ c ( t ) = κst ( t )
A c ∫0
t
N st,t M st,t 1
− a st = J(t, τ)dN c (τ) + ε cs (t) (3.5c)
E st A st E st Ist
Ic ∫0
t
M st,t 1
= J(t, τ)dM c (τ) (3.5d)
E st Ist
Die Ausdrücke
A c ∫0
J(t, τ)dN c (τ) und ∫ J(t, τ)dM c (τ)
t t
1 1
Ic 0
stellen die resultierenden Verzerrungen des Betons zum Zeitpunkt t dar, d.h. sowohl
die ursprünglichen (εc,0, κc,0) als auch die kriecherzeugenden Verzerrungen. Im Ge-
gensatz zu der Differentialableitungssystematik des Abschnitts 3.3 treten resultie-
rende Teilschnittgrößen auf. Die Umlagerungsgrößen sind nicht erkennbar.
Das Gleichungssystem (3.5) lässt sich in einer kompakten Matrixform darstellen:
54
0 dM)c, τ M(t) 0
(3.6)
mit
1
E A 0
δc = (Nachgiebigkeitsmatrix des Betons)
1
c,0 c
(3.7a)
0
E c,0 A c
1 a st
E A + E I E st Ist
a st2
−
δst = st st
1
st st
(Nachgiebigkeitsmatrix des Gesamtstahls) (3.7b)
−
a st
E st Ist E st Ist
1 a st
E A + E I E st Ist
a st a s
−
Ct = (Transformationsmatrix)
1
st st st st
(3.7c)
−E I E st Ist
as
st st
mit
2
ω1,2 =
1 + βst − βc
±
(1 + βst − βc ) − βst (3.9)
2 4
und
Der Ausdruck (3.8) wird von Xia als reduzierte Kriechfunktion bezeichnet. Sie
setzt sich aus der Kriechfunktion J(t, τ), der Gleichung (2.2) und den Querschnittsbei-
werten βc und βst zusammen. Der Ansatz erfasst den zeitlichen Verlauf des Elasti-
zitätsmoduls des Betons und beschreibt das behinderte Kriechen mathematisch
exakt.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 55
β1 =
(Ist + Ic,0 ) A st
A i,0Ii,0
ω1 für r1* , ω2 für r2*
Eigenschaften der • Die Lösungen sind relaxationsfunktionsabhängig
Theorie
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Formeln von Xia von den
reduzierten Relaxationsfunktionen r1* und r2* abhängig sind. Diese Relaxationsfunk-
tionen können ausschließlich numerisch ermittelt werden. Es existieren jedoch
Näherungsansätze, die für die Berechnungspraxis befriedigende Ergebnisse liefern
können.
56
0,7 Ansatz 1:
0,65 Ansatz 1 −
ωiϕt
3.4.3 Schwinden S
Für die Berechnung des Schwindens kann die Annahme (2.33) nicht vermieden
werden.
Tabelle 3.6 Berechnung der Teilschnittgrößen für den Lastfall des Schwindens –
Verfahren von Xia [88]
Es gilt:
N(t) = 0 ⇒ N c,t = − N st,t (zwängungsfrei in Längsrichtung) (3.12)
M st,t M st 0,D
= (konstant-s. Bild 3.8) (3.13)
E st Ist E st Ist
Tabelle 3.7 Berechnung der Teilschnittgrößen für den Lastfall der aufgezwungenen
Deformationen – Verfahren von Xia [88]
Gleichgewicht s. Gln. (3.5a), (3.5b)
A c ∫0
Verträglichkeit Nst,t Mst0,D 1
t
− ast = J( t, τ)dNc (τ)
Est A st EstIst
Ic ∫0
Mst0,D 1
t
= J(t, τ)dMc (τ)
EstIst
Lösungen – Nc,t = Nc0,Dr *
Teilschnittgrößen
Mc,t = Mc0,Dr
Beiwerte A st
αN =
A i,0
αN für r *
Eigenschaften der • Die Lösungen sind relaxationsfunktionsabhängig
Theorie
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
Aufgrund
N c,t M c,t
= r* und =r
N c0,D M c0,D
wird deutlich, dass es sich um ein reines Relaxationsproblem handelt. Durch den
Vergleich der Lösungen aus Tabelle 3.7 mit denen der Tabelle 3.3 ergibt sich für die
Relaxationsfunktionen:
r = e−ϕt (3.14)
und
r* = e −α Nϕt (3.15)
Aus Gln. (3.14) und (3.15) ist zu erkennen, dass das zeitliche Verhalten der Beton-
umlagerungen unabhängig von dem Trägheitsmoment des Querschnitts ist.
58
In Gleichungen (3.5a) und (3.5b) werden die Gesamtlasten affin zum Kriechen ange-
nommen:
ϕt ϕ
N(t) = N PT,t = N PT,∞ und M(t) = M PT,t = t M PT,∞ (3.16)
ϕ∞ ϕ∞
β1 =
(Ist + Ic,0 ) A st
A i,0Ii,0
ω1 für r1* , ω2 für r2*
Eigenschaften der • Die Lösungen sind relaxationsfunktionsabhängig
Theorie
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 59
3.5.1 Vorbemerkungen
Die Berechnung der Umlagerungsgrößen beruht auf den Grundlagen des Abschnitts
2.4.4. Zu einem beliebigen Zeitpunkt tk lässt sich die Gleichung (2.54) anwenden,
woraus folgende Ausdrücke für die Betondehnungen und die Krümmungen eines
Verbundquerschnitts resultieren:
1 ϕ(t k , t mi ) 1 k
∑ ci E (t ) E = A ∑
1 k
ε c (t k ) = N ∆N ci J(t k , t mi ) (3.17a)
c i
∆ +
A c i =1 c,28 c i =1
und
1 ϕ(t k , t mi ) 1 k
∑ ci E (t ) E = I ∑
1 k
κc (t k ) = M ∆M ci J(t k , t mi ) (3.17b)
c i c
∆ +
Ic i =1 c,28 i =1
Das nächste Bild verdeutlicht die Anwendung der Gleichungen (3.17a) und (3.17b)
auf Verbundquerschnitte:
60
Nc0,P
− ϕ( tk ,t 0 )
Ec,28 A c
∑ ∆N J(t ,t
1 k
ci k mi )
Ac i=1 Teilschnittgrößen Umlagerungsgrößen
∑ ∆N
k
−Nc0,P ci
−∑ ∆Mci
k i =1
Mc0,P
∑ ∆MciJ(tk ,tmi )
1 k i =1
−
Mc0,P Ic i=1 t
0
ϕ( t k ,t 0 )
Ec,28Ic N0,P
a
st
M0,P
t
k
−∑
k
∆Nsti
−∑ ∆Nsti
i =1 E st A st k
Nst0,P
∑ ∆M
k i=1
Mst0,P sti
i=1
∑
k
∆Msti
i=1 EstIst
t t
0 k
κ( t )
In diesem Verfahren nehmen die Matrizen der Gleichung (3.6) eine andere Form an:
− E A
1
0
δc = (Nachgiebigkeitsmatrix des Betons)
1
c,28 c
(3.18a)
E c,28 Ic
0
1 a st2 a st
E st Ast E st Ist E st Ist
− +
1
δst = (Nachgiebigkeitsmatrix des Gesamtstahls) (3.18b)
a
E st Ist
− st
E st Ist
Mit Hilfe der Matrizen (3.18) können die Gleichgewichts- und die Verträglichkeits-
bedingungen in einer kompakten Form ausgedrückt werden. Statt eines schwieri-
gen Integrationsgleichungssystems erhält man algebraische Ausdrücke. Diese lassen
sich ohne besondere Schwierigkeiten programmieren und führen zu realistischen
Ergebnissen. Eine Zusammenfassung der Methode erfolgt in Tabelle 3.9.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 61
Tabelle 3.9 Berechnung der Umlagerungsgrößen für den Lastfall der ständigen Lasten
∑ ∆N + ∑ ∆N
Gleichgewicht k k
ci sti =0
i=1 i=1
∑ ∆M + ∑ ∆M + ∑ ∆Nstiast = 0
k k k
ci sti
i=1 i=1 i=1
∑ ∆N J(t ,t ) = −∑ + ast ∑
Verträglichkeit Nc0,P 1 k k
∆Nsti k
∆Msti
− ϕ(t k ,t 0 ) − ci k mi
Ec,28 A c Ac i=1 i =1 E A
st st i =1 E stIst
∑ ∆Mci J(t k ,t mi ) = ∑
Mc0,P 1 k k
∆Msti
ϕ(t k ,t 0 ) +
Ec,28Ic Ic i=1 i=1 E stIst
= ∑
Ncn
n ∆Nck
Mcn
∆Mck
k =1
Beiwerte J* (tk ,tmi ) = Ec,28 J(tk ,tmi )δc + δ st (Kriechfunktionsmatrix)
Annahme keine
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
Bei der Umsetzung des Verfahrens tritt die folgende Matrix auf:
Ein ähnlicher Ausdruck ergibt sich im Integrationsverfahren von Xia (s. Gln. (3.6)
und (3.8)). Die Matrix der Gleichung (3.19) enthält die Nachgiebigkeiten des Stahls
und des Betons, sowie die Kriechfunktion J. Aus den Lösungen der Tabelle 3.9 ist zu
erkennen, dass der Einfluss des behinderten Kriechens ohne diese Matrix nicht
erfasst werden kann, weshalb die Matrix J * als Kriechfunktionsmatrix bezeichnet
wird.
Besonders hervorzuheben ist, dass bei dem inkrementellen Verfahren keine Verein-
fachungen getroffen werden. Das zeitliche Verhalten des Elastizitätsmoduls des
Betons wird berücksichtigt. Die Diagramme des Bildes 3.14 zeigen beispielhaft die
Anwendung.
62
35 -500
-450
30
∆Nci -400
25 -350
20 -300
-250
15 -200
10 -150
∆Mci
-100
5
-50
0 0
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000
1000 60000
800 Mstn = Mst,ϕ
Ncn = Nc,ϕ 50000
600
400 40000
200
30000
0
-200 1 10 100 1000 10000 20000
-400 10000
-600 Nstn = Nst,ϕ Mcn = Mc,ϕ
0
-800
-1000 -10000
1 10 100 1000 10000
4000 180000
3000 160000
Nst,t Mst,t
2000 140000
120000
1000
100000
0
80000
1 10 100 1000 10000
-1000
60000
-2000 40000
Nc,t
-3000 20000
Mc,t
-4000 0
1 10 100 1000 10000
3.5.3 Schwinden S
Im Lastfall Schwinden treten zum Zeitpunkt t0s keine Teilschnittgrößen auf. Die
Gleichgewichts- und die Verträglichkeitsbedingungen können in gleicher Art und
Weise wie im Abschnitt 3.5.2 formuliert werden.
∑ ∆NciJ(t k ,t mi ) = −∑ + ast ∑
Verträglichkeit 1 k k
∆Nsti k
∆Msti
εcs (t k ,t 0s ) −
A c i=1 i =1 E st A st i =1 E stIst
∑ ∑
1 k k
∆Msti
∆ Mci J( t ,t
k mi ) =
Ic i=1 i=1 E stIst
= ∑
Ncn
n ∆Nck
Mcn
∆Mck
k =1
Beiwerte J* (tk ,tmi ) = Ecm J(t k ,t mi )δc + δst (Kriechfunktionsmatrix)
Annahme keine
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
Die Lösungen aus Tabelle 3.10 verbessern das Verfahren von Xia [88], da die An-
nahmen der Tabelle 3.6 entfallen.
0
1
−
δst = E st A st (Nachgiebigkeitsmatrix des Gesamtstahls) (3.20)
0 0
64
Nc0,D
− ϕ(tk ,t 0 )
Ec,28 A c
∑ ∆N J(t ,t
1 k
ci k mi )
Ac i=1
∑ ∆N
k
−Nc0,D ci
−∑ ∆Mci
i =1
k
Mc0,D
Mc0,D
− ∑ ∆Mci J(t k ,tmi )
ϕ(tk ,t 0 ) 1 k i =1
Ec,28Ic
Ic i=1
−∑
k
∆Nsti
E st A st
− ∑ ∆Nsti
i =1 k
Nst0,D
i=1
Mst0,D
Tabelle 3.11 Berechnung der Umlagerungsgrößen für den Lastfall der aufgezwungenen
Deformationen
∑ ∆Nci + ∑ ∆Nsti = 0
Gleichgewicht k k
i=1 i=1
∑ ∆N J(t ,t ) = −∑
Verträglichkeit Nc0,D 1 k k
∆Nsti
− ϕ( tk ,t 0 ) − ci k mi
Ec,28 A c Ac i =1 i =1 E st A st
∑ ∆MciJ(tk ,tmi ) = 0
Mc0,D 1 k
ϕ(tk ,t 0 ) +
Ec,28Ic Ic i=1
= ∑
Ncn
n ∆Nck
Mcn
∆Mck
k =1
Beiwerte J* (tk ,tmi ) = Ec,28 J(tk ,t mi )δc + δst (Kriechfunktionsmatrix)
Annahme keine
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 65
Aus Bild 3.9 ergibt sich für die zeitliche Entwicklung der Teilschnittgrößen PT:
Si,0
− I
∆N ci,PT ϕ(t i , t 0 ) − ϕ(t i −1 , t 0 ) i,0
= M PT,∞
∆M ci,PT
(3.21)
ϕ∞ I
Ii,0
c,0
Dabei ist t0 der Zeitpunkt, bei dem die Entwicklung der Zwängung MPT(t) beginnt.
