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Die Diskussionen, ob es einen Klimawandel gibt und wer dafür verantwortlich ist, haben sich seit Beginn
des Jahres 2007 weitgehend erledigt. Der damals veröffentlichte vierte Sachstandsbericht des Weltklimarates
lässt keinen Zweifel mehr daran, dass ein Klimawandel stattfindet und vor allem durch den Menschen
verursacht wird. Seitdem wird vielmehr darüber diskutiert, ob und wie die zur Vermeidung eines gefährlichen
Klimawandels nötigen Emissionsreduktionen erreicht werden können und wer welchen Beitrag dazu leisten
soll, kann oder muss.
Mit dieser Broschüre will die Allianz Umweltstiftung zur Versachlichung dieser oft sehr emotional
und kontrovers geführten Diskussionen beitragen. Dazu wird dargestellt, welche Treibhausgase vor
allem zur Klimaerwärmung beitragen, aus welchen Quellen sie stammen und wo
Emissionsreduktionen am sinnvollsten sind. Welche Beiträge erneuerbare Energien,
Energiesparen sowie andere Technologien dabei leisten könnten, ist ein weiterer
Schwerpunkt dieser Broschüre. Abschließend wird ein Einblick in die
internationale Klimapolitik gegeben und erläutert, welche Konzepte deutsche
Wissenschaftler für eine weltweite Klimaschutzstrategie entwickelt haben.
14 Erneuerbare Energien.
34 Emissionen vermeiden.
42 Glossar.
48 Allianz Umweltstiftung.
Folien.
Impressum.
1
Der Klimawandel ist da.
Rekordtemperaturen, schmelzende Gletscher, steigender Meeresspiegel – dass sich das Weltklima
ändert, lässt sich kaum mehr bestreiten.
eigentlich nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich an der Erdoberfläche) ist zwischen 1906 und
an den heutigen Vorgängen ist aber, dass sie mit 2005 um 0,74 °C gestiegen, in den letzten Jahren
natürlichen Ursachen allein nicht erklärbar sind immer schneller. Sie liegt heute so hoch wie
und mit einer geradezu beispiellosen Geschwin- seit 500, wahrscheinlich sogar seit 1 300 Jahren
digkeit ablaufen. nicht mehr (Folie 1, Abb. 1.2). Auch in den
So lassen sich z. B. in unserer Atmosphäre deutliche Ozeanen ist eine Temperaturerhöhung feststellbar.
Veränderungen bei den Konzentrationswerten so ! Die Gebirgsgletscher ziehen sich fast überall
Zeit (1750) zeigen sich dabei markante Unter- jahrsbeginn immer weiter nach vorne verschoben.
schiede:
! Die Konzentration von CO2 ist um 37 % gestiegen
und liegt heute mit 385 ppm so hoch wie noch Welche Rolle spielt der Mensch?
Klimawirksam: Der natürli- nie in den letzten 800 000 Jahren.
che Treibhauseffekt unserer
! Die Methan-Konzentration in der Atmosphäre Nachdem bereits in den 1970er und -80er Jahren
Atmosphäre hält die glo-
bale Jahresmitteltempera- ist um 156 % gestiegen, ebenfalls beispiellos im weltweite Messdaten eine Erhöhung des CO2-Ge-
tur bei etwa 14 °C. oben genannten Zeitraum. haltes in der Atmosphäre gezeigt hatten, gründeten
! Die Lachgas-Konzentration ist um 19 % gestiegen die Welt-Meteorologie-Organisation (WMO) und
und so hoch wie seit 1 000 Jahren nicht mehr das Umweltprogramm der UN (UNEP) 1988 den
(Folie 1, Abb. 1.1). IPCC – den zwischenstaatlichen Ausschuss für
Klimawandel der Vereinten Nationen. Er doku-
mentiert laufend den aktuellen Wissensstand
Treibhausgase in der Atmosphäre (Abb. 1.1): Seit Beginn der Industrialisierung haben sich die
auf dem Gebiet der Klima- sowie Klimafolgenfor-
Konzentrationen markant erhöht. schung und gibt in Abständen von 5 bis 6 Jahren
umfassende Berichte heraus. Der letzte IPCC-
Treibhausgase in der Atmosphäre. Quelle: IPCC (2007)
2
Der Klimawandel legt zu. °C 0,5
3
Mit dem Klimawandel leben.
Viele Folgen des Klimawandels sind nicht mehr zu vermeiden. Deshalb gilt:
„Nicht nur das Klima vor dem Menschen schützen, sondern auch den Menschen vor dem Klima.“
4
Unter Palmen am Chiemsee?
Um möglichst zielgenaue Anpassungsstrategien
entwickeln zu können, hat das Umweltbundes-
amt detaillierte Klimaszenarien für Deutsch-
land bis zum Jahr 2100 erstellen lassen:
Südwestdeutschland, Ostdeutschland und
die Alpen werden demnach am stärksten
betroffen sein. In Ostdeutschland sind die
geringe Wasserverfügbarkeit und die Gefahr
von Dürren im Sommer ausschlaggebend. Bis
2080 könnten hier Niederschlagsverhältnisse
herrschen wie heute im südlichen Spanien. In
Südwestdeutschland, vor allem im Oberrhein-
graben, wird mit der stärksten Erwärmung
innerhalb Deutschlands gerechnet – je nach
Anstieg der Treibhausgase um mehr als 4 °C
im Vergleich zum Durchschnitt der letzten
Wenn der Regen ausbleibt:
50 Jahre. In den Alpen beruht die Anfälligkeit In vielen Regionen wird die
auf der zunehmenden Hochwassergefahr Nutztierarten erfolgen. So könnte laut AIACC- Landwirtschaft auf gerin-
gere Niederschläge reagie-
sowie der Gefährdung vieler endemischer Projekt in Gambia trotz ausbleibender Regen- ren müssen – z. B. mit
(nur hier vorkommender) Tier- und Pflanzen- fälle die Hirseernte erhöht werden, wenn neue innovativen Bewässerungs-
arten, die ein kühleres Klima bevorzugen und Sorten, Dünger oder ein anderes Bewässerungs- methoden.
bei einer Erwärmung nicht in andere Regionen system eingesetzt würden.
ausweichen können.
Insgesamt wird es im Sommer in weiten
Teilen Deutschlands wahrscheinlich weniger Auf Wetterextreme vorbereitet sein.
Niederschläge geben. Im Winter werden im
Süden und Südosten mehr Niederschläge fallen Die für viele Regionen prognostizierte Zunahme
– allerdings weniger in Form von Schnee. von Niederschlägen und Wetterextremen erfor-
Eine Zunahme von Wetterextremen wie Stürme, dert verstärkte Anstrengungen beim Schutz vor
Starkniederschläge und Hitzeperioden gilt als Überschwemmungen, Erdrutschen und Stürmen
wahrscheinlich. – z. B. durch bessere Vorhersage- und Frühwarn- Vorsorge statt Nachsorge:
systeme oder direkte Schutzmaßnahmen (Deiche, Verbesserte Vorhersage-
und Frühwarnsysteme kön-
wirkungen des Klimawandels betroffen sind, Dämme, Schutzmauern ...). Auch indirekte und nen zur Verminderung von
welche Anpassungsmaßnahmen sinnvoll und vorbeugende Maßnahmen wie die Schaffung Sturmschäden beitragen.
nötig sind, was sie kosten und ob technische großer Überflutungsbereiche und eine entspre-
oder finanzielle Grenzen bestehen. chende Bau- und Siedlungsplanung sind Teil einer
2008 verabschiedete das Bundeskabinett die vorausschauenden Anpassungsstrategie. Ein Brenn-
„Deutsche Anpassungsstrategie“, die für 15 Hand- punkt in diesem Zusammenhang sind die Küsten-
lungsbereiche und ausgewählte Regionen mögliche gebiete: Sie zählen zu den besonders dicht
Klimafolgen und Anpassungsstrategien skizziert. bevölkerten Regionen und sind von steigendem
Bis 2011 soll dann gemeinsam mit den Bundes- Meeresspiegel und Stürmen besonders betroffen.
ländern und anderen Beteiligten ein konkreter Was Anpassungsmaßnahmen bewirken können,
Aktionsplan „Anpassung“ erarbeitet werden. zeigt sich z. B. in Bangladesch. Nach katastro-
phalen Zerstörungen durch Zyklone in den Jahren
1970 und 1991 schuf die Regierung ein Pro-
Umdenken in der Landwirtschaft. gramm zum Schutz der Bevölkerung: Eine Leit-
zentrale sammelt Informationen von Schiffen,
In vielen Teilen der Welt wird in Zukunft Wasser Radarstationen sowie Wettersatelliten und löst
immer weniger verfügbar sein. Betroffen sind v. a. bei einem anrückenden Zyklon über Radio und
die Regionen, in denen bereits jetzt das Wasser Fernsehen Alarm aus. Für die Bevölkerung wur-
knapp und die Abhängigkeit der Menschen von den zahlreiche Schutzbauten errichtet. Der Er-
der Landwirtschaft groß ist. Anpassung kann hier folg des Programms zeigte sich 2007: Beim
z. B. durch innovative Bewässerungsmethoden Zyklon „Sidr“ starben weit weniger Menschen
und die Verwendung anderer Pflanzensorten oder als 1970 bzw. 1991.
5
Wenn das Klima krank macht. Neue Konzepte im Tourismus.
Die erwarteten Klimaveränderungen werden Die Tourismusbranche wird sich allen Prognosen
sich nach Ansicht vieler Experten auch auf die nach weltweit auf Veränderungen einstellen müs-
menschliche Gesundheit auswirken. Die Zunahme sen. Manche Länder und Regionen können vom
hitzebedingter Erkrankungen und Todesfälle Klimawandel profitieren, andere zählen eher zu
sowie die Ausbreitung typischer Tropenkrankheiten den Verlierern – z. B. die Mittelmeerländer, in
nach Norden werden als häufigste Folgen genannt. denen es im Sommer unerträglich heiß werden
Anpassung kann hier durch eine verbesserte Auf- könnte. Nordeuropa, speziell die deutsche
klärung der Bevölkerung und des medizinischen Ostseeküste, darf sich dagegen auf steigende
Fach- und Pflegepersonals, die Einführung Touristenzahlen freuen. Für die Alpen wird ein
entsprechender Frühwarnsysteme und spezieller Rückgang der winterlichen Schneebedeckung
Gesundheitsprogramme erfolgen – wie die fol- prognostiziert, was vor allem tiefer gelegene Ski-
genden Beispiele zeigen: gebiete vor Probleme stellen dürfte. Dem könnte
Im Sommer 2003 kam es in Europa durch eine durch flexible und neue Urlaubsangebote begeg-
außergewöhnliche Hitzewelle zu ca. 35 000 Todes- net werden.
fällen. Allein in Frankreich starben 12 000 meist
ältere Menschen. Dies lag insbesondere an
mangelnder Information und Vorbereitung der Lebensräume erhalten und schaffen.
Bevölkerung sowie des Pflegepersonals in Alten-
heimen. In den folgenden Jahren wurden europa- Auch Tiere und Pflanzen werden vom Klimawandel
weit Warn- und Informationssysteme aufgebaut – betroffen sein, vor allem von veränderten Tempe-
2006 führten ähnlich hohe Temperaturen zu ratur- und Niederschlagsverhältnissen. So reagie-
deutlich weniger Toten. ren zum Beispiel Korallenriffe sehr empfindlich
In den nördlichen Regionen Mexikos gab es zwi- auf Veränderungen der Wassertemperatur. Wird
schen 1980 und 1996 tausend Mal mehr Fälle diese zu hoch, stört dies die lebenswichtige Sym-
des von einer Mücke übertragenen Denguefiebers biose zwischen Korallen und Algen. Es kommt
Einen kühlen Kopf bewah-
ren: Gezielte Aufklärung als im Süden von Texas. Da beide Regionen über zur Korallenbleiche und zum Absterben ganzer
hilft der Bevölkerung, sich ein nahezu identisches Klima verfügen, ist dies Riffe mit ihren komplexen Lebensgemeinschaften.
bei Hitzewellen richtig zu
verhalten.
nur mit den gesellschaftlichen Unterschieden Auch viele andere Ökosysteme oder einzelne
(Gesundheitssystem, soziale und sanitäre Verhält- Arten werden sich nur schwer anpassen können.
nisse) zu erklären. Ähnliches gilt für die ebenfalls Bei Planung und Management von Schutzgebieten
von einer Stechmücke übertragene Malaria. Sie sollte deshalb dafür gesorgt werden, dass sich
tritt besonders dort auf, wo große Armut herrscht. betroffene Tiere und Pflanzen neue Lebens-
Neben dem Angebot an Information sind also die räume erschließen können, was v. a. in dichter
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein wich- besiedelten Ländern schwierig werden könnte.
In Zukunft wärmer und
sonniger: Die Urlaubsorte tiger Faktor für die Anfälligkeit gegenüber Klima- Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den so
an der Ostsee werden folgen. genannten „Hot Spots“– Regionen oder Schutz-
wahrscheinlich vom Klima-
gebieten, die eine besonders hohe oder einma-
wandel profitieren.
lige Artenvielfalt aufweisen.
6
bar auf klimabedingte Veränderungen zu reagie- Quelle: IPCC (2001)
Klimaschutz
Folie 2
Internationale Kooperation.
Hintergründe.
Trägheit der Klimasysteme. Quelle: IPCC (2001)
Temperaturstabilisierung:
einige Jahrhunderte
CO2-Stabilisierung:
100 bis 300 Jahre
Die Fähigkeit eines Landes, sich an wetter- und Emissionen weiter ungebremst entwickeln. CO2-Emissionen
Zusätzlicher Treibhauseffekt.
Heute 100 Jahre 1000 Jahre
klimabedingte Gefahren und Belastungen anzu- Auch wenn konkrete Zahlen aufgrund vieler
Sonstiges
ca. 14%
Lachgas
ca. 6 % CO2
CO2 ca. 60%
Methan
passen, ist von seinen finanziellen und wirtschaft- unbekannter Faktoren mit Vorsicht zu bewer-
Methan
Lachgas
ca. 20 %
Anteil klimawirksamer
Gase am zusätzlichen
Treibhauseffekt
lichen Ressourcen sowie seinem politischen ten sind, zeigt sich immer deutlicher: Je Quellen anthropogener Treibhausgase.
Verbrennung
Landwirtschaft
Verbrennung
fossiler Brennstoffe
(Kohle, Öl, Gas)
Quelle: LfU (2004)
dena (2008)
Waldzerstörung
System abhängig. Viele Entwicklungs- und schneller und stärker der Klimawandel voran-
fossiler Brennstoffe Brandrodung
Waldzerstörung
(Kohle, Öl, Gas)
Brandrodung
15%
20%
15%
50%
20% 80%
Schwellenländer sind deshalb doppelt benachtei- schreitet, desto teurer wird es.
Industrie
Produktionsprozesse
ligt: Zum einen werden sie wahrscheinlich am Bei einer stärkeren Temperaturerhöhung kön-
Allianz Umweltstiftung ©
stärksten unter den Folgen des Klimawandels nen zudem so genannte Kipp-Punkte – Tipping- Hintergründe.
Folie 2
leiden, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen Points – erreicht werden, wie z. B. das
haben. Zum anderen können sie oft nicht die Abschmelzen des grönländischen Eisschildes.
nötigen Mittel für Anpassungsmaßnahmen auf- Einmal in Gang gekommen, ließe sich dieser
bringen. Auf der Klimakonferenz von Bali im Vorgang nicht mehr umkehren. Der Meeres- !" Standpunkte
Dezember 2007 wurde deshalb ein Anpassungs- spiegel würde unaufhaltsam um bis zu 7 m
fonds eingerichtet, der über eine Abgabe auf ansteigen – über Jahrhunderte hinweg, selbst !" Der Mensch ist ein Anpas-
Umsätze im Emissionshandel finanziert wird. wenn sich die CO2-Konzentration stabilisieren sungskünstler. Bei uns wird’s
Experten halten die daraus entstehenden Summen bzw. zurückfahren ließe (Folie 2, Abb. 2.1). wärmer? Macht nichts, in wär-
allerdings für nicht mehr als den sprichwörtlichen Anpassung alleine ist deshalb keine ausrei- meren Ländern leben ja auch
„Tropfen auf den heißen Stein“. chende Reaktion auf die Herausforderung Menschen. Außerdem hat der
Klimawandel. Ohne eine gleichzeitige Emissi- Klimawandel auch positive Ef-
onsreduzierung wird sie rasch an ihre wirt- fekte.
Anpassung allein reicht nicht. schaftlichen und technischen Grenzen
stoßen. Zudem sind Anpassungsmaßnahmen !" Die Anpassungsfähigkeit
Inzwischen haben mehrere Studien gezeigt, dass umso wirkungsvoller, je schneller parallel hat Grenzen. Eine deutliche
die Kosten zur Behebung von durch den Klima- dazu der Ausstoß von Treibhausgasen redu- Klimaerwärmung könnte welt-
wandel verursachten Schäden astronomische ziert wird. weit zu Millionen von Klima-
flüchtlingen führen.
7
Den Klimawandel bremsen.
Die Diagnose ist klar, die Ursachen sind bekannt, ein „Weiter so wie bisher“ ist kaum mehr zu
verantworten. Doch wo und wie macht Handeln Sinn?
8
masse der Erde ausmachen. Sollten sie großflächig
auftauen, befürchten Wissenschaftler die Freiset- Quellen anthropogener Treibhausgase. Quelle: LfU (2004)
dena (2008)
Hintergründe.
