Als pdf oder txt herunterladen
Als pdf oder txt herunterladen
Sie sind auf Seite 1von 20

GBPress- Gregorian Biblical Press

Ein neues hethitisches Ritual für D LAMA KUŠ kuršaš


Author(s): Bernhard Rosenkranz
Source: Orientalia, NOVA SERIES, Vol. 33 (1964), pp. 238-256
Published by: GBPress- Gregorian Biblical Press
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/43073995
Accessed: 16-06-2016 22:44 UTC

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at
http://about.jstor.org/terms

JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted
digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about
JSTOR, please contact support@jstor.org.

GBPress- Gregorian Biblical Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to
Orientalia

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
238

Ein neues hethitisches Ritual für DLAMA KV$kursas

Bernhard Rosenkranz - Köln

Die 1960 wiederaufgenommenen und 1961 fortgeführten Gra-


bungen am " Haus am Hang " in Boģazkoy brachten eine grosse Zahl
von z. T. ganz ansehnlichen Bruchstücken von Tontafeln meist
religiösen Charakters zu Tage, darunter 204/s, das von H. Otten als
KBo XII 96 vorgelegt werden wird (*).
Es handelt sich um einen sauber geschriebenen Bibliothekstext,
der in jeder der vier Kolumnen etwa 75 Zeilen enthielt. Erhalten ist
ein knappes Fünftel des Ganzen: die untere, noch dazu in den letzten
Abschnitten schwer beschädigte Hälfte von Kol. I mit 35 Zeilen und
die obere Hälfte der Kol. IV mit 28 Zeilen; von Kol. II sind nur die
ersten Zeichen von etwa 12 Zeilen vorhanden.
Eine Nachsuche nach etwaigen Anschlussstücken oder Dupli-
katen blieb ergebnislos: immerhin ergab sich eine inhaltliche Ver-
wandtschaft mit dem Anniwij ani- Ritual (VBoT 24). Darüber hinaus
weist der Text aber mancherlei sprachliche und sachliche Eigenheiten
auf, die es angebracht erscheinen lassen, schon jetzt eine Bearbeitung
des Bruchstückes vorzulegen, ohne das Auftauchen ergänzender Frag-
mente abzuwarten.

Infolge des Verlustes von Tafelanfang und -ende fehlt vor


allem die Verfasser- und Titelangabe, so dass wir für den Sinn des
Ganzen auf die Interpretation des Erhaltenen angewiesen sind. Weiter
fehlt das vielfach - wenn auch bei weitem nicht immer - beigege-
bene Verzeichnis des für das Ritual benötigten Zubehörs; besonders
nachteilig ist dieser Umstand für die Rekonstruktion der stark beschä-
digten Zeilen I 20'-35'. Schliesslich fehlt auch der Beginn der eigent-

(l) Herrn Otten danke ich für die freundliche Überlassung des
Textes, für die Möglichkeit, in seinem Institut zu arbeiten und für die
mehrfach gebotene Gelegenheit zur Erörterung von Einzelheiten. Herr
Otten prüfte auch einige Stellen auf den Photos nach, an denen meine
Sehschärfe versagte.

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Ein neues hethitisches Ritual für i>I^AMA KU škuršaš 239

liehen Ritualhandlung; der Text setzt ein mit einem Paragraphen-


schluss, von dem nur noch eine Verbalendung und die satzeinleitenden
Partikeln des Schlusssatzes erhalten sind:

KBo XII 96 Vs. I

oooooooo¿| na-qn X

2' 0 0 ga-x [° Glpít-ť]a-ni-i Še-ir kar-aš ša-an-hu-ua-a[n-ta (-)


[šu-u' h-ha-m[i nam]-ma I ta-lu-up-pí-in IM da-ah-hi na-an-kã[n
4' [an-d] a ta-ma-aš-m[i] ša-an-hu-ua-avr-ta-ja-aš-ši-kán še-ir ar-ha[
[ua-aļh-nu-mi an-da-ma-kán QA-TAM-MA-pít me-ma-ah-hi
'Êr-ri-kán aftr-da
6' 'm]a-ah-ha-an me-mi-iš-ki-nu-un nam-ma G1pít-tar ta-lu-up -
pí-in-na
kat-ta te-eh- hi

8' EGIR -an-ta-ma ŠA NINDA . Ì . E . DÈ . A tal-ga-an ar-ha pí-eŠ-


ši-ia-mi

na-aš-ta an-da QA-TAM-MA-pít me-ma-ah-hi a-iš-za-kan I -it


10' f u-u-ua-an-za e-eš vzvhur-hur-ta-ma-za-kãn hal-ua-am-na-az
šu-u-ua-an-za

e-eš nu a-li-ja-ni EGIR -an-da li-e ku-iš-ki pal-ua-a-iz-zi


12' [UR.ZÍ]R-as ua-ap-pi-j,a-zi ŠAH-aí hur-un-tar-nu-uz-zi
[nu DINGI]RLi4Af li-e ku-e-el-qa iš-ta-ma-aš-ti
14' X ŠA VRVla-la-an-da me-ma-i nu la-la-at-ta-ru
X ŠA VRUua-at-tar-ua me-ma-i nu ua-at-ta-ri-it-ta-ru

16' [I,ÚMEš] MUŠEN . DÙ-wa hu-u-ma-arir-te-eš a-ra-an-ta-ri nu


ku-iš-ša

[ta-]lu-up-pi-in IM NINDA . ì . E . DÈ . A-ia tal-ga-an har-zi


18' iš-hu-uz-zi-ja-an-te-eš-ma-at-kdn ša-ap-pa-ri-it
nam?-ma GI^ ha-[tal-ki-eš-n]a-aš KÁ . G AĻ ti-it-ta-nu-um-mi
20' 'n]a[m]-m[a] x [° 0 0 0 0 0 h]a-ma-an-ga-ah-hi A-N A KÁ.G Alr-ma
[. . . GIR4 ZAG -na-az .. . .] x GIR^-ja GÍJB-la-az-zi-ja
22' ]te-eh-hi
]X A-N A KÁ.GAL,r/M
244 te-ehr~] hi
]ar-ha pí-e-da-an-zi
26' ] x-artr-zi
] X ar-ha

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
240 B. Rosenkranz

28' ] (vacatj
] x-pa-ra-aš
30' hur-uk-ki-iš-ki-] mi
h]i ku> - iš A-NA DLAMA KV^k[ur-ša-aš
32' ]ťř ku-i-ša-an mur-ú[-ta-a-iz-zi
]x-an UR . TUR ar-ha ku-r[a-an-zi
34' QA-TA1M-MA ku-ra-an-du [
nu-za hu-u-ma-an-za] ŠUME^-wí kat-ta a-an[-ši

Rs. IV Ob. Rd.