∑ ∆N
k
1
− ci,PT ϕ( t k ,t mi )
Ec,28 A c i=1
∑ ∆N J(t ,t
1 k
ci k mi )
Ac i=1 Teilschnittgrößen Umlagerungsgrößen
− ∑ ∆Nci,PT
k
∑ ∆N
k
i=1 ci
∑ ∆M −∑ ∆Mci
k i =1
k
∑ ∑ ∆MciJ(tk ,tmi )
ci,PT
1 k 1 k i=1
∆Mci,PT ϕ( tk ,t mi ) − i =1
Ec,28Ic i =1
Ic i=1
MPT (t)
a
st
−∑
k z
k
∆Nsti
E st A st
∑ ∆N −∑ ∆Nsti
i =1 k k
t sti,PT
0
∑ ∆Msti,PT ∑ ∆Msti
i=1 i=1
k k
∑E
i=1 i=1
k
∆Msti
i =1 stIst t
k
Mit Hilfe des Bildes 3.16 lassen sich die Gleichgewichts- und die Verträglich-
keitsbedingungen einfach formulieren. Die Lösungen sind in Tabelle 3.12 zusammen-
gestellt:
66
Tabelle 3.12 Berechnung der Umlagerungsgrößen für den Lastfall der zeitlich
veränderlichen Beanspruchungen
Gleichgewicht (wie in Tabelle 3.9)
∑ ∑ ∆N J(t ,t
Verträglichkeit 1 k
1 k
− ∆Nci,PT ϕ(tk ,tmi ) − ci k mi )=
Ec,28 A c i=1 Ac i=1
∑ ∆Nsti + ∑ ∆M
1 k
ast k
− sti
Est A st i=1 EstIst i=1
∑ ∆M ∑ ∑ ∆M
1 k
1 k 1 k
= ∑
Ncn
n ∆Nck
Mcn
∆Mck
k =1
Beiwerte J* (tk ,tmi ) = Ec,28 J(tk ,tmi )δc + δ st (Kriechfunktionsmatrix)
Annahme keine
Gültigkeitsbereich keine Beschränkung
Für die Berechnung der Umlagerungen mit der differentiellen Methode wird der
Verlauf der Kriechdehnungen nach Trost [50] angenommen.
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 67
A c,0Ic,0
j=
A stIst
Es ist zu erkennen, dass der Beiwert j des Querschnitts 1 wesentlich größer als 0,20
ist. Gemäß Abschnitt 3.3.1 darf die Umlagerung des Betonmoments nicht vernachläs-
sigt werden.
Für die Parameterstudien werden die folgenden Abkürzungen verwendet:
Differentielle Ermittlung der Umlagerungsgrößen → Dif
Verfahren von Xia → Int
Inkrementelle Ermittlung der Umlagerungsgrößen → Num
Relativer Fehler → RF
Querschnitt → QS
Die Momentenbelastung für die Querschnitte 1 und 2 ist 1000 kNm und für Quer-
schnitt 3 10000 kNm, die relative Feuchte ist 50%. Die Spannungen werden in
kN/cm2 angegeben.
68
• Querschnitt 1 • Querschnitt 1
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1666,2 -1664,3 -0,11% -1582,7 -5,01% Nc(t) -1702,0 -1706,1 0,24% -1623,1 -4,64%
Mc(t) 1724,0 1824,9 5,86% 1819,2 5,52% Mc(t) 2463,8 2196,0 -10,87% 2189,8 -11,12%
σc,o -0,546 -0,553 1,28% -0,532 -2,56% σc,o -0,610 -0,591 -3,11% -0,570 -6,56%
σc,u -0,287 -0,279 -2,79% -0,259 -9,76% σc,u -0,241 -0,262 8,71% -0,242 0,41%
σa,o -6,464 -6,465 0,02% -9,454 46,26% σa,o -4,643 -4,678 0,75% -7,723 66,34%
σa,u 19,422 19,403 -0,10% 19,914 2,53% σa,u 18,974 19,030 0,30% 19,550 3,04%
• Querschnitt 2 • Querschnitt 2
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1119,3 -1116,8 -0,22% -1026,3 -8,31% Nc(t) -1285,4 -1265,7 -1,53% -1171,2 -8,89%
Mc(t) 662,9 678,0 2,27% 595,9 -10,11% Mc(t) 949,1 840,3 -11,46% 733,6 -22,70%
σc,o -0,461 -0,463 0,43% -0,422 -8,46% σc,o -0,555 -0,534 -3,78% -0,488 -12,07%
σc,u -0,285 -0,282 -1,05% -0,263 -7,72% σc,u -0,302 -0,310 2,65% -0,293 -2,98%
σa,o -8,591 -8,610 0,22% -9,441 9,89% σa,o -7,040 -7,238 2,81% -8,110 15,20%
σa,u 15,500 15,504 0,03% 15,776 1,78% σa,u 14,975 15,051 0,51% 15,339 2,43%
• Querschnitt 3 • Querschnitt 3
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -2103,0 -2112,6 0,45% -2005,1 -4,65% Nc(t) -2319,5 -2308,3 -0,48% -2202,4 -5,05%
Mc(t) 660,2 709,2 7,42% 635,4 -3,75% Mc(t) 876,9 835,2 -4,76% 740,6 -15,54%
σc,o -0,248 -0,250 0,81% -0,237 -4,44% σc,o -0,277 -0,275 -0,72% -0,261 -5,78%
σc,u -0,219 -0,219 0,00% -0,209 -4,57% σc,u -0,238 -0,238 0,00% -0,228 -4,20%
σa,o -6,344 -6,296 -0,76% -6,829 7,65% σa,o -5,270 -5,326 1,06% -5,851 11,02%
σa,u 4,797 4,791 -0,13% 4,855 1,21% σa,u 4,668 4,675 0,15% 4,738 1,50%
σ c,o
σc,o
σa,o
σa,o
σa,u
σa,u
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 69
• Querschnitt 1 • Querschnitt 1
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1009,5 -1012,5 0,30% -1012,5 0,30% Nc(t) -1151,9 -1131,4 -1,78% -1131,4 -1,78%
Mc(t) 689,0 819,2 18,89% 819,2 18,89% Mc(t) 1502,7 1180,1 -21,47% 1180,1 -21,47%
σc,o -0,304 -0,315 3,62% -0,315 3,62% σc,o -0,401 -0,371 -7,48% -0,371 -7,48%
σc,u -0,201 -0,192 -4,48% -0,192 -4,48% σc,u -0,175 -0,194 10,86% -0,194 10,86%
σa,o -4,787 -4,766 -0,44% -4,766 -0,44% σa,o -3,489 -3,631 4,07% -3,631 4,07%
σa,u 12,152 12,173 0,17% 12,173 0,17% σa,u 12,995 12,853 -1,09% 12,853 -1,09%
• Querschnitt 2 • Querschnitt 2
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -589,6 -589,9 0,05% -589,9 0,05% Nc(t) -800,4 -736,6 -7,98% -736,6 -7,98%
Mc(t) 259,3 283,5 9,32% 283,5 9,32% Mc(t) 551,6 410,2 -25,64% 410,2 -25,64%
σc,o -0,231 -0,234 1,30% -0,234 1,30% σc,o -0,340 -0,300 -11,76% -0,300 -11,76%
σc,u -0,162 -0,159 -1,85% -0,159 -1,85% σc,u -0,193 -0,191 -1,04% -0,191 -1,04%
σa,o -5,739 -5,738 -0,02% -5,738 -0,02% σa,o -4,839 -5,036 4,07% -5,036 4,07%
σa,u 9,378 9,379 0,01% 9,379 0,01% σa,u 9,780 9,582 -2,02% 9,582 -2,02%
• Querschnitt 3 • Querschnitt 3
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -936,3 -998,7 6,67% -998,7 6,67% Nc(t) -1290,4 -1229,2 -4,74% -1229,2 -4,74%
Mc(t) 197,3 274,2 38,96% 274,2 38,96% Mc(t) 444,1 382,6 -13,85% 382,6 -13,85%
σc,o -0,108 -0,117 8,33% -0,117 8,33% σc,o -0,153 -0,145 -5,23% -0,145 -5,23%
σc,u -0,100 -0,105 5,00% -0,105 5,00% σc,u -0,134 -0,128 -4,48% -0,128 -4,48%
σa,o -3,821 -3,766 -1,44% -3,766 -1,44% σa,o -3,320 -3,374 1,63% -3,374 1,63%
σa,u 2,495 2,550 2,20% 2,550 2,20% σa,u 2,737 2,683 -1,97% 2,683 -1,97%
σ c,o
σc,o
σa,o σa,o
σa,u
σa,u
70
• Querschnitt 1 • Querschnitt 1
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1709,5 -1712,4 0,17% -1671,9 -2,19% Nc(t) -1723,7 -1736,0 0,71% -1693,3 -1,76%
Mc(t) 2604,3 2833,3 8,79% 3051,8 17,18% Mc(t) 3022,5 3256,0 7,72% 3531,8 16,85%
σc,o -0,623 -0,641 2,89% -0,647 3,85% σc,o -0,658 -0,678 3,04% -0,688 4,56%
σc,u -0,232 -0,216 -6,90% -0,189 -18,53% σc,u -0,204 -0,190 -6,86% -0,158 -22,55%
σa,o -4,273 -4,009 -6,18% -5,340 24,97% σa,o -3,465 -2,853 -17,66% -4,228 22,02%
σa,u 18,885 18,797 -0,47% 18,983 0,52% σa,u 18,669 18,522 -0,79% 18,704 0,19%
• Querschnitt 2 • Querschnitt 2
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -1316,1 -1350,4 2,61% -1339,1 1,75% Nc(t) -1394,1 -1455,7 4,42% -1443,2 3,52%
Mc(t) 994,9 1084,1 8,97% 1091,5 9,71% Mc(t) 1153,5 1252,9 8,62% 1263,1 9,50%
σc,o -0,571 -0,595 4,20% -0,592 3,68% σc,o -0,619 -0,652 5,33% -0,649 4,85%
σc,u -0,306 -0,306 0,00% -0,301 -1,63% σc,u -0,311 -0,318 2,25% -0,313 0,64%
σa,o -6,775 -6,429 -5,11% -6,530 -3,62% σa,o -6,023 -5,449 -9,53% -5,560 -7,69%
σa,u 14,879 14,765 -0,77% 14,796 -0,56% σa,u 14,628 14,435 -1,32% 14,469 -1,09%
• Querschnitt 3 • Querschnitt 3
Num. Int. RF Dif. RF Num. Int. RF Dif. RF
Nc(t) -2375,2 -2391,7 0,70% -2392,1 0,71% Nc(t) -2471,8 -2527,9 2,27% -2527,9 2,27%
Mc(t) 931,6 982,9 5,50% 982,5 5,47% Mc(t) 1046,6 1105,6 5,64% 1105,5 5,63%
σc,o -0,285 -0,288 1,05% -0,288 1,05% σc,o -0,298 -0,305 2,35% -0,305 2,35%
σc,u -0,243 -0,244 0,41% -0,244 0,41% σc,u -0,251 -0,256 1,99% -0,256 1,99%
σa,o -4,993 -4,910 -1,66% -4,909 -1,68% σa,o -4,513 -4,235 -6,16% -4,235 -6,16%
σa,u 4,635 4,624 -0,24% 4,624 -0,24% σa,u 4,577 4,543 -0,74% 4,543 -0,74%
σ c,u
σc,u
σa,o
σa,o
σa,u
σa,u
3 Teilschnittgrößen und Umlagerungsgrößen infolge Kriechen und Schwinden 71
•Querschnitt 1 •Querschnitt 2
Num. Int. RF Dif. RF Num. Xia RF Haensel RF
Nc(t) 261,5 231,6 -11,45% 219,7 -15,99% Nc(t) 702,4 554,6 -21,05% 552,8 -21,30%
Mc(t) 1540,0 726,2 -52,84% 699,9 -54,55% Mc(t) 460,9 193,1 -58,10% 193,2 -58,08%
σc,o -0,050 0,003 -106,00% 0,002 -104,00% σc,o 0,169 0,159 -5,92% 0,159 -5,92%
σc,u 0,181 0,112 -38,12% 0,107 -40,88% σc,u 0,300 0,211 -29,67% 0,210 -30,00%
σa,o -8,520 -7,983 -6,30% -7,566 -11,20% σa,o -6,235 -4,959 -20,47% -4,943 -20,72%
σa,u 1,164 1,224 5,15% 1,158 -0,52% σa,u 1,899 1,536 -19,12% 1,531 -19,38%
•Querschnitt 3
Num. Xia RF Haensel RF
Nc(t) 1578,5 1274,9 -19,23% 1274,1 -19,29%
σ c,o
Mc(t) 1255,3 435,1 -65,34% 434,9 -65,35%
σc,o 0,147 0,132 -10,20% 0,132 -10,20%
σc,u 0,203 0,151 -25,62% 0,151 -25,62%
σa,o -7,788 -6,300 -19,11% -6,296 -19,16%
σa,u 0,924 0,750 -18,83% 0,749 -18,94% σ c,u
σ a ,u σa,o
In diesem Kapitel sind drei Berechnungsverfahren für die Ermittlung der Umlage-
rungsgrößen eines Verbundquerschnitts vorgestellt und erläutert worden. Das erste
Verfahren wird von Sattler in [77] vorgeschlagen. Es basiert auf der Dischinger-
ableitungssystematik und beschreibt das zeitliche Verhalten der Umlagerungsgrößen
durch exponentielle Funktionen. Nachteil dieser Methode ist, dass keine analytische
Lösung ohne Annahmen für den Elastizitätsmodul des Betons, den zeitlichen Verlauf
des Schwindens und die Umlagerung des Betonmomentes erzielt werden kann.
