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vernetzt

Swissgrid Magazin 2021


Ein leistungsfähiges
Übertragungsnetz
Aus vielen Einzelteilen entsteht
ein Ganzes. Ein Überblick
4

«Technologie ist da, um


Wie der Schweizer Veränderung zu bewirken.»
Grösse spielt keine Rolle, wenn
Netzausbau funktioniert
es um Kooperation geht
Sechs Phasen, viele
10
Anliegen, vier Beispiele
18

Dialog zum strate­


gischen Netz 2040
Gemeinsam der Energie­
wende voraus
22

Spielerisch zum Ziel


Veränderung muss nicht
immer eine ernste Sache sein
28
Liebe Leserinnen
und Leser

Eine Wende ist eine einschneidende


Veränderung, sie ist aber auch ein
Richtungswechsel. Der Begriff Ener­
giewende trifft den Nagel somit auf
den Kopf. Die Energiewende ver­
ändert das jahrzehntelang eta­blierte
Modell der zentralen Energieerzeu­
gung hin zu einem dezentral organi­

ED I TO RI A L   3
sierten System. Dies, aber auch
die Digitalisierung verändern die auch nachlesen, warum Leiden­
Energiebranche nachhaltig. schaft eine Grundvoraus­setzung für
die Arbeit bei Swissgrid ist.
In diesem Umfeld zahlt es sich aus,
dass Swissgrid schon lange auf Ebenfalls abhängig von einer guten
Vernetzung setzt. Ob im Unterneh­ Zusammenarbeit sind die Netzpro­
men, in der Schweiz oder in Europa jekte. Allein das Bewilligungs- und
– erst das Zusammenspiel vieler Genehmigungsverfahren erstreckt
einzelner Teile ergibt ein funktionie­ sich über sechs Phasen und bedingt
rendes Übertragungsnetz. Ebenso den Einbezug verschiedenster
wichtig wie die Vernetzung sind Anspruchsgruppen.
Agilität und Innovationsgeist als Teil
Kooperation lohnt sich. Das zeigt
der Unternehmenskultur. Dies befä­
ein Pilotprojekt, in dem Swissgrid ge­-
higt Swissgrid, den kurz- und den
meinsam mit Partnern eine inno­-
langfristigen Wandel mitzugestalten.
va­tive Lösung für die Energiewende
Welche Rolle Technologie für Ver­ entwickelt hat. Über eine Crowd
änderung spielt, erklärt Jamie Paik, Balancing Platform wird mit Block­
Robotic-Entwicklerin an der ETH chain-Technologie auf viele Tausend
Lausanne, im Interview. Ihre wenige dezentrale Energieressourcen zu­
Zentimeter grossen Roboter nutzen gegriffen.
ihre Fähigkeiten, um im Kollektiv
Ich wünsche Ihnen viel Spass bei
Aufgaben zu erledigen.
der Lektüre.
Dass das Übertragungsnetz nur mit
Teamwork reibungslos funktioniert,
erfahren Sie in den Porträts unserer
Yves Zumwald
Mitarbeitenden. Hier können Sie CEO Swissgrid
Ein leistungs­
fähiges Über­
tragungsnetz

Das Schweizer Übertragungsnetz – un­er­


lässliche Infrastruktur für eine sichere
Stromversorgung – setzt sich aus vielen
Teilen zusammen. Material, Technologie
und vor allem der Mensch sorgen dafür,
dass aus den Einzelteilen eine Einheit
entsteht. Damit dieses Gefüge reibungslos
und stabil funktioniert, sind fünf Aspekte
zentral. Sie gewährleisten, dass das
Übertragungsnetz den heutigen und den
zukünftigen Bedürfnissen entspricht.
UN SER N ET Z F ÜR D I E S C H W EI Z    5
SICHERHEIT

Sicherheit hat für Swissgrid Priorität; das Schweizer


Übertragungsnetz gehört zu den zuverlässigsten der
Welt. Damit dem so ist, investiert Swissgrid in die
Wartung und Instandhaltung. Dazu gehört zum Beispiel,
dass hohe Bäume in Leitungsnähe ausgeholzt werden.
Da nicht nur die Infrastruktur reibungslos funktionieren
muss, befindet sich auch die Cyber-Sicherheit auf
Topniveau. Einen hohen Stellenwert in Bezug auf Schutz
und Sicherheit geniessen auch die Mitarbeitenden,
die regelmässig geschult werden.
INNOVATION

Damit das Übertragungsnetz den Anforderungen der Zukunft


gewachsen ist, entwickelt Swissgrid neue Technologien und Metho­-
den, die für die effiziente Übertragung von Energie erforderlich
sind. Swissgrid beteiligt sich ebenfalls an der Weiterentwicklung der
Strommärkte. Dafür werden die Potenziale der Digitalisierung
ge­nutzt und zum Beispiel die Beschaffung der Regelreserven
optimiert. Unter anderem durch die Vernetzung und die Bündelung
von dezentralen Ressourcen wie sogar Autobatterien.
UN SER N ET Z F ÜR D I E S C H W EI Z    7
VERNETZUNG

Gemeinsam mit den Schweizer Verteilnetz­


betreibern garantiert Swissgrid, dass der
Strom über insgesamt sieben Netzebenen
in den Privathaushalten ankommt. Mit
41 Leitungen ist die Schweiz ebenfalls in das
europäische Verbundnetz eingebunden.
Diese Ver­netzung ermöglicht eine sichere
Ver­­sorgung der Strom­­­konsumenten in der
Schweiz und in Europa. Für einen zuver­­-
lässigen und stabilen Betrieb dieses Netzes
arbeitet Swissgrid eng mit den benachbarten
Netz­betreibern zusammen.
Das Übertragungsnetz umfasst 6700 Kilo­-
meter Leitungen, 12 000 Masten sowie
125 Unterwerke mit 147 Schaltanlagen.
Für diese Infrastruktur werden im Rahmen
der geplanten Unterhaltsarbeiten über
12 000 Inspektionen durchgeführt. Die
strategische Netzplanung stellt die
zukunfts­­orientierte Modernisierung des
Übertragungsnetzes sicher. Gerade die
Energiewende verändert die Anforde­-
r­ungen markant, denn Energieproduktion,
-verbrauch und -speicherung werden
immer dezentraler.
INFRASTRUKTUR
UN SER N ET Z F ÜR D I E S C H W EI Z    9
ECHTZEITBETRIEB

Ihre nationale
Netzgesellschaft
Als nationale Netzgesellschaft
ist Swissgrid für den Betrieb,
die Sicherheit und den Ausbau
des Höchstspannungsnetzes verantwortlich.
Dieser Auftrag ist im Stromversorgungs­-
gesetz festgehalten und wird von der Eidge­
Die Netzleitstellen in Aarau und Prilly bilden das Herzstück des nössischen Elektrizitätskommission ElCom
Übertragungsnetzes. Während 24 Stunden am Tag und 365 Tage überwacht.
im Jahr sorgen die Operateure im Echtzeitbetrieb dafür, dass
Strom in alle Landesteile transportiert und verteilt wird. Kommt
es dennoch zu ungeplanten Netzbelastungen, ist schnelles An den Standorten Aarau und Prilly sowie den
Handeln gefragt. Mit Schalthandlungen können die Operateure Stützpunkten in Castione, Landquart, Laufen­
in Schaltanlagen Leitungen trennen oder verbinden oder den burg, Ostermundigen und Uznach beschäftigt
Stromfluss durch die Transformatoren anpassen. Involviert in
solche Stabilisierungsmassnahmen sind teilweise auch Spezialis­ Swissgrid über 600 hochqualifizierte Mitar­
ten aus den Netzleitstellen in den Nachbarländern. beitende aus 26 Nationen.
«Technologie ist da,
um Veränderung zu
bewirken.»
Auf die Grösse kommt es bei den Robotern von Jamie Paik nicht an.
Indem sie kollektiv handeln, spielen die Winzlinge ihre Fähigkeiten

M EI N UN G    1 1
optimal aus. Mit ihrer Arbeit möchte die Forscherin begeistern, muss
sich aber auch kritischen Fragen stellen.

