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Handbuch E-Money, E-Payment & M-Payment

Thomas Lammer
Herausgeber

Handbuch
E-Money, E-Payment
& M-Payment

Mit 121 Abbildungen


und 18 Tabellen

Physica-Verlag
Ein Unternehmen
von Springer
Mag. Thomas Lammer
1070 Wien
Österreich
E-mail: lammer@go.cc

ISBN 3-7908-1651-5 Physica-Verlag Heidelberg

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Inhalt

Einleitung ...............................................................................................................1
Thomas Lammer

GRUNDLAGEN & ALLGEMEINE INFORMATIONEN ...............................5

E-Payments Evolution...........................................................................................7
Monika E. Hartmann
1 Introduction...............................................................................................7
2 High technology, market specifics and payments innovation...................8
3 Developments in E-Money, mobile payments and
innovative banking services......................................................................9
4 Conclusions.............................................................................................17
References ...................................................................................................18

Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der Zeit


und ihre Vermarktung ........................................................................................19
Ewald Judt
1 Innovationen als Grundlage des Fortschritts...........................................19
2 Innovationen präg(t)en Zahlungsverkehr................................................22
3 Innovationen im Zahlungsverkehr und ihre Vermarktung......................28
4 Fazit ........................................................................................................33
Literatur.......................................................................................................34

Zahlungsverhalten am Point of Sale in Deutschland –


aktuelle Entwicklungen.......................................................................................35
Hugo Godschalk
1 Status Quo...............................................................................................35
2 Deutschland auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft? ....................38
3 Fazit ........................................................................................................41
Literatur.......................................................................................................41

Zahlungsverhalten und Bargeldverwendung in Österreich ............................43


Helmut Stix
1 Einleitung................................................................................................43
2 Verwendung und Verbreitung von Zahlungskarten................................44
3 Wachstum der EFT-POS-Zahlungen bewirkte Rückgang
bei Bargeldverwendung und -nachfrage .................................................50
4 Fazit ........................................................................................................54
Literatur.......................................................................................................55
VI Inhalt

Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich: ein Überblick.... 57


Thomas Lammer, Karsten Stroborn
1 Einleitung ............................................................................................... 57
2 Kategorisierung von Internet-Zahlungssystemen ................................... 59
3 Pre-Paid-Verfahren ................................................................................. 60
4 Pay-Now-Verfahren................................................................................ 62
5 Pay-Later-Verfahren ............................................................................... 64
6 Fazit und Ausblick.................................................................................. 69
Literatur....................................................................................................... 71

M-Payment im internationalen Kontext............................................................ 73


Johan Karlsson, Karim Taga
1 Ein langsamer Anfang ............................................................................ 73
2 Viele Player haben viel zu gewinnen...................................................... 73
3 So funktionieren M-Payments ................................................................ 75
4 Regionale Unterschiede .......................................................................... 77
5 Der Führende prägt den Markt................................................................ 79
6 Eine Branche mit Zukunft ...................................................................... 80
7 Die Herausforderungen........................................................................... 81
8 Fazit ........................................................................................................ 86
Literatur....................................................................................................... 87

RECHTLICHE & POLITISCHE ASPEKTE .................................................. 89

Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen


auf die Geldpolitik............................................................................................... 91
Stefan W. Schmitz
1 Einleitung ............................................................................................... 91
2 Konzeptionelle Grundlagen .................................................................... 92
3 Die Auswirkungen der Verbreitung von
Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik................................ 96
4 Fazit ...................................................................................................... 109
Literatur..................................................................................................... 110

Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher


im deutschen Rechtssystem .............................................................................. 113
Dania Neumann
1 Mediengerechte Zahlungen für den Handel über das Internet .............. 113
2 Belastungszeitpunkt.............................................................................. 116
3 Innovative vorbezahlte Zahlungsverfahren (Pay before)...................... 117
4 Fazit ...................................................................................................... 129
Literatur..................................................................................................... 129
Inhalt VII

Neuer europäischer Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr:


zivilrechtliche Aspekte ......................................................................................133
Julian Langner
1 Ausgangsposition..................................................................................133
2 Regelungsinhalt ....................................................................................135
3 Rechtsnatur ...........................................................................................135
4 Beschränkung auf das Endkunde-Anbieter-Verhältnis .........................135
5 Abstraktion der Regelungsinhalte.........................................................137
6 Die einzelnen Regelungsbereiche im Detail .........................................137
7 Fazit ......................................................................................................141
Literatur.....................................................................................................141

SEPA – Auf dem Weg zu einem einheitlichen


Euro-Zahlungsverkehrsraum...........................................................................143
Thomas Lammer, Markus Pammer
1 Einleitung..............................................................................................143
2 Rückblick und Entwicklung..................................................................143
3 Ziele des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraumes ........................144
4 Europaweite Zahlungsinstrumente........................................................145
5 SEPA Zeitrahmen .................................................................................150
6 Aktivitäten der Oesterreichischen Nationalbank zum Thema SEPA ....150
7 Fazit ......................................................................................................151
Literatur.....................................................................................................152

Digitale Signatur – gelebte Praxis


gerade auch im Finanzdienstleistungsbereich.................................................155
Eugen Pernkopf
1 Zum Begriff der (sicheren) digitalen Signatur.......................................155
2 Weitere Voraussetzungen der Anwendbarkeit ......................................162
3 Einwände gegen die Nutzung der digitalen Signatur ............................164
4 Anwendungsbeispiele............................................................................165
5 Fazit.......................................................................................................167
Literatur.....................................................................................................168

INNOVATIVE EINZELSYSTEME ................................................................169

mPAY24 Multi Payment Plattform für E- und M-Commerce ......................171


Erich Gassner
1 Entwicklung des Unternehmens ............................................................171
2 Zahlungssysteme der mPAY24 Plattform .............................................172
3 mPAY24 Varianten ...............................................................................175
4 Technische und organisatorische Aspekte.............................................179
5 Gütezeichen und Vertrauen ...................................................................180
6 Merchant-Unternehmen.........................................................................181
7 Rechtliche Aspekte................................................................................182
8 Fazit.......................................................................................................183
VIII Inhalt

T-Pay von T-Com: Einfach und vielseitig online bezahlen............................ 185


Jens Pöschl, Axel Hübner
1 T-Pay – Ein kurzer Abriss zur Entwicklungsgeschichte ....................... 185
2 Funktionsweise von T-Pay .................................................................... 187
3 Rechtliche Aspekte ............................................................................... 190
4 Technik.................................................................................................. 191
5 Einsatzgebiete von T-Pay...................................................................... 194
6 Kosten ................................................................................................... 195
7 T-Pay in der Praxis................................................................................ 196
8 Fazit: Gründe für den Erfolg von T-Pay................................................ 197
Literatur..................................................................................................... 197

Pago eTransaction Services GmbH –


Acquirer & Payment Service Provider............................................................ 199
Markus Weber
1 Kurze Pago-Historie ............................................................................. 199
2 Online-Handel: anonym und asynchron ............................................... 200
3 Die Pago-Plattform: Transaktionen elektronisch.................................. 201
4 Pago Online-Reporting: Transparenz und Interaktion .......................... 202
5 Pago-Doppelrolle: Acquirer und Payment Service Provider ................ 202
6 Fokus Risiko-Management................................................................... 203
7 Pago-Services: Von der Kreditkarte bis zu Direct-Debit-Verfahren .... 204
8 Pago-Report: Marktstudien als Instanz................................................. 205
9 Pago-Partner-Netzwerk......................................................................... 207
10 Fazit ...................................................................................................... 208
Literatur..................................................................................................... 208

Click&Buy von FIRSTGATE .......................................................................... 209


Philipp Barthold, Timo Seidel
1 Einleitung ............................................................................................. 209
2 Funktionsweise ..................................................................................... 209
3 Strategische Meilensteine ..................................................................... 211
4 Aufsichtsrecht....................................................................................... 214
5 Fazit ...................................................................................................... 219
Literatur..................................................................................................... 219

paybox austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte..................................... 221


Jochen Punzet
1 paybox – Österreich zahlt mit dem Handy ........................................... 221
2 Funktionsweise von paybox ................................................................. 222
3 Das Zahlungsmittel für das mobile Zeitalter......................................... 225
4 paybox für Kunden und Partner............................................................ 228
5 paybox macht Bezahlen einfach sicher................................................. 229
6 paybox Facts & Figures ........................................................................ 230
7 Schlüssel zum Erfolg: Breites Angebot und Kundenzufriedenheit....... 233
8 Fazit ...................................................................................................... 234
Inhalt IX

Literatur.....................................................................................................235

PayPal – Globales Zahlungssystem mit


Kompetenz für lokale Zahlungsmärkte...........................................................237
Frerk-Malte Feller
1 Geschichte von PayPal..........................................................................237
2 Regulatorische Aspekte ........................................................................240
3 Funktionsweise von PayPal ..................................................................240
4 Einsatzgebiete .......................................................................................243
5 Zahlen ...................................................................................................245
6 Ausblick................................................................................................246
7 Fazit ......................................................................................................246
Literatur.....................................................................................................247

paysafecard – die führende Wertkarte zum Bezahlen im Internet ...............249


Michael Müller
1 Geschichte des Unternehmens paysafecard ..........................................249
2 Rechtliche Aspekte ...............................................................................250
3 Funktionsweise .....................................................................................251
4 Technik und Operations........................................................................256
5 Einsatzgebiete .......................................................................................257
6 Kosten für Nutzer, Händler und Webshop-Partner ...............................258
7 Aktuelles ...............................................................................................258
8 Gründe für den Erfolg bei Kunden und Händlern.................................259
9 Fazit ......................................................................................................260

Die GeldKarte, das bessere Kleingeld..............................................................261


Volker Koppe
1 Status Quo: Die Chipkarte der deutschen Kreditwirtschaft
gewinnt weiter an Akzeptanz................................................................261
2 Wahrnehmung der Konsumenten .........................................................269
3 Marketing..............................................................................................270
4 Jugendschutz-Instrument GeldKarte.....................................................273
5 Initiative GeldKarte e.V........................................................................275
6 Fazit ......................................................................................................276
Literatur.....................................................................................................276

Quick – eine Erfolgsstory..................................................................................277


Ewald Judt, Robert Komatz
1 Der Background....................................................................................277
2 Das Produkt ..........................................................................................277
3 Die Kartenarten.....................................................................................278
4 Die Ladung ...........................................................................................280
5 Die Zahlung ..........................................................................................281
6 Die Vermarktung ..................................................................................286
7 Das Wachstum ......................................................................................287
X Inhalt

8 Fazit ...................................................................................................... 289

ERFOLGSFAKTOREN FÜR
INNOVATIVE ZAHLUNGSSYSTEME & AUSBLICK............................... 291

Internet-Zahlungssysteme aus Händlersicht: Bedeutung, Bewertung,


Eigenschaften..................................................................................................... 293
Sebastian van Baal, Jens-Werner Hinrichs
1 Problemstellung .................................................................................... 293
2 Methodik und Stichprobe ..................................................................... 294
3 Aktueller und geplanter Einsatz von Zahlungssystemen ...................... 295
4 Bewertung einzelner Zahlungssysteme................................................. 299
5 Relevanz einzelner Eigenschaften von Zahlungssystemen................... 299
6 Fazit ...................................................................................................... 303
Literatur..................................................................................................... 304

Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher ...................................... 307


Malte Krüger, Kay Leibold
1 Einleitung ............................................................................................. 307
2 Sieben Jahre „Internet-Zahlungssysteme aus Sicht der Verbraucher“.. 307
3 Wie wird bezahlt? ................................................................................. 308
4 Digitale Güter holen langsam auf ......................................................... 312
5 Materielle Güter: Bücher, Bücher, Bücher ........................................... 314
6 Die Zahlungsbereitschaft für digitale Güter steigt................................ 315
7 Einzelsysteme im Vergleich ................................................................. 317
8 Zahlungsverkehr als E-Commerce-Bremse? ........................................ 321
9 Fazit: Bezahlen attraktiver gestalten..................................................... 323
Literatur..................................................................................................... 324

Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren ........ 325


Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann
1 Einführung ............................................................................................ 325
2 Typologie bestehender Zahlungsverfahren........................................... 326
3 Anforderungen an Zahlungsverfahren für
E-Government-Dienstleistungen .......................................................... 328
4 Entwicklung eines Vorgehensmodells zur
Auswahl von Zahlungsverfahren für E-Government............................ 334
5 Fazit und Ausblick................................................................................ 341
Literatur..................................................................................................... 342

The Fall and Rise of Micropayment Systems.................................................. 343


Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras
1 Introduction .......................................................................................... 343
2 Characteristics of micropayment systems............................................. 344
3 First generation micropayment systems................................................ 346
4 Second generation micropayment systems ........................................... 353
Inhalt XI

5 Discussion and analysis ........................................................................358


6 Conclusions...........................................................................................361
References .................................................................................................361

Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-Referenzmodell .............363


Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann
1 Einführung ............................................................................................363
2 Mobiles Bezahlen im Mobile Commerce .............................................365
3 Mobile-Payment-Referenzmodell (MPRM) .........................................371
4 Ausblick................................................................................................375
5 Fazit ......................................................................................................376
Literatur.....................................................................................................377

What Future for Electronic Purses? ................................................................379


Leo Van Hove
1 Introduction...........................................................................................379
2 Current state of European E-Purses ......................................................380
3 A broader view .....................................................................................389
4 The invasion of the hybrids?.................................................................397
5 Conclusion: E-Purses, transit, and Darwin ...........................................401
6 Coda......................................................................................................403
References .................................................................................................403

Erfolgsfaktor Standardisierung am Beispiel vom


eps e-payment standard ....................................................................................407
Joachim Geisler
1 Einleitung..............................................................................................407
2 Standardisierung, ein Zusammenspiel aus Normen und Standards ......408
3 Motive und Hemmnisse der Standardisierung ......................................409
4 Best Practice: eps e-payment standard..................................................411
5 Fazit ......................................................................................................418
Literatur.....................................................................................................418

E-Payment-Systeme: Treiber einer notwendigen


Evolution der Zahlungssysteme .......................................................................419
Stefan Heng
1 Elektronischer Handel benötigt Online-Zahlungssysteme ....................419
2 Zahlungssysteme bauen auf Netzwerk..................................................420
3 Zahlungssystem im Spannungsfeld der Anforderungen .......................421
4 Sicherheit als KO-Kriterium des E-Business........................................422
5 Kunde will nutzerfreundliche Systeme .................................................423
6 Charme der Idee vom Handy als Geldbörse verblasst
in der Konfrontation mit der Praxis ......................................................423
7 Regulierer stellt Innovation vor Gleichbehandlung ..............................426
8 Fazit: Auch in der digitalen Welt bleibt der Vorteil bei den
bereits etablierten Zahlungssystemen ...................................................426
XII Inhalt

Literatur..................................................................................................... 428

AUTORINNEN & AUTOREN ........................................................................ 429


Einleitung

Thomas Lammer

Geld ist wie Sprache – ein Instrument der Kommunikation


Herbert Giersch, dt. Ökonom.

Die Geschichte des Zahlungsverkehrs ist geprägt von zunehmender Entmateriali-


sierung der Zahlungsinstrumente. Mit der Internet-Euphorie in den 1990er Jahren,
sahen zahlreiche Autoren und Analysten bereits das Ende von traditionellen Zah-
lungsverfahren und -instrumenten gekommen. Die mit großem Medienecho und
entsprechendem Marketingaufwand eingeführten E-Payment-Systeme der ersten
Generation scheiterten jedoch nahezu ausnahmslos – obwohl sie zumeist technisch
ausgereift und vollkommen funktionsfähig waren. Bei der Betrachtung der rele-
vanten Erfolgsindikatoren für Zahlungssysteme werden die Gründe für das Schei-
tern offensichtlich. Jenen E-Payment-Systemen, die ihr Service einstellen muss-
ten, gelang es nicht eine kritische Masse an Händlern und Kunden zu erreichen,
eine notwendige Voraussetzung für den Erfolg des Netzeffektgutes Zahlungsver-
kehr. Die Kundenanzahl alleine ist jedoch nicht ausreichend. Einige Zahlungssys-
teme schafften es zwar eine beachtliche Anzahl an registrierten Nutzern zu errei-
chen – scheiterten aber dennoch. Mitentscheidend ist demnach die Nutzungshäu-
figkeit. Nachdem die Geschäftsmodelle von Zahlungsverkehrsanbietern meist auf
prozentuellen Erträgen vom Zahlungsbetrag aufsetzen, ist schlussendlich auch das
Transaktionsvolumen von entscheidender Bedeutung für den wirtschaftlichen Er-
folg von Zahlungssystemen (Lammer 2004).
Für die Bezahlung von Kleinbeträgen am Point of Sale (POS) wurden in der
zweiten Hälfte der 1990er in zahlreichen Ländern Elektronische Geldbörsen ein-
geführt – mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Während sich einige wenige dieser
hardwarebasierten E-Money-Systeme als Zahlungsinstrumente für geschlossene
Systeme und Automaten positionieren konnten, stehen andere kurz vor der Ein-
stellung ihres Services. Jene erfolgreicheren Elektronischen Geldbörsen haben
vielfach auch den Sprung in den E-Commerce gewagt und bieten ein System für
das Bezahlen im Internet an. Mit dem Siegeszug des Mobiltelefons wiederholte
sich die übertriebene Euphorie aus der Anfangszeit des Internets. Unzählige Mobi-
le Payment-Systeme für das Bezahlen im E- und M-Commerce sowie in der realen
Welt wurden in den letzten Jahren angekündigt. Die Zahl jener, die über die Pilot-
phase hinausgekommen sind, ist schon überschaubarer und jene Mobile Payment-
Verfahren, welche sich etablieren konnten an einer Hand abzählbar.
Die E-Payment-Systeme der zweiten Generation haben großteils die Lehren aus
dem Scheitern der frühen Systeme gezogen. Wobei zwei Gruppen erkennbar sind:
zum einen innovative Systeme, welche die Möglichkeiten der Informations- und
Kommunikationstechnologie (z.B. die E-Mail-Kommunikation) für neue Zah-
lungssysteme nutzen. Andererseits werden traditionelle Zahlungsinstrumente –
2 Thomas Lammer

wie beispielsweise die Kredit- oder die Debitkarte – für das Bezahlen im Internet
adaptiert. Allen ist gemein, dass sie versuchen die kritischen Erfolgsfaktoren,
nämlich Schaffung von Mehrwert, Sicherheit und Vertrauen, Benutzerfreundlich-
keit, breite Akzeptanz, Kompatibilität und Interoperabilität, Testmöglichkeit und
geringe Kosten, bestmöglich zu erfüllen (Lammer 2004).
Im Rahmen dieses Buches wird die Materie Zahlungsverkehr mit besonderem
Fokus auf Zahlungsverkehrsinnovationen von zahlreichen ExpertInnen grundle-
gend behandelt. Im Zuge einer einführenden Betrachtung wird von M.E. Hart-
mann die Evolution von E-Payment-Systemen beleuchtet sowie von E. Judt ein
Überblick über Zahlungsverkehrsinnovationen im Zeitablauf und deren Vermark-
tung gegeben. Gemäß der Analyse des aktuellen Zahlungsverhaltens, sowohl in
Deutschland als auch in Österreich, durch H. Godschalk und H. Stix wird klar,
dass Bargeld am POS immer noch dominiert, wenn sich auch ein Trend in Rich-
tung Kartenzahlungen und hier insbesondere der Debitkarten abzeichnet. Wenn
man den Schritt in die „E-World“ wagt, so zeigt der gemeinsam mit K. Stroborn
erstellte Überblick der Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich,
dass trotz zahlreicher innovativer Einzelsysteme auch dort traditionelle Zahlungs-
systeme (noch) dominieren. Die Analyse von M-Payment-Systemen im internati-
onalen Kontext durch J. Karlsson und K. Taga veranschaulicht, dass es in den di-
versen europäischen Ländern große Unterschiede hinsichtlich des Fortschritts gibt.
Wesentlich für Nutzer, Händler und Zahlungssystemanbieter sind nicht zuletzt
die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für den E-Commerce und
den daraus resultierenden Zahlungen. Aus dem Blickwinkel des öffentlichen Inte-
resses sind die geldpolitischen Implikationen von Zahlungsverkehrsinnovationen
von besonderer Bedeutung – S. Schmitz beleuchtet diese im Rahmen seines Bei-
trages. Die Überlegungen betreffend die geldpolitischen Implikationen haben ent-
scheidend zu den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen für innovative Zah-
lungssysteme beigetragen. D. Neumann stellt die Internet-Zahlungssysteme für
Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem dar. Aufgrund der Tatsache,
dass die rechtlichen Regelungen im Zahlungsverkehr in Europa jedoch keines-
wegs einheitlich sind und diese Zersplitterung bis dato trotz einheitlicher Währung
selbst in der Eurozone das Entstehen eines einheitlichen Zahlungsverkehrsraumes
im bargeldlosen Bereich verhindert hat, arbeitet die Europäische Kommission an
einem einheitlichen europäischen Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr. Wie J.
Langner darstellt, wird dieses unter dem Begriff „New Legal Framework“ bekann-
te Vorhaben, entscheidenden Einfluss auf die zivilrechtliche Ausgestaltung des
künftigen bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Europa haben. Der angestrebte ein-
heitliche Rechtsrahmen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Schaffung ei-
nes einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraumes, der so genannten Single Euro
Payment Area. An der Entwicklung der SEPA – deren Grundzüge zusammen mit
M. Pammer beschrieben werden – arbeiten aktuell das European Payments Coun-
cil, die Europäische Kommission und das Europäische System der Zentralbanken
(ESZB). Ein wesentlicher Aspekt, damit ein Kaufprozess im elektronischen Han-
del überhaupt initiiert wird, ist die Rechtssicherheit sowie das subjektive Sicher-
heitsgefühl potenzieller KäuferInnnen. Das subjektive Sicherheitsgefühl begründet
sich zu einem guten Teil aus der de facto Sicherheit. Hier wird versucht, die Digi-
Einleitung 3

tale Signatur als elektronisches Pendant zur eigenhändigen Unterschrift zu etablie-


ren. E. Pernkopf beschreibt die Digitale Signatur und ihre Anwendung im Finanz-
dienstleistungssektor.
Von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung des bargeldlosen Zahlungs-
verkehrs im Allgemeinen und von E- und M-Payment im Besonderen sind natür-
lich die innovativen Einzelsysteme. Viele Webshops nutzen heute bereits die Ser-
vices von so genannten Payment Service Providern (PSP). PSP sind spezialisierte
Unternehmen, welche sich auf die technische Anbindung und die Transaktionsab-
wicklung von Zahlungssystemen im E- und M-Commerce spezialisiert haben und
den Händlern typischerweise den Zugang zu einer Vielzahl unterschiedlicher Zah-
lungssysteme anbieten können. Neben einer Reihe von Start-Ups hat sich während
der letzten Jahre eine kleine Zahl von E- und M-Payment-Systemen, welche so-
wohl das Platzen der New-Economy-Blase wie auch die Ernüchterung nach dem
Ausbleiben der übertriebenen Erwartungen im Bereich M-Commerce überstanden
haben, am Markt etabliert. Diese weisen nachhaltiges Wachstum – sowohl bezo-
gen auf die Anzahl der registrierten Händler und Kunden, wie auch beim Transak-
tionsvolumen – auf. Die Ausgangsposition der einzelnen Systeme ist dabei durch-
aus unterschiedlich. Einerseits gibt es Zahlungssysteme die ausgehend vom Kern-
geschäft der Unternehmen entwickelt wurden, um eben die Leistungen des
Kerngeschäfts abrechnen zu können. Als Grund dafür lässt sich vermuten, dass ein
Fehlen von adäquaten Bezahlsystemen am Markt dazu geführt hat, aus der Not ei-
ne Tugend zu machen und selbst – durchaus über die Abrechnung des Kernge-
schäftes hinaus – als Betreiber aktiv zu werden. Dies kann sogar soweit gehen,
dass konkurrierende Lösungen übernommen werden. Andere Zahlungssysteme
wiederum haben im Laufe der Zeit eine Umpositionierung vorgenommen und sich
durch Erschließung weiterer Geschäftsfelder zusätzliche, manchmal sogar alterna-
tive, Standbeine geschaffen. Eine wichtige Rolle scheinen auch Kooperationspart-
ner, insbesondere etablierte Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungs- oder Te-
lekommunikationssektor, zu spielen: sei es nun als Vertriebspartner oder – besser
noch – als (Mit-)Eigentümer. Die Vorteile liegen auf der Hand: Finanzkraft, um
die am Anfang oft unvermeidliche Durststrecke bis zum Erreichen einer soliden
Händler- und Kundenbasis zu überwinden und durch entsprechendes Marketing
diese sogar zu verkürzen. Dennoch gibt es auch hier die berühmten Ausnahmen,
welche die Regel bestätigen. Die Zahlungsverkehrsinnovationen des letzten Jahr-
zehnts haben auch vor dem Point of Sale nicht Halt gemacht. Elektronische Geld-
börsen treten in Konkurrenz zu Bargeld (insbesondere Münzgeld) und Zahlungen
mit Debit- oder Kreditkarte. Ein Bemühen, dass insbesondere bei der Bezahlung
am Automaten – u.a. bedingt durch rechtliche Rahmenbedingungen wie z.B. Ju-
gendschutzbestimmungen – Erfolg versprechen könnte. Im Rahmen dieses Buches
stellen neun Zahlungssystemanbieter ihre Lösung vor.
Entscheidend für die Akzeptanz von Zahlungssystemen sind die Anforderun-
gen, welche die unterschiedlichen Akteure an diese stellen. Hier haben sich die
Erhebungen „Internet-Zahlungssysteme aus Händlersicht (IZH)“ und „Internetzah-
lungssysteme aus Sicht der Verbraucher (IZV)“ als unverzichtbare Trendbarome-
ter für innovative Zahlungssysteme etabliert. S. Van Baal und J.-W. Hinrichs stel-
len die Ergebnisse der neuesten IZH-Umfrage dar, M. Krüger und K. Leibold die
4 Thomas Lammer

Sicht der Verbraucher. Neben dem traditionellen E-Commerce wird E-


Government als wichtiges Einsatzfeld für innovative Zahlungssysteme angesehen.
Die Behörden wiederum erwarten vom E-Government erhebliche Einsparungspo-
tenziale. Wesentlich dabei sind jedoch laut ibi research der Universität Regens-
burg spezifische Anforderungen – insbesondere jene der Zahlungsgarantie – wel-
che das E-Government an innovative Zahlungssysteme stellt. Traditionelle
Zahlungssysteme sind für die Abrechnung von Klein- und Kleinstbeträgen (Mic-
ropayments) – zumeist für die Bezahlung digitaler Inhalte – weit weniger geeig-
net, als für Medium- und Macropayments. Aus diesem Grund sind sehr früh Mic-
ropayment-Systeme entstanden. Viele der E-Payment-Systeme der ersten
Generation fallen bzw. fielen in diese Kategorie. Die zahlreichen gescheiterten
Micropayment-Systeme gaben der Universität Twente die Chance die Gründe für
deren Misserfolg zu identifizieren und Erfolgsfaktoren abzuleiten. Ebenso wie im
Micropaymet-Szenario haben traditionelle Zahlungssysteme auch im M-Com-
merce Unzulänglichkeiten. Abrechnungsarten im M-Commerce sollen – wie K.
Pousttchi und D.G. Wiedemann argumentieren – die wesentlichen Eigenschaften
des mobilen Angebots teilen. Die Mobilfunktechnologie, ebenso wie die drastisch
gesunkenen Telekommunikationskosten, haben auch wesentliche Auswirkungen
auf Elektronische Geldbörsen. Diese könnten gemäß L. Van Hove vor einer Wei-
terentwicklung im Sinne der darwinistischen Evolutionstheorie stehen. Wichtige
Faktoren für den Erfolg von E-Money-, E-Payment- und M-Payment-Systemen
sind – aufgrund des Netzeffektes – Kompatibilität bzw. Interoperabilität, wodurch
ein Mindestmaß an Standardisierung notwendig wird. J. Geisler analysiert den Er-
folgsfaktor Standardisierung im Zahlungsverkehr.
Wie S. Heng veranschaulicht, werden traditionelle Zahlungsinstrumente wohl
in absehbarer Zeit noch die digitale und vor allem die reale Welt dominieren.
Dennoch gehen von den über 100 aktuell am Markt befindlichen innovativen Zah-
lungssystemen wichtige Innovationsimpulse aus. Einzelne dieser E-Money-, E-
Payment- und M-Payment-Systeme werden ihre Marktposition ausbauen und das
Zahlungsverhalten der NutzerInnen nachhaltig beeinflussen.
Das „Handbuch E-Money, E-Payment & M-Payment“ zielt darauf ab, die tech-
nischen, wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Zusammenhänge innovati-
ver Zahlungssysteme aus Sicht der unterschiedlichen Akteure zu behandeln und
somit ein umfassendes Bild über den Status Quo und die künftige Entwicklung im
Bereich von Zahlungsverkehrsinnovationen zu zeichnen.
Der besondere Dank gilt den zahlreichen an diesem Buch mitwirkenden Zah-
lungsverkehrsexpertinnen und -experten, deren Beiträge dieses Buch überhaupt
erst ermöglichten.

Literatur

Lammer T (2004) Mobile Payment Systems. Grundlagen – Praxisbeispiele – Erfolgsstrate-


gien. Innsbruck-Wien-Bozen, StudienVerlag
GRUNDLAGEN &
ALLGEMEINE INFORMATIONEN
E-Payments Evolution

Monika E. Hartmann1

European Central Bank, Frankfurt

1 Introduction

Paying for an article with a click of your mouse; settling an auction purchase via
your e-mail account; buying an electronic ticket using your mobile phone. Ways
in which people can pay electronically are becoming more and more sophisticated,
leading to new options for transferring (or even depositing) money. Innovative
payment services try to cater for new markets and needs. They may promise high
convenience, flexible use, high transaction speed and/or lower fees than traditional
payment instruments. However, they have to compete with legacy solutions and
comply with rules and regulations which often vary from country to country.
Outside and within the common market of the European Union, and even
within the single currency area of the Euro, payments innovation is always related
to specific backgrounds: it addresses the diversity of needs and weaknesses of
grown infrastructures. Payment innovators that are able to offer solutions with a
significantly advantageous profile will have a chance to win against the inertia of
long-established payment habits and/or payment procedures. However, many solu-
tions do not succeed in reaching a critical mass of users – maybe with the excep-
tion of monopolistic infrastructures and services that can dictate the way people
pay. The prospects for and challenges faced by innovative payment services and
the potential contribution of such services to European market integration are at
the core of the work of ePSO, the e-Payment System Observatory, which has been
operated by the European Central Bank since 2003 (ECB 2005a). On the basis of
its statutory responsibility “to promote the smooth operation of payment systems”,
the Eurosystem aims at providing a forum for co-operation between the stake-
holders at the European level, and at offering analysis and statistics to support the
further development of more efficient and secure payment mechanisms by the
markets. Some recent observations on innovation in retail payments in Europe will
be sketched in the following paragraphs. The focus will be on selected develop-
ments in the area of E-Payments. In principle, E-Payments may be defined as all
payments that are initiated, processed and received electronically. One can distin-

1 The views expressed in this article are the author’s and do not necessarily reflect those of
the European Central Bank.
8 Monika E. Hartmann

guish between E-Commerce retail payments (business-to-consumer or B2C pay-


ments) and E-Payments amongst consumers (Private-to-Private or P2P payments),
as well as electronic adoptions of “traditional” banking services (electronic trans-
actions between a bank and its customers, e.g. for initiating credit transfers or
authorising direct debits). However, there are overlaps between these categories.
For instance, E-Banking services can also serve payment purposes between con-
sumers and businesses or between private persons.

2 High technology, market specifics and payments


innovation

The technological progress in information technology and communications (ITC)


offers a vast potential for new services, from the adoption of existing payment in-
struments to the capabilities and requirements of these new media and communi-
cation channels to the introduction of fundamentally new concepts for payment
initiation, processing and receipt. Figure 1 illustrates the expansion of new ITC
like the internet and mobile phones across Europe. In some countries the majority
of citizens already have regular access to internet services. However, the expan-
sion of mobile networks is even more advanced. A few countries have already
reached a stage where the average citizen owns more than one mobile phone,
while in only very few EU countries has the penetration level not yet reached an
average coverage of two-thirds of the population.
However, innovation in payments faces some particular challenges. Payment
services are a special market with strong network effects, specific roles, niches
and rules. It is also highly regulated, since closely related with money and finance.
Nevertheless, payment services are not purely the domain of banks any more (and
in some countries they never were): wherever there are uncovered niches, non-
and near banks offer their products and services. However, such payment innova-
tors that come from outside the banking industry also need to be connected to the
existing banking infrastructure and payment systems, in order to allow funding
and withdrawals out of their schemes. They may face entry barriers, especially if
they aim at international expansion of their services.
Furthermore, some low-tech payment products may be dominant enough to
prevent the broad usage of innovative schemes. The development track in the
payments industry does not automatically lead from low tech to high tech, like in
the production industry. The example of cash indicates that low-tech alternatives
can exist for a very long time in parallel with more innovative schemes, due to a
specific set of characteristics that seems to be difficult to substitute. It is remark-
able that the introduction of innovative payment instruments during the last centu-
ries was normally accompanied by the expectation that cash might disappear, but
that any such expectation has so far proven premature. For instance, John Fullar-
ton discussed the potential substitution of banknotes by cheques in the year 1845.
Similar debates occured when the credit card was introduced in the middle of the
twentieth century, during the introduction of debit cards in the 1980s and again
E-Payments Evolution 9

during the 1990s in the context of evolving E-Money and internet payment
schemes (Hartmann 2000).
EU-25 average
Luxembourg
Italy
Czech Republic
Spain
Portugal
Finland
Sweden
Denmark
Austria
Slovenia
UK
Ireland
Germany
Belgium
Greece
Netherlands
Malta
France
Slovak Republic
internet users per 100
Hungary inhabitants
Lithuania
Estonia
Cyprus mobile subscribers per
Latvia
Poland 100 inhabitants
0 50 100

Fig. 1. Penetration rates of internet and mobile phone services in the European Union

The following section will discuss the evolution of E-Money, mobile payments
and innovative banking services as three prominent innovation areas.

3 Developments in E-Money, mobile payments and


innovative banking services

3.1 Electronic money

3.1.1 Definition
According to the “Report on electronic money” published by the ECB in August
1998, electronic money was “broadly defined as an electronic store of monetary
value on a technical device that may be widely used for making payments to un-
dertakings other than the issuer without necessarily involving bank accounts in the
transaction, but acting as a prepaid bearer instrument” (ECB 2000). However, this
definition no longer covers all types of schemes that are nowadays subsumed as E-
Money in the EU (see the following section on generations and spread in Europe).
A legal definition of electronic money is provided in Article 1 of the European
Parliament and Council Directive 2000/46/EC on the taking up, pursuit of and
prudential supervision of the business of electronic money institutions (E-Money
10 Monika E. Hartmann

Directive, European Parliament 2000). According to this definition, “electronic


money shall mean monetary value as represented by a claim on the issuer which
is: (i) stored on an electronic device; (ii) issued on receipt of funds of an amount
not less in value than the monetary value issued; (iii) accepted as means of pay-
ment by undertakings other than the issuer.” The E-Money Directive restricts the
business activities of electronic money institutions (ELMIs) to the issuing of elec-
tronic money and to closely related financial and non-financial services, e.g. ad-
ministering of electronic money and of other means of payment, but excluding the
granting of any form of credit, and to the storing of data on the electronic device
on behalf of other undertakings or public institutions.

3.1.2 Generations and spread in Europe


The first generation of pre-funded electronic payment schemes was based on chip
cards, with monetary values protected and managed on the chip of a smart card
(hence functioning as an “electronic purse”). Such cards were introduced in the
1980s for single-purpose prepaid services (e.g. for paying for meals at a local can-
teen, as electronic forms of loyalty schemes or as prepaid telephone cards) and for
multiple purposes, especially to replace low-value cash payments at the point of
sale. The latter group of schemes was started with high ambitions of becoming a
widely accepted substitute for cash, in some cases also for payments between pri-
vate persons. Consequently, European national central banks considered the val-
ues stored on widely accepted multipurpose chip cards to constitute a new type of
means of payment called electronic money (EMI 1994). A discussion among pub-
lic authorities was held to establish if and to what extent such prepaid card sche-
mes might need rules or business restrictions, e.g. in order to safeguard the mone-
tary order. This debate gained further momentum with the emergence of the
internet during the 1990s, when a second group of prepaid schemes raised the at-
tention of regulators (BIS/CPSS 1996). This new group of schemes was named
software-based E-Money. This type of E-Money is managed by software that
needs to be installed at the user’s local computer (or any other electronic device
with an integrated online communication function). It does not require the use of
specific, protected hardware for the storage of E-Money values and is hence less
costly to set up than E-Money based on chip cards. Most of the first generation
software-based E-Money schemes were however fairly short-lived owing to lim-
ited use, and have today nearly vanished from the market.
Meanwhile, new types of E-Money schemes are being introduced, based on en-
hanced technology. A dominant form of such new E-Money systems is that they
are server-based, i.e. funds are not stored locally on chip cards or computers, but
kept at a central server (e.g. at the issuer). They promise their users greater con-
venience and lower set-up costs than the first generation of E-Money. These sys-
tems can be divided into two sub-categories: one concept consists of new types of
E-Money accounts that can be based on e-mail addresses or mobile phone num-
bers, etc; the other sells prepaid funds of specified amounts by providing a simple
access number to the funds that can be entered for spending. Most of these newer
generations of pre-funded payment schemes may not fit exactly into the initial
E-Payments Evolution 11

definitions of E-Money systems. However, the categories of card and software-


based schemes are still officially in use, e.g. for data collection and monetary sta-
tistics (Fig. 2).
€ millions
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Jun 98

Jun 99

Jun 00

Jun 01

Jun 02

Jun 03

Jun 04

Jun 05
Dez 97
Mrz 98

Sep 98
Dez 98
Mrz 99

Sep 99
Dez 99
Mrz 00

Sep 00
Dez 00
Mrz 01

Sep 01
Dez 01
Mrz 02

Sep 02
Dez 02
Mrz 03

Sep 03
Dez 03
Mrz 04

Sep 04
Dez 04
Mrz 05
Fig. 2. Euro area E-Money volume in EUR millions (end of month, not seasonally adjusted)
(ECB 2005b)

The currently outstanding values of E-Money schemes in the Euro area presented
above equal to or less than 0.1% of Euro cash in circulation. There was a marked
increase in E-Money issuance right before the euro changeover, and there was also
some increase during the first halves of 2003 to 2005. However, the increase in
transaction volumes reported until 2003 was lower than the according growth rates
of other payment instruments (e.g. cards, direct debits). The number of E-Money
transactions effected in the EU-25 in 2003 represented a share of 0.5% of all cash-
less payments (ECB 2005c).

3.1.3 Monetary policy issues


From a monetary policy perspective the diffusion of E-Money may imply certain
risks. The most prominently discussed issues are:
x The E-Money issuance might decrease demand for banknotes and coins (one of
the autonomous factors in forecasting the structural liquidity position for the
banking sector) and traditional bank deposits (the element of the reserve base).
One consequence might be instability of money demand, with detrimental ef-
fects on the ability of central banks to formulate and conduct monetary policy.
The eroding demand for banknotes and coins may lead to the shrinkage of the
central bank balance sheet and the structural liquidity deficit, thereby compli-
cating monetary policy implementation.
x Moreover, there is a possibility of a reduction of seigniorage income arising
from a lower demand for banknotes, given substitution into E-Money as a
means of payment. This may lead to a reduction of central bank revenue and,
ultimately, to the limitation of central bank financial independence.
12 Monika E. Hartmann

However, the limited diffusion of E-Money in European economies and, espe-


cially, the existence of European directives on this matter seem to limit the risks
described above2. At the same time, the legislative framework for E-Money is un-
der review (European Commission 2005): its effectiveness is to be discussed, es-
pecially for avoiding certain risks and for fostering the pan-European expansion of
innovative payment services, but also its neutrality regarding technological solu-
tions and regarding competitors of varying industry origin. The future European
E-Money legislation also needs to fit to the concept of the New Legal Framework
for Payment Services (NLF), a project by the European Commission (European
Commission 2004 – see the article of Julian Langner later in this edition).

3.1.4 Global spread of E-Money


A look at the market developments of E-Money and prepaid services in other parts
of the world may provide additional insight.
x Prepaid services in the United States vs the European Union. While the Euro-
pean legistlator and the Eurosystem set up a framework for the issuance of E-
Money during the late 1990s, the US federal legislators decided against any
regulation of prepaid services, due to concerns of permature regulation of a
market that is still at an early stage (Hartmann 2000). When comparing the
situation in the EU and the USA today, both markets have had a similarly reluc-
tant start. Meanwhile, the market opportunities of prepaid services are again be-
ing discussed more vividly in the US, especially the socio-economic objective
of providing more efficient payment services to the parts of the population
without bank accounts (see, e.g. Digital Transactions 2005).
x World leaders in Asia: example Singapore. The payment statistics from Singa-
pore reveal figures that may at first sight be interpreted as a silent E-Money
revolution: the volume share of card-based E-Money transactions reported has
increased to a share of 85.3% of all cashless transactions within just a few years
(BIS/CPSS 2005 – Red Book). However, does this also imply that Singapore is
the first country that has arrived at a cashless society? The answer is no. First, it
should be noted that the total figure of cashless payment instruments for Singa-
pore in the Red Book does not include the volume of credit card transactions.
The overall share of E-Money transactions would be lower if these card trans-
action volumes were taken into account. Second, the high demand for E-Money
has not decreased the demand for cash. According to the Monetary Authority of
Singapore the strong growth of E-Money (called stored value facilities accord-
ing to the legal framework in Singapore) was mainly due to the introduction of
the transit-based, contactless EZ-Link card, as competitor to the already estab-
lished NETS CashCard transit payment card. This suggests more a replacement
of cash use for transit facilities rather than the strong decrease in the usage of
cash generally for small value payments. Consumers in Singapore and else-

2 For a detailed monetary policy discussion see the article of Stefan W. Schmitz (forthcom-
ing in this edition).
E-Payments Evolution 13

where use their E-Money cards for very specific purposes, with the highest
growth rates in the transfer business (public transportation, road tolls)3. How-
ever, the major factors of cash demand are not necessarily fundamentally af-
fected: the value of notes and coin in circulation in Singapore for instance has
steadily increased since 2000, despite of – and in parallel to – the strong growth
of stored value facilities.
Overall, E-Money seems to remain a relevant topic, whose business opportunities
evolve with technological progress – maybe with more success in specific applica-
tion areas and niche markets than as a general substitute for cash.

3.2 Mobile payments

3.2.1 Definition
Mobile phones and other wireless communication devices offer new ways to ac-
cess accounts and to use payment services. Payments initiated through mobile
phones etc. are called mobile payments. Payments made via mobile phones can be
conducted to pay for digital goods delivered over the mobile phone, for goods or-
dered via the internet, and for goods or services bought in the physical world.

3.2.2 Types
There are different technical solutions for mobile payments. For proximity pay-
ments, the payment message can also be transmitted contactless, e.g. via radio fre-
quency (for instance in public transportation). For distance payments, the commu-
nication usually takes place with the help of SMS or automatic voice messages.
So far, the market for mobile digital goods (ring tones, logos, games, etc.) is
well-developed. The dominant payment solutions for these mobile services are
premium-rate services (PRS). PRS are settled either via the telephone bill (post-
paid) or via prepaid airtime.
A wide variety of advanced mobile payment-related services is conceptually
feasible. Apart from the already mentioned premium rate services that are funded
from a prepaid airtime account or charged to the regular telephone bill (and hence
payment processing, clearing and settlement may be carried out by the mobile
network operator), the mobile phone can also be used to initiate payments to be
debited from the mobile phone holder’s credit/debit card – or directly from his/her
bank account. In these cases the mobile network operators have a role in messag-
ing, but not in the clearing and settlement process. Alternatively, transactions can
be effected on the basis of electronic money schemes, with electronic purses either
integrated into mobile devices or their values stored separately, e.g. on a server or
an interoperable chip. The potential role of the operators in this case depends on
the question of who issues and redeems the values stored in these E-Purses. The
market for all these more advanced types of mobile payment services beyond PRS

3 For more details see the forthcoming article of Leo Van Hove in this edition.
14 Monika E. Hartmann

is at a less developed stage. Many innovative mobile payment schemes are strug-
gling to acquire the necessary number of active customers and attractive mer-
chants, to define common standards and to address emerging security issues. Also,
certain functions of mobile banking may be subsumed under M-Payments, for in-
stance credit transfers that are initiated via mobile devices. However, this group
could also be regarded as a mere distribution channel for banking services that ad-
dress specific customer segments.
Mobile payments can rely on different ways of paying and therefore also on
different claims. Mobile payment schemes either rely directly on commercial bank
money, or at least need to have an interface to the banking sector in cases where
mobile operators also act as settlement agents. The development of viable coop-
eration models between banks and mobile providers is therefore a major issue.

3.2.3 Statistical and regulatory issues


As shown in the previous section, mobile payments are a group with various con-
ceptual, technical and organisational options. A subgroup is closely linked to the
premium rate service portfolio of the mobile industry. In many other cases M-
Payments are built “on top of” existing payment services, i.e. their processing is
effected via established payment instruments of the banking industry. This is also
the reason why reliable and comprehensive figures on M-Payments can hardly be
found: the transactions are either treated as part of the business relationship be-
tween the mobile operators and their customers, or only indirectly counted via the
payment instruments that are being used for collection purposes in the banking
sector. As far as mobile payments are made in the context of premium rate ser-
vices they are generally not included in any payment statistics – although this is,
as already stated, a mature market with high turnovers. As long as M-Payment
services are registered as E-Money schemes, they will be reported in figures cate-
gorised as E-Money transactions in payment statistics. If the mobile phone is used
to debit a payment card account, these M-Payments may appear in the payments
statistics as cards payments. In cases where the mobile phone holder authorises a
direct debit of his/her bank account, these M-Payments will generally be counted
as direct debits in the payments statistics.
The functional, contractual and technical relationships between the parties in-
volved need to be examined in order to understand the general structure of mobile
phone services and to what types of constellations the current legal framework for
payment services should be applied. The European Commission addressed the
specific controversy on the application of the E-Money Directive to prepaid pay-
ment services provided by mobile operators. The Commission published a consul-
tation paper on this issue in May 2004. The consultation resulted in a guidance no-
te on the regulatory treatment of mobile operators under the E-Money Directive
(European Commission 2005). However, as already discussed, mobile phone op-
erators are not restricted to offering pre-funded payment services to third parties
that clearly need to be categorised as E-Money as defined in the European frame-
work. The operators can also choose many different functional roles along value
and transaction chains (ECB 2004).
E-Payments Evolution 15

3.2.4 Global spread


The high penetration rate of mobile and wireless networks seems to imply a vast
market potential for mobile payment services. The increasing popularity of mobile
phones, personal digital assistants and other devices for wireless communication
might offer potential benefits to users, e.g. as a convenient means of access to
online services and customer-specific mobile services – which often include pay-
ment functions. Mobile devices could be well positioned for this, as they are per-
sonalised, carried around permanently, designed to be connected, and have a pene-
tration level even higher than internet usage in Europe (as was already shown in
Fig. 1). However, the development of complex mobile payment schemes that re-
quire cooperation between the banking and mobile industries is often challenging,
and if viable business and cooperation models are achieved, the acceptance by us-
ers might nevertheless develop only reluctantly – similar to the first years of E-
Money issuance in Europe.
There is so far little progress visible in the standardisation and interoperability
of national mobile payment solutions or in the development of concepts for the
European market. Simpay, an initiative to create a new European-wide mobile
payment service that had been launched by a group of mobile network operators,
was discontinued in mid-2005. National mobile payment providers that have re-
cently expressed or confirmed intentions of expanding their mobile payment ser-
vices beyond their home market are infrequent, too. At the same time, in other
parts of the world (especially in Asia) and in certain customer segments, new
types of M-Payment services are becoming increasingly popular. For example,
mobile phones are being used for effecting money transfers between industrial and
developing countries. Generally such payments are initiated by foreign working
citizens who want to transfer parts of their income to recipients in their home
countries and make use of specialised mobile money transfer services. They trans-
fer the payment amount either by card or in cash into such a transfer system,
which passes it on to a specified mobile phone account in the home country. In
these home countries – like the Philippines or Mexico – large shares of the popula-
tion do not have a bank account, but increasingly often they can afford the acquisi-
tion of a prepaid mobile phone. Amounts transferred to the mobile phone account
may be used for phone calls, be kept on deposit or withdrawn as cash.
This last example shows that the mobile phone can become a versatile tool to
support various payments functions in many different ways – provided the rele-
vant business models are built on market segments with sufficient demand.

3.3 Innovative banking services

3.3.1 Definition
Banking services may be roughly defined as the communication and the distribu-
tion of banking products between a bank and its customers. Innovation may, for
instance, occur in the form of new banking products, new procedures or new
communication methods. Two examples come to mind. First, internet banking be-
16 Monika E. Hartmann

tween banks and consumers has become an important distribution channel for
banking services, including – and beyond – retail payment transactions. This ap-
plies to certain groups of customers in the EU-25 countries with high internet
penetration ratios (Fig. 1). Second, the opportunities of mobile banking have al-
ready been briefly mentioned in the previous section. Both banking service cate-
gories can be regarded as recent elements in the context of an impressive history
of innovation banking and payment services, as presented by Ewald Judt in this
edition. A specific payment concept that builds on online banking services, but
goes beyond the bilateral customer-bank relationship, will be described in the fol-
lowing paragraph.

3.3.2 Online banking payment solutions at merchant websites


There are many market solutions which facilitate payment transactions from con-
sumers to online merchants, but few of them have gained nationwide user accep-
tance (or even offer pan-European availability). This issue is addressed by provid-
ers of payment portals or integrated payment services. These specialists offer
access to the services of different payment networks, hence increasing the number
of eligible payment options between payer and payee. Access to such services
may be effected via internet browsers or mobile phones. For high convenience
these services are embedded in the online shopping process, e.g. via an automatic
popup window connecting to the service provider and already containing all nec-
essary transaction details. The customer is invited to choose a payment option and
provide his account details. The completed transaction data set will be routed to
the relevant payment service provider for authorisation. After successful payment
authorisation the bank (or other payment service provider) confirms the payment
to the merchant so that the purchase transaction can be completed. Then the cus-
tomer is redirected to the merchant’s website. Innovative features of this type of
service are the integration of bank-based, credit card-based and other types of
payment services at the merchant’s websites. Challenges are the creation of inter-
operability or standards that allow integrative services, as well as the reduction of
fraud risks during the automated routing steps (for information on payment secu-
rity issues like phishing attacks see ECB 2004). Banks in countries with a devel-
oped online banking infrastructure and a high popularity of credit transfers (or
similarly direct debits) may be regarded as natural candidates to provide such in-
tegrated services. The automatic connection to the payer’s bank during an online
purchase promises advantages in convenience in comparison to a separate initia-
tion of a credit transfer: the payment amount, recipient account and other transac-
tion details do not need to be specified again. However, it requires the setup of
common rules and standards for online banking, to enable as many bank account
holders as possible to access the service via a similar procedure. Only the banking
sectors in a few European countries have achieved interoperability agreements or
even standards that facilitate such integrated bank payments from online merchant
E-Payments Evolution 17

websites4. At an even earlier stage of development are integrated E-Payment ser-


vices that enable not only national, but also pan-European transactions between
online bank accounts. The E-Payments Task Force of the European Payments
Council (EPC) is working on such a European solution. The EPC is a pan-
European banking body that aims at bringing about SEPA, the Single Euro Pay-
ments Area, by 2010. It sets the speed of progress in this direction and is the place
where European banks make common decisions, e.g. on standards (EPC 2005).

4 Conclusions

x E-Payment evolution across Europe varies in terms of form and speed. There
are large differences between countries in terms of existing infrastructure and
user habits. Gradual innovation is often based on existing banking and card in-
frastructure. However, more “revolutionary” concepts – such as E-Money and
mobile schemes – are appearing in some countries. The technological basis for
innovative payment solutions is available to more of the population (access to
internet and mobile networks).
x Innovation in payments faces some particular challenges. Payment services are
a special market with strong network effects, specific roles, niches and rules.
They are also highly regulated, since they are closely related with money and
finance. Nevertheless, payment services are not purely the domain of banks:
wherever there are uncovered niches non- and near-banks offer their products
and services. However, the road of payments evolution is bumpy: the develop-
ment track in the payments industry does not automatically lead from low tech
to high tech. The example of cash indicates that low-tech alternatives can exist
for a very long time in parallel with more innovative schemes, due to a specific
set of characteristics that seems to be difficult to substitute.
x E-Money usage has seen some increase in recent years, but at least in Europe
the growth rates are much lower than those of other payment instruments. Spe-
cific market segments, like the transit sector, however, could deliver a fast in-
crease in the future, as the example of Singapore indicates. The almost five-
years-old legal framework for E-Money in Europe is currently under review.
x Mobile payments are a group with various conceptual, technical and organisa-
tional options. A subgroup is closely linked to the premium rate service portfo-
lio of the mobile industry. In many other cases M-Payments are built “on top
of” existing payment services, i.e. their processing is effected via established
payment instruments of the banking industry. This is also the reason why reli-
able and comprehensive figures on M-Payments can hardly be found. The mo-
bile phone can become a versatile tool to support various payments functions in
many different ways – provided the according business models are built on
market segments with sufficient demand.

4 One example is the Austrian eps e-payment standard which is explained by Joachim
Geisler later in this edition.
18 Monika E. Hartmann

x Only the banking sectors in a few European countries have achieved interop-
erability agreements or even standards that facilitate integrated bank payments
from online merchant websites. At an even earlier stage of development are in-
tegrated E-Payment services that enable not only national, but also pan-
European transactions between online bank accounts.
x More information on recent developments in E-Payments is available at the e-
Payment Systems Observatory website operated by the European Central Bank
(ECB 2005a).

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Hartmann M E (2000) Elektronisches Geld und Geldpolitik – eine Analyse der Wechsel-
wirkungen. Universitätsverlag Karlsruhe,
http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/vvv/2004/wiwi/6/6.pdf
Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der
Zeit und ihre Vermarktung

Ewald Judt

Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien


Europay Austria Zahlungsverkehrssysteme GmbH, Wien

1 Innovationen als Grundlage des Fortschritts

Ohne Innovationen kommt es zu wirtschaftlichem Stillstand – sei es bei Unterneh-


men, bei Regionen oder bei ganzen Volkswirtschaften. Deswegen sind Innovatio-
nen eine Notwendigkeit und werden zur Grundlage des Fortschritts. Sie treten in
Form von originären oder von adaptiven Innovationen auf, können für Kunden
„sichtbare“ Innovationen als Produktinnovationen oder lediglich als „fühlbare“
Prozessinnovationen erlebt werden. Innovationen sind in unserer marktorientierten
Gesellschaft auch ein konkurrenzpolitisches Instrument, um – zumindest kurzfris-
tige – Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Bei Entscheidungen pro oder contra eine
Innovation – die immer unter unterschiedlichem Unsicherheitsgrad getroffen wer-
den – ist die Wirtschaftlichkeit das wesentliche Element. All das trifft auch für
Banken und deren Zahlungsverkehrsprodukte zu.

1.1 Innovationen als Notwendigkeit

Kein Unternehmen kommt um Innovationen herum – wenn es bestehen will.


Kommt es zu Innovationen, ist das langfristige Überleben möglich. Kommt es zu
keinen Innovationen, ist das langfristige Überleben fraglich oder es verkümmert
zu einem Nischen-Unternehmen im Retro-Style (Lancaster u. Massingham 1999).
Die Notwendigkeit von Innovationen ergibt sich daraus, dass es zum einen
nicht oder nicht optimal erfüllte Kundenbedürfnisse gibt und daher von dort ein
Druck kommt („Demand Pull“). Zum anderen ergeben sich Innovationen durch
Verbesserungen bei der Produkterstellung („Technology Push“), was nicht nur zu
besseren Produkten, sondern für das Unternehmen auch Kostenvorteile, schnellere
Transaktionsabläufe und höhere Sicherheit bei der Produkterstellung/-nutzung be-
deuten kann.
Innovationen beziehen sich meist auf bestehende (aktuelle oder potentielle)
Kundenschichten von Unternehmen, deren Bedürfnisse dadurch besser befriedigt
werden können. Es kommt aber immer öfter vor, dass Innovationen zu neuer
20 Ewald Judt

Nachfrage führen und damit neue Märkte schaffen, die vorher noch nicht existiert
hatten.

1.2 Originäre und adaptive Innovationen

Innovationen können originäre Innovationen sein, wo das Unternehmen


selbst aktiv die Innovation bis zur Umsetzung betrieben hat. Innovationen können
aber auch adaptive Innovationen sein, wo das Unternehmen schlicht und einfach
die originären Innovationen anderer Unternehmen als mehr oder weniger merkba-
re Imitationen einführt. In beiden Fällen kommt es jedoch für das jeweilige Unter-
nehmen und für dessen Kunden zu Innovationen – zu neuen oder modifizierten
Produkten und Prozessen.
Als Innovation wird jedoch nur eine solche Veränderung bezeichnet, die für die
Kunden einen gewissen Neuheitsgrad aufweist. Dieses Ausmaß der Neuheit, die
Innovationshöhe, zeigt sich in der Verbesserung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses
für den Kunden gegenüber bisherigen Angeboten vom Unternehmen oder dessen
Wettbewerbern am Markt.

1.3 Innovationen im Wettbewerb

Bei originären Innovationen lassen sich in der Industrie zweifellos – temporäre –


Wettbewerbsvorteile erzielen. Diese treten bei anderen Branchen – wie Banken –
nur in beschränktem Ausmaß auf, da relativ kurzfristig der Vorsprung am Markt
durch die Imitationen der Wettbewerber wieder verloren geht. Dennoch gibt es in
allen Wirtschaftszweigen – offenbar durch den immer stärkeren Wettbewerb –
mehr und mehr Innovationen. Dies zeigt, dass das Management sich auf die geän-
derte Situation eingestellt hat, Innovationen zunehmend aufgeschlossener gegenü-
bersteht und deren Entstehen oft aktiv fördert. Demgemäß sind Innovationen viel-
fach Teil der Unternehmenspolitik geworden. Auch ist der Innovationsgedanke
immer öfter bereits in der „Corporate Mission“ oder gar der „Corporate Culture“
verankert (Kohlmann 1995). Das Innovationsmanagement hat dabei üblicherweise
keine gesonderte Struktur, sondern ist in die Bereichs- und Abteilungsorganisation
integriert.

1.4 Innovationen unter Unsicherheit

Die Entscheidung pro oder contra eine konkrete Innovation ist dabei trotz aller
Cost-Benefit-Analysen immer von einer großen Unsicherheit geprägt, ob die Inno-
vation wirklich angenommen wird. Dies deshalb, da bei Innovationen Erfah-
rungswerte aus anderen Gebieten nur bedingt auf spezifische Innovationsentschei-
dungen übertragen werden können.
Dabei ist bei originären Innovationen der Unsicherheitsgrad wesentlich höher
als bei adaptiven Innovationen. Hinsichtlich der Kosten ist bei Innovationen die
Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der Zeit und ihre Vermarktung 21

Gefahr der Kostenüberschreitung – sowohl was einmalige als auch was laufende
Kosten betrifft – zwar vorhanden, jedoch nicht so dramatisch, da die Kosten bei
Innovationen durch entsprechende Projektorganisation gut im Griff gehalten wer-
den können. Wesentlichstes Risiko bei Innovationen – besonders von Produktin-
novationen – ist das Absatzrisiko, dass die erwartete Anzahl an Transaktio-
nen oder die Größe des Umsatzvolumens nicht erreicht wird und damit den Kosten
unzureichende Erträge gegenüberstehen.

1.5 Innovationen und Wirtschaftlichkeit

In diesem Zusammenhang kommt der Fristigkeit als einem wesentlichen Element


des Innovationsmanagements Bedeutung zu. Das Erreichen des Break-Even von
Innovationen unter Berücksichtigung aller Investitionskosten ist üblicherweise
kurzfristig nicht erreichbar, was vor allem mit den erforderlichen Änderungen des
Nachfrageverhaltens der potentiellen Kunden zusammenhängt. Bei adaptiven In-
novationen, wo man den originären Innovationen anderer folgt und damit auch aus
deren Erfolge/Misserfolge Schlüsse ziehen und entsprechende Maßnahmen setzen
kann, ist ein Break-Even früher zu erreichen als bei originären Innovationen, wo
es darum geht, schlummernde Nachfrage zu wecken. Dabei stellt sich oft die Fra-
ge, ob man durch hohe Markteinführungskosten – bei entsprechend höherem fi-
nanziellen Risiko – den Break-Even schneller erreicht, als bei Markteinführungs-
kosten, die sich auch an den Erträgen bemisst.

1.6 Innovationen bei Banken

Auch bei jeder Bank sind Innovationen inhärent und damit Element des Bank-
managements. Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass es gerade bei
Banken eine Fülle von Innovationen gegeben hat. Im Mittelpunkt stehen dabei in
der Regel Produktinnovationen. Sie beziehen sich auf das Angebot von Bank-
dienstleistungen. Produktinnovationen sind bei Banken nicht immer, aber oft mit
Prozessinnovationen verbunden. Diese beziehen sich auf die Erstellung von Bank-
dienstleistungen. „Sichtbar“ für Kunden sind nur die Produktinnovationen, da die-
se meist aktiv angeboten werden (oder aktiv angeboten werden sollten). Die Pro-
zessinnovationen hingegen sind für Kunden höchstens „fühlbar“, da sich mit ihnen
die Abwicklung bestehender Produkte üblicherweise verbessert.
Wenngleich Produkt- und Prozessinnovationen meist im Mittelpunkt der Inno-
vationspolitik einer Bank stehen, sind sie aber nicht die einzigen für die Kunden
„sichtbaren“ oder „fühlbaren“ Innovationen. Eine nicht zu unterschätzende Bedeu-
tung haben bei Banken auch die Innovationen, die sich auf die anderen Marketing-
instrumente beziehen: so die Etablierung eines neuen Vertriebskanals wie z.B. der
Bankshops, so der Aufbau einer neuen Transaktionsabwicklung wie z.B. des E-
Bankings, so die Einführung eines neuen Preissystems wie z.B. des „All Inclusive-
Kontos“ oder so die Entwicklung eines völlig neuen kommunikativen Auftritts.
22 Ewald Judt

Aufgrund ihrer besonderen Rolle in der Volkswirtschaft ist es für Banken auch
wichtig, bei der geplanten Einführung von Innovationen in den Markt nicht nur
die potentiellen Nachfrager und die möglichen Reaktionen von Konkurrenten,
sondern auch das sonstige Umfeld (wie z.B. Konsumentenschutzorganisationen)
in die Überlegungen mit einzubeziehen.

2 Innovationen präg(t)en Zahlungsverkehr

Seit jeher war der Zahlungsverkehr ein dankbares Feld für Innovationen. Diese
Innovationen gehen die Geschichte lange zurück. Mit rund 100 Jahren relativ kurz
ist hingegen die Zeit des klassischen bargeldlosen Zahlungsverkehrs, der mit
Scheck, Überweisung und Lastschrift, erstaunliche Resultate gezeigt hat. Noch
jünger ist der Kartenzahlungsverkehr, der sich seit der Aufnahme des Privatkun-
dengeschäfts dynamisch entwickelt. Dynamisch nicht nur was Karten, Transaktio-
nen und Umsatz betrifft, sondern auch was Innovationen betrifft. In rund 50 Jah-
ren wurden nicht nur genormte Debit- und Kreditkarten, Magnetstreifen und Chip,
sondern auch Geldausgabeautomaten und POS-Terminals im Markt eingeführt.

2.1 Warengeld, Bargeld, Giralgeld

Hält man sich die Entwicklung des Zahlungsverkehrs und seiner Innovationen vor
Augen, so stimmt es für den Zahlungsverkehr nicht, dass Banker – angeblich – ri-
sikobewusste Skeptiker und keine wagemutige Innovatoren sind (Süchting 1982).
Denn die Geschichte des Zahlungsverkehrs ist die Geschichte von Innovationen.
Seit 40.000 Jahren gibt es den Jetzt-Menschen. Demgegenüber ist die Geschichte
des Geldes und damit der Zahlungen und des Zahlungsverkehrs eine sehr kurze.
Vorerst gab es Warengeld als Tauschmittel und Wertmesser für Güter und
Dienstleistungen seit dem 5. Jahrtausend vor Christi. D.h. seit rund 7.000 Jahren
gibt es Zahlungsmittel. Dieses Warengeld waren damals Fundgegenstände, die
man für wertvoll hielt (Muscheln, Perlen, etc.), handwerkliche Produkte (Pelze,
Speerspitzen, etc.) und Vieh. Davor – d.h. in den ersten 33.000 Jahren der Ge-
schichte des Jetzt-Menschen – existierte kein Geld. Sofern überhaupt gehandelt
wurde, gab es ausschließlich den realen Austausch von Gütern, den Naturaltausch.
Erst Anfang des 7. Jahrhunderts vor Christi, d.h. vor rund 2.700 Jahren gab es
mit Münzen erstmals Bargeld. Damit war das Münzgeld, das heute noch in unse-
ren Geldbörsen vorkommt, erfunden. Wie bei allen guten Innovationen kam es zu
einer raschen Verbreitung vor allem in Form von Gold- und Silbermünzen. Erst
im 18. Jahrhundert – d.h. vor rund 200 Jahren – gab es die ersten Banknoten. Mit
dem Bargeld – Münzen und Papiergeld – als Zahlungsmittel wurden Verkäu-
fe/Käufe deutlich einfacher als mit dem Warengeld.
Gegenüber diesen Entwicklungssprüngen, zwischen denen Jahrhunderte lagen,
folgte im bargeldlosen Zahlungsverkehr, den es seit rund 100 Jahren – auf Basis
Buch- oder Giralgeld – gibt, Innovation auf Innovation. Beschleunigt wurde diese
Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der Zeit und ihre Vermarktung 23

Entwicklung von Innovationen durch den Kartenzahlungsverkehr, den es erst seit


50 Jahren gibt. In dieser – wenngleich rund 100 Jahre andauernden und dennoch
kurzer – Zeitspanne haben sich die Zahlungsgewohnheiten des Menschen – nicht
nur in Österreich und Deutschland – gravierend verändert.
Die Geschichte des bargeldlosen Zahlungsverkehrs hat erstaunliche Resultate
gezeigt:
x Zahlungen von Unternehmen an öffentliche Haushalte sind heute in Österreich
und in Deutschland zu 100 % bargeldlos. Umgekehrt gilt gleiches.
x Zahlungen von Privaten an öffentliche Haushalte werden heute in Österreich
und in Deutschland nahezu zu 100 % bargeldlos getätigt. Umgekehrt gilt glei-
ches.
x Lediglich Zahlungen von Privaten an Unternehmen, die in der Regel am POS
des jeweiligen Handels- oder Dienstleistungsunternehmens erfolgen, werden in
Österreich wie in Deutschland noch überwiegend bar bezahlt. Umgekehrt wer-
den nahezu 100 % der Zahlungen bargeldlos durchgeführt.

2.2 Scheck, Überweisung, Lastschrift

Erstes bargeldloses Zahlungsmittel war der Scheck. Er wurde bereits Ende des
Mittelalters eingesetzt, um die räumliche Distanz bei notwendigen Zahlungen von
Kaufleuten zwischen den großen europäischen Messe- und Handelsplätzen
zu überbrücken. In Österreich und Deutschland wurde der Scheck erst Ende des
19. Jahrhunderts zwischen Kaufleuten intensiver verwendet. Eine vergleichsweise
kurze Blütezeit erlangte der Scheck als kartengarantierter „eurocheque“ von 1968
bis 2001. Im angelsächsischen Raum hat er heute noch große Bedeutung: dort ge-
schehen Geldtransfers noch heute durch Übersenden von Schecks.
Der erstmalige Einsatz der Überweisung wie wir sie heute kennen, war Ende
des 19. Jahrhunderts. Wie auch beim Scheck war ihr Zweck die bargeldlose Be-
gleichung von Rechnungen unter Kaufleuten. Sie hat im deutschen Sprachraum
große Bedeutung erlangt, die durch die sukzessive Ausstattung der Bevölkerung
mit privaten Girokonten laufend zunahm, wobei dies auch auf Dauerüberweisun-
gen zurückzuführen war.
Das dritte klassische bargeldlose Zahlungsmittel, die Lastschrift, wurde in den
zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als „rückläufige Überweisung“ erfun-
den, wo der Zahlungsempfänger die Initiative ergreift und den offenen Betrag vom
Konto des Zahlungspflichtigen, der seiner Bank einen Abbuchungsauftrag erteilt
hat, einzieht. Vor allem Großunternehmen mit regelmäßig anfallenden Zahlungen
vieler Kunden nutzen sie zur Begleichung dieser Rechnungen.
So wurden mit den drei grundlegenden Innovationen Scheck, Überweisung und
Lastschrift – die insbesondere in der Abwicklung laufend weiterentwickelt wur-
den, in der Grundkonzeption jedoch unverändert blieben – weite Teile der Zah-
lungen zwischen Privaten, Unternehmen und öffentlichen Haushalten bargeldlos
abgewickelt. Von den Abwicklungsinnovationen seien hier nur die Belegcodie-
rung, die Beleglesung, das beleglose Scheckinkasso, der Datenträgeraustausch und
24 Ewald Judt

die Datenfernübertragung genannt. Der nächste Innovationsschritt wird die An-


gleichung der Abwicklung im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr – zumin-
dest in der Eurozone – sein.

2.3 Kartenzahlungsverkehr

2.3.1 Privatkundengeschäft als Innovationstreiber


Der Aufschwung des Kartenzahlungsverkehrs begann mit der Aufnahme des Pri-
vatkundengeschäfts durch die Banken – in den USA früher, in Europa etwas spä-
ter. Dieser hat sich dabei von zwei Ursprüngen entwickelt – von der Kreditkarte
und von der Debitkarte, beides Innovationen, die heute bereits Milliarden von
Menschen nutzen.
Die Entwicklung der Kreditkarte ist dabei girokontounabhängig als „Travel &
Entertainment-Kreditkarte“, deren Rechnung monatlich zu zahlen ist, und als
„Bankkreditkarte“, die mit einer Kreditfazilität ausgestattet ist, vor sich gegangen,
während die die Entwicklung der Debitkarte in einem engen Zusammenhang mit
dem Girokonto zu sehen ist, wo sie eine wesentliche Verfügungsmöglichkeit über
das dort vorhandene Guthaben oder den eingeräumten Überziehungsrahmen dar-
stellt. Damit diese Karten auch eingesetzt werden können, wurden mit den Geld-
ausgabeautomaten und den POS-Terminals Innovationen geschaffen, die heute
über die ganze Welt verbreitet sind und zum Alltagsleben gehören.

2.3.2 Kreditkarten und Debitkarten


Kreditkarten1. Als Geburtsjahr der Kreditkarte gilt das Jahr 1950. Damals kam in
den USA die erste Universalkreditkarte auf den Markt, die bei allen Unternehmen
eingesetzt werden konnte, mit denen der Systembetreiber einen Vertrag geschlos-
sen hatte. Ihre Akzeptanten waren vorwiegend im Bereich von Hotellerie und
Gastronomie, weshalb sie auch als Travel & Entertainment Card bezeichnet wur-
de. Hinter dieser Innovation stand die Idee, dass Vielreisende mit einer derartigen
Karte zur Begleichung ihrer Hotel- und Restaurantrechnungen (aber auch der
Flugtickets und Mietautos und ähnliches) immer liquide sind. Dieser – der Diners
Club-Karte – folgte als weitere Kreditkarte im Travel & Entertainment-Bereich ab
1958 die American Express-Karte.
Ebenfalls 1950 starteten verschiedene US-Banken mit Kreditkarten mit einer
Kreditfazilität. Der Grund für die Einführung dieser Innovation, einer „echten“
Kreditkarte, war die einfache Einräumung eines revolvierenden Kredits für „Ein-
käufe“ aller Art, die bargeldlos mit Karten bezahlt wurden. Die jeweilige monatli-
che Rechnung musste dabei nicht zur Gänze beglichen werden, es genügte meist
eine Teilzahlung von 10 %. Der nicht beglichene Teil wurde kreditmäßig verzinst.
Diese Karten wurden Bankkreditkarten genannt. Ihre Betreiber schlossen sich in
Hinblick auf eine breitere Akzeptanz insbesondere bei Handelsunternehmen (und

1 Mehr zu Kreditkarten bei Judt u. Bödenauer 2000.


Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der Zeit und ihre Vermarktung 25

später auch bei Dienstleistungsunternehmen) aller Art bald zu Vereinigungen zu-


sammen, aus denen sich die MasterCard- und die Visa-Organisation entwickelten.
Sowohl Travel & Entertainment-Karten als auch Bankkreditkarten wurden auch
bald zum Bargeldbezug an Bankschaltern zugelassen und ihre Einsatzmöglichkei-
ten international – auch das waren aufgrund von Kundenbedürfnissen realisierte
Innovationen. Nach der bis ca. Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
abgeschlossenen Einführungsphase kam es seitdem zu einem Kreditkartenboom
auf allen Kontinenten, der durch ein expansives Wachstum von Karten, Akzeptan-
ten, Transaktionsanzahl und Umsatz gekennzeichnet ist. Ende 2004 gab es welt-
weit rund 2,2 Milliarden international einsetzbare Kreditkarten, die 66 Milliarden
Transaktionen mit einem Betragsvolumen von 5.581 Milliarden US-Dollar gene-
rierten.
Beide Formen von Kreditkarten wären mit der ursprünglichen Abwicklungs-
form – einem Beleg, auf den die Kartendaten und die Daten des Akzeptanten mit-
tels eines Handprägegeräts, Imprinter genannt, aufgebracht wurden, der vom Kar-
teninhaber unterschrieben und zur Abrechnung per Post eingereicht wurde – nicht
zu dem Erfolg geworden, zu dem sie dank den erfolgreichen Innovationen „POS-
Terminal“ und „Geldausgabeautomat“ geworden sind.
Debitkarten2. Bedingt durch die zunehmende Anzahl an privaten Lohn-, Gehalts-
und Pensionskonten war es in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts not-
wendig geworden, eine Lösung zu finden, um einerseits die Bargeldbeschaffung
und andererseits die bargeldlose Zahlung zulasten dieser Konten zu erleichtern. In
Österreich und in Deutschland war dies vorerst ein mit einer Scheckkarte garan-
tierter Scheck, der bald danach auch grenzüberschreitend zur Bargeldbeschaffung
in Banken und zur bargeldlosen Zahlung bei Handels- und Dienstleistungsbetrie-
ben eingesetzt werden konnte. Beide waren aber mehr als lediglich eine neue
Dienstleistung der europäischen Banken im sich gerade entwickelnden Privatkun-
dengeschäft. Sie wurden zu einer der ersten Marken im Bankenbereich. Mit dem
Aufkommen von Geldausgabeautomaten kam für die eurocheque-Karte eine wei-
tere Debitfunktion, die direkte Abbuchung von Geldausgabeautomatenbezügen
mit Karte und PIN vom Girokonto, hinzu. Bald folgte der nächste Schritt, die di-
rekte Abbuchung von bargeldlosen Zahlungen mit Karte und PIN an POS-
Terminals. War alles vorerst national, so wurden seit 1993 die meisten euroche-
que-Karten mit der Maestro-Funktion, die eine globale ATM- und POS-Nutzung
ermöglicht, ausgestattet.
Etwas später – mit dem Aufkommen der ersten Geldausgabeautomaten in den
siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts – wurden in den USA die ersten Debit-
karten als reine ATM Cards ausgegeben, die über das Cheque Account des Kar-
teninhabers abgerechnet wurden. Ursprünglich nur für den Bezug von Banknoten
aus bankeigenen Geldausgabeautomaten zu gedacht, bildeten sich bald ATM
Switches, die es den Karteninhabern der kooperierenden Banken ermöglichten, ih-
re ATM Cards über die Geldausgabeautomaten der kontoführenden Bank hinaus
zu nutzen. Nachdem sich der Bargeldbezug an Geldausgabeautomaten mit Karte

2 Mehr zu Debitkarten bei Judt u. Zimmerl 2003.


26 Ewald Judt

und PIN durchgesetzt hatte, bargeldlose Zahlungen nach dem gleichen Verfahren
an POS-Terminals möglich wurden und die bankbezogenen und lokalen POS-
Systeme an der mangelnden Frequenz scheiterten, übernahmen die regionalen,
bankneutralen und interoperablen ATM Switches auch diese Funktion und schu-
fen damit umfassende EFTPOS Networks. Heute sind Debitkarten praktisch Be-
standteil jedes Girokontos. Die beiden weltweit größten Debitkartensysteme
Maestro und Visa Electron versuchen derzeit am rasch wachsenden Markt an De-
bitkarten zu partizipieren und
x in jenen Ländern, wo es bereits existierende lokale/regionale/nationale Debit-
kartensysteme gibt, diese in ihre Systeme einzubinden, und
x in jenen Ländern, wo Debitkarten (noch) nicht verbreitet sind, durch die Kar-
tenausgabe via Mitgliedsbanken eine Debitkartenbasis zu schaffen.
Dabei zeigt sich, dass mehr und mehr Debitkarten zu global einsetzbaren Debit-
karten werden. Die Anzahl der Debitkarten stieg im Laufe der Jahre auf rund 2,6
Milliarden (Ende 2004), wobei ein Gutteil davon nur räumlich begrenzt einsetzba-
re Debitkarten sind.
Für den Erfolg der Debitkarten gilt ähnliches was für Kreditkarten erwähnt
wurde. Auch die beiden Ursprünge der Debitkarten wären ohne die beiden erfolg-
reichen Infrastrukturinnovationen „POS-Terminal“ und „Geldausgabeautomat“
nicht zu den Erfolgen geworden, die sie geworden sind.

2.3.3 Geldausgabeautomaten und POS-Terminals


Geldausgabeautomaten3. 1965 kam es zu einer Innovation, die unser aller Leben
veränderte – der Geldausgabeautomat wurde erfunden. Der Amerikaner Don Wet-
zel konzipierte eine Maschine, welche die Barauszahlungen durch Einschieben ei-
ner Karte und Eingabe eines Codes automatisierte. Bis der Geldausgabeautomat
zum Erfolg wurde dauerte es allerdings. Denn die erste Geldausgabeautomatenge-
neration wurde von den Banken nur zögerlich eingesetzt. Die Gründe dafür lagen
in der technischen Konzeption der Geräte, der nicht ausreichend vorhandenen Si-
cherheit und der zu geringen Informationskapazität der verwendeten Karte. All
dies lies nur einen begrenzten Einsatz für die Kunden der jeweiligen, den Geld-
ausgabeautomaten betreibenden Bank zu.
Die zweite, verbesserte Geldausgabeautomatengeneration wurde Anfang der
siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts angeboten. Hier wurden bereits genormte
Plastikkarten eingesetzt und Sperrmöglichkeiten waren in eingeschränkter Form
vorhanden. Auch sie wurden – nunmehr schon in größerer Stückzahl – vor allem
von einzelnen Geldinstituten eingesetzt. Bedingt durch die Fortschritte in Hard-
und Softwareentwicklung brachte die dritte Geldausgabeautomatengeneration den
Durchbruch zur breiten Installation, zur bankübergreifenden Kooperation, zur
grenzüberschreitenden Akzeptanz, zur Ausstattung nahezu aller Bankkarten mit
der Geldausgabeautomatenfunktion und damit zu rasant steigenden Transaktions-
zahlen. Diese Entwicklung beruhte auf der Ausstattung der Plastikkarte mit einem

3 Mehr zu Geldausgabeautomaten bei Judt u. Scholz 2000.


Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der Zeit und ihre Vermarktung 27

Magnetstreifen mit weltweit einheitlichen Standards und Spezifikationen. Nun-


mehr ist bereits die vierte Geldausgabeautomatengeneration auf dem Markt. Sie
basiert einerseits weiterhin auf dem Magnetstreifen und andererseits bereits auf
dem weltweiten EMV-Chip, wodurch Geldausgabeautomaten als weitere Funktion
die Ladung von Elektronischen Geldbörsen übernehmen können.
Für den Erfolg der Geldausgabeautomaten war nicht nur der Bargeldbezug rund
um die Uhr ausschlaggebend, sondern die Tatsache, dass dies durch Kooperation
der Banken weltweit möglich ist. Heute kann der Inhaber einer Karte des Master-
Card-Systems (MasterCard, Maestro, Cirrus) und des Visa-Systems (Visa, Visa-
Electron, VisaPlus) davon ausgehen, dass er nahezu überall, wo er einen Geldaus-
gabeautomaten sieht, ihn auch nutzen kann – egal ob dieser an der Außenfront von
Banken („Through-the-Wall ATMs“), im (meist rund um die Uhr zugänglichen)
Foyer von Banken („Lobby ATMs“), in den Innenräumen der Banken („Indoor
ATMs“), an (meist hochfrequentierten) Standorten außerhalb von Banken („Off-
Premises ATMs“) oder an speziellen Autoschaltern („Drive-through ATMs“) plat-
ziert ist.
Zusammenfassend war der Geldausgabeautomat – noch vor dem PC – das erste
Computerterminal, dem es gelungen ist, weltweit bei breiten Bevölkerungsschich-
ten unentbehrlich zu werden. Dies zeigt sich auch in Zahlen: Im Jahr 2004 wurden
bei den rund eine Million in aller Welt installierten Geldausgabeautomaten Schät-
zungen zufolge rund 32 Milliarden Behebungen über in etwa 4,5 Billionen Euro
getätigt.
POS-Terminals4. Sofort nach dem sich abzuzeichnenden Siegeszug der Geldaus-
gabeautomaten wurden Überlegungen angestellt, den Bargeldbezug durch Private,
deren Barzahlungen und die Bargeldablieferung der Handels- und Dienstleis-
tungsunternehmen durch Terminals am POS zu ersetzen, die den Geldtransfer
vom Konto des Käufers auf das Konto des Betriebes vornehmen. Die gedankli-
chen Grundlagen für POS-Systeme schuf Dale L. Reistad, indem er seine Vision
einer bargeldlosen Gesellschaft publizierte (Reistad 1968 u. 1969). Über die erste,
Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts realisierte, Generation an
POS-Zahlungssystemen ist aufgrund der Tatsache, dass es sich lediglich um lokale
Ereignisse – räumliche Beschränkung (nur ein eingegrenztes Gebiet) und kun-
denmäßigen Beschränkung (jeweils nur mit Kommerzkunden und Privatkunden
einer Bank) – handelte, die nicht besonders erfolgreich verlaufen sind, nicht allzu-
viel publiziert und damit auch nur wenig bekannt geworden.
Nachdem die lokalen und bankbezogenen POS-Systeme an der mangelnden
Frequenz scheiterten, bildeten sich regionale, bankenneutrale und damit interope-
rable POS-Systeme der zweiten Generation. Die aus der Debitkartenwelt mit PIN-
Eingabe kommenden POS-Terminals wurden bald um die Kreditkartentransaktion
erweitert und somit zu Universal-POS-Terminals, die in der Lage waren, sowohl
PIN-basierende als auch Unterschrifts-basierende Transaktionen abzuwickeln. Die
Abwicklung einer Kreditkartentransaktion entsprach – mit Ausnahme der Feststel-
lung der Karteninhaberechtheit – der einer Debitkartentransaktion. Die seit Ende

4 Mehr zu POS-Terminals bei Judt u. Gruber 2002.


28 Ewald Judt

des letzten Jahrhunderts auf dem Markt befindlichen POS-Terminals der dritten
Generation basieren einerseits weiterhin auf dem Magnetstreifen und andererseits
bereits auf dem Chip (Hybridterminals). Bei Verwendung des Chips anstelle des
Magnetstreifens sind diese POS-Terminals auch in der Lage eine Prüfung der Kar-
tenechtheit vorzunehmen, was den Einsatz gefälschter Karten dort unmöglich
macht. Derzeit werden sukzessive POS-Terminals auf den weltweiten EMV-
Chipstandard migriert. Diese POS-Terminals sind in der Lage nicht nur Transakti-
onen mit PIN und mit Unterschrift abzuwickeln, sondern auch solche aus einer auf
einem Chip befindlichen Elektronischen Geldbörse.
Mit dem sich durchsetzenden Erfolg der POS-Terminals der dritten Generation
wurde als Mangel die durch die Leitungsanbindung erforderlich Stationärität der
Geräte für manche Branchen (z.B. Restaurants, fahrende Händler, Marktstände)
bemängelt. Aus diesem Grund wurden als Ergänzung der stationären POS-
Terminals mobile POS-Terminals auf GSM-Basis entwickelt, die mehr und mehr
zum Einsatz kommen.
Hinsichtlich der Akzeptanz geht der Trend dahin, dass die aufgestellten Termi-
nals alle üblichen Kartentypen akzeptieren, wobei es unterschiedliche finanzielle
Arrangements gibt. À la longue wird jedes Handels- und Dienstleistungsunter-
nehmen zumindest ein derartiges Universalterminal haben. Bestätigte Zahlen über
die Anzahl der POS-Terminals liegen nicht vor, wie es auch keine Statistik über
die weltweit im Einsatz befindlichen POS-Terminals gibt. Schätzungen gehen je-
doch davon aus, dass es im Jahr 2004 rund 40 Millionen in aller Welt installierte
POS-Terminals gab.

3 Innovationen im Zahlungsverkehr und ihre


Vermarktung

Wenngleich die Innovationen im Zahlungsverkehr ganz wesentlich auch aufgrund


der Kooperationen der Banken von den Kunden angenommen wurden und damit
der Weg zu einer „LessCash Society“ gebahnt werden konnte, hat gerade die Not-
wendigkeit der Kooperation dazu geführt, dass die Produkte weitgehend den glei-
chen Regeln folgen und einer Produktdifferenzierung damit Grenzen gesetzt sind.
Diese ausgeprägte Homogenität der Zahlungsverkehrsprodukte, die mit einer
wahrgenommenen (und tatsächlichen) Austauschbarkeit der Produkte verbunden
ist, stellt eine zentrale Herausforderung für die Profilierung der Produkte der Ban-
ken im Zahlungsverkehr dar. Wie diese gemeistert werden kann, liegt – wenn-
gleich nur in beschränktem Ausmaß – in der Produktpolitik, soweit sie nicht die
durch die Kooperation erreichten Kundenvorteile beeinträchtigt, und im konse-
quenten Einsatz der anderen Marketinginstrumente (Homburg u. Krohmer 2003).
Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der Zeit und ihre Vermarktung 29

3.1 Produktpolitik

Für den Kunden steht bei einem Zahlungsverkehrsprodukt die Kernleistung mit
den Komponenten „einfach“, „bequem“, „zuverlässig“, „sicher“ und „weltweit“
im Fokus seiner Bewertung. Es ist daher unumgänglich notwendig, die kundensei-
tige Abwicklung einfach und bequem (z.B. rund um die Uhr) zu gestalten, mit ho-
her Zuverlässigkeit alle Transaktionen sicher zu verarbeiten und dies nicht nur im
eigenen Land. Diese Maßnahmen sollten vor anderen produktpolitischen Maßnah-
men Priorität haben.
Da der mit einem Zahlungsverkehrsprodukt der aus der Kernleistung herrüh-
rende Basisnutzen zur Selbstverständlichkeit geworden ist und von einer Bank al-
lein nicht und auch gemeinsam mit anderen Banken nur schwer veränderbar ist,
können Zusatzleistungen eine Profilierungsmöglichkeit bieten. Dann ist der Erfolg
des Zahlungsverkehrsprodukts nicht mehr durch die Kernleistung alleine, sondern
auch durch die Zusatzleistung/en bestimmt.
Derartige Value-Added Services sind produktbegleitende Zusatzleistungen (Se-
kundärleistungen) zu den Kerndienstleistungen, die nicht als eigenständige Dienst-
leistungen vermarktet werden, sondern mit dem Produkt in eine Beziehung ge-
bracht werden, womit der Kunden den Nutzen eines bestehenden Produkts stei-
gern kann. Sie ermöglichen auch einer Bank ihre Produkte von jenen der Kon-
kurrenz abzuheben, sollen den Wert des Zahlungsverkehrsprodukts erhöhen und
zielen insbesondere auf die Loyalität von Kunden ab. Das Leistungsbündel aus
Kern- und Zusatzleistung/en soll Kunden einen höheren Wert vermitteln als Kon-
kurrenzangebote mit gleicher Kernleistung.
Value-Added Services werden in der Regel unentgeltlich, gelegentlich jedoch
zu einem für den Kunden günstigeren Preis – als er bei Anschaffung der Zusatz-
leistung/en allein zahlen müsste – angeboten. Der vom Kunden empfundene Wert
ist dabei der vom individuell wahrgenommenen Zusatznutzen, der die Kernleis-
tung entsprechend aufwerten soll. Da Zusatzleistungen zu einem Upgrade der
Kernleistung führen, ist – so diese so attraktiv sind und es der Markt erlaubt –
auch ein höherer Preis für die Hauptleistung samt Zusatzleistung/en sinnvoll, d.h.
höhere Preise durch mehr Leistung/en.
Der Phantasie bei der Entwicklung von Value-Added Services sind kaum Gren-
zen gesetzt – wenn man von den Kosten absieht. Die Grenze ist immer eine ge-
wisse Affinität zur Kernleistung. Zu weit von der Kernleistung entfernte Zusatz-
leistungen führen in Praxis meist nicht zu größerer Kundenzufriedenheit und mehr
Kundenbindung bei der Kernleistung, da sie nicht mit dieser assoziiert werden.
Bei Value-Added Services mit einem hohen Affinitätsgrad wird der Kunde seine
Zufriedenheit mit der/den Zusatzleistung/en in der Regel auf die Kernleis-
tung übertragen, womit deren gewünschte Profilierung erreicht wird. Demgegen-
über besteht bei Value-Added Services mit geringem Affinitätsgrad die Gefahr,
dass der Bank die Kompetenz zur Erstellung der angebotenen Zusatzleistung/en
abgesprochen wird und deshalb die Zusatzleistung/en von den Kunden entweder
nicht in Anspruch genommen oder im Falle der Inanspruchnahme getrennt von der
Kernleistung wahrgenommen und bewertet werden und es somit es nicht zur Pro-
filierung der Kernleistung kommt.
30 Ewald Judt

Neben den Bestreben mit Value-Added Services bestehende Kunden zu erhal-


ten und neue Kunden zu gewinnen, wird mit zielgruppenspezifischen Value-
Added Services auch eine Profilierung der Zahlungsverkehrsprodukte erzielt.
Durch die Anreicherung ausgewählter Produkte mit Value-Added Services kommt
es einerseits zu einer besseren Differenzierung gegenüber Konkurrenzprodukten –
InterBrand-Differenzierung. Andererseits werden die (mehr oder weniger glei-
chen) Zahlungsverkehrsprodukte einer Bank für unterschiedliche Zielgruppen
voneinander abgegrenzt – IntraBrand-Differenzierung.
Im Kreditkartengeschäft sind Value-Added Services stark ausgeprägt: So gibt
es das Lost & Stolen Card Reporting meist rund um die Uhr an allen Tagen des
Jahres oder Emergency Card Replacement z.B. Neuausstellung einer Kreditkarte
innerhalb von zwei Werktagen praktisch für alle Karten. Spezielle Versicherungen
wie z.B. bei Reiseunfällen und Reisestorni gibt es für gehobenere Karten. Für Pre-
mium-Karten gibt es z.B. Best-in-class Emergency Travel Assistance und Road
Assistance sowie Zutritt zu Airport Lounges.
Ähnliche Trends zeigen sich auch im Debitkartengeschäft. So hat die österrei-
chische Maestro-Karte – nach Kartenanzahl, Transaktionen und Umsatz das füh-
rende Kartenprodukt in Österreich – zusätzlich zur klassischen Anwendung „Zah-
len und Bargeld weltweit“ mehrere Funktionen, womit sie für die Karteninhaber
zu einer Art „Schweizermesser“ wird. Derartige Features sind eine Elektronische
Geldbörse („Quick“)5, die Möglichkeit an Stammkundenprogrammen (ohne spezi-
fische Stammkundenkarte) teilzunehmen, das Laden von Wertkartenhandys an ös-
terreichischen Bankomaten („Code & Load“), ein Kennzeichen für Jugendliche
auf dem Maestro-Kartenchip (das die Entriegelung von Zigarettenautomaten für
Jugendliche verhindert), der MasterCard SecureCode zum sicheren Zahlen im In-
ternet auch für Maestro und eine qualifizierte digitale Signatur6.
Nicht vergessen werden soll anlässlich einer zunehmenden Kartenfülle ein we-
sentliches Element der Produktpolitik, das am Ende des Produktzyklusses steht,
nämlich die Produktelimination. Produktüberprüfungen sollten regelmäßig deren
Bedeutung für die Bank ermitteln und ebenso regelmäßig in negativen Fällen zur
Bereinigung und Straffung der Produktpalette führen. Maßstäbe sind dabei einer-
seits Umsatzvolumen, Marktanteil und Deckungsbeitrag, aber auch Kundenbedarf,
Kundenakzeptanz und Cross Selling-Effekte.

3.2 Preispolitik

Ein Produkt wird nur dann am Markt erfolgreich sein, wenn aus Sicht des Kunden
sein Nutzen zumindest so groß ist, wie der Preis er dafür zu zahlen hat. Umgekehrt
wird eine ertragsorientierte Bank nur dann ein Produkt anbieten, wenn die Kosten
gedeckt werden.

5 Für eine detaillierte Beschreibung der Elektronischen Geldbörse Quick siehe das Praxis-
beispiel „Quick – eine Erfolgsstory“ (Judt u. Komatz 2005) in diesem Buch.
6 Die digitale Signatur und ihre Anwendung im Finanzdienstleistungsbereich werden im
Beitrag von Pernkopf in diesem Buch im Detail betrachtet.
Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der Zeit und ihre Vermarktung 31

Aufgrund der Wettbewerbssituation ist eine kostenorientierte Preispolitik oft


nicht möglich, weshalb sich die Preisgestaltung nach dem Markt – den Kunden,
aber auch nach der Konkurrenz – richten muss. Dazu kommt, dass der Zahlungs-
verkehr oft nur als Zubringerfunktion für andere Geschäftssparten betrachtet wird,
weshalb ertragsmäßige Unterdeckungen akzeptiert werden. Beides verhindert al-
lerdings die Beachtung des Verursacherprinzips, weshalb oft Quersubventionie-
rungen durch andere Produkte vorkommen.
Aufgrund dieser Gegebenheiten gibt es im Zahlungsverkehr eine Fülle von
Preisstrategien. Sie reichen beim Girokonto und den über dieses Konto laufenden
Transaktionen von der Gratisführung von Girokonten über einem fixen (z.B. mo-
natlich zu zahlenden) All Inclusive-Preis für ein Girokonto bis zu Preisen je über
das Girokonto durchgeführter Transaktion. Im Kartenzahlungsverkehr richten sich
die Preise weitgehend nach den Produkten: je höherwertiger das Produkt ist, desto
höher der Preis, der dafür vom Kunden zu zahlen ist. Damit kann sowohl das Dis-
count-Massensegment mit niedrigen Preisen als auch das Qualitäts-Premiumseg-
ment mit höheren Preisen bedient werden.
Eine Preisdifferenzierung innerhalb der Kundensegmente kann dabei nach
mengenmäßigen Kriterien (z.B. transaktions- oder umsatzorientierter Kartenpreis)
oder nach personellen Kriterien (z.B. spezielle Kartenpreise für Studenten) erfol-
gen (Kühlmann et al. 2002). Darüber hinaus können für Zusatzleistungen wie z.B.
beim Bargeldservice oder beim Karteneinsatz in fremder Währung Zusatzentgelte
verrechnet werden. Diese sind meist ein fixer und/oder prozentueller Betrag.

3.3 Kommunikationspolitik

Bei Zahlungsverkehrsinnovationen ist es erforderlich, die Zielgruppe von der E-


xistenz dieses neuen Produktes, seiner Produkteigenschaften und vor allem des
Grundes, warum es für die Zielgruppe in Frage kommt, a) zu informieren und b)
für eine Anschaffung geneigt zu machen. Der Medienwerbung kommt daher be-
sondere Bedeutung zu. Ohne entsprechende Investitionen wird sich ein neues –
obgleich kundenorientiert gestaltetes – Zahlungsverkehrsprodukt nur zähe zu ei-
nem Markterfolg entwickeln.
Wenngleich Zahlungsverkehrsprodukte in der Regel durch ihre Immaterialität
gekennzeichnet sind, ist gerade bei Zahlungsverkehrsinnovationen deren Materia-
lisierung durch die entsprechenden Tools – wie z.B. Karten – leicht möglich. Da-
her kommt deren Bezeichnung und deren Gestaltung besondere Bedeutung zu.
Hierbei gilt es, das Produkt zu einer Marke, einem Brand, werden zu lassen. Bei
Karten kommt noch das Design hinzu, das tunlichst zielgruppenspezifisch gestal-
tet werden soll.
Für den raschen Absatzerfolg von Innovationen können massive kommunikati-
ve Investitionen in den Markt beitragen, was in der Regel bedeutet, dass der
Break-Even dadurch weit hinausgeschoben werden kann. Umgekehrt wird bei ei-
ner Zurückhaltung an kommunikativen Investitionen in den Markt der Break-Even
einer Innovation sich früher, der Absatzerfolg am Markt allerdings sich nur suk-
zessive einstellen. Ein Sonderfall sind Innovationen, die sich selbst ohne kommu-
32 Ewald Judt

nikative Investitionen in den Markt katapultieren – das sind offenbar Produkte, auf
die Markt gewartet hat und die sich insbesondere durch Mundpropaganda prak-
tisch von selbst verkaufen. Sie kommen allerdings nur sehr selten vor.
Neue Produkte sind heute ohne Medienwerbung nur schwer auf dem Markt zu
platzieren. Denn Innovationen werden vom Kunden üblicherweise nur dann als
Innovationen wahrgenommen, wenn die Produkte als Neuheit erlebt werden, was
nur Kommunikation – welcher Art auch immer – bewirken kann. Neben der beab-
sichtigten Bekanntmachung der Innovation für die Zielgruppe ist auch die ver-
stärkte Sichtbarkeit des neuen Produkts im persönlichen Verkauf motivierend für
diejenigen, die es verkaufen sollen.

3.4 Vertriebspolitik

Der Vertrieb der meisten Zahlungsverkehrsprodukte erfolgt heute über die Retail-
banken. Dieser Vertriebsweg hat zu einer nahezu vollständigen Abdeckung der
Bevölkerung mit Girokonten und Debitkarten geführt. Bei Kreditkarten ist man
auf dem Weg dorthin. Aufgrund des heute von den meisten Retailbanken einge-
schlagenen Weges des Multi Channel Bankings können sie heute ihre Produkte
über verschiedene Vertriebswege anbieten. Diese sind im Wesentlichen der statio-
näre Vertrieb (wie klassische Filialen oder Bank Shops), der mobile Vertrieb (wie
Außendienst oder mobile Zweigstellen) und der direkte Vertrieb (wie Telefon-
und Online-Banking oder Direct Marketing).
Diese Vertriebspolitik ermöglicht es, Zahlungsverkehrsprodukte allen für diese
Produkte in Frage kommenden Personen anzubieten. Die größte Bedeutung hat bei
Zahlungsverkehrsinnovationen immer noch der persönliche Verkauf einer neuen
Bankdienstleistung in einer Bankstelle. Dies deshalb weil bei Zahlungsverkehrs-
innovationen eine Eigeninitiative der Kunden kaum vorhanden ist. Wird der per-
sönliche Verkauf geplant, organisiert und kontrolliert, ist er allen anderen Ver-
triebsformen überlegen, wobei die Beratungs- und Verkaufsqualität der Bankmit-
arbeiter das Kaufverhalten der potentiellen Kunden in besonderem Maße beein-
flussen können. Dieser Vertriebsweg bedarf allerdings der Ergänzung durch inten-
sive – mitarbeiter- und kundenorientierte – Verkaufsförderungsaktivitäten und der
Unterstützung durch Direktmarketingmaßnahmen.
Selbstverständlich soll der Absatz nicht nur über den stationären/mobilen Ver-
trieb durch Bankmitarbeiter erfolgen, sondern es sollten sämtliche Möglichkeiten
eines Multi-Channel-Vertriebs eingesetzt werden. Bei diesen Vertriebswegen kann
man aber a) aufgrund der fehlenden Möglichkeit einer aktiven Kundenansprache
und b) wegen der Erklärungsbedürftigkeit der meisten Zahlungsverkehrsinnovati-
onen nicht mit ähnlich hohen Abschlussquoten wie beim persönlichen Verkauf
rechnen. Vergleichsweise kann daher bei reinem Direktmarketing das bei jeder
Zahlungsverkehrsinnovation vorhandene Absatzpotential nicht oder nicht so er-
folgreich und nur mit erheblichen Mehrkosten (z.B. durch massiven Werbeunter-
stützung) erschlossen werden. Daher setzen nur den Retailbanken fern stehende
Kartenorganisationen auf diese Vertriebsform, die in der Regel aus einem der
Zielgruppe direkt übermittelten Angebot besteht.
Zahlungsverkehrsinnovationen im Wandel der Zeit und ihre Vermarktung 33

Im Vergleich zu den USA relativ selten ist der Vertrieb von Zahlungsprodukten
und damit auch von Zahlungsverkehrsinnovationen über betriebsfremde Absatz-
mittler wie Kaufhauskonzerne, Autofahrervereinigungen, Gewerkschaften, Reise-
veranstalter, etc., wenngleich es z.B. im Kartengeschäft mehr und mehr Gemein-
schaftsprodukte in Form von Affinity- und Co-Branding-Karten gibt (Hüttermann
1992). Auch in Europa gibt es schon zahlreiche Beispiele hiefür. Es ist nicht aus-
zuschließen, dass diese Beispiele Schule machen werden.

4 Fazit

x Innovationen sind die Grundlage des Fortschritts. Sie basieren einerseits auf-
grund nicht oder nicht optimal erfüllte Kundenbedürfnisse und dem daraus re-
sultierenden Druck der Kunden („Demand Pull“). Zum anderen ergeben sich
Innovationen durch Verbesserungen bei der Produkterstellung („Technology
Push“), was nicht nur zu besseren Produkten, sondern für das Unternehmen
auch Kostenvorteile, schnellere Transaktionsabläufe und höhere Sicherheit bei
der Produkterstellung/-nutzung bedeuten kann.
x Im Falle von originären Innovationen betreibt das Unternehmen selbst aktiv die
Innovation bis zur Umsetzung. Bei adaptiven Innovationen führt das Unter-
nehmen schlicht und einfach die originären Innovationen anderer Unternehmen
als mehr oder weniger merkbare Imitationen ein.
x Bei Banken stehen Produkt- und Prozessinnovationen meist im Mittelpunkt der
Innovationspolitik.
x Der Zahlungsverkehr ist seit jeher von Innovationen geprägt, wobei der klassi-
sche bargeldlose Zahlungsverkehr, mit Scheck, Überweisung und Lastschrift,
mit rund 100 Jahren noch verhältnismäßig jung ist. Erst seit etwa 50 Jahren gibt
es den Kartenzahlungsverkehr, der sich jedoch mit genormten Debit- und Kre-
ditkarten, Magnetstreifen und Chip sowie Geldausgabeautomaten und POS-
Terminals als besonders innovationsfreudig herausgestellt hat.
x Die Vermarktung von Zahlungsverkehrsinnovationen stellt aufgrund der ausge-
prägten Homogenität von Zahlungsverkehrsprodukten eine besondere Heraus-
forderung für die Profilierung dar.
x Produktpolitik: Kerneigenschaften wie „einfach“, „bequem“, „zuverlässig“,
„sicher“ und „weltweit“ von Zahlungsverkehrsprodukten werden als selbstver-
ständlich betrachtet. Profilierungsmöglichkeit bieten Zusatzleistungen. Es ist
jedoch darauf zu achten, dass zu weit von der Kernleistung entfernte Zusatz-
leistungen in Praxis meist nicht zu größerer Kundenzufriedenheit und mehr
Kundenbindung bei der Kernleistung führen.
x Preispolitik: Aufgrund der Wettbewerbssituation und der Tatsache, dass Zah-
lungsverkehr oft nur als Zubringerfunktion für andere Geschäftssparten be-
trachtet wird, ist eine kostenorientierte Preispolitik oft nicht möglich, weshalb
sich die Preisgestaltung nach dem Markt – den Kunden, aber auch nach der
Konkurrenz – richten muss.
34 Ewald Judt

x Kommunikationspolitik: Zahlungsverkehrsprodukte sind in der Regel durch


Immaterialität gekennzeichnet, können jedoch vielfach durch die entsprechen-
den Tools – wie z.B. Karten – materialisiert werden. Eine Positionierung von
neuen Zahlungsverkehrsprodukten ist heute ohne Medienwerbung nur schwer
möglich.
x Vertriebspolitik: Die meisten Zahlungsverkehrsprodukte werden heute von Re-
tailbanken im Multi-Channel-Vertrieb abgesetzt, wobei dem persönlichen Ver-
kauf die größte Bedeutung zukommt. Alternative Vertriebskanäle über betriebs-
fremde Absatzmittler – wie dies in den USA beispielsweise weit verbreitet ist –
sind in Europa – noch – vergleichsweise selten.

Literatur

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Zahlungsverhalten am Point of Sale in
Deutschland – aktuelle Entwicklungen

Hugo Godschalk

PaySys Consultancy GmbH, Frankfurt

1 Status Quo

Die Kartenzahlung ist weiterhin auf dem Vormarsch in Deutschland. Der mit un-
terschiedlichen Zahlungskarten im Jahr 2004 am Point of Sale (POS) in Deutsch-
land getätigte Umsatz betrug 156,3 Mrd. Euro und verzeichnete gegenüber dem
Vorjahr ein Wachstum von 6,3 %. Dieser Umsatz wurde von in- und ausländi-
schen Karteninhabern initiiert, die insgesamt fast 2,5 Mrd. Transaktionen tätigten.
Dabei kamen 123,5 Mio. inländische Karten zum Einsatz.

Handels- und
Tankkarten; 7% ELV; 35%

Debitkarten
Kredit- insgesamt; 73%
karten;
POZ; 8%
20%

ec cash &
Maestro; 30%

GeldKarte; 0,1%

Abb. 1. Kartenumsatz am Point of Sale in Deutschland 2004 (in- und ausländische Karten-
inhaber): 156,3 Mrd. Euro

Die meisten Umsätze werden mit den von Kreditinstituten ausgegebenen Debit-
karten (so genannte ec-Karten oder Maestro-Karten) getätigt (73 %), gefolgt von
den klassischen Kreditkarten1 Visa, MasterCard, American Express und Diners

1 Der Begriff „Kreditkarte“ umfasst hier so genannte Charge Cards (monatliche Abrech-
nung), Karten mit Revolving Credit sowie Debitkarten, die mit einem internationalen
Brand (wie z. B. Visa) herausgegeben werden.
36 Hugo Godschalk

Club (20 %) und den Tank- und Handelskundenkarten2 (7 %). Die GeldKarte
spielt nach wie vor eine unbedeutende Rolle. Das umsatzstärkste Zahlungssystem
ist ELV, das vom Handel angebotene elektronische Lastschriftverfahren mittels
Debitkarte (auf Unterschriftsbasis ohne Zahlungsgarantie für den Händler). In et-
wa 35% des gesamten Kartenumsatzes erfolgt über ELV. Addiert man allerdings
die Umsätze der drei vom Kreditgewerbe angebotenen Zahlungsverfahren ec cash
(PIN), Maestro (PIN) und POZ3 (Unterschrift), dann haben die bankgestützten
Debitverfahren ELV erstmals überholt.
Gegenüber 2003 gibt es 2004 innerhalb der einzelnen Kartenarten jedoch einige
bemerkenswerte Strukturverschiebungen, wie folgende Tabelle zeigt:

Tabelle 1. Wachstumsraten 2004 pro Kartenart


Kartenart Veränderung gegen-
über 2003
ec cash + 19,6%
Kreditkarte + 11,2%
GeldKarte + 7,7%
ELV + 0,1%
Kundenkarten - 2,3%
POZ - 10,9%
Insgesamt + 6,3%

Die hohe Wachstumsrate des ec cash-Umsatzes (plus 19,6 %) ist insbesondere auf
die Einführung der bargeldlosen Zahlung mittels Debitkarte in den Discount-
Ketten Lidl, Aldi, Schlecker u.a. zurückzuführen. Eine Differenzierung des ec
cash-Umsatzes nach Handel und Tankstellen zeigt, dass der Anstieg insbesondere
im Handelsbereich generiert wurde (plus 25,3 %). Eine weitere Ursache ist ver-
mutlich auch eine Verlagerung der Umsätze im POZ-Bereich (minus 10,9%) zu ec
cash, bedingt durch die Ankündigung des Kreditgewerbes, das wenig geliebte
POZ-Verfahren Ende 2006 einzustellen.
Im Kreditkartenbereich zeichnet sich noch keine Sättigung ab. Für die befürch-
tete Kannibalisierung der Kreditkartenumsätze durch die Debitkarte gibt es wenig
Anzeichen, obwohl der durchschnittliche Umsatzbetrag einer Debitkartentransak-
tion noch relativ hoch ist (ca. 62 € Euro4). Wichtige Faktoren für die weitere
Verbreitung der Kreditkarten in Deutschland sind die Marktliberalisierung auf der
Kartenakzeptanzseite („Acquiring“) und der intensive Wettbewerb zwischen den
Zahlungssystemen MasterCard und Visa in den vergangenen Jahren. Beide Kar-
tensysteme zusammen verfügen derzeit über einen Marktanteil von fast 87 %
(20045). In den letzten Jahren hat Visa seinen Marktanteil zu Lasten von Master-

2 Inklusive Kundenkarten mit Zahlungsfunktion, die z.B. von Hotels, Autovermieter u.a.
herausgegeben werden.
3 POZ steht für „Point of Sale ohne Zahlungsgarantie“.
4 Der durchschnittliche Umsatzbetrag einer in Deutschland getätigten Kreditkartentrans-
aktion beträgt ca. 85 Euro (2004).
5 Gemessen am Umsatz aller Kreditkarten in Deutschland.
Zahlungsverhalten am Point of Sale in Deutschland – aktuelle Entwicklungen 37

Card auf 49 % ausbauen können und ist derzeit – gemessen am in Deutschland ge-
tätigten POS-Umsatz – Marktführer. Dabei zeigte sich insbesondere die von der
Bayerischen Landesbank ausgegebene Lufthansa Visa Karte als Wachstumsmotor.
Im Gegensatz zum Bereich der Debitkarten spielen die Umsätze ausländischer
Kreditkarten eine wichtige Rolle. Der Umsatzanteil beträgt ca. 25 % des Kredit-
kartenumsatzes in Deutschland und verzeichnet überdurchschnittliche Wachs-
tumsraten. Auf der Debitkartenseite ist dagegen dieser Anteil noch sehr gering (ca.
0,2 %), obwohl in Europa die Debitkarte stark verbreitet ist. Das gleiche Bild zei-
gen die Umsätze deutscher Karteninhaber im In- und Ausland. Der Auslandsanteil
am Umsatz beträgt bei der Kreditkarte ca. 30 %, bei der Debitkarte dagegen nur
ca. 1,7 %. Während die Debitkarte die bevorzugte Zahlungskarte im Inland ist,
übernimmt die Kreditkarte diese dominierende Rolle bei den grenzüberschreiten-
den Zahlungen6.
Etwa die Hälfte des Kreditkartenumsatzes in Deutschland wird im so genannten
Travel & Entertainment (T&E)-Bereich getätigt: Hotels, Restaurants, Tankstellen,
Bahn und Fluggesellschaften, Autovermietung, usw. Auch hier dominiert die Kre-
ditkarte. Im Einzelhandelsbereich dagegen spielt die Kreditkarte im Vergleich zur
Debitkarte eine untergeordnete Rolle. Der Kreditkartenanteil am Einzelhandels-
umsatz beträgt ca. 4,4 % (2004), wächst aber gegenüber 2003 (3,9%)7. Der Anteil
der Debitkarte beträgt dagegen – laut EHI8 – ca. 25,5 % (2004).
Jede fünfte Kartenzahlung findet an Tankstellen statt. Neben ec cash und Kre-
ditkarten spielen die so genannten Tank-, Diesel- und Flottenkarten (wie z.B.
UTA, DKV, Aral Card, usw.) eine bedeutende Rolle. Das Verhältnis zwischen den
ec cash, Kreditkarten und diesen Kundenkarten beträgt – gemessen am Umsatz –
ca. 60:20:20. Der Tankumsatz mit Karten hat 2004 um 6 % zugenommen. Stei-
gende Benzinpreise haben dazu sicherlich beigetragen.
Der Umsatz der Handelskundenkarten mit Zahlungsfunktion9 (wie z.B. Doug-
las, Ikea, Quelle, A.T.U und Breuninger) stagniert vermutlich. Über den getätigten
Umsatz gibt es wenig gesicherte Zahlen. Nach einer stetigen Wachstumsphase
zwischen 1992 und 2002 stagniert die Anzahl der herausgegebenen Karten insge-
samt auf ca. 8,5 Mio. (2004). In den vergangenen Jahren gab es nur wenige neue
Kartenprogramme auf dem Markt. Bei einigen Kartenportfolios wurde die proprie-
täre Zahlungsfunktion durch ein Co-Branding mit Visa oder MasterCard ersetzt
(wie z.B. bei der Karstadt Kundenkarte). Im Vordergrund der Handelskundenkar-

6 Bei der GeldKarte und den Kundenkarten spielt der grenzüberschreitende Umsatz keine
Rolle, da diese Karten in der Regel nur im Inland eingesetzt werden können.
7 Laut EHI (Rüter 2005) beträgt der Umsatzanteil der Kreditkarten am deutschen Einzel-
handelsumsatz 5% (2003 und 2004). Eine Hochrechnung des T&E-Umsatzes ergibt al-
lerdings einen geringeren Umsatzanteil.
8 EHI: EuroHandelsinstitut (Köln).
9 Handelskundenkarten, die von Händlern an Endkunden herausgegeben werden, bei denen
der jeweilige Händler auch die Zahlungsfunktion bereitstellt. Nicht enthalten sind dem-
nach: Co-Branding-Karten mit Kreditkartenfunktion (Visa, MasterCard, usw.), Bonus-
karten mit GeldKarte-Zahlungsfunktion, Zahlungskarten im B2B-Bereich, händlerüber-
greifende CityCards mit Zahlungsfunktion, usw.
38 Hugo Godschalk

ten stehen die Kundenbindungsfunktion und die dafür erforderliche Datengewin-


nung. Bei Bonus-Programmen ist die Zahlungsfunktion nicht länger notwendig, da
die Karte zur Erlangung der Bonuspunkte auch ohne Zahlungsfunktion vorgelegt
wird.
Der Umsatz mit der GeldKarte10 (vorausbezahlte Elektronische Geldbörse)
steigt zwar (+ 7,7 %), bleibt jedoch noch weit hinter den Erwartungen zurück. Die
Umsatzbeträge pro Bezahltransaktion sind in den letzten Jahren kontinuierlich von
ca. 14 Euro (1996) auf ca. 2 Euro (2004) zurückgegangen. Aufgrund dieses nied-
rigen Umsatzbetrages fallen die GeldKarte-Umsätze bei dem Gesamtkartenumsatz
am POS kaum ins Gewicht (0,05%). Auf Transaktionsbasis beträgt der Anteil
1,5% (2004). Der Einsatz der Karte findet vorwiegend außerhalb des Einzelhan-
dels an Automaten (öffentlicher Nahverkehr, Zigarettenautomaten, Parkhäuser
usw.) statt.
Das Beispiel der GeldKarte zeigt, dass es bei den Umsatzbeträgen pro Karten-
art eine erhebliche Spannbreite gibt. Der Durchschnittsbon einer Kartenzahlung
beträgt fast 63 Euro, variiert aber je Kartentyp von 2,16 Euro (GeldKarte) bis
141,58 Euro (POZ).

2 Deutschland auf dem Weg zur bargeldlosen


Gesellschaft?

Die oben genannten Zahlen zeigen „nur“ den Business-to-Consumer-Bereich11


(B2C-Bereich) der Zahlungsverkehrslandschaft und in diesem Segment nur die
kartengesteuerten Zahlungsströme am physischen und virtuellen POS.
Am virtuellen Point of Sale (E-Commerce und Mailorder) konkurrieren die
(Kredit-)Karten12 mit anderen Zahlungssystemen (Überweisung, Lastschrift und
Internet-Zahlungssystemen, wie PayPal)13 am physischen POS vorwiegend mit
Bargeld14. Ob und in welchem Umfang andere Zahlungsmedien durch Kartenzah-
lungen substituiert werden, ist mangels Daten über den Gesamtumfang der Be-
reichs „B2C“ und mangels zuverlässiger Daten über die in diesem Segment kon-
kurrierenden Zahlungsmedien kaum möglich. Außerdem sind die unterschied-
lichen Inflationsraten in verschiedenen Marktsegmenten (wie z. B. Mineralöl) zu
berücksichtigen, die in den Kartenumsatzstatistiken voll zu Buche schlagen. So

10 Für eine detaillierte Beschreibung der GeldKarte siehe den Beitrag von Volker Koppe
später in diesem Buch.
11 In den Kreditkartenstatistiken sind auch so genannten Commercial Cards enthalten. Diese

Umsätze könnten auch dem B2B-Bereich zugeordnet werden.


12 Debit-, Geld- und Kundenkarten spielen am virtuellen POS bisher kaum eine Rolle (Krü-

ger u. Leibold 2004, Van Baal et al. 2005).


13 Siehe dazu auch den Beitrag von Lammer u. Stroborn im Rahmen dieses Buches.
14 In beschränktem Umfang – nämlich 3 % im Jahr 2004 – wird noch im Einzelhandel per

Rechnung bezahlt (Rüter 2005).


Zahlungsverhalten am Point of Sale in Deutschland – aktuelle Entwicklungen 39

könnte sich z. B. die Steigung des Kartenumsatzes im Tankstellenbereich (6% in


2004) preisbereinigt als eine rückgängige Kartennutzung entpuppen.
Ein Indikator für die wachsende Bedeutung der Kartenzahlungen wäre der An-
teil der Kartenzahlungen an den Gesamtkonsumausgaben der privaten Haushalte
in Deutschland (ohne wohnungsbezogene Ausgaben für Mieten, Strom, Wasser,
usw.)15. Dieser Anteil beträgt 16,5 % im Jahr 2004 (Vorjahr 15,8 %). Ein weiterer
Indikator wären die Umfrage-Daten des EHI aus dem Einzelhandelsbereich. Hier
sehen wir einen wachsenden Anteil der Kartenzahlungen zu Lasten des Bargeldes.
Der Anteil der Kartenzahlungen am Gesamtumsatz des Einzelhandels betrug 1994
noch 6,2%, 10 Jahre später schon 31,6%. Der Bargeldanteil verringerte sich in
dieser Periode von 78,7% (1994) auf 64,9% im Jahr 2004 (Rüter 2005)16.
Außer diesen EHI-Umfragedaten gibt es für Deutschland keine zuverlässigen
aggregierten Daten über die Nutzung des Bargeldes als Zahlungsinstrument und
deren Veränderungen. Obwohl das Medium Bargeld im B2C- und C2C-Bereich -
gemessen an der Anzahl der Transaktionen – vermutlich nach wie vor eine markt-
beherrschende Stellung hat, ist das Datenmaterial sehr dürftig. Diese Lage hat sich
durch die Einführung des Euro-Bargeldes noch verschlimmert, weil dadurch eine
länderbezogene Bargeldumlauf-Statistik erschwert wurde17. Auch die Statistiken
über die Bargeldabhebung (Umsatz und Transaktionen) an Bargeldautomaten sind
– ohne Kenntnis der Gesamtanzahl der Barabhebungen – als Indikator ungeeignet,
denn diese Transaktionen können auch Bargeldabhebungen am Schalter substitu-
ieren18.
Wie folgende Tabelle zeigt, gibt es über die Anzahl der Bargeld-Transaktionen
in Deutschland (B2C und C2C19) unterschiedliche Schätzungen:

15 Die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland betragen 2004 in jeweiligen Prei-
sen 948,19 Mrd. Euro (exklusive Ausgaben für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und ande-
re Brennstoffe). Vgl. Daten des Statistischen Bundesamtes Deutschland auf der Homepa-
ge www.destatis.de (Stand 23.8.05).
16 In dieser Periode haben die Kartenzahlungen nicht nur Bargeld sondern auch Papier-

Schecks ersetzt.
17 Für Deutschland war auch in dem DM-Zeitalter die Bargeldumlauf-Statistik als Indikator

für die inländische Nutzung dieses Mediums problematisch, da bekanntlich viel DM-
Bargeld im Ausland umlief.
18 Die Anzahl der Barabhebungen an Geldautomaten ist in den letzten 10 Jahren kontinuier-

lich gestiegen und betrug im Jahr 2003 ca. 2,1 Mrd. Die von der Europäischen Zentral-
bank für 2003 veröffentliche Anzahl in Höhe von 3,3 Mrd. weicht erheblich ab und ist
daher mit Vorsicht zu betrachten. Es gibt keinen Grund für den von der EZB ausgewie-
senen Zuwachs in 2003 gegenüber 2002 in Höhe von fast 100% (ECB 2005).
19 Consumer-to-Consumer.
40 Hugo Godschalk

Tabelle 2. Schätzungen zur Anzahl der Bargeldtransaktionen in Deutschland


Quelle Periode Anzahl der Bargeld-
Transaktionen
pro Kopf p.a.
Bundesbank* 1978 570
Bundesbank** 1986 650
McKinsey*** 2002 (?) 575
*
Input der Bundesbank zu den Zahlungsverkehrsstatistiken der BIZ („Red Book“).
** Es ist bemerkenswert, dass die Bundesbank für 1986 – im Vergleich zu 1978 – eine hö-

here Anzahl Bargeld-Transaktionen pro Kopf schätzt.


*** (De Ploey et al. 2005)

Auf Basis von Haushaltsbefragungen, in denen Haushalte über eine längere Perio-
de sämtliche Bargeldtransaktionen20 notieren, gibt es für die Niederlande und
Großbritannien Werte in Höhe von 495 (2002)21 bzw. 450 (2002)22. Ein Selbstver-
such des Autors über 163 Tage in 2005 ergab eine Hochrechnung von ca. 480
Bargeldtransaktionen p.a. im Inland, davon ca. 90 % in einem Umkreis von 50 Ki-
lometer des Wohnorts. Nur ca. 50 % der Transaktionen wurden in B2C-Bereich
getätigt (Einzelhandel23, Gewerbe, Automaten), die restlichen 50 % im C2C-
Bereich oder nicht-gewerblichen Bereich (öffentliche und karitative Institutionen,
Bazars usw.) Obwohl diese Zahlen mit Sicherheit nicht repräsentativ sind24, liegt
die Vermutung nahe, dass der C2C-Bereich und die örtliche Nähe des Wohnorts
bei Bargeldtransaktionen eine wichtige Rolle spielen.
Über das zukünftige Gewicht der Karten- und der Bargeldzahlungen kann man
spekulieren. Oft wurde die bargeldlose Gesellschaft schon angekündigt, aber bis-
lang hat das Bargeld seine – bereits über 2.500 Jahre alte – Marktführerschaft
(gemessen an der Anzahl der Transaktionen) im Zahlungsverkehr der privaten
Konsumenten am physischen POS nicht verloren. Derzeit gibt es auch – unter den
heutigen Marktbedingungen und den ordnungspolitischen Rahmenbedingungen –
keine ernstzunehmenden Bedrohungen trotz Kriegsandrohungen einiger Kartenor-
ganisationen („War on Cash“). Das heißt aber nicht, dass das Substitutionspoten-
zial bereits ausgereizt ist. In wichtigen Bargelddomänen, wie Kleingeldzahlungen
am bemannten POS und im C2C-Bereich ist eine wirtschaftliche und verbraucher-
freundliche Alternative für Bargeld auf dem deutschen Markt noch nicht in Sicht.
Die GeldKarte und auch ähnliche vorausbezahlte E-Geld-Produkte in anderen

20 Bei den Angaben über die Anzahl der Bargeldtransaktionen wird in der Regel nicht diffe-
renziert zwischen Transaktionen im In- und Ausland. Oft werden die Zahlen pro Kopf
nicht korrekterweise zu Gesamtzahl der Bartransaktionen im Inland extrapoliert.
21 Datenquelle: National Forum on the Payments System (2004)
22 Datenquelle: APACS (2003)
23 Der Anteil im Einzelhandel betrug nur ca. 25 %.
24 Der Autor lebt in einer Familie mit zwei minderjährigen Kindern und ist meist nicht ein-

bezogen in die täglichen Haushaltseinkäufe. Außerdem hat er die Kartenzahlung soweit


wie möglich genutzt und nur auf Bargeld zurückgegriffen, wenn Karten nicht akzeptiert
wurden oder wesentlich unbequemer in der Handhabung waren.
Zahlungsverhalten am Point of Sale in Deutschland – aktuelle Entwicklungen 41

Ländern haben die Erwartungen bezüglich ihres Bargeldeinsparungspotenzials bis


dato nicht erfüllt25 und werden unter den heutigen Marktbedingungen26 und in ih-
rer heutigen Produktgestaltung wahrscheinlich weiterhin eine Nischen-Rolle im
Bereich der nicht-bemannten POS spielen. Es bleibt noch abzuwarten, ob interes-
sante Innovationen im Bereich der kontaktlosen Postpaid-Kartenprodukte (wie
z.B. PayPass) die Verhältnisse nachhaltig am deutschen POS ändern werden.

3 Fazit

x Der Kartenzahlungsverkehr gewinnt am Point of Sale weiterhin an Bedeutung.


x Im Jahr 2005 wurden in Deutschland fast 2,5 Mrd. Kartentransaktionen getä-
tigt. Nahezu drei Viertel des Umsatzes entfallen auf Debitkarten, ca. ein Fünftel
auf Kreditkarten. Wobei allein 35 % des gesamten Kartenumsatzes auf das e-
lektronische Lastschriftverfahren (ELV) entfallen. Aufgrund der Übernahme
des ec cash-Verfahren durch zahlreiche Lebensmitteldiscounter konnte dieses
Verfahren beachtliche Wachstumsraten verzeichnen.
x Aussagen über die substituierende Wirkung von Kartenzahlungen am deut-
schen Point of Sale sind mangels fundierten Datenmaterials kaum möglich. Es
ist wahrscheinlich, dass – wie im Segment „Einzelhandel“ – Bargeld substitu-
iert wird.
x Von der vielfach zitierten „bargeldlosen Gesellschaft“ ist Deutschland noch
weit entfernt. Nichtsdestotrotz gibt es für bargeldlose Zahlungsmittel noch er-
hebliches Marktpotenzial am deutschen POS – insbesondere im Bereich der
Kleingeldzahlungen im Präsenzhandel und bei Zahlungen unter Privatpersonen.

Literatur

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Abruf: 2.9.2005
European Central Bank (2005) Blue Book Payment and Securities Settlement Systems in
the European union, Addendum incorporating 2003 Figures, Frankfurt
De Ploey et al. (2005) European Payment Profit Pool Analysis: Casting Light in Murky
Waters, McKinsey & Company
Godschalk H (1999) Business Case für die GeldKarte. In: Braatz F et al. (Hrsg) Alles über
Zahlungsverkehr mit Karten, Neuwied

25 Nach 9 Jahren (Start in 1996) erreichte die Anzahl der GeldKarte-Zahltransaktionen mit
38 Mio. (2004) die Zahl, die laut der „Worst Case“(!)-Prognose des deutschen Kreditge-
werbes bereits nach 3 Jahren erreicht werden sollte. Die mittlere Einschätzung für diese
Periode betrug 2,2 Mrd. Transaktionen, davon ist nach 9 Jahren 1,7% erreicht. Der Han-
del schätzte damals das Potenzial auf 1,2 bis 1,3 Mrd. Transaktionen ein.
26 Ein Business-Case für die GeldKarte ist – bis auf weiteres – nicht realistisch (Godschalk

1999).
42 Hugo Godschalk

Krueger M und Leibold K (2004) Internet Zahlungssysteme aus der Sicht der Verbraucher.
Ergebnisse der Online-Umfrage IZV7, Universität Karlsruhe (TH), Karlsruhe
National Forum on the Payments System (2004) The Costs of Payments Survey on the
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Vorbereitung)
Rüter H (2005) Karten-Entwicklungen aus Handelssicht – EHI-Research: Zahlungen per
Karte, Vortrag im Rahmen des EHI-Fachkongresses am 26.4.2005 in Köln
Van Baal S, Krueger M, Hinrichs JW (2005) Internet-Zahlungssysteme aus Sicht der Händ-
ler: Ergebnisse der Umfrage IZH3, Köln, Institut für Handelsforschung an der Univer-
sität zu Köln
Zahlungsverhalten und Bargeldverwendung in
Österreich

Helmut Stix1

Oesterreichische Nationalbank, Wien

1 Einleitung

Während der letzten Jahre hat sich die „Zahlungskultur“ in Österreich wesentlich
gewandelt. Waren noch vor 10 Jahren Zahlungen per Karte die Ausnahme, so
werden heute erhebliche Umsätze bargeldlos abgewickelt. Vor diesem Hinter-
grund analysiert dieser Beitrag die Entwicklung des Zahlungsverhaltens in Öster-
reich sowie deren Auswirkungen auf die Bargeldverwendung und -nachfrage.
Die Studie ist wie folgt aufgebaut: Zunächst werden einige Kennzahlen zur
Entwicklung bei den Bankomat- und Quick-Zahlungen vorgestellt. Wir konzent-
rieren uns auf diese beiden Karten, zumal, erstens, die Bankomatkarte (eine De-
bitkarte) die mit Abstand am häufigsten genutzte bargeldlose Bezahlform am
„Point of Sale“ ist und zweitens, das elektronische Geldsystem Quick aufgrund
seiner Funktionalität Bargeld am nächsten kommt. Im Anschluss daran werden
Umfragedaten über den Besitz und die tatsächlichen sowie die geplanten Nutzung
von Zahlungskarten präsentiert. Diese Zahlungskartenumfragen werden seit 1996
von der Oesterreichischen Nationalbank quartalsweise in der österreichischen Be-
völkerung ab dem 15. Lebensjahr durchgeführt, wobei die aktuellsten Daten aus
der Umfrage aus dem zweiten Quartal 2005 stammen. Indem sie die subjektiven
Einschätzungen der befragten Personen widerspiegeln, erlauben die Umfragedaten
zweifellos interessante Einblicke in das Zahlungsverhalten der österreichischen
Bevölkerung.
Der starke Anstieg der bargeldlosen Zahlungen wirft die Frage auf, welche
Auswirkungen diese Entwicklung aus ökonomischer Sicht für Notenbanken hat.
So wird etwa argumentiert, dass eine vermehrte Bargeldsubstitution geldpolitische
Implikationen mit sich bringen könnte und dass eine rückläufige Bargeldnachfrage
die Geldschöpfungsgewinne der Notenbanken verringert2. Um die Bedeutung sol-

1 Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die persönliche Meinung des Autors und nicht
notwendigerweise die der Oesterreichischen Nationalbank wider.
2 Für eine Diskussion siehe Stix (2004a). Obwohl diese Effekte statisch betrachtet mögli-
cherweise gering sind, so kann die abdiskontierte Summe der Rückgange der zukünftigen
Geldschöpfungsgewinne beträchtlich sein.
44 Helmut Stix

cher Effekte evaluieren zu können, bedarf es einer Quantifizierung des gegenwär-


tigen Ausmaßes der Bargeldsubstitution. Aus diesem Grund wird im abschließen-
den Abschnitt abgeschätzt, wie sich der wertmäßige Anteil von Barzahlungen an
allen Transaktionen in den letzten Jahren entwickelt hat. Dies erlaubt Rückschlüs-
se auf die Veränderung der Bargeldnachfrage, die durch Kartenzahlungen ausge-
löst wird.

2 Verwendung und Verbreitung von Zahlungskarten

2.1 Deutliches Wachstum bei EFT-POS-Transaktionen

Die wichtigste Zahlungskarte ist in Österreich zweifellos die Bankomatkarte (Pro-


duktname „Maestro“), mit der man bargeldlos mittels Karte und Code an „Elect-
ronic Funds Transfer at the Point of Sale (EFT-POS)“- Kassen zahlen kann. So
waren Ende des Jahres 2004 etwa 6,6 Mio. Bankomatkarten im Umlauf, sodass
statistisch gesehen praktisch jede(r) ÖsterreicherIn über 18 Jahren mit einer Karte
ausgestattet ist. Im internationalen Vergleich lag Österreich damit im Jahr 2002,
dem letzten Jahr für das international vergleichbare Daten vorliegen, an siebenter
Stelle unter 15 EU-Staaten, knapp über dem EU-Durchschnitt (EZB 2004).

12,0 +120,0

Veränderung zum Vorjahr


10,0 +100,0
Umsatz (in Mrd. Euro)

8,0 +80,0 (in %)

6,0 +60,0

4,0 +40,0

2,0 +20,0

0,0 +0,0
1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003

Umsatz Veränderung zum Vorjahr

Abb. 1. Bankomatkarte-Zahlungsumsätze3.

Die Bedeutung dieser Bezahlmöglichkeit nahm in den letzten Jahren rasant zu.
Noch 1989 konnte erst an 229 EFT-POS-Kassen bezahlt werden. Bis zum Ende
des Jahres 2004 wuchs deren Zahl auf über 78.000 an. Ebenso rasant verlief die
Entwicklung bei den Umsätzen: Diese wuchsen von 29 Mio. Euro im Jahr 1989

3 Quelle: Mooslechner et al. 2002 und Europay Austria 2005.


Zahlungsverhalten und Bargeldverwendung in Österreich 45

auf 9,6 Mrd. Euro im Jahr 2004 (Abb. 1). Im Jahr 2005 dürfte die 10 Mrd. Euro
Umsatzmarke überschritten werden.
Trotz dieses hohen Wachstums ist sowohl die Ausstattung mit Zahlterminals
als auch das Zahlungsvolumen im internationalen Vergleich noch relativ niedrig.
So lag Österreich im Jahr 2002 im Bezug auf die Anzahl an POS-Terminals pro
Einwohner an vierzehnter Stelle und im Bezug auf die Anzahl an Zahltransaktio-
nen pro Einwohner an zehnter Stelle unter fünfzehn EU-Staaten (EZB 2004).
Bezüglich einer Einschätzung der weiteren Entwicklung dieses Bezahlsystems
zeigt sich bei Betrachtung der jährlichen Wachstumsraten der Umsätze, dass diese
zwar schon deutlich abgenommen haben, jedoch noch immer weit über den
Wachstumsraten der Einzelhandelsumsätze oder der Steigerungsraten des privaten
Konsums liegen. Aus diesem Grund wird der Marktanteil dieses Zahlungsinstru-
mentes weiter steigen. Auch im Vergleich mit der schon etwas länger existieren-
den Bankomattechnologie (für Bargeldbezüge) zeigt sich, dass die EFT-POS-
Umsätze noch höhere Wachstumsraten aufweisen. Dies deutet darauf hin, dass
sich diese Technologie in einer noch früheren Phase als die Bankomattechnologie
im oftmals S-kurvigen Verlauf der Wachstumskurve von Innovationen befindet.
Demnach ist auch in Zukunft noch mit höheren Zuwachsraten zu rechnen.

2.2 Entwicklung bei der Benützung von Quick

Neben den EFT-POS-Zahlungen mittels Bankomatkarte, die den Zugriff auf be-
stehende Konten ermöglicht, ist aus geldpolitischer Sicht besonders die Verwen-
dung von elektronischem Geld von Interesse. Obwohl es in Österreich bereits
mehrere E-Money-Systeme gibt, ist derzeit quantitativ nur das Quick-Geldbörsen-
system von Bedeutung. Da dieses System an anderer Stelle in diesem Buch detail-
liert behandelt wird (siehe Judt u. Komatz 2005), soll die Entwicklung bei Quick
nur kurz dargestellt werden (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1. Einige Kennzahlen zum Quick-System


Zahlungen
Anzahl der Anzahl der Verände- Durch-
Quick- Quick- rung zum schnitts-
Jahres- Zahlungs- Lade- Volumen Vorjahr wert
endstand terminals terminals (in Mio Euro) (in %) (in Euro)
1997 12.756 3.495 5,7 13
1998 19.118 4.954 9,2 63 % 8
1999 29.564 5.225 11,7 27 % 5
2000 41.585 5.162 15,2 30 % 5
2001 60.848 5.419 28,5 87 % 6
2002 74.657 5.775 132,5 365 % 8
2003 79.806 5.879 116,8 -12 % 7
2004 86.690 6.452 121,3 4% 6
Quelle: Europay Austria.
46 Helmut Stix

Bei der Anzahl der Zahlungs- und Ladeterminals sowie bei den ausgegebenen
Karten mit Quick-Funktion hat Quick bereits eine beachtliche Verbreitung er-
reicht. Obwohl das System erst seit 1996 flächendeckend in Betrieb ist, standen
Ende 2004 bereits fast 87.000 Zahlungsterminals sowie fast 6.500 Ladeterminals
zur Verfügung. Diese Ausbreitung kann vor allem damit erklärt werden, dass bei
Quick auf die Infrastruktur von Bankomaten (für Quick-Ladungen) sowie EFT-
POS-Kassen (vielfach auch für Quick-Zahlungen geeignet) aufgebaut werden
konnte. An Karten waren Ende 2004 etwa 7 Mio. Stück ausgegeben. Die Gesamt-
summe der Zahlungen wuchs – jedoch von niedrigem Niveau aus – sehr stark,
nämlich von 5,7 Mio. 1997 auf 121 Mio. Euro im Jahr 2004. Auffallend sind die
hohen Zuwachsraten der Jahre 2001 und 2002.
Im Vergleich mit anderen kartenbasierten E-Money Systemen im Ausland liegt
Quick sehr gut: Bezüglich der Anzahl an Karten pro Einwohner lag Quick im Jahr
2002 hinter den Niederlanden und Luxemburg an dritter Stelle und im Hinblick
auf die Anzahl an Transaktionen an vierter Stelle (hinter Belgien, Luxemburg und
den Niederlanden), mit etwa doppelt so vielen Transaktionen pro Einwohner als
im EU-Durchschnitt (EZB 2004).
Aus dem Gesichtspunkt der Bargeldsubstitution sind vor allem die Zahlungs-
umsätze aufschlussreich (siehe Tabelle 1). In diesem Zusammenhang zeigt sich,
dass die durchschnittliche Zahlung von 13 Euro auf etwa 6 Euro abnahm4. Quick
ist demnach also vor allem ein Bezahlsystem für Kleinbeträge.
Soweit zur Marktentwicklung der Bankomatkarte und der Karte mit Quick-
Funktion. Diesen Daten sollen nun um die subjektive Einschätzung der Nutzer von
Zahlungskarten ergänzt werden.

