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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

Diritto finanziario/Steuerrecht

03.03.2021
VO: allgemeiner Teil
UE: besonderer Teil
Zur Prüfung kommen beide Teile

Literatur:
Allgemeiner Teil: Buch: italienisches Steuerrecht, 2. Auflage https://www.facultas.at/item/25512685
Besonderer Teil: Buch: https://www.athesiabuch.it/item/31312733

Prüfung: Diplomprüfung; mündlich; Deutsch;


Es wird nicht jede Einzelheit geprüft sondern geschaut ob man ein Gesamtverständnis für diese
Rechtsmaterie gewonnen hat.
Verschiedene Einkunftsarten sollte man kennen; MwSt; (wird bei der Übung genauer besprochen)

Ziel am Ende des Semesters: Steuerrechtliche Fragen in Grundzügen eigenständig behandeln können
Wichtig ist, dass man weiß wo man nachschlagen muss; man muss nicht alles drüber wissen; man soll
Arbeitsweise für diese Materie erlernen

Bei VO: Kamera ist erwünscht, aber muss man nicht; keine Präsenzverpflichtung, aber Steuerrecht
ändert sich oft und so kann die VO neuste Entwicklungen einbeziehen, damit man up-to-date bleibt;

VO wird nicht aufgezeichnet; Übung vielleicht, wenn alle einverstanden sind

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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

Aufbau des Allgemeinen Teils:


 Geschichte des italienischen Steuerrechts:
 Verfassungsrechtliche Prinzipien; Steuerrecht hat seine Wurzeln im Verfassungsrecht
 Steuerfeststellung (accertamento)
 Sanktionen (verw.rechtlich, strafrechtlich)
 Steuereinhebung (riscursione)
 Steuerstreitverfahren; Steuerprozess

Geschichte des italienischen Steuerrechts


 Kann nur so alt sein, wie der italienische Staat (1861)
 1861 waren 2% der Italiener italienischsprachig; es war wichtig einheitliche
Steuerrechtsordnung zu schaffen da: Entstehung eines neuen Staates mit hohen Kosten
verbunden ist und die Steuerordnung half auch bei der Einheit der Bürger bzw. des Staates
 Man orientierte sich an andere Steuerrechtsordnungen (französische und englische stark
vertreten im früheren Europa)
 Italien entschied sich für das französische Modell1, aufgrund der geographischen und
sprachlichen Nähe; dafür typisch war das Gleichheitsprinzip2; Konsequenzen der Wahl diese
Modells: keine Einkommenssteuer (wurde im 19Jh. nicht angewandt; kam erst viel später zum
Steuerrecht dazu; ist eine Subjektsteuer)
 Es gab Objektsteuern: besteuerten die Einkommensquelle unabhängig voneinander; Objekt-
besteuerung war zentral in den Anfängen der ital. Steuerrechtsordnung da: für die Bestimmung
der Progression fehlten klare Vorgaben; es gab keine Basis der wirksame Form der Umverteilung

Verschiedene Steuern standen im Vordergrund:


o Grundsteuer: man benutzte nur Messung der Steuer ein Katastersystem; Italien war ein
armes Bauernland; viele arbeiteten in der Landwirtschaft deswegen war die Grundsteuer das
Haupteinkommen; es galt das Prinzip: superficiet solo cedit: wenn das Gebäude auf dem
Grundstück stand, wurde nur das Grundstück besteuert, Gebäude war nur Nebenstück
o Gebäudesteuer: ab 1865; Gebäudekataster wurde geschaffen (1870); superficiet solo cedit
blieb aufrecht für die Landwirtschaft; gilt bis heute: landwirtschaftliche Gebäude gelten als
nicht ertragsfähig)
o Steuer auf den Mobiliarertrag: Kennzeichen: Residualcharakter ggü. der Grundsteuer, stark
ausgeprägter Schedulencharakter, Objektsteuer, Territorialität der Steuer 3, starke
Pauschalierung der Steuer bzw. die Besteuerung nach Durchschnittswerten;
Einkunftsarten die dieser Steuer unterlagen: A) Zinsen auf Staatspapiere, andere
Kapitalerträge, B) Einkünfte aus Industrie und Handel, C) Einkünfte aus selbstständiger und
nicht selbstständiger Tätigkeit
o Gebühren: hatten immer eine hohe Stellung; wichtigste waren die Registergebühr und die
Stempelgebühr; später (1971) die Aufenthalts- und Kursgebühren; Gebühren haben heute
einen höheren Stellenwert als in anderen Staaten
o Verbrauchssteuern: sehr bedeutend; auf Bier, Wasser, Mehl, Sprengstoffe, Alkohole, Zucker,
Samenöl, Streichhölzer; diese Steuer war sehr belastend, da einige dieser Produkte sehr
wichtige waren für die arme Bevölkerung; Binnenzölle waren sehr wichtig und wurden länger
beibehalten, es gab dadurch eine Beeinträchtigung der wirt. Entwicklung des Landes
 Typisch war eine Pauschalierung: man hat Durchschnittswerte angewandt, wenn der
Steuerpflichtige dies bezahlt hat dann war er in Ordnung
1
Dort galt das Schedulensystem: schedula=Zettel: Steuereinkünfte wurden auf einen Zettel geschrieben und für
jede Einkunftsart wurde eine Steuer eingefügt; es galt das System von Objektsteuern;
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jede Einkunftsquelle soll gleich behandelt werden und nicht in Abhängigkeit vom Einkommensbezieher;
Einheitsgrundsatz wurde auf die einzelne Steuer bezogen, was bis zum heutigen Tag nachwirkt
3
Nur die im Inland erzeugten und genutzten Einkünfte wurden von dieser Steuer erfasst

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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

o Vorteile: Vereinfachung der Ertragsermittlung, Stabilisierung des Steueraufkommens,


Verringerung der Konflikte zwischen Finanzverwaltung und Steuerpflichtigen
o Nachteile: Ermittlung ist sehr starr, Anpassungen sind nur über große Zeiträume möglich
Steuer nach Durchschnittswerten findet heute noch statt4

Die Zeit bis 1945


 Kriege waren schlecht für das Steuereinkommen, da Krieg sehr teuer ist, deshalb mussten neue
Einkommensquellen für den Staat geschaffen werden (z.B. Einkommenssteuer in GB wurde zum
Zeitpunkt der napoleonischen Kriege eingeführt da GB Geld brauchte)
 Nach dem 1.Weltkrieg musste Italien viele Reformen durchführen; Kriegsschäden waren sehr
groß; ital. Wirtschaft hat darunter gelitten; nach der Machtübernahme der Faschisten hat Italien
Großmachtambitionen entwickelt: Italien sah sich als Teil der führenden Kräfte weltweit;
Mussolini wollte ein modernes italienisches Reich entwickeln

