Die Goldene Bulle besteht aus einunddreißig Kapiteln, in denen die Regeln für die
Übertragung der kaiserlichen Würde minutiös festgelegt werden. In den meisten
Fällen wird kein neues Recht geschaffen, sondern es werden über Jahrhunderte hinweg gebildete Verfahren kodifiziert. Die Goldene Bulle sollte die Wahl und Inthronisierung der zukünftigen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches regeln. Sie legte auch die Rechte und Privilegien der sieben Kurfürsten fest, bei denen es sich um die mächtigsten kirchlichen und weltlichen Fürsten des Reiches handelte. Das Dokument legte mehrere Schlüsselregeln fest. Zunächst einmal legte es die Anzahl der sieben Kurfürsten fest, die der Erzbischof von Mainz, der Erzbischof von Trier, der Erzbischof von Köln, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg waren. Diese Kurfürsten hatten die Aufgabe, den zukünftigen Kaiser aus den Kurfürsten zu wählen. Darüber hinaus legte die Goldene Bulle fest, dass die Kaiserwahl in Frankfurt stattfinden sollte und dass die Kandidaten mindestens 18 Jahre alt sein mussten. Außerdem wurde ein Kollegium von Kurfürsten eingesetzt, das Kurfürstenrat genannt wurde und für die Organisation der Wahlen verantwortlich war. Die Goldene Bulle legte auch die Privilegien und Rechte der Kurfürsten fest. Zu diesen Rechten gehörten die ausschließliche Gerichtsbarkeit über ihre Gebiete, die Befreiung von bestimmten Steuern und die Teilhabe an der Kaiserkrone. Darüber hinaus regelte die Goldene Bulle die Frage der Erbfolge im Heiligen Römischen Reich. Sie legte fest, dass die kaiserlichen Gebiete nicht unter den Erben aufgeteilt werden durften und dass die Wahl eines neuen Kaisers unmittelbar nach dem Tod des vorherigen Kaisers stattfinden musste. Die Goldene Bulle gilt als wichtiges Dokument, da sie einen Regelungsrahmen für die Kaiserwahl festlegte, die Vorrangstellung der Großen Kurfürsten garantierte und so die Macht im Heiligen Römischen Reich stabilisierte. Die Bedeutung dieses Dokuments wurde durch die Tatsache unterstrichen, dass es bis zur Auflösung des Kaiserreichs im Jahr 1806 in Kraft blieb.