]an-kur-uš-ta a- x [
2 ] ta ua-al-ú-i-in[(-)
ť'uh?-hu~uš- ta
4 [I-NA UD IV]KAM ma-a-an lu-uk-kat-ta nur-za MUŠEN .
D[ÍJ
a]p-pa-an-zi EN SISKUR.SISKUR VIII UDU pa-a-i
6' šE-jfa ma-ši-ua-an pa-a-i I/Ú^^MUŠEN . DÙ -ja ku-i-ša
IŠ-TU Ů-ŠU I ND.KUR4.RA da-a-i
8 na-at A-NA ND.KUR4.RA^I,A EGIR-an hi-in-ki-eš-kdn-ta-ri
nam-ma UDU^I,A A. NA DINGIRL/Af hur-u-kán-zi na-aŠ-ta
an-da
10 ki-iš-ša-an me-ma-an-zi ka-a-ša-ua-at-ta SISKUR.SISKUR
EN SISKUR pa-a-i nu-ua-za DINGIRLi4ilf SISKUR.SISKUR
da- a
12 nu-ua-aš-ši-iš-ša-an an-da aš-šu-li na-a-iš-hur-ut
nur-ut-ta ku - it me-mi-eš-ki-iz-zi

14 nur-uš-ši GEŠTU-aw pa-ra-a la-ga-a-an har-ak


nam-ma-kdn UDU^I,A ar-kdn-zi nu-uš-ša-an hu-i-šu
16 vzvši4r-up-fia A-NA DINGIRL/M EGIR -pa ti-atir-zi
nam-ma KAŠ EGIR-an-ta III ŠU U-pa-arir-ta-an-zi
18 UDU^IA UTÚIy^1 • A i-ja-an-zi nur-za a-da-an-zi
a-kur-ua-an-zi na-aš-ta DINGIR^^ aš-ša-nur-ua-an-zi
20 Itt-uk-kat-ta-ma A-N A DINGIRL/M kar-pu-u-ua-an-zi ú-ua-an-zi
am-mur-uk-kán a-pi-e-da-^ni I-NA UD VKAM
22 I-NA SÀ É.DINGIRL/M an-da Ü-UL pa-a-i-mi nur-mu EN.
SISKUR

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Kin neues hethitisches Ritual für DI, AMA ku škuršaš 241

I UDU I DUG ha-ni-eš-ša-an KAŠ GEŠTIN III ND.KUR4.RA I


Giš^e-ra-an BTJ1XÙG
24 i Gi&ú-e-ra~an BAPPIR pa-a-i nu-za fta-a-i-mi DUTU -un
ši -pa-an-ta-ah-hi an-da-ma-kán ki-iš-ša-an me-ma-ah-hi
26 [DUTU E]N -IA e-ni-ua ku-it am-mu-uk DUMU
XXX EGIR-an zi-ik DUTU-«£ ar-hu-ut
28 ] X SISKUR an-iq [ ] x

Übersetzung

Vs. I

1 ] . . . [
2' [ ] . . . [ ] auf einen [Rohrtel]ler[ ] gerösteten
Weizen [
schütte ich. Dann nehme ich einen Teigfetzen Lehm und diesen [
4' [ ] drücke ich. Und das Geröstete über ihm [
[schw]enke ich. Dazu aber spreche ich ebenso, wie ich drinnen im
Hause

& gesprochen habe. Dann setze ich den Rohrteller und


den Teigfetzen nieder.

8' Hinterher aber von dem Fettbrot das Fett stosse ich weg.
Dazu aber spreche ich ebenso: " Du, Mund, mit Fett
10' sei angefüllt! Du aber, hur hurta, sei gefüllt mit haluamani
Hinter dem aliļan soll keiner palur -. . . "

12' [Der Hu]nd bellt; das Schwein grunzt;


Du, [o Gotth]eit, sollst nichts davon hören! "
14' [Einer] aus " Mosheim " sagt: " Er (sie, es) soll gelöst werden! "
[Einer] aus " Quellendorf " sagt: " Es soll herausquellen! "
16' Die Vogelschauer stellen sich alle. Welcher
nun den Teigfetzen Lehm und das Fett vom Fettbrot hält,
18' umgürten sie " es " aber mit šappar.

Dann stelle ich ein (Stadt-)Tor aus Weissdorn auf.


20' D[a]nn binde ich[ W]ol[le? ]. Zu dem (Stadt-)Tore aber
[ ļeinen Ofen links ]und einen Ofen rechts
22' [ ] setze ich.
[ ] zu dem (Stadt-) Tore
24' [ setz]e ich.

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
242 B. Rosenkranz

[ ] schaffen sie weg.


26' [ [ sie[
[ einen kleinen Hund] auseinander
28' [schneiden sie . . . ]
[ ]....
30' [ beschwöre ] ich:

[ ] welcher dem Schutzgott des Schildes


32' [ ] . . wer ihn (es) entfernt,
[ wi]e sie den kleinen Hund abschlachten,
34' [ ]sollen sie entsprechend abschlachten ![
[ Und dann jeder] die Hände abwis[cht

RS. IV

[ ]

2 [ ]

[ beseitigt er[ (oder: es ist] zu Ende[)


4 [Am vierten Tag]e, wenn es hell wird, [neh] men die Vogelschauer
[ ] Der Opferherr gibt acht Schafe
6 und Gerste, wieviel er gibt, und jeder Vogelschauer
nimmt aus seinem Hause ein dickes Brot.
8 Zu den dicken Broten verneigen sie sich.

Dann beschwören sie der Gottheit die Schafe. Darauf sprechen


10 sie drinnen folgendermassen: " Siehe, ein Opfer gibt
dir der Opferherr! Nun, o Gottheit, nimm das Opfer!
12 Wende dich ihm zum Heile zu!
Was er dir sagt,
14 leihe ihm (dein) Ohr!

Dann zerschneiden sie die Schafe. Das rohe


16 Fleisch stellen sie der Gottheit zurück.
Dann opfern sie dreimal Bier.

18 Sie bereiten Schaf-Topfgerichte. Sie essen


und trinken. Darauf versorgen sie die Götter.
20 Am nächsten Morgen kommen sie, die Gottheit fortzubringen.

Ich selbst gehe an diesem fünften Tage

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Bin neues hethitisches Ritual für DIFAMA ku škuršaš 243

22 nicht ins Innere des Tempels. Der Opferherr


gibt mir ein H.-Gefäss Bier, Wein; drei dicke Brote, 1 Tablett mit
Ma[lz,
24 1 Tablett mit Bierwürze. Ich gehe und opfere
der Sonne. Drinnen aber spreche ich folgendermassen:
26 " Sonnengottheit, mein Herr! Das eben Erwähnte, das ich, ein
Mensch,
[ ]... Du, Sonne, kümmere dich darum!
28 [ ] . . . Opfer drinnen [ ] . . .