Trägheit der Klimasysteme. Quelle: IPCC (2001)
verbrauchs entstammen fossilen Energieträgern stens 2020 gestoppt werden – trotz Wirtschafts-
Meeresspiegelanstieg aufgrund von
Eisschmelze: mehrere Jahrtausende
CO2-Stabilisierung:
100 bis 300 Jahre
CO2-Emissionen
Zusätzlicher Treibhauseffekt.
Sonstiges
ca. 14%
Methan
CO2
ca. 60%
Verbrennung
Landwirtschaft fossiler Brennstoffe
Verbrennung (Kohle, Öl, Gas) Waldzerstörung
fossiler Brennstoffe Brandrodung
Waldzerstörung
(Kohle, Öl, Gas)
Brandrodung
Der weltweite Bedarf an Energie wird allen Progno- 80 % bis 2050 gefordert, weil sie für den weitaus
15%
20%
15%
50%
20% 80%
Industrie
Produktionsprozesse
sen nach weiter steigen. Grund ist neben dem steti- größten Teil der bisherigen Emissionen verantwort- Treibhausgase insgesamt
Allianz Umweltstiftung ©
CO2
9
Energieversorgung – eine Schlüsselfrage.
Eine zuverlässige Energieversorgung hat unsere heutige Zivilisation erst möglich gemacht.
Doch ist die Struktur der Vergangenheit auch die Lösung für die Zukunft?
Energieversorgung I.
Klimaschutz
Folie 3 Ohne Energie geht nichts. dukten, von Kunststoffen über Kosmetikartikeln
Energieverbrauch Welt.
Mrd.
EJ/a
500 10
9
Wie selbstverständlich kommt für uns Strom vom nicht energetischen Verbrauch.
Energieverbrauch
400 8
7
300 6
5
200 Weltbevölkerung 4
3
100 2
15000 14003
unseres Alltagslebens. Energie bedeutet unter Der Welt-Primärenergieverbrauch hat sich in den
Deutschland
CO2-Emissionen
Japan
200 18%
149 (OECD)
anderem:
China
16 % 21% China
62%
Afrika
Indien
Sonstige
50 62 38% 34 %
22 27
0
• Wärme (Heizung, Warmwasser, Küchenherd ...) im Jahr 2008 über 500 EJ (Folie 3, Abb. 3.1).
Allianz Umweltstiftung ©
Energieversorgung I. • Kälte (Kühlschrank, Klimaanlage ...) Ein Mensch verbraucht heute im Durchschnitt
Folie 3
• Licht (Wohnung, Straße ...) 16-mal mehr Energie als vor 130 Jahren, in den
• Mobilität (Auto, Bahn, Flugzeug ...) Industriestaaten noch wesentlich mehr.
Strom, Wärme, Mobilität: • Transport (Güter, Personen ...) In Deutschland wurden 2008 14 003 PJ Primär-
ohne ausreichend Energie • Kommunikation (Telefon, Internet ...) energie verbraucht. Nach Abzug der Umwand-
ist unser heutiges Leben
• Arbeitserleichterung (Haushalt, Industrie ...) lungsverluste verblieben 8 730 PJ an Endenergie,
nicht denkbar.
• Unterhaltung (Fernseher, Stereoanlage, Kino, die sich zu etwa je einem Drittel auf die Bereiche
Computer-Spiele ...) Haushalte, Verkehr und Bereitstellung von Waren
• Produktion (Antrieb von Maschinen, Steue- und Dienstleistungen aufteilte (Folie 3, Abb. 3.2).
rungen ...). Weltweit bestehen beim Energieverbrauch sehr
große Unterschiede. 18 % der Weltbevölkerung
Den meisten Menschen wird ihr Energiever- leben in den Industriestaaten und sind für fast
brauch erst bewusst, wenn – vor allem für Hei- die Hälfte des weltweiten Primärenergiever-
zung und Auto – Öl, Gas, Benzin oder Strom brauchs und der globalen CO2-Emissionen verant-
bezahlt werden müssen. Dabei geht der indi- wortlich (Folie 3, Abb. 3.3). Bewohner der
rekte Energieverbrauch in der Wahrnehmung oft ärmsten Länder wie Jemen, Haiti oder Bangladesch
unter, obwohl er den direkten um das 2,5-fache müssen mit einem Dreißigstel der Energie aus-
übersteigt. Zum indirekten Energieverbrauch kommen, die ein US-Amerikaner verbraucht.
zählen: Über 2 Milliarden Menschen haben keinen direkten
• Energie für die Umwandlung von Primärenergie Zugang zu Elektrizität.
(z. B. Kohle, Erdöl, Wind) in für Verbraucher
nutzbare Endenergie (z. B. Heizöl, Benzin,
Strom) Das Ende der Fahnenstange?
• Energie für die Herstellung von Lebensmitteln,
Kleidung, Gegenständen des täglichen Bedarfs Für die nächsten Jahrzehnte rechnen Experten
• Energie für den Bau von Straßen, Häusern ... mit einem weiteren Anstieg des weltweiten Ener-
• Energie für den Transport von Gütern und giebedarfs. Die Weltbevölkerung wird von derzeit
Personen. 6,75 Mrd. (2008) auf geschätzte 8,2 Mrd. Men-
schen im Jahr 2030 anwachsen und dann entspre-
Manche Energieträger dienen nicht nur der chend mehr Energie verbrauchen. Dazu kommt
Energiegewinnung, sondern auch als Rohstoff. die zunehmende Industrialisierung in den Schwellen-
Erdöl z. B. steckt in den verschiedensten Pro- und Entwicklungsländern, die den Energiebedarf
10
Energieverbrauch Welt. Quelle: BMWi, BMU (2009)
Mrd.
EJ/a
500 10
9
Energieverbrauch
400 8
7
300 6
Energie hält unsere Welt in Bewegung: Neben dem direk-
5
ten Energieverbrauch geht der indirekte in der Wahrneh- 200 Weltbevölkerung 4
mung meist unter, obwohl er um den Faktor 2,5 höher 3
liegt. 100 2
1
0
1900 1950 2000 2050
Energie fossil.
Die weltweite Energieversorgung stützt sich über- Energieverbrauch im Vergleich. (Stand 2007) Quelle: BMWi (2009)
IEA (2009)
Deutschland
200 18%
Bis 2030 rechnet die IEA mit einer Zunahme um
168 169 20% 46% 45% Industrieländer
insgesamt 45 %. Der Ölbedarf wird demnach um
Südamerika
149 (OECD)
25 % steigen, bei Erdgas und Kohle wird eine Steige- 100
China
16 % 21% China
62%
rung von 50 % bzw. 57 % vorausgesagt. Dazu trägt
Afrika
Indien
Sonstige
50 62 38% 34 %
v. a. das Wachstum im asiatisch-pazifischen Raum 22 27
0
bei. Allein China benötigte 2007 so viel Öl, wie
Energieverbrauch weltweit (Abb. 3.3): extrem ungleich.
Saudi-Arabien, Kuwait und Iran fördern. Ein ähnli-
ches Bild zeigt sich bei der Kohle. China verbraucht
derzeit 40 % der weltweiten Kohleproduktion. Im
Schnitt geht dort jede Woche ein 1 000-MW-Kohle-
kraftwerk ans Netz. Nicht zu unterschätzen ist auch
die Rolle Indiens. 2010 wird Indien der viertgrößte
Energieverbraucher nach den USA, China und Japan
sein. Der Kraftwerkspark wird sich dort innerhalb
von 10 Jahren verdoppeln.
Auch in Deutschland dominieren die fossilen
Energieträger (Folie 4, Abb. 4.1): Zur Erzeugung
von Wärme – immerhin macht dies gut 50 % des
gesamten Endenergieverbrauchs aus – wird zum
Großteil Heizöl und Gas verwendet. Knapp die
Hälfte davon verbrauchen die privaten Haushalte. Anteile der Energieträger an der Energieversorgung (Abb. 4.1): fossil dominiert.
11
Im Verkehrssektor mit einem Anteil von gut 30 % von erneuerbaren Energien und Gas und durch
am Endenergieverbrauch kommen nahezu aus- die besseren Wirkungsgrade der Kraftwerke ge-
schließlich Mineralölprodukte zum Einsatz. sunken, der Anstieg des Stromverbrauchs hat
Strom – seine Erzeugung schlägt mit gut 20 % diese Reduktion allerdings kompensiert.
zu Buche – wird fast zur Hälfte aus Braun- und
Steinkohle gewonnen, mit steigender Tendenz
aus Erdgas. Der Anteil der Kernkraft an der Schlecht für das Klima.
Stromerzeugung beträgt derzeit 23 %.
Die Zahlen zeigen: Fossile Energieträger sind
gegenwärtig die Grundpfeiler der Energieversorgung
Energieversorgung II. Ab in die Atmosphäre. – weltweit. Im Moment deutet alles darauf hin,
Folie 4
dass wir sie noch Jahrzehnte benötigen werden,
Der Einsatz fossiler Energieträger führt immer möglicherweise sogar in größerem Ausmaß als
zu CO2-Emissionen. Dabei gibt es erhebliche Unter- heute. Denn wir wollen unseren Lebensstandard
schiede. Braunkohle setzt bei der Verbrennung pro erhalten, andere wollen ihren erhöhen.
Energieeinheit fast doppelt so viel CO2 frei wie Bei einem „Weiter so wie bisher“ würden die
Erdgas (Folie 4, Abb. 4.2). CO2-Emissionen zwangsläufig stetig zunehmen.
Nicht zu unterschätzen ist auch die CO2-Bilanz Eine Umstellung der Energieversorgung auf
von Strom. Obwohl Strom in Deutschland nur CO2-ärmere Energieträger wird in Zukunft aber
ein Fünftel des gesamten Endenergieverbrauchs auch aus einem weiteren Grund nötig werden:
ausmacht, ist er für fast die Hälfte aller energie- Fossile Energieträger – und auch Uran – sind
bedingten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. endlich, die Vorräte begrenzt.
Das liegt vor allem am hohen Anteil fossiler Wie lange sie in ausreichendem und bezahlbarem
Energieträger an der inländischen Stromerzeu- Umfang zur Verfügung stehen, hängt von den
gung (mit 25 % Braun- und 22 % Steinkohle). jeweiligen Reserven und Ressourcen ab.
Dies und die Energieverluste in den Kraftwer-
ken sowie beim Stromtransport – zur Herstel-
lung einer Energieeinheit Strom werden etwa Bis zum letzten Tropfen.
3 Einheiten Primärenergie verbraucht – belasten
in Deutschland jede Kilowattstunde Strom mit Auf Folie 4, Abb. 4.3 sind die Reichweiten der
knapp 600 g CO2. Dieser Wert liegt noch über so genannten Reserven dargestellt. Das sind
den spezifischen CO2-Emissionen von Braunkohle. Vorräte, die derzeit bekannt und wirtschaftlich
In Norwegen mit einem Anteil von fast 100 % abbaubar sind. Bei Ressourcen handelt es sich
regenerativer Energien an der Stromerzeugung um Vorkommen, die noch nicht entdeckt sind,
entstehen pro Kilowattstunde lediglich 15 g CO2, aber vermutet werden, sowie Vorkommen, die
in der Schweiz bei einem hohen Wasserkraftan- bekannt, aber derzeit technisch und/oder wirt-
teil sind es 41 g. schaftlich (noch) nicht abbauwürdig sind. Zu
Der Stromverbrauch ist in den letzten Jahren Letzteren zählen z. B. Ölschiefer, Ölsande, in
Kohle, Öl, Gas: Fossile in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Zwar Wasser führenden Schichten gebundenes Erdgas
Energieträger prägen sind die Treibhausgas-Emissionen für die Her- und Vorkommen in großer Tiefe. Schätzungen
weltweit die Energiever-
stellung einer kWh Strom durch den Einsatz zufolge gibt es deutlich mehr Ressourcen als
sorgung.
Spezifische CO 2-
Emissionen von Brenn-
stoffen (Abb. 4.2): Kohle
setzt besonders viel CO2
frei.
12
Energie auf Pump: Fossile Energieträger sind endlich. Reichweiten von Energie-
trägern (Abb. 4.3): Öl, Gas
und Uran werden als Erste
Reserven. Trotzdem können die fossilen Energie- Rechnet man einen steigenden Energiebedarf mit knapp.
träger und Uran den Energiebedarf der Menschheit ein, verringern sich die Werte. Nach Berechnungen
langfristig nicht decken. Mit einer zunehmenden des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts schrump-
Verknappung dieser Energieträger wird vermutlich fen sie bei Öl auf nur noch 22 Jahre, bei Gas auf
auch eine erhebliche Verteuerung verbunden 42 Jahre.
sein. Auch wenn sich z. B. Rohöl als Folge der
Finanzkrise deutlich verbilligt hat, zeigt die
Entwicklung in den Jahren davor, wie sich eine Nicht nachhaltig.
steigende Nachfrage auf den Preis eines begrenz-
ten Gutes auswirkt. Zur Erinnerung: Vom Ende Die derzeitige Form der weltweiten Energieversor-
der 1990er Jahre bis zum Beginn der Finanzkrise gung ist also aus mehreren Gründen problematisch:
hatte sich der Rohölpreis mehr als versechsfacht. Zum einen beeinflusst das bei der Verbrennung
Erdöl ist im Verhältnis zu anderen fossilen Energie- fossiler Energieträger entstehende CO2 das Welt-
trägern bereits am stärksten ausgebeutet. Seit den klima. Zum anderen sind Kohle, Öl und Gas – !" Standpunkte
1980er Jahren wird weniger Öl gefunden als ver- wie auch Uran – endlich, eine Verknappung und
braucht. Aufgrund der gegenwärtigen Bedeutung damit Verteuerung ist absehbar. Außerdem be-
!" Wir können den Menschen
von Erdöl wird man bald auf die teuren Ressourcen stehen bedenkliche Abhängigkeiten: Ein Großteil
in den ärmeren Staaten der
zurückgreifen müssen. der Erdölreserven befindet sich in politisch instabi-
Welt nicht einen Lebensstan-
Bei gleichbleibendem Verbrauch hat Erdöl mit len Regionen und bei Erdgas sind die Abnehmer
dard verbieten, den wir selbst
ca. 42 Jahren die geringste Reichweite. Bezieht auf einige wenige Förderländer angewiesen.
in Anspruch nehmen. Der
man die Ressourcen mit ein, steigt dieser Wert Es ist deshalb mehr als sinnvoll, Alternativen zu
Energiehunger wird deutlich
auf 63 Jahre. Die Reichweite von Erdgas beträgt suchen oder zu entwickeln. Welche Rolle können
zunehmen. Fossile Energieträ-
ca. 64 Jahre, während uns bei der Kohle insbeson- die erneuerbaren Energien dabei spielen? Wie lässt
ger bieten hier aber keine Per-
dere die Braunkohle noch Jahrhunderte zur Verfü- sich der weltweite Energiebedarf reduzieren?
spektive, wir müssen uns so
gung steht. Sie hat allerdings auch die schlechteste Wie schnell muss ein Umsteuern erfolgen? Gibt
schnell wie möglich von ihnen
CO2-Bilanz. Die Uranvorkommen reichen bei einer es Übergangslösungen? Welche politischen Kon-
verabschieden.
Nutzung in Leichtwasserreaktoren und ohne Auf- zepte liegen dazu vor? Mit diesen und anderen
bereitung der Kernbrennstoffe nur etwa 40 Jahre. Fragen beschäftigen sich die nachfolgenden Kapitel.
!" Ohne Kohle, Öl und Gas
wird es auch in Zukunft nicht
gehen. Vor allem die Kohle-
Das Wichtigste in Kürze:
vorräte reichen noch lange
! Wohlstand und Energieverfügbarkeit hängen eng miteinander zusammen. Weiteres Bevölkerungs- und Staaten mit reichen Vor-
wachstum und das Streben nach wirtschaftlichem Aufschwung in Schwellen- und Entwicklungs- kommen wie z. B. China wer-
ländern wird den Energiebedarf weiter steigen lassen. den kaum auf sie verzichten.
! Kohle, Öl und Gas sind die Träger der weltweiten Energieversorgung. Der Bedarf an diesen fossilen Es müssen Wege gefunden
Energieträgern nimmt kontinuierlich zu. werden, diese Energieträger
! Die Nutzung fossiler Energieträger belastet das Weltklima. Außerdem sind die Vorräte endlich und effizienter und vor allem kli-
in absehbarer Zeit erschöpft. mafreundlicher zu nutzen.
13
Erneuerbare Energien.
Über Jahrtausende stützte sich die Energieversorgung der Menschheit auf erneuerbare Energie-
quellen – bis sie von Kohle, Öl, Erdgas und Kernenergie verdrängt wurden. Doch die Erneuerbaren
stehen vor ihrem Comeback.
Unerschöpfliche Energie.
Erneuerbare Energien.
Potenzial. Quelle: BMU (2009)
Solarstrahlung
Wind, Biomasse,
davon derzeit
technisch nutzbar
Strömungen (Wind) und ist Motor der Fotosyn-
these. Damit beruhen nicht nur Fotovoltaik und
Erdwärme,
Meeresenergie, Weltenergieverbrauch
Wasser
Solarstrahlung
Wärmepumpen
Fotovoltaik
Solarthermie
Wärme
Strom
Wärme Strom
Solarthermie auf der Kraft der Sonne, sondern
Fotolyse Brennstoff
Sonne
Wasserkraft
Wind
Wasserkraftwerke
Meeresströmungskraftw.
