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Dieses Projekt wurde veröffentlicht mit Unterstützung durch die EU mittels einer
teilweisen Förderung im Rahmen des Sokrates Programms.
Der Inhalt des Projektes reflektiert nicht notwendigerweise den Standpunkt der
EU, noch unterliegt es irgendeiner Verantwortung seitens der EU.
1
Assistent in der Abteilung für Didaktik der Mathematik, Universität Klagenfurt
-1-
Input-Output-Modelle und Markov-Ketten
Ich möchte zwei wirtschaftstheoretische (gelegentlich auch wirtschaftspraktische) Modelle
behandeln, von denen zumindest das erste auch in manchen Schulbüchern für die HAK und
AHS zu finden ist.
Materialverflechtung
B1 3
Z1
5 7
E1
8 8
B2
4
6
2
E2
B3 2
6 Z2
3 5
7 8
Verflechtungsmatrizen: (B→Z) = 8 4 ; (Z→E) =
2 6 6 2
B1 : 3⋅2 + 5⋅3 = 21
B2 : 8⋅2 + 4⋅3 = 28
B3 : 2⋅2 + 6⋅3 = 22
21
2
In Matrizenschreibweise: XB = (B→Z) ⋅ NZ = 28 mit NZ =
22 3
Entsprechend: XZ = (Z→E) ⋅ NE
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Will man für eine bestimmte Nachfrage NE nach Endprodukten den Bedarf XB
an Bestandteilen direkt ermitteln, so benötigt man die Verflechtungsmatrix
(B→E). Wie man sich anhand des Graphen leicht überlegt, gilt
In unserem Beispiel erhalten wir etwa für eine Nachfrage von E1 = 3 und E2 = 4
3 5 289
7 8 3
XB = 8 4 ⋅ ⋅ = 528
2 6 6 2 4 262
0 0 0 3 5 0 0 x1
0 0 0 8 4 0 0 x 2
0 0 0 2 6 0 0 x 3
A⋅X = 0 0 0 0 0 7 8 ⋅ x 4
2 x 5
0 0 0 0 0 6
0 0 0 0 0 0 0 x 6
0 0 0 0 0 0 0 x 7
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Bezeichnet man die externe Nachfrage („Primärbedarf“) nach B1 , B2 , ... , E2 mit
N, so gilt:
X = N + A⋅X
Gesamtbedarf (in ME) = Primärbedarf (in ME) + Sekundärbedarf (in ME)
X = N + A ⋅ X ⇔ X – A ⋅ X = N ⇔ (E – A) ⋅ X = N ⇔ X = (E – A)-1 ⋅ N
In unserem Beispiel:
1 0 0 −3 −5 0 0 1 0 5 51 34
0 3
0 1 0 −8 −4 0 0 0 1 4 80 72
0 8
0 0 1 − 2 −6 0 0 0 0 6 50 28
1 2
E − A = 0 0 0 1 0 − 7 − 8 (E − A) −1 = 0 0 0 7 8
0 1
0
0 0 0 1 − 6 − 2 0 0 0 0 1 6 2
0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0
0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1
1 0 0 3 5 51 34 5 319
0 1 0 8 4 80 72 0 576
0 0 1 2 6 50 28 10 294
X = ( E − A) −1 ⋅ N = 0 0 0 1 0 7 8 ⋅ 5 = 58
0 0 0 0 1 6 2 2 28
0 0 0 0 0 1 0 3 3
0 0 0 0 0 0 1 4 4
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Offene Leontief – Modelle
Ein ökonomisches System, zum Beispiel eine Volkswirtschaft, setzt sich aus mehreren
voneinander abhängigen Bereichen zusammen. Die Abhängigkeit besteht darin, dass jeder
Bereich zur Erbringung von Leistungen als „Input“ sowohl Leistungen aus dem eigenen
Bereich als auch Leistungen aus anderen Bereichen benötigt („Sekundärbedarf“).
Darüber hinaus gibt es für die Leistungen der einzelnen Bereiche im Allgemeinen auch eine
externe Nachfrage („Primärbedarf“).
Es geht – wie bei der Materialverflechtung – um die Frage, welche Leistungen (hier gemessen
in Geldeinheiten GE) von den einzelnen Bereichen erbracht werden müssen, damit der
Primär- und der Sekundärbedarf gedeckt werden können. Ähnlich wie bei der Material-
verflechtung gilt:
Gesamtleistung (in GE) = Primärbedarf (in GE) + Sekundärbedarf (in GE)
X = N + A ⋅ X beziehungsweise X = (E – A)-1 ⋅ N
−1
x A 0,9 − 0,1 0 1000 1220
Somit ist x B = − 0 ,2 0,8 − 0,3 ⋅ 300 = 980
x − 0,1 − 0,1 0 ,9 500 800
C
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Lineare Modelle der Materialverflechtung und offene Leontief-Modelle haben die selbe
Struktur:
Für jedes Produkt (Leistungen aus jedem Bereich) gibt es eine externe Nachfrage
(Primärbedarf), insgesamt also einen Nachfragevektor N.