Kommentar

I 2. G1pát-ť]a-ni-i : Ein Teller oder Korb aus Rohrgeflecht


01pät-tar (KBo III 41 +, 2 pa-at-tar geschrieben) ist ein recht häufig
gebrauchtes Ritualgerät. Das Wort ist ein r/n- Stamm; der D.-L. Sg.
hat nicht selten Pleneschreibung im Auslaut (wie hier), vgl. KUB
XII 58+ I 51; XXVII 67 I 18. II 14; VBoT 24 I 19. 24, Bo 2416 IV
15. Unterlassung der Pleneschreibung ist aber das Gewöhnliche, so
KBo IV 2 I 20.39.48.55.61 (vgl. G1pád-da-ni-ma ebd. II 31 sowie
G1pád-da-mi-iš-ša-an ebd. I 64); KBo XV 10 I 7; KUB VII 53+
II 13; XII 58+ II 40; XXXV 146, 6; - I. Sg. pat-ta-ni-it KBo III
41,8; pád-da-ni-it 120/s, 12. - Auffällig ist demgegenüber pd]d ?-
da-a-ni KBo X 41,2 mit Pleneschreibung in der Mittelsilbe.
Wieweit sich in der Schreibung des Auslautes eine Flexionseigen-
tümlichkeit der alten r'n- Stämme auswirkt, ist noch nicht geklärt,
doch vgl. zu išhar " Blut " D. I /. Sg. e-es-ha-ni-i KBo XI 1 Vs. 45;
KBo XI 45 III 22; iš-ha-ni-i KBo XI 49 IV 18; 244/p, IV 26; G.
Sg. iš-ha-na-a-aš KBo XV 10 I 1. 32. II 39 gegenüber iš-ha-a-na-aš
KUB XVII 18 II 29, sowie ud-da-a-ar " Wort, Rede; Sache, Angele-
genheit; Geschichte; Anlass; Rechtsfall " KBo XI 14 II 25; KUB
XVII 27 II 28. 33 mit D. L. Sg. ud-da-ni-i Bo 2072 III 6. Die Ple-
neschreibung in der Mittelsilbe in pád-da-a-ni und iš-ha-a-na-aš
kann auf einer Analogiebildung zum N. Sg. beruhen. Anscheinend
sind die Formen des N. mit Pleneschreibung nicht auf den PI. be-
schränkt; vgl. H. Kronasser, Die Sprache VIII, 1962, S. 100. (anders
J. Friedrich, Heth. EL I2 § 82). - Zu kar-aš " Weizen " (x) vgl. E. La-

(x) Zum Botanischen sei verwiesen auf Hans Helbaek, Late Bronze
Age and Byzantine Crops at Beycesultan in Anatolia (Anatolian Studies
XI, 1961, S. 77-97, bes. Nr. 13-15).

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
244 B. Rosenkranz

roche, RHA 11, 53, S. 68; RA 48, S. 49. - Die Form ist vermutlich
Genitiv, abhängig von ša-an-hu-ua-artr-ta , wörtlich: " das Geröstete
des Weizens "; allerdings ist die Graphik auffallend. Als Akk. S g.
liegt die Form vor im Ritual gegen Familienzwist III 24 (MIO I,
1953, S. 360); das Duplikat hat dafür II 32 kar-ša-an (-na-kãn) , so
dass man das Wort als einen s- Stamm mit schwankendem Genus
betrachten muss. - Zur Sache vgl. Stellen wie nu NUMUN^I A kur-e
hu-u-ma-an ša-an-hu-ta KBo IV 2 I 62 und nu-kän NUMUN"I A
kur-e ša-anr-hu-u-ua-an-ta ebd. II 29; ŠE kar-aš . . . ša-an-h[u]-an-zi
VBoT 24 I 4 f. - Zum Sprachlichen: Das geläufige heth. Wort für
" Weizen " ist kant Das Wort machte manchen hethitischen Schrei-
bern Flexionsschwierigkeiten, vgl. A. Kammenhuber, OI/Z 1954
S. 228 f. Die beiden Wörter kar - und kant- lassen sich erklären als
Umgestaltungen eines ehemaligen r/nt- Stammes, wenn ein solcher
auch bisher im Hethitischen nicht nachgewiesen ist. Einstweilen
sind derartige Stämme indogermanisch nur bei Zeitbegriffen fassbar
(F. Sommer, MSS IVa 10); immerhin bedürfen die herkömmlichen,
vorwiegend das Griechische und Indische berücksichtigenden Anschau-
ungen über die idg. Heteroklisie einer Revision.
I 3. [šur-u~'hr-ha-m[i : nach den Spuren mögliche, jedoch unsichere
Ergänzung in Anlehnung an VBoT 24 II 8. - nam~]ma: Ergänzung
nach I 6. 19. 20. - Zu taluppin (heth. und luvisch!) vgl. J. Friedrich,
Corr. Ling. S. 46u.
Eine Ergänzung des Zeilenendes als [A-N A BE-EL SISKUR
A-NA RA-MA-NI-ŠU] nach XXXV 21+ II 15 f. ist aus Raumgrün-
den unwahrscheinlich. Selbst bei einer Ergänzung " im Hofe "
wäre der Kolumnentrenner viel weiter überschritten als an andern
Stellen der Tafel; möglich wäre allenfalls hi-li (vgl. die Bemerkung
zu I 5). Vielleicht fehlt aber nichts, so dass einfach zu übersetzen wäre
" und drücke ihn drinnen an ".

I 4 f. Was mit dem « Gerösteten " geschieht, muss in der Lücke


zu Beginn von Z. 5 stecken. Die Reste lassen 'ua-ä]hr-nur-mi vermuten.
Das " Schwenken " von Ritualgegenständen ist häufig belegt, vgl.
etwa Tunn. II 5; 53.

I 5. QA-TAM-MA: Es ist also der Wortlaut eines vorhergehen-


den Spruches verloren gegangen.
'Êc-ri-kân an-da: Vorher muss also eine Ritualhandlung im Hause
stattgefunden haben; der vorliegende Abschnitt dürfte sich wegen des
an-da auf einen umfriedigten Raum beziehen, etwa " Hof

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Ein neues hethitisches Ritual für DIPAMA 245