Wellenkraftwerke
Strom
Strom
Strom
auch Wasser- und Windkraft sowie die Nutzung
Windenergieanlagen Strom
von Biomasse (Folie 5, Abb. 5.2). Übrigens: Auch Im Hinblick auf die Einsparung von Treibhausgas-
Biomasse Biomassenutzung Wärme Strom Brennstoff
fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Gas Emissionen werden in die regenerativen Energien
Erneuerbare Energiequellen in Deutschland (2008). Quelle: AGEB (2009)
BMU (2009)
Anteil am Primärenergieverbrauch
Allianz Umweltstiftung ©
Anteil am Stromverbrauch
Eine nicht solare Energiequelle kommt aus dem Energieträgern lassen sich folgende Vorteile nennen:
mehrere 1 000 °C heißen Erdinneren. Hier ist, Regenerative Energien
Erneuerbare Energien.
Folie 5
isoliert durch die Erdkruste, Energie aus der Erd- ! verursachen kaum CO2-Emissionen bzw. sind
davon derzeit
schaffen und sichern heimische Arbeitsplätze.
Solarstrahlung
technisch nutzbar
14
1 kWh Energie muss z. B. in einem Braunkohle-
kraftwerk Kohle mit einem Energiegehalt von
2,5 kWh verfeuert werden.
Der Drei-Schluchten-Stau-
damm in China: ein Mega-
Auf der anderen Seite werden auch verschiedene Wasserkraftwerke stellen, ob klein oder groß, immer Projekt mit Risiken und
Nachteile der erneuerbaren Energien in die Dis- auch einen ökologischen Eingriff in ein Gewässer Nebenwirkungen.
kussion eingebracht: dar. Für negative Schlagzeilen sorgten in der Ver-
! die zeitliche Verfügbarkeit ist beschränkt gangenheit vor allem Großprojekte wie der Drei-
(v. a. bei Wind- und Sonnenenergie) Schluchten-Staudamm am Jangtse in China. Hier
! die räumliche Verfügbarkeit ist eingeschränkt kam es zu einer massiven Verschlechterung der
! die erneuerbaren Energien sind nur sehr Wasserqualität sowie sozialen Problemen durch
„verdünnt“ nutzbar und deshalb flächenintensiv Umsiedlungsmaßnahmen.
! Im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken In Deutschland spielten regenerative Energien in
ist die Leistungsdichte meist geringer den vergangenen Jahrzehnten kaum eine Rolle,
! bei Biomasse besteht Konkurrenz zu Nahrungs- allein die Wasserkraft konnte einen kleinen Beitrag
mitteln oder zu Belangen des Natur- und Arten- zur Stromerzeugung liefern. In letzter Zeit ist der
schutzes Anteil der erneuerbaren Energien jedoch deutlich
! regenerative Energien sind z. T. noch nicht gestiegen, befindet sich aber immer noch auf relativ
Holz und Holzkohle leisten
wirtschaftlich. niedrigem Niveau:
den größten Beitrag aller
Erneuerbare Energien leisteten 2008 erneuerbaren Energieträ-
Die genannten Stärken und Schwächen sind nicht 7,4 % des Primärenergieverbrauchs ger zum Weltenergiever-
brauch – nicht immer
bei allen erneuerbaren Energieträgern gleich aus- 9,7% des Endenergieverbrauchs besonders nachhaltig.
geprägt. Näheres beleuchten die folgenden Kapitel. 15,1 % des Stromverbrauchs
7,7% des Endenergieverbrauchs für Wärme
6,1% des Kraftstoffverbrauchs.
Erneuerbare Energien aktuell.
Quelle:( AGEB) (2009)
BMU (2009)
Fotovoltaik 1,4 % Geothermie 0,9 % Geothermie < 0,1%
2007 wurden 12,7 % des Welt-Primärenergiebe- Fotovoltaik 4,3%
Solarthermie 1,4 %
darfs durch erneuerbare Energien gedeckt (Folie 4, Wasser
Abb. 4.1), davon fast 80 % durch Biomasse und 7,2 %
Wind Wasser
knapp über 17 % durch Wasserkraft. Allerdings hat 14,0 % biogene 23,0% Wind
7,4 % Brennstoffe 15,1 %
die Nutzung erneuerbarer Energien teilweise auch Bio-Kraft- 57,9 %
43,5%
stoffe
negative Auswirkungen: 17,2 % Biomasse
29,2%
In Afrika z. B. ist der Anteil der Erneuerbaren
mit ca. 50 % zwar erfreulich hoch, beruht aber Anteil am Primärenergieverbrauch Anteil am Stromverbrauch
fast ausschließlich auf einer nicht nachhaltigen
Erneuerbare Energiequel-
Nutzung von Brennholz und Holzkohle. Dies Die genaue Verteilung der verschiedenen eneuerbaren len in Deutschland
führt zum Raubbau an Wäldern und im Extrem- Energieträger in Deutschland zeigt Folie 5, Abb. 5.3. (Abb. 5.3): klein, aber fein.
fall zur Versteppung ganzer Landstriche. Zudem Bei der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien
kommt es bei der Verbrennung von Holz oder spielen Wasser, Wind und Biomasse die größte
Viehdung an einfachen Feuerstellen zu gesund- Rolle, bei der Wärmebereitstellung dominiert die !# Standpunkte
heitlichen Schäden durch Rauchbelastungen. Biomasse (93,9 %).
!# Allein die Sonne stellt uns
Energie im Überfluss zur Ver-
fügung. Wir müssen sie nur
Das Wichtigste in Kürze:
anzapfen.
" Erneuerbare Energien sind praktisch unerschöpflich. Genutzt wird bislang nur ein Bruchteil.
" Die wichtigste erneuerbare Energiequelle ist die Sonne, die sich direkt (Fotovoltaik, Solarthermie) !# Das sind theoretische
und indirekt (Wasserkraft, Wind, Biomasse) nutzen lässt. Erdwärme und Gezeitenenergie sind Zahlen. Technisch und vor
weitere erneuerbare Energiequellen. allem wirtschaftlich nutzbar
" Die größten Vorteile erneuerbarer Energien sind ihre Klimaneutralität und ihre unbegrenzte ist nur ein geringer Anteil. Er
Verfügbarkeit. reicht längst nicht aus, den
" Der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch der Welt liegt derzeit bei zunehmenden Energiehunger
ca. 13 %, in Deutschland bei ca. 7 % – Tendenz steigend. der Welt zu stillen.
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Energie aus der Sonne.
Die Sonne ist ein riesiges Energiereservoir. Pro Sekunde strahlt sie mehr Energie ab, als der
Mensch seit Beginn der Zivilisation verbraucht hat. Und wie nutzen wir diese unerschöpfliche
Energiequelle?
Dieses Kapitel zeigt mit Temperaturen von mehr als 1000 °C notwendig.
• den Unterschied zwischen Fotovoltaik und Solarthermie Andere Halbleitermaterialien sind noch in der Ent-
• die Nutzung der Sonnenwärme für den privaten Gebrauch wicklungsphase.
• den Einsatz der Sonnenenergie in großen Solarkraftwerken. Solarzellen können die solare Direkt-, aber auch die
Diffusstrahlung nutzen. Einen relativ hohen Wir-
kungsgrad bis zu etwa 20 % haben monokristalline
Energiespender Sonne. Siliziumzellen. Sie sind dafür aber aufwändiger und
teurer in der Herstellung als polykristalline Zellen
Bei der Solarenergienutzung unterscheidet man oder Dünnschichtzellen mit entsprechend schlech-
zwischen Fotovoltaik und Solarthermie. Fotovoltaikan- terem Wirkungsgrad. Die Lebensdauer einer Solar-
lagen wandeln Sonnenenergie direkt in elektrischen zelle beträgt ca. 20 Jahre. Fotovoltaikzellen haben
Strom um. Bei der Solarthermie wird die Sonnen- sich nach 3 bis 5 bzw. 2 bis 3 Jahren (Dünnschicht-
strahlung genutzt, um zu heizen oder über Dampf- zellen) energetisch amortisiert.
turbinen Strom zu erzeugen (Solarkraftwerke).
Elektronen auf. Licht z. B. führt den „locker“ ein- das öffentliche Stromnetz angeschlossen und
Strom aus Sonnenkraft.
Halbleiter 1
Halbleiter 2
gebauten Elektronen Energie zu, sie werden kommt daher ohne Batterie aus. Die Leistungen
beschleunigt und gelöst. Man spricht in diesem Fall von Fotovoltaikanlagen für Privathäuser liegen
Aufbau einer Fotovoltaik-Zelle
kurzwellige
vom Fotoeffekt – je intensiver das Licht, desto zwischen 2 und 5 kW (= 20–50 m2). Strom wird
Sonnenstrahlung Glas-
kurzwellige fassade
Sonnenstrahlung
Kollektor
aktiv passiv
In einer Solarzelle sind zwei unterschiedliche Halb- tungen von über 1 MW erbringen. Eine Großanlage
Funktion eines Sonnenkollektors.
Wärmetauscher
dünne Rohre Speicher
zusätzlicher Heizkessel
leiter kombiniert. Bei Lichteinwirkung beginnen mit einer Fläche von etwa 5 Fußballfeldern hat z. B.
Kollektor
Glasscheibe Wärmedämmung
Pumpe
Absorber
Flüssigkeit
Wasch-,
sich die Elektronen zu bewegen, der untere Halb- eine Leistung von knapp über 5 MW und produziert
Kreislauf mit Spülmaschine
frostgeschützter Flüssigkeit
Schnitt
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leiter wird zum Plus-, der obere zum Minus-Pol. über das Jahr genügend Strom, um rein rechnerisch
Energie aus der Sonne I.
Wie bei einer Batterie kann nun Strom fließen 1500 Haushalte versorgen zu können.
Folie 6
(Folie 6, Abb. 6.1).
Das derzeit wichtigste Halbleitermaterial ist Silizium. Vorteile:
Aufbau einer Fotovoltaik- Es ist zwar das zweithäufigste Element der Erdrinde, • Strom kann dort erzeugt werden, wo er benötigt
Zelle (Abb. 6.1): Der Foto-
um es aber in Reinform, z. B. aus Sand oder Quarz, wird
effekt ist Grundlage der
Fotovoltaik – zwei Halblei- zu gewinnen, ist ein aufwändiges Schmelzverfahren • Solarzellen arbeiten nahezu verschleißfrei,
ter + Licht = Strom. lautlos und ohne Emissionen.
Nachteile:
Halbleiter 1 • Problem der Energiespeicherung, tageszeitab-
hängig
Halbleiter 2
• energieaufwändig in der Herstellung (lange
Amortisationsdauer)
• hoher Flächenbedarf bei vergleichsweise geringem
Aufbau einer Fotovoltaik-Zelle
Energiegewinn.
16
Vom Dach zur Steckdose. Flachkollektoren bestehen aus einem Kasten mit
durchsichtiger Abdeckung (z. B. Glas), einem
Deutschland ist Weltmeister bei der Fotovoltaik. Absorberblech (Metalle oder Kunststoffe) und
Die Kapazität ist in den letzten Jahren stetig ge- Röhren, die mit dem Absorber verbunden sind.
wachsen – auf inzwischen 5400 MW. Trotzdem Eine in den Röhren zirkulierende Flüssigkeit leitet
ist der Gesamtbeitrag an der Stromerzeugung in die aufgenommene Wärme in einen Warmwasser-
Deutschland mit 0,6 % relativ klein. speicher (Folie 6, Abb. 6.4). Bei einem Einfamilien-
Weltweit betrachtet spielt die Fotovoltaik kaum haus werden für die Versorgung mit warmem
eine Rolle. 2008 entfielen lediglich 0,2 % der Brauchwasser etwa 6 m2 Flachkollektor installiert.
vorhandenen Stromerzeugungskapazität auf Im Jahresmittel liefert die Anlage so etwa 60% des
Solarzellen. Die größten Potenziale werden in jährlichen Bedarfs an warmem Brauchwasser. Mit
den sonnenreichen Gebieten der Erde gesehen. einer Fläche von 11 bzw. 14 m2 lassen sich sogar
So ist z. B. der Energieertrag einer Fotovoltaikzelle in 20 bis 30 % des gesamten Wärmebedarfs inklusive
Südspanien doppelt so hoch wie in Süddeutschland. Heizung solar abdecken.
Den höchsten Wirkungsgrad erreichen Vakuum-
Passive Solarenergienut-
röhrenkollektoren: Die Absorber liegen hier in zung: Große Fenster und
Solarthermie – Wärme einfangen. mehreren nebeneinander befestigten Glasröhren, in eine entsprechende Aus-
richtung liefern kostenlos
denen ein Vakuum herrscht. Wärmeverluste sind Wärme.
Sonnenlicht besteht aus kurzwelliger Strahlung. dadurch fast gänzlich ausgeschlossen. Vakuumröhren-
Trifft diese auf Materie, wird sie zum Teil reflek- kollektoren liefern auch bei niedrigen Außentem-
tiert, zum Teil aufgenommen – absorbiert. Weiße peraturen noch Wärme. Sie sind jedoch erheblich kurzwellige
gegen nehmen viel Strahlung in sich auf. Diese Sonnenkollektoren haben sich im Schnitt nach
Pumpe Wärmetauscher
Energie geben sie dann als langwellige Strahlung, 1,5–2,5 Jahren energetisch amortisiert. Sie nutzen Warmwasser-
aufbereitung
die wir als Wärme empfinden, wieder ab. Wird sowohl die direkte als auch die diffuse Strahlung aktiv
diese Energie mit Hilfe von Sonnenkollektoren und funktionieren auch bei bewölktem Himmel –
Glas-
für die Warmwasserbereitung, für Heizung oder dann allerdings mit geringerer Leistung. kurzwellige
Sonnenstrahlung
fassade
Die Energie der Sonne lässt sich aber auch passiv Raum geblasen oder durch Hohlräume im Fuß-
Aktive und passive Solar-
über die Bauweise und Ausrichtung von Häusern boden geleitet wird.
nutzung (Abb. 6.2): Die
nutzen. Die Umwandlung von direkter und diffuser Die Wärmeenergie, die Sonnenkollektoren be- Energie der Sonne lässt
Sonneneinstrahlung in Wärme erfolgt dann durch reitstellen, kann in Kombination mit einer Kälte- sich mit und ohne Hilfs-
mittel nutzen.
das Gebäude selbst, das zu einer Art Sonnenkollek- maschine auch für Klimaanlagen genutzt
tor wird und weniger oder gar nicht beheizt werden werden und so gerade in Zeiten, in denen die
muss (Folie 6, Abb. 6.2). Sonne am stärksten scheint, fossile Energieträger
einsparen. Die Technologie zur thermischen
Klimatisierung steckt noch in den Kinderschu-
Wärmesammler. hen, besitzt aber ein enormes Potenzial, wenn
man an die heißen Regionen der Erde denkt.
Sonnenkollektoren sammeln (lateinisch: colligere
= sammeln) die Strahlung der Sonne über einen Vorteile:
Absorber, der aufgrund seiner dunklen Farbe die • arbeiten geräuschlos und ohne Emissionen.
Solarstrahlung aufnimmt und in Wärme umwan-
delt. Einen Teil dieser Wärme gibt er an eine Flüs- Nachteile:
sigkeit (z. B. Wasser, Öl) ab, die den Kollektor • Problem der Energiespeicherung
durchfließt (Folie 6, Abb. 6.3). • relativ hoher Flächenbedarf.
Einfache Kollektorformen sind so genannte offene
Absorber. Freibäder können über ein im Freien Um das Problem der Speicherbarkeit in den Griff Ein Flachkollektor: Bei ent-
verlegtes Röhrensystem beheizt werden, in dem zu bekommen, sind verschiedene Speichermedien sprechender Dimensionie-
rung lassen sich 60 % des
sich das Wasser erwärmt – vergleichbar etwa einem in der Entwicklung, z. B. Beton oder geschmolze- jährlichen Warmwasserbe-
in der Sonne liegenden Gartenschlauch. nes Mineralsalz. darfs decken.
17
Auf Solarkraftwerken
ruhen große Hoffnungen:
Zukünftig sollen riesige Heizen mit Sonnenkraft. Derzeit sind verschiedene Typen solarthermi-
Anlagen in der Sahara
Europa mit Strom versorgen.
scher Kraftwerke im Einsatz bzw. in der Ent-
Im Bild eine Parabolrin- Eine vielversprechende Einsatzmöglichkeit von wicklung (Folie 7, Abb. 7.1, 7.2 und 7.3):
nen-Anlage. Solarthermie ist der Aufbau solarer oder solar un-
terstützter Nahwärmenetze beim Neubau oder der Parabolrinnen-Kraftwerk
Sanierung von Wohngebäuden bzw. Siedlungen. Bei diesem Kraftwerkstyp erhitzen gebogene Spiegel
Dabei sind die großen Kollektorfelder auf den Thermoöl in einem Absorberrohr, das sich im
einzelnen Häusern oder einem zentralen Gebäude Brennpunkt des Spiegels befindet, auf ca. 400°C.