Das zweite Verfahren wird von Xia in [88] entwickelt. Xia betrachtet das Phänomen
des Kriechens über den gesamten Zeitraum und berücksichtigt den Einfluss der
Umlagerung des Betonmomentes auf die Normalkraft. Dies macht sein Verfahren
für Verbundquerschnitte mit dicken Betonplatten ( j> >0,20 ) vorteilhaft. Es ist
jedoch wichtig zu betonen, dass die Genauigkeit seines Verfahrens von der
Genauigkeit der ausgewählten Relaxationsfunktionen ri* abhängig ist.
Das dritte Verfahren erfasst das Kriechen inkrementell. Die zeitliche Integration ei-
ner Umlagerung wird durch eine algebraische Summe ersetzt. Dadurch können die
Umlagerungsgrößen schrittweise und ohne Vereinfachungen berechnet werden. Die
Anwendung der Methode wird im Bild 3.14 gezeigt. Aus dem Vergleich der
Lösungen des inkrementellen Verfahrens mit denen des Verfahrens von Xia wird eine
72
4.1 Übersicht
Für die Bestimmung der Kriechbeiwerte stehen drei Berechnungsverfahren zur Ver-
fügung. Sie sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.
Tabelle 4.1 Berechnungsverfahren für die Kriechbeiwerte von Verbundquerschnitten
In diesem Kapitel wird gezeigt, wie sich die Relaxationskennwerte und die Kriech-
beiwerte bestimmen lassen. Ziel ist es, die mechanische Deutung dieser Beiwerte zu
veranschaulichen und die Unterschiede der Berechnungsverfahren darzulegen und zu
diskutieren.
1
χ(t ∞ ,t 0 ) =
1 (4.1)
1+
t0
Für einen Belastungsbeginn kleiner als 28 Tage, kann der Relaxationskennwert nach
Gleichung (4.1) bis zu 20% von der genauen Lösung abweichen. Klassische Arbeiten
für die Berechnung des Relaxationskennwertes für Betonbauteile sind die von Trost
[35], Bazant [9] und von Zerna [37].
Bei Verbundquerschnitten nimmt Gleichung (4.1) eine komplizierte Form an. In
solchen Fällen spielt der Stahlanteil eine wichtige Rolle. Daher müssen die Beiwerte
αN, αM und αNM in den Ausdruck des Relaxationskennwertes eingeführt werden.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Betonnormalkraft und das Betonbiegemoment
ein unterschiedliches zeitliches Verhalten aufweisen. Zur exakten Beschreibung gibt
es somit bei Verbundquerschnitten zwei Alterungsbeiwerte (χN und χM).
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 75
Das nächste Bild veranschaulicht, wie sich die Verträglichkeitsbedingungen mit Hilfe
von Relaxationskennwerten formulieren lassen.
Nc0,P
− ϕt
Ec,28 A c εcs ( t,t 0s )
Nc,ϕ Nc,ϕ Nc,ϕ Nc,ϕ
χNϕt χNϕt
Ec,28 A c Ec,0 A c Ec,28 A c Ec,0 A c
Mst,ϕ Mst,ϕ
E stIst E stIst
Nc0,D Nc∞,PT ϕt
− ϕt − ( χN ϕ t )
Ec,28 A c Ec,28 A c ϕ∞
Nc,ϕ Nc,ϕ Nc,ϕ Nc,ϕ
χNϕt χNϕt
Ec,28 A c Ec,0 A c Ec,28 A c Ec,0 A c
N 1
φ t + c,φ + N φt
N c,0 χ
ε c,φ (t) − ε cs (t) =
A c E c,0 E c,28
(4.2a)
E c,28 A c
76
1
+ M φt
M c,0 M χ
κ c,φ (t) = φ t + c,φ
E c,0 E c,28
(4.2b)
E c,28 Ic Ic
• Ständige Lasten P:
1
N c0,P 1 M A a
χ N,P = − − c,φ c,0 st (4.3a)
α NM N c,φ Ist
−
N c,φ β E,0 φ t
1 1
M c0,P N I a
χ M,P = − − c,φ c,0 st (4.3b)
β E,0 φ t α M M c,φ Ist
−
M c,φ
• Schwinden S:
1 1
N sh,t M A a
χ N,S = − − c,φ c,0 st
β E,0 φ t α NM N c,φ Ist
− (4.4a)
N c,φ
1 N c,φ Ic,0a st 1
χ M,S =
α M
(4.4b)
β E,0φ t M c,φ Ist
−
• Aufgezwungene Deformationen D:
N c0,D 1
χ N,D = − − (4.5a)
N c,φ α Nβ E,0 φ t
M c0,D 1
χ M,D = − − (4.5b)
M c,φ β E,0 φ t
1 1
−
N c,φ M A a
χ N,PT = + c,φ c,0 st (4.6a)
N c,φ + N c,PT β E,0φ t α NM N c,φ Ist
1
−
M c,φ 1 N I a
χ M,PT = + c,φ c,0 st (4.6b)
M c,φ + M c,PT β E,0 φ t α M M c,φ Ist
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 77
Die Beiwerte αN, αM, αNM und die Schwindkraft Nsh,t können den Tabellen des
Abschnitts 3.3 entnommen werden. Es ist festzuhalten, dass die obigen Gleichungen
die genauen Lösungen darstellen. In der Literatur befinden sich Näherungslösungen,
bei denen das Betonmoment bei der Ermittlung der Umlagerungsgröße für die
Normalkraft vernachlässigt wird (s. auch Tabelle 3.1). Haensel schlägt auf dieser
Grundlage einen linearen Zusammenhang zwischen den Relaxationskennwerten und
den Querschnittsbeiwerten αN, αM und αNM vor.
Für die Lastfälle P, PT und S gilt:
χ N,L =0,5+0,08α NM φ t (4.7a)
Die Vorgehensweise für die Berechnung der Gleichungen (4.7) ist in Abschnitt 2.7
gezeigt worden. Nach dem Vorschlag von Trost müssen die Kriechzahl φt und der
Elastizitätsmodul des Betons reduziert werden:
φt
φt → (4.9a)
1, 4
E c,0
E c,0 → (4.9b)
1,4
Relaxationskennwert nach
Haensel [50]:
0.9 χ = 0,5 + 0,08αφ t
0.8 5 für
χ 0.7 0≤α≤1
0.6 4
0.5
und
0 3φ 1≤φt≤5
0.2 t
0.4 2
α 0.6
0.8
11
• Ständige Lasten P:
1
χ N,P (t ∞ ,t 0 ) = 3
f(RH) (1 + α NM ) (4.10a)
1+
t0
1
χ M,P (t ∞ ,t 0 ) =
f(RH)α M (4.10b)
1+
t0
• Schwinden S:
45 0,3
χ N,S (t ∞ ,t 0s ) = χ M,S (t ∞ ,t 0s ) = + 0,20log(t 0s ) + 2 ( 0,5 − RH% ) , h0 in mm (4.11)
h0 t 0s
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 79
• Aufgezwungene Deformationen D:
1
χ N,D (t ∞ ,t 0 ) =
f(RH) (1 + α N ) (4.12a)
1+
t0
χ M,D (t ∞ ,t 0 ) =
1
f(RH) (4.12b)
1+
t0
mit
f(RH) = 0,33 + 1,33RH% (4.13)
Es ist zu erkennen, dass die Gleichungen der ständigen Lasten P und der aufge-
zwungenen Deformationen D eine zur Gleichung (4.1) vergleichbare Form auf-
weisen. Des Weiteren weisen die Relaxationskennwerte der Gleichungen (4.10) und
(4.12) einen in Abhängigkeit der Querschnittsbeiwerten αN, αM, und αNM nicht-
linearen Zusammenhang auf.
In der nachfolgenden Tabelle werden die Ergebnisse für die Alterungsbeiwerte der
vier vorgestellten Methoden zusammengestellt. Das Verfahren von Haensel wird
ohne den Vorschlag von Trost (s. Gln. 4.9) verwendet. Der betrachtete Verbundquer-
schnitt ist Bild 3.14 zu entnehmen.
Tabelle 4.2 Berechnung der Relaxationskennwerte mit unterschiedlichen Verfahren
χN χM χN χM χN χM χN χM
Tabelle 4.2 zeigt, dass die größten Abweichungen bei dem Verfahren von Haensel
auftreten. Dies ist auf die Annahmen der differentiellen Ermittlung der Umlage-
rungsgrößen zurückzuführen (s. Abschnitt 3.3). Es ist ebenfalls zu erkennen, dass die
80
1,0 0,9
0,9 0,8
0,8 0,7
0,7 0,6
0,6
0,5 χ
0,5 χ
0,4
0,4
0,3 0,3
0,2 0,2
0,1 0,1
0,0 0,0
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000
1,0 1,0
0,9 0,9
0,8 0,8
0,7 0,7
0,6 0,6
0,5 χ 0,5 χ
0,4 0,4
0,3 0,3
0,2 0,2
0,1 0,1
0,0 0,0
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000
Bild 4.4 Vergleich zwischen dem inkrementellen Verfahren und dem von Haensel [50]
- Relaxationskennwerte
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 81
In den vorherigen Kapiteln ist gezeigt worden, dass für die Berechnung der Umlage-
rungsgrößen eines Verbundquerschnitts zwei Alternativen zur Verfügung stehen. Die
erste wird im Kapitel 3 erörtert und bezieht sich auf die differentielle oder inkre-
mentelle Erfassung von Mc,φ und Nc,φ. Das inkrementelle Verfahren basiert auf einer
realistischen Erfassung des Kriechproblems und liefert ausgezeichnete Ergebnisse. Es
ist für die Praxis allerdings rechenaufwändig. Das Verfahren mit Hilfe von Relaxa-
tionskennwerten ist berechnungsfreundlicher. Mit den zu empfehlenden Gleichungen
(4.10)-(4.12) lassen sich ausreichend genaue Ergebnisse erzielen.
Das Gesamtquerschnittverfahren von Haensel [50] ermöglicht die Erfassung eines
Verbundquerschnitts als Stahlquerschnitt zum Zeitpunkt t. Dadurch kann die prinzipi-
elle Vorgehensweise für Verbundquerschnitte des Abschnitts 3.2 an den gesamten
Zeitraum [t, t0] angewendet werden. Da der Beton bei einer Normal- und einer
Momentenbeanspruchung ein unterschiedliches zeitliches Verhalten aufweist, sind
zwei Kriechbeiwerte ψA,L und ψI,L notwendig. Sie sind von den Relaxationskenn-
werten χN,L und χM,L abhängig und beeinflussen die Reduktionszahlen nA,L und nI,L.