I 8. tal-ga-: bisher unbelegt. Eine Lesung RI.GA-an ist unwahr-


scheinlich, da sum. še ri(g).ga zeitlich und sachlich zu entfernt liegt
(vgl. A. Deimel, Šum . Lex. II, Vollst . Ideogramm-Sammlung Bd. I
S. 219 nr. 86,92 mit Hinweis auf nr. 86, 79b). Auch Bezold-Götze,
Bab.-assyr . Glossar (1926) bietet nicht Vergleichbares. Da unser Text
auch sonst hethitische Wörter und Formen bietet, die bisher unbelegt
sind, liegt es nahe, taiga - als hethitisch zu betrachten. Zwar ist die
Schreibung mit tal - statt ta-al- auffällig, doch neigt der Schreiber
unseres Textes zum Gebrauch komplexer Zeichen, vgl. pát-tar 1 6;
hur-hur-ta - I 10; lu-uk-kat-ta IV 4; 20; hu-u-kdn-zi IV 9. - Eine
Gleichsetzung mit Ï.E.DÈ. A " Fett " wird schon durch den Zusam-
menhang nahegelegt. Vgl. dazu mit gleicher Konstruktion ar-ha
Ì.DÙG.GA pí-eš-ši-ia-an-zi 1144/c Rs. Zur Etymologie vgl. deutsch
Talg, zu dem bisher nur germanische Parallelen bekannt sind.
I 9 f. a-iš-za-kán : Nom. für Vok. bei Konsonantstämmen, -za
gehört zum Imperativ e-eš (A. Goetze, AOr 5, 1933, S. 14). Der
Gebrauch der 2. Sg. Imperat. hier ist ungewöhnlich; statt ihrer erwartet
man eine 3. Sg. Stilistisch liegt also hier sowie im folgenden Satze eine
Personifikation vor. Zum Sachlichen vgl. das Salben der Zunge KBo
III 8 II 18 f., Ätiologie ebda. II 26 ff. (H. Kronasser, Die Sprache , 7,
1961, S. 155).
I 10. vzv hur-hur-ta- : ein zumindest in dieser Lautgestalt noch
nicht belegter Körperteil. Das einzige auch bedeutungsmässig anklin-
gende Wort ist vzvhu-uh-har-ti-in KUB VII 1 III 15 bzw. hu-u-
ua-ahr-har-ti{-~) KUB VII 18,1, ein Körperteil zwischen Zunge und
Speiseröhre (" Kehle " nach S. Alp, Anatolia , 2, 1957, S. 15). Am
ehesten kommt man zu einer Lösung, wenn man hur statt har liest.
Man hat dann eine durch Reduplikation gebildete onomatopoetische
Bezeichnung vor sich, die durchaus anschaulich ist- (vgl. deutsch
" kluck-kluck "). Ob huhhurti- oder hurhurti- der Urgestalt des Wortes
näher steht, lässt sich nicht entscheiden; sowohl ein Verlust des -r-
durch Assimilation wie eine analogische Einführung entsprechend der
zweiten Silbe sind nahe liegende sprachliche Vorgänge.
hal-ua-am-na-az : bisher nur XXIV 7 I 17 belegt und von A.
Goetze (AM 262) zweifelnd als " mit Begeisterung " (J. Friedlich,
HWb. 48 " Eifer ") wiedergegeben. Es steht dort parallel mit du-us-
ka-ra-at-ta-az-za " mit Freude "; als Gegensatz zu letzterem steht
später pdd-du-li-'a-az-za " mit Angst ", während die Entsprechung
zu haluamnaz leider weggebrochen ist. Nach dieser Stelle kann man
Orientalia - 16

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
246 B. Rosenkranz

das Wort mit Sicherheit als Bezeichnung für eine (erfreuliche) Ge-
mütsbewegung erklären, wenn auch " Eifer" anscheinend nicht leicht
an unserer Stelle einzusetzen ist. Allerdings können wir uns aucht
nicht vorstellen, welche andere Gemütsbewegung die Hethiter mit der
Kehle in Beziehung setzten.

III. a-li-ja-ni : Vergleichbares gibt es bisher in unverständlichen


Zusammenhängen, so a-li-ja-na-an-kän a-li-ia-an-zi-na-aš a-pí-e-
el-pát mi-i-ja-aš ku-en-zi XXX 36 II 11 (ähnlich XXX 33 I 17).
Vermutlich gehören auch einige noch undurchsichtige luvische Belege
hierzu: a-li-'a~an XXXV 133 II 6 (anscheinend N. Sg.), a-li-na-an
KBo IV 11,39, a-li-in-na-an XXV 137 Rs. 3. pal-ua-a-iz-zi: Verb
noch ungeklärter Bedeutung; nach Güterbock, Kum. 79 f. ein Aus-
druck der Freude, " (in die Hände) klatschen " (?). Vgl. noch SATipal-
ua-tal-la-aš KBo XI 18 V 11 in inhaltlich verwandtem Ritual.

I 12. hu-un-tar-nu-uz-zi : bisher nicht belegt. Wie uappi{azzi


" bellt " (in der gleichen Zeile) ein schallnachahmendes Verb; wegen
des dunklen Vokalismus (- u ) eher " grunzt " als " quiekt ". Gebildet
als Kausativ zu *huntar, das offenbar den Ļaut des Schweines wieder-
geben soll. Ob die Hethiter diesem Ļaut eine Deutung unterlegten,
lässt sich mangels Materials nicht klären, jedenfalls ist die Bildung
*huntar auffällig.

I 13. DINGIRLi4Af: als Vokativ gebraucht, vgl. IV 11. Sonst


normales DINGIRL/M IV 9, 16, 20, 22.

I 14 f. Die Ergänzung der beiden Zeilenanfänge scheitert am


Mangel von Parallelen. Allerdings sind diese gleichlaufend gebauten
Sätze einzigartig: es spricht jeweils jemand einen magischen Satz,
dessen Verb an den Herkunftsort des Betreffenden anklingt. Der
Sachverhalt ist also dem des Tabu gerade entgegengesetzt: während
man beim Tabu wegen befürchteter ungünstiger Wirkung ein Wort
meidet, das an ein magisches anklingt, wird hier ein bestimmter Name
gebraucht, um eine erwünschte Wirkung mittels eines anklingenden
magischen Wortes zu erzielen.
Weiss man auch nicht, wie die Lücke am Anfang der beiden
Zeilen zu ergänzen ist, so kann man doch sagen, dass es sich nicht
um ganz bestimmte Leute gehandelt hat, da sich jeweils auf jemand
nicht näher Bestimmtes bezieht; andernfalls wird es ausgelassen, z. B.
^SANGA v**Arinna KUB X 1 I 17, ^SANGA ^Zippalanda
ebda. I 18. - Beliebt ist ŠA bei Götternamen, Z. b. A-NA DI/UGAI,

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Bin neues hethitisches Ritual fü ji>LAMA ku škuršaš 247

ŠA VRVHa-la[-a]p »UTU^M* ģjļ URU^ÚLf-wa] (6) hu-u-ma-an-


te-(m)eš KUB X 16 V 5 f.; nach dem Kontext scheint an unserer
Stelle ein solcher Fall nicht vorzuliegen.
Zur geographischen Lage von Lalanda vgl. J. Garstang u. O. R.
Gurney, The Geography of the Hittite Empire (London 1959), S. 99 f.;
E. Laroche, RHA 69 (1961) S. 66 Nr. 38; F. Cornelius, Or. 27 (1958),
S. 384; für Uatarua s. Garstang-Gurney S. 108, Laroche S. 79 Nr. 88;
Cornelius MSS 6 (1955) S. 32. - Es ist jedoch nicht nötig anzunehmen,
die betreffenden Ritualpersonen seien jeweils aus diesen Orten geholt
worden; vielmehr scheint es an einem grösseren Heiligtum " Häuser "
bedeutender Städte gegeben zu haben, vgl. É VKVAnkuua KBo X 24
IV 22, É VRVTuuannuua ebd. V 1, É VKVHüpina ebd. V 11. Ein
Angehöriger eines solchen " Hauses " konnte stellvertretend im Ritual
mitwirken.
Die Verbalformen der beiden Sätze sind bisher nicht bezeugt.
Ob lalattaru zu lalauanzi KUB XII 62 Vs. 12 gehört, für das F. Som-
mer HAB 136 eine Bedeutung " artikuliert reden " ansetzen möchte,
erscheint fraglich, denn ein Spruch " Es soll artikuliert geredet wer-
den " hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Allerdings ist die von
Sommer behandelte Stelle inzwischen noch " magischer ", also noch
weniger durchsichtig geworden durch die Feststellung, dass das vom
Löwen Vs. 11 ausgesagte taruai- eher " tanzen, springen " als " brül-
len " bedeutet (Friedrich, HWb. Erg. I S. 21). Wir möchten daher -
mit aller gebotenen Reserve - das Verb als reduplizierte Bildung
zu lã- " lösen " erklären, das ausser in seiner konkreten Bedeutung
auch in " magischen " Zusammenhängen gebraucht wird, vgl. etwa
KUB XXIV 3 II 36 (zur Stelle O.R. Gurney, AAA 27, 1940, S. 100 f).
- Entsprechend ist die Übersetzung zu uattarittaru behelfsmässig
auf Grund der scheinbaren (?) Etymologie gegeben; dass Sprüche dieser
Art keine Basis für semantische Erörterungen abgeben, braucht man
wohl nicht eigens zu betonen.

