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Flachdach

Atlas
WERKSTOFFE
KONSTRUKTIONEN
NUTZUNGEN
Edition ∂

SEDLBAUER
SCHUNCK
BARTHEL
KÜNZEL
Flachdach
Atlas
WERKSTOFFE
KONSTRUKTIONEN
NUTZUNGEN

SEDLBAUER
SCHUNCK
BARTHEL
KÜNZEL

Institut für internationale Architektur-Dokumentation · München


Autoren Fachbeiträge:
Christian Schittich, Dipl.-Ing. Architekt (Einführung)
Klaus Sedlbauer Chefredakteur DETAIL, München
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Stuttgart /Holzkirchen/Kassel Ulrich Max, Dr.-Ing. (Brandschutz)
Universität Stuttgart, Lehrstuhl für Bauphysik Ingenieurbüro für Brandsicherheit AGB, Bruchsal; Lehrbe-
auftragter für Brandschutz, Universität Stuttgart, Lehrstuhl für
Eberhard Schunck Bauphysik
Prof. pens. Dipl.-Ing. Architekt
Technische Universität München, Lehrstuhl für Baukonstruktion Fachberatung:
Theodor Hugues, Prof. pens. Dr.-Ing. (Konstruktionen im Detail)
Rainer Barthel Technische Universität München, Lehrstuhl für Entwerfen,
Prof. Dr.-Ing. Baukonstruktion und Baustoffkunde
Technische Universität München, Lehrstuhl für Tragwerksplanung
Hartwig J. Richter (Konstruktionen im Detail)
Hartwig M. Künzel Dachdeckermeister und Sachverständiger, Traunreut
Dr.-Ing.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Abteilung Hygrothermik, Holzkirchen/ Michael Wichmann (Konstruktionen)
Stuttgart Sachverständiger, CAD-point, Oranienburg

Mitarbeiter:
Matthias Beckh, Dipl.-Ing.; Christian Bludau, Dipl.-Ing.; Mark Böttges,
Dipl.-Ing.; Philip Leistner, Dr.-Ing.; Eberhard Möller, Dipl.-Ing.; Zoran
Novacki, Dipl.-Ing.; Lutz Weber, Dr. rer. nat.; Wolfgang Zillig, Dr.

Redaktion Herausgeber:
Institut für internationale Architektur-Dokumentation
Redaktion: GmbH & Co. KG
Cornelia Hellstern, Dipl.-Ing.; Sandra Leitte, Dipl.-Ing.; Postfach 201054
Johanna Billhardt, Dipl.-Ing. 80010 München
www.detail.de
Redaktionelle Mitarbeit:
Carola Jacob-Ritz, M. A.; Irene Stecher; Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Cosima Strobl, Dipl.-Ing. Architektin Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografi-
Zeichnungen: sche Daten sind im Internet über
Ralph Donhauser, Dipl.-Ing.; Marion Griese, Dipl.-Ing.; Martin Hämmel, <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
Dipl.-Ing.; Daniel Hajduk, Dipl.-Ing.; Elisabeth Krammer, Dipl.-Ing.;
Dejanira Ornelas Bitterer, Dipl.-Ing. © 2010, erste Auflage

Herstellung /DTP: Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch


Roswitha Siegler begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des
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lichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils
geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungs-
pflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestim-
mungen des Urheberrechts.

4
Inhalt

Impressum 4 Teil D Konstruktive Grundlagen 84


Vorwort 6
Klaus Sedlbauer
1 Werkstoffe 86
Teil A Einführung 8 Wolfgang Zillig
2 Konstruktionen 98
Das flache Dach – 10 Christian Bludau, Eberhard Schunck
eine Entwicklungsgeschichte
Christian Schittich
Teil E Konstruktionen im Detail 118

Teil B Tragkonstruktionen 22 Eberhard Schunck

Rainer Barthel
1 Tragwerk 24 Teil F Gebaute Beispiele im Detail 148
Matthias Beckh, Mark Böttges,
Eberhard Möller, Zoran Novacki Projektbeispiele 1 bis 18 150
2 Tragschichten 34
Matthias Beckh, Mark Böttges,
Eberhard Möller Teil G Anhang

Verordnungen, Normen, Richtlinien 200


Teil C Bauphysik 48 Literatur 202
Abbildungsnachweis 204
Klaus Sedlbauer Autoren 205
1 Wärmeschutz 50 Sachregister 206
Christian Bludau, Hartwig M. Künzel Personenregister 207
2 Feuchteschutz 62
Hartwig M. Künzel
3 Brandschutz 74
Ulrich Max
4 Schallschutz 78
Philip Leistner, Lutz Weber

5
Vorwort

Die natürlichen Ressourcen werden weltweit tonischen Kultur zu verlieren. Flachdachkon-


knapper. Das betrifft nicht nur Öl und Gas, son- struktionen würden sukzessiv aus unserer ge-
dern zunehmend auch Spezialrohstoffe wie bauten Landschaft verschwinden, und damit
z. B. Indium, Geranium und Antimon, deren auch ein ökologisches Potenzial, das noch
Preise sich in den vergangenen Jahren in bis- nicht einmal voll ausgeschöpft ist, nämlich die
her nicht gekanntem Maß nach oben entwickelt Nutzung der Dachflächen als klimatischer
haben. Darüber hinaus schreitet der Klimawan- Mikrokosmos oder einfach nur als Wasserrück-
del voran und lässt sich nicht mehr aufhalten, haltereservoir. Folglich hätten wir eine kuriose
bestenfalls bremsen. Schon heute beeinflussen Situation: Aus ökologischen Gründen bleiben
die Folgen unsere Lebensbereiche und Ge- ökologische Chancen ungenutzt – und dies
wohnheiten, beispielsweise die Art und Weise, völlig zu unrecht, bietet doch die Technik eine
wie wir unsere Gebäude planen, erstellen, nut- Menge probater Lösungen, um funktionsfähi-
zen und recyceln. ge Flachdächer mit hervorragendem Dämm-
Themen wie niedrigerer Energieverbrauch und niveau zu erstellen. Aus diesem Grund wird im
Umweltschutz werden in zunehmendem Maß Atlas das Thema Gestaltung energiesparender
öffentlich diskutiert, dazu kommen weitere As- und schadensfreier Flachdächer in den Fokus
pekte wie die Schließung von Stoffkreisläufen gesetzt.
und die ökologische Betrachtung der gesam-
ten Gebäudenutzungsphase. Der Begriff der Zum Auftakt des Buchs gibt Teil A einen ge-
Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem Im- schichtlichen Abriss der Entwicklung flacher
perativ des modernen Bauens. Dächer. In verschiedenen Kulturen und unter
Damit erhöht sich in den letzten Jahren auch unterschiedlichen klimatischen Bedingungen
der Druck auf das Immobilien- und Baugewer- waren Flachdachkonstruktionen in vielen Län-
be, die Umwelteinflüsse des Bauens gering zu dern bereits seit Jahrhunderten etabliert, bevor
halten. Immerhin werden für den Gebäudebe- sie sich auch in Mitteleuropa und Nordamerika
trieb je nach Studie 30 – 40 % der Energie- durchsetzen konnten. Zusätzliche nutzbare
ressourcen verbraucht. Fläche auf dem Dach sowie Vorteile für den
Brandschutz waren die wesentlichen Gründe
Projiziert auf Dachkonstruktionen, spielen dafür. Aber erst mit der Erarbeitung techni-
daher vor allem Fragen des Energieverbrauchs scher Regeln für die Ausführung von flachen
eine dominante Rolle. Dämmmaßnahmen als Dächern in den 1960er-Jahren sowie der Wei-
die effektivste Möglichkeit, Ressourcen zu spa- terentwicklung der Dichtstoffe waren die
ren, werden in vielen Variationen durchgeführt, Grundlagen für schadenfreies Bauen auch in
sowohl im Neubau als auch im Sanierungsfall. feuchte- und kältebeanspruchten Gegenden
So lässt sich der Transmissionswärmestrom geschaffen. Zeitweise wurde das Flachdach
durch eine Dachkonstruktion mit dem Einsatz zu einer Modeerscheinung, an der der soge-
von 20 cm Dämmung gegenüber einer unge- nannte Dächerstreit der Moderne entbrannte.
dämmten Variante um ca. 80 % reduzieren. Die Dieser ist heute beigelegt, flaches und geneig-
Amortisationszeiten für derartige Maßnahmen tes Dach existieren gleichberechtigt neben-
liegen bei wenigen Jahren. Sie sind absolut einander.
sinnvoll, sollten aber von einem gewissen
Pragmatismus geprägt sein. Werden beispiels- Teil B »Tragkonstruktionen« geht auf die sta-
weise Flachdächer infolge von Sanierungsmaß- tischen Aspekte von Flachdächern ein. Neben
nahmen zu geneigten Dächern, weil letztge- den verschiedenen Lasten, die auf die Dach-
nannte angeblich bessere Dämmeigenschaften konstruktion wirken, werden in diesen Kapiteln
besitzen, oder werden Flachdächer erst gar mögliche Primärtragwerke und deren Opti-
nicht geplant und umgesetzt, weil sie, vor allem mierung vorgestellt. Zudem wird die Band-
bei großen Dämmstoffdicken, angeblich eine breite an Materialien von Beton über Holz bis
erhebliche Schadensanfälligkeit aufweisen, hin zu Glas zur Gestaltung der Tragschicht
laufen wir Gefahr, einen Teil unserer architek- beschrieben.

6
Teil C widmet sich in einer umfangreichen und durchlässigen Betonen, die in der Baupraxis Die in Teil F »Gebaute Beispiele im Detail« vor-
fundierten Darstellung den bauphysikalischen eher eine Sonderrolle spielen. Auch auf zusätz- gestellten Projekte dokumentieren die vielfälti-
Grundlagen des flachen Dachs. liche Schichten, wie sie beispielsweise in gen Gestaltungsmöglichkeiten von Flachdä-
Das Kapitel Wärmeschutz erläutert auf der begrünten Dächern vorkommen, wird einge- chern. Die Auswahl erfolgte in erster Linie nach
Basis des stationären wie instationären Wärme- gangen. gestalterischen und architektonischen Ge-
schutzes Aspekte des energiesparenden Bau- Ausgehend von der Darstellung der einzelnen sichtspunkten, ebenso stand die Vielfalt an
ens und zeigt konstruktive Lösungen. Konstruktionsschichten werden diese mit gän- möglichen Konstruktionen und Materialien im
Feuchte ist im Baubereich der bedeutendste gigen Bauarten von Flachdächern kombiniert. Vordergrund. Die Beispiele befinden sich an
Schadensauslöser; dies gilt insbesondere für Die Varianten erstrecken sich von der Lage der unterschiedlichen Standorten mit entsprechend
flache Dächer. Eine der Hauptursachen dafür Dichtebene über der Dämmung über ihre Lage verschiedenen Bedingungen hinsichtlich Klima,
sind Fehler in der Konzeption und Erstellung unter der Dämmung bis hin zur Anordnung der technischen Vorschriften und Standards. Des-
von Bauteilen. Dies bedeutet, dass schadens- Dichtung innerhalb der Dämmschichten. Ein halb zeigen die Details keine allgemein gülti-
freies und damit nachhaltiges Bauen ohne weiterer Schwerpunkt dieses Kapitels sind die gen Lösungen, sondern müssen den Anforde-
hygrothermische Betrachtung der Flachdach- begrünten sowie die begeh- und befahrbaren rungen der jeweiligen Situation angepasst wer-
konstruktionen nicht funktionieren kann. Daher Dächer. Diese bieten zusätzlichen Nutzen, je- den.
werden instationäre Feuchtevorgänge an kon- doch erhöhen sie auch die konstruktiven Anfor-
struktiven Details aufgezeigt und erläutert. derungen. Daneben wird auch auf die in der Abschließend danke ich allen Mitarbeitern mei-
Im Kapitel Brandschutz liegen die Schwer- Baupraxis nicht so häufig anzutreffenden nes Fachgebiets sowie allen Institutionen und
punkte auf der Auswahl geeigneter Materialien, Flachdachkonstruktionen aus wasserundurch- Personen, die mit ihrer Kompetenz und ihrem
der Brandschutzklassifizierung der Konstruk- lässigem Beton, Glas sowie auf Metalldeckun- Engagement zum Entstehen dieses Buchs
tionen und den gesetzlichen Brandschutz- gen eingegangen. Diese setzen architekto- beigetragen haben.
anforderungen. nisch bzw. technologisch besondere Akzente,
Nachhaltigkeit im Bauwesen geht aber weit stellen jedoch bauphysikalisch eine besondere
über Fragen der Energieeffizienz hinaus. Sie Herausforderung dar. Weiterhin erfolgt die Klaus Sedlbauer
bezieht ebenso soziokulturelle Faktoren wie praxisgerechte Aufbereitung der konstruktiven im Juni 2010
z. B. die Behaglichkeit für die Nutzer ein. Daher Lösungen für An- und Abschlüsse, die Einbin-
wurde im vorliegenden Atlas auch dem Thema dung von Lichtkuppeln, die Absturzsicherung
Schallschutz eine größere Bedeutung einge- sowie die Dachentwässerung. Als konsequente
räumt. Gesundheit, Wohlbefinden und bei Ar- Fortsetzung nach Planung und Errichtung
beitsräumen auch die Leistungsfähigkeit der werden Maßnahmen zur Wartung und Pflege
Nutzer sind die wesentlichen Zielkriterien der sowie zur Sanierung von Flachdächern vorge-
Akustik. Dabei geht es nicht nur um die Vermei- stellt.
dung von Belästigungen oder gar Belastungen,
sondern um eine aktive Schaffung geeigneter Teil E »Konstruktionen im Detail« stellt den
Nutzungsbedingungen. Aspekte wie Luftschall- Konterpart zum Kapitel Konstruktionen dar. Er
dämmung gegenüber Außengeräuschen, Tritt- bringt in übersichtlicher Darstellung die Quint-
schall- und Körperschalldämmung sowie essenz der konstruktiven und bauphysi-
Schallabsorption im Raum spielen dabei eine kalischen Anforderungen auf den Punkt. Dabei
wesentliche Rolle. Die einzelnen Kriterien wer- werden für die verschiedenen Dachkonstruktio-
den in Bezug auf Flachdachkonstruktionen nen wichtige Punkte wie Dachrand, Wandan-
angesprochen und konstruktive Lösungen schluss, Durchdringungen und Entwässerung
aufgezeigt. dargestellt.
Die gezeigten Konstruktionsbeispiele sind prin-
Teil D »Konstruktive Grundlagen« beschreibt zipiell zu verstehen und stellen keine universell
die wichtigsten Werkstoffe, die heute die ein- anwendbaren Lösungen dar. Sie sollen dem
zelnen Konstruktionsschichten des Flachdachs Praktiker das Verständnis der umfangreichen
bilden. Der Materialkatalog erstreckt sich von Anforderungen an die verschiedenen Flach-
Dichtstoffen (bituminös, aus Kunststoffen bzw. dachkonstruktionen verdeutlichen und damit
Elastomeren sowie Flüssigabdichtungen) über als Grundlage für die tägliche Konstruktions-
Dämmstoffe bis hin zu Glas und wasserun- arbeit dienen.

7
Teil A Einführung

Das flache Dach – eine Entwicklungs-


geschichte 10
Dächer aus Erde und Lehm –
archetypische Formen 10
Renaissance und Barock: erste
Flachdächer in Mitteleuropa 12
Holzzementdach und Eisenbeton 12
Das flache Dach setzt sich in
Chicago durch 14
Die horizontale Scheibe wird
Gestaltungselement 14
Die frühe Moderne 16
Vorfertigung und Dächerstreit 16
Konstruktionen der frühen Moderne 18
Internationaler Stil und weltweite
Verbreitung 19
Das Flachdach in der zeitgenössischen
Architektur 20

Abb. A Dachrand an einem Tempel in Lhasa, Tibet (CN)

9
Das flache Dach – eine
Entwicklungsgeschichte

Christian Schittich

A1 A2
Dächer aus Erde und Lehm – archetypische Für den Bau flacher Dächer aber braucht man
Formen gegenüber den aufwendigen Dachstühlen
geneigter Konstruktionen deutlich weniger von
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als sich das dem kostbaren Baustoff und wenn nötig kommt
flache Dach allmählich auch in Mitteleuropa man auch noch mit wesentlich geringeren
auszubreiten beginnt, erheben es seine ent- Querschnitten aus. So reicht als Tragschicht
schiedensten Verfechter wie Adolf Loos oder bei kleinen Spannweiten schon eine Lage aus
Le Corbusier beinahe zum Mythos. Nicht nur, krumm gewachsenem Knüppelholz (Abb. A 1),
weil es die damals aus ästhetischen Gründen bei größeren Spannweiten genügen darüber
ersehnten kubischen Baukörper ermöglichte, hinaus oft wenige Balken. Über der Tragschicht
sondern vor allem auch wegen seiner Nutzbar- werden je nach örtlicher Verfügbarkeit Zweige
keit, denn sinnvoll verwendet, geben Flach- oder Reisig, Reet, Bambus oder getrocknete
dächer den Bewohnern die zum Hausbau ver- Palmblätter, mancherorts aber auch Steinplat-
brauchte Fläche zurück. ten aufgebracht sowie meist noch eine klima-
Flache Dächer sind mehr als der notwendige und feuchteausgleichende Schicht aus Sand,
Gebäudeabschluss nach oben, als der Schutz Blättern oder Tannenzapfen. Die Abdichtung
vor der Witterung oder sonstigen Gefahren von erfolgt mit den direkt vor Ort vorhandenen
außen. Wo immer technisch oder von den Materialien Erde und Lehm, die verdichtet, glatt
klimatischen Bedingungen her möglich, nutzen gestrichen und oftmals zusätzlich imprägniert
die Menschen sie seit alters her als willkom- werden (Abb. A 2). Trotzdem verlangen die tra-
mene Erweiterung ihres Lebensraums, als Ver- ditionellen Flachdächer nach permanenter
kehrsfläche oder als Terrasse, aber auch zur Wartung. In vielen Gegenden geschieht das
Belichtung und Belüftung der darunterliegen- vor allem einmal pro Jahr nach der Regenzeit.
den Räume. Heute dienen sie zusätzlich zur Vielerorts entwickelten die Menschen im Lauf
Installation haus- oder solartechnischer der Zeit raffinierte Abdichtungsmethoden. Das
Anlagen. gilt auch für die jemenitische Hauptstadt
Traditionell kommen Flachdächer überwiegend Sanaa, wo traditionell der Qadath, eine Art
in heißen Regionen mit geringen Niederschlä- wasserdichter Estrich, zur Anwendung kommt,
gen vor, weniger in den feuchtheißen oder hergestellt aus einem Gemisch aus Wasser,
schneereichen Klimazonen. Das hat meist auch Kalk und Basaltlava sowie einer ausgeklügelten
mit den vor Ort verfügbaren Baumaterialien zu Imprägnierung aus Speisefett.
tun. Denn dort, wo wenig Niederschläge fallen, Bei den Pueblo-Indianern im Südwesten der
ist auch das Holzvorkommen oftmals gering. USA spielt neben Materialverbrauch und Nutz-

A1 traditionelles Flachdach im Jemen: Verlegung der


Knüppel über Rundhölzer und
A2 Aufbringen der Trockenschüttung
A3 Wohnhaus in Lhasa, Tibet
A4 Haus der Hunza, Pakistan
A5 Dächer der tibetischen Klosteranlage Labrang in
Gansu, China
A6 Wohnhaus in Sada, Jemen
A7 Taos Pueblo, New Mexico (USA)
A3 A4

10
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

»Ein Arbeiter schiebt mit einem Blechschaber Portionen Boden und verdichten den eingebrachten Qadath durch den in einem Eimer Wasser gelöst) mittels der Meknesse
von jedem Haufen im Mischungsverhältnis von ca. 60 % intensives Klopfen mit klingenartig, scharfkantig zugehau- bestrichen [...] Nach dem endgültigen Abbinden wird die
Asche und 40 % Kalk zum ersten Paar. Diese beiden [...] enen Steinriemchen in halbkreisförmigen Mustern, wobei Fläche mit ungefähr handtellergroßen Steinen poliert, die
beginnen, ihre Portionen zu zerkleinern und gleichzeitig die Rohmasse ständig mit der Meknesse (einem [...] jeweils seit Generationen in der Familie weitervererbt wur-
zu mischen, so daß ein mehr oder weniger homogenes Handbesen aus Stroh) mit Wasser bespritzt wird. Dieser den [...] Um dieser [...] nun fast weißen Qadathoberfläche
Gemenge entsteht. Hat dieses Gemenge eine bestimmte Verdichtungsvorgang durch Schlagen dauert bei Bear- ihren endgültigen, wasserfesten und mattglänzenden An-
Körnung erreicht, wird es [...] zum nächsten Paar weiter- beitung durch einen Mann ca. zwei Stunden pro m2 [...] strich zu geben, wird sie eingeölt [...] Der nach diesen
geschoben, bis es [...] zu einem sämigen, relativ trocke- Die Oberfläche dieser ersten Schicht ist rauh und vom vielfältigen handwerklichen Prozessen entstandene Belag
nen Brei geworden ist. Für den Durchlauf einer Portion Muster des Verdichtungsklopfens gekennzeichnet. Nach hat nun seine wesentlichen Eigenschaften gewonnen, er
[...] muß man mit ungefähr einer Stunde rechnen. Beglei- einer Trocknungszeit von 2–3 Tagen wiederholt sich der ist wasserdicht, abriebfest, leicht elastisch und hat [...]
tet wird der monotone Klopfrhythmus von Geschichtener- Prozeß beim Einbringen der zweiten Schicht [...] Während eine Haltbarkeit von weit mehr als hundert Jahren.«
zählen oder, häufiger, vom Wechselgesang der Arbeiter des 7- bis 10-tägigen Abbindevorgangs wird die Ober-
untereinander [...] 5–6 Arbeiter hocken [...] auf dem fläche des öfteren mit Kalkmilch (2 Hände voll Kalk wer- Jan Martin Klessing [1]

barkeit der Fläche auch die Möglichkeit der


ständigen Erweiterbarkeit eine wesentliche
Rolle, denn Pueblos beruhen auf einem additi-
ven System: Entsprechend einem modularen
Prinzip werden einzelne, etwa gleich große
Räume horizontal oder vertikal addiert, wenn es
der Zuwachs der Sippe oder andere Bedürf-
nisse erfordern (Abb. A 7). Die spezifische Nut-
zung der verschiedenen Zimmer ist jederzeit
variierbar, ein Austausch von Raumfunktionen
möglich.
Die Häuser der Hunza im pakistanischen
Kaschmir sind typisch für die kargen Regionen
vom Kaukasus bis zum Himalaja (Abb. A 4).
Kleine Einraumhäuser, dicht aneinander
gedrängt, werden über quadratische Öffnun-
gen im Dach erschlossen. Diese dienen gleich-
zeitig zur Belichtung, Belüftung sowie als
Rauchabzug und können bei Bedarf geschlos-
sen werden.
An den steilen Berghängen stellen die Flachdä-
cher oft die einzigen ebenen Flächen im Freien
dar. Sie werden zu allen möglichen Hausarbei-
ten, gelegentlich auch zum Dreschen von
Getreide sowie zum Schlafen in den heißen
Sommernächten genutzt. Besonders wichtig
sind sie aber zum Trocknen von Obst, da die
Bewohner der kargen Bergregion wegen der
langen kalten Winter und des relativ kleinen
Viehbestands auf eine ausgeklügelte Vorrats-
wirtschaft angewiesen sind.
Auch in Tibet sind Flachdächer aus den bereits
genannten Gründen weitverbreitet. Auf dem
Land dienen die mit einer glattgestrichenen A5
Lehmschicht abgedichteten Dächer als Erwei-
terung des Wohn- und Arbeitsbereichs. Ebenso
finden sich flache Dächer bei den prächtigen
Stadthäusern in Lhasa, Shigatse oder Gyantse
(Abb. A 3), wo sie zudem oft die Funktion von
Verkehrswegen übernehmen. Besonders ein-
drucksvoll treten die großen Klosteranlagen in
Erscheinung, in denen traditionell mehrere Tau-
send Mönche in stadtähnlichen Strukturen aus
eng zusammengedrängten kubischen Baukör-
pern leben (Abb. A 5). In deren Zentrum sind
nur die Heiligtümer und Tempel mit vergolde-
ten Dächern im chinesischen Stil bekrönt, ohne
dass diesen aber eine Schutzfunktion gegen
die Witterung zukommt. Das geneigte Dach ist
zum Symbol überhöht.
A6 A7

11
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

»Ich komme zu den Fußböden, wenn diese die Eigen-


schaften von Decken besitzen [...] Im Freien wird die Flä-
che ein Gefälle erhalten [...] auf 10 Fuß nicht weniger als
2 Zoll [...] wenn die Fläche auf einer Holzkonstruktion
ruht, wird eine zweite Verschalung darauf befestigt und
mit Schutt überzogen, der einen Fuß dick aufgestampft
wird. Manche meinen unter dem Schutte Pfriemgras oder
Farnkraut als Unterlage geben zu müssen [...]«

Leon Battista Alberti [2]

Renaissance und Barock: erste Flachdächer Nicht allein als Luxusgut, sondern vor allem
in Mitteleuropa aus rein praktischen Erwägungen fordert der
Dresdner Bau- und Commercienrat Paul Jacob
Während das flache Dach in weiten Teilen des Marperger in einem um 1722 verfassten Traktat
Mittelmeerraums, Asiens und Amerikas seit das flache Dach – von ihm als Altan bezeich-
Menschengedenken Verwendung findet, bleibt net – ebenso für die Allgemeinheit. Auch wenn
es in Mittel- und Nordeuropa jahrtausendelang seine Ideen zur damaligen Zeit noch weitge-
ohne Bedeutung. Erst mit Beginn der Renais- hend Utopie bleiben, setzt er sich leidenschaft-
sance, als klare, geometrisch einfache Bau- lich für die universale Einführung benutzbarer
A8 körper und Fassaden die gotische Architektur Flachdächer ein und nimmt damit bereits viele
aus Spitzbögen und Strebepfeilern ablösen, der Argumente vorweg, die 200 Jahre später
entsteht zunehmend der Wunsch nach einem beim »Dächerstreit« der frühen Moderne von
horizontalen Gebäudeabschluss. Da aber den Flachdachbefürwortern ins Feld geführt
echte Flachdächer bautechnisch noch sehr werden. Er nennt dabei ästhetische Argumente
aufwendig sind, werden Ziegel- und Naturstein- ebenso wie das der Holzersparnis oder redu-
dächer mit geringer Neigung hinter erhöhten zierten Feuergefahr und äußert sich zu den
Attiken und Balustraden versteckt, die oft als vielfältigsten Nutzungsmöglichkeiten oder dem
eigenständiges Bauteil in Erscheinung treten. Raumgewinn, der dem Hausbesitzer zuteil
Gleichzeitig machen sich führende Baumeister wird, »wenn er an statt des hohen Dachs sein
A9 wie Leonardo da Vinci oder Leon Battista Hausz noch ein Stockwerk höher aufführet« [3].
Alberti Gedanken zu deren Umsetzbarkeit.
Auch die sagenhaften Hängenden Gärten der
Semiramis, die schon die Griechen unter ihre Holzzementdach und Eisenbeton
sieben Weltwunder eingereiht hatten, bewegen
seit der frühen Renaissance wieder die Fanta- Den entscheidenden Durchbruch zur Umsetz-
sie von Literaten und Architekten und regen zu barkeit solcher Ideen indes liefert etwa 100
ideenreichen Interpretationen und Rekonstrukti- Jahre später die Entwicklung des Holzzement-
onsversuchen an (Abb. A 8). So lässt sich dachs durch den schlesischen Böttchermeister
Papst Pius ll. in seiner Idealstadt Pienza 1462 Samuel Häusler. Seine preiswerte Konstruktion,
A 10 einen hängenden Garten an seinen Palast bei der auf einer Holzschalung mehrere Lagen
bauen, dem zahlreiche Beispiele in Italien fol- Ölpapier mit Pech oder Teer an Ort und Stelle
gen, bis die Entwicklung in den Borromäischen verklebt und anschließend mit Sand und Kies
Inseln im Lago Maggiore gipfelt, wo Graf Carlo überdeckt werden, setzt sich in der zweiten
III. Borromeo ab etwa 1630 die Isola Bella als Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem bei
einen zehnstufigen Terrassenberg gestalten Nebengebäuden in den Großstädten schnell
lässt (Abb. A 9). durch (Abb. A 13 und A 14), nicht zuletzt auch
Nur wenig später, zur Blütezeit des Barock, wegen ihrer im Vergleich zum Steildach mit
tauchen die ersten Dachgärten auch nördlich seinem hölzernen Dachstuhl wesentlich grö-
der Alpen auf. Noch bleiben sie vereinzelten, ßeren Feuersicherheit sowie den verhältnis-
kostspieligen Repräsentativbauten vorbehalten, mäßig guten Wärmedämmeigenschaften.
A 11
denn der Aufwand für die dicken Dämm- und Gleichzeitig gewinnt der Dachgarten zu Zeiten
Entwässerungsschichten unter Einsatz der teu- der Romantik an Bedeutung. 1867 empfiehlt
ren Dichtungsmaterialien Kupfer, Blei und Teer der Berliner Maurermeister Carl Rabitz in seiner
ist enorm. Als eindrucksvolles Beispiel ist die Broschüre »Naturdächer von vulkanischem
Gartenanlage überliefert, die sich um 1700 der Cement« die Einführung von Flachdächern
Passauer Fürstbischof auf seiner Residenz auch wegen der anzulegenden Gärten und
errichten lässt: eine weitflächige, sich nach beschreibt in stimmungsvollen Bildern einen
Süden zum Inntal öffnende Terrasse mit Bäu- lauen Sommerabend unter wildem Wein und
men und Sträuchern in Kübeln, Blumenbeeten Sternenhimmel auf seiner eigenen Terrasse
und Springbrunnen (Abb. A 10). (Abb. A 11).
A 12

12
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

»Was Altanen seyn / wird niemand so reschtlich unbe-


kannt seyn/nemlich solche zu oberst der Häuser / Schlös-
ser und Paläste angelegte und unbedeckte Plätze / wel-
che entweder über das ganze Wohn-Gebäude/oder doch
einen Theil und abseiten desselben gehen / und auf wel-
chen man / vornehmlich zur lieblichen Sommerszeit seine
Ergötzung bey angenehmen Abend-Stunden in freyer
Lufft haben / und weit und breit über andere Häuser hin-
aus / auch auf einigen gar bis ins freye Feld sehen / und
an daselbst aufgesetzten Orangerien / oder andern
Scherben-Gewächsen seine Lust haben kan [...]«

Paul Jacob Marperger [4]

A 13 A 14
Den nächsten wesentlichen Impuls in der Ent- junge Tony Garnier in den Entwürfen für seine
wicklungsgeschichte des Flachdachs gibt die Idealstadt Cité industrielle (Abb. A 15).
Einführung des Eisen-, später Stahlbetons. Die- 1907 errichten die Schweizer Architekten Otto
ser ermöglicht nicht nur die einfache Herstel- Pfleghard und Max Haefli zusammen mit dem
lung ebener Decken und Dächer, sondern ver- Ingenieur Robert Maillart die Schaffhausen-
langt in den Augen der Avantgarde auch nach Thurgauische Volksheilstätte in Davos mit fla-
einer dem Material entsprechenden Architek- chen Dächern und Liegeterrassen im obersten
tur. Als einer der Pioniere im Umgang mit dem Geschoss (Abb. A 12). Mit seiner kompromiss- A8 Athanasius Kircher: Die Hängenden Gärten der
neuen Baustoff demonstriert der französische los modernen Formensprache ist das Gebäude Semiramis. Stich 17. Jahrhundert
Ingenieur François Hennebique mit dem Bau seiner Zeit weit voraus. Bereits 1899 hatten A9 J. B. Fischer von Erlach: Isola Bella im Lago
seines eigenen Wohnhauses in Bourg-la-Reine die Architekten ein Sanatorium in Eisenbeton Maggiore. Kupferstich 1721
A 10 Sala Terrena der Fürstbischöflichen Residenz,
bei Paris (1900 –1904) technisch virtuos alle erbaut, über das später Sigfried Giedion urteilt:
Passau (D) um 1700
konstruktiven und statischen Möglichkeiten des »Es ist wohl auch das erste Mal, dass für A 11 Dachgarten des Maurermeisters Carl Rabitz, Berlin
neuen Materials. Trotz weit auskragender Wohnbauten in so weitem Maße flache Dächer (D) um 1867
Geschosse und Dachgärten auf verschiedenen (Asphalt) mit Innenentwässerung verwendet A 12 Schaffhausen-Thurgauische Volksheilstätte, Davos
Ebenen greift es aber noch weitgehend auf die wurden.« [5] (CH) 1907, Pfleghard und Haefeli
A 13 Dachrand eines Holzzementdachs
Formensprache des 19. Jahrhunderts zurück, A 14 Papierlagen beim Holzzementdach
während sich andere Architekten dieser Zeit A 15 Wohngebiet, Cité industrielle, Projekt 1917, Tony
schon entschieden radikaler zeigen, so der Garnier

A 15

13
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

A 16
Das flache Dach setzt sich in Chicago durch den frühen Hochhäusern, deren Fassaden sich gende Stahlbetonplatte (Abb. A 17) bis zu den
am Klassizismus orientieren, nicht nur ästhe- einfachen Kuben der Usonian Houses, bei
Doch die erwähnten Beispiele für Flachdächer tisch gewünscht, sondern bietet darüber hin- denen Wright, wie er selbst anmerkt, vor allem
bleiben zu ihrer Zeit vereinzelt und exklusiv. aus ausreichend Platz für die nun aufkommen- aus wirtschaftlichen Gründen auf geneigte
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist den haustechnischen Installationen. Ermöglicht Dächer verzichtet. Mit der 1910 im Wasmuth
es den USA vorbehalten, und hier vor allem wird die Ausbildung flacher Dächer durch die Verlag in Berlin erschienenen Publikation sei-
Chicago, dem Flachdach erstmals den Durch- Entwicklung der Bitumenpappe auf der Basis nes Werks erlangt er entscheidenden Einfluss
bruch im großen Rahmen zu ermöglichen. des Abdichtungsmaterials Bitumen, das als auf unterschiedlichste Architekten und Künst-
Nach dem verheerenden Brand von 1871, dem Abfallprodukt bei der Destillation von Erdöl in lergruppen in Europa, von De Stijl über Walter
etwa 18 000 Gebäude zum Opfer gefallen den USA seit Mitte des 19. Jahrhunderts anfällt. Gropius bis zu Mies van der Rohe. 1901 ent-
waren, dehnt sich die Stadt dank eines bei- wirft Wright die in klaren Baublocks angeordne-
spiellosen Wirtschaftsbooms fast explosions- ten Lexington Terrace Apartments in Chicago.
artig aus. Dabei führen die Preise und der Die horizontale Scheibe wird Gestaltungs- Mit den zum Innenhof hin abgestuften Baukör-
knappe Boden zu einer extrem dichten Bebau- element pern und eigenen Zugängen für jede Wohnung
ung, die durch das Ausnutzen der Grund- dürfen diese durchaus als Vorwegnahme des
stücke bis zum Rand und die Entwicklung in Einige Jahrzehnte danach überträgt Frank Terrassenhauses gelten, auch wenn die Aus-
die Höhe gekennzeichnet ist. Bei den meisten Lloyd Wright die Ideen der Schule von Chicago führung der Grundrisse wenig Rücksicht auf
der neuen Gebäude handelt es sich um reine von den Büro- und Geschäftshäusern der die verschiedenen Himmelsrichtungen nahm
Nutzbauten, die aus wirtschaftlichen Gründen, Großstadt auf die kleinen Bauten der amerika- (Abb. A 16).
aber auch wegen der gegenüber geneigten nischen Suburbs. Schon sehr früh zeigen sich Gut zehn Jahre später ist es Adolf Loos, der
Dächern mit Dachstühlen aus Holz oder Stahl in seinem beispiellosen Werk die unterschied- sich rühmt, mit dem 1912 vollendeten Haus
wesentlich höheren Brandsicherheit oben mit lichsten Ansätze für die Entstehung von Flach- Scheu in Wien das erste Terrassenhaus in Mit-
einem flachen Deckel abgeschlossen sind. dächern, von der benutzbaren Dachterrasse teleuropa gebaut zu haben (Abb. A 19). Anre-
Dieser horizontale Gebäudeabschluss ist bei über die aus gestalterischen Gründen auskra- gungen dazu hatte er sich sicherlich auch auf

A 17

14
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

»Man muß sich fragen, warum die Terrassen seit Jahrtau-


senden im Orient gebräuchlich sind und warum sie in un-
serem Himmelsstrich nicht angewendet wurden. Die Ant-
wort ist einfach: Die bisher bekannten Baukonstruktionen
konnten das flache Dach und die Terrassen nur in frost-
freien Gegenden zur Anwendung bringen. Seit der Erfin-
dung des Holzzementdaches (Kiesdach) und seit der
Verwendung des Asphalts ist auch das flache Dach und
somit auch die Terrasse möglich. Seit vier Jahrhunderten
war das flache Dach der Traum der Baukünstler. Mitte
des 19. Jahrhunderts ging der Traum in Erfüllung. Aber
die meisten Architekten wussten mit dem flachen Dach
nichts anzufangen.«
Adolf Loos [6]

A 18
seinen frühen Reisen in die Ägäis und nach
Nordafrika geholt, auch wenn er dies bestreitet:
»Ich hatte bei dem Entwurf dieses Hauses
nicht im Entferntesten an den Orient gedacht.
Ich meinte nur, daß es von großer Annehm-
lichkeit wäre, von den Schlafräumen, die sich
im ersten Stockwerk befinden, eine große,
gemeinschaftliche Terrasse betreten zu kön-
nen. Überall, sowohl in Algier wie in Wien.« [7]
Darüber hinaus spielen bei diesem und weite-
ren Entwürfen des großen Puristen Loos, der
sich zeit seines Lebens gegen sinnlos verwen-
dete Ornamente zur Wehr setzte, natürlich
auch ästhetisch Überlegungen eine entschei-
dende Rolle bei der Ausformung seiner streng
kubischen Baukörper. Bei seinen Mitbürgern
macht er sich damit aber nicht beliebt. Die irri-
tierte Öffentlichkeit im noch kaiserlichen Wien
vermisst das gewohnte Dach und klagt laut
über den gestalterischen Affront.
Am schnellsten setzt sich das flache Dach zur
damaligen Zeit im Industriebau durch, der
meist als Zweckbau gesehen wird, bei dem
weniger das Aussehen als vielmehr die Wirt-
schaftlichkeit zählt. Wie groß auch unter fort-
A 19
schrittlichen Architekten zu Beginn des
20. Jahrhunderts die Bandbreite ist, demons-
trieren augenfällig das expressionistisch
monumentale Projekt Werdermühle (1906) mit
seinen massiven Mauern von Hans Poelzig
einerseits und das 1911–1914 entstehende
Fagus-Werk in Alfeld an der Leine von Walter
Gropius andererseits, das mit seiner zurück-
gesetzten Tragstruktur und den aufgelösten
Ecke bereits den Beginn der Moderne anzeigt
(Abb. A 20).

A 16 Lexington Terrace Apartments, Projekt 1901, Frank


Lloyd Wright
A 17 Haus Kaufmann (Fallingwater), Bear Run (USA)
1937, Frank Lloyd Wright
A 18 Yahara Boat Club, Projekt 1902, Frank Lloyd
Wright
A 19 Haus Scheu, Wien (A) 1912, Adolf Loos
A 20 Fagus-Werk, Alfeld an der Leine (D) 1914, Walter
Gropius, Adolf Meyer
A 20

15
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

»[...] der Eisenbeton hat einen erbitterten Feind: Die Dila-


tation, die Rissgefahr. Um die Rissgefahr zu besiegen, ist
es angebracht, auf den Dächern hängende Gärten anzu-
ordnen. Warum? Sie halten eine gewisse Feuchtigkeit
und schützen gegen Dilatationsfugen. Darüber hinaus ist
es unendlich angenehm für das menschliche Herz, auf
dem Dach inmitten lebendigem Grün sich aufhalten zu
können.«
Le Corbusier [8]

A 21 A 22
Die frühe Moderne Bei all den genannten Architekten, deren weiterentwickelt, der seine konsequenteste
gemeinsames Stilmerkmal eine kubische, vom Ausbildung beim Barcelona-Pavillon erfährt
Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs sind es Ornament befreite Architektur ist, resultiert das (Abb. A 23). Es ist die weit auskragende Dach-
einzelne avantgardistische Architekten, die flache Dach nicht unwesentlich aus gestalteri- scheibe, die hier den im Grundriss angelegten
sich in der neuen kubisch-rationalen For- schen Überlegungen. Aber auch andere, kontinuierlichen Übergang von innen nach
mensprache des Neuen Bauens versuchen. ebenso wichtige Gründe führen in der Zeit der außen unterstreicht.
Von einem einheitlichen Stil kann – auch ange- frühen Moderne zu seiner Verbreitung wie bei-
sichts weiterer starker Strömungen wie Historis- spielsweise die neuen Bautechniken, die neue
mus, Traditionalismus und Jugendstil – nicht Formen bedingen, was beispielhaft an Ludwig Vorfertigung und Dächerstreit
die Rede sein. In den ersten Nachkriegsjahren Mies van der Rohes Entwurf für ein Büroge-
aber gibt es nach dem Zusammenbruch der bäude aus Stahlbeton aus dem Jahr 1922 zu Andere Architekten, wie die schon erwähnten
alten Ordnung einen fruchtbaren Nährboden erkennen ist. Ebenso spielt eine neue Grund- Adolf Loos und Le Corbusier, stellen die Nut-
für neue Ideen, und nicht wenige Architekten riss- und Raumorganisation eine Rolle. Wrights zung der Dächer in den Vordergrund. 1929
und Bauherren sind nun der Meinung, dass Idee des freien Grundrisses fällt in Europa veröffentlicht Richard Döcker sein Buch »Ter-
sich neue politische und gesellschaftliche schnell auf fruchtbaren Boden und wird von rassentyp«, in dem er vor allem anhand eige-
Strukturen ebenfalls in einer neuen Architektur Mies van der Rohe zum fließenden Raum ner Bauten und Projekte die Notwendigkeit von
zeigen müssten. Auch der Einfluss der Malerei,
von der wesentliche Impulse zur Erneuerung
ausgingen, trägt nun entscheidend zur Durch-
setzung des internationalen, modernen Stils
bei.
So setzen die Mitglieder der holländischen
Gruppe De Stijl, die sich 1917 aus bildenden
Künstlern und Architekten formiert, die abs-
trakte Geometrie der Maler Piet Mondrian und
Theo van Doesburg in dreidimensionale neo-
plastische Konzepte um. Als das konsequen-
teste Beispiel dieser Richtung kann Gerrit
Rietvelds Haus Schröder in Utrecht (1924) mit
seinen sich rechtwinklig durchkreuzenden,
raumbildenden Scheiben gesehen werden
(Abb. A 21). Bereits acht Jahre zuvor hatte
Robert van’t Hoff, der ebenfalls der Gruppe
angehört, die für das damalige Europa unge-
mein moderne Villa Henny in Huis ter Heide
gebaut (Abb. A 22). Sowohl im Grundriss als
auch mit dem Baukörper aus Stahlbeton,
der von dem weit auskragenden Flachdach
beherrscht wird, bezieht er sich auf Bauten von
Frank Lloyd Wright, den er auf einer vorange-
gangenen Amerikareise kennengelernt hatte.
In der Sowjetunion greifen die Konstruktivisten
Malevitsch, Tatlin und Tschernichow bei ihren
utopisch-kühnen Entwürfen die neue For-
mensprache auf. In Frankreich verhelfen neben
Le Corbusier vor allem die Schüler von Josef
Hoffmann Robert Mallet-Stevens und André
Lurçat der Moderne zum Durchbruch, in Italien
Giuseppe Terragni mit seinem Wohnblock
Novocomum und der Casa del Fascio in Como.
A 23

16
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

»[...] man muss zu einer grundsätzlich anderen Lösung


gelangen; es ist nötig, dass das Dach nach innen geneigt
wird, dass es den Schnee während des ganzen Winters
ruhig trägt, und dass das Schmelzwasser, das unter der
Einwirkung der Zentralheizung entsteht, durch ein Ab-
flussrohr verschwinden kann, das nicht mehr außerhalb
des Hauses, sondern im Inneren, womöglich in der Mitte,
liegt, d. h. dort, wo es am wärmsten ist, und dass dieses
Ablaufrohr von der nach innen geneigten Dachfläche bis
in den Kanal am Fuße des Hauses gelangt, dort, wo keine
Frostgefahr besteht, dort, wo übrigens Ablaufrohre der
Bäder und übrigen Leitungen münden.«
Le Corbusier [10]

A 24
Sonnenterrassen im Krankenhausbau, aber werden als überholt und rückständig abge- An der Weißenhofsiedlung in Stuttgart, die
auch die Annehmlichkeit von Dachgärten im lehnt. 1927 als Demonstrationsprojekt des neuen
privaten Bereich aufzeigt (Abb. A 26, S. 18). Franz Schuster schreibt dazu 1927 in der Zeit- Bauens entsteht, entfacht sich der schon län-
Nicht zuletzt ist es der ungetrübte Glaube an schrift »Das Neue Frankfurt«: »Es wäre gegen ger schwelende Dächerstreit nun vollends. Die
den technischen Fortschritt und die sich rasch alle Arbeitsökonomie und den technischen Architektenschaft ist in zwei Lager geteilt. Die
entwickelnde Industrialisierung, die bei vielen Sinn unserer Zeit, die uns immer wieder dazu Frage, ob flaches oder geneigtes Dach, wird
Architekten die Entscheidung für das flache führen werden, die Häuser aus großformatigen zur Gesinnungsfrage. Während die einen das
Dach maßgeblich beeinflussen. Gerade unter Bauelementen herzustellen, wenn wir auf die flache Dach als der neuen Zeit und Technik
dem Eindruck des dringend notwendigen Mas- mit wenigen Kranschwenkungen aufgestellten entsprechend für unverzichtbar halten, sieht
senwohnungsbaus ist es für die Avantgarde Hauswände das alte, handwerkliche Steil- eine mehr traditionalistisch orientierte Gruppe
klar, dass die Dächer entsprechend dem Stand dach setzen würden mit seinen Säulen, Zan- im Steildach den Ausdruck des heimatgebun-
der Technik in allen entwickelten Regionen der gen, Sparren, Latten, Ziegeln und den vielen denen Bauens und polemisiert heftig gegen die
Welt flach sein müssen und nur mit industriell Nägeln.« [9] Die Euphorie für den Fertigbau kubischen Baukörper auf dem Stuttgarter Kil-
erstellten Materialien wie Blech, Asphalt oder ist enorm. Es wird viel in dieser Richtung expe- lesberg.
Bitumenpappe gedichtet werden sollen. Die rimentiert, der große Durchbruch gelingt aber Mit seinem Doppelhaus für die Ausstellung des
überlieferten handwerklichen Arbeitsweisen nicht. Deutschen Werkbunds in Stuttgart (Abb. A 25)
gelingt Le Corbusier ein überzeugendes Mani-
fest seiner Architekturphilosophie, die er in sei-
nen bekannten »Fünf Punkten zu einer neuen
Architektur« zusammenfasst. Kaum ein anderer
Architekt der Moderne propagiert die Verwen-
dung von Flachdächern und deren Nutzung so
entschieden wie er. Le Corbusier ist davon
überzeugt, »dass es im Trieb des Menschen
liegt, in die Höhe, auf das Dach seines Hauses
zu steigen« [11], und fragt: »Ist es nicht wahr-
haft wider aller Logik, wenn eine ganze Stadt-
fläche ungenutzt [...] bleibt?« [12]
Für den Dachgarten, eine wesentliche Forde-
rung in seinen »Fünf Punkten«, führt er aber
nicht nur funktionale, ökonomische und gestal-
terische Argumente an, sondern auch rein
technisch-konstruktive.

A 21 Wohnhaus Schröder, Utrecht (NL) 1924, Gerrit


Rietvelt
A 22 Haus Henny, Huis ter Heide (NL) 1916, Robert
van’t Hoff
A 23 Deutscher Pavillon, Barcelona (E) 1929, Ludwig
Mies van der Rohe (1983–1986 rekonstruiert)
A 24 Skizzen zum Vergleich von neuer und konven-
tioneller Bauweise, 1929, Le Corbusier
A 25 Dachterrasse, Doppelhaus, Weißenhofsiedlung
Stuttgart (D) 1927, Le Corbusier
A 25

17
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

Konstruktionen der frühen Moderne

Zur Zeit der frühen Moderne, als das flache


Dach bereits fest zum Formenvokabular der
fortschrittlichen Architekten gehört, besteht
noch eine tiefe Kluft zwischen den gestalteri-
schen Wünschen der Planer einerseits und
den konstruktiven und technischen Möglich-
keiten auf der anderen Seite. Viele neue
Abdichtungsmaterialien und Patente kommen
auf den Markt, über die es damals allerdings
noch keine gesicherten Erfahrungen gibt. So
bleibt bis zum Beginn der 1920er-Jahre das
Holzzementdach dominierend, auch wenn
als Tragkonstruktion anstelle der Holzschalung
auf Balken immer mehr der Eisenbeton Ver-
wendung findet. Vor allem in bauphysikalischer
Hinsicht treten noch große Probleme auf. Die
Wärmedämmung ist in der Regel äußerst
knapp bemessen, oftmals innen angebracht,
und das Problem der Wärmebrücken wird
kaum beachtet. Zur Vermeidung von Schwitz-
wasser wird häufig ein zusätzlicher Luftraum
unter der Tragkonstruktion mittels Abhäng-
decken aus Rabitz (Drahtputz) geschaffen.
Als Dachabdichtung finden neben dem Holz-
zementaufbau auch Gussasphalt und immer
häufiger auch Dachpappen Verwendung.
Die Entwässerung der Dächer erfolgt bis zum
Beginn der 1920er-Jahre noch überwiegend
nach außen, wobei das Dach ein leichtes
Gefälle nach einer Richtung erhält. Aber auch
größere Dachflächen mit Innenentwässerung
werden bereits gebaut, wie beispielsweise am
Schatzalp-Sanatorium in Davos um 1900.
Äußerst aufschlussreich hinsichtlich des Stands
der Technik während der 1920er-Jahre sind die
Ergebnisse einer Umfrage, die Walter Gropius
1926 unter führenden internationalen Architek-
ten für die »Bauwelt« durchführt. Bis auf einige
wenige glauben alle, die konstruktiven Prob-
leme im Griff zu haben. Die vielen unterschied-
lichen Aussagen zu Schichtenfolge und Ausbil-
A 26
dung verschiedener Anschlussdetails zeigen
aber deutlich die große Unsicherheit zur dama-
ligen Zeit. Otto Haesler und Peter Behrens
bauen noch voll auf das Holzzementdach, das
von anderen aber abgelehnt wird, da aufgrund
der mangelnden Belüftung häufig Holzfäule
auftritt. Josef Hoffmann kritisiert die »ungenü-
gende Dauerhaftigkeit der Papierlagen und
schlechte Möglichkeit, die undichten Stellen
feststellen zu können« [13]. Empfohlen werden
überwiegend Massivdecken mit 3 – 4 cm Kork
A 27 A 28
oder Torfoleum als Wärmedämmung sowie
zwei bis drei Lagen Dachpappe als Abdich-
tung. Die Brüder Bruno und Max Taut schwö-
ren auf ein spezielles, in Asphalt getränktes
Dachleinen zusammen mit Asphaltpappe oder
Gussasphalt. Auch hinsichtlich der Dachränder
und Anschlüsse an aufgehendes Mauerwerk ist
die Vielfalt der Meinungen groß.
Eine Sonderstellung nehmen die puristischen,
ganz auf die ästhetische Wirkung zielenden
Details eines Mies van der Rohe ein, der ver-
sucht, mit einem Minimum an Aufkantung am
Dachrand auszukommen (Abb. A 28 und A 30).
A 29 A 30

18
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

A 31 A 32 A 33
1927 erscheint die Frankfurter Norm für Klein- genden Tragwerks (Abb. A 34). Ihr flaches (1978) oder Michael Hopkins mit seinem Sys-
wohnungsbauten, die sich ausführlich mit Dach schwebt gewissermaßen, von vier großen tem Patera (1984), den konstruktiven Unter-
Flachdachkonstruktionen befasst und als eine geschweißten Vollwandträgern aus Stahl abge- schied zwischen Dach und Fassade aufzulö-
der ersten Richtlinien hierzu angesehen wer- hängt, über dem darunterliegenden Raum, der sen und die gesamte Gebäudehülle einschließ-
den kann (Abb. A 27). stützenfrei und somit vollkommen flexibel und lich der Dachhaut ausschließlich aus industriell
universal nutzbar bleibt. Mit dem als Trägerrost gefertigten Bauteilen herzustellen. Ein reines
konstruierten Abschluss der Nationalgalerie in Betondach ganz ohne Dichtung wagt Heinz
Internationaler Stil und weltweite Berlin (1968) schafft er später dann das losge- Isler bei seinem eigenen Haus im schweizeri-
Verbreitung löste, visuell vollkommen schwebende Dach. schen Burgdorf (1964), das durch seine dichte
Zur selben Zeit greifen die Architekten der für und natürliche Begrünung geschützt wird und
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als der die 1960er- und 1970er-Jahre typischen Sys- bis heute funktioniert (Abb. A 33).
Internationale Stil seinen Siegeszug über die tembauten, Großstrukturen und Terrassenhäu-
Welt antritt, setzt sich damit verbunden auch ser konsequent auf die Möglichkeiten des A 26 isometrischer Detailschnitt durch die Sonnen-
das flache Dach schlagartig durch. Doch die flachen Dachs zurück, denn nur mit horizonta- terrasse, Krankenhaus Waiblingen (D) 1928,
technischen Probleme sind noch lange nicht len Abdeckungen lassen sich flexible additive Richard Döcker
A 27 Dachrandausbildung entsprechend der Frank-
gelöst. In Deutschland wie auch anderorts ent- Systeme oder private Freiflächen vor jeder furter Norm für Kleinwohnungsbauten, 1927
stehen in der Zeit von Wiederaufbau und Wirt- Wohnung verwirklichen. Beispielhaft dafür sind A 28 Dachrand eines Hofhauses, Projekt 1931–1934,
schaftswunder eine Unmenge schnell hochge- das System Metastadt von Richard J. Dietrich Ludwig Mies van der Rohe
zogener Massenbauten, deren ästhetische und (ab 1965; Abb. A 31) und das Olympiadorf in A 29 Vorschlag zur Dachausbildung beim begehbaren
Flachdach, Erich Mendelsohn
technische Mängel dem Ruf des Flachdachs München (1972), wo bedingt durch die Tren-
A 30 Dachrand, Farnsworth House, Illinois (USA) 1950,
nachhaltig schaden. nung von Straßenverkehr und Fußgängerebene Ludwig Mies van der Rohe
Auf der anderen Seite nutzen viele engagierte zusätzlich öffentliche Wege und Erschließungs- A 31 Modell, System Metastadt, Wulfen (D) 1975,
Architekten seine gestalterischen und funktio- flächen auf riesigen Flachdachkonstruktionen Richard J. Dietrich
nalen Möglichkeiten konsequent. So realisiert untergebracht sind (Abb. A 32). A 32 Olympiadorf, München (D) 1972, Heinle und
Wischer
Ludwig Mies van der Rohe mit der 1956 am Wenig später versuchen technologisch orien- A 33 Haus Isler, Burgdorf (CH) 1964, Heinz Isler
Campus des IIT in Chicago fertiggestellten tierte Architekten wie Lord Norman Foster beim A 34 Crown Hall am IIT, Chicago (USA) 1956, Ludwig
Crown Hall erstmals die Idee eines außen lie- Sainsbury Centre for Visual Arts in Norwich Mies van der Rohe

A 34

19
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

supply

A B

In this part, the air heating is only used in winter. It


has a Korean-stove-type damper switch. Air passes the below the floors.

A There are no underground beams in the zones from the trees toward the courtyard and the exterior.
B There will be absolutely no cutting of the roots in a 4m-diameter zone from the centers of the trees.

A 35
Das Flachdach in der zeitgenössischen
Architektur

Flach oder geneigt – bis weit in die 1980er-


Jahre hinein kommt die Entscheidung für die
richtige Dachform unter Architekten beinahe
einem Glaubensbekenntnis gleich. Modern und
damit zeitgemäß konnte nur sein, wer den hori-
zontalen Gebäudeabschluss propagierte, wäh-
rend die Verfechter der schrägen Variante sich
schnell in die Ecke der ewig Gestrigen ge-
drängt sahen. Heute aber gehört der Dächer-
streit längst der Vergangenheit an. Das flache
und das geneigte Dach existieren gleichbe-
rechtigt nebeneinander. Gleichzeitig wird, be-
dingt durch neue Materialien und Konstruktio-
nen, die Unterscheidung zwischen flachem
und geneigtem Dach zunehmend aufgelöst.
Dach und Wand verschmelzen immer öfter zu
einer einheitlichen Gebäudehülle.
Dort indes, wo echte Flachdächer zum Einsatz
kommen, gestalten sie deren Planer vor allem
bei repräsentativen Bauwerken oft wie eine
fünfte Fassade. Dominique Perrault beispiels-
A 36 weise überspannt 1997 die gesamte Dachflä-
che der Berliner Radsporthalle sowie die durch
das Tragwerk definierten Bereiche der Fassade
mit einem damals in der Architektur neuartigen
Metallgewebe (Abb. A 36). Damit erreicht er
neben der überraschenden optischen Einheit-
lichkeit auch interessante Effekte durch die
Reflexion des einfallenden Lichts. Beim MAXXI-
Museum in Rom (2010) nutzt die britisch-iraki-
sche Architektin Zaha Hadid die Aufsicht des
Gebäudes, um die Dynamik ihrer skulpturalen
Baukörper zu unterstreichen (siehe S. 157ff.).
Sie gliedert die Dachflächen durch Bewegung
assoziierende Glasbänder, über die gleichzei-
tig auch die Belichtung der darunterliegenden
Museumsräume erfolgt. In Lille schaffen die
französischen Architekten Jean-Marc Ibos und
Myrto Vitart 1997 eine Flachdach aus Glas, das
wie eine spiegelnde Wasserfläche auf dem
städtischen Platz vor dem Musée des Beaux-
Arts liegt (Abb. A 38). Massimiliano Fuksas
dagegen veredelt die Dächer seines Ingenieur-
zentrums im norditalienischen Maranello 2004
mit echten Wasserflächen und erreicht damit
gleichzeitig einen natürlichen Klimaeffekt für
die angrenzenden Büroräume (siehe S. 183ff.).
A 37

20
Das flache Dach – eine Entwicklungsgeschichte

A 35 Kindergarten, Tokio (J) 2007, Tezuka Architects


A 36 Radsporthalle, Berlin (D) 1997, Dominique Perrault
A 37 Terminal, Yokohama (J) 2002, Foreign Office
Architects
A 38 Musée des Beaux-Arts, Lille (F) 1997, Jean-Marc
Ibos und Myrto Vitard
A 39 Universitätsgebäude, Saitama (J) 1999, Riken
Yamamoto

A 38
Andere Planer überraschen mit unkonventionel-
len Nutzungen der Dachflächen. So bilden
Takaharu und Yui Tezuka das gesamte kreis-
runde Dach ihres Kindergartens in Tokio (2007)
als eine große Spielfläche aus (Abb. A 35;
siehe S. 194f.). Ein ähnliches Konzept verfol-
gen auch die Berliner Architekten Armand
Grüntuch und Almut Ernst auf einem Gymna-
sium in Dallgow-Döberitz (2005) mit einer zwar
weniger extrovertierten, dafür umso abwechs-
lungsreicher gestalteten Erlebnisplattform mit
zahlreichen räumlichen Bezügen (siehe
S. 189ff.). Riken Yamamoto verwandelt gar den
gesamten horizontalen Abschluss seiner Uni-
versitätsgebäude im japanischen Saitama in
einen riesigen labyrinthartigen Garten (1999;
Abb. A 39). Ebenso wie bei dem drei Jahre
später fertiggestellten nicht weit entfernten
parkähnlich gestalteten Terminal in Yokohama
wird das Dach so zum öffentlich nutzbaren
städtischen Raum (Abb. A 37). Damit gibt das
flache Dach der Stadt die überbaute Fläche
zurück, Stadtraum und Dächer verschmelzen
zu einer morphologischen Einheit.
41

Anmerkungen
[1] Klessing, Jan Martin: Das traditionelle Flachdach
im Jemen am Beispiel der Sanierung der »Samsa-
rat al-Mansurah« in Sana’a. In: DETAIL 05/1997,
S. 698ff.
[2] Alberti, Leon Battista: Zehn Bücher über die Bau-
kunst. Florenz 1485; übersetzt vom M. Theuer,
Darmstadt 1975
[3] Marperger, Paul Jacob: Altanen. Eine Werbeschrift
für das flache Dach. Dresden ca. 1722. Hrsg. von
Friedrich Bock und Georg Gustav Wieszner, Nürn-
berg 1930
[4] ebd.
[5] Giedion, Sigfried. In: Das Neue Frankfurt
Nr. 2/1928
[6] Loos, Adolf: Das Grand-Hotel Babylon. In: Die neue
Wirtschaft. Wien 1923
[7] ebd.
[8] Le Corbusier. In: Neue Zürcher Zeitung vom
24.06.1934. Zitiert nach: Bosmann, Jos (Hrsg.):
Le Corbusier und die Schweiz. Zürich 1987
[9] Schuster, Franz. In: Das Neue Frankfurt
Nr. 7, 1926/1927
[10] ebd. [8]
[11] ebd. [8]
[12] Zitiert nach: Hoffmann, Ot: Handbuch für begrünte
und genutzte Dächer. Leinfelden-Echterdingen
1987
[13] Hoffmann, Josef. In: Bauwelt 1926
A 39

21
Teil B Tragkonstruktionen

1 Tragwerk 24
Normen 24
Charakteristische Werte 24
Eigenlasten 26
Nutzlasten 26
Schneelasten 27
Windlasten 28
Primärtragsysteme 30
Systemoptimierung 32

2 Tragschichten 34
Stahlbeton 34
Metall 38
Holz 41
Glas 44

Abb. B Betriebsrestaurant, Ditzingen (D) 2008, Barkow


Leibinger Architekten

23
Tragwerk

Matthias Beckh, Mark Böttges,


Eberhard Möller, Zoran Novacki

B 1.1
Bauwerke sind vielfältigen Einwirkungen aus- • EN 1992 (Eurocode 2): Entwurf, Berechnung
gesetzt. Im Wesentlichen zählen dazu Eigen- und Bemessung von Stahlbetonbauten
lasten, Nutzlasten, Wind-, Schnee- und Eislas- • EN 1993 (Eurocode 3): Entwurf, Berechnung
ten, Temperatureinwirkungen, Einwirkungen im und Bemessung von Stahlbauten
Brandfall oder durch unterschiedliche Laststel- • EN 1994 (Eurocode 4): Entwurf, Berechnung
lungen während der Bauzeit. und Bemessung von Stahl-Beton-Verbund-
Die Aufgabe eines Tragwerks ist es, diesen bauten
Einwirkungen standzuhalten und Standsicher- • EN 1995 (Eurocode 5): Entwurf, Berechnung
heit, Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglich- und Bemessung von Holzbauten
keit des Bauwerks auf wirtschaftliche Art und
Weise zu gewährleisten. Durch eine ausrei- Die Europäischen Normen (EN) räumen in einer
chende Dimensionierung aller Tragelemente Reihe von Punkten die Festlegung nationaler
gilt es, größere Verformungen oder Schwin- sicherheitsrelevanter Parameter (NDP) ein. Die
gungen zu vermeiden, die im ungünstigsten entsprechenden Punkte sowie zusätzliche
Fall letztendlich zum Einsturz des Gebäudes Angaben und Erläuterungen sind im Nationalen
führen können. Bei Flachdächern sind Ver- Anhang (NA) zu der jeweiligen Norm definiert.
formungsbegrenzungen wichtig, um beispiels- Aktuell dienen die Europäischen Normen meist
weise stehendes Wasser auf dem Dach oder als Alternative zu den in den Mitgliedsländern
Schäden an Fassadenelementen und nicht geltenden Regeln, sollen diese aber schritt-
tragenden Wänden des Gebäudes auszu- weise ersetzen.
schließen. Das auf Wahrscheinlichkeitswerten basierende
Die Ausmaße der verschiedenen Einwirkungen Sicherheitskonzept, das den Europäischen und
sind dabei meist sowohl zeitlichen als auch den meisten nationalen Normen zugrunde liegt,
ortsbedingten Schwankungen unterworfen. Da berücksichtigt die unterschiedliche statistische
die Werkstoffe zudem in ihren Eigenschaften Verteilung der jeweiligen Größen sowie die
einer natürlichen Streuung unterliegen und alle Streuung der Messwerte. Dabei bezieht das
Bauteile mit gewissen Toleranzen gefertigt wer- Sicherheitskonzept sowohl die auf ein Tragwerk
den, ist die Widerstandsfähigkeit der Tragele- einwirkenden Beanspruchungen (Einwirkun-
mente nicht exakt prognostizierbar. gen) als auch die beanspruchten Teile selbst
(Widerstände) mit ein.

Normen
Charakteristische Werte
Aufgrund der genannten Unschärfen wird deut-
lich, dass ein ökonomisch sinnvolles Sicher- Das erforderliche Sicherheitsniveau wird für jede
heitskonzept für das Tragwerk kein absolutes, einzelne Basisgröße sowohl auf der Einwir-
sondern nur ein angemessen hohes Sicher- kungs- als auch auf der Widerstandsseite über
heitsniveau anstreben kann. Um ein einheitli- charakteristische Werte und zusätzliche Teil-
B 1.1 Cité du Design, Saint-Étienne (F) 2010, LIN
ches Niveau festzulegen, werden die allgemein sicherheitsbeiwerte definiert.
Finn Geipel und Giulia Andi anerkannten Regeln der Technik in Normen Für die Einwirkungen erfolgt die Festlegung der
B 1.2 Sicherheitskonzept nach Eurocode, schematische zusammengestellt. 1975 hat die Europäische charakteristischen Werte nach der Wahrschein-
Darstellung der Wahrscheinlichkeitsdichte von Gemeinschaft ein Programm zur Harmonisie- lichkeit ihres Auftretens (Abb. B 1.2). Dazu wird
Einwirkung F und Widerstand R
rung von technischen Regelwerken für die nach ihrer zeitlichen Veränderbarkeit folgende
Fk charakteristischer Wert einer (veränderlichen)
Einwirkung Tragwerksplanung beschlossen. Das Euro- Einteilung getroffen:
Fd Bemessungswert einer Einwirkung code-Programm umfasst folgende Normen, die • Ständige Einwirkungen, z. B. Eigenlasten und
γF Teilsicherheitsbeiwert für Einwirkungen in der Regel aus mehreren Teilen bestehen: feste Aufbauten, sind in der Regel ortsfest.
Rk charakteristischer Wert eines Widerstands • EN 1990 (Eurocode 0): Grundlagen der Trag- Die ständigen Einwirkungen, die nur wenig
Rd Bemessungswert eines Widerstands
γM Teilsicherheitsbeiwert für eine Bauteileigen-
werksplanung streuen und recht genau zu bestimmen sind,
schaft • EN 1991 (Eurocode 1): Einwirkungen auf werden im Allgemeinen mit einem statisti-
B 1.3 charakteristische Werte für Eigengewichte Tragwerke schen Mittelwert berücksichtigt.

24
Tragwerk

Wahrscheinlichkeit [%]
• Veränderliche Einwirkungen, z. B. Nutz-,
Wind- und Schneelasten, können sich gene-
rell je nach Ort ändern. Für die zeitabhängi-
gen, veränderlichen Einwirkungen sind die
charakteristischen Werte üblicherweise so
γF γM
festgelegt, dass sie innerhalb eines Jahres
mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 % nicht
überschritten werden. Bezogen auf eine
angenommene Nutzungsdauer von 50 Jah-
ren heißt dies, dass dieser Wert im Mittel
einmal erreicht oder überschritten wird. Die
charakteristischen Werte veränderlicher
Einwirkungen beschreiben also Lasten, die Fk Fd Rd Rk F, R
im Lauf der Lebenszeit eines Bauwerks rea-
listischerweise auftreten. Daraus lässt sich
ableiten, dass bei einer deutlich geringeren B 1.2
Nutzungsdauer, wie etwa bei temporären
Bauten oder Bauzuständen, die anzusetzen- Metalle [kN/m3] Metalldeckungen [kN/m2]
den Wind- und Schneelasten abgemindert Aluminium 27 Aluminium (Aluminiumblech 0,7 mm dick, 0,25
einschließlich 24 mm Schalung)
werden können. Blei 114
Aluminiumprofilbleche (80 mm Höhe, 0,04
• außergewöhnliche Einwirkungen, z. B. Kupfer 89 0,8 mm Dicke ohne Schalung)
Anpralllasten, Brand oder Erdbeben Messing 85 Aluminiumblech profiliert auf Lattung 0,08
Stahl und Schweißstahl 78,5 Aluminiumblech aus Well-, Trapez- und 0,05
Teilsicherheitsbeiwerte Klemmrippenprofilen
Zink 72
Um ein ausreichendes Sicherheitsniveau zu Doppelstehfalz aus Titanzink oder Kupfer 0,35
gewährleisten, werden die charakteristischen (0,7 mm dick, einschließlich Vordeckung und
3
Werte bei rechnerischen Tragfähigkeitsnach- Beton [kN/m ] 24 mm Schalung)
weisen mit einem Teilsicherheitsbeiwert multi- Stahlbeton (DIN 1045) 25 Kupferdach mit doppelter Falzung 0,3
(Kupferblech 0,6 mm dick, einschließlich
pliziert. Für Eigenlasten beträgt der Faktor im Porenbeton Rohdichteklasse 0,40 – 0,80 5,2 – 9,5
22 mm Schalung)
Allgemeinen 1,35, für Nutz-, Wind- und (DIN 4223)
Stahlpfannendach (verzinkte Pfannenbleche
Schneelasten 1,5. Leichtbeton nach DIN 59 231)
Beim Nachweis der Gebrauchstauglichkeit, • bewehrt 5 –20 • einschließlich Lattung 0,15
z. B. zur Beschränkung der Durchbiegung, ist • unbewehrt 9 –21 • einschließlich Vordeckung und 0,3
der Teilsicherheitsbeiwert für Eigenlasten 1,0. 24 mm Schalung
Weiterhin ist die gleichzeitige Wirkung ver- Stahlprofilblechdach (aus Trapez-,
Holz [kN/m3] Stegsicken- oder Doppelsteg-Sickenprofilen)
schiedener Lasten, z. B. von Schneelast und
Windlast, zu berücksichtigen. Da davon aus- Nadelholz, allgemein 5 • Profilhöhe 26 mm, 0,075
gegangen wird, dass mehrere Lasten nicht Laubholz 7–11 Nennblechdicke 0,75 mm
zeitgleich mit ihren vollen charakteristischen Spanplatte 6 • Profilhöhe 121 mm, 0,24
Werten einwirken, stellen die Normen hierzu Nennblechdicke 1,50 mm
Furnierplatte 6
Regeln und abmindernde Kombinationswerte Wellblechdach
zur Verfügung. • verzinktes Stahlblech (einschließlich 0,25
Dachabdichtungen, Dämmungen, [kN/m2] Befestigungsmaterial nach DIN 59 231)
Oberflächenschutz
Festigkeits- und Steifigkeitswerte • Zinkdach mit Leistendeckung 0,30
Bitumen- und Polymerbitumen-Dach- 0,04 (einschließlich 22 mm Schalung)
Auf der Widerstandsseite erfolgt die Festlegung dichtungsbahn (DIN 52 130 und
der charakteristischen Werte über Belastungs- DIN 52 132)
versuche. Anhand groß angelegter Testreihen bituminöse Dach- oder Abdichtungsbahnen 0,05 sonstige Deckungen [kN/m2]
wurden die Festigkeits- und Steifigkeitswerte sowie Kunststoffbahnen (einschließlich Kunststoffwellplatten (Profilform nach
Klebeanstrich) je Bahn DIN EN 494) ohne Pfetten, einschließlich
für alle üblichen Werkstoffe ermittelt. So bildet Befestigungsmaterial aus faserverstärkten
beispielsweise der Mindestwert der Streck- kaltselbstklebende, reißfeste Bitumen- 0,017
Polyesterharzen (Rohdichte 1,4 g /cm3)
dichtungsbahn
grenze von Stahl den charakteristischen Wert • Plattendicke 1 mm 0,03
Bitumen- und Polymerbitumen- 0,07
für die Festigkeit dieses Baustoffs. Wegen der Schweißbahn (DIN 52 131 und • mit Deckkappen 0,06
unterschiedlichen Materialeigenschaften in DIN 52 133) Kunststoffwellplatten auf Lattung 0,2
axialer, radialer und tangentialer Richtung sind Bitumen-Dichtungsbahn mit Metallband- 0,03 PVC-beschichtetes Polyestergewebe ohne
für den Werkstoff Holz je nach Belastungsart einlage (DIN 18 190-4) Tragwerk
und -richtung unterschiedliche Werte definiert, Glasvlies-Bitumen-Dachbahn (DIN 52 143) 0,03 • Typ 1 (Reißfestigkeit 3,00 kN / 5 cm Breite) 0,0075
z. B. das 5 %-Fraktil der Bruchspannung von Kunststoffbahn 0,02 • Typ 2 (Reißfestigkeit 4,70 kN / 5 cm Breite) 0,0085
Holz unter Zugbelastung. nackte Bitumenpappe (DIN 52 129) 0,01 • Typ 3 (Reißfestigkeit 6,00 kN / 5 cm Breite) 0,01
Das Sicherheitsniveau ist auch bei den Wider- Profilbauglas einschalig 0,27
nackte Teerpappe 0,02
standsgrößen über Teilsicherheitsbeiwerte defi-
Wärmedämmung (Glas- oder Mineralwolle) 0,02 Profilbauglas zweischalig 0,54
niert. Diese Beiwerte sind abhängig von der
pro 10 mm Dicke
Schwankungsbreite der Testergebnisse bei
Hartfaserplatten 0,05 Verglasung inkl. Rahmenkonstruktion [kN/m2]
den Belastungsversuchen. Mit ihnen werden
Holzschalung 24 mm 0,14 Normalglas 5 mm 0,25
die charakteristischen Werte der Festigkeit
Besplittung (einschließlich Deckaufstrich) 0,05 Drahtglas, Einscheibensicherheitsglas 6 mm 0,35
durch Dividieren abgemindert. Für die Berech-
nung der Bemessungswerte von Stahl beim Kiesschüttung 5 cm Dicke 1 Verbundsicherheitsglas 8 mm 0,4
Nachweis der Standsicherheit beträgt der (als Nutzlast anzusetzen) Zuschlag je 1 mm Mehrdicke des Glases 0,03
B 1.3

25
Tragwerk

Teilsicherheitsbeiwert 1,1, der entsprechende 1 1 Kiesschüttung 50 mm 1,00 kN/m2


2 2 Dichtung zweilagig 0,20 kN/m2
Wert für den natürlichen Werkstoff Holz 1,3. 3 Wärmedämmung 0,10 kN/m2
3 4 Ausgleichsschicht 0,70 kN/m2
Einwirkungen 4 5 Gefällebeton 30 mm
5 6 Stahlbetonplatte 200 mm 5,00 kN/m2
Die Einwirkungen auf Tragwerke sind in
DIN 1055 und DIN EN 1991 bzw. ÖNORM 6 Summe 7,00 kN/m2
EN 1991 (Eurocode 1) sowie SIA 261 behan-
a
delt. In Deutschland gelten sowohl die DIN
1055 als auch die DIN EN 1991.

1
1 Kiesschüttung 50 mm 1,00 kN/m2
Eigenlasten 2 2 Dichtung zweilagig 0,20 kN/m2
3 Gefällewärmedämmung 0,20 kN/m2
Unter Eigenlasten versteht man die ständig 3 4 Stahlbetonfertigteil 320 mm 4,40 kN/m2
wirkenden Lasten, die sich aus dem Eigenge- Summe 5,80 KN/m2
wicht aller tragenden und nicht tragenden Teile
4
des Dachaufbaus ergeben. Die Summe der
Eigengewichte von Tragschicht, Dämmung
und Dacheindeckung wird zu einer Einwirkung
b
zusammengefasst (Abb. B 1.4). Eine Ausnahme
bilden die Eigenlasten von Kiesschüttungen
sowie die Substratschüttungen von begrünten
Dächern, die als veränderliche Einwirkungen 1 Dichtung, Wärmedämmung etc. 0,35 kN/m2
berücksichtigt werden müssen. Auch die Eigen- 1 2 Trapezblech 0,20 kN/m2
3 Träger, z. B. HEA 200 à 3,00 m 0,15 kN/m2
lasten von Versorgungseinrichtungen sind als
Summe 0,70 kN/m2
nichtständige Nutzlasten zu berücksichtigen, 2
da diese sich möglicherweise über die Lebens-
dauer des Bauwerks verändern.
3
Für den Tragsicherheitsnachweis der Dach-
deckung gegen Windsog ist ein Teilsicherheits-
c
beiwert von 0,9 zu verwenden, da sich das
Eigengewicht in diesem Fall günstig auswirkt.
Die charakteristischen Werte für Eigengewichte
von Baustoffen und Dachdeckungen sind in 1 1 Dichtung, Dampfsperre 0,10 kN/m2
Abb. B 1.3 (S. 25) dargestellt. Die meisten Wich- 2 2 Wärmedämmung 100 mm 0,10 kN/m2
ten und Flächenlasten sind aus der DIN 1055-1 3 Brettstapel Element 280 mm 1,80 kN/m2
übernommen. Genauere Werte können im kon- 3 Summe 2,00 kN/m2
kreten Fall den jeweiligen Prüfzeugnissen der
Produkte entnommen werden. d

Nutzlasten
1 1 Dichtung, Dachschalung 0,20 kN/m2
2 Wärmedämmung 100 mm 0,10 kN/m2
Nutzlasten sind Einwirkungen, die bei der 2
3 Holzbalken, z. B. 28/14, Abstand 60 cm 0,40 kN/m2
Nutzung eines Gebäudes infolge Personen, 4 Dampfbremse, Gipskarton 0,30 kN/m2
3
beweglicher Gegenstände etc. entstehen. In Summe 1,00 kN/m2
4
Deutschland können diese nach DIN 1055-3
oder nach DIN EN 1991-1-1 (Eurocode 1) er- e
mittelt werden. Nutzlasten treten in der Regel
nicht auf allen Tragwerksteilen gleichzeitig mit
der gleichen Intensität auf. Bei der Bemessung
eines Tragwerks ist die Laststellung daher so
zu variieren, dass sie möglichst ungünstig auf 1 VSG aus TVG inkl. Rahmenkonstruktion 1,50 kN/m2
1
das Bauteil wirkt. 2 Träger, z. B. IPE 270 à 2,00 m 0,20 kN/m2
Bei den im Folgenden dargestellten Lasten Summe 1,7 kN/m2
handelt es sich abgesehen von Hubschraubern
2
um vorwiegend ruhende Lasten, die nicht
dynamisch wirken und daher das Bauteil oder
das Gebäude, auf das sie einwirken, nicht zu f B 1.4
Schwingungen anregen. Bei Dächern, die bei-
B 1.4 beispielhafte Eigenlasten von Flachdächern mit B 1.6 lotrechte Nutzlasten für Parkhäuser und Flächen
spielsweise aufgrund ihrer Nutzung als Hub- Tragschicht aus mit Fahrzeugverkehr nach DIN 1055-3
schrauberlandeplätze dynamisch belastet wer- a Stahlbeton B 1.7 Regellasten für Hubschrauber nach DIN 1055-3
den, sind die möglicherweise auftretenden b Spannbetonfertigteilen B 1.8 mittleres Raumgewicht von Schnee nach
Resonanzeffekte zu berücksichtigen. c Stahlträgern mit Stahltrapezblech DIN EN 1991-1-3
d Brettstapelelementen B 1.9 Schneelastzonenkarte für Deutschland nach
Flache Dächer können als begehbare (z. B. e Holzbalken DIN 1055-5
Dachterrassen) oder als nicht begehbare f Glas B 1.10 charakteristische Werte der Schneelast auf dem
Dächer ausgeführt werden. Bei nicht begeh- B 1.5 Nutzlasten infolge Dachbegrünung Boden nach DIN 1055-5

26
Tragwerk

baren Dächern tritt eine Belastung durch Per- schaften des Dachs. Im Allgemeinen nimmt Art der verwendete Pflanzen Gewicht
Begrünung
sonen nur bei Reparaturen und den üblichen das spezifische Gewicht von Schnee mit der
Extensiv- Moos, Gräser, Kräuter 0,9 –2,0 kN/m2
Erhaltungsmaßnahmen auf. Liegedauer zu. Insbesondere auf Schnee fal- begrünung
Für diese Dächer ist nach DIN 1055-3 lediglich lender Regen kann eine erhebliche Belastung Intensiv- alle üblichen Garten- bis 10 kN/m2
eine Einzellast von 1,0 kN an ungünstigster des Tragwerks zur Folge haben (Abb. B 1.8). begrünung pflanzen außer großen
Stelle anzusetzen. Die Aufstandsfläche für Bäumen
diese Einzellast umfasst ein Quadrat mit einer Bestimmung der Schneelast auf dem Boden B 1.5
Kantenlänge von 5 cm. Da eine Überlagerung nach DIN 1055-5
Nutzung Fläche Flächenlast Achs-
dieser Einwirkung mit Schneelasten nicht erfor- Das europäische Konzept zur Ermittlung der A qk last
derlich ist, hat diese Einzellast in der Regel nur Grunddaten für Schneelasten geht von einer [m2] [kN/m2] 2× Qk
Einfluss auf Bauteile mit einer sehr geringen Wiederkehrperiode von 50 Jahren aus. Grund- [kN]
Lasteinzugsfläche wie z. B. Holzschalungen. lage ist eine auf den Bodenschnee kalibrierte Verkehrs- und ≤ 20 3,5 20
Für Begehungsstege, die Teil eines Fluchtwegs Schneekarte, die durch meteorologische Beob- Parkflächen für
leichte Fahr- ≤ 50 2,5 oder 20
sind, muss eine Nutzlast von 3,0 kN/m² ange- achtungen ermittelt wurde. Die Schneelastzo- zeuge
setzt werden. Bei Dachlatten sind zwei Einzel- nenkarte für Deutschland ist eine praxisgerecht (Gesamtlast > 50 2 20
lasten von je 0,5 kN in den äußeren Viertels- vereinfachte Darstellung der europäischen ≤ 25 kN)
punkten der Stützweite anzunehmen. Schneelastzonenkarte. Sie unterteilt die Bun- B 1.6
Bei Dachterrassen wird nach DIN 1055-3 eine desrepublik Deutschland in drei Schneelast- zulässiges Regellast Hubschrauber
gleichmäßig verteilte Nutzlast von 4,0 kN/m² zonen und zwei Unterzonen (Abb. B 1.9). Abfluggewicht Qk
veranschlagt, die ebenfalls nicht mit dem Last- In Abhängigkeit von der Schneelastzone, in [t] [kN]
fall Schnee überlagert werden muss. Zusätzlich der sich der Bauort befindet, und der Gelände- 3 30
ist die Belastung mit einer Einzellast von 2,0 kN höhe über NN kann der charakteristische Wert 6 60
an ungünstigster Stelle zu untersuchen. der Schneelast sk auf dem Boden ermittelt wer- 12 120
Die Lasten aus Dachbegrünungen sind weder den. In Deutschland steigt die Schneelast etwa B 1.7
im Eurocode noch in der DIN 1055-3 angege- parabelförmig mit der Höhenlage an Art des Schnees Raumgewicht
ben. Abb. B 1.5 führt die Einwirkungen von (Abb. B 1.10). [kN/m3]
üblichen Humusdicken auf, die bei Gründä- Die charakteristischen Werte in den Zonen Neuschnee 1
chern zu berücksichtigen sind. Sie sind ebenso 1 a und 2 a ergeben sich durch die Erhöhung abgelagerter Schnee 2
wie Kiesschüttungen als separate Nutzlast mit der Werte aus den Zonen 1 und 2 mit dem (liegt mehrere Stunden
ungünstigster Laststellung anzusetzen. Damit Faktor 1,25. oder Tage)
ist berücksichtigt, dass eine Aufschüttung ver- In einigen Lagen können größere Werte vor- Altschnee (liegt mehrere 2,5 – 3,5
ändert werden kann. kommen. Über 1500 m über NN sind für jeden Wochen oder Monate)
Für Parkflächen mit leichten Fahrzeugen ist je Einzelfall Rechenwerte von den zuständigen Nassschnee 4
nach Lasteinzugsfläche eine Flächenlast von Behörden festzulegen. B 1.8
qk = 2,0 – 3,5 kN/m2 zu veranschlagen. Alterna-
tiv ist zu untersuchen, ob einzelne Achslasten Bestimmung der Schneelast auf dem Dach
von je 2≈ Qk = 2≈ 10 kN für die Bemessung nach DIN 1055-5
maßgebend sind (Abb. B 1.6). Die Schneelast auf dem Dach ist in Abhängig-
Dächer, die als Hubschrauberlandeplätze keit von der Dachform und der charakteristi-
genutzt werden, müssen mit den Lasten nach schen Schneelast auf dem Boden zu ermitteln.
Abb. B 1.7 beaufschlagt werden. Diese sind, Dabei gilt folgende Gleichung:
da die Hubschrauberlasten als nicht vorwie-
gend ruhend gelten, mit einem Schwingbeiwert S = μi · sk
ϕ zu multiplizieren. In der Regel ist ϕ = 1,4
anzusetzen. Da eine Überschüttung des Dachs μi Formbeiwert der Schneelast [-]
dämpfend wirkt, kann ϕ je nach Höhe der S charakteristische Schneelast auf dem Dach
Überschüttung abgemindert werden. [kN/m²]
sk charakteristische Schneelast am Boden
ϕ = 1,4 - 0,1 · hü ≥ 1,0 [kN/m²]

ϕ Schwingbeiwert [-] Bei Flachdächern beträgt der Formbeiwert der


hü Überschüttungshöhe [m] Schneelast in der Regel μ = 0,8. Zone 1 Zone 2 Zone 3
An Dachaufbauten wie z. B. Attiken kann es Zone 1a Zone 2a
Außerdem sind Dächer, die als Hubschrau- durch Windverwehungen zu Schneeanhäufun- B 1.9
berlandeplatz genutzt werden, für eine gleich- gen kommen. Abhängig von der Höhe der
Schneelast [kN/ m²]

16
mäßig verteilte Nutzlast von 5,0 kN/m² zu Attika oder Wand kann sich dadurch die 14
bemessen. Schneelast bereichsweise auf den zweifachen
12
Wert der charakteristischen Schneelast auf
dem Boden erhöhen. 10 Zone 3
Schneelasten Befindet sich ein Dach unterhalb eines höher 8
gelegenen Dachs, von dem Schnee auf das
6
Für die Ermittlung der Schneelasten sind der tiefer liegende Dach abrutschen kann, ist auf
Standort des Bauwerks, das örtliche Klima, die dem unteren Dach zusätzlich der abrut- 4
Zone 2
Höhe über NN und die Topografie maßgebend. schende Schnee zu berücksichtigen. Je nach 2
Die Schneelasten sind weiterhin abhängig von Höhendifferenz und Dachneigung kann sich 0 Zone 1
der Form des Bauwerks, der Oberflächen- dadurch die Schneelast nach DIN 1055-5 0 500 1000 1500
rauhigkeit und den wärmedämmenden Eigen- bereichsweise auf den vierfachen Wert der Höhe über dem Meeresniveau [m]
B 1.10

27
Tragwerk

charakteristischen Schneelast am Boden erhö- Böengeschwindigkeitsdruck

Höhe [m]
hen. Gegebenenfalls müssen auch auftretende Innerhalb von Böen können für wenige Sekun-
Stoßlasten aus herabfallenden Schneemassen den erheblich größere Geschwindigkeitsdrücke
einberechnet werden. Bei einer Dachneigung entstehen, die bei der Planung eines Bauwerks
des oberen Dachs von ≤ 15° oder bei Ver- zu beachten sind. Die anzunehmenden Wind-
wendung von Schneefanggittern, die den drücke berücksichtigen deshalb das umge-
Schnee zuverlässig am Abrutschen hindern, bende Gelände, das Einfluss auf die Art der
brauchen diese Zusatzlasten nicht berücksich- Böen hat, sowie die Bauwerkshöhe. Den Rege-
tigt zu werden. lungen für den anzusetzenden Geschwindig-
Erhöhte Lasten, die auftreten, wenn das Ent- keitsdruck liegt eine Böengeschwindigkeit
wässerungssystem durch Schnee oder Eis ver- zugrunde, die über eine Böendauer von 2 bis
stopft ist, sind zusätzlich einzubeziehen. 4 Sekunden gemittelt ist. Bei Bauwerken, die
eine Höhe von maximal 25 m erreichen, kann
der Geschwindigkeitsdruck zur Vereinfachung
Windlasten konstant über die gesamte Gebäudehöhe
Windgeschwindigkeit [m/s]
angenommen werden. Die entsprechenden
Die Windlast, die auf ein Flachdach einwirkt, Geschwindigkeitsdrücke sind in Abb. B 1.13 B 1.11
hängt einerseits von naturgegebenen Faktoren angegeben. Für Bauwerke, die höher als 25 m
wie Windgeschwindigkeit und Anströmrichtung sind, ist der Böengeschwindigkeitsdruck ent-
ab, andererseits aber auch von Form, Abmes- sprechend der Normen genauer zu ermitteln.
sung, Oberflächenbeschaffenheit oder Durch-
lässigkeit des umströmten Bauwerks (Abb. Winddruck und Windsog WZ 4 WZ 4
B 1.11). Der Wind kann Druck-, Sog- und Rei- Der Winddruck we, der auf eine Außenfläche WZ 3 WZ 3
bungskräfte verursachen. Druck- und Sogan- eines Bauwerks wirkt, beträgt:
teile wirken dabei senkrecht zur Oberfläche
des Bauteils. Die tangentialen Reibungskräfte we = cpe ∙ qp(ze) WZ 2
können bei ausgedehnten Gebäuden und ent-
sprechender Oberflächenbeschaffenheit oder we Winddruck [kN/m²]
bei frei stehenden Überdachungen geringer cpe aerodynamischer Beiwert für den
Konstruktionshöhe maßgebend sein. Bei teil- Außendruck [-] WZ 1
weise offenen Gebäuden und bei solchen mit qp(ze) Böengeschwindigkeitsdruck [kN/m2]
durchlässiger Hülle entsteht zusätzlich ein ze Bezugshöhe für den Außendruck [m]
Innendruck.
Der Winddruck wirkt immer senkrecht auf die
Basisgeschwindigkeitsdruck betrachtete Fläche. Ergibt sich ein Winddruck
Über die Luftdichte ρ, die von der Höhe über mit negativem Vorzeichen, so handelt es sich WZ 2
NN, Luftdruck und -temperatur abhängt, kann um Windsog, positive cpe-Werte bedeuten also
ein physikalischer Zusammenhang zwischen Druck, negative Werte Sog. Auf Flachdächern
B 1.12
der Windgeschwindigkeit und dem Geschwin- entstehen grundsätzlich wesentlich höhere
digkeitsdruck hergestellt werden. Der Basisge- Sog- als Drucklasten. Alle Bauteile sind daher
schwindigkeitsdruck qb, dem eine Windge- durch Verklebung mit der Unterkonstruktion
schwindigkeit vb zugeordnet ist, lässt sich oder durch entsprechend schwere Auflasten Windzone Referenz- zugehöriger Ge-
ableiten aus der Formel: gegen Abheben zu sichern. geschwindigkeit schwindigkeitsdruck
vref qref
Der Winddruck kann innerhalb einer Fläche [m/s] [kN/m2]
qb = 0,5 · ρ · vb² sehr unterschiedlich sein. In den Normen wer-
den deshalb zwei cpe-Werte angegeben. Der 1 22,5 0,32
Mit einer Luftdichte ρ von 1,25 kg/m³ ergibt Wert cpe,1 ist über 1 m2 Lasteinzugsfläche 2 25,0 0,39
sich: gemittelt und wird für die Ankerkräfte von 3 27,5 0,47
unmittelbar durch Windeinwirkung belastete
4 30,0 0,56
qb = vb²/1600 Bauteile benutzt. Der Wert cpe,10 ist über 10 m2
gemittelt. Er ist für die Konstrukionen zu ver- B 1.13
qb Basisgeschwindigkeitsdruck [kN/m²] wenden, die die Kraft weiterleiten. Abb. B 1.17
ρ Luftdichte [kg/m3] gibt die cpe-Werte für Flachdächer mit Attika,
vb Windgeschwindigkeit [m/s] mit scharfkantigem, abgerundetem oder abge-
schrägtem Traufbereich entsprechend Euro- B 1.11 Windprofil, Abhängigkeit der Windgeschwindig-
keit v von der Höhe h über Gelände
Windzonenkarten geben zeitlich gemittelte code an. Die Größe einer notwendigen Auflast B 1.12 Windzonenkarte von Deutschland nach
Windgeschwindigkeiten vref und zugehörige kann unter Berücksichtigung der zugehörigen DIN 1055-4
Geschwindigkeitsdrücke qref an (Abb. B 1.12 Sicherheitsbeiwerte direkt aus der Größe des B 1.13 Referenzwindgeschwindigkeit und zugehöriger
und B 1.13). Die charakteristischen Werte gel- Windsogs für 1 m² Lasteinzugsfläche abge- Geschwindigkeitsdruck nach DIN 1055-4
B 1.14 vereinfachte Annahmen für Böengeschwindig-
ten für eine Mittelung über einen Zeitraum von leitet werden. Die Normen enthalten darüber
keitsdrücke für Bauwerke bis 25 m Höhe nach
10 Minuten mit einer Überschreitungswahr- hinaus auch Werte für den Innendruck, für seit- DIN 1055-4
scheinlichkeit innerhalb eines Jahres von 2 %. lich offene Bauwerke sowie für Dachaufbauten B 1.15 Einteilung der Dachflächen bei Flachdächern zur
Man geht also davon aus, dass diese Werte wie Anzeigetafeln oder außen liegende Fach- Bestimmung des Winddrucks und -sogs nach
statistisch gesehen in 50 Jahren einmal auftre- werkträger. DIN 1055-4
B 1.16 Beaufortskala zur Klassifizierung der Windge-
ten oder überschritten werden. Die Geschwin- schwindigkeiten und ihrer Auswirkungen
digkeit vref gilt für eine Höhe von 10 m über B 1.17 Außendruckbeiwerte durch Wind für unter-
Grund in ebenem, offenem Gelände. schiedliche Flachdachbereiche nach DIN 1055-4

28
Tragwerk

Traufbereich
hp
r α
h ze ze=h

mit Attika abgerundeter oder abgeschrägter Traufbereich

F angeströmter Eckbereich
Windzone Geschwindigkeitsdruck qp [kN/m2] G angeströmter Randbereich
bei einer Gebäudehöhe h e/4 F
H angeströmter Innenbereich
h ≤ 10 m 10 m < h ≤ 18 m 18 m < h ≤ 25 m I Wind abgewandter Innen-
bereich
1 Binnenland 0,5 0,65 75
2 Binnenland 0,65 0,8 0,9
Küste und Inseln der Ostsee 0,85 1 1,1 Wind
G H I b
3 Binnenland 0,8 0,95 1,1
Küste und Inseln der Ostsee 1,05 1,2 1,3
4 Binnenland 0,95 1,15 1,3
Küste der Nord- und Ostsee 1,25 1,4 1,55 e = b oder 2 · h
und Inseln der Ostsee (der kleinere Wert ist für die F
e/4
Berechnung maßgebend)
Inseln der Nordsee 1,4 – –
b Abmessung quer zum Wind
B 1.14
e/10

B 1.15

Beau- [km/h] [m/s] Bezeichnung Beschreibung Bereich


fort Dachtyp F G H I
cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1
0 0 –1 0 – 0,3 Windstille keine Luftbewegung, Rauch
steigt senkrecht scharfkantiger 0,2
Traufbereich -1,8 -2,5 -1,2 -2,0 -0,7 -1,2
-0,2
1 1– 5 0,3 – 1,5 leiser Zug Windrichtung nur an ziehen-
dem Rauch erkennbar 0,2
hp/h=0,025 -1,6 -2,2 -1,1 -1,8 -0,7 -1,2
-0,2
2 6 –11 1,6 – 3,3 leichte Brise Wind im Gesicht fühlbar
0,2
mit Attika 1

hp/h=0,05 -1,4 -2,0 -0,9 -1,6 -0,7 -1,2


3 12–19 3,4 – 5,4 schwache Brise Blätter werden bewegt, -0,2
leichte Wimpel gestreckt 0,2
hp/h=0,1 -1,2 -1,8 -0,8 -1,4 -0,7 -1,2
4 20 –28 5,5 –7,9 mäßige Brise kleine Zweige werden -0,2
bewegt, schwere Wimpel 0,2
r/h=0,05 -1,0 -1,5 -1,2 -1,8 -0,4
gestreckt
Traufbereich 1, 5

-0,2
abgerundeter

0,2
5 29 – 38 8,0 –10,7 frischer Wind größere Zweige werden r/h=0,10 -0,7 -1,2 -0,8 -1,4 -0,3
bewegt, Wind im Gesicht -0,2
schon unangenehm 0,2
r/h=0,20 -0,5 -0,8 -0,5 -0,8 -0,3
-0,2
6 39 – 49 10,8 –13,8 starker Wind große Zweige werden
bewegt, Wind sinkt in der 0,2
α=30° -1,0 -1,5 -1,0 -1,5 -0,3
mansardenartig

Takelage
Traufbereich 2, 4

-0,2
abgeschrägter

0,2
7 50 – 61 13,9 –17,1 steifer Wind schwächere Bäume werden α=45° -1,2 -1,8 -1,3 -1,9 -0,4
bewegt, fühlbare Hemmung -0,2
beim Gehen gegen den Wind 0,2
α=60° -1,3 -1,9 -1,3 -1,9 -0,5
-0,2
8 62– 74 17,2 – 20,7 stürmischer Wind große Bäume werden be-
1
wegt, Zweige abgebrochen; Bei Dächern mit Attika oder abgerundetem Traufbereich darf für Zwischenwerte hp/h
beim Gehen erhebliche und r/h linear interpoliert werden.
2
Behinderung Bei Dächern mit mansardendachartigem Traufbereich darf für Zwischenwerte von α
zwischen α=30°, 45° und 60° linear interpoliert werden. Für α > 60° darf zwischen den
9 75 – 88 20,8 – 24,4 Sturm leichte Gegenstände werden Werten für α=60° und den Werten für Flachdächer mit scharfkantigem Traufbereich
aus ihrer Lage gebracht, linear interpoliert werden.
3
Schäden an Dächern Im Bereich I, für den positive und negative Werte angegeben werden, müssen beide
Wert berücksichtigt werden.
10 89 –102 24,5 – 28,4 schwerer Sturm Bäume werden entwurzelt, 4
Für die Schräge des mansardendachartigen Traufbereichs selbst werden die Außen-
Häuser beschädigt druckbeiwerte in DIN 1055-4, Tabelle 7.4a »Außendruckbeiwerte für Satteldächer und
Trogdächer« Anströmrichtung θ = 0°, Bereich F und G, in Abhängigkeit von dem Nei-
11 103 –117 28,5 – 32,6 orkanartiger schwere Sturmschäden gungswinkel des mansardendachartigen Traufbereichs angegeben.
Sturm 5
Für den abgerundeten Traufbereich selbst werden die Außendruckbeiwerte entlang
12 >117 > 32,6 Orkan Verwüstungen der Krümmung durch lineare Interpolation entlang der Kurve zwischen den Werten
der vertikalen Wand und auf dem Dach ermittelt.
B 1.16 B 1.17

29
Tragwerk

Primärtragsysteme

Primärtragsysteme bilden in der Hierarchie der


Tragelemente die Unterkonstruktion für Flach-
dächer.
Im Folgenden wird eine Übersicht zu üblichen
statischen Systemen mit Entwurfshilfen zu Bau-
teilabmessungen gegeben. Die Angaben stel-
len grobe Richtwerte für Grundsysteme im Hal-
lenbau dar und orientieren sich dabei in erster
Linie an statisch-konstruktiven Überlegungen.
Einflüsse bezüglich Wirtschaftlichkeit, Trans-
port und Montage werden jedoch mit berück-
sichtigt. Je nach Gewichtung dieser Faktoren
können die Dimensionen im Einzelfall zum Teil
deutlich von den Angaben abweichen.

Vollwandträgersysteme Höhe h

Einfeldträger h Holz (BSH) l/17


Beim Einsatz von Stahl werden IPE-Profile von
80–600 mm bevorzugt. Die Werkstoffausnutzung erfolgt Stahl l/20
hauptsächlich in Feldmitte. Das System ist unempfind-
lich gegen Zwängungen und Setzungen. Stahlbeton l/12
Weit gespannte Einfeldträger sind grundsätzlich mit l
Überhöhung herzustellen. Spannbeton l/18

Durchlaufträger mit drei Feldern


Die Durchbiegungen sind kleiner als bei Einfeldträgern
mit gleicher Spannweite. Die Ausnutzung der Quer- h Holz (BSH) l/20
schnitte ist ausgeglichener, da sich durch Umlagerun-
gen Stütz- und Feldmomente ergeben. Die Feldmomen-
Stahl l/25
te werden damit im Vergleich zum Einfeldträger gerin- l l l
ger. Biegesteife Montagestöße sollten im Bereich der
Momentennullpunkte angeordnet werden.

eingespannter Rahmen
Das System ist mehrfach statisch unbestimmt. Die h
Biegemomente verteilen sich auf alle vier Ecken des Holz (BSH) l/27
Systems. Dadurch ist die Querschnittsausnutzung
ausgeglichener. Wegen der Fußmomente müssen die Stahl l/40 – l/30
Fundamente größer dimensioniert werden als bei
l
gelenkiger Lagerung.

Zweigelenkrahmen h
Das System ist einfach statisch unbestimmt. Die
Holz (BSH) l/30 – l/20
Biegemomente verteilen sich auf die Stiele, Ecken und
Riegel. Der Fußpunkt ist momentenfrei. Biegesteife
Stahl l/25
Montagestöße sollten im Bereich der Momentennull-
punkte angeordnet werden. l

Dreigelenkrahmen
Das System ist statisch bestimmt. Damit ist es zwän- h
gungsunempfindlich. Die Momentenverteilung konzen-
triert sich bei diesem System in den Rahmenecken. Holz (BSH) l/20
Die Querschnittsdimensionen sind damit größer. Der
Dreigelenkrahmen bietet Vorteile bei der Montage und Stahl l/25
wird daher insbesondere im Holzbau bevorzugt. Aus l
Transportgründen sind die Spannweiten meistens auf
ca. 40 m begrenzt.

Trägerrost
Ein Trägerrost ist überwiegend auf Biegung und Tor-
sion beansprucht (bei Torsionsbehinderung). Die Holz (BSH) l/25 – l/18
Spannweiten der Träger sollten in beide Richtungen
annähernd gleich sein. Trägerroste sind grundsätzlich Stahl l/35 – l/25
mit Überhöhung herzustellen. h
l

30
Tragwerk

Stabwerksysteme Höhe h

fachwerkartiger Einfeldträger
Bei der Belastung in Fachwerkknoten werden die ein- h
zelnen Stäbe nur auf Druck und Zug beansprucht.
Holz (Kantholz) l/9
Damit lassen sich Fachwerkträger viel leichter ausfüh-
ren als Vollwandträger. Bei Holzträgern sind die Verbin-
Stahl l/15–l/10
dungsmittel bei der Ausführung des Knotendetails
meist maßgebend. Auch deshalb können mit Holz nicht l
so große Spannweiten wie mit Stahl realisiert werden.

unterspannter Träger h2 Holz (BSH) h1 = l/12–l/10


Durch die Unterspannung wird die Spannweite des h1
Obergurtträgers reduziert. Die Querschnittshöhe kann
h2 = l/40
damit verringert werden. Der Obergurt ist auf Druck
belastet und schließt somit die Kräfte aus der Unter-
Stahl h1 = l/12
spannung kurz. Obergurt und Spreize sind gegen
seitliches Ausknicken zu sichern bzw. zu bemessen. l
h2 = l/50–l/35

eingespannter Fachwerkrahmen
Das System ist äußerlich mehrfach statisch unbestimmt. h
Die Beanspruchungen in den Stäben verteilen sich
Holz (Kantholz) l/13–l/9
über alle vier Ecken des Rahmens. Bei einer Ausfüh-
rung mit Stahl sind durch räumliche Ausbildungen
Stahl l/20–l/10
(z. B. Dreigurt) des Fachwerks große Spannweiten
realisierbar (z. B. Stadien). l

Zweigelenkfachwerkrahmen
Das System ist äußerlich einfach statisch unbestimmt. h
Auf den inneren Gurtstäben lasten im Bereich der Rah- Holz (Kantholz) l/10
menecken große Druckkräfte. Sie müssen gegen Aus-
knicken aus der Rahmenebene gesichert werden. Stahl l/13–l/8
l

Dreigelenkfachwerkrahmen
Das System ist äußerlich statisch bestimmt. Auf die un- h
teren Gurtstäbe wirken große Druckkräfte ein, sie müs- Holz (Kantholz) l/9–l/6
sen deshalb gegen Ausknicken aus der Rahmenebene
gesichert werden. Je mehr sich die Rahmenachse der Stahl l/10–l/6
Stützlinie nähert, desto geringer können die Stabquer-
l
schnitte bemessen werden.

Fachwerkträgerrost
Die Spannweiten der Träger sollten in beide
Richtungen annähernd gleich sein. Holz (BSH) l/16–l/8
Fachwerkträgerroste sind grundsätzlich mit
Überhöhung herzustellen. Stahl l/20–l/15
h
l

Raumfachwerk
Die Spannweiten der Träger sollten in beide
Richtungen annähernd gleich sein.
Raumfachwerke sind grundsätzlich mit Überhöhung
Stahl l/30–l/15
herzustellen.
h
l

31
Tragwerk

Systemoptimierung
Abhängig vom statischen System gibt es
Möglichkeiten, bei gleicher Belastung und
Trägerlänge bzw. Spannweite die Trägerhöhe
zu minimieren. Abb. B 1.18 bis 1.22 zeigen am
Beispiel eines Einfeldträgers mit einer Gleich-
last q die verschiedenen Alternativen, Abb.
B 1.23 bis B 1.28 einige Anwendungsbeispiele.

Einfeldträger eingespannter Träger Einfeldträger mit einseitigem Kragarm


Durch beidseitiges Einspannen lässt sich die Momenten- Durch das Einrücken einer Stütze um 30 % der Spann-
beanspruchung auf 67 % reduzieren. weite lässt sich die Momentenbeanspruchung auf 36 %
reduzieren.

l l 0,3 l 0,7 l

67%
36%
33%
36%
100%

B 1.18 B 1.19 B 1.20

Einfeldträger mit beidseitigem Kragarm Gelenkträger


Durch beidseitiges Einrücken der Stützen um 20 % der Durch die Lage der Gelenke lässt sich eine ausgewoge-
Spannweite lässt sich die Momentenbeanspruchung auf ne Momentenverteilung erreichen. Das Ziel dabei ist es,
21 % reduzieren. die Stütz- und Feldmomente auszugleichen und damit die
Querschnittshöhe insgesamt zu minimieren.