2.3 Zahlungskartenbesitz und -nutzung

In der Zahlungskartenumfrage gaben im zweiten Quartal 2005 rund 80 % der Be-


fragten an, zumindest eine Zahlungskarte zu besitzen. Untergliedert nach Karten-
funktionen, zeigt sich, dass ungefähr 78 % der Befragten angaben, eine Karte mit
Bankomatfunktion, 27 % eine Kreditkarte, 22 % eine Karte mit Quick-Funktion
sowie 14 % eine Handelskundenkarte mit Zahlungsfunktion zu besitzen.
Da die Umfragen bezüglich des Kartenbesitzes bereits seit 1997 quartalsweise
durchgeführt werden, ist es möglich, die zeitliche Entwicklung darzustellen (siehe
Abbildung 2). Demnach zeigt sich ein deutlicher und stetiger Anstieg des Besitzes
von Karten mit Bankomatfunktion von 41 % im ersten Quartal 1997 auf 78 % im
zweiten Quartal 2005. Einen langfristig positiven Trend weist auch die Entwick-
lung des Kreditkartenbesitzes auf (von 19 auf 30 %), wobei dieser Anteil seit 2001
weitgehend stagniert. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der Handelskundenkarten
mit Zahlungsfunktion leicht zurückgegangen.

4 Im Vergleich dazu lag der durchschnittliche Betrag, der mit der Bankomatkarte beglichen
wurde, in den letzten Jahren relativ konstant bei etwas über 50 Euro.
Zahlungsverhalten und Bargeldverwendung in Österreich 47

in % der Befragten
90

80

70

60

50

40

30

20

10

0
98Q1

98Q3

99Q1

99Q3

00Q1

00Q3

01Q1

01Q3

02Q1

02Q3

03Q1

03Q3

04Q1

04Q3

05Q1
Karte mit Zahlungsfunktion gesamt Karte mit Bankomatfunktion
Kreditkarte Karte mit Quick-Funktion
Handelskundenkarte mit Zahlungsfunktion

Abb. 2. Umfrageergebnisse zum Zahlungskartenbesitz (1. Quartal 1998 – 1. Quartal 2005)5

Anders verläuft die Entwicklung bei den Karten mit Quick-Funktion: Bis zum ers-
ten Quartal 2000 stieg der Prozentsatz der Befragten, die angaben über eine
Quick-Funktion zu verfügen, auf bis zu 25 %, um jedoch danach wieder auf unter
20 % zu fallen. Erst im vierten Quartal 2001 kam es zu einem erneuten Anstieg.
Dieser Anstieg dürfte vermutlich mit der Ausgabe neuer Karten und dem damit
verbundenen höheren Wissensstand der Befragten über die Funktionalität der neu-
en Karten verbunden sein. Ein weiterer Grund könnte sein, dass vor der Eurobar-
geldeinführung verstärkt für Karten mit Quick-Funktion geworben wurde. Ab
2002 stagnierte der Anteil der Karte mit Quick-Funktion unter den Befragten. An-
gesichts der oben diskutierten hohen Anzahl an ausgegebenen Karten mit Quick-
Funktion fällt auf, dass nur ein relativ geringer Anteil der Befragten über die
Quick-Funktion Bescheid weiß. Überdies nahm die Anzahl der tatsächlich ausge-
gebenen Karten mit Quick-Funktion in den letzten Jahren zu, während der Anteil
derer, die angaben über eine Karte mit Quick-Funktion zu verfügen, tendenziell
konstant blieb.

5 Anmerkung: Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Antworten auf die Frage „Über
welche dieser Karten verfügen Sie persönlich?“ Quelle: OeNB.
48 Helmut Stix

Tabelle 2. Besitz und Nutzung von Zahlungskarten


Kundenkarte
Karte mit Karte mit eines
Bankomat- Kredit- Quick- Handels-
funktion karte Funktion unternehmens

Besitz 1. und 2. Quartal 2005 78 28 21 14


Nutzung mehrmals pro Woche 31 7 7 9
ca. 1x pro Woche 26 17 7 18
mind. 1x pro Monat 14 39 9 26
seltener 16 34 21 35
gar nie 14 3 57 11
Anmerkung: Die Tabelle zeigt sowohl die Antworten bezüglich des Besitzes von Zahlungs-
karten (erste Zeile; in Prozent der Befragten) als auch die Antworten bezüglich der Nut-
zungshäufigkeit (ab Zeile 2; in Prozent derer, die eine Karte besitzen). Rundungen können
von 100% abweichende Ergebnisse verursachen. Quelle: OeNB.

Da die interviewten Personen auch über die Zahlungshäufigkeiten befragt werden,


erlauben die Umfragen interessante Einblicke in die Nutzungsgewohnheiten der
Kartenbesitzer. Die möglichen Antworten sind kategorisiert und in Schritten von
„mehrmals pro Woche“ bis „nie“ eingeteilt. Die Ergebnisse für das erste Halbjahr
2005 sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Überhaupt benutzt werden Kreditkarten
von 97 %, Handelskundenkarten von 89 % und Bankomatkarten von 86 % der
Kartenbesitzer. Im Gegensatz dazu wird die Quick-Funktion nur von 43 % der
Kartenbesitzer benutzt. Bezüglich der Häufigkeit der Benutzung zeigt sich, dass
Bankomatkarten am häufigsten benutzt werden, gefolgt von Handelskundenkarten
und Kreditkarten. Die Quick-Funktion wird im Durchschnitt am seltensten be-
nutzt. In der zeitlichen Entwicklung betrachtet (siehe Abbildung 3) zeigt sich auch
hier der deutliche Anstieg in der Benutzung der Bankomatkarte: Der Anteil derer,
die diese Karte zumindest einmal pro Woche verwenden, stieg von etwas über 20
% im Jahr 1997 auf fast 60 % im Jahr 2002 um seither auf diesem Niveau zu stag-
nieren. Ebenfalls erhöht hat sich der Prozentsatz bei den Quickkarten – vor allem
vor der Eurobargeldeinführung. Zuletzt fiel dieser Anteil wieder leicht. Im Gegen-
satz dazu verlief die Nutzungshäufigkeit bei den Kredit- und Handelskunden-
karten über die Zeit relativ konstant6.

6 Im Gegensatz zu den anderen Karten liegt bei den Kreditkarten die Mehrzahl der Ant-
worten bei einer Nutzung von „zumindest einmal pro Monat“
Zahlungsverhalten und Bargeldverwendung in Österreich 49

70
in % der jeweiligen Kartenbesitzer

60 Karte mit Bankomatfunktion

50

40
Kundenkarte Handel

30 Kreditkarte

20

10
Karte mit Quickfunktion

0
1997Q2

1997Q4

1998Q2

1998Q4

1999Q2

1999Q4

2000Q2

2000Q4

2001Q2

2001Q4

2002Q2

2002Q4

2003Q2

2003Q4

2004Q2

2004Q4

2005Q2
Abb. 3. Zahlungskartennutzung im Zeitverlauf7

2.4 Beabsichtigter Erwerb und Nutzung von Zahlungskarten

Zur Analyse der zukünftigen Entwicklung des Kartenzahlungsverhaltens wurde


bei Befragten, die derzeit nicht über Zahlungskarten verfügen, erhoben, ob sie die
Absicht haben, sich innerhalb der nächsten 12 Monate eine entsprechende Zah-
lungskarte zuzulegen. Hier zeigen die Ergebnisse, dass das Interesse an einem ge-
planten Erwerb sehr niedrig ist, was darauf hindeutet, dass der Markt bereits gut
versorgt ist. Nennenswerte Erwerbsbekundungen finden sich lediglich bei der Kar-
te mit Bankomatfunktion, bei der etwa ein Drittel der derzeitigen Nicht-Besitzer
antwortet, sich in den kommenden 12 Monaten ein solches Zahlungsmittel zule-
gen zu wollen (von etwa 22 % der Bevölkerung über 15 Jahren, die angeben, nicht
über eine Bankomatkarte zu verfügen). Erwartungsgemäß sind dies vor allem die
in oder am Ende ihrer Schulausbildung Stehenden, die einen Erwerb beabsichti-
gen.
Weiters wurden die derzeitigen Besitzer von Zahlungskarten in der Erhebung
gefragt, wie sie beabsichtigen, die jeweiligen Karten in den nächsten 12 Monaten

7
Anmerkung: Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Kartenbesitzer, die zumindest ein-
mal pro Woche mit ihrer Karte bezahlen. Für die Kundenkarte wurden vor dem dritten
Quartal 2000 keine Daten über die Nutzungshäufigkeit erhoben. Quelle: OeNB.
50 Helmut Stix

einzusetzen (siehe Tabelle 3). Hier zeigt sich im Wesentlichen, dass – je nach Kar-
te – zwischen 86 % und 89 % der Befragten nicht plant, das derzeitige Zahlungs-
verhalten im Bezug auf die Einsatzhäufigkeit zu ändern. Der Saldo aus dem Pro-
zentsatz derer, die die Karte häufiger nutzen wollen und dem Prozentsatz derer,
die sie weniger oft nutzen wollen, deutet darauf hin, dass die Bankomatkarte etwas
häufiger eingesetzt werden könnte, während sich bei den Handelskundenkarten
aus den Umfragen eine tendenziell geringere beabsichtigte Nutzungsfrequenz er-
gibt. Für Quick- und Kreditkarten sind im Wesentlichen keine Änderungen beab-
sichtigt.

Tabelle 3. Beabsichtigte Nutzung von Zahlungskarten in den nächsten 12 Monaten

Karte mit Karte mit


Bankomat- Kredit- Quick- Handels-
(in %) funktion karte Funktion kundenkarte
häufiger benützen 7 5 8 4
weniger oft/
nicht mehr benutzen 4 6 7 7
Anmerkung: Angaben in Prozent derer, die über die jeweilige Karte verfügten.
Quelle: OeNB.

3 Wachstum der EFT-POS-Zahlungen bewirkte


Rückgang bei Bargeldverwendung und -nachfrage

Aufgrund des rasanten Anstiegs bei den Kartenzahlungen, erscheint es von Inte-
resse abzuschätzen, wie sich diese Entwicklung auf die Bargeldverwendung sowie
die Bargeldnachfrage der privaten Haushalte ausgewirkt hat. In diesem Kapitel
wird daher eine solche Abschätzung vorgenommen.

3.1 Bargeld hat noch immer hohen Marktanteil

Über die Verwendung von Bargeld und dessen „Marktanteile“ gibt es wenig ori-
ginäre Informationsgrundlagen. Aus diesem Grund muss meist auf indirekte Evi-
denz aus Umfragedaten zurückgegriffen werden. Die OeNB führte zuletzt in den
Jahren 1996 und 2000 Umfragen über die Struktur der Zahlungstransaktionen der
österreichischen Haushalte durch (Mooslechner u. Wehinger 1997, Mooslechner
et al. 2002). Laut diesen Umfragen ist der Anteil der Bankomatzahlungen am
„Point-of-Sale“ bezogen auf den Zahlungsbetrag von 1996 bis 2000 deutlich von
2,5 % auf 11,1 % gestiegen, während der Anteil der Scheckzahlungen stark sowie
der Anteil der Kreditkartenzahlungen leicht rückläufig war8. Der Anteil des Bar-

8 Diese Anteile spiegeln nur direkte Zahlungstransaktionen wider (keine Überweisungen).


Zahlungsverhalten und Bargeldverwendung in Österreich 51

geldes ist von 84,4 % auf 81,5 % gesunken. Bargeld hatte also noch eine sehr be-
deutende Marktstellung.
Die Wachstumsraten der Umsätze der verschiedenen Zahlungsformen seit 2000
sind in Tabelle 4 zusammengefasst. Diese Daten beruhen zum einen auf Zahlen
des Blue Book der Europäischen Zentralbank (EZB), die nur bis 2002 verfügbar
sind, und zum anderen auf Zahlen von Europay Austria9.

Tabelle 4. Entwicklung der Anteile von Bargeld am Zahlungsbetrag


Anteil am Wachstums- Hochgerechneter Hochge-
Zahlungs- raten der Anteil am Zah- rechnete Ver-
betrag Umsätze lungsbetrag änderung

1996 2000 2000–2004 2004 2000–2004

in % in % in % in %-Punkten
Bargeld 84,4 81,5 69,5–72,2 (-12)–(-9,3)
Bankomatfunktion 2,5 11,1 114 22,5–23,6 11,4–12,5
Kreditkarte 4,3 2,6 47 3,8–4,0 1,2–1,4
Quick-Funktion 0,0 0,1 698 0,5 0,4
Anmerkung: Die Anteile am Zahlungsbetrag ergeben sich je nach angenommener Wachs-
tumsrate der Gesamtzahlungen (Gesamtzahlungen wachsen entweder wie die privaten Kon-
sumausgaben oder wie die Einzelhandelsumsätze) sowie je nach angenommener Wachs-
tumsrate der Kundenkarten- und Scheckumsätze. Die derart berechneten Anteile stellen
eine grobe Hochrechnung dar. Quelle: Mooslechner u. Wehinger 1997; Mooslechner et al.
2002; EZB 2004, Europay Austria 2005 und OeNB.

Die aus der Umfrage des Jahres 2000 ermittelten Anteile der verschiedenen Zah-
lungsmittel können in Verbindung mit Daten über die Wachstumsraten der Zah-
lungsmittelumsätze verwendet werden, um aktualisierte Zahlungsmittelanteile für
das Jahr 2004 grob hochzurechnen. Dies beruht auf der Überlegung, dass aus dem
Anstieg der Gesamtzahlungsumsätze sowie den Wachstumsraten der Umsätze der
bargeldlosen Zahlungsmittel, der Barzahlungsanteil residual folgt. In der Praxis
muss jedoch eingeschränkt werden, dass eine solche Berechnung nur eine grobe
Abschätzung liefern kann. Dies hat mehrere Gründe: Erstens beruhen die für das
Jahr 2000 ermittelten Anteile auf Umfrageergebnissen, die selbst einer gewisse
Schwankungsbreite unterliegen. Zweitens müssen die Wachstumsraten der Zah-
lungsmittelumsätze bekannt sein. Die im Blue Book (EZB 2004) ausgewiesenen
Wachstumsraten der Scheckumsätze dürften jedoch hauptsächlich Scheckzahlun-
gen von Firmen widerspiegeln10. Ebenso liefern die Daten aus dem Blue Book
keine Hinweise über die Entwicklung bei den Handelskundenkarten. Aus diesem

9 Quelle: Europay Austria 2005. Da für die Jahre 2003 und 2004 keine Daten über das
Wachstum der Kreditkartenumsätze vorliegen, wurde angenommen, dass die gesamten
Kreditkartenumsätze gleich stark wie die Umsätze von Mastercard gestiegen sind.
10 Obwohl darüber kaum Daten vorliegen, dürften Schecks nur mehr eine marginale Rolle

im Zahlungsverhalten privater Haushalte spielen.


52 Helmut Stix

Grund werden nachfolgend mehrere Szenarien hinsichtlich der angenommenen


Entwicklung bei diesen beiden Zahlungsformen analysiert11. Und drittens bedarf
es für diese Berechnung einer Abschätzung der Wachstumsrate der Gesamtumsät-
ze, also aller baren und bargeldlosen privaten Einkäufe bzw. Zahlungen der Öster-
reicherInnen. Diese sind nicht direkt verfügbar, können jedoch ungefähr durch die
nominelle Wachstumsrate des privaten Konsums, bzw. durch die Wachstumsrate
der Einzelhandelsumsätze, geschätzt werden12. Die sich aus diesen Überlegungen
ergebenden Zahlungsanteile für das Jahr 2004 sind in Tabelle 4 zusammengefasst.
Wie ersichtlich ist, sank der Anteil der Barzahlungen deutlich um, je nach unter-
stellter Wachstumsrate der Gesamtumsätze, 9 bis 12 Prozentpunkte – absolut be-
trachtet dürfte der Barzahlungsanteil Ende 2004 zwischen 70 und 72 % betragen
haben. Den stärksten Anstieg wiesen die Bankomatzahlungen auf, die Ende 2004
einen Anteil von 23 bis 24 % gehabt haben dürften. Dies entspricht einer mehr als
Verdopplung des „Marktanteils“ seit dem Jahr 2000. Die mehr als Versiebenfa-
chung der Quick-Umsätze bewirkte einen Anstieg des Quick-Anteils auf rund
0,5 %. Trotz der gebotenen Vorsicht bei der Interpretation dieser Ergebnisse, zei-
gen sich dennoch einige Trends: Erstens, obwohl der Bargeldanteil rückläufig ist,
dürfte er Ende 2004 noch immer 70 % betragen haben. Im Vergleich mit anderen
europäischen Staaten ist dieser Anteil noch relativ hoch (Snellman et al. 2001).
Zweitens ist der Rückgang in der Bargeldverwendung hauptsächlich auf Anteils-
gewinne der Bankomatzahlungen zurückzuführen. Drittens lassen sich aus der Zu-
nahme der bargeldlosen Zahlungen Rückschlüsse auf die Veränderung der Trans-
aktionsbargeldnachfrage ziehen. Dies wird im abschließenden Abschnitt näher
diskutiert.

3.2 Bargeldnachfrage ist moderat gesunken

Wenn die nominellen Einzelhandelsumsätze steigen, dann wird bei konstanter


Umlaufgeschwindigkeit des Geldes üblicherweise mehr Geld nachgefragt. Die
Bargeldnachfrage steigt jedoch nicht im gleichen Ausmaß, sondern geringer.
Schätzungen einer Nachfragefunktion für jene Bargeldmenge, die direkt für
Transaktionen verwendet wird, zeigen, dass eine 1-prozentige Veränderung der
Umsätze zu einer Veränderung der Bargeldnachfrage im Ausmaß von etwa 0,5 %
bis 0,6 % führt (Stix 2004a).
Wenn man nun die aus der Umfrage des Jahres 2000 geschätzten Bargeldum-
sätze und die hochgerechneten Bargeldumsätze des Jahres 2004 vergleicht, ergibt
sich die prozentuelle Veränderung der Bargeldnachfrage als etwa 0,5 bis 0,6 Mal
der prozentuellen Veränderung der Bargeldumsätze. Die derart berechnete Ände-

11 Für Schecks wird angenommen, dass sie nicht mehr verwendet werden. Bei den Kunden-
karten wird angenommen, dass deren Umsätze entweder wie die Kreditkartenumsätze
oder wie die Gesamtumsätze wuchsen.
12 Dabei wird implizit angenommen, dass es zu keinen bedeutenden Umschichtungen von

Zahlungsmitteln, die in der Umfrage von 2000 nicht erfasst waren (z. B. Zahlungen mit
Erlagschein), zu Zahlungsmitteln kam, die in der Umfrage erfasst waren.
Zahlungsverhalten und Bargeldverwendung in Österreich 53

rung der Bargeldnachfrage spiegelt somit rein Änderungen des Zahlungsverhal-


tens wider. Jene Veränderungen der Bargeldnachfrage, die durch das Bargeldbe-
zugsverhalten ausgelöst werden (etwa durch die vermehrte Benützung von Ban-
komaten), bleiben davon ausgeblendet13.
Konkret zeigen die Simulationen, dass die nominellen Bargeldumsätze von
2000 bis 2004 rückläufig waren – grob geschätzt, liegt die Veränderungsrate je
nach angenommenem Szenario zwischen -2 % und -10 %. Bei einer geschätzten
Transaktionselastizität von 0,5 bis 0,6 impliziert diese Entwicklung somit einen
Rückgang in der nominellen Bargeldnachfrage im Ausmaß von etwa 1 % bis 6 %
– real betrachtet, dürfte die Transaktionsbargeldnachfrage von 2000 bis 2004 um
etwa 5 % bis 10 % gesunken sein.
Alternativ zum reinen Jahresvergleich könnte man sich hypothetisch auch die
Frage stellen, wie hoch die Bargeldnachfrage im Jahr 2004 gewesen wäre, wenn
sich das Zahlungsverhalten des Jahres 2000 nicht geändert hätte. Ein Vergleich
der hochgerechneten tatsächlichen Bargeldumsätze des Jahres 2004 mit diesem
hypothetischen „no change“-Szenario zeigt, dass die Bargeldnachfrage um etwa
14 % bis 18 % niedriger sein dürfte, als sie gewesen wäre, wenn sich keine Ver-
schiebung der Zahlungsmittelanteile ergeben hätte.
Trotz dieser doch bedeutenden Effekte muss eingeschränkt werden, dass die
Bargeldmenge, die für Transaktionen verwendet wird, nur etwa 10 % des gesam-
ten umlaufenden Bargeldes ausmacht (Stix 2004b). Der Großteil des Bargelds
wird demnach gehortet, in der Schattenwirtschaft verwendet oder läuft im Ausland
um. Da diese Nachfragekomponenten kaum von Zahlungskarten beeinflusst wer-
den, dürften die Auswirkungen der Zahlungskartenverwendung auf die gesamte
Bargeldnachfrage derzeit quantitativ nicht übermäßig bedeutsam sein.
Wie hoch der Bargeldanteil in Zukunft sein kann und welche Auswirkungen für
die Bargeldnachfrage zu erwarten sind, wird durch Tabelle 5 verdeutlicht. Im
konkreten zeigt die Tabelle den Bargeldanteil am „Point-of-Sale“ für verschiedene
(von den Befragten behauptete) Häufigkeiten von Zahlungen mit Bankomatkarte,
wobei die Bargeldanteile wieder aus der Studie von Mooslechner et al. 2002 ge-
nommen wurden. Außerdem sind die relativen Anteile der jeweiligen Benutzer
angeführt. Wie ersichtlich ist, variieren die Bargeldanteile systematisch mit der
Nutzungshäufigkeit von Bankomatkarten: Der Bargeldanteil reicht von durch-
schnittlich 93,4 % für Nicht-Nutzer bis 54% für jene Befragten, die angaben,
mehrmals pro Woche mittels Bankomatkarte zu zahlen. Anhand dieser Zahlen
wird das potentielle Ausmaß der Bargeldsubstitution verdeutlicht. Wenn man an-
nimmt, dass jede(r) ÖsterreicherIn mehrmals pro Woche mit Bankomatkarte zahlt,
dann würde der Bargeldanteil am „Point-of-Sale“ etwa 54 % betragen – bezie-
hungsweise könnte dieser Anteil nunmehr etwa niedriger sein14.

13 Die Auswirkungen des Abhebeverhaltens werden in Stix 2004b diskutiert. Für eine Dis-
kussion der Rolle von Zahlungsinnovationen auf die Bargeldnachfrage, siehe Markose u.
Loke 2003.
14 Ohne aktuelle Daten ist es schwierig abzuschätzen, wie hoch dieser Anteil derzeit ist.

Aufgrund der gestiegenen Anzahl an EFT-POS Kassen dürfte er jedoch gefallen sein.
54 Helmut Stix

Dieses Szenario ist jedoch nicht sehr wahrscheinlich, zumal im Jahr 2000 im-
merhin noch etwa 69 % der Österreicher weniger oft als ein Mal pro Woche mit
Bankomatkarte bezahlten. Der Vergleich der Nutzungshäufigkeiten der Jahre 2000
und 2004 zeigt, dass die Bankomatkarte jetzt zwar deutlich häufiger für Zahlungen
verwendet wird, aber es zahlen immer noch 59 % der Österreicher seltener als ein
Mal pro Woche. Dies deutet darauf hin, dass sich das Zahlungsverhalten zwar än-
dert, aber auch, dass die Änderung nicht abrupt ausfällt. Überdies gibt es ver-
schiedene ökonomische Argumente, weshalb Bargeld weiterhin Verwendung fin-
den wird und sich daher ein Gleichgewichtspunkt einstellen wird, bei dem keine
weitere Substitution von Bargeld zu Karten stattfinden wird15.

Tabelle 5. Häufigkeiten von Bankomatkartenzahlungen und Bargeldanteile


Relative Anteile der
Zahlfrequenz mit Bankomatkarte Bargeldanteil Benützer
am Point-of- (in % der Bevölke-
Sale rung)
2000 2000 2004
zahlt nie mit Bankomatkarte 93,4 44,0 38,0
zahlt weniger oft als ein Mal pro Monat 84,4 24,9 21,1
zahlt ein Mal pro Woche 74,3 18,0 19,4
zahlt häufiger als ein Mal pro Woche 54,0 13,0 21,5
Quelle: Stix (2004a), OeNB und eigene Berechnungen.

4 Fazit

x Umfrageergebnisse über den Besitz und die Nutzung von Zahlungskarten zei-
gen, dass Mitte 2005 etwa 78 % der ÖsterreicherInnen über 14 Jahren angaben,
über eine Zahlungskarte mit Bankomatfunktion zu verfügen. 27 % verfügten
über eine Kreditkarte, 22 % über eine Karte mit Quick-Funktion und 14 % über
Handelskundenkarten mit Zahlungsfunktion.
x Bezüglich der Nutzungshäufigkeiten zeigt sich, dass die Bankomatkarte mit
Abstand am häufigsten für Zahlungen verwendet wird. 57 % der Bankomatkar-
tenbesitzer zahlen zumindest ein Mal pro Woche mit dieser Karte. Für Han-
delskunden- und Kreditkartenbesitzer trifft dies auf 24 % bis 27 % zu. Quick
wird nur von 14 % zumindest einmal pro Woche verwendet.
x Der Zahlungskartenmarkt scheint gut gesättigt zu sein, zumal seitens der der-
zeitigen Nicht-Besitzer von Zahlungskarten kaum Erwerbsinteressen bekundet
15 Dazu zählen etwa Kostenoptimierungsaspekte: Für gewisse Betragskategorien verursacht
Bargeld, aus Konsumentensicht, geringere Transaktionskosten als die Kartenverwen-
dung, beziehungsweise zeitigt die Kartenverwendung erst ab einer gewissen Transakti-
onssumme einen positiven Nettonutzen. Jene, die mit ihren Einkäufen nicht über diese
Transaktionssumme kommen, werden keine Kartenzahlungen tätigen.
Zahlungsverhalten und Bargeldverwendung in Österreich 55

werden (am ehesten wird noch der Erwerb einen Bankomatkarte beabsichtigt).
Die Umfrageergebnisse deuten ebenso darauf hin, dass die Österreicher keine
maßgebliche Änderung der Nutzungsfrequenz ihrer Zahlungskarten beabsichti-
gen.
x Aufgrund des deutlichen Anstiegs der Bankomatkartenzahlungen ist der be-
tragsmäßige Anteil von Bargeldzahlungen am „Point-of-Sale“ von 1996 bis
2000 von 84,4 % auf 81,5 % zurückgegangen. Einer groben Abschätzung zu-
folge, dürfte dieser Anteil Ende 2004 jedoch noch immer etwa 70 % betragen
haben. Gleichzeitig dürfte der Anteil von Bankomatzahlungen von 2,5 % im
Jahr 1996 auf über 20 % im Jahr 2004 gestiegen sein.
x Der Anstieg von Kartenzahlungen resultierte in einer zurückgehenden Bargeld-
nachfrage. Da der Anteil jenes Bargeldes, das für Transaktionszwecke einge-
setzt wird, am gesamten Bargeldumlauf relativ gering ist, und da sich das Zah-
lungsverhalten nicht abrupt ändert, dürfte diese Entwicklung kaum geldpoliti-
sche Auswirkungen haben.

Literatur

Europay Austria (2005) http://www.europay.at, Abruf: 30.7.2005


EZB (2004) Payment and Securities Settlement Systems in the European Union. Addendum
Incorporating 2002 Figures. Blue Book, April 2004. ECB, Frankfurt,
http://www.ecb.int/pub/bluebook/bluebook.htm, Abruf: 30.7.2005
Fischer B, Köhler P und Seitz F (2004) The Demand for Euro Area Currencies – Past, Pre-
sent and Future. ECB Working Paper nr 330
Markose SM, Loke YJ (2003) Network Effects on Cash-Card Substitution in Transactions
and Low Interest Rate Regimes. The Economic Journal 113, pp 456–476.
Mooslechner P, Stix H und Wagner K (2002) Austrian Households' Payment Habits - Re-
sults of a Study on the Use of Payment Cards and the Structure of Payment Transac-
tions in 2000. Focus on Austria 1/2002, OeNB, Vienna, pp 89–117.
Mooslechner P, Wehinger G (1997) Aspekte des Zahlungsverhaltens privater Haushalte in
Österreich. Berichte und Studien 4/1997. OeNB, Wien, S 44–65
Snellman J, Vesala J. Humphrey D (2001) Substitution of Noncash Payment Instruments
for Cash in Europe. Journal of Financial Services Research. 19 (2-3), pp 131–45
Stix H (2004a) How Do Debit Cards Affect Cash Demand? Survey Data Evidence, 2004,
Empirica, vol 31(2-3), pp 93–115.
Stix H (2004b) Wie wirken sich Bankomatabhebungen und Zahlungsinnovationen auf die
Bargeldhaltung in Österreich aus? Geldpolitik und Wirtschaft 1/2004, OeNB, Wien,
S 99–115
Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und
Österreich: ein Überblick

Thomas Lammeri, Karsten Strobornii


i
Oesterreichische Nationalbank, Wien1
ii
Deutsche Bundesbank, Frankfurt2

1 Einleitung

Im Rahmen dieses Beitrages werden verschiedene Internet-Zahlungssysteme ein-


führend betrachtet. Der Fokus liegt dabei auf Deutschland und Österreich und
hierbei auf den bekanntesten Systemen bzw. Prinzipien des Internet-Zahlungs-
verkehrs, es wird daher kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Payment Ser-
vice Provider, also Unternehmen, welche sich auf die technische Anbindung der
Zahlungsmittel und die Transaktionsabwicklung im E-Commerce spezialisiert ha-
ben, werden im Zuge dieses Beitrages nicht behandelt.
Ein Blick auf die Verteilung der Bezahltransaktionen in der realen Welt zeigt,
dass Österreich trotz der Entwicklung im Laufe der letzten Jahre noch immer als
„bargeldlastiges“ Land qualifiziert werden kann. Wie Helmut Stix früher in die-
sem Buch dargestellt hat, lag der betragsmäßige Anteil von Bargeldzahlungen am
Point of Sale im Jahr 2000 noch über 80 %. Auch wenn daraus geschlossen wer-
den kann, dass die ÖsterreicherInnen bis dato ein traditionelles Zahlungsverhalten
an den Tag gelegt haben, zeigt sich dennoch eine Veränderung im Zahlungsver-
halten: seit 1996 verzeichnet der Bargeldanteil, gemessen an der Gesamtzahl der
getätigten Transaktionen, einen leichten Rückgang. Dies ist vor allem auf die zu-
nehmende Bedeutung von Debitkarten zurückzuführen. Debitkarten konnten in-
nerhalb desselben Zeitraumes auch im bargeldlosen Zahlungsverkehr Zuwächse
zu Lasten von Kreditkarten- und Scheckzahlungen erzielen (Mooslechner et al.
2002). Wie von Helmut Stix dargestellt, hat sich von 2000 bis 2002 der Trend zur
Debitkarte verstärkt, der Rückgang im Anteil der Bargeldzahlungen dürfte in die-
sem Zeitraum einer Hochrechnung zufolge rund 6 bis 7 Prozentpunkte betragen
haben (Stix 2004). Damit liegt Österreich im internationalen Trend: „Significant
increases of card coverage ratios and rapid expansion of the network density of

1 Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die persönliche Meinung des Autors und nicht
notwendigerweise die der Oesterreichischen Nationalbank wider.
2 Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die persönliche Meinung des Autors und nicht
notwendigerweise die der Deutschen Bundesbank wider.
58 Thomas Lammer, Karsten Stroborn

payment terminals have made card payments the most important cash substitute in
many industrialized countries“ (Stix 2003).
In Deutschland hat der bargeldlose Zahlungsverkehr bereits eine weitaus größe-
re Bedeutung als in Österreich. Im Jahr 2002 wurden nur mehr 67 % (1994: 79 %)
aller Umsätze im deutschen Einzelhandel3 bar bezahlt, knapp 30 % (1994: 6 %)
entfielen auf Karten. Die Zunahme des Kartenzahlungsverkehrs ist auf den Rück-
gang der Bargeldzahlungen, den Rückgang von Zahlungen auf Rechnung (3 Pro-
zentpunkte) sowie das Auslaufen der Scheckzahlungen (8 Prozentpunkte) zurück-
zuführen. Letztere spielen, wie auch in Österreich, im Einzelhandel keine Rolle
mehr (Bundesbank 2003). Der Trend in Richtung bargeldlosen Zahlungsverkehr
setzt sich auch in Deutschland fort: 2004 sank der bar bezahlte Einzelhandelsum-
satz auf nur mehr 64,9 %, bei gleichzeitigem Ansteigen des kartengestützten Zah-
lungsverkehrs auf 31,6 % (EHI 2005).
Im Falle der Zahlungen am POS konnte also in den letzten Jahren eine verstärk-
te Änderung in den Zahlungsgewohnheiten der deutschen und österreichischen
KonsumentInnen verzeichnet werden. Hat diese Verhaltensänderung auch Aus-
wirkungen auf das Bezahlverhalten im E-Commerce?
Zwischen 1,6 und 2,2 Millionen ÖsterreicherInnen, das entspricht in etwa ei-
nem Viertel der österreichischen Bevölkerung, haben 2004 online eingekauft. Die
aus diesen Einkäufen resultierenden Warenlieferungen führten zu einem Umsatz
von 1,5 Milliarden Euro. Wird diese imposant klingende Zahl jedoch in Relation
zum gesamten Einzelhandelsvolumen gesetzt, so relativiert sie sich: nur 3,4 % des
gesamten Einzelhandelsvolumens entfallen auf den E-Commerce. Wobei Öster-
reich mit einer Wachstumsrate von 10 bis 20 % pro Jahr unter dem europäischen
Durchschnitt (plus 63 % im Jahresvergleich) liegt4. Dies ist eventuell mit ein
Grund für die hohe Schließungsrate unter den österreichischen E-Shops: seit 2002
haben rund 45 % der beobachteten Onlineshops wieder geschlossen (Zeger
2005a). Online-Einkäufe privater Haushalte tragen in etwa ein Drittel zum gesam-
ten Verkaufsvolumen über das Internet bei, rund zwei Drittel spielen sich im B2B-
Bereich ab. In Summe verbleiben ca. 75 % der verkauften Waren und Dienstleis-
tungen in Österreich, etwa 16 % gehen in andere EU-Länder und der Rest verteilt
sich auf das Nicht-EU-Ausland (Statistik Austria 2004). Es zeigt sich also, dass
offensichtlich auch im World Wide Web die räumliche Nähe zwischen Verkäufer
und Käufer relevant ist. Gründe dafür dürften neben Versandspesen auch Rechts-
sicherheit und die angebotenen Zahlungsverfahren sein. Hinzu kommt, dass ein er-
folgreiches internationales Produkt nach kurzer Zeit auch für inländische Anbieter
interessant wird. Bei den angebotenen Zahlungsmöglichkeiten sind klassische
Zahlungsverfahren laut einer Erhebung von e-rating.at sehr stark vertreten: 73 %
der Onlineshops bieten Nachnahme an, knapp 60 % Kreditkarte, 52 % Vorauskas-
se und 33 % Zahlschein (Zeger 2005a).
Laut Hauptverband des Deutschen Einzelhandels ist in Deutschland der Anteil
des E-Commerce am gesamten Einzelhandelsumsatz binnen fünf Jahren von

3 Ohne Hotels, Fluggesellschaften, Autovermieter, Kfz-Branche, Tankstellen und Apothe-


ken.
4 2003: 63 Milliarden Euro, 2004: 103 Milliarden Euro.
Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich: ein Überblick 59

0,5 % auf 2,6 % (2004) gestiegen. 2004 wurden 13 Milliarden Euro im Internet
umgesetzt. Im Jahr 2005 werden es voraussichtlich 14,5 Milliarden Euro sein
(HDE 2005). Auch in Deutschland dominieren die traditionellen Zahlungsverfah-
ren den E-Commerce, wie Van Baal und Hinrichs später in diesem Buch darstel-
len. 82,3% der Händler bieten Vorauskasse an, gefolgt von Nachnahme (knapp
64 %) und Rechnung (knapp 49 %). Die Kreditkarte kommt, wenn die Ausprä-
gungen SSL-Verschlüsselung, Abfrage der Kreditkartenprüfnummer sowie Veri-
fied by Visa und MasterCard SecureCode additiv betrachtet werden, auf über
70 %. Hinzu kommen nochmals 5,4 % der Händler, welche erstaunlicherweise
noch immer Kreditkartenzahlung ohne SSL-Verschlüsselung anbieten. PayPal
wird bereits von nahezu 30 % der Merchants angeboten und nimmt somit eine
Sonderstellung unter den innovativen Zahlungssystemen ein. Andere innovative
Systeme finden sich in einer Bandbreite von 1,9 % und 7,3 % der Händler wieder.

2 Kategorisierung von Internet-Zahlungssystemen

Die Einordnung von Internetzahlungssystemen kann anhand der unterschied-


lichsten Kriterien erfolgen: z.B. regionale Verbreitung (national oder internatio-
nal), Anwendungsszenarien (E-Commerce, M-Commerce, POS, etc.), Höhe des
Transaktionsbetrages (Micro- oder Macropayments) oder Branchenzugehörigkeit
des Betreibers (Bank, Kreditkarten-, Telekom-, Softwareunternehmen, etc.).

Pre-Paid Pay-Now Pay-Later


Hardware-basiert Nachnahme Kreditkarte
ƒ GeldKarte Lastschrift ƒ mit Prüfnummer
ƒ @Quick ƒ Online-Lastschrift ƒ ohne/mit SSL
ƒ elektronisch, vom ƒ 3-D Secure
Software-basiert Händler initiiert
ƒ paysafecard Überweisung
ƒ papiergebunden
ƒ MicroMoney nach Lieferung
ƒ WEB.Cent Online-Überweisung ƒ online
ƒ eps ƒ papiergebunden
ƒ Pago Billingverfahren
E-Mail-Payment ƒ FIRSTGATE
ƒ PayPal click&buy
ƒ Moneybookers ƒ T-Pay (per Tele-
komrechnung)
Debitkarte ƒ bill-it-easy
ƒ Maestro Secure Code
Mobile Payments
ƒ paybox
ƒ MIA
ƒ Handypay
ƒ M-Pay
Abb. 1. Kategorisierung von Internet-Zahlungssystemen
60 Thomas Lammer, Karsten Stroborn

Dieses Buch orientiert sich an der Kategorisierung von Stroborn et al. (2002): dem
Zeitpunkt, an dem das Kundenkonto mit dem Zahlungsbetrag belastet wird. Dem-
nach ist eine Unterscheidung in Pre-Paid-, Pay-Now- und Pay-Later-Zahlungssys-
teme möglich. Die Einteilung erfolgt anhand des – aus Sicht der Autoren – domi-
nierenden zeitlichen Merkmals, aus Gründen der Übersichtlichkeit gibt es weder
Zwischenstufen zu den drei genannten Kategorien, noch wird ein und dasselbe
System mehr als einer Kategorie zugeteilt. Es finden nur Systeme Berücksichti-
gung, die aus Sicht der Autoren in Deutschland und/oder Österreich vertreten sind.

3 Pre-Paid-Verfahren

3.1 Hardware-basiert

3.1.1 GeldKarte
Seit 2002 ist der Einsatz der deutschen GeldKarte im Internet möglich. Die Kun-
dInnen benötigen ein so genanntes Internet-Kundenterminal: einen besonders si-
cheren und von der deutschen Kreditwirtschaft zugelassenen Chipkartenleser der
Sicherheitsklasse 3 mit eigener Tastatur und eigenem Display. Im Internet positio-
niert sich die GeldKarte vor allem in Verbindung mit der Jugendschutzfunktion
für Online-Medien, basierend auf der offiziellen Anerkennung als Jugendschutzlö-
sung von der Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten
(KJM 2003). Die GeldKarte-Zahlung ist derzeit bei einem knappen Dutzend Onli-
ne-Shops möglich; derzeit laufen jedoch verschiedene Pilotprojekte, die im Laufe
des Jahres 2006 zu einem raschen Wachstum an Akzeptanzstellen, insbesondere
im Bereich der digitalen Güter, führen sollen. Ebenso wie in der physischen Welt
soll die GeldKarte hier ihre Stärken der raschen und anonymen Bezahlung aus-
spielen. Eine genaue Beschreibung der GeldKarte bietet Volker Koppe später in
diesem Buch.

3.1.2 @Quick
Wie Judt und Komatz in ihrem Praxisbeispiel zu Quick darstellen, kann die öster-
reichische Elektronische Geldbörse seit 2001 unter dem Produktnamen „@Quick“
auch für Zahlungen im E-Commerce eingesetzt werden. Hierfür ist der Einsatz ei-
nes handelsüblichen Kartenlesers Voraussetzung.
Vom Jänner bis August 2005 wurden 3.500 Transaktionen in einem Gesamt-
wert von 1 Mio. Euro mit @Quick getätigt. Bis zum Jahresende 2005 sollen sich
sowohl die Transaktionsanzahl, wie auch der Gesamtwert der Transaktionen ver-
doppeln. Per August 2005 gab es 28 Akzeptanzstellen, bis Ende 2005 soll sich
diese Zahl auf 50 erhöhen. Für Europay Austria liegt – entgegen der Quick-
Philosophie – der Durchschnittsumsatz bei @Quick weit höher als bei anderen E-
Commerce-Anwendungen. Der Grund dafür ist, dass @Quick bei der Zahlung von
Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich: ein Überblick 61

Studiengebühren einer Reihe von Universitäten besser als erwartet angenommen


wird5.

3.2 Software-basiert

3.2.1 paysafecard
paysafecard startete im Jahr 2000 in Österreich und ist seit Mai 2001 auch in
Deutschland aktiv. Es handelt sich dabei um ein vorausbezahltes Zahlungsinstru-
ment, bei dem das Guthaben zentral verwaltet wird. Mittels PIN – der auf Rubbel-
karten, Ausdrucken oder online erworben werden kann – kann auf diese Guthaben
zugegriffen werden. Ein Kernelement der paysafecard ist die Möglichkeit, damit
anonym zu bezahlen. In Österreich wird die paysafecard von der BAWAG P.S.K.,
in Deutschland von der Commerzbank AG herausgegeben. Im Praxisbeispiel pay-
safecard beschreibt Michael Müller später in diesem Buch die paysafecard im De-
tail.

3.2.2 MicroMoney
Im Jahr 2002 nahm MicroMoney, die vorausbezahlte Guthabenkarte von T-Pay,
ihren regulären Betrieb in Deutschland auf. MicroMoney kann in jedem T-Punkt
aber auch online erworben werden. Wie auch bei paysafecard erfolgt die Gutha-
benverwaltung Server-basiert. MicroMoney wird von der Postbank herausgege-
ben. Nähere Details zu MicroMoney beschreiben Pöschl und Hübner im Praxis-
beispiel T-Pay im Rahmen dieses Buches.

3.2.3 WEB.Cent
Bei WEB.Cent handelt es sich um ein Server-basiertes Konto, welches über tradi-
tionelle Zahlungsmittel (Kreditkarte, Lastschrift, Überweisung oder Bareinzah-
lung) aufgeladen werden kann. Mit Ausnahme des Aufladens per Kreditkarte wer-
den bis zum Zahlungseingang temporäre WEB.Cents vergeben, welche für ein-
geschränkte Services nutzbar sind. Das WEB.Cent Guthaben ist an andere
registrierte WEB.Cent-Nutzer übertragbar, sofern die E-Mail-Adresse von
WEB.de bekannt ist. Durch das Anklicken des WEB.Cent-Logos bei Akzeptanz-
partnern kann der Bezahlprozess gestartet werden, wobei Beträge ab 1 Euro abge-
rechnet werden können. Nach Eingabe von Username und Passwort werden Pro-
duktbeschreibung, Händlerdetails und Preis angezeigt und durch die Bestätigung
des Kunden der Bezahlprozess abgeschlossen. Der Anbieter bekommt den Betrag
umgehend seinem Händlerkonto gutgeschrieben. Die Übertragung der Daten er-
folgt mit SSL-Verschlüsselung. Aktuell verfügt WEB.Cent über ca. 50 Akzeptanz-
partner. Für den Kunden ist WEB.Cent kostenlos. Die Anzahl der WEB.Cent-

5 Persönliches E-Mail von Dr. Ewald Judt (Europay Austria GmbH), vom 2.9.2005.
62 Thomas Lammer, Karsten Stroborn

Konten wird mit über 5 Mio. angegeben, die Zahl der abgewickelten Käufe pro
Jahr mit über 14 Millionen6.

4 Pay-Now-Verfahren

4.1 Nachnahme

Das traditionelle Zahlungsverfahren Nachnahme erfreut sich insbesondere unter


den Online-Händlern großer Beliebtheit und wird dementsprechend auch von vie-
len Angeboten: 73 % der österreichischen Onlineshops bieten Nachnahme an (Ze-
ger 2005a), bei den deutschen Onlineshops sind es immerhin noch 63 %7. Durch
den „Zug um Zug-Charakter“, nämlich Geld gegen Ware, gibt die Nachnahme
sowohl den Händlern, als auch den Kunden die Sicherheit, dass die Gegenseite ih-
re Leistung erbringt. Die Nachnahme hat jedoch auch wesentliche Nachteile, zu
denen Kostenintensivität, Bequemlichkeitsnachteile (Anwesenheitspflicht des
Kunden, Bargeldhaltung) und die mangelnde Eignung für online gelieferten digi-
talen Content (Stroborn et al. 2002).

4.2 Lastschrift

Lastschrift ist ein weiteres traditionelles Zahlungsverfahren, welches im Internet


zur Anwendung kommt. Obschon es unterschiedliche Ausprägungen gibt, ähnelt
sich dennoch die Vorgehensweise. Der Kunde gibt die relevanten Daten (v.a. Na-
me, Kontonummer und Kreditinstitut) an den Händler weiter und stimmt gleich-
zeitig der Belastung seines Kontos zu. Dies kann auf herkömmlichen Weg (pa-
pierbasiert) oder online erfolgen. Wie im Zuge von IZH3
(Internetzahlungssysteme aus Sicht der Händler, 3. Online-Umfrage) ermittelt
wurde, bietet nahezu jeder zweite deutsche Online-Shop die Möglichkeit per Last-
schrift zu bezahlen. Wie Krüger und Leibold später in diesem Buch zeigen, ver-
zeichnet die Online-Variante der Lastschrift heutzutage erhebliche Zuwächse,
welche zu Lasten der papiergebundenen Lastschrift gehen.

4.3 E-Mail-Payment

Zu Beginn der 1990er Jahre wurden E-Mail-Payments von First Virtual konzepti-
onalisiert. First Virtual war eines der ersten gescheiterten Internetzahlungssysteme
– mit Sicherheit jedoch nicht das letzte. Mit Hilfe von First Virtual konnten Per-
son-to-Person (P2P) Zahlungen durchgeführt werden, wobei E-Mail und die Web-
site des Payment Service Providers als Kommunikationsmittel genutzt wurden, die

6 Alle Informationen von der Anbieterwebsite https://www1.webcent.web.de.


7 Beitrag zur IZH3 in diesem Buch (Van Baal u. Hinrichs 2005).
Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich: ein Überblick 63

E-Mail-Adresse diente zur Authentifizierung. Um das Service nutzen zu können,


musste vorab eine Anmeldung erfolgen und ein herkömmliches Zahlungsmittel für
die Abrechnung „hinterlegt“ werden. Eine Grundlogik, die auch bei den heute
dominierenden Anbietern noch gilt, wenn diese auch ihre Services in zahlreichen
Komponenten erweitert haben.

4.3.1 PayPal
PayPal ist das erfolgreichste Unternehmen im Segment der E-Mail-Payments und
hat basierend auf den Erfolg in den USA einen weltweiten Expansionskurs gestar-
tet. In Europa ist PayPal als E-Geld-Institut in Großbritannien registriert und be-
treibt seinen Service auf Basis einer Zulassung der Financial Service Authority
(FSA) gemäß EU-Recht in zahlreichen Ländern Europas. In Deutschland und Ös-
terreich ist PayPal seit 2004 mit länderspezifischen Websites vertreten und hat zu-
sätzlich seine Dienste an die lokalen Kundenbedürfnisse angepasst. Im Detail be-
schreibt Frerk-Malte Feller im PayPal-Praxisbeispiel das Service später in diesem
Buch.

4.3.2 Moneybookers
Moneybookers8 setzt auf dasselbe Konzept wie PayPal auf. Moneybookers Limi-
ted ist ein Geldtransfer-Service und operiert unter englischem Recht. Sowohl Geld
zu empfangen und zu senden ist ebenso wie die Registrierung kostenlos. Mit Aus-
nahmen von der Einzahlung via Bankkonto verlangt Moneybookers bei allen an-
deren Dotierungsvarianten Gebühren, ebenso bei der Behebung von Geld. Stand
September 2005 reklamiert Moneybookers über 1 Million Kunden für sich.

4.4 Online Überweisung

Bei der Online-Überweisung als Pay-Now-Verfahren, handelt es sich nicht einfach


um die Überweisung des Rechnungsbetrages mittels E-Banking-Applikation, was
vielmehr das Pendant zur papiergebundenen Überweisung darstellt. Es handelt
sich dabei um ein innovatives System, welches in den Kaufprozess integriert ist
und keine Medienbrüche verursacht (ECC 2004).
Im Rahmen des Bezahlvorganges tätigt der Kunde eine Online-Überweisung,
wie bereits durch die Nutzung des E-Bankings erlernt. Der Vorteil für den Kunden
ist, dass er nicht zwischen Merchant-Website und Website der Bank wechseln
muss, sondern dass sich im Zuge des Bezahlprozesses automatisch ein Fenster
öffnet. Der Händler wiederum hat den Vorteil, dass er vor Leistungserbringung
eine Zahlungsbestätigung erhält. In Deutschland bietet beispielsweise Pago9 seit
2003 diese Form der Online-Überweisung an.

8 Weitere Informationen sind unter http://www.moneybookers.com abrufbar.


9 Siehe dazu auch das Pago-Praxisbeispiel später in diesem Buch.
64 Thomas Lammer, Karsten Stroborn

Wie Joachim Geisler später in diesem Buch darstellen wird, gelang es in Öster-
reich nicht nur, dass sich die Banken auf eine einheitliche technische Schnittstelle
für Zahlungen im Rahmen des E-Commerce mittels der Online Banking-
Anwendung einigten. Darüber hinaus haben sie sich entschlossen, die eigenen
Produktbezeichnungen abzulösen und unter der „Dachmarke“ eps Online Über-
weisung zu firmieren. Trotz der Bezeichnung „Überweisung“ handelt es sich hier-
bei um ein „Pay-Now-Verfahren“. Nachdem der Kunde die Auswahl mit eps zu
bezahlen getroffen hat und seine Hausbank ausgewählt hat, erscheint die vertraute
– jedoch bereits vorausgefüllte – Eingabemaske aus der E-Banking Applikation.
Das Konto des Kunden wird nach Bestätigung der Zahlung mittels TAN oder Di-
gitaler Signatur unmittelbar im Kaufprozess belastet.

4.5 Debitkarte: Maestro SecureCode

Europay Austria startet Maestro Secure Code in Österreich Anfang November


2005. Alle der aktuell 750 MasterCard SecureCode Akzeptanzpartner werden
auch die Debitkarte Maestro im Internet akzeptieren.

5 Pay-Later-Verfahren

5.1 Kreditkarte

Erst 37 % der österreichischen Kunden begleichen ihre Online-Einkäufe mit Kre-


ditkarte, womit die Kreditkarte unter den traditionellen Zahlungsmitteln im Inter-
net den vierten Platz einnimmt. Die österreichischen VISA-KundInnen (in Summe
rund 940.000) haben im Jahr 2004 einen E-Commerce-Umsatz in der Höhe von 60
Mio. Euro bei österreichischen Händlern getätigt12. In Deutschland sind 11,8 Mio.
Visa Karten im Umlauf. Hinter Großbritannien, auf das mehr als drei Viertel aller
E-Commerce-Umsätze von Visa in Europa entfallen, ist Deutschland für Visa der
zweitgrößte E-Commerce-Markt in Europa. Im ersten Halbjahr 2004 stieg der Vi-
sa-E-Commerce-Umsatz in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um
77 % auf 569 Millionen Euro10.
MasterCard verzeichnete in Österreich in den ersten acht Monaten einen Ge-
samtumsatz im E-Commerce von 34 Mio. Euro (380.000 Transaktionen) bei 2.100
Vertragspartnern, für das Gesamtjahr 2005 werden 60 Mio. Euro (670.000 Trans-
aktionen) bei 2.500 Vertragspartnern erwartet13.
Die überwiegende Mehrheit der österreichischen Online-Shopper nutzt jedoch
Zahlschein, Nachnahme oder Internetbanking, vielfach aus subjektiven Sicher-
heitsbedenken. Das 1996 von VISA und MasterCard entwickelte Sicherheitsproto-
koll SET (Secure Electronic Transfer) sollte eben diese Bedenken zerstreuen, hatte

10 Alle Daten von der Visa-Website www.visa.de.


Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich: ein Überblick 65

jedoch einen wesentlichen Nachteil: die Notwendigkeit einer aufwändigen, fehler-


behafteten Softwareinstallation am Nutzer-PC (DiePresse 2005).

5.1.1 Kreditkarte mit Prüfnummer


Die Abfrage der dreistelligen Prüfnummer, welche auf der Rückseite der Kredit-
karte angebracht ist, soll das Risiko der missbräuchlichen Verwendung von Kre-
ditkartendaten verhindern. Die Abfrage der Prüfnummer soll daher einen erweiter-
ten Schutz bieten und wird zusätzlich zur SSL-Verschlüsselung bei der
Datenübertragung angewandt. Interessant ist allerdings, dass kaum ein Konsument
sich der Tragweite dieser Nummer bewusst ist und sie unkenntlich macht – bei
Entwenden der physischen Karte (oder nur der Kartendaten) ist somit bis zur Sper-
rung der Karte unrechtmäßiges Einkaufen im Netz möglich.

5.1.2 Kreditkarte mit SSL


Laut einer Erhebung von e-rating.at ist in Österreich die hohe Zahl der Online-
Shops, welche keine SSL-verschlüsselte Datenübertragung anbieten, auffallend.
Nur 44,5 % der österreichischen Online-Shops bieten Verschlüsselung an, jedoch
70 % der internationalen (Zeger 2005a). Der geringe Einsatz von Verschlüs-
selungstechnologien ist überraschend, da einerseits die Sorge um die Sicherheit
der Zahlungen für die österreichischen KundInnen als wichtigstes Hindernis bei
Internet-Verkäufen angesehen wird (Statistik Austria 2004) und andererseits für
Anbieter von Onlinediensten aus der EU-Richtlinie 2002/58/EG11 eine Ver-
pflichtung zur Gewährleistung der sicheren Übertragung persönlicher Daten abge-
leitet werden kann (Zeger 2005b). Spätestens seit der Einführung des neuen PCI
(Payment Card Industry) Data Security Standard müssen sich jedoch Onlineshops
ohne verschlüsselte Datenübertragung künftig Alternativen überlegen. Der PCI
Data Security Standard – auf den sich MasterCard, Visa, American Express, Di-
ners Club, Discover und JCB gemeinsam geeinigt haben – schreibt Mindeststan-
dards für die Datensicherheit beim Einsatz von Kreditkarten vor und ist seit dem
30. Juni 2005 weltweit verpflichtend. Die Übertragung von Karteninhaberdaten
und sensiblen Informationen in offenen Netzwerken darf demgemäß nur mehr ver-
schlüsselt erfolgen (Visa 2005a).
Im Zuge der IZH3 Erhebung, auf die Van Baal und Hinrichs später in diesem
Buch eingehen, gaben immerhin noch über 5 % der deutschen Händler an, keine
Verschlüsselung für die Übertragung von Kreditkartendaten anzubieten.

11 Richtlinie 2002/58/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Juli 2002
über die Verarbeitung personenbezogener Daten und den Schutz der Privatsphäre in der
elektronischen Kommunikation (Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikati-
on).
66 Thomas Lammer, Karsten Stroborn

5.1.3 Kreditkarte mit 3-D Secure


MasterCard und VISA haben sich im Rahmen von 3-D Secure (Three Domain Se-
cure) auf ein einheitliches Protokoll für Online-Zahlungen geeinigt. Mit „Verified
by VISA“ und „MasterCard Secure Code“, wie die jeweilige Umsetzung heißt,
möchten die beiden Kreditkartenunternehmen Sicherheitsbedenken beikommen
und gleichzeitig die Nachteile von SET überwinden. Der Kunde benötigt keine zu-
sätzliche Software, der Händler muss für 3-D Secure jedoch ein Merchant Plugin
installieren. Händler die dieses Verfahren unterstützen, profitieren von einer Zah-
lungsgarantie, unabhängig davon, ob der Issuer das Verfahren unterstützt. Wie be-
reits unter Punkt 4.5 gezeigt, ist das 3-D Secure-Protokoll so allgemein entworfen,
dass es auch für Debitkarten genutzt werden kann (Karasu 2005). 3-D Secure stellt
im Wesentlichen eine zusätzliche Authentifizierung des Kunden dar, welche eine
Abstreitbarkeit der Zahlung durch den Kunden verhindert. Nach Übermittlung der
Daten durch den Kunden an den Händler sendet das Merchant Plugin diese an das
Kreditkartenunternehmen welche die Daten an den Issuer weiterleitet. Der Issuer
initiiert via Merchant Plugin die Abfrage von User-ID und Passwort über den
Browser des Kunden. Bei korrekten Daten erhält der Merchant eine Bestätigung
und eine herkömmliche Kreditkartentransaktion wird initiiert.
Verified by Visa. Ende 2003 führte VISA-AUSTRIA die auf 3-D Secure basie-
rende „Verified by Visa“-Lösung ein. Bis August 2005 hatten sich etwa 40.000
der insgesamt rund 940.000 Visa-Kunden für „Verified by Visa“ angemeldet. Per
Ende August 2005 boten rund 200 Visa-Vertragspartner „Verified by Visa“ an12.
MasterCard Secure Code (MCSC). Europay Austria startete im 2. Quartal 2004
mit MCSC. Von Jänner bis August 2005 wurden 90.000 Transaktionen mit einem
Gesamtbetrag von 5 Mio. Euro bei den 750 MCSC-Akzeptanzpartnern getätigt.
Für das Gesamtjahr 2005 werden 150.000 Transaktionen mit einem Gesamtbetrag
von 9 Mio. Euro erwartet. Die Zahl der Merchants, die MCSC akzeptieren, soll bis
Jahresende 2005 auf 1.000 ansteigen13.

5.2 Überweisung nach Lieferung

Egal ob online oder papiergebunden, diese Art der Bezahlung stellt für den Händ-
ler – der in Vorleistung tritt – das größte Risiko dar. Vielfach wird die Möglich-
keit einer Bezahlung per Überweisung daher beim Erstkauf nicht angeboten. Wie
Van Baal und Hinrichs später in diesem Buch zeigen bietet dennoch immerhin fast
jeder zweite deutsche Online-Shop die Lieferung gegen Rechnung an, in Öster-
reich ist es immerhin noch jeder dritte (Zeger 2005a). Allerdings ist zu beachten,
dass bei etablierten Händler-Kunde-Beziehungen das Risiko für den Handel er-
heblich sinkt, da er einerseits über eine entsprechende Zahlungshistorie verfügt,

12 Persönliches E-Mail von Dr. Gabriele Liegler (VISA-SERVICE Kreditkarten Aktienge-


sellschaft), vom 31.8.2005.
13 Persönliches E-Mail von Dr. Ewald Judt (Europay Austria GmbH), vom 2.9.2005.
Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich: ein Überblick 67

andererseits aber auch bestimmte Spezialhändler (bspw. Outdoorhändler) einen


Kundenkreis servicieren, dem eine zukünftige Bedienung wichtig ist – und somit
die Zahlungsmoral erhöht ist.
Im Falle der papiergebundenen Überweisung wird der mitgesendete Zahlschein
vervollständigt und bei der Bank abgegeben. Die Online-Überweisung erfolgt über
die gewohnte E-Banking-Applikation.

5.3 Billingverfahren

Billingverfahren treten typischerweise im Micropayments-Bereich auf, wo das


Settlement jeder einzelnen Transaktion zumeist unwirtschaftlich ist. Demgemäß
aggregieren Billingverfahren typischerweise die Transaktionen über einen be-
stimmten Zeitraum, um sie danach den Kunden gesammelt in Rechnung zu stel-
len.

5.3.1 FIRSTGATE click&buy


Die FIRSTGATE Internet AG führte im Jahr 2000 ihr System zum Vertrieb und
zur Abrechnung von digitalen Inhalten, click&buy, in Deutschland ein. Eine de-
taillierte Beschreibung von click&buy findet sich im Beitrag von Barthold und
Seidl später in diesem Buch.
Auf dem Weg zur Internationalisierung des Systems wurde im Jahr 2002 auch
das österreichische Lastschriftverfahren integriert. Seit 2004 wird click&buy auch
in Österreich aktiv vermarktet.

5.3.2 T-Pay (per Telekomrechnung)


Im Jahr 2003 stellte die T-Com die Bezahlvariante Telekomrechnung vor. Pöschl
und Hübner beschreiben später in diesem Buch die T-Pay Servicepalette im De-
tail.

5.3.3 bill-it-easy
bill-it-easy ging 2004 in Livebetrieb und bietet die Möglichkeit Zahlungen über
die Rechnung des Internet Service Providers abzuwickeln. Hinter bill-it-easy steht
die montax payment services GmbH, ein Tochterunternehmen von Kapsch und
DIMOCO. Zwar ist es auch möglich bill-it-easy für die Bezahlung physischer Gü-
ter anzuwenden, aufgrund der Ausgestaltung der Lösung erscheint sie jedoch bes-
ser für die Abrechnung von digitalem Content im Micropayment-Bereich geeignet
zu sein. Per September 2005 können die Angebote von 23 unterschiedlichen An-
bietern mit bill-it-easy bezahlt werden14.

14 Gemäß Unternehmenswebsite www.billiteasy.com, Abruf: 2.9.2005.


68 Thomas Lammer, Karsten Stroborn

5.4 Mobile Payments

Im Rahmen der von Karlsson und Taga in diesem Buch vorgestellten Studie zu M-
Payment findet sich Deutschland in der Anfangsphase in Bezug auf die voll-
ständige M-Payment-Marktreife, während Österreich als fortgeschritten hinsicht-
lich des Marktreifestatus bewertet wird. Ein wesentlicher Grund dafür ist zweifel-
los die Einstellung des paybox-Endkundenservices in Deutschland vor nunmehr
über zwei Jahren. In Österreich – wo das Service fortgeführt wurde – setzen neben
paybox jedoch insbesondere die Mobilfunkbetreiber Akzente im Bezahlen per
Mobiltelefon. Die mobilkom austria war nach eigenen Angaben das erste Tele-
komunternehmen, welches im Jahr 2002 eine Bank (A1 Bank) gegründet hat. En-
de 2002 folgte T-Mobile Austria mit einer Banklizenz für die T-Mobile Billing &
Service GmbH15, gefolgt von der Nummer drei am österreichischen Mobilfunk-
markt, One. Vor allem A1, T-Mobile Austria („T-Mobile pay by phone“) und One
(„One mobil“) sind es auch, die ihren Vertragskunden die Möglichkeit anbieten,
Güter und Dienstleistungen mit dem Handy zu bezahlen und – je nach Anbieter –
über die Telefonrechnung, Bankeinzug, Wertkarte oder Kreditkarte abzurechnen
(Lammer 2004). Andere Verfahren, die bei Initiierung oder Autorisierung eben-
falls auf das Mobiltelefon zurückgreifen, haben zwar wesentliche Elemente eines
Billingverfahrens, werden im Rahmen dieses Beitrages jedoch den Mobile Pay-
ment-Verfahren zugerechnet, da die Abrechnung zumeist über die Mobilfunk-
rechnung erfolgt.

5.4.1 paybox
Im Jahr 2000 wurde die paybox austria AG als Tochterunternehmen der deutschen
paybox.net AG gegründet und bietet seit Anfang 2001 ein betreiberunabhängiges
M-Payment-Service in Österreich an. Ende 2002 zog sich die Deutsche Bank, bis
dahin zu 50 % Eigentümer der paybox.net AG, aus dem Unternehmen zurück, was
die Einstellung des paybox-Endkundengeschäfts u.a. in Deutschland zur Folge
hatte. Die mobilkom austria, bis zu diesem Zeitpunkt 49 % Eigentümerin der pay-
box austria, übernahm die Österreich-Tochter zur Gänze (Lammer 2004). Jochen
Punzet beschreibt in seiner Fallstudie später in diesem Buch paybox detailliert.

5.4.2 MIA – M-Commerce Interface Austria


Ähnlich wie die Banken im Rahmen von eps haben sich die österreichischen Mo-
bilfunkbetreiber 3, One, T-Mobile und tele.ring auf eine einheitliche technische
Schnittstelle für Zahlungen mittels Handy geschaffen: MIA16 (M-Commerce Inter-
face Austria). Die mobilkom austria wiederum konzentriert ihr M-Payment-
Engagement vor allem in der 100 % Tochter paybox AG, bietet über die A1 Bank
jedoch auch ihren Mobilfunkkunden die Möglichkeit ihre Handynummer als Ver-

15 Im September 2005 hat die T-Mobile Billing & Service GmbH die Bankkonzession al-
lerdings wieder zurückgelegt (OeNB 2005).
16 Die Website ist unter http://mia.co.at abrufbar.
Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich: ein Überblick 69

rechnungskontonummer zu führen. Bereits bestehende Anwendungen wie Mobile


Ticketing sind in die neue Bank-Lösung eingebunden. Anfang Oktober 2005 kün-
digte One an, ein Sechstel der paybox-Anteile von der mobilkom austria zu über-
nehmen. Vorausgesetzt der Genehmigung europäischer Behörden, zeichnet sich
damit eine weitere Konsolidierung des österreichischen M-Payment-Marktes ab
(paybox 2005).
Bei MIA gibt der Kunde bei der Bezahlung seine Telefonnummer bekannt und
autorisiert den Bezahlvorgang. Im Anschluss bekommt der Kunde noch eine
Bestätigungs-SMS vom Shop zugeschickt. Die Abrechung erfolgt über die monat-
liche Telefonrechnung, bei manchen Betreibern auch über Kreditkarte oder via
Bankkonto. Die Höchstbeträge variieren bei jedem Netzbetreiber.

5.4.3 Handypay
Der Contentprovider Jamba! AG hat mit Handypay17 ein Bezahlsystem für digita-
len Content gestartet, welches Kunden von T-Mobile, Vodafone und O2 zur Ver-
fügung steht. Handypay kann für Zahlungen bis zu einem Betrag von 10 Euro ge-
nutzt werden. Nach Eingabe der Mobilfunknummer auf der Website des Anbieters
erhält der Kunde eine SMS mit PIN-Code, welcher im Bezahlfeld auf der Website
eingegeben werden muss. Die Abrechnung erfolgt über Mobilfunkrechnung oder
das Prepaid-Guthaben beim Mobilfunkbetreiber. Für Verbraucher ist das Service
gebührenfrei.

5.4.4 M-Pay
Vodafone M-Pay18 ermöglicht Bezahlen im E- und M-Commerce sowie am Au-
tomaten und hat aktuell mehr als 40 Akzeptanzpartner. M-Pay steht den Kunden
von Vodafone zur Verfügung und ist ohne zusätzlichen Basispreis nutzbar – es
werden die anfallenden Kommunikationskosten verrechnet. Die Abrechnung er-
folgt über die Mobilfunkrechnung, wobei die einzelnen Transaktionen extra aus-
gewiesen werden.

6 Fazit und Ausblick

x Auch wenn die kommerzielle Bedeutung der elektronischen Bezahlverfahren


im Internet (noch) eher gering ist: Es handelt sich aus zwei Gründen um ein
stark wachsendes attraktives Marktsegment. Zum einen bestimmt eine neue In-
ternet-orientierte Einkaufskultur den Wunsch nach adäquaten Zahlungsmitteln
für dieses Medium. Dazu zählt einerseits der Bequemlichkeitsaspekt für den
Verbraucher, sich im Netz gut zu informieren und nach umfassenden Preisver-

17 Weitere Informationen sind unter http://www.enterpayment.de/download/hp/ abrufbar.


18 Weitere Informationen sind unter folgender URL abrufbar:
http://www.vodafone.de/dienste_kommunikation/infos_unterhaltung/56690.html.
70 Thomas Lammer, Karsten Stroborn

gleichen auch dort einzukaufen, andererseits auch eine neue Einkaufskultur à la


eBay, bei der unter anderem auch neue Vertriebswege ausprobiert werden. Zum
anderen ermöglichen erst geeignete Zahlungsverfahren die Entwicklung digita-
ler Güter- und Dienstleistungsmärkte.
x Auch wenn deren Dynamik in der Anfangseuphorie des WWW überschätzt
wurde, so zeigen die letzten Jahre eine stetige Zunahme sowohl des teils sehr
innovativen Angebots aber auch der Nachfrage nach Digitalem. Interessant
hierbei ist, dass beispielsweise im äußerst erfolgreichen Segment elektronischer
Kleinanzeigen von den Anbietern Gebühren verlangt werden können – abge-
rechnet über elektronische Bezahlverfahren – die bislang im Druckgeschäft bei
der Masse kostenloser Möglichkeiten nicht mehr durchgesetzt werden konnten.
Es sieht so aus, als wäre die Kostenlos-Kultur im Netz an ihre Grenzen gesto-
ßen und sich eine Bezahl-Kultur entwickelt. Daran haben die elektronischen
Bezahlverfahren einen starken Anteil – teils hat ihre Existenz den Markt erst
ermöglicht, da die Transaktionskosten elektronischer Ware massiv gesenkt
werden konnten und zudem das Bündeln der Abrechnung vieler kleiner Beträge
über einen Zahlungssystemanbieter die Abrechnung dieser Beträge erst lukrativ
ermöglicht hat. Einzig im Micropayment-Segment unter 1 Euro tut sich entge-
gen den Erwartungen in den 1990er Jahren relativ wenig.
x Nicht nur die Online-Umfragen, auch die vorgelegten Geschäftszahlen der
Kreditkartenorganisationen zeigen die Marktmacht der Kreditkartenzahlungen.
In der Offline-Welt sind Kreditkarten neben der Barzahlung das einzige inter-
national einsetzbare Zahlungsmittel. Im Internet sieht es ähnlich aus. Der Vor-
teil der Kreditkartenanbieter ist die relativ einfache Verwendung eines existie-
renden Netzwerks inklusive bereits etablierter Vertragsgestaltung zwischen den
Akteuren. Ein solches Netzwerk muss für innovative Zahlungsmittel erst zu
hohen Kosten aufgebaut werden, eine Chance liegt allerdings in neuen Marke-
tingwegen und eventuell niedrigeren Transaktionskosten
x Sicherlich ist eine zu komplizierte Technik noch immer ein Hindernis für inno-
vative Zahlungsverkehrslösungen. Gleichwohl lassen sich aus dem Vergleich
des österreichischen und deutschen Marktes interessante Erkenntnisse gewin-
nen. Zunächst lässt sich die These, innovative Zahlungsverkehrssysteme wären
den Kunden kaum zu vermitteln, so nicht halten. Während paybox in Deutsch-
land den Rückzug angetreten hat, hat das österreichische Pendant einen erfolg-
reichen Marktauftritt; die Konsumenten scheinen den Zusatznutzen erkannt zu
haben. Während in Deutschland die potenziellen Kooperationspartner sowohl
in der Finanzbranche als auch bei den Telekommunikationsunternehmen
Schwierigkeiten haben, gemeinsame technische Plattformen zu bilden, ist die-
ser Weg in Österreich in vollem Gange – sowohl im Bereich Mobile Payment
als auch bei Online-Überweisungen. Von den Kunden werden diese Lösungen,
da sie einen erkennbaren Zusatznutzen bilden, bereitwillig angenommen.
x Wird die Vermarktung intensiviert und bietet der Kooperationspartner respekti-
ve die Konzernmutter deutliche Unterstützung, lassen sich darüber hinaus auch
neuartige, für die Konsumenten ungewohnte Zahlungsverfahren wie das Bezah-
len per E-Mail bei PayPal durchsetzen – dies gilt nicht nur für Österreich und
Deutschland. PayPal beispielsweise ist auf dem besten Weg eine weltweit ak-
Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich: ein Überblick 71

zeptierte Zahlungsverkehrslösung zu werden, die den kritischen Punkt bei


Netzeffektgütern – die Teilnehmerzahl – bereits deutlich erreicht hat.
x Mehrere der in diesem Buch vorgestellten Verfahren und Fallbeispiele zeigen
zudem eine zunehmende Technikaffinität der Kunden bzw. bestimmter Kun-
densegmente im Internet gegenüber den Zeiten einer chancenlosen SET User-
wallet-Installation. In dem Moment in dem der Zusatznutzen für den Kunden
deutlich wird, und sei es über den Leidensdruck eine Dienstleistung im Internet
sonst überhaupt nicht zu erhalten, steigt die Motivation sich mit technischen
Details auseinander zu setzen. So wird beispielsweise damit gerechnet, dass die
GeldKarte, trotz notwendigem Klasse-3-Lesegerät, zur Altersverifikation im In-
ternet durchaus Chancen hat, wenn andere vermeintlich einfachere Wege de ju-
re blockiert sind.
x Generell gilt, das der Markt der Zukunft auch weiterhin durch eine Vielfalt an
Bezahlverfahren und -systemen bestimmt wird, da einerseits viele Spezialwün-
sche befriedigt werden wollen, andererseits unterschiedliche Transaktionsgrö-
ßen auch verschiedene Zahlungsvarianten erfordern. Allerdings wird es sicher-
lich hinsichtlich der Marktanteile keine Gleichverteilung geben. Einige wenige
Marktteilnehmer werden den Markt anführen, dabei werden die „konventionel-
len“ Zahlungsmethoden vorne dabei sein. Inwieweit die klassischen Zahlungs-
systemanbieter, Banken und Kreditkartenorganisationen, auch weiterhin füh-
rend bleiben, wird vor allem der Erfolg oder das Scheitern anderer
Anbieterkooperationen bzw. -konstellationen entscheiden.

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M-Payment im internationalen Kontext

Johan Karlsson, Karim Taga

Arthur D. Little Austria GmbH, Wien

1 Ein langsamer Anfang

Der Markt für Mobile Payments ist bisher hinter den Erwartungen der Analysten
zurückgeblieben. Ältere Prognosen von Marktforschungsunternehmen, die mit
Umsätzen von bis zu 15 Milliarden US-Dollar in 2003 rechneten, haben sich als
zu optimistisch herausgestellt. Auch wenn der M-Payment Markt in den letzten
Jahren gewachsen ist, so hat das Wachstum bei weitem nicht die Erwartungen er-
füllt, denn in Realität verzeichneten mobile Transaktionen einen Umsatz von nur
3,2 Milliarden US-Dollar.
Warum ist es im M-Payment Segment nicht zu dem von vielen Branchenexper-
ten vorgesehenen explosiven Zuwachs gekommen? Das lag zum einen an der
wirtschaftlichen Entwicklung und der Situation der Finanzmärkte nach dem Dot-
com- und Mobilfunk-Hype, zum anderen hat die Industrie selbst die Entwicklung
durch unklares Marketing, nicht ausreichend kommunizierten Nutzen für den
Kunden, mangelnde Standardisierung der verschiedenen Systeme sowie fehlenden
Partnerschaften behindert. Arthur D. Little hat das Feld M-Payment in einer welt-
weiten Studie, im Zuge derer über 100 Experten aus mehr als 30 Ländern inter-
viewt wurden, untersucht (Taga u. Karlsson 2004).

2 Viele Player haben viel zu gewinnen

Insgesamt ist es bei allen Arten von M-Payment-Transaktionen auffällig, dass es


sich stets um eine komplexe Wertschöpfungskette handelt – im Vergleich zu ande-
ren Formen der Bezahlung. Entlang der M-Payment Wertschöpfungskette sind
mehr Akteure involviert als bei herkömmlichen Zahlungsverfahren und ihre Rol-
len sind Änderungen unterworfen (siehe Abb. 1). Deswegen ist es für alle Betei-
ligten eine große Herausforderung, eine klare Rollenverteilung zu finden und für
alle Player selektive Anreize zu setzen.
74 Johan Karlsson, Karim Taga

M-Payment Wertschöpfungskette
Verbände und Foren
Regulierungsbehörden
Anbieter von
Transaktions- Banken
diensten
Mobilfunk-
Händler Neue Anbieter Kunden
betreiber

Kreditkarten Interbanken

Middleware /
Anwendungen Plattformbetreiber Gerätehersteller

Abb. 1. M-Payment Wertschöpfungskette

Mobilfunkunternehmen befinden sich hier in einer guten Position, um stark von


der Zunahme von M-Payments zu profitieren. Sie haben eine enge Beziehung zum
Kunden, verfügen über die nötige Infrastruktur für M-Payments und haben Ein-
fluss auf die Endgerätewahl der Kunden. Mit zunehmender Reife des Marktes für
Sprachtelefonie interessieren sich Mobilfunknetzbetreiber für mobile Datenüber-
tragung, um ihre Margen zu erhöhen oder zu sichern. Dabei ist es für Betreiber ein
nahe liegender erster Schritt in Richtung M-Payments, das Wiederaufladen von
Prepaid-Karten über M-Payment anzubieten, und somit die hohen Distributions-
kosten für Prepaid-Karten zu reduzieren. Betreiber die innovativere M-Payment
Dienste anbieten, wie z.B. M-Parking und M-Ticketing erreichen durch zusätzli-
che Service-Gebühren höhere Margen. Die Vorteile für Mobilnetzbetreiber sind
allerdings nicht nur finanzieller Natur. In der Arthur D. Little Studie nannten Mo-
bilnetzbetreiber vor allem die Möglichkeit zur Differenzierung gegenüber den
Wettbewerbern als einen der Hauptvorteile von M-Payments.
Finanzdienstleistungsunternehmen wie Kreditkartenfirmen und Banken haben
gute Beziehungen mit Händlern und Kunden aufgebaut und darüber hinaus ver-
fügen sie über fundiertes Wissen im Bereich Zahlungstransaktionen und Risiko-
management. M-Payment gibt Banken die Möglichkeit, neue Kundensegmente zu
erschließen, die sie sonst nicht erreichen würden. Ein Beispiel ist das Jugendseg-
ment, welches in der Regel kein signifikanter Anwender von Bankdienstleistungen
ist. Viele Banken wollen aber nicht in M-Payments investieren, da sie die dafür
notwendigen Investitionen und eine mögliche Kannibalisierung ihres Kernge-
schäfts abschrecken.
Nichtsdestotrotz stellt M-Payment für Mobilfunkunternehmen sowie Finanz-
dienstleistungsunternehmen eine mögliche zusätzliche Ertragsquelle mit Gewinn-
margen zwischen 2,4 % und 5 % dar.
M-Payment im internationalen Kontext 75

Einzelhandel allgemein 2,4%

Überweisungen an Telefon 2,4%

Verkaufsautomaten 3,4%

Eintrittskarten 3,8%

Fahrscheine 4,0%

Mobile Gambling 4,8%

Mobile Insurance 5,0%

0% 2% 4%
Durchschnittlich erwartete Gewinnmarge (in %)

Abb. 2. Gewinnmargen bei M-Payment

Händler sehen in M-Payment-Anwendungen die Möglichkeit, sich zu differenzie-


ren und dadurch ihren Umsatz zu erhöhen. Zusätzliche Vorteile können sie durch
die schnellere Zahlungsautorisierung und das im Vergleich zu Kreditkarten poten-
tiell niedrigere Niveau von Zahlungsbetrug lukrieren. In vielen Fällen stellen die
M-Payment-Betreiber sogar eine Zahlungsgarantie aus.
Zulieferer, wie z.B. Plattform- und Endgerätehersteller, warten die Systeme;
entwickeln Applikationen für M-Payments und können vom erhöhten Umsatzpo-
tential des neuen M-Payments-Marktes profitieren. Der führende Handyhersteller,
Nokia, versucht bewusst eine führende Rolle im Prozess einzunehmen und hat an-
gefangen mit Banken, VISA und MasterCard zu kooperieren, um ein neues M-
Wallet Applikation zu entwerfen.
Zusätzlich finden auch Kunden, vor allem durch die Convenience der M-Pay-
ment-Dienste einen Nutzen. Der bedeutendste Differentiator von M-Payments ist
das hohe Maß an Flexibilität, das die Applikationen in Zeit und Raum mit sich
bringen.

3 So funktionieren M-Payments

Basierend auf dem Zahlungskanal gibt es fünf Kategorien von mobilen Transakti-
onen.
x Telekomnahe Transaktionen und mobiles Portal: Transaktionen zwischen dem
Mobilbetreiber und dem Kunden. Hierzu zählt zum Beispiel das schon heute
bedeutende Segment für Handystyling, welches Zahlungstransaktionen für
Klingeltöne, Logos, Wallpapers und Spiele beinhaltet. Auch das Aufladen von
Wertkartenhandys kann zu diesem Segment gezählt werden. So kann ein Fami-
lienmitglied über sein Vertragshandy die Wertkartenhandies der weiteren Fami-
76 Johan Karlsson, Karim Taga

lienmitglieder aufladen. Der ganze Betrag wird dem Vertragshandy verrechnet


und der Mobilbetreiber vermeidet hohe Vertriebskosten.
x Phone to Machine (P2M): M-Payments an Automaten für Einkäufe von Waren
wie Getränken, Zigaretten und Tickets. Wenn z.B. ein Kunde Zigaretten von
einem Automaten kaufen will, schickt er eine SMS mit dem Code für die ge-
wünschte Zigarettenmarke an eine besondere M-Payments-Nummer. Das M-
Payments-System schickt dann den Befehl an den Automaten, die Zigaretten
auszuliefern. In den meisten EU-Ländern muss bei Tabakverkäufen in Kürze
überprüft werden, ob der Kunde ein Mindestalter erreicht hat und M-Payment-
Lösungen können das Alter des Kunden überprüfen, bevor die Transaktion bes-
tätigt wird.
x Face to Face (F2F): M-Payments bei Point-of-Sale-Terminals (POS) in Ge-
schäften, Tankstellen und Taxis.
x Online: Diese Transaktionen werden direkt von einem an das Mobilnetz ange-
schlossenen Server abgewickelt. Beispiele sind Transaktionen für Bücher, CDs,
DVDs, Event Tickets oder Antworten an mobile Push-Marketing Aktionen. M-
Parking, anfangs einer der beliebtesten M-Payment-Dienste, gehört auch zu
dieser Kategorie. Der Kunde schickt eine SMS mit der gewünschten Parkdauer
an den M-Commerce-Server. Der Server antwortet gleich mit einem elektroni-
schen Parkschein. Zehn Minuten bevor der Parkschein ausläuft schickt der Ser-
ver noch eine Erinnerung an den Kunden und der Kunde kann den Schein ver-
längern, ohne an sein Auto zurückgehen zu müssen.
x Phone to Phone (P2P): Bezahlungen für Einkäufe über Versteigerungsplattfor-
men wie z.B. eBay, Bezahlungen wo Restaurantgäste ihren Teil der Rechnung
an einen Freund zahlen und der Freund dann die Gesamtrechnung an das Re-
staurant bezahlt, Übertragen von Taschengeld an Kinder, etc. In diesen Fällen
schickt der Kunde eine SMS mit der zu übertragenden Summe und der Mobil-
nummer des Empfängers an den M-Payment-Server. Der Server ruft zurück
und verlangt zur Autorisierung der Transaktion einen PIN-Code. Das Geld wird
dann an das Telefonkonto des Empfängers transferiert.
Zusätzlich wird zwischen Micro- und Macropayments unterschieden. Generell
wird eine Grenze bei 10 Euro gezogen. Transaktionen unter 10 Euro werden Mic-
ropayments und Transaktionen über 10 Euro Macropayments genannt. In den In-
terviews zur Studie ist allerdings aufgefallen, dass die Trennung viel mehr nach
den jeweiligen Authentifizierungsverfahren zu ziehen ist. Eine Transaktion die nur
durch die SIM-Karte authentifiziert wird, ist eine Micropayment, während Trans-
aktionen, die zusätzlich über eine PIN (Personal Identification Number) authenti-
fiziert werden, unter Macropayments fallen. In Abb. 3 werden die verschiedenen
M-Payment Transaktionen nach Zahlungskanal und Transaktionsgröße kategori-
siert: Im Bereich Telekom und mobiles Portal werden vorwiegend Transaktionen
geringer Größenordnung abgewickelt, während Makrozahlungen in erster Linie
über Online- und persönliche Kanäle erfolgen.
M-Payment im internationalen Kontext 77

Höhe der Beträge Point of Sale


Zahlungskanal
Mikrozahlungen Makrozahlungen (Beispiele)
< 10 Euro* > 10 Euro*

TK - mobiles Portal Content Server

Webseite- /
Online M-Commerce-Plattform
P2M Getränke- /
(Phone-to-Machine) Ticketautomat
F2F
(Face-to-Face) Taxi

P2P -
(Phone-to-Phone)
*) indikative Werte, abhängig vom Umfang des jeweils verwendeten Authentifizierungsverfahrens

Abb. 3. Kategorisierung von M-Payments nach Zahlungskanal und Transaktionsgröße

4 Regionale Unterschiede

Bei einem Ländervergleich wird deutlich, dass die einzelnen Länder sich in unter-
schiedlichen Reifephasen hinsichtlich der Marktdurchdringung mit M-Payments
befinden. Während im technologiefreundlichen Asien M-Payments zum Teil weit
verbreitet sind, befinden sich viele lateinamerikanische Länder noch am Anfang
der Entwicklung. Die niedrige Bankkontopenetration in Lateinamerika begrenzt
zum Teil das M-Payment Potential. Allerdings gibt es Mobilfunkbetreiber, die
schon neue Geschäftsmodelle entwickeln, um die an Banken nicht angeschlosse-
nen Kunden zu bedienen. In Venezuela, ein Land mit einer mittleren Mobilpenet-
ration und einer hohen Prepaid Kundenbasis, steht schon ein Dienst zum Aufladen
von Wertkartenhandys zur Verfügung. In Europa liegt vor allem Österreich weit
vorne.
Auch in den USA ist der M-Payment Markt sehr klein. Das ist vor allem auf die
starke Fragmentierung des Bankensektors und der Mobilfunkbranche, und weiters
auf die breite Zugänglichkeit von weit akzeptierten Zahlungsinstrumenten wie
z.B. Kreditkarten zurückzuführen. Allerdings hat die USA die höchste Rate an
PC-Anwendern und Kreditkarteninhabern weltweit. Dies, kombiniert mit dem ho-
hen Wachstumspotential des Mobilsegments, könnte zur Entstehung eines sehr att-
raktiven M-Payment Markts führen, wenn M-Payment-fähige POS-Endgeräte am
Markt verbreitet werden.
Basierend auf der Arthur D. Little-Studie wurden Rahmenbedingungen identi-
fiziert, die zur Marktentwicklung in Märkten am Anfang der Entwicklung beige-
tragen haben:
78 Johan Karlsson, Karim Taga

x ein gut etablierter Finanzdienstleistungssektor,


x hohe Mobilpenetration mit hohem Anteil an Vertragskunden,
x ein entwickelter Internetmarkt und
x eine regulatorische Umgebung, die zumindest nicht die M-Payment-Entwick-
lung entmutigt hat.
M-Payment*

Österreich
Marktreife

Korea
Relative

Singapur
Norwegen
100%
Spanien
Japan
Finnland
80% Italien
Kroatien
China
60% Niederlande
Schweiz
Schweden
40% Deutschland
UK
Tschechien
Venezuela Kanada
20% USA
Slowakei Estland
Frankreich
Kolumbien Belgien
0%
Hongkong
Marktreife
Status
nicht ausgereift Anfangsphase in Entwicklung fortgeschritten vollständig
*) in Bezug auf vollständige Marktreife

Abb. 4. M-Payment Marktreife

Entsprechend dieser Rahmenbedingungen erwarten die befragten Experten für


2006 bis 2008 eine tendenziell größere Verbreitung von M-Payment in Asien und
Australien im Vergleich zu Europa.

80%
Asien & Australien 71%
Europa
60%
51%
43%
40%

20%
8%
2% 0%
0%
2004 2006 2008
Abb. 5. Prognostizierte Verbreitung des M-Payment (% der Befragten, die eine hohe
Verbreitung erwarten).
M-Payment im internationalen Kontext 79

5 Der Führende prägt den Markt

Innerhalb der einzelnen Märkte lassen sich in Abhängigkeit davon, wer entlang
der Wertschöpfungskette den Prozess maßgeblich vorangetrieben hat fünf ver-
schiedene Geschäftsmodelle ausmachen: getrieben
x von den Mobilfunknetzbetreibern,
x von den Banken,
x von unabhängigen Payment Service Providern,
x von der Regierung oder
x von der Industrie.
Wenn ein M-Payment-Markt ganz am Anfang der Entwicklung steht, oder wenn
er in einem großen, sehr liberalisierten Geschäftsumfeld versucht zu wachsen,
scheint Anarchie zu herrschen. Anarchie herrscht, wenn verschiedene Stakeholder
ihre eigenen Plattformen mit wenig Kooperationen, geschlossenen Schnittstellen
und proprietären Lösungen pushen. Beispiele von Ländern, die sich in einem Sta-
tus von Anarchie befinden sind Italien, Deutschland und Großbritannien. Hier sind
die Rollen der Teilnehmer in der Wertschöpfungskette noch unklar. Der Mangel
an einem starken Geschäftsmodell begrenzt die Zusammenarbeit zwischen den un-
terschiedlichen Playern am Markt. In Großbritannien und Deutschland hat sich
gezeigt, dass Content Aggregator in den M-Payment Markt gehen. Grund dafür ist
sicherlich, dass digitaler Content zurzeit der größte Markt für M-Payments ist.
Bango in Großbritannien und Jamba in Deutschland sind zwei Beispiele dafür,
dass Content Aggregator eigene M-Payment Dienste auf den Markt gebracht ha-
ben.
Im einem Geschäftsmodell, das von Mobilfunkbetreibern getrieben wird, kon-
trolliert der Mobilfunkbetreiber die Mehrzahl der Transaktionen und Verträge mit
den Händlern. Beispiele für dieses Modell sind mobilkom mit paybox in Öster-
reich und NTT DoCoMo in Japan. So hat mobilkom bereits 1999 zusammen mit
der österreichischen Eisenbahn ÖBB ein M-Ticket eingeführt und seitdem konti-
nuierlich an der Ausweitung des M-Payment Diensteportfolios gearbeitet.
In Modellen, die von Banken getrieben werden, bilden Finanzdienstleistungsin-
stitutionen eine Joint Venture zur Entwicklung, Betrieb und Vermarktung von M-
Payment-Plattformen und laden Mobilfunkbetreiber zur Zusammenarbeit ein. In
Belgien gibt es ein Beispiel für ein bankengetriebenes Modell. Dort wurde dem
Clearinghouse Banksys die Vollmacht von den Banken erteilt, M-Payment-
Aktivitäten zu entwickeln. Bis jetzt hat Banksys eine M-Payment-Plattform entwi-
ckelt, die schon erfolgreich das Aufladen von Wertkartenhandys für den zweit-
größten Mobilfunkbetreiber abwickelt. Man sieht noch Partnerschaften mit zwei
weiteren Mobilfunkbetreibern vor und es ist wahrscheinlich, dass die Plattform
zum Standard für M-Payments in Belgien wird.
Singapur und Korea sind zwei der fortgeschrittensten M-Payments-Märkte der
Welt und exzellente Beispiele von regierungsgetriebenen Märkten. In Singapur hat
man auf Initiative der Regierung die Entwicklung einer M-Payment-Plattform
ausgeschrieben. Die Stakeholder jedes bietenden Konsortiums mussten die gesam-
80 Johan Karlsson, Karim Taga

te Wertschöpfungskette unterstützen. Eine Reihe von M-Payment Pilotprojekten


sind schon weit fortgeschritten. YW8, eine Zusammenarbeit zwischen Banken,
Transaction Service Providern, Mobilfunkbetreibern und Händlern, ist dank des
entstehenden M-Lifestyle im Land sehr erfolgreich.
Auf einigen Märkten haben unabhängige, oft Venture Capital finanzierte Servi-
ce Provider eine Banklizenz erworben und sind fähig mobile Zahlungstransaktio-
nen abzuwickeln. Contopronto ist ein norwegischer M-Payment Dienstleister mit
einer unabhängigen M-Payment-Lösung, die im Jahr 2002 auf den Markt gebracht
wurde. Die Firma hat auch eine E-Geld-Lizenz vom norwegischen Finanzministe-
rium bekommen. Contoprontos Plattform erlaubt Mobilfunkkunden Bezahlungen
und Geldtransaktionen an jedes Bankkonto und jede Kreditkarte über das Handy
abzuwickeln.

6 Eine Branche mit Zukunft

Auch wenn der M-Payment Markt in den letzten Jahren gewachsen ist, so hat das
Wachstum die Erwartungen bei weitem nicht erfüllt. Seit einiger Zeit gibt es aller-
dings in einigen Ländern Zeichen dafür, dass Marktteilnehmer angefangen haben,
Partnerschaften zu entwickeln, um den Markt besser zu bedienen und es gibt Bei-
spiele aus mehreren Ländern, in denen M-Payment Dienste erfolgreich auf den
Markt gebracht worden sind.
Im Zuge der Arthur D. Little-Studie wurden Experten nach dem momentanen
Entwicklungsstand ihres Marktes hinsichtlich unterschiedlicher M-Payment
Dienste befragt. Jene Dienste, die zurzeit in Entwicklung oder schon eingeführt
sind, sind in Abb. 6 aufgelistet. Demnach sind die üblichsten M-Payment Dienste
Kino- und Eventtickets, Internetzahlungen und mobile Shopping.

Fernverkehrszugtickets 4% 5% 9% 25% 58%

Nahverkehrstickets 2% 14% 11% 21% 53%


Mobiles Gambling 4% 23% 9% 26% 39%

Automaten 9% 18% 23% 18% 33%

M-Parking 5% 25% 25% 18% 28%

Mobiles Shopping 11% 28% 9% 25% 28%

Internettransaktionen 2% 37% 7% 28% 26%

Eventtickets 18% 16% 19% 25% 23%

Kinotickets 14% 25% 18% 28% 16%


0% 20% 40% 60% 80% 100%

Interviewteilnehmer (in %)

Start < 6 Monate her Start >= 6 Monate her Pilot In Entwicklung Nicht geplant

Abb. 6. Entwicklungsstand unterschiedlicher M-Payment Dienste


M-Payment im internationalen Kontext 81

Unterschiede im Reifegrad verschiedener Märkte wird es auch in Zukunft geben.


Wie schnell M-Payment Dienstleistungen brauchen, um Fuß zu fassen, ist vor al-
lem von Marktbesonderheiten, Key Playern und entsprechenden Regulatoren ab-
hängig. Grundsätzlich wird der Markt auch in Zukunft insbesondere von den Mo-
bilfunkbetreibern getrieben werden. Allerdings werden, zu Gunsten des M-
Payment Marktes, die Banken und Kreditkarteninstitutionen eine größere Rolle
spielen. Regulatoren wird ebenfalls eine wichtige Rolle beigemessen, da sich ohne
ihre Unterstützung M-Payment in keinem Markt behaupten kann.
Die Grundinvestition in eine M-Payment Plattform ist nicht zu unterschätzen,
so kann etwa eine M-Ticketing Plattform 250.000 US-Dollar kosten. Es gibt aller-
dings besondere Vorteile für den Marktführer und signifikante Risiken für den, der
keine M-Payment Strategie entwickelt. Ein Unternehmen, das die M-Payment
Entwicklung führt, wird nicht nur am Markt als einen Innovationsführer angese-
hen, sondern kann auch ein System entwerfen, das seiner Marktpositionierung und
seinen Stärken angepasst ist. Zu einem gewissen Teil wird der Marktführer auch
die Bedingungen anderen Unternehmen, die später auf den Markt eintreten vor-
schreiben und letztendlich hat er eine stärkere Verhandlungsposition.
Auf der anderen Seite werden Unternehmen, die den M-Payment Markt im
Moment vernachlässigen, damit konfrontiert sein, den Start eines schnell wach-
senden Marktes verpasst zu haben. Ein später Markteintritt birgt die Risiken, al-
leine dazustehen, nur wenige potentielle Partner zur Auswahl zu haben und nur
teure Optionen für den Zugang zu einer M-Payment Plattform vor zu finden.
Basierend auf unserer Studie, glauben wir, dass M-Payments in den nächsten
Jahren hauptsächlich Dienste wie M-Parking und M-Ticketing unterstützen wer-
den. Weiters sind wir davon überzeugt, dass M-Payments in der nahen Zukunft
zum Beispiel Kreditkarten nicht ersetzen werden. Allerdings in Märkten wie z.B.
in den USA, in denen Kreditkarten sehr häufig verwendet werden, kann M-
Payments ein zusätzliches Medium werden, über welches Kreditkartentransaktio-
nen ausgeführt werden können.
In Österreich akzeptieren schon 4.000 Stellen das Handy als Zahlungsmittel.
Wie in Abb. 7 dargestellt, kann man ohne Probleme einen ganzen Tag ausschließ-
lich mit dem Handy als Zahlungsmittel gestalten.

7 Die Herausforderungen

Der M-Payment Markt ist noch weit davon entfernt, weltweit etabliert zu sein. Um
dies zu erreichen, müssen mehrere strategische Herausforderungen von allen Teil-
nehmern der Branche adressiert werden.
82 Johan Karlsson, Karim Taga

12
Kauft Ticket für die Straßenbahn unterwegs zur
9 3
Haltestelle. Vermeidet die Schlangen vor den
Ticketautomaten.
6

12
Kauft eine Schachtel Zigarette vom
9 3 Automaten bei der Straßenbahnhaltestelle.
6

12
Auf dem Weg zum Büro bekommt er eine
9 3 Einladung zu Freunden in Berlin und kauft das
6 Zugticket Wien-Berlin über sein Handy.

12 Besucht einen Kunden zusammen mit einem


9 3 Kollegen, fährt mit dem Auto und bezahlt die
6
Parkgebühr per Handy.
12 Das Kundengespräch läuft gut und dauert länger
9 3 als geplant. Das Parkticket wird über Handy
6
verlängert, ohne Verlassen des Meetings.
12
Auf dem Weg zurück füllt er den Tank auf. Ein
9 3 Cola wird vom Automaten außerhalb des Büros
6 gekauft. Alles wird mit dem Handy bezahlt.

12 Pizza für die ganze Belegschaft im Büro wird


9 3
bestellt. Die Rechnung wird gesamt per Handy
bezahlt. Kollegen bezahlen ihren Teil der Rechnung
6
vom Handy zu Handy.
12
Während der Mittagspause wird ein Lottotip
9 3 abgegeben und Tickets für das Britney Spears-
6 Konzert nächste Woche gekauft. Die Tickets sind
noch dazu versichert und er bekommt das Geld
12
zurück im Falle von Krankheit.
9 3
Der nächste Kundentermin fängt bald an und die
6
Fahrt wird mit Taxi unternommen. Die Rechnung
12
wird mit dem Handy bezahlt.
9 3 Auf dem Rückweg kauft er ein Weingeschenk
6 für die Freunde in Berlin. Der Wein wird mit
dem Handy bezahlt und an das Büro geliefert.
12

9 3 Es ist Zeit für einen Kaffee – in Wien gibt es etliche


6 Kaffeehäuser, wo mit dem Handy bezahlt werden kann.
12

9 3
Der nächste Kundentermin findet in einem
M-Payment-fähigen Restaurant statt.
6

12 Am Abend informiert er sich über das Kino- und


9 3 Theaterangebot. Er entscheidet sich für Theater
6 und kauft die Tickets mit seinem Handy.
12
Gleich nach dem Theaterbesuch ruft die Tochter
9 3
an. Sie hat gerade eine Freundin besucht und
möchte abgeholt werden. Geld für ein Taxi wird
6
direkt an ihr Handy übertragen.

Abb. 7. M-Payment Anwendungsszenarien in Österreich


M-Payment im internationalen Kontext 83

7.1 Herausforderung 1: Klare Verteilung von Rollen und Anreizen


entlang der Wertschöpfungskette

Die großen Mobilfunkunternehmen und Netzbetreiber sind wegen der vorhande-


nen technischen Infrastruktur und der relativ großen Kundenzahlen am besten ge-
eignet, um M-Payment-Dienstleistungen zur realisieren. Beim Zahlungstransfer
fehlen ihnen jedoch oft die Transaktions-Infrastruktur und die notwendigen Kern-
kompetenzen. Hinzu kommt, dass das Sicherheitsbedürfnis bei Kunden stark aus-
geprägt ist und ein ausreichendes Vertrauen in die Abwicklung von Zahlun-
gen eher bei den etablierten Banken gegeben ist. Bei der Abwicklung der
Zahlungen über das Girokonto der Kunden – wie dies gerade für Macro-Payments
von vielen Kunden bevorzugt wird – sind die Banken ohnehin ein notwendiger
Partner. Viele Netzbetreiber haben diesen Trend erkannt und halten entsprechende
Partnerschaften für sinnvoll.
Daneben beherbergt die Wertschöpfungskette für M-Payment eine Reihe von
weiteren Marktteilnehmern, die sich Nutzen aus mobilen Zahlungsmöglichkeiten
versprechen. Die Gefahr von proprietären Insellösungen und Schnittstellenprob-
lematiken ist bei mangelnden Partnerschaften also groß.
Ein Mehrwert kann nur dann für den Kunden und die Anbieter geschaffen wer-
den, wenn sich entsprechende übergreifende Allianzen z.B. zwischen Netzbetrei-
bern, Banken, Handelsorganisationen und Terminal-Anbietern bilden. Abb. 8 zeigt
beispielhaft den Ablauf einer M-Payment Transaktion mit mehreren beteiligten
Partnern. Ein vollständiger M-Payment-Prozess enthält demnach Initiierung, Au-
torisierung, Clearing und Abrechnung, Bestätigung des Geldtransfers und Liefe-
rung von Dienstleistung oder Ware.

Monatliche
Mobilfunk- Wertkarte Bankkonto Kredit-/Debit- Stored Value
rechnung Karte Account

3
Clearing / Abrechnung

Mobile Payment
Dienstleister 4
1
Initiierung Bestätigung
2 Geldtransfer
Autorisierung

5
Kunde Lieferung von Dienstleistung/Ware Händler

Abb. 8. Ablauf eines M-Payment Prozesses


84 Johan Karlsson, Karim Taga

7.2 Herausforderung 2: Standardisierung der Technologie, damit eine


offene Payment Lösung entstehen kann

Offene Standards und Interoperabilität zwischen Plattformen und Dienstleistungen


sind kritisch für den weitflächigen Zugang zu M-Payment-Diensten. So lange ein
Standard fehlt, trauen sich viele Unternehmen nicht in M-Payment zu investieren.
Sie würden sich schwer tun, einen genügend großen Markt zu erschließen. Es gibt
viele Standardisierungsorgane, die sich mit M-Payment beschäftigen. Beispiele
sind Mobey Forum, Open Mobile Alliance, MeT Ltd., Pay Circle und Simpay,
wobei letzteres seine Aktivitäten vorerst eingestellt hat. Ziel dieser Organisationen
ist die Harmonisierung der M-Payment Standards. Die Organisationen sind aller-
dings alle sehr branchenspezifisch (siehe Abb. 9) und es findet zu wenig Aus-
tausch zwischen den Branchen statt.

Branchengruppen

Mobilbetreiberfokussiert

Bankenorientiert

Technologiefokussiert

Sonstige

Abb. 9. Standardisierungsgremien mangelt es an branchenübergreifender Kooperation

Da viele M-Payment-Verfahren eine erstmalige Anmeldung am Verfahren oder


sogar Softwareinstallation auf dem mobilen Endgerät benötigen, sind einheitliche,
benutzerfreundliche Standards und eine damit verbundene Vielzahl von Akzep-
tanzstellen wichtig. Nur wenn der Zusatz-Aufwand für den Kunden in einem zu-
mutbaren Rahmen bleibt, werden sich neue Bezahlverfahren durchsetzen können.

7.3 Herausforderung 3: Entwicklung bzw. Aufbau einer


vertrauenswürdigen Marke, um Vertrauen in M-Payments bei
einer kritischen Masse von Endkunden und Händlern zu erzeugen

Die Akzeptanz von mobilen Zahlungsverfahren bei den Kunden ist ein entschei-
dender Faktor für den Erfolg von M-Payment. Ein sehr wichtiges Kriterium dafür
ist die wahrgenommene Sicherheit der Transaktionen und Schutz der persönlichen
M-Payment im internationalen Kontext 85

Daten des Kunden. Als die relevantesten Segmente für M-Commerce und damit
auch M-Payment wurden im Rahmen der Arthur D. Little-Studie Erwachsene und
Teenager identifiziert.

Erwachsene 96%
Teens 79%
Kleinstunternehmen
& Heimbüros 40%

Corporates 35%

KMUs 29%

Schüler 25%

Kinder 13%

0% 20% 40% 60% 80% 100%


Relevante Segmente (in %)
Abb. 10. Relevante Segmente für M-Commerce und M-Payment

Bei der Abrechnung von M-Payment Transaktionen herrscht auf der Kundenseite
oft Unsicherheit hinsichtlich der Vertraulichkeit und Sicherheit der persönlichen
Daten. Negative Schlagzeilen aus dem Handel im Internet haben Verbraucher
deutlich sensibilisiert – Sicherheitsbedenken senken die Wechselbereitschaft zu
mobilen Finanztransaktionen. Auch hier sind Partnerschaften mit renommierten
Marken aus dem Finanzsektor zur Schaffung von Vertrauen bei neuen Bezahlver-
fahren von Bedeutung – nicht zuletzt da Sicherheit ja zum großen Teil auch ein
subjektives Empfinden ist.
Viele neue Dienstleistungen setzen sich erst mit dem Erreichen einer kritischen
Masse an Nutzern langfristig durch. Eine flächendeckende Verfügbarkeit ist damit
von großer Bedeutung, da die Kunden erwarten, dass Ihnen ein mobiles Zahlungs-
system überall zur Verfügung steht. Genauso wichtig sind eine einfache, flexible
Benutzung des Systems und die Schaffung echter Mehrwerte für den Kunden.

7.4 Herausforderung 4: Zunächst Schwerpunkt der Dienste und des


Marketings auf Nutzenvermittlung, einfacher Anwendung und
einfachen Zugang

Ein nicht zu vernachlässigender Faktor sind auch die entstehenden (Zusatz-) Kos-
ten auf Seiten der Kunden und Händler: Viele Kunden sind in der Vergangenheit
im Internet mit kostenlosen Dienstleistungen "verwöhnt" worden. Die Zahlungs-
bereitschaft für die zusätzlichen Gebühren einer Geldtransaktion oder gar ein not-
wendiges Upgrade des verwendeten Endgeräts ist daher erfahrungsgemäß eher ge-
ring. Zusätzliche Kosten sind somit ein hemmender Faktor für den Erfolg von M-
Payment Produkten. Auch bei den Händlern dürfen die Margen durch Nutzungs-
gebühren für den Einsatz von mobilen Zahlungsverfahren nicht übermäßig be-
schnitten werden.
86 Johan Karlsson, Karim Taga

In der Konsequenz bedeutet dies für Anbieter von neuen M-Payment-Lösungen


erst einmal eine längere Durststrecke auf dem Weg zu positiven ROIs (Return on
Investments). Langfristig sind jedoch Gewinne aus mobilen Bezahlverfahren zu
erwarten – vor allem als Synergien mit mobilen Datendiensten, Cross-Selling und
Cross-Marketing.

8 Fazit

x Der Markt für Mobile Payments ist bisher hinter den Erwartungen zurück-
geblieben.
x Insgesamt ist es bei allen Arten von M-Payment-Transaktionen auffällig, dass
es sich stets um eine komplexe Wertschöpfungskette handelt – im Vergleich zu
anderen Formen der Bezahlung
 Mobilfunkunternehmen befinden sich in einer guten Position, um stark von der
Zunahme von M-Payments zu profitieren;
 Finanzdienstleistungsunternehmen wie Kreditkartenfirmen und Banken haben
gute Beziehungen mit Händlern und Kunden aufgebaut und darüber hinaus ver-
fügen sie über fundiertes Wissen im Bereich Zahlungstransaktionen und Risi-
komanagement;
 Händler sehen in M-Payment-Anwendungen die Möglichkeit, sich zu differen-
zieren und dadurch Ihren Umsatz zu erhöhen, zusätzliche Vorteile können sie
durch die schnellere Zahlungsautorisierung und das im Vergleich zu Kreditkar-
ten potentiell niedrigere Niveau von Zahlungsbetrug lukrieren;
 Kunden finden vor allem durch die Convenience der M-Payment-Dienste einen
Nutzen.
x Die einzelnen Länder befinden sich in unterschiedlichen Reifephasen hinsicht-
lich der Marktdurchdringung mit M-Payments
 im technologiefreundlichen Asien sind M-Payments zum Teil weit verbreitet;
 viele lateinamerikanischen Länder befinden sich noch am Anfang der Entwick-
lung;
 in Europa liegt vor allem Österreich weit vorne;
 in der USA ist der M-Payment Markt klein, vor allem durch starke Fragmentie-
rung des Bankensektors und Mobilfunkbranche, weiters durch die breite Zu-
gänglichkeit von weit akzeptierten Zahlungsinstrumente z.B. Kreditkarten.
x Innerhalb der einzelnen Märkte lassen sich in Abhängigkeit davon, wer entlang
der Wertschöpfungskette den Prozess maßgeblich vorangetrieben hat fünf ver-
schiedene Geschäftsmodelle ausmachen
 von den Mobilfunknetzbetreibern;
 von den Banken;
 von unabhängigen Payment Service Providern;
 von der Regierung oder;
 von der Industrie
M-Payment im internationalen Kontext 87

x Seit einiger Zeit gibt es in einigen Ländern Zeichen dafür, dass Marktteilneh-
mer angefangen haben, Partnerschaften zu entwickeln, um den Markt besser zu
bedienen und es gibt Beispiele aus mehreren Ländern, in denen M-Payment
Dienste erfolgreich auf den Markt gebracht worden sind.
x Ein Unternehmen, das die M-Payment Entwicklung führt
 wird am Markt als einen Innovationsführer angesehen;
 kann ein System entwerfen, das seiner Marktpositionierung und seinen Stärken
angepasst ist;
 wird auch die Bedingungen anderen Unternehmen, die später auf den Markt
eintreten vorschreiben können;
 hat eine stärkere Verhandlungsposition.
x Auf der anderen Seite werden Unternehmen, die den M-Payment Markt im
Moment vernachlässigen, damit konfrontiert sein
 den Start eines schnell wachsenden Marktes verpasst zu haben;
 das Risiko alleine dazustehen;
 nur wenige potentielle Partner zur Auswahl zu haben;
 nur teure Optionen für den Zugang zu einer M-Payment Plattform vor zu fin-
den.
x Der M-Payment Markt ist noch weit davon entfernt, weltweit etabliert zu sein.
Um dies zu erreichen, müssen mehrere strategische Herausforderungen von al-
len Teilnehmern der Branche adressiert werden:
 klare Verteilung von Rollen und Anreizen entlang der Wertschöpfungskette;
 Standardisierung der Technologie damit eine offene payment Lösung entstehen
kann;
 Entwicklung bzw, Aufbau einer vertrauenswürdigen Marke, um Vertrauen in
M-Payments bei einer kritischen Masse von Endkunden und Händlern zu er-
zeugen;
 zunächst Schwerpunkt der Dienste und des Marketings auf Nutzenvermittlung,
einfacher Anwendung und einfachen Zugang.

Literatur

Taga K, Karlsson, J (2004) Arthur D. Little Global M-Payment Report – Making M-


Payments a Reality. Arthur D. Little Austria GmbH, Wien
RECHTLICHE &
POLITISCHE ASPEKTE
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrs-
innovationen auf die Geldpolitik

Stefan W. Schmitz1

Oesterreichische Nationalbank, Wien

1 Einleitung

Die Auswirkungen neuer Technologien auf die Nachfrage nach Zentralbankgeld


stehen im Mittelpunkt der Diskussion um die geldpolitischen Auswirkungen von
Zahlungsverkehrsinnovationen. Die Analyse geht damit implizit davon aus, dass
technologische Innovationen zentral für die stattfindenden Veränderungen sind.
Technologische Innovationen haben zudem oft die Aura der Einzigartigkeit, so-
dass auch den durch sie induzierten Veränderungen im gesamtwirtschaftlichen
Zahlungssystem historische Singularität zugeschrieben wird. Die Entwicklung des
gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems ist aber einem ständigen, historischen
Prozess des institutionellen Wandels unterworfen, der von politökonomischen statt
von technologischen Faktoren bestimmt wird (Schmitz u. Wood forthcoming).
Zahlungsverkehrstechnologien sind also endogen. Die Emergenz des Münzsys-
tems, die Entwicklung von Banknoten, Bankkonten und die Verbreitung von Kre-
dit- und Debitkarten sind Ausprägung des institutionellen Wandels. Als solche
werden auch gegenwärtige Zahlungsverkehrsinnovationen interpretiert. Gemein-
sam ist den verschiedenen Ausprägungen dieses Prozesses, dass Zahlungsver-
kehrsinnovationen zur Reduktion der Nachfrage nach relativ teuren Zahlungsmit-
teln in Form des allgemein akzeptierten Tauschmittels (z.B. Zentralbankgeld)
durch Substitute der jeweiligen Zahlungssystembetreiber (z.B. Bankbuchgeld)
führen. Die Reduktion der Nachfrage ist eine Folge der Reduktion der Liquiditäts-
kosten durch Zahlungsverkehrsinnovationen. Diese sind aber in der Regel mit ei-
ner größeren Unsicherheit verbunden, da lediglich das allgemein akzeptierte
Tauschmittel ökonomische Finalität garantiert, während seine Substitute häufig
mit höherem Kredit- und Liquiditätsrisiko verbunden sind. Rezente Zahlungsver-
kehrsinnovationen werden in den Kontext des historischen Prozesses des instituti-
onellen Wandels des gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems gestellt. Dadurch
wird es möglich, die Auswirkungen der historischen Veränderungen des gesamt-
wirtschaftlichen Zahlungssystems auf die Geldpolitik als Erfahrungswerte in die

1 Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die persönliche Meinung des Autors und nicht
notwendigerweise die der Oesterreichischen Nationalbank wider.
92 Stefan W. Schmitz

Analyse einzubeziehen. Weiters wird es dadurch möglich, die Auswirkungen von


Zahlungsverkehrsinnovationen auf einzelne institutionelle Charakteristika des ge-
samtwirtschaftlichen Zahlungssystems zu untersuchen und die Implikationen für
die Geldpolitik differenzierter und präziser zu erfassen. Die Analyse geht vom ge-
gebenen regulatorischen Umfeld aus und unterscheidet zwischen Zugangs-
produkten (z.B. Debitkarten) und elektronischem Geld (karten-, netz- oder soft-
warebasierenden Prepaid-Produkten). Die institutionellen Charakteristika des ge-
samtwirtschaftlichen Zahlungssystems werden in Abschnitt 2.1 erläutert. Die kon-
zeptionellen Grundlagen der Geldpolitik bilden den theoretischen Rahmen der
Analyse und werden in Abschnitt 2.2 umrissen.
Prinzipiell sind zwei Szenarien hinsichtlich der Auswirkungen auf die Geldpo-
litik in der Analyse zu unterscheiden. Das erste geht davon aus, dass Zahlungsver-
kehrsinnovationen zur Verwendung neuer Währungen und Recheneinheiten füh-
ren, wodurch die Geldpolitik der Zentralbank völlig wirkungslos würde. Es wird
in Abschnitt 3.1 untersucht. Das zweite Szenario geht davon aus, dass Zahlungs-
verkehrsinnovationen die Rolle traditioneller Währungen als Grundlagen des ge-
samtwirtschaftlichen Zahlungssystems prinzipiell unberührt lassen. Dennoch kön-
nen sich auch im zweiten Szenario Auswirkungen auf die Geldpolitik ergeben:
Niveau und Volatilität der Geldnachfrage können sich ändern und damit die Ef-
fektivität der Geldpolitik berühren (Abschnitt 3.2). Zudem können Zahlungs-
verkehrsinnovationen Auswirkungen auf die Implementierung der Geldpolitik ha-
ben (Abschnitt 3.3). Die indirekten Implikationen von Zahlungsverkehrs-
innovationen für die Geldpolitik, die sich aus ihren Auswirkungen auf die Effi-
zienz des gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems sowie auf mögliche Liqui-
ditätsschocks ergeben, werden in den Abschnitten 3.4 und 3.5 diskutiert. Die Ana-
lyse konzentriert sich im Wesentlichen auf die Untersuchung von Zahlungsver-
kehrsinnovationen im Retail-Bereich. Abschnitt 4 fasst die Ergebnisse zusammen.

2 Konzeptionelle Grundlagen

2.1 Institutionelle Charakteristika des gesamtwirtschaftlichen


Zahlungssystems

Die zentralen institutionellen Charakteristika des gesamtwirtschaftlichen Zah-


lungssystem sind das allgemein akzeptierte Tauschmittel (definiert als Gut mit der
größten Marktgängigkeit (Menger 1909) und dem geringsten Spread zwischen
An- und Verkaufskurs; gewährleistet die ökonomische Finalität von Zahlungen),
die Recheneinheit sowie die Charakteristika jener Institution, die das allgemein
akzeptierte Tauschmittel, das die ökonomische Finalität von Zahlungen garantiert,
emittiert. In den meisten Volkswirtschaften ist das allgemein akzeptierte Tausch-
mittel die von der jeweiligen Zentralbank emittierte nationale Währung (als Zent-
ralbankgeld bestehend aus Bargeld und Reserven bei der Zentralbank), die zu-
gleich die einheitliche Recheneinheit darstellt. Darüber hinaus bestehen aber in
der Regel auch andere Zahlungsmittel (z.B. Schecks, Überweisungen, Kredit- und
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 93

Debitkarten). Diese stellen allerdings lediglich Ansprüche gegen den Betreiber des
jeweiligen Zahlungssystems dar. In der Regel werden diese Ansprüche letztlich
wieder in Zentralbankgeld (i.d.R. Reserven der Banken bei der Zentralbank) abge-
rechnet, wodurch ihnen erst ökonomische Finalität zukommt.
Die Tiering-Struktur eines gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems erfasst, wie
viele „Stufen“ das System hat. D.h. wie viele Wirtschaftssubjekte rechnen in Re-
serven bei der Zentralbank ab (direkte Teilnehmer – erste Stufe), wie viele in
Bankbuchgeld der direkten Teilnehmer (zweite Stufe), wie viele in Bankbuchgeld
der Teilnehmer der zweiten Stufe etc. Eine hohe Tiering-Struktur – ein vielstufi-
ges System mit wenigen Teilnehmern auf der ersten Stufe aber vielen Teilneh-
mern in den höheren Stufen – bedeutet, dass ein größerer Anteil der nominellen
Transaktionen einer Wirtschaft in Bankbuchgeld abgerechnet wird. Dadurch wird
die Nachfrage nach Reserven bei der Zentralbank relativ zu einem System mit vie-
len Teilnehmern auf der ersten Stufe bei gleichem nominellem Transaktionsvolu-
men reduziert. Eine hohe Tiering-Struktur erhöht allerdings die Risiken des ge-
samtwirtschaftlichen Zahlungssystems, da ein (weitgehend) risikoloses Zahlungs-
mittel (Zentralbankgeld) durch Zahlungsmittel mit Kredit- und Liquiditätsrisiko
(Bankbuchgeld) ersetzt wird. Sinkendes Vertrauen in die Qualität des Bankbuch-
geldes kann zu einem starken unerwarteten Anstieg der Nachfrage nach Zentral-
bankgeld führen („flight to quality“). Derartige Nachfrageschocks wirken sich auf
die Implementierung der Geldpolitik aus, sind aber schwierig zu prognostizieren.
Die Nachfrage nach Reserven der Banken bei der Zentralbank hängt auch da-
von ab, ob die Zahlungssysteme in der Wirtschaft Netto- oder Bruttozahlungssys-
teme sind. In Nettozahlungssystemen wird jede einzelne Transaktion während des
Tages verbucht, aber nicht sofort in Zentralbankgeld (oder Bankbuchgeld) abge-
rechnet. Stattdessen wird in regelmäßigen Abständen die Nettoposition jedes Teil-
nehmers gegenüber allen anderen Teilnehmern (multilaterale Verrechnung) ermit-
telt und nur diese in Zentralbankgeld abgerechnet. In Bruttozahlungssystemen
wird hingegen jede einzelne Transaktion sofort verbucht und in Zentralbankgeld
abgerechnet. Die Nachfrage nach Zentralbankgeld ist in Nettozahlungssystemen
bei gleichem nominellem Transaktionsvolumen niedriger als in Bruttozahlungs-
systemen.
Neben den institutionellen Charakteristika der Zahlungssysteme spielen auch
deren operationale Charakteristika – vor allem ihre Effizienz – eine Rolle für die
Geldpolitik. Die Effizienz von Zahlungssystemen wird vor allem anhand des Float
und der Dauer eines Zahlungsvorgangs bestimmt. Es werden zwei Arten des Float
unterschieden: Summe der Beträge, die bereits vom Konto des Zahlenden abge-
bucht, aber noch nicht dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wurden (redu-
ziert Liquidität); oder Summe der Beträge, die bereits dem Konto des Empfängers
gutgeschrieben, aber noch nicht vom Konto des Zahlenden abgebucht wurden
(schafft Liquidität). Der Netto-Float setzt sich aus der Differenz zwischen diesen
beiden Formen des Float zusammen.
94 Stefan W. Schmitz

2.2 Konzeptionelle Grundlagen der Geldpolitik

Zur Darstellung der konzeptionellen Grundlagen der Geldpolitik werden drei Be-
reiche unterschieden:
x Voraussetzungen für den geldpolitischen Einfluss der Zentralbanken
x Determinanten der Effektivität geldpolitischer Maßnahmen
x Determinanten der effektiven Implementierung der geldpolitischen Maßnah-
men.
Viele Zentralbanken (z.B. Bank of England, EZB, Federal Reserve Bank) imple-
mentieren Geldpolitik durch die Veränderung des relativen Preises des Zentral-
bankgeldes (Banknoten und Münzen in Umlauf und Reserven der Banken bei der
Zentralbank)2. Der relative Preis entspricht dabei den Opportunitätskosten der
Zentralbankgeldhaltung. Für die Banken entsprechen die Opportunitätskosten der
Zinsdifferenz zwischen den Zinsen auf die Reservehaltung bei der Zentralbank
und der optimalen Alternativveranlagung (z.B. Kreditvergabe auf dem Interban-
kenmarkt oder refinanzierungsfähige Anleihen). Zentralbanken verfügen über ein
Monopol bei der Bereitstellung des allgemein akzeptierten Tauschmittels einer
Wirtschaft. Ihre Grenzkosten sind dabei gleich null. Die Nachfrage der Banken
nach Reserven bei der Zentralbank ergibt sich vor allem aus ihrer Rolle im Inter-
banken-Zahlungsverkehr sowie aus den Mindestreservevorschriften. Die Rolle des
Zentralbankgeldes im Interbanken-Zahlungsverkehr ergibt sich wiederum aus sei-
ner Rolle als allgemein akzeptiertes Tauschmittel, das als einziges Zahlungsmittel
ökonomische Finalität impliziert (im Unterschied zur rechtlichen Finalität als un-
widerrufliche und unbedingte Zahlung, die auch andere Zahlungsmittel bieten
können). Alle anderen Zahlungsmittel stellen lediglich Forderungen gegen den
Emittenten dar. Die Verwendung von Zentralbankgeld im Interbanken-Zahlungs-
verkehr eliminiert das Kredit- und Liquiditätsrisiko, das auch nach der Abrech-
nung mit Forderungen gegen die Emittenten anderer Zahlungsmittel (z.B. Forde-
rungen gegen ein Clearing-House, falls die Abrechnung über dessen Konten
erfolgt) verbunden ist. Die positive Nachfrage nach Zentralbankgeld stellt den
Konnex zwischen den geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbank, dem ge-
samtwirtschaftlichen Zahlungssystem und den nominellen Größen Bruttoinlands-
produkt sowie Preisniveau dar. Die Notenbank kann als einzige Institution die ag-
gregierte Liquidität im Interbanken-Zahlungssystem verändern. Dieses Monopol
über das aggregierte Angebot in Kombination mit Grenzkosten von null sichert ihr
den Einfluss auf die kurzfristigen Zinsen auch durch geringe Veränderungen der
Zentralbankgeldmenge und durch ihre Kommunikationspolitik.
Wie effektiv eine geldpolitische Maßnahme in Form von Änderungen der Zen-
tralbankgeldmenge in Bezug auf das allgemeine Preisniveau ist, hängt von der Re-
lation zwischen Zentralbankgeldmenge und nominellem Transaktionsvolumen und

2 Andere Zentralbanken implementieren ihre Geldpolitik durch einen so genannten Zins-


korridor (z.B. Bank of Canada, Federal Reserve Bank of New Zealand, Schwedische
Reichsbank). Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf das institutionelle Arrange-
ment im Euroraum.
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 95

von der Zinselastizität der Geldnachfrage ab. Im theoretischen Rahmen der (Neo-)
Quantitätstheorie ist die Geldnachfrage stabil und die Umlaufgeschwindigkeit
weitgehend konstant, d.h. zinsunabhängig. Je geringer die Zentralbankgeldmenge
ist, die ein gegebenes nominelles Transaktionsvolumen einer Wirtschaft ermög-
licht, desto höher ist die Umlaufgeschwindigkeit der Zentralbankgeldmenge. Im
Rahmen der (Neo-)Quantitätstheorie gilt: Je höher diese Umlaufgeschwindigkeit
ist, desto stärker wirkt sich eine gegebene Veränderung der Zentralbankgeldmenge
auf das aggregierte nominelle Transaktionsvolumen und auf das Preisniveau aus.
Die Geldpolitik ist also bei höherer Umlaufgeschwindigkeit effektiver in Bezug
auf das allgemeine Preisniveau. Im Rahmen der keynesianischen Liquiditätstheo-
rie ist die Umlaufgeschwindigkeit hingegen nicht konstant und wie die (reale)
Geldnachfrage eine Funktion des Zinssatzes. Die Effektivität einer Änderung der
Zentralbankgeldmenge auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (und über diese
auf das allgemeine Preisniveau) hängt von der Zinselastizität der (realen) Geld-
nachfrage relativ zur Zinselastizität der Güternachfrage ab (inter alia Goodhart
1989, 271). Je höher diese ist, desto schwächer reagiert der kurzfristige Zinssatz
auf eine gegebene Änderung der Zentralbankgeldmenge. Ist die Zinselastizität der
Güternachfrage auch noch gering, ist die Effektivität der geldpolitischen Maß-
nahmen gering. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein Sinken der Rela-
tion zwischen Zentralbankgeldmenge und nominellem Transaktionsvolumen (d.h.
eine Zunahme der Umlaufgeschwindigkeit des Zentralbankgeldes) und eine Zu-
nahme der Zinselastizität der (realen) Geldnachfrage gegenteilige Auswirkungen
auf die Effektivität der Geldpolitik haben.
Trotz der zentralen Bedeutung einer positiven Nachfrage nach Zentralbankgeld
spielt deren absolute Höhe für die effektive Implementierung der Geldpolitik kei-
ne Rolle. Im institutionellen Rahmen der Geldpolitik, der im Eurogebiet, in den
USA und in Großbritannien gegenwärtig besteht, ist die Existenz eines strukturel-
len Liquiditätsdefizits die zentrale Voraussetzung für die effektive Implementie-
rung der Geldpolitik (Europäische Zentralbank 2004). Dieses ist als Differenz
zwischen der aggregierten Nachfrage nach Zentralbankgeld bei einem bestimmten
kurzfristigen Zinssatz und dem aggregierten Angebot definiert. Dieses setzt sich
im Wesentlichen aus zwei Komponenten zusammen: erstens aus der Differenz
zwischen aggregiertem Angebot und aggregierter Nachfrage nach Reserven der
Banken bei der Zentralbank und zweitens aus den so genannten autonomen Fakto-
ren. Letztere sind unabhängig vom Liquiditätsmanagement der Zentralbank und
von der Nachfrage der Geschäftsbanken. Sie werden von Regierungen und den
Wirtschaftssubjekten nach Maßgabe ihrer Transaktionen determiniert und setzen
sich vor allem aus Einlagen der Regierung bei der Zentralbank, aus der Bargeld-
haltung und aus dem Float zusammen. Sie lassen sich nicht kurzfristig durch den
Geldmarktzinssatz steuern und werden von der Geldpolitik als exogen angesehen.
Für die Geldpolitik spielen sie nur insoweit eine Rolle als die Zentralbank das Vo-
lumen ihrer Offenmarktoperationen so bestimmt, dass nach Berücksichtigung der
autonomen Faktoren hinreichend Mittel zur Verfügung stehen, um die Nachfrage
der Banken nach Zentralbankgeld beim angestrebten Zinssatz befriedigen zu kön-
nen.
96 Stefan W. Schmitz

Da das aggregierte Angebot (weitestgehend) von der Zentralbank bestimmt


wird, kann nur sie die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen, um das struktu-
relle Liquiditätsdefizit im Rahmen von Offenmarktoperationen zu überbrücken.
Diese Offenmarktoperationen werden als so genannte „repurchasing operations“
(Repos) durchgeführt. D.h. die Zentralbank kauft Wertpapiere von Banken und
schreibt diesen den entsprechenden Betrag auf ihrem Reservekonto gut, wodurch
sich das aggregierte Angebot an Zentralbankgeld erhöht. Gleichzeitig mit dem
Kauf wird auch der Rückkauf durch die Banken vereinbart, der im Euroraum nach
zwei Wochen erfolgt. Die Wertpapiere werden dann wieder dem Depot der Bank
übertragen und der Betrag wieder vom Reservekonto der Bank bei der Zentral-
bank abgebucht. Die Preisdifferenz zwischen Kauf und Rückkauf entspricht dem
kurzfristigen Zinssatz, den die Zentralbank im Rahmen ihrer geldpolitischen Ent-
scheidungen fixiert. Durch die Struktur der Offenmarktoperationen als Repos stellt
die Zentralbank sicher, dass das strukturelle Liquiditätsdefizit nur temporär ge-
deckt wird. Für die Banken bedeutet das, dass zumindest einige von ihnen an der
nächsten Offenmarktoperation wieder teilnehmen müssen. Da in der Erfüllungspe-
riode für die Mindestreserve (z.B. ein Monat) mehrere Offenmarktoperationen
(z.B. wöchentlich) stattfinden, können Offenmarktoperationen als enge Substitute
für Interbankkredite angesehen werden. Dadurch haben die Marktteilnehmer auf
dem Interbankmarkt keine Anreize, Mittel zu wesentlich höheren Zinsen auf dem
Interbankmarkt aufzunehmen. Sie können bis zur nächsten Offenmarktoperationen
warten, dort Mittel aufnehmen und in der Zwischenzeit ihrer Mindestreserve kurz-
fristig untererfüllen. Die Zinsen bei Offenmarktoperationen werden von der Zent-
ralbank als zentrales Politikinstrument eingesetzt. Aufgrund der Substituierbarkeit
von Interbankkrediten und Offenmarktoperationen ist sie in der Lage, die Zinsen
auf dem Interbankenmarkt (bis auf geringe Abweichungen) zu bestimmen. Dabei
spielt die Schätzung des strukturellen Liquiditätsdefizits beim angestrebten kurz-
fristigen Zinssatz die zentrale Rolle. Anhand dieser Schätzung wird das Volumen
der Offenmarktoperationen festgelegt. Fällt die Schätzung zu hoch aus, dann über-
steigt das aggregierte Angebot die aggregierte Nachfrage bei dem angestrebten
kurzfristigen Zinssatz und die kurzfristigen Zinsen auf dem Geldmarkt liegen un-
ter dem angestrebten Niveau und die Geldpolitik wirkt expansiver als geplant.

3 Die Auswirkungen der Verbreitung von Zahlungs-


verkehrsinnovationen auf die Geldpolitik

Zahlungsverkehrsinnovationen können prinzipiell über drei unterschiedliche Wir-


kungskanäle Auswirkungen auf die Nachfrage nach Zentralbankgeld sowie auf
das strukturelle Liquiditätsdefizit und damit auf die Geldpolitik haben (CPSS
2002):
Erstens, können sie die Nachfrage nach Bargeld und Reserven der Banken bei
der Zentralbank (Zentralbankgeld) beeinflussen. Neben dem Niveau der Nachfra-
ge nach Zentralbankgeld können sie auch ihre Prognostizierbarkeit, ihre Volatilität
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 97

und ihre Reagibilität auf die Instrumente der Geldpolitik verändern (v.a. die Zins-
elastizität der Geldnachfrage).
Zweitens, können Zahlungsverkehrsinnovationen die operationale Effizienz des
gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems erhöhen (z.B. Abnahme des Float und
der Dauer von Zahlungen). Diese ist eine Voraussetzung für die Entwicklung li-
quider Interbanken-Geldmärkte. Im institutionellen Rahmen der EZB kommt letz-
teren eine große Bedeutung bei der Implementierung der Geldpolitik zu, die we-
sentlich auf der Variable kurzfristiger Geldmarktzins und auf Offenmarktopera-
tionen beruht.
Drittens, können Zahlungsverkehrsinnovationen auch Quellen von Schocks
sein, die die gesamtwirtschaftliche Liquidität unvorhergesehen reduzieren. Ver-
trauenskrisen in das Bankensystem können zu einem deutlichen, temporären
Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Liquidität und in der Folge zu einer Reduk-
tion der realwirtschaftlichen Aktivität führen. Zudem kann durch eine Vertrauens-
krise in Bankbuchgeld die Nachfrage nach Zentralbankgeld temporär stark anstei-
gen.
Der erste Wirkungskanal bildet den Schwerpunkt für die Analyse der geldpoli-
tischen Implikationen von Zahlungsverkehrsinnovationen. Dabei stellen sich in
drei Bereichen folgende Fragen:
1. Bleibt Geldpolitik prinzipiell möglich? Können Zahlungsverkehrsinnovationen
die Nachfrage nach Zentralbankgeld eliminieren oder die Freiheit der Noten-
bank, den relativen Preis desselben zu manipulieren, einschränken?
2. Wie wirken sich Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Effektivität der Geld-
politik aus? Beeinflussen Zahlungsverkehrsinnovationen die Geldmengenag-
gregate und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes?
3. Wie wirken sich Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Implementierung der
Geldpolitik aus? Verändern Zahlungsverkehrsinnovationen die Höhe des struk-
turellen Liquiditätsdefizits, seine Prognostizierbarkeit und seine Abhängigkeit
vom kurzfristigen Zinssatz?