I 16 ff. Die Ergänzung zu Beginn von I 16 ist nach Kollation


räumlich möglich. - Die ^«m^MUŠEN.DŪ werden hier erstmals
erwähnt (nachher noch IV 4-6). Die " Vogelschau " kommt in den
erhaltenen Partien des Textes nicht vor, ist aber wohl vorauszusetzen.
VBoT 24 I 7-9 bilden die Vogelschauer die von ihnen beobachteten
Vögel in Ton nach; an unserer Stelle ist die Rede davon, dass sie Ton
und Fett halten, offensichtlich um später entsprechend damit zu
verfahren.

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
248 B. Rosenkranz

1 18 šapparit : Instrumental eines bisher unbelegten Substantivs. -


Das enklitische Pronomen -at bezieht sich wohl auf die Gegenstände
von I 17; das " Umgürten " scheint demnach auf ein " Einhüllen "
zu deuten. Der Passus bleibt aber unklar.

I 19-35. Die sehr schwer beschädigte Partie erweist sich durch


KÁ.GAL " (Stadt-)Tor " I 19, 20, 23, hamank- "binden" I 20,
UR.TUR " kleiner Hund " I 33 und arha kura - " entzweischneiden "
I 33, 34 als Entsühnungsritual nach Art der Texte, die O. Masson
RHR 137 (1950) S. 5-25 behandelt hat. Unser Wortlaut ist jedoch
wesentlich ausführlicher, so dass die verwandten Texte nur wenig
für die Ergänzung der beträchtlichen Lücken bieten.
Am nächsten steht zu Beginn VBoT 24 I 36 KÁ.GAL G1^ha-talr-
ki-eš-na-aš) danach die Ergänzung zu 1 19. - tittanummi in ähnlichem
Zusammenhang und gleicher Schreibung auch KUB XII 44 III 5;
vgl. aber etwa ua-ah-nu-û-mi ABoT 4+ II 18 (mit anderm Silben-
rhythmus?).
I 20. h]a-ma-an-ga-ah-hi : hamank- (nach Friedrich HWb zur
Klasse Ilea) hat in der 3. Sg. Präs. stets hamanki, zu dem die hier
erstmals belegte 1. Sg. auf -ahhi stimmt. - Als Objekt zu diesem Verb
wird oft (so auch VBoT I 14 ff.) blaue und rote Wolle (SÍG andar an,
SÍG midan) genannt. Der Zeichenrest hinter rijamma könnte als
Überbleibsel eines Sí G in stark vereinfachter Form (= pád über
gebrochenem Waagerechten, dahinter Senkrechter) aufgefasst werden;
eine analoge Ergänzung ist also möglich, doch bliebe die Reihenfolge
der Farben offen.

I 21. Das am Ende der Zeile stehende QÎJB-laz " links " erfordert
als Gegensatz ein ZAG-naz " rechts ". Entsprechend darf man in
der Lücke GIR4 einsetzen, die damit allerdings noch nicht ausgefüllt
ist; ausserdem bleibt noch ein ungedeuteter Zeichenrest. - Schwie-
riger noch als die Ergänzung der Stelle ist ihre Interpretation, zumal
die Ansichten über die Bedeutung von GIRi mehrfach gewechselt
haben und noch heute geteilt sind. Die von H. Ehelolf, BoSt. X S. 56
vorgeschlagene Übersetzung " Asphalt " wird noch von H. Kronasser,
Die Sprache VII, 1961, S. 141 (im Anschluss an A. Goetze, ANET
S. 347) beibehalten. Die Grundbedeutung des Zeichens ist allerdings
" Ofen " (Deimel ŠL Nr. 430). Daraus schloss H. Th. Bossert (MIO
II, 1954, S. 270) mit Recht, " dass alle Figurinen . . . usw., .die mit
GIR* verbunden sind, . . . gebrannte Tonwaren sind " (zustimmend
H. Otten, Totenrit. S. 125). An unserer Stelle steht GIR4 ohne einen

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Ein neues hethitisches Ritual für DlyAMA Kūškuršaš 249

solchen Bezug, so dass man wohl an die Grundbedeutung " Ofen "
anzuknüpfen hat. Dazu dürfte stimmen, dass KUB XII 28 IV 52
in verwandtem Zusammenhang zweimal pahhur steht; vgl. auch
KÁ.GAL XXIX 8 I 46 und 1 GUNNI " Herd, Feuerstelle " " links
und rechts " ebd. I 48. Vielleicht darf man hier an einen tönernen
" Feuerständer " denken, wie er in der Hethiterausstellung 1961 ge-
zeigt wurde (Kölner Katalog Nr. 124; Mus-Nr. Ankara 11315). Eine
solche Auffassung lässt sich auch bei KUB XVII 27 II 35 f. vertre-
ten: Die " weise Frau " stürzt die Öfen um, zerbricht sie und wirft
sie in das Feuer (wohl in die Reste der Glut, die dann auf dem Boden
liegen!). Es ist zu beachten, dass an der Stelle nicht von " verbrennt die
Stücke " gesagt ist, wie das bei Asphalt ja wohl nahe liegt. Jedoch
verweist A. Goetze neuerdings (JCS 14, 1960, S.116) auf ABo T 25 III
24 f.: [. . . Ū]-NU-TE-eš GIR, Ū-NU-TE-eš Gl S-fa da-a[fir-z¡] (25)
[na-at fia-ahr-hur-e-ni a'n-da ua-ar-nu-an-zi " sie nehmen die GIR4-
Geräte und die Holz-Geräte und sie verbrennen sie ". Man wird un-
gern den Ausweg wählen, das " Verbrennen " als summarische Bezeich-
nung aufzufassen für " ins Feuer werfen, so dass das Brennbare ver-
brennt ". Eine endgültige Entscheidung ist also nicht möglich. -
Zur Sache vgl. Philip C. Hammond, The Nabataean Bitumen Industry
at the Dead Sea (BibAr XXII, 1959, 2, S. 40 ff.) ohne Erwähnung
von Gefässen aus Asphalt.

I 22 ff. Für I 22-30 reichen die Trümmer nicht zur Feststellung


des Zusammenhanges aus, zumal weder die bisher bekannten gleichar-
tigen Texte noch die im Anhang vorgeführten neuen Bruchstücke an
Ausführlichkeit dem vorliegenden Ritual gleichkommen, ganz abge-
sehen von dem schlechten Erhaltungszustand derselben.