!" Standpunkte installiert und speisen ihre Wärme in einen ge- Über einen Wärmetauscher wird daraus Wasser-
meinsamen Speicher. Von diesem aus wird die dampf erzeugt, der wiederum eine Turbine an-
!" Das Potenzial an geeigne- Energie dann wieder bedarfsgerecht verteilt. Je treibt. Die Rinnen sind in der Nord-Süd-Achse
ten Dach- und Fassadenflä- nach Auslegung von Anlage und Speicher kann in ausgerichtet und können so von Ost nach West
chen in Deutschland beträgt derartigen Netzen ein Großteil des sommerlichen gekippt und dem Sonnenverlauf nachgeführt
ca. 2 300 km2. Würde man die Wärmeüberschusses für die Nutzung im Winter werden. Der Wirkungsgrad neuerer Parabolrinnen-
Hälfte davon für Fotovoltaik gespeichert werden. Anlagen liegt bei über 20 %.
nutzen, könnten 135 TWh In Deutschland nimmt die Kollektorfläche stetig Die ersten kommerziellen Parabolrinnen-Kraft-
Strom/Jahr erzeugt werden, zu, zwischen 2004 und 2008 hat sie sich an- werke wurden von 1984 bis 1990 in Kalifornien
das entspricht etwa 1/3 des nähernd verdoppelt. Über 1,2 Mio. Anlagen mit errichtet. Sie verfügen über eine Gesamtleistung
derzeitigen Verbrauchs. Auf insgesamt 11,3 Mio. m2 Fläche (=1600 Fußball- von 354 MW und liefern seit ihrer Fertigstellung
den anderen 1150 km2 ließe felder) unterstützten 2008 die Erwärmung von zuverlässig Strom für etwa 150 000 Haushalte.
sich mit Kollektoren die Hälfte Brauch- und Heizungswasser. Damit liegt Deutsch- Auch in Europa ist die Technik inzwischen im
des Wärmebedarfs erzeugen. land in Europa an der Spitze. Der Beitrag zur Einsatz. 2008 ging in Spanien mit Andasol 1 das
Gesamtwärmebereitstellung betrug allerdings nur erste von drei jeweils 50 MW starken Solar-Kraft-
0,3 %. Weltmeister bei der Installation von Solar- werken in Betrieb. Nummer 2 und 3 sollen bis
thermie-Anlagen ist China, wo 2008 66 % der 2011 folgen und dann zusammen Strom für über
Klimaschutz
Folie 7 weltweiten Kapazität zu finden war. 500 000 Personen erzeugen. Das Besondere dieser
Energie aus der Sonne II.
Solarkraftwerke.
Absorberrohr Absorber
Turmkraftwerk. Aufwindkraftwerk.
Glasdach Turbine
Will man höhere Temperaturen erreichen, um wie wird im Sommer ein fast 24-stündiger Betrieb der
Flachspiegel (Heliostate) Luft und Boden als Wärmespeicher
Dazu muss die Sonnenstrahlung durch Spiegel Im Unterschied zum Parabolrinnen-Kraftwerk wird
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Energie aus der Sonne II. oder Linsen konzentriert werden, ehe sie auf das Licht über flache Spiegel und einen Sekundär-
Folie 7
einen Absorber oder Receiver gelenkt wird. Nach konzentrator gebündelt und auf das Absorberrohr
diesem Prinzip arbeiten konzentrierende solar- gelenkt. Dabei wird im Rohr Wasser direkt ver-
Solarthermische Kraft- thermische Kraftwerke. Der Absorber kann dabei dampft und zur Stromerzeugung genutzt. Die
werke (Abb. 7.1): Parabol-
rinnen-Kraftwerke sind Temperaturen von über 1000 °C erreichen. Technik ist derzeit noch in der Erprobung, die
bereits im Einsatz, der Prinzipiell kann ein Solarkraftwerk neben Strom Bauweise ist aber prinzipiell einfacher und kosten-
Fresnel-Rinnen-Typ noch in
gleichzeitig auch Kälte, industrielle Prozesswärme günstiger als beim Parabolrinnen-Kraftwerk, der
der Erprobung. Parabol-
spiegelanlagen eignen sich – oder über eine Meerwasserentsalzungsanlage Wirkungsgrad allerdings geringer.
v. a. zum dezentralen Ein- Trinkwasser – erzeugen.
satz in Entwicklungslän-
Parabolspiegel-Anlage
dern.
Der Absorber liegt im Brennpunkt eines Hohl-
spiegels, der der Sonne nachgeführt wird und
das Sonnenlicht dadurch optimal bündelt. Im
Absorber wird ein Gas (Helium, Luft) auf über
900 °C erhitzt, das dann eine Kraftmaschine
(Gasturbine, Stirlingmotor) antreibt. Der Wir-
kungsgrad ist mit 30 % relativ hoch, die Spiegel-
fläche aber wegen der angreifenden Windkräfte
18
auf etwa 20 m Durchmesser begrenzt. Mit einer
maximalen Leistung bis 10 kW eignen sich
diese Anlagen v. a. zum dezentralen Einsatz in
Welt-Gobalstrahlung (Abb. 7.4): Die Karte zeigt, wo die Nutzung der Sonnenenergie die
Entwicklungsländern, z. T. auch in Kombination höchsten Erträge bringt.
mit konventionellen Techniken (Biomassefeue-
rung). Vorteile:
• Speicherung der Wärme über Stunden/Tage
Turmkraftwerk möglich
Einzelne, der Sonne nachgeführte Flachspiegel • wesentlich kürzere energetische Amortisations-
(Heliostaten) lenken das Sonnenlicht auf eine zeit als einfache Sonnenkollektoren (z. T. nur
Turmspitze mit einem zentralen Receiver. Dort 5 Monate)
erhitzt sich der Absorber auf über 1000 °C. Ein • kombinierbar mit herkömmlichen Kraftwerken
Wärmeträgermedium – Wasserdampf, spezielle (Hybridkraftwerke)
Salzschmelzen oder auch Luft – führt die Wärme • Nutzung zur Wärme- und Stromerzeugung
weiter zu einer Gas- oder Dampfturbine. Von (Kraft-Wärme-Kopplung).
diesem Kraftwerkstyp existieren bislang nur einige Turmkraftwerk (Abb.
Pilotanlagen. 7.2): Im Absorber wer-
den Temperaturen von
Nachteile: über 1000 °C erreicht.
Aufwindkraftwerk • relativ großer Flächenbedarf
Unter einem Kollektordach aus Glas oder Kunst- • geografische Einschränkung (hohe Globalstrah-
stoff erwärmt sich Luft. Die Warmluft steigt in der lungsrate notwendig).
Kamin
Mitte der Fläche über einen Kamin auf und treibt
dabei am Kaminfuß eine oder mehrere Turbinen
an. Weil nur Luft genutzt wird, ist die Technik Zukunftsmusik.
ideal für sonnenreiche, aber wasserarme Gegen-
den. Da der Erdboden zusätzlich als Wärme- Großmaßstäbliche Solarthermie-Kraftwerke sind
speicher dient, funktioniert die Anlage auch bei v. a. im Sonnengürtel der Erde mit einer entspre-
diffuser Strahlung und nachts. In Australien ist chend hohen Globalstrahlungsrate denkbar. Glasdach Turbine
eine 200-MW-Anlage mit einem 1000 m hohen Zwischen dem 40. Breitengrad nördlich und
Kamin und einer Kollektorfläche von 7 km Durch- südlich des Äquators ist die Sonneneinstrah-
messer geplant. lung intensiv genug, um solche Kraftwerke Luft und Boden als Wärmespeicher
19
Energie aus Wasser.
Flüsse sägen sich durch Gebirge und bilden tiefe Schluchten, Felsbrocken werden über
lange Strecken transportiert und schließlich zu feinem Sand zerrieben. Die Kräfte des Wassers
sind gewaltig und der Mensch nutzt sie seit Langem ...
Wasserkraft nutzt die Fallhöhe und/oder Bewe- Neben den Flüssen werden seit den vergangenen
gungsenergie von Wasser. Diese wird über ein Jahrzehnten zunehmend auch die Meere zur
Turbinenrad in mechanische Rotationsenergie um- Energiegewinnung genutzt. Wasserkraftwerke im
... eine uralte Technik. gewandelt, die dem Antrieb von Maschinen oder und am Meer arbeiten dabei meist in Küstennähe.
Generatoren dient. Technisch ist die Wasserkraft Strömungskraftwerke sind relativ neue Entwick-
weitgehend ausgereift. Die einfachen Wasserräder lungen. Sie nutzen Meeresströmungen und funk-
früherer Zeiten sind heute leistungsstarken Turbinen tionieren wie „Windräder im Wasser“ (Folie 8,
mit Wirkungsgraden von über 90 % gewichen. Je Abb. 8.3). Eine geringe Wassertiefe verstärkt die
nach Einsatzort und Durchflussmengen werden Düsenwirkung, begrenzt aber die Propellergröße.
unterschiedliche Turbinentypen eingesetzt (Folie Heutige Anlagen weisen eine Leistung von knapp
Francis
8, Abb. 8.1). 800 kW auf. Nachteilig wirken sich Strömungs-
mittlere Fallhöhe
mittlere Durchlaufmenge Auch verschiedene Kraftwerkstypen lassen sich schwankungen aus. Auch das Salzwasser bereitet
unterscheiden (Folie 8, Abb. 8.2): derzeit noch Probleme (schnelle Korrosion von
Laufwasserkraftwerke an Flüssen erzeugen gleich- Maschinenteilen).
mäßig Strom und dienen vorwiegend der Grundlast. Wellenkraftwerke nutzen die Kraft der Wellen.
Speicherkraftwerke können durch das schnelle Schwimmende Wellenkraftwerke sind noch in der
Pelton
Ablassen von Wasser Stromspitzen (Spitzenlast) Versuchsphase. Sie ähneln einer überdimensionier-
große Fallhöhe
abdecken. Eine Sonderform ist dabei das Pump- ten Seeschlange und bestehen aus mehreren, über
geringe Durchlaufmenge speicherkraftwerk, bei dem in bedarfsschwachen Gelenke miteinander verbundenen röhrenförmigen
Zeiten (z. B. nachts) Wasser in ein Oberbecken Schwimmkörpern. Die sich gegeneinander bewe-
gefördert wird, um es als Energiereserve bei plötz- genden Körper treiben über hydraulische Pumpen
lichen Bedarfsspitzen zu nutzen. Große Flusskraft- Generatoren an. Da die beweglichen Teile dem
werke etwa an Rhein und Mosel erreichen je nach Salzwasser und auch Stürmen ausgesetzt sind,
Kaplan Wasserführung eine Leistung bis zu 85 MW, der müssen noch manche Probleme gelöst werden.
geringe Fallhöhe
große Durchlaufmenge
chinesische Drei-Schluchten-Damm bis 18 000 MW. Bei Kraftwerken an der Küste werden die Turbinen
Daneben gibt es zahlreiche Kleinwasserkraftwerke durch Luftbewegungen angetrieben, die in Schächten
Turbinentypen (Abb. 8.1):
Für jeden Einsatzzweck das
bis max. 1 MW. Die energetische Amortisationszeit durch das Auf und Ab der Wellen entstehen (Os-
passende Modell. beträgt 9 bis 13 Monate. cillating Water Column [OWC]-Prinzip). Die Anla-
20
gen stehen nicht in direkter Verbindung mit dem
aggressiven Salzwasser, Nachteil ist aber eine sehr
schwankende Energieabgabe. Bislang wurde dieses
Prinzip nur im kleinen Maßstab für die Befeuerung Alles im Fluss: Laufwasserkraftwerke dienen v. a. der Erzeugung von Grundlaststrom.
von Leuchtbojen angewandt. Größere Anlagen
sind noch nicht in Betrieb, die maximale Leistung
liegt bislang bei ca. 500 kW. Stromerzeugung
Speicher Pumpbetrieb
Bei Gezeitenkraftwerken wird z. B. eine Bucht Staustufe Generator
Wasserkraft trug 2007 weltweit mit 15,6 % zur Zuge von Großprojekten wurde bereits hingewiesen. Turbinentypen.
Stromversorgung bei (Anteil regenerativer Energien In Deutschland sind die Flüsse weitgehend ausge- Francis Pelton Kaplan
an der Weltstromerzeugung 18,2 %). baut und große Kraftwerksneubauten kaum mehr
mittlere Fallhöhe große Fallhöhe geringe Fallhöhe
mittlere Durchlaufmenge geringe Durchlaufmenge große Durchlaufmenge
Flusskraftwerke/Speicherkraftwerke.
In Deutschland lag der Anteil der Wasserkraft an durchsetzbar. Potenzial steckt deshalb v. a. in der Staustufe
Fluss
Generator
Turbine
Speicher
Stromerzeugung
Pumpbetrieb
Generator Turbine
der Stromerzeugung bei 3,4 %. Ca. 400 Anlagen Modernisierung vorhandener Wasserkraftwerke.
Fluss
Pumpe
Speicher
Laufwasserkraftwerk Pumpspeicherkraftwerk
mit einer Leistung über 1 MW erzeugen 92 % des So wird z. B. in Rheinfelden eine neue Anlage das Meereskraftwerke.
Windturbine
Generator
Stroms aus Wasserkraft, den Rest bestreiten ca. 100 Jahre alte Laufwasserkraftwerk ersetzen. Die
7000 Kleinanlagen unter 1 MW. 90 % des Wasser- installierte Turbinenleistung vergrößert sich dabei Meeresströmungskraftwerk Wellenkraftwerk
kraftstroms stammen aus Bayern und Baden-Würt- von 26 auf 100 MW. Gleichzeitig entsteht ein
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! Wasserkraft ist eine bewährte Technik. Sie dient heute hauptsächlich der Stromerzeugung. "# Wellenkraftwerke haben
! Wasserkraft gilt als saubere Energiequelle. Wasserkraftwerke stellen aber einen Eingriff in die Zukunft: Bis 2025 könnten
Natur dar, der insbesondere bei Großprojekten erheblich sein kann. über 10 % des weltweiten
! Die Möglichkeiten zum Ausbau der Wasserkraftnutzung sind weltweit sehr unterschiedlich. In Stromverbrauchs zu wirt-
Deutschland ist das Potenzial weitgehend ausgereizt, Steigerungsmöglichkeiten bestehen fast schaftlichen Preisen erzeugt
nur noch in der Modernisierung und Erweiterung bestehender Anlagen. werden.
21
Energie aus Wind.
Wenn Bäume wie Streichhölzer umknicken und Dächer abgedeckt werden, wird deutlich,
welche Energie im Wind steckt. Andererseits haben Flauten schon den alten Seefahrern zu
schaffen gemacht. Der Wind ist, wie er ist – unberechenbar.
22
Bei pitchgeregelten Anlagen sind die Rotorblätter Im Aufwind.
verstellbar. Die Bauweise ist komplizierter, dafür
ist die Energieausbeute höher und die Rotoren Die Windkraft hat sich in den vergangenen Jahren
werden weniger belastet. rasant entwickelt. Dabei war Deutschland lange
Active-stallgeregelte Anlagen kombinieren beide Zeit unangefochten Weltmeister bei der Errichtung
Anlagentypen. von Windenergieanlagen und wurde erst 2008
2008 lag die durchschnittliche Leistung einer An- von den USA abgelöst.
lage in Deutschland bei 1,9 MW, es gibt Anlagen 20301 Anlagen mit einer Leistung von 23903 MW
von 0,05 bis zu derzeit max. 6 MW je Windrad. waren hierzulande 2008 in Betrieb (was 20% der
Die energetische Amortisationszeit beträgt 3 bis weltweit installierten Leistung entspricht). Und
7 Monate. auch gesamtwirtschaftlich ist die Windkraft eine
feste Größe. Ca. 90 000 Arbeitsplätze entstanden Offshore-Anlage: Die Zu-
Zunehmende Bedeutung erfahren Offshore-Anla- in der Branche, und Windkraftanlagen „made in kunft der Windenergie in
Deutschland liegt an der
gen. Zwar sind die Investitionskosten hier höher – Germany“ sind weltweit gefragt. Küste.
die Gründung im Meeresboden und die Verkabe- Aktuell werden nur etwa 0,1 % des globalen
lung sind aufwändig – aber aufgrund größerer Windangebotes genutzt. Dabei sind die wirtschaft-
Windgeschwindigkeiten ist die Ausbeute deutlich lichen Perspektiven insbesondere der Windkraft
besser. Bei Wassertiefen bis ca. 50 m dominieren auf dem Meer hervorragend. So schätzt der Wis-
Blattver- Getriebe
am Meeresboden montierte Tragkonstruktionen, senschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale stellung
bei größeren Wassertiefen schwimmende Kon- Umweltveränderungen (WBGU) das bis 2050 Bremsscheibe
struktionen. nachhaltige nutzbare Windkraftpotenzial auf ca.
Rotor- Generator
140 EJ – immerhin 30% des weltweiten Energie-
nabe
Vorteile: verbrauchs von 2007. Gondel
• hoher Erntefaktor Rotor-
• relativ hoher Wirkungsgrad In Deutschland gibt es deutliche Wachstumspo- blatt Windrichtungs-
nachführung
• keine Emissionen im Betrieb. tenziale nur noch offshore. In der 200-Meilen-
Zone entlang der Küsten von Nord- und Ostsee
Nachteile: können laut Schätzungen 25 000 MW Leistung Turm
• Wind ist in der Stärke schwankend, damit installiert werden. Der erwartete Stromertrag
kaum planbares Energiedargebot, nicht von 85 bis 100 TWh/a entspräche einem Anteil Netzanschluss
grundlastfähig von 15 % des heutigen Stromverbrauchs.
• Energiereserve bei Flaute nötig, z. B. durch Andere Studien rechnen mit einem Potenzial von
konventionelle Kraftwerke oder Energiespeicher 35 000 MW. Ende 2005 hat das Bundesamt für Aufbau einer Windkraftan-
• Geräuschentwicklung Seeschifffahrt und Hydrographie erstmals beson- lage (Abb. 9.2): Die größ-
• ästhetische Aspekte („Verspargelung“ der dere Eignungsgebiete für Windenergieanlagen ten Anlagen sind so hoch
wie der Kölner Dom.
Landschaft). in Nord- und Ostsee ausgewiesen (700 km2);
einige der geplanten Windparks hätten eine
An Land sind die Standorte aus ökonomischen Leistung von 1000 MW, dies entspricht einem
und ökologischen Gründen begrenzt. Bei Off- durchschnittlichen Großkraftwerk konventioneller
"# Standpunkte
shore-Anlagen können die Umweltauswirkungen Art.