Tabelle 4.3 Das Gesamtquerschnittverfahren (L=P, S, PT, D)
Ac Ic
A c,L = Ic,L =
nA,L nI,L
A st a st
zi,L = Ii,L = Ic,L + Ist +Si,L a st
A i,L
NL ML n A,L
σi,L = ± zi,L ± hc
A i,LnA,L Ii,Ln A,L nI,L
Aus Tabelle 4.3 ist erkennbar, dass die Genauigkeit der Methode von der Genauig-
keit der Kriechbeiwerte ψ abhängig ist. Um die Beiwerte zu bestimmen, benutzt
Haensel [50] die folgende Spannungs-Dehnungsbeziehung:
σ c,t
ε c,t = [1 + ψφ t ] + ε cs,t (4.15)
E c,0
mit
ε c,t = ε c,0 + ε c,φ (4.16)
82
Vergleicht man die Gleichung (4.15) mit der Gleichung (2.47), ergibt sich mit
Ec,28=Ec,0 die allgemeine Beziehung zwischen χ und ψ.
σ c,0
ψ = χ + (1 − χ ) (4.17)
σ c,t
κc,t = κ st,t
Mc,t Nc,t + Nst,t = 0
ε c,t
−Nc,t Mst,t + Nst,t a st + Mc,t = M
M Nc,t N M
Mst,t (1 + ψ A,Pϕt ) = st,t − st,t ast
Ec,0 A c Est A st EstIst
Nst,t
ε st,t Mc,t M
(1 + ψI,Pϕt ) = st,t
Ec,0Ic EstIst
κc,t = κ st,t
Nc,t + Nst,t = 0
ε c,t
−Nc,t Mst,t + Nst,t ast + Mc,t = M ⇒M st,t + Nst,t a st = M
M Nc,t N M
Mst,t (1 + ψ A,Pϕt ) = st,t − st,t ast
Ec,0 A c Est A st EstIst
ε st,t Nst,t
Mc,t M
(1 + ψI,Pϕt ) = st,t
Ec,0Ic EstIst
7,6
7 Tage exakte Lös. Näherungslösung
hc φt ψA ψI ψA RF ψI RF
6,6
5,6
8 3,84 1,145 1,803 1,148 0,26% 6,428 256,52%
10 3,70 1,099 1,772 1,103 0,36% 3,958 123,36% ψI 4,6
12 3,59 1,071 1,728 1,077 0,56% 2,784 61,11% 3,6
14 3,50 1,052 1,667 1,060 0,76% 2,078 24,66% 2,6
16 3,43 1,038 1,594 1,049 1,06% 1,607 0,82%
1,6
18 3,37 1,027 1,514 1,040 1,27% 1,276 -15,72%
20 3,32 1,017 1,434 1,034 1,67% 1,035 -27,82% 0,6
8 10 12 14 16 18 20
1,6
28 Tage exakte Lös. Näherungslösung
hc φt ψA ψI ψA RF ψI RF 1,4
8 2,96 1,061 1,299 1,063 0,19% 1,482 14,09%
10 2,85 1,042 1,289 1,044 0,19% 1,361 5,59% 1,2
12 2,76 1,030 1,274 1,033 0,29% 1,239 -2,75% ψI
1,0
14 2,70 1,022 1,253 1,026 0,39% 1,115 -11,01%
16 2,64 1,015 1,227 1,021 0,59% 0,995 -18,91%
0,8
18 2,59 1,010 1,198 1,018 0,79% 0,880 -26,54%
20 2,55 1,006 1,168 1,015 0,89% 0,775 -33,65% 0,6
8 10 12 14 16 18 20
Aus den Ergebnissen der Tabelle 4.5 wird deutlich, dass die Vernachlässigung von
Mc,t einen sehr geringen Einfluss auf den Kriechbeiwert ψA hat. Die maximale
Abweichung von 1,67% tritt für eine Betondicke von 20 cm auf (t0=7 Tage). Bei der
84
näherungsweisen Ermittlung wird deutlich, dass sich der Beiwert ψI sehr empfindlich
auf die Änderung der Plattendicke verhält. Im Allgemeinen sind die Abweichungen
zwischen den exakten und den Näherungslösungen für dünne Platten mit kurzen Be-
lastungsbeginnen sehr groß.
Die exakten Lösungen weisen ein robustes Verhalten auf und können somit bes-
ser tabelliert werden. Aus diesem Grund ist die Berücksichtigung von Mc,t vorteil-
haft.
Für die Lastfälle S und der PT stimmen die Kriechbeiwerte mit den entsprechenden
Relaxationskennwerten überein (s. [88]). Daher lassen sich zur Bestimmung der
Kriechbeiwerte die Gleichungen (4.11) und (4.14) anwenden.
Bei den eingeprägten Deformationen ergeben sich die Kriechbeiwerte über folgende
Formel:
1
ψ A,D = (4.18a)
1 − α N φ t (1 − χ N,D )
1
ψ I,D = (4.18b)
1 − φ t (1 − χ M,D )
Kindmann und Xia schlagen in [58] Kriechbeiwerte vor, die auf den exakten
Lösungen nach [88] basieren. Ihre Werte gelten unter folgenden Voraussetzungen:
Ast
≤ 0,30 (4.19a)
Ai,0
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 85
Ist
≤ 0,50 (4.19b)
Ii,0
und
Ic,0
≤ 0, 20 (4.19c)
Ii,0
Für Verbundträger mit hohem Betonanteil treffen diese Voraussetzungen nicht zu.
Derartige Querschnitte werden in Kapitel 6 ausführlich betrachtet.
Die von Hanswille vorgeschlagenen Kriechbeiwerte basieren nicht auf der Annahme
eines zum Kriechen affinen Verlauf des Schwindens, was sich in den deutlich kleine-
ren Werten wiederspiegelt.
Die Kriechbeiwerte aus [70] werden für Vorbemessungen von Verbundträgern als
geeignet bezeichnet und beruhen auf der Forschungsarbeit von Haensel [50]. Auf-
fällig ist ebenfalls der sehr hohe Wert von ψI,D.
ψI,D
ϕt
Bild 4.5 Vergleich des Kriechbeiwerts ψI,D aus [70] mit der numerischen Methode
Bild 4.5 zeigt die Abminderung des Kriechbeiwerts ψI,D für große Kriechzahlen φt,
also eine Abminderung der Kriechumlagerungen während der Zunahme des
Kriechens, die keine mechanische Deutung hat. Der falsche Verlauf von ψI,D ist auf
den Relaxationskennwert χM,D der Gleichung 4.8b zurückzuführen. Im Allgemeinen
ist dieser Kriechbeiwert deutlich kleiner als 4. Die numerische Methode stimmt
mit den vorgeschlagenen Kriechbeiwerten von [52] überein.
Nachfolgend werden die Spannungen für die unterschiedlichen Kriechbeiwerte aus
Tabelle 4.6 verglichen (Querschnitte aus Tabelle 3.13). Es ist zu beachten, dass
gemäß Haensel [50] und EC 4-2 [5] gilt:
E
n 0 = st und βE,0 = 1 für alle φt
E cm
86
• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,546 -0,553 1,28% -0,542 -0,73% -0,592 8,42% -0,566 3,66%
σc,u -0,287 -0,279 -2,79% -0,284 -1,05% -0,229 -20,21% -0,236 -17,77%
σa,o -6,464 -6,465 0,02% -6,952 7,55% -6,903 6,79% -8,366 29,42%
σa,u 19,422 19,403 -0,10% 19,506 0,43% 19,367 -0,28% 19,657 1,21%
• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,461 -0,463 0,43% -0,469 1,74% -0,503 9,11% -0,460 -0,22%
σc,u -0,285 -0,282 -1,05% -0,301 5,61% -0,265 -7,02% -0,248 -12,98%
σa,o -8,591 -8,610 0,22% -8,273 -3,70% -8,251 -3,96% -9,078 5,67%
σa,u 15,500 15,504 0,03% 15,404 -0,62% 15,364 -0,88% 15,636 0,88%
• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,248 -0,250 0,81% -0,249 0,40% -0,255 2,82% -0,239 -3,63%
σc,u -0,219 -0,219 0,00% -0,223 1,83% -0,217 -0,91% -0,205 -6,39%
σa,o -6,344 -6,296 -0,76% -6,236 -1,70% -6,235 -1,72% -6,874 8,35%
σa,u 4,797 4,791 -0,13% 4,784 -0,27% 4,783 -0,29% 4,860 1,31%
• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,610 -0,591 -3,11% -0,574 -5,90% -0,630 3,28% -0,619 1,48%
σc,u -0,241 -0,262 8,71% -0,274 13,69% -0,212 -12,03% -0,218 -9,54%
σa,o -4,643 -4,678 0,75% -5,135 10,60% -5,094 9,71% -5,578 20,14%
σa,u 18,974 19,030 0,30% 19,144 0,90% 18,991 0,09% 19,094 0,63%
• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,555 -0,534 -3,78% -0,527 -5,05% -0,565 1,80% -0,547 -1,44%
σc,u -0,302 -0,310 2,65% -0,328 8,61% -0,287 -4,97% -0,281 -6,95%
σa,o -7,040 -7,238 2,81% -7,111 1,01% -7,089 0,70% -7,420 5,40%
σa,u 14,975 15,051 0,51% 15,023 0,32% 14,978 0,02% 15,088 0,75%
• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,277 -0,275 -0,72% -0,271 -2,17% -0,277 0,00% -0,271 -2,17%
σc,u -0,238 -0,238 0,00% -0,240 0,84% -0,234 -1,68% -0,230 -3,36%
σa,o -5,270 -5,326 1,06% -5,363 1,76% -5,361 1,73% -5,602 6,30%
σa,u 4,668 4,675 0,15% 4,680 0,26% 4,678 0,21% 4,707 0,84%
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 87
• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,304 -0,315 3,62% -0,263 -13,49% -0,323 6,25% -0,311 2,30%
σc,u -0,201 -0,192 -4,48% -0,185 -7,96% -0,140 -30,35% -0,137 -31,84%
σa,o -4,787 -4,766 -0,44% -5,578 16,52% -5,383 12,45% -5,578 16,52%
σa,u 12,152 12,173 0,17% 11,385 -6,31% 11,581 -4,70% 11,385 -6,31%
• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,231 -0,234 1,30% -0,219 -5,19% -0,262 13,42% -0,250 8,23%
σc,u -0,162 -0,159 -1,85% -0,169 4,32% -0,143 -11,73% -0,138 -14,81%
σa,o -5,739 -5,738 -0,02% -5,776 0,64% -5,696 -0,75% -5,776 0,64%
σa,u 9,378 9,379 0,01% 9,368 -0,11% 9,448 0,75% 9,368 -0,11%
• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,108 -0,117 8,33% -0,111 2,78% -0,120 11,11% -0,115 6,48%
σc,u -0,100 -0,105 5,00% -0,103 3,00% -0,103 3,00% -0,099 -1,00%
σa,o -3,821 -3,766 -1,44% -3,808 -0,34% -3,771 -1,31% -3,808 -0,34%
σa,u 2,495 2,550 2,20% 2,522 1,08% 2,559 2,57% 2,522 1,08%
• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,401 -0,371 -7,48% -0,298 -25,69% -0,369 -7,98% -0,406 1,25%
σc,u -0,175 -0,194 10,86% -0,201 14,86% -0,144 -17,71% -0,146 -16,57%
σa,o -3,489 -3,631 4,07% -4,565 30,84% -4,374 25,37% -3,847 10,26%
σa,u 12,995 12,853 -1,09% 11,942 -8,10% 12,133 -6,63% 12,660 -2,58%
• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,340 -0,300 -11,76% -0,258 -24,12% -0,309 -9,12% -0,347 2,06%
σc,u -0,193 -0,191 -1,04% -0,196 1,55% -0,163 -15,54% -0,179 -7,25%
σa,o -4,839 -5,036 4,07% -5,222 7,91% -5,135 6,12% -4,885 0,95%
σa,u 9,780 9,582 -2,02% 9,422 -3,66% 9,508 -2,78% 9,759 -0,21%
• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,153 -0,145 -5,23% -0,129 -15,69% -0,139 -9,15% -0,156 1,96%
σc,u -0,134 -0,128 -4,48% -0,120 -10,45% -0,119 -11,19% -0,132 -1,49%
σa,o -3,320 -3,374 1,63% -3,481 4,85% -3,441 3,64% -3,325 0,15%
σa,u 2,737 2,683 -1,97% 2,589 -5,41% 2,629 -3,95% 2,745 0,29%
88
• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,623 -0,641 2,89% -0,643 3,21% -0,676 8,51% -0,639 2,57%
σc,u -0,232 -0,216 -6,90% -0,226 -2,59% -0,184 -20,69% -0,207 -10,78%
σa,o -4,273 -4,009 -6,18% -3,116 -27,08% -3,429 -19,75% -4,734 10,79%
σa,u 18,885 18,797 -0,47% 18,656 -1,21% 18,615 -1,43% 18,913 0,15%
• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,571 -0,595 4,20% -0,622 8,93% -0,638 11,73% -0,580 1,58%
σc,u -0,306 -0,306 0,00% -0,342 11,76% -0,305 -0,33% -0,291 -4,90%
σa,o -6,775 -6,429 -5,11% -5,564 -17,87% -5,827 -13,99% -6,827 0,77%
σa,u 14,879 14,765 -0,77% 14,497 -2,57% 14,554 -2,18% 14,891 0,08%
• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,285 -0,288 1,05% -0,300 5,26% -0,300 5,26% -0,281 -1,40%
σc,u -0,243 -0,244 0,41% -0,259 6,58% -0,251 3,29% -0,238 -2,06%
σa,o -4,993 -4,910 -1,66% -4,303 -13,82% -4,489 -10,09% -5,187 3,89%
σa,u 4,635 4,624 -0,24% 4,552 -1,79% 4,574 -1,32% 4,657 0,47%
• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,658 -0,678 3,04% -0,682 3,65% -0,719 9,27% -0,671 1,98%
σc,u -0,204 -0,190 -6,86% -0,197 -3,43% -0,152 -25,49% -0,188 -7,84%