I 31. In Verbindung mit den Resten der drei folgenden Zeilen


lässt sich hier ein Spruch erkennen; für I 30 wird damit eine Ergän-
zung hukkiški]mi " ich beschwöre " nahe gelegt. - Zur Schutzgott-
heit der " Aegis " vgl. E. jaroche, Recherches sur les noms des dieux
hittites (RHA 46, S. 100).

I 32. Der Wortanfang am Zeilenende Hesse sich am ehesten er-


gänzen zu mur-ú [-ta-a-i z-zi " (wer es) entfernt "; wegen des Fehlens
jeglichen Zusammenhanges bleibt die Ergänzung jedoch unsicher.

I 33 f. Fluchformel unter Bezugnahme auf ein Hundeopfer, das


vermutlich in I 27 f. besprochen wurde; dort wäre eine Ergänzung
UR.TUR-tf]w arha (28) [kur anzi] möglich. - Über die Verwendung

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
250 B. Rosenkranz

von Hunden im hethitischen Ritual vgl. O. Masson, RHR 137, 1950,


S. 9; ausserdem ist auf die hethitischen Grabfunde von Osmankayasi
zu verweisen, die neben Equiden auch Hunde enthalten (K. Bittel
u. a., WVDOG 71, 1958, S. 71).
I 35. Ergänzung nach dem Zusammenhang; vgl. VBoT 24 II 26
uarapzi " wäscht, badet sich " in ähnlichem Kontext.
II. Von Spalte II sind nur 15 trümmerhafte Zeilenanfänge erhal-
ten, die jeweils aus 1-2 Zeichen bestehen. Von Wert ist nur II 10
I-NA zu Beginn eines Paragraphen, da die Ergänzung zu einer Zeit-
bestimmung (etwa " am zweiten Tage ") naheliegt; vgl. Rs. IV 4
und 21 ([4.] und 5. Tag). - In der nächsten Zeile ist die Rede von
10 Broten.

IV. Der Text der Rs. weicht von dem der Vs. darin ab, dass IV
24 die Sonnengottheit erwähnt wird. Da aber der Personenkreis (Ver-
fasser, Opferherr und Vogelschauer) der gleiche bleibt, auch der Op-
feraufwand durchaus ähnlich ist, wird man diesen Teil der Tafel als
Fortsetzung der Vs. betrachten dürfen. Bei der Ausführlichkeit des
Textes ist es verständlich, dass erst in der letzten Spalte der vierte und
fünfte Tag behandelt werden. Man darf vermuten, dass damit das
Ritual entsprechend den Raumverhältnissen seinem Ende zustrebt.
Immerhin besteht auch weiterhin die Möglichkeit, dass hier das Ende
eines zweiten Rituals vorliegt, das wie VBoT 24 III 4 ff. die drei vor-
hergehenden Tage in einer kurzen zusammenfassenden Darstellung
behandelte.

IV 1-3. Den drei ersten Zeilen der Kol. fehlen die Anfänge, den
beiden ersten auch die Enden der Zeilen. Der Gleichklang ]ankušta
IV 1: t]uhhušta IV 3 lässt auf einen Spruch schliessen; das einzige
anscheinend ganz erhaltene Wort ualuin[ könnte luvisch sein, vgl.
E. Laroche, Dictionnaire de la langue louvite, 1959, S. 106 zu walwa -.

IV 4. Die Ergänzung des Zeilenanfanges ergibt sich aus IV 21;


dagegen ist nicht auszumachen, ob am Zeilenende etwas fehlt. Auch
die Lücke am Anfang von IV 5 ist nicht zu füllen.
IV 6. ŠE am Anfang nach Kollation Ottens möglich. - mašiuan
pai " wieviel er gibt " = " nach Belieben " (H. Otten).
IV 12. " ihm " = dem Opferherrn.
IV 23. BVGhaneššan: A. Goetzes Zusammenstellung von DVGh.
mit ķan - " schöpfen " KIF I S. 201 1 sollte nicht der Vergessenheit

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Ein neues hethitisches Ritual für DI, AMA ku škuršaš 251

anheim fallen. Eine Gefässbezeichnung " Schöpfe " ist so naheliegend,


dass demgegenüber die noch unklare Bildungsweise nicht ins Gewicht
fällt.
GJ&ueran: H. Th. Bossert hatte Mus. 68, 1955, S. 72 auf Grund
von DUG.BI.A u-ra-a-aš KUB XI 26 V 5 und GAI ^ri KUB II 3 II
44 eine Gleichsetzung der beiden Ausdrücke vorgeschlagen. Kürzlich
gelang nun H. Otten (OI*Z 1962, S. 4411) der Nachweis einer Lesung
zi-e-ri für GAIy-n; über eine Gleichsetzung von GAL-zs mit ti-eS-
šu-um-mi-iš wird demnächst Erich Neu handeln. Damit bleibt wenig
Aussicht für eine Bestätigung des Bosserťschen Vorschlages, zumal
uera- anscheinend gewöhnlich mit GIŠ statt mit DUG determiniert
ist (vgl. ausser unserer Stelle noch KBo VIII 72 I 7; KBo XI 5 VI 7;
KBo XI 32, 16; 18; 60; 64; KBo XII 106 I 9; Bo 2372 I 14; 15). Ohne
Determinativ steht es KBo II 12 II 18; KUB XXXVI 83 IV 10 und
IBoT III 93 I 9 (KBo IV 14 II 5 in unklarem Zusammenhang ist
vielleicht Verschreibung). KBo III 50; 4 ist vor dem Worte abgebro-
chen. - Neben der normalen Schreibung ú-e-ra- findet sich einigemal
ujú-ra-a- (KBo VIII 72 I 7; KUB XI 26 V 5; vgl. KBo XI 5 VI 7;
KBo XI 32, 18).
Fur die Frage nach der Bedeutung des Wortes sind die meisten
Belege leider wenig ergiebig; am besten steht es um Bo 2372 I 14 ff.,
dessen Kenntnis ich H. Otten verdanke:

DUMU^š . É . GA If-ma-kãn šu-uh-ha-az kat-ta GI$ú-e-ra-an


(15) I DVGKU-K U-UB GEŠTIN-ja ú-da-an-zi G1^ú-e-ri-ma-aš~ša~an
še-er VII NÍG.HAR.RA SIG me-ma-al ip-pí^ia-an~za
Giéte-fia-aš-ša[
[k]i-it-ta-ri na-at GI$AB-j ia-aš pí-ra-an da-a-i
(18) [LUGA lr-u]š UŠ-GI-EN . . .
" Die Palastdiener aber bringen ein u. und einen Becher Wein
vom Dache herab. Auf dem u. liegen 7 flache Grützen(brote), Grütze,
ipp. und tep. Das legt er vor das Fenster[ Der Köni]g verneigt
sich ..." - Dem Kontext entspräche etwa eine Übersetzung " Ta-
blett, Platte " (Vorschlag H. Ottens).
Ähnlich ist die Situation in KBo XI 32, 16-18:
EGIR -ŠÚ-kán 01&ú-e-ra šu-uh-ha-za GAM pî-e-da-i
ŠÁ É ha-li-tu-aš-kán GI^AB-¿ an-da ti-an-zi nu DINGIRME^ I,ÚM;E^
BAL - ti
LUGAL-w¿ EGIR-.!-» t/ ìu-uh-hu ! hi ú-iz-zi GI^-ú-ra x x-h-zi
(in kleinster Schrift:) EGIR<-^£7> GI^PISÀN da-a-i