Bei Ihrer Forschung stehen Klein­st­- tungen, sind sehr anpassungsfähig Dafür müssen sie interaktiver und
roboter im Fokus. Wie kommen und kreativ. Das passt zum Ziel anpassungsfähiger sein. Der
Sie dazu, sich in Ihrer Arbeit von meiner Forschungsarbeit. Mein Mensch soll sich wohl fühlen, wenn
Ameisen inspirieren zu lassen? Labor ent­­wickelt mesoskalige, also er mit unseren Robotern zu tun hat.
Die Natur diente schon vielen mehrere Zentimeter grosse Ori­
Menschen – vom Künstler bis zum gami-Roboter. Sie passen meist in Ein Teil Ihrer Roboter kooperiert
Wissenschaftler – als Vorbild. eine Hand­fläche, sind aber trotz­ durch Schwarmintelligenz. Was
Selbst der kleinste Organismus ist dem sehr funk­tional und verfügen muss man sich darunter vorstellen?
hochgradig optimiert und so pro­- über eine hohe Rechenleistung. Bei unseren Robotern, den soge­
grammiert, dass er in seinem Sie zeich­­nen sich durch kompaktes nannten Tribots, geht es um verteilte
Umfeld überleben kann. Das gilt Design für Produktions- und Ein­- Intelligenz. Die Stärke solcher
auch für Ameisen, die einzeln über satzzwecke aus, was extrem Roboter liegt nicht in ihrer individu­
deutlich weniger Kraft und Ge­ kosteneffiziente, massgeschnei­ ellen Leistung, sondern darin, wie
schwindigkeit verfügen als ein derte Roboterlösungen ermöglicht. sie in grosser Zahl mit­einander
grosses Tier. Im Kollektiv hingegen kooperieren. Sie können zusam­
erbringen sie unglaubliche Leis­ Welche Rolle spielt Ihr Spezial- men­arbeiten, um ihren Einsatz­
gebiet in der Robotik? bereich auf komplexe und kompli­
Bisher wurden Maschinen und zierte Aufgaben auszu­dehnen.
Roboter meist in Bezug auf Präzisi­
Zur Person on, Kraft und Geschwindigkeit Wegen der hohen potenziellen
optimiert. Meiner Ansicht nach Per­formance arbeiten zahlreiche
Prof. Jamie Paik ist Gründerin und
müssen im Jahr 2021 von Robotern Forschungsgruppen an der
Direk­torin des Reconfigurable Robotics
Lab (RRL) an der ETH Lausanne (EPFL). aber auch andere Eigenschaften Schwarm­­intelligenz von extrem
Ihre jüngste Forschung betrifft die berücksichtigt und verlangt werden. einfachen Robotern. Unsere
Soft-Robotik einschliesslich formvari­
Wir möchten, dass sie über ihre Gruppe kon­zentriert sich darauf,
abler Robogami (Origami-Roboter), die
sich aus einer flachen Form dank mechanische Leistung hinaus schwarmkompatible Roboter zu
vor­definierter Muster und Sequenzen sicherer und intelligenter werden entwickeln und zu bauen, die
in 2D oder 3D auffalten lassen, analog
und vielleicht sogar nahtlos in auch als einzelne Geräte komplexe
zur Papierfaltkunst Origami.
unseren Alltag integrierbar sind. Aufgaben erfüllen können. Wir
«Es liegt in der Natur
der Sache, dass ein
Roboter bzw. das System
nie perfekt ist.»
glauben, dass unsere Roboter­
plattform sogar das bisherige
Verständnis von Schwarmrobotern
erweitern kann. Eine der ersten
Demonstrationen diesbezüglich
wurde von unseren Tribots aus­
geführt.

Finden Ihre Roboter auch Anwen­


dung in der Energiebranche?
In der nachhaltigen Technologie
werden nicht nur die Anwendung die Wasseroberfläche und verhin­ in der Medizin, im Welt­raum, in der
und die Produktion von Robotern derten so die Sonneneinstrahlung Katastrophenhilfe und in der Unter­-
weiterentwickelt, sondern auch und in der Folge die Wasserver­ haltungsbranche. Die Varianten
ihre Funktionalität. Origami-Roboter duns­tung. Mit Sonnenkollektoren unterscheiden sich zwar optisch
können die Produktions- und versehen, haben sie Energie ge­- voneinander, besitzen aber diesel­
Transportkosten deutlich senken, wonnen, damit sich die schwimmen­ ben Grundtechnologien, welche
da sie auf einem 2D-Faltmuster den Roboterteile antreiben und die Mensch-Roboter-Interaktionen
basieren und beim Auffalten zur Sonne ausrichten können. über ihre intuitive und agile Roboter­
verschiedene 3D-Formen rekon­ plattform ermöglichen sollen.
struieren können. Wie könnten die Roboter Swissgrid
von Nutzen sein? Tribots waren nie als Kontrollrobo­
Sie sind mit den modernsten Sen­- Origami-Roboter stellen einen ter gedacht. Eine Veränderung ihrer
soren und Prozessoren ausge­- neuen Ansatz bei der Entwicklung aktuellen Form durch Einbau
stattet und werden daher gezielt in und beim Bau von Robotern dar, zusätzlicher Sensoren oder Sender
Kombi­nation mit den unterschied­ die massgeschneidert und flexibel wäre jedoch denkbar, um sie als
lichsten Robotertypen eingesetzt. sind. Dieser Ansatz ermöglicht Überwachungs- und Inspektions­
Robogami-Drohnen können bei­- Auto­ma­tion und Technologie in roboter in ausgedehnten, weit
spielsweise ihre Grösse verändern, Anwendungsbereichen, die oft als auseinanderliegenden, engen oder
um durch schmale Öffnungen zu wenig skalierbar, zu beliebig unvorhersehbaren Einsatzorten
zu passen. Ebenso können sie dank oder zu selten gelten. Daher wurde nutzen zu können. Für Inspektions­
ihrer Faltstruktur einfacher ge­- die Entwicklung der entsprechen­ arbeiten in Röhren können kleine
lagert und transportiert werden. den Roboter aufgrund der poten­ziell Roboter zum Beispiel mit Rädern
hohen Kosten pro Einsatz ver­ ergänzt, für Arbeiten aus der Luft
Man kann Origami-Roboter auch nachlässigt. in Drohnenstrukturen integriert
für Energy Harvesting einsetzen. werden. Ein weiterer Vorteil: Wegen
In Chile haben wir schwimmende, Die breite Palette an Origami- oder ihres geringen Gewichts und ihrer
sich selbst zusammensetzende Soft-Robotern meiner Forschungs­ flachen Form würden ein paar
Origami-Robotermodule auf einem gruppe kommt dank ihres viel­fäl­- «verunfallte» oder verlorene Roboter
Wasserspeicher verwendet, um ti­gen Designs an zahlreichen Orten weder den Auftrag gefährden noch
Wasser zu sparen. Sie bedeckten zum Einsatz, wie beispielsweise das Budget belasten.
Die Funktionalität des Stromnetzes neuesten Technologien arbeitet,
gilt es permanent zu optimieren. muss kaum auf Richtlinien Rück­
Sind Sie irgendwann fertig mit der sicht nehmen. Diese entstehen erst,
Entwicklung Ihrer Roboter? wenn etwas nicht so läuft, wie es
Es liegt in der Natur der Sache, Was sind die Herausforderungen sollte. Aufgrund der Geschwindig­
dass ein Roboter bzw. das System bei langfristigen Projekten? keit der technologischen Entwick­
nie perfekt ist. Ich kann leider Es braucht Ausdauer, und man lungen kommen die Regulatoren
nicht einfach eine Wunschliste ab­- muss die Augen offen halten für mit den notwendigen Anpassungen
haken, und das war es dann. Denn das, was um einen herum passiert. aber nicht nach. Es liegt daher in
manche Dinge schliessen sich Es wäre verschwendete Zeit, das der Verantwortung von Entwicklern
aus. Man möchte zum Beispiel, Rad neu zu erfinden, wenn irgend­ und Unternehmen, Technologien

