Sie sind auf Seite 1von 72

Bewerbungsleitfaden

2. A
ufl
age

Informationen für Berufseinsteiger/innen

Eine Kooperation zwischen der HochschülerInnenschaft an der WU


und dem zBp, Zentrum für Berufsplanung.
www.oeh-wu.at

Inhaltsverzeichnis

1 Editorial 3

2 Vorbereitungsphase 4
2.1 Selbstanalyse 4
2.2 Ziele definieren 10

3 Bewerbungsphase 16
3.1 Jobsuche planen 16
3.2 Stellenangebote 19
3.3 Bewerbungsunterlagen 22
3.4 Onlinebewerbung 27
3.5 Initiativbewerbung 28
3.6 Businessetikette – Gewusst, wie 30
3.7 Das Bewerbungsgespräch 33
3.8 Assessment-Center 38
3.9 Stressinterview 41
3.10 Karrieremessen und Recruitingveranstaltungen 42
3.11 Career-Center 44

4 Berufseinstieg 46
4.1 Praktikum – Trainee – Direkteinstieg 46
4.2 Jobwahl 51
4.3 Arbeitsbeginn – die ersten Tage im Job 54
5 Karrieretipps 57
5.1 Zeitmanagement 57
5.2 Konfliktmanagement 61
5.3 Rhetorik 62
5.4 Networking 64
5.5 Lebensvision 65

1
www.oeh-wu.at

Gut beworben ist halb gewonnen!


Allzu oft hören wir Studierende, dass die richtige Bewerbung entscheidend über
den Erfolg ist. Entsprechende Ratgeber sollen uns dabei helfen, den Start in den
Job gut zu planen und liefern hilfreiche Tipps & Tricks, um die eigene Bewerbung
zu „tunen“.

Wir WU-Studierenden wissen die Leistungen und das Service, welche das Zentrum
für Berufsplanung an der WU Wien anbietet, bereits seit vielen Jahren sehr zu
schätzen. So begleitet das zBp viele Studierende sowie AbsolventInnen durch ihr
gesamtes WU-Studium. Einerseits werden künftige AkademikerInnen durch Be-
werbungsworkshops, Coachings und Präsentationen auf ihren Karrierestart opti-
mal vorbereitet. Andererseits haben AbsolventInnen auf der zBp Absolventenmes-
se die Gelegenheit mit hochkarätigen Unternehmen in direkten Kontakt zu treten.

Diese vorliegende Broschüre soll dir eine echte Hilfestellung bei der erfolgreichen
Bewerbung sein. Ich freue mich, dass die ÖH WU durch die kompetenten Berater
des zBp für diese Broschüre wertvolle Inhalte zur Verfügung gestellt bekommen
hat.

Der ÖH WU ist dein Erfolg nicht nur bis zur Sponsion, sondern auch darüber hin-
aus wichtig. Daher wünschen wir dir viel Erfolg und nicht zuletzt auch jede Menge
Spaß mit dem richtigen Job im Unternehmen deiner Wahl.

Herzliche Grüße

Manfred Buchner
(AktionsGemeinschaft WU)
Vorsitzender ÖH WU

2
www.oeh-wu.at

1. EDITORIAL
Ursula Axmann und Andrea Tschirf, zBp Geschäftsführung

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ein gelungener Jobstart muss gut geplant sein.

Der Lebenslauf und das Anschreiben gelten für einen künftigen Arbeitgeber als
erste Arbeitsprobe. Nachdem die Entscheidung in der Regel schnell fallen muss,
zählen Basics: korrekte Anrede, keine Rechtschreibfehler, Vollständigkeit.

Wer diese Hürde überstanden hat, erhält einen Interviewtermin.

Bewerbungsgespräche werden als Indiz für das spätere Verhalten im beruflichen


Umfeld interpretiert. Viele Bewerber und Bewerberinnen erkennen den Wert einer
sorgfältigen Vorbereitung erst im Lauf der ersten Interviewgespräche.

Erstklassig ausgerüstet und mit einer gesunden Portion Authentizität ist es nicht
schwierig, einen kompetenten Eindruck bei der Traumfirma zu hinterlassen. Mit der
vorliegenden Broschüre geben wir Einblick in alle Fragen zum Thema Bewerbung
und beleuchten mögliche Stolpersteine.

Die erste Ausgabe unseres Bewerbungsleitfadens hat großen Anklang gefunden.


Wir bieten jetzt unseren Studierenden in der 2. Auflage eine um das bedeutende
Thema „Berufseinstieg“ erweiterte Ausgabe an.

Wir wünschen Ihnen eine sehr erfolgreiche Bewerbungsphase und freuen uns auf
Ihren Besuch im zBp!

Ursula Axmann und Andrea Tschirf


Geschäftsführerinnen des zBp

3
www.oeh-wu.at

2 VORBEREITUNGSPHASE
2.1 SELBSTANALYSE
Es ist entscheidend, den ersten Job Die unten angeführten Fragen erhe-
nach dem erfolgreich absolvierten ben keinen Anspruch auf Vollstän-
Studium gut auszuwählen, stellt er digkeit; sie sollen als Beispiel und Ein-
doch eine Weichenstellung für die zu- stieg bei der Analysearbeit dienen.
künftige berufliche Entwicklung dar. Durch die intensive Auseinanderse-
Ähnlich wie durch die Wahl der SBWL tzung mit sich selbst, der Identi-
hat man mit dem ersten Job eine fizierung von Stärken, Schwächen,
bestimmte Richtung eingeschlagen, Fähigkeiten und Kenntnissen kommt
die sich nicht mehr so einfach verän- man meistens zu einigen Aha-Erleb-
dern lässt. Ein Produktmanager wird nissen, und es ergibt sich ein struktu-
es nicht einfach haben, ins Controlling riertes Bild der eigenen Persönlich-
zu wechseln, und ein HR-Spezialist keit. Je genauer man sich selbst
wird den Weg ins Investmentbanking kennt, desto genauer kann man ein
auch eher schwer finden. Daher sollte bestimmtes Ziel festlegen. Und das ist
diese Entscheidung wohl überlegt und wiederum die Voraussetzung dafür,
gut vorbereitet werden. den idealen Job zu finden und mühe-
volle Irrwege zu vermeiden.
Am Beginn dieser Vorbereitungspha-
se steht die Selbstanalyse. Fragen 1. Persönlichkeitsmerkmale
wie „Wer bin ich? Was ist mir wichtig?
Welche Fähigkeiten und Kenntnisse • Bin ich kommunikativ, kann ich mich
bringe ich mit?“ sollten beantwortet gut ausdrücken, mündlich bzw.
werden. Das klingt leichter, als es tat- schriftlich?
sächlich ist. Daher ist es hilfreich, • Beteilige ich mich gerne an Diskus-
wenn man diese komplexe Fra- sionen, fällt es mir leicht, andere zu
gestellung untergliedert und anhand überzeugen?
von Fragen Schritt für Schritt durch- • Spreche ich gerne vor einer Gruppe
leuchtet. von Menschen oder bevorzuge ich
das Zweiergespräch?
Die Selbstanalyse kann man in vier • Macht es mir Spaß, Entscheidun-
verschiedene Abschnitte unterteilen: gen zu treffen? Entscheide ich lie-
ber aus dem Bauch heraus oder
1. Persönlichkeitsmerkmale versuche ich Entscheidungen auf
2. Soziale Kompetenz eine möglichst breite Wissensbasis
3. Fachliches Wissen zu stellen?
4. Ausgangssituation • Ist mir Sicherheit wichtig oder bin

4
www.oeh-wu.at

ich risikofreudig? • Welche Faktoren tragen positiv


• Bin ich ein eher aktiver oder passi- bzw. negativ zu meiner Motivation
ver Mensch? bei?
• Macht es mir Spaß, direkten Kon- • Welche Werte sind mir wichtig?
takt zu Kunden zu haben? Bin ich • Was bedeutet für mich Erfolg?
serviceorientiert? Woran kann ich meinen persönli-
• Arbeite ich gerne mit Zahlen und chen Erfolg messen?
Fakten?
• Wie gehe ich mit Stress um, ab wel- 2. Soziale Kompetenz
chem Niveau ist bei mir die Grenze
von positivem, anspornendem • Arbeite ich gerne im Team, welche
Stress zu negativem Stress er- Rolle nehme ich ein?
reicht? • Kann ich gut zuhören, habe ich
• Kann ich in schwierigen Situationen empathische Fähigkeiten?
die Ruhe und den Überblick be- • Wie gehe ich mit Kritik um, kann ich
wahren? Kritik positiv verarbeiten, kann ich
• Beschäftige ich mich lieber mit vie- auch konstruktives Feedback ge-
len verschiedenen Aufgaben auf ben?
einmal oder arbeite ich lieber de- • Wie verhalte ich mich, wenn ich
tailliert an einer Sache? sehe, dass andere Schwierigkeiten
• Wie gehe ich mit Veränderungen haben, biete ich meine Hilfe an?
und Herausforderungen um? • Kann ich Hilfe von anderen anneh-
• Bevorzuge ich Routinearbeiten oder men?
ein sich ständig veränderndes • Übernehme ich Verantwortung für
Aufgabenfeld? mein eigenes Handeln und eventu-
• Wie belastbar bin ich? elle Fehler?
• Bin ich bereit, mich ständig weiter • Kann ich andere Meinungen akzep-
zu bilden, eventuell auch in meiner tieren?
Freizeit? • Kann ich zielgruppengerecht kom-
• Bin ich ein Organisationstalent? Ist munizieren?
es mir wichtig, dass alles geplant • Wie gut gelingt es mir, andere Men-
und strukturiert abläuft, oder fühle schen bei Entscheidungen mit ein-
ich mich eher im kreativen Chaos zubeziehen?
wohl? • Traue ich mir Führungskompetenz
• Habe ich ein hohes Maß an Eigen- zu bzw. habe ich bereits Führungs-
initiative und Eigenmotivation? erfahrung?

5
www.oeh-wu.at

• Kann ich auf andere Menschen zu- • Welche Praktika habe ich absol-
gehen, wie offen bin ich? viert?
• Wie groß ist mein Freundeskreis, • Welche studienbegleitende Tätig-
mein persönliches Netzwerk, was ist keiten habe ich vorzuweisen?
mir dabei wichtig? • Bei welchen anderen zusätzlichen
• Wie stehe ich zu anderen Kulturen, Tätigkeiten habe ich wichtige Fähig-
Religionen? keiten erworben (soziales Engage-
ment, Vereinstätigkeit, Nachhilfe,
3. Fachliches Wissen sportliches Engagement …)?

• Welche Studienrichtung, welche 4. Ausgangssituation


Spezialisierung habe ich gewählt?
• Womit befasst sich meine Diplom- • Wann werde ich das Studium ab-
arbeit? schließen?
• Welche Seminararbeiten habe ich • Möchte ich eventuell bereits wäh-
verfasst, welche und wie viele Prä- rend des Verfassens der Diplomar-
sentationen habe ich gemacht? beit arbeiten?
• Habe ich im Rahmen einer Projekt- • Wann genau soll mein tatsächlicher
tätigkeit intensiv mit einem Unter- Berufseinstieg sein?
nehmen zusammengearbeitet, wel- • Plane ich vor dem Arbeitsbeginn
chen Einblick ins Unternehmen ha- noch einen längeren Urlaub?
be ich bekommen, was war mein • Will ich nach Abschluss des Stu-
Lerneffekt? diums (Bachelor bzw. Magister)
• Habe ich im Ausland studiert oder noch ein Master- bzw. Doktoratsstu-
gearbeitet, welche Erfahrungen dium anhängen? Will ich dazwi-
habe ich mitgenommen? schen Arbeitserfahrung sammeln?
• Welche zusätzlichen Fähigkeiten Wie lange will ich dazwischen ar-
habe ich erlernt (z. B. Präsenta- beiten?
tionstechnik, Kommunikationstrai- • Möchte ich im Ausland arbeiten?
ning …)? • Will ich zunächst ein Praktikum
• Habe ich andere Ausbildungen ab- machen?
geschlossen (z. B. Lehrgänge, • Muss ich noch den Präsenzdienst
Buchhaltungskurs, Trainerausbil- ableisten?
dung …)?
• Über welche Sprach- bzw. PC- Die Checkliste der verschiedenen
Kenntnisse verfüge ich? Charaktereigenschaften (rechts) soll

6
www.oeh-wu.at

Checkliste Selbstanalyse
1 = trifft vollständig zu, 2 = trifft zu, 3 = trifft teilweise zu, 4 = trifft nicht zu

1 2 3 4 kundenorientiert
anpassungsfähig leistungsorientiert
aufmerksam lernbereit
ausdauernd loyal
autoritär misstrauisch
begeisterungsfähig nervös
belastbar objektiv
chaotisch optimistisch
dominant ordnungsliebend
durchsetzungsfreudig passiv
ehrgeizig pflichtbewusst
engagiert risikobereit
entscheidungsfreudig ruhig
flexibel sachlich-nüchtern
fordernd schlagfertig
fortschrittlich schüchtern
freundlich selbständig
geduldig selbstkritisch
gehemmt selbstsicher
gelassen sensibel
gerecht sorgfältig
gutmütig spontan
hartnäckig sympathisch
hilfsbereit tatkräftig
höflich teamfähig
humorvoll temperamentvoll
impulsiv tolerant
integrationsfähig überzeugungsstark
intrigant ungeduldig
introvertiert unsicher
kollegial verantwortungsbewusst
kommunikationsfähig verlässlich
kompetent verständnisvoll
kompromissbereit vielseitig
kooperativ willensstark
kreativ zielstrebig

kritikfähig zweifelnd

7
www.oeh-wu.at

als Hilfestellung bei der Identifikation wege aufzuzeigen und die Wahl zu er-
und Bewertung der eigenen Fähig- leichtern.
keiten dienen!
zBp Tipp
Selbstbild – Fremdbild • Rechtzeitig mit der Vorbereitung begin-
nen, idealerweise ca. ein Jahr vor Stu-
Idealerweise sollte man die Aus- dienende.
wertung der Checkliste und die • Das eigene Profil kann man auch mit
Resultate der Fragen mit Freunden Freunden oder Verwandten, die bereits
Arbeitserfahrung haben, mit Professor/
oder den Eltern diskutieren, die
inn/en oder auch Unternehmensvertre-
sicherlich noch einige interessante tern besprechen, um herauszufinden,
Aspekte hinzufügen können. Darüber welche Positionen zu den eigenen
hinaus ist ein Vergleich Selbstbild – Fähigkeiten und Vorstellungen passen
Fremdbild äußerst hilfreich, zum und welche Qualifikationen für welchen
einen, weil es oft erstaunlich ist, zu Job erwartet werden. Oft erfährt man
dadurch auch von Tätigkeitsfeldern, die
sehen, welche Unterschiede beste-
interessant sind und die man bis jetzt
hen und wie oft man sich unterschätzt vielleicht noch gar nicht bedacht hat.
und für sich selbst zu hohe Maßstäbe • Je präziser und ehrlicher die Antworten
setzt. Zum anderen bekommt man sind, desto effektiver wird das Ergeb-
dadurch wertvolles Feedback, wie nis.
man auf andere wirkt, das heißt, wie
man dann wahrscheinlich auch im
Vorstellungsgespräch wirken wird. Ist
man da mit einigen Aussagen und
Bewertungen nicht zufrieden, kann
man noch rechtzeitig daran arbeiten.