0,2 l 0,6 l 0,2 l

B 1.17–1.22 verschiedene statische Systeme bei


21% Gleichlast q
B 1.23–1.28 Auswahl an gebauten Beispielen zur
21%
Systemoptimierung.
B 1.21 B 1.22

Passagier-Terminal-Komplex
Bangkok (T) 2006, Murphy/Jahn Architects

• fachwerkartiger Einfeldträger mit beidseitigen Krag-


armen
• Formanpassungen gemäß dem Momentenverlauf

B 1.23

Tankstelle
München (D) 2004, Haack + Höpfner Architekten

• abgehängter Einfeldträger mit beidseitigen Kragarmen


• Spannweitenreduzierung beispielsweise durch
Abspannungen

B 1.24

32
Tragwerk

Einkaufszentrum
London (GB) 2008, Benoy Architects

• frei geformte Stabwerksschale


• Spannweitenreduzierung durch baumartige Unter-
stützungen

B 1.25

Wischerfabrik
Bietigheim-Bissingen (D) 2002, Ackermann und Partner

• fachwerkartiger Durchlaufträger
• Reduzierung der Spannweite und des Eigengewichts
der Konstruktion durch aufgelöste Stabwerke

B 1.26

Sporthalle
Uster (CH) 2000, Camenzind Gräfensteiner

• Rahmengelenkträger
• durch Steuerung der Gelenkpositionen bei Rahmen-
systemen ist eine ausgewogener Momentenverlauf
einstellbar

B 1.27

Einfamilienhaus
Shizuoka (J) 2001, Shigeru Ban Architects

• eingespannter Fachwerkrahmen
• Einspannung des Systems sowie Reduzierung des
Eigengewichts der Konstruktion durch aufgelöste
Stabwerke

B 1.28

33
Tragschichten

Matthias Beckh, Mark Böttges, Eberhard Möller

B 2.1
Als Tragschicht wird die flächige tragende wirkt. Mit Dächern aus Beton lässt sich eine
Dachkonstruktion bezeichnet, die auf dem Pri- Feuerwiderstandsdauer von F 90 und mehr pro-
märtragwerk oder, bei kleineren zu überda- blemlos erreichen.
chenden Räumen, auf den Wänden aufliegt. Grundsätzlich wird zwischen Ortbeton und Fer-
Die Tragschicht besteht in der Regel aus Stahl- tigteilen unterschieden. Ortbetonbauteile wer-
beton, Holz, Metall oder Glas. Neben der not- den auf der Baustelle geschalt, bewehrt und
wendigen tragenden Funktion kann sie je nach betoniert. Den Möglichkeiten bezüglich der
Konstruktion auch die Aufgabe der Abdich- Formgebung sind quasi keine Grenzen gesetzt.
tung, der Wärmedämmung, des Schall- und Aufgrund der monolithischen Herstellung ist ein
des Brandschutzes übernehmen. Sie muss die mehrachsiger Lastabtrag möglich, und eine
einwirkenden Lasten sicher und dauerhaft Scheibentragwirkung ist in der Regel ohne
unter Einhaltung der geforderten Durchbie- weiteren Nachweis gegeben.
gungskriterien aufnehmen können und diese Fertigteile werden im Werk hergestellt und als
auf das Primärtragwerk weiterleiten. Da das komplette Bauteile auf die Baustelle geliefert.
Dach häufig auch eine aussteifende Funktion Das Schalen, Bewehren und Betonieren auf der
hat, muss die Tragschicht als Scheibe aus- Baustelle entfällt, was in der Regel zu einer
reichend steif und tragfähig sein, um die ein- Kosten- und Zeitersparnis führt. Die Bandbreite
wirkenden Horizontallasten aufzunehmen. des Fertigteilbaus reicht vom Systembau, der
Andernfalls sind additive Auskreuzungen vor- auf einem projektunabhängig entworfenen bau-
zusehen. kastenähnlichen System von vorkonfektionier-
ten Fertigteilen beruht (Typenkatalog), bis zu
Sonderbauteilen, die zwar im Werk vorgefertigt,
Stahlbeton aber individuell für das Projekt geplant werden.
Mit letzteren sind wie beim Ortbeton individu-
Kuppeln und Gewölbe aus Beton (opus cae- elle Formen möglich, Grenzen setzt in erster
mentitium) wurden bereits in der Antike von Linie die Transportierbarkeit der Bauteile. Bei
römischen Baumeistern hergestellt. Aufgrund Fertigteilen kann eine Scheibentragwirkung für
der gewölbten Form herrscht in diesen Bautei- die Gebäudeaussteifung durch nachträglichen
len ein Membranspannungszustand, in dem im Fugenverguss und die Ausbildung eines Ring-
Wesentlichen Druckkräfte auftreten. Bei flachen ankers erreicht werden.
Dächern und Decken hingegen treten Biege- Fertigteilelemente mit mitwirkender Ortbeton-
momente auf, die ein Kräftepaar aus Zug- und schicht vereinen die Vorteile beider Bauweisen.
Druckkräften innerhalb des Betonquerschnitts Hier bildet der Verbundquerschnitt aus Fertig-
erzeugen. Da der Beton selbst keine Zugkräfte teil und Ortbeton den endgültigen tragenden
aufnehmen kann, sind nicht gewölbte Trag- Deckenquerschnitt. Ein mehrachsiger Lastab-
elemente aus Beton nur in Verbindung mit trag und eine Scheibenwirkung werden durch
Bewehrungseisen möglich, die der Aufnahme die monolithische Ortbetonergänzung erzielt.
von auftretenden Zugkräfte dienen. Erste Ver- Die Abmessungen sowie die Grundrissform
suche hierzu wurden Mitte des 19. Jahrhun- sind im Rahmen der durch die Fertigung und
derts mit drahtbewehrten Betonbauteilen unter- den Transport vorgegebenen Obergrenzen frei
nommen. wählbar.
Heute gehört das Herstellen von Dächern Weitere Möglichkeiten, Beton für die Herstel-
und Decken aus Stahlbeton zum Stand der lung von Dächern einzusetzen, sind beispiels-
Technik und ist in DIN 1045-1 »Tragwerke aus weise der Holz-Beton-Verbundbau (siehe
B 2.1 Wischerfabrik, Bietigheim-Bissingen (D) 2000, Beton, Stahlbeton und Spannbeton« und DIN S. 44) und Verbunddecken mit Stahltrapez-
Ackermann und Partner EN 1992-1 (Eurocode 2) geregelt. Aufgrund blechen (siehe S. 36).
B 2.2 Abheben der Plattenecken bei einer vierseitig des verhältnismäßig hohen Eigengewichts
gelagerten Platte (Aufschüsseln)
B 2.3 Beiwerte α zur Bestimmung der Ersatzstützweite
besitzen Betondächer gute Schallschutzeigen- Ortbetonplatten
in Abhängigkeit vom statischen System nach schaften und eine hohe Wärmespeicherkapazi- Die Vordimensionierung der Plattendicke einer
DIN 1045-1 tät, die sich günstig auf das Raumklima aus- Ortbetonplatte kann nach DIN 1045-1 verein-

34
Tragschichten

facht über die Begrenzung der Biegeschlank- gegenüber solchen in Röhrenform Betonstege
heit li /d erfolgen: in beiden Plattenrichtungen, sodass ein zwei-
achsiger Lastabtrag möglich ist. Bei Decken-
li /d ≤ 35 stärken von 23 bis ca. 60 cm sind dann Spann-
weiten bis zu 15 m möglich. In Bereichen hoher
li Ersatzstützweite [m] Querkraftbeanspruchung wie z. B. im Durch-
d statische Nutzhöhe (entspricht dem Ab- stanzbereich punktgestützter Platten werden
stand der Zugbewehrung vom druckbean- keine Hohlkörper eingelegt.
spruchten Bauteilrand) [m] Bei zweiachsig gespannten Platten besteht
bei fehlender Randauflast aufgrund der Durch-
Die Ersatzstützweite hängt vom statischen Sys- biegungskinematik die Gefahr, dass sich die
tem der Tragkonstruktion ab. Das wiederum Plattenecken deutlich sichtbar vom Mauerwerk
berücksichtigt der Beiwert α (Abb. B 2.3): abheben (Aufschüsseln) und es somit zu
einem Aufreißen der Fuge kommen kann
li = α ∙ leff (Abb. B 2.2). Bei durchlaufenden Platten sind
jeweils nur die Außenecken gefährdet. Mögli-
leff effektive Stützweite [m] che Gegenmaßnahmen sind aussteifende B 2.2
Überzüge oder Abhängungen in die darunter-
Bei linienförmig gelagerten Platten ist die klei- liegende Geschossdecke.
nere der beiden Stützweiten (l1 oder l2) maß-
gebend, bei punktgelagerten Platten (Flach- Wasserundurchlässige Betonplatten
decken) die größere (Abb. B 2.3). Wird die Betonplatte als wasserundurchlässi-
Für Deckenplatten, an die höhere Anforderun- ges Bauteil ausgebildet, ist es möglich, Ort-
gen bezüglich der Begrenzung der Durchbie- statisches System Beiwert
betondächer ohne zusätzliche Abdichtung
α
gung gestellt werden, sollte die Biegeschlank- herzustellen. Der Beton übernimmt hierbei
heit nicht größer gewählt werden als li2/d ≤ 150. sowohl die Funktion des tragenden als auch Träger Platte
Dieses Kriterium wird ab einer Ersatzstützweite des abdichtenden Elements (siehe Betone mit
li
von etwa 4,3 m maßgebend. Es sollte auch bei hohem Wassereindringwiderstand, S. 96f. und
l1
Flachdächern eingehalten werden, da größere Wasserundurchlässige Betonplatte als Dich-
Verformungen, die aus einer größeren Biege- tung, S. 104).
1,0
schlankheit resultieren, das Gefälle beeinflus- Risse, die die Dichtheit des Betons negativ l eff
sen und somit die einwandfreie Entwässerung beeinflussen, entstehen im Beton, wenn die l eff = l 1
des Dachs gefährden können. einwirkende Zugbeanspruchung die Zugfestig-
l1 < l 2
Die Bauteilhöhe h ergibt sich aus der stati- keit des Betons überschreitet. Das Tragverhal-
schen Nutzhöhe und einer Betondeckung von ten von bewehrtem Beton ist jedoch dadurch
2 – 3 cm. gekennzeichnet, dass die Bewehrung erst li
Da massive Betonplatten mit einer Dicke über dann nennenswerte Zugspannungen erfährt l1
30 cm aufgrund des hohen Materialverbrauchs und sich am Lastabtrag beteiligt, wenn Risse
unwirtschaftlich sind, ist die sinnvolle Ersatz- im Beton entstehen. Ziel der Bemessung ist es l2 0,8
l eff
stützweite bei massiven Betondächern auf also nicht, Risse gänzlich zu vermeiden, son-
l eff = l 1
ca. 6,5 m begrenzt. Die sich daraus ergebende dern deren Größe auf ein bestimmtes Maß zu
effektive Spannweite kann je nach statischem begrenzen. l1 < l 2
System größer sein (Abb. B 2.3). Flachdächer sind nach der Richtlinie »Wasser-
Nach DIN 1045-1 beträgt die Mindestdicke h undurchlässige Bauwerke aus Beton« in die li
für tragende Stahlbetonplatten 70 mm. Weiter- Beanspruchungsklasse 1 (nicht drückendes l1
reichende Anforderungen für die Bauteildicke Wasser auf horizontale Flächen) einzuord-
ergeben sich aus dem Brandschutz gemäß nen [1]. Für die Nutzungsklasse A (z. B. Woh- 0,6
l eff l2
DIN 4102-4 (der Klammerwert gilt für durchlau- nungs- und Verwaltungsbau) fordert die Richt-
fende Platten): linie, dass keine Trennrisse im Beton auftreten. l eff = l 1
• F 30 – A: h = 6 (8) cm Biegerisse sind zulässig, sofern die Druckzone l1 < l 2
• F 60 – A: h = 8 cm im Beton mindestens eine Höhe von 30 mm
• F 90 – A: h = 10 cm hat bzw. mindestens dem 1,5-fachen Größt- li
• F 120 – A: h = 12 cm korndurchmesser entspricht. Der Forderung l1
nach der Mindestdruckzonenhöhe kann durch
Die Mindestdicke h punktgestützter Platten eine ausreichende Dimensionierung bei der 2,4
beträgt nach DIN 4102-4: Biegebemessung entsprochen werden. Einen l eff l2
• 15 cm bei Stützen mit Stützenkopfver- größeren planerischen Aufwand erfordert die l eff = l 1
stärkung Einhaltung der Vorgabe, dass keine Trennrisse l1 < l 2
• 20 cm bei Stützen ohne Stützenkopfver- entstehen dürfen. Trennrisse sind Risse, die
stärkung über die gesamte Querschnittshöhe verlaufen.
Sie treten auf, wenn der Betonquerschnitt über 0,7
l1
Um bei dickeren Decken die Belastung aus die gesamte Querschnittshöhe unter Zugspan- (Innen-
feld)
dem Eigengewicht und damit den Materialver- nungen steht und diese die Zugfestigkeit des
brauch um bis zu 30 % zu reduzieren, können Betons überschreitet. Das ist entweder dann l2 0,9
(Rand-
ab einer Deckenstärke von ca. 23 cm Hohlkör- der Fall, wenn äußere Zuglasten aufgebracht feld)
l eff = l 2
per in die Decke eingelegt werden. Bei Ver- werden oder wenn Volumenänderungen des l1 < l 2
wendung kugelförmiger Hohlkörper verbleiben Betons (z. B. infolge Schwinden oder Tempera-
B 2.3

35
Tragschichten

turänderungen) durch Zwangspunkte behindert lässigem Beton wirtschaftlich sinnvoll sein


werden. Solche Situationen können zwar durch kann, aber einen deutlich erhöhten Planungs-
eine Vorspannung des Dachs entschärft wer- aufwand bei einer höheren Fehleranfälligkeit
den, dennoch sollte es das Ziel bei der Kon- gegenüber Dächern mit einer konventionellen
struktion von Flachdächern aus wasserun- Abdichtung bedeutet. Daher sollte die Prüfung
durchlässigem Beton sein, Zwangsbeanspru- der Dichtheit des Dachs nach Fertigstellung
chungen möglichst gering zu halten. des Rohbaus und die Möglichkeit der Nach-
Eine einfache rechteckige Grundrissform ist injektion bei Undichtheiten schon in der Pla-
daher einer komplizierten Form mit einsprin- nungsphase berücksichtigt werden.
genden Ecken vorzuziehen. Temperatur-
schwankungen sollten durch eine außen lie- Fertigteilelementplatten ohne Ortbetonergänzung
gende Dämmung abgemindert werden. Bei Elementplatten ohne Ortbetonergänzung als
Dächern mit Innendämmung sollte das Dach Vollplatten werden als raumgroße Decken- und
auf Gleitlagern gelagert werden, um unter- Dachelemente bis zu einer maximalen Breite
schiedliche Dehnungen zwischen den ge- von 4,5 m eingesetzt. Hierbei ist die fugenlose,
dämmten Wänden und dem äußeren Tempera- endfertige Deckenunterseite von besonderem
turschwankungen ausgesetzten Dach zwän- Vorteil. Nachteilig ist das relativ hohe Trans-
gungsfrei aufnehmen zu können. Auch bei portgewicht [6]. Die Dimensionierung erfolgt
Dächern mit außen liegender Dämmung kann analog zu Ortbetonplatten.
eine bewegliche Lagerung sinnvoll sein, bei-
B 2.4 spielsweise für eine zwängungsfreie Aufnahme Fertigteilplatten mit Ortbetonergänzung
von Schwinddehnungen beim Erhärten des jun- Die sogenannten Gitterträgerelementplatten
gen Betons. Bei der gleitenden Lagerung ist es werden bis zu einer Breite von 3 m hergestellt.
wichtig, genügend Festpunkte für die statisch Die Bewehrung für einachsigen Lastabtrag ist
bestimmte horizontale Lagerung des Dachs in der vorgefertigten Platte werkseitig einge-
vorzusehen. Außerdem ist zu beachten, dass legt. Für den zweiachsigen Lastabtrag kann
das Dach keinen Beitrag zur Aussteifung des zusätzlich Querbewehrung vorgesehen wer-
Gebäudes leisten kann. den, die zumindest im Fugenbereich auf der
Bei größeren Dachflächen muss eine ausrei- Baustelle verlegt wird. Die werkseitig einbeto-
chende Anzahl von Fugen eingeplant werden. nierten Gitterträger wirken als Verbundbeweh-
Dächer ohne außenseitige Dämmung sind rung zwischen der vorgefertigten Elementplatte
bezüglich der Fugenabstände kritischer zu und der Ortbetonergänzung (Abb. B 2.4). Wäh-
sehen als Dächer mit außenseitiger Dämmung. rend der Montage und des Betoniervorgangs
Bei fugenlosen Dächern, die nicht außenseitig ist eine temporäre Montageunterstützung im
gedämmt sind, sollten folgende Abmessungen Abstand von 2 bis 5 m erforderlich. Da die
nicht überschritten werden [2]: obere Bewehrungslage vor Ort hergestellt und
B 2.5
• 400 m² bei Lagerung auf Streifenlagern einbetoniert wird, sind Durchlauf- und Schei-
(Folienlager) bentragwirkung auch ohne zusätzlichen Ring-
• 900 m² bei Lagerung auf Punktlagern anker einfach herzustellen. Vorteilhaft sind
(Gleitlager) zudem die fertige Plattenuntersicht, die ledig-
lich durch die Fugen unterbrochen wird, und
Außerdem empfiehlt es sich, die Entfernung das geringe Fertigteilgewicht. Aufgrund des
jeder Ecke des Dachs vom nächsten Festpunkt Ortbetonanteils ist der Baufortschritt langsamer
nicht zu groß zu wählen [3]: als bei Vollmontage-Fertigteilen. Die Dimensio-
• bis zu 15 m bei Lagerung auf Streifenlagern nierung erfolgt analog zu Ortbetonplatten.
• bis zu 22 m bei Lagerung auf Punktlagern
Vorgespannte Elementplatten mit Ortbetonergänzung
Die Dicke eines Dachs mit wasserundurch- Bei größeren Spannweiten sind schlaff
lässiger Betonplatte sollte 18 cm nicht unter- bewehrte Betonplatten unwirtschaftlich. Es
schreiten [4]. empfiehlt sich daher der Einsatz von vorgefer-
Neben den oben genannten konstruktiven tigten, werkseitig vorgespannten Gitterträger-
Maßnahmen sind die betontechnologischen elementplatten. Diese ermöglichen Decken mit
B 2.6 Aspekte (z. B. Verwendung von Beton mit größerer Biegeschlankheit. Durch die Vorspan-
hohem Wassereindringwiderstand, Verwen- nung kann auch der Abstand der während des
dung von Zementen mit niedriger Hydratations- Betonierens erforderlichen temporären Monta-
wärme) und die erhöhten Anforderungen an geabstützung deutlich größer gewählt werden.
die Herstellung (z. B. Nachbehandlung) zu
beachten. Beton mit hohem Wassereindring- Stahl-Beton-Verbundplatten
widerstand enthält in der Regel mehr Wasser, Ähnlich wie bei der Elementplatte mit Ortbeton-
als zum Erhärten des Zements erforderlich ist. ergänzung kann ein Trapezblech als verlorene
Dieses Überschusswasser wird an die Raum- Schalung verwendet werden, die schubfest mit
luft abgegeben, bis sich im Betonbauteil die der nachträglich aufgebrachten Ortbeton-
Ausgleichsfeuchte eingestellt hat, was die schicht verbunden wird und somit die Funktion
klimatischen Verhältnisse während dieser Zeit der unteren Bewehrungslage übernehmen
im Innenraum beeinträchtigt [5]. kann. Die Verbundwirkung zwischen Trapez-
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die blech und Beton kann über mechanischen Ver-
Herstellung von Dächern aus wasserundurch- bund (z. B. in das Trapezblech eingestanzte
B 2.7

36
Tragschichten

Löcher und Dorne, Abb. 2.5), kontinuierlichen sung nicht auf Grundlage von DIN 1045-1 bzw. B 2.4 Fertigteilplatte mit Ortbetonergänzung
Reibungsverbund (Abb. 2.6) oder durch End- Eurocode 2 erfolgen, sondern ist in einer allge- B 2.5 Stahl-Beton-Verbundplatte mit mechanischem
Verbund
verankerungen mit Dübeln oder Ankern erzielt meinen bauaufsichtlichen Zulassung geregelt.
B 2.6 Stahl-Beton-Verbundplatte mit Reibungsverbund
werden. Die Bemessung erfolgt nach Eine Bewehrung in Querrichtung wird nicht ein- B 2.7 Spannbetonhohlplatte mit Fugenverguss
DIN 18 800-5 bzw. DIN EN 1994-1-1. Da sich gelegt, weshalb für eine Querverteilung von B 2.8 TT-Platte mit Fugenverguss
die Verbundwirkung der einzelnen Systeme großen Einzellasten wie z. B. schweren Fahr- B 2.9 TT-Platte mit Ortbetonergänzung
deutlich unterscheidet, sind sie zusätzlich in zeugverkehr eine zusätzliche Ortbetonschicht B 2.10 Trogplatte mit Fugenverguss
bauaufsichtlichen Zulassungen geregelt. erforderlich ist. Nachträgliche Befestigungen
Die Dimensionierung der Plattendicke kann größerer Lasten an der Deckenunterseite mit-
analog zur Ortbetonplatte erfolgen, wobei die tels Dübeln können aufgrund der filigranen
statische Nutzhöhe d in etwa dem Abstand der Struktur zu schweren Schäden führen. Statt-
Plattenoberkante vom Schwerpunkt des Tra- dessen sollten in den Längsfugen Halterungen
pezprofils entspricht. Die Mindestdicke der einbetoniert werden. Kleinere Lasten wie z. B.
Gesamtkonstruktion beträgt 90 mm, wenn die Deckenverkleidungen können mit Dübeln ver-
Platte als Gurt für einen Verbundträger oder als ankert werden. Es ist jedoch darauf zu achten,
aussteifende Scheibe verwendet wird. Ansons- die Bohrungen in Achse der Hohlkörper vorzu-
ten ist eine Mindestdicke von 80 mm einzuhal- nehmen, um die in Achse der Stege verlaufen-
ten. Zusätzlich zum Trapezblech muss eine den Spannstähle nicht zu beschädigen.
konstruktive Mindestbewehrung aus Stabstahl
oder Bewehrungsmatten in den Ortbeton ein- Fertigteil-TT-Platten
gelegt werden. Da das Trapezblech im Brand- TT-Platten (auch Doppelstegplatten genannt)
fall nur sehr beschränkt Zugkräfte aufnehmen werden mit und ohne Vorspannung hergestellt.
kann, ist häufig die Bemessung unter Brandlast Ihr Lastabtrag erfolgt wie bei den Hohlplatten
für die Ermittlung der Zulagebewehrung maß- einachsig, die Querverteilung von Lasten über
gebend. Mit entsprechender Zulagebewehrung die einzelne Platte hinaus ist nur sehr begrenzt
kann eine Feuerwiderstandsdauer von bis zu möglich. Durch die Kombination von Platte und
120 Minuten erreicht werden. Je nach Spann- Unterzug in einem Bauteil ist es mit TT-Platten
weite, Ortbetondicke und Hersteller sind Mon- möglich, große Spannweiten wirtschaftlicher zu
tageunterstützungen für den Bauzustand erfor- überbrücken als mit ebenen Platten. Die Bau-
derlich. höhe ist jedoch mit 26 – 90 cm in der Regel grö-
ßer als z. B. bei Hohlplatten mit vergleichbarer
Spannbetonhohlplatten Tragfähigkeit. Mit vorgespannten TT-Platten
Spannbetonhohlplatten sind als vorgespannte gemäß Typenprogramm sind Spannweiten bis
Fertigteile erhältlich (Abb. B 2.7). Durch die 25 m erreichbar [10], bei nicht vorgespannten
einbetonierten Hohlkörper wird eine Gewichts- TT-Platten ist die Spannweite üblicherweise auf
ersparnis von bis zu 40 % gegenüber der 17,5 m begrenzt. Da im Wesentlichen die Steg- B 2.8
Massivplatte erreicht. Die gängigen Platten- höhe und nicht die Höhe der Platte die Tragfä-
breiten liegen zwischen 50 und 120 cm, die higkeit des Bauteils bestimmt, sind filigrane,
Dicken gemäß des Typenprogramms zwischen materialsparende Konstruktionen möglich. Die
15 und 40 cm. Die Spannweiten betragen in Bauteildicken ergeben sich in der Regel aus
der Regel bis zu 18 m, in Sonderfällen werden den Anforderungen an den Brandschutz. So ist
mit Dicken von bis zu 50 cm Spannweiten von im Typenkatalog für F 30 – A eine Plattendicke
22 m erreicht [7]. Dächer aus Hohlplatten von mindestens 6 cm und für F 90 – A von min-
können durch die Verwendung eines Ringan- destens 10 cm vorgesehen [11]. Wie auch bei
kers als aussteifende Dachscheibe statisch den Hohlplatten kann eine Scheibentragwir-
angesetzt werden. Der Verbund zwischen den kung durch Verwendung eines Ringankers und
einzelnen Elementen erfolgt durch nachträgli- Fugenverguss erreicht werden (Abb. B 2.7).
chen Fugenverguss. Für die Montage ist keine Aufgrund der geringen Platten- und somit
Zwischenunterstützung erforderlich. Fugenhöhe und der damit einhergehenden
Bei mehreren Plattenfeldern wird aufgrund der schlechten Querkraftübertragung in den Fugen
hauptsächlich unterseitigen Vorspannung keine besteht insbesondere bei großen Spannweiten
Durchlaufwirkung erzielt. In Spannrichtung sind die Gefahr von Rissen entlang der Fugen. B 2.9
Auskragungen bis zu einer Länge der acht- Durch eine Ortbetonergänzung können gegen-
fachen Deckenhöhe üblich. über Vollmontageplatten die Scheibentragwir-
Aufgrund der Gewichtsersparnis und der Vor- kung und Querverteilung der Lasten verbessert
spannung sind größere Schlankheiten als bei werden. Bei Plattenelementen mit Ortbetoner-
üblichen Stahlbetondecken von bis zu l/h = 45 gänzung werden werkseitig Gitterträger einbe-
möglich. Wird eine glatte Deckenuntersicht toniert, die den Verbund zwischen der Ortbe-
ohne abgehängte Decke gewünscht, sollte die tonergänzung und dem Fertigteil herstellen
Schlankheit jedoch auf l/h = 35 begrenzt wer- (Abb. B 2.9).
den [8]. Eine dauerhaft rissfreie Ausbildung
von Putz oder Spachtelung ist im Bereich der Trogplatten
Plattenlängsfugen jedoch nicht immer zuverläs- Trogplatten sind im Typenkatalog nicht ent-
sig möglich [9]. halten, werden jedoch von etlichen Firmen
Spannbetonhohlplatten haben keine schlaffe in eigenen Fertigteilsystemen angeboten
Bewehrung, sondern sind ausschließlich mit (Abb. B 2.10). Trogplatten benötigen keine
Spannstahl bewehrt. Daher kann die Bemes- Querunterzüge, wenn der Stützenabstand der
B 2.10

37
Tragschichten

Systembreite der Platte entspricht. Hieraus


resultieren in der Regel deutlich breitere Ele- 15
mente als z. B. bei TT-Platten oder Spannbeton- 16
hohlplatten. Wegen der damit einhergehenden
15
größeren Spannweite in Querrichtung muss
der Plattenspiegel dicker und stärker bewehrt 1 14
sein als bei TT-Platten. Die Querverteilung über
2
die Fuge hinweg ist aufgrund der größeren
Fugenhöhe besser als bei TT-Platten [12]. Die
Aussagen bezüglich Scheibentragwirkung
und Montage gelten analog zu TT-Platten.
Auch hier ist eine zusätzliche Ortbetonergän-
zung möglich. 3

Fertigteilplatten aus Porenbeton 4


5
Aufgrund der in den Porenbeton eingeschlosse- 6
nen Luft sind Massivplatten aus Porenbeton um
7
ca. 65 – 80 % leichter als massive Betonplatten
8
mit identischem Querschnitt. Zudem können sie 9 12
zusätzlich zur tragenden auch eine wärme- 10 13
dämmende Funktion übernehmen. Die statische 11
Bemessung von bewehrten Dach- und Decken-
bauteilen aus Porenbeton ist in DIN 4223-2 und 1 Verbindungselement 4 Steg 10 Obergurtgurtsicke (Schraube, Setz-
Längsrand (Blindniet, 5 Obergurt 11 ebener Längsrand bolzen)
4223-4 bzw. DIN EN 12 602 geregelt. Wegen 15 Profiltafel
Schraube) 6 Untergurt 12 Querstoß
der hohen Porosität des Betons dürfen nur kor- 2 Randversteifung 7 Längsstoß 13 Binder, Pfette, Riegel 16 Verbindungselement
rosionsgeschützte Bewehrungseisen verwendet 3 aufgekanteter 8 Stegsicke 14 Verbindungsele- Längsstoß (Blindniet,
werden. Der Einsatz bewehrter Porenbeton- Längsrand 9 Untergurtsicke ment für Auflager Schraube)
platten ist derzeit auf ruhende Nutzlasten bis B 2.11
3,5 kN/m² beschränkt. Durch die nur begrenzt
mögliche Querverteilung größerer Lasten über
die Elementfugen hinweg sind größere Ver-
kehrslasten nur bei Verwendung einer zusätzli- B 2.11 Trapezprofile aus Metall, Konstruktion und
chen Aufbetonschicht und entsprechender Begriffe nach DIN 18 807
Bemessung erlaubt. Aufgrund der im Zuge der B 2.12 Trapezprofil 200/375 mit Quersicken im
Obergurt
Neufassung der DIN 1055 auf 4,0 kN/m2 erhöh- B 2.13 Trapezblech in Positivlage
ten Nutzlasten für Dachterrassen ist jedoch B 2.14 Trapezblech in Negativlage
geplant, die ohne zusätzliche Maßnahmen B 2.15 Oberflächenstrukturen
zulässigen veränderlichen Lasten auf 4,0 kN/m2 a, b Linierungen
c Stuccodessinierung
zu erhöhen. Eine entsprechende Neufassung
B 2.16 Belastungstabelle für Trapezprofile aus Stahl-
der DIN 4223-4 lag bei Drucklegung dieses blech für gleichmäßig verteilte Belastung
Buchs noch nicht vor. Es sind Plattendicken q [kN/m²]
zwischen 10 und 30 cm lieferbar. Für die Vordi- B 2.12
mensionierung der Platte kann von einem Ver-
hältnis l/h von 20 bis 35 ausgegangen werden
[13]. Bei der maximal lieferbaren Plattendicke
von 30 cm beträgt die zulässige Stützweite
maximal 7,5 m. Die freie Kragarmlänge darf
1,5 m nicht überschreiten. Porenbetondächer
können unter Verwendung eines Ringankers
und mit entsprechender Ausbildung der Fugen
auch als Dachscheiben ausgebildet werden. a
Der maximale Abstand der aussteifenden Quer-
wände ist hierbei auf 35 m beschränkt. Mit der
lieferbaren Mindestplattendicke von 10 cm las- B 2.13
sen sich ohne Verkleidung bei Einhaltung der
geforderten Betondeckung die Anforderungen
an die Feuerwiderstandsklasse F 120 – A erfüllen.
Für F 180 – A ist eine Plattendicke von 12,5 cm
notwendig. Eine Montageunterstützung ist in der b
Regel nicht erforderlich.

Metall

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden großfor-


matige, dünnwandige und profilierte Metallble-
che industriell hergestellt und im Bauwesen
B 2.14 c B 2.15

38
Tragschichten

eingesetzt. Anfangs prägten Pressen den ebe- Abmes- Eigenlast g Nenn- statisches Stützweite
nen Blechen Wellenprofile ein, die ihre Biege- sungen [kN/m²] blech- System [m]
tragfähigkeit senkrecht zur Wellenebene [mm] dicke d
[mm]
wesentlich erhöhten. Eine Verzinkung schützt 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 11,0
Stahlbleche vor schneller Korrosion. Anwen- Trapezprofile (l/150) Positivlage Tragfähigkeit q [kN/m2]
dung finden die profilierten Tafeln in der
35/207 0,072 0,75 8,98 1,74 0,52 0,22 0,11
Gebäudehülle, als Tragschicht im Dach, als 0,096 1,00 14,31 2,63 0,78 0,32 0,17
Dachdeckung oder als flächige Wandele- 0,144 1,50 26,99 4,15 1,23 0,52 0,27
mente. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erwei- 0,75 7,55 2,25 1,00 0,54 0,31
tern Trapezprofile, Stehfalz- und Kassettenpro- 1,00 12,28 3,59 1,60 0,79 0,40
file das Angebot an einschaligen Profiltafeln. 1,50 24,74 6,57 2,92 1,27 0,64
Heute ermöglichen Rollformanlagen eine konti- 0,75 8,36 2,67 1,05 0,50 0,32
nuierliche Fertigung von Tafeln aus beschichte- 1,00 13,49 4,33 1,47 0,62 0,31
tem Stahl oder aus Aluminium. DIN 18 807 1,50 25,87 7,38 2,34 0,99 0,50
regelt seit 1987 Einsatz und Anwendung von 135/310 0,097 0,75 2,88 2,13 1,75 1,32 0,96 0,65
Trapezprofilen im Hochbau. Sie sind damit als 0,130 1,00 5,37 3,97 2,82 1,92 1,21 0,81
wesentlicher Bestandteil des Baugeschehens 0,195 1,50 14,28 7,91 4,79 2,94 1,85 1,24
anerkannt. Hinsichtlich ihres Einsatzes als 0,75 3,18 2,14 1,77 1,35 1,02 0,80
Tragschicht von flachen und geneigten 1,00 5,36 3,97 2,82 2,21 1,63 1,25
Dächern gelten Trapezbleche als sehr wirt- 1,50 14,26 8,32 5,42 3,89 2,86 2,13
schaftlich, Wellbleche kommen hier kaum noch 0,75 3,60 2,47 1,88 1,39 1,05 0,85
zum Einsatz. Seit 2006 wird die DIN 18 807 1,00 6,10 4,02 2,93 2,23 1,73 1,42
1,50 14,28 8,30 5,53 4,00 3,08 2,29
durch die europäische Produktnorm DIN
EN 14 782 ergänzt. 160/250 0,121 0,75 3,44 2,54 1,77 1,30 0,96 0,68 0,49
0,161 1,00 6,70 4,22 2,93 1,96 1,31 0,93 0,68
0,241 1,50 10,18 6,69 4,58 2,98 2,00 1,41 1,04
Einschalige Profiltafeln
Die Profilbezeichnung setzt sich grundsätzlich 0,75 3,45 2,51 1,83 1,39 1,09 0,85 0,59
1,00 6,47 4,33 3,12 2,36 1,82 1,41 0,96
aus der Angabe der Profilhöhe h und der Rip- 1,50 9,88 6,91 4,95 3,74 2,86 2,28 1,77
penbreite b zusammen. Tafellänge und -breite
0,75 3,45 2,57 1,84 1,41 1,12 0,90 0,73
geben die Ausmaße einzelner Profiltafeln an.
1,00 6,70 4,34 3,11 2,38 1,85 1,47 1,17
Lieferbar sind Längen bis ca. 24 m, die Breite 1,50 10,18 6,90 4,95 3,77 2,90 2,34 2,18
einzelner Tafeln beträgt in der Regel zwischen
200/375 0,118 0,75 2,12 1,76 1,51 1,22 0,96 0,74 0,56
750 und 1075 mm. Neben der Art von Profilie- 0,158 1,00 3,69 3,07 2,53 1,93 1,41 1,03 0,77
rung und Material hängt die Tragfähigkeit von 0,237 1,50 8,84 6,19 4,55 3,16 2,22 1,62 1,22
der Profilhöhe h sowie der Blechdicke t ab. 0,75 2,12 1,65 1,31 1,06 0,88 0,72 0,61
Profilhöhen sind in unterschiedlichen Abstufun- 1,00 3,77 2,87 2,26 1,82 1,50 1,22 1,04
gen zwischen 10 und 200 mm erhältlich, die 1,50 7,38 5,53 4,28 3,41 2,75 2,25 1,89
Blechdicken liegen zwischen 0,63 und 1,5 mm. 0,75 2,12 1,76 1,51 1,22 0,96 0,81 0,69
Der Industrieverband für Bausysteme im 1,00 3,92 4,76 2,63 2,02 1,59 1,38 1,17
Metallleichtbau (IFBS) bietet laufend aktuali- 1,50 8,82 6,19 4,55 3,48 2,75 2,56 2,16
sierte Informationen zu Liefer- und Montagefir- Die Angaben gelten für gleichmäßig verteilte Lasten q.
B 2.16
men sowie technische Beratung.
Analog zu Stahlträgern spricht man auch bei bis zu 14 m [14]. Die Ausnutzung einer Durch- Windsogverankerung nachzuweisen. Um die
Profiltafeln von Ober- und Untergurten (Abb. laufwirkung über zwei oder mehrere Felder Gebrauchstauglichkeit von Dächern zu gewähr-
B 2.11). Diese sind durch Stege miteinander erhöht die Tragfähigkeit gegenüber der Ver- leisten, gelten für die Durchbiegung bei Stahl-
verbunden. Zusätzlich eingeprägte Kanten in wendung als Einfeldträger. Dieser Vorteil kann trapezblechen gemäß DIN 18 807-3 folgende
Gurten oder Stegen werden als Sicken bzw. einfach genutzt werden, da sich die Tafeln im Obergrenzen:
Versätze bezeichnet. Sie dienen der Aus- Auflagerbereich in Längsrichtung durch sta- • l/150 bei Verwendung als Deckung (Wetter-
steifung gegen lokales Beulen und erhöhen tisch wirksame Überdeckung biegesteif stoßen haut) oder als Unterschale (Tragschale) bei
damit die Tragfähigkeit deutlich. Sie verlaufen lassen. Die Tafelelemente sind dabei über zweischaligen Dächern
in Längsrichtung der Gurte und Stege. Ent- Blindniete, Bohrschrauben oder Verkröpfungen • l/300 bei Verwendung mit oberseitiger
sprechend heißen sie auch Gurt- oder Steg- miteinander verbunden. Abdichtung (Warmdach)
sicken. Neuere Profile weisen teilweise auch
eine Profilierung in Querrichtung auf (Abb. Spannweiten und Tragfähigkeit Die Bemessungskennwerte einiger gängiger
B 2.12). Die Hersteller geben in umfangreichen Tabellen Profile sind in Abb. B 2.16 und B 2.17 (S. 40)
Von einer Montage in Positivlage spricht man, die Tragfähigkeit ihrer Profile in Abhängigkeit zusammengefasst. Die Tabellen bieten ledig-
wenn der breitere Gurt oben liegt und der von Profilquerschnitt, Blechdicke, Spannweite, lich Anhaltswerte und beruhen überwiegend
schmalere unten (Abb. B 2.13), andernfalls han- statischem System und Verformungsgrenzen auf Herstellerangaben. Sie ersetzen keinesfalls
delt es sich um eine Negativlage (Abb. B 2.14). an. Die aufgeführten Werte gelten für gleichmä- den statischen Nachweis.
ßig verteilte Lasten bei reiner Biegebeanspru- Das Versagen von Trapezblechkonstruktionen
Well- und Trapezbleche chung. Bei anderen Belastungsarten wie loka- durch Überschreiten der Fließgrenze im mittra-
Während Wellbleche lediglich bei Dächern mit len Einzellasten, Linienlasten oder zusätzlichen genden Gurtquerschnitt, durch Beulen von
kleinen Spannweiten wie etwa auf Fahrrad- Schubbelastungen sind die Angaben dieser Druckgurten und Stegen oder durch Krüppeln
unterständen oder bei Vordächern zum Einsatz Tabellen meist nicht ausreichend. Hier müssen der Stege im Auflagerbereich ist durch Einhal-
kommen, erreichen Trapezprofile grundsätzlich projektbezogen zusätzliche Nachweise geführt ten der Kennwerte aus den Zulassungsbe-
Spannweiten von bis zu 10 m, bei geringen werden. Aufgrund des geringen Eigengewichts scheiden oder durch entsprechende Nach-
Lasten und entsprechender Profilwahl sogar dünnwandiger Blechtafeln ist in jedem Fall die weise auszuschließen.

39
Tragschichten

Abmes- Eigenlast g Nenn- statisches Stützweite Konstruktive Ausbildung


sungen [kN/m²] blech- System [m] Besonderes Augenmerk bei Trapezblechkon-
[mm] dicke d
[mm] struktionen ist auf die Ausbildung von Aufla-
1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 gern, Rändern, Stößen und Öffnungen zu
Trapezprofile (l/150) Positivlage Tragfähigkeit q [kN/m2] legen. DIN 18 807 gibt hier detaillierte Vor-
100/600 0,089 0,75 0,96 0,61 0,43
gaben. Auflager müssen beispielsweise
0,118 1,00 1,59 1,02 0,67 generell eine Breite von mindestens 80 mm
aufweisen, auf Mauerwerk beträgt die Mindest-
0,75 1,05 0,67 0,47
1,00 1,81 1,16 0,80 auflagerbreite sogar 100 mm. Für den Sonder-
fall, dass die Profile unmittelbar nach dem
0,75 1,32 0,84 0,59
1,00 2,26 1,44 1,00 Verlegen befestigt werden, lassen sich die
Endauflagerbreiten auf mindestens 40 mm bei
145/600 0,085 0,75 1,36 0,87 0,60 0,44
0,114 1,00 2,48 1,59 1,10 0,81
Unterkonstruktionen aus Stahl oder Stahlbeton
und mindestens 60 mm bei solchen aus Holz
0,75 1,74 1,21 0,90 0,67
reduzieren. Zwischenauflager müssen grund-
1,00 2,88 1,96 1,42 10,40
sätzlich mindestens 60 mm breit sein.
0,75 2,08 1,36 0,94 0,69 Die konstruktive Überdeckungslänge beträgt
1,00 3,50 2,39 1,72 1,26
bei Trapezblechen mit oberseitiger Dachab-
160/600 0,106 0,75 1,13 0,79 0,58 0,44 dichtung in Spannrichtung 50 –150 mm. Bei
0,140 1,00 1,86 1,29 0,95 0,73
biegesteifen Stößen ist die Überdeckungs-
0,207 1,50 2,84 1,97 1,45 1,11
länge entsprechend der Belastung zu erhöhen.
0,75 1,28 1,01 0,74 0,57 Werden die Trapezprofile als Dachdeckung
1,00 2,15 1,62 1,19 0,91
1,50 3,27 2,47 1,81 1,39 benutzt, sind Querstöße bei Flachdächern nicht
zulässig. In Längsrichtung müssen die Profilta-
0,75 1,50 1,18 0,90 0,69
1,00 2,57 1,95 1,49 1,14
feln entlang ihrer Längsrandüberdeckungen im
1,50 3,91 2,96 2,26 1,73 Abstand von maximal 666 mm über Blindniete
oder Bohrschrauben miteinander verbunden
Sandwichelemente (l/100)
werden.
70/1000 0,55/ 2,88 1,94 1,54 1,31 1,16 Freie Ränder in Längsrichtung sind durch
0,45 2,88 1,94 1,54 1,31 1,16
2,88 1,94 1,54 1,31 1,16
Randversteifungsbleche zu verstärken, die eine
Dicke von mindestens 1 mm aufweisen müs-
120/1000 0,55/ 4,53 2,80 2,00 1,60 1,36
sen. Ähnliches gilt für Ränder zu Öffnungen,
0,45 3,78 2,52 2,00 1,60 1,36
4,21 2,80 2,00 1,60 1,36 die ab einer Größe von 125 ≈ 125 mm grund-
sätzlich eine Einfassung mit einem versteifen-
160/1000 0,55/ 5,06 3,40 2,28 1,75 1,45
0,45 3,94 2,61 2,06 1,75 1,45
den Abdeckblech erfordern.
4,35 2,87 2,27 1,75 1,45 Auskragungen von Trapezblechen sind nur in
Spannrichtung – also in Richtung der Rippen –
Die Angaben gelten für gleichmäßig verteilte Lasten q.
möglich. Am freien Ende der auskragenden
B 2.17 Profile ist auf eine ausreichende Querverteilung
zu achten. Diese kann z. B. durch Blechwinkel
5
oder Bohlen erfolgen, wobei jede Rippe zug-
fest damit verbunden sein muss. Das entge-
gengesetzte Ende der Tafeln ist bereits beim
3 Verlegen gegen Abheben zu sichern.
5
2 7
8 10
Scheibentragwirkung
4 Tragende Dachunterschalen können neben
vertikalen Lasten in begrenztem Umfang auch
horizontale Kräfte beispielsweise aus Wind
oder Verkehr ableiten und damit zur Ausstei-
fung von Gebäuden und knickgefährdeten
Bauteilen beitragen. Hierzu müssen die Profil-
1 1 tafeln untereinander sowie mit allen vier umlau-
2
6 3 fenden Randträgern schubsteif verbunden
9 4 sein. Felder, die diese Bedingungen erfüllen
und planmäßig für die Abtragung horizontaler
1 Kassettenprofiltafeln, 6 Verbindungselement 1 äußere Deckschicht Lasten genutzt werden, nennt man Schubfel-
Band verzinkt oder für Auflager (Schraube (Stahl, Aluminium, der. Sie sind im Verlegeplan und zur Sicherheit
kunststoffbeschichtet oder Setzbolzen) Kupfer etc.)
auch am Bauwerk entsprechend zu kennzeich-
2 Außenschale (direkt 7 Verbindungselement 2 Kernschicht (PUR,
mit den Kassetten- für Steg Mineralwolle, PS) nen, da sie für die Standsicherheit des Bau-
profilfalten verbunden), 8 konstruktive Ver- 3 innere Deckschicht werks wesentlich sind. Die Schubsteifigkeiten
Band verzinkt und bindung (Stahl, Aluminium, der unterschiedlichen typgeprüften Trapezpro-
kunststoffbeschichtet 9 Dichtungsband Kupfer etc.) file sind den jeweiligen Tabellen der Hersteller
3 Wärmedämmung (Längsstoßüber- 4 Unterkonstruktion
4 Verbindungselement lappung) 5 Befestigung (Bohr-
für Berechnung und Bemessung zu entneh-
(Außenschale mit 10 Unterkonstruktion schrauben etc.) men. Aufgrund der Faltung ist die aussteifende
Kassettenprofiltafeln) (Rahmenriegel bzw. Wirkung von Trapezblechen gegenüber ebe-
5 Trennstreifen bei Bedarf Binder oder Stützen) nen Blechen stark reduziert.
B 2.18 B 2.19

40
Tragschichten

B 2.17 Belastungstabelle für Kassettenprofile und


Sandwichelemente aus Stahlblech für gleich-
mäßig verteilte Belastung q [kN/m²]
B 2.18 Kassettenprofile aus Metall, Konstruktion und
Begriffe nach DIN 18 807
B 2.19 Sandwichprofile, Konstruktion und Begriffe
B 2.20 konstruktive Vollholzprodukte (a – c) und stab-
förmiger Holzwerkstoff (d)
a Konstruktionsvollholz (VH)
b Duo- / Trio-Balken
c Brettschichtholz (BSH)
d Structural Veneer Lumber (SVL)
a b c d B 2.20
Die von DIN 18 807-3 geforderte vierseitige und 75 mm bei Blechdicken von 0,63 mm. rer und äußerer Deckschicht. Abhängig von
Lagerung von Schubfeldern bedeutet meist Lieferbare Oberflächenstrukturen reichen von Randbedingungen wie dem statischen System
einen konstruktiven Mehraufwand, weshalb Linierung über Nutung, Sickung bis zur Stuc- oder der Biegesteifigkeit der Deckschichten
2006 neue Versuchsergebnisse zu zweiseitig codessinierung (Abb. B 2.15, S. 38). kann es dadurch zu starken Zwängungen kom-
gelagerten Schubfeldern veröffentlicht wurden. men. Diese führen dann im Sommer zu Materi-
Die Autoren schlagen dabei die Anwendung Mehrschalige Profiltafeln albeanspruchungen, die doppelt so groß sein
von Abminderungsfaktoren auf die gemäß Um 1960 begann man, Blechtafeln mithilfe können wie diejenigen aus den üblichen äuße-
Norm ermittelten Schubsteifigkeiten vor [15]. eines Stützkerns aus Hartschaumstoff auch zu ren Lasten [19]. Diese Zusatzbeanspruchun-
mehrschaligen Sandwichelementen schubsteif gen sind bei den statischen Berechnungen
Kassettenprofile zu verkleben (Abb. B 2.19). Diese können neben den üblichen Nachweisen zu berück-
Durch die Energiekrise angeregt, entwickelte neben dem Tragen und Abdichten auch noch sichtigen, ebenso das Schubkriechen in der
die Baustoffindustrie in den 1970er-Jahren tra- die Funktion des Dämmens übernehmen und Kernschicht bei Dauerbelastung.
gende Profile, die Wärmedämmung aufnehmen werden als komplett fertige Dachelemente Neben Stützkernen aus Polyurethan-Hart-
können, die sogenannten Kassettenprofile. Sie geliefert. Sie lassen sich schnell, leicht und schaum kommen auch solche aus expandier-
verfügen ebenfalls über Gurte und Stege, aller- kostengünstig montieren und bieten Innenver- tem Polystyrol, extrudiertem Polystyrolschaum,
dings sind die Untergurte sehr viel breiter als kleidung, Dämmung und Dachhaut in einem. Phenolharzschaum, Schaumglas und Mineral-
die Obergurte (Abb. B 2.18). Der dadurch ent- Die beiden Deckschichten können profiliert wolle zur Anwendung (siehe Dämmstoffe,
stehende Trog wird mit Dämmmaterial ausge- oder quasi eben sein. Häufig ist die Außenhaut S. 94f.). Brandschutz- und Schallschutzgründe
füllt. Der breite Untergurt weist zur Aussteifung stark profiliert, damit die Stöße der Tafeln nicht sprechen für Sandwichelemente mit einem
eine flach gehaltene Profilierung in linierter, in der wasserführenden Ebene liegen, während Stützkern aus Mineralwolle.
gesickter oder nutierter Form auf. Höhere die Innenschale aus gestalterischen Gründen
Stege werden zur besseren Aussteifung bis- eher wenig Profiltiefe aufweist.
weilen ebenfalls mit Sicken oder Versätzen ver- Durch das Verkleben von Stützkern und Deck- Holz
sehen. Gängige Profiltypen liegen zwischen schichten entsteht eine komplexe Verbund-
90/500 mm und 160/600 mm bei Blechdicken tragwirkung, weshalb sich die Schnittgrößen Als Baustoff hat Holz eine lange Tradition. Seit
zwischen 0,75 und 1,50 mm. Heute werden und Spannungen in den Teilkomponenten der Industrialisierung haben sich die Anwen-
Kassettenprofile weniger im Dach, sondern meist nur über Näherungslösungen oder dungsgebiete des natürlichen Rohstoffs durch
überwiegend als horizontal gelagerte, innere numerische Verfahren ermitteln lassen. Seit zahlreiche Innovationen beträchtlich erweitert.
Schale von zweischaligen Wandkonstruktionen 2008 regelt die DIN EN 14 509 die Anforderun- Die Neuerungen reichen von den Verbindungs-
eingesetzt. gen an werkmäßig hergestellte selbsttragende mitteln des Ingenieurholzbaus bis zur Entwick-
Sandwichelemente mit beidseitigen Metall- lung moderner Holzwerkstoffe wie OSB- oder
Stehfalzprofile deckschichten. Anders als die Produktnorm Faserplatten. Das nachwachsende Material gilt
Auch die industriell vorgefertigten Stehfalzpro- DIN EN 14 782 enthält sie auch Bemessungs- als umweltfreundlich, klimaneutral und nach-
file zählen zu den einschaligen Profiltafeln. Als regeln und gibt gemeinsam mit den ECCS- haltig. Holz ist anisotrop, es verfügt also über
gleichzeitig tragende und abdichtende Ele- und CIB-Empfehlungen [16] den Stand der sehr unterschiedliche Eigenschaften in axialer,
mente finden sie ähnlich wie die Wellbleche Technik bezüglich Bemessung und Konstruk- radialer und tangentialer Richtung. Besonders
nur bei untergeordneten Bauaufgaben Anwen- tion vor [17]. Die bisher üblichen bauaufsicht- die hygroskopischen Effekte führen zu großen
dung. In der Regel werden sie als obere Deck- lichen Zulassungsbescheide werden darüber Unterschieden im Schwind- und Quellverhalten
schicht mehrschaliger Dachkonstruktionen hinaus von den Systemherstellern meist noch in den drei anatomischen Richtungen, aber
eingesetzt, wo sie lediglich dem Windsog zur Verfügung gestellt. Der gängige Einsatz- auch die mechanischen Eigenschaften differie-
Widerstand leisten müssen. Ähnlich wie bei bereich von Sandwichelementen liegt bei ren stark. Die Haupttragwirkung ist daher
Kassettenprofilen ist der Untergurt flach gehal- Stützweiten von ca. 5 m. Bei der Verwendung parallel zur Faser anzustreben. Wesentliches
ten, während die Oberkanten der Stege als als Wandelement werden sogar Stützweiten bis Merkmal des Holzes ist die Abhängigkeit der
Falze ausgebildet sind, über die benachbarte 11 m erreicht. Inwieweit Sandwichelemente Festigkeit und des Verformungsverhaltens von
Tafeln untereinander verklemmt oder maschi- auch als aussteifende Bauteile genutzt werden Feuchtegehalt und Lasteinwirkungsdauer.
nell verbunden werden. Hafte, die beim Schlie- können, ist Gegenstand laufender Untersu- Bemessung und Konstruktion von Holzbauten
ßen der Falze mit eingeklemmt werden, ver- chungen [18]. sind in der als Technische Baubestimmung ein-
binden die Tafeln mit der tragenden Unterkon- Aufgrund der hohen Dämmwerte von Sand- geführten DIN 1052 sowie in der ebenfalls gülti-
struktion. Zum Einsatz kommen Baubreiten von wichbauteilen ergeben sich je nach Witterung gen Norm DIN EN 1995 (Eurocode 5) geregelt.
305 bis 600 mm und Profilhöhen zwischen 50 große Temperaturunterschiede zwischen inne- Für den Einsatz als Baustoff werden die unter-

41
Tragschichten

Dachschalung aus Brettern und Bohlen gegen Ausknicken nutzt man häufig die Dach-
Als Tragschicht von Flachdächern kann Voll- konstruktion als Scheibe. Flächige Elemente
holz in Form von sägerauen oder gehobelten wie Dachschalungen aus Holzwerkstoffplatten
Brettern oder als Bohlen eingesetzt werden bieten sich hierfür an. In diesen Fall sind einige
(Abb. B 2.22). Bretter müssen eine Nenndicke Vorgaben zu berücksichtigen. So entsteht eine
von mindestens 24 mm haben [20] und sollten ausreichende Scheibenwirkung in der Scha-
gespundet sein, um mittels Nut und Feder eine lung erst durch kraftschlüssige, schubsteife
a gewisse Querverteilung von Lasten zu ermögli- Verbindungen der Holzwerkstoffplatten unterei-
chen und für die Abdichtung eine homogene nander und durch den Verbund der Schalung
ebene Fläche zu schaffen. Die üblichen Breiten mit der tragenden Unterkonstruktion. Die Plat-
gehobelter Bretter liegen bei 95 –155 mm. Ab tenstöße sind jeweils versetzt anzuordnen.
einer Dicke von 40 mm spricht man von Bohlen Ohne genaueren Nachweis gilt es, die rechne-
[21]. Die Schalung wird mit den tragenden Bal- rische Ausbiegung der Aussteifungskonstruk-
ken vernagelt oder verschraubt. Der Achsab- tion auf l/500 zu begrenzen.
stand der Balken beträgt 60 –120 cm, je nach Eine Scheibenwirkung bei Dachschalungen
Dicke der Schalung kann er aber auch deutlich aus Brettern kann durch deren diagonale
b darüberliegen. Mit 60 mm starken Bohlen wer- Anordnung erreicht werden. Unter bestimmten
den Spannweiten bis etwa 3 m erreicht. Randbedingungen können Brettschalungen
auch die seitliche Stützung von Dachbindern
Dachschalung aus Holzwerkstoffplatten gegen horizontales Knicken übernehmen. Hier-
Neben Brettschalungen kommen vielfach Holz- bei werden die Stabilisierungslasten, die dem
werkstoffplatten als Tragschicht von Flachdä- Ausknicken entgegenwirken, zu Auflagern wei-
chern zum Einsatz (Abb. B 2.23). Sie sind meist tergeleitet, die als Verbände oder Scheiben
wirtschaftlich attraktiver und bieten zudem oft ausgebildet sind.
c bauphysikalische, konstruktive, gestalterische
oder statische Vorteile. Je nach Leimanteil kön- Rippen- und Hohlkastenbauweise
nen Span- oder OSB-Platten beispielsweise als Für einen wirtschaftlichen Bauablauf verbindet
Dampfbremse eingesetzt werden. Sperrholz- man die Schalung aus Holzwerkstoffplatten
platten bieten im Gegensatz zum Vollholz die häufig bereits im Werk mit der tragenden Unter-
Möglichkeit einer zweiachsigen Lastabtragung, konstruktion zu großflächigen Fertigelementen.
und mit Furnierplatten lassen sich unterschied- Besteht die Tragkonstruktion aus parallelen
liche Oberflächenqualitäten realisieren. Gemäß Stegen, die über eine obere Beplankung bei-
DIN 18 334 (VOB/C Zimmer- und Holzbauarbei- spielsweise aus Furnierschichtholz verbunden
d B 2.21 ten) gelten die folgenden Mindestdicken: sind, spricht man von Rippenelementen (Abb.
schiedlichen Holzarten zu verschiedenen Halb- • Sperrholzplatten (DIN EN 636) 15 mm B 2.24). Die Schalung wird mit den Rippen starr
zeugen verarbeitet (Abb. B 2.20, S. 41). Dem • OSB-Platten (DIN EN 300) 18 mm verklebt, um als Gurt im Verbund mit den Rip-
Rohmaterial am nächsten ist das Vollholz (VH), • Flachpressplatten (DIN EN 312) 19 mm pen statisch wirksam zu werden und somit die
das als entrindetes Rundholz oder als Bau- Elementsteifigkeit entscheidend zu erhöhen.
schnittholz in Form von Kanthölzern, Bohlen, Schalungen aus Holzwerkstoffen für Metall-, Ergänzt man diese Rippenelemente zusätzlich
Brettern und Latten (bis 40 ≈ 80 mm) Verwen- Bitumen-, Schieferdeckungen und Faserze- durch eine untere Beplankung, entstehen Hohl-
dung findet. Je nach Qualität wird es in ent- ment-Dachplattendeckungen sowie Schalun- kastenelemente (Abb. B 2.25). Diese Konstruk-
sprechenden Sortierklassen angeboten. Durch gen unter Dachabdichtungen müssen nach tion ist auch vom Tragverhalten her wirtschaft-
Verleimung von Vollhölzern entsteht Balken- DIN 18 334 eine Dicke von mindestens 22 mm lich, da eine Biegebelastung der Platte über
schichtholz (Duo-/Trio-Balken) oder das sehr aufweisen. Normalkräfte in den gurtartig wirkenden Beplan-
viel weiter verbreitete Brettschichtholz (BSH). Holzwerkstoffplatten dürfen in Tragrichtung nur kungen abgetragen werden kann. Die Auf-
Neben Vollholz werden vielfältige Holzwerk- über den Auflagern gestoßen werden. Dient die nahme von Schubspannungen erfolgt vor allem
stoffe produziert (Abb. B 2.21). Ziel dabei ist Schalung unmittelbar zur Aufnahme der durch die Stege. Über die Scheibenwirkung der
es, zum einen die Nachteile natürlich gewach- Abdichtung, ist es auch bei Holzwerkstoffen Elemente können horizontale Lasten aufgenom-
senen Holzes wie Quellen und Schwinden zu sinnvoll, gespundete Platten zu verwenden men und weitergeleitet werden. Der Raum zwi-
verringern, zum anderen aber auch minder- und untereinander über Nut und Feder zu ver- schen den Rippen bzw. in den Hohlkästen der
wertiges Holz oder Restmaterial zu verwerten. binden. Um Längenänderungen der Platten Dachelemente ist für Dämmung und Installatio-
Bretter werden zu Massivholz-, Mehrschicht-, aufnehmen zu können, sind je nach Material nen nutzbar. Auf projektbezogene Anforderun-
Tischler- oder Sperrholzplatten (ST, STAE) entsprechende Fugen vorzusehen. Bei Dach- gen hinsichtlich Statik, Bauphysik oder Konst-
verleimt, Furniere zu Furnierschichtholz (FSH, schalungen ist insbesondere auf die Wind- ruktion lässt sich mittels Anpassung von Rip-
SVL) oder Furniersperrholz (BFU), Späne zu sogsicherung zu achten. Hierzu müssen die penhöhe und -abstand reagieren, auf geometri-
Oriented Strand Boards (OSB) und kunstharz-, Platten so mit der Unterkonstruktion verbunden sche Anforderungen durch Variation der Ele-
zement- oder gipsgebundenen Spanplatten, werden, dass die abhebenden Kräfte von den mentabmessungen. Rippen- oder Hohlkasten-
die verschieden beschichtet sein können. Verbindungsmitteln aufgenommen und in das elemente sind in Breiten bis etwa 2,5 m und
Aus den Fasern entstehen unterschiedlich Haupttragwerk weitergeleitet werden können. Längen bis 23 m lieferbar. Übliche Element-
harte bzw. dichte Holzfaserplatten (HFH, HFM, Je nach Material, Belastung und statischem höhen liegen zwischen 200 und 500 mm.
MDF), Holzfaserdämmplatten (HFD, BPH), System sind mit Dachschalungen aus Holz-
Holzwolleleichtbauplatten (HWL) sowie Gips- werkstoffplatten Spannweiten bis etwa 5 m Massivholzsysteme
oder Zementfaserplatten. Die hierfür gültigen möglich (Abb. B 2.26). Ökologisch und bauphysikalisch leistungs-
Normen sind DIN EN 13 986 »Holzwerkstoffe fähige Massivholzdächer lassen sich mithilfe
zur Verwendung im Bauwesen« sowie Scheibenwirkung bei Dachschalungen von Brettstapel- oder Brettsperrholzplatten her-
DIN 4074 »Sortierung von Holz nach der Trag- Für die Aussteifung von Gebäuden gegen hori- stellen. Die grundsätzliche Idee, massive Holz-
fähigkeit«. zontale (Wind-)Lasten oder von Bauteilen elemente aus kleinteiligem Schnittholz zusam-

42
Tragschichten

Material Abmes- Eigen- statisches Schneelast sk


sungen gewicht gk System [kN/m²]
[mm] [kN/m2]
0,75 1,00 1,25 1,50 2,00
Holzwerkstoffplatten Stützweite l [m]
Furnierschichtholz 21 0,5 1,37 1,25 1,16 1,10 1,00
0,8 1,27 1,22 1,16 1,10 1,00
39 0,5 2,59 2,37 2,20 2,07 1,88
0,8 2,40 2,30 2,19 2,07 1,88
45 0,5 2,99 2,73 2,54 2,39 2,17
0,8 2,77 2,65 2,53 2,39 2,17
B 2.22 69 0,5 4,58 4,19 3,89 3,66 3,33
0,8 4,25 4,07 3,88 3,66 3,33
21 0,5 1,86 1,70 1,58 1,49 1,35
0,8 1,73 1,65 1,58 1,49 1,35
39 0,5 3,51 3,21 2,98 2,81 2,55
0,8 3,26 3,12 2,98 2,81 2,55
45 0,5 4,05 3,71 3,44 3,24 2,94
0,8 3,76 3,60 3,43 3,24 2,94
69 0,5 6,21 5,69 5,28 4,97 4,51
0,8 5,77 5,52 5,27 4,97 4,51
Rippenelemente
Furnierschichtholz 200/450 0,8 9,40 9,00 8,57 8,07 7,31
1,5 7,59 7,59 7,59 7,59 7,16
240/600 0,8 10,26 9,82 9,35 8,80 7,97
B 2.23 1,5 8,28 8,28 8,28 8,28 7,81
400/450 0,8 16,91 16,18 15,42 14,51 13,16
1,5 13,66 13,66 13,66 13,66 12,89
500/600 0,8 19,22 18,39 17,52 16,49 14,94
1,5 15,52 15,52 15,52 15,52 14,63
Hohlkastenelemente
Furnierschichtholz 200/450 0,8 12,99 12,42 11,83 11,13 10,07
1,5 10,47 10,47 10,47 10,47 9,87
240/600 0,8 14,38 13,75 13,09 12,30 11,13
1,5 11,57 11,57 11,57 11,57 10,90
400/450 0,8 20,90 20,00 19,05 17,93 16,24
1,5 16,87 16,87 16,87 16,87 15,91
400/600 0,8 20,36 19,47 18,55 17,44 15,79
B 2.24 1,5 16,41 16,41 16,41 16,41 15,47
Die Tabelle bietet lediglich Anhaltswerte und beruhen überwiegend auf Herstellerangaben. Sie ersetzen keinesfalls
den statischen Nachweis.
B 2.26

Material Abmes- Eigen- statisches Schneelast sk


sungen gewicht gk System [kN/m²]
[mm] [kN/m2]
1,00 1,50 2,00 3,00 4,00
Massivholzelemente Stützweite l [m]
B 2.25 Brettsperrholz 95 1,0 3,50 3,50 3,00 3,00
1,5 3,50 3,25 3,00
125 1,0 4,50 4,00 4,00 3,50
B 2.21 plattenförmige Holzwerkstoffe
a Furnierschichtholz (FSH) 1,5 4,00 4,00 3,50
b Spanplatte (P) 186 1,0 7,00 6,50 6,00 5,75
c OSB-Platte 1,5 6,50 6,50 6,00 5,50
d mitteldichte Faserplatte (MDF) 201 1,0 7,00 7,00 6,50
B 2.22 Dachschalung aus Brettern oder Bohlen
1,5 7,00 7,00 6,50 6,50
B 2.23 Dachschalung aus Holzwerkstoffplatten
B 2.24 Rippenelement Brettstapelholz 8 1,0 3,90 3,60 3,40 3,10 2,90
B 2.25 Hohlkastenelement 14 1,0 6,90 6,40 6,00 5,40 5,00
B 2.26 Stützweiten l [m] für Tragschichten aus Holz-
16 1,0 7,80 7,30 6,80 6,20 5,80
werkstoffplatten, Rippenelementen und Hohl-
kastenelemente 22 1,0 10,80 10,00 9,40 8,50 7,90
B 2.27 Stützweiten l [m] für Tragschichten aus Massiv- Die Tabelle bietet lediglich Anhaltswerte und beruhen überwiegend auf Herstellerangaben. Sie ersetzen keinesfalls
holzelementen den statischen Nachweis.
B 2.27

43
Tragschichten

B 2.28 B 2.29 B 2.30


menzusetzen, ermöglicht eine gute Ausnutzung lastung in Brettrichtung das gegenseitige stellen die Verbundtragwirkung des hybriden
des Baumstamms und macht solche Konstruk- Verschieben der Bretter durch die schubsteife Gesamtquerschnitts sicher. Dies erhöht die
tionen wirtschaftlich konkurrenzfähig. Massive Verbindung zwischen den Brettern verhindert Tragfähigkeit und Steifigkeit um das Zwei- bis
Bauteile lassen sich zudem leicht fügen. werden. Daneben ist auf einen schubsteifen Fünffache im Vergleich zu einem Balkentrag-
Verbund einzelner Stapelelemente untereinan- werk ohne Verbund. Wird eine Betonplatte über
Brettstapeldach der zu achten. Hilfreich sind hierfür überfälzte Holzträgern oder -platten angeordnet, über-
Das Brettstapeldach besteht aus gewöhnlichen oder genutete Stöße. nimmt der Beton in erster Linie die Druck- und
Brettern oder Bohlen mit Dicken zwischen 24 das Holz die Zugspannungen (Abb. B 2.31).
und 60 mm, die hochkant dicht nebeneinander- Brettsperrholzdach Bei den umgekehrten HBV-Konstruktionen wer-
stehend angeordnet sind (Abb. B 2.28). Durch Das Brettsperrholzdach (Abb. B 2.29 und den die Zugspannungen von der Bewehrung
mechanische Verbindungsmittel wie Hartholz- B 2.30) vereint die Vorteile des Brettschicht- aufgenommen, während der Beton selbst kaum
Stabdübel, Nägel, Schrauben oder seltener holzes mit denen der Sperrholzbauweise in tragende Funktion hat (Abb. B 2.32).
durch Verleimung ergeben sich flächige Ele- einem System und weitet damit den Anwen- Im Gegensatz zu Decken ist die Holz-Beton-
mente mit üblichen Höhen je nach Spannweite dungsbereich auf große Flächen aus. Brett- Verbundbauweise bei Dächern nicht sehr ver-
und Belastung zwischen 80 und 260 mm. Die sperrholzdächer bieten hohe Formstabilität bei breitet und kann ihre Vorteile hinsichtlich
industriell vorgefertigten Bauteile sind schnell großer Tragfähigkeit. Im Gegensatz zu den Schallschutz, Brandschutz, Steifigkeit und
zu verlegen, ermöglichen große Spannweiten Brettstapeldächern ermöglichen sie eine zwei- Schwingverhalten kaum ausspielen, da diese
und sind nach der Montage sofort belastbar. achsige Lastabtragung. Zudem sind die Aspekte bei Dächern selten maßgeblich sind.
Die Bauhöhe von Brettstapeldächern ist gegen- Oberflächenqualitäten durch Verwendung ent- Relevant ist eher der bauphysikalische Vorteil
über der von Holzbalkendächern deutlich redu- sprechender Deckschichten der jeweiligen einer größeren Wärmespeichermasse gegen-
ziert, da das Dach über seine gesamte Breite Nutzung anpassbar. Während die Optik im über reinen Holzdächern.
trägt. Die Steifigkeit einer 120 mm hohen Industriebau kaum eine Rolle spielt, kann im
Brettstapeldecke beispielsweise entspricht der Wohnbereich zwischen verschiedenen Holzar-
einer Holzbalkendecke mit 80 mm breiten und ten wie Fichte, Lärche oder Douglasie gewählt Glas
240 mm hohen Balken im Achsabstand von werden. Die Größe einzelner Fertigelemente
625 mm, die Tragfähigkeit der Brettstapel- wird im Wesentlichen durch die Transportbe- Der Baustoff Glas wird seit römischer Zeit als
decke liegt sogar über der von Holzbalkende- dingungen auf der Straße begrenzt. Raumabschluss von Gebäuden verwendet. Im
cken [22]. Hinsichtlich der Scheibenwirkung Zuge einer Architektur, die nach immer größe-
sind die unterschiedlichen Eigenschaften der Holz-Beton-Verbundsystem rer Entmaterialisierung und Transparenz strebt,
Stapelelemente in Brettrichtung und senkrecht Neben reinen Holzkonstruktionen lassen sich hat der Werkstoff Glas in den letzten 20 Jahren
dazu zu berücksichtigen. Bei einer Belastung Flachdächer auch mit unterschiedlichen Holz- eine außerordentliche Entwicklung genommen.
in Scheibenebene rechtwinklig zur Brettrich- Beton-Verbundsystemen herstellen. Bauteile Neue Erkenntnisse über das Trag- und Bruch-
tung setzt sich der statisch wirksame Quer- aus Beton werden über oder seltener unter sol- verhalten haben die Grenzen des Machbaren
schnitt aus den vielen nachgiebig miteinander chen aus Holz angeordnet. Verbindungsmittel stark erweitert und Eingang in die Normen und
verbundenen Einzelbrettquerschnitten zusam- wie Verbundschrauben, HBV-Schubverbinder, technischen Empfehlungen gefunden. In Kom-
men. Dagegen muss bei einer Scheibenbe- BS-Verbundanker oder Flachstahlschlösser bination mit Fortschritten in Materialentwicklung

B 2.28 Brettstapelelement
B 2.29 Brettsperrholzplatte
B 2.30 Brettsperrholzplatte, Systemschnitt
B 2.31 Holz-Beton-Verbundsystem, Ortbeton auf
Brettstapelelement
B 2.32 Holz-Beton-Verbundsystem, Betonplatte auf
Holzbalken
B 2.33 Prinzip der Herstellung von vorgespanntem Glas
B 2.34 mechanische Eigenschaften von Kalk-Natron-
Glas nach DIN EN 572-1
4 B 2.35 Spannungs-Dehnungs-Diagramm von Glas und
1
4 Stahl: Stahl weist unter Zugbelastung (F) nach
1 Überschreiten der Elastizitätsgrenze eine Plasti-
2 3
3 zität auf und verfügt somit über eine hohe Ver-
formbarkeit (f) bis zum Versagen. Glas verhält
2 sich bis zum Bruch linear-elastisch, plastisches
1 Schubverbinder 1 Schubverbinder Verhalten tritt nicht auf.
2 Massivholzplatte 2 Holzbalken B 2.36 Mensa der TU Dresden (D) 2007, Architekten:
3 Bewehrung 3 Bewehrung Maedebach, Redeleit & Partner, Tragwerks-
4 Betonplatte 4 Betonplatte planung: Leonhardt, Andrä und Partner
B 2.31 B 2.32

44
Tragschichten

mechanische Eigenschaften von Kalk-Natron-Glas


nach DIN EN 572-1
Wichte 25,0 KN/m3
Elastizitätsmodul 70 000 N/mm2
Querdehnzahl 0,23
Temperaturausdehnungskoeffizient 9,0 ≈ 10 -6 1/K
Glasscheibe Aufheizung Abkühlung vorgespanntes Glas Temperaturwechselbeständigkeit 40 K

B 2.33 B 2.34
und Glasherstellung haben sie zu filigraneren 2,5 ≈ 4,5 m. auf eine kritische Störung (Risstiefe) trifft, kann
Konstruktionen und deutlich größeren Spann- Bei der Herstellung von Drahtglas wird ein fei- nur durch statistische Methoden erfasst und so
weiten geführt. Neben seiner klassischen Funk- nes Drahtnetz in das Glas eingewalzt, das im der Bemessung zugrunde gelegt werden.
tion als Raumabschluss wird Glas in den letz- Versagensfall die Bruchstücke und Splitter Erst durch die Veredelung des Basisprodukts
ten Jahren vermehrt als Primärtragwerk einge- zusammenhält. zu vorgespannten Gläsern, Verbundgläsern
setzt und findet z. B. als Stütze oder Unterzug und Isoliergläsern wird der Einsatz von Glas als
Verwendung (Abb. B 2.36). Gefüge und Bruchverhalten tragendes Bauteil möglich.
Aufgrund seiner hohen atomaren Bindungs-
Herstellung kräfte hat Glas mit ungestörtem Gefüge und Flachglasveredelung
Die Produktion der verschiedenen im Bauwe- perfekt glatter Oberfläche eine sehr hohe Die Basisflachgläser werden in mehreren
sen verwendeten Glassorten verläuft in zwei mechanische Festigkeit. Allerdings ist diese Schritten zum Endprodukt weiterverarbeitet.
Schritten. Zuerst erfolgt die Herstellung der Festigkeit in der Praxis nicht erreichbar. Durch Nach dem Zuschnitt der Scheiben, dem Bear-
Basisprodukte, anschließend die Veredelung Gefügestörungen im Inneren und Anrisse oder beiten der Kanten und Einbringen von Bohrun-
zum einbaufertigen Endprodukt. Bedingt durch Kratzer an der Oberfläche entstehen bei einer gen stehen verschiedene Verfahren zur Verfü-
die unterschiedlichen Herstellungsverfahren mechanischen Beanspruchung Kerbeffekte mit gung, um die mechanischen Eigenschaften der
variieren mechanische und optische Eigen- extrem hohen Spannungsspitzen. Diese kön- Glasscheiben zu optimieren.
schaften sowie die Maximalmaße. nen – wie bei allen spröden Werkstoffen – nicht
durch plastische Verformung abgebaut wer- Vorgespanntes Glas
Floatglas (Spiegelglas) den. Da sich derartige Störungen in der Reali- Bei der Erstellung von thermisch vorgespann-
Die Herstellung von Glasscheiben erfolgt heute tät nie vollständig vermeiden lassen, sind nur tem Glas, sogenanntem Einscheibensicher-
fast ausschließlich im sogenannten Floatver- Bruchteile der eigentlichen Materialfestigkeit in heitsglas (ESG), werden die fertig konfektio-
fahren. Am verbeitetsten ist Kalk-Natron-Glas einem Bauteil nutzbar. Am Grund einer Kerbe nierten Floatglasscheiben (inklusive Bohrungen
(Abb. 2.34). Beim Herstellungsprozess werden beginnt bei Überschreitung einer sogenannten etc.) in horizontalen Vorspannöfen gleichmäßig
die Materialbestandteile bei Temperaturen von kritischen Zugspannung ein Wachstum des auf eine Temperatur von etwa 650 °C erhitzt
ca. 1600 °C geschmolzen. Das teigig-flüssige Risses. Da Glas keinerlei plastische Tragreser- und danach durch das Anblasen mit kalter Luft
Glas wird bei einer Temperatur von etwa ven und damit keine Resttragfähigkeit besitzt, rasch abgekühlt (Abb. B 2.33).
1100 °C kontinuierlich in ein 70 m langes Zinn- führt das schließlich zum schlagartigen Versa- Der innere Bereich der Scheibe kühlt langsa-
bad gegossen, wo es sich gleichmäßig aus- gen des Bauteils (Abb. B 2.35). mer ab. Die damit verbundene Kontraktion wird
breitet und abkühlt. Durch die Oberflächen- Die mechanische Festigkeit von Glas ist des- jedoch durch die bereits erstarrten Außenseiten
spannung von Glas und Zinn bilden sich sehr wegen kein exakt definierbarer Materialkenn- der Scheiben verhindert. Durch die gegensei-
glatte, gleichmäßige Oberflächen. Am kühleren wert, sondern eine vom Grad der Schädigung tige Zwängung werden im Kernbereich Zug-
Ende des Zinnbads wird das ca. 600 °C heiße seiner Oberflächen (einschließlich der Kanten und an den Oberflächen Druckvorspannungen
Glas kontinuierlich herausgezogen und in und Bohrungen) abhängige Größe. Die Wahr- erzeugt. Diese Vorspannungen stehen über die
einem weiteren Kühlprozess spannungsfrei scheinlichkeit, mit der unter einer mechani- Querschnittshöhe im Gleichgewicht.
abgekühlt. Um die herstellungsbedingten schen Beanspruchung die örtliche Spannung Die Druckvorspannung bewirkt ein Schließen
Schädigungen in den Randbereichen zu mini-
mieren, wird das Band auf eine Breite von
3,21 m und in Scheiben von 6 m Länge
F [kN]

geschnitten, dem sogenannten Bandmaß von Stahl


3,21 ≈ 6 m. Die auf diese Weise hergestellten
Floatglasscheiben sind typischerweise zwi-
schen 1,5 und 19 mm stark.

Gussglas (Walzglas)
Gussglas wird aus der Schmelze auf eine
f [mm]
Platte aufgebracht und anschließend zu Flach-
F [kN]

glas ausgewalzt. Auf diese Weise werden farb-


lose oder farbige Struktur- und Ornamentgläser
Glas
sowie Drahtglas hergestellt. Durch den Herstel-
lungsprozess weisen die Oberflächen stärkere
Mikrorisse und Schädigungen auf, weswegen
die Festigkeit deutlich unter der von Floatglas
liegt. Die Toleranzen betragen bis zu 10 % der
Materialdicke. Das Bandmaß liegt bei maximal f [mm]
B 2.35 B 2.36

45
Tragschichten

der Mikrorisse an den Oberflächen. Aus der


zulässige Biegezugspannung Überlagerung der Vorspannung mit der Biege-
[N/mm2] bei
spannung ergibt sich die reale Spannungsver-
Glassorte Überkopf- Vertikal- teilung in der Glasscheibe (Abb. 2.37). Die
verglasung verglasung
Mikrorisse bleiben solange geschlossen, bis
ESG aus SPG 50 50 die belastungsabhängigen Biegezugspannun-
ESG aus Gussglas 37 37 gen die Vorspannung abgebaut haben.
+
emailliertes ESG 30 30
In den Vorspannöfen wird das Glas über
aus SPG 1 keramische Rollen geführt. Da die Scheiben
bis zum Erweichungspunkt erhitzt werden,
SPG 12 18
sackt das Glas zwischen den Rollen leicht ab.
20 % Gussglas 8 10 Dadurch entstehen leichte Abweichungen von
60 % + = VSG aus SPG 15 (25) 2 22,5 der ebenen Idealgeometrie, sogenannte
20 % 1
Emaille auf der Zugseite Temperwellen (»roller waves«), die sich her-
Vorspannung Biege- resultierende
2
nur für die untere Scheibe einer Überkopfverglasung stellungsbedingt bei der thermischen Vorspan-
spannung Spannung beim Lastfall »Versagen der oberen Scheibe« zulässig nung nicht ganz vermeiden lassen.
B 2.37 B 2.38 Neben diesem Verfahren besteht auch die
Möglichkeit, Glas durch Ionenaustausch in
Kaliumsalzlösungen chemisch vorzuspannen.
Wegen des aufwendigen und kostenintensiven
Verfahrens wird die chemische Vorspannung
im Architekturbereich jedoch nur selten ver-
wendet.

Teilvorgespanntes Glas
a
VSG aus SPG
Die Herstellung von teilvorgespanntem Glas
(TVG) entspricht im Wesentlichen der von ESG.
Allerdings läuft der Abkühlvorgang deutlich

bessere Resttragfähigkeit
langsamer ab, wodurch die induzierten Vor-
bessere Tragfähigkeit

spannungen geringer ausfallen.


Der Vorteil von TVG besteht in seinem Bruch-
verhalten. Im Gegensatz zu ESG-Scheiben,
deren Bruchbild sehr kleinteilig und krümelig
ist, versagt TVG großflächig und schuppen-
b
artig. Ob ein Glasprodukt als TVG oder ESG
VSG aus TVG klassifiziert wird, hängt von seinem Bruchbild
ab, d. h. der Anzahl der Bruchteile in einem
genau definierten Zählfeld (Abb. B 2.39).

Verbundsicherheitsglas
Verbundsicherheitsglas (VSG) besteht aus zwei
oder drei Lagen übereinanderliegender Schei-
ben aus Floatglas (SPG), ESG oder TVG, die
durch eine elastische und hochreißfeste Folie
c VSG aus ESG aus Polyvinylbutyral (PVB) in einem Walzverfah-
B 2.39 B 2.40 ren dauerhaft miteinander verbunden werden
(Abb. B 2.43). Die Materialdicken dieser Folien
betragen stets ein Vielfaches von 0,76 mm und
b

b a
≤ 120° B 2.37 Verteilung der thermischen Vorspannung über
den Querschnitt und Überlagerung der Vor-
a spannung mit der Biegespannung
m
0m B 2.38 zulässige Biegezugspannungen für
≥8 verschiedene Glassorten
B 2.39 schematische Darstellung der Bruchbilder von
a

c b a Floatglas (SPG)
80 mm ≤ a ≤ 300 mm b TVG
100 mm ≤ b ≤ 300 mm c ESG
B 2.40 Zusammenhang zwischen Tragfähigkeit und
B 2.41 B 2.42 Resttragfähigkeit
B 2.41 zwängungsfreie Lagerung mit Fest- und
Loslagern
a Festlager
b Vertikallager zur Aufnahme von Verschie-
bungen in horizontaler Richtung
c Loslager mit Verschiebungsmöglichkeit in
beide Achsrichtungen
B 2.42 einzuhaltende Abstände und Winkel bei der
Zusammenlegen der Lagerung von punktgehaltenen Glasscheiben
Scheiben mit PVB-Folie Verpressen Autoklav fertiges VSG B 2.43 Prinzip der Herstellung von VSG mit PVB-Folie
B 2.43

46
Tragschichten

werden nach der Beanspruchung festgelegt. werden in den technischen Regeln gemäß der zum freien Rand als auch zu benachbarten
Versagt das Glas durch mechanische Überbe- Neigung zur Vertikalen zwei Arten von Vergla- Bohrungen eine Glasbreite von mindestens
lastung, hält die dazwischenliegende Kunst- sungen unterschieden: 80 mm bestehen bleibt. Weiterhin muss die-
stoffschicht die Bruchstücke. Im Gegensatz zu • Vertikalverglasung: Neigung gegen die ser Abstand im Eckbereich mindesten 80 mm
normalem Floatglas ist VSG deshalb relativ Vertikale < 10° und zum anderen Glasrand mindestens
sicher, da es im Bruchzustand keine gefährli- • Überkopfverglasung: Neigung gegen die 100 mm betragen. Der freie Glasrand darf
chen Splitter freisetzt. Aus diesem Grund muss Vertikale > 10° maximal 300 mm über die von den Glashalte-
für Überkopfverglasungen immer VSG einge- rungen aufgespannte Innenfläche auskragen
setzt werden. Linienförmige Lagerung (Abb. B 2.42).
Meistens werden zur Herstellung von Verbund- Die Ausführung von linienförmig gelagerten • Jede ausschließlich punktgelagerte VSG-
sicherheitsglas TVG-Scheiben verwendet, da Überkopfverglasungen (siehe Halterung, Scheibe ist durch mindestens drei Punkthal-
deren großflächiges Bruchbild im Verbund mit S. 110) ist in den »Technischen Regeln für die ter zu lagern. Der größte eingeschlossene
der PVB-Folie eine bessere Resttragfähigkeit Verwendung von linienförmig gelagerten Ver- Winkel darf 120° nicht übersteigen (Abb.
als andere Glasarten ermöglicht (Abb. B 2.40). glasungen« (TRLV) des Deutschen Instituts für B 2.42).
In manchen Fällen werden auch unterschied- Bautechnik (DIBt) geregelt: • Tellerhalter müssen beidseitig kreisförmige
lich vorgespannte Gläser (z. B. ESG und TVG) • Für Einfachverglasungen sowie für die untere Teller mit einem Mindestdurchmesser von
kombiniert. Für die Tragwirkung ist zu beach- Scheibe von Isolierverglasungen muss VSG 50 mm aufweisen.
ten, dass die einzelnen Scheiben durch die aus SPG oder TVG sowie Drahtglas verwen-
PVB-Folie nicht schubsteif miteinander verbun- det werden.
den sind. Die Scheiben wirken also nicht im • Die Durchbiegung der Auflagerprofile darf Anmerkungen
Verbund, sondern einzeln und teilen sich die nicht mehr als 1/200 der aufzulagernden [1] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb)
Belastung entsprechend ihrer Steifigkeit (Glas- Scheibenlänge, höchstens jedoch 15 mm (Hrsg.): Erläuterungen zur DAfStb-Richtlinie »Was-
serundurchlässige Bauwerke aus Beton«. Berlin
dicke). betragen. 2006, S. 18
Um die Glasscheiben von VSG schubsteif • VSG-Scheiben aus SPG und/oder aus TVG [2] Lohmeyer, Gottfried; Ebeling, Karsten: Schäden an
miteinander zu verbinden, werden Folien mit einer Stützweite > 1,20 m sind allseitig wasserundurchlässigen Wannen und Flachdächern
aus hochfesten Ionoplasten (SGP-Folien) ver- linienförmig zu lagern. Dabei darf das aus Beton. Schadenfreies Bauen, Band 2. Stuttgart
wendet. Mit diesen Materialien kann eine Seitenverhältnis nicht größer als 3:1 sein. 2007, S. 145
[3] ebd.
Kopplung der laminierten Scheiben von annä- Davon unabhängig ist eine maximale Schei- [4] Lohmeyer, Gottfried: Schäden an Flachdächern und
hernd 100 % erreicht werden. Für einen rech- bengröße nicht festgelegt und nur herstel- Wannen aus wasserundurchlässigem Beton. Scha-
nerischen Ansatz des Schubverbunds ist lungsbedingt begrenzt. denfreies Bauen, Band 2. Stuttgart 1996, S. 107
jedoch in Deutschland eine Zustimmung im • Drahtglas ist nur bei einer Stützweite in [5] Lohmeyer, Gottfried; Ebeling, Karsten: Weiße Wan-
nen einfach und sicher. Konstruktion und Ausfüh-
Einzelfall notwendig. In der amerikanischen Haupttragrichtung bis zu 0,7 m zulässig.
rung wasserundurchlässiger Bauwerke aus Beton.
Norm ASTM 1300 ist der rechnerische Ansatz Düsseldorf 2009, S. 31
des Schubverbunds mit Zwischenschichten Falls die geplanten tragenden Bauteile aus [6] Hierlein, Elisabeth: Betonfertigteile im Geschoss-
bereits normativ geregelt. Folien aus Iono- Glas von den Richtwerten abweichen, muss und Hallenbau. Grundlagen für die Planung. Hrsg.
plasten weisen im Gegensatz zu PVB-Folien eine Zustimmung im Einzelfall beantragt werden. von der Fachvereinigung deutscher Betonfertigteil-
bau e.V. (FDB). Düsseldorf 2009, S. 37
auch eine wesentlich bessere Resttragfähig- Die für die Standsicherheitsnachweise anzuset- [7] Bindseil, Peter: Stahlbetonfertigteile. Konstruktion –
keit auf. zenden zulässigen Biegespannungen können Berechnung – Ausführung. Köln 2007, S. 7
Abb. B 2.38 entnommen werden. [8] Fachverband deutscher Fertigteilbau:
Isolierglas http://www.fdb-wissensdatenbank.de, Stand
15.02.2010
Bei Isolierverglasungen ist zusätzlich die Wir- Punktförmige Lagerung
[9] ebd. [7]
kung der Druckdifferenzen zu untersuchen, Für punktgehaltene Überkopfverglasungen [10] ebd. [7], S. 133
die sich aus den Veränderungen der Tempera- (siehe Halterung, S. 110) sollte generell eine [11] ebd. [5], S. 69
tur, der Ortshöhe sowie des meteorologischen statisch bestimmte Lagerung gewählt werden. [12] ebd. [7], S. 134
Luftdrucks gegenüber dem Herstellungsort Neben einem Festpunkt sind die anderen Lager [13] von Busse, Hans-Busso u. a.: Atlas Flache Dächer.
München/Basel 1994, S. 63
ergeben. verschieblich auszuführen, um eine zwän- [14] Pöter, Hans: Metallleichtbaukonstruktionen: Früher
Die Schubkopplung von Isolierglasscheiben gungsfreie Bettung der Scheibe zu gewährleis- und heute. In: Stahlbau 05/2009, S. 288 ff.
durch den Randverbund darf bei der Dimensio- ten (Abb. B 2.41). Alternativ kann auch der [15] Dürr, Markus; Kathage, Karsten; Saal, Helmut:
nierung der Scheiben nicht in Rechnung ge- Punkthalter selbst als Pendelstab ausgebildet Schubsteifigkeit zweiseitig gelagerter Stahltrapez-
bleche. In: Stahlbau 04/2006, S. 280ff.
stellt werden. Ferner ist die untere Scheibe werden [23]. Die wesentlichen für Überkopfver-
[16] European Convention for Constructional Steelwork
einer Überkopfverglasung aus Isolierglas nicht glasungen geltenden Punkte der »Technischen (ECCS): European Recommendations for Sandwich
nur entsprechend der planmäßigen Einwirkun- Regeln für die Bemessung und Ausführung Panels 2000. CIB Publication 257, Brüssel 2001
gen, sondern auch für den Fall des Versagens punktförmig gelagerter Verglasungen« (TRPV) [17] Böttcher, Marc: Dach- und Fassadenelemente aus
der oberen Scheibe mit deren Belastung zu sind im Folgenden zusammengefasst: Stahl. Erfolgreich Planen und Konstruieren. Hrsg.
vom Stahl-Informations-Zentrum. Düsseldorf 2007
bemessen. • Als Glaserzeugnisse dürfen nur VSG-Schei- [18] Berner, Klaus: Selbsttragende und aussteifende
ben aus TVG oder ESG-Scheiben benutzt Sandwichbauteile. Möglichkeiten für kleinere und
Detaillierung und Bemessung von Überkopf- werden. Für Einfachverglasungen ist VSG mittlere Gebäude. In: Stahlbau 05/2009, S. 298ff.
verglasungen aus TVG aus gleich dicken Glasscheiben [19] Bauen mit Stahl (Hrsg.): Stahlbau Arbeitshilfe 46.
Sandwichelemente. Düsseldorf 2000
Die Bemessung von tragenden Bauteilen aus (mindestens 2≈ 6 mm) zu verwenden.
[20] DIN 1052 Entwurf, Berechnung und Bemessung von
Glas ist in den entsprechenden technischen • Die Oberkante der Verglasungen darf maxi- Holzbauwerken. 2008-12, S. 28
Regelwerken festgelegt. Nach der Art der mal 20 m über Gelände liegen. Die maxima- [21] DIN 4074 Sortierung von Holz nach der Tragfähig-
Lagerung der Glasscheiben sind entweder die len Abmessungen der Glasscheiben betra- keit. 2008-12
»Technischen Regeln für die Verwendung von gen 2500 ≈ 3000 mm. [22] Winter, Stefan; Schopbach, Holger: Hoch gestapelt
– Brettstapeldecken in der Quasi-Balloon-Bauweise.
linienförmig gelagerten Verglasungen« (TRLV) • Die Durchbiegungen der Verglasungen sind In: Holzbau – die neue quadriga, 01/2004
oder die »Technischen Regeln für die Bemes- auf 1/100 der maßgebenden Stützweite zu [23] Weller, Bernhard u. a.: Konstruktiver Glasbau.
sung und Ausführung punktförmig gelagerter beschränken. München 2008
Verglasungen« (TRPV) anzuwenden. Generell • Bohrlöcher sind so anzuordnen, dass sowohl

47
Teil C Bauphysik

1 Wärmeschutz 50
Grundbegriffe der Wärmeübertragung 50
Thermische Beanspruchungen
von Flachdächern 53
Wärmeübertragung in Bauteilen 54
Berechnungsverfahren nach Norm 58
Empfohlene Dämmschichtdicken 59
Sommerlicher Wärmeschutz 60

2 Feuchteschutz 62
Grundlagen 62
Instationäre hygrothermische Vorgänge im
Flachdach 64
Feuchtelasten 64
Schutz vor Tauwasser infolge von Wasser-
dampfdiffusion 65
Schutz vor Tauwasser infolge von Wasser-
dampfkonvektion 67
Regenschutz 68
Stationäre oder instationäre Feuchte-
schutzbeurteilungen 69
Feuchteschutzbemessung durch stationäre
Dampfdiffusionsberechnung 69
Feuchteschutzbemessung durch
instationäre Rechenverfahren 70
Feuchteschutzhinweise für die Praxis 73

3 Brandschutz 74
Brandphasen 74
Brandschutzkonzepte 75
Bewertung der baulichen Brandschutzeigen-
schaften von Baustoffen und Bauteilen 76
Normative Anforderungen an Flachdächer 76

4 Schallschutz 78
Grundlagen 78
Raumakustik 82

Abb. C Radsporthalle, Berlin (D) 1997, Dominique


Perrault

49
Wärmeschutz

Christian Bludau, Hartwig M. Künzel

C 1.1
Der bauliche Wärmeschutz ist die Grundvor- A Fläche [m2]
aussetzung für die Gewährleistung eines hygie- λ Wärmeleitfähigkeit [W/mK]
nischen Raumklimas, den Schutz der Baukon- θ Temperatur [°C]
struktion vor Feuchtigkeit und einen reduzierten d Dicke [m]
Energieverbrauch. Zur Reduzierung der Ener-
gieaufwendungen für Beheizung und Kühlung Die Wärmeleitfähigkeit eines Stoffs hängt in ers-
von Gebäuden spielen vor allem Aspekte der ter Linie von der Rohdichte und dem Feuchte-
energieeffizienten Gebäudeplanung eine gehalt ab. Mit abnehmender Dichte sinkt auch
wesentliche Rolle. Dabei geht es nicht nur die Wärmeleitfähigkeit. Ruhende Luft hat nur
darum, möglichst viel erneuerbare Energie zu eine Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,025 W/mK.
nutzen, sondern den gesamten Energiever- Das erklärt auch die niedrige Wärmeleitfähig-
brauch so weit als möglich mit technischen keit von stark porösen Stoffen, bei denen die
Maßnahmen zu minimieren. In diesem Zusam- Porenräume mit ruhender Luft gefüllt sind
menhang spielen Dämmmaßnahmen und – (Abb. C 1.6, S. 52). Mit steigendem Wasser-
den sommerlichen Wärmeschutz betreffend – gehalt steigt die Dichte im Material und somit
Verschattungsmaßnahmen von transparenten die Wärmeleitfähigkeit (Abb. C 1.7, S. 52) [2].
Bauteilen die größte Rolle. Zudem ist die Wärmeleitfähigkeit von der
Temperatur abhängig. Dieser Einfluss liegt für
Baustoffe jedoch unter 0,1 % pro Grad Tempe-
Grundbegriffe der Wärmeübertragung raturerhöhung. Bei Dämmstoffen mit Wärme-
leitfähigkeiten unter 0,1 W/mK kann die
Trennt ein Bauteil Bereiche unterschiedlicher Erhöhung auf 0,4 % je Grad steigen. Bei der
Lufttemperatur voneinander ab, stellt sich ab- Bemessung ist dieser Effekt aufgrund geringer
hängig von den anliegenden Randbedingun- Temperaturunterschiede an Bauwerken zu
gen immer ein Wärmestrom in Richtung des vernachlässigen (Abb. C 1.8, S. 52).
Temperaturgefälles ein. Durch den Bezug auf die durchströmte Fläche
Zur Wärmeübertragung kann es dabei auf fol- berechnet sich aus dem Wärmestrom die Wär-
gende Arten kommen (Abb. C 1.3 und C 1.4): mestromdichte q:
• Wärmeleitung
Φcd Δθ Δθ Δθ
• Wärmekonvektion q=- = -λ ∙ =- =- [W/m2]
A d d/λ R
• Wärmestrahlung

Der stattfindende Wärmestrom ist häufig eine Daraus lässt sich der Wärmedurchlasswider-
Kombination aus den verschiedenen Übertra- stand R einer Materialschicht mit der Dicke d
gungsarten. ermitteln:
Abb. C 1.5 fasst die wichtigsten im Folgenden
benötigten Formelzeichen zusammen. Weitere R = d [m2K/W]
λ
physikalische Größen, Symbole und Einheiten
sind in DIN EN ISO 7345 festgelegt [1].
Konvektion
Wärmeleitung Konvektion bedeutet Wärmeübergang infolge
Wärmeübertragung durch Leitung findet Strömung (Bewegung) von Gasen und Flüs-
C 1.1 thermografische Aufnahme eines dunkle einge-
hauptsächlich in festen Körpern, aber auch in sigkeiten. Da diese Übertragungsvorgänge
deckten Flachdachs mit einem hell ausgelegten
Testbereich ruhenden Flüssigkeiten und Gasen statt. Der relativ kompliziert und mathematisch nur
C 1.2 Wärmeleitfähigkeit von üblichen Baustoffen Wärmestrom Φcd durch Leitung ergibt sich wie schwierig zu erfassen sind, wurde für die prak-
C 1.3 Wärmeübertragungsvorgänge einer Dachkon- folgt: tische Anwendung der Wärmeübergangskoeffi-
struktion im Winter bei einem nach außen zient hc für Konvektion eingeführt. Der Wärme-
gerichteten Wärmestrom
Φcd = - A · λ · Δθ
C 1.4 schematische Darstellung der drei Wärmeüber-
strom berechnet sich dann wie folgt:
[W]
tragungsvorgänge d
C 1.5 Symbole und Einheiten bauphysikalischer Größen Φ = hc · A · (θL - θO) [W]

50
Wärmeschutz

atmosphärische
Gegenstrahlung

Abstrahlung
langwellige
Wind Sonnenstrahlung
(Konvektion)

Außenluft kalt

Wärmeleitfähigkeit λ
[W/mK] vereinfachte
Konstruktion
Metalle ca. 50 – 400 Leitung

Beton 1,5 – 2,5


Holz 0,13 – 0,2 Innenluft warm
Dämmstoffe 0,02 – 0,1 Leitung Konvektion Strahlung
Luftzug langwellige
Luft ruhend ca. 0,025 Strahlung
C 1.2 C 1.3 C 1.4
hc Wärmeübergangskoeffizient [W/m2K] Symbol physikalische Größe Einheit
θL Lufttemperatur [°C]
θO Oberflächentemperatur [°C] A Fläche m2

Der Wärmeübergangskoeffizient hc ist kein c spezifische Wärmekapazität J/kgK


Stoffwert; er ist vielmehr von mehreren Faktoren
wie Temperatur, Strömungsgeschwindigkeit, d Dicke m
Oberflächenbeschaffenheit und -geometrie
beeinflusst. Die Anströmung der Oberfläche ist g Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung –
dabei einer der Hauptfaktoren, daher unter-
fRsi Temperaturfaktor für die raumseitige Oberfläche –
scheidet man [3]:
• freie Konvektion aufgrund von Temperatur-
h Wärmeübergangskoeffizient W/m2K
und den sich daraus ergebenden Dichte-
unterschieden, z. B. Konvektionswalze in
Ι Intensität, Energie W/m2
geschlossenen Luftspalten (Doppelvergla-
sung) mit unterschiedlich temperierten l Länge m
Begrenzungsflächen
• erzwungene Konvektion durch Unterschiede n Luftwechselrate 1/h
im Gesamtdruck, z. B. Luftströme infolge
Wind durch ein Gebäude aufgrund von Un- q Wärmestromdichte W/m2
dichtheiten oder Wärmeabtransport in einem
belüfteten Flachdach (Abb. C 1.10, S. 52). R Wärmedurchlasswiderstand m2K/W

Wärmestrahlung t Zeit s
Der Energieeintrag durch Strahlung hat bei Dä-
chern eine wesentlich größere Bedeutung als T Temperatur K
beispielsweise bei opaken Wandkonstruktionen.
Wärmeübertragung durch Strahlung erfolgt in U Wärmedurchgangskoeffizient W/m2K
Form elektromagnetischer Wellen und erfordert
ein strahlungsdurchlässiges Medium (Vakuum, V Volumen m3
Gas). Strahlung wird über die in μm oder nm
α (Alpha) Strahlungsabsorptionsgrad –
angegebene Wellenlänge λ charakterisiert. Ein
Körper strahlt abhängig von seiner Temperatur
ε (Epsilon) Strahlungsemissionsgrad –
Wärme (Energie) in einem bestimmten Wellen-
längenbereich (Spektrum) ab. Je höher seine θ (Theta) Celsius-Temperatur °C
Temperatur desto kurzwelliger ist die Wellen-
länge der abgegebenen Strahlung. Die für ein λ (Lambda) Wärmeleitfähigkeit, Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit W/mK
Flachdach wesentlichen Spektralbereiche sind: Wellenlänge m
• kurzwellige Strahlung:
UV (ultraviolett; λ < 0,380 μm) ρ (Rho) Dichte kg/m3
VIS (sichtbares Licht; Strahlungsreflexionsgrad –
0,380 μm ≤ λ ≤ 0,780 μm)
• langweIlige Strahlung: τ (Tau) Strahlungstransmissionsgrad –
IR (infrarot; Wärmestrahlung; λ > 0,780 μm)
Φ (Phi) Wärmestrom W

Die bedeutendste Strahlungsquelle ist die


χ (Chi) punktbezogener Wärmedurchgangskoeffizient W/K
Sonne. Das Strahlungsspektrum reicht vom
Bereich der sehr kurzwelligen Röntgen- und
Ψ (Psi) längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient W/mK
ultravioletten Strahlung über das sichtbare (Wärmebrückenverlustkoeffizient)
Licht bis in den Bereich der langwelligen Infra-
C 1.5

51
Wärmeschutz

Wärmeleitfähigkeit [W/mK]
Wärmeleitfähigkeit [W/mK]

1,2 Luft 0,18


rot- und Radiostrahlung (Abb. 1.9, S. 52).
EPS-Dämmputz
Porenbeton Die Sonnenstrahlung, die auf die Bauteilober-
1,0 Porenbeton
Naturbimsbeton 0,16 flächen auftrifft, teilt sich hinsichtlich ihrer
Leichtbeton Strahlungsleistung in verschiedene Anteile auf:
0,8 ohne Quarzsand den von der Oberfläche reflektierten, den
Leichtbeton 0,12
mit Quarzsand von der Oberfläche absorbierten und bei trans-
0,6 Kalksandstein parenten Bauteilen den durch die Oberfläche
Ziegel Mineralwolle transmittierten Anteil. Nur der absorbierte
0,08
Strahlungsanteil wird auf der Bauteiloberfläche
0,4
in Wärmeenergie umgewandelt. Abb. C 1.11
0,04
verdeutlicht diese Vorgänge. Im kurzwelligen
0,2 Polystyrol Bereich wird die solare Einstrahlung zum Teil
von der Oberfläche reflektiert, zum Teil absor-
0,0 0,00 biert, die restliche Strahlung durchquert das
0,0 400 800 1200 1600 1800 2000 0 4 6 8 10 12 Bauteil (Transmission). Im langwelligen Bereich
Rohdichte [kg/m3] Wassergehalt [Vol.-%]
passiert auf beiden Seiten des Bauteils das
C 1.6 C 1.7 Gleiche: Langwellige Strahlung trifft auf die
0,10
Wärmeleitfähigkeit [W/mK]

2400 Oberfläche auf und wird teilweise absorbiert.


Strahlungsintensität [W/m2]

Sender-Temperatur: 6000 K
Porenbeton Sonne außerhalb der
Gleichzeitig strahlt das Bauteil abhängig von
2000 seiner Temperatur im langwelligen Bereich
0,08 Erdatmosphäre
schwarzer Körper mit 6000 K Energie ab (Emission).
1600 Oberflächetemperatur Für die auftreffende Strahlung gilt allgemein:
Sonne auf der Erdoberfläche
0,06
Schaumglas 1200
Φe = Φe · ρe + Φe · αe + Φe ∙ τe [W] bzw.

800
0,04 ρe + αe + τe = 1
Mineralfaser
400
Φe Einstrahlungsleistung, z. B. Sonne [W]
0,02 PU-Schaum
0
ρe direkter Reflexionsgrad [-]
0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5
αe direkter Absorptionsgrad [-]
0,00 Wellenlänge [μm] τe direkter Transmissionsgrad [-]
5% 43% 52%
0 10 20 30 40 50
Temperatur [°C] UV-VIS- IR-Strahlung Die strahlungsphysikalischen Kenngrößen sind
von der Wellenlänge und dem Einfallswinkel
C 1.8 C 1.9 abhängig. Mit zunehmend flachem Einfall,
z. B. auf Gläser, gehen αe und τe gegen null,
AL E R S
während ρe sich dem Wert Eins nähert. Das
Art der Konvektion Wärmeübergangs- RL wirkt sich auf die Licht- bzw. Energietrans-
koeffizient
[W/m2K]
mission von Verglasungen aus. Die Ermittlung
der lichttechnischen und strahlungsphysikali-
A
frei 3 –10 schen Kenngrößen von Verglasungen ist in
erzwungen 10 –100
DIN EN 410 geregelt.