Die Materialverflechtungen (die Produktionsabhängigkeiten) untereinander lassen sich in
einer Matrix A = (aij ) darstellen, wobei aij die Lieferung (den Output) des Produkts (des
Bereichs) i für das Produkt (den Bereich) j angibt bzw. umgekehrt den Input von j aus i.
Die von jedem Produkt (Bereich) benötigte Menge (Leistung) wird durch den Vektor X
dargestellt.
Man nennt solche Modelle Input -Output-Modelle; es gilt:
Die Verflechtungsmatrix A nennt man daher auch Input -Output-Matrix, die Matrix (E – A)-1
heißt Leontief-Matrix (Technologie-Matrix, Leontief-Inverse).
Markov-Ketten
ZU
A B C
A 0,3 0,4 0,3
VON B 0,4 0,1 0,5
C 0,1 0,3 0,6
Gefragt ist nach den Marktanteilen, auf die sich die Marken A, B und C auf
lange Sicht einpendeln werden (falls sie das tun!), wenn die aktuellen
Marktanteile für A, B bzw. C 40%, 50% und 10% betragen.
Ausgangssituation: xA = 40%; xB = 50%; xC = 10%
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Nach einer Zeitperiode ist der Marktanteil dann
In Matrizenschreibweise: Xt+1 = PT ⋅ Xt
wobei PT die zur gegebenen Übergangsmatrix
P = (pij) transponierte Matrix ist, Xt bzw. Xt+1
sind die Vektoren der Marktanteile in den
Zeitpunkten t bzw. t+1.
Eine mehrmalige Iteration lässt vermuten, dass sich die Marktanteile auf den
„Gleichgewichtszustand“
„einpendeln“.
Einpendeln meint, dass für alle Produkte und jede (weitere) Zeitperiode gilt:
IV: xA + xB + xC = 1
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Im vorliegenden Beispiel ist der erreichte Gleichgewichtszustand unabhängig von der Wahl
der Ausgangswerte – man spricht von ergodischen Markov-Ketten.
Das muss nicht so sein. In der im Folgenden grafisch gegebene n Markov-Kette wird zwar
auch für jeden Ausgangszustand ein Gleichgewichtszustand erreicht, dieser ist jedoch von der
Wahl des Ausgangszustands abhängig – man spricht von nicht-ergodischen Markov-Ketten.
Beispiele
Erstellen Sie eine Matrix A = (aij) die angibt, welche Mengen Ri zur Produktion einer
Mengeneinheit von Zj benötigt werden (erste Produktionsstufe) und eine Matrix B =
(bij) die angibt, welche Mengen Zi zur Produktion einer Mengeneinheit von Pj benötigt
werden (zweite Produktionsstufe).
Ermitteln Sie aus A und B eine Matrix C = (cij) die angibt, welche Mengen Ri zur
Produktion einer Mengeneinheit von Pj benötigt werden. Berechnen Sie welche
Rohstoffmengen R und welche Mengen der Zwischenprodukte Z benötigt werden, um
200 ME von P1 und 400 ME herzustellen!
Zusätzlich zu den Endprodukten P werden als Ersatzteile 15, 10, 10 ME von Z1 , Z2
bzw. Z3 benötigt. Ermitteln Sie alle benötigten Mengen mit Hilfe der Leontief-Matrix!
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3. Eine Mineralölfirma kann extern täglich Produkte im Wert von 130.000 GE absetzen,
zur Herstellung von Produkten im Wert von einer GE benötigt sie jedoch Kohle im
Wert von 0,1 GE, Elektrizität im Wert von 0,3 GE und Dieselöl (aus eigener
Produktion) im Wert von 0,2 GE.
Ein Elektrizitätswerk verzeichnet einen externen Bedarf von 120.000 GE täglich,
benötigt zur Erbringung von Leistungen im Wert einer GE jedoch Treibstoff im Wert
von 0,3 GE, Kohle im Wert von 0,5 GE und Strom (aus eigener Produktion) im Wert
von 0,1 GE.
Die Kohlenmine schließlich benötigt zur Förderung von Kohle im Wert von einer GE
Treibstoff im Wert von 0,1 GE und Strom im Wert von 0,3 GE. Der tägliche externe
Bedarf beträgt 20.000 GE.
Berechnen Sie mit Hilfe der Leontief-Inversen die täglichen Produktionsmengen, mit
denen der interne und der externe Bedarf dieser drei Unternehmen gedeckt werden
kann!
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