Vielen Jobsuchenden bereitet gerade


die Phase der Selbsteinschätzung
große Schwierigkeiten. Hier besteht
die Möglichkeit, eine Potentialanalyse
durchzuführen, die Stärken und
Schwächen identifiziert. Eine Kar-
riereberatung oder ein Coachingge-
spräch kann ebenfalls sehr hilfreich
sein, um mögliche passende Berufs-

8
www.oeh-wu.at

2.2 ZIELE DEFINIEREN


Besonders nach dem Wirtschaftsstu- „Finanzierungsjobs“ (z. B. Controlling,
dium stellt das breite Angebot an Tä- Rechnungswesen, Audit, Steuer-
tigkeitsfeldern, unterschiedlichen beratung, Wirtschaftsprüfung, Invest-
Branchen, Unternehmensgrößen und mentbanking, Riskmanagement …)
-kulturen eine nur schwer überschau- machen 51 Prozent der angebotenen
bare Vielfalt an Möglichkeiten für den Stellen aus, aber nur 15 Prozent der
Berufseinstieg dar. Absolvent/inn/en sehen ihre Zukunft
auch in finanzlastigen Jobs.

Angebot und Nachfrage auf dem


Jobmarkt Genau umgekehrt verhält es sich mit
dem Thema „Marketing“ (z. B. Marke-
ting, Produktmanagement, Sorti-
Eine Orientierungshilfe sind in diesem mentsmanagement, Eventmanage-
Zusammenhang die untenstehenden ment, Mitarbeiter in einer Werbeagen-
Graphiken, die eine Gegenüberstel- tur, einem Marktforschungsinstitut
lung von Angebot und Nachfrage auf oder einer PR-Agentur …). Hier wol-
dem Jobmarkt – speziell für Wirt- len 34 Prozent der Absolvent/inn/en
schaftsabsolvent/inn/en – aus dem tätig werden, der Markt stellt aber nur
Jahr 2007 zeigen. 12 Prozent an Angeboten zur Ver-
fügung. Einen deutlichen Überhang
Die erste Graphik zeigt das Angebot auf der Nachfrageseite gibt es auch
der Wirtschaft: Wie viele Jobs werden für den Bereich „Trainee“, dieser
in welchen Funktionsbereichen ange- spricht 15 Prozent der Berufsein-
boten? Die Graphik zeigt außerdem steiger an, aber nur vier Prozent der
die Nachfrage der Jobsuchenden: In angebotenen Positionen sind tatsäch-
welchen Tätigkeitsfeldern wollen Wirt- lich Traineeprogramme.
schaftsabsolvent/inn/en am liebsten
arbeiten? Anhand dieser Graphik kann man gut
erkennen, in welchen Bereichen die
Hier ist klar ersichtlich, dass die größ- Chancen groß sind, wo man daher
ten Unterschiede zwischen Angebot viele Jobangebote und eher weniger
und Nachfrage in den Bereichen Mitbewerber/innen erwarten kann und
„Finanz- und Rechnungswesen“, vice versa.
„Marketing“ und „Trainee“ bestehen.
Weiters sieht man, in welchen Berufs-

10
www.oeh-wu.at

Stellenangebote und Nachfrage Wirtschaftsakademiker/inn/en 2007, zBp

feldern tendenziell eher weniger Ein- von vorne. Zweitens wird man einen
stiegspositionen angeboten werden, guten Personalisten im Gespräch
wie z. B. Personal, VWL oder Logistik. nicht überzeugen können, da ein nicht
In diesen Fällen hält sich aber das authentisches Auftreten und gespielte
Angebot mit der Nachfrage auch Begeisterung meistens schnell durch-
ungefähr die Waage. schaut werden.

Nun macht es aber wenig Sinn, sich Die Schlussfolgerung aus dem genan-
für Finanzjobs zu bewerben, nur weil nten Zahlenmaterial kann somit nur
es dort mehr Stellenangebote gibt, sein, dass man in manchen Bereichen
obwohl das eigene Interesse eindeu- mit größeren Hürden rechnen muss
tig in Richtung Marketing geht. Ers- (mehr Konkurrenz, weniger Auswahl,
tens würde man sich selbst damit auf längere Bewerbungsdauer …), seiner
längere Sicht keinen Gefallen tun. „Berufung“ sollte man aber trotzdem
Man kann sich mit dem gewählten Job treu bleiben. Durch rechtzeitige und
nicht identifizieren, steht nach kurzer überlegte Planung kann man seine
Zeit wieder vor derselben Situation, Ausgangssituation verbessern, indem
und der Bewerbungsprozess beginnt man zielgerichtet Entscheidungen

11
www.oeh-wu.at

trifft (Wahl der SBWL, Auslandserfah- sprechen mich an und warum?


rung, Praktika, Teilzeitjobs, Zusatz- • Welche spezifischen Anforderungen
qualifikationen, Notendurchschnitt …). haben die jeweiligen Jobs? Ent-
sprechen sie meinen Wünschen
Hat man sich für einen oder auch und Qualifikationen?
mehrere Bereiche entschieden, gilt • Welche Aufstiegsmöglichkeiten sind
es, die weiteren Kriterien abzuklären, mit dieser Position verbunden?
die für die Wahl des ersten Jobs nach • Wünsche ich mir einen „sanften“
Studienende ausschlaggebend sind. Einstieg, wo mir beispielsweise ein
Die Kriterien lassen sich unterteilen in: Mentor zur Seite gestellt wird, oder
sehe ich den Sprung ins kalte
1. Berufsbilder Wasser als Herausforderung an?
2. Branchen • Wie groß sind die Chancen, in die-
3. Unternehmen sem Beruf tätig sein zu können?
4. Persönliche Faktoren
2. Branchen
1. Berufsbilder
• Welche Branchen sprechen mich
In den verschiedenen Tätigkeitsbe- an, welche kann ich ausschließen,
reichen gibt es eine Reihe von Posi- welche Unterschiede gibt es?
tionen, die man vielleicht im ersten • Gibt es vor allem Klein- und Mittel-
Moment nicht bedacht hat. Daher ist betriebe in dieser Branche oder
es auf jeden Fall empfehlenswert, sich eher Großkonzerne?
mit dieser Frage intensiv auseinander • Wie groß ist der Anteil der Wirt-
zu setzen und möglichst viele schaftsakademiker/innen in dieser
Informationen einzuholen. Informa- Branche?
tionsquellen sind z. B. das Internet, • Expandiert oder schrumpft die Bran-
der persönliche Kontakt bei Firmen- che?
präsentationen oder Recruiting- • Wie ist die Gehaltsstruktur in der
messen, verschiedene Karrierefüh- gewählten Branche?
rer/Karriereratgeber oder ein Bera-
tungsgespräch im Rahmen eines 3. Unternehmen
Karrierecoachings.
• Möchte ich eher in einem kleinen,
• Welche unterschiedlichen Berufs- mittelständischen Unternehmen
bilder/Positionen gibt es? Welche oder in einem international tätigen

12
www.oeh-wu.at

• Wie mobil bin ich? Möchte ich gerne


im Ausland arbeiten oder viel rei-
sen?
• Bin ich bereit, meinen Wohnsitz
innerhalb Österreichs für den Job zu
wechseln? Welche Anfahrzeit zu
meiner Arbeitsstelle ist für mich
akzeptabel?
• Wie sieht meine private Zukunfts-
planung aus (Familie, Kinder)? Soll
Expertinnengespräch mit Christiana Dannenmaier
die Möglichkeit für eine spätere Teil-
Konzern arbeiten? zeitbeschäftigung gegeben sein?
• Welche Faktoren machen für mich
einen interessanten Arbeitgeber aus Welche persönlichen Fähigkeiten
(Präsenz auf dem Markt, finanzielle erwartet das Unternehmen ?
Stärke des Unternehmens, dynami-
sche Organisation, Innovations- Bei der Bewerberauswahl legen Per-
stärke, flache Hierarchien, unbüro- sonalisten nicht nur Wert auf die fach-
kratische Entscheidungs- und Kom- liche Qualifikation, ganz entscheidend
munikationswege, kleines/großes ist auch, dass die persönlichen Fähig-
Team, Produktpalette, Leistungs- keiten den Anforderungen des Jobs
angebot …) entsprechen.
• Welche Unternehmenskultur und
welches Betriebsklima sprechen Fragen wie z. B. „Wer von den Bewer-
mich an? ber/inne/n passt am besten zur Unter-
nehmenskultur, wer kann sich in das
4. Persönliche Faktoren bestehende Team und die gelebten
Werte des Unternehmens am besten
• Welchen Anspruch habe ich an mei- einfügen?“ werden in der Entschei-
ne Work-Life-Balance? Wie soll das dungsfindung bewertet. In vielen Fäl-
Verhältnis zwischen Arbeits- und len geben „Soft Facts“ den Ausschlag
Freizeit sein? Was ist mein oberes bei der Entscheidung, wer das Ren-
Arbeitszeitlimit? nen um die gewünschte Position
• Welche Gehaltsvorstellungen habe macht, wenn sich die fachlichen Qua-
ich? Passen sie zu der Position/ lifikationen der Mitbewerber/innen
Branche? wenig unterscheiden.

13
www.oeh-wu.at

Die Tabelle auf Seite 15 zeigt, welche Persönliche Qualifikation:


„Soft Facts“ Unternehmen von ihren
zukünftigen Mitarbeitern, mit wirt- • Lernbereitschaft
schaftswissenschaftlichem Studien- • Reisebereitschaft
abschluss, erwarten: • Soziale Kompetenz
• Innovatives Denken
Welche Anforderungen werden • Networkingkompetenz
speziell an zukünftige Führungs- • Interkulturelle Kompetenz
kräfte gestellt? • Veränderungsbereitschaft
• Flexibilität
Wer sich für eine zukünftige Manage- • „Drive“ und Eigenmotivation
mentposition bewerben oder die Kar-
riere bei Topunternehmen starten
will, muss höhere Anforderungen
erfüllen können.

Jedes Unternehmen hat seine spezi-


fische Kriterienliste und Bewertungs-
skala, häufig werden folgende Quali-
fikationen erwartet:

Fachliche Qualifikation:

• Kurze Studiendauer
• Guter Notendurchschnitt
• Auslandserfahrung (mindestens
sechs Monate an einer ausländi-
schen Universität und/oder Prakti-
kum im Ausland)
• Fachspezifische Arbeitserfahrung
in Form von Praktika oder studien-
begleitender Tätigkeit
• Lückenloser Lebenslauf
• Sehr gute EDV- und Sprachkennt-
nisse

14
www.oeh-wu.at

Recruitingkriterien Wirtschaftsakademiker/innen, Staufenbiel

15
www.oeh-wu.at

3 BEWERBUNGSPHASE
3.1 JOBSUCHE PLANEN
Eine gründliche Vorbereitung vor dem Wer ist der potentielle neue Arbeit-
Abschicken der Bewerbungen und geber?
dem ersten Interview ist besonders
wichtig. Diese sollte möglichst früh be- Eine der wichtigsten Aufgaben vor
gonnen werden. Dazu gehören die dem Vorstellungsgespräch ist es, sich
laufende Beschäftigung mit den Ent- ausführlich über den potentiellen Ar-
wicklungen in den Unternehmen und beitgeber zu erkundigen. Folgende
auf dem Markt, die genaue Recher- Checkliste soll helfen, die wichtigsten
che über das in Frage kommende Fragen abzuklären:
Unternehmen (Unternehmensdaten,
Anzahl der Mitarbeiter, Standorte, Checkliste - Unternehmensinformation
Produkte …) und die Beschäftigung • Wie groß ist das Unternehmen, ist es
mit den aktuellen Stelleninseraten. So ein international tätiger Konzern, han-
delt es sich um einen mittelständischen
kann man sichergehen, dass man
Betrieb?
keine interessanten Jobangebote • In welchen Ländern ist das Unterneh-
übersieht und alle Möglichkeiten aus- men tätig?
schöpft. • Wie viele Mitarbeiter beschäftigt das
Unternehmen weltweit/in Österreich?
zBp Tipp - Vorgehensweise • Wie viele Standorte hat das Unterneh-
• Rechtzeitig vor der Bewerbungsphase men in Österreich und wo?
die Wirtschaftsteile der Zeitungen und • Wie viele Mitarbeiter hat der Standort,
Fachzeitschriften lesen (um im Inter- für den ich mich interessiere?
view auf dem neuesten Stand zu sein). • Welche Unternehmensstruktur hat das
• Durch die laufende Analyse von Stel- Unternehmen, welche Abteilungen gibt
lenausschreibungen bekommt man es?
einen guten Einblick, welche Positionen • Welche Rechtsform hat das Unterneh-
zurzeit stark nachgefragt werden, wo men?
die Jobchancen besonders gut sind. • In welcher Branche ist das Unterneh-
• Aus aktuellen Inseraten kann man her- men tätig?
auslesen, welche Struktur und Abtei- • Welche Marktposition hat das Unter-
lungen ein Unternehmen hat, auf wel- nehmen?
che Qualifikationen (fachlich und per- • Größere Veränderungen geplant
sönlich) ein Unternehmen besonderen (Merger, Ausweitung des Marktes in
Wert legt. den Osten, Börsegang, neue Produkt-
• Meistens sind der Name und die Kon- linien …)?
taktdaten des Personalverantwortlichen • Welche Produkte/Dienstleistungen ver-
angeführt (diese Informationen können treibt das Unternehmen?
vor allem bei Initiativbewerbungen hilf- • Welche Unternehmensphilosophie bzw.
reich sein). welches Leitbild hat das Unternehmen?

16
www.oeh-wu.at

• Informieren Sie sich über die Ge-


schichte der Firma.
• Spezifische Informationen für den je-
weiligen Bereich, für den man sich inte-
ressiert (ein/e Bewerber/in für eine
Marketingposition sollte z. B. in
Erfahrung bringen, welche Produkte
zurzeit über welche Kanäle vertrieben
und beworben werden …).

Es kann natürlich sein, dass man


nicht an alle oben erwähnten Daten Welche Wege gibt es, an Jobs zu
und Fakten heran kommt, trotzdem kommen?
sollte man versuchen, sich so umfas-
send wie möglich zu informieren. Im Wo kann man nun mit der Suche be-
Gespräch kann man durch einen gro- ginnen, wo findet man den Traumjob?
ßen Wissensstand viele Pluspunkte Hier gibt es eine Reihe von klassi-
sammeln, generell überzeugender schen Wegen, die man beschreiten
auftreten, vor allem im Vergleich zu kann, und das Internet hat in den letz-
nicht gut informierten Mitbewerber/ ten Jahren noch eine Vielzahl an
inne/n, und auch die richtigen Fragen Varianten hinzugefügt:
stellen. Auf vieles im Gespräch kann
man sich nicht vorbereiten, aber das • Inserate in Zeitungen
wichtige Beurteilungskriterium „Wie • Universitäre Career-Center
groß ist die Begeisterung für unser • Stellenausschreibungen in Internet-
Unternehmen?“ kann man durch gute Jobplattformen
Vorbereitung positiv beeinflussen. • Stellenausschreibungen auf den
Unternehmenswebsites
Informationsquellen • Initiativbewerbungen
• Einschreibung in die Datenbank von
Als Informationsquellen können die- Career-Centern/Personalberater-
nen: z. B. Internet, PR-Abteilung des firmen
Unternehmens (Geschäftsberichte, • Karrieremessen/Karriereevents
Produktinformationen, Leitbilder, Wer- • Persönliche Kontakte (Freunde,
bebroschüren), Industrie- und Han- Eltern, Bekannte …)
delskammer, Presseinformationen, • Eigenes berufliches Netzwerk nut-
Bekanntenkreis. zen (Kontakte, die durch Praktika

17
www.oeh-wu.at

oder Teilzeittätigkeit während des Wie lange dauert die Jobsuche?