 Komplementäre Einkommenssteuer: 1923 als erster „Urtyp“ der Einkommenssteuer geschaffen,


welche aber einer Zusatzsteuer ähnelte: eine Art Aufschlagssteuer; war nicht erfolgreich; die
Ansprüche waren zu hoch, man wäre nach der Bezahlung ruiniert;
 Ledigensteuer: 1925 von Mussolini eingeführt; alle Ledigen zwischen 25 und 65 Jahren
unterlagen dieser Steuer (außer Priester, Invaliden, Vollentmündigte); Hintergrund:
völkerpolitisches Programm; heute wäre dies eine verf.widrige Steuer
 Vermögenssteuer: 1939 eingeführt (blieb nicht lange); Vermögen über 10.000 Lire mit 0,5%; hatte
es in Italien schwer, bis heute noch; Verschuldung ist in Italien sehr hoch und wird weiter
ansteigen; Italiener müssten einen Teil ihres Vermögens verkaufen damit das Staatsvermögen
abgebaut werden kann  wurde sehr stark kritisiert;
o Vermögenssteuer ist in Italien nicht unbekannt z.B.: Gemeindeimmobiliensteuer IMU bzw.
GIS (kommt nahe an die Vermögenssteuer heran; gilt heute); IVIE (die Steuer auf die im
Ausland gehaltene Immobilie); Stempelsteuer auf Depotauszüge für Wertpapierkonten;
IVAFE (Steuer auf die im Ausland gehaltene Finanzvermögen)
 Allgemeine Umsatzsteuer (IGE: Imposta generale sull‘entrata): ergänzt das Steuersystem;
moderne Steuer; ist eine Verbrauchssteuer, die die Einkommenssteuer ergänzt; Vorläuferin der
heutigen MwSt.(1973); eingeführt im Jahr 1940 (in der Kriegszeit); war eine
Bruttoallphasenumsatzsteuer5 von 4%; wird bei Markttransaktionen verwendet6; es gibt das
Bestimmungslandprinzip vs. das Herkunftslandprinzip = wenn Waren innergemeinschaftlich
gehandelt werden muss die ganze Vorsteuer abgezogen werden

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg


 Italien war nach dem 2.WK ein politisch zerstrittener Staat; in Europa gab es den Konflikt
zwischen sozialistische und kommunistische Bewegungen und liberal konservativ
 Soziale Konflikte waren sehr ausgeprägt: man musste eine Revolution unbedingt verhindern:
dies konnte nur gemacht werden, indem entsprechende Sozialmaßnahmen eingeleitet werden;
man wollte einen Ausgleich erreichen; dies ist natürlich mit Kosten verbunden was eine Wurzel
der italienischen Staatsverschuldung war. (Dies waren die Auswirkungen des zweiten Weltkrieg)
Wesentliche Steuerbestimmungen
 Reformen in den 50er Jahren vom ital. Finanzminister Ezio Vanoni: wollte ein rationaleres,
gerechteres und zeitgemäßes Steuersystem
4
Immobilienerträge z.B. Vermietung: Möglichkeit die Mieterträge einer pauschalen Besteuerung von 10% oder
21% (freie Mietverträge) zu unterwerfen
5
MwSt. = Nettoallphasenumsatzsteuer; besteuert nur den Mehrwert
6
z.B. wenn Fiat ein Auto baut und dann Pirelli und Gummi für Reifen kauft, dann muss man keine IGE mehr
bezahlen weil untereinander keine Markttransaktionen mehr stattfinden

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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

 Erster Schritt: man musste versuchen, die Steuerfeststellung auf eine neue Grundlage zu stellen
 Ausmaß der Steuerlast wurde konsensual zwischen Finanzverwaltung und Steuerpflichtigem
nach verschiedenen Gesichtspunkten festgelegt
 1951 wurde die Pflicht eingeführt, eine Steuererklärung abzugeben; man wusste nicht was man
mit den ganzen Steuererklärungen machen sollte, man war überfordert. Finanzverwaltung hat
diese im Keller gelagert und nur ganz wenige wurden gelesen (Dies war somit eine übereifrige
Reform).
 Man merkte später dass die Steuererklärungen wenig Sinn hatten und es wurde eine
Reformkommission eingesetzt (die „Coscani“ 1962). Diese hat grundlegende Prinzipien
entwickelt.
 1956: Reform der Steuerfeststellungsbestimmungen7
 1958: Einheitstext der direkten Steuern; Neuerungen: Erweiterung der Bemessungsgrundlage
und Reduzierung der Ausnahmen; im Mittelpunkt dieses Systems: Realsteuern

Tätigkeit der Cosciani-Reformskommission


 September 1962: Finanzminister Cesare Cosciani setzte Kommission ein unter Leitung von Cesare
Cosciani
 Ziel: umfassende Steuerreform
 Kommission musste aufgrund fehlender Mittel Arbeit abbrechen nach 8 Monaten
 Dennoch gab es eine Erarbeitung von Dokumenten, welche wichtige Grundlagen für das
geltende Steuerrecht darstellen
 Sie gab eine Reihe von Leitlinien vor, die die italienische Steuerrechtsordnung erfüllen sollte:

a) Einfachheit und Klarheit des Steuersystems


o Nicht kasuistische Form8, sondern allgemeine Prinzipien sollen erarbeitet werden, damit es
möglich ist ein System zu entwickeln
o Vereinfachung des Steuersystems
o Versuch der Gesamtkodifizierung des Steuerrechts9
o Die Versuche haben im Jahr 2000 zur „Statut des Steuerpflichtigen“ (Statuto del contribuente)
geführt: es ist ein Dokument, dass bestimmte Mindestrechte des Steuerpflichtigen verankert,
einen gewissen Mindestschutz im Rahmen der Steuerfeststellung

b) Progressivität der Steuerordnung


o Art.53. Abs.2 Verf.: Verpflichtung der Progressivität des Steuersystems: kein unmittelbar
verbindlicher Charakter sondern programmatischer Natur; bestärkt Solidarität und bekräftigt
Leistungsfähigkeitsprinzip; es sollte nicht jede Steuer progressiv ausgestaltet sein!
o Trotzdem: Gesamtheit des Steuersystems nicht progressiv ausgestaltet; nur einzelne
o Versuch MwSt. progressiv zu machen z.B. bei Luxussachen: Pelzmäntel, Parfüm, bestimmte Autos
usw.; für das gab es Kritik10 und Italien musste diese Luxussteuer wieder abschaffen
o Steuern mit progressivem Steuertarif: Einkommens- und Erbschaftssteuer
o Exkurs: Lega wollte Flat Tax einführen: bis 100.000€ Einkommen 23% und darüber 33% (Kritik: nur
0,4% würden 33% zahlen (ist nicht erfolgt)
c) Ausrichtung des Steuersystems an den Erfordernissen der Wirtschaftsprogrammierung

7
bedingte Reform durch die Verpflichtung von 1951
8
diese ist nicht sinnvoll sondern eher kontraproduktiv; je detaillierter etwas ist desto mehr Lücken gibt es
9
es gibt keinen codice tributario, kein Steuergesetzbuch; Grund: die Materie ändert sich zu oft und zu schnell
10
Bei Autos z.B. galten jene als Luxusgut welche einen bestimmten Hubraum überschreiten; italienische
Autofirmen haben somit nur Autos unter dieser Obergrenze gemacht, wobei die Steuer dann nurmehr z.B.
deutsche Autos betraf. EU-Kommission legte das Gesetz somit als Diskriminierung der EU-Mitgliedsstaaten aus.

