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Interpretation
Personencharakteristierung
Faust
Doktor Heinrich Faust ist ein Universalgelehrter des
späten Mittelalters, der von Wissensdurst getrieben
wird und nach einem tieferen Verständnis des Lebens
sucht. Jedoch ist er kein individueller Charakter,
sondern muss als kollektive Gestalt, als Repräsentant
des neuzeitlichen (modernen) Menschen begriffen
werden.
Aber hat er wirklich gesiegt? Faust ist schuldig. Tatmotiv ist jedoch nicht
der Wille, Böses zu tun, sondern der Wunsch, den Sinn des Daseins zu
erfassen, koste es, was es wolle. Der titanische Lebensdrang ist Fausts
Bestimmung. Er ist ein Übermensch, der das Lebensglück anderer
Menschen zerstören muss, wenn er sein eigenes Ich zur Geltung
bringen will. Fausts dämonische Natur fordert Opfer.
Faust in ein Werk, das in seinen Grundzügen in der Periode
des Sturm und Drangs entstanden ist.
Faust ist aber mit der Gretchentragödie nicht vollendet. Goethe hat bis
zum Ende seines Lebens an dem Werk gearbeitet, und auch am ersten
Teil noch lange, nachdem er die Ideen des Sturm und Drang
überwunden hatte. Indem er einen zweiten Teil hinzufügt, bekommt
auch der erste eine neue Bedeutung.
Darum kann der erste Teil mit einem Fragezeichen enden. Mephistos
Siegesruf „Her zu mir!” ist ein Missverständnis, denn die Bedingung des
Paktes ist nicht erfüllt.
Faust hat sich mit dem Augenblick nicht zufriedengegeben. Der Sinn
des Lebens bleibt offen.
Der faustische Drang: der Wille und das Bedürfnis, „die Grenzen des
Menschlichen und Möglichen zu sprengen und ins Unendliche zu
stürmen“ (Volkelt, 1944). Die Problematik des faustischen Drangs ist
abendländisch-europäisch (allgemein menschlich?).
• Faust verkörpert zunächst den Gelehrtentyp
des ausgehenden Mittelalters und eine
genialische Persönlichkeit nach Vorbild der
Sturm-und-Drang-Ästhetik.
Fausts Streben nach dem Absoluten symbolisiert eine Sehnsucht nach dem
Licht.
Faust Teil 2
Mephisto bringt Faust an den Hof des Kaisers. Auf Wunsch des Kaisers
holt Faust Helena, das Urbild der Schönheit, mit Hilfe Mephistos aus
der Unterwelt herauf und gewinnt ihre Liebe.
Die Ehe mit Helena (Symbol der ästhetischen Schönheit) wäre die
Erfüllung, wenn die Welt der Phantasie und Schönheit nicht eine
Scheinwelt wäre, ein Traum.
Das Erwachen wirft Faust in die Wirklichkeit zurück. Er sehnt sich nach
Tätigkeit. Mit Hilfe Mephistos erhält er vom Kaiser zum Dank ein Land,
das er dem Meere abringen will, um eine Zivilisation zu begründen.
Ja! diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Acestui gând ii sunt cu totul inchinat,
Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Aceasta este concluzia suprem-a-nţelepciunii:
Leben, Işi merită viaţa, libertatea-acela numai
Der täglich sie erobern muß. Ce zilnic şi le cucereşte ne-ncetat.
Und so verbringt, umrungen von Gefahr, Şi astfel işi petrec aici, înconjurați de
Hier Kindheit, Mann und Greis sein primejdie,
tüchtig Jahr. copii şi tineri, bărbaţi, moşnegi,
Solch ein Gewimmel möcht’ ich sehn, cu vrednicie anii.
Auf freiem Grund mit freiem Volke Aş vrea să văd asemenea mulțime,
stehn. Să locuiescă liberul popor pe liberă câmpie.
Zum Augenblicke dürft’ ich sagen: Acelei clipe aş putea să-i spun, intaia oară:
Verweile doch, du bist so schön! Rămai, că eşti atata de frumoasă!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen Atunci urma zilei mele pămantene
Nicht in Aeonen untergehn. – Nici in eoni nu poate să dispară.
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück Şi presimţind o fericire ce inaltă se-nfiripă,
Genieß’ ich jetzt den höchsten Eu gust acum suprema clipă.
Augenblick.
Dem Wohl der Gemeinschaft dient Fausts letztes Tun.
Der Weisheit letzter Schluss ist es, dass der Mensch in
sinnvoller, nützlicher Tätigkeit für die Mitmenschen
wirkt.
Der Teufelspakt scheint erfüllt.
Harmonie
Quellen:
Kröger, Wolfgang: Textausgabe + Lektüreschlüssel. Johann Wolfgang
Goethe: Faust I: Reclam, 2012.