M EI N UN G    1 3
dass der Roboter leicht ist, damit wo auf der Welt eine Kollegin oder ethisch korrekt zu entwickeln
er möglichst wenig Energie ver­ ein Kollege bereits eine bes­sere und dem Konsumenten gegenüber
braucht. Gleichzeitig soll er mög­ Lösung gefunden hat. Dabei geht fair einzusetzen. Dann steht der
lichst robust und anpassungsfähig es nicht nur um direkt ver­gleich­bare Akzeptanz nichts im Weg. Leider
sein. Das wiederum macht den Projekte. Es kann sein, dass zum haben Konsumenten derzeit kaum
Roboter schwer. Die eierlegende Beispiel im Zusammenhang mit Wahlmöglichkeiten.
Wollmilchsau gibt es also nicht. neuen Flaschenver­schlüssen ein
Folglich bin ich ständig auf der Material entwickelt wurde, das
Suche nach Kompromissen und ideal für die Anwen­dung in einem
versuche die aktuellsten Design­ unserer Projekte ist.
kriterien zu optimieren.
Stossen Sie mit Ihrer Arbeit auf
Infrastrukturprojekte bei Swissgrid Widerstand oder Kritik?
werden langfristig geplant und Wenn ich erzähle, dass ich an
realisiert. Wie schnell setzen Sie Robo­tern forsche, sind die Reaktio­
Ihre Ideen um? nen sehr unterschiedlich. Ich bin
In den neun Jahren, in denen ich der Meinung, dass ich als Forscherin
an der EPFL arbeite, haben wir eine eine Verantwortung habe, genau Was sind Tribots?
ganze Reihe von Robotern ent­ zu erklären, was ich mache und was
wickelt, die in der Praxis zum Ein­- meine Ziele sind. Ich möchte die
satz kommen. Pauschalisieren Menschen mit meiner Arbeit in­spi­-
kann man die Entwicklungszeit für rieren. Dazu gehört natürlich Die Kraft und die Intelligenz einer einzel­-
einen Roboter aber nicht, da sie von auch die Frage nach dem Endpro­ nen Ameise sind eingeschränkt. Als
Kolonie können Ameisen jedoch komplexe
verschiedenen Faktoren abhängt. dukt, aber auch nach den weiter­ Strategien anwenden, um anspruchs­-
Stütze ich mich zum Beispiel auf entwi­ckel­ten Komponenten. volle Aufgaben zu erfüllen. An der EPFL
eine bestehende Technologie ab haben Robotikforscher im Laboratorium
von Professorin Jamie Paik dieses Phäno­-
oder möchte ich etwas ganz Neues Bräuchte es Massnahmen, um die men reproduziert und nur zehn Gramm
erfinden? Einer der interessantes­ Akzeptanz von Robotern zu ver­- schwere Roboter entwickelt. Diese
ten Aspekte bei der Entwicklung bessern oder gar deren Entwicklung weisen auf individueller Ebene minimale
physische Intelligenz auf, sind aber in
von Origami-Robotern ist ihre zu regulieren? der Lage, zu kommunizieren und kollektiv
Flexibilität und Modularität. Diese Ja und nein. Technologie ist da, um zu handeln. Gemeinsam können sie
beiden Eigenschaften können die Veränderung zu bewirken. Man schnell Hindernisse erkennen und über­-
winden und Objekte bewegen, die viel
Zeit für Entwicklung und Produktion darf deren Weiterentwicklung nicht grösser und schwerer sind als sie selbst.
drastisch reduzieren. kategorisch blockieren. Wer mit den
Sechs Menschen,
sechs Rollen,
ein Ziel
Viele Einzelteile ergeben ein Ganzes. Die Mitarbeitenden
sind und gestalten die Zukunft von Swissgrid.

Abläufe auf eine Funktions- und Abteilungs­


GEMEINSAM ZUM ZIEL
sicht zu begrenzen, geht bei Swissgrid Laura Künzli
nicht. Das Übertragungsnetz kann nur Talent Acquisition Manager
reibungslos funktionieren, wenn jeder und
jede Mitarbeitende das grosse Ganze im Laura Künzli leistet ebenfalls einen Beitrag
Auge behält. Das gilt für den operativen zur Zukunft des Übertragungsnetzes. Die
Betrieb, für die langfristige Netzplanung Talent-Acquisition-Managerin ist sowohl für
oder für die vorausschauende Sicht, welche die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden
Fachkompetenzen es im Unternehmen als auch für interne Stellenwechsel verant­
braucht. wortlich. Von der Ausschreibung bis hin zum
Einstellungsentscheid unterstützt sie die
Linienmanager. Sie ist überzeugt, dass es
DIE ENERGIEWENDE MITGESTALTEN
Marc Vogel mehr braucht als nur Fachwissen und IT-Affi­-
Senior Specialist Market & System Design nität, um am Übertragungsnetz von morgen
mitzuarbeiten. Nur wer Leidenschaft mit­
Sich zu überlegen, wie das Übertragungs­- bringt und die Sinnhaftigkeit der Arbeit von
netz in zwanzig Jahren aussehen soll, ist die Swissgrid erkennt, passt zum Unternehmen.
Aufgabe von Marc Vogel. Er leitet das Projekt
Strategisches Netz 2040, dessen Ziel es
ist, das Übertragungsnetz fit für die Energie­
VON DER NEUGIERDE GETRIEBEN
wende zu machen. Um den Ausbaubedarf Yannick Fecke
zu erkennen, erstellt Swissgrid Marktanalysen Praktikant
und Netzsimulationen. Da die gesamte
Strombranche von der Energiewende betrof­ Ingenieure mit Interesse an Informatik werden
fen ist, braucht es viel Koordination – mit immer wichtiger, da sie mit ihrem Fachwissen
internen Stellen, mit dem Bundesamt für wertvolle Vorgaben für die Digitalisierungs­
Energie, mit Schweizer Verteilnetzbetreibern, prozesse machen können. Daher ist Yannick
mit Stromproduzenten, aber auch mit euro­- Fecke mit seinem Wunsch, Praxiserfahrun­
­­päischen Übertragungsnetzbetreibern. gen sowohl im Bereich Energiewirtschaft als
auch bei Hardware- und Software-Infra­
strukturen zu sammeln, genau richtig bei
«Die Planung des Strategischen
Netzes ist wie ein Puzzlespiel. «Swissgrid befindet sich in
Gemeinsam drehen und wenden der Wertschöpfungskette
wir die Teile, um nicht nur Details, zwischen Produktion und Ver­
sondern auch das Gesamtbild brauch. Das ermöglicht mir
im Auge zu behalten.» interessante Einblicke.»
MARC VOGEL YANNICK FECKE

G EM EI N SA M F ÜR A L L E   1 5

«Rekrutierung ist kein Allein­


gang. Geeignete Mitarbeitende
evaluieren wir im Team. Sie
müssen aufs Jobprofil, vor allem
aber zu Swissgrid passen.»
LAURA KÜNZLI
«Die Spannungshaltung im
Übertragungsnetz funktioniert
«Wir betreiben keine Fundamental­ nur, wenn alle Beteiligten bei
forschung. Unser Ziel sind Bottom- der Optimierung ihrer Teil­
up-Innovationen, die möglichst systeme das Gesamtsystem
un­mittelbar anwendbar sind.» im Auge behalten.»
MAREK ZIMA MARC HOHMANN

