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Tiefgründung

Die Tiefgründung beschreibt ein Bauverfahren, um die Bauwerkslasten nicht direkt unterhalb des
Bauwerks in den Untergrund zu leiten (wie bei der Flachgründung), sondern über zusätzliche senkrechte
Elemente tiefer in die Erde abzuleiten und dort abzutragen. Eine Tiefgründung wird dann erforderlich, wenn
die oberflächennahen Schichten nicht tragfähig genug sind.

Man unterscheidet die Tiefgründungen nach ihren Tragelementen:

Inhaltsverzeichnis
Pfahl
Baustoff
Einbringungsart
Beanspruchung
Art der Krafteinleitung
Verwendungsart
Herstellungsart
Brunnengründung
Senkkasten
Literatur

Pfahl
Pfähle sind die älteste Tiefgründung. Es gibt die verschiedensten Arten, die nach folgenden Kriterien
eingeteilt werden:

Baustoff
Holzpfahl
Stahlpfahl
Betonpfahl
Stahlbetonpfahl
Spannbetonpfahl
Stahlfaserbetonpfahl

Einbringungsart
Rammen
Rütteln
Vibrieren
Einspülen
Bohren
Pressen

Beanspruchung
Druck
Zug
Biegung

Art der Krafteinleitung


über Mantelreibung
über Spitzendruck

Verwendungsart
Einzelpfahl, z. B. Monopile im Offshore-Bereich (meist vertikale Lasten)
Pfahlroste (bei großen Bauwerken)
Pfahlwand (bei Erddruckbelastung)
Drainagepfahl (zur Grundwasserentnahme bzw. -rückgabe)

Herstellungsart
Fertigteilpfähle (werden in Fabriken hergestellt – Holz, Stahl, Spannbeton)
Ortpfähle (Holz und Beton mit Stahlbewehrung oder Stahlfasern)

Brunnengründung
Bei Brunnengründungen wird ein kreisförmiger oder elliptischer Querschnitt mit den
Grundrissabmessungen von 2 bis 10 m in den Untergrund bis in große Tiefen hergestellt (abgeteuft). Damit
ist es möglich, sehr hohe Bauwerkslasten in den tieferen Untergrund abzuleiten. Besonders geeignet sind
Brunnengründungen zum zusätzlichen Ableiten von Horizontalkräften wie Erddruck und auch von
Biegemomenten aus Säulen und Stützen. Bei der Herstellung werden die unterschiedlichsten Verfahren
angewendet, wobei der Unterschied hauptsächlich in der Art der Stützung des Erdreiches besteht.

Brunnenringe werden oben aufgesetzt und mit den darunterliegenden verbunden. Dabei wird
der Aushub innerhalb der Ringe fortgesetzt, die Brunnenringe sacken infolge ihres Gewichtes
nach und stützen somit das Erdreich.
Stützung mit Tübbingen. Der Aushub wird innerhalb des Brunnens so durchgeführt, dass die
einzelnen Brunnensegmente (Tübbinge) unter den bereits bestehenden Tübbingringen
eingebaut werden können. Nachdem alle Tübbinge in einer Höhenlage versetzt sind, ist der
Ring geschlossen und es kann die Fixierung (Verschraubung, Verkeilung und Verpressung)
stattfinden.
Spritzbetonsicherung. Hierbei wird jeweils ein Spritzbetonring von oben nach unten
eingebaut, wobei jeweils kleine Felder geöffnet werden, die dann mit Spritzbeton geschlossen
werden. Der Spritzbeton kann mit Bewehrungsmatten verstärkt werden. Neuerdings wird
Stahlfaserbeton als Spritzbeton verwendet, da dieser einfacher zu verarbeiten ist.
Pfähle oder Hochdruckbodenvermörtelung (HDBV) können entlang des Umfanges eines
Gründungsbrunnens angeordnet werden, so dass ein geschlossener Ring entsteht.

Bei der Brunnengründung werden entsprechend den statischen Erfordernissen die zu übertragenden Lasten
und Momente in den Brunnenkörper eingeleitet. Dazu wird der Innenraum mit Stahlbeton oder
Stahlfaserbeton ausgefüllt.

Senkkasten
Neben der Pfahlgründung sind Senkkästen die älteste Art von Tiefgründungen. Schon im Altertum wurden
Hafenbauten und Brücken mittels Senkkästen gegründet. Heute werden Senkkästen vornehmlich für
Bauwerke im und unter dem Grundwasserbereich verwendet. Dabei werden sie im Endausbau für die
unterschiedlichsten Aufgaben eingesetzt. So sind Pumpstationen eines Grundwasserwerkes mittels
Senkkasten hergestellt worden. Auch ganze U-Bahn-Strecken (z. B. Amsterdam) wurden mittels Senkkasten
hergestellt.

Es gibt bei der Herstellung zwei unterschiedliche Arten:

offener Senkkasten dabei wird der Aushub von oben her mit einem Seilbagger
vorgenommen. Der Kasten senkt sich auf Grund seines Eigengewichtes im Zuge des
Aushubes ab. Eine Wasserhaltung ist dabei nicht erforderlich, da ja auch unter Wasser
ausgehoben werden kann. Ist der Senkkasten in seiner endgültigen Lage angekommen, wird
mittels Unterwasserbeton im Bereich der Unterseite eine Abdichtung geschaffen.
Anschließend kann das im Kasten verbliebene Grundwasser abgepumpt werden und der
Innenaufbau nach statischen Grundsätzen erfolgen.
Druckluftsenkkasten oder Caisson – diese werden seit ca. 170 Jahren angewendet. Dabei
wird beim Senkkasten oberhalb der Schneidenverstärkung (etwa drei Meter oberhalb des
untersten Punktes) eine druckdichte Decke eingebaut. Durch diese Decke führt ein Zugang,
der mit einer Druckschleuse für Personal und Material gekoppelt ist. Der im Bereich der Spitze
des Senkkastens bestehende Hohlraum ist die Arbeitskammer, in der der tiefere Untergrund
abgegraben wird. Dabei wird in die Arbeitskammer so viel Luft gepresst, dass kein Wasser
mehr eindringen kann (Effekt der Taucherglocke). Die Arbeitsmannschaft und auch sämtliches
Material muss über die Druckluftschleusen in und aus der Arbeitskammer geführt werden. Dies
ist relativ aufwändig, da bei der Arbeitsmannschaft die Zeiten für den Druckausgleich
unbedingt eingehalten werden müssen.

Literatur
Gerd Holbach, Anna Loewe, Sebastian Ritz: Spülverfahren zur Installation von Offshore-
Fundamenten. In: Hansa, Heft 11/2013, S. 22–24, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2013,
ISSN 0017-7504

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Diese Seite wurde zuletzt am 19. Juli 2019 um 13:39 Uhr bearbeitet.

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