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o In 60ern: internationale Vorbild (v.a. Frankreich; dort gab es Modelle das Regierung die
Wirtschaft gestalten soll, man wollte dies in Italien übernehmen), in Italien setzte man auf diese
Wirtschaftsprogrammierung
o Vorausschauende und detaillierte Wirtschaftsprogrammierung war nicht mit Erfordernissen der
freien Marktwirtschaft zu vereinbaren (Übernahme scheiterte somit)

d) Schaffung von steuerlichen Maßnahmen, die die Stabilität des Volkseinkommens sichern sollen
o Wichtigste dieser „Automatische Stabilisatoren“ ist die progressive Einkommenssteuer (1974):
mit erhöhtem Einkommen wird überproportional viel an Wertschöpfung abgeschöpft, bei
Wirtschaftsabschwung geht die Entwicklung in die andere Richtung; und Arbeitslosengeld
 Hintergrund: man will zu starke Konjunkturausschläge vermeiden; Aufschwung der Wirtschaft
vermeiden (führt zu Inflation) und einen rapiden Niedergang (führt zur Arbeitslosigkeit);
Einkommen soll deshalb über Zeitraum hinweg stabilisiert werden mit den Stabilisatoren
o Weitere Instrumente:
 Wertzuwachssteuer: es wurde gedacht, dass Zeiten der Hochkonjunktur ansteigende Inflation
zu einer Wertsteigerung der Vermögenswerte führt; eine Abschöpfung der Zuwächse kühlt die
überhitzte Konjunktur wieder ab; in 70er Jahren: Stagflation: zeigte das Gegenteil der
Gedanken der Wertzuwachssteuer
 Steuerrückbehalte: konjunkturstabilisierend, wirkt Steuerhinterziehung entgegen; machte
Besteuerung unmittelbar wirksam

e) Anpassung des Steuersystems an den EWG-Vertrag


o Man sah, dass das EU-Recht Einwirkungen auf das Steuerrecht haben wird, somit musste man
von der Bruttoallphasensteuerung (IGE) wegkommen und die Schaffung einer MwSt. (IVA) war
notwendig: Nettoallphasenumsatzsteuer, Normalsatz von 12% wurde immer wieder erhöht:
14% (1977), 15% (1980), 18% (1982), 20% (1997), 21% (2011), 22% (2013)
(Anpassung an EU-Recht folgte somit mit der MwSt.)
o In Diskussion: Erhöhung auf 25,2% (besonders für Grenzgebiete wie Südtirol bedenklich)
o Ermäßigten Sätze: 4% und 10%, es gibt auch einen Nullsatz

f) Elastizität des Steuersystems, Beseitigung von Steuerhinterziehung und Steuerbefreiungen


o Enge Steuerbemessungsgrundlage mit zahlreichen Ausnahmetatbestände und unkontrollierte
Steuerhinterziehung führen zur Erhöhung der Steuersätze
o Idealziel (der Cosciani-Kommission): Steuersystem mit wenigen Steuern, niedrigen Sätzen, ohe
Steuerhinterziehung und ohne ungerechtfertigte Begünstigungen

Die Steuerreform des Jahres 1971


Bis 1971 galt das alte System; die Nachwirkungen des alten Steuersystems waren sehr präsent; im
Steuerrecht herrschte immer noch das Obrigkeitsrechtliche denken; durch die neue Verf. soll die
Steuer verf.rechtliche Prinzipien

a) Der Inhalt der Steuerreform


 Anfang der 70er: teilweise Umsetzung der Arbeiten der Cosciani-Kommission
 Anstelle von „Beliebigkeit, Willkür, Nachgiebigkeit, Verfolgung und noch Schlimmerem“ sollte
Rechtsstaatlichkeit treten
 Angestrebt wurde Einführung von umfassender Buchhaltungs- und Rechnungslegungs-
bestimmungen für alle Steuerpflichtigen (dadurch sollten alle Markttransaktionen punktuell
erfasst werden; hat sich als nicht gut erwiesen; diese Vorschriften wurden eingeführt aber die
Steuerhinterziehung ging weiter; dadurch wurden die Vorschriften verschärft, es kam zu einem
Teufelskreislauf
 Ausschluss der Steuerhinterziehung; Staat hat jedoch keine Wege gefunden sie zu bekämpfen

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 Ziele nur näherungsweise erreicht


 Formalisierung des Steuerrechtsverhältnisses: kontraproduktiv
 Das Steueraufkommen reichte nicht aus, es gab Unzulänglichkeiten auf allen Ebenen
 „Wenn alle zahlen, zahlen alle weniger“

Inhalte:
 Ermächtigungsverordnungen zum G 825/1971: auf dieser Grundlage sind zahlreiche GvD oder
Ermächtigungsverordnungen erlassen worden
 DPR 26.10.1972 Nr. 633: Einführung der MwSt.
 DPR 26.10.1972 Nr. 636: Neuregelung des Steuerstreitverfahrens
o Dieses Verfahren ist in Italien ein Problem: ein funktionierender Steuerprozess ist wichtig; er
muss wirksam gestaltet sein; in den Übergangsbestimmungen zur Verf. steht, dass keine neuen
Sonderrechte eingeführt werden können (aufgrund der Erfahrungen der Zeit des Faschismus)
o Steuerstreitverfahren wurde wieder reformiert und 1994 In-Kraft getreten (DPR 545 und 546)
o Kostentragungspflicht der unterlegenen Partei (principio di soccombenza)
 DPR Nr. 597: Einführung der Einkommensteuer IRPEF
 DPR Nr. 598: Einführung der Körperschaftsteuer IRPEG
 DPR Nr. 599: Einführung der lokalen Einkommensteuer ILOR11
 DPR Nr. 600: Gemeinsame Bestimmungen zur Steuerfeststellung im Bereich der
Einkommensteuer (wichtiges Dekret)
 DPR Nr. 601: Steuererleichterung
 DPR Nr. 602: Steuereinhebung (riscossione), reformiert durch DPR 43/1988, neugeregelt durch EV
46/1999
 DPR Nr. 605: Steuerkartei und Steuernummer (codice fiscale)
Diese Dekrete sind zum Teil noch in Kraft; es gab immer noch eine Vielzahl an Steuern

o Notwendigkeit eines allgemeinen Steuergesetzbuches (Steuerkodex)


o Einheitstext für die direkte Steuern (DPR 917/1986)
o Kodifikationsvorhaben im Rahmen der Tremonti-Steuerreform: erfolglos
o Mit Reform 1971: Weg der analytischen Steuergesetzgebung
o Erster Schritt der Prinzipiengesetzgebung durch „Charta der Steuerpflichtigen“ (G 212/2000)
o Folgen der Reform: Anstieg des Steueraufkommens

b) Bisherige Abänderungen zum TUIR 917/1986


ba) Hinsichtlich der IRPEF
 1976: Kumulierung der Ehegatteneinkünfte = verfassungswidrig  Einkommen individual zu
besteuern
 1988: neuer Einheitstext für direkte Steuern (TUIR 917/1986 tritt in Kraft)
 1989: der Progression wird durch automatische Anpassung des Steuertarifs und Absetzbeträge
begegnet
 Branchenkoeffizienten für induktive Steuerfeststellung
 1990: Pauschalbesteuerung der Freiberufler und Kleinunternehmer wird aufgehoben
 1993: Art. 13-bis (Steuerabsetzbeträge)
 1994: „Tremonti-Förderungen“
 1997: Einführung eines pauschalen und vereinfachten Buchhaltungssystems
 1998: Großteil des Visco-Maßnahmenpakets tritt in Kraft
 Kapitalbesteuerung wurde pauschalisiert, zusätzliche Formalverpflichtungen
bb) Hinsichtlich der IRPEG

11
IRPEG und ILOR sind nichtmehr aufrecht; IRPEF schon mit anderer Rechtsgrundlage; 1996 wurde ein
Einheitstext erlassen: DPR 917/1986 TUIR = Testo Unico Imposte sui Redditi  heutiges Normenwerk für das
Einkommen der Steuer (Einkommen- und Gesellschaftssteuer; IRPEF und IRES)

