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2023 / 3
Die ARGE freut sich über jeden großen oder kleinen Artikel, über jede
Anfrage und natürlich auch über jede Antwort, die unsere Mitglieder
oder Freunde der Redaktion schicken.
Bei Allen, die uns Antworten und Beiträge übermittelt haben, möchten
wir uns herzlich bedanken!
Die Schriftleitung.
Vereinsvorstand
Beirat
Unsere Bankverbindung:
Liebe Mitglieder!
Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und die „stillste“ Zeit im Jahr bricht an. Sie halten jetzt den Rundbrief Nummer
149 in der Hand. Mit gleicher Post erhalten Sie auch den Rundbrief Nummer 150 – eine Sonderausgabe der ARGE zu
ihrem 40-jährigen Bestehen. Diese Jubiläumsgabe mit sehr interessanten Artikeln ist zugleich ein DANKE für Ihre
Mitgliedschaft und Mitarbeit in unserer Arbeitsgemeinschaft. Diese Sonderausgabe ist für Sie kostenlos.
Für das Budget der ARGE allerdings nicht. Falls Ihnen diese Sonderausgabe gefällt, würden wir uns freuen, wenn mit
der Bezahlung des Mitgliedsbeitrages für 2024 auch eine kleine Spende verbunden wäre. Denn unsere Kassa ist – trotz
sehr sparsamem Umgang – jetzt leer 😉.
Mitgliedsbeitrag Obwohl die Inflation die Preise für die Produktion der Rundbriefe stark ansteigen
ließ, können wir den Mitgliedsbeitrag in der gleichen Höhe wie vergangenes Jahr belassen. Dem Rundbrief
liegt ein Zahlschein bzw. die Zahlungsmodalitäten bei.
o Mitgliedsbeitrag Versand Österreich € 55,--
o Mitgliedsbeitrag Versand Ausland € 60,--
o Mitgliedsbeitrag Rundbriefe in elektronischer Form (PDF) € 50,--
Unsere Homepage erfreut sich immer mehr einer größeren Beliebtheit. Daher zur Erinnerung:
ARGE Homepage www.arge-feldpost-oesterreich.at
o Hier sind auch die Rundbriefe als PDF abrufbar. Dazu benötigen Sie ein Passwort!
o Unter dem Punkt INFO finden Sie RUNDBRIEFE INFO. Bitte ausfüllen und das Passwort wird Ihnen
zugesandt.
Ob 2024 noch ein ARGE Symposium stattfinden wird, steht noch „in den Sternen“. Der Grund ist die unserer Meinung
nach ungenügende Beteiligung unserer Mitglieder an dem MILITÄR-POST-GESCHICHTLICHEN Symposium.
Und das, obwohl wir jedes Mal sehr kompetente Vortragende und auch jedes Mal Historiker zu Gast hatten. Wir sind
auch am Überlegen, ob Steyr der richtige Ort ist. Vielleicht sollten wir nach Wien oder St. Pölten ziehen?
Bitte geben Sie uns ein diesbezügliches Feedback. Wir werden Sie rechtzeitig informieren, was wir 2024 machen
werden.
Unser Herbsttreffen 2023 hat in Laibach / Slowenien stattgefunden. Unter der profunden und sehr netten
Führung von Frau Mag. Lidija Vindiš-Roesler konnten wir (nach kurzfristigen Absagen noch immer 27 Mit-
reisende) bei strahlendem Wetter eine herrliche Woche in Slowenien verbringen.
Allerdings ist der Aufwand für diese Art der ARGE Reisen sehr hoch und die Mitreisenden werden auch jedes
Jahr älter. Und damit wird es auch schwerer, ein geeignetes Besichtigungsprogramm zu organisieren. Die
ARGE-Leitung hat sich daher schweren Herzens entschlossen, diese regelmäßigen Herbst-Reisen nicht mehr
durchzuführen.
Allerdings werden wir sicher noch die eine oder andere Reise organisieren. Allerdings nicht mehr regelmäßig
jedes Jahr im Herbst.
Mit diesem Rundbrief findet auch unsere 33. Auktion statt. Es ist dies eine „Jubiläumsauktion“ mit ausge-
suchten und seltenen Stücken. Aus Kostengründen wird die Auktion in Papierform nicht automatisch versendet.
Die Auktion ist auf unserer Homepage abrufbar. Die Anzeige der Belege ist dort auch viel deutlicher und
individuell vergrößerbar zu sehen. Auf Wunsch (bitte Telefon oder Mail an mich) sende ich diese Auktion auch
in gedruckter Form wie gewohnt zu.
ARGE-Homepage Sie haben die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Sprachen zu wählen. Die Über-
setzung erfolgt durch Google-Translator – teils mangelhaft, aber immerhin.
Abschließend darf ich Ihnen und Ihren Familien im Namen des Vorstandes ein Frohes Fest und für 2024 Gesundheit und
viel Freude mit unserem Hobby wünschen!
Als neues Mitglied begrüßen wir herzlichst Herrn Dr. Peter JANKA, 81543 München. Seine E-Mail Adresse
lautet Peter.Janka@web.de und seine Spezial-Sammelgebiete sind Feldpost Orient, Przemysl, Kärntner
Freiheitskampf gegen SHS 1918/1920 und Postgeschichte Fiume bis zum Ende der Donaumonarchie.
Unsere Mitglieder David BRAVERY und Walter PEISSER haben diese Welt verlassen – wir werden Ihnen
ein ehrendes Gedenken bewahren.
Wir möchten darauf hinweisen, dass diese Daten nur für den Austausch von Informationen zwischen den
ARGE-Mitgliedern gedacht sind und dass eine Weitergabe an Dritte unstatthaft ist.
Gratulationen
Zu ihren runden Geburtstagen gratulieren wir den folgenden Mitgliedern und wünschen ihnen alles Gute:
Redaktionstermine
Der nächste Redaktionstermin (für den Rundbrief 151 im März 2024) ist der 1. Februar 2024.
Wir möchten darauf hinweisen, dass Sie Anfragen, Suchanzeigen und Tauschwünsche kostenlos ver-
öffentlichen können.
Falls nicht anders gewünscht, werden Suchanzeigen und Tauschwünsche in drei aufeinanderfolgenden
Rundbriefen veröffentlicht.
Auch Leserbriefe werden gerne veröffentlicht ! Die Redaktion behält sich allerdings das Recht vor,
solche Briefe im Inhalt zu kürzen oder auch nicht zu veröffentlichen.
Die regelmäßigen Zusammenkünfte und Tauschtage Dieses ist erreichbar mit der U3 (Station Ziegler-
unserer ARGE finden statt im gasse) oder U6 (Station Westbahnhof oder Burg-
gasse/Stadthalle).
Restaurant „Neubauschenke“, Wien 7
Zieglergasse 25 Bringen Sie auch Ihre Freunde mit, die sich für unser
Sammelgebiet interessieren.
Angebote bitte an
Dr. Nikolaus A. Sifferlinger, e-mail Adresse: office@sifferlinger.eu
Tel: ++43 664 22 67 940
Suche Karten / Briefe k.u.k. Feldpost in der Türkei sowie alles über den Österreichischen Flottenverein.
Für die Erstellung eines neuen Kataloges der Nummernstempel des Landheeres der k.u.k. Streitmacht suche
ich eine Abbildung des Stempels FPN 333, Unterscheidungszeichen „a“ sowie des Stempels FPN 339, Type
„F“, des Stempels FPN 351, Type „T“ mit Unterscheidungszeichen „A“ und weiters des Stempels FPN 354,
Type „f“. Ebenso den Gummistempel des FPN 374, Type „G“.
Franco TRENTINI
Vicolo Scale, 2 - I 38062 ARCO (Trento)
Telefon: 0033 84677746
trentinifranco@virgilio.it
Diese Karte konnte ich von unserem niederländischen Mitglied Paul de Leeuw van Veenen erwerben; sie
stammt ursprünglich von einem Angehörigen des Platzkommandos des k. u. k. 4. Korps-Kommandos.
Andere Abschläge des TP 58 vom August 1914 hatte Freund Gerrit Matthijssen schon registriert; dies ist
jedoch die erste Karte, die in meine Hände geraten ist.
Weshalb diese Karte zwei Mal beim ungarischen Hauptfeldpostamt 21 (der 5. Armee, wohl in Petrovaradin)
abgestempelt wurde, ist ungeklärt. Der Scan wurde uns von unserem ungarischen Mitglied Sandór Sütheö
aus Budapest zur Verfügung gestellt.
Ein besonderes Gustostück bekamen wir als Scan von unserem US-amerikanischen Mitglied Henry O.
Pollak:
Österreich-Ungarn hatte schon lange vor Beginn des 1. Weltkriegs enge Verbindungen mit Albanien. Nach
dem Ende des Langen Türkenkrieges erlangten die Habsburger im Frieden von Zsitvatorok (1606) das
Einverständnis der Türken, dass die Katholiken im Osmanischen Reich ihre Religion ausüben durften. Mit
den Verträgen von Karlowitz (1699) und Passarowitz (1718) bekam Österreich von der Türkei dann ein
Protektorat über die Katholiken im nördlichen Bergland von Albanien zugestanden. Im Rahmen dieses
Kultusprotektorats unterstützte Österreich im albanischen Siedlungsgebiet katholische Kirchen, vom Neu-
bau über die Renovierung bis hin zu den laufenden Kosten. Die ersten österreichischen Konsulate wurden
1751 in Durrës und 1801 in Shkodra errichtet. 1860 gründeten Jesuiten in Shkodra ein Seminar und 1870
wurde mit Hilfe Österreich-Ungarns ein theologisches Gymnasium des Franziskanerordens eingerichtet.
Österreich-Ungarn war also schon vor der albanischen Unabhängigkeit in den albanischen Gebieten präsent.
In den Wirren des 1. Balkankriegs erklärte Ismail Qemali am 28. November 1912 die albanische Unab-
hängigkeit. Aber erst mit dem Londoner Vertrag vom 30. Mai 1913 wurde Albanien tatsächlich eigenständig
und die Türkei erkannte die Unabhängigkeit an. Albanien bekam dann – wie andere neue Länder in Europa
– einen König aus altem Adelshaus. Die Wahl fiel auf Wilhelm zu Wied, einen Protestanten aus Neuwied
am Rhein, da er in Albanien, in dem die Bevölkerung
zu 70% muslimisch, zu 20% orthodox und zu 10%
katholisch war, als neutrales Staatsoberhaupt agieren
konnte. Zudem hatte Deutschland keine eigenen Inter-
essen in Albanien, weswegen er auch für die anderen
Großmächte akzeptabel war. Am 7. März 1914 kam er
in Durrës an, wohin die Hauptstadt verlegt worden
war. Aber in den Querelen der Großmächte am Vor-
abend des 1. Weltkriegs konnte er in Albanien kaum
Fuß fassen. Als dann der 1. Weltkrieg begann, verlor
er komplett seinen Rückhalt bei den Großmächten und
musste das Land am 3. September 1914 wieder ver-
lassen. Albanien zerfiel in kleinere Herrschaftsgebiete,
die lokal regiert wurden. Im Zuge des Weltkriegs
wurde das Land dann von österreichisch-ungarischen
Truppen im Norden, von italienischen Truppen im
Süden und von französischen Truppen im Süd-Osten
besetzt. Dabei sahen sich alle drei Besatzungsmächte
als Sachwalter albanischer Interessen, zumindest
wurde das so kommuniziert. Österreich-Ungarn und
Frankreich legten zudem großen Wert darauf, dass
Albaner in der Zivilverwaltung vertreten waren, um
den Besetzungscharakter ihrer Regime zu relativieren.
Der Ersttag
1890 war in Shkodra ein österreichisch-ungarisches Waisenhaus gegründet worden, das aber erst durch
einen Ferman des Sultans von 1908 von der türkischen Regierung autorisiert wurde. Im Waisenhaus waren
30 Jungen untergebracht. In den Wirren der Balkankriege wurde Shkodra zwei Mal von Montenegro besetzt.
Während der zweiten Besetzung entschied man sich, die Jungen zu Verwandten zu schicken. Nur 11
verblieben im Waisenhaus. So war das Waisenhaus nur zum Teil genutzt und das Gebäude konnte von den
österreichisch-ungarischen Truppen nach der Besetzung zur Einquartierung in Beschlag genommen werden.
Das Waisenhaus diente dann als Unterkunft für 30 Offiziere und als Sitz des Gendarmeriekommandos von
Shkodra. Mit Abzug der österreichisch-ungarischen Truppen mussten schließlich nicht nur die Soldaten,
sondern auch die Patres zwischen dem 16. und 18. Oktober 1918 Shkodra verlassen.