C 1.10 Kurzwellige Strahlung


RL T Die Intensität Ι des solaren Spektralbereichs,
der von der Sonne auf Bauteiloberflächen ein-
AL E
fällt, ergibt sich aus dem auf die Fläche bezo-
langwellige kurzwellige genen Wärmestrom:
Strahlung Strahlung
Φe
Ι = [W/m²]
C 1.11 A
Der davon auf der Oberfläche absorbierte
C 1.6 Abhängigkeit der Wärmeleitfähigkeit von der C 1.12 Tagesgänge der Intensitäten für direkte und Anteil wird durch den Absorptionsgrad be-
Rohdichte diffuse Sonneneinstrahlung auf unterschiedlich stimmt:
C 1.7 Abhängigkeit der Wärmeleitfähigkeit vom orientierten Bauteiloberflächen zu verschiedenen
Wassergehalt Jahreszeiten
C 1.8 Abhängigkeit der Wärmeleitfähigkeit von der C 1.13 Emissionskoeffizienten einiger gebräuchlicher
Ιs = Ι · αs [W/m²]
Temperatur Baustoffe
C 1.9 Strahlungsspektrum der Sonne C 1.14 schematische Darstellung der Temperatur- Die Größenordnungen der maximalen Strah-
C 1.10 Wärmeübergangsskoeffizient bei freier und verteilung im Sommer und Winter über lungsintensität der Sonne auf die je nach
erzwungener Konvektion von Luft den Querschnitt eines unbelüfteten Stahl-
Himmelsrichtung orientierte Oberflächen zu
C 1.11 Vorgänge an der Oberfläche und Raumfläche betondachs
im kurzwelligen und langwelligen Bereich am sB Dicke der Stahlbetonschicht den unterschiedlichen Jahreszeiten sind in
Beispiel eines transparenten Bauteils sD Dicke der Wärmedämmschicht Abb. C 1.12 dargestellt. Für den kurzwelligen
S solare Einstrahlung sG Grenzwert einer bestimmten Schichttiefe, Spektralbereich kann der Absorptionsgrad
R reflektierter Anteil in der die Wärmewelle »erstickt« grob der Oberflächenfarbe zugeordnet werden:
A absorbierter Anteil θo Temperatur an der Dachoberseite
T transmittierter Anteil θT Temperatur der Trennfläche zwischen
• 0,1 – 0,3: weiße und sehr helle Flächen
E langwellige Emission Wärmedämmschicht und Stahlbetonschicht • 0,3 – 0,6: helle bis graue Flächen
AL absorbierte langwellige Einstrahlung θu Temperatur an der Dachunterseite • 0,6 – 0,9: dunkle Flächen

52
Wärmeschutz

Sogenannte ideale schwarze Oberflächen wei- einen Tauwasserausfall in der Konstruktion 1200
sen einen Absorptionsgrad um 1,0 auf. Abb. bewirken (siehe Feuchtelasten, S. 64ff.).
1000 horizontal
C 1.15 (S. 54) verdeutlicht den Einfluss des Ab-
sorptionsgrads auf die Oberflächentemperatur. 800
Thermische Beanspruchungen von O W
Langwellige Abstrahlung Flachdächern 600
S
Jeder Körper sendet durch die thermische
400
Bewegung der Moleküle eine elektromagneti- Flachdächer sind durch ihre exponierte Lage
sche Strahlung aus. Bei Umgebungstempera- verstärkt den klimatischen Einwirkungen, vor 200
tur liegt diese Strahlung im langwelligen oder allem durch solare Einstrahlung, ausgesetzt.
0 diffus u. reflektiert
infraroten Bereich. Die langwellige Strahlungs- Das kann zu hohen Oberflächentemperaturen
emission Ilr von temperierten Oberflächen (z. B. und damit verbundenen Schäden führen. Abb. Sommer

Intensität der Sonnenstrahlung [W/m2]


Heizkörper, Wand) ist nach dem Stefan-Boltz- C 1.14 zeigt schematisch die jahreszeitlich 1000
mann-Gesetz zu ermitteln und verhält sich pro- bedingten Temperaturschwankungen, die S
portional zum langwelligen Emissionsgrad ε einen hohen Temperaturgradienten zwischen 800
O W
der Oberfläche: der Innen- und Außenseite zur Folge haben [4].
600 horizontal
Auf der Dachoberfläche treten im Tages- und
Ιlr = ε · Ιe · σ · T04 [W/m²] Jahresverlauf starke Temperaturschwankun- 400
gen auf.
Ιlr langwellige Abstrahlung eines realen Die Oberflächentemperaturen sind auch von 200
Körpers [W/m²] der Eindeckungen der Konstruktion abhängig. 0 diffus u. reflektiert
ε Emissionsgrad [-] Die höchsten Temperaturen treten auf Dächern
Frühjahr, Herbst
Ιe abgestrahlte Energie des schwarzen mit Dachbahnen oder Blecheindeckung auf,
Strahlers [W/m²] vor allem bei dunklen Oberflächen. Abb. C 1.15 1200
σ Stefan-Boltzmann-Konstante (S. 54) zeigt die gemessenen Oberflächentem-
1000
5,67·10-8 [W/m2K4] peraturen auf einem Flachdach mit einer weißen
S
T0 Oberflächentemperatur des Strahlers [K] und einer dunklen Dachbahn an einem warmen 800
Sommertag. Die schwarze Oberfläche heizt
Der Emissionsgrad der Oberfläche ist haupt- sich tagsüber deutlich stärker auf als die weiße. 600
sächlich von der Wellenlänge abhängig. Die Im Winter ist mit Temperaturen von -20 °C und O W
400
optisch wahrgenommene Farbe hat hierbei niedriger zu rechnen, sodass eine dunkle Bahn
nur einen untergeordneten Einfluss, da sie von im Jahresverlauf Temperaturunterschiede von 200
den optischen Eigenschaften im kurzwelligen bis zu 100 K aushalten muss. Helle Oberflächen diffus u. reflektiert
Spektralbereich abhängt. Nicht metallische 0
können bei niedrigem Wärmedämmniveau 4 6 8 10 12 14 16 18 20
Materialien haben in der Regel Emissionskoeffi- einen entscheidenden Beitrag zum sommerli-
Winter Ortszeit [h]
zienten um 0,9, während bei metallischen chen Wärmeschutz leisten und haben gerade in
Materialien die Spanne von 0,04 für blanke wärmeren Klimaregionen eine große Bedeutung
oder polierte Oberflächen, bis 0,9 für raue oder für die Einsparung von Kühlenergie. Daher
oxidierte Oberflächen reicht (Abb C 1.13). Die steigt der Einsatz von hellen, reflektierenden C 1.12
Werte des Emissions- und Absorptionsgrads Oberflächen bei Flachdächern in südlichen
einer Oberfläche sind in der Regel gleich. Ländern stark an. Unter mitteleuropäischen Material Emissionskoeffizient
Klimabedingungen sind die energetischen Vor-
Aluminium poliert 0,04 – 0,06
Strahlungsbilanz teile durch reflektierende Dachbahnen aller-
Eine Strahlungsbilanz fasst die gesamten auf dings gering. Dafür steigt jedoch das Risiko von Aluminium rau 0,07 – 0,09
der Dachoberfläche ablaufenden Strahlungs- Feuchteschäden wegen des reduzierten som- Stahl poliert 0,14 – 0,32
effekte zusammen: merlichen Austrocknungspotenzials (siehe
Stahl oxidiert 0,80 – 0,90
Feuchteschutzbemessung durch stationäre
Ιges = Ιs · αs + ε ∙ Ιl - Ιe [W/m²] Dampfdiffusionsberechnung, S. 69ff.) [5]. Eisen poliert 0,20 – 0,30
Die Temperaturunterschiede können zu hohen Eisen oxidiert 0,60 – 0,90
Ιges Nettostrahlung an der Bauteiloberfläche thermisch bedingten Längenänderungen im Beton 0,92 – 0,94
[W/m2] betroffenen Material führen. Daher ist es z. B. bei
Holz 0,80 – 0,90
Ιs kurzwellige Solarstrahlung [W/m2] Blechdächern unbedingt nötig, eine Trennlage
αs kurzwellige Absorptionszahl der Bauteil- zu den angrenzenden Schichten einzulegen, da bituminöse Dachbahn 0,90 – 0,93
oberfläche [-] diese Materialien andere Dehnungskoeffizienten
C 1.13
ε langwellige Emissions- und Absorptions- haben als Metall. Auch bei Konstruktionen mit
zahl der Bauteiloberfläche [-] innenseitiger Dämmung können große Länge-
-20 0 20 40 60 80 °C
Ιl langwellige Gegenstrahlung [W/m2] nänderungen im Tragwerk auftreten. Vor allem
Ιe langwellige Emissionsstrahlung der Bau- eine monolithische Betonplatte sollte daher auf Sommer
teiloberfläche [W/m2] einer wasserundurchlässigen Betonkonstruktion
über ein Gleitlager auf die Wände aufgelegt und Winter
Ein positiver Wert von Ιges führt zu einer Erwär- von außen mit einer temperaturdämpfenden θO
mung der Bauteiloberfläche, ein negativer Wert Kiesschicht bedeckt sein. SG SD
bewirkt eine Abkühlung. Ist die Oberflächen- Bei eingedeckten Dächern sind die Tempera-
temperatur niedriger als die Taupunkttempera- turschwankungen in der Ebene der Dachbahn θT
tur der Außenluft, kann dies zur Bildung von deutlich geringer. In Abb. C 1.16 (S. 54) sind SB
Tauwasser auf der Dachoberfläche führen, Temperaturwerte, gemessen an der Dichtungs-
kann aber auch abhängig von der Konstruktion bahn, für ein Kiesdach und ein Gründach (Auf- θU
C 1.14

53
Wärmeschutz

80 80 20

Temperatur [°C]
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
Sommertag schwarz weiss Sommertag Gründach Kiesdach Wintertag Gründach Kiesdach
Lufttemperatur Lufttemperatur Lufttemperatur

60 60 10

40 40 0

20 20 -10

0 0 -20
00:00 06:00 12:00 18:00 24:00 00:00 06:00 12:00 18:00 24:00 00:00 06:00 12:00 18:00 24:00
Ortszeit [h] Ortszeit [h] Ortszeit [h]
C 1.15 C 1.16 C 1.17
baudicke 13 cm) im Vergleich mit der Außen- deutlichen Unterkühlung der Dachoberfläche raum abfließende Wärmestromdichte qi gleich
lufttemperatur für einen Sommertag dargestellt. bis zu 10 K unter die Außenlufttemperatur füh- der außenseitig ankommenden Wärmestrom-
Die Temperaturverläufe an einen kalten Winter- ren. Dieser Effekt kann sich durch die Bildung dichte qe sein. Daher gilt:
tag zeigt Abb. C 1.17 (S. 54). eines »Kaltluftsees«, z. B. innerhalb einer
Im Winter kann die Begrünung die Temperatur Attika (Abb. C 1.18), verstärken [6]. Schwerere qi = qe = q [W/m²]
dadurch, dass aufgenommenes Wasser gefriert, kühle Luft bleibt an der Attikaumfassung stehen
lange Zeit um den Gefrierpunkt halten. Da in und wirkt sich als dämmende Luftschicht zur Die durch das Bauteil aufgrund der Wärmelei-
einigen Regionen häufig über lange Zeit- Umgebungsluft aus. Dadurch kann eine zusätz- tung strömende Wärme ist direkt proportional
räume eine wärmedämmende Schneeschicht liche Unterkühlung von bis zu 3 K entstehen, zur Wärmeleitfähigkeit λ des Baustoffs, aus
auf der Oberfläche liegt, fallen die Schwankun- sodass es auf der Dachoberfläche in klaren dem das Bauteil hergestellt ist, und umgekehrt
gen auf der Oberfläche im Winter deutlich Nächten zu Unterkühlungen bis zu 13 K unter proportional zur Dicke d des Bauteils. Daraus
geringer aus. der Außenlufttemperatur kommt. So ist es in ergibt sich:
Die auftretenden Schwankungen werden bei exponierten höher gelegenen Lagen durchaus
θsi - θse
den über dem Tragwerk gedämmten Konstruk- möglich, dass sich in kühlen Nächten im Juli, q= [W/m²]
d
tionen durch die Dämmung gedämpft, bevor wenn die Außenluft nur wenige Grad über null λ
sie sich auf die Konstruktion und dann auch im bleibt, bei Oberflächentemperaturen von -8 °C
Innenraum auswirken. Ist das Dach nicht ober- Eis bildet. θsi Temperatur der Oberfläche innen [°C]
halb, sondern unterhalb des Tragwerks ge- θse Temperatur der Oberfläche außen [°C]
dämmt (z. B. Innendämmung), muss es größere d Dicke [m]
Temperaturschwankungen aufnehmen können. Wärmeübertragung in Bauteilen λ Wärmeleitfähigkeit [W/mK]

Betrachtung der nächtlichen Situation Aufgrund unterschiedlicher Temperaturverhält- Somit muss zur Ermittlung des Wärmestroms die
Auf der Dachoberfläche laufen die Strahlungs- nisse an der Außen- und Innenseite des Bau- Wärmeleitfähigkeit λ eines Materials bekannt
austauschvorgänge stets parallel ab. Das hat teils stellt sich eine Temperaturverteilung über sein. Zur Bestimmung dieser Kenngröße wird
Einfluss auf das thermische und feuchtetech- den Querschnitt ein. das Material mit bestimmten Abmessungen bei
nische Verhalten im Dach. Tagsüber überwiegt festgelegten Randbedingungen über einen defi-
die solare Einstrahlung abhängig von der Flä- Wärmestrom durch Bauteile nierten Zeitraum einer Wärmeleitfähigkeitsmes-
chenorientierung, der solaren Einstrahlungsin- Wird für die Temperaturverteilung ein stationä- sung unterzogen (siehe Wärmeleitung, S. 50).
tensität und dem solaren Absorptionsgrad rer, nicht veränderlicher Zustand angenom- Die Wärmeübertragung zwischen Außenluft,
der Oberfläche gegenüber der langwelligen men, so unterliegt auch der Temperturverlauf Raumluft und dem Bauteil geschieht haupt-
Abstrahlung der Oberfläche. Das Dach heizt keiner zeitlichen Veränderung (Abb. C 1.19). sächlich durch Konvektion und Strahlung.
sich auf. Nachts hingegen, ohne solare Einstrah- Da im stationären Zustand keine Wärmespei- Dabei sind die Übergangswiderstände abhän-
lung, kann die langwellige Abstrahlung zu einer cherung geschieht, muss die aus dem Innen- gig von den Strömungsverhältnissen in der

Kaltluftsee
θe
θse qe außen (kalt)

stationär: q i = q = qe θsi innen (warm)


qi θi
C 1.18 C 1.19

54
Wärmeschutz

Art der Wärmeübertragung äußerer innerer


Übergangswiderstand Übergangswiderstand
Rse Rsi
[m²K/W] [m²K/W]
DIN EN ISO 6946
für wärmeschutztechnische Berechnungen
Wärmestrom aufwärts 0,1
Wärmestrom horizontal 0,13 0,04
Wärmestrom abwärts 0,17
DIN 4108-3
Berechnungen zur Vermeidung von Tauwasser
Wärmestrom horizontal und aufwärts sowie 0,13
Dachschrägen 0,04 (0,08) 1
Wärmestrom abwärts 0,17
1
Rse = 0,08 m2K/ W, wenn die Außenoberfläche an eine belüftete Luftschicht grenzt, z. B. bei belüfteten Dächern

C 1.20 C 1.21
angrenzenden Luftschicht. Die Wärmeüber- hi Wärmeübergangskoeffizient innen [W/m2K] Mit dem Wärmedurchgangskoeffizienten U des
gangskoeffizienten und die Wärmeübergangs- he Wärmeübergangskoeffizient außen [W/m2K] Bauteils bildet sich die Wärmestromdichte q
widerstände ergeben sich gemäß der Formel: Rsi Wärmeübergangswiderstand innen [m2K/ W] wie folgt:
Rse Wärmeübergangswiderstand außen [m2K/ W]
qüb = h ·Δθ = Δθ = Δθ [W/m²] θe Temperatur der Luft außen [°C] q = U · (θi – θe) [W/m2]
1/h Rs θi Temperatur der Luft innen (Raumluft) [°C]
Der Wärmestrom Φ, der durch das Bauteil
qüb Wärmestromdichte [W/m²] Im Nenner der Gleichung stehen die Kenn- über eine definierte Fläche A fließt, ergibt
h Wärmeübergangskoeffizient [W/m2K] größen, die die Wärmestromdichte mit der sich zu:
Rs Wärmeübergangswiderstand [m2K/ W] treibenden Temperaturdifferenz verbinden.
Diese Kenngrößen werden als Widerstände Φ = q · A = U · (θi – θe) · A [W]
Die Übergangswiderstände innen und außen bezeichnet. Der Wärmedurchgangswiderstand
sind in Abb. C 1.20 dargestellt und gelten für RT ergibt sich aus der Summe der inneren und Es stellt sich ein Wärmestrom in Richtung des
ebene Bauteile. Aufgrund der größeren außen- äußeren Übergangswiderstände (Rse, Rsi) Temperaturgefälles ein. Bei konstanten Rand-
seitigen Luftgeschwindigkeiten ist der Wärme- sowie der Durchlasswiderstände der einzelnen bedingungen ist der Wärmestrom stationär.
übergangswiderstand an der Außenseite gerin- Bauteilschichten. Der Wärmetransport kann auf unterschiedli-
ger als der im Raum oder Gebäudeinneren. che Weise ablaufen. In Feststoffen fließt die
Die normierten Wärmeübergangskoeffizienten Wärmedurchgangskoeffizient Wärme überwiegend durch Wärmeleitung,
berücksichtigen die konvektiven und strah- Der Wärmedurchgangskoeffizient U (auch in Gasen und Flüssigkeiten meist durch
lungsbedingten Anteile. bekannt als U-Wert) ist der maßgebende Faktor Konvektion und in strahlungsdurchlässigen
Zur Bestimmung der Wärmedurchgangswider- für den Transmissionswärmeverlust eines Bau- Materialien zusätzlich durch Wärmestrahlung.
stände für Materialien aller Art, auch mit kom- teils und der Kehrwert des Wärmedurchgangs- Die in der Literatur oder von Baustoffherstel-
plexeren Geometrien, ist DIN EN ISO 6946 zu widerstands RT. Der Zusammenhang zwischen lern angegebenen Werte der Wärmeleitfäh-
verwenden (siehe S. 58ff.). U-Wert, R und der Dämmschichtdicke ist in igkeit von Materialien berücksichtigen die
Abb. C 1.22 (S. 56) dargestellt. Abb. C 1.23 unterschiedlichen Transportmechanismen
Mit dem inneren Wärmeübergangswiderstand (S. 56) zeigt den U-Wert abhängig von der bereits.
Rsi = 1/hi und äußeren Wärmeübergangswider- Dämmstoffdicke für heute gebräuchliche Wär-
stand Rse = 1/he ergibt sich für mehrschichtige meleitfähigkeitsstufen (WLS). Luftschichten
Bauteile mit n Schichten: Der Einfluss von Effekten wie Wärmebrücken In Luftschichten setzt sich die Wärmeüber-
und eingetragene Energie durch Wasser bei tragung aus Wärmeleitung, Wärmekonvektion
θi - θe θi - θe
q= = [W/m2] Umkehrdächern kann durch einen Zuschlag und langwelliger Strahlung zusammen. Zur
1 +
hi
∑ ()
d + 1
n λ n he
Rsi + ∑
d
n λ n
()
+ Rse auf den U-Wert berücksichtigt werden (siehe
S. 56)
vereinfachten Betrachtung wird ein resul-
tierender thermischer Gesamtwiderstand
verwendet. Dabei können die thermischen
Widerstände von Luftschichten (Abb. C 1.24,
S. 56) nach DIN EN ISO 6946 im Bauteil-
querschnitt entsprechend den homogenen
Schichten senkrecht zum Wärmestrom
C 1.15 Messwerte der Oberflächen- und Lufttemperatur chentemperatur erreicht nicht die Minimaltempe-
auf einem schwarzen und einem weißen Dach raturen der Luft. Das Gründach wirkt gleichzeitig
betrachtet werden, wenn folgende Bedin-
an einem Sommertag. Bei beiden Dachbahnen dämmend und speichernd. Die Temperatur hält gungen erfüllt sind:
ist nachts eine deutliche Unterkühlung unter die sich konstant bei 1 °C trotz der tiefen Temperatu- • Begrenzungsflächen parallel mit ε-Werten
Außentemperatur zu erkennen. ren der Außenluft. > 0,8, was bei den meisten Baustoffen ein-
C 1.16 gemessene Dach- und Lufttemperatur an C 1.18 Entstehung von Kaltluftseen bei umlaufend
gehalten ist
einem Sommertag. Die Aufheizung des Kies- hoher Attika (erhöhte Auskühlung)
dachs ist in Bezug zur Außenlufttemperatur C 1.19 Wärmeübertragung durch Wärmeleitung und • Schichtdicke geringer als das 0,1-fache einer
durch die große thermische Masse der Ein- Konvektion, dargestellt anhand der Temperatur- der anderen angrenzenden Schichten
deckung verzögert. Die Temperatur unter dem verteilung über den Querschnitt des vereinfach- • maximale Schichtdicke 0,3 m
Gründach ist deutlich gedämpft. Sie pendelt ten Dachs im stationären Temperaturzustand • kein Luftaustausch mit dem Innenraum
im Tagesverlauf stark verzögert zur Außentem- C 1.20 Wärmeübergangswiderstände Rsi und Rse. Bei
peratur. Flachdächern wird der Wert für den aufwärtsge-
C 1.17 Dach- und Lufttemperaturen an einem Wintertag. richteten Wärmestrom angewendet. Für andere Fälle wird die Bestimmung nach
Die Kiesschicht ist durchgefroren, die Oberflä- C 1.21 Dach mit weißer Kunststoffabdichtung DIN EN ISO 6946, Anhang B angewendet.

55
Wärmeschutz

2,4 10 0,4

U-Wert [W/m2K]
U-Wert [W/m2K]

Wärmedurchlasswiderstand [m2 K/W]


WLS 040 WLS 032 WLS 024 WLS 040 WLS 032 WLS 024 Dicke der Luft- Richtung des Wärmestroms
schicht [mm]
2,0 12 aufwärts horizontal abwärts

0,3 0 0,00 0,00 0,00


1,6 8 5 0,11 0,11 0,11
7 0,13 0,13 0,13
1,2 6
0,2 10 0,15 0,15 0,15
15 0,16 0,17 0,17
0,8 4
25 0,16 0,18 0,19
0,1
0,4 2 50 0,16 0,18 0,21
100 0,16 0,18 0,22
0,0 0
0,0 300 0,16 0,18 0,23
0 10 20 30
Dämmstoffdicke [cm] 10 15 20 25 30 Zwischenwerte können mittels linearer Interpolation
Dämmstoffdicke [cm] ermittelt werden.
C 1.22 C 1.23 C 1.24
Wärmebrücken Wärmebrückenberechnung linienförmig:
Als Wärmebrücken sind örtlich begrenzte Die Ermittlung von Wärmebrückenwirkungen ΦT,l = (U · A + Ψ · l) · (θi - θe ) [W]
Bereiche von Bauteilen zu verstehen, an erfolgt heute rechnerisch mithilfe mehrdimen-
deren Innenoberfläche gegenüber den sionaler numerischer Verfahren. Diese Berech- punktförmig:
angrenzenden Bereichen ein erhöhter Wärme- nungen liegen auch den Angaben in Wärme- ΦT,p = (U · A + χ) · (θi - θe ) [W]
abfluss und somit eine niedrigere Tempera- brückenkatalogen zugrunde [7]. Hier werden
tur auftritt. Dadurch kann es zu erhöhten meist die minimale raumseitige Oberflächen- ΦT,l Wärmestrom linienförmige Wärmebrücke
relativen Feuchten bis hin zu Tauwasseraus- temperatur und der zum ungestörten Bereich [W]
fall kommen. Die relative Feuchte an der zusätzlich auftretende Wärmestrom aufgeführt. ΦT,p Wärmestrom punktförmige Wärmebrücke
Oberfläche sollte einen Wert von 80 % nicht Für die Stelle der minimalen Oberflächentem- [W]
überschreiten, um das Risiko der Schimmel- peratur wird ein Temperaturfaktor fRsi (dimensi- U Wärmedurchgangskoeffizient des Bau-
bildung zu verringern. Weitere Informationen onslose Oberflächentemperatur) angegeben, teils [W/m2K]
zur Berechnung der Oberflächentemperatur aus dem bei der Annahme von beliebigen stati- A Fläche des Bauteils [m2]
zur Vermeidung von kritischen Oberflächen- onären Temperaturrandbedingungen (θi, θe) Ψ längenbezogener Wärmebrückenverlust-
feuchten geben DIN 4108-2 und DIN EN die Oberflächentemperaturwerte bestimmt wer- koeffizient [W/mK]
ISO 13 788. den können: l Länge der linearen Wärmebrücke [m]
Prinzipiell kann zwischen dem Effekt der stoff- χ punktförmiger Wärmebrückenverlust-
θsi - θe
lichen und der geometrischen Wärmebrücke fRsi = [-] koeffizient [W/K]
unterschieden werden. In der Praxis kommen θ i - θe θ Oberflächentemperatur [°C]
beide meistens in Kombination vor.
Eine stoffliche Wärmebrücke tritt auf, wenn Um Schimmelpilzbildung zu vermeiden, muss DIN 4108-6 fordert die Wärmebrückenverlust-
die Wärmeleitfähigkeit aneinandergrenzender der Temperaturfaktor nach DIN 4108-2 einen koeffizienten nach DIN EN ISO 10 211 zu
Materialien unterschiedlich ist, z. B. eine Mindestwert von fRsi ≥ 0,7 einhalten. Dabei bestimmen oder einem Wärmebrückenatlas zu
tragende Stütze innerhalb eines Gefachs wird zwischen linien- und punktförmigen entnehmen.
(Abb. C 1.25). Wärmebrücken unterschieden. Bei linienförmi- Als linienförmige Wärmebrücken werden zwei-
Geometrisch bedingte Wärmebrücken, z. B. gen Wärmebrücken wird der erhöhte Wärme- dimensionale Wärmestrom- und Temperatur-
eine Außenwandecke, haben im Bereich des verlust gegenüber dem ungestörten Bereich felder bezeichnet, beispielsweise an einer
Wärmeabflusses an der kalten Oberfläche durch einen auf die Länge bezogenen Wärme- Außenwandecke über der Raumhöhe. Punkt-
einen größeren Flächenanteil als im entspre- verlustkoeffizient Ψ berücksichtigt, bei punkt- förmige Wärmebrücken mit dreidimensionalen
chenden Bereich des Wärmezuflusses an der förmigen Wärmebrücken durch einen auf den Feldern entstehen z. B. an Raumecken oder
warmen Oberfläche. Insgesamt ergibt sich ein Punkt bezogenen Wärmeverlustkoeffizient χ. Rohrdurchdringungen. Solche Wärmebrücken
stärkeres Abfließen der Energie in diesem Die Berechnung erfolgt auf Basis folgender werden bei ihrer Betrachtung über die Ψ-Werte
Bereich (Abb. C 1.26). Gleichungen: überschätzt, daraus ergeben sich negative

d1 d 0

C 1.25 C 1.26 C 1.27

56
Wärmeschutz

6 5 4 3a 2 1 1 2 3b 4 5 6

Anteil des Wärmedurch- Zuschlagswert


lasswiderstands ΔU
raumseitig der Abdich-
tung am Gesamtwärme-
»erwärmter« Abfluss »kalter« Abfluss
durchlasswiderstand ΔU = 0,05 W/m2K ΔU = 0 W/m2K
2
[%] [W/m K]
< 10 0,05 1 Kies- und Laubfang 3b wasserableitende
2 Kies Trennlage
10 – 50 0,03 3a Rieselschutzschicht 4 Dämmung (XPS)
5 Abdichtung
> 50 0
6 Tragwerk
C 1.28 a b C 1.29
∑(Χ · n · fRsi)
χ-Werte [8]. Nach den neuen Wärmeschutz- ΔUWB = [W/m2K] muss der U-Wert nicht mehr erhöht werden. In
A
anforderungen sind vor allem die linienfömi- einem Umkehrdach mit einer 20 cm dicken
gen Wärmebrücken zu berücksichtigen, da Eine ähnliche Korrektur für mechanische Be- Betonplatte liegt beispielsweise der prozentu-
sie durch ihren nicht zu vernachlässigenden festigungselemente ist in DIN EN ISO 6946 ale Anteil des Dämmwerts des Tragwerks zu
Anteil an der wärmetauschenden Hüllfläche angegeben. Danach ergibt sich ΔUf folgender- einer XPS-Dämmung mit einer Dicke von 20 cm
erheblich zum Gesamttransmissionswärme- maßen: bei knapp 2 %. Hier muss der U-Wert der Kon-
verlust beitragen. struktion also um 0,05 W/m2K erhöht werden.
λ f · Af · n f R1 2

Zuschläge auf den U-Wert


ΔUf = α ·
do
·( )
RT,h
[W/m2K] Zudem muss bei Umkehrdächern mit einer
leichten Unterkonstruktion und einer flächenbe-
Effekte wie Wärmeleitung über Durchdringun- zogenen Masse < 250 kg/m² der Wärmedurch-
gen, Unterspülen von Dämmplatten mit küh- ΔUf Zuschlag auf Wärmedurchlasswiderstand lasswiderstand R unterhalb der Abdichtung
lem Wasser usw. können bei der Bemessung [W/m2K] mindestens 0,15 m2K/W betragen. Diese For-
durch U-Wert-Zuschläge einberechnet werden. λf Wärmeleitfähigkeit des Befestigungs- derung soll den Ausfall von Tauwasser an der
Die Berücksichtigung des Einflusses im elements [W/mK] Deckenunterseite im Fall eines plötzlich einset-
Hinblick auf den Transmissionswärmeverlust Af Querschnittsfläche eines Befestigungs- zenden Regenereignisses verhindern. Tauwas-
über eine Wärmebrücke kann durch einen elements [m2] ser kann sich bilden, wenn es bei Regen zu
pauschalen spezifischen Wärmebrückenzu- nf Anzahl der Befestigungselemente je m2 einer starken Abkühlung der Innenraumdecke
schlag ΔUWB erfolgen. Dabei werden die [1/m2] durch kaltes Wasser kommt, das unter der
Wärmebrückenverlustkoeffizienten (Ψ-Werte) d0 Dicke der Dämmschicht, die das Befesti- Dämmung auf die Abdichtung strömt.
für die relevanten Wärmebrücken aus einem gungselement enthält [m] Der Zuschlag auf den U-Wert kann entfallen,
Wärmebrückenkatalog entnommen und mit den R1 Wärmedurchlasswiderstand der durch- wenn eine wasserableitende Trennlage in Kom-
Längen der einzelnen Wärmebrücken sowie drungenen Dämmschicht [m2K/W] bination mit einem extrudierten Polystyrol-Hart-
dem Temperaturkorrekturfaktor fRsi multipliziert, RT,h Wärmedurchgangswiderstand des Bau- schaum (XPS) gemäß DIN EN 13 164 verwen-
aufsummiert und durch die wärmetauschende teils ohne Berücksichtigung von Wärme- det wird. Verfügt die Produktkombination des
Hüllfläche geteilt [9]. Für linienförmige Wärme- brücken [m2K/W] Gesamtsystems, bestehend aus Kiesschicht,
brücken ergibt sich: α Umrechnungskoeffizient [-] wasserleitender Trennlage und Wärmedäm-
mung, über eine allgemeine bauaufsichtliche
∑(Ψ · l · fRsi)
ΔUWB = [W/m2K] Der Koeffizient α beträgt 0,8 bei vollständiger Zulassung, ist eine Berücksichtigung des
A
Durchdringung und 0,8 · d1 /d0, wenn das Zuschlags nicht notwendig. Es ist gewährleis-
Befestigungselement in eine Aussparung ein- tet, dass der Großteil des anfallenden Wassers
Bei punktförmigen Wärmebrücken (z. B. Dübeln) gebaut ist (Abb. C 1.27). Die Dicke d1 des Be- über der oberen Trennlage abfließen kann
bestimmt sich der Zuschlag entsprechend: festigungselements kann die Dämmschichtdi- (Abb. C 1.29).
cke übersteigen, falls es schräg eingebaut ist. Ein weiteres Korrekturverfahren für Umkehr-
dächer ist in DIN EN ISO 6946, Anhang D4 an-
C 1.22 Abhängigkeit des U- und R-Werts von der
Dämmschichtdicke Umkehrdächer gegeben. Das Verfahren berücksichtigt das ab-
C 1.23 Abhängigkeit des U-Werts von der Dämm- Bei Umkehrdächern kann Wasser aus kon- fließende Regenwasser zwischen der Dämmung
schichtdicke für drei Wärmeleitfähigkeitsstufen struktionstechnischen Gründen die Dämmung und der Abdichtung nach folgender Formel:
C 1.24 Wärmedurchgangswiderstände von ruhenden unterströmen. Das abfließende Niederschlags- 2
R1
Luftschichten nach DIN EN ISO 6946
C 1.25 stoffliche Wärmebrücke (z. B. tragende Stütze
innerhalb eines Gefachs)
oder Schmelzwasser führt zu einer Abkühlung
der wasserabführenden Ebene und der darun-
ΔUr = p · f · x · ( )
RT
[W/m2K]

C 1.26 geometrische Wärmebrücke (z. B. Deckenplatte) terliegenden Konstruktion. Dieser Energiever-


C 1.27 Zuschlagswerte für Umkehrdächer nach lust ist über einen Zuschlag auf den U-Wert Ur Zuschlag auf den Wärmedurchgangs-
DIN 4108-2
zu berücksichtigen. Der Zuschlagswert ΔU ist koeffizient [W/m2K]
C 1.28 mechanisches Befestigungselement in einer
Aussparung abhängig vom prozentualen Anteil des p durchschnittliche Niederschlagsmenge
d0 Dicke der Dämmschicht, die das Element Wärmedurchlasswiderstands unterhalb der während der Heizperiode [mm / Tag]
enthält Abdichtung bezogen auf den Gesamtwärme- f Entwässerungsfaktor
d1 Dicke der Dämmschicht, die von dem Befes- durchlasswiderstand der Konstruktion. Ent- x Faktor für die Erhöhung des Wärmever-
tigungselement durchdrungen wird
C 1.29 Zuschlag ΔU auf Wärmedurchlasswiderstand
sprechende Zuschlagswerte sind in der Abb. lusts durch Regenwasser [W∙Tag/m2K∙mm]
a Wasserableitung unter der Dämmung C 1.28 zu finden. Beträgt der Anteil der Däm- R1 Wärmedurchlasswiderstand Dämmung
b Wasserableitung über der Dämmung mung unter der Abdichtung 50 % und mehr, über Abdichtung [m2K/W]

57
Wärmeschutz

Uges = 0,17 W/m2K

Usp = 0,28 W/m2K Usp = 0,28 W/m2K


1 2 3

fa
D

fb
c

fc
d

fd
20,0 °C

d1
-10,0 °C d2
d3

C 1.30 a b C 1.31
RT Wärmedurchgangswiderstand Konstruktion Zunächst wird das Bauteil an allen Schicht- Für den unteren Grenzwert ergibt sich dann:
vor Korrektur [m2K/W] grenzen vollständig geschnitten. Dann werden
die Wärmedurchlasswiderstände der so ent- R"T = R1 + R2 +R3 + ...+Rj [m2K/W]
Abhängig von der Niederschlagsmenge und standenen Abschnitte zuerst senkrecht zur
der Kantenausprägung der Wärmedämmung Bauteiloberfläche in Richtung des zu erwarten- Der Wärmedurchgangskoeffizient U wird mit
ergeben sich Korrekturwerte für den U-Wert den Wärmestroms ermittelt. Anschließend dem arithmetischen Mittelwert aus R'T und R"T
zwischen ca. 0,01 und 0,08 W/m2K. Die werden diese Widerstände parallel geschaltet. gebildet:
Anwendung der Verfahren erfolgt nach den Auf diese Weise bleiben alle Wärmeströme
R'T + R"T
Angaben in den technischen Spezifikationen quer zur Hauptwärmestromrichtung unberück- Rt = [m2K/W]
2
der Dämmstoffe. sichtigt, d. h. ein zusätzlicher Wärmeabfluss
Untersuchungen über die Feuchteaufnahme über stärker wärmeleitende Bauteilschichten ist
1
von Dämmplatten aus extrudiertem Polystyrol- ausgeschlossen, und es ergibt sich der obere U= [ W/m2K]
Rsi + RT + Rse
Hartschaum in Umkehrdächern zeigen, dass Grenzwert für den Wärmedurchlasswiderstand.
diese einen nicht zu vernachlässigenden Anteil Verfährt man umgekehrt, d. h. schaltet man
an Feuchte durch Diffusion aufnehmen, obwohl zuerst alle Wärmedurchlasswiderstände paral- Das Verfahren darf nur bis zu einem Verhältnis
sie keine kapillare Wasseraufnahme aufwei- lel und addiert diese dann in der Hauptwärme- von R'T zu R"T von 1,5 angewendet werden. Ist
sen. Bei Gründächern, in denen immer hohe stromrichtung senkrecht zur Bauteiloberfläche das Verhältnis höher, liegt eine Wärmebrücke
relative Feuchten im Bereich der Dämmplatte auf, erhält man den unteren Grenzwert für den vor. In diesem Fall muss auf ein zwei- oder
herrschen, kann der Wärmedurchgang im Wärmedurchlasswiderstand. Diese Berech- dreidimensionales Wärmebrückenprogramm
Lauf von 30 Jahren bei einer Dämmschicht- nung erfasst einen idealen Wärmeaustausch zurückgegriffen werden, um den U-Wert zu
dicke von 10 cm um bis zu 25 % zunehmen an den parallel zur Bauteiloberfläche verlau- bestimmen. Genauere Ergebnisse erhält man,
und somit den U-Wert der Dämmung beein- fenden Grenzschichten, sodass für die stär- vor allem bei Bauteilen mit Komponenten stark
trächtigen [10]. ker wärmeleitenden Bauteilschichten entspre- unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit, bei der
chend mehr Wärme zur Verfügung steht. Anwendung von numerischen Verfahren (nach
Für die Berechnung des Wärmedurchgangs- DIN EN ISO 10 211).
Berechnungsverfahren nach Norm koeffizienten U wird ein inhomogenes Bau- Nach diesem Verfahren ergibt sich für ein
teil in m (m = a, b, c, …) Abschnitte senk- Holzflachdach mit Zusatzdämmung (Abb.
Für den Wärmeschutz wichtige Berechnungs- recht zur Oberfläche (Abb. C 1.31 a) und in C 1.32) bei einem Trägerabstand von 70 cm
verfahren sind: j (j =1, 2, 3, …) Schichten parallel zur Ober- und den Materialdaten nach Abb. C 1.33
• der Wärmedurchlasswiderstand von Bau- fläche (Abb. C 1.31 b) unterteilt. Das Bauteil ein U-Wert für die gesamte Konstruktion
teilen nach DIN EN ISO 6946 ist somit in mj Teile zerlegt, die thermisch von 0,17 W/m2K (Abb. C 1.30). Schneidet man
• der Mindestwärmeschutz im Winter nach homogen sind. nur im Gefach ohne Berücksichtigung der
DIN 4108-2 Der obere Grenzwert des Wärmedurchgangs- thermischen Querverteilung, erhält man durch
• der energetische Wärmeschutz nach der widerstands ist unter der Annahme eines ein- Reihenschaltung der Widerstände ein U-Wert
Energieeinsparverordnung (EnEV) dimensionalen Wärmestroms senkrecht zu den von 0,15 W/m2K, im Sparren einen U-Wert von
Oberflächen des Bauteils zu bestimmen. Er 0,28 W/m2K.
Wärmedurchlasswiderstand von Bauteilen ergibt sich nach folgender Gleichung: Für komplexere Bauteile, auch zwei- oder drei-
DIN EN ISO 6946 beschreibt die Bestimmung dimensional, ist es möglich, die wärmetechni-
1 f f f
des Wärmedurchlasswiderstands R von inho- = a + b + c + … [m2K/W] schen Kennwerte mit Wärmebrückenprogram-
R'T R Ta R Tb R Tc
mogenen Bauteilen durch ein vereinfachtes men genauer zu bestimmen. Abb. C 1.30 zeigt
kombiniertes Verfahren, das nicht nur die das Berechnungsergebnis des Holzflachdachs
Wärmeleitung senkrecht zur Oberfläche Der untere Grenzwert ermittelt sich unter der mithilfe eines Wärmebrückenprogramms. Hier
berücksichtigt, sondern auch eine thermische Annahme, dass alle Ebenen parallel zu den ergibt sich als U-Wert Uges für das gesamte
Querverteilung. Diesem Verfahren liegt das Oberflächen des Bauteils isotherm sind. Es ist Bauteil 0,17 W/m2K, für den Schnitt im Sparren
Prinzip der Parallel- und Reihenschaltung von ein Wärmedurchlasswiderstand Rj für jede ein Wert Usp von 0,28 W/m2K und für den
Widerständen zugrunde. Die Voraussetzung thermisch inhomogene Schicht nach folgender Schnitt im Gefach beträgt Ug 0,14 W/m2K. Die
für die Anwendbarkeit des Verfahrens ist ein Gleichung zu berechnen: geringen Abweichungen zwischen den einzel-
streng orthogonaler Aufbau des Bauteils, d. h. nen Schnitten sind auf das vereinfachte Verfah-
1 f f f
es gibt nur senkrecht und parallel zu den Bau- = a + b + c + … [m2K/W] ren der DIN EN ISO 6946 im Gegensatz zu
Rj R aj R bj R cj
teiloberflächen verlaufende Schichtgrenzen. numerischen Verfahren zurückzuführen.

58
Wärmeschutz

10
2 16
30 10 30 Bauteil / System Eigenschaft Wert der Referenzausführung

C 1.32 Dach, oberste Geschossdecke,


Wärmedurchgangskoeffizient U = 0,20 W/m2K
Wände zu Abseiten
Schicht- Wärmeleit- Dachflächenfenster Wärmedurchgangskoeffizient Uw = 1,40 W/m2K
Material dicke fähigkeit
Gesamtenergiedurchlassgrad
d [cm] λ [W/mK] g⊥ = 0,60
der Verglasung
Aufsparrendämmung 10 0,04
Lichtkuppeln Wärmedurchgangskoeffizient Uw = 2,70 W/m2K
Zwischensparrendämmung 16 0,04
Gesamtenergiedurchlassgrad
g⊥ = 0,64
Sparren 16 0,13 der Verglasung
OSB 2 0,13 oben genannte Bauteile Wärmebrückenzuschlag ΔUWB = 0,05 W/m2 K
C 1.33 C 1.34
Mindestwärmeschutz im Winter die Norm einen Wärmedurchlasswiderstand tung nicht überschreitet. Da sich die Bilanzie-
Der Mindestwärmeschutz umfasst die Maß- des Bauteils von mindestens 1,2 m2K/ W für rung auf das gesamte Gebäude bezieht, wird
nahmen zur Verringerung der Wärmeüber- Dächer, allerdings müssen Leichtbaukonstruk- hier nur auf den für Dächer anwendbaren
tragung durch die Umfassungsflächen eines tionen mit einer flächenbezogenen Gesamt- Bereich eingegangen. Abb. C 1.34 gibt sowohl
Gebäudes und durch die Trennflächen von masse < 100 kg/m² einen Wärmedurchlasswi- für Wohn- als auch für Nichtwohngebäude das
Räumen unterschiedlicher Temperaturen. derstand von mindestens 1,75 m2K/ W aufwei- Dach betreffende Werte der baulichen Refe-
Durch die Mindestanforderungen an den sen. Dazu können noch Zuschläge für die renzausführung wieder, die ausschließlich die
Wärmeschutz sollen im Winter ein hygieni- Dämmung von Umkehrdächern kommen. Funktion haben, den maximal zulässigen Jah-
sches Raumklima sowie der dauerhafte Schutz Nach DIN 4108 ergibt sich bei einem konven- resprimärenergiebedarf zu bestimmen. Diese
der Baukonstruktion gegen klimabedingte tionellen Flachdach, bestehend aus einer Werte stellen keine Einzelanforderungen dar,
Feuchteeinwirkungen sichergestellt sein. Der 20 cm dicken Betonplatte mit λ = 2,1 W/mK sondern werden für die Gesamtbilanzierung
winterliche Wärmeschutz gewährleistet, dass und einer aufgelegten Wärmedämmung mit verwendet. Die Referenzausführung schließt
während der Heizperiode an den Innenober- λ = 0,04 W/mK eine erforderliche Dämm- einen Wärmebrückenzuschlag ΔUWB von
flächen der Außenbauteile eine ausreichend schichtdicke von ca. 4 cm. Dabei handelt es 0,05 W/m2K ein.
hohe Oberflächentemperatur vorherrscht, um sich nur um die notwendige Dämmung aus Für das Dach gibt das Referenzgebäude einen
Taupunktunterschreitungen oder eine zu hohe hygienischen Gründen. Zusätzlich sind die U-Wert von 0,20 W/m2K vor. Für ein konventio-
Oberflächenfeuchte (≥ 80 % relative Feuchte) Forderungen der EnEV einzuhalten. nelles Flachdach mit einer 20 cm dicken Beton-
zu vermeiden, die zur Bildung von Oberflä- platte (λ = 2,1 W/mK) und einer Wärmedäm-
chentauwasser oder Schimmelpilzbildung Energiesparender Wärmeschutz nach Energieeinspar- mung mit λ = 0,04 W/mK ergibt sich nach der
führen können. Der winterliche Wärmeschutz verordnung Energieeinsparverordnung eine erforderliche
soll zudem Bauteilkonstruktionen definieren, Die Energieeinsparverordnung (EnEV) ist eine Dämmdicke von ca. 20 cm.
die den Wärmeverlust durch Transmission Kombination einer Wärmeschutz- und Heizan-
möglichst reduzieren und damit die in der lagenverordnung. Der gesamte Energiebedarf
EnEV genannten Grenzwerte einhalten. eines Gebäudes zur Deckung der Wärmever- Empfohlene Dämmschichtdicken
Die Norm DIN 4108-2 geht davon aus, dass luste über die Gebäudehülle (Wärmeschutz-
die Räume entsprechend ihrer Nutzung aus- bereich) und zum Betrieb der Heizanlage, der Durch die ständig steigenden Anforderungen
reichend beheizt und belüftet sind. Im Som- Warmwasserbereitung und gegebenenfalls der an den Wärmeschutz nehmen auch die vorge-
mer soll eine Erwärmung von Aufenthalts- mechanischen Lüftungseinrichtungen (Anla- schriebenen Dämmschichtdicken deutlich zu.
räumen infolge sommerlichen Wärmeeintrags genbereich) ist hier geregelt. Nach dieser Vor- Im Neubau ist nicht nur die gültige Energieein-
verhindert und behagliche Wohnraumverhält- schrift muss ein Gebäude so dimensioniert sparverordnung (EnEV) einzuhalten, sondern
nisse geschaffen werden. Eine mechanische sein, dass dessen Jahresprimärenergiebedarf es gilt darüber hinaus, vorausschauend zu
Kühlung ist dabei möglichst zu vermeiden. den Bedarf eines Referenzgebäudes gleicher bauen und möglichst schon die in Zukunft gülti-
Als Mindestwärmeschutz für den Winter fordert Geometrie, Gebäudenutzfläche und Ausrich- gen Verordnungen zu berücksichtigen. Auch

C 1.30 Ausgabe der Ergebnisse für U-Werte mithilfe


eines Wärmebrückenprogramms
C 1.31 thermisch inhomogenes Bauteil aus
DIN EN ISO 6946:
a Abschnitte m = a, b, c, d
b Schichten j = 1, 2, 3...
C 1.32 Maße [cm] für ein Flachdach mit Dämmung zwi-
schen und auf den Trägern. Für die Materialien
sind die Werte entsprechend Abb. C 1.33 ange-
nommen.
C 1.33 Materialwerte und Schichtdicken am Beispiel
eines Flachdachs mit Zusatzdämmung
C 1.34 vorgegebene Werte für ein Referenzgebäude
bezogen auf das Dach nach EnEV
C 1.35 Luftaufnahme von Reihenhausbungalows im
Winter in München
C 1.35

59
Wärmeschutz

geforderter U-Wert Dämmschichtdicke bei WLS 040


[W/m2K] [cm]
DIN 4108-2 8,3 4
EnEV 2001 0,25 15

C 1.36 mindestens geforderte Dämmstoffdicke bei EnEV 2007 0,25 15


einem Flachdach mit einer 20 cm dicken Beton- EnEV 2009 0,2 19
tragplatte
C 1.37 zulässige Werte des Fensterflächenanteils S be- EnEV 20121 0,19 – 0,17 20 –22
zogen auf die Grundfläche, unterhalb derer auf
energetisch optimal ca. 0,13 30
einen sommerlichen Wärmeschutznachweis ver-
1
zichtet werden kann. voraussichtliche Werte
C 1.36
im Sanierungsfall ist dieses Vorgehen sinnvoll. Folglich ist die Dämmung aufzustocken oder schritten werden. Dies wird dadurch erreicht,
Nach Prüfung kann die bestehende Dämmung, neu einzubauen. dass folgende Einflussparameter entsprechend
falls vorhanden, beibehalten und eine zusätzli- Das folgende Beispiel zeigt die erforderliche ausgelegt werden:
che Dämmschicht aufgebracht werden (siehe Dämmstoffdicke bei einer Sanierung: Ein • Wärmedämmung zur Reduzierung der Trans-
Sanierung, S. 116f.). bestehendes Flachdach aus einer 16 cm missionswärmeströme
dicken Stahlbetonplatte und 8 cm Dämmung • Verschattung zur Reduzierung solarer Wär-
Neubau mit einem λ-Wert von 0,04 W/mK soll saniert meeinträge über die Fenster
Die in DIN 4108-2 beschriebenen Dämm- werden. Der bestehende U-Wert des Dachs • Nutzung wärmespeichernder Massen der
schichtdicken zur Vermeidung von Schimmel- errechnet sich zu 0,45 W/m2K. Innenbauteile
pilzwachstum sind durch die EnEV überholt Für den Fall, dass nur die Dämmung erneuert • mögliche Lüftung, speziell Nachtlüftung
und werden hauptsächlich bei der Schadens- und aufgestockt werden soll (d. h. bestehendes
begutachtung von Altbauten verwendet. Zur- Dach und Dämmung sind noch intakt), muss Wärmedämmung
zeit gibt EnEV 2009 einen maximalen U-Wert nach gültiger EnEV eine gesamte Dämmstoff- Im Sommer ist die Außenlufttemperatur infolge
von 0,20 W/m2K für das Dach an. Der maxi- dicke von mindestens 19 cm (WLS 040) der starken Sonneneinstrahlung je nach
male Gesamtenergiebedarf soll mit der über- erreicht werden. Es müssen also zusätzlich Orientierung der Außenbauteile und Jahreszeit
arbeiteten EnEV, die 2012 zu erwarten ist, um mindestens 11 cm Dämmung auf das Dach im Mittel höher als die Raumlufttemperatur.
weitere 30 % sinken. Das bedeutet für den aufgebracht werden, um die Forderung der Dieser von außen eindringende Transmissions-
geforderten maximalen U-Wert von Dächern EnEV einzuhalten. wärmegewinn, insbesondere in heißen Klima-
voraussichtlich einen Wert von 0,17 bis Ist die Dämmung beschädigt bzw. das Dach regionen, macht zwar gegenüber den übrigen
0,19 W m2K, der bei der Planung einzuhalten undicht, wird es abgetragen. Hier bietet der Wärmeströmen in der Regel nur einen kleinen
ist. Abb. C 1.36 zeigt die von den unterschied- Markt Dämmstoffe mit einer Wärmeleitfähigkeit Anteil aus, dominiert aber in vielen Fällen durch
lichen Normen bzw. Verordnungen geforder- von 0,032 W/mK. Bei Neueinbau des gewähl- die von Glasflächen transportierte Strahlungs-
ten U-Werte und die sich daraus ergebenden ten Dämmstoffs müssen mindestens 16 cm energie. Die Bauteile sollten so dimensioniert
Dämmschichtdicken. Heute ist mit einer rech- Dämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit von sein, dass unnötige Wärmeströme durch das
nerischen Dämmschichtdicke von 19 cm zu 0,032 W/mK verwendet werden, um die Anfor- Dach in den Raum verhindert werden. Das
bauen, mit der neuen EnEV wird dieser Wert derungen der EnEV zu erfüllen. gilt insbesondere für die im Sommer extremen
wohl auf 20 –22 cm ansteigen [11]. Da der Markt die Dämmstoffe meist nicht in Einstrahlwerte sowie Flachdachkonstruktionen
allen Dicken anbietet, muss der errechnete die hohen Temperaturen ausgesetzt sind. In
Sanierung Wert auf die nächste erhältliche Dicke aufge- der Regel ist diese Bedingung durch die For-
Viele der früher gebauten Flachdächer entspre- rundet werden. derungen des winterlichen Wärmeschutzes
chen aus heutiger Sicht bei Weitem nicht dem erfüllt.
Dämmstandard. Auch wenn ein Dach die im
Erstellungsjahr geltenden Anforderungen erfüllt, Sommerlicher Wärmeschutz Verschattung
kann es heutige Standards nicht erreichen. Das Vor allem bei Glasdächern, aber auch
verdeutlicht auch die Verschärfung des gefor- Der sommerliche Wärmeschutz soll eine Auf- bei Flachdächern mit größeren Glasflächen,
derten U-Werts mit Einführung der EnEV (Abb. heizung des Raums unter dem Flachdach ver- kann sich der Wärmeeintrag durch Strahlung
C 1.36). Dazu kommen Beschädigungen oder hindern und eine behagliche Umgebung für die erheblich auswirken. In diesen Fällen ist auf
Durchfeuchtung der Dämmung, die die energe- Nutzer schaffen. die Einhaltung der Forderungen des sommer-
tische Qualität der Gesamtkonstruktion schwä- Die Forderungen an den sommerlichen Wärme- lichen Wärmeschutzes zu achten. Bei großen
chen. Gute Wärmedämmung ist die Grundvor- schutz sind in DIN 4108-2 zusammengestellt. Glasflächen ist das meist durch Verschattung
aussetzung, um sowohl im Winter als auch im Ziel ist es, im Rahmen der Energieeinsparan- zu erreichen. Unter dem Gesichtspunkt des
Sommer ein behagliches Klima zu schaffen und strengungen die baulichen Möglichkeiten zur sommerlichen Wärmeschutzes sind kleine
den Energieaufwand so gering wie möglich zu Begrenzung der sommerlichen Raumerwär- Fenster zu bevorzugen, wodurch allerdings
halten. Der wichtigste Faktor bei der Beurteilung mung zu nutzen und Energieeinsatz für Konditi- die Tageslichtversorgung reduziert wird.
eines Flachdachs aus wärmetechnischer Sicht onierungsmaßnahmen durch raumlufttechni- Große Fensterflächen führen im Sommer zu
ist der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert). sche Anlagen möglichst zu vermeiden oder Problemen, sorgen jedoch im Winter für die
Wird ein Dach saniert oder neu aufgebaut zumindest auf ein geringes Maß zu reduzieren. erwünschten passiven Solargewinne. Der
(außenseitige oder innenseitige Bekleidung oder Es wird davon ausgegangen, dass bei Einhal- Kompromiss könnte darin bestehen, große
Verschalung), muss der maximale U-Wert von tung der baulichen Anforderungen die zumut- Fenster mit einem außenliegenden Sonnen-
0,20 W/m2K der EnEV eingehalten werden. baren Raumlufttemperaturen nur selten über- schutz zu verwenden.

60
Wärmeschutz

Neigung der Fenster gegenüber Orientierung der Fenster 1 grundflächenbezogener


der Horizontalen Fensterflächenanteil 2
fAG [%]
Nord-West über Süd bis Nord-Ost 10
über 60°– 90°
alle anderen Nordorientierungen 15
von 0°– 60° alle Orientierungen 7
Den angegebenen Fensterflächenanteilen liegen Klimawerte der Klimaregion B nach DIN V 4108-6 zugrunde.
1
Sind beim betrachteten Raum mehrere Orientierungen mit Fenster vorhanden, ist der kleinere Grenzwert für fAG
bestimmend.
2
Der Fensterflächenanteil fAG ergibt sich aus dem Verhältnis der Fensterfläche zu der Grundfläche des betrachteten
Raums oder der Raumgruppe. Sind beim betrachteten Raum bzw. der Raumgruppe mehrere Fassaden oder
z. B. Erker vorhanden, ist fAG aus der Summe aller Fensterflächen zur Grundfläche zu berechnen.
C 1.37
DIN 4108-2 sieht ein vereinfachtes Verfahren muss sichergestellt sein, dass durch Einhal-
vor, das raumweise einen Sonneneintragskenn- tung bestimmter Verschattungswinkel keine
wert abhängig von der Verglasung bestimmt, direkte Besonnung des Fensters erfolgt.
der einen maximal zulässigen, von Klima und Der ermittelte Sonneneintragskennwert S
baulichen Parametern abhängenden Wert nicht darf hierbei einen Höchstwert Szul nicht über-
überschreiten darf. schreiten:
Auf einen Nachweis kann dabei verzichtet
werden, wenn die zulässigen Werte für Szul = ∑Sχ
Fensterflächenanteile je Fassade AW /AFassade
(auch Dachfläche) nicht überschritten werden Der anteilige Sonneneintragskennwert Sχ ist
(Abb. C 1.37). Auch Ein- und Zweifamilien- dabei abhängig von der Klimaregion und kann
häuser, deren Fenster in Ost-, Süd- oder West- DIN 4108-2, Tabelle 9 entnommen werden.
orientierung mit einem fest installierten, außen Deutschland wird in drei »Sommer-Klimaregio-
liegenden Sonnenschutz mit einem Abmin- nen« unterteilt, eine sommerkühle (Region A),
derungsfaktor FC ≤ 0,3 (z. B. Rollläden) aus- eine gemäßigte (Region B) und eine sommer-
gerüstet sind, sind nach der Norm von dem heiße (Region C), für die maximale Innenraum-
Nachweis ausgenommen. temperaturen von 25 °C (sommerkühl), 26 °C
Der Sonneneintragskennwert S bestimmt sich (gemäßigt) und 27 °C (sommerheiß) einzuhal-
nach DIN 4108-2 folgendermaßen: ten sind. Diese Grenzwerte sollen an nicht
mehr als 10 % der Aufenthaltszeit (üblicher-
∑ (A W · gtotal )
S= [-] weise 24 Stunden pro Tag bei Wohnräumen
AG
und 10 Stunden pro Tag bei Büroräumen)
überschritten werden.
Aw Fensterfläche (lichte Rohbaumaße) [m²]
Anmerkungen
gtotal Gesamtenergiedurchlassgrad der Ver- [1] Richter, Ekkehard; Fischer, Heinz M.: Lehrbuch der
glasung einschließlich Sonnenschutz, Bauphysik. Schall – Wärme – Feuchte – Licht –
berechnet nach unten stehender Glei- Brand – Klima. Wiesbaden 2008
chung bzw. nach DIN EN 13 363-1 oder [2] Künzel, Helmut: Wie ist der Feuchteeinfluss auf die
angelehnt an DIN EN 410 bzw. zugesi- Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen unter heutigen
Bedingungen zu bewerten? In: Bauphysik 11/1989,
cherte Herstellerangaben [-] S. 185ff.
AG Netto-Grundfläche des Raums [m²] [3] ebd. [1], S. 128f.
[4] Sedlbauer, K.; Gottschling, H.: Sommerliche Tempe-
Die Summenbildung erfolgt über alle Fenster raturbeanspruchung der Dachhaut bei belüfteten
und nicht belüfteten Flachdächern. In: IBP-Mitteilung
des Raums. Der Gesamtenergiedurchlassgrad
357. Stuttgart 1999
gtotal kann vereinfacht nach folgender Gleichung [5] Künzel, Hartwig M.; Sedlbauer, Klaus: Reflektieren-
bestimmt werden: de Flachdächer – Sommerlicher Wärmeschutz kont-
ra Feuchteschutz. In: IBP Mitteilung 482. Stuttgart
gtotal = g · Fc 2007
[6] Dederich Ludger: Flachdächer in Holzbauweise.
Hrsg. vom Holzabsatzfonds. Bonn 2008. S. 40ff.
g Gesamtenergiedurchlassgrad der Vergla- [7] Hauser, Gerd; Stiegel, Horst: Wärmebrücken-Atlas
sung nach DIN EN 410 [-] für den Mauerwerksbau. Wiesbaden 2001;
FC Abminderungsfaktor für fest installierte DIN 4108 Beiblatt 2
[8] Hauser, Gerd; Stiegel, Horst: Pauschalierte Erfas-
Sonnenschutzvorrichtung [-]
sung der Wirkung von Wärmebrücken. In: Bauphysik
17/1995, S. 65ff.
DIN 4108-6 gibt die Anhaltswerte für g-Werte [9] ebd.
von transparenten Bauteilen an, die normaler- [10] Künzel, Hartwig M.: Bieten begrünte Umkehrdächer
weise für senkrechten Strahlungseinfall einen dauerhaften Wärmeschutz? In: IBP-Mitteilung
271. Stuttgart 1995
bestimmt sind. FC-Werte für Sonnenschutz- [11] Hauser, Gerd: Energieeinsparverordnung (EnEV)
vorrichtungen sind in DIN 4108-2 zusammen- 2009/2012. Vortrag auf der GRE-Mitgliederver-
gestellt. Für Vordächer, Loggien, Markisen sammlung. München 2009

61
Feuchteschutz

Hartwig M. Künzel

C 2.1
Der Feuchteschutz von Flachdächern ist ein Hygrothermik
zentrales Thema, da die Dachabdichtung nicht Der Begriff Hygrothermik beschreibt das
nur vor Regenwasser schützt, sondern auch die Zusammenspiel von Temperatur und Feuchte.
Austrocknung der Konstruktion nach außen ver- Da die Temperatur einen entscheidenden
hindert. Außerdem sind mit der stetigen Verbes- Einfluss auf den Dampfdruck in feuchten Bau-
serung von Wärmedämmung und Gebäude- stoffen und den maximal möglichen Feuchte-
dichtheit auch die Schadensrisiken gestiegen. gehalt der Luft hat, ist sie neben der relativen
Das liegt einerseits an der tendenziell höheren Luftfeuchte der bestimmende Faktor für die
Raumluftfeuchte in dichten Gebäuden, anderer- Dampfdiffusion. Zudem hat das Temperatur-
seits nimmt durch die größeren Temperaturun- niveau Auswirkungen auf die Kapillarleitung
terschiede zwischen innerer und äußerer Bau- von Baustoffen, da die Viskosität des Wassers
teiloberfläche die Gefahr von Tauwasserbildung mit sinkender Temperatur deutlich zunimmt
zu. Da weniger Wärme aus dem Raum in der und unterhalb des Gefrierpunkts in größeren
Gebäudehülle ankommt, kann weniger Wasser Kapillarporen gar kein Flüssigtransport mehr
verdunsten, sodass unplanmäßig eingedrun- stattfindet. Umgekehrt beeinflusst Feuchte die
gene Feuchte wie z. B. Tauwasser durch Luft- Temperaturverhältnisse und Wärmeströme in
konvektion oder Baufeuchte ein größeres Prob- einem Bauteil. Feuchte Baustoffe haben eine
lem als in der Vergangenheit darstellen. größere Wärmeleitfähigkeit als trockene (siehe
Vor der Auswahl geeigneter Feuchteschutz- Abb. C 1.7, Wärmeleitung, S. 52). Diese Tat-
maßnahmen ist eine Analyse der klimatischen sache ist entscheidend für die Begrenzung des
Bauteilbeanspruchungen erforderlich. Weicht Wassergehalts in Dämmmaterialien. Dazu
das Raumklima von den üblichen Verhältnissen kommt der Wärmetransport durch Dampf-
in Wohn- oder Bürogebäuden ab, hat das häu- diffusion mit Phasenwechsel, d. h. Wasser
fig große Auswirkungen auf das Feuchteverhal- verdunstet unter Energieaufnahme auf der
ten einer Konstruktion. Standardlösungen, wie warmen Seite der Dämmung, wandert per
sie in Normen, Verbandsrichtlinien oder Pro- Dampfdiffusion auf die Kaltseite und konden-
duktbeschreibungen zu finden sind, können siert dort wieder. Dabei wird die zur Verduns-
hier schnell ein Versagen der Konstruktion tung notwendige Energie zurückgewonnen, in
nach sich ziehen. Das Gleiche gilt für Außenkli- dem Fall allerdings an der Außenseite der
maverhältnisse, die vom bekannten Standard- Dämmung, von wo aus sie schnell an die
klima abweichen. Während den meisten Pla- Umgebung abgegeben wird. Dieses Phäno-
nern bewusst ist, dass eine Konstruktion in den men, das auch als Latentwärmetransport
Tropen anderen wärme- und feuchtetechni- bezeichnet wird, kann unter Umständen eine
C 2.1 Regenwasseransammlung auf Dachfläche
schen Belastungen ausgesetzt ist als in Mittel- ähnliche Größenordnung annehmen wie der
C 2.2 Abhängigkeit des Wasserdampfsättigungsdrucks
von der Temperatur europa, ist die Wahrnehmung klimatischer Wärmetransport durch Wärmeleitung (siehe
C 2.3 Abhängigkeit der Wasserdampfkonzentration von Unterschiede innerhalb eines Landes oder Wärmeleitung S. 50). Die gegenseitige Beein-
Temperatur und relativer Luftfeuchte. Beim Ab- einer Region häufig zu gering. Besonders ver- flussung bzw. Kopplung der Wärme- und
kühlen der Raumluft bis zum Taupunkt erhöht sich schattete Gebäude oder Gebäude in Hochla- Feuchtespeicher sowie Wärmetransportvor-
die Luftfeuchte. Im weiteren Verlauf bleibt sie bei
100 % relativer Feuchte und die überschüssige
gen, deren Oberflächen sich auch im Sommer gänge in Bauteilen und deren Beschreibung
Feuchtemenge fällt als Tauwasser an. tagsüber nur wenig erwärmen, können das und Analyse ist Thema der Hygrothermik.
C 2.4 Feuchtespeicherkurven von Baustoffen in Abhän- Austrocknungspotenzial und damit die Feuch-
gigkeit von der Umgebungsfeuchte (Sorptions- teschadenstoleranz von Flachdächern deutlich Luftfeuchte und Dampfdruck
isothermen)
verschlechtern. Wasserdampf stellt einen variablen Bestandteil
C 2.5 schematische Darstellung der kapillaren Steig-
höhe, die dem Flüssigtransport in porösen Bau- in der Zusammensetzung unserer Atmosphäre
stoffen zugrunde liegt dar. Sein maximal möglicher Anteil ist proporti-
C 2.6 auf eine Flachdachoberfläche einwirkende Grundlagen onal zum Sättigungsdampfdruck, der sich über
Klimafaktoren sowie deren Auswirkungen auf den einer freien Wasseroberfläche einstellt. Der
Wärme- und Feuchtetransport im Inneren eines
Bauteils
Für das Verständnis werden im Folgenden die Sättigungsdampfdruck pS des Wassers steigt
a am Tag für den Feuchteschutz grundlegenden Begriffe exponentiell mit der Temperatur an (Abb.
b in der Nacht und Vorgänge erläutert. C 2.2) und erreicht bei 100 °C mit 1013 hPa die

62
Feuchteschutz

Wassergehalt [vol.-%]
Wassergehalt [g/m³]
35 24
Sättigungsdampfdruck [hPa]

2400 Beton Holz Ziegel

2000 30 100%

25
1800 80% 16
20
1200 60%
15
1013 hPa
800 Taupunkt der Luft 40% 8
10
Abkühlung
400 5 20%
6,11 hPa
0 0 0%
-20 0 20 40 60 80 100 120 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 0 20 40 60 80 80 80 100
Temperatur [°C] Temperatur [°C] relative Feuchte [%]
C 2.2 C 2.3 C 2.4
gleiche Größe wie der Luftdruck auf Meeres- dampfsättigungsdrucks von der Temperatur kapillaraktiv, sodass erhöhte Feuchte aus-
höhe. Den tatsächlichen Anteil von Wasser- (Abb. C 2.3). schließlich bei Betauung, d. h. Tauwasseraus-
dampf in der Luft beschreibt der Wasser- fall, in ihrem Inneren auftritt.
dampfpartialdruck pD. Das Verhältnis aus pD Feuchtespeicherung
und pS stellt die relative Luftfeuchte dar: Die Hygroskopizität von Baumaterialien kann Feuchtetransport
einen entscheidenden Einfluss auf die Luft- Der Feuchtetransport in Flachdächern erfolgt in
ϕ = pD / pS feuchtigkeit eines Raums und somit auf das der Regel durch Wasserdampfdiffusion. Bei
Raumklima haben. Man unterscheidet hygro- Konstruktionen, die keine absolute Luftdichtheit
ϕ relative Luftfeuchte [-] skopische und nicht hygroskopische Bau- aufweisen, kann der Wasserdampf auch mit
pD Wasserdampfpartialdruck [Pa] stoffe. Ist ein Baustoff hygroskopisch, nimmt der Luftströmung durch ein Bauteil transportiert
pS Wasserdampfsättigungsdruck [Pa] er ausgehend vom trockenen Zustand durch werden (Dampfkonvektion). Ist der Feuchtege-
Anlagerung von Wassermolekülen in seinem halt ausreichend hoch, setzt in kapillaraktiven
Zur Charakterisierung der Feuchtemenge in Porengefüge solange Wasserdampf aus der Baustoffen die sogenannte Kapillarleitung ein,
der Luft und der Tauwassermenge, die bei Luft auf, bis er seine Gleichgewichtsfeuchte durch die sich das Wasser in flüssiger Form
Abkühlung ausfällt, ist es vorteilhaft, anstatt des bei den jeweiligen Umgebungsbedingungen bewegt (Abb. C 2.5). Auch wenn durch Kapil-
Partialdrucks die Wasserdampfkonzentration in erreicht hat. Diesen Vorgang nennt man larleitung ein wesentlich größerer Feuchtetrans-
der Luft anzugeben. Da sich Wasserdampf und Wasserdampfsorption. Durch Lagerung eines port stattfinden kann als durch Dampfdiffusion,
die anderen Luftmoleküle bei Normaldruck Baustoffs bis zur Gleichgewichtsfeuchte spielt dieser für die Feuchteschutzbeurteilung
näherungsweise wie ideale Gase verhalten, (Gewichtskonstanz) bei verschiedenen von Flachdächern eine eher untergeordnete
kann die Konzentration mithilfe der idealen Luftfeuchtebedingungen erhält man seine Rolle. Die Gründe dafür sind:
Gasgleichung direkt aus dem Partialdampf- stoffspezifische hygroskopische Feuchte- • der Schutz vor flüssigem Wasser durch die
druck errechnet werden: speicherkurve (Abb. C 2.4), die auch Sorpti- äußere Abdichtung
onsisotherme genannt wird, da sie normaler- • hydrophobe (wasserabweisende) Dämm-
c = pD /(RD · T) weise bei konstanten Temperaturverhältnissen stoffe, die keinen Kapillartransport zulassen
ermittelt wird. Die obere Grenze einer Sorpti-
c Wasserdampfkonzentration [kg/m3] onsisotherme liegt bei einer relativen Feuchte Feuchtetransport in flüssiger Form kommt in
RD Gaskonstante für Wasserdampf von etwa 95 %. Bei einer höheren Feuchte oder der Regel nur in der Tragkonstruktion vor,
RD = 462 J/kg∙K bei Wasserkontakt speichern kapillaraktive deren Feuchtegehalt über der sogenannten
T absolute Temperatur [K] Baustoffe das Wasser auch in flüssiger Form in kritischen Feuchte liegt. Das ist z. B. in Kon-
ihrem Porenraum, und es kann zu wesentlich struktionen aus Frischbeton und baufeuchtem
Der Taupunkt der Raumluft und bei weiterer höheren Feuchtegehalten kommen als durch Porenbeton der Fall, bei denen die Kapillarlei-
Abkühlung die Tauwassermenge pro m3 Luft Wasserdampfsorption. Die meisten Dämm- tung eine Beschleunigung der Austrocknung
ergibt sich aus der Abhängigkeit des Wasser- stoffe sind jedoch weder hygroskopisch noch bewirken kann.
langwellige Abstrahlung

langwellige Abstrahlung
Verdunstungsenthalpie

Tag Nacht
Sonneneinstrahlung
Dampftransport

Dampftransport

Tauenthalpie
Konvektion

Konvektion

Dampf Wärme-
fluss Wärme-
Dampf fluss

C 2.5 a b C 2.6

63
Feuchteschutz

Instationäre hygrothermische Vorgänge im nen Dämmstoffen kann dieser Latentwärme-


Flachdach transport laut Untersuchungen bei Vorhanden-
sein von genügend Wasser (ca. 2 Vol.-%) zu
Das Dach eines Gebäudes bildet aus hygro- einer Verdreifachung des Wärmestroms im Ver-
thermischer Sicht die Grenzschicht zwischen gleich zur reinen Wärmeleitung in einer trocke-
dem Innenraum- und dem Außenklima. Es nen Dämmung führen. Diese nicht unerhebli-
schützt das Gebäudeinnere vor der natürlichen chen feuchtebedingten Wärmeverluste bzw.
Witterung und dämpft die Auswirkungen der -gewinne sind derzeit allerdings in keiner Richt-
1 2 3 4 T äußeren Temperatur- und Feuchtebedingun- linie zur Energieeinsparung berücksichtigt.
gen. Bei einem unbelüfteten Flachdach sind Dennoch sollten derartige Wärmeströme durch
r.F. Strahlung, Niederschlag, Wind und größtenteils das Trockenhalten der Konstruktion selbst bei
auch die Außenluftfeuchte bereits von der feuchteunempfindlichen Materialien generell
r.F. Dachabdichtung vollständig abgeschirmt, vermieden werden.
sodass für die Verhältnisse im Bauteilinneren Die längerfristige Betrachtung der Temperatur-
nur die Dachoberflächentemperatur und die und Feuchteverhältnisse in Flachdächern mit
1 Dachbahn Sensorpositionen: Raumklimabedingungen eine Rolle spielen. dunkler strahlungsabsorbierender Abdichtung
2 Mineralwolle T Oberflächentemperatur Während Temperatur und Feuchte im Raum zeigt, dass die nach innen gerichteten Dampf-
3 Dampfbremse r.F. relative Feuchte oben
4 Holzschalung r.F. relative Feuchte unten vergleichsweise geringen tages- und jahres- diffusionsströme die nach außen gerichteten
C 2.7 zeitliche Veränderungen unterworfen sind, im Sommer überwiegen. Deshalb kommt es in
kann die Dachoberflächentemperatur im Tag- dieser Jahreszeit zur Feuchteanreicherung
Nacht-Rhythmus um bis zu 70 K schwanken. oberhalb der Dampfsperre bzw. zu einem
Den Hauptenergieeintrag während des Tages Austrocknen der Feuchte in den Raum, wenn
Oberflächentemperatur Sommer stellt die solare Einstrahlung dar. Daher erwärmt statt einer Dampfsperre eine weniger diffusi-
sich die Dachoberfläche meist im Sommer und onshemmende Dampfbremse eingesetzt wird.
Temperatur [°C]

80
60 in den Übergangsjahreszeiten stärker als die Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, wan-
40 Innenoberfläche. Einen Teil dieser Energie ver- dert die gesamte Feuchte wieder nach außen
liert die Oberfläche wieder über die langwellige und sammelt sich unter der Dachhaut an. Im
20
Abstrahlung. Dazu kommt auf der Dachober- Winter, vor allem wenn Schnee auf dem Dach
0
fläche ein Energieaustausch durch Konvektion. liegt, dreht sich der Dampfdiffusionsstrom
Dämmung oben
Ist die Dachoberfläche feucht, finden außerdem selbst bei Sonnenschein meist nicht mehr um,
Feuchte [%]

100
Trocknungsvorgänge statt, die zusätzlich d. h. es findet nur noch ein Diffusionsstrom
75
Wärme über Verdunstung entziehen. In der nach außen statt. Dies führt dazu, dass der
50 Konstruktion selbst entsteht ein Temperaturgra- Bereich hinter der Dampfsperre völlig aus-
25 dient von außen nach innen, der ein solches trocknet und sich die Feuchte dafür unter der
0 Dampfdruckgefälle zur Folge hat, sodass Was- Dachhaut ansammelt. Verwendet man anstelle
Dämmung unten serdampf in Richtung Innenseite diffundiert. einer Dampfsperre eine weniger diffusionshem-
Nachts drehen sich diese Vorgänge um. Die mende Dampfbremse, kommt zur Feuchte, die
relative Feuchte [%]

100
75 langwellige Abstrahlung und die Konvektion sich im Dach umverteilt, noch etwas Feuchte
50 sind noch vorhanden, der Energieeintrag durch aus dem Raum hinzu, die ebenfalls zur Außen-
solare Einstrahlung fehlt. In klaren Nächten ist seite wandert. Bei Dächern mit weniger diffusi-
25
die Energiesenke durch langwellige Abstrah- onsoffenen Dämmstoffen wie z. B. Polystyrol-
0
lung so groß, dass es häufig zu einer Abküh- Hartschaum oder PU-Schaum sind die täglich
0 12 24 36 48
Zeit [h] lung der Dachoberflächentemperatur unter die wechselnden Dampfdiffusionsströme deutlich
a
Außenlufttemperatur kommt. Erreicht die Ober- geringer ausgeprägt. Im Jahresverlauf findet
fläche den Taupunkt der Außenluft, was bei aber auch hier eine Feuchteverlagerung statt.
hoch gedämmten Konstruktionen regelmäßig Dächer mit diffusionsoffenen, aber stark was-
Oberflächentemperatur Winter
der Fall ist, fällt Tauwasser aus. Die Energiezu- serdampfabsorbierenden (hygroskopischen)
Temperatur [°C]

80
60
fuhr durch Betauung ist vergleichsweise Dämmstoffen wie z. B. Zellulose- oder Holz-
gering. Tau- und Verdunstungsenthalpie (Abb. fasern zeigen ein ähnliches Verhalten wie
40
C 2.6, S. 63) sind zwar gleich groß, dennoch solche mit Mineralfaserdämmstoffen. Allerdings
20 spielt die Verdunstung energetisch eine bedeu- verlaufen bei diesen Dämmstoffen die Feuchte-
0 tendere Rolle, da neben dem Tauwasser auch wechsel langsamer und weniger ausgeprägt
Dämmung oben das meist in größeren Mengen vorhandene (siehe Dämmstoffe, S. 93ff.).
Feuchte [%]

100 Niederschlagswasser verdunstet. Durch die


75 Abkühlung der Dachoberfläche drehen sich
50 auch in der Konstruktion die Wärme- und Was- Feuchtelasten
25
serdampftransportrichtungen um (beispielhafte
Messung Abb. C 2.7 und C 2.8). Feuchteschutz wird häufig ausschließlich mit
0
Feuchte verdunstet immer auf der wärmeren dem Schutz vor Niederschlag (Regenschutz)
Dämmung unten
Seite und wandert dann infolge Dampfdiffusion sowie vor Dampfdiffusion aus dem Raum (Tau-
relative Feuchte [%]

100
zur kälteren Seite, wo sie wieder kondensiert. wasserschutz) gleichgesetzt. Nicht zu vernach-
75
Da zur Verdunstung eine Wärmezufuhr notwen- lässigen sind auch folgende Feuchtelasten:
50
dig ist, die bei Tauwasserbildung auf der kalten • Tauwasser aufgrund einströmender Raumluft
25 Seite wieder entweicht, stellt dieser Prozess im Winter
0 einen Wärmetransport dar, der zusätzlich zur • Tauwasser infolge einströmender Außenluft
0 12 24 36 48 Wärmeleitung durch die Dämmschicht stattfin- bei Unterkühlung der Dachhaut (nur bei
Zeit [h]
det (Latentwärmetransport). In diffusionsoffe- belüfteten Konstruktionen)
b C 2.8

64
Feuchteschutz

PD = 490 Pa PD = 2970 Pa

ΔΤ = 20 K ΔPD = 445 Pa C 2.7 Sensorpositionen zur Untersuchung der relativen


ΔT = 5 K ΔPD = 1390 Pa
Feuchte
C 2.8 gemessene Verläufe der Oberflächentemperatur
und der relativen Feuchte in einem Flachdach bei
einer Raumtemperatur von ca. 20 °C während des
Messzeitraums
a Tag im Juni
b Tag im Januar
20 °C 25 °C
C 2.9 Gegenüberstellung der typischen Temperatur-
und Dampfdruckunterschiede zwischen Raum-
40 % r. F. 50% r. F. und Außenluft in Mitteleuropa (a) und in den
Tropen (b). Trotz deutlich geringerer Lufttempe-
PD = 935 Pa PD = 1580 Pa raturdifferenz kann die Dampfdruckdifferenz in
feuchtwarmen Klimazonen mehr als dreimal so
groß sein wie im mitteleuropäischen Winter.
a b C 2.9
• Feuchtebeanspruchungen durch Bau- und tungsebene kann durch dieses Phänomen im dingtes Dampfdruckgefälle von innen nach
Sorptionsfeuchte Winter mehr Feuchte zu- als abgeführt werden. außen. Das hat zur Folge, dass während
Diese Tatsache ist bei der Planung entspre- der Heizperiode der Wasserdampfdiffusions-
Der Regenschutz wird beim Flachdach durch chend zu bedenken, indem das Feuchteverhal- strom meist von innen durch das Bauteil nach
eine wasserdichte Dachhaut (Abdichtung) rea- ten der Konstruktion beispielsweise durch eine außen gerichtet ist. Ist der in das Bauteil
lisiert. Die Voraussetzung ist dabei eine abso- hygrothermische Simulation analysiert wird. eindiffundierende Wasserdampfdiffusions-
lute Wasserdichtheit unabhängig von der Nie- Um energetische Nachteile oder Schäden zu strom größer als der austretende, verbleibt die
derschlagsbeanspruchung. Allerdings ist die vermeiden, sind bei der feuchtetechnischen Differenz entweder in Form von Tauwasser
Dachhaut in der Regel gleichzeitig relativ Beurteilung von Dachkonstruktionen alle oder als Sorptionsfeuchte (siehe S. 63) in
dampfdicht, sodass nur sehr geringe Feuchte- potenziellen Feuchtelasten bzw. Befeuchtungs- der Konstruktion. Im Sommer liegt entweder
mengen durch sie nach außen austrocknen mechanismen angemessen zu berücksichtig- kein oder nur ein geringes Temperatur- und
können. Um das Dach vor Tauwasser durch ten. Da sowohl die instationären Feuchtebean- damit auch Dampfdruckgefälle über dem
eindiffundierende Feuchte aus dem Raum zu spruchungen als auch das mögliche Austrock- Bauteil an. Befindet sich jedoch Wasser im
schützen, ist auf der Warmseite häufig eine nungspotenzial stark von den jeweiligen Rand- Bauteil, so entsteht in der Regel ein Dampf-
möglichst dichte Dampfsperre angebracht. bedingungen abhängt, ist für die Feuchte- druckgefälle sowohl nach außen als auch nach
Dabei wird davon ausgegangen, dass die auf schutzbemessung eine genaue Kenntnis der innen, da der im Bauteil herrschende Sätti-
beiden Seiten dichten Abschlüsse die Kon- zu erwartenden Raum- und Außenklimabedin- gungsdampfdruck höher ist als der Dampf-
struktion sowohl vor Regen als auch Tauwasser gungen unerlässlich. druck außen oder im Raum. Dieses Gefälle
schützen können. ermöglicht ein Austrocknen der Feuchte. Zur
Eine Vielzahl von Feuchteschäden an Flach- Feuchtelasten in anderen Klimazonen Beurteilung der langfristigen Feuchteverhält-
dächern vor allem im Holzbau haben in den Die genaue Analyse des Außenklimas und der nisse infolge von Dampfdiffusion ist eine Bilan-
letzten Jahren die Probleme der bisherigen Feuchtelasten, die sich daraus ergeben, ist in zierung der saisonalen Dampfdiffusionsströme
Feuchteschutzbeurteilung nach DIN 4108-3 jedem Fall notwendig, wenn das Flachdach für notwendig.
weiter ins Bewusstsein gerückt [1]. Dabei hat ein Gebäude in einer anderen Klimazone zu
sich gezeigt, dass Feuchte aus dem Raum planen ist. Besteht Bedarf, Räume mehr zu Dampfdiffusionsströme und -widerstände
nicht nur infolge Dampfdiffusion, sondern auch kühlen als zu beheizen, dreht sich die Dampf- Der Wasserdampfstrom aufgrund von Dampf-
durch Konvektion in die Konstruktion gelangen diffusionsrichtung im Vergleich zu mitteleuropä- diffusion durch eine Bauteilschicht der Dicke d
kann. Unter diesen Umständen kann eine ischen Klimaverhältnissen um. Auch die ist proportional zum Dampfdiffusionsleitkoeffizi-
Dampfsperre sogar nachteilig sein, da sie eine Dampfdruckdifferenz und damit der potenzielle ent δ des Baustoffs sowie der anliegenden Par-
mögliche Austrocknung der Feuchte im Som- Dampfdiffusionsstrom verlaufen umgekehrt tialdruckdifferenz Δp:
mer stark behindert. Die Erfahrungen in der (Abb. C 2.9). Trotz kleinerer Temperaturdiffe-
Praxis zeigen, dass ein gewisser Feuchteein- renz zwischen innen und außen kann der g = - δ (Δp/d)
trag durch Luftkonvektion vor allem bei Leicht- Dampfdruckgradient in den Tropen mehr als = - (δL/μ) · (Δp/d)
baudächern (Holzkonstruktionen oder Metall- dreimal so groß sein wie der vergleichbare = - (δL/sd) · Δp
sandwichkonstruktionen) kaum zu vermeiden Wert in Mitteleuropa. Eine raumseitige Dampf- = - Δp/Z
ist [2]. Daher ist dieser bei der Feuchteschutz- sperre wäre in dieser Situation völlig falsch.
beurteilung der Dachkonstruktion angemessen Daher sind die deutschen Normen (z. B. DIN g Wasserdampfdiffusionsstrom [kg/m²s]
zu berücksichtigen, z. B. durch Leckageraten 4108-3) oder Verbandsrichtlinien für die Feuch- δ Wasserdampfdiffusionsleitkoeffizient der
wie sie die amerikanische Feuchteschutznorm teschutzplanung von Flachdächern in anderen Bauteilschicht [kg/m·s·Pa]
ANSI/ASHRAE 160 vorgeschlägt. Ähnliches Klimazonen ungeeignet. Um die Auswirkungen δL Wasserdampfdiffusionsleitkoeffizient einer
gilt für die Baufeuchte, die in erster Linie bei der realen Klimaverhältnisse der Zielregion kor- ruhenden Luftschicht [kg/m·s·Pa]
Beton-, aber auch bei Holzkonstruktionen eine rekt abzubilden, kann ein hygrothermisches Δp Wasserdampfpartialdruckdifferenz über der
schädigende Wirkung haben kann. Nicht Simulationsverfahren weiterhelfen. Bauteilschicht [Pa]
zuletzt besteht die Möglichkeit, dass es bei d Dicke der Bauteilschicht [m]
hoch gedämmten Konstruktionen durch nächtli- μ Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl
che Unterkühlung der Dachoberfläche infolge Schutz vor Tauwasser infolge von Wasser- (μ-Wert) der Bauteilschicht [-]
langwelliger Abstrahlung auch zur Abschei- dampfdiffusion sd diffusionsäquivalente Luftschichtdicke
dung von Tauwasser aus der Außenluft kommt. (sd-Wert) der Bauteilschicht [m]
Bei belüfteten Flachdachkonstruktionen mit In kalten und gemäßigten Klimazonen in Z Wasserdampfdiffusionsdurchlasswider-
wenig Speichermasse oberhalb der Belüf- Europa herrscht im Winter ein temperaturbe- stand der Bauteilschicht [m2·s·Pa/kg]

65
Feuchteschutz

Bauteilschicht Dampfdurchlässigkeit In Europa haben sich zur Charakterisierung der werden. Beispiele dafür sind Metallfolien,
sd [m] Dampfdiffusionseigenschaften eines Materials Glas und Schaumglas. Der Einsatz einer
diffusionsoffen sd ≤ 0,5 bzw. einer Bauteilschicht der μ-Wert und der Dampfsperre scheint eine sichere Lösung zu
diffusionshemmend 0,5 < sd < 1500
sd-Wert etabliert: sein, da sie die Wasserdampfdiffusion unter-
bindet. Dennoch verhindert sie häufig nicht
diffusionsdicht sd ≥ 1500 δL
μ= das Eindringen von Feuchte auf andere Art
δ
C 2.10 und Weise wie z. B. durch Luftkonvektion.
Zudem macht eine echte Dampfsperre jegli-
μ = feucht/nass Der sd-Wert gibt die Dicke an, die eine ruhende ches Austrocknen der Baufeuchte unmög-
Luftschicht haben müsste, um denselben Was- lich.
serdampfdiffusionswiderstand aufzuweisen wie
die betrachtete Bauteilschicht: Steuerung der Dampfdiffusion
Zur Vermeidung von Tauwasserbildung in Bau-
sd = μ · d teilen ist es unter europäischen Klimabedin-
gungen günstig, wenn diese innen diffusions-
Der Wasserdampfdiffusionsdurchlasswider- hemmender ausgeführt sind als außen. Anders
μ=1 stand Z ergibt sich aus: in feuchtwarmen Klimazonen, wo es genau
umgekehrt ist. Da Flachdächer außen eine dif-
a sd
Z= fusionshemmende Abdichtungen haben, ist in
δL
den meisten Fällen eine gewisse Tauwasserbil-
dung im Winter nicht zu vermeiden. Umso
Die Bedeutung der Dampfdiffusion in einem wichtiger ist es, dass die Konstruktion im Som-
Bauteil kann anhand der Dampfdiffusionswider- mer wieder austrocknen kann. Tauwasser-
stände der verwendeten Materialien abge- schutz bedeutet daher nicht, dass gar kein
schätzt werden (Abb. C 2.11). Baustoffe mit Tauwasser ausfallen darf. Es heißt vielmehr,
μ-Werten < 10 können als sehr dampfdurchläs- dass nur so viel Tauwasser entstehen darf, wie
sig betrachtete werden. Für eine genauere die Konstruktion ohne Schaden bzw. Beein-
Spezifizierung ist jedoch auch die Kenntnis trächtigung der wärmetechnischen Funktion
μ = 30/70 ihrer Dicke notwendig. Deshalb werden zur verkraftet und anschließend im Sommer wieder
Klassifizierung der Dampfdurchlässigkeit von vollständig verdunstet.
b Bauteilschichten in der DIN 4108-3 die
dickenunabhängigen sd-Werte zugrunde gelegt Tauwasserschutz gemäß DIN 4108
(Abb. 2.10): Die DIN 4108-3 zum klimabedingten Feuchte-
• Bauteilschichten mit sd ≤ 0,5 m werden als schutz ist in Deutschland bauaufsichtlich
diffusionsoffen bezeichnet, da sie in der Pra- eingeführt, d. h. ihr Inhalt hat Verordnungscha-
xis keine nennenswerte Behinderung für die rakter. In der Einleitung zu dieser Norm wird
Dampfdiffusion darstellen. Dazu gehören bei- darauf hingewiesen, dass die Einwirkungen
spielsweise die bei geneigten Dächern ein- von Schlagregen und Tauwasser aus der
gesetzten diffusionsoffenen Unterdeckbah- Raumluft unter winterlichen Bedingungen zu
nen oder auch die Trennlagen zur Ableitung begrenzen sind. Damit sollen Feuchteschäden
μ = 70/150 von Niederschlagswasser oberhalb der Däm- wie z. B. Schimmelpilzbildung oder Korrosion
mung bei Umkehrdächern. Für die Abdich- und eine unzulässige Minderung des Wärme-
c tung von Flachdächern gibt es bislang keine schutzes verhindert werden. Die Anforderun-
diffusionsoffenen Bahnen, auch wenn einige gen in der Norm beziehen sich ausdrücklich
Produkte fälschlicherweise von den Herstel- auf Bauteile nach Abgabe der Rohbaufeuchte.
lern so bezeichnet sind. Allerdings wird betont, dass es während der
• Bauteilschichten mit einem sd-Wert zwischen Bauaustrocknung zu Verhältnissen kommen
0,5 m und 1500 m gelten als diffusionshem- kann, die gegebenenfalls besonders zu
mend. Damit eine Bauteilschicht als Dampf- berücksichtigen sind und zusätzliche Maß-
bremse bezeichnet werden kann, muss sie nahmen erforderlich machen können.
diffusionshemmend sein. Da dieser Bereich DIN 4108-3 befreit alle Flachdachkonstruktio-
ein weites Spektrum umfasst, ist hier eine nen mit einer stark diffusionshemmenden
μ = 10 000/80 000 genauere Spezifizierung sinnvoll. Moderne (sd ≥ 100 m) Dampfbremse unterhalb der
Dampfbremsen zeichnen sich häufig durch Wärmedämmung von einem gesonderten rech-
d eine moderate Diffusionshemmung (0,5 m < nerischen Tauwasserschutznachweis (Abb.
sd ≤ 5 m) aus. Das hat den Vorteil, dass die C 2.12). Dabei dürfen maximal 20 % des
Konstruktion im Winter vor übermäßigem Tau- Gesamtwärmedurchlasswiderstands noch
wasser geschützt ist, ohne dass die sommer- unterhalb der Dampfbremse angeordnet sein.
liche Austrocknungsmöglichkeit nach innen Aufgrund zahlreicher Schadensfälle mit ein-
zu stark behindert wird. Bahnen zur Abdich- gesperrter Feuchte bei Leichtbaukonstruktio-
tung von Flachdächern sind in der Regel nen [3] ist diese Variante jedoch nur im Zusam-
deutlich stärker diffusionshemmend, sodass menhang mit absolut luftdichten massiven
durch sie keine nennenswerte Austrocknung Konstruktionen zu empfehlen. Ebenfalls nach-
nach außen zu erwarten ist. weisbefreit sind Dächer aus Porenbeton ohne
μ=∞ • Bauteilschichten mit sd ≥ 1500 m gelten als diffusionshemmende Schicht an der Unterseite
diffusionsdicht. Nur diffusionsdichte Schich- und ohne Wärmedämmung sowie Umkehr-
e ten können als Dampfsperren verwendet dächer mit diffusionsoffener Auflast (z. B. Grob-
C 2.11

66
Feuchteschutz

kies). Für alle anderen Flachdachkonstruktio- denz, im Raum nach oben zu steigen, da die
nen ist eine Dampfdiffusionsberechnung nach einströmende kältere und damit schwerere Luft
dem Glaser-Verfahren bzw. eine hygrothermi- sie verdrängt. Im oberen Bereich der Gebäu-
sche Simulation durchzuführen (siehe S. 69ff.). dehülle entsteht ein Überdruck mit der Folge
einer Durchströmung von innen nach außen.
Diesem Überdruck steht im unteren Gebäude-
Schutz vor Tauwasser infolge von Wasser- bereich ein Unterdruck gegenüber, der eine
dampfkonvektion Durchströmung von außen nach innen bewirkt.
Bei gleichmäßiger Verteilung der Undichtheiten
Die Wasserdampfkonvektion, d. h. das Einströ- liegt die druckneutrale Ebene bezogen auf den
men feuchter Raumluft in ein Bauteil, hat eine Hüllflächenanteil in der Gebäudemitte. Bei
ähnliche Auswirkung wie die schon lange ungleichmäßiger Verteilung verschiebt sich die
bekannten Dampfdiffusion. Im Gegensatz zur druckneutrale Ebene in Richtung der größeren
Dampfdiffusion hat man ihre Bedeutung lange Undichtheiten (Abb. C 2.13). keine Dampfbremse
Zeit unterschätzt. Die Folge waren Wasseraus- Am Flachdach eines beheizten Gebäudes liegt
tritte und Feuchteschäden vor allem bei Leicht- also im Winter immer ein Überdruck an. Des-
baukonstruktionen, deren Aufbau zwar die dif- sen Größe lässt sich aus folgender Gleichung
fusionstechnischen Anforderungen nach bestimmen:
DIN 4108-3 erfüllt haben, aber offensichtlich
Ta - Ti h
nicht die Luftdichtheitsanforderungen der ΔP = ρ · · g·
Ti 2
DIN 4108-7.
Luftströmungen durch Bauteile entstehen
durch Luftdruckunterschiede zwischen dem ΔP Druckdifferenz zwischen innen und außen
Innenraum und der Außenluft. Allerdings sind [Pa]
sie nur dann problematisch, wenn sie so viel ρ Dichte der Außenluft ρ = 1,3 kg/m³
Feuchte mit sich führen, dass es zur Tauwas- Ta Lufttemperatur außen [K]
serbildung auf der Kaltseite des Bauteils Ti Lufttemperatur innen [K]
kommt. In Mitteleuropa sind daher nur Luft- g Gravitationskonstante g = 9,81 m/s²
strömungen ein Problem, die aus dem Raum h Höhe des zusammenhängenden Luft-
kommen, wenn es gleichzeitig außen so kalt ist, raums im Gebäude [m]
dass im Bauteil entlang der Luftströmung der Dampfbremse
s d ≥ 100 m
Taupunkt der Raumluft unterschritten wird. Luft, Der Überdruck steigt proportional mit der Höhe
die von außen durch das Bauteil strömt und des zusammenhängenden Luftraums und der C 2.12
sich dabei erwärmt, unterstützt die Trocknung, Temperaturdifferenz zwischen innen und außen.
d. h. ein Überdruck im Gebäude ist im Winter Warme und hohe Gebäude sind potenziell
aus Feuchteschutzgründen ungünstig. In stärker von konvektionsbedingten Problemen
feuchtwarmen Klimazonen kann eine ähnliche betroffen als niedrige. Die Druckdifferenz am
Situation in umgekehrter Richtung auftreten, Flachdach eines zweigeschossigen Einfamilien-
wenn feuchte Luft von außen in das klimati- hauses beträgt beispielsweise im Winter etwa
sierte Gebäude strömt. Dort sind deshalb 2,5 Pa. Selbst bei einer luftdichten Ausführung
Überdrücke im Gebäude eher günstig. gemäß DIN 4108-7 (Luftwechsel n50 = 3 h-1)
würde sich daraus eine Durchströmung der druckneutrale
Luftdruckunterschiede zwischen innen und außen Gebäudehülle von etwa 150 Liter/m²h ergeben Ebene
Die Luftdruckdifferenz über einem Bauteil ist [4]. Davon wirkt sich nur der Teil des Luftstroms
die treibende Kraft für die Durchströmung. negativ aus, der direkt durch das Bauteil geht
Solche Druckdifferenzen können folgende und nicht durch Fugen und Spalten z. B. an
Ursachen haben: Fenstern und Türen entweicht.
• thermische Auftriebskräfte
• Wind Luftdichte Ausführung von Flachdächern
• Gesamtdruckunterschiede durch mechani- Die luftdichte Ausführung von Bauteilen ist eine
sche Lüftungsanlagen, Dunstabzüge und wesentliche Voraussetzung für einen funktionie- C 2.13
offene Feuerstellen renden Feuchteschutz. Der Schutz vor Luftkon- C 2.10 Klassifizierung der Dampfdurchlässigkeit von
vektion ist nicht gleichbedeutend mit dem vor Bauteilschichten nach DIN 4108-3
Entlüftungsventilatoren in Feuchträumen, Dampfdiffusion. Ein Tragwerk aus Trapezble- C 2.11 Größenordnungen der Wasserdampfdiffusions-
Dunstabzüge oder offene Feuerstellen führen chen ist beispielsweise relativ dampfdicht, aber widerstände (μ-Werte) verschiedener Flach-
dachmaterialien im Vergleich zu ruhender Luft
in der Regel zu einem Unterdruck im Gebäude an Stößen oder Durchdringungen von Befesti- a Luft, Faserdämmstoffe
und sind deshalb in unserem Klima unproble- gungsmitteln niemals luftdicht. Solche Dächer b Polystyrol
matisch. Zentrale Lüftungsanlagen sollten sind deshalb mit einer zusätzlichen Luftdicht- c Beton
druckneutral eingestellt sein, außer sie bedie- heitsebene z. B. in Form von lückenlos verkleb- d Bitumen
e Metall, Schaumglas
nen Reinräume, die speziell zu betrachten ten Kunststoffbahnen zu versehen.
C 2.12 Tauwasserschutz für Flachdächer gemäß
sind. Wind kann bei Flachdächern beträchtli- Da die meisten Flachdächer eine Dampf- DIN 4108-3. Das Anbringen einer Dampfbremse
che Unterdrücke hervorrufen, allerdings sind bremse benötigen, ist es sinnvoll, den Konvek- mit einem sd-Wert von mindestens 100 m befreit
diese in der Regel starken Schwankungen tions- und den Dampfdiffusionsschutz in einer die Konstruktion vom rechnerischen Tauwasser-
unterworfen. warmseitig angebrachten Schicht zu vereinen. schutznachweis.
C 2.13 Druckdifferenzen über der Gebäudehülle infolge
Die größte Bedeutung hat der thermische Auf- Für diesen Zweck eignen sich vor allem reiß- thermischer Auftriebskräfte bei einem Gebäude,
trieb, der im Winter permanent auf die Gebäu- feste Folien und Membranen, die im Bereich dessen zusammenhängender Luftraum aufgrund
dehülle einwirkt. Erwärmte Luft hat die Ten- ihrer Überlappung gut und dauerhaft verkleb- der Treppenöffnung über zwei Geschosse geht.

67
Feuchteschutz

Holzkonstruktionen vorgeschlagene Einbezie-


hung einer Dampfkonvektionstauwassermenge
von 250 g/m² bei der Dampfdiffusionsberech-
nung nach DIN 4108-3 dar [5]. Damit das Bau-
teil den Feuchteschutznachweis besteht, muss
die errechnete Verdunstungsmenge mindes-
tens um die Trocknungsreserve von
a b C 2.14 250 g /m² größer sein als die diffusionsbe-
dingte Tauwassermenge. Die Größe der dampf-
konvektionsbedingten Trocknungsreserve
beruht auf Ergebnissen amerikanischer Unter-
suchungen an praxisgerecht ausgeführten
Leichtbaukonstruktionen und wurde für mittel-
europäische Klimaverhältnisse ermittelt [6].
Der Wert von 250 g/m2 stößt inzwischen auf
eine breite Akzeptanz, wie z. B. im Informati-
onsdienst Holz zu Flachdächern oder im Ent-
wurf zur Holzschutznorm DIN 68 800-2 zu
sehen ist [7].
Für die Feuchteschutzbemessung von Flach-
dächern in Leichtbauweise sowie für Konstruk-
a b C 2.15 tionen in Elementbauweise wird daher empfoh-
len, auf ein ausreichendes sommerliches Aus-
trocknungspozential zu achten. Das kann bei
der Dampfdiffusionsberechnung nach Glaser
gemäß DIN 4108-3 durch das Vorhalten der
oben genannten Trocknungsreserve gesche-
hen. Eine genauere Analyse kann durch eine
hygrothermische Simulationen erfolgen, bei der
auch der Feuchteeintrag durch Dampfkonvek-
tion angemessen zu berücksichtigen ist [8].