– z. B. auf Seevögel – noch nicht endgültig beur- Im Binnenland liegt das Potenzial in Deutsch- "# Bereits zwischen 2010
teilt werden. Beeinträchtigungen ergeben sich land im so genannten Repowering – der Moder- und 2015 könnte Windstrom
hier vor allem während des Baus (Lärm). nisierung – bestehender Anlagen. zu gleichen Preisen angeboten
werden wie konventioneller
Strom.
23
Energie aus Biomasse.
Die Landpflanzen der Erde – vor allem die Bäume – bilden durch Fotosynthese jedes Jahr schät-
zungsweise 150 Milliarden Tonnen Biomasse. Und in 3 t pflanzlicher Trockenmasse steckt etwa
so viel Energie wie in 1 t Erdöl. Genug Energie für alle?
Biomasse umfasst das gesamte von Lebewesen ähnlich wie Erdgas verwendet werden. (Der Heiz-
Schilf, Pyrolyse Kesselanlage
etc. Vergasung Holzgas u. a.
aufgebaute Material. Dazu zählen nicht nur alle wert von 1m3 Biogas liegt bei 6 kWh, das entspricht
Zucker Alkoholgärung
Fermentierung Ethanol
Grünmasse Motor-Biomasse-
Reststoffe Methangärung Biogas heizkraftwerk
Biomasse
Energie-Inhalte.
Stroh
trockenes Scheitholz (Buche)
4,0
4,1
Quelle: www.heizung-direkt.de
Pflanzen, Tiere, Pilze und Bakterien (und Men- etwa 0,6 l Heizöl oder 0,6 m3 Erdgas.) Neben Biogas
Elefantengras 4,4
schen), sondern auch alle organischen Abfälle aus kann auch Gas aus Kläranlagen und Deponien
Holzpellets 4,9
Braunkohle 5,1–5,5
Rapskörner 6,8
Steinkohle 7,0
Erdgas 10,8
Natur, Haushalt und Industrie sowie Tier- und genutzt werden, im Gespräch sind auch Biowasser-
schweres Heizöl 11,9
kWh/kg
0 5 10 15
3 000
20
2 000 50 5
10
1000
0
Kraftstoffertrag
Rapsöl
0
Energieertrag netto
BTL
CO2-Einsparung
Biogas
Wegen Energie liefern (Folie 10):
Seit der Steinzeit bekannt ist die direkte Verbrennung Vorteile:
Allianz Umweltstiftung ©
Energie aus Biomasse. von Holz zur Wärmegewinnung. Heute werden • CO2-neutral: Die Menge an CO2, die durch die
Folie 10
dazu auch Holzreste (Pellets, Hackschnitzel), Verbrennung der Biomasse freigesetzt wird,
Stroh, Getreide oder Energiepflanzen (Chinaschilf) wurde vorher für deren Aufbau gebunden.
verwendet. • jederzeit und bedarfsgerecht einsetzbar; lagerfähig.
Mit Biomasse kann aber auch Strom erzeugt werden.
Dazu wird wie bei einem konventionellen Kraft- Nachteile:
werk Biomasse verbrannt und mit dem erhitzten • Energie- und Klimabilanzen nicht immer optimal
Wasserdampf über eine Dampfturbine und einen • ökologische Belastungen durch Dünger, Pflan-
Generator Strom erzeugt (Biomassekraftwerk). Bei zenschutzmittel etc. beim Anbau von Energie-
einer zusätzlichen Nutzung der Wärmeenergie in pflanzen
einem Nah- oder Fernwärmenetz spricht man von • Emissionen beim Verbrennungsvorgang
einem Biomasseheizkraftwerk und Kraft-Wärme- (CO, Feinstäube u. a.)
Kopplung (KWK). • flächenintensiv, Konkurrenz zu anderen Flächen-
Flüssige Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren lassen ansprüchen, z. B. der Nahrungsmittelerzeugung
sich aus ölhaltigen Pflanzen wie Raps, Ölpalmen oder des Natur- und Artenschutzes.
oder Sonnenblumen gewinnen (Pflanzenöl, Bio-
Flexibel einsetzbar: Bio- diesel) oder durch Vergärung zucker- oder stärke-
masse kann zur Wärmege- haltiger Pflanzen wie Mais, Rüben, Zuckerrohr, Energie vom Acker.
winnung, Stromproduktion
oder Herstellung von Kraft-
Getreide oder Kartoffeln (Bioalkohol, Bioethanol).
stoffen verwendet werden. Große Hoffnungen werden auf die Entwicklung In Deutschland trug die Bioenergie 2008 zur Bereit-
von so genannten Biokraftstoffen der 2. Generation stellung von Wärme zu 7,3 %, von Strom zu 4,2 %
gesetzt. Hierbei werden die ganze Pflanze bzw. deren und von Kraftstoffen zu 6,1% bei. Auf 20000 km2
Energieinhalte (Abb. 10.2): Reststoffe genutzt. Durch Vergasung und eine an- Fläche wurden Energiepflanzen angebaut, was
Die fossilen Energieträger schließende Verflüssigung entsteht ein synthetischer einem Anteil von ca. 17 % der deutschen Ackerflä-
sind kaum zu schlagen.
che entspricht. Bei der Produktion von Biodiesel
Stroh 4,0 ist Deutschland weltweit führend. Etwa 60 % des
trockenes Scheitholz (Buche) 4,1 Biodiesels werden dabei dem normalen Diesel
Elefantengras 4,4
beigemischt, der Rest wird in Reinform getankt.
Holzpellets 4,9
Braunkohle 5,1–5,5
Eine Erhöhung des Anteils der Biomasse am Primär-
Rapskörner 6,8 energieverbrauch in Deutschland von derzeit 5,3%
Steinkohle 7,0 auf 9 % wird für möglich gehalten – bei einer
Erdgas 10,8 Ausdehnung der Anbaufläche auf bis zu 25000 km2,
schweres Heizöl 11,9
kWh/kg einer nachhaltigen Bewirtschaftung sowie der konse-
0 5 10 15
quenten Nutzung von Rest- und Abfallstoffen.
24
Rapsöl l/ha GJ/ha Euro/GJ t/ha
4000 100 30 10
Biodiesel aus Raps
3000
20
Bioethanol 2000 50 5
aus Getreide
Teller oder Tank. 1000
10
BTL
0 0 0 0
Biogas
Ein Problem bei der Nutzung von Bioenergie ist Kraftstoffertrag Energieertrag netto Produktionskosten CO2-Einsparung
"# Standpunkt
Das Wichtigste in Kürze:
! Biomasse kann sehr unterschiedlich eingesetzt werden: in fester Form für Heizungen und "# Rein rechnerisch könnten
Kraftwerke, als Biogas ähnlich wie Erdgas oder in flüssiger Form als Treibstoff. 2 Mio. km2 nachhaltig bewirt-
! Die Nutzung von Biomasse ist CO2-neutral. schafteter Wälder den jetzigen
! Ein Nachteil ist der hohe Flächenbedarf, der in direkter Konkurrenz zu anderen Flächenan- Jahresbedarf der Welt an Erdöl
sprüchen steht, wie der Nahrungsmittelproduktion oder dem Naturschutz. decken (z. Vgl.: Deutschland
! Der energetischen Verwertung von Rest- und Abfallstoffen wird das größte Klimaschutz- hat eine Gesamtfläche von
Potenzial zugeschrieben. 357 000 km2).
25
Energie aus der Tiefe.
Je tiefer man in die Erdkruste eindringt, desto wärmer wird es. Quelle dieser Wärme ist das
mehrere 1000 °C heiße Erdinnere. Diese Energiequelle übersteigt den aktuellen Weltenergie-
bedarf um ein Vielfaches.
Verdampfer
Hydrothermie in Deutschland.
Regionen mit Aquiferen, die für eine
hydrothermische Nutzung geeignet wären
netz oder an einen zweiten Kreislauf ab, über den
Temperaturen: 60 °C–100 °C
Die Nutzung der Erdwärme hat eine lange Dampfturbinen zur Stromproduktion angetrieben
Wärmetauscher (Wärmeerzeugung)
Stromerzeugung
Temperaturen: > 100 °C
Fernwärme (Stromerzeugung)
Rückführung
Tradition. Bereits die alten Chinesen und die Römer werden. Für die Gewinnung von Strom sind Tempe-
nutzten Thermalquellen zum Baden und Heizen. raturen von über 100–150 °C sowie eine entspre-
Förderung
2 000–4 000 m
Thermalwasser
Hot-Dry-Rock-Verfahren.
Wärmetauscher
Verdampfer
Tiefe Erdwärmesonden.
Wärmetauscher
Im 14. Jahrhundert entstand in Chaudes-Aigues chende Wassermenge nötig. Bei der ORC-Technik
in Frankreich ein noch heute existierendes geo- (Organic-Rankine-Cycle) wird im zweiten Kreislauf
Stromerzeugung
Fernwärme Fernwärme
Pumpe
thermisches Fernwärmenetz und 1904 wurde nicht mit Wasser, sondern mit Substanzen gear-
Pumpe
Förderung
Einpressung von
von kaltem erhitztem Einleitung von Förderung des
Wasser Wasser kaltem Wasser erhitzten Wassers
in Landorello in der Toskana zum ersten Mal geo- beitet, die einen niedrigeren Siedepunkt haben
3 000–6 000 m
Bohrloch
(bis 4000 m tief)
heißes, trockenes,
zerklüftetes Gestein
Energie aus dem Erdinneren. Im Durchschnitt nimmt die Temperatur mit Da Erdwärme ständig zur Verfügung steht, lässt sich
Folie 11
zunehmender Tiefe alle 100 Meter um 3 °C zu, die Stromerzeugung bedarfsgerecht regeln. Erdwär-
in „begünstigten“ Gegenden, z. B. in Vulkangebie- mekraftwerke sind damit grundlastfähig. Die Leis-
ten, um bis zu 20 °C. Diese in der Erde gespeicherte tungen geothermischer Anlagen reichen von 6 bis
Wärme lässt sich unterschiedlich nutzen (Folie 11, 8 kW bei oberflächennahen Erdwärmesonden, bis
Abb. 11.1, 11.2 und 11.3): zu 1 bis 50 MW bei Anlagen im Hot-Dry-Rock-
Hydrothermale Systeme nutzen heißes Wasser, Verfahren. Sie haben sich energetisch nach 5 bis 7
das sie über eine Bohrung aus Thermalwasser- Monaten amortisiert.
Vorkommen im Untergrund fördern. Mittels einer
zweiten Bohrung gelangt das abgekühlte Wasser Vorteile:
wieder zurück in die Tiefe. • saubere Energie, keine Emissionen
Beim so genannten Hot-Dry-Rock-Verfahren wird • ständig verfügbar, grundlastfähig.
Wasser über eine Injektionsbohrung in tiefe, min-
Aufwändig, aber ergiebig:
Die Energie aus dem Erdin- destens 200 °C heiße, trockene Gesteinsschichten Nachteile:
neren liefert Wärme und gepresst. Das Wasser erhitzt sich und wird an • nicht überall wirtschaftlich nutzbar, da oft in zu
Strom.
anderer Stelle wieder entnommen. großer Tiefe
Erdwärmesonden nutzen bereits vorhandene Tief- • Probebohrungen nötig, Erfolg ungewiss;
bohrungen, die z. B. bei der Suche nach Erdgas Tiefbohrungen sehr teuer.
Fernwärme Fernwärme
Fernwärme
Pumpe Pumpe
Förderung
Einpressung von Temperaturen: 60 °C–100 °C
Rückführung
von kaltem erhitztem (Wärmeerzeugung)
Wasser Wasser Einleitung von Förderung des
kaltem Wasser erhitzten Wassers Temperaturen: > 100 °C
Förderung (Stromerzeugung)
2 000–4 000 m
Thermalwasser 3 000–6 000 m
Bohrloch
heißes, trockenes, (bis 4000 m tief)
mindestens 40 °C zerklüftetes Gestein
26
Warme Quellen anzapfen.
erzeugt.
Wärmepumpe mit Erdsonde/
In Deutschland sind bisher nur wenige Anlagen in
Erdkollektor (Abb. 12.3/4):
Betrieb. Thermalwasservorkommen für die Gebäu- Kühlschränke: Über eine Flüssigkeit bzw. ein Gas, In 1 bis 2 m Tiefe sinken
deheizung und Warmwasseraufbereitung finden sich das in Röhren zirkuliert, wird einem Bereich auch im Winter die Tempe-
raturen nicht unter 5 °C.
hierzulande meist in einer Tiefe zwischen 1000 bis Wärmeenergie entzogen (z. B. dem Erdreich oder
2500 m. Thermalwasser in ausreichender Menge dem Kühlschrankinneren) und einem anderen
und Temperatur für die Stromerzeugung gibt es Bereich zugeführt (z. B. der Heizungsanlage eines
erst ab 4000 m Tiefe – z. B. im Oberrheingraben, Hauses oder beim Kühlschrank über die rückseitigen
im Voralpenland und in Norddeutschland (Folie 11, Rippen der Raumluft (Folie 12, Abb. 12.1). Wärme-
Abb. 11.4). 2008 waren drei Anlagen mit zusam- pumpen benötigen zum Betrieb Fremdenergie und Klimaschutz
Folie 12
men 7,4 MW installierter Leistung in Betrieb. arbeiten in der Regel mit einen Gas- oder mit
Energie aus Boden und Luft.
Prinzip einer Wärmepumpe. Arbeitsmittel
Entspannung flüssig
Verdampfung
Gesteinen, die es in Deutschland nahezu überall Am häufigsten wird die Energie der Umgebungsluft
Arbeitsmittel
gasförmig
Umgebung Wärmepumpe
gibt, könnte die gesamte Grundlast des deutschen genutzt (Folie 12, Abb. 12.2). Sie ist immer und Außenluft
Wärmetauscher
Fortluft
Wärmepumpe
Abluft Zuluft
Stromverbrauches gedeckt werden. Dies ist im überall verfügbar, allerdings dann am kältesten,
Moment aber noch nicht wirtschaftlich, da die wenn am meisten Wärme gebraucht wird. Energe- Wärmepumpe mit Erdsonde. Wärmepumpe mit Erdkollektor.
Bohrungen sehr tief und damit teuer sind. tisch günstiger ist die Nutzung des Erdreichs – aller- Wärmepumpe
Strom
Wärme
Wärmepumpe
Wärme
Kollektor
Erdwärmesonde 100 m
ca. 13 °C
Temperaturunterschiede nutzen. (Folie 12, Abb. 12.3 und 12.4). Energie aus Boden und Luft.
Entscheidend für die Effizienz einer Wärmepumpe Folie 12
Wärmeenergie steckt in jeder Materie mit einer ist die so genannte Jahresarbeitszahl, die das Ver-
Temperatur über –273 °C, dem absoluten Nullpunkt. hältnis zwischen eingesetzter Fremdenergie und
Diese Energie nutzen Wärmepumpen, indem sie die gewonnener Nutzenergie kennnzeichnet. Sie ist
u. a. abhängig von der Anlagengröße, der Art der
Prinzip einer Wärmepumpe.
Entspannung
Arbeitsmittel
flüssig genutzten Außenwärmequelle (Erdreich, Außenluft)
Verdampfung
und des Heizsystems. Eine typische, elektrisch
Fremd- Fortluft
Um-
Raum-
wärme
von 3, d. h. mit 1 kWh Strom können 3 kWh nutz- Abluft Zuluft
gebungs-
wärme
Verdichtung
bare Wärme erzeugt werden. Auf den ersten Blick
Arbeitsmittel
gasförmig
eine gute Energiebilanz. Doch für die Bereitstellung
Umgebung Wärmepumpe von 1 kWh Strom werden im Kraftwerk fast 3 kWh
Funktion einer Wärmepumpe (Abb. 12.1): das Kühlschrank- Primärenergie eingesetzt. Zum deutschen Strom- Wärmerückgewinnung mit
prinzip, nur umgekehrt. mix tragen zudem überwiegend fossile Energieträger Wärmepumpe (Abb. 12.2):
Mit der Energie der Abluft
bei. Eine Wärmepumpe sollte deshalb mindestens wird die Frischluft erwärmt.
so genannte Umwelt- oder Umgebungswärme, die im eine Arbeitszahl über 3 aufweisen, um einen Beitrag
Erdreich, der Luft und dem Grund- oder Meerwasser zum Klimaschutz zu leisten. V. a. aber müsste die
gespeichert ist, in nutzbare Wärme umwandelt. Stromerzeugung stärker auf regenerativen Ener-
Wärmepumpen arbeiten vom Prinzip her wie gien beruhen.
! Geothermie nutzt die Energie im Erdinneren zur Erzeugung von Wärme und Strom.
! Geothermie ist bisher oft noch nicht wirtschaftlich, da v. a. die Tiefbohrungen sehr teuer sind.
! Wärmepumpen sammeln die in Boden, Luft und Wasser gespeicherte Sonnenenergie und führen
sie z. B. einem Heizsystem zu. Je höher die Jahresarbeitszahl, desto effektiver die Wärmepumpe.
27
Die Regenerativen – was sie könn(t)en.
Theoretisch steht dank erneuerbarer Quellen Energie im Überfluss zur Verfügung.
Praktisch führen die Erneuerbaren allerdings eher ein Nischendasein. Noch!