«Wir bauen Infrastruktur für die nächste


Generation. Für Entscheide ist es daher
wichtig, über sein Gärtchen hinauszudenken
und die Meinung anderer auf sich wirken
zu lassen.»
MARTINA ROHRER
Swiss­grid. Der Maschinenbauingenieur absol­
DIE SPANNUNG AUFRECHTERHALTEN
viert ein Praktikum im Bereich Market Marc Hohmann
Solutions. Hier werden unter anderem Grid Study Engineer
IT-Lösungen für die Regelenergiemärkte
betreut und Neues entwickelt. Bereits im Einsatz ist das Projekt von Grid
Study Engineer Marc Hohmann. Als Schnitt­
stelle zwischen Produktentwicklung und
DEN NUTZEN ABLEITEN
Marek Zima Programmierung hat er einen vollautomati­
Head of Research und Digitalisation schen Spannungshaltungsregler mitent­
wickelt. Das Unterstützungssystem kann im

G EM EI N SA M F ÜR A L L E   1 7
Geht es um Initiierung und Implementierung operativen Betrieb Entscheidungen treffen
von Innovationen, ist Marek Zima an vor­ und Anweisungen geben, damit die Spannung
derster Front mit dabei. In Zusammenarbeit im Übertragungsnetz den Sollwerten ent­
mit internen Experten, Partnern aus der Bran­ spricht. Damit dies funktioniert, steht
che und der Wissenschaft sowie Start-ups er im intensiven Austausch mit Software-­
arbeitet der Head of Research and Digitalisa­ Lieferanten, Verteilnetz- oder Kraftwerks­
tion an der Weiterentwicklung von Technolo­ betreibern.
gien, Prozessen und Digitalisierungsprojekten.
Die individuellen Ideen werden gemeinsam
diskutiert und analysiert. Verspricht ein
Pro­j­ekt einen schnell realisierbaren Nutzen
für Swissgrid, wird es vorangetrieben.
Swissgrid Spirit
LANGFRISTIGES DENKEN GEFORDERT Internationales Know-how
Martina Rohrer
Asset Portfolio Engineer Über 600 Mitarbeitende aus 26 Nationen sorgen bei
Swissgrid dafür, dass das Übertragungsnetz dauernd,
zuverlässig, effizient und diskriminierungsfrei im Dienst
Damit im Betriebsalltag neben der Software
der Schweizer Volks- und Elektrizitätswirtschaft
auch die Hardware jederzeit einsatzbereit betrieben wird.
ist, behält Martina Rohrer über Jahre und
Jahr­zehnte Ersatz- und Ausbauprojekte für Engagement für heute
die Anlagen des Übertragungsnetzes im Auge. und morgen
Smart, initiativ und integer – basierend auf diesen Werten,
Als Teil des Teams Strategic Grid Plan­ning engagieren sich die Mitarbeitenden für das Übertragungs­
ana­lysiert sie dafür im Rahmen der Zustands­ netz und den Wandel in der Energiewirtschaft. Swissgrid
bewertungen verschiedenste Daten. Anschlies­- fördert hierfür das eigenverantwortliche Handeln und die
respektvolle Zusammenarbeit.
send werden unter Einbezug von internen
Teams und externen Partnern wie zum Bei­-
spiel Verteilnetzbetreibern die Projektaufträge Ein Name, ein Versprechen
für die Abwicklung von Netzbauprojekten Jeder bei Swissgrid ist sich der Rolle als Rückgrat der
definiert. Stromversorgung bewusst. Mit vereinten Kräften und in
partnerschaftlicher Zusammenarbeit über die Landes­
grenzen hinaus erfüllen wir unseren Auftrag.
Wie der Schweizer
Netzausbau funk-
tioniert
1. Vorbereitung 2. SÜL (Aufnahme in den
Swissgrid Sachplan des Bundes)
Bundesamt für Energie (BFE) 3. Bauprojekt
Erarbeitung Varianten für Swissgrid
Planungsgebiet (Freileitungs-,
Erdkabelvarianten und Kombi­ Aufnahme in Erarbeitung
nationen) den Sachplan Korridor­-
Erarbeitung konkretes
des Bundes varianten
Leitungsprojekt (Termine,
im Planungs­-
Kosten, Trassen-, Kabel­-
gebiet

ENTSCHEID ZUM PLANUNGSKORRIDOR


führung, Verhandlungen
Durchleitungsrechte etc.)

PLANGENEHMIGUNGSDOSSIER
Diskussion Beurteilung
Planungs­- Korridorvarian­
Koordinationsvereinbarung: ge­biete mittels ten mittels
Festlegung Zuständigkeiten, Bewertungs­ Bewertungs­
SÜL-GESUCH

Zeitplan etc. schema schema

Öffentliche Öffentliche Projektbeirat für Bevölkerung


Anhörung und Anhörung und und Anspruchsgruppen
Überarbeitung Überarbeitung (diskutiert werden Gesundheits­
themen, Auswirkungen auf
Landschaftsbild etc.)
Erarbeitung SÜL-Gesuch
Entscheid Entscheid
Bundesrat für Bundesrat für
Planungsgebiet Korridor und
Technologie

Bauprojekt: In dieser Phase arbeitet Swiss­-


Der Sachplan Übertragungsleitungen (SÜL) grid im Rahmen des vom Bundesrat fest­-
ist das übergeordnete Planungs- und gesetzten Planungskorridors das kon­krete
Vorbereitung: In der Vorphase erarbeitet Bauprojekt aus. Dazu werden das genaue
Swissgrid für jedes Netzprojekt verschiedene Koordinationsinstrument des Bundes für den
Aus- und Neubau von Übertragungsleitun­ Leitungstrassee festgelegt, Termine und
Erdkabel- und Freileitungskorridore für Kosten definiert oder Verhandlungen über
das Gebiet, in dem eine Leitung geplant ist. gen. Das zweistufige Verfahren unterschei­
det Planungsgebiet und Korridor der neuen Durchleitungsrechte geführt. Swiss­grid
Swissgrid und die vom Projekt betroffenen setzt einen Projektbeirat ein, um die An­liegen
Kantone schliessen eine Koordinations­ Leitung. Eine vom Bundesamt für Energie
eingesetzte Begleitgruppe mit Vertretern von der Bevölkerung und weiterer Anspruchs­
vereinbarung ab. Diese stellt sicher, dass die gruppen in die Projektpla­nung miteinzube­
Anliegen der Kantone früh in die Planung Bund, Kantonen, Umweltschutzorganisatio­
nen und Swissgrid diskutiert die vorgeschla­ ziehen. Am Ende dieser dritten Phase
miteinbezogen werden. Die ausgearbeiteten reicht Swiss­grid für das betreffende Netz­-
Varianten und das Gesuch um Aufnahme genen Varianten und gibt eine Empfehlung
ab. Entscheidend dafür ist das Bewertungs­ ­­projekt ein Plange­nehmigungsge­such bei
des Projekts im Sachplan des Bundes sind den zustän­digen Behörden ein.
die Basis für den Start des Bewilligungs- schema für Übertragungsleitungen des
verfahrens. Bundes. Dabei werden neben technischen
Aspekten die Faktoren Raumentwicklung,
Umwelt und Wirtschaftlichkeit berücksich­
tigt. Im Rahmen einer öffentlichen Anhörung
können Betroffene Stellung nehmen. Der
Bundesrat setzt das Planungsgebiet, den
Korridor und die Technologie (Erdkabel oder
Freileitung) für die zukünftige Leitung fest.
Von der Planung bis zum Bau von Netzprojekten vergehen Jahre. Sechs Phasen
umfasst das Bewilligungs- und Genehmigungsverfahren des Bundes, das zwingend
eingehalten werden muss. Dabei spielen die Anliegen der verschiedenen An­
spruchsgruppen eine zentrale Rolle. Viele Akteure diskutieren mit. Am Ende ent­
scheiden die Behörden, in welchem Korridor und mit welcher Technologie eine
Leitung gebaut wird.