Studiums entstanden sind)
• Kontakte nutzen, die durch Arbeiten Die nachstehende Tabelle zeigt die
während des Studiums entstanden Dauer der Jobsuche in Monaten
sind (Projekttätigkeiten bei Unter- nach Beendigung eines Studiums
nehmen, Kontakt zu Profes- (Angaben in Prozent). Die angeführ-
sor/inn/en oder Instituten an der ten Zahlen sollen nur als grobe
Universität) Richtwerte interpretiert werden.
• Eigeninserate Österreich Europa
• Selbstständigkeit 0 Monate 37 33
1–3 Monate 30 35
Wie viele Bewerbungen muss ich 4–6 Monate 16 15
losschicken, bis ich den richtigen 7–12 Monate 11 10
Job gefunden habe? 13–24 Monate 5 5
55+ Monate 1 2
Diese Frage lässt sich nicht eindeutig Quelle: H. Schomburg/U. Teichler, Springer-Verlag 2006, S. 54

beantworten, die Zahl der notwendi-


gen Bewerbungen ist abhängig von
den eigenen Qualifikationen, von der
Bandbreite des eigenen Interessen-
gebietes und natürlich auch sehr stark
von der ausgewählten Branche und
Position.

Aus der folgenden Tabelle kann man


herauslesen, bei wie vielen Unterneh-
men sich junge Wirtschaftsakademi-
ker/innen durchschnittlich bewerben
(Angaben in Prozent):
Österreich Europa
0 Arbeitgeber 9 9
1–3 Arbeitgeber 26 31
4–10 Arbeitgeber 28 28
11–20 Arbeitgeber 12 11
21–50 Arbeitgeber 15 12
51+ Arbeitgeber 10 8
Quelle: H. Schomburg/U. Teichler, Springer-Verlag 2006, S. 56

18
www.oeh-wu.at

3.2 STELLENANGEBOTE
Wenn man in einer Zeitung oder auch Unternehmen entwickelt, welche
im Internet ein Stellenangebot liest, Märkte angestrebt werden, …).
kommt häufig die Frage auf, ob man
den Anforderungen, die gestellt wer- 2. Das Inserat wird über eine Per-
den, entspricht, ob man über- oder sonalberatung ausgeschrieben. Die
unterqualifiziert ist und ob man sich Personalberatung übernimmt in
daher bewerben soll. den meisten Fällen auch die Vorse-
lektion und die erste(n) Gesprächs-
Stellenangebote findet man in ver- runde(n).
schiedenen Medien:
3. Imageinserat: Hier geht es dem
• Zeitungen – hier sind vor allem die Unternehmen mehr um die Werbe-
Wochenendausgaben interessant und Öffentlichkeitswirksamkeit.
• Universitäre Career-Center Meistens handelt es sich um Fir-
• Fachzeitschriften – hier werden men, die laufend neue Mitarbeiter
eher Fach- oder Führungskräfte suchen, auch wenn im Moment
gesucht eventuell keine spezifische Position
• Internet-Jobanbieter ausgeschrieben ist.
• Jobplattformen auf den Websites
der Unternehmen Bei einem Inserat muss man auch
zwischen den Zeilen lesen können.
Welche Art von Stellenangeboten Welche Anforderungen müssen unbe-
gibt es? dingt erfüllt werden, welche sind somit
„Knock-out“-Kriterien? Erfüllt man
1. Ein Inserat kann direkt vom diese nicht, wird die Bewerbung keine
suchenden Unternehmen veröffent- Chance haben. Auf der anderen Seite
licht werden. Dabei gibt es noch die sind manche Kriterien nur „nice to
Unterscheidung, ob der Name bzw. have“, kann man diese vorweisen, ist
das Logo des Unternehmens auf- das ein Plus für die Bewerbung, wenn
scheint oder ob das Inserat ver- nicht, bedeutet das noch nicht auto-
deckt geschaltet wird. Eine ver- matisch das Aus. Ob man dann zu
deckte Schaltung kann verschiede- einem Gespräch eingeladen wird oder
ne Gründe haben (z. B. wird eine nicht, hängt stark von den Qualifika-
heikle Position ausgeschrieben tionen der Mitbewerber/innen ab.
oder die Konkurrenz soll nicht wis-
sen, in welche Richtung sich ein

19
www.oeh-wu.at

zBp Tipp - Vorgehensweise • „ … Jahre Berufserfahrung sind


• Idealerweise legt man sich eine Mappe erforderlich.“
an, in der alle Inserate und Informatio- • „Sie können … nachweisen.“
nen zu den jeweiligen Stellen gesam- • „ … ist für Sie selbstverständlich.“
melt werden. Diese Mappe erweist sich
als sehr hilfreich, wenn man sich für 2. „Nice to have“-Kriterium
mehrere Positionen beworben hat. Mel-
det sich ein Unternehmen telefonisch
zurück, ist es gut, wenn man das je- • „ … ist von Vorteil.“
weilige Inserat schnell zur Hand hat, • „Idealerweise …“
damit man sich z. B. speziell auf die im • „ … wäre wünschenswert.“
Inserat geforderten Qualifikationen be-
ziehen kann.
Grundsätzlich gilt, dass man sich für
• Inserate ausdrucken oder ausschnei-
den und zu den gesammelten Bewer- eine Position bewerben kann, wenn
berunterlagen geben. man ca. 80 Prozent der Anforderun-
• Datum und Quelle notieren. gen erfüllt. Das Inserat stellt die Ideal-
• Stellenbeschreibung genau durchlesen, vorstellung des Unternehmens dar,
passt das Unternehmen, die Aufgaben- einen Mitarbeiter, der alle Wünsche
beschreibung, das Anforderungsprofil
des Unternehmens zu 100 Prozent
zu den eigenen Plänen, Vorstellungen,
Qualifikationen und Fähigkeiten? perfekt abdeckt, gibt es meist nicht.
• „Knock-out“- bzw. „Nice to have“- Daher ist es wichtig, sich nicht ab-
Kriterien herausfiltern. schrecken zu lassen, wenn eine Stel-
lenbeschreibung interessant klingt. Ist
Wie kann man die Wortwahl des man auf den absoluten Traumjob
Unternehmens interpretieren? gestoßen, sollte man die Bewerbung
auch abschicken, wenn man weniger
Dazu einige Beispiele: Kriterien erfüllt. Die Chance, die Be-
geisterung im Motivationsschreiben
1. „Knock-out“-Kriterium ausdrücken und damit punkten zu
können, ist auf jeden Fall so groß,
• „Sie haben …“ dass man sie sich nicht entgehen las-
• „Sie bringen … mit.“ sen sollte.
• „Wir erwarten …“
• „ … ist Voraussetzung.“
• „Grundvoraussetzung ist …“
• „Mindestens … Jahre Berufser-
fahrung.“

20
www.oeh-wu.at

3.3 BEWERBUNGSUNTERLAGEN
Die Bewerbungsunterlagen stellen in In manchen Stellenausschreibungen
den meisten Fällen den ersten Kon- wird explizit nur der Lebenslauf ver-
takt zwischen dem Jobsuchenden und langt, an diese Vorgaben sollte man
dem Unternehmen dar. Sie stehen für sich auch halten, mit der Angabe, im
den ersten Eindruck, den man beim Bedarfsfall weitere Dokumente gerne
späteren Arbeitgeber machen kann, nachzuschicken.
sie sind somit die Visitenkarten des
Bewerbers/der Bewerberin. Wie bekomme ich den Fuß in die
Tür?
Für die Personalisten sind die Infor-
mationen, die man neben Zahlen, Die schriftliche Bewerbung soll den
Daten und Fakten zwischen den Zei- Adressaten von den spezifischen
len herauslesen kann, die einzige Qualifikationen und besonderen
Chance, mehr über die Kandidat/inn/ Eignungen im Hinblick auf die zu
en zu erfahren. Daher darf man die besetzende Position überzeugen.
Möglichkeit nicht ungenutzt verstrei-
chen lassen, durch individuelles Welche Faktoren sind zu beach-
Selbstmarketing auf sich aufmerksam ten?
zu machen.
1. Professionalität
Wichtig ist es, für die Gestaltung und
Formulierung ausreichend Zeit einzu- Das Um und Auf der Bewerbung. Feh-
planen, eigene Kreativität einfließen ler sind nicht erlaubt.
zu lassen und die Unterlagen sorgfäl-
tig auszuarbeiten. Das Ziel sollte sein, Wenn bereits im Motivationsschreiben
ein möglichst authentisches und posi- Rechtschreib- oder Formfehler vor-
tives Bild der eigenen Persönlichkeit handen sind, widersprüchliche Aus-
entstehen zu lassen. sagen auffallen, der Name der An-
sprechperson falsch geschrieben ist,
Vollständige Bewerbungsunterlagen der Firmenname der Konkurrenz auf-
bestehen aus scheint, weil die Massenbewerbung
nicht genau genug ausgebessert
• Motivationsschreiben wurde, wird das garantiert keine guten
• Lebenslauf inklusive Foto Rückschlüsse auf den Absender
• Zeugnissen zulassen. Im schlechtesten Fall sind
solche „kleinen Fehler“ bereits Grund

22
www.oeh-wu.at

genug, die Bewerbung auszusortie- 3. Hineinversetzen in den Personal-


ren. chef

2. Individualität Was kann man tun, um dem Perso-


nalverantwortlichen die Arbeit mög-
Individualität in der Bewerbung ist lichst leicht und angenehm zu
nicht gleichzusetzen mit besonders machen? Man muss bedenken, dass
kreativ gestalteten Unterlagen. Für pro Stellenausschreibung eventuell
den Personalisten bedeutet es eine 100 oder mehr Bewerbungen auf dem
Zeitersparnis, wenn er sich in den Tisch des Personalverantwortlichen
Bewerbungsunterlagen sofort zu- landen, dass pro Durchsicht der Be-
rechtfindet. Da ist die Orientierung an werbungsunterlagen nur wenige
einer Standardvorlage und -strukturie- Minuten einkalkuliert werden können.
rung sicher hilfreich. In diesem knappen Zeitraum muss
man überzeugen.
Individualität bedeutet, dass die
Einzigartigkeit der eigenen Person he- Gleich zu Beginn sollte präzise ange-
rausgearbeitet wird. Welche Be- geben sein, für welche Position man
reicherung für das Unternehmen stellt sich bewirbt (erster Satz im Anschrei-
man dar, welche besonderen Kennt- ben oder im Betreff bei einem E-Mail).
nisse und Fähigkeiten passen speziell Damit kann man sicherstellen, dass
zu der ausgeschriebenen Position? die Bewerbung klar zugeordnet wer-
den kann.
Das soll nicht bedeuten, dass man gar
nicht kreativ sein darf. Manche Posi- Durch eine allgemein gehaltene Aus-
tionen (z. B. Bewerbung für eine Wer- sage wie z. B. nur „Bewerbung“ kann
beagentur) verlangen nach Kreativi- man sich unter Umständen schon den
tät, hier sind sicherlich ungewöhnli- Ärger des Personalisten zuziehen, be-
che, aus der Masse hervorstechende sonders wenn das Unternehmen
Bewerbungsunterlagen sinnvoll. mehrere Positionen gleichzeitig aus-
geschrieben hat, die vom Aufgaben-
Generell gilt: Die Art der Gestaltung profil her ähnlich sind.
sollte zu dem angestrebten Unter-
nehmen und der jeweiligen Position Die Bewerbungsunterlagen sollten
passen. nicht zu umfangreich sein, Inhalt und
Struktur sollten schnell erfasst werden

23
www.oeh-wu.at

können. Qualifikationen habe ich vorzuwei-


sen?
Auch eine teure, kompliziert aufge- • Warum sollte sich das Unterneh-
baute Bewerbungsmappe ist nicht men gerade für mich entscheiden?
notwendig. Vielfach sind die verschie-
denen Faltelemente eher mühevoll zu Das typische Motivationsschreiben ist
handhaben. Eine einfache Variante in drei Teile gegliedert:
(z. B. eine Klemmschiene) ist vollkom-
men ausreichend, viel entscheidender 1. Einleitung
ist die Qualität des Inhaltes. 2. Hauptteil
3. Schluss
zBp Tipp
• Bewerbung gezielt an die jeweilige 1. Einleitung
Position anpassen.
• Allgemeingültige Aussagen vermeiden. Ein korrekt geschriebener Name der
• Weniger ist mehr – kurze, präzise und Ansprechperson ist essentiell. Ein
aussagekräftige Formulierungen. Fehler in der Schreibweise fällt garan-
• Aussagen mit konkreten Beispielen
untermauern.
tiert auf und ist ein denkbar ungünsti-
• Umfang der Bewerbung überschaubar ger Einstieg.
halten.
• Klare Strukturierung. Im Einleitungssatz kann man die Po–
• Serienbriefe vermeiden. sitionsbezeichnung und gegebenen-
• Den Text vor dem Abschicken immer falls die Referenznummer angeben
Korrektur lesen, eventuell auch von
einer zweiten Person.
und wo man von der offenen Position
gehört hat. Gut ist es auch, wenn
gleich zu Beginn Interesse und
3.3.1 MOTIVATIONSSCHREIBEN Begeisterung vermittelt werden kön-
nen.
Im Motivationsschreiben sollten fol-
gende Fragen beantwortet werden: 2. Hauptteil

• Was ist meine Ausgangssituation, Hier sollte für den Leser zunächst klar
was sind meine Ziele? gestellt werden, wie der Status quo
• Warum interessiere ich mich für das ist:
Unternehmen/die Position?
• Welche fachlichen und persönlichen • In welchem Stadium des Studiums

24
www.oeh-wu.at

befindet man sich? Der Umfang des Motivationsschrei-


• Ist das Studium bereits abgeschlos- bens sollte eine Seite nicht überstei-
sen? gen, idealerweise ist es sogar etwas
• Ist man im Moment in einem ande- kürzer gefasst.
ren Unternehmen tätig?
zBp Tipp
Die Beschreibung, warum man sich • Bei der Wahrheit bleiben.
für das Unternehmen und speziell für • Authentisch bleiben.
die ausgeschriebene Stelle interes- • Knapp und prägnant formulieren.
siert, ist ein entscheidender Punkt, auf • Beispiele nennen.
• Positiv formulieren.
den großes Augenmerk gelegt wer-
• Konjunktiv vermeiden.
den sollte.