3.1 Bleibt Geldpolitik prinzipiell möglich?

In einzelnen Arbeiten auf dem Gebiete der Geldtheorie und der E-Geld-Forschung
wird die erste entscheidende Frage – „Können Zahlungsverkehrsinnovationen die
Nachfrage nach Zentralbankgeld eliminieren oder die Freiheit der Notenbank den
relativen Preis desselben zu manipulieren einschränken?“ – affirmativ beantwor-
tet3. Im folgenden Abschnitt werden die angeführten Argumente kurz dargestellt
und einer kritischer Analyse unterzogen.
Dabei wird argumentiert, dass die Verbreitung des E-Geldes zur parallelen
Verwendung mehrerer unterschiedlicher Währungen und Recheneinheiten in ei-
nem relevanten Markt führen werde (u.a. Browne u. Cronin 1996; Kroszner 2001;
Cohen 2002). Die Konkurrenz werde die Stabilität des Preisniveaus erhöhen. Der
3 Für eine ausführliche kritische Diskussion der breiten Literatur siehe Schmitz (forthco-
ming a).
98 Stefan W. Schmitz

Verlust der geldpolitischen Kontrolle der Zentralbanken wäre allerdings eine (von
manchen Autoren begrüßte) Konsequenz der neuen institutionellen Struktur des
gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems. Die Zentralbanken könnten weiterhin
die Menge sowie den kurzfristigen Zinssatz des Zentralbankgeldes (in Zentral-
bankgeld) steuern, allerdings hätten diese Instrumente keine Steuerungseffekte auf
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, auf das Preisniveau und die Inflationsrate
(Friedman 1999; 2000): Die Nachfrage nach Zentralbankgeld wäre entweder eli-
miniert oder zahlreiche Substitute für Zentralbankgeld stünden zur Verfügung, so
dass die Zentralbank keine Freiheit bei der Manipulation des relativen Preises des
Zentralbankgeldes hätte. Würde Zentralbankgeld zu teuer (oder zu billig und da-
mit inflationsgefährdet), würden Individuen auf alternative Währungen umsteigen
und der geldpolitische Impuls hätte keine Wirkung auf das nominelle BIP und das
Preisniveau.
Der Wettbewerb der E-Geld-Emittenten werde auf drei Ebenen ausgetragen: (1)
Erfolg bei der Veranlagung der Reserven, (2) Management des Zahlungssystems
(z.B. Zuverlässigkeit, Sicherheit, Marketing, nicht pekuniäre Vergünstigungen)
und (3) ggf. Wahl des regulatorischen Regimes. Die angeführten Autoren gehen
allerdings davon aus, dass die Regulierung von E-Geld-Instituten infolge der mit
der Verbreitung des Internet verbundenen Deterritorialisierung nur sehr einge-
schränkt möglich sein werde. Die hohen Erwartungen, die in die Verbreitung des
E-Geldes gesetzt werden, basieren vor allem auf der Verbreitung neuer Technolo-
gien und technologieorientierten Argumenten: (1) Das Banknotenmonopol finde
auf die E-Geld-Emission keine Anwendung. (2) Die Transaktionskosten würden
bei Preisvergleichen auch im Falle der Preisauszeichnung in unterschiedlichen
Währungen durch die Verbreitung von Informations- und Kommunikationstech-
nologien deutlich sinken. Wechselkursdaten seien jederzeit, kostengünstig online
zugänglich, Güterpreise könnten auf ihrer Basis automatisiert umgerechnet und
verglichen werden. (3) Die Emission und Distribution von E-Geld sei durch die
Verbreitung von IKT (insbesondere durch das Internet und Verschlüsselungstech-
nologien) deutlich günstiger als im Falle physischer Banknoten und Münzen.
Wird die Verbreitung elektronischen Geldes zu einer parallelen Verwendung
mehrerer Währungen und Recheneinheiten führen? Im Rahmen der Analyse stellt
sich die Frage, ob Anbieter und Nutzer von Zahlungssysteminnovationen Anreize
haben, dem im jeweiligen Markt bestehenden Tauschmittel (im Eurogebiet der
Euro) bei moderaten Inflationsraten, alternative Tauschmittel vorzuziehen? Die
Methoden der Neuen Institutionellen Ökonomie (d.h. methodologischer Individua-
lismus, Transaktions- und Informationskosten, sowie die explizite Analyse des
Übergangs zwischen möglichen Gleichgewichten) bieten sich als methodische
Grundlagen für die Untersuchung dieser Frage an (Schmitz 2002a). Von zentraler
Bedeutung ist dabei die Pfadabhängigkeit der institutionellen Charakteristika des
gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystem: in entwickelten Ökonomien besteht be-
reits ein allgemein akzeptiertes Tauschmittel (eine staatliche Währung), das auch
als einheitliche Recheneinheit fungiert. Weiteres beschränkt sich die Neue Institu-
tionalistische Ökonomie nicht auf komparativ statische Analysen zwischen zwei
Gleichgewichtszuständen, sondern analysiert die Dynamik, die zwischen ihnen
besteht. Während in der komparativ statischen Analyse die Frage gestellt wird,
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 99

welche Konsequenzen der Übergang zu einem neuen Gleichgewicht hätte, stellt


die Neue Institutionelle Ökonomie die Frage, welche individuellen Anreize haben
Individuen vom bestehenden Gleichgewicht abzuweichen? Die folgende Analyse
basiert auf der Untersuchung der Anreizwirkungen von direkten und indirekten
Netzeffekten, Transaktions- und Informationskosten und den potenziellen Preis-
bildungsmechanismen in alternativen Zahlungssystemen (Schmitz 2002b).
Der Nutzen elektronischer Zahlungssysteme steigt mit der Zahl der Nutzer (di-
rekter Netzeffekt). Auch der Informationsgehalt der Preise in einem Markt erhöht
sich in der Regel mit der Wettbewerbsintensität und der Liquidität im betreffenden
Markt (indirekter Netzeffekt). Für Emittenten elektronischen Geldes stellt sich
somit die Frage nach der Kompatibilität des eigenen E-Geld-Angebots mit dem
bestehenden gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystem. Diese Kompatibilität hat
sowohl technologische als auch ökonomische Komponenten, von denen allerdings
nur letztere hier diskutiert wird. Sie bezieht sich auf die Grenzkosten einer Zah-
lung, die Nutzer unterschiedlicher Zahlungssysteme miteinander tätigen. Völlige
Kompatibilität ist gewährleistet, wenn die Grenzkosten einer derartigen Zahlung
der Summe der Grenzkosten der Teiltransaktionen innerhalb der einzelnen invol-
vierten Zahlungssysteme entsprechen. Economides (1991) zeigt, dass in erster Li-
nie die Betreiber kleiner Netze starke Anreize haben, Kompatibilität mit größeren
Netzen anderer Anbieter zu gewährleisten, während für diese Inkompatibilität
Vorteile bringt. Der Anbieter des kleineren Netzes profitiert von einem positiven
externen Effekt der Kompatibilität auf Kosten des Wettbewerbsvorteils des Anbie-
ters des größeren Netzes. Dem zufolge hätten Zentralbanken – falls sie in erster
Linie Gewinn maximierende Unternehmen wären – Anreize, die Kompatibilität
elektronischen Geldes mit dem gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystem zu ver-
hindern, um einen Rückgang der Nachfrage nach Zentralbankgeld und die Reduk-
tion ihrer Bilanzsummen hintan zu halten. Emittenten elektronischen Geldes kön-
nen daher Wettbewerbsnachteile gegenüber Anbietern traditioneller Zahlungs-
systeme teilweise wettmachen, indem sie einen fixen Wechselkurs gegenüber der
im relevanten Markt dominanten Währung garantieren. Dadurch vergrößert sich
die ökonomische Kompatibilität mit dem bestehenden größeren Zahlungssystem,
das auf der prinzipiellen finalen Abrechnung in Zentralbankgeld beruht. Dies imp-
liziert eine institutionelle Struktur, die durch die Einlösbarkeit des elektronischen
Geldes in Bargeld oder Bankbuchgeld sowie seine Denomination in der traditio-
nellen Recheneinheit charakterisiert ist.
Beim Wechsel zwischen (elektronischen) Zahlungssystemen spielen unter-
schiedliche Arten von einmalig auftretenden, fixen und teilweise irreversiblen
Transaktionskosten eine bedeutende Rolle, die durch die Einlösbarkeit elektroni-
schen Geldes und seine Denomination in der traditionellen Währung des relevan-
ten Marktes reduziert werden können. Falls ein Individuum sich zur Nutzung elek-
tronischen Geldes entschließt, wird es ceteris paribus jenes E-Geld-System wäh-
len, das mit den geringsten derartigen Transaktionskosten assoziiert wird, so dass
sich für Anbieter zusätzliche Anreize für Einlösbarkeit und Denomination in der
traditioneller Währung des relevanten Marktes ergeben (Schmitz 2002b)
Die Informationskosten bzgl. der Liquidität und Solvenz der Emittenten werden
durch die Einlösbarkeit elektronischen Geldes in die traditionelle Währung des re-
100 Stefan W. Schmitz

levanten Marktes gesenkt. Die Erwartungen bzgl. der Qualität des jeweiligen E-
Geldes werden durch seinen Wechselkurs in traditioneller Währung kontinuierlich
kommuniziert. Ein fixer Wechselkurs, also Parität, d.h. eine Einheit des elektro-
nischen Geldes entspricht einer Einheit der traditionellen Währung, senkt die ent-
sprechenden Informationskosten. Langfristige Parität lässt sich in der Regel nur
durch Denomination und Einlösbarkeit des elektronischen Geldes in die traditio-
nelle Währung sichern.
Zu den Wechselkosten (Switching Costs) zählen beim Übergang von einer
Recheinheit zu einer anderen vor allem psychologische Kosten (Umgang mit Prei-
sen in anderen Recheneinheiten – siehe Euro-Einführung) und Kosten der Umstel-
lung von Buchhaltungs- und Preisauszeichnungssystemen, die im Wesentlichen
nur einmal anfallen. Durch die E-Geld-Denomination in der traditionellen Wäh-
rung des relevanten Marktes können diese Kosten deutlich reduziert bzw. gänzlich
vermieden werden. Versunkene Kosten treten bei der Nutzung elektronischen Gel-
des zusätzlich in Form von Investitionen in Hard- und Software sowie in den Er-
werb der notwendigen Technologiekompetenz und durch den (entgeltlichen) Er-
werb eines Betrags elektronischen Geldes auf. Entwickelt sich das elektronische
Zahlungssystem nicht erwartungsgemäß, kann der eingangs erworbene Betrag
häufig nur suboptimal eingesetzt werden und damit ganz oder teilweise verloren
sein. Falls dieser Betrag allerdings in traditionelle Währung des relevanten Mark-
tes zurück getauscht werden kann, sinken die versunkenen Kosten und damit der
potentielle Verlust, wodurch die Nutzungsbarrieren gegenüber dem elektronischen
Geld des betreffenden Emittenten relativ zu jenen, die keine Einlösbarkeit und
Denomination in traditioneller Währung anbieten, reduziert werden.
Für die Preisbildung in Zahlungssystemen mit alternativen Währungen und Re-
cheneinheiten stehen zwei Mechanismen zur Verfügung: Erstens kann innerhalb
des alternativen Zahlungssystems ein Preisentdeckungsverfahren stattfinden. Da
der entsprechende Markt in der alternativen Währung weniger NutzerInnen hat, ist
er auch weniger wettbewerbsintensiv. Dadurch können die Preise in diesem Markt
höher sein, wodurch ein negativer Anreiz für potenzielle NutzerInnen gegeben
wäre, das alternative Zahlungssystem zu nutzen. Zweitens könnten die Preise der
Märkte in traditioneller Währung als Maßstab herangezogen werden. Diese müss-
ten anhand der Wechselkurse für die alternative Währung im alternativen Zah-
lungssystem umgerechnet werden. Sind diese Wechselkurse nicht fix, dann wird
ein Spread für die alternative Währung verrechnet, wie er beim Tausch von tradi-
tionellen Währungen üblich ist. Dadurch sind die Preise nach der Umrechung in
die alternative Währung wieder höher als in der traditionellen Währung, da der
Tausch ja zum Briefkurs (oder Verkaufskurs) – der über dem Mittelkurs liegt – er-
folgt. Wieder ergibt sich ein negativer Anreiz für potenzielle NutzerInnen das al-
ternative Zahlungssystem zu verwenden. Fixe Wechselkurse zwischen den Einhei-
ten im alternativen Zahlungssystem und in den Einheiten der traditionellen
Währung können diese negativen Anreize beseitigen. Dadurch ergibt sich für die
AnbieterInnen von Zahlungsverkehrsinnovationen ein positiver Anreiz ihre Zah-
lungsmittel in der traditionellen Währung zu denominieren und in diese Einlösbar
zu machen. Daraus folgt, dass das entsprechende Zahlungssystem letztlich auch in
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 101

Zentralbankgeld abrechnet, wodurch die Nachfrage nach Zentralbankgeld gesi-


chert ist.
Goodhart (2000) argumentiert, dass nur Bargeld tatsächlich Anonymität garan-
tiert, während bei elektronischen Zahlungsverkehrsinnovationen zumindest die
Möglichkeit besteht, Transaktionen aufzuzeichnen. Ob und in welchem Ausmaß
sie genutzt wird, hängt von der rechtlichen Gestaltung der Zahlungsverkehrsinno-
vation ab. Er meint, dass das Bedürfnis nach Anonymität die Nachfrage nach
Banknoten weiterhin sichern werde. Zudem schlägt er vor, dass der Staat die
Nachfrage nach Zentralbankgeld sichern könne, indem Steuern in Zentralbankgeld
zu entrichten wären. Freedman (2000) setzt sich mit der Rolle des Zentralbankgel-
des im Interbanken-Zahlungsverkehr auseinander. Die Rolle der Zentralbank als
Zahlungsverkehrsanbieter für Banken sieht er durch Zahlungsverkehrsinnova-
tionen nicht gefährdet. Zentralbanken gelten als öffentliche Institutionen als be-
sonders kreditwürdig; ihre Verbindlichkeiten seien daher kredit- und liquiditätsri-
sikolose Zahlungsinstrumente. Zudem ist die Zentralbank kein Mitbewerber der
Geschäftsbanken, so dass von ihrer zentralen Rolle keine Wettbewerbsnachteile
für andere Banken herrühren können. Hingegen könnten Banken Wettbewerbs-
nachteile befürchten, falls Mitbewerber auf dem Markt die zentrale Rolle eines
Clearing-House übernähmen. Letztlich könne auch nur die Zentralbank, die Rolle
eines Lender of Last-Ressort glaubwürdig erfüllen. Capie, Tsomocos u. Wood
(forthcoming) zeigen anhand eines spieltheoretischen Models, dass eine einheitli-
che Recheneinheit auch bei weiter Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovatio-
nen die Transaktionskosten gegenüber technisch sehr effizientem Tausch ohne
einheitliche Recheneinheit senke.
Die Analyse ergibt, dass bei der Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovatio-
nen mikroökonomische Effekte und Kosten auftreten, die für AnbieterInnen und
NutzerInnen von Zahlungsverkehrinnovationen starke Anreize darstellen, die tra-
ditionelle Währung des relevanten Marktes weiterhin zu nutzen. Die parallele
Verwendung unterschiedlicher Währungen und Recheneinheiten ist daher auch bei
der Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovation nicht wahrscheinlich.
Über die mikroökonomischen Anreize hinaus bestehen vor allem regulatorische
Gründe, die sicherstellen, dass die Nachfrage nach der traditionellen Währung –
und damit ihre Funktion als allgemein akzeptiertes Tauschmittel sowie ihre Re-
cheneinheitsfunktion – erhalten bleiben. Nach Intervention der EZB (1999) wurde
die Einlösbarkeit elektronischen Geldes auch in die E-Geld-Richtlinie (Richtlinie
über die Aufnahme, Ausübung und Beaufsichtigung der Tätigkeit von E-Geld-
Instituten 2000/46/EC) aufgenommen. Inhabern elektronischen Geldes wird in Ar-
tikel 3 (1) das Recht zugesichert, während der Gültigkeitsdauer E-Geld zum Nenn-
wert in Banknoten, Münzen oder gegen Kontogutschrift zurückzutauschen. Die
Kosten und Bedingungen sind nach Maßgabe von Artikel 3 (1) und (3) im Vertrag
eindeutig zu nennen. In Artikel 3 (3) wird explizit eine Obergrenze für den Min-
destrücktauschbetrag von zehn Euro angeführt.
Die empirische Evidenz kann die theoretische Argumentation nicht widerlegen.
White (forthcoming) analysiert Zahlungsverkehrsinnovationen im Retail-Bereich
102 Stefan W. Schmitz

(z.B. PayPal4, Peppercoin, BitPass, elektronisches Geld). Er kommt zu dem


Schluss, dass diese Systeme in den USA in der Regel in US-Dollar denominiert
und auch in US-Dollar einlösbar sind. Die Systeme sind eng in das bestehende ge-
samtwirtschaftliche Zahlungssystem eingebunden und das Settlement (Abrech-
nung oder Saldenausgleich) erfolgt in Zentralbankgeld. In wenigen Ausnahmefäl-
len werden auch Zahlungsverkehrsinnovationen angeboten, die nicht in US-Dollar
sondern in Goldeinheiten denominieren. Die Nachfrage danach ist allerdings ge-
ring. Zu ähnlichen Schlüssen kommen zwei Studien der Federal Reserve Bank of
Kansas City (Bradford, Davies u. Weiner 2003) und der Bank of England (Allen
2003). Darin heißt es, dass zahlreiche Nicht-Banken in den USA und im Vereinig-
ten Königreich Zahlungsverkehrsinnovationen anbieten, aber nicht in die Abre-
chung involviert sind. Dieses laufe weiterhin über das Bankensystem.
Zahlungsverkehrsinnovationen, die in der traditionellen Währung des relevan-
ten Marktes denominiert sind, haben eine lange Tradition. White (forthcoming)
analysiert die Auswirkungen der Verbreitung von Kredit- und Debitkarten auf die
Geldpolitik in den USA. Er argumentiert, dass die Kreditkarte dem traditionellen
Handelskredit entspreche, der durch die Kreditkarte lediglich von jeweils einem
Händler auf zahlreiche Händler ausgedehnt werde. Es handle sich also um eine in-
stitutionelle und nicht um eine technologische Innovation. Das Modell wurde in
den 1950er Jahren von den US-Banken von Einzelhandelsketten übernommen.
Nach White könne der Strukturbruch in der zeitlichen Entwicklung der Umlaufge-
schwindigkeit des Geldes in den USA nach 1980 durch den Strukturbruch der
Entwicklung der nominellen Zinsen erklärt werden. Weiters trage die Deregulie-
rung der kurzfristigen Einlagen zur Erklärung bei. Die Verbreitung von Kredit-
und Debitkarten hingegen habe nicht signifikant zur Veränderung der Umlaufge-
schwindigkeit beigetragen und auf die Geldpolitik keine signifikanten Auswirkun-
gen gehabt.
Sowohl die theoretische als auch die empirische Analyse zeigen, dass die Nach-
frage nach Zentralbankgeld durch die Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovati-
onen nicht eliminiert werde. Auch bei einer weiten Verbreitung von Zahlungsver-
kehrsinnovationen behalten die Zentralbanken das Monopol über das allgemein
akzeptierte Tauschmittel, das sowohl die Funktion der einheitlichen Recheneinheit
in der relevanten Wirtschaft als auch die Funktion des finalen Zahlungsinstru-
ments im Interbanken-Zahlungsverkehr umfasst. Sie können daher prinzipiell über
die Steuerung der Zentralbankgeldmenge und des kurzfristigen Zinssatzes weiter-
hin Geldpolitik betreiben5.

4 Für eine genaue Beschreibung siehe das PayPal Praxisbeispiel in diesem Buch.
5 Zur Frage, ob und mit welchen Instrumenten Geldpolitik auch bei einem Verlust des ent-
sprechenden Monopols der Zentralbanken möglich ist, siehe Schmitz (forthcoming b)
sowie die dort angeführte Literatur.
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 103

3.2 Wie wirken sich Zahlungsverkehrsinnovationen auf die


Effektivität der Geldpolitik aus?

Im konzeptionellen Rahmen der Geldmengensteuerung hängt die Effektivität


geldpolitischer Maßnahmen von der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ab. Wie
wirken sich Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldmengenaggregate und auf
die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes aus? Neben dem strukturellen Liquidi-
tätsdefizit und dem Geldmengenaggregat Zentralbankgeld (M0) spielt auch das
Geldmengenaggregat M3 eine bedeutende Rolle in der Geldpolitik der EZB. Die
geldpolitische Strategie des Eurosystems basiert auf zwei Säulen – der wirtschaft-
lichen und der monetären Analyse. Erstere untersucht die Risiken für die Preissta-
bilität, die von realwirtschaftlichen Schocks ausgehen. Letztere untersucht die Ri-
siken für die Preisstabilität, die von der Liquiditätssituation (vor allem
Geldmengen- und Kreditwachstum) im Eurosystem ausgehen. Dabei setzt das Eu-
rosystem einen Referenzwert für das jährliche Wachstum der Geldmengenaggre-
gates M3 fest. Ändert die Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovationen die
Geldmenge M3? Neue Zugangsprodukte haben keine direkten Auswirkungen auf
die Geldmenge M3, da sie nur den Zugang zu mindestreservepflichtigen Einlagen
nicht aber deren aggregierten Stand ändern. Auch elektronisches Geld (elektroni-
sche Geldbörsen und Telefonwertkarten6) reduzieren die Geldmenge M3 nicht, so-
fern sie unter die E-Geld-Richtlinie (2000/12/EG) fallen. In der E-Geld-Richtlinie
wird die Meldepflicht der ausstehenden E-Geld-Beträge der E-Geld-Institute ge-
genüber den nationalen Zentralbanken normiert. Sie werden in die Geldmenge M3
eingerechnet.
Zahlungsverkehrsinnovationen erhöhen die Tiering-Struktur des gesamtwirt-
schaftlichen Zahlungssystems. D.h. ein wachsendes nominelles Zahlungsvolumen
wird über Innengeld (Bankbuchgeld) abgewickelt. Kleinbetragszahlungssysteme
sind häufig Nettozahlungssysteme und die Salden werden oft über Buchgeld des
Zahlungssystembetreibers abgerechnet. Dies führt anfänglich zu einem relativen
und langfristig möglicherweise zu einem absoluten Rückgang der Nachfrage nach
Zentralbankgeld. Da die Nachfrage nach Zentralbankgeld mit steigendem Brutto-
inlandsprodukt tendenziell steigt und Zahlungsverkehrsinnovationen sich nur
langsam durchsetzen, treten anfänglich keine absoluten Reduktionen der Nachfra-
ge auf, sondern nur Reduktionen relative zur Nachfrage ohne Zahlungsverkehrsin-
novationen. Der Banknotenumlauf des Eurosystems stieg in absoluten Zahlen seit
der Einführung des Eurobargeldes von 234 Mrd. Euro (4. Jänner 2002) auf 532
Mrd. Euro (19. August 2005). Der Anteil der in Bargeld durchgeführten Transak-
tionen am Point-of-Sale (POS) ist in Österreich seit 1997 gefallen (siehe Stix in
diesem Band). Die relative Bargeldhaltung (in Prozent des BIP) ist hingegen in
zahlreichen Ländern (Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich) seit
1970 gefallen (Chakravorti forthcoming). Ein wachsendes gesamtwirtschaftliches
Transaktionsvolumen kann mit einer geringeren Zentralbankgeldmenge abgewi-

6 Telefonwertkarten stellen funktional elektronisches Geld in jenem Ausmaß dar, in dem


sie für die Bezahlung von Dienstleistungen und Waren Dritter (also nicht des Telekom-
Unternehmens) herangezogen werden (z.B. Konzerttickets, Klingeltöne, Musik).
104 Stefan W. Schmitz

ckelt werden. Dies führt zu einer Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des


Geldmengenaggregats M0. Dadurch steigt die Effektivität einer Erhöhung der
Zentralbankgeldmenge auf das gesamtwirtschaftliche Preisniveau (Selgin u. White
2002). Allerdings hängt die Effektivität geldpolitischer Maßnahmen auch von der
Zinselastizität der Nachfrage nach Zentralbankgeld ab. Zahlungsverkehrsinnovati-
onen sind Substitute für bestehende Zahlungsmittel, d.h. bei steigenden Kosten der
Nutzung einzelner Zahlungsmittel (z.B. Bargeld) stehen nun mehr Alternativen
zur Verfügung, deren Nutzung häufig kostengünstiger möglich ist. Zudem wächst
die Zahl der Akzeptanzstellen für Zahlungsverkehrsinnovationen (Debit- und Kre-
ditkarten sowie elektronische Geldbörsen). Statt unverzinste Bargeldbestände zu
halten, können verzinste Einlagen gehalten werden, auf die erst bei Bedarf mittels
Zugangsprodukt (Debitkarte) oder durch Behebung vom Bankomat zugegriffen
wird. Die Tauschmittelfunktion des Geldes lässt sich besser von der Wertaufbe-
wahrungsfunktion trennen (Bundesbank 1997). Zusätzlich steigen durch neue
Zahlungsverkehrsanbieter die Wettbewerbsintensität und die Bestreitbarkeit des
Marktes an. Die Verfügbarkeit enger Substitute und die Zunahme der Konkurrenz
führen zu einer Erhöhung der Zinselastizität der (realen) Geldnachfrage. Da die
Zinselastizität der Güternachfrage unverändert bleibt, steigt somit auch die relative
Zinselastizität der (realen) Geldnachfrage. Dadurch sinkt die Effektivität einer Er-
höhung der Zentralbankgeldmenge auf das gesamtwirtschaftliche Preisniveau. Der
Nettoeffekt aus der Zunahme der Umlaufgeschwindigkeit und der Zunahme der
Zinselastizität der Geldnachfrage ist daher nicht eindeutig bestimmbar.

3.3 Wie wirken sich Zahlungsverkehrsinnovationen auf die


Implementierung der Geldpolitik aus?

Dennoch können sich Auswirkungen auf die Implementierung der Geldpolitik er-
geben: Wie wirken sich Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Höhe des struktu-
rellen Liquiditätsdefizits, seine Prognostizierbarkeit und seine Abhängigkeit vom
kurzfristigen Zinssatz (Zinselastizität) aus?

3.3.1 Auswirkungen auf die Höhe des strukturellen Liquiditätsdefizits


Zahlungsverkehrsinnovationen (v. a. elektronisches Geld) dienen als Bargelder-
satz und reduzieren somit die Nachfrage nach Bargeld im Rahmen der Transakti-
onskassenhaltung. Da Bargeld eine der beiden Komponenten der Zentralbank-
geldmenge M0 ist, führt die Reduktion der Bargeldhaltung zu einer Reduktion der
Nachfrage nach Zentralbankgeld. Die Höhe der Bargeldnachfrage ist für die Geld-
politik aber weitgehend irrelevant. Zentralbanken beschränken sich in der Regel
darauf, die Bargeldnachfrage der Haushalte, der Unternehmen sowie der öffentli-
chen Verwaltung passiv zu decken. Für die Geldpolitik ist vor allem die Nachfra-
ge nach Reserven der Banken bei der Notenbank relevant.
Die Nachfrage nach Zentralbankgeld im Rahmen der Reservehaltung der Ban-
ken bei der Zentralbank kann im Zuge der Verbreitung von Zahlungsverkehrsin-
novationen zurückgehen, indem mindestreservepflichtige Substitute für Bargeld
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 105

durch nicht mindestreservepflichtige (oder zu einem geringeren Mindestreserve-


satz reservepflichtige) ersetzt werden. So können Zahlungsverkehrsinnovationen
auch als Ersatz für andere bargeldlose Zahlungsmittel (v. a. Schecks; Federal Re-
serve System 2004) herangezogen werden. Die Bezahlung mittels Telefonwertkar-
te kann als Substitut für Banküberweisungen im Fernabsatz verwendet werden.
Sofern auf neue Zahlungsmittel – wie Elektronische Geldbörsen und Telefonwert-
karten – die E-Geld-Richtlinie (2000/46/EG) anwendbar ist, gelten die Emittenten
als Kreditinstitute (Richtlinie 2000/28/EG). Sie unterliegen daher auch denselben
Mindestreservebestimmungen (Verordnung (EG) 2531/98 des Rates und Verord-
nung (EG) 1745/2003 der Europäischen Zentralbank). Gegenwärtig müssen 2 %
des ausstehenden E-Geldbetrags als Mindestreserve gehalten werden. Durch die
Verwendung von E-Geld anstelle von Zahlungsmitteln auf Basis von mindestre-
servepflichtigen Einlagen (z.B. Überweisungs- oder Abbuchungsauftrag) reduziert
sich die Nachfrage nach Reserven bei der Zentralbank daher nicht direkt. Auch
neue Zugangsprodukte reduzieren die Nachfrage nach Zentralbankgeld im Rah-
men der Reservehaltung nicht, da sie lediglich die Form des Zugangs zu Bankkon-
ten ändern, aber deren Mindestreserveverpflichtung unberührt lassen.
Die Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovationen in Form von Zugangspro-
dukten reduziert die Kosten der Bargeldbeschaffung sowie die Verfügbarkeit von
Bargeld und kostengünstigen alternativen Zahlungsmitteln im Notfall (z.B. größe-
re Verbreitung von Geldausgabeautomaten). Dadurch werden die Anreize zur Hal-
tung von Vorsichtskasse in Form von Bargeld reduziert. Falls eine Transaktion
unerwartet notwendig wird, stehen in mehr Fällen statt Bargeld auch elektroni-
sches Geld, Debit- oder Kreditkarten zur Verfügung. Falls nur Bargeld akzeptiert
wird, ist die Wahrscheinlichkeit größer, in kurzer Zeit bei einem Geldausgabeau-
tomaten Bargeld beschaffen zu können. Sowohl das Risiko der Illiquidität als auch
die Kosten der Illiquidität werden reduziert, sodass der Grenznutzen der Vor-
sichtskassenhaltung entsprechend abnimmt. Bei gleich bleibenden Opportunitäts-
kosten der Vorsichtskassenhaltung nimmt die Nachfrage nach Vorsichtskasse in
Form von Bargeld ab. Zusätzlich zur Reduktion der Nachfrage nach Bargeld im
Rahmen der Transaktionskassenhaltung führt auch die Nachfrage nach Bargeld im
Rahmen der Vorsichtskassenhaltung zu einem Rückgang der Nachfrage nach
Zentralbankgeld in Form von Bargeld.
Wie wirkt sich der Rückgang der Nachfrage nach Zentralbankgeld auf das
strukturelle Liquiditätsdefizit aus? Bei gleich bleibendem aggregierten Angebot an
Zentralbankgeld würde das strukturelle Liquiditätsdefizit zurückgehen und null er-
reichen. Das aggregierte Angebot an Zentralbankgeld wird aber von den Zentral-
banken bestimmt. Um das strukturelle Liquiditätsdefizit aufrechterhalten zu kön-
nen, können die Zentralbanken daher M0 entsprechend reduzieren. Da sich
Zahlungsverkehrsinnovationen nur langsam durchsetzen und sie anfänglich nicht
die absolute Nachfrage nach Zentralbankgeld reduzieren, können Zentralbanken
das aggregierte Angebot an Reserven kontinuierlich den Nachfragebedingungen
anpassen und das strukturelle Liquiditätsdefizit sicherstellen. Sehr langfristig kann
dies zu einer Verkürzung der Bilanzen der Zentralbanken und zu einem Rückgang
der Seigniorage (Notenbankgewinn) führen. Da die Zentralbanken auch die Nach-
frage nach M0 teilweise beeinflussen, könnten sie durch höhere Mindestreserve-
106 Stefan W. Schmitz

verpflichtungen sowie durch die Mindestreservepflicht der E-Geld-Institute ein


strukturelles Liquiditätsdefizit auch ohne Bilanzverkürzung sicherstellen. Die
Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovationen führt daher nicht zwingend zu ei-
nem Rückgang des strukturellen Liquiditätsdefizits.

3.3.2 Auswirkungen auf die Prognostizierbarkeit des strukturellen


Liquiditätsdefizits
Das strukturelle Liquiditätsdefizit wurde als Summe der aggregierten Überschuss-
nachfrage der Banken nach Reserven bei der Zentralbank (Differenz zwischen der
Nachfrage der Banken und dem bestehenden Angebot) und den so genannten au-
tonomen Faktoren definiert. Letztere setzen sich vor allem aus Einlagen der Re-
gierung bei der Zentralbank, aus der Bargeldhaltung sowie dem Netto-Float zu-
sammen. Für die Implementierung der Geldpolitik muss die Zentralbank die
autonomen Faktoren und die Überschussnachfrage der Banken schätzen. Zah-
lungsverkehrsinnovationen können sich auf beide Komponenten des strukturellen
Liquiditätsdefizits auswirken.
Im Euroraum tragen die Einlagen der Regierungen bei den Zentralbanken am
meisten zur Volatilität der autonomen Faktoren bei, gefolgt von der Bargeldhal-
tung und den freien Reserven (über die Mindestreserveverpflichtung der Banken
hinausgehende Reservehaltung bei der Zentralbank), während der Float im Euro-
system praktisch keine Rolle spielt (Bindseil u. Würtz forthcoming). Zahlungsver-
kehrsinnovationen wirken sich nicht direkt auf die Transaktionskassenhaltung der
Regierungen in Form von Einlagen bei den Zentralbanken aus. Sie reduzieren aber
mittelfristig die Bargeldhaltung relativ zum BIP und langfristig die absolute Bar-
geldhaltung. Deren Volatilität ist vor allem auf periodische Konzentrationen von
Transaktionen zurückzuführen (z.B. wöchentliche und monatliche Lohn- und Ge-
haltsauszahlungen, Bargeldbehebungen vor dem Wochenende, Weihnachtseinkäu-
fe, Termine der Fälligkeit von Steuern und Auszahlung von Sozialleistungen). Da-
her ist sie relativ präzise prognostizierbar (Bindseil u. Seitz 2001). Die Verbrei-
tung von Zahlungsverkehrsinnovationen wird prinzipiell zu einer Reduktion der
Bargeldnachfrage und ihrer Standardabweichung führen und daher die entspre-
chenden Prognosefehler eher weiter senken. Der Substitutionsprozess des Bargel-
des könnte selbst Quelle von Prognosefehlern sein, was allerdings aufgrund der
langsamen Substitution unwahrscheinlich erscheint. (Allerdings können Vertrau-
enskrisen in Zahlungssysteme zu einem kurzfristigen Umstieg auf Bargeld und zu
einem starken Anstieg der Nachfrage nach Banknoten führen – siehe Abschnitt
3.5.)
Die Nachfrage der Banken nach Reserven bei der Zentralbank wird vor allem
durch die Mindestreservebestimmungen und durch die Liquiditätsbedürfnisse der
Banken im Interbanken-Zahlungsverkehr determiniert. Dieselben Konten der Ban-
ken bei den Zentralbanken können über Nacht zur Erfüllung der Mindestreserve-
verpflichtung und untertags für Transaktionen im Interbanken-Zahlungsverkehr
herangezogen werden. Um effektiv zu sein, müssen die Mindestreservebestim-
mungen bindend sein, d.h. über den zahlungsverkehrsbedingten Liquiditätsreser-
ven der Banken liegen. Die freien Reserven der Banken sollten daher nahe null
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 107

sein, da sie anders als die Mindestreserve nicht remuneriert werden. Die freien Re-
serven der Banken bei der Zentralbank sind eine Funktion der Unsicherheit der
Liquiditätssituation am Ende des Tages, nachdem alle Transaktionen im Interban-
ken-Zahlungsverkehr abgerechnet sind. Freie Reserven dienen als Puffer gegen
diese Unsicherheit. Sie sollen verhindern, dass die jeweilige Bank durch überra-
schend ausgehende Zahlungen, die im Auftrag ihrer Kunden getätigt werden, unter
die Mindestreserve fällt (Bindseil u. Würtz forthcoming). Die Liquiditätssituation
der einzelnen Bank am Ende des Tages ist vor allem eine Folge der ein- und aus-
gehenden Zahlungen ihrer Kunden sowie der Kunden anderer Banken. Zahlungs-
verkehrsinnovationen haben darauf keinen direkten Einfluss, aber über die Effi-
zienz des gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems einen möglichen indirekten
Einfluss (siehe Abschnitt 3.4). Zudem sind die freien Reserven mit etwa 0,7 % der
Mindestreserven sehr gering (Bindseil u. Seitz 2001), sodass sie für die Prognose
des strukturellen Liquiditätsdefizits nur eine untergeordnete Rolle spielen und vor
allem die Mindestreservehaltung ausschlaggebend ist. Da die Mindestreservevor-
schriften ein geldpolitisches Instrument sind, wirken sich Zahlungsverkehrsinno-
vationen nicht direkt auf sie aus. Zahlungsverkehrsinnovationen, die als E-Geld
gelten, sind allerdings mindestreservepflichtig. Geht die Volatilität der Bargeld-
haltung auf die E-Geldhaltung über, so wird auch die absolute Höhe der Mindest-
reservehaltung volatiler. Dennoch sollte sie wie die periodischen Schwankungen
der Bargeldhaltung gut prognostizierbar sein. Prima facie ergeben sich keine ein-
deutigen Argumente, die auf eine Reduktion der Prognostizierbarkeit der Nachfra-
ge der Banken nach Reserven bei der Zentralbank schließen lassen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Prognostizierbarkeit der auto-
nomen Faktoren (v.a. der Bargeldhaltung) eher zunehmen wird, während jener der
Reservehaltung der Banken bei der Zentralbank nicht direkt berührt wird.
Selbst bei einer Zunahme der Prognosefehler im Zuge der Implementierung der
Geldpolitik stünden der Zentralbank Instrumente des Liquiditätsmanagements zur
Verfügung, um korrigierend einzugreifen und die Kosten der Prognosefehler zu
minimieren. Prognosefehler der Zentralbank führen zu temporären Liquiditätsun-
gleichgewichten auf dem Geldmarkt. Überschätzt (unterschätzt) die Zentralbank
das strukturelle Liquiditätsdefizit, so ist die aggregierte Nachfrage nach Zentral-
bankgeld beim angestrebten kurzfristigen Zinssatz niedriger (höher) als das aggre-
gierte Angebot und der kurzfristige Zinssatz fällt unter (steigt über) das angestreb-
te Niveau – die Geldpolitik wirkt expansionistischer (kontraktiver) als gewünscht.
Für die Zentralbank bedeutet dies, dass Prognosefehler schnell offenbar werden
und die Zentralbank korrigierend auf dem Geldmarkt intervenieren kann. Die EZB
führt ihre regelmäßigen Offenmarktoperationen (Hauptrefinanzierungsgeschäfte)
wöchentlich durch. Relativ zur Fed, die mehrmals täglich auf dem Geldmarkt in-
terveniert, ist dies selten. Der EZB stehen aber bei Bedarf so genannte „fine-
tuning“ Operationen zur Verfügung (z.B. Entgegennahme von Termineinlagen),
bei denen die EZB weder an regelmäßige Termine noch an bestimmte Laufzeiten
gebunden ist. Dadurch können etwaige Prognosefehler schnell ausgeglichen wer-
den, ohne an den Termin für das nächste Hauptrefinanzierungsgeschäft gebunden
zu sein.
108 Stefan W. Schmitz

Auch wenn die Prognosefehler durch Zahlungsverkehrsinnovationen nicht zu-


nehmen, könnten sie bei einer effektiveren Geldpolitik größere Kosten – im Sinne
von unerwünschten Auswirkungen auf geldpolitische Ziele – haben. Wie in Ab-
schnitt 2.2 argumentiert, lässt sich aber kein eindeutiger Zusammenhang zwischen
Zahlungsverkehrsinnovationen und der Effektivität der Geldpolitik identifizieren.
Die direkten Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Prognosti-
zierbarkeit des strukturellen Liquiditätsdefizits sind vernachlässigbar. Indirekt
können sich Zahlungsverkehrsinnovationen über die Effizienz des gesamtwirt-
schaftlichen Zahlungssystems auf die Prognostizierbarkeit des strukturellen Defi-
zits auswirken.

3.4 Zahlungsverkehrsinnovationen und die Effizienz des gesamt-


wirtschaftlichen Zahlungssystems

Die Effizienz von Zahlungssystemen reduziert die Transaktionskosten auf dem


Geldmarkt und ist daher eine Voraussetzung für die Entwicklung eines liquiden
Interbank-Geldmarktes. Dieser wiederum ist für die Implementierung der Geldpo-
litik im institutionellen Rahmen des Eurosystems von zentraler Bedeutung. Ineffi-
ziente Zahlungssysteme führen zu großem und volatilem Float. Dadurch können
auch die Reservehaltung der einzelnen Banken sowie die aggregierte Nachfrage
nach Zentralbankgeld volatiler werden. In der Folge steigt damit auch die Volatili-
tät der kurzfristigen Zinsen auf dem Interbankenmarkt. Für die Zentralbank sind
diese allerdings eine wichtige Informationsquelle, um die Liquiditätssituation des
Bankensektors beurteilen zu können (Fry et al. 1999). Zusätzlich wird die Progno-
se der autonomen Faktoren des strukturellen Liquiditätsdefizits schwieriger. Kurz-
fristig kann die Zentralbank Float durch Buchhaltungsregeln reduzieren. Der Float
wird entweder dem Konto des Auftraggebers oder jenem des Empfängers gutge-
schrieben bevor die Transaktion abgewickelt ist. Dies ist allerdings mit uner-
wünschten Verteilungseffekten verbunden. Langfristig forcieren Zentralbanken
daher die Erhöhung der Effizienz des gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems.
Zahlungsverkehrsinnovationen werden in der Regel als Effizienz erhöhend ange-
sehen, so dass sie langfristig positive Auswirkungen auf den Informationsgehalt
der kurzfristigen Geldmarktzinsen haben sollten. Weiters senkt die höhere Effi-
zienz den Float sowie die freien Reserven (Woodford 2002), wodurch die Prog-
nostizierbarkeit des strukturellen Defizits von hohem Niveau noch etwas verbes-
sert werden könnte.

3.5 Zahlungsverkehrsinnovationen und Liquiditätsschocks

Die langfristig positiven Auswirkungen auf den Informationsgehalt der Geld-


marktzinsen können allerdings durch Liquiditätsschocks temporär konterkariert
werden. Zahlungsverkehrsinnovationen erhöhen die Tiering-Struktur des gesamt-
wirtschaftlichen Zahlungssystems. D.h. ein wachsendes nominelles Zahlungsvo-
lumen wird über Innengeld (Bankbuchgeld) abgewickelt. Kleinbetragszahlungs-
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Geldpolitik 109

systeme sind häufig Nettozahlungssysteme und die Salden werden oft über Buch-
geld des Zahlungssystembetreibers abgerechnet. Wird Bankbuchgeld als Zah-
lungsmittel zur Abrechnung von Verbindlichkeiten statt Zentralbankgeld genutzt,
steigen das Kredit- und das Liquiditätsrisiko. Im Gegensatz zum Zentralbankgeld
impliziert das Bankbuchgeld keine ökonomische Finalität. Es stellt lediglich eine
Forderung gegenüber der Bank dar. Kredit- und Liquiditätsrisiko können Quellen
indiosynkratischer und systemischer Risiken darstellen. Werden das Kredit- bzw.
das Liquiditätsrisiko durch die Insolvenz oder Illiquidität eines Emittenten von
Bankbuchgeld schlagend oder kommt es zu einer Vertrauenskrise in die Stabilität
des gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystems, kann dies zu einem negativen Li-
quiditätsschock führen. D.h. die Liquidität im gesamtwirtschaftlichen Zahlungs-
system geht deutlich zurück, was negative realwirtschaftliche Konsequenzen ha-
ben kann. Für die Geldpolitik bedeutet es vor allem, dass es zu einer kurzfristig
stark steigenden Nachfrage nach Zentralbankgeld kommt, da dieses im Gegensatz
zum Bankbuchgeld kein Kredit- bzw. Liquiditätsrisiko aber ökonomische Finalität
impliziert. Die Prognostizierbarkeit der Geldnachfrage kann dadurch in Krisensi-
tuationen deutlich erschwert werden. Als Instrument zur Vermeidung von Liquidi-
tätsschocks steht den Zentralbanken vor allem die Zahlungssystemaufsicht zur
Verfügung, die das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit von Zahlungssystemen si-
chern und die Ausfallswahrscheinlichkeit einzelner Komponenten reduzieren soll.
Weiters sind Zentralbanken oft Betreiber von Großbetragszahlungssystemen (z.B.
TARGET, Fedwire). Die Core Principles der Bank für Internationalen Zahlungs-
ausgleich sehen zusätzlich vor, dass bei systemrelevanten Zahlungssystemen die
Abrechnung in Zentralbankgeld erfolgen sollte (CPSS 2001).

4 Fazit

x Zahlungsverkehrsinnovationen werden vor allem durch politökonomische De-


terminanten (Liquiditätskosten) und nicht durch technologische Faktoren ge-
trieben. Rezente Innovationen reihen sich in einen historischen Prozess institu-
tionellen Wandels ein. Die adäquate Untersuchungsmethode ist die Neue
Institutionelle Ökonomie.
x Es bestehen starke Anreize für NutzerInnen und AnbieterInnen von Zahlungs-
verkehrsinnovationen, die die Denomination neuer Zahlungsmittel in der domi-
nanten Währung des relevanten Marktes sowie deren Einlösbarkeit sicherstel-
len. Auch bei einer weiten Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovationen
behalten die Zentralbanken daher das Monopol über das allgemein akzeptierte
Tauschmittel, das sowohl die Funktion der einheitlichen Recheneinheit in der
relevanten Wirtschaft als auch die Funktion des finalen Zahlungsinstruments im
Interbanken-Zahlungsverkehr umfasst. Sie können daher prinzipiell über die
Steuerung der Zentralbankgeldmenge und des kurzfristigen Zinssatzes weiter-
hin Geldpolitik betreiben.
x Zahlungsverkehrsinnovationen, die unter die E-Geld-Richtlinie fallen oder Zu-
gangsprodukte darstellen, haben keine direkten Auswirkungen auf die Geld-
110 Stefan W. Schmitz

menge M3. Sie führen allerdings zu einer Erhöhung der Umlaufgeschwindig-


keit der Zentralbankgeldmenge M0 sowie zu einer Erhöhung der Zinselastizität
der Nachfrage nach M0. Beide Effekte haben gegensätzliche Auswirkungen auf
die Effektivität der Geldpolitik. Der Nettoeffekt ist nicht eindeutig bestimmbar.
x Zentralbanken können das strukturelle Liquiditätsdefizit sowohl durch eine Re-
duktion des Angebots an Zentralbankgeld als auch durch eine Erhöhung der
Nachfrage (z.B. Mindestreserveverpflichtung) auch in Zukunft sicherstellen.
Die Auswirkungen von Zahlungsverkehrsinnovationen auf die Prognostizier-
barkeit des strukturellen Liquiditätsdefizits sind gering. Eine grundsätzliche Re-
form des institutionellen Rahmens der Implementierung der Geldpolitik im Eu-
roraum wird daher durch die Verbreitung von Zahlungsverkehrsinnovationen
nicht notwendig.
x Zahlungsverkehrsinnovationen werden in der Regel als die Effizienz des ge-
samtwirtschaftlichen Zahlungssystems erhöhend angesehen, so dass sie lang-
fristig positive Auswirkungen auf die Implementierung der Geldpolitik haben
könnten.
x Zahlungsverkehrsinnovationen können Quellen von negativen Liquiditäts-
schocks sein. Als Instrument zu ihrer Vermeidung stehen den Zentralbanken
vor allem die Zahlungssystemaufsicht sowie die Übernahme von operationalen
Aufgaben im gesamtwirtschaftlichen Zahlungssystem zur Verfügung.

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Internet-Zahlungssysteme für Händler und
Verbraucher im deutschen Rechtssystem

Dania Neumann1

Latham & Watkins, Frankfurt am Main

1 Mediengerechte Zahlungen für den Handel über das


Internet

Das Verfahren für das Bezahlen der über das Internet bestellten Produkte und
Dienstleistungen kann offline – ohne Verbindung zum zentralen Rechner oder
Netzwerk – oder online – mit Verbindung zum zentralen Rechner oder Netzwerk –
erfolgen2. Wird eine Verbindung zum Netzwerk aufgebaut, wird diese beispiels-
weise zur Autorisierung des Zahlungsvorgangs verwendet. Dies geschieht her-
kömmlich, indem die Daten des Zahlenden übertragen und einer Prüfung unterzo-
gen werden. Bei wertspeichernden Systemen ist diese Autorisierung nicht
notwendig, da sich die Bank bereits bei Erwerb der Werteinheiten Deckung ver-
schafft hat und das Erklärungsrisiko bei Einsatz der Werteinheiten von ihrem In-
haber zu tragen ist.
Die Trennlinie zwischen Systemen für das Bezahlen über das Internet offline
und online kann jedoch nicht immer eindeutig gezogen werden. Es ergeben sich
drei Systemgruppen nach Zahlungsverfahren
x offline veranlasst, gegen Nachnahme bei Lieferung der Ware, durch hand-
schriftliche Überweisung nach Rechnungsstellung oder mittels Lastschriftein-
zugsermächtigung, der auch eine Autorisierung der Zahlung mittels Mobiltele-
fons vorgeschaltet sein kann,

1 Nachfolgende, nicht anders bezeichnete Gesetze sind solche des Gesetzgebers der Bun-
desrepublik Deutschland. Die Autorin dieses Beitrages, Dr. Dania Neumann, ist als
Rechtsanwältin in der Bundesrepublik Deutschland zugelassen und in der internationalen
Anwaltssozietät Latham & Watkins in Frankfurt am Main (dania.neumann@lw.com) tä-
tig. Weiterführende rechtliche Informationen zu dem Thema „Zahlungsverkehr im Inter-
net“ aus der Sicht von Händlern und Verbrauchern in der Bundesrepublik Deutschland
finden sich bei Neumann u. Bock, Zahlungsverkehr im Internet – Rechtliche Grundzüge
klassischer und innovativer Zahlungsverfahren, Verlag C.H.Beck, München 2004.
2 Vgl. hierzu parallel die umsatzsteuerrechtlich begründete Unterscheidung zwischen Off-
line-Umsätzen und Online-Umsätzen des Elektronischen Geschäftsverkehrs. Dazu Hen-
seler UVR 2001, 305, 306.
114 Dania Neumann

x online veranlasst über Internet-Banking, selten im Mobile-Banking, via Kun-


denkonten und mittels Kreditkarte,
x online durchgeführt mittels Netzgeld und Geldkarte für das Internet, letztere
nur unter der Voraussetzung eines speziellen Kartenlesegerätes am Personal
Computer (PC) bzw. mobilen Endgerät.

1.1 Die offline veranlasste Zahlung

Charakteristisch für die Systemgruppe einer offline veranlassten Zahlung ist, dass
die Bezahlung unabhängig von der Online-Bestellung über das Internet erfolgt
(Stolpmann 1997). Die Vergütung erfolgt nicht während des Bestehens der Com-
puterverbindung zum Netzwerk. Das Internet wird nur als Medium genutzt, um
eine Bestellung innerhalb des Internet-Handels aufzugeben (Schuster et al. 1997).
Zu den Offline-Bezahlverfahren zählen Zahlungen gegen Nachnahme bei Überga-
be der Ware durch die Post, durch Überweisung nach Rechnungsstellung durch
Ausfüllen und Abgabe des Formulars in der Bankfiliale sowie Zahlungen, die aus
einer unterzeichneten Lastschrifteinzugsermächtigung resultieren3. Zwar können
die Offline-Zahlungen auf den ersten Blick nur als nicht mediengerechte Zahlun-
gen für den elektronischen Handel angesehen werden, gleichwohl sind die her-
kömmlichen Bezahlverfahren des bargeldlosen Zahlungsverkehrs mit Überwei-
sung und Lastschriftverfahren bewährte und beliebte Verfahren, die aller
Voraussicht nach als klassische Zahlungsverfahren der Banken im E-Commerce
unangefochten Bestand haben werden4. Die Zahlung gegen Nachnahme soll im
Folgenden unberücksichtigt bleiben. Der Scheck wird zukünftig von den Banken
nicht mehr als alternative Zahlungsform angeboten. Er kann schon aufgrund seiner
Formerfordernisse aus Art. 1 ScheckG nicht zur Zahlung über das Internet einge-
setzt werden. In die Kategorie der offline veranlassten Zahlungen können in der
Tat auch mobile Zahlungsdienstleistungen, Mobile Payments (M-Payments), ein-
zubeziehen sein. Der Begriff des M-Payments steht regelmäßig für Zahlungsver-
fahren, bei denen zwecks Zusammenführung der Transaktionsdaten das Mobilte-
lefon genutzt, jedoch die Zahlungsabwicklung über das Bankkonto oder die
Kreditkarte, die Zahlungskarte im Handy oder über die Telefonabrechnung vorge-
nommen wird (Henkel 2002). Anwendungen der M-Payments sind damit glei-
chermaßen über das virtuelle Internet im E-Commerce wie in der realen Welt an
der Kasse oder an dem Automaten möglich, was die klare Zuordnung in die hier
vorliegenden Systemgruppen erschwert und insofern im Einzelfall zu bestimmen
ist. Einen Standard gibt es unter den Verfahren mobiler Zahlungssysteme nicht,
der hier eine rechtliche Zuordnung erfahren könnte.

3 Zu der umstrittenen Frage notwendiger Anforderungen an eine Signierung der über das
Internet zu erteilenden Einzugsermächtigung siehe Neumann u. Bock, Zahlungsverkehr
im Internet, Ziffer E.I.2; m.w.N. Werner BKR 2002, 11f.; Schneider BKR 2002, 384f .
4 Vgl. auch Werner BKR 2002, 11.
Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem 115

1.2 Die online veranlasste Zahlung

In einer dem Medium Internet gerechteren Zahlungsform kann die Vergütung on-
line veranlasst werden. Dies ist für den Zahlungspflichtigen unter Verwendung
von Zahlungsinstrumenten möglich, die einen Zugang zu dem Girokonto bezie-
hungsweise zu Zahlungsmitteln wie den Sichteinlagen vermitteln, wenn dieser
Zugang elektronisch erfolgt (z.B. über Internet-Banking, Mobile-Banking). Eben-
falls in diese Gruppe der online veranlassten Zahlungen kann die Zahlung über
Kundenkonten oder mittels Kreditkarte gehören. Bei der Zahlung über Kunden-
konten wird eine dritte Partei vermittelnd zwischen Kunde und Händler tätig
(Schuster et al. 1997). Die seitens des Kunden zu begleichenden Beträge werden
angesammelt und in regelmäßigen Abständen von seinem bezogenen Girokonto
abgebucht. Die Zahlung mittels Kreditkarte ist eine – wenngleich hinsichtlich der
Datenübertragung nicht durchweg sichere – aber gebräuchliche Form der Zahlung
im Internet. Auch sind zahlreiche der innovativen elektronischen Zahlungsverfah-
ren keine Bargeldsubstitute, sondern letztlich (nur) online veranlasste Zahlungen,
die unter Einsatz von mobilen Endgeräten die Transaktionsdaten bestimmen und
sichern.

1.3 Die online durchgeführte Zahlung

Die online durchgeführte Zahlung soll bargeldähnlich sein und bargeldlose Zah-
lungen substituieren. Das für die Bargeldzahlung typische Unmittelbarkeitsprinzip
soll ebenso für die Zahlung mit einem Bargeldsurrogat gelten. Der Schuld-
ner überträgt dem Gläubiger das Eigentum am Bargeldsurrogat, ohne dass Dritte
beteiligt werden (Tegebauer 2002). Ein Zahlungsmechanismus ist freilich nur
dann verkehrsgeeignet, wenn die Anforderungen hinsichtlich der Vertraulichkeit
der Daten5, der Integrität6 von Bestell- und Zahlungsinformationen sowie der Au-
thentifizierung7 von Händler und Kunde gegeben sind (Kossel u. Wronski 1997).
Diesen Anforderungen ist bei den Zahlungssystemen mit Netzgeld hinreichend
Rechnung getragen worden. Netzgeld gilt als weiterer Schritt im Entsubstantiali-
sierungsprozess der geldgeschichtlichen Entwicklung (Gramlich CR 1997, 11). In
Deutschland hatte zunächst das ecash-Pilotprojekt der Deutsche Bank AG von
1997 bis 2000 die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Auch die Geldkarte kann
seit Ende 2002 als Zahlungsmittel für das Internet über ein Kartenlesegerät des
privaten Endverbrauchers eingesetzt werden. Als elektronische Geldbörse in Form
einer Chipkarte ermöglicht sie ihrem Inhaber die Abwicklung von Bargeschäften
des täglichen Lebens. Hardwarebasierte Geldkartensysteme und softwarebasierte

5 Es darf nicht jeder die Daten lesen können – nur Befugten soll dies möglich sein.
6 Die Daten dürfen während des Transports nicht verändert worden sein.
7 Es muss sichergestellt werden, dass der Benutzer auch derjenige ist, für den er sich aus-
gibt.
116 Dania Neumann

Netzgeldsysteme werden aufgrund ihres zum Teil deckungsgleichen Einsatzberei-


ches unter dem Begriff des elektronischen Geldes zusammengefasst8.

2 Belastungszeitpunkt

Der Zahlende kann im Wesentlichen zu drei verschiedenen Zeitpunkten mit dem


jeweiligen Transaktionsbetrag belastet werden (Rehm, Kreditwesen 2001, 1227,
1233).

2.1 Pay before – Pre-Paid

Werden sog. vor- oder vorausbezahlte Zahlungsverfahren, wie Netzgeld oder


Geldkarte, zur Zahlung verwendet, muss der Zahlende im Voraus einen Betrag
zum Erwerb der Werteinheiten an denjenigen Betreiber erbringen, welcher die
Werteinheiten emittiert. Der Erwerber hat im Weiteren insbesondere bei den Ver-
fahrensarten elektronischen Geldes einen Anspruch inne, für nicht verwendete
Werteinheiten Buchgeld gleichen Nennwertes auf seinem Girokonto gutschreiben
zu lassen. Vorbezahlte Systeme werden auch als Pre-Paid-Verfahren bezeichnet.
Nicht alle vorbezahlten Verfahren sind wertspeichernd. Die Geldkarte (z.B. Geld-
Karte) und das Netzgeld (z.B. ecash) sind wertspeichernde Verfahren, jedoch bei-
spielsweise nicht die vorausbezahlten Karten, die ähnlich einer Telefonkarte funk-
tionieren (z.B. paysafecard).

2.2 Pay now – Direct Debit

Alle kontenbasierten Verfahren, wie der Einsatz der Debitkarten mit ec-
Funktionalität am POS (englisch Point-of-Sale) oder POZ (Point-of-Sale-ohne
Zahlungsgarantie), englisch Direct Debit, beruhen auf einem unmittelbar veran-
lassten und innerhalb von ein bis zwei Bankarbeitstagen durchgeführten Geldaus-
gleich. Auch bei Kundenkarten wird das Konto des Karteninhabers unmittelbar
nach dem Zeitpunkt des Zahlungsvorgangs belastet (Szameitat 2001).

2.3 Pay later – Post-Paid

Wird der Transaktionsbetrag erst nach einem bestimmten Zeitablauf nach Ab-
schluss der Transaktion belastet, spricht man von Post-Paid. Ein typisches Post-
Paid-Produkt ist die Kreditkarte, mit der die durch den Karteninhaber autorisierten

8 Siehe Deutsche Bundesbank, Die Sechste Novelle des Kreditwesengesetzes, Monatsbe-


richt Januar 1998, S. 61 und Deutsche Bundesbank, Geldpolitik und Zahlungsverkehr,
Monatsbericht März 1997, S. 40 Fn. 7 (Deutsche Bundesbank 1997, 1998).
Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem 117

Beträge typischerweise einmal im Monat im Lastschriftverfahren durch die Kar-


tenemittentin eingezogen werden.

3 Innovative vorbezahlte Zahlungsverfahren (Pay before)

3.1 Terminus Elektronische Geldbörsen

Der in der Literatur verwendete Begriff der Elektronischen Geldbörse (englisch


Electronic Purse) ist kein Rechtsterminus. Er ist ein Oberbegriff für vorausbezahl-
te wertspeichernde Zahlungsverfahren. Per Definition sind bei der Elektronischen
Geldbörse die Geldeinheiten direkt in einem Datenträger des Zahlenden, bei-
spielsweise der Karte, und nicht in einem Hintergrundsystem gespeichert (Rankl
u. Effing 2002). Für den juristischen Gebrauch ist jedoch die Begrifflichkeit des
Elektronischen Geldes (Netzgeld- und Geldkartenverfahren) von Interesse, auf die
im Weiteren noch eingegangen werden wird.

3.2 Vor- und Nachteile der Vorbezahlung

Ungeachtet ihrer Vorteile im Zahlungsverkehr haben vorausbezahlte Verfahren für


den Verwender einen Nachteil. Dem Börsenbetreiber wird beim Erwerb der Zah-
lungseinheiten ein zinsloser Kredit gewährt, da die vorausbezahlten Zahlungsein-
heiten nicht unmittelbar verbraucht werden. Für den Inhaber von Zahlungseinhei-
ten ist der Zinsverlust gering. In der Summe ist dies für den Börsenbetreiber eine
erhebliche Zusatzeinnahme (Rankl u. Effing 2002). In den Industrieländern soll
der durchschnittliche Geldbetrag einer im Chip einer Bankkarte gespeicherten E-
lektronischen Geldbörse – vorausbezahltes Netzgeld bleibt insoweit unberücksich-
tigt – ungefähr 75 Euro betragen. Dieser Bodensatz wird englisch als float be-
zeichnet. Bei der Annahme von 10 Mio. ausgegebenen Chipkarten und einem
Zinssatz von 2,5 % beträgt der Zinssatz über ein Jahr hinweg 18,75 Mio. Euro,
dem grundsätzlich keine Ausgaben gegenüberstehen. Zusätzlich hierzu nimmt der
Börsenbetreiber durch Sammlerkarten Geld ein, wenn diese noch werthaltig sind
und nicht mehr zu Zahlungszwecken eingesetzt werden, sowie durch nicht rekla-
mierte defekte Karten (Rankl u. Effing 2002).

3.3 E-Geld: Werteinheiten auf Karten oder in Netzwerken

Als Elektronisches Geld (E-Geld) werden Zahlungsmittel bezeichnet, deren Me-


chanismus darin besteht, Geldeinheiten auf einem Datenträger elektronisch zu
speichern. Der Datenträger befindet sich im Besitz eines Endverbrauchers. Der auf
dem Datenträger gespeicherte Betrag verringert oder erhöht sich abhängig davon,
ob der Inhaber des Datenträgers etwas kauft oder verkauft bzw. ein Betrag abge-
bucht oder das Zahlungsinstrument aufgeladen wird. Bei Transaktionen mit E-
118 Dania Neumann

Geld wird nicht auf ein Girokonto zugegriffen. E-Geld ist kein Zugangsprodukt,
da es wertspeichernd selbst über Werteinheiten verfügt (EZB 2000). Es basiert in-
folgedessen auf der Idee, ein Substitut für Banknoten und Münzen zu sein (EZB
2000).
Technisch lässt sich Elektronisches Geld nach Art des Speichermediums unter-
scheiden. Die Geldkarte zeichnet sich dadurch aus, dass der Datenträger ein Com-
puterchip ist, der in eine Plastikkarte eingebaut wird. Hier wird der Zugriff auf die
Kaufkraft mittels hardwaregestützter Sicherheitsmerkmale – in Verbindung mit
Software – geschützt. Die Idee des Systems liegt in der Mobilität der Hardware
„Chipkarte“. Hingegen funktionieren softwaregestützte Produkte – in Verbindung
mit Hardware – auf der Basis spezieller PC-Software. Mittels dieser PC-Software
werden die elektronischen Werteinheiten in der Regel über Telekommunikations
(TK)-Netze wie das Internet übertragen, so dass diese elektronischen Werteinhei-
ten als „Netzgeld“ bezeichnet werden9. Die Idee des Systems ist es, Daten mittels
Software zu übertragen. Jedes E-Geld-System besteht notwendig aus Hard- und
Software.
Im Jahr 1998 wurde für das Jahr 2006 geschätzt, dass weltweit Elektronisches
Geld im Wert von 8,6 Mrd. US-Dollar im Umlauf sein wird (Hayward 1998 nach
Hladjk MMR 2001, 731). Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) be-
lief sich der Anteil des E-Geldes am Bargeldumlauf im Euroraum Ende Juni 2000
auf 0,04 % und 0,003 % der Geldmenge M310. Elektronisches Geld ist somit für
die laufende Wirtschaftsanalyse bis dato kaum relevant (EZB 2000). Es besitzt
gleichwohl das Potential, eine wesentliche Rolle im Finanzsystem des Euroraumes
zu übernehmen. Die Entwicklung von E-Geld befindet sich aber noch in den alle-
rersten Anfängen (Duisenberg bank und markt 2001, 12, 17; Hladjk MMR 2001,
731, 736). Die Transaktionskosten sollen im Vergleich mit einem Bargeldeinsatz
geringer sein, so dass Elektronisches Geld nicht nur im E-Commerce zur Verfü-
gung stehen soll, sondern neue Formen von Dienstleistungen ermöglicht (EZB
2000). Das United States General Accounting Office (GAO) sieht in seinem Re-
port to Congressional Requestors von Dezember 2002 die Möglichkeit, dass E-
lektronisches Geld dort an Bedeutung zunehmen wird, wo andere Zahlungsverfah-
ren nicht zugelassen sind. So versuchen Kreditkartenanbieter in den USA den
Einsatz ihrer Kreditkarten für das Glücksspiel im Internet dadurch zu unterbinden,
dass den Karteninhabern ein solcher Einsatz verboten wurde. Gleichzeitig wird

9 Siehe Hladjk MMR 2001, 731 nach EZB Monatsbericht November 2000, S. 56.
10 Die EZB richtet sich bei der Erstellung von Statistiken nach der Ratsverordnung
(EG) 2533/98. Die Erhebung der Geld- und Bankenstatistik nach Maßgabe der Anforde-
rungen der EZB ist durch die Verordnung EZB/1998/16 geregelt. In der Geld- und Ban-
kenstatistik der EZB wird jenes elektronische Geld erfasst, das von im Euroraum ansäs-
sigen Monetären Finanzinstituten (MFIs) ausgegeben wird. Hierzu und weiterführend
EZB Monatsbericht November 2000, Kasten 2 „Statistische Erfassung von elektroni-
schem Geld in der Geld- und Bankenstatistik der EZB“, S. 60.
Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem 119

hiermit neuen Zahlungsformen die Gelegenheit geboten, ersetzend an die Stelle


von Kreditkartentransaktionen zu treten11.

3.3.1 Rechtsterminus Elektronisches Geld (E-Geld)


Der juristische Terminus, der für die innovativsten elektronischen Zahlungsver-
fahren steht, ist der des Elektronischen Geldes. Eine gesetzliche Legaldefinition
für den Begriff „Elektronisches Geld“ fand sich in bundesdeutschen Gesetzen lan-
ge Zeit nicht, gleichwohl das Elektronische Geld bereits vor seiner gesetzlichen,
bankaufsichtsrechtlichen Festschreibung als Oberbegriff für das Geldkarten- und
Netzgeldgeschäft rekurriert wurde. Aufgrund ihres zum Teil deckungsgleichen
Einsatzbereiches wurden hardwarebasierte Geldbörsensysteme und softwareba-
sierte Netzgeldsysteme mit Inkrafttreten des Vierten Finanzmarktförderungsgeset-
zes am 1.7.2002 unter dem Begriff des Elektronischen Geldes in § 1 Abs. 14 des
Gesetzes über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz – KWG) zusammengefasst12.
Die Aufnahme dieser Legaldefinition und hiermit verbundener weiterer Vorschrif-
ten in das KWG ist vor dem Hintergrund der vorangegangenen Gesetzgebung zu
verstehen. Eingang fanden innovative Zahlungsformen in das KWG erstmalig mit
der Sechsten Kreditwesengesetz-Novelle vom 28.10.1997.

3.3.2 Sechste Kreditwesengesetz-Novelle vom 28.10.1997


Als Art. 1 des Gesetzes zur Umsetzung von EG-Richtlinien zur Harmonisierung
bank- und wertpapieraufsichtsrechtlicher Vorschriften hatte der Bundestag am
6.3.1997 das Sechste Gesetz zur Änderung des Gesetzes über das Kreditwesen
(6. KWG-Novelle) beschlossen13. Mit diesem Gesetz gemäß Bekanntmachung
vom 28.10.199714 wurde mit Wirkung zum 1.1.199815 erstmalig dem Einfluss di-
gitaler Medien auf den bargeldlosen Zahlungsverkehr Rechnung getragen und die
Geschäftstypen des Geldkarten- und Netzgeldgeschäftes in das KWG eingeführt.
Die Ausgabe Elektronischen Geldes konnte zuvor weder unter die Bankgeschäfte
des Einlagen- noch des Girogeschäftes nach § 1 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 und Nr. 9 KWG
gefasst werden (Deutsche Bundesbank 1997). Aufgrund dessen entschied man
sich, diese innovativen Geschäftstypen gemäß § 1 Abs. 1 S. 2 Nr. 11 und
Nr. 12 KWG a.F. (6. KWG-Novelle) in den Kreis der Bankgeschäfte aufzuneh-
men. Legal definiert war somit:

11 GAO-03-89, Report to Congressional Requesters, Internet Gambling – An Overview of


the Issue, December 2002, siehe nur S. 6. Der Bericht ist abrufbar unter:
http://www.gao.gov/htext/d0389.html (Abruf: 8.9.2005).
12 Deutsche Bundesbank 1997, S. 39 u. S. 40 Fn. 7, Deutsche Bundesbank 1998, S. 63.
13 BT-Drs. 13/7142.
14 BGBl. I S. 2518.
15 Ein kleiner Teil der Bestimmungen ist unmittelbar nach Verkündung am 28.10.1997 in

Kraft getreten. Bis auf die Regelungen zur Angemessenheit der Eigenmittel und über
Großkredite, deren Beachtung erst ab 1.10.1998 obligatorisch ist, gilt die Mehrzahl der
Neuerungen erst seit 1.1.1998.
120 Dania Neumann

x „die Ausgabe vorausbezahlter Karten zu Zahlungszwecken, es sei denn, der


Kartenemittent ist auch der Leistungserbringer, der die Zahlung aus der Karte
erhält (Geldkartengeschäft), und
x die Schaffung und die Verwaltung von Zahlungseinheiten in Rechnernetzen
(Netzgeldgeschäft).“

3.3.3 E-Geld-Definition der EZB von August 1998


Im August 1998 veröffentlichte die Europäische Zentralbank (EZB) einen „Be-
richt über Elektronisches Geld“. Nach diesem Bericht war Elektronisches Geld zu
definieren als: „auf einem Medium elektronisch gespeicherte Werteinheit, die all-
gemein genutzt werden kann, um Zahlungen an Unternehmen zu leisten, die nicht
die Emittenten sind. Dabei erfolgt die Transaktion nicht notwendig über Bankkon-
ten, sondern die Werteinheiten auf dem Speichermedium fungieren als vorausbe-
zahltes Inhaberinstrument“ (EZB 1998)16.
Bereits mit dieser Definition wurde deutlich, dass Elektronisches Geld als
Sammelbegriff eingesetzt werden sollte. Die pauschale rechtliche Qualifikation
vorausbezahlter Werteinheiten als „vorausbezahlte Inhaberinstrumente“ ist
gleichwohl unzutreffend, worauf im Weiteren noch eingegangen werden wird17.

3.3.4 E-Geld-Institute gemäß EU-Richtlinien 2000/28/EG und


2000/46/EG vom 18.9.2000
Der aufsichtsrechtliche Rahmen für Institute, die sich auf das Geschäft mit Elekt-
ronischem Geld spezialisieren, E-Geld-Institute (Electronic Money Institutions –
ELMIs), wurde durch die Richtlinien 2000/28/EG und 2000/46/EG des Europäi-
schen Parlamentes und des Rates festgelegt. Diese Spezialkreditinstitute betreiben
das E-Geld-Geschäft ausschließlich. E-Geld-Institute können durch die Anwen-
dung von Bestimmungen der Richtlinie 2000/28/EG über die Aufnahme und Aus-
übung der Tätigkeit der Kreditinstitute ihre Geschäfte dank der gegenseitigen An-
erkennung EU-weit tätigen.
Am 21.9.1998 hatte die Europäische Kommission dem Europäischen Parlament
und dem Rat der Europäischen Union den Vorschlag über eine Richtlinie zur Auf-
nahme, Ausübung und Beaufsichtigung der Tätigkeit von E-Geld-Instituten sowie
zur Änderung der Richtlinie 77/780/EWG zur Koordinierung der Rechts- und
Verwaltungsvorschriften über die Aufnahme und Ausübung der Tätigkeit der
Kreditinstitute (KOM (98) 461) vorgelegt. Am 15.4.1999 billigte das Europäische
Parlament die Richtlinienvorschläge vorbehaltlich der von ihm vorgenommenen
Änderungen18.

16 Siehe auch Kasten I in EZB Monatsbericht November 2000, S. 55.


17 Siehe Ziffern 3.4.2 und 3.5.2.
18 In einem Bericht des Ausschusses für Recht und Bürgerrechte, der mit dem Ausschuss

für Wirtschaft, Währung und Industriepolitik abgestimmt ist, sind die Änderungsvor-
schläge genannt und begründet.
Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem 121

Mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen für neue Zahlungsformen in der Eu-


ropäischen Union wurden am 18.9.2000 die folgenden zwei Richtlinien über elekt-
ronisches Geld angenommen:
x Richtlinie 2000/28/EG19 des Europäischen Parlaments und des Rates vom
18.9.2000 zur Änderung der Richtlinie 2000/12/EG20 über die Aufnahme und
Ausübung der Tätigkeit der Kreditinstitute,
x Richtlinie 2000/46/EG21 des Europäischen Parlaments und des Rates vom
18.9.2000 über die Aufnahme, Ausübung und Beaufsichtigung der Tätigkeit
von E-Geld-Instituten22.
Während die Richtlinie 2000/28/EG geringe Änderungen der kodifizierten Richt-
linie über die Aufnahme und Ausübung der Tätigkeit von Kreditinstituten vor-
sieht, indem sie so genannte E-Geld-Institute in die Definition von Kreditinstituten
aufnimmt sowie für traditionelle Kreditinstitute eine Rücktauschverpflichtung für
E-Geld festlegt, ist es die Richtlinie 2000/46/EG, die nun den Terminus des Elekt-
ronischen Geldes umschreibt und das Vertrauen des E-Geld-Inhabers in Elektroni-
sches Geld begründen soll23.
Die sog. E-Geld-Richtlinie (2000/46/EG) befindet sich derzeit in Überarbei-
tung. Auf der Webseite der Europäischen Kommission wurden zunächst zwei
Konsultationspapiere über die E-Geld-Richtlinie und über die Anwendung der
Richtlinie über Elektronisches Geld auf Mobiltelefonanbieter unter Einbeziehung
der Mobiltelefonkarten veröffentlicht24. Darüber hinaus werden Konsultationen
mit den Mitgliedstaaten erfolgen sowie eine unabhängige Studie in Auftrag gege-
ben werden, die durch ein Consultingunternehmen durchgeführt werden soll. Die
Europäische Kommission beabsichtigt, im Frühling 2006 einen Report zusammen
mit angemessenen Empfehlungen für eine Überarbeitung der E-Geld-Richtlinie zu
veröffentlichen.

3.3.5 Viertes Finanzmarktförderungsgesetz vom 31.5.2002


Die Umsetzung der vorgenannten Vorgaben der Richtlinien 2000/28/EG und
2000/46/EG vom 18.9.2000 erfolgte über das Gesetz zur weiteren Fortentwick-
lung des Finanzplatzes Deutschland (Viertes Finanzmarktförderungsgesetz –
4. FMFG). Nach den drei Finanzmarktförderungsgesetzen von 199025, 199426,

19 ABl. L 275 vom 27.10.2000, S. 37.


20 ABl. L 126 vom 26.5.2000, S. 1.
21 ABl. L 275 vom 27.10.2000, S. 39.
22 Beide EU-Richtlinien sind über das Internet über die Materialien unter www.euzw.de

(Abruf: 8.9.2005) abrufbar. Siehe auch die ZBB-Dokumentation in ZBB 2000, 202.
23 Vgl. Erwägungsgrund 4 Richtlinie 2000/46/EG.
24 Siehe unter http://europa.eu.int/comm/internal_market/bank/e-money/index_de.htm, Ab-

ruf: 2.9.2005.
25 1. FMFG – BGBl. I 1990, S. 266f.
26 2. FMFG – BGBl I 1994, S. 1749f.
122 Dania Neumann

199827, sollte auch das 4. FMFG den Finanzplatz Deutschland und seine internati-
onale Wettbewerbsfähigkeit stärken28. Das Gesetz verfolgte weitere Ziele, von de-
nen hier nur die Anpassung der Bankenaufsicht an internationale Standards durch
Änderung des KWG und Einführung der gesetzlichen Voraussetzungen für eine
wirksamere Bekämpfung der Geldwäsche genannt sein soll29.
Das Bundesministerium der Finanzen hatte am 4.9.2001 den „Entwurf eines
Gesetzes zur weiteren Fortentwicklung des Finanzplatzes Deutschland (Viertes
Finanzmarktförderungsgesetz – 4. FinanzmarktförderungsG)“ (Diskussionsent-
wurf) vorgelegt30. Der Diskussionsentwurf war auf geteiltes Echo gestoßen, je-
doch wurde bei Anlegerschützern und Banken zumindest eine gedämpfte Zustim-
mung verzeichnet31. Am 14.11.2001 wurde der Regierungsentwurf, der ein
verlässliches regulatorisches Umfeld für den Finanzplatz Deutschland schaffen
soll, verabschiedet.32 Durch Beratung und Beschlussfassung des Finanzausschus-
ses des Deutschen Bundestages am 21.3.2002 waren noch zahlreiche Änderungen
des Gesetzes initiiert worden33. Die endgültige Zustimmung des Bundesrates er-
folgte am 31.5.200234. Das Gesetz trat am 1.7.2002 in Kraft. Neuerungen rechtli-
cher Rahmenbedingungen waren für eine Vielzahl von Gesetzen vorgesehen. Das
4. FMFG umfasst insgesamt 23 Artikel. In Artikel 6 findet sich eine Neufassung
von Paragraphen des KWG, womit auch die genannten Vorgaben der Richtlinien
der Europäischen Union (2000/28/EG und 2000/46/EG) umgesetzt werden. Ge-
genstand und Anlass der Anpassungen des KWG sind die zunehmende Nutzung
des Online- bzw. Internet-Banking, sowie Auswirkungen der technologischen
Fortentwicklungen auf das Bank- und Finanzdienstleistungsgeschäft.
a) E-Geld. Der Gegenstand des E-Geld-Geschäftes, das Elektronische Geld, ist in
§ 1 KWG durch die Einfügung des bereits genannten Abs. 14 (4. FMFG) nun
erstmalig wie folgt legal bestimmt: „Elektronisches Geld sind Werteinheiten, die
1. auf elektronischen Datenträgern gespeichert sind,
2. gegen Entgegennahme eines Geldbetrages ausgegeben werden und

27 3. FMFG – BGBl I 1998, S. 529f.


28 Zu seinem Werdegang siehe Escher BKR 2002, 652.
29 Einen Überblick über den Gesetzentwurf gibt Möller WM 2001, 2405ff.
30
Art. 1-3 des Diskussionsentwurfs ist abgedruckt als ZBB-Dokumentation in ZBB 2001,
398f.
31 So die Tagespresse FAZ (2001). Zum 4. FMFG aus Sicht der privaten Banken, Weber

Kreditwesen 2002, 18f.


32 Der RegE (Art. 1-3) ist abgedruckt als ZBB-Dokumentation in ZBB 2001, 507f.
33 Bericht des Finanzausschusses (7. Ausschuss) vom 21.3.2002 zu dem Gesetzentwurf der

Bundesregierung (BT-Drs. 14/8017, BT-Drs. 14/8601).


34 Siehe zu dem Gesetzgebungsverfahren nur Dreyling Die Bank 2002, 16; Pressemitteilung

des Bundesrates vom 26.4.2002: Bundesrat ruft Vermittlungsausschuss zum FMFG an;
Bundestag verabschiedet 4. FMFG nach erheblichen Änderungen im Finanzausschuss,
BKR 2002, 337; Pressemitteilung des Bundesfinanzministeriums (BFM) vom 25.4.2002:
4. FMFG-Anlegerschutz stärken – Geldwäschebekämpfung effektivieren.
Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem 123

3. von Dritten als Zahlungsmittel angenommen werden, ohne gesetzliches Zah-


lungsmittel zu sein.“
Die Beschreibung des Elektronischen Geldes nach § 1 Abs. 14 KWG entspricht
inhaltlich, wenn auch nicht wortgleich, den Vorgaben der E-Geld-Richtlinie
(Art. 1 Abs. 3b RL 2000/46/EG). Auch in der bundesdeutschen Legaldefinition
dient das letztgenannte Merkmal der Abgrenzung der Vielzweckzahlungsmittel zu
elektronischen Warengutscheinen aus geschlossenen Zwei-Parteien-Systemen, wie
den vorausbezahlten Telefonkarten, die nur im Netz des ausgebenden Unterneh-
mens genutzt werden können. Die Telefonkarte wird nur zum Zweck spezieller
Zahlungen und nicht als allgemeines Zahlungsmittel eingesetzt35.
Neu geschaffen ist ferner die verbraucherschützende Regelung der Rücktausch-
barkeit von Elektronischem Geld nach § 22a KWG. Unter dem eigenen Unterab-
schnitt (3. Kundenrechte) erhalten erstmals Verbraucherschutzbestimmungen Ein-
zug in das KWG36.
b) E-Geld-Geschäft. Das bislang in § 1 Abs. 1 S. 2 unter Nr. 11 und
Nr. 12 KWG a.F. (6. KWG-Novelle) getrennt voneinander geregelte Geldkarten-
und Netzgeldgeschäft wird durch eine neue Nr. 11 (4. FMFG) als „die Ausgabe
und die Verwaltung von elektronischem Geld (E-Geld-Geschäft)“ersetzt. Materiell
änderte sich durch den neuen aufsichtsrechtlichen Tatbestand nichts37. Im Septem-
ber 2005 kann mangels einer zugänglichen Datenerhebung nur geschätzt werden,
mit wie vielen E-Geld-Verfahren am bundesdeutschen Markt operiert wird. Es ist
jedoch anzunehmen, dass dies nicht mehr als 5 bis 10 E-Geld-Verfahren sind.
c) E-Geld-Institut.
x aa) Legaldefinition: Entsprechend der Einführung des E-Geld-Geschäftes in
§ 1 Abs. 1 S. 2 Nr. 11 KWG erforderte der neue Bankgeschäftstatbestand „E-
Geld-Geschäft“ eine Legaldefinition der „E-Geld-Institute“ in § 1 Abs. 3d
KWG als „Institute, die nur das E-Geld-Geschäft betreiben.“ Damit unterlie-
gen E-Geld-Emittenten der Bankenaufsicht. Diese Spezialkreditinstitute betrei-
ben nur das E-Geld-Geschäft. Im September 2005 hatte ein Unternehmen den
Status eines E-Geld-Institutes durch die bundesdeutsche Bankenaufsicht, die
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), erhalten. Weitere Ver-
fahren waren laufend. Drei Unternehmen waren gemäß § 2 Abs. 5 S. 1 KWG
von der Anwendung von Regelungen des KWG durch die BaFin befreit.
x bb) Befreiung von Regelungen des KWG: Die Befreiungsregelung des
§ 2 Abs. 5 S. 1 KWG, wonach die BaFin im Einzelfall im Benehmen mit der
Deutschen Bundesbank bestimmen kann, dass auf ein Unternehmen Regelun-
gen des KWG keine Anwendung finden, wurde neu gefasst. Statt des Unter-
nehmens, das nur das Geldkartengeschäft betreibt, handelt es sich nun erweitert
um (E-Geld-)Unternehmen, die auch das Netzgeldgeschäft betreiben. Solange
das E-Geld-Institut wegen der Art oder des Umfangs der von ihm betriebenen

35 Hierzu auch Behrend EuZW 2002, 364, Seite 6 von Bibow u. Wichmann (1998).
36 BT-Drs. 14/8017, S. 121 zu § 22a.
37 Siehe BT-Drs. 14/8017, S. 111f. zu § 1 (Zu Buchstabe a Doppelbuchstabe aa).
124 Dania Neumann

Geschäfte insoweit nicht der Aufsicht bedarf, kann bestimmt werden, dass die
§§ 2b, 10 bis 18, 24, 32 bis 38, 45 und 46a bis 46c KWG nicht anzuwenden
sind. Nach § 2 Abs. 5 S. 2 KWG ist diese Entscheidung im Bundesanzeiger be-
kannt zu machen. Nähere Bestimmungen für die Freistellung können durch
Rechtsverordnung erlassen werden, § 2 Abs. 5 S. 3 und S. 4 KWG. Die Aus-
nahmeregelung des § 2 Abs. 5 S. 1 KWG a.F. war im Geldkartengeschäft zu-
lässig, sofern im Hinblick auf die begrenzte Nutzung und Verbreitung der vor-
ausbezahlten Karten eine Gefährdung des Zahlungsverkehrs nicht zu erwarten
war. Dies wurde für kleine betriebsinterne Systeme, bei denen ein Pächter (z.B.
einer Kantine) nicht selbst als Emittent fungiert, sondern ein Dritter (z.B. der
Arbeitgeber der Kantinenbesucher) als Emittent auftritt, angenommen38.
x cc) Anfangskapital und Eigenmittelausstattung: Als Anfangskapital muss ein
E-Geld-Institut einen Betrag im Gegenwert von mindestens 1 Mio. Euro zur
Verfügung halten, § 33 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 Buchstabe e) KWG. Durch diesen im
Vergleich zu Kreditinstituten relativ niedrig gehaltenen Betrag soll den in ihrer
Geschäftstätigkeit begrenzten Spezialkreditinstituten der Markteintritt erleich-
tert werden39. Gleichermaßen im Anschluss an den Markteintritt müssen die In-
stitute im Interesse der Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegenüber ihren Gläu-
bigern angemessene Eigenmittel haben40. Nach dem neu eingefügten
§ 10 Abs. 10 S. 1 KWG müssen die Eigenmittel eines E-Geld-Instituts in der
laufenden Überwachung – vorbehaltlich weitergehender Anforderungen – min-
destens 2 % (1.) des aktuellen Betrags oder (2.) des Durchschnitts der für die
vorhergehenden sechs Monate ermittelten Summe der Verbindlichkeiten auf
Grund des noch nicht in Anspruch genommenen E-Geldes betragen. Maßgeb-
lich ist der jeweils höhere Betrag, § 10 Abs. 10 S. 2 KWG. Übt ein E-Geld-
Institut seine Geschäftstätigkeit noch keine sechs Monate aus, gilt an Stelle ei-
nes Sechsmonatsdurchschnitts ein Sechsmonatsziel. Das Sechsmonatsziel der
Summe der Verbindlichkeiten muss aus dem Geschäftsplan des Instituts her-
vorgehen (§ 10 Abs. 10 S. 3 und S. 4 KWG). Gemäß dem Rundschreiben
5/2004 (BA 15 – GS 4103 – 0002/04) der BaFin vom 15.3.2005 zum Grund-
satz II über die Liquidität der Institute gemäß § 11 KWG unterliegen E-Geld-
Institute bestimmten Kapitalanlagebeschränkungen und dürfen ihre Gelder aus-
schließlich unter Beachtung der aufsichtsrechtlichen Maßgaben anlegen.

3.4 E-Geld: Netzgeld (Werteinheiten in Netzwerken)

3.4.1 Das Netzgeld ecash im Pilotprojekt der Deutsche Bank AG vom


8.10.1997 bis Mai 2001
Netzgeld ist eine von den zunächst zwei bekannt gewordenen Formen Elektroni-
schen Geldes und ausschließlich ein Zahlungsmittel für Netzwerke wie das Inter-

38 So BFS-KWG/Fülbier, § 2 Rn. 49; Mielk WM 1997, 2200, 2202.


39 BT-Drs. 14/8017, S. 126 zu § 33 (Zu Buchstabe a Doppelbuchstabe aa).
40 BT-Drs. 14/8017, S. 116 zu § 10 (Zu Buchstabe a).
Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem 125

net. Dieses Zahlungsmittel hatte in Deutschland durch das ecashTM41-Pilotprojekt


der Deutsche Bank AG die besondere Aufmerksamkeit der Tagespresse über Jahre
auf sich gezogen. Parallel zu dem ecash-Pilotprojekt der Deutsche Bank AG hatte
das Netzgeldgeschäft den bereits beschriebenen Eingang in das deutsche Bankauf-
sichtsrecht gefunden. Das Netzgeld galt als „größte Revolution im Geldumlauf,
seit das Gold die Muscheln als Zahlungsmittel abgelöst hat“ 42. Das Bargeldsubsti-
tut Netzgeld wurde konzipiert für Zahlungen an Empfänger aus Distanzgeschäften
und dient damit im Gegensatz zur Geldkarte eher der Übertragung von Sichteinla-
gen (Deutsche Bundesbank 1997). Als mediengerechte Zahlungsform für das
weltweite Netzwerk unterstützen die Zahlungseinheiten in Rechnernetzen den e-
lektronischen Handel über das Internet. Der monetäre Wert des Netzgeldes wird
als bits und bytes auf der Festplatte des Personalcomputers gespeichert43. Die Be-
zahlung mit Netzgeld erfolgt mit Übergabe der Werteinheiten und relativer Ano-
nymität. Der Zahlungsvorgang ist mit der zahlenden Person im Nachhinein nicht
mehr verkettbar, sog. Unverkettbarkeit. Die Unverkettbarkeit wird als Vorteil des
Bargeldes genannt und in unterschiedlicher Literatur auch mit unbedingter Ano-
nymität definiert. Hier soll der Begriff der relativen Anonymität bevorzugt wer-
den. Eine Person, die mit Bargeld bezahlt, ist zumindest über ihr Erscheinungsbild
wieder erkennbar. Eine Person, die mit Netzgeld im Internet bezahlt, ist zumindest
über ihre E-Mail-Adresse oder möglicherweise andere Kontaktdaten identifizier-
bar. Richtig ist, und das soll entscheidend für beide Systeme sein, dass der Zah-
lungsvorgang mit dem Zahlungsmittel an sich keine Verknüpfung mit dem Zah-
lenden zulässt.

3.4.2 Die Rechtsnatur des Netzgeldes


Das Netzgeld wurde in der Literatur zunächst entweder als auftragsrechtliche
Weisung gemäß §§ 665ff. BGB des Netzgeldverwenders an die Bank, die vorge-
legten Münzen in Buchgeld entsprechenden Wertes einzulösen, beurteilt (Kümpel
1998). Teilweise wurde die Ansicht vertreten, dass das Netzgeld als digitalisierte
Inhaberschuldverpflichtung bzw. Inhaberschulddaten analog den §§ 793ff. BGB
zu qualifizieren sei44. Dogmatisch ist Netzgeld als Anweisung im weiteren Sinne

41 TM steht für englisch trademark und weist auf eine geschützte Marke, wie im Falle von
„ecash“, hin. Es wird im Folgenden nicht weiter angeführt werden.
42 So damals das amerikanische Magazin „Business Week“ nach Schulz (1995).
43 Vgl. auch Pfefferle CR 2001, 200, zu seiner rechtlichen Einschätzung des Netzgeldes

zum Zeitpunkt des Zahlungsvorganges als ein Code, der versehen mit einer blind signatu-
re, einen weiteren Code aufgeprägt erhalten hat.
44 Escher WM 1997, 1173, 1181 und 1185, so noch Hoeren, nach Hafke WM 1997, 1729,

1731 auf dem Bankrechtstag 1997 in Basel, Rechtsfragen des Internet, S. 147, wonach
das Netzgeld wertpapierrechtlich als Anweisung gemäß den §§ 783ff. BGB einzuordnen
sei. Siehe hierzu auch die E-Geld-Definition der EZB von August 1998 unter Zif-
fer 3.3.3. (EZB 1998).
126 Dania Neumann

(i.w.S.) analog den §§ 783ff. BGB zu qualifizieren45. Das Netzgeld ist als Anwei-
sung i.w.S. wertpapierähnlich, da die Anweisung im engeren Sinne (i.e.S.) nach
den §§ 783ff. BGB zu den Rektapapieren und damit zu denjenigen Wertpapieren
zählt, bei denen die Leistung direkt („recta“) an die in der Urkunde benannte Per-
son oder deren Rechtsnachfolger zu bewirken ist. Eine direkte Anwendung der
anweisungsrechtlichen Normengruppe kommt aufgrund der Regelungsgehalte der
§§ 790 (Widerruf), 792 (Übertragung der Anweisung auf einen Dritten) BGB
nicht in Betracht46. Insbesondere die Übertragung des Netzgeldes durch den Zah-
lungsgläubiger an einen neuen Gläubiger ist im ecash-System in seiner Einweg-
Token-Struktur gemäß § 792 Abs. 2 S. 1 BGB ausgeschlossen. Die Bewertung des
Netzgeldes als Anweisung i.w.S. analog §§ 783ff. BGB wird der Tatsache gerecht,
dass die Innehabung des Netzgeldtokens erforderlich ist, um dessen Einlösung
verlangen zu können (Neumann 2000). Die für das Netzgeld erbrachte Vorbezah-
lung ist dabei an den – durch die im Netzgelddatensatz angegebene Kontokennung
– hinreichend bestimmten Zahlungsgläubiger zu bewirken und nicht an einen be-
liebigen Inhaber der elektronischen Werteinheiten47. Da die Leistung von der Vor-
lage des Netzgeldes abhängig ist, wird der Bank mit Übermittlung des Datensatzes
das Recht erteilt, mit Wirkung gegen den Angewiesenen Rechtsfolgen herbeizu-
führen. Der Zahlungsempfänger wurde zuvor mit Übermittlung der elektronischen
Werteinheiten im Sinne der Anweisung ermächtigt, die im Netzgelddatensatz be-
nannte Leistung bei dem Angewiesenen im eigenen Namen zu erheben. Die Netz-
gelddaten umfassen damit die für die Anweisung notwendige Doppelermächti-
gung auf Leistung einer Gutschrift auf das ecash-Konto des Empfängers in
entsprechender Höhe (Neumann 2000).

3.5 E-Geld: Geldkarte (Kontaktbehaftete Mikroprozessorkarte mit


Chip)

3.5.1 Die Geldkarte der deutschen Kreditwirtschaft seit August 1996


In Deutschland ist als nationales Produkt einer Elektronischen Geldbörse insbe-
sondere die GeldKarte der deutschen Kreditwirtschaft bekannt geworden48. Die

45 Neumann (2000), Die Rechtsnatur des Netzgeldes, S. 123ff.; ähnlich auch Langenbucher
(2001), Risikozuordnung, S. 306f., wo von der antizipierten Anweisung beim Erwerb ei-
nes wertspeichernden Zahlungsinstrumentes, einer abstrakt-generellen Gesamtweisung,
die Rede ist.
46 Vgl. weiterführend S. 172 in Neumann (2000).
47 Der Netzgeld-Inhaber erteilt der Emittentin damit im Weiteren gerade nicht die von Lan-

genbucher (2001) S. 317, beschriebene abstrakt-generelle Gesamtweisung, eine antizi-


pierte Zahlungsanweisung, an jeden Inhaber eines Tokens zu leisten, da eine Verbindung
zwischen dem Zahlenden und dem Zahlungsvorgang später nicht hergestellt werden
wird.
48 Siehe hierzu auch ausführlich Gentz (1999), Die elektronische Geldbörse in Deutschland,

S. 54, mit Hinweisen auf die PayCard der Telekom sowie die P-Card des Handels und
das Praxisbeispiel zur GeldKarte von Volker Koppe, später in diesem Buch.
Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem 127

GeldKarte ist eine von mehreren Funktionen auf dem Chip der deutschen Kredit-
wirtschaft (Hintz 2001). Schon zwei Jahre, nachdem mit der Erstellung der euro-
päischen Norm EN 1546 im Jahr 1991 begonnen worden war, hatte der Zentrale
Kreditausschuss (ZKA), als eine Art Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der
deutschen Kreditwirtschaft, eine Ausschreibung zum Konzept einer multifunktio-
nalen Chipkarte (MFC) für den Zahlungsverkehr beschlossen. Aus einer Reihe
hierdurch hervorgegangener Spezifikationen für die ec-Karte mit Chip war die
Zahlungsverkehrskarte im Jahr 1996 in den Regionen Ravensburg und Weingarten
unter Verwendung von rund 100.000 ec-Karten und 500 Terminals in einem Feld-
versuch erstmalig eingesetzt worden. Ab 1997 wurde die neue Karte deutschland-
weit eingeführt und entwickelte sich zu einem der weltweit größten Zahlungssys-
teme mit Chipkarten (Gentz 1999, Wand 1998).
Die GeldKarte ist ein institutsübergreifendes System des Bundesverbandes der
Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), des Bundesverbandes
deutscher Banken (BdB), des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV)
und des Verbandes öffentlicher Banken (VÖB). Das Konzept der Spitzenverbände
der deutschen Kreditwirtschaft wird zur bargeldlosen Bezahlung von Waren und
Dienstleistungen an hierfür eingerichteten Terminals bei den angeschlossenen
Handels- und Dienstleistungsunternehmen eingesetzt49. Die Aufteilung der deut-
schen Kreditwirtschaft in vier Verbandsbereiche gibt den organisatorischen Rah-
men des Zahlungssystems vor. Zur Verrechnung der GeldKarten-Transaktionen
sind als Kopfstellen vier Evidenzzentralen (BVR, BdB, DSGV, VÖB) entstanden.
Der Zentrale Kreditausschuss der deutschen Banken (ZKA) hat die Rolle des Sys-
temträgers übernommen, überwacht die technische Einhaltung der Spezifikationen
durch eigene Zulassungen von Chips und Terminals und verwaltet die für Ver-
schlüsselungen notwendigen Sicherheitscodes (Hintz 2001). Die Kreditwirtschaft
beabsichtigte mit der Einführung der GeldKarte als offenes Zahlungssystem die
Marktnische eines Zahlungsmittels für Kleinbeträge zu besetzen. Auch fünf Jahre
nach dem Marktstart hat sich dieses Produkt aber nicht zur „Killer-Anwendung“
entwickelt (Krüger 2002)50. Weniger als 1 % der Einkäufe werden mit der Geld-
Karte bezahlt. Gleichwohl registrierte der ZKA 29 Mio. Transaktionen mit der
GeldKarte im Jahr 2001, ein Anstieg von 6 Mio. zum Vorjahr 2000. Im Jahr 2001
lag der durchschnittlich mit der GeldKarte bezahlte Betrag bei 2,32 Euro (Kafsack
2002).
Die von den Banken üblicherweise in die ec-Karte integrierte Elektronische
Geldbörse ist optisch an den in die Plastikkarte eingesetzten goldfarbenen Kontak-
ten des Prozessorchips erkennbar. Die Elektronische Geldbörse gewährt keinen
Zugriff auf ein von der Bank verwaltetes Girokonto. Es ist kein Produkt, das den
Zugang zu den Sichteinlagen gewährt. Der Kartenverwender greift beim Zahlen
nur auf die Elektronische Geldbörse selbst zu, auf der ein Nennbetrag sowie die
digitale Unterschrift des emittierenden Institutes gespeichert sind. Die Verwen-
dung dieses Nennbetrages ist vergleichbar mit Bargeld. Den Geldbörsen-Stand er-

49 Zur Beschreibung des Systems kann die Vereinbarung über das institutsübergreifende
System GeldKarte, in Kraft getreten am 1.10.1996, herangezogen werden.
50 Siehe auch Handelsblatt (2002).
128 Dania Neumann

fährt der Verwender durch einen Blick in die elektronische Geldbörse, indem er
sich den aktuellen Kartensaldo über ein Terminal oder ein anderweitiges Lesege-
rät, beispielsweise einen Taschenkartenleser, auslesen lässt (Bibow u. Wichmann
1998)51. Der Speicherchip der Plastikkarte kann an Terminals im Wege der Vor-
bezahlung aufgeladen und im Einzelhandel ohne Eingabe einer PIN zum Bezahlen
eingesetzt werden. Diese auch als „schlaue Karte“ bezeichnete Smartcard ist mit
zusätzlicher Hard- und Software des Verbrauchers ein internet-taugliches Zah-
lungsmittel (tecchannel.de 2002). Wie auch andere Erscheinungsformen des Elekt-
ronischen Geldes können die elektronischen Börseneinheiten gleichermaßen einen
Wert aufbewahren oder entsprechend ihrer Konzeption als Zahlungsmittel ver-
wendet werden (Bibow u. Wichmann 1998).

3.5.2 Die Rechtsnatur der GeldKarte


Die rechtliche Qualifikation der GeldKarte wird in der Literatur aus vier Ansätzen
heraus diskutiert. Vertreten wird die Rechtsnatur der GeldKarte nicht als Wertpa-
pier, sondern als Bargeldsurrogat, mit der Folge, dass mit einer Sache gezahlt
werde52. Es wird diskutiert, dass die GeldKarte ein Recht verbrieft und ein Wert-
papier darstellt (Baumbach u. Hefermehl 1997, 1999)53. Schließlich könne es sich
bei der GeldKarte um eine Urkunde ohne Wertpapiercharakter handeln (Drygala
ZHR 162 (1998), 623, 625). Auch lasse sich die Konstruktion der Geldkarte mit
den herkömmlichen juristischen Ansätzen dogmatisch nicht erfassen, so dass ein
Verfahren sui generis vorliege54. Die GeldKarte ist als eine Urkunde ohne Wert-
papiercharakter zu qualifizieren. Es handelt sich bei ihr um einen Ausweis, gegen
dessen Vorlage der Karteninhaber bargeldlos die Leistungen des Vertragsunter-
nehmens in Anspruch nehmen kann. Verkörpert wird die Erklärung der Emitten-
tin, dass der Karteninhaber an dem System GeldKarte teilnimmt (Koblischek
2000). Allerdings übernimmt die GeldKarte zumindest wertpapierähnliche Funk-
tionen. Auf die kontogebundene GeldKarte, die den Inhaber namentlich benennt,
ist § 793 Abs. 1 S. 2 BGB analog anzuwenden, auf die kontoungebundene „wei-
ße“ Karte § 808 Abs. 1 S. 1 BGB analog (Tegebauer 2002). Die Interessenlage des
Emittenten kann hierbei mit der eines Ausstellers einer Inhaberschuldverschrei-
bung bzw. eines qualifizierten Legitimationspapieres verglichen werden55.

51 Zum Taschenkartenleser siehe Hintz (2001) S. 29.


52 Pfeiffer NJW 1997, 1036, 1037; Pfeiffer, ec-Bedingungen der Banken und Sparkassen
Rn. 161, in Westphalen, Graf von, Vertragsrecht und AGB-Klauselwerke; Staudin-
ger/Marburger, BGB, § 807 Rn. 6.
53 Baumbach u. Hefermehl, Wechselgesetz und Scheckgesetz, 20. Aufl., Anh. Art. 4

ScheckG Rn. 66, a.A. in der 21. Aufl., Anh. Art. 4 ScheckG Rn. 67.
54 BuB-Werner, Rn. 6/1756.
55 Siehe hierzu ausführlich Hofmann (2001) S. 132f.
Internet-Zahlungssysteme für Händler und Verbraucher im deutschen Rechtssystem 129

4 Fazit

x Im September 2005 gibt es in der Bundesrepublik Deutschland ein durch die


BaFin zugelassenes E-Geld-Institut. Weitere Zulassungsverfahren sind der Ba-
Fin zu dem Zeitpunkt vorgelegt.
x Drei Unternehmen waren gemäß § 2 Abs. 5 S. 1 KWG von der Anwendung
von Regelungen des KWG durch die BaFin befreit.
x Die Zahl der am Markt angewendeten E-Geld-Verfahren ist schwerlich be-
stimmbar, gleichwohl kann gesagt werden, dass sich zumindest im Bereich des
Netzgeldes ein Standardverfahren noch nicht etabliert hat.
x Der bundesdeutsche Markt für elektronische Zahlungsverfahren scheint noch
auf das Zahlungsverfahren der Zukunft zu warten. Gesättigt scheint er noch
nicht zu sein.

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130 Dania Neumann

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Neuer europäischer Rechtsrahmen für den
Zahlungsverkehr: zivilrechtliche Aspekte

Julian Langner1

Frankfurt am Main

1 Ausgangsposition

Die EU-Kommission ist im Rahmen einer Bestandsaufnahme zu dem Ergebnis


gekommen, dass es einen einheitlichen Zahlungsverkehrsraum für bargeldlose
Zahlungen im Binnenmarkt trotz Einführung des Euros bisher nicht gibt. Die Vor-
teile eines solchen einheitlichen Zahlungsverkehrsraumes für EU-Bürger, Unter-
nehmen und Anbieter von Zahlungsdienstleistungen sieht die Kommission für die
Verwirklichung des Binnenmarktes aber als unverzichtbar an, denn ein reibungs-
loses Funktionieren des Binnenmarktes für Waren und Dienstleistungen sei ohne
preisgünstige, effiziente und sichere Zahlungsdienstleistungen nicht möglich. Die
EU-Kommission will deshalb Fortschritte hin zu einer weitgehenden Integration
der europäischen Zahlungsverkehrssysteme erzielen, die im Ergebnis jedem EU-
Bürger die Nutzung seiner aus dem Heimatmarkt bekannten Zahlungsinstrumente
zu denselben Konditionen auch für den gesamten Binnenmarkt eröffnet.
Nach Ansicht der EU-Kommission hat dabei insbesondere die Verordnung
(EG) Nr. 2560/2001 über grenzüberschreitende Zahlungen in Euro, die so genann-
te EU-Preisverordnung, zu einer spürbaren Senkung der Gebühren für grenzüber-
schreitende Zahlungen im Binnenmarkt beigetragen und dem Zahlungsverkehrs-
sektor dadurch einen wichtigen Anreiz zur Modernisierung seiner EU-weiten
Zahlungsverkehrsinfrastrukturen gegeben.
Andererseits sind die daraufhin erfolgten Anstrengungen nach Ansicht der EU-
Kommission noch nicht ausreichend. Zudem sind die bestehenden EU-
Regelungen in diesem Bereich, die hauptsächlich für grenzüberschreitende Zah-
lungen ergangenen sind, ihrer Ansicht nach konsolidierungsbedürftig.
Dies hat dazu geführt, dass die EU-Kommission am 2. Dezember 2003 nach
langwierigen internen Vorarbeiten das Projekt eines „neuen Rechtsrahmens für
den Zahlungsverkehr im Binnenmarkt“ im Rahmen einer öffentlichen Konsultati-

1 Der Autor ist Mitarbeiter des Zentralbereichs Recht der Deutschen Bundesbank, Frank-
furt am Main. Er gibt ausschließlich seine eigene Meinung wieder.
134 Julian Langner

on vorstellte2. Dabei forderte sie die interessierten Kreise auf, für 21 Themenbe-
reiche, die in Anhängen einzeln ausgeführt wurden, Stellungnahmen zu einem Re-
gelungsbedürfnis abzugeben3.
Von diesen Themenbereichen kam von Anfang an ein erheblicher Teil aus dem
zivilrechtlichen Bereich4. Ansatzpunkt hierfür ist, dass es den Anbietern von Zah-
lungsdienstleistungen möglich sein soll, europaweit einheitliche Zahlungsprodukte
für den gesamten europäischen Markt anzubieten. So sollen die notwendigen Ska-
leneffekte erzielt werden, die im Ergebnis zu erheblichen Kostenreduzierungen im
Bereich des Zahlungsverkehrs führen sollen. Wenn aber ein Anbieter im einen
Mitgliedstaat anderen zivilrechtlichen Regelungen, z.B. anderen Haftungs- oder
Rückrufsregeln, unterworfen ist als im anderen, kann er im Ergebnis nicht dassel-
be Produkt anbieten, zumindest nicht ohne langwierige Überprüfung der jeweili-
gen Rechtslage.
Gerade im zivilrechtlichen Bereich besteht deshalb auch von Anbieterseite ein
erhebliches Interesse an einer Harmonisierung der Rechtslage als Voraussetzung
für die Schaffung eines einheitlichen Zahlungsverkehrsraumes5. Die Industrie hat-
te massive Bedenken, ob einheitliche Produkte, wie z.B. Lastschriften, überhaupt
eurozonen- bzw. europaweit einsetzbar seien, weil es immer hieß, in einzelnen
Mitgliedstaaten seien diese schon aus juristischen Gründen gar nicht möglich. Die
Kommission hat deshalb eine intensive Untersuchung der Rechtslage gerade für
Lastschriften in den damaligen Mitgliedstaaten der EU ohne die letzte Erweitungs-
runde vorgenommen6. Dabei stellte sich zwar heraus, dass die gefürchteten Rege-
lungen, die eine Lastschrift an sich unmöglich gemacht hätten, in keinem Mit-
gliedstaat bestehen. Andererseits zeigte sich aber auch, dass die in den Mitglied-
staaten jeweils einschlägigen Regelungen in der Tat sehr unterschiedlich sind, was
zu jeweils sehr unterschiedlichen Produktausgestaltungen geführt hat. Eine euro-
paweite Harmonisierung der Produkte ohne Vereinheitlichung der zivilrechtlichen
Grundlagen ist so zwar grundsätzlich möglich, wäre aber bei ihrer Einführung mit
einem erheblichen Abstimmungsaufwand für die Anbieter verbunden, weil sie
sich in den 25 verschiedenen betroffenen Rechtsordnungen absichern und die je-
weilige Rechtmäßigkeit und Rechtsfolgen überprüfen müssten.

2 Commission Communication to the Council and the European Parliament concerning a


new legal framework for payments in the Internal Market (COM (2003) 718); veröf-
fentlicht unter:
http://europa.eu.int/comm/internal_market/payments/framework/communication_de.htm
#fulltext;
3 Vergleiche hierzu im Einzelnen Langner (2004)
4 Vergleiche: COM (2003) 718, besonders Anhänge 2, 4, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 21.
5 Vergleiche die vielfältigen Stellungnahmen zur genannten Kommunikation COM (2003)
718, veröffentlicht unter:
http://europa.eu.int/comm/internal_market/payments/framework/2004-
contributions_de.htm
6 Der so genannte Landwell-Report, veröffentlicht unter:
http://europa.eu.int/comm/internal_market/payments/directdebit/index_de.htm#studies
Neuer europäischer Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr: zivilrechtliche Aspekte 135

2 Regelungsinhalt

Hier beabsichtigt die Kommission nun den Anbietern entgegenzukommen, indem


sie in den von ihr für den Zahlungsverkehrsbereich relevant gehaltenen Zivil-
rechtsbereichen einheitliche Regeln schafft, sodass der Zusatzaufwand der Ausei-
nandersetzung mit den unterschiedlichen Rechtsordnungen für die Anbieter entfal-
len kann. Dabei wurde allerdings relativ schnell klar, dass die Kommission nicht
einen abschließenden eigenen Kanon für die zivilrechtlichen Fragen für den Zah-
lungsverkehr isoliert neben die nationalen sonstigen Regeln würde stellen können.
Der Aufwand hierfür wäre zu groß. Stattdessen sollen sich die europäischen Rege-
lungen auf für die Zahlungsverkehrsabwicklung spezifische Belange beschränken,
was allerdings erfordert, dass diese europäischen Regelungen harmonisch in die
bestehenden Zivilrechtsordnungen eingebunden werden.

3 Rechtsnatur

Damit beantwortet sich zugleich die Frage nach der Rechtsnatur einer solchen
Maßnahme, die die Kommission in ihrer Konsultation zum neuen Rechtsrahmen
vom 2. Dezember 2003 selbst gestellt hatte7. Die europarechtliche Verordnung,
die europaweit unmittelbar anwendbar wäre, würde wegen dieser sehr beschränk-
ten Regelungsinhalte als Fremdkörper neben dem nationalen Zivilrecht stehen.
Deshalb ist es sinnvoll, eine Richtlinie vorzusehen, die den Mitgliedstaaten die
harmonische Eingliederung der aus Zahlungsverkehrssicht erforderlichen Regeln
in das übrige Gefüge ihres Zivilrechts erlaubt. Andererseits sollen dadurch keiner-
lei Umsetzungsspielräume hinsichtlich des materiellen Inhalts der Regelungen er-
öffnet werden. Vielmehr sollen diese Spielräume alleine zur Einpassung dienen.
Gleichzeitig muss deshalb für den Bereich des Zahlungsverkehrs unbedingt si-
chergestellt werden, dass die nationalen Implementierungsregeln soweit möglich
zum selben Zeitpunkt in Kraft treten, da ansonsten wiederum keine verlässliche
rechtliche Grundlage für die Anbieter zum in Kraft Setzen europaweiter Zahlungs-
instrumente zur Verfügung steht.

4 Beschränkung auf das Endkunde-Anbieter-Verhältnis

Gleichzeitig hat die Kommission vor, was die zivilrechtlichen Belange angeht,
sich alleine auf die Vertragsbeziehung zwischen Kunde und Zahlungsdienstleis-
tungsanbieter beschränken. Das bedeutet, es soll keine Regelungen für das Innen-
verhältnis zwischen den Zahlungsdienstleistungsanbietern geben. Dies ist eine
Abkehr von dem noch in der Richtlinie 97/5 verfolgten Konzept, das dieses Ver-

7 Abschnitt 4.7 von Konsultation COM (2003) 718.


136 Julian Langner

hältnis mittels umfangreicher Regressregeln sehr wohl mitregelt8. Die Kom-


mission geht dabei davon aus, dass gerade der Bereich des Innenverhältnisses zwi-
schen Zahlungsdienstleistungsanbietern sich zur Selbst-Regulierung anbietet, die
von der Industrie immer wieder gefordert wurde9. Das erfordert aber auch, dass
die europäische Zahlungsdienstleistungsindustrie zunächst Strukturen schafft, über
die sie die erforderlichen Regelungen unter den beteiligten Zahlungsdienstleis-
tungsanbietern für alle verbindlich macht. Da dies ebenfalls nur in Form von zivil-
rechtlichen Bindungen erfolgen kann, erfordert dies zunächst die Ausarbeitung
dieser Regeln und dann eine Unterwerfung hierunter durch die Anbieter. In Anbe-
tracht einer Zahl von über 6.000 Betroffenen ist dies ein ehrgeiziges Unterfangen.
Es stellt sich die Frage, ob die Unterwerfung unter diese Vereinbarungen durch
eine Abschlussvollmacht für die Vereinbarungen durch Verbände oder Ähnliches
sichergestellt werden kann. Diese Form wird in Deutschland zum Beispiel seit
Jahrzehnten für die so genannten Zahlungsverkehrsabkommen praktiziert. Sie ist
jedoch in Europa durchaus nicht überall gängige Praxis, vielmehr erfolgt die Be-
teiligung am Zahlungsverkehr teilweise eher durch sehr beschränkte Clublösungen
– etwa in England – unter den unmittelbar beteiligten Kreditinstituten, für die die
Unterwerfung unter die Regularien durch Eintritt erfolgt. Üblicherweise binden
diese dann weitere Kreditinstitute als ihre Kunden ein, wobei die unmittelbaren
Teilnehmer die Konditionen an die mittelbaren Teilnehmer dann in ihrer Ver-
tragsbeziehung vorgeben. Dies bedeutet aber meistens sehr eingeschränkte Teil-
nehmerkreise, die insbesondere im Hinblick auf kartellrechtliche Belange europa-
weit wenig wünschenswert sein sollten, zumal die Kommission in diesem Bereich
ohnehin bereits eine Sektor-Untersuchung in die Wege geleitet hat (Kroes 2005).
Festzuhalten bleibt jedoch, dass die Industrie gefordert ist, schnellstmöglich eine
Lösung für die verbindliche Einbindung aller beteiligten europäischen Zahlungs-
dienstleistungsanbieter in interinstitutionelle Vereinbarungen zu finden. Ansons-
ten sind die vorgesehenen Zeitpläne kaum einzuhalten, und auch die von der
Kommission erwarteten Erleichterungen werden nur beschränkt eintreten.
Eine Beschränkung auf das Kunde-Anbieterverhältnis hätte den Vorteil, dass
die europäischen Regeln sehr schlank ausfallen könnten. Zu berücksichtigen bleibt
jedoch, dass bei einem Kettenrechtsverhältnis wie einer Zahlungsverkehrsbezie-
hung eine Kundenbeziehung sowohl auf der Sender- wie auch auf der Empfänger-
seite besteht. Erschwerend kommt hinzu, dass die Anbieterseite üblicherweise
nicht identisch ist. Die Regelungen der Kundenbeziehungen müssen für diese bei-
den Rechtsbeziehungen stimmig sein, damit es nicht zur Doppelung von Ansprü-
chen kommt und klar wird, wer das Forderungsrecht aus den neuen europäischen
Regelungen erhält. Deshalb darf man auch bei einer Beschränkung auf das Kunde-
Anbieterverhältnis das komplexe Ganze der Abwicklung von Zahlungen nicht aus
dem Auge lassen.
Da die Ideen der Kommission andererseits auch grundsätzlich nicht territorial
auf das Gebiet der Europäischen Union begrenzt werden sollen, muss gleichzeitig
berücksichtigt werden, ob die Ansprüche der in der Europäischen Union befindli-

8 Vgl. Art. 7 (2), (3), Art. 8 (2) der Richtlinie 97/5/EG (RL 97/5).
9 Siehe Stellungnahmen der Industrie zur Konsultation COM (2003) 718.
Neuer europäischer Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr: zivilrechtliche Aspekte 137

chen Anspruchsberechtigten mit dem für internationale Überweisungen bestehen-


den oder zu vereinbarenden Haftungsgefüge in Einklang zu bringen sind.

5 Abstraktion der Regelungsinhalte

Schon die Schnelllebigkeit der modernen Zahlungsverkehrsmärkte mit einer dy-


namischen Entwicklung neuer Produkte gebietet es, zivilrechtliche Regelungen
nicht auf einzelne bestehende Produkte zuzuschneiden. Das entspricht jedoch
nicht unbedingt der bestehenden Regelungsrealität, sowohl auf europäischer als
auch auf nationaler Ebene, die sich sehr wohl an bestimmten Zahlungsinstrumen-
ten orientiert hatte10. Das führt dazu, dass unterschiedliche Zahlungsinstrumente,
die letztlich alle demselben Ziel – der Durchführung einer Zahlung – dienen, sehr
unterschiedlichen Regeln unterliegen, die nicht unbedingt kohärent sind. So ist
z.B. die Rückgabehaftung des Zahlungsdienstleistungsanbieters je nach Mit-
gliedstaat nicht nur an sich unterschiedlich, sondern sie variiert zudem abhängig
vom eingesetzten Zahlungsinstrument. Sie unterscheidet sich etwa, je nachdem ob
per Überweisung oder per Kreditkarte bezahlt wird. Insofern wird der Kunde die
Auswahl des entsprechenden Zahlungsinstruments sinnvollerweise auch nach Kri-
terien der einschlägigen zivilrechtlichen Regeln treffen. Das ist auch aus Sicht der
Kommission nicht zweckmäßig. Die Grundregeln sollen alle Instrumente vielmehr
neutral behandeln, sodass insofern keine Präferenzen für die Nutzung eines be-
stimmten Instruments begründet werden. Das bedeutet aber nicht, dass der Anbie-
ter nicht durch die individuelle vertragliche Ausgestaltung eines Instruments, etwa
des Haftungsregimes, Anreize für dessen Nutzung schaffen können soll. Dies ist
dann gerade die gewünschte Marktoffenheit, die den Nutzern die Auswahl des
bestmöglichen Produkts ermöglicht, nur sollen bestimmte Qualitäten eben nicht
prinzipiell an bestimmte Instrumente gebunden sein. Das bedeutet aber auch, dass
die europäischen Regeln einen erheblichen Abstraktionsgrad aufweisen müssen,
damit sie allgemein und nicht instrumentsabhängig gelten können. Sich hierauf
einzulassen, wird auf Grund der gegenwärtig noch sehr anderen Regelungsrealität
erhebliche Schwierigkeiten für die Marktteilnehmer bedeuten. Außerdem erfordert
es beim Gesetzgebungsprozess große Sorgfalt, damit es nicht unbeabsichtigt dazu
kommt, dass bestimmte bestehende und vom Markt angenommene Zahlungspro-
dukte auf Grund der allgemeinen Gültigkeit der Regelungen unmöglich werden.

6 Die einzelnen Regelungsbereiche im Detail

Die Kommission hat die im Folgenden näher erläuterten zivilrechtlichen Bereiche


identifiziert, die für die Schaffung eines einheitlichen Zahlungsverkehrsraumes
von besonderer Bedeutung sind.

10 Vgl. etwa die Überweisungsrichtlinie 97/5/EG (RL 97/5).


138 Julian Langner

6.1 Transparenzregeln

Wichtige Voraussetzung für die Steigerung der Effizienz des gesamteuropäischen


Zahlungsverkehrs und die damit erstrebte Kostensenkung von gesamtwirtschaftli-
cher Bedeutung ist die Vergleichbarkeit von Zahlungsdienstleistungen für die
Kunden, damit sie überhaupt das für sie günstigste Angebot heraussuchen können.
Dies betrifft insbesondere die Konditionen, zu denen der Anbieter diese Dienst-
leistungen erbringt. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass solche
Dienstleistungen üblicherweise in Vollziehung von Rahmenverträgen erbracht
werden, die eine erhebliche wettbewerbsverhindernde Bindungswirkung für den
Kunden haben. Dass dagegen für eine bestimmte Transaktion individuell der
günstigste Anbieter von einem Kunden herausgesucht wird, kommt zwar auch vor,
stellt jedoch nicht die Mehrzahl der Fälle dar. Demgemäß sind, diesen unter-
schiedlichen Bindungswirkungen entsprechend, auch unterschiedliche und vor al-
len Dingen unterschiedlich umfangreiche Informationsanforderungen an die An-
bieter zu rechtfertigen. Dementsprechend muss genau unterschieden werden,
welche Informationen für Einzelverträge, welche für Rahmenverträge und ferner
welche für unter Rahmenverträgen abgewickelte Einzeltransaktionen noch zusätz-
lich gefordert werden müssen.

6.2 Beendigung der Vertragsverhältnisse

Um die konkurrenzhindernde Bindung des Kunden durch einen Rahmenvertrag im


Zahlungsbereich, etwa einen Girovertrag, zu mindern, sollen für seine Beendigung
keine zusätzlichen Bearbeitungsentgelte gefordert werden dürfen. Gerade wenn
diese Entgelte prohibitiv hoch sind, wird nämlich ansonsten wohl kaum ein Kunde
die Vertragsbeziehung so schnell wechseln. Das hat zur Folge, dass die Toleranz-
schwelle für Schlechtleistungen bei Kunden sehr hoch liegt und so wenig Anreiz
für Serviceverbesserungen durch die Anbieter besteht.

6.3 Autorisierung von Zahlungsaufträgen

Durch die technischen Entwicklungen wird die Erteilung von Aufträgen für Zah-
lungsdienstleistungen in Vollzug von Rahmenverträgen immer mehr entpersonali-
siert. Wenn etwa an Geldautomaten Geld abgehoben wird, Zahlungsaufträge per
Karte oder per Internet aus der Ferne erteilt werden, müssen sowohl Kunde als
auch Anbieter Rechtssicherheit haben, wann sie von einem wirksamen Auftrag
ausgehen können, der Kunde dafür also einstehen muss und wann nicht. Zudem
muss im Interesse einer möglichst frühzeitigen Endgültigkeit von Zahlungsab-
wicklungen, die in modernen elektronischen Systemen von besonderer Bedeutung
ist, genau festgelegt sein, unter welchen Umständen bereits autorisierte Zahlungen
eventuell doch noch rückgängig gemacht werden können. Darüber hinaus gehende
Rechte können immer nur im Rahmen individueller Vereinbarungen zwischen
Neuer europäischer Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr: zivilrechtliche Aspekte 139

Anbieter und Kunde erfolgen, können aber im Interesse geringer Kosten und größ-
ter Effizienz nicht das gesetzlich vorgeschriebene Grundsystem betreffen.
Gleichzeitig müssen die möglichst sichere Ausgestaltung der Identifizierungs-
medien durch den Anbieter und ihr Schutz vor Missbrauch durch die Inhaber für
derartige von Ferne erteilte Aufträge auf eine einheitliche und verlässliche europä-
ische Grundlage gestellt werden. Nur so können sich beide Seiten sicher sein,
nicht über Gebühr belastet zu werden, der Kunde durch Verantwortung für von
ihm nicht erteilte Aufträge, der Anbieter durch Missbrauch der Identifizierungs-
medien mit nachträglichem Abstreiten der Auftragserteilung, womit er die Ausfäl-
le übernehmen muss. Ansonsten ist eine verlässliche Kalkulation des Produkts auf
gesamteuropäischer Basis nicht möglich. Andererseits sollte auch für die Kunden
insofern Kalkulationssicherheit bestehen, als sie außer bei grober Fahrlässigkeit
von einer Deckelung ihrer Haftung ausgehen können, bis sie durch Meldung einer
Kompromittierung eine Sperrung der entsprechenden Medien ermöglichen.
Hierbei ist auch der tatsächlichen Verfügbarkeit von Beweismitteln Rechnung
zu tragen. Insofern muss der Anbieter zumindest alle bei ihm vorliegenden Auf-
zeichnungen vorlegen, um Ansprüche der Kunden abzuwenden.

6.4 Weiterleitung des vollen Betrages

Schon die Buchführungssysteme der Kunden erfordern, dass der volle zahlbare
Betrag beim Empfänger gutgeschrieben wird, wenn dieser vom Zahlenden ange-
wiesen wurde. Es muss deshalb für das gesamte europäische Zahlungsverkehrswe-
sen sichergestellt werden, dass keine Zwischenabzüge von Entgelten erfolgen, wie
das in den nationalen Systemen selbstverständlich der Fall ist, solange die Zahlung
in der Währung eines Mitgliedstaates erfolgt, ohne dass ein Währungswechsel
notwendig wird. Das soll allerdings nicht das Erheben legitimer Entgelte auf Sen-
der- wie Empfängerseite verhindern, vorausgesetzt, dass diese gesondert und
transparent in Rechnung gestellt werden. Dabei soll das Leitmodell sein, dass
Sender und Empfänger die jeweils anfallenden Entgelte für ihren Bereich tragen.
Ziel ist eine Kostenteilung, es sei denn das Entgeltmodell auf der Empfängerseite
sieht solche Entgelte auch national bisher nicht vor.

6.5 Ausführungsfrist

Für Überweisungen in Euro ist die europäische Integration am weitesten fortge-


schritten, was verbindliche Vorgaben hinsichtlich der Ausführungsfrist erlaubt.
Um Effizienzgewinne zu steigern, wird für diesen Bereich deshalb die Festschrei-
bung einer verbindlichen Ausführungsfrist von drei Tagen angestrebt. Diese Frist
soll auch für alle übrigen Zahlungsinstrumente gelten, jedoch soll für diese der
noch nicht so weitgehenden Integration insoweit Rechnung getragen werden, als
die Frist für diese durch Vereinbarung abdingbar sein soll. Gleichzeitig sollen na-
tionale Vorgaben für kürzere Ausführungsfristen aufrecht erhalten bleiben dürfen,
um den Eindruck von Rückschritten durch die europäischen Regeln zu vermeiden.
140 Julian Langner

6.6 Wertstellungsregelungen

Um den Kunden einen möglichst genauen Kostenvergleich zu ermöglichen, soll


jede Form von verspäteter Wertstellung bei Gutschrift bzw. verfrühter Wertstel-
lung bei Absendung verboten werden. Unter Wertstellung ist dabei eine von der
tatsächlichen Verfügbarkeit der Zahlungsbeträge für den Anbieter abweichende
Behandlung von positiven oder negativen Kontoständen für die Verzinsung zu
verstehen. Das bloße Herstellen größerer Transparenz in diesem Bereich reicht in-
soweit nicht aus, da die Kunden diese Modelle auf Grund ihrer Komplexität nicht
in all ihren Konsequenzen für sie erfassen können. Es ist deshalb für die Kunden
trotzdem nicht mehr möglich, den von ihnen tatsächlich bezahlten Preis für die
Zahlungsdienstleistungen zu ermitteln.

6.7 Verschuldensunabhängige Haftung des Zahlungsdienstleistungs-


anbieters

Die Kommission strebt es im Hinblick auf die bessere Übersicht und Ausgestal-
tungsmöglichkeit der Zahlungsabläufe des Anbieters an, diesem für Zahlungs-
dienstleistungen eine verschuldensunabhängige Haftung bis zum Zahlungserfolg
beim Empfänger aufzuerlegen. Dies ist auch hinsichtlich der Reichweite weiterge-
hend als die bisherigen Regelungen, die den Erfolg am Eingang bei dessen Kredit-
institut festmachten11. Zudem ermöglicht die große Zahl der ausgeführten Trans-
aktionen es nach Ansicht der Kommission dem Zahlungsdienstleistungsanbieter,
diese Haftung einzupreisen. So würden keine individuellen Spitzen für unmittelbar
Betroffene produziert, sondern die Kosten volkswirtschaftlich verträglich zu ver-
teilt. Hierbei fragt sich, ob auf Grund des geplanten weit reichenden Anwen-
dungsbereichs der Richtlinie auch Zahlungen erfasst werden sollten, bei denen
sich entweder der Sender oder der Empfänger außerhalb der Europäischen Union
befinden, oder ob es für Zahlungen mit „einem Arm außerhalb der Union“ ange-
passt werden muss. Hier machen die traditionell von diesem Regime abweichen-
den Regelungen für das Kunde-Anbieterverhältnis in den außereuropäischen Ju-
risdiktionen eine vollständige Anwendung des vorgesehenen strikten Regimes
schwierig, weil für die Anbieter die dafür notwendigen Regressansprüche gegen
ihre außereuropäischen Zahlungsverkehrspartner schwer durchsetzbar sein dürf-
ten. Im Gegenzug soll es den Anbietern aber auch möglich sein, genaue Vorgaben
für die Angaben zu machen, die der Kunde ihm machen muss, um den Leistungs-
empfänger zu bestimmen. Dadurch soll der erforderlichen Bestimmbarkeit in au-
tomatisierten Verfahren Rechnung getragen werden, die letztlich auf numerischen
Identifikationsmechanismen beruht. Über diese Nummerierung hinausgehende
Überprüfungsmaßnahmen, die der Automatisierung und damit der Effizienzsteige-
rung der Zahlungsverkehrssysteme zuwiderlaufen, sollen dem Anbieter durch das
Haftungsregime nicht mehr auferlegt werden. Damit würde sich etwa der in
Deutschland teilweise rechtlich gebotene Kontonummer-Namens-Vergleich erüb-

11 Vgl. Art. 3 1. Spiegelstrich, Art. 6 (1) der Richtlinie 97/5/EG (RL 97/5).
Neuer europäischer Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr: zivilrechtliche Aspekte 141

rigen. Andererseits würden die Sorgfaltsanforderungen für die Kunden erheblich


steigen, weil den Kunden – bei Fehlleitungen auf Grund fehlerhafter Kontonum-
mernangabe durch sie – nur ein direkter bereicherungsrechtlicher Ausgleich gegen
den Empfänger, aber kein Anspruch mehr gegen ihren Zahlungsdienstleistungsan-
bieter verbleiben würde.

7 Fazit

x Die EU-Kommission strebt eine weitgehende Integration der europäischen Zah-


lungsdienstleistungsmärkte an. Dabei misst sie den zivilrechtlichen Grundlagen
für das Angebot von Zahlungsdienstleistungen besondere Bedeutung zu.
x Vereinheitlichte zivilrechtliche Regeln sollen den Zahlungsdienstleistungsan-
bietern europaweit das Angebot von einheitlichen Produkten ermöglichen.
x Die dazu vorgesehenen Rechtsregeln sollen abstrakt, d.h. nicht produktspezi-
fisch, sein.
x Andererseits sollen sich die Regelungen auf – für das Angebot von einheitli-
chen Produkten – unbedingt notwendige Problemfelder beschränken und kei-
nen abschließenden Kodex darstellen.
x Das bedeutet, dass die jeweiligen Regelungen in die nationalen Zivilrechtsord-
nungen eingebunden werden müssen, was eine harmonische Eingliederung in
das bestehende nationale Zivilrechtssystem sicherstellen sollte.
x Dabei werden alle bestehenden nationalen Rechtsordnungen in mehr oder we-
niger großem Umfang angepasst werden müssen, wenn die Vorstellungen der
Kommission umgesetzt werden.

Literatur

COM (2003) 718: Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament:
Ein neuer Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr im Binnenmarkt (Konsultationspa-
pier). http://europa.eu.int/eur-lex/de/com/cnc/2003/com2003_0718de01.pdf,
Abruf 1.9.2005
Kroes (2005) Communication by Commissioner Kroes in Agreement with Commissioner
McCreevy, Memorandum on Sector Inquiries in Financial Services (Retail Banking
and Business Insurance), IV 24,
http://www.europa.eu.int/comm/competition/antitrust/others/sector_inquiries/banking/,
Abruf 1.9.2005
Langner (2004) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament:
Ein neuer Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr im Binnenmarkt – so genannte
SEPA (Single European Payment Area) Initiative, BKR, Zeitschrift für Bank- und Ka-
pitalmarktrecht, 2004, S 131–135
RL (97/5) Richtlinie 97/5/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Januar
1997 über grenzüberschreitende Überweisungen, Amtsblatt Nr. L 043 vom
14.02.1997, S 25–30
SEPA – Auf dem Weg zu einem einheitlichen
Euro-Zahlungsverkehrsraum

Thomas Lammer, Markus Pammer

Oesterreichische Nationalbank, Wien1

1 Einleitung

Durch die Einführung des Euro wurde ein einheitlicher Währungsraum innerhalb
der Europäischen Union geschaffen. Seither arbeiten die Notenbanken des ESZB
und die europäischen Kreditinstitute intensiv an der Schaffung eines einheitlichen
Euro-Zahlungsverkehrsraums – der so genannten „Single Euro Payment Area“
(SEPA). Dieser einheitliche Zahlungsverkehrsraum soll es den europäischen Bür-
gern und Unternehmen ermöglichen, unter Verwendung einheitlicher Zahlungs-
verkehrsinstrumente künftig im gesamten Euro-Gebiet Zahlungen von einem ein-
zigen Bankkonto aus vorzunehmen. Unabhängig davon, wo oder bei welcher Bank
im Euro-Raum das Konto geführt wird, sollen Zahlungen dadurch genauso einfach
und sicher wie derzeit auf nationaler Ebene abgewickelt werden können. Der Eu-
ro-Zahlungsverkehr innerhalb der EU soll mittelfristig zum Inlandszahlungsver-
kehr werden. Hinsichtlich Sicherheit und Effizienz gelten dabei die leistungsfä-
higsten nationalen Zahlungssysteme als Richtschnur. Die Jahre 2008 und 2010
stellen wichtige Meilensteine auf dem Weg zu diesem einheitlichen Euro-
Zahlungsverkehrsraum dar.

2 Rückblick und Entwicklung

Den generellen Zielen der Lissabon Agenda aus dem Jahr 2000 „die EU bis zum
Jahr 2010 zur wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirt-
schaft der Welt zu machen“ (KOM 2001a) wurde in den jeweiligen Wirtschaftsbe-
reichen unterschiedlich Rechnung getragen. Im Zahlungsverkehr erfolgte im Mai
2002 die Veröffentlichung des, von 42 Kommerzbanken der EU verfassten, White
Papers „Euroland: Our Single Payment Area!“ (EPC 2002). In diesem bekennen
sich die Banken zum einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraum und dafür,

1 Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die persönliche Meinung der Autoren und nicht
notwendigerweise die der Oesterreichischen Nationalbank wider.
144 Thomas Lammer, Markus Pammer

dass innerhalb der Eurozone alle Zahlungen wie nationale Zahlungen behandelt
werden sollen. Im Juni 2002 wurde das European Payments Council (EPC)2 zur
Umsetzung des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums durch europäische
Banken und deren Verbände gegründet. Sowohl die Europäische Kommission, als
auch die EZB begrüßten die Gründung des EPC und somit den Weg der Selbstre-
gulierung durch die Banken. Die Europäische Zentralbank und die nationalen No-
tenbanken agieren als Katalysator und „monitoren“ laufend die Entwicklungen der
Bankenindustrie. Die EZB veröffentlicht dazu jährliche Fortschrittsberichte über
den Stand der SEPA-Realisierung3. Ein erster wichtiger Schritt zur Angleichung
von Inlandszahlungen und Zahlungen in ein anderes EU-Land war die Umsetzung
der Verordnung (EG) Nr. 2560/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates
vom 19. Dezember 2001 über grenzüberschreitende Zahlungen in Euro, wonach
seit 1. Juli 2002 für grenzüberschreitende elektronische Zahlungstransaktionen in
Euro bis zu einem Betrag von 12.500 Euro die gleichen Gebühren wie für entspre-
chende Euro-Zahlungen im Inland gelten. Seit dem 1. Juli 2003 gilt dies auch für
Überweisungen bis 12.500 Euro4, sofern sie die in der Verordnung definierten Kri-
terien erfüllen (Verordnung 2001).

3 Ziele des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraumes

Das strategische Ziel im Rahmen der SEPA-Initiative ist die Entwicklung des Eu-
ro-Währungsgebietes zu einem vollständig integrierten inländischen Zahlungsver-
kehrsraum. Dadurch soll es sowohl Privat- als auch Unternehmenskunden möglich
sein, Zahlungen im gesamten Euroraum so unkompliziert und zu den gleichen
Gebühren zu tätigen, wie eine Zahlung in der eigenen Heimatstadt (EZB 2004a).
Die Anpassung der aktuell zwölf unterschiedlichen nationalen Rahmenbe-
dingungen in der Eurozone sollen beträchtliche Wohlfahrtsgewinne mit sich brin-
gen. Schlussendlich soll SEPA den Weg zur Integration der gesamten EU berei-
ten, indem Nicht-Euro-Länder klare Anhaltspunkte über die Implikationen eines
Beitritts zur Wirtschafts- und Währungsunion erhalten (EZB 2004a).Diese Ziele
sollen durch die Schaffung von europaweit einheitlichen Zahlungsinstrumenten er-
reicht werden.

2 Nähere Informationen zum EPC sind unter http://www.europeanpaymentscouncil.org ab-


rufbar.
3 Diese Fortschrittsberichte sind auf der EZB-Website unter
http://www.ecb.int/paym/pol/sepa/html/index.en.html abrufbar.
4 Ab dem 1. Januar 2006 wird der Betrag von 12 .500 Euro auf 50.000 Euro hinaufgesetzt.
SEPA – Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum 145

4 Europaweite Zahlungsinstrumente

4.1 Überweisungen

Überweisungen sind in Deutschland und Österreich sowohl für Unternehmen als


auch für Konsumenten von großer Relevanz und weisen – wie Abbildung 1 zeigt –
während der vergangenen Jahre ein stetiges Wachstum auf.

18.000

16.000

14.000 EU15 ohne


Eurozone
Anzahl der Transaktionen in Mio.