Leistung
in MW
Stromnachfrage
im Netz
Quelle: SRU (2009)
Spitzenlast:
Pumpspeicher
entsprechende Leitungsnetze an die Verbraucher zu
Spitzenlast
Die zukünftige Rolle der erneuerbaren Energien wird verteilen. Welche Schwierigkeiten es bereitet, die
Mittellast Mittellast:
Steinkohle, Gas
Grundlast
Grundlast:
Braunkohle,
Kernkraft,
kontrovers diskutiert. Für die einen sind sie die Lösung tages- und jahreszeitlich oft stark schwankenden rege-
Wasserkraft
Uhr Wind
0.00 24.00
aller Klima- und Energieprobleme, andere glauben, nerativen Energien in die bestehenden Systeme zu in-
Solarenergie
Steuerzentrale
konventionelles
Kraftwerk
dass man auch in Zukunft nicht auf fossile Energie- tegrieren, zeigt das Beispiel Deutschland (> Kasten,
öffentliches
Gebäude mit
eigener Strom-
versorgung
Mehrfamilienhaus
Wohnhäuser mit Blockheizkraftwerk
mit Fotovoltaik Windkraftanlage Energiespeicher
träger und vor allem Kernkraft verzichten kann. Folie 13, Abb. 13.1), wo die Erneuerbaren nach Vor-
z. B. Elektro-Autos
ct/kWh
Fest steht: Das natürliche Angebot an Energie übertrifft stellung des BMU 2020 30%, 2030 50% und 2050
9
Luftschadstoffe
8
7
Treibhauseffekt
6 (70 €/t CO2)
5
4 DK =
3 Dampfkraftwerk
den Weltenergiebedarf um das 3000-Fache, das tech- 80 % zur deutschen Stromversorgung beitragen sol-
2
1 GuD =
Gas + Dampfkraftwerk
Lauf- Wind Wind PV Erdgas Steinkohle Braun-
wasser Onshore Offshore GuD GuD kohle DK
nisch nutzbare Potenzial immer noch um das 6-Fache. len. Ein Großteil davon soll aus Windkraft stammen.
Allianz Umweltstiftung ©
Erneuerbare Energien im Fest steht aber auch: Der Anteil erneuerbarer Energien
Vergleich.
Folie 13 an der Energieversorgung weltweit ist immer noch
relativ gering. Das hat verschiedene Ursachen. Alles viel zu teuer?
28
Deutschland unter Strom. Quelle: SRU (2009) Mal viel – mal wenig (Abb.
13.1): Das Beispiel Windkraft
In Deutschland wird Grund- und Mittellaststrom Stromnachfrage
zeigt, wie schwer sich erneuer-
im Netz Spitzenlast:
Leistung
v. a. durch Atom-, Laufwasser- und Kohlekraft- in MW Spitzenlast
Pumpspeicher bare Energien in das bis-
werke gedeckt, für Lastspitzen stehen Pump- Mittellast Mittellast: herige System der Strom-
Steinkohle, Gas
versorgung mit Grund- und
speicher- und Gasturbinenkraftwerke zur Grundlast
Grundlast:
Mittellastkraftwerken ein-
Braunkohle,
Verfügung. Bei einer Beibehaltung des aktuellen Kernkraft,
Wasserkraft
bauen lassen.
Kraftwerksparks und einer Steigerung der Wind- Uhr Wind
0.00 24.00
energiekapazitäten müssten in Zeiten mit hohem
Windenergieertrag zukünftig entweder Mittel-
oder sogar Grundlastkraftwerke ihre Leistung
reduzieren – oder Windkraftanlagen abgeschaltet
Virtuelles Kraftwerk (Abb.
werden (Abb. 13.1). Da beides nicht wirtschaftlich Virtuelles Kraftwerk. Quelle: Petermann (2006)
13.2): Eine Steuerzentrale
ist, fordern Befürworter der erneuerbaren Ener- Solarenergie
regelt, wann welche Systeme
gien eine rasche Umstellung der gesamten Steuerzentrale
zum Einsatz kommen. Damit
konventionelles lässt sich die Stromerzeugung
Stromversorgungsstruktur. In einem neuen Mix Kraftwerk
öffentliches perfekt dem Bedarf anpas-
aus Großkraftwerken und dezentralen Anlagen Gebäude mit
eigener Strom- sen.
versorgung
hätte regenerativ erzeugter Strom grundsätzlich Mehrfamilienhaus
29
Energie effizient nutzen – Energie sparen.
Energie sparen ist eine der wichtigsten Klimaschutzmaßnahmen. Denn Energie, die nicht benö-
tigt wird, verursacht keine Treibhausgase, schont die Ressourcen – und den Geldbeutel.
Energie sparen.
Energieeinsatz und Energiegewinn. Quelle: AGEB
Primärenergie 100 %
Nutzenergie
ca. 30 %
Raumtemperatur, Fahrleistung, Konsum oder
Kraft-Wärme-Kopplung. Quelle: Petermann (2006)
87 %
+
Nahwärme 51 %
36 %
Strom Strom 35 %
100 % 100 %
62 %
Übertragung
Umwandlung
– 10 %
Übertragung
Umwandlung
Primärenergie 100 %
Großkraftwerk Dezentrales Blockheizkraftwerk
potenzial.
Allianz Umweltstiftung ©
nicht energetischer Verbrauch
7,5 %
Energie sparen.
Folie 14
Umwandlungsverluste Produktion bleiben in diesem Fall gleich – nur der
31,5 %
Energieaufwand wird reduziert. Beide „Varianten“
Endenergie 61,5 %
werden vielfach als unsere größte und am einfachs-
ten anzuzapfende Energiequelle bezeichnet.
Zudem sind sie innerhalb der bestehenden Struktu-
Verluste beim Verbraucher ren vergleichsweise schnell, unkompliziert und oft
ca. 30 %
sehr kosteneffizient umzusetzen. Außerdem amor-
Mehr Effizienz spart Ener- tisieren sich die Maßnahmen ganz oder zumindest
gie (Abb. 14.1): Allein bei Nutzenergie teilweise, das aufgewendete Geld wird durch
der Umwandlung von Pri- ca. 30 %
mär- in Endenergie geht Einsparungen beim Energieeinkauf anschließend
Quelle: AGEB 2009
viel Energie verloren. wieder eingespart.
30
Mehr Effizienz durch dop-
Quelle: Petermann (2006)
pelte Nutzung (Abb. 14.2):
87 % Bei Kraft-Wärme-Kopplung
werden gleichzeitig Strom
+
und Wärme genutzt.
Nahwärme 51 %
36 %
Strom Strom 35 %
100 % 100 %
2% 3%
62 %
Übertragung
Umwandlung
– 10 %
Übertragung
Umwandlung
31
Wärmedämmung
Bei den privaten Haushalten liegen die größten
Einsparpotenziale im Wärmebereich, der ca. 70 %
des Energieverbrauchs dieses Sektors ausmacht.
Am sinnvollsten ist hier die Wärmedämmung von
Gebäuden, am besten kombiniert mit modernen
Heizungs- und Lüftungsanlagen. Lag der mittlere
jährliche Raumwärmebedarf pro m2 Wohnfläche
im Jahr 1987 noch bei 220 kWh, benötigen
Niedrigenergiehäuser heute nur noch 30 kWh.
Energiestandards bei Neubauten leisten damit
einen wichtigen Beitrag zur Senkung des Energie-
verbrauchs.
Allerdings wurden über 95 % der Gebäude in
Deutschland vor 2002 errichtet, ca. 75 % sind
älter als 25 Jahre. Die eigentliche Herausforde-
rung, aber auch ein riesiges Potenzial, liegt
damit in der energetischen Bestandssanierung:
Würde ab sofort bei jeder anfallenden Sanierung
oder Instandsetzung von Wohngebäuden auch
eine energetische Aufwertung erfolgen und darüber
Das Infrarotbild zeigt die
Schlupflöcher: Bei den Verbesserte Energieübertragung hinaus die Effizienz der Anlagentechnik verbes-
roten Flächen entkommt Bei der Energieumwandlung und im Bereich des sert, könnte der Primärenergiebedarf des Wohn-
die Wärme aus dem Haus.
Energietransportes, v. a. über größere Strecken, sektors nach Expertenmeinung jährlich um 3 %
geht immer noch viel wertvolle Energie verloren. reduziert werden!
Experten schätzen den gesamten Verteilungsver-
lust im deutschen Stromsektor vom Kraftwerk
bis zum Endverbraucher auf bis zu 5 %. Deshalb Energie sparen.
wird intensiv an Fernübertragungssystemen
gearbeitet, die Strom nahezu verlustfrei vom Allein durch den bewussten Umgang mit Energie
Kraftwerk zum Verbraucher bringen. Wichtig wäre lassen sich z. B. im privaten Bereich ohne Komfort-
dies v. a., wenn in Nordafrika produzierter verlust bis zu 10 % sparen. Einfache Hilfsmittel
„Sonnenstrom“ zu den Industriezentren in Europa wie schaltbare Steckerleisten, Energiesparlampen,
transportiert werden soll. Thermostatventile etc. erzielen mit geringem
Aufwand nochmals bis zu 10 %. Werden zusätz-
lich noch die großen „Energiefresser“ wie alte
Kühlschränke ausgetauscht, kann allein die
Stromrechnung eines durchschnittlichen Haus-
halts um bis zu 2/3 gesenkt werden. Auch in
der Industrie könnte viel Energie gespart werden:
1/3 des gesamten Stromverbrauchs geht hier
Schätzungen zufolge auf veraltete Industrieag-
gregate zurück!
Im Verkehrsbereich sind ebenfalls deutliche
Einsparungen möglich, z. B. durch sparsamere
Fahrzeuge, aber auch durch eine entsprechende
Fahrweise. Ein großes Sparpotenzial bieten der
indirekte Energieverbrauch und somit unsere
Konsumgewohnheiten. Der Becher für den
Coffee-to-go, die Verpackung für das Essen vom
Energietransport: Ziel ist Pizza-Service – alles ist Energie bzw. wird unter
eine weitgehend verlust-
freie Stromübertragung Einsatz von Energie hergestellt und entsorgt.
über weite Strecken. Auch der Warentransport geht in den indirekten
32
Verbrauch ein. Das Mineralwasser aus Süditalien,
die Tomate aus Spanien, das Kinderspielzeug
aus Fernost – jedes Produkt muss vor seinem
Verbrauch transportiert werden und enthält damit
mehr oder weniger viele Transportkilometer
bzw. Energie. Durch einen bewussten Konsum
wie z. B. den Kauf regional erzeugter oder auch
langlebiger Produkte kann jeder Einzelne einen
Beitrag zum Energiesparen und somit zum Klima-
schutz leisten – ohne Verzicht und Einschrän-
kungen.
Vom Netz getrennt: Nur
wer den Stecker wirklich
zieht, verhindert die oft
Effizienzbremsen. entsprechende Vorschriften beseitigen. Andere erheblichen Stromverbräuche
meinen, dass alleine die Verknappung und Ver- bei Stand-by-Schaltungen.
Angesichts einer Vielzahl von Möglichkeiten ist es teuerung der fossilen Energieträger mittelfristig von
verwunderlich, dass das riesige Energiesparpotenzial selbst zu einem entsprechenden Energiespar-
nicht viel stärker in Anspruch genommen wird. und -effizienzschub führen wird.
Einige Experten führen dies auf die immer noch
verhältnismäßig geringen Energiekosten zurück. Tat-
sächlich machen die Kosten für Energie in Industrie, Weltweite Potenziale.
Gewerbe, Dienstleistungen und im privaten Bereich
oft nur einen kleinen Teil aller Ausgaben aus. Auch Weltweit gesehen ergeben sich besonders in
an den Endpreisen von Waren und Dienstleistungen Ländern mit veralteter Kraftwerks- und Übertra-
haben die Energiekosten meist nur einen geringen gungstechnik oder sanierungsbedürftigem
Anteil. Die wirtschaftliche Notwendigkeit zur Gebäudebestand enorme Einsparmöglichkeiten.
Effizienzsteigerung ist deshalb oft noch gering. Dabei kann es global betrachtet effektiver sein,
Zudem erfordert die Umsetzung entsprechender Mittel hier einzusetzen als in den Industriestaaten.
Maßnahmen meist größere Investitionen, z. B. im Allerdings haben die Industrieländer bezüglich
industriellen und Gebäudebereich. Schließlich Energieeffizienz und Energiesparen auch Vorbild-
ergibt sich im Mietwohnungssektor das Problem, funktion und aufgrund ihrer bisherigen Emissionen
dass die Investitionen vom Eigentümer bzw. auch eine historische Verantwortung.
Vermieter getätigt werden müssen, der Mieter Nur wenn es gelingt, unseren Wohlstand mit
aber von den Energieeinsparungen profitiert. immer weniger Energie zu halten oder sogar zu
Viele dieser Hemmnisse ließen sich nach Experten- mehren, wird Energiesparen vor allem für die
meinung aber durch steuerliche Anreize, Investiti- aufstrebenden Schwellenländer ausreichend !" Standpunkte
onszulagen, Verbraucherberatung oder auch attraktiv.
!" Durch technische Energie-
sparmaßnahmen könnten in
Deutschland rund 40 % der
Endenergie eingespart wer-
den. Insgesamt ließen sich bis
Das Wichtigste in Kürze: 2015 110 Mrd. kWh einsparen,
! Energie effizienter nutzen und Energie sparen sind „Energiequellen“ mit einem beträchtlichen das entspricht dem Verzicht
Potenzial. Wo keine Energie verbraucht wird, entsteht auch kein CO2. auf 30 Kraftwerke.
! Einsparpotenziale bestehen sowohl an der Quelle (Erneuerung der Kraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplung
u. a.) als auch auf der Verbraucherseite (Wärmedämmung, Strom sparende Geräte). !" Das Wuppertal-Institut
! Noch schlagen sich die Energiekosten kaum in den Preisen für Waren und Dienstleistungen nieder, schätzt, dass sich bis 2050 der
sodass zum Energiesparen zusätzliche Anreize nötig wären. Pro-Kopf-Primärenergiever-
! Global betrachtet sind Maßnahmen zu mehr Effizienz v. a. in Ländern mit veralteter Kraftwerks- und brauch in Deutschland ohne
Übertragungstechnik wirkungsvoll. Hier sind die Industriestaaten auch aufgrund ihrer historischen Komfortverlust um ca. 2/3
Verantwortung aufgerufen, Entwicklungs- und Schwellenländer zu unterstützen. verringern ließe.
33
Emissionen vermeiden.
Langfristig gehört den regenerativen Energien die Zukunft. Doch eine Umstellung der Energie-
versorgung ist nicht von heute auf morgen möglich. Gibt es Übergangslösungen?
Kraftwerk
Verklappung
Reisen, Veranstaltungen oder andere Tätigkeiten
im Meer
Dass auf lange Sicht eine Energieversorgung auf der verursachen. Gegen Zahlung eines Geldbetrags
CO2-Abscheidung
Lagerung in Verpressung
Basis regenerativer Energieträger und mehr Energie- werden diese Emissionen dann an anderer Stelle
ehemaligen in geologische Lagerung am
Bergwerken Formationen Meeresboden
CO2-See
Einleitung in ehem.
Öl- und Gasspeicher
Verpressung im Meeresboden
effizienz alternativlos ist, wird inzwischen kaum durch Klimaschutzprojekte eingespart. Inzwi-
Treibhausgas-Emissionen. Quelle: BMU (2009)
BMU (2007)
Beispiel Stromerzeugung (min. – max.)
CO2-Äquivalent g/kWh
1500
mehr bestritten. Darüber, wie schnell und wie um- schen bieten zahlreiche Institutionen diesen Ser-
1000
500
fassend der Umbau der Energieversorgung erfolgen vice. Wichtig ist dabei v. a., in welche Projekte die
0
Braunkohle Braunkohle Erdgas Fotovoltaik feste Kernenergie Wind Wasser
ohne CCS mit CCS Biomasse
Emissionsrechtehandel.
kann, herrschen allerdings sehr unterschiedliche Kompensationszahlungen fließen. Nach dem von
Staat
Unternehmen 1 Unternehmen 2
– +
benötigt weniger
Zertifikate als zugeteilt
Börse
erwirbt zusätzliche
Zertifikate Ansichten. Für die Übergangszeit werden derzeit mehreren Umweltorganisationen und dem WWF
verschiedene Brückentechnologien diskutiert. entwickelten „Gold Standard“ sollte das Geld nur
Allianz Umweltstiftung ©
- CCS erhöht den Primärenergieeinsatz um bis zu Kohle hat von allen fossilen Energieträgern die höchs-
44 %, Transport und Lagerung sind ebenso mit ten CO2-Emissionen. Deshalb bietet sich an fossilen
einem zusätzlichem Energieaufwand verbunden. Alternativen die verstärkte Nutzung von Erdgas an
- Das CO2 wird nicht vollständig abgetrennt. Je nach (Folie 15, Abb. 15.2). Zudem sind Erdgaskraftwerke
Technik werden 88 – 99 % abgeschieden. in der Stromerzeugung sehr flexibel einsetzbar und
CO2-freie Kernkraft? Bau und - CCS ist für den Klimaschutz nur wirksam, wenn passen damit gut in ein Energiesystem mit hohem
Abriss der Kraftwerke sowie das CO2 über sehr lange Zeiträume sicher gelagert Anteil regenerativer Energieträger. Allerdings: Auch
der Uranbergbau erzeugen
Emissionen. Die Kernkraft werden kann. Ob und wie das geschehen kann, ist die Erdgasvorräte sind begrenzt und dürften bei einer
bleibt umstritten. derzeit noch völlig offen. verstärkten Nutzung noch schneller zur Neige gehen.