4. Plangenehmi­gungs­
verfahren

V ERS O RGUN G S SI C H ERH EI T    1 9


Eidgenössisches
Starkstrominspektorat (ESTI)
Bundesamt für Energie (BFE) 5. Gerichtsverfahren
Gerichte 6. Bau
ESTI prüft Plangenehmigungs­ Swissgrid
dossier
Beschwerde vor Bundes­
verwaltungsgericht (BVGer)
Öffentliche Auflage des Dossiers: Ausschreibungen: Swissgrid beschafft
gegen Projekt
Einspracherecht für Direkt­- die notwendigen Bauleistungen
be­troffene, Umweltverbände,
BAUBEWILLIGUNG

BAUBEWILLIGUNG

BVGer prüft auf formelle


Kantone, Gemeinden Richtigkeit des Verfahrens
Verhandlungen mit
Einsprechenden
Bundesgericht (BGer) prüft Bauphase: Bauherrschaft und
Beschwerde nur in Ausnahme­ Inbetriebnahme
Überweisung des Dossiers fällen
an BFE
Gerichte bewilligen Projekt
Behörden bewilligen Projekt (oder stoppen Verfahren)
oder machen Auflagen
für Projektplanung
Bau: Nach Erteilung der rechtskräftigen Bau­-
Gerichtsverfahren: Nachdem die Baube­ bewilligung beginnen – nach Ausschreibung,
willigung für das Netzprojekt erteilt wurde, Offertvergleich und Vergabe der Lose – die
Plangenehmigungsverfahren: Nach eigentlichen Bauarbeiten. Letzte Dienstbar­
Abschluss der Projektierung reicht Swissgrid kann diese Entscheidung durch Behörden,
Verbände oder Direktbetroffene weiterge­ keiten werden verhandelt und die entspre­
beim Eidgenössischen Starkstrominspek­- chenden Verträge abgeschlossen. Das Netz­-
torat (ESTI) das Baugesuch, bestehend aus zogen respektive angefochten werden. Dann
entscheiden das Bundesverwaltungsgericht projekt endet mit der Inbetrieb­nahme der
dem Plangenehmigungsdossier und einem umgebauten Leitung oder bei Neu­bauten mit
Umweltverträglichkeitsbericht, ein. Danach und das Bundesgericht darüber, ob die
Verfügungen seitens Bundesverwaltung dem Rückbau nicht mehr benötigter, be­ste­-
wird das Projekt öffentlich aufgelegt. Be­­tei­- hender Leitungsabschnitte.
l­­igte und Betroffene können jetzt Einsprache rechtens sind und ob bei Beschwerden von
beim ESTI einreichen. Können die Differenzen Betroffenen das Recht korrekt angewendet
durch das ESTI nicht ausgeräumt werden, wurde. Erteilen die Gerichte grünes Licht,
führt das Bundesamt für Energie die Ver­hand­- kann mit dem Bau begonnen werden. Wird
lungen weiter. Am Ende dieser Phase erteilen der Beschwerde stattgegeben, geht das
die Behörden Swissgrid die Baube­willigung Projekt zurück ins Plangenehmigungsver­
oder erlassen zusätzliche Auflagen, die in die fahren (Phase 4), oder das Sachplanverfah­
Projektplanung miteinbezogen werden ren (Phase 2) muss neu gestartet werden.
müssen. Durch langwierige Gerichtsverfahren
werden Netzprojekte vielfach verzögert. Erläuterung zu den Zeichen

Swissgrid
Kantone
Bundesbehörden
Bevölkerung
Gerichte
Netzprojekte für die
Schweizer Stromzukunft
Bei Swissgrid befinden sich im Moment verschiedene Projekte aus dem
«Strategischen Netz 2025» im Bewilligungs- und Genehmigungsverfahren
für den Netzausbau. Die laufenden Ausbauvorhaben sorgen mit ihrem
Fokus auf ein sicheres und modernes Schweizer Übertragungsnetz für
eine stabile und nachhaltige Stromzukunft. Vier Beispiele.

Projekt Unterwerk Mühleberg


Stand: Bau

Neuer Transformator auf


Basel
Höchstspannungsebene
Froloo
Der neue Transformator im 380 kV bestehend
380 kV Ausbau
Unterwerk Mühleberg dient 220 kV bestehend
Bassecourt

der sicheren Versorgung 220 kV Ausbau


150 kV bestehend M
des Grossraums Bern und Schaltanlage
Flumenthal

des zentralen Mittellands. Schaltanlage mit Transformatoren


Bickigen
Durch die Stilllegung des
Kernkraftwerks Mühleberg Ende 2019 fiel ein Teil der Bern
Mühleberg
Schweizer Energieproduktion weg. Diese fehlende
Einspeisung muss mittelfristig durch eine höhere Pro­-
duktion von Schweizer Kraftwerken oder durch den
Stromimport aus dem Ausland kompensiert werden. Romanel

Dies ist besonders in den Wintermonaten wichtig, Ulriche

wenn die Schweiz auf zusätzliche Energieimporte an­-


ge­­wiesen ist. Der Bau des Transformators wurde Chippis

Ende 2020 abgeschlossen. Zudem benötigt Swissgrid Chamoson Mörel

die Spannungser­höhung der Verbindung zwischen Foretaille


Genève
Bassecourt und Mühleberg, die derzeit durch Nant de Drance
Ge­richtsverfahren verzögert wird. Génissiat

Projekt All’Acqua – Vallemaggia – Magadino


Stand: Sachplan Übertragungsleitungen

Rückbau und erhöhte aus einer gemeinsamen Studie des Kantons Tessin
Kapazität Hand in Hand sowie von AET, SBB und Swissgrid entstanden
Auf der 74 km langen Ver­- ist, erhöht die Übertragungskapazität des Netzes
bindung zwischen All’Acqua und verbessert damit den Transport der im Maggia­
im Maggiatal und Maga­- tal erzeugten Energie aus Wasserkraftwerken.
dino soll die bestehende Nach Inbetriebnahme der neuen Leitung können
220-kV-Leitung durch eine rund 60 km nicht mehr benötigter Freileitungen
neue Leitung ersetzt rückgebaut werden. Die Inbetrieb­nahme ist für
werden. Das Projekt, das 2030 geplant.
Chamoson – Chippis
Stand: Bau

Gut für Wasserkraft und unerlässlich. Mit diesem Projekt beseitigt Swissgrid
Versorgungssicherheit einen der grössten Engpässe im Schweizer Übertra­
Der Neubau der rund 30 km gungsnetz. Die neue 380-kV-Freileitung entsteht
langen Freileitung zwischen auf einem Trassee mit 77 neuen Masten, das weiter
Chamoson und Chippis ist entfernt von den Siedlungsgebieten liegt als die bis­-
für den Abtransport der im herige Ver­bindung. Mit der Bündelung der Leitungen
Wallis mit Wasserkraft produ­ von Swiss­grid, SBB und Valgrid auf diesen Masten
zierten Energie – insbeson­ wird der Rückbau von rund 90 km bestehender
dere derjenigen des Pumpspeicherkraftwerks Nant de Leitungen sowie 322 Masten im Rhonetal möglich.
Drance – in die Verbrauchszentren im Mittelland

V ERS O RGUN G S SI C H ERH EI T    2 1


Projekt Innertkirchen – Ulrichen
Beznau Stand: Sachplan Übertragungsleitungen
St. Gallen

Zürich
Sichere Verbindung vom
Rüthi
Haslital ins Obergoms
Mettlen Obfelden
Samstagern Die Höchstspannungs­
leitung zwischen Innert­
Luzern
kirchen im Kanton Bern
und Ulrichen im Walliser
Chur Pradella Obergoms ist rund 27 km
lang. Sie führt heute
über den Grimselpass und ist zum grossen Teil be­-
La Punt reits über 60 Jahre alt. Sie muss zwingend auf den
en neusten Stand der Technik gebracht werden, wobei
All’Acqua
Lavorgo
gleich­­zeitig die Spannung von 220 kV auf 380 kV
erhöht werden soll. Damit kann der zunehmend aus
Wasserkraft produzierte Strom der Region abtrans­
portiert werden. Swissgrid hat für die Verbindung unter­-
Magadino schied­liche Freileitungs- und Erdkabelvarianten
Lugano ausgear­beitet. Mit dem Entscheid des Bundesrats
zum Planungs­korridor ist Ende 2022 zu rechnen.