Rest der
12.000 Eurozone
Österreich
10.000
Niederlande

8.000
Italien

6.000 Deutschland

4.000 Belgien

2.000

0
1999 2000 2001 2002 2003

Abb. 1. Entwicklung der Überweisungsanzahl im Zeitablauf (Blue Book 2005)

Der großen Bedeutung von Überweisungen trägt auch das SEPA-Vorhaben Rech-
nung. Auslöser war die Verordnung (EG) Nr. 2560/2001, welche auf Seiten der
Banken zu Handlungsbedarf führte. Im November 2002 verabschiedete daraufhin
das EPC die Credeuro-Konvention. Diese stellt Regeln hinsichtlich der Abwick-
lung von EU-Standardüberweisungen im Interbankenzahlungsverkehr auf, welche
sowohl die Höhe der Gebühren für Bankkunden auf Inlandsniveau, als auch die
Dauer der Abwicklung mit drei Tagen beschränken. Obwohl die Entwicklung in
Richtung SEPA bei Überweisungen relativ weit fortgeschritten ist, gibt es den-
noch weiterhin umfangreichen Handlungsbedarf (EZB 2004a).
146 Thomas Lammer, Markus Pammer

4.1.1 Traditionelle Überweisungen: Credeuro und Prieuro


Für Unternehmenskunden wären einheitliche Formate für elektronisch initiierte
Zahlungen vorteilhaft, unabhängig davon, in welchem europäischen Land der Be-
günstigte ansässig ist. Vice versa würde ein einheitliches Format auf der Ein-
gangsseite Unternehmen eine automatisierte Weiterverarbeitung in den eigenen
Buchhaltungssystemen ermöglichen. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Leis-
tungsniveaus bei den heutigen nationalen Systemen wird im Rahmen von SEPA
darauf abgezielt, die besten Systeme als Benchmark heranzuziehen. Auf viertel-
jährlicher Basis wird eine Liste jener Banken pro Land veröffentlicht, die sich zur
Einhaltung der Credeuro Kriterien verpflichtet haben. Die Umsetzung der Credeu-
ro-Konvention kann als weit fortgeschritten betrachtet werden, bei der Bewusst-
seinsbildung auf Ebene der Kunden gibt es jedoch noch Steigerungspotenzial. Zur
Unterstützung der Credeuro-Kovention und zur Harmonisierung der Gebührenver-
rechnung hat das EPC im April 2003 die Interbank Convention on Payments (ICP)
verabschiedet. Die ICP definiert SHARE als die Standardgebührenregelung für
vollautomatisch verarbeitbare Verordnungszahlungen. SHARE regelt die Gebüh-
ren dahingehend, dass der Zahlungspflichtige die Gebühren seiner – der senden-
den – Bank trägt, der Zahlungsempfänger trägt die seitens der begünstigten Bank
verrechneten Gebühren. Gebührenabzüge von der Auftragssumme bzw. die Ver-
rechnung dieser Gebühren an den Begünstigten durch zwischengeschaltete Ban-
ken würden der ICP widersprechen. Diese Gebühren sollten durch Interbankge-
bühren ersetzt werden. Credeuro soll darüber hinaus um den Prieuro ergänzt
werden, welcher eine taggleiche Wertstellung der Zahlung sicherstellen soll. Ziel
ist es, beide Überweisungsarten den europäischen Bürgern, seien es nun Unter-
nehmen oder Privatkunden, ab 1. Jänner 2008 zur Verfügung zu stellen (EZB
2004a).

4.1.2 Innovative Zahlungsinstrumente: E-Payments und M-Payments


Dem Potenzial von E-Payments und M-Payments wird auch im Rahmen des ein-
heitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraumes Rechnung getragen. Das EPC hat im
Rahmen der Electronic Credit Transfer Working Group eine Task Force zu E- und
M-Payments eingerichtet, welche seit Anfang 2003 regelmäßig mit dem Ziel der
Marktbeobachtung und Entwicklung einer gesamteuropäischen Vision für das En-
gagement von Banken im Bereich E- und M-Payment zusammentrifft (EZB
2004a). Im Jahr 2004 entschied sich das EPC zur Trennung der Task Force in
zwei separate Gruppen: die E-Payment Task Force wird Kooperationsmöglichkei-
ten im Bereich E-Commerce untersuchen, während die M-Payment Task Force
sich auf die Nutzung des Mobiltelefons als Medium zur Zahlungsinitiierung kon-
zentriert (EPC 2005).
Das Eurosystem fordert in diesem Zusammenhang, dass Banken wie auch Non-
Banks konstruktiv an der Förderung europaweiter Standards für E- und M-Pay-
ments arbeiten (ECB 2004).
SEPA – Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum 147

4.2 Europaweites Lastschriftverfahren

Die Bedeutung von Lastschriften hat in Europa in den letzten Jahren stark zuge-
nommen. Abbildung 2 zeigt, dass dies insbesondere auf Deutschland und Öster-
reich zutrifft und seit dem Jahr 2002 ein beschleunigtes Wachstum zu verzeichnen
ist. Aus dieser Bedeutung lässt sich auch das Engagement für ein europaweit ein-
heitliches Lastschriftverfahren, dem so genannten SEPA Direct Debit Scheme
(vormals Pan-European Direct Debit – PEDD), ableiten.
16.000

14.000 EU15 ohne


Eurozone

12.000 Rest der


Anzahl der Transaktionen in Mio.

Eurozone

10.000 Österreich

8.000 Niederlande

Italien
6.000

Deutschland
4.000

Belgien
2.000

0
1999 2000 2001 2002 2003

Abb. 2. Entwicklung der Lastschriftenanzahl im Zeitablauf (Blue Book 2005)

Insbesondere Unternehmen, die grenzüberschreitend in mehreren europäischen


Ländern tätig sind, würden von einem europaweit einheitlichen Lastschriftverfah-
ren profitieren, aber auch Bürger, die Versorgungsleistungen aus mehreren EU-
Staaten beziehen. Das Fehlen eines derartigen europaweiten Lastschriftverfahrens
ist einer der Hauptgründe für die Notwendigkeit Konten in mehreren Ländern zu
unterhalten (EZB 2004). Die Euro Banking Association (EBA) hat bereits die Ab-
sicht geäußert, ein derartiges SEPA Direct Debit Scheme im Rahmen ihres Pan-
Europäischen Clearing House STEP2 anzubieten (EBA 2005a). Aufgrund der
Vielzahl und Unterschiedlichkeit der derzeit existierenden Lastschriftverfahren,
kam das EPC zum Schluss, dass anstatt einer Harmonisierung bestehender Verfah-
ren die Entwicklung eines neues SEPA Direct Debit Schemes für die Erreichung
der SEPA-Anforderungen zielführender ist. Das ursprüngliche Ziel im Rahmen
des Weißbuchs, nämlich die ersten pan-europäischen Lastschriften per 1. Juli 2005
durchzuführen, wurde nicht erreicht. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es
148 Thomas Lammer, Markus Pammer

im Bereich von Lastschriften große Unterschiede in Europa gibt, gestaltet sich die
Definition des SEPA Direct Debit Schemes offensichtlich komplexer als erhofft:
Mit einer Verarbeitung der ersten Transaktionen ist nicht vor Ende 2006 zu rech-
nen. Das Eurosystem fordert, dass spätestens ab dem 1. Jänner 2008 das SEPA Di-
rect Debit Scheme den Kunden im Euroraum als Ergänzung zu den bestehenden
Lastschriftverfahren angeboten wird (EZB 2004a).

4.3 Karten

Die Verbreitung von Zahlungskarten und deren Nutzung hängt stark mit der Zah-
lungskultur in den einzelnen EU-Ländern ab. Wie die Beiträge zum Zahlungsver-
halten früher in diesem Buch dargestellt haben, gibt es einen Trend in Richtung
verstärkter Nutzung von Zahlungskarten und hier insbesondere der Debitkarten.

1.800

1.600

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0
2002 2003 2002 2003 2002 2003

Karten mit Cash-Funktion Karten mit Debit-Funktion Karten mit Credit-Funktion

Belgien Deutschland Italien Niederlande Österreich EU15 Eurozone

Abb. 3. Anzahl der Karten pro 1.000 Einwohner (Blue Book 2005)

Auch wenn es in der EU noch große Unterschiede in der Verbreitung und Nutzung
von Karten gibt, so gibt es dennoch die Gemeinsamkeit, dass die Karte jenes Zah-
lungsinstrument ist, das bei grenzüberschreitenden Zahlungen innerhalb der EU
am besten funktioniert. Das Eurosystem merkt im dritten SEPA-Fortschrittsbericht
jedoch an, dass die Bedingungen bei grenzüberschreitenden Zahlungen innerhalb
der Eurozone noch stark von Zahlungen innerhalb eines Landes abweichen, wie-
derum um eine Folge der immer noch existierenden starken rechtlichen und ver-
fahrenstechnischen Fragmentierung unter den einzelnen Euroländern. Im Rahmen
SEPA – Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum 149

von SEPA sollen die Kunden jedoch ihre Karte in der gesamten Eurozone so ein-
fach und effizient einsetzen können, wie in der Heimatstadt. Ein Ziel, das nur mit
Änderungen nationaler wie auch internationaler Kartensysteme erreichbar ist
(EZB 2004a). Im März 2003 verabschiedete das EPC acht Empfehlungen für Kar-
tensysteme, welche bis Anfang 2006 umgesetzt werden sollten und die zusam-
mengefasst folgenden Inhalt haben (EZB 2004a):
1. Betrugsprävention und -bekämpfung durch aktive Kooperation aller involvier-
ten Akteure aus Industrie, Gesetzgebung und Regulierung sowie Festlegungen
von Mindestsicherheitsstandards.
2. Transparente und einheitliche Darstellung der Tarifmodelle von nationalen und
internationalen Kartenanbietern zur Erleichterung der Geschäftsplanung der
Banken.
3. Zügiger Abschluss laufender Änderungen der Kartenanbieter bei Bestimmun-
gen und Vereinbarungen.
4. Trotz der Präferenz für die Selbstregulierung soll mit Gesetzgebern und Regu-
latoren kooperiert werden, um legislative bzw. regulatorische Hindernisse auf
dem Weg zur SEPA für Karten frühzeitig zu erkennen und in der Folge zu be-
seitigen.
5. Banken sollen höhere technische Standardisierung im Rahmen der bestehenden
Standardisierungsorganisationen sicherstellen.
6. Die mit einer Teilnahme an (inter-)nationalen Kartensystemen verbunden Ver-
antwortung soll durch Banken vollständig ausgeübt werden.
7. Einigung von Banken und Eurosystem auf ein gemeinsames Verfahren zur Er-
hebung und Verteilung statistischer Daten.
8. Einrichtung der Karten-Arbeitsgruppe im Rahmen des EPC.
Das Eurosystem misst dem Bereich Kartenzahlungen große Bedeutung bei und
sieht trotz der gebührenmäßigen Gleichstellung nationaler und grenzüberschrei-
tender Kartenzahlungen durch die Verordnung (EG) Nr. 2560/2001 noch umfang-
reichen Handlungsbedarf, insbesondere hinsichtlich Gebühren, Authentifizierung,
Interoperabilität und Betrugsprävention (EZB 2004a).

4.4 Bargeld

Die Bürger der Eurozone verfügen seit 1. Jänner 2002 über das Euro-Bargeld. Das
Eurosystem arbeitet an einer Optimierung der Angebotsseite, insbesondere durch
einheitliche Prinzipien und Ziele. In einer Entschließung vom Dezember 2003
hebt das EPC die Notwendigkeit gleicher Wettbewerbsbedingungen für Euro-
Bargelddienste hervor. Gemeinsam arbeiten die Bargeld-Arbeitsgruppe des EPC
und die Notenbanken des Eurosystems an der Effizienzerhöhung in der Bargeld-
versorgung (EZB 2004a).
150 Thomas Lammer, Markus Pammer

5 SEPA Zeitrahmen

Ziel ist die Realisierung der so genannten „SEPA for citizens“ bis Jänner 2008.
Damit soll es Konsumenten und Unternehmen ermöglicht werden, die pan-
europäischen Zahlungsinstrumente der Überweisung, der Lastschrift und im Kar-
tenbereich auch national zu nutzen. Banken müssen demnach ab diesem Zeitpunkt
in der Lage sein, die pan-europäischen Verfahren zusätzlich zu den gebräuchli-
chen nationalen Zahlungsinstrumenten anzubieten.
Das zeitgerechte Erreichen des „SEPA for citizens“ Meilensteins ist eine wich-
tige Voraussetzung für den nächsten bedeutenden Schritt: Bis zum Jahr 2010 soll
gemäß dem EPC Weißbuch eine voll entwickelte SEPA-Infrastruktur zur Verfü-
gung stehen („SEPA for infrastructure“) und nationale Verfahren zunehmend von
pan-europäischen Zahlungsinstrumenten abgelöst werden (EPC 2004).
Scheme design and Implementation and
preparation deployment Co-existence and gradual adoption

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010


Responsible
Scheme
EPC Framework

Design & Specification Stage for the


EPC 3 SEPA payments schemes/framework

EPC and operator(s) Pilots

EPC, banks and na- Planning Adoption and Implementation


tional communities
Programme Management
EPC

EPC and operator(s) Regulator, legislator and lobby groups relationships and communication

EPC Monitoring and Support

ECB (ESCB) Monitoring realisation of SEPA in accordance with Cooperation Model

Abb. 4. Roadmap des EPC auf dem Weg zum einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum:
2004 – 2010 (EPC 2004).

6 Aktivitäten der Oesterreichischen Nationalbank zum


Thema SEPA

Die OeNB hat bereits frühzeitig wesentliche Beiträge zur Umsetzung von Rah-
menbedingungen für einen einheitlichen bargeldlosen Euro-Zahlungsverkehrs-
raumes geleistet. So hat die OeNB im November 2003 – als erste Notenbank ne-
ben der Deutschen Bundesbank – einen neutralen und für alle Banken offenen
Zugang zum ersten und bis dato einzigen Pan-European Automated Clearing Hou-
SEPA – Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum 151

se (PEACH), nämlich EBA STEP2, geschaffen5. EBA STEP2 wurde von der Euro
Banking Association (EBA) Ende April 2003 in Betrieb genommen, baut voll-
ständig auf Straight-Through Processing (STP) auf und wickelt Zahlungen im
Batchverfahren ab. Aktuell nehmen ca. 90 europäische Banken direkt und ca.
1.500 indirekt (über eine direkte Teilnehmerbank) an STEP2 teil. Die Anzahl der
von STEP2 abgewickelten Zahlungsaufträge ist seit dessen Einsatz rasant gestie-
gen und lag im Juli 2005 nahezu 180.000 Transaktionen pro Tag (EBA 2005b).
Österreichische und deutsche Banken gehören zu den intensivsten Nutzern des
Systems und tragen zusammen nahezu die Hälfte aller Transaktionen bei.
EBA STEP2 ermöglicht europäischen Banken eine effiziente und kostengünsti-
ge Abwicklung von Standardüberweisungen innerhalb des EWR. Damit wurde
Kreditinstituten die Umsetzung der Verordnung (EG) Nr. 2560/2001 maßgeblich
erleichtert, auch zum Vorteil der Kunden. Zahlten Kunden gemäß Erhebungen der
Europäischen Kommission früher für eine 100-Euro-Überweisung in ein anderes
EU-Land durchschnittlich mehr als 24 Euro an Spesen (KOM 2001b), so dürfen
Standardüberweisungen seit dem Inkrafttreten der EU-Verordnung nur mehr die
Gebühr einer Inlandstransaktion kosten. Wovon österreichische und deutsche
Bankkunden besonders profitieren, da die Preise einer Inlandstransaktion – je nach
Kontovereinbarung – meist nur wenige Cent betragen. Aber nicht nur bei den Ge-
bühren, auch bei der Überweisungsdauer sind seit der Einführung von STEP2
merkliche Forstschritte zu verzeichnen. Wie ein Überweisungstest der Studienge-
sellschaft für Zusammenarbeit im Zahlungsverkehr (STUZZA) belegt, dauert eine
Überweisung von Österreich in ein anderes EU-Land durchschnittlich nur noch
2,2 Tage (Lammer u. Pieber 2005).
Weiters hat die OeNB die Neuorientierung der Studiengesellschaft für Zusam-
menarbeit im Zahlungsverkehr (STUZZA) Anfang 2005 unterstützt, wonach in-
nerhalb dieser das Austrian Payments Council (APC) – als Pendant zum European
Payments Council (EPC) – zur nationalen Umsetzung der SEPA gebildet wurde.

7 Fazit

x SEPA ist nicht nur ein Thema, das zwischen den nationalen Notenbanken und
Kreditinstituten abgehandelt wird. Das erklärte Ziel des Eurosystems ist es, den
europäischen Bürgern und den europäischen Unternehmen zu ermöglichen, alle
Vorteile eines einheitlichen Marktes und einer einheitlichen Währung zu nut-
zen. Voraussetzung dafür ist ein einheitlicher Zahlungsverkehrsraum.
x Für einen einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum sind pan-europäische Zah-
lungsinstrumente (Überweisung, Lastschrift und Karten) eine notwendige Vor-
aussetzung. Das EPC arbeitet im Rahmen von Arbeitsgruppen an den Regeln
für diese einheitlichen Zahlungsinstrumenten, die Zukunftsthemen E-Payment
und M-Payment werden in eigenen Task Forces behandelt.

5 Nähere Infos zur EBA und zu STEP2 sind unter http://www.pe-ach.org/ abrufbar.
152 Thomas Lammer, Markus Pammer

x Unternehmen und Konsumenten erwarten, dass in Zukunft Transaktionen be-


quem, kosteneffizient, transparent, sicher und ohne Verzögerungen abgewickelt
werden können. Dies bedingt eine Harmonisierung der Zahlungsinstrumente,
damit diese auf pan-europäischer Ebene genutzt werden können. Demnach soll
das end-to-end Processing der Zahlungsaufträge und eine nahtlose Einbindung
des Zahlungsprozesses in die bestehenden IT-Systeme gewährleistet werden.
x Die vollen Vorteile gemeinsamer pan-europäischer Zahlungsverkehrssysteme
können nur lukriert werden, wenn eine kritische Masse an potentiellen Teil-
nehmern diese auch wirklich nutzt. Eine Nutzung setzt das Wissen bei Unter-
nehmen und Konsumenten um die neuen europaweiten Zahlungsinstrumente
voraus. Aktive Information der Kunden ist demnach unabdingbar.
x Die Notenbanken der Eurozone unterstützen die Ziele eines einheitlichen Euro-
Zahlungsverkehrsraumes und sind bereit, ihren Beitrag zur Umsetzung dieser
Ziele im jeweiligen Land zu leisten (EZB 2004b). Eine der Hauptaufgaben des
Eurosystems liegt in der Förderung des reibungslosen Funktionierens von Zah-
lungssystemen, was auch durch Bereitstellung von Abwicklungseinrichtungen
im Euro-Massenzahlungsverkehr oder durch den Betrieb eigener Massenzah-
lungssysteme geschehen kann (EZB 2005).
x Eine wichtige Voraussetzung für einen einheitlichen Euro-Zahlungsver-
kehrsraum ist ein einheitlicher Rechtsrahmen. Diese Voraussetzung möchte die
Europäische Kommission mit dem „New Legal Framework“ schaffen (wie im
vorangehenden Beitrag von Julian Langner beschrieben).

Literatur

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http://europa.eu.int/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/01/1293&format=HT
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Verordnung (2001) Verordnung (EG) Nr. 2560/2001 des Europäischen Parlamentes und
des Rates vom vom 19. Dezember 2001 über grenzüberschreitende Zahlungen in Euro.
Brüssel, Europäische Union, http://europa.eu.int/eur-
lex/pri/de/oj/dat/2001/l_344/l_34420011228de00130016.pdf, Abruf 1.9.2005
Digitale Signatur – gelebte Praxis gerade auch im
Finanzdienstleistungsbereich

Eugen Pernkopf

A-Trust Gesellschaft für Sicherheitssysteme


im elektronischen Datenverkehr GmbH, Wien

1 Zum Begriff der (sicheren) digitalen Signatur

Der vorliegende Beitrag skizziert das Wesen der digitalen Signatur und hilft unter
Berücksichtigung einiger kritischer Aspekte ihr Potenzial anhand von Anwen-
dungs-Beispielen zu orten. Dabei wird auf eine allzu tief schürfende Darstellung
von technischen Details verzichtet: Die technische und organisatorische Sicherheit
von digitalen Signaturen liegt (gerade wegen der heute vorhandenen Rechtsgrund-
lagen) in der Verantwortung und Haftung der Anbieter von notwendigen techni-
schen Verfahren und von Signaturprodukten. Mit Recht wird diese Sicherheit da-
her von den Anwendern als gegeben vorausgesetzt.

1.1 Zweck öffentlicher Zertifikate

Unter einem Zertifikat wird eine elektronische Bescheinigung, die Signaturprüfda-


ten einer bestimmten Person zuordnet und deren Identität bestätigt, verstanden.
Der Zweck öffentlicher Zertifikate ist es also, die Authentizität der Quelle von In-
formation, Datenintegrität (d.h. Änderungen an digitalen Informationen sollen so-
fort bemerkt werden) und Rechtssicherheit beim Informationsaustausch im Inter-
net zu garantieren. Im Internet soll also eine Identität ermöglicht werden, deren
Qualität einer sicheren Abwicklung von Geschäften genügt.
Nach dem heutigen Stand der am Markt vorhandenen Technik sind viele Me-
dienbrüche obsolet geworden, werden jedoch wegen der bislang fehlenden
Rechtsverbindlichkeit bei der Abwicklung von Geschäften im Internet in Kauf ge-
nommen. Öffentliche Zertifikate zielen darauf ab, diese Medienbrüche zu vermei-
den, Kosten einzusparen, die Sicherheit des Geschäftsverkehrs über das Internet
zu erhöhen und das Internet besser als bisher zum Medium für die Abwicklung
von Transaktionen urbar zu machen.
Der praktische Zweck ergibt sich aus der Anwendbarkeit von öffentlichen Zer-
tifikaten für die Erstellung und Prüfung einfacher und sicherer digitaler Signaturen
und für, ohne sie nicht gekannte, sichere Login-Authentifizierung (d.h. eine echte
156 Eugen Pernkopf

User-Authentifizierung statt der bisherigen Client-Authentifizierung) in jedem


denkbaren konkreten Verwertungszusammenhang (Geschäftsfall).

1.2 Rechtliche Basis

Die Anwendbarkeit von Zertifikaten und digitalen Signaturen soll nicht auf
Staatsgrenzen eingeschränkt sein. Im Rahmen der Europäischen Union wurde da-
her im Lauf der 1990er Jahre an einheitlichen Rechtsnormen gearbeitet. Ergebnis
dieser Bemühungen ist die „Richtlinie 1999/93/EG des Europäischen Parlaments
und des Rates über gemeinschaftliche Rahmenbedingungen für elektronische Sig-
naturen“ (Signaturrichtlinie), die am 19.01.2000 im Amtsblatt der Europäischen
Gemeinschaften veröffentlicht wurde.
Schon 1999 erfolgte die nationale Umsetzung der Signaturrichtlinie im öster-
reichischen Signaturgesetz (Bundesgesetzblatt I 190/1999; SigG), das durch die
österreichische Signaturverordnung (Bundesgesetzblatt II 30/2000; SigV) am 3.
Februar 2000 in Kraft treten konnte. Diese legislative Initiativen haben sicherge-
stellt, dass das österreichische Signaturrecht vollständig der Signaturrichtlinie ent-
spricht. Ein wesentlicher Grund dafür, dass das In-Kraft-Treten des EU-Rechts
und die ihm voll entsprechende Umsetzung in Österreich quasi gleichzeitig mög-
lich war, liegt sicherlich auch an der intensiven Mitarbeit österreichischer Exper-
ten auf EU-Ebene.
Auch Deutschland hatte wesentlichen Einfluss auf die Signaturrichtlinie, da es
als erstes europäisches Land die Materie der digitalen Signatur bereits im Jahr
1997 gesetzlich regelte. Obwohl es im Laufe der Erörterung des Richtlinienvor-
schlages zu inhaltlichen Annährungen an die deutsche Regelung kam, wurde auf-
grund der Richtlinie eine Anpassung des deutschen Rechts notwendig. Diese er-
folgte im Rahmen des, am 22. Mai 2001 in Kraft getretenen, deutschen
Signaturgesetzes (Bund.de 2003).
Die somit erst vor wenigen Jahren geschaffenen Rechtsnormen sind die Basis
für die Anwendbarkeit digitaler Signaturen. Das Neue daran war nicht die zu
Grunde liegende mathematische/technische Methode. Die asymmetrische Krypto-
grafie, also die Verwendung eines Schlüsselpaares, bestehend aus einem privaten
und einem zugehörigen öffentlichen Schlüssel zur Ver- und Entschlüsselung von
Daten, ist bereits seit langem bekannt. Neu war hingegen die Festlegung klarer
und strenger Rahmenbedingungen zur allgemein verbindlichen Anwendungsmög-
lichkeit von digitalen Signaturen. Die in der Folge angeführten Verweise auf das
Signaturgesetz beziehen sich auf dessen österreichische Ausprägung.

1.3 Gesetzliche Definitionen und die Bezeichnung in der Praxis

Vorab ist es wichtig festzuhalten, dass der Begriff „(sichere) elektronische Signa-
tur“ die Intention des Gesetzgebers ausdrückt, neutral gegenüber konkreten For-
men technischer Umsetzung sein zu wollen. Die „(sichere) digitale Signatur“ ist
eine solche Umsetzungsform und kann als eine Teilmenge der (sicheren) elektro-
Digitale Signatur – gelebte Praxis gerade auch im Finanzdienstleistungsbereich 157

nischen Signatur angesehen werden. In der Praxis ist jedoch heute üblich, die Be-
griffe synonym zu verwenden.
Im Paragraf 2 leistet das Signaturgesetz die zum Zurechtfinden in der Welt der
digitalen Signatur unabdinglichen Begriffsbestimmungen. Paragraf 3 besagt, dass
jeder elektronischen Signatur Beweiskraft zukommt. Allerdings erfüllt nach § 4
SigG nur die sichere elektronische Signatur das rechtliche Erfordernis einer ei-
genhändigen Unterschrift, insbesondere der Schriftlichkeit im Sinne des Paragraf
886 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches. Dies ist insbesondere deshalb
relevant, da nur wenige Bereiche von der prinzipiellen Anwendbarkeit dieser „ei-
genhändigen Unterschrift in elektronischer Form“ ausgenommen sind. Diese An-
wendungsbereiche werden im Signaturgesetz klar definiert.
Bei einer digitalen Signatur, die keine sichere digitale Signatur im Sinne des
SigG ist, handelt es sich demnach keinesfalls von vornherein um eine (technisch
und/oder organisatorisch) unsichere digitale Signatur. Solche Signaturen leisten
vor allem eben nicht die Erfordernis der Schriftlichkeit im Sinne des ABGB,
könnten aber durchaus mit der alltäglichen Zeichnung von Dokumenten mittels
Namenszeichen verglichen werden. Je nach technischer Ausprägung können Da-
ten auch sehr verlässlich vor unentdeckter Änderung geschützt werden. In der
Praxis etabliert sich hierfür zunehmend der Begriff der einfachen digitalen Signa-
turen.
Bemerkenswert ist, dass bei der sicheren digitalen Signatur im Sinne des SigG
der Signator (dieser erstellt eine Signatur mit Mitteln, die er unter alleiniger Kon-
trolle halten kann) jedenfalls eine natürliche Person ist. Ob die Person in privater
oder beruflicher Eigenschaft signiert, ergibt sich aus dem Kontext des Anwen-
dungsfalls. Eine Logik, die mit der Anwendung der herkömmlichen persönlichen
Unterschrift, ident ist. Eine weitere Fassung des Begriffs des Signators hat jeden-
falls dort auch einen praktischen „umgangssprachlichen“ Sinn, wo unter Nutzung
von Zertifikaten, die auf juristische Personen wie Firmen oder Behörden ausge-
stellt wurden, beispielsweise serverseitige Massensignaturen erstellt werden.
158 Eugen Pernkopf

1.4 Funktionsweise der digitalen Signatur

Die Erzeugung einer digitalen Signatur ist ein hoch komplizierter mathematischer
Vorgang, der im Regelfall für den Anwender nicht sichtbar wird. Folgende Dar-
stellung illustriert die Prozedere des „Signierens“ und des „Prüfens“ der Unter-
schrift in vereinfachter Form am Versenden einer signierten Nachricht.

1. A verfasst eine Nachricht.

2. Aus dem Inhalt der Nachricht


wird der Hashwert errechnet.

3. Mit Hilfe des privaten privater


Signaturschlüssels, der sich Schlüssel
auf der Karte von A
befindet, wird der Hashwert
verschlüsselt, das ergibt die
digitale Signatur.

4. A schickt die signierte Nachricht


und den eigenen öffentlichen
Signaturschlüssel an B.

öffentlicher
Schlüssel

Abb. 1. Vereinfachte Darstellung des digitalen Signierens eines E-Mails (A-Trust 2005)
Digitale Signatur – gelebte Praxis gerade auch im Finanzdienstleistungsbereich 159

2.
Der Hashwert
der empfan-
1. B erhält die signierte Nachricht. genen Nachricht
wird erneut
gebildet.

3. Mit Hilfe des mitgesendeten


öffentlichen Signaturschlüssels
von A kann die Signatur
entschlüsselt werden, der
ursprüngliche Hashwert, vor dem
Versenden, wird nun bekannt.

4.
Die zwei Hashwerte werden nun
miteinander verglichen.

5.
Sind sie identisch, so hat B
nun die Garantie, dass die
Nachricht von A stammt und
unterwegs nicht verändert
wurde.

Abb. 2. Vereinfachte Darstellung des Prüfens einer signierten Nachricht (A-Trust 2005)
160 Eugen Pernkopf

Die Methode der digitalen Signatur ist die asymmetrische Kryptografie, die im
Prinzip immer einen geheimen (privaten) und einen genau zu diesem passenden
öffentlichen mathematischen Schlüssel, also ein Schlüsselpaar, nutzt.

1.4.1 Einfaches Prinzip für die Praxis nutzbar gemacht


Der private Schlüssel bleibt zum Zweck der Erstellung einer digitalen Signatur
tunlichst immer in der Obhut und Verfügung eines Signators, wohingegen der
buchstäblich öffentliche Schlüssel aller Welt zum Zwecke der Prüfung (Verifika-
tion) einer digitalen Signatur nicht nur verfügbar sein kann sondern sogar sein
muss. Dieses Prinzip der asymmetrischen Kryptografie dreht sich bei der Anwen-
dung zum Zwecke der Geheimhaltung einfach um: Verschlüsselt – also unlesbar
gemacht – wird ein Dokument mit einem öffentlichen Schlüssel. Entschlüsselt –
also lesbar gemacht – wird mit dem dazu gehörigen privaten Schlüssel, der wieder
tunlichst nur in der Obhut und Verfügung des Empfängers der vertraulichen In-
formation sein sollte. Das Verbleiben des privaten Schlüssels beim Signator schal-
tet Risiken und Aufwand beim Übermitteln des Schlüssels vom Sender zum Emp-
fänger aus, wie es bei symmetrischen kryptografischen Verfahren nötig ist. Bei
solchen Verfahren wird ein und derselbe Schlüssel zum Ver- und Entschlüsseln
verwendet.
Es geht bei der Überführung der Methode in die allgemeine, rechtsverbindliche
Anwendbarkeit als digitale Signatur um technische, aber auch organisatorische
Fragen von Schlüssel(paar)-Generierung und -Management, Nachvollziehbarkeit
und Verlässlichkeit der Zuordnung von Schlüsseln zu (natürlichen oder juristi-
schen) Personen, um Fragen der Prüfbarkeit und um die Absicherung dieser As-
pekte mit geregelter Haftung der verantwortlichen Stellen.
Die anerkannt höchste Verlässlichkeit der Geheimhaltung geheimer Schlüssel,
die beste Möglichkeit, auf ihn aufzupassen, ist seine Errechnung und Verwahrung
in einem von unabhängigen Prüfstellen zertifizierten und bescheinigten Token.
Ein Token ist ein intelligenter Chip, wie jener auf dem in Österreich äußerst weit
verbreiteten Tägermedium Maestrokarte, oder ein – im Falle von mittels Signatur-
server erstellten Massensignaturen – sicheres Hardwaremodul. Der Token wird
vor unbefugter „In-Gang-Setzung“ zusätzlich durch einen geheimhaltbaren Zu-
gangs-Code gesichert (PIN; Personal Identification Number). Ein damit möglicher
Schutz durch Besitz und Wissen kann als State of the Art betrachtet werden.
Die allgemein nachvollziehbare Verlässlichkeit der Zuordnung von Schlüsseln
zur Person eines Signators ist die Zuordnung per öffentlich prüfbarem digitalen
Zertifikat. Auf anerkannt höchster Stufe mit dem nach den strengen Regeln des
Signaturrechts registrierten, erstellten und verwalteten qualifizierten Zertifikat.
Die Vertrauenswürdigkeit dieser Public Key Infrastructure (PKI) als Mittel im
Geschäftsleben wird durch das Signaturgesetz begründet.

1.4.2 Hashwert
Die digitale Signatur hat jedoch nicht die Aufgabe, Daten unlesbar zu machen.
Nun besitzt der Signator aber einen privaten Schlüssel, den er (mit seiner PIN) in
Digitale Signatur – gelebte Praxis gerade auch im Finanzdienstleistungsbereich 161

Gang setzt, um etwas zu verschlüsseln. Der private Schlüssel des Signators wird
beim Signieren aber nicht direkt auf die zu signierenden Daten angewendet.
Mit mathematischen Algorithmen kann aus einer bestimmten Datenmenge eine
„Prüfsumme“, ihre „Substanz“ generiert werden, die so genannten Hash-
Algorithmen. Der Hashwert ist also die komprimierte Version einer Datei. Man
kann sich den Hashwert als den Fingerabdruck einer Datei vorstellen. Ein Mensch
ist durch seinen Fingerabdruck exakt identifizierbar, eine Datei durch ihren Hash-
wert. Im Falle der sicheren digitalen Signatur darf übrigens nur ein für diesen
Zweck als geeignet bescheinigter, Hash-Algorithmus angewendet werden.
Je nach verwendetem Algorithmus kommt immer ein Hashwert mit einer ganz
bestimmten Länge zu Stande, egal wie groß die „gehashte“ Datenmenge ist. Für
sichere digitale Signaturen geeignete Hash-Algorithmen stellen auch sicher, dass
die wiederholte Anwendung auf dieselbe – d.h. unveränderte – Datei immer den-
selben Hashwert ergibt! Der Hashwert leistet also einen essentiellen Beitrag zur
Prüfung der Unverändertheit der signierten Daten (Daten-Integrität).
Eine äußerst kurz formulierte Definition der digitalen Signatur könnte also lau-
ten: Sie ist der mit dem privaten Schlüssel eines Signators verschlüsselte Hashwert
von Daten.

1.4.3 Anwender der digitalen Signatur


Als Anwender der digitalen Signatur darf keinesfalls nur der Signator betrachtet
werden: Digitale Signaturen werden in unterschiedlichsten Verwertungszusam-
menhängen erstellt, beinahe immer kann davon ausgegangen werden, dass die di-
gitale Signatur einen Adressaten hat.

1.4.4 Signaturprüfung
Der Empfänger hat lebhaftes Interesse daran festzustellen, ob die digitale Signatur
die Rechtswirksamkeit der signierten Erklärung des Signators in dem Maße ge-
währleistet, wie er sich das versprechen darf. Zu diesem Zweck führt er (bzw. sei-
ne Software) eine Signaturprüfung durch, die prinzipiell folgende Aspekte berück-
sichtigt:
x Wurden die signierten Daten im Nachhinein verändert? Aufschluss gibt die
neuerliche Errechnung des Hashwerts der Datei und dessen Vergleich mit dem
vom Signator verschlüsselten Hashwert, der mit dem öffentlichen Schlüssel aus
dem Zertifikat des Signators entschlüsselt wird. Der verwendete Hash-
Algorithmus ist ebenfalls im Zertifikat eingetragen.
x Ist das Zertifikat abgelaufen? Die Gültigkeitsdauer ist in das Zertifikat einge-
tragen.
x Ist das Zertifikat widerrufen oder gesperrt? Der Ort (URL), wo die entspre-
chende Widerrufs- und Sperrliste abrufbar ist, ist in das Zertifikat eingetragen.
Das Zertifikat des Signators ist für die Signaturprüfung demnach von grundlegen-
der Wichtigkeit. Ohne das Zertifikat ist die Signaturprüfung nicht möglich, und
damit laut SigG die betreffende digitale Signatur hinfällig.
162 Eugen Pernkopf

2 Weitere Voraussetzungen der Anwendbarkeit

2.1 Weitere rechtliche Rahmenbedingungen

Ein Blick in das Rechtsinformationssystem des österreichischen Bundeskanzler-


amts zeigt eine Vielzahl von Gesetzestexten, welche auf das Signaturgesetz refe-
renzieren, welche also bereits den Einsatz von digitalen Signaturen in den durch
sie geregelten Bereichen vorsehen.
Als prominenteste Beispiele sind wohl das Bankwesengesetz, welches den Ein-
satz von sicheren digitalen Signaturen bei Durchführung von Transaktionen durch
den Bankkunden vorschreibt, aber auch die Verordnung des Bundesministers für
Finanzen über die Anwendbarkeit von digitalen Signaturen in der vorsteuerab-
zugsfähigen Rechnungslegung zu nennen. Daneben ist die digitale Signatur bei-
spielsweise bereits auch in den Lehrplan für Handelsakademien und Handelsschu-
len eingeflossen.
Zum Zeitpunkt der Formulierung dieses Textes zeichnet sich die Finalisierung
eines noch offenen wichtigen Lückenschlusses ab: Die Durchführungsverordnung
für die Signaturprüfung im Behördenbereich.

2.2 Signaturprodukte

Laut § 2 SigG ist ein Signaturprodukt Hard- oder Software bzw. deren spezifische
Komponenten, die für die Erstellung und Überprüfung elektronischer Signaturen
oder von einem Zertifizierungsdiensteanbieter für die Bereitstellung von Signatur-
oder Zertifizierungsdiensten verwendet werden.
Vor allem im Softwarebereich besteht schon heute Auswahlmöglichkeit zwi-
schen Produkten österreichischer Provenienz, welche die Umsetzung von Lösun-
gen in einer Reihe von Services: von Individualkommunikation unter Privatusern,
über Formularlösungen mit (sicherer wie einfacher) digitaler Signatur, die server-
seitige automatisierte Signaturprüfung unterstützen, bis hin zu serverseitiger Er-
stellung von Massensignaturen (beispielsweise in der elektronischen Rechnungs-
legung), aber auch Log-In Lösungen erlaubt haben.
Mitte 2005 kann der akkreditierte Zertifizierungsdiensteanbieter A-Trust öster-
reichweit Zugang zu seinem qualifizierten Zertifikat und Bürgerkartenfunktionali-
tät a.sign premium mit über 250 öffentlichen Registrierungsstellen bieten. In der
A-Trust-Empfehlungsliste scheinen sieben Modelle von Smartcard-Readern, die
für die Erstellung von sicheren digitalen Signaturen geeignet sind, auf. Einige die-
ser Modelle sind übrigens gleichzeitig zur Nutzung der elektronischen Geldbörse
Quick geeignet. Diese Quick Funktion ist auf allen österreichischen Maestro-
Karten, die seit Ende Jänner 2005 auch Trägermedium für qualifizierte Zertifikate
zur Erstellung sicherer digitaler Signaturen sind, angebracht1. Diese weite Verbrei-

1 Für eine detaillierte Beschreibung der elektronischen Geldbörse Quick siehe das Praxis-
beispiel „Quick – eine Erfolgsstory“ (Judt u. Komatz 2005) in diesem Buch.
Digitale Signatur – gelebte Praxis gerade auch im Finanzdienstleistungsbereich 163

tung bietet den Dienstleistern großes Potenzial für die Entwicklung von Angebo-
ten, welche die digitale Signatur nutzen.
Die A-Trust selbst bietet in Österreich die breiteste Palette von weiteren Perso-
nen- aber auch Serverzertifikaten (SSL- und Signaturserver-Zertifikate) an.

2.3 Institutionalisierte Gesamtsicherheit der digitalen Signatur

Beurteilt man die Gesamtsicherheit der sicheren digitalen Signatur, kommt die
zentrale Rolle sicherlich dem Zertifizierungsdiensteanbieter, dem Trust Center, zu.
Dieser hat unter der laufenden Kontrolle der im Signaturgesetz bestimmten Auf-
sichtsstelle (in Österreich die Telekom Control Kommission) seinen Betrieb so zu
führen, dass die Gesamtsicherheit jeder sicheren digitalen Signatur, die mit von
ihm zur Verfügung gestellten und/oder von ihm zur Verwendung empfohlenen
Mitteln (Signaturprodukte) erstellt wird, gewährleistet ist. Dazu gehört auch,
Sperr- und Widerrufslisten in seinem Verzeichnisdienst zu pflegen und verfügbar
zu halten, die dem Empfänger einer Signatur die Signaturprüfung ermöglichen.

2.3.1 Haftung des Trust Centers


Die Haftung des Trust Centers geht bis in die einzelne Transaktion, die auf einer
mit von ihm gelieferten und empfohlenen Signaturprodukten erstellten sicheren
digitalen Signatur zu Stande kommt.

2.3.2 Technologiebeobachtung
Im Auftrag der Aufsichtsstelle ist in Österreich das im Signaturrecht verankerte
Zentrum für sichere Informationstechnologie-Austria (A-SIT) mit der Aufgabe be-
traut, die Eignung von Signaturprodukten für sichere digitale Signaturen zu be-
werten. A-SIT betreibt auch generelle Technologiebeobachtung, um die in der
Signaturverordnung definierten Anforderungen an die technologische Sicherheit
up-to-date zu halten.

2.3.3 Erfüllbare Eigenverantwortung


Das Signaturgesetz definiert den Beitrag des Signators zur Gesamtsicherheit sei-
ner sicheren digitalen Signatur im § 21 wie hier kurz zusammen gefasst: Er hat die
Chance zur Sicherung seines privaten Schlüssels vor unbefugtem Gebrauch durch
Besitz (Karte) und Wissen (PIN) ernst zu nehmen und darf beides nicht anderen
überlassen. Daneben muss er die Widerrufsmöglichkeit des Zertifikats beim Trust
Center in Anspruch nehmen, wenn er nicht mehr in der Kontrolle über seinen pri-
vaten Schlüssel ist.
164 Eugen Pernkopf

2.3.4 Registrierung
Die Registrierung ist last but not least ebenfalls ein entscheidendes Qualitäts-
merkmal eines Zertifikats und daher Kriterium der Gesamtsicherheit von auf sei-
ner Basis erstellen digitalen Signaturen: Bei der Registrierung entscheidet sich,
mit welcher Qualität die wirkliche Identität des Signators hinter dem Zertifikat
beim Trust Center hinterlegt ist.

3 Einwände gegen die Nutzung der digitalen Signatur

3.1 Gläserner Mensch

Mitunter werden Befürchtungen geäußert, der Besitz eines öffentlichen Zertifikats


würde dazu führen, dass alle Welt Zugang zu den Daten einer Person erhielte.
Was also sind persönliche Daten zu einer Person, die wirklich in ein Zertifikat ein-
fließen?
Das Signaturgesetz erlaubt Ausstellern von Zertifikaten, eine Strategie des
schlanken Zertifikatsinhalts zu verfolgen. Vor allem zwei Aspekte sprechen für
eine solche: Zum einen laufen Zertifikate mit mehr Inhalt leichter Gefahr, auf
Grund einer Änderung des Inhalts widerrufen werden zu müssen. Zum anderen
stellt sich bei mehr Inhalten im Zertifikat schnell die Frage nach dem Aufwand zur
Bestätigung und Aktualisierung der Richtigkeit eines bestimmten Inhalts.
Das Signaturgesetz sieht im Übrigen sogar vor, dass auf Wunsch des Signators
anstatt seines Vor- und Zunamens ein Pseudonym, das als solches gekennzeichnet
ist im Zertifikat aufscheint.
Je nach weiter oben bereits abgehandelter Qualität der Registrierung besagt ein
Zertifikat im Grunde daher nicht mehr, aber auch nicht weniger über eine Person
als: Die wirkliche Identität der Person wurde bei Zertifikatsausstellung verlässlich
überprüft und ist bei einem haftenden Trust Center in Form der Ablichtung des bei
Zertifikatsausstellung vorgelegten amtlichen Lichtbildausweises hinterlegt. Im
Streitfall – also wenn es einen Geschädigten in einem Rechtsgeschäft gibt – kann
ein ordentliches Gericht die Aufdeckung dieser wirklichen Identität veranlassen.
Die Verlässlichkeit einer digitalen Signatur ergibt sich nicht aus den Daten über
eine Person im Zertifikatsinhalt, sondern aus der Haftung des Trust Centers und
der Rechtsverbindlichkeit der Erklärung, die ein Signator in Form eines digital
signierten Dokuments abgibt (z.B. Ich heiße Max Mustermann, bin Prokurist der
Firma Beispiel GmbH, diese ist Ihr Kunde Nummer 123, hiermit bestelle ich
1.000 Einheiten der Ware X). Zur allfälligen Überprüfung der einzelnen Inhalte
der Erklärung stehen nach wie vor Sets von lange bekannten Mitteln, wie das Fir-
menbuch, zur Verfügung.
Digitale Signatur – gelebte Praxis gerade auch im Finanzdienstleistungsbereich 165

3.2 Komplexität

Die Anschaffung der prinzipiell nötigen Hard- und Software ist ein weitgehend
einmaliger Aufwand. Natürlich wird dieser Aufwand als umso größer empfunden,
wenn der User noch relativ selten die Gelegenheit hat, seine eben angeschaffte
Infrastruktur in Applikationen zu nutzen. Hinzu kommt die „Pflege“ der Beschaf-
fenheit des Systems (PC, Virenschutz, Software-Upgrades, etc.), was jedoch eine
jedem PC-User bekannte generelle Notwendigkeit darstellt. Auch Nutzerfreund-
lichkeit ist kein Spezifikum der digitalen Signatur, sondern in allen Bereichen der
Informations- und Kommunikationstechnologie relevant.
Die Erfahrungen mit den ersten Anwendungen der digitalen Signatur beginnen
zu zeigen, dass das gemeinsame Interesse von Trust Center, Anbietern sonstiger
Signaturprodukte und gerade Anwendungs-Betreibern am kommerziellen Erfolg
der digitalen Signatur weitere und breitere Anstrengungen bei der Ansprache der
Nutzer erfordert. Oft sind die Einsatzmöglichkeiten der digitalen Signatur sogar
intern wenig bekannt, auch nicht, dass eine Anwendung dafür unter dem eigenen
Dach vorhanden ist, geschweige denn, wie man sein Zertifikat zur Nutzung dieser
Anwendung anmeldet.

4 Anwendungsbeispiele

Aus der Sicht der Funktionalitäten des konkreten Produkts a.sign premium lässt
sich das Potenzial von Zertifikaten so zusammenfassen:
x Sichere digitale Signaturen erstellen.
x Einfache digitale Signaturen erstellen.
x Login-Authentifizierungen abwickeln.
x Vertrauliche Informationen geheim halten.
x Bürgerkartenfunktion durch Infobox-Personenbindung.
x Überall dort, wo ein Dienstleister in E-Banking, E-Commerce und E-
Government von Nutzern Authentifikations- und Autorisierungsleistungen for-
dert.

4.1 Anwendung der digitalen Signatur im E-Banking

Die derzeit gebräuchliche Variante der Authentifikation und Autorisierung im E-


Banking mittels PIN/TAN-System (Persönliche Identifikations Nummern/Trans-
aktionsnummern) ist in den letzten Monaten durch die Zunahme so genannter
„Phishing-Angriffe“ (Versuch Anwendern Zugangsdaten zu entlocken und in wei-
terer Folge mittels der gestohlenen Identität einen Trickbetrug zu probieren) dis-
kutiert worden. Durch Nutzung der digitalen Signatur bei E-Banking wird die Ein-
gabe von TANs obsolet und ein Abfangen dieser demnach nicht mehr möglich. In
Österreich bietet die BAWAG P.S.K. Gruppe ihren rund 250.000 E-Banking-
166 Eugen Pernkopf

Kunden bereits seit Juli 2003 die digitale Signatur als Alternative zum PIN/TAN-
Verfahren an. Die Raiffeisen Zentralbank Österreich ermöglicht Geschäftskunden
seit November 2004 die Nutzung der digitalen Signatur, seit Mitte 2005 wird diese
Möglichkeit auch den rund 700.000 privaten E-Banking Kunden angeboten. Dar-
über hinaus bietet die Oesterreichische Nationalbank im Kommunikationsprozess
mit den Banken die digitale Signatur seit einigen Jahren an, beispielsweise beim
elektronischen Kontozugang „eKONTO“.

4.2 Anwendung der digitalen Signatur bei der elektronischen


Rechnungslegung

Das in diesem Punkt ausgeführte Beispiel bezieht sich auf massenhafte in einer
Serverlandschaft automatisch, also mittels integriertem PKI-(Signaturerstellungs-
und Signaturprüfungs-)Server und dort installiertem Signaturserverzertifikat, er-
stellte Signaturen. Bereits über 80% aller österreichischen Unternehmen sind im
Internet aktiv und jährlich werden in Österreich rund 700 Millionen Papier-
Rechnung versandt, davon 180 Millionen in regelmäßigen Abständen. Stellt man
Papier-Rechnungen auf elektronische Rechnungsdokumente um, schätzt das
Marktforschungsinstitut Ovum das Einsparungspotential auf bis zu 70% ein
(BMWA 2003). In Zahlen ausgedrückt sind das rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.
Stellt ein Unternehmen im Monat 500 Rechnungen automationsunterstützt aus,
amortisieren sich die Kosten für die Infrastruktur für den Einsatz der Digitalen
Signatur bereits nach einem Jahr. Dank der digitalen Signatur ist zweierlei sicher-
gestellt:
x die Rechnung ist gegen nachträgliche Veränderung geschützt
x für den Rechnungsempfänger ist eindeutig der Absender der Rechnung erkenn-
bar.
Sowohl Rechnungsleger als auch -empfänger sparen sich in weiterer Folge das
Ausdrucken auf Papier und die Bearbeitung, Ablage und Weiterleitung an das Fi-
nanzamt von Hand. Elektronische Rechnungen können ohne Medienbrüche in
Buchhaltungs- und ERP-Systeme übernommen und archiviert werden, aber auch
online an den Steuerberater oder direkt an das Finanzamt weitergeleitet werden.

4.3 Fallbeispiel eines Klein- und Mittelbetriebes

Anhand eines Fallbeispiels kann das Potenzial der digitalen Signatur besser erfasst
werden: Ein Baumeister mit 15 Mitarbeitern, nebenbei gerichtlich vereidigter
Sachverständiger, beschließt nach Erwerb von a.sign premium und einem Karten-
leser die digitale Signatur vermehrt zu nutzen. Bei der Installation der notwendi-
gen Clientsoftware, welche im Serviceumfang beinhaltet ist, genügte ein Blick in
die Bedienungsanleitung. In folgenden Bereichen setzt er nun die digitale Signatur
ein:
Digitale Signatur – gelebte Praxis gerade auch im Finanzdienstleistungsbereich 167

x Signierte E-Mails an Geschäftspartner ersetzen zunehmend Fax-Nachrichten.


x Einfache Signaturen in Word und Excel ermöglichen, Veränderungen Dritter an
den Dokumenten sofort festzustellen.
x Als regelmäßiger Bieter bei Bauausschreibungen der ÖBB spart er durch den
Einsatz der digitalen Signatur merkbar Kosten. Je nach Entwicklungsstand des
Beschaffungsprozesses können bis zu 40 % an Prozesskosten eingespart wer-
den. Unternehmungen, die häufig Ausschreibungen tätigen, beziffern diese Ein-
sparungen mit 150 Euro bis 250 Euro pro Angebotsleger. Diese Summe resul-
tiert aus Reduktionen in den Bereichen Personalkosten, interne Genehmigungs-
und Prozessdurchlaufzeiten, Betriebsaufwand und Portokosten. Auf Bieterseite
entfallen die Kosten für das Beziehen der Ausschreibungsunterlagen, die in Pa-
pierform bis zu 200 Euro pro Ausschreibung betragen. Damit amortisieren sich
die einmaligen Infrastrukturkosten für die Anschaffung der digitalen Signatur
bereits nach der ersten Teilnahme an einer elektronischen Ausschreibung.
x Die beizulegenden Strafregisterauszüge bezieht er mit Signatur online und spart
neben Kosten auch Wegzeit. Unter der Annahme eines gängigen Geschäftsfüh-
rerstundensatzes, der einmaligen Anschaffungskosten für die Digitale Signatur,
also für Zertifikat, Signaturkarte, Kartenlesegerät etc., bezahlt er für den erst-
maligen Einsatz rund 40 Euro. Auf traditionellem Weg, das heißt auf das Amt
gehen und Wartezeiten in Kauf nehmen, kostet der Bescheid samt Gebühren
und Portokosten etwa 190 Euro. Interessant wird der Vergleich beim zweiten
Mal. Jetzt bezahlt man bei elektronischer Abwicklung für den Strafregisteraus-
zug nur noch 15 Euro an die Behörde. Unter Berücksichtigung der gleich blei-
benden Kosten des Weges in die Amtsstube von 190 Euro eine deutliche Er-
sparnis bei elektronischer Abwicklung.
x Einer Reihe von Geschäftspartnern schickt er mittlerweile die Rechnungen di-
gital signiert und spart bei jeder Rechnung Portokosten und Papier (für seine
Assistentin ist die Signaturkarte bereits bestellt). Bei seinem Rechnungsauf-
kommen braucht er keine PKI-Serverlösung.
x Sozialversicherungsangelegenheiten werden mit der Signatur abgewickelt.
x Er nutzt regelmäßig die Applikation des Bundesministeriums für Justiz als
Sachverständiger des Bauwesens.
x Privat wie geschäftlich nutzt er regelmäßig seine E-Banking-Applikation mit
Signatur.

5 Fazit

x Das Neue an der digitalen Signatur ist, dass sie durch ihre mittlerweile weit
fortgeschrittenen rechtlichen Grundlagen von am Markt teilnehmenden Zertifi-
zierungsdienste- und Signaturprodukt-Anbietern zu einem massenfähigen
„Produkt-Phänomen“ geworden ist. Diese Rechtsgrundlagen-Entwicklung setz-
te mit dem In-Kraft-Treten der österreichischen Signaturverordnung (SigV) erst
vor wenigen Jahren ein und fand/findet entsprechend rasant statt.
168 Eugen Pernkopf

x Wie alle noch sehr jungen technischen Errungenschaften gibt es zum Thema
digitale Signatur Skepsis, Beiträge zur (öffentlichen) Diskussion stellen mehr
oder weniger versteckt die Frage: „Brauchen wir digitale Signatur wirklich?“.
Dennoch gibt es bereits eine Reihe von Anwendungen. Wobei insbesondere die
E-Banking Anwendungen breitenwirksam sind und höhere Nutzungsfrequenz
erzielen werden, als heute schon vorhandene E-Government Anwendungen.
x Nichtsdestotrotz findet im heutigen Stadium die Verbreitung der digitalen Sig-
natur (sowohl der Zertifikate als auch der Anwendungen) in erster Linie im be-
ruflichen Umfeld statt. Da jeder berufliche Anwender sein Zertifikat gleichzei-
tig auch als Privatperson anwenden kann, entstehen damit in steigendem Maße
auch signaturfähige Konsumentengruppen.
x Heute ist feststellbar, dass die digitale Signatur bereits über diese Grundsatzfra-
ge hinaus gekommen ist und gelebt wird. Dort, wo man Sicherheitsgewinn er-
kennt und sich entschieden hat, kostenintensive Medienbrüche in den
Workflows durch Investition in Public Key Infrastructure und Zertifikatsan-
wendung ab zu schaffen.

Literatur

A-Trust (2005): Die digitale Signatur.


http://www.a-trust.at/info.asp?node=532&lang=GE&ch=14&mch=1,
Abruf 31.7.2005
Bund.de (2003): Europäische Signaturpolitik und nationales E-Government.
http://www.bund.de/nn_188678/DE/VuI/WIN/2003/08-August/INFO-1767-
Signaturpolitik-sb.html, Abruf 31.7.2005
BMWA (2003): Akzeptanz elektronischer Signaturen – Handlungsempfehlungen zur Stei-
gerung der tatsächlichen Nutzung. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit,
Wien. http://images.derstandard.at/20040329/EndberichtES.pdf, Abruf 31.7.2005
INNOVATIVE
EINZELSYSTEME
mPAY24 Multi Payment Plattform
für E- und M-Commerce

Erich Gassner

mPAY24 GmbH, Wien

1 Entwicklung des Unternehmens

Die 1995 gegründete Einzelfirma Tom Wolf – BMC Business & Marketing Con-
sulting steht am Beginn der Entwicklungsgeschichte des heutigen, generisch ge-
wachsenen Unternehmens mPAY24 GmbH. Bereits im Jahre 1997 erfolgte eine
Neuausrichtung auf Transaktionssysteme für mobile Daten- und Internetdienste im
Unified Messaging Bereich – weg vom ursprünglichen Betätigungsfeld, der Ent-
wicklung von Web-Auftritten.
In Folge wurden zahlreiche transaktionsstarke, hochverfügbare Kommunikati-
ons- und Bestellservices geschaffen. Die Eigenentwicklungen des Unternehmens
wurden vorwiegend im ASP-Modell für Mobilfunkunternehmen betrieben und
stellten die medienkonvergente Verbindung zwischen Netzbetreiber, Dienst-
leistungsanbietern und Endkunden her. Die Entscheidung, sich voll auf diesen
1997 noch in den Kinderschuhen steckenden Bereich zu konzentrieren, bescherte
dem Unternehmen rasant wachsende Transaktionszahlen – vor allem im Bereich
SMS – und bestätigte den unternehmerischen Weitblick. Die über die Jahre entwi-
ckelte Messaging@Net Plattform, mit der Medientypen wie SMS, WAP, Sprache
und Internet auf unterschiedlichen Endgeräten bedient wurden, stand dabei im
Mittelpunkt.
Im Jahr 2000 folgte die Gründung der WiNAG.com – Wireless Intelligent Net-
work Services AG, in die das Einzelunternehmen eingebracht wurde. Bereits
2001, in der Vorbereitungs- und Entwicklungsphase von mPAY24, wurde die
Wichtigkeit einer prägnanten Marke erkannt und mit aller Konsequenz umgesetzt.
mPAY24 ist sowohl als österreichische Marke als auch europäische Gemein-
schaftsmarke eingetragen und bildet einen der Eckpfeiler der Unternehmenskom-
munikation.
Im Herbst 2002 ging die mPAY24 Multi Payment Plattform für E- und M-
Commerce in Produktivbetrieb und die ersten Kunden wurden angebunden. Aus-
gehend von Kreditkarten erfolgten ab diesem Zeitpunkt laufend Zahlungssystem-
erweiterungen und der Unternehmensfokus bewegte sich in Richtung Payment
Service Provider. Zum Jahreswechsel 2003/2004 wurden die Mobile Messaging
Systeme zu den Auftraggebern verlagert. Im August 2004 erfolgte die formwech-
172 Erich Gassner

selnde Umwandlung der WiNAG.com - Wireless Intelligent Network Services AG


in die mPAY24 GmbH.

2 Zahlungssysteme der mPAY24 Plattform

Als Payment Service Provider ist mPAY24 mit professionellen IT-Dienstleistun-


gen im elektronischen Zahlungsverkehr des E- und M-Commerce positioniert.
mPAY24 optimiert den Zugang zu mehr als 15 Zahlungssystemen und Bezahlver-
fahren im Hinblick auf Sicherheit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Um Zah-
lungen entgegennehmen zu können, benötigen Shopbetreiber Akzeptanzverträge
mit den jeweiligen Zahlungssystembetreibern (z.B. Banken, Kreditkartenunter-
nehmen). Bei der administrativen Abwicklung leistet mPAY24 Unterstützung.

Abb. 1. mPAY24 Plattform - Überblick

2.1 Kredit- und Debitkarten

mPAY24 verfügt über direkte Anbindungen an die Payment-Systeme der Karten-


institute. Bei jeder Zahlung mittels Karte erfolgt eine sofortige Genehmigungsan-
frage bezüglich Gültigkeit der Karte und Autorisierung der Betragshöhe. Sowohl
der Kunde als auch der Händler erhalten die Rückmeldung, ob die Transaktion po-
sitiv oder negativ verlaufen ist. Dieser Vorgang dauert nur wenige Sekunden.
mPAY24 Multi Payment Plattform für E- und M-Commerce 173

2.1.1 Erhöhte Sicherheit mit dem „Three Domain Model“


x MasterCard SecureCode
x Verified by Visa
x Maestro SecureCode (voraussichtlich ab Herbst 2005)
Diese Verfahren stützen sich neben den üblichen Kartenparametern, auf ein vom
Karteninhaber beim Kauf einzugebendes Passwort. Der Ablauf einer Transaktion
wird auf drei Domänen verteilt:
Issuer-Domain. In der Issuer Domain wird die sichere Identifizierung des Karten-
inhabers durch den Kartenherausgeber durchgeführt.
Interoperability Domain. Hier erfolgt die sichere Kommunikation zwischen Is-
suer (Kartenherausgeber) und Acquirer (Händlerbank) sowie Händler und Karten-
inhaber.
Acquirer Domain. In der Acquirer Domain wird die sichere Abwicklung auf der
Händlerseite zwischen Acquirer und Händler durchgeführt.

2.1.2 Standardverfahren
x American Express
x Diners Club
x JCB
x MasterCard
x VISA
x Switch / Solo (Großbritannien)
x Carte Bancaire (Frankreich)

2.2 eps Online-Überweisung

eps (e-payment standard)1 bildet die Schnittstelle zu den Internet-Banking Syste-


men der österreichischen Banken. Es setzt auf dem jeweiligen Internet-Banking
der teilnehmenden Banken auf und eröffnet dem Händler mehr als 2 Millionen po-
tentielle österreichische Bankkunden bei gleichzeitig hoher Zahlungsgeschwindig-
keit und günstigen Transaktionskosten. Durch das endverbraucherseitig bereits
eingelernte PIN-/TAN-Verfahren ergibt sich hohes Vertrauen in die Methode, ge-
paart mit Sicherheit und Komfort für beide Seiten – Käufer und Händler. Per Au-
gust 2005 unterstützten folgende Banken die eps:
x Bank Austria Creditanstalt
x BAWAG P.S.K. Gruppe
x Erste Bank und Sparkassen

1 Eine nähere Beschreibung des eps e-payment standard erfolgt im Beitrag von Geisler
2005 zum Thema Standardisierung im Rahmen dieses Buches.
174 Erich Gassner

x Hypo Bankengruppe
x Raiffeisen Bankengruppe
x Volksbanken-Gruppe

2.3 Innovative Bezahlverfahren

2.3.1 paybox
paybox ist eine bargeldlose Bezahlmethode, die es jedem Mobiltelefonbesitzer
ermöglicht, mit dem Mobiltelefon Zahlungen durchzuführen. Der paybox Bezahl-
vorgang im Internet funktioniert folgendermaßen: Nachdem der Käufer die Zah-
lungsoption „paybox“ gewählt und seine paybox-Nummer (bzw. mobile Ruf-
Nummer) eingegeben hat, ruft paybox den Käufer an. Mittels Eingabe der vierstel-
ligen paybox PIN gibt der Käufer die Transaktion frei. Der so verbuchte Betrag
wird von paybox per Lastschrift eingezogen und an den Internetshopbetreiber wei-
tergeleitet2.

2.3.2 MIA (M-Commerce Interface Austria)


Die österreichischen Mobilfunkbetreiber ONE, T-Mobile, tele.ring und Hutchison
3G haben eine einheitliche Lösung für die einfache und sichere Abwicklung von
Geschäften mit Händlern entwickelt. Das Resultat – M-Commerce Interface
Austria - ist die standardisierte Schnittstelle zur Payment-Infrastruktur des jewei-
ligen Mobilfunkanbieters. Derzeit ist die auf MIA basierende ONE Service-
Abrechnung verfügbar.
Der Einkauf findet im Internet, über WAP oder SMS statt. Die Verrechnung er-
folgt für den Konsumenten einfach und bequem über die ONE Service-
Abrechnung. Die Abrechnung mit dem Händler erfolgt auf monatlicher Basis,
wobei ONE das Zahlungsausfallsrisiko übernimmt.

2.4 Pre-Paid Verfahren

Die Möglichkeiten anonymen Bezahlens mit paysafecard und @Quick werden


insbesondere bei Erwachsenenangeboten gerne offeriert und genutzt.

2.4.1 paysafecard
paysafecard ist eine einfach und anonym einsetzbare Wertkarte (Prepaid Card) für
den Einkauf im Internet. Sie ist im stationären Handel, zum Beispiel bei Postäm-
tern, bei Niedermeyer, Morawa, Hartlauer, in jeder BAWAG-Filiale sowie in zahl-
reichen Tankstellen und Internetcafes erhältlich. Beim Einkauf werden der freige-

2 Eine detaillierte Beschreibung von paybox erfolgt im Rahmen des Praxisbeispiels „pay-
box austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte“ in diesem Buch.
mPAY24 Multi Payment Plattform für E- und M-Commerce 175

rubbelte 16-stellige PIN-Code und gegebenenfalls ein Passwort eingegeben. Pro


Kauf können bis zu zehn paysafecards kombiniert werden. So können Restgutha-
ben aufgebraucht oder auch größere Beträge bezahlt werden3.

2.4.2 @Quick
@Quick überträgt die Quick Bargeld Funktionalität der Bankkarte auf den Ein-
kauf im Internet. Die elektronische Geldbörse – welche von Judt u. Komatz 2005
im Praxisbeispiel Quick im Detail beschrieben wird – ist so auch für den bargeld-
losen Interneteinkauf verfügbar. Auch die Verrechnung von kleinen Beträgen – so
genannte Micropayments – sind kostengünstig mit einem geringen Disagio mög-
lich. Auf der Endkundenseite wird ein Chipkartenlesegerät benötigt, das künftig
bei vielen Internetanwendungen – z.B. in Zusammenhang mit der elektronischen
Signatur wie sie Pernkopf 2005 in diesem Buch beschreibt – zum Einsatz kommen
wird.

2.5 ELV - Elektronisches Lastschriftverfahren (Deutschland)

Durch die Bekanntgabe von Kontoverbindung und Bankleitzahl durch den End-
kunden wird eine elektronische Lastschrift entsprechend des Einkaufsbetrages
ausgelöst.

3 mPAY24 Varianten

Das Produktportfolio von mPAY24 gliedert sich in die drei Produktfamilien:


mPAY24 Entry, mPAY24 Classic und mPAY24 Enterprise. So wird den Einsatzge-
bieten und Anforderungen von zeitgemäßen E-Payments, sowohl im Online-
Handel mit seiner klassischen Ausprägung als Online Shop für physische Güter,
als auch anderen Einsatzgebieten im und um den E-Commerce, umfassend Rech-
nung getragen.
Dabei sind Parameter wie erwartetes Transaktionsvolumen, Anzahl und Art der
Bezahlmethoden sowie Unternehmensgröße von Bedeutung. Passende Lösungen
für Sektoren bzw. Branchen wie Handel, Dienstleistung, Tourismus, Veranstalter,
Charity werden angeboten. Der Einsatz von mPAY24 ist unabhängig vom ver-
wendeten Betriebssystem und kann mit jedem Computersystem mit Internetanbin-
dung genutzt werden.

3 Für eine genaue Darstellung zur Funktionsweise siehe das Praxisbeispiel paysafecard in
diesem Buch.
176 Erich Gassner

3.1 mPAY24 Entry

mPAY24 Entry deckt die Basisanforderungen des E-Payment ab. Der Einsatz von
mPAY24 Entry ist auch ohne technische Einbindung in die IT-Infrastruktur des
Merchant-Unternehmens möglich. Das bedeutet sofortige Einsatzbereitschaft bei
niedrigen Kosten und einfacher Nutzbarkeit.

3.1.1 mPAY24 Start


mPAY24 stellt dem Merchant-Unternehmen eine sichere Zahlungsseite im Web
zur Verfügung. Diese Zahlungsseite beinhaltet das Logo und die Daten des Unter-
nehmens sowie ein Zahlungsformular, welches die jeweils verfügbaren Bezahlme-
thoden präsentiert. Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten umfassen das Bezahlen
von Mitgliedsbeiträgen, Teilnahmegebühren, Anzahlungen, Shopbestellungen, etc.
Die Variante mPAY24 Tourismus ist speziell auf die Anforderungen der Hotellerie
zugeschnitten.
Der Link zur jeweiligen mPAY24 Zahlungsseite eines Unternehmens kann per
E-Mail an Kunden versendet werden oder einfach als neues Fenster bzw. in einem
Frame in die Website des Unternehmens eingebettet werden. Da kein Daten-
austausch zwischen der Unternehmens-Website und der Zahlungslösung statt-
findet, kann diese Variante ohne Webshop verwendet werden.

Abb. 2. mPAY24 Startseite (www.mPAY24.com)


mPAY24 Multi Payment Plattform für E- und M-Commerce 177

3.1.2 mPAY24 TeleSales


mPAY24 TeleSales ist die Lösung für den telefonischen Fernabsatz und Mailorder
(MOTO/Mail Order Telephone Order). Die für eine Zahlung relevanten Daten
werden vom Händler direkt im sicheren mPAY24 Händlerbereich eingegeben.
Einzige Voraussetzung zum Einsatz von mPAY24 TeleSales ist ein mit Internet-
zugang und Webbrowser ausgestatteter Rechner. Sofern die Lösung in einem Call
Center Betrieb eingesetzt wird, können mehrere Benutzer gleichzeitig mit
mPAY24 TeleSales arbeiten. Die Zahlungsabwicklung dauert nur wenige Sekun-
den und der Zahlungsbetrag kann entweder reserviert (Autorisierung) oder gleich
abgebucht (Clearing) werden.

3.1.3 mPAY24 xChange


Diese Variante ist die effiziente, einfach bedienbare Alternative zur alther-
gebrachten Faxeinreichung. Nach Erstellung einer Liste mit Zahlungs-
informationen im mPAY24 Format, wird diese im Online-Händlerbereich in das
mPAY24 System hochgeladen. Anschließend wird per Mausklick die automati-
sche Bearbeitung gestartet und die Zahlungen werden vollautomatisch bei den
Kreditkartengesellschaften eingereicht. Das Ergebnis jeder Zahlung ist sofort
sichtbar. Eine Ergebnisliste kann anschließend herunter geladen und nach Bedarf
weiterverarbeitet werden. Alle Transaktionsdaten sind im mPAY24 Händlerbe-
reich übersichtlich archiviert und können dort auch bequem weiter bearbeitet wer-
den, z.B. Ausstellen von Stornos oder Gutschriften.

3.2 mPAY24 Classic

Mit nur einer Schnittstelle können Zahlungen aus einem umfassenden Angebot an
Bezahlmethoden abgewickelt werden.

3.2.1 mPAY24 Standard


mPAY24 Standard kann auf zwei Arten an einen Webshop angebunden werden:
als Zahlungs-Fenster bzw. in einem Frame oder mittels vollständiger Integration
der Schnittstelle und unter Verwendung eines eigenen SSL Zertifikats. Beide In-
tegrationsoptionen verfügen über den gleichen Funktionsumfang und ermöglichen
die Bezahlung per Kreditkarte, Banken-Online-Zahlungssysteme (eps), @Quick,
paysafecard, paybox und ONE Mobile Shopping (MIA).
Für das mPAY24Zahlungs-Fenster stehen mehrere Farbvarianten, Schriftarten
und Sprachen zur Verfügung – eine weitere individuelle Anpassung ist auf
Wunsch des Merchant-Unternehmens möglich. Bei der vollständigen Integration
in Online-Shop Systeme werden die für Transaktionen notwendigen Daten an
mPAY24 übermittelt. Die inhaltliche Gestaltung im Sinne des Corporate Design
des Zahlungsbereichs bleibt in diesem Fall dem Merchant-Unternehmen überlas-
178 Erich Gassner

sen. Mit mPAY24 Charity ist eine für Spendenorganisationen und NPO´s optimier-
te Lösung verfügbar.

mPAY24 mPAY24
Entry Classic mPAY24
Enterprise
TeleSales Start xChange Standard

Händlerbereich 9 9 9 9
Telefonverkauf 9 9 9 9

Individuelle Lösungen werden gemeinsam mit dem Merchant-


Fremdsprachen - 9 - 9

Fremdwährungen 9 9 9 9

Händler-eigene
Transaktions-ID
9 9 9 9

PlugIns/Module - - - 9

Unternehmen erarbeitet.
SSL/TLS-
Verschlüsselung 9 9 9 9

Individuelle Farban-
passung - 9 - 9

Transaktionsinfo per
E-Mail 9 9 - 9

Übergabe der Daten


in ERP 9 9 9 9

Zahlungslink
per E-Mail - 9 - -

Verified by Visa und


MasterCard Se- - 9 - 9
cureCode

Browser basierend 9 9 9 -

Schnittstellen-
Anbindung - - - 9

Abb. 3. mPAY24 Produkt-Matrix

3.3 mPAY24 Enterprise

Mit mPAY24 Enterprise, der Lösung für transaktionsstarke Unternehmen, richtet


sich mPAY24 ganz nach den vom Merchant-Unternehmen gestellten Anforderun-
mPAY24 Multi Payment Plattform für E- und M-Commerce 179

gen. Individuelle Lösungen werden gemeinsam erarbeitet – ausgehend von den


Paymentfunktionalitäten bis hin zum am besten geeigneten Abrechnungsmodell.
Mit dem Micropayment Modul mPAY24 Prepaid ist das Merchant-Unter-
nehmen in der Lage, Zahlungen über die an mPAY24 angebundenen Zahlungssys-
teme entgegen zu nehmen und diese auf Pre-Paid Konten des Endkunden gutzu-
schreiben. Diese buchhalterisch als Vorauszahlungen zu betrachtenden Guthaben
können dann als Kleinstbeträge abgerufen werden und so z.B. zur Bezahlung von
Archivrecherchen eingesetzt werden.

4 Technische und organisatorische Aspekte

mPAY24 arbeitet mit hochverfügbaren Unix-Systemen, die im Hosting-Center ei-


nes renommierten, internationalen Anbieters betrieben werden.

4.1 Schnittstelle

Die mPAY24 Schnittstelle arbeitet derzeit mit 128-Bit Verschlüsselung im https


Standard. Module und Beispiel-Templates für die am meisten verbreiteten Tech-
nologien wie ASP, JSP, PHP und Webservices werden von mPAY24 zur Verfü-
gung gestellt. Dadurch wird die einfache und rasche Anbindung von Merchant-
Unternehmen gewährleistet. Auf deren Seite ist keine Softwareinstallation not-
wendig. Investitionen für spezielle Hard- oder Software entfallen.

4.2 Module

mPAY24 ist kompatibel zu den meisten Shopsystemen. Für einige Shop- und
ERP-Produkte werden auch Module bzw. Konnektoren zur Verfügung gestellt.
Dazu zählen u.a. Mesonic, osCommerce und xt:Commerce.

4.3 Sicherheitszertifizierung

Um dem Missbrauch von Kreditkartendaten vorzubeugen, wurden neue Sicher-


heitsstandards und Verhaltensregeln entwickelt. Aufgrund der daraus entstandenen
verbindlichen Richtlinien müssen Händler ihre Infrastruktur und Sicherheitsvor-
kehrungen überprüfen und zertifizieren lassen. Alternativ ist die Abwicklung der
Kartentransaktionen von dzt. MasterCard und Visa an einen zertifizierten Pay-
ment-Service-Provider, wie mPAY24, zu übertragen.
2005 wurde der Zertifizierungsprozess nach dem Payment Card Industry Data
Security Standard (PCI) bei mPAY24 gestartet. Dieser umfasst die Sicherheits-
standards MasterCard Site Data Protection Programm (SDP) und Visa Account
Information Security (AIS). Im Rahmen der Zertifizierung werden die mPAY24
180 Erich Gassner

Systeme vierteljährlich einem Sicherheits-Scan, vergleichbar mit einem Hacker-


Angriff, unterzogen. Dabei liegt besonderes Augenmerk auf der Aktualität der
Systeme im Hinblick auf technische Sicherheitslücken. Weiters sind umfangreiche
Sicherheitsvorkehrungen technischer und organisatorischer Natur umzusetzen und
einzuhalten. Dies wird mittels regelmäßiger Betriebsbegehung (so genannter On-
Site Audits) überprüft und sichergestellt.

5 Gütezeichen und Vertrauen

Unabhängige Zertifizierungen (Gütezeichen) können die Vertrauenswürdigkeit ei-


ner Website entscheidend unterstützen und stärken das Vertrauen in den elektroni-
schen Geschäftsverkehr. Um den Erfolg im E- und M-Commerce nachhaltig zu si-
chern sind demnach der konsequente Aufbau von Vertrauen, die Einhaltung von
Datenschutzanforderungen und die sichere Datenübermittlung von großer Bedeu-
tung. Strenge, über die gesetzlichen Mindeststandards hinausgehende Vergabekri-
terien, deren Einhaltung regelmäßig überprüft wird, unterstreichen das Verantwor-
tungsbewusstsein.

5.1 EURO-Label

Als erster Payment Service Provider wurde mPAY24 mit dem EURO-Label aus-
gezeichnet und ist damit das erste Zahlungssystem mit dieser Auszeichnung in Ös-
terreich und darüber hinaus in Europa. Es signalisiert, dass Privat- und Geschäfts-
kunden auf der Internet-Plattform mPAY24 umfassend und nach der europäischen
E-Commerce-Richtlinie, dem österreichischen E-Commerce-Gesetz über den Be-
treiber sowie die spezifischen Zahlungsdienstleistungen informiert werden.

5.2 Certified Payment Services

Bereits 2002 wurde mPAY24 mit dem Internet-Siegel des Österreichischen Han-
delsverbandes ausgezeichnet. Das E-Commerce Quality-Siegel für Certified Pay-
ment Services wurde speziell für den sicheren Zahlungsverkehr und sichere Onli-
ne-Zahlungen im Internet entwickelt.

Abb. 4. Gütesiegel Eurolabel (links) und Gütesiegel Handelsverband (rechts)


mPAY24 Multi Payment Plattform für E- und M-Commerce 181

6 Merchant-Unternehmen

6.1 Die Händlerperspektive

Immer noch schrecken Händler vor den vermeintlichen Kosten eines Bezahlsys-
tems oder einer Bezahlplattform zurück, ohne die Kostenstruktur und Begleitef-
fekte genau analysiert und die Einsparungspotentiale bewertet zu haben.
Bei den im E-Commerce durch Merchant-Unternehmen zur Verfügung gestell-
ten Bezahlmethoden unterscheidet sich der Kundenwunsch oftmals von dem des
Händlers. Bei physischen Gütern, z.B. Bücher oder CDs/DVDs, ist der Nachweis
der Zustellung verhältnismäßig einfach möglich. Dies gestaltet sich bei digitalen
Gütern wie Software oder mp3-Dateien schon schwieriger.
Als Faustregel lässt sich ein Zusammenhang zwischen niedrigen Transaktions-
kosten und hohem Ausfallsrisiko herstellen. So sind bei Kauf auf Rechnung die
Transaktionskosten minimal, die Mahnquote und das Ausfallsrisiko jedoch be-
achtlich.

Abb. 5. Endkunde - Merchant - mPAY24


182 Erich Gassner

Die Kreditwürdigkeit von Kreditkarteninhabern ist im Normalfall gegeben. Die


Gründe für die relativ selten auftretenden Rückbuchungen (Chargebacks) sind in
der Regel nicht in der unmittelbaren Sphäre des Karteninhabers zu finden. Eher
sind diese dem unbefugten (kriminellen) Gebrauch von Kreditkartendaten zuzu-
schreiben, der in Folge vom tatsächlichen Karteninhaber beeinsprucht wird. Die
Einführung von dynamischen Betrugsabwehrmechanismen wird dies in Zukunft
weiter eindämmen.

6.2 Das Händlerprofil

Rund 300 Merchant-Unternehmen und Organisationen wurden binnen drei Jahren


ab Aufnahme des Produktivbetriebs an mPAY24 angebunden und nehmen Zah-
lungen in E- und M-Commerce entgegen. Produkte und Dienstleistungen verschie-
denster Art, physische und nicht-physische, werden von den mPAY24 Merchant-
Unternehmen in Business-to-Business und Business-to-Consumer Beziehungen
angeboten. Die Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen agieren mit
sowohl nationalem als auch internationalem Betätigungsfeld in folgenden Berei-
chen:
x Handel
x Unterhaltung
x Medien
x Tourismus
x Ticketing
x Internetdienste und Provider
x Verwaltung
x Charity/NPO
Die mPAY24 Produkte sind darauf ausgerichtet, die verschiedenen Typen von
Merchant-Unternehmen und ihre Anforderungen zur Entgegennahme von Zahlun-
gen aus dem E- und M-Commerce bestmöglich abzubilden. Mit mehr als 15 Zah-
lungssystemen und Bezahlverfahren ist mPAY24 im Hinblick auf Sicherheit, Ver-
fügbarkeit und Wirtschaftlichkeit der ideale Partner.

7 Rechtliche Aspekte

7.1 Allgemeine Aspekte

Naturgemäß werden vor allem die Unternehmer, Käufer und Privatkunden im


Hinblick auf einen geregelten Geschäftsverkehrs anwendbaren Verordnungen und
Gesetze eine erhebliche Rolle beigemessen. Beide Seiten sind daran interessiert,
dass einerseits der Kaufpreis auf dem Geschäftskonto eingeht, die andererseits be-
stellte Ware auch tatsächlich geliefert wird.
mPAY24 Multi Payment Plattform für E- und M-Commerce 183

7.2 Spezielle Aspekte

Für den Payment Service Provider selbst ergeben sich ebenfalls vielfältige rechtli-
che Perspektiven. Hierbei sind derzeit bzw. werden zukünftig abhängig von der
weiteren Marktentwicklung, neben den allgemeinen Gesetzen die folgenden Son-
dergesetze in Betracht zu ziehen sein:
x Bankwesengesetz
x Datenschutzgesetz
x E-Commerce-Gesetz
x E-Geldgesetz
x Telekommunikationsgesetz
x Signaturgesetz
x …
Abgesehen davon ist auch die Perspektive der Oesterreichischen Nationalbank
von erheblicher Bedeutung. Die mPAY24 GmbH ist demnach Teilnehmer an ei-
nem Zahlungssystem und Infrastrukturbetreiber4. Sie wurde mit 2. Quartal 2005
zur quartalsweisen Berichterstattung im Rahmen der Zahlungssystemstatistik ver-
pflichtet.

8 Fazit

8.1 Erfolgsfaktoren

Die Kernkompetenz der mPAY24 GmbH ist, ein breites Spektrum an Bezahlver-
fahren zuverlässig, wartungsfrei und kostengünstig verfügbar zu machen. Die lau-
fend steigende Zahl von mPAY24 Merchant-Unternehmen, stark steigende Trans-
aktionszahlen und eine äußerst geringe Churnrate (Kündigungs-/Wechselrate)
verdeutlichen die hohe Kundenzufriedenheit und Akzeptanz des mPAY24 Ange-
bots. Kernvorteile für die mPAY24 Merchant-Unternehmen:
x Sicherheit von Daten- und Zahlungsverkehr
x Erweiterbarkeit des Systems
x Zahlungsgarantie bei bestimmten Zahlungssystemen
x rein internetbasierend; Softwareinstallation entfällt
x kein Wartungsaufwand
x übersichtliche Zahlungsverwaltung im Online-Händlerbereich

4 Auszug aus dem Nationalbankgesetz: Art. 8 § 44a. Abs. (6) Teilnehmer an einem Zah-
lungssystem im Sinne dieses Bundesgesetzes ist, wer gewerblich tätig ist und mit dem
Zweck der direkten oder indirekten Erzielung von Einnahmen am Transfer von Geldwer-
ten innerhalb eines Zahlungssystems oder aus einem oder in ein Zahlungssystem mit-
wirkt.
184 Erich Gassner

x Bearbeitungsmöglichkeiten der Zahlungen (Gutschrift, Storno)


x Datenübergabe in Warenwirtschafts-, ERP-, SCM- und CRM Systeme
x Vertrauen durch hohen Wiedererkennungsgrad der Marke mPAY24
x transparentes Preismodell (Einrichtungs- und Transaktionskosten)
x Sprachversionen des mPAY24 Bezahlfensters (Deutsch, Englisch, Französisch,
Russisch und Spanisch)
x Unterstützung beim Vertragsabschluß mit den Zahlungssystembetreibern

8.2 Ausblick

8.2.1 Osterweiterung
Mit dem 2004 erfolgten Beitritt der zehn neuen Staaten in die EU, von denen acht
osteuropäische Staaten sind, erweist sich der Sitz der mPAY24 GmbH in Wien als
idealer Ausgangspunkt für eine Ostexpansion. Als zukunftsorientiertes Unterneh-
men ist mPAY24 bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt.

8.2.2 Einheitlicher EU-Zahlungsraum


Die Kernthemen Infrastruktur, Betrugsvermeidung und elektronisches Geld sind
die Anliegen der Europäischen Union im Rahmen der SEPA (Single European
Payments Area) und des neu zu definierenden, einheitlichen Rechtsrahmens für
den Zahlungsverkehr im Binnenmarkt.

8.2.3 M-Payment
simpay, der von Mobilfunkbetreibern ins Leben gerufene Standardisierungs-
versuch für grenzüberschreitendes M-Payment, ist leider fehlgeschlagen. Die Auf-
lösung von simpay Mitte 2005 spricht wohl gegen eine rasche Umsetzung län-
derübergreifender M-Payment Lösungen.
T-Pay von T-Com: Einfach und vielseitig online
bezahlen

Jens Pöschl, Axel Hübner

Deutsche Telekom AG, Bonn

1 T-Pay – Ein kurzer Abriss zur Entwicklungsgeschichte

Die Deutsche Telekom startete Anfang 2001 ein Projekt mit dem Namen „Micro-
payment“. Das Ziel dieses Vorhabens bestand darin, verschiedene Zahlungsfunk-
tionen in einem E-Payment-System zusammenzuführen. Mit Micropayment sollte
es möglich sein, Beträge über die Telekom Rechnung zu begleichen, per Micro-
Money (Prepaidkarte) zu bezahlen oder alternativ die Zahlungsmittel Lastschrift
und Kreditkarte zu nutzen – das alles unter der Berücksichtigung bestehender
Plattformen in der Telekom-Billing-Infrastruktur. Der Grund für die Entwicklung
eines Payment-Produkts mit mehreren Bezahloptionen war die Annahme, dass In-
ternet-Nutzer in unterschiedlichen Kauf-Situationen auch unterschiedliche Anfor-
derungen an ein Bezahlsystem haben. Dazu gehören Aspekte wie Sicherheit, Ano-
nymität, Schnelligkeit und Usability.
Die Entscheidung, welche Bezahlvarianten angeboten werden, trifft grundsätz-
lich der Händler. Dabei sollte er bestehende Zahlungsgewohnheiten seiner Kun-
den, die Bedienbarkeit der Verfahren, das Risikoempfinden der Nutzer sowie die
Eigenschaften seiner Waren oder Dienstleistung als Entscheidungskriterien in Be-
tracht ziehen1. Ein weiteres wichtiges Ziel der Deutschen Telekom war es, mit
dem neuen System so schnell wie möglich an den Markt zu gehen. Denn die
Prognosen und Wachstumszahlen für Bezahlsysteme zur Abrechnung von Klein-
beträgen – etwa für digitalen Content – waren in den Jahren 2000/2001 sehr gut.
Gestartet ist die Deutsche Telekom mit einem Feldtest im September 2002. Pi-
lotkunden waren Genios Wirtschaftsdatenbanken, Chip online und der Verlag RP
online. Im November 2002 gab T-Com das neue Internet-Bezahlverfahren für den
Vertrieb frei. Schon bald folgten neue Kunden wie RTL und Bild.t-online. Im
Sommer 2003 stellte T-Com die Abo-Funktion für die Bezahlvarianten Telekom
Rechnung, Lastschrift und Kreditkarte bereit. Diese Funktion macht mittlerweile
einen sehr hohen Anteil aller T-Pay-Transaktionen aus und bietet dem Händler ein

1 Eine detaillierte Betrachtung von Internetzahlungssystemen aus Händlersicht erfolgt im


Beitrag von Sebastian van Baal u. Jens-Werner Hinrichs im Rahmen dieses Buches.
186 Jens Pöschl, Axel Hübner

beachtliches Kundenpotenzial aus den Web-affinen Zielgruppensegmenten der


etwa 35 Millionen Anschlusskunden der T-Com.

Pay by Call/Call and Pay


• Beträge bis
30 Euro/Anruf
Telekom Rechnung • monatliche Abrechnung MicroMoney von T-Pay
• für Kleinbeträge
• Zeit- oder Blocktarif • Guthaben zur
• monatliche Abrechnung
anonymen Nutzung
• ideal für Kleinbeträge • keine Anmeldung
• für Kleinstbeträge
• hohe Akzeptanz
• auch für Jugendliche
• einmalige Anmeldung
• erhältlich in T-Punkten
und unter
einfach & vielseitig
www.micromoney.de

Lastschrift Kreditkarte

• Abbuchung vom • Zahlung mit VISA,


Bankkonto Mastercard, Amex, etc.
• einmalige Anmeldung • Abrechnung über die
Kreditkartenorganisation
• einmalige Anmeldung
• international einsetzbar

Abb. 1. T-Pay – Ein Produkt für fünf Bezahlvarianten

Um die Nutzerfreundlichkeit von T-Pay zu erhöhen, verzichtete T-Com im Sep-


tember 2004 bei der Anmeldung auf das Userzertifikat und stellte stattdessen auf
die gängige Authentifizierung mittels Anmeldename und Passwort um. Damit
konnte das Support-Aufkommen verringert und die Anzahl der Anmeldungen
stark erhöht werden.
Im Jahr 2004 wurde die Zahlungsfunktion „Pay by Call“ (Nutzung über Anruf
einer 0190-Rufnummer und Abrechnung zeitabhängiger Nutzung über die Tele-
kom Rechnung) und im Februar 2005 die Zahlungsfunktion „Call and Pay“ (Nut-
zung über Anruf einer 0800 Rufnummer und Abrechnung über die Telekom Rech-
nung) in T-Pay integriert. Die telefonbasierenden Bezahlvarianten finden aufgrund
der einfachen und spontan möglichen Anwendung bei Händlern und Usern regen
Zuspruch.
Innerhalb der Telekom ist T-Pay heute die anerkannte Payment-Plattform.
Auch zukünftig wird sich T-Pay kontinuierlich den Markt- und Kundenbedürfnis-
sen anpassen. Dazu beteiligt sich das T-Pay Team an neuen technischen Entwick-
lungen wie WLAN-Access von unterwegs oder an weiteren mobilen Datendiens-
ten über die neuen Mobilfunkstandards.
T-Pay von T-Com: Einfach und vielseitig online bezahlen 187

2 Funktionsweise von T-Pay

2.1 Bezahlvarianten

Mit T-Pay können Kunden ihre Einkäufe im Internet einfach, variabel und sicher
bezahlen. Rund um die Uhr, von jedem Computer aus und ohne zusätzliche Soft-
ware wählt der Kunde das gewünschte Produkt per Mausklick aus und entscheidet
anschließend selbst, auf welchem Weg er seine Rechnung begleichen möchte.
Wer kleine Beträge anonym und ohne Anmeldung bezahlen will, etwa für Of-
ferten im Kleingeldbereich, kauft in einem T-Punkt die T-Pay-Guthabenkarte
„MicroMoney“ im Wert von 15 Euro (unter www.t-com.de/t-pay online auch in
den Wertstufen 30 und 50 Euro erhältlich). Die Guthabenkarte enthält eine ver-
deckte Nummer, die der Kunde frei rubbelt und mit der er dann ohne vorherige
Anmeldung und weiteren Aufwand online bezahlen kann. Als Zusatzfeature lässt
sich MicroMoney auch als CallingCard etwa für Telefonate von unterwegs oder
aus dem Ausland einsetzen. Der Vorteil für den Internet-Händler: Da die Karten
im Voraus vom Kunden bezahlt werden, ist der Geldeingang garantiert.
Alternativ können Kunden die T-Pay-Varianten „Pay by Call“ bzw. „Call and
Pay“ wählen. Auch diese Bezahlsysteme sind ohne vorherige Anmeldung nutzbar
und somit ebenfalls besonders attraktiv für Spontankäufer. Mit „Pay by Call“ las-
sen sich minutenabhängige Beträge per Telefon abrechnen. Die ist besonders inte-
ressant für Chat- und Online-Beratungsangebote. Über die Anwahl einer individu-
ellen Rufnummer parallel zur Internetverbindung wird der gewählte Content
freigeschaltet. Mit „Call and Pay“ lassen sich per Blocktarif beliebige Warenprei-
se auf den Cent genau bis 30 Euro per Anruf abrechnen. Dies erfolgt mittels einer
separat aufgebauten Telefonverbindung über eine gebührenfreie Rufnummer von
T-Com.
Am geläufigsten ist den meisten Kunden die Bezahlung per Lastschrift oder
Kreditkarte. Die Shop-Umsätze werden dem Händler bei Lastschrifteinzug direkt
nach dem Zahlungseingang gut geschrieben. Bei Nutzung der Kreditkarte gelten
die mit dem Kreditkartenanbieter vereinbarten Abrechnungsmodalitäten.
Die wichtigste Bezahlvariante von T-Pay ist die Abrechnung über die Telekom-
rechnung. Dieses Verfahren können diejenigen Kunden nutzen, die über einen
Festnetz-Anschluss bei der T-Com verfügen und am Lastschriftverfahren teilneh-
men. Die Kaufsumme wird mit seiner monatlichen Telekom Rechnung abgebucht
und dem Händler gut geschrieben.

2.2 Einmalige Angabe persönlicher Daten

Für die Nutzung der Zahlvarianten Telekom Rechnung, Lastschrift und Kreditkar-
te muss sich der Surfer einmalig kostenfrei anmelden. Dabei wird automatisch die
E-Mail-Adresse des Kunden als Benutzername festgelegt. Zusätzlich ist noch ein
individuelles Passwort zu wählen. Die bezahlrelevanten Informationen, wie Kre-
ditkarten- und Bankdaten muss der Nutzer nur einmal bei der Anmeldung ange-
ben. Somit zahlen T-Pay Kunden nach dieser einmaligen Anmeldung nur noch mit
188 Jens Pöschl, Axel Hübner

Benutzernamen und Passwort. Eine zusätzliche Software ist nicht nötig. T-Pay
steht rund um die Uhr zur Verfügung und lässt sich von jedem Computer aus nut-
zen.

1 2 3 4
Produktauswahl

Bezahlvariante
Anmelden

Bezahlen durch Überprüfung der Daten


Abb. 2. Schematischer Ablauf eines T-Pay Bezahlvorgangs

Nach dem Kauf erhält der angemeldete T-Pay Kunde automatisch eine Quittung
mit allen transaktionsrelevanten Detaildaten per E-Mail zugesendet. Den aktuellen
Stand seines Einkaufskontos kann der Nutzer jederzeit auf der Website von T-Pay
(www.t-pay.de) in einem eigenen Bereich online überprüfen. Für Fragen steht das
T-Pay-Mailcenter unter dem Bereich „Kontakt“ auf eben dieser Website bereit.
Eine Übersicht über die Händler, die T-Pay als Bezahlvariante anbieten, finden
Interessierte im T-Pay Einkaufsführer unter www.t-pay.de. Dort bietet T-Pay zu-
sätzlich exklusive Web-Angebote an.

2.3 Weitere T-Pay Features für erfolgreichen E-Commerce

T-Pay möchte seine Händler über die Zahlungsabwicklung hinaus dabei unterstüt-
zen, Paid-Content-Angebote zu vermarkten. Angefangen bei bedarfsgerechten Lö-
sungen innerhalb des Standard-Shops für dynamischen Content bis hin zum T-Pay
Mini-Shop für statischen Content (zum Beispiel pdf-Files).
Ein Instrument zur Intensivierung des Kundenkontakts beim Online-Business
ist die T-Pay Abo-Funktion. Sie ist besonders für Händler interessant, die regel-
mäßig wiederkehrende Leistungen zur Verfügung stellen. Darüber hinaus ist das
T-Pay Abonnement das ideale Kundenbindungsinstrument, wenn Händler ihren
Online-Kunden unbeschränkten Zugriff auf Paid Content und Paid Services – zum
Beispiel im Rahmen einer Club-Mitgliedschaft – anbieten möchten. Die Abo-
Funktion kann mit den T-Pay Bezahlvarianten Telekom Rechnung, Kreditkarte
und Lastschrift genutzt werden. Der Anbieter kann selbst verschiedene Parameter
T-Pay von T-Com: Einfach und vielseitig online bezahlen 189

wie Abbuchungsintervalle, Laufzeit, Kündigungsfrist oder Freimonate bestimmen


und so zusätzliche Marketinganreize schaffen.
Über das virtuelle Händlerkonto kann der Anbieter jederzeit Statistiken über
das Kaufverhalten seiner Kunden abrufen und auswerten. Im Händler-LogIn las-
sen sich außerdem Transaktionslisten sowie Analysen zu Zahlverfahren, Waren-
wert, Transaktionsdatum, Warenbezeichnung (Subjectfeld), etc. anzeigen und zur
Weiterverarbeitung downloaden.

Abb. 3. Beispiel eines virtuellen Händlerkontos

2.4 Anbieterseitige Voraussetzungen

Professionelle Anbieter betreiben einen Online-Versandhandel meistens mit dy-


namischem Content bzw. umfangreichem Sortiment. Die T-Pay Standard-Schnitt-
stelle ist hier das am häufigsten genutzte Werkzeug, um das Bezahlverfahren an
die Shopsysteme der Händler und Shopping-Portale anzubinden. Der Vorteil dabei
ist, dass der Portal-Manager oder Webmaster nach wie vor die volle Steuerung
über seinen Web-Shop, das Warenkorbsystem, behält. Mit Einsatz von T-Pay ist
der Online-Händler nach wie vor vollkommen flexibel in der Gestaltung seines
eCommerce-Geschäftes. Er wählt selbst aus, welche Bezahlmethode er einsetzen
möchte. Alles, was der Händler benötigt, sind HTML- und Scripting-Kenntnisse
sowie einen Internet-Shop mit Scripting-Möglichkeit.
190 Jens Pöschl, Axel Hübner

3 Rechtliche Aspekte

Werden eigene Leistungen gegenüber Käufern direkt abgerechnet, wie zum Bei-
spiel bei Portalen von Internetserviceprovidern, spricht man nicht von einem Zah-
lungsverfahren. T-Pay hingegen ist ein echter Online-Bezahldienst, und zwar ein
so genanntes Mehrparteiensystem. Das bedeutet, dass ein Käufer bei mehreren
Händlern (Akzeptanzpartnern) bezahlen kann. Zweiparteiensysteme dienen dage-
gen nur der Abrechnung bei einem einzigen Händler.
Die prior genutzte Bezahlvariante von T-Pay ist die Abrechnung über die Tele-
komrechnung. Dieses Verfahren können ausschließlich Kunden nutzen, die über
einen Festnetz-Anschluss bei der T-Com verfügen. Die T-Pay-Beträge werden auf
der Rechnung in einem eigenen T-Pay-Block unter der Überschrift „Inkasso im
Namen und für Rechnung Dritter“ ausgewiesen. Ähnlich wie bei Call-by-Call-
Verbindungen vereinnahmt T-Com bei T-Pay nicht für eigenen Leistungen, son-
dern die Leistungen der T-Pay Händler. Aufgrund der marktbeherrschenden Stel-
lung der T-Com als Festnetzanbieter steht T-Pay grundsätzlich jedem Händler of-
fen, der z.B. Content verkauft.
Der Kaufvertrag für die Ware oder den Content kommt direkt zwischen dem
Händler und dem Käufer zustande. Der Händler beauftragt T-Com, die Bruttobe-
träge auf der Telefonrechnung auszuweisen und Zahlungen entgegenzunehmen.
Dieses Verfahren ist von Kreditkartenabrechnungen bekannt. Eine kaufmännische
Rechnung mit Ausweis der Mehrwertsteuer und der Warenbezeichnung stellt T-
Pay nicht, dies kann nur der Händler selbst tun. Im Unterschied zu anderen Zah-
lungssystem-Anbietern kauft T-Pay weder die Forderungen des Händlers auf (Fac-
toring), noch tritt T-Pay als Wiederverkäufer der Ware auf (Reselling).
Der Käufer über die Telekomrechnung wird über die Telekomsysteme authenti-
fiziert. Die Daten des Käufers bleiben gegenüber dem Händler grundsätzlich ano-
nym. Auf diese Weise ist der Käufer vor der unerwünschten Weiterverwertung
seiner Daten, insbesondere vor fremder Werbung, geschützt. Der Händler hat je-
doch die Möglichkeit, den Käufer in seinem Shop selbst zu personalisieren, zum
Beispiel in dem er eine Versandadresse abfragt oder ein Login anbietet. Auf die
Kundendatenhaltung der Händler hat T-Pay jedoch keinen Einfluss. Nichtzahler
werden bei T-Pay automatisch gesperrt. Der Händler trägt das Ausfallrisiko. So-
wohl die Zahlung der Telekomrechnung als auch die Ausschüttung an die Händler
erfolgt über die einschlägigen Zahlungsverkehrssysteme der Banken, per Last-
schrift oder Überweisung.
Eine Besonderheit ist das Zahlverfahren „MicroMoney“. MicroMoney ist eine
im Voraus bezahlte Guthabenkarte bzw. ein Code, der bzw. dem ein Konto auf ei-
nem Netz-Server zugeordnet ist. Mit MicroMoney kann der Kunde ebenfalls bei
mehreren Händler einkaufen, daher handelt es sich auch hier um ein Mehrpartei-
ensystem. Die Werteinheiten auf dem Konto sind formal äquivalent zu „Geld“.
Aus diesem Grund liegt die Guthabenführung bei einer Bank. Deshalb ist die
Postbank Herausgeber der MicroMoney-Karte, was durch das Banklogo auf der
Karte gekennzeichnet ist und in den AGB beschrieben wird. Reine Gutscheinkar-
ten oder -codes, die nur bei einem Händler eingelöst werden können, gelten nicht
T-Pay von T-Com: Einfach und vielseitig online bezahlen 191

als Zahlverfahren, da es sich, wie bereits erwähnt, um Zweiparteiensysteme han-


delt.
Die Europäische Kommission strebt eine Harmonisierung des Zahlungsver-
kehrs an und hat hierzu den Gesetzesentwurf „New Legal Framework for Pay-
ment“ (NLF) vorgelegt. Neben den Banken sollen dort auch die Rollen von E-
Geld Instituten und Payment Providern definiert werden. Es ist damit zu rechnen,
dass in diesem Zusammenhang die Rechtssicherheit für bestehende Internetpay-
mentsysteme bestätigt wird, was voraussichtlich den Internet-Handel mit klein-
preisigen digitalen Gütern (Content) weiter fördern wird.

4 Technik

4.1 Zahlungsabwicklung im Detail

T-Pay bündelt die zur Verfügung stehenden Bezahlsysteme und erfüllt somit die
Funktionalitäten eines Payment-Servers. Ein Internet-Anbieter, der über T-Pay
seine Bezahltransaktionen durchführen lässt, benötigt nur eine Anbindung
(Schnittstelle) an T-Pay, um seinen Kunden sämtliche T-Pay-Bezahlvarianten zur
Verfügung zu stellen.

 Telekom
Rechnung
Bezahlung
Dienstleistungs-
entgelt (monatlich)

MicroMoney Post-
bank Ausschüttung
Karte
(monatlich)
User Händler
(User- Anbietervergütung (Händler-
Pay by Call
Bank) (monatlich) Bank)

Lastschrift von User-Bank zu Händler-Bank

Ausschüttung
Zahlung per Kreditkarte Kreditkarten-
Einzug vom Userkonto organisation Disagio

Abb. 4. Übersicht der T-Pay Zahlungsabwicklung

Auf Seiten des Händlers muss für jede Art von Kommunikation eine Instanz vor-
handen sein, die Anfragen seitens T-Pay entgegennimmt. Dabei kann jede Tech-
nologie eingesetzt werden, die http-Request verarbeiten und http-Response liefern
kann. Hierfür bieten sich ASP, JSP, PHP oder Servlets an. Es findet insgesamt
dreimal hintereinander ein direkter Datenaustausch auf Basis einfacher Parameter
192 Jens Pöschl, Axel Hübner

zwischen dem T-Pay-System und dem Händler statt. Die T-Pay Seiten sind für ei-
ne Darstellung in 1024 x 768 Pixels optimiert.
Mit dem Transaktionsstart wird auf dem Server des Internet-Anbieters ein
Skript aufgerufen, das die für den Aufruf von T-Pay erforderliche URL inklusive
der Aufrufparameter generiert. Der Browser des Nutzers stellt dann die verschlüs-
selte SSL-Verbindung mit der T-Pay Plattform her. Der Shop des Internet-
Anbieters übergibt die notwenigen Parameter über den Browser des Kunden an
die T-Pay Plattform (POST- oder GET-Methode). Mit Abschluss der T-Pay
Kommunikation wird dem User über eine vom Internet-Anbieter gelieferte Rück-
sprung-URL wieder in den Shop geführt, wobei sich über die mitgelieferte Session
ID die Transaktion wieder eindeutig zuordnen lässt.
Der Shop initiiert nun die Warenfreigabe und muss zum endgültigen Abschluss
der Transaktion die bereits vorher vom T-Pay System erhaltene Transaktions-
nummer zurück übermitteln (bestätigen). Erst dann stößt T-Pay den Buchungspro-
zess an. Alle Parameter werden hierbei über eine Hash-Funktion (SHA-1) beim
Aufruf der Zeichenkette übergeben.
i
Payment g Händler-
Provider Shop
d
k
Telefon-
Netz-
betreiber
e
l jf c h

Käufer

 Telefon-
Rechnung

1 Ware und Zahlverfahren aussuchen 6 Warenlieferung


2 Daten zur Kasse leiten 7 Buchung der Zahlung
3 Kasse öffnen 8 Bestätigung
4 Authentisierung 9 Rechnungsdatensatz
5 Zahlungsautorisierung melden 10 Rechnungsstellung

Abb. 5. Ablauf eines T-Pay-Zahlungsvorgangs (Abrechnung über Telefonrechnung)


T-Pay von T-Com: Einfach und vielseitig online bezahlen 193

Die T-Pay Plattform selbst ist in einem Hochsicherheitsrechenzentrum von T-Com


untergebracht. Sie ist in die logischen Komponenten Firewall (extern/intern), Load
Balancer, Web Server (für Registrierung und Transaktionen), Application Server,
Billing Server, Datenbanken sowie Server für diverse angeschlossene Anwendun-
gen ebenso wie in Backup und LAN-Komponenten aufgeteilt. Die Plattform ist
über standardisierte Netzwerke (Internet, Intranet, LAN, etc.) verbunden und re-
dundant ausgelegt. Die verwendeten Komponenten basieren überwiegend auf
SUN und IBM Hardware in Verbindung mit Solaris und Oracle Services.
Die T-Pay Systeme sind gegenüber dem Internet durch eine geclusterte Fire-
wall-Lösung geschützt. Um eine optimale horizontale Skalierbarkeit zu erreichen,
steht für webbasierte Transaktionen im Frontendbereich ein Load-Balancing Sys-
tem zur Verfügung, das für die Registrierungs- und Transaktions-Webserver ein-
gesetzt wird. Die Applikationsserver von T-Pay befinden sich hierbei in einem se-
paraten Netzwerksegment. Für Systemanpassungen nutzt T-Pay eine Testumge-
bung, die zu 100 % der verwendeten Wirkbetriebsumgebung entspricht. Damit
garantiert diese zum Live-Termin, dass das Qualitäts- und Sicherheitsniveau von
T-Com eingehalten wird. Mit der Inbetriebnahme von T-Pay wurden auch inner-
halb von T-Com neue technologische und prozessuale Kriterien auf- und umge-
setzt. Diese werden es auch zukünftig ermöglichen, neue Anwendungen auf den
Markt zu bringen, die einem gewissen technologischen, aber auch einem hohen
qualitativen Standard entsprechen, der den Marktanforderungen gerecht wird.

4.2 Sicherheit

Sicherheit spielt im eCommerce und insbesondere bei T-Pay eine entscheidende


Rolle: Sämtliche Kundendaten werden verschlüsselt übertragen, damit unbefugte
Personen keinen Zugang zu persönlichen Informationen erhalten. Zusätzlich
schickt T-Com dem Kunden nach seiner Anmeldung und der Adress- und Plausi-
bilitätsprüfung per Post einen Freischaltcode zu. Wer zum ersten Mal mit T-Pay
bezahlt und daher noch nicht über einen Freischaltcode verfügt, kann aus Sicher-
heitsgründen nur Produkte in begrenzter Höhe einkaufen. Bei der Anmeldung zur
Bezahlvariante Telekom-Rechnung hat der Nutzer außerdem die Option, seine
Anmeldedaten automatisch durch den kostenfreien Anruf einer 0800-er Rufnum-
mer ermitteln zu lassen.
T-Pay erfüllt höchste Sicherheitsstandards, denn sämtliche Kunden- und Zahl-
und Transaktionsdaten werden per 128-Bit-SSL-Verschlüsselung übermittelt.
Der Bekanntheitsgrad von T-Com ist höher als der vieler anderer Anbieter von
ePayment-Systemen. Bei ihren Kunden steht die Deutsche Telekom für Kompe-
tenz und Sicherheit bei Zahlungsabwicklung, Billing, Inkasso und Internet-Diens-
ten. Ein Vertrauen, das sich ein unbekannter Online-Payment-Anbieter über Jahre
erarbeiten muss.
194 Jens Pöschl, Axel Hübner

5 Einsatzgebiete von T-Pay

Die Bereitschaft der Internet-Benutzer, für hochwertige Inhalte im Web zu zahlen,


nimmt nach einer Studie von Fittkau & Maaß zu. 56 % der Befragten haben keine
Vorbehalte, Geld für virtuelle Ware zu bezahlen. Die Zeiten der Gratismentalität
von Internet-Usern scheinen vorbei. Zahlreiche Studienergebnisse stützen diesen
Trend und prognostizieren ein rasantes Wachstum im Online-Markt beziehungs-
weise im Paid Content Markt, so auch eine aktuelle Studie von JupiterResearch
(siehe Abbildung).
5
4,5
4
Erträge in Mrd. Euro

1,7
3,5
3 1,4
2,5 1,1
2 0,9
1,5 2,8
0,6
2,3
1 0,3 1,9
1,4
0,5 1
0,7
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009

Paid-Content Erträge Paid-Services Erträge

Abb. 6. Prognostizierte Umsatzentwicklung des Paid Content Marktes in Westeuropa


(Jupiter Research 2005)

x „Ich lade mir mal eben einen ÖKO-TEST-Bericht über Hunde- und Katzenfut-
ter herunter, die gesamte Zeitschrift benötige ich ja nicht“
x „Ich bewerbe mich lieber schnell online für die Sendung „Wer wird Millionär,
wenn ich sowieso gerade im Internet bin“ oder
x „Ich werde mir das Reise- und Badewetter ab jetzt im Abo regelmäßig zusen-
den lassen“
Diese und viele andere Beispiele von Contentanbietern verdeutlichen den nachhal-
tigen direkten Nutzen, Spaß und Mehrwert für Onliner. Dabei ist das branchenun-
abhängige Einsatzfeld von T-Pay besonders vielfältig: Von Games und Musik,
nützlichen Datenbank-Recherchen, Bonitätsauskünften über neue Geschäftspart-
ner, exklusiven (Wirtschafts-)News und Autobewertungen bis hin zu Ticketing,
Online-Partnersuche und exklusivem Fußball Bundesliga-Content. Technologi-
sche Trends, wie die rasche Ausbreitung von Breitbandanschlüssen, haben das
Feld zusätzlich um Streaming- bzw. Online-Videoanbieter und interaktive Spiele-
Anbieter erweitert.
T-Pay von T-Com: Einfach und vielseitig online bezahlen 195

Content (digitale Ware


oder Dienstleistung

Guthabenkarten*

Telefonrechnung*

Kleinpreisig Kreditkarte* Hochpreisig


(Micro-Payment) Lastschrift* (Macro-Payment)
Kein Markt Nachnahme**
Rechnung**
* Elektronische Zahlverfahren
** Offline Zahlverfahren Versandware
Abb. 7. Einsatzgebiete der Zahlverfahren abhängig von Betragshöhe und Warenwert

Insgesamt steigen die Durchschnittsumsätze für Paid Content und Paid Services
kontinuierlich, sie haben sich seit dem Jahr 2000 vervielfacht. T-Pay selbst wurde
anfänglich vorwiegend für Micro-Payments entwickelt, also für Kleinbeträge zwi-
schen 50 und 99 Eurocent. Doch inzwischen hat sich T-Pay auch bei größeren Be-
trägen bewährt, beispielsweise im Online Dating oder bei E-Books. Heute bewe-
gen sich die T-Pay-Transaktionen daher bei durchschnittlich 6,40 Euro. Down-
loads in verschieden Formaten und für unterschiedliche Einsatzfelder sowie der
Zugang zu Online-Services – auch von unterwegs – stehen im Fokus der Ausrich-
tung und Weiterentwicklung von T-Pay.

6 Kosten

Online-Händler und Contentanbieter zahlen für den T-Pay-Abrechnungsservice


durchschnittlich 11 bis 16 % des Marktpreises ihrer Angebote. Je nach Zahlvarian-
te gibt es ein individuell zugeschnittenes Pricing abhängig vom Warenwert. Für
die Bezahlformen Lastschrift und Kreditkarte werden derzeit 1 % des Warenwerts
als Dienstleistungsentgelt berechnet. Bei hohen Gesamtumsätzen gewährt T-Com
dem Händler einen Rabatt von bis zu 32 %.
196 Jens Pöschl, Axel Hübner

Beispiel:
Verkauf eines Produktes von 4,95 € T-Com
Provision für T-Pay 13 % oder 0,6435 €
4,31 € Abrechnung 4,95 €

Produkt
Händler/Anbieter Teilnehmer
4,95 €

Abb. 8. Rechnungsbeispiel für T-Pay Provision

7 T-Pay in der Praxis

T-Pay nutzen derzeit rund 500 Händler und Contentanbieter, die mit etwa 1.500
bis 2.000 Shops vorwiegend im deutschsprachigen Internet vertreten sind. Das
Spektrum der Händler ist vielfältig und verdeutlicht die branchenunabhängige
Einsetzbarkeit von T-Pay:
x Informationsdienste (z.B. Ratgeber, Testberichte, Online-Rechtsberatung)
x Medienvertrieb (z.B. Musik, Spiele, Video)
x TV-Sender (z.B. Clubmitgliedschaften)
x Online-Recherchen und Archive
x Verlage, auch Abonnements
x Handy Portale, Mobile Services
x Ticketverkäufer und Reisevertrieb
x Softwaredownload
x Online-Spiele und Wetten
x Chat und Dating
Seit der Markteinführung Ende 2002 haben sich zahlreiche Verlage und Großun-
ternehmen für T-Pay entschieden: Unter anderem nutzen die Verlagsgruppe Han-
delsblatt, der Heise-Verlag, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Financial Ti-
mes Deutschland, der Stern, der Spiegel, Tomorrow Focus, GENIOS Wirtschafts-
datenbanken, ÖKO-TEST, der Duden-Verlag, friendscout24, der FC Bayern Mün-
chen, L´TUR, n-tv, Playboy, musicload, AOL und RTL das elektronische Bezahl-
system von T-Com. Im Vergleich zu 2003 hat sich der T-Pay Handelsumsatz im
Jahr 2004 vervierfacht.
T-Pay von T-Com: Einfach und vielseitig online bezahlen 197

8 Fazit: Gründe für den Erfolg von T-Pay

x „Wir sind sehr mit T-Pay zufrieden“, so oder ähnlich äußern sich viele Händler,
die T-Pay bereits einsetzen. Das Online-Bezahlsystem zeichnet sich dabei be-
sonders durch die Flexibilität aus, mit einer Schnittstelle sechs verschiedene
Bezahlvarianten abbilden zu können. Eine Anforderung, die von Internetnut-
zern ausdrücklich gewünscht wird. Auf Basis regelmäßig durchgeführter Usabi-
lity-Studien wird T-Pay kontinuierlich optimiert und auf die sich wandelnden
Kunden- und Händleranforderungen ausgerichtet.
x Heute bietet T-Com mit T-Pay ein Bezahlsystem an, welches sich für den In-
ternethändler oder Contentanbieter durch geringe Kosten, schnelle Implemen-
tierbarkeit und Monitoring-Tools zur Feinsteuerung der E-Commerce-Aktivi-
täten auszeichnet. Mit der Abonnement-Funktion verfügt der Händler zudem
über ein ideales Kundenbindungs- und Pricing-Tool. Ein Support-Team der T-
Com steht für technische Detailfragen bereits bei der Implementierung zur Ver-
fügung.
x Der Einkaufsführer von T-Pay (www.t-pay.de) bietet zusätzlich vielen Internet-
händlern und Contentanbietern die Möglichkeit, besondere Angebote zu plat-
zieren und damit Online-Traffic zu generieren sowie Reichweite zu erzeugen.
Im Einkaufsführer können sich T-Pay Kunden regelmäßig über die neuesten
Angebote informieren.
x Die Dachmarke mit dem magenta „T“ bürgt zudem für Seriösität, Vertrauen,
Innovationsführerschaft und Technologie-Kompetenz sowie Sicherheit. T-Com
hat heute mehr als 37 Millionen Endkundenbeziehungen. Eine kontinuierliche
Kundenorientierung, Anwenderfreundlichkeit und Zuverlässigkeit haben T-Pay
zu einem der erfolgreichsten Online-Bezahlsysteme werden lassen, das auf dem
Weg ist, in Deutschland zum Marktführer zu werden.

Literatur

JupiterResearch (2005) European Paid Content and Services Forecast, 2004 to 2009.
JupiterResearch, a division of Jupitermedia Corporation
Pago eTransaction Services GmbH – Acquirer &
Payment Service Provider

Markus Weber

Pago eTransaction Services GmbH, Köln

1 Kurze Pago-Historie

Die Pago eTransaction Services GmbH wurde im Januar 1999 in Köln gegründet.
Ausgangspunkt für die Gründung und die Definition des Geschäftszwecks waren
Überlegungen innerhalb der Handelsgruppe Metro zum Thema E-Commerce. Den
Verantwortlichen – unter anderem für eine der ersten deutschen E-Commerce-
Plattformen, Primus Online – war sehr schnell klar geworden, dass die Zahlungs-
abwicklung im Online-Handel einen der kritischsten Faktoren überhaupt darstellt.
Ziel der Unternehmensgründung war es deshalb, Verfahren zu entwickeln und
technische Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, möglichst viele Transaktions-
schritte beim Bezahlen im Internet elektronisch abbilden zu können. Aus diesen
Überlegungen heraus entstand bereits 1999 die Pago-Plattform, die noch heute das
technologische Rückgrat des Unternehmens bildet.

Tabelle 1. Die wichtigsten Etappen der Pago-Historie

Jahr Meilenstein
1999 x Gründung der Pago eTransactions Services GmbH in Köln
x Einrichtung der Pago-Plattform für die Abwicklung von elektronischem Zah-
lungsverkehr
2000 x Einführung innovativer Risk-Management-Services zur Betrugsabwehr im E-
Commerce
x Einführung von Pago BIS (Business Information Service) als umfangreiches
Online-Reporting-Tool
2001 x Expansion als Kreditkarten-Acquirer für VISA und MasterCard in ganz
Europa
2002 x Pago gehört zu den führenden Service-Providern rund um den elektronischen
Zahlungsverkehr im E-Commerce
x Publikation der ersten Pago-Studie im Frühjahr.
2003 x Einführung der Pago Online-Überweisung als neue Zahlart
x Publikation der Pago-Studie 2003
2004 x Einführung der Kreditkartenakzeptanz für Visa und MasterCard am PoS für
stationären Handel
200 Markus Weber

Tabelle 1. (Fortsetzung)
2004 x Publikation der Pago-Studie 2004, die auf 16,5 Mio. realen Kaufvorgängen
basiert
2005 x Umstrukturierung des Service-Angebots
x Relaunch der Pago-Website
x Publikation des Pago-Report 2005, der auf 20 Millionen realen Kaufvorgän-
gen basiert

2 Online-Handel: anonym und asynchron

Das größte Problem des Online-Handels bestand aus Sicht der Pago-Entwickler
immer schon darin, dass der Online-Händler das Geld für seine Ware sicher und
schnell bekommen soll. Schon die ersten internationalen E-Commerce-
Erfahrungen aus den Jahren von etwa 1994 an haben gezeigt, dass für jeden Händ-
ler, der das Internet als Vertriebskanal nutzt, ein erhebliches Zahlungsausfallrisiko
besteht, weil der Zahlungsverkehr zwischen Händler und Kunde anonym und a-
synchron verläuft.
Noch grundlegender betrachtet: Im „klassischen“ Handel gilt das Prinzip „Ware
gegen Geld“, d.h. der Händler händigt dem Kunden die Ware erst aus, wenn dieser
Bargeld über den Tresen geschoben hat. Mit der Einführung der Kreditkarte wurde
dieses Prinzip bereits im stationären Handel aufgeweicht: Der Händler vertraut
nicht mehr dem Käufer, der mit einer Kreditkarte zahlt, sondern der Kreditkarten-
organisation. Solange galt, dass ein Kauf per Kreditkarte in jedem Fall die Forde-
rung des Händlers an den Käufer ausgleicht, musste sich ein Händler in diesem
Punkt wenig Sorgen machen.
In der Internet-Ära sieht das grundsätzlich anders aus. Da es beim Bezahlen in
den ersten Tagen des Online-Handels ausreichte, den Namen des Kartenhalters
sowie die Kreditkartennummer und -gültigkeit anzugeben, verlagerte sich das Ri-
siko ganz erheblich. Es entstand das, was heute allgemein als der „Card-not-
present-Bereich“ bezeichnet wird – also der Bereich des Handels, in dem beim
Bezahlen einer Ware oder Dienstleistung die eingesetzte Kreditkarte dem Händler
nicht physikalisch vorliegt. In diesem Fall ist der Konsument aus Sicht des Händ-
lers anonym. Da im Online-Handel das Zug-um-Zug-Geschäft wie im Laden oder
Kaufhaus nicht stattfindet, verlaufen die Kauftransaktionen zudem auch noch a-
synchron. Diese Aussage gilt übrigens unabhängig von der genutzten Zahlart.
In den Jahren vor 1999 und bis weit in die Jahre nach 2000 hinein stellte aber
nicht die Kreditkarte das größte Risiko für den Online-Händler dar sondern die so
genannten „Offline-Zahlarten“. Damit sind alle Zahlarten gemeint, bei denen es in
einer Transaktion zwangsläufig zu einem Medienbruch kommt, bei der also nicht
die gesamte Zahlungstransaktion elektronisch verläuft. Das beste Beispiel für eine
hochriskante Offline-Zahlart ist sicher der Rechnungskauf. Der Ablauf sieht so
aus: Der Käufer bestellt die gewünschte Ware im Online-Shop, der Händler nimmt
die Bestellung auf, schreibt eine Rechnung und liefert die Ware samt Rechnung
aus. Der Käufer bezahlt die Rechnung – oder auch nicht.
Pago eTransaction Services GmbH – Acquirer & Payment Service Provider 201

Die vollständige elektronische Abbildung aller Transaktionsphasen im Zah-


lungsverkehr war aus Pago-Sicht der wichtigste Schritt zum reibungslosen E-
Payment mit minimalem Zahlungsausfallrisiko für den Händler. Denn erst durch
die Überführung aller Zahlungsdaten in den elektronischen Datenaustausch kön-
nen sowohl die gewünschte Zahlungsgeschwindigkeit als auch die notwendige
Zahlungssicherheit erreicht werden.

3 Die Pago-Plattform: Transaktionen elektronisch

In der ersten Phase nach der Unternehmensgründung entwickelten die Pago-


Fachleute deshalb eine universelle Plattform für den elektronischen Zahlungsver-
kehr. Prinzip dieser Plattform war es, die mit einer Zahlungstransaktion verbunde-
nen Daten direkt im Online-Shop aufzunehmen und zu verarbeiten – und das un-
abhängig von der gewählten Zahlart. Der Vorteil einer solchen Plattform zeigt sich
besonders bei der elektronischen Lastschrift (ELV), weil hier die Daten nach der
Aufnahme direkt an die jeweiligen Banken weitergegeben werden können. Der
gesamte Geldfluss kann und wird hier elektronisch abgebildet. Das gilt natürlich
auch für Kreditkartentransaktionen, die allerdings in den Jahren 1999 und 2000
noch keine sehr große Rolle im deutschen Online-Handel spielten.

Abb. 1. Übersicht über die Pago-Service-Palette

Inzwischen hat sich die Pago-Plattform im elektronischen Zahlungsverkehr be-


währt; bis Ende des Jahres 2004 wurden insgesamt schon mehr als 120 Millionen
Transaktionen erfolgreich abgewickelt. Durch die vollständige Integration aller
Zahlungs- und Risk-Management-Transaktionen sowie die Umstellung auf den
202 Markus Weber

XML-Standard im Jahr 2002 zählt die Pago-Plattform zu den weltweit führenden


Lösungen auf dem Gebiet des E-Payment.

4 Pago Online-Reporting: Transparenz und Interaktion

Eine der bedeutendsten Innovationen, die Pago bereits im Jahr 2000 realisierte,
war die Einführung von Pago BIS (Business Information Service), einem umfang-
reichen Online-Reporting-Tool, das dem Händler die volle Transparenz über seine
Transaktionen und eine Reihe von interaktiven Steuerungsmöglichkeiten bietet.
Inzwischen sind unter der Bezeichnung Pago Online Administration eine Reihe
solcher Online-Tools zusammengefasst. Während Pago BIS verschiedene Berichte
über Transaktionen bereitstellt, bietet Pago CIS (Chargeback Information System)
dem Händler die Möglichkeit, alle Chargebacks aus Kreditkartentransaktionen zu
überwachen und bei Bedarf steuernd einzugreifen. Pago WebDebtor erlaubt die
Kontrolle und Steuerung von debitorischen Vorgängen online und in Echtzeit.
Für den Online-Händler bedeutet das, dass er jederzeit den Status aller Transak-
tionen abrufen kann und so die volle Transparenz über den elektronischen Zah-
lungsverkehr hat. Zudem besteht mit den Online-Administration-Tools die Mög-
lichkeit, zeitkritische Vorgänge und Entscheidungen über Transaktionen, die nur
der Händler fällen kann, direkt im Web umzusetzen.

5 Pago-Doppelrolle: Acquirer und Payment Service


Provider

Eine großer Schritt für das Unternehmen war im Jahr 2000 nicht nur die veränder-
te Gesellschafterstruktur durch die Beteiligung der Deutschen Bank sondern die
daraus resultierende neue Rolle als Kreditkarten-Acquirer für Visa und Master-
Card in deren europäischem Lizenzgebiet. In dieser seit 2001 gültigen Doppelrolle
als Kreditkarten-Acquirer und gleichzeitig Payment Service Provider ist Pago in
der Lage, Online-Händlern mit Sitz in Europa sowohl Akzeptanzverträge für Visa
und/oder MasterCard anzubieten als auch die Zahlungsabwicklung inklusive Clea-
ring und Settlement zu übernehmen.
Damit steht dem europäischen Online-Handel eine Servicepalette aus einer
Hand rund um die Kreditkartenakzeptanz zur Verfügung. Shop-Betreiber arbeiten
von Anfang an mit einem Team zusammen, das sie sowohl bei der Auswahl der
geeigneten Zahlarten und den technischen Voraussetzungen berät, als auch wäh-
rend der Aufschaltung betreut. Im laufenden Betrieb stehen dann Pago-Experten
aus dem Support-Bereich mit Rat und Tat bereit.
Pago eTransaction Services GmbH – Acquirer & Payment Service Provider 203

Abb. 2. Kreditkarten-Acquiring und -Processing aus einer Hand

6 Fokus Risiko-Management

Nachdem Pago im ersten Jahr nach der Gründung sein Hauptaugenmerk auf die
technische Abwicklung des elektronischen Zahlungsverkehrs gelegt hatte, geriet
das Risiko-Management rasch in den Fokus; dies unter anderem ausgelöst durch
die vielen schlechten Erfahrungen, die Online-Händler mit den Offline-Zahlarten
gemacht hatten. Hier war der Ausgangspunkt die – im „klassischen“ Versandhan-
del zum Allgemeingut zählende – Erkenntnis, dass bei jeder Transaktion, unab-
hängig von der Zahlart, ein Zahlungsausfallrisiko besteht, dass man aber anhand
verfügbarer Informationen das Risiko einschätzen und dass der Händler auf Basis
der Risikobewertung entscheiden kann, ob er diese Transaktion akzeptiert und
ausführt oder ablehnt.
Pago hat auf der Grundlage der Erfahrungen aus dem stationären und dem Ver-
sandhandel im Jahr 2000 eine Reihe innovativer Risk-Management-Services ent-
wickelt. Händlern, die diese Services nutzten, wurde im Augenblick der Bestel-
lung und nahezu in Echtzeit eine Risikobewertung der jeweiligen Transaktion
geliefert und dazu eine Empfehlung, welche Zahlarten dem Käufer anzubieten sei-
en. Die Pago-Risk-Management-Services der ersten Jahre waren naturgemäß stark
auf die hochriskanten Offline-Zahlarten ausgerichtet. Heute steht auch im Bereich
Risiko-Management die Kreditkarte im Mittelpunkt. Bereits seit 2001 unterstützt
Pago das auf dem 3-D-Secure-Standard basierende Authentifizierungssystem Ve-
rified by Visa. Seit 2002 kann auch das entsprechende SecureCode-Verfahren von
204 Markus Weber

MasterCard genutzt werden. Bei dieser Betrugsabwehrmethode muss der Karten-


halter jede Transaktion mit einem speziellen Passwort absichern. Für Inhaber von
Visa, MasterCard und American Express, deren Karten in den USA ausgestellt
wurden (bei Visa gilt dies auch für Karten aus Großbritannien), steht der Address
Verification Service (AVS) zur Verfügung, der ebenfalls komplett über die Pago-
Plattform abgewickelt werden kann. Dabei werden zusätzlich zu den üblichen
Kartendaten auch die bei der Bestellung angegebenen Adressdaten überprüft. Dass
Pago bei einer Kreditkartentransaktion auch die Angabe der Kartenprüfnummer
(CVV2 bzw. CVC2) auf Richtigkeit prüfen kann, ist selbstverständlich.
Mit dem Pago Fraud Screening kann ein Online-Händler eines der weltweit
umfassendsten Systeme zur Betrugsabwehr im Card-not-present-Bereich nutzen.
Dieser Risk-Management-Service umfasst nicht nur den AVS- und CVV2-/CVC2-
Check sondern setzt auf das bewährte Screening-System ebitGuard von Retail De-
cisions. Die angegebenen Kreditkartendaten werden mit Negativlisten verglichen.
Diese stammen von den Kreditkartenorganisationen und aus einem genossen-
schaftlich organisierten Verbund von Händlern und Dienstleistern sowie vom je-
weiligen Händler selbst. Mit der Technik der neuronalen Netze wird das Verhalten
rund um die angegebene Kreditkarte geprüft – zum Beispiel durch so genannte
„Velocity Checks“, bei denen getestet wird, wie oft eine Karte in einem bestimm-
ten kurzen Zeitraum benutzt wurde. Auch Fälle, bei denen eine Kartennummer mit
verschiedenen Namen, Adressen oder Mail-Adressen benutzt wurden, werden be-
wertet. Hinzu kommen die Richtlinien des jeweiligen Branchenmodells, das Er-
kennen von bekannten Betrugsmustern und von Betrugsmustern auf Basis von his-
torischen und Chargeback-Daten. Pago Fraud Screening liefert in Sekunden-
schnelle Empfehlungen für jede Kreditkartentransaktion in nur drei aussage-
kräftigen Bewertungskategorien: Accept, Deny oder Challenge. Je nach Bewer-
tung kann der Online-Händler eine Transaktion einfach annehmen oder ablehnen;
wird „Challenge“ zurückgemeldet, kann der Händler den Käufer zum Beispiel bit-
ten, die Bestellung per Fax zu bestätigen.
Für die bei deutschen Konsumenten auch im Online-Bereich beliebteste Zahl-
art, die elektronische Lastschrift (ELV), bietet Pago mit dem Account Check und
dem ELV Check zwei Risk-Management-Services an. Mit diesen beiden Prüfver-
fahren wird einerseits die Existenz der angegebenen Bankleitzahl überprüft und
dann festgestellt, ob die ebenfalls angegebene Kontonummer existieren kann.
Beim ELV Check wird kontrolliert, ob eine Kontonummer mit einem negativen
Eintrag in einer bundesweit gepflegten Sperrdatei festgehalten ist. Mit diesen be-
währten Risk-Management-Services können sich Online-Händler wirkungsvoll
gegen Zahlungsausfälle schützen und so ihren Geschäftserfolg absichern.

7 Pago-Services: Von der Kreditkarte bis zu Direct-


Debit-Verfahren

E-Commerce in Deutschland und Europa hat sich in der Zeit zwischen 1999 und
heute dramatisch verändert, das gilt ganz besonders für den Payment-Bereich.
Pago eTransaction Services GmbH – Acquirer & Payment Service Provider 205

Schon die Pago-Studie 2004 zeigte deutlich, dass die Kreditkarte mit Abstand das
wichtigste Zahlungsmittel im Internet ist und dass dies auch für einige Zeit so
bleiben wird. Pago hat diese Entwicklung zum Anlass genommen, im Jahr 2004
die Service-Palette neu zu strukturieren. Der Fokus liegt seit dieser Zeit eindeutig
auf der Kreditkarte, Services rund um die Offline-Zahlarten werden nicht mehr
angeboten. Neben der Kreditkarte spielen Direct-Debit-Verfahren – ELV für deut-
sche Kunden und die jeweiligen Direct-Debit-Verfahren für österreichische und
niederländische Konsumenten – die Hauptrolle. In Deutschland setzt sich zudem
immer mehr die von Pago als neue Zahlart etablierte Online-Überweisung durch,
die auf den Prinzipien des Homebanking beruht.
Im Kreditkartenbereich bietet Pago die Online-Akzeptanz für Visa und
MasterCard in deren jeweiligem Lizenzgebiet Europa an. Zu diesem Servicepaket
zählen neben den notwendigen Akzeptanzverträgen alle nachgelagerten Services
von Clearing und Settlement bis zum Online-Reporting. Im Rahmen des Card-
Processing übernimmt Pago die Abwicklung von Transaktionen der Kreditkarten-
Brands American Express, JCB und Switch/Solo. Die Pago-Payment-Services im
Überblick:
x Pago Online Acceptance (Visa und MasterCard im Online-Handel)
x Pago PoS Acceptance (Visa und MasterCard am Point-of-Sale)
x Pago Card Processing (Visa, MasterCard, American Express, JCB,
Switch/Solo)
x Pago Direct Debit (Elektronische Lastschrift Deutschland, Direct Debit Austria,
Direct Debit Niederlande)
x Pago Online-Überweisung
Die Transaktionskosten für den Händler richten sich nach der Art der Transaktion
und dem Transaktionsvolumen. Je nach Zahlart setzen sich die Preise zusammen
aus einem Einrichtungspreis, einem monatlichen Bereitstellungspreis und dem
Preis für die einzelne Transaktion abhängig von den abgewickelten Mengen. Für
Akzeptanzverträge wird ein umsatzabhängiges Disagio abgerechnet, das sich ins-
besondere nach dem Geschäftsmodell, der Branche und der Höhe der eingereich-
ten Umsätze orientiert.