34
Kernkraft, ja bitte? CO2-Abscheidung und Lage-
rung (Abb. 15.1): Mit CCS
sollen Kohlekraftwerke
Weil Kernkraftwerke im laufenden Betrieb kein CO2 nahezu CO2-frei betrieben
emittieren, wird die Atomenergie von ihren Befür- werden.
wortern als wichtiger Beitrag zur Lösung des Klima-
problems gesehen, zumindest aber als Brücke, bis
regenerative Energien die weltweite Energieversor-
gung sicherstellen können. Derzeit sind weltweit
etwa 440 Atomkraftwerke in Betrieb. Ihr Anteil am Treibhausgas-Emissionen
globalen Primärenergieverbrauch liegt bei 6 %, am CO2-Äquivalent g/kWh bei der Stromerzeugung
erzeugten Strom bei 16 %. Um bis 2050 allein 10 %
1500
(Abb. 15.2): Kohle hat die
schlechteste Bilanz, Erdgas
der fossilen Energie ersetzen zu können, müssten 1000
unter allen fossilen Energie-
1000 neue Atomkraftwerke gebaut werden. Ob dies 500 trägern die beste.
angesichts potenzieller Risiken beim Betrieb und der
0
Braunkohle Braunkohle Erdgas Fotovoltaik feste Kernenergie Wind Wasser
noch nicht gelösten Endlagerung radioaktiver Abfälle ohne CCS mit CCS Biomasse
! Der Umbau der Energieversorgung hin zu regenerativen Energien braucht Zeit. Deshalb werden "# Die Entwicklung angeblich
parallel dazu alternative CO2-Vermeidungs-Strategien diskutiert. sauberer Kohlekraftwerke mit
! Mit der Abscheidung und unterirdischen Lagerung von CO2 (CCS) sollen Kohlekraftwerke weit- CO2-Abscheidung sowie die
gehend CO2-frei arbeiten, allerdings sind bei dem Verfahren noch viele Fragen ungeklärt. Unterstützung der Kernenergie
! Der Ersatz von Kohle durch Gas reduziert die Emissionen, beschleunigt aber auch das Ende der Gaslager. verhindern einen raschen Um-
! Kernkraftwerke arbeiten zwar weitgehend CO2-frei, die Technik ist aber nach wie vor umstritten. stieg auf regenerative Ener-
! Wasserstoff ist als Energieträger nur so „sauber“ wie die Energie, mit der er erzeugt wird. gien. Falsch angelegtes Geld!
35
Wie reagiert die Politik?
Der Klimawandel ist ein globales Problem, das auch nur global gelöst werden kann.
Doch wer muss bis wann wie stark zu einer Lösung beitragen? Gerade die Detailfragen erschweren
Fortschritte in den internationalen Verhandlungen.
Emissionen vermeiden.
Klimaschutz
Folie 15 Allgegenwärtig – der Klimawandel. Die Kyoto-Mechanismen
CO2-Abscheidung und Lagerung (CCS).
Kraftwerk
Verklappung
im Meer
Lagerung in Verpressung
Wahrnehmung inzwischen einen hohen Stellen- Ein Land teilt die ihm erlaubte Emissionsmenge
ehemaligen in geologische Lagerung am
Bergwerken Formationen Meeresboden
CO2-See
Einleitung in ehem.
Öl- und Gasspeicher
Verpressung im Meeresboden
wert ein – nicht zuletzt seit der Veröffentlichung in einzelne Zertifikate und verteilt diese an die
Treibhausgas-Emissionen. Quelle: BMU (2009)
BMU (2007)
Beispiel Stromerzeugung (min. – max.)
CO2-Äquivalent g/kWh
1500
des 4. Sachstandsberichtes des IPCC 2007. Auch vom Emissionshandel erfassten Unternehmen –
1000
500
auf politischer Ebene hat sich viel bewegt. So besteht bzw. diese ersteigern die Zertifikate an einer
0
Braunkohle Braunkohle Erdgas Fotovoltaik feste Kernenergie Wind Wasser
ohne CCS mit CCS Biomasse
Emissionsrechtehandel.
im Wesentlichen Konsens, dass eine gemeinsame Börse. Überschreitet ein Unternehmen die ihm
Staat
Unternehmen 1 Unternehmen 2
– +
benötigt weniger
Zertifikate als zugeteilt
Börse
erwirbt zusätzliche
Zertifikate Anstrengung der internationalen Staatengemein- zugeteilte Emissionsmenge, muss es an der
schaft notwendig ist, um der Herausforderung Börse zusätzliche Zertifikate von anderen Unter-
Allianz Umweltstiftung ©
Emissionen vermeiden. Klimawandel zu begegnen. Immer deutlicher wird nehmen erwerben, die ihre Emissionen bereits
Folie 15
auch, dass eine umfassende und weltweite Umstellung reduziert haben. Wer Emissionen einspart,
der Energieversorgung unumgänglich ist. kann damit Geld verdienen! (Folie 15, Abb.
15.3)
!" Standpunkte
Von Rio bis Kopenhagen. 2. Gemeinsame Umsetzung (Joint Implementation, JI)
!" Da die Industrieländer die Finanziert ein Industriestaat in einem anderen
Hauptverursacher des Klima- Seit dem „Erdgipfel“ 1992 in Rio de Janeiro finden Projekte zur Emissionsreduktion, kann er die
wandels sind, müssen sie bei regelmäßig internationale Klimakonferenzen statt. Reduktion auf seine eigene Emissionsmenge
der Reduktion der Treibhaus- Allgemein bekannt ist dabei v. a. die 3. Vertrags- anrechnen lassen und selbst mehr emittieren.
gas-Emissionen vorangehen. staatenkonferenz 1997 in Kyoto/Japan. Im dort
ausgehandelten Kyoto-Protokoll gingen erstmals 3. Mechanismus für umweltverträgliche Entwick-
!" Nur wenn die reichen eine Reihe wichtiger Industriestaaten konkrete lung (Clean Development Mechanism, CDM)
Industriestaaten zeigen können, Reduktionsverpflichtungen für Treibhausgase ein. Hier finanzieren Industriestaaten Klimaschutz-
dass Wohlstand (und damit Um diese einhalten zu können, wurden drei projekte in Entwicklungsländern und können
eine sichere Energieversor- Mechanismen entwickelt (> Kasten). sich die erzielten Emissionsreduzierungen auf
gung) mit Klimaschutz kompa- ihr eigenes Emissionskonto gutschreiben lassen.
tibel ist, werden die übrigen Das Kyoto-Protokoll trat 2005 in Kraft und hat Die Projekte müssen die nachhaltige Entwick-
Staaten nachziehen. eine Laufzeit bis 2012. Dabei wurde immer wieder lung fördern.
bemängelt, dass die USA als Industrienation mit
– +
und weltweit weiter steigenden Emissionen sind
ab 2012 aber dringend neue Vereinbarungen not-
benötigt weniger erwirbt zusätzliche wendig. So konnte man sich im Dezember 2007
Zertifikate als zugeteilt Zertifikate
auf Bali immerhin darauf einigen, bis Dezember
Börse
2009 in Kopenhagen ein Klimaschutzabkommen
Handel mit Emissionen (Abb. 15.3): Reduktionen sollen dort erzielt werden, wo sie die größte zu verhandeln, das auch die Schwellen- und Ent-
Wirkung haben und wo es am wirtschaftlichsten ist. wicklungsländer mit einbindet.
36
Auch bei den G8-Gipfeltreffen der vergangenen Klimaschutz national.
Jahre spielte der Klimawandel eine wichtige Rolle.
In L’Aquila (Italien) stimmten im Frühjahr 2009 Ein wichtiger Baustein aktiver Klimapolitik ist die
die wichtigsten Industrienationen der Welt dem Förderung erneuerbarer Energien. Hier hat die Bundes-
grundsätzlichen Ziel zu, die Temperaturzunahme regierung mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz
bis 2100 auf 2 °C (gegenüber dem vorindustriellen (EEG) seit dem Jahr 2000 eine Maßnahme auf den
Niveau) zu begrenzen. Weg gebracht, die inzwischen von vielen anderen
Staaten in ähnlicher Form übernommen wurde.
Das EEG regelt z. B., dass Erzeuger, die regenerativ
Mit gutem Beispiel voran? erzeugten Strom in das öffentliche Netz einspeisen,
dafür vom Netzbetreiber bzw. den Energieversor-
Die Europäische Union sieht sich als Motor einer nach- gungsunternehmen eine staatlich festgelegte
haltigen Klimapolitik. Sie beschloss, ihren Ausstoß an Vergütung erhalten, die von diesen dann auf den
Treibhausgasen bis 2020 um 20 % gegenüber dem allgemeinen Strompreis umgelegt wird. Ein weiteres
Basisjahr 1990 zu senken – je nach Beteiligung Beispiel ist das Anfang 2009 verabschiedete Erneu-
weiterer Industriestaaten außerhalb der EU auch um erbare-Energien-Wärmegesetz. Es verpflichtet Eigen-
bis zu 30 %. Im Januar 2008 setzte die Europäische tümer von Neubauten, ihren Wärmebedarf zu
Kommission Vorgaben zur Intensivierung des einem gewissen Anteil aus erneuerbaren Energien
Emissionsrechtehandels. Ab 2013 soll ein ein- zu decken.
heitliches CO2-Budget für alle Mitgliedstaaten gelten.
Ebenfalls bis 2020 soll der Beitrag der erneuerbaren Dem Umweltbundesamt gehen diese Regelungen
Vorreiter im Klimaschutz:
Energiequellen zur europäischen Energieversorgung noch nicht weit genug. Um die angestrebte Redu- Die EU und vor allem
auf einen Anteil von 20 % ausgebaut sein. zierung des deutschen CO2-Ausstoßes um 40 % bis Deutschland haben sich
Deutschland legte sich im Kyoto-Protokoll auf eine 2020 zu erreichen, hält es die Energiebesteuerung, hohe Ziele gesteckt. Folgen
auf Worte auch Taten?
Reduktion der Treibhausgase bis 2012 um 21 % fest. einen Energieeffizienzfonds, die Kennzeichnung be-
Im August 2007 beschloss das Bundeskabinett in sonders energiesparsamer Geräte und viele weitere
Meseberg, den CO2-Ausstoß in Deutschland bis Maßnahmen für nötig.
2020 um 40 % zu senken. Dazu hat das UBA einen
detaillierten Umsetzungsplan vorgestellt.
Wohin geht die Reise?
37
Strategien für die Zukunft.
Der Kampf gegen der Klimawandel erfordert eine Kraftanstrengung der gesamten Staaten-
gemeinschaft. Die Umstellung der Energieversorgung und eine faire Lastenverteilung sind
dabei die Schlüsselfragen.
Risiken. An einer drastischen und raschen Reduktion entstehen. Obwohl sich die Berechnungsgrund-
twerke s-
1000 rm. Kraf 1000 Heizung
Solarthe Solare tzung
1020
mie unterstü
970
Geother
860
Offshore
100 Wind 300
an Land ts
Wind Holzpelle
Biomasse -
HKW 200 Holzhack
50 schnitzel
0 0
-100
-50 Strom Wärme
Quelle: BMU (2009)
19,1
Meinung der meisten Experten kein Weg vorbei. oft sehr unterscheiden, lassen sich aus den in
zahlreichen Studien ermittelten Werten zumindest
11,0
10 9,7 9,7
4,4 4,6
Entwicklungsländer
6
0 Jahr
2005 2010 2020 2030 2040 2050
Allianz Umweltstiftung ©
Untrennbar mit einer Reduktion der Treibhausgas- Bei den erneuerbaren Energien z. B. weisen Foto-
Strategien. Emission verbunden ist die Energiefrage. Eine weit- voltaik und Solarthermie derzeit sehr hohe
Folie 16 reichende Umstellung der Energieversorgung von CO2-Vermeidungskosten auf, Windkraft und die
fossilen Energieträgern zu regenerativen Quellen Wärmeerzeugung aus Biomasse vergleichsweise
erscheint alternativlos. Wenn dies eine rasche Reali- niedrige (Folie 16, Abb. 16.1). Im Bereich Energie-
sierungschance haben soll, muss sich eine zukünftige effizienz und Energiesparen gibt es zahlreiche
Energieversorgung an drei wichtigen Kriterien orien- Maßnahmen, die sogar negative CO2-Vermeidungs-
tieren: kosten aufweisen, also neben der Reduzierung des
CO2-Ausstoßes sogar noch einen wirtschaftlichen
Versorgungssicherheit Gewinn erbringen. Die Wärmedämmung im
Sie beinhaltet den freien Zugang zu Energie für alle, Gebäudebestand, die Erneuerung von Heizungs-
was auch eine weltweit gerechte Verteilung von kesseln und der Austausch von elektrischen Geräten
Energie einschließt. und Aggregaten werden in diesem Zusammenhang
am häufigsten genannt.
Freier Zugang zu Energie:
Die Menschen in den Ent- Wirtschaftlichkeit
wicklungsländern haben Energie soll für alle bezahlbar sein. Erneuerbare Ener- Ein wichtiger Vergleichs- bzw. Standardwert ist
die gleichen Anrechte auf
Energie und Wohlstand wie
gien werden sich deshalb letztlich nur durchsetzen, dabei der Preis, mit dem CO2-Zertifikate im
in den Industrienationen. wenn sie günstiger sind als fossile Energien. Emissionshandel bewertet werden.
38
2009 schwankte er an der Leipziger Börse zwi- ktore
n heute 2050
ik rkollaesser
Solarm
schen ca. 8 und 15 Euro/t, für die Jahre 2013 Euro/t CO2 Fotovolta Euro/t CO2 w
werke Wa
. Kraft Heizu
ngs- heute 2050
1000 herm 1000
bis 2020 wird nach einer Umfrage ein Preis von Solart Solare tützung
1020
ermie rs
970
unte
Geoth
860
ore
nicht über 30 Euro erwartet. 100 Wind
Offsh
nd
an La 300 ellets
Wind sse Holzp
Bioma ack-
HKW 200 Holzh zel
50 schnit
HKW
Ein Welt-Klima-Pakt. 100
0 0
39
werden. Zur effektiven Reduzierung der durch
Entwaldung entstehenden Emissionen (Reducing
Emissions from Deforestation and Forest Degra-
dataion, REDD) müssen nach Ansicht des PIK
vor allem die Dauerhaftigkeit der Emissionsre-
duzierungen und Kohlenstoffspeicherung garan-
tiert sowie das Ausweichen der Entwaldung auf
andere Regionen verhindert werden.
40
Nur gemeinsam ist der
Umbau machbar (Abb.
16.3): Industrieländer
müssen ihre Emissionen
viel drastischer reduzieren
als etwa Schwellen- oder
Entwicklungsländer.
41
Glossar.
Amortisationszeit bei hohem > Wirkungsgrad möglichst viel > End-
Zeitdauer, in der die eingesetzte Energie zum Bau energie zu erzeugen – und diese wiederum in ent-
einer Anlage (z. B. eines Wasserkraftwerkes) durch sprechenden Geräten optimal zu nutzen.
die Energieerzeugung der Anlage wieder ausgeglichen
ist. Kraftwerke, die mit > fossilen Energieträgern Emission
betrieben werden, amortisieren sich aufgrund der Abgabe von Substanzen, Gasen u. a. in die
> Umwandlungsverluste energetisch gesehen nie. Umwelt (von lat. „emittere“ = aussenden), z. B.
von > Kohlendioxid bei Verbrennungsprozessen.
Biomasse
Gesamtes von Lebewesen aufgebautes Material. Emissionszertifikat
„Verschmutzungsrecht“. Betriebe können die
Blockheizkraftwerk Menge CO2, die sie emittieren wollen, an einer
Meist kleineres, dezentrales Kraftwerk in Siedlungs- „Börse“ ersteigern. Wer viel emittiert, muss ent-
nähe, bei dem durch > Kraft-Wärme-Kopplung sprechend viel zahlen.
neben Strom auch die Wärme in einem Nahwärme-
netz genutzt wird. Damit liegt der > Wirkungsgrad Endenergie
deutlich höher als bei einem Kraftwerk, das nur der Der Teil der Energie, der nach Abzug aller
Stromerzeugung dient. > Umwandlungsverluste z. B. in Form von
Strom, Benzin etc. zur Verfügung steht.
Brennstoffzelle
In einer Brennstoffzelle reagiert Wasserstoff mit Energie-Dreieck
Sauerstoff unter Energiefreisetzung. Als „Abfallpro- Das Energie-Dreieck betrachtet bei der Frage nach
dukt“ entsteht Wasser. Das Prinzip der Brennstoff- der zukünftigen Energieversorgung drei Aspekte
zelle wurde bereits 1838 entdeckt. als gleichwertig nebeneinander: Wirtschaftlichkeit,
Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit.
BTL-Kraftstoff
engl. Biomass to Liquid. BTL-Kraftstoffe werden Energiemix
aus der gesamten Pflanze bzw. aus Rest- und Abfall- Einsatz unterschiedlicher Energieträger für die
stoffen hergestellt, also nicht nur aus den energierei- Energieversorgung bzw. die Stromerzeugung eines
chen Samen. Staates bzw. der gesamten Welt.
Effizienz Generator
In Bezug auf die Energieversorgung bedeutet Effi- Maschine, die mechanische Energie in elektrische
zienz, aus der vorhandenen > Primärenergie mit Energie (Strom) umwandelt. Die mechanische
möglichst geringen > Umwandlungsverlusten und Energie kann z. B. mit einer > Turbine oder
42
einem Windrad erzeugt und über eine Welle an Kollektor
den Generator übertragen werden. von lat. collegere = sammeln. Solarkollektoren
sammeln die Wärmeenergie aus der Sonnenstrah-
Geothermie lung und geben sie an ein anderes Wärmemedium,
Nutzung der im Erdinnern gespeicherten Energie meist eine spezielle Flüssigkeit, weiter.
(S. 26).
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)
Globale Jahresmitteltemperatur Verknüpfung von Strom- und Wärmeerzeugung.
Ermittelt in Bodennähe, Grundlage für die Beur- Damit steigt der > Wirkungsgrad einer energie-
teilung des globalen Klimas. technischen Anlage, der eingesetzte Energieträger
wird effizienter genutzt.