Den Netzausbau beschleunigen


Basel
Beznau
Froloo
380 kV bestehend Die Modernisierung der Netzinfra­ Produktion
St. Galleneinzuschränken. Darum ist es
380 kV Ausbau struktur ist für das Gelingen
Zürich der von grosser Bedeutung, dass der Netz­-
Bassecourt
220 kV bestehend
Energiestrategie des Bundes essen­ ausbau durch Rüthi effiziente Bewilligungs- und
220 kV Ausbau
ziell. Der NetzausbauMettlen
kann jedoch
Obfelden
nicht Genehmigungsverfahren beschleunigt wird.
150 kV bestehend Flumenthal
Schaltanlage
mit dem Ausbau der erneuerbarenSamstagern
Schaltanlage mit Transformatoren Energien Schritt halten. Zudem bestehen
bereits
Bickigen heute strukturelle Engpässe
Luzern Weitere Informationen zu den Netzprojek­
im Übertragungsnetz. Swissgrid muss ten des «Strategischen Netzes 2025»
Bern
Mühleberg regelmässig Kraftwerke anweisen, ihre finden Sie unter swissgrid.ch/netzprojekte.
Chur Pradella

Romanel
Dialog zum Strate­
gischen Netz 2040
Das Übertragungsnetz bildet das Rückgrat für eine
sichere Stromversorgung, eine wettbewerbsfähige Wirt­
schaft und eine moderne Gesellschaft. Damit es zu­­
künftigen Bedürfnissen gerecht wird, erstellt Swissgrid
periodisch einen Mehrjahresplan – das Strategische
Netz 2040 – für dessen Weiterentwicklung.
Danach geht es an die Umsetzung,
die 10 bis 20 Jahre dauert. Der letzte
Mehrjahresplan (Strategisches Netz
2025) wurde 2015 erstellt und
befindet sich in der Realisierung.

Phase 5 | Veröffentlichung

Der Mehrjahresplan für das Strategische


Netz 2040 wird durch Swissgrid publiziert.

Phase 4 | Prüfung

I M D I A LO G   2 3
Das Strategische Netz 2040 wird der Eidgenössischen
Elektrizitätskommission ElCom zur Prüfung vorgelegt.
Diese hat neun Monate Zeit, die Notwendigkeit und
Angemessenheit der Projekte zu überprüfen und zu
bestätigen. Parallel dazu wird der Endbericht finalisiert,
Änderungen aus dem Prüf­bericht werden zeitnah
aufgenommen.

Phase 3 | Erarbeitung Strategisches Netz

Innerhalb von neun Monaten erarbeitet Swissgrid in Abstim­


mung mit Schweizer Verteilnetzbetreibern und europäischen
Übertragungs­netzbetreibern den Netzentwicklungsbedarf bis
zum Jahr 2040. Dazu werden Markt- und Netzsimulationen
durchgeführt. Die Notwendigkeit von Netzprojekten wird
bezüglich Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und
Wirtschaftlichkeit geprüft.

Phase 2 | Vernehmlassung und Freigabe

Der Bundesrat gibt den SZR für eine öffentliche Vernehmlas­


sung frei. Nach deren Abschluss genehmigt er den SZR und
schafft so eine nicht mehr anfechtbare Planungsgrundlage für
die Mehrjahresplanung von Swissgrid und der grössten
Verteilnetzbetreiber. In dieser Phase regionalisieren die Netz­-
betreiber zudem die nationalen Vorgaben des SZR.

Phase 1 | Erarbeitung Szenariorahmen

In mehreren Zukunftsszenarien zeigt das Bundesamt für Energie auf,


wie die energiewirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz aussehen
könnte. Die Szenarien berücksichtigen auch den wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Wandel hierzulande sowie die energiewirtschaftliche
Entwicklung in Europa. Erarbeitet wird der Szenariorahmen (SZR) in
Zusammenarbeit mit einer Begleitgruppe, die sich aus Vertretern der
wichtigsten Interessengruppen zusammensetzt.

Der Planungsprozess ist gesetzlich festgelegt und involviert diverse


Interessengruppen wie Behörden, Netzbetreiber und Produzenten, um
ein sicheres, leistungsfähiges und effizientes Netz zu gewährleisten.
DR. ANDREAS EBNER FELIX NIPKOW
Leiter Netzplanung und Projekte sowie Mitglied der Geschäftsleitung Netze, Leiter Fachbereich erneuerbare
BKW Energie AG Energien, Schweizerische Energie-
Stiftung
Andreas Ebner stellt sicher, dass der Ausbau des Verteilnetzes der BKW
mit der strategischen Planung des Übertragungsnetzes abgestimmt ist. Als Fachexperte bringt Felix
Nipkow sein Wissen in die Begleit­
«Die Energiewende bedeutet vor und der Abregelung von PV-Anla­ gruppe des BFE ein, die den
allem im Mittel- und Niederspan­ gen. Szenariorahmen erarbeitet.
nungsnetz eine enorme Leistungs­
wende. PV-Anlagen, Ladestationen In die Ausarbeitung des strategi­ «Das Übertragungsnetz der Zukunft
für Elektroautos, aber auch Wärme­ schen Netzes bringen wir unsere muss den Anforderungen einer
pumpen erfordern massiv mehr eigene Erfahrung in der Netzplanung Stromproduktion aus 100 % erneuer­
Netzkapazität und ziehen einen sowie unsere Kenntnis über das baren Energien und einer möglichst
kostenintensiven Netzausbau nach zukünftige Kunden­ver­halten ein. einheimischen Stromver­sorgung
sich. Deshalb entwickeln wir uns Dabei soll die Ausar­beitung des gerecht werden. Die Verlagerung
von einer Infrastrukturbetreiberin strategischen Netzes ein mehr­­heit­- hin zu einer dezentralen Energie­
auch zu einer integralen Daten­ ­lich technischer Prozess bleiben, produktion hat grundsätzlich eine
expertin und verfolgen neuartige in dem alle in­volvierten Parteien entlastende Wirkung auf das Über­-
Planungsansätze. Gleichzeitig sich auf Augenhöhe begegnen, t­ragungsnetz zur Folge, da der
setzen wir uns für einen massvollen die jeweiligen Heraus­forderungen Strom da verbraucht wird, wo er
Netzausbau ein, beispielsweise verstehen und entsprechende produziert wird.
mittels leistungsbasierter Netztarife Verantwortung übernehmen.»
Gleichzeitig ist es so, dass Wind und
Photovoltaik nicht immer Strom
MARC VOGEL produzieren. Dann kommen die
Projektleiter Strategisches Netz, Swissgrid
Wasserkraft und Stromspeicher zum
Tragen, die teilweise direkt an das
Marc Vogel leitet das Gesamtprojekt und vertritt die Positionen von Übertragungsnetz angeschlossen
Swissgrid bei Behörden, Verteil- und Übertragungsnetzbetreibern und sind. Statt dass der Strom also wie
der Forschung. bisher zentralisiert an wenigen
Orten produziert und über die Netz­­-
«Mit der Planung des Strategischen damit verbundenen Neuerungen ebenen zum Endverbraucher
Netzes 2040 werden die Versor­ Realität werden. transportiert wird, wird es in Zukunft
gung der Endverbraucher mit Strom ein Hin und Her in alle Richtungen
und die nationale sowie internatio­ Bei der Planung des Übertragungs­ geben. Dies muss sowohl in den
nale Vermarktung der Schweizer netzes wird Swissgrid den Fokus Szenarien des Bundesamts für Ener­
Erzeugung und Speicherkapazität darauf legen, das bestehende Netz gie als auch bei der Netzplanung
sichergestellt. Es wird gewährleis­ noch effizienter zu nutzen. Danach berücksichtigt werden.
tet, dass nach wie vor ein Strom­ geht es um die Verstärkung be­
transfer über grosse Entfernungen stehender Leitungen, und erst Solche Berechnungen helfen nicht
möglich ist. Damit dies der Fall ist, zu­letzt werden neue Leitungen nur den Netzbetreibern für ihre
braucht es ein robustes Übertra­ ge­plant. Indem die in den Szenarien Planung; damit können auch teil­-
gungsnetz, das Veränderungen beschriebene Entwicklung bei weise bestehende Ängste relativiert
bewältigen kann. Denn die Energie­ Erzeugung und Verbrauch regiona­ werden, dass das Schweizer
wende bedeutet einen Paradigmen­ lisiert wird, wird eine gute Daten­ Stromsystem der Energiewende
wechsel bei der Stromproduktion grundlage für die bedarfsgerechte nicht gewachsen sein könnte. Unser
und beim Verbrauch. Es ist schwer und ressourcenschonende Netz­ Stromnetz wird fit sein für 100 %
vorauszusagen, wie schnell die planung geschaffen.» erneuerbaren Strom.»
DR. CHRISTIAN SCHAFFNER
Executive Director des Energy
Science Center der ETH Zürich Zielkriterien für
Als externer Sparringspartner trägt das Strategische Netz
Christian Schaffner mit wissen­
schaftlichen Analysen zur strate­ • Technisch sichere, möglichst umweltschonende, volkswirtschaftlich
gischen Netzplanung bei. effiziente Modernisierung