Als die österreichisch-ungarischen Truppen am 23. Januar 1916 Shkodra besetzten, musste die Feldpost-
versorgung erst noch aufgebaut werden, die Feldpoststempel, die wir alle kennen, standen noch nicht zur
Verfügung. Es gab aber eine Notversorgung, wie folgende Karte beweist, deren Text ich daher wiedergebe:
Die Postkarte wurde also nur zwei Tage nach der Besetzung aus dem Offiziersquartier in Shkodra
geschrieben. Die Karte ist als „Feldpost“ bezeichnet, trägt das Siegel des österreichisch-ungarischen
Waisenhauses Scutari und ist mit dem Siegel der „K.u.K. Luftschifferkompagnie No. 6“ entwertet. Es
handelt sich hierbei um den frühesten Beleg der österreichischen Besetzung Albaniens, der mir bekannt ist.
Im Waisenhaus wohnten weiterhin auch die Patres, die dieses betrieben. So kann ich einen Beleg des Direk-
tors nach Wien zeigen, der am 17. Februar 1917 über das Etappenpostamt Schkodra versandt wurde. Der
Brief wurde als Zivilpost von der zivilen Zensurstelle behandelt. Als die Benutzung der Etappenpostämter
durch Zivilisten am 11. September 1916 zugelassen wurde, war auch eine separate Zivilpostzensur in
Shkodra eingeführt worden.
Die Forscher
Wie schon erwähnt, wurde Albanien während der Besetzung nicht nur militärisch verwaltet, das Land wurde
auch erforscht. Zwei Namen mögen hierbei als Beispiel dienen. Zuerst ist Carl Patsch zu nennen. Er gilt zu-
allererst als Slawist, Archäologe und Historiker. Aber auch mit Albanien war er eng verbunden. Nach einer
Albanienreise hatte er 1904 ein Buch „Das Sandschack Berat in Albanien“ herausgebracht. Im gleichen Jahr
gründete er das Bosnisch-Herzegowinische Institut für Balkanforschung. Patsch residierte bis Ende des 1.
Weltkriegs in Sarajevo, so dass Post an ihn dorthin adressiert ist. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er 1922
mit der Gründung des albanischen Nationalmuseums betraut. Er stand in Kontakt mit vielen albanischen
Intellektuellen. Aus der Zeit der österreichischen Besetzung haben sich einige Belege an ihn erhalten, von
denen ich zwei vorstellen möchte.
Der erste Beleg ist ein Einschreiben von Shkodra (15. III. 1918) an Dr. Karl Patsch in Sarajevo. Der Brief
wurde wie üblich in Shkodra von der zivilen Zensur behandelt. Absender ist Mark Hil Mosi. Mosi war 1885
in Shkodra geboren worden und studierte zuerst am österreichischen Jesuitenkolleg in Shkodra, bevor er von
1904 bis 1908 in Klagenfurt eine Ausbildung als Lehrer erhielt. 1911 nahm er an einem Aufstand gegen die
Türkei teil, was seinen Ruf als albanischer Patriot begründete. In Albanien bekleidete er in der Folge
mehrere wichtige Positionen. 1914 war er Direktor der albanischen Staatspolizei. Während der österrei-
chischen Besetzung war er Mitglied der Albanischen Literaturkommission. 1920 war er dann Mitglied der
albanischen Delegation beim Völkerbund und von 1920 bis 1924 Abgeordneter für Shkodra. In dieser
Funktion unterstützte er auch die Regierung Fan Noli gegen Ahmed Zogu. Nachdem Zogu wieder an die
Macht gekommen war, musste er daher ins Exil gehen, konnte aber nach einer Amnestie wieder zurück-
kehren. Von 1930 bis zu seinem Tod 1933 war er Bildungsminister.
Abbildungen 5 a und b: Einschreiben von Mark Hil Mosi an Dr. Karl Patsch in Sarajevo
Der zweite Beleg, den ich in diesem Zusammenhang vorstellen möchte, ist ein Einschreiben aus Shkodra
(21. VIII. 1918), das an Ignatz Dörfler beim Etappenpostamt Kula Lums gerichtet ist. Der Beleg ist allein als
Post, die innerhalb Albaniens lief, sehr interessant. Aber wirklich spannend wird er erst durch den Adres-
saten Ignatz Dörfler, der normalerweise Ignaz geschrieben wird. Ignaz Dörfler (*1866, +1950) ist ein öster-
reichischer Botaniker, der zu Zeiten des Osmanischen Reiches Forschungsreisen nach Albanien unternahm.
Er bereiste das Land mehrfach, zuerst 1890, dann 1893, 1914 und 1916. Bei seiner Forschungsreise im Jahr
1918 besuchte er den Pashtrik in der Grenzregion zwischen Albanien und Kosovo. Dieser Berg ist seit alten
Zeiten eine heilige Stätte für die Menschen der Gegend. Sowohl Katholiken als auch Bektaschis und
Orthodoxe halten noch heute Zeremonien am Berg ab. Während dieser Reise im Jahre 1918 entdeckte
Dörfler am Berg eine neue Moltkia, die dann „moltkia doerfleri“ benannt wurde. Diese Pflanze findet sich
heute nicht nur im gut sortierten Gartenhandel, sondern wurde auch auf einer albanischen Briefmarke
(Michel Nr. 2335) abgebildet.
Abbildung 9: Briefmarke mit der moltkia doerfleri (Albanien Michel Nr. 2335)
Abbildung 10: Brief aus Berat über das Feldpostamt 349 an den Briefmarkenhändler Friedl
Weit interessanter ist ein Beleg, den Islam Vrioni aus Berat an seinen Sohn Memduh Vrioni im Schülerheim
in Stockerau sandte. Der Brief ist mit einer 16 Heller Fiskalmarke freigemacht, mithin also um 1 Heller
überfrankiert, und wurde am 16. 3. 1918 ebenfalls vom Feldpostamt 349 versandt. Rückseitig trägt das
Brieflein einen Vermerk, dass es am 26. März 1918 ankam. Der Brief ist einerseits interessant, weil er mit
einer Fiskalmarke freigemacht wurde, was nur sehr selten vorkommt. Es lässt sich spekulieren, ob es im
März 1918 in Berat einen Briefmarkenmangel auf dem Feldpostamt gab. Viel interessanter sind aber
Absender und Adressat, die beide der Vrioni Familie angehören. Die Vrionis sind eine der bedeutenden
Aristokratenfamilien Albaniens. Familienmitglieder bekleideten genauso während des Osmanischen Reiches
wie auch im unabhängigen Albanien hohe Regierungsämter. Der Absender Islam Vrioni ist berühmt dafür,
dass er nach Erklärung der albanischen Unabhängigkeit durch Ismail Qemali in Vlora am 28. November
1912, nachdem die Nachricht das 85 km entfernte Berat erreicht hatte, dort noch am gleichen Tag eine
Versammlung abhielt, auf der er, als stellvertretender Bürgermeister der Stadt, die albanische Flagge hisste.
Das war nicht selbstverständlich, waren doch zu diesem Zeitpunkt noch 30.000 Mann türkischer Truppen in
der Stadt. Darüber hinaus ist er als Wegbereiter albanischer Schulen bekannt. Insofern ist es auch wenig
überraschend, dass er seinem Sohn eine gute Ausbildung im Ausland angedeihen ließ.
Auch wenn ich immerhin zwei Belege aus Berat mit zivilem Charakter zeigen konnte, so bleibt doch die
Frage, warum es in Berat kein Etappenpostamt gab, ungelöst.
Der weit überwiegende Teil der erhaltenen Korrespondenzen der österreichischen Feldpost in Albanien
betrifft den Briefaustausch zwischen in Albanien stationierten Soldaten von Österreich-Ungarn und deren
Angehörigen zu Hause. Der nächst große Teil ist Korrespondenz der Militär- und Zivilverwaltung mit
Stellen zu Hause in Österreich-Ungarn. Albaner treten als Briefschreiber und –empfänger kaum in Er-
scheinung. So lohnt ein Blick darauf, welche Albaner die Post benutzten. Hier ist erst einmal darauf
hinzuweisen, dass im Osmanischen Reich lange Zeit keine albanischen Schulen zugelassen waren. Es gab
Hier möchte ich zwei Belege vorstellen, die die Nutzung der Post durch Albaner belegen. Zuerst einen
Beleg, der an Mihalaki Kambaluri, den Direktor des Matrikelamtes in Shkodra adressiert ist. Der Brief
wurde am 22. Mai 1917 in Lezha unfrankiert versandt und entsprechend in Shkodra mit dem Doppelten des
fehlenden Portos belastet. Dies ist einer der wenigen Belege, auf denen Nachporto erhoben wurde. Genauso
interessant ist aber auch der Empfänger des Belegs, ein Albaner, der in der zivilen Verwaltung tätig war.
Abbildung 12: Unfrankierter Brief von Lezha nach Shkodra; dort mit Nachporto belastet
Der zweite Beleg, den ich vorstellen möchte, wurde von A.C. Moisi in Durrës (7. II. 1917) an den Händler
Giovanni Castanatos in Shkodra versandt. Der Beleg ist mit 15 Heller portogerecht frankiert und in Shkodra
von der Zivilzensur behandelt. Interessant ist aber vor allem der Absender, die Händlerfamilie Moisi, der
Alexander Moissi, oder wie er in Albanien genannt wird, Aleksandër Moisiu, entstammt. Alexander Moissi
(*1879, †1935) galt zwischen 1910 und 1935 wegen seiner vielen Tourneen als berühmtester Schauspieler
im deutschsprachigen Raum. Er spielte an allen großen Häusern, so auch bei den Salzburger Festspielen und
an der Neuen Wiener Bühne. Seine Karriere als Schauspieler konnte er nur deswegen aufnehmen, weil er
einer wohlhabenden Kaufmanns- und Reederfamilie entstammte.
Abbildung 14: Briefmarke zum 100. Geburtstag Alexander Moissis (Albanien Michel Nr. 2004)
Kriegsgefangene
Kriegsgefangenenbelege im Zusammenhang mit Albanien sind sehr selten. Albanien nahm als Staat nicht
am 1. Weltkrieg teil. Es gab allerdings Freiwillige und auch Albaner, die als Zivilisten den verschiedenen
Truppen zuarbeiteten. In einem Aufsatz konnte ich lesen, dass es während des 1. Weltkriegs 1.500
albanische Kriegsgefangene gibt. Ob sich diese Zahl auf alle ethnischen Albaner bezieht, oder nur auf
Albaner, die ursprünglich in den Grenzen Albaniens von 1913 lebten, ist dabei nicht geklärt. Auf alle Fälle
gab es nur sehr wenige albanische Kriegsgefangene. Zudem war die Analphabetenquote in Albanien damals
sehr hoch, so dass nur die wenigsten Kriegsgefangenen ihr Recht, Post zu versenden, wahrgenommen haben
werden. Im Laufe der Jahre konnte ich aber doch ein paar wenige Belege finden, die dieses interessante
Thema illustrieren.
Zuerst möchte ich einen Beleg vorstellen, der von Elbasan (9. VII. 1917) an das Komitee des Roten Kreuzes
in Genf versandt wurde. Absender ist ein Mahmoud Pertef Koulla, also ein Albaner. Aus dem Umschlag
kann leider nicht erschlossen werden, mit welchem Kriegsgefangenen in welchem Land Kontakt aufge-
nommen werden sollte. Dennoch ist es ein seltener Kriegsgefangenenbeleg.
Abbildung 16: Brief an das Rote Kreuz in Genf: der Kriegsgefangene ist auf dem Umschlag nicht benannt
Abb. 17: Frühe Kriegsgefangenenkarte aus Boldogasszony (30. 1. 1916) nach Shkodra
Postalisch interessant ist, daß der Kriegsgefangenenbeleg zwecks Zensur über Wien geleitet wurde. Der
weitere Leitweg ist mit „via Montenegro“ angegeben. Die Karte kam schließlich in Shkodra an, was am
Siegel „K.u.k. Postamt in Schkodra (Skutari)“ abzulesen ist. Dies ist die einzige Kriegsgefangenenkarte
eines Albaners in Österreich-Ungarn, die mir bisher bekannt ist.
Aus den dargestellten Einzelgeschichten ergibt sich ein Bild eines besetzten Albanien, im dem neben den
Auswirkungen des 1. Weltkriegs auch normale Aktivitäten weitergingen. Dies obwohl, oder gerade weil sich
Albanien als Gesamtstaat von der Unabhängigkeitserklärung am 28. November 1912 bis zum Beginn des 1.