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 IRPEG (Imposta sul reddito delle persone giuridiche) = Steuer auf Einkommen juristischer
Personen; war die Körperschaftssteuer: rechnet die gesamten Vorsteuern an (moderne Steuer
in der Anwendung), Anrechnung war nicht mehr möglich bei der Zunahme der ausl. Staaten
 Änderung des Steuersatz von 25% auf 37%, ab 2001: 36%
 Mit G. 904/1977: Problem der Doppelbesteuerung durch Zuerkennung eines Steuerguthabens
behoben, 1983: Ausgleichssteuer
 1996: Mindestbesteuerung von „untätigen Gesellschaften“
 Dual Income Tax (DIT) wurde 2001 mit Tremonti-Reform außer Kraft gesetzt
 Reduzierung auf 34%, zum 31.12.2003: Abschaffung der IRPEG durch EV 344/2003
 Einführung der IHRES am 1.1.2004: Steuersatz = 24%
 Ausgeschüttete Dividenden unterliegen erneuten Besteuerung: Anlehnung an deutschen
Halbsatzverfahren

bc) Hinsichtlich der ILOR


 1973: Steuer auf Vermögenseinkünfte; Gemeindesteuer; (=Finanzierung von lokalen
Körperschaften)
 War in ihrer Anwendung zu komplex
 Variable Steuersätze; Fester Steuersatz von zuletzt 16,2%
 Kontinuierliche Einschränkung der Bemessungsgrundlage
 Sofern Arbeitskomponente überwog: Befreiung von ILOR
 1993: Einführung der ICI (Gemeindesteuer auf Immobilien) und Einkünfte aus Grundvermögen
von ILOR ausgenommen
 Mit Inkrafttreten der IRAP am 01.01.1998: ILOR trat außer Kraft und durch die ICI ersetzt

c) Sonstige Neuerungen im italienischen Steuerrecht


 1982: Steuerstrafrecht wird neu geregelt durch G Nr. 516/1982 („Manette agli evasori“)
o Heißt: Handschellen für die, die Steuerhinterziehung machen
o Ließ sich nicht einfach umsetzen, da Richter nicht im Steuerstrafrecht ausgebildet waren,
Steuerrechtsanwälte haben es ausgedehnt damit sich das Verfahren dahingezogen hat
o Verjährung im Verfahren: auch wenn Anklage erhoben worden ist, läuft die Verjährung
weiter, aus Sicht des Verteidigers muss es sein Anliegen sein, Verfahren die man eig. nicht
gewinnen kann auszudehnen damit sie letztendlich verjähren; so ist es passiert: Gerichte
wurden mit Fälle überschwemmt und konnten diese somit nicht aufarbeiten;
 Verwaltungsvergehen im Steuerrecht und Steuerhinterziehung werden kriminalisiert
 EV Nr. 74 v. 10.03.2000 (in Kraft ab 15.04.2000): Globalreform des italienischen Steuerrechts
o Das Steuerstrafrecht wollte man auf eine neue Basis setzen
o Steuerstrafrecht kennt nur mehr Verbrechen (delitti); Vorsatz (dolo) erforderlich
o Das Anwendungsbereich wurde deshalb eingeschränkt, dort ist es aber konsequent; man
konzentrierte sich auf schwerwiegende Fälle (leichte bekamen doch eine Sanktion; wenn
die pönale Sanktion nicht reift, wird auf die Verw.strafen zurückgegriffen
o Wann ist ein Vergehen schwerwiegend? Im Steuerstrafrecht geregelt: es gibt bestimmte
Vergehen, die an sich zu einer strafrechtlichen Verfolgung führen: Fälschungsdelikte
(Arztrechnungen ändern); einfache Steuerhinterziehung (Werte pendeln kontinuierlich;
Grenzen werden festgelegt, deren überschreiten erforderlich ist damit das Steuerstrafrecht
ankommt (100.000-150.000 €);
 Verwaltungsstrafen (sanzioni amministrative): DPR 471, 472 und 473 von 1997
o Anwendung folgt auf ähnlichen Kriterien wie die Steuerstrafformen; auch pönale Kriterien
 Verschärfung der Abschreckungswirkung
 Stärkere Berücksichtigung subjektiver Elemente
 DPR 131/1986: Registersteuer

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 DPR 346/1990: Erbschafts- und Schenkungssteuer12, mit G 383/2001 abgeschafft13, mit G


286/2006 wieder eingeführt, mit Änderungen: es gab hohe Freibeträge:
o in direkter Linie (4%) Kinder erben von Eltern: Freibetrag von 1Mio € (=erste Million ist
steuerfrei), wenn das Vermögen nicht in Geld zufließt sondern in Immobilien kommt der
aufgewertete Katasterbetrag zur Anwendung (führt dazu, dass die Bemessungsgrundlage
auf 1/3 reduziert wird, also nur mehr 30% wird versteuert), Staatspapiere werden gar
nicht versteuert;
o bei Geschwistern Freibetrag 100.000€;
o bei Personen die nicht verwandt sind (8%), keine Freibeträge; Steuersatz ist höher
 Mit G 413/1991: Reform des Steuerstreitverfahrens
 Einführung des Auskunftsverfahrens, der Steuerumgehung (elusione fiscale) und der
steuerlichen Assistenzzentren (CAF)
 Reform trat am 01.04.1996 in Kraft
 Alternative Formen der Streitbeilegung (z.B. Mediation)
 Steuerföderalismus
 Erster Schritt: G 241/1992: Neuordnung der Finanzierung der lokalen Körperschaften
 Ausweitung der induktiven Besteuerung
 Ausbau der Steuerfeststellung über Branchenkennzahlen (studi di settore) und dann über die
Verlässlichkeitskriterien (indici sintetici di affidabilità – ISA)

Tremonti-Reform 1994
 Anstelle der (angeblich) 100 Steuern, 8 Steuern, die in Steuerkodex einfließen sollten
 Von Subjekt- zur Objektbesteuerung
 Von zentralistischen Steuersystem zum Steuerföderalismus
 Effizientere Steuereinhebung und -kontrolle
Diese Reform klang sehr attraktiv; über Steuern werden in Italien Wahlen gewonnen; diese große
Reformen sind aber nie gekommen; deshalb gibt es ein sehr inkohärentes Steuersystem

Ausblick
 Man will eine Vereinfachung des Steuersystems
 Ermächtigungsgesetz Nr. 80/2003 (umgesetzt mit EV 344/2003; in Kraft seit 1.1.2004:
Umstrukturierung Einkommensteuerrecht; IRPEG abgeschafft; IRES eingeführt; Einheitstext der
direkten Steuern wurde umstrukturiert (es wurde aber nicht mehr Transparenz geschaffen)
 Ermächtigungsgesetz Nr. 14/2014: Bekämpfung der Steuerumgehung (es handelt sich nicht um
zulässige Steuervermeidung sondern eine rechtswidrige Steuerumgehung bzw. des
Rechtsmissbrauchs, Pauschalbesteuerung für Kleingewerbetreibende, Reduzierung der Strafen
(Verhältnismäßigkeit), Erhöhung der Schwellen für Steuerstrafrecht, Auskunftsverfahren wurden
erweitert, Ratenzahlung bei Steuereinhebung, Verpflichtung zur Streitschlichtung ausgeweitet,
OECD-Vorgaben: „enhanced relationship“
 2017: Zuzugsbegünstigung für Besserverdiener wurden geschaffen: wer den Wohnsitz in letzten
10 Jahren im Ausland hatte, kann ihn nach Italien verlegen und eine Pauschalsteuer von 100k €
auf das im Ausland erzielte Einkommen bezahlen 14 und hat dann alle Steuerpflichten erfüllt
 Forderung: steuerliche Entlastung
 Aufgrund von Corona sind es zu Ausfällen bei Steuerzahlungen gekommen
Autonomie des Steuerrechts
12
In Diskussion diese zu erhöhen; ist dieses eine Zweifachbesteuerung? Technisch nicht, da es nicht dieselbe
Steuer ist und nicht beim selben Steuerpflichtigen Anwendung findet.
13
durch Regierungseintritt von Berlusconi; dies war seine erste große Steuerreform; gewann mit dem
Versprechen der Steuererleichterung die Wahlen, führte aber nur diese Abschaffung durch
14
bzw. zusätzlich 25.000 € pro Familienangehörigen