Danach folgt die Darstellung der eige- 3.3.2 LEBENSLAUF


nen Qualifikationen und Fähigkeiten,
die sich natürlich stark an den im In Österreich ist es üblich, dass der
Inserat gewünschten Anforderungen Lebenslauf ungefähr zwei Seiten lang
orientieren sollte. Hier werden neben ist. Anders ist das allerdings für Ab-
den persönlichen Eigenschaften die solvent/inn/en mit mehrjähriger Be-
Studienrichtung, der Studienschwer- rufserfahrung, hier kann der Lebens-
punkt und auch positions- und bran- lauf entsprechend länger sein.
chenrelevante Berufserfahrungen an-
geführt. Es gibt auch einen standardisierten
europäischen Lebenslauf, der sehr
Hilfreich ist es dabei, praktische Bei- viel umfangreicher ist, weil jeder ein-
spiele aus dem bisherigen Studien- zelne Punkt in der Chronologie sehr
bzw. Karriereverlauf für die Begrün- differenziert dargestellt wird. Ob man
dung der Eignung heranzuziehen. diesen europäischen Lebenslauf eins
zu eins übernimmt oder nur zur
3. Schluss Orientierung benützt, wie ein Curricu-
lum Vitae aufgebaut werden kann, ist
Den Abschluss bildet eine kurze Ver- eine Entscheidung, die jeder individu-
abschiedung, in der auch der Wunsch ell treffen kann.
nach einem persönlichen Gespräch
ausgedrückt werden sollte. Wichtig ist, dass der Lebenslauf klar
strukturiert ist und auf den ersten Blick

25
www.oeh-wu.at

einen guten Überblick ermöglicht. Checkliste – welche Daten/Fakten


Eine chronologische Abfolge von sollen in den Lebenslauf?
Ausbildung und Berufserfahrung soll-
te eingehalten werden. Ebenso ent- 1. Persönliche Daten
scheidend ist es auch, ein anspre-
chendes Bewerbungsfoto beizufügen. • Name, vollständige Adresse (inklu-
sive E-Mail-Adresse)
Während der Bewerbungsphase ist es • Geburtsdatum
empfehlenswert, sich eine „seriöse“ • Familienstand
E-Mail-Adresse zuzulegen, z. B. • Nationalität
vorname.nachname@provider.at.
2. Ausbildung
Dasselbe gilt auch für den Text der
Mobilbox oder des Anrufbeantworters, • Schulbildung
um beim Anrufer einen möglichst • Universitäre Ausbildung
kompetenten Eindruck zu hinterlas-
sen. 3. Berufserfahrung

• Praktika/Berufserfahrung
• Auslandserfahrung

4. Sprach- und EDV-Kenntnisse

5. Präsenzdienst

6. Zusatzqualifikationen

• Weiterbildung
• Soziales Engagement
• Hobbys

26
www.oeh-wu.at

3.4 ONLINEBEWERBUNG
Immer mehr Unternehmen schätzen Vorteile einer Onlinebewerbung
die Vorteile der elektronischen Be-
werbung, erwarten daher auch, dass • Die Bewerbung erreicht den Emp-
sich interessierte Jobsuchende über fänger jederzeit und viel schneller
E-Mail melden. Vor allem große Kon- als auf dem Postweg.
zerne, die jährlich tausende Bewer- • Die Kosten für die Bewerbungs-
bungen erhalten, bieten auf ihrer phase sind geringer (der Kauf von
Website ein standardisiertes Online- Bewerbungsmappen bzw. Briefmar-
formular an, das vom Bewerber/von ken ist nicht notwendig).
der Bewerberin ausgefüllt werden
zBp Tipp
muss. Hier kann es in Einzelfällen vor-
• Die Onlinebewerbung sollte ebenso
kommen, dass Bewerbungen in
sorgfältig gestaltet sein wie die klassi-
Hardcopy gar nicht mehr berücksich- sche Bewerbung. Rechtschreib- oder
tigt werden. Allerdings haben nicht Formalfehler dürfen nicht vorkommen,
alle Unternehmen auf die E-Mail- ein legerer Umgangston oder Emoti-
Bewerbung umgestellt. cons sind nicht angebracht.
• Im Betreff sollte die angestrebte
Position, die Stellenbezeichnung bzw.
Wann ist eine Onlinebewerbung gegebenenfalls die Kennziffer genannt
vom Unternehmen erwünscht? werden.
• Bei einer Initiativbewerbung sollte im
• Wenn in der Stellenausschreibung Vorfeld die konkrete Kontaktperson
ausschließlich die E-Mail-Adresse ausfindig gemacht werden, eine An-
des Personalisten angegeben ist. rede mit „Sehr geehrte Damen und
Herren“ ist nicht ideal.
• Wenn das Unternehmen ein eige- • Das E-Mail sollte nur einen kurzen, ein-
nes Jobportal mit Onlinefragebogen leitenden Satz enthalten, das Motiva-
hat. tionsschreiben, der Lebenslauf und ein-
• Im Fall einer Bewerbung über einen gescannte Zeugnisse werden als
Internet-Personalvermittler. Attachment angehängt (in PDF-
Format), Dateien sollten eindeutig
• Große, internationale Konzerne
benannt werden.
bevorzugen in den meisten Fällen • Die gesendete Datenmenge sollte ein
die Onlinebewerbung. bis zwei Megabyte nicht übersteigen.
• Im Zweifelsfall kann man im Vorfeld • Die Angabe der eigenen Kontaktdaten
eine telefonische Auskunft einholen. (Anschrift, E-Mail-Adresse bzw.
Telefonnummer) nicht vergessen.
• Eine regelmäßige (tägliche) Kontrolle
des Posteinganges ist empfehlenswert.

27
www.oeh-wu.at

3.5 INITIATIVBEWERBUNG
Eine Initiativbewerbung (auch Direkt- unternehmen“ bzw. in der „Wunsch-
oder Blindbewerbung) ist die unaufge- position“.
forderte Zusendung von Bewerbungs- • Selbstpräsentation kann optimal ge-
unterlagen an einen potentiellen staltet werden, Orientierung an vor-
Arbeitgeber. Dadurch kann man beim gegebenem Profil, z. B. auf Grund
Unternehmen im Idealfall den Bedarf eines Inserates, ist nicht notwendig.
an einem neuen, qualifizierten Mitar-
beiter wecken oder zumindest für zu- Nachteile:
künftige Vakanzen in Evidenz gehal-
ten werden. • Der Zeitaufwand für die Recherche
und Vorbereitung pro Bewerbungs-
Da man sich bei einer Initiativbewer- schreiben ist höher als bei der nor-
bung nicht an einer vorgegebenen malen Bewerbung.
Stellenbeschreibung oder einer Liste • Die Zahl der negativen Antworten
an geforderten Fähigkeiten orientie- wird relativ hoch sein. Man sollte
ren kann, muss besonders viel Au- sich im Vorfeld darauf einstellen und
genmerk auf die Vorbereitung gelegt sich nicht davon entmutigen lassen
werden, will man erfolgreich sein. (eine positive Rückmeldung von
Vielleicht kann man andere oder alte zehn Prozent ist ein gutes
Inserate der gewünschten Firma fin- Ergebnis).
den, um so einen Einblick zu bekom-
men, welche Qualifikationen gefragt
sind. Wichtig ist auch, sich selbst
genau im Klaren darüber zu sein, für
welche Position man sich bewirbt,
was die Anforderungen einer solchen
Position sind und welche Qualifika-
tionen man selbst dafür mitbringt.

Vorteile

• Konkurrenz von Mitbewerber/inne/n


ist gering.
• Eigeninitiative wird vom Unter-
nehmen positiv bewertet.
• Chance auf einen Job im „Wunsch-

28
www.oeh-wu.at

zBp Tipp • Die Motivation für die Bewerbung


• Viel Eigeninitiative, Engagement (Warum bin genau ich der
und Vorbereitung sind gefordert. Richtige für die Position? Warum
• Eine intensive Recherche über interessiere ich mich genau für
das Unternehmen, die Struktur dieses Unternehmen?) sollte
und mögliche Positionen ist not- ganz klar erkennbar sein.
wendig. • Der telefonische Erstkontakt
• Das persönliche Netzwerk kann als Informationsquelle und
(Kontakte zu früheren Selbstmarketing im Sinne eines
Arbeitgebern, Freunde, positiven ersten Eindrucks
Bekannte) sollte genutzt werden, genutzt werden.
um herauszufinden, wo es offene • Den Namen bzw. die E-Mail-
Positionen gibt, die (noch) nicht Adresse des Personalisten sollte
öffentlich ausgeschrieben wur- man im Vorfeld erfragen, um die
den. Bewerbung gezielt abschicken zu
• Auf gar keinen Fall Massenmails können.
versenden – diese sind viel zu
unspezifisch und hinterlassen
beim Personalisten keinen guten
Eindruck.
• Bei jeder Bewerbung sollte klar
definiert sein, für welche Position
bzw. welche Aufgabengebiete
man sich interessiert, eine allge-
meingültige Aussage wie „Gerne
würde ich in Ihrem Unternehmen
arbeiten“ reicht nicht aus.
• Eine perfekte Selbstpräsentation
und das Herausarbeiten des
eigenen USP, der speziellen
Fachkenntnisse und Fähigkeiten
sind besonders wichtig, um das
Interesse beim Personalisten zu
wecken.

29
www.oeh-wu.at

3.6 BUSINESSETIKETTE – GEWUSST, WIE


Innerhalb der ersten drei Sekunden zahlreichen Bewerber/inne/n ausge-
entscheidet sich, ob andere mit Sym- wählt und zu einem Gespräch einge-
pathie oder Antipathie reagieren. Fol- laden wurde, gilt es, die Chance der
gende Szene muss nicht zum Alb- perfekten Selbstpräsentation zu nut-
traum werden: Ein Bewerber wird von zen. Die Hard Facts waren offensicht-
zwei Personen in Empfang genom- lich überzeugend, jetzt zählt der per-
men. Die weibliche Person ist Mitar- sönliche Eindruck!
beiterin in der HR-Abteilung, der
männliche Gesprächspartner ist der
Personalchef. Wem schüttelt der ge-
schliffene Bewerber zuerst die Hand?
Der Dame selbstverständlich? Oder
doch dem Ranghöheren? Bietet der
Bewerber zuerst den händischen
Gruß an oder übt er sich besser in
vorsichtiger Zurückhaltung?

Richtige Umgangsformen sind eine


Selbstverständlichkeit. Korrekte Be-
grüßung, angemessene Kleidung,
Gesprächskultur, gekonntes Verhal-
ten bei Tisch sind gerne gesehen.

Höflichkeit und Rücksichtnahme bil-


den die Grundlage dafür, sich auf
jedem Parkett sicher zu bewegen.

Wer tappt schon gerne beim ersten


Kontakt mit dem potentiellen künftigen Pünktlichkeit
Chef ins Fettnäpfchen?
Im Bewerbungsgespräch ist Pünkt-
Zum Vorstellungsgespräch gehört lichkeit absolute Pflicht. Eine Betriebs-
neben der inhaltlichen Fitness eine störung der U-Bahn oder der Stau auf
perfekte Selbstpräsentation. Nach- der Autobahn werden als Entschuldi-
dem ein Kandidat/eine Kandidatin auf- gung in diesem Rahmen nicht akzep-
grund der schriftlichen Unterlagen aus tiert. Das Einkalkulieren einer ange-

30
www.oeh-wu.at

messenen Pufferzeit beweist ein gegenüber. Im Zweifelsfall empfiehlt


gekonntes Auftreten. Dazu gehört es sich, overdressed zum Vorstel-
auch, nicht mehr als zehn Minuten vor lungsgespräch zu erscheinen.
dem vereinbarten Termin zu erschei- Jedenfalls sollten Kleidungsstücke
nen, in diesem Fall bietet sich ein ausgewählt werden, in denen man
gemütlicher Spaziergang um den sich auch wohl fühlt, um durch eine
Häuserblock an. positive Ausstrahlung überzeugen zu
können.
Körperhaltung
Übrigens: Dem Ranghöheren wird die
Wer Wert auf gutes Benehmen legt, Hand zuerst geschüttelt …
wartet, bis er ausdrücklich aufgefor-
dert wird, sich zu setzen. Für Wirt-
schaftsabsolvent/inn/en ist es im
Bewerbungsgespräch kaum förder-
lich, breitbeinig auf dem Sessel sit-
zend den Lässigen zu präsentieren,
aus Nervosität mit dem Bein zu wip-
pen oder am Ohrläppchen zu zupfen.

Kleidung

Je höher die Position, umso edler der


Zwirn.

Im Bewerbungsgespräch sind Anzug


mit dezenter Krawatte bzw. Kostüm
oder Hosenanzug für Damen obligat.
Eine feine Strumpfhose und geschlos-
sene Schuhe sind selbst im
Hochsommer ein Muss. Herren tragen
Socken, die auch beim Sitzen das
Bein nicht freilegen. Freilich hängt der
Dresscode von der Branche ab, in
Kreativberufen etwa steht man
Kleidungsvorschriften häufig lockerer

32
www.oeh-wu.at

3.7 DAS BEWERBUNGSGESPRÄCH


Ein gelungener Auftritt setzt eine • Eigeninitiative/Einsatzbereitschaft/
gründliche Vorbereitung voraus: Engagement
Schauspieler lernen Texte und proben
ihr Stück wochenlang, Politiker schrei- Analytische Fähigkeiten und Kom-
ben Reden und werden intensiv rheto- munikationsstärke können bereits mit
risch gebrieft, Anwälte studieren einer übersichtlichen und strukturier-
Akten und bereiten ihr Plädoyer im ten Darstellung des eigenen Lebens-
Detail vor. laufs demonstriert werden. Das klingt
auf den ersten Blick einfach, sollte
Erst eine intensive Vorbereitung er- aber unbedingt trainiert werden. Bei
möglicht ein gelungenes Auftreten – der Selbstpräsentation „vor dem Spie-
und das ist insbesondere in Bewer- gel“ wird dies rasch deutlich. Be-
bungsgesprächen gefragt. Besonders werber/innen, die geübt in ein Bewer-
von Wirtschaftsabsolvent/inn/en er- bungsgespräch gehen, sind weniger
warten Unternehmen eine professio- nervös, wenn sie dem Personalchef
nell vorbereitete Selbstpräsentation. der Traumfirma gegenübersitzen.
Wer würde einen Universitätsabgän-
ger für verantwortungsvolle Aufgaben Teamfähigkeit kann mit Beispielen
anstellen, wenn dieser nicht imstande aus dem Studium überzeugend erklärt
ist, sich selbst angemessen zu prä- werden. Erfahrungen aus dem Sport,
sentieren? Eine profunde Vorberei- aus ehrenamtlichen Tätigkeiten oder
tung mindert zudem die Anspannung natürlich aus erster beruflicher Praxis
im Bewerbungsinterview und erleich- bieten sich dafür ebenfalls an. Per-
tert eine selbstsichere und authenti- sonalisten lassen sich gerne erklären,
sche Präsentation der eigenen welche Rolle ein Bewerber/eine Be-
Person. werberin im Team üblicherweise ein-
nimmt, um Rückschlüsse auf die
3.7.1 ÜBER MICH Persönlichkeit zu ziehen. Im Idealfall
sollte man über eine positive Team-
Worauf achten Unternehmen im Be- erfahrung erzählen – dann schwingen
werbungsgespräch? im Gespräch ganz automatisch
Eigenschaften wie Begeisterungs-
• Analytische Fähigkeiten fähigkeit und Engagement mit, und
• Teamfähigkeit das sind wichtige Kriterien für den
• Konzeptionelle Fähigkeiten künftigen Arbeitgeber.
• Kommunikationsfähigkeit

33
www.oeh-wu.at

Von künftigen Verantwortungsträgern Teil des Repertoires an Fragestel-


oder Führungskräften wird eine erst- lungen ab (siehe rechts).
klassige Selbstpräsentation erwartet.
So selbstverständlich wie ein Referat
für eine Seminarpräsentation vorbe-
reitet wird, muss die Präsentation des
eigenen Lebenslaufes trainiert wer-
den.

