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“Belarus entdecken” ist eine Kultur- und Bildungsreise der besonderen Art: In das
Kolchos-Dorf Koschewitschi und die Kleinstadt Pinsk, in der bis zum Zweiten Weltkrieg
75 Prozent der Bevölkerung Juden waren und der erste Präsident Israels geboren wurde.
Orte, in denen ein Hundertjähriger bis heute sieben Mal seine Staatszugehörigkeit
wechseln musste, und wo die Bauern immer noch wie zu Sowjetzeiten im Kolchos
arbeiten. Eine Vorschau auf die Reise in ein vergessenes Land.
“Belarus entdecken” ist das Motto der Kultur- und Bildungsreise nach Koschewitschi. “Belarus
entdecken” ist der programmatische Name des Schweizer Reisebüros von Nicole Mathys. Die
Russistin und Ethnologin Nicole Mathys arbeitete 2001 erstmals für den Service Civil
International SCI in Belarus, wo sie Menschenrechts-Seminare durchführte. Danach kehrte sie
immer wieder nach Belarus zurück, um dieses Transformationsland zu beobachten, das
“gleichzeitig im Umbruch und in der Stagnation ist”.
Dabei lernte Nicole Mathys den Architekten und Ökonomen Jewgeni Peretsch kennen, der
Kolchosen in die Neuzeit transformiert. Der Kolchos war in der Sowjetunion ein
landwirtschaftlicher Grossbetrieb, den das “sozialistische Kollektiv” der Mitglieder
genossenschaftlich bewirtschaftete. Die Kolchos-Mitglieder waren formal die gemeinsamen
Eigentümer der Produktionsmittel. Der Boden gehörte aber dem Staat, der das Produktionssoll
festlegte, das zu staatlich festgesetzten Preisen abgeliefert werden musste.
Gemeinsam entwickelten Nicole Mathys und Jewgeni Peretsch eine Kultur- und Bildungsreise
der besonderen Art nach Belarus: Kleine Reisegruppen integrieren sich für zwei Wochen
vollständig in Kultur, Geschichte und Gesellschaft von Belarus. Sie “tauchen” in eine andere
Welt ein und lernen über lokale Details die grossen Zusammenhänge verstehen. Sie erleben in
Koschewitschi ein vergessenes Land, die vergessene Lebensform des Kolchos und eine
vergessene Kultur.
Vergessen ist der starke kulturelle Einfluss der Juden in Belarus, zu denen der Maler Marc
Chagall zählte. Wer weiss schon, dass 10 Prozent aller ermordeten europäischen Juden aus
Belarus kamen? Vergessen ist, dass die Städte und die Industrie im Zweiten Weltkrieg
vollständig zerstört wurden, dass 25 Prozent der Bevölkerung von der Wehrmacht ermordet
wurden und dass Belarus nach Kriegsende 3 Millionen Obdachlose zählte.
Trotzdem – oder gerade deswegen – sind die Belarussen gastfreundliche Menschen, die trotz
ihres nicht einfachen Alltags starke Lebensfreude ausstrahlen. Und trotz – oder gerade wegen –
des autokratischen Präsidenten Alexander Lukaschenko weht ein frischer Wind durch das Land.
Dieses Belarus soll eine erste kleine Reisegruppe aus der Schweiz im Juli 2010 aus
verschiedenen Perspektiven kennen lernen und mit allen Sinnen erfahren.
Mit dem Zug wird sich die erste Schweizer Reisegruppe Ende Juli 2010 dem vergessenen Land
mitten in Europa nähern. Wer weiss denn schon, dass es einen direkten Zug gibt, der von Basel
über Warschau in die belarussische Hauptstadt Minsk fährt? Mitten durch das Land der 11′000
Seen mit seinen dichten Wäldern und weiten Wiesen, das fünf Mal so gross ist wie die Schweiz.
Die Reise führt in das typische Kolchos-Dorf Koschewitschi, das wie ein Relikt aus Sowjetzeiten
im Süden von Belarus liegt. Es gibt es hier eine Schule, eine Post, eine Medizinstation und
einen Lebensmittelladen, wo auch Stiefel oder Nägel verkauft werden. Unter der Oberfläche
verbergen sich aber lokale Details, durch deren Entdeckung grosse Zusammenhänge
verständlich werden. Zum Beispiel der Hundertjährige, der nie aus seinem Dorf heraus kam,
aber bis heute sieben Mal seine Staatszugehörigkeit wechseln musste.
Zu entdecken gilt es auch die nahe gelegenen Provinzstadt Pinsk, in der bis zum Zweiten
Weltkrieg 75 Prozent der Bevölkerung Juden waren. Hier sind der erste israelische Präsident
Chaim Weizmann geboren und die israelische Premierministerin Golda Meir aufgewachsen.
Das öffentliche Leben in Pinsk war bis 1941 von Juden geprägt. Umgangssprache war Jiddisch
und am Sabbat waren Fabriken und Läden geschlossen. Umgekehrt wurden die Kleinstadt
Pinsk und das Kolchos-Dorf Koschewitschi bis ins 18. Jahrhundert und in der
Zwischenkriegszeit von Polen verwaltet, weshalb der hier geborene legendäre Journalist
Ryszard Kapuściński als Pole gilt.
Neben Kultur und Geschichte kommt die Natur nicht zu kurz, die Umgebung von Koschewitschi
lädt zu Spaziergängen und Wanderungen ein. Natur pur ist der Wodka, den die Gruppe in der
lokalen Destillerie selbst brennt und am Abend mit der Dorfbevölkerung beim traditionellen
Liederabend trinkt. Am Tag darauf schlagen sich Schweizer und Belarussen in der Banja
gegenseitig mit Bündeln von eingeweichten Birkenzweigen den Körper ab, um den Kreislauf
wieder anzuregen.
Reiseinformationen
Website: www.belarusentdecken.ch
E-Mail: info@belarusentdecken.ch
Tel. +41 31 931 33 90
HONORARFREIER ABDRUCK
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