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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

 Steuerrecht ist Teil des öffentlichen Rechts


 Hat sich aus dem Verwaltungsrecht herausgebildet
 Finanzrecht (hat sich als erstes vom Verwaltungsrecht herausgebildet); es ist ein weiterer Begriff
der umfasst: Gesamtheit der Normen, die Mittelbeschaffung, -verwaltung und –verwendung im
öffentliche Sektor regeln15
 Finanzrecht hat sich dann aufgespalten in zwei Teildisziplinen:
o staatliches Rechnungswesen (contabilitá di stato): umfasst: Verwaltung des öffentliches
Vermögens, öff. Vertragswesen, Haushaltsgesetzgebung, öff. Finanzwirtschaft, öff.
Rechnungslegung
o Steuerrecht16 (diritto tributario) = Querschnittsmaterie (Beziehungen zu Zivil-, Handels-,
Verwaltungs-, Verfassungs-, Straf-, Zivilprozess-, Völker- und Europarecht) (=Einnahmenseite)

Klassifizierungen und Definitionen


ABGABEN (TRIBUTI)
 Definition: Alle geldwerten Leistungen an öffentliche Einrichtungen, zur Finanzierung staatlicher
Leistungen auf Grundlage von Leistungsfähigkeit oder angesichts Inanspruchnahme bestimmter
Leistungen
 Oberbegriff der vermögenswerten Leistungen
 Abgaben umfassen: Steuern (imposte), Gebühren (tasse), Beiträge (contributi),
Monopolabgaben (monopolio fiscale) und parafiskalische Erträge (entrate parafiscali)
 Begriff wird in Rechtsnormen in uneinheitlicher Form verwendet
 Nicht pfändbar, keiner Zusatzsteuer unterworfen, Art. 20, 75 und 81 Verf. finden Anwendung
 Je nach Normzweck unterschiedliche Abgabenbegriffe

DIE STEUERN (IMPOSTE)


 Definition: Zwangsabgaben ohne Anspruch auf Gegenleistung zur Finanzierung der Ausgaben der
öffentlichen Einrichtungen
 Verbot der Zwecksteuern: werden nicht eingehoben um bestimmte Ausgabe zu finanzieren,
sondern die Steuern finanzieren den Staatshaushalt (die staatlichen Ausgaben) insgesamt
 Wichtigste Teilkategorie der Abgaben
 Maßstab: Leistungsfähigkeit (capacitá contributiva) des Steuerpflichtigen

GEBÜHREN (TASSE)
 Definition: Geldleistungen, die anlässlich Inanspruchnahme einer öffentliche Leistung geschuldet
werden, wobei das Verhältnis zwischen öffentliche Einrichtung und Nutzenempfänger
hoheitlicher Natur ist17
 Leistungsfähigkeit: kein Maßstab für Gebühr; wenn ein Millionär einen Pass beantragt, zahlt er
gleich viel wie ein Student
 Gebührenpflichtige Verwaltungsakte
 Solidaritätsprinzip: Charakter als Gegenleistung für Hoheitsakt verloren

Unterscheidung von der Steuer: Steuern werden fällig auch wenn die öff. Hand nicht tätig wird (es
geht nur um den Mittelbedarf des Staates); bei den Gebühren wird jeder selbst tätig, man

15
Der Begriff Finanzrecht betrifft nicht nur die Einnahmenseite sondern auch die Ausgabenseite
16
Steuerrecht ist eine Materie die hoheitliche Einnahmeerzielung betrifft (durch Staat, andere Körperschaften)
zur Finanzierung ihrer Zielsetzungen; es geht um die einnahmeseitigen Aspekte; hat Bezüge zu vielen anderen
Rechtsbereichen
17
wenn man z.B. den Pass erneuern will, muss man Gebühren zahlen, da es eine öffentliche Leistung ist; man
zahlt nicht unmittelbar den Betrag der als Kosten für die öffentliche Hand ansteht)

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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

beansprucht eine öff. Leistung, wofür man eine Gegenleistung erbringen muss, die aber nicht
unmittelbar dem Wert der staatlichen Leistung entsprechen musst (=es ist also hoheitlich geregelt)

BEITRÄGE (CONTRIBUTI)
 Äquivalenzprinzip18 kommt zur Anwendung
 Nicht aufgrund individueller Inanspruchnahme öffentlicher Leistungen, sondern aufgrund von
gruppenspezifischer Zurechnung (d.h. man schuldet diese Beiträge nicht, da man als einzelner
etwas beansprucht hat sondern da diese Abgaben bestimmten Gruppen zugewiesen wurden)
 Baukostenabgabe = Beitrag

MONOPOLGEBÜHREN UND EINNAHME DER PARAFISCI


 Waren in der Vergangenheit sehr wichtig; sind v.a. durch das EU-Recht weniger geworden, sind
nur mehr limitiert aufrecht (es gibt nur mehr die folgenden zwei)
 Fiskalmonopole: Lottomonopol, Fiskalmonopol der verarbeiteten Tabake und Zigaretten
o Warum gibt es noch diese Monopole? Es geht um Kontrolle und Lenkungsabgaben; Spiel
und Wette ist häufig verbunden mit Kriminalität und es entstehen Suchtphänomene
 Parafisci = intermediäre Finanzgewalten, die Elemente des öff. und privatem Recht aufweisen:
Erfüllung öffentlicher Aufgaben, Sozialversicherungen, Industrie- und Handelskammern,
Landwirtschaftskammern, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, öffentliche Unternehmen,
Universitäten und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten
o sie erfüllen öffentliche Aufgaben sind aber strukturiert wie ein privates Unternehmen; (z.B.
Sozialabgaben)

Verfassungsrechtliche Prinzipien
1. Einführung
 Verfassung: systembildende Rolle
 Es gibt vier Normen: Leistungsfähigkeitsprinzip: Art. 53 Verf.; Legalitätsprinzip: Art. 23 Verf.;
Haushaltsdeckungsprinzip: Art. 81 Verf.; Verbot von Steuerreferenden: Art. 75 Verf.

2. LEISTUNGSFÄHIGKEITSPRINZIP
a) Ökonomische Grundlagen
 Ability to pay-principle  gerechtes Steuersystem
 Steht im Gegensatz zum Äquivalenzprinzip, also die Inanspruchnahme der öffentlichen
Leistungen ist hierbei irrelevant
 Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen
 Problem: Bestimmung der Leistungsfähigkeit
 Indikatoren: Einkommen, persönliche Umstände des Einkommensbeziehers
 Vermögen: Quelle von Leistungsfähigkeit
 Konsum als Indikator
 Theorie des gleichen absoluten Opfers, des gleichen proportionalen Opfers und des gleichen
marginalen Opfers

(Leistungsfähigkeit charakterisiert die direkte und indirekte Besteuerung)

b) Leistungsfähigkeitsprinzip in der ital. Verfassungsordnung


 Art. 53 Abs. 1 Verf.