Regenschutz

Bei Flachdächern ist der Regenschutz nicht


wie bei geneigten Dächern durch das Ableiten
des Wassers gewährleistet. Da es immer wie-
der zum Anstauen von Wasser auf der Dach-
oberfläche kommt (siehe Entwässerung,
a b C 2.16
S. 113ff.), ist außen ein wasserdichter Ab-
bar oder verschweißbar sind (Abb. C 2.14). Das bedeutet, dass eine Konstruktion in Bezug schluss notwendig. Das wird im Allgemeinen
Auf die Luftdichtheit an Durchdringungen ist auf die Dampfdiffusion nur so dicht wie nötig, durch das Aufbringen von wasserundurchlässi-
besonders zu achten (Abb. C 2.15). Eine sorg- gleichzeitig aber so diffusionsoffen wie möglich gen Bahnen erreicht, die entweder verklebt
fältige Planung und Ausführung erfordert auch auszuführen ist. Dadurch soll erreicht werden, oder verschweißt werden müssen. Eine Alterna-
die Verbindung der Luftdichtheitsebene des dass auch die Feuchte austrocknen kann, die tive stellt die Anwendung von Flüssigabdich-
Flachdachs mit den Luftdichtheitsebenen der nicht durch Dampfdiffusion, sondern auf tungen dar, die vor allem bei komplizierten
an das Dach anschließenden Bauteile wie z. B. andere Weise ins Bauteil gelangt. Allerdings ist Oberflächenausbildungen und häufigen Durch-
Wände oder Ringanker. An diesen Stellen mit dieser Methode nur eine qualitative dringungen einfacher zu verarbeiten sind. Die
reicht in der Regel eine einfache Verklebung Beschreibung des Feuchteverhaltens möglich, Bemessung der oberen Abdichtung richtet sich
nicht aus. Der Anschluss an eine Wand sollte d. h. man kann keine Angaben darüber zudem nach deren thermischer und mechani-
durch Einputzen oder mithilfe von Klemmleisten machen, bis zu welchen Randbedingungen scher Beanspruchung, die sich aus dem Auf-
und Dichtmassen bzw. Kompribändern erfol- eine Konstruktion tatsächlich funktioniert. bau und der Nutzung des Dachs ergibt (siehe
gen (Abb. C 2.16). Der konvektive Eintrag von Feuchte über Werkstoffe für Dichtschichten nach Flachdach-
Fehlstellen der Dampfbremse bzw. Luftdicht- richtlinie, S. 86ff.). Angaben dazu lassen sich
Berücksichtigung der Dampfkonvektion in luftdichten heitsebene ist ein mehrdimensionaler Effekt, auch den Normentwürfe in DIN 18 531-3 ent-
Konstruktionen der mit einer eindimensionalen Berechnung nehmen.
Auch nach dem Stand der Technik ausgeführte nicht unmittelbar zu erfassen ist. Da die Die meisten Abdichtungsmembranen sind nicht
luftdichte Flachdachkonstruktionen sind nicht genaue Ausbildung von Leckagen und Durch- nur wasserdicht, sondern gleichzeitig stark dif-
völlig frei von Fehlstellen. Ein geringer Feuchte- strömungswegen nicht bekannt ist, erscheint fusionshemmend, d. h. es findet durch sie hin-
eintrag durch Dampfkonvektion ist in der ein Ansatz sinnvoll, der nicht die Durchströ- durch weder eine nennenswerte Trocknung
Praxis nie ganz zu vermeiden. Da nicht genau mung selbst, sondern nur das ausfallende Tau- noch eine Befeuchtung der Unterkonstruktion
bekannt ist, wie viel Feuchte tatsächlich durch wasser als Feuchtequelle innerhalb der Kon- statt. Dachabdichtungen mit etwas geringerem
Dampfkonvektion ins Bauteil gelangt, hat sich struktion abbildet. Dampfdiffusionswiderstand wie z. B. einige
das Vorhalten einer Trocknungsreserve als ein Einen ersten Versuch der Quantifizierung von Kunststoffmembranen erlauben eine gewisse
neues feuchtetechnisches Konstruktionsprinzip Feuchteeinträgen durch Dampfkonvektion stellt Austrocknung, wenn keine weitere Bedeckung
für Flachdächer in Leichtbauweise etabliert. die 1999 für die Feuchteschutzbeurteilung von vorhanden ist. Je nach Einfärbung der Abdich-

68
Feuchteschutz

tung können so 300 – 400 g/m2 im Jahr durch wird mit einer bestimmten Verzögerung an den
eine Dachhaut mit einem sd-Wert von 20 m aus- Raum abgegeben, auch wenn die Außentem-
trocknen. Bei einer Membran mit sd = 10 m peraturen zum Abend hin wieder deutlich küh-
wären es sogar bis zu 1000 g/m2. ler sind. Stationäre Verfahren können dieses
Bei dauerfeuchten Oberflächen, z. B. unter einer Verhalten nicht abbilden und sind deshalb für
Begrünung oder anderen Wasser speichernden die Betrachtung des sommerlichen Wärme-
Deckschichten, sind solche mäßig diffusions- schutzes nur sehr bedingt geeignet.
hemmenden Membranen weniger geeignet, da Im Vergleich zu Wärme ist Feuchte deutlich trä-
hier die Feuchte auch in die andere Richtung, ger. Während es in der Regel nur Stunden dau-
nämlich in das Dach, diffundieren kann. Als ert bis ein Bauteil ausgekühlt ist, kann es
Dachabdichtung für Umkehrdächer sind sie gar Wochen dauern, bis das winterliche Tauwasser
nicht geeignet, wie einige Schadensfälle mit wieder vollständig abgegeben ist. Das Aus-
Wasserblasen zwischen der Betonplatte und trocknen von Baufeuchte kann sich sogar über
der Abdichtungsmembran zeigen (Abb. C 2.17) mehrere Jahre hinziehen. Deshalb ist die Ein-
[9]. Bei Umkehrdächern wandert das Wasser setzbarkeit von stationären Verfahren zur
aus dem unter der Dämmschicht stets vorhan- Feuchteschutzbeurteilung für jeden Anwen-
denen Feuchtefilm mittels Osmose durch die dungsfall genau zu prüfen. Eine realitätsnahe C 2.17
Dachabdichtung (Abb. C 2.18). Der Transport- Abbildung des Feuchteverhaltens von Baukon-
mechanismus ist vergleichbar mit der Dampfdif- struktionen erfordert jedoch im Allgemeinen
fusion im Partialdruckgefälle, wobei der durch den Einsatz von instationären Berechnungsme-
Salze im Beton hervorgerufene osmotische thoden. Das gilt besonders für Dächer, da bei
Druck für den Dampftransport verantwortlich ist. diesen die Temperatur- und Feuchteverhält-
Das Wasser sammelt sich anschließend auf der nisse aufgrund der zyklischen Erwärmung
wassergesättigten Betonplatte und löst die Ver- durch die ausgeprägte solare Einstrahlung gro-
bindung zwischen Beton und Membran, was ßen Schwankungen unterworfen sind.
zur Bildung von Wasserblasen führt. Daher ist a
bei der Abdichtung von Umkehrdächern der
Einsatz von ausschließlich stark diffusionshem- Feuchteschutzbemessung durch stationäre
menden oder diffusionsdichten Membransyste- Dampfdiffusionsberechnung
men sinnvoll.
Das in DIN 4108-3 beschriebene stationäre
Glaser-Verfahren zur Berechnung der Dampf-
Stationäre oder instationäre Feuchteschutz- diffusionsvorgänge in Bauteilen arbeitet mit
beurteilungen stark vereinfachten stationären Blockrandbe-
dingungen. Dabei werden die realen klimati-
b
Ähnlich wie beim Wärmeschutz werden auch sche Verhältnisse so vereinfacht, dass zwei
zur feuchtetechnischen Bemessung stationäre Blöcke mit konstanten Randbedingungen
Beurteilungsmethoden wegen ihrer einfachen entstehen, die jeweils die Auswirkungen eines
Anwendbarkeit bevorzugt. Sie zeichnen sich kalten Winters und eines mäßig warmen Som-
dadurch aus, dass sie Speichereffekte ver- mers abbilden. Zugleich werden alle wärme-
nachlässigen und damit das reale Bauteilver- und feuchtetechnischen Speicherphänomene
halten nur dann annähernd korrekt abbilden, sowie der Feuchtetransport durch Luftkonvek-
wenn die Periodendauer der Randbedingun- tion und Kapillarleitung vernachlässigt. Laut
gen deutlich größer ist als die dynamische normativem Anhang A ist dieses Verfahren
c C 2.18
Reaktionszeit des Bauteils. Beispielsweise nicht anwendbar bei begrünten Dachkonstruk-
bewegt sich die thermische Reaktionszeit eines tionen sowie zur Berechnung des natürlichen
Bauteils, d. h. die Dauer, bis sich das Tempera- Austrocknungsverhaltens, z. B. der Abgabe der C 2.14 Prinzipskizzen zur Überlappung und Verklebung
turniveau im Bauteil weitgehend an die von Baufeuchte. von Folien zur Herstellung einer Luftdichtheits-
außen angelegten Temperaturverhältnisse ebene mithilfe von
angeglichen hat, je nach Bauteilmasse im Berechnungsprinzip a einseitigen Klebebändern
b doppelseitigen Klebebändern
Bereich von Stunden bis wenigen Tagen. Typi- Das Berechnungsverfahren nach Glaser wurde
C 2.15 Anschluss von Durchdringungen an die Luft-
sche Kälteperioden im Winter, bei denen ein 1981 genormt und so angelegt, dass die dichtheitsebene mithilfe
nahezu gleichförmiges Temperaturgefälle von Ergebnisse grafisch lösbar sind. Dabei wird a eines Klebebands
innen nach außen herrscht, sind demgegen- zunächst der Bauteilaufbau von innen nach b einer Manschette, die durch Klebebänder
über häufig mehrere Wochen lang. Die Perio- außen festgelegt. Für jede Schicht ist die Wär- luftdicht an der Durchdringung und die Luft-
dichtheitsebene fixiert ist
dendauer der Randbedingungen ist also deut- meleitfähigkeit, der Dampfdiffusionswiderstand C 2.16 Anschluss der Luftdichtheitsebene des Dachs
lich länger als die Zeit, die benötigt wird, bis (μ-Wert) und die Dicke anzugeben. Anschlie- an eine Wand
sich ein stationäres Temperaturniveau im Bau- ßend erfolgt die Ermittlung des Temperaturver- a durch Einputzen
teil eingestellt hat. Deshalb spielen hier Wärme- laufs über dem Bauteilquerschnitt anhand der b mithilfe einer Klemmleiste in Verbindung mit
Dichtstoff bzw. Kompriband
speichereffekte der Außenbauteile für den mitt- Wärmedurchlasswiderstände der einzelnen
C 2.17 Wasserblasen zwischen Betonplatte und
leren Wärmedurchgang keine große Rolle und Schichten. Auf der Basis des Temperaturver- Dachabdichtung bei einer Umkehrdachkon-
eine stationäre Betrachtung ist für die Ermitt- laufs wird dann der Verlauf des Sättigungs- struktion
lung der Transmissionswärmeverluste ausrei- dampfdrucks im Bauteil bestimmt. Anstatt den C 2.18 Wasserblasenbildung zwischen Beton und
chend. Ganz anders reagiert das Bauteil bei Temperaturverlauf in Abhängigkeit von der Membran
a Feuchtewanderung aus dem Wasserfilm unter
einer wenige Tage andauernden sommerlichen Bauteildicke darzustellen, trägt man ihn über der Dämmung durch die Membran (Osmose)
Hitzewelle. Die Wärme, die nach intensiver den sd-Wert des Bauteils an. Das hat den Vor- b Sättigung der Betonoberfläche
Sonneneinstrahlung in einem Bauteil verbleibt, teil, dass der anschließend einzuzeichnende c Blasenbildung

69
Feuchteschutz

4 3 2 1 4 3 2 1 4 3 2 1

Flachdachaufbau:
1 Dachabdichtung
2 20 cm EPS Dämmung Sättigungsdampfdruck 2340 Pa
2340 Pa 3 Dampfbremse PE
4 18 cm Stahlbeton

1404 Pa Sättigungsdampfdruck
1404 Pa 1404 Pa
Dam
pfdru
ck Dampfdruc
1770 Pa 982 Pa k
982 Pa 982 Pa 982 Pa

Tauwasser: 22,5 g/m²


Verdunstung:
Sättigungsdampfdruck 260 Pa DIN 4108: 54 g/m²
Verdunstung: 16,7 g/m²
Dampfdruck 182 Pa korrigiert: 22 g/m²

12,6 20 6 600 m 12,6 20 6 600 m 12,6 20 6 600 m


C 2.19 C 2.20 C 2.21
Gradient des Wasserdampfpartialdrucks linear wenn die folgenden Beurteilungskriterien erfüllt Feuchteschutzbemessung durch
von seinem Wert auf der Raumseite zu dem auf sind: instationäre Rechenverfahren
der Außenseite verläuft. Wenn die Gerade des • Die Menge des während der Verdunstungs-
Wasserdampfpartialdrucks dabei allerdings die periode austrocknenden Wassers ist mindes- In der Praxis kommen stationäre Berechnungs-
des Sättigungsdampfdrucks schneidet, ist tens so groß wie die Tauwassermenge. verfahren wegen ihrer einfachen Anwendbarkeit
diese so zu korrigieren, dass seine Gerade den • Die Tauwassermenge beträgt höchstens seit mehreren Jahrzehnten zum Einsatz. Sie sind
Sättigungsdampfdruck nur noch von unten her 1000 g/m2 bzw. 500 g /m2 bei nicht kapillar für die Beurteilung der saisonalen Dampfdiffusi-
berührt. Dabei entsteht in seinem Verlauf ein Wasser aufnehmenden Schichten. onsvorgänge in Bauteilen durchaus geeignet.
Knick, von dem aus in Richtung Außenseite • Bei Holz bleibt die maximale Erhöhung des Dabei dürfen die verwendeten Materialien
und Raumseite zwei unterschiedlich geneigte auf die Masse bezogenen Feuchtegehalts weder stark hygroskopisch noch kapillaraktiv
Geraden verlaufen. Daraus ergibt sich ein unter 5 %, bei Holzbaustoffen unter 3 %. sein und ihre hygrothermischen Eigenschaften
Unterschied zwischen den ein- und austreten- nicht verändern, d. h. keine Feuchteabhängig-
den Dampfdiffusionsströmen. Diese Differenz Die Vorteile dieses seit 1981 genormten und keit der Wärmeleitung oder keine feuchtebe-
verbleibt als Tauwasser im Bauteil bzw. trock- langjährig bewährten Tauwasserschutznach- dingte Änderung der Dampfdurchlässigkeit auf-
net aus, wenn schon Tauwasser vorhanden ist weises liegen auf der Hand. Die Berechnung weisen, durchaus geeignet. Wenn die genann-
und die Randbedingungen es zulassen (Abb. ist sehr einfach und falls erforderlich auch ohne ten Bedingungen nicht erfüllt sind oder die
C 2.19 bis C 2.21). weitere Hilfsmittel grafisch durchführbar. Die tageszeitlichen Änderungen der Randbedingun-
Kriterien für die Ergebnisbeurteilung sind so gen für das Feuchteverhalten einer Konstruktion
Randbedingungen eindeutig, dass sich eine Plausibilitätskontrolle eine Rolle spielen, ist das anders: Die häufig
Als Randbedingungen sind in der Norm durch einen Fachmann erübrigt. ausgeprägten Temperaturschwankungen an der
DIN 4108-3 für nicht klimatisierte Wohn- und Oberfläche von Flachdächern und deren Folgen
Bürogebäude eine 60-tägige Tau- und eine Einschränkungen bei der Verwendung des Glaser- für die Dampfdiffusion lassen sich mit stationä-
90-tägige Verdunstungsperiode vorgeschrie- Verfahrens für Flachdächer ren Berechnungsverfahren nicht erfassen. Auf-
ben. Während der Tauperiode im Winter Die Tauwasserschutzbeurteilung von Flach- grund des exponentiellen Anstiegs des Wasser-
(Außenklima -10° C und 80 % relative Feuchte, dächern nach DIN 4108-3 erscheint durch die dampfsättigungsdrucks mit der Temperatur
Innenklima 20 °C und 50 % relative Feuchte) Oberflächentemperaturrandbedingung von ergeben sich häufig Fehler bei der für stationäre
reichert sich die Kondensatmenge in Bauteilen 20 °C im Vergleich zur Beurteilung von Wand- Berechnungen notwendigen Mittelwertbildung.
an. Diese Tauwassermenge muss während der konstruktionen sehr optimistisch. Das gilt Außerdem reagiert die Feuchte in Dächern mit
Verdunstungsperiode im Sommer, in der innen insbesondere dann, wenn über einen längeren diffusionsoffenen Dämmstoffen sehr rasch auf
wie außen dieselben Bedingungen herrschen Zeitraum Baufeuchte in der Konstruktion Temperaturänderungen.
(12 °C und 70 % relative Feuchte), wieder aus- vorhanden ist, die die Tauwasserbildung im
trocknen. Nach der Sonderregelung für Dächer Winter verstärkt. Ähnliches gilt für Flachdächer Hygrothermische Simulationsverfahren
dürfen wegen der solaren Einstrahlung 20 °C mit hellen Abdichtungen, die einen Großteil Eine genaue Abbildung und Analyse der insta-
für die äußere Oberflächentemperatur ange- der solaren Einstrahlung reflektieren. Unter- tionären hygrothermischen Vorgänge in Flach-
setzt werden. Wenn es dadurch bei der grafi- suchungen haben ergeben, dass die Tempera- dächern ist nur durch den Einsatz entspre-
schen Ermittlung der stationären Dampfdiffusi- tur von weißen Dachflächen im Mittel nicht chender numerischer Simulationsverfahren
onsströme lokal zu Wasserdampfpartialdrücken höher liegt als die Außenlufttemperatur [10]. möglich. Bereits seit einigen Jahren sind Ver-
kommt, die größer sind als der Sättigungs- Damit ist hier der solare Einstrahlungsbonus fahren zur instationären Berechnung des
dampfdruck, muss keine Korrektur erfolgen. bei Berechnung der Verdunstungsperiode Wärme- und Feuchtetransports in Bauteilen
Dies ist eigentlich physikalisch unmöglich und in keiner Weise gerechtfertigt. Deshalb verfügbar. Die steigende Anzahl von Fachver-
führt wegen des dadurch steiler verlaufenden sollte die Tauwasserschutzbeurteilung von öffentlichungen zeigt, dass diese Verfahren
Partialdruckgradienten zu einer erhöhten rech- Flachdächern mit hellen Dachoberflächen zunehmend zum Einsatz kommen. Wegen der
nerischen Verdunstungsmenge. Beim Entwurf ausschließlich mit den Standardrandbedin- Einschränkungen der stationären Dampfdiffusi-
der Neufassung der DIN 4108-3 wird deshalb gungen, die auch für Außenwände gelten, onsbetrachtungen nach Glaser verweist die
hier voraussichtlich eine entsprechende Kor- durchgeführt werden. Im Zweifelsfall, und DIN 4108-3 zur Beurteilung von Gründächern
rektur vorgenommen werden. das gilt auch für Dächer mit nur langsam oder von Bauteilen mit Rohbau- bzw. einge-
austrocknender Baufeuchte, sollte die Feuch- drungener Regenfeuchte auf diese instationä-
Beurteilungskriterien teschutzbeurteilung mithilfe einer hygrother- ren hygrothermischen Berechnungsmodelle.
Der Nachweis für einen ausreichenden Tau- mischen Simulation gemäß DIN EN 15 026 Seit 2007 existiert mit DIN EN 15 026 eine euro-
wasserschutz der Konstruktion gilt als erfüllt, erfolgen. päische Norm, die diese Modelle und ihre

70
Feuchteschutz

Anwendung regelt. Diese Norm bildet die Dazu existieren Angaben, in welchen Berei- • Flüssigtransport durch Oberflächendiffusion
Grundlage für die instationäre Feuchteschutz- chen sich die numerischen Rechenergebnisse und Kapillarleitung
beurteilung von Baukonstruktionen durch die bewegen dürfen, damit das Simulationsverfah-
Betrachtung der sich unter natürlichen Klima- ren den Anforderungen der Norm genügt. Randbedinungen für die Berechnung
bedingungen innerhalb eines Bauteils einstel- Dazu muss ein Rechenmodell folgende Spei- Folgende Klimaparameter sind bei der Berech-
lenden Temperatur und Feuchteverhältnisse. cher- und Transportphänomene erfassen: nung zu berücksichtigen:
Das Ziel der DIN EN 15 026 ist es, das veraltete • Wärmespeicherung des trockenen Baustoffs • Raum- und Außentemperatur
Glaser-Verfahren abzulösen. Deshalb bezieht und des darin enthaltenen Wassers • raum- und außenseitige Luftfeuchte
sie sich ausschließlich auf eindimensionale • Wärmetransport durch feuchteabhängige • kurz- und langwellige Strahlung (Sonnen-
Simulationen, da deren Ergebnisse heute als Wärmeleitung strahlung und thermische Strahlung)
zuverlässig gelten und die entsprechenden • Wärmeübertragung durch Dampfdiffusion • Niederschlag und Wind
Rechenmodelle relativ einfach zu handhaben (Latentwärmeeffekte)
sind. Zur Qualitätssicherung der Simulations- • Feuchtespeicherung durch Wasserdampf- Die Norm unterscheidet bei inneren und äuße-
verfahren enthält die Norm außerdem im nor- sorption und Kapillarkräfte ren Randbedingungen jeweils drei verschie-
mativen Anhang A ein Validierungsbeispiel, für • Feuchtetransport durch Wasserdampf- dene Qualitäten. Bei den Außenklimabedingun-
das eine analytische Lösung aufgeführt ist. diffusion gen sind das:
relative Feuchte [%]

100 C 2.19 Wasserdampfpartialdruck- und Sättigungs- jeweiligen Grenzlinien findet keine Sporenaus-
Substratgruppen
II biologisch kaum verwertbar dampfdruckverläufe im Flachdach während der keimung statt, die die Voraussetzung für Schim-
(z. B. mineralische Baustoffe) 60-tägigen Tauperiode, errechnet auf Basis der melpilzwachstum darstellt.
95 Temperaturgradienten C 2.23 Tagesmittelwerte der Raumlufttemperatur und
I biologisch gut verwertbar
(z. B. Tapeten, Verschmutzung) C 2.20 Wasserdampfpastialdruck- und Sättigungs- -feuchte in Wohn- und Bürogebäuden in Abhän-
0 optimales Substrat dampfdruckverläufe im Flachdach während der gigkeit von der Tagesmitteltemperatur der
90 90-tägigen Verdunstungsperiode. Durch die er- Außenluft nach DIN EN 15 026, Anhang C
(biologische Vollmedien)
höhte Oberflächentemperatur von 20 °C schnei- a Raumlufttemperatur
det der unkorrigierte Dampfdruckgradient den b Raumluftfeuchte
85 Sättigungsdampfdruck. Diese physikalisch nicht A Räume mit normaler Belegung
begründete Vorgehensweise führt zu einer B Räume mit hoher Belegung
verstärkten rechnerischen Austrocknung der C 2.24 Verteilungen von Temperatur, relativer Feuchte
80 LIMBauII
Konstruktion. und Wassergehalt und deren jeweilige Schwan-
C 2.21 Wasserdampfpartialdruck- und Sättigungs- kungsbreiten (hell gefärbte Bereiche) in einem
LIMBauI
dampfdruckverläufe im Flachdach während der Betonflachdach mit unzureichender Dampf-
75 90-tägigen Standard-Verdunstungsperiode ohne bremse (sd = 20 m) im siebten Jahr nach der
den Dachbonus einer erhöhten Oberflächentem- Erstellung. Die Rohbaufeuchte, die durch die
LIM 0 peratur von 20 °C Dampfbremse aus dem Ortbeton in die Mineral-
70
C 2.22 substratbezogene Grenzlinien für das Auskei- wolledämmung gelangt ist, wandert im Jahres-
0 5 10 15 20 25 30 men von Schimmelpilzsporen in Abhängigkeit zyklus entsprechend den Temperaturverhältnis-
Temperatur [°C] von Temperatur und Luftfeuchte. Neben den sen zwischen Dachabdichtung und Dampfbrem-
hygrothermischen Bedingungen spielt auch die se hin und her, während der Beton langsam
C 2.22 Substratqualität eine große Rolle. Außerhalb der nach innen austrocknet.
relative Raumluftfeuchte Φi [%]
Raumlufttemperatur θi [°C]

30

25

20

15
-20 -10 0 10 20 30
θ e [°C]
a
relative Raumluftfeuchte Φi [%]

80

B A

40

20
-20 -10 0 10 20 30
θ e [°C]
b C 2.23
C 2.24

71
Feuchteschutz

Außenklima
• 1. Wahl: Messdaten aus mindestens 10 Jah- Zur Beurteilung der Wassergehalte in den ein-
Temperatur [°C]

relative Feuchte [%]


45 100
ren zelnen Schichten ist ein Vergleich mit dem
• 2. Wahl: Referenzjahr, das die schwerwie- Grenzwassergehalt für die jeweiligen Baustoffe
30 80
gendsten Probleme verursacht, wahrschein- – falls vorhanden – zweckmäßig. Bei Holz oder
lich einmal in zehn Jahren. Das kann je nach Holzwerkstoffen wird meist eine Grenze von
15 60 Situation ein besonders kaltes oder warmes 20 Masse-% angenommen, die möglichst nicht
Jahr sein (winterliche oder sommerliche Tau- längere Zeit überschritten werden sollte. Für
wasserbildung) die meisten mineralischen Baustoffe gibt es
0 40 • 3. Wahl: mittlerer Wetterdatensatz, mit dem eine solche Grenze im Allgemeinen nicht. An
durch eine jährliche Temperaturverschiebung dieser Stelle ist von Überlegungen auszuge-
von ± 2 K ein extremes Jahr simuliert wird hen, dass z. B. die Feuchte in frostempfind-
-15 20 lichen Materialien nicht über einen bestimmten,
Bei der Klassifizierung der einzusetzenden als kritisch geltenden Wassergehalt ansteigen
-30 0
Raumklimabedingungen handelt es sich um: darf.
I II III IV • 1. Wahl: Messwerte für ein ähnliches
a Zeit [Quartal] Gebäude unter gleichen klimatischen Bedin- Anwendungsbeispiel Flachdach in Holzbauweise
Innenklima gungen oder durch Klimaanlagen festgelegte Die bisherigen Betrachtungen zeigen, dass die
Temperatur [°C]

relative Feuchte [%]

45 100 Sollwerte häufig zu ungenauen stationären Verfahren zur


• 2. Wahl: Ergebnisse aus der hygrothermi- Feuchteschutzbeurteilung Probleme mit sich
30 80 schen Gebäudesimulation bringen und zu Schäden führen können. Dies
• 3. Wahl: Ermittlung der Raumluftbedingungen trifft vor allem auf Flachdächer in Holzbauweise
aus festgelegten Feuchteproduktions- und zu. Im folgenden Abschnitt wird gezeigt, wel-
15 60 Luftwechselraten che Analysen mithilfe der hygrothermischen
Simulation möglich sind.
Falls keine dieser Auswahlmöglichkeiten prakti- Anhand einer Flachdachkonstruktion mit
0 40 kabel ist, können die Raumklimabedingungen 240 mm Mineralfaserdämmung und äußerer
gemäß Anhang C der DIN EN 15 026 abgeleitet OSB-Schalung (Abb. C 2.26) soll neben der
werden (alternativ mithilfe der Klassifizierung in instationären Berechnung der Dampfdiffusions-
-15 20
DIN EN ISO 13 788), davon wird hier allerdings vorgänge auch der Einfluss der Dampfkonvek-
abgeraten, da diese Werte für die Feuchte tion auf das Feuchteverhalten der Konstruktion
-30 0 deutlich überhöht sind. in Anlehnung an DIN 68 800-2 untersucht wer-
b I II III IV den [11]. Die graue Abdichtung des Dachs
Zeit [Quartal]
Darstellung der instationären Rechenergebnisse weist einen Diffusionswiderstand von 300 m
C 2.25
Als Rechenergebnisse werden die stündlichen und eine kurzwellige Strahlungsabsorptions-
Veränderungen der Temperatur- und Feuchte- zahl von 0,6 auf.
felder an den Bauteilgrenzen sowie der Auf der Innenseite wird entweder eine Dampf-
Wärme- und Feuchteströme über denselben sperre mit einem sd-Wert von 100 m bzw. 2 m
ausgegeben. Anhand dieser Ergebnisse ist es oder eine feuchteadaptive Dampfbremse aus
möglich, sowohl die langzeitlichen Verläufe der Polyamid (PA-Folie) mit variablem Dampfdiffu-
Temperatur, relative Feuchte und die des Was- sionswiderstand (siehe Feuchteadaptive
C 2.26 sergehalts an verschiedenen Positionen im Dampfbremsen, S. 96) eingesetzt. Gemäß DIN
Bauteil als auch deren örtliche Verteilungen zu EN 15 026 wird als Außenklima das Feuchtere-
C 2.25 Verlauf Außenlufttemperatur und -feuchte bestimmten Zeitpunkten zu ermitteln. Eine ferenzjahr (meteorologischer Datensatz auf der
a für das Feuchtereferenzjahre auf der Alpen- zweckmäßige und anschauliche Art der Ergeb- Basis von Stundenwerten für ein feuchtetech-
nordseite nisdarstellung ist die filmähnliche Abfolge der nisch kritisches Jahr) der Alpennordseite ver-
b Raumklimabedingungen gemäß DIN instationären Feuchte- und Temperaturprofile wendet und für den Innenraum eine normale
EN 15 026 für eine normale Belegung (siehe
Abb. C 2.23 a) (Abb. C 2.24, S. 71). Belegung vorausgesetzt (Abb. C 2.23 a, S. 71).
C 2.26 Aufbau eines Flachdachs in Holzbauweise: Als Zone, in der möglicherweise Tauwasser
OSB-Platte 22 mm, Mineralfaserdämmung Beurteilung der Rechenergebnisse aufgrund von Dampfkonvektion ausfällt, kommt
240 mm, Tragkonstruktion 240 mm, Dampf- Die Beurteilung der Ergebnisse von hygrother- bei dieser Konstruktion nur der Bereich zwi-
bremse
mischen Simulationsberechnungen orientiert schen OSB-Schalung und darunterliegender
C 2.27 berechneter Verlauf des Gesamtwassergehalts
im Dach in Abhängigkeit von den Dampfdiffusi- sich an den Wassergehalten und an den Mineralfaserdämmung infrage. Die Berechnun-
onseigenschaften der eingesetzten Dampf- Temperatur- und Feuchteverhältnissen in den gen werden mithilfe einer hygrothermischen
bremse. Der Anfangswassergehalt entspricht einzelnen Bauteilschichten. Ähnlich wie bei der Simulationssoftware für den in Abb. C 2.26
dem Wassergehalt der eingebauten Materialien Bewertung nach Glaser kommt es darauf an, dargestellten Dachaufbau eines zweistöckigen
im lufttrockenen Zustand (Gleichgewichtsfeuchte
bei 80 % r. F.). Bei der hygrothermischen Simula-
dass sich in der Konstruktion langfristig kein Hauses (h = 5 m) durchgeführt.
tion wurde der Feuchteeintrag durch Dampfkon- Wasser ansammelt. Nach einer Verlaufsanalyse Ausgehendend vom lufttrockenen Zustand der
vektion in Anlehnung an den Entwurf der Holz- des Gesamtwassergehalts betrachtet man die Konstruktion, d. h. alle Materialien im Dach sind
schutznorm DIN 68 800-3 berücksichtigt. hygrothermischen Verhältnisse in den einzel- zu Beginn im Gleichgewicht mit der mittleren
C 2.28 berechneter Verlauf der Holzfeuchte in der äuße-
nen Materialschichten sowie an den Ober- Außenluftfeuchte von 80 % relative Feuchte,
ren OSB-Schalung des Flachdachs. Grundlage
der Berechnung ist der kurzwellige Absorptions- flächen und Materialgrenzen. An den raum- startet die Berechnung im Oktober und wird mit
grad a seitigen Oberflächen und im Bereich von demselben Klimadatensatz über einen Zeit-
a in Abhängigkeit von den Dampfdiffusionsei- Luftschichten in den wärmeren Bereichen eines raum von fünf Jahren fortgeführt. Die sich
genschaften der eingesetzten Dampfbremse Bauteils besteht die Gefahr von Schimmel- dabei ergebenden Verläufe des Gesamtwas-
b mit feuchteadaptiver Dampfbremse (PA-Folie)
und reflektierender (weißer) Abdichtung in
pilzbildung, wenn es zur Überschreitung der sergehalts im Dach sind für die Konstruktions-
Abhängigkeit vom Außenklima am jeweiligen entsprechenden Temperatur- und Feuchte- varianten mit den verschiedenen Dampfbrem-
Standort grenzen kommt (Abb. C 2.22, S. 71). sen in Abb. C 2.27 dargestellt. Die stetige

72
Feuchteschutz

Wassergehalt = OSB [M.-%]


Gesamtwassergehalt [kg/m²]

Wassergehalt = OSB [M.-%]


4 sd = PA-Folie sd = 2 m sd = 100 m 25 sd = PA-Folie sd = 2 m sd = 100 m 25 Mittelmeerinsel Alpensüdseite
Alpennordseite

3
20 20

15 15
1

a = 0,6 a = 0,6 a = 0,3 + PA-Folie


0 0 0
0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5
Zeit [Jahre] Zeit [Jahre] Zeit [Jahre]
C 2.27 a b C 2.28
Zunahme der Feuchte im Dachaufbau mit der Rohbaufeuchte zuverlässig prognostizieren. In diesen Fällen sind hygrothermische Simulati-
stark diffusionshemmenden Dampfbremse Im Gegensatz zu der stationären Methode ist onen zur Feuchteschutzbemessung erforder-
(sd = 100 m) zeigt, dass hier ein Problem vor- die Feuchteschutzbeurteilung für alle mögli- lich. Sind die Rechenergebnisse auch bei die-
handen ist. Für die genauere Auswertung ist es chen Außen- und Raumklimabedingungen sem Verfahren nicht eindeutig günstig, sollte
sinnvoll, die Bauteilschicht zu betrachten, die durchführbar. Das gilt jedoch nur unter der entweder die Wahl der Dachkonstruktion über-
das größte feuchtetechnische Risiko in sich Voraussetzung, dass für die eingesetzten dacht werden oder eine genauere Beobach-
birgt. In diesem Fall ist das die obere Scha- Materialien hinreichend genaue Stoffkennwerte tung der Konstruktion nach deren Erstellung
lung aus OSB, deren Wassergehaltsverläufe für vorliegen. Außerdem ist die entsprechende erfolgen. Mithilfe von eingebauten Sensoren ist
die drei unterschiedlichen Konstruktionsvarian- Erfahrung im Umgang mit numerischen Simula- es heute möglich, die Feuchte im Dach länger-
ten in Abb.C 2.28 a eingezeichnet sind. Die tionsverfahren sowie genügend Sachverstand fristig zu überwachen und gezielt auf kritische
Tatsache, dass der Feuchtegehalt der OSB- für die abschließende Plausibilitätskontrolle Werte zu reagieren.
Schalung im Dach mit der stark diffusionshem- notwendig.
menden Dampfbremse innerhalb von fünf Viele feuchteunempfindliche Standardaufbau-
Jahren die als kritisch geltenden 20 Masse-% ten lassen sich aber auch ohne jegliche
erreicht, während die Schalung bei den Varian- Berechnung bemessen. Beispielsweise gibt es
ten mit den anderen Dampfbremsen immer bei Flachdächern aus Ortbeton in der Regel
trockener wird, zeigt eindeutig, welcher Kon- kein Problem mit eindiffundierender Raumluft-
struktionsaufbau nicht gewählt werden sollte. feuchte. Hier stellt die austrocknende Rohbau-
Am besten schneidet hier der Aufbau mit der feuchte die größte Feuchtelast dar, vor der die Anmerkungen
feuchteadaptiven PA-Folie ab, da deren darüberliegende Wärmedämmung unbedingt [1] Mohrmann, Martin: Feuchteschäden beim Flach-
dach. In: Holzbau – die neue quadriga. Berlin
variabler Dampfdiffusionswiderstand im Win- zu schützen ist. Als Lösung bietet sich in die- 3/2007, S. 13ff.
ter, wenn Tauwassergefahr herrscht, größer sem Fall der Einsatz einer möglichst dichten [2] Geißler, Achim; Hauser, Gerd: Abschätzung des
ist als im Sommer, wenn das Dach austrock- Dampfbremse an. Im Gegensatz dazu ist bei Risikopotentials infolge konvektiven Feuchtetrans-
nen soll. Holzkonstruktionen nur eine Dampfbremse ein- ports. Abschlussbericht AIF-Forschungsvorhaben
Nr. 12764, Kassel 2002
Allerdings hat auch das Austrocknungspoten- zusetzen, die auch eine gewisse Austrocknung
[3] Oswald, Rainer: Fehlgeleitet. Unbelüftete Holz-
zential der PA-Folie seine Grenzen, wie die zum Raum hin zulässt. Generell ist eine feuch- dächer mit Dachabdichtungen. In: deutsche bau-
Ergebnisse für den Wassergehalt der OSB- teadaptive Dampfbremse am sinnvollsten. Da zeitung 7/2009, S. 74ff.
Schalung der gleichen Konstruktion, diesmal bei Metallsandwichkonstruktionen nicht die [4] Zirkelbach, Daniel; u.a.: Dampfkonvektion wird
jedoch mit reflektierender (extrem weißer) Dampfdiffusion, sondern die Dampfkonvektion berechenbar – Instationäres Modell zur Berücksich-
tigung von konvektivem Feuchteeintrag bei der
Dachoberfläche in Abb. C 2.28 b zeigen. Durch das größte Problem darstellt, muss auf eine Simulation von Leichtbaukonstruktionen. AIVC
die starke Reflektion der solaren Einstrahlung durchgehende Luftdichtheitsebene geachtet Conference. Berlin 2009
erwärmt sich die Dachoberfläche unter den werden. [5] Künzel, Hartwig. M.: Dampfdiffusionsberechnung
Klimabedingungen der Alpennordseite nur sehr In den folgenden Situationen ist eine genaue nach Glaser – quo vadis? In: IBP Mitteilung 355.
Stuttgart 1999
wenig, sodass die Rücktrocknung im Sommer Analyse der Feuchteverhältnisse im Dach im
[6] Geshwiler, M.: Air Pressures in Wood Frame Walls.
unzureichend ist. In einem wärmeren Klima Zusammenhang mit der Planung unabdingbar: Thermal Performance of the Exterior Envelopes of
wie z. B. auf der Alpensüdseite oder im Mittel- • Die Innenrandbedingungen unterscheiden Buildings. 7th Conference Clearwater Beach, Flori-
meerraum würde das Dach jedoch auch mit sich stark von den normalen Raumklimabe- da 1998
reflektierender Dachoberfläche problemlos dingungen in Büro- oder Wohnräumen. [7] Schmidt, Daniel; Winter, Stefan: Flachdächer in
Holzbauweise. Hrsg. vom Informationsdienst Holz.
funktionieren. • Der Standort oder die Höhe über dem Mee- Bonn 2008
resspiegel bewirkt ein deutliches Abweichen [8] Künzel, Hartwig M.; Zirkelbach, Daniel: Trock-
von den gewohnten mitteleuropäischen Kli- nungsreserven schaffen – Einfluss des Feuchte-
Feuchteschutzhinweise für die Praxis maverhältnissen. eintrags aus Dampfkonvektion. In: Holzbau – die
neue quadriga 1/2010, S. 28ff.
• Die Schichtenfolge oder Bauteilanschlüsse
[9] Finch, G.; Hubbs, B.; Bombino, R.: Osmosis and
Die hygrothermische Simulation gilt heute als entsprechen nicht dem bewährten Standard. the Blistering of Polyurethane Waterproofing Memb-
sicherstes – allerdings auch aufwendigstes – • Neue Materialien werden eingesetzt, deren ranes. 12th Canadian Conference on Building Sci-
Verfahren zur Feuchteschutzbemessung. Eigenschaften sich von den traditionellen ence and Technology. Montreal 2009
Mit diesem Verfahren lässt sich neben den Baustoffen stark unterscheiden. [10] Künzel, Hartwig M.; Sedlbauer, Klaus: Reflektieren-
de Flachdächer – sommerlicher Wärmeschutz kont-
bekannten Fragestellungen zur winterlichen • Der Dachaufbau enthält Materialien, deren ra Feuchteschutz. In: IBP Mitteilung 482. Stuttgart
Tauwasserbildung auch das sommerliche Aus- Funktion und Dauerhaftigkeit bei leicht erhöh- 2007
trocknungspozential sowie der Einfluss der ter Feuchte beeinträchtigt werden. [11] ebd. [2]

73
Brandschutz

Ulrich Max

C 3.1
Als Brände im bautechnischen Sinn werden gesamte Menge der brennbaren Stoffe ver-
alle Schadensfeuer in oder an Gebäuden brannt ist. Je nach Art der Stoffe schließt sich
bezeichnet. Mögliche Brandursachen reichen eine mehr oder weniger lange Schwelbrand-
von Selbstentzündung über technische phase mit einer sehr begrenzten Brandausbrei-
Defekte bis hin zu Brandstiftung (Abb. C 3.2). tung an, in der nur eine geringe Brandleistung
Zur Begrenzung der durch Brand entstehen- auftritt. Branderkennungssysteme (z. B. Rauch-
den Schäden an Personen und Sachwerten melder) und die automatische Meldung zur
werden in den Bauvorschriften der Länder in Feuerwehr können in dieser Phase helfen, den
Abhängigkeit von der Nutzung eines Gebäu- entstandenen Brand zu löschen, bevor er auf
des Brandschutzmaßnahmen vorgeschrieben, größere Teile des Raums oder des Gebäudes
die bei der Planung zu berücksichtigen sind. übergreifen kann. Ist eine frühzeitige Löschung
Ein Brand entsteht, wenn folgende Vorausset- nicht erfolgreich, kommt es zu einer weiteren
zungen für die Verbrennung gleichzeitig erfüllt Brandausbreitung, deren Geschwindigkeit mit
sind: steigender Temperatur im Raum zunimmt.
• Es müssen brennbare Stoffe vorhanden sein. Decken bzw. dem Flachdach des betroffenen
• Die brennbaren Stoffe müssen durch Zünd- Gebäudes kommt dann eine besondere
quellen thermisch aufbereitet werden, bis Bedeutung zu.
deren Zündtemperatur erreicht ist. Nach den Temperaturen in der Nähe des
• Es muss Sauerstoff verfügbar sein. Brandherds liegen die höchsten Temperaturen
im Raum im Bereich des Dachs, da Rauchgase
In der Praxis ist allerdings stets von einer nach oben steigen und sich unterhalb des
möglichen Brandentstehung auszugehen, da Flachdachs nach allen Seiten ausbreiten, bis
brennbare Stoffe und Sauerstoff praktisch sie von größeren Unterzügen oder Rauchschür-
immer vorhanden sind. Durch die Beschrän- zen daran gehindert werden. Zu einer Entzün-
kung von möglichen Zündquellen, z. B. von dung der brennbaren Baustoffe am Dach oder
offenem Feuer oder Heißarbeiten (Trennen, einer Unterdecke kommt es, wenn dort Tempe-
Bohren, Schleifen und Schweißen), kann die raturen entstehen, die den Zündtemperaturen
Häufigkeit einer Brandentstehung in Gebäuden der Stoffe entsprechen. Durch die Ausbreitung
reduziert, jedoch nicht zuverlässig verhindert der Rauchgase unterhalb der Decke werden
werden. die dort vorhandenen brennbaren Baustoffe
erwärmt, sodass sie sich großflächig entzün-
den. Dieser zeitlich begrenzte Vorgang wird
Brandphasen Feuerübersprung (Flashover) genannt. Ein
Flashover tritt dann auf, wenn im Deckenbe-
Zur Entzündung kommt es, wenn ein brenn- reich Temperaturen von 300 bis 500 °C erreicht
barer Stoff durch eine Zündquelle soweit sind. Bei kleinen Räumen wird durch die
thermisch aufbereitet wird, bis er bzw. seine Brandausbreitung der gesamte Raum erfasst.
Zersetzungsprodukte (Pyrolyseprodukte) ihre Man spricht dann vom sogenannten Vollbrand,
Entzündungstemperatur erreicht haben, sie mit d. h. die Verbrennung findet auf der gesamten
dem vorhanden Sauerstoff reagieren und dabei Grundfläche des Raums statt. Dabei können im
Wärme freigesetzt wird. Nach der Entzündung Raum Temperaturen von 1000 °C und mehr
eines Stoffs verläuft die Verbrennung selbst- auftreten. Nach der Vollbrandphase klingt der
ständig weiter, bis zunächst der sogenannte Brand ab, vorausgesetzt, dass die größte
Entstehungsbrand eintritt, der mit zunehmen- Menge der brennbaren Stoffe bis dahin ver-
C 3.1 Brandtest an Dichtungsbahnen nach DIN 4102-7 der Brandentwicklung verbunden ist (Abb. brannt ist.
C 3.2 Brandursachen in Deutschland nach dem Institut C 3.3). Im Normalfall kann ein Brand in dieser Bei sehr großen Räumen (z. B. Industriehallen)
für Sachverständigenwesen e. V. Phase durch anwesende Personen gelöscht ist ein Flashover mit einer plötzlichen Brand-
C 3.3 idealisierter Verlauf von Temperatur und Brand-
leistung in den verschiedenen Brandphasen bei
werden, ohne dass diese sich selbst gefähr- ausbreitung über die gesamte Grundfläche des
einem Brand in einem Gebäude den. Ohne begrenzende Maßnahmen ist eine Raums weniger wahrscheinlich, da sich die
C 3.4 Übersicht der Brandschutzmaßnahmen Brandausbreitung nicht zu stoppen, bis die Rauchgase bei der Ausbreitung unter der

74
Brandschutz

Entwicklungsbrand Vollbrand
Brandursachen Entzündung Schwelen Ausbreitung Abklingen
Ι BR ΙV

Brandleistung Ι [kW/m 2]
Elektrizität 31 % TBR

Temperatur T [°C]
TBR
menschliches Fehlverhalten 19 %
sonstige und unbekannte Ursachen 16 % >700 >200 >700 > 50 – 1200
Brandstiftung 15 %
<500 <200
Überhitzung 6%
offenes Feuer 4% TRS IS
R Rauch
Selbstentzündung 4% 50–100 <25 >100 25– 50 V Vollbrand
feuergefährliche Arbeiten 2% S schwellen
ts tv BR Brandraum
20
Explosion 2%
10 Zeit [h]
Blitzschlag 1%
Flashover
C 3.2 C 3.3
Decke oder bei vorhandenen Rauch- und Wär- über den Brandgeschossen liegenden Räum- zu verringern. Durch Schulungen werden die
meabzugsöffnungen abkühlen. Die Aus- lichkeiten zu gewährleisten. Weiterhin gehört Nutzer eines Gebäudes auf das richtige Verhal-
wirkungen bleiben auf einen Teilbereich des die Planung von Rettungswegen sowie die ten bei einem eventuellen Brandfall vorbereitet.
Raums begrenzt. Es liegt ein fortentwickelter Zugänglichkeit und Bereitstellung von Aufstell-
Brand vor. und Bewegungsflächen für die Feuerwehr zum Abwehrende Maßnahmen
baulichen Brandschutz. Neben den automatischen Löschanlagen stellt
die Feuerwehr den abwehrenden Brandschutz
Brandschutzkonzepte Anlagentechnische Maßnahmen sicher. Gemäß Feuerwehrgesetz müssen die
Anlagentechnische Maßnahmen sollen auf Städte und Gemeinden eine leistungsfähige
Das Ziel, im Brandfall eine ausreichende Brände aufmerksam machen und deren Aus- öffentliche Feuerwehr unterhalten, sodass für
Brandsicherheit zu gewährleisten, macht wirkungen mildern: jedes Bauobjekt eine Feuerwehr zuständig ist.
Brandschutzmaßnahmen erforderlich. Die • Automatische Löschanlagen unterbinden Bei größeren Sonderbauten, vorwiegend Indus-
Gesamtheit der vorgesehenen Brandschutz- bzw. kontrollieren die Brandausbreitung. triebauten, steht zusätzlich noch eine Betriebs-
maßnahmen stellt sicher, dass die bauord- • Automatische Brandmeldeanlagen erkennen oder Werkfeuerwehr zur Verfügung. Als wich-
nungsrechtlichen Schutzziele erreicht werden frühzeitig einen Brand und ermöglichen somit tigste Voraussetzung neben der Zugänglich-
(Abb. C 3.4). Die Beschreibung bzw. Festle- eine schnelle Evakuierung des Gebäudes. keit im Sinn einer baulichen Maßnahme ist die
gung dieser Maßnahmen und die Bewertung Die Feuerwehr kann dann frühzeitig mit der Bereitstellung und Gewährleistung einer ausrei-
der Schutzzielerfüllung wird als Brandschutz- Brandbekämpfung beginnen, und es besteht chenden Löschwasserversorgung. Bei größe-
konzept, in manchen Bundesländern als eine realistische Chance auf einen erfolgrei- ren Gebäuden wird die Einsatzplanung durch
Brandschutznachweis, bezeichnet. Um die chen Einsatz. Feuerwehrpläne unterstützt.
bauordnungsrechtlichen Anforderungen zu • Automatische Warnanlagen geben Personen
erfüllen, wird im Baugenehmigungsverfahren den Hinweis, das Gebäude zu verlassen. Betriebliche Maßnahmen
bei größeren Gebäuden ein Brandschutzkon- • Rauch- und Wärmeabzugsanlagen unterstüt- Die betrieblichen Maßnahmen betreffen in ers-
zept (Brandschutznachweis) gefordert. Die zen die manuelle Brandbekämpfung durch ter Linie den abwehrenden Brandschutz durch
gesetzlichen Vorschriften berücksichtigen den die Feuerwehr und reduzieren die Tempera- die Feuerwehr – gegebenenfalls durch die
Personenschutz vollständig und den Sachwert- turwirkungen auf die Bauteile. Betriebs- oder Werkfeuerwehr –, für deren
schutz insoweit, dass die Nachbarschaft erfolgreiche Arbeit entsprechende Einsatz-
geschützt werden muss und die Brandaus- Organisatorische Brandschutzmaßnahmen pläne ausgearbeitet werden müssen. Zudem
breitung nur einen festgelegten Umfang haben Organisatorische Maßnahmen zielen präventiv sind die Zufahrten zu dem Gebäude freizu-
darf. Bei Gebäuden mit hohen Wertkonzentrati- darauf ab, die Gefahr einer Brandentstehung halten. Weitere betriebliche Vorkehrungen sind
onen sind zusätzlich versicherungstechnische
Regelungen zu berücksichtigen, die gegebe-
nenfalls zu höheren Brandschutzanforderungen
führen, als in den bauordnungsrechtlichen
Vorschriften festgelegt ist. Brandschutz

Technische Brandschutzmaßnahmen
Die vorbeugenden technischen Maßnahmen
betreffen neben der Auswahl der Baustoffe
konstruktive Maßnahmen bezüglich der Feuer-
widerstandsdauer der Baustoffe sowie der technische organisatorische
Brandschutzmaßnahmen Brandschutzmaßnahmen
Gliederung des zu planenden Gebäudes in
Brandabschnitte.

Baulicher Brandschutz
Die Aufgabe des baulichen Brandschutzes bauliche anlagentechnische abwehrende betriebliche
besteht darin, durch bauliche Maßnahmen eine Brandschutzmaßnahmen Brandschutzmaßnahmen Brandschutzmaßnahmen Brandschutzmaßnahmen
Brandausbreitung zu begrenzen. So ist vor
allem bei mehrgeschossigen Gebäuden die
Standsicherheit der Tragkonstruktion für die
C 3.4

75
Brandschutz

dazu geeignet, Brandauswirkungen zu mini- rung schrittweise durch europäische Prüfungen Allgemeine Anforderungen nach der Musterbau-
mieren. Dabei kommt besonders dem Perso- und eine Klassifizierung nach DIN EN 13 501 ordnung (MBO)
nenschutz im Brandfall eine wichtige Rolle zu. ersetzt. Mit Ausnahme der Bestimmungen nach § 32 (6)
Außerdem sollten von Seiten des Betriebs alle der Musterbauordnung (MBO) für Dächer in
Möglichkeiten zur Reduzierung etwaiger Zünd- Feuerwiderstandsfähigkeit traufseitig aneinanderstehenden Gebäuden
quellen ausgeschöpft werden, um die Brand- Zur Sicherstellung des Raumabschlusses werden an die obersten Geschosse, das Flach-
entstehungshäufigkeit zu veringern. sowie der Standsicherheit der Konstruktion dach inbegriffen, keine Anforderungen an die
werden die betreffenden Bauteile durch Prü- Feuerwiderstandsfähigkeit gestellt, sofern darü-
fungen nach deutschen (DIN 4102-2) oder ber keine Aufenthaltsräume angeordnet sind.
Bewertung der baulichen Brandschutz- europäischen (DIN EN 1363 bis 1366) Prüfnor- Technische Aufbauten (z. B. Lüftungszentralen)
eigenschaften von Baustoffen und Bauteilen men für unterschiedliche Branddauern klassifi- werden nicht als Aufenthaltsräume betrachtet.
ziert. Wesentlich ist dabei, dass die geprüften Die in Abb. C 3.6 genannten Anforderungen
Zur Qualifizierung der baulichen Brandschutz- Bauteile im Prüfofen einem definierten Brand- gelten daher bei allgemeinen Hochbauten,
maßnahmen werden Brandversuche durch- geschehen (Normbrandbedingungen) ausge- nicht jedoch für Dächer, insbesondere Flach-
geführt, die in DIN 4102-1 oder in den ver- setzt werden, bei dem der Temperaturverlauf dächer. Bei einigen Sonderbauvorschriften
gleichbaren europäischen Prüfungen in Form nach der sogenannten Einheitstemperaturkurve werden Anforderungen an das Haupttragwerk
von Normprüfungen festgelegt sind. Zusätz- (ETK) geregelt wird. Die Zeitdauer, über die gestellt (z. B. Industriebauten, Versammlungs-
lich wird der Beitrag der Bauteile und Bau- vom Bauteil die geforderten Funktionen und Verkaufsstätten). Harte Bedachungen
stoffe zur Behinderung einer Brandausbreitung (Raumabschluss und/oder Standsicherheit) müssen nach DIN 4102-7 und DIN V ENV 1187
innerhalb des Brandbereichs und über diesen erbracht werden, entspricht der Feuerwider- gegen eine Brandbeanspruchung von außen
hinaus beurteilt. Die technische Bewertung standsdauer. Daraus ergibt sich die Einteilung durch Flugfeuer und strahlende Wärme aus-
von Baustoffen in Bezug auf ihren Beitrag zur in Feuerwiderstandsklassen, die für die reichend lang widerstandsfähig sein. Beda-
Brandausbreitung innerhalb des Brandbe- Bauteile angegeben sind. Gemäß seiner chungen, die diese Anforderungen nicht
reichs in den einzelnen Brandphasen erfolgt Klassifizierung weist das geprüfte Bauteil bei erfüllen, sind nur bei Gebäuden der Gebäude-
je nach angestrebter Baustoffklasse mithilfe Normalbrandbedingungen eine Feuerwider- klassen 1– 3 zulässig, wenn diese Gebäude
von Versuchseinrichtungen mit abweichen- standsdauer von mindestens 30, 60 oder 90 bestimmte Bedingungen erfüllen (siehe § 32 (2)
den Temperaturbeanspruchungen. Um eine Minuten auf. In den Bauvorschriften werden MBO). Dächer müssen daher so ausgebildet
Brandausbreitung über den Brandbereich die Feuerwiderstandsklassen mit den bau- werden, dass Feuer nicht z. B. mittels Funken-
hinaus zu verhindern, werden verschiedene aufsichtlichen Benennungen festgelegt. Die flug oder Wärmeübertragung durch Strahlung
Brandschutzbereiche gebildet, die durch zugehörigen technischen Prüfbedingungen auf andere Gebäudeteile und Nachbargrund-
raumabschließende Bauteile definiert sind. Der ergeben sich je nach Anforderung aus der stücke übertragen werden kann. Von Brand-
Brandbereich mit dem höchsten Schutzziel ist Funktion der Bauteile aus DIN EN 13 501 wänden muss ein Mindestabstand für Ober-
der sogenannte Brandabschnitt, über den eine sowie aus DIN 4102 (Abb. C 3.5). Anforderun- lichter, Lichtkuppeln und Öffnungen in Dächern
Brandausbreitung mit der höchsten Zuverläs- gen an die Feuerwiderstandsklasse für Dächer von 1,25 m eingehalten werden (siehe § 32 (5)
sigkeit verhindert werden muss. Alle Bauteile, bzw. Flachdächer sowie für deren Unter- MBO).
die den Brandabschnitt begrenzen (Decken stützungen werden im Allgemeinen nur bei Bei der Unterteilung großer Gebäude in
und Wände mit ihren jeweiligen Unterstützun- Sonderbauten gestellt. Bei Dächern ist auch Brandabschnitte ist zu beachten, dass die
gen), dürfen für die Dauer des geforderten zu berücksichtigen, dass die Begrenzung der Brandwände ausreichend weit von der
Raumabschlusses ihre Standsicherheit nicht Brandausbreitung nicht nur über den Raum Außenwand des höheren Gebäudes entfernt
verlieren. unterhalb des Dachs, sondern auch von sind. An der aufgehenden Außenwand muss
angrenzenden Gebäuden aus erfolgen kann. das Dach auf einer Breite von mindestens 5 m
Baustoffklassen Deshalb müssen größere Dächer im Regelfall bzw. dem Höhenunterschied zwischen den
An alle geeigneten brennbaren Baustoffe, die mit einer sogenannten harten Bedachung beiden Gebäudeteilen feuerbeständig und
im Bauwesen zum Einsatz kommen, werden in (Widerstandsfähigkeit von Bedachungen ohne Öffnungen ausgeführt werden, wenn die
Bezug auf ihre Entflammbarkeit Ansprüche gegen Flugfeuer und strahlende Wärme) genannten Abstände nicht eingehalten werden.
gestellt. Grundsätzlich unterscheidet man zwi- ausgeführt werden. Die zugehörige Prüfung Diese Anforderung gilt auch, wenn unter der
schen nicht brennbaren (Klasse A) und brenn- erfolgt nach DIN 4102-7 bzw. DIN V ENV 1187. aufgehenden Außenwand keine Brandwand
baren Baustoffen (Klasse B). In definierten Anforderungen an die Ausführung von groß- angeordnet ist (siehe § 32 (7) MBO). In diesem
Brandversuchen geprüft, werden brennbare flächigen Dächern zur Begrenzung einer Fall ergibt sich die Feuerwiderstandsklasse aus
Stoffe als schwer entflammbar (Klasse B 1) oder Brandweiterleitung über das Dach bei einer Abb. C 3.8 und ist nur für eine Beanspruchung
normal entflammbar (Klasse B 2) eingestuft. Die Brandwirkung von unten legt die deutsche von innen nach außen zu erbringen. Dies kann
Brandszenarien sind bei schwer entflammbaren Prüfnorm DIN 18 234 fest, die vorwiegend für dann z. B. auch durch eine feuerwiderstands-
Baustoffen der Entstehungsphase zugeordnet. die Herstellung von Dächern in Industriebauten fähige Unterdecke erfolgen, wobei zu beachten
Die bei der Prüfung auftretende Brandleistung zu beachten ist. Diese Prüfnorm ist eine deut- ist, dass auch die tragenden Bauteile (Stützen
entspricht in etwa dem Brand eines Papier- sche Eigenheit und hat derzeit noch keine und Träger) für diese Unterdecke bei einem
korbs, während normal entflammbare Baustoffe europäisch Entsprechung. Brand im betroffenen Raum entsprechend feu-
mit einer Leistung geprüft werden, die der erwiderstandsfähig sein sollten.
Flamme eines Feuerzeugs entspricht. Bau- Die genannten Anforderungen müssen auch
stoffe, die nicht alle Anforderung an schwer Normative Brandschutzanforderungen an bei Sonderbauten eingehalten werden, sofern
oder normal entflammbare Baustoffe erfüllen, Flachdächer die relevanten Vorschriften keine davon abwei-
sind leicht entflammbar (Klasse B 3) und dür- chenden Regelungen treffen.
fen nicht eingesetzt werden. Die genannten Bei Dächern wird in Bezug auf den Brand-
Bezeichnungen für die Baustoffklassen finden schutz nach Anforderungen an die Bedachung Versammlungsstätten
sich in den Bauvorschriften, die bei der Verwen- und an die Feuerwiderstandsfähigkeit der Trag- Bei Versammlungsstätten ohne automatische
dung von Baumaterialien zu beachten sind. konstruktion unterschieden. Nur in Ausnahme- Feuerlöschanlagen muss das Tragwerk der
Die genannten Prüfungen nach DIN 4102-1 fällen gelten auch besondere Vorschriften für Dächer über den Versammlungsräumen feuer-
werden im Zuge der europäischen Harmonisie- den Raumabschluss. hemmend sein. Dachtragwerke über Tribünen

76
Brandschutz

und Szenenflächen im Freien müssen mindes- bauaufsichtliche tragend ohne tragend mit nicht tragende nicht tragende
Benennung Raumabschluss Raumabschluss Innenwände Außenwände
tens feuerhemmend klassifiziert sein oder
feuerhemmend R 30 REI 30 EI 30 E 30 2
aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen
[F 30] [F 30] [F 30] EI 30 2
(siehe § 3 (1) Versammlungsstättenverordnung [W 30]
VStättVO). hochfeuerhemmend R 60 REI 60 EI 60 E 60 2
Unterdecken und Bekleidungen an Decken in [F 60] [F 60] [F 60] EI 60 2
Versammlungsräumen (und damit auch unter [W 60]
Flachdächern über Versammlungsräumen) feuerbeständig R 90 REI 90 EI 90 E 90 2
sind aus nicht brennbaren Baustoffen auszu- [F 90] [F 90] [F 90] EI 90 2
[W90]
bilden. In Versammlungsräumen von nicht
Brandwand REI-M 90 EI-M 90
mehr als 1000 m² Grundfläche können auch
Bekleidungen aus mindestens schwer ent- Komplextrennwand 1 REI-M 180 EI-M 180
1
flammbaren Baustoffen oder geschlossen nicht keine Anforderung aus dem Bauordnungsrecht
2
von innen nach außen C 3.5
hinterlüftete Holzbekleidungen eingesetzt
werden (siehe § 3 (2) VStättVO). Dämmstoffe
Gebäudeklasse Anforderung Bemerkung
müssen aus nicht brennbaren Baustoffen
bestehen (siehe § 4(1) VStättVO). GKL 5 feuerbeständig –
GKL 4 hochfeuerhemmend ≤ 13 m Höhe
Verkaufsstätten GKL 2 und 3 feuerhemmend ≤ 7 m Höhe
Bei Verkaufsstätten gelten nach der Muster- C 3.6
Verkaufsstättenverordnung (MVkVO) die
gleichen Anforderungen an die Feuerwider-
standsklasse des Dachtragwerks wie bei
Versammlungsstätten. Die Bedachung über

_ 30
Verkaufsräumen muss (einschließlich der

_ 30

>
1

_ 50
Dämmung) mit Ausnahme der Dachhaut und

>
1

>
der Dampfsperre aus nicht brennbaren Bau- 2
stoffen bestehen.

Industriebauten
Bei Industriebauten werden in Abhängigkeit
von den anlagentechnischen und abwehren-
den Brandschutzmaßnahmen größere Brand-
abschnitte zugelassen, d. h. der Abstand von 3 2
Brandwänden kann gegenüber den Anforde-
3
rungen der MBO vergrößert werden (IndBauRL, 4
Abschnitt 6). Außerdem besteht die Möglich-
1 Wärmedämmung nicht brennbar 1 Wärmedämmung nicht brennbar
keit, die Anforderungen an die Tragkonstruktion 2 Dachhaut, Klebstoffe, Wärmedäm- 2 Trapezblech
abhängig von den vorhandenen Brandlasten mung nicht brennbar 3 Stahlauflage
zu berechnen. Dazu wird eine Brandlastbe- a 3 Brandwand b 4 Stahlstütze C 3.7
rechnung als Bemessungsverfahren nach DIN
18 230 angewendet (IndBauRL, Abschnitt 7). Anzahl der Geschosse
Die tragenden und aussteifenden Bauteile 1 2 3 4 5
des Gebäudes
sowie das Haupttragwerk des Dachs (z. B. Feuerwiderstandsdauer ohne F 30 F 30 F 60 F 90 F 60 F 90 F 90 F 90
Binder) sind ohne Brandlastberechnung in der der tragenden und Anforde-
Feuerwiderstandsklasse nach Abb. C 3.8 her- aussteifenden Bauteile rungen
zustellen. Sie müssen aus nicht brennbaren Sicherheitskategorie Größe von Brandabschnitten [m2]
Baustoffen bestehen oder feuerhemmend aus- K1 1800 1 3000 800 2, 3 1600 2 2400 1200 2, 3 1800 1500 1200
geführt sein. Holz- oder Kunststofftragwerke K2 2700 1 4500 1200 2, 3 2400 2 3600 1800 2 2700 2300 1800
sind daher nur zulässig, wenn diese mindes- K 3.1 3200 1 5400 1400 2, 3 2900 2 4300 2100 2 3200 2700 2200
tens feuerhemmend ausgebildet werden. K 3.2 3600 1 6000 1600 2, 3 3200 2 4800 2400 2 3600 3000 2400
Bedachungen mit einer Dachfläche von mehr K 3.3 4200 1 7000 1800 2, 3 3600 2 5500 2800 2 4100 3500 2800
als 2500 m2 (Aufbau z. B. bestehend aus Dach- K 3.4 4500 1 7500 2000 2, 3 4000 2 6000 3000 2 4500 3800 3000
haut, Wärmedämmung, Dampfsperre, Träger K4 10000 1 10000 8500 8500 8500 6500 6500 5000 4000
der Dachhaut) sind nach den Anforderungen in 1
Breite des Industriebaus ≤ 40 m und Wärmeabzugsfläche ≥ 5 % (nach DIN 18 230-1)
2
der IndBauRL, Abschnitt 5.11 so auszubilden, Wärmeabzugsfläche ≥ 5 % (nach DIN 18 230-1)
3
dass eine Brandausbreitung über das Dach Für Gebäude geringer Höhe ergibt sich nach §25 Abs. 1 im Vergleich zu § 28 Abs. 1 Nr. 2 MBO eine zulässige
Größe von 1600 m2
behindert wird. Dies gilt z. B. als erfüllt bei C 3.8
Dächern
C 3.5 Baustoffanforderungen und Klassifizierungen a Anschluss eines Flachdachs an eine tragende
• nach DIN 18 234-1 einschließlich Beiblatt 1
nach europäischen und deutschen Prüfverfahren Brandwand bei massiven Flachdächern
• mit tragender Dachschale aus mineralischen C 3.6 Anforderungen an tragende Bauteile (Stützen, b Anschluss eines Flachdachs an eine nicht
Baustoffen (wie Beton und Porenbeton) Decken und gegebenenfalls Flachdächer) in tragende Brandwand bei Flachdächern aus
• mit Bedachungen aus nicht brennbaren Bau- Abhängigkeit von der Gebäudeklasse nach Trapezblech
stoffen. MBO C 3.8 zulässige Größe von Brandabschnitten in
C 3.7 Bei Anschlüssen an eine Brandwand dürfen Industriebauten ohne Brandlastberechnung, ab-
brennbare Dachbahnen und andere brenn- hängig von der Feuerwiderstandsdauer der tra-
bare Bauteile nicht in die Brandwand eingreifen genden aussteifenden Bauteile sowie der Anzahl
oder über diese hinwegführen. der Geschosse

77
Schallschutz

Phillip Leistner, Lutz Weber

C 4.1
Das Ziel der akustischen Gestaltung von Ein Bauteil mit einer Schalldämmung von
Gebäuden ist es, geeignete Bedingungen R = 30 dB vermindert die Schallleistung bei-
für die Nutzer zu schaffen. Gesundheit, spielsweise um den Faktor 1000. Da zwischen
Wohlbefinden und bei Arbeitsräumen auch der Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs
die Leistungsfähigkeit sind die wesentlichen und dem einwirkenden Schalldruck ein loga-
Gesichtspunkte. Dabei geht es nicht nur um rithmischer Zusammenhang besteht, wird sub-
das Vermeiden von Belästigungen oder gar jektiv lediglich eine Verringerung der Laut-
Belastungen, sondern darum, aktiv für ange- stärke um etwa den Faktor 8 empfunden. Eine
nehme akustische Bedingungen zu sorgen. Pegelminderung von 10 dB entspricht im mittle-
Aspekte wie Luftschalldämmung gegenüber ren Pegelbereich in etwa einer Halbierung der
Außengeräuschen, Trittschall- und Körper- wahrgenommenen Lautstärke. Erfolgt die
schalldämmung sowie Schallabsorption im Schallübertragung neben dem trennenden
Raum spielen in diesem Zusammenhang eine Bauteil zusätzlich auch über flankierende Bau-
wesentliche Rolle. Da sich die einzelnen Krite- teile, so ist der Buchstabe R mit einem Apost-
rien gegenseitig beeinflussen, sind die schall- roph zu versehen (sogenanntes Bauschall-
technischen Anforderungen in Kombination dämmmaß R').
mit den konstruktiven, wärme- und feuchte-
schutztechnischen sowie gestalterischen Bewertetes Schalldämmmaß
Aspekten zu sehen, um eine funktionale und Da im Allgemeinen mit zunehmender Frequenz
wirtschaftlich beste Ausführung zu erreichen. ein starker Anstieg des Schalldämmmaßes zu
verzeichnen ist, wird die Schalldämmung nor-
malerweise als Terzspektrum im Frequenzbe-
Grundlagen reich von 50 – 5000 Hz gemessen. Für viele
bauakustische Anwendungen ist eine frequenz-
Physikalisch bedingt beeinflussen sich bau- abhängige Betrachtung jedoch nicht unbedingt
und raumakustische Eigenschaften in unter- erforderlich, sodass die Berechnungen nähe-
schiedlichem Maß. So hängt z. B. der resultie- rungsweise mit Einzahlangaben erfolgen kön-
rende Schallschutz zwischen Räumen sowohl nen. Um eine repräsentative Einzahlangabe zu
von der Schalldämmung der Trennbauteile als erhalten, wird aus dem gemessenen Spektrum
auch von der akustischen Dämpfung in den nach DIN EN ISO 717-1 das bewertete Schall-
Räumen ab. Im Folgenden werden einige wich- dämmmaß Rw gebildet. Bei Außenbauteilen ist
tige begriffliche Definitionen vorgenommen Rw allerdings mit Vorsicht anzuwenden, da es
(Abb. C 4.2). auf das Spektrum wohnüblicher Innengeräu-
sche abgestimmt ist, während Außenlärm (z. B.
C 4.1 Der Schutz vor Verkehrslärm ist eines der wesent- Luftschalldämmung Verkehrsgeräusche) demgegenüber zumeist
lichen Ziele der akustischen Planung. Die Luftschalldämmung beschreibt den Wider- in weitaus stärkerem Maße tieffrequente Ge-
C 4.2 akustische Aspekte, welche die Planung und stand eines Bauteils gegen Schallschwingun- räuschanteile enthält [1]. Erschwerend kommt
Ausführung von Flachdächern beeinflussen: gen durch Außenlärm, aber auch durch Geräu- hinzu, dass Rw nur für den Frequenzbereich
1 Luftschalldämmung von Lichtkuppeln,
Lüftungselementen usw.
sche aus benachbarten Räumen im Gebäude. von 100 bis 3150 Hz gebildet wird, sodass
2 Schalllängsdämmung zwischen Räumen wichtige Teile des menschlichen Hörbereichs,
3 Schallabstrahlung infolge Trittschall, Schwin- Schalldämmmaß der mit unterschiedlicher Empfindlichkeit von
gungen von Anlagen und Installationen Die Schallschutzwirkung von Bauteilen gegen- etwa 20 bis 20 000 Hz reicht, ausgespart blei-
4 Regengeräusche
über Luftschallanregung ist durch ihr Schall- ben. Das gilt insbesondere für die Frequenzen
5 Nachhallzeit im Raum
C 4.3 Mindestanforderungen an das resultierende dämmmaß R gekennzeichnet, das als logarith- zwischen 50 und 100 Hz, die beim baulichen
Schalldämmmaß in Abhängigkeit vom maßgebli- misches Verhältnis zwischen auftreffender und Schallschutz gegenüber Verkehrslärm eine
chen Außenlärmpegel L mA nach DIN 4109 durchgelassener Schallleistung, P1 und P2, wichtige Rolle spielen. Zur Berücksichtigung
C 4.4 resultierendes Schalldämmmaß eines Flachdachs definiert ist: der besonderen akustischen Situation bei
in Abhängigkeit vom Flächenanteil der Oberlichter
C 4.5 Korrektursummand K zur Berücksichtigung
Außenbauteilen wird der Spektrum-Anpas-
des Frequenzspektrums von Außenlärm nach
VDI 2719 und VDI 4100
R = 10 lg
( )
P1
P2
[dB] sungswert Ctr nach DIN EN ISO 717-1 verwen-
det, der zum bewerteten Schalldämmmaß Rw

78
Schallschutz

zu addieren ist. Der Ctr Wert berücksichtigt setzt sich in der geltenden Rechtsprechung in Anlagen Oberlichter Dachventilatoren
Installationen Lichtkuppeln Naturzuglüftung
Lärmquellen wie z. B. städtischer Straßenver- zunehmendem Maße die Ansicht durch, dass
kehr. Alternativ können auch die in VDI 2719 über die Mindestanforderungen der DIN 4109
und VDI 4100 definierten Korrektursummanden hinaus der im Rahmen der vereinbarten Bau- M
herangezogen werden. In den geltenden weise bei einwandfreier Ausführung gemäß
Schallschutzanforderungen, die sich auch bei den anerkannten Regeln der Technik erreich-
Außenbauteilen auf das bewertete Schall- bare Schallschutz geschuldet ist [3]. 3 4 1 2 1 1
dämmmaß Rw beziehen, ist diese Problematik
allerdings bislang nicht berücksichtigt. Resultierendes Schalldämmmaß
Das resultierende Schalldämmmaß aller Außen- 5 5
Schalldämmung des Dachs bauteile R'w,res bringt zum Ausdruck, dass sich
Zur Messung der Schalldämmung im Prüfstand die Außenfläche von Räumen häufig aus Ele-
wird das zu prüfende Dach nach DIN EN menten mit unterschiedlicher Schalldämmung
ISO 140-3 zwischen zwei übereinanderliegen- zusammensetzt, wie z. B. ein Flachdach mit
den Räumen eingebaut. Im oberen Raum Oberlichtern, Lichtkuppeln und Dachlüftern. In C 4.2
(Senderaum) wird mit einem Lautsprecher diesem Fall ist das resultierende Schalldämm-
ein diffuses Schallfeld erzeugt. Die daraus maß der Gesamtfläche nach folgender Glei-
resultierenden Schallpegel im Sende- und chung zu bestimmen:
Empfangsraum, L1 und L2, werden gemessen. Außenlärmpegel erforderliches Schalldämmmaß
Aus den Messwerten lässt sich die Schall-
dämmung des Dachs bestimmen:
R' w,res = -10 lg
mit Sges = ∑ Sj
( Sges j j )
1 ∑ S 10 -R'w,j /10 dB [dB] LmA [dB(A)]
Wohnräume
R'w,res [dB]
Arbeitsräume
≤ 55 30 –
( )
j
R = L1 - L2 + 10 lg S∙T [dB]
0,16 V Sj Fläche des j-ten Elements ≤ 60 30 30
R'w,j bewertetes Schalldämmmaß des j-ten ≤ 65 35 30
S Bauteilfläche [m2] Elements
≤ 70 40 35
V Empfangsraumvolumen [m2]
T Nachhallzeit im Empfangsraum [s] Da die Schalldämmung von Oberlichtern oft ≤ 75 45 40
verhältnismäßig gering ist, bestimmen sie ≤ 80 50 45
Am Bau wird die Dachfläche nach DIN EN häufig die resultierende Schalldämmung der 1
> 80 50
ISO 140-5 von oben in einem Winkel von 45° gesamten Dachfläche (Abb. C 4.4). Gleiches
1
mit einem Lautsprecher beschallt. Die nach gilt für Lüftungseinrichtungen, sofern sie nicht Festlegung anhand der örtlichen Gegebenheiten
DIN EN ISO 140-3 und DIN EN ISO-5 ermittel- über wirkungsvolle Schalldämpfer verfügen. C 4.3
ten Schalldämmmaße stimmen annähernd Um einen effektiven Schallschutz zu gewähr-
überein, wobei sich am Bau wegen der anders- leisten, ist es daher erforderlich, die verschie-
artigen Geräuschanregung im Allgemeinen denen Dachelemente akustisch aufeinander
etwa 1– 2 dB höhere Werte ergeben [2]. abzustimmen, wobei sich die Schalldämmmaße 50
R'W, res [dB]

Zum Schutz vor Außenlärm sind in DIN 4109 nach Möglichkeit nicht zu stark voneinander
48
Mindestanforderungen an die Luftschalldäm- unterscheiden sollten.
R' W, Dach = 50 dB
mung von Außenbauteilen festgelegt. Die 46 R'W, Dach = 45 dB
Anforderungen sind baurechtlich verbindlich Maßgeblicher Außenlärmpegel R'W, Dach = 30 dB
und hängen neben dem Außenlärmpegel von Der maßgebliche Außenlärmpegel LmA, an dem 42
der Art des schutzbedürftigen Raums ab. sich die Höhe der Schallschutzanforderungen
Eine weitere zu beachtende Komponente stellt bemisst, beschreibt den tagsüber, d. h. in der 40
auch die anteilige Fläche der Außenbauteile Zeit von 6 bis 22 Uhr, im zeitlichen Mittel auf
38
dar. Zu den angegebenen Anforderungen das betrachtete Außenbauteil einwirkenden
(Abb. C 4.3) ist deshalb in Abhängigkeit vom Lärmpegel. Der maßgebliche Außenlärmpegel 36
Verhältnis zwischen der gesamten Außenfläche wird im Normalfall rechnerisch ermittelt. Je nach
SAges und der Grundfläche SG des betrachteten vorhandener Lärmquelle (z. B. Straßen- oder 34
Raums die Korrektur K zu addieren: Schienenverkehr) sind unterschiedliche Regel- R' W, Oberlicht = 30 dB
0
werke wie z. B. die Richtlinien für den Lärm-

 ( )  SAges schutz an Straßen (RLS 90) oder die Vorläufige 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20


K = 10 lg + 1 [dB] Flächenanteil Oberlichter [%]
SG Berechnungsmethode für den Umgebungslärm
an Schienenwegen (VBUSch) heranzuziehen. C 4.4
Bei den Anforderungen handelt es sich, wie Vereinfachte Verfahren zur Abschätzung des
schon erwähnt, um Mindestwerte, die gemäß einwirkenden Verkehrslärms sind in DIN 4109,
DIN 4109 dazu bestimmt sind, in Aufenthalts- Ziffer 5.5 sowie in DIN 18 005-1 enthalten. Bei
Geräuschquelle Korrektur-
räumen Menschen vor unzumutbaren Belästi- Gewerbelärm können häufig vereinfachend die
summand
gungen durch Schallübertragung zu schützen. gemäß der Gebietsausweisung im Bebauungs- K [dB]
Für Wohnungen mit gehobenen Komfortan- plan nach der Technischen Anleitung zum
Bahnstrecken mit überwiegend 0
sprüchen ist daher in VDI 4100 im Rahmen der Schutz gegen Lärm (TA Lärm) geltenden Personenverkehr
Schallschutzstufe SSt III der Vorschlag aufge- Immissionsrichtwerte herangezogen werden.
übrige Bahnstrecken 3
nommen, die Mindestanforderungen um 5 dB Ist der maßgebliche Außenlärmpegel LmA
zu erhöhen. Im Gegensatz zu den Mindest- bekannt und soll im zeitlichen Mittel ein vorge- innerstädtische Straßen 6
werten ist dieser Vorschlag baurechtlich nicht gebener Innenpegel LI nicht überschritten wer- andere Straßen 3
verbindlich, sondern zwischen den Vertrags- den, so lässt sich das erforderliche Schall-
Flughäfen 6
parteien explizit zu vereinbaren. Allerdings dämmmaß der Außenbauteile nach VDI 2719
C 4.5

79
Schallschutz

C 4.6 Normhammerwerk zur Messung der Trittschall-


dämmung
C 4.7 Schallübertragung zwischen zwei benachbarten
Räumen. Neben dem direkten Übertragungsweg
Dd gibt es drei Flankenwege Ff, Fd und Df. Für die
Längsdämmung des Dachs ist zumeist der Weg
Ff maßgebend.
C 4.8 schematische Darstellung eines Regenge-
Fd Ff
räuschprüfstands
C 4.9 Regengeräuschprüfstand Dd
C 4.10 Verminderung der Schallübertragung durch eine
elastische Lagerung in Abhängigkeit vom Fre- Df
quenzverhältnis f / fR. Hierbei bezeichnet fR die
Resonanzfrequenz der Lagerung. Positive Werte
entsprechen einer Verminderung, negative einer
Verstärkung der Schallübertragung.
Die dargestellten Kurven wurden vereinfachend
mit dem Modell eines bedämpften Einarm-
schwingers berechnet.
C 4.6 C 4.7
und VDI 4100 gemäß folgender Gleichung Dächern und Trennwänden mit hoher Schall- Gebäude in Massivbauweise aufgesetzt wer-
ermitteln: dämmung – erheblich herabsetzen kann den soll. Wenn die Schalllängsdämmung eines
R'w,res = LmA - LI + 10 lg
(SgesT
0,16 V )
dB + K [dB] (Abb. C 4.7). Um den Einfluss des Dachs auf
das Bauschalldämmmaß von Innenwänden
zu ermitteln, ist eine Schallausbreitungsbe-
Dachs nicht ausreicht, kann eine abgehängte,
nicht durchlaufende Unterdecke und manch-
mal auch eine verbesserte Ausbildung der
Sges Gesamtfläche der Außenbauteile [m2] rechnung nach DIN EN 12 354-1 durchzufüh- Stoßstelle zwischen Innenwand und Dach
K Korrektursummand zur Berücksichtigung ren. Dabei müssen die Beiträge der verschie- unterstützend wirken.
des Frequenzspektrums des einwirkenden denen Übertragungswege energetisch addiert
Außenlärms (0 dB ≤ K ≤ 6 dB; Abb. C 4.5, werden: Trittschalldämmung
S. 79) Bei der aktiven Nutzung eines Flachdachs
R' = -10 lg (10 -RDd /10 dB + ∑10 -R ij /10 dB) [dB] bestehen neben dem Luftschallschutz auch
i,j
Diese Art der Berechnung ist immer dann Anforderungen an die Trittschalldämmung. Zur
anzuwenden, wenn individuelle Anforderungen In der Gleichung sind neben der direkten Über- Bestimmung der Trittschalldämmung wird die
an den Innenpegel in Bauten bestehen. tragung durch die Trennwand (Schalldämm- Oberseite des Dachs nach DIN EN ISO 140-7
Mit der derzeitigen Überarbeitung der DIN maß RDd) über zwölf verschiedene Flanken- mit einem Normhammerwerk (Abb. C 4.6)
4109 soll das bislang verwendete Schalldämm- wege (Schalllängsdämmmaße Rij zwischen den angeregt und der resultierende Schallpegel Li
maß R in die Standard-Schallpegeldifferenz DnT Flankenbauteilen i und j) summiert, die in allen im Empfangsraum unterhalb des Dachs
überführt werden. Da DnT statt auf die äquiva- Fällen auf die Fläche (Fläche der Trennwand) gemessen. Aus dem Messwert ergibt sich der
lente Absorptionsfläche auf die Nachhallzeit bezogen sind. Die Schalllängsdämmung Rij Norm-Trittschallpegel L'n des Dachs:
bezogen ist, besteht zwischen R und DnT eine ergibt sich aus den Schalldämmmaßen Ri und
systematische Differenz, die von den geo-
metrischen Verhältnissen im Empfangsraum
abhängt. Bei der Schallübertragung durch ein
Rj der beteiligten Bauteile in Verbindung mit
dem Stoßstellendämmmaß Kij an der Verbin-
dungsstelle.
( 10 T )
L'n = Li + 10 lg 0,16 V [dB]

Dach in einen quaderförmigen Raum mit der Das Bauschalldämmmaß R' ist stets kleiner als V Raumvolumen [m3]
Höhe h besteht zwischen den beiden zuvor die Schalldämmung jedes einzelnen Übertra- T Nachhallzeit [s]
genannten Größen folgender Zusammenhang: gungswegs Rij. Dies hat zur Folge, dass das
Bauteil mit dem geringsten Schalldämmmaß in Ähnlich wie beim Luftschall wird auch beim
DnT = R + 10 lg (h) dB - 5 [dB] der Bilanz die Schallübertragung bestimmt. Trittschall aus der frequenzabhängigen Größe
Bei der Annahme, dass alle Übertragungswege L'n eine Einzahlangabe, der bewertete Norm-
~ 3,1 m
Daraus ergibt sich, dass R und DnT für h = Rij die gleiche Schalldämmung haben, würde Trittschallpegel L'n,w, gebildet. Bei den Schall-
den gleichen Wert haben, während sich für R' um 10 lg(13) dB =~ 11,1 dB unter dem Wert schutzanforderungen an die Trittschalldäm-
eine typische Raumhöhe von 2,5 m eine Diffe- von Rij liegen. Daraus ergibt sich, dass es im mung von Bauteilen ist zwischen baurechtlich
renz von 1,0 dB (DnT < R) ergibt. Da sich die Allgemeinen ausreicht, wenn das Schalllängs- verbindlichen Mindestanforderungen und Vor-
Zahlenwerte für die Schallschutzanforderungen dämmmaß des Dachs etwa 10 dB mehr als das schlägen für erhöhten Schallschutz zu unter-
an Außenbauteile nach derzeitigem Bearbei- angestrebte Bauschalldämmmaß beträgt. Trifft scheiden. Für die Trittschalldämmung von
tungsstand der Norm nicht ändern, bedeutet dies auch für die anderen Flankenwege zu, Dächern gibt es in DIN 4109 zwar keine explizi-
dies, dass sich die Anforderungen, bezogen kann davon ausgegangen werden, dass sich in ten Anforderungen, jedoch lassen sich sinnge-
auf eine Raumhöhe von 2,5 m, um 1dB ver- Summe eine ausreichende Schalldämmung mäß die Werte für Terrassen und Loggien über
schärfen. ergibt. Aufenthaltsräumen heranziehen, für die eine
Unter Beachtung der genannten Bemessungs- Mindestanforderung von L'n,w ≤ 53 dB und ein-
Schalllängsdämmung regel kann im Allgemeinen auf eine detaillierte Vorschlag für erhöhten Schallschutz von
Für den baulichen Schallschutz bei Dächern ist Berechnung nach DIN EN 12 354-1 verzichtet L'n,w ≤ 46 dB angegeben ist.
nicht nur der Schalldurchgang von außen nach werden. Prinzipiell besteht zwischen der Die Trittschalldämmung von Flachdächern
innen, sondern vielfach auch die Schalllängs- Schalldämmung in Längs- und Durchgangs- ist im Bauteilkatalog der DIN 4109 nicht ver-
leitung innerhalb der Dachkonstruktion von richtung ein enger Zusammenhang. Leichte treten. Zur Orientierung kann auf Werte für
Bedeutung. Durch die Schalllängsleitung über Dächer mit niedriger Durchgangsdämmung Decken mit ähnlichem Aufbau zurückgegrif-
das Dach entsteht ein zusätzlicher Schallüber- bereiten deshalb häufig auch in Bezug auf die fen werden, die neben der DIN 4109 z. B. auch
tragungsweg zwischen benachbarten Innen- Schalllängsdämmung Probleme. Vorsicht ist in einem umfangreichen Forschungsbericht
räumen, der die Schalldämmung zwischen insbesondere dann geboten, wenn ein leichtes der Physikalisch-Technische Bundesanstalt zu
diesen Räumen – insbesondere bei leichten Flachdach auf ein hoch schallgedämmtes finden sind [4].

80
Schallschutz

Pegelminderung [dB]
30 D = 0,1
D = 0,3
20 D = 0,5

Wassertank in
allen Richtungen
10
beweglich

1,25
anregende
0
30° Kraft

Maschine
2,709
flexible -10
Einbaumaske für Federsteife Dämpfer
Prüfgegenstände übertragene
2,54

Empfangsraum
V = 50,8 m3 -20 Kraft
0 1 √2 2 3 4 5
Frequenzverhältnis f/f R
C 4.8 C 4.9 C 4.10
Um einen wirksamen Trittschallschutz zu sind eng miteinander verknüpft, sodass ein isolierenden elastischen Lagerung ist, dass
gewährleisten, wird die Dachkonstruktion – hoher Regengeräuschpegel zumeist mit Defizi- die Resonanzfrequenz genügend weit unter
vergleichbar einer Decke mit schwimmendem ten bei der Schalldämmung einhergeht. der Frequenz der Anlagengeräusche liegt,
Estrich – als zwei- oder mehrschaliges Bauteil Da bei Flachdächern Regentropfen senkrecht da die akustische Wirkung ansonsten stark
ausgeführt. Dabei ist zwischen Ober- und auf die Dachfläche auftreffen entstehen beeinträchtigt oder sogar umgekehrt werden
Unterseite eine geeignete Trennschicht aus besonders starke Regengeräusche. Um kann. Der Grund dafür ist, dass die Isola-
trittschalldämmendem elastischem Material akustische Beeinträchtigungen zu vermeiden, tionswirkung erst ein Stück weit oberhalb
anzuordnen. sollte die Dachkonstruktion deshalb über eine der Resonanz einsetzt und mit zunehmender
ausreichende Luftschalldämmung verfügen. Frequenz steil ansteigt (Abb C 4.10). In der
Regengeräusche Bei einem bewerteten Schalldämmmaß von Umgebung der Resonanz erfolgt hingegen
Durch den Aufprall von Regentropfen auf R'w,res ≥ 45 dB ist davon auszugehen, dass der eine Verstärkung der Schallübertragung,
Dächer kommt es möglicherweise in den dar- Regengeräuschpegel im Gebäudeinneren – sodass der Lärmpegel in diesem Frequenz-
unterliegenden Räumen zu einem hohen abgesehen von Ausnahmewetterlagen wie z. B. bereich zunimmt.
Geräuschpegel, der als sehr störend empfun- schwere Wolkenbrüchen oder Hagel – einen Im Fall einer vollflächigen elastischen Lagerung
den werden kann. Das gilt insbesondere für Pegel von LI = 40 dB(A) nicht überschreitet, ergibt sich die Resonanzfrequenz fR gemäß:
leichte Dächer sowie für Oberlichter und Dach- sodass sich die Lärmstörungen in einem ver-
fenster. Der ermittelte Regengeräuschpegel für
verschiedene leichte Dachkonstruktionen liegt
bei etwa 50 – 70 dB(A), bei leichten Membran-
tretbaren Rahmen halten. Bei inhomogenen
Dachflächen (Dächer mit Oberlichtern etc.) ist
zu berücksichtigen, dass die Teilflächen mit
fR = 1
2π √(
s' 1 + 1
m''1 m''2 ) [Hz]

konstruktionen zum Teil auch deutlich darüber. der niedrigsten Dämmung in Summe den s' = E/d
Die genannten Pegel sind so hoch, dass Kom- Schalldurchgang bestimmen.
munikation und Arbeitsbedingungen in den m''1, m''2 Massen der schwingenden Bauteile
betroffenen Räumen erheblich beeinträchtigt Gebäudetechnik s dynamische Steifigkeit [N/m3]
sind. Nach Möglichkeit sollte bei leichten Flachdächer dienen häufig als Aufstellungsort E Elastizitätsmodul [N/m2]
Dächern stets eine Regengeräuschprüfung für technische Einrichtungen wie z. B. Lüftungs- d Dicke der Elastomerschicht [m]
durchgeführt werden. und Klimaanlagen. Diese erzeugen Schwingun-
Da bislang kein einheitliches Messverfahren für gen, die als Körperschall in das Dach übertra- Zur Absenkung der Resonanzfrequenz ist ent-
Regengeräusche zur Verfügung steht, gibt es gen und von dort in die darunterliegenden weder eine Erhöhung der Bauteilmasse oder
derzeit diesbezüglich noch keine Schallschutz- Räume abgestrahlt werden. Die dadurch her- eine Verminderung der Steifigkeit der Lagerung
anforderungen. Seit 1997 steht mit DIN EN vorgerufenen Geräusche können störend sein erforderlich. In kritischen Fällen kann zur wei-
ISO 140-18 jedoch erstmals ein genormtes Ver- und unterliegen deshalb strengen Schall- teren Verbesserung der Körperschallisolation
fahren zur Messung von Regengeräuschen im schutzanforderungen. Nach der baurechtlich unter Umständen der Einsatz einer zweistufi-
Prüfstand zur Verfügung. Das Verfahren ver- verbindlichen Mindestanforderung gemäß gen elastischen Lagerung sinnvoll sein. Dabei
wendet zur Geräuschanregung einen Wasser- DIN 4109 darf in Wohnräumen der maximale sind zwei Masse-Feder-Systeme übereinander
tank mit gelochtem Boden, der sich in 3,5 m Pegel 30 dB(A), in Unterrichts- und Arbeitsräu- angeordnet. Hinweise zu den technischen
Höhe über dem geprüften Dachelement befin- men 35 dB(A) betragen. Für lüftungstechnische und akustischen Eigenschaften elastischer
det. Mithilfe des Tanks wird ein künstlicher Anlagen ohne auffällige Einzelgeräusche sind Lagerungen sind VDI 3727, VDI 2062 sowie
Regen mit definierter Tropfengröße und Nieder- jeweils 5 dB(A) höhere Werte zulässig. Die VDI 3833 zu entnehmen. Bei korrekter techni-
schlagsmenge (40 l/m2h) erzeugt, der starkem einfachste und wirkungsvollste Methode zur scher Auslegung lässt sich mit elastischen
natürlichen Regen entspricht. Dabei wird das Verminderung von Anlagengeräuschen besteht Lagerungen in der Praxis – abhängig vom Fre-
Prüfobjekt zu Schwingungen angeregt (Abb. darin, die haustechnische Anlage auf eine quenzspektrum der vorhandenen Geräusch-
C 4.8 und C 4.9) [5]. geeignete elastische Unterlage zu stellen. Bei quelle – ohne Weiteres eine Pegelminderung
Als Messgröße zur Kennzeichnung von Regen- richtiger Auslegung wird auf diese Weise eine von etwa 10 bis 20 dB erreichen.
geräuschen im Prüfstand dient der vom Prüf- wirksame Körperschallisolation zwischen
objekt in den darunterliegenden Empfangs- Anlage und Dach erreicht. Viele Hersteller rüs- Schallimmissionsschutz
raum abgestrahlte Schallintensitätspegel, der ten ihre Geräte bereits ab Werk mit elastischen Bei gewerblich genutzten Bauten, in denen
in etwa mit dem resultierenden Schallpegel in Lagern aus, die meistens in die Gerätefüße sich lärmintensive Anlagen oder Arbeitsstät-
einem üblich ausgestatteten Wohn- oder integriert sind und z. B. aus Stahlfedern oder ten befinden, muss neben den Schallschutz-
Arbeitsraum gleichzusetzen ist. Schalldäm- Elastomerelementen bestehen. anforderungen an die Innenräume auch
mung und Regengeräuschpegel von Bauteilen Wichtig bei der Planung einer körperschall- die Schallabstrahlung der Gebäudehülle

81
Schallschutz

bauliche Nutzung am maximaler Tages- 1

Nachhallzeit T [s]
Immissionsort beurteilungspegel Besprechungsräume
Lr
[dB(A)] 0,8
Tag1 Nacht 2
Industriegebiete 70 – 0,6
Gewerbegebiete 65 50 Sporträume
Kern-, Dorf- und Mischgebiete 60 45
0,4
allgemeine Wohn- und 55 40
Kleinsiedlungsgebiete
reine Wohngebiete 50 35 0,2

Kurgebiete, Krankenhäuser, 45 35
Pflegeanstalten
0
Zeiten gelten ausschließlich für Gewerbelärm 40 100 600
Zeitraum: 1 6 – 22 h, 2 22 – 6 h Raumvolumen V [m3]
C 4.11 C 4.12 C 4.13
nach außen beachtet werden. Die durch die • freie Schallausbreitung zwischen Dach und chen zu können, muss aus dem berechneten
Schallabstrahlung in der Nachbarschaft hervor- Immissionsort (d. h. keine abschirmenden Immissionspegel zunächst noch ein Beurtei-
gerufenen Geräuschimmissionen können zu Hindernisse im Ausbreitungsweg) lungspegel gebildet werden. Das geschieht im
Störungen und Belästigungen der Anwohner • Abstand zwischen Immissionsort und Mittel- einfachsten Fall bei gleichförmigem Anlagen-
führen und dürfen deshalb die Immissionsricht- punkt der Dachfläche ist mindestens doppelt geräusch ohne Ton-, Informations- und Impuls-
werte nach der TA Lärm nicht überschreiten. so groß wie die größte horizontale Abmes- haltigkeit unter Verwendung einer Gleichung,
Bei Immissionsrichtwerten ist zwischen Werten sung des Dachs (bei einem rechteckigen die sich auf den Tagesbeurteilungspegel mit
für den Tag und für die Nacht zu unterschei- Gebäude ist dies die Länge der Diagonale) einer Beurteilungsdauer von Tr = 16 h
den. Die Werte beziehen sich jeweils auf den • Abstand zwischen Dachmitte und Immissi- (6 – 22 Uhr) bezieht:
Beurteilungspegel Lr, unter dem der zeitlich onsort nicht mehr als ca. 200 m
gemittelte Schallpegel am Immissionsort
zuzüglich Zuschlägen für Ton- und Informati-
• gleichförmiges Schallfeld innerhalb des
Gebäudes (z. B. bei genügend hohen einge- ( [
Lr = 10 lg 1 Ti 10(Ls,i + 6 dB(A) /10 dB(A) +
Tr
onshaltigkeit, Impulshaltigkeit sowie Tages-
zeiten mit erhöhter Lärmempfindlichkeit zu ver-
stehen ist. Die Immissionsrichtwerte hängen
schossigen Industriehallen ohne separie-
rende Innenwände)
• annähernd ebenes Frequenzspektrum des
Ta 10 Ls,a /10 dB(A)
]) dB(A)

von der baulichen Nutzung des betroffenen Anlagengeräuschs Ti Einwirkungsdauer [h]


Gebiets ab und liegen gemäß Abb. C 4.12 Ls,i Immissionspegel des Anlagengeräuschs
zwischen 45 und 70 dB(A) am Tag sowie 35 Unter den genannten Voraussetzungen lässt in Zeiträumen mit erhöhter Lärmempfind-
und 50 dB(A) in der Nacht. sich die Schallabstrahlung des Dachs in einer lichkeit (6 – 7 und 20 – 22 Uhr) [dB(A)]
Zu den in Abb. C 4.12 aufgeführten Richtwer- Punktschallquelle im Mittelpunkt der Dachflä- Ta Einwirkungsdauer außerhalb der genann-
ten gibt es diverse Sonderregeln z. B. für kurz- che bündeln. Außerdem kann auf die Berück- ten Zeiträume [h]
zeitige Geräuschspitzen, seltene Ereignisse, sichtigung meteorologischer Einflüsse bei der Ls,a Immissionspegel des Anlagengeräuschs
Überdeckung des Gewerbelärms durch Ver- Schallausbreitung verzichtet werden, sodass außerhalb der genannten Zeiträume
kehrsgeräusche etc. Im Einzelfall kann sich sich für den Immissionspegel Ls ergibt: [dB(A)]
daraus eine Verschärfung der obigen Werte
ergeben, da sich die Immissionsrichtwerte auf LS = LI - R'w,res + Die Berechnungen eignen sich lediglich für
die Summe aller Geräuscheinwirkungen durch eine überschlägige Abschätzung der resultie-
Gewerbelärm beziehen. Sind in der Umgebung [10 lg (Sges) - 20 lg (s) - 17] dB(A) - Agr renden Lärmbelastung. Falls Zweifel hinsicht-
des Immissionsorts bereits Betriebe ansässig, lich der Gültigkeit der Anwendungsvorausset-
die den Richtwert weitgehend ausschöpfen, so
verbleibt für neue Betriebe ein entsprechend
geringerer Spielraum.
[ s (
mit Agr = 4,8 - 2 hm 17 + 300
s )] dB(A) > 0 zungen bestehen oder sich kein eindeutiges
Ergebnis ergibt, muss in jedem Fall eine detail-
lierte Schallausbreitungsberechnung gemäß
Die Berechnung des durch Gebäudeab- LI Innenpegel im Gebäude [dB(A)] der entsprechenden Regelwerke durchgeführt
strahlung an einem benachbarten Immis- R'w,re resultierendes Schalldämmmaß der werden. Ist dabei eine Überschreitung der gel-
sionsort hervorgerufenen Schallpegels erfolgt Dachfläche [dB] tenden Immissionsrichtwerte zu verzeichnen,
mittels DIN EN 12 354-4 »Schallübertragung Sges Gesamtfläche des Dachs [m2] muss das resultierende Schalldämmmaß des
von Räumen ins Freie« sowie DIN ISO 9613-2 s Abstand zwischen Dachmitte und Immis- Dachs mindestens um den Betrag der Über-
und VDI 2720 zur Schallausbreitung von der sionsort [m] schreitung erhöht werden. Die dafür erforderli-
Geräuschquelle zum Immissionsort. Verein- hm' mittlere Höhe des Schallstrahls über chen Maßnahmen sind die Erhöhung von
fachte Verfahren zur Ermittlung der einwir- Grund [m] Masse, die zusätzliche Erweiterung um Schich-
kenden Lärmbelastung sind außerdem in Agr Bodendämpfung [dB(A)] ten oder unterseitige Schallabsorption des
DIN 18 005 enthalten. In der Praxis ist die Dachs.
Schallausbreitungsberechnung meistens so Da sich Agr zwischen 0 und 4,8 dB bewegt, ist
kompliziert und aufwendig, dass sie nur mit die Bodendämpfung für eine grobe Abschät-
spezieller Software zu bewältigen ist. Unter zung des Immissionspegels in erster Näherung Raumakustik
bestimmten Voraussetzungen reicht eine ein- vernachlässigbar, wodurch das Berechnungs-
fache rechnerische Abschätzung zur Bestim- ergebnis einen entsprechenden Sicherheits- Während die von außen eindringenden Stör-
mung der durch die Schallabstrahlung von spielraum erhält. geräusche durch den baulichen Schallschutz
Flachdächern verursachten Geräuschbelas- Um das Ergebnis mit den vorgegebenen behandelt werden, konzentriert sich die raum-
tung jedoch oft aus: Immissionsrichtwerten (Abb. C 4.12) verglei- akustische Gestaltung auf die maßgeblichen

82
Schallschutz

Bauteil Material wirksamer Frequenzbereich

Faserplatten, Weichschäume
breitbandig
Unterdecken, Lochplatten mit Faserauflage
auch abgehängt
(> 20 cm Abhängehöhe) mikroperforierte Elemente mittel- und
Schlitz- und Streifenabsorber hochfrequent

Faserplatten
Akustiksegel,
mittel- und
Formkörper (Baffeln) Weichschäume
hochfrequent
frei im Raum
mikroperforierte Platten oder Folien
geschlossene Platten vor Luftschicht, vorwiegend
Plattenschwinger
z. B. Metall, Gipskarton, Holzwerkstoff tieffrequent
Absorber hinter gelochten oder geschlitzten
Abdeckungen, z. B. Trapezblech mittel- und
Deckenabsorber
hochfrequent
poröse Absorber mit textilen Bespannungen
C 4.14
Schallquellen im Raum unter dem Flachdach. deren Aufwands. Eine beachtliche Zahl von
Dabei stehen zwei Zielgrößen nutzungs- und Schallquellen, z. B. Transformatoren, Motoren
raumabhängig im Vordergrund: und Kompressoren, erzeugt in diesem Bereich
• die Dämpfung von Geräuschen (Lärm, intensive Störgeräusche.
Störungen) Für zahlreiche Kommunikationsräume gelten
• die Hörsamkeit und Verständlichkeit von die Empfehlungen nach DIN 18 041. Für Räume
Sprache, Musik und Signalen. in Schulen und Kindertageseinrichtungen sei
zusätzlich auf die bekannten Leitfäden verwie-
Die genannten Ziele führen z. B. in Kommuni- sen [6]. In Wohnungen gilt Eigenverantwortung
kationsräumen zu hohen Ansprüchen, da hier und in geräuschintensiven Produktionshallen
sowohl angemessene Lärmpegel als auch gute erweist sich die reduzierte Nachhallzeit oft als
Sprachverständlichkeit gefordert sind. Dies willkommene Lärmminderungsmaßnahme. Die
lässt sich mit wirkungsvollen Maßnahmen zur Halbierung der Nachhallzeit führt zu einer
Raumbedämpfung insbesondere auch an der Reduzierung des mittleren Lärmpegels um
Dachunterseite erreichen. Vorkehrungen zur ca. 3 dB (siehe S. 79f.). In Abb. C 4.13 sind die
Schallabschirmung im Raum sowie zur Len- volumenabhängigen Werte für die Nachhallzeit
kung oder gar Streuung des Schalls können in in Besprechungsräumen und Sporthallen
einigen Fällen hinzukommen. Planerisch ist wiedergegeben. Bei größeren Sporthallen,
also der Einbau von schallabsorbierenden Produktionshallen und Sondernutzungen sollte
Oberflächen vorzusehen. in jedem Fall eine fachgerecht festgelegte
Nachhallzeit eingehalten werden, welche die
Anforderungen spezifischen Nutzungsarten berücksichtigt.
Die traditionell maßgebliche und in vielen Fäl-
len einzig zu beachtende Kenngröße zur Cha- Schallabsorbierende Bauteile C 4.11 mikroperforierte Schallabsorber bedruckt mit
rakterisierung der Bedämpfung von Innenräu- Für die Ausführung schallabsorbierender und Low-E-Beschichtung als Sonnen- und
Blendschutz
men ist die Nachhallzeit T: Maßnahmen an der Unterseite von Flachdä-
C 4.12 Imissionsrichtwerte für unterschiedliche bauliche
chern steht eine Vielzahl von Produkten aus Nutzungen nach TA Lärm
T = 0,16 V/A [s] unterschiedlichsten Materialien zur Verfügung C 4.13 einzuhaltende Nachhallzeitwerte für separate
(Abb. C. 4.14). Bei deren Auswahl sind einige Besprechungs- und Sporträume
A äquivalente Absorptionsfläche im wichtige Aspekte zu berücksichtigen, wie C 4.14 Beispiele für gebräuchliche Schallabsorber-
konstruktionen im Deckenbereich von Flach-
Empfangsraum (∑ αn Sn )[m2] Fragen des Brandschutzes, der Raumluft- dächern und deren Wirkungsbereich
Sn Teiloberfläche eines Raums [m2] hygiene und der mechanischen Belastbarkeit,
αn Schallabsorptionsgrad der Teiloberfläche z. B. der Ballwurfsicherheit in Sporthallen.
Anmerkungen
eines Raums Daher sollten lose Mineralfaserschichten
[1] Weber, Lutz; Koch, Siegfried: Anwendung von
V Raumvolumen [m3] grundsätzlich abgedeckt werden und für frei Spektrum-Anpassungswerten. Teil 1: Luftschalldäm-
im Raum hängende Segel eine praktikable mung. In: Bauphysik 21/1999, S. 167ff.
In kleineren Räumen steht die Nachhallzeit in Reinigungsmöglichkeit eingeplant sein. Auch [2] Weber, L., Schreier, H.; Brandstetter, K.-D.: Measure-
einem direkten Verhältnis zur Sprachverständ- regelmäßige Renovierungen oder Reparaturen ment of sound insulation in laboratory – comparison
of different methods. In: Proceedings – international
lichkeit und zur Reduktion der Lärmpegel, sind zu bedenken. Bei vielen Raumakustik- Conference on Acoustics. Rotterdam 2009, S. 701ff.
sodass sie in angemessener Form als vorran- lösungen ist z. B. ein einfaches Überstreichen [3] Urteil des Bundesgerichtshofs vom 14. Juni 2007 zur
gige Forderung für die akustische Planung nicht möglich, sodass in diesen Fällen ein Schalldämmung zwischen Doppelhaushälften, Akten-
herangezogen und beziffert werden sollte. Die kompletter Austausch der raumseitigen Bau- zeichen VII ZR 45/06
[4] Scholl, Werner; Bietz, Heinrich: Integration des Holz-
Werte sind im üblichen Hörfrequenzbereich teilschichten erforderlich sein kann. Für die
und Skelettbaus in die neue DIN 4109. Abschlussbe-
von 63 Hz bis 8 kHz zu betrachten, wobei die- Positionierung der Schallabsorber im Raum richt. Stuttgart 2005
ser Bereich in besonderen Fällen wie z. B. bei empfiehlt sich im Prinzip eine gleichmäßige [5] Weber, L.; Seidel, J.; Rotaru, D.; Zhou, X.: Messung
tieffrequent dröhnenden Produktionsanlagen zu Verteilung an Wand- und Deckenflächen. Wo von Regengeräuschen nach DIN EN ISO 140-18. In:
erweitern ist. Die Messung und Planung der dies nicht möglich ist, sollte die Deckenfläche Fortschritte der Akustik. Band 2. Berlin 2006, S. 465ff.
[6] Umweltministerium Baden-Württemberg (Hrsg.):
Raumakustik sowie ihre Behandlung mit ent- belegt werden. Frei im Raum abgehängte Lärmschutz für kleine Ohren. Leitfaden zur akusti-
sprechend tief abgestimmten Schallabsorbern Segel oder Formkörper ermöglichen zusätzli- schen Gestaltung von Kindertagesstätten. Stuttgart
bedarf bei Frequenzen um 50 Hz eines beson- chen gestalterischen Freiraum. 2009

83
Teil D Konstruktive Grundlagen

1 Werkstoffe 86
Dachabdichtung 86
Oberflächenschutz 91
Dämmstoffe 93
Gefälleschichten 95
Schutz- und Trennlagen,
Sperrschichten und Haftbrücken 95
Betone mit hohem Wasserein-
dringwiderstand 96
Lichtkuppeln 97
Werkstoffunverträglichkeiten 97

2 Konstruktionen 98
Allgemeiner Aufbau 98
Regelwerke 98
Konstruktionsschichten 98
Flachdachkonstruktionen 102
Gründach 104
Begeh- und befahrbare Dächer 106
Metalldach 108
Glasdach 109
Anschlüsse und Abschlüsse 110
Lichtkuppeln 111
Absturzsicherung 113
Entwässerung 113
Wartung und Pflege 116
Sanierung 117