Welche Inhalte werden für ein


Bewerbungsgespräch vorbereitet?
Bewerbungsgespräch im zBp
• Bisheriger Werdegang
• Ausbildung 3.7.2. ÜBER DAS UNTERNEHMEN
• Berufserfahrung/Praktika
• Fachliche Schwerpunkte Ein gut vorbereiteter Bewerber, eine
• Außeruniversitäre Aktivitäten Bewerberin muss nicht nur über sich
• Stärken/Schwächen selbst Bescheid wissen, sondern
• Zukunftspläne selbstverständlich auch über das Un-
ternehmen, bei dem er/sie sich be-
• Motivation für die aktuelle Bewer- wirbt.
bung Die Frage „Warum bewerben Sie sich
gerade bei uns und nicht bei unserem
Mitbewerber?“ muss konkret beant-
zBp Tipp
wortet werden. Daraus lesen Perso-
Gut vorbereitete Bewerber/innen üben zu
nalisten die Motivation eines Be-
Hause, den gesamten Lebenslauf in fünf
Minuten flüssig darzustellen. Darüber hin- werbers oder einer Bewerberin für ihr
aus werden die wesentlichen persönli- Unternehmen ab und können Rück-
chen und fachlichen Qualifikationen für schlüsse auf die Gewissenhaftigkeit
die jeweils relevante Position in wenigen der Vorbereitung ihres Gegenübers
Sätzen hervorgehoben. ziehen.

Wir haben im folgenden Teil dieses Ein grober Überblick über die Pro-
Abschnitts typische Fragen aus Be- dukte des Unternehmens und den
werbungsinterviews zusammenge- organisatorischen Aufbau wird eben-
stellt. Diese decken einen zentralen falls erwartet.

36
www.oeh-wu.at

Die zehn wichtigsten Arbeitgeberfragen


in Ihrem Vorstellungsgespräch

1. Erzählen Sie uns etwas über sich.

2. Warum bewerben Sie sich für diese Position?

3. Warum sind Sie für uns der/die richtige Kandidat/in?

4. Was erwarten Sie für sich von uns/dem Job?

5. Was sind Ihre Stärken/Schwächen?

6. Was möchten Sie in drei/fünf/zehn Jahren erreicht haben?

7. Warum machen Sie das, was Sie machen


(Beruf/Position/Aufgabe)?

8. Wo liegen Ihre Arbeitsschwerpunkte?

9. Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

10. Haben Sie Fragen an uns?

vgl. J. Hesse/H. C. Schrader, Eichborn Verlag 2006, S 5

37
www.oeh-wu.at

3.8 ASSESSMENT-CENTER
3.7.3 HABEN SIE FRAGEN AN Ein klassisches Assessment-Center
UNS? dauert zwei bis drei Tage, ist eine
Kombination von verschiedenen Test-
Ein Bewerbungsgespräch unterschei- verfahren, Interviews und Planspie-
det sich von einer Prüfungssituation len. Mehrere Unternehmensvertreter
an der Universität dadurch, dass auch beobachten dabei eine Gruppe von
der/die Kandidat/in Fragen stellen Bewerber/inne/n (meist zwischen
soll. Das zBp empfiehlt, sich gezielte sechs und zwölf Personen) während,
Fragen über das Unternehmen oder vor und nach den Testphasen, die
den künftigen Einsatzbereich zu über- Kandidat/inn/en sind somit den gan-
legen und diese schriftlich zu notie- zen Tag auf dem Prüfstand.
ren. In der Aufregung des Interviews
hat man diesen Fragenkatalog dann Ziele des AC sind die Beurteilung der
vorbereitet vor sich liegen. sozialen Kompetenz, des Führungs-
verhaltens, der Teamfähigkeit, der
Folgendes bietet sich an: Kommunikationsfähigkeit, des Leis-
tungsvermögens und der Belastbar-
• Wie ist das Team, in dem die va- keit sowie die Einschätzung der zu-
kante Position eingelagert ist, auf- künftigen Entwicklungsmöglichkeiten
gebaut? der Bewerber/innen.
• Wie sieht das künftige Aufgaben-
gebiet im Detail aus? Es gibt eine Reihe von Abweichungen
• Welche Entscheidungsbefugnisse vom klassischen AC:
werden nach der Einarbeitungszeit
mit der Stelle verbunden sein? • Mini-ACs – dauern nur einige Stun-
• Welche internen Entwicklungspers- den bis maximal einen Tag.
pektiven waren bisher aus dieser • Einzel-ACs – hier wird jeder Kandi-
Position möglich? dat/jede Kandidatin einzeln gete-
stet; wird aus Diskretionsgründen
zBp Tipp vor allem bei der Führungskräfte-
Eine gute Vorbereitung bedeutet nicht, im auswahl angewendet.
Bewerbungsgespräch trainierte Sätze • Individuelle ACs – das Unterneh-
abzuspulen oder eine aalglatte
Selbstdarstellung abzuliefern. Gezielte
men sucht sich jene Teile des AC
Vorbereitung erleichtert ein entspanntes heraus, die für die gesuchte Posi-
Auftreten. Authentizität ist gefragt! tion die höchste Prognosekraft bie-
ten.

38
www.oeh-wu.at

Welche Tests kann ich erwarten? durchgespielt werden.


• Eine kurze, aussagekräftige Selbst-
• Einzelpräsentation präsentation, mit einem Ausblick auf
• Gruppendiskussionen berufliche Ziele sollte vorbereitet
• Rollenspiele werden.
• Case-Studys • Die Fachliteratur und auch das
• Intelligenztests, Persönlichkeits- Internet bieten eine Reihe von Mög-
tests, Allgemeinwissens-/Fach- lichkeiten, verschiedene Tests aus-
wissenstests, Leistungs-/Konzent- zuprobieren.
rationstests, Gedächtnistests • Nachfragen beim Unternehmen, wie
• Postkorbübung – der Bewerber/die man sich am besten vorbereiten
Bewerberin bekommt eine große und welche Tests man erwarten
Anzahl an Dokumenten, Briefen, E- kann, ist erlaubt. Manche Firmen
Mails, die nach Wichtigkeit geord- bieten auch Probetests oder Litera-
net, abgearbeitet und gegebenen- tur zum Einlesen an.
falls delegiert werden sollen. Gleich- • Assessment-Center-Training.
zeitig wird man ständig unter-
brochen (z. B. durch Anrufe, Anfra-
gen, dringende Aufgaben). Das Ziel
dieser Übung ist es, herauszufin- zBp Tipp
den, ob man Prioritäten setzen und • Authentisch bleiben, die individuelle
unter Druck strukturiert arbeiten Persönlichkeit ist gefragt!
• Initiative zeigen und sich einbringen,
kann. die Beobachter können nur tatsächlich
• Stressinterview – unangenehme präsentiertes Verhalten beurteilen und
Fragen sollen zeigen, wie sich Be- positiv bewerten.
werber/innen unter Druck bewäh- • Der Gesamteindruck wird bewertet,
ren, ob ein hohes Stressausmaß also nicht vergessen, dass dazu auch
das Verhalten in den Ruhephasen,
positiv bewältigt werden kann.
beim Essen oder bei der gemeinsamen
Abendgestaltung gehört!
Wie kann ich mich vorbereiten? • Gut ausgeschlafen zum AC gehen, so
sind Leistungs- und Intelligenztest bes-
• Konzentrationsfähigkeit trainieren ser zu bewältigen.
(Kopfrechnen, Zahlenreihen, Recht-
schreibung …).
• Gruppengespräche, Interviews und
Rollenspiele können mit Freunden

40
www.oeh-wu.at

3.9 STRESSINTERVIEW
Bei Stressinterviews wollen Unterneh- Beispiele für Stressinterviewfragen
mensvertreter feststellen, welche
Reaktionen unter extremem Druck • Wie erklären Sie Ihre lange Studien-
gezeigt werden, und davon das späte- dauer/mangelnde Praxiserfahrung?
re Verhalten in schwierigen Situa- • Was war Ihr bisher größter Miss-
tionen ableiten. Wer kann also mit erfolg, wo sind Sie gescheitert?
einem hohen Stresslevel positiv um- • Wie definieren Sie Macht, Erfolg,
gehen? Stress, Schwäche?
• Was macht einen schlechten Vor-
Wie erkenne ich ein Stressinter- gesetzten aus?
view? • Wovor haben Sie Angst?
• Sie waren bis jetzt nicht sehr über-
Ein Hinweis ist das Interview durch zeugend, haben Sie noch etwas zu
zwei oder mehr Personen, die oft eine bieten?
„Good cop/bad cop“-Rollenverteilung • Sie scheinen sich nicht sehr auf
vereinbart haben – ein Interviewer unser Gespräch vorbereitet zu ha-
stellt normale Fragen, während der ben. Arbeiten Sie immer so?
andere kritisch nachhakt, desinteres- • Glauben Sie nicht auch, dass Sie für
siert wirkt und eine negative Atmo- diese Position nicht qualifiziert
sphäre entstehen lässt. genug sind?

Was kann ich erwarten? Tipps für das Stressinterview

1. Eine schnelle Aufeinanderfolge von 1. Unangenehme Fragen im Vorfeld


Fragen, die kaum Zeit zum Nach- mit Freunden üben.
denken bzw. teilweise auch nicht 2. Selbstsicher bleiben, Ruhe bewah-
zum Ausreden lässt. ren, Zeit nehmen.
2. Suggestivfragen oder Unterstel- 3. Kurze, präzise Antworten geben,
lungen. um sich nicht in einen Strudel zu
3. Lange Schweigephasen nach Ihren reden.
Antworten, um zu verunsichern. 4. Positiv formulierte Antworten geben.
4. Persönliche Angriffe. 5. Immer konkrete Beispiele nennen.
5. Überraschende Fragen ohne Zu- 6. Redepausen der Interviewer aus-
sammenhang, die aus dem Kon- halten und ruhig abwarten.
zept bringen sollen. 7. Grenzen setzen, wenn es zu weit
6. Das Vorspielen von Desinteresse. geht.

41
www.oeh-wu.at

3.10 RECRUITINGVERANSTALTUNGEN und


KARRIEREMESSEN
Die Chemie

Karriereveranstaltungen sind nützlich,


um sich einen Überblick über den Ar-
beitsmarkt zu verschaffen.

Bewerber/innen lernen potentielle Ar-


beitgeber näher kennen, können sich
direkt mit Personalisten, Young
Die Absolventenmesse Professionals und Verantwortungs-
trägern unterhalten – außerhalb der
Je näher das Ende des Studiums angespannten Situation eines Bewer-
rückt, umso häufiger schwirren die bungsgesprächs. Dies ist eine ausge-
Gedanken um das Thema: Welche zeichnete Chance festzustellen, ob
Firma ist die richtige für mich? Starte die Vertreter des Unternehmens zum
ich meine Karriere im Marketing bei eigenen Naturell passen – eine simple
Unilever, Henkel, Danone oder Frage der Sympathie, die nur im
Beiersdorf? Möchte ich mein Wissen direkten Kontakt offensichtlich wird.
im Finanzbereich bei einem Steuerbe- Bewerben ist keine einseitige Angele-
rater oder in der Finanzabteilung genheit, beide Parteien – Bewerber/
eines Konzerns einsetzen? Die Unter- innen und Unternehmen – wollen
schiede zwischen einzelnen Unter- einen geeigneten Partner finden.
nehmen sind schwierig zu durch-
schauen. Mögliche Fragen an Firmenver-
treter:
Das zBp organisiert ganzjährig Fir-
menpräsentationen, Exkursionen und • Tätigkeitsfelder für Absolvent/inn/en
Workshops um Absolvent/inn/en die- • Entwicklungsmöglichkeiten
se Entscheidung zu erleichtern. Die • Anforderungsprofile
Absolventenmesse, die jährlich im • Einstiegsmöglichkeiten
November stattfindet, sorgt für einen • Richtiger Zeitpunkt für eine Bewer-
direkten Austausch zwischen Univer- bung
sität und Wirtschaft.
Bei Firmenmessen warten Unterneh-
men darauf, interessierte Studierende
und Absolvent/inn/en kennenzulernen

42
www.oeh-wu.at

und Fragen individuell zu be- zBp Recruitingveranstaltungen – Ser-


antworten. Unvorbereitet sollte man viceleistungen Ihres Karrierecenters
deshalb nie zu einer Recruitingveran- • Die Absolventenmesse:
staltung gehen. Die Absolventenmesse ist Österreichs
größte Recruitingmesse für Aka-
zBp Tipp demiker/innen. Sie findet jährlich im
Das zBp gibt gemeinsam mit der Tages- November in Wien statt. Rund 150
zeitung „Der Standard“ eine Messebei- rekrutierende Unternehmen, 5.000
lage heraus, in der alle Aussteller veröf- Besucher und 500 Stellenangebote
fentlicht und anhand eines Kurzprofils machen diesen Tag zu einer einzigarti-
dargestellt werden. Daraus sollen maxi- gen Gelegenheit für Absolvent/inn/en
mal acht bis zehn Unternehmen ausge- und Studierende auf Jobsuche. Für
wählt werden, die man am Messetag Besucher ist der Eintritt frei.
besuchen möchte. Eine gezielte Vorbe- Mehr Information:
reitung auf diese Gespräche hinterlässt www.dieAbsolventenmesse.at.
bei Firmen, die vielleicht der künftige Ar- • zBp Firmenpräsentationen:
beitgeber sind, jedenfalls einen positiven Jährlich kommen ca. 40 Unternehmen
Eindruck. an die WU Wien, um sich WU-Studie-
renden und -Absolvent/inn/en als attrak-
Der persönliche Kontakt ist das We- tiver Arbeitgeber zu präsentieren. Jahr
sentliche an einer Messe. Ein loser für Jahr nutzen rund 600 Interessenten
Spaziergang über das Messegelände die Möglichkeit, mit etwaigen zukünf-
tigen Arbeitgebern persönlich in Kontakt
und das Einsammeln von Jahresbe- zu treten. Der Eintritt ist frei, Anmeldung
richten und Broschüren sind durchaus erforderlich. Mehr Information:
sinnvoll, um sich einen generellen www.zBp.at.
Überblick zu verschaffen. Erst konkre- • zBp Workshops:
te Gespräche sorgen für einen wirk- Um potentielle Bewerber/innen näher
lich lohnenden Messebesuch. kennenzulernen, veranstalten Firmen in
Kooperation mit dem zBp Workshops. In
Der erste Eindruck – angenehmem Ambiente stellt sich das
zBp Empfehlung für einen erfolg- Unternehmen kurz vor, meist folgt dann
reichen Messebesuch ein interaktiver Part, in dem Studierende
• Angemessene Kleidung (Jeans, und Absolvent/inn/en eine fachspezifi-
Pullover und Rucksack gehören in die sche Fallstudie in der Gruppe bearbei-
Freizeit) ten. Im Anschluss daran erfolgt eine
• Gepflegte Anbahnung eines Gesprächs Kurzpräsentation der Ergebnisse. Der
• Sinnvolle Fragestellungen Eintritt ist frei, Anmeldung und Bewer-
• Mehrere Ausdrucke des Lebenslaufs bung erforderlich. Mehr Information:
mit Foto mitbringen www.zBp.at.