8 Pago-Report: Marktstudien als Instanz

Im Frühjahr 2002 gab Pago die erste Studie zum europäischen Payment-Markt
heraus, die auf der Auswertung tatsächlich abgewickelter Transaktionen basiert.
Mit der vierten Ausgabe der jetzt „Pago-Report“ genannten Studie im Jahr 2005
hat sich das Unternehmen als von Fachleuten sowie Fach- und Wirtschaftsjourna-
listen anerkannte Instanz in diesem Markt etabliert.
Ausgewertet wurden rund 20 Millionen reale Kaufvorgänge, die im Jahr 2004
über die Pago-Plattform abgewickelt wurden. Diese Kaufvorgänge stammen aus
Online-Shops verschiedener Branchen in ganz Europa. Im Fokus standen dabei
das E-Retail, das Online-Gambling, der Pharmacy-/E-Health-Bereich, die Tele-
206 Markus Weber

kommunikationsbranche und die Travel-Branche. Dabei wurden mehr als zwei-


hundert Analysen durchgeführt und in neunzig Tabellen und hundert Grafiken
dargestellt. Branchenkenner aus aller Welt nutzen den Pago-Report 2005 als wich-
tige Informationsquelle für ihre Arbeit. Die der Pago-Report 2005 kommt u.a. zu
folgenden wichtigen Erkenntnissen:
x Die E-Commerce-Branchen entwickeln sich im Hinblick auf das Kauf- und
Zahlverhalten der Konsumenten sowie auf das Zahlungsausfallrisiko extrem
unterschiedlich. Während das E-Retail, also der Online-Handel mit materiellen
Gütern, immer mehr Ähnlichkeit mit dem klassischen Versandhandel annimmt,
bildet beispielsweise die Online-Reisebranche spezifische Profile in Bezug auf
Zahlverhalten und Zahlungsausfallrisiko aus.
x Während im internationalen Vergleich die Kreditkarte ganz eindeutig die wich-
tigste und beliebteste Zahlart im E-Commerce ist, hat sich bei deutschen Kun-
den der Trend hin zum elektronischen Lastschriftverfahren weiter verstärkt. Mit
64 % Anteil an den Kaufvorgängen deutscher Kunden liegt diese Zahlart jetzt
noch einmal fünf Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

Tabelle 2. Verteilung der Zahlungsverkehrstransaktionen (Pago-Report 2005)


Zahlungsmethode 2004 2003
(Anteil in %) (Anteil in %)
Elektronische Lastschrift 16,92 6,59
Kredit- und Debitkarte 81,41 92,63
Offline Payment
1,12
(Rechnung, Nachnahme, Vorauszahlung)
0,75
Andere
0,55
(andere Karten, alternative Zahlungsmethoden)

x Auch E-Shopper aus Österreich und den Niederlanden nutzen im Online-


Handel gerne das jeweilige landesspezifische Abbuchungsverfahren – so kom-
men die so genannten „Direct-Debit-Zahlarten“ insgesamt schon auf einen An-
teil von fast 17 %.
x Im Online-Gambling entstehen die wenigsten Kreditkarten-Chargebacks, die
sich unter anderem dann ergeben, wenn beim Online-Bezahlen Kreditkartenda-
ten mit Betrugsabsicht eingesetzt werden. Im Online-Gambling liegt der Anteil
solcher Transaktionen – die so genannte „Chargeback-Quote“ – bei lediglich
0,26 %. Die Chargeback-Quote für alle Kaufvorgänge erreicht dagegen 0,83 %.
x Während sich allerdings die Chargeback-Quote bei deutschen Konsumenten
fast halbiert hat, ist sie bei Käufern aus dem europäischen Ausland (außer
Deutschland und UK) um das Vierfache gestiegen. Damit wird klar, dass die
Betrugsabwehr – insbesondere rund um Kreditkartenzahlungen – immer noch
ein wichtiger Erfolgsfaktor für E-Commerce-Anbieter ist.
x Der Anteil an Chargebacks die wegen manipulierter Kreditkartendaten entstan-
den sind, ist von knapp über 4 % im Jahr 2003 auf deutlich über 7 % im Jahr
2004 gestiegen – vermutlich eine Folge des insgesamt wachsenden organisier-
ten Kreditkartenbetrugs.
Pago eTransaction Services GmbH – Acquirer & Payment Service Provider 207

Tabelle 3. Übersicht der Chargeback-Raten (Pago-Report 2005)


Anteil der Durchschnittlicher Durchschnittliche
Kreditkartenzah- Einkaufskorb-Wert Chargeback-Rate
lungen in % in EUR in %
E-Retail 81,28 62,70 0,9
Online-Gambling 99,96 53,72 0,3
E-Pharmacy 100,00 107,56 n.a.
Telekommunikation 31,02 33,26 0,6
E-Travel 100,00 189,84 0,3

Unter den im Online-Handel verwendeten Kreditkarten-Brands liegt auch im Jahr


2004 Visa vorne; die Anteile von MasterCard- und Visa-Transaktionen sind je-
doch im Vorjahresvergleich annähernd gleich groß geblieben. Andere Kreditkar-
ten spielen beim Bezahlen im Internet nach wie vor keine große Rolle.

80%
68,69%
70%

60%

50%

40%
28,96%
30%

20%

10%
1,35%
0%
Visa MasterCard andere
Abb. 3. Anteile von Visa und MasterCard im Online-Handel (Pago-Report 2005)

9 Pago-Partner-Netzwerk

Einen entscheidenden Schritt hat Pago im Jahr 2004 mit dem Start des Pago-Part-
ner-Programms getan. Ziel dieses Programms ist es, die Pago-Services in Zukunft
ausschließlich über qualifizierte Partnerunternehmen an Online-Händler zu ver-
treiben. Schon seit den Anfangstagen hat Pago in Kooperation mit anderen Unter-
nehmen am Markt agiert, diese individuellen Kooperationen wurden so zu sagen
standardisiert. Unternehmen, die als Pago-Partner auftreten wollen, werden von
208 Markus Weber

Pago geschult, das Know-how und die Einhaltung der Qualitätsstandards werden
von Pago zertifiziert. Damit ist gewährleistet, dass die Betreuung eines Online-
Händlers durch einen Pago-Partner auf demselben fachlichen Niveau liegt als
wenn Pago selbst tätig wäre.

10 Fazit

x Pago eTransaction Services GmbH ist ein internationaler Acquiring & Payment
Service Provider, der für Unternehmen aus E-Commerce, stationärem und Ver-
sandhandel tätig ist.
x Pago ermöglicht es seinen Kunden, Zahlungen für Waren und Dienstleistungen
einfach, sicher und schnell auf elektronischem Weg zu erhalten.
x Durch die weltweit einzigartige Integration von Kreditkarten-Acquiring und
Zahlungsabwicklung aus einer Hand öffnen die Pago-Payment-Services Han-
delsunternehmen unterschiedlicher Größe den Zugang zu allen international
und national relevanten Zahlarten – von Visa und MasterCard über American
Express, Diners Club, JCB und Switch/Solo bis zu den regional etablierten Di-
rect-Debit-Verfahren.
x Zusätzlich zu den Payment-Services bietet Pago ausgefeilte und bewährte Risk-
Management-Services an, die das Zahlungsausfallrisiko erheblich minimieren
und so das Geschäft der Händler sichern.
x Pago ist ein Unternehmen der Deutschen Bank und der Beisheim Holding
Schweiz, das seine Services über ein weltweit operierendes Partner-Netzwerk
vertreibt.
x Zurzeit (Stand: August 2005) betreibt Pago über 5.700 aktive Online-Shop-An-
bindungen.
x Zu den Pago-Kunden zählen zurzeit mehr als 780 Unternehmen aus verschie-
denen Branchen – von Online-Gambling, Online-Pharmacy und E-Retail über
die Telekommunikation bis zum Tourismus.

Literatur

Pago-Report (2005) Erfolgs- und Risikofaktoren im internationalen E-Payment - Empfeh-


lungen auf Basis realer Kaufvorgänge im Jahr 2004. Pago eTransaction Services
GmbH, Köln
Click&Buy von FIRSTGATE

Philipp Barthold, Timo Seidel

FIRSTGATE AG, Köln

1 Einleitung

Der Ende der 1990er Jahre ausgelöste Internet-Boom basierte vorwiegend auf dem
Angebot kostenloser Inhalte und Dienstleistungen im Internet. So erwies sich die
Möglichkeit, permanent und unentgeltlich auf wertvolle Informationen zugreifen
zu können, als wichtiger Grund für die Entwicklung des Internets zum Massenme-
dium. Die Bereitstellung digitaler Inhalte erzielte ihre Erlöse vornehmlich aus On-
line-Werbung. Dieses Modell erschien nicht besonders zukunftsträchtig: Im Ver-
gleich hierzu werden Inhalte klassischer Printmedien immerhin zu rund einem
Drittel über den Verkaufspreis finanziert. Insbesondere Verlagshäuser strebten
auch im Online-Segment zunehmend eine Form der Finanzierung über den direk-
ten Verkauf digitaler Inhalte an. Der Verkauf im Internet ermöglichte es den Ver-
lagen zudem, anstelle der ganzen Zeitung oder Zeitschrift einzelne Artikel zu ver-
kaufen. Hierbei ging es um den Verkauf kleinpreisiger Güter, deren wirtschaft-
liche Abrechnung neue Konzepte verlangte. Um diese Anforderungen zu erfüllen,
entwickelte die FIRSTGATE AG von 1999 an die internetbasierte Tarifierungs-
plattform „Click&Buy“.
Dieser Beitrag erklärt die Funktionsweise von „Click&Buy“, die rechtlichen
Rahmenbedingungen sowie die wesentlichen Strategien der Produktentwicklung,
welche „Click&Buy“ in den letzten fünf Jahren zum europäischen Marktführer in
der Abrechnung digitaler Inhalte gemacht haben.

2 Funktionsweise

Das „Click&Buy“-System ist eine digitale Handelsplattform für Verkäufer und


Käufer im Internet, welche auf der Aggregierung von Kleinstbeträgen basiert.
Voraussetzung für einen Kaufvorgang ist, dass sich der Nutzer, bevor er mit
„Click&Buy“ zahlt, einmalig registriert. Dabei muss er eine Reihe persönlicher In-
formationen wie Adressdaten, E-Mail und Zahlungsmittel angeben. Nach Ab-
schluss des Registrierungsprozesses kann der Nutzer mit seinem selbst gewählten
Benutzernamen und Kennwort bei allen Anbietern kostenpflichtiger Inhalte („An-
bieter“) kaufen, die „Click&Buy“ als Zahlungsmittel akzeptieren. Die Beträge
210 Philipp Barthold, Timo Seidel

einzelner Kaufvorgänge werden summiert, monatlich dem Käufer belastet und an


die Anbieter ausgeschüttet. Dieses Aggregationsprinzip ermöglicht es, über
„Click&Buy“ auch sehr kleine Beträge wirtschaftlich abzurechnen.

Abb. 1. Das Click&Buy-System der FIRSTGATE AG

Eine Kernfunktionalität des „Click&Buy“-Systems ist neben der Abrechnung auch


die Auslieferung und die Zugriffsverwaltung der kostenpflichtigen Inhalte.
Befindet sich ein Nutzer auf der Internetseite eines Anbieters und klickt auf ein
kostenpflichtiges Angebot, so wird eine Verbindung zur „Click&Buy“-Rewrite-
Engine hergestellt (1). Sofern er bereits Nutzer ist, kann er sich durch Eingabe
seines Benutzernamen und Passworts identifizieren; andernfalls wird ihm die
Möglichkeit gegeben sich zu registrieren (2). Nach erfolgreicher Verifizierung (3)
werden die digitalen Inhalte von „Click&Buy“ ausgeliefert (4, 5 und 7). Dieser
Vorgang („Session“) wird gespeichert (6), damit der Nutzer einen erneuten Abruf
des Angebots innerhalb eines vom Anbieter festgelegten Zeitraums nicht bezahlen
muss.
Innerhalb des Registrierungsprozesses werden die Kundendaten durch viele
verschiedene Sicherungsmechanismen auf Plausibilität geprüft, um die Wahr-
scheinlichkeit eines Zahlungsausfalls zu minimieren.
Der Nutzer erhält eine monatliche Abrechnung über alle von ihm getätigten
Umsätze, welche die Rewrite-Engine zuvor in einer zentralen Datenbank erfasst
hat. FIRSTGATE belastet das hinterlegte Zahlungsmittel des Nutzers (Bankver-
bindung, Kreditkarte, Telefonrechnung) und führt die Umsätze, abzüglich einer
Umsatzprovision, den einzelnen Anbietern zu.
Einzelverbindungsnachweise der Kauftransaktionen, eine Übersicht über die
Zahlungsvorgänge und den aktuellen Stand der Abrechnungen sind im geschütz-
Click&Buy von FIRSTGATE 211

ten Servicebereich der FIRSTGATE-Homepage für Nutzer und Anbieter jederzeit


zugänglich. Anbieter erhalten zudem detaillierte monatliche Umsatzübersichten
und Statistiken.
Zahlungsausfälle, die z.B. entstehen können, wenn ein Nutzer sich weigert die
Rechnung zu begleichen oder zahlungsunfähig ist, versucht das interne Forde-
rungsmanagement beizutreiben.
Neben der Kauftransaktionsabwicklung, der Auslieferung digitaler Güter und
einem entsprechenden Forderungsmanagement stellt „Click&Buy“ dem Anbieter
weitere Dienstleistungen zur Verfügung. So werden beispielsweise sämtliche Nut-
zer des Systems durch ein Call-Center betreut und der Anbieter in Marketingmaß-
nahmen unterstützt.

3 Strategische Meilensteine

3.1 Markteinführung

Die Möglichkeit, digitale Güter zu kleinen Preisen wirtschaftlich abzurechnen,


war die Grundidee, die zur Entwicklung von Click&Buy im Jahr 1999 geführt hat.
Eine vergleichbare Möglichkeit existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Diese Chance des Unternehmens erwies sich anfangs sogar als Risiko, denn im
Jahr 2000 herrschte noch die so genannte „Kostenloskultur“ vor. Für Anbieter
hochwertiger Inhalte standen Zugriffszahlen und „Page-Impressions“ im Vorder-
grund – ein klarer Gegensatz zum Verkauf angebotener Informationen.
Voraussetzung für das Geschäft mit „Click&Buy“ ist, dass sich sowohl Nutzer
als auch Anbieter einmalig registrieren. Zum Zeitpunkt der Markteinführung gab
es weder registrierte Anbieter, noch Nutzer - somit stand das System vor dem
klassischen „Henne-Ei-Problem“.
Um diesen Problemen zu begegnen, wurde der vertriebliche Fokus auf wenige
große Anbieter gelegt. Mit dem festen Glauben an Paid Content und dem Einbre-
chen des Werbemarkts im Internet konnten im ersten Geschäftsjahr eine Reihe
großer Verlagshäuser gewonnen werden.
Die Produktweiterentwicklung von „Click&Buy“ war zunächst sehr auf diese
Anbieter fokussiert und führte zur Integration einer Vielzahl von unterschiedli-
chen Abrechnungsmodellen, so z.B. zeit- und volumengesteuerte Zugriffe und
Abonnements. Neben dem Einzug der Forderungen für die Anbieter und der Rech-
nungsstellung waren diese Modelle ein wichtiges Argument für Anbieter
„Click&Buy“ einzusetzen.

3.2 Marktetablierung

Um den Nutzer mehr an das Produkt zu binden, wurde ein umfangreicher Kun-
denservicebereich geschaffen. In diesem kann der Nutzer transparent seine Aus-
gaben kontrollieren, Rechnungsdokumente abrufen, Abonnements kündigen und
212 Philipp Barthold, Timo Seidel

Nutzungsdaten ändern. Neben einer Erhöhung der Anzahl kostenpflichtiger Ange-


bote durch neue Anbieter, führte dies zu einer messbaren Verbesserung des Ag-
gregationseffektes, also der Möglichkeit mit einer Zahlungstransaktion mehrere
Kaufvorgänge abzurechnen. Nur so konnte der Anteil der realen Zahlungsver-
kehrskosten möglichst gering gehalten werden.
Um Anbieter zu gewinnen, die internationale Endkunden adressieren, wurden
im Jahr 2002 die nationalen Lastschriftverfahren für Österreich und die Nieder-
lande in die „Click&Buy“-Plattform integriert.
Auch wenn die einzelnen Kaufvorgänge vornehmlich im niedrigen Preisseg-
ment abgewickelt wurden, stieg der Anteil von Zahlungsausfällen. Konsequent
wurde „Click&Buy“ um präventive Systeme zur Betrugsverhinderung und um ein
nachgelagertes Forderungsmanagement ergänzt. Diese Produkterweiterungen
schafften den Anbietern digitaler Waren zusätzliche Mehrwerte, die von ihnen
selbst wirtschaftlich nicht durchzuführen waren.

3.3 Beginn der Internationalisierung

Anfang 2002 identifizierte die British Telecom („BT“) den Markt für Paid Content
als interessantes strategisches Geschäftsfeld. Mit der Hilfe eines Consultants wur-
de weltweit nach bestehenden Abrechnungssystemen für einen zügigen
Markteintritt gesucht. Aus verschiedenen Angeboten wurde „Click&Buy“ als bes-
te Lösung ausgewählt und die FIRSTGATE AG verkaufte an BT eine Lizenz zum
Betrieb von „Click&Buy“ in Großbritannien und Irland. Dort heißt das Produkt
„Click&Buy from BT“. Das Operating und die Produktentwicklung übernimmt
weiterhin die FIRSTGATE AG. Der erste Schritt zur internationalen Etablierung
des Systems war vollzogen.
Beide „Click&Buy“-Systeme wurden durch eine Roaming-Funktionalität mit-
einander verbunden. Diese ermöglicht es, dass ein britischer Nutzer bei deutschen
Anbietern einkaufen kann und umgekehrt. So konnte British Telecom direkt von
der Nutzer- und Anbieterzahl der FIRSTGATE AG profitieren.
Ein weiterer Aspekt des Roamingkonzeptes ist die Mehrwährungsfähigkeit, die
es ermöglicht, dass Angebote der Anbieter stets in der Währung des Nutzers ange-
zeigt und abgerechnet werden. Die Auszahlung des Anbieters erfolgt dann trotz-
dem in dessen nationaler Währung.
Inzwischen drängten andere Zahlungsanbieter auf den Markt die versuchten,
das „Click&Buy“-Modell zu kopieren. Der Nutzer hatte nun oft die Möglichkeit,
statt „Click&Buy“ andere Abrechnungsverfahren zu wählen. Um den eigenen
Wiedererkennungswert zu stärken wurde daher im Zuge der Expansion darauf ge-
achtet, dass die Zahlungsart „Click&Buy“ immer mit dem entsprechenden Logo
angeboten wurde.
Click&Buy von FIRSTGATE 213

Abb. 2. Logo von „Click&Buy“

3.4 Stärkung der internationalen Partnerschaften

Im Jahr 2003 gründete eine Gruppe internationaler Investoren in der Schweiz die
Webpay Holding AG und erwarb von der FIRSTGATE AG die weltweiten Rechte
an „Click&Buy“. Heute befinden sich unter dem Dach der Holding u.a. die
FIRSTGATE AG in Köln, die FIRSTGATE S.A. in Paris, die FIRSTGATE
S.A.S. in Madrid und die Webpay Inc. in New York. Diese Gesellschaften ver-
markten jeweils vor Ort das „Click&Buy“-System.
Das Lizenzgeschäft wird seitdem von der Webpay aus der Schweiz heraus vo-
rangetrieben. Am Beispiel der Lizenz an die British Telecom hatte man gelernt,
dass das Produkt „Click&Buy“ in neuen Märkten von dem Vertrauen der Konsu-
menten in die großen ehemals staatlichen Telefongesellschaften profitiert. Zudem
bieten diese Gesellschaften mit der Telefonrechnung für den Nutzer eine weitere
Abrechnungsmöglichkeit. Aus diesen Gründen legte man bei der Suche nach neu-
en Lizenznehmern den Fokus auf große Telekommunikationsunternehmen.
Mit der Swisscom wurde ein Lizenznehmer für den Schweizer Markt gefunden.
Auch das „Click&Buy“-System der Swisscom wurde technisch in den Roaming-
Verbund integriert.
Im Jahr 2004 wurde die „Click&Buy-Alliance“ gegründet, die alle
„Click&Buy“-Betreiber vertraglich zusammenfasste, stets treu der Devise „think
global and act local“.

3.5 Vernetzung als strategischen Vorteil begreifen

Durch die Internationalisierung und das starke Umsatzwachstum der angebunde-


nen Anbieter stieg auch die Zahl der registrierten Endnutzer auf 5 Mio. an (Stand
August 2005). Diese können nahezu ohne Hürde kaufen, nämlich nur mit ihrem
Benutzernamen und Kennwort. Dieses stellt einen weiteren Wettbewerbsvorteil
von „Click&Buy“ dar.
Die breite Kundenbasis liefert zudem einen umfangreichen Erfahrungsschatz,
so basieren z.B. die Betrugspräventions-Systeme der „Click&Buy-Alliance“ in-
zwischen auf einer Mustererkennung von Vorfällen, die in der Vergangenheit auf-
getreten sind. Weiterhin bieten sich gute Möglichkeiten für Marketingaktionen
und Cross- und Up-Selling-Effekte.
214 Philipp Barthold, Timo Seidel

Das außereuropäische Lizenzgeschäft wird weiter vorangetrieben. So hat nun


auch die größte mexikanische Telefongesellschaft, Telmex, eine Lizenz für
„Click&Buy“ erworben. In den USA wurde zusammen mit der Billing Services
Group ein Joint Venture, die Webpay Concepts LLC, gegründet. Mit weiteren In-
teressenten werden intensive Gespräche geführt. Die weitere Entwicklung des eu-
ropäischen Marktes wird von der Webpay-Gruppe selbst vorangetrieben.

4 Aufsichtsrecht

Als die FIRSTGATE AG 1999 gegründet wurde, musste zunächst ein rechtlich
einwandfreier Weg gefunden werden, mit dem ein Online-Zahlungsverfahren oh-
ne Bankenlizenz betrieben werden konnte. Um nicht in den Bereich des streng
reglementierten Bankengeschäfts zu gelangen, konnte aus zwei rechtlichen Alter-
nativen gewählt werden: Dem Forderungskauf (Factoring) und dem Einzug frem-
der Forderungen in fremden Namen (Inkasso).
Seitdem hat sich insbesondere auf der Ebene der europäischen Gemeinschaft
einiges getan. Im Jahr 2000 wurde das so genannte E-Geld von der EU auf den
Weg gebracht. Gab es Anfangs nur wenig Interesse an dieser Möglichkeit, so gibt
es heute einige Online-Zahlungsverfahren, die hiervon Gebrauch gemacht haben1.
Allerdings hat fast keiner dieser Anbieter eine E-Geld-Lizenz in Deutschland er-
worben, vielmehr haben sie zumeist ihren Sitz in London und unterstehen der
Aufsicht britischer Behörden.
Auf europäischer Ebene zeichnet sich nunmehr eine weitere Entwicklung ab:
Die europäische Kommission erarbeitet derzeit eine Richtlinie, mit der eine wei-
tere Institution, die so genannte „Payment Institution“, geschaffen werden soll.
Im Folgenden sollen die verschiedenen rechtlichen Modelle von Online-Zah-
lungsverfahren und ihre Vor- und Nachteile skizziert werden:

4.1 Postpaid/Inkasso

Die FIRSTGATE AG zieht Forderungen ihrer Anbieter in deren Namen und Auf-
trag ein. Der Einzug fremder Forderungen bedarf als rechtsberatende Tätigkeit ei-
ner behördlichen Erlaubnis. FIRSTGATE ist deshalb Inhaberin einer so genannten
Inkassoerlaubnis gemäß Art. 1 § 1 Absatz 1 Ziffer 5 des Rechtsberatungsgesetzes
(RberG). Die Aufsicht über die staatlich zugelassenen Inkassobüros führt der je-
weils örtlich zuständige Präsident des Amtsgerichtes.
Inkassounternehmen betreuen fremde Vermögensinteressen. Dem Schutz des
Auftraggebers entspricht der Gesetzgeber durch folgende Voraussetzungen: Das
Unternehmen muss zum einen über ein gewisses Ansehen und ausreichend Kapital
verfügen. Zum anderen muss der Ausübungsberechtigte entsprechend qualifiziert

1 PayPal (Europe) Ltd. (Richmond upon Thames, UK), Neteller (UK) Ltd. (London, UK),
Moneybookers Ltd. (London, UK).
Click&Buy von FIRSTGATE 215

sein und die Position eines leitenden Angestellten oder gesetzlichen Vertreter des
Unternehmens innehaben. Nach § 8 der ersten Verordnung zur Ausführung des
RberG muss der Ausübungsberechtigte seine Sachkunde und Eignung durch ge-
naue Angaben über seinen Ausbildungsgang und seine bisherige berufliche Tätig-
keit nachweisen.
Das noch aus dem Jahre 1935 stammende Rechtsberatungsgesetz soll dem-
nächst vollständig durch eine zeitgemäßere Regelung ersetzt werden. Das so ge-
nannte Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG-E) befindet sich derzeit (Stand: 2005) in
der Phase des Referentenentwurfs des Bundesjustizministeriums2.
Nach § 1 Abs. 2 RDG-E wird der Anwendungsbereich nun auch auf den vorher
vom RberG nicht erfassten Forderungskauf (Factoring) erweitert3. Weiterhin wird
es für den Verbraucher einfacher, die Erfüllung der rechtlichen Voraussetzungen
entsprechender Dienstleister nachzuvollziehen: § 15 des RDG-E sieht ein elektro-
nisch geführtes Register vor, welches dann auch im Internet für jeden öffentlich
einsehbar ist.
Wählt man, wie die FIRSTGATE AG, die Inkasso-Systematik, so ergeben sich
daraus folgende schuldrechtliche Beziehungen zwischen dem Anbieter des Zahl-
verfahrens, dem Anbieter kostenpflichtiger Inhalte und dem Nutzer:

FIRSTGATE 1 Anbieter

2 3
Nutzer
Abb. 3. Schematische Darstellung der Vertragsbeziehungen bei Postpaid/Inkasso

1. Kooperationsvertrag: Der Anbieter schließt mit FIRSTGATE einen Kooperati-


onsvertrag, in dem er FIRSTGATE beauftragt Forderungen, die beim Abruf
seiner kostenpflichtigen Inhalte entstanden sind, in seinem Namen und auf sei-
ne Rechnung gegen den Nutzer geltend zu machen.
2. Nutzungsvertrag: Ein Internetnutzer der kostenpflichtige Inhalte mit
„Click&Buy“ bezahlen will, meldet sich bei FIRSTGATE an. Dabei hinterlegt
er seine Zahlungsdetails und akzeptiert die Nutzungsbedingungen von FIRST-
GATE. Danach kann der Nutzer mittels seines Nutzernamen und Passwortes
bei allen Anbietern bezahlen, welche „Click&Buy“ als Zahlungsmethode an-
bieten.

2 Der Entwurf kann unter http://www.bmj.de/media/archive/894.pdf eingesehen werden.


3 § 2 Abs, 2 RDG-E: „Rechtsdienstleistung ist auch die Einziehung fremder oder zu Ein-
ziehungszwecken abgetretener Forderungen sowie der Ankauf und sonstige Erwerb
fremder Forderungen zum Zweck der Einziehung, wenn die Forderungseinziehung als
eigenständiges Geschäft betrieben wird (Inkassodienstleistung). Abgetretene Forderun-
gen gelten für den bisherigen Gläubiger nicht als fremd.“
216 Philipp Barthold, Timo Seidel

3. Kaufvertrag/Dienstleistungsvertrag: An dem eigentlichen Vertrag über die In-


anspruchnahme kostenpflichtiger Inhalte ist FIRSTGATE vollkommen unbetei-
ligt. Der Vertrag über die Inanspruchnahme der Dienstleistung oder den Kauf
der Ware kommt zwischen dem Anbieter und dem Nutzer zustande. Typi-
scherweise wird der Anbieter auch eigene AGB vorhalten, die der Nutzer ak-
zeptieren muss.
FIRSTGATE unterliegt als Inkassoinstitut zwar den Regeln des RberG und der
Aufsicht des Präsidenten des Amtsgerichts, nicht aber den zumeist noch strenge-
ren Regeln des Bankenrechts. Somit ist das Inkassosystem immer noch eine att-
raktive Gestaltungsmöglichkeit.

4.2 E-Geld

Betrachtenswert ist auch der in Deutschland noch kaum beschrittene Weg der
bankrechtlichen Zulassung zum E-Geld-Institut. Der aufsichtsrechtliche Rahmen
für E-Geld-Institute wurde durch die Richtlinien 2000/28/EG4 und 2000/46/EG5
des europäischen Parlament und des Rates geschaffen. In Art. 1 Abs. 3 lit. b) RL
2000/46/EG der so genannten E-Geld-Richtlinie wird E-Geld als monetärer Wert
in Form einer Forderung gegen eine ausgebende Stelle bezeichnet, der „(1.) auf
einem Datenträger gespeichert wird, (2.) gegen Entgegennahme eines Geldbetra-
ges ausgegeben wird, dessen Wert nicht geringer ist als der ausgegebene monetäre
Wert und (3.) von anderen Unternehmen als der ausgebenden Stelle als Zah-
lungsmittel akzeptiert werden.“ Umstritten war lange Zeit noch die Bedeutung des
Merkmals „von anderen Unternehmen (...)“. Dies kann einerseits bedeuten, dass
das E-Geld eines Emittenten von mehreren Händlern akzeptiert werden muss. An-
derseits kann es auch so ausgelegt werden, dass E-Geld-Systeme interoperabel
sein müssen, also das E-Geld eines Emittenten bei anderen E-Geld-Instituten ak-
zeptiert wird. Letztere Auslegung lehnt sich an das Girosystem an, bei welchem
Überweisungen zwischen verschiedenen Instituten möglich sind. Die englische
Aufsichtsbehörde, die Financial Services Authority (FSA), ließ schon früh Anbie-
ter zu, welche nur der ersten Auslegungsvariante genüge taten und schlug damit
einen liberalen Kurs gegenüber innovativen Zahlverfahren ein6. Auch die deutsche
Aufsichtsbehörde, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin),
folgt spätestens seit der Zulassung der NCS mobile payment Bank GmbH mit ih-
rem Zahlungssystem „Crandy“ zum E-Geld-Institut diesem Ansatz (BaFin 2005).
Die E-Geld-Lizenz ermöglicht seinen Inhabern, eine Reihe von Geschäften, die
sonst nach dem Kreditwesengesetz (KWG) nur Inhabern einer Bankerlaubnis vor-
behalten sind. So dürfen diese Institute E-Geld-Konten für Ihre Kunden unterhal-

4 Die Richtlinie 2000/28/EG ist einsehbar unter:


http://europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/dat/2000/l_275/l_27520001027de00370038.pdf
5 Die Richtlinie 2000/46/EG ist einsehbar unter:
http://europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/dat/2000/l_275/l_27520001027de00390043.pdf
6 Moneybookers Ltd. wurde am 5. Februar 2003 von der FSA als E-Geld-Institut zugelas-
sen.
Click&Buy von FIRSTGATE 217

ten, welche die Überweisung von vorausbezahlten Beträgen an andere Priva-


te oder aber Händler ermöglichen.
Durch die Anwendung von Bestimmungen der Richtlinie 2000/28/EG über die
Aufnahme und Ausübung der Tätigkeit der Kreditinstitute, können E-Geld-
Institute ihre Geschäfte dank der gegenseitigen Anerkennung EU-weit tätigen.
In Deutschland hat die E-Geld-Lizenz derzeit aber noch einen deutlichen Nach-
teil. Das E-Geld-Institut ist ein Institut im Sinne des § 1 Abs. 4 des Geldwäsche-
bekämpfungsgesetzes (GWG). Nach § 2 Abs. 1 GWG ist ein solches Institut „bei
Abschluss eines Vertrages einer auf Dauer angelegten Geschäftsbeziehung ver-
pflichtet den Vertragspartner ausreichend zu identifizieren“. Identifizieren im Sin-
ne des GWG ist „das Feststellen des Namens aufgrund eines gültigen Personal-
ausweises oder Reisepasses sowie des Geburtsdatums, des Geburtsortes, der
Staatsangehörigkeit und der Anschrift, soweit sie darin enthalten sind, und das
Feststellen von Art, Nummer und ausstellender Behörde des amtlichen Auswei-
ses“ (§ 1 Abs. 5 GWG). Zudem verlangt die BaFin die physische Präsenz des Nut-
zers bei der Identifizierung7. Jegliche Art der besonderen Legitimation verhindert
„Spontankäufe“ und schreckt Nutzer insbesondere dann ab, wenn es um die Ab-
wicklung kleinerer Beträge geht. Verlangt man aber auch noch die physische Prä-
senz des Nutzers, ist die Hürde für den Nutzer so hoch, dass er niemals ein E-
Geld-Konto eröffnen wird.
Dies hat offensichtlich auch die BaFin erkannt und hat gegenüber der Inhaberin
der ersten E-Geld-Erlaubnis in Deutschland, der NCS mobile Payment Bank
GmbH, auf die Einhaltung des § 2 Abs. 1 GWG unter folgender Maßgabe verzich-
tet: „Anonym registrierte Kunden können über insgesamt 150 Euro Guthaben auf
Ihrem Handy verfügen. Transaktionen für anonyme Kunden werden auf 30 Euro
pro Transaktion beschränkt“ (Crandy 2005).
Die Problematik der geldwäscherechtlichen Legitimation schränkt die Mög-
lichkeiten deutscher E-Geld-Institute deutlich ein. Folgt die BaFin zukünftig dem
insgesamt liberaleren Kurs der FSA, kann das E-Geld-Institut auch in Deutschland
und für FIRSTGATE zu einer echten Alternative zum klassischen Inkasso werden.

4.3 Payment Institution (New Legal Framework)

Auch Postpaid/Inkassosysteme wie „Click&Buy“ von FIRSTGATE werden in


wenigen Jahren in den Bereich des Bankenrechts fallen: Die Europäische Kom-
mission entwirft derzeit eine neue Richtlinie zur weiteren Vereinheitlichung des
Rechts des Zahlungsverkehrs innerhalb der EU (New Legal Framework – NLF8).
Die Beseitigung von rechtlichen Hindernissen für einen einheitlichen Zahlungs-
verkehrsraum soll insbesondere Wettbewerb unter gleichen Bedingungen gewähr-
leisten. Dazu sieht der Entwurf der Richtlinie die Schaffung eines neuen Instituts,

7 Verlautbarung der Bundesamtes für das Kreditwesen (heute BaFin) über Maßnahmen der
Kreditinstitute zur Bekämpfung und Verhinderung der Geldwäsche vom 30. März 1998.
8 Die Europäische Kommission informiert unter folgendem Link über das Vorhaben:
http://europa.eu.int/comm/internal_market/payments/framework/index_de.htm.
218 Philipp Barthold, Timo Seidel

der so genannten „Payment Institution“ vor. Wie der rechtliche Rahmen dieses In-
stitutes im Detail aussehen wird, kann derzeit noch nicht endgültig festgestellt
werden, da das Gesetzgebungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Mit einer
Umsetzung in nationales Recht ist nicht vor 2008 zurechnen. Klar ist aber schon
jetzt, dass die Richtlinie alle Online-Bezahlsysteme erfassen wird, die als
Postpaid/Inkassosysteme zu klassifizieren sind (Hoffmann 2005). Genauso wie
das E-Geld-Institut genießt die Payment-Institution EU-weite gegenseitige Aner-
kennung.
Grundsätzlich ist diese Entwicklung aus Sicht der FIRSTGATE AG begrü-
ßenswert, da die Rechtslage innerhalb der EU derzeit in Bezug auf Inkassosysteme
sehr unterschiedlich und unübersichtlich ist. Heute muss jede einzelne nationale
Rechtsordnung auf möglicherweise anwendbares Aufsichtsrecht aus dem Bereich
des Banken- oder Rechtsberatungsrechts überprüft werden. Zu einer Vereinfa-
chung und damit zu einer Hilfestellung für den Markteintritt neuer und innovativer
Zahlungssysteme führt die neue Richtlinie aber nur dann, wenn der laufenden Be-
trieb des Zahlungssystems nicht überreglementiert wird, wie dies heute z.B. be-
züglich E-Geld-Instituten und dem deutschen Geldwäschebekämpfungsrecht der
Fall ist (siehe Punkt 4.2).
Wie sich aus deutscher Sicht das neue RDG und das NLF zueinander verhalten
werden, d.h. ob beide oder nur eine der beiden Erlaubnisse ab 2008 notwendig
sein werden, ist derzeit noch unklar. Bei der zukünftigen Implementierung des
NLF in nationales Recht sollte aus Sicht der FIRSTGATE AG der Gesetzgeber ei-
ne klare Regelung zugunsten des europaweiten Instituts der Payment Institution
schaffen.

4.4 Fazit - rechtliche Modelle im Bereich E-Payment

Im Bereich der Online-Bezahlverfahren wird es zukünftig kein rechtliches Modell


mehr geben, das nicht irgendeiner staatlichen Erlaubnis bedarf. Diese Reglemen-
tierungen schützen den Verbraucher, der somit innovative und bankenunabhängi-
ge Zahlungsverfahren sorgenlos nutzen kann.
Dabei kommt es hinsichtlich der neuen europäischen Institute auch entschei-
dend auf die Umsetzung der EU-Vorgaben in nationales Recht und auf die Ausle-
gung durch die nationalen Aufsichtsbehörden an. Unterschiedliche Auffassungen
können hier schnell zu klaren Wettbewerbsvorteilen und -nachteilen zwischen den
Anbietern von Online-Zahlverfahren aus verschiedenen EU-Ländern führen.
Die Entwicklung neuer, EU-weiter Regelungen hilft Anbietern wie der
FIRSTGATE AG, die nicht nur national, sondern europaweit tätig sind. Entschei-
dend bei dieser Entwicklung ist, dass sowohl der gemeinschaftsrechtliche, als auch
der nationale Rahmen den Risiken im Zahlungsverkehr Rechnung trägt, aber nicht
innovativen Zahlverfahren durch Überreglementierung den Weg versperrt.
Click&Buy von FIRSTGATE 219

5 Fazit

x FIRSTGATE hat als erster Anbieter eines Verfahrens zur Abrechnung von di-
gitalen Inhalten die Marktentwicklung wesentlich mitbestimmt und ist der er-
fahrenste Anbieter im Bereich innovativer E-Payment-Systeme. Click&Buy ist
heute das technisch ausgereifteste Zahlungsverfahren im Internet, welches für
die Vermarktung von digitalen Inhalten eine Vielzahl unterschiedlicher Ab-
rechnungsmethoden bietet.
x Die Zugangsbeschränkungen zum Internet für potentielle Kunden werden auf-
grund sinkender Preise der Onlineprovider und die wachsende Anzahl von
Breitbandzugängen abgebaut. Diese neuen infrastrukturellen Möglichkeiten
schaffen den Zugang für neue Produkte wie Video-on-Demand, Musikdownlo-
ads und Voice-over-IP Diensten, die dem Markt für Paid Content/Paid Services
zusätzliche Wachstumsimpulse geben.
x Der Trend zur Kommerzialisierung von derzeit noch kostenfreien Inhalten und
Dienstleistungen wird sich weiter verstärken, da auch die Bereitschaft der Nut-
zer, für hochwertige digitale Güter einen angemessenen Preis zu zahlen, steigt.
Schon heute verzeichnet Click&Buy ein enormes Wachstum – täglich melden
sich allein in Europa 4.000 neue Käufer an – was nicht zuletzt auf den hohen
Bekanntheitsgrad durch die langjährige Präsenz im Markt zurückzuführen ist.
x Außereuropäische Länder, in denen Click&Buy noch nicht bekannt ist, werden
schon jetzt und in Zukunft noch stärker durch lokale Lizenznehmer erschlossen.
So wird Schritt für Schritt eine globale Plattform zur Zahlungsabwicklung im
Internet geschaffen.

Literatur

BaFin (2005) Veröffentlichungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, 54.


Jahrgang Nr. 3. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Bonn.
Crandy (2005) NCS mobile payment Bank GmbH.
http://www.crandy.com/homepage/de/firma/firma.jsp (Abruf: 12.8.2005).
Hoffmann (2005) The way forward to a Single Payment Market in the EU. Vortrag am
21.4.2005 beim Arbeitskreis ePayment, Brüssel
Langebucher K, Gößmann W, Werner S (2004) Zahlungsverkehr, Handbuch zum Recht der
Überweisung, Lastschrift, Kreditkarte und der elektronischen Zahlungsformen 1. Aufl
Beck, München
Neumann D, Bock C (2004) Zahlungsverkehr im Internet, 1. Aufl Beck, München
Rennen G, Caliebe G (2001) Rechtsberatungsgesetz, 3. Aufl Beck, München
Seitz W (2000) Inkassohandbuch, Recht und Praxis des Inkassowesens, 3. Aufl Beck,
München
paybox austria – eine M-Payment
Erfolgsgeschichte

Jochen Punzet

paybox austria AG, Wien

1 paybox – Österreich zahlt mit dem Handy

paybox entwickelte im Jahr 2000 weltweit das erste System, das die einfache, be-
nutzerfreundliche und sichere Bezahlung via Mobiltelefon ermöglicht. In Öster-
reich bietet die paybox austria AG seit 2001 das "Bezahlen mit dem Handy" an
und ist heute mit mehr als 150.000 Kunden hierzulande die führende M-Payment
Lösung. Das Unternehmen ist seit 2003 eine 100-prozentige Tochter der mobil-
kom austria AG, dem Marktführer unter Österreichs Mobilfunkbetreibern.
paybox wurde von Beginn an als offene Zahlungs-Plattform konzipiert und
steht auch heute noch, unabhängig von seiner Eigentümerstruktur, Kunden aller
österreichischen Mobilfunkbetreiber gleichermaßen zum Bezahlen mit dem Handy
zur Verfügung. Voraussetzung für die Nutzung von paybox sind lediglich ein Ver-
trags- oder Wertkartenhandy, eine österreichische Bankverbindung und die An-
meldung bei paybox1.

1.1 paybox als M-Payment Motor

Die paybox austria AG hat in Österreich den Weg für erfolgreiches mobiles Be-
zahlen aufbereitet. Durch die Kooperation mit Branchenleadern der heimischen
Wirtschaft konnte paybox innerhalb weniger Jahre eine hohe Marktdurchdringung
erreichen. Zu den Akzeptanzpartnern zählen unter anderem die Stadt Wien und
andere Gemeinden für Handy Parken, die Österreichischen Bundesbahnen, Nah-
verkehrsbetriebe in sechs Landeshauptstädten, die Österreichischen Lotterien, Ca-
sinos Austria, betandwin.com, die Tankstellenkette OMV und Handelsketten wie
Libro, Cosmos und Hartlauer. In nur wenigen Jahren konnten über 150.000 pay-
box Kunden gewonnen werden, die heute bei mehr als 4.000 Akzeptanzstellen mit
ihrem Handy bezahlen. Und paybox wächst mit aktuell 5.000 Neuanmeldungen
pro Monat konstant weiter. Die Zahl der Akzeptanzstellen konnte innerhalb des
Jahres 2004 verdoppelt werden.

1 Die Anmeldung erfolgt auf der paybox Website www.paybox.at.


222 Jochen Punzet

1.2 paybox macht Österreich zum M-Payment Musterland

Eine durch das österreichische Markt- und Meinungsforschungsinstitut FESSEL-


GfK2 durchgeführte Befragung im November 2004 bescheinigt den Österreichern
eine sehr große M-Payment Affinität und stetig steigendes Interesse am mobilen
Bezahlen. Bereits 17 %, also rund 1,4 Millionen Österreicher, geben an, mit dem
Handy bezahlen zu wollen. Im März 2005 kennen bereits 80 % der Österreicher
„mobiles Bezahlen“ – im Dezember 2003 waren es vergleichsweise erst 28 %.
Auch das Vertrauen in die Sicherheit des M-Payment ist innerhalb eines halben
Jahres von 49 % (Mai 2004) auf 63 % (November 2004) gestiegen (FESSEL-GfK
2003–2005).
Österreich ist aufgrund der erfolgreichen Marktaktivitäten von paybox auch im
weltweiten Vergleich ein M-Payment Vorreiterland. Das bestätigt die von Arthur
D. Little im Jahr 2004 veröffentlichte globale Studie „Making M-Payments a Rea-
lity“. Sie reiht Österreich in die Führungsgruppe mit Korea, Singapur und Norwe-
gen als das Land mit dem bestentwickelten M-Payment-Markt ein (Taga u. Karls-
son 2004)3.
Grund für diesen Erfolg sind die vergleichsweise frühe Einführung von attrak-
tiven mobilen Anwendungen sowie die Möglichkeit, diese mit paybox unabhängig
vom Mobilfunkbetreiber zu nutzen. Weiters ist es paybox gelungen, sich als
glaubwürdige Marke zu etablieren und somit bei der österreichischen Bevölkerung
Vertrauen in mobiles Bezahlen zu schaffen.
Will Österreich seine Vorreiterrolle im M-Payment Bereich erfolgreich weiter
ausbauen, ist die Schaffung eines einheitlichen M-Payment Standards als Wachs-
tumstreiber jedoch unabdingbar. paybox ist bereits heute so offen konzipiert, dass
eine engere Zusammenarbeit mit weiteren Partnern aus dem Mobilfunk- und Fi-
nanzdienstleistungsbereich jederzeit möglich ist.

2 Funktionsweise von paybox

2.1 Bezahlen mit paybox – wie funktioniert es?

paybox ist ein zeitgemäßes, einfaches und sicheres Zahlungsmittel. Dementspre-


chend gerne und vielseitig setzen die Österreicher das Handy zum Bezahlen ein:
für mobile Anwendungen, zum sicheren Bezahlen im Internet, im klassischen
Handel und an Automaten.
Beim Bezahlen mit paybox gibt man einfach seine Handynummer (paybox
Nummer) an. Nach wenigen Sekunden erhält man einen automatischen Anruf von

2 FESSEL-GfK, repräsentative Befragung, österreichische Bevölkerung ab 12 Jahren,


2003–2005.
3 Weitere Studienergebnisse erläutern die Studienautoren Karlsson u. Taga im Rahmen des
Beitrages „M-Payment im internationalen Kontext“ in diesem Buch.
paybox austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte 223

paybox und hört Betrag sowie Zahlungsempfänger. Durch Eingabe einer vierstel-
ligen PIN wird die Zahlung freigegeben. Nun wird der Betrag vom Bankkonto ab-
gebucht. Der Bezahlende erhält im Anschluss per SMS bzw. per E-Mail eine Zah-
lungsbestätigung. Dauer des gesamten Bezahlvorganges: maximal 30 Sekunden.

2.2 Transaktionsablauf von paybox-Zahlungen im Detail

Während der paybox Kunde beim Bezahlen einfach nur seine Handynummer an-
gibt und danach die Zahlung mit einem PIN-Code bestätigt, läuft im Hintergrund
ein technisch komplexer, automatisierter Transaktionsprozess, der folgend kurz
beschrieben wird:

2.2.1 Auslösen einer Transaktion


Der paybox Kunde wählt beim Produktkauf bei einem Händler (online oder im
klassischen Handel) paybox als Zahlungsmittel und gibt seine Handynummer be-
kannt. Die Handynummer, der Betrag und die Händler-ID werden über eine gesi-
cherte Internetverbindung an paybox übermittelt. paybox prüft die Nutzungsbe-
rechtigung des Kunden und initiiert den automatisierten Autorisierungscall an den
Kunden.

2.2.2 Autorisierungsanruf
Der Kunde nimmt den automatischen paybox Anruf entgegen und gibt die Zah-
lung durch Eingabe seiner geheimen, vierstelligen paybox PIN frei.

2.2.3 Transaktionsbestätigung
paybox speichert die Transaktionsdaten sowie die Zahlungsfreigabe des Kunden
und übermittelt an den Kunden sowie an den Händler eine Transaktionsbestäti-
gung. Darüber hinaus bietet paybox Kunden und Händlern die Möglichkeit, alle
getätigten paybox Zahlungen auf der paybox Homepage in einem passwortge-
schützten Bereich zu kontrollieren.

2.2.4 Abbuchung und Verrechnung


Abhängig von dem durch den Händler festgelegten Abbuchungszeitpunkt wird der
genannte Betrag per Lastschrift vom Bankkonto des Kunden eingezogen und dem
Händlerkonto gutgeschrieben. Die Abrechnung zwischen dem Händler und pay-
box erfolgt – wenn nicht anders vereinbart – 14-tägig in Papierform. Die A1 Bank
ist von paybox mit der Abwicklung der Zahlungen beauftragt und tritt als Treu-
händerin für die paybox Konten auf.
224 Jochen Punzet

Abb. 1. Schematischer Ablauf einer paybox Zahlung


paybox austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte 225

3 Das Zahlungsmittel für das mobile Zeitalter

Mobiltelefon und Internet haben das Lebenstempo der Menschen im Privat- und
Berufsleben erheblich beschleunigt. Jede Technik, die eine Zeitersparnis und echte
Erleichterung für den Alltag bringt, wird von den Konsumenten deshalb ange-
nommen. Sei es zum Lösen von Parkscheinen, Lottospielen, für Geldüberweisun-
gen, den Einkauf im Internet oder im Geschäft – mobiles Bestellen und Bezahlen
hilft Zeit und somit Geld sparen.
paybox entspricht den Anforderungen des Internet- und Handyzeitalters: Das
Bezahlen mit dem Handy ist schnell und sicher, paybox einfach zu bedienen,
günstig in der Anwendung und vielseitig einsetzbar. Als offene Plattform ist pay-
box für alle Mobilfunknutzer eine echte Option zur Steigerung der Lebensqualität.

3.1 Einsatzmöglichkeiten von paybox

Wer verlässt heute das Haus noch ohne Handy? Das Handy ist stets griffbereit und
immer mehr Menschen wollen es daher, alternativ zu anderen Zahlungsmitteln,
auch als mobile Geldbörse einsetzen. Die Anwendungsmöglichkeiten von paybox
gliedern sich dabei in drei wesentliche Bereiche:
x mobile Anwendungen,
x Bezahlen im Internet und im
x klassischen Handel.

3.1.1 Mobile Anwendungen


paybox Kunden steht eine Vielzahl an erfolgreichen mobilen Anwendungen zur
Verfügung:
Erfolgsbeispiel: Handy Parken. Jeder kennt wohl die Situation: man steht in ei-
ner Kurzparkzone und hat kein Kleingeld oder keinen Parkschein, die Trafiken
haben bereits geschlossen. mobilkom austria und Siemens Business Services ha-
ben eine einfache Lösung entwickelt, mit der es möglich ist, Parkgebühren in
Kurzparkzonen jederzeit per Handy zu begleichen und mit paybox zu bezahlen.
Die Städte Wien, Gleisdorf, Mödling, Stockerau, Bregenz, St. Pölten und Wels
bieten ihren Bürgern Handy Parken bereits an.
Handy Parken im Detail. In Wien sendet man zum erstmaligen Registrieren ein-
fach ein SMS mit „Parken“ an die Telefonnummer 0664/6606000. Zum Lösen ei-
nes Parkscheines schickt man ein SMS mit den gewünschten Parkminuten (10, 30,
60, 90 oder 120) an dieselbe Nummer. Danach erhält man die Aufforderung zum
Aufladen eines Parkscheinguthabens, diese bestätigt man mit „Ja“. Der Handy-
Parkschein kommt direkt auf das Handy. Alle weiteren Parkscheine werden vom
Guthaben abgebucht, ist dieses erschöpft, wird man automatisch zum Wiederauf-
laden aufgefordert. In den anderen Städten registriert man sein Fahrzeug einmalig
mit der bevorzugten Gemeinde auf www.handy-parken.at. Zum Lösen eines Park-
226 Jochen Punzet

scheines schickt man ein SMS mit den gewünschten Parkminuten an


0664/6606990 und erhält seinen Parkschein auf das Handy. Die Parkgebühren
werden mindestens alle 15 Tage vom angegebenen Bankkonto abgebucht.
Handy Fahrschein. In den Städten Wien, Graz, Linz, Klagenfurt, Innsbruck und
Salzburg kann man bei den öffentlichen Verkehrsmitteln Einzel- und Tagesfahr-
scheine mit dem Handy kaufen. So kann man bereits den Weg zur Haltestelle für
den Fahrscheinkauf nützen.
Bahnkarten. Über lange Warteschlangen an den Bahnhofschaltern ärgern sich
paybox Kunden schon lange nicht mehr. Sie lösen ihr Ticket der Österreichischen
Bundesbahnen mittels SMS bequem von unterwegs und bezahlen mit dem Handy.
Dem Schaffner zeigen sie das Handydisplay mit der SMS-Fahrkarte.
Lottospielen per SMS. Mit SMS Lotto versäumt man keine Ziehung bei 6 aus 45,
dem österreichischen Lotto. Man kann über das Handy – immer und überall – sei-
nen Tipp abgeben.
Handymaut. Auf einigen stark befahrenen mautpflichtigen Autobahnen (z.B.
Brenner- und Tauernautobahn) zahlen payboxer ihr Videomaut-Ticket bereits vor-
ab per Handy. Dann fahren sie mit ihrem PKW an der Kolonne vorbei zum Vi-
deomautschranken. Kameras erfassen das Autokennzeichen und schon öffnen sich
die Schranken – ohne Anhalten oder Kleingeldsuche.
Kino- und Konzertkarten. Mit paybox kauft man seine Kinokarten im Internet
oder von unterwegs (per SMS) und bezahlt gleich mit dem Handy. Das Abholen
der Karte eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung gehört somit der Vergan-
genheit an. Auch die Konzerttickets bestellt man mit dem Handy und erhält sie per
SMS direkt auf das Handy geliefert.
Geld überweisen mit dem Handy.
x Online Erlagschein: Über die Website www.paybox.at können paybox Kunden
schnell und einfach und ohne Eingabe von TAN-Codes mittels Online-
Erlagschein Geld an österreichische Mobilfunknummern oder österreichische
Konten überweisen.
x Geld überweisen von Handy zu Handy: paybox Kunden verfügen über die der-
zeit schnellste und bequemste Möglichkeit, Geldbeträge von privat zu privat
über das Handy zu überweisen. Voraussetzung ist, dass sowohl Zahler als auch
Empfänger bei paybox registriert sind.
x Geld anfordern via Handy: Gute Freunde – genaue Rechnung. Mittels paybox
kann man online oder über das Handy Geldbeträge anfordern, vorausgesetzt der
Empfänger der Zahlungsaufforderung ist ebenfalls bei paybox angemeldet.

3.1.2 Bezahlen im Internet


Online-Shopper legen besonderen Wert auf Sicherheit und Einfachheit beim Be-
zahlen, Ansprüche, welche die M-Payment Lösung von paybox optimal erfüllt.
Die Waren werden zwar online bestellt, die Autorisierung der Bezahlung erfolgt
paybox austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte 227

aber getrennt über das Handy. Es werden keine sensiblen Kundendaten über das
Internet weitergegeben. paybox Nutzer wissen das zu schätzen – 51 % aller pay-
box Transaktionen wurden im Jahr 2004 im Internet getätigt. Einkäufe in den
zahlreichen österreichischen Online Shops, der Kauf von Kinokarten (Cineplexx),
das Herunterladen von Klingeltönen (z.B. bei sms.at) sowie Spiele und Wetten
(z.B. win2day, betandwin.com) gehören zu diesem stark genutzten Bereich.

3.1.3 Klassischer Handel


paybox bietet mit seiner einfachen, bequemen und sicheren Zahlungsmethode im
klassischen Handel eine ideale Ergänzung zu Bankomat- und Kreditkarte. Geld-
börse vergessen? Kein Kleingeld für den Warenautomaten dabei? Oder einfach
bequem Shoppen mit dem Handy, das man sowieso immer bei sich trägt? Wer
einmal das Handy als Zahlungsmittel für sich entdeckt hat, schätzt seine Vielsei-
tigkeit und setzt es immer wieder ein.
Zahlen am POS. Mit paybox kann man in vielen Einzelhandelsgeschäften und bei
großen österreichischen Handelsketten wie Libro, Cosmos und Hartlauer mobil
bezahlen. Per Handy tanken und einkaufen im Tankstellenshop ist bei OMV
Tankstellen rund um die Uhr in ganz Österreich möglich.
Auch bei Händlern, die kein fixes Geschäftslokal betreiben, ist die Bezahlung
mit dem Handy möglich. So können beispielsweise Taxifahrer, Standbetreiber und
Hauszusteller – die im Regelfall ein Handy bei sich tragen – dieses als paybox
Zahlungsterminal verwenden.
Bargeldlos am Automaten zahlen. Warenautomaten bieten – besonders dann,
wenn man bargeldlos bezahlen kann – die äußerst praktische Möglichkeit Zigaret-
ten, Snacks und Getränke rund um die Uhr zu kaufen. Beim Einkauf braucht man
nicht nach Kleingeld zu suchen. Auch der Ärger mit steckenbleibenden oder
durchfallenden Münzen gehört der Vergangenheit an. Vorteile bringt paybox auch
für die Automaten-Betreiber: Für sie entfallen die hohen Kosten durch die Bar-
geld-Abwicklungen und das Risiko, dass Falschmünzen in Umlauf kommen. mo-
bilkom austria hat diese zukunftsweisende Lösung für die Bezahlung an Warenau-
tomaten entwickelt – bezahlt wird mit paybox. Und so funktioniert der Einkauf am
Automaten: Alle paybox-fähigen Automaten sind durch einen Aufkleber mit dem
Automatennamen gekennzeichnet. Diesen Namen sendet man per SMS an
0664/6600123. Ein pauschales Guthaben erscheint am Automatendisplay, die ge-
wünschte Ware kann ausgewählt werden. Die einzelnen Automatenzahlungen
werden gesammelt mindestens alle 15 Tage vom Bankkonto des Käufers abge-
bucht. Im passwortgeschützten Bereich auf der paybox Homepage kann man alle
getätigten Einkäufe überprüfen.
228 Jochen Punzet

4 paybox für Kunden und Partner

4.1 paybox Produkte

paybox bietet seinen Kunden derzeit zwei Produkte an: „paybox classic“ und
„paybox public“:

4.1.1 paybox classic


Mit paybox classic stehen dem Handynutzer alle im vorangegangenen Kapitel be-
schriebenen Funktionalitäten uneingeschränkt zur Verfügung. Das Jahresentgelt
beträgt 15 Euro.

4.1.2 paybox public


Dieses Service ist auf Angebote der öffentlichen Hand beschränkt und gratis. Es
kann für Handy Parken und den Kauf von Handy Fahrscheinen bei öffentlichen
Verkehrsmitteln eingesetzt werden. Ein Umstieg auf paybox classic ist jederzeit
durch einen einfachen Anruf bei der paybox Kundenhotline4 möglich.

4.2 paybox Partner werden

Händler, die paybox als Zahlungsmittel akzeptieren, sprechen über 7 Millionen ös-
terreichische Handy Nutzer als potenzielle Kunden an und bieten ihnen eine opti-
male Ergänzung zu anderen bargeldlosen Zahlungsmitteln. Die innovative Zah-
lungsform ermöglicht, neue, zahlungskräftige Kunden in einem jungen Kunden-
segment zu gewinnen. Die paybox Zahlungslösung ist sowohl im Internet als auch
im klassischen Handel mit geringem organisatorischen Aufwand schnell integrier-
bar. Aufgrund von Credit-Scorings, Zahlungslimits und einem sicheren Autorisie-
rungsverfahren ist paybox auch für Händler sehr sicher. Darüber hinaus besteht
die Möglichkeit der Umsatz- und Zahlungskontrolle über einen geschützten
Extranet-Zugang. Attraktive Konditionen mit einem transaktionsabhängigen Ser-
viceentgelt machen paybox für Partner besonders interessant.

4.2.1 paybox Lösung für Webshops


Im Online Bereich bietet paybox die Möglichkeit der eigenständigen Einbindung
mittels einfach integrierbarer Software. Die Transaktionsabwicklung erfolgt über
eine Schnittstelle. paybox stellt entsprechende Templates zur Integration zur Ver-
fügung, die der Händler in seinen Online Shop einbinden und individuell anpassen
kann. Im Zuge der Transaktionsabwicklung wird zwischen Händler und paybox
lediglich die Handynummer des Kunden, der Betrag und die Händler-ID des Kun-

4 Die paybox Kundenhotline ist unter der österreichischen Nummer 0810/729 269 erreich-
bar.
paybox austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte 229

den ausgetauscht – aber keinerlei sensible persönliche Daten. Darüber hinaus ko-
operiert paybox mit Payment Service-Providern, die eine Zahlungsplattform mit
unterschiedlichen Zahlungsmitteln anbieten5.

4.2.2 paybox Lösung für den klassischen Handel und sonstige


Dienstleister
Für die Integration in ein Kassensystem im klassischen Handel erfolgt die Zu-
sammenarbeit mit dem jeweiligen Kassensystemhersteller. Weiters bietet paybox
im Handel, wo keine Kassenintegration möglich ist, sowie im Zuge von telefoni-
schen Bestellungen (z.B. Ticket Hotline, Versandhandel, Zustelldienste), die Zah-
lungsabwicklung über ein webbasiertes Terminal an. Es besteht hier kein Integra-
tionsaufwand für den Händler. paybox stellt lediglich Benutzername und Passwort
zur Verfügung. Der Zugriff auf das Webterminal erfolgt über einen Link, der unter
anderem über die paybox Homepage erreichbar ist.

5 paybox macht Bezahlen einfach sicher

5.1 Gründe für die hohe Sicherheit

Bezahlen mit dem Handy gehört zu den sichersten bargeldlosen Zahlungsformen.


Modernste Technologien und ausgewählte Partner sorgen für einen sicheren Zah-
lungsverkehr. Folgende Gründe belegen die hohe Sicherheit des Bezahlens mit
paybox:
x Die hohe Sicherheit bei der Datenübertragung: Die Zahlungstransaktion wird
über Mobilfunk autorisiert. Die GSM-Mobilfunknetze gelten derzeit als die si-
chersten Wege der Datenübertragung.
x Schutz vor Missbrauch: Jede Zahlung wird durch eine persönliche paybox PIN
freigegeben und es werden keine sensiblen Daten übertragen. Damit hat sich
paybox gerade beim Bezahlen im Internet als besonders praktisch und sicher
erwiesen.
x Starke Partner: Die Sicherheit beim Zahlungsprozess wird durch starke paybox
Partner (z.B. A1 Bank AG, BA-CA) gewährleistet.

5.2 Ausgezeichnete Sicherheit

Für diese strengen Sicherheitsmaßnahmen erhielt paybox zahlreiche Auszeich-


nungen (EURO Label, Österreichisches E-Government Gütesiegel, E-Commerce
Quality Gütesiegel). Darüber hinaus wurde die Systemsicherheit von paybox auch
durch die Oesterreichische Nationalbank geprüft.

5 Ein Beispiel dafür ist die im Beitrag von Gassner in diesem Buch vorgestellte „mPAY24
Multi Payment Plattform für E- und M-Commerce“.
230 Jochen Punzet

5.3 paybox und Jugendschutz

Jugendschutz erhöht die Sicherheit, paybox legt deshalb großen Wert darauf, die
Anliegen des Jugendschutzes zu unterstützen. Ab Jänner 2007 wird in Österreich
ein Altersnachweis an Zigarettenautomaten verpflichtend eingeführt. Die rund
8.000 Automaten werden mit einer elektronischen Alterskontrolle für Jugendliche
unter 16 Jahren versehen, die nur mittels Handy oder Bankomatkarte mit Quick
Funktion sichergestellt werden kann.

6 paybox Facts & Figures

6.1 paybox im Einsatz

In Österreich wird bereits jede Minute eine paybox Transaktion durchgeführt


(März 2005). Die durchschnittliche Transaktion liegt mit 20 Euro auf hohem Ni-
veau. Die Liste der beliebtesten paybox Services im Jahr 2004 führte Handy Par-
ken vor dem Bezahlen von Lotto Tipps (win2day, SMS Lotto) und Mobile Con-
tent (z.B. auf sms.at) via Handy an. Die beliebtesten paybox-Services sind:
1. Handy Parken
2. Lotto
3. Mobile Content
4. Kinokarten
5. Tanken
6. Automaten
7. Wetten
8. Fahrscheine für öffentliche Verkehrsmittel
9. Wertkartenaufladung
10. Event-Tickets

6.2 payboxer Profil

Der durchschnittliche Handy-Zahler ist männlich (64 %), zwischen 21 und 39 Jah-
re alt (66 %) und nutzt sein Handy mehr als nur zum Telefonieren. Er ist mit ei-
nem Einkommen von rund 26.000 Euro überdurchschnittlich kaufkräftig, mobil
und legt auf Freiheits- und Conveniencegewinn wert6. paybox erfüllt diese Be-
dürfnisse mit seinen vielfältigen attraktiven Anwendungen.

6 Alle Zahlen paybox Statistik, Stand März 2005.


paybox austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte 231

6.3 Steigende Bekanntheit

Die Bekanntheit von paybox ist im Laufe der letzten Jahre enorm gestiegen
(FESSEL-GfK 2004 u. 2005):
x 80 % der Österreicher kennen die mobile Bezahlmöglichkeit (März 2005)
x Steigendes Nutzungsinteresse: 17 % der Österreicher wollen mobil bezahlen
(Nov. 2004)
x Vertrauen in mobiles Bezahlen steigt deutlich: von 49 % im Mai 2004 auf 63 %
im Nov. 2004

Abb. 2. Gestützte Bekanntheit von paybox, (FESSEL-GfK 2003–2005)7

6.4 Geografische Verbreitung

paybox wird generell in allen österreichischen Bundesländern gut angenommen.


In der Einführungsphase kamen die meisten paybox Kunden aus Wien. Durch at-
traktive Bundesländer Services wie Handy Parken in sieben Städten, Handy Tan-
ken in ganz Österreich, Handy Fahrscheine in sechs Landeshauptstädten und zahl-
reiche neue Akzeptanzpartner in den Bundesländern konnte die Zahl der paybox
Nutzer auch dort erheblich gesteigert werden. Im Bundesländervergleich wird
paybox derzeit von den Wienern (24 %) und Steirern (18 %) am stärksten ange-
nommen, gefolgt von Niederösterreichern (17 %) und Oberösterreichern (12 %).

6.5 Drei paybox Nutzer-Welten

Die Anwendungsmöglichkeiten von paybox lassen sich – wie bereits beschrieben


– drei M-Payment Bereichen zuordnen: Mobile Nutzer-Welt, Internet und klassi-
scher Handel.

7 repräsentative Befragung, n = 1.000


232 Jochen Punzet

6.5.1 Mobile Nutzer-Welt


In der mobilen Nutzer-Welt bewegen sich 20- bis 49-Jährige, die paybox für die
Convenience schätzen, Dinge jederzeit und überall von unterwegs zu erledigen
und gleich zu bezahlen. Ob bei Handy Parken, dem Kauf von Handytickets für die
öffentlichen Verkehrsmittel oder beim Lotto spielen per SMS. 35 % der paybox
Transaktionen sind auf den mobilen Bereich zurückzuführen. Im Durchschnitt
liegt eine Transaktion bei 18 Euro.

Abb. 3. paybox Anwendungsszenario „Handy Parken“

6.5.2 Internet
Das Internet ist mit 51 % aller Transaktionen nach wie vor stärkster Bereich des
Zahlungsmittels paybox und wird vorwiegend von der jüngeren Zielgruppe der
18- bis 30-Jährigen genutzt. Die durchschnittliche Transaktionshöhe liegt bei 32
Euro. Die beliebtesten Anbieter sind win2day, betandwin.com und sms.at. paybox
wird aber auch bei zahlreichen kleinen Online-Shops zum Bezahlen verwendet.

6.5.3 Klassischer Handel


Im klassischen Handel ersetzen die so genannten „Early-Adopter“ von M-Pay-
ment Bankomat- und Kreditkarte zunehmend durch das Handy-Zahlungsmittel
paybox, zum Beispiel bei den Handelsketten Libro, Cosmos und Hartlauer oder an
OMV Tankstellen. Aber auch das Bezahlen an Automaten erfreut sich zunehmen-
der Beliebtheit. Mit 14 % Anteil an den Transaktionen und durchschnittlich 23
Euro pro Transaktion stellt der klassische Handel die dritte Nutzer-Welt von pay-
box dar.
paybox austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte 233

Abb. 4. paybox Anwendungsszenarien „Bezahlen im klassischen Handel und im Internet“

7 Schlüssel zum Erfolg: Breites Angebot und


Kundenzufriedenheit

In nur vier Jahren ist es dem mobilen Zahlungsmittelanbieter paybox austria ge-
lungen, sich als glaubwürdige Marke zu etablieren und somit bei Kunden und Un-
ternehmen Vertrauen in mobiles Zahlen zu schaffen. Die einfache und schnelle
Nutzung und die hohen Sicherheitsstandards haben paybox zum Erfolg geführt.
Durch die Kooperation mit attraktiven Partnern konnte man innovative Services
anbieten und damit neue Akzeptanzpartner und Kunden ansprechen. So machte es
beispielsweise eine Mobilitätsoffensive möglich, dass Autofahrer mit dem Handy
parken (Partner: mobilkom austria und Siemens Business Services), Mautgebüh-
ren per paybox bezahlen (Partner: ASFINAG), in ganz Österreich mit dem Handy
tanken und in Tankstellen Shops einkaufen (Partner: OMV). Nicht motorisierte
Verkehrsteilnehmer können Bahnkarten für Österreich lösen (Partner: Österreichi-
sche Bundesbahnen) und Fahrscheine in den größten österreichischen Städten mit
dem Handy lösen (Partner: Nahverkehrsbetriebe). Ein Vertriebsschwerpunkt im
Elektrohandel hat dazu geführt, dass man überall dort, wo man Handys kaufen
kann, auch gleich die Anmeldung zu paybox durchführen und in weiterer Folge
auch mit dem Handy bezahlen kann (Partner u.a. Cosmos, Hartlauer). Nicht nur
das Angebot stimmt, sondern auch die Qualität. Kunden und Akzeptanzpartner
schätzen den guten Customer Service von paybox, nämlich kompetente und
freundliche Auskunft und schnelle Erreichbarkeit eines Ansprechpartners. Die
letzte Kundenzufriedenheitsstudie8 (IGF 2004) brachte folgendes Ergebnis:

8 IGF, Kundenzufriedenheitsstudie bei paybox classic Neukunden, 08-09/2004, n = 421


234 Jochen Punzet

Abb. 5. paybox Kundenzufriedenheit (IGF 2004)

x 92 % der paybox Kunden sind mit ihren bisherigen Erfahrungen sehr zufrieden
oder zufrieden.
x Sie können paybox jederzeit als Zahlungsmittel weiterempfehlen.
x Kunden bezeichnen paybox als nützlich, sicher und komfortabel.

8 Fazit

x paybox hat sich als Betreiber unabhängige, sichere mobile Zahlungslösung in


Österreich etabliert und ist als de facto Standard unangefochtene Nummer 1 des
M-Payment in Österreich.
x Das Bezahlservice, das sich aus einem Mobilitätsgedanken heraus entwickelt
hat, wird von der österreichischen Bevölkerung mit Begeisterung angenommen.
Mit über 150.000 Kunden (März 2005) konnte sich die junge paybox erstaun-
lich schnell neben Zahlungsformen wie Bankomat- und Kreditkarte etablieren,
aber noch längst sind nicht alle Potenziale ausgeschöpft.
x Das Mobiltelefon wird auch in Zukunft ständiger Begleiter des Menschen in al-
len Lebenslagen sein. Ziel von paybox wird es daher weiterhin sein, den Kon-
sumenten die Multifunktionalität ihres Handys und die damit verbundenen Er-
leichterungen noch schmackhafter zu machen, damit beim Bezahlen noch öfter
das Handy gezückt wird.
x paybox liefert dazu als etabliertes, einfaches und besonders sicheres Zahlungs-
mittel die besten Voraussetzungen. Weitere Informationen zu paybox sind unter
www.paybox.at abrufbar.
paybox austria – eine M-Payment Erfolgsgeschichte 235

Literatur

FESSEL-GfK (2003–2005) Repräsentative Befragung, österreichische Bevölkerung ab 12


Jahren. FESSEL-GfK Institut für Marktforschung GesmbH, Wien
IGF (2004) Kundenzufriedenheitsstudie bei paybox classic Neukunden, 08-09/2004
paybox Statistik (2005) Unternehmenseigene Daten, Stand März 2005
Taga K, Karlsson, J (2004) Arthur D. Little Global M-Payment Report – Making M-
Payments a Reality. Arthur D. Little Austria GmbH, Wien
PayPal – Globales Zahlungssystem mit
Kompetenz für lokale Zahlungsmärkte

Frerk-Malte Feller

PayPal Deutschland GmbH, Europarc Dreilinden

1 Geschichte von PayPal

1.1 Geschichte in den USA

1.1.1 Zahlungslandschaft USA


Mitte der Neunzigerjahre ist die Zahlungslandschaft in den USA geprägt durch
den Gebrauch von Bargeld, Schecks und Kreditkarten. Diese stellen sich jedoch
schnell als nur bedingt geeignet für den Handel im Internet heraus. Der Postver-
sand von Bargeld und Schecks erfordert einen hohen Vertrauensvorschuss, der bei
der hohen Intransparenz des Marktes und seiner Teilnehmer in den seltensten Fäl-
len vorhanden ist. Auch die Verbreitung der Kreditkarte bei Zahlvorgängen im
Online-Handel erfordert viel Vertrauen auf Seiten der Käufer.
Der Boom des Online-Handels machte schließlich neue, dem Medium entspre-
chende und den Ansprüchen der Nutzer angepasste Zahlungssysteme erforderlich.
Sicherheit, Geschwindigkeit und einfache Handhabung sind die entscheidenden
Determinanten der Systeme, die den Erfolg des Online-Handels unterstützen. Ins-
besondere für die Abwicklung kleinerer Beträge und den Handel zwischen Privat-
personen erweisen sich die gängigen Zahlungsmittel als ungeeignet. Gleichzeitig
entstehen Mitte der der Neunziger Jahre Online-Marktplätze wie eBay, bei denen
der Handel zwischen Privatpersonen im Mittelpunkt steht. Hier fiel die Kreditkar-
te zudem als Zahlungsmittel weitgehend aus, denn Privatpersonen und kleine
Händler erhalten von den Banken in der Regel nicht die Möglichkeit, Kreditkarten
direkt zu akzeptieren. Die Zahlungslandschaft in den USA stand vor einem Um-
bruch.

1.1.2 Gründung und Aufbau


PayPal wurde Ende 1998 von dem Amerikaner Peter Thiel, einem ehemaligen
Anwalt und Finanzhändler gegründet. Gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden
von der Stanford Universität gründete er ein Unternehmen namens Confinity. Pe-
ter Thiel finanzierte Max Levchin, einen Software-Entwickler, der die Notwen-
238 Frerk-Malte Feller

digkeit für die Entwicklung eines sicheren Softwaresystems zum elektronischen


Transfer von Zahlungen erkannt hatte und zu diesem Zeitpunkt bereits an einer
entsprechenden Lösung arbeitete. Zunächst war PayPal eines von mehreren inner-
halb von Confinity entwickelten Produkten und für Palm-Geräte geplant – es soll-
ten Geldbeträge von einem Palm-Gerät auf ein anders übertragen werden. Schnell
zeigte sich jedoch die besondere Eignung von PayPal als internetbasiertes Zah-
lungssystem.
Anschubfinanzierungen durch Nokia Ventures und die Deutsche Bank be-
schleunigten den Entwicklungsprozess. Der Launch der Services von Confinity
(u.a. des Online-Zahlungssystems PayPal) im November 1999 rief weitere Betei-
ligungsunternehmen auf den Plan. So investierte Goldman, Sachs & Co in das
Confinity-Projekt PayPal.com.
Durch die rasche Verbreitung des Internet wurden bei PayPal schnell mehr als
1,5 Millionen Konten eingerichtet. Die Konzentration von Confinity auf das er-
folgreiche Produkt PayPal zeigte sich schon bald durch die Umfirmierung. Anfang
2002 ging das Unternehmen unter dem Namen PayPal für rund 900 Millionen US-
Dollar an die Börse. Im Juli 2002 werden über die 16 Millionen PayPal-Konten,
täglich bereits mehr als 295.000 Transaktionen abgewickelt.

1.1.3 Übernahme durch eBay


Der weltweite Online-Marktplatz eBay gehört zu den Treibern bei der Entwick-
lung neuer internetbasierter Zahlungssysteme. Der Erfolg des Online-
Marktplatzes, auf dem Millionen von Menschen miteinander handeln, ist nicht zu-
letzt abhängig von der nutzerfreundlichen Abwicklung der Zahlungen. Ganz
gleich, ob es um den Zahlungsverkehr zwischen Privatpersonen, den Versandhan-
del oder Geschäfte zwischen Unternehmen geht. Neben dem eBay-eigenen Servi-
ce BillPoint etablierte sich PayPal in den USA schnell für die Abwicklung von
Zahlungen bei eBay. Bald zeigte sich, dass PayPal dem von eBay angebotenen
Dienst überlegen war. Als mehr als 40 % aller bei eBay.com angebotenen Artikel
mit PayPal als Bezahlmethode angeboten werden, erwirbt eBay im Oktober 2002
PayPal für 1,5 Milliarden US-Dollar – BillPoint wird eingestellt.
PayPal entwickelt sich schnell zum bevorzugten Zahlungssystem bei eBay.com.
Im 2. Quartal 2005 werden 76 Prozent aller Artikel auf eBay.com via PayPal be-
zahlt. Auf dem weltweiten Online-Marktplatz sind zu diesem Zeitpunkt ständig
mehr als 55 Millionen Artikel gelistet. Entsprechend setzt sich auch außerhalb der
USA PayPal innerhalb der eBay-Gemeinschaft durch. Ende 2004 hat PayPal mehr
als 50 Millionen Konten in 45 Ländern. Mitte 2005 sind es bereits 56 Länder und
79 Millionen Kundenkonten. Es werden auf die Zahlungsgewohnheiten angepass-
te, lokalisierte Seiten in 13 Märkten außerhalb der USA angeboten. Die Expansion
von PayPal ist dabei eng an die Entwicklung von eBay gekoppelt.
Mit kostenlosen Zusatzangeboten für eBay-Nutzer erarbeitet sich PayPal eine
breite Vertrauensbasis bei Privatnutzern und gewerblichen Anwendern. Insbeson-
dere der PayPal-Käuferschutz ist umfassender, als die von Banken oder Kreditkar-
tenanbietern verfügbaren Programme. So erstreckt sich der Käuferschutz zum Bei-
spiel auch auf Zahlungen aus dem eigenen Bankkonto an ein PayPal-Konto und
PayPal – Globales Zahlungssystem mit Kompetenz für lokale Zahlungsmärkte 239

greift, wenn der Käufer die Ware trotz Bezahlung nicht erhält oder sie wesentlich
von der Produktbeschreibung abweicht. Auch der bereits in einigen Ländern ein-
geführte Schutz der Verkäufer gegen ungerechtfertigte Zahlungsrückbuchungen
ist für Händler in seiner Form einzigartig und ermöglicht Unternehmen eine zu-
verlässige Risikokalkulation ihrer Zahlungsabwicklung.

1.2 Geschichte in Deutschland

Im Gegensatz zur Situation in den USA ist die bargeldlose Zahlung von Privatper-
sonen an Unternehmen oder an andere Privatpersonen in Deutschland problemlos
möglich. Dennoch gibt es auch im deutschen Markt eine Vielzahl von Ineffizien-
zen: Bankdaten sind weitgehend öffentlich. Kreditkarten sind wenig verbreitet.
Zudem ist die Angst vor Missbrauch bei Kreditkarten in Deutschland verhältnis-
mäßig groß. Die Überweisung per Vorkasse an unbekannte Personen oder Händler
birgt ein häufig unterschätztes Risiko: da die Zahlungen nicht zurückgerufen wer-
den kann.
Auch wenn das in Deutschland verbreitete Girokontensystem die Zahlung per
Überweisung grundsätzlich einfacher macht, als dies in den USA der Fall ist, ist
das System dennoch vergleichsweise umständlich in der Abwicklung – denn die
Kontodaten müssen erst erfragt werden, die Menge an Daten birgt ein Fehlerrisi-
ko. Da der überwiegende Teil der Bankgeschäfte noch immer offline abgewickelt
wird, sind Zahlungen per Überweisung oft langsam und für den Käufer mit zusätz-
lichem Aufwand verbunden. Eine Alternative dazu in Deutschland ist die Zahlung
per Lastschriftverfahren. Dieses wird jedoch lediglich von großen gewerblichen
Händlern angeboten. Für den Einsatz des Lastschriftverfahrens ist zunächst die
explizite Beauftragung durch den Käufer erforderlich. Zudem sind Verbraucher
nur bei besonders vertrauenswürdigen Transaktionspartnern bereit, ihre Bankdaten
weiterzugeben und eine Genehmigung für Lastschriften zu erteilen. Bieten Händ-
ler direkt die Lastschrift an, tragen sie vielfältige Risiken, wie Kontounterde-
ckung, betrügerische Angabe fremder Kontodaten oder beliebige Rückbuchung.
Die unterschiedlichen Zahlungslandschaften in Deutschland und den USA
machten eine Anpassung der PayPal-Services an den deutschen Markt unumgäng-
lich. Deutsche Nutzer können daher beispielsweise Überweisungen von ihrem Gi-
rokonto direkt an PayPal-Konten vornehmen. Der weiten Verbreitung von Giro-
konten bei den deutschen Nutzern wurde zudem durch die Einführung des
elektronischen Lastschriftverfahrens Mitte 2005 Rechnung getragen. Damit kön-
nen Kunden Zahlungen mit PayPal in Echtzeit über mehrere Verfahren durchfüh-
ren. Deutsche Kunden profitieren bei der Bezahlung von eBay-Artikeln via PayPal
zusätzlich durch einen deutlich erhöhten Käuferschutz von 500 Euro ohne Selbst-
beteiligung. Händler wiederum werden durch umfassendes Risikomanagement vor
Betrug durch Käufer geschützt.
Neben Deutschland startet PayPal im Jahr 2004 lokalisierte Seiten in Öster-
reich, der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Italien. Seit Mai
2005 gibt es eine eigene PayPal-Seite für Spanien. In Großbritannien ist PayPal
bereits seit 2003 mit eigener Website vertreten.
240 Frerk-Malte Feller

2 Regulatorische Aspekte

PayPal ergänzt die bestehende Finanzinfrastruktur für den Zahlungsverkehr und


erleichtert Transaktionen zwischen Käufern und Verkäufern. Jede Zahlung zum
und vom PayPal-System durchläuft Bank- oder Kartenzahlungssysteme. PayPal ist
damit in hohem Maße von der bestehenden Bankinfrastruktur abhängig und arbei-
tet eng mit Banken und Kreditkartenunternehmen zusammen, um eine nahtlose
und effiziente Schnittstelle zwischen deren und den eigenen Systemen sicherzu-
stellen.
PayPal wird in Europa von der PayPal (Europe) Ltd., London, betrieben. Als E-
Geld-Institut (ELMI, Electronic Money Institution) wird PayPal von der britischen
Finanzaufsichtsbehörde Financial Service Authority (FSA) reguliert. Alle regula-
torischen Grundlagen für E-Geld-Institute (ELMIs) sind in der E-Geld-Richtlinie
der Europäischen Union festgelegt1. PayPal kann seinen Service daher von Groß-
britannien aus in allen anderen EU-Ländern auf der Grundlage der FSA-Zulassung
betreiben. Gleiches gilt für jede in Deutschland zugelassene Bank, die eine Bank-
dienstleistung in anderen EU-Staaten anbieten möchte. Die E-Geld-Richtlinie und
die entsprechenden FSA-Richtlinien bilden den rechtlichen und regulatorischen
Rahmen, in dem PayPal arbeitet. Diese Regeln gewährleisten, dass PayPal-
Kunden EU-weit angemessen geschützt sind. Die zuständigen Behörden in
Deutschland haben die PayPal-Lizenz der FSA anerkannt.
Wichtige Inhalte der E-Geld-Richtlinie: Alle Kundenguthaben auf PayPal-
Konten müssen sicher und kurzfristig verfügbar angelegt sein, um zu gewährleis-
ten, dass PayPal immer alle E-Geld-Beträge auszahlen kann, wenn seine Kunden
dies verlangen. PayPal unterliegt den strengen Richtlinien zur Geldwäschepräven-
tion und zum Verbraucherschutz sowie den von der FSA auferlegten Kapital- und
Unternehmensrichtlinien. In vielerlei Hinsicht sind diese Regelungen weit rei-
chender als die für Banken, dennoch ist PayPal keine Bank. Im Rahmen der
ELMI-Lizenz ist es dem Unternehmen nicht erlaubt, etwa Spareinlagen und Kre-
ditvergaben zu tätigen.

3 Funktionsweise von PayPal

Der Bezahlvorgang bei PayPal ist einfach und schnell. Von den PayPal-
Internetseiten aus kann das Geld dem Empfängerkonto bei PayPal zugewiesen
werden, welches über die E-Mail-Adresse des Empfängers identifiziert wird. Für
den Empfang und den Versand von Geld sind lediglich ein E-Mail-Account und
ein Bankkonto notwendig. Einmalige oder monatliche Kosten wie Anmelde- oder
Kontoführungsgebühren fallen für die Kontoinhaber nicht an.

1 EU-Richtlinie 2000/46/EG. PayPal FSA-Registrierungsnummer: 226056


PayPal – Globales Zahlungssystem mit Kompetenz für lokale Zahlungsmärkte 241

3.1 Anmeldung bei PayPal

Im ersten Schritt wählt der Nutzer die seinen Bedürfnissen entsprechende PayPal
Kontoart (siehe Punkte 3.1.1–3.1.3). Es folgt die Eingabe der persönlichen Kon-
taktinformationen. Die Angabe eines Bankkontos ist dabei obligatorisch. Eine
Kreditkarte kann optional angegeben werden.

3.1.1 Basiskonto
Das Konto für Käufer. Es können Zahlungen an jeden Transaktionspartner gesen-
det werden, der eine E-Mail-Adresse besitzt oder PayPal bei eBay oder in seinem
Online-Shop als Zahlungsmethode anbietet. Es gibt einen Käuferschutz bis zu
500 EUR bei eBay-Käufen.

3.1.2 Premiumkonto
Das Premiumkonto ist auf private Händler zugeschnitten, die Waren online ver-
kaufen. Inhaber eines Premiumkontos können optional Zahlungen per Kreditkarte
akzeptieren. Neben dem eBay-Kauferschutz stehen zahlreiche Auktions- und
Händler-Tools von PayPal zur Verfügung.

3.1.3 Businesskonto
Das Konto für gewerbliche Online-Unternehmen ermöglicht den Handel unter
dem Geschäftsnamen. Mitarbeitern können bestimmte Zugriffsrechte auf das Kon-
to erteilt werden. Auch hier stehen eBay-Käuferschutz sowie zahlreiche Auktions-
und Händler-Tools von PayPal zur Verfügung.

3.2 Geld senden

Der Versand von Geld erfolgt bei PayPal sehr einfach und schnell. Um eine Zah-
lung per PayPal anzuweisen, muss der Käufer nur die E-Mail-Adresse des Emp-
fängers kennen bzw. einen PayPal-Link bei eBay oder in einem Online-Shop nut-
zen. Die Zahlungen werden dem Empfänger innerhalb von Sekunden gutge-
schrieben. Der Empfänger erfährt nur den Namen und die E-Mail-Adresse jedoch
keine Bank- oder Kreditkartendaten des Versenders. Die für den erfolgreichen
Zahlungsvorgang notwendigen Informationen beschränken sich damit auf die Hö-
he des anzuweisenden Betrags, die Währung in der das Geld beim Empfänger ein-
gehen soll sowie die E-Mail-Adresse des Empfängers. Darüber hinaus kann die
Zahlung mit einer Nachricht an den Empfänger verbunden werden. Der Versand
von Geld mit PayPal ist immer kostenfrei und kann auf verschiedene Arten erfol-
gen. Wenn auf dem PayPal-Konto ein ausreichendes Guthaben vorhanden ist,
werden automatisch alle mit PayPal abgewickelten Zahlungen zunächst aus die-
sem Guthaben gezahlt. Nach der Zahlung wird der Zahlungsbetrag innerhalb von
Sekunden dem PayPal-Konto des Verkäufers gutgeschrieben. Bei der Zahlung per
242 Frerk-Malte Feller

Kreditkarte wird diese mit dem Kaufbetrag belastet und der Betrag unmittelbar
dem PayPal-Konto des Verkäufers gutgeschrieben.
Eine weitere Möglichkeit, Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln führte PayPal
Mitte 2005 durch das Lastschriftverfahren für PayPal-Kunden in Deutschland ein.
Auch hier wird der Betrag sofort auf dem PayPal-Konto des Empfängers gutge-
schrieben – PayPal bucht den jeweiligen Zahlungsbetrag vom Bankkonto des Käu-
fers ab. Das Lastschriftverfahren wird dabei nur für die Zahlungen angewandt, für
die der Käufer auch die Ermächtigung erteilt hat. Die Kontrolle über die jeweilige
Zahlungsart liegt jederzeit vollständig beim Kontoinhaber, der Käufer kann für je-
de Zahlung entscheiden, ob er Lastschrift nutzen möchte oder nicht.
Nachdem bei der Zahlung die Überweisung ausgewählt wurde, kann die Zah-
lung von einem externen Bankkonto direkt auf das PayPal-Konto des Empfängers
erfolgen. Die dazu notwendigen Daten werden mitgeteilt. Auch wenn der Zeitvor-
teil der anderen Zahlungsarten bei dieser Variante entfällt, genießt der Versender
des Geldes den vollen PayPal-Käuferschutz. Diese Zahlungsform wurde von Pay-
Pal speziell für den deutschen Markt entwickelt und Mitte 2004 eingeführt.

3.3 Geld empfangen

Bei einem Zahlungseingang wird der Verkäufer umgehend durch eine E-Mail über
den Erhalt der Zahlung informiert und der Betrag auf seinem PayPal-Konto gutge-
schrieben. Für Nutzer eines Basiskontos ist der Empfang von Zahlungen immer
kostenlos, allerdings nur bis zu einem bestimmten monatlichen Limit möglich.
Lediglich für Währungsumrechnungen werden Wechselkursgebühren erhoben.
Auch bei Premium- und Businesskonten ist der Empfang von Zahlungen aus Gut-
haben, mittels Überweisung und Lastschrift während der aktuellen Einführungs-
phase in Deutschland kostenfrei (Stand Mitte 2005). Bei Kreditkarten- und inter-
nationalen Zahlungen müssen Premium- und Businesskonteninhaber eine Gebühr
für den Geldempfang zahlen – sofern sie die jeweilige Zahlung akzeptieren. Je
höher der monatliche Gesamtumsatz mit PayPal ist, desto niedriger fällt diese Ge-
bühr aus2.
Verkäufer können Zahlungen in verschiedenen Währungen annehmen – etwa in
Euro, US-Dollar, Britischen Pfund, Yen, etc. Erhält der Verkäufer eine Zahlung in
einer von ihm geführten Währung, wird der entsprechende Betrag automatisch im
Saldo der jeweiligen Währung aufgeführt. Erhält er eine Zahlung in einer von ihm
bisher nicht geführten Währung, muss der Empfänger die Zahlung akzeptie-
ren oder ablehnen. Gleichzeitig kann er ein neues Währungssaldo eröffnen oder
die Währung gleich in seine Hauptwährung übertragen lassen. Empfangsgebühren
werden in der Währung veranschlagt, in der das Geld gesendet wurde. Obgleich
die Gebühren für den Empfang von Auslandszahlungen geringfügig über denen
für Inlandszahlungen liegen, sind sie im Vergleich mit alternativen Zahlungsopti-
onen günstig.

2 Aktuelle Gebührenübersicht zu erreichen über den Link „Gebühren“ auf der Startseite
von www.paypal.de
PayPal – Globales Zahlungssystem mit Kompetenz für lokale Zahlungsmärkte 243

4 Einsatzgebiete

4.1 Online-Auktionen

Schon vor der Übernahme durch eBay entwickelte sich PayPal zum bevorzugten
Zahlungsmittel der amerikanischen eBay-Mitglieder. Ausschlaggebend dafür war
nicht zuletzt die sichere und schnelle Art der Bezahlung, die weder das Ausfüllen
von Schecks noch die Offenlegung sensibler Daten an Fremde beinhaltet. Vor al-
lem aber die Geschwindigkeit von PayPal hat zum Erfolg des Zahlungsservices
bei Online-Auktionen geführt. Denn bei Auktionen geht es zunächst um den Spaß
und die Spannung beim Kauf – jedes Höchstgebot ist Höhepunkt eines Spiels, das
gewonnen wurde. Der „Gewinner“ will den Artikel schnellstmöglich in den Hän-
den halten. Dank der tiefen Integration von PayPal in den Marktplatz, ist die Zah-
lungsabwicklung für Käufe bei eBay schnell, effizient und sicher.
Hinzu kommt der erhöhte kostenlose Käuferschutz für Zahlungen, die bei eBay
mit PayPal vorgenommen werden. Dieser beträgt in Deutschland, Österreich und
der Schweiz seit Mitte 2005 bis zu 500 Euro ohne Selbstbeteiligung. Das Risiko
wird hierbei jedoch nicht auf die Verkäufer abgewälzt, sondern durch PayPal ab-
gedeckt. Im Falle einer Käuferschutzbeschwerde muss der Verkäufer lediglich
nachweisen können, dass er den betreffenden Artikel versendet hat. eBay-
Verkäufer bieten ihren Kunden daher durch PayPal mehr Sicherheit und Ge-
schwindigkeit in der Abwicklung von Transaktionen. Der rasche Geldeingang er-
höht zudem die Liquidität des Verkäufers und ermöglicht damit schnelleres
Wachstum. Käufer können die Vielfalt von eBay genießen, ohne auf den raschen
Versandservice herkömmlicher E-Commerce-Angebote zu verzichten.
Die Kombination von eBay und PayPal ermöglicht Kunden eine sichere,
schnelle und einfache Kaufabwicklung, die höchsten Ansprüchen an den Internet-
handel und dem damit verbundenen Einkaufserlebnis gerecht wird.
Anzahl der Mitglieder (in Mio.)
244
Anzahl der Konten (in Mio.)

0
10
20
30
40
50
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160
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Q1 1998
Q2 1998 Q1 2001

(eBay 2005).
Q3 1998
Q4 1998 Q2 2001

2005 (eBay 2005).


Q1 1999
Q3 2001
Q2 1999
Q4 2001
Frerk-Malte Feller

Q3 1999
Q4 1999
Q1 2002
Q1 2000
Q2 2000 Q2 2002
Q3 2000
Q4 2000
Q3 2002

Q1 2001
Q4 2002
Q2 2001
Q3 2001 Q1 2003
Q4 2001
Q2 2003
Q1 2002
Q2 2002 Q3 2003
Q3 2002
Q4 2002
Q4 2003

Q1 2003
Q1 2004
Q2 2003
Q3 2003 Q2 2004
Q4 2003
Q3 2004
Q1 2004
Q2 2004 Q4 2004
Q3 2004
Q4 2004
Q1 2005
Abb. 1. Wachstum der PayPal-Konten im Zeitraum von Anfang 2001 bis Mitte 2005

Q1 2005
Q2 2005
79

Q2 2005
157

Abb. 2. Entwicklung der eBay-Mitgliedszahlen im Zeitraum von Anfang 2001 bis Mitte
PayPal – Globales Zahlungssystem mit Kompetenz für lokale Zahlungsmärkte 245

4.2 Internationaler Handel

Das Internet hat eine bis dato unbekannte Angebotstransparenz und globale Ver-
fügbarkeit von Waren geschaffen. Gerade eBay zeigt, wie einfach Handel interna-
tional funktioniert.
Jedoch gibt es im internationalen Handel nach Kaufabschluss noch viele Zah-
lungsbarrieren aufgrund unterschiedlicher Systeme – selbst innerhalb von Europa.
Während Kreditkarten in den USA, Großbritannien und Frankreich gängige Zah-
lungsmittel sind, ist das Girosystem in anderen Teilen Europas weit verbreitet und
gelernt. Zudem müssen sich die Kunden oft mit komplizierten Transaktionen, bei
denen BIC und IBAN abgefragt werden, auseinander setzen. Die von PayPal ent-
wickelte Lösung macht es den Nutzern einfach. Und als internationales Unter-
nehmen, steht die Marke für hohe Sicherheit und ein bekanntes, schnelles System.
Auch Händler profitieren von diesen Eigenschaften, denn PayPal ebenso wie
eBay übernehmen eine „Enabler Funktion“. Diese ermöglicht es auch Einzelper-
sonen oder kleinen Unternehmen international zu handeln und Kunden in aller
Welt schnellen und zuverlässigen Service anzubieten. Da PayPal auch außerhalb
von eBay nutzbar ist, hilft das System unbekannten Händlern beim Aufbau von
Vertrauen in ihre Zahlungsabwicklung. Denn die Kunden müssen ihre Kontodaten
nicht schwer greifbaren Unbekannten im Ausland anvertrauen, sondern wickeln
ihre Zahlungen über PayPal als Mittler ab.

5 Zahlen

Weltweit waren Mitte 2005 79 Millionen PayPal-Konten registriert, der Service ist
in 56 Ländern verfügbar. Im 2. Quartal 2005 betrug der Umsatz von PayPal welt-
weit 244 Millionen US-Dollar. Das internationale Geschäft von PayPal trug im 2.
Quartal 2005 mit 35 Prozent zum Gesamtumsatz bei.
Das Gesamtvolumen des Zahlungsverkehrs (Total Payment Volume) bei Pay-
Pal weltweit für das Jahr 2004, also der Wert aller Transaktionen, betrug 18,9 Mil-
liarden US-Dollar. Im 2. Quartal 2005 betrug das Gesamtvolumen des Zahlungs-
verkehrs bei PayPal mehr als 6,5 Milliarden US-Dollar. Damit übermittelte PayPal
im 2. Quartal 2005 pro Sekunde Zahlungen in Höhe von 823 US-Dollar.
246 Frerk-Malte Feller

7
6,5

6
Transaktionsvolumen in Mrd. US-Dollar

0
Q1 2001

Q2 2001

Q3 2001

Q4 2001

Q1 2002

Q2 2002

Q3 2002

Q4 2002

Q1 2003

Q2 2003

Q3 2003

Q4 2003

Q1 2004

Q2 2004

Q3 2004

Q4 2004

Q1 2005

Q2 2005
Abb. 3. Entwicklung des Gesamtvolumens des Zahlungsverkehrs (Total Payment Volume)
bei PayPal (eBay 2005).

6 Ausblick

PayPal plant den Ausbau der Zusammenarbeit mit Banken, ohne selbst eine Bank
sein zu wollen. Wie in den USA bereits geschehen, ist angedacht, auch in anderen
Märkten mit Bankpartnern Finanzdienstleistungen wie Finanzierungsangebote,
Anlagemöglichkeiten oder Kreditkartenservices zu entwickeln. Auch in Deutsch-
land wird PayPal die Partnerschaft mit Banken intensivieren, um spezifisch deut-
sche Zahlungsbedürfnisse mit neuen Angeboten noch besser zu bedienen.
Auf globaler Ebene setzt das Unternehmen seine Internationalisierung weiter
fort. Dieser Prozess findet sowohl auf quantitativer (mehr Länder) als auch auf
qualitativer Ebene (mehr Anpassung an lokale Märkte) statt.
Trotz der Konzentration auf das eBay-Geschäft wird bereits ein großer Teil des
über PayPal abgewickelten Zahlungsvolumens außerhalb von eBay initiiert. Hier
erschließt sich dem Unternehmen zusätzliches Potential. Für diese Zielgruppen
bietet PayPal bereits jetzt spezielle Lösungen an. Unter anderem die einfache Ein-
bindung von PayPal in Online-Shops.

7 Fazit

x Es gab bereits zahlreiche Versuche innovative Online-Zahlungssysteme im


Markt zu etablieren. PayPal ist als Produkt seit November 1999 auf dem Markt.
PayPal – Globales Zahlungssystem mit Kompetenz für lokale Zahlungsmärkte 247

Nach nur sechs Jahren haben PayPal-Kunden rund 79 Millionen Konten einge-
richtet.
x Mit der Übernahme durch eBay hat eine massive internationale Expansion ein-
gesetzt. Mittlerweile akzeptiert der Dienst sechs Währungen und kann in 56
Ländern genutzt werden. 13 Länderseiten bieten ein lokalisiertes Angebot an.
x PayPal ist eine der ersten Innovationen im E-Payment, die vom Markt ange-
nommen wurde. Der Erfolg in Europa, insbesondere in den Kernmärkten
Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien beweist, dass das
Zahlungssystem international funktioniert. Voraussetzung hierfür ist nicht zu-
letzt die globale Funktionsfähigkeit mit lokaler Ausprägung. Der Erfolg von
PayPal basiert dabei auf der konsequenten Ausrichtung auf die Anforderungen
von Käufern wie Verkäufern im Online-Handel.
x PayPal ist erfolgreich, weil :
 Zahlungen in Sekundenschnelle abgewickelt und gutgeschrieben werden.
 dafür gesorgt ist, dass Dritte nicht in den Besitz von sensiblen persönlichen Fi-
nanzinformationen der Transaktionspartner kommen.
 Käufer es dank der vielfältigen Zahlungsarten als eine echte „Online-
Geldbörse“ nutzen.
 es Privatpersonen, als auch kleinen und mittleren Händlern ermöglicht profes-
sionelle Zahlungsabwicklung anzubieten.
 es Händlern gestattet, nur eine „Kasse“ zu haben, mit der sie verschiedene
Zahlungsfunktionen abrechnen können.
 es bei eBay, aber auch auf anderen Websites einfach eingebunden werden kann.
 es internationales Handeln auch für einzelne oder kleine Unternehmen ermög-
licht.

Literatur

eBay (2005) Unternehmenseigene Zahlen


paysafecard – die führende Wertkarte zum
Bezahlen im Internet

Michael Müller

paysafecard.com Wertkarten AG, Wien

1 Geschichte des Unternehmens paysafecard

paysafecard.com hat Europas erste Prepaid-Karte zum online shoppen entwickelt.


Die paysafecard.com Wertkarten AG wurde im März 2000 als Aktiengesellschaft
in Wien gegründet. Sechs Monate nach der Gründung erfolgte der operative Start
in Österreich, im Mai 2001 wurde die paysafecard in Deutschland gelauncht.
Überdies unterstützen renommierte Unternehmen wie BAWAG P.S.K., Com-
merzbank AG oder IBM im Rahmen strategischer Partnerschaften dieses neue
Zahlungsmittelsystem für das Internet. Die Expansion in weitere europäische Län-
der wird ab dem 4. Quartal 2005 erfolgen. Im April 2004 verzeichnete paysafecard
erstmals ein monatliches Transaktionsvolumen von über einer Million Euro, schon
im Mai 2005 übersteigt dieses bereits drei Millionen Euro pro Monat. Hintergrund
der erfolgreichen Entwicklung der paysafecard ist, dass ein Großteil der Internet-
User nicht bereit ist, finanz- und personenbezogene Daten im Internet bekannt zu
geben, insbesondere Kreditkartennummern aber auch Kontonummern für Last-
schrifteinzüge. Darüber hinaus war der Gedanke, ein Zahlungsmittel zu schaffen,
welches die Bedürfnisse der Internet-User erfüllt: Sicherheit, Anonymität, Ein-
fachheit. Und das ohne den Kunden mit Transaktionskosten oder Gebühren zu be-
lasten, unabhängig vom Alter bzw. finanzieller Situation.
Die Idee eines Prepaid-Zahlungsmittels ist nicht neu, da sie seit Jahren erfolg-
reich im Mobilfunksektor eingesetzt wird. Der Ansatz, diese bekannte Funktiona-
lität durch die Etablierung eines neuen Kartensystems zu erweitern und eine Integ-
ration mit den Telefon-Prepaid-Karten anzustreben, war abzusehen und die
Chance wurde von paysafecard als erster wahrgenommen. Nicht zu vergessen sind
natürlich die Webshop-Betreiber selbst, die zunehmend – wenn auch öffentlich
selten zugegeben – mit hohen Zahlungsausfällen zu kämpfen haben. Dieses Aus-
fall-/Inkassorisiko einzudämmen bzw. mit einem Prepaid-Zahlungssystem wie der
paysafecard auszuschließen, ist ein allgemeiner Wunsch bestehender und zukünf-
tiger Online-Geschäftsmodelle. Neben dem zunehmenden Ausfallsrisiko für Web-
shops, geht es auch um die Erschließung neuer Kundengruppen, vor allem die der
Jugendlichen, die mit Prepaid-Karten aus der Mobiltelefonie bestens vertraut sind.
250 Michael Müller

paysafecard ist ein Produkt, welches auf ideale Weise die Anforderungen der User
und der Webshops an ein Online-Zahlungsmittel kombiniert.
Derzeit wird die paysafecard in über 2.000 Webshops akzeptiert und ist in
über 10.000 Vertriebsstellen und im Internet erhältlich. Die beiden Vorstände der
paysafecard.com Wertkarten AG Herr Mag. Michael Müller und Herr DI Michael
Altrichter zählten bereits zu den Gründungsmitgliedern des Unternehmens.

2 Rechtliche Aspekte

Die paysafecard ist Europas erste bankenrechtlich genehmigte Prepaid-Karte für


die Bezahlung im Internet. Dies ist darin begründet, dass Prepaid-Verfahren, bei
denen Kartenausgabestelle und Akzeptanzstelle nicht oder nicht ausschließlich
dieselbe Person sind (Third Party Billing), rechtlich als Bankgeschäfte des Geld-
kartengeschäfts oder des Netzgeldgeschäfts qualifiziert werden. Entsprechend dem
derzeit geltenden europäischen Bankenrecht ist für das prepaid Online-
Zahlungsgeschäft daher eine Bankenlizenz notwendig. Im Falle des Prepaid-
Wertkarten Zahlungsverkehrs entsteht eine Dreiecksbeziehung zwischen Kunden,
Webshop und Kartenherausgeber, in welcher Letzter, als Anbieter des Zahlungs-
mittels, das Guthaben entgegen nimmt und verwaltet. Daher sind paysafecards
Bankenprodukte und werden in Österreich von der BAWAG P.S.K. und in
Deutschland von der Commerzbank AG herausgegeben und verwaltet.
Neben der wesentlichen Bedeutung für den Kunden, dass renommierte Banken
das Zahlungsmittel herausgeben, sprechen diese Banken den Webshops zusätzlich
eine Zahlungsgarantie aus. Der Hinweis, dass es sich bei der paysafecard um ein
Zahlungsmittel handelt, und daher von dem jeweiligen nationalen Bankenpartner
herausgegeben wird, befindet sich auf der Rückseite der paysafecard.

Abb. 1. Vermerk der paysafecard-Herausgabe durch den jeweiligen Bankpartner


paysafecard – die führende Wertkarte zum Bezahlen im Internet 251

3 Funktionsweise

3.1 Der Zahlungsprozess

Der Kunde befindet sich im Internet, hat sich zum Erwerb eines Produktes oder
Dienstleistung entschlossen und entscheidet sich danach für die Zahlungsoption
„paysafecard“. Er klickt auf die Funktion „Bezahlen mit paysafecard“ und wird
zum Zahlfenster auf der paysafecard Zahlungsseite weitergeleitet, wo er seinen
freigerubbelten PIN-Code (und optional das persönliche Passwort) eingibt. Auf
dem paysafecard Server werden der eingegebene PIN-Code, das Passwort und das
Guthaben der paysafecard überprüft. Bei festgestellter Unterdeckung (Betrag auf
der Karte reicht nicht aus) wird eine Information an den Karteninhaber gesendet,
der in diesem Fall noch bis zu neun weitere PIN Codes angeben kann. Der Karten-
inhaber erhält auch eine Information, sollte bei der Transaktion ein Fehler aufge-
treten sein. Bei erfolgreicher Prüfung des Betrages wird dem Kunden diese Infor-
mation zurückgesendet und der Betrag auf dieser Karte reserviert. Dieser
reservierte Betrag kann vom Webshop sofort, oder nach erfolgter Auslieferung
abgebucht werden. Nach erfolgreicher Zahlung wird der Kunde automatisch zum
Webshop zurückgeleitet.

1 Wertkarte oder 2 Im Web-Shop paysafecard 3 PIN-Code freirubbeln (bei


PIN-Code kaufen als Zahloption wählen Wertkarten) und 16-stelligen
PIN-Code eingeben.
Schon ist alles bezahlt.

Abb. 2. Der paysafecard-Transaktionsablauf


252 Michael Müller

3.2 Der Geschäftsprozess

Der gesamte Geschäftsprozess lässt sich schematisch folgendermaßen darstellen:

Abb. 3. Der paysafecard-Geschäftsprozess

1. Kauf der paysafecard: Der Kunde erwirbt in einer Vertriebsstelle (u.a. Bankfi-
lialen, Tankstellen, Kiosk) eine paysafecard. Ziel ist es, eine flächendeckende
Verfügbarkeit „rund um die Uhr“ zu gewährleisten sowie bei Vertriebspartnern
präsent zu sein, bei denen der User gewohnt ist, Prepaid-Karten aus dem Mo-
bilfunkbereich zu erwerben. Der Kunde erfährt alle aktuellen Vertriebsstellen
über eine eigene Vertriebsstellensuchfunktion auf www.paysafecard.com.
2. Zahlungen des Händlers: Sämtliche „prepaid“ Gelder werden von den Bank-
partnern der paysafecard direkt auf so genannte Nostro-Konten der Ban-
ken überwiesen. Hierdurch sind die Auszahlungen an die Webshop Partner zu
100 Prozent gewährleistet.
3. Kaufentscheidung: Unter www.paysafecard.com befindet sich eine Liste aller
angebundenen Webshops, bei denen der Kunde mit der paysafecard bezahlen
kann. Nach Auswahl des gewünschten Produktes bzw. der Dienstleistung klickt
der User unter Zahlungsoptionen den paysafecard Button an. Zeitgleich sendet
der Webshop ein Protokoll (u.a. mit Merchant-ID, Transaktionsnummer, Be-
trag, Währung) an paysafecard, in dem der paysafecard Server über den bevor-
stehenden Zahlungsvorgang informiert wird.
4. Routing: Über einen Redirect wird eine zweite Session zwischen dem User und
dem paysafecard Rechenzentrum geöffnet1. Auf der paysafecard Zahlungsseite
gibt der User nun seinen freigerubbelten PIN-Code und optional sein persönli-
ches Passwort ein, das er zu seinem persönlichen Schutz selber einrichten kann.
Pro Transaktion können bis zu 10 paysafecards eingesetzt werden. Nach erfolg-

1 Anmerkung: Hierdurch kann sichergestellt werden, dass der Webshop zu keinem Zeit-
punkt PINs oder Passwörter der User sammeln kann.
paysafecard – die führende Wertkarte zum Bezahlen im Internet 253

reicher Validierung des Kartenwerts erhält der User einen Hinweis, dass der
gezahlte Betrag auf seiner paysafecard reserviert ist und ihm nicht mehr zur
Verfügung steht. Gleichzeitig geht eine zweite Meldung an den Webshop, die
ihn über die, in diesem Fall erfolgreiche Zahlung seines Kunden informiert. Die
Verbindung zwischen paysafecard und User schließt sich, der Kunde ist nun
wieder auf der Webseite des Webshops.
5. Zahlung an den Webshop: Der Webshop wird nach Anweisung von paysafe-
card vom Bankpartner nach Abzug des Disagios ausbezahlt.

3.3 Die Karte

paysafecards werden in Österreich und Deutschland mit den Nominalwerten


EUR 10, EUR 25, EUR 50 und EUR 100 vertrieben. In Ländern, in denen der Eu-
ro nicht das offizielle Zahlungsmittel ist, werden die Karten in der jeweiligen
Landeswährung ausgegeben.

Abb. 4. Beispiel einer paysafecard classic mit 100 Euro Nominalwert

Neben der so genannten Classic-Karte gibt es auch eine Karte für Minderjährige.
Diese „<18“-Karte erlaubt nur den Bezug von jugendfreien Produkten und Dienst-
leistungen.
254 Michael Müller

Die Funktionsweise der paysafecard basiert auf dem bekannten und etablierten
System der Prepaid-Karten, wie zum Beispiel der Telefonie-Prepaid-Karte. Über
einen 16-stelligen PIN Code, der auf der Rückseite der Prepaid-Karte freigerub-
belt wird, kann der User Produkte bei den angeschlossenen Webshops einkaufen.
Die Merkmale der paysafecard: Jede paysafecard verfügt über vier gemeinsa-
me Merkmale, die unabhängig in welcher Form sie erzeugt wird, ob als physische
Karte oder als elektronischer PIN, vorhanden sein müssen:
x Nominale
x Seriennummer
x Produktionsdatum und
x PIN-Code.

Abb. 5. Die vier paysafecard-Merkmale

3.4 Der elektronische Ausdruck „POS PIN“

Europaweit werden derzeit die meisten physischen prepaid Karten durch elektro-
nische Ausdrucke, die direkt in der Verkaufsstelle auf Kundenanfrage ausgedruckt
werden, abgelöst. Auch die paysafecard wird bereits überwiegend in Form eines
elektronischen Ausdrucks verkauft. Die Vorteile des „POS PIN“ sind folgende:
x keine physische Lagerhaltung von Karten,
x kein Schwundrisiko für den Händler,
x schnelle Ausweitung des Vertriebsnetzes und
x jederzeit jedes Nominale verfügbar.
Alle wesentlichen Merkmale der paysafecard (PIN-Code, Seriennummer, Betrag,
Produktionsdatum) werden an der Verkaufsstelle direkt vor dem Kunden ausge-
druckt. Bereits ca. 99 % aller paysafecards in Deutschland werden – bei hoher
Kundenzufriedenheit – auf Basis des elektronischen POS PINs verkauft. In Zu-
kunft wird diese Technologie auch in Österreich sowie in den weiteren Märkten
der paysafecard die physische Karte Schritt für Schritt ablösen bzw. bei Zukunfts-
ländern bereits von Beginn weg eingesetzt werden.
paysafecard – die führende Wertkarte zum Bezahlen im Internet 255

Abb. 6. POS-PIN Ausdruck und Beispiel eines Kartenterminals

3.5 Die Inhouse-Karte

paysafecard ist bestrebt, sein Zahlungsmittel kontinuierlich weiter zu entwickeln,


um sich als multifunktionale Prepaid-Karte führend zu positionieren. Dementspre-
chend wurde bereits im Jahr 2001 die Inhouse-Karte entwickelt. Hierbei handelt es
sich um Sonderauflagen von Online-Gutscheinen in Form von paysafecards, die
ausschließlich auf vorab definierten Webseiten bzw. für Mehrwertdienste der Auf-
traggeber einsetzbar sind. Inhouse-Karten sind kein Bankenprodukt und somit
nicht an bankrechtlichen Bestimmungen gebunden. Sie sind als innovatives Wer-
betool insbesondere im Zuge von Promotions, wie z.B. Give-Away-Aktionen
(Verteilungen) oder Beigaben bei Käufen, aber auch im Verkauf von Gutscheinen,
einsetzbar.

Abb. 7. Beispiele für Inhouse-Karten


256 Michael Müller

4 Technik und Operations

Das von paysafecard entwickelte Zahlungssystem wurde mit der IBM Österreich
als Technologiepartner, in den vier Bereichen Applikations-Entwicklung, Ent-
wicklung eines integrierten Betriebs-Management-Systems, Schnittstellenmana-
gement und laufender Betrieb designed.
Das System besteht aus mehreren Servern, einem Storage System und einer
Tape-Library. Die Kernteile der Anlage sind redundant ausgelegt, d.h. bei Ausfall
einer Komponente des Systems besteht der Betrieb des verbleibenden Systems
weiter. Das von paysafecard entwickelte und von Partnern betriebene System ist
so konzipiert, dass ein Bezahlvorgang rasch abgewickelt werden kann, ein extrem
hohes Transaktionsvolumen gesichert ist, und dass es für die geplante Expansion
von paysafecard sowohl im EU-Raum als auch darüber hinaus gerüstet ist. Es ge-
hört damit europaweit zu den leistungsfähigsten Zahlungsabwicklungssystemen.
Das paysafecard System erfordert vom Kartenbesitzer keine weiteren Voraus-
setzungen, wohingegen Distibutoren ein Zertifikat und eine Distributor-ID benöti-
gen und Webshops, noch zusätzlich zu Zertifikat und Merchant-ID, die paysafe-
card-API (Application Programming Interface) zur Einbindung der paysafecard in
deren Webshop benötigen. Der paysafecard Server ist ein Web-Server, der auf be-
stimmte HTTP-Requests reagiert. Er bietet den Distributoren, unter dem Schlag-
wort „Online-Logisitk“, auch die Funktionalität der gesicherten „Online-PIN“-
Bestellung und Abholung, die betriebswirtschaftlichen Prozesse werden automa-
tisch über Schnittstellen mit dem SAP-System abgewickelt.
Da zwischen Merchant, Kunden und paysafecard vertrauliche Daten ausge-
tauscht werden, verläuft jegliche Kommunikation verschlüsselt über das von Net-
scape entwickelte Secure Sockets Layer (SSL) Protokoll. Die meisten modernen
Web-Browser unterstützen dieses Protokoll. SSL bietet nicht nur die Möglichkeit
der sicheren Kommunikation durch Verschlüsselung der übertragenen Daten, son-
dern auch die Möglichkeit, die an der Kommunikation beteiligten Parteien mittels
Zertifikaten zu authentifizieren. Die Kommunikation zwischen Kunden und pay-
safecard wird über das SSLv2-Protokoll abgewickelt, bei dem der Server sich dem
Client (dem Web-Browser des Kunden) gegenüber durch Vorweisen seines Ser-
ver-Zertifikates authentisiert, aber keine Authentifizierung des Client erforderlich
ist (der Kunde bleibt anonym).
Die Kommunikation zwischen Merchant und paysafecard läuft über SSLv3-
Protokoll. Dabei muss sich die Client-Maschine (der Webshop) dem Server ge-
genüber durch ein Zertifikat authentifizieren. Dadurch kann paysafecard die Iden-
tität des Merchant sicherstellen. Alle Funktionen des Merchant API resultieren in
HTTP-Requests über das SSLv3-Protokoll an den paysafecard-Server. Das Mer-
chant API hat die Aufgabe, die zur Abwicklung eines Bezahlungsvorganges not-
wendigen Funktionsaufrufe zu kapseln und einfach in den Webshop integrierbar
zu machen. Es besteht aus zwei Teilen. Das Front-End ist in „Java“, „Perl“
und „.net“ verfügbar. Der Back-End Prozess ist eine Java-Applikation, der die
SSL-Verbindungen aufbaut und das Zertifikat des Webshops verwaltet. Dieses
Back-End wird API-Proxy genannt. Um die Micropayment-Funktionalität nutzen
paysafecard – die führende Wertkarte zum Bezahlen im Internet 257

zu können, muss eine erweiterte Version des API-Proxy, der Micropayment Dae-
mon, verwendet werden. Dieser übernimmt zusätzlich noch das Zwischenspei-
chern der Micropayment-Befehle und das Übersenden der akkumulierten Geldbe-
träge an den paysafecard Server im Hintergrund. Die Kommunikation zwischen
dem Front-End und dem Back-End findet in der Regel durch HTTP-Requests an
die Loop-Back IP-Adresse (LocalHost: 127.0.0.1). Sollte nicht die Java-
Implementation des Merchant API verwendet werden, so kann ein API-Proxy als
Hintergrundprozess (als Dienst unter MS Windows Betriebssystemen bzw. als
Daemon unter den verschiedenen Unix-Varianten) laufen. Diese Konfiguration
garantiert die größtmögliche Flexibilität: Der Java API-Proxy kann auf jedem Be-
triebssystem laufen, für das es eine Java Virtual Machine gibt, während das Front-
End so einfach wie möglich gehalten ist – bei Bedarf kann das Programm des
Merchant auch direkt über HTTP-Requests mit dem Back-End kommunizieren.
Letztere Lösung wird dann gewählt, wenn weder Perl noch Java noch Visual Ba-
sic-Code (in ASP) in den Webshop integriert werden können.

5 Einsatzgebiete

Die paysafecard kommt zum Einsatz, wo der Webshop das Inkassorisiko vermei-
den möchte, keine Kosten für die Rückzahlung wie bei Kreditkarten (Charge-
Back-Gebühren) entstehen sollen und der Internet-User anonym, das heißt ohne
Bekanntgabe von finanz- oder personenbezogenen Daten sicher im Internet bezah-
len möchte. Grundsätzlich sind dem Einsatzgebiet keine Grenzen gesetzt.
Derzeit kommt die paysafecard im Versandhandel, für Onlinedienste, bei Onli-
nesportwetten und Onlinecasinos, Erotikseiten und im so genannten Paid Content-
Bereich wie Musik-Downloads, Klingeltönen und bei Paid Services wie Dating-
börsen, Handystyling und Informationsdatenbanken zum Einsatz. Die „<18 card“
ist als Jugendkarte auf Erotikseiten, Wettseiten oder vergleichbaren Websites ge-
sperrt. Eine kurze Übersicht über die Einsatzgebiete der paysafecard:
x Sportwetten
x Paid Services
x Datingbörsen und Flirtportale
x Handystylingportale für Ringtones und Handylogos
x Musicdownloads und Streaming
x Informationsdatenbanken und Archive
x Versandhandel (Bücher und CDs, Tickets und Konzertkarten, Kameras, Com-
puter, Zubehör, etc.)
x Erotik
Mit Kreativität und Phantasie kann die paysafecard aber auch als effektives Mar-
ketingelement eingesetzt werden, z.B. durch die Versendung von Gratis-PINs per
E-Mail an eine bestimmte Zielgruppe oder durch die Gestaltung von Sonderaufla-
gen für die Bewerbung von ausgewählten Webshops (Inhouse-Karte) und als
Give-Away.
258 Michael Müller

6 Kosten für Nutzer, Händler und Webshop-Partner

Für den Nutzer entstehen keine zusätzlichen Kosten durch die Bezahlung mit pay-
safecard, der Preis repräsentiert den Nominalwert der Karte. Der Händler (Distri-
butor) erhält für den Verkauf der paysafecard eine Provision (Disagio).
Anders als bei vielen anderen Anbietern bekommen die Webshop-Partner von
paysafecard das benötigte API (Application Programming Interface) sowie den te-
lefonischen Support zur Integration kostenlos zur Verfügung gestellt. Es fallen
weder zusätzliche Lizenzgebühren, Jahresgebühren, Stornokosten noch Gebühren
für Gutschriften an. Für den Webshop-Betreiber bedeutet dies, dass er lediglich
das vereinbarte Disagio zahlt und nur dann Kosten für ihn entstehen, wenn auch
Umsatz mit der paysafecard generiert wird. Die Höhe des Disagios hängt von der
Art der vertriebenen Güter oder Dienstleistungen ab. Hierbei differenziert die
paysafecard drei Bereiche: So genannte „Tangible Goods" (physische Waren, die
einer logistischen Nacharbeit durch einen Dritten bedürfen), „Intangible Goods“
(reine Content-/Download-Produkte, also digitale Inhalte) und „Micropayment“-
Produkte (digitale Inhalte mit einem Transaktionsvolumen zwischen 0,01 Euro
und 5,00 Euro). Darüber hinaus besteht ein Entgegenkommen im Spendenbereich
oder bei jenen Geschäftsmodellen, die aufgrund von rechtlich vorgeschrieben Ab-
gabestrukturen keine höheren Deckungsbeiträge erwirtschaften können. Demge-
genüber existieren Abweichungen nach oben, wo schnelles, anonymes Zahlen
durch den User und die inkassorisikofreie Einnahme im Mittelpunkt stehen (hier
im Besonderen die Bereiche Erotik und Spiele). Fazit ist, dass die paysafecard sich
nur an den Umsätzen beteiligt, die mit ihrem eigenen Zahlungsmittel generiert
worden sind und seine Partner mit keinen weiteren umsatzunabhängigen Kosten
belastet. Im Gegenzug besteht für den Webshop-Partner eine Abnahme des Inkas-
sorisikos durch die Zahlungsgarantie der Banken (BAWAG P.S.K. und Com-
merzbank AG).

7 Aktuelles

Der Vertrieb der paysafecard erfolgt neben dem Internet (Online-PIN-Shop) vor
allem über Banken, Postämter, Trafiken, Tankstellen und den Fachhandel. Derzeit
wird die paysafecard in den Ländern Österreich und Deutschland vertrieben. Noch
im Jahr 2005 soll zumindest ein weiteres Land aus dem EU-Raum hinzugewonnen
werden. Bis 2007 soll die paysafecard in 10 europäischen Ländern als Zahlungs-
mittel vertreten sein.
Ein kleiner Auszug aus der Liste der aktuellen paysafecard-Webshops, welche
auf der Website www.paysafecard.com zur Gänze abgerufen werden kann:
BAWAG Shop, Casinos Austria, Buch24.de, cds-24.de, Printshop, Niedermeyer,
Hartlauer Online, Dschungel.com, Tabakland, sms.at und uboot, Love.at, lovejet,
medianet.at, DeFacto, Kinderkrebsstiftung, Stargames, Aon Gamepoint oder
ÖKM.
paysafecard – die führende Wertkarte zum Bezahlen im Internet 259

8 Gründe für den Erfolg bei Kunden und Händlern

8.1 Mehrwert für den Kunden

Die grundlegenden Vorteile von paysafecard gegenüber manch anderen im Inter-


net üblichen Zahlungsverfahren sind:
x maximale Sicherheit bei jedem Online-Einkauf durch den begrenzten Wert der
Karte
x Easy to use, kein Software-Download und keine Hardware-Installation beim
Kunden
x die paysafecard kann von jedem Web-Terminal aus verwendet werden
x keinerlei vertragliche Bindung
x kein Bankkonto ist notwendig
x die paysafecard ist übertragbar und somit ein ideales Geschenk
x keine Eingabe von persönlichen Daten ist notwendig
x keinerlei Kosten für den Kunden
x einfache Überprüfung des Guthabens unter www.paysafecard.com
x einfache Nachvollziehbarkeit alter, mit der paysafecard getätigten Transaktio-
nen.

8.2 Mehrwert für den Webshop

Webshops, welche die paysafecard als Zahlungsmittel akzeptieren genießen ein-


zigartige Vorteile:
x Zugang zu Neukunden, die bisher noch nicht online eingekauft haben,
 weil sie ihre Privatsphäre schützen wollen,
 ihnen der Einkauf mit Kreditkarte zu unsicher erscheint,
 ganze 50 % der Bevölkerung gar keine Kreditkarte besitzen oder
 sie noch zu jung für eine Kreditkarte sind
x kein Inkassorisiko, denn die paysafecard wird im Voraus bezahlt
(Zahlungsgarantie)
x keine Kosten für Rückzahlungen wie bei der Kreditkarte (charge back rates)
x keine Applikationssoftware-Implementierungskosten
x die Einbindung der Webshops einfach durch Verlinkung
x Steigerung des Kundenverkehrs im Webshop durch gemeinsame Marketing-
Aktivitäten
x Listung auf der paysafecard.com Website
x die Erschließung neuer Geschäftsfelder durch Micropayment-Fähigkeit
x Teilnahme an einem First-Mover-Projekt
260 Michael Müller

9 Fazit

x Die paysafecard.com Wertkarten AG ist Österreichs führender Wertkarten-


Anbieter für anonymes und sicheres Zahlen im Internet und betreibt eine Toch-
tergesellschaft in Düsseldorf. Das Unternehmen hat im Jahr 2000 Europas erste
Prepaid-Karte zum Online-Shopping erfolgreich lanciert.
x Zu den strategischen Partnern zählen die BAWAG P.S.K., die Commerzbank
AG und IBM.
x Sicher und einfach: Die paysafecard garantiert absolut sichere und anonyme
Bezahlung von Gütern und Services aus dem Versandhandel, Online-Diensten,
Sportwetten und Erotik im Internet. Die Prepaid-Karte funktioniert wie eine
Wertkarte für Mobiltelefone. Die Angabe persönlicher Daten ist bei Zahlungen
mit paysafecard nicht erforderlich. Der 16-stellige PIN-Code der paysafecard
genügt, um eine Zahlungstransaktion zu tätigen. Die bezahlten Beträge werden
vom Guthaben der paysafecard abgebucht. Dieses kann jederzeit online abge-
fragt werden.
x Umfangreiche Wertkarten-Palette: paysafecards sind in den Nominalen
EUR 10, EUR 25, EUR 50 und EUR 100 erhältlich. Der Vorteil der Prepaid-
Karte liegt auf der Hand: das Guthaben ist sofort nach dem Kauf der Karte ver-
fügbar, der User benötigt kein Bankkonto, muss keine persönlichen Daten im
Internet angeben und wird mit keinerlei transaktionsverbundenen Kosten be-
lastet.
x Eine große Anzahl von Webshops arbeitet bereits erfolgreich mit paysafecard
zusammen. Bücher, CD’s, Schmuck, Reisen, Blumen, Haushaltsartikel und vie-
les mehr kann mit der paysafecard bezahlt werden. paysafecard verfügt über ein
Vertriebsnetz von über 10.000 Outlets und über 2.000 Webshops akzeptieren
die Wertkarte als Online-Zahlungsmittel.
x Beim Einkaufen im Webshop klickt der Kunde den Button „paysafecard“ an
und gibt anschließend seinen PIN-Code ein. Somit ist die Zahlung getätigt. Der
Kunde kann jederzeit das Guthaben seiner paysafecard einfach auf
www.paysafecard.com abrufen.
x In Österreich ist die paysafecard bei über 3000 Vertriebspartnern erhältlich
(Buchhandel, Postämter, Bankfilialen, Fachhandel usw.), in Deutschland bei
über 7.000 Vertriebsstellen (Kioske, Tankstellen).
x Seit 2005 gibt es auch die Möglichkeit paysafecards online zu beziehen. Da-
durch kann jeder Webshopper zu jeder Tages- und Nachtzeit neue paysafecards
erwerben, ohne den Platz vor seinem PC verlassen zu müssen.
x Die nächsten Schritte der erfolgreichen Start up Unternehmung sind bereits ak-
kordiert, nach der erfolgreichen Positionierung in Österreich und Deutschland,
wird die paysafecard ihren Erfolg in weiteren europäischen Ländern fortsetzen.
Die GeldKarte, das bessere Kleingeld

Volker Koppe

EURO Kartensysteme GmbH, Frankfurt

1 Status Quo: Die Chipkarte der deutschen


Kreditwirtschaft gewinnt weiter an Akzeptanz

Die GeldKarte1 ist auch neun Jahre nach ihrer Einführung weiterhin auf Erfolgs-
kurs und baut ihre Akzeptanz im Bereich elektronische Zahlungsmittel sukzessive
aus. Die Zahl der Akzeptanzstellen nimmt stetig zu und durch gezielte Marketing-
aktivitäten kann die Nutzung des Chips als praktischer Kleingeldersatz deutlich
erhöht werden (siehe dazu Punkt 3). Heute wird die GeldKarte vor allem am Au-
tomaten eingesetzt. Hier bietet die Chip-basierte Bezahlung Kunden und Akzep-
tanzpartnern derzeit die meisten Vorteile. Anders als Bargeld ermöglicht die
GeldKarte immer die passende Zahlung am Automaten, ohne die Notwendigkeit,
Geld zu wechseln. Für den Händler ist der Chip die kostengünstige Alternative
zum teuren Bargeldhandling – und dabei deutlich sicherer (siehe Punkt 1.6).

Abb. 1. Logo der elektronischen Geldbörse „GeldKarte“

1.1 Im Umlauf befindliche GeldKarten

Derzeit sind über 60 Millionen GeldKarten im Umlauf; die Funktion befindet sich
auf über 70 % aller ec- und Kundenkarten der Banken und Sparkassen in Deutsch-

1 Website unter www.GeldKarte.de abrufbar.


262 Volker Koppe

land. Damit weist die GeldKarte eine hohe Marktdurchdringung auf, die sich in
den kommenden Jahren aufgrund der ab 1. Januar 2007 gesetzlich geforderten Al-
terslegitimation via Chip am Zigarettenautomaten noch steigern wird (siehe Punkt
4.1). Immer mehr Kreditinstitute entscheiden sich für eine Ausstattung ihrer Kar-
ten mit dem Chip, u.a. kürzlich die HypoVereinsbank und die comdirect Bank.
Weitere Institute werden folgen.

1.2 Die Institute hinter der GeldKarte

Als institutsübergreifendes System wird die GeldKarte vom


x Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., dem
x Bundesverband deutscher Banken e.V., dem
x Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands e.V. und dem
x Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V.
gemeinsam getragen. Diese Verbände sind im Zentralen Kreditausschuss (ZKA)
zusammen geschlossen. Somit bürgt die gesamte deutsche Kreditwirtschaft für die
Bezahltransaktionen mit der GeldKarte.

1.3 Transaktionszahlen

Die GeldKarte wird von ihren Nutzern immer mehr in den Alltag integriert. Das
zeigen die aktuellen Zahlen: Im Jahr 2004 wurden knapp 40 Millionen Transakti-
onen mit der GeldKarte getätigt, der zugehörige Umsatz in Höhe von rund 80 Mil-
lionen Euro entspricht einem Zuwachs von 8 % gegenüber dem Vorjahr – Ten-
denz steigend. Die Anzahl der aktiven Akzeptanzstellen2 stieg gegenüber dem
Vorjahr um rund 18 % auf über 140.000 an (siehe Abbildung 2).
Bezhaltransaktionen in Mio.

50

40 37,4 38,3
35,9
29,4
30 26,6
20,7
20 13,6
10 4,3

0
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 2. Steigende Tendenz der GeldKarte Bezahltransaktionen

2 „Aktive Akzeptanzstellen“ sind Akzeptanzstellen, an denen (erhoben auf Monatsbasis)


GeldKarte-Transaktionen getätigt werden.
Die GeldKarte, das bessere Kleingeld 263

Diese Zahl dürfte durch die Umrüstung von ca. 500.000 Zigarettenautomaten bis
2006 noch wesentlich steigen. Parallel dazu konsolidierte sich die Anzahl der
deutschlandweiten Ladetransaktionen bei rund 4,2 Millionen (siehe Abbildung 3).
Wie aus Abbildung 4 ersichtlich, lag der durchschnittliche Bezahlbetrag im Jahr
2004 bei 2,16 Euro, was ein eindeutiges Indiz dafür ist, dass die GeldKarte in den
Köpfen der Nutzer mittlerweile als Kleingeldersatz positioniert werden konnte
(ZKA 2004). Wie der stetige Anstieg von Bezahltransaktionen und Akzeptanzstel-
len zeigt, entdecken immer mehr Konsumenten und Akzeptanzpartner den Nutzen
der GeldKarte für sich. In den meisten Ballungszentren findet der Nutzer bereits
flächendeckend Einsatzmöglichkeiten.
Anzahl aktiver Akzeptanzstellen (in 1.000)

150 142

121
125
98
100 80

75 64
57 60
50
50

25

0
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 3. Anzahl der aktiven GeldKarte Akzeptanzstellen


Ladetransaktionen (in Mio.)

5 4,4
4,2 4,2
4 3,7 3,7
3,1
3 2,4

2 1,6

0
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 4. Anzahl der GeldKarte Ladetransaktionen (in Mio.)


264 Volker Koppe

80
68,6
70 Ladebeträge Bezahlbeträge
54,3
60
Beträge in Euro

50 40,1
40 31,6 28,3 27,4 25,4 25,3
30
20 10,6
6,6
3,6 2,7 2,3 2,1 2,0 2,2
10
0
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 5. Entwicklung der durchschnittlichen GeldKarte Lade- und Bezahlbeträge

1.4 Geschichte der GeldKarte

Die GeldKarte ist ein noch junges Zahlungsmittel. 1996 wurde sie erstmals im
Einsatz getestet. Gerade bei der Entwicklung der Transaktionszahlen ist zu beach-
ten, dass Zahlungsmittel wie die ec-Karte weit über zehn Jahre benötigt haben, bis
sie sich im Markt durchgesetzt haben und umfassend genutzt wurden. Tabelle 1
stellt die GeldKarte-Meilensteine kurz dar.

Tabelle 1. Meilensteine der GeldKarte

Jahr Meilenstein
1996 x Startschuss für die GeldKarte der deutschen Kreditwirtschaft
x erster Pilottest in Ravensburg-Weinheim
1997 x bundesweite Einführung der GeldKarte
x alle Sparkassen-Karten mit Verfalljahr 1999 werden mit GeldKarte-Chip
ausgestattet
1998 x erstes erfolgreiches CityCard-Projekt im baden-württembergischen
Gaggenau
x Mehrheit der deutschen McDonald`s Restaurants mit GeldKarte Bezahl- und
Ladeterminals ausgestattet3
1999 x erste Parkhäuser mit GeldKarte-Akzeptanz
x Vorstellung der GeldKarte als Medium der Zeiterfassung für Firmen

3 Dieses Pilotprojekt wurde 2002/2003 aufgrund der technischen Komplexität beendet.


Die GeldKarte, das bessere Kleingeld 265

Tabelle 1. (Fortsetzung)
2000 x Einführung des „Elektronischen Fahrscheins“ in Bremen4
x Erfolgreicher Piloteinsatz der GeldKarte an 5.000 Zigarettenautomaten
x Pilottest zum internationalen Einsatz der GeldKarte im deutsch-
luxemburgischen Grenzgebiet
2001 x erfolgreiche erste Vermarktungsaktionen der GeldKarte in Münster, Böblin-
gen-Sindelfingen und Hanau
x bundesweite Einführung von 6.000 Briefmarkenautomaten der Deutschen
Post mit GeldKarte-Akzeptanz
x Marketing-Offensive in Parkhäusern
x erfolgreiche GeldKarte-Kampagne in Frankfurt am Main
2002 x Einrichtung zahlreicher GeldKarte-Akzeptanzstellen und begleitende Mar-
ketingaktivitäten in den Vorreiterstädten Leipzig und Hamburg
x erstmals Zahlen mit GeldKarte im Internet möglich
x „Schüler-GeldKarte“ startet am Saarlouiser Gymnasium
x Einführung der LemGoCard sowie der Gießen-Card als erste hessische City
Card
2003 x große Informationskampagne in München
x erste Bundle-Angebote für Chipkartenleser zur Nutzung der GeldKarte im
Internet
x Paid Content5 und Micropayments6 werden bei Online-Anbietern zuneh-
mend wichtiges Thema
x Wachstum der aktiven Akzeptanzstellen um 20 % auf 120.000
2004 x Über 60 Millionen GeldKarten im Umlauf
x Über 38 Millionen Bezahltransaktionen an rund 140.000 aktiven Akzeptanz-
stellen
x Informationskampagnen in Köln, München, Nürnberg/Fürth, Frankfurt
x „GeldKarte on Tour“ als buchbares Do-it-yourself-Promotionkonzept
2005+ x GeldKarte-Hochburg Aachen
x Gründung der Initiative GeldKarte e.V.
x Marketing CD-ROM mit Tipps für Kreditinstitute und Akzeptanzpartner
x GeldKarte Website in türkischer Sprache verfügbar
x Nutzung der GeldKarte als Jugendschutzmedium auch im Internet
x Bis Ende 2006 Umrüstung von rund 500.000 Zigarettenautomaten auf Ju-
gendschutz und Bezahlung per GeldKarte

4 Der elektronische Fahrschein ermöglicht es, dass im Bereich des Öffentlichen Personen-
nahverkehrs keine Papiertickets mehr ausgegeben werden müssen. Der Kunde kann mit
seiner GeldKarte nicht nur die Fahrkarte kaufen, sondern sie auch direkt in seinem Chip
abspeichern.
5 Kostenplichtige Internetinhalte.
6 Klein- und Kleinstbeträge.
266 Volker Koppe

1.5 Technische Abwicklung

1.5.1 Laden
Aufgeladen wird die GeldKarte am Geldautomaten oder an eigens dafür vorgese-
henen SB-Ladegeräten, die meist im Foyer von Kreditinstituten platziert sind.
Auch einige Akzeptanzpartner (z.B. Parkhäuser) haben für ihre Kunden Ladeter-
minals installiert. Beim Laden einer GeldKarte vermittelt das Ladeterminal die
Kommunikation zwischen der GeldKarte und der zuständigen Ladezentrale. Die
Ladezentrale ist ein Baustein im Sicherheitssystem der GeldKarte. Sie prüft und
genehmigt den Ladevorgang. Gleichzeitig wird der aufgeladene Betrag einem in-
ternen Verrechnungskonto des kartenausgebenden Instituts gutgeschrieben. Au-
ßerdem wird die Ladung an die so genannte Evidenzzentrale gemeldet, die den
Saldo der betreffenden Kartennummer anpasst (siehe den schematischen Ablauf in
der folgenden Abbildung).