σa,o -3,465 -2,853 -17,66% -2,054 -40,72% -2,303 -33,54% -3,599 3,87%
σa,u 18,669 18,522 -0,79% 18,390 -1,49% 18,330 -1,82% 18,655 -0,07%
• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,619 -0,652 5,33% -0,679 9,69% -0,698 12,76% -0,629 1,62%
σc,u -0,311 -0,318 2,25% -0,353 13,50% -0,313 0,64% -0,303 -2,57%
σa,o -6,023 -5,449 -9,53% -4,633 -23,08% -4,865 -19,23% -5,972 -0,85%
σa,u 14,628 14,435 -1,32% 14,182 -3,05% 14,227 -2,74% 14,604 -0,16%
• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,298 -0,305 2,35% -0,317 6,38% -0,318 6,71% -0,297 -0,34%
σc,u -0,251 -0,256 1,99% -0,270 7,57% -0,262 4,38% -0,249 -0,80%
σa,o -4,513 -4,235 -6,16% -3,669 -18,70% -3,828 -15,18% -4,573 1,33%
σa,u 4,577 4,543 -0,74% 4,476 -2,21% 4,494 -1,81% 4,584 0,15%
4 Die Berechnung der Relaxationskennwerte und der Kriechbeiwerte 89
• Querschnitt 1
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o -0,050 0,003 -106,00% 0,072 -244,00% -0,011 -78,00% -0,066 32,00%
σc,u 0,181 0,112 -38,12% 0,196 8,29% 0,131 -27,62% 0,200 10,50%
σa,o -8,520 -7,983 -6,30% -8,173 -4,07% -8,102 -4,91% -8,614 1,10%
σa,u 1,164 1,224 5,15% 1,238 6,36% 1,203 3,35% 1,137 -2,32%
• Querschnitt 2
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o 0,169 0,159 -5,92% 0,217 28,40% 0,160 -5,33% 0,164 -2,96%
σc,u 0,300 0,211 -29,67% 0,285 -5,00% 0,237 -21,00% 0,340 13,33%
σa,o -6,235 -4,959 -20,47% -5,449 -12,61% -5,304 -14,93% -6,677 7,09%
σa,u 1,899 1,536 -19,12% 1,682 -11,43% 1,632 -14,06% 2,017 6,21%
• Querschnitt 3
Numerisch Kind./Xia RF BK 1993 RF EC 4-2 RF Hanswille RF
σc,o 0,147 0,132 -10,20% 0,193 31,29% 0,135 -8,16% 0,148 0,68%
σc,u 0,203 0,151 -25,62% 0,217 6,90% 0,163 -19,70% 0,204 0,49%
σa,o -7,788 -6,300 -19,11% -6,754 -13,28% -6,624 -14,95% -7,823 0,45%
σa,u 0,924 0,750 -18,83% 0,803 -13,10% 0,788 -14,72% 0,928 0,43%
Mit der Ausnahme des Schwindens zeigen die von Kindmann/Xia [58] vorge-
schlagenen Kriechbeiwerte befriedigende Ergebnisse. Sie sind genauer als die aus
[70] und dem EC4-2 [5]. Im Fall des Schwindens führen sie zu einer Unterschätzung
der Betonspannungen. Die Annahme eines zum Kriechen affinen Verlaufs des
Schwindens ist der Hauptgrund für dieses unsichere Verhalten (s. Abschnitt 3.4.3).
In [70] befinden sich die von Haensel vorgeschlagenen Kriechbeiwerte. Die
Untersuchungen haben gezeigt, dass sie die größeren unsicheren Abweichungen
aufweisen. Die Annahme eines zeitlich konstanten Elastizitätsmoduls des Betons, die
Vernachlässigung des Betonmoments bei der Berechnung der Kriechbeiwerte, der
zum Kriechen affin angenommene Verlauf des Schwindens und die Kriechfunktion-
abhängigkeit des Verfahrens führen im Allgemeinen zu einer ungenauen Ein-
schätzung der Spannungen.
EC4-2 [5] schlägt Kriechbeiwerte vor, bei denen ψA=ψI ist. Da normalerweise ψA<ψI
ist, führt das Gleichsetzen der Kriechbeiwerte ψA und ψI zu konservativeren
Betonspannungen σc,o. Im Fall des Schwindens trifft dies nicht zu, da der Kriech-
beiwert ψA=ψI=0,55 sehr hoch ist.
90
Es kann zusammenfassend festgestellt werden, dass sich die von Hanswille [52]
vorgeschlagenen Kriechbeiwerte den Ergebnissen der inkrementellen Methoden
annähern. Dies ist besonders im Fall des Schwindens erkennbar, bei dem für t0s=1
Tag ψA=ψI=0,15 ist. Die Untersuchung hat bestätigt, dass dieser Wert den Span-
nungszustand des Schwindens hinreichend genau beschreiben kann.
Mit den vorherigen Ausführungen erfolgt die Beurteilung der Berechnungsverfahren
nach den folgenden Gesichtspunkten:
I. Erfassung der zeitlichen Entwicklung des Elastizitätsmoduls des Betons.
II. Vollständige Berücksichtigung aller Teilschnittgrößen in den Gleichgewichts- und
Verträglichkeitsbedingungen bei der Berechnung von Relaxations- und Kriech-
beiwerten.
III. Verwendung einer beliebigen Kriechfunktion.
IV. Entwicklung des Schwindens unabhängig vom Kriechen.
Basierend auf diesen Anforderungen ist die Bewertung der Verfahren in Tabelle 4.11
zusammengestellt.
Tabelle 4.11 Sichtung der Verfahren zur Berechnung von Kriechbeiwerte
Es wird deutlich, dass keines der Verfahren alle Kriterien erfüllt. Die Rela-
xationskennwerte der Gleichungen 4.10 weisen eine hohe Genauigkeit auf (s. Ta-
belle 4.2) und sind daher zu empfehlen. Die Kombination dieser Kennwerte mit den
genauen Lösungen für die Kriechbeiwerte aus [88] führt zu einem verbesserten
Verfahren, bei dem sämtliche Parameter ohne Annahmen berücksichtigt werden. Die
Frage, ob eine solche Genauigkeit für die Bestimmung der Kriechbeiwerte notwendig
ist, wird im nächsten Kapitel beantwortet.
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte
5.1 Übersicht
0,20 2 300 30
j=0.20 dünne 1 hc =200
0,10
j=0.04 Betonplatte 1300 16 2 hc =300
1
0 3 hc =400
j=0 0 2000 hc
4000 6000 8000
600 40
Wie bereits angesprochen, spricht man von dünnen Betonplatten wenn j<0,20 ist.
Reduktionszahlen
Die Reduktionszahl nA,L weist einen linearen Zusammenhang zur Variation fA auf.
Somit beeinflussen Änderungen des Beiwerts ψA,L die Reduktionszahl nA,L entschei-
dend. Die Funktion FA lässt sich als eine Variationsfunktion auffassen. Das
Einsetzen einer solchen Funktion vereinfacht die Umrechnungen.
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 93
n A,L
FA = = 1 + ψ A,L (1 + fA )φ t
1 + 2ψ A,L ϕt n0
ψ A,L
1 + ψ A,L ϕt
fA
fA
Ideelle Querschnittswerte
λ
A i,L = A st 1 + c,st
FA
(5.3a)
1
zi,L = a
λ c,st st (5.3b)
1+
FA
A c,0 a st
Si,L = (5.3c)
(λ c,st + FA )
A c,0 a st2
Ii,L = Ist + Ic,L + (5.3d)
(λ c,st + FA )
mit
A c,0
λ c,st = (5.4)
A st
Es ist leicht zu erkennen, dass die Änderungen von ψA,L unterschiedliche Aus-
wirkungen auf die jeweiligen Querschnittsgrößen haben. Diese Auswirkungen sind
stets nichtlinear und von der Variationsfunktion FA und dem Zusammenhang
λc,st abhängig. Bild 5.3 veranschaulicht die Abweichung der betrachteten Quer-
schnittsgrößen von einem Bezugswert ψ A,L . Häufig auftretende Fälle sind durch den
schraffierten Bereich gekennzeichnet.
94
Die Abweichungen können im Fall des Schwindens außerhalb dieses Bereichs liegen
(s. vorgeschlagene Kriechbeiwerte nach Hanswille [52] für t0s=1 Tag).
Ideelle Fläche A i,L Lage der Schwerachse z i,L
fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
120% 40%
400
300
20%
80%
Abweichung
Abweichung
200
0%
40%
-20%
0%
200 -40%
300
400
-40% -60%
Abweichung
60% 300
400 400
40%
20%
20%
0% 0%
-20%
-40% -20%
Teilschnittgrößen
A c,0a st
( λ c,st + FA )( Ist + Ic,L ) + A c,0a st2
N c,t = − M
(5.5a)
Ic,L
M c,t = M
A c,0a st2 (5.5b)
Ist + Ic,L +
( λ c,st + FA )
A c,0 a st
( λ c,st + FA )( Ist + Ic,L ) + A c,0a st2
N st,t = M
(5.5c)
Ist
M st,t = M
A c,0 a st2 (5.5d)
Ist + Ic,L +
( λ c,st + FA )
Die Verläufe der Gleichungen (5.5) zeigt Bild 5.4.
N c,t und N st,t Mc,t und M st,t
fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0 ,6 -0,3 0,0 0,3 0 ,6 0,9
40% 30%
200
Abweichung
Abweichung
300 20% 10%
400
0% -10%
400
300
-20% 200 -30%
-40% -50%
Bild 5.4 verdeutlicht den nennenswerten Einfluss des Kriechbeiwerts ψA,L auf die
Teilschnittgrößen. Für kleine Werte von fA sind die Abweichungen am stärksten
ausgeprägt. Für hc=200 mm ruft eine Abminderung des Kriechbeiwerts von 0,6 eine
Zunahme der Normalkräfte von 19,12% hervor. Die gleiche Abminderung hat für die
Momente eine Abweichung von −18,68% zur Folge.
96
In Abhängigkeit von den Teilschnittgrößen der Gleichungen (5.5) lassen sich die
Beton- und Stahlspannungen berechnen. Die Untersuchungen sind in den Diagram-
men des Bildes 5.5 dargestellt.
Betonspannung σ c,o Betonspannung σ c,u
fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
40% 40%
200
30% 30%
200
300
Abweichung
Abweichung
20% 400 20%
300
10%
400 10%
0%
0%
-10%
-10%
-20%
-20% -30%
Stahlspannung σa,o Stahlspannung σ a,u
fA fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
120%
90% 8%
60% 5%
Abweichung
Abweichung
30% 2%
0%
-1%
-30%
-4%
200 -60% 400
300 300
400 -90% 200 -7%
-120% -10%
Es wird deutlich, dass für kleine Kriechbeiwerte eine Steigerung der Betonspan-
nungen auftritt. Zum besseren Verständnis lässt sich das Kriechen als eine zeitliche
Abminderung des Betonelastizitätsmoduls erfassen. Die nachfolgende Beziehung ver-
deutlicht den Sachverhalt:
E c,0
E c,t = (5.6)
1 + ψ A,L φ t
Deutlich ist die unterschiedliche Reaktion der Spannungen gegenüber den Ände-
rungen von ψA,L. Die Stahlspannungen der unteren Faser zeigen ein sehr unempfind-
liches Verhalten. Im Gegensatz dazu, sind die anderen Spannungen erheblich emp-
findlicher.
fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 Spannungszustand
60% σc,o ψ A1,L > ψ A2,L σ c,o
40%
σc,u ψ A1,L
σc,u
σa,o ψ A2,L σa,o
Abweichung
20%
σa,u
0%
-20%
-40%
-60%
Bild 5.6 Abhängigkeit der Spannungen von fA für j=0,20 ( Betonplatte 30cm )
Ergänzend zur Darstellung der Auswirkung von ψA,L zeigt Bild 5.6 die Verläufe der
Spannungen. Die rechnerische Unterschätzung des Kriechbeiwerts führt zu kon-
servativeren Betonspannungen. Die Robustheit bzw. Empfindlichkeit des zeitlichen
Verhaltens von Verbundträgern gegenüber den unterschiedlichen Kriechbeiwerten
lässt sich ebenfalls durch das innere Kraftspiel erklären.
fA
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 Innere Kräfte
90% Dc
DA Dc
60%
ZA zi,L
Abweichung
30% DA
0%
-30%
-60%
ZA
-90%
j=0,20
Bild 5.7 Abhängigkeit der inneren Kräfte von fA für j=0,20 ( Betonplatte 30cm )
Bild 5.7 zeigt, dass die Variation des Kriechbeiwerts ψA,L auf die resultierende
Zugkraft ZA praktisch keinen Einfluss hat. Dies ist auf den großen Abstand von der
Nulllinie zurückzuführen. Die Druckkräfte Dc und DA liegen allerdings nahe an dieser
Linie und werden erheblich beeinflusst.