43
www.oeh-wu.at

3.11 CAREER-CENTER
Viele Faktoren bestimmen eine beruf- zBp Tipp
liche Karriere, einige davon kann man Die Planung des Studiums soll bereits im
direkt beeinflussen, andere nicht. Für ersten Studienabschnitt von einem per-
Wirtschaftsstudent/inn/en gibt es eine manenten Blick auf offene Einstiegsposi-
Vielzahl an Einstiegsmöglichkeiten tionen für Wirtschaftsabsolvent/inn/en be-
gleitet werden. Nur so kann der Verlauf
nach dem Studium. Anders als bei
des Studiums und der begleitenden Prak-
Studienrichtungen wie Medizin, Lehr- tika gezielt auf den Wunschberuf abge-
amt, Kunst oder Architektur gibt es stimmt werden (relevante Stellenanzei-
keine festen Berufsbilder. Karrierepla- gen unter www.zBp.at).
nung ist für Wirtschaftsstudent/inn/en
ein kontinuierlicher Prozess, der spä- Das zBp ist eine zentrale Informa-
testens mit dem ersten Tag des Stu- tionsquelle für Studierende und Absol-
diums beginnt. Das zBp ist Spezialist vent/inn/en, um ganzjährig Infor-
darin, Studierenden und Absol- mationen aus erster Hand zu erhal-
vent/inn/en mit wirtschaftlichem Hin- ten.
tergrund darauf abgestimmte Leistun-
gen anzubieten. Welche Leistungen bietet das zBp?

Es ist wichtig, rasch zu erfassen, was • Aktuelle Stellenangebote, von der


Unternehmen von Universitätsabgän- Investmentbank in New York bis
gern erwarten. In manchen Unterneh- zum Familienbetrieb im Waldviertel
men oder Branchen punkten Bewer- • Praktika und Teilzeitpositionen
ber/innen mit einer kurzen Studien- • Einstiegspositionen für Absol-
dauer und gutem Notendurchschnitt, vent/inn/en
in anderen Firmen liegt das Schwer- • Stellenangebote für Absolvent/
gewicht der Bewerberselektion bei inn/en mit erster Berufserfahrung
qualifizierten Praktika, der richtigen • Kostenlose Eintragung in den zBp
SBWL oder dem geeigneten Aus- Bewerberpool (mehr als 70 Prozent
landsaufenthalt. Wenige Maturanten aller WU-Studierenden tragen sich
beginnen ein Studium bereits mit gegen Ende ihres Studiums in den
einem klaren Berufsziel. Der Großteil zBp Bewerberpool ein und werden
der Studierenden findet im Lauf des automatisch auf passende Stellen-
Studiums heraus, mit welchem The- angebote aufmerksam gemacht)
mengebiet er/sie sich später beruflich
intensiv beschäftigen wird.

44
www.oeh-wu.at

Der Zugang zu allen Stellenangebot- • Potentialanalyse


en auf der zBp Website und die Ein- • Karrierecoaching
tragung in den Bewerberpool sind Diese Leistungen bietet das zBp zu
kostenfrei. Selbstkosten an.
zBp Tipp Zentrum für Berufsplanung (zBp) – Ihr
Das Besondere am zBp im Vergleich zu Karrierecenter der Wirtschaftsuniver-
anderen Stellenbörsen: ausschließlich sität Wien
Stellenangebote für Wirtschaftsaka- • Das Zentrum für Berufsplanung (zBp)
demiker/innen. zählt europaweit zu den führenden Re-
cruitingdienstleistern für junge Wirt-
• Ganzjähriger Direktkontakt zu schaftsakademiker/innen, mit dem Büro
Unternehmen direkt auf dem Campus der WU Wien.
• 25 Jahre Know-how in der professionel-
• Firmenpräsentationen
len Vermittlung und Beratung von Aka-
• Workshops demiker/inne/n machen das zBp zu
• Exkursionen einem kompetenten Partner für Bewer-
• Recruitingmesse ber/innen und Unternehmen gleicherma-
(www.dieAbsolventenmesse.at), ßen.
jedes Jahr Mitte November • Das zBp veröffentlicht jährlich ca. 1.500
Stelleninserate, gezielt für Studierende
• Top Job International – und Wirtschaftsakademiker/innen mit
Interviewtag und ohne Berufserfahrung.
• Das zBp organisiert die Absolventen-
Diese Angebote stellt das zBp Wirt- messe, Österreichs größte Recruiting-
schaftsstudent/inn/en und -absol- messe für Akademiker/innen.
vent/inn/en kostenlos zur Verfügung. • Das zBp organisiert rund 40 Recruiting-
veranstaltungen jährlich, wie z. B. Fir-
Eine Auflistung möglicher Arbeitgeber menpräsentationen und Workshops, bei
findet sich auf der Website des zBp denen sich nationale und internationale
(zBp Partnerfirmen). Unternehmen vorstellen.
• Das zBp bietet Seminare rund um das
• Beratung in der Bewerbungsphase Thema Karriere an, wie z. B. Professio-
nelle Bewerbung, Assessement-Center,
• Lebenslaufanalyse
Potentialanalyse, sowie Coaching und
• Seminare zur Vorbereitung auf Interviewtraining.
die Bewerbung • Besuchen Sie uns persönlich auf dem
• zBp Bewerbungstipps (das Se- Campus der WU Wien, UZA 4, Kern A,
minar zur vorliegenden Bro- oder auf www.zBp.at.
schüre)
• Interviewtraining

45
www.oeh-wu.at

4 BERUFSEINSTIEG
4.1 Praktikum – Trainee – Direkteinstieg
Viele Absolvent/inn/en stehen nach darf, und je eigenständiger man arbei-
dem Abschluss des Studiums vor der ten kann, desto größer ist natürlich
Frage, welche Form des Berufsein- der persönliche Lerneffekt. Wichtig ist
stieges sie wählen sollen. Wäre es auch die Dauer des Praktikums (idea-
ideal, ein Praktikum an das Studium lerweise ca. sechs Monate). Wenn
anzuhängen, soll man sich um eine das Praktikum zu kurz ist, bekommt
Traineeposition bewerben oder doch man nur wenig Einblick in das
gleich den Direkteinstieg wählen? Unternehmen und die spezifischen
Anforderungen des Jobs, interessante
Alle drei Möglichkeiten bieten ver- und herausfordernde Tätigkeiten wer-
schiedene Vor- und Nachteile, die den von Unternehmensseite wohl
genau abgewogen werden sollten, auch nicht angeboten. Bei der späte-
bevor man sich für eine von ihnen ent- ren Bewerbung bei einer anderen Fir-
scheidet. ma wird ein nur wenige Wochen dau-
erndes Praktikum außerdem keinen
Praktikum bleibenden Eindruck hinterlassen. Am
Ende des Praktikums sollte man sich
Idealerweise absolviert man ein oder unbedingt ein Zeugnis mit genauer
mehrere Praktika bereits während des Aufgabenbeschreibung ausstellen
Studiums. Doch auch nach Studien- lassen (ein reines Zeitzeugnis ist zu
ende kann ein Praktikum sinnvoll sein, wenig).
wenn man zum Beispiel noch nicht
allzu viel Berufserfahrung sammeln Vorteile:
konnte oder wenn für den ge-
wünschten perfekten Lebenslauf noch • Die eigenen Vorstellungen von be-
ein Auslandspraktikum fehlt. In beiden stimmten Berufsbildern können mit
Fällen sollte die Suche rechtzeitig – der tatsächlichen Berufspraxis ver-
ungefähr sechs Monate im Vorhinein glichen werden.
– geplant und begonnen werden. • Man kann überprüfen, ob man sich
in der Branche und Unternehmens-
Wichtig ist es, sich ein qualifiziertes kultur, die man sich ausgesucht hat,
Praktikum auszusuchen. Entschei- wirklich wohl fühlt.
dend dabei ist die inhaltliche Gestal- • Passen die eigenen fachlichen und
tung und Aufgabenstellung des Prak- persönlichen Qualifikationen zu den
tikums. Je verantwortungsvoller die Anforderungen des angestrebten
Aufgaben sind, die man übernehmen Jobs?

46
www.oeh-wu.at

• Das Vorweisen eines qualifizierten, neeprogramm als idealen Einstieg in


fachrelevanten Praktikums im CV das Berufsleben. Tatsächlich bietet
kann den entscheidenden Vorteil ein Traineeprogramm eine ausge-
gegenüber Mitbewerber/inne/n brin- zeichnete Möglichkeit, verschiedene
gen. Bereiche eines meist größeren
• Wichtige berufliche Kontakte und Unternehmens innerhalb relativ kur-
Netzwerke können aufgebaut wer- zer Zeit kennen zu lernen.
den.
• Unternehmen übernehmen oft Das typische Muster von Traineepro-
Praktikant/inn/en, die sich bewährt grammen hat sich in den letzten Jah-
haben, in eine Vollzeitposition. ren etwas gewandelt, in vielen Fällen
durchläuft der Trainee nicht mehr alle
Nachteile: Abteilungen eines Unternehmens,
sondern nur spezifische Bereiche, die
• Nicht immer ist es möglich, im Vor- in Hinblick auf eine vorher festgelegte
feld den genauen Inhalt und die Zielposition ausgewählt werden. Auch
Qualität des Praktikums abzuschät- die Dauer der Programme hat sich
zen. tendenziell verkürzt, die meisten
• Ein Praktikum wird nicht immer gut haben eine Laufzeit von zwölf bis
entlohnt, die Bandbreite der Bezah- achtzehn Monaten.
lung ist relativ groß. Daher sollte
man im Vorfeld die finanziellen Vor- Das Ziel eines Traineeprogramms von
aussetzungen überprüfen, um sich Unternehmensseite ist die Identifi-
ein Praktikum nach dem Studium kation von potenziellen Nachwuchs-
auch „leisten“ zu können. führungskräften, das Abklären, wer
• Viele Praktika sind auch tatsächlich gut zur Unternehmenskultur passt und
zeitlich begrenzt, das heißt, eine wo genau ein Trainee entsprechend
eventuelle Übernahme in eine un- seinen Stärken eingesetzt werden
befristete Position ist von Unterneh- kann.
mensseite nicht geplant. Daher
beginnt danach erneut die Welche Vorteile ergeben sich für
Jobsuche. den Trainee?

Trainee • Das Kennenlernen verschiedener


Abteilungen und Tätigkeitsfelder er-
Viele Absolvent/inn/en sehen ein Trai- möglicht einen guten Abgleich mit

48
www.oeh-wu.at

den eigenen Interessen und • Das eigenverantwortliche Arbeiten


Stärken. oder die Übernahme eigener Pro-
• Es werden nicht nur inhaltliche Un- jekte verzögert sich.
terschiede erkennbar, auch kulturel- • Die Verweildauer in einzelnen Un-
le Besonderheiten, verschiedene ternehmensbereichen kann eventu-
Arbeitsweisen und Anforderungen ell zu kurz sein.
einzelner Abteilungen können ver- • Viele Unternehmen legen eine
glichen werden. Altersgrenze fest und haben auch
• Durch die Stellenrotation kann man bestimmte Vorstellungen, wie viel
sich innerhalb sehr kurzer Zeit ein Berufserfahrung die Bewerber/in-
umfangreiches Netzwerk in großen nen maximal mitbringen dürfen.
Teilen des Unternehmens aufbau-
en. Woran erkennt man ein gutes Trai-
• Das intensive Zusammenarbeiten neeprogramm?
mit anderen Trainees fördert das
Entstehen von Kontakten, die auch • Ideal ist ein individuell auf den zu-
in Zukunft sehr vorteilhaft sein kön- künftigen Mitarbeiter, die zukünftige
nen. Mitarbeiterin abgestimmtes Trainee-
• Das spezielle Ausbildungspro- programm, je nach Vorkenntnissen
gramm baut auf persönlichen Stär- und Interessen des Trainees und
ken auf und erhöht, oft bereichs- Erfordernissen des Unternehmens.
übergreifend, die fachlichen Qualifi- • Es gibt eine gezielte Betreuung
kationen. während der gesamten Ausbil-
• Ein Traineeprogramm ist in vielen dungszeit: ein Mentor, der während
Fällen die Basis für die spätere des Programms zur Verfügung
Übernahme von Führungsverant- steht, mit dem man die eigenen
wortung. Stärken und Schwächen diskutieren
und darauf aufbauend Förderungs-
Welche Nachteile kann ein Trainee- maßnahmen festlegen kann.
programm haben? • Das Traineeprogramm ist in die
Personalentwicklung des Unterneh-
• Trainees verdienen manchmal we- mens integriert. Der Trainee arbeitet
niger als Absolvent/inn/en, die den an zahlreichen Projektarbeiten oder
Direkteinstieg nach dem Studium Fallstudien, in Einzel- oder Grup-
wählen. Dies gilt allerdings nicht bei penarbeit und durchläuft zusätzlich
allen Unternehmen. verschiedene Fach- und Persönlich-

49
www.oeh-wu.at

keitsseminare. man arbeitet in einem fixen Team, das


• Der Trainee hat eine Mitsprache- man eventuell bereits in der Bewer-
möglichkeit bezüglich des ge- bungsphase kennen lernen konnte.
wünschten Einsatzbereiches inner- Ideal ist der Direkteinstieg natürlich für
halb der verschiedenen Abteilun- alle Absolvent/inn/en, die neben dem
gen. Studium schon entsprechend
• Es besteht die Möglichkeit, im Aus- Berufserfahrung sammeln konnten
land oder in anderen Filialen und und demnach genau wissen, in wel-
Tochtergesellschaften zu arbeiten, chen Bereichen ihre Interessen und
um auch die Außensicht kennen zu Stärken liegen.
lernen.
Vorteile:
Direkteinstieg
• Fixe Anstellung
Die meisten Absolvent/inn/en suchen • Klare Definition von Aufgaben- und
nach dem Studienende den Direktein- Verantwortungsbereich
stieg in eine unbefristete Position in • Eigenverantwortliches Arbeiten
einem für sie interessanten Unter- schneller möglich
nehmen. Wobei es im Normalfall • Eventuell höheres Gehalt
zuerst eine einmonatige Probezeit
gibt, in der das Arbeitsverhältnis so- Nachteile:
wohl von Arbeitgeber- als auch von
Arbeitnehmerseite ohne Angabe von • Ergeben sich vor allem dann, wenn
Gründen jederzeit aufgelöst werden die eigenen Ziele noch zu wenig
kann. Danach besteht oft noch ein konkret ausgeformt sind und man
befristetes Dienstverhältnis von unter- sich eventuell für den falschen Job
schiedlicher Dauer, bevor der Arbeit- entscheidet.
geber ein unbefristetes Dienstver-
hältnis anbietet. Anders als noch vor einigen Jahren
entsteht durch die Entscheidung für
Bei einem Direkteinstieg hat man die ein Unternehmen allerdings keine Bin-
Möglichkeit, von Beginn an eine an- dung auf ewig. Gerade in den ersten
spruchsvolle und herausfordernde Berufsjahren ist ein Jobwechsel
Tätigkeit auszuüben, mit wachsender durchaus üblich und wird auch eher
Verantwortung. Im Normalfall ist der als Zeichen von Flexibilität und
Aufgabenbereich klar definiert und Weiterentwicklungsbereitschaft gese-

50
www.oeh-wu.at

4.2 Jobwahl
hen. Problematisch wird allerdings ein Zu Beginn der Bewerbungsphase
„Jobhopping“, wenn die Verweildauer machen sich viele Absolvent/inn/en
in den einzelnen Positionen unter Gedanken, ob der eigene Lebenslauf
einem Jahr liegt oder wenn auffällig gut genug ist, um beim ausgewählten
häufig gewechselt wurde. Das lässt Unternehmen Interesse zu wecken.
auf eine unstete und wenig durch- Doch oft verlaufen dann die Bewer-
setzungsfreudige Persönlichkeit bungsgespräche so positiv, dass man
schließen, die eventuell bereits bei am Ende vor der Situation steht, meh-
ersten Problemen das Handtuch wirft. rere Jobangebote von verschiedenen
Aber ein Wechsel nach drei bis fünf Unternehmen zu bekommen.
Jahren wird durchaus positiv bewer- Welches Angebot soll man anneh-
tet. men? Diese Entscheidung beeinflusst
den weiteren Karriereverlauf ganz
Man sollte sich aber im Klaren dar- maßgeblich und eine eindeutige Wahl
über sein, dass es eine Karriere „nach ist nicht immer leicht möglich. Wie soll
Wunsch“ nur in den seltensten Fällen man sich nun entscheiden?
gibt. Der Karriereweg wird oft von
Faktoren beeinflusst, die man nicht Zunächst kann man die Informatio-
planen kann, etwa von der allgemei- nen, die man von den jeweiligen
nen Arbeitsmarktsituation oder der Unternehmen bekommen hat, bzw.
langfristigen Entwicklung des Unter- die Vor- und Nachteile der Angebote
nehmens, für das man sich entschie- auf einer Liste gegenüberstellen. Fol-
den hat. Flexibilität und Verände- gende Fragen sollten dabei beantwor-
rungsbereitschaft sind heute gefragter tet werden:
denn je.
1. Was ist der genaue Arbeitsinhalt?
Entspricht er meinen Interessen,
Stärken und Vorstellungen?
2. Kann ich mich mit dem Unterneh-
men, seinen Zielen und seiner Kul-
tur identifizieren? Welches Unter-
nehmen entspricht eher meinem
Idealbild?
3. Welche Entwicklungsmöglichkeiten
habe ich? Wie viel Information ha-
be ich darüber erhalten?