Grundlast
Grundlastfähige Kraftwerke – z. B. Wasser-, Braun- Lachgas, Distickstoffoxid (N2O)
kohle und Kernkraftwerke – liefern über den ganzen Klimawirksames Spurengas der Atmosphäre. Wird
Tag eine gleichmäßige Strommenge und decken v. a. mit dem zusätzlichen > Treibhauseffekt in
dabei den Teil des täglichen Stromverbrauchs ab, Verbindung gebracht.
der sich nicht verändert.
Methan (CH4)
Hydrothermie Klimawirksames Spurengas der Atmosphäre. Wird
Nutzung von heißem Wasser aus tieferen Erd- v. a. mit dem zusätzlichen > Treibhauseffekt in
schichten. Verbindung gebracht.
43
Permafrostboden Treibhausgase
Dauerfrostboden (25 % der Oberfläche der Konti- Gase, die die Wärmerückstrahlung der Erdoberfläche
nente, in Skandinavien bis 20 m, in Sibirien bis in den Weltraum behindern (wie die Glasscheibe
1,5 km tief). Es wird befürchtet, dass weite Bereiche eines Treibhauses). Z. B. Wasserdampf, > Kohlen-
dieser Böden auftauen und damit zusätzlich CO2 dioxid und > Methan.
und Methan freigesetzt wird.
Turbine
Primärenergie Maschine zur Energieumwandlung. Strömendes
Direkter Energieinhalt von Kohle, Rohöl oder Wasser, heißer Dampf, Gas oder Wind setzen ein
Wind, ohne Umwandlungsverluste z. B. in Laufrad in rotierende Bewegung, die zum Antrieb
Strom. von Maschinen oder > Generatoren genutzt werden
kann.
Reserven
Vorräte an > fossilen Energieträgern, die bekannt Umwandlungsverluste
und wirtschaftlich abbaubar sind. Entstehen bei der Umwandlung von > Primär-
energieträgern wie Kohle und Erdöl in vom
Ressourcen Verbraucher nutzbare > Endenergie in Form von
Hier: Vorräte an > fossilen Energieträgern, die nur Strom oder Benzin.
vermutet werden und/oder derzeit nicht wirt-
schaftlich abbaubar sind. Wärmepumpe
Anlage, die mit Energiezufuhr – meist durch
Rückkopplung elektrische oder Gasturbinen – Wärme von
Wechselwirkung, die einen Effekt verstärkt (positive einem niedrigen auf ein höheres Temperaturniveau
R.) oder abschwächt (negative R.). pumpt, z. B. von im Erdreich oder der Umgebungs-
luft gespeicherter Wärme auf Zimmertemperatur.
Schwellenland
Länder im Übergang vom Entwicklungsland zum Watt (Kilowatt, Kilowattstunde)
Industrieland. Z. B. China, Indien, Brasilien. Einheit, in der die physikalische Leistung gemessen
wird (benannt nach dem engl. Erfinder James
Solarthermie Watt). Watt steht dabei für > Joule pro Sekunde
Nutzung der Sonnenwärme zur Wärme- oder (1 W = 1 J/s) und drückt aus, wie viel Energie (J)
Stromerzeugung (S. 17 ff). pro Zeiteinheit z. B. ein Kraftwerk liefert oder eine
Maschine verbraucht.
Spitzenlast, Spitzenstrom 1 Kilowatt (kW) = 1000 W, 1 Megawatt (MW) =
Der Stromverbrauch pro Tag schwankt und 1000 kW, 1 Gigawatt (GW) = 1000 MW, 1 Tera-
weist mitunter starke Verbrauchsspitzen auf. watt (TW) = 1000 GW
Diese Spitzenlast wird durch Pumpspeicher- Eine Kilowattstunde (kWh) steht für die Energie-
kraftwerke abgedeckt, die in bedarfsschwachen menge in kW pro Stunde.
Zeiten mit Überschussstrom Wasser in ein hoch
gelegenes Becken pumpen, um es bei Bedarf Wirkungsgrad
schnell ablassen und wertvollen – weil teuren – Der Wirkungsgrad bezeichnet das Verhältnis
Spitzenstrom erzeugen zu können. zwischen der eingesetzten und der abgegebenen,
nutzbaren Leistung. Je höher der Wirkungsgrad
Treibhauseffekt einer Anlage zur Energieerzeugung, desto effektiver
Ähnlich wie die Scheiben eines Gewächshauses arbeitet sie.
wirken in der Atmosphäre bestimmte Gase,
z. B. Wasserdampf, > Kohlendioxid und
> Methan. Die mittlere Temperatur der Erde
liegt damit nicht bei –18 °C, sondern bei +14 °C
(natürlicher Treibhauseffekt). Aktivitäten des
Menschen, z. B. die Verbrennung fossiler Energie-
träger, erhöhen die Konzentration klimawirk-
samer Gase und verstärken den Effekt (zusätzlicher
oder anthropogener Treibhauseffekt).
44
Im Text genannte Abkürzungen:
EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz)
Regelt die Einspeisung von regenerativ erzeugtem
Strom in das öffentliche Stromnetz zu einem fest-
gelegten Vergütungssatz.
UBA (Umweltbundesamt)
Eigenständige Bundesbehörde mit Sitz in Dessau,
die das Bundesumweltministerium berät.
45
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Bioenergie und nachhaltige Landnutzung. logien mit CCS.
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Energiegewinnung – Empfehlungen an die Technik.
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Dessau Speicherung. Zusammenfassung
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Frankfurt
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kennen – Umwelt besser schützen. Hamburg
Dessau/Berlin · UBA Umweltbundesamt (2009): Klimaschutz
konkret – Mut zum Handeln. Dessau
Energie effizient nutzen – Energie sparen.
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Senkung der CO2-Emissionen bis 2020 gegenüber klimavertrag – Der Budgetansatz.
1990. Sondergutachten
47
Allianz Umweltstiftung.
Umweltschutz macht Spaß, wenn er sich nicht nur auf Verbote und den erhobenen Zeigefinger
beschränkt – das zeigt die Allianz Umweltstiftung mit ihren Förderprojekten.
Förderbereiche.
48
Klimaschutz
Folie 1
Klimawandel.
Treibhausgase in der Atmosphäre. Quelle: IPCC (2007)
WMO (2008)
Veränderungen 1750–2008 (2007)
0 0 0
1750 2008 1750 2007 1750 2007
CO2 Methan Lachgas
-0,5
°C 1 Globale Jahresmitteltemperatur (Nordhalbkugel) 1850 1900 1950 2000
0,5 Unsicherheitszone
-0,5
-1,0
Jahr 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000
kontinuierliche
Quelle: vereinfacht nach IPCC (2001/2007)
über Proxy-Daten ermittelt Temperaturmessung
4 °C A2
CO2-Konzentration in der Atmosphäre Temperaturveränderungen relativ zur
900 nach SRES-Szenarien A2 Mitteltemperatur 1980–99 (= Nullwert)
800 3 °C
CO2-Konzentration (ppm)
700 A1B
A1B
600 2°C
500 B1 B1
2 °C über vorindustriellem
400 1 °C Niveau
CO2-Konz. CO2-Konz.
300 2000
2000
200 0 °C
100
0 -1 °C
1850 1900 1950 2000 2050 2100 1850 1900 1950 2000 2050 2100
Allianz Umweltstiftung ©
Klimaschutz
Folie 2
Hintergründe.
Trägheit der Klimasysteme. Quelle: IPCC (2001)
Temperaturstabilisierung:
einige Jahrhunderte
CO2-Stabilisierung:
100 bis 300 Jahre
CO2-Emissionen
Heute 100 Jahre 1000 Jahre
Zusätzlicher Treibhauseffekt.
Sonstiges
ca. 14%
Lachgas
ca. 6 % CO2
CO2 ca. 60%
Methan
Methan
Lachgas
ca. 20 %
Anteil klimawirksamer
Gase am zusätzlichen
Treibhauseffekt
Verbrennung
Landwirtschaft fossiler Brennstoffe
Verbrennung (Kohle, Öl, Gas) Waldzerstörung
fossiler Brennstoffe Brandrodung
Waldzerstörung
(Kohle, Öl, Gas)
Brandrodung
15%
20%
15%
50%
20% 80%
Industrie
Produktionsprozesse
Allianz Umweltstiftung ©
Klimaschutz
Folie 3
Energieversorgung I.
Energieverbrauch Welt. Quelle: BMWi, BMU (2009)
Mrd.
EJ/a
500 10
9
Energieverbrauch
400 8
7
300 6
5
200 Weltbevölkerung 4
3
100 2
1
0
1900 1950 2000 2050
15000 14003
10000 8730
Verkehr
30,0%
Industrie
5000 27,5 %
Haushalte
26,4 %
Gewerbe, Handel
0 16,1 % Dienstleistung
1990 1995 2000 2005 2008
Deutschland
CO2-Emissionen
Japan
200 18%
149 (OECD)
100
China
16 % 21% China
62%
Afrika
Indien
Sonstige
50 62 38% 34 %
22 27
0
Allianz Umweltstiftung ©
Klimaschutz
Folie 4
Energieversorgung II.
Energieträger.
Anteile am Primärenergieverbrauch
Erneuerbare
Kernenergie
Energien
Erneuerbare
5,9 % 7,4 %
Energien
Kernenergie
12,7 % 11,6 %
Öl 34,7 % Öl
34,0 %
20,9 % 22,1 %
Gas
Gas
26,5 % 24,2 %
Kohle Kohle
gCO2 /kWh
596
600
26% Kernkraft
Steinkohle
27% Sonstiges
Strom*
Erdgas
100
Heizöl
Öl
Gas
Uran
Steinkohle
Braunkohle
Jahre
0 100 200 300 400 500
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Folie 5
Erneuerbare Energien.
Potenzial. Quelle: BMU (2009)
Wind, Biomasse,
Erdwärme,
Meeresenergie, Weltenergieverbrauch
Wasser
Übersicht.
Wärmepumpen Wärme
Fotovoltaik Strom
Solarstrahlung
Solarthermie Wärme Strom
Fotolyse Brennstoff
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Folie 6
Halbleiter 1
Halbleiter 2
kurzwellige
Sonnenstrahlung Glas-
kurzwellige fassade
Sonnenstrahlung
Kollektor
aktiv passiv
Wärmetauscher
dünne Rohre Speicher
zusätzlicher Heizkessel
Kollektor
Glasscheibe Wärmedämmung
Pumpe
Absorber
Flüssigkeit
Wasch-,
Kreislauf mit Spülmaschine
frostgeschützter Flüssigkeit
Schnitt
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Folie 7
Absorber
Absorberrohr Absorber
Nachführ- Nachführ-
mechanismus mechanismus
Turmkraftwerk. Aufwindkraftwerk.
Absorber Kamin
Glasdach Turbine
< 800
40° 800
1100
1400
0°
1700
1950
40°
2 200
kWh/m pro Jahr
2
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Folie 8
Flusskraftwerke/Speicherkraftwerke.
Stromerzeugung
Speicher Pumpbetrieb
Staustufe Generator
Turbine
Fluss Generator Turbine
Fluss
Pumpe
Speicher
Laufwasserkraftwerk Pumpspeicherkraftwerk
Meereskraftwerke.
Windturbine
Generator
Meeresströmungskraftwerk Wellenkraftwerk
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Folie 10
Zucker Alkoholgärung
Fermentierung Ethanol
Grünmasse Motor-Biomasse-
Reststoffe Methangärung Biogas heizkraftwerk
Biomasse
Stroh 4,0
trockenes Scheitholz (Buche) 4,1
Elefantengras 4,4
Holzpellets 4,9
Braunkohle 5,1–5,5
Rapskörner 6,8
Steinkohle 7,0
Erdgas 10,8
schweres Heizöl 11,9
kWh/kg
0 5 10 15
3 000
20
2 000 50 5
10
1000
0 0 0 0
Kraftstoffertrag Energieertrag netto Produktionskosten CO2-Einsparung
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Folie 11
Rückführung
Förderung
2 000–4 000 m
Thermalwasser
Verdampfer
Wärmetauscher Wärmetauscher
Stromerzeugung
Fernwärme Fernwärme
Pumpe
Pumpe
Förderung
Einpressung von
von kaltem erhitztem Einleitung von Förderung des
Wasser Wasser kaltem Wasser erhitzten Wassers
3 000–6 000 m
Bohrloch
(bis 4000 m tief)
heißes, trockenes,
zerklüftetes Gestein
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Folie 12
Arbeitsmittel
gasförmig
Umgebung Wärmepumpe
Abluft Zuluft
Strom
Wärme Wärme
Wärmepumpe Wärmepumpe
0,8 – 1,6 m
ca. 10 °C
Kollektor
Erdwärmesonde 100 m
ca. 13 °C
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Folie 13
Stromnachfrage
im Netz Spitzenlast:
Leistung
in MW Pumpspeicher
Spitzenlast
Mittellast Mittellast:
Steinkohle, Gas
Grundlast
Grundlast:
Braunkohle,
Kernkraft,
Wasserkraft
Uhr Wind
0.00 24.00
Solarenergie
Steuerzentrale
konventionelles
Kraftwerk
öffentliches
Gebäude mit
eigener Strom-
versorgung
Mehrfamilienhaus
Wohnhäuser mit Blockheizkraftwerk
mit Fotovoltaik Windkraftanlage Energiespeicher
z. B. Elektro-Autos
ct/kWh
9
Luftschadstoffe
8
7
Treibhauseffekt
6 (70 €/t CO2)
5
4 DK =
3 Dampfkraftwerk
2
1 GuD =
Gas + Dampfkraftwerk
Lauf- Wind Wind PV Erdgas Steinkohle Braun-
wasser Onshore Offshore GuD GuD kohle DK
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Folie 14
Energie sparen.
Energieeinsatz und Energiegewinn. Quelle: AGEB
Primärenergie 100 %
Umwandlungsverluste
31,5 %
Endenergie 61,5 %
Nutzenergie
ca. 30 %
87 %
+
Nahwärme 51 %
36 %
Strom Strom 35 %
100 % 100 %
2% 3%
62 %
Übertragung
Umwandlung
– 10 %
Übertragung
Umwandlung
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Folie 15
Emissionen vermeiden.
CO2-Abscheidung und Lagerung (CCS).
Kraftwerk
Verklappung
im Meer
CO2-Abscheidung
Lagerung in Verpressung
ehemaligen in geologische Lagerung am
Bergwerken Formationen Meeresboden
CO2-See
Einleitung in ehem.
Öl- und Gasspeicher
Verpressung im Meeresboden
1500
1000
500
0
Braunkohle Braunkohle Erdgas Fotovoltaik feste Kernenergie Wind Wasser
ohne CCS mit CCS Biomasse
Emissionsrechtehandel.
Staat
Unternehmen 1 Unternehmen 2
– +
benötigt weniger erwirbt zusätzliche
Zertifikate als zugeteilt Zertifikate
Börse
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Impressum.
Fotos Herausgeber
Allianz Umweltstiftung: 21, 48l2, 48l3, 48l4 Allianz Umweltstiftung
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt: 40o Maria-Theresia-Straße 4a
Fotosearch.de: 37ul 81675 München
Genghiskhanviet: 12u Telefon 089/41 07 33-6
Hillewaert: 23 Telefax 089/41 07 33-70
Hochwassernotgemeinschaft Rhein: 4o E-Mail: info@allianz-umweltstiftung.de
IMAGO 87: 17u, 33 Internet: www.allianz-umweltstiftung.de
Kamminga, Dan (Haarlem): 15o
Kuhn, Regina: 48o
Moullec, Christian: 48l1 Gestaltung und Realisation
pixelio.de: 5o (Michel), 5u (Chris), 6u (Smolawa), IMAGO 87
8l (Domnik), 8ru (Sturm), 10o (Blümchen), Erdinger Straße 84
10m (Hofschläger), 10u (Templermeister), 14ro1 85356 Freising
(Brateck), 14ru1 (Avon), 15m (Moorhenne), 20m E-Mail: info@imago87.de
(Meister), 22 (Tiberius K.), 24o (Siepmann), 24u Internet: www.imago87.de
(RediSu), 25o (Stihl), 25u (JuwelTop), 30l (Fries),
34o (Domnik), 34u (v. Bechen), 38o (Hirschka),
38u (qayyaq), 39 (Weber) Druck
Stadtwerke Jülich: 41 Druckhaus Kastner, Wolnzach
Solar Millennium AG: U2
Techcollector: 26 Gedruckt auf chlorfrei
gebleichtem Papier.
(r: rechts; l: links; o: oben; u: unten; m: Mitte)
Leistung
- Drei-Schluchten-Damm China: 18 200 MW
- Kernkraftwerk Isar: 2 387 MW
- Steinkohlekraftwerk Ibbenbüren: 770 MW
- Wasserkraftwerk Jochenstein/Donau 152 MW
- Sonne auf 100 m2 an einem wolkenlosen
Sommertag: ca. 100 MW
- Solarkraftwerk Andasol I (Spanien): 50 MW
- Windkraftanlage (einzelne Anlage): bis 6 MW
- Fotovoltaikanlage (100 m2): ca. 10 kW
- Mensch: ca. 100 W
pro Kopf
- USA: 19,1 t
- Deutschland: 9,7 t
- China: 4,6 t
- Indien: 1,2 t
Stromverbrauch (2008)
- Welt: ca. 20 000 TWh
- Deutschland: ca. 530 TWh
- Stand-by-Verbrauch in Deutschland:
ca. 20 TWh
- 4-Personen-Haushalt Deutschland:
ca. 3500 kWh
- 8 Stunden Fernsehen: ca. 1 kWh