Weltkriegs nicht konsolidieren konnte. Dadurch, dass der Norden durch eine Mittelmacht und der Süden des
Landes durch zwei Länder der Entente besetzt war, gab es allerdings keinen Austausch im Lande selbst. Der
Postverkehr beschränkte sich auf die besetzten Gebiete einerseits und das Ausland auf der jeweiligen Seite.
Literatur:
Pearson, Owen: Albania and King Zog (Albania in the Twentieth Century: A History Volume One), London
2004 (Tauris).
Rainer, Herwig: Stempel-Handbuch der K.u.k. Feldpost in Österreich-Ungarn 1914 -1918, Graz 2003 (ArGe
Feld- und Zensurpost).
Hinter diesem eher unscheinbaren Portrait verbirgt sich eine heute weitgehend in Vergessenheit geratene
Episode aus der Tiroler Geschichte. Während auf der Vorderseite handschriftlich „Yours sincerely Stanley“
zu lesen ist, findet sich auf der Rückseite folgende Widmung: „From Stanley to Emma. In Rememberance of
my stay in Imst Stanley.”
Zumindest die „Knopfologen“ werden beim Betrachten dieser Aufnahme gleich bemerken, dass es sich bei
Stanley um einen britischen Soldaten handeln muss. Und sie haben auch die drei Buchstaben „HAC“ auf
den Schulterstücken erkannt. Demnach gehörte Stanley der Honourable Artillery Company (HAC) und
damit einem berühmten Londoner Regiment an. Sein Dienstgrad war der eines „private“. Doch wann hat
sich Stanley in Imst aufgehalten? Was hat er dort gemacht? Und wer ist Emma?
1Dieser Text ist eine wesentlich überarbeitete Version eines im August 2022 für den Fotoblog des Innsbrucker
Stadtarchivs verfassten Beitrages (https://innsbruck-erinnert.at/from-stanley-to-emma/).
In den folgenden Wochen und Monaten berichtete die regionale Presse regelmäßig über die in Imst
stationierten Engländer, wobei der Tenor durchwegs positiv war. So schrieb etwa der Allgemeine Tiroler
Anzeiger am 9. Dezember 1918: „Requiriert werden von den Besatzungstruppen nur Heu und Holz.
Italiener und Engländer benehmen sich der Zivilbevölkerung gegenüber tadellos, sogar liebenswürdig.“
Zwischen den Imstern und den Engländern habe sich bereits „ein nahezu freundschaftliches“ Verhältnis
entwickelt. In der dienstfreien Zeit würden
„Engländer und Italiener in Gemeinschaft mit
unserer Jugend dem Rodelsport“ huldigen. Gut
möglich, dass sich auch Emma (Jahrgang 1901)
und Stanley beim Wintersport kennengelernt
haben. Immerhin zeigen Fotos, die in der
Sammlung des Imperial War Museum (London)
verwahrt werden, die britischen Soldaten nicht
nur beim Rodeln, sondern auch beim Skifahren.
Denkbar wäre aber auch, dass sich die beiden im
Gasthaus Zum Hirschen getroffen haben, das
Emmas Vater Josef Pirchner führte. Leider lässt
sich über Stanleys Biografie bislang nicht mehr
herausfinden, da während des Ersten Weltkrieges
über 300 Träger dieses Vornamens in den Reihen
der HAC gedient haben.
A
A
bb. 2: Zwei englische Soldaten vor Emma Pirchners
Elternhaus, dem Gasthaus Zum Hirschen in Imst.
Quelle: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, NL
Franz Pirchner.
Fest steht aber, dass im Zuge der Demobilisierung der britischen Armee bereits Ende Jänner 1919 viele
Offiziere und Soldaten der HAC von Imst abreisten; die letzten von ihnen verließen die Stadt am 21. Feber
1919. Wann genau Stanley das Städtchen im Tiroler Oberinntal in Richtung Heimat verließ, ist nicht
bekannt. Ebenso wenig, ob sich Emma und Stanley jemals wiedersahen oder ob sie zumindest noch eine Zeit
lang brieflich in Kontakt standen. Fest steht aber, dass auch das Verhältnis der Imster zu den rund 1000
Soldaten und Offizieren des 22nd Manchester Regiment, das am 22. Feber 1919 in ihrer Stadt eintraf,
ausgesprochen gut war. Man schätzte das „gentlemanlike Auftreten der Offiziere wie Mannschaften“ ebenso
wie das großzügige Verhalten gegenüber der Zivilbevölkerung.
Abb. 3: Englische Soldaten in Imst 1918/19. Quelle: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, NL Franz Pirchner.
Obwohl auch den Tirolern die Schrecken und Entbehrungen des Krieges noch im Nacken saßen, berichtete
die regionale Presse auch über die – für österreichische Augen und Ohren – mitunter fremdartigen
militärische Zeremonien und Bräuche der englischen Truppen. So schrieb etwa der Allgemeine Tiroler
Anzeiger am 9. Dezember 1918: „Interessant ist die Retraite der Engländer, um ¾ 9 Uhr abends ertönt vor
der Kaserne, auf dem Horn geblasen, die „erste Post“, punkt 9 Uhr die „zweite Post“. In der
viertelstündigen Zwischenzeit findet ein Konzert, nur von Pfeifern und Trommlern ausgeführt, statt.“ Am
Tag darauf brachte das Blatt einen ausführlichen Beitrag (und sparte dabei nicht mit Stereotypen), indem
der „Dienstbetrieb der Engländer“ wie folgt beschrieben wurde. Man müsse denselben „beobachtet haben,
wenn man wissen will, was Militarismus eigentlich ist. So heiter und harmlos die langen Kerle außer Dienst
sind, so ernst und strenge sind sie gegen sich selbst im Dienst. Die Wachabteilung wird auf dem Stadtplatz
visitiert. Die Truppe steht im klirrenden Schnee; sie hat lange zu warten, bis der inspizierende Hauptmann
mit seinem Gefolge von Leutnant und Fähnrich erscheint. Eine sehnige, typische Sportgestalt, lässig in den
Bewegungen, und doch schärfstes Training in jeder Bewegung verratend: so tritt der Offizier vor die
Mannschaft. Ein kurzes, schneidiges Kommando, die Truppe steht, wie aus Erz gegossen, haarscharf
Ende April 1919 neigte sich schließlich auch der Aufenthalt des 22nd Manchester Regiment dem Ende zu.
Zuvor veranstalteten die Engländer jedoch noch am 21. April (Ostermontag) ein großes Sportfest für
Offiziere und Mannschaften, „bestehend aus Konkurrenzen im Fußball, Weit- und Hochsprung, Mulli-
Rennen, Tauziehen, Wettlaufen und verschiedenen Volksspielen.“
Abb. 4: Natürlich wurde auch Fußball gespielt … die Aufnahme entstand vermutlich im Rahmen des Sportfestes
am 21. April 1919. Quelle: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, NL Franz Pirchner.
Am 26. April verließen die englischen Truppen per Eisenbahn schließlich Imst, „so daß von den feindl.
Truppen nur mehr einige Italiener in der Fab[rik] Jenny und Schindler u. in Brennbichl verblieben.“
Meinen beruflichen Wurzeln entsprechend, möchte ich über eine Teil-Korrespondenz einen seinerzeit
prominenten Botaniker skizzieren, der schon 1914 in russische Gefangenschaft geriet.
Zu seiner Herkunft und Vita – Hermann-Josef Cammerloher war der Sohn des Kustos der K.K.
Hofbibliothek Moritz Georg Cammerloher und der Emilie Cammerloher, geb. Vaugoin, einer Halbschwester
des späteren Heeresministers und Bundeskanzlers Carl Vaugoin.
Seine Geschwister waren der Maler Carl Moritz Cammerloher und die promovierte Zoologin Hedwig
Cammerloher.
Nach Besuch des Gymnasiums in Wien studierte Cammerloher ab 1903, unterbrochen 1904 durch seinen
Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger, Botanik an der Universität Wien; 1910 Dr. phil. mit der Dissertation
„Studien über die Samenanlagen der Umbelliferen und Araliaceen“. Ab Anfang Oktober 1910 als Assistent
der Botanik an der zoologischen Station in Triest angestellt, wurde er im Dezember 1911 zum Assistenten
am botanischen Institut der Universität Czernowitz unter Otto Porsch ernannt und begleitete diesen 1913–14
auf dessen Tropenreise nach Java.
Ab 1914 war er mit Johanna von Strobach verheiratet und wurde im August 1914 zum Kriegsdienst
eingezogen, wo er am 26.11.1914 in Gefangenschaft geriet.
In Russland ging sein Aufenthalt vom europäischen Russland zuerst nach Beresowka in Sibirien, aber schon
im März 1915 wieder zurück nach Kasan. Dort verblieb er bis Herbst 1917, übersiedelte im Oktober nach
Simbirsk.
Seine letzte Postkarte datiert von Ende 1917 aus Rusajewka im Gouvernement Pensa.
Spätestens im Sommer 1918 dürfte er wieder in die Heimat zurückgekehrt sein, da er im Juli 1918 vom
Militärdienst enthoben wurde.
Ein Jahr später, im Juni 1919, wurde er an der Universität Innsbruck zum Assistenten der Botanik ernannt
und wechselte 1921 zur Anstellung am botanischen Garten von Bogor südlich von Jakarta/Indonesien.
Ab März 1925 zurück in Wien, habilitierte er und übernahm verschiedene Anstellungen bis zu seinem Tod
1940.
Er war Verfasser mehrerer Bücher und Artikel, die in Fachzeitschriften Veröffentlichung fanden.
Meine Recherche im Internet zu seinem Truppenkörper war leider nicht von Erfolg gekrönt, auch aus seiner
Korrespondenz war dies nicht ersichtlich – lediglich beschreibt er seine Zugehörigkeit zu einer Batterie, also
wohl eine Artillerie-Einheit.
Letztlich wurde ich in den Verlustlisten in der Oö. Landesbibliothek fündig. Hier wurde er in der Liste
459/1916 als Leutnant i. d. Reserve FKR Nr. 11 Niederösterreich als Kriegsgefangen geführt.
Das Feldkanonenregiment Nr. 11 gehörte der 4. Feldartillerie-Brigade im Verband des IV. Armeekorps an.
Das IV. Armeekorps, im Verband der 2. Armee ursprünglich in Serbien eingesetzt, wurde Mitte November
1914 nach Kreuzburg/Schlesien nordwestlich Tschenstochau verlegt und war zur Zeit der Gefangennahme
von Cammerloher an der Schlacht um Lodz beteiligt.
Cammerloher beschreibt in diesem Brief die Ankunft eines Pakets Briefe von seiner Frau, seinen letzten
Einsatz und die Gefangennahme – „…am 25.(November) abends erhielt ich die traurige Nachricht (über
den Tod eines Verwandten). Ich kam eben aus einem heißen Gefecht, in dem wir arg beschossen wurden.
Als ich die Briefe gelesen hatte, konnte ich die folgende Nacht nicht schlafen und ich hatte das Gefühl, dass
auch mir bald etwas bevorsteht. Der kommende Morgen, es war noch dunkel, brachte lebhaftes, nahes
Infanteriefeuer. Ich wollte in die Batterie gehen, als ich plötzlich von zwei Schüssen getroffen und leicht
verletzt wurde. Einige Minuten danach waren ich, unser Kommandant und 42 Mann unserer Batterie von
den Russen gefangen … am selben Tag noch einen Marsch von 40 Kilometer machte … wohin ich jetzt
komme, weiß ich nicht, jedenfalls in eine größere Stadt … diesen Brief schreib ich in der Bahn …“.
Wie üblich wurden die Gefangenen durch russische Wachmannschaften von der Front zur nächsten Bahn-
station in der Etappe per Fußmarsch gebracht. Lediglich nicht gehfähige Soldaten wurden mit Fuhrwerken
befördert. Ausnahmen gab es noch für höhere Offiziere, denen ein größerer Komfort in das Landesinnere
zugestanden wurde.
Cammerloher war, wie er schrieb, nur leicht verletzt (seine „Wunden wären schon fast auf dem Fußmarsch
verheilt“), wenn auch zwei Schusswunden – ggfs. zur Beruhigung seiner Frau die Verletzung etwas abge-
mildert.
Aufgegeben wurde der Brief im nächsten größeren Ort, der Kiew war. Zensur (Speeckaert Typ 8) als auch
der Hinweisstempel zur Kriegsgefangenenkorrespondenz stammen aus Kiew. Ansonsten keinerlei
postalische Vermerke, augenscheinlich auch nicht über das GZNB zensuriert.
Kiew war neben Petrograd und Moskau einer der drei Hauptverteilpunkte für Kriegsgefangene in die Tiefe
des Russischen Reichs.