51
www.oeh-wu.at

4. In welchem Team fühle ich mich dung auf rein sachlicher Ebene nicht
persönlich wohler? Welchen Ein- möglich ist. Oft hilft in diesen Fällen
druck hat der/die Vorgesetzte auf das Bauchgefühl, das In-sich-Hinein-
mich gemacht? hören: Wo spürt man ein Zögern,
5. Entspricht das Gehalt meinen Vor- ohne dass man konkrete Gründe
stellungen? dafür nennen könnte, wo hat man sich
6. Was gefällt mir nicht an dem jewei- besser aufgehoben gefühlt, welcher
ligen Job? Job verheißt mehr Spaß?
7. Was sagt mein Bauchgefühl?
Timing
Vielleicht tauchen bei der Auflistung
noch Fragen auf – es ist durchaus Man sollte sich darauf einstellen, dass
möglich, diese Fragen, die sich even- Unternehmen für den Bewerbungs-
tuell erst nach dem Interview ergeben, prozess unterschiedlich lange brau-
mit der Personalabteilung oder dem/ chen. In vielen Firmen sind die
der Fachvorgesetzten abzuklären. Entscheidungswege lang und oft sind
viele Personen beteiligt, die nicht
Schnuppertag immer sofort verfügbar sind. Gute
Unternehmen informieren die Bewer-
Eine gute Möglichkeit, sich ein besse- ber/innen über den geplanten Verlauf
res, praxisnäheres Bild von der aus- der Bewerbung, darüber, wann die
geschriebenen Position zu machen, Entscheidung voraussichtlich fallen
ist ein Schnuppertag in der an- wird, und halten die Bewerber/innen
gestrebten Firma. Hier kann der Be- während des gesamten Prozesses
werber/die Bewerberin das Aufgaben- auf dem Laufenden.
gebiet, das Team und auch die
Unternehmensatmosphäre in der kon- In vielen Fällen bekommt man von
kreten Arbeitssituation kennen lernen. einem Unternehmen bereits ein kon-
Ein Schnuppertag wird immer üblicher kretes Angebot, während sich das
und man kann ihn auch von sich aus andere Unternehmen – das aber viel-
vorschlagen, wenn das Unternehmen leicht das bevorzugte wäre – noch in
nicht an diese Möglichkeit denkt. der Entscheidungsphase befindet.
Hier kann man das zweite Unterneh-
men darüber informieren, dass man
Manchmal liegen die Angebote so ein definitives Angebot von einer Kon-
nah beieinander, dass eine Entschei- kurrenzfirma erhalten hat und trotz-

52
www.oeh-wu.at

dem weiterhin großes Interesse an chende Erklärung überlegen. Hier


der anderen Position hat. Somit liegt kann man durchaus ehrlich sein, aller-
es am Unternehmen, den Ent- dings sollte man sachliche Argumente
scheidungsprozess zu beschleunigen in den Vordergrund stellen und nicht
oder zumindest klare Angaben zu zu persönlich werden. Die Arbeitswelt
machen, wann die tatsächliche Ent- ist klein, die Netzwerke der Perso-
scheidung fällt. Wichtig dabei ist, dem nalist/inn/en sehr dicht und man sollte
zweiten Unternehmen die Informa- darauf achten, auch bei der Absage
tionen zu übermitteln, ohne Druck einen professionellen Eindruck zu hin-
auszuüben. Auch der Firma, die be- terlassen.
reits ein Angebot unterbreitet hat,
kann man mitteilen, dass man noch in
Verhandlungen mit einem anderen
Unternehmen steht, und um einige
Tage Bedenkzeit bitten. Hier muss
man allerdings vorsichtig auftreten,
die Bedenkzeit kurz halten und sensi-
bel auf die Reaktion des Unterneh-
mens eingehen.

Absage

Wenn man sich für ein Unternehmen


entschieden und den Vertrag unter-
schrieben hat, sollte man die anderen
wartenden Firmen möglichst rasch
von dieser Entscheidung in Kenntnis
setzen. Diese Information sollte eher
telefonisch erfolgen, eine Absage per
E-Mail nach eventuell mehreren
Gesprächen wirkt eher unpersönlich.

Die meisten Unternehmen werden


nach einer Begründung für die
Entscheidung fragen, daher sollte
man sich im Vorfeld eine entspre-

53
www.oeh-wu.at

4.3 Arbeitsbeginn – die ersten Tage im Job


Der Arbeitsvertrag ist unterschrieben, Tätigkeitsfeld erklärt, erste Aufgaben
das Ziel, auf das man im Studium und werden übertragen, man wird mit
in der Bewerbungsphase so lange unternehmensinternen Vokabeln, Ab-
hingearbeitet hat, ist erreicht – der kürzungen konfrontiert, lernt, wie die
erste Arbeitstag. Telefonanlage und der PC funktionie-
ren, welche Abteilung sich wo im Ge-
Viele Absolvent/inn/en, vor allem die- bäude befindet, welche Besprechun-
jenigen, die bisher noch nicht allzu gen wann und wo stattfinden …
viel Berufserfahrung sammeln konn-
ten, müssen sich auf Veränderungen Um in dieser Informationsflut den
einstellen. Den positiven Entwicklun- Überblick zu behalten, kann man sich
gen, die ein neuer Job mit sich bringt, vor dem Arbeitsantritt entsprechend
wie zum Beispiel endlich das Gelernte vorbereiten:
in die Praxis umsetzen und sich in
neue Aufgaben stürzen zu können • Man sollte versuchen, möglichst
und nicht zuletzt eigenes Geld zu ver- viele Informationen über das Unter-
dienen, stehen andere persönliche nehmen aus der Homepage bzw.
Herausforderungen gegenüber. Der aus einer Unternehmensbroschüre
Lebensrhythmus muss umgestellt zu sammeln.
werden, der persönliche Freiraum, die • Je besser man die Unternehmens-
Möglichkeit, über die eigene Zeit struktur, Produkte, Namen und Ge-
selbst zu bestimmen, wird einge- sichter der Geschäftsführung, Be-
schränkt. Oft sind die Erwartungen an reichsleiter, Mitarbeiter … kennt,
den ersten Job sehr hoch – abwechs- desto höher ist der Wiedererken-
lungsreiche Tätigkeit, eigenverant- nungswert und desto schneller kann
wortliches Arbeiten, volle man neue Informationen einordnen.
Unterstützung im Team – und werden • Man kann sich schon im Vorfeld er-
nicht immer ganz so erfüllt, wie man kundigen, welche Computerpro-
es sich gewünscht hat. gramme verwendet werden, und
das eigene Wissen auf diesem Ge-
In den ersten Tagen wird man im Un- biet auffrischen.
ternehmen mit Eindrücken und Infor- • Interessant kann es auch sein, noch
mationen überhäuft. Neben den ver- vor Arbeitsbeginn in Erfahrung zu
schiedensten Personen, die einem bringen, welche Projekte geplant
vorgestellt werden, all den Namen, die sind, um sich inhaltlich vorbereiten
man behalten soll, wird das eigene zu können.

54
www.oeh-wu.at

Die ersten Tage dienen vor allem der nehmen hat informelle Spielregeln,
Orientierung im neuen Unternehmen, die man möglichst rasch kennen
es geht noch nicht so sehr darum, sollte. Wenn man in den ersten Ta-
konkrete Aufgaben zu übernehmen, gen offen und interessiert durch das
sondern eher darum, sich zunächst Unternehmen geht, wird man schon
einmal im neuen Job zurechtzufinden. durch reines Beobachten viele
Worauf sollte man in der Anfangs- ungeschriebene Gesetze erkennen
phase achten? können. Bei Unklarheiten sollte man
jene Mitarbeiter/innen zu Rate zie-
• Integration in das Team: Das ist hen, zu denen man bereits
sicherlich einer der zentralen Fakto- Vertrauen gewonnen hat.
ren. Der erste Eindruck ist entschei- • Nicht vergessen sollte man den
dend: Man sollte offen auf die Punkt, wie „Einstand“ oder Geburts-
Teammitglieder zugehen, in der tage zu feiern sind, auch hier sollte
Sprache, der Gestik und auch bei man sich erkundigen, ob und in wel-
der Kleidungswahl eher zurückhal- cher Form üblicherweise gefeiert
tend sein, bis man weiß, welche wird.
Umgangsformen üblich sind.
• Das Du-Wort sollte man nicht von Viele Unternehmen bieten neuen Mit-
alleine anbieten, sondern warten, arbeiter/inne/n einen Orientierungstag
bis es angeboten wird. an und haben eine Einführungsmappe
• Jede/r neue Mitarbeiter/in hat zu mit allen Informationen, die für
Beginn viele Fragen, die den eige- Einsteiger/innen wichtig sind. Wenn
nen Arbeitsbereich, aber auch das diese Orientierungshilfen nicht ange-
Arbeitsumfeld betreffen, zum Bei- boten werden, sollte man sich eine
spiel die unternehmensspezifische Liste zusammenstellen, worüber man
Funktionsweise der Software oder am ersten Arbeitstag idealerweise
auch die Formulierung der Ansage Informationen erhalten will:
auf dem Anrufbeantworter. Man
sollte sich nicht scheuen, diese • Vorstellung des eigenen Teams und
Fragen zu stellen, wenn etwas un- anderer Mitarbeiter/innen, mit
klar ist. Verpasst man die Anfangs- denen man in Kontakt stehen wird,
phase, wirken bestimmte Fragen zu eventuell auch Geschäftsführung,
einem späteren Zeitpunkt nicht Personalabteilung und Betriebsrat.
mehr sehr passend. • Einführung in den eigenen Arbeits-
• Jedes Team und auch jedes Unter- platz (PC, Intranet, Passwörter,

55
www.oeh-wu.at

Fax, Telefon, Büromaterial …). Viele Einsteiger/innen setzen sich


• Information über interne regelmäßi- selbst enorm unter Druck, weil sie von
ge Meetings, geplante Besprechun- Beginn an alles perfekt machen wol-
gen. len und die Ansprüche an die eigene
• Interne Richtlinien: Arbeitszeiten, Leistung enorm hoch ansetzen. In
Pausenregelung, Begrüßung am den ersten Tagen geht es aber viel-
Telefon … mehr darum, offen auf andere zuzu-
• Erledigung diverser Formalitäten gehen, hohe Lernbereitschaft und
(Büroschlüsselübergabe, Park- Engagement zu zeigen, Netzwerke zu
karte …). knüpfen, sich selbst zu positionieren
• Führung durch das Unternehmen: und möglichst viele Informationen zu
Kennenlernen der verschiedenen sammeln und einzuordnen. Wenn das
Abteilungen, Kantine, … erreicht ist, kann man auf dieser
• Unternehmensinformation: Organi- sicheren Basis aufbauen und sich auf
gramm mit Namen und Funktionen, die anderen Aufgaben und Herausfor-
Geschäftsbericht, interne Zeit- derungen stürzen.
schriften.

56
www.oeh-wu.at

5 KARRIERETIPPS
5.1 ZEITMANAGEMENT
Zeitmanagement ist die Kunst, seine Prioritäten
Zeit optimal zu nützen und Strategien
für eine effiziente Selbstorganisation Das Bewusstwerden und Setzen von
zu entwickeln. Folgende Vorgangs- Prioritäten ist die Basis eines effekti-
weise empfiehlt sich: ven Zeitmanagements. Es geht hier
um Fragen der Reihung von Wichtig-
• Erhebung des Status quo keiten und Einordnung dieser in den
• Definition von Zielen Alltag und das Leben.
• Festlegung von Prioritäten
• Planung Es lassen sich unterscheiden:
• Stressmanagement
• ABC-Analyse
Erhebung des Status quo Mittels der ABC-Analyse werden
alle Aufgaben in folgende Katego-
Ausgangs- und Ansatzpunkt eines rien unterteilt:
effektiven Zeitmanagements ist immer • A: sehr wichtig, hohe Priorität
eine ehrliche Selbstanalyse: • B: mittlere Priorität
• C: geringe Priorität
• Aufgaben/Zeitverwendung
• Häufigste Zeitfresser, z. B. • Pareto-Prinzip
• unrealistische Planung (nach Vilfredo Pareto)
• mangelnde Zielsetzung
• Aufschieben Grundsatz: In 20 Prozent der zur Ver-
• Unordnung fügung stehenden Zeit können 80
• Einlassen auf Störungen Prozent der Aufgaben erledigt wer-
• Persönlicher Arbeitsstil den. Statt also 100 Prozent der Auf-
gaben erfüllen zu wollen, sollte daher
Definition von Zielen eine zielorientierte Ausrichtung auf die
Erfüllung weiterer „80-Prozent-Auf-
Vor der Planung stehen die Definition gaben“ erfolgen, welche mit nur 20
und Festlegung von Zielen – also die Prozent des Zeit- und Energieauf-
Frage, was ich in meinem Leben/die- wandes erreicht werden können.
sem Jahr/diesem Monat/dieser Wo-
che/diesem Tag erreichen möchte. Beispiel: 20 Prozent der Kunden brin-
Erst so kann ein souveräner Umgang gen 80 Prozent des Absatzes. 80 Pro-
mit der eigenen Zeit erreicht werden. zent einer Software sind in 20 Prozent

57
www.oeh-wu.at

der Zeit geschrieben. Stressmanagement

• Eisenhower-Methode Was genau ist Stress eigentlich? Phy-


siologisch betrachtet ist Stress eine
Alle Aufgaben werden anhand der Kri- biochemische Reaktion unseres Kör-
terien wichtig/unwichtig und drin- pers auf außergewöhnliche Situatio-
gend/nicht dringend in vier Quadran- nen. Stress ist etwas sehr Subjek-
ten verteilt. Alle Aufgaben im Quad- tives. Was den einen noch kaltlässt,
ranten unwichtig/nicht dringend wer- bewirkt beim anderen schon Adrena-
den nicht erledigt. Die Orientierung linstöße. Und wenn wir zu oft im
erfolgt anhand der wichtigen Ziele, Stress sind, kann es zu körperlichen
denen ein fester Platz in der Planung und seelischen Problemen kommen.
gegeben werden muss. Daher ist es wichtig, persönliche
Stressoren zu erkennen und damit
Planung umgehen zu lernen.