98
Insgesamt kann gesagt werden, dass das zeitliche Verhalten von Verbundträgern
stark von den Werten ψA,L abhängig ist. Dieser Beiwert bestimmt die zeitliche
Entwicklung der Steifigkeit des Betons und führt zu nennenswerten Spannungsum-
lagerungen.
Reduktionszahlen
Die Funktion FI ist eine Variationsfunktion, die die gleiche Bedeutung wie FA hat.
Ideelle Querschnittswerte
Die ideelle Fläche Ai,L, die Lage der Schwerachse zi,L und das statische Moment des
Betongurtes Si,L sind vom Kriechbeiwert ψI,L unabhängig (s. hierzu Tabelle 4.3).
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 99
fI
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
3,0%
400 2,5% Ideelles Trägheitsmoment
2,0%
Abweichung
βc,st Si,L ast
Ii,L = Ist 1 + + (5.9)
1,5% FI Ist
300
1,0% mit
200 0,5% Ic,0
βc,st = (5.10)
0,0% Ist
-0,5%
Für eine Abminderung von ψA,L um 60% (hc=300mm), steigert sich das Trägheits-
moment um 20,6% (s. Bild 5.3). Die gleiche Änderung von ψI,L führt zu einer
Steigerung von 0,31%. Somit beeinflusst die Variation von ψI,L das Trägheits-
moment des gesamten Querschnitts nur geringfügig. Für Querschnitte mit einem
hohen Betonanteil bzw. einbetonierte Stahlquerschnitte spielt dieser Kriechbeiwert
jedoch eine größere Rolle (s. Kapitel 6).
Teilschnittgrößen
Die Teilschnittgrößen und ihr Zusammenhang mit dem Variationsfaktor können aus
Bild 5.9 abgelesen werden.
Nc,t, Nst,t und Mst,t Mc,t
fI fI
-0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9 -0,9 -0,6 -0,3 0,0 0,3 0,6 0,9
0,5% 600%
0,0% 200 500%
300
200 -0,5% 400 400%
Abweichung
Abweichung
-1,0% 300%
300 1
Mst,t = M -1,5%
βc,st Si,La st 200%
11 + +
FI Ist -2,0% 100%
400 -2,5% 0,0%
-3,0% βc,st -100%
A c,L zi,L FI
Nc,t = − M = −Nst,t Mc,t = M
βc,st Si,La st β S a
Ist 11+ + 1 + c,st + i,L st
FI Ist FI Ist
Die Normalkräfte Nc,t und Nst,t sowie das Stahlmoment Mst,t werden von den Varia-
tionen des betrachteten Kriechbeiwerts gering beeinflusst. Das Betonmoment Mc,t
zeigt allerdings eine gravierende Empfindlichkeit gegenüber fI. Dies betrifft be-
sonders die kleinen Kriechbeiwerte.
400 50%
0%
Abweichung
Abweichung
40%
300
30% -20%
200
200
20% -40%
300
10%
-60%
0%
400
-10% -80%
Abweichung
-1,0% 0%
300 σa,o , σ a,u
-1,5%
-20%
-2,0%
400 -40%
-2,5%
σc,u
j=0,20
-3,0% -60%
Vergleicht man die Bilder 5.6 und 5.10, so ist die unterschiedliche Auswirkung der
Kriechbeiwerte ψA,L und ψI,L auf den Spannungszustand eines Verbundquerschnitts
leicht zu erkennen. Für fI,L<-0,40 ergeben sich starke Abweichungen bei der Ab-
schätzung des Kriechbeiwertes ψI,L. Dies kann starke Spannungsüberschreitungen
für σc,o hervorrufen. Dies gilt nicht für die üblich auftretenden Variationen (schraf-
fierter Bereich), bei denen die Spannungsabweichungen sehr klein bleiben. Die Stahl-
spannungen bleiben praktisch unverändert.
5 Einfluss der unterschiedlichen Kriechbeiwerte 101
Bild 5.11 Abhängigkeit der inneren Kräfte von fI für j=0,20 ( Betonplatte 30cm )
Die inneren Kräfte Dc, DA und ZA werden von den Variationen fI gering beeinflusst.
Dies ist auf die dominante Rolle des Kriechbeiwerts ψA,L zurückzuführen.
Der Kriechbeiwert ψI,L ist für die Berechnung der Spannungen im Vergleich zu
ψA,L von untergeordneter Bedeutung. Der Hauptgrund dafür liegt in der domi-
nanten Rolle der Betonfläche. Die Variationen innerhalb des schraffierten Bereichs
weisen sehr kleine Abweichungen auf.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Variationen die kleiner als −0,40
sind zu großen Abweichungen führen können. Die Kurven zeigen eine starke
Änderung der jeweiligen Größen in diesem Bereich. Aus Tabelle 5.1 und 5.2 ist zu
erkennen, dass die Lastfälle P und PT innerhalb des schraffierten Bereichs liegen.
Daher liefern die unterschiedlichen Berechnungsverfahren für diese Fälle eine gute
Übereinstimmung. Für die aufgezwungenen Deformationen D gilt min fI = −0,74 <
−0,40. Dies ist auf den deutlich überschätzten Kriechbeiwert ψI,L = 4 aus [70] zurück-
zuführen.
Der Fall Schwinden entspricht den nichtlinearen Teilen der Kurven. Die Kriech-
beiwerte von Hanswille [52] liegen im Allgemeinen auf der sicheren Seite und sind
zu empfehlen.
Die Untersuchungen beziehen sich auf Verbundquerschnitte, die unter einer zeitlich
konstanten Momentenbeanspruchung stehen. Für den Fall einer Normakraftbean-
spruchung kann der Einfluss auf die betrachteten Größen unterschiedlich sein.
Solche Beanspruchungen stellen für Verbundträger einen Ausnahmefall dar. Zuge-
hörige Kriechbeiwerte finden sich in [88]
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische
Stahlquerschnitte
6.1 Allgemeines
Mc,0P
[ϕ(tk ,t0 ) − ϕ(tk −1, t0 )]
Ec,28Ic
∆Mc,k
− J(tk ,tmk )
Ic
Bild 6.1 Entwicklung der Teilschnittgrößen und der Krümmungen bei einem
doppeltsymmetrischen Verbundquerschnitt - Ständige Lasten
104
Für einen beliebigen Zeitpunkt tk gilt die folgende Gleichgewichtsbedingung für die
Umlagerungszuwächse:
∆M ck + ∆M ak =0 (6.1)
k M
∆M ci 1 φ(t k ,t mi )
κ c,ϕ (t k ) = ∑ c0,P [ φ(t i ,t 0 ) − φ(t i-1 ,t 0 ) ] + =
E c,28 Ic E c,28
(6.2)
E c (t i )
+
i=1 Ic
∆M ci 1 φ(t k ,t mi )
φ(t k ,t 0 ) + ∑
M c0,P k
E c (t i ) E c,28
= +
E c,28 Ic i=1 Ic
∆M ci
φ(t k ,t 0 ) + ∑
M c0,P k
= J(t k ,t mi ) (6.3)
E c,28 Ic i=1 Ic
mit
1 ϕ(t k , t mi )
J(t k ,t mi ) = + (6.4)
E c (t i ) E c,28
κa,ϕ (t k ) = ∑
k
∆M ai
(6.5)
i=1 E st Ia
∆M ci ∆M ci
κc,ϕ (t k ) = κa,ϕ (t k ) ⇒ φ(t k ,t 0 ) + ∑ J(t k ,t mi ) = −∑
M c0,P k k
(6.6)
E c,28 Ic i=1 Ic i=1 E st I a
Durch die Einführung der Nachgiebigkeitsfaktoren für den Beton und den Stahl
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 105
1
δc = (6.7)
E c,0 Ic
1
δa = (6.8)
E st Ia
1
−1
E c,0 Ic E st Ia
+
δc δa δc
∑ ∆M E c,0 J(t k ,t mi ) = − M c0,P ⇒
E c,0
φ(t k ,t 0 )
k
δc + δ a δc + δ a
+ (6.10)
δc + δa
ci
i=1 E c,28
ci (6.11)
i=1
mit
δc I
αM = = a (6.12)
δc + δa Ii,0
ci (6.13)
i=1
∑
1
∆M ck = − α β φ(t ∆M ci E c,0 J* (t k ,t mi )
k-1
E c,0 J (t k ,t mk )
*
M c0,P M E,0 ,t
k 0 ) + (6.15)
i=1
M c,φ = ∑ ∆M ck = ∑ − ∑
n
n
1 k-1
M c0,P α M β E,0 φ (t k ,t 0 ) + ∆M ci E c,0 J *
(t k ,t mi )
(6.16)
*
k=1 E c,0 J (t k ,t mk )
k=1 i=1
κ c,t = κ a,t ⇒
M c,t M
= a,t (6.21)
Mc,t Ma,t
E c,t Ic E st Ia
=
Ec,tIc EstIa
E c,0
E c,t = (6.23)
1 + ψβ E,0φ(t,t 0 )
1 + ψβ E,0φ(t,t 0 ) = a,t ⇒
M c,t M
E c,0 Ic E st Ia
1 M
ψ(t,t 0 ) = (1 α ) 1 (6.25)
α Mβ E,0 φ(t,t 0 ) M c,t
− M −
100% 1
80% 0,8
60% 0,6
Mc,t χ
40% 0,4
Mc,0P
20% 0,2
0% 0
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000
2 6
1,8 5
1,6 4
ψ nt
1,4 3
n0
1,2 2
1 1
1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000
6.3 Schwinden S
εcs (tk ,t s0 )
∆Nc1
J(t k ,tm1 ) ∆Nck
Ac J(tk ,tmk )
∆Nc2 Ac
J(tk ,tm2 )
Ac
Die Analyse des Schwindens erfolgt unter den gleichen Gesichtspunkten. Da der
Querschnitt doppeltsymmetrisch ist, entsteht kein Moment. Unter Berücksichtigung
des Superpositionsprinzips ist für einen beliebigen Betrachtungszeitpunkt tk die Be-
tondehnung:
∆N ci
ε c,ϕ (t k ) = ε cs (t k ,t 0s ) + ∑
k
J(t k ,t mi ) (6.26)
i=1 Ac
∆N ai ∆N ci
ε a,ϕ (t k ) = ∑ = −∑
k k
(6.27)
i=1 E st A a i=1 E st A a
Aus der Verträglichkeitsbedingung kann die endgültige Formel für die Berechnung
der Umlagerungsgrößen hergeleitet werden:
ε c,ϕ (t k ) = ε a,ϕ (t k ) ⇒
∑E
k
1
δc E c,0 A c Aa
αN = = = (6.29)
δc +δa 1 1 A i,0
+
E st A a E c,0 A c
Gleichung (6.28) wird von der reduzierten Kriechfunktion des Betons beeinflusst:
E c,0α N J(t k ,t mi ) + 1 − α N
E c,0
1
J* (t k ,t mi ) = (6.30)
Durch die Einführung der fiktiven Schwindkraft Nsh kann Gleichung (6.28) verein-
facht werden:
∑ ∆N
k
ci E c,0 J* (t k ,t mi ) = α N N sh (t k ,t 0s ) (6.31)
i=1
Die Aufspaltung der Summe in Gleichung (6.31) führt zu der endgültigen Bere-
chnungsformel der Umlagerungszuwächse ∆Nck:
∑ ∆N
k-1
ci E c,0 J* (t k ,t mi ) + ∆N ck E c,0 J* (t k ,t mk ) = α N N sh (t k ,t 0s ) ⇒
i=1
∑
1
∆N ci E c,0 J* (t k ,t mi )
k-1
∆N ck = α
E c,0 J (t k ,t mk )
* N N sh (t ,t
k 0s ) − (6.32)
i=1
Gleichung (6.32) zeigt den günstigen Einfluss des Kriechens auf die zeitliche
Entwicklung des Schwindens. Während der Steigerung des Anteils αNNsh(tk,t0s) redu-
ziert der Anteil
−∑ ∆N ci E c,0 J* (t k ,t mi )
k-1
i=1
das Schwinden.