Er verblieb in Kiew ggfs. im dortigen Festungslazarett nur einige Tage. Seinen nächsten Beleg gibt er im
Bahnhof Pensa auf, also wieder auf der Fahrt mit der Eisenbahn. Diese Stadt wird oft als Menagepunkt und
als Postaufgabeort beschrieben, bevor der Transport weiter Richtung Sibirien oder russisch Turkestan ging.
Ein Stück Karton fand augenscheinlich aus Mangel an Alternativen als Postkarte Verwendung. Geschrieben
in Pensa, am 10.12.1914 n.St. und aufgegeben im Bahnpostamt Pensa der Sysran-Rjasaner
Eisenbahnstrecke.
Zensuriert in Pensa mit -
Typ 1 „ПРОСМОТРЕНО.“ = Geprüft
Typ 2 „Военной Цензурой“ = Militärzensur
Typ 3 „КОРНЕТЪ СПИЦЫНЪ“ = Fähnrich Spitzyn (alle nach Speeckaert).
Adressiert an das „Controle generale de poste Bern Suisse“ = Oberpostkontrolle Bern als vermeintliche
Vermittlungsstelle, dort gestrichen und „Vienne VIII“ mit Rötel markiert und über das Auswechselpostamt
für Kriegsgefangenenpost Bern-Transit am 09.01.1915 nach Wien an Frau Cammerloher weiterbefördert –
wieder ohne Vermerk des GZNB.
Das Internationale Komitee des Roten Kreuz (IKRK) in Genf gründete schon im August 1914 das
„Zentralbüro für Kriegsgefangenenangelegenheiten = Agence Internationale de Secours et de Renseigne-
ments en faveur des prisonniers“ mit den Aufgaben, die sich aus der Gefangenschaft ergaben. Diese
Vermittlungs- und Auskunftsstelle war befasst mit allen Fronten außer der russischen. Für diese wurde von
Genf aus eine Agentur in Kopenhagen geschaffen, die vom Dänischen Roten Kreuz geleitet wurde.
Die Vermittlung von Kriegsgefangenenpost wurde auf Bitte von deutscher Seite von der Schweizer Ober-
postdirektion durch das Auswechslungspostamt für Briefpost, das Postamt „Bern-Transit“, übernommen und
auch auf andere Länder erweitert.
Die seit Kriegsbeginn in Bern genutzte Turnhalle zur Bearbeitung der Kriegsgefangenenpost wurde nach
Kriegsende der ursprünglichen Nutzung zugeführt. Die weiterhin anfallende Post Anfang 1919 in das
Bahnpostbüro „Basel 2“ verlegt.
Seine Fahrt setzte sich nach Sibirien fort. Er wurde in das größte Kriegsgefangenenlager dieses Erdteils
transportiert – nach Beresowka in Transbaikalien. Wie üblich, war dies eine Garnison der russischen Armee,
die teilweise als Gefangenenlager umgenutzt wurde. Dort waren bis zu 25.000 Gefangene interniert, nach
zeitgenössischen Angaben (Erinnerungsliteratur) sogar bis zu 35.000.
Sein Aufenthalt dort war kurz und dauerte kaum ein Vierteljahr, bevor er wieder auf Fahrt Richtung
europäisches Russland ging.
Russische Ganzsache geschrieben auf der Fahrt nach Kasan. Aufgegeben wieder an einem Aufenthaltsort -
in Taiga/Tomsk. Weitergeleitet nach Omsk zur Zensurstelle (Typ 9 und 9b). Der Hinweisstempel zur Kriegs-
gefangenenpost wurde ebenfalls dort abgeschlagen, jedoch an verschiedenen Orten der Behörde, wie aus
den unterschiedlichen Stempelfarben hervorgeht. Eingang wieder über das GZNB an Frau Cammerloher.
Russische Ganzsache mit Zusatzfrankatur nach Ankunft in Kasan über das ansässige Postamt und
Zensurstelle (Typ 5) nach Wien.
Wie er schreibt, kann er seine neue Adresse noch nicht mitteilen, da Weiterreise möglich.
Tatsächlich sollte Kasan bis in den Herbst 1917 sein Internierungsort bleiben.
Brief aus Kasan direkt über die Zensur (Typ unbekannt – ähnlich Typ 6, jedoch mit dem ersten Wort
„Вскрыто“ = Geöffnet).
Besonders interessant ist hier, dass sich das GZNB mokiert „Kürzer! sonst Beförderung unmöglich!“
(Schilling Typ 087 in blau).
KGF-Vordruck ohne Ortsangabe zweizeilig ohne seitlichen Druck (rückseitig mit 10 gepunkteten Zeilen
bedruckt) über die Zensurstelle (Typ 6, hier mit dem ersten Wort „Просмотрено“ = geprüft) und Post nach
Wien.
KGF-Vordruck ohne Ortsangabe im Moskau-Typ als Doppelkarte verausgabt, hier der Absenderteil, über
Zensur (ähnlich Typ 8) und Post Kasan nach Wien.
Fotokarte mit rückseitiger Zensur (Typ 9 und 18, jedoch fehlerhaft beschrieben, da es sich um einen
Stempel handelt). Über Wien (GZNB) weitergeleitet nach Hohenstadt/Mähren.
Auf dem Bild sitzend Dr. Cammerloher, in Zivil rechts vorne Mediziner Gafko und hinten links der Geologe
Professor Michael Stark.
Ende September/Anfang Oktober 1917 übersiedelte Cammerloher nach Simbirsk blieb dort aber nur kurz,
bis Ende 1917. Dort wurden Invalide zum Austausch gesammelt, die jedoch noch von Kommissionen
geprüft werden sollten.
Russische Postkarte mit Frankatur aufgegeben im Bahnhof Rusajewka/Pensa und zensuriert in Petrograd
(Typ 27). Über Wien nach Hohenstadt/Mähren.
Dies ist die letzte Karte meines Bestandes und augenscheinlich wurde er von der medizinischen Kommis-
sion für den Austausch vorgesehen. Seine weitere Heimkehr endete spätestens im Sommer 1918.
Quelle:
Österreichisches Biographisches Lexikon
Wikipedia
Senftleben, Eduard - Unter dem Roten Kreuz im Weltkriege
Ein Teilnachlass von Dr. Hermann Cammerloher wurde von der Universität Wien 2016 angekauft.
Vorbemerkung
China stellt im Rahmen der Serie über die feindlichen Streitkräfte ein besonderes Kapitel dar. Es hatte keine
Feldpost im Sinne der anderen Kriegsteilnehmer eingerichtet. Chinesische Streitkräfte beteiligten sich am
Krieg lediglich im Rahmen der Intervention im russischen Bürgerkrieg in Sibirien. Der Artikel soll lediglich
einen Überblick über chinesische Aktivitäten bieten. Die Zusammenstellung des Artikels war nicht ganz
einfach, da es kaum Literatur in für mich lesbarer Sprache gibt. Belege von chinesischen Absendern werden
in Europa kaum angeboten und sind auch am amerikanischen Markt nicht häufig. Die „China 2009“, deren
Katalog in der VÖPh-Bibliothek vorhanden ist, zeigte auch keine Belege aus der Zeit des 1.Weltkrieges.
Herr Walter Haveman von der Forschungsgemeinschaft China-Philatelie hat mich bei der Erstellung des
Artikels umfangreich unterstützt, wofür ihm herzlich gedankt sei.
Die Beteiligung Chinas am 1. Weltkrieg erfolgte in 2 Stufen. 1912 wurde China zur ersten Republik Asiens
und wollte den Anschluss an die westliche Welt finden. 1915 entstand die Idee der Arbeitskräfte-Entsen-
dung nach Westeuropa, Urheber dieser Idee war Finanzminister Liang Shiyi, er war auch für den Kriegs-
eintritt auf Seiten der Alliierten. Der Kriegseintritt sollte die Verbindung Chinas mit dem westlichen System
erleichtern, China wollte die westlichen Konzessionen einschränken, ein Sieg Deutschlands erschien
unwahrscheinlich, daher sollte der Eintritt auf Seiten der Alliierten erfolgen. Wegen des japanischen Wider-
standes wurde die Idee des Kriegseintrittes 1914 von den Alliierten abgelehnt. Japan stellte 1915 die soge-
nannten „21 Forderungen“, die China in ein japanisches Protektorat verwandelt hätten, Liang Shiyi
entwickelte daraufhin die Strategie „Arbeiter an Stelle von Soldaten“, dadurch sollte die Teilnahme an der
Friedenskonferenz nach Kriegsende ermöglicht werden, 1915 wurde das Angebot von den Briten jedoch
abgelehnt, Frankreich nahm das Angebot im Juni 1915 sofort an.
Französische Anwerbungskampagne
Die Neutralität Chinas sollte nicht gefährdet werden, im Dezember 1915 kam daher eine Rekrutie-
rungskommission als private Aktion nach Peking. im Mai 1916 wurden Abkommen mit privaten chine-
sischen Agenturen zur Rekrutierung abgeschlossen, Shiyi gründete dafür die Hui Mining Company zwecks
Anwerbung in den nördlichen Provinzen, wo Arbeiter als besonders kräftig und zäh galten, eine weitere
Agentur warb Facharbeiter in Schanghai an. Die erste Gruppe von Arbeitern traf im August 1916 in
Frankreich ein, die Löhne waren dreimal so hoch wie in China, ein einfacher Arbeiter erhielt 1 Franc
täglich, Facharbeiter 2 Franc, zusätzlich Kost und Quartier, Arbeitsverträge liefen 5 Jahre. Frankreich war
um das Wohlergehen der Chinesen bemüht, französische Arbeiter unterstanden dem Militär, jedoch der
zivilen Rechtssprechung, neben den chinesischen und französischen Feiertagen standen auch Urlaubstage
zu, Arbeitskräfte wurden in der Landwirtschaft und Industrie verwendet, nicht ausschließlich im Front-
bereich, sondern vor allem in den großen Industrie- und Hafenstädten, Gewerkschaften setzten Entlohnung
mit französischem Maßstab durch: 5 Francs täglich, bzw. 3 Francs bei freier Kost und Quartier, rund 40.000
Mann wurden angeworben.
Schließlich warb auch Großbritannien Arbeiter für den Einsatz im Etappengebiet der Truppen in Frankreich
an. Der Einsatz in England scheiterte am Widerstand der Gewerkschaften, Großbritannien richtete in Mili-
tärbaracken des Kolonialregimentes in Weihai Wie ein Rekrutierungsbüro unter militärischer Leitung ein.
Arbeitsbataillone mit militärischem Charakter wurden eingerichtet, das Hauptquartier entstand in Noyelles-
sur-Mer. Anfang April 1917 trafen erste Trupps ein, mindestens 100.000 Arbeiter wurden verpflichtet.
Entlohnung war für Arbeiter 1 Franc, besser bezahlt wurden nur Vorarbeiter. Bei Arbeitsausfall, auch bei
Krankheit, gab es keinen Lohn, bei Tod oder Verstümmelung erfolgte Entschädigung von einmalig 15
Francs. Die Laufzeit der Verträge war 3 Jahre, britische Kündigung kurzfristig möglich, es galt die Sieben-
Tage-Arbeitswoche mit zehn- bis zwölfstündigem Arbeitstag, Feiertage unterlagen der Zustimmung der
Chinesische Nieter bei der Arbeit in den Hauptbetrieben des britischen Tank Corps.
Bildquelle: Imperial War Museums. Katalognummer: Q 9862.
Französische Arbeiter wurden rund um Afrika verschifft, britische wurden über Kanada befördert, bewacht
durch die kanadische Armee, Anfang 1918 kam es Einstellung der französischen Anwerbungen, da
Transportraum fehlte, einige Monate später erfolgten auch keine englischen Anwerbungen aus dem gleichen
Grund.
Bei den Briten erfolgte der Einsatz im Etappengebiet zum Straßen- und Eisenbahnbau, zum Räumen der
Schlachtfelder von Verwundeten und Toten bzw. Minen. Französische Kontraktarbeiter wurden haupt-
sächlich in der Rüstungsindustrie und als Hafenarbeiter eingesetzt. Die Unterbringung erfolgte in Lagern,
die Arbeiter konnten sich jedoch frei bewegen.
Von März bis Dezember 1919 wurden monatlich 5.600 Arbeiter von den Briten rückgeführt, französische
Arbeiter wurden bis 1922 rückgeführt, 3.000 blieben jedoch in Frankreich.
Postversorgung:
In den Kontrakten waren zwei Briefe pro Monat für die Angehörigen der Arbeitskorps vorgesehen.
Die Kommunikation aus Westeuropa nach China notwendig
- wegen der familiären Beziehungen
- der Geldzahlungen der Arbeiter nach China
- im Todesfall war es wichtig, als Chinese in heimischer Erde begraben zu werden.