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
252 B. Rosenkranz

" Danach bringt er ein ' Tablett' vom Dache herab. Sie setzen
es innerhalb des A.-Hauses in das Fenster. Er opfert den männ-
lichen Gottheiten. Der König kommt danach auf das Dach und
. . .t das ' Tablett danach7 legt er <es> in einen Korb ".
Einige Schwierigkeit machen zwei noch verbleibende Belege.
In einer Aufzählung heisst es KBo II 12 II 18: V ú-e-ra-aš DAR. A,
das zu vergleichen ist mit TÚG DAR. A KUB XI 29 II 2 a varico-
lored garment (A. Goetze, Corr. Ling . 5137), sowie mit uzuUTÚIy DAR. A
Bo 5425 + 6206 Rs. 2 " buntes Fleischgericht " (Frdl. Hinweis H.
Ottens). Man kann demnach die Stelle KBo II 12 übersetzen als
" 5 bunte Platten ". - KUB XI 26 V 5 heisst es: II DUG^I A u-ra-a-
aš mar-nu-ua-aï ar-ta, " Es stehen (da) zwei U.-Gefässe mit M.(-
Trank) ". Man könnte hier an viereckige Tonschalen mit niedrigem
Rand denken, etwa wie Nr. 68 des Kölner Kataloges (Mus. Nr. An-
kara 15 029); eine Übersetzung 'Tablett' wäre dann behelfsmässig
möglich.

IV 24. BAPPIR: Zur Zeichenform vgl. MSI, III S. 101, wonach


der Wechsel von šlMxA und šlMxGAR noch ungeklärt ist.
IV 26. Zum Zeilenanfang vgl. IV 24 und 27.

Anhang

Bei der Suche nach etwaigen Anschlusstücken oder Parallelen


ergab sich in einigen Fällen eine terminologische Verwandtschaft mit
dem Hundeopfer-Ritual, beider sind die Bruchstücke nicht sehr
ergiebig, doch seien sie hier kurz erörtert, da immerhin weitere Funde
die Bearbeitung eines Tages lohnend machen dürften.
VBoT 86 bietet Reste bzw. Spuren von vier Kolumnen, jedoch
ohne erkennbare Zusammenhänge. IV 2 ist ÍD-ť als Zeilenende er-
halten, IV 3 UR.TUR, IV 4 tar-na-an-zi. Für die Identifizierung
des Textes könnte noch III 4 von Belang
sein; über das Verhältnis dieses Textes zu anderen Ritualen lässt sich
einstweilen nichts sagen.
Etwas umfänglicher ist KBo XI 18 mit etwa je 20 Zeilenenden
aus Kol. II und V, allerdings z. T. in sehr schlechtem Erhaltungszu-
stand. II 2 wird eine Schlachtung erwähnt, 3-4 Nennung einiger Kör-
perteile, 5 ] za-n u-ua-an-zi " sie kochen ". Inhaltliche Verwandt-

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Ein neues hethitisches Ritual für DIRAMA ku škuršaš 253

schaft zu den Massonschen Ritualen zeigt der folgende Abschnitt:


(8) ar-ha k]u-e-er-za nu-kán 1/2- A M
(9) ... 1 /2- A M-ma[-aš-š]a-an[

Aus Kol. V sei noch das Auftreten der SALipal-ua-tal-la-aš V


11 erwähnt sowie die Nennung von Menschenhaaren a]n-tu-uh-ša-aš
te-e-ta-nu-uš V 14. Eine spezielle Verwandtschaft mit einem bekann-
ten Ritual scheint nicht vorzuliegen.
Zwei weitere Texte, KUB XXIX 56 und KBo X 44, stehen sich
inhaltlich sehr nahe; beides sind Bruchstücke aus Ritualen mit Pfer-
den. Ob sie zu einem und demselben Ritual gehören oder gar Dupli-
kate sind, muss unentschieden bleiben; allerdings müsste dann KUB
XXIX 56 eine weit grössere Kolumnenbreite als KBo X 44 gehabt ha-
ben. Bemerkenswert ist die Erwähnung des É ^IŠ 56, 2 und 44 Vs. 7.
Übereinstimmend steht arha pehudanzi 56, 9 und 44 Vs. 18; auch
die Raumverhältnisse scheinen zu entsprechen. Schliesslich scheint
44 Vs. 13 eine sinngemässe Ergänzung als Vordersatz zu 5 6,6 zu
bieten. Das Erhaltene ist jedoch beiderseits zu wenig, als dass man
die Rekonstruktion eines kombinierten Textes wagen könnte. Wir
führen zunächst KUB XXIX 56 vor, das zuletzt von A. Kammenhu-
ber, Hipp. Heth. S. 404 f. behandelt wurde. Da der Erhaltungszustand
eine Übersetzung als untunlich erscheinen lässt, beschränken wir
uns auf einen Kommentar.
KUB XXIX 56. Umschrift

*-**[
2 ]É *<ÚIŠ a[n-daì
]X -a-i nu ANŠE . KUR . R[A
4 -a]n-zi na-an a-r[a-
] x-ta-ri nu ANŠE. KUR. R[A
6 ar-ha ku-ra-an-ž'i nu ki-e-iz 1 12- A M ki-e[-iz-zi-ia ''2-A M
ti-^a-an-zi(ì)
-a]n-zi pa-ra-a-ma k i-e-iz[
8 -z]i nam-ma ki-e-iz GflR*
iš-tar-na a]r-ha pí-e-hu-ta-an [-zi
10 -]ri nu-uš-ša-an 1 1/2 x[
ma-ah-h]a-an-ma ANŠE. KUR. RA^[I A
12 ] ši-pa-an-ta-an[-zi
-]a-i nam-ma[
14 ] X X[

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
254 B. Rosenkranz

Kommentar

2: Am Ende ist der Kopf eines Waagerechten erhalten: die nahe


liegende, aber unsichere Ergänzung nach KBo X 44 Vs. 7
3 Anf.: Kammenhuber vermutet ansprechend (ar-ha) l'a-a-i
" er spannt aus " (Hipp. Heth. 404 f.).
4 Ende: Kammenhuber ergänzt (ebd.) zweifelnd a-r[a-a-an-zi
" sie halten es an ".