Abb. 6. Ladevorgang mit der GeldKarte


Die GeldKarte, das bessere Kleingeld 267

1.5.2 Bezahlen
Beim Bezahlen wird die GeldKarte in ein entsprechendes Händler-Terminal an der
Kasse oder in den Kartenschlitz am Automaten geschoben. An der Kasse muss
dann der angezeigte Betrag bestätigt werden, am Automaten entfällt dieser Schritt.
Weder die Eingabe einer PIN noch eine Unterschrift sind notwendig. Der Zahlbe-
trag wird sofort vom Guthaben im Chip abgebucht und der so genannten Händler-
karte (einem kleinen Chip im Kassenterminal bzw. im Automaten) gut geschrie-
ben. Dies geschieht offline ohne Anbindung an ein Autorisierungssystem. Da-
durch werden die Transaktionskosten und die Transaktionsdauer niedrig gehalten.

1.5.3 Abrechnung von Bezahl-Transaktionen


Die Händlerkarte erzeugt erst nach Abschluss der Bezahltransaktion einen Daten-
satz zu jeder Zahlung und gibt diese an das Händlerterminal aus. Das Händlerter-
minal ergänzt den Datensatz der Händlerkarte um händler- und terminalspezifi-
sche Daten und speichert den Datensatz der Zahlung.
Mit dem so genannten Kassenschnitt schließt der Händler/Automat die Kasse.
Die Händlerkarte erzeugt nun aus allen gespeicherten Transaktionsdaten einen
Summensatz, der die Einzeltransaktionen zusammenfasst und eigenständig ver-
schlüsselt. Jeder Summensatz kann durch die Identifikationsnummer der Händler-
karte und eine Sequenznummer des Kassenschnitts eindeutig identifiziert werden.
Anhand dieser Kennnummern und der Sequenznummern der Einzeltransaktionen
kann die von der Hausbank des Händlers beauftragte Händlerevidenzzentrale spä-
ter feststellen, ob Transaktionen mehrfach eingereicht wurden. Die Zahlungsbe-
träge werden dem Händler gutgeschrieben, nachdem er die Einzeltransaktionen
und Summensätze bei der Händlerevidenzzentrale eingereicht hat. Die Kartenevi-
denzzentrale wiederum belastet die Verrechnungskonten der kartenausgebenden
Banken mit dem Gegenwert der Transaktionen, die die Karteninhaber getätigt ha-
ben. Gleichzeitig wird der Restsaldo der verwendeten GeldKarten um den getätig-
ten Umsatz herabgesetzt. Dadurch, dass die Umsätze nicht in Einzelbeträgen, son-
dern ausschließlich in Summen verrechnet werden, ist ein "Ausspähen" einzelner
Kundentransaktionen nicht möglich. Abbildung 6 stellt den Zahlungsvorgang mit
der GeldKarte im Detail dar.

1.5.4 Entladen
Kontogebundene GeldKarten (ec- oder Kundenkarten der Banken oder Sparkas-
sen) können an Ladeterminals des kartenausgebenden Instituts entladen werden.
Dies ist bis drei Monate nach Verfallsdatum der Karte möglich. Die Ladezentrale
veranlasst, dass der aktuelle Betrag der GeldKarte auf „0“ gesetzt und das Karten-
guthaben vom Verrechnungskonto auf das Konto des Karteninhabers zurückge-
bucht wird. Die Eingabe der PIN ist nicht erforderlich. Wie beim Laden vom Gi-
rokonto übernimmt das Terminal beim Online-Entladen nur eine Vermittlerrolle
zwischen der kontogebundenen GeldKarte und der Ladezentrale.
268 Volker Koppe

Abb. 7. Zahlungsvorgang mit der GeldKarte

1.6 Vorteile gegenüber Barzahlung

Die bargeldlose Bezahlung via GeldKarte-Chip bietet Händlern und Automaten-


betreibern diverse Vorteile gegenüber der Barzahlung:
x Die Zahlungen der Kunden werden von der jeweiligen Bank garantiert – wie
bei Bargeld. Die Legitimation erfolgt rein über den Besitz der Karte, PIN oder
Unterschrift werden nicht benötigt, was die Zahlung beschleunigt und den Ein-
satz insbesondere an Automaten erleichtert.
x Die GeldKarte ist dabei konkurrenzlos günstig: Das Garantieentgelt beträgt nur
0,3 % des Kaufumsatzes bzw. mindestens 1 Cent pro Transaktion.
x Die GeldKarte ist fälschungssicher. Um platt geklopfte ausländische Münzen
müssen sich Automatenbetreiber keine Sorgen mehr machen, Falschgeld gibt es
hier nicht.
x Die Abwicklung der Bezahltransaktionen mit der GeldKarte ist besonders be-
quem und schnell; eine Online-Autorisierung ist nicht notwendig.
x Die Kosten für das Handling von Bargeld sinken.
x Mit weniger Bargeld in der Kasse sind Automatenbetreiber besser gegen Van-
dalismus geschützt.
Die GeldKarte, das bessere Kleingeld 269

x Der Kassenabschluss wird beschleunigt, da alle Umsätze in der Händlerkarte


im Terminal gespeichert und beim Kassenschnitt ganz einfach ausgelesen wer-
den.
x Die eingereichten Umsätze werden dem Konto zeitnah und in einer Summe
gutgeschrieben, in der Regel schon am nächsten Tag.
x Das Marktpotenzial ist beachtlich: Mehr als 60 Millionen GeldKarten sind be-
reits im Umlauf. Kunden müssen kein neues Bezahlsystem beantragen oder er-
lernen.
x Durch das Anbieten bequemer bargeldloser Bezahlsysteme erhöht sich die
Kundenbindung.

2 Wahrnehmung der Konsumenten

Um herauszufinden, wie der GeldKarte-Chip in der Öffentlichkeit wahrgenommen


wird, wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach im Zeitraum April bis Juni
2005 eine repräsentative Umfrage durchgeführt7. Die Ergebnisse geben Auf-
schluss darüber, wie der Kenntnisstand bezüglich der GeldKarte ist, welche Erfah-
rungen mit dem Chip gemacht wurden, wie hoch die daraus resultierende Akzep-
tanz ist und an welchen Akzeptanzstellen die GeldKarte am häufigsten zum Ein-
satz kommt. Die Umfrage zeigt, dass sich rund zwei Drittel aller GeldKarte-
Besitzer über die Bezahlfunktion des Chips informiert fühlen. Dennoch nutzt der-
zeit nur jeder Fünfte seine GeldKarte. Das mag an der Notwendigkeit einer vorhe-
rigen Ladung liegen, die 40 % als Grund für eine Nichtnutzung der Funktion an-
geben. Die Zahlen zeigen jedoch deutlich, dass nur ein sehr geringer Anteil der
aktiven Nutzer diesen Punkt bemängelt. Setzt man die GeldKarte regelmäßig ein,
ist das Laden ein ebenso gängiger Vorgang wie das Geldabheben. Wird der Chip
erst einmal geladen, empfinden die GeldKarte-Anwender ihn als praktischen
Kleingeldersatz. Laut Umfrage sehen 53 % der Nutzer große oder sogar sehr gro-
ße Vorteile gegenüber einer Zahlung mit Bargeld. Besonders die häufigen An-
wender bewerten die Vorteile der GeldKarte mit 64 % überdurchschnittlich posi-
tiv. Rund jeder Dritte ist überrascht, an wie vielen Stellen man mittlerweile per
GeldKarte zahlen kann.
Besonders oft wird die GeldKarte eingesetzt, wenn der Nutzer mit dem Auto
oder dem Öffentlichen Personennahverkehr unterwegs ist. Gut jeder Dritte zahlt
an Parkscheinautomaten oder im Parkhaus mit dem vorgeladenen Guthaben, und
23 % nutzen den Chip am Fahrkartenautomaten. In diesen beiden Bereichen sind
die Vorteile für die Nutzer besonders groß, denn die centgenaue Abbuchung er-
spart beim Parkticketkauf das Überbezahlen und der Fahrkartenautomat, der pas-
sendes Kleingeld fordert, ist auch kein Problem mehr. Um die Karteninhaber zu
zufriedenen Nutzern zu machen, bedarf es positiver Erfahrungen im Umgang mit
der GeldKarte. Das wird von den Umfrageergebnissen belegt: Zwei Drittel der

7 Persönlich-mündliche Befragung von 2.104 Personen. Institut für Demoskopie Allens-


bach, IfD-Umfrage 7070, April-Juni 2005 (Allensbach 2005).
270 Volker Koppe

häufigen und gelegentlichen Nutzer geben an, dass sie es sehr praktisch finden,
nicht immer Kleingeld im Portemonnaie haben zu müssen. Dementsprechend be-
urteilt die Mehrheit der Nutzer den Umgang mit der GeldKarte als sehr einfach
und unkompliziert.

3 Marketing

Die GeldKarte ist – wie auch die Allensbach-Umfrage zeigt – ein erklärungsbe-
dürftiges Produkt, an das der Nutzer herangeführt werden muss. Wie bei allen
Produkten, die man nicht zwingend benötigt, wird die GeldKarte nicht automa-
tisch nachgefragt. Deshalb ist es wichtig, das Interesse potenzieller Nutzer zu we-
cken, sie anzuregen, den Chip auf ihrer Karte zu laden, und sie durch positive Er-
fahrungen und Marketingaktionen zum langfristigen Einsatz zu motivieren.
Hierbei haben sich konzentrierte Kampagnen innerhalb einer begrenzten Region
als hilfreich erwiesen. Da sich die GeldKarte-Infrastruktur bisher bundesweit hete-
rogen darstellte, hätten nationale Werbekampagnen zu großen Streuverlusten ge-
führt8. Um dies zu verhindern, unterstützt die EURO Kartensysteme GmbH im
Auftrag des Zentralen Kreditausschusses (ZKA) Kreditinstitute und Akzeptanz-
partner bei derartigen Marketingaktionen. Hierfür schließen sich die Unternehmen
einer Region, die die Nutzung der GeldKarte ermöglichen, als Partner zusammen.
Dies sind neben den Banken und Sparkassen u.a. die Betreibergesellschaften des
öffentlichen Personennahverkehrs, die Kommunen und private Parkraumbewirt-
schafter, Zigarettenautomatenaufsteller, die Deutsche Telekom, Betreiber von
Snack- und Getränkeautomaten, die Deutsche Post sowie diverse andere Unter-
nehmen.
Um die Vorteile der GeldKarte möglichst effizient, zielgruppengerecht und
kostengünstig zu kommunizieren, wird während der Kampagne möglichst stark
auf vorhandene Kommunikationskanäle zurückgegriffen. So stellen die Partner
beispielsweise Plakatflächen zur Verfügung, versehen Automaten mit entspre-
chenden Hinweisaufklebern und informieren ihre Kunden auch aktiv vor Ort über
die Einsatzfelder der GeldKarte. Außerdem werden interne Medien wie Intranet
oder Mitarbeiterzeitungen genutzt, um die Angestellten der Unternehmen für das
Thema zu sensibilisieren. Unterstützt werden diese Maßnahmen durch einheitliche
Werbematerialien, umfangreiche Informationsbroschüren und aktive Pressearbeit.
Dadurch kann gewährleistet werden, dass alle beteiligten Partner zeitgleich eine
einheitliche Botschaft kommunizieren. Der Werbedruck und der Wiederer-
kennungswert bei den Bürgerinnen und Bürgern sind hierdurch sehr hoch. Ebenso
wichtig ist die kontinuierliche interne Kommunikation vor, während und auch
nach der Kampagne. Die Mitarbeiter müssen umfassend informiert sein, um auf
Kundenfragen eingehen zu können. Ansonsten verpufft der Effekt der Aktion spä-

8 In den vergangenen Jahren hat sich die GeldKarte-Infrastruktur dementsprechend weiter-


entwickelt, dass der nächste logische Schritt nationale Kampagnen sind. Aus diesem
Grund wurde auch im Jahr 2005 die Initiative GeldKarte e.V. gegründet (vgl. Punkt 5).
Die GeldKarte, das bessere Kleingeld 271

testens am Schalter der Banken und Sparkassen oder des Nahverkehrs-


unternehmens. Die Informationskampagnen werden maßgeblich durch zentrale
Marketingmittel der Kreditwirtschaft finanziert. In der Vergangenheit hat sich ge-
zeigt, dass für eine Großstadt ein Gesamtbudget von rund 250.000 Euro zu veran-
schlagen ist. Dieser im Vergleich zu Werbekampagnen für andere Konsumproduk-
te relativ geringe Betrag wird vorrangig zur Produktion der diversen Werbemittel
sowie für die komplexe Koordination der verschiedenen Partner eingesetzt. Durch
geschickte Nutzung der von den Kreditinstituten und Akzeptanzpartnern zur Ver-
fügung gestellten Werbekanäle ist ein effektives Mediavolumen von ein bis zwei
Millionen Euro durchaus realistisch. Entsprechend hoch ist der Anteil der Konsu-
menten, die mit der gemeinsamen Kampagne erreicht werden.

Abb. 8. Im Zuge der Promotion-Tour kommt das „GeldKarte-Mobil“ zum Einsatz

3.1 Beispiel München

In den Jahren 2003 und 2004 stand München ganz im Zeichen der GeldKarte. Und
das mit großem Erfolg: Laut einer Untersuchung von NFO (heute TNS) Infratest
Finanzforschung fühlten sich 72 % der Münchner, die die Kampagne wahrge-
nommen hatten, anschließend gut bis ausgezeichnet über die GeldKarte infor-
miert. Insgesamt wurde die Zahlung mit der GeldKarte durchwegs als einfach und
bequem empfunden. Aufkleber an Automaten, Poster, Broschüren und die direkte
persönliche Information durch Promotion-Teams haben sich dabei in München
ebenso wie in den anderen Vorreiterstädten als besonders effektiv erwiesen.
Fast die Hälfte aller Münchner, die mit der Kampagne erreicht wurden, wollte
in Zukunft ihre GeldKarte nutzen. Dieser Erfolg zeigt sich auch in den tatsächli-
chen Transaktionszahlen: Von Januar bis Juli 2003 stiegen die Bezahltransaktio-
nen in München um 116 %. Bis Juni 2005 hatten sie sich auf einem Niveau von
plus 80 % konsolidiert. Die Ladeumsätze konnten Januar bis Juli 2003 allein bei
der Stadtsparkasse um 70 % gesteigert werden. Hier hat sich das Niveau der lang-
fristigen Steigerungsrate im Juni 2005 bei rund 20 Prozent eingependelt. Diese po-
272 Volker Koppe

sitive Entwicklung lässt sich durchgängig bei allen Partnern verfolgen, besonders
erfreulich entwickelten sich die Transaktionszahlen gerade dort, wo die GeldKar-
te-Zahlung an einen finanziellen Vorteil gekoppelt ist, wie etwa bei der Münchner
Verkehrsgesellschaft.

3.2 Kundenvorteil als Vehikel zur Akzeptanzsteigerung: Beispiel MVG

Seit Frühjahr 2002 können an Automaten der Münchner Verkehrsgesellschaft


(MVG) und der S-Bahn München GmbH Einzelfahrscheine mit Hilfe der Geld-
Karte zum Preis einer entsprechenden Fahrt mit der Streifenkarte erworben wer-
den. Dadurch sind Einsparungen von bis zu 20 % möglich. Dieser Kundenvorteil
bietet einen nochmaligen Anreiz und wird an allen stationären Verkaufsautomaten
dauerhaft kommuniziert.

Abb. 9. GeldKarte-Promotion-Team bei der Beratung im MVG-Kundencenter

Ganz offensiv wurden die Kunden der MVG während der Maketing-Kampagnen
auf die Vorteile der GeldKarte aufmerksam gemacht. Das Ergebnis der Kampagne
belohnt den Einsatz der MVG: Die Bezahltransaktionen konnten innerhalb eines
halben Jahres nahezu verdoppelt werden. Lagen die Transaktionszahlen vor der
Aktion bei monatlich rund 38.000 Bezahlungen mit der GeldKarte, so stiegen sie
bis zum November 2003 auf einen Stand von 72.000 an und sind seitdem auch auf
diesem hohen Niveau (65.000 GeldKarte-Transaktionen, Stand: Juni 2005)
verblieben.
Die GeldKarte, das bessere Kleingeld 273

4 Jugendschutz-Instrument GeldKarte

Eine neue Funktion des Chips wird in Zukunft die Nutzungszahlen der GeldKarte
stark erhöhen: Jeder zweite GeldKarte-Chip trägt bereits ein so genanntes „Ju-
gendschutzmerkmal“. Bis 2007 sollen alle GeldKarten über diese Funktion verfü-
gen, die an Verkaufsautomaten und im Internet ausweist, ob ihr Besitzer das er-
forderliche Mindestalter erreicht hat oder nicht. Der goldene Chip auf den ec- und
Kundenkarten der Banken und Sparkassen wird damit zur sichersten und flexibels-
ten Jugendschutzlösung9.

4.1 Am Zigarettenautomaten

Vorreiter im Bereich Jugendschutz per GeldKarte ist der Tabakwaren-Großhandel.


Die Novellierung des Jugendschutzgesetzes aus dem Jahr 2003 verpflichtet die
Aufsteller von Zigarettenautomaten, ab 1. Januar 2007 alle öffentlich zugängli-
chen Automaten für Jugendliche unter 16 Jahren zu sperren. Als Lösung entschied
sich die Branche für den Chip auf der Bank- und Kontokarte als kombiniertes Be-
zahl- und Jugendschutzmedium. Dies wurde von mehreren Studien namhafter Un-
ternehmen, unter anderem von Roland Berger und dem TÜV, bestätigt.
Alle Zigarettenautomaten werden nun mit der entsprechenden Lesevorrichtung
für die GeldKarte versehen. Nur wer die Karte in das Lesegerät des Automaten
einführt und als berechtigt erkannt wird, kann ab 2007 einen Kaufvorgang auslö-
sen. Bei Volljährigen schaltet der Chip automatisch frei. Bei Minderjährigen er-
mittelt das Lesegerät, ob der Käufer über 16 ist, sofern die Erziehungsberechtigten
zuvor der Bank die Einwilligung zur verschlüsselten Aufbringung des Geburtsda-
tums erteilt haben. Die Bezahlung kann im gleichen Bedienvorgang schnell und
bequem aus dem Chip-Guthaben oder in Münzen erfolgen. Mitte 2005 verfügten
nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Au-
tomatenaufsteller (BDTA) bereits 270.000 Zigarettenautomaten über GeldKarte-
Bezahlmöglichkeiten, allerdings noch ohne die Software für die Erkennung des
Jugendschutzmerkmals. Diese wird erst Anfang 2007 aktiviert werden.

4.2 Online10

Auch die Internet-Branche hat ihre Chance erkannt und die GeldKarte als Jugend-
schutzlösung für Online-Medien weiter entwickelt. Inzwischen ist die GeldKarte
eines der wenigen Verfahren, die von der Kommission für Jugendmedienschutz
der Landesmedienanstalten (KJM) offiziell als Jugendschutzlösung anerkannt

9 Mehr Informationen zur GeldKarte als Jugendschutzinstrument sind unter


www.GeldKarte-Jugendschutz.de abrufbar.
10 Mehr Informationen zur GeldKarte als Online-Bezahlverfahren sind unter

www.GeldKarte-online.de abrufbar.
274 Volker Koppe

werden. Die Branche braucht dringend eine praktikable Lösung, wie die Ergebnis-
se der folgenden Studien zeigen.

4.2.1 Studien zur Nutzung des Online-Erotikangebots


Die Deutschen sind Spitzenreiter in Sachen Online-Erotik. Mit 33,4 % liegen sie
im europäischen Vergleich weit vorne und werden nur von den Spaniern übertrof-
fen. Was die monatliche Verweildauer betrifft, liegt Deutschland ebenfalls an der
Spitze: Rund 70 Minuten werden durchschnittlich auf den virtuellen Erotik-Seiten
verbracht (NetValue 2001). Nach einer aktuellen Studie von Nielsen Netratings
nutzten allein im Februar 2005 knapp sieben Millionen Bundesbürger so genannte
Adult-Inhalte – das ist fast ein Viertel der aktiven Internet-Nutzer (Focus 2005)!
Bedenklich: Der o. g. NetValue-Studie zufolge surften bei den 15- bis 24-Jährigen
mehr Personen auf Erotikseiten als in jeder anderen Altersgruppe. 45,3 % der In-
ternetnutzer zwischen 15 und 24 Jahren besuchten damals diese „Erwachsenen-
Seiten“, von denen nach Schätzungen eines US-Filtersoftware-Herstellers welt-
weit allein im Erotik-Bereich rund 260 Millionen existieren. Seit 1998 sei die Zahl
um das fast Zwanzigfache gestiegen.
Eine aktuelle Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbandes Südwest
zeigt, dass Kinder und insbesondere Jugendliche derzeit noch weit öfter pornogra-
fischen Darstellungen im Internet ausgesetzt sind, als allgemein angenommen
wird. Fast jeder zweite Jugendliche ist im Jahr 2004 im Internet einmal mit porno-
grafischen Seiten in Berührung gekommen, 2000 war es annährend jeder Dritte.
Weitere beunruhigende Ergebnisse waren, dass 70 % der Eltern nicht wissen, wel-
che Internetseiten ihre Kinder anklicken und sogar vier von fünf Kindern beim
Chat anzügliche Angebote erhalten oder gar sexuell belästigt werden (KIM 2003).

4.2.2 Rechtliche Grundlage


Als technische Zugangshürden für alle elektronischen Informations- und Kommu-
nikationstechnologien schreibt der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV)
vom April 2003 neben der Durchführung des so genannten „Vier-Augen-Ver-
fahrens“, einer einmaligen persönlichen Face-to-Face-Identifikation, eine zusätzli-
che verlässliche Authentifizierung bei jedem einzelnen Besuch eines Internetan-
gebotes vor. Denn jugendgefährdende Angebote wie „einfache Pornografie“, dür-
fen nur noch in so genannten geschlossenen Benutzergruppen angeboten werden,
deren Zutritt streng kontrolliert wird. Die Volljährigkeitsprüfung muss im persön-
lichen Kontakt erfolgen, und bei jedem Zutritt muss der Anwender erneut authen-
tifiziert werden.

4.2.3 Sicherheitsstandard, der gesetzlichen Anforderung erfüllt


Die KJM hat dem ZKA bescheinigt, dass das Jugendschutzmerkmal auf dem
GeldKarte-Chip den gesetzlichen Anforderungen für geschlossene Benutzergrup-
pen im Internet vom April 2003 entspricht, sofern es im Rahmen eines geeigneten
Gesamtsystems genutzt wird (KJM 2003).
Die GeldKarte, das bessere Kleingeld 275

Die Vorteile der GeldKarte liegen vor allem in der Anonymität des Nutzers.
Denn im Gegensatz zur Abwicklung beim Post-Ident-Verfahren, bei dem sich der
User vor Nutzung eines Erwachsenen-Angebotes persönlich von einem Postmitar-
beiter identifizieren lassen muss, trägt er den Schlüssel zur Altersverifikation hier
bereits im Portemonnaie: Vor dem ersten Einsatz der GeldKarte ist keine geson-
derte Vier-Augen-Kontrolle erforderlich, da diese bereits bei der Kontoeröffnung
im Kreditinstitut erfolgt ist. Einzige Voraussetzung ist ein Chipkartenleser: Viele
moderne PCs verfügen bereits ab Werk über einen eingebauten Leser, andernfalls
können Internet-Nutzer diesen im Elektronik-Fachhandel als separates Gerät er-
werben. Größter Vorteil neben der Anonymität und Bequemlichkeit für den Kun-
den: Die Jugendschutzfunktion ist kostenlos nutzbar, und als weitaus günstigstes
Internet-Zahlungsmittel mit einer Marge von nur 0,3 % vom Umsatz sowie einer
Zahlungsgarantie der kartenausgebenden Bank ist das System für den Anbieter
von kostenpflichtigen Inhalten gleichzeitig als Zahlungsmittel einsetzbar.

5 Initiative GeldKarte e.V.

Um noch umfassender über die Einsatzzwecke des Chips zu informieren, wurde


im Juni 2005 die Initiative GeldKarte e.V. gegründet. Sie versteht sich als Netz-
werk aller, die die GeldKarte akzeptieren oder die entsprechende Infrastruktur be-
reitstellen. Sie bündelt ihre Interessen und unterstützt aktiv das Eigenengagement.
Die Initiative ist darüber hinaus die zentrale Schaltstelle, an der alle Informationen
und Neuigkeiten rund um die Chipkarte der deutschen Kreditwirtschaft zusammen
fließen. Stellvertretend für ihre Mitglieder recherchiert die Initiative nach neuen
Einsatzmöglichkeiten, spricht Politik, Institutionen und neue Akzeptanzpartner an
und koordiniert Pilotprojekte für neue Anwendungsgebiete wie beispielsweise
Bonusprogramme, Jugendschutz oder E-Ticketing (siehe Punkt 3).

5.1 Ziele der Initiative

Lokale Informationskampagnen der letzten Jahre haben es gezeigt: Immer dann,


wenn sich mehrere Partner zusammenschließen und sich aktiv für die GeldKarte
stark machen, können sie die Popularität der GeldKarte enorm steigern. Diese Er-
folge auf lokaler Ebene sollen nun auch bundesweit fortgesetzt werden. Ziel ist es,
über Einsatzfelder und Funktionsweise der GeldKarte zu informieren, den Be-
kanntheitsgrad weiter zu erhöhen und ihre Nutzung nachhaltig zu fördern. Nicht
zuletzt die stark gestiegenen Kosten für das Bargeld-Handling machen die Geld-
Karte überall dort zu einem attraktiven Bezahlmedium, wo viel Münzgeld anfällt.
Eine wichtige Aufgabe ist zudem das Screening und die Ansprache von neuen
Akzeptanzpartnern zur Realisierung von Pilotprojekten zu neuen Anwendungen.
Darüber hinaus stärkt die Initiative die Kommunikation und den Informationsaus-
tausch aller ihrer Mitglieder untereinander, regt Kooperationen an und unterstützt
mit gezielten PR-Maßnahmen die Popularität der GeldKarte. Der daraus resultie-
276 Volker Koppe

rende Synergie-Effekt sorgt für eine stärkere Etablierung der GeldKarte bundes-
weit, zum Nutzen aller in der Initiative engagierten Partner.

5.2 Beteiligungsmöglichkeiten

Um den Partnern aus den verschiedenen Branchen die Möglichkeit zu bieten, sich
auf unterschiedliche Weise an der Initiative GeldKarte zu beteiligen und von die-
sem Netzwerk zu profitieren, hat die Initiative verschiedene Formen der Beteili-
gung entwickelt. Einzelheiten finden sich auf der Website der Initiative11.

6 Fazit

x Seit ihrer Einführung im Jahr 1996 hat sich die GeldKarte zu einem anerkann-
ten bargeldlosen Bezahlsystem im Kleingeldbereich entwickelt, das heute so-
wohl von Händler- als auch von Kundenseite auf wesentlich breitere Akzeptanz
trifft als noch vor wenigen Jahren.
x Natürlich gibt es auch zur Zeit noch ein großes unausgeschöpftes Potenzial für
die GeldKarte, doch über vielfältige Zusatzfunktionen des Chips wie
 den Jugendschutz am Zigarettenautomaten und im Internet
 den Elektronischen Fahrschein
 die Verwaltung von Bonuspunkten oder
 die digitale Signatur
wird die GeldKarte ihre führende Position als Bezahlsystem für Kleinbeträge in
der physischen Welt sowie im Internet in den kommenden Jahren weiter aus-
bauen.

Literatur

Allensbach (2005) IfD-Umfrage 7070. Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der
EURO Kartensysteme GmbH, Allensbach, Mai 2005
Focus (2005) Virtuelle Verlockung. FOCUS 18/2005, S 113–117
KIM (2003) KIM 2003 – Kinder und Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6-
bis 13-Jähriger in Deutschland. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest,
Stuttgart
KJM (2003) Pressemitteilung vom 11. Dezember 2003. http://www.kjm-online.de, Abruf:
18.8.2005
NetValue (2001) Europas Lust an Netz-Erotik. Marktforschungsinstitut NetValue Deutsch-
land, Eschborn

11 Mehr Informationen zur Initiative sind unter www.Initiative-GeldKarte.de abrufbar.


Quick – eine Erfolgsstory

Ewald Judt, Robert Komatz

Europay Austria Zahlungsverkehrssystem GmbH, Wien

1 Der Background

Als sich die österreichischen Geldinstitute im Jahr 1995 entschlossen hatten, die
damaligen eurocheque- und Bankomat-Karten (heute Maestro-Karten) mit einem
Chip auszustatten, hat die Stunde für ein neues Bankprodukt, die Elektronische
Geldbörse, geschlagen. Der Chip auf der Karte wurde in Hinblick auf eine verbes-
serte Card Authentication, um Kartenfälschungen zu erkennen, und die Offline-
Fähigkeit – die auch auf Magnetstreifenbasis möglich war, aber mit dem Chip
größere Sicherheit bietet – als Ersatz für den Magnetstreifen angebracht. Durch
die Verwendung von entsprechenden Prozessor-Chips wurde mit Quick auch eine
österreichische Elektronische Geldbörse möglich. Als Betreiber fungiert Europay
Austria, eine Gesellschaft mit einer Bankkonzession, die im Eigentum der öster-
reichischen Geldinstitute steht und eine zentrale Drehscheibe des kartengesteuer-
ten Zahlungsverkehrs in Österreich ist. Durch die Präsenz auf den österreichischen
Maestro-Karten und auf speziellen Quick-Wertkarten, weit verbreiteten Anwen-
dungsmöglichkeiten und dem damit verbundenen dynamischen Wachstum von
Lade- und Zahlungstransaktionen kann Quick heute als eine der erfolgreichsten
Elektronischen Geldbörsen der Welt bezeichnet werden.

2 Das Produkt

Eine Elektronische Geldbörse ist ein Bankprodukt, das sich auf dem Chip einer
Plastikkarte befindet, wobei es einerseits kontobezogene Karten und andererseits
nicht-kontobezogene Karten gibt. Aufgrund ihrer Ausformung ist sie ein so ge-
nanntes „Pay Before Product“, bei dem zuerst eine Ladung mit einem Geldbetrag
an entsprechenden Terminals – Ladeterminals genannt – erfolgen muss. Erst dann
kann aus der Elektronischen Geldbörse heraus an geeigneten Terminals – Zah-
lungsterminals genannt – ohne Codeeingabe und ohne Unterschriftsleistung ge-
zahlt werden. Diese Änderung der Zahlungsgewohnheiten der Kunden – sie waren
(und sind) es gewohnt, ohne vorheriges Prozedere bargeldlos zu zahlen – herbei-
zuführen, ist eine Herausforderung, die nur durch systematische und konsequente
Information der potentiellen Nutzer gemeistert werden kann.
278 Ewald Judt, Robert Komatz

Bei der Ladetransaktion wird der gewünschte Betrag (maximal 400,00 Euro) in
der Regel zulasten eines Girokontos, seltener gegen Barerlag, auf den Chip aufge-
bucht („geladen“). Parallel dazu wird dem vom Betreiber geführten Pool-Konto
der auf die Elektronische Geldbörse geladene Betrag gutgeschrieben. Bei der Zah-
lungstransaktion wird der zu zahlende Betrag von der Elektronischen Geldbörse
abgebucht und in einer Offline-Transaktion auf ein im Zahlungsterminal befindli-
ches Sicherheitsmodul (in Hard- oder Software) aufgebucht. Vom Zahlungstermi-
nal werden die summierten Beträge periodisch en bloc an das Rechenzentrum des
Betreibers übermittelt, der in der Folge die Bezahlung des Vertragsunternehmens
und die Belastung des Pool-Kontos vornimmt. Systemimmanent muss dieses Pool-
Konto immer ein Guthaben aufweisen. Je mehr Karten geladen sind, desto größer
ist der Float, der sich auf dem Pool-Konto befindet.
In Hinblick auf die Betragshöhe von Zahlungstransaktionen richtet sich eine
Elektronische Geldbörse vorwiegend an Klein- und Kleinstbeträge, so genannte
Low Value Payments. Da dieses Segment bisher keine bargeldlosen Zahlungen
kennt, bringt die Elektronische Geldbörse einen weiteren Schub in Richtung einer
„Less Cash Society“.
Bei der Suche nach einem Namen für das neue Bankprodukt wurde man schnell
fündig. Als Name wurde für die österreichische Elektronische Geldbörse „Quick“
– nomen est omen – gewählt. Quick steht dabei für schnelles, einfaches und be-
quemes Zahlen. Das Quick-Logo wurde so gewählt, dass es zu den beiden anderen
Produktlogos von Europay Austria (MasterCard und Maestro) passt.

Abb. 1. Logo der österreichischen Elektronischen Geldbörse „Quick“

Das Quick-Logo befindet sich heute auf allen Karten mit Quick-Funktion – bei der
Maestro-Karte auf der Logoleiste auf der Rückseite, bei allen anderen Karten auf
der Seite, wo sich der Chip befindet. Weiters ist das Logo bei allen Akzeptanzstel-
len präsent, damit der mit Quick zahlende Kunde weiß, ob er dort zahlen kann.

3 Die Kartenarten

Quick ist heute auf allen 6,4 Millionen österreichischen Maestro-Karten vertreten.
Damit haben heute nahezu alle Österreicher und Österreicherinnen zwischen 18
und 80 Jahren die Möglichkeit, Quick ohne eine weitere Karte nutzen zu können.
Quick – eine Erfolgsstory 279

Abb. 2. Österreichische Maestro-Karte mit Quick-Funktion

Insbesondere für Jugendliche, sich in Österreich aufhaltende Ausländer und jene


Personen, die Quick auf einer separaten Karten haben wollen, gibt es Quick-Wert-
karten, wobei hier keine Kontoverbindung erforderlich ist. Derzeit sind rund
200.000 derartige Karten im Umlauf.

Abb. 3. Quick-Wertkarte

Quick-Wertkarten können auch in einer Partnerschaft mit einem Dritten (wie z.B.
einem Handelsunternehmen, einer Schule oder einer Universität) als Affinity-
Wertkarten ausgegeben werden, wobei der Partner diese auch vertreibt. Diese Af-
finity-Wertkarten weisen neben der Quick-Funktion auch Eigenapplikationen des
Dritten auf. Ein gutes Beispiel ist hiefür die Kepler Card der Johannes Kepler-
Universität Linz, wo zusätzlich zur Quick-Zahlung diverse universitätsspezifische
Anwendungen realisiert sind.
Die KeplerCard ermöglicht – um nur einige Beispiele zu nennen – den Aus-
druck von Rückmeldebestätigungen und Studienerfolgsnachweisen, semesterweise
Rückmeldung der Studierenden sowie die Abfrage und den Ausdruck von Prü-
fungsergebnissen an so genannten Info-Points. Die KeplerCard dient weiters der
Identifikation bei den Studentenvertretungswahlen der Österreichischen Hoch-
schülerschaft. Darüber hinaus ermöglicht sie die Nutzung des universitätseigenen
Parkplatzes und den Zutritt in Bibliotheken oder PC-Labors. Weitere Universitä-
ten mit Affinity-Wertkarte sind
x die Karl Franzens-Universität Graz,
x die Technische Universität Graz,
x die Leopold Franzens-Universität Innsbruck,
x die Medizinische Universität Innsbruck,
280 Ewald Judt, Robert Komatz

x die Donauuniversität Krems,


x die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,
x die Montanuniversität Leoben,
x die Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz,
x die ParisLodron-Universität Salzburg und die
x Universität Mozarteum Salzburg.

Abb. 4. Affinity-Wertkarte der Johannes Kepler-Universität Linz

Die Nutzung all dieser Karten ist allerdings noch ausbaufähig. 2001 nutzten erst 4
%, 2002 6 %, 2003 8 % und 2004 10 % die Quick-Funktion auf ihrer Maestro-
Karte. Bei Quick-Wertkarten und Affinity-Wertkarten ist die Nutzungsquote deut-
lich höher.
Die Erhöhung der Inanspruchnahme von Quick auf vorhandenen Maestro-
Karten, Quick-Wertkarten und Affinity-Wertkarten sowie die Erhöhung der Nut-
zungsfrequenz geladener Karten sind die wesentlichsten Herausforderungen bei
der weiteren Etablierung von Quick als ein Zahlungsmittel für Klein- und Kleinst-
beträge.

4 Die Ladung

Voraussetzung für das Zahlen mit der Elektronischen Geldbörse ist deren vorheri-
ges Laden. Die Ladung von Quick kann unter Verwendung einer Maestro-Karte,
zu Lasten einer MasterCard-Kreditkarte bzw. gegen Barerlag erfolgen.
Wenn eine Ladung auf die Elektronische Geldbörse derselben Maestro-Karte
stattfindet, liegt eine Einkarten-Transaktion vor. Zur Ladung von Quick kann auch
eine zweite Karte – eine Maestro-Karte oder eine MasterCard-Kreditkarte – oder
Bargeld herangezogen werden. Bei Quick-Wertkarten und Affinity-Wertkarten ist
dies eine Notwendigkeit.
Das Quick-Laden ist bei allen 3.000 österreichischen Bankomaten sowie bei
1.550 Selbstbedienungsterminals und 1.450 Schalterterminals (hier auch gegen
Bargeld) in Geldinstituten möglich. Der maximale Ladebetrag beträgt 400 Euro.
Eine Ladetransaktion erfolgt immer online, der Ladebetrag wird dem Karteninha-
ber angelastet (oder bei nicht-kontobezogenen Quick-Wertkarten und Affinity-
Wertkarten vom Karteninhaber eingezahlt) und dem Poolkonto gutgeschrieben.
Quick – eine Erfolgsstory 281

Die Funktionsweise der Ladung an einem Bankomaten oder einem Selbstbe-


dienungsterminal ist identisch mit der Ausnahme, dass bei Bankomaten vorweg
die Wahl der Funktion „Quick laden“ vorgesehen ist. Die Ladung erfolgt nach
Eingabe eines Codes und Angabe des zu ladenden Betrages. Bei Bankomaten und
Selbstbedienungsterminals ist auch das Entladen des sich auf der Maestro-Karte
vorhandenen Quick-Betrages zugunsten des Girokontos möglich. Das von einem
Bankkassier bediente Schalterterminal ist nicht nur in der Lage, eine Ladung bzw.
Entladung wie dargestellt zu realisieren, sondern ermöglicht auch das Laden und
Entladen gegen Bargeld.

5 Die Zahlung

Quick-Zahlungen sind heute bei rund 89.000 Akzeptanzstellen (Bankomat-


Kassen, Automaten mit Quick-Modul, Quick-Only-Terminals) möglich. Die Be-
grenzung der Zahlung ist der geladene Betrag. Zahlungstransaktionen sind immer
offline, der Zahlungsbetrag wird vom Chip abgebucht und offline auf dem Sicher-
heitsmodul im Terminal gespeichert. Die Umsatzeinreichung durch den Quick-
Akzeptanten erfolgt über Datenleitung oder mittels Einreichkarten. Der Zahlungs-
betrag wird dem Poolkonto angelastet und dem Akzeptanten gutgeschrieben.
Quick ist als offene Elektronische Geldbörse konzipiert, die überall dort zur
Zahlung eingesetzt werden kann, wo zwischen dem Zahlungsempfänger und Eu-
ropay Austria ein entsprechender Akzeptanzvertrag geschlossen wurde und wo
dies von den Karteninhabern durch das an Automaten, Kassenplätzen, Türen oder
Auslagenfenstern angebrachte Logo als Akzeptanten erkannt wird. Durch die er-
folgte Limitierung des Ladebetrages wird Quick vorwiegend zur Bezahlung von
Klein- und Kleinstbeträgen ohne Code und ohne Unterschrift eingesetzt.
Quick wird heute an öffentlich zugänglichen Automaten, in geschlossenen Be-
reichen und am POS sowie im Internet (dort mit @Quick gekennzeichnet) akzep-
tiert.

5.1 Quick an öffentlich zugänglichen Automaten

Heute gibt es verschiedenste Automaten mit Quick-Akzeptanz. Die wichtigsten


Automatenlösungen sind Parkscheinautomaten, Fahrscheinautomaten, Zigaretten-
automaten, öffentliche Fernsprechanlagen, Kopierer und Waschautomaten.
In den jeweiligen Automaten sind Quick-Automatenmodule eingebaut, welche
dem Käufer der Automatenprodukte oder -dienstleistungen die Zahlung unabhän-
gig vom vorhandenen Bargeld und insbesondere von Münzen ermöglichen. Quick-
Automatenmodule werden in Österreich von den beiden Firmen Inform Datensys-
teme GmbH und PDTS – Gesellschaft für industrielle Datenverarbeitung GesmbH
vertrieben. Die Einreichung des in den Automaten gespeicherten elektronischen
Geldes zur Gutschrift erfolgt in der Regel über ein Absaugterminal und nachfol-
gender Übermittlung an das Rechenzentrum von Europay Austria über eine Daten-
282 Ewald Judt, Robert Komatz

leitung. Möglich ist auch bei vorhandenem Anschluss an eine Datenleitung die di-
rekte Einreichung von einem Automaten.
Bereits 80 % der Parkscheinautomaten in Österreich sind Quick-fähig bzw. ste-
hen kurz davor. Die Entscheidung über den Rest ist abhängig von der Umrüstung
der Parkscheinautomaten vor Ort auf die nächste Automatengeneration. Quick
wird heute bereits bei den drei größten Fahrkartenverkaufsbetrieben akzeptiert.
Bei den Österreichischen Bundesbahnen und den Wiener Linien wird Quick an al-
len Vorverkaufsautomaten, die mit einem Bankomat-Kassen-Modul ausgerüstet
sind, akzeptiert. Bei den Linz-Linien sind alle Vorverkaufsautomaten mit einem
Quick-Automatenmodul ausgestattet. Neue Quick-Nutzungen sind bedingt durch
die Technik in der Regel nur bei der Anschaffung neuer Fahrscheinautomaten
möglich.
Derzeit sind mehr als 1.500 Zigarettenautomaten mit Quick in Betrieb, die übli-
cherweise von der nächstgelegenen Trafik betreut werden – meist pro Trafik nur
ein Automat. Bei Neuanschaffungen von Zigarettenautomaten wird vom Lieferan-
ten üblicherweise gleich ein Zigarettenautomat mit Quick-Automatenmodul ange-
boten.
Bezüglich der Akzeptanz von Quick in öffentlichen Fernsprecheinrichtungen
wurden seit 1996 Gespräche mit der Telekom Austria geführt. Offenbar bedingt
durch die Reduktion der Bedeutung dieser Form der Telephonie durch die zuneh-
mende Verbreitung von Handys gibt es bislang nur einen Pilot-Betrieb mit 30
Payphones. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, wenn es zu einem Ersatz
der von der Telekom Austria herausgegebenen Telefonwertkarten durch Quick
kommen würde. Zur Zeit funktionieren über 700 Kopiergeräte mit Quick, die sich
vorwiegend in öffentlichen Einrichtungen wie Ämtern, Schulen und Universitäten,
aber auch in Geldinstituten befinden. Diese Geräte werden entweder von diesen
Einrichtungen oder von Kopiereraufstellern betrieben.
Eine der interessantesten Quick-Anwendungen ist die Quick-Zahlung bei
Waschautomaten. Von verschiedenen Wohnungsgesellschaften wurden bisher in
etwa 2.200 Waschautomaten in Wohnhäusern auf ausschließliche Zahlung mit
Quick umgerüstet. Durch diese Quick-Only-Anwendung kommt es zu sehr hohen
Transaktionszahlen.
Quick – eine Erfolgsstory 283

Abb. 5. Quick an öffentlich zugänglichen Automaten

5.2 Quick in geschlossenen Bereichen

Die Quick-Akzeptanz in geschlossenen Bereichen wie Produktionsbetrieben,


Geldinstituten, Schulen und Universitäten kommt meist in der Form zustande,
dass bestehende proprietäre Schlüssel- oder Kartensysteme durch Quick ersetzt
werden. Die Anwendung umfasst meist die Kantine und alle Automaten. Diese
werden in der Regel von einem weitgehend gleich bleibenden Benutzerkreis fre-
quentiert. Bei der Kantinenlösung kommt als Zahlungsterminal meist ein Quick-
Only-Terminal und gelegentlich eine Bankomat-Kasse zum Einsatz. An Automa-
ten gibt es hier meist Snack- und Getränkeautomaten. Die Umsetzung erfolgt ent-
weder als eine Quick-Only-Lösung (nur Quick-Zahlung möglich) oder eine
Mischlösung (Quick-Zahlung und Barzahlung möglich).
Im Jahr 1998 stellte die Maschinenfabrik Engel in Schwertberg (Oberöster-
reich) als erstes Unternehmen Österreichs ihren firmeninternen Zahlungsverkehr
zu 100% auf Quick um. Etwas später wurden auch die Standorte in Dietach und
St. Valentin umgerüstet. Heute haben eine Reihe von namhaften Unternehmen wie
z.B. die Firma Blum in Höchst, die Firma AVL List in Graz, die Firma Fronius In-
ternational in Wels/Thalheim und Pettenbach, die Firma Internorm in Traun und
viele mehr Quick-Lösungen implementiert. Die Einreichung der Quick-
284 Ewald Judt, Robert Komatz

Transaktionen zur Gutschrift erfolgt für Kantinenzahlung wie bei Quick-


Zahlungen am POS (siehe Kapitel 5.3) und für Automatenzahlungen wie bei öf-
fentlich zugänglichen Automaten (siehe Kapitel 5.1)

Abb. 6. Quick in geschlossenen Bereichen

5.3 Quick am Point of Sale (POS)

Die Quick-Akzeptanz am POS erfolgt primär über die Bankomat-Kasse, Öster-


reichs dominierendes POS-Terminal. Die Bankomat-Kasse ist ein universelles
POS-Terminal, das alle Zahlungen mit Kreditkarten (mit Unterschrift), alle Maest-
ro-Zahlungen (mit Code) und alle Quick-Zahlungen (ohne Unterschrift und ohne
Code) abwickeln kann. Falls der geladene Quick-Betrag für die konkrete Zahlung
ausreicht, erscheint am Display der Bankomat-Kasse die Auswahlmöglichkeit „1
= Zahlen mit Quick“ oder „2 = Zahlen mit Maestro“. Die Einreichung der Quick-
Transaktionen zur Gutschrift erfolgt an der Bankomat-Kasse automatisiert mit
dem Tagesabschluss.
In der Einführungsphase wurde mancherorts die Meinung vertreten, dass es am
POS Unternehmen mit Bedarf an Quick-Only-Terminals gibt. Dies hat sich als
Trugschluss herausgestellt, da offenbar kein Handels- oder Dienstleistungsunter-
nehmen heute ausschließlich Zahlungen über Kleinbeträge abwickelt. Die poten-
tiellen Akzeptanten wurden vor die Wahl gestellt, eine Bankomat-Kasse als uni-
verselles POS-Terminal oder ein nur für Quick-Zahlungen geeignetes Terminal
anzuschaffen, wobei sich aus Kundenservice-Gründen nahezu alle Kunden für die
Quick – eine Erfolgsstory 285

Bankomat-Kasse entschieden haben. Diese gibt es als stationäre und als mobile
Bankomat-Kasse.

Abb. 7. Mobile Bankomat-Kasse (links) und stationäre Bankomat-Kasse (rechts)

5.4 Quick im Internet

Von Anfang an ist auch daran gedacht worden, Quick nicht nur in der „realen“,
sondern auch in der „virtuellen“ Welt des E-Commerce als Zahlungsmittel einzu-
setzen. Seit 2001 ist Einkaufen mit der Quick-Karte im Internet durch die Einfüh-
rung von @Quick möglich. Mit @Quick können Waren und Dienstleistungen, die
im Internet angeboten werden, online und ohne Risiko bezahlt werden. Die Vor-
aussetzungen hierfür sind sowohl vom Käufer als auch vom Verkäufer in der vir-
tuellen Welt leicht zu erbringen. Ideal ist @Quick für Zahlungen bis 400 Euro in
Internet-Shops, wozu insbesonders Micropayments wie z.B. für Digital Content,
mp3-Files oder Software-Downloads zählen.
@Quick ist bequem für Inhaber einer geladenen Quick-Karte. Voraussetzungen
für den Konsumenten sind neben einem Internet-Zugang eine geladene Quick-
Karte (Maestro-Karte oder Quick-Wertkarte) und einen an den PC angeschlosse-
nen handelsüblichen Chipkartenleser. Beim Zahlen mit der Quick-Wertkarte ist
keine Kontoverbindung notwendig und damit Anonymität gewährleistet. Das wei-
ters notwendige Software Plug In ist kostenlos und wird bei erstmaliger Verwen-
dung automatisch installiert. Der Zahlungsvorgang ist denkbar einfach: Die Ware
oder Dienstleistung wird ausgewählt, als Zahlungsmodus wird @Quick ange-
klickt, die Quick-Karte wird in den Kartenleser gesteckt und die Zahlung wird per
Mausklick bestätigt. Danach ist das Quick-Guthaben um den entsprechenden Be-
trag geringer geworden. Die letzten Lade- und Zahlvorgänge können am PC oder
mittels eines Value-Checkers ersehen werden.
286 Ewald Judt, Robert Komatz

Abb. 8. Bezahlung mit Quick im Internet

@Quick ist einfach für das Vertragsunternehmen. Ein Internet-Shop, der seinen
Kunden ermöglichen will, mit @Quick zu bezahlen, benötigt dafür weder eine ei-
gene Hard-/Software-Lösung noch ist spezielles technisches Know-How notwen-
dig. Über ein gehostetes Service ist es dem E-Commerce-Unternehmen – sofern es
nicht selbst @Quick installieren und technisch betreiben möchte – möglich,
@Quick-Zahlungen anzubieten, ohne selbst dazu etwas tun zu müssen. Sowohl
Installation als auch technische Abwicklung bieten so genannte Payment Service
Provider an, welche als Schnittstelle zwischen dem Vertragsunternehmen und Eu-
ropay Austria stehen. Ebenso ist eine Direktanbindung an das @Quick-System
über die Firma PDTS möglich. Die Einreichung der Umsätze wird über das glei-
che System abgewickelt. Für das @Quick-Vertragsunternehmen sind alle Transak-
tionen von Europay Austria garantierte Umsätze, die dessen Girokonto gutge-
schrieben werden.

6 Die Vermarktung

Quick ist – wie erwähnt – auf allen österreichischen Maestro-Karten enthalten.


Hier gilt es, die Karteninhaber auf Quick aufmerksam zu machen. Dazu bietet Eu-
ropay Austria den Geldinstituten Quick-Werbemittel (Folder, Poster, Pappkame-
rad), Quick-Value-Checker, mit denen jederzeit der geladene Quick-Betrag bzw.
die letzten Lade- und Zahlungstransaktionen festgestellt werden können, und ei-
nen Quick-Film an. Es fallen durch die zusätzlich auf der Maestro-Karte enthalte-
ne Quick-Funktion – ob genutzt oder nicht – den Karteninhabern keine zusätzli-
chen Kosten an. Quick-Wertkarten werden von den österreichischen Geldins-
tituten an Jugendliche und Ausländer sowie auf Nachfrage auch an Maestro-
Karteninhaber, die Quick auf einer separaten Karten nutzen wollen, angeboten.
Quick – eine Erfolgsstory 287

Affinity-Wertkarten werden von Unternehmen, mit denen Europay Austria einen


entsprechenden Vertrag geschlossen hat, an die vorgesehene Zielgruppe – mit o-
der ohne Entgelt – ausgegeben.
Die Akquisition von Quick-Vertragsunternehmen erfolgt durch den Außen-
dienst der Europay Austria. Dabei wird Quick am POS immer gemeinsam mit der
Maestro-Akzeptanz angeboten. Um die Verbreitung von Quick in gewissen Au-
tomatenbereichen und in geschlossenen Bereichen zu fördern, gibt es eine diffe-
renzierte Förderung von Quick-Automatenmodulen und von Quick-Only-
Terminals in Kantinen. Das Vertragsunternehmen zahlt in der realen Welt ein Di-
sagio von 0,5 % sowie ein Einreichentgelt von 0,44 Euro. In der virtuellen Welt
zahlt das Vertragsunternehmen für @Quick ein Disagio pro Transaktion von
1,5 % des Umsatzes sowie 0,05 Euro Fixentgelt. Zur Förderung der Nutzung wer-
den von Europay Austria Quick-Promotions (österreichweite Ladepromotions, lo-
kale Zahlungspromotions) durchgeführt und es wird Quick-Medienwerbung be-
trieben.

7 Das Wachstum

Quick, die österreichische Elektronische Geldbörse, befindet sich heute – im zehn-


ten Jahr ihrer Existenz – auf einem nachhaltigen Wachstumspfad.

86.690
Ladeterminals Zahlungsterminals
79.806
74.657

90.000

80.000
60.848

70.000

60.000
41.585

50.000
29.564

40.000
19.118

30.000
12.756

20.000
5.775

5.879
5.153

6.452
3.495

5.162

5.419
2.708

4.954
1.066

10.000

0
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 9. Ladeterminals und Zahlungsterminals 1996 - 2004

Das Wachstum der letzten Jahre zeigt sich insbesondere bei der Anzahl der Quick-
akzeptierenden Terminals - wenngleich auch die Anzahl der Ladeterminals in den
letzten Jahren stetig angestiegen ist - und bei den an diesen Terminals generierten
Zahlungstransaktionen. Die Erfolgsstory setzt sich aus einer sukzessiven Expansi-
288 Ewald Judt, Robert Komatz

on seit 1996, einem stärkeren Wachstum der Quick-Transaktionsanzahl als jenem


bei der MasterCard- und Maestro-Transaktionsanzahl in deren Anfangszeit und
einem durch die Euro-Bargeld-Einführung bedingten Aufwärtstrend zusammen.

19.186.867
25.000.000

17.659.508
17.198.595
20.000.000

15.000.000

5.081.629
3.072.036
10.000.000
2.212.532
1.160.705
426.085

5.000.000
86.591

0
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 10. Vergleich Zahlungstransaktionen 1996 - 2004

Quick – das jüngste Kartenprodukt – wird trotz seiner Jugend immer mit bereits
etablierten Kartensystemen wie der MasterCard (seit 1980 auf dem österreichi-
schen Markt) und Maestro (seit 1987 in Österreich) verglichen, ohne dass auf de-
ren bereits länger laufende Produktlebenszyklen Bezug genommen wird. Trotz-
dem eine Verhaltensänderung der Konsumenten sich insbesondere dann als
langwierig darstellt, wenn sie die Zahlungsgewohnheiten betrifft, hat sich Quick
erfolgreich entwickelt. Wenn man bei der bisherigen Entwicklung das Produktal-
ter berücksichtigt, können von Quick noch gewaltige Transaktionszahlen erwartet
werden.
Das Wachstum von Quick betrug bei den Zahlungstransaktionen und dem Zah-
lungsvolumen im Schnitt über 100 %. Inkludiert hierbei ist ein Sprung nach vorn,
den es durch die Euro-Bargeld-Einführung im Jahr 2002 gegeben hat. Quick, die
österreichische Elektronische Geldbörse, befand sich in den letzten Jahren auf ei-
nem nachhaltigen Wachstumspfad. Dieses Wachstum wird sich auch absehbare
Zeit in der Zukunft fortsetzen. In den kommenden Jahren werden mit Quick Stei-
gerungsraten von jeweils über 20 % erwartet. Unterstützt wird dieses Wachstum
mit der Verbreitung von @Quick. 2005 wird mit 25 Millionen Zahlungstransakti-
onen gerechnet. In weiteren 5 Jahren werden die Quick & @Quick-
Zahlungstransaktionen über 100 Mio. liegen.
Quick – eine Erfolgsstory 289

25.000

19.200
17.700
17.200
20.000
Transaktionszahl in 1.000

15.000

00
.2
11
10.000
0 0
70 90

5.100
3.100 6. 8.
2.200

5.000
0
1.200

90
0 4. 2.290
400

1.490
0 20 800 1.090
100

90 00 3.
1.7
0
160 229 383 547

a hr a hr a hr hr h r h r
ah
r
ah
r
ah
r
J J J Ja Ja Ja J J J
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Maestro (1987-95) MasterCard (1980-88) Quick (1996-2004)

Abb. 11. Vergleich Markteinführung in Österreich: MasterCard – Maestro – Quick

8 Fazit

x Der Aufwärtstrend von Quick wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen.
Insbesondere durch die Umrüstung der rund 8.000 Zigarettenautomaten in Ös-
terreich. Denn ab 1.1.2007 wird bei Zahlungen an Zigarettenautomaten zuerst
die Maestro-Karte in den Chipkartenleser des Quick-Moduls eingeführt. Da-
nach erfolgt die Überprüfung, ob der Karteninhaber über 16 Jahre alt und somit
berechtigt ist, Zigaretten zu kaufen. Bei positiver Überprüfung kann im An-
schluss daran die Zigarettenmarke gewählt werden und entweder bargeldlos mit
Quick oder mit Bargeld gezahlt werden.
x Der Grund für das Reüssieren von Quick liegt darin, dass es möglich war, die
Funktion auf allen Maestro-Karten anzubringen. Dadurch fiel weitgehend die
Notwendigkeit weg, spezielle Quick-Karten nicht nur für Nischen, sondern für
die Allgemeinheit auf den Markt zu bringen.
x Bedingt durch die Tatsache, dass Quick von Anfang an auch auf dem in Öster-
reich am meisten verbreiteten POS-Terminal, der Bankomat-Kasse, angenom-
men wurde, war sofort eine relativ breite Akzeptanz gegeben, wenngleich
290 Ewald Judt, Robert Komatz

Quick dort in Konkurrenz zur etablierten Maestro-Zahlung und der Kreditkar-


tenzahlung steht.
x Das eigentliche Asset einer Elektronischen Geldbörse liegt jedoch dort, wo bis-
lang kaum bargeldlose Zahlungen abgewickelt wurden – nämlich bei der Zah-
lung von Klein- und Kleinstbeträgen. Die Erschließung dieses Marktes, der bis
dahin von den Kartenorganisationen nicht erschlossen gewesen ist, gestaltete
sich jedoch durch unterschiedlichste technische Entwicklungen für Automaten-
anwendungen deutlich schwieriger als erwartet.
x Ein Sprung der Zahlungs- und Ladetransaktionen nach oben verursachte die
Euro-Bargeldeinführung Anfang 2002, als die Österreicherinnen und Österrei-
cher mit einer bis dato ungewohnten Flut an Euro- und Cent-Münzen konfron-
tiert wurden.
x Die Verbreitung von Quick hätte durch mehr Marketingaktivitäten mit entspre-
chendem finanziellen Aufwand sicher rascher erfolgen können. Dies war aller-
dings durch die Notwendigkeit ein positives Ergebnis zu erzielen nicht im wün-
schenswerten Ausmaß möglich. Trotz dieser Beschränkung hat sich Quick
zwischenzeitlich am Markt der Zahlungsmittel etabliert und in den vorgesehe-
nen Nischen als Alternative zum Bargeld bewährt.
x Aufgrund der mit Quick verbundenen Convenience, jederzeit auch ohne die
passenden Münzen Kleinbeträge bezahlen zu können, wird Quick weiterhin
hohe Wachstumsraten erzielen können.
ERFOLGSFAKTOREN FÜR INNOVATIVE
ZAHLUNGSSYSTEME & AUSBLICK
Internet-Zahlungssysteme aus Händlersicht:
Bedeutung, Bewertung, Eigenschaften

Sebastian van Baali, Jens-Werner Hinrichsii


i
Institut für Handelsforschung an der Universität zu Köln
ii
fiveforces GmbH, Raffhausen

1 Problemstellung

Die Dynamik im Markt für Internet-Zahlungssysteme hält an – auch nach dem


Ende des Internet-Hypes arbeiten Zahlungsdienstleister daran, Systeme zu entwi-
ckeln, die alle Marktseiten zufrieden stellen. Wünsche und Bedürfnisse der Kon-
sumenten stehen in der Regel im Vordergrund, denn sie müssen ein Zahlungssys-
tem verwenden, damit es sich durchsetzen kann. Auch die Marktgegenseite ist
relevant: Die Anbieter von Waren, Informationen und Dienstleistungen müssen
ein Internet-Zahlungssystem akzeptieren, wenn es erfolgreich sein soll. Die Ent-
scheidung der Anbieter wirkt wie ein Filter, denn für Zahlungssysteme ohne Ak-
zeptanzstellen werden sich nur wenige Konsumenten interessieren. Vice versa gilt,
dass ein von den Konsumenten nicht akzeptiertes System aus der Sicht der Anbie-
ter nicht interessant sein kann. Demzufolge existiert bei Internet-Zahlungs-
systemen das bei Anwendungen des Internets häufig anzutreffende ökonomische
Phänomen, das oftmals als „Henne-Ei-Problem“ bezeichnet wird: Aufgrund von
Netzeffekten kann ein System nur dann erfolgreich sein, wenn sich auf beiden
Marktseiten genügend Interessenten dafür finden – eine „doppelte kritische Mas-
se“ ist erforderlich, damit sich ein Zahlungssystem durchsetzen kann (Choi et al.
1997, Reinhart u. Schlüter 1999, Shapiro u. Varian 1999). Da zumeist die Konsu-
mentenakzeptanz als Engpassfaktor bzw. als wichtigster Erfolgsfaktor angesehen
wird, wird die Sicht der Anbieter oft vernachlässigt, wenn über Faktoren wie die
Verbreitung und die Bewertung von Internet-Zahlungssystemen diskutiert wird.
Im Folgenden werden Auszüge aus der Studie „Internet-Zahlungssysteme aus
Sicht der Händler 3“ (IZH3) dargestellt, die einen Beitrag zur Schließung dieser
Forschungslücke leistet1. IZH3 dient dazu, Wahrnehmungen, Anforderungen und

1 IZH3 ist die dritte Welle einer Umfragereihe, die im Jahr 2001 mit IZH1 begann und im
Jahr 2004 mit IZH2 fortgeführt wurde. IZH3 wurde von zahlreichen Institutionen unter-
stützt und ermöglicht. Die Autoren bedanken sich insbesondere bei der Wissenschafts-
förderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V., der SCHUFA Holding AG, PayPal
294 Sebastian van Baal, Jens-Werner Hinrichs

Erwartungen von Händlern mit Internet-Vertrieb sowie von Anbietern von kos-
tenpflichtigen Inhalten und Dienstleistungen hinsichtlich der verfügbaren Zah-
lungssysteme im Internet zu beleuchten. Von besonderer Bedeutung sind dabei die
Einstellungen und Meinungen der Personen, die sich bei diesen Anbietern mit der
Abwicklung von Zahlungen für Online-Bestellungen befassen – letztendlich sind
es deren subjektive Entscheidungen, die über den Erfolg eines Internet-Zahlungs-
systems (mit)entscheiden. Eine bessere Kenntnis der Bedürfnisse und Anforderun-
gen der Händler ist daher eine notwendige Bedingung für die Entwicklung passen-
der Zahlungssysteme für den Vertrieb über das Internet; allen Seiten hinreichend
gerecht werdende Systeme setzen sich schneller und nachhaltiger durch, die not-
wendige kritische Masse an Nutzern kann schneller erreicht werden. IZH3 trägt
somit dazu bei, eine oft vernachlässigte Seite des „Henne-Ei-Problems“ zu ent-
schärfen. Zu wünschen ist, dass dadurch auch der elektronische Geschäftsverkehr
insgesamt gefördert wird, denn suboptimal ausgestaltete Zahlungssysteme stellen
ein mögliches Hindernis insbesondere für kleinere Online-Anbieter und auch für
den E-Commerce insgesamt dar (Dach 2000, van Baal u. Stroborn 2004).
Der Beitrag ist wie folgt aufgebaut: Im zweiten Abschnitt werden wesentliche
Merkmale der empirischen Vorgehensweise und der Stichprobe skizziert. Der eili-
ge Leser mag diesen Abschnitt zunächst überspringen, zur Einordnung und Inter-
pretation der in den folgenden Abschnitten dargestellten Ergebnisse ist eine Be-
trachtung jedoch notwendig. In den Abschnitten drei bis fünf wird beschrieben,
welche Zahlungssysteme die befragten Händler anbieten und welche Umsätze sie
mit diesen Systemen abwickeln, wie sie die einzelnen Systeme bewerten und wie
wichtig ihnen ausgewählte Eigenschaften von Internet-Zahlungssystemen sind.
Den Abschluss des Beitrags bildet ein Fazit im sechsten Abschnitt. Vorab sei an-
gemerkt, dass der Begriff des Zahlungssystems bei IZH weit ausgelegt wird: Für
die Untersuchung sind alle Verfahren relevant, mithilfe derer ein Kunde für Leis-
tungen, die er im Internet in Anspruch nimmt oder für Bestellungen, die er über
das Internet aufgibt, bezahlen kann. Die Begriffe „Zahlungssystem“ und „Zah-
lungsverfahren“ werden im Folgenden synonym verwendet.

2 Methodik und Stichprobe

Aus den denkbaren Befragungsarten wurde die Online-Befragung anderen Mög-


lichkeiten, wie beispielsweise einer schriftlichen Befragung, Telefoninterviews
oder Expertengesprächen, vorgezogen. Dies geschah vor allem aus pragmatischen
Gründen: Die Online-Befragung stellt eine reichweitenstarke und gleichzeitig kos-
tengünstige Möglichkeit der standardisierten Erhebung dar. Als methodische Män-
gel werden jedoch häufig eine mangelnde Repräsentativität und eine unvollständi-
ge Abdeckung der Zielgruppe angeführt (z.B. Wirtz 2002). Bei der hier behandel-
ten Thematik ist davon auszugehen, dass die Zielgruppe prinzipiell über eine On-

Deutschland, der T-Online International AG, der Pago eTransaction Services GmbH und
der Fun communications GmbH.
Internet-Zahlungssysteme aus Händlersicht: Bedeutung, Bewertung, Eigenschaften 295

line-Befragung angesprochen werden kann, da die relevante Grundgesamtheit nur


diejenigen Anbieter darstellen, die über einen Online-Vertrieb und somit
auch über einen Zugang zum Internet verfügen.
Der Fragebogen wurde freiwillig und anonym ausgefüllt; aufgrund der daraus
resultierenden Selbstselektion der Teilnehmer ist davon auszugehen, dass mit der
Befragung insbesondere Unternehmensvertreter mit einem hohen Interesse am In-
ternet oder am elektronischen Handel angesprochen wurden. Daher können die im
Folgenden dargestellten Ergebnisse nicht unmittelbar und insbesondere nicht
punktgenau über die Stichprobe hinaus generalisiert werden. Die Online-Befra-
gung fand von Mai bis Juli 2005 statt. Nach einer intensiven Kontrolle und Filte-
rung konnten die Fragebögen von insgesamt 449 Unternehmen berücksichtigt
werden. Die Stichprobe setzt sich wie folgt zusammen: Über 80 % der teilneh-
menden Unternehmen sind dem Handel zuzurechnen, knapp 10 % der Dienstleis-
tungsbranche und ca. 5 % der Medienbranche (obwohl auch Unternehmen anderer
Branchen in der Stichprobe vertreten sind, wird im Folgenden leicht vereinfa-
chend von „Händlern“ gesprochen); knapp 87 % der Teilnehmer sind im Busi-
ness-to-Consumer-Bereich tätig. Die Befragung richtete sich explizit an Unter-
nehmen, die ihre Waren in Deutschland vertreiben; in der Stichprobe sind alle
deutschen Postleitzahlenregionen vertreten. Kleine und mittlere Unternehmen do-
minieren – weniger als acht Prozent der teilnehmenden Unternehmen beschäftigen
100 oder mehr Mitarbeiter, weniger als zehn Prozent tätigen Umsätze von 20 Mil-
lionen Euro und mehr.
Da sich die Umfrage mit internet-spezifischen Fragestellungen beschäftigt, ist
auch das Ausmaß der E-Commerce-Aktivitäten der Unternehmen für die Charak-
terisierung der Stichprobe relevant: Der durchschnittliche Anteil des Internets als
Vertriebskanal am Gesamtumsatz der teilnehmenden Unternehmen liegt bei über
60 %; die Hälfte der Unternehmen verzeichnet einen Internet-Anteil von über
80 %. Schließlich ist zur Beurteilung der Stichprobe und der Güte der Antworten
relevant, welche Tätigkeit die Personen, die den Fragebogen ausgefüllt haben, in
ihrem Unternehmen ausüben: Fast drei Viertel der Teilnehmer sind als Geschäfts-
führer oder Inhaber tätig; vor diesem Hintergrund kann davon ausgegangen wer-
den, dass die Mehrzahl der Teilnehmer ausreichend informiert ist, um die gestell-
ten Fragen zu beantworten.

3 Aktueller und geplanter Einsatz von


Zahlungssystemen

In Abbildung 1 ist dargestellt, welche Zahlungssysteme die befragten Unterneh-


men ihren Kunden derzeit anbieten und wie sich die Planungen bis Ende 2006
gestalten. Die Abbildung zeigt, dass derzeit unter den betrachteten Zahlungssys-
temen im Wesentlichen drei Gruppen mit unterschiedlicher Verbreitung zu unter-
scheiden sind:
296 Sebastian van Baal, Jens-Werner Hinrichs

x Nach wie vor dominieren Verfahren, die nicht internet-spezifisch sind: Voraus-
kasse, Nachnahme, Rechnung und Lastschrift sind die am häufigsten angebote-
nen Zahlungsmöglichkeiten. Der Anteil dieser Verfahren liegt zwischen 47 und
82 Prozent (jeweils in Prozent der teilnehmenden Unternehmen).
x In der zweiten Gruppe sind internetspezifische oder -angepasste Systeme ver-
treten, die bereits relativ weit verbreitet sind: Die Kreditkarte mit Übertragung
der Daten via SSL-Verschlüsselung oder mit Abfrage der Kartenprüfnummer
sowie das von eBay betriebene PayPal-System2 werden jeweils von knapp
30 % der Unternehmen angeboten3.
x Die dritte Gruppe besteht aus Systemen, die bisher von jeweils unter 12 % der
Teilnehmer angeboten werden. Viele dieser Verfahren existieren bereits seit
längerer Zeit und den Planungen der Teilnehmer zufolge ist bei den meisten
auch nicht damit zu rechnen, dass sie in naher Zukunft den Sprung in eine der
beiden anderen Gruppen schaffen werden. Hervorzuheben sind jedoch die Kre-
ditkarte mit gesonderter Authentifizierung und die Online-Überweisung: Ein
Fünftel bzw. ein Viertel der Unternehmen, die diese Systeme bislang nicht ein-
setzen, plant, sie bis Ende 2006 einzuführen.
Auffällig ist, dass derzeit über 5 % der teilnehmenden Unternehmen angeben, die
Kreditkarte mit Übertragung der Daten ohne SSL-Verschlüsselung anzubieten und
dass weitere 5 % planen, diese Art der Zahlung zukünftig einzuführen. Dies ist
bemerkenswert, da diese Form der Kreditkartenzahlung aufgrund der mit ihr ver-
bundenen hohen Unsicherheit bei der Übertragung von Daten nicht mehr erlaubt
ist. Der offenbar nicht zu vernachlässigende Verbreitungsgrad dieses unsicheren
Zahlungsverfahrens überrascht, ungeachtet der Tatsache, dass ein Teil der Befrag-
ten bei dieser Frage eine fehlerhafte Angabe gemacht haben könnte und dass ein
weiterer Teil die Übermittlung von Kartendaten außerhalb des Internets (bei-
spielsweise per Fax) betreiben könnte.
Die Unternehmen in der Stichprobe bieten derzeit durchschnittlich 3,8 der ge-
nannten Zahlungssysteme an4; bis Ende 2006 ist die Einführung von durchschnitt-
lich 1,8 der genannten Zahlungssysteme geplant5.

2 Eine detaillierte Beschreibung von PayPal findet sich bei den in diesem Buch vorgestell-
ten Praxisbeispielen.
3 Da der Anteil für das Zahlungssystem PayPal überraschend hoch ausfällt, ist an dieser
Stelle hervorzuheben, dass nahezu alle Umfrageteilnehmer über „neutrale“ Plattformen,
die weder in Bezug auf dieses noch auf ein anderes Zahlungssystem zu nicht-zufälligen
Verzerrungen führen sollten, akquiriert wurden.
4 Dabei wird die Option „Eine Zahlungsplattform, die mehrere Zahlungssysteme integ-
riert“ nicht gezählt; die verschiedenen Kreditkartenvarianten werden jeweils einzeln ge-
zählt, obwohl bei diesen Überschneidungen möglich sind; die Angabe „Sonstige“ wird
als ein System gezählt. Die maximal mögliche Anzahl von Zahlungssystemen beträgt
demzufolge 16.
5 Aus diesen zwei Kennzahlen kann allerdings nicht abgeleitet werden, dass die Unter-
nehmen planen, Ende 2006 durchschnittlich 5,6 Zahlungssysteme anzubieten – es ist an-
zunehmen, dass die Planungen beinhalten, dass vorhandene Systeme z.T. durch neue er-
setzt werden).
Internet-Zahlungssysteme aus Händlersicht: Bedeutung, Bewertung, Eigenschaften 297

Vorauskasse 82,3% 14,9%

3,5% 2,7%
Nachnahme 63,9% 32,6%

7,3%

Rechnung 48,9% 43,8%

13,6%
Lastschrift 46,7% 39,7%

Kreditkarte mit SSL-Verschlüsselung 31,0% 19,3% 49,7%

PayPal 29,9% 17,4% 52,7%

Kreditkarte mit Abfrage der Kartenprüfnummer (CVC,


28,3% 19,8% 51,9%
CVV)
11,7%
Kreditkarte mit gesonderter Authentifizierung (z. B.
19,6% 68,8%
Verified by Visa, Mastercard SecureCode)
9,2% 5,7%
Sonstige 85,1%

7,3% 9,8%
Inkasso-/Billingsysteme (z. B. Firstgate) 82,9%

6,8%
Online-Überweisung (mit sofortiger Online-
Bestätigung des Überweisungsauftrags beim 24,5% 68,8%
Kaufvorgang)
5,4% 5,4%
Kreditkarte ohne SSL-Verschlüsselung 89,1%

5,2% 6,8%
Prepaid-Lösungen (z. B. Micromoney, PaySafeCard,
88,0%
WebCent)
4,6% 12,2%
Eine Zahlungsplattform, die mehrere
83,2%
Zahlungssysteme integriert (z. B. T-Pay, directpos).
3,3% 9,2%
Mobiles Bezahlen (z. B. Vodafone m-pay, T-Mobile
87,5%
Mobile Wallet)
2,2% 7,1%
Geldkarte 90,8%

1,9% 4,6%
Telefonbasierte Verfahren (z. B. aconti Dialer, bill4net,
93,5%
infin-MicroPayment)

0% 50% 100%

Ja Nein, jedoch geplant bis Ende 2006 Nein, auch nicht geplant

Abb. 1. Bietet Ihr Unternehmen die folgenden Zahlungssysteme bei Verkäufen über das In-
ternet an? (n = 368)
298 Sebastian van Baal, Jens-Werner Hinrichs

Knapp die Hälfte der Unternehmen (47,8 %) plant derzeit nicht, ein oder meh-
rere neue Zahlungssysteme hinzuzunehmen – die andere Hälfte hingegen plant
mehr oder weniger starke Veränderungen des Angebots an Zahlungssystemen.
Dies ist ein Indiz dafür, dass die Stabilisierung oder Konsolidierung im Markt für
Internet-Zahlungssysteme in naher Zukunft noch nicht abgeschlossen sein wird.
Das sich aufgrund des breiten Spektrums von Zahlungsverfahren ergebende Prob-
lem der hohen Marktintransparenz, die wiederum zu Verunsicherung bei Konsu-
menten und Händlern führt, dürfte vorerst bestehen bleiben (Choi et al. 1997,
Beck u. Prinz 1999, van Baal u. Stroborn 2004). Die Einsatzhäufigkeit der Zah-
lungssysteme ist nicht zwingend ein Indikator der Wichtigkeit für die Abwicklung
von Transaktionen; wenn ein Online-Händler mehrere Systeme anbietet, entschei-
den die Kunden (oder die Risikoerwägungen des Unternehmens) darüber, welches
tatsächlich zum Einsatz kommt. Die auf die einzelnen Systeme entfallenden Um-
satzanteile sind in Tabelle 1 dargestellt. Eine deutliche Diskrepanz zwischen Ver-
breitung und Umsatzanteil zeigt sich beispielsweise bei der Nachnahme: Während
diese von fast zwei Dritteln der Händler angeboten wird, werden mit diesem Zah-
lungssystem weniger als 20 Prozent des Umsatzes abgewickelt. Die höchsten Um-
satzanteile entfallen auf die Vorauskasse und die Rechnung – somit auf zwei Sys-
teme, die hinsichtlich der Risikoverteilung zwischen Anbieter und Kunde überaus
gegensätzlich sind, die jedoch beide als „traditionelle Systeme“ einzustufen sind.

Tabelle 1. Umsatzanteile der Zahlungssysteme (Schätzungen der Umfrageteilnehmer; n:


jeweils nur diejenigen Unternehmen, die das betreffende System anbieten).
Zahlungssystem Durchschnittlicher Anteil Standard- n
(Arithmetisches Mittel) abweichung
Vorauskasse 41,8% 32,0 288
Rechnung 41,7% 34,3 174
Zahlungsplattform 32,6% 33,3 12
Lastschrift 30,6% 25,5 159
Inkasso-/Billingsysteme 25,7% 36,9 25
Kreditkarte 23,1% 18,8 126
Mobiles Bezahlen 22,4% 33,3 10
Prepaid-Lösungen 18,8% 31,4 17
Online-Überweisung 17,7% 21,4 23
Nachnahme 16,6% 16,1 217
PayPal 8,5% 11,7 100
Sonstige 6,0% 5,8 32
Geldkarte 3,0% 3,6 7
Telefonbasierte Verfahren 2,5% 1,9 6

Vorliegende Untersuchungen zeigen, dass viele Konsumenten von sich aus keine
innovativen Zahlungssysteme wünschen (Mayer 1996, Stroborn et al. 2004). Die
Dominanz der traditionellen Verfahren kann als Indiz dafür gewertet werden, dass
sich die Händler an die Präferenzen der Kunden anpassen. Andererseits spricht die
große Bedeutung der Vorauskasse dafür, dass die Händler in der Lage sind, ihre
eigenen Präferenzen zumindest zum Teil durchzusetzen. In diesem Sinne deutet
einiges darauf hin, dass nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Händler tra-
Internet-Zahlungssysteme aus Händlersicht: Bedeutung, Bewertung, Eigenschaften 299

ditionelle Verfahren bevorzugen; im folgenden Abschnitt wird auf die Präferenzen


der Händler näher eingegangen.

4 Bewertung einzelner Zahlungssysteme

Da sich die Entscheidung, ob ein bestimmtes Zahlungssystem angeboten werden


soll, sowohl nach den Präferenzen des betreffenden Unternehmens als auch nach
denen der Kunden richtet, ist aus dem Einsatz eines Zahlungssystems nicht zwei-
felsfrei abzuleiten, dass dieses aus Unternehmenssicht auch positiv bewertet wird.
Die Umfrageteilnehmer wurden daher gebeten, eine generelle Bewertung der auf-
geführten Zahlungssysteme (aus Sicht des Unternehmens) abzugeben (Abbildung
2). Erwartungsgemäß zeigt sich, dass die Vorauskasse das von den Händlern mit
(statistisch signifikantem) Abstand am besten bewertete Zahlungsverfahren dar-
stellt6. Verfahren, die entweder eine geringe Verbreitung unter den Kunden auf-
weisen (z.B. die Geldkarte, für deren Einsatz im Internet ein spezieller Kartenleser
erforderlich ist) oder die eine geringe Zahlungssicherheit bieten (z.B. die Rech-
nung), erhalten tendenziell schlechte Bewertungen. Allerdings ist anzumerken,
dass bei allen betrachteten Zahlungssystemen die gesamte Spannweite der Bewer-
tungsskala abgedeckt wird: Bei jedem der Systeme finden sich sowohl Händler,
die es als „sehr gut“, als auch Händler, die es als „sehr schlecht“ bewerten. Für je-
des der betrachteten Verfahren gibt es einen bestimmten – unter Umständen je-
doch kleinen – Markt, dessen Anforderungen es erfüllt. Es ist zu vermuten, dass
sich langfristig einige wenige Zahlungssysteme durchsetzen werden – allerdings
ist vor diesem Hintergrund auch damit zu rechnen, dass sich aufgrund heterogener
Anforderungen von Händlern und Kunden nischenspezifische Systeme etablieren
werden (z.B. Mürl 2002; allgemein auch Choi et al. 1997, Shapiro u. Varian 1999,
Shy 2001).

5 Relevanz einzelner Eigenschaften von


Zahlungssystemen

Die im vorangegangenen Abschnitt dargestellten generellen Bewertungen sind das


Ergebnis eines händlerseitigen Abwägungsprozesses, in den eine Vielzahl einzel-
ner Eigenschaften von Zahlungssystemen eingeht. Bei der hier zugrunde liegenden
Befragung wurde für 22 solcher Eigenschaften erfasst, wie wichtig sie aus Unter-
nehmenssicht sind. Diese 22 Eigenschaften stellen eine Auswahl dar – die Viel-
zahl der denkbaren Attribute eines Internet-Zahlungssystems erschwert die Ent-
scheidungsfindung und Meinungsbildung. In der Literatur werden daher unter-

6 Die jeweilige Differenz zwischen der Bewertung der Vorauskasse und den Bewertungen
aller anderen Zahlungssysteme ist einem T-Test für gepaarte Stichproben zufolge auf
dem 99 Prozent-Niveau zweiseitig signifikant.
300 Sebastian van Baal, Jens-Werner Hinrichs

schiedliche „grundlegende“ Eigenschaften vorgeschlagen, die zur Charakterisie-


rung von Internet-Zahlungssystemen herangezogen werden können (z.B. Schlue-
ter-Langdon et al. 2000, Henkel 2001, Mürl 2002, Wichmann 2002, Dannenberg
u. Ulrich 2004).
Vorauskasse 1,57

Kreditkarte mit Abfrage der Kartenprüfnummer (CVC,


2,34
CVV)

Kreditkarte mit SSL-Verschlüsselung 2,45

Online-Überweisung (mit sofortiger Online-Bestätigung


2,49
des Überweisungsauftrags beim Kaufvorgang)

Kreditkarte mit gesonderter Authentifizierung (z. B.


2,54
Verified by Visa, Mastercard SecureCode)

PayPal 2,91

Lastschrift 2,95

Nachnahme 2,98

Eine Zahlungsplattform, die mehrere Zahlungssysteme


3,19
integriert (z. B. T-Pay, directpos).

Rechnung 3,35

Prepaid-Lösungen (z. B. Micromoney, PaySafeCard,


3,53
WebCent)

Inkasso-/Billingsysteme (z. B. Firstgate) 3,54

Geldkarte 3,57

Mobiles Bezahlen (z. B. Vodafone m-pay, T-Mobile


3,68
Mobile Wallet)

Telefonbasierte Verfahren (z. B. aconti Dialer, bill4net,


3,96
infin-MicroPayment)

Kreditkarte ohne SSL-Verschlüsselung 4,15

1 2 3 4 5

Abb. 2. Wie bewerten Sie die folgenden Zahlungssysteme aus Sicht Ihres Unternehmens7?

7 310 • n • 121; durchschnittliche Bewertung anhand des arithmetischen Mittels auf einer
Skala von 1 bis 5 mit den Polen 1 = „sehr gut“ bis 5 = „sehr schlecht“ und der Aus-
weichoption „Kann ich nicht bewerten.“
Internet-Zahlungssysteme aus Händlersicht: Bedeutung, Bewertung, Eigenschaften 301

Eine dieser Einteilungen ist die Folgende, bei der drei grundlegenden Eigen-
schaftskategorien unterschieden werden (Hinrichs et al. 2004, leicht abgewandelt):
x Mit dem Begriff „Umsatzerschließung“ werden Eigenschaften beschrieben, die
die Anzahl der mit einem Zahlungssystem erreichbaren Kunden sowie die An-
zahl und Höhe der möglichen Transaktionen betreffen.
x Die Kategorie „Umsatzsicherung“ umfasst Eigenschaften, die direkt oder indi-
rekt die Sicherheit des Erhalts der Zahlung für den Händler betreffen.
x Schließlich werden einmalige und laufende Kosten in einer entsprechenden Ka-
tegorie zusammengefasst (sowohl pagatorische Kosten als auch Opportunitäts-
kosten).
In Tabelle 2 sind die 22 betrachteten Eigenschaften entsprechend dieser Katego-
rien dargestellt, darüber hinaus sind deskriptive Kennzahlen zur Relevanz dieser
Eigenschaften aus Händlersicht angegeben. Die Tabelle zeigt, dass alle drei be-
trachteten Kategorien von Eigenschaften aus der Sicht der befragten Unternehmen
wichtige Elemente enthalten; in jeder Kategorie sind Eigenschaften vorzufinden,
denen im Mittel eine sehr hohe Bedeutung beigemessen wird. Keine der drei Ka-
tegorien kann demzufolge als der aus Händlersicht einzig wichtige Faktor be-
zeichnet werden.

Tabelle 2. Wie bedeutend sind die folgenden Eigenschaften eines Zahlungssystems aus
Sicht Ihres Unternehmens? (Wichtigkeit auf einer Skala von 1 bis 5 mit den Polen 1 = „sehr
hohe Bedeutung“ bis 5 = „keine Bedeutung“)

Eigenschaft Durch- Durch- Standard- n


schnittliche schnittliche abwei-
Wichtigkeit Wichtigkeit chung
(Median) (Arithme-
tisches
Mittel)
Umsatzerschließung
Einfache Bedienbarkeit für die Kunden 1 1,32 0,70 310
Hohe Verbreitung unter den Kunden 1 1,48 0,78 310
Hohe Sicherheit für die Kunden 1 1,56 0,89 311
Einfache Registrierung für Neukunden 1 1,57 0,91 310
Hohe Langlebigkeit des Systems8 1 1,60 0,92 310
Gute Reputation des Anbieters8 2 1,88 1,06 309
Einfache Rückabwicklung von Zahlun- 2 2,09 1,04 309
gen8

8 Diese Eigenschaft könnte auch einer anderen Kategorie zuzurechnen sein. Einer Fakto-
renanalyse zufolge handelt es sich jedoch um eine Eigenschaft, die eher als umsatzer-
schließend aufzufassen ist, da sie von einem Faktor erklärt wird, der ansonsten insbeson-
dere „kundenbezogene“ Eigenschaften erklärt.
302 Sebastian van Baal, Jens-Werner Hinrichs

Tabelle 2. (Fortsetzung)
Hohe Zahl von gleichzeitig bedienbaren 2 2,40 1,28 310
Kunden
Internationale Einsetzbarkeit 2 2,49 1,38 305
Multikanalfähigkeit (z.B. Call Center, In- 3 2,75 1,29 309
ternet, schriftliche Bestellung)
Eignung für jeden Betrag (z.B. Micro- 3 2,86 1,49 308
payment und Macropayment)
Unterstützung von Kundenakquisition 3 3,27 1,35 308
und -bindung (z.B. indem der Betreiber
des Systems einen Kunden-Newsletter
herausgibt)
Integrierbarkeit in eBay 4 3,73 1,30 309
Umsatzsicherung
Hohe Zahlungssicherheit 1 1,25 0,59 311
Hohe technische Zuverlässigkeit und 1 1,35 0,74 309
Verfügbarkeit
Hohe Datensicherheit 1 1,49 0,87 307
Unterstützung bei Forderungsausfällen 2 2,07 1,22 308
durch den Betreiber des Systems
Kosten
Niedrige Gesamtkosten (Einrichtung, Be- 1 1,33 0,71 308
trieb, Gebühren)
Geringer Aufwand für die Integration in 1 1,53 0,90 312
die eigene Verkaufsumgebung (z.B. in
das Online-Shopsystem)
Schneller Zahlungseingang 2 1,77 0,94 308
Reduzierung von internen, manuellen 2 2,05 1,15 310
Abrechnungsprozessen
Geringer Aufwand für die Integration in 2 2,20 1,35 310
das eigene Warenwirtschaftssystem

Wiewohl jede der drei genannten Kategorien Eigenschaften umfasst, die aus
Händlersicht sehr bedeutend sind, offenbart eine Einzelbetrachtung der in Tabelle
2 dargestellten Kennzahlen, dass der Zahlungssicherheit die höchste Bedeutung
zukommt. Der Eindruck, dass dieses Element eine herausragende Wichtigkeit für
die Bewertung von Zahlungssystemen durch Händler aufweist, wird durch einen
direkten Vergleich der jeweils drei wichtigsten Eigenschaften aus den drei Kate-
gorien bestätigt. Demzufolge kommt der Kategorie „Umsatzsicherung“ die höchs-
te Bedeutung zu9. Dieser Vergleich ist in Abbildung 3 veranschaulicht; die durch-

9 Pro Kategorie wurden die drei wichtigsten Eigenschaften ausgewählt, da einerseits nicht
nur ein einzelnes Item herangezogen werden sollte und da sich andererseits aufgrund der
unterschiedlichen Anzahl von Eigenschaften pro Kategorie Verzerrungen ergeben könn-
ten, wenn alle Items herangezogen werden würden. Für die Kategorie „Umsatzerschlie-
ßung“ wurden die Eigenschaften „Einfache Bedienbarkeit für die Kunden“, „Hohe
Verbreitung unter den Kunden“ und „Hohe Sicherheit für die Kunden“ herangezogen, für
die Kategorie „Umsatzsicherung“ die Eigenschaften „Hohe Zahlungssicherheit“, „Hohe
Internet-Zahlungssysteme aus Händlersicht: Bedeutung, Bewertung, Eigenschaften 303

schnittliche Bedeutung der Kategorie „Umsatzsicherung“ ist hochsignifikant grö-


ßer als die durchschnittliche Bedeutung der beiden Kategorien „Umsatzerschlie-
ßung“ und „Kosten“. Die Kosten wiederum sind signifikant weniger bedeutend als
die Umsatzerschließung.
Umsatz-
erschließung

>
1)

(S
00

ig.
0,

:
:

0,0
ig.
(S

3 1)
>

Umsatz- > (Sig.: 0,000) Kosten


sicherung

Abb. 3. Bedeutung von Umsatzerschließung, Umsatzsicherung und Kosten anhand von je-
weils drei Indikatoren im Vergleich10.

Bei der Übertragung dieser Zielhierarchie auf Einzelfälle ist naturgemäß zu be-
denken, dass diese durchschnittlichen Bewertungen nicht auf jeden einzelnen
Händler zu übertragen sind; die Heterogenität der befragten Anbieter zeigt sich
unter anderem daran, dass bei allen drei Kategorien mittlere Bedeutungswerte von
eins bis fünf angegeben wurden. Dennoch lässt sich festhalten, dass der Umsatzsi-
cherung im Mittel die größte Bedeutung beigemessen wird.

6 Fazit

x Obwohl die Phantasie in Bezug auf Internet-Zahlungssysteme seit dem Ende


der dot.com-Hype-Phase stark abgeschwächt ist – „Digital Cash“ wird heute

technische Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit“ und „Hohe Datensicherheit“, für die Ka-
tegorie „Kosten“ die Eigenschaften „Niedrige Gesamtkosten“, „Geringer Aufwand für
die Integration in die eigene Verkaufsumgebung“ und „Schneller Zahlungsein-
gang“. Über diese jeweils drei Eigenschaften pro Kategorie wurde der arithmetische Mit-
telwert gebildet; die resultierenden drei kategoriebezogenen Mittelwerte wurden mithilfe
eines T-Tests für gepaarte Stichproben miteinander verglichen.
10 304 • n • 301; zweiseitige Signifikanzen gemäß T-Tests für gepaarte Stichproben; Lese-

beispiel: Die durchschnittliche Bedeutung der Umsatzsicherung ist auf dem 99%-Niveau
signifikant größer als die durchschnittliche Bedeutung der Umsatzerschließung.
304 Sebastian van Baal, Jens-Werner Hinrichs

nicht mehr als „Killer-Applikation“ des Internets angesehen – handelt es sich


um einen Markt, der in Bewegung ist.
x Dienstleister versuchen nach wie vor, ein System zu entwickeln, das den An-
forderungen aller Markseiten hinreichend gerecht wird, ein System also, das
gleichzeitig Vertrauen bei den Kunden und Sicherheit bei den Händlern schafft,
ohne den Prozess der Zahlungsabwicklung mit zu hohen Kosten zu belasten.
x Die in diesem Beitrag dargestellten Ergebnisse der Umfrage IZH3 zeigen, dass
die traditionellen Verfahren jedoch bis auf weiteres eine deutlich dominierende
Position einnehmen: Vorauskasse, Rechnung und Lastschrift sind die Zah-
lungsverfahren, mit denen die höchsten Umsätze abgewickelt werden. Mit die-
sen Verfahren sind jedoch immer Schwierigkeiten verbunden – eine der beiden
Parteien muss in Vorleistung treten und dem (meist zunächst unbekannten) Ge-
genüber vertrauen.
x Den Ergebnissen der Umfrage zufolge ist die Beurteilung von Zahlungssyste-
men durch die Händler das Ergebnis eines komplexen Abwägungsprozesses.
Aus der Vielzahl relevanter Eigenschaften ist den Anbietern eine begrenzte
Zahl von Kerneigenschaften besonders wichtig.
x Es zeigt sich, dass aus Händlersicht die Zahlungssicherheit bzw. allgemeiner
die Umsatzsicherung die wichtigste grundlegende Eigenschaft von Internet-
Zahlungssystemen ist. In diesem Punkt sind sich Anbieter und Konsumenten
prinzipiell einig, sie sind jedoch durch gegensätzliche Interessenlagen getrennt
– keine der beiden Seiten riskiert es gern, dass der Leistungsaustausch einseitig
bleibt und dass entweder die Ware oder die Bezahlung nicht ankommt.

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Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher

Malte Krüger, Kay Leibold

Lehrstuhl Geld und Währung am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschafts-


forschung an der Universität Karlsruhe

1 Einleitung

Dieser Beitrag fasst die Ergebnisse der siebten Online-Umfrage „Internet-Zah-


lungssysteme aus Sicht der Verbraucher“ zusammen. Durch die Auswahl der im
Netz angebotenen physischen und digitalen Güter und durch die Bewertung der
einzelnen Zahlungssysteme erhält der Leser einen Einblick, welche Gründe für die
Wahl eines Zahlungssystems verantwortlich sind. Bezahltrends werden durch den
Vergleich mit vorangegangenen und anderen Studien aufgezeigt.
Nach wie vor dominieren im Internet die traditionellen Zahlungsverfahren On-
line-Überweisung (Online Banking), Kreditkarte und Lastschrift. Auch die Zah-
lung per Nachnahme wird sehr häufig angeboten. Die Akzeptanz neuerer Verfah-
ren wie beispielsweise der vorausbezahlten oder der E-Mail-basierenden Ver-
fahren liegt, mit einer Ausnahme, meist (noch) unter fünf Prozent. Allerdings ver-
zeichnen die neuen Verfahren im Bereich digitaler Güter einen etwas höheren
Marktanteil.
Bei der Bewertung der fünf Bezahlarten Online-Banking, Kreditkarte, voraus-
bezahlte Systeme, Inkasso-Systeme und Mobiltelefon erreichen vor allem Online-
Banking und die Kreditkarte gute Noten hinsichtlich Verbreitung, Zukunftserwar-
tung und Einfachheit. Viele Teilnehmer geben an, dass sie ihr gewähltes Bezahl-
system vor allem deshalb nutzen, weil sie es bereits kennen und keine Notwendig-
keit sehen, ein neues System nutzen zu müssen.

2 Sieben Jahre „Internet-Zahlungssysteme aus Sicht der


Verbraucher“

Während der Einzelhandelsumsatz in Deutschland seit vielen Jahren stagniert,


verzeichnet der E-Commerce nach wie vor kräftige Zuwächse und ein Ende des
Wachstums scheint nicht absehbar. Damit bleibt der Internet-Zahlungsverkehr ein
Wachstumsmarkt. Dies spiegelt sich in der regen Aktivität auf Anbieterseite wie-
der. Trotz vieler Marktaustritte lockt die E-Payment-Branche weiterhin neue An-
308 Malte Krüger, Kay Leibold

bieter an. Jüngstes Beispiel sind die Gerüchte über einen geplanten Markteintritt
von Google (Spiegel Online 2005).
Die Kunden stehen dem vielfältigen Angebot jedoch zurückhaltend gegenüber.
Dies zeigt die Umfrage „Internetzahlungssysteme aus der Sicht der Verbraucher“
(IZV7). Diese Online-Umfrage wird seit 1998 am Lehrstuhl Geld und Währung
(Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung) der Universität Karlsru-
he (TH) regelmäßig durchgeführt. Die in der vorliegenden Studie dargelegten Er-
gebnisse stammen aus der 7. Befragung (März 2004 bis Mai 2004) und basieren
auf der Auswertung von 13.186 Fragebögen.
Bei der Umfrageserie IZV handelt es sich um eine offene WWW-Umfrage. Of-
fene WWW-Umfragen weichen z.T. deutlich von mündlichen Befragungen und
Panels ab. Männer, junge, hochgebildete und technikaffine Menschen sind meist
überrepräsentiert. Die Ergebnisse sind somit für die Gesamtbevölkerung nicht re-
präsentativ. Dies ist jedoch nicht unbedingt von Nachteil, da gerade die Meinun-
gen und Einstellungen so genannter „Innovatoren und First Mover“ für die weitere
Entwicklung junger Märkte von hohem Interesse sind.

3 Wie wird bezahlt?

Der Konsument kann außerhalb des Internet seine Schuld auf verschiedene Mög-
lichkeiten begleichen. An der Ladenkasse hat er beispielsweise die Wahl zwischen
Bargeld, Lastschriftverfahren, Electronic Cash, GeldKarte oder Kreditkarte. Beim
Versandhandel kann der Käufer zwischen Nachnahme, Lastschrift oder Überwei-
sung auswählen. Im Internethandel mit materiellen Gütern finden sich vor allem
die aus der Offline-Welt bekannten Verfahren wie Nachnahme, Kreditkarte, Last-
schriftverfahren und Überweisung.
Anders sieht die Situation bei digitalen Gütern aus. Diese können unmittelbar,
per Klick, bezogen werden. Abgerechnet werden diese Güter meist per Kreditkarte
oder Online-Überweisung. Handelt es sich jedoch um niedrigpreisige digitale Gü-
ter, wie beispielsweise Musikdownloads oder Zeitungsartikel, so kommen häufig
neuere, speziell für das Internet entwickelte Verfahren zum Zuge: vorausbezahlte
Konten oder Inkasso- und Billingsysteme. Letztere laufen über bestehende Ab-
rechnungsbeziehungen (beispielsweise die Telefonrechnung) oder ein spezielles
Konto, das periodisch auszugleichen ist.
Auf die Frage, mit welchen Zahlungsverfahren bereits im Internet bezahlt wur-
de (für materielle oder digitale Güter) antworteten die Befragten wie folgt (siehe
Abb. 1).
Waren im Jahr zuvor die papiergebundenen Versionen der Überweisung und
der Lastschrift noch gleichauf mit den elektronischen Versionen, so sind in der ak-
tuellen IZV-Umfrage die elektronische Überweisung per Home- oder Online-
Banking bzw. die online ermächtigte Lastschrift, die mit Abstand am meisten ge-
nannten Verfahren. Weiterhin auf hohem Niveau und somit an dritter Stelle befin-
det sich die Bezahlung per Nachnahme dicht gefolgt von der Kreditkarte. Wie sich
bereits im vorhergehenden Jahr herausstellte, haben die Kreditkarten ihre Stärke
Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher 309

im internationalen Geldtransfer. Dieses Ergebnis ergab sich unter dem Gesichts-


punkt „nur im Ausland erworbene Güter“.

Online-Überweisung

Online-Lastschrift

Nachnahme

Kreditkarte

Inkasso-/
Billingsysteme

Zahlung nach Rechnung


(papiergebunden)

Lastschriftabbuchung
(papiergebunden)

vorausbezahlte
Systeme

E-Mail
IZV7 IZV6
Mobiltelefon

0 20 40 60 80 100

Abb. 1. Welche Zahlungsmethoden haben Sie beim Einkaufen oder Bestellen im Internet
benutzt?

Stark an Boden gewinnen konnten die Inkasso- und Billingsysteme, die an der pa-
piergebundenen Überweisung und der Lastschriftabbuchung vorbeiziehen konn-
ten. Allerdings sollte bei der Interpretation dieses Ergebnisses berücksichtigt wer-
den, dass ein wesentlicher Prozentsatz der Teilnehmer durch Banner auf Seiten
verschiedener Bezahldienstanbieter wie beispielsweise Firstgate oder WEB.DE
auf die Umfrage aufmerksam gemacht wurden.
Die Frage nach den verwendeten Zahlungssystemen lässt jedoch noch keinen
Schluss auf die Intensität der Verwendung zu. Um einen Hinweis auf die quantita-
tive Bedeutung der unterschiedlichen Systeme zu bekommen, wurden die Teil-
nehmer auch nach der Häufigkeit der Nutzung gefragt. Dabei wurde nach mate-
riellen und digitalen Gütern unterschieden.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Online-Überweisung, die Kreditkarte und die
Online-Lastschrift am meisten verwendet werden. Die Systeme „Nachnahme“ und
„Inkasso/Billing“ wurden zwar von vielen Teilnehmern verwendet. Allerdings
zeigt sich bei der Abfrage der Häufigkeit, dass nur wenige Teilnehmer diese Zah-
lungsarten intensiv nutzen.
310 Malte Krüger, Kay Leibold

Tabelle 1. Materielle Güter: Wie haben Sie Ihre Online-Bestellungen bezahlt?


nie selten regelmäßig häufig
(0) (1-5) (5-15) (>15)
Mobiltelefon 93,5 6,1 0,2 0,2
Vorausbezahlte Systeme 89,6 8,5 1,4 0,6
Inkasso-/Billingsysteme 62,6 31,2 5,0 1,1
Kreditkarte 37,4 28,0 23,1 11,4
E-Mail 83,0 10,4 5,8 0,8
Online-Lastschrift 27,7 38,9 25,5 7,9
Online-Überweisung 19,6 26,2 32,2 22,0
Papiergebundene Lastschriftabbuchung 67,1 25,5 5,6 1,8
Papiergebundene Überweisung 57,1 27,8 9,5 1,6
Nachnahme 44,0 44,4 8,5 3,1
Angaben in v.H. der Teilnehmer, Mehrfachnennungen möglich. Grundgesamtheit: Teil-
nehmer die das System schon genutzt haben oder es zumindest kennen.

Die Ergebnisse aus Tabelle 1 lassen sich verwenden, um eine grobe Schätzung der
Transaktionsanteile der verschiedenen Zahlungsarten vorzunehmen. Diese Schät-
zung ist in Tabelle 3 (Spalte „IZV mat.“) wiedergegeben. Wird die Häufigkeit der
Transaktionen berücksichtigt, dann entspricht die Nutzung der Kreditkarte in etwa
der Nutzung der Online-Lastschrift. Unangefochten an erster Stelle liegt jedoch
die Online-Überweisung. Hier spiegelt sich die starke Stellung der Modelle „Lie-
ferung gegen Rechnung“ und „Lieferung gegen Vorkasse“ wider. Letztere stellt
z.B. fast schon einen Standard bei eBay-Transaktionen dar.

Tabelle 2. Digitale Güter: Wie haben Sie bezahlt?


nie selten regelmäßig häufig
(0) (1-5) (5-15) (>15)
Mobiltelefon 97,1 2,2 0,4 0,3
Vorausbezahlte Systeme 89,1 8,5 1,7 0,7
Inkasso-/Billingsysteme 59,3 30,6 7,8 2,3
Kreditkarte 37,0 33,7 20,2 9,1
E-Mail 88,9 8,4 1,9 0,8
Online-Lastschrift 53,1 31,8 11,7 3,5
Online-Überweisung 50,3 26,6 15,9 7,2
Papiergebundene Lastschriftabbuchung 86,7 9,9 2,5 0,9
Papiergebundene Überweisung 82,3 12,7 3,8 1,3
Andere 50,0 25,0 25,0 0,0
Angaben in v.H. der Teilnehmer, Mehrfachnennungen möglich. Grundgesamtheit: Teil-
nehmer die das System schon genutzt haben oder es zumindest kennen.

Bei digitalen Gütern entfällt „Nachnahme“ als Option. Insgesamt ist die Nutzung
geringer. Es gibt jedoch Systeme, die stärker als bei materiellen Gütern verwendet
werden. Dies gilt insbesondere für Inkasso/Billing Systeme. Insgesamt rückt die
Kreditkarte neben die Online-Überweisung auf den ersten Platz. Die Online-
Lastschrift bleibt auf dem dritten Platz. Ist jedoch eng gefolgt von den Inkas-
Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher 311

so/Billing Systemen wie beispielsweise Firstgate click&buy oder T-Pay1. Stark


zurückgefallen sind papiergebundene Versionen der Überweisung bzw. die offline
erteilte Lastschrift. Eine noch geringe Bedeutung innerhalb der IZV7-
Teilnehmerschaft haben E-Mail-Systeme wie z.B. Paypal1 oder vorausbezahlte
Systeme wie z.B. die GeldKarte1 oder WEB.DE WEB.Cent. Selbst bei digitalen
Gütern erreichen derartige Systeme lediglich einen Marktanteil von 1 %. Das Mo-
biltelefon hat als Bezahlplattform nur noch eine geringe Bedeutung. Lediglich
0,7 % der Teilnehmer nutzten diese Bezahlart öfters als fünf Mal.
Es gibt keine zuverlässige Statistik der Zahlungstransaktionen oder -volumina
im Internet. Auch IZV kann nur die Basis für sehr grobe Schätzungen liefern. Ein
Vergleich der unterschiedlichen Schätzungen (Tabelle 3) zeigt jedoch, dass die
Ergebnisse von IZV7 in etwa im Einklang mit anderen Umfrageergebnissen und
Primärerhebungen sind. Daher dürften die Ergebnisse der Tendenz nach ein zu-
treffendes Bild der gegenwärtigen Situation in Sachen Internet-Zahlungsverkehr
geben.

Tabelle 3. Umfrage-Ergebnisse zum Thema „Internet-Zahlungen in Deutschland“


IZV7 IZV7 AGIREV Postbank Pago Fittkau
dig. mat. 2004 2005 2005 &Maaß
Rechnung 37,71% 3,81% 37,99%
Vorkasse 10,54% 0,08% 2,08%
Online-
Überweisung 24,93% 36,68% 21,25%
Papier 6,89% 9,43% 15,87%
Nachnahme 9,50% 21,14% 16,85% 0,08% 11,04%
Bankeinzug 16,21% 19,82% 15,51% 6,75% 57,51% 21,48%
Kreditkarte 24,95% 18,28% 13,62% 19,01% 37,67% 20,42%
Prepaid 1,04% 0,61% 3,07%
Mobil 0,03% 0,03% 4,76%
Billing 9,74% 4,81% 8,87%
E-Mail 0,77% 0,83% 3,57%
Online-
Überweisung
(integr.) 0,83%
E-Geld 4,15%
Sonstige 15,44% 1,48% 2,84%
Quelle: Siehe Literaturverzeichnis. Bis auf Pago 2005 handelt es sich um Umfragen. Bei
den Umfragen waren Mehrfachnennungen möglich. Daher lassen sich aus den Ergebnissen
nicht unbedingt Anteile ablesen. Zum Zwecke der Vergleichbarkeit wurden alle Ergebnisse
in der Tabelle zu 100 normiert. Bei IZV wurden die Angaben über die Häufigkeit der Zah-
lungen einbezogen.

1 Für eine nähere Systembeschreibung wird auf den Praxisbeispiel-Abschnitt in diesem


Buch verwiesen.
312 Malte Krüger, Kay Leibold

Bei dem Vergleich der Ergebnisse ist zu beachten, dass einige Umfragen eher aus
Händlersicht erfolgen andere eher aus Kundensicht. Bei einer Händlersicht tau-
chen die Optionen „Rechnung“ und „Vorkasse“ auf. Die Zahlung einer Rechnung
kann auf verschiedenem Weg erfolgen: Überweisung (online oder Papier),
Scheck, E-Mail-Systeme etc. In Deutschland dürfte vor allem auf die Überwei-
sung zurückgegriffen werden. Die Ergebnisse zu Vorkasse und Rechnung sind da-
her mit den Ergebnissen zur Überweisung zu vergleichen.2
Ein Blick auf Tabelle 3 zeigt, dass die beiden Varianten Vorkasse und Rech-
nung bzw. die dadurch ausgelöste Überweisung einen Anteil von 30 % bis knapp
50 % erreicht. Lediglich bei Pago sieht es anders aus. Dies dürfte jedoch auf den
spezifischen Charakteristika der Pago-Händlerkunden liegen.
Anteile von 10 % bis 20 % der Nennungen erreichen auch die Varianten Kre-
ditkarte, Bankeinzug und Nachnahme. Alle anderen Zahlungsverfahren spielen
noch eine untergeordnete Rolle. Damit gilt weiterhin, dass der Internet-Zahlungs-
verkehr klar von hergebrachten Zahlungsmethoden dominiert wird.

4 Digitale Güter holen langsam auf

Die steigende Tendenz zum Online Einkauf spiegelt sich auch in den IZV7 Ergeb-
nissen wieder. Sowohl die materiellen Güter als auch die physischen Güter konn-
ten im Absatz zulegen. Über 95 % der Teilnehmer (dies entspricht einem Anstieg
von ca. 5 Prozentpunkten) haben bereits materielle Güter online bestellt. Bei digi-
talen Gütern liegt der Anteil bei 62 % (plus 9 Prozentpunkte).3
Die IZV7 Ergebnisse zeigen eindeutig, dass eine Korrelation zwischen Ein-
kaufshäufigkeit und Erfahrung im Umgang mit dem Internet besteht. Ein Internet-
surfer bestellt umso häufiger online Waren je erfahrener er ist. Über 85 % der
Teilnehmer mit geringer Erfahrung haben bereits materielle Güter online erwor-
ben. Die erfahrenen Teilnehmer erreichen mit 99,1 % fast die Marktsättigungs-
grenze. Von einer niedrigeren Basis ausgehend – nur 41,7 % der Teilnehmer mit
wenig Erfahrung erwarben digitale Güter – steigt die Rate der Käufer digitaler Gü-
ter schneller und erreicht mit 70,2 % bei den Teilnehmern mit hoher Erfahrung
den höchsten Wert.

2 Es ist nicht ganz klar, wie die Ergebnisse der Postbank-Studie zu interpretieren sind. Dort
gibt es sowohl die Option Rechnung/Vorkasse als auch die Option Überweisung.
3 Die Ergebnisse der W3B Erhebung von Fittkau&Maaß 2004, geben diesbezüglich ein
anderes Bild wider. Demnach haben lediglich 33,5 % bereits Online-Content gekauft.
Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher 313

100
nein
ja
80

60

40

20
materielle Güter digitale Güter
0
IZV7 IZV6 IZV7 IZV6

Abb. 2. Haben Sie schon materielle und/oder digitale Güter über das Internet bestellt?

Wie im Vorjahr kauften die meisten IZV-Teilnehmer ihre Waren im Inland ein.
Der deutsche Markt scheint groß genug zu sein. Die Einkäufe im Ausland nahmen
allerdings zu und dies in erster Linie bei den digitalen Gütern. Müssen materielle
Güter versendet werden, so können digitale Güter, egal von welchem Land aus,
sofort geliefert werden. Die Distanz spielt bei der Lieferung, im Gegensatz zur
auszuwählenden Bezahlmethode und dem Gerichtsstand, keine Rolle.
Die Frage, ob im Inland oder Ausland eingekauft wird, ist einmal mehr von der
Erfahrung der Teilnehmer abhängig. Je weniger erfahren sich der Surfer fühlt,
umso eher bleibt er sowohl bei materiellen als auch bei digitalen Gütern im Inland.
Die Unterschiede beim Auslandsanteil bewegen sich wie in der vorjährigen Um-
frage im Bereich von 30 Prozentpunkten. Erstaunlich ist, dass über 50 % der sehr
erfahrenen Teilnehmer bereits im Ausland Güter eingekauft haben. In Anbetracht
der Tatsache, dass die Anzahl dieser Gruppe in den nächsten Jahren weiter an-
steigt, wird die Bedeutung des Internet als internationale Handelsplattform weiter
verstärkt.
314 Malte Krüger, Kay Leibold

100%

80%

60%
nur im Ausland
überwiegend im Ausland
überwiegend im Inland
nur im Inland
40%

20%

materielle Güter digitale Güter

0%
IZV7 IZV6 IZV7 IZV6

Abb. 3. Wo haben Sie ihre materiellen bzw. digitalen Güter eingekauft?

5 Materielle Güter: Bücher, Bücher, Bücher

Innerhalb der materiellen Gütergruppe nehmen die Buchsendungen seit nunmehr


drei Jahren die Spitzenposition mit 87,9 % ein. Dies entspricht einer Steigerung
von 8,7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Position zwei geht an Produkte
der Kategorie Musik, Position drei nehmen die verschiedenen Hardwareprodukte
wie beispielsweise Monitore oder Speichermedien und Brenner ein. Knapp dahin-
ter rangieren Softwareprodukte, gespeichert und geliefert auf CD oder DVD. An-
hand der Abbildung 4 kann man die weitgehend gleich gebliebene Rangfolge, im
Vergleich zu IZV6 deutlich erkennen. Der starke Rückgang der Nennungen bei
den sonstigen Waren kann, aufgrund der vorliegenden Daten nicht erklärt werden.
Über 95 % der Teilnehmer haben schon materielle Güter über das Internet ge-
kauft. Andererseits gibt es aber auch Teilnehmer, die noch keine Güter online er-
worben haben. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. An erster Stelle wurde, wie
auch im Vorjahr der Grund genannt, dass der potentielle Käufer die Ware gerne
sehen und prüfen möchte. Von der Vorjahresposition drei auf die zweite Position
stieg die Angst vor dem Missbrauch persönlicher Daten durch den Online-
shop oder durch Dritte. Die im Internet fehlende Beratung/Service findet sich auch
in IZV7 unter den ersten fünf. Zurückgefallen ist der Grund, dass es in der realen
Welt genügend Angebote gibt und somit das Internet als Einkaufsplattform nicht
benötigt wird.
Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher 315

Bücher

Musik (z.B. CDs, Kassetten, etc.)

Hardware/Zubehör (z.B. Monitor, etc.)

Software
(auf Datenträgern wie z.B. CDs, etc.)

Kleidung

Filme (z.B. DVDs, VHS, etc.)

Zeitschriften-/Katalog-
Abonnements (z.B. FAZ, Chip, etc.)

Unterhaltungselektronik
(z.B. Radio, Fernseher, etc.)

Entwicklung digitaler Bilder

IZV7
sonstige Waren IZV6

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abb. 4. Welche Arten von materiellen Gütern haben Sie schon im Internet gekauft?

Die im Internet schwierig durchzuführende Reklamation findet sich mit 32,2 %


auf den vorderen Plätzen. Gründe, die weniger gewichtig sind, waren das fehlende
Einkaufserlebnis mit 15,3 %, die fehlende Annahmemöglichkeit von Paketen
(12,7 %), das Fehlen geeigneter Bezahlmethoden (12,1 %) und die zu lange Lie-
ferzeiten. Interessant ist hier vor allem die niedrige Gewichtung des Problems „Es
gibt keine geeignete Bezahl-Methode“. Aus Sicht der Teilnehmer scheint der
Markt ausreichend versorgt zu sein. Die „Flaschenhalstheorie“, dass E-Commerce
Umsätze zurückbleiben, weil es an Bezahlmethoden fehlt, wird somit durch die
Ergebnisse von IZV7 nicht belegt.

6 Die Zahlungsbereitschaft für digitale Güter steigt

Die Bereitschaft, sofort für ein gefundenes digitales Gut einen angemessenen Preis
zu bezahlen, stieg im Vergleich zu IZV6 deutlich an. Umgekehrt fiel der Prozent-
satz derjenigen, die sich nicht mehr auf die Suche nach einer kostenlosen Version
dieses Gutes machen wollten. Der Prozentsatz derjenigen, die gänzlich auf ein Gut
verzichten, wenn dieses nicht umsonst verfügbar ist, blieb ungefähr gleich. Dieser
Trend, grundsätzlich für Online-Content zu zahlen, wird auch durch andere Um-
fragen (W3B) bestätigt. Das in den letzten Jahren heiß diskutierte Thema der kos-
tenlosen Internetkultur scheint sich langsam aber sicher zu verabschieden. Es
zeichnet sich eine Zweiteilung des Marktes ab. Zum einen werden in Zukunft In-
formationen wie beispielsweise Nachrichten, Wetterdaten oder Börseninformatio-
nen kostenlos für den Endverbraucher zur Verfügung stehen. Zum anderen werden
316 Malte Krüger, Kay Leibold

höherwertige Information, die darüber hinausgeht, z.B. Wetterdaten für ein be-
stimmtes Gebiet, über einen längeren Zeitraum oder eine sehr fein strukturierte
Straßenkarte, etc. nur gegen Entgelt zur Verfügung stehen.
Mit großem Abstand an erster Stelle stehen wie im Vorjahr die Softwarepro-
dukte mit über 75 %. Zu den Nächstplatzierten, einer Dreiergruppe bestehend aus
Zeitungsartikeln/Nachrichten (40,5 %), Ticketing (39,2 %) und Reisen (38,9 %)
klafft eine große Lücke. An fünfter Stelle findet sich Fachliteratur (32,5 %) und an
sechster, die in den letzten Monaten durch den iPod/iTunes in die Medien ge-
kommenen Musikdownloads mit 25,7 %. Der Absatz elektronischer Bücher ver-
doppelte sich auf 23,6 % und Dienstleistungen wie Klein- und Kontaktanzeigen,
die erstmals abgefragt wurden, erreichten 20,6 %. Elektronische Bilder, Filme,
Gambling/Wetten sowie Erotik erreichten Werte um zehn Prozent. Insbesondere
bei Gambling/Wetten und Erotik sind diese Werte bemerkenswert niedrig. Ein
Vergleich mit anderen Studien ist diesbezüglich nur bedingt möglich, da die An-
zahl und Auswahl an Produktgruppen variiert. Der Online-Abruf hochwertiger In-
formationen, Daten und Nachrichten stand in der W3B-Umfrage an erster Stelle.
Musikdownloads (23,8 %), Filmdownloads (21,5 %) und E-Learning (21,2 %) be-
legten die folgenden drei Plätze.

Software
(z.B. Installationsprogramme, Updates, etc.)

Zeitungsartikel/Nachrichten

Ticketing (z.B. Kino-, Konzertkarten)

Reisen (z.B. Flugtickets, Pauschalreisen, etc.)

Fachliteratur
(z.B. Publikationen aus Wissenschaft und Forschung)

Musik (z.B. mp3, wav, etc.)

elektronische Bücher (z.B. pdf, etc.)

Dienstleistungen
(z.B Klein- und Kontaktanzeigen,etc.)

Bilder (z.B. bmp, gif, etc.)

Filme (z.B. mpeg, avi, etc.)

Erotik

Gambling/Wetten

anderes
IZV7
IZV6
Kommunikationsdienstleistungen
(z.B. Telefon-, Fax-Dienste)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abb. 5. Welche digitalen Güter haben Sie bereits über das Internet gekauft?

Bei der vorangegangenen Umfrage wurde an erster Stelle die Downloadzeit als
Grund genannt, warum noch nie digitale Güter über das Internet gekauft worden
waren. In Anbetracht der Tatsache, dass sich Breitbandanschlüsse sehr stark ver-
breitet haben und auch unter den IZV-Teilnehmern immer mehr Zustimmung fin-
den, verwundert es nicht, dass dieser Ablehnungsgrund auf den siebten Rang zu-
Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher 317

rückgefallen ist. Das Argument, dass der Konsument die Ware sehen und prüfen
möchte, erreichte bereits bei den materiellen Gütern die beste Platzierung. Als
zweit wichtigsten Grund, digitale Güter nicht online erwerben zu wollen, wird ge-
nannt, dass die Waren offline nicht teurer sind und hiermit zusammenhängend,
dritte Position, digitale Güter gerne in CD- oder DVD-Form gekauft werden. Die
schwierige Reklamation und das gute Sortiment und die Beratung bzw. der Servi-
ce in der offline Welt verhindern zudem den Einkauf von digitalen Gütern einiger
Teilnehmer. Eine fehlende Bezahlmethode bzw. die Angst vor falschen Abrech-
nungen sind nur von geringer Bedeutung. An letzter Position ist das „fehlende
Einkaufserlebnis“, welches bei den materiellen Gütern nur geringfügig höher be-
wertet wurde. Auch bei den Digitalen Gütern spielt ein eventuell unzureichendes
Angebot geeigneter Zahlungsverfahren eine untergeordnete Rolle. Die „Flaschen-
halstheorie“ scheint also auch für digitale Güter nicht zu gelten. Dabei hätte man
doch gerade hier erwarten können, dass es an geeigneten Bezahlverfahren noch
fehlt.

7 Einzelsysteme im Vergleich

Wie in der sechsten Umfrage wurden auch in der diesjährigen Umfrage in fünf
Kategorien von Bezahlsystemen unterschieden und jede Kategorie einzeln befragt.
Die Kategorien waren: Online-Banking, Kreditkarte, vorausbezahlte Verfahren,
Inkasso-/Billing-Verfahren und das Mobiltelefon. Je nachdem wie viel Teilnehmer
die verschiedenen Verfahren benutzt hatten, ergab sich eine unterschiedlich große
Datenbasis. Beim Betrachten der Abb. 6: „Seit wann benutzen Sie dieses Zah-
lungsverfahren“ fällt auf, dass sich die fünf Verfahren diesbezüglich in zwei
Gruppen gliedern lassen. Die erste Gruppe setzt sich aus den Verfahren Online-
Banking und Kreditkarte zusammen. Diese beiden Verfahren einigt, dass ca. 90 %
der Teilnehmer diese schon seit über einem halben Jahr benutzten. Die relativ
neuen Verfahren, die vorausbezahlten Verfahren, Inkasso-/Billing-Verfahren als
auch die Verfahren, die auf das Mobiltelefon aufbauen, werden dementsprechend
erst seit kürzerer Zeit genutzt. Dies kann z.T. dadurch erklärt werden, dass diese
Verfahren noch nicht so lange auf dem Markt sind. Allerdings gibt es auch unter
den „neuen“ Verfahren Systeme, mit denen schon seit mehreren Jahren Waren und
Dienstleistungen im Netz abgerechnet werden können.
Es gibt verschiedene Gründe, ein bestimmtes Bezahlverfahren einzusetzen. Je
nach Art des Gutes, der Wertigkeit oder der Entfernung können und werden ent-
sprechende Systeme ausgewählt. Mit den Fragen „Wie beurteilen Sie folgende
Zahlungssysteme?“ wird der Einfluss dieser und weiterer Einflussgrößen auf die
Auswahl eines jeden Systems untersucht. Insgesamt haben die Teilnehmer 13 Fak-
toren auf einer Skala von 1 (stimme vollkommen zu) bis 6 (stimme überhaupt
nicht zu) bewertet.
Die Zukunftsaussichten eines Zahlungssystems beeinflussen die Akzeptanz ei-
nes Bezahlsystems. Viele Teilnehmer sind sich sicher, dass sie auch noch in zwei
Jahren mit Online-Banking oder der Kreditkarte ihre Geschäfte im Internet ab-
318 Malte Krüger, Kay Leibold

rechnen können. Bei den Inkasso-/Billing-Verfahren, den vorausbezahlten Verfah-


ren und den auf das Mobiltelefon aufbauenden Verfahren ist diese Zukunftssi-
cherheit weniger stark ausgeprägt.

Online-Banking

Kreditkarte

Vorausbezahlte Verfahren

Inkasso-/Billing

Mobiltelefon

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

länger als 6 Monate 1 bis 6 Monate weniger als 1 Monat

Abb. 6. Seit wann benutzen Sie diesen Zahlungssystem?

Ferner gaben die Teilnehmer an, dass sie die Vor- und Nachteile des Online-Ban-
king bzw. der Kreditkarte schneller erlernen konnten als dies bei den neueren Ver-
fahren der Fall ist. Dieses Ergebnis überrascht, werben doch die speziell für das
Internet entwickelten Systeme mit schnellen und einfachen Anmeldeverfahren
sowie einer hohen Übersichtlichkeit. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die
meisten Konsumenten Erfahrung darin haben, Überweisungsträger auszufüllen
oder Kreditkartendaten preiszugeben. Ist die grundsätzliche Bereitschaft des Kon-
sumenten vorhanden, diese Systeme auch online einzusetzen, so ist der Aufwand
hierfür gering bzw. gleich null.
Mit einem Abstand von ca. einem Punkt vor den anderen vier Bezahlarten stu-
fen die Probanden nur das Online-Banking-Verfahren als „besonders sicher“ ein.
Online-Banking, gefolgt von der Kreditkarte erreicht bei der Frage, ob das jewei-
lige System sowohl für kleine als auch für größere Beträge eingesetzt werden
kann, die beste Bewertung. Allerdings wurden einige Verfahren, insbesondere
Vorausbezahlte- und Inkasso-/Billing-Verfahren, nicht für die Abrechnung von
großen Beträgen im Internet konzipiert.
Bei der Anzahl der Akzeptanzstellen im Internet schneidet die Kreditkarte am
besten ab. Am schlechtesten die vorausbezahlten Systeme und die Verfahren, die
auf das Mobiltelefon aufbauen.
Wichtig ist es nicht nur, zu erfahren, warum bestimmte Zahlungssysteme be-
nutzt wurden, sondern auch, warum sie nicht benutzt wurden. Daher wurden die-
Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher 319

jenigen Teilnehmer, die angaben bestimmte Bezahlverfahren zu kennen, die-


se aber noch nicht benutzt haben, befragt, warum sie diese noch nicht einsetzen.
Mögliche Faktoren, die abgefragt wurden, sind die Reputation eines Anbieters ei-
nes Systems, die Verbreitung oder der Nutzen eines Systems.

7
Online-Banking
8
Kreditkarte
9
Vorausbezahlte
10 Verfahren
Inkasso-/Billing
11

12 Mobiltelefon

13

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0

1 Der Name des Anbieters war ein Grund, dieses Bezahlsystem zu wählen.
2 Sie sind sich sicher, dass Sie auch noch in 2 Jahren mit diesem System bezahlen können.
Ein Grund, dieses Bezahlsystem einzusetzen war, dass Sie sich keine neuen Geräte/Hardware
3
kaufen mussten.
Sie mussten viel Zeit aufbringen, um die Vor- und Nachteile von diesem Bezahlverfahren kennen
4
zu lernen.
Sie nutzen dieses Verfahren, weil Sie es bereits kennen (z.B. von außerhalb des Internet, von
5
Freunden).
6 Sie empfinden dieses Bezahlverfahren als besonders sicher.
7 In einem eventuellen Schadensfall sind Sie bei diesem Bezahlverfahren finanziell abgesichert.
8 Der Zeitpunkt, zu welchem Ihr Konto belastet wird, ist Ihnen wichtig („zuerst Ware, dann Geld“).
Mit diesem Bezahlverfahren können Sie sowohl kleine (ca. 5 EUR) als auch größere Beträge
9
(ca. 50 EUR) begleichen.
10 Der Bezahlvorgang mit Bezahlsystem ist einfach und schnell.
11 Es ist Ihnen wichtig, dass Sie von überall aus bezahlen können (z.B. von jedem Rechner).
Mit diesem Bezahlverfahren haben Sie eine gute Kontrolle, was, wann und wo Sie bezahlt ha-
12
ben.
13 Viele Online-Geschäfte, in denen Sie einkaufen, bieten dieses Zahlungsverfahren an.

Abb. 7. Wie beurteilen Sie folgendes Zahlungssystem?


320 Malte Krüger, Kay Leibold

Zu einem überraschenden Ergebnis führten die Antworten auf die Frage, ob der
Name des Anbieters ein Grund war, ein bestimmtes Bezahlverfahren nicht zu
wählen.

3
Online-Banking
4
Kreditkarte
5
Vorausbezahlte Verfahren
6 Inkasso-/Billing
Mobiltelefon
7

10

11

12

13

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0

1 Der Name des Anbieters war ein Grund, dieses Bezahlverfahren nicht zu wählen.
2 Sie sind der Ansicht, dass es dieses Bezahlsystem in zwei Jahren nicht mehr gibt.
Die von Ihnen eingesetzten Bezahlvarianten wurden immer angeboten, sodass Sie keine Notwendig-
3
keit sahen, dieses Verfahren zu wählen.
Sie hätten zu viel Zeit aufbringen müssen, um die Vor- und Nachteile von diesem Bezahlverfahren
4
kennen zu lernen.
5 Sie nutzen dieses Verfahren nicht, weil Sie es nicht testen/ausprobieren konnten.
6 Sie empfinden dieses Bezahlverfahren als unsicher.
7 In einem eventuellen Schadensfall sind Sie bei diesem Bezahlverfahren nicht finanziell abgesichert.
8 Der Zeitpunkt, zu welchem Ihr Konto belastet wird, ist Ihnen wichtig („zuerst Ware, dann Geld“).
Mit diesem Bezahlverfahren können Sie nur kleine (ca. 5 EUR) oder nur größere Beträge (ca. 50
9
EUR) begleichen.
10 Sie glauben, dass der Bezahlvorgang mit diesem Bezahlsystem langsam und kompliziert ist.
Weil Sie mit diesem Bezahlverfahren nicht von überall aus bezahlen können (z.B. von jedem Rech-
11
ner).
12 Mit diesem Bezahlverfahren können Sie Ihre Ausgaben nicht kontrollieren.
13 Viele Online-Geschäfte, in denen Sie einkaufen, bieten dieses Zahlungsverfahren nicht an.

Abb. 8. Warum haben Sie folgendes Zahlungsverfahren noch nicht eingesetzt?

Sowohl bei den neueren Verfahren als auch bei den bekannten Verfahren scheint
die Reputation des Anbieters keine große Rolle gespielt zu haben. Ein anderes
Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher 321

Bild ergibt sich, wenn nach der Zukunftsfähigkeit der Systeme gefragt wird. Die
Teilnehmer der Umfrage bescheinigen der Kreditkarte als auch dem Online-
Banking eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit in den kommenden Jahren.
Die größte Zustimmung – bei allen Bezahlsystemen – gab es auf die Frage, ob die
eingesetzten Bezahlverfahren immer angeboten wurden, sodass die Teilnehmer
keine Notwendigkeit sahen, das zu bewertende Zahlungsverfahren einzusetzen.
Mit einem Vorsprung von ca. 0,5 Punkten schneiden bei dieser Frage Online-Ban-
king und die Kreditkarte am besten ab. Sicherer werden diese beiden Systeme al-
lerdings nicht eingestuft. Die Bewertungen aller fünf Bezahlverfahren liegen auf
der sechsstufigen der Skala bei drei. Übereinstimmung bei der Bewertung erfahren
die Bezahlsysteme, wenn es um den Belastungszeitpunkt geht.
Online-Banking und die Kreditkarte heben sich bei den Fragen, ob das entspre-
chende Bezahlverfahren sich für Klein- als auch für Großbeträge eignet und ob der
Bezahlvorgang einfach und unkompliziert ist, von den anderen drei Verfahren ab.
Die letzte Frage spricht für die weite Verbreitung der Kreditkarte im Internet.
Selbst diejenigen, die die Kreditkarte nicht nutzen, bescheinigen, dass viele Ge-
schäfte dieses Bezahlverfahren anbieten.

8 Zahlungsverkehr als E-Commerce-Bremse?

Vielfach wird der Zahlungsverkehr als Flaschenhals angesehen, der die Ausbrei-
tung des E-Commerce behindert. Das angebliche Fehlen von bequemen und vor
allem auch sicheren Systemen für die Bezahlung im Internet soll, so das Argu-
ment, die Kauflust der Kunden im Internet merklich dämpfen. Die Umfrageergeb-
nisse stützen eine solche These jedoch nicht.
Die in der vorangegangenen Umfrage erstmals aufgenommene Frage, ob die
Teilnehmer im Zusammenhang mit dem Einkaufen im Internet schon einmal nega-
tive Erfahrungen gemacht haben, wurde in der neuen Auflage in zwei Teilfragen
gegliedert. Die erste Frage behandelt die Erfahrung mit dem Einkauf und die
zweite den Bezahlprozess. Zunächst ist das Ergebnis erstaunlich, dass gerade sehr
erfahrene Internetnutzer (Erf3) mehr negative Erfahrungen beim Online-Shopping
gemacht haben als erfahrene Nutzer (Erf2) oder unerfahrene Nutzer (Erf1). Dies
mag aber daran liegen, dass die versierten Nutzer wesentlich häufiger online Pro-
dukte beziehen und somit die Wahrscheinlichkeit, schlechte Erfahrung gemacht zu
haben, höher ist. Annähernd gleiche Resultate ergab der Vergleich der Kreditkar-
tenbesitzer (KK-ja) mit jenen Teilnehmern, die keine Kreditkarte besitzen (KK-
nein).
Die Trennung der Frage zwischen Einkaufen und Bezahlen im Internet zeigt
deutlich, dass im Zusammenhang mit dem Bezahlprozess wesentlich weniger ne-
gative Erfahrungen gemacht wurden als mit dem Einkaufsvorgang, der auch das
Lieferrisiko beinhaltet. Erstaunlich auch hier, dass die Gruppe der sehr erfahrenen
IZV7-Teilnehmer mehr negative Erfahrungen gemacht hat als die unerfahrenen.
Die Kreditkartenbesitzer unterscheiden sich nicht von den Nicht-Kreditkarten-
besitzern hinsichtlich der vorangegangenen Frage. Die oft gehörte Meinung, dass
322 Malte Krüger, Kay Leibold

das Bezahlen im Internet mit der Kreditkarte unsicherer ist, spiegelt sich also nicht
in den IZV7 Ergebnissen wider. Die Kreditkartenbesitzer haben geringfügig weni-
ger negative Erfahrung mit dem Bezahlen im Internet gemacht.
100

90 nein ja

80

70

60

50

40

30

20

10

0
Erf1 Erf2 Erf3 KK-ja KK-nein IZV7

Abb. 9. Haben Sie im Zusammenhang mit dem Einkaufen im Internet schon einmal negati-
ve Erfahrungen gemacht?
100

nein ja
90

80

70

60

50

40

30

20

10

0
Erf1 Erf2 Erf3 KK-ja KK-nein IZV7

Abb. 10. Haben Sie im Zusammenhang mit dem Bezahlen im Internet schon einmal negati-
ve Erfahrungen gemacht?
Internet-Zahlungen aus der Sicht der Verbraucher 323

9 Fazit: Bezahlen attraktiver gestalten

x Das Online-Geschäft floriert. Die Wachstumszahlen liegen zum Teil im zwei-


stelligen Prozentbereich. Für viele Teilnehmer der Umfrage sind der Erwerb
von Waren und das Begleichen selbiger über das Internet zum Alltag gewor-
den. Fragt man allerdings nach den Verbesserungsvorschlägen so wird deutlich,
dass die Anwender teilweise noch verunsichert sind und sich eine gesetzliche
Absicherung bzw. mehr Informationen für die Haftung im Schadensfall sowie
standardisierte Bezahlprodukte wünschen. Prämien/Bonuspunkte oder Gut-
schrift/Werbegeschenk für Erstnutzer stehen hinter diesen Gründen mit Ab-
stand zurück.
x An Bedeutung verloren haben die Informationen zu den Bezahlsystemen. Es
scheint, dass die Bezahldienstanbieter diesbezüglich in den letzten Jahren ihre
Hausaufgaben gemacht haben und die Verbraucher über ihre Systeme hinrei-
chend informieren.
x Geld ist Vertrauenssache und die IZV7-Teilnehmer vertrauen, wenn es um den
elektronischen Geldverkehr geht, in erster Linie den Banken. Mit knapp 60 %
erreichen die Kreditkartengesellschaften ebenfalls ein gutes Resultat. Weit ab-
geschlagen, wenn es um das Vertrauen in die Anbieter von Bezahlsystemen
geht, sind Internet-Service-Provider, Telcos und unabhängige Dritte.