Von Walter Havemann erhielt ich Erläuterungen zum chinesischen Postsystem, die ich hier mit herzlichem
Dank, wiedergeben möchte:
Das private Min Hsin Chu Post-System war äußerst effizient und preiswert, und es organisierte gleichzeitig
den Postzahlungsverkehr, Geldüberweisungen geschahen durch dieses System lange, bevor es anderswo
startete.
Das war vermutlich deshalb leicht zu organisieren, da aufgrund des weit verbreiteten Analphabetismus sich
die armen Leute an wenige „Schreiber“ oder Amtspersonen wenden mussten, um sich die Briefe schreiben
zu lassen. Und den Empfängern mussten die Briefe vorgelesen werden. Dadurch waren die Postwege recht
eingeengt.
Alle Quellen berichten über ein äußerst zuverlässiges System für Private und Händler, dass sich von den
staatlichen Systemen konkurrenzlos abhob. Chinas Post konnte dieses System - trotz der Gesetze zum
Postmonopol und 1934 einem Verbot der „Min Hsin Chu“ - nie gänzlich verdrängen. Noch von 1950 aus der
Zeit der Volksrepublik sind "Bündelbriefe" bekannt, die jedoch über die China-Post liefen, mit hoher
Nominale als Frankatur, die dann zur Feinverteilung der Briefe nach Thailand oder in die Philippinen
gingen. Im Ersten Weltkrieg ging die Post vermutlich dieselben traditionellen Wege, wenn es um Sendungen
an Chinesen ging, die als Gruppen auftraten.
Gärtner Auktion Feber 2022, Los 3117: Chinese Labour Corps WW1, Umschlag zwischen verschiedenen Lagern, vom
Arbeiter „68650“ an einen Arbeiter der 122. Kompanie, schwacher Abdruck des bei Deloste erwähnten Zensurstempels
„C.L./4“, eingerahmt in rot, Ausrufpreis 600 €
Am 17. Februar 1917 wurde das französische Schiff SS „Athos“ durch das deutsche U-Boot SM U-
65 versenkt. Auf dem Schiff waren rund 900 chinesische Arbeiter, von denen mehr als die Hälfte getötet
wurden, China brach daraufhin im März die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab und erklärte
dem Deutschen Reich am 16.März 1917 den Krieg. Diese Kriegserklärung zeigte zunächst keine Aus-
wirkungen. Die Militärregierung General Hsu Chi’ Tschangs in Schanghai hob sie am 4. Juni wieder auf.
Schließlich erklärte die Republik China dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn am 14. August 1917
offiziell den Krieg. Die Konzessionen in Tientsin (österreichisch-ungarische und deutsche) und
Hankau (deutsche) wurden daraufhin von China besetzt und alle deutschen Auslandspostämter geschlossen.
Durch Kriegseintritt hoffte Duan Qirui, Premierminister der Republik China, internationales Ansehen zu
gewinnen. Er forderte die Annullierung von Entschädigungen und Zugeständnissen, zu deren Unter-
zeichnung China in der Vergangenheit gezwungen worden war. Das Hauptziel war, China einen Platz am
Verhandlungstisch für die Nachkriegszeit zu sichern, die Kontrolle über die Halbinsel Schantung zurück-
zugewinnen. Die Regierung überlegte auch, eine symbolische Kampfeinheit an die Westeuropa zu schicken,
tat dies aber nie.
Am 16. Mai 1918 kam es zum Abschluss eines chinesisch-japanischen Militärpaktes und im August 1918
wurden 2.300 Mann chinesischer Truppen in den Raum Wladiwostok-Ussuriisk entsandt, um die chine-
sischen Interessen während der sibirischen Intervention zu schützen. Die chinesische Armee kämpfte sowohl
gegen Bolschewiki als auch gegen Kosaken. Dieser Konflikt war Teil des russischen Bürgerkriegs.
Die Gesamtstärke erreichte schließlich 4.000 Mann, die hauptsächlich in Wladiwostok und Ussuriisk
stationiert waren. Vor allem aber war dies das erste Mal, dass China gleichberechtigt mit den Großmächten
an gemeinsamen Militäroperationen teilnahm. Chinesischen Kommandeuren wurde ein Sitz im Alliierten
Militärrat in Wladiwostok gewährt, chinesische Vorrechte über die Ostchinesische Eisenbahn wurden aner-
kannt und Chinas Verantwortung für die Bewachung der Bahn offiziell sanktioniert. Die sibirische Inter-
vention war eine beispiellose Gelegenheit für China, seinen Platz an der Sonne zu beanspruchen.
Postversorgung:
Für die chinesischen Einheiten wurde keine Feldpostversorgung aufgebaut. Die Angehörigen der chinesi-
schen Streitkräfte benutzten die russische Post und frankierten nach den russischen Gebührensätzen. Die
Post aus China zu den Truppen nach Sibirien wurde nicht frankiert.
Der Umschlag wurde in Wladiwostok zensuriert, bevor er über Harbin nach Peking befördert wurde.
Ankunft in Peking 10.Juni.
Die russische Aufschrift besagt Herkunft Spasskoje Garnison (heute Спасск – Дальний), eine Station der
angegebenen Bahnpoststrecke ca. 240 km nördlich Wladiwostoks an der Ussuristrecke der Transsibirischen,
geschrieben von einem kommandierenden chinesischen Offizier. Der russische Text ist eine Anweisung, den
Brief an das chinesische Postamt in Harbin zu senden. Die Rot-Band-Seite des Briefes ist chinesisch und
enthält den Namen des Absenders, die Zieladresse, das Sendedatum (27.5.1919) und die Einheits-
bezeichnung und einen Doppelringstempel, wahrscheinlich „XAP…b“ = Harbin 22.(5.19) julianisch =
4.6.19 gregorianisch.
Von frühen Feldpostbriefen wird erstmals im Feldzug gegen die Mongolei 1912-14 berichtet, danach
zwischen 1929 und 1931 von der Roten Armee, aber von keinem aus der russischen Revolutionsperiode
oder von einem Ort außerhalb Chinas.
Die ARGE freut sich über jeden großen oder kleinen Artikel, über jede
Anfrage und natürlich auch über jede Antwort, die unsere Mitglieder
oder Freunde der Redaktion schicken.
Bei Allen, die uns Antworten und Beiträge übermittelt haben, möchten
wir uns herzlich bedanken!
Rot-Band-Umschläge wurden von Chinesen zum Versenden von Briefen, hauptsächlich auf Chinesisch und mit Pinsel
und Tinte geschrieben, verwendet. Rot bedeutet Glück in der östlichen Kultur und ein Umschlag mit rotem Band zeigt,
dass der Brief keine schlechten Nachrichten enthält. Auf das rote Band wurde der Name des Empfängers geschrieben,
der geehrt werden sollte. Besonderheiten waren vollständig rote Umschläge, z.B. für Neujahrsgrüße, Glückwünsche zu
Beförderungen, Schulabschlüssen, Geldgeschenken u.dgl.
Das Gegenteil ist der Blau-Band-Umschlag, der verwendet wurde, um schlechte Nachrichten zu überbringen. Der Blau
Band Umschlag dient dem gleichen Zweck wie ein schwarz umrandeter Trauerumschlag des Westens. Die Blau-Band-
Umschläge findet man meist ohne Briefmarken, da sie durch Boten gebracht wurden oder persönlich überreicht
wurden.
Quelle: Asian Philatelist 2019
Bedingt durch die, mit Hilfe der USA 1917 erfolgte Kriegserklärung, erhielt China Platz am Siegertisch, die
Alliierten stellten Chinas Beitrag zum Sieg jedoch in Abrede. China erhielt nur zwei Sitze, da es keine
Kampftruppen gestellt hatte. China forderte die Rückgabe der Schantung-Halbinsel und ein Ende imperia-
listischer Institutionen, wie Exterritorialität, Gesandtschaftswachen und ausländische Pacht. Die West-
mächte lehnten diese Ansprüche ab und erlaubten Japan, Gebiete in Schantung zu behalten, die von
Deutschland nach der Belagerung von Tsingtau aufgegeben worden waren.
Literatur:
Allgemein:
Herzfeld: Der Erste Weltkrieg – Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1968
Kleindel: Der Erste Weltkrieg Daten – Zahlen – Fakten, Österreichischer Bundesverlag, Wien 1989
Weise: Chinesische Arbeitskräfte im Ersten Weltkrieg, Norderstedt 2009
Philatelistisch:
Deloste: Histoire Postale et Militaire de la Guerre de 1914 – 1918, Bischwiller 1968
Klempka: Foreign Intervention of Russian Revolution: Chinese Forces, Asian Philatelist 2019
Auktionskataloge von Cherrystone, Teaneck (z.B. November 2022)
Wie bekannt, beschäftige ich mich vorwiegend mit der Feldpost der k.u.k. Kriegsmarine. Jedoch gilt mein
Interesse auch der allgemeinen Feldpost, den Verteidigern von Tirol und auch der Fliegerpost. So las ich
aufmerksam in unserem ARGE-Rundbrief Nr. 148 die Ausführungen in der Donaupost insbesondere über
den Aeroplanstempel. Dieser Artikel veranlasst mich nunmehr zu diesen Zeilen.
In meiner Sammlung befindet sich seit sehr langer Zeit ein Brief mit eben diesem Stempel. Ich habe mir
darüber immer wieder Gedanken gemacht, den Brief hin und wieder in die Hand genommen, Erkenntnisse
dazu studiert, um ihn dann abermals in die Sammlung meiner Flugpost einzureihen. Erst kürzlich hatte ich
den Beleg wieder in der Hand. Nun, animiert durch unseren Rundbrief, sah ich mir den Brief wieder einmal
genauer an. Dabei fielen mir einige Bemerkungen, die mit Bleistift angebracht waren auf.
Der Brief ist innen mit einem blauen Papier gefüttert. Er dürfte einmal feucht oder sogar nass geworden
sein, da sich die blaue Farbe auch außen ziemlich bemerkbar macht. Der Zustand des Briefes sieht auch sehr
"abgegriffen" aus. Der Beleg weist keinerlei postalische Bearbeitung auf. Keinen Poststempel, keinen
Feldpoststempel und keinen Truppenstempel. Lediglich ganz rechts oben befindet sich in der Ecke der
besagte Aeroplanstempel. Leider ist kein Briefinhalt vorhanden und auch keine Datumsangabe angeführt.
Der Brief ist adressiert an: "Herrn Karl Inholz Zugsführer der Landsturm Artilerie Abth. 5/2 in Zurawica bei
Przemysl".
Absender: "M. Inholz Wien 14. Bz. Braunhirschengasse 49"
Vorne mit Bleistift: oben: "vermisst"
"bei Przemysl" wurde durchgestrichen und Bleistiftvermerk: "retour Wien" angebracht.
Rückseite: mittig mit Bleistift: "Echt geflogen Berezowski"
Unten eine weitere unleserliche Bemerkung wie "...insky Komp." (Duschinsky Komp.?) und der Name
Beresoski (hier fehlerhaft geschrieben).
Da ich kein spezieller Flugpostsammler bin, sagte mir der Name Berezowski bisher nichts.
Auf einen Artikel von Alexander Berezowski wird auf Seite 103 der Donaupost - RB 148 Seite 43 - den er
in der "Sammlerwoche" veröffentlicht hat verwiesen. Darin schreibt er: "Vor mir liegen als weiterer Beweis
(für die Echtheit von geflogenen Belegen nach Przemysl mit dem Aeroplanstempel, Anmerkung Kalis) zwei
Briefumschläge, beide mit gleicher Anschrift und dem Aeroplanstempel allein versehen. Auch in diesem
Falle ist die Herkunft nachgewiesen. Sie stammen nämlich aus dem Besitze einer biederen Wiener Eier- und
Butterhändlerin, die von Marken und was damit zusammenhängt, keine Ahnung hat. ... Auf Befragen erfuhr
..., daß beide Briefe von der Frau selbst geschrieben und an ihren Gatten gerichtet waren, von welchen ihn
der erste erreichte, der zweite jedoch mit dem handschriftlichen Vermerk "Vermißt - retour Wien" an ihre
Adresse zurückgelangte. Die Festung Przemysl war nämlich in der Zwischenzeit bereits gefallen."
Im "Lehmann´s Adressbuch" von 1912 und 1915 fand ich dann eine Eier- und Butterhandlung mit der
Adresse 14. Bezirk, Braunhirschengasse 49 der Firma Duschinsky. Also völlig ident mit der Absender-
angabe. Somit ist klar, dass der besagte zweite Brief in dem Artikel von Berezowski, der wieder retour
geschickt wurde, der Beleg in meiner Sammlung ist. Jahrelang schlummerte dieser Brief in einem meiner
Alben und wurde nunmehr sozusagen durch den Rundbrief wieder "zum Leben" erweckt.