• Vermeidung struktureller Engpässe sowie ausreichende internationale


«Zukünftig entsteht eine wesent­- Anbindung

lich grössere Dynamik im Strom­ • Fokus auf effizientere Nutzung des bestehenden Netzes sowie dessen
trans­fer, und als Rückgrat der Optimierung und Verstärkung. Als letzte Option werden Ausbaumass­
nahmen projektiert.
Stromver­sorgung muss das Über­
• Abstimmung mit anderen Netzbetreibern (Strom, Strasse, Schiene),
tragungsnetz dies bewältigen
um Infrastrukturen zu bündeln
können. Die Szenarien und die

I M D I A LO G    2 5
• Koordination mit Kraftwerksbetreibern, Unternehmen der Elektrizitäts­
Pläne für die Weiter­­entwicklung wirtschaft, Kantonen, Umweltverbänden
des Netzes müssen daher für
• Optimierung zwischen marktseitigen Massnahmen (Redispatch,
ein resilientes Energie­system Kraftwerke, Speicher, Kompensationsanlagen) und Infrastruktur­
sorgen. Dabei geht es nicht nur investitionen
um tech­nische Fragen. Durch die
erneuerbaren Energien wird der
Stromtransfer mit dem Ausland
MARTIN MICHEL
zunehmen. Es gilt somit auch
Fachspezialist Netze, Bundesamt für Energie (BFE)
politische Fragen, unter anderem
zum europäischen Stromabkom­
men, zu beantworten. Martin Michel leitet beim BFE die Erarbeitung des energiewirtschaft-
lichen Szenariorahmens.
Verschiedene nur schwer vorseh­
bare Entwicklungen, wie zum «Die Schweiz spielt als Transitland Netzkapazitäten nur bedingt darauf
Bei­spiel die Entwicklung der Elektro­ eine zentrale Rolle im europäischen ausgelegt.
mobilität, machen die voraus­ Stromsystem. Wie sich das Schwei­
schauende Planung über 30 oder zer Übertragungsnetz entwickeln Grundlage für die Planung der
gar 50 Jahre herausfordernd. Die wird, ist somit auch abhängig von Stromnetze ist der energiewirt­
Forschung kann sich mit innovativen der Entwicklung der Stromproduk­ schaftliche Szenariorahmen. Dieser
Technologien, der Weiterentwick­ tion und -nachfrage in Europa. beinhaltet Kennzahlen zu den
lung der Strommärkte oder Simu­ wesentlichen Treibern der Netzent­
lationen zur strategischen Netz­ Mit der wachsenden, teils unregel­ wicklung und widerspiegelt die
planung einbringen. Damit das mässigen Stromproduktion aus grosse Bandbreite an möglichen
Übertragungsnetz für die Zukunft fit erneuerbaren Energien werden energiewirtschaftlichen Entwicklun­
gemacht werden kann, braucht es untypische Stromflüsse im Schwei­ gen. Und natürlich berücksichtigt
auf jeden Fall einen offenen Dialog zer Übertragungsnetz zunehmen. der Szenariorahmen auch die
und Datenaustausch zwischen So ist zum Beispiel davon auszu­ Stoss­richtung der Energieperspek­
allen Parteien.» gehen, dass künftig in gewissen tiven 2050 +: Diese zeigen mögliche
Stunden im Jahr mehr Strom aus Wege auf, wie die Schweiz ihre
dem Süden Richtung Norden Energieversorgung bis 2050 klima­-
transportiert wird. In der Netz­ neutral umbauen und gleichzeitig
planung muss dies berücksichtigt die Energieversorgungs­sicherheit
werden, denn derzeit sind die gewährleisten kann.»
Equigy – für ein
sicheres Schweizer
Übertragungsnetz
Equigy schafft über eine Crowd Balancing Platform ein
besseres Gleichgewicht im Übertragungsnetz. Mittels
Blockchain-Technologie wird auf die unterschiedlichsten
Energieressourcen zurückgegriffen, die damit für mehr
Stabilität und Versorgungssicherheit sorgen. Das fördert
auch den Einsatz erneuerbarer Energie. Mehr dazu erfahren?
swissgrid.ch/equigy