Abb. D Opernhaus, Oslo (N) 2008, Snøhetta

85
Werkstoffe

Wolfgang Zillig

D 1.1
Die richtige Materialauswahl ist gerade bei rungen an Dichtschichten auf Produktnormen,
Flachdachkonstruktionen entscheidend, um Anwendungsnormen und Konstruktionsnormen.
ein dauerhaft dichtes Dach sowie entspre- Als Produktnorm für Bitumenbahnen dient DIN
chende bauphysikalische Anforderungen wie EN 13 707 und für Kunststoff- und Elastomer-
Wärme-, Schall- und Brandschutz schadenfrei bahnen DIN EN 13 956. Im Gegensatz zu der
zu gewährleisten. So vielfältig die Möglichkei- bislang gültigen deutschen Normung werden in
ten der konstruktiven Gestaltung der Flach- diesen Produktnormen kaum Grenzwerte z. B.
dächer sind, so groß ist auch die Auswahl an für Mindestdicken festgelegt. Um das bisherige
Werkstoffen. Nicht alle sind jedoch für jede deutsche Qualitätsniveau zu erhalten, wurden
Konstruktion oder für jeden Einsatzzweck glei- die entsprechenden Mindestanforderungen an
chermaßen geeignet. Abdichtungsbahnen in die Anwendungsnorm
Die nachfolgende Beschreibung der Werkstoffe DIN V 20 000-201 integriert, welche eingehalten
geschieht im Wesentlichen entlang der kon- werden muss. Sie klassifiziert verschiedene
struktiven Anordnung, also von außen nach Anwendungstypen:
innen. Die Trageigenschaften werden im Teil B • DE: Bahnen für die einlagige Verwendung
Tragkonstruktionen beschrieben (S. 22– 47). • DO: Bahnen für die Oberlage einer mehrlagi-
Einen Sonderstatus haben Materialien für gen Abdichtung
Dachkonstruktionen, die zwar hauptsächlich • DU: Bahnen für die untere Lage einer mehr-
im geneigten Dach vorkommen, deren Anwen- lagigen Abdichtung
dung jedoch bis in den Flachdachbereich (bis • DZ: Bahnen für Zwischenlagen oder zusätzli-
10° Neigung) reicht. Dies trifft insbesondere che Lagen einer mehrlagigen Abdichtung
auf Metalleindeckungen und Glasdächer zu.
Beide werden nur kurz beschrieben, für mehr DIN 18 531 »Dachabdichtungen – Abdichtun-
Informationen sei auf die entsprechende Litera- gen für nicht genutzte Dächer« legt u. a. allge-
tur verwiesen [1]. meine Eigenschaften und die Arten der Bean-
Generell müssen die in Flachdachkonstruktio- spruchung für eine Dachabdichtung fest. Es
nen eingesetzten Werkstoffe aufgrund gelten- erfolgt eine Einteilung nach der Qualität der
der Brandschutzanforderungen hinsichtlich Flachdachabdichtung in die sogenannten
ihres Brandverhaltens mindestens der Baustoff- Anwendungskategorien:
klasse B 2 (nach DIN 4102-1) oder E-d 2 (nach • K 1: Standardausführung: Dachabdichtun-
EN 13 501-1) entsprechen. Die detaillierten gen, die übliche Anforderungen erfüllen
Brandschutzanforderungen an Flachdächer • K 2: hochwertige Ausführung: Dachabdich-
finden sich im Kapitel Brandschutz (S. 74–77). tungen, an die durch höherwertige Gebäude-
nutzung oder durch erschwerten Zugang
erhöhte Anforderungen gestellt werden
Dachabdichtung
Die Einteilung in Beanspruchungsklassen
Die Dachabdichtung übernimmt den Schutz erfolgt anhand der thermischen sowie mecha-
der Konstruktion vor Niederschlagswasser. nischen Beanspruchung der Abdichtung (Abb.
Um die abdichtende Funktion über die gesam- D 1.2). Die Zuordnung der jeweiligen Dachkon-
te Lebensdauer erfüllen zu können, müssen struktion zu einer Beanspruchungsklasse ist
die Materialien hohen Temperaturschwankun- vom Planer vorzunehmen:
gen (bis zu 80 K in zwölf Stunden) und UV- • I: hohe mechanische Beanspruchung
Belastungen aufgrund der Solarstrahlung (bis • II: mäßige mechanische Beanspruchung
zu 1200 W/m²) dauerhaft standhalten. • A: hohe thermische Beanspruchung
D 1.1 Dränelement, Schutzvlies und Abdichtungsbahn • B: mäßige thermische Beanspruchung
D 1.2 Beanspruchungs- und Eigenschaftsklassen von
Werkstoffe für Dichtschichten nach
Dachabdichtungen nach DIN 18 531
D 1.3 bauphysikalische Kennwerte für Dichtungs-
Flachdachrichtlinie Entsprechend der Beanspruchungsklassen
bahnen nach DIN EN ISO 10 456 Durch die Anpassung an die europäischen werden die Dichtungsbahnen in Eigenschafts-
D 1.4 Klassifizierung bituminöser Bahnen Normen verteilen sich die normativen Anforde- klassen kategorisiert (Abb. D 1.2):

86
Werkstoffe

• E 1: Widerstand gegen hohe thermische und hochmolekularen Kohlenwasserstoffen. Je Bitumenbahnen bestehen nicht aus reinem
hohe mechanische Beanspruchung nach Herstellungsweise und Anwendung wird Bitumen. Zur Verbesserung der mechanischen
• E 2: Widerstand gegen mäßige thermische zwischen Destillationsbitumen, Hochvakuum- Eigenschaften wie z. B. der Zugfestigkeit wer-
und hohe mechanische Beanspruchung und Hartbitumen sowie Oxidationsbitumen und den Trägereinlagen verwendet. Gebräuchlich
• E 3: Widerstand gegen hohe thermische und polymermodifiziertem Bitumen unterschieden. sind dafür Polyestervlies (PV), Glasgewebe (G),
mäßige mechanische Beanspruchung Von den verschiedenen Bitumenarten finden in Glasvlies (V) und Kombinationsträgereinlagen
• E 4: Widerstand gegen mäßige thermische Dichtungsbahnen Oxidationsbitumen und poly- mit überwiegendem Anteil an Glas (KTG) bzw.
und mäßige mechanische Beanspruchung mermodifizierte Destillationsbitumen Verwen- Polyester (KTP). Metallfolien (z. B. Auminium,
dung (Abb. D 1.4). Kupfer) werden als Einlagen für Dampfsperren
Neben Bitumen- und Kunststoffbahnen können eingesetzt. Dabei besteht die Deckschicht über
nach der Flachdachrichtlinie für die Dachab- Eigenschaften und unter der Trägereinlage jeweils aus dersel-
dichtungen auch Flüssigkunststoffe verwendet Bitumen ist ein thermoplastischer Werkstoff, ben Bitumenart.
werden (Abb. D 1.8, S. 89). Die Flüssigabdich- d. h. das Material wird bei Abkühlung spröde Die Polymerbitumenbahnen werden in Elasto-
tungen wurden in den Entwurf der DIN und durchläuft bei Erwärmung stufenlos alle mer- (PYE) und Plastomerbitumen (PYP) unter-
18 531:2009 aufgenommen. Es dürfen nur Sys- Zustände von fest über zähflüssig bis dünnflüs- schieden, je nach den elastischen oder plasti-
teme eingesetzt werden, die eine technische sig. Da Bitumen nahezu unlöslich in Wasser ist, schen Eigenschaften des Polymers, das dem
Zulassung auf Basis der ETAG 005 besitzen eignet es sich sehr gut zur Bauteilabdichtung Bitumen beigemischt wird. Die Modifikation mit
und baurechtlich zugelassen sind. gegen Wasser. Es ist jedoch nicht dauerhaft Polymeren ist erforderlich, um die Eigenschaf-
Abb. D 1.3 zeigt verschiedene bauphysikali- beständig gegenüber Kraftstoffen wie Benzin ten der Bitumenbahnen zu verbessern. Vor
sche Kennwerte für Dichtungsbahnen nach und Diesel. allem soll eine geringe Empfindlichkeit gegen-
DIN EN ISO 10 456. In der Berechnung der
wärmetechnischen Eigenschaften von Kon- mechanisch
struktionen können Dachdichtungen aufgrund Anforderungen hoch mäßig
der im Vergleich zur Wärmedämmung geringen Beanspruchungsklasse Eigenschaftsklasse Beanspruchungsklasse Eigenschaftsklasse
Dämmwirkung und der geringen Schichtdicke
hoch IA E1 II A E3
vernachlässigt werden. thermisch
mäßig IB E2 II B E4
Bitumenbahnen
D 1.2
Bitumen wird aufgrund seiner schwarzen Farbe
häufig mit Teer verwechselt, ist jedoch ein ganz Material
Wasserdampfdiffusions- Wärmeleitfähigkeit Rohdichte
anderes Produkt. Die mangelnde begriffliche widerstandszahl [-] [W/mK] [kg/m³]
Unterscheidung kommt auch dadurch zu- Polymerbitumen 50 000 0,23 1100
stande, dass Bitumen, Teer, Pech und Asphalt PE-C 1 30 000 0,33 – 0,50 920 – 980
bis in die 1980er-Jahre unter dem Oberbegriff PVC-P 1 13 000 –22 000 0,17 1390
»bituminöse Stoffe« zusammengefasst wurden. EPDM 6000 0,25 1150
Heute wird in der Abdichtung von Flachdä- PIB 1 260 000 0,20 930 –1100
chern nur Bitumen eingesetzt. ECB 50 000 – 90 000
FPO 150 000
Herstellung EVA 20 000 –23 000
Bitumen wird durch die Destillation von Rohöl IIR 200 000 0,24 1200
gewonnen und besteht im Wesentlichen aus 1
beispielhaft für eine Dachbahn PYE-PV 200 S 4
D 1.3

bituminöse Bahnen

aus oxidiertem Bitumen aus Polymerbitumen

Bitumen- Bitumen- Bitumen- Polymerbitumen- Polymerbitumen- kaltselbstklebende


Dachbahn Dachdichtungsbahn Schweißbahn Dachdichtungsbahn Schweißbahn Polymerbitumenbahn
R 500 G 200 DD V 60 S 4
(Rohfilz (Glasgewebe (Glasvlies Elastomerbitumen- Elastomerbitumen- Plastomerbitumen- Elastomerbitumen- Plastomerbitumen-
500 g/m2) 200 g/m2) 60 g/m2) bahn (PYE) bahn (PYE) bahn (PYP) bahn (PYE) bahn (PYP)
PYE-G 200 DD PYE-G 200 S 4 PYP-G 200 S 4 PYE-KTG KSP 2,8, PYP-KTG KSP 2,8,
V 13 PV 200 DD G 200 S 4 (Glasgewebe (Glasgewebe (Glasgewebe PYE-KTP KSP 2,8 PYP-KTP KSP 2,8
(Glasvlies (Polyestervlies (Glasgewebe 200 g/m2) 200 g/m2) 200 g/m2) (Kombinations- (Kombinations-
60 g/m2) 200 g/m2) 200 g/m2) trägereinlage trägereinlage
PYE-PV 200 DD PYE-G 200 S 5 PYP-G 200 S 5 120 g/m2) 120 g/m2)
G 200 S 5 (Polyestervlies (Glasgewebe (Glasgewebe
(Glasgewebe 200 g/m2) 200 g/m2) 200 g/m2) PYE-KTG KSP 3,5, PYP-KTG KSP 3,2,
200 g/m2) PYE-KTP KSP 3,5 PYP-KTP KSP 3,2
PYE-PV 200 S 5 PYP-PV 200 S 5 (Kombinations- (Kombinations-
PV 200 S 5 (Polyestervlies (Polyestervlies trägereinlage trägereinlage
(Polyestervlies 200 g/m2) 200 g/m2) 120 g/m2) 120 g/m2)
200 g/m2)
PYE-KTG S 4, PYP-KTG S 4, PYP-KTG KSP 3,5,
PYE-KTP S 4 PYP-KTP S 4 PYP-KTP KSP 3,5
(Kombinations- (Kombinations- (Kombinations-
trägereinlage trägereinlage trägereinlage
120 g/m2) 120 g/m2) 120 g/m2)
D 1.4

87
Werkstoffe

Kurzzeichen Legende
PYE Elastomerbitumen (Bitumen modifiziert mit thermoplastischen Elastomeren)
PYP Plastomerbitumen (Bitumen modifiziert mit thermoplastischen Kunststoffen)
KSP kaltselbstklebende Polymerbitumenbahn mit Trägereinlage D 1.5 Kurzzeichen zur Klassifizierung von Bitumen-
KSK kaltselbstklebende Bitumendichtungsbahn mit HDPE-Trägerfolie dichtungsbahnen
D 1.6 Verkleben einer Bitumenschweißbahn mittels
Glasvlies (Zahl bei V60 = Flächengewicht [g/m2],
V (Zahl) offener Flamme eines Gasbrenners
bei V13 = Gehalt an Löslichem in 1/100 des Gehalts [g/m2])
D 1.7 Verkleben einer Bitumendichtungsbahn im Gieß-
PV (Zahl) Polyestervlies (Flächengewicht [g/m2]) verfahren
G (Zahl) Glasgewebe (Flächengewicht [g/m2]) D 1.8 Abdichtungsarten mit den jeweiligen Schweiß-
R (Zahl) Rohfilz (Flächengewicht [g/m2]) bzw. Klebeverfahren und minimalen Fügebreiten
Verbundträger aus Glasvlies 60 g/m2 nach DIN 52 141 D 1.9 Anforderungen an Dachabdichtungen aus
Vcu Bitumen und Polymerbitumen nach der Flach-
mit Polyester-Kupferfolienverbund ≥ 0,03 mm
dachrichtlinie
Cu01 Kupferbandträgereinlage aus Kupferband 0,1 mm nach DIN EN 1652
D 1.10 Mindestnenndicken für Kunststoffdichtungs-
KTG Kombinationsträgereinlage mit überwiegendem Glasanteil bahnen der Eigenschaftsklasse E 1 in Anwen-
KTP Kombinationsträgereinlage mit überwiegendem Polyesteranteil dungskategorie K 1 und K 2
S (Zahl) Schweißbahn (Dicke der unbestreuten Bahn [mm]) D 1.11 Nahtverbindung von Kunststoffbahnen durch
DD Dachdichtungsbahn Warmgasschweißen
D 1.12 Nahtverbindung von Kunststoffbahnen durch
Zahl Dicke der Bahn [mm]
Quellverschweißen
D 1.5
über Temperaturschwankungen erzielt werden. Dachbahn so reichlich aufgebracht, dass beim Kunststoff- und Elastomerdichtungsbahnen
Je nach eingesetztem Polymer lassen sich die Einrollen der Bahn vor der Rolle eine Klebe- Kunststoffabdichtungen erzeugen ihre wasser-
plastischen (z. B. gute Standfestigkeit bei wulst entsteht. Dieses Verfahren wird bei der sperrende Wirkung nicht wie bitumenhaltige
hohen Temperaturen) oder elastischen Eigen- Flachdachabdichtung heute nicht mehr einge- Bahnen durch Verschmelzung mehrerer
schaften (z. B. hohe Flexibilität bei niedrigen setzt. Alternativ gibt es auch bituminöse Dich- Schichten, sondern durch die wassersperrende
Temperaturen) gezielt steuern. tungsbahnen, die kaltselbstklebend ausgerüs- Wirkung des Bahnenquerschnitts selbst. Des-
Bitumenbahnen sind unterschiedlich UV- tet sind. Hier erfolgt die Verlegung nach Abzug halb sind sorgfältige Naht- und Anschlussver-
beständig. Für den Einsatz in der oberen Lage einer Trennfolie, die das Verkleben während bindungen besonders wichtig.
sind nur Bahnen aus Polymerbitumen geeignet. der Lagerung der Dichtungsbahnen verhindert. Die Anwendungsnorm DIN V 20 000-201 listet
Plastomerbitumenbahnen weisen im Vergleich Die Befestigung muss eine ausreichende die für den Einsatz als Flachdachabdichtung
zu Elastomerbitumenbahnen eine bessere UV- Sicherung der Dichtungsbahnen gegen Wind- geeigneten Werkstoffgruppen auf.
und Infrarotstabilität auf, sodass sie auch ohne sogkräfte gewährleisten.
Oberflächenschutz eingesetzt werden können. Die Verlegung von bituminösen Dichtungsbah- Verlegung
Eine werkseitige Beschieferung der obersten nen erfolgt in der Regel mehrlagig mit überlap- Kunststoffdichtungsbahnen werden in der
Lage wird dennoch empfohlen. Dichtungsbah- pender Naht und Stoßflächen. Da in der Deck- Regel lose verlegt, d. h. für die Windsogsiche-
nen aus Elastomerbitumen müssen mit Splitt, schicht durch Auf- und Abrollen sowie durch rung benötigen sie entweder eine mechanische
Granulat oder einer geeigneten Beschichtung Bewitterung feine Risse entstehen, durch die Befestigung oder eine Auflast. Eine Verklebung
ausgerüstet sein, um eine entsprechende UV- Wasser eindringen kann, kommt die Dichtwir- erfolgt nur punkt- oder linienförmig, um die
Beständigkeit zu erzielen. kung erst mit dem vollflächigen Verschmelzen positiven Eigenschaften wie ihre Flexibilität
Die einzelnen Bahnentypen erhalten zur Klassi- der Lagen zustande. Deshalb ist üblicherweise erhalten und ausnutzen zu können. Eine lose
fizierung Kurzzeichen (Abb. D 1.5). mindestens eine zweilagige Verlegung erfor- Verlegung ist jedoch im Fall einer Instandset-
derlich. Das vollflächige Verkleben stellt sicher, zung von Vorteil: Kunststoffdichtungsbahnen
Verlegung dass entstandene Risse geschlossen werden. lassen sich vergleichsweise leicht wieder aus-
Das thermoplastische Verhalten von Bitumen Die Anforderungen an bituminöse Dichtungs- bauen und sind unter diesem Aspekt den bitu-
wird auch bei der Verlegung genutzt, indem bahnen in Abhängigkeit von Anwendungs- und minösen Dichtungsbahnen vorzuziehen.
entweder mit offener Flamme oder mittels Beanspruchungskategorie sind in Abb. D 1.9 Die Verlegung von Kunststoffdichtungsbahnen
Heißgas (Abb. D 1.6) die Bahnen miteinander dargestellt. erfordert eine sorgfältige Ausführung von Näh-
verschmolzen werden. Alternativ kann die Bitumenbahnen werden als Rollen mit Breiten ten und Anschlüssen. Die Verbindung der
Verklebung im Gießverfahren (Abb. D 1.7) von 1 m und Längen von bis zu 20 m geliefert. Kunststoffdichtungsbahnen untereinander oder
durchgeführt werden. Beim Bürstenstreich- Die Rollen müssen stehend und vor UV-Strah- zu Anschlüssen kann durch verschiedene
verfahren wird flüssiges Bitumen (Oxidations- lung, Wärme und Feuchte geschützt gelagert Fügetechniken erstellt werden:
oder Polymerbitumen) vor der aufgerollten werden. • Warmgasschweißen (kommt am häufigsten
zum Einsatz; Abb. D 1.11)
• Hochfrequenz- oder Heizkeilschweißen (in
der Regel nur bei der Vorfertigung, nicht auf
der Baustelle)
• Quellschweißen (Abb. D 1.12)
• Dichtungs- oder Abdeckbänder

Die Bahnen, die der Eigenschaftsklasse E 1


entsprechen, können in allen Beanspruchungs-
klassen des Dachs einlagig verlegt werden. Je
nach Anwendungskategorie K 1 oder K 2 sind
gemäß Werkstoffgruppe unterschiedliche Min-
destnenndicken der Dachabdichtungsbahnen
einzuhalten (Abb. D 1.10). Die Nenndicke ist
definiert als die Dicke der Dichtungsbahn ohne
eventuell vorhandene Kaschierungen und/oder
Selbstklebeschichten.
D 1.6 D 1.7

88
Werkstoffe

Kunststoffbahnen werden als Rollen mit Breiten Art Basismaterialien Schweiß-/Klebeverfahren min. Fügebreite
oxidiertem Bitumen
von bis zu 2 m und Längen von bis zu 25 m Bitumenbahnen Gießverfahren
Polymerbitumen, modifiziert mit thermoplas-
geliefert. mit Trägerein-
tischen Elastomeren (PYE)
Schmelzverfahren
80 mm
lagen und Deck- Bürstenstreichverfahren
schichten aus Polymerbitumen, modifiziert mit thermoplas- Kaltselbstklebeverfahren
Ethylen-Copolimerisat-Bitumen (ECB) tischen Kunststoffen (PYP)
Dichtungsbahnen aus Ethylen-Copolimerisat- chloriertem Polyethylen (PE-C)
Quellschweißen 30 mm
Bitumen (ECB) werden im Extruderverfahren Warmgas-, Heizkeilschweißen 20 mm
Ethylen-Copolymerisat-Bitumen (ECB) Warmgas-, Heizkeilschweißen 30 mm
aus Granulat und einem mittig eingelegten
Quellschweißen 30 mm
Glasvlies hergestellt. Das Granulat als Rohma- Kunststoff- Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVA)
Warmgas-, Heizkeilschweißen 20 mm
bahnen 1 aus
terial besteht aus einer Mischung von Ethylen flexiblen Polyolefinen (FPO) Warmgas-, Heizkeilschweißen 20 mm
und Bitumen, was zu einer Vereinigung der Polyisobutylen (PIB) Quellschweißen 30 mm
positiven Eigenschaften beider Stoffe führt. Der Quellschweißen 30 mm
Polyvinylchlorid (PVC-P)
Warmgas-, Heizkeilschweißen 20 mm
Ethylenanteil erhöht die mechanische Festig-
keitund Zähigkeit sowie die chemische Bestän- Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer (EPDM) Kontaktklebstoff
50 mm
Elastomerbahnen Dichtungs-/Abdeckbänder
digkeit. Der Bitumenanteil wirkt als Weich- 40 mm
aus Isobutylen-Isopren-Kautschuk (IIR) Heißvulkanisieren
macher, führt zu einer guten Kältezähigkeit thermoplastischen Elastomeren (TPE) Warmgas-, Heizkeilschweißen 20 mm
und gewährleistet eine Bitumenverträglichkeit. flexiblen ungesättigten Polyesterharzen (UP)
Flüssigab-
Das Glasvlies sorgt für Dimensionsstabilität. dichtungen aus
flexiblen Polyurethanharzen (PUR) – –
Dichtungsbahnen aus ECB sind beständig flexiblen reaktiven Methylmethacrylaten (PMMA)
1
Stöße von Kunststoffbahnen können durch Dichtungs-/Abdeckbänder und bei industrieller Verarbeitung auch durch
gegen wässrige Lösungen von Säuren und
Hochfrequenzschweißen ausgeführt werden. D 1.8
Basen. Sie lassen sich auch nach vielen Jah-
ren noch verschweißen, was die Reparatur
Anwendungskategorie Beanspruchungsklasse Dachabdichtungen (Anzahl der Lagen
einer beschädigten Dachhaut ermöglicht.
der Dachabdichtung der Dachabdichtung und Eigenschaftsklassen 1)
obere Lage: DO/E 1
Thermoplastisches (TPO) und flexibles I A, I B, II A, II B zweilagig
untere Lage: DU/E 2
Polyolefin (FPO) K1 obere Lage: DO/E 1
II A, II B zweilagig
Dachbahnen aus thermoplastischem oder flexi- untere Lage: DU/E 4 2
blem Polyolefin bestehen aus Polyolefinen auf I A, I B, II A, II B einlagig DE/E 1 3
obere Lage: DO/E 1
der Basis von Polyethylen oder Polypropylen K2 I A, I B, II A, II B zweilagig
untere Lage: DU/E 1
und einer integrierten Armierung, meist aus 1
Eigenschaftsklasse nach Produktdatenblatt für Bitumenbahnen, Tabelle 1
Polyestergewebe. Dachbahnen aus FPO sind in 2
mindestens V 60 S 4
3
der Regel verträglich mit Bitumen und Polystyrol, nur zulässig für Bahnen nach Produktdatenblatt für Bitumenbahnen, Tabelle 5, Zeile 10
D 1.9
jedoch nicht mit PVC. Bei der Verlegung direkt
Werkstoffgruppe Mindestnenndicke [mm]
auf Beton ist eine Gleitlage anzuordnen (z. B. bei Anwendungskategorie
PE-Folie mit 0,2 mm Dicke) oder eine Bahn mit K1 K2
vlieskaschierter Unterseite zu verwenden. Ethylen-Copolimerisat-Bitumen (ECB) 2,0 2,3
flexibles Polyolefin (FPO) 1,2 1,5
Polyvinylchlorid (PVC) Polyvinylchlorid (PVC-P) weich, nicht bitumenverträglich, homogen 1,5 1,8
Polyvinylchlorid (PVC) wird durch Polymerisa- Polyvinylchlorid (PVC-P) weich, nicht bitumenverträglich, mit Einlage,
1,2 1,5
tion des Monomers Vinylchlorid hergestellt. Nur Verstärkung oder Kaschierung
durch den Zusatz von Stabilisatoren kann PVC Polyvinylchlorid (PVC-P) weich, bitumenverträglich 1,2 1,5
Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVA) 1,2 1,5
gegen UV-Strahlung und Witterungseinflüsse
Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer (EPDM) mit Verstärkung 1,3 1,6
beständig gemacht werden. Da reines PVC
Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer (EPDM) mit Verstärkung und einseitiger
hart und relativ spröde ist, wird weich gemach- Polymerbitumenschicht (PBS)
1,3 1,6
tes Polyvinylchlorid (PVC-P) beigemischt, um Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer (EPDM) homogen 1,1 1,3
ein flexibles Verhalten zu bewirken. Dichtungs- Polyisobutylen (PIB) 1,5 1,5 1
bahnen aus PVC werden unverstärkt oder mit chloriertes Polyethylen (PE-C) 1,2 1,5
Einlagen z. B. aus Glas- oder Polyestervlies thermoplastische Elastomere (TPE) 1,2 1,5
angeboten. Isobutylen-Isopren-Kautschuk (Butylkautschuk, IIR) 1,2 1,5
Die Bandbreite an möglichen Modifikationen 1
zusätzliche Bedingungen: siehe Fachregel für Abdichtungen – Flachdachrichtlinie, Ausgabe Oktober 2008, Tab. 5
und den damit verbundenen Materialeigen- D 1.10
schaften ist sehr groß ist, daher lassen sich all-
gemeingültige Merkmale der PVC-Dichtungs-
bahnen schwer angeben. Die Eigenschaften
reichen bis hin zu bitumenverträglich ausge-
rüsteten Bahnen. Da die enthaltenen Weich-
macher unter Umständen auswandern können,
ist eine Kontaktlagerung zu bestimmten Stoffen
zu vermeiden, z. B. durch Anordnung einer
Trennlage. Zulässige bzw. unzulässige Materi-
alkombinationen werden in den Datenblättern
der einzelnen Hersteller aufgeführt.
Dachbahnen aus PVC sind nicht beständig ge-
gen organische Lösemittel (z. B. Benzin, Toluol)
sowie Fette und Öle. Im Vergleich zu anderen
Kunststoffbahnen haben sie einen niedrigen
Feuchtediffusionswiderstand.
D 1.11 D 1.12

89
Werkstoffe

Isobutylen-Isopren-Kautschuk (IIR)
Isobutylen-Isopren-Kautschuk (IIR), auch als
Butylkautschuk bezeichnet, gehört zur Gruppe
der Elastomere. Die Werkstoffnorm DIN 7864-1
»Elastomerbahnen für Abdichtungen« definiert
die stoffliche Zusammensetzung nicht weiter.
Sie besagt lediglich, dass die Dichtungsbahn
aus »Kautschuk, der mit Zusatzstoffen und
Fabrikationshilfsstoffen versetzt ist, zu Bahnen
ausgezogen und zum Elastomer vulkanisiert
wird«. DIN 20 000-201 fordert zusätzlich, dass
der Anteil an Butyl-Elastomer mindestens 25 %
betragen muss. Die weiteren Bestandteile sind
andere Polymere, Flammschutzmittel, Stabilisa-
toren, Füllstoffe, Verarbeitungsmittel und/oder
Pigmente. IIR besitzt eine gute Verwitterungs-
D 1.13 D 1.14 beständigkeit und ist beständig gegen Säuren
Als Nachteil ist anzusehen, dass PVC im Brand- tels Warmgas erfolgen. Die Verbindung der und Alkalien, aber nicht gegen Öle und Fette.
fall FCKW und weitere Gase wie Chlor und Bahnen erfolgt als Adhäsivverklebung der
Dioxin freisetzen kann. Positiv zu bewerten ist, Bitumenunterschicht mit der Kautschukober- Flüssigabdichtung
dass Dachbahnen aus PVC mit vertretbarem fläche. Die Flachdachrichtlinie führt Flüssigkunststoff-
Aufwand langzeitreparabel sind. Bei einem abdichtungen aus flexiblen ungesättigten Poly-
Rückbau können die Dachbahnen über das EPDM ist UV-beständig und kann auch ohne esterharzen (FUP), flexiblen Polyurethanharzen
Verwertungssystem Roofcollect des Europäi- zusätzlichen Oberflächenschutz eingesetzt (PUR) und flexiblen reaktiven Methylmethacryl-
schen Dachverbands der Kunststoffdachbah- werden, zudem ist es gegen eine Vielzahl an aten (PMMA) auf und deckt sich somit mit dem
nenhersteller (ESWA) recycelt werden. Chemikalien beständig. Entwurf der DIN 18 531-2.
Die Verschweißung von Bahnen aus EPDM ist Eine Flüssigabdichtung ist vorteilhaft, wenn
Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVA) und Vinyl- vergleichsweise problematisch. Durch die Alte- eine Vielzahl an Details, Anschlüssen und
acetat-Ethylen-Copolymer (VAE) rung des Materials wird sie weiter erschwert, Durchdringungen auf engem Raum hergestellt
Dachbahnen aus Ethylen-Vinylacetat-Copoly- deshalb sind Dachbahnen aus EPDM als wenig werden muss (Abb. D 1.13). Sie erfolgt immer
mer (EVA) und Vinylacetat-Ethylen-Copolymer reparaturfreundlich einzuschätzen. mit Vlieseinlage, ohne die sie nur als Beschich-
(VAE) basieren auf Ethylen-Vinylacetat und tung gilt, die nicht den Anforderungen genügt.
PVC, wobei der PVC-Anteil in EVA-Bahnen Polyisobutylen (PIB) Die Vlieseinlage erhöht die Reißfestigkeit, limi-
wesentlich höher ist. Als Füllstoff wird haupt- Polyisobutylen (PIB) wird durch Polymerisation tiert das Dehnvermögen und hilft, die erforderli-
sächlich Kreide beigemischt. Ein mögliches aus dem Monomer Isobuten (2-Methylpropen) che Schichtdicke zu gewährleisten.
Auskreiden führt gegebenenfalls bei späteren hergestellt. In den 1960er-Jahren kamen die Der wesentliche Nachteil einer Flüssigabdich-
Reparaturen zu Problemen bei der Verschwei- ersten Dichtungsbahnen aus Polyisobutylen auf tung sind die höheren Materialkosten im Ver-
ßung. Im Vergleich zu anderen Kunststoffdach- den Markt. Allerdings führte erst eine untersei- gleich zu einer bahnenförmigen Abdichtung.
bahnen haben EVA- und VAE-Dachbahnen tige Kaschierung mit Kunststoffvlies zu einer Dies gleicht jedoch die bessere Verarbeitbar-
einen niedrigen Diffusionswiderstand. Beim verbesserten Nutzbarkeit im Dachbereich. Die keit, besonders bei vielen Anschlüssen und
Rückbau lassen sie sich ebenfalls über das Abdichtungsbahnen sind mit vorkonfektionier- Durchdringungen, teilweise aus.
Recyclingsystem Roofcollect wiederverwerten. tem selbstklebendem bzw. mit quellschweißba- Flüssigabdichtungen können als einlagige
rem Dichtrand erhältlich. Dichtungsbahnen aus Abdichtung nach dem Anwendungstyp DE und
Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer (EPDM) PIB sind bitumenverträglich, jedoch nicht der Eigenschaftsklasse E 1 eingesetzt werden,
Bahnen aus Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer beständig gegenüber organischen Lösemitteln wenn folgende Anforderungen erfüllt sind:
(EPDM) gehören zur Gruppe der Kautschukab- (z. B. Benzin, Toluol und Petroleum) sowie löse- • Vorbehandlung des Untergrunds
dichtungsbahnen. Sie sind mit und ohne Trä- mittelhaltigen Stoffen (z. B. Lacke und Anstri- • Oberflächentemperatur mindestens 3 K über
gereinlage sowie mit unterseitiger Glas- bzw. che), Fetten und Ölen. Taupunkttemperatur
Polyestervlieskaschierung erhältlich. EPDM- • geeignete Unterlage
Dachabdichtungsbahnen werden häufig werk- Chloriertes Polyethylen (PE-C) • Armierungseinlage 110 g/m²
seitig vorgefertigt und als große Planen zur Dachabdichtungsbahnen aus chloriertem Poly- • Überlappung der Einlage
Baustelle geliefert. Grundsätzlich kann man sie ethylen (PE-C) sind ohne zusätzlichen Weich- • Mindestdicke 1,8 mm bei UP und PUR,
in drei Grundtypen einteilen: macher weich sowie bitumenverträglich und 2,1 mm bei PMMA
• einschichtige, kalandrierte Kautschukbahn: weisen allgemein eine hohe Chemikalienbe-
Dieser Bahnentyp kann mittels Heißvulkanisa- ständigkeit auf. Dachbahnen aus PE-C sind Verlegung
tion verbunden werden. Allerdings wird die- auch selbstklebend erhältlich. Sie können über Die Flüssigabdichtung wird in flüssiger Form
ses Verfahren in der Regel nur in der indus- das Verwertungssystem Roofcollect recycelt auf das Dach aufgebracht (Abb. D 1.14).
triellen Fertigung angewendet. werden. Besteht der Flüssigkunststoff aus mehreren
• dreischichtige Kautschukbahn: Nur die Mit- Komponenten, werden diese vor Ort gemischt
tellage ist voll ausvulkanisiert, die Deck- Thermoplastische Elastomere (TPE) und anschließend verarbeitet.
schichten bestehen aus thermoplastischem, Thermoplastische Elastomere (TPE) basieren Die Verlegung erfolgt in der Regel dreischich-
unvulkanisiertem Kautschuk. Das Fügen der auf EPDM und PP. Sie sind, wie der Name tig, d. h. in einer ersten Schicht aus Kunststoff
Bahnen erfolgt mittels Quellschweißen durch schon sagt, warm verformbar und verfügen wird die Vlieseinlage eingebettet und abschlie-
Zitronensäure. über teilelastische Eigenschaften. Die Nahtaus- ßend eine zweite Lage des Flüssigkunststoffs
• Kautschukdichtungsbahn mit Schmelzklebe- bildung erfolgt durch thermisches Verschwei- aufgetragen. Bei der Ausführung von Details
schicht: Durch eine polymermodifizierte ßen. Bahnen aus TPE weisen eine gute Witte- wird das passend zugeschnittene Vliesstück im
Unterschicht kann eine Verschweißung mit- rungsbeständigkeit auf. Flüssigkunststoff getränkt und anschließend

90
Werkstoffe

D 1.13 Verlegen der Vliese bei Flüssigabdichtung


D 1.14 Aufbringen der Flüssigabdichtung c
D 1.15 gängige Profilformen für Metalleindeckungen
a Trapezblech
b Wellblech
c Stegprofil Aluminium, verzinkter Stahl
d
d Stegprofil verzinkter Stahl
e Stegprofil Kupfer
D 1.16 Dichtungsbahnen mit integrierten Photovoltaik-
modulen e
D 1.15 D 1.16
aufgebracht. Eventuell vorhandene Luftein- Metallarbeiten im Dachdeckerhandwerk«. erreicht, indem die Schmelze so schnell abge-
schlüsse können mit einem Pinsel oder einer Im Flachdachbereich finden hauptsächlich kühlt wird, dass sich keine Kristallstruktur aus-
Rolle ausgestrichen werden. Stahl, Edelstahl, Aluminium und Titanzink Ver- bilden kann.
Die Aushärtung erfolgt entweder durch physi- wendung. Kupfer und Blei werden teilweise bei Beim Einsatz von Glas im Dachbereich muss
kalische Trocknung oder durch chemische Abdeckungen von Attiken eingesetzt. Als Ein- ein Schutz vor herabfallenden Glasteilen im
Reaktion. Dieser Prozess ist temperaturabhän- deckungen werden die Metalle in Form von Fall der Beschädigung sichergestellt werden.
gig, teilweise lässt sich die Aushärtung durch Blechbändern oder als Profilplatten verwendet Deshalb sind die innen liegenden Scheiben
Reaktionsbeschleuniger oder -verzögerer (Abb. D 1.15; siehe Metalldach, S. 108). stets als Verbundsicherheitsglas (VSG) aus-
etwas beeinflussen. Die Untergrenze der Verar- In Verbindung mit hoher Feuchte oder durch zuführen. Beim VSG werden mindestens zwei
beitungstemperatur liegt bei ungefähr 5 °C. direkten Kontakt mit Wasser können Metalle Glasscheiben mit einer zähelastischen Zwi-
korrodieren. Korrosion ist die chemische oder schenschicht verbunden, welche die Glas-
Dichtschichten mit integrierten elektrochemische Reaktion eines metallischen stücke beim Bruch zusammenhält. Als Material
Photovoltaikelementen Werkstoffs mit seiner Umgebung, bei der es für diese Zwischenschicht wird üblicherweise
Seit etwa zehn Jahren sind Dichtungsbahnen zu einer messbaren Veränderung des Materials eine Folie aus Polyvinylbutyral (PVB) ver-
mit integrierten Photovoltaikmodulen erhältlich kommt. Formen der Korrosion sind die Sauer- wendet.
(Abb. D 1.16). Mit diesen PV-Modulen lassen stoffkorrosion, umgangssprachlich Rost Um den Anforderungen an den Wärmeschutz
sich Dachflächen vergleichsweise einfach zur genannt, und die Kontaktkorrosion. Bei der gerecht zu werden, kommen Mehrscheiben-
elektrischen Stromerzeugung nutzen. Die auf- Sauerstoffkorrosion erfolgt eine Oxidation von Isoliergläser zum Einsatz, bei denen die einzel-
wendige Aufständerung wie bei der klassi- Eisen oder Stahl mit Sauerstoff. Die Kontakt- nen Scheiben durch einen Randverbund so
schen Photovoltaikanlage entfällt. Das Flächen- korrosion tritt auf, wenn verschieden edle angeordnet sind, dass ein abgeschlossener
gewicht der PV-integrierten Dichtungsbahnen Metalle miteinander verbunden werden und Scheibenzwischenraum entsteht. Zur Verbes-
ist sehr gering, sodass sie keine nennenswerte ein Elektrolyt (z. B. Wasser) vorhanden ist. Es serung des Wärmeschutzes der Isoliervergla-
Last für die Konstruktion darstellen. Allerdings kommt in diesem Fall zur Zersetzung des sung können einzelne Scheibenoberflächen mit
ist durch die vergleichsweise geringe Neigung unedleren Metalls. Deshalb muss bei der Kom- anorganischen Schichten (meist Edelmetall-
der Dachfläche die Ausrichtung der PV-Ele- bination von unterschiedlichen Metallen das oder Metalloxidschichten) versehen werden.
mente zur Sonne ungünstig und der Wirkungs- Potenzial der Spannungsreihe beachtet wer- Diese bewirken eine Reduzierung der Emis-
grad reduziert. Aufgrund von Pfützenbildung den. Die Spannungsreihe geht von den uned- sivität im Bereich der Infrarotstrahlen und
und der Selbstreinigung der Oberflächen wird len Metallen Magnesium und Aluminium hin zu verringern somit den Wärmestrom durch die
eine Mindestdachneigung von 3° gefordert. den Edelmetallen Silber und Gold. Daher soll Verglasung. Eine weitere Verbesserung des
Als Trägermaterialien für PV-integrierte Dich- beispielsweise bei Rohrleitungen zur Dachent- Wärmeschutzes lässt sich durch die Füllung
tungsbahnen dienen Kunststoff- sowie Bitu- wässerung das höherwertige Material in Fließ- des Scheibenzwischenraums mit einem Edel-
menbahnen, auf die PV-Module werkseitig richtung hinter dem unedleren Metall angeord- gas wie Argon oder Krypton erreichen. Beim
laminiert und mit der Verkabelung versehen net werden. Einsatz von Isolierglas muss die nach innen
werden. Die bei diesem Einsatzzweck verwen- Da Metallbleche als praktisch diffusionsdicht zeigende Scheibe aus Verbundsicherheitsglas
deten PV-Module bestehen häufig aus Hoch- angesehen werden können, ergeben sich spe- bestehen
leistungs-Dünnschicht-Solarzellen auf der zielle Anforderungen an die Bauphysik (siehe
Basis von amorphem Silizium (a-Si). Von den Schutz vor Tauwasser infolge von Wasser-
Herstellern solcher PV-integrierten Dichtungs- dampfdiffusion, S. 65f.). Oberflächenschutz
bahnen wird meist eine Garantie auf 80 %
Nennleistung nach 20 Jahren gegeben. Glas Ein zusätzlicher Oberflächenschutz schützt die
Glas als Bedachungsmaterial kommt vor allem Abdichtung vor mechanischer Beanspruchung
Metalleindeckungen beim geneigten Dach vor. Flachdächer in Glas- und Witterungseinflüssen, sofern die Dachab-
Neben Dichtungsbahnen kommen auch bauweise sind eher Sonderkonstruktionen dichtung allein nicht ausreichend beständig ist.
Metalle als Eindeckungen zum Einsatz. Diese (siehe Glas, S. 44ff. und Glasdach, S. 109f.). Man unterteilt in leichten und schweren Ober-
werden von den Dachabdichtungen unter- Glas ist ein aus anorganischen Elementen flächenschutz. Der leichte Oberflächenschutz
schieden, da eine Metalleindeckung durch die bestehender amorpher Feststoff. Die zur Her- in Form einer Besplittung kommt nur bei bitumi-
Fügung an den Stößen nur als regendicht, aber stellung verwendeten Rohstoffe sind Quarz- nösen Dichtungsbahnen zum Einsatz und bie-
nicht als wasserdicht angesehen werden kann. sand, Soda, Kalkstein und Dolomit. Diese wer- tet im Wesentlichen einen Schutz vor UV-Strah-
Deshalb existiert für Metalleindeckungen ein den bei der Herstellung so weit erhitzt, bis sie lung. Der schwere Oberflächenschutz kann aus
eigenständiges Regelwerk, die »Fachregeln für zähflüssig sind. Der amorphe Zustand wird einer Kiesschüttung, einem Plattenbelag oder

91
Werkstoffe

botanischer Name deutscher Name Höhe Blüten- Zeit Blattfarbe Besonderheiten


farbe
lockere Polster,
Allium schoenoprasum Schnittlauch 20 violett V–VI
graulaubig
Anthemis tinctoria Färberkamille 40 cm gelb VI–VIII
rundblättrige verträgt lichten
Campanula rotundifolia 10 – 20 hellblau VI–VIII
Glockenblum Schatten
Dianthus carthusianorum Karthäusernelke 30 rosa VI–IX lockere Polster
Dianthus deltoides rosa,
Heidenelke 15 VI–VI grün-braun rasenähnlich
in Sorten weiß, rot
Festuca ovina Schafsschwingel 0 – 30 V–VII grau-grün
orangerotes wollig behaart,
Hieracium aurantiacum 20 rot VI–VIII
Habichtskraut Dauerblüher, robust
reiche Versamung,
Petrorhagia saxifraga Felsennelke 20 rosa-weiß VI–VIII
ohne lästig zu werden
Potentilla verna Frühlingsfingerkraut 10 gelb III–V grüne Matten
Selbstaussaat, gute
Prunella grandiflora großblütige Braunelle 20 violett VI–VIII
D 1.17 Mattenbildung
Sempervivum-Arten und
Dachwurz 10 rosa, rot VI–VII vielfarbig
-Sorten
Thymus serpyllum Sandthymian 5 rosa VII–IX flache Polster bildend
Origanum vulgare wilder Majoran 30 rosa-lila VII–X Bienenfutterpflanze
Sedum album Blatt im Winter rot,
Rotmoossedum 5 weiß VI–VIII grün, rot
»Coral Carpet« schwachwüchsig
Sedum album »Murale« 3–5 rosa VI–VII bräunlich
Sedum cauticolum buntlaubiges
20 –25 rot VIII rotbraun wertvoller Herbstblüher
»Robustum« Septembersedum
Sedum flor laubabwerfend,
Goldsedum 15 goldgelb VII–VIII grün
»Weihenstephaner Gold« attraktive Blüte
wintergrün, schatten-
Sedum hybridum Immergrünchen 10 gelb VI–VIII grün
vertragend
hellgrau-
Sedum lydium Moossedum 3–5 weiß-rosa VI–VII grüner Moosteppich
grün
Sedum reflexum Tripmadam 15 gelb VI–VII grün
gelblich
Sedum sexangulare milder Mauerpfeffer 5 gelb VI–VIII sehr ausdauernd
grün
D 1.18 Sedum spurium wüchsig, schatten-
Kaukasus-Fetthenne 10 weiß VII–VIII grün
»Album Superbum« vertragend
D 1.17 Beispiel für extensive Begrünung
Sedum spurium »Fuldaglut« 10 dunkelrot VII–VIII rot
D 1.18 Beispiel für intensive Begrünung, gestelzter
Bodenbelag Sedum telephium
Prachtsedum 40 rostrot IX–X hellgrün
D 1.19 Pflanzen für extensive Begrünung (Auswahl) »Herbstfreude«
D 1.19

einer Dachbegrünung bestehen. Durch die flächenschutz, der üblicherweise aus einer Dachabdichtung vor extremen Temperatur-
hohe Masse des schweren Oberflächenschut- mindestens 5 cm dicken Kiesschüttung der schwankungen und Witterungseinflüssen
zes reduziert dieser die auftretenden Tempera- Körnung 16/32 mm besteht, verwendet werden schützen.
turschwankungen und kann so die Lebens- (siehe Deckschichten, S. 98f.). Ein solcher Auf den konstruktiven Aufbau begrünter
dauer des Dachs erhöhen. schwerer Oberflächenschutz übernimmt Dächer wird im Kapitel Konstruktionen (siehe
gleichzeitig die Sicherung gegen Windsog, Gründach, S. 104ff.) näher eingegangen.
Besplittung jedoch ist hierfür, wie in DIN 1055-4 geregelt,
Bei einer Dachabdichtung mit Bitumendich- ein entsprechender statischer Nachweis not- Bepflanzung
tungsbahnen erfordern nur Dichtungsbahnen wendig (siehe Winddruck und Windsog, S. 28). Die Bepflanzung muss auf das Substrat und
aus Plastomerbitumen (PYP) keinen zusätzli- Ein Dach mit einer Kiesschüttung gilt nach den gesamten Schichtenaufbau abgestimmt
chen Oberflächenschutz, da diese ausreichend DIN 4102-4 als harte Bedachung und bietet sein. Je nach Pflanzenarten wird zwischen
beständig gegenüber UV-Strahlung sind. Aber somit zudem Schutz vor Flugfeuer und strah- intensiver und extensiver Begrünung unter-
auch bei diesen Bahnen wird aus optischen lender Wärme. schieden.
Gründen ein leichter Oberflächenschutz in
Form einer Besplittung eingesetzt. Die Besplit- Plattenbelag Extensive Begrünung
tung besteht aus fein gebrochenem Schiefer Ein Plattenbelag kann auf Schutzlagen, im Bei der extensiven Dachbegrünung werden
mit einer Körnung von 0,6 bis 1,2 mm und ist in Splitt- bzw. Kiesbett oder auf Stelzlagern ver- Pflanzen eingesetzt, die sich weitgehend selbst
verschiedenen Farbtönen (z. B. Blau-Grün, legt werden. Als Plattenwerkstoffe kommen alle erhalten oder weiterentwickeln, wenig Wasser
Grün, Braun, Rot-Braun) erhältlich. Bei der frostbeständigen Materialien infrage. Das Min- benötigen und tolerant gegenüber hohen Tem-
Herstellung der Dichtungsbahnen wird die destmaß muss aufgrund der Windsogsicherung peraturen und Trockenheit sind. Bei geringen
Besplittung auf die noch heiße Deckmasse auf- 40 ≈ 40 ≈ 4 cm betragen. Ein solcher Platten- Schichtdicken ab etwa 4 cm kommen in der
gestreut und eingewalzt. Die komplette Abde- belag gilt wie auch schon die Kiesschüttung Regel Sedum-Arten und Moose zum Einsatz
ckung der Oberfläche durch die Besplittung nach DIN 4102-4 als harte Bedachung. (Abb. D 1.17 und D 1.19). Bei Schichtdicken
sorgt für den gewünschten Oberflächenschutz. bis etwa 10 cm können zusätzlich verschie-
Begrüntes Dach dene Kräuter angepflanzt werden. Bei Aufbau-
Kiesschüttung Neben dem ökologischen und städtebautech- höhen bis 15 cm – bei der auch die Abgren-
Als möglicher Schutz gegen die genannten nischen Nutzen haben begrünte Flachdächer zung zur Intensivbegrünung stattfindet – gedei-
klimatischen Einflüsse kann ein schwerer Ober- auch einen bautechnischen Vorteil, da sie die hen höhere Blütenpflanzen und Gräser.

92
Werkstoffe

Intensive Begrünung Dränage hende Anforderungen, sodass Fachleute es


Intensive Dachbegrünungen umfassen Stau- Neben der Hauptfunktion, nämlich der Abfuhr als höherwertig ansehen. Der Nachweis der
den und Gehölze sowie Rasenflächen und von überschüssigem Niederschlagswasser, hat Durchwurzelsicherheit ist nicht übertragbar auf
kleine Bäume (Abb. D 1.18). Damit ist die die Dränageschicht die Aufgabe, Wasser zu den Ein- und Durchdringungswiderstand gegen
Pflanzenauswahl ähnlich wie bei bodengebun- speichern, mit dem die Pflanzen auch bei Pflanzen mit starkem Rhizomwachstum wie z. B.
denen Pflanzungen. Es sollte allerdings darauf Trockenheit versorgt werden. Die Dränage Bambus und Schilf. Die Fachvereinigung Bau-
geachtet werden, Arten zu verwenden, die besteht beispielsweise aus Schüttgütern wie werksbegrünung e. V. (FBB) gibt eine Liste mit
wenig empfindlich gegen Trockenheit, Wind Blähschiefer und Blähton oder aus Kunststoff- Pflanzen heraus, die zusätzliche Maßnahmen
und Frost sind. elementen. erfordern [4], sowie eine Liste mit wurzelfesten
Die einfache Intensivbegrünung ist eine kosten- Bei Schüttstoffen erfolgt die Wahl der Korngrö- Dichtstoffen nach FLL-Prüfverfahren [5].
sparende Sonderform der intensiven Begrü- ßen nach der Schichtdicke:
nung, bei der nur Pflanzen mit geringem Pfle- • bei Schichtdicken > 4 –10 cm zwischen 2/8
geaufwand eingesetzt werden wie Stauden, und 2/12 mm Korngröße Dämmstoffe
Gräser und kleine Gehölze. • bei Schichtdicken > 10 – 20 cm zwischen 4/8
und 8/16 mm Korngröße Die erforderlichen Dämmschichtdicken leiten
Substratschicht • bei Schichtdicken > 20 cm zwischen 4/8 und sich aus den bauphysikalischen Anforderun-
Den Nährboden für die Bepflanzung von 16/32 mm Korngröße gen ab (siehe Empfohlene Dämmschicht-
Flachdächern bildet die Substratschicht. Hier dicken, S. 60). Nach den Vorgaben der Ener-
werden in der Regel technische Substrate Um eine Beeinträchtigung der Entwässerung gieeinsparverordnung (EnEV) ergeben sich
verwendet, da normale Oberböden oft zu durch Verschlämmen zu vermeiden, sollte der heute oftmals Dämmschichtdicken von 20 cm
schwer und zu lehmig sind. Außerdem ent- Anteil kleinster Korngrößen (≤ 0,063 mm) weni- und mehr. Neben der Wärmeleitfähigkeit sind
halten sie große Mengen an Samen uner- ger als 5 Masse-% betragen. die Brennbarkeit, der Anwendungstyp und die
wünschter Pflanzen. Die technischen Substrate Dränelemente aus Hart- oder Schaumkunst- Druckbelastbarkeit des Dämmmaterials rele-
bestehen hauptsächlich aus mineralischen stoffen besitzen an der Oberfläche ausge- vant (Abb. D 1.20 und D 1.21, S. 94).
Schüttungen (oft Recyclingmaterial wie Ziegel- formte Kammern zum Anstauen und Speichern Die Anwendungstypen sind nach DIN
splitt), denen ein gewisser Anteil an organi- von Wasser. An ihrer Unterseite kann Nieder- V 4108-10 definiert. Bei Flachdachbauten tre-
schem Material beigefügt ist. Als Substrat- schlagswasser über durchgängige Hohlräume ten folgende Typen auf:
schicht kommen weiterhin Platten aus Mineral- ablaufen. Wasserbeständige Formelemente • DAD: Außendämmung von Dach und Decke,
wolle oder aus veränderten Schaumstoffen aus EPS, die kein Wasser aufnehmen, sind z. T. vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter
infrage, die mit organischen Stoffen angerei- für den Wärmeschutz im Dach anrechenbar. Deckung
chert sind, ebenso vorkultivierte Vegetations- Die jeweilige baurechtliche Zulassung gibt • DAA: Außendämmung von Dach und Decke,
matten, mittels derer sich besonders dünne Auskunft darüber, welcher Wärmedurchgangs- vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter
Aufbauten realisieren lassen (siehe Extensiv- widerstand anzusetzen ist. Abdichtung
begrünungen, S. 106). • DUK: Außendämmung des Dachs, der Bewit-
Nach der Düngemittelverordnung unterliegen Schutzlage terung ausgesetzt (Umkehrdach)
die Substrate für Dachbegrünungen einer Die Schutzlage dient zum Schutz der Dich-
Kennzeichnungspflicht. So sind die Ausgangs- tungsbahn oder Wurzelschutzbahn vor mecha- Zudem legt DIN V 4108-10 folgende Druckbe-
stoffe und Bestandteile sowie der Nähr- und nischer Beschädigung. Bei Extensivbegrünun- lastungsklassen fest:
Schadstoffgehalt anzugeben, sofern die Kon- gen verwendet man hierfür meist Geotextilien, • dm: mittlere Druckbelastbarkeit (z. B. nicht
zentrationen über der jeweiligen Kennzeich- wie sie hauptsächlich für geotechnische Siche- genutztes Dach)
nungsschwelle nach der Düngemittelverord- rungsarbeiten im Tief-, Wasser- und Verkehrs- • dh: hohe Druckbelastbarkeit (genutzte Dach-
nung liegen. Weiterhin sind die stofflichen wegebau eingesetzt werden. Die Textilien kom- flächen, Terrassen)
Auflagen der Düngemittelrichtlinie einzuhalten, men als Gewebe, Vliesstoffe und Verbundstoffe • ds: sehr hohe Druckbelastbarkeit (Industrie-
die eine Positivliste mit ausschließlich zulässi- zum Erosionsschutz, als Filterschicht, zum böden, Parkdeck)
gen Ausgangsstoffen umfasst [2]. Bewehren, zum Dränen oder als Trennschicht • dx: extrem hohe Druckbelastbarkeit (hochbe-
Schüttstoffe sind in Säcken zu 50 l, Großbeu- zum Einsatz. Die Mindestanforderungen an lastete Industrieböden, Parkdeck)
teln zu 1 m3, im Silo oder als lose Schüttung diese Textilien für die Verwendung als Schutz-
erhältlich. Die Verteilung auf dem Dach erfolgt lage im Flachdach sind ein Flächengewicht von Nur bei belüfteten Dächern können bezüglich
manuell mit Schaufel und Schubkarre. Alterna- 300 g/m2 und die Geotextilrobustheitsklasse der Druckfestigkeit alle Dämmstoffe eingesetzt
tiv kann das Substrat auch per Spezialfahrzeug GRK 2. Die Geotextilrobustheitsklassen charak- werden. Bei anderen Flachdachkonstruktionen
mittels einer Schlauchleitung auf das Dach terisieren die Robustheit gegen mechanische müssen die Dämmmaterialien mindestens der
gepumpt und dort verteilt werden. Beanspruchung durch Schüttmaterial und Bau- Druckbelastungsklasse dm entsprechen, bei
Plattenförmige Substratmaterialien sind in Plat- betrieb [3]. Bei Intensivbegrünungen dienen höherer Belastung werden die Druckbelastbar-
tengrößen bis 1 ≈ 1 m erhältlich. Vliese oder auch Bautenschutzmatten aus keitsklassen dh oder sogar dx erforderlich.
Gummigranulat als Schutzlage.
Filterschicht Verlegung
Die Filterschicht besteht in der Regel aus Wurzelschutzbahn Die Dämmstoffe können lose verlegt oder mit
einem dünnen verrottungsfesten Vlies. Sie ist Sofern die Abdichtung selbst nicht wurzelfest dem Untergrund voll- oder teilflächig (punkt-
nicht durchwurzelfest, sodass die Pflanzen sie ist, muss eine zusätzliche Wurzelschutzbahn oder streifenförmig) verklebt werden. Bei grö-
mit ihren Wurzeln durchdringen können und angeordnet werden. Zum Einsatz kommen bah- ßeren Dämmschichtdicken kann auch eine
somit Zugang zu dem in der Dränageschicht nenförmige Materialien, wie sie auch als Dicht- mehrlagige Verlegung erfolgen.
gespeicherten Wasser erhalten. Die Vliese kön- schicht verwendet werden und die zusätzlich Dämmstoffe werden üblicherweise in Platten-
nen aus verschiedenen Materialien wie Poly- nachgewiesen wurzelfest sind. Dieser Nach- form geliefert. Eine häufig vorkommende Plat-
amid, Polyacrylnitril, Polyester, Polyethylen und weis erfolgt im sogenannten FLL-Prüfverfahren tengröße ist 1 ≈ 0,5 m oder 1 ≈ 1 m bei Dicken
Polypropylen sowie Mineralfasern bestehen. oder nach DIN EN 13 948. Die Norm ist aus bis zu 30 cm. Schaumglas ist hingegen nur in
Filtervliese sind als Rollen in Breiten bis 3 m dem FLL-Prüfverfahren hervorgegangen, Größen bis 0,6 ≈ 0,6 m bei Dicken bis 18 cm
und Längen bis 100 m lieferbar. jedoch stellt das FLL-Prüfverfahren weiterge- erhältlich.

93
Werkstoffe

Dämmstoff Anwendungs- Druck- Einsatzgebiet Baustoffklasse geringe langfristige Wasseraufnahme von bis
typ belastbar- (DIN 4102-1)/
keitsklasse Brennbarkeitsklasse zu 3 Vol.-%. Sie zeichnen sich durch eine hohe
Mineralwolle DAA – A 1– B 1/bis A 1 Druckfestigkeit, gute mikrobielle Beständigkeit
expandiertes Polystyrol DAA dh Terrasse, Dachbegrünung B 1– B 2/A 1 und Beständigkeit gegen Mineralölprodukte,
dh Lösungsmittel und Treibstoffe aus. Dagegen
Terrasse, Dachbegrünung
extrudiertes Polystyrol DAA, DUK ds B 1/bis B
UK-Dach, Parkdeck Pkw sind sie nicht UV-beständig.
dx
dh Terrasse, Dachbegrünung
Polyurethan-Hartschaum DAA B 1– B 2/bis B
ds Parkdeck Pkw Mineralwolldämmstoff
ds Parkdeck Pkw Mineralwolldämmstoffe (MW) bestehen aus
Schaumglas DAA A 1/A 1
dx Parkdeck Lkw
anorganischen Fasern. Als Materialien werden
dh
Holzfaser DAA B 2/bis D entweder Glas- oder Steinwolle eingesetzt.
ds
D 1.20 Bei der Herstellung werden die Rohstoffe
Dämmstoff Rohdichte Wärmeleitfähigkeits- Dampfdiffusions- Norm
bei hoher Temperatur geschmolzen und in
[kg/m3] stufe (WLS) widerstandszahl µ Faserform gebracht. Die Stabilität der Fasern
[W/mK] [-] entsteht durch das Aushärten der Bindemittel.
Mineralwolle 12 – 250 0,035 – 0,050 1/2 DIN EN 13 162 Durch Bindemittelgehalt, Faseranordnung
expandiertes Polystyrol 15 – 30 0,032 – 0,040 20/100 DIN EN 13 163 und Verdichtung der Fasern lassen sich die
extrudiertes Polystyrol 25 – 45 0,030 – 0,040 80/250 DIN EN 13 164 Materialeigenschaften beeinflussen. So sind
Polyurethan-Hartschaum ≥ 30 0,025 – 0,035 30/100 DIN EN 13 165 Mineralwolldämmstoffe nach DIN EN 13 162
Schaumglas 100 –150 0,040 – 0,060 prakt. dampfdicht DIN EN 13 167 als weiche, formbare oder fest gepresste
Holzfaser 45 – 450 0,043 – 0,072 1/5 DIN EN 13 171
Rollen oder Platten erhältlich. Die Fasern zur
D 1.21
Herstellung von Mineralwolle sind wasser-
Schaumkunststoffe Extrudiertes Polystyrol (XPS) beständig und zeigen eine nur geringe
Schaumkunststoffe bieten die Möglichkeit, die Bei der Herstellung von extrudiertem Polystyrol Wasseraufnahme. Jedoch können die Binde-
Plattenkanten mit Stufen- bzw. Hakenfalz her- (Abb. D 1.22 b) wird das Rohmaterial in Form mittel bei hoher Feuchte beeinflusst werden,
zustellen. Falzungen müssen jedoch so aus- von Granulat unter Zusatz eines Treibmittels was zu einer Herabsetzung (bis zum Verlust)
gebildet sein, dass sich Bewegungen nicht (üblicherweise CO2) in einem Extruder bei ca. der Druckfestigkeit führen kann. Die Fasern
großflächig auswirken können und somit die 200 °C aufgeschäumt und zu einem kontinuierli- sind mikrobiell beständig, der Dämmstoff
Entstehung von Wärmebrücken vermieden chen Schaumstoffstrang geformt. Der dabei selbst kann aber von Pilzmyzel durchwachsen
wird. entstehende Schaumstoff zeichnet sich durch werden. Die früher starke Staubbelastung
geschlossene Poren aus. Dadurch ist XPS un- bei der Verarbeitung ist durch angepasste
Polystyrol-Hartschaum empfindlicher gegenüber Feuchte und besitzt Bindemittel sowie Fasergeometrie und
Polystyrol wird durch Polymerisation des Mono- eine höhere Druckbelastbarkeit als expandier- -eigenschaften deutlich reduziert. Heute ein-
mers Styrol gewonnen. Entsprechend dem ver- tes Polystyrol. Die Eigenschaftsklassen sind in gesetzte Mineralwolle ist frei von Krebsver-
wendeten Herstellungsverfahren unterscheidet DIN EN 13 164 beschrieben. dacht. Beim Rückbau alter Mineralwolldäm-
man expandiertes Polystyrol (EPS) und extru- XPS wird besonders bei Umkehrdächern ein- mungen hingegen kann man auf Mineralwolle
diertes Polystyrol (XPS). Wegen der niedrigen gesetzt, da es mit geschlossenen Poren her- stoßen, für die das nicht zutrifft. Hier sind
Temperaturanwendungsgrenze von 75 – 85 °C gestellt werden kann und die Platten somit kein gegebenenfalls besondere Arbeitsschutzmaß-
kann Polystyrol-Hartschaum nicht mit Heißbitu- Wasser aufnehmen. Die langfristige Wasserauf- nahmen notwendig.
men verklebt werden. nahme liegt bei bis zu 0,3 Vol.-%.
Dämmplatten aus XPS sind beständig gegen Glaswolle
Expandiertes Polystyrol (EPS) Bitumen, Salz, verdünnte Säuren und Laugen Glaswolle (Abb. D 1.22 d) besteht aus Quarz-
Bei der Herstellung von Dämmplatten aus und weisen eine gute mikrobielle Beständigkeit sand, Kalkstein und ca. 60 – 70 % Altglas.
expandiertem Polystyrol (Abb. D 1.22 a) wird in auf. Sie sind hingegen nicht beständig gegen Weiterhin werden 3 – 9 % Bindemittel (häufig
einem ersten Arbeitsschritt das granulatförmige UV-Strahlung sowie Teerprodukte, Lackverdün- Phenol-Formaldehydharz) und 1 % Hydro-
Ausgangsmaterial mithilfe von Wasserdampf ner und andere Lösungsmittel. phobierungsmittel auf Silikon- oder Mineral-
auf das 20- bis 50-fache seines Ausgangsvo- ölbasis zugesetzt. Die Eigenschaften können
lumens expandiert. Die hierbei entstehenden Polyurethan-Hartschaum (PUR) je nach Rohdichte und Produktdicke stark
Kunststoffperlen werden anschließend zu Plat- Grundstoffe für Polyurethan (Abb. D 1.22 c) variieren.
ten, Blöcken oder Formteilen gepresst. Durch sind Polyol und Polyisocyanat. Polyol kann aus
Anpassungen im Herstellungsprozess lassen Erdöl, aber auch aus nachwachsenden Roh- Steinwolle
sich unterschiedliche Materialeigenschaften stoffen wie Mais, Zuckerrüben oder Kartoffeln Steinwolle (Abb. D 1.22 e) wird aus verschiede-
(z. B. Dichte) erreichen. hergestellt werden. Der PUR-Hartschaum ent- nen Gesteinen (z. B. Diabas, Basalt und Dolo-
Dämmplatten aus EPS sind in Eigenschafts- steht durch eine chemische Reaktion nach mit) unter Zugabe von Zusatzstoffen und Bin-
klassen nach DIN EN 13 163 genormt und dem Vermischen der Komponenten unter demitteln hergestellt. Bei Steinwolle ist der
müssen diese in der CE-Kennzeichnung aus- Zugabe eines Treibmittels (meist Pentan oder Gehalt an Bindemittel und Hydrophobierungs-
weisen. Sie sind u. a. wasserbeständig, jedoch CO2). Die Herstellung von Dämmplatten erfolgt mittel etwas niedriger als bei Glaswolle. Die
ist eine langfristige Wasseraufnahme bis nach dem Doppelbandverfahren. Das aus Eigenschaften können stark variieren, je nach
(deutlich) über 5 Vol.-% möglich. Die Dämm- dem Mischkopf austretende PUR wird auf Rohdichte und Produktdicke.
platten sind beständig gegen Schimmelpilze, eine Doppelbandanlage verteilt und mit
Fäulnis, Verrottung sowie gegen Alkalien und einer oberen und unteren Deckschicht verse- Schaumglas
Salze, jedoch nicht gegen UV-Strahlung und hen [6], die üblicherweise aus Mineral- oder Ausgangsmaterialien für die Herstellung von
Lösungsmittel. Glasvliesen, Aluminium- oder Verbundfolien Schaumglas (CG = Cellular Glass; Abb.
Die Dämmplatten zeigen eine anfängliche besteht. D 1.22 f) sind Quarzsand, Dolomit, Kalzium-
Schrumpfung durch Emission der Treibgase. Dämmplatten aus Polyurethan nach DIN und Natriumcarbonat. Diese werden bei etwa
Deshalb ist eine ausreichende Ablagerung der EN 13 165 sind durch ihre geschlossenzellige 1400 °C zu Glas verschmolzen und anschlie-
Platten vor dem Einbau notwendig. Struktur wasserbeständig und zeigen nur eine ßend zu Glaspulver verarbeitet. Das Aufschäu-

94
Werkstoffe

men erfolgt unter Zugabe eines Treibmittels, der schlechten biologischen Beständigkeit
üblicherweise Kohlenstoff, wodurch die dunkle muss insbesondere bei der Anwendung im
Farbe von Schaumglas entsteht. Aus den Flachdach besonderes Augenmerk auf den
Schaumglasblöcken werden anschließend die Feuchteschutz gelegt werden (siehe Schutz
Dämmplatten geschnitten. vor Tauwasser infolge Wasserdampfdiffusion,
Dämmplatten aus Schaumglas nach DIN S. 65f.)
EN 13 167 sind praktisch wasserundurchlässig
und dampfdicht. Sie weisen eine hohe Druck- Gefälleschichten a
festigkeit auf, sind jedoch spröde. Aufgrund
des anorganischen Ausgangsmaterials besitzt Um anfallendes Niederschlagswasser sicher
Schaumglas eine hohe Temperaturbeständig- abführen zu können, sollte ein Flachdach
keit. Die Platten sind resistent gegen Insekten immer mit einem Mindestgefälle von 2 %
und Nagetiere bei gleichzeitig hoher mikrobiel- geplant und ausgeführt werden. Dieses Gefälle
ler Beständigkeit. Nachteilig ist die starke kann z. B. mit der Tragkonstruktion erreicht
Geruchsbildung beim Schneiden. werden. Ist dies aus architektonischen Grün-
In der Regel werden Schaumglasplatten mit- den nicht möglich oder nicht gewünscht, muss
hilfe einer Heißbitumenklebemasse vollflächig innerhalb des Dachaufbaus für das Gefälle b
mit dem Untergrund verklebt. Auch die Platten- gesorgt werden. Dies kann entweder durch
stöße werden mit Klebemasse gefüllt. Diese Art eine Schicht aus Normalbeton, einen Gefälle-
von Verklebung wird nur bei Schaumglas estrich oder durch eine Schüttung aus bitu-
durchgeführt und verhindert das Unterlaufen mengebundenen Perliten direkt oberhalb des
von Niederschlagswasser. Besteht die Trag- Tragwerks erfolgen. Eine weitere Möglichkeit
konstruktion aus Trapezprofilblech, werden die besteht darin, das Gefälle durch keilförmig
Schaumglasplatten mittels Kaltkleber auf den geschnittene Dämmplatten zu erstellen. Hier ist
Obergurten verklebt. Die Plattenstöße sind jedoch darauf zu achten, dass der erforderli- c
auch bei dieser Konstruktion vollflächig ver- che Wärmeschutz an der dünnsten Stelle der
klebt auszuführen. Dämmung eingehalten wird. Der Vorteil der
Die erste Lage der Abdichtung, bestehend Gefälleschicht innerhalb der Dämmebene ist
aus einer Polymerbitumenbahn, kann im Heiß- das wesentlich geringere Eigengewicht der
bitumen-Gießverfahren direkt auf die Schaum- Dämmplatten gegenüber Gefälleschichten z. B.
glasplatten aufgebracht werden. Wird mit aus Beton.
Schweißverfahren gearbeitet, ist vorher ein Vor allem Dämmplatten aus Polystyrol-Hart-
Heißbitumen-Deckabstrich aufzubringen. schaum, Mineralwolle sowie Schaumglas
Die Abdichtung kann ebenfalls aus einer dienen als Gefälleplatten. Von den Herstellern d
Kunststoffdichtungsbahn oder Flüssigkunst- dieser Platten werden Angaben zur Lage der
stoff in Verbindung mit einer Unterlagsbahn Entwässerungstiefpunkte, der Gefällerichtung
bestehen. und der Dachneigung benötigt. Diese dienen
Schaumglasplatten sind auch als Gefälleplat- zur Erstellung von Verlegeplänen, in denen
ten und mit oberseitiger Kaschierung erhältlich. jede einzelne Dämmplatte gekennzeichnet ist
Durch die Kaschierung darf die Abdichtungs- (siehe Gefälledämmung, S. 101) [7].
bahn direkt auf die Schaumglasplatten aufge-
schweißt werden und das Aufbringen eines e
Heißbitumen-Deckabstrichs entfällt. Beim Ein- Schutz- und Trennlagen, Sperrschichten und
satz von Kaltklebern kann das Einrichten der Haftbrücken
Baustelle für das Heißbitumen-Gießverfahren
entfallen. Schutz- und Trennlagen sowie Sperrschichten
und Haftbrücken haben im Flachdach vielfäl-
Holzfaser tige Funktionen zu übernehmen. Diese reichen
Bei der Herstellung von Holzfaserdämmplatten von einer mechanischen Trennung von Schich-
(WF = Wood Fibre) wird Schwachholz oder ten über den mechanischen Schutz von
Restholz der Sägeindustrie (meist Fichte, Abdichtungen bis hin zu bauphysikalischen f D 1.22
Tanne und Kiefer) zerkleinert und mit Wasser Aufgaben.
vermischt. Das Gemisch wird auf 2 % Rest-
feuchte getrocknet und anschließend zu Schutzlagen
Platten geschnitten. Die Festigkeit der Holz- Schutzlagen dienen dem mechanischen
faserdämmplatten entsteht durch das Verfilzen Schutz der Abdichtung. Sie weisen eine hohe
der Fasern untereinander und zusätzlich durch Perforationsfestigkeit auf und werden vollflä-
die Klebrigkeit des Holzbestandteils Lignin. chig oberhalb der Abdichtung verlegt. D 1.20 Anwendungstypen, Druckbelastbarkeitsklassen,
Teilweise werden bei der Herstellung auch Nach der Flachdachrichtlinie sind beispiels- Einsatzgebiete und Baustoffklassen für verschie-
dene im Flachdachbau eingesetzte Dämmstoffe
Zusatzstoffe wie Aluminiumsulfat, Parafin weise folgende Materialien geeignet:
D 1.21 bauphysikalische Kennwerte ausgewählter
oder Leim beigemischt, um die Bindung der • Kunststoffvlies (mindestens 300 g/m²) Dämmstoffe
Platten zu verbessern oder um hydrophobe • Bahnen aus PVC-halbhart (mindestens 1 mm D 1.22 Dämmstoffe (Auswahl)
Oberflächeneigenschaften zu erzielen. Holz- dick) a Polystyrol-Hartschaum (EPS)
faserdämmplatten nach DIN EN 13 171 zei- • Bahnen aus PVC-P (mindestens 1,3 mm dick) b Polystyrol-Extruderschaum (XPS)
c Polyurethan-Hartschaum (PUR)
gen ein hygroskopisches Werkstoffverhalten, • Bautenschutzmatten oder -platten aus Gum- d Glaswolle
d. h. sie können Feuchte speichern, und sind migranulat (mindestens 6 mm dick) e Steinwolle
vergleichsweise diffusionsoffen. Aufgrund • Kunststoffgranulat (mindestens 4 mm) f Schaumglas (CG)

95
Werkstoffe

sd - Wert [m]
Sperr- bzw. Wasserdampf- Material- sd-Wert 6
Bremsschicht diffusionswider- dicke [m]
standszahl [-] [mm]
Folien
praktisch
Aluminiumfolie ≥ 0,05 > 1500 4
dampfdicht
PE-Folie 100 0,25 100
PVC-Folie 20 000 0,25 30
PA-Folie nicht konstant – 3,9/0,2 1 D 1.23 feuchtetechnische Kennwerte verschiedener
Beschichtungen 2 Dampfbremsen bzw. -sperren
KMB, D 1.24 Abhängigkeit des Diffusionssperrwerts (sd-Wert)
2000 4 8 der feuchteadaptiven Dampfbremse auf Poly-
1-komponentig
KMB, amidbasis (PA) von der relativen Luftfeuchte
4000 4 16 D 1.25 Funktionsweise der feuchteadaptiven Dampf-
2-komponentig
bremse im Vergleich zu einer Dampfsperre: In
Reaktionsharze 20 000 0
beiden Folien wurde nasses Holz eingebracht,
1
Werte gelten für 40 % und 80 % relativer Feuchte, 0 20 40 60 80 100 jenes in der PA-Folie (rechts) trocknet deutlich
Verlauf siehe Abb. D 1.24 relative Feuchte [%] rascher aus.
D 1.23 D 1.24
• Dränagematten und -platten bei anschließen- (PE), Polyvinylchlorid (PVC) und Polyamid (PA). zwischen die langkettigen Polymermoleküle zu-
der Begrünung Flüssig aufzubringende Sperr- und Brems- rückzuführen. Bei normaler Raumlufttemperatur
• Platten aus PS-Extruderschaum schichten können beispielsweise aus kunst- variiert der sd-Wert der Polyamidfolie zwischen
stoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen ca. 4,5 m im trockenen Zustand und 0,1 m bei
Vliese können auf Rollen in Breiten bis 2 m und (KMB) oder Reaktionsharzen bestehen. Die Wasserkontakt (z. B. Tauwasserbildung auf der
Längen von bis zu 50 m, Bautenschutzmatten Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen die- Folie oder Berührung mit nassem Baustoff).
in Breiten bis 1,25 m und Längen von ca. 8 m ser Materialien sind in Abb. D 1.23 zusammen-
geliefert werden. gefasst. Haftbrücken
Kunststofffolien können auf Rollen mit einer Haftbrücken werden benötigt, um den mecha-
Trennlagen Breite bis zu 8 m und einer Länge bis zu 250 m nischen Kontakt zwischen Lagen bzw. Bautei-
Die Trennlage dient der flächigen oder teilflä- geliefert werden. Beschichtungssystem in flüs- len sicherzustellen, falls dies durch die direkte
chigen Trennung von Bauteilen oder Schichten. siger Form in Gebinden von meist 1, 5, 10, 25 Applikation nicht gewährleistet ist. Beispiels-
Eine solche Trennung kann aufgrund von ther- oder 30 kg. weise muss ein bituminöser Voranstrich zur
mischen Längenänderungen erforderlich sein Bindung von Staub und zum Verschluss der
oder um eine Übertragung von Bewegungen Feuchteadaptive Dampfbremse Poren erfolgen, wenn eine bituminöse Dampf-
und Spannungen aus benachbarten Lagen zu Eine feuchteadaptive Dampfbremse verhält sperre auf Stahlbeton oder Porenbeton teil-
verhindern. Trennlagen können auch dazu die- sich unter winterlichen Randbedingungen wie oder vollflächig verklebt wird. Der Voranstrich
nen, chemisch unverträgliche Materialien von- eine diffusionshemmende Dampfbremse. Sind wirkt als Haftvermittler. Ein bituminöser Voran-
einander zu separieren. Die Verlegung erfolgt jedoch günstige Voraussetzungen für die Aus- strich ist auch erforderlich, wenn eine bitumi-
lose oder teilflächig verklebt. trocknung des Bauteils gegeben, wie z. B. im nöse Dampfsperrschicht auf kunststoffbe-
Geeignete Materialien für Trennlagen sind bei- Sommer oder auch in anderen Jahreszeiten bei schichteten Stahlprofilblechen platziert wird [8].
spielsweise: witterungsbedingter Umkehrdiffusion, wird sie Bituminöse Voranstriche werden in Kleingebin-
• Lochglasvlies-Bitumenbahnen lange bevor Tauwasser ausfällt diffusionsoffe- den bis 30 kg oder in Großgebinden bis
• Bitumen-Dachbahnen ner und fördert damit die Trocknung. Dieses 1000 kg geliefert.
• Bitumen-Dachdichtungsbahnen Phänomen lässt sich durch den variablen
• Rohglasvlies sd-Wert (Sperrwert) der feuchteadaptiven
• Kunststoffvlies Dampfbremse erklären. Betone mit hohem Wassereindringwider-
• Kunststofffolien Die relative Feuchte hinter einer Dampfbremse stand
• Kaschierlagen der Abdichtungsbahn schwankt stark mit den Witterungsbedingungen
• Schaumstoffmatten (siehe stationäre oder instationäre Feuchte- Beton findet im Flachdachbereich in der tra-
schutzbeurteilung S. 69ff.). Wandert die Feuchte genden Unterkonstruktion häufig Verwendung.
Kunststofffolien und Vliese können auf Rollen nach außen, wird es im Bereich der Dampf- Auf die mechanischen Eigenschaften von Beto-
mit einer Breite bis zu 8 m und einer Länge bis bremse sehr trocken. In dieser Situation soll die nen im Allgemeinen wird in diesem Abschnitt
zu 250 m geliefert werden. Dampfbremse dafür sorgen, dass von der nicht eingegangen, sondern auf Betone mit
Raumseite keine Feuchte nachkommt, die die- hohem Wassereindringwiderstand (neue
Sperr- und Bremsschichten sen Diffusionsstrom noch verstärkt. Sie muss Bezeichnung nach DIN 1045-2, vormals was-
Sperr- oder Bremsschichten gegenüber Was- also möglichst dicht sein. Wandert die Feuchte serundurchlässiger Beton oder WU-Beton) [9].
serdampf sind erforderlich, um ein Eindringen nach innen (Umkehrdiffusion), steigt die relative Wird ein solcher Beton im Flachdach einge-
von Wasser durch Diffusion in den Dachaufbau Feuchte an der Dampfbremse an. Im Extremfall setzt, kann auf eine zusätzliche Abdichtung
zu reduzieren bzw. zu verhindern (siehe Schutz kommt es dabei zur Tauwasserbildung. Jetzt ist des Dachs verzichtet werden (siehe Wasserun-
vor Tauwasser infolge Wasserdampfdiffusion, eine hohe Durchlässigkeit der Dampfbremse durchlässige Betonplatte als Dichtung, S. 104).
S. 65f.). Der geforderte Wert muss dann durch vorteilhaft, damit die ankommende Feuchte an Beton ist ein Gemisch aus Gesteinskörnern
eine entsprechende Auswahl von Materialart die Raumluft weitergegeben werden kann und unterschiedlicher Größe, die durch ein minerali-
und/oder Materialdicke erreicht werden. das Bauteil austrocknet (Abb. D 1.25). Abb. sches Bindemittel, den Zementstein, gebunden
Sperr- bzw. Bremsschichten gegenüber Was- D 1.24 zeigt die Abhängigkeit des sd-Werts einer werden. Dieser bildet sich bei der chemischen
serdampf müssen luftdicht ausgeführt sein. variablen Dampfbremsfolie auf Polyamidbasis Reaktion von Zement mit Wasser und gegebe-
Dafür können Materialien in Bahnenform (siehe (PA) von der Umgebungsfeuchte. Die ausge- nenfalls bestimmten Zuschlagstoffen. Da das
S. 86ff.) sowie Folien und auch Beschichtungen prägte Abhängigkeit der Dampfdurchlässigkeit Volumen des Zementsteins kleiner ist als das
eingesetzt werden. Häufig verwendete Materia- von den hygrischen Umgebungsverhältnissen Volumen der Ausgangsstoffe, entsteht eine
lien in Folienform sind Aluminium, Polyethylen ist auf die Einlagerung von Wassermolekülen Mikroporosität im Beton. Durch die Reduktion

96
Werkstoffe

der Poren und durch eine geringe Vernetzung


der Poren untereinander entsteht ein hoher
Wassereindringwiderstand. Dieser kann
anhand der Wassereindringtiefe nach DIN
EN 12 390-8 überprüft werden. Entsprechende
Betone lassen sich mit einem Wasserzement-
wert (gewichtsbezogenes Verhältnis von Was-
ser zu Beton) von ≤ 0,60 (für Bauteildicken bis
40 cm) erzeugen. Der Zementgehalt muss min-
destens 280 kg/m³, die Mindestdruckfestig-
keitsklasse C 25/30 betragen.
Neben dem Feuchtetransport im Beton selbst
kann kapillarer Wassertransport in Rissen statt-
finden. Um die Dichtheit zu gewährleisten,
muss bei Beton mit hohem Wassereindring-
widerstand die Rissbreite begrenzt werden
(siehe Wasserundurchlässige Betonplatte, D 1.25
S. 35f.). Im Festbeton entstehen Risse, wenn Schalldämmmaß Rw mit ca. 20 dB etwas gerin- Eine Möglichkeit, Materialunverträglichkeiten zu
die im Bauteil auftretenden Zugspannungen ger als bei PMMA. Polycarbonat wird in die umgehen, ist die Anordnung einer geeigneten
die Zugfestigkeit des Betons überschreiten. Die Baustoffklasse B 1 (schwer entflammbar) ein- Trennschicht. Eine solche Trennschicht kann
Zugspannungen entstehen einerseits durch geordnet. Bauaufsichtlich zugelassene Kon- z. B. bei Dämmstoffen auch werkseitig in Form
mechanische Belastung, andererseits aber struktionen aus PC-Stegplatten gelten in der einer Kaschierung aufgebracht werden.
auch durch lastunabhängige Verformungen. Regel als weiche Bedachung und können als Eine weitere Gefahr von Werkstoffunverträglich-
Diese lastunabhängigen Verformungen kom- Wärmeabzug eingesetzt werden. keiten entsteht bei der Kombination von Pro-
men z. B. durch hygrisch bedingtes Quellen dukten unterschiedlicher Hersteller, auch wenn
und Schwinden oder unterschiedliche Tempe- Glykolisiertes Polyethylenterephthalat (PETG) die Materialbezeichnung gleich oder ähnlich
raturen zwischen Bauzustand und Nutzung PETG ist ein schlagfester, optisch hochwertiger lautet. Dies trifft insbesondere auf Hilfsstoffe
zustande, aber auch durch ungleiche Tempe- Kunststoff, UV-beständig und gut zu verarbei- wie Kontaktkleber, Reinigungs- und Quell-
raturverteilungen aufgrund unterschiedlichen ten. Im Baubereich wird er für Überdachungen schweißmittel etc. zu. Aus Gründen der
Abfließens von Hydratationswärme im Abbinde- oder Sichtverglasungen eingesetzt. Gewährleistung sind die Angaben in der Verle-
prozess. Dies lässt sich durch Verwendung geanleitung sowie im Produktdatenblatt des
von Zementen mit niedriger Hydratationswär- Glasfaserverstäktes Polyesterharz (GFK) Herstellers einzuhalten.
meentwicklung sowie durch das Abdecken des Glasfaserverstärktes Polyesterharz besitzt eine Auch bei metallischen Dacheindeckungen
Betons mit einer wärmedämmenden Auflage hohe Festigkeit und bietet so Sicherheit gegen bzw. bei metallischen Regenablaufrinnen und
während des Abbindeprozesses verringern. Hagelschlag und Steinwurf. GFK ist in hoher -rohren kann es zu Materialunverträglichkeiten
Lichtdurchlässigkeit herstellbar, aber nicht infolge von Kontaktkorrosion kommen. Hin-
transparent. Es besitzt durch die eingebetteten weise zu entsprechenden Metallkombinationen
Lichtkuppeln Glasfasern ein gutes Lichtstreuverhalten. Für wurden bei der Beschreibung der Metallein-
Lichtkuppeln werden opake Platten empfohlen. deckungen gegeben (siehe S. 91).
Als Materialien für den lichtdurchlässigen Teil GFK wird der Baustoffklasse B 2 (normal ent-
von Lichtkuppeln kommen meist die nachfol- flammbar) zugeordnet und schmilzt und tropft
gend beschriebenen Kunststoffe zum Einsatz, unter Wärmeeinwirkung (im Brandfall) nicht. Anmerkungen
vereinzelt auch Glas. Mehrschalige Konstruktionen weisen mit [1] Schunck, Eberhard u. a.: Dach Atlas. München/Basel
U-Werten bis zu 1,2 W/m2K ein gutes Wärme- 2002;
Polymethylmethacrylat (PMMA) dämmverhalten auf. Das Material muss vergü- Schittich, Christian u. a.: Glasbau Atlas. München/
PMMA, auch bekannt als Acrylglas, ist ein tet oder beschichtet werden, um ein Vergilben Basel 2006
[2] Kennzeichnungspflicht für Dachsubstrate. In: Dach +
hochwertiger Kunststoff mit hoher Lichtdurch- und Freiliegen von Glasfasern zu verhindern, Grün 1/2009, S. 6
lässigkeit, weshalb opake Plattentypen gegen das starke Schmutzansammlung verursacht. [3] Köhler, Martin: Geotextilrobustheitsklassen. Eine
Blendungserscheinungen empfohlen werden. praxisnahe Beschreibung der Robustheit von Vlies-
PMMA besitzt gute Bewitterungseigenschaften, stoffen und Geweben gegenüber Einbaubeanspru-
chungen. In: tis Tiefbau Ingenieurbau Straßenbau.
sodass es langfristig zu keiner nennenswerten Werkstoffunverträglichkeiten
11/2007, S. 52
Veränderung des optischen Verhaltens kommt, [4] Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB):
sowie gute Schalldämmeigenschaften (Schall- Bei der Materialauswahl ist besonders auf die Pflanzenarten mit starkem Rhizomwachstum, wie
dämmmaß Rw ca. 23 dB). Zu Massivplatten Verträglichkeit der Werkstoffe untereinander zu Bambus und Schilf. Saarbrücken 2005. http://www.
extrudiert, hält das Material die Baustoffklasse achten. Eine vollständige Auflistung aller fbb.de/PDFs/Prospekt%20Dachbegr%C3%BCnung
%20Downloads/SRW.pdf, Stand 26.02.2010
B 2 (normal entflammbar) ein. PMMA splittert bekannten Unverträglichkeiten ist im Rahmen [5] Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB):
bei der mechanischen Bearbeitung leicht und dieser Publikation nicht möglich, jedoch wur- Wurzelfeste Bahnen und Beschichtungen. Saarbrü-
ist stoßempfindlich. den bei der Beschreibung der Dichtmaterialien cken 2009. http://www.fbb.de/PDFs/Prospekt%20
(siehe S. 86ff.) sowie bei den Dämmstoffen Dachbegr%C3%BCnung%20Downloads/Wurzelfes-
te-Bahnen.pdf, Stand 26.02.2010
Polycarbonat (PC) (siehe S. 93ff.) bekannte Materialunverträglich-
[6] Riegler, Rosina: Fachgerechte Ausführung und Sanie-
Polycarbonat weist eine hohe Schlagzähigkeit keiten genannt. Sollen bei einem Dachaufbau rung von Flachdächern und Gründächern. Merching
auf und bietet daher Sicherheit gegen Hagel- verschiedene Materialien kombiniert werden 2009, Kapitel 3.3, S. 6f.
schlag und Steinwürfe. Die Lichtdurchlässigkeit (z. B. bei der Sanierung von Dachflächen), sind [7] ebd. Kapitel 2.2, S. 8
ist ähnlich hoch wie bei PMMA. Es werden generell die Angaben in den Produktdatenblät- [8] ebd. Kapitel 2.2, S. 3
[9] Verein Deutscher Zementwerke e.V. (VDZ) (Hrsg.);
ebenfalls opake Plattentypen gegen Blen- tern zu beachten. Im Zweifelsfall sollte sich der Freimann, Thomas: Zement Merkblatt Hochbau H 10:
dungserscheinungen empfohlen. Die Platten Planer die Verträglichkeit der Werkstoffkombi- Wasserundurchlässige Betonbauwerke. Düsseldorf
haben ein geringes Gewicht, daher ist das nation durch den Hersteller bestätigen lassen. 2006

97
Konstruktionen

Christian Bludau, Eberhard Schunck

D 2.1
Flachdächer sind Dachkonstruktionen ohne Wichtige Einzelwerke im Bezug auf die Abdich-
oder mit geringer Dachneigung. Sie weisen tung sind DIN 18 195 »Bauwerksabdichtun-
über die gesamte Dachfläche eine wasserun- gen« sowie DIN 18 531 »Dachabdichtungen«.
durchlässige Schicht auf. Die Abgrenzung zu Ein weiterer entscheidender Teil des Flach-
flach geneigten bzw. geneigten Dächern liegt dachs ist die Wärmedämmung. Hier müssen
bei ca. 18 % (10°) Dachneigung. Neigungen neben den Bemessungsvorschriften für die
unter 2 % (ca. 1°) werden als Konstruktionen Dämmmaterialien auch der Mindestwärme-
behandelt, bei denen das Ablaufen des Nie- schutz nach DIN 4108-2 und die Anforderungen
derschlagswassers erschwert ist, bei bis zu der Energieeinsparverordnung (EnEV) eingehal-
5 % (ca. 3°) ist aufgrund von Durchbiegung ten werden (siehe Energieeinsparender Wärme-
oder Unebenheiten in der Oberfläche mit Pfüt- schutz nach Energiesparverordnung, S. 59).
zenbildung zu rechnen. Für Planung, Ausführung und Pflege von Dach-
begrünungen gibt die Forschungsgesellschaft
Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.
Allgemeiner Aufbau (FLL) die »Dachbegrünungsrichtlinie« heraus.

Flachdächer bestehen mindestens aus einer


Tragschicht, einer Dämmschicht und einer wit- Konstruktionsschichten
terungsbeständigen Dachabdichtung, die je
nach Konstruktionsart und Nutzungsanspruch Die unterschiedlichen Konstruktionen bestehen
in unterschiedlicher Reihenfolge angeordnet aus mehreren Schichten mit festgelegten Funk-
und gegebenenfalls erweitert werden. tionen. Ihre Anordnung variiert je nach Art des
Abb. D 2.2 zeigt die prinzipielle Einteilung der Flachdachs.
Flachdächer. Abhängig von ihrer Konstruktion
lassen sie sich in zwei bauphysikalisch unter- Deckschichten
schiedliche Typen differenzieren, das nicht Die Eindeckung eines Flachdachs kann bezüg-
belüftete und das belüftete Flachdach. Die lich der Oberfläche folgende Funktionen über-
nicht belüftete Variante wird weiter unterteilt in nehmen:
das Flachdach mit der Abdichtung über der • Schutz gegen mechanische Einwirkungen
Dämmung (auch Warmdach genannt) und das • Schutz vor UV-Strahlung
Umkehrdach, einer Sonderform dieser Kon- • Schutz vor Windsogkräften
struktion, bei der die Dämmung oberhalb der • Schutz gegen Aufschwimmen der Dämmung
Dachabdichtung liegt. Die aufgeführten drei (bei Umkehrdächern)
Konstruktionstypen können anschließend mit • Brandschutz
verschiedenen Deckschichten versehen wer-
den, wobei die jeweiligen Anforderungen an Besonders durch klimatische Faktoren wie
den verwendeten Dachtyp zu beachten sind. starke Temperatur- und Feuchteschwankungen
sowie UV-Strahlung ist die Dachabdichtung
hohen Belastungen ausgesetzt, und ein zusätz-
D 2.1 Verlegung von Steinwolledämmung auf einem Regelwerke licher Oberflächenschutz kann ihre Lebens-
Flachdach dauer deutlich verlängern.
D 2.2 Einteilung der Flachdächer Für Flachdächer existiert eine Vielzahl von Nor- Bei loser Verlegung der Dichtungsbahn kann
D 2.3 Kiesdach mit geringer Randaufkantung und
men und Regelwerken, die meist nur einzelne ein schwerer Oberflächenschutz, z. B. in Form
Lüftungselementen
D 2.4 Verlegung der Abdichtung mit normaler Über- Bestandteile der Konstruktion abdecken. Eine einer Kiesschüttung, zusätzlich zum UV-Schutz
deckung gute Zusammenfassung der wichtigsten Rege- auch die Windsogsicherung übernehmen. Ein
a zweilagig lungen im Zusammenhang mit der Abdichtung schwerer Oberflächenschutz wirkt zudem posi-
b dreilagig bietet die vom Zentralverband des Deutschen tiv bezüglich des Brandschutzes.
D 2.5 Verlegung der Abdichtung mit Überdeckung im
Verband
Dachdeckerhandwerks (ZVDH) aufgestellte Bei der Installation von zusätzlichen Dachauf-
D 2.6 Flachdach mit Kunststoffabdichtungsbahnen und herausgegebene »Fachregel für Abdich- bauten wie z. B. Solarpaneelen oder Anschlag-
ohne zusätzlichen Oberflächenschutz tungen – Flachdachrichtlinie«. punkten zur Sicherung besteht die Möglichkeit,

98
Konstruktionen

eine Kiesschüttung oder Begrünung teilweise messungen 40 ≈ 40 ≈ 4 cm) oder Betonform- den Anforderungen in den maßgebenden Nor-
als Auflast zu verwenden, sodass eine Durch- steine in Kies bzw. Sand, direkt auf einer men entsprechen. Dies sind z. B. die Flach-
dringung der Dichtungsbahn nicht nötig ist. Schutzschicht oder auf Stelzlagern verlegt. Die dachrichtlinie, bei ungenutzten Dächern
Des Weiteren kann die Deckschicht die Grund- Verwendung von Betonplatten (aus Ortbeton DIN 18 531-2, bei genutzten Dächern auch
lage für eine geplante Nutzung des Dachs oder vorgefertigt) ist ebenfalls möglich (maxi- DIN 18 195 bzw. geltende ÖNormen für Öster-
bilden. male Größe 2,5 ≈ 2,5 m). In diesem Fall müs- reich und SIA-Normen für die Schweiz. Grund-
sen als Unterlage zusätzlich zur Abdichtung sätzlich kommen Bitumen-, Kunststoff- und
Kiesdeckung noch eine Schutzlage und zwei Gleitlagen ein- Elastomerbahnen sowie Flüssigabdichtungen
Die einfachste und häufig gewählte Variante gebaut werden, um thermische Längenände- zum Einsatz.
der Auflast ist das Aufbringen einer Kiesschicht rungen oder andere Schubkräfte abbauen zu Dachabdichtungen aus Bitumenbahnen wer-
(Abb. D 2.3). Soll die Kiesdeckung gleichzeitig können. Ein Plattenbelag kann auch als begeh- den in der Regel mindestens zweilagig verlegt
als Schutz gegen Windsog dienen, muss ihr bare Oberfläche dienen. (Abb. D 2.4). Dabei sind die Abdichtungsbah-
Gewicht ausreichen, um den Dachaufbau nen um die Hälfte, bei dreilagiger Verlegung
gegen Abheben durch den nach DIN 1055-4 Abdichtung um ein Drittel versetzt anzuordnen. Die Über-
bestimmten Windsog zu sichern (siehe Wind- Die wichtigste Schicht eines Flachdachs ist lappung beträgt mindestens 8 cm. Bei Verle-
druck und Windsog, S. 28). Für die Kies- immer die Dachabdichtung. Sie hat die Auf- gung im Verband überlappt die dritte Lage die
deckung wird in der Regel gewaschener Rund- gabe, das Gebäude vor Niederschlagswasser erste Lage um mindestens 4 cm (Abb. D 2.5).
kies der Körnung 16/32 mm verwendet. und anderen Umwelteinflüssen zu schützen. Die Dachabdichtung bedarf nicht unbedingt
Die Dicke der Kiesschicht muss im Einbau- Vor allem die Einwirkung von UV-Strahlung einer Auflast, sie kann auch auf die Dämmung
zustand mindestens 50 mm betragen [1]. Bei muss bei der Wahl der Abdichtungsbahn oder den Untergrund geklebt oder mechanisch
einlagigen Abdichtungen sollte unter der Kies- berücksichtigt werden. Wird das Dach nicht befestigt werden. Bei der Sicherung durch Kle-
schüttung zum Schutz der Abdichtung eine noch mit weiteren Deckschichten wie Kies oder ben muss der Untergrund eine gute Klebehaf-
Schutzlage verwendet werden. Bei einem einer Begrünung versehen, muss auf jeden Fall tung besitzen oder entsprechend vorbehandelt
Umkehrdach ist oberhalb der Dämmschicht eine UV-beständige Dachbahn verwendet wer- werden. Der verwendete Kleber ist auf das zu
ein Filtervlies anzubringen, um zu verhindern, den. Dafür kommt der überwiegende Teil der klebende Produkt (z. B. Kunststoffbahn, Bitu-
dass feine Anteile der Kiesschüttung in die Kunststoffdichtungsbahnen infrage (Abb. menbahn etc.) abzustimmen. Die erforderliche
Fugen der Dämmlage geschwemmt werden D 2.6); andere Abdichtungsmaterialien erfor- Klebfläche bzw. Klebestreifenanzahl ist der
können. dern hingegen einen besonderen Oberflächen- Abb. D 2.8 (S. 100) zu entnehmen. Verklebun-
schutz bzw. dürfen nicht in der obersten Lage gen werden üblicherweise nur bei Gebäudehö-
Plattenbelag eingesetzt werden (siehe Dachabdichtung, hen bis zu 25 m eingesetzt. Darüber wird eine
Der Plattenbelag ist eine weitere Möglichkeit, S. 86ff.). zusätzliche Auflast benötigt, um eine ausrei-
die Abdichtung gegen Windsog zu sichern. Als Dachdichtungsbahnen sind alle gängigen chende Sicherung gegen Windlasten nach
Dazu werden Betongehwegplatten (Mindestab- Abdichtungsmaterialien geeignet, sofern sie DIN 1055-4 zu erhalten.