Abschließend kann gesagt werden, dass es sich immer bezahlt macht, unseren Rundbrief aufmerksam zu
lesen.
Die Abbildung zeigt eine Feldpostkarte des Leutnant i. d. Reserve Franz Weintritt. Er kam von der Fliegeroffiziers-
schule im Jänner 1916 zur Fliegerkompagnie Nr. 4 nach Aisovizzai * östlich von Görz an der Isonzo-Front. Dort wurde
er als Beobachter eingesetzt und sollte seine Pilotenausbildung fortsetzen. Die Karte beschreibt sehr anschaulich den
Alltag und den Ehrgeiz eines Fliegers.
Am 11. 2. 1916 schrieb er folgende Karte an seine Mutter in Mannswörth a.d. Donau.
Liebe Mama!
Heute habe ich Deine liebe Karte vom 8.II. herzlichst dankend erhalten. Du kannst beruhigt sein, wenn ich schreibe
mein Husten ist weg., dass es ist wirklich so ist. Selbstverständlich überlasse ich es Dir vollständig an meine Zeilen zu
zweifeln. Es geht mir gut, bin gesund und unzufrieden. Heute bläst die Bora aus allen Weltgegenden und ich kann
deshalb nicht fliegen, was mir sehr leid tut. Habe einen Luftangriff auf das Benzindepot einer italienischen Großstadt
ausgearbeitet und die Erlaubnis erhalten, den Plan auszuführen. Natürlich so lange die Bora bläst und das Wetter
schlecht ist, nicht. Na in acht Tagen hoffe ich wird das Benzindepot fliegen, aber in die Luft.
Eines wundert mich, dass alles Teilnahme zeigt. Gegenwärtig lebe ich noch! Und ich hoffe noch recht lange zu leben,
zur Angst der Caproniflieger. [Augenscheinlich dürfte es sich um ein sehr gewagtes Unternehmen gehandelt haben.
Anm d. V.] Beim letzten Flug vom 6.II. habe ich einen Caproniflieger, der sich unter mir auf meine Höhe schrauben
wollte, mit dem Maschinengewehr durchs Bombenloch gehörig zugesetzt und er ist auch sofort verschwunden,
geflüchtet. Auf das, dass ich auch nach unten schiessen kann war er nicht gefasst. Na, ich habe den Kerl gehörig
Vorzündung gegeben.
Nun lebe wohl. Mit Handkuss Dein dankbarer Franz
Leutnant Franz Weintritt wechselte im März 1916 zur Fliegerkompagnie Nr. 23 und im Juli 1916 zum Festungs-
Artillerie-Regiment Nr. 2. Am 21.2.1918 kam er zur Fliegerkompagnie 16, eingesetzt im Kärntner Raum. Er blieb die
gesamte Dienstzeit ein Beobachter. Am 3.5.18 wurde er im Luftkampf verwundet und am 30.10.1918, knapp vor Ende
des Krieges, schwer verwundet. Er beendete den Krieg als Oberleutnant. Was im weiteren Verlauf seines Lebens
passierte, ist mir nicht bekannt. Sein Feldpilot Franz Sigl wurde ebenso am 30. 10. 1918 schwer verwundet. Er trat am 2.
11. 1918 der deutsch-österreichischen Fliegertruppe in Aspern bei.
© Die personenbezogenen Daten stammen aus dem Buch von Robert Veinfurter „Das Fliegende Personal der k.u.k.
Fliegerkompagnien im Ersten Weltkrieg“
PS: Diese Karte gelangt im Rahmen der Jubiläums - Herbstauktion der ARGE zur Versteigerung
* Aisovizza, heute Ajsevica, ist eine Siedlung im Westen Sloweniens in der Gemeinde Nova Gorica und hat 261
Einwohner.
Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich mit Feldpostmarken frankierter Post. Dazu gehören auch der
Paketverkehr und der Geldanweisungsdienst. Dafür hat die k.u.k. Feldpost eigene Formulare aufgelegt.
Die kompletteste Aufzählung existiert im Clement Band II. ab den Seiten 495. Ergänzende Aufstellungen
gibt es im Schneiderbauer Ganzsachen Spezialkatalog und im Ferchenbauer Band IV ab Seite 149. Ich ver-
suche eine umfassende Zusammenstellung.
DER PAKETVERKEHR
Die Feldpost-Begleitadressen gab es in deutscher und ungarischer Sprache. Aber auch mit zweisprachigen
Vermerken. Die Stempelmarken ersetzen den sonst üblichen Wertzeichen-Eindruck der staatlichen Formu-
lare.
Schn. Nr. 1, verwendet beim HFPA 520 vom 15.XI.17, frankiert mit der Freimarkenausgabe
1918 (Feldpost III) für Rumänien, mit ungewöhnlichem großen Postbegleitadresszettel
Ich besitze kein Exemplar dieses Vordruckes. Falls aus unserer Sammlerschaft jemand ein überzähliges
Exemplar hat, bitte – gerne!
Bäckereizug des XXV. Korpskommandos, FPA 380 vom 7.IX.18, nach Beregszász
Dazu gibt es noch keine katalogisierte Aufstellung. Hier ein erster Versuch.
Ausschnitte von den Rückseiten der Nr. 3, Nr. 4 und Nr. 5 (von oben nach unten)
Die Postanweisung dürfte aber wegen einer falschen Verwendung dieses Formulars (Feldpost zu Feldpost)
nicht durchgeführt worden sein (oder wurde nur aus philatelistischen Gründen verwendet – mein Dank
dafür! So viel zu dem Thema, dass nur „echt“ Gelaufenes sammelwürdig ist!)
Sollten Sie, werte Sammlerfreunde, noch weitere Ergänzungen haben, würde ich mich über Scans sehr
freuen. Wenn Sie zu diesem Thema Karten abzugeben haben, würde ich mich über jedes Angebot auch sehr
freuen. robisch.herb@aon.at
Im Laufe des Jahres 1917 befürchtete man aber, dass man über die Formationsbezeichnung und die Feld-
postnummer die Kriegsgliederung rekonstruieren könnte. Daher wurde bei der Zensurstelle die Formations-
bezeichnung ausgekratzt oder chemisch entfernt, später auch die Feldpostnummer. Da nun aber der
Empfänger keine Adresse mehr für die Antwort hatte, wurden Deckadressenstempel oder entsprechende
Klebezettel eingeführt. Nun musste die Antwort mit der Nummer des Deckadressenstempels an die
Zensurstelle geschickt werden, wo anhand einer Kartei die Feldpostadresse ergänzt wurde. Diese Kartei um-
fasste ca. 1‘500 Namen.
Mir war klar, dass es solche Belege geben musste und habe danach seit Jahrzehnten gesucht und bin nun
endlich fündig geworden. Vielleicht stecken auch in anderen Sammlungen solche Belege, sind aber nicht als
solche erkannt worden. Über allfällige Meldungen würde ich mich freuen.
Ansichtskarte von Einsiedeln am 13. Juni 1918 in Zürich aufgegeben. Als Adresse N. 1118. Bei der
Zensurstelle Feldkirch mit roter Tinte Adresse ergänzt: 2. Regiment der Tiroler Kaiserjäger, II Baon
Gefechtstrain. Feldpost 481. Dieses Feldpostamt war der 1. Kaiserjägerbrigade zugeteilt und zu dieser Zeit
im Südtirol Raum Borcolapass im Einsatz. Die Marke wurde durch die Zensurstelle abgelöst, um allfällig
darunter versteckte Mitteilungen aufzudecken, dann wieder aufgeklebt.
ALLGEMEINE FELDPOST-AUSGABEN
VORLÄUFER
In den von Österreich-Ungarn besetzten Gebieten wurde die gesamte Verwaltung und damit auch der Post-
dienst von Militärbehörden übernommen. In den Etappenbereichen wurden je nach Bedarf im Laufe der Zeit
Etappenpostämter eingerichtet, welche den Postverkehr der Besatzungstruppen besorgten. In weiterer Folge
wurden die Etappenpostämter auch für den zivilen Postverkehr freigegeben und in Etappenpostämter mit
Ortsbezeichnung umgewandelt.
Vor der Ausgabe eigener Feldpostmarken (nach heutiger Erkenntnis im März 1915) wurden österreichische
oder ungarische Freimarken als Vorläufer benutzt. Solche Belege mit österreichischen Marken werten min-
destens € 200,-, mit ungarischen Marken ca. 400,-. Bei Geldbriefen werten die Vorläufer mit öster-
reichischen Marken € 300,-, mit österreichischen und ungarischen Marken € 450,-.
© Ferchenbauer 2008, Band IV.
Nachdem ich mit dem Aufbau einer Sammlung mit den verschiedenen Feldpostausgaben beschäftigt bin,
habe ich mit den Vorläufern beschäftigt, um festzustellen, in welcher Zahl und in welchen Kombinationen
sie vorhanden sind.
Das ist früheste mir bekannte Geldbrief vom 23. 8. 1914, frankiert mit ungarischen Marken,
TP 28 / Galizien XII. Korpskommando / 23. – 28. 8. 1914 Schlacht bei Zloczów
Die Schlacht veränderte die Kriegslage nachhaltig zugunsten der Russen, Lemberg ging am 2. September verloren.
Durch eine weitere schwere Niederlage in der Schlacht bei Rawa Ruska waren die Österreicher, welche enorme Verluste
hatten, zum Rückzug auf die San-Linie gezwungen. Um diesen Vormarsch der russischen Truppen zu behindern, griff
Die Briefgebühr von 48 Filler wurde abgegolten, aber es fehlt die Wertgebühr von 6 Filler.
Absender war der FML Franz Paukert (23. 7. 1860 – 8. 9. 1914), 1912–14 war er
Kommandant der 16. Infanterie-Truppendivision in Hermannstadt.
FPA 16 vom 8. 9. 1914 / Bosnien / 10. Gebirgsbrigade / Schlacht am Jadar vom 16.-19. 8. 1914
Die KRIEGSNACHRICHTEN
RADIOGRAMM PRZEMYSL in
deutscher und polnischer Sprache (=
Wiadomosci Wojenne) und in
ungarischer Sprache die TÀBORI
UJSÀG in ungarischer Sprache.
Das nächste „Rätsel“ ist der Empfänger M. G. Rosenfeld. Bei dem Namen „Rosenfeld“ ist man sensi-
bilisiert, den das war der Geburtsname von Sándor (Alexander) Friedrich Rosenfeld, standesamtlich 1906 in
Roda Roda geändert. Er war ein österreichischer Schriftsteller, Satiriker und Publizist. Roda Roda wurde
am 11. August 1914 in das k.u.k. Kriegspressequartier einberufen und schrieb als Kriegsberichterstatter für
die in Wien erscheinende Neue Freie Presse bis 1917 mehr als 700 Beiträge. Auch für die seit 1854 in Buda-
pest erscheinende deutschsprachige Zeitung Pester Lloyd verfasste er mehrere Beiträge.
Deutsches
Formular,
FPA 52 vom
5. 12. 1914,
46. Schützen-
Division bei
Krakau
Das TP 35 war der 2. Kavallerie-Division (Preßburg) zugeteilt. Einsatz in Polen und Galizien. Der Zeitraum
liegt zwischen der Schlacht bei Krakau vom 16. – 25. 11. und der Verfolgung der Russen nach der Schlacht
bei Limanowa-Lapanow nördlich der Weichsel vom 15. bis 18. 12. 1914.
Über jede ergänzende Meldung wäre ich sehr erfreut und dankbar. Meldungen bitte an robisch.herb@aon.at
oder an unseren Rundbrief-Redakteur Herrn Kobelbauer kb@aatc.at.
Eingeschriebener Brief aus MORMUGAO PORTO, 1916, Reko-Zettel von NOVA GOA
an das „Züricher Büro für die Suche nach Vermissten“ in der Schweiz, rückseitig
Ankunftsstempel Zürich vom 26. 3. 1916, britischer Zensurstreifen
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das heutige Indien in vier
politische Einheiten geteilt:
Gebiete unter direkter britischer Herrschaft (Britisch-
Indien, Hauptstadt: Bombay, dann Kalkutta);
die sog. „Eingeborenenstaaten“ (native states): Gebiete,
denen die Briten eine begrenzte Autonomie unter einem
lokalen Fürsten (Maharadscha) zugestanden hatten;
die französischen Besitzungen in Indien (Französisch-
Indien, Hauptstadt: Pondichéry);
und schließlich der portugiesische Kolonialbesitz, der
„Estado da Índia“.