Durch die Summe der aufbauenden Umlagerungszuwächse kann die Umlage-
rungsgröße des Betons zum Zeitpunkt tn berechnet werden:
N c,φ = ∑ ∆N ck ⇒
n
k=1
n
N c,φ = ∑ ∑
1
k-1
α ∆N
E c,0 J (t k ,t mk )
k=1
*
* N N sh (t k ,t 0s ) − E c,0 ci J (t k ,t mi ) (6.33)
i=1
110
wobei κ(tm0) der zeitlich konstante Anteil und ∆κ(tmi) der veränderliche Anteil der
Zwangsverformung δ(tk) ist.
Für die Krümmung des Betons gilt:
∆M ci
φ(t k ,t 0 ) + ∑
M c0,D
κ c,ϕ (t k ) =
k
J(t k ,t mi ) (6.37)
E c,28 Ic i=1 Ic
∆M ci
∑ ∑
k M c0,D k
J(t ,t
k mi ) = − φ(t ,t
k 0 ) + ∆κ(t mi ) (6.39)
i=1 Ic E c,28 Ic i=1
Aus Gleichung (6.39) und durch einfache Umrechnungen erhält man für die Umlage-
rungszuwächse:
M c0,D
− φ(t k ,t 0 ) − ∑ ∆M ci J(t k ,t mi ) + Ic ∑ ∆κ(t mi )
1 k-1 k
∆M ck = (6.40)
J(t k ,t mk ) E c,28 i=1 i=1
Die Umlagerungsgröße ergibt sich aus der Summe von ∆Mck:
Gleichung (6.41) setzt sich aus den folgenden zwei Anteilen zusammen:
n
−1 M c0,D
M c,φ = ∑ ∑ k mi
k-1
φ ∆M
k=1 J(t k ,t mk ) E c,28
(t ,t ) J(t ,t ) (6.42)
k 0 + ci
i=1
∑ ∆M
k-1
ci J(t k ,t mi )
i=1
φ(τ,t 0 )
∆κ(τ) = ∆κ(t) (6.44)
φ(t,t 0 )
112
Diese Vereinfachung entspricht auf keinen Fall der Wirklichkeit, da die äußeren
Beanspruchungen bzw. das Nachgeben von Auflagern unabhängig von dem Verlauf
des Kriechens sind.
Nachfolgend wird der Relaxationskennwert nur für den üblichen Fall der plötzlichen
Zwangsverformung bestimmt.
Für die Krümmung des Betongurtes gilt:
Die Krümmung des Stahls infolge der resultierenden Teilschnittgröße ist für jeden
Zeitpunkt Null:
κ a,ϕ (t) = 0 (6.46)
M
χ(t,t 0 ) = − c0,D +
1
M c,φ β E,0φ(t,t 0 )
(6.47)
Da sich die Krümmung des Stahlträgers mit konstantem Querschnitt nicht ändert,
führt dies zu einem zeitlich konstanten Wert der Teilschnittgröße Ma,t:
Ia
M a,t = M0 (6.48)
Ii,0
M a,t I 1 M0
κ a,t = = M0 a = (6.49)
E st Ia Ii,0 E st Ia E st Ii,0
(1 − α M ) − 1
1 M0
ψ(t,t 0 ) = (6.51)
β E,0 φ(t,t 0 ) M c,t
∑M
t∞ k
t0 MPT = PT,i
i =1
∆Mc,PTk
∆Mc,k − ϕ( tk ,t mk )
J(t k ,t mk ) Ec,28Ic
Ic
Hierin ist t0 der Belastungszeitpunkt, bei dem die Entwicklung der zeitlich abhän-
gigen Zwangsschnittgröße beginnt.
Für die Teilschnittgröße des Betons gilt:
Ic,0 (t i )
∆M ci,PT = ∆M PT (t i ) (6.53)
Ii,0 (t i )
114
∑ ∆M ci E c,0 J* (t k ,t mi ) = −α M ∑ ∆M ci,PTβE,0φ(t k ,t mi )
k k
(6.54)
i=1 i=1
i=1 i=1
M∑ ∑
1
∆M ci E c,0 J* (t k ,t mi )
k k-1
∆M ck = − α ∆M φ(t
E c,0 J (t k ,t mk ) i=1
*
β
ci,PT E,0 ,t
k mi ) + (6.55)
i=1
Die Umlagerungsgröße zum Zeitpunkt t=tn ergibt sich aus der Integration von ∆Mck:
M c,φ = ∑ ∆M ck ⇒
n
k=1
n
M c,φ = −∑ ∑ ∑ (6.56)
1
k k-1
α ∆M φ(t ∆M
E c,0 J (t k ,t mk ) i=1
*
,t ) E J (t ,t )
k=1
* M ci,PT β E,0 k mi + ci c,0 k mi
i=1
1 1
χ(t,t 0 ) = −
α Mβ E,0φ(t,t 0 ) M (6.58)
1 + c,PT
M c,φ
Für die Ermittlung des Kriechbeiwertes ohne Vernachlässigung des Momentes Mc,t
des Betongurtes zur Betrachtungszeit gilt:
M c,t + M a,t = M PT,t (6.59)
mit
ϕ(t, t 0 )
M c,t = M c,φ + M c,PT∞ (6.60)
ϕ∞
ϕ(t, t 0 )
M a,t = M a,φ + M a,PT∞ (6.61)
ϕ∞
Die Krümmung des Betons kann durch den fiktiven Elastizitätsmodul Ec,t ausge-
drückt werden:
E c,0
E c,t = (6.63)
1 + βE,0 ψ(t,t 0 )φ(t,t 0 )
In der Praxis ist es nicht notwendig, die genauen Lösungen anzuwenden. In Tabelle
6.1 sind Kriechbeiwerte zusammengestellt, die für die Berechnung einbetonierter
Stahlquerschnitte geeignet sind. Sie basieren auf dem inkrementellen Verfahren der
vorherigen Abschnitte.
Tabelle 6.1 Vorgeschlagene Kriechbeiwerte für doppeltsymmetrische, einbetonierte
Stahlquerschnitte
Aa Ia
αN = αM =
Ai,0 Ii,0
αM αM
αM αN
Es ist zu betonen, dass bei der Ermittlung der Kriechbeiwerte aus Tabelle 6.1 der
Zustand I für den Beton vorausgesetzt wird. Wenn die langszeitigen Beanspru-
chungen zu keiner Rissbildung des Betons führen (üblicher Fall), sind die vorgeschla-
genen Kriechbeiwerte praxisgeeignet. Anschließend kann das Gesamtquerschnitts-
verfahren problemlos angewandt werden.
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 117
Die Rissschnittgrößen Ncr und Mcr entstehen beim Erreichen der wirksamen Beton-
zugfestigkeit fct,eff. Für kurzzeitige Beanspruchungen spielen Kriechen und Schwin-
den für die Rissbildung des Betons keine bedeutende Rolle. Für eine Zugbean-
spruchung im Zustand der Erstrissbildung gilt für die Betonnormalkraft:
A c,0
N c,0 = N cr,0 (6.68a)
A i,0
und
N c,0 = f ct,eff A c (6.68b)
Aus den Gleichungen (6.68) ergibt sich die Rissnormalkraft zum Zeitpunkt der Erst-
belastung zu:
A i,0
N cr,0 = f ct,eff A c (6.69)
A c,0
Schwinden führt zur Entstehung eines Eigenspannungszustands, bei dem der Beton
unter Zug steht, s. Bild 6.9. Mit den neuen Kriechbeiwerten sind die Zugspannungen
im Beton von nicht vernachlässigbarer Größenordnung und müssen somit berück-
sichtigt werden.
n0
σc,S Nsh = −εcs ,∞ A cEc,0
nA,S
1 1
Ncr Ncr σc,S = Nsh −
A
c n A A i,S
σa,S Nsh
σa,S = −
nA A i,S
A i,0
N cr,∞ =
A c,0
( fct,eff − σc,s ) A c (6.70)
118
Die Ermittlung des Rissmomentes erfolgt unter den gleichen Gesichtspunkten. Zum
Zeitpunkt, bei dem keine kriecherzeugenden Verformungen vorhanden sind, ist das
Rissmoment:
Ii,0
M cr,0 = f ct ,eff Wc (6.71)
Ic,0
Ic,P
M c,P = M cr,∞ = ( f ct,eff − σc,s ) Wc ⇒
Ii,P
Ii,P
M cr,∞ =
Ic,P
( fct,eff − σc,s ) Wc (6.72)
Im Allgemeinen ist Mcr,∞< Mcr,0. Da das Kriechen einen günstigen Einfluss auf das
Rissmoment hat, lässt es sich auf der sicheren Seite vernachlässigen. Gleichung
(6.73) ist für die Ermittlung des Rissmomentes zu empfehlen:
Ii,0
M cr =
Ic,0
( f ct ,eff − σc,s ) Wc (6.73)
In Tabelle 6.2 sind die Ergebnisse einer Parameterstudie für das Rissmoment eines
einbetonierten Walzträgers zusammengestellt. Es ist zu erkennen, dass der Eigen-
spannungszustand infolge des Schwindens zu einer gravierenden Abminderung der
Risstragfähigkeit des Querschnitts führt.
Tabelle 6.2 Einfluss des Schwindens und Kriechens des Betons auf das Rissmoment für
unterschiedliche Belastungsbeginne (7, 28 und 365 Tage)
∞
6 Einbetonierte doppeltsymmetrische Stahlquerschnitte 119
Für Beanspruchungen, bei denen der Beton im Zustand I bleibt, dürfen die vorge-
schlagenen Kriechbeiwerte der Tabelle 6.1 Anwendung finden. Dies entspricht der
Begrenzung:
M ≤ M cr (6.74)
Ist dies nicht der Fall, treten infolge der Rissbildung des Betons innere Umlagerungen
ein, die in den inkrementellen Formulierungen der Gleichgewichts- und Verträglich-
keitsbedingungen mitberücksichtigt werden müssen. Die rechnerische Erfassung des
Kriechens, des Schwindens und der Rissbildung des Betons ist allerdings mit
komplizierten Algorithmen verbunden.
M>Mcr M>Mcr
[ σc ] [ σa ]
≤
σc,r σa,r
7.1 Vorbemerkungen
Betonplatte
2 Elastizitätsmodul des Betons
cm =
E c,28 = 3350 kN/cm
3350 kN / cm 2
28 0,50
0,50 (s. Bild 3.2)
= exp 0, 25 1 −
7
= 0,88
βE,0
E c,0 = 0,88 ⋅ 3350 = 2948 kN/cm2
21000 Querschnittswerte der
n 0 = n(7 Tage) = = 7,10
2948 Betonplatte
250 ⋅ 25 (s. Tabelle
Bild 3.1)3.1)
A c,0 = = 880,30 cm2
7,10
122
250 ⋅ 253
I c,0 = = 45848 cm4
12 ⋅ 7,10
Stahlträger
A a = 619, 20 cm2
Ia = 2361299 cm4
a st = 94,62 cm
Elastische Querschnittswerte
Ai,0 = 880,30 + 619, 20 = 1499,50 cm2 (s. Bild 3.1)
619, 20 ⋅ 94,62
zi,0 = = 39,10 cm t0=7 Tage
39,1 cm
1499,50 94,62 cm
Si,0 = 39,10 ⋅ 880,30 = 34420 cm3 Schwerachse
Gesamtstahl
Ii,0 = 45848 + 2361299 + 34420 ⋅ 94,62
= 5,6640 ⋅106 cm4
Kriechzahl - Schwindmass
ϕ(7, ∞ ) = 3,17
ϕ(1, ∞ ) = 4,55 (für Schwinden)
εcs (1, ∞) = 5,34 ⋅10−4
Ständige Lasten P:
Aus Tabelle 4.6 wird ψA,P = ψI,P= 1,35 gewählt (Hanswille). Im Fall einer dicken
Betonplatte, wären die vorgeschlagenen Kriechbeiwerte von Kidmann/Xia [58] zu
empfehlen.
Schwinden S:
Wie schon erwähnt, liegen die von Hanswille [52] vorgeschlagenen Kriechbeiwerte
auf der sicheren Seite. Aus Tabelle 4.6 erhält man ψA,S = ψI,S= 0,15.