Flachdach

belüftetes Dach
nicht belüftetes Dach
(Kaltdach)

konventionelles Flachdach
Umkehrdach
(Warmdach)

D 2.2 D 2.3

b D 2.4 D 2.5 D 2.6

99
Konstruktionen

benötigte Klebeflächen bei


Bereich Heißbitumen Kaltbitumen 1 PUR-Kleber 1
[% der Fläche] ca. 100 g/m und Streifen ca. 40 g/m und Streifen
[Streifen pro m2] [Streifen pro m2]
Innenbereich
10 2 4
(windabgewandte Seite)
Innenbereich
20 3 5
(windangeströmte Seite)
Randbereich 30 3 6
Eckbereich 40 4 8
1
Bei Kaltverklebung sind die entsprechenden Angaben der Hersteller zu beachten.
Für Kaltbitumenkleber und PUR-Kleber sind insbesondere folgende Herstellerangaben erforderlich:
• Haltbarkeitsdatum
• Anwendungs- und Klimabedingungen
• Verarbeitungsvorschriften z. B. Angaben zu Menge, Verteilung, Untergrundvorbehandlung
D 2.7 D 2.8
Mechanische Befestigungen werden vorzugs- Die minimalen Fügebreiten von Kunststoffbah-
weise auf Schalungen oder Trapezprofilen ver- nen sind Abb. D 1.8 (siehe Dachabdichtung,
wendet. Die Befestigung kann als lineare S. 89) zu entnehmen. Auch die Hersteller-
Befestigung (punktweise mit Einzelbefestigun- angaben müssen im Bezug auf minimale und
gen, Abb. D 2.7) oder Linienbefestigung (mit maximale Abstände eingehalten werden, um
durchlaufenden Metallprofilen oder -bändern, die optimale Nahtfestigkeit zu erreichen.
Abb. D 2.9) ausgebildet sein. Beide Befesti- Wird die mechanische Befestigung von Bitu-
gungsarten können am Bahnrand (Saum, Abb. menbahnen durch eine verdeckte Nagelung
D 2.10 und D 2.12) oder im Feld (Abb. D 2.11) ausgeführt, haben sich Nagelreihenabstände
erfolgen. im Innenbereich von 90 cm und im Eck- und
Bei der Befestigung am Bahnrand wird die Randbereich von 45 cm bewährt [2]. Mit der
lineare Einzelbefestigung in der Überlappung Befestigung der Dachabdichtung können
der Bahnen angeordnet. Hierbei muss ein gleichzeitig auch Dämmschicht und Dampf-
D 2.9 Mindestabstand von 10 mm zwischen Last- sperre angebracht werden. Genügt die Befesti-
verteilteller und Bahnenkante eingehalten gung der Dachbahnen nicht, um auch die
werden. Die Nahtüberdeckung setzt sich aus Dämmplatten ausreichend zu halten, ist es not-
50 – 60 mm Verschweißung der Überlappung, wendig, die Dämmplatten zusätzlich mecha-
10 mm Sicherheitsabstand, ca. 40 mm Breite nisch oder durch Kleben zu sichern.
des Befestigungselements und 10 mm Rand- Dächer ohne Auflast sind grundsätzlich höhe-
abstand zusammen. Zusätzlich sind die ren Temperaturen ausgesetzt als solche mit
Angaben des Herstellers zu beachten. Für Auflast, wobei der kurzwellige Absorptionsgrad
die Klemmwirkung ist ein ausreichend druck- der Oberfläche eine große Rolle spielt. Dunkle
fester Untergrund erforderlich. Dächer erwärmen sich also bei Sonnenein-
Bei nahtunabhängiger Befestigung (Feldbefes- strahlung deutlich stärker als helle. Während
D 2.10
tigung) werden die Linien- oder linearen Befes- ein weißes Dach im Sommer Temperaturen von
tigungen im erforderlichen Abstand angeordnet 40 °C erreicht, können es bei einem schwarzen
und mit einem zusätzlichen Dachbahnstreifen Dach bis zu 80 °C sein. Mit der Verwendung
überdeckt. Die benötigte Anzahl an Befesti- heller Eindeckungen wird dieser Effekt in war-
gungsmitteln ist nach DIN 1055-4 zu ermitteln. men Ländern zur Minderung des Wärmeein-
Auch hier sind die Herstellerangaben zwingend trags in die Konstruktion genutzt (siehe Ther-
zu beachten. Für die Befestigung dürfen nur mische Beanspruchungen von Flachdächern,
zugelassene Bohrschrauben, Holzschrauben S. 53f.).
oder Dübelsysteme mit den entsprechenden
Lastverteilern verwendet werden. Heutzutage Bauzeitabdichtung
a b D 2.11 kommen hierfür korrosionsgeschütztes Metall Die Bauzeitabdichtung ist bei Konstruktionen
sowie alterungs- und temperaturbeständiger erforderlich, die während der Bauzeit länger
Kunststoff zum Einsatz. uneingedeckt und damit ungeschützt vor Witte-
Bei unterseitiger Befestigung von Kunststoff- rungseinflüssen bleiben. Vor allem bei Holzkon-
oder Elastomerbahnen können Einzelbefesti- struktionen oder offen liegender Wärmedäm-
gungen mit Streifen oder Tellern z. B. aus dem mung können Niederschlagswasser oder eine
Bahnenmaterial an der Bahn verklebt oder ver- hohe UV-Belastung zu einer Schädigung der
schweißt und mit der Unterkonstruktion veran- Materialien führen.
kert werden. Die Anzahl der Befestigungsmittel
ergibt sich aus den zu erwartenden Windlas- Trennlage
ten. Bei einer linearen Befestigung sind unab- Bei Bedarf wird zwischen Abdichtung und
hängig von der berechneten Anzahl mindes- Dämmung eine Gleit-, Trenn- oder Schutzlage
tens zwei Befestiger pro m² zu verwenden. bzw. eine Ausgleichsschicht eingebaut. Diese
Bei der Anwendung anderer Befestigungsarten hat die Aufgabe, Kräfte, die z. B. durch unter-
mit größeren Befestigungsabständen kann es schiedliche Wärmeausdehnungseigenschaften
erforderlich sein, die Befestigungen und die der Materialien entstehen, auszugleichen oder
Einleitung der Kräfte in die Tragkonstruktion als die Abdichtung gegen Perforation von unten
Einzellasten statisch gesondert nachzuweisen. durch Befestigungselemente zu schützen bzw.
D 2.12

100
Konstruktionen

einen geeigneten Untergrund für die Abdich- erzeugen, und die erwartete Durchströmung Scheibenwirkung erzeugt (gegebenenfalls in
tung zu schaffen. Zudem kann die Trennlage mit Luft fraglich ist, sollten belüftete Flachdä- gesamter Größe des Gebäudes), die zu erheb-
unverträgliche Werkstoffe trennen und dem cher nur bei speziellen Anforderungen Verwen- lichen Spannungen innerhalb dieser Scheibe
Trommeleffekt bei Regen entgegenwirken. dung finden. führen kann. Diese können sich schlagartig
Des Weiteren gibt es Dampfdruckausgleichs- DIN 4108-3 fordert in der Ausgabe von 1981 bei abbauen und zu Schäden in der Abdichtung
schichten, die die hohen Dampfdruckunter- Dächern mit einer Neigung < 10° einen Lüf- führen. Die Flachdachrichtlinie verlangt des-
schiede, die zwischen der Außen- und Innen- tungsquerschnitt an zwei gegenüberliegenden halb eine maximale Seitenlänge der Platten von
seite der Abdichtung herrschen, ausgleichen Traufen von 2  der gesamten Dachgrund- 1,25 m [4]. Um Spannungen zu vermeiden,
sollen. Bei Umkehrdächern werden Trennlagen rissfläche. Der freie Luftraum über der Wärme- sollte bei einer mehrlagigen kraftschlüssigen
als Rieselschutzschicht eingesetzt, um zu ver- dämmung muss mindestens 5 cm betragen, Verklebung der Versatz der EPS-Platten 10 cm
hindern, dass Feinteile in die Fugen zwischen und die unter dem Luftspalt angeordnete nicht überschreiten.
die Dämmplatten geraten können. Hier kom- Konstruktion muss mindestens einen sd-Wert Die Dämmung mit Platten aus extrudiertem
men auch diffusionsoffene, aber wasserablei- (Wasserdampfdiffusionswiderstand; siehe Polystyrol-Hartschaum (XPS) für das Um-
tende Trennschichten zum Einsatz, die einen Dampfdiffusionsströme und -widerstände, S. 65) kehrdach muss bei loser Verlegung eine Profi-
Großteil des Wassers über der Dämmebene von 10 m aufweisen. In der aktuellen Fassung lierung an den Kanten (z. B. Stufenfalz) aufwei-
abfließen lassen. der DIN 4108-3 sind diese Forderungen jedoch sen und darf derzeit nur einlagig eingebaut
nicht mehr enthalten. Hier werden Dächer als werden (Abb. D 2.13).
Unterstützungsschicht für Dachabdichtung nachweisfrei gehandhabt, wenn sie über eine
Um zusätzliche Beanspruchung zu vermeiden, Neigung < 5° und eine diffusionshemmende Gefälledämmung
muss die Dachbahn möglichst auf eine ebene Schicht mit einem sd-Wert von mindestens Wird das Gefälle des Dachs nicht durch das
Fläche aufgelegt werden. Durchhängende Stel- 100 m verfügen. Der Anteil des Wärmedurch- Tragwerk erzeugt, kann eine Dämmung mit
len sind zu vermeiden, da die Abdichtung bei lasswiderstands unter dieser Schicht darf Gefälle oder ein Gefälleestrich verwendet
Belastung Schaden nehmen kann. Dazu erfolgt maximal 20 % des gesamten Wärmedurchlass- werden. Die meisten Dämmstoffhersteller
bei belüfteten Dächern oder auch bei Dächern widerstands betragen. Alle anderen belüfteten bieten geometrieabhängige Komplettsysteme
mit weichem Dämmmaterial die Ausbildung Konstruktionen müssen nach dieser Norm für Gefälledämmungen an, z. B. keilförmige
einer zusätzlichen oberen Tragschale z. B. aus rechnerisch nachgewiesen werden. Dämmplatten, die abhängig von der Geometrie
Holz, Holzwerkstoffen oder anderen plattenför- des Objekts individuell zusammengestellt
migen Werkstoffen. Wärmedämmung mit Verlegeplan geliefert werden. Häufig wird
Als Wärmedämmung kommen unterschiedliche eine Grunddämmschichtdicke verlegt und das
Luftschicht Arten von Dämmstoffen infrage (siehe Dämm- erforderliche Gefälle in Stufen eingebaut. Auf
Die Luftschichten belüfteter Dächern erstre- stoffe, S. 93ff.). Die Dämmung muss je nach diese Weise wird eine geringere Anzahl von
cken sich über die gesamte Dachfläche, sollten Anforderungen an die Konstruktion eine ausrei- speziell vorgefertigten Teilen benötigt. Auch
überall durchströmbar sein und müssen über chende Druckfestigkeit sowie bestimmte wär- komplexe Dachgeometrien können so model-
Be- und Entlüftungsöffnungen mit der Außenluft metechnische Eigenschaften aufweisen (siehe liert werden (Abb. D 2.14). Hierbei ist die
verbunden werden. Außerdem ist bei der Aus- Wärmedurchlasswiderstand von Bauteilen, Verlegeanleitung des Herstellers zu beachten.
führung auf eine ausreichende Höhe des Belüf- S. 58f.). Dieser sollte auch eventuelle Unverträglich-
tungsraums zu achten [3]. Aufgrund der heute vielfach geforderten sehr keiten der Dämmung mit Klebemitteln oder
Durch die natürliche Luftbewegung bei Wind großen Dämmschichtdicken kommt es immer anderen Stoffen angeben.
kann ein Luftaustausch mit der Umgebung wieder vor, dass Dämmplatten mehrlagig ver-
stattfinden, der Feuchte aus der Konstruktion klebt oder verlegt werden müssen. Die Verkle- Dampfsperre/-bremse
abtransportiert. Die Belüftung funktioniert aller- bung der Platten untereinander erfolgt mit Zwischen Dämmung und Unterkonstruktion
dings nur, wenn der Lüftungsquerschnitt sowie Dämmstoffkleber oder Bitumen, wobei Herstel- bzw. Dämmung und Innenraum sind Maßnah-
die Zu- und Abluftöffnungen ausreichend lerhinweise und Verträglichkeiten zu beachten men notwendig, die das Eindringen von
dimensioniert sind. Wegen der geringen Nei- sind. Eine Überlappung der Platten ist hierbei Feuchte in die Dämmung verhindern. Dies
gung stellt sich bei Flachdächern im Gegen- nicht notwendig, aber auf jeden Fall vorteilhaft. geschieht in der Regel mithilfe einer Dampf-
satz zum Steildach kaum eine Luftzirkulation Die Flachdachrichtlinien verlangen eine press- bremse bzw. Dampfsperre. Es gibt auch Kon-
durch thermischen Auftrieb ein. Deshalb sind gestoßene Verlegung. Bei sehr steifen Platten struktionen, bei denen die Dampfbremse durch
für einen ausreichenden Luftaustausch wind- wie z. B. aus expandiertem Polystyrol (EPS) Materialien wie Vollholzplatten, Blech oder
induzierte Druckunterschiede nötig. Da es kann es zu Problemen kommen, wenn die Plat- andere diffusionshemmende bzw. diffusions-
schwierig ist, eine durchgehende Lüftung zu ten weit überlappen, denn dadurch wird eine dichte Materialien ersetzt wird. Hierbei ist es

D 2.7 lineare Einzelbefestigung der Dichtungsbahn


D 2.8 benötigte Klebeflächen bei Befestigung der
Dachbahn ohne Auflast bis 25 m Gebäudehöhe
D 2.9 Linienbefestigung der Dichtungsbahn
D 2.10 Saumbefestigung von Dichtungsbahnen
D 2.11 Feldbefestigung von Dichtungsbahnen
a über der Abdichtung
b unter der Abdichtung
D 2.12 Ausführung der Befestigung der Dachabdich-
tung am Bahnrand mit Einzelbefestigern
D 2.13 lose Verlegung von XPS-Dämmplatten mit
diffusionsoffenem Filtervlies
D 2.14 Verlegebeispiel für eine Gefälledämmung mit
Kehle und Ablauf
D 2.13 D 2.14

101
Konstruktionen

1 2 3 4 5 besonders wichtig, auf eine luftdichte Verle- bedeutender kann jedoch die Feuchtezufuhr
gung zu achten, ansonsten besteht die Gefahr, durch Tauwasserbildung in der Luftschicht an
dass große Feuchtemengen durch Konvektion der Unterseite der Tragschicht sein, wenn die
in die Konstruktion gelangen können (siehe Temperatur der Abdichtung durch nächtliche
Luftdichte Ausführung von Flachdächern, Abstrahlung unter den Taupunkt der Außenluft
S. 67f.). sinkt oder bei einem Wetterwechsel, z. B. einem
Bei Verwendung einer diffusionsdichten Däm- winterlichen Warmlufteinbruch.
mung, z. B. aus Schaumglas oder geschlossen- Der Aufwand zur Erstellung der belüfteten
zelligem Kunststoff, ist es im Einzellfall möglich, Schicht ist vor allem beim Betondach sehr
auf eine Dampfbremse zwischen Tragschicht hoch, da ein zweites Tragwerk für die Abdich-
und Dämmung zu verzichten. Auch hier ist es tung notwendig wird. Solche Konstruktionen
1 Abdichtung im Gefälle
wichtig, dass die Luftdichtheit der gesamten sind in der Regel als nutzbare Dächer, die
2 evtl. Trennlage
3 Wärmedämmung (evtl. als Gefälledämmung) Dämmebene gewährleistet ist. hohe Lasten abtragen müssen, nicht geeignet.
4 Dampfsperre/Dampfbremse Bei Betonkonstruktionen besteht die Möglich-
5 Tragkonstruktion keit, das erforderliche Gefälle durch Aufstände-
D 2.15 Flachdachkonstruktionen rung der Tragschicht für die Abdichtung zu
erzeugen (Abb. D 2.18). Bei Holzkonstruktio-
Je nach Lage von Wärmedämmung und nen ergibt sich das Gefälle meist schon durch
1 2 3 4 Dachabdichtung gelten unterschiedliche Anfor- Neigung der Tragkonstruktion (Abb. D 2.19).
derungen an den Konstruktionsaufbau und die Das belüftete Dach war vor der Einführung dif-
1 2 5 6 7 8 9 zu verwendenden Materialien. Daher werden fusionsoffener Unterdeckungen bei geneigten
die Flachdachaufbauten im Folgenden nach Dächern der bevorzugte Konstruktionsaufbau;
der Lage der Dachabdichtung unterteilt. Es heutzutage werden belüftete Konstruktionen
wird dabei unterschieden zwischen: bei geneigten Dächern nicht mehr so häufig
• Abdichtung über der Dämmung eingesetzt, da es schwierig ist, eine ausrei-
• Abdichtung unter der Dämmung chende Belüftung zu gewährleisten und der
• Abdichtung zwischen den Dämmschichten Aufbau entsprechend kostenintensiv ist. Bei
Flachdächern sind belüftete Varianten außer
Dabei bestehen jeweils verschiedene Anforde- bei Dächern mit spezieller Anforderung die
a b rungen an die Konstruktion, die Dämmung und Ausnahme.
1 Abdichtung im Gefälle die Dichtung.
2 evtl. Trennlage Besondere Konstruktionsmerkmale
3 zusätzliche Dämmung oberhalb Tragkonstruktion Abdichtung über der Dämmung Liegt die Abdichtung über der Dämmung, hat
4 Bauzeitabdichtung Die am häufigsten ausgeführte Variante des sie meist keine steife Unterlage, sondern kann
5 aussteifende Beplankung
6 Tragkonstruktion Flachdachs ist die Konstruktion, bei der die sich auch auf der eventuell weichen Wärme-
7 Dämmung zwischen Trägern Dachabdichtung über der Wärmedämmung dämmung befinden. Bewegungen in der
8 Dampfsperre/Dampfbremse liegt (Abb. D 2.15 und D 2.17). Der Aufbau Abdichtung, verursacht z. B. durch Temperatur-
9 Untersichtbekleidung/Installationsebene besteht von oben nach unten aus Abdichtung, spannungen, können vor allem in den Rand-
D 2.16
Dämmung und Tragkonstruktion. Die Konstruk- und Anschlussbereichen zu einer erhöhten
D 2.15 Dachaufbau Abdichtung über der Dämmung tion unterhalb der Dichtung kann leicht variie- mechanischen Beanspruchung führen. Daher
D 2.16 Dachaufbau Abdichtung über der Dämmung mit ren und z. B. mit oder ohne Dampfsperre oder muss eine für den maximalen Belastungsfall
a Dämmung zwischen den Trägern mit zusätzlicher Dämmung im Gefach bei Holz- ausreichend druckfeste Wärmedämmung
b Dämmung zwischen den Trägern und zusätz-
konstruktionen ausgeführt sein. Der Aufbau ist gewählt werden.
liche Dämmung oberhalb der Tragkonstruktion
D 2.17 geöffnetes Flachdach mit sichtbarer Dampf- bei allen Varianten ähnlich.
sperre, Dämmung und Dichtungsbahn Im Holzbau gibt es außer den oben beschrie- Abdichtung unter der Dämmung
D 2.18 Aufbau belüftetes Flachdach mit Beton- benen Ausführung eine Konstruktionsvariante, Das Umkehrdach kennzeichnet die Umkehrung
konstruktion bei der die Dämmung zwischen den Trägern der Reihenfolge von Dachabdichtung und Wär-
D 2.19 Aufbau belüftetes Flachdach mit Holzkon-
struktion
liegt, d. h. Tragwerk und Wärmedämmung sind medämmung, d. h. die Abdichtung befindet
D 2.20 Dachaufbau Abdichtung unter der Dämmung in einer Ebene angeordnet. Der gesamte Raum sich unter der Wärmedämmung (Abb. D 2.20).
(Umkehrdach) zwischen den Trägern wird mit Dämmung aus- Dadurch wird die Dachabdichtung vor starken
gefüllt. Reicht die Dämmschichtdicke nicht aus, Temperaturschwankungen und mechanischen
kann eine zusätzliche Dämmung oberhalb der Belastungen geschützt. Dagegen ist die Däm-
Tragkonstruktion eingesetzt werden (Abb. mung nun einer erhöhten Feuchtebeanspru-
D 2.16). chung durch Unterspülung mit Niederschlags-
wasser ausgesetzt. Deshalb können für
Belüftetes Flachdach Umkehrdächer nur wasser- und frostbestän-
Einen anderen Konstruktionstyp, bei dem die dige sowie diffusionshemmende Dämmstoffe
Dichtung über der Dämmung liegt, stellt das verwendet werden. Derzeit sind für diesen
belüftete Dach dar, häufig auch Kaltdach Zweck nur Platten aus extrudiertem Polystyrol-
genannt. Hierbei handelt es sich um eine zwei- Hartschaum (XPS) zugelassen. Im Gegensatz
schalige Konstruktion, bei der ein Luftraum zwi- zu den anderen hier beschrieben Dachtypen
schen der Dämmschicht und der Dachabdich- kann das Umkehrdach nicht ohne Deckschicht
tung liegt. Dieser dient der Be- und Entlüftung ausgeführt werden, da die Dämmplatten gegen
sowie zum Abführen entstehender Feuchte. Aufschwimmen, Windsog und andere Umwelt-
Allerdings kann durch die Belüftung auch einflüsse geschützt werden müssen.
Feuchte zugeführt werden, beispielsweise Durch die außen liegende Dämmung weist das
durch das Eindringen von Flugschnee. Noch Umkehrdach einige Besonderheiten auf, die
D 2.17

102
Konstruktionen

sich hauptsächlich aus der möglichen Umspü- zum Einsatz kommen, mit dem Ziel, den Groß- 1 2 3 4 5 6 7
lung der Dämmplatten durch Niederschlags- teil des Niederschlagswassers bereits über der
wasser ergeben und bei der Konstruktion Dämmebene abzuleiten. Dadurch werden die
beachtet werden müssen. Wärmeverluste durch das Unterspülen der
Dämmplatten so stark reduziert, dass sie nicht
Wasserableitung mehr in die Berechnung des U-Werts einfließen
Die Entwässerung des Umkehrdachs erfolgt (siehe Umkehrdächer, S. 57).
meist in zwei Ebenen. Ein Großteil des anfal-
lenden Niederschlagswassers fließt oberhalb Tragkonstruktion
der Dämmebene (in oder über der Deck- Umkehrdächer sollten nach der Flachdach-
schicht) ab. Das restliche Wasser sickert richtlinie auf einer wärmeträgen Unterkon-
langsam zwischen den Dämmplatten auf die struktion (z. B. Ortbeton) liegen. Diese Forde-
Abdichtung, auf der es dann abläuft. Hierbei rung ist DIN 4108-2 entnommen und gilt für
muss beachtet werden, dass kaltes Nieder- Konstruktionen mit einer flächenbezogenen
schlags- oder Schmelzwasser auf der Abdich- Masse von über 250 kg/m². Dadurch soll der
1 Abdichtung
tung zu Wärmeverlusten führt, was bei der Ausfall von Tauwasser bei einem plötzlichen
2 evtl. Trennlage
Bemessung der Dämmung zu berücksichtigen Wetterumschwung (z. B. Gewitter) verhin- 3 Tragschicht für Abdichtung im Gefälle
ist. Die Dachentwässerung ist so auszubilden, dert werden, da es hierbei zu einer starken 4 belüftete Luftschicht
dass ein langfristiges Überstauen der Dämm- Abkühlung der Innenraumdecke durch kaltes 5 Wärmedämmung
platten ausgeschlossen ist. Kurzfristiges Wasser kommen kann, das unter die Däm- 6 Dampfbremse/Dampfsperre
7 Tragkonstruktion
Überstauen während starker Regenfälle gilt mung fließt. Bei leichten Unterkonstruktionen D 2.18
als unbedenklich [5]. Das geforderte Min- muss der Wärmedurchgangswiderstand unter
destgefälle von 2 % sollte immer eingehalten der Dichtung laut DIN 4108-2 mindestens
werden. 0,15 m²K/W betragen, um unter ungünstigen 1 2 3 5 6 8 9 10 6 7 4
Bedingungen Tauwasserbildung an der De-
Auflast ckenunterseite zu vermeiden (siehe Umkehr-
Die Auflast ist bei einem Umkehrdach zwin- dächer, S. 57).
gend erforderlich und sollte mindestens aus
einer Kiesschicht mit 5 cm Dicke im Einbau- Abdichtung zwischen der Dämmung
zustand bestehen. Sie sichert die Dämmplat- Eine weitere Konstruktionsmöglichkeit des
ten gegen Windsog nach DIN 1055-4 sowie Flachdachs besteht darin, die Dichtung zwi-
gegen Aufschwimmen im Fall von Unterspü- schen zwei Dämmlagen zu verlegen (Abb.
lung. Gleichzeitig schützt sie die Dämmung D 2.21, S. 104). Hierbei handelt es sich um die
vor unmittelbarer Einwirkung durch UV-Strah- Kombination aus dem Flachdach mit der Dich-
lung, Hagel, Flugfeuer sowie mechanischer tung über der Dämmung und dem Umkehr-
Überbeanspruchung. Umkehrdachkonstruktio- dach. Auf diese Weise wird der Energieverlust,
nen sind für Sondernutzungen mit erhöhten der durch das Abfließen von Niederschlags- 1 Abdichtung im Gefälle
2 evtl. Trennlage
Anforderungen wie Begrünung, Begeh- und wasser in der Konstruktion auftritt, minimiert. 3 Tragkonstruktion für Abdichtung
Befahrbarkeit oder Landeflächen geeignet. Der Dämmwert der unteren Dämmschicht 4 Distanz-/Gefälleschicht
Bei einem Gründach kann die Begrünung bleibt auch bei vorübergehendem Unterströ- 5 belüftete Luftschicht
gleichzeitig als Auflast dienen, wenn ihr men der oberen Dämmschicht voll erhalten. 6 Unterdeckbahn
Gewicht ausreichend ist. Ansonsten können Wenn der Wärmedurchgangswiderstand der 7 Tragkonstruktion
8 Wärmedämmung
zusätzlich z. B. Rasengittersteine verlegt wer- unteren Dämmschicht mehr als 50 % des 9 Dampfbremse/Dampfsperre
den. Die Dichtschicht ist durch die darüber- gesamten Wärmedurchgangswiderstands 10 evtl. Untersichtbekleidung mit Installations-
liegende Dämmung gegen mechanisches Ein- beträgt, entfällt der niederschlagsbedingte schicht
wirken (z. B. Gärtnerarbeiten) geschützt. Zuschlag auf den U-Wert des Dachs nach D 2.19
Ansonsten kommen als Auflast Kiesschichten, DIN 4108-2.
Platten, Geh- und Fahrbeläge o. Ä. zum Ein-
satz. Hierbei ist zu beachten, dass der Wasser- Besondere Konstruktionsmerkmale
ablauf zur Entwässerungsebene gewährleistet Liegt die Dichtung zwischen zwei Dämmlagen,
sein muss. gelten für den Bereich oberhalb der Abdich- 1 2 3 4 5 1 1
Zwischen der Auflast und der Dämmung muss tung dieselben Anforderungen wie beim
eine Trennlage, die sogenannte Rieselschutz- Umkehrdach. Auch hier ist eine Auflast zwin-
schicht, liegen, um das Eindringen von Sand gend erforderlich. Die Verhältnisse unterhalb
und kleinen Steinen in die Fugen der Däm- der Abdichtung entsprechen denen des Flach-
mung zu vermeiden. Weiterhin sollten keine dachs mit der Dichtung über der Dämmung.
Sand- und Kiesgemische als oberste Schicht Die Dachabdichtung ist ähnlich wie beim
verwendet werden, da eine mögliche Entmi- Umkehrdach vor starken Temperaturschwan-
schung zu einer feinkornreicheren Unterschicht kungen und mechanischen Beanspruchungen
führen kann, die in der Lage ist, mehr Wasser in der Fläche geschützt. Im Gegensatz zum
zu speichern und so möglicherweise feuchte- Umkehrdach liegt die Abdichtung aber nicht
und gewichtserhöhend wirkt. Zusätzlich auf der steifen Tragkonstruktion, sondern auf
besteht die Möglichkeit, dass Feinteile zwi- der unteren Lage der Wärmedämmung. Ther-
schen die Dämmplatten wandern und den mische Bewegungen können dadurch vor 1 Auflast (wasserdurchlässig, diffusionsoffen)
2 Trennlage/Rieselschutz
Wasserabfluss verhindern. Anstelle der klassi- allem in den Rand- und Anschlussbereichen 3 Wärmedämmung (Hartschaumplatten mit Stufenfalz)
schen Rieselschutzschicht kann auch eine dif- zu erhöhter mechanischer Beanspruchung 4 Abdichtung
fusionsoffene und wasserableitende Trennlage führen. 5 Tragkonstruktion
D 2.20

103
Konstruktionen

Wasserundurchlässige Betonplatte als Dichtung nicht direkt seitlich abfließen kann. Sie können
1 2 3 4 5 6 7 1 1 Eine besondere Art der Abdichtung stellt die die Kiesschicht oder Begrünung einfassen und
Platte aus Beton mit hohem Wassereindring- tragen zur Steifigkeit der Tragplatte bei.
widerstand (früher wasserundurchlässiger Werden anstelle von Aufkantungen Ortbeton-
Beton / WU-Beton) dar. Hierbei dient das Trag- brüstungen erstellt, sollten diese mindestens
werk gleichzeitig als dichtende Schicht. Eine 20 cm breit sein, um die Betonierarbeiten zu
Abdichtungsbahn ist nicht nötig, da der Beton vereinfachen. In Brüstungen sind Fugen vorzu-
wasserdicht und diffusionshemmend ist. Aller- sehen, die bis zur Oberkante der Aufkantung
dings muss darauf geachtet werden, dass die reichen. Um Kerbrisse im Bereich dieser Fugen
Stöße gut abgedichtet sind und sich keine zu vermeiden, ist es notwendig, unterhalb
Risse bilden können, die ein Eindringen von zusätzliche Längsbewehrungen anzuordnen.
Wasser in die Konstruktion ermöglichen wür- Auskragungen als Dachrandabschluss werden
den (siehe Wasserundurchlässige Betonplatte, umlaufend hergestellt.
S. 35f.). Große Betondecken werden durch Fugen in
Die Dämmung kann auf der Außen- oder der Teilflächen unterteilt. Auch Dachüberstände,
1 Auflast (wasserdurchlässig, diffusionsoffen) Innenseite angebracht werden. Liegt sie außen Kragplatten und Brüstungen erfordern Fugen,
2 Trennschicht (diffusionsoffen)
3 Wärmedämmung (XPS) mit Stufenfalz auf der Betonplatte, ist die Konstruktion wie ein die die erhöhten thermischen Beanspruchun-
4 Abdichtung Umkehrdach zu behandeln (Abb. D 2.22). Eine gen ausgleichen. Liegen die Fugen in der
5 Hartschaum-Dämmplatten Dämmung der Betonplatte von innen setzt eine Dachfläche, sind sie durch Aufkantungen
6 Dampfsperre besondere Auslegung des Dämmsystems vor- einzufassen, die mindestens 5 cm höher als
7 Tragkonstruktion (bevorzugt Stahlbeton)
D 2.21
aus, da der Beton zwar wasserundurchlässig, die Randaufkantungen sind, um stehendes
aber nicht diffusionsdicht ist (Abb. D 2.23). Wasser von den Fugen fernzuhalten. Das Ein-
Daher kann es zwischen der Innendämmung fassen von Fugen ist auch bei Kragplatten
und der Betonplatte zu einem langfristigen Auf- erforderlich. Am Ende der Schlitzfugen ist eine
feuchten kommen. zusätzliche Bewehrung gegen Aufreißen er-
1 2 3 4 1 1 Wasserundurchlässige Betonplatten können forderlich.
die üblichen Spannweiten problemlos überbrü- Um der Betonplatte genügend Bewegungs-
cken und auch bei erhöhten Belastungs- spielraum zu ermöglichen, wird eine Fugenein-
anforderungen als hochtragfähige Konstruk- lage verwendet. Fugen müssen sicher abge-
tion, z. B. als Spannbetonplatten, ausgeführt dichtet werden, wofür sich Flüssigkunststoff gut
werden [6]. eignet. Über der Fuge wird die Abdichtung in
einer Schlaufe verlegt, um eventuell auftre-
Besondere Merkmale tende Dehnungen aufnehmen zu können.
Die Betonplatte muss entsprechend den Forde- Durchdringungen, Öffnungen für Lichtkuppeln,
rungen für Beton mit hohem Wassereindringwi- Dachausstiege o. Ä. werden ebenfalls mit
derstand nach DIN 1045-2 hergestellt werden umlaufenden, bewehrten Aufkantungen beto-
(siehe Betone mit hohem Wassereindringwider- niert. Dachgullys für eine Entwässerung des
stand, S. 96f.). wannenförmig ausgebildeten Dachs, für Entlüf-
Bei innenseitiger Dämmung sollte eine Kies- tungen, Rohrdurchführungen, Elektroleitungen
1 Auflast (wasserdurchlässig, diffusionsoffen) oder Grünschicht aufgebracht werden, um die und Leerrohre sind an genau vermessenen
2 Trennlage (diffusionsoffen) Platte vor zu großen Temperaturunterschieden Stellen in die Schalung einzubauen und direkt
3 Wärmedämmung (XPS) mit Stufenfalz
4 wasserundurchlässige Betonplatte
im Tagesverlauf zu schützen und somit durch mit einzubetonieren [7].
D 2.22 Temperatur verursachte Dehnungen und Die wasserundurchlässige Betonplatte wird
Bewegungen zu reduzieren. Als Innendäm- über ein gleitendes Auflager auf den Ringanker
1 2 3 4 mung empfiehlt sich die Verwendung einer gelegt, da hier je nach Temperaturbelastung
Mineralwolledämmung mit einer feuchteadapti- der Platte große thermische Längenänderun-
ven Dampfbremse. Eine Dampfsperre ist nicht gen auftreten können.
ratsam, da sie aufgrund geringeren Austrock-
nungspotenzials zu Feuchteproblemen führen
kann. Innendämmungen sollten im Einzelfall Gründach
stets auf ihr hygrothermisches Verhalten hin
überprüft werden (siehe Hygrothermische Gründächer bieten eine Qualitätssteigerung
Simulationsverfahren, S. 70f.). In der Praxis hat des Arbeits- und Wohnumfelds, vor allem wenn
sich die außenseitig gedämmte Variante die Dachbegrünungen einseh- bzw. begehbar
bewährt, da eine innenseitige Dämmung bei sind. Zudem stellen sie eine optische Aufwer-
falscher Bemessung oder unfachgemäßer Aus- tung der Gebäudeansicht dar. Bei Intensivbe-
führung schnell zu Feuchteschäden führen grünungen ist die Nutzung als zusätzliche
kann. Wohn- und Nutzfläche für Freizeit und Sport
Den Dachrandabschluss können Aufkan- möglich, während ein extensiv begrüntes Dach
tungen, Gesimse, Auskragungen und Brüstun- nach der Flachdachrichtlinie und DIN 18 531
gen bilden. Bei Aufkantungen werden die als nicht genutzt gilt.
Gesamt- und Teilflächen des Dachs umschlos- Ein begrüntes Dach übernimmt eine Vielzahl
sen, sodass eine wannenförmige Ausbildung von Funktionen. Es schützt die Abdichtung vor
der Dachoberfläche entsteht. Aufkantungen Witterungseinflüssen und hohen Temperatur-
1 Oberflächenschutz
2 wasserundurchlässige Betonplatte
müssen eine Mindesthöhe von 15 cm aufwei- schwankungen, wodurch diese im Vergleich
3 Mineralfaserdämmung sen. Sie haben am Dachrand die Aufgabe, zur uneingedeckten Variante bis zu doppelt so
4 feuchteadaptive Dampfbremse Niederschlagswasser zurückzuhalten, damit es lange ohne Reparaturen oder Sanierungen
D 2.23

104
Konstruktionen

D 2.21 Abdichtung zwischen der Dämmung


D 2.22 Flachdach mit wasserundurchlässiger
Betonplatte, außen gedämmt
D 2.23 Flachdach mit wasserundurchlässiger
Betonplatte, innen gedämmt
D 2.24 Übergang von intensiver zu extensiver
Begrünung
a Intensivbegrünung mit Wasseranstau und
Abgrenzung, Dränageelement ca. 60 mm
hoch
b einfache Intensivbegrünung mit Abgrenzung,
Dränageelement ca. 40 mm hoch
c Extensivbegrünung mit Abgrenzung,
Dränageelement ca. 25 mm hoch
D 2.25 Schichtaufbau der extensiven Dachbegrünung
D 2.26 Schichtaufbau der einfachen intensiven Dach-
begrünung a b c
D 2.24
auskommen kann [8]. Dachbegrünungen FLL-Richtlinie unterteilt begrünte Dächer nach Schichten
können als Auflast zur Befestigung von Dach- ihrem Gefälle. Für Konstruktionen mit einem Das Substrat bildet die Vegetationsschicht des
aufbauten (z. B. zur Energieerzeugung, Klima- Gefälle < 2 % ist für die Entwässerung eine begrünten Dachs. Darunter wird eine Filter-
technik o. Ä.) verwendet werden, um deren spezielle Dränageschicht erforderlich. schicht angeordnet, die die Dränageschicht
Standfestigkeit auch bei anliegender Windlast Begrünte Dächer sollten daher ein Gefälle von vor einem Einschwemmen von Feinteilen aus
zu gewährleisten. In diesem Fall ist zur Befesti- mindestens 2 % aufweisen. In der Praxis wer- der Substratschicht schützt. Die Dränage dient
gung der Anlagen keine Durchdringung der den jedoch Unterkonstruktionen für Dachgärten der Abfuhr von überschüssigem Nieder-
Abdichtung notwendig. Der Bewuchs verrin- und begrünte Tiefgaragen oft auch ohne schlagswasser, kann aber auch die Funktion
gert die von der Dachoberfläche reflektierte Gefälle ausgeführt. haben, Wasser zu speichern, um es den Pflan-
Strahlung, was Photovoltaikpaneelen zugute- Bei zunehmendem Gefälle (> 5 %) erfolgt eine zen bei Trockenheit zur Verfügung zu stellen.
kommt, da sie weniger Wärmestrahlung von schnellere Wasserabführung. Dies kann durch Die Aufbauhöhe der Dränageschicht beträgt
der Unterseite ausgesetzt sind als bei einem einen Schichtaufbau mit höherem Wasserspei- zwischen 1 und 20 cm.
unbegrünten Dach. Dadurch ergibt sich eine chervermögen und geringerer Dränung oder Zwischen der Dränage und der Dachabdich-
geringere Betriebstemperatur und somit ein durch die Verwendung einer Vegetationsform tung bzw. der Wurzelschutzbahn wird eine
höherer Wirkungsgrad der Anlage. mit geringerem Wasserbedarf ausgeglichen Schutzlage aufgebracht, welche die Dach-
Gründächer können als Minderungsmaßnahme werden. Ab einer Neigung von 15° sind kon- abdichtung vor mechanischer Beschädigung
bei der Eingriffs-Ausgleichs-Regelung nach struktive Maßnahmen zur Rutsch- und Schub- schützt. Die Schutzlage allein stellt noch
dem Baugesetzbuch (BauGB) angerechnet sicherung wie z. B. Randaufkantungen oder nicht sicher, dass Wurzeln nicht bis zur
werden, da sie Flächen, die durch den Eingriff Schubschwellen erforderlich [10]. Dachabdichtung durchdringen können. Eine
des Bauwerks in die Natur zerstört werden, Für begrünte Flachdächer eignen sich sowohl wurzelsichere Ausführung der Abdichtung
durch Schaffung neuer Grünflächen aus- Flachdächer mit der Dichtung über der Däm- selbst oder eine zusätzliche Wurzelschutzbahn
gleichen. mung als auch Umkehrdächer und Dächer aus verhindert, dass die Dachabdichtung durch
Beton ohne Dämmschicht. Die Auswirkungen Wurzeln beschädigt wird. Bei Umkehrdächern
Normen und Richtlinien auf die bauphysikalische Funktion sind im Ein- ist die Wurzelschutzbahn direkt auf der
Im Gründachbereich gilt die »Richtlinie für die zelfall zu überprüfen. Beim Betondach ist Abdichtung zu verlegen und nicht über der
Planung, Ausführung und Pflege von Dachbe- darauf zu achten, dass die Bauwerksfugen Dämmung [11].
grünungen« (Dachbegrünungsrichtlinie), her- wurzelfest ausgeführt sind. Eine genaue Beschreibung der einzelnen
ausgegeben von der Forschungsgesellschaft Grundsätzlich muss die Tragkonstruktion die Schichten des Gründachs findet sich im Kapitel
Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. erhöhte Auflast einer Dachbegrünung im feuch- Werkstoffe (Begrüntes Dach, S. 92f.)
(FLL) als Standardwerk. Diese kommt auch ten Zustand aufnehmen können. Für die Be-
über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus messung des Sicherungsschutzes gegen Begrünung
zur Anwendung [9]. Windsog ist die Auflast des trockenen Vegeta- Grundsätzlich stehen drei verschiedene Dach-
Ein begrüntes Dach bedarf einer besonderen tionssubstrats anzusetzen. begrünungsarten zur Verfügung, die sich in der
Pflege. Hierzu sind die Angaben der FLL-Richt-
linie und Hinweise der Fachvereinigung Bau-
werksbegrünung e. V. (FBB), des Zentralver-
bands des Deutschen Dachdeckerhandwerks
(ZVDH) sowie des Bundesverbands Garten-,
Landschafts- und Sportplatzbau maßgebend.
Die Begrünung von Industriedächern ist Thema
der technischen Regel AGI B11.
Des Weiteren finden die Normen DIN 18 035-4
»Sportplätze; Rasenflächen« und die Normen
DIN 18 915 –18 917 und 18 919 zur »Vegetati-
onstechnik im Landschaftsbau« bei Grün-
dächern Anwendung.

Konstruktionsaufbau
Als Untergrund für das Gründach eignen sich
alle flachen und flach geneigten Dächer. Die
D 2.25 D 2.26

105
Konstruktionen

Nutzung, den bautechnischen Gegebenheiten,


dem Aufbau und damit auch in der Pflanzen-
auswahl unterscheiden (Abb. D 2.24).

Extensivbegrünungen 1 2 3 4 5
Als extensive Begrünungen bezeichnet man 1 4 5
naturnah angelegte Vegetationsformen, die
sich ohne besondere Pflege weitgehend selbst
erhalten und weiterentwickeln können. Das
Dach ist nicht nutzbar, es handelt sich um
a b
einen ökologischen Schutzbelag. Der ein- oder
mehr- bzw. dünnschichtige Aufbau weist
Dicken zwischen ca. 4 und 20 cm auf. 1 Vegetationsschicht
2 Filterlage
Bei der einschichtigen Bauweise (Abb. D 2.27 a) 3 Dränageschicht
übernimmt die Vegetationsschicht neben der 4 Abdichtung wurzelfest
Filterung auch die Dränagefunktion. Um diese 5 Trennlage
zu gewährleisten, sollte das Substrat aus einer D 2.27 D 2.28
geeigneten Zusammensetzung mineralischer Einfache Intensivbegrünung muss. Kurzzeitig kann es bei Niederschlag
und organischer Materialien verschiedener Einfache Intensivbegrünungen – eine kosten- auch zum Überstauen und einem Abfluss des
Korngrößen bestehen. Das Dach muss ein günstigere und pflegeleichtere Sonderform der Regenwassers an der Oberfläche kommen.
Mindestgefälle von 2 % aufweisen. Überwie- Intensivbegrünung – sind gestaltete, boden- Die Entwässerungseinrichtungen müssen
gend werden Sedum und Moose, aber auch bedeckende Begrünungen, bestehend aus dauerhaft zugänglich und kontrollierbar sein
Gras als Vegetation eingesetzt. Gräsern, Stauden und Gehölzen (Abb. D 2.26, (Abb. D 2.28).
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung S. 105). Sie erfordern Aufbaudicken zwischen
von vorkultivierten Vegetationsmatten mit etwa 12 und 25 cm und erreichen Flächengewichte
2 cm Dicke und einem Flächengewicht im zwischen 150 und 200 kg/m2. Die verwendeten Begeh- und befahrbare Dächer
wassergesättigten Zustand von 20 – 50 kg/m2. Pflanzen stellen kaum Ansprüche an den
Sie werden auf das 5 – 8 cm dicke Substrat auf- Schichtaufbau sowie an die Wasser- und Nähr- Flache Dächer bieten viele Nutzungsmöglich-
gelegt und wachsen dort an. Solche Matten stoffversorgung. Pflegemaßnahmen sind im keiten, z. B. als Dachterrassen, Sportanlagen,
kommen auch als Erosionssicherung von wind- reduzierten Umfang erforderlich. Die Herstel- Pausenhöfe, Parkflächen, Hubschrauberlande-
soggefährdeten Bereichen zum Einsatz oder lungskosten liegen zwischen denen des plätze etc. Doch auch wenn das Dach für keine
auf Dächern, auf denen andere Begrünungs- extensiv begrünten und des intensiv begrünten weitere Nutzung vorgesehen ist, ist zu beach-
arten nicht möglich sind. Dachs [12]. ten, dass es zu Kontroll-, Wartungs- und Instal-
Ein mehrschichtiger Aufbau besteht mindes- lationszwecken begehbar sein muss.
tens aus der Vegetationsschicht und einer Be- und Entwässerung Auf begeh- und befahrbare Dachflächen wir-
zusätzlichen Dränageschicht (Abb. D 2.25, Für die Bewässerung der Grünschichten ist ken im Gebrauchszustand deutlich höhere
S. 105 und D 2.27 b). Ferner ist eine Filter- mindestens ein Wasseranschluss erforderlich. Lasten ein als auf nicht genutzte Dächer. Diese
schicht nötig, die das Einschlämmen von Üblicherweise werden automatische Bewäs- müssen nicht nur von der Tragkonstruktion
Feinteilen aus der Vegetationstragschicht in serungsanlagen mit Sprühern, Tropfschläu- abgeführt werden, sondern werden schon in
die Dränageschicht verhindert. Dieser Aufbau chen o. Ä. eingesetzt. Bei intensiv begrünten den Oberflächenbelag eingeleitet. Dafür ist ein
ist im Vergleich zum einschichtigen kosten- Dächern kann es vorteilhaft sein, wenn die geeigneter Aufbau erforderlich (Abb. D 2.30
aufwendiger, erlaubt jedoch ein besseres Bewässerung über Anstauen von Wasser in und D 2.31).
Wasserspeichervermögen und eine variable der Dränageschicht erfolgt. Die Belastungsarten der Bemessungsauflasten
Bepflanzung. Das Flächengewicht der mehr- Zur Ableitung überschüssigen Wassers, vor und -häufigkeiten sind in DIN 1055-3 und
schichtigen Bauweise kann im gesättigten allem bei intensiv begrünten Dächern, muss DIN 1072 geregelt (Abb. D 2.29). Bei der Pla-
Zustand zwischen 60 und 150 kg/m2 betragen. der Niederschlag über eine Dränageschicht zu nung und Ausführung erfordern diese durch
Generell benötigen extensiv begrünte Dächer einem Ablauf geführt werden. Bei extensiver Eigen-, Nutz-, Brems- und Schneelast erhöhten
einen geringeren Pflegeaufwand und sind kos- Begrünung ohne Dränage wird diese Funktion Lastannahmen eine druckfeste Wärmedäm-
tengünstiger herzustellen als intensiv begrünte von der Substratschicht erfüllt, die dann den mung gemäß DIN V 4108-10 und eine für den
Dächer. gesamten anfallenden Niederschlag speichern Lastfall geeignete Dachabdichtung nach

Intensivbegrünung Belastung durch Belastung Zusatzlasten


Die Pflanzen-, Gestaltungs- und Nutzungsviel-
gemäß DIN 1055-3

Einzelpersonen, die zur Pflege oder Wartung Einzellast:


falt der aufwendigen Intensivbegrünung ist ver- das Dach betreten (Nutzungskategorie H) 1 kN im ungünstigsten Punkt
gleichbar mit der von bodengebundenen Frei- Belastungsklasse 1:
flächen. Diese Begrünungsart benötigt neben Verkehrslasten von Dachterrassen und
Flächenlast: 4,0 kN/m2
regelmäßiger Wasser- und Nährstoffversorgung begehbaren Dachflächen durch Personen
auch eine ständige Pflege. Es kommen und Fahrräder (Nutzungskategorie Z)
Schichtdicken ab 15 cm zum Einsatz, je nach Gesamtlast: 25 kN horizontale Lasten aus
Belastungsklasse 2:
Anforderung können sie jedoch 40 cm und Ersatzflächenlast: 3,5 – 5,0 kN Brems-, Lenk- und
Pkw bis 2,5 t
gemäß DIN 1072

mehr betragen und Flächengewichte von 150 Einzelradlast: 10 kN/m2 Beschleunigungsvorgängen


bis über 500 kg/m2 erreichen. Intensivbegrü- Gesamtlast: 160 kN horizontale Lasten aus
Belastungsklasse 3:
nungen sind mit hohen Erstellungskosten und Ersatzflächenlast: 8,9 kN/m2 Brems-, Lenk- und
Lkw bis 16 t
max. Einzelradlast: 50 kN/m2 Beschleunigungsvorgängen
einem hohen Pflegeaufwand verbunden, bieten
aber auch einen entsprechenden Gegenwert. Gesamtlast: 600 kN horizontale Lasten aus
Die Nutzung reicht bis hin zur gepflegten Gar- Schwerlastwagen (Slw) bis 60 t Ersatzflächenlast: 33,3 kN/m2 Brems-, Lenk- und
max. Einzelradlast: 100 kN/m2 Beschleunigungsvorgängen
tenanlage.
D 2.29

106
Konstruktionen

3 4 5
5 6
1 2 7 8 9

D 2.27 schematischer Aufbau einer extensiven


Begrünung
a einschichtiger Aufbau
b mehrschichtiger Aufbau
D 2.28 kontrollierbarer Dacheinlauf
D 2.29 Belastungsarten und Bemessungsauflasten auf
Dächern
D 2.30 Schichtaufbau eines begehbaren Flachdachs
D 2.31 Umkehrdach mit
a Platten auf Stelzenlagern
b Verbundsteinpflaster
c Ortbetonplatte
D 2.32 Lastabtragung durch Unterkonstruktion
D 2.33 schubsichere Randeinfassung
D 2.30 a b c
DIN 18 195. Auf die Dachabdichtung werden in Tragschicht und Bettung 1 Fertigteilplatten (Beton)
2 Stelzenlager
der Regel zwei Lagen Gleitfolie aufgebracht, Aufgabe der Tragschicht ist es, die Tragfähig- 3 Verbundsteinpflaster (mit Sandfugen)
um eine Gleitschicht zu erzeugen, sodass die keit der darüberliegenden Deckschicht zu 4 frostbeständige Bettungsschicht
z. B. durch bremsende Fahrzeuge entstehen- sichern. Hier werden die Lasten verteilt und 5 Trennlage
den Schubkräfte nicht in die Dachabdichtung gleichmäßig in die darunterliegende Schichten 6 Ortbetonplatte
7 Wärmedämmung (XPS) mit Stufenfalz
abgetragen werden. abgeführt (Abb. D 2.32). In der Praxis sind
8 Abdichtung
Nach den »Empfehlungen zu Planung und Kies-Sand-Gemische in den Körnungen 0/22, 9 Tragkonstruktion
Bau von Verkehrsflächen auf Bauwerken« der 0/32 bzw. 0/45 und Mindesteinbaudicken D 2.31
FLL ist es nicht zulässig, dass sich Wasser (abhängig vom Größtkorn) von 10 – 15 cm
unter Geh- und Fahrwegen staut. Stehendes üblich.
Wasser unter dem Belag kann aufgrund von Auf die Tragschicht wird die Bettung zum Aus-
Eislinsenbildung zu Frosthebungen führen. gleich von Maßtoleranzen und zur Übertragung
Bei begehbaren Flächen der Belastungs- der einwirkenden Kräfte aufgebracht. Diese
klasse 1 ist deshalb ein Gefälle von mindes- muss ausreichend druckfest und wasserdurch-
tens 2 % und bei befahrbaren Decken der lässig sein. Üblicherweise werden dafür Sande
Klassen 2 und 3 ein Gefälle von mindestens und Splitte in den Körnungen 0/4, 0/5 bzw. 0/8
2,5 % gefordert. Unabhängig davon muss ein verwendet.
Mindestgefälle der Belagsoberfläche materi-
alabhängig von 1 % (bei versickerungsfähigen Dränageschicht
Belägen) bis 3 % (bei Natursteinpflaster) Die Dränage nimmt das in den darüberliegen-
sichergestellt sein. Beläge auf Stelzlagern mit den Schichten eindringende Wasser auf und
dauerhaft offenen Fugen können ohne Ober- leitet es in Richtung der Dachentwässerung ab. 1 2 3 4 5 6 7
flächengefälle hergestellt werden. Des Weiteren gewährleistet sie den Druckaus-
Alle Aufbauvarianten müssen seitlich schub- gleich bei Eisbildung. Als Dränageschicht wer-
sicher eingefasst sein. Dies geschieht durch den entweder mineralische Schüttstoffe oder
stabile Randeinfassungen (Abb. D 2.33), die Dränelemente eingesetzt. Abhängig von den
die Kräfte aufnehmen müssen, damit weder der Belastungsklassen und dem Größtkorn der 60°
Belag noch das Bettungsmaterial bei (Schub-) Schüttstoffe liegt die Mindesteinbauhöhe zwi-
Belastung ins Rutschen gerät. schen 10 und 15 cm. Kunststoff-Dränelemente
Konstruktionen, die erhöhte Anforderungen müssen den Wasserabfluss sowohl vertikal als 1 Pflasterbelag ≥ 12 cm bis 16 t, ≥ 14 cm bis 60 t
erfüllen, besitzen ein Eigengewicht von min- auch horizontal sicherstellen. Mit ihnen lässt 2 Splittbettung 3 – 5 cm
3 Kiestragschicht mindestens 15 cm
destens 650 kg/m2 und eine Höhe des Schicht- sich in einem Arbeitsgang schnell und sicher 4 Filterlage
aufbaus von 30 cm und mehr (Abb. D 2.32). eine druckstabile und dauerhaft funktionsfähige 5 Dränage
Dränageschicht ausbilden. 6 Trenn-/Gleitlage
Deckschicht 7 tragfähiger Untergrund mit geeigneter
Den oberen Abschluss von Geh- und Fahr- Besonderheiten bei Umkehrdächern Abdichtung
D 2.32
wegen bildet eine frostbeständige und rutsch- Da sich die Konstruktion des Umkehrdachs
feste Deckschicht z. B. aus Platten, Pflaster, durch die über der Abdichtung liegende
Rasengittersteinen, Asphalt oder Beton, die Dämmung von anderen Konstruktionsarten
auf der Bettung verlegt wird. Auch Aufbauten unterscheidet, ist der Aufbau der Deckschicht
für Sportplätze sind möglich, geregelt in geringfügig anders. Für das begeh- und
DIN 18 035. Bei den verschiedenen Aufbau- befahrbare Umkehrdach sind die drei im Fol-
varianten muss die für das gewählte Material genden beschriebenen Aufbauten üblich, die
vorgeschriebene Mindestdicke abhängig von direkt auf die Dämmung aufgebracht werden.
der geforderten Belastung eingehalten Besteht die Oberfläche aus Betonplatten auf
werden. Für die Nutzung als Dachterrasse Stelzenlagern, kann abhängig von der bau-
können auch z. B. Holzbeläge verwendet aufsichtlichen Zulassung des Systems auf ein
werden. Hier ist wegen der geringeren Belas- Gefälle verzichtet werden. In dem Fall wird
tung nicht unbedingt eine aufwendige Bettung davon ausgegangen, dass ein Großteil des
erforderlich. anfallenden Regenwassers ungehindert auf der
D 2.33

107
Konstruktionen

Windrichtung
glatten Oberfläche der Dämmung abfließen Edelstahlbänder
kann, der zurückbleibende dünne Wasserfilm Bei der Verlegung verschweißter Edelstahlbän-
schnell durch die Fugen in den Platten abläuft der werden Bänder oder Bleche mit einer
und die Oberfläche rasch wieder abtrocknet Dicke von 0,4 oder 0,5 mm und Breiten
(Abb. D 2.31 a, S. 107). Nachteil dieser Kon- zwischen 350 und 670 mm eingebaut. Die Bän-
struktion ist, dass sich die Stelzen in die Däm- der kommen zwar mit einer Länge von bis zu
mung eindrücken können. 250 m aus der Fertigungsanlage, die verwen-
a
Bei der Verwendung von Verbundsteinpflaster deten Transportmittel begrenzen jedoch die
auf einer Bettungsschicht hingegen muss erhältlichen Lieferlängen.
ein Gefälle von mindesten 2,5 % auf der Die Edelstahlbänder werden in Reihen verlegt.
Dichtungsebene eingehalten werden. Die Durch Aufkanten der Bandränder entstehen
Fugen zwischen den Pflasterplatten sowie die nebeneinanderliegende Schare, die durch Ver-
Bettungsschicht müssen wasserdurchlässig schweißen und Verfalzen miteinander verbun-
und diffusionsoffen sein und dürfen deshalb den werden. Für die Verschweißung wird das
b
nicht mit dichtenden Materialien verfüllt wer- sogenannte Rollnahtverfahren angewendet, bei
D 2.34 den (Abb. D 2.31 b, S. 107). dem kein Schweißzusatzwerkstoff notwendig ist
Bei einem Umkehrdach mit einer auf der (Abb. D 2.36). Nach dem Schweißvorgang wird
Dämmung liegenden Ortbetonplatte muss die Naht gefalzt [13].
ebenfalls ein Mindestgefälle von 2,5 % beste- Durch die zur Verfügung stehenden Lieferlän-
D 2.34 Längsstöße von Stegprofilen aus Metall
hen. Die Fugen zwischen den Platten sind gen ist es möglich, Querverbindungen zu ver-
a Befestigung mit stranggepressten Aluminium-
profilen gegen das Eindringen von Wasser zu schüt- meiden. Sollten sie trotzdem erforderlich sein,
b Befestigung mit gekanteten Blechstreifen zen. In diesem Fall sind keine Zuschläge auf müssen sie entsprechend den Profilblechen
D 2.35 Fest- und Schiebehafte für Handverlegung von den Wärmedurchlasskoeffizienten (siehe miteinander verschweißt werden. Gegen den
Stehfalzdeckungen Zuschläge auf den U-Wert, S. 56f.) notwendig, Trommeleffekt bei Niederschlägen hilft die Ver-
D 2.36 rollnahtgeschweißte Falzverbindung mit
Schiebehaft
da in der Regel kein Wasser bis zur Abdich- legung einer schalldämpfenden Trennlage
D 2.37 Formen und handelsübliche Größen von Steg- tung durchdringen kann (Abb. D 2.31 c, S.107). unter dem Edelstahlblech.
profilen aus Aluminium, Kupfer (selten) und Die Edelstahlbänder werden mit Schiebe- und
verzinktem Stahl Festhaften auf dem Untergrund fixiert (Abb.
D 2.38 Dichtung beim Glasdach mit Dichtprofilen und
Metalldach D 2.36). Dabei sind die Haften nach den Vor-
Pressleiste (Glasfalz)
D 2.39 Dichtung beim Glasdach mit Silikon schriften der Hersteller anzuordnen.
D 2.40 punktweise Befestigung von Glas im Bohrloch Auf der Suche nach sicheren Abdichtungen für Das verschweißte Edelstahldach ist in der Her-
D 2.41 punktweise Befestigung von Glas in der Stoß- Flachdächer kommen seit den 1960er-Jahren stellung kostenaufwendig, hat jedoch eine
fuge auch Metalle zum Einsatz. Mit verschweißten nahezu unbegrenzte Lebensdauer, sodass es
Edelstahlbändern lassen sich Neigungen ab ökologisch und ökonomisch gesehen ein sinn-
0°, mit profilierten Metallplatten ab 1,5° bzw. 2° volles Dachdeckungsmaterial ist. Es lässt sich
herstellen (siehe Metalleindeckungen, S. 91). sehr gut bei Sanierungen einsetzen, weil die
alte Dachhaut unverändert belassen werden
Profilplatten kann.
Wegen der geringen Neigung des Flachdachs
ist die Verwendung von Profilplatten sinnvoll. Deckschicht
Sie bestehen in der Regel aus Stahl, Edelstahl, Metalldächer können begrünt oder mit Kies
Aluminium oder Titanzink. Ihre Fügung muss bedeckt werden. Wird die Deckung verfalzt, ist
über der wasserführenden Ebene liegen. das jedoch nur möglich, wenn kein Wasser-
Die Profilplatten werden in Reihe verlegt. Dabei rückstau entstehen kann und in den Falz eine
bildet die breitere Rippe immer die wasserfüh- Gummidichtung eingelegt wird. Durch die
rende Tiefrippe. Die Längsverbindungen sind
so auszubilden, dass ihr Stoß von der Wetter-
D 2.35
seite abgewandt ist (Abb. D 2.34). Sie werden Stegprofile
je nach Produkt ineinandergehängt und ver-
verzinkter
2 3 falzt. Querverbindungen sind im Flachdachbe- Aluminium Kupfer
Stahl
reich zu vermeiden, was die Lieferlängen weit-
Profilhöhe
5 gehend ermöglichen (Abb. D 2.37). Sind sie [mm]
50, 65 47 35, 65
4 7
dennoch nötig, müssen sie verschweißt werden. 250 457 305
1 6 8 9 10
Bei einer direkten Verlegung auf Holz oder 305 1000
Beton muss eine strukturierte Trennlage einge- 333 250
setzt werden, um das Metall vor aggressiven Baubreite
400 333
Inhaltsstoffen und alkalischen Reaktionen zu [mm]
434 400
schützen. Die Trennlage dient zudem zum
1 Bandmaterial Edelstahl rostfrei 500 500
Abführen eventuell anfallenden Tauwassers, zur
2 Schweißnaht 600 600
Verbesserung der Gleitfähigkeit bei wärmebe-
3 umgebördelte Kante des Stehfalzes Blech- 0,63 –1,0
4 Höhe bis Schweißnaht ca. 16 mm dingten Längenänderungen und um den Trom- dicke
0,7–1,2
0,6 bauüblich
5 Höhe Schweißfalz vor dem Umbördeln ca. 30 mm, meleffekt bei Niederschlägen zu vermindern. bauüblich 0,8
[mm] 0,75/0,88
nach dem Umbördeln ca. 20 mm Profilplatten werden mit formschlüssigen Profi- ≤ 17 000
6 Winkel ca. 92° Länge
len auf Haltebügel oder -leisten geklemmt und 1200 –7500 (Lkw) ≤ 50 000
7 Schiebehaft [mm]
verfalzt (Abb. D 2.34) und anschließend mit ≤ 30 000 (Bahn)
8 Befestigungsmittel aus rostfreiem Edelstahl
9 schalldämmende Lage nicht rostenden Schrauben auf der tragenden Gewicht
3,1– 5,2 7,9 6,7
10 Schalung Konstruktion befestigt. [kg /m2]
D 2.36 D 2.37

108
Konstruktionen

Deckschicht kann beim Edelstahldach die werden Sprossen und Pressleisten thermisch 1
Befestigung durch Haften eingespart werden. voneinander getrennt. Daher soll auch der 2
Vor allem aber vermindert eine Deckschicht die Glaseinstand nicht größer als 20 mm sein.
Erwärmung durch Sonneneinstrahlung und so Tauwasser wird im Falzraum durch ausrei-
die unangenehmen Knackgeräusche, die beim chende Belüftung vermieden bzw. gering
Ausdehnen und Zusammenziehen durch den gehalten und soll möglichst ablaufen können
Temperaturwechsel entstehen, der sich auf das (Abb. 2.38).
Edelstahldach besonders stark auswirkt. • Extreme Schlagschatten sind zu vermeiden,
da diese zu Temperaturdifferenzen innerhalb
der Scheibenfläche führen können.
Glasdach • Bei Erwärmung der Luft im Scheibenzwi- 3 4
schenraum steigt der Druck auf die Schei- 1 Glaseinstand
Da seit einigen Jahren Glasdächer ab einer benfläche, daher sollte der Zwischenraum 2 Glasfalzhöhe
Neigung von 0° gebaut werden, reiht sich auch bei Sonnen- und Wärmeschutzgläsern nicht 3 innere Dichtungsebene
4 Falzraum, wasserführende Ebene
Glas in die möglichen Materialien für Flach- größer als 15 mm sein. D 2.38
dachkonstruktionen ein (siehe Glas, S. 44ff. • Die Isolierglaskombinationen Sonnenschutz-
und S. 91). glas/Drahtglas und Drahtglas/Drahtglas sind
Hierfür wird in der Regel eine schlanke Trag- ungeeignet, da Glas und Stahl einen unter-
struktur eingesetzt, die aus Stäben und Knoten schiedlichen Längenausdehnungskoeffizien-
bzw. aus Pfetten, Sparren und Bindern besteht. ten besitzen, was zum Bruch der Scheiben 1 2 3
Solche aufgelösten Konstruktionen können sich bei Aufheizung führen kann.
über oder unter der Verglasung befinden. Bei • Sind zusätzliche thermische Belastungen
dem Glasdach übernimmt die Scheibe gleich- nicht auszuschließen, müssen die betroffe-
zeitig die Funktion der Abdichtung und der nen Scheiben aus vorgespanntem Glas her-
Wärmedämmung. Im Folgenden wird auf die gestellt werden.
wichtigsten Aspekte bei Flachdächern aus • Kommt ein asymmetrischer Scheibenaufbau
Glas eingegangen, für zusätzliche Informatio- zum Einsatz, ist die dünnere und weniger 1 Isolierverglasung
nen sei auf spezielle Literatur zu diesem Thema biegesteife Scheibe stärker bruchgefährdet. 2 dauerelastische Verfugung
3 Dränage D 2.39
verwiesen [14]. Daher muss bei einem Seitenverhältnis grö-
ßer 2:1 die dünnere Scheibe vorgespannt
Ausführung sein. Bei Sonnen- und Wärmeschutzglas darf
Bei der Ausführung von Glasdächern fordert die innere Scheibe maximal 2 mm dünner
die vom Deutschen Institut für Bautechnik sein als die äußere.
(DIBt) herausgegebene »Technische Regel für
die Verwendung von linienförmig gelagerten Neigung
Verglasungen« für Überkopfverglasung (Dach- Die Praxis hat den Beweis erbracht, dass Glas-
verglasungen) generell raumseitig die Verwen- dächer mit 0° Neigung ausgeführt werden kön-
dung von splitterbindendem Glas oder entspre- nen. Bei 2° läuft das Niederschlagswasser pro-
chenden Schutz vor herabfallenden Glasteilen. blemlos ab, hinterlässt jedoch Schmutzspuren.
Daher müssen Einfachverglasungen und innere Erst ab 7° setzt der Selbstreinigungseffekt ein.
Scheiben einer Isolierverglasung aus Verbund- Für die geringen Neigungen eignen sich
sicherheitsglas (VSG) oder mit Drahtnetzein- jedoch nur Punkthalterungen, bei denen die
lage ausgeführt werden. Gläser mit Drahtnetz- Stöße ohne zusätzliche Leisten abgedichtet
einlage sind im Überkopfbereich aufgrund werden.
thermischer Beanspruchungen und Korrosions-
gefahr nicht geeignet. Glasfalz
Eine mit Pressleisten ausgeführte Verbindung
Verlegung zwischen zwei Scheiben wird als Glasfalz
Bei der Verwendung im Dachbereich ist die bezeichnet. Diese sind in DIN 18 545 geregelt.
Verglasung durch den Einfallswinkel der Sonne Bei Glasfalzen soll der Einstand zwischen den D 2.40
vor allem im Sommer erhöhten Temperaturen Leisten bei nicht vorgespannten Gläsern min-
ausgesetzt. Daher sollten die folgenden Hin- destens zwei Drittel der Glasfalzhöhe betragen, 1
weise beachtet werden, um zusätzliche thermi- maximal jedoch 20 mm (Abb. D 2.38). 2 3 4
sche Belastungen zu vermeiden [15]: Für Dachverglasungen kommen Verglasungs-
• Die Scheiben sollten gleichmäßig belüftet systeme mit dichtstofffreiem Falzraum zum
werden, um einen Wärmestau zu vermeiden. Einsatz. Am höchsten und tiefsten Punkt dienen
• Sonnenschutzvorrichtungen sind mit einem Öffnungen zur Belüftung und zum Dampf- 5
Mindestabstand von 20 cm zur Verglasung druckausgleich des Falzraums. Fällt durch
anzubringen. Hierbei können dunkle Sonnen- Undichtheiten Tauwasser an, muss dieses über
schutzbauteile zu einer stärkeren Aufheizung die Dampfdruckausgleichsöffnungen nach
des Glases führen als lichtreflektierende helle außen abgeführt werden. Die wasserführende 7 6
Bauteile. Ebene muss unter der inneren Dichtungsebene
• Bemalen und Bekleben von Scheiben können liegen [16]. 1 Schraube
eine ungleichmäßige Aufheizung und somit 2 Dichtscheibe
3 Deckkappe
Temperaturspannungen zur Folge haben. Dichtung
4 Silikon
• Um ein Temperaturgefälle zwischen Schei- Die dichtende Verbindung wird beim Glasdach 5 Schraubhülse
benrand und Scheibenmitte zu verhindern, für Quer- und Längsstöße eingesetzt. Die Was- 6 Auflageprofil
D 2.41

109
Konstruktionen

serundurchlässigkeit an den Stößen wird allein schicht zu entfernen. Soll dies von Hand
durch die Dichtung erreicht. Die Dichtungsma- geschehen, müssen begehbare Bereiche, die
terialien müssen untereinander und mit dem von der Verglasung ausgenommen sind, einge-
gewählten Glas verträglich sein [17]. plant werden.
Es existieren heute im Wesentlichen zwei Dich- Eine weitere Möglichkeit, den Schnee zu entfer-
c
tungsmethoden: nen, ist, ihn durch elektrisch heizbares Ver-
• Dichtungen mit Dichtprofilen und Pressleis- bundglas oder warmwasserbeheizte Sprossen
ten, die gleichzeitig die Lagerung überneh- zum Schmelzen zu bringen. Dagegen spre-
men können, dichten gegen Wasser bzw. chen jedoch energetische Gründe [20].
Luft, sorgen für die elastische Lagerung der Generell handelt es sich bei Glasdächern im D 2.42 D 2.43
Verglasungseinheit und gleichen die Toleran- Flachdachbereich um eine technisch an-
zen der Verglasungseinheiten und Sprossen spruchsvolle Konstruktion. Die Herstellung
aus (Abb. D 2.38, S. 109) [18]. sollte nur durch spezialisierte Firmen erfolgen.
• Bei Dichtung mit Silikon wird das Dichtprofil
in die Fuge eingedrückt. Eine Vorspannung
gewährleistet den Anpressdruck. Der Fugen- Anschlüsse und Abschlüsse
raum muss dichtstofffrei sein, damit Dampf-
druckausgleich und Dränage funktionieren Beim Anschluss der Abdichtung an andere
(Abb. D 2.39, S. 109). Bauteile als die Dachoberfläche, aber auch
am Dachrandabschluss bedarf es spezieller
Halterung Ausführungen, um zu verhindern, dass Wasser
Für die Halterung stehen derzeit zwei Metho- unter die Abdichtung gelangen kann. Dabei
den zur Verfügung [19]: wird unterschieden zwischen Anschlüssen an
• Bei der linienförmigen Halterung mit Press- fest mit der Dachoberfläche verbundene
leisten werden die Scheiben mit Dichtlippen Bauteile (starrer Anschluss, z. B. Attika) und
zwischen Stahl- oder Aluminiumprofile Anschlüssen an Bauteile, die gegenüber der
geklemmt, mit Schrauben zusammengehal- Dachoberfläche Bewegungen unterworfen
ten und an den Sprossen befestigt (Abb. sind (beweglicher Anschluss, z. B. Durchdrin-
D 2.38, S. 109). Zu Reparaturzwecken müs- gungen). Die Anwendungskategorien nach
sen die Leisten abnehmbar sein. Durch DIN 18 531-1 müssen bei Anschlüssen berück-
anstauendes Wasser kann es an den Halte- sichtigt werden (siehe Dachabdichtung, S. 86).
rungen in Querrichtung zu Schmutzablage- Es wird unterschieden zwischen:
rungen kommen. Deshalb ist diese Halterung • Anwendungskategorie K 1: Hierbei handelt
für sehr flache Neigungen nur geeignet, es sich um Abdichtungen mit den üblichen D 2.44
wenn die Querstöße mit Silikon gedichtet Anforderungen. Voraussetzung für K 1 ist,
werden. Bei Verwendung abgeschrägter dass eine Mindestneigung von 2 % einge-
Pressleisten muss die Beseitigung von ange- halten wird. Für Neigungen < 2 % ist die h2
fallenem Schmutz oder Algen durch intensive Abdichtung nach K 2 zu wählen. h2
Wartung gewährleistet sein. • Anwendungskategorie K 2: Dieser Kategorie h1
h1
• Die punktförmige Lagerung ist für den Flach- werden Dachabdichtungen zugeordnet,
dachbereich besser geeignet. Sie kann ent- an die durch den Planer erhöhte Anforderun- a
a
weder im Bohrloch (Abb. D 2.40, S. 109) gen gestellt werden (z. B. bei höherwertiger
oder in der Fuge (Abb. D 2.41, S. 109) aus- Gebäudenutzung, Hochhäusern oder
geführt werden. Bei punktgehaltenen Ver- Dächern mit erschwertem Zugang). Hierbei
glasungen sind Befestigung und Dichtung ist ein Gefälle von mindestens 2 % in der
voneinander getrennt. Die Verglasungsein- Abdichtungsebene und mindestens 1 % im h1
h1
heiten werden im Eckbereich mit Schrauben Bereich von Kehlen einzuhalten. An- und
an der Unterkonstruktion befestigt. Durch die Abschlüsse mit erschwertem Zugang werden
Verwendung gelenkiger Punkthalter entste- der Kategorie K 2 zugeordnet. a
hen keine zusätzlichen Spannungen. a
Die Entwicklung geht zur Lagerung in der Dachabdichtungen für Dächer bzw. Dachbe- D 2.45
Fuge, wodurch das aufwendige Vorbohren reiche mit einem Gefälle < 2 % sind nicht nach
und sich daraus ergebende Spannungen im den Anwendungskategorien ausführbar. D 2.42 Anschlusshöhe c an aufgehende Bauteile
Glas vermieden werden können. Anschlüsse mit eingeklebten Blechen in Bitu- D 2.43 Klemmprofil mit dauerelastischer Abdichtung
menbahnen und nur mit Dichtstoffen ange- D 2.44 verschiedene Ausführungen von Überhang-
streifen
Besonderheiten klebte Bahnen dürfen ausschließlich bei D 2.45 handwerklich hergestellte Dachrandabschlüsse
In Abhängigkeit von der Luftfeuchte, der lnnen- Anwendungskategorie K 1 eingesetzt werden. a Tropfabstand
und Außentemperatur und des U-Werts der Sie sollten zur Wartung zugänglich sein. Bei h1 Abkantung
Verglasung kommt es bei Glasdächern gege- Anwendungskategorie K 2 müssen die Dach- h2 Aufkantung
D 2.46 zweiteiliger Dachrandabschluss mit durch-
benenfalls zur Tauwasserbildung an der bahnen in Fugen verwahrt oder mit Überhang-
gehendem Klemmprofil
inneren Scheibenfläche. Bei geringen Dach- streifen abgedeckt werden (Abb. D 2.44). D 2.47 Dachrandabschluss
neigungen tropft das anfallende Kondensat von Es dürfen keine Verbindungen ausgeführt wer- a Abstand Tropfkante
der Scheibenfläche ab. Die Verwendung von den, bei denen eine Überbeanspruchung im h Aufkantung
Scheiben mit geringeren U-Werten verringert Anschlussbereich durch Zug-, Schub- oder c Anschlusshöhe
D 2.48 Mindestauf- und -abkanthöhen für Dachrand-
die Tauwasserbildung. Scherkräfte auftreten kann, wie z. B. starre Ver- abschlüsse
Bei flach geneigten Dächern kann es in schnee- bindungen der Abdichtung über die Fuge D 2.49 Dachabdichtung und Rohrdurchführung mit
reichen Gebieten erforderlich sein, die Schnee- statisch voneinander getrennter Bauteile [21]. Kunststoffabdichtung

110
Konstruktionen

Anschlüsse an aufgehende Bauteile men Schutz- oder Abdeckbleche, Steinplatten und am oberen Ende gegen hinterlaufendes
Anschlüsse an aufgehende Bauteile müssen o. Ä. zum Einsatz. Wasser gesichert werden. Die Klebeflansche
bei Niederschlag, aber auch im Fall einer Bei einer Dachabdichtung mit Bitumenbahnen werden in der Dichtungsebene angeordnet und
Überflutung das Eindringen von Wasser hinter muss der Anschlussbereich mit einer Haftbrü- müssen nach jeder Seite eine ca. 12 cm breite
die Abdichtung verhindern. Dazu muss die cke versehen werden, um den Verbund des Klebefläche aufweisen [23].
Abdichtung in ausreichender Höhe am auf- Bitumens mit der Oberfläche sicherzustellen.
gehenden Bauteil befestigt werden. Anschlüsse aus Bitumenbahnen sind mindes- Dachrandabschlüsse
Für die Anschlusshöhe gibt die Flachdach- tens zweilagig auszuführen, wobei in der Kehle An Dachkanten ist, ausgenommen im Bereich
richtlinie Mindestwerte abhängig von der des Übergangs vom Dach zum aufgehenden von Dachrinnen, ein Randabschluss der
Dachneigung an. Bei einer Dachneigung ≤ 5° Bauteil ein Keil, z. B. aus Dämmstoff, angeord- Abdichtung erforderlich. Dieser kann folgen-
beträgt die Mindestanschlusshöhe 15 cm, bei net werden muss, um übermäßige Spannungen dermaßen ausgebildet werden:
> 5° sind es 10 cm, jeweils ab der Oberkante und Knicke in der Dachbahn zu vermeiden. Die • Randaufkantungen mit Dachrandab-
des Belags (z. B. Kiesschüttung, Vegetations- Anschlussbahnen werden in die Lagen der Flä- deckungen
schicht) gemessen (Abb. D 2.42). In schnee- chenabdichtung eingebunden und an den • Randaufkantungen mit Dachrandabschluss-
reichen Gebieten ist gegebenenfalls eine senkrechten oder schrägen Anschlussflächen profilen
größere Anschlusshöhe erforderlich. bis zur erforderlichen Höhe hochgeführt [22]. • Dachrandabschlussprofile
Die aufgehenden Anschlussbahnen müssen im Um der Anwendungskategorie K 2 zu entspre-
oberen Randbereich z. B. durch mechanische chen, muss die Abdichtung verwahrt oder mit Der Dachrandabschluss kann handwerklich
Befestigung gegen Abrutschen gesichert wer- Überhangstreifen abgedeckt werden. (Abb. D 2.45) oder aus industriell gefertigten
den. Dies geschieht in der Regel mit Klemm- Profilen (Abb. D 2.46) hergestellt werden.
profilen (Abb. D 2.43), Klemmschienen oder Durchdringungen Für Dachrandabschlüsse fordert die Flach-
angeschweißten Verbundblechen Iinienförmig Durchdringungen (z. B. Dunstrohre) werden wie dachrichtlinie pauschale Mindestwerte, um die
auf einem ebenen Untergrund (Anwendungs- Anschlüsse ausgebildet. Der Anschluss der die Abdichtung nach oben gezogen werden
kategorie K 1), wobei ein maximaler Abstand Dachabdichtung erfolgt mithilfe vorgefertigter muss. Bei Dachneigungen ≤ 5° beträgt die
der Befestigungselemente von 20 cm nicht Formstücke (Flansche) aus Metall, mit Einbau- Mindestanschlusshöhe 10 cm, bei > 5° sind
überschritten werden sollte. Bei Flüssigabdich- elementen aus Kunststoff, Anschlussmanschet- es 5 cm. Die Werte gelten jeweils ab Oberkante
tungen kann bei ausreichender Haftung mit ten, Elastomer- oder Kunststoffbahnen (Abb. des Belags. Dachrandabschlüsse müssen ein
dem Untergrund auf eine mechanische Befesti- D 2.49) oder Flüssigabdichtungen. Die Klebe- Gefälle in Richtung der Dachfläche aufweisen
gung am oberen Rand verzichtet werden. flansche sind in die Abdichtung einzubinden. [24].
Das obere Ende der Anschlüsse muss kon- Das obere Ende des Formstücks muss gegen Die »Fachregeln für Metallabdeckungen im
struktiv abgedeckt werden, um es regensicher hinterlaufendes Wasser gesichert sein. Der Dachdeckerhandwerk« legen die Abmessun-
und wasserdicht zu verwahren. Dies wird am Abstand von Durchdringungen untereinander gen und Abstände der Abdeckung fest. Der
aufgehenden Bauteil mithilfe von Überhang- und zu anderen Bauteilen, z. B. Wandanschlüs- Abstand der Tropfkante zu den darunter-
streifen (Abb. D 2.44) oder durch vorgefertigte sen, Bewegungsfugen oder Dachrändern, liegenden Bauteilen muss mindestens 20 mm
Metallprofile gewährleistet, die entsprechend sollte mindestens 30 cm betragen, damit die betragen (Abb. D 2.47 und D 2.48). Die
den »Fachregeln für Metallarbeiten im Dach- jeweiligen Anschlüsse fachgerecht und dauer- Abkantung und der Tropfabstand sollen ver-
deckerhandwerk« einzubauen sind. Abdeckun- haft hergestellt werden können. Maßgebend ist hindern, dass es durch abtropfendes Wasser
gen oder Befestigungselemente, die der Witte- dabei die äußere Begrenzung des Flanschs. zu Verschmutzungen von Putz, Sichtmauer-
rung ausgesetzt sind, müssen aus korrosions- Auf der Dachkonstruktion verankerte Durch- werk, Sichtbeton, Bekleidungen o. Ä. kommt
beständigem Material bestehen. dringungen wie z. B. Anschlagpunkte für [25]. Bei Verwendung von Kupfer als Abdeck-
Bei Anschlusshöhen von mehr als 50 cm muss Absturzsicherungen, Stützen, Masten und blech ist ein Mindestüberstand von 50 mm
die Abdichtung im Anschlussbereich zusätzlich Verankerungen können aufgrund von Wind- einzuhalten. Allerdings sind auch dadurch Ver-
an der senkrechten Fläche verklebt oder einwirkung und anderen Belastungen starken unreinigungen an der Wand durch abtropfen-
mechanisch befestigt werden. Hierzu eignen Bewegungen ausgesetzt sein. Daher sind bei des Wasser nicht gänzlich zu vermeiden.
sich Linienbefestigungen wie z. B. Schienen diesen Bauteilen Anschlüsse notwendig, die
oder lineare Befestigungen beispielsweise mit Bewegungen aufnehmen können. Dies kann
Schrauben. durch Rohrhülsen mit Klebeflanschen, Man- Lichtkuppeln
Wird die Dachfläche genutzt, muss die Abdich- schetten oder Flüssigabdichtungen gesche-
tung im Anschlussbereich gegen mechanische hen. Die Einfassung muss mindestens 15 cm Zur Belichtung, Ableitung von Rauch sowie Be-
Beschädigung geschützt werden. Hierbei kom- über die Oberfläche des Belags hochgeführt und Entlüftung bietet die Industrie eine Vielzahl

c
a

D 2.47

Gebäudehöhe Abstand a von Aufkantung h


[m] Tropfkante [mm]
[mm]
<8 20 50
8 – 20 30 80
> 20 40 100
D 2.46 D 2.48 D 2.49

111
Konstruktionen

Ausreichend hohe Aufsetzkränze können direkt


auf der Unterkonstruktion befestigt werden.
Auch hier muss die Sicherheit gegen Windsog
Aufbau und Werkstoffe Einfärbung U g{ τD65 gegeben sein und die Abdichtung mindestens
[W/m2K] [-] [-] 15 cm über der Oberfläche des Dachs hoch-
PMMA-Massivplatte, einschalig klar 5,4 0,85 0,92 gezogen werden. Beim Übergang zwischen
Dämmung und Flansch sollte bei dicken
PMMA-Massivplatte, einschalig opal 5,4 0,80 0,83
Abdichtungen (vor allem bei Bitumenbahnen)
PMMA-Massivplatte, doppelschalig klar/klar 2,7 0,78 0,80 ein Dämmkeil eingelegt werden, um Knick-
PMMA-Massivplatte, doppelschalig opal /klar 2,7 0,72 0,73 stellen in der Hohllage zu vermeiden.
PMMA-Massivplatte, doppelschalig opal /opal 2,7 0,64 0,59
Bei beiden Anschlussarten wird die Lichtkup-
pelhaube erst nach der Eindichtung montiert.
PMMA-Massivplatte, doppelschalig klar, IR-reflektierend 2,7 0,32 0,47 Die Oberkante des Aufsetzkranzes muss nach
PMMA-Massivplatte, dreischalig opal /opal /klar 1,8 0,64 0,60 der Flachdachrichtlinie mindestens 15 cm, bei
PC-/PETG-Massivplatte, einschalig klar 5,4 0,75 0,88 Rauchabzugsgeräten mindestens 25 cm über
der fertigen Dachoberfläche liegen.
D 2.50 Lichtkuppeln sollten nur im mittleren Dachbe-
verschiedener Fertigelemente an. Lichtkuppeln gestellt werden. Hierfür bietet der Markt bis zu reich eingesetzt werden, da im Dachrand- und
erfüllen nicht nur den Zweck der Belichtung vierschalige Lichtkuppeln, die U-Werte bis Eckbereich mit höheren Windlasten zu rechnen
innen liegender Räume, sie können auch als unter 2 W/m²K aufweisen können [26]. ist. Nach DIN 1055-4 zählt zum Eckbereich ein
sogenannte Rauch- und Wärmeabzugsanlagen Der Anschluss an das Dach erfolgt in der Viertel und zum Randbereich ein Zehntel der
(RWA) mit automatischer Steuerung ausgeführt Regel durch einen Aufsetzkranz, der auf das Breite des Gebäudes bzw. der zweifachen
werden oder als Zugang zum Dach dienen. Es Tragwerk montiert und an die Dichtung ange- Gebäudehöhe. Der kleinere Wert ist für die
wird unterschieden zwischen: schlossen wird. Die Verbindung mit dem Trag- Anordnung maßgebend.
• starren Lichtkuppeln mit fest auf dem Auf- werk kann über Holzrahmen oder direkt herge- Der Mindestabstand von Lichtkuppeln zu auf-
setzkranz montierter Lichtkuppelschale stellt werden. Je größer der Aufsetzkranz, gehenden Wänden aus nicht brennbaren Mate-
• öffenbaren (lüftbaren) Lichtkuppeln, bei desto höher ist die Gefahr einer Schädigung rialien und ohne Fenster beträgt 2,5 m, bei
denen das Lichtkuppelelement mithilfe aufgrund der unterschiedlichen temperaturbe- Öffnungen in der aufgehenden Wand müssen
eines Zwischenprofils, dem sogenannten dingten Bewegungen von Untergrund, Abdich- mindestens 5 m Abstand eingehalten werden.
Einfass- oder Lüfterrahmen, und Scharnie- tung und Aufsetzkranz. Daher sollte der Kranz Der Mindestabstand zwischen Lichtkuppeln
ren mit dem Aufsetzkranz beweglich ver- eine Seitenlänge von 2,5 m nicht überschreiten. beträgt 1,25 m, um im Brandfall ein Überschla-
bunden ist. Öffenbare Lichtkuppeln müssen Die Oberkante des Aufsetzkranzes sollte sich gen des Feuers zu vermeiden; er kann in der
nicht unbedingt transluzent sein, sondern mindestens 15 cm über der Oberfläche des jeweiligen Landesbauordnung (LBO) abwei-
können auch als Dunkelkuppeln ausgeführt Belags befinden. chend geregelt sein. Für Rauchabzugsgeräte
werden. Für den Anschluss des Aufsetzkranzes wird ein sollte der Abstand untereinander mindestens
Holzrahmen um die Aussparung verlegt, auf 4 m, höchstens 20 m betragen, um eine gegen-
Lichtkuppeln gibt es in ein- und mehrschaliger dem der Kranz montiert wird (Abb. D 2.51). Der seitige Beeinflussung auszuschließen und
Ausführung aus Kunststoff, vereinzelt auch aus Rahmen ist in der Regel aus Industriesperrholz einen gleichmäßigen Rauchabzug zu gewähr-
Glas (siehe Lichtkuppeln, S. 97). Heutzutage gefertigt. Bei Bedarf können auch mehrere leisten.
ist außer bei ungeheizten Industriebauten die Rahmen übereinandergesetzt werden. Er hat Lichtkuppeln zur Raumentlüftung sollten mit der
dreischalige Lichtkuppel der Regelfall. Diese die Aufgabe, den Aufsetzkranz auf Dämmungs- Öffnungsseite der Hauptwindrichtung gegen-
Kuppeln erreichen U-Werte von 2,5 W/m2K und höhe zu heben. Die Abdichtung muss mindes- überliegen, da hierdurch eine Sogwirkung ent-
können in fast allen Situationen eingebaut wer- tens 15 cm über der Dachabdeckung am Auf- steht, die die Entlüftung unterstützt und dem
den (Abb. D 2.50). Trotzdem muss beim Ein- setzkranz befestigt werden. Eindringen von Regen entgegen wirken kann.
bau in Räume mit erhöhter Temperatur und Der Aufsetzkranz muss kraftschlüssig mit Für den Sanierungsfall gibt es auf dem Markt
Feuchte, wie sie in Badezimmern oder Hallen- Schrauben auf der darunterliegende Holzkon- Aufstockelemente mit 10, 15 oder 30 cm Höhe,
bädern auftreten kann, mit Tauwasser an der struktion befestigt werden. Der maximale die auf die vorhandenen Aufsetzkränze ge-
Innenseite gerechnet werden. In diesen Berei- Schraubenabstand beträgt 30 cm (Abb. stülpt werden und die Lichtkuppel auch nach
chen müssen gegebenenfalls höhere Anforde- D 2.52). Die Sicherheit gegen Windsog muss Erhöhung der Dämmschicht über die Dach-
rungen an die Wärmedämmeigenschaften gewährleistet sein. oberfläche herausheben.

D 2.50 Anhaltswerte für Wärmedurchgangskoeffizient U,


Energiedurchlasswert g und Lichttransmissions-
> 15 cm
grad τD65 für Lichtkuppeln nach DIN V 18 599-4
D 2.51 Aufsetzkranz mit Holzrahmen
1 Holzrahmen
2 druckfeste Dämmung oder Holz
1 D 2.52 Anschluss des Aufsetzkranzes an die Kon-
struktion
mm

2
D 2.53 Beispiel für die Planung einer Absturzsicherung
15

D 2.54 durchdringender Anschlagpunkt mit Schutz-


100 haube
mm <
mm

_ 3 D 2.55 Einzelanschlag ohne Dachdurchdringung


00 mm
30

D 2.56 Horizontalsicherung mit beweglichem Anschlag-


punkt
D 2.57 selbsttragendes Schutzsystem mit Geländer
D 2.51 D 2.52

112
Konstruktionen

Absturzsicherung Haltebereich Absturzbereich

Bauherren bzw. vom Bauherrn beauftragte


Planer haben nach der aktuellen Gesetzeslage 4m
die Pflicht, die Unfallverhütungsvorschriften zusätzlicher
1,2 m 2,8 m Haltepunkt
BGV C22 »Bauarbeiten« der Berufsgenossen-
schaft der Bauwirtschaft einzuhalten [27].
Dort wird in §12 auf die Erfordernisse von
10 m 10 m
Absturzsicherungen hingewiesen. Ab einer
Absturzhöhe von 3 m an Arbeitsplätzen und
Verkehrswegen wird auf Dächern eine Ein-
richtung gefordert, die ein Abstürzen von
Personen verhindert (Absturzsicherungen). Die 4m 10 m
Sicherheitsvorkehrungen betreffen sowohl die
Bau- als auch die Wartungsphase. Auch die
Flachdachrichtlinie weist darauf hin, dass Haltepunkt oder Seilpunkt
Absturzsicherungen für Pflege, Wartung und D 2.53 D 2.54
Instandsetzungsarbeiten angebracht werden elementen, die beispielweise mit Schrauben Läuferelement ermöglicht eine Überwindung
sollen [28]. Diese müssen bei Dächern mit oder Dübeln direkt an die Dachkonstruktion der Fixpunkte, ohne sich umzuhängen. Um
Abdichtungen bereits bei der Planung vorge- montiert werden können. Dabei muss die Überlastungen durch Mensch und Material zu
sehen werden (z. B. Anschlagpunkte). Dabei Abdichtung durchdrungen werden (Abb. verhindern, wird an den Endpunkten des Sys-
sind die bauaufsichtlichen Anforderungen der D 2.54). tems ein Fang-Stoßdämpfer integriert.
Länder zu berücksichtigen. Befinden sich auf Bei Kies- und Gründächern gibt es die Mög- Bei großflächigen oder häufig genutzten Flach-
dem Dach Klimageräte, die regelmäßig gewar- lichkeit, Absturzsicherungen ohne Durchdrin- dächern können geländerartige Systeme (Abb.
tet werden müssen, sollten die erforderlichen gung der Dachhaut herzustellen, indem das D 2.57) oder sogar Brüstungen, z. B. als Verlän-
Wartungswege zu den Anlagen ebenfalls früh- Deckmaterial als Auflast zur Befestigung der gerung der Attika, verwendet werden, um
zeitig in die Planung einbezogen werden. Absturzsicherung genutzt wird. Hierbei wird Abstürze zu verhindern. Der heutige Markt bie-
DIN 4426 regelt die sicherheitstechnischen eine Grundplatte mit einem Anschlagpunkt auf tet eine Vielzahl verschiedener Systeme.
Anforderungen, die bei der Planung und Aus- die fertig abgedichtete Dachfläche aufgelegt
führung von dauerhaft installierten Arbeitsplät- und darauf eine Sicherungsplatte und ein Vlies
zen, Verkehrswegen und anderen Einrichtun- zur flächigen Verteilung der Auflast ange- Entwässerung
gen auf Dächern, die bei Wartungs- und Ins- bracht. Die nötige Standsicherheit erhält das
pektionsarbeiten sowie bei kurzzeitigen fertige System durch die Dachbegrünung oder Das auf Dächern anfallende Niederschlags-
Instandsetzungsarbeiten genutzt werden, ein- Kiesschüttung. Ein wesentlicher Vorteil dieses wasser muss aufgefangen und über das Ent-
zuhalten sind. Systems ist die einfache und flexible Verlegung wässerungssystem abgeleitet werden, sofern
Die Absturzhöhe für den »Freifall« sollte bei der der Anschlagpunkte. Da die Dachabdichtung dies im Einzelfall nicht anders geregelt ist. Bei
Planung von Sicherungssystemen 2 –2,5 m dafür nicht zusätzlich durchdrungen werden flachen oder gering geneigten Dächern ist es
nicht überschreiten. Diese Angabe ist als muss, können keine Undichtheiten und Wärme- besonders wichtig, die Entwässerung ausrei-
Grundlage für das Sicherheitssystem zu ver- brücken entstehen. Anstelle der Grundplatten chend zu konzipieren, um eine langfristige
wenden [29]. In Abb. D 2.53 ist ein Beispiel gibt es auch die Möglichkeit, verrottungsfeste Überstauung durch stehendes Wasser zu ver-
eines solchen Systems dargestellt. Bei 10 m und baumustergeprüfte Edelstahl- oder Kunst- meiden. Die bei geneigten Dächern übliche
Abstand vom Haltepunkt zu den Absturzkanten stoffnetze bzw. -gitter in eine ausreichend Entwässerung nach außen, also zur Fassade
beträgt die Seillänge zum Eckpunkt etwa 14 m. dicke Kies- oder Grünschicht einzulegen (Abb. hin, wird bei Flachdächern nur selten angewen-
Somit ergibt sich ein Freifall von maximal 4 m D 2.55). An diesen Netzen können dann die det. In der Regel wird die Entwässerung durch
an den Gebäudekanten. Durch die Montage Sicherungspunkte befestigt werden. Abläufe in der Dachfläche nach innen geführt.
eines zusätzlichen Haltepunkts im Kreisschnitt- Eine weitere Sicherungsmöglichkeit ist ein stati- Bei Dachkonstruktionen mit innen liegender
punkt zur Diagonale verringert sich der Freifall onäres Edelstahlseil oder eine Schiene, die mit Entwässerung und vor allem bei Flachdächern
auf 1,2 m. auf der Dachkonstruktion befestigten Stützen in Leichtbauweise (insbesondere Trapezprofil-
Um eine ausreichende Sicherung zu gewähr- verbunden wird (Abb. D 2.56). Daran hängt blechdächer) sind immer Notentwässerungen
leisten, gibt es eine Vielzahl von Befestigungs- sich die zu sichernde Person ein. Ein spezielles vorzusehen. Bei Flachdächern mit am Rand
5

4
1 2 3 6 7

1 Schiene
2 Schienenhalter
3 Stoßverbinder
4 beweglicher Anschlagpunkt (Läufer)
5 Verbindungsmittel
6 Substrat ≥ 8 cm und ≥ 90 kg/m2
7 Rasterelement
D 2.55 D 2.56 D 2.57

113
Konstruktionen

örtliche Spitzen- zu entwässernde Dachfläche [m2] hochgezogener Abdichtung oder Attika kann
belastung es im Fall verstopfter und überlasteter Abflüsse
(Regendauer D = 5 min) 100 300 500
zu einer hohen Überstauung der Dachfläche
Ort Bemes- Jahrhun- Notent- Notent- Notent- kommen. Dies muss auch aus statischen Grün-
sungsregen dertregen Abfluss wässerung Abfluss wässerung Abfluss wässerung den verhindert werden. Zusätzlich zum Bemes-
r(5, 5) r(5,100) [l/s] (zusätzlich) [l/s] (zusätzlich) [l/s] (zusätzlich) sungsregen muss der Planer einen möglichen
[l/s∙ha] [l/s∙ha] [l/s] [l/s] [l/s]
Starkregen (sogenannter Jahrhundertregen)
Berlin 371 668 3,71 2,97 11,13 8,91 18,55 14,85 mit berücksichtigen, der zu einer Überlastung
Dresden 323 602 3,23 2,79 9,69 8,37 16,15 13,95 der Entwässerungsanlage und somit zu einer
Überstauung führen kann. Die Planung und
Düsseldorf 316 607 3,16 2,91 9,48 8,73 15,80 14,55
Bemessung der Entwässerungsanlage ist
Frankfurt/Main 329 601 3,29 2,72 9,87 8,16 16,45 13,60 daher bei der Gesamtplanung sorgfältig zu
Hamburg 266 463 2,66 1,97 7,98 5,91 13,30 9,85 betrachten. Die Entwässerungseinrichtungen
Hannover 328 652 3,28 3,24 9,84 9,72 16,40 16,20
müssen dauerhaft zugänglich und kontrollier-
bar sein.
Kiel 230 426 2,39 1,87 7,17 5,61 11,95 9,35
Magdeburg 308 583 3,08 2,75 9,24 8,25 15,40 13,75 Bemessung
München 353 633 3,53 2,80 10,59 8,40 17,65 14,00 Zur Bemessung der Regenwasserfall-, Regen-
sammel- und Grundleitungen wird die Bemes-
Stuttgart 446 858 4,46 4,12 13,38 12,36 22,30 20,60
sungsregenspende r5, 5 verwendet. Die
D 2.58 Bemessungsregenspende ist die örtlich zu
erwartende Niederschlagsmenge, die auf der
Basis statistischer Erhebungen ermittelt wird.
Die Werte des Regenereignisses können bei
den örtlichen Behörden oder dem Deutschen
Art der Flächen Abflussbeiwert C
Wetterdienst (DWD) erfragt werden. Des Wei-
wasserundurchlässige Flächen z. B. teren bietet der DWD mit dem Verfahren
• Dachflächen 1,0
KOSTRA-DWD 2000 (Koordinierte Starknieder-
• Betonflächen 1,0
• Rampen 1,0 schlags-Regionalisierungs-Auswertungen) die
• befestigte Flächen mit Fugendichtung 1,0 Möglichkeit, diese für jeden Ort in Deutschland
• Schwarzdecken (Asphalt) 1,0 zu ermitteln. Hierbei ist die Bemessungsregen-
• Pflaster mit Fugenverguss 1,0 spende r(D, T) die Menge an Niederschlag, die
• Kiesschüttdächer 0,5
• begrünte Dachflächen
für eine bestimmte Dauer pro Sekunde auf eine
- Intensivbegrünungen 0,3 Fläche der Größe eines Hektars fällt. Dabei gibt
- Extensivbegrünungen ab 10 cm Aufbaudicke 0,3 D die Dauer der Regenspende an und T deren
- Extensivbegrünungen unter 10 cm Aufbaudicke 0,5 durchschnittliche Wiederkehrperiode. Als
teildurchlässige und schwach ableitende Flächen z. B. Dauer wird der Niederschlag angenommen,
• Betonsteinpflaster in Sand oder Schlacke verlegt, Flächen mit Platten 0,7 der in fünf Minuten fällt (D = 5 min). Für die
• Flächen mit Pflaster mit Fugenanteil > 15 %, z. B. 10 ≈ 10 cm und kleiner 0,6 Bemessung von Dachflächen muss eine Jähr-
• wassergebundene Flächen 0,5
lichkeit des Regens von fünf Jahren (T = 5 a)
• Kinderspielplätze mit Teilbefestigungen 0,3
• Sportflächen mit Dränung angesetzt werden, für die Notentwässerung
- Kunststoffflächen, Kunststoffrasen 0,6 wird das Jahrhundertregenereignis (T = 100 a)
- Tennenflächen 0,4 verwendet. In Abb. D 2.58 ist der Bemessungs-
- Rasenflächen 0,3 regen und das Jahrhundertereignis beispielhaft
wasserdurchlässige Flächen ohne oder mit unbedeutender Wasserableitung z. B. für einige deutsche Städte angegeben.
• Parkanlagen und Vegetationsflächen, Schotter- und Schlackeboden, Rollkies, 0,0 Die Bemessung der Abläufe und Notüberläufe
auch mit befestigten Teilflächen wie 0,0 erfolgt nach DIN 1986-100 sowie nach DIN
- Gartenwege mit wassergebundener Decke
- Einfahrten und Einzelstellplätze mit Rasengittersteinen
EN 1253-1 und DIN EN 12 056-3. Bei Dachflä-
chen ohne Gefälle sind besondere Maßnahmen
D 2.59 wie z. B. die Anordnung der Abläufe an Stellen
maximaler Durchbiegung nötig.
Die Planung und Bemessung umfasst folgende
Arbeitsschritte:
• Ermittlung des Regenwasserabflusses
• Verteilung der Abflüsse
• Bemessung der Notentwässerung

Ermittlung des Regenwasserabflusses


Der Regenwasserabfluss Q ergibt sich nach
DIN 1986-100 aus der Regenspende, dem
Abflussbeiwert und der wirksamen Dachfläche:

Q = r(D, T) ∙ C ∙ A/10 000

Q Regenwasserabfluss [l/s]
r(D, T) Bemessungsregenspende [l/s∙ha]
D Regendauer [min]
D 2.60 D 2.61

114
Konstruktionen

T Jährlichkeit des Regenereignisses [a] sichtigt, die Ablaufleistung um 50 % reduziert Nennwerte Freispiegel- Druckent-
C Abflussbeiwert [-] werden. In Gebieten mit häufigem Frost ist es Dachablauf- entwässerung wässerung
stutzen
A wirksame Niederschlagsfläche (entspricht vor allem bei innen liegenden Dachrinnen oder
auf den Grundriss projizierter Dachfläche) Rohren sinnvoll, eine Begleitheizung einzu- Mindest- Druck- Mindest- Druck-
[m2] bauen, um die Blockierung des Ablaufs durch DN/OD 1 DN/ID 2 abfluss höhe h abfluss höhe h
Eis zu verhindern. [l/s] [mm] [l/s] [mm]
Der Abflussbeiwert C aus DIN 1986-100 gibt Bei der Entwässerung von Dachgärten muss 40 – – 2,5
das Verhältnis von oberflächlich abfließendem der Ablauf zugänglich und kontrollierbar sein. 40 – – 3,0
55
Regenwasser zur Gesamtabflussmenge für Des Weiteren ist ein Einbau von Rückhalteein- 50 4,0
0,9 35
verschiedene Oberflächen an (Abb. D 2.59). richtungen wie z. B. Gitter für Boden und 50 6,0
Je höher der Abflussbeiwert ist, desto weniger Schmutz erforderlich, um deren Eindringen in 63 1,0 35 – –
Regenwasser versickert. Seine Berücksichti- die Dachentwässerungsanlage zu verhindern 75
1,7 35 12,0
gung ist nur bei der Ermittlung des Abflusses (Abb. D 2.60 und D 2.61). 70
55
80
aus dem Bemessungsregen r(5, 5) für die Dach- 2,6 35 14,0
75
fläche zulässig. Bemessung der Notentwässerung
90 – – 18,0
Die Entwässerung eines Flachdachs muss ein
110 55
Verteilung der Abläufe Starkregenereignis, wie es statistisch alle 100 4,5 35 22,0
100
Die erforderliche Anzahl von Abläufen ergibt Jahre vorkommen kann, ohne Beschädigung 125 – –
sich aus der Geometrie des Dachs, dem des Dachs durch Überbelastung, eindringen- 7 45
125 – –
Regenabfluss sowie der Abflussleistung der des Wasser o. Ä. ableiten können. Hierzu dient 160 – –
Dachabläufe und der Entwässerungsanlage. die Notentwässerung, die mindestens den 8,1 45
150 – –
Für die Verteilung sind folgende Kriterien zu Abfluss der Differenz zwischen Bemessungsre- 1 DN/OD Außendurchmesser D 2.62
berücksichtigen: gen und Jahrhundertregen sicherstellen muss. 2
DN/ID Innendurchmesser
• Jeder durch die Konstruktion vorgegebene Entwässerungs- und Notentwässerungssystem
Tiefpunkt muss mindestens einen Dachablauf müssen gemeinsam mindestens das am
erhalten (einschließlich der Tiefpunkte, die Gebäudestandort über fünf Minuten zu erwar-
bei Belastung entstehen). tende Jahrhundertregenereignis ableiten kön- 20 m
• Befinden sich die Dachabläufe in einem line- nen. Bei außergewöhnlich schützenswerten
aren Tiefpunkt ohne nennenswerte Höhendif- Gebäuden (z. B. Krankenhäuser, Theater,
ferenzen, sollte der maximale Abstand der Museen) empfiehlt es sich, die Notentwässe-
Dachabläufe 20 m nicht überschreiten. In rung auf den Jahrhundertregen r(5,100) zu
nicht geradlinigen Tiefpunkten mit Höhenun- bemessen. 10 m
terschieden sind entsprechend kürzere Im Fall verstopfter Abläufe schützt die Notent-
Abstände zu wählen, um die Ansammlung wässerung das Dach vor einer Überstauung.
von Regenwasser zu verhindern. Dazu werden zusätzliche Abläufe angebracht,
• Bei Flachdächern mit Brüstungen sind pro die um die Mindeststauhöhe der Dachentwäs- D 2.63
Teilfläche mindestens zwei Dachrinnenab- serung erhöht liegen und somit erst ab einer
läufe (oder ein Dachrinnenablauf und ein bestimmten Überstauung der Dachfläche das
Notüberlauf) vorzusehen. Wasser ableiten (Abb. D 2.64). Die Notentwäs- 3
serung kann erreicht werden durch: 2 2 4
1
Die Anzahl der mindestens erforderlichen • zusätzliche Dachabläufe mit Anstauelement
Dachabläufe wird nach DIN 1986-100 mit fol- (erhöht eingesetzter Einfluss) und freier Ent-
gender Gleichung bestimmt: wässerung auf das Grundstück
• eine Entwässerung durch Attikagullys 5
nDA = Q/QDA (Abläufe direkt in der Attika, führen das Was-
ser nach außen in Rohrleitungen ab)
nDA Mindestanzahl der Abläufe, auf volle • durch die Attika geführte Notüberläufe
Stückzahl aufgerundet [-] (Rohre, Speier) D 2.64
Q Regenwasserabfluss von einer Dach- • partielles Absenken der Attika auf die Min-
fläche bzw. einer Teilfläche [l/s] deststauhöhe D 2.58 örtliche Regenspenden (Bemessungs- und Jahr-
hundertregen) und Abfluss (normale und Notent-
QDA Abflussvermögen des gewählten Dachab-
wässerung) abhängig von der zu entwässernden
laufs in Abhängigkeit von der Stauhöhe Bei Entwässerung durch Rohre muss die jewei- Dachfläche für einige deutsche Städte
(Druckhöhe) am Dachablauf [l/s] lige Ablaufleistung beachtet werden. D 2.59 Abflussbeiwerte C zur Ermittlung des Regen-
wasserabflusses aus DIN 1986-100
Die Mindestwerte für das Abflussvermögen QDA Dimensionierung D 2.60 Dachablauf mit Los- und Festflansch
D 2.61 verschiedene Modelle für Abläufe in einem Kies-
sind in Abb. D 2.62 abhängig von der Druck- Das Mindestabflussvermögen der Notentwäs- dach
höhe angegeben. Das jeweilige Abflussvermö- serung wird mithilfe der folgenden Gleichung D 2.62 erforderliche Druckhöhe am Dachablauf zur
gen muss vom Hersteller des Ablaufsystems nach DIN 1986-100 berechnet: Erreichung des Mindestabflusses nach
nachgewiesen werden. Für handwerklich her- DIN 1986-100
D 2.63 beispielhafte Einteilung des Flachdachs in
gestellte Abläufe ist das Abflussvermögen in QNot = (r(5, 500) – r(D, T) ∙ C) ∙ A/10 000
Gefällebereiche und Verteilung der Abläufe
Abhängigkeit von der Druckhöhe nach DIN D 2.64 Überflutungshöhe bei Notentwässerung
EN 12 056-3 zu berechnen. Die Druckhöhe ist QNot Mindestabflussvermögen der Notent- 1 erforderliche Druckhöhe am Notablauf
die Überstauung, bei der der Abfluss seine wässerung [l/s] (Höhendifferenz zwischen 3 und 2)
maximale Leistung aufweist. Ein Kies- oder r(5, 100) 5-Minuten-Regenspende, die einmal in 2 Druckhöhe am Dachablauf
3 maximale Überflutungshöhe (Wassertiefe)
Laubfang sowie andere Gitter vermindern die 100 Jahren erwartet wird [l/(s∙ha] 4 Notüberlauföffnung in der Attika, oberhalb
Ablaufleistung. In diesen Fällen muss, wenn r(D, T) Berechnungsregenspende [l/s∙ha] von 2
nicht bereits in den Herstellerangaben berück- D Regendauer [min] 5 Notüberlauf frei durch die Fassade

115
Konstruktionen

D 2.65 Dachentwässerung
a Freispiegelentwässerung über senkrechte
Leitungen
b Druckentwässerung über waagrechte
Leitungen
D 2.66 Dachaufbau zur thermischen Sanierung
D 2.67 belüftetes Dach zur Austrocknung der Wärme-
dämmung
a b D 2.65
T Jährlichkeit des Regenereignisses [a] Fließrichtung ist bei Freispiegelleitungen nicht 1 2 3 4 5 6 1 1
C Abflussbeiwert [-] zulässig.
A wirksame Niederschlagsfläche [m2] Reicht die Abflussleistung der Fallleitungen
nicht aus oder soll ein geringerer Leitungs-
Die Unterkante der Notentwässerung muss querschnitt verwendet werden, wird mit plan-
oberhalb der erforderlichen Druckhöhe für mäßig vollgefüllt betriebener Dachentwässe-
den verwendeten Dachablauf liegen (Abb. rung (Druckentwässerung) gearbeitet.
D 2.64, S. 115). Die Addition der Druckhöhen
am Dachablauf und an der Notentwässerung Druckentwässerung
ergibt die maximal zu erwartende Überflu- Bei Druckentwässerungsanlagen sind die Fall-
tungshöhe auf dem Dach. Die Überflutungs- rohre und Anschlussleitungen komplett mit
höhe ist mit dem Tragwerksplaner abzustim- Wasser gefüllt (Abb. D 2.65 b). Dadurch wird
men, da sie auch Einfluss auf die einwirkende die gesamte Wassersäule zwischen Dachab-
Last im Fall eines Starkregens hat. Die aus lauf und Grundleitung hydraulisch wirksam, der 1 Auflast (wasserdurchlässig, diffusionsoffen)
der Überflutungshöhe resultierende Flächen- Höhenunterschied wird zur Erzeugung einer 2 Trennlage (diffusionsoffen)
3 neue Wärmedämmung (XPS) mit Stufenfalz
last über dem Entwässerungstiefpunkt leistungsstarken Strömung genutzt. Die bestehende Konstruktion:
(Dachablauf) darf den statisch zugelassenen Abflussleistung liegt deshalb deutlich über der 4 Abdichtung (funktionsfähig)
Wert für die Dachkonstruktion nicht über- einer vergleichbaren Freispiegelentwässe- 5 Dämmung
schreiten. rungsanlage. Um das Fallrohr komplett zu fül- 6 Dachtragkonstruktion
len, werden mehrere Dachabläufe über ein D 2.66
Fallleitungen gemeinsames Fallrohr an die Grundleitung
Die Abflussleistungen von senkrechten Regen- angeschlossen. Bei der Druckentwässerung
wasserfallleitungen ist abhängig vom Innen- müssen die Verbindungen der einzelnen Rohre
durchmesser und dem Füllungsgrad ent- luftdicht ausgeführt werden. Die Bemessung
sprechend DIN EN 12 056. Innen liegende der Druckentwässerung wird nach DIN 1986-
Regenwasserleitungen müssen dem Druck 100 durchgeführt.
widerstehen können, der bei einer Verstopfung
der Leitung auftreten kann. Bei innerhalb von 1 2 4 5 3 6 7 8
Gebäuden verlaufenden Regenwasserleitun- Wartung und Pflege
gen ist eine Dämmung gegen Tauwasserbil-
dung und für den Schallschutz anzuordnen. Um dauerhaft zuverlässig zu funktionieren,
Regenwasserleitungen sollten nicht in tragende brauchen Flachdächer ein gewisses Maß an
Bauteile einbetoniert werden. regelmäßiger fachmännischer Pflege und War-
Um die Funktionsfähigkeit der Entwässerung zu tung. Hierzu fordert der Verband des deut-
gewährleisten, sind mindestens alle sechs schen Dachdeckerhandwerks Inspektionen
Monate Wartungs- und Instandhaltungsarbei- und Wartungen der Dachdeckungen, Abdich-
ten zwingend erforderlich. Diese sollten insbe- tungen und anderer Bauteilflächen in regel-
sondere im Herbst durchgeführt werden. mäßigen Zeitabständen. Die Inspektion bein-
Bei den Leitungen wird zwischen Freispiegel- haltet u. a. die Beurteilung der freiliegenden
und Druckentwässerung unterschieden. Werkstoffe auf sichtbare Veränderungen durch
äußere Einwirkungen. Zur Wartung gehört die
Freispiegelentwässerung Sicherstellung der Funktionsfähigkeit von Sys-
Bei der Freispiegelentwässerung sind die temteilen, Einbauteilen und bauteilüblichen
1 Abdichtung
Fallrohre und Anschlussleitungen nur teil- Elementen wie z. B. Entwässerungseinrichtun- 2 Tragkonstruktion für die Abdichtung
weise mit Wasser gefüllt (Abb. D 2.65 a). Die gen, Lüftungen, Abdeckungen, Einfassungen 3 Aufständerung
Dimensionierung der Fallrohre geschieht übli- usw. Auftretende Schmutzablagerungen müs- 4 Luftschicht
cherweise mit einem Füllungsgrad von 33 %. sen entfernt werden. Sinnvoll ist der Abschluss 5 Dämmung neu
6 Dämmplatte neu
Jeder Dachablauf wird mit einer eigenen Fall- eines Inspektions- und Wartungsvertrags. bestehende Konstruktion:
leitung an die Grundleitung angeschlossen. Werden Veränderungen oder Beschädigungen 7 Dämmung
Eine Reduzierung des Rohrdurchmessers in rechtzeitig erkannt, verringern sich häufig der 8 Stahlbetondecke
D 2.67