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Besagt, dass man die Höhe der Steuer zahlt, was man an öff. Leistungen in Anspruch nimmt; Ausgaben und
Einnahmen werden simultan bestimmt; das Leistungsvolumen des Staates ergibt sich aus der Inanspruchnahme
von Leistungen die simultan bezahlt werden; bei Leistungsfähigkeit getrennt

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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

 Materielle Schranke: „Jeder ist verpflichtet, im Verhältnis zu seiner Leistungsfähigkeit zu den


öffentlichen Abgaben beizutragen.“
 Voraussetzung, Grenze und Maßstab der Besteuerung
 Solidarfunktion: Art. 4 Verf.: „Pflicht zur Ausübung einer Tätigkeit, die zum materiellen oder
geistigen Fortschritt der Gesellschaft beiträgt“

c) Konkretisierung des Leistungsfähigkeitsprinzips


 Anwendungsbereich: auf direkte und indirekte Steuern (aber nicht auf Gebühren, Beiträge,
Strafen und Sanktionen)
 Direkte Steuern: Maßstab zur Prüfung der Verfassungsmäßigkeit; können verfassungsrechtlich
überprüft werden, im Hinblick darauf, ob sie punktuell diesem Prinzip gerecht werden, bei den
indirekten Steuern ist eine solche Überprüfung nicht möglich;
Was wird überprüft? Art. 53: jedermann ist verpflichtet im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit 19 zu
den öff. Ausgaben beizutragen (Solidarprinzip)
 Indirekte Steuern: Orientierungspunkt für Gesetzgeber
 Leistungsfähigkeit ist eine subjektive Eigenschaft und muss effektiv gegeben sein
o Kann nicht auf Vermutungen beruhen
o Vermutungen sind zulässig, es muss aber ein Gegenbeweis möglich sein (dieser darf nicht
an zu strenge Kriterien gebunden sein; sog. probatio diabolica muss ausgeschlossen sein;
muss ein zumutbarer Aufwand sein, darf also nicht unzumutbar sein)
 Konflikt mit Besteuerung auf der Grundlage von Vermutungen
 Leistungsfähigkeit muss in Gegenwart gegeben sein (attualità)  rückwirkende Besteuerung ist
unzulässig20; es gilt also immer die gegenwärtige Leistbarkeit)

d) Konkurrierende Prinzipien
 Steuer: eingebettet in vierdimensionales Wertesystem der Verfassung
 Großer Auslegungsspielraum hinsichtlich Leistungsfähigkeitsprinzip
 Steuer muss auf rationale Kriterien aufgebaut sein

e) Abschließende Überlegungen
 Widerspruchsfreies und objektiv gerechtes Steuersystem: kaum möglich
 Kein Maßstab zur objektiven und widerspruchsfreien Beurteilung der Steuergesetze
 Durch Verankerung des Leistungsfähigkeitsprinzips in der Verfassung: Nachprüfung der
Steuergesetze durch den Verfassungsgerichtshof möglich
 Prüfung auf Grundlage rationaler Gesichtspunkte
 Leistungsfähigkeit ist stark mit Einkommensteuer verknüpft
 Art. 53 Abs. 2: Steuersystem soll progressiv ausgestaltet sein

3. LEGALITÄTSPRINZIP
 In Art. 23 Verf. verankert: „Persönliche oder vermögenswerte Leistungen können nur auf
Grundlage eines Gesetzes auferlegt werden.“
o Gilt nicht nur für Steuerrecht, sondern für alle Leistungen z.B. Sanktionen (Geldstrafen),
Wehrpflicht (es muss eine gesetzliche Grundlage für solche Pflichten geben, dies darf
nicht die Verwaltung machen)
 Zurückzuführen auf die Magna Charta 1215
o Der Adel hat sich das Recht vorbehalten mitzubestimmen wenn er schon Steuern zahlen
muss; dies war der erste Schritt in Richtung Gewaltenteilung
 Individualrechtsschutz: Schutz der Privatsphäre
19
also mit einer Grenze
20
es wäre nicht möglich eine Zusatzsteuer einzuführen auf das Einkommen welches man vor drei Jahren hatte,
weil man davon ausgehen muss, dass dieses Einkommen nicht mehr verfügbar ist

11
Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

 Materielle Kriterien für Anwendung


 Bezieht sich auf persönliche und vermögenswerte Leistungen
 Vermögenswerte Leistungen = alle behördlichen Maßnahmen, die darauf abzielen, bei Privaten
Vermögensminderungen vorzunehmen
 Art. 23 Verf.: relativer Vorbehalt21, Auferlegung vermögenswerter Leistungen auf Grundlage
gesetzlicher Bestimmungen (vom Parlament geschaffen)
 Legge delega: hat Leitprinzipien vorgegeben auf deren Grundlage das italienische
Steuersystem reformiert worden ist. Frage wie detailliert das Steuersystem sein muss:
Steuerpflichtige und Steuergegenstand müssen bestimmt sein (wer und was); Details können
dann konkretisiert werden
 Festlegung der Steuerbelastung auch auf sekundärer Ebene
 Rationalität und Transparenz der Steuergesetzgebung
 Weitere Möglichkeit der Kontrolle durch den VfGH
 Verwaltung hat auch noch ein technisches Ermessen: Verw. kann Abschreibungssätze anpassen
(z.B. wenn man schauen will, wie schnell ein Computer veraltet, dafür braucht man kein Gesetz)

4. ARTIKEL 75 UND 81 VERF.


4.1 Artikel 75
 Art. 75 Verf.: untersagt Abhaltung von (abschaffenden) Referenden über Steuer- und
Haushaltungsgesetze
 Bezieht sich auch auf verfahrensrechtliche Normen des Steuerrechts

Partita Radicale mit Vorsitzendem Panella: hat Landtag eingebracht auf Abschaffung der
Steuerrückbehalte: hätte enorme Auswirkungen gehabt, insb. für die Bezieher aus Einkünften aus
unselbstständiger Tätigkeit

4.2 Art. 81; das Haushaltungsgesetz


Wurde vor einigen Jahren einer Neugestaltung unterzogen; keine Neuerungen dürfen eingeführt
werden, da so immer weitere Einnahmen gemacht werden konnten
 Haushaltsgesetz: Planung und Gestaltung von Einnahmen und Ausgaben eines Staates
 Reduzierung des Haushaltsdefizits
 Art. 81 auf Veranlassung der EU abgeändert
 Haushaltsrahmengesetz (legge finanziaria)
 Verfassungsgesetz Nr. 1/2012: grundlegende Abänderung des Art. 81 mit Wirkung ab 01.01.2014
 Neuerungen: Haushaltsausgleich ist anzustreben, Neuverschuldung nur zulässig als antizyklische
Maßnahme (mit Zustimmung beider Kammern mit abs. Mehrheit)
 Art. 81 Abs 3.: gestrichen  Haushaltsgesetz ist Gesetz im formellen und materiellen Sinn
(Umsetzung durch G Nr. 243/2012), da es neue Ausgaben vorsehen kann
 Im Hintergrund steht der Fiskalpakt („Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der
Wirtschafts- und Währungsunion“): völkerrechtlicher Vertrag, begleitendes Europarecht
o 2012 beim Höhepunkt der Finanzkrise eingeführt; man suchte nach Instrumenten, um die
ausufernde Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen
o Völkerrechtlicher Vertrag wurde abgeschlossen, 25 Vertragsparteien
 Inhalt des Fiskalpaktes: Einführung einer verstärkten Haushaltsdisziplin, Stärkung
wirtschaftspolitischer Koordinierung und Konvergenz, Schaffung neuer Formen zur Steuerung des
Euro-Währungsgebietes