Ständige Lasten P
n A,P = 7,10 (1 + 0,88 ⋅ 3,17 ⋅ 1,35 ) = 33,84
n I,P = n A,P = 33,84
7 Beispiele 123
25 ⋅ 250 Querschnittswerte
A c,P = = 184,69 cm2
33,84 (s. Tabelle 4.3)
250 ⋅ 253
Ic,P = = 9619, 4 cm4 t0=7 Tage
39,1 cm
12 ⋅ 33,84 72,88 cm
t=104 Tage
A i,P = 184,69 + 619, 2 = 803,89 cm2
619, 20 ⋅ 94,62
zi,P = = 72,88 cm
803,89
Si,P = 72,88 ⋅184,69 = 13460 cm3
Ii,P = 9619, 4 + 2361299 + 13460 ⋅ 94,62
= 3, 6445 ⋅ 10 6 cm4
25
72,88 + = −0,156
−225000
3,6445 ⋅ 10 ⋅ 33,84 2
σ c,0 = 6
25
72,88 − = −0,110
−225000
3,6445 ⋅ 10 ⋅ 33,84 2
σ c,u = 6
−225000 25
6
72,88 − = −3,728
3, 6445 ⋅ 10 2
σ a ,o =
225000 25
6
77,12 + = 5,533
3,6445 ⋅ 10 2
σ a ,u =
• Statisches System: Anzahl der Elemente, der Abschnitte und der Auflager, sowie
die Länge jedes Abschnitts.
• Geometrie jedes Querschnitts: Stahlträger, Betonplatte, Bewehrungen, Bela-
stungs- und Betrachtungszeitpunkt.
• Belastung: Gleichstrecken- und Einzellasten, Temperaturdifferenzen, Verschie-
bung und Verdrehung der Auflager, Belastungsfall (P, S, D)
Die Steifigkeiten werden für die Zeitpunkte t0 und t∞ und für jeden Knoten berechnet.
Dies ermöglicht die Erfassung der Spannungsverläufe entlang des Systems.
Die Berechnung erfolgt mit dem Verfahren von Xia [88]. Bild 7.2 zeigt die Ausgabe.
124
t0 t∞
σ c,o σ c,u
σa,o σa,u
τ σv
Schwinden S
βE,0 = 0,58
E c,0 = 0,58 ⋅ 3350 = 1943, 0 kN/cm2
21000
n0 = = 10,81
1943,0
n A ,S = 10,81(1 + 0,58 ⋅ 4,55 ⋅ 0,15 ) = 15,09
n I,S = n F,S = 15, 09
7 Beispiele 125
10,81
N sh = −5,34 ⋅10 −4 ⋅ ⋅1943 ⋅ ( 250 ⋅ 25 )
15, 09
= −4645, 48 kN
M sh = 4645, 48 ⋅ 56,70 = 263,34 ⋅103 kNcm
4645, 48 4645, 48
σc,o = −
250 ⋅ 25 15,09 ⋅ 1033, 4
25
6
56,70 + = 0,183
263,34 ⋅103
15,09 ⋅ 4,6047 ⋅ 10 2
−
4645, 48 4645, 48
σc,u = −
250 ⋅ 25 15, 09 ⋅ 1033, 4
25
6
56,70 − = 0, 278
263,34 ⋅103
15,09 ⋅ 4,6047 ⋅ 10 2
−
4645, 48 263,34 ⋅ 10 25
6
56,70 −
3
1033, 4 4,6047 ⋅ 10 2
σa ,o = − −
= −7,023
4645, 48 263,34 ⋅ 103
σa ,u = − + ⋅ 105,8 = 1,555
1033, 4 4,6047 ⋅ 106
126
Querschnitt
Betonklasse: C 35/45 Belastungsbeginn: 7 Tage
Betonplatte: 2500 250 Relative Feuchte: 50%
As1=As2=70cm2
Betondeckung: 3 cm
System
Obergurt: 500 30
Steg: 1440 18
Untergurt: 700 30
25,5 4,5 4,5 25,5
Ständige Lasten P
A st = 759, 2 cm2 Gesamtstahlquerschnitt
Ist = 3391837 cm4
ψ A,P = ψ I,P = 1,35 77,17 cm 94,62 cm
Gesamtstahl
n A,P = n I,P = 33,84
Baustahl
ψ A,PT = ψ I,PT = 0, 75
n A,PT = n I,PT = 21,96
System
A i,0 = 1639,50 cm2
Ii,0 = 5872869 cm4
A i,P = 943,90 cm2
Ii,P = 4286102 cm4 Ist
Ii,0 Ii,0
A i,PT = 1043,8 cm2
Ii,PT = 4646313 cm4
Xt0
7 Beispiele 127
Zum Zeitpunkt t ∞ :
θ10P = 5,135 ⋅10−3
P
θ11PT = 2,335 ⋅ 10−8 θ10
X t = −2199,14 kNm
∞
PT
X =1
θ11
Xt ∞
Es ist hervorzuheben, dass für die Berechnung der statisch unbestimmten Schnittgrö-
ße Xt∞, das Trägheitsmoment Ii,PT verwendet worden ist. Dies macht die Anwendung
des Weggrößenverfahrens zur Bestimmung der exakten Größen bei Verbund-
tragsystemen theoretisch unmöglich. Um diese Schwierigkeit zu umgehen, darf
näherungsweise anstelle der Biegesteifigkeit EstIi,PT die Biegesteifigkeit EstIi,P
angesetzt werden. Bild 7.4 zeigt beispielhaft die Berechnung der Zwängungen.
t0 t∞
Schwinden S
Die Ermittlung der Schnittgrößen erfolgt unter den gleichen Gesichtspunkten. Die
fiktiven Schwindkräfte Nsh und Msh werden an den Rändern der ungerissenen Beton-
bereiche angesetzt.
t0 t∞
Es ist zu erkennen, dass das Kriechen einen ungünstigen Einfluss auf das Stütz-
moment hat. Da ein positives Moment im Stützbereich auftritt, darf die Rissbildung
des Betons vernachlässigt werden.
7 Beispiele 129
Ständige Lasten P
Die Teilschnittgrößen und die Spannungen zum Zeitpunkt t0 infolge einer konstanten
Momentenbeanspruchung Msd=125 kNm sind:
M c0,P = 5257,10 kNcm
M st 0,P = 7242,90 kNcm
σc,o = −σc,u = −0,531 kN/cm2
σa ,o = −σ a ,u = −3, 018 kN/cm2
130
5201,9
M c,t = ⋅ 12500 = 1343,60 kNcm
48395
M st ,t = 12500 − 1343,60 = 11156,39 kNcm
σco,P = −σcu ,P = −0,136 kN/cm2
σao,P = −σau ,P = −4,649 kN/cm2
Schwinden S
Zum Zeitpunkt t0s=1 Tag gilt:
ϕ t = 4,82 Kriechzahl
Schwindmass
εcs (1, ∞) = 2,06 ⋅10−4
β E,0 = 0,58
E c,0 = 0,58 ⋅ 3350 = 1943,0 kN/cm2
21000 Elastische
n0 = = 10,81 Querschnittswerte
1943,0
1394, 4
A c,0 = = 129 cm2
10,81
A i,0 = 129 + 180,63 = 309,63 cm2
180, 63
αN = = 0,58 ≈ 0,60 ⇒ ψ S = 0, 25 (s. Tabelle 6.1)
309,63
n S = 10,81(1 + 0,58 ⋅ 4,82 ⋅ 0, 25 ) = 18,34
1394, 4
A c,S = = 76,03 cm2
18,34 Fiktive
Schwindkraft
A i,S = 76,03 + 180, 63 = 256,66 cm2
(s. Anhang)
10,81 -1,282
N sh = 2, 06 ⋅10 −4 ⋅ ⋅ 1943 ⋅ 1394, 4 =
18,34 Spannungen
= 328,97 kN
328,97 328,97
σ c,S = − = 0,166 kN/cm2 0,166
1394, 4 18,34 ⋅ 256, 66
7 Beispiele 131
328,97
σa ,S = − = −1, 282 kN/cm2
256, 66
2562,3
M c,t = ⋅ 7672,6 = 429, 66 kNcm
45756
M st ,t = 7672,6 − 429,66 = 7243 kNcm
σco,D = −σ cu ,D = −0,043 kN/cm2
σao,D = −σ au ,D = −3,018 kN/cm2
Die vorgeschlagenen Kriechbeiwerte des Kapitels 6 (s. Tabelle 6.1) führen zu einer
guten Übereinstimmung mit den Ergebnissen des inkrementellen Verfahrens. Sie sind
für die Berechnung einbetonierter doppeltsymmetrischer Stahlquerschnitte, wie z.B.
Preflex Verbundträger [82] oder WiB Träger [80], empfehlenswert.
8 Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Einfluss des Kriechens auf Verbund-
träger. Die Themenschwerpunkte sind die zeitliche Entwicklung der Teilschnittgrö-
ßen, der Einfluss der Kriechbeiwerte auf den inneren Spannungszustand und die
Betrachtung von doppeltsymmetrischen einbetonierten Stahlquerschnitten.
Der Betonanteil eines Verbundquerschnitts weist eine zeitabhängige Abminderung
der Steifigkeit auf, die zu Umlagerungen der inneren Größen führt. Ihre zeitliche
Entwicklung ist lastfallabhängig, wobei vier unterschiedliche Belastungsfälle betra-
chtet worden sind - zeitlich konstante Einwirkungen, Schwinden, aufgezwungene
Deformationen und zeitlich veränderliche Einwirkungen.
Für die Bestimmung der Umlagerungsgrößen stehen drei Methoden zur Verfügung.
Bei der ersten Methode werden die Gleichgewichts- und die Verträglichkeitsbe-
dingungen differentiell formuliert. Es entsteht ein Differentialgleichungssystem,
welches analytisch unlösbar ist. Durch die Annahmen eines zeitlich konstanten
Betonelastizitätsmoduls und die Vernachlässigung des Einflusses des Betonmoments
auf die Betonnormalkraft ergeben sich kriechfunktionsabhängige Lösungen, die eine
exponentielle Form aufweisen (s. Abschnitt 3.3).
Die zweite Möglichkeit für die Erfassung der Umlagerungen findet sich in [88]. Ein
Integrationsgleichungssystem, bei dem das Betonmoment uneingeschränkt berück-
sichtigt wird, führt zu kriechfunktionsunabhängigen Umlagerungsausdrücken. Bei
diesem Verfahren wird der Betonelastizitätsmodul als konstant angenommen und die
Lösungen sind von den Näherungsansätzen der reduzierten Relaxationsfunktionen
des Betons abhängig (s. Abschnitt 3.4). Diese Funktionen lassen sich ausschließlich
inkrementell ermitteln. In der Literatur werden jedoch analytische Ausdrücke angege-
ben, die voneinander abweichen, s. Bild 3.12. Die Genauigkeit dieser Näherungs-
ansätze bestimmt die Genauigkeit des Verfahrens.
Für beide analytische Berechnungsmethoden wird der zeitliche Verlauf des Schwin-
dens affin zu dem des Kriechens angenommen. Diese Vereinfachung ist nach DIN
4227 [3] zulässig. Im Gegensatz dazu wird im EC 2 [6] darauf hingewiesen, dass das
Kriechen und Schwinden voneinander unabhängig sind. In den Abschnitten 3.3.2 und
3.7 wird dieser Widerspruch beider Richtlinien diskutiert. Aus Bild 3.6 ist zu erken-
nen, dass die Annahmen zu unterschiedlichen Schwinddehnungen führen.
Im Abschnitt 3.5 wird ein inkrementelles Verfahren vorgeschlagen, bei dem keine
Annahmen getroffen werden müssen. Bei dieser Vorgehensweise wird der Zeitraum
in Zeitintervalle unterteilt, in denen die mechanischen Eigenschaften und die rheolo-
gischen Parameter des Betons als zeitlich konstant angenommen werden. Durch die
Wahl geeigneter Intervalle lassen sich folgende Größen ausreichend genau erfasssen:
8 Zusammenfassung 133
2. Für den Lastfall Schwinden liefern die Kriechbeiwerte von Hanswille [52]
sicherere Ergebnisse als die anderen.
Anhang
Tabelle A1 Hilfswerte für die Berechnung von Verdrehungen unter Berücksichtigung der
Rissbildung des Betons (Kraftgrößenverfahren)
qL3 1 1
θR = +
E 27I1 219,3I2
ML 1 1
θR = +
E 4,89I1 7,78I2
ML
θR =
2,77EI1
Mt0
Mt∞
zL
Mt∞ nA,L
σc,L = z i,L ± hc
Ii,Ln A,L nI,L
1,3 Mt∞
σa,L = zL
1,2 Ii,L
1,1
1,0
βE,00,9
0,8
n0
0,7 Nsh = εcs Ec,0 A c Msh = Nsh zi,S
n A,S
0,6
N Nsh M n
0,5 σc,S = sh − + sh zi,S ± hc A,s
0,4 A c nA,S A i,S Ii,SnA,s nI,s
1 10 100 1000 10000 N M
t0 σa,S = − sh + sh zS
A i,S Ii,S
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