116
Konstruktionen

erforderliche Aufwand und die Kosten für die den Luftschicht erfolgt zwischen den Balken Anmerkungen
Beseitigung von Schäden und Folgeschäden. der Einbau der zusätzlich benötigten Däm- [1] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhand-
werks; Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
Die regelmäßige Pflege kann die Lebensdauer mung. Die obere Tragkonstruktion besteht
e. V. (Hrsg.): Fachregel für Abdichtungen – Flach-
eines Dachs erheblich verlängern [30]. vorzugsweise aus Leichtbetonplatten, die Auf- dachrichtlinie. Köln 2008, S. 26
ständerung aus Beton, um ein ausreichendes [2] ebd., S. 27
Eigengewicht und die sichere Lage des Dach- [3] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhand-
Sanierung aufbaus zu gewährleisten. Auf diese Weise werks (Hrsg.): Merkblatt Wärmeschutz bei Dach und
Wand. Köln 2008, S. 13
kann die Dämmung langsam austrocknen, die [4] ebd. [1], Kapitel 2.4.4, S. 15
Hauptsächlich zwei Gründe machen die Sanie- Feuchte wird über die neu geschaffene Luft- [5] DIN 4108-2 Wärmeschutz und Energie-Einsparung
rung eines Flachdachs notwendig: schicht abgeführt. Sie muss besonders gut in Gebäuden – Mindestanforderungen an den Wär-
• zu geringe Dämmschichtdicke belüftet werden und Querschnitte besitzen, die meschutz. Berlin 2003
[6] Lohmeyer, Gottfried: Flachdächer – einfach und
• Schädigung des Dachs deutlich über den im Normalfall geforderten
sicher. Konstruktion und Ausführung von Flachdä-
Maßen liegen (siehe S. 102). Ein weiterer Vorteil chern aus Beton ohne besondere Dichtungsschicht.
Thermische Sanierung dieser Methode ist, dass während der gesam- Düsseldorf 1993
Eine Sanierung wegen zu geringer Dicke der ten Sanierungszeit ein mehr oder weniger funk- [7] Bundesverband der deutschen Zementindustrie e.V.
Dämmschicht hat den Vorteil, dass noch kein tionierendes Dach auf dem Gebäude verbleibt. (Hrsg.): Flachdächer aus Zement. Zement-Merkblatt
Hochbau. Hannover 1999
Schaden eingetreten ist. Sie kann durchgeführt Eine Notabdichtung ist somit nicht notwendig. [8] Optigrün: http://www.dachbegruenung-ratgeber.de/
werden, ohne dass in die bestehende Dach- Diese Sanierungsmethode ist nicht geeignet, dachbegruenung, Stand 15.02.2009
konstruktion eingegriffen werden muss. Häufig wenn die eingedrungene Feuchte eine Schädi- [9] Buttschardt, Tillmann: Extensive Dachbegrünungen
wird eine weitere Dämmschicht aus extrudier- gung des Tragwerks verursachen könnte (z. B. und Naturschutz. Karlsruhe 2001;
tem Polystyrol-Hartschaum (XPS) in Form eines bei Holzkonstruktionen). Liesecke, H. J.: Begrünung von Well- und Trapez-
profilen mit einem Verbundschaumstoff. In: Dach &
Umkehrdachs auf die Oberfläche der beste- Grün, 1/2003, S. 28ff.
henden, intakten Abdichtung aufgelegt (Abb. Punktweise Entlüftung [10] Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung
D 2.66). Bei ausreichend hoher Umfassung des Zur Austrocknung belüfteter Dächer sind Ent- Landschaftsbau e.V. (FLL; Hrsg.): Richtlinie für die
Dachs bleibt der Aufwand gering. Es sollte lüftungssysteme erhältlich, die durch punktu- Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrü-
nungen – Dachbegrünungsrichtlinie. Bonn 2008,
jedoch eine genaue Überprüfung des Zustands elle Entlüftung die Wirkung der Luftschicht S. 34
der verbleibenden Dachbahn erfolgen. unterstützen. Dabei werden über die Dach- [11] Riegler, Rosina: Fachgerechte Ausführung und
Auf diese Weise können auch Dachterrassen fläche verteilt Entlüftungselemente durch die Sanierung von Flachdächern und Gründächern.
und Gründächer hergestellt werden, allerdings Dachbahn in die Luftschicht eingebaut. Die Merching 2009, Kapitel 6.2.1, S. 3
muss dabei die zusätzliche Belastung der Wirkung solcher Systeme ist allerdings [12] ebd. [10], S. 11
[13] Euro Inox (Hrsg.): Technischer Leitfaden: Dächer
Dachkonstruktion beachtet werden. umstritten, da der Diffusionsstrom im Dach aus Edelstahl Rostfrei. Luxemburg 2004, S. 22
hauptsächlich senkrecht (entsprechend dem [14] Schittich, Christian u. a.: Glasbau Atlas. München /
Sanierung feuchter Dächer Temperaturgradienten verläuft) und eine Basel 1998
Liegt eine Schädigung der Abdichtung vor, ist Querverteilung der Feuchte daher nur in [15] Schunck, Eberhard u. a.: Dach Atlas. München /
Basel 2002, S. 165
es möglich, dass Wasser in die Konstruktion ein- geringen Maße auftritt. Des Weiteren kann der
[16] ebd., S. 166
gedrungen ist. Feuchte in der Konstruktion kann vorher vorhandene Luftstrom unerwünscht [17] Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks
Ursache für eine Reihe von Mängeln sein. So umgeleitet werden. Erfahrungen aus der Praxis (Hrsg.): Technische Richtlinie des Glaserhandwerks.
besteht die Gefahr, dass es je nach Wasserge- zufolge beschränkt sich der Einflussradius Nr. 1: Dichtstoffe für Verglasungen und Anschluss-
halt des Dämmmaterials zu einer nachteiligen dieser Entlüfter nur auf etwa 1 – 2 m [31]. fugen. Düsseldorf 2009
[18] ebd. [15], S. 166
Zunahme der Wärmeleitfähigkeit kommt. Zudem [19] ebd. [15], S. 168
kann eindringendes Wasser Schädigungen am Trocknung durch die Dachbahn [20] ebd. [15], S. 168f.
Tragwerk verursachen (z. B. Holzfäule, Korrosion Ein weiteres Verfahren zur Austrocknung eines [21] ebd. [1], S. 33
von Metallteilen), die im Extremfall auch ein Ver- Flachdachs besteht darin, die feuchte Däm- [22] ebd. [1], S. 35f.
[23] ebd. [1], S. 37
sagen zur Folge haben können. mung durch die Abdichtung auszutrocknen.
[24] ebd. [1], S. 38
Um das Problem zu beheben, bestehen zwei Hierfür wird die bestehende Dachbahn entfernt [25] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhand-
Möglichkeiten: oder perforiert, dann die neue, möglichst diffu- werks (Hrsg.): Fachregeln für Metallabdeckungen im
• Austrocknung des Dachs sionsoffene Dämmschicht und eine Abdichtung Dachdeckerhandwerk. Köln 2006, S. 61
• Abtrag und Neuaufbau mit moderatem Diffusionswiderstand aufge- [26] http://www.fvlr.info/lik_dachdecker.htm, Stand
23.02.2010
bracht. Hierzu sind Abdichtungen mit sd-Wer- [27] Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (Hrsg.):
Austrocknung der Dämmung ten zwischen 10 und 20 m erhältlich. Zur bes- Unfallverhütungsvorschrift BGV C22 (bisherige
Eine Austrocknung der Dämmung ist nur mög- seren Austrocknung sollten dunkle Dachbahn VBG 37): Bauarbeiten (Prävention Hochbau). Berlin
lich, wenn ihr Wassergehalt ca. 10 Vol.-% nicht verwendet werden. Von einer Bekiesung ist 1997
[28] ebd. [1], S. 10
überschreitet und wenn das Tragwerk nicht abzusehen.
[29] Produktinformation ABS – Absturzsicherung mit
betroffen ist. Allerdings dauert die Trocknung in Die Austrocknung geht jedoch nur langsam System
der Regel sehr lange, und die Konstruktion vonstatten, es ist mit einer Dauer von mehreren [30] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhand-
bringt erhebliche Kosten mit sich. Jahren zu rechnen. Vor der Sanierungsplanung werks (Hrsg.): Grundregel für Dachdeckungen,
Der in Abb. D 2.67 dargestellte Dachaufbau ist sollte die Möglichkeit und Dauer der Trocknung Abdichtungen und Außenwandbekleidungen. Köln
2008, S. 14
geeignet, wenn bei einem Flachdach Nieder- überprüft werden (siehe Hygrothermische [31] Spilker, Ralf; Oswald, Rainer: Flachdachsanierung
schlagswasser eingedrungen ist und der vor- Simulationsverfahren, S. 70f.). über durchfeuchteter Dämmschicht. Aachen 2003,
handene Dachaufbau nicht abgetragen, son- S. 7
dern erhalten werden soll. Das bestehende,
nicht belüftete Dach wird dabei in ein belüfte-
tes Dach umgewandelt. Dazu wird die vorhan-
dene Abdichtung perforiert oder entfernt und
auf die bestehende Dämmung werden Balken
zur Aufständerung der neuen Tragkonstruktion
für die Abdichtung gelegt. In der sich ergeben-

117
Teil E Konstruktionen im Detail

Kriterien 120
Auswahl der Konstruktionsbeispiele 120
Vorgaben 120
Übersicht der Konstruktionen 121
1 Dichtung über Dämmung 122
2 Dichtung unter Dämmung 127
3 Wasserundurchlässige Betonplatte 130
4 Gründach 132
5 Hochbeanspruchtes Dach (begehbar) 134
6 Hochbeanspruchtes Dach (befahrbar) 137
7 Metalldach 139
8 Glasdach 141
9 Sanierung 143

Abb. E Wohnhügel, Kopenhagen (DK) 2008,


BIG – Bjarke Ingels Group

119
Konstruktionen im Detail Bis in die 1960er-Jahre gab es keine einheit- Auswahl von Konstruktionsbeispielen zu tref-
lichen Regeln, nach denen die Konstruktion fen, die alle Dachbereiche umfasst. Diese
von flachen Dächern erfolgte. Mit der Veröffent- Dachbereiche wurden mit den beim Flachdach
Eberhard Schunck lichung der sogenannten Flachdachrichtlinie, zur Verfügung stehenden Aufbauten und Mate-
die die Verbände des Dachdeckerhandwerks rialien kombiniert. Innerhalb der Dachaufbau-
und der Deutschen Bauindustrie seit 1962 her- ten wurden die Abdichtungsmaterialien variiert,
ausgeben, hat sich das geändert. Die folgen- um eine möglichst große Auswahl an Konstruk-
den Konstruktionen sind auf der Grundlage tionen für möglichst viele Anwendungsfälle dar-
dieser Richtlinie, weiterer technischer Quellen zustellen. Da es nicht möglich ist, alle wün-
und eigener Erfahrung erarbeitet. schenswerten Fälle zu behandeln, müssen Pro-
blemlösungen von einer Konstruktion auf eine
andere übertragen werden.
Kriterien Auf belüftete Dächer wurde verzichtet, da sie
oft zu Problemen führen, die im Einzelfall vom
Bei der Erarbeitung der Konstruktionsdetails Bauphysiker gelöst werden müssen (siehe
mit den verschiedenen Materialien und Dach- Belüftetes Flachdach, S. 102f.)
aufbauten galt es, folgende Fragen zu prüfen:
• Kann Wasser von oben oder von der Seite in
die Konstruktion eindringen? Vorgaben
• Kann Wärme von innen nach außen oder bei
Hitze von außen nach innen gelangen? Als Dämmstandard wurde die Klimazone Mittel-
• Kann Feuchte vom Innenraum in die Däm- europa mit einer in etwa den Erfordernissen der
mung oder in die Konstruktion dringen? Energiesparverordnung (EnEV) entsprechen-
• Ist der Schutz der Konstruktion vor Sonne, den Dämmschichtdicke von 20 cm gewählt.
Wind und mechanischer Beschädigung Der größte Teil der Konstruktionen wurde ohne
gegeben? das Gefälle gezeichnet, das als Sicherheits-
• Sind die Materialien vor gegenseitiger Zer- maßnahme nach der Flachdachrichtlinie ange-
störung geschützt? raten ist. Nur dort, wo besonders auf die Not-
• Kann eine mögliche Bewegung den Materia- wendigkeit eines Gefälles hingewiesen wird, ist
Bei der Darstellung der Konstruktionen im Detail wurden lien schaden und können die Auswirkungen ein Gefälleestrich dargestellt (z. B. bei Lage der
zur Differenzierung der einzelnen Lagen im Material- der Bewegung unschädlich gemacht wer- Dichtung unter der Dämmung), ein Gefälle in
aufbau folgende – angelehnt an die Flachdachrichtlinie –
den? der Platte (z. B. Hubschrauberlandeplatz) oder
Zeichensymbole verwendet (die Darstellung im Teil
Gebaute Beispiele im Detail folgt den üblichen DETAIL- • Wie wirkt sich der Herstellungsvorgang auf eine Gefälledämmung (z. B. Sanierung). Metall-
Standards): den Aufbau und die Geometrie der Konstruk- und Glaskonstruktionen sind mit 2° Gefälle
tion aus? gezeichnet.
Bitumenabdichtung Da die Materialverträglichkeit der Kunststoff-
Um die Konstruktionen mithilfe dieser Frage- bahnen sehr verschieden ist, sind sie auch
Dampfsperre
stellungen zu optimieren, gibt es mehrere unterschiedlich mit Schutzlagen zu versehen
Kunststoffabdichtung Handlungsmöglichkeiten. Sie können in der (siehe Werkstoffunverträglichkeiten, S. 97).
Materialauswahl, der Wahl des Abdichtungs- Die Blechverwahrungen der Attika sind durch-
Dampfsperre Kunststoff systems oder in der Art ihrer Verarbeitung lie- gehend mit einem Überstand von 5 cm unter-
gen. Eine Konstruktion wird immer von der halb der maßgebenden Fuge dargestellt, wie
Flüssigabdichtung
jeweiligen Situation und Nutzung bestimmt, es die »Fachregel für Metallarbeiten des Dach-
Kiesschüttung wobei der klimatischen Lage eine große deckerhandwerks« oder die »Fachregeln für
Bedeutung zukommt. Aber auch Gebäude- die Ausführung von Metalldächern« bei Gebäu-
Splittbettung größe oder -höhe spielen eine Rolle. Manchmal dehöhen bis 8 m fordern (siehe Metalldach,
Schutzlage/Filtervlies
beeinflussen ebenso die handwerkliche Kapa- S. 108).
zität und Erfahrung vor Ort die Konstruktionsart. Die Höhenkoten in den Zeichnungen geben die
Kunststoffschutzbahn Die ausgewählte Konstruktion muss Teil für Teil Höhe an, ab der die in der Flachdachrichtlinie
nach Schwachstellen abgesucht werden, geforderten Maße bis zur obersten Konstrukti-
Kaschierung
durch die Wärme, Wasser und Feuchte von onsschicht gemessen werden.
Dämmung außen nach innen oder innen nach außen
gelangen, in die Konstruktion eindringen und
deren Wirkungsweise oder Lebensdauer beein-
trächtigen können.
Akustikmatte/-platte

Dichtband Auswahl der Konstruktionsbeispiele


dauerelastisch
Schäden entstehen in der Regel nicht in der
Schweißnaht
Fläche, es sei denn, es handelt sich um eine
Gleitlager mangelhafte Verbindung oder einen Fehler im
Abdichtungsmaterial. Schäden treten an den
Haftgrund/Voranstrich Rändern, Anschlüssen, Material- und Gewerke-
wechseln und überall dort auf, wo die Dach-
Alle Konstruktionsdetails auf S. 122–147 sind im konstruktion durchdrungen, d. h. verletzt wird.
Maßstab 1:10 dargestellt. Deshalb wurde im Folgenden versucht, eine

120
Konstruktionen im Detail

Übersicht der Dachrand Dachrand Wand- Durch- Entwäs- Fuge Lichtkuppel Lichtband
Konstruktionen ohne mit anschluss dringung serung
Überstand Überstand

1 Dichtung über Dämmung

1.1.1 1.2.1 1.3 1.4 1.5.1 1.6.1 1.7 1.8


1.1.2 1.2.2 1.5.2 1.6.2

S. 122 S. 123 S. 124 S. 125 S. 124 S. 125 S. 126 S. 126

2 Dichtung unter Dämmung

2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7

S. 127 S. 127 S. 128 S. 128 S. 129 S. 129 S. 129

3 Wasserundurchlässige
Betonplatte
3.1 3.2 3.3 3.5 3.6

S. 130 S. 130 S. 131 S. 131 S. 131

4 Gründach

4.1 4.2 4.3 4.4 4.5

S. 132 S. 132 S. 133 S. 133 S. 133

5 Hochbeanpruchtes Dach
(begehbar)
5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6

S. 134 S. 134 S. 135 S. 135 S. 136 S. 136

6 Hochbeanspruchtes Dach
(befahrbar)
6.1 6.2 6.3 6.5

S. 137 S. 137 S. 138 S. 138

7 Metalldach

7.1.1 7.2.1 7.3


7.1.2 7.2.2

S. 139 S. 140 S. 140

8 Glasdach

8.1 8.2 8.3 8.4

S. 141 S. 141 S. 142 S. 142

9 Sanierung

9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.7

S. 143 S. 144 S. 145 S. 146 S. 146 S. 147

121
Konstruktionen im Detail

1 Dichtung über Dämmung


3 5
4
1.1.1 Dachrand ohne Überstand
• Bitumenabdichtung
Bitumenabdichtungen müssen in der Regel
mindestens zweilagig ausgeführt werden. Hier 1 2
wird die Abdichtung durch eine Kiesschüttung
geschützt. An der Attika bewahrt ein Abdeck-
blech die hochgezogene Bahn vor UV-Strah-
lung und mechanischer Beschädigung. Das
vorgeschriebene Maß von der Oberkante der
Schutzschicht bis zum Klemmprofil ist einzuhal-
ten (siehe Anschlüsse an aufgehende Bauteile,
S. 110f.). Als Dämmung können alle gängigen
Materialien verwendet werden, die eine Zulas-
sung für Flachdächer haben. Während bei den
mehrlagigen und dickeren Abdichtungen ein
Dämmkeil das Knicken und Brechen verhin-
dert, ist dies bei der einlagigen Dampfsperre
nicht nötig. Das Abdeckblech an der Attika
wird über ein Haftblech indirekt auf der Bohle
befestigt, die direkt mit der massiven Attika ver-
schraubt ist.

1.1.2 Dachrand ohne Überstand


• Attika-Notüberlauf
• Bitumenabdichtung
Zur Ausbildung von Notüberläufen gibt es
besondere Abläufe für die Attika mit waagrecht
und senkrecht ausgebildeten Flanschen. Wer-
den diese verwendet, muss der Abstand von
30 cm bis zur Innenkante der Attika gemäß 1.1.1
Flachdachrichtlinie nicht eingehalten werden.
Bei zweiteiligen Systemen sind sowohl die 3 5
Dampfsperre als auch die Abdichtung anzu- 4
flanschen. Die Ableitung ist, wie gezeichnet,
direkt über einen Wasserspeier möglich oder in
ein Fallrohr, das frei auf dem Grundstück ver-
sickert werden muss. Der Wasserspeier sollte 1 6 7
mindestens 30 cm, besser jedoch weiter, über
die Fassade auskragen.

1 Kiesschüttung Bitumenabdichtung,
Bitumenabdichtung, zweilagig
zweilagig Bohle
Kunststoff-Hart- Kunststoff-Hart-
schaumplatte schaumplatte
Dampfsperre 4 Klemmprofil
Voranstrich 5 Kunststoff-Hart-
Stahlbeton schaumplatte
2 Schutzblech 6 Anstauelement
3 Abdeckblech 7 Laubfanggitter
Haftblech 1.1.2

122
Konstruktionen im Detail

10 9
1.2.1 Dachrand mit Überstand
• Kunststoffabdichtung
Kunststoffbahnen können Werkstoffunverträg-
lichkeiten mit der Dämmung aufweisen, was
eine Schutzlage zwischen Dämmung und
Kunststoffbahnen erforderlich macht (Herstel- 8 12 11
lerangaben beachten). Da sie generell einlagig
sind, ist auch ein Schutz gegenüber der Kies-
schüttung erforderlich. Je nach Rauheit des
Untergrunds kann auch eine Trennlage zwi-
schen Dampfsperre und Tragebene nötig sein.
Wenn die Kunststoffbahnen UV-beständig sind,
können sie bei ungenutzten Dächern ohne
Schutz an der Attika hochgezogen werden.
Prinzipiell müssen sie wegen ihrer Eigenschaft
zu schwinden an allen Rändern mechanisch
mit dem Tragwerk verbunden werden. Verfü-
gen sie über eine Klebeschicht, ist eine Befesti-
gung ohne Klemmleiste an der Attika möglich.
Als Abdeckung ist hier ein Betonfertigteil
gewählt, dessen Längsstöße sorgfältig abge-
dichtet und regelmäßig gewartet werden
müssen.

1.2.2 Dachrand mit Überstand


• verdeckte Rinne
• Kunststoffabdichtung
UV-beständige Kunststoffbahnen kommen
ohne obere Schutzlage aus, wenn sie ausrei-
chend gegen Windsog gesichert werden.
Dazu wird die Abdichtung mit abgedeckten 4.2.1.1
Linien- oder Punktbefestigungen mechanisch 1.2.1
befestigt.
Die Rinne besteht aus einem einzigen durchge-
henden Verbundblech, das mehrfach gekantet
von der Abdichtung bis zur Attika verläuft und
mit einer Kunststoffbahn ausgeklebt ist. Da es
sich um eine innen liegende Rinne handelt,
sollte zusätzlich eine unterhalb der Rinne 15
durchgehende Abdichtungsbahn angebracht
werden. Ein ausreichendes Gefälle und zwei 13 12 14 16 17
Notüberläufe sichern die Konstruktion vor
Durchfeuchtung.

8 Kiesschüttung Kunststoff-Hart-
Schutzlage schaumplatte
Kunststoffabdichtung Dampfsperre
Schutzlage Stahlbeton
Kunststoff-Hart- 14 Verbundblech
schaumplatte Kunststoffabdichtung
Schutzlage Schutzlage
Dampfsperre Bohle
Stahlbeton Linien- oder Punktbe-
9 Betonfertigteil festigung
10 Klemmleiste 15 Abdeckblech
11 Linienbefestigung Haftblech
12 Überbrückungsblech 16 Entwässerungsrinne
13 Kunststoffabdichtung aus Verbundblech
Schutzlage 17 Notüberlauf 1.2.2

123
Konstruktionen im Detail

1.3 Wandanschluss
• Flüssigabdichtung
Um eine ausreichend stabile Oberfläche zum
Aufbringen einer Flüssigabdichtung zu erhal-
ten, muss die Dämmung kaschiert sein, bei-
spielsweise, wie hier gezeigt, mit einer Bitu- 2
menkaschierung. Die Flüssigabdichtung
benötigt keine Dämmkeile am Übergang zu
aufgehenden Teilen und kommt ohne Klemm-
leiste am oberen Anschluss aus. Gegen Was- 1
ser, das entlang der Unterkante der Wand-
bekleidung (hier aus Ziegel) an den Anschluss
getrieben wird, ist eine Verwahrung, die direkt
an der Außenwand befestigt wird, sicherer.
Wasser, das über die innere Ziegelschicht
nach unten gelangt, kann über die offene Fuge
ablaufen. Das Trapezholz kann auch durch ein
Z-Profil ersetzt werden.

1.5.1 Freispiegelentwässerung
• Dachablauf aus Kunststoff
• Kunststoffabdichtung
Kunststoffabläufe verfügen über eine An-
schlussmanschette aus Kunststoff, die mit 1.3
dem Ablaufkörper dicht verbunden ist. Sie
wird auf die Dampfsperre gelegt und mit ihr
veschweißt. Der Ablaufkörper kann bei man-
chen Produkten direkt in die Betonplatte ein-
betoniert werden. Eine dünne Ummantelung 3
4 5
6
mit Filz sorgt für eine minimale Beweglichkeit
und bindet eventuell anfallendes Tauwasser.
Das Aufstockelement, das die Dämmungs-
höhe überbrückt, hat eine Anschlussman-
schette, die oben auf die Abdichtung gelegt
und verschweißt wird. Auch hier muss bei
Kunststoffbahnen eine linien- oder punkt-
förmige Befestigung mit der Tragplatte vorge-
sehen werden, um zu vermeiden, dass die
Dachhaut bei Schrumpfung den Gully aus der
Dachebene herauszieht.

1.5.2 Druckentwässerung
• Dachablauf aus Edelstahl
• Kunststoffabdichtung
Als Beispiel für die wesentlich effektivere 1.5.1
Druckentwässerung ist ein Edelstahlgully
gewählt. Ein Schlitz begrenzt die Wasserein- 7
laufmenge. Die dargestellte Kunststoffabdich-
tung muss UV-beständig und – wie immer – 3 8
verklebt bzw. mechanisch befestigt sein. Bei
diesem Gullytyp werden sowohl die Dampf-
sperre als auch die Abdichtung mittels Flan-
schen (Fest- und Losflansch) aufgenommen.
Da sich bei Druckentwässerung ein Verstopfen
stärker auswirkt als bei Freispiegelentwässe-
rung, ist auf sorgfältige Verarbeitung zu achten.
1 Kiesschüttung Schutzlage
Flüssigabdichtung Kunststoff-Hart-
Kaschierung schaumplatte
Kunststoff-Hart- Schutzlage
schaumplatte Dampfsperre
Dampfsperre Schutzlage
Voranstrich Stahlbeton
Stahlbeton 4 Linienbefestigung
2 Klemmprofil 5 Laubfanggitter
3 Kunststoffabdichtung 6 Aufstockelement 9 1.5.2

124
Konstruktionen im Detail

1.4 Durchdringung
• Bitumenabdichtung
Aus den verschiedenen Möglichkeiten, eine 11
Durchdringung auszubilden, ist hier ein Rohr
mit einem Flansch zum Anschluss der Dampf- 10 12
sperre gewählt. Ein zweites Rohr wird darüber-
geschoben und an die Abdichtung ange-
schlossen. Die Abdichtungsbahnen werden
unterhalb und oberhalb des Flanschs des
Überschubrohrs verklebt. Ein Überhangring
schützt den oberen Übergang der beiden
Rohre. Die Rohrdämmung im Innenraum darf
nicht vernachlässigt werden.

1.6.1 Fuge
• Kunststoffabdichtung
Die dargestellte Konstruktion zeigt eine Fuge,
die horizontale Bewegungen aufnehmen muss.
Dazu wird mithilfe von zwei Stützblechen die
Fugenöffnung um das geforderte Maß von
15 cm über die Abdichtungsebene gehoben.
13
Die UV-beständige Kunststoffbahn ist mit 1.4
einem zusätzlichen Anschlussstreifen an das
Stützblech angedichtet. 14 15

1.6.2 Fuge
• Flüssigabdichtung
Diese Variante unterscheidet sich von der vor- 3 4
hergehenden nur durch die verwendeten
Materialien für Abdichtung und Dampfsperre.
Bitumen im Dampfsperrbereich hat den Vor-
teil, dass sich Durchdringungen in Form von
Schrauben besser schließen. Die Flüssigab-
dichtung benötigt keine Klemmung am oberen
Abschluss, da ihre Haftung stärker ist als eine
Verklebung bei Kunststoff- oder Bitumen-
bahnen.

1.6.1

14 15

16

7 Gully 11 Überhangring
Edelstahl 12 Rohrhülse
8 Dämmkörper 13 Innendämmung
9 Klemmblech 14 Abdeckblech
10 Kiesschüttung 15 Stützblech
Bitumenabdichtung, 16 Flüssigabdichtung
zweilagig Kaschierung
Kunststoff-Hart- Kunststoff-Hart-
schaumplatte schaumplatte
Dampfsperre Dampfsperre
Voranstrich Voranstrich
Stahlbeton Stahlbeton 1.6.2

125
Konstruktionen im Detail

1.7 Lichtkuppel
• Bitumenabdichtung
Die Einbindung von Lichtkuppeln in eine
Flachdachkonstruktion wird in ähnlicher Weise
gelöst wie der Wandanschluss. Um zusätzliche
Schutzbleche um die Lichtkuppel herum zu
vermeiden, dient als oberste Abdichtung eine
UV-beständige, beschieferte Bitumenbahn. Die 4
Abdichtungsbahnen, die den Lichtkuppelrah- 1 2 3 5
men umfassen, werden abwechselnd mit den
ankommenden Dachabdichtungsbahnen ver-
klebt. Ein Problem bei der Verwendung von
Bitumenabdichtungen sind die Temperaturen,
die bei der Verarbeitung mit offener Flamme
entstehen. Deshalb muss die Lichtkuppel vor
Beginn der Anschlussarbeiten abgenommen
werden. Als Alternative bietet sich die Verwen-
dung einer Flüssigabdichtung für den
Anschluss der Lichtkuppel an.

1.8 Lichtband 6
• Kunststoffabdichtung
Das Problem beim Anschluss von Glasschei-
ben im Dachbereich liegt eher im Übergang
vom Glas zur Aufkantung als von der waag- 1.7
rechten in die senkrechte Abdichtung. Für den
Anschluss der beiden Ebenen des Stufen-
glases an die Aufkantung sorgen hier eine
gedämmte Zarge aus Stahlblech und ein auf-
gesetztes Z-Blechprofil. Kunststoff-Rundprofile
und dauerelastische Abdichtungen überneh-
men den luftdichten Anschluss. Eine Beschich-
tung oder Bedruckung des unteren Glasbe-
reichs verhindert eine zu starke Aufheizung im
Randbereich und verringert somit die Gefahr,
dass Spannungsdifferenzen die Platte bzw.
den Randverbund zerstören. 4 8 8 9 9 10

7 3

1 Kiesschüttung 6 Bekleidung
Bitumenabdichtung, 7 Kiesschüttung
zweilagig Schutzlage
Kunststoff-Hart- Kunststoffabdichtung
schaumplatte Schutzlage
Dampfsperre Kunststoff-Hart-
Voranstrich schaumplatte 1.8
Stahlbeton Schutzlage
2 Bitumenabdichtung, Dampfsperre
zweilagig, obere Lage Schutzlage
beschiefert Stahlbeton
3 Linienbefestigung 8 Dichtungsprofil
4 Klemmleiste 9 Isolierverglasung
5 Aufsetzkranz 10 Pressleiste

126
Konstruktionen im Detail

2 Dichtung unter Dämmung

2.1 Dachrand ohne Überstand 13 4 14 15


• Kunststoffabdichtung
Umkehrdächer benötigen größere Auflasten,
weshalb die Kiesschüttung generell höher sein
muss als bei Abichtung über der Dämmung 11 12 16
(bei 20 cm Dämmung ca. 10 cm Kies). Ist die
Schutzlage über der Dämmung zugleich was-
serableitend, ist kein Zuschlag auf den U-Wert 17
nötig. Wegen der sehr harten und scharfen
Kanten des Dämmmaterials XPS muss ein
Dämmkeil unter die Abdichtung gelegt und 16
eine Schutzlage eingebaut werden. Wird die
Dämmung abgefast, kann der Dämmkeil ent-
fallen. Die Abdichtung auf der Attikakrone läuft
vom Dach direkt in die Fassadenklemmung.
Prinzipiell ist es möglich, die Linienbefestigung
auch knapp über der Abdichtungsebene an
der Attikaaufkantung anzubringen. Ein Blech
schützt die Dämmung vor mechanischer
Beschädigung und UV-Strahlen.

2.2 Dachrand mit Überstand


• Flüssigabdichtung
Die Attikaaufkantung wurde hier mit einem 3
Stützblech konstruiert, das auf der Tragplatte
2.1
befestigt ist. Das darüber angebrachte Ab-
deckblech muss an den Längsstößen sorgfältig
hinterlegt und mit einem Dichtband gedichtet
werden. Selbst für die robuste Flüssigabdich-
tung ist wegen des scharfkantigen Dämm-
materials XPS ein Dämmkeil erforderlich. Die
Dämmfuge zwischen äußerem Betonfertigteil
und innerer Tragplatte muss zur Aufbringung
der Flüssigabdichtung mit einem geeigneten
Material (z. B. Blech, Kunststoff) stabil über-
brückt werden.
21 13 20 19

18 12

24

22 23
11 Kiesschüttung 15 Fassadenrohrprofil
Filtervlies 16 Pressleiste
Polystyrol-Extruder- 17 Dämmpaneel
schaumplatte (XPS) 18 Kiesschüttung
Schutzlage Filtervlies
Kunststoffabdichtung Polystyrol-Extruder-
Schutzlage schaumplatte (XPS)
Gefälleestrich Flüssigabdichtung
Stahlbeton Gefälleestrich
12 Schutzblech Stahlbeton
13 Polystyrol-Extruder- 19 Abdeckblech
schaumplatte (XPS) 20 Stützblech versteift
14 Abdeckblech 21 Klemmleiste
Haftblech 22 Haftblech
Kunststoffabdichtung 23 Betonfertigteil
Bohle 24 Überbrückungsblech 2.2

127
Konstruktionen im Detail

2.3 Wandanschluss
• Bitumenabdichtung
Die zweilagige Bitumenabdichtung wird in der
Ecke mit einer dritten Bahn verstärkt. Bei der
Befestigung an der Oberkante der Abdichtung
mit einem gekanteten Blech entsteht eine mini-
male Wärmebrücke, die durch die Bitumen-
lagen an der Wand kaum gemindert wird. Das
gilt auch für die Befestigung des Trapezblechs 3
der Wandverkleidung, die wandseitig mit einem
2 1
Dichtband hinterlegt ist.

2.4 Durchdringung
• Kunststoffabdichtung
Bei dieser handwerklichen Ausführung muss
sichergestellt sein, dass das Rohr fest mit dem
Tragwerk verbunden ist. Nach dem Ausschnei-
den der Abdichtung wird eine Manschette um
das Rohr gelegt. Die Öffnung zwischen der
ebenen Dichtungsbahn und der Manschette
muss mit einem zusätzlichen Streifen des
Abdichtungsmaterials geschlossen werden.
Zur Fixierung der oberen Abschlusskante wird
eine Schlauchschelle angebracht.

2.3

4 5 7

1 Kiesschüttung Filtervlies
Filtervlies Polystyrol-Extruder-
Polystyrol-Extruder- schaumplatte (XPS)
schaumplatte (XPS) Schutzlage
Bitumenabdichtung, Kunststoffabdichtung
zweilagig Schutzlage 8
Voranstrich Gefälleestrich
Gefälleestrich Stahlbeton
Stahlbeton 5 Dichtungsmanschette
2 Schutzblech 6 Schlauchschelle
3 Halteprofil 7 Linienbefestigung
4 Kiesschüttung 8 Innendämmung 2.4

128
Konstruktionen im Detail

9 10 11
2.5 Entwässerung
• Flüssigabdichtung
Der hier schematisch dargestellte Dacheinlauf
wird einschließlich seiner fest mit ihm verbun-
denen Anschlussmanschette beim Einbringen
des Gefälleestrichs mit der Tragplatte verbun-
den. Eine dünne Filzumwicklung sorgt für eine
minimale Beweglichkeit und kann eventuell
anfallendes Tauwasser aufnehmen. Die Flüs-
sigabdichtung wird anschließend unter Ver-
wendung von Vliesstreifen auf die Anschluss-
manschette aufgebracht. Ein Distanzstück als
Aufsatz überbrückt den Abstand zwischen
Oberkante der Abdichtung und Oberkante der
Dämmung.

2.6 Fuge
• Polymerbitumenabdichtung
Die Fuge, die hier eine Horizontalbewegung 12 2.5
aufnehmen soll, wird ab der Abdichtungsebene
aus der wasserführenden Ebene herausgeho- 1 13 14 15
ben und mithilfe eines Schaumstoff-Rundprofils
mit zwei zusätzlichen Polymerbitumenstreifen
überdeckt. Die Dampfsperre nimmt die Bewe-
gungen mit einer ausreichend zu bemessen-
den Schlaufe auf.

2.7 Lichtkuppel
• Kunststoffabdichtung
Die Befestigung des Lichtkuppelrahmens
erfolgt unter Verwendung eines Holzkranzes
und einer trittfesten Wärmedämmung auf der
Höhe der Oberkante der Dämmung. Der
Anschluss an die Abdichtung wird mit einem
Streifen aus Abdichtungsmaterial bis zur Ober-
kante des Lichtkuppelkranzes geführt. Ein
Schleppstreifen zwischen den zwei Lagen
ermöglicht geringfügige Bewegungen der
2.6
Lichtkuppel; er dient auch zur Abdeckung der
Schraubenköpfe für die Befestigung. Den obe-
ren Anschluss am Lichtkuppelkranz bildet ein
Klemmprofil. Im nicht abgedeckten Bereich
muss die Abdichtung UV-beständig sein oder
zusätzlich abgedeckt werden. Auch hier ist es
erforderlich, dass die Kunststoffabdichtung auf
allen Seiten mit einer Linienbefestigung gehal- 17
ten wird. 4 7 16 18

19

9 Kiesschüttung 14 Polystyrol-Extruder-
Filtervlies schaumplatte (XPS) 20
Polystyrol-Extruder- 15 Elastomerbitumen-
schaumplatte (XPS) bahn
Flüssigabdichtung 16 Kunststoffabdichtung
Gefälleestrich 17 Klemmprofil
Stahlbeton 18 Aufsetzkranz
10 Laubfanggitter 19 Bekleidung
11 Aufsatzelement 20 Kunststoff-Hart-
12 Ablaufgully schaumplatte
13 Dichtungsprofil
2.7

129
Konstruktionen im Detail

3 Wasserundurchlässige Betonplatte
4 5 6

3.1 Dachrand ohne Überstand


• Dämmung über der Platte
Die Attikaaufkantung muss mit der ebenen
Platte in einem Zug monolithisch betoniert wer-
den. Hierfür wird die Innenseite der Attikascha- 1 2
lung von der Außenseite her aufgehängt. Die
3
Dämmung über der flügelgeglätteten Platte
schützt diese vor Witterungseinflüssen aller Art
und stellt die beste Lösung einer Dämmung für
Platten aus WU-Beton dar. Wenn die Schutz-
lage über der Dämmung wasserführend ist, ist
die Abminderung des U-Werts aufgrund von
Unterspülung nicht notwendig. Im Übrigen gilt
hier das Gleiche wie bei Konstruktionen mit der
Dichtung unter der Dämmung (S. 122–127). Ein
Gleitlager auf dem Ringanker schützt die Platte
während des Abbindeprozesses vor Zwängun-
gen und nimmt Bewegungen im Endzustand
(z. B. durch Temperaturschwankung) auf.

3.2 Dachrand mit Überstand


• Dämmung unter der Platte
Bei dieser Dämmungslage ist die Platte bei 7
niedrigen Temperaturen kalt und muss vom
Innenraum thermisch getrennt werden. Bei 8
Punktlagerung der Platte ist es möglich, eine
Dämmung zwischen Platte und Ringanker ein-
zubauen. Die Platte muss mit einer Kiesschicht
abgedeckt werden, um Aufwärmung und
Abwitterung zu mindern. Gehbeläge oder 3.1
Substrate (bei Bepflanzung ist eine Wurzel-
schutzbahn erforderlich) erfüllen den gleichen
Zweck. Die Aufkantung selbst kann mit einem
Abdeckblech verwahrt werden. Die Innendäm-
mung aus Mineralwolle ist unterseitig mit einer
feuchteadaptiven Dampfbremse vor der Raum-
feuchte zu schützen. So kann Restfeuchte, die
9 10
durch den Beton dringt, nach innen austrock-
nen. Die flanschartige Verschraubung der
Aufhängung der abgehängten Decke mit den
Profilen des Grobrosts minimiert die Durch-
dringung der Dampfbremse. Die Ziegelschale
der Außenwand muss von den Bewegungen
der Betonplatte getrennt sein.

8
1 Kiesschüttung schaumplatte
Filtervlies 6 Mineralfaserplatte
Polystyrol-Extruder- 7 Gleitlager
schaumplatte (XPS) 8 Ringanker
WU-Beton 9 Kiesschüttung
11
2 Schutzblech WU-Beton
3 Polystyrol-Extruder- Mineralfaserplatte
schaumplatte (XPS) Dampfbremse,
4 Abdeckblech feuchteadaptiv
Haftblech 10 Gleitlager als Punkt-
Schutzlage lager
Bohle 11 Tragrost
5 Kunststoff-Hart- Bekleidung
3.2

130
Konstruktionen im Detail

3.3 Wandanschluss
• Dämmung unter der Platte 15
Die Hauptgefahr bei diesem Wandanschluss
liegt darin, dass durch die Fugen Wasser hinter 14
die Ziegelschale dringen kann. Deshalb ist
besonders auf die Abdichtung des Wandan-
schlussblechs mit dem Abdeckblech auf der
13 12
Betonaufkantung zu achten. Abhilfe kann ein
elastisches Dichtungsband in der Verfalzung
schaffen. Auch der Einsatz einer Flüssigab-
dichtung ist hilfreich.

3.5 Entwässerung
• Dämmung über der Platte
Verschiedene Herstellerfirmen haben eine ein-
fache Lösung für Abläufe in Betonplatten
gefunden. Sie besteht aus einem Metallrohr,
das ein sogenannter Dichtkragen umfasst.
Beides wird ohne Filzumwicklung in den WU-
Beton einbetoniert. Über dem Rohr ist ein
Aufsatzstück dargestellt, das die Dämmhöhe
überbrückt. Darin steckt ein einfacher Laub-
fang.

3.6 Fuge 3.3


• Dämmung über der Platte
Die Abdichtung der Fuge wird durch ihr Anhe- 1 16 17
ben über die wasserführende Betonplatte
erreicht. Die Schlaufen, die über das verform-
bare Kunststoffprofil gelegt sind, erlauben
die Horizontalbewegung der Fuge. Die Aus-
führung der Flüssigabdichtung erfolgt mit
mehreren Vlieslagen. Obwohl die Dämmung
über den Aufkantungen aus dem Wasserbe-
reich herausgehoben ist, wird sie für Stark-
regenereignisse mit einer Abdeckplatte belas-
tet und so gegen Aufschwemmen gesichert.
Seitlich schützen Abdeckbleche, die mit ihrem
waagrechten Schenkel durch den Kies fixiert
sind, die Dämmung.

18 3.5

19 20 21

1 15 3

12 Kiesschüttung 18 Dichtungskragen
WU-Beton 19 Abdeckplatte Beton-
Mineralfasermatte stein
Dampfbremse, Polystyrol-Extruder-
feuchteadaptiv schaumplatte (XPS)
13 Schutzblech Schutzlage
14 Dichtungsband, Flüssigabdichtung
elastisch Kunststoffabdichtung
15 Abdeckblech 20 Dichtungsprofil
16 Laubfanggitter 21 Mineralfasermatte
17 Ablaufgully
3.6

131
Konstruktionen im Detail

4 Gründach

4.1 Dachrand ohne Überstand 3


5 4
• extensive Begrünung
• Dichtung unter Dämmung
1 2 6
• Flüssigabdichtung
Bei Gründächern ist die Lage der Abdichtung
unter der Dämmung sinnvoll, weil sie so vor
mechanischen Beschädigungen geschützt ist.
Werden Holzkonstruktionen als Untergrund ver-
wendet, darf die Flüssigabdichtung keine
Lösungsmittel enthalten. Für die Wahl der
Dränschicht und des Substrats ist zu beachten,
dass eine ausreichende Auflast gegen den
Auftrieb der Dämmschicht zur Verfügung steht.
Eventuell müssen Rasengittersteine verwendet
werden. Handelt es sich bei der Dränage um
eine Schüttung, sollte das Filtervlies mindes-
tens bis zur Oberkante der Dränschicht hoch-
gezogen werden.

4.2 Dachrand mit Überstand


• extensive Begrünung
• Dichtung über Dämmung
• Bitumenabdichtung
Da die Dampfsperre verschweißt werden muss,
ist zwischen Brettstapeldecke und Dampf-
sperre eine Trennlage erforderlich. Der Wunsch,
das Holz der Attika sichtbar zu lassen, kollidiert
mit der »Fachregel für Metallarbeiten im Dach-
deckerhandwerk«, die verlangt, die Abdich-
tung am aufgehenden Bauteil 15 cm hochzu- 4.1
ziehen. Sie ist hier nicht eingehalten, weil der
Ablauf nach außen gewährleistet ist und der
Dachvorsprung vergleichsweise geringe Aus-
maße hat.

8
9
6

7 2

10

1 Bepflanzung Schutzlage
Substrat Bitumenabdichtung,
11
Filtervlies zweilagig
Dränage Kunststoff-Hart-
Filtervlies schaumplatte
Polystyrol-Extruder- Dampfsperre
schaumplatte (XPS) Trennlage
Flüssigabdichtung Brettstapeldecke
Brettstapeldecke 8 Abdeckblech
2 Kiesschüttung Haftblech
3 Abdeckblech Bitumenabdichtung,
Haftblech zweilagig
Flüssigabdichtung 9 Kunststoff-Hart-
12
4 Polystyrol-Extruder- schaumplatte
schaumplatte (XPS) 10 Attika Brettschichtholz
5 Klemmleiste 11 Abdeckblech
6 Schutzblech Schutzlage
7 Bepflanzung Holzleiste
Substrat Brettstapeldecke
Filtervlies 12 Überbrückungsblech
Dränage 4.2

132
Konstruktionen im Detail

4.3 Wandanschluss
• extensive Begrünung
• Dichtung über Dämmung
• Kunststoffabdichtung
Prinzipiell müssen mehrlagige Dämmschichten
versetzt verlegt werden. Bestimmte Holzinhalts- 16
13
stoffe können bei manchen Kunststoffbahnen
Trennlagen erforderlich machen. Die vorge- 15 14
schriebene Höhe von 15 cm bis zur Oberkante
des Anschlusses werden ab der Oberkante
des Substrats bzw. der Platten gemessen.
Wegen des Plattenbelags ist auch ein Schutz
der aufgehenden Dichtung durch ein Schutz-
blech erforderlich. Erfolgt die Fixierung der
Kunststoffdichtungsbahnen am seitlichen
Anschluss statt an der Dachplatte, können die
Schraubenlängen verringert werden.

4.4 Durchdringung
• Dichtung über Dämmung
• Kunststoffabdichtung
Durchdringungsrohre müssen immer fest mit
der Dachplatte verbunden sein. Hier wird die
Durchdringung mit einer handwerklich gefertig- 9 4.3
ten Manschette sowohl in die Dampfsperre als
auch in die Abdichtung eingebunden. Eine 18
Schlauchschelle fixiert den oberen Abschluss
17
über der vorgeschriebenen Höhe von 15 cm.
2
Die mechanische Befestigung der Kunststoff-
abdichtung muss auf allen Seiten gewährleistet
sein.

4.5 Entwässerung
• Dichtung über Dämmung
• Bitumenabdichtung
Auch Gullys müssen fest mit der Dachplatte
verbunden werden. Gezeigt sind Ablauf- und
Aufsatzelement mit Los- und Festflansch-
befestigung der Bahnen. Der Bereich um den
Laubfang ist zu Wartungszwecken auf
ca. 50 ≈ 50 cm von Substrat freizuhalten.

19 4.4
20
13 Bepflanzung Kunststoff-Hart-
Substrat schaumplatte 2 21 22
Filtervlies Trennlage
Dränage Dampfsperre
Schutzlage Trennlage
Kunststoffabdichtung Brettstapeldecke
Trennlage 18 Schlauchschelle
Kunststoff-Hart- 19 Dichtungsmanschette
schaumplatte 20 Bepflanzung
Trennlage Substrat
Dampfsperre Filtervlies
Trennlage Dränage
Brettstapeldecke Schutzlage
14 Betonplatte Bitumenabdichtung,
15 Linienbefestigung zweilagig
16 Klemmleiste Kunststoff-Hart-
17 Bepflanzung schaumplatte
Substrat Dampfsperre
Filtervlies Brettstapeldecke
Dränage 21 Laubfanggitter
Schutzlage 22 Aufsatzelement
Kunststoffabdichtung 23 Ablaufgully 23
Trennlage 24 Innendämmung 24 4.5

133
Konstruktionen im Detail

5 Hochbeanspruchtes Dach (begehbar) 2

5.1 Dachrand ohne Überstand


• Dichtung über Dämmung
• Bitumenabdichtung 1 3
Der scharfkantige Splitt, in dem der Platten- 4
belag gebettet ist, erfordert eine Schutzlage
über der Abdichtung. Eine Blechabdeckung
schützt die an der Attika hochgezogenen
5
Bitumenbahnen. Reicht die untere Dämmlage
bis zur Rohbaukante der Attika und die obere
bis zur senkrechten Dämmung, entsteht auf
einfache Weise eine versetzte Lage der Dämm-
schichten, wie in der Flachdachrichtlinie vor-
geschrieben.

5.2 Dachrand mit Überstand


• Geländer
• Dichtung unter Dämmung
• Kunststoffabdichtung
Ist eine Materialunverträglichkeit der Dämmung
mit der Kunststoffbahn gegeben, muss eine
Trennlage zwischen die beiden Schichten
gelegt werden. Das Geländer besteht aus
einem Verbundglas, das in Stahlplatten ein-
gespannt ist. Diese sind mit einem in der Attika
verankerten Betonfertigteil verbunden. Die
Dämmfuge zwischen der inneren und der
auskragenden Dachplatte muss stabil über-
brückt werden. Auf die Deckenplatte muss ein 5.1
Gefälleestrich aufgebracht werden.

10

9
13 6 4
7

11
1 Naturstein Mineralfaserplatte
Splittbettung 6 Betonsteinplatte
Schutzlage Splittbettung
Bitumenabdichtung, Filtervlies
zweilagig Polystyrol-Extruder-
Kunststoff-Hart- schaumplatte (XPS)
schaumplatte Trennlage
Dampfsperre Kunststoffabdichtung
Voranstrich Schutzlage
Stahlbeton Gefälleestrich
2 Abdeckblech Stahlbeton
Haftblech 7 Polystyrol-Extruder-
Bitumenabdichtung, schaumplatte (XPS)
zweilagig 8 Verbundsicherheits-
Bohle glas
Kunststoff-Hart- 9 Abdeckblech
schaumplatte 10 Betonfertigteil
3 Klemmleiste 11 Trapezblech
4 Schutzblech 12 Linienbefestigung 12
5 Trapezblech 13 Überbrückungsblech
Kaschierung 5.2

134
Konstruktionen im Detail

5.3 Wandanschluss
• Flüssigabdichtung
Die Flüssigabdichtung kann ohne Klemmprofil
am Wandanschluss befestigt werden, das
Abdeckblech wird an die Zarge (Paneel) genie-
tet. Der erforderliche Abstand der Abschluss-
oberkante wird ab der Oberkante des Belags 18
gemessen. Soll ab Unterkante der Rinne ge-
messen werden, müssen neben einem unmit-
telbaren Anschluss der Rinne an die Entwässe-
rung noch weitere, in der Flachdachrichtlinie 17 16 15 14
aufgeführte Bedingungen erfüllt werden wie
beispielsweise ein Minimalüberstand der Fas-
sadenschwelle von 5 cm über dem Belag.
Während begehbare Dächer allgemein eine
trittfeste Dämmung aufweisen müssen, sollte
sie im Bereich der Rinne erhöht druckfest sein.

5.4 Durchdringung
• Bitumenabdichtung 20
Zur besseren Andichtung hat der Pfostenfuß
einen größeren Durchmesser als der Pfosten 19
selbst. Sein Flansch wird mit einem Elastomer-
bitumenstreifen in die Dampfsperre eingebet-
tet. Über den Pfostenfuß wird eine Blechrohr-
hülse geschoben und in die Dachabdichtung
eingebunden. Die Verwendung von Blech hat
den Vorteil, dass das Material weniger emp-
findlich gegen Beschädigung ist. Der Pfosten
wird mit dem Grundrohr verschraubt.
5.3

22

23

21 26 24

14 Betonsteinplatte glas
Splittbettung 21 Betonsteinplatte
Schutzlage Splittbettung
Flüssigabdichtung Schutzlage
Bitumenkaschierung Bitumenabdichtung,
Kunststoff-Hart- zweilagig
schaumplatte Kunststoff-Hart-
Dampfsperre schaumplatte
Voranstrich Dampfsperre
Stahlbeton Voranstrich
15 Kiesfang Stahlbeton
16 Entwässerungsrinne 22 Pfosten
17 Schutzblech 23 Schraube
18 Halteprofil 24 Rohrhülse 25
19 Akustikplatte 25 Pfostenfuß Stahl
20 Zarge mit Schaum- 26 Elastomerbitumen 5.4

135
Konstruktionen im Detail

5.5 Entwässerung
• Kunststoffabdichtung
Ablaufteile müssen sicher in der Dachkonstruk-
tion verankert werden. Das auf der Dämmung
aufliegende Aufsatzteil ist ebenso wie das 1 2 3 4 5
Ablaufteil über eine Manschette in die Abdich-
tung bzw. Dampfsperre eingebunden. Beide
Kunststoffbahnen müssen mechanisch befes-
tigt werden. Der sogenannte Terrassenaufsatz
mit begehbarem Rost steht auf dem Aufsatz-
element, überbrückt die Höhe des Belagauf-
baus und ist höhenverstellbar. Bei Kunststoff-
bahnen ist statt der Splittbettung auch eine
Aufständerung des Terrassenbelags denkbar.

5.6 Fuge
• Flüssigabdichtung
Die Sicherung der Fuge wird durch Anheben
über die wasserführende Abdichtung erreicht.
Dampfsperre und Abdichtung können mit
zusätzlichen Streifen in Schlaufenform Querbe-
wegungen aufnehmen. Die Flüssigabdichtung
über dem verformbaren Schaumstoffprofil wird
in mehreren Lagen verarbeitet. 6

5.5

7 8 9 10

1 Betonsteinplatte 7 Betonsteinplatte
Splittbettung Splittbettung
Schutzlage Schutzlage
Kunststoffabdichtung Flüssigabdichtung
Trennlage Kaschierung
Kunststoff-Hart- Kunststoff-Hart-
schaumplatte schaumplatte
Trennlage Dampfsperre
Dampfsperre Voranstrich
Trennlage Stahlbeton
Stahlbeton 8 Dichtungsprofil/
2 Linienbefestigung Gummiprofil
3 Terrassenaufsatz 9 Bitumenabdichtung 11
4 Dichtungsmanschette 10 Kunststoff-Hart-
5 Aufsatzelement schaumplatte
6 Ablaufgully 11 Dampfsperre 5.6

136
Konstruktionen im Detail

13
6 Hochbeanspruchtes Dach (befahrbar) 14
15
6.1 Dachrand ohne Überstand
• Kunststoffabdichtung
• Verbundabdichtung (Kompaktdach) 12
Dachaufbauten, wie sie für einen Hubschrau-
berlandeplatz erforderlich sind, sollten mit einer 16
sogenannten Verbundabdichtung unter der
obersten Abdichtungslage hergestellt werden,
d. h. die Dämmplatten aus Schaumglas werden
vollflächig und vollfugig mit Heißbitumen einge-
schwemmt. Die erste Abdichtungslage besteht
aus einer Polymerbitumenbahn, auf die eine
bitumenverträgliche Kunststoffbahn aufge-
bracht wird. Zum Schutz der Abdichtung ist ein
Schutzestrich erforderlich. Das in diesem Fall
dringend notwendige Gefälle kann über die
Lastverteilungsplatte hergestellt werden. Eine
akustische Entkoppelung der Landefläche vom
übrigen Baukörper lässt sich mit einer druck-
festen Akustikplatte erreichen.

6.2 Dachrand mit Fangnetz


• Flüssigabdichtung
• Verbundabdichtung (Kompaktdach)
Hier dient eine Flüssigabdichtung als oberste
Abdichtung. Die für Hubschrauberlandeplätze
erforderliche Absturzsicherung darf nicht über
die Attikahöhe hinausragen.

6.1

18
15

16 20 19 21
17

12 Lastverteilungsplatte 17 Lastverteilungsplatte
aus Stahlbeton mit aus Stahlbeton mit
Gefälle Gefälle
Schutzestrich Schutzestrich
Akustikplatte druck- Akustikplatte
fest druckfest
Kunststoffabdichtung Flüssigabdichtung
Polymerbitumenbahn Kunststoffabdichtung
Verbundabdichtung: Verbundabdichtung:
2≈ Schaumglas, 2≈ Schaumglas,
bitumenverklebt bitumenverklebt
Bitumenabdichtung Dampfsperre
Stahlbeton Voranstrich
13 Abdeckblech Stahlbeton
Haftblech 18 Abdeckblech
Kunststoffabdichtung Haftblech
Polymerbitumenbahn Flüssigabdichtung
Bohle Bohle
Kunststoff-Hart- Kunststoff-Hart-
schaumplatte schaumplatte
14 Polystyrol-Extruder- 19 Drahtgitter
schaumplatte (XPS) 20 Tragprofil
15 Schutzblech 21 Konsole
16 Dämmpaneel 6.2

137
Konstruktionen im Detail

6.3 Wand-/Fassadenanschluss
• Bitumenabdichtung
• Verbundabdichtung (Kompaktdach)
Für den nahezu schwellenlosen Übergang
6 5 4 3 2 1
zwischen der Hubschrauberlandefläche und
dem Innenraum sind, wie in der Flachdach-
richtlinie aufgeführt, mehrere Maßnahmen
erforderlich. Hierzu gehören der direkte
Anschluss der Rinne an eine Entwässerung,
das Gefälle der wasserführenden Ebene, ein
Schutz vor Schlagregen, der Anschluss der
Abdichtung an den Türrahmen mit Flansch-
konstruktion und eventuell eine zusätzliche
Abdichtung des Innenraums mit gesonderter
Entwässerung (ist hier nicht ausgeführt). Die
Rinne ist auf einem wasserdurchlässigen Füll-
beton gelagert.
7

6.5 Entwässerung
• Bitumenabdichtung
• Verbundabdichtung (Kompaktdach)
Die bei Hubschrauberlandeplätzen eingesetz-
ten Abläufe müssen der höchsten Belastungs-
klasse entsprechen. Hierfür wird Gusseisen
als Material verwendet. Während der Ablaufteil
durch Schrauben fest mit dem Untergrund
verbunden werden muss, aber im Dämmkör-
per liegt, wird der mehrteilige Aufsatzrahmen in
die Lastverteilungsplatte einbetoniert. Um ihm
ein Minimum an Bewegung zu ermöglichen, 6.3
aber auch um eventuell anfallendes Tauwasser
zu binden, wird er mit einem Kunststofffilz
umwickelt.

8 9 10

1 Lastverteilungsplatte 8 Lastverteilungsplatte
aus Stahlbeton mit aus Stahlbeton mit
Gefälle Gefälle
Schutzestrich Schutzestrich
Akustikplatte druckfest Akustikplatte druck-
Schutzlage fest
Bitumenabdichtung, Schutzlage
zweilagig Bitumenabdichtung
Trennlage zweilagig
Verbundabdichtung: Trennlage
2≈ Schaumglas, Verbundabdichtung:
bitumenverklebt 2≈ Schaumglas,
Dampfsperre bitumenverklebt
Voranstrich Dampfsperre
Stahlbeton Voranstrich
2 Entwässerungsrinne Stahlbeton
3 wasserdurchlässiger 9 Gusseisenrost
Füllbeton 10 Aufsatzrahmen
4 Schutzblech 11 Oberteil Ablauf
5 Akustikmatte 12 Dämmkörper
6 Zarge 13 Flachdachablauf mit 12 11
7 Kunststoff-Hart- Los- und Festflansch
schaumplatte 14 Innendämmung 13 14 6.5

138
Konstruktionen im Detail

7 Metalldach
22 21
7.1.1 Dachrand ohne Überstand
• Profilplatten Aluminium
15 16
Für sehr große Dämmhöhen gibt es für Metall-
17
deckungen ein zweilagiges System, bei dem
18 19 23
auf der ersten Dämmlage Schienen montiert
sind, die die Haften halten. Die Enden der Auf-
kantungen werden in sich und auch auf dem
Verbindungsblech verschweißt, das zur Attika
hochgeführt wird. Für die Querdehnung des
Wandanschlussblechs ist die Anordnung von
Dehnelementen erforderlich. Um die Längs-
dehnung der Platten zu ermöglichen, muss
eine komprimierbare Dämmung eingebaut
werden. Die Dämmung von der Attika bis zur
Profilvorderkante sowie die gesamte untere
Dämmlage müssen trittfest sein. Auch wenn
eine Schweißunterlage die Hitze von der
Dämmung abhält, sollte der obere Teil der
Dämmung nicht brennbar sein. Ein versteiftes
Stützblech bildet die Attikahöhe. Die Sicken
des tragenden Trapezblechs werden mit einem
Unterlagsblech überbrückt und mit einem
Dichtband an das Stützblech angeschlossen.

20 24

7.1.2 Dachrand ohne Überstand


• Edelstahlbleche verschweißt
Bei dieser Holzkonstruktion wird die Attika mit 7.1.1
einem Brettschichtprofil konstruiert. Das Edel-
stahlblech wird an den Quernähten und an der
Attika verschweißt. Für die Längsdehnung
muss ausreichend Toleranz vorgesehen wer-
den. Um einen Trommeleffekt bei Regen zu
verhindern, ist eine schalldämpfende Matte
unter dem Blech angebracht.

26

25

27

15 Profilblechplatten 24 Stützblech versteift


2≈ Mineralfaserplatte, 25 Edelstahlblech
obere Lage nicht Akustikplatte 28
brennbar, untere Kunststoff-Hart-
Lage trittfest schaumplatte
Dampfsperre Dampfsperre
Trapezblech Holzwerkstoffplatte
Tragprofil 26 Abdeckblech
16 Hafte Edelstahl
29
17 Schweißnaht Haftblech
18 Schutzlage 27 Dämmpaneel
19 Abdeckblech Dampfsperre
20 Unterlagsblech Attika Brettschichtholz
21 Abdeckblech Kunststoff-Hart-
Haftblech schaumplatte
22 Mineralfasermatte 28 Balken
23 Trapezblech 29 Pfosten
Mineralfasermatte 7.1.2

139
Konstruktionen im Detail

1 2
7.2.1 Dachrand mit Überstand 3 4 5
6 7
• Rinne
• Profilplatten Aluminium
Die Traufbohle wird auf Knaggen befestigt, die
ihrerseits im Trapezprofil verankert sind. Die
Profilplatten können leicht auskragen. Zur Her-
stellung größerer Auskragungen gibt es Rund-
stahlprofile, die in die Bördel eingeschoben 8
werden. Der Rinnenhalter wird mithilfe eines
Klipps aufgenommen. 9

6
7.2.2 Dachrand mit Überstand
10
• Stahlblech
• R-Trägerverbundplatte
Diese patentierte Verbundkonstruktion setzt
sich zusammen aus zwei 4 mm dicken, band-
verzinkten Stahlblechen, R-Trägern, die die
Konstruktionshöhe bestimmen und thermisch
getrennt sind, sowie aus Beulsteifen. Die
gesamte Konstruktion ist mit Dämmmaterial
ausgefüllt und übernimmt mehrere Aufgaben:
Abdichtung (mit einem Epoxydharzanstrich), 11 12
Tragfunktion, Wärmedämmung und Dampf- 13 7.2.1
sperre; zudem stellt sie die Deckenuntersicht
dar. Die Rinne wird nach unten entwässert und
hat zur Seite hin Notüberläufe. Die Stützen der 15 14 15 16
leichten Dachplatte sind in die Fassade inte-
griert.

7.3 Wandanschluss
• Profilplatten Aluminium
Ein Wandanschlussprofil, das nach Bedarf
gekantet werden kann und an der Wand bis zur
vorgeschriebenen Höhe über der wasserfüh-
renden Ebene hochgezogen wird, ermöglicht 13
den Wandanschluss parallel zu den Falzen. Die
7.2.2
Dampfsperre wird mit einer Schlaufe über ein
Dichtprofil an die aufgehende Wand geklemmt,
sodass sie Bewegungen zwischen der Metall- 9
konstruktion und der Wand aufnehmen kann.

17
1 5
18

1 Profilblechplatten 10 Mineralfaserplatte
2≈ Mineralfaserplatte, Zarge
untere Lage trittfest 11 Randblech
Dampfsperre 12 Tragprofil
Trapezblech 13 Stütze
2 Halteschiene 14 Stahlblech verzinkt
3 Knagge Mineralfasermatten 5
4 Traufbohle Stahlblech verzinkt 19
5 Hafte 15 R-Träger
6 Dichtungsprofil 16 Beulsteife
7 Regenrinne 17 Überhangblech
8 Rinnenhalter 18 Stützblech
9 Trapezblech 19 Dichtungsstreifen 7.3

140
Konstruktionen im Detail

8 Glasdach 21 20

8.1 Dachrand ohne Überstand (Ortgang)


• linienförmige Befestigung
Glas wird in den letzten Jahren ebenfalls für
Flachdächer eingesetzt, da es schadensfrei
ohne Querstöße ab einer Neigung von 2 % ver-
legt werden kann. Es erfordert jedoch eine
intensive Pflege und Wartung, da der Selbstrei-
nigungseffekt erst bei 7° (ca. 15,5 %) Neigung 23
beginnt. Die Isolierglasscheibe aus einem
oberseitigen vorgespannten Glas und einem
unterseitigen Verbundglas wird unter Verwen- 22 12 12 20
dung von Dichtprofilen direkt auf das Å-Profil
geklemmt. Die Pressleisten sind hier U-förmig
ausgebildet. Der Ortgangstoß ist stufenförmig 13 21
ausgeführt und mit Silikon verklebt. Dabei
stützen sich die Dachscheiben auf die senk-
rechten Fassadenscheiben, die mit den 22
gleichen Pressleisten auf einen senkrechten
Å-förmigen Pfosten geklemmt werden.

8.2 Dachrand mit Überstand (Giebel)


• Rinne
• punktförmige Befestigung
Die Befestigung der Scheiben ist hier mit
Punkthaltern in Bohrlöchern gelöst. Alternativ
wäre es möglich, die Halterung durch die 8.1
Längsfugen zu führen. Je zwei Halterungen
führen über eine Lastabtragung zum Tragwerk;
der Fugenlängsstoß ist mit einem Dichtprofil
und einer elastischen Verfugung abgedichtet.
Die Halterung der Fassadenplatten folgt dem
gleichen Prinzip. Sie ist hier mit einer flächen-
bündigen Halterung dargestellt, die ein Gelenk
in der Glasebene besitzt. Die damit gegebene
Bewegungsmöglichkeit hat geringere Span-
nungen im Glas zur Folge. Die Fügung zwi-
schen Dachplatten und Fassadenplatten ist 20
25 26 24
stufenförmig ausgeführt, die Auskragung kann
je nach Glasdicke bis zu 30 cm betragen. Die 28 29 27 25
innen liegende Rinne muss ein Gefälle von min-
destens 0,5 % aufweisen und mit Notüberläufen
versehen sein.

26
13

20 Isolierverglasung: 25 Punkthalter
ESG + VSG 26 Konsole
21 Pressleiste 27 Überhangblech
22 Sprosse 28 Abstandsprofil
23 Stahlprofiltraverse 29 Regenrinne
24 Dichtungsprofil 8.2

141
Konstruktionen im Detail

8.3 Wandanschluss seitlich


• linienförmige Befestigung
Der seitliche Wandanschluss wird mithilfe einer
Mehrschichtverbundplatte hergestellt, die in
die Glasklemmung einbezogen ist und wand-
seitig auf einem Winkel aufliegt. Mit einge-
klemmt wird ein Anschlussblech, das bis zur
erforderlichen Höhe über der Glasebene an 9
der Wand hochgeführt wird, wodurch eine
10
gewisse vertikale Beweglichkeit gegeben ist.
Alternativ kann eine höhere, in Rinnenform her- 5 11
gestellte Mehrschichtplatte verwendet werden. 1 2 3
6
Mit ihr ist eine bessere Dämmung möglich.

8.4 Durchdringung und Wandanschluss oben


• linienförmige Befestigung
Die Konstruktion der Durchdringung entspricht 7
8
dem Prinzip des Wandanschlusses. In ein
Durchdringungsfeld aus zwei Pressleistenpaa-
ren wird eine Rohrhülse aus Blech einge-
klemmt, mit der die geforderte Anschlusshöhe
über der Glasebene erfüllt ist. Ein Blechüber-
4 12 13
hang deckt ihren oberen Anschluss ab, der mit
einer Ringzugschelle am Durchdringungsrohr
befestigt wird. Der obere Wandanschluss folgt
der Konstruktion des seitlichen Anschlusses
ohne Rinne.

8.3

9
15
10

11 16
1 14
6

7 4

1 Isolierverglasung 9 Trapezblech
2 Pressleiste 10 Schutzgitter
3 Mehrschichtverbund- 11 Tragblech
platte rinnenförmig 12 Pfette
4 Sprosse 13 Stahlträger
5 Abdeckblech 14 Pressleiste
12 13
6 Anschlussblech 15 Ringzugschelle 17
7 Mehrschichtverbund- 16 Überhangblech
18
platte 17 Stahlwinkel
8 Stahlwinkel 18 Stütze 8.4

142
Konstruktionen im Detail

9 Sanierung

Die hier aufgezeigten Sanierungsbeispiele


setzen voraus, dass die Dämmlage und die
Dichtung des Dachs noch funktionsfähig sind.
Ist das nicht der Fall, sind beide zu entfernen
und das Dach muss ab Oberkante der Dach-
platte nach den gültigen Vorschriften neu auf-
gebaut werden. Da viele ältere Flachdächer
kein Gefälle haben, ist es sinnvoll, die Sanie-
rung mit Gefälledämmplatten auszuführen.
Dargestellt ist jeweils der Dachaufbau vor der
Sanierung (schwarz) und danach (rot).

9.1 Dachrand ohne Überstand


• Dichtung über Dämmung
• Bitumenabdichtung
Die für die neue Dämmhöhe und das Gefälle
erforderliche Attikahöhe kann auf einfache
Weise mit zusätzlichen Dämmlagen bzw. Boh-
len auf der Attika erzeugt werden. Dazu muss
die Außenseite der Attika mit einem Blech ver-
wahrt werden, das an der Bohle und auf der
Außenwand mit einer Hafte befestigt wird. Die
Außenwanddämmung kann durch Einblasen
von feuchteabweisenden Dämmstoffen verbes-
sert werden. Hierfür stehen Schüttstoffe aus
hydrophobiertem Vulkanriesel, aus Blähton-
kügelchen oder Silikatleichtschaum zu Ver-
fügung.

21 22

19 20
23

24

25

19 Kiesschüttung 20 Schutzblech
Bitumenabdichtung, 21 Klemmleiste
zweilagig 22 Abdeckblech
Kunststoff-Hart- Haftblech
schaumplatte im Bitumenabdichtung,
Gefälle zweilagig
Bitumenabdichtung, Bohle
zweilagig Kunststoff-Hart-
Mineralfaserplatte schaumplatte
Dampfsperre 23 Abdeckblech
Voranstrich 24 Haftblech
Stahlbeton 25 Dämmschüttung 9.1

143
Konstruktionen im Detail

9.2 Dachrand mit Überstand


• Dichtung zwischen Dämmung
• Kunststoffabdichtung
Ist die Dachabdichtung noch in einwandfreiem
Zustand, bildet die Sanierung mit der Abdich-
tung zwischen der Dämmung eine interessante
Variante (Sandwichdach). Die neue Abdich-
tung wird an die vorhandene angeschlossen
und in der vorgeschriebenen Höhe über der
Kiesoberkante angeklemmt. Hierfür wird eine
Blechzarge auf eine Bohle aufgesetzt und dar-
über das Abdeckblech gefalzt. Eine energeti-
sche Verbesserung der Pressleistenfassade ist
mit einer Dreifachverglasung möglich.

3 4
1
2

1 Kiesschüttung Trennlage
Schutzlage Dampfsperre
Polystyrol-Extruder- Stahlbeton
5
schaumplatte (XPS) 2 Kunststoffabdichtung
im Gefälle 3 Klemmleiste
Trennlage 4 Abdeckblech
Kunststoffabdichtung Blechzarge
Trennlage Bohle
Kunststoff-Hart- Dampfsperre
schaumplatte 5 Überbrückungsblech 9.2

144
Konstruktionen im Detail

9.3 Wandanschluss
• Dichtung über Dämmung
• Flüssigabdichtung
Um den Stützwinkel auf der Dachplatte zu
befestigen, an dem dann die Abdichtung auf
die erforderliche Höhe hochgezogen werden
kann, müssen Teile der vorhandenen Abdich-
tung und Dämmung herausgenommen wer-
den. Der dahinterliegende Hohlraum zwischen
der alten senkrechten Abdichtung und dem
Stützwinkel wird mit Dämmmaterial ausgefüllt.
Die zusätzliche thermische Ertüchtigung der
Außenwand und ihre Bekleidung mit Trapez-
profilen verändern zwar das äußere Erschei-
nungsbild, bieten aber die Möglichkeit, die
äußere Ziegelschale regensicher zu machen
und hinterläufiges Wasser zu vermeiden.

9 6
10

6 Kiesschüttung schaumplatte
Flüssigabdichtung Dampfsperre
Bitumenkaschierung Voranstrich
Kunststoff-Hart- Stahlbeton
schaumplatte im 7 Trapezblech
Gefälle Mineralfasermatte
Bitumenabdichtung, 8 Überhangblech
zweilagig 9 Stützblech versteift
Kunststoff-Hart- 10 Mineralwolle 9.3

145
Konstruktionen im Detail

9.4 Durchdringung
• Dichtung über Dämmung
• Bitumenabdichtung
Der Anschluss an die neue Abdichtung erfolgt
mittels einer Rohrhülse, die über die alte Hülse
geführt wird. Ihr Flansch wird in die Bitumen-
bahnen eingedichtet. Eine preiswertere Lösung 2
ist mit Flüssigkunststoff möglich. 1
3

9.5 Entwässerung
• Dichtung über Dämmung
• Kunststoffabdichtung
Verschiedene Hersteller bieten für die Sanie-
rung von Abläufen sogenannte Sanierungs-
gullys an, die rückstausicher in das vorhan-
dene Aufsatzstück gesteckt und wie die bereits
vorhandenen Abläufe in die neue Abdichtung
eingebettet werden.

4
9.4

5 6 7

1 Kiesschüttung Schutzlage
Bitumenabdichtung, Kunststoffabdichtung
zweilagig Trennlage
Kunststoff-Hart- Kunststoff-Hart-
schaumplatte schaumplatte
Bitumenabdichtung, Trennlage 9.5
zweilagig Kunststoffabdichtung
Kunststoff-Hart- Trennlage
schaumplatte Kunststoff-Hart-
Dampfsperre schaumplatte
Voranstrich Trennlage
Stahlbeton Dampfsperre
2 Überhangblech Trennlage
3 Rohrhülse Stahlbeton
4 Innendämmung 6 Linienbefestigung
5 Kiesschüttung 7 Sanierungsgully

146
Konstruktionen im Detail

9.7 Lichtkuppel
• Dichtung über Dämmung
• Flüssigabdichtung
Um die neue Dampfsperre an die vorhandene
anschließen zu können, muss ein Teil der
bestehenden Abdichtung und Dämmung ent-
fernt werden. Die neue Dämmhöhe wird mit
Holzaufsatzkränzen erreicht. In der Regel emp-
fiehlt es sich, bei thermischen Sanierungsmaß-
nahmen auch die alten Lichtkuppeln gegen
neue, zwei- oder dreischalige Kuppeln mit bes-
ser gedämmtem Aufsatzkranz auszutauschen.

10

8 9 11

12

9.7
8 Kiesschüttung Trennlage
Flüssigabdichtung Dampfsperre
Kaschierung Trennlage
Kunststoff-Hart- Stahlbeton
schaumplatte 9 Dampfsperre
Trennlage 10 Lichtkuppel doppel-
Kunststoffabdichtung schalig
Trennlage 11 Holzaufsatzkranz,
Kunststoff-Hart- mehrlagig
schaumplatte 12 Bekleidung

147
Teil F Gebaute Beispiele im Detail

01 Schneider + Schumacher, Hochregallager in Lüdenscheid (D) 150

02 Atelier Kempe Thill, Konzertsaal in Raiding (A) 152

03 David Chipperfield, America’s Cup Building in Valencia (E) 154

04 Zaha Hadid Architects, MAXXI Museum in Rom (I) 157

05 Adjaye Associates, Wohnhaus in London (GB) 162

06 Homeier + Richter, Werkhalle und Verkaufsgebäude in Eitensheim (D) 164

07 Auer + Weber + Architekten, Sporthalle in Bietigheim-Bissingen (D) 166

08 LIN Finn Geipel und Giulia Andi, Cité du Design in Saint-Étienne (F) 169

09 roos Architekten, Mehrfamilienhaus in Jona-Kempraten (CH) 172

10 Elisa Valero Ramos, Galerie in La Pizarrera (E) 174

11 BIG – Bjarke Ingels Group, Wohnhügel in Kopenhagen (DK) 176

12 Barkow Leibinger Architekten, Produktions- und Bürogebäude in Baar (CH) 180

13 Massimiliano Fuksas, Forschungs- und Entwicklungszentrum in Maranello (I) 183

14 Steven Holl Architects, Wohnkomplex in Peking (CN) 186

15 Grüntuch Ernst Architekten, Gymnasium in Dallgow-Döberitz (D) 189

16 Tezuka Architects, Kindergarten in Tokio (J) 194

17 meck Architekten, Dominikuszentrum in München (D) 196

18 Schunck Ulrich Krausen, Krankenhausanbau in München (D) 198

Abb. F MAXXI Museum, Rom (I) 2009, Zaha Hadid


Architects

149
Beispiel 01

Hochregallager

Lüdenscheid, D 2001

Architekten:
Schneider + Schumacher, Frankfurt am Main
Mitarbeiter:
Gunilla Klinkhammer, Robert Binder, Nadja
Hellenthal, Alexander Probst, Till Schneider
Tragwerksplanung:
Posselt Consult, Übersee

Der Gebäudekubus des Hochregallagers in


Lüdenscheid ist denkbar einfach gehalten,
doch die Gestaltung übertrifft einen durch-
schnittlichen Industriebau bei Weitem. Die Auf-
gabe, zwei bestehende Produktionsgebäude
um ein Palettenlager zu ergänzen, ist funktionell Schnitte • Grundriss
überzeugend gelöst. Licht spielt nicht nur in der 1
Maßstab 1:750
Produktpalette des Bauherrn, ein internationaler
1 1 Kommissionierung
Leuchtenhersteller, eine entscheidende Rolle,
2 Technik
sondern auch beim Fassadenkonzept. Ent- 1 3 Sprinklerzentrale
wurfsidee war es, eine Tag- und eine Nachtfas- 4 Brücke zum Ver-
2
sade zu gestalten. Bei Tag reagiert die Gebäu- sandgebäude
dehülle durch die Fassadenverkleidung mit 5 Hochregallager
3 6 Eingang
nach außen geöffneten U-Profilgläsern auf das 7 Anlieferung
unterschiedlich einfallende Tageslicht. Für das aa 8 WC
nächtliche Erscheinungsbild sind Leuchtstoff-
röhren in Längsreihen hinter der Fassade
angebracht, die an den Strichcode der dort
gelagerten Produkte erinnern.
Das Lager selbst ist in Silobauweise ausge-
führt, d. h. die Regale stellen gleichzeitig die
Stahlskelettkonstruktion der Halle dar. Nur 4 1
Treppenhaus und Technikbereiche sind in 1
Massivbauweise erstellt. Auch die Dachkon-
struktion besteht aus Stahlprofilen, als tragende 1
5
Schicht dienen Trapezbleche. Die Kunststoff- 2
abdichtung kommt ohne weitere Deckschicht
aus. Der Randaufbau ist nach innen versetzt, 3
so erscheint der Dachaufbau in der Seitenan-
sicht niedriger. Sechs in Längsrichtung durch- bb
laufende Oberlichtbänder ermöglichen es
zudem, auch im mittleren Bereich des knapp
30 ≈ 74 m großen Gebäudes mit natürlichem
Licht zu arbeiten. a

• Kunststoffabdichtung ohne Deckschicht


• Dachüberstand mit Stahlträgern
• Oberlichtbänder
8

6 1

4 b 5 b

150
Hochregallager

11
10

12

13

14

Vertikalschnitte 13 Profilbauglas 262/60/7 mm


Maßstab 1:20 Profilbauglas 262/41/6 mm
Stahlprofil verzinkt HEB 120
9 Oberlicht: 14 Wartungssteg:
Doppelstegplatte Polycarbonat 16 mm Rahmen Stahlrohr ¡ 100/50 mm
10 Flachstahl gekantet 4 mm Gitterrost 30 mm
11 Dachaufbau: 15 Dämmpaneel: Stahlblech 2 mm
Dichtungsbahn Polyolefin 2 mm Wärmedämmung 38 mm, Stahlblech 2 mm
Wärmedämmung Mineralwolle im Gefälle 16 Isolierverglasung: VSG 2≈ 6 mm + SZR 16 mm +
80 –120 mm ESG 10 mm, Vertikalfugen silikonversiegelt,
Dampfbremse, Trapezblech 80/307 mm Horizontalfugen Deckleisten Aluminium 60/20 mm
Stahlprofil HEA 120, Stahlprofil HEA 300 Pfosten-Riegel-Fassade Aluminium
12 Aluminiumblech gekantet ¡ 150/60 mm, Stütze Stahlprofil HEM 400

11

15

16

151
Beispiel 02

Konzertsaal

Raiding, A 2006

Architekten:
Atelier Kempe Thill, Rotterdam
Andre Kempe, Oliver Thill
Mitarbeiter:
Saskia Hermanek, Sebastian Heinemeyer,
Cornelia Sailer, David van Eck, Andre
Boucsein, Takashi Nakamura, Kingman
Brewster, Frank Verzijden
Tragwerksplanung:
Vasko Woschitz Engineering, Eisenstadt
Bauphysik:
Bölcskey + Scherpke, Wien

Zu Ehren von Franz Liszt, der in dem kleinen


Ort Raiding im Burgenland geboren wurde,
entstand ein Konzertsaal, der ganz auf seine
Musik zugeschnitten ist und rund 600 Konzert-
Grundrisse • Schnitte
besucher fasst – nahezu die gesamte erwach- 13 13 13 Maßstab 1:500
sene Bevölkerung des Dorfs. Versteckt hinter
den Mauern und Bäumen eines kleinen Parks 1 Foyer
2 Kasse/Bar
glänzt die weiße Haut des minimalistischen 3 Garderobe
Baukörpers. Auf 13 bzw. 18 m Länge öffnet 7 4 Kammermusiksaal
sich das Foyer auf zwei Seiten. Erst auf den 5 Klavier-/Stuhllager
zweiten Blick wird klar: Handelsübliche Glas- 6 kleines Foyer
7 Lager
scheiben können diese Öffnung nicht spros- 8 Bühnentechnik
senlos überbrücken, stattdessen verbinden 8 11 12 9 Technik
5 cm dicke Acrylglasscheibe das Foyer nahtlos 10 Luftraum
11 Balkon
mit dem Park. 12 Technikhof
Die Fassadengestaltung orientiert sich an den 13 Künstlergarderobe
9
örtlichen Putzfassaden, sollte jedoch edler und
moderner wirken, ohne teuer zu sein. So fiel die
Entscheidung auf ein kostengünstiges Wärme-
1 10
dämmverbundsystem, das ein Kunststoffüber-
zug veredelt und damit eine neuartige Variante
der traditionellen Struktur darstellt. Die Spritz-
folie auf Polyurethanbasis bildet dabei nicht nur
den Fassadenüberzug, sondern auch die
Dachabdichtung und ermöglicht eine naht- und
fugenlose Ausführung. Dank ihrer rissfesten
und überbrückenden Eigenschaften nimmt sie b
kleine Bewegungen der konstruktiven Teile auf
und verbindet sich mit dem Untergrund zu
einem Haftverbund, der mechanischen Bean-
spruchungen standhält und eine Unterwande-
5
rung durch Feuchtigkeit dauerhaft verhindert.
Polyurethanbeschichtungen sind auf horizonta-
len Dachflächen durchaus gebräuchlich, auf
den vertikalen Flächen drohte die leichte Kon-
struktion jedoch bei Windsog abzuheben. Um
2
das zu verhindern, wurde sie mit einer beson-
ders kräftigen Verklebung befestigt. Durch den
dicken und groben Unterputz entstehen 1 4 6
Unebenheiten, die ein lebendiges Schatten-
spiel auf der glänzenden Haut erzeugen. a 3 a

• Abdichtung mit Polyurethan-Spritzfolie


• keine Deckschicht

152
Konzertsaal

aa bb

14

16

15
16

15

17 18

Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
16
14 Dachaufbau:
UV-Versiegelung
Polyurethan-Spritzfolie 4 mm
Epoxidharzbeschichtung
Dickschicht-Klebspachtelung 8 mm
Gefälledämmung EPS mind. 120 mm
Dampfsperre Epoxidharzbeschichtung
Voranstrich 5
Hohlraumdielen Beton 400 mm
15 Balkenrost BSH Fichte 240/100 mm
16 Konsolen Stahlprofil
17 Paneel Kreuzlagenschichtholz
6 3640 ≈ 2560 mm,
Fichte max.
53 mm (Rand) –117 mm (Mitte), gefräst,
7 8 mm,
geschliffen, klar lackiert, Fugen
teilweise perforiert für Quellluftauslass
18 Fassadenaufbau:
UV-Versiegelung
Polyurethan-Spritzfolie 4 mm
Epoxidharzbeschichtung
Dickschicht-Klebspachtelung 8 mm
Dämmung EPS 160 mm
Epoxidharzbeschichtung
Stahlbeton 300 bzw. 250 mm 3

153
Beispiel 03

America’s Cup Building

Valencia, E 2006

Architekten:
David Chipperfield Architects, London
b720 Arquitectos, Fermín Vásquez, Barcelona
Mitarbeiter:
Marco de Battista, Mirja Giebler, Jochen Glem-
ser, Regina Gruber, David Gutman, Melissa
Johnston, Andrew Phillips, Antonio Buendía,
Peco Mulet, Amparo Casaní, Lorena Lindberg,
Magdalena Ostornol, Sebastían Khourian
Tragwerksplanung:
Brufau, Obiol, Moya & Associats S.L.,
Barcelona

»Veles e Vents« – Segel und Wind – nennt sich


die strahlend weiße Landmarke von David Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:1250
Chipperfield im Hafen der spanischen Stadt
Valencia. In einer Rekordzeit von nur elf Mona- 4 1 Empfang
3
ten nach Gewinn des Wettbewerbs bereits für 2 Bar
die Vorregatten fertiggestellt, stand das Ge- 3 Restaurant
11
4 Küche
bäude beim eigentlichen America’s Cup 2006
10 5 Lager
im Rampenlicht und konnte seine Qualitäten 6 Zugangsrampe
überzeugend präsentieren: Mit den öffentlichen 7 Boutique
12
Aussichtsdecks, Bars und Restaurants, Loun- 8 Deck für Zuschauer
ges, VIP-Bereichen und Büros für das Manage- 9 Öffentliches Aussichtsdeck
10 Restaurant Terrasse
ment diente es als die zentrale Anlaufstelle 11 Wellnessbereich
während der Großveranstaltung. Unter städte- 12 Club
baulichen Gesichtspunkten kommt ihm eine 2. Obergeschoss
Schlüsselposition bei der Neugestaltung des
lange Zeit vor sich hin vegetierenden Hafens
zu, der nun Schritt für Schritt in einen überwie-
gend kommerziell genutzten, öffentlichen Raum
umgewandelt wird.
Mit einfachen, klaren Formen sowie der Be-
schränkung auf wenige entscheidende Details 6
entstand ein Gebäude mit prägnanter, schnör-
kelloser Gestalt. Nur wenige Materialien domi-
nieren das Erscheinungsbild: Weiß lackierter
Stahl ummantelt die Tragkonstruktion aus
Beton, Glas dient als Material für Fassaden und 7 7
Brüstungen, dunkles Hartholz als Bodenbelag
der Aussichtsterassen. In das erste, der Öffent- 2 9
lichkeit zugängliche Obergeschoss führt eine
spektakuläre Rampe, während die Prominenz
8
das Haus über das Foyer im Erdgeschoss be-
tritt und mittels Aufzügen die oberen Etagen 1. Obergeschoss
erreicht. Das wesentliche Charakteristikum
aber sind die weit auskragenden Dach- und
Deckenscheiben, die als Besucherterrassen
und Aussichtplattformen dienen. Beinahe a
schwebend anmutend, bieten sie Sonnen-
schutz für die Fassade und die jeweils darunter
liegenden Flächen, vor allem aber rahmen sie 5
den Blick. So entstehen großartige Panorama- 1
bilder, die der eher unspektakulären Aussicht
4
auf Hafenbecken und Containerlager etwas
Dramatisches verleihen.
2
b b
• weit auskragende Plattformen 3
• Dachterrassen

Erdgeschoss a

154
America’s Cup Building

aa bb

13

14
15

16
17 18
Vertikalschnitt
Dach
19 Maßstab 1:20

13 Abdeckung Aluminiumblech
pulverbeschichtet 2 mm
Schichtsperrholzplatte
wasserfest 21 mm
Stahlprofil fi 120/55 mm
14 Stahlprofil | 70/70 mm
15 Aluminiumlamelle 2 mm
16 aufgemauerter Sockel
Abdeckblech
17 Dachaufbau:
Kiesschüttung 130 mm
Filtervlies
Dichtungsbahn PVC
Filtervlies
Ortbetondeckenplatte mit Füll-
elementen und Spanngliedern
im Rippenverlauf 1000 mm
18 Stahlblech gekantet
Dichtungsfuge
19 Stahlblech mit Antikorrosions-
beschichtung 10 mm, auf
Stahlunterkonstruktion
160 mm
20 abgehängtes Aluminium-
Deckensystem Elementgröße
1000 ≈ 1000 mm,
20
Abhängung 730 mm

155
Beispiel 03

3
4
Vertikalschnitt 5 Pfosten-Riegel-
Aussichtsdeck Konstruktion
5
Maßstab 1:20 Stahlprofil
¡ 60/150 mm
1 Stahlblech mit Anti- 6 Bohle Hartholzboden
korrossionsbeschich- 22 mm
tung 10 mm, Holzlattung Pinienholz
8 auf Stahlunterkon- 45 mm
struktion Kunststofffuß,
2 Dämmpaneel 40 mm höhenregulierbar
3 abgehängtes Alumi- Abbdichtung
nium-Deckensystem Deckenplatte Ortbeton
6 7 Elementgrösse mit Spanngliedern im
1000 ≈ 1000 mm, Rippenverlauf 1000 m
Abhängung 730 mm 7 Stahlprofil
4 Isolierverglasung: ∑ 60 ≈ 60 mm
VSG 2≈ 6 mm + 8 Balustrade
SZR 12 mm + VSG 2≈ 10 mm
VSG 2≈ 8 mm mit Edelstahlhandlauf

156
MAXXI Museum

MAXXI Museum

Rom, I 2010

Architekten:
Zaha Hadid Architects, London
Zaha Hadid und Patrik Schumacher, Rom
Mitarbeiter:
Gianluca Racana (Projektleitung),
Paolo Matteuzzi, Anja Simons, Mario Mattia
(Bauleitung)
Tragwerksplanung:
Anthony Hunt Associates, London
OK Design Group, Rom
Studio S.P.C. S.r.l., Giorgio Croci, Aymen
Herzalla, Rom (Ausführungsplanung)

Auf einem ehemaligen Militärgelände im Nor-


den Roms nahe Pierluigi Nervis Palazzetto
dello Sport und Renzo Pianos Parco della
Musica hat im Frühjahr 2010 das MAXXI, das
neue italienische Nationalmuseum für Kunst
und Architektur des 21. Jahrhundert eröffnet.
Nachdem man sich lange Zeit in Rom vor allem
der Vergangenheit gewidmet hatte, sollte nun
baulich wie inhaltlich ein Ort kultureller Inno-
vation entstehen. aa
Vielfältig vernetzte Gebäudestränge, die sich
ausgehend von einem bestehenden Kopfbau
um die alten Baracken legen, nehmen ge-
schmeidig die Hauptrichtungen des urbanen Grundriss 1 Foyer 6 grafische
Maßstab 1:1500 2 Empfang Sammlung
Rasters rund um das L-förmige Grundstück Schnitt 3 Café 7 Wechselausstellung
auf. So fügt sich die in ihrer Höhenentwicklung Maßstab 1:750 4 Auditorium (Altbau)
moderate Betonskulptur erstaunlich gut in das 5 Shop 8 Ausstellung 1
Quartier ein. Vor allem aus der Luft betrachtet
besticht das skulpturale Gebäude durch die
Dynamik des Dachs, das von Bewegung asso-
ziierenden Glasbänder gegliedert wird, die der
b
Gebäudeform folgen.
In den Galeriebereichen im Innern zeigt sich
das Kernelement des Entwurfskonzepts, dem
die für das Museum entscheidenden Elemente
8
Licht und Wand zugrunde liegen. Betonwände,
die als bis zu 30 m frei spannende Längsträger
wirken, definieren das Netz des Entwurfs. Eine
innere Vorsatzschale, die der Kunst einen neu-
tralen Hintergrund bietet, verbirgt sämtliche für
den Museumsbetrieb notwendige Technik. Da-
durch sind die Decken freigehalten für sorgfäl-
tig ausformulierte Oberlichter, von denen sich 3
bei Bedarf Kunstwerke oder Zwischenwände
abhängen lassen. Gleichzeitig sorgen sie für
die Belichtung der darunterliegenden Aus- 4 2
stellungsräume. Die Dachunterseite wird von
Schwertern aus glasfaserverstärkten Beton-
elementen definiert. Sie erinnert an Schienen
und betont den Fluss der lang gestreckten
Galerien.

5 1 a
• Lichtbänder a
• Dach als Gestaltungselement

6 7

157
Beispiel 04

bb

5
2

1
1 3
2

3
4

Grundrisse
Maßstab 1:1500
Schnitt
Maßstab 1:750

1 Luftraum 4
2 Ausstellung 2
3 Ausstellung 3
4 Ausstellung 4
5 Ausstellung 5

158
MAXXI Museum

Vertikalschnitt
6 Galerie
7 Maßstab 1:20

6 Betonelement
glasfaserverstärkt 12 mm
7 Stahlrost zur Lichtstreuung
8 8 Sonnenschutzverglasung:
ESG 8 mm + SZR 15 mm +
VSG 11 mm
9 Rollo komplett verdunkelnd
und lichtfilternd (Ausführung
doppelt)
10 11 9 10 Leuchtstoffröhre
11 Acrylglas transluzent 6 mm
12 12 VSG extraklar 12 mm
13 Außenwand Sichtbeton
400 mm

6 13

159
Beispiel 04

c
2
1

4
3

9
6
5
8
7

10

18

12

15 14 8 6 13 11

160
MAXXI Museum

2
1 4

17 7

15

16 18

12

cc

Vertikalschnitte
Galerie 1. Obergeschoss
Maßstab 1:20

1 Betonelement glasfaserverstärkt 12 mm
2 Stahlrost zur Lichtstreuung verzinkt, lackiert
3 Sonnenschutzverglasung:
ESG 8 mm + SZR 15 mm + VSG 11 mm
4 Scheibenreinigungssystem automatisch
5 Rollo komplett verdunkelnd
6 Leuchtstoffröhre
7 Acrylglasscheibe transluzent lichtstreuend 6 mm
8 VSG extraklar 12 mm, mechanisch klappbar für
Wartung und Reinigung, je 3 Scheiben à 600 mm
längs eingefasst in Aluminiumrahmen (offene Stöße
zur Durchlüftung)
9 Estrich im Gefälle
Dichtungsbahn
Stahlblech
Dichtungsbahn
Estrich im Gefälle
10 Unterkonstruktion Stahl-Fachwerkträger
11 Schiene für Abhängungen
12 Lichtlenklamellen Aluminium drehbar
13 Notbeleuchtung Leuchtstoffröhre
14 Akustik-Spritzputz 5 mm
Gipskartonplatte gelocht 12,5 mm
Akustikdämmmatte 20 mm
15 Gipskartonplatte glasfaserverstärkt 12,5 mm
MDF-Platte 25 mm
Gipskartonplatte glasfaserverstärkt 12,5 mm
Unterkonstruktion Stahl verzinkt
16 Querträger Stahlprofil HEM 900
brandschutzummantelt
17 Verkleidung Aluminiumblech beschichtet
18 Linear-Spindelantrieb Lichtlenklamellen elektrisch

161
Beispiel 05

Wohnhaus

London, GB 2007

Architekten:
Adjaye Associates, London
David Adjaye
Mitarbeiter:
Rashid Ali, Yohannes Bereket,
Candida Correa de Sa, Nikolai
Delvendahl, Cornelia Fischer-Ekhorn
Tragwerksplanung:
Eurban Construction, London

Als es dem Bauherrn gelang, eines der sel-


tenen und teuren Baugrundstücke im Londoner Schnitt • Grundrisse
East End zu erwerben, konnte er sich seinen Maßstab 1:250
Kindheitstraum vom eigenen Haus erfüllen. Mit
1 Hof
seiner Reduziertheit orientiert sich der schwar- 2 Küche
ze, von einer hölzernen Haut überzogene Neu- 3 Essen
bau an den gegenüberliegenden Werkstätten, 4 Studio
5 Schlafen
in seinen Abmessungen dagegen passt er sich 6 Abstellraum
den viktorianischen, in Ziegelbauweise errich- 7 Eingang
teten Doppelhäusern in der Nachbarschaft an. 8 Wohnen
Jedoch besitzt dieses Haus durch das Absen-
ken des gesamten Grundstücks ein Wohnge-
schoss mehr. Die vor Einblicken geschützte,
tiefer liegenden Außenbereiche bieten Intimität aa
und erweitern Küche und Esszimmer nach
außen. Die Schlafzimmer befinden sich – ent-
gegen der typisch britischen Grundriss-
organisation – auf Straßenniveau, das Wohn-
zimmer in der obersten Etage. Über eine Luke
gelangt man zur Aussichtsplattform auf dem
8
Flachdach: Von hier öffnet sich der Blick auf
die Dächer des Londoner East Ends.
Die gesamte tragende Konstruktion aus Mas-
sivholzelementen wurde in Deutschland vorge-
fertigt. Zwei Lastwagen brachten die Einzelteile
nach London, und innerhalb von zwei Tagen
entstand der Rohbau. Die Schalung aus mit
Leinöl behandelten Zedernholzbrettern wurde
vor Ort montiert. Lüftungsklappen, Türen und
Fensteröffnungen sind bündig in die schwarze 7
5 6
Verkleidung integriert und unterstreichen den a
homogenen Gesamteindruck. Die Ausführung
als allseitig tragende Massivkonstruktion er-
möglichte es – ohne auf Spannweiten und Last- 5
a
abtragungspunkte achten zu müssen, die Lage
der großen, rahmenlosen Öffnungen frei zu
wählen: In den Fassaden geben sie den Blick
auf den alten Baumbestand der Nachbarschaft
frei, im Dach rahmen sie den Himmel und las-
sen das Abendlicht tief in die Räume fallen. So
gelingt es, trotz der Introvertiertheit des Gebäu-
des sensiblen Kontakt zur Umgebung aufzu-
nehmen. 2 4

• Aussichtsterrasse auf dem Dach 1


• einheitliche Gebäudehülle für Fassade und
3 6
Dach

162
Wohnhaus

9 10

11

12

13

14 15

Vertikalschnitt 13 Wandaufbau:
Maßstab 1:20 Schalung Zeder, Oberfläche
geriffelt, schwarz gebeizt
9 Isolierverglasung in 20 mm mit Fugen 5 mm
Edelstahlrahmen Lattung 25/ 38 mm
∑ 50/ 50 mm, geklebt Konterlattung 38/ 38 mm
10 Dachaufbau: Dichtungsbahn
Schalung Zeder, Oberfläche vorgefertigte Massivholzwand:
geriffelt, Brettsperrholzwand Fichte
schwarz gebeizt 40 mm 160 mm
Unterkonstruktion Zeder Hartschaumdämmung
50/ 70 mm feuerbeständig mit
Balken Fichte 100/120 mm integrierter Dampfbremse
Abstandshalter 50 mm
Bautenschutzmatte punktuell Gipskartonplatte 12,5 mm
11 Dichtungsbahn 14 Trittstufe Walnuss gebeizt
vorgefertigte Massivholzdecke 63 mm
im Gefälle: 15 Geländer Sperrholzplatte 9 mm,
Schalung 30 mm Oberfläche Walnussfurnier
Wärmedämmung Hanf 70 mm 16 Bodenaufbau Terrasse:
Brettsperrholzplatte Fichte Bohlen Zeder, Oberfläche
160 mm geriffelt, schwarz gebeizt
Oberfläche gehobelt, weiß 40 mm
gestrichen Balken Nadelholz vorbehandelt
12 Deckenaufbau: 40/ 60 mm Bautenschutzmatte
Sperrholz weiß gestrichen punktuell, Dichtungsbahn
18 mm Bodenplatte Stahlbeton
Dämmung mit 250 mm
Fußbodenheizung 50 mm 17 Bodenaufbau Erdgeschoss:
17
16 Trennlage Sperrholz weiß gestrichen
vorgefertigte Massivholzdecke: 18 mm
Brettsperrholzplatte Fichte Dämmung mit
170 mm Fußbodenheizung 50 mm
Lattung Nadelholz 38/ 38 mm Trennlage
Gipskartonplatte 12,5 mm Hartschaumdämmung 70 mm

163
Beispiel 06

Werkhalle und Verkaufsgebäude

Eitensheim, D 1996

Architekten:
Homeier + Richter, München
Mitarbeiter:
Thomas Bauer
Tragwerksplanung:
Grad Ingenieurplanungen, Ingolstadt

Die mittelständischen Metallbaufirma Brandl


im oberbayerischen Eitensheim wurde in zwei
Richtungen erweitert. Um die bestehende Pro-
duktionshalle in ihrer Grundfläche zu verdop-
peln, übernahm man das bewehrte Tragwerk
aus Stahlfachwerkträgern und setzte es auf
aa
dem weitläufigen Grundstück fort. Ein breites
Glasoberlicht kennzeichnet die Trennung Schnitt • Grundrisse 1 Verkaufsraum
zwischen dieser alten Werkhalle und dem Maßstab 1:750 2 Ausstellungsraum
Anbau. Zur Strasse hin entstand ein zweistöcki- 3 Lagerraum
ger Erweiterungsbau des Ladens. Das leichte 4 Büro
Stahldach über dem Verkaufsraum besteht aus 5 Wareneingang
6 Belegschaftsraum
tragenden, weitgespannten und wärmege- 7 Produktionshalle
dämmten Sandwichelementen. In den Zug- 5
und Druckzonen der Dachkonstruktion sind
glatte Blechscheiben angeordnet, die durch
Beulsteifen knicksicher und über schubfeste a 1 a
4
dünne Stegverbindungen untereinander ge- 6
koppelt werden.
Durch die Kombination der Tragelemente aus 7
Stahl sind bei geringer Bauhöhe sowohl große
Spannweiten als auch weite Auskragungen
möglich, da jedes Einzelteil multifunktionale
Aufgaben übernimmt. Die obere Blechscheibe
dient dabei gleichzeitig als tragendes Element 4
2 7
und Dachhaut. Die untere Scheibe bildet die
Raumdecke des Verkaufsraums und ermöglicht
über Reflektionsflächen eine indirekte Beleuch-
tung. Zudem wirkt sie als Dampfsperre und
verfügt über integrierte Heizelemente, deren
abgegebene Strahlungswärme sich positiv auf
das Raumklima auswirkt. Alternativ kann auch
ein Kühlungsaggregat eingebaut werden. Auf- 2
grund der geringen Höhe des Dachaufbaus
durch die Optimierung der Wärmedämmung
und die sich daraus ergebende geringe Dach-
last konnten die Stützen im Raum schlank und
filigran ausgeführt werden. 1
Diese Dachkonstruktion ist das Ergebnis einer 3
engen Zusammenarbeit von Architekten, Bau-
herr und Tragwerksplaner und wurde als Patent
angemeldet. Der großen Vorteil des Systems
liegt im hohen Vorfertigungsgrad. Nahezu alle
Arbeiten konnten witterungsunabhängig im Be-
trieb des Bauherrn getestet, einige Bestandtei- 2
le sogar seriell gefertigt werden.
3 3

• Metalldachkonstruktion
• Heizelemente

164
Werkhalle und Verkaufsgebäude

Detailschnitte
Verkaufsraum • Produktionshalle
Maßstab 1:10

8 Dachaufbau Verkaufsraum:
Epoxidharzanstrich
Stahlblech verzinkt 4 mm mit Gefälle
Gitterträger: Stahlprofil } 45/45/5 mm
Stahlstab Ø 12 mm
Wärmedämmung Mineralwolle
hydrophobiert 120 – 240 mm
Randprofil gekantet 150/60/4 mm
Schichtholzplatte 27 mm
Aluminiumblech pulverbeschichtet 2 mm
Heizelement aus Aluminiumblech
9 Fassadenanschluss:
Stahlprofil ∑ 70/50/9 mm
Flachstahl ¡ 50/12 mm
Aluminiumrohr | 20/20/2 mm
10 Dachaufbau Werkstatthalle:
Kiesschüttung 50 mm
Bitumenschweißbahn
Wärmedämmung Mineralwolle 80 mm
Trapezblech 135 mm
11 Stahlrohr | 100/100/4 mm
12 Stahlrohr Ø 85 mm
13 IPE 300 halbiert
14 Dachaufbau Vordach:
Bitumenschweißbahn beschiefert
Planblech 2 mm
Trapezblech 135 mm
15 Stahlrohr Ø 60 mm
10

14

11

12

13 13

15
13

165
Beispiel 07

Sporthalle

Bietigheim-Bissingen, D 2003

Architekten:
Auer + Weber + Architekten, Stuttgart
Mitarbeiter:
Felix Wiemken, Jürgen Weigl
Tragwerksplanung:
Mayr + Ludescher, Stuttgart (Konzept)
Arge Müller und Merkle, Bietigheim-Bissingen

Mit einer neuen Sporthalle sollte die letzte offe-


ne Seite der um einen Hof angeordneten Schul-
anlage aus den 1950er-Jahren geschlossen
werden. Der realisierte Entwurf bindet sich
harmonisch in den Gesamtkomplex ein: Die
4 3 2
Nebenräume und die Sporthallenebene liegen
unter dem Geländeniveau, was oberirdisch die
eingeschossige Ausführung des großen Bau-
volumens ermöglicht. Eine dreiseitige Vergla- 5 1
sung lässt Durchblicke von der Straße in den
6
Hof und umgekehrt zu. Der Hauptzugang er-
folgt über den Schulhof durch einen in die
Halle eingeschobenen, verglasten Pavillon. a a
Das Dachtragwerk mit Abmessungen von
45 ≈ 25,5 m besteht aus einer Mischkonstruk-
tion aus Stahl und Holz. Dachaufbauten ge-
währleisten durch ihre Öffnung nach Norden
eine gleichmäßige natürliche Belichtung der
Halle von oben. Die Deckung des Dachs er- 7
folgte mit Edelstahlblech.
Sechs Hauptträger aus Brettschichtholz über-
spannen die Halle in Querrichtung. Als ge-
schlossene Shedseite lagern sie in der Fassa-
denebene auf runden Stahlstützen auf, durch
die zugleich die Entwässerung erfolgt. Die
Z-förmigen Nebenträger setzen sich aus ver-
schweißten HEB-Stahlprofilen zusammen. Sie
verlaufen in Längsrichtung zwischen den 13 13
Hauptträgern und bilden mit diesen einen 14 4
kraftschlüssigen Verbund. Die Queraussteifung 11 12 11 12
erfolgt über die Dachfläche und die Oberlicht- 4
aufbauten. In die verglasten Seiten sind dazu
Auskreuzungen integriert, U-Profile zwischen
den Z-Trägern unterstützen die Aufnahme von
Druckkräften in Querrichtung. In Längsrichtung
8 9 10 9 9 15
übernehmen Stahlrohre in den Randachsen
diese Aufgabe.
Die Decke besteht aus vorgefertigten, weiß
lasierten Holzkastenelementen, die zwischen
die Z-Träger eingehängt sind und für eine bün-
dige Untersicht sorgen. Sie scheinen zwischen
den Lichtbändern zu schweben.