1961 verlor Portugal schließlich seine letzten indischen Kolonien Goa, Diu und Damão. Sie wurden von der
indischen Armee am 18. Dezember handstreichartig besetzt. Portugiesisch-Indien hörte somit nach über 450
Jahren portugiesischer Präsenz auf zu existieren und wurde in die Indische Union eingegliedert. Portugal
erkannte diese Annexion zunächst nicht an, gab seine Ansprüche aber 1974 nach der Nelkenrevolution auf.
Vielleicht gehört auch der Absender dieses Briefes, den ich bereits seit längerer Zeit besitze, zu der
Besatzung des Lloyd-Dampfers Vorwärts (III).
Einen nicht unerheblichen Anteil am Auskommen und (Über-)Leben der Kriegsgefangenen, vorwiegend in
den sibirischen Lagern, hatte die in Tientsin/Nordchina ansässige „Hülfsaktion für Deutsche und Österreich-
Ungarische Gefangene in Sibirien“, kurz „Hülfsaktion Tientsin“.
Der heute verwunderlich klingende Ausdruck „Hülfe“ war seinerzeit durchaus gebräuchlich und fand neben
„Hilfe“ Verwendung.
Gegründet wurde dieses Hilfskomitee am 13. November 1914 durch auslandsdeutsche (und Österreicher –
am bekanntesten ist wohl Olga Fischer-Togo) Damen und Herren in Tientsin unter Vorsitz von Elsa von
Hanneken, Gattin des Offiziers und Geschäftsmanns Constantin von Hanneken.
Bis zum Frühjahr 1915 beschränkte sich deren Tätigkeit auf Sammlung von Geldern und zunehmend auch
Sachspenden (Liebesgaben) sowie Arzneien.
Die Verteilung nach Russland und in die Lager funktionierte durch Delegierte des amerikanischen Roten
Kreuz – bis zur Kriegserklärung der USA im April 1917, an die bis dahin neutrale Schutzmacht des Deut-
schen Reichs.
Durch die Abnahme der Spendenbereitschaft in Ostasien und den USA mit gleichzeitiger Zunahme der
bedürftigen Kriegs- und Zivilgefangenen mussten weitere Finanzquellen erschlossen werden, um die Leis-
tungsfähigkeit aufrecht erhalten zu können.
Die effektive und zielgerichtete Hilfstätigkeit blieb den offiziellen Stellen im Deutschen Reich und der
K.u.K. Monarchie nicht verborgen, so dass staatliche Gelder und nicht nur Spenden der örtlichen Reprä-
sentanten bereitgestellt wurden.
Bis Ende 1915 rund 1,450.000 Mark alleine durch die Österreichisch-Ungarische Regierung - bekam da-
durch den Status einer nationalen Hilfsorganisation.
Eine weitere Möglichkeit zur solventen Tätigkeit war die Vergabe von Darlehen, die durch Angehörige in
der Heimat ausgeglichen wurden.
Nach der damals geltenden Haager Landkriegsordnung von 1907 der Anlage I, II. Kapitel, Artikel 16
genießen nationale Auskunftsstellen Portofreiheit für Briefe, Postanweisungen, Geldsendungen, Postpakete,
die für die Kriegsgefangenen bestimmt sind oder von ihnen abgesandt wurden sowohl im Land der Aufgabe,
dem Bestimmungsland und allen Zwischenländern.
Die Definition und Aufgabe nationaler Auskunftsstellen ist in Artikel 14 geregelt. Danach sollte jeweils eine
Auskunftstelle der kriegsführenden Staaten und neutraler Staaten, die auf ihrem Gebiet Kriegsgefangene
aufgenommen hatten, errichtet werden.
Daraus ergibt sich die russische Haltung zur Frankaturpflicht der „Hülfsaktion Tientsin“ in russische Kriegs-
gefangenenlager. Dies traf natürlich auch auf weitere Fürsorgestellen wie beispielsweise den „Deutschen
Hülfsverein Stockholm“ und den „Österreichisch-Ungarischen Hilfsverein Stockholm“ zu.
Bei Aufgabe im russischen Postamt Tientsin kamen die inländischen Posttarife zur Anwendung.
Neben der oben erwähnten allgemeinen Verteilung von größeren Summen Hilfsgelder an Spitäler und
Ansprechpartner in den Lagern durch neutrale amerikanische Delegierte, die durchaus für Unstimmigkeit
sorgte, verlagerte man die individuelle Verteilung mittels Wertbrief gezielt an Gefangene.
Die ersten bekannten Exemplare sind von April 1915 und wurden mit einem üblichen Umschlag maschinen-
und handschriftlich ausgeführt. Ab Herbst 1915 kamen die ersten Vordruckumschläge mit gedruckter Orts-
angabe der großen Gefangenenlager auf weißem und braunem Papier zur Ausgabe. Im weiteren Verlauf
wurde zunehmend farbiges Papier, voraussichtlich zur Abschreckung vor Diebstahl, verwendet. Die
zunehmende Unterstützung auch in kleinere Lager machte einen Vordruckumschlag mit handschriftlichem
Eintrag des Empfangsortes notwendig, diese sind ebenso ab Herbst 1915 bekannt. Ab Ende 1917 bis zur
Schließung des Büros der „Hülfsaktion Tienstin“ Ende März 1918 mit heimlichen kleinen Hilfen bis zur
schriftlichen Liquidation zum 31.05.1918 kamen nochmals geänderte Vordrucke bzw. nicht bedruckte Um-
schläge zur Anwendung.
Zur quantitativen Einschätzung der verwendeten Wertbriefe gibt Fr. von Hanneken selbst Auskunft – „Im
Jahre 1917 erreichte die Arbeit der Hilfsaktion ihren Höhepunkt…Täglich liefen 200 bis 400 Geldbriefe
nach Sibirien aus…“.
Diese doch recht beachtliche Anzahl im Vergleich zum heutigen Auffinden relativiert sich durch den
Versand nach Russland an den Kriegsgefangenen - soll heißen, der Gefangene selbst musste dieses Post-
Wertbriefvorläufer
Einfacher Umschlag über die russische Post am 24.04.1915 an einen Kriegsgefangenen im Lager Nikolsk Ussu-
risk/Primorskaja über 60 Francs im Auszahlungswert von 25 Rubel mit blauem Wertbriefzettel Nr. 495 der russischen
Post Tientsin.
Russische Durchgangszensur aus Pogranitschnaja (Speeckaert Typ 3), einer Grenzstation an der Ostchinesischen Bahn
aus der Mandschurei nach Russland.
Die ARGE freut sich über jeden großen oder kleinen Artikel, über jede
Anfrage und natürlich auch über jede Antwort, die unsere Mitglieder
oder Freunde der Redaktion schicken.
Bei Allen, die uns Antworten und Beiträge übermittelt haben, möchten
wir uns herzlich bedanken!
Kalendarium:
Die japanische Post nutzte auf Auslandspoststempeln den gregorianischen Kalender. Die russische Datums-
angabe orientiert sich am julianischen Kalender bis 31.01.1918, also + 13 Tage im 20. Jahrhundert.
Die Schriftleitung.
Vordruckumschlag auf weißen Papier (außen vergilbt - innen weiß) vom 10.10.1915 mit Wertbriefzettel Nr. 926 über 20
Rubel nach Spasskoje/Primorskaja, wieder mit Durchgangszensur aus Pogranitschnaja.
Rückseite – Absenderadresse unten. Japanisches Transitpostamt Tientsin (I.J.P.O. = Imperial Japanese Post Office)
24.10.1915 und Changchun 26.10.1915 sowie Ankunftsstempel Spasskoje 17.10.1915. Wachssiegel und Gebühr wie
vorher. Einmal gefaltet, da in Brief verschickt.
Vordruckumschlag auf braunem Papier vom 16.11.1915 mit Wertbriefzettel Nr. 371 über 15 Rubel nach Nikolsk
Ussurisk/Primorskaja, identische russische Zensur.
Rückseite – Japanisches Transitpostamt Tientsin 30.11.1915 und Changchun 02.12.1915 sowie Ankunfts-
stempel Nikolsk Ussurisk 23.11.1915.
Wachssiegel und Gebühr wie vorher. Einmal gefaltet, da in Brief verschickt.
Vordruckumschlag veränderter Druck der Vorderseite und auf rotem Papier vom 26.03.1916 mit Wertbrief-
zettel 228 über 12 Rubel als Bewertungsgrundlage 32 Francs nach Nikolsk Ussurisk. Zensur Pograni-
tschnaja.
Rückseite – Der russische Text unten weist darauf hin, dass der Gefangene nicht angetroffen wurde und als
Invalide nach Hause unterwegs ist (auch vorderseitig oben). Der Brief wurde retourniert, daher betrachten wir
die Stempeldaten genauer - Russische und Japanische Post Tientsin 26.03.1916 = 08.04.1916
Changchun 11.04.1916 Ankunft Nikolsk Ussurisk 01.04.1916 = 14.04.1916 retour über die gleichen
Poststellen Ankunft …05.1916. Die Frankatur wurde von der Zensur abgelöst, das mittlere Wachssiegel
entfernt, gefaltet und durch die „Hülfsaktion Tientsin“ zum Geldgeber in die Heimat gesandt.
Vordruckumschlag auf rotem Papier vom 18.03.1916 mit Wertbriefzettel Nr. 887 über 27 Rubel zum Gegenwert von 72
Francs nach Krasnojarsk/Jenissejsk, ohne Zensur.
Rückseite - Japanisches Transitpostamt Tientsin 31.03.1916 und Changchun 04.04.1916 sowie Ankunfts-
stempel Krasnojarsk 30.03.1916. = 12.04.1916.
Frankatur von der Zensur abgerissen – kein Zensurstempel erkennbar. Hier mal ein Wertbrief, der nicht ge-
faltet wurde.
Vordruckumschlag - veränderter Druck der Rückseite und auf rotem Papier vom 09.11.1916 mit Wertbriefzettel 634
über 300 Rubel als Bewertungsgrundlage 800 Francs nach Kolywan/Tomsk an einen Vertrauensmann = „Военно-
пенному обязанный“ aus den eigenen Reihen, einen Kriegsgefangenen zur Verteilung.
Rückseite – die Absenderangabe ist jetzt oben und der Text verändert. Über die Postämter Tientsin, Changchun am
24.11.1916 nach Kolywan, ohne Zensur.
Durch den hohen Geldbetrag (300 Rubel) verändert sich auch die Frankaturhöhe. Bis 100 Rubel, wie bisher 28 Kope-
ken. Jede weitere angefangene 100 zusätzlich 8 Kopeken = 44 Kopeken.
Vordruckumschlag auf rotem Papier vom 23.01.1917 mit Wertbriefzettel 966 über 10 Rubel die Bewertungsgrundlage
26,67 Francs nach Beresowka/Transbaikalien. Durch das spätere Falten des Briefes haben sich die Wachssiegel vorder-
seitig durchgefleckt.
Rückseite – Die beteiligten Postämter sind nun bekannt, Ankunft in Beresowka am 03.02.1917. Die Papierreste auf den
Siegeln entstammen der Vorderseite.
Frankatur nur teilweise vorhanden, zwei Werte zu 8 Kopeken abgefallen bzw. entfernt. Keine Zensur erkennbar.
Vordruckumschlag mit zusätzlichem gestempelten Roten Kreuz sonst wie dritte Ausgabe auf rotem Papier vom
18.02.1917 mit Wertbriefzettel 311 über 15 Rubel als Bewertungsgrundlage 40 Francs nach Tobolsk.
Rückseite – Übliche Postämter mit Ankunft am 06.03.1917 in Tobolsk. Frankatur wurde wieder entfernt, keine Zensur
ersichtlich. Der Umschlag weist eine Faltung auf, wurde also wieder versendet.
Vordruckumschlag auf rotem Papier vom 01.12.1917 mit Wertbriefzettel 737 über 15 Rubel mit dem Gegenwert 40
Francs nach Rasdolnoje. Nur hier findet sich links der zusätzliche Druck „Приморской области = Primorskaja Gebiet“
zum Gefangenenlager. Das Lager wurde im November 1917 aufgelöst und die Gefangenen nach Nikolsk Ussurisk
überführt.
Rückseite – oben handschriftliche Weiterleitung nach Nikolsk Ussurisk. Ankunft in Rasdolnoje am 12.12.1917 in
Nikolsk Ussurisk am 23.12.1917. Neben dem bekannten und gebräuchlichen Wachssiegel von Constantin von Hanneken
findet ab September 1917 ein eigenes Siegel der „Hülfsaktion Tientsin“ Anwendung. Genauere Abbildung weiter unten.