Ausgehend von den Zielen sollte man Zur Vorbeugung empfehlen sich re-
Tages-, Wochen-, Monats- und gelmäßige Bewegung, Entspan-
Jahrespläne erstellen und pflegen. nungstechniken und gesunde Er-
Für die Planung, die IMMER schriftlich nährung. Natürlich ist es auch die zu-
erfolgen soll, empfiehlt sich die nehmende berufliche Erfahrung, die
ALPEN-Methode: Stress und Druck nehmen kann.

A = Aufgaben definieren zBp Tipp


L = Länge der Tätigkeiten • Ziele definieren und Prioritäten festle-
P = Pufferzeiten gen.
• Immer schriftlich und realistisch planen
E = Entscheidungen treffen
– was ist wirklich in der vorhandenen
N = Nachkontrolle Zeit zu schaffen?
• Pufferzeiten einplanen.
Schriftliche To-do-Listen mit Priorität- • Persönliche Zeitfresser erkennen und
en und konkreten Terminen erleich- ausmerzen. Vor allem: Sag nicht ja,
tern den Überblick und lassen so die wenn du nein sagen möchtest.
• Stressoren rechtzeitig erkennen und
Planung realistischer werden.
lernen, besser damit umzugehen.
• Bewegung, Entspannung und gesunde
Ernährung in den Alltag einbauen.

58
www.oeh-wu.at

Die Dos and Don’ts bei der Bewerbung


Aus dem Erfahrungsschatz des zBp haben wir folgende Empfehlungen zusam-
mengefasst:

1.Do: Professionelle Bewerbungsunterlagen vorbereiten – ohne Tipp- oder


Grammatikfehler, formale Kriterien beachten.
2.Do: Professionelle Vorbereitung – Unternehmenswebsite studieren und ana-
lysieren, gezielte Fragen für das Interview notieren.
3.Do: Allgemeine Benimmregeln – Pünktlichkeit, korrekte Begrüßung, Hand
schütteln, adäquate Sitzhaltung.
4.Do: Die eigene Motivation für das Unternehmen und die Position im
Gespräch deutlich machen – Motivation und Begeisterungsfähigkeit überzeu-
gen eher als noble Zurückhaltung.
5.Do: Den Inhalt des Stelleninserates kennen – ist relevant für die Gestaltung
des Bewerbungsschreibens und das Interview.
6.Do: Authentizität und Natürlichkeit im Gespräch – wer gezielt vorbereitet ist,
kann seine Persönlichkeit im Interview wirken lassen und muss nicht wäh-
rend des Gesprächs verkrampft nach Antworten suchen.
7.Do: Zeitliche Flexibilität bei der Vereinbarung von Interviewterminen.
8.Do: Nur die wichtigsten Zeugnisse bei der Bewerbung mitschicken.
9.Don’t: Im Pullover zum Interview gehen – auch nicht wenn es ein teures
Designerstück ist; angemessene Kleidung ist ein direkter Verweis auf die
Wertschätzung, die man einem Unternehmen entgegenbringt.
10.Don’t: Massenmails versenden – im Bewerbungsschreiben muss gezielt auf
eine konkrete Position/das betreffende Unternehmen eingegangen werden;
daraus erkennt ein Personalist sofort das Engagement eines
Bewerbers/einer Bewerberin.
11.Don’t: Standardpaket versenden – exakt jene Unterlagen schicken, die im
Inserat verlangt werden.
12.Don’t: Unpassende Fotos verwenden – Fotos in legerer Freizeitkleidung mit
unpassendem Hintergrund hinterlassen nicht den bestmöglichen Eindruck.
13.Don’t: Lücken im Lebenslauf – fallen immer auf und führen spätestens beim
Interview zu Erklärungsbedarf.

60
www.oeh-wu.at

5.2 KONFLIKTMANAGEMENT
Mit Konflikten richtig umgehen zu kön- 6. Austausch von Drohgebärden.
nen, gehört zu den wesentlichsten 7. Systematische Zerstörungs-
Social Skills, die entwickelt werden schläge.
müssen. 8. Nervenkrieg.
9. Totale Vernichtung, auch um den
Die häufigsten Konfliktursachen im Preis der Selbstvernichtung.
Beruf:
Es zeigt sich, dass mit zunehmender
• Unzureichende Kommunikation. Eskalation die Tendenz besteht, das
• Gefühl, ungerecht behandelt zu ursprüngliche Streitthema aus den
werden. Augen zu verlieren und den Konflikt
• Falscher, schlechter Gebrauch von zu personalisieren.
Kritik.
• Auseinandersetzung um Zuständig-
keiten.
zBp Tipp
• Belohnungssysteme.
• Gesichtsverlust. • Einen sich anbahnenden Konflikt mög-
lichst rasch ansprechen.
• Wettbewerb um knappe Ressour- • Sach- und emotionale Ebene trennen.
cen. • Interessen, die hinter der Position des
anderen stehen, herausfinden.
Typische Konfliktverläufe (neunstufi- • Fragen stellen.
ge Konfliktskala nach Glasl): • Aktiv zuhören.
• Die Gemeinsamkeiten und nicht das
Trennende in den Vordergrund stellen.
1. Kooperationsbemühungen beider
Seiten, um den Konflikt beizulegen.
2. Polarisierung – egoistische Stand-
punkte und Reizbarkeit nehmen zu.
3. Konflikteskalation durch Provoka-
tion und den Versuch beider, die
eigenen Ziele zu fördern.
4. Zweifel der Konfliktparteien an
einer einvernehmlichen Lösung. Es
geht nur mehr um Sieg oder
Niederlage.
5. Kampf mit möglichem Gesichts-
verlust.

61
www.oeh-wu.at

5.3 RHETORIK
Schon in der Antike beschäftigten sich Thema
die großen Philosophen mit Rhetorik,
der Redekunst. Und heute gilt mehr Die beste Rhetorik nützt nichts, wenn
denn je: der Inhalt fehlt. Das lässt sich gut mit
einem Geschenk vergleichen, das
Erfolg im Beruf hängt nicht allein von zwar wunderbar verpackt, aber im
Ehrgeiz und Kompetenz ab, sondern Inneren leer ist. Sachkenntnis und
immer mehr von der Kommunikations- Argumentation sind also erste Vor-
und Präsentationsfähigkeit des Ein- aussetzung für eine gute Rede.
zelnen. Denn was nutzen die innova-
tivsten Ideen, die besten Konzepte
oder die ausgefeiltesten Argumente,
wenn man sie anderen nicht zu ver-
mitteln vermag?

Dabei ist Rhetorik keine Frage von


Talent. Genau wie Muskeln lässt sich
auch Redesicherheit trainieren.

Ziel Dr. Rupert Dollinger, Konzernpersonalleiter Erste Bank

Vor jedem Vortrag stellt sich die Frage Vorbereitung


der Zielerreichung. Was genau gilt es
zu erreichen, was ist das Minimal-, Eine gute Vorbereitung ist nur durch
was das Maximalziel? Woran lässt eins zu ersetzen – durch eine bessere
sich später messen, ob das Ziel auch Vorbereitung. Struktur, Einstieg, Ar-
erreicht wurde? Hilfreich ist dabei die gumente und Schluss, aber auch
Zielformulierung nach Fragen der Einwandbehandlung soll-
ten im Vorfeld überlegt werden.
S – spezifisch
M – messbar Sprache und Argumentation
A – attraktiv
R – realistisch Sprechgeschwindigkeit, Modulation
T – terminisiert und Lautstärke sind eine Frage der
Persönlichkeit, lassen sich aber auch
bestens trainieren. Einmal schneller,

62
www.oeh-wu.at

dann langsamer zu sprechen, leiser kommen aber immer körpersprachlich


und lauter zu werden, aber auch zum Tragen.
akzentuiert zu modulieren erhöht die
Aufmerksamkeit. • Haltung: Wichtig ist eine aufrechte,
den Zuhörern zugewandte Haltung.
Kurze Sätze mit aktiven Wiederholun- Mit dem Boden verhaftet, etwa hüft-
gen sowie die Verwendung von Ver- breit stehen bzw. auf dem Sessel
ben statt Substantiven lassen die die ganze Sitzfläche ausnützen.
Sprache verständlicher und auch dy- Nicht umsonst heißt es ja „die Hal-
namischer wirken. tung bewahren“ oder „seinen Stand-
punkt vertreten“.
Bei der Argumentation gilt der Spruch: • Mimik: Ein offenes, freundliches
Weniger ist mehr. Es empfiehlt sich Gesicht wirkt auf jeden Fall einla-
(jeweils aus Sicht des Zuhörers): das dender als hängende Mundwinkel.
zweitwichtigste Argument zuerst, Besonderen Wert sollte man auf
dann das schwächste Argument und den Blickkontakt legen – die Augen
kurz vor dem Ende das stärkste als Spiegel der Seele stehen im
Argument. Zentrum des Gesichtsausdrucks.
• Gestik: Sie sollte ruhig und akzentu-
Persönlichkeit iert sein und das Gesagte unter-
streichen. Gerade die Gestik ist ein
Authentizität und Glaubwürdigkeit Ausdruck der Persönlichkeit, ist
sind meist wichtiger als Techniken. dementsprechend stärker oder
Auch die innere Einstellung zum Vor- schwächer ausgeprägt. Wichtig ist
trag und zu den Zuhörern entscheidet auch hier, die eigene Persönlichkeit
sehr oft über den Erfolg des Vortrags. zu unterstreichen und keine fremde
Wer an einer positiven Einstellung zu Rolle anzunehmen.
sich und seinen Themen arbeitet,
punktet hier auf jeden Fall.

Körpersprache

Die Körpersprache ist die älteste


Sprache der Welt. Verbal zu lügen ist
einfach, die wirklichen Gefühle und
Gedanken des Redners/der Rednerin

63
www.oeh-wu.at

5.4 NETWORKING
zBp Tipp - Vorgehensweise „Es kommt weniger darauf an, was du
• Viel Zeit in eine gute Vorbereitung kannst, als darauf, wen du kennst.“
investieren. Faustregel: Pro
Vortragsminute 30 Minuten
Das ist sicherlich übertrieben, und
Vorbereitungszeit.
• Den Vortrag einmal bis mehrmals Können spielt im Beruf immer eine
durchsprechen, Formulierungen verän- wichtige Rolle. Allerdings steckt mehr
dern, bis sie passen. als ein Funken Wahrheit in diesem
• Redezeit stoppen. Meistens braucht Satz. Denn auf dem heutigen Arbeits-
man im Ernstfall zehn Prozent mehr markt, wo sich viele kompetente Ar-
Zeit als in der Übungssituation.
• Pausen machen. Wie bei einem
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Musikstück gehören Pausen zu einer um jede einzelne interessante freie
vollendeten Rede. Stelle bewerben, kann niemand mehr
• An einer positiven inneren Einstellung aufs Kontakteknüpfen, neudeutsch
zur Rede, dem Thema und den Networking, verzichten. Durch gute
Zuhörern arbeiten. Die innere
Beziehungen vergrößern sich die
Einstellung manifestiert sich in der
Körpersprache. Erfolgsaussichten bei der Arbeits-
• Nicht nur den Anfang des Vortrags, suche und dem beruflichen Aufstieg.
sondern auch oder vor allem das Ende
gut vorbereiten – als Zusammenfas- zBp Tipp - Vorgehensweise
sung oder Appell. • Nutzen und Zielsetzung des Networ-
kings überlegen.
• Das bereits vorhandene persönliche
Netzwerk auflisten – wer kann wie zu
welchen weiteren Kontakten hinführen?
• Den persönlichen Netzwerkstil analy-
sieren und danach handeln.
• Auf langfristige Verbindungen setzen.
• Gute Laune, ein freundliches Lächeln
und Selbstbewusstsein mitbringen.
• Gezielt Fragen stellen.
• Immer genügend Visitenkarten mitneh-
men.
• Sich auf den anderen einstellen und
erreichbar sein.
• Regelmäßig zu Netzwerkveranstaltun-
gen gehen.
• Sich beim Netzwerkpartner revanchie-
ren und somit eine Win-win-Situation
schaffen.

64
www.oeh-wu.at

5.5 LEBENSVISION
Das Mission-Statement Ziele ändern sich naturgemäß im
Laufe des Lebens. Die Lebensvision
Beruflicher Erfolg alleine garantiert ist hingegen etwas, was uns oft ein
noch lange kein glückliches und er- Leben lang begleitet.
fülltes Leben.
zBp Tipp
Erst wer sich über seine Visionen, • Menschen, die wissen, was sie wollen,
Ziele, Werte und Vorstellungen im leben und arbeiten glücklicher als die,
Klaren ist, kann Beruf und Karriere die immer den Zielen anderer folgen.
planen. • Der Arbeit am Mission-Statement sollte
ausreichend Zeit gewidmet werden.
„Mission-Statement“ ist eine Methode, Schließlich geht es hier um nichts
Geringeres als die persönliche Zukunft.
in der man seine eigenen Wünsche,
Wertvorstellungen, Ziele und Ideale Nicht aufgeben – Durststrecken kommen
auf einen Nenner bringt, indem man vor. Erfolgreiche stehen immer wieder auf
sie in einem ein- bis maximal zweisei- und machen weiter.
tigen Dokument festhält.

Was zählt für mich wirklich im Le-


ben und im Beruf?

• Hierarchischer Aufstieg
• Geld, Anerkennung
• Sinnfindung
• Inhalte
• Anderen zu helfen
• Selbstverwirklichung
• Die Gesellschaft zu verändern
• Freiheit
• Selbstbestimmung

Wenn man auf vieles verzichten


müsste, was muss auf jeden Fall für
ein erfülltes Leben vorhanden sein?

65
www.oeh-wu.at

NOTIZEN:

66
www.oeh-wu.at

NOTIZEN:

67
www.oeh-wu.at

Impressum
zBp Bewerberbroschüre | 2. Auflage | Kooperation zBp der WU Wien und ÖH WU | Erscheinungsdatum August 2008 | Me-
dieninhaber, Herausgeber, Verleger: Zentrum für Berufsplanung, WU Wien, UZA 4, Nordbergstr. 15, 1090 Wien, Tel.: +43 1
313 36-4968, E-Mail: office@zBp.at, Website: www.zBp.at | Redaktion: Mag. Ursula Axmann, Mag. Christiana Dannenmaier,
Dr. Andrea Tschirf | Koordination, Gestaltung, Layout: Mag. Marion Mayer, Herwig Felber, Gregor Weiß | Druck: Ostry &
Partner GmbH | Auflage: 7.000 Stück

§ 1 Abs. 4 Gleichbehandlungsgesetz: „Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen (…) gilt die gewählte Form für beide
Geschlechter.“

68

Das könnte Ihnen auch gefallen