• Eindeckung mit Edelstahlblech


• Oberlichtaufbauten

166
Sporthalle

Lageplan
Maßstab 1:3000
Grundrisse • Längsschnitt
Maßstab 1:500

1 Eingangsbereich
2 Hausmeister
3 Lager Café
4 Abstellraum
5 Café
6 Tribüne (148 Plätze)
7 Luftraum Spielfeld
8 Mehrzweckraum
9 Geräteraum
10 Regieraum
11 Umkleide
12 Dusche
13 Lichthof
14 Lehrerumkleide
15 Technik

aa

167
Beispiel 07

1 b 5

2 b 4

4 10

7
3

14 15

11

6
5

8
12

9 8 13

9 16

Vertikalschnitte Flachstahl ¡ 1550/240/8 mm mit Schlüssel-


Maßstab 1:20 schrauben M 20
8 Winkel Dreischichtplatte weiß lasiert 21 mm
1 Edelstahlblech rollnahtgeschweißt 0,3 mm 9 Stütze mit innen liegender Entwässerung Stahlrohr
Wärmedämmung Mineralwolle druckfest 120 mm Ø 168/6 mm
Dampfsperre Bitumenschweißbahn aluminium- 10 Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Festverglasung
17
kaschiert, Notabdichtung Bitumenschweißbahn 11 Auflager Fassade Stahlprofil fi 240 mm
2 Holzkastenelement 346 mm, an Nebenträger 12 Querriegel Stahlrohr Ø 76 mm mit Kopfplatte
geschraubt: 120/120/10 mm an Nebenträger geschraubt
Dreischichtplatte weiß lasiert 21 mm 13 mineralische Akustikauflage 20 mm
Holzrippen BSH 300/80 mm, OSB-Platte 25 mm 14 Stahlprofil HEB 140
3 Hauptträger: Brettschichtholz 1850/200 mm, 15 Stahlrohr ¡ 50/30/5 mm auf HEB geschweißt
Innenseite in Sichtqualität weiß lasiert zur Befestigung der Fassade mit 2≈ ∑-Stahlprofil
4 Nebenträger: Z-Rahmen aus Stahlprofilen HEB 240 16 Fassadenpfosten Stahlprofil IPE 120,
biegesteif verschweißt Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Festverglasung
5 Druckriegel zwischen Nebenträgern: Sonnenschutzstore kunststoffbeschichtet silber,
Stahlprofil fi 220 mm über Kopfplatten verschraubt lichtdurchlässig
6 Paneel Edelstahlblech 2 mm gedämmt 17 Innenwandbekleidung Prallwand:
7 Befestigung Nebenträger an Hauptträger über Dreischichtplatte weiß lasiert 21 mm

15 1

4 2

bb

168
Cité du Design

Lageplan
Cité du Design Maßstab 1:5000

Saint-Étienne, F 2009 1 Designzentrum »Platine«


5 2 Verwaltung /Direktion /
Biennale
Architekten: 3 Aussichtsturm
LIN Finn Geipel und Giulia Andi, Berlin/Paris 4 technische Ateliers
mit Cabinet Berger, Saint-Étienne 5 pädagogische Ateliers
Mitarbeiter: 6 Place d’Armes
Stefan Jeske, Philip König, Jacques Cadilhac, 4
Jan-Oliver Kunze, Judith Stichtenoth, François
Maisonnasse, Muriel Poncet, Marielle Gilibert, 3 2
Heiko Walth
1
Tragwerksplanung:
Werner Sobek + Thomas Winterstetter, WSI,
Stuttgart/New York
6

Eine denkmalgeschützte ehemalige Waffen-


fabrik im Norden von Saint-Étienne dient als
Standort des neuen Designzentrums für die
französische Region Rhône-Alpes. Dafür wur-
den drei der Fabrikgebäude zu Seminarräu-
men und Werkstätten der Hochschule für
Kunst und Design sowie zu Büros und Gäste-
wohnungen umgebaut. Der eigentliche Blick-
fang der Cité du Design ist jedoch der neu
errichtete 200 ≈ 32 m große Mehrzweckbau,
die sogenannte Platine. Der Flachbau vereint
die zentralen Funktionen des Kulturensembles:
Ausstellungsflächen, Auditorium, Medienzent-
rum mit Materialbibliothek, Showroom, Restau-
rant sowie ein unbeheiztes Gewächshaus.
Das stählerne Raumfachwerk erinnert an
die Architektur der Fabrikhallen und erlaubt
einen stützenfreien Raum. Die Hülle besteht
sowohl an den Fassaden als auch auf dem
Dach aus rund 14 000 dreieckigen Paneelen
mit einer Kantenlänge von je 1,2 m in elf
verschiedenen Ausführungen – vom Alumi-
nium-Sandwichpaneel bis zur Verglasung mit
integrierten Solarzellen. Die Module sind den
unterschiedlichen Anforderungen im Inneren
angepasst. Sie filtern Licht, absorbieren oder
transformieren es in Energie und regulieren
Luft- und Wärmehaushalt nach Bedarf. Zudem
stellt die Hülle ein Experimentierfeld für tech-
nologische Neuerungen dar, das in näherer
Zukunft mit Photosynthese-Modulen bestückt
sein wird. Das Konzept der Architekten sieht
vor, dass die Fassaden- und Dachverkleidung
jederzeit ausgetauscht werden kann, wenn
sich die Nutzung der Innenräume ändert oder
innovative Technologien verfügbar sind. Zwei
Jahre lang überwachen die Agentur für
Umwelt- und Energiemanagment sowie der
französische Energieversorger EDF und das
wissenschaftliche Zentrum für Gebäude-
technik das klimatische Experiment mittels
Sensoren.

• Stahltragwerk
• adaptive Hülle aus Modulen mit unter-
schiedlichen Funktionen

169
Beispiel 08

aa bb

Schnitte 1 Seminarraum
Maßstab 1:500 2 Auditorium
Schnitt • Grundriss 3 Ausstellung
Maßstab 1:1000 4 Showroom, Cafeteria
5 Restaurant
6 Gewächshaus
7 Mediathek

cc

a b

c 1 2 3 4 3 5 6 7 c

a b

170
Cité du Design

Vertikalschnitt Detailschnitte Module 9 10


Maßstab 1:20 Maßstab 1:5
8
8 Modul opak: A Paneel opak:
Aluminiumblech eloxiert Aluminiumblech eloxiert
6 mm 2 mm, Mineralwolle 50 mm, 12
Mineralwolle 50 mm Stahlblech verzinkt 0,75 mm 11
Stahlblech verzinkt Mineralwolle 50 mm
0,75 mm Filz weiß, Aluminiumblech
Mineralwolle 50 mm eloxiert + perforiert 1,5 mm
13
Filz weiß B Isolierverglasung farbig:
Aluminiumblech perfo- Float 6 mm + SZR Argon
riert 1,5 mm 16 mm + VSG 2≈ 6,4 mm
9 Modul Öffnungsflügel: mit farbiger Folie
Aluminiumblech C Experimentierfeld:
eloxiert 2≈ 2 mm VSG 2≈ 5,5 mm, Rahmen
dazwischen Mineral- aus Aluminiumprofilen,
wolle 100 mm Module austauschbar
10 Modul transparent: (z. B. Photosynthesemodul)
Isolierverglasung: D Paneel Photovoltaik:
Float 6 mm + SZR Float 6 mm, Harzschicht
16 mm + VSG 2≈ 5 mm 2 mm mit monokristalinen
11 Rahmen Dach, Zellen 12,5 ≈ 12,5 mm + 8
gleichseitiges Dreieck Float 4 mm + SZR Argon
120 mm aus 16 mm + VSG 2≈ 5,5 mm
Stahlrohr ¡ 80/50 mm E Isolierverglasung mit
12 Stahlrohr ¡ 180/60 mm Lamellen:
13 Rauchschürze Einfach- Float 6 mm + SZR 24 mm,
verglasung Aluminiumlamellen
Float 6 mm auf VSG 2≈ 6,4 mm 16
Aluminiumwinkel F Isolierverglasung Licht-
14 Modul transparent: einstrahlung dosierbar: 14
Float beschichtet 6 mm Float 8 mm, Siebdruck-
+ SZR 16 mm + Float streifen raumseitig +
klar 6 mm Float 6 mm, Siebdruck-
15 Rahmen Fassade: streifen oben, Innenscheibe
gleichseitiges Dreieck verschieblich mittels 15
1200 mm aus Motorantrieb
Stahlrohr ¡ 80/40 mm SZR 16 mm +
16 Vorhang Glasfasertextil VSG 2≈ 6,4 mm

A B

C D

E F

171
Beispiel 09

Mehrfamilienhaus

Jona-Kempraten, CH 2004

Architekten:
roos architekten, Rapperswil
Bernhard Roos
Tragwerksplanung:
Horst Schuhmacher, Uetliburg (Massivbau)
Renggli AG, Schötz (Holzbau)

Die kleine Wohnanlage am Fuß eines Wein- Schnitt


bergs besteht aus zwei identischen Kuben mit Maßstab 1:250
Grundrisse
je drei Attika-Maisonette- und zwei Gartenwoh-
Maßstab 1:400
nungen. Alle Wohnungen haben eine Wohnflä-
che von 180 m2 mit flexibler Struktur, die von 1 Abstellraum
den Bewohnern selbst bestimmt werden kann. 2 Dachterrasse
Die Attika-Wohnungen verfügen über große 3 Küche
4 Essen
Dachterrassen nach Norden und Süden bzw. 5 Wohnen
Westen und Osten; zu den Erdgeschosswoh- 6 Zimmer
nungen gehört ein Garten mit Pergola und ge- 7 Energiezentrale
decktem Sitzplatz. Stellplätze und Abstellräume 8 Bad
9 Außentreppe
befinden sich im Untergeschoss. Die zwei-
zu Maisonette-
spännige Anlage im Erdgeschoss wird in der wohnungen
Ebene der Maisonettewohnungen dreispännig. aa
Die unterschiedlichen Strukturen im Inneren
bleiben hinter einer schlichten Fassade verbor-
gen. Lamellen aus Rotzeder laufen horizontal 2 2
um die Baukörper und bilden auch die Gelän-
der der Dachterrassen, die dadurch nahtlos in 3 3
die Fassadenbekleidung integriert sind. Allein
die großen, präzise ausgeschnittenen Fenster, 5 4 5 4
die je nach Wohnungsgrundriss in einem festen
Raster frei angeordnet sind, durchbrechen die
Gleichmäßigkeit der Fassade. 2 1 2
Ein Teil des Erdreichs, das beim Bau ausge-
hoben wurde, dient als Substratschicht der
begrünten Dächer, die als belüftete Konstrukti-
on ausgeführt sind. Wärmegedämmte Holz-
elemente bilden eine kompakte Gebäudehülle,
6 6 6
die das Dach und die Außenwände umschließt.
Um den Energieverbrauch zu senken, sind
diese mit Dämmstärken von bis zu 40 cm 7 8 7 8 7 8
ausgeführt. Das Untergeschoss, die Decken
und Zwischenwände dagegen sind aus stati- 7
schen bzw. schalltechnischen Gründen mas-
siv. »Kalte« Gebäudeteile (Treppenhäuser, 6 6 6 6
Lift, Parkgaragen) sind konsequent von den
»warmen« (Wohnräume) getrennt, um Wärme- a
brücken zu vermeiden. Die Siedlung entspricht
dem Schweizer Minergie-P-Standard, der ver-
9
gleichbar ist mit dem deutschen Passivhaus-
Standard. 6 8 6 3 4

• belüftetes Gründach 8 7 8 7 8
• Dachterrassen
• Passivhaus 7
5

6 4 3 6 6 5

172
Mehrfamilienhaus

10 11

16

12

13

13

14
15

Vertikalschnitt
Maßstab 1:20

10 extensive Begrünung,
Substratschicht 80 mm
Schutzschicht
Abdichtung zweilagig
11 Dachelement 2400/6200 mm:
Holzhartfaserplatte 15 mm
Hinterlüftung 100 mm
Holzhartfaserplatte 15 mm
Holzprofil 100/400 mm dazwischen
Wärmedämmung 400 mm
Holzhartfaserplatte 15 mm
Dampfsperre
Lattung 25/50 mm
Gipskartonplatten 2≈ 12,5 mm
Glattstrich 5 mm
12 Dachaufbau:
Lärchenrost 80/20 mm
Stahlprofil 60 mm auf EPDM-Platte
Gummischrotmatte
Abdichtung Folie
Wärmedämmung PUR 2≈ 150 mm
alukaschiert, Dampfsperre
Stahlbeton 300/250 mm im Gefälle
Innenputz 15 mm
13 Faserzementplatte 25 mm
Lattung 25 mm, Vlies schwarz,
wasserdicht, diffusionsoffen
14 Wandelement:
Holzhartfaserplatte 15 mm
Holzprofil 100/380 mm dazwischen
Dämmung Mineralwolle 380 mm
OSB-Platte 15 mm, Dampfbremse
Gipskartonplatte 12,5 mm
Glattstrich 5 mm
15 Wärmeschutzverglasung:
UV = 0,85 W/m2K, g = 0,58
16 Lamellen kanadische Rotzeder
30/40 mm, Lattung 60 mm

173
Beispiel 10

Galerie

La Pizarrera, E 2009

Architekt:
Elisa Valero Ramos, Granada
Mitarbeiter:
Leonardo Tapiz, Juan Fernández,
Jesús Martínez
Haustechnik:
Luis Ollero

Schnitt • Grundrisse 4 Ausstellung


Wie landschaftsarchitektonische Objekte muten Maßstab 1:500 5 Vorraum
die glänzenden, geometrisch in der Rasenflä- 6 Küche
che platzierten Glasplatten an. Schwer vorstell- 1 Wohnraum 7 Haustechnik
bar, dass sich darunter eine private Galerie mit 2 Büro 8 Lager
3 Garten 9 Lastenaufzug
bedeutenden Werken der spanischen Kunst-
szene versteckt. Nur 10 km von der königlichen
Schlossanlage El Escorial entfernt liegt das
Anwesen des Kunstsammlers Plácido Arango
mit den beiden Wohngebäuden, die er nun um
Ausstellungsflächen für seine umfangreiche
Sammlung erweitert hat.
Um den unter Naturschutz stehenden Eichen-
bestand des Gartens zu erhalten, legten die Ar-
chitekten die neuen Räume gänzlich unter die
Erde und schufen so gleichzeitig eine Verbin-
dung zwischen den beiden Wohnhäusern. Die aa
freie Grundrissform des Ausstellungsbereichs
resultiert aus der Lage einiger schützenswerter
Bäume, deren Wurzelwerk nicht beschädigt
werden durfte.
Die größte Herausforderung des Projekts stellte
die Versorgung der Ausstellung mit natürlichem
Licht dar. Nun sorgen 45 nahezu horizontal ver-
legte Oberlichtfelder mit je ca. 60 ≈ 140 cm für 5 4
eine gleichmäßige Belichtung der Werke. Die
Aussparungen im Flachdach sind hierfür mit 4 4 a
einem stählernen Rahmen ummantelt, auf des- 1
a 3
sen oberem Abschluss die VSG-Verglasung
mittels Winkeln flächenbündig mit der als Dach- 6 2
2
begrünung fungierenden Rasenfläche ange-
bracht ist. Zum Schutz vor direkter Sonnenein- 2
strahlung kann im Sommer ein System aus
Aluminiumlamellen temporär in die Deckenöff-
nungen eingefügt werden.

• Dachbegrünung
• Oberlichter flächenbündig mit Rasen

8 4
8 7

8
7
9

174
Galerie

10
11 12

13

14

15

16 18

Detailschnitt Wärmedämmung XPS, dazwi- 15 Gipskarton 2≈ 12,5 mm


Ausstellungsraum schen Aluminiumprofil 35 mm Wärmedämmung XPS, dazwi- 17
Maßstab 1:10 Gipskarton 2≈ 12,5 mm schen Aluminiumprofil 35 mm
11 Dichtung Neoprenprofil 16 Halogenlampe schwenkbar,
10 Begrünung/Rasen: 12 Isolierverglasung: Verkleidung Aluminiumblech
Vegetationsschicht VSG 2≈ 8 mm + SZR 20 mm + 17 Gipskarton 2≈ 12,5 mm
Erde-Sand-Gemisch 180 mm VSG 2≈ 8 mm mit Sonnen- Installationsschacht
Filtergewebe Polyester schutzbeschichtung Ständerwerk Aluminiumprofil
Kiesschicht fein ca. 20 mm 13 Auflager Stahlprofil fi 80 mm
Kunststoffabdichtung Polyester ∑ 50/50 mm Stahlbeton 200 mm
Estrich im Gefälle 10 – 30 mm 14 Rahmen aus Stahlplatte 18 Dränschicht: PP-Vlies auf
Stahlbetondecke 250 mm 480/8 mm PE-Noppenbahn 12 mm

175
Beispiel 11

Wohnhügel

Kopenhagen, DK 2008

Architekten:
BIG – Bjarke Ingels Group, Kopenhagen
Mitarbeiter:
Jakob Lange, Hendrik Poulsen
Tragwerksplaner:
Moe & Brødsgaard, Kopenhagen

Zwischen dem Zentrum von Kopenhagen und


dem Flughafen entsteht seit 1992 der neue
Stadtteil restad City, der in naher Zukunft das
Zentrum der Region resund werden soll. Die
Metroverbindung mit fahrerlosen Zügen ist be-
reits seit 2002 in Betrieb. Der Wohnhügel »VM
Bjerget«, als dritter Bauabschnitt nördlich des
»V«- und des »M«-Hauses erbaut, ist eine un- 1 2 3
konventionelle Mischung aus einem Park- und
einem Terrassenhaus. Der Bauherr forderte ein 4
Parkhaus auf zwei Dritteln und Wohnbebauung
auf einem Drittel der Grundstücksfläche. Statt
die Gebäude nebeneinander zu setzen, ver-
schmolzen die Architekten beide Funktionen
miteinander. Das Parkhaus mit 480 Stellplätzen
füllt die Grundfläche des Grundstücks vollstän-
dig aus und dient als Basis für die darüberlie-
genden 80 Wohnungen. Die Grenze zwischen
a

privatem und öffentlichem Raum schiebt sich


weit in den »Berg« – selbst in den oberen Eta-
gen ist Parken vor der Haustür möglich.
Die Wohnungen erscheinen als eine lichtdurch-
flutete, je nach Jahreszeit begrünte Dachland-
schaft, die sich großzügig über zehn Stockwer-
ke nach Süden abtreppt und Blickbezüge auf
die Umgebung und das benachbarte Tårnby
zulässt. Jeder Wohnung ist eine Dachterrasse
mit einem Ipe-Holzbelag und Kunstrasen vor-
gelagert. Versprünge der Gebäudekanten und
5
tiefe Brüstungen wahren die Privatsphäre der
Bewohner. Unter der Holzbeplankung der
Brüstungen sind Pflanztröge installiert, aus
6
denen Efeu, Clematis und Geißblatt wachsen.
Die Bewässerung erfolgt durch ein zentrales
Leitungssystem. Im Kontrast zu den Wohnfas-
saden aus Holz sind die Parkebenen außen mit 6
Aluminium verkleidet, das nach einem geras-
terten Bild des Mount-Everest-Massivs perfo-
riert ist. 7

• Dachterrassen
8
• begrünte Brüstungen

9
a

176
Wohnhügel

Lageplan
Maßstab 1:8000
Grundriss • Schnitt
Maßstab 1:750

1 VM Bjerget
9 8
2 M-Haus
3 V-Haus 7
4 Metrolinie 5
5 Parkhaus
6 Rampe
7 Schrägaufzug
8 Wohnung
9 Terrasse

aa

177
Beispiel 11

10 1

178
Wohnhügel

1 10 2

Vertikalschnitt
Maßstab 1:20

1 Holzschalung Ipe 145/22 mm


2 Stahlrohr verzinkt ¡ 50/30/2 mm
3 Stahlrohr verzinkt ¡ 50/30/4 mm
4 Regenrinne verzinkt
5 Kunstrasen 6
Ausgleichsschicht Brechsand 100 mm
Filtervlies auf Dränelement
Polystyrol extrudiert 100 mm
Bitumenabdichtung zweilagig
Schaumglas im Gefälle 60 –100 mm
Bitumenanstrich
Stahlbeton 220 mm, Unterseite
gestrichen
6 Wandaufbau:
Holzschalung IPE 145/22 mm
Feuerschutzplatte 10 mm
Dämmung 200 mm
Stahlbeton 200 mm gestrichen
7 Bodenaufbau:
Holzbelag Ipe nicht behandelt 22 mm
Lattung 25/120 mm auf Konterlattung
Abdichtung feuerfest
Polystyrol extrudiert 100 mm
Bitumenabdichtung zweilagig
Schaumglas im Gefälle 60 –100 mm
Stahlbeton 220 mm
10
8 Stahlrohr verzinkt
¡ 30/50/4 mm alle 900 mm
9 Aluminiumverkleidung 4 mm 8
10 Pflanztrog Kunststoff
11 Stahlrohr verzinkt ¡ 50/50/4 mm
11
9

11
7

179
Beispiel 12

Produktions- und Bürogebäude

Baar, CH 2002

Architekten:
Barkow Leibinger Architekten, Berlin
Frank Barkow, Regine Leibinger
Mitarbeiter:
Michael Eidenbenz, Karsten Ruf, Mari Fujita,
Alexandra Ultsch, Maik Westhaus
Tragwerksplanung:
Scepan, Baar
Bauphysik:
Martinelli + Menti AG, Meggen

Auf dem Grundstück am Rand des Gewerbe-


gebiets von Baar in der Nähe des Zuger Sees
wurde bereits 1963 eine Fabrik für blechverar-
11 12
beitende Werkzeugmaschinen errichtet. Diese
ist nun um ein Produktions- und Verwaltungs-
gebäude erweitert worden, das L-förmig an
11
den Altbau anschließt. Das kontrastreiche
Schwarz und Weiß der neuen Fassaden lehnt
sich in seinem Erscheinungsbild an die umlie- 7 10 9
genden Fachwerkhäuser des Schweizer Orts
an. Durch ihre geschossweise verschobene
horizontale Faltung löst sich die Fassade aus
der Ebene und nimmt so Bezug auf die sie um-
gebende hügelige Landschaft.
Der kleinere Bürotrakt schiebt sich teleskop-
artig in die große Halle und diese wiederum in
den angrenzenden Hang. An der Schnittstelle
der beiden Gebäude befindet sich der Haupt-
eingang. Eine Galerie im Obergeschoss ver-
1
bindet die zwei Bauteile auch innenräumlich
miteinander. Hier befinden sich Besprechungs- 6 6
räume, von denen sich den Kunden ein Blick in 4
die Maschinenhalle bietet. Zudem ist der Zu-
gang auf das Dach des Bürotrakts möglich,
das von den Mitarbeitern als Terrasse genutzt 8 6
7
werden kann.
Sowohl der Verwaltungstrakt als auch die
Produktionshalle verfügen über ein extensiv
begrüntes Dach. Die Dachränder mit den
Verkleidungen aus schwarz eloxiertem Alumi- 2
niumblech bestehen aus einer hinterlüfteten
Konstruktion. In der Ansicht erscheinen sie
trotz der Dämmschichtdicken relativ niedrig,
was der um 1 m von der Außenkante zurück- a b
versetzte Randaufbau bewirkt.
Der Einsatz von verschiedenen Metallen so-
wohl als Verkleidung bei Fassade und Dach 1
als auch im Innenausbau spiegelt die Firmen- c c
identität wider.
3 4
6
• Dachbegrünung
• niedriger Dachrand mit Überstand 5
1

1 a b

180
Produktions- und Bürogebäude

Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:1000
Lageplan
Maßstab 1:4000

1 Technik
2 Verbindung Altbau
3 Produktionshalle
4 Lastenaufzug
5 Empfang
6 Verwaltung
7 Betriebsbüro
8 Lobby
9 Galerie
13
10 Luftraum
11 Terrasse 14
12 Besprechungsraum
13 Produktion Bestand
14 Produktion Neubau

aa bb

cc

181
Beispiel 12

Detailschnitte
Verwaltungstrakt • Produktionshalle
Maßstab 1:10

1 Aluminiumblech gekantet, schwarz eloxiert 3 mm


Hinterlüftung 25 mm, Abdichtung
Gefälledämmung PU 65 – 90 mm, Abdichtung
Stahlbeton 180 mm, Wärmedämmung 120 mm
Aluminiumblech gekantet, schwarz eloxiert 3 mm
1
2 Aluminiumblech gekantet, schwarz eloxiert 3 mm
Abdichtung, Brettschichtholz 32 mm
Wärmedämmung 60 mm
3 Pfosten-Riegel-Konstruktion Aluminiumprofil
extrudiert, schwarz eloxiert 155/60 mm
4 Aluminium schwarz eloxiert ∑ 190/60 mm
5 Wärmeschutzverglasung: ESG 8 mm + SZR mit
Wabenpaneel Aluminium 22 mm + ESG mit
2 Low-E-Beschichtung 8 mm + SZR mit Kryptonfüllung
10 mm + VSG 8 mm
6 Extensivbegrünung, Substrat 120 mm
Abdichtung EPDM dreilagig, wurzelfest
Trennlage Glasvlies
Wärmedämmung druckfest 120 mm
Trennlage Glasvlies, Dampfsperre
Trapezblech perforiert 105 mm
Stahlprofil fi 300 mm
3 7 Aluminiumblech gekantet, schwarz eloxiert 3 mm
Hinterlüftung 25 mm, Abdichtung
Gefälledämmung PU 65 – 90 mm, Abdichtung
Trapezblech perforiert 105 mm
4 5
8 Aluminiumblech gekantet, schwarz eloxiert 3 mm
Luftraum 155 mm, Wärmedämmung 140 mm
9 Pfosten-Riegel-Konstruktion Stahlrohr, schwarz
einbrennlackiert ¡ 180/80/7 mm
10 Aluminium schwarz eloxiert ∑ 230/80 mm
11 Wärmeschutzverglasung:
ESG mit Low-E-Beschichtung 12 mm +
SZR 16 mm + Float 10 mm
12 Stahlprofil Å 600 mm

8 9

10 11

12

182
Forschungs- und Entwicklungszentrum

Forschungs- und Entwicklungszentrum

Maranello, I 2004

Architekt: 1 2
Massimiliano Fuksas, Rom
Innenarchitektin:
Doriana O. Mandrelli
Mitarbeiter:
Giorgio Martocchia, Defne Dilber Stolfi, Adele Lageplan
Savino, Fabio Cibinel, Dario Binarelli, Gianluca Maßstab 1:5000
3
Brancaleone, Nicola Cabiati, Andrea Marazzi Schnitte
Tragwerksplanung: Maßstab 1:750
Gilberto Sarti, Rimini 1 Lackiererei
2 Motorenhalle
3 Windkanal

Das neue Forschungszentrum liegt inmitten


des Firmengeländes der italienischen Sportwa-
genschmiede Ferrari. Grundgedanke des Ent-
wurfs war es, die Natur in das der Hochtechno-
logie gewidmete Gebäude einzubeziehen und
so eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu
schaffen. Alle Büroflächen sind als offene,
flexible Großräume organisiert, der Sichtkon-
takt zwischen den Teams ist erwünscht.
Im Zusammenspiel mit Licht, Wasser und
Bepflanzung entstand ein Gebäude mit land-
schaftlichen Qualitäten, dessen präzise ge-
schnittene Volumen erstaunlich leicht wirken.
Die beiden unteren Geschosse sind um einen
mit Bambus bepflanzten, zentralen Hof an-
geordnet. Lichtgräben belichten das Unter-
geschoss, wo sich in mehreren Hallen die
Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle befindet.
Das oberste Geschoss ist vom restlichen
Volumen abgelöst und kragt über der Ein-
gangsfront 7 m aus, aufgeständert auf einige
wenige Stützen und die Treppenkerne. Darun-
ter liegt auf dem Dach des Erdgeschosses
eine frei zugängliche Erholungszone, in die
lediglich die gläsernen Boxen zweier Bespre-
chungsräume eingestellt sind. Diese Dach-
fläche ist als Wasserbecken ausgebildet, das
im Sommer durch Verdunstung für Kühlung in
den unteren Ebenen sorgt. Ein System von
Stegen führt über die Wasserfläche und ver-
bindet die Besprechungsräume, die in den
Ferrari-Farben Rot und Gelb schimmern. Das
vom Wasser reflektierte Licht spiegelt sich in
den aluminiumverkleideten Unterseiten des
Obergeschosses wider, aus dem drei, zum A
unteren Hof versetzte Höfe ausgeschnitten
sind. Das Stahltragwerk ist hierfür in brücken-
artige, begehbare Vierendeelträger aufgelöst. B
Zwei diagonal in die Höfe eingestellte Stahl-
treppen verbinden die verschiedenen Ebenen.
aa
• begrüntes Dach
• Wasserfläche auf dem Dach

bb

183
Beispiel 13

a 1 1 a

1 1

Erdgeschoss 2. Obergeschoss

2 2
3

Untergeschoss 1. Obergeschoss

184
Forschungs- und Entwicklungszentrum

7 8 6

10

Grundrisse
Maßstab 1:1000

1 Großraumbüro
2 Fahrzeughalle 6
11
3 Konferenzraum
4 Wasserfläche Dachgarten

Detailschnitte
Maßstab 1:10

5 Extensivbegrünung, Substrat 7 Blech verzinkt


Dichtungsbahn PVC 8 Mineralwolle
Trennlage 9 Isolierverglasung in Aluminium- 9
Glaswolleplatte bitumenkaschiert profilen VSG 10 + 16 + 12 mm
2≈ 40 mm 10 Blendschutzrollo
Dampfsperre 11 Wasserschicht 100 mm
Gefälleestrich 0,5 % Kiesschicht
Decke Trapezblech mit Aufbeton Dichtungsbahn PVC
70 mm Glaswolleplatte 2≈ 40 mm
Hauptträger HEB 300 Dampfsperre
Kühldecke abgehängt 400 mm Stahlbetondecke 400 mm
6 Aluminiumblech 2 mm Kühldecke abgehängt 400 mm
10

185
Beispiel 14

Wohnkomplex

Peking, CN 2008

Architekten:
Steven Holl, Architects, New York
Mitarbeiter:
Li Hu, Hideki Hirahara, Yenling Chen
Chris McVoy, Tim Bade
Tragwerksplanung:
Guy Nordenson and Associates, New York
China Academy of Building Research, Peking

aa

In unmittelbarer Nähe der alten Stadtmauer


von Peking fügt sich der gigantische Gebäude-
komplex »Linked Hybrid» in seine Umgebung.
Das 220 000 m2 umfassende Projekt zielt auf
einen modernen Ausdruck des Stadtlebens im
21. Jahrhundert. In einer Stadt wie Peking, die
von standardisierten, sich wiederholenden
Massenbehausungen geprägt ist, soll er zur In-
dividualisierung beitragen.
Über 2500 Menschen werden künftig in den
insgesamt 728 Wohnungen leben, die alle nach
dem Feng-Shui-Prinzipien konzipiert sind. Da-
bei sorgen vielfältige Wohnungszuschnitte für
individuelle Gestaltungsfreiheit. Als Stadt in der
Stadt konzipiert, verfügt der Gebäudekomplex
über zahlreiche öffentliche und kommerzielle
Einrichtungen, die den Bewohnern das tägliche
Leben angenehm machen. In seiner Mitte brei-
tet sich ein weitläufiger Grünraum mit großan-
gelegten Teichen, Brücken und Inseln aus.
Einladend öffnet sich die Anlage auch nach 4 4
außen für Besucher und soll als öffentlicher
Raum aktiviert werden. Alle acht Gebäudetür- 4
me sind zwischen dem 12. und 18. Geschoss
über einen Ring aus Brücken miteinander 4 a
verbunden, die dem Nutzer vielfältige Sicht-
1
beziehungen erlauben. Die Dächer der Brü- 1
cken bestehen aus Stahlprofilen, als tragende 1
Schicht dient ein Stahl-Beton-Verbundsystem.
Über Aufzüge gelangt man in ein Fitness- 2
Center, ein Schwimmbad, Cafés und Galerien.
Die Integration nachhaltiger Elemente ist ein 1
wichtiger Teil des Planungskonzepts. 660 geo-
thermische Pumpen mit bis zu 100 m tiefen
Bohrungen sollen im Komplex die Temperatu- 3
1
ren weitgehend energieneutral regeln. Alle 4
Dächer sind als Grünflächen gestaltet. Auf den
niedrigeren Gebäuden, die Geschäfte, ein
Hotel, eine Schule und ein Multiplex-Kino 1
beherbergen, sind begehbare Dachgärten 1
1
angelegt. Den Penthousewohnungen auf den
Türmen sind weitläufige private Gärten zuge-
ordnet. a

• Dachgärten
• begrünte Dächer

186
Wohnkomplex

Schnitt
Maßstab 1:1250
Lageplan
Maßstab 1:2500

1 Wohntürme
2 Hotel
3 Kino
6 4 Freizeitanlagen

Vertikalschnitt Dachgarten
Maßstab 1:20

5 Begrünung
5 7 8 9 Substratschicht 150 mm
Filtervlies
Dränageschicht 55 mm
Estrich 40 mm
10
Dichtungsbahn
Ausgleichsschicht Estrich 20 mm
Wärmedämmung 120 mm
Stahlbetondecke 300 mm
6 Geländerpfosten Stahlprofil
} 50/60 mm
7 Brüstung Sicherheitsglas 8 mm
8 Kiesschicht
9 Abdeckblech Stahl
Haftblech Aluminium
Dichtungsbahn
11 Wärmedämmung 55 mm
Dichtungsbahn
10 Aluminiumpaneel 3 mm
Stahlprofil ∑ 100/165 mm
14 12 Dichtungsbahn
Wärmedämmung 100 mm
Dichtungsbahn
13 11 Stahlprofil Å 350/350 mm
12 Dämmpaneel feuerhemmend 25 mm
13 Stahlprofil ∑ 100/100 mm
14 Gipskartonplatte 2≈ 12,5 mm
Rahmen Stahlprofil fi 50/50 mm
Wärmedämmung 50 mm

187
Beispiel 14

2
1

4 5 4

6 7

8 4

9
Querschnitt
Brücke
Maßstab 1:20

1 Dichtungsbahn zweilagig 7 abgehängte Decke


Wärmedämmung 80 mm Schalldämmpaneel 20 mm
11 Gefälleestrich max. 50 mm 8 Bodenbelag Gummi
10 Trapezblech mit Aufbeton 70 mm Estrich 20 mm
2 Aluminiumblech Trapezblech mit Aufbeton 70 mm
lackiert 3 mm 9 Stahlprofil | 150/500 mm
3 Stahlprofil fi 60/250 mm 10 Paneel: 2≈ Aluminiumblech
3
4 Stahlprofil Å dazwischen Wärmedämmung
5 Stahlprofil | 200/300 mm Hartschaum 100 mm
6 Isolierverglasung: 11 Abdeckplatte Stahl 15/900 mm
ESG 6 mm + SZR 12 mm + Stahlprofil ∑ 50/50 mm
12 VSG 2≈ 6,5 mm 12 Deckenpaneel Aluminiumblech

188
Gymnasium

Gymnasium

Dallgow-Döberitz, D 2005

Architekten:
Grüntuch Ernst Architekten, Berlin
Armand Grüntuch, Almut Ernst
Mitarbeiter:
Florian Fels, Erik Behrends, Olaf Menk,
Jacob van Ommen, Volker Raatz
Tragwerksplanung:
GTB Berlin
Dachabdichtung und -begrünung:
Sachverständigenbüro Drefahl, Berlin

An der Schnittstelle zwischen freier Landschaft


und dem zersiedelten Stadtrand von Berlin fun-
giert das farbenfrohe neue Gymnasium als Ver-
bindung und Kontrast zur kleinteiligen ländli-
aa
chen Struktur. Der klare Baukörper ist auch im
Inneren schlicht und funktionell gehalten und,
wo immer möglich, bleibt der Sichtbeton der
Schottenkonstruktion unverkleidet. Die grün-
gelbe Fassade erzeugt außen wie innen eine bb Schnitte • Grundrisse 7 Bibliothek /Mediathek
freundliche Atmosphäre. Das farbige Patch- Maßstab 1:1000 8 Pausenhof
work entsteht durch den Wechsel von perforier- 9 Verwaltung
ten Blechen, Klarglasfeldern, bedrucktem Glas 1 Fachraum 10 Lehrerzimmer
und glasverkleideten Metallpaneelen. Manche 2 Umkleide 11 Klassenzimmer
3 Sporthalle 12 Sitzstufen
Felder filtern den Blick, andere sind transpa- 4 Aula Dachterrasse
rent, wieder andere transluzent. 5 Küche 13 Oberlicht Aula
Das Kernstück der zweigeschossigen Anlage cc 6 Cafeteria 14 Oberlicht / Periskop
bilden der ebenerdige Pausenhof und die a
Dachterrasse. Beide werden jeweils von L-för-
migen Klassentrakten gefasst. Eine große Frei-
treppe mit Sitzstufen führt vom Pausenhof zu 2 2 11 11
der holzbeplankten Terrasse, die den Schülern 11
als Pausendeck dient. Darunter befinden sich
1
abgesenkt die Sporthalle und die Aula, deren
Kubus das Deck durchdringt und die über ein
Fensterband belichtet wird. Als begehbare b
3
b 12
Dachlandschaft verknüpft die Dachterrasse alle
Baukörper miteinander und schafft vielfältige 1
Außenraumbezüge und visuelle Verbindungen.
Den Schülern bietet der Bereich hohe Aufent-
11
haltsqualitäten. Sie können ihn als Sonnen-
c 4 5 6 c 13
deck, kommunikatives Zentrum oder Aussichts- 1
plattform auf die umgebende Landschaft, den
unteren Pausenhof und den überdachten
Haupteingang nutzen. Die Dachaufbauten
beleben die Fläche und haben zudem konkrete
Funktionen: Unter den drei großzügigen hölzer- 11
7
nen Sitzstufen verbergen sich die Oberlicht-
9
bänder der Sporthalle; zwei Periskope bringen
mit ihrem Spiegelsystem nicht nur Licht in den
darunterliegenden Flur, sondern ermöglichen 1 8 14
auch den Sichtbezug zwischen oben und
unten.
1
11
• begehbares Dach als Pausenhof 10
• Belichtung über Dachaufbauten

1 11 11
1

189
Beispiel 15

3 4

190
Gymnasium

7 9 8

10

Vertikalschnitte
Pergola • Dachterrasse • Periskop
Maßstab 1:20 11

1 Lamelle Aluminium 400/60 mm


Träger Stahlrohr ¡ 500/100 mm
2 Betonfertigteil 100 mm
3 Pflanzsubstrat
Wurzelschutzmatte
Splittbett
4 Revisionsschacht/Bewässerung
5 Bohlen Lärche 35/120 mm, Lattung 30/60 mm
6 Betonwerkstein 70 mm
Splitt 50 mm, Körnung Ø 3/5 mm
Dränschutzmatte mit Vlies, druckbelastbar,
rückstaufreie Sickerwasserableitung
Kunststoffabdichtung ECB 2 mm
Bitumen-Unterlagsbahn
Dämmung Polystyrol-Hartschaum
im Gefälle 2 % 80 –280 mm
Dampfsperre Bitumen auf Voranstrich
Stahlbeton 280 mm
7 Bohlen Lärche 35/120 mm, Lattung 50/50 mm
Kunststoffabdichtung
Dämmung kaschiert 80 mm
Dampfsperre Bitumen auf Voranstrich
Stahlbeton 175 mm
8 Isolierverglasung: VSG 8 mm + SZR 16 mm
+ VSG 8 mm
9 Spiegel VSG 8 mm
10 Spiegel Wabenaluminium 15 mm
11 Edelstahlblech 3 mm

191
Beispiel 15

Vertikalschnitt
Sitzstufen Dachterrasse • Dach Sporthalle
Maßstab 1:20

1 Bohlen Lärche 35/120 mm 7 Gitterrost 30/30 mm


Kantholz 40/80 –100/80 mm 8 Betonwerkstein 70 mm
Splitt 60 mm, Körnung Ø 5/8 mm Splitt 50 mm, Körnung Ø 3/5 mm
Gummischrotmatte 6 mm Dränschutzmatte mit Vlies,
Faservlies ≥ 300 g/m2 druckbelastbar, rückstaufreie
Kunststoffabdichtung ECB 2 mm Sickerwasserableitung
Bitumen-Unterlagsbahn Kunststoffabdichtung ECB 2 mm
Dämmung Polystyrol-Hartschaum Bitumen-Unterlagsbahn
2 3 im Gefälle 2 % 80 –280 mm Dämmung Polystyrol-Hartschaum
Dampfsperre Bitumen auf Voranstrich im Gefälle 2 % 80 –280 mm
Stahlbeton 250 mm Dampfsperre Bitumen auf
2 Stahlverbundträger 1170/600 mm Voranstrich
3 Gipskarton F 90 25 mm Stahlbeton 280 mm
4 Schwingungsdämpfer Stahl 9 Sockelblende Aluminiumblech
30/700 mm gekantet 3 mm
5 Bohlen Lärche 35/120 mm 10 Edelstahlprofil ∑ 120/120 mm
Kantholz 80/80 mm gelocht
6 Isolierverglasung: ESG 4 mm 11 Blende Aluminiumblech 3 mm
4 + SZR 16 mm + ESG 4 mm in 12 Fassadenpaneel: VSG 10 mm
Aluminiumrahmen (Siebdruck/Emaillierung) +

192
Gymnasium

16 17

14 15

13

12
6 7

9 11
8
10

Dämmung 170 mm +
Aluminiumblech 2 mm
13 Aluminiumfassade ¡ 150/50 mm
Klemmleiste horizontal
14 Fassadenpaneel: VSG 10 mm +
Dämmung 50 mm +
Aluminiumblech 2 mm
15 Paneel Aluminiumlochblech
16 Aluminiumblech gekantet 3 mm
Dämmung 40 mm
17 Kies 60 mm, Körnung Ø 16/32
Schutz- und Trennlage Faservlies
≥ 250 g/m2
Kunststoffabdichtung ECB 2 mm
Bitumen-Unterlagsbahn
Dämmung Polystyrol-Hartschaum im
Gefälle 2 %, 80 –280 mm
Dampfsperre Bitumen auf
Voranstrich
Stahlbetondecke 250 mm

193
Beispiel 16

Kindergarten

Tokio, J 2007

Architekten:
Tezuka Architects, Tokio
Takaharu Tezuka, Yui Tezuka
Masahiro Ikeda Co. Ldt., Tokio
Mitarbeiter:
Chie Nabeshima, Asako Komparu, Kousuk
Suzuki, Naoto Murakaji, Shigefumi Araki,
Shuichi Sakuma, Ryuya Maoi
Tragwerksplanung:
Masahiro Ikeda Co. Ldt., Tokio

Dachtragwerk
Der Kindergarten in Tachikawa, einem Vorort Grundriss
von Tokio, besteht eigentlich nur aus einem Maßstab 1:800
Dach. In der Aufsicht ähnelt er einer Arena
oder einem Pacours für Go-Kart-Rennen. Die 1 Eingangstor
2 Betreuerzimmer
ovale Form mit Innenhof entstand aus der Idee 3 Gruppenraum
der Architekten, ein Gebäude ohne tote Ecken, 4 Schulgebäude
ein Haus, das das Gemeinschaftsgefühl stärkt, (Bestand)
mit großzügigen, aber übersichtlichen Freiflä-
chen zu schaffen. Trotz seiner Form ist der Kin-
dergarten jedoch alles andere als introvertiert.
In den offenen Spielzonen unter dem Flach-
dach sind nicht nur die Übergänge von Grup-
penraum zu Gruppenraum fließend. Sämtliche
Fassadenelemente sind vollflächig verglast und
können beiseitegeschoben werden, sodass
die Kinder auch im Gebäude im Schatten der
Bäume spielen können, als wären sie im Freien.
Das Gebäudeoval ist mal mehr, mal weniger
breit. Da die Dachränder innen und außen un-
terschiedlich hoch sind, bildet das Dach eine
fast gleichmäßig geneigte Plattform. Diese ent-
spricht einer dreidimensionalen, sanft gewell-
ten hyperbolischen Fläche. Ein filigranes Ge-
länder aus vertikalen Stäben erlaubt den 500
Kindern, sich an den Rand des Dachs zu set-
zen. Die Dachrinne an der Traufe ist sehr breit
ausgebildet, damit sie auch bei einer großen
Menge herabfallenden Laubs nicht verstopft. 4
Das gesammelte Regenwasser fließt an vier
Stellen aus Wasserspeiern in große Auffangbe-
hälter im Hof. Im Dach wurden Öffnungen be-
lassen, durch die die Bäume wachsen könn- 3
nen. Vom Boden aus ist es für ein Kind schwie- 1 2
rig, einen Baum zu erklettern, vom Dach aus ist
das jedoch kein Problem, sodass die speziell
angefertigten Netze rund um die Bäume von
3
den Kindern regelrecht belagert werden.

• begehbares Dach als Spielwiese 3


• Dachüberstand mit integrierter Dachrinne

194
Kindergarten

6 Vertikalschnitte 8 Verbindungsrohr: Stahlrohr


Maßstab 1:20 Ø 42 mm
Anker Stahlrohr | 90/90 mm
5 Beplankung Kirschholz 20 mm Abstand 900 mm
7 Lattung 60/45 mm, feuerverzinkt
5 Abstand 450 mm 9 Abdichtung EPDM
Abstandshalter Stahllaschen auf Stahlblech gebogen
Stahlkonstruktion geschweißt Stahlprofil | 40 mm
8 Abdichtung EPDM Zementfaserplatte 2≈ 6 mm
Aufbeton 50 mm nicht tragend Gipskarton 15 mm
Trapezblech 10 Aluminiumwinkel
10 Wärmedämmung 50 mm 11 Trägerrost: Nebenträger
9 12 Installationsraum 200 mm Stahlprofil IPE 260
11
Wärmedämmung 50 mm 12 Hauptträger Stahlprofil HEA 300
Gipskarton 15 mm 13 Nebenträger Stahlprofil IPE 140
Akustikdecke Gipskarton 14 Stahlrohr Ø 19 mm, Seil
perforiert 9 mm 15 Absturzsicherung um Baum-
13 6 Handlauf: Stahlstab Ø 16 mm stamm:
7 Brüstung: Stahlstab Ø 13 mm Fangnetz Vinyl 6 mm,
Abstand 123 mm Maschenweite 60 mm

6
14
7
5
15
8

195
Beispiel 17

Dominikuszentrum

München, D 2008

Architekten:
meck architekten, München
Andreas Meck
Mitarbeiter:
Wolfgang Amann, Peter Fretschner (Projekt-
leitung), Susanne Frank, Johannes Dörle,
Alexander Sälzle, Werner Schad (Ausschrei-
bung), Wolfgang Kusterer (Bauleitung)
Tragwerksplanung:
Statoplan, München
Bauphysik:
Müller BBM, Planegg

Die Nordheide ist ein neuer Stadtteil für 5000 Ansicht West
Bewohner in München. Seine geistige Mitte Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:1000
bildet das Dominikuszentrum mit Andachts- 3
raum, Pfarrheim, Kindergarten und Caritas- 1 Andachtsraum
Zentrum. Der schon von Weitem sichtbare Bau 2 Pfarrheim
fällt sofort durch das Material Ziegel auf, das in 3 Caritaszentrum
4 Kindergarten
starkem Kontrast zu den benachbarten Wohn-
5 Hausmeisterwohnung
gebäuden steht. 6 Dachhof
Schon konzeptionell ist das Zentrum, in des- Hausmeister
sen Mitte ein großer Innenhof liegt, ein Ort der 7 Jugendstelle
Ruhe. Gelungen ist die Umsetzung dieser 8 Dachhof
Jugendstelle
kontemplativen Architektur durch die Verwen- 9 Gruppenraum
dung eines hochwertigen Torfbrandziegels an Jugendstelle
Decken, Böden und Wänden. Das Material
strahlt Erdverbundenheit und Sinnlichkeit aus.
Mit Bedacht wurden besonders unregelmäßige
Steine ausgesucht, die den Flächen Lebendig-
keit und Plastizität verleihen. Dabei ist der Zie-
gel so eingesetzt, dass er die Idee eines aus
5
einem Volumen geschnittenen Körpers unter- 3
streicht. Entsprechend spielt auch die Aufsicht
des Gebäudes eine wichtige Rolle. Liegend 6
verlegt dient der Klinker als Bodenbelag für
den Hauptzugang und den Innenhof, ebenso
als Deckschicht auf den nicht begehbaren Teile 7 8
des Dachs und Plattenbelag für die drei ein-
geschnittenen Dachterrassen, die der Haus-
meisterwohnung, der Jugendstelle und dem 9 A
Caritaszentrum zugeordnet sind. Die mit hohen
Wänden ummauerten Terrassen bieten 8
geschützte Freibereiche, verwehren aber Aus-
blicke in die Umgebung. Die Ausbildung der aa
B
Attika als Fertigteil mit eingelegten Riemchen
unterstützt das einheitliche Erscheinungsbild
und die klaren geometrischen Formen. b

• Dachterrassen 3
• Fassadenmaterial Klinker als Deckschicht
• Umkehrdach
a a

bb
2

C
c c
1

cc

196
Dominikuszentrum

16

17 12 20
18

19

A B

13

14
10

Vertikalschnitte
15 Maßstab 1:20

10 Fertigteil Betonkern mit Riemchen 24/61,5/200


11 bzw. 17,5/61,5/200 mm auf Mörtelbett,
kraftschlüssig mit Gewindestange vergossen
11 Kupferblech 1 mm
Wärmedämmung EPS 80 mm
12 Dachaufbau:
Wittmunder Torfbrandklinker liegend verlegt, mit
12
Sand verfugt
Dränageschicht Rollkies Ø 8/16 gewaschen 80 mm
Trennlage diffusionsoffen
Wärmedämmung EPS druckfest, mit Untergrund
verklebt 180 mm
Elastomerbitumendichtung, eingegossen in
Kautschukbitumen
Elastomerbitumenschweißbahn
Decke Stahlbeton 160 bzw. 200 mm
13 Verglasung: VSG 16 mm mit grauem Raster im Sieb-
druck- und Einbrennverfahren + SZR 16 mm + ESG
C 8 mm tiefengraviert, teils Farbe in Gravur einge-
brannt
Innenscheibe mit Platinverspiegelung gerastert
14 Wandaufbau:
Vormauerung Wittmunder Torfbrandklinker
115/61,5/200 mm, Arbeitsfuge 10 mm
Folie diffusionsoffen
Mineralfaser 120 mm
Wand Stahlbeton 300 mm
Mineralfaser 50 mm
Dampfsperre
Luftraum 30 mm
Klinker im Zierverband 115/61,5/200 mm
15 Sturz Stahlbeton-Fertigteil mit einseitig
aufgebrachten Ziegelriemchen 115/240 mm
16 Pfosten-Riegel-Fassade
17 Aluminiumblech beschichtet
18 Wärmedämmung 80 mm
19 Fassadenrinne
20 Notüberlauf: Rohr Kupferblech geschweißt
¡ 55/240/1,5 mm
Flanschplatte 300/500 mm, an Abdichtung
angeschlossen

197
Beispiel 18

Krankenhausanbau

München, D 1994

Architekten:
Schunck Ulrich Krausen, München
Mitarbeiter:
Nobert Krausen, Stephan Will, Robert Kellner,
Iris Heckl, Heinz Grünberger
Tragwerksplanung:
Höllerer, Schäfer und Partner, München

Das Städtische Krankenhaus, erbaut um 1910,


repräsentiert den Ende des 18. Jahrhunderts
entwickelten Typus des Pavillon-Krankenhau-
ses. Dieser zeichnet sich neben seiner Einbet-
tung in eine parkartige Landschaft durch klare
Strukturen und ein überschaubares Wegenetz
aus. Der Anbau ordnet sich dem ursprüngli-
chen Entwurf unter – nicht durch Nachahmung,
sondern durch die zeitgemäße Adaption des
auch heute noch tragfähigen städtebaulichen
und architektonischen Konzepts. So stellt sich
der Neubau bewusst nicht wie der Bestand als
bodenverbundenes steinernes Haus dar, son-
dern als hinzugefügtes, leichtes Gebilde. Die
Fassade der modernen Skelettkonstruktion
lehnt sich an die Architektur des Bestands an,
indem sie deren Zweischichtigkeit und feine
Gliederung aufnimmt. Den oberen Abschluss
der vorgelagerten Fassadenebene bildet ein
Fangnetz, das als Absturzsicherung für den
Hubschrauberlandeplatz auf dem Gebäude-
dach nötig ist und das gleichzeitig als durch-
sichtiges Vordach den Baukörper nach oben
begrenzt.
Die Höhe des Dachs sollte, mit Rücksicht auf
den Bestand, möglichst niedrig ausfallen. Die
Konstruktion des Landeplatzes trägt dazu
durch eine minimierte Aufbaustärke bei. Sie
besteht aus Stahlbeton-Deckplatten von
ca. 5 Meter Kantenlänge, die zur Übertragung
der Schubkräfte miteinander verdübelt sind
und direkt auf die Dichtungsschicht betoniert
wurden. Zur Mitte hin nimmt ihre Stärke ab, so-
dass sich ein Gefälle von ungefähr 1 % ergibt.
In die Platten sind u. a. Warmwasserheizschlei-
fen und Kabeltrassen für Beleuchtung integriert.
Die extensiv begrünten Dachflächen vor dem
zweiten Obergeschoss dienen der örtlichen
Klimaverbesserung. Sie wurden als gefällelo-
ses Umkehrdach ausgeführt, dessen Dich-
tungslagen direkt auf die Rohdecke geklebt
sind.

• Hubschrauberlandeplatz
• begrüntes Dach

198
Krankenhausanbau

3
6
1 2
5

7
8
Vertikalschnitt 6 Stahlprofil fi 80 mm
9 Dachrand Hubschrauberlande- 7 Sonnenschutzgitter aus
platz • Dachterrasse Aluminiumflachprofilen
Maßstab 1:20 eloxiert 50/3 mm
8 Lisene, zwei Flachstähle
1 Bodeneinbauleuchte, Fuge 60/10 mm
wasserdicht vergossen 9 Konsole, Stahlschwert
2 Aufbau Hubschrauberlande- d = 10 mm
platz: 10 textile Sonnenschutzmarkise
10
Stahlbeton-Fahrbahnplatten mit Seilführung
B 25, 280 –180 mm, 11 Gitterrost Aluminium
Gefälle 1 % auf Gummi- eloxiert 30/30/30 mm
schrotmatten und Trennlagen 12 Aufbau Dachterrasse:
Deckabstrich Vegetationsmatte 20 mm
Polymerbitumenabdichtung Substrat 100 mm
dreilagig Filtervlies
Wärmedämmung Blähton 60 mm, Trennvlies
Schaumglas 120 mm Hartschaumdämmung 80 mm
Stahlbeton 350 mm mit Deckabstrich
Heißbitumen-Voranstrich Polymerbitumenabdichtung
3 Aluminiumblech antidröhn- zweilagig in Kautschuk-
beschichtet 2,5 mm Bitumenbett
4 Fassadenpaneel, Glasfront Stahlbeton 200 mm mit
rückseitig verspiegelt Heißbitumen-Voranstrich
5 Absturzsicherung, 13 Kantstein Betonfertigteil
Edelstahl-Drahtgewebe 150/100 mm
25/25/2,5 mm in Winkel- 14 Gehwegplatten, Beton
rahmen ∑ 20/40/3 mm 300/300/50 mm

11
12 13
11
14

199
Verordnungen, Richtlinien, Normen

DIN 18 190-4 Dichtungsbahnen für Bauwerksabdichtun- Gebäuden. Teil 2: Mindestanforderungen an den


Verordnungen, Richtlinien gen. Dichtungsbahnen mit Metallbandeinlage. 1992-10 Wärmeschutz. 2003-07
Normen DIN 52 129 Nackte Bitumenbahnen. 1993-11
DIN 52 131 Bitumen-Schweißbahnen. 1995-11
DIN 4108-3 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
Gebäuden. Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz.
DIN 52 133 Polymerbitumen-Schweißbahnen. 1995-11 2001-07
Die EU hat für eine Anzahl von Produkten Richtlinien
DIN 52 143 Glasvlies-Bitumendachbahnen. 1985-08 DIN V 4108-4 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
erlassen, um insbesondere Sicherheit und Gesundheit
DIN 59 231 Wellbleche und Pfannenbleche, oberflächen- Gebäuden. Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechni-
der Anwender zu gewährleisten. Diese Richtlinien
veredelt. 2003-11 sche Bemessungswerte. 2007-06
müssen in den Mitgliedsstaaten in verbindliche Gesetze
DIN EN 494 Faserzement-Wellplatten und dazugehörige DIN V 4108-6 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
und Verordnungen umgesetzt werden.
Formteile. 2007-06 Gebäuden. Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme-
Die Richtlinien selbst enthalten keine technischen Details,
sondern nur verbindliche grundlegende Anforderungen. DIN EN 1991-1-1 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwer- und des Jahresheizenergiebedarfs. 2004-03
Die technischen Werte dafür sind in zugeordneten tech- ke. Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke; DIN E EN 410 Glas im Bauwesen. 2010-07
nischen Regeln und in Form von europaweit harmonisier- Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau. DIN EN ISO 6946 Bauteile. Wärmedurchlasswiderstand
ten Normen (EN-Normen) festgelegt. 2002-10 und Wärmedurchgangskoeffizient. 2008-04
Allgemein stellen technische Regeln Arbeitshinweise DIN EN 1991-1-3 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwer- DIN EN ISO 7345 Wärmeschutz. 1996-01
und Hilfsmittel für den Arbeitsalltag dar. Sie sind keine ke. Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen, Schneelasten. DIN EN ISO 10 211 Wärmebrücken im Hochbau. 2008-04
Rechtsvorschriften, sondern geben Entscheidungshilfen, 2004-09 DIN EN ISO 13 788 Wärme- und feuchtetechnisches Ver-
bilden eine Richtschnur für einwandfreies technisches halten von Bauteilen und Bauelementen – Raumseitige
Vorgehen und /oder konkretisieren Inhalte von Verord- Tragschichten Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer
nungen. Grundsätzlich steht die Anwendung der techni- DIN 1045-1 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann- Oberflächenfeuchte und Tauwasserbildung im Bauteil-
schen Regeln jedermann frei. Erst wenn diese in Geset- beton. Teil 1: Bemessung und Konstruktion. 2008-08 inneren. 2001-11
zen, Verordnungen oder Vorschriften vorgesehen sind, DIN 1052 Entwurf, Berechnung und Bemessung von DIN E EN 13 164 Wärmedämmstoffe für Gebäude –
werden sie rechtsverbindlich (z. B. im Baurecht) – oder Holzbauwerken. 2008-12 Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem
wenn vertraglich die Verbindlichkeit einzelner Normen DIN 4074 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit. Polystyrolschaum (XPS). 2010-05
zwischen den Vertragspartnern festgelegt wird. Zu den 2008-12 DIN EN 13 363 Sonnenschutzeinrichtungen in Kombi-
technischen Regeln gehören u. a. DIN-Normen, VDI- DIN 4102-4/A1 Brandverhalten von Baustoffen und nation mit Verglasungen. Berechnung der Solarstrah-
Richtlinien und die als Regeln der Technik bezeichneten Bauteilen. Teil 4: Zusammenstellung und Anwendung lung und des Lichttransmissionsgrades. 2009-09
Werke (z. B. Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS). klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile. Energieeinsparverordnung (EnEV) Verordnung über
Die Normen unterscheiden sich in Produkt-, Anwen- 2004-11 energieeinsparenden Wärmeschutz und energieein-
dungs- und Prüfnormen. Oftmals beziehen sie sich nur DIN 4223-2 Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus dampf- sparende Anlagentechnik bei Gebäuden. 2009-03
auf eine spezifische Material- oder Produktgruppe. Die- gehärtetem Porenbeton. Teil 2: Bauteile mit statisch
sen Normen liegen entsprechende Prüf- und Rechen- anrechenbarer Bewehrung. 2003-12 Feuchteschutz
methoden für die jeweiligen Materialien zugrunde. DIN 4223-4 Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus dampf- DIN 4108-1 Wärmeschutz im Hochbau. 1981-08
Grundsätzlich gilt immer die neueste Version einer Norm, gehärtetem Porenbeton. Teil 4: Bauteile mit statisch DIN 4108-2 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
die dem Stand der Technik entsprechen soll. Eine neue anrechenbarer Bewehrung. 2003-12 Gebäuden. Teil 2: Mindestanforderungen an den
oder überarbeitete Norm wird in Form eines Norment- DIN 18 334 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Wärmeschutz. 2003-07
wurfs öffentlich zur Diskussion gestellt, um später als Bauleistungen. Teil C: Allgemeine Technische Vertrags- DIN 4108-3 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
Norm verabschiedet zu werden. bedingungen für Bauleistungen (ATV) – Zimmer- und Gebäuden. Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz.
Welchen Ursprung und Einflussbereich eine Norm hat, Holzbauarbeiten. 2010-04 2001-07
lässt sich aus ihrer Bezeichnung ersehen: DIN plus DIN 18 800-5 Stahlbauten. Teil 5: Verbundtragwerke aus DIN V 4108-4 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
Zählnummer (z. B. DIN 4108) besitzt überwiegend Stahl und Beton. 2007-03 Gebäuden. Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechni-
nationale Bedeutung (Entwürfe werden mit »E« und DIN 18 807-1/A1 Trapezprofile im Hochbau. Teil 1: Tra- sche Bemessungswerte. 2007-06
Vornormen mit »V« gekennzeichnet). Bei DIN EN plus pezprofile im Hochbau. Stahltrapezprofile – Allgemeine DIN V 4108-6 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
Zählnummer (z. B. DIN EN 335) handelt es sich um die Anforderungen. 2001-05 Gebäuden. Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme-
deutsche Ausgabe einer europäischen Norm, die unver- DIN 18 807-3 Trapezprofile im Hochbau. Teil 3: Stahl- und des Jahresheizenergiebedarfs. 2004-03
ändert von der europäischen Normungsorganisation trapezprofile – Festigkeitsnachweis und konstruktive DIN E 4108-7 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
CEN übernommen wurde. Bei DIN EN ISO (z. B. DIN EN Ausbildung. 1987-06 Gebäuden. Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden. 2009-01
ISO 13 786) spiegelt sich der nationale, europäische und DIN EN 300 Platten aus langen, flachen, ausgerichteten DIN 18 531-1 Dachabdichtungen – Abdichtungen für
weltweite Einflussbereich wider. Auf Grundlage einer Spänen (OSB). 2006-09 nicht genutzte Dächer. Teil 1: Begriffe, Anforderungen,
Norm der internationalen Normungsorganisation ISO wur- DIN EN 312 Spanplatten – Anforderungen. 2009-06 Planungsgrundsätze. 2010-05
de eine europäische Norm erarbeitet, die als DIN-Norm DIN EN 636 Sperrholz – Anforderungen. 2003-11 DIN 18 531-2 Dachabdichtungen – Abdichtungen für
übernommen wurde. Bei DIN ISO (z. B. DIN ISO 2424) DIN EN 1992-1-1 Eurocode 2: Bemessung und Konstruk- nicht genutzte Dächer. Teil 2: Stoffe. 2010-05
handelt es sich um eine unveränderte Übernahme einer tion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken. DIN 18 531-3 Dachabdichtungen – Abdichtungen für
Norm der ISO als nationale Norm. Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für nicht genutzte Dächer. Teil 3: Bemessung, Verarbeitung
Die nachfolgende Zusammenstellung ist eine Auswahl den Hochbau. 2010-01 der Stoffe, Ausführung der Dachabdichtungen. 2010-05
von Verordnungen, Richtlinien und Normen, die den DIN EN 1994-1-1 Bemessung und Konstruktion von DIN 18 531-4 Dachabdichtungen – Abdichtungen für
Stand der Technik wiedergibt (Juni 2010). Verbundtragwerken aus Stahl und Beton. Teil 1-1: nicht genutzte Dächer. Teil 4: Instandhaltung. 2010-05
Allgemeine Bemessungsregeln und Anwendungsregeln DIN E 68 800-2 Holzschutz. Teil 2: Vorbeugende bauliche
für den Hochbau. 2006-07 Maßnahmen im Hochbau. 2009-11
Teil B Tragkonstruktionen DIN EN 1995 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion DIN EN ISO 13 788 Wärme- und feuchtetechnisches
von Holzbauten. 2010-04 Verhalten von Bauteilen und Bauelementen – Raum-
DIN EN 12 602 Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus seitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kriti-
Tragwerk
dampfgehärtetem Porenbeton. 2008-08 scher Oberflächenfeuchte und Tauwasserbildung im
DIN 1045-1 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann-
DIN EN 13 986 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauteilinneren. 2001-11
beton. Teil 1: Bemessung und Konstruktion. 2008-08
Bauwesen. 2005-03 DIN EN 15 026 Wärme- und feuchtetechnisches Verhal-
DIN 1045-2 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann-
DIN EN 14 782 Selbsttragende Dachdeckungs- und ten von Bauteilen und Bauelementen. Bewertung der
beton. Teil 2: Beton. 2008-08
Wandbekleidungselemente für die Innen- und Außen- Feuchteübertragung durch numerische Simulation.
DIN 1045-3 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann-
anwendung aus Metallblech. 2006-03 2007-07
beton. Teil 3: Bauausführung. 2008-08
DIN EN 14 509 Selbsttragende Sandwich-Elemente mit
DIN 1045-4 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann-
beidseitigen Metalldeckschichten. 2007-02 Brandschutz
beton. Teil 4: Ergänzende Regeln für die Herstellung
Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig DIN 4102-1 Brandverhalten von Baustoffen und Bau-
und die Konformität von Fertigteilen. 2001-07
gelagerten Verglasungen (TRLV). 2006-08 teilen. Teil 1: Baustoffe. 1998-08
DIN 1055-1 Einwirkungen auf Tragwerke. Teil 1: Wichten
Technische Regeln für die Bemessung und die Ausfüh- DIN 4102-2 Brandverhalten von Baustoffen und Bau-
und Flächenlasten von Baustoffen, Bauteilen und Lager-
rung punktförmig gelagerter Verglasungen (TRPV). teilen. Teil 2: Bauteile. 1977-09
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gen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte
rung mit den Ergebnissen aus Prüfungen von Beda- klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile.
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D-82049 Pullach Postfach 10 48 42
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Geweben gegenüber Einbaubeanspruchungen. In: tis
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Tiefbau Ingenieurbau Straßenbau 11/2007, S. 52
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stoffe. Wien/New York 2000
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203
Abbildungsnachweis

B 1.23 Andreas Keller, Altdorf C 2.17 Finch, G.; Hubbs, B.; Bombino, R.: Osmosis
Abbildungsnachweis B 1.24 Tim Bergmann und Roman Schmidt, München and the Blistering of Polyurethane Water-
B 1.25 WING, Hong Kong proofing Membranes. 12th Canadian Confe-
http://commons.wikimedia.org rence on Building Science and Technology,
Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch B 1.26 Dietmar Strauß, Besigheim Montreal 2009
Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünf- B 1.27 Serge Kreis/Carmenzind Gräfensteiner, Zürich C 2.18 a – c siehe C 2.17
te am Zustandekommen des Buches mitgewirkt haben, B 1.28 Hiroyuki Hirai, Tokio C 2.19 siehe C 2.2
sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. C 2.20 siehe C 2.2
Fotos, zu denen kein Fotograf genannt ist, sind Autoren- Tragschichten C 2.21 siehe C 2.2
bzw. Architektenaufnahmen, Werkfotos oder stammen B 2.11 Fischer Profil GmbH, Netphen-Deuz C 2.22 siehe C 2.2
aus dem Archiv der Zeitschrift DETAIL. Trotz intensiven B 2.14 a Mevaco GmbH, Schlierbach C 2.23 a – b nach DIN EN 15 026
Bemühens konnten wir einige Urheber der Abbildungen B 2.14 b–c Stahl-Informations-Zentrum, Düsseldorf C 2.24 siehe C 2.2
nicht ermitteln, die Urheberrechte sind jedoch gewahrt. B 2.19 a – c Hans-Joachim Heyer, Werkstatt für C 2.25 a – b siehe C 2.2
Wir bitten in diesen Fällen um entsprechende Nachricht. Fotografie, Universität Stuttgart C 2.26 siehe C 2.2
Die Zahlen beziehen sich auf die Abbildungsnummern. B 2.19 d Holzabsatzfonds, Bonn C 2.27 siehe C 2.2
B 2.20 a – d siehe B 2.19 d C 2.28 a – b siehe C 2.2
B 2.35 Werner Huthmacher/arturimages
Teil A Einführung B 2.37 nach Technische Regeln für die Verwendung Brandschutz
von linienförmig gelagerten Verglasungen C 3.1 WOLFIN Bautechnik, Wächtersbach
(TRLV). 2006-08 C 3.2 nach Institut für Schadenverhütung und Scha-
A Christian Schittich, München B 2.39 nach Haldimann, Matthias: Structural Use of denforschung der öffentlichen Versicherer e. V.
Glass. IABSE Structural Engineering Docu- (IFS) (Hrsg.): IFS Report 09/2006. Kiel 2006
A 1–2 Jan Martin Klessing, Karlsruhe ments 10. Zürich 2008 C 3.3 nach Schneider, Ulrich; Fransen, Jean Marc;
A 3–5 Christian Schittich, München Lebeda, Christian: Baulicher Brandschutz.
A6 Ruth Schittich, München Nationale und europäische Normung, Bauord-
A7 Burkhard Franke, München Teil C Bauphysik nungsrecht, Praxisbeispiele. Berlin 2008
A 8 –10 Piper, J.: Die Natur der hängenden Gärten. In: C 3.5 nach DIN EN 13 501 und DIN 4102
Daidalos Nr. 23, 1987 C Werner Huthmacher/arturimages C 3.6 nach Musterbauordnung, November 2002
A 11 Gollwitzer, Gerda; Wirsing, Werner: Dachgärten C 3.7 siehe C 3.3
+ Dachterrassen. München 1962 C 3.8 nach Fachkommission Bauaufsicht der ARGE-
Wärmeschutz
A 12 Döcker, R.: Terrassentyp. Stuttgart 1929 C 1.1 Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Holzkirchen BAU (Hrsg.): Muster-Richtlinie über den bauli-
A 13 Opderbecke, A.: Der Dachdecker und Bau- C 1.3 nach Karl Gertis, Stuttgart chen Brandschutz im Industriebau. 2000 –2003
klempner. Leipzig 1901, Nachdruck C 1.4 siehe C 1.3
A 14 Deutsche Bauzeitung (Hrsg.): Baukunde des C 1.6 nach Künzel, Helmut: Was ist der Feuchteein- Schallschutz
Architekten. Berlin 1893 fluss auf die Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen C 4.1 Roland Zihlmann/Fotolia
A 15 Garnier, T.: Die ideale Industriestadt. Tübingen unter heutigen Bedingungen zu bewerten? In: C 4.2 Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Stuttgart
1989 C 4.3 siehe C 4.2
Bauphysik 11/1998
A 16 Frank Lloyd Wright in his Renderings 1887–1959. C 4.4 siehe C 4.2
C 1.7 Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Holzkirchen
A. D. A. Edita, Tokio 1984 C 4.5 siehe C 4.2
C 1.8 siehe C 1.7
A 17 Weintraub, Alan; Hess, Alan: Frank Lloyd Wright C 4.6 Müller-BBM, Planegg
C 1.9 siehe C 1.3
– Moderne Häuser. München 2009 C 4.7 siehe C 4.2
C 1.11 siehe C 1.3
A 18 Ausgeführte Bauten und Entwürfe von Frank C 4.8 siehe C 4.2
C 1.14 nach Gertis, Karl; Hauser, Gerd: Temperatur-
Lloyd Wright. Tübingen 1986 C 4.9 siehe C 4.2
beanspruchung von Stahlbetondächern. In: IBP-
A 19 Adolf Loos, Graphische Sammlung Albertina. C 4.10 siehe C 4.2
Mitteilung 10. Stuttgart 1975
Wien 1989 C 4.11 Roland Halbe, Stuttgart
C 1.15 siehe C 1.7
A 20 –21 Christian Schittich, München C 4.12 siehe C 4.2
C 1.16 siehe C 1.7
A 22 Warncke, C.-P.: De Stijl 1917–1931. Köln 1990 C 4.13 siehe C 4.2
C 1.17 siehe C 1.7
A 23 Cornelia Hellstern, München C 4.14 siehe C 4.2
C 1.18 nach Dederich, Ludger: Flachdächer in Holzbau-
A 24 Le Corbusier, Feststellungen zu Architektur und
weise. Hrsg. vom Holzabsatzfonds. Bonn 2008
Städtebau. Frankfurt / Berlin 1964
C 1.21 Alwitra GmbH & Co., Trier
A 25 Christian Schittich, München Teil D Konstruktive Grundlagen
A 26 Döcker, R.: Terrassentyp. Stuttgart 1929 C 1.22 siehe C 1.7
A 27 Stadt und Siedlung, Monatsheft zur Deutschen C 1.23 siehe C 1.7
D Ivan Brodey, Oslo
Bauzeitung, 1928 C 1.24 nach DIN EN ISO 6964
A 28 Bauwelt 1926 C 1.27 nach DIN 4108-2
Werkstoffe
A 31 Nerdinger, Winfried: Konstruktion und Raum in C 1.28 siehe C 1.24 D 1.1 Optigrün international, Krauchenwies-
der Architektur des 20. Jahrhunderts. München C 1.29 siehe C 1.7 Göggingen
2002 C 1.30 siehe C 1.7 D 1.2 nach DIN 18 531
A 32 Christian Schittich, München C 1.31 nach DIN EN ISO 6946 D 1.3 nach DIN EN ISO 10 456
A 33 Eberhard Schunck, München C 1.32 siehe C 1.7 D 1.6 –7 Industrieverband Bitumen-Dach- und
A 34 Nate Umstead, Grand Rapids, Michigan C 1.34 nach Energieeinsparverordnung (EnEV) – Ver- Dichtungsbahnen (vdd ), Frankfurt/Main
A 35 Werner Huthmacher, Berlin ordnung über energieeinsparenden Wärme- D 1.8 –10 nach Zentralverband des Deutschen Dach-
A 36 Shinkenchiku-sha, Tokio schutz und energieeinsparende Anlagentechnik deckerhandwerks e. V.; Hauptverband der
A 37 Georges Fessy, Paris bei Gebäuden. 2009-03 Deutschen Bauindustrie e. V. (Hrsg.): Fachre-
A 38 Shinkenchiku-sha, Tokio C 1.35 Klaus Leidorf, Buch am Erlbach gel für Abdichtungen – Flachdachrichtlinie.
Köln 2008
Feuchteschutz D 1.11–12 WOLFIN Bautechnik, Wächtersbach
Teil B Tragkonstruktionen C 2.1 WOLFIN Bautechnik, Wächtersbach D 1.17 nach Fachvereinigung Bauwerksbegrünung
C 2.2 Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Holzkirchen e.V. (FBB); www.fbb.de/dachbegruenung/
B David Franck, Ostfildern C 2.3 siehe C 2.2 planungshinweise/pflanzenlisten/
C 2.4 siehe C 2.2 D 1.18 Paul Bauder GmbH & Co. KG, Stuttgart
Tragwerk C 2.5 siehe C 2.2 D 1.19 ZinCo GmbH, Unterensingen
B 1.1 Jan-Oliver Kunze, Berlin C 2.6 a – b siehe C 2.2 D 1.22 a – f Frank Kaltenbach, München
B 1.6 nach DIN 1055-3 C 2.7 siehe C 2.2 D 1.25 Saint-Gobain Isover G+H AG, Ludwigshafen
B 1.7 siehe B 1.6 C 2.8 a – b siehe C 2.2 am Rhein
B 1.8 nach DIN EN 1991-1-3 C 2.9 a – b siehe C 2.2
B 1.9 –10 nach DIN 1055-5 C 2.10 nach DIN 4108-3 Konstruktionen
B 1.12 nach DIN 1055-4 C 2.11 a – e siehe C 2.2 D 2.1 Knauf Insulation GmbH, Simbach am Inn
B 1.13 siehe B 1.12 C 2.12 siehe C 2.2 D 2.3 IB Bludau, München
B 1.14 siehe B 1.12 C 2.13 siehe C 2.2 D 2.7 nach Sika Deutschland GmbH
B 1.15 siehe B 1.12 C 2.14 a – b nach DIN 4108-7 D 2.8 nach Zentralverband des Deutschen Dachde-
B 1.16 siehe B 1.12 C 2.15 a – b siehe C 2.14 ckerhandwerks e. V.; Hauptverband der Deut-
B 1.17 siehe B 1.12 C 2.16 a – b siehe C 2.14 schen Bauindustrie e. V. (Hrsg.): Fachregel für

204
Abbildungsnachweis/Autoren

Abdichtungen – Flachdachrichtlinie. Köln 2008


D 2.9 siehe D 2.7 Autoren
D 2.10 nach Heidrun Wichmann CAD-point, Oranienburg
D 2.11 siehe D 2.10
D 2.12 Sika Deutschland GmbH Klaus Sedlbauer
D 2.13 Saint-Gobain Isover G+H AG, Ladenburg Jahrgang 1965
D 2.14 nach Recticel Dämmsysteme, Wiesbaden Physikstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität
D 2.17 Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Holzkirchen München
D 2.24 nach ZinCo GmbH, Unterensingen ab 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-
D 2.25 ZinCo GmbH, Unterensingen Institut für Bauphysik (IBP) in Stuttgart und Holzkirchen
D 2.26 siehe D 2.25 2001 Promotion an der Fakultät für Bauingenieur- und
D 2.28 siehe D 2.25 Vermessungswesen der Universität Stuttgart
D 2.30 siehe D 2.25 2003 Professor für Konstruktive Bauphysik und Gebäude-
D 2.32–33 nach ZinCo GmbH, Unterensingen technik an der Fachhochschule Rosenheim
D 2.36 nach Euro Inox, Luxemburg seit 2003 Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Bau-
D 2.42 siehe D 2.8 physik und Ordinarius für Bauphysik der Universität
D 2.43 siehe D 2.32 Stuttgart
D 2.44 nach Zentralverband des Deutschen Dachde- Mitglied in nationalen und internationalen Beiräten und
ckerhandwerks e. V. (Hrsg.): Fachregeln für Fachgremien (z. B. CIB, UBA-Innenraumhygienekommis-
Metallabdeckungen im Dachdeckerhandwerk. sion, BMVBS, DGNB). Zahlreiche Veröffentlichungen und
Köln 2006 Auszeichnungen im In- und Ausland.
D 2.45 siehe D 2.44
D 2.46 DWS Pohl GmbH, Düren
D 2.47 siehe D 2.44
Eberhard Schunck
D 2.49 Britta Frenz, Düsseldorf Jahrgang 1937
D 2.50 nach DIN V 18 599-4 Architekturstudium an der Technischen Hochschule
D 2.52 nach Fachverband Lichtkuppeln, Lichtband und München
RWA e.V., Mühlheim an der Ruhr 1961–1967 Mitarbeiter bei Prof. Gerhard Weber an der
D 2.53 nach ABS Absturzsicherung mit System, Kevelaer Technischen Hochschule München
D 2.54 siehe D 2.3 ab 1967 selbstständige Tätigkeit in München
D 2.55 siehe D 2.25 1981–1984 Professor für Gebäudelehre und Entwerfen an
D 2.56 siehe D 2.32
der Fachhochschule Augsburg
D 2.57 siehe D 2.25
1984 –1992 Professor für Planung und Konstruktion im
D 2.58 nach DIN 1986-100
Hochbau an der Universität Stuttgart
D 2.60 siehe D 2.3
1992 – 2002 Ordinarius für Baukonstruktion an der
D 2.61 siehe D 2.3
Technischen Universität München
D 2.62 siehe D 2.58
zahlreiche Veröffentlichungen u. a. »Dachatlas«,
D 2.64 siehe D 2.58
München/Basel 2002
D 2.65 a – b nach Geberit Vertriebs GmbH, Pfullendorf

Teil E Konstruktionen im Detail Rainer Barthel


Jahrgang 1955
Studium Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart
E Jens Markus Lindhe, Kopenhagen
1980 –1982 Mitarbeiter bei Frei Otto am Institut für leichte
Flächentragwerke, Universität Stuttgart, und im Atelier
Warmbronn
Teil F Gebaute Beispiele im Detail 1983 –1990 Assistent bei Prof. Fritz Wenzel am Institut für
Tragkonstruktionen, Universität Karlsruhe
F Roland Halbe/arturimages
1991 Promotion am Institut für Tragkonstruktionen,
Universität Karlsruhe
S. 150 –151 Jörg Hempel, Aachen
1990 –1991 Mitarbeiter bei Ove Arup & Partner, London
S. 152 –153 Ulrich Schwarz, Berlin
1991 –1993 Mitarbeiter bei Wenzel Frese Pörtner Haller,
S. 154 Duccio Malagamba, Barcelona
Karlsruhe
S. 155 links Christian Schittich, München
seit 1993 Professor für Tragwerksplanung an der
S. 155 rechts Duccio Malagamba, Barcelona
Technischen Universität München
S. 156 oben Duccio Malagamba, Barcelona
1996 Gründung des Ingenieurbüros Barthel & Maus,
S. 156 unten Christian Schittich, München
Beratende Ingenieure, München
S. 157 Iwan Baan, Amsterdam
S. 158 Roland Halbe, Stuttgart seit 2009 Lehrbeauftragter der Eidgenössischen
S. 159 Thomas Madlener, München Technischen Hochschule Zürich (ETH)
S. 160 –161 Richard Bryant/arcaid/archenova
S. 162 –163 Ed Reeve, London
S. 164 –165 Roland Halbe/arturimages Hartwig M. Künzel
S. 166 –167 Roland Halbe/arturimages Jahrgang 1959
S. 168 Thomas Madlener, München Studium Chemieingenieurwesen an der Universität
S. 169 Jan-Oliver Kunze, Berlin Erlangen /Nürnberg
S. 170 links Jan-Oliver Kunze, Berlin seit 1987 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-
S. 170 rechts Christian Richters, Münster Institut für Bauphysik (IBP) Holzkirchen
S. 171 Sabine Drey, München seit 1994 Leiter der Abteilung Hygrothermik am IBP
S. 174 –175 Fernando Alda, Sevilla Holzkirchen
S. 176 Jens Lindhe, Kopenhagen 1994 Promotion an der Fakultät für Bauingenieur- und
S. 180 –182 Margherita Spiluttini, Wien Vermessungswesen der Universität Stuttgart
S. 183 Philippe Ruault, Nantes Mitglied bzw. Obmann in internationalen Normungsaus-
S. 184 Ramon Prat, Barcelona schüssen und Fachgremien (z. B. WTA, CEN, ASHRAE).
S. 185 Maurizio Marcato, Verona Autor von mehr als 250 Veröffentlichungen in nationalen
S. 186 –188 Iwan Baan, Amsterdam und internationalen Fachzeitschriften und Kongress-
S. 189 Hanns Joosten, Berlin bänden.
S. 190 Werner Huthmacher, Berlin
S. 191 Hanns Joosten, Berlin
S. 192 –193 Werner Huthmacher, Berlin
S. 195 Katsuhisa Kida, Tokio
S. 196 –197 Michael Heinrich, München
S. 199 Johanna Reichel-Vossen, Kassel

205
Sachregister

Dachgarten ∫ 12, 17 Feuerwiderstandsdauer ∫ 75f. Klassizismus ∫ 14


Sachregister Dachgully ∫ 104 Feuerwiderstandsfähigkeit ∫ 76 Kondensation ∫ 62, 64
Dachrand ∫ 104, 111 Feuerwiderstandsklassen ∫ 76 Konstruktionsschichten ∫ 98ff.
Dachschichten ∫ 86ff. Flächenlast ∫ 27 Konvektion
A Dachterrasse ∫ 14, 106 Filterschicht ∫ 93 erzwungene ∫ 51
Abdichtung ∫ 86ff., 99 Dachüberstand ∫ 121ff. Floatglas ∫ 45 freie ∫ 51
Bitumen- ∫ 87f. Dämmschicht ∫ 60, 98, 101 Flüssigabdichtung ∫ 90 Luft- ∫ 65, 67
Elastomer- ∫ 88f. Dämmung ∫ 93ff. Freispiegelentwässerung ∫ 116, 124 Dampf- ∫ 63, 68
Flüssig- ∫ 86, 90f. Gefälle- ∫ 101 freie Konvektion ∫ 51 Wasserdampf- ∫ 67
Kunststoff- ∫ 89f. Holzfaser ∫ 95 Fuge ∫ 100, 122ff. Kork ∫ 18
Membran- ∫ 69 Mineralwolle ∫ 94 Furnierschichtholz 42 Korrosion ∫ 91
mit Photovoltaikelementen ∫ 91 Schaumglas ∫ 94f. Furniersperrholz 42 Körperschall ∫ 81
Verlegung ∫ 88f. Schaumkunststoffe ∫ 94 Körperschallisolation ∫ 81
Abläufe ∫ 114f., 121ff. Verlegung ∫ 93 G Kunststoffdichtungsbahn ∫ 86, 88ff.
Abschlüsse ∫ 110f. Wärme- ∫ 60, 101 Gartenanlage 106 kurzwellige Strahlung ∫ 51ff.
Absturzsicherung ∫ 113 Dämmschichtdicken ∫ 60ff. Gefälle ∫ 95, 102f.
Achslast ∫ 27 Dampfbremse ∫ 73, 96, 101f. Gefälledämmung ∫ 101 L
Akustik Dampfdiffusionsstrom ∫ 65 Gefälleschichten ∫ 95 langwellige Strahlung ∫ 51, 53
Außenlärmpegel ∫ 79 Dampfdiffusionswiderstand ∫ 66, 69 Gefälleestrich ∫ 95 Lasten
Luftschalldämmung ∫ 78 Dampfdruck ∫ 62 Gefälleplatten ∫ 95 Achs- ∫ 27
Nachhallzeit ∫ 79f., 83 Dampfsperre ∫ 65, 101f. Gelenkrahmen ∫ 30f. Eigen- ∫ 26
Raumakustik ∫ 82f. Deckschichten ∫ 98f., 107 Gelenkträger ∫ 32 Feuchte- ∫ 64f.
Schalldämmmaß ∫ 78 Dichtung über Dämmung Geotextilen ∫ 93 Flächen- ∫ 27
Schallübertragung ∫ 78ff. ∫ 102, 121ff. Gießverfahren ∫ 88 Nutz- ∫ 26
Trittschalldämmung ∫ 80f. Dichtung unter Dämmung Glas ∫ 44ff., 91, 109f. Schnee- ∫ 25, 27
Anschlüsse ∫ 110f., 121ff. ∫ 102f., 121ff. Draht- ∫ 108 Wind- ∫ 25, 28
Anwendungskategorien ∫ 86, 110 Dichtung zwischen Dämmung ∫ 103f. Einscheibensicherheits- ∫ 45 Latentwärmeeffekte ∫ 71
Asphalt ∫ 87 Doppelstegplatten ∫ 37 Guss- ∫ 45 Latentwärmetransport ∫ 64
Attika ∫ 122ff. Drahtglas ∫ 109 Isolier- ∫ 47 Lichtband ∫ 121ff.
Auflast ∫ 103 Dränage ∫ 93, 106 Lagerung ∫ 47, 110 Lichtkuppeln ∫ 97, 111, 121ff.
Aussteifung ∫ 34, 36, 39ff. Druckbelastungsklassen ∫ 93 Neigung ∫ 109 Lichttransmission ∫ 52
Außenlärmpegel ∫ 79 Druckentwässerung ∫ 116, 124 Schaum- ∫ 94 lineare Befestigung ∫ 111
Ausführung, luftdicht ∫ 67f. Durchdringungen ∫ 111, 113, 121ff. teilvorgespannt ∫ 46 Linienbefestigung ∫ 100, 111
Austrocknung ∫ 117 Durchlaufträger ∫ 30 Überkopfverglasung ∫ 47 linienförmige Glaslagerung ∫ 47, 110
Verbundsicherheits- ∫ 46 luftdichte Ausführung ∫ 67f.
B E Verlegung ∫ 109 Luftfeuchte ∫ 62f.
Bahnen ∫ 86ff. Edelstahlbänder ∫ 108 vorgespannt ∫ 45 Luftschalldämmung ∫ 78f.
Basisgeschwindigkeitsdruck ∫ 28 effektive Stützweite ∫ 35 Wärmeschutz- ∫ 109 Luftschichten ∫ 55, 101
Baustoffklassen ∫ 76 Eigenlasten ∫ 26 Glasdach ∫ 109f., 121ff. Lüftungsquerschnitt ∫ 101
Beanspruchungsklassen ∫ 86 Eigenschaftsklassen ∫ 86 Glasfalz ∫ 109
Bedachung ∫ 76 einfache intensive Begrünung Glasgewebe ∫ 87 M
befahrbares Dach ∫ 106f., 121ff. ∫ 93, 106 Glashalterung ∫ 109 Massivholzsysteme ∫ 42f.
begehbares Dach ∫ 106f., 121ff. Einfeldträger ∫ 30ff. Glasvlies ∫ 87f. Massivplatten ∫ 35, 37f.
Begrünung ∫ 92, 104f., 121ff. eingespannter Träger ∫ 32 Glaser-Verfahren ∫ 69 Materialunverträglichkeiten ∫ 97
einfach intensiv ∫ 93, 106 Einscheibensicherheitsglas ∫ 45 Glaswolle ∫ 94 mechanische Befestigung ∫ 100
extensiv ∫ 92, 106 Einzelbefestigung ∫ 100 Grenzwassergehalt ∫ 72 Metall ∫ 38ff.
intensiv ∫ 93, 106 Elastomerdichtungsbahnen ∫ 86, 88f. Gründach ∫ 104f., 121ff. Metalldach ∫ 108f., 121ff.
belüftetes Dach ∫ 101ff. Elementplatten ∫ 36 Gussasphalt ∫ 18 Metalleindeckungen ∫ 91
Bepflanzung ∫ 92 Emission ∫ 52f. Gussglas ∫ 45 Metallfolien ∫ 87
Besplittung ∫ 92 Emissionsgrad ∫ 53 Mindestwärmeschutz im Winter ∫ 59
Betone mit hohem Wassereindringwider- Energiedurchlass ∫ 112 H Mineralwolledämmstoffe ∫ 95
stand ∫ 35f., 96f., 104 Energietransmission ∫ 52 Haftbrücken ∫ 96
Betonplatte ∫ 35, 104, 121ff. Energieverlust ∫ 103 hängende Gärten ∫ 12 N
Bitumenbdichtung ∫ 86f., Energieeinsparverordnung ∫ 59, 93 Heizkeilschweißen ∫ 88 Nachhallzeit ∫ 79f., 83
Bitumenbahnen ∫ 86ff. energiesparender Wärmeschutz ∫ 59 hochbeanspruchtes Dach nicht belüftetes Dach ∫ 98
kaltselbstklebend ∫ 88 Entlüftung ∫ 117 ∫ 121ff. nicht hygroskopische Baustoffe ∫ 63
Verlegung ∫ 88 Entstehungsbrand ∫ 74 Hochfrequenzschweißen ∫ 88 Niederschlag ∫ 114
Bitumenpappe ∫ 14, 17 Entwässerung ∫ 93, 103, 113ff., 121ff. Hohlkastenbauweise ∫ 42 Notentwässerung ∫ 114ff.
Blechdeckung ∫ 91 Ersatzstützweite ∫ 35 Hohlkastenelement ∫ 42f. Notüberlauf ∫ 122
Böengeschwindigkeitsdruck ∫ 28 erzwungene Konvektion ∫ 51 Holz ∫ 25, 41ff. Nutzlasten ∫ 26
Brandphasen ∫ 74f. extensive Begrünung ∫ 92, 105f. Holz-Beton-Verbundsystem ∫ 44
Brandschutz ∫ 74ff. Holzfaserdämmplatten ∫ 95 O
Brandschutzkonzepte ∫ 75 F Holzwerkstoffplatte ∫ 42f. Oberflächenschutz ∫ 91
Brandschutznachweis ∫ 75 Fachwerkrahmen ∫ 31 Holzzementdach ∫ 12 Oberflächentemperatur ∫ 51, 53
Bremsschichten ∫ 96 Fachwerkträgerrost ∫ 31 Hubschrauberlandeplatz ∫ 27, 121ff. Ortbetonplatten ∫ 34f.
Brettsperrholzdach ∫ 44 Fallleitungen ∫ 116 hygroskopische Baustoffe ∫ 63
Brettstapeldach ∫ 44 Fertigteilelementplatten ∫ 36 Hygrothermik ∫ 62 P
Bürstenstreichverfahren ∫ 88 Fertigteilplatten hygrothermische Vorgänge ∫ 64 Pflege ∫ 116
mit Ortbetonergänzung ∫ 36 Photovoltaikelemente ∫ 91
D ohne Ortbetonergänzung ∫ 36 I Plastomerbitumen ∫ 87, 92
Dach aus Porenbeton ∫ 38 intensive Begrünung ∫ 93, 105f. Plattenbelag ∫ 92, 99
befahrbar ∫ 106f., 121ff. TT-Platten ∫ 37 Isolierglas ∫ 47, 91, 109 Platten
begehbar ∫ 106f., 121ff. Trogplatten ∫ 37 Fertigteil- ∫ 36
begrünt ∫ 92, 104f., 121ff. Festigkeitswerte ∫ 25 K Holzwerkstoff- ∫ 42
belüftet ∫ 98,102 Feuchte ∫ 62ff. Kaltdach ∫ 102 Ortbeton- ∫ 34f.
hochbeansprucht ∫ 121ff. feuchteadaptive Dampfbremse kaltselbstklebende Bitumenabdichtung Porenbeton ∫ 38
nicht belüftet ∫ 98, 102 ∫ 72f., 96, 104 ∫ 88 Profil- ∫ 108
Dachabdichtung ∫ 86ff., 99, 121ff. Feuchtelasten ∫ 64f. Kapillarleitung ∫ 63, 71 Spannbetonhohl-
Dachanschluss ∫ 121ff. Feuchteschäden ∫ 65 Kassettenprofile ∫ 41 Sperrholz- ∫ 42
Dachaufbau ∫ 98ff. Feuchteschutz ∫ 62ff., 69f., 73 Kiesdeckung ∫ 99 Stahlbeton- ∫ 35
Dachbahnen ∫ 86ff. Feuchtespeicherung ∫ 63, 71 Kiesschüttung ∫ 92, 99 Stahl-Beton-Verbund- ∫ 36
Dachentwässerung ∫ 113ff., 121ff. Feuchtetransport ∫ 63 Knicken ∫ 31 Trog- ∫ 37

206
Sachregister/Personenregister

Profile Stützweite Wärmeverluste ∫ 59 I


Kassetten- ∫ 41 effektive ∫ 35 Wärmeverlustkoeffizient ∫ 56 Ibos, Jean-Marc ∫ 20
Stehfalz- ∫ 41 Ersatz- ∫ 35 Wärmeschutz, energiesparender ∫ 59 Isler, Heinz ∫ 19
Metalleindeckung ∫ 91 Substratschicht ∫ 92f. Warmgasschweißen ∫ 88
Profilplatten ∫ 108 Wartung ∫ 116 K
Profiltafeln ∫ 39, 41 T Wasserdampfdiffusion ∫ 63, 65, 71 Kempe, Andre ∫ 152f.
Polyesterharze ∫ 90 Tauwasserbildung ∫ 66 Wasserdampfdiffusionsstrom ∫ 65
Polyestervlies ∫ 87 Tauwasserschutz ∫ 66f. Wasserdampfkonvektion ∫ 67 L
Polymerbitumenbahnen ∫ 87 Teilsicherheitsbeiwerte ∫ 25 Wasserdampfkonzentration ∫ 63 Le Corbusier ∫ 16f.
Polystyrol-Hartschaum ∫ 94 teilvorgespanntes Glas ∫ 46 Wasserdampfpartialdruck ∫ 63 Leibinger, Regina ∫ 180ff.
Polystyrol Temperaturgefälle ∫ 50f. Wasserdampfsättigungsdruck ∫ 63 LIN ∫ 169ff.
expandiert (EPS) ∫ 94 Temperaturfaktor ∫ 56 Wassereindringtiefe ∫ 97 Loos, Adolf ∫ 14f.
extrudiert (XPS) ∫94 Terrassenhäuser ∫ 19 Wassereindringwiderstand ∫ 96f. Lurcat, André ∫ 16
Polyurethan-Hartschaum (PUR) ∫94 Textilien ∫ 93 Wasserstau ∫ 68
Porenbeton ∫ 38, 96 thermisch bedingte Längen- wasserundurchlässige Betonplatte M
punktförmige Glaslagerung ∫ 47, 110 änderungen ∫ 53 ∫ 35f., 104, 121ff. Maillart, Robert ∫ 13
thermische Beanspruchung Wellbleche ∫ 39ff. Mallet-Stevens, Robert ∫ 16
Q ∫ 53f., 68, 86f. Werkstoffunverträglichkeiten ∫ 97 Marperger, Paul Jacob ∫ 12f.
Quellschweißen ∫ 88 thermische Sanierung ∫ 116 Winddruck ∫ 28 Meck, Andreas ∫ 196f.
thermische Trennung ∫ 130, 140 Windlasten ∫ 25 Mies van der Rohe, Ludwig ∫ 14f., 18f.
R Träger Windsog ∫ 28, 98 Mondrian, Piet ∫ 16
Rahmen ∫ 30 Durchlauf- ∫ 30 winterlicher Mindestwärmeschutz ∫ 59 Murphy/Jahn Architects ∫ 32
Randabschluss ∫ 104, 110f. Einfeld- ∫ 30ff. Wurzelschutzbahn ∫ 93, 105
Rauchabzug ∫ 112 eingespannt ∫ 32 P
Raumakustik ∫ 82f. unterspannt ∫ 31 Perrault, Dominique ∫ 20
Raumfachwerk ∫ 31 Trägerrost ∫ 30 Pfleghard, Otto ∫ 13
Regengeräusche ∫ 81 Tragschicht ∫ 34ff., 98, 107 Poelzig, Hans ∫ 15
Regenschutz ∫ 64, 68f. Tragwerk ∫ 24ff. Personenregister
Regenwasserabfluss ∫ 114 Transmission ∫ 52 R
Rieselschutzschicht ∫ 101, 103 Transmissionswärmeströme ∫ 60 Rabitz, Carl ∫ 12
Rippenbauweise ∫ 42 Transmissionswärmeverlust ∫ 55, 57 A Rietveld, Gerrit ∫ 16
Rippenelement ∫ 42f. Trapezbleche ∫ 39 Ackermann und Partner ∫ 33 roos Architekten ∫ 172
Trennlage ∫ 96, 100 Adjaye, David ∫ 162f.
S Trennschicht ∫ 97 Alberti, Leon Battista ∫ 12 S
Sanierung ∫ 60, 116f., 121ff. Trittschalldämmung ∫ 80f. Andi, Giulia ∫ 169ff. Schneider + Schumacher ∫ 150f.
Schallabsorbtion ∫ 78, 82f. Trocknungsreserve ∫ 68 Atelier Kempe Thill ∫ 152f. Schunck, Eberhard ∫ 198f.
Schalldämmmaß ∫ 78 Trogplatte ∫ 37 Auer + Weber + Architekten ∫ 166ff. Schuster, Franz ∫ 17
Schalldämmung ∫ 78ff. TT-Platten ∫ 37 Shigeru Ban Architects ∫ 33
Schallimmissionsschutz ∫ 81f. B
Schalllängsdämmung ∫ 80 U Ban, Shigeru ∫ 33 T
schallabsorbierende Bauteile ∫ 83 Überkopfverglasung ∫ 47 Barkow Leibinger Architekten ∫ 180ff. Taut, Bruno ∫ 18
Schallschutz ∫ 78ff. Überlappung ∫ 88, 99 Barkow, Frank ∫ 180ff. Taut, Max ∫ 18
Schallübertragung ∫ 78ff. Umkehrdach ∫ 57f., 102f. Behrens, Peter ∫ 18 Terragni, Giuseppe ∫ 16
Schalung ∫ 25, 42 Unterkühlung ∫ 54 Benoy Architects ∫ 33 Tezuka, Takaharu ∫ 21, 194f.
Schaumglas ∫ 94f. Unterspülung ∫ 102 BIG ∫ 176ff. Tezuka, Yui ∫ 21, 194f.
Schaumkunststoffe ∫ 94 UV-Beständigkeit ∫ 88ff. Thill, Oliver ∫ 152f.
Schaumstoffmatten ∫ 96 C
Scheibentragwirkung ∫ 40 V Camenzind Gräfensteiner ∫ 33 U
Scheibenwirkung ∫ 42 Verbundsicherheitsglas ∫ 46, 91 Chipperfield, David ∫ 154ff. Ullrich, Dieter ∫ 198
Schichten ∫ 98ff. Verformung ∫ 24, 39, 45
Schimmelpilzbildung ∫ 56, 72 Verglasung ∫ 46f., 91 D V
Schneelasten ∫ 25, 27 Verkehrslärm ∫ 79 da Vinci, Leonardo ∫ 12 Valero Ramos, Elisa ∫ 174f.
Schüttung ∫ 93, 95 Verklebung ∫ 99 Dietrich, Richard J. ∫ 19 van Doesburg, Theo ∫ 16
Schutzlagen ∫ 93, 95f. Verlegung ∫ 88, 93, 108 van’t Hoff, Robert ∫ 16
Schwelbrand ∫ 74 Verschattung ∫ 60 E Vitart, Myrto ∫ 20
Sicherheitskonzept ∫ 24f., 32, 48 Vollbrand ∫ 74 Ernst, Almut ∫ 21, 189ff.
Simulationsverfahren ∫ 70 Vollholz ∫ 42 W
Solargewinne ∫ 60 Vollwandträgersystem ∫ 30 F Wright, Frank Lloyd ∫ 14f., 16
solare Einstrahlung ∫ 53, 70 vorgespannte Elementplatten ∫ 36 Foster, Norman ∫ 19
Solarzellen ∫ 91 vorgespanntes Glas ∫ 45 Fuksas, Massimiliano ∫ 20, 183ff. Y
sommerlicher Wärmeschutz ∫ 53, 60f. Yamamoto, Riken ∫ 21
Sonneneintragskennwert ∫ 60f. W G
Sonnenschutz ∫ 60f. Wandanschluss ∫ 121ff. Garnier, Tony ∫ 13
Sonnenstrahlung ∫ 51f. Warmdach ∫ 98 Geipel, Finn ∫ 169ff.
Sonnenschutz ∫ 60, 109 Wärmebrücken ∫ 56f. Gropius, Walter ∫ 14f.
Spannbetonhohlplatten ∫ 37 Wärmedämmung ∫ 60, 101 Grüntuch, Armand ∫ 21, 189ff.
Sperrschichten ∫ 96 Wärmedurchgangskoeffizient Grüntuch Ernst Architekten ∫ 189ff.
Stabwerksystem ∫ 31 ∫ 51, 55, 58
Stahlkonstruktion ∫ 30 Wärmedurchlasswiderstand H
Stahlbleche ∫ 38f. ∫ 50f., 58 Haack + Höfner Architekten 32
Stahlbeton ∫ 34ff., 96 Wärmekapazität ∫ 51 Hadid, Zaha ∫ 20, 157ff.
Stahlbeton-Verbundplatte ∫ 36 Wärmekonvektion ∫ 50 Haefli, Max ∫ 13
Stehfalzprofile ∫ 41 Wärmeleitfähigkeit ∫ 50f., 54 Haesler, Otto ∫ 18
Steifigkeitswerte ∫ 25 Wärmeleitung ∫ 50 Häusler, Samuel ∫ 12
Steinwolle ∫ 94 Wärmeschutz ∫ 50ff. Hennebique, François ∫ 13
Strahlung ∫ 51ff. Wärmeschutzglas ∫ 109 Hoffmann, Josef ∫ 16
kurzwellig ∫ 51f. Wärmestrahlung ∫ 51 Holl, Steven ∫ 186ff.
langwellig ∫ 51, 53 Wärmestrom ∫ 51, 54 Homeier + Richter ∫ 164f.
Wärme- ∫ 51 Wärmetransport ∫ 55 Hopkins, Michael ∫ 19
Strahlungsbilanz ∫ 53 Wärmeübergangskoeffizient ∫ 51, 55
Strahlungsabsorptionsgrad ∫ 51 Wärmeübertragung ∫ 54ff.
Strahlungsemissionsgrad ∫ 51 Wärmeübertragungswiderstand ∫ 55

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Autoren und Verlag danken den folgenden Sponsoren für die Förderung der Publikation:

Adolf Würth GmbH & Co. KG, Künzelsau (D)


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WOLFIN Bautechnik, Wächtersbach (D)
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SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG, Ludwigshafen am Rhein (D)

ZinCo GmbH, Unterensingen (D)

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