5 Anf.: Kammenhuber (ebd.) ansprechend: d'Y*-4a-fi " es steht".


6 Anf.: Der Zusammenhang (" Hälften " " hier und dort") setzt
Schlachten eines Opfertieres voraus (kaum ein Pferd, eher wie KBo
X 44 Vs. 13 ein Hund!).
7 Anf.: Vermutlich Aufstellen eines " Stadttores was zunächst
beiderseits hingestellt wird, bleibt unbekannt.
8: Herrichten zweier Feuerstellen.
9: Vermutlich werden die Pferde zwischen den Opferteilen sowie
den Feuern hindurchgeführt; Kammenhuber aaO. vermutet " sie
schaffen heim (bzw.) weg ".
12: Bas neue Opfer scheint keinen unmittelbaren Zusammenhang
mehr mit der Entsühnung zu haben.
KBo X 44 Vs. Umschrift.
M
2' ]»u SALP& É[
]SALME® pa-a-an-zi
4 9 a-p] í-e-da-ni-pdt UD-¿¿[
]X-ti-us 10 NINDA.KU7 1 ŠA[H?
6' ] x-ah}-ha-aš [d]a~a-i nu x[
]É !<Ú[IŠ a]ttr-da x[
8' fi]a-ra-a p[i-e-d]a-an-z[i
]pí-e-eš 1-aš UR. TUR x[
10' ]x har ( ) nu ANŠE.KUR.RAMpš
] X ME-E har-zi an-da~m[a
12' ú]-e-te-ni-j,a pa-ap-par-aš[-kdn-zi
]X UR. TUR a[r-h]a ku-ra-an-z[i
14' ]-kdn ANŠE.KUR.RAMEŠ! iš-tar-na a^-ha pi-e-hu-
da-an-zi

] X 1 MAŠ X ki-e-iz-zi 1 MAŠ [ki-e-iz-zi-{a


16' nam-]ma-at-kdn x hu[-i]t-ti-^a[- an-zi
ki-e-]iz-zi-ja pa-ah-hur ua-ar-nu-u[a-an-zi

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
Ein neues hethitisches Ritual für DIRAMA ku Škuršaš 255

18' ANŠE . KUR . R] iš-tar-na ar-ha pi-e-hu-d[a-an-zi


] X za-a-i-nu-ua-an-zi na-aš-ta í[ D
20' ]a-ra-an-ta-ri nu-uš-ša-an[
] pa-ap-ftar-a[š-kdn-zi
(Fortsetzung abgebrochen)

KBo X 44 Vs. Übersetzung.


]..[
2' ]und die Frauen . . Haus[
]die Frauen gehe[n
4' an j]enem Tage eben[
] . . . 10 Süssbrote, 1 Schwe[in?
6' ] . . . legt (nimmt?) er. Nun . . [
]in den Stall . . [
8' ]schaffen sie [hin]aus[
] . . . 1 kleiner Hund . . [
10' ].. Und die Pferd[e
] . . Wasser nimmt er. Drinnen ab[er
12' ]und im Wasser bespritzfen sie
] . . den kleinen Hund schlachten si[e a]b [
14' ]die Pferde [führen sie]mitten hi[ndurch
] . . eine Hälfte hier, eine Hälfte [dort
16' Da]nn aber ziehfen sie] es[
hier ein Feuer, do]rt ein Feuer zünd[en sie an
18' die Pferd]e bring[en sie] mitten hindurch[
]... schaffen sie hinüber. Dann[. .] Fluss[
20' ]stehen sie. Nun ...[
] ! bespritz[en sie
(Fortsetzung abgebrochen)

Kommentar

2' f. Die Rolle der Frauen ergibt sich weder aus diesen beiden
Zeilenbruchstücken noch aus den Erwähnungen auf Rs. 15' und 20'.
7'. Die Erwähnung des " Stalles " legt die Vermutung nahe, dass
die folgenden Ritualhandlungen zum Guten der Pferde gedacht sind;
sie kommen daher kaum als Opfertiere in Betracht, was für die Er-
gänzung von Vs. 14' entscheidend ist.
9' Anscheinend Aufzählung des für die folgende Handlung erfor-
derlichen Opferzubehörs.

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms
256 B. Rosenkranz

11' f. Anscheinend werden die Pferde im Hofe (oder im Stall?)


mit Wasser behandelt (anders 19' ff.!).
14'. Die unsichere Ergänzung nach Vs. 18'.
15'. Die " Hälften " beziehen sich wahrscheinlich auf das Schwein
von Vs. 5', vgl. š AH. TUR KUB XVII 28 IV 47; XVII 17, 10 und
VII 54 II 20, dazu O. Masson, RHR 137 p. 5-9.
18' Die Lesung R]A am Anfang ist nach Kollation Ottens möglich.
16' Die Spuren nach -kán beruhen wahrscheinlich auf Tilgung;
möglich wäre immerhin eine Lesung SA5 " rot(e Wolle) " (vgl. H.
Kronasser, Die Sprache 8, 1962, S. 107 zu KBo IV 2 II 72), doch ist
eine solche Kurzschreibung kaum zu erwarten.
KBo X 44 Rs. ist grossenteils auf der Oberfläche abgesplittert,
so dass bis Z. 11' nur unzusammenhängende Zeichenspuren vorliegen;
aber auch 12'-22' ergeben nicht immer vollständige Wörter.
13' e-ku-z'i " er trinkt "
14' I-NA É DU " im (ins) Haus des Wettergottes "
16' nam-ma QA-TAM-MA " dann entsprechend "
17' pí-] e-hu-da-an-zi " sie bringen hinüber ", vgl. Vs. 18'.
20' SAL*1^ " Frauen " (oder Determinativ?).
21' RJA?^^ pdr-ši-i[- " [dic]ke [Brote] zerbrech[en sie] ".
Anscheinend wurde auf der Rs. das Zeremoniell der Vs. in ähnli-
cher Weise fortgesetzt, der trümmerhafte Befund der Rs. ist also aufs
höchste zu bedauern.
Schliesslich sei hier noch auf das Hundeopfer KBo IX 126,14 f.
hingewiesen. Das Bruchstück ist ein Duplikat zu KBo IV 2 II 45-64
(A. Goetze, JCSt 14, 1960, S. 116; von H. Kronasser bei der Bearbei-
tung dieses Textes in Die Sprache 8, 1962, S. 89 ff. leider übersehen).
In diesem Ritual wird mit einem Hund aus Talg und mit einem leben-
den Hund operiert. KBo IV 2 II 5 f. wird der lebende Hund über König
und Königin geschwenkt, ebenso im Palast; dazu wird ein Spruch
rezitiert. Ähnliches geschieht mit dem Hund aus Talg. Später wird
ein Bock geschlachtet (KBo IX 126, 9 f. || KBo IV 2 II 54 f.). Dann
folgt das Hundeopfer (KBo IX 126, 14 f.). UR.TUR -kán A-NA
LUG AL SAL.LU[GAL še-ir ar-ha ua-ah- nti-ua-an-zi] (15) nu
a-pu-u-na ar-ha k[ur-ra-an-zi " Den kleinen Hund [schwenken sie
über] König und Kö[nig]in. Und auch diesen s[chlachten sie ". Es
handelt sich also um ganz andere Gedankengänge als in den oben
vorgeführten Texten; wir müssen daher auf die Behandlung weiterer
Einzelheiten dieses Rituals verzichten.

This content downloaded from 131.172.36.29 on Thu, 16 Jun 2016 22:44:57 UTC
All use subject to http://about.jstor.org/terms

Das könnte Ihnen auch gefallen