Banken

Kreditkartengesellschaften

Internet-Service-Provider

Telekomunikationsgesellschaften
(Telcos)

Unabhängige Dritte

Keine Präferenzen

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abb. 11. Welchem Anbieter von Bezahlsystemen schenken Sie Ihr Vertrauen?
324 Malte Krüger, Kay Leibold

x Die IZV-Teilnehmer sind vorwiegend technikaffine Personen, die zu 95 % ma-


terielle und zu 62 % digitale Güter bezogen haben. 96 % der Teilnehmer wür-
den wieder digitale Güter kaufen und 12 % haben mit dem Bezahlen im Inter-
net schon einmal negative Erfahrung gemacht. Dies sind Ergebnisse, die im
Allgemeinen die Bezahldienstanbieter zufrieden stellen müssten.
x Wird der Verbraucher gefragt, ob er die Bezahlverfahren, die er im Internet be-
nutzt, auch für ausreichend sicher hält, antwortet er jedoch „nur“ zu 58 % mit
ja.
x Trotz der überwiegend guten Erfahrung und der sehr hohen Bereitschaft, wie-
der im Netz einkaufen zu wollen, bleibt beim Bezahlvorgang ein unsicheres
Gefühl.

Literatur

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search e.V. http://www.agirev.de/download/AGIREV_ORM2003_II.pdf, Abruf
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W3B, Erhebungen Herbst 2004 und Frühjahr 2004
Krueger M, Leibold K (2004) Ausgewählte Ergebnisse der Online-Umfrage IZV7, Karlsru-
he. http://www.iww.uni-karlsruhe.de/izv/izv.html, Abruf 28.07.2005
Krueger M, Leibold K (2004) Internet-Zahlungssysteme aus der Sicht der Verbraucher. Er-
gebnisse der Online-Umfrage IZV7. Universität Karlsruhe, IWW – Lehrstuhl für Geld
und Währung, Karlsruhe
Pago (2005) Pago Report 2005 Erfolgs- und Risikofaktoren im internationalen E-Payment.
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Postbank und Europressedienst (2005) eCommerce 2004 – Strukturen und Potentiale des
eCommerce in Deutschland aus Kunden- und Händlersicht. Deutsche Postbank AG,
Bonn
Spiegel Online (2005) Gerüchte über neuen Bezahlservice von Google, SPIEGEL
ONLINE, http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,361255,00.html, Abruf
20.06.2005
Anforderungen des E-Government an innovative
Zahlungsverfahren

Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

ibi research an der Universität Regensburg

1 Einführung

Immer mehr Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung können von Bürgern


und Unternehmen im Internet genutzt werden. So sollen in Deutschland im Rah-
men der E-Government-Initiative BundOnline 2005 bis zum Jahr 2005 rund 450
internetfähige Dienstleistungen der Bundesverwaltung online verfügbar gemacht
werden, mehr als 260 Dienstleistungen waren davon im Juni 2004 bereits realisiert
(BVA 2004). Im Rahmen der Initiative Deutschland-Online wurden weitere 20
ebenenübergreifende Schlüsselprojekte identifiziert, die aufbauend auf den Ergeb-
nissen bisheriger Einzelprojekte bis zum Jahr 2010 unter einer gemeinsamen Stra-
tegie von Bund, Ländern und Kommunen umgesetzt werden (BMI 2003).
Durch die elektronische Bereitstellung von Verwaltungsdienstleistungen soll
zum einen die Inanspruchnahme der Leistungen für Bürger und Unternehmen ver-
einfacht und zum anderen die Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung gestei-
gert werden. Die Erreichung der definierten Ziele ist in den meisten Fällen nur
möglich, wenn auch die zugrunde liegenden Prozesse der öffentlichen Verwaltung
neu gestaltet werden.
Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Zusammenhang die Frage dar,
wie anfallende Erlöse und Gebühren im Internet auf effiziente und sichere Weise
vereinnahmt werden können. Projektverantwortliche in den Behörden sehen sich
dabei einer unüberschaubaren Vielfalt verschiedener Zahlungsverfahren gegen-
über, die von der klassischen Überweisung bis zu Mobiltelefon-basierten Zah-
lungsverfahren reicht. Hinzu kommt die hohe Dynamik des Marktes für Zahlungs-
systeme, auf dem häufig neue Zahlungsverfahren angeboten werden, und
bestehende nach kurzer Marktpräsenz wieder verschwinden. Jedes der verfügba-
ren Verfahren weist spezifische, situationsabhängige Voraussetzungen sowie Stär-
ken und Schwächen auf, die es zu berücksichtigen gilt. Ein universelles Zahlungs-
verfahren, das für alle E-Government-Leistungen gleichermaßen gut geeignet
wäre, gibt es bisher nicht.
Für das mehrdimensionale Entscheidungsproblem, welches Zahlungsverfahren
sich für welche E-Government-Dienstleistungen am besten eignet, soll in diesem
326 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

Beitrag eine Methodik zur Lösung des Problems aufgezeigt werden1. Dazu wird
Entscheidern in Behörden in Form einer Typologie bestehender Zahlungsverfah-
ren zunächst eine Orientierungshilfe im Markt für Zahlungsverfahren an die Hand
gegeben. Anschließend wird ein generischer Anforderungskatalog vorgestellt, an-
hand dessen sich die konkreten Anforderungen bestimmter E-Government-
Dienstleistungen an Zahlungsverfahren ermitteln lassen. Dieser Kriterienkatalog
basiert auf einer Untersuchung der ibi research an der Universität Regensburg im
Auftrag des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (Breitschaft et
al. 2004). Auf Grundlage des Anforderungskatalogs zur Auswahl elektronischer
Zahlungsverfahren wird für dessen Anwendung daraufhin ein Vorgehensmodell
entwickelt, das die Beziehungen zwischen einzelnen Anforderungen, die Notwen-
digkeit der Abwägung zwischen Anforderungen sowie die Möglichkeit zur Kom-
bination von Zahlungsverfahren berücksichtigt.

2 Typologie bestehender Zahlungsverfahren

Die Zahl der verfügbaren Zahlungsverfahren hat sich mit der zunehmenden Be-
deutung des Internets für Handelstransaktionen in den vergangenen Jahren ver-
vielfacht. Die meisten der neuen Zahlungsverfahren bauen dabei auf den etablier-
ten Zahlungsverfahren auf oder stellen für den Einsatz über elektronische Medien
modifizierte Ausprägungen der etablierten Verfahren dar. Dieser Tatsache wird
durch die in Abbildung 1 dargestellte Typologie der Verfahren Rechnung getra-
gen.
Im Zentrum von Abbildung 1 befinden sich die unterschiedlichen Geldarten:
das Bargeld, d.h. Banknoten und Münzen, das Buchgeld, d.h. Beträge auf Konten
bei Kreditinstituten, die für Zahlungszwecke zur Verfügung stehen, und das
E-Geld. E-Geld bezeichnet einen monetären Wert in Form einer Forderung gegen
die ausgebende Stelle, der auf einem Datenträger (z.B. einem Server oder einer
Chipkarte) gespeichert ist und von anderen Unternehmen als der ausgebenden
Stelle als Zahlungsmittel akzeptiert wird (Heitmann 2002).
Um über diese drei Formen des Geldes verfügen zu können, gibt es wiederum
drei originäre Zahlungsverfahren, die sich in der Abbildung um das Zentrum des
Kreises anordnen: Geldbörsenzahlung, Überweisung und Lastschrift.
x Als Geldbörsen werden Speicherorte für Geldeinheiten bezeichnet, unabhängig
davon, ob es sich dabei um physische Geldeinheiten (Banknoten und Münzen)
oder elektronische Geldeinheiten handelt. Beispiele für Geldbörsenzahlungen

1 Das in diesem Beitrag entwickelte Vorgehensmodell soll beispielhaft für elektronische


Leistungen der öffentlichen Verwaltung (E-Government) angewandt werden. Das Mo-
dell ist grundsätzlich auch für die Auswahl geeigneter Zahlungsverfahren für kommer-
zielle Anwendungen (E-Business) einsetzbar, bedingt jedoch einige Modifikationen.
Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren 327

sind die Barzahlung oder die Zahlung per elektronischer Geldbörse (wie z.B.
GeldKarte oder Quick2).
x Eine Überweisung ist die Übertragung eines Geldbetrages (Buchgeld) vom
Konto des Zahlungspflichtigen auf das Konto des Zahlungsempfängers, die
durch einen Auftrag des Zahlungspflichtigen ausgelöst wird (Grill u. Perc-
zynski 2002).
x Eine Lastschrift ist der Einzug eines Geldbetrages vom Konto des Zahlungs-
pflichtigen, der durch den Zahlungsempfänger ausgelöst wird (Grill u. Perc-
zynski 2002).

erte
en - basi
tkart n
W er Verfahre

In ling
Bi
ka ve
l
ss rfa
o- h
Üb e

un ren
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basierte

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isun
g
ren
Verfah
E-Mail

Bargeld
Buchgeld Verf basierte
Ge ahlu

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r fa n - rte
h r bas a sie
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r f on-b en
te e r
i l tel rfah
b Ve
Mo
Geldarten Originäre Zahlungsverfahren Abgeleitete Zahlungsverfahren

Abb. 1. Typologie bestehender Zahlungsverfahren

Die Verfahren im äußeren Ring leisten im Wesentlichen die Authentifizierung des


Zahlungsinitiators, greifen bei der Zahlungsabwicklung jedoch direkt oder indirekt
auf eines der originären Zahlungsverfahren zurück. Beispielsweise wird bei vielen
Inkasso- und Billingverfahren der Kunde anhand seiner geheimen PIN (persönli-
che Identifikationsnummer) authentifiziert. Die Zahlungsabwicklung erfolgt an-

2 Sowohl die GeldKarte als auch Quick werden als Praxisbeispiele im Rahmen dieses Bu-
ches ausführlich behandelt.
328 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

schließend per Lastschrift oder durch Belastung eines Kreditkartenkontos, das


wiederum monatlich durch eine Lastschrift-Abbuchung ausgeglichen wird.
Nach der Art des Zahlungsvorgangs und der Authentifizierung können die fol-
genden Gruppen abgeleiteter Zahlungsverfahren unterschieden werden:
x Bei Scheck-basierten Verfahren erfolgt die Zahlung durch Übergabe einer Ur-
kunde, in der eine Anweisung an das Kreditinstitut des Zahlungspflichtigen zur
Zahlung des genannten Betrages verbrieft wird (Grill u. Perczynski 2002). Eine
elektronische Variante des Schecks existiert derzeit nicht.
x Bei Kreditkarten-basierten Verfahren kann der Karteninhaber im stationären
Handel durch Unterschrift- und/oder Bildvergleich, im Internet ggf. durch das
Wissen einer PIN authentifiziert werden.
x Bei Wertkarten-basierten Verfahren handelt es sich um vorausbezahlte Zah-
lungskarten, die wieder geladen (elektronische Geldbörse) oder nicht wieder
geladen (zumeist sog. Scratch-Cards) werden können. Eine Authentifizierung
kann anhand von besitz- (z.B. einer Chipkarte) und/oder wissensbasierten (z.B.
PIN) Merkmalen erfolgen.
x E-Mail-basierte Verfahren nutzen E-Mail-Nachrichten zur Übertragung von
Buchungsinformationen. Als Instrument zur Authentifizierung wird die E-Mail-
Adresse, evtl. in Verbindung mit einem geheimen Kennwort, verwendet.
x Mobiltelefon-basierte Verfahren nutzen das Mobiltelefon zur Übertragung von
Buchungsinformationen. Das Mobiltelefon dient dabei gleichzeitig zur Authen-
tifizierung.
x Bei Inkasso- und Billingverfahren werden die Abrechnungsbeträge von einem
Inkasso-Unternehmen eingezogen. Neben dem Einzug der Forderung über-
nimmt die Inkassostelle bei einigen Verfahren auch die Zusammenfassung ein-
zelner Rechnungs-/Zahlungsbeträge bis zu einem bestimmten Termin oder bis
zur Erreichung eines Mindestbetrags (Billing).

3 Anforderungen an Zahlungsverfahren für


E-Government-Dienstleistungen

Welche Zahlungsverfahren für eine bestimmte E-Government-Dienstleistung am


besten geeignet sind, hängt von den spezifischen Anforderungen der Dienstleis-
tung ab. Dabei ergeben sich Unterschiede sowohl zu den Anforderungen des elekt-
ronischen Handels als auch zwischen einzelnen E-Government-Dienstleistungen.
Im Folgenden (Abschnitt 3.1) wird deshalb zunächst ein Anforderungskatalog für
Zahlungsverfahren für E-Government-Dienstleistungen vorgestellt, der sich in ei-
nigen Punkten von Anforderungen an Zahlungsverfahren im E-Commerce unter-
scheidet. In Abschnitt 3.2 wird daraufhin diskutiert, welche Merkmale von E-
Government-Dienstleistungen die Bedeutung einzelner Anforderungen beeinflus-
sen.
Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren 329

3.1 Anforderungskatalog

Aktuelle E-Government-Projekte müssen sich mehr denn je den Anforderungen an


Effektivität, Wirtschaftlichkeit und Prozessorientierung stellen, um die Erwirt-
schaftung eines Return of Invest sicherzustellen. Diesen Kriterien kommt deshalb
auch bei der Auswahl von Zahlungsverfahren wachsende Bedeutung zu. Im fol-
genden Anforderungskatalog soll dargestellt werden, welche Eigenschaften von
Zahlungsverfahren bei der Beurteilung dieser drei Anforderungskategorien zu be-
trachten sind. Dabei wurde bei der Erstellung des Anforderungskatalogs darauf
geachtet, sich auf die wichtigsten Kriterien zu beschränken, um die Anwendung
des Anforderungskatalogs für Projektverantwortliche in Behörden möglichst zu
erleichtern.

3.1.1 Anforderungen an die Effektivität des Zahlungsverfahrens


In dieser Kriterienkategorie wird bewertet, für welche Anwendungsfälle ein Zah-
lungsverfahren unabhängig von den Kosten und den Sicherheitsanforderungen
grundsätzlich geeignet ist. Sowohl im E-Commerce als auch im E-Government
kommt dabei den Anforderungen der Leistungsanbieter nach Verbreitung und
Zahlungsgarantie eine hohe Bedeutung zu (Henkel 2001). Zudem muss betrachtet
werden, ob das Zahlungsverfahren auch für wiederkehrende Zahlungen geeignet
ist, ob es aus dem Ausland nutzbar ist und ob es eine anonyme Zahlung zulässt.
Verbreitung. Das Kriterium „Verbreitung“ beschreibt die Anzahl der Kunden, die
auf absehbare Zeit in der Lage sein werden, das Verfahren ohne größeren Auf-
wand zu nutzen. Bei der Zahlung mit der klassischen Kreditkarte wird die derzei-
tige Verbreitung beispielsweise anhand derjenigen Kunden gemessen, die in Be-
sitz einer Kreditkarte sind, bei der GeldKarte wird dagegen ein Guthaben auf der
Karte vorausgesetzt. Die Beurteilung der Verbreitung beschränkt sich im Folgen-
den auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.
Neben der derzeitigen Verbreitung sollen in die Bewertung des Kriteriums auch
Entwicklungstendenzen bezüglich der zukünftigen Verbreitung des Zahlungsver-
fahrens einfließen. Die zukünftige Verbreitung eines Zahlungsverfahrens wird
z.B. insbesondere vom Installations- und Registrierungsaufwand, den Kosten für
den Kunden, der Anzahl der Akzeptanzstellen sowie der wahrgenommenen Si-
cherheit des Zahlungsverfahrens aus Kundensicht beeinflusst. Daneben können
sich auch weitere Aspekte auf die zukünftige Verbreitung eines Zahlungsverfah-
rens auswirken. Beispielsweise könnte die Umstellung der öffentlichen Zigaret-
tenautomaten auf die ausschließliche Nutzung mit der GeldKarte (Arounopoulos
u. Kaufmann 2002) zu einer stärkeren Verbreitung dieses Zahlungsverfahrens bei-
tragen.
Unter Berücksichtigung aller genannten Faktoren wird anschließend eine Ein-
schätzung der Verbreitung vorgenommen, z.B. in den Stufen hoch, mittel und ge-
ring.
Zahlungsgarantie. Eine Fragestellung bei der Beurteilung der Zahlungsgarantie
ist, ab welchem Zeitpunkt der Händler sicher sein kann, dass die Zahlung nicht
330 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

aus vom Kunden zu vertretenden Gründen ausfällt. Zusätzlich ist für die Beurtei-
lung des Zahlungsverfahrens jedoch auch von Bedeutung, welche Schadensszena-
rien zu einem Zahlungsausfall führen können. Sowohl der Zeitpunkt der Zah-
lungsgarantie als auch die möglichen Schadensszenarien können nach dem
folgenden Schema bewertet werden:
x Hoch: Das Zahlungsverfahren bietet eine sofortige Zahlungsgarantie.
x Mittel: Die Zahlung könnte aus vom Kunden zu vertretenden Gründen nicht
eingelöst werden (mangelnde Kontodeckung oder ähnliches).
x Gering: Die Zahlung könnte nicht eingelöst werden, weil der Kunde abstreitet,
die Zahlung ausgelöst zu haben.
Eignung für wiederkehrende Zahlungen. Bei E-Government-Transaktionen
kann es sich um einzelne, abgeschlossene Vorgänge oder periodisch wiederkeh-
rende Zahlungen handeln. So stellt es beim Fahrkartenkauf einen Unterschied dar,
ob es sich um Einzelfahrscheine oder eine Dauerkarte handelt. In letzterem Fall
sollte die Zahlung möglichst automatisiert erfolgen, ohne dass der Kunde sie jedes
Mal erneut anstoßen muss. Diese Möglichkeit bietet z. B. die Lastschrift, bei der
die einzelnen Abbuchungen ohne aktives Zutun des Kunden erfolgen können.
Internationalität. Mit dem Kriterium „Internationalität“ wird überprüft, mit wel-
chem Aufwand das Zahlungsverfahren aus dem Ausland genutzt werden kann. Im
E-Government-Bereich erhält die Forderung nach Internationalität besonderes
Gewicht, um nicht durch alleiniges Angebot eines national begrenzten Zahlungs-
verfahrens gegen das Diskriminierungsverbot gegen EU-Ausländer nach Art.
12 EG zu verstoßen.
Bei der Bewertung dieses Kriteriums wird beispielsweise berücksichtigt, ob für
die Nutzung des Verfahrens der Besitz eines Kontos in Deutschland notwendig ist,
wie etwa bei der Lastschrift. Dies würde in der Regel bedeuten, dass der Kunde
zur Nutzung des Verfahrens aus dem Ausland anreisen müsste, um persönlich ein
Konto zu eröffnen. In diesem Fall wäre die Internationalität des Verfahrens nicht
gegeben. Das Kriterium wäre erfüllt, falls der Kunde über verschiedene Kommu-
nikationsmedien, wie etwa Telefon, Telefax oder Internet, die Möglichkeit hat,
sich für ein Zahlungsverfahren anzumelden, oder falls das Zahlungsverfahren auch
im Ausland verbreitet ist.
Anonymität. Unter Anonymität wird die Anonymität gegenüber der Behörde ver-
standen, d.h. die Behörde kann aufgrund der durch das Zahlungsverfahren über-
mittelten Daten nicht feststellen, wer die Zahlung vorgenommen hat. Dieses Krite-
rium ist notwendig, um den in § 4 Abs. 6 des Teledienstedatenschutzgesetzes und
§ 18 Abs. 6 des Mediendienstestaatsvertrags enthaltenen Forderungen nach Daten-
sparsamkeit und Datenvermeidung nachzukommen (Eifert et al. 2003). Die Ano-
nymität ist auch dann gegeben, wenn die Behörde lediglich ein Pseudonym des
Nutzers, z.B. eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer, erfährt.
Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren 331

3.1.2 Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit des


Zahlungsverfahrens
Bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit des Zahlungsverfahrens werden zu-
nächst nur die Kosten des Verfahrens ermittelt. Dabei ist zwischen variablen und
fixen Kosten zu unterscheiden. Die Gegenüberstellung der Kosten und Nutzen des
Verfahrens (z.B. Nutzen in Form der Vermeidung von Zahlungsausfällen) ist Auf-
gabe des Vorgehensmodells in Abschnitt 4.
Variable Kosten können sich entweder auf die Zahl der Transaktionen oder auf
die Höhe der bezahlten Beträge beziehen. Beispielsweise werden im Rahmen ei-
ner GeldKarte-Transaktion 0,3% des Umsatzes, mindestens aber 0,01 Euro fällig.
Bei Kreditkartenzahlungen ist üblicherweise neben einem betragsabhängigen Di-
sagio bei jeder Autorisierungsanfrage eine betragsunabhängige Gebühr zu zahlen.
Neben den variablen Kosten kann bei einigen Zahlungsverfahren auch der (nut-
zer- oder systemabhängig) begrenzte Betragsbereich hinderlich für den wirtschaft-
lichen Einsatz sein. Ein systemabhängiger Betragsbereich ist beispielsweise bei
der GeldKarte gegeben, bei der nur Zahlungen von 0,01 bis 200 Euro möglich
sind. Bei Verfahren wie der Überweisung ist die Bereichsuntergrenze auf
0,01 Euro festgelegt, die Obergrenze hängt jedoch von nutzerabhängigen Faktoren
ab. Dazu zählen der Kontostand, der eingeräumte Überziehungsrahmen (Konto-
korrentkredit) sowie durch den Bankkunden festlegbare Limits für die maximale
Betragshöhe einer einmaligen Transaktion.
Fixe Kosten setzen sich aus einmaligen Kosten für die Inbetriebnahme und wie-
derkehrenden Kosten für den Betrieb des Zahlungsverfahrens zusammen. Kosten
für die Inbetriebnahme können beispielsweise durch Installation oder Anpassung
von Software, durch Erwerb von Hardware oder durch die Integration in die Sys-
temumgebung der Behörde anfallen.
Betriebskosten stellen wiederkehrende Kosten zur Aufrechterhaltung der Be-
triebsbereitschaft dar. Dies können z.B. periodisch anfallende Kosten für die Be-
reitstellung einer Datenleitung sein.
Die Höhe der fixen Kosten eines Zahlungsverfahrens ist in hohem Maße von
den Gegebenheiten der Behörde abhängig. Allgemeine Aussagen zu den fixen
Kosten einzelner Verfahren können damit nur in begrenztem Maße getroffen wer-
den. Zu berücksichtigen sind insbesondere Lizenzkosten, Kosten für Payment-
Service-Provider, Kosten für Hard- und Software, Zertifikatskosten, Installations-
kosten, Integrationskosten, Kommunikationskosten und Betriebskosten.

3.1.3 Anforderungen durch den Prozessablauf


Unter den Anforderungen durch den Prozessablauf werden die Anforderungen be-
trachtet, die sich aus der Abstimmung des konkreten E-Government-Prozesses
(Geschäftsprozess) mit dem Zahlungsablauf des Zahlungsverfahrens (Zahlungs-
prozess) ergeben. Es soll beurteilt werden, wie der Zahlungsprozess in den Ge-
schäftsprozess integriert werden kann. Dabei können keine allgemeingültigen
Aussagen zu den Zahlungsverfahren getroffen werden, da die Integrierbarkeit in
332 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

den E-Government-Prozess keine alleinige Eigenschaft des Zahlungsverfahrens


darstellt. Während sich die Anonymität eines Zahlungsverfahrens unabhängig
vom Geschäftsprozess ermitteln lässt, können Aussagen über die Integrierbarkeit
nur in Hinblick auf einen speziellen Fall getroffen werden. Gleichwohl sind die
Anforderungen durch den Prozessablauf bei der Auswahl eines geeigneten Zah-
lungsverfahrens zu berücksichtigen.
Wichtig ist dabei vor allem die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Zahlung im
Geschäftsprozess erfolgt und wie lange die vollständige Abwicklung der Zahlung
dauert. Dabei gilt eine Zahlung dann als vollständig abgewickelt, wenn die Behör-
de eine Bestätigung über den Eingang der Zahlung erhalten hat und die Zahlung
nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, d.h. wenn für die Behörde eine Zah-
lungsgarantie eintritt. Die Anforderungen durch den Prozessablauf können zum
Ausschluss von Zahlungsverfahren führen, wenn das Verfahren zwar eine Zah-
lungsgarantie bietet, die Zahlung bei diesem Verfahren jedoch erst sehr spät im
Prozess ausgelöst wird (ein Beispiel hierfür wäre die Zahlung per Nachnahme).
Die Anforderungen durch den Prozessablauf sind auch dann nicht erfüllt, wenn
der Prozess zur Abwicklung der Zahlung zu lange unterbrochen wird (bei der Ü-
berweisung z.B. zwei bis drei Bankarbeitstage). Bei einigen E-Government-Pro-
zessen ist es zudem erforderlich, bei der Bezahlung ein Kassenzeichen zu übermit-
teln, was nicht bei allen Zahlungsverfahren möglich ist.

3.2 Kriterien zur Unterscheidung von E-Government-Transaktionen

Nicht alle der genannten Anforderungen sind für alle Online-Transaktionen im


E-Government gleich bedeutend. Stattdessen unterscheiden sich E-Government-
Dienstleistungen anhand bestimmter Kriterien, die sich jeweils auf die Bedeutung
einzelner Anforderungen an Zahlungsverfahren auswirken. Zu diesen Kriterien
gehören insbesondere die Höhe des zu zahlenden Betrags, die Häufigkeit der Nut-
zung der Dienstleistung, der Nutzerkreis, der Zahlungszeitpunkt, die vorliegenden
Nutzerdaten und die Art der Verwaltungsleistung.
x Höhe des zu zahlenden Betrags: Bei der Wahl eines Zahlungsverfahrens ist
darauf zu achten, in welchem Verhältnis die Kosten des Verfahrens zur Höhe
des zu zahlenden Betrags stehen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Kos-
tenstruktur des Verfahrens zu (vgl. Abbildung 2). Auch die Bedeutung der Zah-
lungsgarantie wird vermutlich mit steigender Betragshöhe zunehmen.
x Häufigkeit der Nutzung: Bei häufig genutzten Leistungen nimmt der Kunde
vermutlich einen höheren einmaligen Registrierungsaufwand in Kauf als bei
selten genutzten Leistungen. Die Bedeutung der Verbreitung des Zahlungsver-
fahrens nimmt damit mit steigender Häufigkeit der Nutzung ab. Auch die Be-
deutung der Zahlungsgarantie nimmt ab, wenn die Online-Transaktion häufig
von denselben Kunden durchgeführt wird. Bei Behörden bietet insbesondere
die Möglichkeit, säumige Zahler von der Inanspruchnahme der Dienstleistung
auszuschließen, ein wirksames Instrument, durch das sich eine fehlende Zah-
lungsgarantie ausgleichen lässt. Bei Online-Transaktionen, bei denen es sowohl
Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren 333

sporadische als auch Massennutzer gibt, ist gegebenenfalls eine Fallunterschei-


dung zu treffen.
x Nutzerkreis: Neben der Unterscheidung zwischen Massennutzern und Gele-
genheitsnutzern ist zudem zwischen inländischen und ausländischen Nutzern zu
differenzieren. Während einige Online-Transaktionen nur durch inländische
Nutzer in Anspruch genommen werden, ist für andere auch die Nutzungsmög-
lichkeit durch ausländische Staatsbürger oder Unternehmen erforderlich. Bei
diesen Szenarien muss die Internationalität des Verfahrens gegeben sein, die
Verbreitung in Deutschland braucht bei Zahlungen aus dem Ausland dagegen
nicht betrachtet werden.

proportionale Kosten mit Fixkostenblock


Kosten

mit Kostendeckelung

betragsunabhängige Kosten

Höhe des Betrags


Abb. 2. Kostenverlauf in Abhängigkeit von der Höhe des Betrags

x Zahlungszeitpunkt: Hinsichtlich des Zahlungszeitpunkts ist zu unterscheiden,


ob die Zahlung vor oder nach Lieferung erfolgen soll. Dabei ist aus Sicht der
Behörde der Zeitpunkt entscheidend, zu dem sie eine Zahlungsgarantie erhält,
und nicht zu dem eine Zahlung ausgelöst wurde. Grundsätzlich liegt es jedoch
im Interesse der Behörde, die Zahlung vor der „Lieferung“ zu erhalten. Es gibt
jedoch Fälle, in denen eine Lieferung vor der Rechnungsstellung bereits erfolgt
ist, beispielsweise bei einem Verwarnungsgeld. In diesen Fällen spielt die Ge-
währleistung einer Zahlungsgarantie durch ein Zahlungsverfahren eine unter-
geordnete Rolle, da nicht zu vermuten ist, dass eine Zahlung zunächst initiiert,
dann aber nicht eingelöst wird.
x Vorliegende Nutzerdaten: Bei den vorliegenden Nutzerdaten ist vor allem zu
beachten, ob der Name des Kunden für den Anbieter der Online-Transaktion
bekannt sein muss. Dies ist z.B. der Fall, wenn der Kunde seine Adresse ange-
ben muss, damit ihm ein Bescheid oder ein bestelltes Produkt zugesandt wer-
den kann. In allen anderen Fällen soll die Nutzung der Dienste und ihre Bezah-
lung auch anonym oder unter Pseudonym möglich sein. Die Anforderung an
die Zahlungsgarantie ist in diesen Fällen als hoch einzustufen.
334 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

x Art der Verwaltungsleistung: Online-Transaktionen können zudem danach


unterschieden werden, ob die Leistung dem hoheitlichen oder dem nicht hoheit-
lichen Bereich zuzuordnen ist. Im hoheitlichen Bereich ist die Durchsetzung
von Gebührenforderungen wesentlich vereinfacht, was sich insbesondere auf
die Bedeutung der Zahlungsgarantie auswirkt. Sollte die für Leistungen im
Rahmen hoheitlicher Aufgaben zu zahlende Gebühr nicht geleistet werden,
muss die entsprechende Behörde nicht erst ein Mahnverfahren gegen den
Schuldner einleiten, um einen vollstreckbaren Titel zu erhalten, sondern kann
unmittelbar eine Vollstreckung einleiten. Die Bedeutung des Schutzes gegen
einen Zahlungsausfall des Schuldners ist bei der Auswahl eines Zahlungsver-
fahrens daher verhältnismäßig gering. Dies gilt allerdings nicht, wenn die Leis-
tung durch ausländische Nutzer in Anspruch genommen wird.

4 Entwicklung eines Vorgehensmodells zur Auswahl


von Zahlungsverfahren für E-Government

Zur Auswahl von einem oder mehreren Zahlungsverfahren für eine spezifische
E-Government-Dienstleistung sind die Anforderungen, die in Abschnitt 3 vorge-
stellt wurden, für die konkrete Dienstleistung zu ermitteln und den Ausprägungen
der verfügbaren Zahlungsverfahren gegenüberzustellen. Dieser scheinbar einfache
Vorgang gestaltet sich in der praktischen Umsetzung jedoch äußerst schwierig. In
Abschnitt 4.1 soll gezeigt werden, welche Probleme sich bei der Anwendung des
Anforderungskatalogs ergeben und welche Anforderungen aufgrund dieser Prob-
leme an ein Vorgehensmodell zur Unterstützung des Auswahlprozesses zu stellen
sind. In Abschnitt 4.2 wird ein Vorgehensmodell vorgestellt, das den genannten
Anforderungen gerecht wird.

4.1 Anforderungen an ein Vorgehensmodell

Die Anwendung des Anforderungskatalogs ist problemlos möglich, wenn es ein


oder mehrere Zahlungsverfahren gibt, die alle Anforderungen eines Szenarios op-
timal erfüllen. Dies ist in der praktischen Anwendung jedoch nur selten der Fall.
Durch geeignete Kombination verschiedener Verfahren oder Verzicht auf einzelne
Anforderungen lässt sich aber häufig dennoch eine Lösung erzielen. Ziel eines
Vorgehensmodells muss es daher sein, den Auswahlprozess nicht zu schnell abzu-
brechen und auch Alternativlösungen in die Betrachtung einzubeziehen.

4.1.1 Berücksichtung von Abhängigkeiten zwischen Kriterien


In Abschnitt 3.2 wurde deutlich, dass auch Abhängigkeiten zwischen der Bedeu-
tung der Zahlungsgarantie und Verbreitung sowie den Anforderungen nach Ano-
nymität, Internationalität und Eignung für wiederkehrende Zahlungen bestehen.
So ist der Stellenwert der Zahlungsgarantie bei anonymen Zahlungen und Zahlun-
Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren 335

gen aus dem Ausland höher als bei nicht anonymen Zahlungen und bei Zahlungen
im Inland. Bei wiederkehrenden Zahlungen ist die Bedeutung der Zahlungsgaran-
tie geringer als bei Einmalzahlungen. Die Verbreitung braucht bei Zahlungen aus
dem Ausland nicht betrachtet werden. Aufgrund dieser Abhängigkeiten impliziert
z.B. die Forderung nach Internationalität immer auch eine Forderung nach hoher
Zahlungsgarantie. Eine E-Government-Dienstleistung wird jedoch selten aus-
schließlich aus dem Ausland genutzt werden. Ebenso gibt es innerhalb einer Onli-
ne-Transaktion häufig sowohl Fälle, in denen anonym bzw. einmalig bezahlt wird,
als auch solche, in denen nicht anonym bzw. wiederkehrend bezahlt wird.
Wird für eine E-Government-Dienstleistung jeweils die Maximalanforderung
verwendet, kommt es zum vorschnellen Ausschluss von Verfahren, wie das fol-
gende Beispiel deutlich macht: So würden bei einer hoheitlichen Leistung, die
auch aus dem Ausland genutzt wird (z.B. elektronische Handelsregisterauskunft)
alle Zahlungsverfahren ausgeschlossen, die nicht die Anforderungen nach Interna-
tionalität, hoher Verbreitung und hoher Zahlungsgarantie erfüllen. Dabei wird
nicht berücksichtigt, dass im Inland auch eine mittlere Zahlungsgarantie ausreicht
und bei Zahlungen aus dem Ausland die Verbreitung in Deutschland irrelevant ist.
Auch wenn kein Verfahren die Maximalanforderungen erfüllt, könnte die Lösung
des Auswahlproblems darin liegen, ein Verfahren für inländische Nutzer und ein
weiteres Verfahren für ausländische Nutzer anzubieten.

4.1.2 Berücksichtigung unterschiedlicher Kostenverläufe


Je nach Kostenstruktur der Verfahren (vgl. Abbildung 2) sind diese für geringe
oder hohe Beträge unterschiedlich gut geeignet. So eignen sich Verfahren, die mit
fixen Kosten pro Transaktion verbunden sind, nicht für geringe Beträge, da die
Kosten die zu zahlenden Beträge eventuell sogar übersteigen. Bei Verfahren mit
proportionalen Kostenstrukturen ergeben sich dagegen bei hohen Beträgen hohe
absolute Kosten. Bei einigen Online-Transaktionen eignen sich deshalb häufig
nicht alle Zahlungsverfahren für den gesamten Betragsbereich, da die Kosten für
bestimmte Betragsbereiche von den Projektverantwortlichen nicht akzeptiert wer-
den oder der Betragsbereich des Verfahrens durch system- oder nutzerabhängige
Faktoren begrenzt ist (vgl. Abschnitt 3.1). In diesem Fall sollte das Vorgehensmo-
dell auch die Möglichkeit berücksichtigen, mehrere Verfahren so zu kombinieren,
dass sie zusammen den gesamten Betragsbereich abdecken.

4.1.3 Betrachtung der verloren gegangenen Alternativen


In einigen Fällen steht auch nach Berücksichtigung der Abhängigkeiten zwischen
den Kriterien und der Möglichkeit, unterschiedliche Verfahren für unterschiedli-
che Betragsbereiche anzubieten, kein Verfahren zur Verfügung, das die definier-
ten Anforderungen erfüllt. Für diesen Fall sollte man im Auswahlprozess auch be-
trachten können, welche Zahlungsverfahren man zur Verfügung hätte, wenn man
auf einzelne Anforderungen, z.B. an die Anonymität der Zahlung oder die Ver-
breitung, verzichten würde.
336 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

4.1.4 Minimierung des Aufwands für den Auswahlprozess


Schließlich sollte das Vorgehensmodell auch darauf ausgerichtet sein, den Auf-
wand für die Auswahl eines Zahlungsverfahrens möglichst gering zu halten. Zu-
nächst sollten durch einfach zu beantwortende Fragen möglichst viele Verfahren
ausgeschlossen und erst dann die Eignung der verbleibenden Verfahren bezüglich
aufwändiger zu ermittelnder Anforderungen überprüft werden. So können die An-
forderungen an die Effektivität des Zahlungsverfahrens (Verbreitung, Zahlungsga-
rantie, Eignung für wiederkehrende Zahlungen, Internationalität und Anonymität)
sowohl für die spezifische E-Government-Dienstleistung als auch für die Zah-
lungsverfahren sehr einfach ermittelt werden. Für die Bestimmung der Kosten der
Verfahren hingegen ist häufig die Einholung individueller Angebote notwendig.
Insbesondere die Abschätzung der fixen Kosten, z.B. für die Installation und In-
tegration des Verfahrens in die Systemlandschaft der Behörde, ist häufig sehr
aufwändig. Für die Ermittlung der Anforderung durch den Prozessablauf sind zu-
dem die genauen Abläufe einer Zahlung mit den unterschiedlichen Verfahren zu
ermitteln und den Prozessabläufen der Online-Transaktion gegenüberzustellen.

4.2 Vorstellung des Vorgehensmodells

Im Folgenden wird ein Vorgehensmodell für die Auswahl von Zahlungsverfahren


für E-Government beschrieben, das die in Abschnitt 4.1 definierten Anforderun-
gen erfüllt. Die Vorgehensweise zur Auswahl eines Zahlungsverfahrens ist in Ab-
bildung 3 in einem Prozesskettendiagramm dargestellt. Um Möglichkeiten zur ge-
eigneten Kombination verschiedener Verfahren oder zum Verzicht auf einzelne
Anforderungen nicht auszuschließen, sind innerhalb des Auswahlprozesses mehre-
re Schleifen (Rückkopplungen) und Verzweigungen notwendig.
Zur Berücksichtigung von Abhängigkeiten zwischen den Kriterien wird zu-
nächst untersucht, ob sich das betrachtete Szenario in weitere, elementare Teilsze-
narien aufspalten lässt. Als elementare Teilszenarien werden Szenarien definiert,
die bezüglich der Anforderungen in Bezug auf Eignung für wiederkehrende Zah-
lungen, Internationalität und Anonymität eindeutig sind. Werden z.B. über einen
Online-Shop sowohl einmalige als auch wiederkehrende Zahlungen getätigt, wer-
den diese beiden Fälle im Weiteren als zwei getrennte Teilszenarien betrachtet.
Nach der Auswahl geeigneter Zahlungsverfahren für die Teilszenarien werden die
Ergebnisse wieder zusammengeführt.
Die Bildung und Bewertung der Teilszenarien erfolgt anhand der Anforderun-
gen an die Effektivität eines Zahlungsverfahrens (vgl. Abschnitt 3.1). Erst nach-
dem auf diese Weise eine Vorauswahl geeigneter Zahlungsverfahren durchgeführt
wurde, folgt eine Betrachtung der Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit der
Zahlungsverfahren. Für die abschließende Entscheidung über den Einsatz eines
Zahlungsverfahrens wird daraufhin die Integrierbarkeit des Zahlungsverfahrens in
den konkreten Prozess der Behörde herangezogen. Im Folgenden wird die Vorge-
hensweise zur Auswahl eines Zahlungsverfahrens detailliert beschrieben.
Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren 337

1. Anforderungsanalyse:
Anonymität, Internationalität,
Wiederkehrende Zahlungen

keine Verzweigung
Vorgang Verzweigung erforderlich
erforderlich
Ereignis
Exklusiv-Oder 2. Bildung der
Teilszenarien

Reduktion der 4. Anforderungs- 3. Gewichtung der


Anforderungen analyse: Verbreitung Teilszenarien
und Zahlungsgarantie

5. Auswahl von
Zahlungsverfahren
anhand fachspezi-
fischer Anforderungen
geeignete
Zahlungsverfahren
verfügbar

6. Prüfung des
Betragsbereichs und der
variablen Kosten

7. Eventuell Kombination
von Verfahren

geeignete
Zahlungsverfahren
verfügbar

8. Prüfung der Sicherheits-


merkmale

geeignete
Zahlungsverfahren
verfügbar

9. Prüfung der Integrierbar-


keit in den E-Government-
Prozess
Evtl. Reduktion der
Anforderungen an keine geeigneten
Verbreitung und Zahlungsverfahren
Zahlungsgarantie verfügbar

geeignete
Zahlungsverfahren
verfügbar

Keine Reduktion
der Anforderungen ENDE 10. Entscheidung

Abb. 3. Prozesskettendiagramm zur Auswahl elektronischer Zahlungsverfahren


338 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

x Schritt 1: Anhand der Kriterien Eignung für wiederkehrende Zahlungen, Ano-


nymität und Internationalität wird ermittelt, ob eine Aufspaltung des Szenarios
in Teilszenarien erforderlich ist. Die Ermittlung erfolgt anhand von drei Fragen,
die jeweils mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können:
 Soll das Zahlungsverfahren sowohl einmalige Zahlungen als auch periodisch
wiederkehrende Abbuchungen ermöglichen?
 Ist neben einer personenbezogenen auch eine anonyme Zahlungsmöglichkeit
erwünscht?
 Soll das Zahlungsverfahren sowohl aus dem Inland als auch aus dem Aus-
land genutzt werden können?
x Schritt 2: Wurde mindestens eine der Fragen mit „Ja“ beantwortet, so werden
nun anhand eines Baumdiagramms die relevanten Teilszenarien ermittelt. Für
jede der Fragen aus Schritt 1, die mit „Ja“ beantwortet wurde, wird eine Ver-
zweigungsebene in den Baum eingezeichnet. Aus der Kombination der maxi-
mal drei Kriterien mit jeweils zwei Ausprägungen ergeben sich damit maximal
acht Teilszenarien (vgl. Abbildung 4). Jedes der Teilszenarien ist bezüglich der
Anforderungen an ein Zahlungsverfahren eindeutig. Ein Teilszenario wäre z. B.
die periodisch wiederkehrende Bezahlung durch ausländische Nutzer, die je-
doch nicht anonym sein müssen.

Gesamt-Szenario

Einmalige Zahlung Periodisch wiederkehrende


Abbuchung

Inländische Ausländische Inländische Ausländische


Nutzer Nutzer Nutzer Nutzer

Anonym Nicht Anonym Nicht Anonym Nicht Anonym Nicht


anonym anonym anonym anonym

Abb. 4. Baumdiagramm der Teilszenarien


Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren 339

x Schritt 3: Nicht jede der in Schritt 2 ermittelten Möglichkeiten ist allerdings in


der Praxis gleich bedeutend. Zur Abschätzung der relativen Bedeutung der
Teilszenarien werden die Äste des Baumes daher gewichtet. Die relative Be-
deutung eines Teilszenarios kann daraufhin durch Multiplikation der Gewich-
tungen der einzelnen Äste ermittelt werden (vgl. Abbildung 5).

Gesamt-Szenario

90% 10%

Einmalige Zahlung Periodisch wiederkehrende


Abbuchung

80% 20% 80% 20%

Inländische Ausländische Inländische Ausländische


Nutzer Nutzer Nutzer Nutzer

50
50% 50% 50% 50% 50%
50 50% 50% 50%

Anonym Nicht Anonym Nicht Anonym Nicht Anonym Nicht


anonym anonym anonym anonym
(36%) (36%) (9%) (9%) (4%) (4%) (1%) (1%)

Abb. 5. Bedeutung der Teilszenarien

x Schritt 4: Für jedes Teilszenario werden anschließend die Anforderungen an


den Umfang der Zahlungsgarantie und die Verbreitung des Verfahrens be-
stimmt. Diese können sich je nach Teilszenario unterscheiden. In Abschnitt 3.2
wurde dargestellt, von welchen Kriterien die Anforderungen an die Verbreitung
und Zahlungsgarantie abhängen.
x Schritt 5: Für jedes Teilszenario werden nun Zahlungsverfahren ausgewählt,
die die Anforderungen des Teilszenarios hinsichtlich der Kriterien Internationa-
lität, wiederkehrende Zahlungen, Anonymität, Zahlungsgarantie und Verbrei-
tung mindestens wie gefordert oder besser erfüllen. Wird kein geeignetes Zah-
lungsverfahren gefunden, sollte in Erwägung gezogen werden, die Anforderun-
gen hinsichtlich Zahlungsgarantie und/oder Verbreitung für das jeweilige Teil-
szenario zu reduzieren und die Suche zu wiederholen. Ist dies nicht möglich,
bleibt die Menge geeigneter Zahlungsverfahren leer, da keines der betrachteten
Zahlungsverfahren die fachspezifischen Anforderungen des Teilszenarios er-
füllt.
x Schritt 6: Für die ausgewählten Zahlungsverfahren wird nun untersucht, ob sie
für die zu zahlenden Beträge geeignet sind. Dies ist nur dann der Fall, wenn
weder system- oder nutzerbedingte Beschränkungen gegen die Nutzung des
340 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

Verfahrens für relevante Betragsbereiche sprechen noch in diesen Betragsbe-


reichen unverhältnismäßig hohe variable Kosten auftreten (wann unverhältnis-
mäßig hohe Kosten vorliegen, liegt im Ermessen des Projektverantwortlichen).
x Schritt 7: Die Betrachtung der Betragsbereiche kann zu den Ergebnissen füh-
ren, dass das Zahlungsverfahren für den gesamten Betragsbereich geeignet, für
den gesamten Betragsbereich ungeeignet oder nur für einen Teilbereich geeig-
net ist. Im letzteren Fall sollte versucht werden, mehrere Zahlungsverfahren so
zu kombinieren, dass diese zusammen den gesamten Betragsbereich abdecken.
Ist weder ein Zahlungsverfahren allein noch eine Kombination aus Zahlungs-
verfahren für den gesamten Betragsbereich geeignet, sollte in Erwägung gezo-
gen werden, die Anforderungen hinsichtlich Zahlungsgarantie und/oder
Verbreitung zu reduzieren und die Suche nach einem Zahlungsverfahren zu
wiederholen.
x Schritt 8: Für die nun vorliegende Vorauswahl von Zahlungsverfahren, die sich
ausschließlich auf die Anforderungen an die Effektivität und Wirtschaftlichkeit
der Zahlungsverfahren stützt, muss nun im Detail geprüft werden, wie sich die-
se in den konkreten E-Government-Prozess integrieren lassen. Wichtig ist dabei
vor allem die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Zahlung im Prozess erfolgt. Da-
von abhängig ist unter anderem, ob durch das Zahlungsverfahren Verzögerun-
gen oder Medienbrüche im Prozess auftreten und zu welchem Zeitpunkt im
Prozess eine Zahlungsgarantie für die Behörde eintritt.
Darüber hinaus muss in Abstimmung mit dem Anbieter des Zahlungsverfah-
rens im Detail geprüft werden, ob auch Anforderungen an die technische Imp-
lementierung für den konkreten Fall der Behörde erfüllt werden können. Dazu
zählen z.B. die sichere Übermittlung der Daten, die Möglichkeit zur Vereinba-
rung von Service Level Agreements, die Erfüllung von Datenschutzbestim-
mungen durch den Zahlungssystemanbieter und die Unterstützung relevanter
E-Government-Standards.
x Schritt 9: Nach Abschluss der Bewertung der Zahlungsverfahren müssen die
für die Teilszenarien geeigneten Verfahren wieder zusammengefasst werden,
um zu einer Entscheidung auf der Gesamtszenario-Ebene zu gelangen. In den
wenigsten Fällen wird es ein Zahlungsverfahren geben, das für alle Teilszena-
rien gleichermaßen geeignet ist. Stattdessen müssen unter Berücksichtigung der
Bedeutung der einzelnen Teilszenarien und der Gesamtkosten der Verfahren
mehrere Zahlungsverfahren ausgewählt werden. Dadurch lässt sich auch dem
Problem einer zu geringen Verbreitung einzelner Zahlungsverfahren begegnen.
Soweit möglich sollte für Leistungen, die anonym in Anspruch genommen
werden können, unter den angebotenen Zahlungsverfahren auch mindestens ein
Verfahren sein, das die anonyme Bezahlung dieser Leistungen erlaubt.
Die Eignung der ausgewählten Zahlungsverfahren für die verschiedenen
Teilszenarien muss zudem auch bei der Gestaltung des Online-Angebots be-
rücksichtigt werden. Durch entsprechende Regelsysteme muss gewährleistet
werden, dass bestimmte Zahlungsverfahren in gewissen Teilszenarien nicht an-
geboten werden.
Anforderungen des E-Government an innovative Zahlungsverfahren 341

5 Fazit und Ausblick

x Mit Hilfe des vorgestellten Anforderungskatalogs und des Vorgehensmodells


ist es möglich, die Anforderungen an Effektivität, Wirtschaftlichkeit und Pro-
zessorientierung bei der Auswahl elektronischer Zahlungsverfahren für
E-Government-Dienstleistungen angemessen zu berücksichtigen. Die Anwen-
dung des Vorgehensmodells zur Bestimmung geeigneter Zahlungsverfahren für
verschiedene E-Government-Dienstleistungen (elektronisches Mahnverfahren,
elektronische Umsatzsteuer-Voranmeldung, Zollauktion des Bundes, elektroni-
sche Handelsregisterauskunft, Begleichen eines Verwarnungsgelds und Statis-
tik-Shop des Statistischen Bundesamtes) ist in (Breitschaft et al. 2004) darge-
stellt.
x Als problematisch erweist es sich bei der Auswahl von Zahlungsverfahren für
E-Government, dass keines der heute verbreiteten Verfahren mit Zahlungsga-
rantie für die Behörde die Gestaltung durchgängiger Prozesse zulässt. Die heute
gebräuchlichen Kreditkarten- und Lastschriftverfahren bieten keine Zahlungs-
garantie für die Behörde, da ohne handschriftliche Unterschrift des Kunden
kein Urkundenbeweis zur Geltendmachung von Forderungen zur Verfügung
steht. Kann auf eine Zahlungsgarantie nicht verzichtet werden, muss der Kunde
daher entweder umständliche Prozesse in Kauf nehmen (z.B. Postversand einer
Einzugsermächtigung für Lastschriftabbuchungen) oder sich eigens für wenig
verbreitete Verfahren registrieren.
x In Österreich wurde dieser Problematik durch den Abschluss einer Rahmenver-
einbarung zwischen dem Bundesministerium für Finanzen und den österreichi-
schen Banken entgegnet. Unter Verwendung eines gemeinsamen Standards der
österreichischen Banken3 wird der Kunde zur Bezahlung von E-Government-
Leistungen in das Internet-Banking-System seiner Hausbank weitergeleitet.
Dort erscheint eine vorausgefüllte Überweisungsmaske, die er durch Eingabe
einer Internet-Banking-TAN unterschreibt (Giretzlehner 2003).
x In Deutschland zeichnen sich Lösungen in Form eines Ersatzes der handschrift-
lichen Unterschrift durch eine qualifizierte elektronische Signatur ab. Auf der
CeBIT 2004 wurde vom Bank-Verlag ein solches Verfahren vorgestellt (Lam-
berti u. Büger 2004). Für die Behörde hat dieses Verfahren neben der soforti-
gen Zahlungsgarantie den Vorteil, dass die elektronische Signatur für die Ge-
staltung durchgängiger E-Government-Prozesse, z.B. bei Antragsverfahren,
häufig ohnehin benötigt wird. Ob es in Zukunft ein Zahlungsverfahren geben
wird, das die Anforderungen der Behörden optimal erfüllt, hängt damit im We-
sentlichen davon ab, ob die elektronische Signatur eine ausreichende Verbrei-
tung erlangen wird. Der Weg, den die Bundesregierung mit der Gründung des
Signaturbündnisses eingeschlagen hat und der mit der JobCard-Initiative kon-

3 Dabei handelt es sich um den so genannten „eps – e-payment standard“ der im Rahmen
dieses Buches von Geisler 2005 näher beschrieben wird.
342 Markus Breitschaft, Thomas Krabichler, Ernst Stahl, Georg Wittmann

sequent weitergeführt wird, weist jedoch in jedem Fall in die richtige Rich-
tung4.

Literatur

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ren Internet-tauglich. Die Bank 3/2004, S 162–164

4 Zur digitalen Signatur siehe auch den Beitrag von E. Pernkopf im Rahmen dieses Bu-
ches.
The Fall and Rise of Micropayment Systems

Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

University of Twente, Enschede, The Netherlands

1 Introduction

Market research companies expect that low value products such as online music
and videos will become an important source of revenues for merchants in the fu-
ture (Leong 2003). These revenues will mostly add up from individual payments
for such products rather than from subscriptions (Ulph Jennings 2003). Content
spending reports of Online Publishers Association already show that subscriptions
slowly lose terrain in favour of individual content payments. The share of content
subscriptions dropped from 89% in 2003 to 84.6% in 2004. Among the individual
content payments, the share of micropayments increased from 7.4% in 2003 to
17.9% in 2004. Almost 50 million US dollars were paid with micropayment sys-
tems in 2004 (OPA 2004, 2005). In conclusion, we expect that micropayment sys-
tems will play an important role, because they allow “pay-per-use” of low value
products.
Micropayment systems are electronic payment systems that support low value
money transfers at low transaction costs. Although the credit card systems are the
most popular online payment systems, they transfer only large amounts of money
at rather high transaction costs. Generally, high value payments have a high risk
for losing money. To lower this risk, credit card systems increase their security,
which in turn results in increasing the costs per transaction. That is why credit
card systems have a certain lowest payment value limit and money transfers lower
than that limit are not economically feasible. For such transfers micropayment sys-
tems are used. The minimum and maximum micropayment values, however, vary
with the reading audience. Micropayments are processed very fast, instantane-
ously and at low risks of losing money (Fig. 1).
In the relatively short history of micropayment systems, two generations are
distinguished (Böhle 2002). The first generation of micropayment systems began
around 19941 and lasted until the end of the 1990s. The developers of these sys-
tems primarily aimed at the introduction of the electronic form of cash (called E-
Cash, E-Coins, digital cash or tokens) on the Internet. They focused on the genera-

1 Actually, work on topics closely related to micropayments had already started in the
1980s, when D. Chaum presented his ideas on untraceable electronic cash (Chaum et al.
1990).
344 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

tion of E-Coins or tokens, secure, anonymous and untraceable exchange of them,


validation and fraud avoidance. Others developed account-based systems that
transfer money from customer accounts into merchant accounts similarly to bank-
ing systems. Nevertheless, all first generation systems failed one after the other,
stopped after a public trial, or remained at a theoretical description level.
The second generation (or current) micropayment systems emerged in 1999–
2000. These systems are almost without exceptions account-based.
In this article we discuss the chance that the second generation systems will be-
come more successful than their predecessors and to what extent do these systems
solve or avoid problems causing the failure of the first generation systems. We
show that most failure causes are avoided in the second generation, and conclude
that these systems have a much better chance to be successful than their predeces-
sors.
The structure of this article is as follows. Section 2 defines the characteristics of
micropayment systems. Sections 3 and 4 present the overviews of the first and
second generation systems, respectively, to indicate the differences between them.
Section 5 discusses the differences and analyses the chances for the second gen-
eration micropayment systems based on the key characteristics that determine the
success of micropayment systems. Section 6 presents the conclusions.

Value

high

low

low high Risk


Fig. 1. Characteristics of micropayments

2 Characteristics of micropayment systems

In the literature several characterization models for micropayment systems are


presented. These models define a number of characteristics mostly classified in
different groups: user and technology related characteristics (Abrazhevich 2001)
or economical and technical characteristics (Weber 1998). A list of characteristics
is presented in Kniberg (2002). In this article we classify the characteristics into
two groups: technical and non-technical characteristics.
The Fall and Rise of Micropayment Systems 345

2.1 Technical characteristics

The technical characteristics describe aspects of the micropayment systems that


depend on the technology and technological solutions used to build micropayment
systems, so they mainly describe the internal structure and functionality of these
systems. We consider the following technical characteristics:
x Token-based or account-based specifies the medium of value exchange. Token-
based systems use tokens or E-Coins, which provide buying power. In general,
customers “buy” tokens from a broker to pay the merchants. Afterwards, mer-
chants send the received tokens to the broker that “pays” the merchants. In ac-
count-based systems customers and merchants have accounts at a broker or
bank, and customers authorize the broker to transfer money to merchant ac-
counts.
x Ease of use or convenience relates to both subscription to and usage of a system
for both new and experienced users, and typically relates to the user interfaces
and underlying hardware and software systems.
x Anonymity is relevant only to customers. We distinguish between anonymity
with respect to the merchants and the micropayment system operators
(MPSOs). Merchants are never anonymous.
x Scalability specifies whether a micropayment system is able to cope with in-
creasing payment volume and user base without significant performance degra-
dation.
x Validation determines whether a payment system is able to process payments
with or without online contact with a third party (e.g., broker or MPSO). Online
validation means that such a party is involved for each payment. Semi-online
means that a party is involved, but not for each payment. Offline validation
means that payments can be made without a third party (e.g., cash payments).
x Security prevents and detects attacks on payment systems and fraud attempts,
and protects sensible payment information. It is needed because attacks and at-
tempts to misuse a payment system to commit fraud on the Internet are com-
mon (Abrazhevich 2004). Security is to a certain extent a subjective concept,
and felt differently by each user. Users often interpret security as an equivalent
for guarantee: customers feel secure if they receive the paid products, while
merchants feel secure if they get the money for the delivered products. The
main security concerns are non-repudiation, authentication and authorization,
data integrity and confidentiality (MPF 2002).
x Interoperability allows users of one payment system to pay or get paid by users
of another system. Standardization2 is a strategy that should assure the interop-
erability and compatibility of micropayment systems. Standardization defines a
set of criteria (or rules) that brings benefits to competing operators on the mar-
ket without hurting competition (e.g., the standardization of the Internet Proto-
col and interoperability leads to the amazing growth and success of the Inter-

2 For a detailed description of standardization see the article of Joachim Geisler in this edi-
tion.
346 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

net). Interoperability also means the convertibility of currencies. A currency is


convertible if it is also accepted by other systems.

2.2 Non-technical characteristics

The non-technical characteristics are related to aspects such as the economics and
usability of micropayment systems, so they are visible and perceptible for the cus-
tomers and merchants (users). We consider the following non-technical character-
istics:
x Trust defines users’ confidence with respect to the trustworthiness of the mi-
cropayment system and its operator. Trust can be developed if users know that
the MPSO is bearing most of the risks. Security techniques increase the trust
users feel. Trust is considered a pre-condition for a blooming E-Commerce
(Böhle et al. 2000).
x Coverage expresses the number of merchants that accept payments and the
number of customers that pay through a payment system. In literature, the
terms acceptability and penetration are synonyms of coverage.
x Privacy relates to the protection of personal and payment information. A pay-
ment system provides privacy protection depending on the type of information.
x Pre-paid or post-paid determines how customers use a payment system. Pre-
paid systems require customers to transfer money to the system before they can
initiate payments. Initiated payments are only processed if the account balance
supports these payments. Post-paid systems authorize customers to initiate
payments before they transfer money to the system, but authorization is given
only after the customers present a reliable source of money. Afterwards, they
initiate payments until the account credit limit no longer allows them to. In
general, customers are periodically billed by post-paid systems for their pay-
ments and the total amount of money spent is deducted from the money source.
x Range of payments and multicurrency support define the minimum and maxi-
mum payment values supported by a system, and specify whether a system
supports multiple currencies or not.
x International reach specifies whether a system is available for international us-
ers or only for national users.

3 First generation micropayment systems

This section presents an overview of the first generation micropayment systems


based on the characteristics defined in Section 2. Detailed information about these
systems can be found in (O’Mahony et al. 1997; Weber 1998).
The Fall and Rise of Micropayment Systems 347

3.1 Token-based and account-based

Most first generation systems were token-based. The motivation behind token-
based systems was the overwhelming popularity of cash in the retail commerce.
These systems wanted to introduce E-Cash with as many attributes of cash as pos-
sible: widespread acceptability, guaranteed payment, no transaction fees and ano-
nymity (O’Mahony et al. 1997). Examples of such systems are Millicent (devel-
oped by Digital Equipment Corporation, nowadays HP, in 1995), ECash
(developed by DigiCash in 1996), MicroMint and PayWord (developed by R.
Rivest and A. Shamir in 1995–1996), SubScrip (developed by Newcastle Univer-
sity, Australia in 1996), NetCash (developed at the University of Southern Cali-
fornia in 1996) and iKP (developed by IBM in 1997). We also found a few ac-
count-based systems: Mondex (developed by MasterCard in 1995), CyberCoin
(developed by CyberCash Inc. in 1996) and Mini-Pay (developed by A. Herzberg
and IBM in 1997).

3.2 Ease of use

First generation systems were very inconvenient for users, who were forced to use
cumbersome interfaces and difficult wallet and E-Coin management operations. It
was almost impossible to use these systems without thorough technical knowledge
of technologies such as RSA encryption, digital signatures, transport protocols,
host names, mint and withdraw E-Coins, etc. In some cases special hardware was
also needed, e.g., Mondex required contact chip cards and special card readers or a
specially adapted mobile phone. Figure 2 shows that dedicated software was re-
quired and, moreover, knowledge about transport protocols was needed to be able
to use ECash.

Fig. 2. ECash wallet screen shot


348 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

Figure 3 illustrates the interface of the Millicent wallet revealing all details: two
panels for wallet information, two for the vendor (i.e., merchant) and broker (i.e.,
currency issuer) policies, and finally two panels for the customer’s activity infor-
mation.

Fig. 3. Millicent wallet screen shot

Figure 4 illustrates the list of coins in ECash (in German). The first column speci-
fies the quantity, the second the value, the third the total value, and the fourth the
expiration date of E-Coins. Unspent E-Coins needed to be returned to the minting
server before their expiration date and had to be replaced with new E-Coins. Addi-
tionally, payments took a long time to complete. Especially, for micropayments,
the time and effort required from many ECash users was too much (Drehmann et
al. 2002). Also CyberCash had a very high latency: 15–20 s per transaction (We-
ber 1998).
Lack of portability was another inconvenient usage issue. Because most sys-
tems required wallet software to be installed by customers, the customers could
only use the payment systems from the computer on which the wallet was in-
stalled and where the tokens were stored.
The Fall and Rise of Micropayment Systems 349

Fig. 4. List of ECash coins

3.3 Anonymity

Many systems were not anonymous in any way and a few provided anonymity
only with respect to merchants. Systems like Millicent, Mondex, iKP, and Pay-
Word did not provide any kind of anonymity, NetCash and MicroMint allowed
customers to remain anonymous only to merchants. Only ECash provided full
anonymity together with the untraceability of payments.

3.4 Scalability

Token-based first generation systems in particular had scalability problems. These


problems originate from the fact that they had a central administration for the is-
sued tokens or E-Coins. In general, brokers registered the issued tokens in a cen-
tral database. After they were spent, the tokens were returned to the brokers for
validation, which was done based on their registration. Even after validation, the
brokers kept the registration of tokens until these expired. ECash, for instance,
was such a payment system, in which the database that stored the registration of
every spent E-Coin was a serious bottleneck and created severe scalability prob-
lems. Other systems distributed the central administration of tokens. Millicent and
SubScrip, for instance, used specific tokens issued by broker and merchants, and
the issuing party needed to keep the administration of the tokens. Account-based
coped better with scalability, because the number of accounts to be administrated
was much lower than of the issued tokens.
350 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

3.5 Validation

Most first generation systems used online validation. Examples are ECash, Net-
Cash, MagicMoney, PayMe, iKP or CyberCoin. Several systems used offline vali-
dation. In the case of PayWord, SubScrip, and MicroMint, for instance, merchants
validated the tokens, Mondex merchants had special hardware that validated just
the payments. Only a few systems used semi-online validation. For example, a
Millicent broker was involved to process the initial macro payment and subse-
quent payments involved only customers and merchants; a Mini-Pay broker was
involved when a certain spending limit of the customer had been reached, Polling
used probabilistic intervals to validate payments.

3.6 Security

First generation micropayment systems used variable security techniques. Some


systems, e.g., ECash, CyberCoin and NetCash, used heavy security techniques
such as RSA and/or DEC cryptographic algorithms, digital signatures and
passphrases. These techniques were expensive and needed to be understood to a
certain extent by both customers and merchants. Other systems, e.g., Millicent and
Payword, relied on lightweight security techniques such as hash functions and
passphrases and were vulnerable for attacks. Finally, there were systems, e.g., Mi-
croMint, that did not provide any protection of payments, so fraud (e.g., double-
spending) was possible. Such systems were not accepted by users, even if the de-
velopers of these systems stated or proved mathematically that attacks are difficult
to commit.

3.7 Interoperability

Interoperability between first generation micropayment systems was never pro-


vided nor addressed. Interoperability was impossible because mainly token based
systems created new currencies (e.g., E-Coins, scrip, subscrip, payword, coupons
and merchant-specific tokens) and did not define exchange rules or rates. Funds
represented in one or another system could hardly be converted into funds of an-
other systems. Some systems, e.g., SubScrip, needed extensions enabling custom-
ers to withdraw their money and exchange them back to US-Dollars. Another ex-
ample is Millicent, requiring customers to buy specific scrips for each merchant
they wanted to pay. Yet another example is ECash, positioned as a system offering
the possibility to pay anywhere on the Internet. ECash licensees, however, covered
only the customers and merchants of a particular bank, so customers could pay
only merchants that were affiliated to the same bank. In conclusion, each ECash
licensee could be considered the operator of another proprietary payment system
and interoperability between these systems was not possible (Drehmann et al.
2002).
The Fall and Rise of Micropayment Systems 351

The World Wide Web Consortium (W3C) set up a Micropayment Markup


Working Group, which developed a Micropayment Transfer Protocol (MPTP
1995) and the Common Mark-up for Micropayment per-fee-links language (Mi-
chel 1999). Neither the protocol nor the language became full standards and the
activity of this working group was terminated around 1999.

3.8 Trust

MPSOs of deployed systems did not manage to persuade the users that their sys-
tems are trustworthy. One reason for this is that users tend not to trust new sys-
tems without established positive reputation (Abrazhevich 2004). Additionally,
these systems emerged in a period when proper legislation for customer protec-
tion, privacy and supervision from financial authorities was lacking. The NetCash
software, for instance, was online available for download and deployment. Such
factors further diminished the trust of users in these systems.

3.9 Coverage

First generation systems had a low coverage. One of the reasons was of course
that in general the acceptance and penetration of payment systems develops
slowly, as was the case of credit cards (Odlyzko 2003). MPSOs underestimated
the marketing efforts needed to acquire merchants and customers. Millicent did
not actively approach customers and merchants, and started in 1997 its trial with
only 7000 customers and 24 merchants (wired.com). Another reason was that cus-
tomers expected that they could use the system for free, as is the case for paying
with cash (Hille 2000). ECash, however, charged 11 US-Dollars as setup fee, 1
US-Dollar monthly fees, and transaction costs (Weber 1998). Yet another reason
was that the majority of the customers was reluctant to pay and considered that
everything on the Internet should be for free, as it was so far. This was a serious,
but actually an unacceptable and ridiculous reason since they are used to paying
for newspapers, magazines, books and CDs in shops and kiosks (Kniberg 2002).
An example of low coverage is the trial of CyberBucks (of DigiCash) in 1995,
in which 30,000 customers and 50–60 merchants were registered, and four banks
were issuing the CyberBucks (Weber 1998). One year later DigiCash started to li-
cense ECash to banks such as Mark Twain Bank (USA), Merita Bank (Finland),
Deutsche Bank (Germany), Advance Bank (Australia), and the Swedish Post.
Mark Twain Bank had just over 3000 ECash customers. DigiCash went bankrupt
in 1998. Another example is CyberCoins, which was one of the systems operated
by CyberCash. CyberCash had relationship with 3000 merchants who used or
planned to use its payment systems.
352 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

3.10 Privacy

Little is known about privacy, because mostly technical descriptions are available
about systems of this generation. In general, MPSOs promise privacy to customers
to earn their trust. ECash, for instance, provided high privacy to customers, who
could make payments without merchants and ECash banks being able to find out
the identity of the customers.

3.11 Pre-paid and post-paid

Token-based systems were pre-paid, because tokens could only be withdrawn or


received if a macropayment occurred before to cover the value of the tokens. This
means that the majority of the systems were pre-paid, e.g., Millicent, ECash, Sub-
Scrip, PayWord, NetCash, and MicroMint. There were also pre-paid account-
based systems like Mondex and CyberCoin. We have not found a post-paid sys-
tem among the first generation systems.

3.12 Range of payments and multicurrency support

The range of payments varies a lot. Millicent supported payments from USD
0.001, which is very unusual because in practice products are always much more
expensive. CyberCoin and CyberCash supported payments between USD 0.25 up
to USD 10. CyberCent supported payments from USD 0.01. Each PayWord token
was USD 0.01 worth, unless a special deal was made between customers and mer-
chants to raise this value.
The majority of systems supported US Dollars and processed payments with
this currency as they were mainly available in the USA. Several token-based sys-
tems (e.g., SubScrip, PayWord, each Millicent merchant had its own currency)
created their own currencies besides national currencies. None of these systems
had multicurrency support although CyberCash and CyberCoin were also avail-
able outside of the USA and ECash was deployed in several countries.

3.13 International reach

The large majority of these systems functioned within national borders. They were
available mainly in the USA. CyberCash and CyberCoin, however, were also
available outside of the USA. Additionally, ECash systems were unable to inter-
operate.
The Fall and Rise of Micropayment Systems 353

4 Second generation micropayment systems

This overview is based on our own extensive study on the second generation mi-
cropayment systems. The studied systems were found in a research report pre-
sented to the Dutch Ministry of Economical Affairs (DMEA 2003), the payment
systems repository of the Electronic Payment Systems Observatory
(http://epso.jrc.es), on the EPayNews.com (i.e., payment news and resource cen-
tre) web site, and in the Google directories on payment and micropayment sys-
tems.
We observed that, in contrast with the first generation systems, very little informa-
tion is provided regarding the technical characteristics of the systems. Instead, the
information mainly described the non-technical characteristics.

4.1 Token-based and account-based

We found only two token-based systems in the second generation systems: Beenz
and Flooz. The large majority of the current systems is account-based. Reasons for
this development are the easier administration of accounts than of tokens and no
monetary value has to be transmitted over the Internet.

4.2 Ease of use

A few current systems require a rather long subscription from their customers
(e.g., click&buy, Way2Pay). This is due to the laws and regulations that require
MPSOs to collect detailed customers information to combat fraud better. Current
systems improved significantly with respect to usage convenience. In general, they
require two or three simple interactions with customers to process payments. Ad-
ditionally, these systems use web interfaces rather than special software. Most
merchants need common web servers to receive payment confirmations. Pepper-
coin is an exception, requiring customers and merchants to use dedicated applica-
tion software.
Figure 5 depicts screen shots of three interactions, in which a Wallie customer
pays a merchant (IDG Webshop) using a web interface. In the first interaction the
customer (who previously selected content for 0.55 EUR) fills in her account
number for authentication. In the second interaction she sees that her current ac-
count balance is 5 EUR (and will become 4.45 EUR after this payment), and con-
firms the payment. Finally, she receives a receipt and the payment was processed.
Right away also the merchant receives a confirmation.
Another advantage of the web interface is that the system is accessible from
any computer connected to the Internet and the portability issue is solved. Most
systems have similar interactions in proprietary interfaces.
354 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

Fig. 5. Screen shots of the Wallie payment process

4.3 Anonymity

Without exception, current micropayment systems allow customers to remain


anonymous to merchants. Only a few systems allow anonymity with respect to the
payment systems and MPSOs as well. These are the physical card-based systems
(e.g., paysafecard and Wallie), because customers can buy the cards that provide
access to their pre-paid accounts in kiosks or from vending machines. Most sys-
tems, however, require customers to subscribe, so customers cannot remain
anonymous to these systems.
The Fall and Rise of Micropayment Systems 355

4.4 Scalability

The large majority of current systems is account-based. Hence, their scalability


potential increased compared to the token-based systems since account-based sys-
tems can support more users as they need to manage only one account for each
customer and they do not need to keep track of every issued tokens (Abrazhevich
2001). Firstgate, the operator of click&buy3, declared in November 2004 that
click&buy has more than 3 million customers and 2500 merchants in Europe, new
customers and merchants can subscribe at any moment and the system copes with
scalability (Siegel 2004). Wallie’s operator declared that the payment volume
reached 15,000 transactions in February 2005 and this is increasing monthly at a
rate of 15%, which is apparently supported by Wallie (emerce.nl).

4.5 Validation

All second generation systems use online validation. A reason for this is that mer-
chants often consider these systems more trusted and secure, because they are
guaranteed the receipt of the processed payments (Weber 1998). The attempt to
commit fraud by double-spending is therefore prevented.

4.6 Security

The second generation systems do not use the heavy security measures required
for token-based systems. Today transparent security techniques are used. Take, for
instance, the authentication techniques, which in general use an e-mail address and
password combination (e.g., Way2Pay), user name and password (e.g., WebCent),
an account identifier number (e.g., Micromoney, paysafecard4), an account identi-
fier and PIN code (e.g., Teletik SafePay). Merchants are transparently identified
for each payment by these systems based on their account or registration number
(issued by the systems as well).
The majority of systems uses the de facto https-web protocol, which provides
safe data transmission. This protocol requires authentication of the communicating
parties, and encrypts and decrypts data. Customers have no trouble using this pro-
tocol, because all browsers support https. Current systems and their MPSOs are
obliged by law to generate audit information. Such information can be used to
prevent non-repudiation, and trace back and verify payments in case of complaints
or fraud attempts. Generally customers need to complain at the merchants if the
delivered products differ from the offered. MPSOs do not get involved and re-
funds hardly ever occur. A reason for this is that the costs of chargebacks are huge
compared to the payment values. Firstgate is an exception, however, since it in-
vestigates the complaints of customers and tries to resolve them.

3 For a detailed description of the solution see the click&buy case study in this edition.
4 For a detailed description of the solution see the paysafecard case study in this edition.
356 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

4.7 Interoperability

The interoperability between current micropayment systems is not solved yet and
there are still no micropayment standards. However, almost none of the current
systems introduced new currencies, and the amounts of money stored by these
systems can be withdrawn and exchanged into other forms of money, except in the
case of physical card-based systems (e.g., Wallie, Microeuro and paysafecard).
Exceptions exists, however; Beenz and Flooz created new currencies called beenz
and flooz, respectively. Beenz, for instance, could only be exchanged into (bank)
money by merchants at an unreasonably high rate (50%).

4.8 Trust

The trust of customers and merchants increased significantly. This can be partially
attributed to the definition of proper legislation by authorities such as the Euro-
pean Central Bank (ECB), European Commission (EC) and Federal Reserve. Al-
though the legislation varies from country to country, laws require licenses for
MPSOs and auditable systems, define obligations, liabilities, the security level of
the systems, the right for privacy, etc. Such laws are, for instance, the Federal
Internet Privacy Protection Act in 1997, Recommendation 489/EC in 1997, Direc-
tive 46/EC on E-Money in 2000, Uniform Money Service Act in 2000 and Elec-
tronic Fund Transfer Act in 2001.
Another factor that increased trust is the partnerships or affiliations of MPSOs
with banks, financial institutions, or well-established organizations with a very
large customer-base. For instance, the Deutsche Telekom operates Micromoney5,
the Rabo Bank Minitix, Visa and Mastercard are partners of PayNova, the Com-
merzbank A.G. and BAWAG are partners of paysafecard, Swisscom and British
Telecom are involved in the operation of click&buy.

4.9 Coverage

Second generation micropayment systems have a high coverage because the be-
haviour of customers changed. They are more used to working on the Internet and
have embraced the idea to pay for content. Their willingness to pay for low value
content such as database search, software downloads, archived information, eco-
nomics and financial content, online banking and brokerage, consumer reports in-
creases (VDZ 2002).
The number of merchants using second generation systems has increased sig-
nificantly. click&buy has more than 3 million customers and 2500 merchants
(Siegel 2004). paysafecard had over 2000 merchants in 2004. Bitpass registered
over 1900 content merchants in January 2005.

5 For a detailed description of the solution see the T-Pay-case study in this edition.
The Fall and Rise of Micropayment Systems 357

Currently, customers can use the majority of these systems for free. Exceptions
are PayNova and Centipix charging for specific transactions. The merchants are
those who pay for the usage. They pay transaction costs or a given percentage of
the monthly turnover. Some systems also charge setup fees (e.g., click&buy). In
general, merchants receive before subscribing an overview of usage costs that they
will have to pay.

4.10 Privacy

Nowadays, MPSOs need to protect the privacy of their customers. This protection
is enforced by the legislation. The EC, for instance, issued the Directive 95/46 “on
the protection of individuals (end-users) with regard to the processing of personal
data and on the free movement of such data”. MPSOs always publish privacy
statements that describe what kind of user and payment information MPSOs col-
lect and for what purpose, and that state the conditions for doing business with
customers and merchants.

4.11 Pre-paid and post-paid

The majority of current systems is pre-paid. Examples are Minitix, Bitpass, Wal-
lie, paysafecard, WebCent, MicroMoney and Softpay. Among the reasons for the
increasing number of pre-paid systems is to limit the fraud possibilities by guaran-
teeing the payments to providers. It is also important to notice that post-paid sys-
tems require a (long-term) contract with consumers in which a steady money
source should be provided. This fact makes it more difficult for minors, who have
no such money sources, to become users of a post-paid system. Examples of post-
paid systems are click&buy and Peppercoin.

4.12 Range of payments and multicurrency support

The range of payments varies a lot. Examples of minimum payment values are
0.01 EUR for paysafecard, 0.10 EUR for Minitix, 0.01 USD for Bitpass,
0.25 USD for PayNova. Examples of maximum payment values are 10 EUR for
Minitix, 150 EUR for Wallie, and 1000 EUR for paysafecard.
The majority of the systems support a single currency, most often the US-
Dollar and the Euro. Only a few systems support multiple currencies (e.g.,
click&buy supports both the US-Dollar and the Euro, PayNova also supports
Great Britain Pounds (Pounds Sterling), Swedish Crowns, Danish Crowns, Nor-
wegian Crowns, Australian Dollars, and Swiss Franks).
358 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

4.13 International reach

The majority of the systems is still only available within national borders (e.g.,
MicroMoney, Microeuro and WebCent in Germany, Teletik Safepay, Minitix,
Wallie and Way2Pay in the Netherlands), but a few are available in several coun-
tries (e.g, click&buy is available in the Western Europe and USA, paysafecard in
Germany and Austria, Bitpass internationally, PayNova in Canada and USA). Be-
cause of the increasing international reach and multicurrency support, the cross-
border payment potential of current systems is much higher than of their predeces-
sors.

5 Discussion and analysis

In the literature, two extensive studies present the key characteristics and factors
responsible for the success of micropayment systems. In one study, interviews
were conducted with merchants and MPSOs in Sweden, Japan and the USA (Kni-
berg 2002). In the other study, interviews were conducted and workshops organ-
ized for banks, payment system operators, IT and telecom companies, and desk re-
search focused on Dutch and international payment initiatives (DMEA 2003).
Table 1 presents these key characteristics and factors, which are then compared
for the two generations in the following sub-sections. Several related characteris-
tics and factors are discussed together.

Table 1. Key characteristics and factors


(Kniberg 2002) (DMEA 2003)
Trust Who are the system developers and MPSOs?
Ease of use (convenience) Laws and legislation
Coverage Influence of standardization bodies
Fixed transaction costs Demand for micropayments
Processing speed Ease of use (convenience)
Guaranteed delivery of paid products and receive of paid
money
Trust
Security
Coverage
Processing speed
Anonymity
Transparent transaction costs, no extra or hidden costs

5.1 High level of trust

The trust of customers and merchants in second generation systems increased sig-
nificantly. MPSOs (mostly unknown companies on the market) and their systems
The Fall and Rise of Micropayment Systems 359

enjoy a high level of trust, which is owed to the definition of proper legislation by
authorities and to the partnerships or affiliations of MPSOs with banks, financial
institutions, etc.

5.2 Increasing coverage

The value of a payment system depends on the number of users (customers and
merchants), as in case of communication networks. The value of the network in-
creases more than proportional with the number of the users (as expressed for in-
stance by Metcalfe’s law). MPSOs needed a certain minimal number of partici-
pants that generate sufficient transaction volume (called critical mass) and through
those revenues. None of the first generation systems reached that number, so
MPSOs went bankrupt without profits.
Second generation systems have a significantly higher coverage than the first
generation systems and the coverage shows an increasing tendency. The number
of merchants is rather high, which means that lots of low value products are of-
fered and the demand for micropayment systems increases. Additionally, costs are
no longer reasons for not using these systems, because customers use the large
majority of them for free, and merchants receive proper information about the us-
age costs.
The increasing coverage requires cross-border potential from current mi-
cropayment systems. Because of the increasing international reach and multicur-
rency support, this potential is much higher than before.

5.3 Convenient and user-friendly systems

The significantly increased convenience and user-friendliness of current systems


is primarily due to the simple and easily understandable web interfaces of these
systems. We note that, in the 1990s, the technology often failed to convince the
social groups that it could be used without difficulties. SET (Secure Electronic
Transactions), a well engineered protocol for online credit card payments devel-
oped by Visa, MasterCard and technology vendors, failed due to extremely com-
plicated and inconvenient usage (Øygarden 2001).

5.4 Adequate level of security

Micropayment systems only need lightweight security techniques because the


risks are manageable due to the limited value per transaction. First generation sys-
tems used security techniques that oscillated between no security at all and heavy
security techniques, so they were either exposed to attacks or too expensive and
too difficult to understand for their users.
Current systems use adequate authentication, identification, non-repudiation
techniques, and secure communication channels, which increase the security felt
360 Róbert Párhonyi, Lambert J.M. Nieuwenhuis, Aiko Pras

by users. Because of the audit support, customers and merchants are guaranteed
that they will receive the paid products (according to their expectation) and the
transferred money, respectively.
Fraud attempts are not mentioned in the literature. Reasons for this could be the
low payment values and that these systems have not yet reached as large a cover-
age as credit card systems did.

5.5 High degree of anonymity

Current payment systems provide customers a high degree of anonymity because


they always remain anonymous to merchants and in some cases also to the
MPSOs. Laws and regulation limit the anonymity in some cases.

5.6 Processing speed

Compared to their predecessors, current payment systems take advantage of faster


and more developed Internet and IT technologies. According to Moore’s law, the
processing power of computers doubles every 18 months, and the bandwidth of
communication networks increases even faster (Coffman and Odlyzko 2002).
Our own experience supports the claim of MPSOs that nowadays micropay-
ments are processed instantly, and at the longest within a couple of seconds. Situa-
tions such as the one mentioned for CyberCash belong to history.

5.7 Influence of standardization bodies

The influence of standardization is limited. A reason for this is that many opera-
tors deployed proprietary systems and do not want to make large changes if a
standard emerges (Böhle 2000).
We note that the interoperability between current micropayment systems is still
not solved. Customers using one system are not able to pay merchants using an-
other system. Current practice shows that merchants use several payment systems
to attract as many customers as possible (VDZ 2002), and customers need to be
prepared to pay with any system the merchants use. As a consequence, customers
and merchants are in a very unpleasant situation because they need to learn the us-
age of several systems, manage multiple accounts, remember multiple passwords,
trust different MPSOs, and so on.
The Fall and Rise of Micropayment Systems 361

6 Conclusions

In this article we identified the key characteristics of micropayment systems, and


used these characteristics to compare the first and second generation systems and
determine the possible success of the second generation systems.
Our analysis shows that the second generation micropayment systems have a
better chance for success than the first generation. In many cases the developers
and operators of the new systems learned from the failures of the previous sys-
tems. In some cases, however, the same mistakes were made again, so even some
second generation systems failed. Beenz, for example, operated between 1999 and
2001 and raised 89 million US-Dollars from investors, but could not win sufficient
user trust and credibility, and thus failed. Its main mistake was the introduction of
an unconvertible currency, which users could lose without being notified (Kniberg
2002). The failure story of Flooz is similar.
Just like what happened with credit card systems, the end effect of competition
will be that only a few globally accepted micropayment systems will survive. Un-
til then, and due to the lack of standardization results, regional payment systems
will have to interoperate to facilitate world-wide micropayments.

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Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-
Referenzmodell

Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann

Arbeitsgruppe Mobile Commerce am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und


Systems Engineering (WI-SE), Universität Augsburg

1 Einführung

Folgt man den in den Jahren 1999 und 2000 nahezu einhellig vertretenen Progno-
sen, so sollte das Bezahlen mit dem Mobiltelefon heute längst ein fest etablierter
Bestandteil der täglichen Zahlungsgewohnheiten sein.
Etwa seit Mitte der neunziger Jahre gibt es ernsthafte Bestrebungen, das Mobil-
telefon für Bezahlvorgänge einzusetzen. Ausgangspunkt für diese Überlegungen
war zunächst die Tatsache, dass das Mobiltelefon aufgrund seiner spezifischen Ei-
genschaften, der hohen Verbreitung in der Bevölkerung und aufgrund des Nutzer-
verhaltens im Umgang damit für die Abwicklung von Bezahlvorgängen besonders
geeignet ist (z.B. Henkel 2002). Mit dem Begriff mobiles Bezahlen (Mobile Pay-
ment, MP) wird dabei diejenige Art der Abwicklung von Bezahlvorgängen be-
zeichnet, bei der im Rahmen eines elektronischen Verfahrens mindestens der Zah-
lungspflichtige mobile elektronische Kommunikationstechniken (in Verbindung
mit mobilen Endgeräten) für Initiierung, Autorisierung oder Realisierung der Zah-
lung einsetzt (Turowski u, Pousttchi 2003). Bei der Betrachtung mobiler Bezahl-
verfahren sind zwei Grundaufgaben zu unterscheiden:
x Innerhalb des Mobile Commerce (MC) dient MP der vom Nutzer idealerweise
als systeminhärent wahrgenommenen Bezahlung eines mobilen Angebotes.
x Außerhalb des Mobile Commerce ist MP selbst wiederum eine MC-
Anwendung, deren Zweck es ist, eine Bezahlfunktionalität zur Verfügung zu
stellen. Hierfür kommen vier grundsätzliche Anwendungsfälle in Betracht, die
man als weitere Bezahlszenarien bezeichnet (Kreyer et al. 2002 und die Erwei-
terung in Khodawandi et al. 2003): Transaktionen im stationären Internet (Sze-
nario Electronic Commerce, EC), an Automaten (Stationärer Händler Automat,
SMA), im klassischen Handel (Stationärer Händler Person, SMP) und Zahlun-
gen zwischen Privatpersonen (Customer-to-Customer, C2C).
Häufig findet im M-Payment wie schon im E-Payment eine Klassifizierung nach
Betragshöhe in Micropayment und Macropayment statt. Die Grenze zwischen bei-
den ist nicht eindeutig definiert, derzeit geht man am Markt von etwa 10 Euro aus.
364 Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann

Die wichtigsten potentiellen Anbieter von mobilen Bezahlverfahren (Mobile


Payment Service Provider, MPSP) sind Mobilfunkanbieter und Banken, wobei zu
letzteren auch noch die Finanzdienstleister hinzukommen, insbesondere Kreditkar-
tengesellschaften (Siegert 2002). Als weitere Gruppe von MPSP sind die so ge-
nannten spezialisierten Intermediäre zu nennen (Kreyer et al. 2002). Ihr Kernge-
schäft ist der Betrieb des mobilen Bezahlverfahrens. Ein solches Unternehmen,
beispielsweise ein Payment-Startup, wird oftmals eine technisch sehr fortschrittli-
che Lösung mit hoher Flexibilität und MP-Kompetenz verbinden und außerdem
als einziger der genannten eine Bank- und Mobilfunknetz-übergreifende Lösung
anbieten können. Dies geht allerdings einher mit einem extrem schwierigen Er-
lösmodell: Während die ersteren beiden auf bestehender Infrastruktur und Kun-
denbasis (auf der Acquirer- wie auf der Issuerseite) operieren können, muss der
spezialisierte Intermediär dies zur Erreichung der kritischen Masse mit hohem
Kapitalaufwand kompensieren, was ihm typischerweise nicht gelingt.
Die Nutzer zeigen seit Jahren ein unverändert hohes Interesse am mobilen Be-
zahlen (z.B. Speedfacts 2001, Graumann und Köhne 2003, Eco-Verband der deut-
schen Internetwirtschaft 2004). Eine neue Studie schließt eine Lücke in der Aus-
sagekraft bisheriger Untersuchungen und weist in Deutschland auch in der
Gesamtbevölkerung ein hohes Interesse nach: Bei einer repräsentativen Befragung
der Deutschen im September 2004 gaben 49,6 Prozent der Befragten an, sich vor-
stellen zu können, Dienste oder Waren mit dem Mobiltelefon zu bezahlen (Mo-
bilMedia 2004). Dennoch fällt die Bestandsaufnahme auf dem Markt ernüchternd
aus: Auf dem deutschen Markt etwa haben in den vergangenen Jahren Banken
(z.B. payitmobile), Mobilfunkanbieter (z.B. Genion M-Payment) sowie eine ganze
Reihe von spezialisierten Intermediären (z.B. paybox, Geldhandy, Street Cash) ihr
Glück versucht. In Österreich versuchen zwar die Mobilfunkbetreiber in erheblich
stärkerem Maße, das Thema voranzutreiben, jedoch darf hier bei aller Medienprä-
senz nicht übersehen werden, dass sowohl die tatsächliche Nutzung als auch der
wirtschaftliche Erfolg eher gering sind. In der Schweiz hat das Thema mit Verzö-
gerung Aufnahme gefunden, derzeit finden dort einige Pilotversuche (insbesonde-
re derjenige der PostFinance) starke Beachtung.
Die genannten Beispiele beziehen sich dabei vor allem auf die zweite Grund-
aufgabe, die Bereitstellung von Bezahlfunktionalität außerhalb des MC-Szenarios.
Einen umfassenderen Ansatz verfolgten seit Februar 2003 die vier großen und in-
ternational agierenden Mobilfunkanbieter Orange, Telefonica Moviles, T-Mobile
und Vodafone mit der Gründung der „Mobile Payments Services Association
(MPSA)“, die seit Mitte 2003 unter dem Markennamen „Simpay“ firmierte. Die
ursprüngliche Absicht, europaweit ein umfassendes MP-System für alle Szenarien
inner- und außerhalb des MC einzuführen, wich jedoch nach einiger Zeit einem
kleineren Kompromiss. Er sah nur noch die Lösung des für die Mobilfunkanbieter
dringlichsten Problems – der Bezahlung im MC-Szenario – vor, zusätzlich sollte
noch die Bezahlung digitaler Güter im EC ermöglicht werden. Auch diese kam
nicht zustande: Nach zahlreichen Verzögerungen und Querelen zwischen den Be-
teiligten stellte Simpay schließlich Mitte 2005 seine Aktivitäten ein. Insgesamt ist
zum Mobile Payment im deutschsprachigen Raum festzustellen: Die Masse der
Verfahren kam über den Testbetrieb nicht hinaus, von den an den Markt gelangten
Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-Referenzmodell 365

Verfahren fanden einige wenige eine gewisse Verbreitung, kein einziges ist für
den Betreiber auch nur annähernd als wirtschaftlich erfolgreich einzustufen. Die
Kunden sind an MP generell hoch interessiert – nicht jedoch in Form der derzeit
angebotenen Verfahren, die sie als ungeeignet beurteilen und daher nicht nutzen.
Die Arbeitsgruppe Mobile Commerce der Universität Augsburg hat über meh-
rere Jahre hinweg Wirkungszusammenhänge, Kundenpräferenzen und Markt ein-
gehend untersucht und mit Hilfe der Ergebnisse 2004 das Mobile-Payment-
Referenzmodells (MPRM) entwickelt, das eine umfassende Kooperation von Ban-
ken und Mobilfunkanbietern vorsieht und damit ein Bezahlsystem ermöglicht, das
in allen Bezahlszenarien und allen Betragshöhen einsetzbar ist (Pousttchi 2005).
Der Schwerpunkt dieses Beitrages liegt auf der Abrechnung mobiler Dienste,
also dem MC-Szenario. Dies hat drei Gründe: Erstens konzentriert sich die vor-
handene Literatur bislang sehr stark auf die Szenarien außerhalb des MC, während
das MC-Szenario selbst eher selten betrachtet wird. Zweitens ist festzustellen, dass
für dieses wichtige Gebiet insbesondere in der Welt der Zahlungsverkehrs-
dienstleister oft nur ein geringes Verständnis besteht. Drittens schließlich handelt
es sich insbesondere bei den Ergebnissen zu Abrechnungsart und Intermediär bei
MC um das „spannendste“ der fünf Szenarien.
Es ist der Kürze des Beitrages geschuldet, dass über das MPRM nur ein grober,
gewissermaßen holzschnittartiger Überblick geboten werden kann. Für eine um-
fassende Darstellung sowohl der weiteren vier Szenarien als auch der tieferen me-
thodischen und inhaltlichen Grundlagen des MPRM sei der interessierte Leser auf
(Pousttchi 2005) verwiesen.
Der genannten Schwerpunktsetzung folgend wird in Abschnitt 2 das MC-
Szenario zunächst eingeordnet, um dann Angebots- und Abrechnungsmodelle für
mobile Dienste einzuführen und die Marktsicht auf das Szenario darzustellen. Ab-
schnitt 3 widmet sich den grundlegenden Zusammenhängen des MPRM, insbe-
sondere dem MPRM-Grid als Kooperationsmodell zwischen Banken und Mobil-
funkanbietern und in Umsetzung dessen den drei Mobile-Payment-Standardtypen
des Modells. Der Beitrag endet in Abschnitt 4 mit einem Ausblick.

2 Mobiles Bezahlen im Mobile Commerce

2.1 Einordnung des Mobile Commerce-Szenarios

Die Grundaufgabe „Mobiles Bezahlen im MC“ adressiert die Abrechnungs- und


Bezahlproblematik innerhalb des MC. Betrachtet man das Geschäftsmodell eines
mobilen Dienstes, können analog zum EC die Erlösquellen in direkt und indirekt
und die Erlösarten in transaktionsabhängig und nicht transaktionsabhängig unter-
schieden werden (Turowski u. Pousttchi 2003, in Anlehnung an Wirtz 2001).
Konzepte, die ausschließlich auf indirekten Erlösen basieren (z.B. rein werbefi-
nanziert) sind bereits im stationären Internet – wo sowohl die Endgeräte als auch
das Nutzerverhalten die gleichzeitige Darstellung von Werbung und Inhalten eher
begünstigen als im MC – mit wenigen Ausnahmen gescheitert. Die Erzielung
366 Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann

nicht-transaktionsabhängiger Erlöse (z.B. durch Verkauf von Abonnements) ist für


bestimmte Arten von Diensten gut geeignet, hat aber auf die Verbreitung vieler
typischer mobiler Angebote eher eine prohibitive Wirkung, insbesondere wenn der
Dienst spontan oder nur gelegentlich genutzt werden soll. Sollen für die Bereitstel-
lung von Leistungen direkte transaktionsabhängige Erlöse erzielt werden, so ist
eine geeignete Form der Abrechnung zwischen dem Nachfrager und dem Anbieter
erforderlich. Während im EC jedoch weiterhin traditionelle Bezahlverfahren wie
Nachnahme oder Überweisung vor/nach Lieferung dominieren (z.B. Leibold u.
Stroborn 2003) wird eine Abrechnungsmöglichkeit im MC typischerweise erst
dann adäquat sein, wenn sie wesentliche Eigenschaften des mobilen Angebotes
teilt, zu dessen Abrechnung sie verwendet werden soll, insbesondere die Allge-
genwärtigkeit (Pousttchi et al. 2002).
Der Hauptgrund für diese unterschiedlichen Rahmenbedingungen liegt darin,
dass im EC bislang die Lieferung materieller Güter im Mittelpunkt steht, während
die wichtigste Teilmenge des MC in der Bereitstellung von Diensten und der Lie-
ferung immaterieller Güter besteht (Turowski u. Pousttchi 2003). Dabei besteht im
MC-Szenario eine viel stärkere Interdependenz zwischen der Bezahlfunktionalität
(und ihrer Akzeptanz) mit dem Dienst selbst (und dessen Akzeptanz), als dies et-
wa im EC oder im stationären Handel der Fall ist. Die Crux besteht im MC darin,
dass sich kein Anbieter es leisten kann, große Summen in Entwicklung und Be-
reitstellung mobiler Anwendungen zu investieren, solange keine adäquaten Mög-
lichkeiten zur Abrechnung der Leistungen verfügbar sind (Pousttchi et al. 2002).
Im Ergebnis ist mobiles Bezahlen damit zwar extrem erfolgskritisch für den
MC, umgekehrt jedoch keinesfalls auf diesen beschränkt. Im Gegenteil ist für die
Akzeptanz eines Bezahlverfahrens die universelle Einsetzbarkeit wichtig. Außer-
halb des MC-Szenarios wurden für die MP-Verwendung bereits in Abschnitt 1 die
Bezahlszenarien EC, SMA, SMP und C2C identifiziert. Im Gegensatz zum MC
konkurriert MP jedoch in jedem dieser Szenarien mit anderen Zahlungsarten wie
etwa E-Payment, Kredit-/Debitkarte oder Bargeld. Beim mobilen Bezahlen außer-
halb des MC steht die Bezahlfunktionalität klarer im Vordergrund und der Be-
zahlvorgang und die zu bezahlende Transaktion sind nicht in so hohem Maße in-
terdependent wie innerhalb des MC.

2.2 Angebotsmodelle

Die wichtigste Teilmenge des MC-Szenarios bilden mobile Mehrwertdienste. Sie


gelten aufgrund der Tatsache, dass die Transportleistung (der Daten) wesentlicher
Bestandteil ist, als Telekommunikationsdienstleistungen im weiteren Sinne und
können damit rechtlich problemlos vom Mobilfunkanbieter abgerechnet werden.
Typische Beispiele sind Nachrichten, Finanzinformationen, Suchdienste oder Un-
terhaltungsangebote. Für mobile Mehrwertdienste existieren grundsätzlich zwei
Angebotsmodelle: das Angebot über den Netzbetreiber und das Angebot direkt
durch den Dienstanbieter (Turowski u. Pousttchi 2003).
Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-Referenzmodell 367

Beim Angebot über den Netzbetreiber handelt es sich um eine Mobilfunkanbie-


ter-zentrierte Lösung1. Dieser produziert selbst Inhalte oder kauft sie von einem
Content Provider zu (ähnlich wie etwa Netzwerkinfrastruktur oder Endgeräte) und
tritt dem Kunden gegenüber gleichzeitig als Mobilfunkanbieter- und Dienstanbie-
ter auf. Da ausschließlich die Transportleistung vergütet wird, ist ein expliziter
Bezahlvorgang nicht notwendig. Stattdessen findet – wie für Sprachdienste – aus-
schließlich das reguläre mobile Abrechnen (Mobile Billing) Anwendung.
Dieses Modell war auf dem deutschen Markt lange Zeit üblich. Es dokumen-
tiert die Marktmacht des Netzbetreibers, der eine direkte Kundenbeziehung der
Inhalteanbieter nicht zuließ. Es wirft jedoch für den Mobilfunkanbieter auch eine
Reihe von Problemen auf: Beschaffung und Angebot von Inhalten zählen nicht zu
seinen Kernkompetenzen, zudem ist die Content-Beschaffung sehr aufwendig.
Das Ergebnis der Bemühungen ist dabei immer nur die Erbringung einer höheren
Transportleistung, mithin eine bessere Netzauslastung. Das Angebot qualitativ
hochwertiger Inhalte zahlt sich dabei durch die volumenabhängige Bepreisung nur
bedingt aus. Um dem zu begegnen, wäre es selbstverständlich auch denkbar, dass
der Mobilfunkanbieter für qualitativ hochwertige Inhalte zusätzliche Entgelte er-
hebt. Er steht dabei jedoch in vergleichsweise aussichtsloser Konkurrenz zu Ak-
teuren, für die Inhalte das Kerngeschäft darstellen: zu Content-Markenanbietern
mit bestehender Kundenbeziehung (beispielsweise eine marktbeherrschende TV-
Sportsendung, ein Automobilclub oder eine große Jugendzeitschrift).
Aus diesen Gründen setzt sich im Zeitalter der 2,5- und 3G-Netze zunehmend
das zweite Modell, das Angebot direkt durch den Dienstanbieter nach dem Vor-
bild von i-mode aus Japan, durch (Natsuno 2003). Hierbei tritt der Anbieter in ei-
ne direkte Kundenbeziehung ein, für ihn entsteht eine direkte Wertschöpfung
durch den Abruf seiner Angebote. Der Anbieter stellt für den Kunden durch Inhalt
und Qualität des Dienstes einen Mehrwert bereit, den dieser zuzüglich zum Trans-
port der Daten bezahlt. Zwischen Anbieter und Mobilfunkanbieter erfolgt in ir-
gendeiner Form ein Ausgleich von Mehrwert und Bereitstellungsaufwand.
In diesem Modell tritt also zu der Beziehung Mobilfunkanbieter-Kunde der
Dienstanbieter als Dritter, als so genannte Third Party, hinzu, dessen Leistungen in
irgendeiner Form abgerechnet werden müssen. Typischerweise2 erfolgt die Ab-
rechnung von Mehrwertdiensten im B2C-Bereich über den Mobilfunkanbieter und
dessen bestehende Abrechnungsbeziehung zum Kunden; in diesem Fall wird von
einem Third-Party-Billing gesprochen. Der Mobilfunkanbieter erbringt neben der
Transport- nun auch die Abrechnungsleistung für den Dienstanbieter. Beide Leis-
tungen sind aus dem Erlös des Dienstes, der auf Mehrwertbasis abgerechnet wird,
zu vergüten.

1 Der Mobilfunkanbieter kann hierbei prinzipiell entweder ein Netzbetreiber (Mobile Net-
work Operator, MNO) oder ein virtueller Netzbetreiber (Mobile Virtual Network Opera-
tor, MVNO) sein.
2 Ein auch für B2C-Angebote sinnvolles Konzept der Abrechnung ohne den Netzbetreiber
ist der bereits erwähnte Abonnementverkauf. Derzeit nutzen beispielsweise einige Ero-
tikanbieter dieses Modell. Dabei kann die Abrechnung auch über einen anderen Kanal
stattfinden und ein mobiler Bezahlvorgang ist nicht unbedingt erforderlich.
368 Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann

2.3 Abrechnungsmodelle für die Angebote Dritter

Für das Third-Party-Billing existieren im Wesentlichen drei Konzepte: Sponso-


ring, Abrechnung durch Premiumtarif und Abrechnung durch Festpreis (Turowski
u. Pousttchi 2003). Das Sponsoring spielt hierbei eine Sonderrolle. Der Dienst ist
für den Kunden kostenlos, da er auf Kosten des Dienstanbieters bereitgestellt
wird. Hierbei vergütet der Dienstanbieter dem Netzbetreiber seinen Bereitstel-
lungsaufwand; dies ist vor allem dann relevant, wenn werbefinanzierte Konzepte
eingesetzt werden oder das kostenfreie Angebot auf die folgende Nutzung eines
kostenpflichtigen Angebotes zielt. Bei den beiden weiteren Abrechnungskonzep-
ten leistet der Kunde jeweils über seine Telefonrechnung Zahlungen an den Mo-
bilfunkanbieter. Dabei kommt das Prinzip des Revenue Sharing zur Anwendung,
die Teilung des Umsatzes zwischen Mobilfunk- und Dienstanbieter (Abb. 1).
Bereitstellung des
Mehrwertes
Kunde Dienstanbieter

Transportleistung mit Ausgleich von Mehrwert


Abrechnung auf Mehrwertbasis und Bereitstellungsaufwand

MNO
Abb. 1. Abrechnung durch Premiumtarif

Die aus Sicht des Mobilfunkanbieters optimale Lösung ist die Abrechnung durch
Premiumtarif. Hierbei zahlt der Kunde eine Volumengebühr für das übertragene
Datenvolumen und entrichtet zusätzlich eine Premiumgebühr für den Mehrwert
des Dienstes, z.B. den bereitgestellten Content. Der Mobilfunkanbieter als Zah-
lungsempfänger behält die Volumengebühr als Entgelt für seine Transportleistung
ein und reicht die Premiumgebühr an den Dienstanbieter weiter, wobei er eine
Vergütung für seinen Abrechnungsaufwand abzieht. Das einfachste Beispiel hier-
für ist die Abrechnung von Diensten mittels Premium-SMS bzw. Premium-MMS.
Hierbei zahlt der Nutzer für den Versand einer SMS ein erhöhtes Entgelt, das sich
aus dem SMS-Grundpreis und einer Premiumgebühr zusammensetzt; die letztere
unterliegt dem Revenue Sharing. Prinzipiell ist dies auch für den Empfang von
SMS oder MMS möglich, jedoch hierzulande nicht akzeptiert und auch durch
verbraucherschutzrechtliche Einschränkungen problematisch. Bei einzeln bestell-
ten SMS/MMS-Diensten ist die Abrechnung durch Premiumtarif einfach und ak-
zeptiert, andere Dienstarten erfordern jedoch komplexere Lösungen.
Eine Volumengebühr verursacht auf Seiten des Kunden ein Akzeptanzproblem.
Einerseits hat er aus der Größe des übertragenen Volumens keinen Nutzen, ande-
rerseits kann sich der nicht technikaffine Kunde schwer eine Vorstellung davon
machen, wie viel beispielsweise ein Kilobyte Daten ist.
Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-Referenzmodell 369

Die optimale Lösung besteht aus Kundensicht in einer Abrechnung durch Fest-
preis. Hierbei zahlt der Kunde für die Inanspruchnahme des Dienstes ein festes
Entgelt, das nach einem festgelegten Schlüssel zwischen Netzbetreiber und
Dienstanbieter aufgeteilt wird. Das Problem liegt bei dieser Lösung darin, dass sie
ein „echtes“ Revenue Sharing erforderlich macht, es muss ein Teilungsschlüssel
festgelegt werden, der auch die Transportgebühr beinhaltet (Airtime Revenue Sha-
ring). In diesem Punkt liegt ein wesentlicher Konflikt zwischen Mobilfunkanbie-
tern und Dienstanbietern begründet, der letztere häufig aufgrund der zu geringen
Umsatzanteile von der Bereitstellung wertvoller Inhalte auf dem mobilen Kanal
abhält.
Nach diesen grundlegenden Überlegungen sollen nun die Kundenpräferenz bei
Abrechnungsart und Intermediär in diesem Szenario untersucht werden.

2.4 Abrechnungsarten und Intermediäre

Die im Folgenden dargestellten Kundenpräferenzen für Abrechnungsart und In-


termediär im MC-Szenario wurden im Rahmen von zwei umfangreichen empiri-
sche Studien ermittelt, der Studie MP1 und darauf aufbauend der Studie MP2. De-
tails zu den beiden Studien, für die in den Jahren 2002 bis 2004 im deutsch-
sprachigen Raum insgesamt etwa 14.000 Auskunftspersonen befragt wurden,
finden sich in (Khodawandi et al. 2003) und (Eisenmann et al. 2004).
Die Abrechnung mobil bezahlter Beträge zwischen dem Kunden und dem
Betreiber des Bezahlverfahrens kann prinzipiell auf sehr verschiedene Art erfol-
gen. Insbesondere sind hier die Abrechnung über die Mobilfunkrechnung (d.h.
durch Aufnahme eines Buchungspostens bei Postpaid- bzw. durch Abzug vom
Guthaben bei Prepaid-Kunden) und die Abbuchung der einzelnen Buchungsposten
jeweils per Lastschrift (unter Verwendung von Einzugsermächtigung oder Abbu-
chungsauftrag, analog zum Einsatz der Maestro-Karte) zu nennen, weitere Mög-
lichkeiten stellen die Abrechnung über einen bestehenden Kreditkartenvertrag
sowie das Konzept der separaten MP-Monatsrechnung (bei der nach dem Vorbild
der Kreditkartenrechnung eine eigene Rechnung erstellt wird, diese beispielsweise
zusammen mit der Mobilfunkrechnung versandt oder in das Internet-Banking-
Angebot der Hausbank integriert wird) und schließlich die Nutzung von E-Geld
dar. Letztere beruht auf einem vorausbezahlten, guthabenbasierten Konto, das
entweder client- oder serverbasiert verwaltet werden kann, etwa analog zur Geld-
Karte in Deutschland, dem Cash-Chip in der Schweiz oder der paysafecard in Ös-
terreich.
Bei der Untersuchung wurden konkrete Nutzungsszenarien vorgegeben, die je-
weils eine Situation mit einer Betragshöhe kombinierten, etwa den Kauf von Mu-
sicalkarten für 40 Euro über ein MC-Angebot oder das Voting im Rahmen einer
TV-Sendung für 0,50 Euro. Die Präferenzen bezüglich der Abrechnungsart im je-
weiligen MC-Nutzungsszenario sind in Abbildung 2 dargestellt.
Die am stärksten präferierte Abrechnungsart ist bei den meisten mobilen Mehr-
wertdiensten erwartungsgemäß die Mobilfunkrechnung. Selbst bei diesen sehr
mobilfunknahen Diensten liegen die Werte jedoch nur im Bereich von 30 bis
370 Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann

45 %, die Lastschrift mit 21 bis 25 % spielt hier bereits eine starke Rolle. Spätes-
tens im Bereich der höheren Beträge (Musicalkarten) wird deutlich, welche starke
Rolle die Lastschrift selbst im Mobile Commerce spielt. Dies wird später noch
deutlicher, wenn die Präferenz bezüglich des Intermediärs untersucht wird. Auf-
fallend ist bereits hier, dass guthabenbasierte Verfahren selbst bei kleineren Beträ-
gen nur eine sehr untergeordnete Rolle in den Nutzerpräferenzen spielen.

Musicalkarten 80€
Telefonrechnung
Musicalkarten 40€

Prepaid-Top-Up 20€ Separate


Nutzungsszenario

Monatsrechnung
Prepaid-Top-Up 10€

Musikdownload 2€ E-Geld

Routenplaner 2€
Lastschrift
Leveldownload 0,50€

Restaurantfinder 0,50€
Kreditkarte
Voting 0,50€

0% 20% 40% 60% 80% 100%


Präferenz Abrechnungsart

Abb. 2. Präferierte Abrechnungsart in den Mobile Commerce-Nutzungsszenarien

Untersucht man für dieselben Nutzungsszenarien nun die Präferenz bezüglich des
Intermediärs, wird deutlich, dass die Präferenzen der Nutzer stark auf die Banken
gerichtet sind. Wie Abbildung 3 zeigt, gilt dies bereits im Bereich der mobilen
Mehrwertdienste mit etwa einem Drittel und setzt sich im Macropayment-Bereich
bis zu einem Anteil von fast 50 % fort.
Zählt man noch die Kreditkarten3 hinzu, die ja von Banken ausgegeben werden,
so ergibt sich im Bereich ab 40 Euro eine Präferenz von etwa drei Viertel gegen-
über nur 16 bis 18 % für den Mobilfunkanbieter. Spezialisierte Intermediäre spie-
len hier wie in den weiteren Bezahlszenarien nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Obschon also innerhalb des MC prinzipiell der Mobilfunkanbieter bevorzugt
wird, ist hier ebenfalls bereits eine starke Tendenz der Kunden zu Banken als
Betreiber mobiler Bezahlverfahren zu erkennen. Außerhalb des MC hat in den
meisten Nutzungsszenarien die Bank die Nase vorn.

3
Interessant ist hier die vergleichsweise geringe Rolle der Kreditkarte, was aus der MP1
noch durch Aussagen zum Kundenvertrauen bestätigt wird, das Banken im MP zu 78 %,
Kreditkartenunternehmen jedoch nur zu 46 % besitzen. Dieses Ergebnis überrascht, zu-
mal der Issuer der Kreditkarte in der Regel die Bank ist. Zu dieser klaren Unterscheidung
von Kundenseite mögen sowohl der eigene Markenauftritt der Kreditkarte als auch ihre
hierzulande immer noch vergleichsweise geringe Verbreitung beitragen.
Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-Referenzmodell 371

Musicalkarten 80€
Bank
Musicalkarten 40€
Nutzungsszenario

Prepaid-Top-Up 20€
Mobilfunk-
Prepaid-Top-Up 10€
anbieter
Musikdownload 2€

Routenplaner 2€ Kreditkarten-
gesellschaft
Leveldownload 0,50€

Restaurantfinder 0,50€ Spezialisierter


Intermediär
Voting 0,50€

0% 20% 40% 60% 80% 100%


Präferenz Intermediär

Abb. 3. Präferierter Intermediär in den Mobile Commerce-Nutzungsszenarien

Als Grundsatz wird über alle Bezahlszenarien hinweg deutlich, dass die Präferenz
für Banken mit zunehmender Betragshöhe oder bei einem Bezug zu Sicherheits-
fragen stark ansteigt, während bei geringeren Beträgen oder bei einem direkten
Bezug zum Mobilfunk eher eine Präferenz für den Mobilfunkanbieter als Betrei-
ber vorhanden ist.

3 Mobile-Payment-Referenzmodell (MPRM)

3.1 Grundlagen

In Abschnitt 2 wurden exemplarisch die Kundenpräferenzen für Abrechnungsart


und Intermediär im MC-Szenario dargestellt. Zusammen mit den entsprechenden
Untersuchungen für die Bezahlszenarien EC, SMA, SMP und C2C bilden diese
Untersuchungen einen wesentlichen Teil der Marktsicht des MPRM.
Analysiert man dann über die Bezahlszenarien hinweg die Wertflüsse, differen-
ziert bei unterschiedlichen Optionen innerhalb von Bezahlszenarien und aggregiert
bei Strukturähnlichkeiten zwischen den Wertflüssen, so lässt sich eine Wertsicht
mit sieben Nutzungsszenariotypen (die im MPRM als Nutzungsszenariotypen A
bis G bezeichnet werden) ableiten, in denen jeweils die erforderlichen Rollen klar
unterschieden, aber noch nicht Akteuren zugeordnet sind (Pousttchi 2005).
Diese Nutzungsszenariotypen und ihre optimale Kombination mit den MP-
Standardtypen bilden das Kernstück des MPRM-Organisationsmodells.

3.2 MPRM-Grid

Prinzipiell umfassen die Gestaltungsoptionen für mobile Bezahlverfahren alle fünf


MP-Standardtypen nach Kreyer et al. (2002). Entsprechend der Argumentation in
Abschnitt 1 ist für ein eigenständiges Bezahlverfahren dennoch eine Einschrän-
kung auf den Bank-zentrierten Standardtyp und den Mobilfunkanbieter-zentrierten
372 Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann

Standardtyp sinnvoll. Im ersten Falle wird der Intermediär typischerweise eine


Bank (alternativ: ein Kreditkartenunternehmen) sein, die als Issuer (zunächst) ih-
ren Bestandskunden ein mobiles Bezahlverfahren anbietet. Aufgrund der Acqui-
rer-Kernkompetenz dieser Unternehmen wird das Verfahren zunächst auf die Sta-
tionärer Händler Person-Szenarien sowie auf nicht-digitale Leistungen im EC
zielen. Kompetentes Risiko- und Forderungsmanagement ermöglichen zwar auch
die Abwicklung höherer Beträge, schlagen sich jedoch deutlich in hohen Transak-
tionskosten nieder. Es ist davon auszugehen, dass die Abwicklung von Beträgen
unter etwa 10–12 Euro wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.
Im zweiten Falle wird der Intermediär grundsätzlich ein Mobilfunkanbieter
sein, der als Issuer seinen Kunden ein mobiles Bezahlverfahren anbietet. Aufgrund
der Acquirer-Kernkompetenz dieser Unternehmen sowie der rechtlichen Restrikti-
onen wird das Verfahren zunächst auf das Mobile Commerce-Szenario sowie ggf.
auf digitale Leistungen im EC zielen. Eine kostengünstige Abwicklung über die
Billing-Systeme des Mobilfunknetzes sowie die bestehende Abrechnungsbezie-
hung mit der problemlosen Möglichkeit der Aggregation lässt auch die Abwick-
lung kleiner Beträge wirtschaftlich sinnvoll zu. Bei höheren Beträgen ist eine Ab-
rechnung über einen Prepaid-Mobilfunkvertrag jedoch wenig wünschenswert und
auch bei Postpaid-Verträgen besteht die Gefahr, dass der Kunde aufgrund einer
hohen Rechnung unerwünschte Substitutionsvorgänge vornimmt (Substitution von
Sprach- oder SMS-Umsätzen). Zudem wird einerseits bei höheren Beträgen das
Risiko des Forderungsausfalls relevant, andererseits besteht eine starke Präferenz
der Kunden für die Abwicklung der Bezahltransaktionen durch ihre Bank (vgl.
Abschnitt 2.4 sowie Khodawandi et al. 2003 und Eisenmann 2004). Schließlich
sind für den Mobilfunkanbieter auch noch rechtliche Restriktionen (prinzipielle
Erfordernis einer Banklizenz bei Abrechnung telekommunikationsfremder Leis-
tungen) sowie gegebenenfalls die Umsatzsteuerproblematik relevant.
Wie anhand der Analyse deutlich wird, sind die Kompetenzprofile der beiden
potentiellen Intermediäre in hohem Grade komplementär. Jedoch ist sowohl die
Zusammenführung der komplementären Kompetenzen (Pousttchi 2004) durch ho-
rizontale Allianzen einzelner Anbieter als auch der Versuch des Erreichens der
kritischen Masse durch vertikale Allianzen auf dem europäischen Markt bisher
nicht mit Erfolg gekrönt.
Bei einem im Falle von Banken und Mobilfunkanbieter jeweils oligopolistisch
geprägten Markt ist eine horizontale Kooperation allenfalls zur Erfahrungsgewin-
nung in der Entwicklungsphase sinnvoll; das Erreichen einer kritischen Masse ist
auf diese Weise nicht möglich. Der Versuch einer vertikalen Allianz zwischen
Banken ist in Deutschland mit dem von der Gesellschaft für Zahlungssysteme
(GZS) betriebenen Verfahren payitmobile bereits im Jahr 2002 gescheitert. Zum
heutigen Zeitpunkt ist nicht nur die Erfolgsaussicht, sondern auch von vornherein
das Interesse der Banken an einer solchen Zusammenarbeit durchaus fraglich. Im
Bereich der Mobilfunkanbieter bestand eine solche vertikale Allianz mit Simpay
(vgl. Abschnitt 1). In einer vertikalen Mobilfunkanbieter-Allianz erscheint die Er-
reichung der kritischen Masse allenfalls mit einer sehr eingeschränkten Lösung,
die weitgehend auf dem Mobilfunkanbieter-zentrierten Standardtyp basiert und
damit weitgehend auf das Bezahlszenario Mobile Commerce beschränkt bleibt,
Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-Referenzmodell 373

wahrscheinlich. Daher sind die gezeigten Formen der Allianzbildung auf dem
deutschen oder einem vergleichbaren Markt allesamt nicht geeignet, die Diffusion
mobiler Bezahlverfahren maßgeblich voranzubringen.
Doch nicht nur die theoretischen Überlegungen, sondern auch die Fallbeispiele
aus dem internationalen Umfeld machen klar erkennbar, dass auf einem Markt
entweder ein dominierender Teilnehmer existiert, der eine „natürliche“ Führungs-
rolle übernehmen kann (etwa NTT DoCoMo in Japan), oder aber der Diffusions-
prozess nur durch eine horizontale und vertikale Kooperation in der für einen
Markterfolg erforderlichen Breite über die kritische Masse hinaus gebracht wer-
den kann. Auf den Märkten, die von einer oligopolistisch geprägten Ausgangssitu-
ation in ein fortgeschrittenes Stadium gelangt sind, ist dies ausnahmslos durch ein
Zusammenwirken der Marktteilnehmer erreicht worden, so etwa in Singapur
(Karlsson u. Taga 2004). Das Ziel muss die Aggregation der beiden genannten
Standardtypen zu einem einheitlichen Zahlungssystem Mobile Payment sein, des-
sen einzelne Verfahren technisch und wirtschaftlich interoperabel sind. Dem Refe-
renz-Organisationsmodell4 des MPRM liegt eine horizontale und gleichzeitig ver-
tikale MP-Allianz der Mobilfunkbetreiber und Banken zugrunde. Dieses in
Abbildung 4 gezeigte System wird als MPRM-Grid bezeichnet, wobei die grau
hinterlegten Gitterlinien die (virtuellen) Kooperationsbeziehungen, die die Teil-
nehmer untereinander verbinden, darstellen. Diese Form der Kooperation bildet
die Grundlage für wirtschaftliche Interoperabilität und ermöglicht damit eine um-
fassende Lösung des Mobile-Payment-Problems.

Bank n MNO m

Bank 2 MNO 2

Bank 1 MNO 1

Abb. 4. Das MPRM-Grid als gleichzeitig vertikale und horizontale Allianz

Die Form der Kooperation basiert auf einem aggregierten Angebot nach dem
Double-Issuer-Modell. Das bedeutet, dass jeder Mobilfunkanbieter und jede Bank
den eigenen Kunden ein mobiles Bezahlverfahren unter eigenem Markennamen
anbieten kann und jeder Mobile-Payment-Kunde dann typischerweise an zwei Is-

4 Für die Systemsicht und das MPRM-Anwendungssystemmodell, das die technische Inte-
roperabilität sicherstellt, indem es mit Hilfe eines semantischen Modells ein Anwen-
dungssystem zur Unterstützung mobiler Bezahlvorgänge gemäß den Vorgaben des
MPRM-Organisationsmodells spezifiziert, wird auf (Pousttchi 2005) verwiesen.
374 Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann

suer gebunden ist (bei denen er jedoch jeweils Bestandskunde ist, d.h. zu denen er
zuvor bereits eine bestehende Abrechnungsbeziehung unterhielt).
Es ist insbesondere aus Effizienzgründen sinnvoll, für die entsprechende An-
wendung auf dem mobilen Endgerät eine einheitliche Funktionalität über alle Is-
suer hinweg bereitzustellen und eine Intermediär-spezifische Konfiguration ledig-
lich durch Parametrisierung vorzunehmen.

3.3 Standardtypen

Die Anwendung hält aus jedem der im MPRM vorgesehenen Standardtypen I bis
III ein Bezahlverfahren vor. Soll eine Zahlung durchgeführt werden, wird je nach
dem vorliegenden Nutzungsszenariotyp automatisch das jeweils zutreffende der
drei Verfahren zur Bezahlung verwendet.
Der Standardtyp I spiegelt die primären Interessen des Mobilfunkanbieters als
Intermediär wider. Die Abrechnung erfolgt über die Telefonrechnung. Da der
Vorgang im Wesentlichen über die Mobilfunkanbieter-eigenen Billing-Systeme
durchgeführt wird, sind die Transaktionskosten hier vergleichsweise gering. Die
Sicherheit ist systeminhärent (bei der Abwicklung über die Billing-Systeme mit-
tels CDR-Generierung) typischerweise auf demselben mittleren Niveau angesie-
delt, wie die Verbindungsdaten und -kosten des Mobilfunkteilnehmers ansonsten
auch. Sowohl Transaktionskosten und Sicherheitsniveau, wie auch der Intermediär
selbst und seine Interessen führen dazu, dass dieser Standardtyp vor allem für
Micropayments geeignet ist. Zur Authentifizierung des Nutzers wird dabei typi-
scherweise die MSISDN verwendet. Eine solche Zahlung im Micropayment-
Bereich sollte vom Nutzer auf einfache Art, beispielsweise durch einen Tasten-
druck auf <OK> autorisiert werden können. Damit wäre sowohl eine gültige Wil-
lenserklärung vorhanden als auch der benötigten Einfachheit genüge getan. In An-
betracht der Betragshöhe sind zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen in der Regel
nicht erforderlich, es genügt das vorhandene, als mittel einzustufende Sicherheits-
niveau. Dasselbe gilt auch für die subjektive Sicherheit des Nutzers und für die
Absicherung des Intermediärs gegen Forderungsausfall.
Der Standardtyp II spiegelt die primären Interessen einer Bank oder einer Kre-
ditkartengesellschaft als Intermediär wider. Da es sich um eine reguläre Last-
schrift- oder Kreditkartentransaktion handelt, sind die Transaktionskosten hier
vergleichsweise hoch. Die Sicherheit ist dadurch jedoch systeminhärent ebenfalls
hoch, was auf die mobile Anwendung auszudehnen ist. Sowohl Transaktionskos-
ten und Sicherheitsniveau, wie auch der Intermediär selbst und seine Interessen
führen dazu, dass dieser Standardtyp vor allem für Macropayment geeignet ist.
Zur Authentifizierung des Nutzers ist dabei eine sichere Methode zu verwenden.
Eine Zahlung im Macropayment-Bereich erfordert zudem eine geeignete Autori-
sierung mit Online-Prüfung im regulären Banksystem sowie auf Nutzerseite bei-
spielsweise eine PIN-Eingabe.
Die vorangegangenen beiden Standardtypen werden jeweils durch bereits vor-
handene und vergleichsweise verbreitete Verfahrensweisen abgedeckt. Aggregiert
man sie jedoch, so erhält man noch keine universelle Einsetzbarkeit. Während der
Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-Referenzmodell 375

Typ II prinzipiell für jede Art von Macropayment geeignet ist, gilt dies für den
Typ I im Bereich des Micropayment nicht.
Um die Universalität des MPRM – beispielsweise in der „Paradedisziplin“ der
Zahlung von Kleinbeträgen an Automaten – herzustellen, muss für diesen Bereich
also ein weiterer Standardtyp geschaffen werden. Unter Rückgriff auf (Kreyer et
al. 2002) wird vorgeschlagen, den dortigen Standardtyp Prepaid in Form eines
Stored Value Account zu verwenden. Dieser verfügt aus Marktsicht nicht über die
notwendige Akzeptanz, um ein eigenständiges Verfahren zu begründen. Zur Er-
gänzung einer Gesamtlösung, insbesondere in sehr attraktiven Nutzungsszenarien,
erscheint dies jedoch sinnvoll. Idealerweise sollte auch hier, wie in den beiden an-
deren Standardtypen, eine bereits entwickelte und eingeführte Technik zum Ein-
satz kommen. Ein Beispiel für eine solche geeignete Technik ist die GeldKarte der
deutschen Kreditwirtschaft (z.B. Arounopoulos u. Kaufmann 2002) nach dem
Muster des E-Geldes in der Variante Kartenzahlung. Sie ist zudem von ihrer wirt-
schaftlichen und technischen Auslegung her explizit auf die benötigte Art der
Micropayments abgestimmt, für eine Verwendung in mobilen Endgeräten, etwa
für einen kontaktlosen Zugriff oder auch für einen Zugriff über die Luftschnittstel-
le, adaptierbar und könnte dabei idealerweise systeminhärent über eine Typ II-
Transaktion aufgeladen werden. Für den Standardtyp III gibt es jedoch eine Reihe
weiterer möglicher Umsetzungen. Prinzipiell wäre es ebenso denkbar, ihn an den
Standardtyp I – abhängig von dem betreffenden Mobilfunkanbieter – anzuschlie-
ßen. Eine weitere geeignete Möglichkeit läge darin, Kleinbeträge zu aggregieren
und bei Erreichen eines Schwellenwertes über den Standardtyp II abzurechnen.
Im Rahmen einer Allianz stellt diese Kombination dem Kunden ein seinen Prä-
ferenzen weit gehend entsprechendes und gleichzeitig die strategischen Interessen
der Intermediäre berücksichtigendes universelles Bezahlsystem zur Verfügung.

4 Ausblick

Die fehlende übergreifende Bezahlfunktionalität führt für viele (potentielle)


Dienstanbieter zu einer Rolle des Mobile Commerce als „Supermarkt ohne Kasse“
und außerhalb des Mobile Commerce zu einer weitgehenden Ignoranz mobiler
Bezahlverfahren durch Kunden und Händler. Das entscheidende Problem des Mo-
bile Payment liegt derzeit in der Kooperation der Marktbeteiligten auf der Basis
eines universellen, szenarienübergreifenden Bezahlsystems, das auf einer Abstrak-
tionsebene oberhalb der Bezahlverfahren angesiedelt ist und in dessen Umsetzung.
In diesem Beitrag wurde das Referenz-Organisationsmodell des MPRM in groben
Zügen eingeführt. Das MPRM insgesamt spezifiziert ein technisch und wirtschaft-
lich interoperables Informationssystem zur Unterstützung mobiler Bezahlvorgän-
ge, das zur Umsetzung einer Allianz komplementärer Anbieter von Bezahlverfah-
ren geeignet ist und durch eine systemimmanente Herstellung dieser Kooperation
die Voraussetzungen dafür schafft, mobiles Bezahlen innerhalb und außerhalb des
Mobile Commerce zu einer etablierten und weit verbreiteten Zahlungsart werden
zu lassen.
376 Key Pousttchi, Dietmar G. Wiedemann

Von der Etablierung einer solchen universellen Bezahlfunktionalität sind insbe-


sondere im Bereich der Entstehung innovativer Anbieter für mobile Dienste und
Anwendungen erhebliche positive Effekte auf den Markt des B2C Mobile Com-
merce zu erwarten. Die einfache Möglichkeit der Erzielung direkter transaktions-
abhängiger Erlöse würde es insbesondere kleinen und mittleren Anbietern – etwa
im Bereich ortsbasierter Dienste oder spezifischer Multimedia-Anwendungen – er-
lauben, stärker Endkunden-, statt MNO-zentriert anzubieten. Es ist nicht unwahr-
scheinlich, dass hierdurch eine Reihe von neuen Dienstanbietern entsteht, die es
heute noch nicht gibt.
Für Mobilfunkanbieter wäre ein offeneres Modell mit einem expliziten Mobile
Payment Service Provider (MPSP) in der Wertschöpfungskette des Mobile Com-
merce zwar mit Verzicht auf Marktzugangskontrolle und mit niedrigeren Margen
verbunden; dies könnte jedoch mittelfristig durch die volle Nutzung der Markt-
kräfte bei der Entstehung innovativer Dienste und eine damit verbundene erhebli-
che Umsatzsteigerung im Bereich der Datendienste deutlich überkompensiert
werden. Sollte das Mobiltelefon zudem auf diese Art und Weise fester Bestandteil
der täglichen Zahlungsgewohnheiten werden, sind die zu erwartenden Sekundäref-
fekte, sowohl für die Mobilfunkanbieter allein als auch für die Mobile Economy
als ganzes, kaum zu überschätzen.
Das MPRM ist geeignet, eine Kooperation der wesentlichen Intermediäre im
Mobile Payment zu unterstützen und zum Erfolg zu führen. Das MPRM kann je-
doch diese „ideale Welt“ der Kooperation nicht selbst herbeizuführen. Für den
deutschen Markt ergeben sich hier derzeit noch erhebliche Schwierigkeiten. Vor
allem die stark selbst- und wenig kundenbezogene Sicht der Akteure wird hierbei
zum Problem – erkennbar in mangelnder Innovationskraft wichtiger Teile des
Bankensektors, mangelnder Weitsicht und Lernfähigkeit bei einzelnen Mobilfunk-
anbietern und dem gegenseitigen Versuch, die jeweils andere Seite zu dominieren.
Eine Überwindung dieser Schwierigkeiten, mithin eine Bündelung der Kräfte,
könnte sowohl für die Mobilfunkanbieter einen erheblichen strukturellen Mangel
auf dem Markt der mobilen Dienste beheben als auch den Banken interessante
strategische Optionen öffnen. Es wäre beiden Seiten zu wünschen, dass sie diese
Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.

5 Fazit

x In Abschnitt 1 wurden Grundbegriffe im Bereich des Mobile Payment definiert


und ein kurzer Abriss des bestehenden Problems gegeben.
x Im Abschnitt 2 wurden die Besonderheiten des mobilen Bezahlens innerhalb
des Mobile Commerce sowie die Kundenpräferenzen für Intermediär und Ab-
rechnungsart dargestellt.
x In Abschnitt 3 wurde das MPRM entwickelt. Dabei wurde das MPRM-Grid als
Kooperationsmodell zwischen Banken und Mobilfunkanbietern und die Umset-
zung mittels Kombination von drei MP-Standardtypen eingeführt, von denen
zwei durch Wiederverwendung bestehender mobiler Bezahlverfahren und einer
Abrechnung mobiler Dienste im Mobile-Payment-Referenzmodell 377

durch Adaption eines im stationären Handel vorhandenen Konzeptes entstan-


den. Durch Verknüpfung dieser MP-Standardtypen mit den vorangegangenen
Ergebnissen konnte ein MPRM-Organisationsmodell hergeleitet werden, das
die wirtschaftliche Interoperabilität sicherstellt, indem es eine systemimmanen-
te Kooperation der Intermediäre nach dem Konzept des MPRM-Grid unter-
stützt.

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What Future for Electronic Purses?

Leo Van Hove1

Vrije Universiteit Brussel (Free University of Brussels), Belgium

1 Introduction

As Ewald Judt and Robert Komatz point out elsewhere in this book, the Austrian
Quick electronic purse is in the 10th year of its existence. The same is true for the
other E-Purse that is studied in more detail in this volume – the German Geld-
Karte; see the article by Volker Koppe. Both Quick and GeldKarte were part of a
wave of E-Purses that were launched by European banking associations in the
mid-1990s2. As the first decade of electronic money draws to a close in Europe,
there is, however, not much reason to celebrate. The Belgian Proton E-Purse is
generally seen as the most successful European scheme, but in a 2004 interview
Banksys CEO Dirk Syx nevertheless called it a “commercial disappointment” as
transaction volume remains significantly below target3.
Worse still, in the meantime several European E-Purses have been discontinued
because they have failed to catch on. The most recent victims are all Scandina-
vian. The Swedish banks closed down their CASH scheme in the fall of 2004. In
Denmark, the pioneering Danmønt card – which was launched as early as March
1993 – will disappear at the end of this year. In Finland, beginning in 2006 no new
Avant cards will be issued and the system will be closed down in 20094. The op-
erators of yet other E-Purse schemes have adjusted their ambitions. Telekurs in
Switzerland, for example, has repositioned its Cash card as a niche product – for
vending machines and closed environments – and the card is no longer heavily
marketed (Telekurs 2004). Similarly, at the 2005 Payments Conference organised

1 I am indebted to Jyri Marviala (Automatia Rahakortit Oy), Françoise Nollet (Banksys),


Marc Ronkar (Banque centrale du Luxembourg), Ronny Klein (CETREL), Rein Kieviet
(De Nederlandsche Bank), Christian Stark (Deutsche Bundesbank), Ewald Judt and Ro-
bert Komatz (Europay Austria), Volker Koppe (EURO Kartensysteme), Theresa Lee
(Network for Electronic Transfers, Singapore), Joey Wong, Loretta Wong and Eric Tai
(Octopus Cards), and Adrian Eberle (Telekurs) for data, background information and/or
comments.
2 For a complete chronology, see Appendix 2 in Van Hove (2004).
3 “25 jaar elektronisch betalen: tijd voor een balans”, Revue bancaire et financière/Bank-
en Financiewezen, nr 2004/6, September 2004, p 302.
4 Marviala J, personal E-Mail, March 2, 2005.
380 Leo Van Hove

by the Federal Reserve Bank of Chicago, Volker Koppe mentioned that in terms
of promotion, EURO Kartensysteme focuses on the key usage area of the Geld-
Karte today, which is unattended POS. “We have completely left retail”, said
Koppe, “because we see that it is very difficult to promote GeldKarte there”.
In short, contact-based multi-purpose E-Purses have not been very successful in
Europe. However, if one takes a broader view, the future looks less bleak for
stored-value cards. For one thing, the contactless Octopus card in Hong Kong is
generally seen as a success story. In the US, the single-purpose Starbucks card ap-
pears to have caught on. There is also no lack of new and interesting initiatives.
One of the new kids on the block is the Dexit RFID tag, which was launched in
September 2003 in Toronto. Dexit intends to expand its service across Canada in
the near future, and also has outspoken international ambitions. Returning to
Europe, a case in point is the Oyster contactless transit pass, which is now widely
used to pay for journeys on London's buses and underground trains. Starting Janu-
ary 2006, Transport for London (TfL) plans to extend the use of the Oyster card to
low-value purchases at retail stores in the capital (Clark 2005). As an aside, it is
interesting that the above examples are not entirely unrelated. Both Octopus Cards
Ltd. and Dexit Inc. are part of consortia that have been placed on TfL’s shortlist of
potential partners for the Oyster E-Money project (TfL 2005). And a recent article
in the Financial Times states that Starbucks has approached TfL about the project
(Knight 2005).
This Chapter tries to answer the question whether there is a long-run future for
electronic purses, and, if so, which form it might take. To that end, the second
Section presents and analyses data on the recent performance of European E-
Purses. Section 3 subsequently broadens the scope by looking at a number of non-
European cases. A central question here will be whether having an initial foothold
outside the retail sector – public transport in the case of Octopus, electronic road
pricing for the CashCard in Singapore – makes it easier to penetrate the retail sec-
tor compared to other purses that have had to start from scratch. Section 4 then
compares the technology used by the first wave of (European) E-Purses with that
used by some of the newer schemes, and shows that the latter have a number of
features that enable them to overcome some of the disadvantages of “traditional”
E-Purses and cash alike. Section 5 concludes.