Die Stromproduktion ist durch die den europäischen Übertragungs­ dieser Einheiten zu aggregieren und
Energiewende einem starken netz­betreibern TenneT und Terna die grossen Datenflüsse automa­
Wandel unterworfen. Neue Energie­ im Frühling 2020 lanciert hat. tisch zu verarbeiten.
quellen wie Sonne, Wasser und Wind
boomen, sind aber für die Netzbe­ Flexible Elektrizität nutzen dank In der Blockchain, einem dezen­
treiber unflexibler und schwieriger Blockchain-Technologie tralen System, werden die Daten
prognostizierbar. Daneben hat, zum Equigy schafft die technischen direkt bei den einzelnen Einheiten
Beispiel durch die vermehrte Voraussetzungen, dass kleine, erfasst und verarbeitet. Das stellt
Nutzung von Elektrofahrzeugen dezentrale und flexible Energie- sicher, dass alle Informationen
oder den Einsatz von Wärmepum­ ressourcen zur Stabilisierung des zu jeder Zeit allen Teilnehmenden
pen zu Heizzwecken, auch der Netzes eingebunden werden der Plattform zur Verfügung stehen,
Strombedarf weiter zugenommen. können. Als Ressourcen können was zu maximaler Transparenz
auch kleine Erzeuger, wie zum und Überprüfbarkeit der Transak­
Diese Veränderungen sorgen in Beispiel Photovoltaikanlagen, tionen führt. Diese Überwachung
der Produktion und im Verbrauch Batteriespeicher, Wärmepumpen macht die Integration dieser
vermehrt für Schwankungen, oder Elektroautos, genutzt werden. Vielzahl an Einheiten überhaupt
die ausgeglichen werden müssen, Viele der bestehenden Prozesse erst möglich. Dass durch diesen
damit das Übertragungsnetz ein­- und IT-Systeme sind heute jedoch Aufbau keine zentrale Stelle in der
wandfrei funktioniert. Die damit auf die Steuerung von einigen Datenbank angegriffen werden
einhergehenden Herausforderun­ Dutzend Kraftwerken und nicht kann, macht die Blockchain-Tech­
gen will Swissgrid über innovative auf die Koordination tausender nologie sehr sicher. Kurz gesagt:
Lösungen wie das Projekt Equigy kleinerer Anlagen ausgelegt. Durch Die neue Technologie ermöglicht
und die neu lancierte Crowd die Blockchain-Technologie, auf einen schnellen, transparenten
Balancing Platform meistern, die der die neue Plattform basiert, wird und sicheren Datenaustausch, was
Swissgrid in Kooperation mit es aber möglich, deutlich mehr ebenfalls die Gefahr von Cyber-
DA S I ST D I E Z UK UN F T    2 7
Deutsch­land und den Niederlanden
waren ebenfalls erfolgreich, was
für einen internationalen Einsatz
der Plattform und für deren Vorzüge
Risiken für die Übertragungsnetz­ einen wichtigen Beitrag zur Förde­ spricht.
betreiber mindert. rung der erneuerbaren Energien
und zur Sektorenkopplung, der Equigy hat bei Marktteilnehmern in
Mit (Strom-)Sicherheit in die Verbindung der Sektoren Energie, der Schweiz und in Europa bereits
Zukunft Wärme und Verkehr. für reges Interesse gesorgt. Auf
Die Crowd Balancing Platform dieser Basis wurde entschieden,
soll möglichst schnell verbreitet Bereits im Sommer 2020 hat dass die Technologie in den kom­­-
werden. Denn je grösser die Swissgrid gemeinsam mit Alpiq ein menden zwei Jahren Schritt für
Verknüpfung möglichst vieler Pilotprojekt zur Potenzialabschät­ Schritt ins Schweizer Übertragungs­
unterschiedlicher Energieressour­ zung dieser neuen Technologie netz integriert werden soll. Dafür
cen zukünftig wird, desto umfang­ gestartet. Für den Test hat Alpiq gründete Swissgrid gemeinsam mit
reicher wird der Pool an flexibler eine 1,2 Megawatt grosse Batterie TenneT und Terna Ende 2020 das
und erneuerbarer Elektrizität, die an die Plattform angeschlossen. Joint Venture Equigy B.V, Anfang
sicher ins Netz eingespeist und Der Test konnte schon vor Herbst­ 2021 stiess mit der österreichi­
gesteuert werden kann. Zudem ist beginn erfolgreich abgeschlossen schen Übertragungsnetzbetreiberin
der angestrebte Wandel im Ener­ werden und hat gezeigt, dass die APG ein weiterer Partner dazu. Das
giesystem dank der neuen Techno­ Blockchain-Technologie sich eignet, ist ein wichtiger Meilenstein, um
logie für Swissgrid eine Chance, Echtzeitdaten, die für das Monito­ die Crowd Balancing Platform
die Fluktuation in Angebot und in ring von Bedeutung sind, genügend Equigy in ganz Europa noch besser
der Nachfrage besser zu kontrollie­ schnell zu verarbeiten. Versuche zu positionieren.
ren. Die Plattform leistet damit von Partnerunternehmen in
Spielerisch
zum Ziel
Verhaltensänderungen zu erreichen, ist nicht einfach. Ein vielverspre­
chender Ansatz ist die Gamifizierung. Indem spieltypische Elemente in
spielfremde Zusammenhänge übertragen werden, kann leichter für
Neues motiviert werden. Für eine erfolgreiche Energiewende ist dieser
Ansatz eine Überlegung wert.

Die gezielte Förderung der erneuerbaren Emotionen als Motivationsfaktor


Energien im Rahmen der Energiewende hat Spielen Menschen, durchlaufen sie dabei
eine einschneidende Auswirkung: Die Emotionen wie Freude, Spass und Befriedi­
Stromerzeugung erfolgt vermehrt dezentral gung. Diese Emotionen tragen dazu bei, dass
aus kleineren Photovoltaik-, Wind-, Biogas- man motivierter ist, Ziele zu erreichen. Der
oder Erdwärmeanlagen. Dies ist eine Heraus­ Ansatz der Gamifizierung macht sich dies zu
forderung für den Betrieb der Stromnetze. Nutze. So sollen Menschen durch einen
Diese funktionieren nur, wenn die Netzfre­ spielerischen Ansatz dazu animiert werden,
quenz stabil ist, sprich Stromerzeugung und ihr Verhalten zu ändern oder scheinbar
-verbrauch ausgeglichen sind. un­interessante Aufgaben spannend zu finden.
Dazu werden spieltypische Elemente wie
Diese Stabilität zwischen Angebot und Erfahrungspunkte, Highscores, Fortschritts­
Nachfrage zu gewährleisten, wird zukünftig balken, Ranglisten oder Auszeichnungen in
aufgrund der Volatilität der witterungsabhän­ spielfremde Zusammenhänge übertragen.
gigen Stromerzeugung mit erneuerbaren
Energien aufwändiger. Mal wird es zu viel, Den eigenen Score erhöhen
mal zu wenig Strom geben. Die Herausforderung, den Stromverbrauch
zeitnah zu stimulieren, ging kürzlich ein
Lösen liesse sich dieses Problem mit ent­ deutscher Energieversorger an. Zusammen
sprechenden Speicherkapazitäten oder mit Gamifizierungsprofis wurde in einem
damit, dass die Stromkonsumenten genau Pilotprojekt eine App entwickelt, die die Nutze­-
dann Strom beziehen, wenn viel produziert rinnen und Nutzer informiert, wann viel er­-
wird. Für Letzteres braucht es eine Verhal­ neuerbare Energie zur Verfügung steht. Wird
tensänderung, die durch Gamifizierung in diesem Zeitraum zum Beispiel die Wasch­
ge­steuert werden kann. maschine oder der Trockner angestellt und so
mehr Strom verbraucht, werden den Nutze­
rinnen und Nutzern Punkte gutgeschrieben.
Das Guthaben kann genutzt werden, um die
eigenen Stromkosten zu senken oder um
es an eine karitative Organisation zu spenden.
Weniger ist mehr
Andere Apps animieren zu einem energieeffi­
zienteren Verhalten, das heisst dazu, den
Stromverbrauch zu reduzieren. Dies ist nicht
nur für Privathaushalte interessant. In
Unternehmen können über entsprechende
Gamifizierungsansätze Ressourcen und
damit Kosten gespart werden. Ein Beispiel ist
der Ausdruck von Dokumenten. Dies ver­
braucht Strom, Papier und Druckerfarbe. Um
diesen Verbrauch zu reduzieren, gibt es
Energiesparspiele bzw. -Apps. Diese können
die einzelnen Mitarbeitenden, aber auch
ganze Teams motivieren, weniger zu drucken.

EN ERG I EW I SSEN    2 9
Noch werden Gamifizierungsansätze in der
Energiebranche mit einer eher kleinen Anzahl
Personen getestet und eingesetzt. Mit der
Energiewende müssen zukünftig jedoch viele
Tausend Stromkonsumenten vernetzt und
gesteuert werden. Die fortschreitende Digi­tali­-
sierung im Energiesektor wird neue Lösungen
ermöglichen, um die Herausforderungen
wie die Dezentralisierung, die Flexibilisierung
oder eine effiziente Energienutzung zu
bewältigen.

Impressum
Herausgeber: Swissgrid AG, www.swissgrid.ch
Konzept und Gestaltung: SOURCE Associates AG,
Zürich
Inhaltskonzept und Redaktion: open up, Zürich
Fotografie: Luxwerk, Basil Stücheli, diverse Quellen
Produktion: Kromer Print AG, Wettingen
Bildnachweise: Basil Stücheli / ETH-Rat (2, 10, 12),
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