21
steuerrechtlichen Normen müssen auf der Grundlage eines Gesetzes geschaffen werden; nicht durch sondern
auf Grundlage; Gesetz muss Basis schaffen; Details werden durch Verw.maßnahmen konkretisiert
Absoluter: bedeutet, dass diese Verpflichtung im Detail vom Gesetz ausgeführt werden muss; die betreffende
Vorgabe spezifisch durch ein Gesetz ausformuliert sein muss

12
Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

 Defizit-Kriterien von Maastricht: maximal 3% Haushaltsdefizit, maximaler Schuldenstand darf nur


60% ausmachen (gemessen am BIP)
o Maastricht Kriterien (1997 mit Stabilitäts- und Wachstumspakt eingeführt) gelten für die
gesamte Union
o Man musste Grenzen schaffen damit der Euro sich durchsetzen kann
o EU-Besonderheit, dass die Wirtschaftspolitik nicht harmonisiert ist, aber die Währung schon
(einheitliche Währungsunion, aber die Kompetenz für die Wirtschaftspolitik bleibt bei den
MS, d.h. es besteht die Gefahr, dass einzelne MS eine rücksichtslose Wirtschafspolitik
betreiben, sich weiter verschulden und andere MS für deren Schulden aufkommen müssen;
deshalb wurden diese Kriterien eingeführt)
 Ziel: strukturelles22 Haushaltsdefizit von 0,5% des BIP; Maastricht hat das nominelle
Haushaltsdefizit geregelt (bedeutet: unter Einbeziehung der Inflation)
 Bei Gesamtschuldenstand unter 60% des BIP: Defizit bis zu 1% erlaubt
 „Six-Pack“ Verpflichtungen: Verpflichtung den über 60% des BIP hinausgehenden Schuldenstand
jährlich um 5% zu verringern
o Vorgaben des Fiskalpakts; diese Vorgaben sind in das ital. Verf.recht übernommen worden
o Art.81 spiegelt diese Verpflichtungen aus dem EU-Recht wider
 Ab 2010 ersetzt das Stabilitätsgesetz das Haushaltsrahmengesetz
 „Europäisches Semester“: erstes Halbjahr eines Jahres, Überwachung und Koordinierung der
mitgliedstaatlichen Haushaltspolitik
o MS müssen die Finanzpläne im ersten Semester des Jahres vorbereiten und der EU
übermitteln, im zweiten Semester überprüft die EU, ob diese EU-rechtkonform sind und im
Folgejahr angewandt werden
 Stabilitätsgesetz (legge di stabilità): in Haushaltsgesetz enthalten, darf keine Ermächtigung zu
grundlegenden Gesetzesreformen oder organisatorische Reformen enthalten
 Haushaltsgesetz besteht aus zwei Teilen: Stabilitätsgesetz und Haushaltsgesetz i.e.S.
o Stabilitätsgesetz enthält Finanzierungssaldo und die gesetzlichen Änderungen und max.
Nettoneuverschuldung; damit können auch Grundlagen geschaffen werden, also neue
Ausgaben und Einnahmen festgelegt werden
o Haushaltsgesetz i.e.S. enthält die entsprechenden Festschreibungen
o es braucht keine restriktive Regelungen der Vergangenheit mehr da die Restriktionen von
der EU kommen

Wie funktioniert die Haushaltskonsolidierung konkret?


 Mit Verfassungsgesetz Nr.1/2012: öffentliche Verwaltung in Stabilisierungspflichten
eingebunden: Art. 97: „bindet alle Ebenen der staatlichen Verw. in die Stabilitätsverpflichtung ein.
Die gesamte öff. Verw. auf allen Ebenen muss diese Verpflichtungen einhalten, damit die
Staatsbilanz solide bleib
 Harmonisierung der Haushalte: Gesetzgebungskompetenz des Staates (Art. 117 Verf.)
 Art.119 Verf.: Finanzautonomie (der Gemeinden, Provinzen, Metropolen, Städten) wird bestärkt
müssen aber den Grundsatz des Haushaltsausgleich berücksichtigen.
 Nichteinhaltung der Vorgaben aus internem Stabilitätspakt  führt zu Sanktionen
 „Kriterien der Tugendhaftigkeit“: bei Einhaltung dieser Vorgaben sind Belohnungen vorgesehen

Frage: Wenn die Verpflichtung besteht, die Schulden die über 60% hinausgehenden Staatsschulden jährlich zu
5% abzubauen. Wie lange braucht Italien mit einer Staatsverschuldung von 160%, um die Staatsverschuldung
auf 60% zu reduzieren. 20 Jahre; und von 100% auf 60%? Auch 20 Jahre
5. Steuerföderalismus
Autonomie ist von den finanziellen Mitteln abhängig, sonst kann keine Autonomie bestehen

22
Nach Ausschluss der Inflation

13
Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

Begriff kommt aus den USA von Richard Musgrave: fiskal federalism23
d.h.: wie werden die Aufgaben verteilt und wie wird die Erfüllung der Aufgaben finanziert
Bei Steuerföderalismus gibt es unterschiedliche Ziele bzw. Prägungen:
im Angloamerikanischen Bereich (USA, Kanada, Australien) ist damit der kompetitive
Föderalismus gemeint: man will den Steuerföderalismus fördern als Instrument zur Förderung des
Wettbewerbs zwischen diesen Einheiten; Wettbewerbspolitik typisch für US-amerikanischen oder
britischen Vorstellungen;
Lateinische oder südländische Länder ist der Wettbewerbsgedanke nicht so ausgeprägt: hat
historische und religiöse Wurzeln; im angloamerikanischen Bereich gibt es die calvinistische
Vorstellung herrscht;
in Deutschland spricht man von Finanzausgleich: es geht nicht darum, dass die Bundesländer in
Konkurrenz treten, sondern man will einen Ausgleich schaffen; das Solidarelement steht im
Vordergrund, Ausgleich zwischen den armen und reichen Regionen

 Richard Musgrave: Verteilung der Aufgaben eines Staates zwischen zentraler Ebene und lokalen
Einheiten  Föderalismus und Subsidiarität
 Kompetitive und solidarische Föderalismusentwürfe
 Modell ausgearbeitet von Charles Tiebout (1956)  Allokations- und Wohlstandsoptimum
o Er hat ein Konzept entwickelt, eine Volkswirtschaft, mit vielen kleinen Gemeinden; jede
Gemeinde bestimmt selbst die Höhe der Ausgaben und der Einnahmen (also Höhe der
Steuern und der Dienste die sie anbieten will); es wird Gemeinden geben die hohe Steuern
machen aber dafür viele soziale Leistungen (Infrastruktur, Bibliotheken, Schulen,
Kultureinrichtungen; alles wird bezahlt, aber es werden hohe Steuern verlangt) und einige
die sagen sie investieren nichts, dafür gibt es auch niedrige Steuern; Steuerpflichtige können
entscheiden in welche Gemeinde sie gehen wollen
o Wenn ein steuerföderales Modell nach diesen Grundsätzen gemacht wird, wird es ein
Wohlfahrtsoptimum geben, da jede Gemeinde so effizient wie möglich arbeiten will
 Solidarisches Föderalismusmodell: weitgehende Gleichheit durch Umverteilung, horizontale und
vertikale Dimension
 Italien hat Ansätze für steuerföderales Modell, aber überwiegend das Konzept des Ausgleichs