Vordruckumschlag in geändertem Format mit zusätzlichem gedrucktem Roten Kreuz auf braunem Papier, rückseitig
zusätzliches gedrucktes Rotes Kreuz unter der Absenderangabe. Wertbriefzettel Nr. 333, versendet am 29.08.1917 nach
Irbit/Perm über 500 Rubel mit der Rechnungsgrundlage von 1.333,33 Francs.
Rückseite – Über die bekannten Poststellen mit Ankunft in Irbit am 29.08.1917. Anpassung der Frankatur bei 500 Rubel
wie folgt -
28 Kopeken bis 100 Rubel + je angefangene 100 Rubel 8 Kopeken = 60 Kopeken. Besonders erwähnenswert ist die
Mischfrankatur mit der 3 Kopeken Kriegshilfemarke auf gefärbtem Papier (mit dem Zuschlag von 1 Kopeke zugunsten
der Soldaten und ihrer Familien). Auf (Wert-)brief unbekannt. Lediglich einzelne Exemplare der 7 Kopeken Kriegs-
hilfemarke sind von der russischen Post Tientsin bekannt.
Vordruckumschlag auf blauem Papier vom 19.07.1917 mit Wertbriefzettel Nr. 2 über 25 Rubel als Gegenwert 66,67
Francs nach Beresowka/Transbaikalien versendet.
Rückseite – Über die üblichen Postanstalten befördert, jedoch ohne Eingangspoststempel von Beresowka und ohne
Zensur. Handschriftlicher Vermerk zur Ankunft am 28.08.1917 auf der Vorderseite. Umschlag wurde später verschickt,
da mehrfach gefaltet.
Die Berechnung der anfallenden Gebühren anhand des Wertes wurde nach den Posttarifen vom 21.
September 1914 erhoben. Sie erfuhren Änderungen am 15. August 1917 und 1. September 1917. Auslands-
posttarife nochmals am 1. November 1917.
Durch Sturz des Zaren im Februar 1917 und der bolschewistischen Revolution im November 1917 mit
anschließendem Bürgerkrieg sowie den damit verbundenen lokal wechselnden Regierungen kommen
Frankaturen vor, die sich jeder vorhergehenden Berechnung entziehen. Die Authentizität dieser Belege ist
dadurch nicht in Frage gestellt, sondern entspricht den damaligen Verhältnissen.
Vordruckumschlag mit verändertem Druck – jetzt in geänderter Kopfzeile „AGENCE DES PRISONNIERS DE
GUERRE“ auf weißem Papier vom 15.02.1918 (noch nach julianischem Kalender eingestellt) mit Wertbriefzettel Nr. 18
über 437 Rubel aus 1165 Francs nach Krasnojarsk/Jenissejsk.
Rückseite – Veränderte Absenderangabe, Rotes Kreuz oben und fehlendes „Nord China“.
Auch hier über die bekannten Postverteilpunkte mit Ankunft in Krasnojarsk am 25.03.1918. Für den Betrag von 437
Rubel wurden 58 Kopeken berechnet. 10 Kopeken Gebühr + 10 Kopeken Einschreiben + 38 Kopeken Versicherung.
Einfacher Umschlag über die russische Post am 26.02.1918 an eine Zivilgefangene im Kamyschlow/Perm über 1000
Rubel mit 2.666,67 Francs als Berechnungswert mit blauem Wertbriefzettel Nr. 291 der russischen Post Tientsin.
Handschriftlicher Eingangsvermerk in roter Schrift 10.04.1918.
Rückseite – Gesamter Brief nebst Absenderangabe handschriftlich durch Elsa von Hanneken ausgeführt. Oben
„Absender E. von Hanneken Tientsin“.
Mit den schon beschriebenen Poststationen Ankunft in Kamyschlow am 05.04.1918. Die neuen Wachssiegel fanden
Verwendung.
Frankiert wurde für 1000 Rubel mit 92 Kopeken. 20 Kopeken für Gebühr und Einschreiben + 78 Kopeken Ver-
sicherung.
Anmerkungen:
- Vorläufer- und Nachläufer (unbedruckte) Wertbriefe sind von 4.15 bzw. 2.18 bekannt.
- Korrespondenz-Umschläge der Organisation wurden auch als Wertbrief mit handschriftlichen
Vermerken gebraucht, bekannt aus August und September 1917.
- Ein Wertbrief der 1. Ausgabe mit gedruckter Ortsangabe Rasdolnoje ist von Januar 1917 bekannt und
wurde wohl aufgebraucht.
- Ein Wertbrief der 2. Ausgabe mit einem gestempelten Roten Kreuz (Merkmal der 4. Ausgabe) ist als
Aufbrauchausgabe vom Januar 1917 zu sehen.
- Die 5. Ausgabe kommt auf braunem Papier auch im bisherigen Format 153x124mm vor.
(siehe unten - Besonderheiten)
Insgesamt ist die Vielfalt an Wertbriefen sowie deren Gebrauch bemerkenswert, die mitunter parallel
zueinander Verwendung fanden. Der Aufbrauch von einzelnen Stücken zu späteren Zeiten verweist auf
großen Bedarf.
Pogranitschnaja
Changchun
Tientsin
Die blauen Punkte markieren die wiederkehrenden Poststellen nach Russland. Die rote Linie stellt die Bahnverbindung
dar.
Russische Ganzsache der Post in China (Michel U2) mit vorder- und rückseitigem Überdruck der „Hülfsaktion Tientsin“
als Vordruck-Korrespondenzumschlag.
Hier verwendet als „Aushilfswertbrief“ mit entsprechender handschriftlicher Beschriftung.
Am 15.09.1917 mit Wertbriefzettel Nr. 354 über 20 Rubel als Rechnungsgrundlage 53,33 Francs nach Krasno-
jarsk/Jenissejsk.
Rückseite – Wieder mit vorgenannten Durchgangsstempeln, Ankunft in Krasnojarsk 28.09.1917. Die Gebühr von 28
Kopeken wurde durch 18 Kopeken an Marken + 10 Kopeken Ganzsache frei gemacht. Mit dem Wachssiegel der Hilfs-
organisation verschlossen.
Der Empfänger ist ein Obermaat der S.M.S. Magdeburg, ein kleiner Kreuzer der Deutschen Kriegsmarine, der am
26.08.1914 in der Nähe von Baltischport (Estland) auf Grund lief und gesprengt wurde. Teile der Besatzung wurden
gerettet und in die Heimat gebracht. Jedoch 2 Offiziere und 54 Mann gerieten in russische Kriegsgefangenschaft, die in
das Lager der 275. Druschina (russische Landwehr) in Chabarowsk interniert wurden.
Rückseite – Absender unten ein Merkmal der 2. Ausgabe. Stempel und Gebühr wie vorher.
Wertbrief der 3. Ausgabe, an dem augenscheinlich ein Nager seine Freude hatte… hier nur abgebildet wegen zwei
ungewöhnlichen Stempeln, die unbekannt bzw. selten sind.
Rückseite – Der Umschlag wurde oben von der Zensur in Petropawlowsk geöffnet und mit einem Zensurwachssiegel des
Zensors Ronis (Speeckaert unbekannt) wieder verschlossen.
Die vergebliche Suche wurde zweimal per violetten Rahmenstempel nebst Unterschrift dokumentiert und zweimal
weitergeleitet. Der Weg in Russland war - Petropawlowsk 15.01.1916 - Beresowka/Transbaikalien 17.02.1916 (auf dem
Weg dorthin wurde ein weiteres Mal in Omsk mit dem unten abgeschlagenen Zeilenstempel -Speeckaert Typ 11-
zensuriert) - Nikolsk Ussurisk/Primorskaja 23.02.1916 - dort handschriftlich erhalten am 17.04.1916. Viereinhalb
Monate Laufzeit (bedingt durch Suche und Zensur), um 7 Rubel an den Mann zu bringen. Übliche Gebühr 28 Kopeken.
Nur wenige solcher Stücke sind bekannt.
Wertbrief der 2. Ausgabe vom 02.07.1916 mit Wertbriefzettel Nr. 298 über 11 Rubel zu 29,33 Francs nach Nikolsk
Ussurisk. Zensuriert in Pogranitschnaja (Speeckaert Typ 6).
Rückseite – Mit den üblichen Stempeln, Ankunft in Nikolsk Ussurisk am 08.07.1916. Nach den Resten zu urteilen
bestand die Frankatur wohl aus 4x7 Kopeken = 28 Kopeken der korrekten Gebühr bis 100 Rubel.
Das hier deutlich sichtbare Abreißen schließt einen Sammler wohl aus …
Bis heute gibt es nur sehr wenige vollständige Studien zur Luft- und Ballonpost in der polnischen Sprache. Dies sind
hauptsächlich alte Studien in deutscher und englischer Sprache. Dem polnischen Sammler stand bisher eine Studie zur
Verfügung, die 2004 in Form eines ausführlichen Artikels im Katalog der Nationalen Briefmarkenausstellung und eines
kurzen Kapitels in Band II des Fischer-Katalogs veröffentlicht wurde. Ziel dieser Studie ist es, den aktuellen Wis-
sensstand auf diesem Gebiet darzustellen und den Punktewert von Luftpostsendungen nach folgendem Verhältnis
abzuschätzen:
1 Punkt = 1 Euro.
Dieser Katalog ist das Ergebnis meiner langjährigen Forschungen zur Geschichte der Post in der Festung Przemyśl.
Dotychczas bardzo mało jest kompletnych opracowań w języku polskim dotyczących poczty lotniczej i balonowej z
oblężonej Twierdzy Przemyśl. Głównie są to stare opracowania austriackie, niemieckie i angielskie. Polski kolekcjoner
miał dotychczas do dyspozycji opracowanie wydane w 2004 r. w postaci poszerzonego artykułu w katalogu Krajowej
Wystawy Filatelistycznej oraz krótki rozdział w II tomie Katalogu Fischer. Zadaniem niniejszego opracowania jest syn-
tetyczne zebranie aktualnej wiedzy z tego zakresu wraz z szacunkową wyceną punktową walorów wg cen faktycznie
uzyskiwanych na różnego rodzaju aukcjach.
Niniejszy katalog jest efektem moich wieloletnich badań nad dziejami poczty w Twierdzy Przemyśl.
Zu bestellen beim Autor: bator@twierdza.przemysl.pl oder unter robisch.herb@aon.at
Kosten 10,- Euro + Postgebühr
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Mitglieder in Österreich € 55,-
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Für Mitglieder, die Ihren Rundbrief in elektronischer Form (PDF) per Mail erhalten wollen, bleibt der Mit-
gliedsbeitrag bei € 50,-.
Dazu ist allerdings eine Meldung per E-Mail an robisch.herb@aon.at notwendig!
Unser langjähriges Mitglied Dan Grecu hat ein Buch über die Kriegsgefangenen und Internierten in
Rumänien 1914-1921 herausgegeben.
Das Buch ist wie die Bücher der ARGE klebe-gebunden. Durchgehend Farb-Abbildungen, 448 Seiten,
Hochglanzpapier. Es beinhaltet eine Fülle an Informationen und Bilder, insgesamt mehr als 280!
Da ich seit mehr als 30 Jahren Kriegsgefangenenpost sammle kann ich beurteilen, dass dieses Buch für
mich sehr viel Neues bietet. Der einzige „Mangel“ ist, dass das Buch nur in Rumänisch verfasst wurde.
Aber die Abbildungen sagen manchmal mehr als 1000 Worte….
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Zeitgleich mit diesem Rundbrief ist auf unserer Homepage die 33. Auktion einzusehen. Für diese Sonder-
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Die Arbeitsgemeinschaft Zensurpost e. V. hat eine Homepage eingerichtet:
www.arge-zensurpost.de
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Besonders unsere Mitglieder aus Kärnten möchten wir auf die Vereinsabende und interessante Vorlagen
aufmerksam machen, die der Kärntner Philatelistenclub organisiert.
Die Vorlagen und Vereinsabende beginnen um 18 Uhr und finden im Gasthof Kressnig, Klagenfurt, St. Vei-
ter Straße 244 (Ecke St. Veiter Straße – Flughafenstraße) statt.
Alternativ dazu werden mehrmals jährlich Vorlagen im Café Landtmann, Wien 1, Universitätsring 4 gezeigt.
Beginn ebenfalls um 19 Uhr. Auch hier sind Gäste herzlich willkommen!
Die jeweiligen Themen der Vorlagen werden auf der Homepage des Vereins angekündigt:
www.vindobona.club
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Band 10:
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Band 11:
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Band 12:
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Bestellungen (auch für Militär-Philatelistische Sammlungen): Karl Reiter-Haas, Neudorf-Auweg 3, A-8410 Wildon