2 Current state of European E-Purses

I have already documented the performance of European E-Purses in a number of


earlier articles; see Van Hove (2000, 2004). However, in my most recent over-
view, the bulk of the data series stopped in September/October 2002. Hence, an
update was clearly in order5. The present Section therefore presents new data up to

5 In doing so, the article builds on the data presented in Van Hove (2000, 2004), which
were updated and supplemented based on the ECB “Blue Book”; the BIS “Red Book”;
the latest CPSS survey (CPSS 2004); annual reports, press releases, and websites of E-
What Future for Electronic Purses? 381

December 20046. One of the main findings in Van Hove (2004) was that the intro-
duction of the Euro coins and banknotes on January 1st 2002 had a positive impact
on E-Purse usage in several Euro-zone countries (Austria, Belgium, France, Lux-
embourg, and the Netherlands). One of the key questions of this Section is there-
fore whether the “Euro effect” has proved to be a lasting one; in other words,
whether it has continued to be visible beyond September/October 2002 – the point
of observation of our previous analysis. To that end, we first have a look at the
penetration degree of the different schemes and analyse the evolution in the num-
ber of activated, c.q. active cards as well as the number of terminals (point 2.1).
Subsequently we analyse the actual usage that is made of this infrastructure (point
2.2). The final subsection presents a summary measure of the state of the respec-
tive E-Purse schemes; namely, the float per capita.
Before we start our analysis, I have to make two important preliminary remarks
of a practical nature. A first is that – because of space limitations – some of the
graphs presented in Section 2 also include data for four non-European schemes,
namely CashCard (Singapore), Edy (Japan), and Octopus (Hong Kong). Neverthe-
less, the focus of Section 2 is exclusively European. As explained in the Introduc-
tion, the evolution of the non-European schemes is discussed in Section 3. The
second remark is that while I have data on 16 European E-Purse schemes, for the
sake of clarity only data for 8 out of these 16 are shown in the graphs. I have cho-
sen to leave out the schemes, (1) that have already (de facto) disappeared or are
about to disappear (CASH in Sweden, Chipper in the Netherlands, Danmønt in
Denmark, the Multibanco Electronic Purse in Portugal, and Visa Cash in Spain),
or (2) that have concentrated on local projects and are only of regional importance
(Euro 6000 and Monedero 4B in Spain, and MINIpay in Italy7).

2.1 Degree of penetration of European schemes

When thinking about the penetration of an E-Purse scheme, the logical starting
point would seem to be to simply look at the number of cards in circulation. How-
ever, as argued in Van Hove (2004), for most European schemes this is not a good
indicator of their real degree of penetration. This is because in many countries E-
Purse applications were simply incorporated into debit cards and sent out to card-
holders when their debit cards came up for renewal. Unsurprisingly, many of these
unsolicited E-Purses have remained unused. Figures 1 and 2 therefore concentrate
on the number of activated and active cards, respectively. As explained in detail in
Van Hove (2004), E-Purse operators use diverging definitions here, which I have

Purse operators; annual reports of central banks; and news reports. However, the bulk of
the data was again obtained directly from E-Purse operators or central banks (see ac-
knowledgements). The main exception is Edy.
6 For some schemes I have more recent data (in some cases up to June/July 2005). Al-
though not visible in the graphs with a normal time axis, these observations do show up
in graphs with the number of months since roll-out on the horizontal axis.
7 See Van Hove (2004, p 13 and 16) for a justification of this selection.
382 Leo Van Hove

split into two groups. Generalising, statistics that focus on whether a card is cur-
rently loaded – or has been at a point in the past – have been grouped in Fig. 1,
under the heading activated cards. Statistics that measure whether the card is “cur-
rently” used for payments are presented in Figure 2, under active cards.
65%
Avant (FI)
60% Cash (CH)
miniCASH (LU)
55%
Moneo (FR)
50% Quick (AT)
Chipknip + Chipper (NL)
45%

40%

35%

30%

25%

20%

15%

10%

5%

0%
Jan.95 Jan.96 Jan.97 Jan.98 Jan.99 Jan.00 Jan.01 Jan.02 Jan.03 Jan.04

Fig. 1. Number of activated cards (% population)

Starting with Fig. 1, a first observation is that overall the degree of penetration
measured in terms of activated cards is low. With the exception of Chipknip8 in
the Netherlands and miniCASH in Luxembourg, all penetration rates lie below
10% (including for many schemes not shown in the graph). This is a far cry from
the ostensible penetration rates that one gets if one does not look beyond the total
number of cards in circulation. For example, the overall penetration rate of the
Austrian Quick scheme approaches 90%. Returning to Fig. 1, for some of the
schemes not only the level but also the evolution over time is problematic. Quite
alarmingly, the number of activated Moneo cards has decreased by some 9% be-
tween December 2003 and December 2004, to 1.2 million. And this for a popula-
tion of roughly 60 million people, more or less half of whom walk around with a
Moneo E-Purse included on their debit card. The launch of Moneo in Paris in No-
vember 2002 – which was seen by many as a breaking point – has thus apparently
not been very successful. The evolution in the number of activated Cash cards in
Switzerland is heavily influenced by card renewal patterns – with numbers drop-
ping significantly in December of each year – but here too a downward trend is
visible. The number of activated Cash cards dropped from 8% of the population in
October 2002 to 7% in October 2003, and to 6% in October 2004.

8 The legend in Figure 1 indicates that the observations for the Netherlands relate to the
combined penetration of Chipknip and Chipper. However, the Chipper scheme was
phased out in the spring of 2002 so that starting in May 2002 the observations relate to
Chipknip alone.
What Future for Electronic Purses? 383

As noted, only Chipknip and to a lower extent miniCASH can boast satisfac-
tory penetration rates9. However, some caution is required concerning the most re-
cent observation for Chipknip as this is not based on hard statistics compiled by
either operator Interpay or the Dutch central bank. Rather, it was taken from a re-
cent survey by Millward Brown (2005). According to this survey, only a little
more than half (55%) of those who have a Chipknip have ever loaded it. Curi-
ously, the survey also pointed out that one out of every eight people who have
loaded their card, has never actually used it. As an aside, a recent survey con-
ducted by the Institut für Demoskopie Allensbach in 2005 – and discussed in Sec-
tion 2 of the article by Volker Koppe elsewhere in this book – provides an indica-
tion of the number of activated GeldKarte purses. The survey found that 66% of
the respondents who owned a debit card with a chip were aware of the GeldKarte
application on the chip. One out of every five of these actually used the card.
Given that there are today some 63 million GeldKarte purses in circulation, 20%
of the cards in circulation translates to a penetration rate of some 10% of the Ger-
man population. In Fig. 2, which depicts the ratio of active cards to total popula-
tion, Proton is a particularly interesting case.
30%

GeldKarte (DE)
Proton (BE)
25%
Chipknip + Chipper (NL)

20%
% of total population

15%

10%

5%

0%
Jan.95 Jan.96 Jan.97 Jan.98 Jan.99 Jan.00 Jan.01 Jan.02 Jan.03 Jan.04

Fig. 2. Number of active cards

9 Where miniCASH is concerned, it has, however, to be noted that the number of activated
cards was more than halved in early 2005 as result of a renewal at the end of 2004 of the
Bancomat debit cards on which the miniCASH purse in mounted. This phenomenon is an
excellent reminder of the fact that penetration in terms of activated, c.q. active cards has
to be interpreted differently.
384 Leo Van Hove

As pointed out in Van Hove (2004), there was a jump of some 700,000 cards
(roughly 7% of the Belgian population) between December 2001 and January
2002 – clearly on account of the introduction of the Euro. The number of active
Proton cards continued to increase until June 2002 (when an all-time high of 28%
of the population was reached) but started dropping afterwards. This has happened
gradually in the statistics because Banksys’ definition of an ”active” card is “a
card used for at least one purchase transaction in the last six months”. In reality,
the drop in the number of users was thus probably steeper. However, since August
2003 the number of active cards has stabilised at roughly 2 million (equivalent to
20% of the population). This is some 250,000 more than at end-December 2001,
prior to the introduction of the Euro. A large part of the ”Euro effect” has thus dis-
appeared. The two other schemes in Fig. 2 use a stricter definition of ”active
cards” than Banksys (”cards used at least once in the current month”), so that the
comparison is biased to their disadvantage. It is nevertheless safe to state that the
number of active GeldKarte users is a lot lower. EURO Kartensysteme estimates
that on a yearly basis – which is double the timeframe used by Banksys – only be-
tween 5% and 10% of the cards in circulation are actually in use (Koppe 2005). As
a percentage of population, these figures are even lower. This said, the number of
active GeldKarte purses has increased by some 16% during 2004. The number of
active Chipknip cards has also increased in 2004, but has stabilised between De-
cember 2004 and June 2005 (not shown in the graph).
25,000
Avant (FI)
Cash (CH)
Chipknip (NL)
GeldKarte (DE)
20,000 miniCASH (LU)
Moneo (FR)
Quick (AT)
Proton (BE)
CashCard (SG)
15,000 Edy (JP)
Octopus-'retail' (HK)

10,000

5,000

0
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110
number of months since national launch

Fig. 3. Number of terminals (per million inhabitants)

Turning to terminals, Fig. 3 is the first graph with the number of months since
roll-out on the horizontal axis. This is done in an attempt to correct for the fact
that the schemes surveyed have been launched at widely diverging dates, and are
thus today at different points in their life cycle. The Luxembourg miniCASH card,
for example, was only launched on a national scale in March 1999 – that is, two to
What Future for Electronic Purses? 385

three years later than the bulk of the other schemes. If one takes this into account,
the sustained increase in the number of miniCASH terminals becomes quite im-
pressive. It also has to be stressed that this increase continued after the introduc-
tion of the Euro – which for miniCASH took place in month 35.
Looking at the other European schemes, it can be noted that Chipknip, Proton
and Quick have today reached comparable levels of terminal penetration. How-
ever, these overall figures may hide important underlying differences. For exam-
ple, as explained in Van Hove (2004), a sizeable portion of the Chipknip accep-
tance points are in fact debit card terminals that have been converted into “combi
terminals”, which are only of limited use for E-Purse users10. The relative impor-
tance of U-POS terminals – which typically generate high transaction volumes –
may also differ. At the other end of the spectrum it can be observed that while the
number of GeldKarte terminals has grown by roughly 20% per year during the last
three years, it is still clearly too low.
A final observation concerning Fig. 3 concerns the ”Euro effect” in the number
of Proton terminals. In the figure this is visible between months 68 and 69. Inter-
estingly, unlike for the number of active users, Banksys in this case has managed
to consolidate the Euro windfall. This may be because merchants are to some ex-
tent locked-in once they have bought a terminal. However, the growth in the num-
ber of terminals has clearly slowed down after the introduction of the Euro11.

2.2 Usage rates of European schemes

Moving from infrastructure to usage, Fig. 4 presents data on the average number
of transactions per card in circulation. As in Van Hove (2004), the conclusion re-
mains that these overall frequencies of use are extremely low. Of the European
schemes, only Proton has succeeded in breaching the barrier of one transaction per
card per month. And this basically only because of a ”Euro-bounce” in usage,
which in the meantime has waned. Again it can be noted that the positive euro-
impact has proven more durable for other schemes. This is true for Quick, mini-
CASH, and certainly for Chipknip: the overall frequency of use of the Dutch purse
jumped from 0.15 transactions per month in December 2001 to 0.25 the next

10 Elsewhere in this book, Judt and Komatz (point 5.3 in their article) argue against purse-
only terminals and in favour of combi terminals. To be clear, my remark is not at odds
with their argument. I do not dispute that certain merchants may benefit from installing a
combi terminal. My point is simply that the benefit to E-Purse users is larger if a retailer
in a low-ticket sector who previously did not accept payment cards is added to the E-
Purse network, compared to a situation where a retailer with a debit card terminal decides
to also accept E-Purses – the fact that the latter merchant already accepted debit cards be-
ing an indication that his average ticket is outside the realm of typical E-Purse payments.
11 The drop in the number of terminals between March and April 2003 (between months 83

and 84) is due to the fact that from this point onward only terminals that are in active use
are included.
386 Leo Van Hove

month and has shown an upward trend ever since, even though it has decelerated
somewhat in recent months.
3.0

2.5

2.0

1.5

1.0

0.5

0.0
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110
number of months since national launch

Avant (FI) Cash (CH) Chipknip (NL) GeldKarte (DE)


miniCASH (LU) Quick (AT) Proton (BE) Moneo (FR)
CashCard (SG) CashCard-retail (SG) Edy (JP) Octopus-retail (HK)
1 per month

Fig. 4. Frequency of use, all cards (transactions per card, per month)

Figure 5 is the first of two graphs that correct for the high number of sleeping
cards. The figure shows that the recent frequencies of use of the Austrian, Luxem-
bourg and Swiss purses all lie in the range of roughly 3 to 4 transactions per acti-
vated card per month. In early 2002 the French Moneo card was also part of this
cluster. At that point in time the Moneo scheme – which was only launched on a
national scale in October 2001 – still looked very promising. With 3.9 transactions
per activated card six months after national roll-out, Moneo in fact outperformed
all other schemes at that point in their lifecycle12. Recently, however, Moneo has
suffered a severe relapse. Part of the explanation for this is that the number of ac-
tivated cards went up – at least initially – but alarmingly the transaction volume
has also decreased in absolute terms: the number of transactions registered in De-
cember 2004 was no less than 27% lower than in December 2002. Finally, the
relatively low figure for Chipknip may have something to do with the remark
made earlier that one out of every eight loaded cards has never been used.

12 See, however, footnote 39 on p. 24 in Van Hove (2004) for an important caveat.


What Future for Electronic Purses? 387

5.0
Avant (FI)
4.5 Cash (CH)
Chipknip (NL)
4.0 miniCASH (LU)
Moneo (FR)
3.5 Quick (AT)

3.0

2.5

2.0

1.5

1.0

0.5

0.0
Jan.95 Jan.96 Jan.97 Jan.98 Jan.99 Jan.00 Jan.01 Jan.02 Jan.03 Jan.04
Fig. 5. Frequency of use, activated cards (transactions per card, per month)

In a similar vein as Fig. 5, Fig. 6 presents data on the frequency of use per active
card. As noted when discussing Fig. 2, the definition of active Chipknip and Geld-
Karte cards is stricter than for Proton. While this has the effect of biasing the
number of active cards to their disadvantage, the opposite is obviously true here
since the number of transactions is divided by a comparatively lower number of
cards. Probably the most interesting observation in Fig. 6 is that, allowing for sea-
sonal fluctuations, the frequency of use of the Proton card has continued to in-
crease over the years – even after the Euro effect (visible in month 69 and follow-
ing) has faded13. There thus appears to be a core of fervent Proton users, whose
intensity of use seems to increase in step with the number of acceptance points14,15.

13 Note that the Proton figures are moving averages over 6 months; see footnote 40 on page
25 in Van Hove (2004) for a detailed explanation.
14 As a matter of fact, over the period May 1998–December 2004 (months 25–104 in Fig. 6)

the correlation between the series presented in Figs. 3 and 6 amounts to .87 – and this in
spite of the break in the terminals series in April 2003 (see footnote 11) and the drop in
the frequency of use caused by the “euro jump” in the number of active cards in January
2002 (month 69 in Fig. 6).
15 As an aside, the drop in the number of activated miniCASH cards described in footnote 9

also provides an indication of the existence of a core group of users. Indeed, although the
number of activated cards was almost halved and dropped to some 10% of the popula-
tion, the overall transaction volume was not noticeably affected.
388 Leo Van Hove

7
Chipknip (NL)
GeldKarte (DE)
6 Proton (BE)
CashCard (SG)
5 Octopus-retail (HK)

0
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110
number of months since national launch

Fig. 6. Frequency of use, active cards (transactions per card, per month)

2.3 A summary statistic: the float

The final figure of our ”tour d’horizon” of European E-Purses contains data on the
amount of E-Money outstanding per capita. This indicator can be interpreted as a
summary measure of the state of an E-Purse scheme. Indeed, because the indicator
is expressed on a per capita basis rather than per card, it is influenced both by the
degree of penetration of the scheme – the number of users relative to total popula-
tion – and the frequency of use of the cards.
In Van Hove (2004), I noted concerning the float that if one corrected for the
later roll-out of miniCASH, the Luxembourg scheme consistently outperformed
Proton. This proves to be no longer correct today: even after adjusting for the
”maturity” of the schemes, Proton is clearly the most advanced of the European
schemes in terms of float per capita. With hindsight, miniCASH’s initial pole po-
sition proves to be have been due in part to the fact that it benefited from the
”Euro-bounce” earlier in its life cycle16. A final remark is that the introduction of

16 The Euro-bounce was also slightly larger in relative terms than for Proton: 73.3% in total
(19% between end-November 2001 and end-December 2001, and another 46% between
end-December 2001 and end-January 2002). For Proton the corresponding figures are
64%, 50%, and 9%. The pace of growth of the two schemes before and after the introduc-
tion of the euro is almost identical, except for the period June-November 2001 when Pro-
ton enjoyed an upsurge in the float in parallel with an increase in the number of active
cards (the correlation between these two is no less than 0.97). It is this upsurge that is re-
sponsible for the difference in float level that is visible today. Note also that the decline
What Future for Electronic Purses? 389

the Euro coins and banknotes has pushed the float of four schemes – namely
miniCASH, Proton, Chipknip, and Quick – to a substantially higher level where it
has remained since, although Proton and Quick registered a small relapse after the
spike coinciding with the Euro changeover.
14
Avant (FI)
Cash (CH)
12 Chipknip (NL)
GeldKarte (DE)
miniCASH (LU)
10
Moneo (FR)
Proton (BE)
8 Quick (AT)
Octopus (HK)

0
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110
number of months since national launch

Fig. 7. Float (in Euro per capita)

3 A broader view

As pointed out in the Introduction, there are a number of stored-value cards in use
elsewhere in the world which – at least according to news reports – are more suc-
cessful than the European schemes. The poster child is the Octopus card in Hong
Kong. The Octopus card is a contactless transit card that was launched in 1997
and can today be used for virtually all modes of public transport in the city. As of
June 2002, the card is also accepted by an increasing number of retailers. This
Section of the Chapter numerically compares the Octopus card with the schemes
discussed in Section 2.
As announced in the Introduction, the main goal is to find out whether the fact
that the Octopus card was already popular as a transit pass before it migrated to re-
tail has made it easier for the card to enter the latter sector. Given that network ex-
ternalities are of crucial importance for payment instruments, one would a priori
expect this to be the case. E-Purses that have to start from scratch have to con-

in the miniCASH float level towards the end of 2004 is caused by the card renewal proc-
ess mentioned in footnote 9 (Source: Ronkar M, personal E-Mail, July 27, 2005).
390 Leo Van Hove

vince a critical mass of both consumers and merchants. As will be shown below,
the Octopus scheme had already reached a critical mass of active cardholders be-
fore its expansion to the retail sector. Hence the operator ”only” had to convince
retailers.
The numerical analysis in this section is, however, not limited to Octopus. I
have also included two other Asian E-Purses for which I have data: the Singapor-
ean CashCard and the Japanese Edy purse. The case of the CashCard bears some
resemblance with that of Octopus in the sense that they have both benefited from a
(semi-)captive audience outside the retail environment. Commuters in Hong Kong
had little choice but to use the Octopus card, whereas the CashCard is quite simply
the only means of payment for the Singaporean Electronic Road Pricing scheme.
The Edy purse, for its part, is more similar to the European E-Purses as it was in-
tended for retail purchases from day one. However, it has a number of distinct
technological features, which are discussed in Sect. 4.
Avant (FI)
Cash (CH)
Chipknip (NL)
200% GeldKarte (DE)
miniCASH (LU)
Moneo (FR)
Quick (AT)
Proton (BE)
CashCard (SG)
150% Edy (JP)
Octopus (HK)
Octopus-retail (HK)

100%

50%

0%
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110
numbers of months since national launch

Fig. 8. Total number of cards in circulation (% population)

Figure 8 shows that launching a card in a closed environment – where its use can
(almost) be mandated – makes it possible to put a great many cards in the market
in a short period of time. Such a fast and massive deployment of cards can be in-
strumental in convincing the merchant-side of the market and breaking the
chicken-and-egg deadlock. In the first month after its launch alone, no less than
1.6 million Octopus cards were sold, which is equivalent to 23% of the population
(see Figure 8)17. After five months, almost 60% of the population (56% to be ex-
act) had been reached – a feat which only one European E-Purse was able to pull

17 The reader is asked to ignore for now the data series labeled ”Octopus-retail”.
What Future for Electronic Purses? 391

off, namely miniCASH 18 (again see Fig. 8). Another point of comparison is the
Mondex card, which was launched in Hong Kong a mere two months later than
the Octopus card. At end-1999, the Mondex scheme had succeeded in attracting a
meager 250,000 cardholders, compared to 5.9 million for Octopus (Davis 2000).
Figure 8 also shows that Octopus reached an overall penetration rate of 100%
in more or less three years. As of July 2005, there were no less than 12.6 million
Octopus cards in circulation, or about 1.8 times the number of residents. The ex-
planation is that many residents have a spare card. At the 2005 Chicago Fed Pay-
ments Conference, Octopus Cards CEO Eric Tai joked that women tend to have
one Octopus card for each handbag. Another reason is that tourists tend to keep
the card as a souvenir.
Where the two other Asian E-Purse schemes are concerned, it can be noted that
Network for Electronic Transfers Singapore (NETS) was initially substantially
slower than Octopus in issuing cards. However, by the end of year three it had
caught up with Octopus and had surpassed all European schemes, including mini-
CASH19. Edy in Japan is a different case altogether. Its speed of penetration is
slow – even by European standards20. However, one has to keep in mind that pene-
tration is measured on a national scale here, whereas Edy is currently only avail-
able in the Tokyo area (Yamori and Nishigaki 2005). As is explained in Van Hove
(2004), for larger countries ”geographic focusing” – i.e., introducing the card city
by city or region by region – can be a better strategy than a massive roll-out across
the whole of the country. In the absence of a ”big bang”, what matters is not so
much the overall penetration rate but rather the penetration rate in the regions that
have already been covered – which is something that cannot be inferred from
graphs like Fig. 8. Interestingly, there is anecdotal evidence that the operator be-
hind the Edy card – which was launched several years later than the European E-
Purses, thus providing its sponsor with an opportunity to learn from the mistakes
of others – has realised the importance of geographic focusing. This is how an
Internet source described the strategy followed by BitWallet in promoting its Edy
purse: ”In addition to going after large retail chains, BitWallet is also looking to
court independent retailers in single locations to create something like Edy hot
spots where a large number of retailers accept the card” (Itworld.com 2002, em-
phasis added).
Moving on, Fig. 8 gives the impression that, at least during the first three years
after launch, the penetration rates of Octopus and miniCASH were quasi-identical.
However, in combination with Fig. 1, Fig. 9 reveals a crucial difference between
the two schemes. Figure 9 – which is in fact Fig. 2 with the three Asian schemes

18 As explained earlier, the miniCASH purse is mounted on the local Bancomat debit card
and as it happened, all Bancomat cards came up for renewal at the end of 1998 – just
prior to the launch of the miniCASH purse in March 1999.
19 A caveat is that the figures on the NETS website talk about the number CashCards ”is-

sued to date”; it is not clear whether all these cards are still in circulation.
20 A comparison of Fig. 8 with Fig. 1b in Van Hove (2004), p 54, shows that the speed of

penetration of Edy is comparable to that of the European schemes that are no longer
around.
392 Leo Van Hove

added – shows that at the end of year three the ”real” penetration rate of Octopus –
i.e., in terms of active cards21 – was no less than 66%. Figure 1, on the other hand,
shows that after 13 months the figure for miniCASH was only 10%, and this in
terms of activated cards – which is a less strict measure. This difference in scale
points to an obvious, but nevertheless crucial feature of closed-environment
schemes: not only are people practically ”forced” to have a card, they also (have
to) use it. The European general-purpose cards discussed in Sect. 2, on the other
hand, were not only typically sent out without cardholders asking for them (see
point 2.1), they also entered into competition with cash and, for some payments,
debit cards. A survey conducted in May/June 2001 among 507 Hong Kong resi-
dents (Paynter and Law 2004) underpins the point about ”forced” adoption of the
Octopus card. The survey found that 94.3% of the respondents owned an Octopus
card and that literally all cardholders used it22. The majority (62.1%) of the re-
spondents who did not own a card suggested that the major reason was ”because
they [did] not need to have one or rarely used the services supported by the sys-
tem”23. The bottom line is simple: people use the Octopus card because they re-
quire the services. Or in the words of CEO Eric Tai: “We have a killer application
– transportation, which customers have to use on a regular basis ” (Cheng 2005).
When analysing Fig. 9, it is also interesting to observe that adding the three
Asian schemes to the series already present in Fig. 2 has completely altered the
scale of the graph. And the Octopus card is not the sole culprit here: it has taken
the CashCard a little bit longer, but in the meantime it has reached an even higher
penetration level than Octopus – a level that European schemes can only dream
about, even at later points in their lifecycle.
As mentioned earlier, after some time the Octopus scheme migrated to the retail
sector. On 25 April 2000, the Hong Kong Monetary Authority authorised Creative
Star Limited (as Octopus Cards Limited was still called at that time) as a deposit-
taking company (Hong Kong Monetary Authority 2000). As a result, the regula-
tory limit of maximum 15% non-transport-related usage disappeared24. Octopus’
first non-transit application after having obtained the DTC license was Vitaland
tuckshops in schools in June 200025. The first important expansion into retail took
place one month later with the acceptance of the card in 83 fast food restaurants
and 130 cake shops of the Maxim’s chain. I have taken June 2000 as the starting
point of Octopus’ venture into retail. If one uses this to recalibrate the Octopus ob-
servations in Figs. 8 and 9 – see the series labeled ”Octopus-retail” – it becomes
clear that in the second month after it was launched as a card for retail payments,

21 The definition used here is ”cards with at least one transaction in the past three months”.
22 In June 2002 Octopus said that more than 95% of Hong Kong residents aged 15–65 car-
ried a card (Munroe 2002). A 2004 survey conducted by Synovate gave the same result
(Wong J, personal e-mail, August 25, 2005).
23 Another 17.2% preferred notes and coins and 13.8% was not willing to pay the HKD 50

up-front deposit for the card (o.c.).


24 Note that the card could be used early on to pay at self-service kiosks, payphones, etc.,

but always inside the railway stations.


25 Wong J, personal e-mail, August 25, 2005.
What Future for Electronic Purses? 393

the Octopus card was owned by 96% of residents (see Fig. 8) and used by 66%
(see Fig. 9)26. This is a completely different starting point compared to the Euro-
pean E-Purse schemes.
140%
Chipknip (NL)
GeldKarte (DE)
120% Proton (BE)
CashCard (SG)
Octopus (HK)
100% Octopus-retail (HK)

80%

60%

40%

20%

0%
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105
number of months since national launch

Fig. 9. Number of active cards (% population)

This observation brings us – finally – to the key question of Sect. 3: did the large
and active card base at an early stage of Octopus’ life as a real cash card make it
any easier for the operator to acquire retailers and jumpstart retail usage? A first
piece of the answer can be found in Fig. 3, which contains data on the number of
terminals per million inhabitants. Figure 3 shows that Octopus’ starting position
was second to none. An important remark in this respect is that while the series for
Octopus is labeled ”Octopus-retail” and starts in June 2000 as explained above,
the figures relate to the total number of readers – that is, transport and non-
transport combined. In other words, Octopus’ favourable starting position is in
fact the result of its transit foothold. However, after two years several of the Euro-
pean schemes surpass Octopus, including schemes that are not presented in the
graph (MEP in Portugal, Visa Cash in Spain, and CASH in Sweden). Hence, the
conclusion is that the deployment of Octopus terminals in the retail sector was not
particularly faster compared to the European schemes27. The conclusion for the
CashCard is similar: it too occupies a middle position in Fig. 3.

26 Both figures disregard the fact that some people own more than one card.
27 Note that the fact that the Octopus figures also include transport readers only makes our
conclusion stronger. According to Octopus Cards, as a rough estimate, there are ”over
3000” retail outlets or shops accepting Octopus, besides over 180 car parks, 17,000 on-
street parking meters and about 6000 vending machines and kiosks (Source: Wong J,
394 Leo Van Hove

Octopus Cards emphasises that the number of retail service providers – most of
which have multiple points of sale – has increased from 10 in 2000 to 105 in July
2005, covering a unique range of applications (including, for example, Chinese
wet markets)28. As to the speed of deployment into retail, Joey Wong, Public Rela-
tions Manager of Octopus Cards, commented: ”The rollout of Octopus to a retail
merchant (most of our retail partners are large chain stores in HK) requires sub-
stantial effort in commercial liaison, system integration (including business rules
accommodation) and testing. It is not a plug-and-play system”29.
Figures 4 and 6 provide the second piece of the answer. Where Fig. 4 is con-
cerned, the reader will note that the overall frequency of use of Octopus – where
”overall” in this case means not only ”per card in circulation” but also ”transport
and non-transport transactions combined” – is not included in the graph because it
would dwarf all the other observations. In September 1997, the first month of its
existence, the Octopus card was used on average no less than 48 times per month,
or 1.7 times per day – a clear indication that the heavy users of public transport
were the first to buy a card. By December 1997, as the card spread out to other
parts of the population, its frequency of use had already dropped to just about half
(24 times per month). The current figure (for July 2005) is about 22 transactions
per card per month. The usage figures per active card are obviously even higher:
my most recent observation – again not included in Fig. 6 – puts it at a staggering
36 transactions per month (in July 2005).
The claim in a recent article that Octopus is ”the world’s most-used payment
card” (Chamber 2004) might thus very well be correct – if transit transactions are
included, that is. Clearly, in order to make the Octopus figures comparable with
the figures for the European schemes, transport usage should be filtered out. Un-
fortunately, information on the number of non-transport transactions is hard to
come by. It is often also vague. For example, how is one to interpret a quote that
says transport ”accounts for over 90% of Octopus transactions” (Munroe 2002)?
Also, press articles place the importance of retail in early 2005 at 14% to 15% by
value (Cheng 2005; Balaban 2005a), whereas we are interested primarily in the
number of transactions. Figures obtained from Octopus Cards are also expressed
in terms of value. Simply assuming that the average value of an Octopus retail
transaction is the same as for other Octopus transactions would clearly overesti-
mate the number of retail transactions. Luckily, for July 2005 I was able to com-
pute the extent of the bias, knowing that in this month the average retail transac-

personal E-Mail, August 25, 2005). If one adds up all these categories in order to obtain a
rough estimate of the number of non-transport terminals, one arrives at 26,180 – or 70%
of the total number of terminals as per end-July 2005. Eliminating in this way the trans-
port terminals – in order to make the Octopus figures comparable with those of the Euro-
pean schemes – would lower the most recent observation for Octopus in Fig. 3 to a level
just below that of the Swiss Cash card.
28 Wong J, personal e-mail, August 25, 2005.
29 O.c.
What Future for Electronic Purses? 395

tion with Octopus was about HKD 1630, whereas the overall average is close to
HKD 7.00. I then retroactively applied the same correction factor to all previous
months for which I had data31. On the other hand, where the level of the observa-
tions is concerned, the comparison with the European schemes in Figs. 4 and 6 is
unfair for Octopus – and CashCard, for that matter – because the figures for these
two schemes relate solely to retail and do not include parking transactions, for ex-
ample, whereas the figures for European schemes do include the latter type of
transactions. Here I have no clue as to the extent of the bias.
With this in mind, the series labeled ”Octopus-retail” in Fig. 4 does show that
Octopus retail usage by no means skyrocketed from the start; in fact Octopus’ start
was slower compared to miniCASH and Proton, for example. Recent figures,
however, compare favourably – even without the parking transactions. And unlike
miniCASH, for example, Octopus had managed to sustain the increase in the fre-
quency of use. However, just as for the European schemes, it is better to look at
the frequency of use per active cards. Crucially, Fig. 6 shows that the results for
Octopus – which exclude parking transactions – are not bad, but certainly not un-
seen. (When comparing levels, one has to keep in mind that Octopus’ definition of
an active card lies in between that for Proton and for GeldKarte – cf. above – so
that the results for Octopus are overstated compared to Proton but understated
compared to GeldKarte32.) Note also that for Octopus, the difference between the
frequency of use per card in circulation (Fig. 4) and per active card (Fig. 6) is sub-
stantially smaller than for the European schemes because there are relatively less
”sleeping” cards. In other words, the higher proportion of active cards explains to
a large extent Octopus’ good result in Fig. 4. A final remark is that Fig. 6 again
highlights the slow start of the Octopus retail payment service.
Recapitulating, Figs. 3 (terminals), 4 (overall frequency of use), and 6 (fre-
quency of use per active card) all point in the same direction: launching Octopus
in the retail sector does not appear to have been particularly easy. All this is obvi-
ously no secret for Octopus Cards executives. In January 2002, Brain Chambers,
then principal consultant with Creative Star, was quoted saying that retail sales
had been ”very disappointing” (Card Technology 2002). In June 2002, Octopus
Card CEO Eric Tai stated that Octopus had been ”reasonably” successful in ex-
panding the card’s use for retail payments (Munroe 2002). And at a recent confer-
ence in Tokyo, Sammy Kam, technical director for Octopus Cards, acknowledged
that the share of non-transit had increased only slowly over the years (Balaban
2005a). Still, Octopus Cards views the retail future of Octopus with confidence.
Reportedly, a typical Octopus-enabled retailer will today see up to 10% by num-

30 Wong, J., personal e-mail, August 25, 2005. A recent article in the Financial Times
(Cheng 2005) reports an average value of HKD 6.50 for early 2005 but this is incorrect.
31 This approach seems to be acceptable: the January 2003 issue of European Card Review

quotes Eric Tai as saying that retail transactions averaged HKD 20 at that time, whereas
the overall average was HKD 8 (ECR 2003).
32 Another point is that in the case of Octopus a card that is used intensively but only as a

transit pass is counted as an active card in Fig. 9 and thus also in Fig. 6, although in the
latter graph the analysis focuses on retail usage.
396 Leo Van Hove

ber of transactions made with the card instead of cash. Mr. Tai hopes to see the
card eventually account for 20 to 30% of its merchants’ transactions (Cheng
2005). Octopus Cards also emphasis that retail usage has grown by 60% between
July 2004 and July 200533.
Turning to Fig. 7, it can be noted the Octopus’ float level is currently compara-
ble to that of the Proton scheme in Belgium34. Figure 7 also shows that compared
to the European schemes Octopus reached a higher level much quicker – clearly
because of the ”forced” adoption of the transit application (cf. above). Also, al-
though I only have two ”pre-retail” observations, one does get the impression that
the growth rate of the float increased after the Octopus card was launched in the
retail environment (month 34 in the graph).
The preceding pages have focused on Octopus, but the case of the Singaporean
CashCard is also interesting. Figure 4 shows that the overall frequency of use of
the CashCard is relatively high. It amounted to roughly 2.2 transactions per card
per month in 2004, about twice that of its most successful European counterparts.
(As is evident from the absence of volatility, from 2001 onwards I only have
yearly transaction figures for the CashCard35.) However, the bulk of CashCard us-
age stems from the Electronic Road Pricing (ERP) scheme – where it is compul-
sory (Davis 2000). In effect, for quite some time the ERP system was the only
significant use of the CashCard. In the meantime, the card has also become popu-
lar for parking (ComputerTimes 2004). CashCard usage in the retail environment
has remained limited. On its website, NETS may claim that the CashCard ”is gain-
ing popularity at the retail stores” because ”the transactions have grown from 3.8
million in 2001 to more than 8 million in 2003” (NETS 2005), the reality is that
the 2003 figure represents less than 7% of the total number of CashCard transac-
tions36. Figure 4 also shows that for retail alone, the frequency of use of the Cash-
Card is very low; in 2003, it was barely higher than one transaction per card per
year37. Figure 6 presents data on the frequency of use per active CashCard, but un-
fortunately I have no observations on the number of retail transactions per active
card because my data on the number of retail transactions and the number of ac-
tive cards are for different periods. To complete our tour of the Asian purses dis-
cussed in this chapter, it can be noted that in spite of its low and slow penetration
so far (see our discussion of Fig. 8), the overall frequency of use of the Edy purse
is not without promises. Figure 4 shows that Edy in fact outperforms Proton at a

33 Wong J, personal e-mail, August 25, 2005.


34 For the conversion from HKD to EUR I used the exchange rate that prevailed at end-July
2005 so that the evolution over time is not influenced by exchange rate fluctuations.
35 The CashCard frequencies in the figure have been computed as follows: I have divided

the number of transactions in a given year first by 12 and subsequently by the number of
cards in circulation at end-December of that year.
36 Own calculations based on NETS data.
37 Note again that the CashCard transaction figures only include retail transactions. I have

no figures on the number of parking transactions – which is reportedly a popular use of


the CashCard (see main text).
What Future for Electronic Purses? 397

comparable point in time. Unfortunately, I have no data at all on the number of ac-
tive Edy cards.
To conclude this Section, let me also briefly mention a card already hinted at in
the Introduction and which is of a completely different nature: the Starbucks card.
The Starbucks card is not a smart card but a stored-value card with a simple mag-
netic strip. At the 2005 Chicago Fed Payments Conference, Richard Lautch, Vice
President and Treasurer, explained that the Starbucks Coffee Company had looked
at smart cards but had decided against them because they were not going to use
the full functionality of a smart card anyway (Lautch 2005). Besides technology,
another important difference with the E-Purses discussed earlier is that the card is
a single-purpose card, meaning that it can only be used in Starbucks outlets. The
card has nevertheless – and this is what makes it an interesting case – caught on in
North America.
The Starbucks card was launched in 2001, just before the holiday season. In the
first quarter following its launch, the card already accounted for 3% of retail reve-
nues in North America and this has risen steadily to an average level of 11–12% –
with peaks in the first quarter of each year when a lot of cards that people have re-
ceived as a gift during the holiday season get redeemed (Lautch 2005). Interest-
ingly, gifting proves to be the main reason behind the success of the Starbucks
card. According to surveys, activity related to gifting is good for 60–80 % of card
usage. Surveys also point out that of those people that have received a card as a
gift more than a third have ended up giving somebody a card. In the near future,
more Starbucks cards will become ”global” cards. Today, cards in countries such
as Greece, Canada, and Australia can already be used elsewhere. Over time more
countries will be added to the platform, particularly in Europe. As an aside, Dave
Birch, a UK consultant, argues in a recent piece that banks are simply not good
enough at marketing their E-Purses. In his view, companies like Starbucks do a
better job: ”perhaps consumers do like using ’E-Purses’; it's just that they like the
ones from Vodafone and Starbucks, not the ones from banks” (Birch 2005b).

4 The invasion of the hybrids?

As explained in Van Hove (2004), the reasons for the limited success of E-Purses
in Europe are manifold and differ across countries. However, focusing on the
technology – and thus neglecting, amongst other things, the fact that merchant ac-
ceptance is often limited – ”traditional” E-Purses as they have been implemented
in Europe have three major handicaps. Two of these handicaps are shared with the
payment instrument that E-Purses are meant to displace, cash, but for the third as-
pect E-Purses are even less convenient than cash.
First, there is the need to reload the card. As Richard Rolfe, editor of European
Card Review, puts it: ”[…], you have to go to an ATM or reload station to put
value on them. What’s the big deal with that? You might as well draw the cash”
(Philip 2005). Second, just as with cash, if you lose your card, you lose the money
on it. As no PIN is required for payments, anybody can use up the remaining bal-
398 Leo Van Hove

ance. Third, it is hard to keep track of the balance on your card. Sure, key fobs that
function as balance readers exist, but not many people have one. As a result,
sometimes you are not quite sure whether you have enough value on your card.
Cash users just have to open their wallet. Two recent surveys show that the three
handicaps just listed are indeed viewed as important by consumers. The first sur-
vey was conducted by the Dutch central bank in September 2004 among a panel of
some 2000 households (De Nederlandsche Bank 2005). In the survey, panel mem-
bers were asked to score four payment products (cash, debit cards, E-Purses and
credit cards) on several aspects. Soberingly, the local Chipknip was seen by con-
sumers as the least easy to use ”because they are unable to view the balance and
because the card is not accepted universally” (o.c.). Other complaints that were
cited, though less often, included the risk of losing one’s card, and the need to re-
load it. The second survey is the Allensbach study that was already mentioned in
point 2.1. In this survey, the need to reload stood out as the reason for non-
adoption of the GeldKarte: “40 Prozent der GeldKarte-Besitzer, die ihre elektroni-
sche Geldbörse noch nicht einsetzen, geben als Grund an, dass es zu umständlich
sei, den Chip immer wieder aufzuladen” (Allensbach 2005).
As the Dutch central bank points out, some of the drawbacks of E-Purses may
be remedied by making technological modifications to the card (DNB 2005). In-
terestingly, several operators of E-Purses elsewhere in the world that – and this is
perhaps no coincidence – were later to market, appear to have done just that, as I
will illustrate now. Taking the three drawbacks in turn, a preliminary remark is
obviously that several of the E-Purses on the ”old continent” can in fact be re-
loaded from home – using a smart phone or a card reader connected to a computer
– thus saving cardholders time-consuming trips to an ATM. However, this re-
quires an additional investment on the part of the cardholder, which is something
not many are prepared to do. Where Octopus is concerned, funds can be added to
the card at self-service machines located in subway stations, at convenience stores
such as 7-11 and – importantly – by automatic top-up from bank accounts (pro-
vided that the card is personalised). As far as I know, of the European E-Purses
currently only Moneo in France has an automatic reload function. However,
Banksys in Belgium will launch such a feature – called Proton Plus – in the near
future. Newer schemes such as Dexit and E-Change38 typically have it from day
one, and emphasise its convenience. As Renah Persofsky, Dexit president and
CEO, puts it: ”We'll move funds for you from any bank in Canada. That way you
are always sure that there is something in your wallet. It's like having a wallet that
goes to the cash machine for you” (Mackenzie 2005)39. In Japan, mobile phone

38 E-Change is backed by Ultipay Europe, a newly-created company based in the Nether-


lands; see http://www.ultipay.nl.
39 This is how the Dexit automatic refill option works: when the account balance dips below

USD 20, Dexit will automatically request the transfer of a pre-authorized amount (USD
20 to USD 100) from the cardholder’s bank account into her Dexit account. However,
these transfers usually take up to two banking days. If a credit card is provided as a back-
stop, the Dexit account will be refilled right away without the waiting period. For those
who prefer the ”self-serve refill”, Dexit offers immediate over-the-counter refills using
What Future for Electronic Purses? 399

group NTT DoCoMo – which is a co-owner of Edy – launched a series of hand-


sets embedded with a FeliCa chip in July 2004. One of the services on the ”i-mode
FeliCa” platform is the Edy purse. This allows users to turn their handset in a con-
tactless mobile wallet that can be used as if it were a regular Edy card. But an im-
portant advantage of Mobile Edy is that users can reload online. Last April trade
publication Card Technology (Balaban 2005b) reported that about 400,000 sub-
scribers had activated the Mobile Edy application (out of some 3 million i-mode
FeliCa handsets sold by the end of March)40. According to bitWallet, about one-
third of these recharge over the network using a credit card41.
Turning to the second drawback of traditional E-Purses – balance uncertainty –
with the Dexit service, customers can access their account information, including
transaction history and account balances, online or via the telephone. Dexit also
offers a proactive messaging facility, whereby customers can automatically re-
ceive messages (via phone, e-mail or SMS) on their Dexit account status, such as
daily account balance, a low-balance warning, and account refill confirmation. In
Japan, Mobile Edy users can view their balance on the handset screen42, along
with a record of past transactions. Interestingly, according to bitWallet, the bal-
ance readout has boosted spending by customers by 20% compared with Edy
cards. The bitWallet executive quoted by Card Technology ”isn’t sure why, but
guesses that when cardholders are in doubt over how much Edy value they have
left, they will opt to pay cash, rather than risk facing the embarrassment of a re-
jected transaction” (Balaban 2005c).
Finally, it is interesting to note that in order to assuage the fear for loss or theft
– our third handicap – DoCoMo permits subscribers who lose their handsets to
shut the FeliCa chip down by calling the phone from a preregistered number or
several times from a payphone (Balaban 2005c). DoCoMo has also introduced a
way to lock the mobile wallet to prevent payments being made. Wary users can
keep their phone locked and unlock it only when they want to use it (Nakamoto
2005)43. In the Dexit scheme, if a card is lost, one phone call will cancel it and

cash at select merchant locations or refills via internet or telephone banking (Source:
Dexit home page at http://www.dexit.com). In July 2004, it was announced that in the
near future consumers would also be able to transfer money to their Dexit cards by dial-
ing an 800 number. The Dexit system would verify customers' identity by recognizing
their voices (Meckbach 2004). However, this option does not appear to be available yet.
40 Recently, the interest in Mobile Edy seems to have grown. As of early August, more than

1 million consumers had activated the mobile E-Purse. According to bitWallet nearly
400,000 consumers activated Mobile Edy during June and July alone. BitWallet credits
much of the increased interest to a promotion offering consumers 5% loyalty points if
they use the purse at participating merchants (Card Technology 2005a).
41 bitWallet estimates that the average mobile recharge amount is double what it is with

cards. For the latter, consumers have to hand over cash to clerks or feed it into machines
– which is not exactly the most convenient procedure.
42 T-money in Seoul, South Korea will also have this feature (Card Technology 2005b).
43 The chip can be locked by means of a PIN code or – at least on some handsets – by slid-

ing a fingertip over a biometric fingerprint sensor.


400 Leo Van Hove

save the cash that is left in the account. With E-Change it will also be possible to
blacklist lost cards44.
Summing up, on analysing the technology behind the more novel E-Purse
schemes, it becomes clear that they have opted for a different mix of features
compared to the traditional E-Purses45. This is not meant to suggest that every-
thing the newer schemes do is good – and vice versa. For example, the fact that
Octopus holds full records of every transaction undertaken on its network and that
Dexit payments are online may make these solutions less cost-effective46. In other
words, there is a trade-off. This said, the trend seems to be towards more what I
would call ”hybrid” payment solutions. The term ”hybrid” can obviously apply to
several aspects: the information carrier used (e.g., a mix of cards and phones – as
in the Edy solution), certain technological dimensions (e.g., a combination of con-
tact and contactless technology), the nature of the sponsors (banks/non-banks),
etc. However, here I would like to concentrate on the view that future solutions –
in Europe as well as elsewhere – will most likely combine features of E-Purses
and debit cards as we know them today.
Let me elaborate. In Belgium there is today a clear distinction between an E-
Purse and a debit card. An E-Purse is a ”pay before” product, it functions com-
pletely offline, no PIN is needed at the POS, and only load operations are men-
tioned on bank statements. A debit card, on the other hand, is a ”pay now” pay-
ment product, it functions solely in online mode (at least in Belgium), the
cardholder needs to type in a PIN when making a payment, and the cardholder
sees the transaction details appearing on her bank statements. I expect that this dis-
tinction will be blurred, with payment instruments increasingly having characteris-
tics of both E-Purses and debit cards as we know them today. In other words, I an-
ticipate that over time we will see an increasing number of low-value payment
solutions that occupy an intermediate position on the E-Purse/debit card-spectrum.
In Belgium, Banksys in fact already intends to slightly push its Proton E-Purse
away from a classic E-Purse and in the direction of an (offline) debit card. As
mentioned, it will shortly be launching an automatic reload function at the POS.
The Canadian Dexit tag is perhaps the best example as it occupies more of a mid-
dle position. On the one hand it resembles a debit card because transactions are
online, users can track their purchases on the Internet, and a lost or stolen tag can
be blocked with one phone call. On the other hand it resembles an E-Purse, be-
cause it is prepaid and there is no need for a PIN. More ”to the right” of the E-
Purse/debit card-spectrum there is Finland, which according to Eero Vasenius, VP
of Nordea Bank Finland, is likely to replace its Avant E-Purse with offline use of a

44 Source: meeting with Fred Stolk, Ultipay CEO, Brussels, December 15, 2004.
45 According to a recent Card Technology (2005a) news bulletin, bitWallet has recently
also enabled users to transfer Edy value from person to person.
46 At the same time, Octopus’ database also offers opportunities. For example, Octopus

provides targeted benefits and rewards to its customers.


What Future for Electronic Purses? 401

standard EMV debit card (Adams 2004). A similar analysis can be applied to Mo-
bile Edy and the Starbucks card47.
In short, the future promises to be confusing – for both regulators and commen-
tators. A good illustration is the fact that the Dexit tag was initially launched under
the name ”debit express” (Dexit 2003). Also, broadening the spectrum even more,
how is one to classify ”QUICPay”? In a recent Card Technology article it is de-
scribed as follows: ”And yet another E-Purse will launch this month targeted at i-
mode FeliCa users. Japan’s largest credit card company, JCB, plans to offer
’QUICPay’, which it contends is more convenient than the other schemes because
the customer’s e-money account is automatically topped up from his credit card
account when it runs low” (Balaban 2005b, emphasis added). However, after read-
ing another article, one is tempted to conclude that QUICPay looks more like an
offline, preauthorised credit card: ”With the QUICPay system, JCB allocates a
preauthorized credit limit amount such as $100 or $200 on a consumer’s contact-
less chip embedded in an i-mode FeliCa mobile wallet service phone. The allo-
cated funds will later appear on the JCB monthly statement. This allows the pay-
ments to be made offline; the reader does not have to call in to authorize the
transaction but instead determines the balance that is available on the chip and
subtracts the fare from this balance” (Swedberg 2004, emphasis added). In the
same vein, a JCB press release reads: ”The QUICPay amount is billed to the cus-
tomer's existing credit card just like any other card purchase” (JCB 2004). Both
quotes give the impression that what we are talking about here is in fact a post-
paid solution, not pre-paid. One could also ask in what way QUICPay is funda-
mentally different from Dexit’s Automatic Credit Card Refill option described in
footnote 39. And the fact that while the current trial only uses phones, QUICPay
could in the future also be embedded in … credit cards clearly does not simplify
matters (Swedberg 2004).

5 Conclusion: E-Purses, transit, and Darwin

x As the title of the chapter indicates, the overarching question was whether there
is a long-run future for electronic purses, and, if so, which form it might take.
There were, however, also a number of sub-questions. On the first – is there
evidence of a lasting ”Euro effect” for European schemes? – the answer is
mixed, both across schemes and across indicators. From a cross-country per-
spective, it can, for example, be observed that Proton and Quick registered a
small relapse in their float level after the spike coinciding with the Euro
change-over, whereas miniCASH and Chipknip did not. Looking at individual
schemes, it is, for example, interesting to see that a large chunk of the ”Euro-

47 Note that the Starbucks card is an online, real-time system that connects to a database
when the card is swiped. The Starbucks card can also be blocked and replaced in case of
loss and theft.
402 Leo Van Hove

jump” in the number of active Proton users has disappeared, but that this has
not been the case for the number of Proton terminals – with the latter having a
positive effect on the intensity of Proton usage by the remaining active users.
x On the second question – did Octopus’ foothold in transit make it any easier to
penetrate retail? – the answer seems negative at first sight. Our numerical
analysis suggests that the penetration of other markets on the back of the criti-
cal mass of transit has been no panacea: the deployment of Octopus terminals
in the retail sector was not particularly faster compared to the European
schemes, and retail usage of the card took off only slowly. However, this does
not necessarily imply that the many schemes that view Octopus as the model to
replicate (Oyster in the UK, ez-link in Singapore, T-money in South Korea,
Suica in Japan, etc.) are on the wrong track48. As is illustrated in Van Hove
(2004), Table 1, the potential for success of an E-Purse in a particular country
is determined by multiple characteristics of the E-Purse scheme itself and the
payment system and the economic environment in general. Van Hove (2004)
notes that the support of a sector like public transport is always a plus for an E-
Purse scheme but the differences between Octopus and the European schemes
are not limited to the presence, c.q. absence of an E-Ticketing application.
Hence, no conclusive answer can be given as to the positive impact of Octopus’
foothold in transit. It is impossible to determine how Octopus would have fared
without it. Other differences include the size of the country (a positive factor
for Octopus, but negative for GeldKarte and Moneo) and the presence of com-
peting schemes (negative for Octopus because of the local launch of Mondex49;
positive for Proton and miniCASH). Another important difference lies in the
level of the merchant commission. Octopus Cards typically collects a 1%-
commission, but in some cases it can be as high as 4% (Cheng 2005). This is
substantially higher than the commission charged for Proton (0.55%) or Geld-
Karte (0.3%), to name but two.
x Where the future of European E-Purses is concerned, it is safe to state that the
more successful schemes will still be around for some time, if only because of
the investments made. However, in the longer run ”traditional” E-Purses are
unlikely to survive. It is important to stress that they have been conceived of at
a time when communication costs were too high for low-value payment to be
made online. More than one decade later, these communication costs have
dropped significantly. New technologies such as mobile phones and RFID have
also created opportunities to improve the value proposition for consumers. I
therefore expect that Darwin’s theory of evolution will apply and that E-Purse

48 An important caveat is that season tickets are virtually absent in the Octopus system. To
the extent that schemes like Oyster have relatively more of such tickets, the benefit of
having the transit foothold will be smaller because cardholders might not have real
money on their cards, but just their seasonal ticket. Hence, they can not really be consid-
ered to be active users of a (transit) E-Purse.
49 One could argue that Mondex has not been much of a competitor. However, the simple

existence of a competitor creates uncertainty among consumers and merchants. The fail-
ure of a scheme may also negatively influence expectations about E-Money in general.
What Future for Electronic Purses? 403

solutions will ”mutate” into something different, while keeping some of their
current characteristics. Sections 3 and 4 have shown that examples of these new
species have already appeared. In the words of Birch (2005a): ”the long-held
dreams of the purse pioneers have some chance of being realised, although not
in the way they imagined (i.e., without banks)” – and, might I add, with differ-
ent technological features.

6 Coda

I started this Chapter by pointing out that E-Money in Europe is roughly 10 years
old. It seems only fitting to end the Chapter with a quote of the same age. It is
taken from a 1996 study conducted by the U.S. Congressional Budget Office and
has proven almost prophetic: ”Stored-value cards are not likely to become a mass
phenomenon overnight; rather, even if they are successful, stored-value cards are
likely to penetrate the economy only gradually as the right combination of fea-
tures is assembled ” (CBO 1996, my emphasis).

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Erfolgsfaktor Standardisierung am Beispiel vom
eps e-payment standard

Joachim Geisler

Studiengesellschaft für Zusammenarbeit im Zahlungsverkehr GmbH, Wien

1 Einleitung

Unternehmen, die miteinander in einer Geschäftsbeziehung stehen, wollen zur


Vereinfachung ihrer Prozesse, z.B. des Bestellwesens, der Fakturierung und dem
Zahlungsverkehr (Zahlungsaufforderungen), den Austausch von Informationen
und Daten vereinheitlichen. Den Partnern ist bei diesem Vorhaben gemeinsam,
dass ihre bestehenden oder zukünftigen Geschäftsmodelle durch organisatorische
oder technische Spezifikationen unterstützt werden sollen: mit der Einführung ei-
nes abgestimmten Standards sollen durch die Integration in bestehende Systeme
Synergien genutzt werden. Entsprechend der betriebswirtschaftlichen Vorgabe der
Gewinnmaximierung können durch verbesserte Abläufe Zeit und somit Kosten ge-
spart werden.
Zur Umsetzung bilden die beteiligten Unternehmen eine gemeinsame Projekt-
gruppe, die jene Anforderungen und Daten erhebt und analysiert, die für die ent-
sprechenden Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle bedeutend sind. Idealer-
weise setzt das Team auf bestehende und abgestimmte Datenformate und Spezi-
fikationen auf, um eine größtmögliche Kompatibilität und damit längerfristigen
Investitionsschutz zu erreichen.
Die Unternehmen betrachten das Ergebnis dieser Zusammenarbeit als Standard,
der zur Unterstützung verschiedener Geschäftsmodelle eingesetzt werden kann. Es
stellt sich dabei jedoch die berechtigte Frage, ob ein unternehmensspezifischer
Standard jene Erfolgsfaktoren hat und bietet, damit dieser im Markt auch von an-
deren Teilnehmern akzeptiert und implementiert wird und ob dieser Standard mit
anderen kompatibel ist, sodass es nicht wieder zu einem technischen Medienbruch
kommt.
Das oben dargestellte fiktive Beispiel soll aufzeigen, wie in vielen Fällen an die
„Standardisierung“ herangegangen wird.
x Was bedeutet aber nun Standardisierung und wodurch ist ein Standard gekenn-
zeichnet?
x Was sind die Motive zur Standardisierung?
x Welche Schritte sind notwendig und wer soll dafür verantwortlich sein?
408 Joachim Geisler

x Wer profitiert von der Standardisierung und wie kann diese verbessert und ko-
ordiniert werden?
Auf diese Fragen gibt es unzählige Argumentationsmöglichkeiten und Experten-
meinungen. Die Erfahrungen der STUZZA1 – einem Kooperationsunternehmen
österreichischer Banken – als aktiver Teilnehmer in diversen Standardisierungs-
gremien sowie die Umsetzung des österreichischen eps e-payment standard2 dür-
fen hier als Grundlage für mögliche Antworten herangezogen werden.

2 Standardisierung, ein Zusammenspiel aus Normen


und Standards

Verschiedene Materiengesetze regeln den Schutz des Lebens und der Gesundheit
von Menschen vor Gefährdung durch potenziell gefährliche Produkte (Griller u.
Holoubek 2003). Dabei kann es seitens des Gesetzgebers zu Vorschriften hinsicht-
lich der Beschaffenheit eines Produktes (z.B. Inhalt, Konstruktion, Gestaltung), als
auch Anforderungen an die Kennzeichnung und an den Ablaufprozess kommen
(z.B. bei Vorrats- und Lagerhaltung). In Europa regeln Richtlinien grundlegende
Anforderungen im Bereich der Sicherheit, Umwelt und Verbraucherschutz.
Die inhaltliche Behandlung von Normen übernehmen private Normierungsin-
stitutionen (z.B. das Österreichische Normungsinstitut). Bei der Normierung gilt
die Maxime, dass Normen von jenen gemacht werden, die sie auch benötigen.
Normenwerke, z.B. ÖNORM in Österreich oder DIN in Deutschland, können
durch den Gesetzgeber bzw. die Aufnahme in ein Vertragswerk, aber auch durch
Handelsbrauch oder Verkehrssitte Rechtsverbindlichkeit erlangen. Der Sprach-
gebrauch verwendet hierfür die Bezeichnung „de jure Standard“. Neben den Ver-
fahrensnormen (z.B. ÖNORM A 2050 über das Verfahren zur Vergabe öffentli-
cher Aufträge) sind die technischen Normen (z.B. Deklarations-, Liefer- oder
Sicherheitsnormen) vorherrschend.
Internationale Normen haben bloß Empfehlungscharakter, die Akzeptanz er-
folgt durch freiwillige Anwendung der Mitgliedstaaten der jeweiligen Organisati-
on. Beispielhaft sei hier die internationale Normierungsorganisation ISO (Interna-
tional Organization for Standardization) genannt, deren Ziel die weltweite
Vereinheitlichung möglichst vieler Normen für sämtliche Industriesparten ist.
In der Literatur wird unter der Standardisierung die Vereinheitlichung von Ma-
ßen, Typen oder Verfahrensweisen verstanden. Ziel dieses Prozesses ist die Schaf-
fung eines Standards. Ein Standard ist somit eine abgestimmte und akzeptierte
Vereinbarung, bestehende Normen und Regeln ein- und umzusetzen. Die Literatur
unterscheidet in der Regel zwischen drei Arten von Standards (Wikipedia 2005):
x Industriestandard: technischer Standard, der sich im Laufe der Jahre durch die
Praxis vieler Anwender und verschiedener Hersteller als technisch nützlich und

1 Studiengesellschaft für Zusammenarbeit im Zahlungsverkehr GmbH (www.stuzza.at)


2 Website ist unter www.eps.or.at abrufbar
Erfolgsfaktor Standardisierung am Beispiel vom eps e-payment standard 409

richtig erwiesen hat, bei einer gewissen Problemstellung ein bestimmtes prag-
matisches Regelwerk einzuhalten. Bei der Abstimmung wird ein (inter-)natio-
nales Normungsverfahren nicht durchgeführt. Beispiel: ASCII-Zeichensatz, E-
thernet
x Firmen-/Herstellerspezifischer Standard: sind dadurch gekennzeichnet, dass sie
meistens auf nicht allgemein abgestimmten und veröffentlichten Standards auf-
setzen.
Beide dargestellten Standardtypen werden gerne als „de facto Standard“ bezeich-
net.
x Offener Standard: ist unabhängig von einem speziellen Hersteller – somit nicht
proprietär – und hat allgemein anerkannte Schnittstellen.
Im täglichen Sprachgebrauch wird der Begriff Standard oftmals als Synonym für
Normen gebraucht – womit die Begriffsverwirrung perfekt ist. Ein Praxisbeispiel
soll dies verdeutlichen: im Zuge der geforderten Vereinheitlichung des Europäi-
schen Zahlungsverkehrsraumes ist die Standardisierung zur Schaffung einheitli-
cher Standards für europaweite Zahlungsinstrumente derzeit im Finanzsektor be-
sonders evident. Wenn nun z.B. erreicht werden soll die IBAN3 sowohl für
nationale, als auch für grenzüberschreitende Überweisungen und Lastschriften
einzusetzen, muss in einem Standardisierungsprozess die einheitliche Umsetzung
abgestimmt werden. Diese akzeptierte Vereinbarung zum Einsatz der IBAN ist
erst der eigentliche Standard.
Ein Standard ist somit nicht die Norm per se und muss auch nicht zwingend in
einem technischen Regelwerk enden, vielmehr kann ein Standard als ein Vertrag
zwischen Partnern betrachtet werden, der ganz einfach den abgestimmten Einsatz
von Normen regelt (CEN 2005, ISO 2005, ON 2005).

3 Motive und Hemmnisse der Standardisierung

Die Motive oder Hindernisse zur Standardisierung können unterschiedlicher nicht


sein – und trotzdem ist vielfach die Kombination mehrerer Beweggründe Anstoß
zu Aktivitäten.
Eine der wichtigsten Ursachen ist der Kostenfaktor. Mit der Integration von
Standards in bestehende Geschäftsmodelle und Prozesse können bei gleichzeitiger
Anbindung an bestehende Systeme oder der Weiterverarbeitung von Informatio-
nen und Daten Synergien genutzt werden, die sich in geringerem Zeit und- Ar-
beitsaufwand niederschlagen und somit zu Kosteneinsparungen führen können. Im
Zuge einer Make-or-Buy Entscheidung gilt es abzuwägen, ob Unternehmensziele

3 Eine IBAN (International Bank Account Number) ist die international standardisierte
Schreibweise für eine Bankkonto-Verbindung. Die IBAN, die als ISO 13616 und ECBS
Norm verfügbar ist, stellt ein gutes Beispiel dar, dass es (leider) zu ein und demselben
Kontext zwei Normen gleichen Inhalts geben kann - im Fall der IBAN die Spezifikation
einer Kontonummer.
410 Joachim Geisler

durch den Einsatz von de facto bzw. de jure Standards umgesetzt werden können
oder ob der individuelle Ansatz den gewünschten Erfolg bringen kann.
Unternehmen, die im Wettbewerb bestehen müssen, werden mehrheitlich Stan-
dards einsetzen, da sie gezwungen sind schnellstmöglich auf Kundenbedürfnisse
oder rechtliche Anforderungen zu reagieren und Arbeitsabläufe, Geschäftsmodelle
und Produkte zu verbessern bzw. den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzu-
passen. Durch die Standardisierung erwarten sie sich Kompatibilität mit bestehen-
den oder zukünftigen Anforderungen und somit Investitionssicherheit. Durch
Wettbewerb besteht für die Standardisierung auch die Chance zur Weiterentwick-
lung und Innovation von Standards.
Beim Einsatz von proprietären Lösungen besteht die Gefahr, dass deren Ent-
wicklung und Implementierung in einer teuren Sackgasse enden kann, wenn die
Kompatibilität und Systemintegration scheitert bzw. wenn sie nicht vom Markt
akzeptiert wird. Andererseits kann eingeschränkter Wettbewerb bzw. eine beherr-
schende Marktdominanz die Standardisierung auch negativ beeinflussen. Unter-
nehmen, die einen Vorsprung dank Einführung einer neuen Technologie vorwei-
sen können, werden versuchen diese als Standard am Markt zu etablieren, um
daraus den größtmöglichen wirtschaftlichen Nutzen zu erzielen. Durch ihren
Markteinfluss können sie die Standardisierungsbestrebungen in ihren Sinn nach-
haltig beeinflussen: einerseits können sie die Standardisierung be- oder verhin-
dern, andererseits können sie versuchen ihren Standard zum de facto Standard er-
klären zu lassen.
Die zunehmende Einflussnahme von Regulatoren und Rechtsnormen als Maß-
nahme zur wirtschaftspolitischen Steuerung kann als ein immer wichtiger werden-
der Treiber der Standardisierung angesehen werden. Ziele dieser Vorschriften sind
z.B. die Sicherstellung des Verbraucherschutzes durch die Einhaltung von Min-
deststandards oder die Stärkung des Wettbewerbs bei gleichzeitiger Einschrän-
kung von Monopolen. Wenn durch den Einsatz von Standards der Wettbewerb um
Infrastruktur und Systeme hin zum Wettbewerb von Produkten und Dienstleistun-
gen verlagert werden kann, ist die Einflussnahme durch Rechtsnormen durchaus
zu begrüßen. Unternehmen tendieren auf Grund ihrer betriebswirtschaftlichen
Vorgaben (z.B. maximaler Output bei minimalem Input) dazu Investitionen nur
bei absehbarem Return on Investment durchzuführen. Davon ist auch die Standar-
disierung betroffen: sind Unternehmen gewillt in Standards zu investieren, ohne
vorab planen zu können, ob z.B. eine Systemumstellung mehr Kunden und damit
mehr Ertrag bringen kann?
Die Realität der Standardisierung ist dadurch gekennzeichnet, dass es viele po-
tentielle Standards gibt, viele davon aber nie zum Einsatz gekommen sind oder je
gelangen werden. Schlagworte, wie „never change a running system“, „was bringt
das meinen Kunden“ oder „kann ich damit mehr Kunden erreichen und gewinnen“
waren und sind Argumente, die oftmals die Standardisierung prägen oder gar
hemmen.
In weiterer Folge soll am Beispiel des österreichischen Projektes zur Umset-
zung eines E-Payment Standards die praktische Vorgehensweise sowie die Er-
folgsfaktoren der Standardisierung dargestellt werden.
Erfolgsfaktor Standardisierung am Beispiel vom eps e-payment standard 411

4 Best Practice: eps e-payment standard

Mit dem Aufkommen des Internet und der parallel laufenden Weiterentwicklung
gekoppelter Systeme und Infrastruktur nutzten Banken und Unternehmen beste-
hende Techniken, um ihren Kunden den Zugang zu elektronischen Dienstleistun-
gen und Produkten zu ermöglichen. In den frühen 1990er Jahren begann der Fi-
nanzsektor, angetrieben von Kosten-Nutzen-Analysen (z.B. Reduzierung des
beleghaften Zahlungsverkehr) und Studien zur Effizienz des Zahlungsverkehrs,
einige ihrer Dienstleistungen online und somit rund um die Uhr verfügbar zu ma-
chen. Das Online Banking avancierte zu einem von Geschäfts- als auch Privat-
kunden akzeptierten und genutzten Produkt, über 2 Millionen Österreicher können
heute schon damit Bankgeschäfte über das Internet abwickeln.
Online Banking könnte heute als Infrastrukturstandard im Bankgeschäft be-
zeichnet werden. Es setzt auf verschiedenen Standards und Technologien4 auf und
dient somit als Grundlage für weitere Add-on Services im Online Banking. Zu ei-
nem einheitlichen und abgestimmten Online Banking Standard, z.B. verpflichten-
des Authentifizierungsverfahren beim Login, konnte sich im Bankensektor inter-
national bis heute kein Standard durchsetzen, in vielen Ländern nicht einmal
national5.
Trotzdem kann das Online Banking als eine wichtige Plattform und Infrastruk-
tur für E-Payment-Verfahren betrachtet werden, die zusammen eine sichere Zah-
lungsalternative zu Kreditkartenzahlungen im Internet darstellen.

4.1 Von der Idee zum Standard

Zunächst starteten zwei österreichische Banken interne Projekte, um das Ge-


schäftsmodell E-Payment ihren Kunden anzubieten. Bei der Spezifikation der
Schnittstelle gingen die Banken von der Prämisse aus, dass das Geschäftsmodell
in Verbindung mit dem aufstrebenden Online Banking aufgesetzt werden sollte
und dass die Anforderungen der Geschäfts- als auch Privatkunden hinsichtlich Si-
cherheit im elektronischen Zahlungsverkehr, einfache und kostengünstige Hand-
habung und Implementierung berücksichtigt werden müssen.
Im Zuge anlaufender Gespräche mit der Behörde hinsichtlich Automation des
Bezahlens in E-Government-Anwendungen haben die Vorreiterbanken erkannt,
dass das kritische Händler- und Kundenvolumen und damit verbunden das Trans-
aktionsvolumen erst durch Kooperation mit anderen Banken erreicht werden kann.
Im Juni 2002 gaben die vier größten österreichischen Banken – Bank Austria
Creditanstalt, BAWAG P.S.K. Gruppe, Erste Bank und Sparkassen sowie die
Raiffeisen Bankengruppe – in einer Presseaussendung die Einigung auf eine ge-

4 z.B. IP (Internet Protocol) Standard und Browsertechnologie


5 In manchen Ländern gibt es de facto Standards, zumindest für Teilbereiche des Online
Banking: z.B. HBCI in Deutschland, ETEBAC in Frankreich, MBS in Österreich oder
marktbeherrschende Produkte, die einen Quasi Standard vorgeben, z.B. Omikron/MUL-
TICASH in Deutschland.
412 Joachim Geisler

meinsame technische Schnittstelle bekannt. Als Begründung führten die Banken


an, dass der eps e-payment standard, unwiderrufliche Zahlungen zwischen Händ-
lern und Banken ermöglicht auf dem jeweiligen Online Banking System einer
Bank aufsetzt und ein hohes Maß an Sicherheit und Komfort ermöglicht.

Käufer/
Bürger

c d f g
e
Händler Online
h Banking
i
Abb. 1. Schematischer Ablauf einer eps-Zahlung

Wie aus der vorangehenden Grafik ersichtlich, erfolgt der Ablauf einer Online-
Zahlung mittels eps in wenigen Schritten:
1. Der Käufer füllt seinen Online-Warenkorb bzw. stellt einen Online Antrag bei
einer Behörde.
2. Für den anschließenden Bezahlvorgang wählt der Käufer „eps Standard“ sowie
seine Bank aus.
3. Der Händler übermittelt automatisch den Zahlungsauftrag/die Bezahldaten an
die Käuferbank. Der Käufer wird gleichzeitig zum Login seines Online-
Banking weitergeleitet.
4. Nach erfolgtem Käufer-Login6 findet dieser ein bereits vorausgefülltes Über-
weisungsformular mit den Daten seines Einkaufs.
5. Der Käufer bestätigt die Überweisung auf gewohnte Art7 und wird wieder zum
Online-Shop des Händlers geleitet.
6. Der Händler erhält sofort eine elektronische Rückmeldung über den Status des
Bezahl-Vorganges.
7. Der Überweisungsbetrag wird dem Konto des Händlers gutgeschrieben – der
Käufer/Bürger hat bezahlt; die gewünschte Ware bzw. Dienstleistung kann so-
mit geliefert werden.

6 Seit 2005 wird von einigen Banken, neben Verfügercode und PIN, auch die digitale Sig-
natur für die Käuferauthentifizierung angeboten.
7 z.B. TAN oder seit dem Jahr 2005 auch mittels digitaler Signatur.
Erfolgsfaktor Standardisierung am Beispiel vom eps e-payment standard 413

Die Banken integrierten diesen, als HTML und XML (DTD8) Syntax verfügbaren,
Standard in ihren Online Zahlungssystemprodukten und machten diese den Inter-
nethändlern, als auch dem E-Government, gleichermaßen zugänglich: durch die
einmalige Integration der eps-Schnittstelle kann jeder Internethändler Zahlungsan-
forderungen an die Online-Zahlungssysteme der Banken übermitteln.

Händler
(Web-Shop,
E-Government)

1 eps-Schnittstelle

Bank A Bank B Bank C Bank D Bank E…


XML Schnittstelle HTML Schnittstelle

Abb. 2. Integration der eps-Schnittstelle

Kann nun diese Initiative mehrerer Banken als Standardisierung und das Ergebnis
als Standard betrachtet werden? Oder handelt es sich hier um eine proprietäre ös-
terreichische Lösung?
Die durch die Zusammenarbeit erreichte Vereinheitlichung der Verfahrenswei-
se des E-Payment entspricht dem Vorgehen der Standardisierung. Die eps-Schnitt-
stelle bedient sich inhaltlich gängiger Datenformate im Zahlungsverkehr und ist
somit kompatibel mit dem österreichischen Zahlungsverkehrsstandard EDIFACT9;

8 DTD (Document Type Definition) beschreibt ein XML Dokument. Nachfolger der DTD
ist das XML Schema.
9 EDIFACT („Electronic Data Interchange for Administration Commerce and Transport“);
geht auf eine Initiative der UNO zurück und wurde im Jahre 1987 als ISO Standard 9735
verabschiedet. EDIFACT ist ein globaler Standard mit dem Ziel die elektronische Ge-
schäftsabwicklung zwischen Unternehmen bzw. Behörden durch den normierten Elekt-
ronischen Datenaustausch (EDI) zu vereinfachen. In Österreich wird dieser Standard im
Bereich des Zahlungsverkehrs eingesetzt, wobei der Datenaustausch zwischen Kunde
414 Joachim Geisler

zudem wird als Transportprotokoll die vom W3C10 veröffentlichten Syntaxstan-


dards HTML und XML (DTD) verwendet.
Per definitionem handelt es sich somit bei eps um einen Standard: eps ist eine
normierte Schnittstelle und kein eigenständiges Produkt, die in Applikationen und
Systeme eingebunden werden kann. Wegen seiner organisatorischen, technischen
und inhaltlichen Ausrichtung zum österreichischen Zahlungsverkehr ist eps eher
als proprietärer, denn als offener Standard einzuordnen.
Die STUZZA wurde schließlich beauftragt die Wartung und Weiterentwick-
lung von eps sowie Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Ausarbeitung und
Bereitstellung von Informationen) zu übernehmen.

4.2 Vom proprietären zum offenen Standard

Parallel zu den E-Payment-Aktivitäten in Österreich gab es seit dem Jahr 2002 auf
internationaler und nationaler Ebene verschiedene Initiativen zur Ausarbeitung
von E-Payment Standards.
Im September 2002 veröffentlichte das ECBS11 einen europäischen Banken-
standard für den „electronic Payment Initiator“ (ePI). Dieser Standard wurde in
einer europaweiten Banken Projektgruppe in Zusammenarbeit mit SWIFT ausge-
arbeitet. Der ePI beinhaltet jene Datenelemente, die für eine Beauftragung einer
Inlands- als auch Auslandsüberweisung seitens des Auftragsgebers notwendig sind
und ist wegen seiner abgestimmten Datenformate kompatibel zu anderen Zah-
lungsverkehrssystemen und Standards, z.B. SWIFT MT103+, EDIFACT
FINPAY/PAYMUL.
Der ePI ist ein offener Standard, der in verschiedenen Geschäftsmodellen und
Produkten (z.B. EBPP12) eingesetzt werden kann. Er schließt die elektronische
Lücke zwischen Creditor und Debtor im 4-corner Modell des e2eSTP13. Durch die
Integration der IBAN und BIC14 berücksichtigt der ePI bereits die Anforderungen
der EU-Verordnung 2560/2001/EC an eine EU-Standard-Überweisung, welche am
1. Juli 2003 in Kraft getreten sind.

und Bank und zwischen den Banken mittels der international normierten EDIFACT
Nachrichten erfolgt.
10 The World Wide Web Consortium (www.w3.org)
11 European Committee für Banking Standards (www.ecbs.org)
12 In Skandinavien wird der ePI-Standard im Rahmen eines eInvoicing Service verwendet.
13 Unter e2eSTP (end to end Straight Through Processing) wird die Abwicklung eines Zah-

lungsauftrags – vom Auftraggeber (Debtor) über seine Bank und über die Bank des Be-
günstigten zum Begünstigten (Creditor) selbst – verstanden. Die Abwicklung erfolgt in
allen 4 Stationen vollautomatisch.
14 BIC steht für "Bank Identifier Code" und identifiziert im internationalen Banken-Netz-

werk jene Bank, welche das Konto führt. Der BIC, manchmal auch SWIFT Code ge-
nannt, ist ein weltweit normierter Code (ISO 9362), über den jede Bank der Welt im glo-
balen Banken-Kommunikations-Netzwerk erreichbar ist.
Erfolgsfaktor Standardisierung am Beispiel vom eps e-payment standard 415

Die STUZZA konnte im österreichischen E-Payment Projekt – aufgrund ihrer


Erfahrung und Mitarbeit in internationalen Gremien15 – die Banken überzeugen,
dass das Ziel einer Weiterentwicklung des eps-Standard nicht auf der 1:1 Abbil-
dung österreichischer Bankenspezifika, sondern auf die Kompatibilität zu beste-
henden und zukünftigen Standards ausgerichtet sein soll. Das Projektteam einigte
sich, dass der eps-Standard als eps Version 1 HTML und eps Version 2 XML
spezifiziert werden soll, wobei letztere nunmehr auf dem ECBS ePI Standard auf-
setzt16. In Zusammenarbeit mit den österreichischen Banken hat die STUZZA die
eps Version 2 standardisiert. Die Kernpunkte dieser Version 2 sind:
x Verwendung international abgestimmter Datenformate und Standards, die eine
Weiterleitung im Zwischenbankzahlungsverkehr garantieren (z.B. Verwen-
dungszweck/Referenz zum Geschäftsfall).
x W3C XML Schema17 als Syntaxformat.
x Zuweisen von XML Namespaces zu jedem XML Schema.
x Einbindung externer XML Schemata mittels Namespace, z.B. können dadurch
nationale Anforderungen in einem eigenen XML Schema definiert und bei Be-
darf in einem Geschäftsprozess integriert werden.
x Einbindung der digitalen Signatur mittels W3C XMLDSig Schema: unter eps
Version 2 XML können Zahlungsaufträge vom Händler sowie die Zahlungsbes-
tätigung der Bank elektronisch signiert werden.
Durch die Entscheidung internationale Standards und Datenformate bei der Stan-
dardisierung des eps e-payment standard zu berücksichtigen, entwickelte sich der
eps Standard von einem proprietären zu einem offenen Standard. Im internationa-
len Vergleich mit anderen nationalen E-Payment-Ansätzen und -Lösungen muss
der österreichische eps-Standard somit Kompatibilitätsvergleiche mit Standardi-
sierungsaktivitäten im Finanzsektor18 nicht scheuen.

4.3 Kann Standardisierung erfolgreich sein?

Wie kann aber nun der Erfolg eines Standards erreicht und gemessen werden und
welche Faktoren sind dafür verantwortlich? Ein Standard kann dann erfolgreich
sein,

15 STUZZA Mitarbeiter leiten z.B. Arbeitsgruppen innerhalb UN/CEFACT (EDIFACT)


und ECBS/EPC (ePI).
16 Neben Österreich hat auch Finnland den ECBS ePI Standard im FINVOICE (elektroni-

sche Rechnung und elektronische Zahlung) Projekt umgesetzt


17 XML Schema ist die moderne Möglichkeit, die Struktur von XML-Dokumenten zu be-

schreiben. Es bietet die Möglichkeit den Inhalt von Elementen und Attributen zu definie-
ren. Ein Schema ist selbst ein XML-Dokument, welches erlaubt, komplexere Zusam-
menhänge als mit einer DTD darzustellen.
18 Beispielhaft seien Entwicklungen und Initiativen der ISO (UNIFI 20022,

www.iso20022.org), SWIFT oder des EPC (European Payments Council,


www.europeanpaymentscouncil.org) genannt.
416 Joachim Geisler

x wenn dieser umgesetzt wird und nachhaltig einen wirtschaftlichen Vorteil brin-
gen kann,
x wenn er einfach zu handhaben ist,
x wenn durch diesen Standard neue Produkte, Dienstleistungen oder wieder
Standards entstehen und somit die Innovations- und Investitionstätigkeit geför-
dert werden kann,
x wenn der Standard nicht nur in einem Geschäftsmodell zur Anwendung kommt.
Damit ein E-Payment Standard implementiert wird, bedarf es dem Erkennen oder
Schaffen von Geschäftsmodellen, welche durch den Einsatz von Standards profi-
tieren können.
Jene Händler oder Behörden, die Produkte oder Dienstleistungen über das In-
ternet anbieten, wollen jene Zahlungsalternativen zur Verfügung stellen, mit de-
nen sie die Mehrheit ihrer Kunden ansprechen können. Geschäfts- und Privatkun-
den fordern dabei ein Zahlungssystem, dass die höchstmögliche Sicherheit und
Durchführungsgarantie ermöglicht, einfach zu bedienen und natürlich auch am
kostengünstigsten ist. Mit eps konnte ein Standard etabliert werden, der diesen
Händleranforderungen – dank der Synergie von eps und Online Banking – ent-
spricht. Die Transaktions- und Umsatzzahlen des eps-Standard belegen, dass die
Schnittstelle von den Händlern (z.B. www.betandwin.com, www.wien.gv.at,
www.sms.at, www.win2day.at, www.uci-kinowelt.at oder www.paysafecard.at)
und vor allem von deren Kunden angenommen wird: schon jetzt werden pro Mo-
nat rund 35.000 Überweisungen über die eps-Schnittstelle mit einem Zahlungsvo-
lumen von zirka 2,5 Millionen Euro abgewickelt, wobei die Steigerungsrate
durchschnittlich 20% pro Monat beträgt.
Zusätzlich müssen auch organisatorische (z.B. Rahmenverträge für Händler-
und Behördenabkommen) und rechtliche Rahmenbedingungen vereinbart werden,
um einer technischen Abstimmung und Vereinheitlichung zum Durchbruch und
damit zum Einsatz zu verhelfen. Standardisierung kann also nicht nur auf die
Technik beschränkt werden. Oftmals scheiterte die Einführung so mancher Initia-
tive an ungenügender Kommunikation. Zur erfolgreichen Umsetzung eines Stan-
dards gehören demnach auch entsprechende Aktivitäten im Bereich der Öffent-
lichkeitsarbeit und Marketing. Eine erste wichtige Maßnahme zur
Markteinführung wurde mit dem Entwurf eines eps-Logos bereits zu Beginn des
Projektes gesetzt. Nach dem Erreichen des Markenschutzes für die Wortbild- und
Wortmarke in Österreich wurde auch eine internationale Anmeldung bei den zu-
ständigen Behörden der EU Mitgliedsstaaten sowie der Schweiz und Kroatien ein-
gereicht. Mit dem eps-Logo sollte eine Identifizierung der eps Online Zahlungsal-
ternative erreicht werden, indem der Händler das Logo zusätzlich zur
Auswahlmöglichkeit der einzelnen Bankenprodukte integriert. Im Zuge von Händ-
ler- und Kundenrückmeldungen wurde beschlossen diese Vorgehensweise durch
eine eps Dachmarke zu ersetzen.
Um eps einheitlich und gezielter vermarkten zu können und um den Wildwuchs
an Bankenproduktbezeichnungen einzudämmen, wurde von den österreichischen
Banken, unterstützt durch eine Marketingumfrage, die „eps Online-Überweisung“
Erfolgsfaktor Standardisierung am Beispiel vom eps e-payment standard 417

als einheitlicher Markenname für den gemeinsamen Zahlungsstandard abge-


stimmt.
Damit wurde ein weiterer wichtiger Schritt zum Erfolg des eps Standard ge-
setzt, da die Banken diesen Markennamen zugunsten ihrer Produktbezeichnungen
(Partner Online Banking der Bank Austria Creditanstalt, Direct Pay der BAWAG
P.S.K Gruppe, netpay der Erste Bank und Sparkassen sowie ELBA-payment der
Raiffeisen Bankengruppe) aufgegeben haben. Die eps Online-Überweisung wird
derzeit von folgenden österreichischen Banken angeboten:
x Bank Austria Creditanstalt,
x BAWAG P.S.K. Gruppe,
x Erste Bank und Sparkassen,
x Hypo Banken,
x Raiffeisen Bankengruppe sowie der
x Volksbanken-Gruppe.
Weitere Aktivitäten wurden und werden durch gezielte Informationskampagnen
im Internet und Printmedien sowie durch nationale und internationale Vorträge
zum eps Standard gesetzt.
Mit der Vermarktung alleine ist es jedoch natürlich nicht getan. Die laufende
Wartung und Weiterentwicklung ist für den Erfolg eines Standards wesentlich:
sich ändernde Kundenanforderungen und rechtliche Rahmenbedingungen müssen
berücksichtigt und abgebildet werden, um die Funktionalität, die Akzeptanz und
den Erfolg bei den Anwendern zu fördern.
Erfolgshemmend war in der Vergangenheit, dass viele Initiativen und Gremien
unabgestimmt entweder am gleichen Ziel und Inhalt arbeiteten (siehe IBAN Stan-
dardisierung durch ISO und ECBS), die Standarisierung über eine theoretische
Diskussion nicht hinauskam oder dass wegen fehlender Vorgaben und Regeln
(z.B. Methoden der Modellierung und Formatspezifikationen, Verantwortung für
Wartung, technische Vorgaben, Wartungsverantwortlichkeit, etc.) für den Stand-
arisierungsprozess das Ergebnis für eine weitere Umsetzung ungenügend war.
Wie bei der Normierung ist es ganz wesentlich, dass an einem Standardisie-
rungsprozess alle relevanten Stakeholder (z.B. Kommerzkunden, Banken, Behör-
den) teilnehmen, deren Anforderungen berücksichtigt und integriert werden: der
Prozess muss als Bottom up-Ansatz aufgesetzt werden. Wenn es nicht gelingt,
Anforderungen des Marktes und seiner Teilnehmer zu berücksichtigen, oder ein
„Wettbewerb unter Standards“ herrscht, ist eine erfolgreiche Umsetzung sehr un-
wahrscheinlich.
Die wichtigsten internationalen Standardisierungsorganisationen für den Fi-
nanzsektor – ISO, UN/CEFACT19 und SWIFT – haben diese Problematik erkannt
und eine Übereinkunft getroffen, dass zukünftige Standards nach angestimmten
Regeln spezifiziert werden sollen: „Harmonization and Convergence“ sind ab so-
fort die Schlagworte der Standardisierer. Diese Absprache und der erfolgreiche

19 United Nations Centre for Trade Facilitation and Electronic Business


418 Joachim Geisler

Abschluss eines Standarisierungsprozesses sowie die Veröffentlichung eines


Standards sind aber erst die Grundlage für einen möglichen Erfolg.

5 Fazit

x Standardisierungsaktivitäten und sich daraus ergebende Standards können er-


folgreich sein, wenn diese Geschäftsmodelle und Prozesse unterstützen und die
Anforderungen der potentiellen Nutzer berücksichtigt werden können, wobei
die Standardisierung nicht bei der technischen Spezifikation enden darf.
x Selten sind Top down-Aktivitäten aussichtsreich, sofern diese nicht durch wirt-
schaftspolitische und rechtliche Rahmenbedingungen oder durch die Marktstel-
lung eines Anbieters maßgeblich beeinflusst werden können.
x Der Beschluss der österreichischen Banken bei der Weiterentwicklung des eps
e-payment standard auf international abgestimmte Datenformate, auf den ECBS
ePI Standard sowie auf XML als Syntaxformat zu setzen, verschafft den Ban-
ken und Händlern einen Technologievorsprung, der sich auf Grund aktueller
Aktivitäten der internationalen Standardisierungsorganisationen als richtung-
weisend herausstellen wird.
x Dies unterstreicht auch eine Aussage von Johannes Priesemann zu europawei-
ten Standards: „Der Bankensektor ist aufgefordert einen Standard für eine ein-
heitliche vollautomatisierte Bearbeitung von einem Ende der Zahlungskette
zum anderen für den SEPA20 zu definieren, einschließlich eines einheitlichen
Standards für die automatisierte Initiierung und Abstimmung von Zahlungen“
(Priesemann 2005).
x Der e-payment standard wird dieser Forderung bereits heute gerecht und kann
somit als Best Practice für einen erfolgreichen Standardisierungsprozess heran-
gezogen werden.

Literatur

CEN (2005) Comité Européen de Normalisation. http://www.cenorm.be, Abruf 2.8.2005


Griller S, Holoubek M (2003) Europäisches und öffentliches Wirtschaftsrecht 2, Springer-
Notes Rechtswissenschaften. Springer, Wien New York
ISO (2005) International Organization for Standardization. http://www.iso.org,
http://www.iso20022.org, Abruf 2.8.2005
ON (2005) Österreichisches Normungsinstitut, http://www.on-norm.at, Abruf 2.8.2005
Priesemann J (2005) Zahlungsverkehrslandschaft 2010 – Aufgaben, Instrumente und Ziele
des Eurosystems. Vortrag am 21.4.2005 beim Arbeitskreis ePayment, Brüssel
Wikipedia (2005): Freie Enzyklopädie. http://de.wikipedia.org, Abruf 2.8.2005

20 Single Euro Payment Area


E-Payment-Systeme: Treiber einer notwendigen
Evolution der Zahlungssysteme

Stefan Heng

Deutsche Bank Research, Frankfurt

“What is this?” the pilot demanded.


“A ten-thousand-euro bearer bond drawn on the Vatican Bank”
The pilot looked dubious.
“It's the same as cash.”
“Only cash is cash,” the pilot said, handing the bond back to bishop Aringarosa.
(Brown 2003)

1 Elektronischer Handel benötigt Online-


Zahlungssysteme

Entgegen der Prognosen zur Zeit des Internet-Hype kommt das Business-to-
Consumer- (B2C-) E-Business tatsächlich nur langsam voran. Bis heute geht B2C-
E-Business nicht wesentlich über den Verkauf von Büchern, Musik, Erwachsenen-
Inhalten und Tickets hinaus. Lediglich jeder fünfte Westeuropäer nutzte bislang
das Internet als Shopping-Kanal und setzte 2004 durchschnittlich 450 Euro um
(tns 2005).
Der schleppende Verlauf im B2C wird nicht zuletzt auch auf den Mangel spe-
ziell zugeschnittener Online-Zahlungssysteme zurückgeführt (Heng 2004a). Bei-
spielsweise bieten nur knapp 40 % der deutschen E-Shops überhaupt die Möglich-
keit zur Online-Zahlung an – damit ist Deutschland aber immer noch führend in
Europa. Trotz mancher Unzulänglichkeiten dominieren die im traditionellen Han-
del der dinglichen Welt etablierten Zahlungssysteme (vor allem die Zahlung per
Kreditkarte; in sehr viel geringerem Maße auch die Zahlung per Debitkarte, Last-
schrift, Überweisung, Nachnahme, Rechnung) ebenfalls das moderne E-Business
mit dem Endverbraucher (Postbank 2004).
420 Stefan Heng

99,1 99,2 99,9 Anteil an allen Online-Kaufvorgängen, %


100
90
80
67,6 70
60
50
40
26,8
30
20
0,94 0,86 0,58 4,9 10
0,07 0,25 0,01 0,05 0 0 0 0
Kreditkarten Elektronische Online-Überweisung Offline-Zahlarten
Lastschrift
DE UK Europa ohne DE, UK Sonstige

Abb. 1. Genutzte Zahlungsverfahren bei Online-Käufen, 2004 (Pago 2005)

Damit das E-Business weiter vorankommt, müssen sich umgehend Bezahllösun-


gen etablieren, die auf die speziellen Anforderungen dieses innovativen Ge-
schäftszweiges eingehen.

2 Zahlungssysteme bauen auf Netzwerk

Zahlungssysteme sind typische Netzgüter. Je mehr Unternehmen und Privatperso-


nen ein Zahlungssystem akzeptieren, umso attraktiver wird es für weitere Unter-
nehmen und Privatpersonen, sich ebenfalls für dieses Zahlungssystem zu ent-
scheiden. Mit der breiten Akzeptanz kommt beim Zahlungssystem eine Spirale
aus neuen Möglichkeiten und immer größerem Mehrwert in Gang. Umgekehrt
sorgt der Netzgütereffekt aber ebenfalls dafür, dass es innovative Systeme sehr
schwer haben, sich gegen bereits arrivierte Systeme – speziell die Kreditkarte oder
auch die Debitkarte – zu etablieren (Economides 1996). Das Dilemma der innova-
tiven Systembetreiber besteht also darin, dass einerseits die Händler zögern, in die
Infrastruktur von Zahlungssystemen zu investieren, die bislang nur wenige End-
verbraucher nutzen. Andererseits zögern die Endverbraucher ein Zahlungssystem
anzuschaffen, das nur von einzelnen Händlern eingesetzt wird. Dieses Dilemma
der innovativen Systeme beim Start im Markt kann über Partnerschaften mit star-
ken Namen aus komplementären Geschäftsfeldern abgemildert werden. Um im
Markt zu reüssieren, müssen die Anbieter innovativer Zahlungssysteme eng mit
prominenten Internet-Shops, Mediengesellschaften, Telekommunikationsunter-
nehmen und Banken zusammenarbeiten.
E-Payment-Systeme: Treiber einer notwendigen Evolution der Zahlungssysteme 421

3 Zahlungssystem im Spannungsfeld der


Anforderungen

Ein Zahlungssystem kann sich nur dann im Markt etablieren, wenn es die vieldi-
mensionalen Anforderungen von E-Händlern und E-Shoppern ausgewogen be-
rücksichtigt (Henkel 2001). Die Anforderungen beziehen sich auf Kriterien wie
x (empfundene) Sicherheit,
x Konsistenz der Information (hinsichtlich Höhe, Ausführungszeitpunkt und
Zweck der Transaktion),
x Totalität (im Falle unbeabsichtigter Datenkorruption darf die Zahlung das Kon-
to des Schuldners nicht belasten),
x Nichtbestreitbarkeit,
x Transaktionskosten,
x Verbreitungsgrad,
x Anonymität,
x Handhabung und
x Portabilität (Nutzung über verschiedene Medien und Endgeräte).
In ihrer Ausprägung können sich die von den involvierten Vertragspartnern for-
mulierten Anforderungen auch diametral gegenüberstehen. Der Aspekt Bestreit-
barkeit der Zahlung macht diesen auftretenden Interessenkonflikt zwischen Händ-
ler und Kunde sehr deutlich. So sind die E-Shopper an der Möglichkeit
interessiert, nachträglich den Kauf zu widerrufen und auch bereits geleistete Zah-
lungen zurück zu bekommen. Hinsichtlich ihrer Planungssicherheit und Kostensi-
tuation wollen aber die Händler Rückbuchungen weitgehend ausschließen (Wich-
mann 2002). Die Rückbuchungsquote ist eine kritische Größe für die
Wirtschaftlichkeit eines E-Händlers. Die Häufigkeit von Rückbuchungen selbst ist
aber stark von der Form des Geschäfts und den Vertragspartnern abhängig. Dies
verdeutlicht beispielsweise die Statistik zur Kreditkarten-Zahlung in Deutschland.
Hier bewegte sich die Rückbuchungs-Quote im Vergleich zum Vorjahr auf einem
konstanten Niveau. Allerdings resultiert diese Konstanz im Gesamtsegment aus
einer divergenten Entwicklung in den Untersegmenten. Denn während sich die
Rückbuchungs-Quote für den rein inländischen Handel halbierte, stieg sie im
grenzüberschreitenden Handel um den Faktor 4 (Pago 2005). Verbindliches Han-
deln fällt offensichtlich leichter, wenn sich alle Vertragspartner im gleichen
Rechtssystem und geografisch nah ansiedeln.
Über den Aspekt der Bestreitbarkeit der Zahlung hinaus tritt der Interessenkon-
flikt zwischen E-Händler und E-Shopper auch bei der Vertraulichkeit personenbe-
zogener Daten zu Tage. Der Händler möchte möglichst viel über seine Kunden er-
fahren, um detaillierte Profile zu erstellen. Die Kundenprofile versetzen ihn in die
Position, seine Produktentwicklung, seine Preisgestaltung und sein Marketing ge-
nau auf die avisierte Zielgruppe auszurichten. Doch genau diese Möglichkeit der
systematischen Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten ist in den
Augen des E-Shoppers ein entscheidendes Argument gegen das gesamte E-
Business. Diese Zurückhaltung gilt weltweit, aber in Deutschland umso mehr. So
422 Stefan Heng

bricht jeder vierte deutsche E-Shopper die Internet-Transaktion ab, wenn er den
Eindruck gewinnt, dass übermäßig viele personenbezogene Daten erhoben würden
(Pago 2005).

Allgemeine Anforderungen
ƒ (empfundene) Sicherheit
ƒ Konsistenz
ƒ Totalität

Spezielle Anforderungen der Händler Spezielle Anforderungen der Kunden


ƒ Nichtbestreitbarkeit ƒ Bestreitbarkeit
Interessenkonflikt
ƒ umfassendes Kundenprofil ƒ Anonymität
ƒ geringe Transaktionskosten ƒ einfache Handhabung
ƒ hohe Verbreitung bei Kunden ƒ Portabilität
ƒ hohe Verbreitung bei
Händlern

Abb. 2. Vieldimensionale Anforderungen an E-Payment-Systeme

4 Sicherheit als KO-Kriterium des E-Business

Ein Geschäftsmodell, das sich auf Transaktionen über große Distanzen im anony-
men digitalen Raum bezieht, muss ein wesentlich höheres Maß an Sicherheit ver-
mitteln, als ein Geschäftsmodell mit Partnern, die sich im dinglichen Raum tref-
fen. Die Anwender akzeptieren lediglich die Angebote von Betreibern, die
Manipulation und Missbrauch der Systemdaten glaubhaft ausschließen können. Im
digitalen Business ist die (empfundene) Sicherheit ein absolutes KO-Kriterium.
Dies gilt bei Gütertransaktionen, umso mehr aber bei Zahlungstransaktionen im
anonymen digitalen Raum.
Die (empfundene) Sicherheit leitet sich zum einen aus dem objektiven techni-
schen Sicherheitsniveau (Hartmann 2000) und zum anderen aus dem in der Öf-
fentlichkeit transportierten Bild der Technologie ab. Bezüglich des technischen
Sicherheitsniveaus muss sich das System an den fünf Kriterien
x Autorisierung (allein der legitimierte Anwender kann das System nutzen),
x Authentifizierung (Vertragspartner sind tatsächlich diejenigen, für die sie sich
ausgeben),
x Vertraulichkeit,
x Integrität (Information wird nicht manipuliert) und
x Totalität der Zahlung
E-Payment-Systeme: Treiber einer notwendigen Evolution der Zahlungssysteme 423

messen lassen. Sind diese Kriterien technisch erfüllt, obliegt der Marketingabtei-
lung die Aufgabe, das Produkt über offensive Information im Markt zu platzieren1.
Dass das öffentliche Bild eines Systems nicht unbedingt den tatsächlichen Fakten
entspricht, zeigt sich an der übergroßen Zurückhaltung der Kunden beim Einsatz
ihrer Kreditkarte speziell im Online-Geschäft. Diese Zurückhaltung geht auch auf
die missverstandene Haftung beim Missbrauch der Kreditkartendaten zurück.
Liegt – wie im elektronischen Handel üblich – dem Händler kein unterschriebener
Beleg vor, kann der Kunde der Abbuchung des Betrages widersprechen.

5 Kunde will nutzerfreundliche Systeme

Neben der Sicherheit entscheidet ebenfalls die Nutzerfreundlichkeit über die Ak-
zeptanz eines Systems. Applikationen müssen einfach zu handhaben und bequem
sein, um im Markt wahrgenommen zu werden. Komplexe Systemvoraussetzungen
bei Hard- bzw. Software, umständliche Registrierungsprozesse oder eine stark
gewöhnungsbedürftige Menüführung laufen der einfachen Handhabung entgegen.
Ferner orientiert sich die Nutzerfreundlichkeit eines Systems auch an der Stabilität
bei der Datenübertragung, an der Geschwindigkeit der Zahlungsabwicklung und
an der Einsetzbarkeit sowohl im E-Business, aber auch im traditionellen Geschäft
der dinglichen Welt. So bringt besonders das Bezahlen von Parkgebühren per
Handy die Idee des M-Payment in Deutschland wieder zurück in die öffentliche
Diskussion.2

6 Charme der Idee vom Handy als Geldbörse verblasst


in der Konfrontation mit der Praxis

Grundsätzlich hat die Geschäftsidee, das Mobilfunkgerät – unseren alltäglichen


Begleiter – auch bei Zahlungsvorgängen einzusetzen, einen großen Charme. Als
Ersatz unserer Geldbörse ist das Handy sowohl im traditionellen Handel, aber
auch im innovativen E-Business denkbar.
Die umfassende Einsetzbarkeit der M-Payment-Verfahren erscheint gegenüber
den Internet-gestützen Zahlungsverfahren zunächst als entscheidender Vorteil. Die
Analyse des Kaufverhaltens der E-Shopper relativiert allerdings dieses Argument.
Das Kaufverhalten spricht tatsächlich gegen einen durchschlagenden Erfolg der
M-Payment-Systeme. Denn insbesondere in Deutschland wird der Großteil des
B2C-E-Business während der üblichen Bürozeiten veranlasst. In dieser nicht-
nomadischen Situation ist wahrscheinlich, dass der E-Shopper für den gesamten

1 Nähere Informationen zur Vermarktung von Zahlungsverkehrslösungen stellt Judt 2005


im Rahmen seines Beitrages in diesem Buch vor.
2 Das Bezahlen von Parkgebühren per Handy stößt – wie Punzet 2005 im Praxisbeispiel
paybox darstellt – in Österreich bereits auf große Akzeptanz.
424 Stefan Heng

Prozess die vorhandene Infrastruktur nutzt und nicht allein für den Bezahlvorgang
auf das Medium Mobiltelefon wechselt.

Anteil an den Online-Käufen insgesamt, %

Rest-Europa nicht-europäisch Deutschland 19

14

9
Mo Di Mi Do Fr Sa So

Abb. 3. Käufe in Online-Shops nach Wochentagen, 2003 (Pago 2004)

Anteil an den Online-Käufen insgesamt, %


24

16

0
00:00-

02:00-

04:00-

06:00-

08:00-

10:00-

12:00-

14:00-

16:00-

18:00-

20:00-

22:00-
01:59

03:59

05:59

07:59

09:59

11:59

13:59

15:59

17:59

19:59

21:59

23:59

Abb. 4. Käufe in deutschen Online-Shops nach Tageszeit, 2003 (Pago 2004)

Neben dem Aspekte der Nutzungsgewohnheit schränken juristische Aspekte das


Potenzial der M-Payment-Systeme ein. Da die M-Payment-Systeme auf der Funk-
E-Payment-Systeme: Treiber einer notwendigen Evolution der Zahlungssysteme 425

tionalität des Mobiltelefons aufsetzen, können besonders komplexe kapazitätsin-


tensive Sicherheitssysteme, die für größere Rechnern konzipiert wurden, nicht auf
Mobilfunkgeräte übertragen werden. Demnach erfolgt quasi bei allen M-Payment-
Systemen die Authentifizierung lediglich über automatisierte Nachrichten (z.B.
per SMS). Dieses Authentifizierungsverfahren verfolgt einen pragmatischen An-
satz, der auf dem Anscheinsbeweis des „typischen Geschehensablaufs“ basiert.
Dabei gehen die Betreiber des Zahlungssystems davon aus, dass die initiierte M-
Payment-Anweisung vom Eigentümer des Mobilfunkgerätes stammt. Mit dem Si-
cherheitsstandard der digitalen Signaturkarte (Lamberti u. Büger 2004) wird der
Anscheinsbeweis allerdings juristisch noch stärker umstritten sein. Darüber hinaus
rüttelt auch die Neuregelung des Jugendschutzes an der Geschäftsgrundlage der E-
Payment-Systeme. In einer Geschäftswelt, die auf hohe Sicherheitsanforderungen
bei der Authentifizierung der Geschäftspartner baut und auch für die anonymen
Käufe im Internet bzw. an Automaten die Einhaltung der Altersbeschränkungen
einfordert, geraten die innovativen Zahlungssysteme noch stärker unter Druck.

1, 
Käufer Verkäufer
5, H

2 ª, PIN 3, 
6, € M-Payment- 4, €
Anbieter

1 – 6 : Prozessreihenfolge
 : Order
 : Zahlungsbestätigung
ª: Anfrage per Mobiltelefon
PIN: Persönliche Identifizierungsnummer
€: Zahlungstransaktion
H : Gütertransaktion
Abb. 5. Funktionsschema des M-Payment-Systems (Heng 2004b)
426 Stefan Heng

7 Regulierer stellt Innovation vor Gleichbehandlung

Die Betreiber innovativer Zahlungssysteme müssen sich intensiv mit juristischen


und regulatorischen Fragen ihres hoch regulierten Marktumfeldes auseinanderset-
zen (Kern 2001). Beispielsweise werden innovative Zahlungssysteme, die Voraus-
zahlungen ihrer Kunden annehmen, in Deutschland gemäß der Richtlinie
2000/46/EG der Europäischen Union und des deutschen Kreditwesengesetzes
(KWG § 1, Abs. 1, Nr. 11) als E-Geld-Institute behandelt. E-Geld-Institute müs-
sen nach KWG § 33, Abs.1, Nr.1e ein Mindest-Anfangskapital von EUR 1 Mio.
(bei Einlagenkreditinstituten: EUR 5 Mio.) vorweisen und unterliegen der Auf-
sicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Obgleich die An-
forderungen der Finanzaufsicht gegenüber den innovativen Zahlungssystem-
Betreibern weniger ambitioniert sind, als die gegenüber traditionellen Banken,
verursacht die Einordnung in die Gruppe der E-Geld-Institute dennoch erhebliche
Kosten. Die meisten innovativen Zahlungssysteme vermeiden die kostenintensive
Eingruppierung dadurch, dass sie keine Einlagen verwalten und rechtlich daher als
Inkassoinstitut auftreten.
Der diskutierte neue einheitliche Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr im eu-
ropäischen Binnenmarkt (New Legal Framework) stellt das Ziel der Förderung der
Innovation über das der Gleichbehandlung des gesamten Zahlungsverkehrs. Die
geringeren Anforderungen bei Mindest-Anfangskapital und Regulierung bewahren
so manches innovatives Zahlungssystem vor dem schnellen Aus (Mai 2005).

8 Fazit: Auch in der digitalen Welt bleibt der Vorteil bei


den bereits etablierten Zahlungssystemen

x Ein Grund für den schleppenden Forschritt des B2C-E-Business liegt bei den
angebotenen Zahlungssystemen. Diese Zahlungssysteme sind überwiegend für
den traditionellen Handel der dinglichen Welt konzipiert und kommen den An-
forderungen des digitalen Handels nur unzureichend nach. Die Notwendigkeit
für Innovationen beim Zahlungsverkehr ist beim B2C-E-Business offensicht-
lich.
x Der Netzgütereffekt stellt für innovative Zahlungssysteme eine erhebliche Ein-
trittsbarriere dar. Allein der Weg über Kooperationen mit etablierten Unter-
nehmen aus den Bereichen Internet-Inhalte, traditionelle Medien, Telekommu-
nikation und Finanzgewerbe verspricht den innovativen Systembetreibern
überhaupt die Möglichkeit, sich gegen die bereits im traditionellen Handel der
dinglichen Welt arrivierten Betreiber zu profilieren.
x E-Händler und E-Shopper treten mit vieldimensionalen Anforderungen bezüg-
lich (empfundener) Sicherheit, Konsistenz, Totalität, Nichtbestreitbarkeit,
Transaktionskosten, Verbreitungsgrad, Anonymität, Handhabung und Portabili-
tät an ein Zahlungssystem heran. Diese Anforderungen sind nicht immer de-
ckungsgleich und gleichgerichtet. Der Interessenkonflikt zeigt sich bei den bei-
E-Payment-Systeme: Treiber einer notwendigen Evolution der Zahlungssysteme 427

den Aspekten Bestreitbarkeit angewiesener Zahlung und Vertraulichkeit perso-


nenbezogener Daten deutlich. Um gegen die im traditionellen Handel der ding-
lichen Welt bereits etablierten Lösungen überhaupt zu punkten, müssen die in-
novativen System-Betreiber allen Ansprüchen der Vertragspartner in einem
ausgewogenen Maß gerecht werden.
x Vertrauen und Reputation sind im anonymen digitalen Raum oft noch wichtiger
als im dinglichen Raum. Damit sich E-Händler und E-Shopper überhaupt für
ein System interessieren, dürfen Missbrauch und Manipulation im öffentlichen
Bild des Systems keine Rolle spielen. Das digitale Business entscheidet sich an
der (empfundenen) Sicherheit.
x Gegenüber den traditionellen Systemen räumt die Regulierung den innovativen
Systemen bewusst Vorteile ein. Doch die Betreiber innovativer Zahlungssyste-
me konnten die Wettbewerbsvorteile im Massenmarkt bislang nicht umsetzen.
Allein in den Nischen, in denen die großen Häuser derzeit keine ausreichenden
Margen sehen, konnten kleine innovative Systembetreiber überhaupt punkten.
Die Verschärfung des Jugendschutzes und die Verbreitung der digitalen Signa-
tur3 erhöhen den Druck auf die innovativen Systembetreiber. Die Konsolidie-
rung im noch jungen Geschäftsfeld schreitet weiter voran.
x Das digitale Geschäft fordert eine Evolution der Zahlungssysteme. So haben
die im traditionellen Handel der dinglichen Welt bereits arrivierten Systeme
beste Marktpotenziale, wenn sie technisch aufrüsten und sich den neuen Anfor-
derungen des digitalen Handels stellen. Die Kreditkarte und die Debitkarte, die
sich im traditionellen Handel Vertrauen erarbeiten konnten, werden auch im di-
gitalen Business große Kundenkreise ansprechen. Von den über 100 aktuellen
innovativen Zahlungssystemen gehen wichtige Impulse für das gesamte E-
Business aus. Dennoch haben nur einzelne der vielfältigen Systeme angesichts
des Netzgütereffektes tatsächlich eine Überlebenschance. Mehr noch als bei
Gütertransaktionen, wird bei Zahlungstransaktionen sehr deutlich, dass sich
Unternehmen und Privatpersonen nur sehr zögerlich auf Experimente mit neuen
Angeboten einlassen wollen. Insbesondere für Zahlungen realisiert sich in der
digitalen Welt kein „Death of Distance“ (Cairncross 2001). Die grundsätzliche
Idee des dinglichen Geldes, die sich bereits im chinesischen Muschelgeld (Palyi
u. Quittner 1957) des 11. vorchristlichen Jahrhunderts widerspiegelt, konnte der
Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologien zwar um einige
Teilaspekte erweitern, aber keinesfalls völlig revolutionieren. Auch unsere En-
kel werden „Only cash is cash“ (Brown 2003) verstehen und leben.

3 Die digitale Signatur und ihre Anwendung im Finanzdienstleistungsbereich wurde von


Pernkopf 2005 im Rahmen dieses Buches ausführlich behandelt.
428 Stefan Heng

Literatur

Brown D (2003) The Da Vinci Code – A Novel. Doubleday, New York


Cairncross F (2001) The Death of Distance 2.0: How the Communications Revolution Will
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teme, Trends, Perspektiven. Deutscher Wirtschaftsdienst, Köln, S 119–127
AUTORINNEN &
AUTOREN
Herausgeber

Lammer, Thomas
Thomas Lammer (geb. 1977), Mag.rer.soc.oec, studierte Handelswis-
senschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien (Diplomarbeit: Kritische
Erfolgsfaktoren von Zahlungsverkehrsinnovationen). Er sammelte u.a.
bei Europay Austria, ERSTE Bank und Bank Gutmann praktische Er-
fahrung im Finanzdienstleistungssektor. 2001 trat er in die Oesterreichi-
sche Nationalbank ein. Er ist Zahlungsverkehrsexperte & Projektmana-
ger (OeNB-Zugang zum ersten Pan-European Automated Clearing
House) in der Abteilung für IT- und Zahlungsverkehrsstrategie. Er ver-
tritt die OeNB in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien
(u.a. EZB und Euro Banking Association). Aktuelle Publikation: Mobi-
le Payment Systems (StudienVerlag, 2004).

Autorinnen und Autoren

Barthold, Philipp
Dipl.-Kfm. (FH) Philipp Barthold (28) arbeitet seit 3 Jahren bei der
FIRSTGATE AG und leitet die Abteilung für Controlling & Risikoma-
nagement. Schwerpunkte seiner Arbeit: Weiterentwicklung der ZV-
Infrastruktur und Konzeption von Betrugspräventionssystemen. Nach
Praktika bei Großbanken (Frankfurt und London) arbeitete Herr Bart-
hold 3 Jahre als Projektmanager für einen deutschen Zahlungsnetzbe-
treiber und wirkte dort am Aufbau der ersten internetbasierten Kredit-
karten-Gateways mit. Nach seinem Wechsel zur FIRSTGATE AG
beendete er sein berufsbegleitendes Studium der Wirtschaftswissen-
schaften an der Rheinischen Fachhochschule in Köln.

Breitschaft, Markus
Markus Breitschaft, Dipl. Wirtsch.-Inf., absolvierte eine Ausbildung
zum Luftwaffenoffizier. Nach dem Studium der Wirtschaftsinformatik
mit den Schwerpunkten Bankinformatik, Kryptographie, Systemtheorie
und Finanzierung an der Universität Regensburg war er als Consultant
für Informationstechnologie bei Pallassoft beschäftigt. Seit 2002 arbei-
tet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei ibi research an der Universi-
tät Regensburg (www.ibi.de).
432 Autorinnen und Autoren

Feller, Frerk-Malte
Frerk-Malte Feller ist seit Jan. 2004 Geschäftsführer der PayPal
Deutschland GmbH. Davor war der gebürtige Berliner bereits seit 1999
in verschiedenen Funktionen für eBay Deutschland und eBay Europa
tätig, zuletzt als Director Product Management. In dieser Position ver-
antwortete er u.a. die Weiterentwicklung der Funktionalität des deut-
schen eBay-Marktplatzes und den Aufbau von Produktmanagement-
teams in den europäischen Ländern. Der Diplom-Kaufmann studierte
Betriebswirtschaftslehre an der Europa-Universität Viadrina in Frank-
furt/Oder sowie an der Universität von Stellenbosch, Graduate School
of Business (Südafrika).

Gassner, Erich
Mag. Erich Gassner leitet seit 2001 die Unternehmensentwicklung der
mPAY24 GmbH. Mit Fokus auf Business Development technologie-
orientierter Unternehmen war er als Unternehmensberater in Deutsch-
land, Frankreich, Großbritannien und Österreich tätig. Er studierte Be-
triebswirtschaft mit Schwerpunkt Management, Marketing und
Personalwirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien, der HEC-
Montreal (Ecole des Hautes Etudes Commerciales) und der Mc Gill U-
niversity Montreal und spricht fließend Englisch und Französisch.

Geisler, Joachim
Seit 2001 arbeitet Joachim Geisler für die STUZZA GmbH (Studienge-
sellschaft für Zusammenarbeit im Zahlungsverkehr), in Wien. Die
STUZZA ist eine Normierungsorganisation der österreichischen Ban-
ken, mit dem Ziel der Effizienzsteigerung des gesamtösterreichischen
Zahlungsverkehrs. Herr Geisler ist in verschiedenen nationalen und in-
ternationalen Projekten – u.a. SWIFT Aktivitäten, E- und M-Payments
– als Leiter oder Teilnehmer involviert. Neben den österreichischen E-
Payment Aktivitäten leitet er die Weiterentwicklung des ePI im Rahmen
des EPC und vertritt Österreich in ISO 20022 Gremien.

Godschalk, Hugo
Dr. Godschalk (geb. 1957 in NL), verheiratet, 2 Kinder, studierte VWL
an der Universität Münster (1974–79), wo er danach 5 Jahre wissen-
schaftlicher Mitarbeiter war. 1982 Promotion zum Dr. rer. pol. („Zu-
künftige Geldordnung im Computerzeitalter“). Ab 1984 bei GZS (Euro-
card): erst wissenschaftlicher Mitarbeiter für die deutschen EFTPOS-
Pilotprojekte, später Leiter der betriebswirtschaftlichen Abteilung im
Controlling (Unternehmensbereiche Eurocard, eurocheque & Zahlungs-
systementwicklung). 1990–93: Senior Consultant im Bereich Zahlungs-
systeme und E-Banking beim Beratungsunternehmen Ordina GmbH.
Seit 1993 ist er geschäftsführender Gesellschafter von PaySys Consul-
tancy GmbH in Frankfurt/Main, seit 2000 zusätzlich Managing Director
der EPCA (European Payments Consulting Association).
Autorinnen und Autoren 433

Hartmann, Monika E.
Dr. Monika E. Hartmann absolved a business training at Deutsche
Bank. She holds a university degree in Industrial Engineering and Man-
agement and a Ph.D. in Economics from the University of Karlsruhe.
She focused her studies on payment systems innovation, E-Money and
monetary policy. She worked in various projects on these topics,
founded the Workshop on Electronic Payment Media (EZM) and man-
aged a series of consumer surveys on Internet Payment Systems (IZV
1–4). From 2000 until 2003 she analysed long-term macroeconomic
trends at HypoVereinsbank (Head of Trend Research). Since Oct. 2003
she works as payment systems expert at the European Central Bank.

Heng, Stefan
Dr. rer. pol. Stefan Heng, geb. 1969, arbeitete im Schwerpunktprojekt
der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Industrieökonomik und In-
putmärkte“. Er promovierte 2000 mit dem Thema „Ökonomische Be-
trachtungen zum Straßenverkehr – Die Modellierung der Verkehrsprob-
lematik in der Bundesrepublik Deutschland“ als Volkswirt an der
Universität Mannheim. Dr. Heng ist Senior Economist bei Deutsche
Bank Research. Sein Aufgabenschwerpunkt liegt bei der volkswirt-
schaftlichen Analyse des durch innovative Informations- und Kommu-
nikationstechnologien verursachten strukturellen Wandels. Dr. Heng ist
Autor zahlreicher Studien und Fachartikel.

Hinrichs, Jens-Werner
Dr. Jens-Werner Hinrichs ist Geschäftsführer der fiveforces GmbH für
Unternehmensberatung sowie Principal Consultant bei der Mummert
Consulting AG. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen den Mobile
und Electronic Commerce (insbesondere Banking/Payment) sowie Zu-
kunftsstudien im Bereich der Finanzwirtschaft. Nach dem Studium der
Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Hagen und Gießen
promovierte er am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Financial
Engineering an der Universität Augsburg über Fragen und Antworten
der steueroptimierten Immobilienfinanzierung.

Hübner, Axel
Axel Hübner betreibt im Segment Content & Payment (Bereich Mehr-
wertlösungen) von T-Com Marketing & Kommunikation für Internet-
Payment „T-Pay“. Nach einem Wirtschaftsstudium sammelte der aus-
gebildete Werbekaufmann im akademischen Führungsnachwuchspro-
gramm der GZS/EUROCARD Erfahrung im E-Payment. Hauptaspekte
der weiteren Berufsstationen bei Santander Direkt Bank und als Senior-
Produktmanager (Entwicklung und Vertrieb von Kartenprodukten und
Netzdienstleistungen mit Added Value) bei DeTeCard Service GmbH:
klass. Markenkommunikation, Direkt- & Onlinemarketing im Zuge von
Loyality-Programmen im Karten-, Chip- & Internet-Umfeld. Im Mai
2004 wechselte er in die Zentrale der Deutschen Telekom nach Bonn.
434 Autorinnen und Autoren

Judt, Ewald
Ewald Judt wurde 1950 in Wien geboren, studierte an der Wirtschafts-
universität Wien und promovierte 1975 zum Dr.rer.soc.oec. Nach dem
Studium war er in einigen Funktionen im österreichischen Sparkassen-
sektor tätig. Von 1980 bis 1993 war er Geschäftsführer der Eurocard
Austria Kreditkarten-Gesellschaft mbH. Seit der 1993 erfolgten Fusion
der Eurocard Austria Kreditkarten-Gesellschaft mbH mit der GABE
Geldausgabeautomaten-Servicegesellschaft mbH zur Europay Austria
Zahlungsverkehrssysteme Gesellschaft mbH ist er dort als Geschäfts-
führer tätig. 2005 wurde er zum Honorarprofessor an der Wirtschafts-
universität Wien ernannt. Er ist Mitherausgeber der Zeitschriften „bank
und markt“ und „Karten“.

Karlsson, Johan
Dipl.-Ing. Mag.-Wirtsch. Johan Karlsson, geb. 1969, arbeitet als Con-
sultant bei Arthur D. Little Austria GmbH in Österreich, wo er im Be-
reich Telekommunikation, Informationstechnik, Medien und Elektronik
(TIME) tätig ist. Vor seinem Wechsel zu Arthur D. Little im Oktober
1999 war Herr Karlsson über mehrere Jahre im Bereich Business- und
Investitionsplanung bei Telia in Schweden tätig.

Komatz, Robert
Robert Komatz, geb. 1962 in Wien, ist gelernter Industriekaufmann und
war von 1982 bis 1988 in unterschiedlichen Funktionen in der EDV tä-
tig. Seit 1989 hat er verschiedene Positionen im kartengesteuerten Zah-
lungsverkehr eingenommen: erst als Leiter des Eurocard-Rechenzen-
trums, danach bei APSS als Projektverantwortlicher für die Paychip-
Einführung und in der Folge bei Europay Austria als Produktmanager
Elektronische Geldbörse. 2004 erhielt er die Prokura und wurde zum
Bereichsleiter Business Development Acquiring bestellt. Neben seiner
Tätigkeit für Europay Austria ist er auch Vorstandsmitglied der ASA,
der Austrian Smart Card Association.

Koppe, Volker
Volker Koppe verfügt über umfangreiche Erfahrung in Marketing und
Public Relations, insbesondere im Kartengeschäft und E-Payment. Er
ist seit 2002 Leiter Marketing GeldKarte bei der EURO Kartensysteme
GmbH, einem Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Kreditwirt-
schaft. Herr Koppe hatte vorher zahlreiche verantwortliche Positionen
im Marketing und Produktmanagement bei der Seals GmbH, Anbieter
für den Smartcard-basierten elektronischen Dokumentenaustausch
(EBPP), bei Lufthansa AirPlus Servicekarten GmbH und bei Robert
Bosch España.
Autorinnen und Autoren 435

Krabichler, Thomas
Thomas Krabichler, Dipl.-Kfm., absolvierte von 1996 bis 1998 eine
Ausbildung zum Bankkaufmann. Im Jahr 2002 schloss er das Studium
der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Wirtschaftsinfor-
matik, Marketing sowie Finanzierung und Bankbetriebslehre an der U-
niversität Eichstätt-Ingolstadt ab. Seitdem ist er wissenschaftlicher Mit-
arbeiter im Kompetenzzentrum E-Business & E-Government bei ibi
research an der Universität Regensburg (www.ibi.de).

Krüger, Malte
Dr. Malte Krüger ist Unternehmensberater bei der PaySys Consultancy
GmbH (Frankfurt) und hat seit Februar 2004 die Vertretung des Lehr-
stuhls „Geld und Währung“ an der Universität Karlsruhe inne. Er hat
1994 im Fach Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln promo-
viert und war als Gastwissenschaftler bei der Banco de España und an
der University of Western Ontario (Kanada) tätig. Es folgten Aufenthal-
te als Lecturer an der University of Durham und als Gastwissenschaftler
am Institute of Prospective Technological Studies (IPTS) in Sevilla.

Langner, Julian
Julian Langner, Dr. jur., Jahrgang 1966, studierte Rechtswissenschaften
in Erlangen, wo er auch zum Thema „Vor- und Nacherbschaft an Per-
sonengesellschaftsanteilen“ promovierte. Seit 1994 arbeitet er im Zent-
ralbereich Recht der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. Da-
bei war er unter anderem auch für Rechtsfragen aus dem Bereich des
Zahlungsverkehrs zuständig. Er absolvierte im Rahmen einer Abord-
nung zwei Stagen beim Rechtsdienst der Europäischen Zentralbank in
Frankfurt am Main und bei der Generaldirektion Binnenmarkt der Eu-
ropäischen Kommission in Brüssel.

Leibold, Kay
Kay Leibold ist Dipl.- Volkswirt. Nach Lehre bei der Société Générale-
Elsäsische Bank und Studium der Volkswirtschaftslehre an der Univer-
sität Karlsruhe (TH) arbeitet Kay Leibold als wissenschaftlicher Mitar-
beiter am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung,
Lehrstuhl Geld und Währung von Dr. Malte Krüger. Er betreut u.a. die
Übung zur Vorlesung Moderner Zahlungsverkehr, ist Mitorganisator
des EZM-Workshops und ist seit nunmehr vier Jahren verantwortlich
für die Online-Umfrage „Internet-Zahlungssysteme aus Sicht der
Verbraucher“ (IZV).
436 Autorinnen und Autoren

Müller, Michael
Mag. Michael Müller ist Mitgründer und Vorstandssprecher der paysa-
fecard.com Wertkarten AG sowie Geschäftsführer der deutschen Toch-
tergesellschaft d.paysafecard.com GmbH. Nach dem Studium der Be-
triebswirtschaftslehre (Karl Franzens Universität Graz), war er mehrere
Jahre in großen Finanzdienstleistungsunternehmen im Bereich der Cor-
porate Finance in der Schweiz tätig, bevor er im Jahr 2000 die paysafe-
card.com Wertkarten AG gründete und seitdem aktiv als Vorstand die
Entwicklung und den Vertrieb der paysafecards in Österreich und
Deutschland und in den zukünftigen Erweiterungsländern vorantreibt.

Neumann, Dania
Dr. Dania Neumann (dania.neumann@lw.com) ist seit 2000 als Rechts-
anwältin tätig. Sie arbeitet im Finance Department der internationalen
Sozietät Latham & Watkins in Frankfurt/Main und berät u.a. bei auf-
sichtsrechtlichen Fragen, Bankinsolvenzen, M&As sowie Gerichtsver-
fahren im Bankbereich. Sie verfügt über besondere Expertise im Zah-
lungsverkehrsrecht. Aktuelle Publikationen: „Zahlungsverkehr im
Internet“ (Neumann/Bock, C.H. Beck 2004), „Rechtliche Grenzen der
Bepreisung des Zahlungsverkehrs“ (In: Finanz Colloquium Heidelberg,
2. Aufl., 2005).

Nieuwenhuis, Lambert J.M.


Lambert J.M. Nieuwenhuis (l.j.m.nieuwenhuis@utwente.nl) is principal
consultant at Dialogic & professor at the University of Twente (NL). He
is chairman of the innovation-driven research program Generic Com-
munication of the Ministry of Economic Affaires. Currently, he advises
the Ministry of Public Transport on nation wide chip card payment stra-
tegies & technologies. He conducted various projects for The Ministry
of Economic Affairs on payment infrastructures for Internet and mobile
phones. Before starting his consultancy practice, he worked more than
20 years in telecommunications R&D for KPN and for EURESCOM.
He holds a B.Sc. & M.Sc. (cum laude) in Electrical Engineering & a
Ph.D. in Computer Science, all from the University of Twente.

Pammer, Markus
Markus Pammer (geb. 1974) absolvierte die Höhere Technische Lehr-
anstalt für EDV und Betriebstechnik in Wien. Seine berufliche Lauf-
bahn begann er 1994 als Organisator für den Bereich Zahlungsverkehr
der österreichischen Postsparkasse (P.S.K.). Anfang 1998 wechselte er
in die Oesterreichische Nationalbank (OeNB). Es folgten zahlreiche
Projektleiter- und Produktmanagertätigkeiten zu Themen des bargeldlo-
sen Zahlungsverkehrs. Seit 2004 ist Herr Pammer Senior Expert für
ZV-Systeme in der Abteilung IT- & Zahlungsverkehrsstrategie und ver-
tritt die OeNB in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien.
Autorinnen und Autoren 437

Párhonyi, Róbert
Róbert Párhonyi (parhonyi@ewi.utwente.nl) is currently working to-
wards a Ph.D. at the University of Twente, the Netherlands. His Ph.D.
thesis titled „Micro Payment Gateways“ presents an architectural design
of a so-called hybrid payment system that allows customers and mer-
chants to use their micropayment system of choice, while still being
able to pay each other regardless the choice of the other party. Research
interests: E-Payment & micropayment systems, Internet accounting, ar-
chitectural modeling & service design. He holds a B.Sc. and M.Sc. in
Computer Science from the Babes-Bolyai University of Cluj-Napoca,
Romania.

Pernkopf, Eugen
Mag. Eugen Pernkopf, geb. 1968, maturierte an der Handelsaka-
demie und absolvierte das Studium der Publizistik und Kommunika-
tions-/Politikwissenschaft. Über die berufliche Tätigkeit im Bereich
Marketing für Internetplattformen lernte er das Trust Center A-Trust
Gesellschaft für Sicherheitssysteme im elektronischen Datenverkehr
GmbH und damit das Phänomen digitale Signatur kennen. Seit 2001 ist
er bei der A-Trust GmbH für den Aufbau des Registrierungs-
stellennetzes und das Customer Care Management zuständig.

Pöschl, Jens
Dipl.-Kfm. Jens Pöschl (36 J.) ist als Leiter E-Payment u.a. für das Pro-
duktmanagement & -entwicklung, Marktkommunikation und Betrieb
von „T-Pay“ im Segment Content & Payment des Bereichs Mehrwertlö-
sungen der T-Com, Deutschen Telekom AG, verantwortlich. Nach einer
Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Braun AG absolvierte er ein
Wirtschaftsstudium (Schwerpunkt Banken & Finanzdienstleistungen).
Er begann seine Laufbahn als Produktmanager bei GZS/EUROCARD,
wechselte 1998 zur Deutschen Telekom AG in den Bereich Telekom
Multimedia Systemhaus und von dort über die T-Systems zur T-Com
(Schwerpunkte: Produktentwicklung, Projektmanagement und Pro-
duktmanagement für elektronische Zahlungssysteme im Internet).

Pousttchi, Key
Dr. Key Pousttchi leitet seit 2001 die Arbeitsgruppe Mobile Commerce
am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering der
Universität Augsburg. Er veröffentlichte national und international
zahlreiche Schriften zu mobilen Bezahlverfahren und entwickelte u.a.
das Mobile-Payment-Referenzmodell (MPRM). Weiterhin ist er ist als
Mitglied von Standardisierungsgremien und Wirtschaftsforen sowie als
Berater tätig.
438 Autorinnen und Autoren

Pras, Aiko
Aiko Pras (pras@ewi.utwente.nl) is associate professor at the Univer-
sity of Twente (UT), the Netherlands. From this university he received a
Ph.D. degree in 1995 for his thesis, „Network Management Architec-
tures“. Current research interests: network management technologies,
Web services, and network measurements & accounting. He has par-
ticipated in many European and Dutch research projects. He is a mem-
ber of the Internet Research Task Force (IRTF) Network Management
Research Group (NMRG), technical co-chair of the Ninth IFIP/IEEE
International Symposium on Integrated Network Management (IM
2005) and Research Leader in the European Network of Excellence on
Next Generation Management (MAGIX).

Punzet, Jochen
Mag. Jochen Punzet ist Vorstand der paybox austria AG. Nach seinem
BWL-Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien war Jochen Punzet in
verschiedenen leitenden Funktionen bei mobilkom austria tätig. Er war
Mitbegründer und mit dem Jahr 2000 Mitglied der Geschäftsführung
der Sysis Interactive Simulations AG. Seit Jänner 2003 ist Punzet Vor-
stand der paybox austria AG.

Schmitz, Stefan W.
After studying economics and philosophy of science in Vienna, London
(LSE) and New York (NYU) Stefan W. Schmitz worked for the Aus-
trian Academy of Sciences (1998–2003), the University of Minnesota
(Visiting Assistant Professor in economics, 2000), the DIW Berlin
(German Institute for Economic Research, Visiting Fellow 2002) and
various academic institutions in Vienna (Lecturer). In 2003 he joined
Oesterreichische Nationalbank (OeNB) as an economist. Recent publi-
cations: “Carl Menger and the Evolution of Payment Systems: From
Barter to Electronic Money” (Edward Elgar 2002, ed. with M. Latzer),
“Institutional Change in the Payments System and Monetary Policy”
(Routledge forthcoming, ed. with G. E. Wood).

Seidel, Timo
Timo Seidel, LL.M. (31) ist seit 2 Jahren Leiter der Rechtsabteilung
und Prokurist bei der FIRSTGATE AG in Köln. Nach dem Studium der
Rechtswissenschaften in Bonn und Lausanne absolvierte er den post-
graduierten Studiengang Master of Laws (LL.M.) an der University of
New South Wales in Sydney. Neben dem Rechtsreferendariat am
Kammergericht Berlin arbeitete Herr Seidel in einer internationalen
Großkanzlei im Bereich „gewerblicher Rechtsschutz / IT“. Im Jahr
2003 erhielt er die Zulassung zum Rechtsanwalt.
Autorinnen und Autoren 439

Stahl, Ernst
Dr. Ernst Stahl, Dipl.-Kfm., ist seit dem Abschluss seines Studiums der
Betriebswirtschaftslehre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungs-
institut ibi research an der Universität Regensburg (www.ibi.de) und
promovierte 2004 im Themenfeld des strategischen Managements. Seit
2003 leitet er als Research Director das Kompetenzzentrum E-Business
& E-Government.

Stix, Helmut
Dr. Helmut Stix studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität
Wien, an der University of California San Diego und am Institut für
Höhere Studien in Wien. Danach arbeitete er als Universitätsassistent
an der Universität Wien. Seit 1999 ist er in der Oesterreichischen Natio-
nalbank tätig. Er publizierte im Bereich Geldpolitik, insbesondere Zah-
lungsinnovationen, und Wechselkursökonomie.

Stroborn, Karsten
Dr. Karsten Stroborn (geb. 1967) absolvierte 1987 bis 1995 das Studi-
um des Wirtschaftsingenieurwesens in Karlsruhe (dabei 1990/91 an der
Universität Nantes in Frankreich). Von 1995 bis 2004 war er wissen-
schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Prof. Dr. Karl-Heinz Ketterer, In-
stitut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung. 2002 Mitheraus-
geber des „Handbuch ePayment“. 2004 Promotion über „Sicherheit im
elektronischen Zahlungsverkehr in Deutschland unter spezieller Be-
rücksichtigung regulatorischer Besonderheiten“. Seit April 2004 ist Hr.
Stroborn bei der Deutschen Bundesbank im Bereich Portfoliomanage-
ment tätig. Vorstandsmitglied im Bundesverband der Dienstleister für
Online-Anbieter (BDOA e.V.) seit 2004.

Taga, Karim
Dr. Karim Taga, geb. 1965, ist bei Arthur D. Little Austria GmbH in
Österreich als Associate Director tätig und Partner von Arthur D. Little
DACEE. In Österreich leitet er den Bereich Telekommunikation, In-
formationstechnik, Medien und Elektronik (TIME). Vor seinem Wech-
sel zu Arthur D. Little im Mai 1997 war Dr. Taga über mehrere Jahre
im Bereich „Private Networks“ bei Ericsson tätig.
440 Autorinnen und Autoren

Van Baal, Sebastian


Sebastian van Baal ist seit 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Insti-
tut für Handelsforschung an der Universität zu Köln. Seine Forschungs-
schwerpunkte betreffen ökonomische Aspekte des Internets sowie die
Zahlungsbereitschaft und das Suchverhalten von Konsumenten. Seinen
Abschluss als Diplom-Volkswirt erhielt Herr van Baal im Jahr 2005
von der FernUniversität Hagen, seinen Abschluss als Diplom-
Kaufmann im Jahr 2002 von der Universität Mannheim, seinen Ab-
schluss als Master of Business Administration im Jahr 2001 von der
Western Illinois University, USA.

Van Hove, Leo


Leo Van Hove is Associate Professor of Economics at the Vrije Univer-
siteit Brussel (Free University of Brussels). He teaches courses in
monetary economics, internet economics, and E-Commerce. Current
research interests include E-Money, network economics, and the use of
currency. He has published extensively on these and other subjects in
national and international journals (such as Journal of Money, Credit,
and Banking; International Journal of Electronic Commerce; De Econo-
mist; Netnomics; Energy Economics; and European Journal of Opera-
tional Research). Mr. Van Hove also maintains a comprehensive re-
ference database on E-Purses as part of the ePSO website of the ECB.
Homepage: http://econ.vub.ac.be/cfec/leo.htm

Weber, Markus
Dr. Markus Weber, 44, begann 1991 als Projektmanager im Bereich
„Neue Geschäftsfelder“ der WestLB. 1995 wurde er Beteiligungsre-
ferent im Zentralbereich Beteiligungen. 1999 wechselte Dr. Weber als
Divisional Director zur Deutsche Bank AG und leitete u.a. die
Konzernbeteiligungen in der Region Asien/Pazifik. Vom Jahre 2000 an
arbeitete er als Director im Corporate Development. Ab 2001 verant-
wortete Dr. Weber als CFO und Mitglied der Geschäftsführung bei
Pago die Bereiche Finanzen, Operations, IT und Risk Management Ser-
vices. Zum 1. Okt. 2005 wird Dr. Weber alleiniger Geschäftsführer der
Pago und übernimmt zusätzlich die Verantwortung für das Product Ma-
nagement, für Customer Care, Sales und Marketing.

Wiedemann, Dietmar Georg


Dipl.-Kfm. Dietmar Georg Wiedemann ist seit 2003 wissenschaftlicher
Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Mobile Commerce am Lehrstuhl für
Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering der Universität Augs-
burg. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Mobile Pay-
ment und Mobile Marketing. Neben dieser Tätigkeit leitet er den Auf-
sichtsrat der aubergemédiale AG.
Autorinnen und Autoren 441

Wittmann, Georg
Georg Wittmann, Dipl.-Kfm., studierte von 1997 bis 2002 Betriebswirt-
schaftslehre an der Universität Regensburg mit den Schwerpunkten
Bankinformatik, Finanzierung und Statistik. Seit Abschluss seines Stu-
diums ist Georg Wittmann wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompe-
tenzzentrum E-Business & E-Government bei ibi research an der Uni-
versität Regensburg (www.ibi.de).

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