5.2 Steuerföderalismus in Italien


 Italien: primär zentralistisch strukturierter Staat
 Dezentralisierungsinitiativen
 Zuweisungen ohne Ausgabenkontrolle und ohne lokale Verantwortung für Bekämpfung der
Steuerhinterziehung
 Verfassungsgesetz Nr.3/2001: Schritt in Richtung Föderalisierung
o Ziel: Föderalisierung
 Art. 117 Abs. 2 lit. e): Steuersystem des Staates und Finanzausgleich: ausschließliche
Kompetenzen des Staates
 Art. 118 Verf.: Dezentralisierung der Verwaltungsbefugnisse, Grundsatz der Subsidiarität
 Art. 119: Grundbaustein des ital. Steuerföderalismus  Gemeinden, Provinzen, Metropolstädte
und Regionen  haben eigene Einnahmequellen und Besteuerungsbefugnis
o Auch Solidarelement wurde eingeführt: Ausgleichsfond ohne Zweckbindung wurde
eingeführt
 Anschließend passiert lange Zeit nichts mehr bis 2009
 G Nr. 42/2009: Ermächtigungsgesetz
o Es kam damit zu Änderungen
o Hat grundlegende Neuerungen eingeführt, auch sehr sinnvolle Vorkehrungen: man wollte die
lokale Korruption (die lokale ist sehr intransparent) verhindern
23
ist ein sehr weites Konzept dass über unser Verständnis des Steuerföderalismus hinausgeht; umfasst nicht nur
die Einnahmen Seite sondern auch die Ausgaben

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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

o Problem sind Sanitätseinheiten wegen Korruption: wieso? Italien sind die


Gesundheitsleistungen zentralisiert worden; Privatzugelassene Ärzte wurden nicht mehr
genehmigt, jetzt gab es große Sanitätseinheiten die einen Großteil der medizinischen
Leistungen erbringen, riesige Apparate die fast nicht mehr kontrollierbar sind:
Ausgabenkontrolle ist fast unmöglich
o Grundlage des Steuerföderalismus in Italien; beruht auf Verf. Gesetz Nr.3/2001
o Gilt nur für Regionen mit Normalstatut. Warum? Da Sonderstatute andere Kompetenzen
haben und eigene Steuern oder bestimmte Zuwendungen vom Zentralstaat; haben also
eigene Rechtslage
o Nur Art.2724 gilt für alle Regionen
Inhalt: Verpflichtung ein Mindestmaß an Solidarität zu üben, also einen Ausgleich zu
schaffen; gilt auch für Trentino-Südtirol; sieht den Abschluss von Abkommen vor, zwischen
Zentralregierung und autonomen Regionen und Provinzen; führte in Südtirol zu Sorgen, denn
auch Südtirol musste Ausgleichsmaßnahmen zusagen was über das Mailänder Abkommen
geschehen ist (MA: hat auch positive Aspekte für Südtirol; mit dem MA konnte man eine
definitive Finanzregelung vereinbaren; jährliche Neuverhandlungen wurde aufgehoben und
Stabilität wurde eingeführt; Südtirol musste Zugeständnisse machen (welche aber ohnehin
gemacht werden musste, da das EG 2009 diese Solidaritätsverpflichtung vorsah was auf
Verf.G: von 2001 beruht was höherrangig ist als das Autonomiestatut25); Ergebnis: 9/10 der
Südtiroler Steuereinnahmen verbleiben in Südtirol, aber Südtirol musste zahlreiche Ausgaben
übernehmen: UNI Bz, Musikkonservatorium, (alle staatliche Aufwendungen gingen an
Südtirol über); Südtirol hat damit 434 Mil. Euro verloren; Südtirol muss auch
Grenzgemeinden unterstützen; Versuche sich dagegen zu widersetzen wurden nicht
genehmigt (von anderen Regionen); es kam zu weiteren Konflikten, Rom hat nicht die 9/10
überwiesen, Südtirol hat Klagen beim Verf.GH eingeführt, es wurde eingeführt dass die 90%
der Steuern nicht erst nach Rom überwiesen werden müssen sondern direkt in Südtirol
bleiben, Rom hat zugestimmt aber Südtirol muss andere Ausgaben selber finanzieren
(MwSt. und Einkommenssteuer, KFZ-Steuer26, IRAP, Einkommenssteuerzuschlag)

 Erbringung der essenziellen Dienstleistungen: müssen für alle Regionen in gleicher Form
garantiert sein
o Gesundheitswesen, Fürsorge und Bildung (z.B. Grundschule muss da sein in jeder Gemeinde;
bei Bedarf müssen in Notlagen bestimmte Unterstützungsleistungen garantiert werden)
o Wenn eine Region diese Ausgaben nicht finanzieren kann, dann springen die anderen
Regionen ein (Ausgleichsfond) aber nur in der Höhe der Standardkosten; Kosten die über die
Standardkosten hinausgehen müssen selbst gezahlt werden von der betreffenden Region
o Nicht essenzielle Leitungen müssen mit lokalen Einnahmen gedeckt werden (Region muss
diese selbst finanzieren)

 Regionen mit Sonderstatut: Einnahmebußen, Festigung der autonomen Kompetenzen

5.3 „Mailänder Abkommen“, Finanzabkommen 2014 und aktuelle Situation der Südtiroler
Finanzautonomie
 November 2009: bilaterales Abkommen mit Provinzen Bozen und Trient, Grundlage: Art. 27 des
EG 42/2009 = „Mailänder Abkommen“

24
regelt einen internen Finanzausgleich zwischen den Regionen
25
Im AS war Bestimmung zu den Finanzen auf Ebene eines ordentlichen Gesetzes, da die Finanzregelung
entsprechend den Bedürfnissen der Provinz angepasst
26
Südtirol kann KFZ-Steuer selber regeln und hat deshalb die niedrigsten Steuern in ganz Italien eingeführt
weshalb die meisten Autos in Südtirol registriert sind

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Italienisches Steuerrecht Allgemeiner Teil

 Stärkung der Finanzautonomie


 9/10 der eingehobenen Steuern verbleiben beim Land
 Erhöhung der Zuwendungen für Übernahme bestimmter staatlicher Aufgaben, andere
Zuwendungen wurden gestrichen
 Provinz Bozen verlor durch Abkommen 434 Mio. €
 Oktober 2014: neues Abkommen mit Rom (völkerrechtlich abgesichert) 
Steuerüberweisungssystem wurde umgekehrt
 „Abgeleitete eigene Steuern“  eigene Sozial- und Wirtschaftspolitik über steuerrechtliches
Instrumentarium

6. Organisation der Finanzverwaltung


 An Spitze der Finanzverwaltung: Ministerium für Wirtschaft und Finanzen dies besteht aus 4
Abteilungen: Finanzen, Schatzwesen, Staatliches Rechnungswesen, Allgemeine Verwaltung des
Personals und der Dienste
 Minister: Ausrichtungs- und Koordinierungsfunktion  wirtschaftlich-finanzielles
Programmierungsdokument
 Verwaltung: Finanzen und Dienststelle der Zentralen Steuerkartei
 Auf operativer Ebene sind Agenturen tätig: Finanzagenturen: Einnahmeagenturen (agenzia
dell’entrate), Agenturen der Zölle und der Monopole, Agenturen der Domänenverwaltung
(Verwaltung staatlicher Immobilien)
 Einnahmeagenturen: Ansprechpartner für Steuerpflichtige, Bekämpfung von Verstößen
steuerrechtlicher Verpflichtungen; für den Publikumsverkehr verantwortlich
 Regionale Direktionen der Einnahmeämter: koordinierende Rolle
 Finanzwache: militärische Einrichtung, Aufgaben im Bereich der Steuerkontrollen und
Wirtschaftspolizei

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